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Contra emag Nr. 02/14

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3 – Editorial<br />

22 – Impressum<br />

Editorial<br />

W<br />

Inhalt<br />

31 – In eigener Sache<br />

Titelthema<br />

4 – Bankrott Pensionsfonds lassen<br />

US-Kommunen kollabieren<br />

5 – Tiefrot 100 Billionen Dollar – Globaler<br />

Schuldenberg explodiert<br />

6 – Spekulation George Soros erwartet<br />

25 Jahre Stagnation in Europa<br />

7 – Gegenschlag Russland und China:<br />

Finanzkrieg gegen die USA wäre<br />

möglich<br />

Russland, Krim & Ukraine<br />

9 – Erfolgreich Krim-Referendum:<br />

Überwältigende Mehrheit stimmt für<br />

Russland<br />

9 – Völkerrecht Das Krim-Referendum<br />

ist zu akzeptieren<br />

10 – Leak Ukraine: Anonymous-Hack<br />

deckt US-Beteiligung auf<br />

12 – Minderheiten Russland will<br />

Krimtataren mehr Rechte gewähren<br />

13 – Diplomatie US-Bürger lehnen zu<br />

große Einmischung in die Ukraine ab<br />

<strong>14</strong> – Atombombe Sarah Palin fordert<br />

Nuklearschläge auf Russland<br />

15 – Raub Projekt Ukraine: Bereit<br />

zum ausplündern<br />

ir versinken gobal<br />

in den Schuldenlöchern,<br />

und die US-Pensionskassen<br />

wissen nicht<br />

mehr, wie sie ihre Billionen<br />

Dollar auftreiben können<br />

um die Ansprüche abzude-<br />

Politik<br />

17 – Demokratie Gebt uns das<br />

Schweizer System!<br />

18 – Wahl Sonntagsfrage Österreich:<br />

FPÖ zieht SPÖ und ÖVP davon<br />

19 – Europa Konferenz der EU-Kritiker<br />

– Ein Bericht<br />

20 – Proteste Nach der Ukraine: Regime-Change<br />

in der Türkei?<br />

21 – Geld US-Wahlen: Das Wahlkampfbudget<br />

entscheidet über den Sieg<br />

23 – Infiziert NSA automatisiert Spionage<br />

mittels Malware<br />

Wirtschaft<br />

24 – Erdgas Russland-Disput als Vorwand<br />

für Fracking<br />

25 – Absturz Irlands Wirtschaft sackt<br />

ein<br />

26 – Boni Die Abzocker von der Wall-<br />

Street<br />

27 – Jobs - US-Arbeitsmarkt: Mit diesem<br />

Tempo gibt es in 28 Jahren Vollbeschäftigung<br />

28 – Flaute Chinas Automarkt im Februar<br />

mit großem Minus<br />

28 – Aufstand Hypo Finanzdebakel:<br />

Opposition startet Petition<br />

Offener Brief<br />

29 – Roland Düringer: Brief an Vizekanzler<br />

Spindelegger<br />

cken. Gleichzeitig wachsen<br />

die Vermögensbestände der<br />

Milliardäre weiter an.<br />

Einer dieser Milliardäre,<br />

George Soros, kritisiert die<br />

Europäische Union für deren<br />

Sparpolitik. Offensichtlich<br />

sollen sich die Staaten<br />

noch weiter verschulden,<br />

damit er und seine Anleger<br />

noch mehr Geld scheffeln<br />

können.<br />

Dies und noch mehr lesen<br />

Sie in dieser Augabe.<br />

Ihr,<br />

Marco Maier<br />

2


Pensionsfonds<br />

lassen US-<br />

Kommunen<br />

kollabieren<br />

D<br />

ie öffentlichen Pensionsfonds<br />

in den Vereinigten<br />

Staaten haben zu<br />

wenig getan, um die klaffenden<br />

Lücken nach einem<br />

Jahrzehnt der unzureichenden<br />

Finanzierung zu decken.<br />

Analysen ergaben,<br />

dass rund die Hälfte all dieser<br />

Fonds zu geringe finanzielle<br />

Mittel aufweisen, um<br />

die versprochenen Pensionsleistungen<br />

auszuzahlen.<br />

Pensionsfonds gleichen<br />

immer mehr einem Pyramidenspiel,<br />

bei dem einigen<br />

wenigen "Gewinnern" unzählige<br />

"Verlierer" gegenüberstehen<br />

werden. Um die<br />

Ansprüche bedienen zu<br />

können, müssten die Pensionsfonds<br />

zweistellige Renditen<br />

einfahren, doch das<br />

Wirtschafts- und Finanzsystem<br />

lässt sich nicht austricksen.<br />

Liegen die Schwächen<br />

der umlagefinanzierten<br />

Pensionssysteme primär<br />

in der demographischen<br />

Entwicklung, so ist das<br />

Hauptproblem der US-Pensionsfonds<br />

die Entwicklung<br />

auf den Finanzmärkten.<br />

Grundsätzlich kann man<br />

zwar davon ausgehen, dass<br />

die Entwicklungen an den<br />

Börsen längerfristig weitestgehend<br />

über der allgemeinen<br />

Wirtschaftsleistung liegen,<br />

da das Volumen des<br />

Finanzkapitals schneller<br />

wächst als die Realwirtschaft<br />

– doch diese Kapitalblase<br />

hat ihre Ablaufzeit.<br />

Das heißt: Irgendwann werden<br />

(auch wegen der demographischen<br />

Veränderungen)<br />

die Einzahlungen niedriger<br />

ausfallen als die Auszahlungen.<br />

Damit setzt sich<br />

dann eine Abwärtsspirale in<br />

Gang, die nicht nur die bisher<br />

eingepreisten Kurssteigerungen<br />

zunichte macht,<br />

sondern gleichfalls einen<br />

Großteil der Pensionsansprüche.<br />

Diese mathematische<br />

Tatsache erklärt einem<br />

kein Vermögensberater.<br />

Genau in dieser Falle befinden<br />

sich die US-Pensionskassen.<br />

Zwar konnten<br />

sie im Zuge der Hausse an<br />

den Aktienmärkten während<br />

der letzten Jahre wieder<br />

etwas an Boden gutmachen,<br />

doch irgendwann ist<br />

damit Schluss. Zwar können<br />

die Kommunen und Bundesstaaten<br />

noch versuchen,<br />

3<br />

ihre Verpflichtungen mittels<br />

Steuern und Abgaben querzufinanzieren,<br />

doch irgendwann<br />

erreichen sie ihre<br />

Grenzen. Schon jetzt stellen<br />

die öffentlichen Pensionskassen<br />

für viele US-Gebietskörperschaften<br />

den<br />

größten Ausgabenposten<br />

dar, den sie oftmals lediglich<br />

durch die Aufnahme<br />

von Krediten bedienen können.<br />

Die bankrotten Städte<br />

Detroit, Stockton und San<br />

Bernadino beispielsweise<br />

hatten einen nicht unerheblichen<br />

Schuldenberg aus<br />

diesen Pensionsverpflichtungen<br />

zu tragen. Damit<br />

stehen sie nicht allein. Immer<br />

mehr Städte in den<br />

Vereinigten Staaten wissen<br />

nicht mehr, wie sie ihre<br />

Pensionsverpflichtungen<br />

einlösen sollen. Detroit versucht<br />

im Rahmen der Konkursverhandlungen<br />

nun sogar<br />

die Pensionen jener<br />

ehemaligen Bediensteten zu<br />

kürzen, die sich schon im<br />

Ruhestand befinden. Wird<br />

dies richterlich erlaubt,<br />

könnten viele weitere Kom-


munen den Schritt in die<br />

Insolvenz wagen und damit<br />

unzählige Pensionisten in<br />

die Altersarmut schicken.<br />

Für die Bundesstaaten,<br />

die keinen Konkurs anmelden<br />

dürfen, ist diese Option<br />

hingegen nicht gangbar. In<br />

fast allen Bundesstaaten ist<br />

der Schutz der Altersversorung<br />

in den jeweiligen<br />

Verfassungen verankert.<br />

Durch die massiven Verluste<br />

an den Börsen nach dem<br />

Crash 2008 mussten sie<br />

große Verluste hinnehmen,<br />

und konnten nur durch rigorose<br />

Sparmaßnahmen bei<br />

den Schulen, den Krankenhäusern,<br />

der Polizei, den<br />

Feuerwehren und den Bibliotheken<br />

vorübergehend<br />

vor dem völligen Kollaps<br />

gerettet werden.<br />

Wie lange die aktuelle<br />

"Verschnaufpause" in Sachen<br />

Pensionsfonds Dank<br />

der starken Entwicklung der<br />

Aktienmärkte noch anhalten<br />

wird, kann niemand mit Gewissheit<br />

sagen. Immerhin<br />

stiegen die Vermögenswerte<br />

der öffentlichen Pensionsfonds<br />

laut einem Bericht<br />

der Fed seit 2009 von 2,83<br />

auf 3,88 Billionen Dollar im<br />

vierten Quartal 2013. Doch<br />

der nächste Börsencrash<br />

könnte zu einem breiten<br />

Kollaps von US-Kommunen<br />

führen, deren finanzieller<br />

Spielraum in den letzten<br />

Jahren größtenteils gegen<br />

Null tendiert. (mm)<br />

Unterschiede bei der Zusammensetzung des Ruhestandsgeldes<br />

Wie Sie anhand der obigen Grafik erkennen können, beziehen vor allem die<br />

Amerikaner im Alter recht hohe Einkünfte aus Wertpapieren (Equities), während<br />

feste Einkommen (Fixed income) wie bei den Kanadiern, z.B. aus der staatlichen<br />

Rentenversicherung kaum eine Rolle spielen. Diese machen in Deutschland und<br />

Frankreich hingegen fast ein Drittel, in Mexiko und Südkorea sogar beinahe das<br />

komplette Volumen der Altersbezüge aus. Investmentfonds hingegen spielen insbesondere<br />

in Kanada, und in geringerem Maße auch in Frankreich eine Rolle.<br />

Bei länger anhaltenden Turbulenzen an den Börsen müssten insbesondere die<br />

Einwohner der beiden nordamerikanischen Länder erhebliche Einbußen bei der finanziellen<br />

Altersversorgung hinnehmen.<br />

4


100 Billionen<br />

Dollar –<br />

globaler<br />

Schuldenberg<br />

explodiert<br />

S<br />

eit Ausbruch der<br />

Wirtschafts- und Finanzkrise<br />

ist der globale<br />

Schuldenberg geradezu explodiert.<br />

Belief sich das<br />

weltweite Anleihenvolumen<br />

2007 noch auf rund 70 Billionen<br />

Dollar, so beläuft sich<br />

die Summe laut Bank für<br />

Internationalen Zahlungsausgleich<br />

(BIZ) inzwischen<br />

schon auf rund 100 Billionen<br />

Dollar. Doch wo Schuldner<br />

sind, gibt es auch Gläubiger.<br />

Die Verwerfungen auf<br />

den Finanzmärkten während<br />

der Krise ab 2008 hatten<br />

ihren Preis, den vor allem<br />

die Steuerzahler zu tragen<br />

haben. Von den insgesamt<br />

etwa 100 Billionen<br />

Dollar an Schuldtiteln wurden<br />

rund 43 Billionen von<br />

den öffentlichen Haushalten<br />

ausgegeben. 2007 waren es<br />

noch etwa 24 Billionen Dollar.<br />

Damit ergab sich eine<br />

massive Verschiebung der<br />

Vermögenswerte. Immerhin<br />

muss ja jemand die emittierten<br />

Schuldtitel von Staaten<br />

und Unternehmen gekauft<br />

haben.<br />

So stellt die BIZ in ihrem<br />

Bericht fest, dass es prozentual<br />

gesehen zu einer<br />

zunehmenden Nationalisierung<br />

der Schulden kam.<br />

Noch von 2001 auf 2007<br />

stieg der Anteil ausländischer<br />

Gläubiger von 21 auf<br />

29 Prozent an, sank jedoch<br />

auf nunmehr 27 Prozent ab.<br />

In absoluten Zahlen jedoch<br />

stieg das gekaufte Anleihenvolumen<br />

im Zeitraum<br />

2007-2013 von etwa 20 auf<br />

27 Billionen Dollar an.<br />

Während jedoch der globale<br />

Schuldenberg anwächst,<br />

vermeldet das US-<br />

Magazin "Forbes" in seinem<br />

Milliardärsranking einen<br />

weiteren Anstieg der Dollarmilliardäre.<br />

Demnach gibt<br />

es inzwischen schon 1.645<br />

Milliardäre auf dieser Erde<br />

die ein Nettovermögen von<br />

6,4 Billionen Dollar auf sich<br />

5<br />

vereinigen. Angesichts der<br />

unvorstellbar hohen globalen<br />

Schuldensumme sehen<br />

die Vermögenswerte dieser<br />

Menschen fast schon lächerlich<br />

gering aus. Allerdings<br />

konnten die Milliardäre<br />

ihr Gesamtvermögen<br />

innerhalb eines Jahres um<br />

eine satte Billion, oder<br />

knappe 20 Prozent vermehren.<br />

Nimmt man jedoch alle<br />

Menschen her die mehr als<br />

eine Million Dollar an Vermögen<br />

besitzen – das sind<br />

immerhin etwa 0,7 Prozent<br />

der erwachsenen Weltbevölkerung<br />

– so vereinigen diese<br />

mit 89,7 Billionen Dollar<br />

beinahe schon jene Summe<br />

auf sich, die an Schuldtiteln<br />

auf den Finanzmärkten herumgeistern.<br />

Die Frage ist nur, wie viel<br />

an Vermögen noch da ist,<br />

wenn die Finanzmärkte<br />

komplett kollabieren. Immerhin<br />

wird sich das<br />

Schuldgeldsystem irgendwann<br />

komplett übernehmen,<br />

und mit den nicht<br />

mehr bedienbaren Krediten<br />

werden dann auch die virtuellen<br />

Geldberge der Finanzeliten<br />

zusammenschmelzen<br />

wie Butter in der heißen<br />

Pfanne. Schon jetzt sind vor<br />

allem die öffentlichen<br />

Schulden kaum mehr zu<br />

stemmen, so dass die Zahl<br />

der Staatspleiten in den<br />

kommenden Jahren deutlich<br />

zunehmen werden. Ganz zu<br />

schweigen von den toxischen<br />

Finanzderivaten in<br />

den Bilanzen vieler Banken,<br />

die nach wie vor ein erhebliches<br />

Systemrisiko darstellen.<br />

(mm)


D<br />

er amerikanische Investor,<br />

Spekulant<br />

und Milliardär George Soros<br />

erklärte gegenüber Bloomberg<br />

TV, dass sich Europa<br />

ohne umfangreiche Reformen<br />

noch ein Vierteljahrundert<br />

lang in einer rezessiven<br />

Phase befinden wird.<br />

Damit, so Soros, stünde Europa<br />

das Schicksal Japans<br />

bevor.<br />

Die eigentliche Wirtschaftskrise<br />

sei für Europa<br />

überstanden, doch das was<br />

sich jetzt als Hemmschuh<br />

erweisen würde, sei die politische<br />

Lähmung. Insbesondere<br />

kritisierte Soros verständlicherweise<br />

die seiner<br />

Ansicht nach zu rigide Vorgehensweise<br />

der EU gegen<br />

die Banken. Anstatt die<br />

Kreditvergabe wieder anzukurbeln,<br />

hätte die Brüsseler<br />

EU-Administration mit ihren<br />

verschärften Vorgaben und<br />

den Stresstests den wirtschaftlichen<br />

Aufschwung<br />

verhindert. Damit agiert<br />

Soros in typischer Manier<br />

der globalen Finanzoligarchie,<br />

die die ganze Welt in<br />

ein riesiges Casino für ihre<br />

Spielchen umgestalten wollen.<br />

Europa, so Soros gegenüber<br />

Francine Lacqua im Interview,<br />

"kann keine 25<br />

Jahre Stagnation überleben".<br />

Er ergänzte weiter:<br />

"Man muss mit der Integration<br />

weitergehen. Man muss<br />

das Bankenproblem lösen,<br />

da Europa mit der Aussortierung<br />

der Banken der<br />

restlichen Welt hinterher<br />

hinkt. Seiner Ansicht nach<br />

würden die Verantwortlichen<br />

in Brüssel die Union in<br />

eine lange Phase der Stagnation<br />

führen, welche jener<br />

Japans während der<br />

letzten Jahrzehnte entspräche.<br />

Soros, dessen Fonds im<br />

Durchschnitt der letzten<br />

Jahrzehnte jährliche Gewinne<br />

von 20 Prozent realisierte,<br />

gilt als konsequenter<br />

Kritiker des Designs der Europäischen<br />

Währungsunion<br />

und der rigiden Sparmaßnahmen<br />

in den europäischen<br />

Krisenstaaten. Dabei<br />

brachte er in den 1990ern<br />

schon mehrfach das Europäische<br />

Währungssystem<br />

(EWS) mit seinen Angriffen<br />

auf das Britische Pfund und<br />

die Italienische Lira ins<br />

wanken. (mm)<br />

George Soros, geboren<br />

1930 in Budapest,<br />

gilt als umtriebiger<br />

und gewissenloser<br />

Spekulant, der selbst<br />

Notenbanken ins<br />

Wanken bringen kann.<br />

Im Jahr 1992 wettete<br />

er gegen das Britische<br />

Pfund, woraufhin<br />

die Bank of England<br />

trotz massiver<br />

Unterstützung durch<br />

andere Notenbanken<br />

die britische Währung<br />

massiv abwerten<br />

musste.<br />

Soros finanziert zudem<br />

auch diverse politische<br />

Stiftungen in<br />

Osteuropa. So unter<br />

anderem auch in der<br />

Ukraine und in Russland.<br />

6


Russland<br />

und China:<br />

Finanzkrieg<br />

gegen die<br />

USA wäre<br />

möglich<br />

D<br />

ie aggressive Haltung<br />

der USA gegenüber<br />

Russland könnte<br />

sich noch als Schuss ins eigene<br />

Knie erweisen. Peking<br />

leistet Moskau schon enorme<br />

diplomatische Schützenhilfe,<br />

so dass sich Europa<br />

und noch mehr die USA<br />

bald schon warm anziehen<br />

können, wenn beide Mächte<br />

ihre Beziehungen intensivieren.<br />

Beide Staaten – Russland<br />

und China – eint eine Bedrohung:<br />

die militärische<br />

Expansion der Vereinigten<br />

Staaten von Amerika. Und<br />

beide Staaten wissen, dass<br />

der teure Militärapparat und<br />

das chronische Leistungsbilanzdefizit<br />

die Achillesfersen<br />

der Amerikaner sind. Wirtschaftlich<br />

mögen Russland<br />

und China zwar keine Riesen<br />

sein, doch die offiziell<br />

ausgewiesene Wirtschaftskraft<br />

der USA sind auch nur<br />

eine Farce. Dank hedonischer<br />

BIP-Berechnung wird<br />

ein um 1.000 Dollar verkaufter<br />

Computer beispielsweise<br />

mit rund 30.000 Dollar<br />

im BIP berücksichtigt.<br />

Ähnlich sieht es bei anderen<br />

Elektrogeräten und bei den<br />

Kraftfahrzeugen aus.<br />

Dank des enormen Überschusses<br />

im Handel mit den<br />

Vereinigten Staaten besitzen<br />

die Chinesen gewaltige<br />

Dollarreserven. Diese könnte<br />

das Reich der Mitte unter<br />

Umständen dazu benutzen,<br />

das hoch verschuldete Korporatisten-Regime<br />

in Washington<br />

in arge Bedrängnis<br />

zu bringen. Auch Russland<br />

besitzt nicht unerhebliche<br />

Dollarreserven, welche dazu<br />

genutzt werden können, um<br />

die USA wirtschaftlich und<br />

finanziell zu schwächen.<br />

Sollten beide Länder dazu<br />

noch beginnen, ihren<br />

Handel und jenen mit anderen<br />

Ländern auf Basis<br />

einer anderen Währung<br />

abzuwickeln, wäre das<br />

ökonomische Desaster für<br />

die Amerikaner perfekt.<br />

Jahrelang haben die<br />

Chinesen den Amerikanern<br />

für Dollars verkauft<br />

und inzwischen wohl<br />

einen Devisenberg von<br />

3,82 Billionen Dollar an-<br />

7


gehäuft, das sind rund 30<br />

Prozent aller Währungsreserven<br />

weltweit. Der Dollar<br />

selbst macht hier rund zwei<br />

Drittel aus. Russlands Devisenreserven<br />

liegen mit insgesamt<br />

knapp 500 Milliarden<br />

Dollar zwar deutlich<br />

darunter, können jedoch<br />

ebenfalls dazu genutzt werden,<br />

den USA im Falle von<br />

Sanktionen den Finanzkrieg<br />

zu erklären.<br />

Erst kürzlich trennte sich<br />

China schon von einer größeren<br />

Tranche (ca. 48 Milliarden<br />

Dollar) an US-Staatstiteln<br />

die dann vom hochverschuldeten<br />

Belgien aufgekauft<br />

wurden. Russland<br />

trennte sich in den letzten<br />

zwei Monaten von US-Titeln<br />

in Höhe von 11 Milliarden<br />

Dollar. Nun vermeldet die<br />

Fed (siehe Grafik von Zerohedge<br />

links, zum Vergrößern<br />

bitte klicken) weitere<br />

Verkäufe von Staatspapieren<br />

in Höhe von 104,5 Milliarden<br />

Dollar durch staatliche<br />

Anleger allein in den<br />

ersten beiden März-Wochen.<br />

Damit sinkt der Gesamtwert<br />

dieser hochliquiden<br />

Bonds auf 2,855 Billionen<br />

Dollar – dem niedrigsten<br />

Wert seit Dezember<br />

2012.<br />

Diese Abhängigkeit von<br />

ausländischen Kapitalgebern<br />

könnte dazu führen,<br />

dass sich die von der aggressiven<br />

US-Außenpolitik<br />

bedrohten Länder eben auf<br />

diese Weise rächen, zumal<br />

militärische Operationen<br />

recht aussichtslos sind.<br />

Zwar würden sich diese<br />

Länder damit auch selber<br />

schaden, doch was zählt im<br />

übertragenen Sinn schon<br />

der eigene Arm, wenn man<br />

dem Gegner den Kopf abreißen<br />

kann? (mm)<br />

8


Das Krim-<br />

Referendum<br />

ist zu<br />

akzeptieren<br />

H<br />

eute stimmt die Bevölkerung<br />

der Autonomen<br />

Republik Krim über<br />

das weitere Schicksal der<br />

Halbinsel ab. Gegner des<br />

Referendums behaupten,<br />

die Volksabstimmung sei illegitim.<br />

Doch wer eine illegitime<br />

Führung in Kiew akzeptiert,<br />

muss auch die<br />

Konsequenzen respektieren,<br />

die sich aus den neuen<br />

Machtverhältnissen ergeben.<br />

Grundsätzlich gilt die Devise:<br />

Völkerrecht bricht nationales<br />

Recht. Und in einem<br />

Land wie der Ukraine,<br />

in der nach dem Putsch der<br />

Maidan-Koalition gegen die<br />

demokratisch legitimierte<br />

Regierung die Verfassung<br />

offenbar nicht einmal mehr<br />

das Papier wert ist, auf dem<br />

sie geschrieben wurde, dort<br />

erst recht. Im Grunde genommen<br />

ist es ein l'esprit<br />

de l'escalier – ein Treppenwitz<br />

– wenn ausgerechnet<br />

jene politischen Verantwortlichen,<br />

die nur in Folge eines<br />

Verfassungsbruchs die<br />

Macht an sich reißen konnten,<br />

das Krim-Referendum<br />

als verfassungswidrig bezeichnen.<br />

Krim-Referendum:<br />

Überwältigende Mehrheit<br />

stimmt für Russland<br />

E<br />

rsten Meldungen zufolge stimmten offensichtlich<br />

93 Prozent der Teilnehmer am Referendum in<br />

der Autonomen Republik Krim für die Rückkehr zu<br />

Russland. Die EU wird deshalb am Montag weitere<br />

Sanktionen beschließen.<br />

In den Exit Polls zeigt sich, dass die Umfragen der<br />

letzten Tage den Trend richtig erkannten. Bei einer<br />

Wahlbeteiligung von 83 Prozent, wie die russische<br />

Nachrichtenagentur Interfax vermeldet, stimmten insgesamt<br />

93 Prozent für die Loslösung von der Ukraine.<br />

Damit unterstützten nicht nur die ethnischen Russen<br />

(ca. 60 Prozent der Bevölkerung) diesen Schritt, sondern<br />

offensichtlich auch viele Ukrainer und Krimtataren.<br />

Der Regierungschef der Autonomen Republik Krim,<br />

Sergej Aksjonow, sagte daraufhin: "An diesem Montag<br />

wird sich der Oberste Sowjet der Krim an Präsident<br />

Wladimir Putin wenden mit der Bitte, die Krim in die<br />

Russische Föderation aufzunehmen."<br />

Die EU hatte schon angekündigt, im Falle eines Ergebnisses<br />

pro Russland weitere Sanktionen gegen<br />

Russland beschließen zu wollen. Insbesondere Einreiseverbote<br />

und Kontensperren sollen nun verhängt werden.<br />

Moskau hingegen arbeitet daran, die Möglichkeit<br />

zur Aufnahme exterritorialer Gebiete in die Föderation<br />

zu erleichtern. Im Gegensatz zu Brüssel möchte Moskau<br />

nämlich nicht jedes x-beliebige Land unter seine<br />

Kontrolle bringen, so dass das Procedere bis zum endgültigen<br />

Anschluss der Krim wohl noch mindestens ein<br />

Jahr dauern wird.<br />

9


Das Gleiche gilt für jene<br />

ausländischen Kommentatoren,<br />

wie zum Beispiel in<br />

der Wiener Zeitung, die in<br />

genau die selbe Kerbe<br />

schlagen. Was wäre, wenn<br />

beispielsweise das österreichische<br />

Bundesland Vorarlberg<br />

(laut Landesverfassung<br />

ein eigener Staat) mit<br />

Deckung der Schweiz ein<br />

Referendum darüber abhalten<br />

würde, als 27. Kanton<br />

der Eidgenossenschaft beizutreten,<br />

wenn Oppositionelle<br />

die Regierung in Wien<br />

putschen würden?<br />

Sicher, der Druck Russlands<br />

auf die Krim ist nicht<br />

zu unterschätzen – doch<br />

was ist mit den NATO-Kollaborateuren<br />

in der ukrainischen<br />

Führung? Warum<br />

dürfen sich die Putschisten<br />

vom Maidan über die ukrainische<br />

Verfassung hinwegsetzen,<br />

die Krim-Verwaltung<br />

jedoch nicht? Weshalb soll<br />

es verwerflich sein, wenn<br />

russische Truppen nach geltenden<br />

Verträgen und auf<br />

Bitten der autonomen Krim-<br />

Verwaltung auf der Krim<br />

sind? Immerhin befinden<br />

sich schon Söldner der US-<br />

Privatarmee "Academi"<br />

(früher "Blackwater International")<br />

in der Ukraine.<br />

Ganz zu schweigen von der<br />

NATO, die offenbar aktiv<br />

mit der ukrainischen Armee<br />

zusammenarbeitet.<br />

Wenn sich also die Menschen<br />

in der Autonomen<br />

Republik Krim mehrheitlich<br />

für die Rückkehr zu Russland<br />

aussprechen, haben<br />

wir im Westen dies zu akzeptieren.<br />

Genauso wie wir<br />

beginnen müssen, die Rolle<br />

der NATO in diesem Spiel zu<br />

hinterfragen, die sich permanent<br />

gegen jegliche Abmachungen<br />

mit Russland<br />

und das Völkerrecht wendet.<br />

Vielleicht brauchen wir<br />

einfach nur etwas mehr Respekt<br />

vor den berechtigten<br />

Interessen Russlands, dem<br />

unserer militärischer Komplex<br />

immer weiter auf die<br />

Pelle rückt. (mm)<br />

Ukraine: Anonymous-Hack<br />

deckt US-Beteiligung auf<br />

D<br />

ie Hackergruppe Anonymous konnte sich Zugang<br />

zur Korrespondenz zwischen dem Attache-Assistenten<br />

der US-Army in Kiew und einem hochrangigen<br />

Mitglied des ukrainischen Generalstabs sichern.<br />

Die E-Mails zeigen das Interesse der USA an einer<br />

Destabilisierung des Landes, um militärisch intervenieren<br />

zu können.<br />

In den geleakten E-Mails von US-Army Lieutenant<br />

Colonel Jason P. Gresh und Oberst Igor Protysk von<br />

der ukrainischen Armee lässt sich erahnen, wie groß<br />

der Einfluss der USA auf die Unruhen in dem osteuropäischen<br />

Land ist. Offensichtlich kann es den Amerikanern<br />

nicht zu schnell gehen, um möglichst bald NATO-<br />

Truppen direkt an der Grenze zu Russland zu stationieren.<br />

Es zeigt sich immer mehr, dass insbesondere<br />

die Vereinigten Staaten ein Interesse daran haben, die<br />

komplette Region in ein Krisengebiet zu verwandeln.<br />

Die E-Mail (Bild links, abgerufen von einem deutschen<br />

Client, zum Vergrößern klicken) welche inklusive<br />

Weiterleitungen hier im Original als HTML gelesen<br />

werden können. Ins Deutsche übersetzt lautet die<br />

Nachricht des US-Offiziers an seinen ukrainischen Verbindungsmann<br />

in etwa:<br />

Weiter auf Seite 11<br />

10


Fortsetzung von Seite 10<br />

Ihor, [Anm.: wohl ein Vertipper für Igor]<br />

die Ereignisse auf der Krim überschlagen sich gerade. Unsere Freunde in Washington<br />

erwarten mehr entscheidende Aktionen von ihrem Netzwerk.<br />

Ich denke, es ist an der Zeit den letztens diskutierten Plan umzusetzen. Ihr Job ist es, einige<br />

Probleme auf den Verkehrsknotenpunkten im Südosten zu verursachen, und die<br />

Nachbarn [Anm.: wohl die Russen] einzuhegen [Anm.: "to frame-up" meint in diesem<br />

Kontext in etwa "etwas/jemanden einrahmen, umstellen, einhegen, einkesseln].<br />

Es wird für das Pentagon und die Company [Anm.: die CIA] günstige Handlungsbedingungen<br />

schaffen.<br />

Verschwenden Sie keine Zeit, mein Freund.<br />

Hochachtungsvoll,<br />

JP<br />

Mit diesem Leak kommt ein weiteres Steinchen des Mosaiks zum Vorschein,<br />

welches die Rolle der Vereinigten Staaten in diesem gefährlichen<br />

Spiel mit dem Feuer darstellt. (mm)<br />

11


Russland<br />

will<br />

Krimtataren<br />

mehr Rechte<br />

gewähren<br />

W<br />

ährend die nationalistische<br />

Führung<br />

in Kiew die Minderheitenrechte<br />

weitestgehend beschneiden<br />

möchte, plant<br />

Moskau umfangreiche Zugeständnisse<br />

an die krimtatarische<br />

und die ukrainische<br />

Minderheit auf der Krim.<br />

Schon gestern bestätigte<br />

das Krim-Parlament die<br />

Wiederherstellung der<br />

Rechte der krimtatarischen<br />

Minderheit.<br />

Heute bestätigte der Vorsitzende<br />

der russischen<br />

Staatsduma, Sergej Naryschkin,<br />

dass Russland die<br />

gestern Abend vom Krim-<br />

Parlament wiederhergestellten<br />

Minderheitenrechte vollumfänglich<br />

garantieren<br />

wird, wenn die Bevölkerung<br />

der Autonomen Republik<br />

Krim sich bei der Volksabstimmung<br />

für Russland entscheiden<br />

wird.<br />

Der Entschluss des Krim-<br />

Parlaments von gestern<br />

Abend beinhaltet die Wiederherstellung<br />

der Rechte<br />

der Krimtataren, und soll<br />

die Integration in die Krim-<br />

Gesellschaft gewährleisten.<br />

Demnach soll die Sprache<br />

der Krimtataren<br />

auf eine<br />

Stufe mit jener<br />

der Russen<br />

und<br />

Ukrainer gestellt<br />

werden,<br />

und deren Vertreter im<br />

Obersten Rat der Krim, sowie<br />

den politischen Vertretungen<br />

auf den unteren<br />

Verwaltungsebenen eine<br />

entsprechende Berücksichtigung<br />

finden.<br />

Damit könnte Russland<br />

zu jenem Garanten von<br />

Rechten werden, die nationalistisch-ukrainische<br />

Kräfte<br />

massiv bekämpfen. Schon<br />

jetzt bestehen in den Teilrepubliken<br />

und autonomen<br />

Regionen der Russischen<br />

Föderation 33 regionale<br />

Amtssprachen die gleichberechtigt<br />

neben dem Russischen<br />

bestehen. (mm)<br />

12


US-Bürger<br />

lehnen zu<br />

große<br />

Einmischung<br />

in die Ukraine<br />

ab<br />

D<br />

ie aggressive US-Außenpolitik<br />

stößt bei<br />

vielen US-Bürgern auf Unmut.<br />

Eine Umfrage des renommierten<br />

Pew Research<br />

Centers zeigt eine starke<br />

parteiübergreifende Ablehnung<br />

einer zu großen Einmischung<br />

der USA in die<br />

aktuelle Krise in der Ukraine<br />

auf. Zurückhaltung lautet<br />

das politische Gebot der<br />

Stunde.<br />

Lediglich 29 Prozent der<br />

vom Pew Research Center<br />

befragten US-Bürger befürworten<br />

eine harte Linie der<br />

Vereinigten Staaten gegenüber<br />

Russland, wenn russische<br />

Truppen auf der Krim<br />

bleiben und das Referendum<br />

über die Rückkehr der<br />

Krim zu Russland erfolgreich<br />

verläuft. Ganze 56<br />

Prozent hingegen – rund<br />

doppelt so viele Menschen –<br />

halten es hingegen für<br />

wichtiger, dass sich die Vereinigten<br />

Staaten zurückhaltend<br />

gegenüber Russland<br />

verhalten sollen.<br />

In der von 6. bis 9. März<br />

durchgeführten Umfrage<br />

missbiligten 44 Prozent der<br />

1003 befragten Personen<br />

die Vorgehensweise der<br />

Obama-Administration im<br />

Laufe der Krise in der Ukraine.<br />

30 Prozent der Befragten<br />

hingegen befürworteten<br />

die Reaktion der politischen<br />

Führung der USA. Bei den<br />

Anhängern der Republikaner<br />

war die Ablehnung mit<br />

56 Prozent (15 Prozent Zustimmung)<br />

hierbei deutlich<br />

höher als bei den Anhängern<br />

der Demokraten mit<br />

19 Prozent (56 Prozent Zustimmung).<br />

Parteiunabhängige<br />

lehnten die Vorgehensweise<br />

zu 52 Prozent ab,<br />

während lediglich 24 Prozent<br />

der Ansicht waren,<br />

dass die Regierung richtig<br />

handelte.<br />

Ein militärisches Eingreifen<br />

fordert lediglich eine<br />

Minderheit der Befragten:<br />

16 Prozent der Republikaner<br />

und jeweils 5 Prozent<br />

der Demokraten und der<br />

Unabhängigen. Allerdings<br />

befürworten 24 Prozent der<br />

Demokraten, 19 Prozent<br />

der Republikaner und 18<br />

Prozent der Parteiunabhängigen<br />

wirtschaftliche und<br />

politische Sanktionen gegen<br />

Russland. Denn insgesamt<br />

68 Prozent der Befragten<br />

halten die Entsendung russischer<br />

Truppen auf die<br />

Krim für ungerechtfertigt,<br />

während lediglich 10 Prozent<br />

die russische Truppenentsendung<br />

für gerechtfertigt<br />

halten. (mm)<br />

13


Sarah Palin fordert Nuklearschläge auf<br />

Russland<br />

D<br />

ie rechtskonservative US-Politikerin Sarah Palin fordert Präsident Barack<br />

Obama während eines Vortrags auf der "Conservative Political Action Conference"<br />

dazu auf, nukleare Schläge gegen Russland auszuführen. Obamas nutzlose<br />

Außenpolitik hätte ihrer Ansicht nach den russischen Präsidenten Putin in seinem<br />

Vorgehen ermutigt.<br />

Sarah Palin, Mitglied der rechtskonservativen "Tea Party" sagte während ihres<br />

Auftritts auf der Konferenz in National Harbor, Maryland: "Herr Präsident, das Einzige<br />

was einen schlechten Kerl mit einer Atombombe aufhält, ist ein guter Kerl mit einer<br />

Atombombe." Weiters führte sie aus, dass in Ermangelung Frieden durch Stärke<br />

zu erzwingen, "sehr, sehr, sehr schlechte Jungs Boden gewinnen konnten." Der Liebling<br />

der amerikanischen Rechtskonservativen agiert damit in einer Rhetorik, die an<br />

den Kalten Krieg erinnert.<br />

Wie Gläubige ließen sich die Besucher während der 45-minütigen Rede von ihr<br />

aufpeitschen und begannen zu singen, als sie den Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen<br />

2016 ansprach. Insbesondere die Hardcore-Konservativen scheinen<br />

der früheren Gouverneurin von Alaska und ehemaligen Präsidentschaftskandidatin<br />

des rechten Parteiflügels der Republikaner nach wie vor verfallen zu sein.<br />

Ist die jetzigen US-Außenpolitik schon eine sicherheitspolitische Katastrophe für<br />

die Welt, so wäre ein Sieg der Tea Party bei den nächsten Wahlen garantiert der absolute<br />

Super-GAU. Dies bewies die erzkonservative Frontfrau mit ihrer Rede in aller<br />

Deutlichkeit. Jede Stimme für einen Kandidaten der Tea Party ist eine Stimme für<br />

den nächsten Weltkrieg. (mm)<br />

<strong>14</strong>


Projekt<br />

Ukraine:<br />

Bereit zum<br />

ausplündern<br />

D<br />

er politische Umsturz<br />

in der Ukraine<br />

dient lediglich den Interessen<br />

der globalen Finanzoligarchie.<br />

Timoschenko und<br />

Konsorten sind lediglich<br />

willfährige Helfer der Ausplünderung.<br />

Wenn die<br />

Ukrainer tatsächlich glauben,<br />

mit der EU würde es<br />

besser, irren sie sich. Daran<br />

verdienen wird nämlich nur<br />

eine kleine Minderheit.<br />

Mit dem Putsch gegen die<br />

gewählte Regierung Janukowytschs<br />

haben sich die<br />

nationalistischen Kräfte der<br />

Ukraine ins eigene Fleisch<br />

geschnitten. Zwar besitzen<br />

sie jetzt de facto die Staatsgewalt,<br />

doch das Land ist<br />

ökonomisch und finanziell<br />

beinahe am Ende. Russland<br />

hatte immer wieder Unterstützung<br />

angeboten und<br />

dafür als Gegenleistung immer<br />

nur die Einhaltung der<br />

Abmachungen verlangt, wonach<br />

eine "Regierung der<br />

nationalen Einheit" die<br />

Ukraine bis zu den Neuwahlen<br />

verwalten sollte. Doch<br />

der Egoismus und die Allmachtsallüren<br />

der neuen<br />

Rechtsregierung machten<br />

dies zunichte.<br />

Vor lauter nationalistischer<br />

Überheblichkeit bemerkt<br />

die illegale Führung<br />

in Kiew nicht, wie sie lediglich<br />

als Marionetten und<br />

Handlanger der NATO dienen.<br />

Das nordatlantische<br />

Terror… Verteidigungsbündnis<br />

wiederum ist lediglich<br />

der militärische Arm der<br />

westlichen Finanzoligarchie,<br />

welche ihren ökonomischen<br />

Imperialismus notfalls auch<br />

mit Waffengewalt durchsetzen<br />

möchte. Mit falschen<br />

Versprechungen wurden die<br />

Maidan-Putschisten (in der<br />

Ukraine oftmals auch als<br />

"Maidan-Sekte" bezeichnet)<br />

15<br />

dazu gebracht, anstatt abzuwarten<br />

und eine demokratische<br />

Lösung zu finden,<br />

gleich Nägel mit Köpfen zu<br />

machen.<br />

Heute sitzen die Putschisten<br />

in der Rada und<br />

brüskieren Russland mit<br />

chauvinistischen Vorschlägen<br />

und Gesetzesanträgen.<br />

Die ethnischen Russen, die<br />

immerhin etwa 17 Prozent<br />

der Bevölkerung ausmachen,<br />

werden zunehmend<br />

ausgegrenzt, so dass die<br />

geplante Volksabstimmung<br />

über die Zukunft der vorwiegend<br />

von Russen bewohnten<br />

Krim nur eine logische<br />

Reaktion war. Ebenso<br />

äußerst fragwürdig ist die<br />

Installation von politisch<br />

genehmen Gebietsgouverneuren,<br />

die zu Hilferufen<br />

ostukrainischer Städte an<br />

Russland führten: Im Westen<br />

sind es Vertreter der<br />

nationalistischen<br />

"Swoboda", ansonsten ausschließlich<br />

Vertreter von Timoschenkos<br />

"Vaterlands-


partei", die aus purer Provokation<br />

auch noch zwei<br />

Oligarchenfreunde der<br />

"Gasprinzessin" an die Spitze<br />

zweier Oblaste im russisch<br />

geprägten Osten einsetzte.<br />

Mit dieser Politik jedoch<br />

bleibt der politischen Führung<br />

nichts weiter übrig, als<br />

die EU und den IWF um finanzielle<br />

Unterstützung anzubetteln.<br />

Damit einhergehend<br />

muss die Ukraine jedoch<br />

rigide Sparmaßnahmen<br />

durchführen, die zu<br />

Lasten der breiten Bevölkerung<br />

gehen, während es<br />

sich die Milliarden Dollar<br />

schweren Oligarchen wie<br />

immer richten können. Im<br />

Gegensatz zu Russland verlangen<br />

die westlichen Geldgeber<br />

nämlich massive Einschnitte<br />

in den Staatshaushalt.<br />

Sollte die Ukraine<br />

einen Antrag auf EU-Mitgliedschaft<br />

stellen, könnten<br />

zwar Förderungen ins Land<br />

fließen – allerdings obläge<br />

die Verteilung der Gelder<br />

den nationalen Behörden.<br />

Diese würden die Millionen<br />

an Euro jedoch wohl ziemlich<br />

sicher nur ihren Günstlingen<br />

zukommen lassen,<br />

womit große Teile der ukrainischen<br />

Bevölkerung nur<br />

mehr mit Opportunismus<br />

überleben könnten.<br />

Wenn die Maidan-Koalition<br />

die nächsten Wahlen gewinnt,<br />

wird dies die totale<br />

Unterwerfung des Landes<br />

an die westliche Finanzoligarchie<br />

mit sich bringen. Die<br />

potentielle Mitgliedschaft in<br />

der NATO, wie es die Koalition<br />

sich wünscht, brächte<br />

dann keine Sicherheit, sondern<br />

die Besetzung der<br />

Ukraine mit sich. Damit<br />

könnte sich die Bevölkerung<br />

kaum mehr von den Fesseln<br />

lösen, die ihnen die neue<br />

Führung angelegt hat. Doch<br />

so weit denken die Putschisten<br />

und ihre Anhänger<br />

in ihrer nationalistischen<br />

Euphorie gar nicht. Wären<br />

sie echte Patrioten, hätte<br />

die Maidan-Koalition den<br />

Ausgleich mit Europa und<br />

Russland gesucht und auch<br />

die russische Minderheit<br />

eingebunden. So jedoch<br />

biedern sie sich jenen Kräften<br />

an, für die die Ukraine<br />

nur ein neuer Markt ist, der<br />

billige Arbeitskräfte zur Verfügung<br />

stellt und enorme<br />

landwirtschaftliche Ressourcen<br />

besitzt. In wenigen Jahren<br />

gehört der Großteil des<br />

Landes irgendwelchen internationalen<br />

Konzernen, während<br />

sich die nächste Clique<br />

an Politikern und Opportunisten<br />

auf Kosten der Bevölkerung<br />

bereichert haben.<br />

(mm)<br />

16


Gebt uns das<br />

Schweizer<br />

System!<br />

I<br />

mmer wieder diskutiert<br />

man in Österreich<br />

und Deutschland über die<br />

Zukunft des politischen<br />

Systems. Warum übernehmen<br />

wir nicht jenes der<br />

Schweiz und passen es auf<br />

unsere nationalen Besonderheiten<br />

an?<br />

Unzählige, Dank der<br />

Prozenthürden, nicht gezählte<br />

Stimmen bei den<br />

Wahlen, ein undurchschaubares<br />

Geflecht politischer<br />

Parteien und Verbände,<br />

die ihre Macht<br />

einzementieren, fehlende<br />

Mitbestimmung der Bürger<br />

bei wichtigen Anliegen, von<br />

der Gunst des Bundes abhängige<br />

Kommunen und<br />

Bundesländer – all dies sind<br />

nur einige Beispiele dafür,<br />

warum wir uns die Schweiz<br />

durchaus als Vorbild nehmen<br />

können. Auch wenn<br />

die Eidgenossenschaft nicht<br />

überall ein Vorzeigemodell<br />

ist.<br />

Doch: In der Schweiz<br />

gibt es keine prozentual<br />

festgelegte Hürden für den<br />

Einzug in die Volksvertretungen.<br />

Jede Partei die genügend<br />

Stimmen für mindestens<br />

einen Sitz erreicht,<br />

zieht ein. Dafür müssen die<br />

größten Parteien in der<br />

Konkordanzregierung zusammenarbeiten.<br />

Angesichts<br />

dessen, dass beispielsweise<br />

in Österreich die<br />

Parteienlandschaft zersplittert<br />

und die beiden ehemaligen<br />

Großparteien SPÖ und<br />

ÖVP zu Mittelparteien werden,<br />

oder in der Bundesrepublik<br />

Millionen von Stimmen<br />

bei der Zusammensetzung<br />

des Bundestags keine<br />

Rolle spielen, weil die kleinen<br />

Parteien nicht über die<br />

Hürde von 5 Prozent kommen,<br />

besteht hier absoluter<br />

Handlungsbedarf.<br />

Eine neunköpfige Regierungsmannschaft<br />

die beispielsweise<br />

von den vier<br />

größten Parteien nach deren<br />

Stimmenanteil besetzt<br />

wird, und nach dem Kollegialitätsprinzip<br />

handeln<br />

muss, würde variable Mehrheiten<br />

ermöglichen.<br />

Deutschland hätte dann<br />

(laut letzter Wahl) eine Regierungsmannschaft<br />

aus<br />

Vertretern von CDU/CSU<br />

(4), SPD (3), Linken (1),<br />

und Grünen (1), während<br />

die Vertreter von FDP, AfD,<br />

Piraten & Co lediglich ihre<br />

Abgeordneten im Bundestag<br />

sitzen hätten. In Österreich<br />

bestünde die Regierungsmannschaft<br />

aus Vertretern<br />

von SPÖ (3), ÖVP<br />

(3), FPÖ (2), und Grünen<br />

(1). Im Parlament vertreten<br />

wären dann jedoch auch<br />

das BZÖ und die KPÖ.<br />

Nicht zu vergessen, die<br />

Gewaltenteilung zwischen<br />

den politischen Ebenen. Der<br />

Schweizer Föderalismus mit<br />

starken Kommunen und<br />

Kantonen, die in vielen Bereichen<br />

eine ausgeprägte<br />

Autonomie besitzen, machen<br />

gerade das direktdemokratische<br />

Element so effektiv.<br />

Wenn die unteren<br />

politischen Ebenen mehr Eigenverantwortung<br />

erhalten,<br />

können die Bürger auch<br />

besser mitentscheiden. Immerhin<br />

geht es dann um die<br />

Entwicklung im näheren<br />

Umfeld und nicht in fernen<br />

Landesteilen. Zudem<br />

bringt die finanzielle und<br />

wirtschaftliche Selbstverantwortung<br />

der unteren<br />

politischen Ebenen auch<br />

eine größere Ausgabendisziplin<br />

mit sich.<br />

In Österreich wäre die<br />

Umsetzung dabei leichter<br />

möglich, da es in der Alpenrepublik<br />

direktdemokratische<br />

Instrumente wie<br />

Volksbegehren und Volksabstimmungen<br />

gibt. In der<br />

Bundesrepublik müsste sich<br />

hingegen wohl erst eine politische<br />

Kraft finden oder<br />

gegründet werden, die die<br />

Umsetzung einer Staatsreform<br />

angehen möchte. Es<br />

heißt, dass in einer Demokratie<br />

die Staatsgewalt vom<br />

Volk ausgeht. Wenn wir das<br />

wirklich haben wollen, haben<br />

wir im politischen System<br />

der Schweiz ein interessantes<br />

Beispiel. (mm)<br />

17


Sonntagsfrage<br />

Österreich:<br />

FPÖ zieht SPÖ<br />

und ÖVP davon<br />

G<br />

laubt man den<br />

jüngsten Umfragen,<br />

liegt die FPÖ derzeit in der<br />

Gunst der Österreicher mit<br />

27 Prozent auf Platz 1. SPÖ<br />

(24 Prozent)<br />

und<br />

ÖVP (20<br />

Prozent)<br />

verlieren<br />

damit ihre<br />

absolute<br />

Mehrheit.<br />

Zu den<br />

Gewinnern<br />

zählt<br />

auch die<br />

liberale<br />

Jungpartei<br />

Neos, die<br />

in der<br />

Wählergunst<br />

mit<br />

13 Prozent inzwischen vor<br />

den Grünen (12 Prozent)<br />

liegt.<br />

Scheinbar haben die Österreicher<br />

ihr Vertrauen in<br />

die rot-schwarze Bundesregierung<br />

verloren. Angesichts<br />

der völligen Selbstdemontage<br />

von Faymann und<br />

Spindelegger ist dies kaum<br />

ein Wunder. Nach dem gewaltigen<br />

"Budgetloch", welches<br />

man offenbar erst<br />

nach den Nationalratswahlen<br />

entdeckte, dem Totalversagen<br />

beim Hypo-Desaster,<br />

und dem Belastungspaket<br />

sind SPÖ und noch<br />

mehr die ÖVP beim Wähler<br />

offensichtlich völlig unten<br />

durch.<br />

18<br />

Vom Niedergang der<br />

einstigen Großparteien und<br />

der Eintagsfliege "Team<br />

Stronach" profitieren dabei<br />

FPÖ und Neos. Erstere hatten<br />

im September 2013<br />

noch 20,5, Letztere 5,0 Prozent<br />

erhalten. Die Grünen<br />

(NRW: 12,4 Prozent) verharren<br />

dagegen auf der<br />

Stelle und können die<br />

Schwäche der Regierungsparteien<br />

nicht für sich ausnützen.<br />

Für die SPÖ bedeutet<br />

die aktuelle Umfrage<br />

einen weiteren Stimmenverlust<br />

von fast 3 Prozentpunkten,<br />

während die ÖVP<br />

sogar ein Minus von 4 Prozentpunkten<br />

verkraften<br />

müsste.<br />

Wenn es darum ginge,<br />

den Bundeskanzler direkt<br />

zu wählen, müssten SPÖ-<br />

Chef Werner Faymann (18<br />

Prozent) und FPÖ-Obmann<br />

Heinz-Christian Strache (17<br />

Prozent) ihr "Kanzlerduell"<br />

ausfechten. ÖVP-Nochchef<br />

Michael<br />

Spindelegger<br />

kämpft<br />

derweil<br />

nicht nur<br />

parteiintern<br />

um<br />

Rückhalt:<br />

gerade<br />

einmal 9<br />

Prozent<br />

der Österreicher<br />

würden ihn<br />

direkt zum<br />

Kanzler<br />

wählen,<br />

wenn sie<br />

die Möglichkeit dafür hätten.<br />

Abgeschlagen auf den<br />

Rängen liegen Neos-Obmann<br />

Matthias Strolz (7<br />

Prozent) und Grünen-Chefin<br />

Eva Glawischnig (6<br />

Prozent). (mm)


Konferenz<br />

der EU-<br />

Kritiker – Ein<br />

Bericht<br />

"<br />

Für ein besseres<br />

Europa außerhalb<br />

der EU" – so der vielversprechende<br />

Titel der Konferenz<br />

von TEAM – The European<br />

Alliance of EU-critical<br />

Movements am Samstag,<br />

den 22.2.20<strong>14</strong> in Kopenhagen.<br />

Ein Bericht von Elisabeth<br />

Sabler.<br />

Und das Treffen hielt,<br />

was es versprach. Vertreter<br />

aus zehn europäischen Ländern<br />

– einige davon sehen<br />

Sie auf dem Bild links - fanden<br />

sich zu einem Austausch<br />

aktueller, nationaler<br />

und natürlich EU-betreffender<br />

Themen ein und berichteten<br />

dem interessierten<br />

Publikum. Die Botschaften<br />

waren klar und deutlich:<br />

Überall in der EU herrscht<br />

derselbe Tenor: die Völker<br />

sind unzufrieden, weil die<br />

undemokratische EU nichts<br />

zum Wohle der Bürger, dafür<br />

alles für Konzerne und<br />

Banken tut.<br />

Da war die Rede von den<br />

angestrebten Vereinigten<br />

Staaten von Europa und einer<br />

dazu notwendigen, entsprechend<br />

neuen Gesetzgebung<br />

– natürlich alles ohne<br />

die Bürger zu befragen, von<br />

Waffenverkäufen an die<br />

Ukraine, von weiterer Aufrüstung<br />

und Ausweitung der<br />

EU-Battlegroups, von Arbeitsplatzschaffung<br />

durch<br />

mehr Waffenerzeugung,<br />

von neu geplanten Mechanismen<br />

wie z.B. einem SSM<br />

– Single Supervisory Mechanism<br />

(alle Banken in der<br />

Eurozone unter Oberaufsicht<br />

der EZB), einem SRM<br />

– Single Resolution Mechanism<br />

(einheitlicher Mechanismus<br />

zur Bankenabwicklung),<br />

von den Bankenfallstricken<br />

für Irland und –<br />

zweifelsohne der Paukenschlag<br />

des Tages – dass Island<br />

den Antrag für eine<br />

Aufnahme in die EU zurückziehen<br />

werde (<strong>Contra</strong> berichtete<br />

darüber).<br />

Die Gesamtschlussolgerung<br />

wie erwartet:<br />

die EU<br />

ist undemokratisch,<br />

agiert weitgehend<br />

entgegen<br />

der<br />

Wünsche<br />

der Bürger<br />

und schützt<br />

diese menschenverachtenden<br />

Aktionen<br />

auch noch durch Gesetze,<br />

bzw. sichert sich dadurch<br />

bereits im Vorfeld ab.<br />

Die Europäer wären ohne<br />

die EU und den Euro viel<br />

besser dran, da sie Kontrollund<br />

Richtungsmechanismen<br />

einsetzen könnten.<br />

Schlussendlich war es<br />

aber durchwegs positiv<br />

festzustellen, dass sich mutige<br />

Bürger europaweit finden,<br />

um Missstände aufzuzeigen,<br />

Grundwerte und<br />

Menschenrechte hochzuhalten<br />

und demokratische Mittel<br />

einzufordern.<br />

Bild: Einige der Konferenzteilnehmer<br />

19


Nach der<br />

Ukraine:<br />

Regime-<br />

Change in<br />

der Türkei?<br />

Angesichts der Korruptionsskandale<br />

und der zunehmend<br />

islamistisch-autokratischen<br />

Haltung der Regierung<br />

Erdogan, könnten die<br />

Vereinigten Staaten ihren<br />

wichtigsten NATO-Partner in<br />

der Region verlieren. Inzwischen<br />

gibt es schon erste<br />

Anzeichen dafür, dass die<br />

nächste Aktion eines von<br />

US-Diensten inszenierten<br />

Regierungswechsels in der<br />

Türkei stattfinden könnte.<br />

Die aufgeheizte Stimmung<br />

in der Türkei bietet<br />

einen guten Nährboden für<br />

jene destabilisierenden<br />

Kräfte, die sich schon in der<br />

Ukraine für einen Coup d'Etat<br />

einsetzten, um eine politisch<br />

genehmes Marionettenregime<br />

zu installieren.<br />

Der Militärisch-Industrielle-<br />

Komplex der Vereinigten<br />

Staaten kann einen Verlust<br />

der Türkei nicht riskieren,<br />

da das geostrategisch günstig<br />

gelegene Land ein wichtiger<br />

Brückenkopf für militärische<br />

Aktionen der NATO<br />

im mittleren Osten darstellt.<br />

Während man die innenpolitische<br />

Situation in Russland<br />

oder der Ukraine immer<br />

wieder thematisch ausschlachtet(e),<br />

genoss die<br />

Türkei bislang weitestgehend<br />

Narrenfreiheit. Immerhin<br />

durfte das wichtigste<br />

NATO-Land nicht verprellt<br />

werden. Und so glich<br />

die Kritik an den verbalen<br />

Ausritten gegen "ausländische<br />

Mächte" inklusive des<br />

US-Verbündeten Israel, der<br />

fehlenden Pressefreiheit,<br />

der teilweise ausufernde<br />

Polizeigewalt, sowie die Inhaftierung<br />

von Regierungsgegnern<br />

oftmals leerer rhetorischer<br />

Floskeln, wobei<br />

die westlichen Medien dieses<br />

Spiel gerne mitspielten.<br />

Doch nun droht das Ende<br />

der Ära Erdogan, so dass<br />

die transatlantischen Strategen<br />

alles erdenklich Mögliche<br />

daran setzen werden,<br />

dass die neue Führung ganz<br />

auf Linie der NATO liegen<br />

wird.<br />

Deshalb kann man davon<br />

ausgehen, dass über verdeckte<br />

Kanäle Unsummen<br />

zu diversen Protestgruppen<br />

fließen, um eine Eskalation<br />

zu provozieren. Der kürzlich<br />

bei Auseinandersetzungen<br />

zwischen Demonstranten<br />

und Sicherheitskräften getötete<br />

Junge war schon einer<br />

der Zündfunken für größere<br />

Demonstrationen und<br />

Proteste. Sollten nun wie in<br />

der Ukraine bezahlte<br />

Scharfschützen angeheuert<br />

werden, um noch mehr Tote<br />

auf den türkischen Straßen<br />

zu hinterlassen, könnte dies<br />

zu einem raschen Aus für<br />

die islamistische AKP Erdogans<br />

führen.<br />

Noch halten die USA Erdogan<br />

die Stange, doch unter<br />

der glänzenden Oberfläche<br />

beginnt die Unterstützung<br />

längst schon zu bröckeln.<br />

Die Geduld mit dem<br />

türkischen Premierminister<br />

ist in Washington nicht unendlich.<br />

Nur die gezielte<br />

Wahl eines potentiellen<br />

Nachfolgers der auch das<br />

türkische Militär und große<br />

Teile der Bevölkerung hinter<br />

sich hat, bietet hier eine<br />

Chance für die Interessen<br />

und Pläne der transatlantischen<br />

Strategen. Eine<br />

"Halbmond-Revolution" in<br />

der Türkei nach Beispiel der<br />

Ukraine böte einfach eine<br />

riesige Gelegenheit. Ob diese<br />

genutzt wird, werden die<br />

kommenden Wochen zeigen.<br />

(mm)<br />

20


W<br />

US-Wahlen: Das Wahlkampfbudget<br />

entscheidet über den Sieg<br />

ie eine sehr interessante Studie aufzeigt, entscheidet bei den Kongresswahlen<br />

in den Vereinigten Staaten das Wahlkampfbudget über die Siegeschancen<br />

der Kandidaten. Damit wird ein negativer Aspekt ersichtlich, der beim Mehrheitswahlrecht<br />

die Korruptionsanfälligkeit der Kandidaten verdeutlicht.<br />

Der ungeschriebene Grundsatz für Kandidaten bei den Wahlen zum Senat oder<br />

dem Repräsentantenhaus in den Vereinigten Staaten lautet in etwa: Wer zu Beginn<br />

der Kampagne die meisten Gelder auftreibt, motiviert weitere Geldgeber zu Spenden.<br />

Doch dies ist nicht die ganze Geschichte. Fakt ist auch, dass etwa neun von<br />

zehn Abgeordneten insgesamt mehr Geld für ihre Wahlkampagnen auftreiben konnten<br />

als ihre erfolglosen Herausforderer. Ebenso verfügen die Amtsinhaber durchschnittlich<br />

über knapp das Zweieinhalbfache (2,3 Millionen Dollar) Budget als ihre<br />

Kontrahenten (0,9 Millionen Dollar).<br />

Dadurch begeben sich die Kongressabgeordneten jedoch in eine gefährliche Abhängigkeit,<br />

die zu schwerwiegenden Entscheidungen führen können. Immerhin machen<br />

Großspenden 41 Prozent der gesamten Einnahmen für die Wahlkämpfe aus, 26<br />

Prozent stammen von den Spendenkommittees (Political Action Committee / PAC),<br />

und nur 23 Prozent von Kleinspenden der Bürger. Der Einfluss der großen Geldgeber<br />

auf die späteren politischen Entscheidungen kann deshalb durchaus als gegeben angesehen<br />

werden.<br />

In der Grafik auf Seite 22, die von der Antikorruptions-Organisation "represent.us"<br />

erstellt wurde, wird die gesamte Tragweite dieser Tatsache erst wirklich<br />

nachvollziehbar.<br />

M<br />

ehr von Exo-Comics<br />

finden Sie beispielsweise<br />

auf seiner Facebookseite:<br />

https://www.facebook.com/<br />

exocomic<br />

21


Offenlegung gemäß §25 Telemediengesetz<br />

Impressum<br />

Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber:<br />

<strong>Contra</strong>-Magazin, Montleartstraße 60, A-1160 Wien<br />

Geschäftsführung: Andreas Keltscha, Montleartstraße 60, A-1160 Wien<br />

Marco Maier, Jennen 8, A-6850 Dornbirn<br />

Telefon: 0043/699/11117128<br />

E-Mail Onlineredaktion: redaktion@contra-magazin.com<br />

E-Mail eMagazin: m.maier@contra-magazin.com<br />

Verlagsort: Wien, Österreich<br />

Grundlegende Richtung: Kritisches Meinungs- und Newsmagazin mit Schwerpunkt Politik,<br />

Wirtschaft und Finanzen.<br />

22


NSA<br />

automatisiert<br />

Spionage<br />

mittels<br />

Malware<br />

Von NSA-Trojanern infizierte<br />

Computer dürften offenbar<br />

keine Seltenheit<br />

sein, wie Berichte von<br />

Glenn Greenwald aufzeigen,<br />

die auf den Enthüllungen<br />

Edward Snowdens basieren.<br />

Damit können die US-<br />

Schnüffler jederzeit auf gespeicherte<br />

Daten zugreifen<br />

und auswerten.<br />

Bedenkt man, dass die<br />

Verwendung von NSA-Malware<br />

schon seit einigen<br />

Jahren praktiziert wird und<br />

sich die geleakten Daten<br />

auf Berichte von 2009 beziehen,<br />

wird das Ausmaß<br />

der Bedrohung persönlicher<br />

Daten durch wissbegierige<br />

NSA-Datensammler erst<br />

recht erkennbar. Einerseits<br />

deshalb, weil dies ziemlich<br />

sicher nur die Spitze des<br />

Eisbergs ist, andererseits<br />

sind seitdem rund fünf Jahre<br />

ins Land gezogen. Seitdem<br />

haben sich die technischen<br />

Möglichkeiten massiv<br />

verbessert. In dem Bericht<br />

von Greenwald und Ryan<br />

heißt es:<br />

Das automatisierte System<br />

– Codename TURBINE<br />

– wurde entwickelt um damit<br />

das aktuelle Implantate-Netzwerk<br />

auf einen<br />

großen Umfang (Millionen<br />

von Implantaten) zu skalieren,<br />

indem ein System kreiert<br />

wurde welches automatisch<br />

die Implantate nach<br />

Gruppen, anstatt einzeln<br />

kontrolliert.<br />

Im Jahr 2004, nach internen<br />

geheimen Aufzeichnungen,<br />

verwaltete die<br />

Agency ein kleines Netzwerk<br />

von etwa 100-150<br />

Implantaten. Doch während<br />

der nächsten 6-8 Jahre als<br />

eine Eliteeinheit namens<br />

23<br />

"Tailored Access Operations"<br />

(TAO) neue Hacker rekrutierte<br />

und diese neue<br />

Malware entwickelten, stieg<br />

die Zahl der Implantate in<br />

die Zehntausende.<br />

In vielen Fällen scheinen<br />

Firewalls und andere Sicherheitsmaßnahmen<br />

kein<br />

großes Hindernis für die<br />

NSA darzustellen. In der<br />

Tat vertrauen die Hacker<br />

der NSA auf ihr Können, jeden<br />

Sicherheitsmechanismus<br />

der dazwischen steht<br />

zu umgehen, und den Computer<br />

oder das Netzwerk zu<br />

gefährden. "Wenn wir das<br />

Ziel dazu bringen können,<br />

uns mit irgendeinem Webbrowser<br />

zu besuchen, können<br />

wir sie wahrscheinlich<br />

besitzen", rühmt sich ein<br />

Hacker der Agency in einem<br />

Geheimdokument.<br />

Den vollen Bericht in<br />

englischer Sprache finden<br />

Sie auf "The Intercept".<br />

(mm)


Russland-<br />

Disput als<br />

Vorwand für<br />

Fracking<br />

Die Abhängigkeit<br />

Deutschlands vom russischen<br />

Erdgas ist Wasser auf<br />

die Mühlen der Fracking-Befürworter.<br />

Insbesondere die<br />

europäische Stahlindustrie<br />

drängt darauf, die Ausbeutung<br />

von Schiefergas in der<br />

Europäischen Union zu forcieren,<br />

um die Wirtschaft<br />

nicht in eine neuerliche Krise<br />

stürzen zu lassen.<br />

Sollte Russland in Folge<br />

des Ukrainekonflikts<br />

und der aggressiven<br />

Haltung von<br />

EU und<br />

NATO den<br />

Gashahn<br />

nach Westeuropa,<br />

in<br />

die Ukraine<br />

und in die<br />

Türkei tatsächlich<br />

zudrehen,<br />

hätte dies –<br />

siehe Grafik<br />

links – einige<br />

Konsequenzen für die<br />

Energieversorgung für diese<br />

Länder. Allerdings müsste<br />

Russland dadurch auf mehrere<br />

Milliarden Dollar an<br />

Einnahmen verzichten, wodurch<br />

auch die russische<br />

Wirtschaft enormen Schaden<br />

nehmen würde. So lange<br />

der Konflikt also nicht<br />

wirklich in eine kriegerische<br />

Auseinandersetzung mündet,<br />

dürfte die Gefahr dafür<br />

äußerst gering sein.<br />

Für die europäische Industrie<br />

hingegen ist dies<br />

eine willkommene Gelegenheit,<br />

sich für die Schiefergasgewinnung<br />

mittels<br />

Fracking einzusetzen: “Angesichts<br />

der absoluten Notwendigkeit<br />

für Europa, seine<br />

Gasversorgungsquellen<br />

zu diversifizieren und Lösungen<br />

zu den im Vergleich<br />

zu den Hauptwettbewerbern<br />

gewaltigen Energiepreisen<br />

zu finden, sehen wir keine<br />

Alternative, als so rasch wie<br />

möglich mit der Nutzung<br />

von Schiefergas zu beginnen”,<br />

erklärte der Direktor<br />

des europäischen Dachverbands<br />

der Stahlproduzenten<br />

(Eurofer) Gordon Moffat.<br />

Für die Fracking-Lobbyisten<br />

ist die politische<br />

Auseinandersetzung<br />

ein gefundenes<br />

Fressen,<br />

um ihren Interessen<br />

erneut Nachdruck<br />

zu verleihen.<br />

Die Massenmedien<br />

unterstützen<br />

sie dabei, indem<br />

sie Russland<br />

den medialen<br />

Krieg erklärt haben.<br />

Dabei sollte<br />

klar sein, dass<br />

keine Seite ein<br />

wirkliches Interesse<br />

an einer militärischen<br />

Auseinandersetzung<br />

hat, da dies in einem nuklearen<br />

Desaster enden<br />

würde. (mm)<br />

24


Irlands<br />

Wirtschaft<br />

sackt ein<br />

D<br />

as angebliche Musterland<br />

unter den<br />

europäischen Krisenstaaten<br />

musste im vierten Quartal<br />

2013 einen drastischen<br />

Rückgang der Wirtschaftsleistung<br />

verkraften. Was für<br />

manche Beobachter überraschend<br />

kam, war jedoch<br />

angesichts der weiterhin<br />

anhaltenden ökonomischen<br />

Probleme abzusehen.<br />

Auf ganze 2,3 Prozent<br />

belief sich das Minus im<br />

letzten Vierteljahr, während<br />

die traditionell zu optimistischen<br />

Analysten von einem<br />

Wachstum in Höhe von 0,4<br />

Prozent ausgingen. Damit<br />

entspricht die Realität wieder<br />

einmal nicht den Prognosen<br />

angeblicher Experten,<br />

die offenbar aufs Geradewohl<br />

zu raten scheinen.<br />

Als Grund für den BIP-<br />

Rückgang werden der Rückgang<br />

beim Binnenkonsum<br />

(-0,6 Prozent) und deutlich<br />

stärker wachsende Importe<br />

(+5,8 Prozent) als Exporte<br />

(+2,1 Prozent) angegeben.<br />

Für das Gesamtjahr 2013<br />

bleibt somit ein Minus bei<br />

der Wirtschaftsleistung von<br />

0,3 Prozent. Bedenkt man,<br />

dass die Europäische Kommission<br />

für 20<strong>14</strong> und 2015<br />

mit Wachstumsraten von<br />

1,7 und 2,2 Prozent rechnet,<br />

dürften diese Schätzungen<br />

angesichts der nach<br />

wie vor angeschlagenen<br />

Wirtschaft auf der grünen<br />

Insel auch deutlich zu hoch<br />

gegriffen sein.<br />

Die massiven Sparmaßnahmen<br />

von etwa 31 Milliarden<br />

Euro während der<br />

letzen fünf Jahre, sowie die<br />

umfangreiche Auswanderungswelle<br />

setzten der irischen<br />

Wirtschaft stark zu.<br />

Hinzu kommt, dass der<br />

Großteil der "Rettungsgelder"<br />

zu den Banken floss,<br />

während den Menschen und<br />

der Realwirtschaft immer<br />

mehr abverlangt wurde.<br />

Damit kann man der europäischen<br />

Krisenpolitik auch<br />

im Falle Irlands ein Totalversagen<br />

vorwerfen. (mm)<br />

Hier<br />

könnte<br />

Ihre<br />

Werbung<br />

stehen.<br />

25


Die Abzocker<br />

von der Wall-<br />

Street<br />

W<br />

as macht man an<br />

der Wall Street,<br />

wenn die Gewinne sinken<br />

und unzählige Mitarbeiter<br />

auf die Straße gesetzt werden?<br />

Richtig: Man erhöht<br />

die Boni für das Spitzenpersonal.<br />

Mit durchschnittlich<br />

164.530 Dollar bekamen<br />

die Wall-Street-Mitarbeiter<br />

2013 um etwa 15 Prozent<br />

mehr als noch im Vorjahr.<br />

Ein neuer Rekord seit dem<br />

Vorkrisenjahr 2007.<br />

Insgesamt erhielten die<br />

Börsenzocker an der New<br />

Yorker Wall Street Boni in<br />

Höhe von 26,7 Milliarden<br />

Dollar – vom kleinen Angestellten<br />

bis hin zu den Top-<br />

Managern in den oberen<br />

Etagen der Glaspaläste.<br />

Trotz des schwierigen Umfelds<br />

und den finanziellen<br />

Schwierigkeiten gilt scheinbar<br />

das Motto, dass nur exorbitant<br />

hohe Boni gute<br />

Leute anlocken. Dabei sank<br />

der Gewinn dieser Unternehmen<br />

um 30 Prozent auf<br />

16,7 Milliarden Dollar.<br />

Doch die 26,7 Milliarden<br />

Dollar sind nur Schätzungen<br />

anhand der Einkommensteuerdaten.<br />

Nicht darin<br />

enthalten sind Aktienoptionen<br />

und aufgeschobene<br />

Vergütungen. Für die New<br />

Yorker Stadtkasse sind die<br />

steigenden Boni natürlich<br />

eine willkommene Sache,<br />

da sie dadurch schätzungsweise<br />

100 Millionen Dollar<br />

mehr an Steuern erhält.<br />

Dennoch gibt es auch viel<br />

Unverständnis bei den Menschen,<br />

zumal solche exorbitant<br />

steigenden Bonuszahlungen<br />

schlecht zu den vielen<br />

Kündigungen passen.<br />

Dieses Missverhältnis zeigen<br />

auch folgende Zahlen:<br />

Während nur 5 Prozent aller<br />

New Yorker Beschäftigten in<br />

26<br />

der Finanzindustrie arbeiten,<br />

kassieren sie 22 Prozent<br />

aller Einkommen.<br />

Dabei sinkt die Zahl der<br />

Mitarbeiter in dieser Branche<br />

seit zwei Jahren: Allein<br />

letztes Jahr musste ein Jobabbau<br />

von 1,2 Prozent<br />

verkraftet werden, und für<br />

dieses Jahr dürfte wohl<br />

ebenfalls kaum ein Plus<br />

machbar sein. Doch während<br />

der Durchschnittslohn<br />

eines Wall-Street-Mitarbeiters<br />

mit 360.700 Dollar im<br />

Jahr (2012) durchschnittlich<br />

das Fünffache dessen beträgt,<br />

was in der gesamten<br />

Privatwirtschaft bezahlt<br />

wird, schaffen sie ja keinen<br />

echten Mehrwert. Im Gegenteil:<br />

Sie schaffen aus<br />

Geld noch mehr Geld und<br />

können mit ihren Casinospielchen<br />

die ganze Realwirtschaft<br />

ins Elend stürzen.<br />

(mm)


US-Arbeitsmarkt:<br />

Mit diesem Tempo<br />

gibt es in 28 Jahren<br />

Vollbeschäftigung<br />

D<br />

er US-Arbeitsmarkt schafft zwar<br />

neue Jobs, doch bei weitem viel<br />

zu wenige um damit in Richtung Vollbeschäftigung<br />

zu marschieren. Wenn das<br />

aktuelle Tempo bei der Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

anhält, würden die Vereinigten<br />

Staaten noch ganze 28 Jahre brauchen,<br />

um die vorhandene menschliche<br />

Arbeitskraft voll und ganz zu nutzen.<br />

Dank eines Rückgangs bei den Teilzeitbeschäftigten<br />

und einem gesamten Plus<br />

bei den neuen Stellen von <strong>14</strong>7.000 im Februar,<br />

konnte die US-Wirtschaft der<br />

volkswirtschaftlichen Definition einer Vollbeschäftigung<br />

um 45.000 Stellen, gerechnet<br />

in Vollzeit-Äquivalenten (VZÄ)*,<br />

näher rücken. Was auf den ersten Blick<br />

gut klingt, ist angesichts der massiven<br />

Unterbeschäftigung jedoch nur ein Tropfen<br />

auf den heißen Stein.<br />

Heute ist die US-Wirtschaft trotz des<br />

angeblichen Wirtschaftsaufschwungs um<br />

ganze 2,2 Millionen Arbeitsplätze weiter<br />

von einer Vollbeschäftigung entfernt, als<br />

es noch im Jahr 2009<br />

mitten in der Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise<br />

der Fall war. Interessant<br />

hierbei ist<br />

die Tatsache, dass die<br />

Fed im Rahmen von<br />

"Quantitative Easing"<br />

im Februar mit 1<strong>02</strong>,7<br />

Milliarden Dollar rund<br />

das Achtfache dessen<br />

in die Finanzmärkte<br />

pumpte als noch im<br />

Januar (12,7 Milliarden<br />

Dollar), das Jobwachstum<br />

jedoch im<br />

Januar deutlich stärker<br />

war. Konservative<br />

Beobachter führen dies jedoch auch auf<br />

die Streichung des staatlichen Arbeitslosengelds<br />

zurück, was mehr Menschen in<br />

den Arbeitsmarkt drängte.<br />

Also, im Februar 20<strong>14</strong> hatten die USA<br />

insgesamt um rund 2 Millionen Jobs<br />

(VZÄ) weniger als noch im November<br />

2007. In der Zwischenzeit ist jedoch die<br />

Bevölkerung im Erwerbsalter um 13,9<br />

Millionen Personen gewachsen. Allerdings<br />

sank die Erwerbstätigenquote in diesem<br />

Zeitraum um satte 3 Prozent oder 7,4<br />

Millionen Menschen. Um diese Lücke wieder<br />

aufzufüllen und dem Wachstum der<br />

Bevölkerung im Erwerbsalter gerecht zu<br />

werden, bräuchten die Vereinigten Staaten<br />

mit dem aktuellen Stellenwachstum<br />

ganze 28 Jahre, um wieder Vollbeschäftigung<br />

im Land zu haben. Doch angesichts<br />

der maroden Staatsfinanzen könnten die<br />

Pläne der Obama-Administration zur Verbesserung<br />

der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

rasch ins Wasser fallen.<br />

(mm)<br />

*Vollzeit-Äquivalent bedeutet, dass<br />

zum Beispiel 2 Jobs zu 20, oder 5 Jobs zu<br />

8 Stunden pro Woche einem Vollzeitjob<br />

mit 40 Stunden entsprechen.<br />

27


Chinas<br />

Automarkt im<br />

Februar mit<br />

großem<br />

Minus<br />

N<br />

ach Angaben der<br />

Vereinigung der chinesischen<br />

Automobilhersteller<br />

(CAAM) sank die Zahl<br />

der verkauften Autos im Februar<br />

gegenüber dem Vormonat<br />

auf 1,6 Millionen Einheiten.<br />

Dies entspricht einem<br />

Rückgang um rund 26<br />

Prozent. Im Vergleich zum<br />

Februar 2013 entspricht<br />

dies einem Rückgang von<br />

5,4 Prozent.<br />

Besonders betroffen von<br />

den schleppenden Verkäufen<br />

waren die chinesischen<br />

Eigenmarken. Diese mussten<br />

von Januar auf Februar<br />

20<strong>14</strong> einen Absatzrückgang<br />

von 29 Prozent verkraften.<br />

Auch beim Export mussten<br />

die chinesischen Hersteller<br />

mit 53.700 Exemplaren ein<br />

Minus von 22 Prozent verkraften.<br />

Trotz des Einbruchs im<br />

vergangenen Monat zeigten<br />

sich die Vertreter der CAAM<br />

zuversichtlich, was die weitere<br />

Entwicklung betrifft.<br />

Immerhin beträgt das jährliche<br />

Verkaufsplus 18 Prozent.<br />

Da jedoch die jährliche<br />

Produktion um 21,5<br />

Prozent stieg, bestehen offenbar<br />

noch große Überkapazitäten.<br />

(mm)<br />

D<br />

Hypo-Finanzdebakel:<br />

Opposition startet<br />

Petition<br />

ie österreichischen Oppositionsparteien FPÖ,<br />

Grüne, Team Stronach und Neos nehmen eine<br />

Onlinepetition zur Aufklärung des Finanzdebakels rund<br />

um die Hypo-Alpe-Adria in Angriff. Da die Bundesregierung<br />

einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss<br />

verweigert, wollen die Oppositionsparteien damit<br />

Druck zur Aufklärung der Causa aufbauen.<br />

Im Namen der Opposition haben die Nationalratsabgeordneten<br />

Elmar Podgorschek (FPÖ), Mag. Werner<br />

Kogler (Grüne), Ing. Robert Lugar (TS) und Dr. Rainer<br />

Hable (Neos) eine Petition betreffend "umfassende<br />

Aufklärung des Hypo-Alpe-Adria-Finanzdebakels und<br />

Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses"<br />

bei der Präsidentin des Nationalrats,<br />

Frau Mag. a Barbara Prammer eingereicht.<br />

Bislang konnten schon rund 30.000 Unterschriften<br />

von Bürgern gesammelt werden, die sich für eine<br />

lückenlose Aufklärung des wohl knapp 18 Milliarden<br />

Euro teuren Debakels einsetzen. Damit beweisen die<br />

Oppositionsparteien trotz mannigfaltiger politischer<br />

Differenzen, dass man die Aufgabe als Volksvertreter<br />

dennoch gemeinsam wahrnehmen kann.<br />

Um die Petition lesen und zu unterzeichnen, folgen<br />

Sie bitte dem Link auf unserer Homepage zur Petitionsseite<br />

des Nationalrats. (mm)<br />

28


R<br />

oland Düringer, Kabarettist und Aussteiger, hat sprichwörtlich die Nase voll.<br />

Seit Januar 2013 versuchte er sich nach und nach aus dem System zurückzuziehen.<br />

Dabei will er weitestgehend auf alle Annehmlichkeiten verzichten, welche<br />

uns vom System abhängig machen. Nur sein Notebook und das Internet benötigt er<br />

wirklich um seine Einträge in das Videotagebuch zu stellen.<br />

Können sie sich vorstellen ohne Auto, TV, Radio, Printmedien, Supermärkte oder<br />

dem Plastikgeld auszukommen? Für Roland Düringer war es sicher auch nicht einfach,<br />

auf all diese Dinge die uns angeblich das Leben so versüßen zu verzichten.<br />

Nach und nach gelang ihm jedoch dieses Kunststück. Sicher war es nicht immer<br />

einfach, dafür gewann er allerdings ein Stück mehr Freiheit!<br />

Es gibt natürlich Dinge, die auch an Roland Düringer nicht vorübergehen. Die Finanzmisere<br />

der Hypo-Alpe-Adria und die Zuständigen, die sich aus der Verantwortung<br />

stehlen wollen, stoßen Düringer sauer auf. Genauso wie wir alle ist er an einer<br />

lückenlosen Aufklärung des Finanz-Krimis interessiert, und setzt sich daher für<br />

einen Untersuchungsausschuss ein. In einem Brief an Vizekanzler und Finanzminister<br />

Michael Spindelegger bekundet er seinen Unmut und ruft mit Nachdruck dazu<br />

auf, die Verantwortlichen zu finden und sie an einer Lösung zu beteiligen. Denn wir<br />

österreichischen Steuerzahler sind diejenigen, die mit Sicherheit nicht mit der Pleite<br />

in Verbindung zu bringen sind. Dennoch würde die finanzielle Last auf uns zurückfallen.<br />

(aek)<br />

Roland Düringers Videotagebuch finden Sie unter: www.gueltigestimme.at<br />

29


Betreff:<br />

Unser<br />

Steuergeld<br />

Werter Herr Dr. Spindelegger,<br />

so wie vielen anderen<br />

Steuerzahlern liegt auch<br />

mir seit geraumer Zeit etwas<br />

im Magen, etwas wirklich<br />

schwer Verdauliches:<br />

Die Hypo Alpe Adria International<br />

AG. Hier scheint ja<br />

einiges ganz schön schief<br />

gelaufen zu sein, obwohl ich<br />

den Verdacht hege, dass es<br />

für so manchen ganz gut<br />

gelaufen ist und leider auch<br />

noch weiterhin gut laufen,<br />

vielleicht sogar zu einem<br />

glücklichen Ende kommen<br />

wird – glücklich deswegen,<br />

weil nicht zur Verantwortung<br />

gezogen. Der beste<br />

Bankraub ist ja immer noch<br />

der, den keiner bemerkt.<br />

Für den Großteil der Bevölkerung<br />

allerdings ist es wie<br />

so oft wieder einmal<br />

schlecht gelaufen. Die Bürger<br />

müssen wohl wieder<br />

einmal bürgen, mit ihrer Arbeitsleistung<br />

und ihren kleinen<br />

Vermögen. Wir Steuerzahler<br />

werden für die Machenschaften<br />

der Gierigen<br />

bestraft und die Umverteilung<br />

von Fleißig zu Reich<br />

geht munter weiter. Es sei<br />

denn, es finden sich mutige<br />

Politiker, die endlich aufstehen,<br />

den Rücken gerade<br />

machen und das tun, wofür<br />

wir sie bezahlen: den Menschen<br />

im Lande zu dienen,<br />

Entscheidungen zum Wohle<br />

der Bevölkerung zu treffen<br />

und bereit zu sein, die richtigen<br />

Fragen zu stellen:<br />

Warum, zum Beispiel,<br />

werden nicht alle für die<br />

Kreditvergabe und die ordentliche<br />

Geschäftsführung<br />

der Hypo Alpe Adria Verantwortlichen,<br />

die Vorstände<br />

und Aufsichtsräte, geklagt<br />

und zur Rechenschaft gezogen?<br />

Warum wird einem heimischen<br />

Schuhfabrikanten<br />

von Seiten der Finanzmarktaufsicht<br />

der Prozess gemacht,<br />

bei diesen Machenschaften<br />

aber offenbar ein<br />

Auge zugedrückt?<br />

Welche Banken, Finanzinvestoren<br />

und Hedgefonds<br />

kassierten als Gläubiger seit<br />

der Verstaatlichung unsere<br />

Steuergelder und werden<br />

noch weiter kassieren?<br />

In welchem Ausmaß hat<br />

die Raiffeisen Gruppe davon<br />

profitiert?<br />

Warum haftet die Bayrische<br />

Landesbank nicht für<br />

die Vollständigkeit und ordnungsgemäße<br />

Bewertung<br />

der Bilanzpositionen in der<br />

Übergabebilanz? Wurde diese<br />

Klausel im Übernahmevertrag<br />

im Tausch gegen<br />

schlechtes Geld gestrichen?<br />

Warum lassen wir uns<br />

jetzt unter anderem von einem<br />

ehemaligen Investmentbanker<br />

namens Dirk<br />

Notheis um teures Geld beraten<br />

– jener Herr, der damals<br />

die Bayrische Landesbank<br />

im Rahmen der Verstaatlichung<br />

beraten und<br />

damit uns über den Tisch<br />

gezogen hat – einem "Experten"<br />

also, gegen den in<br />

Deutschland wegen Beihilfe<br />

zur Untreue in einem ähnlichen<br />

Fall ermittelt wird?<br />

Und vor allem: Warum<br />

konnte ein damaliger Finanzminister<br />

eine "geschminkte<br />

Leiche" wie die<br />

Hypo auf unsere Kosten zurückkaufen?<br />

Von welchem<br />

Teufel wurde er damals geritten?<br />

Wer oder was hat<br />

ihn dazu getrieben? In wessem<br />

Interesse geschah diese<br />

Blitzaktion, hatte vielleicht<br />

Raiffeisen die Hände<br />

im Spiel? Immerhin gewähren<br />

sie dem „pflegebedürftigen<br />

und politikverdrossenen“<br />

Josef Pröll seither ja<br />

Unterschlupf.<br />

Herr Dr. Spindelegger!<br />

Als höchster politischer Vertreter<br />

in abgabenrechtlichen<br />

Angelegenheiten sollte es<br />

Ihr Interesse sein, weil Interesse<br />

aller Staatsbürger,<br />

diese Causa aufzuklären,<br />

die Schuldigen, Mittäter und<br />

Profiteure zu finden, bereits<br />

geflossene Steuerzahlungen<br />

bis zur Zieladresse zu verfolgen<br />

und weitere Zahlungslasten<br />

der Bevölkerung<br />

in dieser schändlichen<br />

Angelegenheit zu verhindern.<br />

Wenden Sie weiteren<br />

Schaden ab und lehnen Sie<br />

einen parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschuss<br />

nicht länger ab. Dienen Sie<br />

nicht weiter den Finanzhaien,<br />

ihren Verbündeten und<br />

den schwarzen Schafen ihrer<br />

Zunft, sondern uns, denen<br />

Sie verpflichtet sind.<br />

Lassen Sie es nicht zu, dass<br />

unser Glaube an den<br />

Rechtsstaat und die Demokratie<br />

endgültig erlischt.<br />

30


Für viele Menschen in<br />

diesem Land wird es, nach<br />

und nach, enger und enger<br />

und sie haben die Schnauze<br />

gestrichen voll. Verhindern<br />

wir, dass ihre Wut eines Tages<br />

auch unsere Strassen<br />

heimsucht und der Staat<br />

sein wahres Gesicht zeigen<br />

muss: Die Diktatur.<br />

Ich selbst habe mich einer<br />

parteiunabhängigen<br />

Bürgerinitiative angeschlossen,<br />

in der wir die Einsetzung<br />

eines parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschusses<br />

zur Causa Hypo<br />

fordern. Denn wer ein Problem<br />

erkennt und nichts<br />

dagegen tut, ist selbst ein<br />

Teil des Problems.<br />

Ich hoffe auf eine weise<br />

Entscheidung ihrerseits, dadurch<br />

bliebe uns das Kasperltheater<br />

eines "Weisenrates"<br />

erspart.<br />

In eigener Sache<br />

Wir möchten uns herzlich bei unseren Lesern bedanken:<br />

In den ersten 16 Tagen dieses Monats durften<br />

wir mehr als 32.000 Besucher und über 45.000 Seitenaufrufe<br />

verzeichnen.<br />

Dass wir nach etwas mehr als 4 Monaten ohne Werbebudget<br />

und große Promotion auf eine solch große<br />

Leserschaft zählen dürfen, haben wir nicht erwartet.<br />

Der große Ansturm innerhalb weniger Stunden am<br />

vergangenen Sonntag führte sogar dazu, dass unser<br />

Server zwischenzeitlich etwas überfordert war, wofür<br />

wir uns bei Ihnen entschuldigen möchten.<br />

Selbstverständlich werden wir uns bemühen, Ihnen<br />

weiterhin täglich Meinungen und News zu aktuellen<br />

und zeitlosen Themen liefern zu können.<br />

Sollten Sie Interesse daran haben für uns zu schreiben,<br />

so melden Sie sich doch einfach bei uns. Zwar<br />

können wir (noch) keine Vergütung dafür anbieten,<br />

doch wir wollen weiter wachsen und dieses Projekt in<br />

die Gewinnzone führen.<br />

Andre Eric Keller & Marco Maier<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

Roland Düringer<br />

Kasten 10.3.<strong>14</strong><br />

Das <strong>Contra</strong>-Magazin ist<br />

natürlich auch auf Twitter<br />

vertreten:<br />

@contra_magazin<br />

PS: Und falls ihnen bei<br />

Gelegenheit Herr Faymann<br />

über den Weg läuft, sprechen<br />

sie ihn bitte darauf an<br />

und versuchen sie auch ihn<br />

auf die Seite des Volkes zu<br />

ziehen.<br />

Besuchen Sie doch unseren<br />

Youtube-Channel. Neben<br />

interessanten gesammelten<br />

Videos wollen wir<br />

Ihnen in näherer Zukunft<br />

auch eigene Produktionen<br />

(News, Reportagen, Berichte,<br />

usw.) anbieten.<br />

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