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hautnah hautnah - outdoor guide

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h a u t n a h<br />

h a u t n a h<br />

Gstaad: Skitouren vom Basiscamp aus<br />

Abschiedswochenende<br />

im<br />

Schnee<br />

Wer von einem Basiscamp aus Skitouren macht, hat gegenüber<br />

Tagesausflüglern entscheidende Vorteile. Zum Beispiel im<br />

Raum Gstaad. Ein letztes Mal den Winter erleben hiess das<br />

Motto angesichts des nahenden Sommers.<br />

Text und Fotos: Lars Schneider<br />

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h a u t n a h<br />

5 Vorbereitung der Route per GPS: für einen Aufbruch vor Sonnenaufgang in unbekanntem Gelände optimal.<br />

5<br />

Im Morgengrauen unterhalb des Sanetschhorns: So früh ist nur hier, wer in der Nähe biwakiert hat.<br />

Als der Wecker klingelt, ist es noch stockdunkel. Aber<br />

nicht sonderlich kalt. Seltsam. Das ist doch sonst immer<br />

so auf Wintertouren. Vorsichtig taste ich nach meiner<br />

Stirnlampe und leuchte kurz an die Zeltdecke. Doch, da<br />

glitzert es. Aber nur ganz sanft. Auch seltsam. Immerhin<br />

haben wir zu dritt eine Menge geatmet, heute Nacht. Der<br />

eine leiser, der andere lauter, aber garantiert hat sich viel<br />

Feuchtigkeit unter dem Zelthimmel gesammelt. Doch Eis,<br />

das gleich bei jeder falschen Bewegung in Brocken in den<br />

Nacken fällt, ist das nicht. Als ich langsam wach werde<br />

und beginne, klarer denken zu können, fällt mir wieder<br />

ein, dass wir ja nicht im tiefsten Winter unterwegs sind,<br />

sondern eigentlich der Sommer schon naht. Wir haben<br />

Mitte April. Und Dani Sturzenegger, Michi Trojer und ich<br />

haben uns entschlossen, auf ein Skitouren-Abschiedswochenende<br />

zu gehen. Noch einmal den Winter erleben,<br />

ein bisschen frieren, versteckte Powder-Flecken aufspüren,<br />

im Camp Schnee schmelzen, Karten spielen und Tee<br />

trinken, um dann ohne Wehmut dem Sommer entgegenblicken<br />

zu können. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

haben wir es quasi von der Haustür bis in den Schnee<br />

geschafft. Von Zürich mit dem Zug nach Gstaad und<br />

noch einmal mit dem Postauto über Gsteig zur Glacier-<br />

3000-Seilbahn. Kein eigenes Auto? Kein Problem. In der<br />

Schweiz sowieso nicht.<br />

Frühmorgendlicher Besuch<br />

«Und – gut geschlafen?», frage ich in die Dunkelheit in<br />

Richtung meiner Zeltnachbarn. Es brummt irgendwie,<br />

ein Bisschen was bewegt sich. Es ist halb fünf und kei-<br />

ner verspürt tatsächlich den Drang, aus dem kuscheligen<br />

Schlafsack herauszukriechen. Michi und ich entscheiden<br />

demokratisch, dass Dani mit seinem Heimvorteil als<br />

Schweizer als Erster raus muss. Sein Land, seine Pflicht<br />

oder so ähnlich. Vielleicht ist er auch nur der Härteste<br />

und Tapferste, jedenfalls sitzt er bald draussen und<br />

schmilzt auf dem fauchenden Bezinkocher Schnee für einen<br />

heissen Tee.<br />

«Schaut mal raus», ruft er plötzlich. «Wir bekommen Besuch.»<br />

Ein Fuchs hat sich in der Dunkelheit herangeschlichen<br />

und stromert nun ums Camp herum. Überhaupt<br />

nicht scheu, nähert er sich bis auf zehn Meter. Angesichts<br />

der noch geschlossenen Schneedecke lässt er nichts unversucht,<br />

um an etwas Essbares zu kommen. Sein Körper<br />

hebt sich als dunkle Silhouette vom weissen Untergrund<br />

ab, seine Augen reflektieren funkelnd das Licht unserer<br />

Gaslaterne.<br />

Es ist 5.30 Uhr als wir im Schein der Stirnlampen die ersten<br />

Meter auf Skis zurücklegen. Was gestern Nachmittag<br />

noch ziemlich sulzig war, ist nun gefroren und wir<br />

gleiten schon bei minimalem Gefälle leicht dahin. Unser<br />

Ziel ist der Sägizänd-Grat (2681 m ü. M.), ein Felsband<br />

zwischen Sanetschhorn (2923,8 m ü. M.) und Gstellihorn<br />

(2820 m ü. M.). Von unserem Biwakplatz, der in der Nähe<br />

des Diablerets-Skigebiets liegt – und doch weit genug<br />

entfernt und gefühlt in völliger Einsamkeit – müssen wir<br />

zunächst das Tal der Saane nach Norden durchqueren.<br />

Kurz vor Erreichen des Sanetsch-Stausees wollen wir<br />

nach Südwesten in ein Seitental abbiegen, dessen Ende<br />

der Grat bildet. Dabei versuchen wir möglichst wenig<br />

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KLAUS KRANEBITTER • AGENTUR: ARTs of sAlEs GmbH<br />

5<br />

Aufstieg durch ein unberührtes Tal in Richtung Sägizänd-Grat: Völlig unverspurtes Gelände so spät im Jahr ist wahres Glück.<br />

Höhe zu verlieren und legen nach einer halben Stunde<br />

unterhalb des Sex de Fours die Felle an. Der Himmel ist<br />

klar, der Mond leuchtet als feine Sichel, und langsam beginnt<br />

es im Osten zu dämmern. Die Stirnlampen werden<br />

überflüssig, die Reflektion des wenigen Lichts vom<br />

Schnee reicht aus, um sicher voranzukommen – ausserdem<br />

können Michi und ich uns ohnehin am Vordermann<br />

orientieren. Dani fährt vorn, er hat gestern noch die<br />

wichtigsten Punkte von der topographischen Karte aufs<br />

GPS übertragen und weiss Bescheid.<br />

Der Talboden und die vom Schnee verdeckte Saane liegen<br />

unter uns, ein paar Hochspannungsmasten stören<br />

wie Ungetüme von einem anderen Stern, aber ringsum<br />

ist das Bild auf die schneebedeckten Berge, die hier und<br />

da an den sonnenverwöhnten Hängen schon ihre scharfen<br />

Felszacken zeigen, beeindruckend. Schon bald wird<br />

alles ganz anders aussehen. Dann gluckst und sprudelt<br />

auch die Saane wieder und macht sich, vom Schmelzwasser<br />

gekräftigt, auf zur Aare, in die sie 126 Kilometer später<br />

und 1881 Höhenmeter tiefer mündet.<br />

Als wir an ein Geröllfeld gelangen, müssen wir die Skis<br />

an unseren Rucksäcken befestigen und zu Fuss weitergehen.<br />

Gerade als ich die eine Bindung öffnen will, löst<br />

sich die andere, ich plumpse in den Schnee und mein Ski<br />

beginnt den Hang hinunterzufallen. Es ist viel zu steil, es<br />

gibt lange kein Halten. Während Dani und Michi schon<br />

erste Tritte in den Hang schlagen und weiter aufsteigen,<br />

sammle ich meinen Ski ein. Als ich die 50 Höhenmeter<br />

wieder aufgestiegen bin und den beiden folgen will,<br />

beginnt Dani an seiner Route zu zweifeln: «Wartet mal.<br />

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h a u t n a h<br />

Das ist irgendwie seltsam hier. Ich hole mein GPS noch<br />

einmal raus.» Und tatsächlich, wir befinden uns einen<br />

Felsabsatz zu hoch, müssen komplett zurück und wieder<br />

absteigen. Ungefähr dorthin, wo mein abgestürzter Ski<br />

noch vor einer halben Stunde lag. So ein GPS-Gerät ist<br />

schon super. Man darf es bloss nicht zu früh ausschalten.<br />

Von «Hubu» zu «Hubu»<br />

Eine halbe Stunde später stehen wir am Eingang «unseres»<br />

Tals. Breit liegt es da und unberührt, eine Sackgasse,<br />

ein weisses Becken, eingerahmt von steilen Felsriegeln<br />

zu beiden Seiten. 1000 Meter schätzen wir von Fels zu<br />

Fels, dazwischen ein Spielfeld nur für uns. Es wundert<br />

uns, dass so spät im Jahr keine Spuren zu sehen sind,<br />

aber freut uns umso mehr. In der Talmitte geht es voran,<br />

erst auf einem Plateau, dann von «Hubu» zu «Hubu». «So<br />

heissen die kleinen Hügel im Berndeutschen Dialekt», erklärt<br />

uns Dani.<br />

Als die vielen «Hubus» hinter uns liegen und der Sattel<br />

zwischen Sanetschhorn und Gstellihorn nicht mehr weit<br />

über uns, holen wir unser Frühstück nach. Wir sind gut<br />

in der Zeit – der Schnee wird immer besser, die Lawinengefahr<br />

ist noch in Ordnung und es ist auch sonst niemand<br />

auf dem Weg nach oben, der uns die schönsten Hänge<br />

mit seiner Spur nehmen könnte. Dani spendiert Michi<br />

und mir einen Appenzeller Bärli-Biber. Da lasse ich den<br />

künstlichen Energieriegel lieber im Rucksack. Und tatsächlich,<br />

der Biber ist richtig gut. Zusammen mit einem<br />

heissen Tee aus der Thermoskanne perfekt als Frühstück<br />

in den Bergen. «Was wir hier halten, heisst in der Schweiz<br />

Znüni, also 9-Uhr-Pause», klärt uns Dani auf. Für Michi<br />

als Bayern mag das sprachlich nicht ganz so fern liegen,<br />

als Hamburger aber muss ich beim Schweizer Slang von<br />

Zeit zu Zeit auch zweimal nachfragen.<br />

Vom Sägizänd-Grat reicht der Blick zur einen Seite in Richtung<br />

Zivilisation, hinunter zum Skigebiet und ins grüne<br />

Tal in Richtung Gstaad – wo die Reichen und Schönen<br />

vielleicht gerade unentdeckt hinter grossen Sonnenbrillen<br />

zum Champagnerfrühstück schlendern. Zur anderen<br />

Seite lockt die unberührte Natur. Keine Frage, wofür wir<br />

uns entscheiden. Und so sucht sich jeder seine Spur, nacheinander<br />

werfen wir uns in den Hang. Es hat inzwischen<br />

aufgefirnt und jeder Schwung macht Spass, besonders,<br />

wenn es durch eine wundersam erhaltene Tasche voller<br />

Pulverschnee geht. Dann staubt es in alle Richtungen und<br />

neben dem Jauchzen versuchen wir dieses besondere Gefühl<br />

des Gleitens festzuhalten, zu konservieren, für die<br />

Zeit des Sommers. «Willkommen im Skitourenparadies<br />

für Geniesser», steht auf der Internetseite von Gstaad. Für<br />

den heutigen Vormittag gilt das zweifelsohne.<br />

Zeit des Wandels<br />

Viel zu schnell sind wir zurück im Tal der Saane, viel zu<br />

schnell müssen wir wieder die Felle aufziehen. Es ist verdammt<br />

warm, das langärmelige Unterhemd reicht für den<br />

Weg zurück zu unserem Basislager. Irgendwo unter dem<br />

Schnee muss die Strasse liegen, die im Sommer durchs<br />

Tal führt. Nur die Bushaltestelle an der Kapelle schaut<br />

schon raus – ein unwirklicher Anblick, genauso, wie das<br />

Bushäuschen weiter oben. Unsere Skis gleiten etwa auf<br />

Höhe des Dachfirstes daran vorbei. Bis hier der erste Bus<br />

fährt, wird es noch eine Weile dauern.<br />

Doch der Schnee schwindet stündlich, die Natur kämpft<br />

sich Stück für Stück aus ihrem Winterkokon heraus. Von<br />

der Südflanke des Santeschhorns, oberhalb unseres Zeltplatzes,<br />

gehen von der Mittagszeit bis in die Nacht hinein<br />

beinahe im Zehn-Minutentakt Nassschnee-Lawinen<br />

ab. Es rummst, mal leise, so dass wir gar nicht mehr<br />

aufschauen, mal gewaltig, so dass wir vorsichtshalber<br />

nachsehen wie viel Schnee wie weit ins Tal schiesst…<br />

doch unser Lager liegt ausserhalb der Gefahrenzone. In<br />

den drei Tagen kommt immer mehr grauer Fels zum Vorschein,<br />

es ist die Zeit des Wandels.<br />

Auch der Fuchs dürfte sich über schmelzenden Schnee<br />

freuen. Überall im Tal sehen wir seine Spuren. Man fragt<br />

sich wirklich, wovon er sich hier oben ernährt. Reich<br />

gedeckt ist sein Tisch zumindest nicht. Wahrscheinlich<br />

kommt er deshalb in unserer zweiten Nacht zurück zum<br />

Camp, steckt seinen Kopf ins Vorzelt und zieht unseren<br />

Müll heraus. Dani hört ihn noch im Schlaf, schafft es aber<br />

nicht, ihn zu vertreiben. Michi und ich bekommen davon<br />

überhaupt nichts mit. Eine Überdosis frische Luft und ein<br />

bisschen Bewegung lassen einen im Zelt doch manchmal<br />

besser und tiefer schlafen als auf der Matratze Zuhause.<br />

Ein bisschen neidisch kann man da schon werden: Telemarker sind bergab einfach eleganter unterwegs.<br />

<br />

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PHOTO : C. TROMMSDORFF<br />

www.millet.fr<br />

5<br />

Das Schild der Haltestelle im Sanetschtal ragt aus der Schneedecke: Bis der Bus kommt, wird es noch ein paar Wochen dauern.<br />

Die Sache mit dem «Doppelsulz»<br />

Umso härter ist es, dass der Wecker auch am zweiten<br />

Morgen schon vor sechs Uhr klingelt. Das Wetter ist super,<br />

es ist Sonntag, da sollte man besser nicht zu spät<br />

unterwegs sein – aus dem Tal werden noch einmal viele<br />

Skitourengeher hinaufkommen. Immerhin müssen sie<br />

auf den ersten Lift warten. Da haben wir es gut und können<br />

gleich nach dem Frühstück, nur einen Meter vom<br />

Schlafzimmer entfernt, in unsere Bindungen steigen. Wie<br />

jeden Morgen kosten mich meine Skistiefel alle Kraft.<br />

Ich begreife einfach nicht, warum ich mir fast den Fuss<br />

brechen muss, nur um hineinzurutschen, während Michi<br />

und Dani einsteigen, als wären es ihre Hausschuhe. Das<br />

kann doch nicht nur daran liegen, dass ich hier der Flachlandtiroler<br />

bin?<br />

Wir gleiten zurück zum Bushäuschen am Pass, dahinter<br />

geht es auf Fellen in Richtung Gipfel des Arpelistocks<br />

(3035 m ü. M.). Durch unseren frühen Start könnte es auch<br />

heute wieder klappen, dass wir dem gemeinen Schweizer<br />

«Doppelsulz» entgehen. Dani hatte uns davon erzählt:<br />

«Den Doppelsulz gibt es in der Schweiz vor allem ab Mitte<br />

April. Oft nach der Mittagszeit.» Wenn er sich aufmacht,<br />

um Skifahrer zu ärgern, indem er sich an den schönsten<br />

Stellen einer Abfahrt plötzlich und unsichtbar an ihre Ski<br />

hängt, wollen wir lieber schon zurück sein im Tal.<br />

Wir halten uns an den Arpeligrat und kommen anfangs<br />

gut voran. Erste Flecken mit vertrocknetem, jetzt in jedem<br />

Halm überfrorenen und in der Sonne glitzernden Gras<br />

liegen neben der Spur zum Gipfel. Gestern haben andere<br />

sie in den Schnee getreten, über Nacht hat sie sich mani-<br />

Yannick Graziani - Nemjung, 7536 m.<br />

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Bezugsquellennachweis :<br />

CATRADE SPORTMARKETING - 062 737 55 60


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5 Von der Frühlingssonne freigelegt: erste Grasflecken mit glitzernder Eisverzierung.<br />

5<br />

Auf der Kantonsgrenze: Der Eintrag ins Gipfelbuch des Arpelistocks ist wahlweise im Wallis oder Berner Oberland möglich.<br />

festiert. Nach einer Weile verlässt die Spur den nun spitz<br />

zulaufenden Grat und drückt sich darunter an ein steiles<br />

Hangstück. Hier, bei 40 Grad Hangneigung und Schatten,<br />

ist der Schnee noch vereist und auch meine Felle können<br />

nicht verhindern, dass ich immer wieder wegrutsche. Mit<br />

nur wenigen Skitagen in diesem Winter fehlt mir irgendwie<br />

wohl die Übung, kommt mir in den Sinn. Doch Dani<br />

und Michi nehmen mich in die Mitte und langsam aber<br />

stetig geht es weiter. Erst als der Grat flacher und breiter<br />

wird, kann ich mich wieder entspannen und auch mal einen<br />

Blick auf die Umgebung werfen. Während der Gipfel<br />

des Arpelistocks links oberhalb immer näher kommt, fällt<br />

rechts von uns das Land in eine Senke, die erst in einiger<br />

Entfernung von der massigen Kalkflanke des Le Sublage<br />

begrenzt wird.<br />

Sightseeing mit einem Einheimischen<br />

Nach dem obligatorischen «Znüni», das heute von einer<br />

anderen Schweizer Köstlichkeit – Ovomaltine-Riegeln –<br />

versüsst wird, müssen die Skis wieder am Rucksack befestigt<br />

werden. Der Frühling hat hier seine Stärke bewiesen<br />

und so müssen wir die nächsten 50 Höhenmeter über<br />

Geröll aufsteigen. Nach dem für mich heiklen Eishang<br />

eine durchaus nette Abwechslung. Noch einmal knapp<br />

300 Höhenmeter geht es danach auf Fellen weiter, erst in<br />

einer langen Geraden, dann im Zick-Zack einen letzten<br />

Steilhang hinauf, zum Gipfel. Die Luft ist dünn hier oben,<br />

mehr als 3000 Meter über Null, aber die Aussicht grandios.<br />

Zur einen Seite ins Wallis, zur anderen ins Berner<br />

Oberland – die Grenze verläuft direkt über den Gipfel des<br />

Arpelistocks. Tief unten sehen wir die längst schneefreien<br />

Täler, die Wiesen je nach Hanglage in unterschiedlichen<br />

Grüntönen gefärbt. Wir sind nicht allein am Gipfel, treffen<br />

auf einige Italiener und auch zwei Einheimische aus<br />

Gstaad – Arnold Hauswirt und seine Frau Bea, er Bergführer,<br />

sie Skilehrerin. Auch an ihrem freien Sonntag hat<br />

es sie in die Berge gezogen. «Jeder schöne Tag an dem es<br />

noch Schnee hat, muss jetzt ausgenutzt werden.» Recht<br />

hat er, der nächste Winter ist fern. Noch bevor wir auf<br />

unserer Landkarte die Namen der Berge ringsum entziffern,<br />

erklärt Arnold seinen Hinterhof. «Dort, das ist das<br />

Arpeli horn, da das Spitzhorn und dahinten seht ihr das<br />

Geltenhorn. Auch ein schöner Gipfel für eine Tour.» Er<br />

gerät ins Schwärmen. Und erzählt uns von vielen weiteren<br />

Touren in der Nähe, die wir unbedingt mal gehen<br />

sollten. Vielleicht müssen wir wiederkommen, zum Beginn<br />

des Winters gleich. Doch jetzt müssen wir schleunigst<br />

los. Der Doppelsulz wartet nicht.<br />

]<br />

Mehr Infos<br />

Beim <strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong> kann ein ausführliches Infoblatt zu<br />

den Skitouren in Gstaad mit vielen nützlichen Tipps<br />

bezogen werden. Anfragen per Post mit frankiertem<br />

Antwortcouvert an: <strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong>, Fleubenstrasse 6,<br />

9450 Altstätten. Via Website www.<strong>outdoor</strong>-<strong>guide</strong>.ch oder per<br />

E-Mail: redaktion@<strong>outdoor</strong>-<strong>guide</strong>.ch.<br />

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