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Angleichung der industriellen Modernisierungsprozesse in Ost

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Kapitel 5<br />

e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Blickw<strong>in</strong>kel für die Herausfor<strong>der</strong>ungen des Aufbaus <strong>Ost</strong>. Während e<strong>in</strong>ige Regionen den Anschluss<br />

an Westdeutschland bereits erreicht haben o<strong>der</strong> <strong>in</strong> absehbarer Zeit erreichen, werden an<strong>der</strong>e langfristig zurückbleiben.<br />

Solche benachteiligten Regionen – zumeist ländlich, strukturschwach und nur begrenzt zur Entfaltung mo<strong>der</strong>ner<br />

<strong>in</strong>dustrieller Entwicklungen befähigt – und ökonomische Situationen, die fälschlicher Weise als typisch ostdeutsch<br />

diskutiert werden, f<strong>in</strong>den sich aber <strong>in</strong> beiden Teilen Deutschlands. Regionen ohne entsprechende Forschungsstrukturen<br />

und <strong>in</strong>dustrielle Innovationspotenziale kommen <strong>in</strong> ihren Entwicklungen <strong>in</strong> zunehmendem Maße<br />

unter Druck. Dabei ist die Struktur <strong>der</strong> Kreise zu bedenken. Trotz <strong>der</strong> <strong>Angleichung</strong>sprozesse bleiben <strong>Ost</strong>/West-<br />

Unterschiede festzuhalten: strukturschwache, ländlich geprägte und damit potenzialschwächere Kreise s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />

Neuen Bundeslän<strong>der</strong>n wesentlich häufiger anzutreffen als <strong>in</strong> Westdeutschland.<br />

Es gibt potenzialstarke Zentren, aber <strong>in</strong> weiten Teilen <strong>Ost</strong>deutschlands, vor allem <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern und<br />

Sachsen-Anhalt, fehlt es an solchen. Die erhofften Ausstrahlungseffekte <strong>der</strong> Zentren auf die Nachbarregionen s<strong>in</strong>d<br />

angesichts ihrer ger<strong>in</strong>gen Anzahl und Größe noch zu schwach ausgeprägt, um die neuen Bundeslän<strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer<br />

Gesamtheit auf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Niveau zu heben. H<strong>in</strong>zu kommt, dass <strong>der</strong> Anteil problematischer Regionen im <strong>Ost</strong>en<br />

höher ist. So bleibt trotz beachtlicher Fortschritte auf e<strong>in</strong>zelnen Gebieten die sozio-ökonomische Gesamtsituation<br />

unbefriedigend und <strong>Ost</strong>deutschland <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtheit von e<strong>in</strong>em h<strong>in</strong>reichenden Aufholprozess entfernt.<br />

Die dargestellten Ergebnisse machen aber ebenso deutlich, dass die Entwicklungsprobleme und -chancen <strong>in</strong> den<br />

jeweiligen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Standorte zu suchen s<strong>in</strong>d. Die Regionalentwicklungen lassen sich im Wesentlichen aus<br />

den regionaltypischen Konstellationen erklären. Politik kann erfolgreich gestalten, aber die Standorte unterscheiden<br />

sich, daher müssen sich auch politische Maßnahmen unterscheiden.<br />

Die Regionen <strong>in</strong> <strong>Ost</strong>- und Westdeutschland lassen sich zum<strong>in</strong>dest nach folgenden Kriterien und ihrer Bedeutung für<br />

die jeweiligen Standorte differenzieren: Forschungspotenziale und neue Branchen; <strong>in</strong>novationsfähige Unternehmen,<br />

die neue Entwicklungen <strong>in</strong> ihren Produkten aufnehmen können; Standorte, die durch Dienstleistungen geprägt<br />

s<strong>in</strong>d, und solche mit landwirtschaftlicher o<strong>der</strong> touristischer Orientierung ohne technologisch-<strong>in</strong>dustrielles<br />

Innovationspotenzial.<br />

Innovations- und Mo<strong>der</strong>nisierungsprozesse können durch Politiken bewirkt, Strukturschwächen und -nachteile<br />

ausgeglichen werden, und es lässt sich <strong>der</strong> Anschluss an attraktive Entwicklungen und globale Prozesse regional<br />

herstellen. Dazu kann Politik leistungsfähige Universitäten und Forschungsstrukturen aufbauen, die auch die Beteiligung<br />

an Technologieprogrammen des Bundes und <strong>der</strong> EU ermöglichen und den Aufbau von Kompetenz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Region herbeiführen. Dann kann auch hochqualifizierte Arbeitskraft mit dem Bezug zur Spitzenforschung ausgebildet<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region gehalten werden. In diesem Zusammenhang erweisen sich Aus- und Neugründungen von<br />

Unternehmen als geeignet, das wirtschaftliche Profil <strong>der</strong> Regionen zu verän<strong>der</strong>n, zu mo<strong>der</strong>nisieren und sie <strong>in</strong> ihrer<br />

Innovationsfähigkeit nachhaltig zu stärken. Solche positiven Prozesse erfor<strong>der</strong>n lang anhaltende Politiken. Der<br />

dauerhafte Bestand <strong>der</strong> Erfolge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forschungs- und Innovationsleistung kann bereits durch e<strong>in</strong>e kurzfristige<br />

Absenkung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>niveaus gefährdet werden: In Regionen mit nachholen<strong>der</strong> Innovationsleistung darf die<br />

För<strong>der</strong>ung nur schrittweise reduziert werden, damit sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit e<strong>in</strong>e selbst tragende und dauerhaft<br />

marktfähige Innovationsstruktur bilden kann.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Betriebsgröße ergeben sich weitere Probleme z.B. auf <strong>der</strong> Beschaffensseite (ger<strong>in</strong>gere<br />

Abnahmemengen und damit häufig ungünstige Konditionen). Die Problematik <strong>der</strong> fehlenden Großbetriebe wird<br />

sich nur durch das Wachsen <strong>der</strong> vorhandenen kle<strong>in</strong>- und mittelständischen und überregional exportfähigen Betriebe<br />

mil<strong>der</strong>n lassen. Mit e<strong>in</strong>em größeren Unternehmensbesatz wären auch die Effekte für Beschäftigung und<br />

Wirtschaft größer, und wenn es mehr Erfolgsunternehmen im <strong>Ost</strong>en gäbe, dann wäre die <strong>Angleichung</strong> an das Westniveau<br />

<strong>in</strong>sgesamt größer – deshalb wird <strong>der</strong> Zusammenhang Auftragslage-Umsatzentwicklung-Beschäftigungs-<br />

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