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Qualitätsuntersuchungen und Vergleich verschiedener Welsarten ...

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Aus der Forschung<br />

Qualitätsuntersuchungen <strong>und</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>verschiedener</strong><br />

<strong>Welsarten</strong> auf dem deutschen Markt<br />

Berit Wasenitz 1,2 , Dr. Horst Karl 2 , Prof. Dr. Harry W. Palm 1 –<br />

1 Aquakultur <strong>und</strong> Sea-Ranching, Agrar- <strong>und</strong> Umweltwissenschaftliche Fakultät, Justus-von-Liebig-Weg 6, 18059 Rostock<br />

2 Max Rubner-Institut, Institut für Sicherheit <strong>und</strong> Qualität bei Milch <strong>und</strong> Fisch, Palmaille 9, 22767 Hamburg<br />

Einleitung<br />

Fische sind ein nahrhaftes, wohlschmeckendes <strong>und</strong><br />

vielseitiges Lebensmittel, das in einer ges<strong>und</strong>en Ernährung<br />

nicht fehlen sollte. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Überfischung<br />

vieler kommerzieller Bestände <strong>und</strong> stagnierender<br />

bzw. rückläufiger Fangmengen, die 2009 gemäß<br />

FAO global bei ca. 76,1 Mio. t Fisch lagen, kann<br />

die wachsende Weltbevölkerung nicht allein über die<br />

Fischerei versorgt werden. Hier zeigt sich die Bedeutung<br />

der Fischproduktion in Aquakulturanlagen. Die<br />

Aufzucht aquatischer Organismen unter kontrollierten<br />

Bedingungen sowohl im Süß- als auch im Salzwasser<br />

erfährt seit Jahren weltweit einen Boom. 2009 belief<br />

sich die Menge produzierter Fische aus der globalen<br />

Aquakultur bereits auf 36,1 Mio. t, mit steigender Tendenz.<br />

Nach Ausführungen von Klinkhardt (2010) ist<br />

die Aquakultur mittlerweile zum am schnellsten wachsenden<br />

Sektor des Lebensmittelbereiches avanciert.<br />

In Deutschland zeigt sich diese Entwicklung über<br />

eine gestiegene Vielfalt an teilweise exotischen Aquakulturprodukten<br />

am Markt. Neben Karpfen <strong>und</strong> Forellen,<br />

welche traditionell in Deutschland in Teichen <strong>und</strong><br />

Durchflussanlagen (Fließkanälen) produziert werden,<br />

finden sich viele importierte Fische <strong>und</strong> Fischerzeugnisse,<br />

die vor allem als tiefgefrorene Waren dem Handel<br />

zugeführt werden. Zu ihnen zählen beispielsweise Salmoniden<br />

wie der Atlantische Lachs (Salmo salar), der<br />

insbesondere in Norwegen in der Aquakultur gezüchtet<br />

wird, Buntbarsche (Oreochromis spp., Tilapia spp.)<br />

aus Kulturen u. a. in Taiwan sowie Schlankwelse, dem<br />

Pangasius (Pangasius spp.) aus der Fischzucht in Vietnam<br />

(Klinkhardt, 2010). Derzeit hat der Verbraucher<br />

eine große Auswahl an Aquakulturfisch <strong>und</strong> entscheidet<br />

beim Kauf nach seinen Erwartungen <strong>und</strong> Ansprüchen.<br />

Diese richten sich nach Piwernetz (2011) aufgr<strong>und</strong> des<br />

gestiegenen Ges<strong>und</strong>heitsbewusstseins der Bevölkerung<br />

u. a. an eine ges<strong>und</strong>heitsfördernde Wirkung von Fisch<br />

<strong>und</strong> Fischerzeugnissen. Zudem wird die Herkunft der<br />

Tiere zum Kaufentscheid herangezogen.<br />

Ein wichtiger Trend ist das zunehmende Angebot<br />

von Fisch aus einer nachhaltigen Produktion, welches<br />

sich anhand <strong>verschiedener</strong> Qualitätssiegel erkennen<br />

lässt. Bereits jedem zweiten deutschen Erwachsenen<br />

ist gemäß tk-report (2011) das MSC-Siegel (Marine<br />

Stewardship Council) für Fisch <strong>und</strong> Meeresfrüchte<br />

aus nachhaltiger mariner Fischerei ein Begriff. Dass<br />

auch viele Aquakulturen nachhaltig produzieren <strong>und</strong><br />

dementsprechend zertifiziert sind geht angesichts medialer<br />

Negativschlagzeilen, die den Fokus des öffentlichen<br />

Interesses vornehmlich auf negativ dargestellte<br />

Umweltaspekte <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Risiken lenken,<br />

bisweilen verloren. Bei Übertreibung führt dies nach<br />

Ausführungen von Knösche (2010) „zu einer manipulierten<br />

öffentlichen Wahrnehmung der Aquakultur“.<br />

Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, wurden unlängst<br />

die ersten Produkte von Pangasius <strong>und</strong> Tilapien<br />

nach Richtlinien des neu eingeführten ASC-Standards<br />

(Aquaculture Stewardship Council) zertifiziert <strong>und</strong> sind<br />

in absehbarer Zeit am deutschen Markt erhältlich. Den<br />

Verbraucher erwarten Erzeugnisse, die mit dem ASC-<br />

Siegel ausgestattet sind <strong>und</strong> demzufolge für eine nachhaltige<br />

<strong>und</strong> verantwortungsvolle Aquakulturproduktion<br />

stehen (Fischmagazin, 2012). Neben der Herkunft<br />

spielen als Kaufkriterien auch die regionale Erzeugung<br />

sowie die Produktqualität, Lebensmittelsicherheit<br />

<strong>und</strong> die Preise eine nicht zu unterschätzende Rolle.<br />

Bei der Betrachtung der Qualität, die gemäß Karl<br />

<strong>und</strong> Manthey Karl (2012) in „optimaler bzw. guter<br />

Ausprägung vorhanden sein sollte“, müssen auch für<br />

Aquakulturprodukte die Attribute wie u. a. frisch, guter<br />

Geschmack, ohne Fehlaromen <strong>und</strong> ohne Rückstände<br />

sowie mikrobiologisch einwandfrei zutreffen.<br />

Qualität von Fischfilets<br />

Mit der Beurteilung von Fischfleischqualitäten wurde<br />

sich bereits in vielen wissenschaftlichen Publikationen<br />

auseinandergesetzt. Diese wird von vielen unterschiedlichen<br />

Faktoren beeinflusst. Was mit<br />

Fischerei & Fischmarkt in MV • 4/2012, S. 19-25<br />

19


Aus der Forschung<br />

der Wahl des Tiermaterials, den Haltungs- <strong>und</strong> Fütterungsbedingungen<br />

sowie den biologischen <strong>und</strong> physiologischen<br />

Eigenschaften der Tiere beginnt <strong>und</strong> den<br />

Gr<strong>und</strong>stein für die spätere Produktqualität legt, setzt<br />

sich mit der Behandlung während der Verarbeitung<br />

<strong>und</strong> des Transports fort <strong>und</strong> endet später über den<br />

Handel bis in die Küche des Verbrauchers. Bisher liegen<br />

u. a. Arbeiten vom Institut für Binnenfischerei e.V.<br />

Potsdam-Sacrow <strong>und</strong> dem Max Rubner-Institut (MRI),<br />

Institut für Sicherheit <strong>und</strong> Qualität bei Milch <strong>und</strong> Fisch,<br />

in Hamburg vor. Das MRI befasst sich seit Jahren mit<br />

der Qualität von Fischen, u. a. auch aus Aquakulturanlagen<br />

auf dem deutschen Markt.<br />

Bisher fehlte ein systematischer <strong>Vergleich</strong> von regional<br />

erzeugten Aquakulturprodukten mit anderweitig<br />

verfügbaren Produkten am Markt. Im Rahmen einer<br />

Abschlussarbeit im Masterstudiengang Aquakultur an<br />

der Universität Rostock (Wasenitz, 2012) wurden Untersuchungen<br />

von am deutschen Markt erhältlichen,<br />

naturbelassenen Tiefkühlfilets unterschiedlicher <strong>Welsarten</strong><br />

aus verschiedenen Aquakulturanlagen durchgeführt.<br />

Die Kontrollen der gewählten vier <strong>Welsarten</strong> <strong>und</strong><br />

ihrer Filets erfolgten nach standardisierten, gängigen<br />

Untersuchungsmethoden am MRI in Hamburg. Die<br />

Begutachtungen umfassten chemische <strong>und</strong> physikalische,<br />

mikrobiologische sowie sensorische Analysen<br />

zur aussagefähigen Gesamteinschätzung der Produkte<br />

<strong>und</strong> ihrer „inneren Qualität“.<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Zu den ausgewählten Materialien zählten:<br />

1. Filets Europäischer Welse (Silurus glanis) aus<br />

Abwuchs in einer Teichwirtschaft in Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Sie wurden nach mehrwöchiger<br />

Hälterung geschlachtet <strong>und</strong> in einer regionalen<br />

Fischmanufaktur zu Superfrozen ® -Filets verarbeitet<br />

(Abb. 1 <strong>und</strong> 2).<br />

2. Filets Afrikanischer Welse (Clarias gariepinus)<br />

aus Zucht in einer geschlossenen Warmwasser-<br />

Kreislaufanlage (KLA), ebenfalls in MV. Die Tiere<br />

wurden einige Tage gehältert, getötet <strong>und</strong> in der<br />

hiesigen Produktionshalle zu tiefgefrorenen Einzelfilets<br />

verarbeitet (Abb. 3 <strong>und</strong> 4).<br />

3. Gefrorene Filets vom Afrikanischen Welshybriden<br />

mit Markennamen „Claresse ® “(Heterobranchus<br />

longifilis × Clarias gariepinus) aus Aquakultur (geschlossene<br />

Warmwasser-KLA) in den Niederlanden<br />

(Abb. 5 <strong>und</strong> 6).<br />

4. Gefrorene Filets vom Pangasius (Pangasianodon<br />

hypophthalmus) aus Aquakultur in Vietnam (Abb.<br />

7 <strong>und</strong> 8).<br />

Die hier unter 3. <strong>und</strong> 4. aufgeführten Materialien<br />

wurden als TK-Filets in handelsüblichen Verpackungsgrößen<br />

im Großhandel gekauft. Die beiden erstgenannten<br />

Arten 1., 2. wurden auf ihrem Weg vom lebendfrischen<br />

Ganzfisch zum tiefgefrorenen Filet begleitet<br />

<strong>und</strong> bei den Produzenten direkt erworben.<br />

Die Beschaffenheit <strong>und</strong> Qualität des Fischmuskelfleisches<br />

der Proben wurde nach folgenden Methoden<br />

geprüft:<br />

1. Zu den chemischen Kontrollen zählten die Bestimmungen<br />

der Gr<strong>und</strong>zusammensetzungen der Filets.<br />

Diese umfassten die Wassergehalte, die Gehalte<br />

an Protein <strong>und</strong> Fett sowie der Rohasche. Darüber<br />

hinaus wurden die Fettsäurezusammensetzungen<br />

<strong>und</strong> die Gehalte an Mineralstoffen Phosphor <strong>und</strong><br />

Selen ermittelt. Die angewandten Methoden beruhten<br />

auf der Amtlichen Sammlung von Untersuchungsmethoden<br />

(AS) nach §64 LFGB <strong>und</strong> §35<br />

LMBG <strong>und</strong> modifizierten Methoden für Fisch <strong>und</strong><br />

Fischerzeugnisse, wie sie am MRI genutzt werden.<br />

2. Im Rahmen der physikalischen Untersuchungen<br />

wurden die pH-Werte, die Auftau- <strong>und</strong> Garverluste<br />

sowie die Textur (Festigkeit) <strong>und</strong> das Wasserbindevermögen<br />

nach am MRI modifizierten<br />

Arbeitsanweisungen bestimmt. Die Erfassung der<br />

Aromaprofile <strong>und</strong> die Farbspektren erfolgten nach<br />

instrumentellen Methoden, der Geruchsmessung<br />

durch Gassensor-Array <strong>und</strong> der Farbmessung nach<br />

dem Spektralverfahren gemäß DIN 5033.<br />

3. Um den mikrobiologischen Status der Welsproben<br />

zu erfassen wurden die Gesamtkeimzahlen,<br />

die Anzahl an Shewanellen (zeigen den beginnenden<br />

Verderb von Fisch an) <strong>und</strong> die Keimzahlen<br />

gramnegativer Mikroorganismen (hauptsächlich<br />

Bakterien der Familie der Enterobacteriaceae)<br />

bestimmt. Außerdem wurden auffällige<br />

Kolonien auf Ihre Bakterienart hin untersucht <strong>und</strong><br />

unter Nutzung ausgewählter Tests mit Überbegriff<br />

„Bunte Reihe“ sowie dem API ® 20E Testsystem<br />

identifiziert. Die mikrobiologischen Kontrollen erfolgten<br />

vorwiegend nach MRI-internen Arbeitsanweisungen,<br />

die auf Untersuchungsmethoden<br />

nach AS §64 LFGB <strong>und</strong> §35 LMBG sowie<br />

auf der Fachliteratur zur Lebensmittelmikrobiologie<br />

basieren.<br />

20 Fischerei & Fischmarkt in MV • 4/2012, S. 19-25


Aus der Forschung<br />

Abb. 1: Europäischer Wels<br />

Quelle: Ahrenhorster Edelfisch GmbH<br />

Abb. 2: Filet Europäischer Wels, getaut<br />

Quelle: Berit Wasenitz<br />

Abb. 3: Afrikanischer Wels<br />

Quelle: PAL Anlagenbau GmbH<br />

Abb. 4: Filet Afrikanischer Wels, getaut<br />

Quelle: Berit Wasenitz<br />

Abb. 5: Claresse ®<br />

Quelle: ANOVA Seafood BV<br />

Abb. 6: Filet Claresse ® , getaut<br />

Quelle: Berit Wasenitz<br />

Abb. 7: Pangasius<br />

Quelle: Aloseafood CO., LTD<br />

Abb. 8: Filet Pangasius, getaut<br />

Quelle: Berit Wasenitz<br />

Fischerei & Fischmarkt in MV • 4/2012, S. 19-25<br />

21


Aus der Forschung<br />

4. Die sensorischen Eigenschaften der Welsfilets<br />

konnten durch eine Profilprüfung (nach Methoden<br />

gemäß AS §64 LFGB <strong>und</strong> §35 LMBG) an gegarten<br />

Prüfproben herausgestellt werden. Ein geschultes<br />

Verkosterpanel, das sich aus zehn Mitarbeitern<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftlern des MRI zusammensetzte,<br />

bewertete die Intensität der festgelegten Merkmalseigenschaften<br />

für das Aussehen, den Geruch,<br />

Geschmack <strong>und</strong> die Konsistenz des Fischfleisches.<br />

Am Ende der Profilprüfung wurde eine Gesamtbewertung<br />

durch die Sensoriker abgegeben. Des<br />

Weiteren wurde die subjektive Bevorzugung von<br />

ungeschulten Testpersonen bei einer Verkostung<br />

von entsprechenden Welsproben im Rahmen eines<br />

Messeauftritts erfasst.<br />

Ergebnisse<br />

Während sich die chemischen Zusammensetzungen<br />

der Hauptkomponenten von Filets Afrikanischer Welse<br />

<strong>und</strong> Claresse ® ähnelten, fielen Pangasiusfilets durch<br />

ihre sehr hohen Wassergehalte <strong>und</strong> korrespondierend<br />

geringen Protein- <strong>und</strong> Fettanteile auf. Hier konnte in<br />

Verbindung mit den hohen pH-Werten von einer Nutzung<br />

wasserbindender Zusatzstoffe ausgegangen<br />

werden, da bei Untersuchungen durch das MRI an<br />

Pangasiusproben bei ähnlichen Zusammensetzungen<br />

phosphathaltige Additive nachgewiesen wurden. Bei<br />

Filets der natürlich abgewachsenen Europäischen<br />

Welse zeigte sich dagegen ein sehr hoher Fettgehalt.<br />

Dieser Umstand bescherte der Spezies eine positive<br />

Fettsäurezusammensetzung im Fischfleisch mit Hinblick<br />

auf die wichtigen n-3- sowie n-6-Fettsäuren <strong>und</strong> ihrem<br />

Verhältnis zueinander. Der Anteil der beiden genauer<br />

betrachteten langkettigen n-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure<br />

(EPA) <strong>und</strong> Docosahexaensäure (DHA), die<br />

nach Literaturangaben ges<strong>und</strong>heitliche Vorteile erbringen<br />

sollen, war hier am höchsten <strong>und</strong> konnte auch bei<br />

den Afrikanischen Welsfilets als gut eingestuft werden.<br />

In begutachteten Pangasiusfilets waren ihre Anteile am<br />

geringsten. Bei der Analyse von Phosphor <strong>und</strong> Selen<br />

ergaben sich für die beiden <strong>Welsarten</strong> aus der Zucht<br />

in KLA im <strong>Vergleich</strong> zu Europäischen Welsen <strong>und</strong> Pangasius<br />

höhere Anteile. Dies war positiv zu bewerten,<br />

da diese Mineralstoffe in einer ausgewogenen Humanernährung<br />

essentiell sind <strong>und</strong> nicht fehlen sollten.<br />

Die Untersuchungen der physikalischen Qualitätsparameter<br />

zeigten für die erfassten pH-Werte von Europäischen-,<br />

Afrikanischen Welsen <strong>und</strong> Claresse ® keine<br />

Auffälligkeiten, die auf einen Verderb hindeuteten.<br />

Sie waren vergleichbar zu End-pH-Werten, die Fische<br />

als verkehrsfähig einstufen lassen. Einzig Pangasiusfilets<br />

wiesen einen hohen pH-Wert auf, der aus den genannten<br />

Gründen negativ zu beurteilen war. Durch die<br />

Kompression von Filet-Prüflingen ließen sich die Festigkeit<br />

bzw. Textur <strong>und</strong> das Wasserbindevermögen ermitteln.<br />

Für Filets Europäischer Welse konnte eine weiche<br />

Textur bzw. geringe Festigkeit nachgewiesen werden,<br />

die negativ zu bewerten war. Die übrigen <strong>Welsarten</strong><br />

überzeugten durch ein festeres Gefüge ihres Fleisches.<br />

Obwohl die Auftauverluste der Europäischen Welse in<br />

etwa dem Glasuranteil entsprachen <strong>und</strong> die Wasserbindeeigenschaften<br />

die beste Bewertung ergab, wurde<br />

bei dieser Welsart der höchste Garverlust festgestellt.<br />

Bei der Betrachtung dieser Parameter konnten die Afrikanischen<br />

Welse mit geringen Garverlusten <strong>und</strong> gutem<br />

Wasserbindevermögen überzeugen, was zu durchweg<br />

positiven Benotungen führte. Mit der instrumentellen<br />

Farbmessung zeigte sich, dass die verschiedenen<br />

<strong>Welsarten</strong> in ihren Helligkeiten untereinander kaum<br />

variierten. Anhand der betrachteten Farbdaten konnte<br />

abgeschätzt werden, dass die Fischfilets Europäischer<br />

<strong>und</strong> Afrikanischer Welse sowie der Claresse ® eine<br />

inhomogene Struktur aufwiesen <strong>und</strong> die beiden letztgenannten<br />

zwei Arten ähnliche Farben zeigten. Dagegen<br />

ergab sich für die Pangasiusfilets eine gewisse<br />

Uniformität. Insgesamt konnte anhand der ermittelten<br />

Farbspektren keine Qualitätsbeurteilung vorgenommen<br />

werden. Auch die Aromaprofile für Europäische, Afrikanische<br />

Welse <strong>und</strong> Claresse ® ließen keine Bewertung<br />

der Qualität zu. Bei dieser Analyse konnten keine eindeutigen<br />

Clusterbildungen festgestellt werden, die eine<br />

Abgrenzung der jeweiligen Welsart zuließ.<br />

Mit den Untersuchungen des mikrobiologischen<br />

Status der einzelnen Welsprodukte zeigten sich Unterschiede<br />

zwischen den im Großhandel gekauften<br />

<strong>und</strong> bereits länger tiefgefrorenen Erzeugnissen von<br />

Claresse ® <strong>und</strong> Pangasius gegenüber den frisch produzierten<br />

Filets von Europäischen <strong>und</strong> Afrikanischen<br />

Welsen. Die Keimzahlen der Filets von Claresse ® bewegten<br />

sich in einem Bereich, der für eine gute Qualität<br />

sprach. Dagegen wurden bei Filets Europäischer<br />

<strong>und</strong> Afrikanischer Welse sehr hohe Gesamtkeimzahlen<br />

ausgemacht, die nur knapp unter den Richtwerten der<br />

DGHM (Deutsche Gesellschaft für Hygiene <strong>und</strong> Mikrobiologie)<br />

lagen. Ebenso verhielt es sich mit den<br />

Keimzahlen von Shewanellen <strong>und</strong> gramnegati-<br />

22 Fischerei & Fischmarkt in MV • 4/2012, S. 19-25


Aus der Forschung<br />

ven Mikroorganismen, was zu negativen Bewertungen<br />

der beiden Spezies führte. Pangasiusfilets zeigten eine<br />

relativ gute Qualität. Aufgr<strong>und</strong> eines offenbar minderwertigen<br />

Filets in der betrachteten Charge erreichte<br />

die Gesamtkeimzahl für die Schlankwelse jedoch den<br />

ausgewiesenen Richtwert der DGHM <strong>und</strong> damit das<br />

schlechteste Ergebnis für diese Untersuchung. Mit der<br />

Identifikation einzelner Bakterienarten wurden bei Europäischen<br />

Welsen die größte Anzahl unterschiedlicher<br />

Spezies festgestellt.<br />

Die sensorischen Begutachtungen r<strong>und</strong>eten die<br />

Betrachtung der Fleischqualitäten ab. Mit den Profilprüfungen<br />

an gegarten Filetproben konnte festgestellt<br />

werden, dass sich die verschiedenen <strong>Welsarten</strong> im<br />

Aussehen erwartungsgemäß unterschieden. Auch im<br />

Hinblick auf die Konsistenzen gab es Unterschiede,<br />

wobei die Filets der einzelnen Spezies von faserig,<br />

krümelig bis saftig <strong>und</strong> musig sowie wasserlässig variierten.<br />

Im Geruch wurden neben dem Aroma nach<br />

gekochten Kartoffeln/Milch bei zwei <strong>Welsarten</strong> auch<br />

stark abweichende Nuancen, die als modrig <strong>und</strong> ammoniakalisch<br />

beschrieben wurden, festgestellt. Diese<br />

traten ebenfalls im Geschmack zutage. Ein intensiver<br />

modriger Geschmackseindruck nach Teichboden wurde<br />

bei Europäischen Welsen als Fehlaroma empf<strong>und</strong>en,<br />

wobei dieses möglicherweise auch als positives<br />

Geschmacksmerkmal angenommen werden kann. Die<br />

bereits wahrgenommene chemische Nuance nach<br />

Ammoniak deutete auf einen beginnenden Verderb<br />

hin, der aber nicht sämtliche Filets der begutachteten<br />

Schlankwelse betraf. Das Attribut süß, dass auch<br />

mit einem gewissen Frischeempfinden in Verbindung<br />

steht, zeigte sich ebenfalls in markanter Ausprägung<br />

bei dieser Art. Die Ergebnisse für die Bevorzugung<br />

durch die geschulten Sensoriker spiegelten deren Empfindlichkeit<br />

gegenüber Abweichungen in Konsistenzen<br />

sowie durch off-flavor induzierte Geruchs- <strong>und</strong> Geschmacksfehler<br />

wieder. Die Welse aus den geschlossenen<br />

Aquakulturanlagen schnitten sensorisch wesentlich<br />

besser ab als die Europäischen Welse <strong>und</strong> die Pangasiusfilets.<br />

Die Afrikanischen Welse wurden durch die<br />

geschulten Panelisten favorisiert. Ähnliche Resultate<br />

ergaben sich bei einer Verkostung durch die Verbraucher.<br />

Obwohl aufgr<strong>und</strong> der Stichprobengröße keine<br />

endgültige Aussage getroffen werden konnte, wurde<br />

der Afrikanische Wels auch hier von vielen Testern<br />

bevorzugt, wohingegen Pangasius das Schlusslicht bildete.<br />

Europäische Welse wurden von diesen Personen<br />

weniger abwertend beurteilt, trotzdem auch hier die<br />

modrige Note erkannt wurde (Geschmacksmerkmal<br />

siehe oben). Claresse ® konnte nur wenige Konsumenten<br />

überzeugen, was vor allem damit zusammenhing,<br />

dass es sich um einen Hybriden handelt <strong>und</strong> diese<br />

künstliche Erzeugung von den Probanden abgelehnt<br />

wurde.<br />

Bewertung ausgewählter Parameter<br />

zur Qualitätsbeurteilung<br />

Um die Ergebnisse <strong>und</strong> damit die Qualitäten der unterschiedlichen<br />

<strong>Welsarten</strong> besser beurteilen zu können,<br />

wurde ein Ranking anhand der erzielten Einzelergebnisse<br />

durchgeführt. Die als bewertbar betrachteten<br />

qualitätsbestimmenden Parameter der verschiedenen<br />

Qualitätskriterien wurden über eine Bemessung nach<br />

Schulnotensystem mit Abstufung von 1(sehr gut) bis 4<br />

(ausreichend) bewertet. Die einzelnen Abschätzungen<br />

sind den Tabellen 1 bis 4 zu entnehmen. Die Abstufungen<br />

wurden in Anlehnung an ein Ampelsystem farblich<br />

unterlegt.<br />

Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend konnte mit den Untersuchungen<br />

festgestellt werden, dass eindeutig Qualitätsunterschiede<br />

in der Fleischgüte der auf heimischen Märkten angebotenen<br />

<strong>Welsarten</strong> auftraten. Welse aus Züchtung<br />

in geschlossenen KLA brachten die besten Fleischqualitäten<br />

hervor, wie aus der Gesamtbewertung der<br />

abgefragten Kriterien in Tabelle 5 ersichtlich ist. Hier<br />

stachen die Afrikanischen Welse mit den besten Ergebnissen<br />

insgesamt klar heraus. Dennoch war die Mikrobiologie<br />

bei dieser Spezies als verbesserungswürdig<br />

zu beurteilen. Claresse ® konnte mit einer guten Qualität<br />

überzeugen. Für beide Spezies muss am Markt<br />

mit einem Filetpreis von ca. 5 bis 10 €/kg gerechnet<br />

werden. Europäische Welse aus naturnahem Abwuchs<br />

zeigten dagegen eine nur befriedigende Qualität.<br />

Bei Produkten dieser Art könnte jedoch neben der<br />

Mikrobiologie die Sensorik im Hinblick auf Fehlaromen<br />

optimiert werden, da sich diese aus möglicherweise zu<br />

kurzen Hälterungszeiten ergeben. Damit ließen sich<br />

die hohen Filetpreise rechtfertigen, die sich zwischen<br />

ca. 15 <strong>und</strong> 18 €/kg bewegen. Aus ernährungsphysiologischer<br />

Sicht ist ein Konsum der beprobten Europäischen<br />

Welse weitaus günstiger für den menschlichen<br />

Organismus als der Verzehr der begutachteten<br />

Pangasiusfilets. Diese zeigten insgesamt die<br />

Fischerei & Fischmarkt in MV • 4/2012, S. 19-25<br />

23


Aus der Forschung<br />

Europäische Welse Afrikanische Welse Claresse ® Pangasius<br />

n-3-Fettsäuren in 100 g Fischfleisch 1 2 3 4<br />

EPA + DHA in 100 g Fischfleisch 1 2 3 4<br />

Verhältnis n-6 / n-3 1 2 4 3<br />

Phosphor 3 1 2 4<br />

Selen 3 1 2 nicht bestimmt<br />

Summe 9 8 14 15<br />

Note 2 1 3 4<br />

Europäische Welse Afrikanische Welse Claresse ® Pangasius<br />

pH-Wert 1 1 1 4<br />

Festigkeit (Textur) 4 1 1 1<br />

Wasserbindung 1 2 3 4<br />

Garverlust 4 1 2 3<br />

Summe 10 5 7 12<br />

Note 3 1 2 4<br />

Tab. 1:<br />

Bewertung von Qualitätsparametern<br />

nach<br />

chemischen Analysen<br />

Bewertung nach Schulnoten-,<br />

Ampelsystem:<br />

1 – sehr gut , 2 – gut ,<br />

3 – befriedigend ,<br />

4 - ausreichend<br />

Tab. 2:<br />

Bewertung von Qualitätsparametern<br />

nach physikalischen<br />

Analysen<br />

Europäische Welse Afrikanische Welse Claresse ® Pangasius<br />

GKZ 3 2 1 4<br />

Shewanellen 4 3 2 1<br />

gramnegative Mikroorganismen 4 3 2 1<br />

Summe 11 8 5 6<br />

Note 4 3 1 2<br />

Tab. 3:<br />

Bewertung der mikrobiologischen<br />

Qualität<br />

Europäische Welse Afrikanische Welse Claresse ® Pangasius<br />

Tab. 4:<br />

Bevorzugung des Sensorikpanels 3 1 2 4<br />

Bevorzugung der Verbraucher 2 1 3 4<br />

Abfrage mag ich / mag ich nicht 1 1 4 3<br />

Summe 6 3 9 11<br />

Note 2 1 3 4<br />

Europäische Welse Afrikanische Welse Claresse ® Pangasius<br />

Preisspanne* 15-18 €/ kg 1 5-10 €/ kg 1,2 8,50 €/ kg 3 4-8 €/kg 3<br />

Chemisch 9 8 14 15<br />

Physikalisch 10 5 7 12<br />

Mikrobiologisch 11 8 5 6<br />

Sensorisch 6 3 9 11<br />

Summe 36 24 35 44<br />

Gesamtnote 3 1 2 4<br />

Bewertung der sensorischen<br />

Qualität<br />

Tab. 5:<br />

Gesamtbewertung der<br />

Welsfleischqualitäten<br />

24 Fischerei & Fischmarkt in MV • 4/2012, S. 19-25


Aus der Forschung<br />

schlechteste Fleischqualität, sind jedoch vergleichsweise<br />

preisgünstig mit ca. 4 bis 8 €/kg Fischfilet.<br />

Die Untersuchungen zeigen, dass – im Gegensatz<br />

zu der häufig in der Öffentlichkeit vertretenen Meinung<br />

– Aquakulturfische aus geschlossenen Anlagen<br />

ernährungsphysiologisch <strong>und</strong> geschmacklich deutlich<br />

hervorzuhebende Vorteile gegenüber anderen Fischen<br />

haben können. Afrikanische Welse aus einer geschlossenen<br />

Aquakultur in Mecklenburg-Vorpommern heben<br />

sich dabei sowohl von dem heimischen Wels Siluris<br />

glanis aus einer Teichkultur als auch gegenüber den<br />

bereits weitestgehend beim Verbraucher bekannten<br />

Welshybriden Claresse ® in Qualität <strong>und</strong> Geschmack<br />

ab. Der aufgr<strong>und</strong> seines geringen Preises auf dem<br />

deutschen Markt zunehmend anzutreffende Schlankwels<br />

Pangasius aus Vietnam hat deutliche Defizite,<br />

wodurch sich zukünftig Chancen für eine heimische<br />

Welsaquakultur in geschlossenen Anlagen bieten. Es<br />

bedarf jedoch weiterer Anstrengungen, die Konsumenten<br />

<strong>und</strong> die lebensmittelverarbeitende Industrie von<br />

den Vorzügen hiesiger Aquakulturprodukte zu überzeugen.<br />

Dabei sollten die ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong> ernährungsphysiologischen<br />

Vorteile <strong>und</strong> die nachhaltige Produktion<br />

zu PR-Zwecken genutzt werden. Insbesondere<br />

die Aufzucht in geschlossenen KLA hat ihren Nutzen<br />

für die Gesellschaft <strong>und</strong> sollte werbewirksam kommuniziert<br />

werden. Dabei kann auch mit der regionalen<br />

Erzeugung auf die Verb<strong>und</strong>enheit der Verbraucher<br />

mit der „Heimat“ geworben werden, vorausgesetzt<br />

die Vorzüge dieser Produkte werden transparent <strong>und</strong><br />

überzeugend vermittelt.<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Harry W. Palm<br />

harry.palm@uni-rostock.de<br />

Fischerei & Fischmarkt in MV • 4/2012, S. 19-25<br />

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