hautnah hautnah - outdoor guide
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h a u t n a h<br />
h a u t n a h<br />
Gstaad: Skitouren vom Basiscamp aus<br />
Abschiedswochenende<br />
im<br />
Schnee<br />
Wer von einem Basiscamp aus Skitouren macht, hat gegenüber<br />
Tagesausflüglern entscheidende Vorteile. Zum Beispiel im<br />
Raum Gstaad. Ein letztes Mal den Winter erleben hiess das<br />
Motto angesichts des nahenden Sommers.<br />
Text und Fotos: Lars Schneider<br />
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<strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong>|winter|10|11|63
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5 Vorbereitung der Route per GPS: für einen Aufbruch vor Sonnenaufgang in unbekanntem Gelände optimal.<br />
5<br />
Im Morgengrauen unterhalb des Sanetschhorns: So früh ist nur hier, wer in der Nähe biwakiert hat.<br />
Als der Wecker klingelt, ist es noch stockdunkel. Aber<br />
nicht sonderlich kalt. Seltsam. Das ist doch sonst immer<br />
so auf Wintertouren. Vorsichtig taste ich nach meiner<br />
Stirnlampe und leuchte kurz an die Zeltdecke. Doch, da<br />
glitzert es. Aber nur ganz sanft. Auch seltsam. Immerhin<br />
haben wir zu dritt eine Menge geatmet, heute Nacht. Der<br />
eine leiser, der andere lauter, aber garantiert hat sich viel<br />
Feuchtigkeit unter dem Zelthimmel gesammelt. Doch Eis,<br />
das gleich bei jeder falschen Bewegung in Brocken in den<br />
Nacken fällt, ist das nicht. Als ich langsam wach werde<br />
und beginne, klarer denken zu können, fällt mir wieder<br />
ein, dass wir ja nicht im tiefsten Winter unterwegs sind,<br />
sondern eigentlich der Sommer schon naht. Wir haben<br />
Mitte April. Und Dani Sturzenegger, Michi Trojer und ich<br />
haben uns entschlossen, auf ein Skitouren-Abschiedswochenende<br />
zu gehen. Noch einmal den Winter erleben,<br />
ein bisschen frieren, versteckte Powder-Flecken aufspüren,<br />
im Camp Schnee schmelzen, Karten spielen und Tee<br />
trinken, um dann ohne Wehmut dem Sommer entgegenblicken<br />
zu können. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
haben wir es quasi von der Haustür bis in den Schnee<br />
geschafft. Von Zürich mit dem Zug nach Gstaad und<br />
noch einmal mit dem Postauto über Gsteig zur Glacier-<br />
3000-Seilbahn. Kein eigenes Auto? Kein Problem. In der<br />
Schweiz sowieso nicht.<br />
Frühmorgendlicher Besuch<br />
«Und – gut geschlafen?», frage ich in die Dunkelheit in<br />
Richtung meiner Zeltnachbarn. Es brummt irgendwie,<br />
ein Bisschen was bewegt sich. Es ist halb fünf und kei-<br />
ner verspürt tatsächlich den Drang, aus dem kuscheligen<br />
Schlafsack herauszukriechen. Michi und ich entscheiden<br />
demokratisch, dass Dani mit seinem Heimvorteil als<br />
Schweizer als Erster raus muss. Sein Land, seine Pflicht<br />
oder so ähnlich. Vielleicht ist er auch nur der Härteste<br />
und Tapferste, jedenfalls sitzt er bald draussen und<br />
schmilzt auf dem fauchenden Bezinkocher Schnee für einen<br />
heissen Tee.<br />
«Schaut mal raus», ruft er plötzlich. «Wir bekommen Besuch.»<br />
Ein Fuchs hat sich in der Dunkelheit herangeschlichen<br />
und stromert nun ums Camp herum. Überhaupt<br />
nicht scheu, nähert er sich bis auf zehn Meter. Angesichts<br />
der noch geschlossenen Schneedecke lässt er nichts unversucht,<br />
um an etwas Essbares zu kommen. Sein Körper<br />
hebt sich als dunkle Silhouette vom weissen Untergrund<br />
ab, seine Augen reflektieren funkelnd das Licht unserer<br />
Gaslaterne.<br />
Es ist 5.30 Uhr als wir im Schein der Stirnlampen die ersten<br />
Meter auf Skis zurücklegen. Was gestern Nachmittag<br />
noch ziemlich sulzig war, ist nun gefroren und wir<br />
gleiten schon bei minimalem Gefälle leicht dahin. Unser<br />
Ziel ist der Sägizänd-Grat (2681 m ü. M.), ein Felsband<br />
zwischen Sanetschhorn (2923,8 m ü. M.) und Gstellihorn<br />
(2820 m ü. M.). Von unserem Biwakplatz, der in der Nähe<br />
des Diablerets-Skigebiets liegt – und doch weit genug<br />
entfernt und gefühlt in völliger Einsamkeit – müssen wir<br />
zunächst das Tal der Saane nach Norden durchqueren.<br />
Kurz vor Erreichen des Sanetsch-Stausees wollen wir<br />
nach Südwesten in ein Seitental abbiegen, dessen Ende<br />
der Grat bildet. Dabei versuchen wir möglichst wenig<br />
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KLAUS KRANEBITTER • AGENTUR: ARTs of sAlEs GmbH<br />
5<br />
Aufstieg durch ein unberührtes Tal in Richtung Sägizänd-Grat: Völlig unverspurtes Gelände so spät im Jahr ist wahres Glück.<br />
Höhe zu verlieren und legen nach einer halben Stunde<br />
unterhalb des Sex de Fours die Felle an. Der Himmel ist<br />
klar, der Mond leuchtet als feine Sichel, und langsam beginnt<br />
es im Osten zu dämmern. Die Stirnlampen werden<br />
überflüssig, die Reflektion des wenigen Lichts vom<br />
Schnee reicht aus, um sicher voranzukommen – ausserdem<br />
können Michi und ich uns ohnehin am Vordermann<br />
orientieren. Dani fährt vorn, er hat gestern noch die<br />
wichtigsten Punkte von der topographischen Karte aufs<br />
GPS übertragen und weiss Bescheid.<br />
Der Talboden und die vom Schnee verdeckte Saane liegen<br />
unter uns, ein paar Hochspannungsmasten stören<br />
wie Ungetüme von einem anderen Stern, aber ringsum<br />
ist das Bild auf die schneebedeckten Berge, die hier und<br />
da an den sonnenverwöhnten Hängen schon ihre scharfen<br />
Felszacken zeigen, beeindruckend. Schon bald wird<br />
alles ganz anders aussehen. Dann gluckst und sprudelt<br />
auch die Saane wieder und macht sich, vom Schmelzwasser<br />
gekräftigt, auf zur Aare, in die sie 126 Kilometer später<br />
und 1881 Höhenmeter tiefer mündet.<br />
Als wir an ein Geröllfeld gelangen, müssen wir die Skis<br />
an unseren Rucksäcken befestigen und zu Fuss weitergehen.<br />
Gerade als ich die eine Bindung öffnen will, löst<br />
sich die andere, ich plumpse in den Schnee und mein Ski<br />
beginnt den Hang hinunterzufallen. Es ist viel zu steil, es<br />
gibt lange kein Halten. Während Dani und Michi schon<br />
erste Tritte in den Hang schlagen und weiter aufsteigen,<br />
sammle ich meinen Ski ein. Als ich die 50 Höhenmeter<br />
wieder aufgestiegen bin und den beiden folgen will,<br />
beginnt Dani an seiner Route zu zweifeln: «Wartet mal.<br />
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www.marmot.eu<br />
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h a u t n a h<br />
Das ist irgendwie seltsam hier. Ich hole mein GPS noch<br />
einmal raus.» Und tatsächlich, wir befinden uns einen<br />
Felsabsatz zu hoch, müssen komplett zurück und wieder<br />
absteigen. Ungefähr dorthin, wo mein abgestürzter Ski<br />
noch vor einer halben Stunde lag. So ein GPS-Gerät ist<br />
schon super. Man darf es bloss nicht zu früh ausschalten.<br />
Von «Hubu» zu «Hubu»<br />
Eine halbe Stunde später stehen wir am Eingang «unseres»<br />
Tals. Breit liegt es da und unberührt, eine Sackgasse,<br />
ein weisses Becken, eingerahmt von steilen Felsriegeln<br />
zu beiden Seiten. 1000 Meter schätzen wir von Fels zu<br />
Fels, dazwischen ein Spielfeld nur für uns. Es wundert<br />
uns, dass so spät im Jahr keine Spuren zu sehen sind,<br />
aber freut uns umso mehr. In der Talmitte geht es voran,<br />
erst auf einem Plateau, dann von «Hubu» zu «Hubu». «So<br />
heissen die kleinen Hügel im Berndeutschen Dialekt», erklärt<br />
uns Dani.<br />
Als die vielen «Hubus» hinter uns liegen und der Sattel<br />
zwischen Sanetschhorn und Gstellihorn nicht mehr weit<br />
über uns, holen wir unser Frühstück nach. Wir sind gut<br />
in der Zeit – der Schnee wird immer besser, die Lawinengefahr<br />
ist noch in Ordnung und es ist auch sonst niemand<br />
auf dem Weg nach oben, der uns die schönsten Hänge<br />
mit seiner Spur nehmen könnte. Dani spendiert Michi<br />
und mir einen Appenzeller Bärli-Biber. Da lasse ich den<br />
künstlichen Energieriegel lieber im Rucksack. Und tatsächlich,<br />
der Biber ist richtig gut. Zusammen mit einem<br />
heissen Tee aus der Thermoskanne perfekt als Frühstück<br />
in den Bergen. «Was wir hier halten, heisst in der Schweiz<br />
Znüni, also 9-Uhr-Pause», klärt uns Dani auf. Für Michi<br />
als Bayern mag das sprachlich nicht ganz so fern liegen,<br />
als Hamburger aber muss ich beim Schweizer Slang von<br />
Zeit zu Zeit auch zweimal nachfragen.<br />
Vom Sägizänd-Grat reicht der Blick zur einen Seite in Richtung<br />
Zivilisation, hinunter zum Skigebiet und ins grüne<br />
Tal in Richtung Gstaad – wo die Reichen und Schönen<br />
vielleicht gerade unentdeckt hinter grossen Sonnenbrillen<br />
zum Champagnerfrühstück schlendern. Zur anderen<br />
Seite lockt die unberührte Natur. Keine Frage, wofür wir<br />
uns entscheiden. Und so sucht sich jeder seine Spur, nacheinander<br />
werfen wir uns in den Hang. Es hat inzwischen<br />
aufgefirnt und jeder Schwung macht Spass, besonders,<br />
wenn es durch eine wundersam erhaltene Tasche voller<br />
Pulverschnee geht. Dann staubt es in alle Richtungen und<br />
neben dem Jauchzen versuchen wir dieses besondere Gefühl<br />
des Gleitens festzuhalten, zu konservieren, für die<br />
Zeit des Sommers. «Willkommen im Skitourenparadies<br />
für Geniesser», steht auf der Internetseite von Gstaad. Für<br />
den heutigen Vormittag gilt das zweifelsohne.<br />
Zeit des Wandels<br />
Viel zu schnell sind wir zurück im Tal der Saane, viel zu<br />
schnell müssen wir wieder die Felle aufziehen. Es ist verdammt<br />
warm, das langärmelige Unterhemd reicht für den<br />
Weg zurück zu unserem Basislager. Irgendwo unter dem<br />
Schnee muss die Strasse liegen, die im Sommer durchs<br />
Tal führt. Nur die Bushaltestelle an der Kapelle schaut<br />
schon raus – ein unwirklicher Anblick, genauso, wie das<br />
Bushäuschen weiter oben. Unsere Skis gleiten etwa auf<br />
Höhe des Dachfirstes daran vorbei. Bis hier der erste Bus<br />
fährt, wird es noch eine Weile dauern.<br />
Doch der Schnee schwindet stündlich, die Natur kämpft<br />
sich Stück für Stück aus ihrem Winterkokon heraus. Von<br />
der Südflanke des Santeschhorns, oberhalb unseres Zeltplatzes,<br />
gehen von der Mittagszeit bis in die Nacht hinein<br />
beinahe im Zehn-Minutentakt Nassschnee-Lawinen<br />
ab. Es rummst, mal leise, so dass wir gar nicht mehr<br />
aufschauen, mal gewaltig, so dass wir vorsichtshalber<br />
nachsehen wie viel Schnee wie weit ins Tal schiesst…<br />
doch unser Lager liegt ausserhalb der Gefahrenzone. In<br />
den drei Tagen kommt immer mehr grauer Fels zum Vorschein,<br />
es ist die Zeit des Wandels.<br />
Auch der Fuchs dürfte sich über schmelzenden Schnee<br />
freuen. Überall im Tal sehen wir seine Spuren. Man fragt<br />
sich wirklich, wovon er sich hier oben ernährt. Reich<br />
gedeckt ist sein Tisch zumindest nicht. Wahrscheinlich<br />
kommt er deshalb in unserer zweiten Nacht zurück zum<br />
Camp, steckt seinen Kopf ins Vorzelt und zieht unseren<br />
Müll heraus. Dani hört ihn noch im Schlaf, schafft es aber<br />
nicht, ihn zu vertreiben. Michi und ich bekommen davon<br />
überhaupt nichts mit. Eine Überdosis frische Luft und ein<br />
bisschen Bewegung lassen einen im Zelt doch manchmal<br />
besser und tiefer schlafen als auf der Matratze Zuhause.<br />
Ein bisschen neidisch kann man da schon werden: Telemarker sind bergab einfach eleganter unterwegs.<br />
<br />
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PHOTO : C. TROMMSDORFF<br />
www.millet.fr<br />
5<br />
Das Schild der Haltestelle im Sanetschtal ragt aus der Schneedecke: Bis der Bus kommt, wird es noch ein paar Wochen dauern.<br />
Die Sache mit dem «Doppelsulz»<br />
Umso härter ist es, dass der Wecker auch am zweiten<br />
Morgen schon vor sechs Uhr klingelt. Das Wetter ist super,<br />
es ist Sonntag, da sollte man besser nicht zu spät<br />
unterwegs sein – aus dem Tal werden noch einmal viele<br />
Skitourengeher hinaufkommen. Immerhin müssen sie<br />
auf den ersten Lift warten. Da haben wir es gut und können<br />
gleich nach dem Frühstück, nur einen Meter vom<br />
Schlafzimmer entfernt, in unsere Bindungen steigen. Wie<br />
jeden Morgen kosten mich meine Skistiefel alle Kraft.<br />
Ich begreife einfach nicht, warum ich mir fast den Fuss<br />
brechen muss, nur um hineinzurutschen, während Michi<br />
und Dani einsteigen, als wären es ihre Hausschuhe. Das<br />
kann doch nicht nur daran liegen, dass ich hier der Flachlandtiroler<br />
bin?<br />
Wir gleiten zurück zum Bushäuschen am Pass, dahinter<br />
geht es auf Fellen in Richtung Gipfel des Arpelistocks<br />
(3035 m ü. M.). Durch unseren frühen Start könnte es auch<br />
heute wieder klappen, dass wir dem gemeinen Schweizer<br />
«Doppelsulz» entgehen. Dani hatte uns davon erzählt:<br />
«Den Doppelsulz gibt es in der Schweiz vor allem ab Mitte<br />
April. Oft nach der Mittagszeit.» Wenn er sich aufmacht,<br />
um Skifahrer zu ärgern, indem er sich an den schönsten<br />
Stellen einer Abfahrt plötzlich und unsichtbar an ihre Ski<br />
hängt, wollen wir lieber schon zurück sein im Tal.<br />
Wir halten uns an den Arpeligrat und kommen anfangs<br />
gut voran. Erste Flecken mit vertrocknetem, jetzt in jedem<br />
Halm überfrorenen und in der Sonne glitzernden Gras<br />
liegen neben der Spur zum Gipfel. Gestern haben andere<br />
sie in den Schnee getreten, über Nacht hat sie sich mani-<br />
Yannick Graziani - Nemjung, 7536 m.<br />
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Bezugsquellennachweis :<br />
CATRADE SPORTMARKETING - 062 737 55 60
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h a u t n a h<br />
5 Von der Frühlingssonne freigelegt: erste Grasflecken mit glitzernder Eisverzierung.<br />
5<br />
Auf der Kantonsgrenze: Der Eintrag ins Gipfelbuch des Arpelistocks ist wahlweise im Wallis oder Berner Oberland möglich.<br />
festiert. Nach einer Weile verlässt die Spur den nun spitz<br />
zulaufenden Grat und drückt sich darunter an ein steiles<br />
Hangstück. Hier, bei 40 Grad Hangneigung und Schatten,<br />
ist der Schnee noch vereist und auch meine Felle können<br />
nicht verhindern, dass ich immer wieder wegrutsche. Mit<br />
nur wenigen Skitagen in diesem Winter fehlt mir irgendwie<br />
wohl die Übung, kommt mir in den Sinn. Doch Dani<br />
und Michi nehmen mich in die Mitte und langsam aber<br />
stetig geht es weiter. Erst als der Grat flacher und breiter<br />
wird, kann ich mich wieder entspannen und auch mal einen<br />
Blick auf die Umgebung werfen. Während der Gipfel<br />
des Arpelistocks links oberhalb immer näher kommt, fällt<br />
rechts von uns das Land in eine Senke, die erst in einiger<br />
Entfernung von der massigen Kalkflanke des Le Sublage<br />
begrenzt wird.<br />
Sightseeing mit einem Einheimischen<br />
Nach dem obligatorischen «Znüni», das heute von einer<br />
anderen Schweizer Köstlichkeit – Ovomaltine-Riegeln –<br />
versüsst wird, müssen die Skis wieder am Rucksack befestigt<br />
werden. Der Frühling hat hier seine Stärke bewiesen<br />
und so müssen wir die nächsten 50 Höhenmeter über<br />
Geröll aufsteigen. Nach dem für mich heiklen Eishang<br />
eine durchaus nette Abwechslung. Noch einmal knapp<br />
300 Höhenmeter geht es danach auf Fellen weiter, erst in<br />
einer langen Geraden, dann im Zick-Zack einen letzten<br />
Steilhang hinauf, zum Gipfel. Die Luft ist dünn hier oben,<br />
mehr als 3000 Meter über Null, aber die Aussicht grandios.<br />
Zur einen Seite ins Wallis, zur anderen ins Berner<br />
Oberland – die Grenze verläuft direkt über den Gipfel des<br />
Arpelistocks. Tief unten sehen wir die längst schneefreien<br />
Täler, die Wiesen je nach Hanglage in unterschiedlichen<br />
Grüntönen gefärbt. Wir sind nicht allein am Gipfel, treffen<br />
auf einige Italiener und auch zwei Einheimische aus<br />
Gstaad – Arnold Hauswirt und seine Frau Bea, er Bergführer,<br />
sie Skilehrerin. Auch an ihrem freien Sonntag hat<br />
es sie in die Berge gezogen. «Jeder schöne Tag an dem es<br />
noch Schnee hat, muss jetzt ausgenutzt werden.» Recht<br />
hat er, der nächste Winter ist fern. Noch bevor wir auf<br />
unserer Landkarte die Namen der Berge ringsum entziffern,<br />
erklärt Arnold seinen Hinterhof. «Dort, das ist das<br />
Arpeli horn, da das Spitzhorn und dahinten seht ihr das<br />
Geltenhorn. Auch ein schöner Gipfel für eine Tour.» Er<br />
gerät ins Schwärmen. Und erzählt uns von vielen weiteren<br />
Touren in der Nähe, die wir unbedingt mal gehen<br />
sollten. Vielleicht müssen wir wiederkommen, zum Beginn<br />
des Winters gleich. Doch jetzt müssen wir schleunigst<br />
los. Der Doppelsulz wartet nicht.<br />
]<br />
Mehr Infos<br />
Beim <strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong> kann ein ausführliches Infoblatt zu<br />
den Skitouren in Gstaad mit vielen nützlichen Tipps<br />
bezogen werden. Anfragen per Post mit frankiertem<br />
Antwortcouvert an: <strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong>, Fleubenstrasse 6,<br />
9450 Altstätten. Via Website www.<strong>outdoor</strong>-<strong>guide</strong>.ch oder per<br />
E-Mail: redaktion@<strong>outdoor</strong>-<strong>guide</strong>.ch.<br />
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