Hüter der Wälder - OroVerde
UNSERE PROJEKTE IN DEUTSCHLAND
Wissen allein genügt nicht
Warum wir so viel über Umweltprobleme wissen und so wenig tun.
Man könnte meinen, es wäre genug „Wissen“ um Umweltproblematiken
in fast allen Gesellschaftsschichten vorhanden. Was
zum Beispiel den Klimawandel angeht, zeigen Umfragen, dass
überraschend fundierte Kenntnisse beim Einzelnen vorliegen. Das
Erstaunliche: als Einzelpersonen können wir eine tiefe Besorgnis
äußern und sie andererseits schnell vergessen – um mit dem
Flugzeug in den Urlaub zu fliegen oder die Heizung auf „muckelig
warm“ zu drehen oder eben doch normales Papier zu kaufen
anstelle von Recyclingpapier.
Doch wie kann das sein? Klimawandel, Verlust der biologischen
Vielfalt, Rohstoffknappheit - kann man wirklich blind in eine Katastrophe
rennen? Oh ja, man kann. So meint der US-amerikanische
Soziologe Stanley Cohen, dass es in einer mit Informationen
überfütterten Gesellschaft der Normalzustand ist, bestimmte
Wahrnehmungsebenen einfach zu verdrängen. Er spricht von
einem Zustand des gleichzeitigen „Wissens und Nicht-Wissens“.
Was aber verdrängen Menschen?
1. Je größer und abstrakter uns ein Problem erscheint, desto stärker
neigen wir dazu, das Thema auszublenden.
2. Wir können nur schwer mit Gefahren umgehen, die unsichtbar
sind, in der Zukunft liegen, komplexe Ursachen und wo möglich
auch noch unklare Folgen haben, denn in unserer 200.000-jährigen
Entwicklungsgeschichte haben wir v. a. gelernt, auf direkte
physische Gefahr zu reagieren und mit akuten Bedrohungen
fertig zu werden.
3. Wir neigen des Weiteren dazu, innere Konflikte auszublenden,
bei denen Verstand und Gefühl im Widerstreit liegen. Im Fall des
Klimawandels befinden wir uns in so einem Konflikt: Wir empfinden
uns gleichzeitig als Täter (z.B. da wir mit dem Auto zur Arbeit
fahren) und als Opfer (z.B. durch extreme Wetterlagen wie heftige
Stürme und Starkregen, die auf den Klimawandel zurückgeführt
werden). Eine typische, unbewusste Ausweichstrategie hierauf
ist das Suchen nach Sündenböcken („Die anderen müssten
doch etwas tun!“, „Ohne Amerika und China brauchen wir an
Klimaschutz gar nicht erst zu denken.“) oder gar das komplette
Verdrängen des Handlungsbedarfs wider besserem Wissens.
Ist die Situation also hoffnungslos? Nein, denn eine Vielzahl an
Initiativen und Einzelpersonen zeigt immer wieder, was möglich
ist und motiviert zum Nachahmen. Aber wir sehen hier einige
Gründe, warum es so schwer ist, tatsächliche Veränderungen im
Bereich des Natur- und Klimaschutzes zu bewirken.
Was bedeutet dies für die Bildung für nachhaltige Entwicklung
(BNE) oder für die Umweltkommunikation?
Klar ist, dass wir dem Verdrängen nicht einfach mit mehr Information
begegnen können. Wir wissen heute: Hoher Wissensgrad
in Umweltfragen ist alleine gesehen kaum an eine Verhaltensänderung
gekoppelt. Auch die Gestaltungskompetenzen (= die
Fähigkeit, Wissen über nachhaltige Entwicklung anzuwenden
und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung zu erkennen) reichen
einzeln betrachtet nicht aus. Entscheidend ist neben
Projektpinnwand
Graffiti 4 Rainforest. Innerhalb
von nur fünf Tagen gestalteten
die Jugendlichen gemeinsam
mit der Künstlerin Nina Rave ein
zentrales Schulhofgebäude. Das
Thema: Was haben Handys mit
dem Regenwald zu tun?
Graffiti 4
Rainforest
Schüler beim
Anfertigen der
Schablonen.
Better to be loved – das war der Slogan des Graffiti-Projektes. Es ist besser zu lieben (und
geliebt zu werden), als Wertvolles zu zerstören. Das gilt auch für den Regenwald, denn
auch er hat mehr Liebe verdient.
28 OroVerde 2012