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Metropolisierung und die Zukunft der Industrie im Stadtsystem ...

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Kapitel 4<br />

Nach <strong>der</strong> zusammenfassenden Darstellung (Abb. 24) umfasst das europäische <strong>Stadtsystem</strong> heute Stadtregionen<br />

wie London <strong>und</strong> Paris, <strong>die</strong> sich - von <strong>der</strong> Ausgangskonstellation eines etablierten Zentrums wissensintensiver<br />

<strong>Industrie</strong>n <strong>und</strong> Dienstleistungen herkommend - auf einem Entwicklungspfad bewegen, <strong>der</strong> vom Schrumpfungsprozess<br />

<strong>der</strong> <strong>Industrie</strong>aktivitäten <strong>und</strong> starken Zuwachs <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> wissensintensiven Dienstleistungen geprägt<br />

ist. Diese Konstellation darf aber nicht einfach zum prägenden Entwicklungsmodell „<strong>der</strong>“ Metropolräume Europas<br />

schlechthin verallgemeinert werden. Für eine Stadt wie Berlin z.B. wäre eine Zuordnung zu einem Entwicklungspfad<br />

wie <strong>im</strong> Falle Londons, Paris <strong>und</strong> Madrids ein eher problematisches Zeichen, denn <strong>der</strong> Entwicklungspfad von<br />

London o<strong>der</strong> Paris dürfte für Berlin kaum tragfähig sein. So scheint auch <strong>die</strong> Zuordnung <strong>der</strong> Metropolregion Rhein-<br />

Ruhr <strong>und</strong> <strong>der</strong> Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen zu dem von Dienstleistungen geprägten Pfad<br />

mehr ein Ausdruck des Beschäftigtenabbaus in forschungsintensiven <strong>Industrie</strong>aktivitäten zu sein als ein Anzeichen<br />

für positiven Bedeutungszuwachs <strong>im</strong> Kreise führen<strong>der</strong> Dienstleistungszentren des europäischen <strong>Stadtsystem</strong>s.<br />

Bedauerlicherweise hat <strong>die</strong> s<strong>im</strong>plifizierende Vorstellung, dass „<strong>die</strong>“ Metropolen Europas durchgehend auf dem<br />

Weg zur Profilierung als „Dienstleistungsmetropolen“ seien, zumindest in Deutschland jahrzehntelang <strong>die</strong> Stadt<strong>und</strong><br />

Regionalforschung geprägt <strong>und</strong> dabei den Blick auf <strong>die</strong> mögliche Ausdifferenzierung von Entwicklungspfaden<br />

weitgehend verstellt.<br />

Zweifellos gibt es <strong>im</strong> <strong>Stadtsystem</strong> <strong>der</strong> EU Stadtregionen, <strong>die</strong> vom wirtschaftsstrukturellen Profiltypus eines etablierten<br />

Zentrums forschungsintensiver <strong>Industrie</strong>n herkommend <strong>im</strong> Untersuchungszeitraum auf einen von wissensintensiven<br />

Dienstleistungen dominierten Entwicklungspfad übergegangen sind, wie z.B. Glasgow, Nürnberg,<br />

Strasbourg, Toulouse <strong>und</strong> Turin. Demgegenüber ist aber eine Reihe von Großstadtregionen <strong>und</strong> Metropolräumen<br />

<strong>der</strong> EU von einer genau umgekehrten Entwicklungsrichtung gekennzeichnet: Stadtregionen, <strong>die</strong> vom Profiltypus<br />

eines etablierten Zentrums wis-sensintensiver Dienstleistungen ausgehend, sich auf einen von wissensintensiven<br />

<strong>Industrie</strong>n <strong>und</strong> technologiebezogenen Dienstleistungen geprägten Entwicklungspfad hin orientieren. Dazu gehören<br />

Kopenhagen, Rom, Lissabon <strong>und</strong> Warschau. Abweichend von dem durch wissensintensive Dienstleistungen dominierten<br />

Entwicklungspfad, gibt es <strong>im</strong> <strong>Stadtsystem</strong> Europas ferner auch Stadtregionen wie Helsinki, Lodz <strong>und</strong><br />

Wroclaw, <strong>die</strong> sich von einem eher „diffusen“ wirtschaftsstrukturellen Profil-Typus auf einen von wissensintensiven<br />

<strong>Industrie</strong>aktivitäten geprägten Entwicklungspfad hin orientieren.<br />

Etliche Stadtregionen haben - von verschiedenen Ausgangskonstellationen herkommend - <strong>im</strong> Untersuchungszeitraum<br />

eine Entwicklungsrichtung genommen, <strong>die</strong> vom kombinierten Wachstum forschungsintensiver <strong>Industrie</strong>aktivitäten<br />

<strong>und</strong> wissensintensiver Dienstleistungen gekennzeichnet ist (Pfad-Typ 3): Dazu gehören <strong>die</strong><br />

Stadtregionen Wien <strong>und</strong> Sevilla, <strong>die</strong> in <strong>der</strong> Ausgangskonstellation von 1997 als etablierte Zentren wissensintensiver<br />

Dienstleistungen einzustufen waren, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Stadtregionen Bilbao, Nantes, Stockkolm, <strong>die</strong> in <strong>der</strong> Ausgangskonstellation<br />

als etablierte Zentren forschungsintensiver <strong>Industrie</strong>n <strong>und</strong> technologie-bezogener Dienste zu<br />

charakterisieren waren. All <strong>die</strong>se Stadtregionen haben <strong>im</strong> Strukturwandel sozusagen ihre Stärken erweitert, indem<br />

sie sowohl bei den wissensintensiven <strong>Industrie</strong>aktivitäten wie auch bei den wissensintensiven Dienstleistungen<br />

eine deutlich positive Beschäftigungsdynamik <strong>im</strong> europaweiten Vergleich <strong>der</strong> Stadtregionen erreichten.<br />

Darüberhinaus haben <strong>die</strong> Stadtregionen Dublin, Göteborg <strong>und</strong> Bratislava - von einem eher „diffusen“ Profil ausgehend<br />

- seit 1997 den „kombinierten Entwicklungspfad“ (Pfad-Typ 3) eingeschlagen.<br />

Weitere relevante Konstellationen umfassen Stadtregionen, bei denen Profil-Typus <strong>und</strong> Entwicklungspfad gleichgerichtet<br />

sind, d.h. ein best<strong>im</strong>mtes wirtschaftsstrukturelles Profil <strong>im</strong> Untersuchungszeitraum weiter ausgebaut bzw.<br />

stärker akzentuiert wurde (z.B. Stuttgart <strong>und</strong> Poznan bei den forschungsintensiven <strong>Industrie</strong>n; Athen, Brüssel <strong>und</strong><br />

Amsterdam bzw. <strong>die</strong> Randstad Holland bei den wissensintensiven Dienstleistungen). Alle <strong>der</strong> einbezogenen Stadtregionen<br />

weisen <strong>im</strong> gegenwärtigen Strukturwandel einen erkennbaren Schwerpunkt <strong>der</strong> Entwicklungsrichtung auf<br />

(so dass keine Stadtregion dem Typus eines „diffusen“ Entwicklungspfades zuzuordnen war). Die meisten<br />

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