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Wahlkampf-Strategien 2013 – Das Hochamt der Demokratie

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96 die chronische Zeitnot, die Neigung zum Populismus, die schwindende Binnenpluralität<br />

und nicht zuletzt die gerade im Berliner Journalistensoziotop mangelnde<br />

Selbstkritik machen klischeegeneigt.<br />

<strong>Das</strong> Erich-Brost-Institut für Internationalen Journalismus an <strong>der</strong> TU Dortmund hat<br />

in den Jahren 2011/2012 über 1700 Journalisten in zwölf europäischen und zwei<br />

arabischen Län<strong>der</strong>n online nach ihrer Bereitschaft zur Selbstkritik befragt. Deutsche<br />

Journalisten üben demnach am wenigsten Kritik an ihren Kollegen <strong>–</strong> unter<br />

zehn Prozent gaben an, „häufig“ wechselweise auf Kritikpunkte hinzuweisen. In<br />

<strong>der</strong> Schweiz, dem Spitzenreiter, sind es über 70 Prozent <strong>der</strong> Befragten. Trotz aller<br />

Unschärfen, die jede Befragung hat, ist die Tendenz aufschlussreich. Hierzulande<br />

gilt Medienkritik schnell als Medienschelte o<strong>der</strong> Verstoß gegen die Branchen -<br />

kollegialität. Die Scheu am kritischen Umgang miteinan<strong>der</strong> ist das Pendant, das<br />

Symbolon, zur Kritikscheu im Angesicht <strong>der</strong> Politik. Lutz Hachmeister ist zuzustimmen,<br />

wenn er behauptet, die politische „TV-Regelberichterstattung“ sei „im<br />

Grunde fast erkenntnisfrei“. Von <strong>der</strong> „berühmten Kolonisierung <strong>der</strong> Politik durch<br />

die Medien“ bleibe nicht viel übrig, „wenn man genauer hinsieht.“<br />

Neben den genannten strukturellen Zwängen ist <strong>der</strong> Grund hierfür die wachsende<br />

Bereitschaft zur symbolischen Rede. Die dominierenden politischen Erzählungen<br />

werden häufig mit genau jenen Versatzstücken ausbuchstabiert, die die politischen<br />

Akteure bereitstellen, sei es bewusst, sei es unwillentlich. Gegenteilige, sperrige,<br />

unabgeschlossene Lektüren haben es schwer.<br />

Peer Steinbrück etwa ist mit den symbolischen Sinnangeboten, die er selbst lieferte,<br />

bereits auserzählt <strong>–</strong> als Raffke, Haudrauf und Lebemann. Natürlich: Sollte er die Wahl<br />

verlieren, wäre er in erster Linie Opfer seiner <strong>Wahlkampf</strong>führung, seiner Agenda<br />

und seiner Symbolproduktion geworden und nicht Opfer des medial-politischen

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