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Invasive Mykosen in der Onkologie

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gnostik anzustreben, z. B. die Kultur aus<br />

e<strong>in</strong>er bronchoalveolären Lavage (BAL)<br />

o<strong>der</strong> besser e<strong>in</strong>e Punktion zur histopathologischen<br />

Untersuchung. Neuere Untersuchungen<br />

zeigen, dass e<strong>in</strong>e CT-gestützte<br />

Punktion e<strong>in</strong>es pulmonalen Infiltrates<br />

bei entsprechen<strong>der</strong> Aufarbeitung des<br />

Biopsiematerials e<strong>in</strong>e hohe Aussagekraft<br />

haben kann und vor allem den molekularen<br />

Nachweis von Nicht-Aspergillus-<br />

Arten ermöglicht [Lass-Florl et al. 2007;<br />

Rickerts et al. 2007].<br />

In ca. 20% <strong>der</strong> Fälle breitet sich die<br />

Infektion <strong>in</strong>s zentrale Nervensystem und/<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong>nere Organe aus. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>trazerebrale<br />

Raumfor<strong>der</strong>ung bzw. Abszeß bei<br />

e<strong>in</strong>em Patienten nach SZT/KMT ist zu<br />

allererst verdächtig auf e<strong>in</strong>e ZNS-Aspergillose<br />

und sollte so behandelt werden.<br />

<strong>Invasive</strong> Candidosen<br />

Das Spektrum <strong>der</strong> durch Candida Spezies<br />

verursachten Erkrankungen umfaßt<br />

neben den mukokutanen Candidosen<br />

(wie orale o<strong>der</strong> vag<strong>in</strong>ale Candidose und<br />

Soorösophagitis) die akuten und chronisch<br />

dissem<strong>in</strong>ierten Candidosen (vor<br />

allem die hepatolienale Candidose) und<br />

Fungämien. Im Unterschied zu Aspergillosen<br />

treten Candidosen, vor allem die<br />

Candidämie, häufiger bei Patienten mit<br />

soliden Tumoren auf.<br />

Die umfassendsten Daten zur Epidemiologie<br />

<strong>der</strong> Candidämie wurden<br />

durch die EORTC für (e<strong>in</strong>ige) europäische<br />

Tumorzentren publiziert [Viscoli<br />

et al. 1999]. In <strong>der</strong> multizentrischen Erhebung<br />

wurden 249 Candidämien bei<br />

Krebspatienten im Zeitraum von 1992<br />

bis 1994 ausgewertet. Es gab e<strong>in</strong>deutige<br />

Unterschiede zwischen Patienten mit soliden<br />

Tumoren und Patienten mit hämatologischen<br />

Neoplasien h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Erregerverteilung. Global war Candida<br />

albicans <strong>der</strong> am häufigsten nachgewiesene<br />

Erreger (ca. 50%), wobei <strong>der</strong> Anteil<br />

dieses Erregers bei Patienten mit soliden<br />

Tumoren 70% betrug und bei Patienten<br />

mit hämatologischen Neoplasien „nur“<br />

36%. Auffällig war, dass bei Patienten<br />

mit hämatologischen Neoplasien im<br />

Unterschied zu Patienten mit soliden<br />

Tumoren deutlich mehr nicht-Candida-albicans-Stämme<br />

nachgewiesen wurde.<br />

Hier kommt Problemkeimen wie C.<br />

glabrata, C. tropicalis o<strong>der</strong> C. krusei e<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.<br />

Abb. 3: Patient<strong>in</strong> mit akuter Leukämie und akuter dissem<strong>in</strong>ierter Candida-Infektion<br />

(Candida tropicalis) mit multiplen Haut<strong>in</strong>filtraten.<br />

Von erheblicher prognostischer<br />

Bedeutung ist die Dissem<strong>in</strong>ierung <strong>der</strong><br />

Infektion mit Erregerstreuung <strong>in</strong> <strong>in</strong>nere<br />

Organe. Die Letalität durch e<strong>in</strong>e Candidämie<br />

bei Patienten nach SZT/KMT<br />

liegt bei 40% und kann <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei<br />

dissem<strong>in</strong>ierter Infektion auf 90% ansteigen.<br />

Interessanterweise hatten 40% dieser<br />

Patienten vorher ke<strong>in</strong>e nachweisbare<br />

Candidämie.<br />

Candida-Haut<strong>in</strong>filtrate (Abb. 3)<br />

kann man bei granulozytopenischen Patienten<br />

beobachten. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Spätzeichen<br />

<strong>der</strong> fortgeschrittenen dissem<strong>in</strong>ierten<br />

Infektion.<br />

Neben dem Ausmaß e<strong>in</strong>er Kolonisierung<br />

mit Candida spp. ist auch die<br />

Art <strong>der</strong> Chemotherapie von Bedeutung.<br />

Hochdosis-Cytos<strong>in</strong>arab<strong>in</strong>osid <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie<br />

<strong>der</strong> akuten Leukämie ist mit e<strong>in</strong>er<br />

erhöhten Inzidenz von <strong>in</strong>vasiven <strong>Mykosen</strong><br />

assoziiert, vermutlich geför<strong>der</strong>t durch<br />

die verstärkte Kolonisierung bei schwerer<br />

therapieassoziierter Mukositis.<br />

Antimykotika zur Behandlung <strong>in</strong>vasiver Pilz<strong>in</strong>fektionen<br />

Amphoteric<strong>in</strong> B-Desoxycholat (Amphoteric<strong>in</strong> B = AmB-D)<br />

Lipidformulierungen von Amphoteric<strong>in</strong> B (= AmB)<br />

’ liposomales Amphoteric<strong>in</strong> B (AmBisome® = L-AmB),<br />

’ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Lipidkomplex verkapseltes AmB (Abelcet® = ABLC)<br />

Anidulafung<strong>in</strong> (Ecalta®)<br />

Caspofung<strong>in</strong> (Cancidas®)<br />

Fluconazol (z. B. Diflucan®)<br />

Flucytos<strong>in</strong> (Ancotil®)<br />

Itraconazol (z. B. Sempera®)<br />

Posaconazol (Noxafil®)<br />

Voriconazol (Vfend®)<br />

Selten, aber wichtig ist die hepato-lienale<br />

Candidose, die bisher nur als<br />

Spätform e<strong>in</strong>er so genannten chronischdissem<strong>in</strong>ierten<br />

Infektion nach Fungämie<br />

bei granulozytopenischen Patienten (fast<br />

ausschließlich akute Leukämien) beschrieben<br />

wurde. Angaben zur Inzidenz<br />

dieser Erkrankung liegen nicht vor.<br />

Therapie <strong>in</strong>vasiver<br />

Pilz<strong>in</strong>fektionen<br />

Die Therapieempfehlungen s<strong>in</strong>d aus<br />

Studien mit gemischten Gruppen (nichtgranulozytopenische<br />

und granulozytopenische<br />

Patienten) abgeleitet, da ke<strong>in</strong>e<br />

Therapiestudienergebnisse ausschließlich<br />

von granulozytopenischen Patienten vorliegen.<br />

Generell sprechen granulozytopenische<br />

Patienten schlechter auf Antibiotika<br />

an (um ca. 20–25%) als nichtgranulozytopenische<br />

Patienten. Umso<br />

wichtiger ist die Regeneration <strong>der</strong> neutrophilen<br />

Granulozyten für die Überw<strong>in</strong>-<br />

Tabelle 2<br />

© M. Ruhnke, Berl<strong>in</strong><br />

Im Focus <strong>Onkologie</strong> 6 | 2008 47

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