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eb - Elektrische Bahnen Lettische Eisenbahnen planen über 800km Elektrifizierung (Vorschau)

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www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

B 2580<br />

5/2014<br />

Mai<br />

Standpunkt<br />

Steffen Röhlig<br />

Fokus<br />

Thema<br />

<strong>Lettische</strong> <strong>Eisenbahnen</strong> <strong>planen</strong> <strong>über</strong> 800 km <strong>Elektrifizierung</strong><br />

<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge bei DB Fernverkehr<br />

Energieversorgung des öffentlichen Verkehrs mit Blick in die Zukunft<br />

Modulare Multilevel-Direktumrichter<br />

Praxis<br />

<strong>Elektrische</strong>s Lokomotivprüfzentrum im Werk Dessau<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

<strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> im Nordostkorridor der USA<br />

Störungs- und Arbeitsmeldesystem SAM der ÖBB Infrastruktur<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>Elektrifizierung</strong> mit 2 AC 30/15 kV 16,7 Hz in Schweden<br />

Fahrleitungsanlagen<br />

Elektromechanische Antri<strong>eb</strong>e für Oberleitungsschalter<br />

Historie<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung einst und heute


Grundlagen zu <strong>Elektrische</strong>n Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />

und ihrer Energieversorgung<br />

Das Buch wendet sich an Studierende der elektrischen Energietechnik, der Regelungstechnik und<br />

des Maschinenbaus. Es gibt einen Überblick <strong>über</strong> die Grundlagen der elektrischen Zugförderung<br />

und beschreibt schwerpunktmäßig die Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik. Danach wird die Energieversorgung<br />

der <strong>Bahnen</strong> (16 2/3 Hz, 50 Hz, GS) unter besonderer Berücksichtigung der Leistungselektronik<br />

und der Netzrückwirkungen behandelt.<br />

Die dritte Auflage berücksichtigt maßg<strong>eb</strong>liche Entwicklungen, die ihren Weg in die Bahnpraxis<br />

gefunden haben oder bald finden werden. Dies betrifft besonders die Technik der permanenterregten<br />

Synchronmaschinen sowie des umrichtergeführten Mittelfrequenz-Transformators zum<br />

Ersatz des besonders bei der Bahnstromfrequenz 16 2/3 Hz sehr schweren Haupttransformators,<br />

neue Zweikraft- oder Hybrid-Fahrzeuge sowie die neue Topologie des Modularen Multilevel<br />

Converters (MMC) in der Bahnstromerzeugung 16 2/3 Hz.<br />

Andreas Steimel<br />

3. Auflage 2014, 416 Seiten, 170 x 240 mm<br />

Broschur mit interaktivem eBook (Online-Lesezugriff im MediaCenter)<br />

ISBN: 978-3-8356-7134-8<br />

Preis: € 57,–<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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___ Ex.<br />

<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und ihre Energieversorgung<br />

3. Auflage – ISBN: 978-3-8356-7134-8<br />

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Standpunkt<br />

Internationale Themen<br />

I<br />

n dieser Ausgabe der Zeitschrift <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> wird unter anderem <strong>über</strong> Entwicklungen<br />

in Lettland, Österreich, Schweden und den<br />

USA berichtet.<br />

Der mit rund zwei Millionen Einwohnern relativ<br />

kleine europäische Staat Lettland plant die Neuelektrifizierung<br />

nahezu seines halben Eisenbahnnetzes,<br />

einschließlich der Umstellung der vorhandenen<br />

Strecken von DC 3 kV auf dann einheitlich AC 25 kV<br />

50 Hz. Wenn dieses Projekt zur Ausführung gelänge,<br />

würde es eines der größeren <strong>Elektrifizierung</strong>sprojekte<br />

in Europa darstellen. Die Strecken werden nach<br />

heutiger Planung mit einem Autotransformatorsystem<br />

(AT-System) ausgerüstet, <strong>eb</strong>en bei dieser Nennspannung<br />

keine Seltenheit.<br />

Über Schweden wird in diesem Heft berichtet,<br />

dass eine Strecke zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit<br />

<strong>eb</strong>enfalls mit einem AT-System ausgerüstet<br />

wurde, hier jedoch bei einer Fahrleitungsnennspannung<br />

von AC 15 kV 16,7 Hz. Und das ist noch<br />

immer keine Selbstverständlichkeit. In Deutschland<br />

existiert bis jetzt nur auf der Strecke Prenzlau<br />

– Stralsund ein derartiges System. Bei Neubauvorhaben<br />

wie VDE 8 Nürnberg – Erfurt – Halle/<br />

Leipzig oder auch bei der in Planung befindlichen<br />

Neubaustrecke Wendlingen – Ulm wird sozusagen<br />

konventionell g<strong>eb</strong>aut, <strong>eb</strong>enso in der Schweiz auf<br />

der Gotthard-Basislinie. Dennoch ist das AT-System<br />

ein probates Mittel gerade dann, wenn kein eigenes<br />

Bahnstromnetz vorhanden ist, die Unterwerke<br />

an ein nichtbahneigenes Übertragungsnetz angeschlossen<br />

werden müssen und der Abstand der Unterwerke<br />

auch deswegen möglichst groß sein soll.<br />

Und es eignet sich auch dort, wo die Zugdichte<br />

und die abgeforderte Leistung nicht so groß sind,<br />

dass ein dichterer Unterwerksabstand gerechtfertigt<br />

ist. Man darf gespannt sein, ob AT-Systeme<br />

bei noch ausstehenden Streckenelektrifizierungen<br />

auch in den 16,7-Hz-Ländern eine Rolle spielen<br />

werden.<br />

In der Neuen Welt spielt die Eisenbahn im öffentlichen<br />

L<strong>eb</strong>en heute bekanntlich eine eher untergeordnete<br />

Rolle. Dennoch gibt es auch dort<br />

allein aufgrund der Landesgröße <strong>Eisenbahnen</strong><br />

größerer Dimension. Die elektrischen <strong>Bahnen</strong> an<br />

der Ostküste der USA haben zunehmend Personen-<br />

und Güterverkehr zwischen den Metropolen<br />

abzuwickeln. Mancher Unterscheid zu den europäischen<br />

<strong>Bahnen</strong> wird im Beitrag in diesem Heft<br />

deutlich, nicht nur bei den außergewöhnlichen<br />

Nennspannungen.<br />

In Österreich wurde ein neues Stör- und Arbeitsmeldesystem<br />

entwickelt und installiert. Dies geschah<br />

insbesondere mit dem Ziel, vorher existierende unterschiedliche<br />

Störmanagementsysteme durch ein<br />

einheitliches zu ersetzen und somit die Betri<strong>eb</strong>sführung<br />

insgesamt effektiver zu machen. Auch so ein<br />

Thema gehört zum elektrischen Betri<strong>eb</strong>.<br />

N<strong>eb</strong>en diesen Themen aus dem Ausland werden<br />

neue Komponenten für Oberleitungsanlagen<br />

vorgestellt.<br />

Die Aufsätze dieser Ausgabe deuten die Themenbreite<br />

bei elektrischen <strong>Bahnen</strong> nur an. Sofern es die<br />

Zeit der schreibenden Experten erlaubt, wird die <strong>eb</strong><br />

auch weiterhin <strong>über</strong> die Entwicklung bei elektrischen<br />

<strong>Bahnen</strong> in breiter Form berichten.<br />

Dr. Steffen Röhlig<br />

Chefredakteur<br />

112 (2014) Heft 5<br />

241


Inhalt<br />

5 / 2014<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

241 S. Röhlig<br />

Internationale Themen<br />

244 <br />

Fokus<br />

Thema<br />

<strong>Lettische</strong> <strong>Eisenbahnen</strong> <strong>planen</strong> <strong>über</strong><br />

800 km <strong>Elektrifizierung</strong><br />

246 <br />

<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge bei DB<br />

Fernverkehr<br />

248 <br />

Energieversorgung des öffentlichen<br />

Verkehrs mit Blick in die Zukunft<br />

250 <br />

Modulare Multilevel-Direktumrichter<br />

Praxis<br />

252 <br />

Titelbild<br />

Motion of a speeding train<br />

©iStock.com/cpaulfell<br />

H. Ehms<br />

<strong>Elektrische</strong>s Lokomotivprüfzentrum im<br />

Werk Dessau


EIN/ON<br />

AUS/OFF<br />

Inhalt<br />

Hauptbeiträge<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

307 <br />

Historie<br />

254<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung einst und heute<br />

272 <br />

Input<br />

Anlagenverbesserung<br />

Anlagenstörung<br />

J.-P. Pally<br />

<strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> im Nordostkorridor der USA<br />

Electric train operations in the Northeast Corridor of the USA<br />

La traction électrique sur le corridor Nord-Est des Ètats-Unis<br />

Entstörungsprozess<br />

Analyseprozess<br />

Monitoring<br />

(Meldungen richtigstellen)<br />

Reporting<br />

(Störungen clustern)<br />

Entstörung<br />

(vollverf.)<br />

Entstörung<br />

(teilverf.)<br />

Maßnahmenableitung<br />

(Verbesserungsmaßnahmen)<br />

Output<br />

Störungsmeldung<br />

Entstörungsdisposition<br />

Ursachenerh<strong>eb</strong>ung<br />

Störungsabschluss<br />

Nachrichten<br />

310 <strong>Bahnen</strong><br />

312 Energie und Umwelt<br />

313 Produkte und Lösungen<br />

Diagnosesysteme<br />

G. Punz, N. Pröll<br />

Störungs- und Arbeitsmeldesystem SAM der<br />

ÖBB Infrastruktur<br />

Fault and work reporting system SAM of ÖBB Infrastruktur<br />

Le système de notification des défauts et des travaux SAM<br />

de ÖBB Infrastruktur<br />

314 Berichtigungen und Nachtrag<br />

316 Impressum<br />

U3 Termine<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

3<br />

1<br />

2<br />

282 <br />

2 Negativfeeder 2 Stromrichtung<br />

2<br />

Oberleitung<br />

30 kV<br />

4<br />

Rückleiter<br />

Schienen<br />

I = 0<br />

15 kV<br />

I = 0<br />

Erdungskabel<br />

Grenze BT-Speisung<br />

Grenze AT-Speisung<br />

Rückleiter<br />

Oberleitungsmast<br />

294 <br />

P. Deutschmann, J.-P. Marquass<br />

<strong>Elektrifizierung</strong> mit 2 AC 30/15 kV 16,7 Hz in Schweden<br />

Electrification using 2 AC 30/15 kV 16,7 Hz in Sweden<br />

Electrification en 2 AC 30/15 kV 16,7 Hz en Suède<br />

Fahrleitungsanlagen<br />

5<br />

0<br />

1<br />

3<br />

1<br />

2<br />

4<br />

A. Dölling<br />

Elektromechanische Antri<strong>eb</strong>e für Oberleitungsschalter<br />

Electro-mecanical drivers for overhead contact line switches<br />

Entraînements électromécaniques pour commutateurs pour<br />

caténaires


Fokus Thema<br />

<strong>Lettische</strong> <strong>Eisenbahnen</strong> <strong>planen</strong> <strong>über</strong><br />

800 km <strong>Elektrifizierung</strong><br />

Die <strong>Lettische</strong>n <strong>Eisenbahnen</strong> <strong>planen</strong> die <strong>Elektrifizierung</strong> von rund 800 km Eisenbahnstrecken in den kommenden<br />

Jahren. Das Netz soll mit einem Autotransformatorsystem 2 AC 50/25 kV 50 Hz ausgerüstet<br />

werden und auch die bisher mit DC 3 kV elektrifizierten Strecken um die Hauptstadt Riga einschließen.<br />

Bild 1:<br />

<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei den <strong>Lettische</strong>n <strong>Eisenbahnen</strong>, hier Tri<strong>eb</strong>zug der Baureihe ER2T im Bahnhof Jaunolaine auf der Strecke Riga –<br />

Jelgava (Foto: Jānis Vilniņš, 2012 [1]).<br />

Im Frühjahr 2014 haben die <strong>Lettische</strong>n <strong>Eisenbahnen</strong><br />

(Latvijas Dzelzceļš, LDz) die Vorplanung für die<br />

<strong>Elektrifizierung</strong> von <strong>über</strong> 800 Streckenkilometern<br />

ausgeschri<strong>eb</strong>en. Ziel ist es, vor allem den Güterverkehr<br />

aus Russland zu den lettischen Häfen leistungsfähiger<br />

und effizienter zu machen. Basierend<br />

auf Vorstudien ist geplant, die Strecken mit <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen<br />

für 2 AC 25 kV 50 Hz<br />

auszurüsten. Ein Weiterbetri<strong>eb</strong> der derzeit mit DC<br />

3 kV elektrifizierten rund 250 km langen Strecken,<br />

die <strong>über</strong>wiegend dem Vorortverkehr dienen (Bild 1),<br />

wurde verworfen. Grund dafür ist, dass die existierenden,<br />

nach sowjetischem Standard errichteten<br />

Anlagen verschlissen sind und vollumfänglich erneuert<br />

werden müssten, was <strong>eb</strong>enfalls beträchtliche<br />

Investitionen erfordern würde. Deshalb sollen auch<br />

diese Strecken auf AC-Betri<strong>eb</strong> umgestellt werden.<br />

Die Beibehaltung des DC-Systems bringt keine wirtschaftlichen<br />

Vorteile, der Wechsel auf AC erspart<br />

hingegen sonst erforderliche Systemtrennstellen<br />

und Zweistromtri<strong>eb</strong>fahrzeuge.<br />

Bezogen auf die Gesamtstreckenlänge von<br />

1 748 km beträgt der <strong>Elektrifizierung</strong>sgrad derzeit<br />

nur rund 14 %, was im europäischen Maßstab ein<br />

sehr geringer Wert ist. Die Länge der jetzt zur Planung<br />

ausgeschri<strong>eb</strong>enen Strecken beträgt insgesamt<br />

rund 800 km einschließlich der umzustellenden<br />

Strecken, wobei die Strecken zu den Grenzbahnhöfen<br />

vorerst noch nicht enthalten sind (Bild 2). Der<br />

<strong>Elektrifizierung</strong>sgrad würde damit zunächst auf rund<br />

45 % wachsen; die angenommen Streckenlängen<br />

basieren auf den Angaben in [2]. Die Oberleitung<br />

soll für Geschwindigkeiten bis 160 km/h projektiert<br />

werden. Derzeit beträgt die höchste Streckengeschwindigkeit<br />

in Lettland 120 km/h.<br />

Bisherige Untersuchungen favorisieren grundsätzlich<br />

ein symmetrisches Zweispannungssystem, also<br />

mit doppelter Nennspannung zwischen Fahrleitung<br />

244 112 (2014) Heft 5


E S T L A N D<br />

Thema Fokus<br />

nach Tallin<br />

R U S S L A N D<br />

Ventspils<br />

Skulte<br />

Gulbene<br />

Tukums<br />

RIGA<br />

Sigulda<br />

L E T T L A N D<br />

nach<br />

St. Petersburg<br />

Liepaja<br />

Jelgava<br />

Plavinas<br />

Aizkraukle<br />

Krustpils<br />

Rezekne<br />

nach<br />

Moskau<br />

nach Vilnius<br />

L I T A U E N<br />

nach Klaipeda<br />

nach Vilnius<br />

Daugavpils<br />

W E I S S R U S S L A N D<br />

Bild 2:<br />

Streckennetz der <strong>Lettische</strong>n <strong>Eisenbahnen</strong> (Grafik: <strong>eb</strong>).<br />

rot mit DC 3 kV elektrifizierte Strecken, Umstellung auf AC 50/25 kV 50 Hz geplant<br />

gelb mit AC 50/25 kV 50 Hz zu elektrifizierende Strecken<br />

blau sonstige Strecken<br />

und Negativfeeder. Zwischen Fahrleitung und Gleis<br />

beträgt die Nennspannung 25 kV, weswegen dieses<br />

System korrekt mit 2 AC 50/25 kV 50 Hz zu bezeichnen<br />

ist [3].<br />

Weil Lettland jetzt zur Europäischen Union gehört<br />

und deshalb sowohl Europäische Normen als auch<br />

die Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität<br />

des Eisenbahnverkehrs in Europa anzuwenden<br />

sind, bedeutet die <strong>Elektrifizierung</strong> für die LDz einen<br />

technischen Neuanfang.<br />

Parallel zu dem <strong>Elektrifizierung</strong>sprojekt treiben<br />

die baltischen Staaten das Projekt Rail Baltica voran,<br />

das ihre Strecken mit dem europäischen Bahnnetz<br />

verbinden soll. Die Strecke soll ausgehend von Tallin<br />

(Estland) <strong>über</strong> Riga und Kaunas (Litauen) nach Polen<br />

führen und abweichend zur sonst in den baltischen<br />

Staaten vorherrschenden Breitspur 1 524 mm mit<br />

Normalspur 1 435 mm ausgerüstet werden [4].<br />

[1] http://commons.wikimedia.org/wiki/File:ER2T-7117_<br />

Jaunolaines_stacij%C4%81_07.JPG<br />

[2] Latvijas Dzelzceļš: Network statement. Riga, 2013.<br />

[3] Braun, E.: Bezeichnung von AC-Zweispannungsnetzen<br />

für die Streckenspeisung. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 105<br />

(2007), H. 12, S. 677-678.<br />

[4] www.rail-baltica.com<br />

112 (2014) Heft 5<br />

245


Fokus Thema<br />

<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge bei<br />

DB Fernverkehr<br />

Bei DB Fernverkehr haben sich die Gesamtzahlen elektrischer Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge in den letzten drei<br />

Jahren nur wenig geändert.<br />

Bild 1:<br />

Vierspannungstri<strong>eb</strong>zug Baureihe 407 auf Muld<strong>eb</strong>rücke bei Wurzen (Foto: Thomas Splittgerber, April 2014).<br />

TABELLE 1<br />

Bestand elektrischer Tri<strong>eb</strong>züge bei DB Fernverkehr jeweils am Jahresanfang.<br />

Baureihennummer Tri<strong>eb</strong>kopf oder Endwagen synonym für ganzen Zug<br />

Fahrleitungsspannungen:<br />

1 AC 15 kV 16,7 Hz<br />

2 AC 25 kV 50 Hz<br />

3 DC 3 kV<br />

4 DC 1,5 kV<br />

Baureihe<br />

401<br />

402<br />

403<br />

406<br />

407<br />

409<br />

411<br />

415<br />

Zahl<br />

2011<br />

59<br />

44<br />

50<br />

13<br />

0<br />

2<br />

56<br />

11<br />

Zahl<br />

2014<br />

59<br />

44<br />

50<br />

13<br />

4<br />

0<br />

56<br />

11<br />

Baureihe in<br />

Betri<strong>eb</strong> 1<br />

1991–1993<br />

1996–1998<br />

2000–2002<br />

2000–2002<br />

2013<br />

1999–2002<br />

1999–2002<br />

Zum Bestand elektrischer Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge bei den<br />

DB-Eisenbahnverkehrsunternehmen können nach<br />

den aktuellen Lokomotivzahlen von DB Schenker Rail<br />

(<strong>eb</strong> 1-2/2014, S. 14–15) jetzt auch die Zahlen von<br />

DB Fernverkehr gezeigt werden (Tabellen 1 und 2).<br />

Dabei sind die Spalten mit den Kalenderdaten von<br />

„Lieferjahre“ in „Baureihe in Betri<strong>eb</strong>“ umbenannt,<br />

weil besonders bei Tri<strong>eb</strong>zügen zwischen diesen beiden<br />

Terminen längere Zeiten liegen können.<br />

Gegen<strong>über</strong> dem letzten berichteten Stand Anfang<br />

2011 (<strong>eb</strong> 1-2/2011, S. 3–49) hat sich nur marginal<br />

etwas geändert.<br />

Bei den ICE-Tri<strong>eb</strong>zügen sind kurz vor Jahreswechsel<br />

die ersten vier Velaro D Baureihe (BR) 407 hinzugekommen<br />

(Bild 1); inzwischen sind auch die nächsten vier ausgeliefert<br />

und abgenommen (<strong>eb</strong> 4/2014, S. 164–165).<br />

Die beiden Tri<strong>eb</strong>züge Thalys, die einige Jahre lang<br />

der DB gehörten und als BR 409 geführt wurden,<br />

sind an das Unternehmen Thalys International zurückgegangen.<br />

Fahrleitung<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1, 2, 3, 4<br />

1, 2, 3, 4<br />

1, 2, 3, 4<br />

1<br />

1<br />

Fahr motoren<br />

3AC<br />

3AC<br />

3AC<br />

3AC<br />

3AC<br />

3AC<br />

3AC<br />

3AC<br />

Summe, Anteil 3AC 235 237 100 %<br />

1<br />

im Fahrgastbetri<strong>eb</strong><br />

zu 406 weitere drei baugleiche Züge bei NS Reizigers<br />

zu 411 weitere drei baugleiche Züge bei ÖBB<br />

246 112 (2014) Heft 5


Thema Fokus<br />

Nachrichtlich ist anzumerken, dass drei Neigetechnikzüge<br />

BR 411 nicht mehr wie früher gemeldet<br />

bei einem Joint Venture sind, sondern <strong>eb</strong>enso der<br />

ÖBB gehören wie weiterhin drei Tri<strong>eb</strong>züge BR 406<br />

dem niederländischen Unternehmen NS Reizigers.<br />

Die ganze Flotte hat 3AC-Antri<strong>eb</strong>stechnik und<br />

entsprechend gut ist ihre Gesamtrückspeisequote<br />

(<strong>eb</strong> 4/2014, S. 168–171).<br />

Bei den Lokomotiven war zur BR 103 früher immer<br />

die 103 245 genannt, jetzt sind zwei gekaufte<br />

und reaktivierte dazu gekommen.<br />

Seit 2011 wurden fünf Lokomotiven BR 115<br />

und in 2013 die letzten drei der BR 113 abgestellt<br />

oder ausgemustert. Mit allerlei Umbauten und Umbenennungen<br />

gehen beide BR auf die ehemalige<br />

E 10 12 zurück, die auf 160 km/h <strong>über</strong>setzte und als<br />

Rheingold-Lokomotive bekannte Variante der Serienlokomotive<br />

E 10. Die letzte Lokomotive dieser BR,<br />

von der von 1957 bis 1985 rund 400 Stück geliefert<br />

wurden, wurde übrigens im F<strong>eb</strong>ruar 2014 bei DB<br />

Regio abgestellt.<br />

Von der BR 120, der ersten DB-Serienlokomotive<br />

mit 3AC-Antri<strong>eb</strong>stechnik, und der Zweifrequenz-<br />

Serienlokomotive 181.2 wurden je zwei Stück ausgemustert,<br />

aber die übrigen der beiden BR werden<br />

weiter instandgehalten (Bild 2).<br />

Der Anteil der mit 3AC-Technik ausgerüsteten<br />

und damit rückspeisefähigen Lokomotiven ist um<br />

drei Prozentpunkte gestiegen. Es ist absehbar, dass<br />

dieser Wert in den nächsten Jahren weiter gegen<br />

100 % gehen wird.<br />

In beträchtlichen Stückzahlen bestellt sind für<br />

den Fernverkehr Tri<strong>eb</strong>züge ICx bei Siemens (<strong>eb</strong><br />

3/2014, S. 145) und mit Lokomotiven BR 146.2<br />

bespannte Doppelstockzüge TWINDEXX bei Bombardier<br />

Transportation (<strong>eb</strong> 1-2/2011, S. 83–86; <strong>eb</strong><br />

4/2014, S. 229).<br />

An Dieseltri<strong>eb</strong>fahrzeugen setzt DB Fernverkehr 19<br />

ICE-Tri<strong>eb</strong>züge BR 605, 29 Diesellokomotiven BR 218<br />

und zwei BR 234 (ex DR-BR 132) ein.<br />

Bild 2:<br />

Zweifrequenzlokomotive Baureihe 181 bei Revision im DB-Werk Dessau (Foto: DB/Christian<br />

Bedeschinski).<br />

TABELLE 2<br />

Bestand elektrischer Lokomotiven bei DB Fernverkehr jeweils am Jahresanfang.<br />

Fahrleitungsspannungen:<br />

1 AC 15 kV 16,7 Hz<br />

2 AC 25 kV 50 Hz<br />

Baureihe<br />

101<br />

103<br />

113<br />

115<br />

120<br />

181.2<br />

Zahl<br />

2011<br />

145<br />

1<br />

3<br />

17<br />

50<br />

16<br />

Zahl<br />

2014<br />

145<br />

3<br />

0<br />

12<br />

48<br />

14<br />

Baureihe in<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

1996–1999<br />

1971–1974<br />

1962–1963<br />

1962–1964<br />

1987–1988<br />

1974–1975<br />

Der Bearbeiter dankt im Namen der <strong>eb</strong>-Leserschaft der<br />

DB Fernverkehr für die Zahlenangaben und Zusatzinformationen.<br />

Be<br />

Fahrleitung<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1, 2<br />

Fahr motoren<br />

3AC<br />

1AC<br />

1AC<br />

1AC<br />

3AC<br />

DC<br />

Summe, Anteil 3AC 232 222 84 % → 87 %<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Arnulfstraße 124<br />

80636 München<br />

Ihr direkter Weg zur Redaktion<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig<br />

E-Mail: redaktion-<strong>eb</strong>@di-verlag.de<br />

112 (2014) Heft 5<br />

247


Fokus Thema<br />

Energieversorgung des öffentlichen<br />

Verkehrs mit Blick in die Zukunft<br />

nach Vortrag Alexander Schwery, R&D Director Electrical, Alstom Power Hydro, Birr (CH), auf der<br />

ETG-Fachtagung 100 Jahre Hochleistungstraktion – 100 Jahre Lötschbergbahn in Spiez im Juni 2013<br />

Zum Umwandeln von Energie aus dem Landesnetz in <strong>Bahnen</strong>ergie dient heute die Leistungselektronik.<br />

Drehzahlvariabel betri<strong>eb</strong>ene Pumpspeicherwerke sind hochdynamisch und ideal dafür geeignet,<br />

Lastspitzen zu <strong>über</strong>nehmen.<br />

Bahnumrichter<br />

Stand der Technik für die Umwandlung von 3 AC<br />

50 Hz in 1 AC 16 2 /3 Hz sind heute statische Vollumrichter,<br />

auch mit Leistungen, welche die Kopplung<br />

zwischen den Hochspannungsnetzen von Bahn und<br />

Landesversorgung erlauben (Bild 1). Sie ermöglichen<br />

einen noch flexibleren Netzbetri<strong>eb</strong> als rotierende<br />

Umformer und umgehen die systembedingten Konstruktionsnachteile<br />

der 1AC-Synchronmaschinen.<br />

Allerdings werden dadurch immer mehr rotierende<br />

Massen aus dem Netz genommen und es entfällt deren<br />

stabilisierende Wirkung, was nicht immer gut ist.<br />

• Limmern mit vier Gruppen à 250 MW, Betri<strong>eb</strong>sstart<br />

der ersten 2015<br />

• Nant de Drance mit sechs Gruppen à 157 MW,<br />

Betri<strong>eb</strong> der ersten 2017<br />

An letzterem ist die SBB beteiligt. Beide Anlagen bekommen<br />

durchweg reversible Pumpturbinen und<br />

doppeltgespeiste Asynchronmaschinen, denen Frequenzumrichter<br />

mit konstanter Zwischenkreisspannung<br />

vorgeschaltet sind. Damit lässt sich die Drehzahl<br />

in einem gewissen Bereich verändern, was der<br />

Hauptvorteil gegen<strong>über</strong> konventionellen Maschinen<br />

ist. Genutzt wird dies vorrangig dafür, im Pumpbetri<strong>eb</strong><br />

die Leistung zu regeln.<br />

Mit der Umrichterspeisung kann ein Werk aber<br />

auch sehr schnell auf große Laständerungen reagieren,<br />

wie sie nicht nur bei Netzbetri<strong>eb</strong>sstörungen<br />

vorkommen können, sondern bei pünktlich abgewickeltem<br />

Taktfahrplan großer <strong>Bahnen</strong> real regelmäßig<br />

vorkommen. Weil die Drehzahl von der Netzfrequenz<br />

entkoppelt ist, kann eine stoßartige Laständerung<br />

unmittelbar aus der kinetischen Energie der Ma-<br />

Bild 1:<br />

ÖBB-Umrichterwerk Timelkam mit zwei Blöcken je 30 MW/35,5 MVA<br />

(Foto: ABB/ÖBB).<br />

von rechts nach links: Schaltanlage 3 AC 110 kV 50 Hz – Container<br />

Leittechnik – Container Umrichter – Einhausung Transformatoren, darauf<br />

Filteranlagen – Schaltanlage 2 AC 110 kV 16,7 Hz<br />

Pumpspeicherwerke<br />

Die steigende, aber nicht steuerbare Produktion<br />

von Windenergieanlagen verlangt nach Energiespeichern.<br />

Bild 2 zeigt eine demnächst denkbare<br />

Situation in Deutschland, wo auf einen Flautewerktag<br />

zunächst ein windreiches Wochenende folgt<br />

und dann zum Wochenbeginn wieder nachlassender<br />

Wind bei steigendem Bedarf kurzfristig rund<br />

50 GW Leistung erfordert.<br />

In naher Zukunft wird es in der Schweiz zwei moderne,<br />

komplett drehzahlvariabel arbeitende Pumpspeicherwerke<br />

g<strong>eb</strong>en:<br />

Bild 2:<br />

Perspektivisches Wochenszenario Deutschland im Jahr 2020 für<br />

Gesamtbedarf elektrischer Energie (schwarze Linie), gedeckt aus<br />

45 MW installierter Windturbinenleistung (rote Linie) und aus<br />

anderen Quellen (blaue Fläche als Differenz) (Urquelle: BDEW).<br />

248 112 (2014) Heft 5


Thema Fokus<br />

schinendrehmassen beliefert werden, während eine<br />

konstant drehende Maschine eine gewisse Zeit zum<br />

Hochfahren der Leistung braucht. Die umrichtergespeisten<br />

Anlagen können bis zu zehnmal schneller<br />

auf Sollwertänderungen reagieren.<br />

Die beiden Merkmale Regulierbarkeit und<br />

Schwungradeffekt erlauben wesentlich flexiblere Nutzung<br />

der Pumpspeicherwerke.<br />

Nach dem Vortrag gab es noch Antworten zu interessanten<br />

Fragen:<br />

• Die genannten Pumpspeicherwerke werden nicht<br />

nur für den Betri<strong>eb</strong> des Schweizer Hochspannungsnetzes<br />

g<strong>eb</strong>raucht, sondern sollen eine wichtige<br />

Rolle im europäischen Verbundnetz spielen.<br />

• Die Rotoren von Maschinen dieser Größenordnung<br />

werden nicht mehr geschleudert (Bild 3).<br />

• Die Schleifringe doppeltgespeister Asynchronmaschinen<br />

sind empfindlich. Sie brauchen Patina,<br />

der Schleifringraum muss besonders gepflegt<br />

und belüftet werden, die Schleifringe müssen<br />

während der Nutzungsjahre gewechselt werden.<br />

• Doppeltgespeiste Asynchronmaschinen sind<br />

größer und teurer als Synchronmaschinen. Es<br />

gibt aber keine Standardlösung zu der Frage, ob<br />

Bild 3:<br />

Rotormodell 250-MW-Maschine für Pumpspeicherwerk<br />

Limmern (Foto: Alstom).<br />

erstere mit Läuferkreisumrichter oder letztere mit<br />

Vollumrichter zu wählen sind.<br />

Anmerkung: Teil 2 dieses Berichtes, der die Entwicklung<br />

der 16 2 /3-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung behandelt,<br />

steht in diesem Heft unter der Rubrik Historie.<br />

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Fokus Thema<br />

Modulare Multilevel-Direktumrichter<br />

nach Vortrag Rainer Gruber, Senior Key Expert, Siemens AG, Erlangen, auf der ETG-Fachtagung<br />

100 Jahre Hochleistungstraktion – 100 Jahre Lötschbergbahn in Spiez, Juni 2013<br />

Der modulare Multilevel-Direktumrichter ist eine Innovation für die AC-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung.<br />

Aufgrund seiner hohen Modul-Spannungen kann er ohne bahnseitigen Umspanner in das Fahrleitungsnetz<br />

speisen.<br />

Die ersten Umrichter 3 AC 50 Hz / 1 AC 16 2 /3 Hz waren<br />

netzgeführte Direktumrichter. Sie waren sehr<br />

robust und wartungsarm, entkoppelten aber die<br />

Netze nicht und brauchten großen Filteraufwand<br />

gegen zu hohe Netzrückwirkungen. In Schweden<br />

sind noch einige in Betri<strong>eb</strong>.<br />

Der nächste Schritt waren Umrichter mit DC-<br />

Zwischenkreis (ZK). Sie entkoppelten die beiden<br />

Netze bei Blindleistung und Oberwellen vollständig<br />

und boten 50-Hz-seitig bessere Netzqualität<br />

durch weniger Rückwirkungen. Nachteilig sind ihr<br />

komplexer Aufbau, besonders bei der aufwändigen<br />

Steuerung, und bahnseitig ein notwendiger<br />

Summierumspanner sowie Netzfilter. Beispiele<br />

sind ein zunächst in Muldenstein aufgestellter und<br />

später nach Nürnberg versetzter Umrichter sowie<br />

eine Anlage in Richmond (Philadelphia, USA) mit<br />

5 x 36 MW/45 MVA Leistung, 2 x 2,8 kV ZK-Spannung<br />

und 6,5 kA ZK-Stromstärke (Bild 1).<br />

Modularer Multilevel-<br />

Direktumrichter<br />

Bild 1:<br />

Zwischenkreisumrichter-Gestell in Richmond (Philadelphia, USA)<br />

(Fotos: Siemens).<br />

Vorgeschichte<br />

Bei der Aufgabe, die Umrichter wieder einfacher<br />

zu machen, waren bestimmte Anforderungen zu<br />

erfüllen (Tabelle 1). Grundidee war, in Richtung<br />

Direktumrichter zurückzukehren, das heißt den DC-<br />

Zwischenkreis als eigene Zentralkomponente abzuschaffen<br />

und seine Funktion dezentralisiert zu verlagern.<br />

Die Lösung heißt Modular Multilevel Direct<br />

Converter (MMDC) Sitras ® SFC plus. Dabei bilden<br />

TABELLE 1<br />

Anforderungen an neue Umrichtertechnologie.<br />

einfacher Aufbau<br />

geringe Zahl Bauteiltypen<br />

geringer Platzbedarf<br />

geringe Netzrückwirkungen<br />

hohe Verfügbarkeit<br />

einfache Instandhaltung<br />

niedrige Geräuschemissionen<br />

hoher Wirkungsgrad<br />

Bild 2:<br />

Modul Sitras ® SFC plus aus je vier IGBT und Freilaufdioden,<br />

Kondensator, Gateansteuergruppe, Bypassschalter mit Ansteuerung<br />

und Kühlkörper; Schnittstellen: Leistungsanschlüsse,<br />

Kühlwasserleitungen und Lichtwellenleiter.<br />

250 112 (2014) Heft 5


Thema Fokus<br />

Bild 3:<br />

Umrichterwerk Nürnberg-G<strong>eb</strong>ersdorf; im Innenhof Wasserrückkühlanlagen und Zweig- oder Kreisstrom-Drosseln.<br />

unabhängig arbeitende selbstgeführte Stromrichtermodule<br />

mit eigenen Energiespeichern (Bild 2) in<br />

vielen Stufen pro Zweig und Phase die Spannungen<br />

für beide Netze gleichermaßen nach dem Superpositionsprinzip.<br />

Durch Reihenschaltung von 10 bis<br />

30 Modulen werden Nennleistungen von 12 bis<br />

120 MVA in einheitlichem Design möglich.<br />

Der 50-Hz-Transformator wird einfacher, und<br />

bahnseitig wird bis derzeit 15 kV Nennspannung gar<br />

kein Transformator mehr g<strong>eb</strong>raucht, sondern nur<br />

eine Ausgangsdrossel. Filter sind bahnseitig nur bei<br />

besonderen Anforderungen zum psophometrischen<br />

Störstrom erforderlich. Weitere Merkmale sind stoßfreies<br />

Zuschalten und niedrige Eingangsimpedanz,<br />

Beispiele sind Anlagen in Nürnberg-G<strong>eb</strong>ersdorf<br />

(Bild 3) auf 37 m x 34 m Grundfläche und in Häggvik<br />

(Schweden), wo auch Transformatoren und Drosseln<br />

im G<strong>eb</strong>äude stehen, sowie eine Reihe weiterer<br />

Aufträge (Tabellen 2 und 3).<br />

Diese Umrichter erfüllen alle verlangten Eigenschaften.<br />

Sie brauchen weniger Platz als rotierende<br />

Umformer und auch als konventionelle Umrichter.<br />

Bei den Schallemissionen sind die Rückkühler die<br />

lautesten Elemente, und die Gesamtemissionen sind<br />

geringer als bei rotierenden Umformern. Der Wirkungsgrad<br />

ist so hoch, dass bei klassischer Messung<br />

von Eingangs- und Ausgangsleistung die Messfehler<br />

größer wären als der zu bestimmende Verlustwert.<br />

Deshalb wurde ein Verfahren mit zwei im Kreis arbeitenden<br />

Umrichtern gewählt, wobei nur die Verluste<br />

aus dem Drehstromnetz zuzuführen und gut<br />

messbar waren. Messungen in Häggvik ergaben dabei<br />

im gesamten Leistungsbereich Werte von 98,0<br />

bis 98,5 % (Bilder 3 und 4 in [1]).<br />

Diese Eigenschaft lässt einige Betreiber daran<br />

denken, ob sie allein aus diesem Grunde ihre rotierenden<br />

Umformer ersetzen sollen. Aus Sicht des Vortragenden<br />

ist aber zu <strong>über</strong>legen, ob man wirklich auf<br />

die rotierenden Massen verzichten soll.<br />

Anmerkung: Teil 2 dieses Berichtes, der die Entwicklung<br />

der 16 2 /3-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung behandelt,<br />

steht in diesem Heft unter der Rubrik Historie.<br />

Be<br />

Literatur<br />

[1] Burlein, C.; Gruber, R.: Dezentrale Umrichter mit neuer<br />

Umrichtertechnologie. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111<br />

(2013), H. 6-7, S. 412–416.<br />

TABELLE 2<br />

Kenndaten neuer Umrichterwerke mit Multilevel-Technik.<br />

Nürnberg<br />

Häggvik (SE)<br />

Netzspannung 3 AC 50 Hz kV 110 77<br />

Umrichtereingangsspannung kV 14 12<br />

Zahl der Blöcke 2 4<br />

Leistung je Block MW/MVA 30/37,5 24/24<br />

Umrichterausgangsspannung kV 16,5 16,5<br />

Netznennspannung 16 2 /3 Hz kV 110 15<br />

TABELLE 3<br />

Siemens-Projekte für Multilevel-Umrichter,<br />

Leistungen in MVA.<br />

Deutschland<br />

Rostock, Adamsdorf, Cottbus, Frankfurt (Oder)<br />

Nürnberg 1 je 2 x 19<br />

2 x 37,5<br />

Österreich und Schweiz<br />

Uttendorf 1<br />

1 x 52<br />

Winkeln 1 2 x 60<br />

Schweden<br />

Häggvik<br />

Eskilstuna<br />

Ystad<br />

Lund, Älvängen<br />

Åstorp<br />

1<br />

siehe <strong>eb</strong> 6-7/2013, Seite 348<br />

4 x 24<br />

1 x 17<br />

1 x 19<br />

je 2 x 27<br />

3 x 19<br />

112 (2014) Heft 5<br />

251


Fokus Praxis<br />

<strong>Elektrische</strong>s Lokomotivprüfzentrum im<br />

Werk Dessau<br />

Für die Endkontrolle an bearbeiteten elektrischen Lokomotiven bekommt das DB-Werk Dessau ein<br />

elektrisches Prüfzentrum. Es besteht aus einem Prüfgleis im Freien und einer viergleisigen Halle und<br />

kann mit allen vier europäischen Fahrleitungsspannungen arbeiten.<br />

DC-Prüfanlage im ICE-Werk Frankfurt-Griesheim; von links: Abzweig mit Schnellschalter –<br />

zwei 1,5-kV-Gleichrichter mit Umschaltung – Rückleiterfeld (Foto: Balfour Beatty Rail).<br />

Das Werk Dessau der DB Fahrzeuginstandhaltung<br />

(siehe Hintergrund) errichtet auf seinem Gelände<br />

ein neues Mehrspannungsprüfzentrum für elektrische<br />

Lokomotiven. Die Planungen dafür hatten im<br />

November 2011 begonnen, am 21. März 2014 gab<br />

es den 1. Spatenstich und die Baumaßnahmen werden<br />

im Mai 2014 beginnen.<br />

Als erstes entsteht n<strong>eb</strong>en der heutigen Abnahmehalle<br />

ein rund 300 m langes Prüfgleis. Dafür<br />

wird der vorhandene Oberbau rückg<strong>eb</strong>aut und ein<br />

neuer verlegt. Sodann erhält das Gleis eine Oberleitung<br />

der Regelbauart Re 100, die mit den Fahrleitungsspannungen<br />

DC 1,5 kV, DC 3 kV und AC<br />

15 kV 16,7 Hz gespeist werden kann. Zum 15-kV-<br />

Fahrleitungsnetz des Werkes wird eine Trennstrecke<br />

eing<strong>eb</strong>aut, die entweder durchgeschaltet oder<br />

bei DC-Betri<strong>eb</strong> geerdet wird.<br />

Für die DC-Versorgung des Prüfgleises werden<br />

die gleichen Komponenten wie in den Mehrspannungs-Versorgungsanlagen<br />

(MSV-Anlagen) der<br />

DB-Werke Frankfurt-Griesheim und Köln eingesetzt<br />

(<strong>eb</strong> 8-9/2006, S. 399–411). Zu ihnen gehören<br />

ein Doppelstocktransformator und zwei 1,5-kV-<br />

Gleichrichter, die wahlweise parallel oder in Reihe<br />

geschaltet werden können. Die DC-Leistung wird<br />

durch den Stromrichtertransformator bestimmt<br />

und ist auf 2 x 600 kW begrenzt.<br />

Damit fahrzeugseitige Zugsicherungsausrüstungen<br />

geprüft werden können, werden an dem<br />

Gleis je ein 500-Hz-, 1000-Hz- und 2000-Hz-Magnet<br />

der Punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB)<br />

installiert; ein Prüfabschnitt für die Linienförmige<br />

Zugbeeinflussung (LZB) ist in einem der Nachbargleise<br />

vorhanden.<br />

Für alle diese Arbeiten wurde Anfang Dezember<br />

2013 der Auftrag <strong>über</strong> rund 2 Mio. EUR an Balfour<br />

Beatty Rail erteilt. Das Prüfgleis soll zu einem Tag<br />

der offenen Tür des Werkes Ende August 2014 fertig<br />

sein. Das außerhalb des Werksgeländes gelegene<br />

frühere Testgleis wird nicht mehr reaktiviert.<br />

Unmittelbar nach diesem Vorhaben wird auf einer<br />

1 500 m 2 großen Fläche der Bau einer neuen<br />

Halle mit vier Gleisen und acht modernen Prüfständen<br />

beginnen. Von diesen werden vier mit Deckenstromschienen<br />

ausgerüstet, die wahlweise mit AC<br />

15 kV 16,7 Hz oder AC 25 kV 50 Hz gespeist werden<br />

können. Für diese Halle und ihre Ausrüstungen investiert<br />

das Werk 13 Mio. EUR. Derzeit wird die Ausschreibung<br />

dafür erarbeitet, und im August 2015<br />

soll der Betri<strong>eb</strong> aufgenommen werden können. Die<br />

bisherige Prüfhalle wird danach für zusätzliche Fertigungskapazität<br />

genutzt.<br />

Auf dem Hallendach wird eine Solarthermieanlage<br />

errichtet, die im Jahr 40 MWh Wärmeenergie<br />

erzeugen kann. Diese Energie wird sowohl für die<br />

Hallenheizung als auch für die Fahrzeugwaschanlage<br />

genutzt.<br />

Das moderne Prüfzentrum wird die Standzeit<br />

der Fahrzeuge im Werk verringern und somit deren<br />

Verfügbarkeit verbessern. Das Werk Dessau führt<br />

nicht nur Arbeiten an Lokomotivbaureihen der Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

DB Fernverkehr, DB<br />

Regio und DB Schenker Rail durch, sondern <strong>über</strong>nimmt<br />

auch Aufträge von vielen anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen.<br />

Wie auf einer großen<br />

Info-Tafel anlässlich des Spatenstichs zu sehen war<br />

und offiziell gesagt wurde, will man mit dem neuen<br />

Prüfzentrum auch Märkte außerhalb Deutschlands<br />

erschließen.<br />

Holger Ehms<br />

252 112 (2014) Heft 5


Praxis Fokus<br />

HINTERGRUND<br />

Wenn in großem Umfang Bahnstrecken auf elektrischen Betri<strong>eb</strong> umgestellt werden oder gleich dafür neu<br />

g<strong>eb</strong>aut werden, erfordert das beträchtliche Aufwendungen für Fahrzeugwerkstätten. Unabhängig von<br />

den Fahrzeugarten unterscheidet man hierbei generell Betri<strong>eb</strong>swerke oder -werkstätten und Ausbesserungswerke<br />

oder Hauptwerkstätten. Die jeweiligen Aufgaben heißen bei der DB heute betri<strong>eb</strong>snahe und<br />

schwere Instandhaltung, wobei letztere Hauptuntersuchungen (Revisionen), Instandsetzungen, Umbauten<br />

und Unfallreparaturen umfasst. Für diese Arbeiten an Elektrolokomotiven richteten die Deutsche<br />

Reichsbahn-Gesellschaft und die Deutsche Bundesbahn folgende Werke ein:<br />

Für die von der Strecke<br />

Dessau – Bitterfeld ausgehende<br />

<strong>Elektrifizierung</strong> in Mitteldeutschland<br />

wurde 1929 nach<br />

sechs Jahren Bauzeit das Werk<br />

Dessau eröffnet [1]; es besteht<br />

also jetzt seit 85 Jahren.<br />

Für das schlesische G<strong>eb</strong>irgsstreckennetz<br />

wurden in dem seit<br />

1868 bestehenden Werk Lauban<br />

im Jahr 1914 erste Maßnahmen<br />

getroffen und in den 1920er<br />

Jahren umfassende Einrichtungen<br />

geschaffen [2]. Es musste<br />

aber schon in den 1930er Jahren<br />

Aufgaben an Dessau abg<strong>eb</strong>en<br />

und ging 1945 für deutsche<br />

<strong>Bahnen</strong> verloren.<br />

Für die in den 1920er Jahren<br />

Prüfgleis mit umschaltbarer Oberleitung (rechts) im Lokomotiv-Betri<strong>eb</strong>swerk Saarbrücken,<br />

Isolierung gegen 15-kV-Bereich (links) durch Kunststoffseil <strong>über</strong> Weichenver-<br />

bayerischer Strecken nahm<br />

beginnende <strong>Elektrifizierung</strong><br />

bindung; in der Halle Zweifrequenzlokomotive 181.2 unter <strong>eb</strong>enfalls umschaltbarer<br />

1927 das Werk München-Freimann<br />

seinen Betri<strong>eb</strong> auf.<br />

Stromschiene (Foto: Be, 1976).<br />

Nach 1950 wurde in Westdeutschland mit der Ausdehnung des elektrischen Betri<strong>eb</strong>s nach Norden das<br />

seit 1903 bestehende Werk Opladen 1959 zum zweiten DB-Werk für elektrische Lokomotiven.<br />

Den Wettbewerb nach der Zusammenführung der beiden deutschen <strong>Bahnen</strong> gewann das Werk Dessau.<br />

Es ist in heutiger Nomenklatur das Kompetenzzentrum der DB für die schwere Instandhaltung von Elektrolokomotiven<br />

und deren Komponenten, und es ist mit rund 1 100 Arbeitsplätzen das größte DB-Fahrzeugwerk.<br />

Bei der Instandhaltung elektrischer Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge sind elektrische Prüfanlagen und -einrichtungen<br />

für Funktionsfähigkeit und Sicherheit besonders wichtig [3; 4]. Mit zunehmend grenz<strong>über</strong>schreitendem<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugeinsatz stieg und steigt auch der Bedarf an Instandhaltungsleistungen für Mehrspannungslokomotiven<br />

und den technischen Einrichtungen dafür.<br />

Eine Mehrspannungsprüfanlage wurde schon 1974 im damals fast neuen Betri<strong>eb</strong>swerk Saarbrücken eingerichtet,<br />

in dem – alle mit Zweifrequenzausrüstung – die drei Lokomotiven 182 (ex E 320 von 1960) sowie<br />

je zwei Vorauslokomotiven 181.0 und 181.1 (ex E 310 von 1967) beheimatet waren und 25 Serienlokomotiven<br />

181.2 unmittelbar erwartet wurden. Weil in der neuen Werkhalle sowieso Arbeitsstände nachträglich mit<br />

starrer Fahrleitung auszurüsten waren, wurden eine davon sowie das zugehörige, 90 m lange Vorfeldgleis für<br />

25 kV isoliert, umschaltbar zu speisen gemacht und ein 1AC-Transformator an das ausgedehnte bahneigene<br />

Verteilnetz 3 AC 10 kV 50 Hz angeschlossen. Die Anlage ist noch heute in Betri<strong>eb</strong>.<br />

Be<br />

[1] Sorger, W.: Der Bau des Ausbesserungswerkes für elektrische Lokomotiven in Dessau. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

1 (1925), H. 9, S. 342–343; 2 (1926), H. 1, S. 22–24.<br />

[2] Oberbeck, Fritz: Unterhaltung elektrischer Fahrzeuge im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Lauban. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 5 (1929), H. 1, S. 11–18.<br />

[3] Steinbauer, Wolfgang: Die elektrischen Prüffeldeinrichtungen des Reichsbahn-Ausbesserungswerkes München-<br />

Freimann. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 1, S. 11–19.<br />

[4] Wilske: H.: Das elektrische Prüffeld im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Lauban. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />

H. S. 20–24.<br />

112 (2014) Heft 5<br />

253


Betri<strong>eb</strong><br />

<strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> im<br />

Nordostkorridor der USA<br />

Jean-Pierre Pally, Dresden<br />

Über den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> an der Ostküste der USA ist hierzulande wenig bekannt. 80 Jahre<br />

nach dem Beitrag von Heinrich Schmitt [11] gibt dieser Artikel daher einen erneuten Überblick <strong>über</strong><br />

die Entwicklung des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es auf dem Nordostkorridor. N<strong>eb</strong>en der Infrastruktur<br />

werden die Fahrzeuge und betri<strong>eb</strong>liche Eigenarten beschri<strong>eb</strong>en.<br />

ELECTRIC TRAIN OPERATIONS IN THE NORTHEAST CORRIDOR OF THE USA<br />

Over here, electric train operations on the east coast of the USA are little known yet. Eighty years<br />

after a contribution published by Heinrich Schmitt [11], this article therefore provides a new overview<br />

of the development as far as electric train operations in the Northeast Corridor are concerned.<br />

Apart from infrastructure, the vehicles and operating characteristics are described.<br />

LA TRACTION ÉLECTRIQUE SUR LE CORRIDOR NORD-EST DES ETATS-UNIS<br />

On sait peu ici de choses sur la traction électrique sur la côte Est des Etats-Unis. C’est pourquoi, 80<br />

ans après la contribution de Heinrich Schmitt [11], cet article donne un aperçu renouvelé de l’évolution<br />

de la traction électrique sur le corridor Nord-Est. Outre l’infrastructure, il décrit les véhicules et<br />

les particularités de l’exploitation.<br />

TABELLE 1<br />

1 Einführung<br />

Der Nordostkorridor NEC (Northeast Corridor) ist mit<br />

jährlich 260 Mio. Passagieren und 22,5 Mio. Wagenkilometern<br />

im Güterverkehr der wichtigste Korridor im<br />

Schienenverkehr entlang der Ostküste der USA. In seinem<br />

Einzugsg<strong>eb</strong>iet, der Northeast Megalopolis, l<strong>eb</strong>en<br />

50 Mio. Menschen. Dies entspricht annähernd einem<br />

Sechstel der US-Bevölkerung. Die Passagierzahlen nehmen<br />

etwa 5 % pro Jahr zu. Die 735 km lange Hauptstrecke<br />

Bosten (MA) – New York City (NY) – Philadelphia<br />

(PA) – Baltimore (MD) – Washington DC wird durch Zulaufstrecken<br />

aus Springfield (MA), Albany (– Buffalo, NY<br />

(Empire-Korridor)), Harrisburg (– Pittsburgh, PA (Keystone-Korridor))<br />

und Richmond (VA) ergänzt (Bild 1). Der<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> erfolgt vor allem auf der Hauptstrecke im<br />

Personenverkehr <strong>über</strong>wiegend elektrisch [1; 2; 3].<br />

Aufteilung des NEC nach Eisenbahninfrastrukturunternehmen und<br />

Fahrleitungsspannungen von Nord nach Süd.<br />

Stadt → Boston Providence New Haven New York City Washington DC<br />

EIU neu MTBA Amtrak ConnDOT/<br />

Metro-North<br />

Spannung<br />

neu<br />

Spannung<br />

alt<br />

Amtrak<br />

AC 25 kV 60 Hz AC 12,5 kV 60 Hz AC 12 kV 25 Hz<br />

(zentral 138 kV)<br />

nicht elektrifiziert<br />

AC 11 kV 25 Hz<br />

(direkt, zentral<br />

22 kV)<br />

AC 11 kV 25 Hz<br />

(zentral 132 kV)<br />

EIU alt NYNH&H NYNH&H PRR<br />

2 Infrastruktur<br />

2.1 Eisenbahninfrastrukturunternehmen<br />

Die Infrastruktur des NEC ist heute auf vier verschiedene<br />

Betreiber aufgeteilt. N<strong>eb</strong>en der staatlichen<br />

Amtrak sind mit der Massachusetts Bay Transportation<br />

Authority (MTBA), Connecticut Department of<br />

Transportation (ConnDOT) und Metro-North drei<br />

regionale Behörden für den Erhalt der Infrastruktur<br />

verantwortlich. Die Zulaufstrecken liegen teilweise<br />

im Verantwortungsbereich der CSXT Transportation<br />

(CSXT) (Bild 1, Tabelle 1). Aufgrund der verkehrlichen<br />

Bedeutung gibt es mit dem NEC Infrastructure<br />

Master Plan [1] Bemühungen, den Nordostkorridor<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Der NEC ist südlich von New York City <strong>über</strong>wiegend<br />

viergleisig ausg<strong>eb</strong>aut. Die noch dreigleisigen<br />

Abschnitte sind für einen Ausbau vorgesehen. Nördlich<br />

von New Haven (CT) ist der NEC nur zweigleisig,<br />

was betri<strong>eb</strong>liche Einschränkungen zur Folge hat<br />

(Abschnitt 2).<br />

Mit der Eröffnung der Hell Gate Bridge und<br />

der 32 km langen New Yorker Verbindungsbahn<br />

besteht seit 1917 eine Verbindung zwischen der<br />

Pennsylvania Railroad (PRR) und der New York, New<br />

Haven and Hartford Railroad (NYNH&H) und damit<br />

die Möglichkeit für einen durchgehenden Zugverkehr<br />

von Boston Richtung Washington DC. Ein<br />

Jahr später ging die <strong>Elektrifizierung</strong> mit 1 AC 11 kV<br />

25 Hz in Betri<strong>eb</strong> [4; 5].<br />

254 112 (2014) Heft 5


Betri<strong>eb</strong><br />

Eisenbahninfrastrukturunternehmen<br />

Amtrak<br />

Massachusetts Bay Transportation<br />

Authority (MBTA)<br />

Connecticut Department of<br />

Transportation (ConnDOT)<br />

Metro-North<br />

CSX Transportation<br />

Betreiber bei <strong>Elektrifizierung</strong><br />

Pennsylvania Railroad (PRR)<br />

New York, New Haven and<br />

Hartford Railroad (NYNH&H)<br />

New York Central Railroad<br />

(NYC)<br />

Kapazitätseinschränkungen<br />

Kraftwerk, Umformer<br />

oder Übergabestelle<br />

Pennsylvania<br />

Schenectady<br />

Poughkeepsie<br />

Croton-Harmon<br />

New Jersey<br />

Grand Central<br />

Terminal<br />

Metuchen<br />

Albany (NY)<br />

New York<br />

VII<br />

Amsterdam<br />

Boston (MA)<br />

Massachusetts<br />

180/200<br />

Sharon<br />

Springfield (MA)<br />

180/200 240<br />

I<br />

Providence (RI)<br />

New Haven<br />

Connecticut<br />

240<br />

Devon<br />

Branford<br />

Warwick<br />

II<br />

Rhode<br />

III<br />

Island<br />

Glenwood<br />

New London<br />

New Haven (CT)<br />

IV<br />

180/200<br />

V<br />

Cos Cob<br />

VI<br />

New York<br />

City (NY)<br />

Staatsgrenze<br />

New York - Connecticut<br />

Hell Gate Bridge<br />

Harrisburg (PA)<br />

Außer<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

240<br />

in km/h<br />

200/220<br />

Jericho Park<br />

Somerset<br />

Chester<br />

Baltimore (MD)<br />

Maryland<br />

Benning<br />

Washington DC<br />

Virginia<br />

X<br />

Richmond<br />

Philadelphia (PA)<br />

IX<br />

200/220<br />

Perryville<br />

Delaware<br />

Streckenrechte Güterverkehr<br />

CSX Transportation<br />

Norfolk Southern<br />

Conrail<br />

200/220<br />

VIII<br />

New Jersey<br />

Hudson<br />

River<br />

Tunnel<br />

Grand Central<br />

Terminal<br />

Pennsylvania<br />

Station<br />

Hudson River<br />

Manhattan<br />

Woodlawn<br />

Bronx<br />

New Rochelle<br />

Harlem River Westfarms<br />

Sherman Creek<br />

Park Avenue<br />

Bridge<br />

Port Morris<br />

Hell Gate<br />

Brooklyn Hell Gate Bridge<br />

Water Side<br />

New Yorker<br />

Verbindungsbahn<br />

East River Sunny Side Yard<br />

Long Island City<br />

East New York<br />

East River<br />

Richmond (VA)<br />

Providence and Worchester<br />

Bild 1:<br />

Der Nordostkorridor: Verlauf, infrastrukturelle und betri<strong>eb</strong>liche Eigenarten (Quellen: [1; 2; 11; 17; 18; 28]).<br />

2.2 Gleis<strong>über</strong>wachung<br />

Um die Gleisanlagen des NEC effizient <strong>über</strong>wachen<br />

zu können, wurden in den vergangenen 20 Jahren<br />

verschiedene Ansätze verfolgt.<br />

In einer vorgeschlagenen analytischen Herangehensweise<br />

haben die Gleise die an sie gestellten Anforderungen<br />

erfüllt, wenn ein sicherer Betri<strong>eb</strong> bei allen Geschwindigkeiten<br />

bis hin zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit<br />

bei allen Fahrzeuggattungen und eine komfortable Reise<br />

für die Fahrgäste <strong>über</strong> den Zeitpunkt der nächsten Gleisgeometriemessung<br />

hinaus gewährleistet sind.<br />

Ein weiterer Ansatz nutzt künstliche neuronale<br />

Netze, um die Gleise im NEC zu <strong>über</strong>wachen. Als<br />

112 (2014) Heft 5<br />

255


Betri<strong>eb</strong><br />

Eingangsgrößen dienen die Position im Streckennetz,<br />

die Fahrtrichtung und die Uhrzeit.<br />

Um einer Vorschrift der Bundeseisenbahnaufsicht<br />

Federal Railroad Administration (FRA) nachzukommen,<br />

die bei Geschwindigkeiten <strong>über</strong> 125 mph (201 km/h)<br />

eine tägliche Überwachung der Beschleunigungen<br />

am Fahrzeugkasten und Drehgestellrahmen vorsieht,<br />

wurden sechs Acela Espress-Züge (Abschnitt 3.1)<br />

mit einem autonomen Fahrt<strong>über</strong>wachungssystem<br />

Autonomous Ride Monitoring System (ARMS) ausgerüstet.<br />

Das ARMS besteht aus der auf dem Fahrzeug<br />

installierten Einheit mit GPS und Möglichkeit<br />

zur drahtlosen Kommunikation, einer zentralen Datenverarbeitungseinheit<br />

mit einem Datenbankmanagementsystem<br />

und Anwendungen basierend auf<br />

Geoinformationssystemen sowie den Datenverbindungen<br />

zwischen beiden. Die auf den Fahrzeugen<br />

installierten Einheiten <strong>über</strong>wachen die auftretenden<br />

Beschleunigungen hinsichtlich der durch die Instandhaltung<br />

und die Sicherheitsbestimmungen der FRA<br />

festgelegten Grenzwerte. Die Datenverarbeitung erlaubt<br />

n<strong>eb</strong>en der Datenauswertung und -archivierung<br />

auch ein zielgerichtetes Informieren des Amtrak-Personals<br />

zur Gleisinstandhaltung [6; 7; 8; 9; 10].<br />

2.3 Fahrleitungsspannungen<br />

Der NEC ist auf seiner Hauptstrecke durchgängig mit<br />

Einphasenwechselspannung elektrifiziert. Aufgrund<br />

der geschichtlichen Entwicklung gibt es jedoch drei<br />

verschiedene Fahrleitungsspannungen. Der Zugbetri<strong>eb</strong><br />

erfolgt auf dem Keystonekorridor bis Harrisburg<br />

elektrisch mit Einphasenwechselspannung. Der Empirekorridor<br />

aus Richtung Albany ist bis Croton-Harmon<br />

(NY) mit Gleichspannung aus der Seitenstromschiene<br />

elektrifiziert (Tabelle 1).<br />

N<strong>eb</strong>en der 19 km langen Streckenelektrifizierung<br />

mit Seitenstromschiene DC 660 V durch die New<br />

York Central (NYC) zwischen Woodlawn (Bronx, New<br />

York City, NY) und der Grand Central Station, die<br />

1907 den Betri<strong>eb</strong> aufnahm, begann die NYNH&H ab<br />

1907 den elektrischen Betri<strong>eb</strong> mit 1 AC 11 kV 25 Hz<br />

auf der 35 km langen Strecke zwischen Woodlawn<br />

und Stamford (CT); ab 1914 auf weiteren 117 km<br />

bis New Haven. Metro-North baute diesen Abschnitt<br />

1985/86 auf 1 AC 12,5 kV 60 Hz um.<br />

Der dritte Abschnitt des NEC war die Strecke der<br />

PRR zwischen New York City und Washington DC,<br />

die ab 1935 durchgängig mit 1 AC 11 kV 25 Hz elektrifiziert<br />

war. Die Zulaufstrecke von Harrisburg nach<br />

Philadelphia ist seit 1938 elektrisch befahrbar. Bereits<br />

1910 hatte die PRR, ähnlich wie die NYC, die Zuführung<br />

von Manhattan Transfer (Newark, NJ) zur neu<br />

errichteten Pennsylvania Station in Manhattan mit<br />

Seitenstromschiene und DC 660 V elektrifiziert. Dieser<br />

Schritt war aufgrund der großen Anzahl von Pendlern<br />

notwendig geworden. Der Abschnitt wurde zusammen<br />

mit dem ursprünglich zur Long Island Rail Road<br />

(LIRR) gehörenden Abschnitt zwischen der Pennsylvania<br />

Station und Sunnyside Yard (Long Island City,<br />

Queens, New York City) 1932 auf einer Gesamtlänge<br />

von 22 km auf 1 AC 11 kV 25 Hz umgerüstet. Zu diesem<br />

Zweck haben die Tunnel unter Hudson und East<br />

River bereits von Anfang an einen Tunnelquerschnitt,<br />

der die Installation einer 11-kV-Oberleitung ermöglichte.<br />

Die Fahrleitungsspannung wurde in diesem<br />

NEC-Abschnitt bereits 1948 auf 12 kV angehoben.<br />

Die Pläne, die Fahrleitung bis Pittsburgh zu verlängern,<br />

konnten nicht umgesetzt werden.<br />

Der letzte Abschnitt von New Haven bis Boston<br />

folgte erst im Jahr 2000 mit 1 AC 25 kV 60 Hz, obwohl<br />

dieser bereits seit Beginn der Arbeiten für eine<br />

<strong>Elektrifizierung</strong> vorgesehen war.<br />

Grund für den nicht erfolgten Ausbau des elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong>es in den USA war die bereits vor<br />

dem zweiten Weltkrieg einsetzende Umstellung von<br />

Dampf- auf Dieselbetri<strong>eb</strong>. Da die dieselelektrischen<br />

Lokomotiven ähnliche Traktionseigenschaften wie<br />

Elektroloks hatten, in Tunneln gegen<strong>über</strong> Dampfloks<br />

eine wesentlich geringere Rauchentwicklung<br />

aufwiesen und Traktionsenergie aus Diesel günstiger<br />

war als aus jeder anderen Energiequelle, wurde auf<br />

zahlreichen Strecken außerhalb des Nordostkorridors<br />

der elektrische Betri<strong>eb</strong> zugunsten von Dieselloks<br />

wieder eingestellt [4; 11].<br />

2.4 Energieversorgung und Fahrleitung<br />

2.4.1 New York Central Railroad (NYC)<br />

Die NYC musste ihre Zulaufstrecken zur Grand Central<br />

Station in Manhattan aufgrund eines schweren<br />

Unfalls im Tunnel unterhalb der 54. Straße Anfang<br />

1902, bei dem ein Fernzug infolge eines durch Rauch<br />

verdeckten haltzeigenden Signals auf einen Nahverkehrszug<br />

auffuhr, elektrifizieren. Da dieser Unfall 15<br />

Menschenl<strong>eb</strong>en kostete, wurde ein Gesetz erlassen,<br />

das den Einsatz von Dampflokomotiven südlich des<br />

Harlem Rivers ab dem 1. Juli 1908 verbot.<br />

Da die Strecke in Manhattan ab der 97. Straße<br />

für 4 km unterhalb der Park Avenue im Tunnel verläuft,<br />

wurde als Fahrleitung eine Stromschiene in<br />

Seitenlage gewählt, die von unten bestrichen wird.<br />

Um die Stromschienenlücken im Weichenbereich zu<br />

<strong>über</strong>brücken, wurden diese Bereiche mit einer Oberleitung<br />

<strong>über</strong>spannt und die Lokomotiven mit vereinfachten<br />

Pantographen ausgerüstet.<br />

Die Energieversorgung wurde durch je ein Kohlekraftwerk<br />

in Glenwood (Yonkers, NY) und Port<br />

Morris (Bronx, New York City) sichergestellt. In der<br />

ursprünglichen Konfiguration von 1908 erzeugten<br />

jeweils 16 Kessel den Dampf für je vier 5-MW-Curtis-<br />

Turbogeneratoren, die 3 AC 11 kV 25 Hz lieferten. Da<br />

eine Erweiterung von Anfang an vorgesehen war,<br />

256 112 (2014) Heft 5


Betri<strong>eb</strong><br />

versorgten später ab etwa 1930 jeweils 20 Kessel drei<br />

20-MW- und zwei 5-MW-Generatoren in Port Morris<br />

sowie einen 20-MW- und vier 5-MW-Generatoren in<br />

Glenwood (Tabelle 2). Als Brennstoff diente in Port<br />

Morris in allen Kesseln Fettkohle. Aufgrund behördlicher<br />

Vorschriften und besserer Abgaswerte (vor allem.<br />

Ruß) wurden in Glenwood nur vier Kessel mit<br />

Fettkohle, dafür jedoch sechs mit Anthrazit und zehn<br />

mit Öl befeuert. Die Kraftwerke versorgten anfangs<br />

acht, später 19 Unterwerke, in welchen mit Transformatoren<br />

und rotierenden Umformern DC 660 V<br />

erzeugt wurde. In den anfänglich acht Unterwerken<br />

waren zusätzlich Blei-Akkumulatoren mit einer Gesamtkapazität<br />

von 22 kAh unterg<strong>eb</strong>racht. Diese dienten<br />

einerseits zum Lastausgleich und konnten andererseits<br />

den Betri<strong>eb</strong> für eine Stunde aufrechterhalten,<br />

wenn die Einspeisung von den Kraftwerken ausfiel.<br />

N<strong>eb</strong>en der Speisung aus den bahneigenen Kraftwerken<br />

bestand zusätzlich die Möglichkeit, durch<br />

zwei dezentrale Umformerwerke, die eigentlich stationäre<br />

Anlagen im Grand Central Terminal versorgten,<br />

Leistung aus dem Netz der New York Edison Company<br />

zu beziehen. Außerdem gab es Verbindungsleitungen<br />

zur Interborough Rapid Transit Company, die heute<br />

Teil der New York City Subway ist.<br />

Die Abschnitte des Stromschienennetzes wurden<br />

zunächst <strong>über</strong> 4 000-A-Schnellschalter gespeist. Die<br />

Stromschienen sind mit einer Holzverkleidung gegen<br />

unbeabsichtigtes Berühren abgedeckt.<br />

Die Kraftwerke, zwischenzeitlich an einen Energieversorger<br />

verkauft, wurden 1952 (Port Morris)<br />

bezhiehungsweise in den 1960er Jahren (Glenwood)<br />

vom Netz genommen. Die Einspeisung entlang der<br />

ehemaligen NYC-Strecken wurde bis 1989 vollständig<br />

auf Halbleiterbrücken umgestellt, die aus dem<br />

öffentlichen Energieversorgungsnetz in die Stromschiene<br />

einspeisen [4; 11; 12; 13].<br />

2.4.2 New York, New Haven & Hartford<br />

Railroad (NYNH&H)<br />

TABELLE 2<br />

Energieversorgung des NEC im Bereich der früheren New York Central<br />

(Ge..Einphasengenerator) [13].<br />

Station Glenwood Port Morris<br />

Leistung<br />

3 x 20 MW, 2 x 5 MW<br />

(Ge, um 1929)<br />

in Betri<strong>eb</strong> seit 1907 1906<br />

außer Betri<strong>eb</strong> seit ~ 1965 1952<br />

Bild 2:<br />

Kraftwerk in Cos Cob [54].<br />

Für die Energieversorgung der Strecke Woodlawn<br />

– Stamford baute die NYNH&H bei Cos Cob (CT)<br />

ein eigenes Kraftwerk, da die öffentliche Energieversorgung<br />

zur Übernahme der neuen Belastung<br />

durch den Bahnbetri<strong>eb</strong> zur damaligen Zeit nicht<br />

in der Lage war (Bild 2). Im kohlegefeuerten Kraftwerk<br />

liefen 1910 an 12 Kesseln drei Westinghouse-<br />

Generatoren mit einer Leistung von 3,7 MW und<br />

einer mit 6 MW. Es gab keine Unterwerke. Die Generatoren<br />

erzeugten 1 AC 11 kV 25 Hz und speisten<br />

direkt in die Fahrleitung.<br />

Die Oberleitung bestand aus zwei parallelen<br />

Tragseilen, die <strong>über</strong> die Hänger mit dem Fahrdraht<br />

ein gleichseitiges Dreieck bildeten (Bilder 3 und<br />

4). Durch diese Konstruktion wurde der Fahrdraht<br />

sowohl horizontal als auch vertikal in Position gehalten.<br />

Der Abstand der Stützpunkte, die als Stahlbrücken<br />

ausgeführt wurden und vier bis 12 Gleise<br />

<strong>über</strong>spannten, betrug rund 91 m.<br />

Die Fahrzeuge der NYNH&H konnten in Woodlawn<br />

von der mit 1 AC 11 kV 25 Hz elektrifizierten<br />

Strecke der NYNH&H auf die mit DC 660 V elektrifizierten<br />

Strecken der NYC <strong>über</strong>gehen, wodurch<br />

die Einfahrt in die Grand Central Station ermöglicht<br />

wurde (Abschnitt 3.6).<br />

Um den ab 1914 elektrisch betri<strong>eb</strong>enen Abschnitt<br />

zwischen Stamford und New Haven mit der notwendigen<br />

elektrischen Leistung zu versorgen, wurden<br />

in Cos Cob vier neue 5-MW-Generatoren in Betri<strong>eb</strong><br />

genommen. Zusätzlich wurde in West Farms (Bronx,<br />

New York City) ein 15-MVA-Unterwerk g<strong>eb</strong>aut, das<br />

von der New York Edison Company mit 1 AC 25 Hz<br />

versorgt wurde. Die Speisung erfolgte zunächst aus<br />

dem Kraftwerk Sherman Creek (Manhattan, New<br />

York City), später auch aus dem Kraftwerk Hell Gate<br />

(Bronx, New York City). Nachdem die Kraftwerke in<br />

Sherman Creek und Hell Gate in den 1970er Jahren<br />

vom Netz gingen, wurde West Farms von Cos<br />

Cob aus versorgt. Die Oberleitung wurde in diesem<br />

Abschnitt als Verbundoberleitung mit Tragseil, Hilfstragseil<br />

und Fahrdraht ausgeführt (Bild 3).<br />

1 x 20 MW, 4 x 5 MW<br />

(Ge, um 1929)<br />

112 (2014) Heft 5<br />

257


Betri<strong>eb</strong><br />

Bahn<br />

Jahr<br />

NYNH&H Woodlawn – 1906<br />

Stamfort<br />

Metro<br />

North<br />

NYNH&H<br />

PRR<br />

Amtrak/<br />

MBTA<br />

Strecke<br />

Quelle<br />

Bild 3:<br />

Oberleitungsbauarten auf dem Nordostkorridor.<br />

A 3 A 1 A 2 S 3<br />

T 1 T 2<br />

Stamfort –<br />

New Haven<br />

New York City –<br />

Washington DC<br />

New Haven –<br />

Boston<br />

[12, 4] 2 x TS 9/16" 7-adrig St (14,3 mm)<br />

1 x FD 4/0 Cu (13,3 mm)<br />

1908 [12] 2 x TS 9/16" 7-adrig St (14,3 mm)<br />

~ 1990<br />

1914<br />

[16]<br />

[4] 1 x TS<br />

1 x HTS<br />

1 x FD<br />

1935 [4] 1 x TS<br />

2000 [24]<br />

Geometrie<br />

1 x HTS 4/0 Cu (13,3 mm)<br />

1 x FD 4/0 St (13,3 mm)<br />

1 x TS<br />

1 x FD<br />

1 x HTS<br />

1 x FD<br />

1 x TS 150 mm² Cu<br />

1 x FD 150 mm² Cu<br />

FD: Fahrdraht, HTS: Hilfstragseil, TS: Tragseil, Cu: Kupfer, St: Stahl<br />

C 1 S 1 S 2 C 2<br />

TS 31 TS 32 TS 11 TS 12 TS 21 TS 22 TS 41 TS 42<br />

S 4 A 3 A 1 A 2<br />

T 1 T 2<br />

nur zwei Phasen notwendig sind, lief eine Phase im<br />

Leerlauf beziehungsweise diente der Versorgung<br />

stationärer Anlagen. Die Generatoren wurden stark<br />

unsymmetrisch, praktisch einphasig, belastet. Die<br />

Ausgangsspannung wurde <strong>über</strong> einen Transformator<br />

in symmetrischer Sparschaltung mit geerdetem Mittelpunkt<br />

auf 2 x 11 kV transformiert.<br />

Um 1930 lieferten in Cos Cob 28 Kessel den<br />

Dampf für vier 4-MW-, einen 3,4-MW- und drei<br />

9-MW-Turbogeneratoren. Zusätzlich zum Unterwerk<br />

in West Farms lieferten insgesamt vier frequenzelastische<br />

5-MW-Umformer in Devon (Milford, CT), New<br />

Haven und East New York (von PRR/LIRR) Leistung<br />

aus dem Landesnetz (Tabelle 3).<br />

Mit der Umstellung der Fahrleitungsspannung<br />

von 1 AC 11 kV 25 Hz auf 1 AC 12,5 kV 60 Hz zwischen<br />

New York und New Haven durch Metro-North<br />

im Jahre 1986 konnten das Kraftwerk in Cos Cob,<br />

die zentrale Transformatorenstation in Westframs sowie<br />

die rotierenden Umformer in New Haven, Devon<br />

und East New York 1987 außer Betri<strong>eb</strong> gehen. Die<br />

Speisung erfolgt seitdem aus dem öffentlichen Energieversorgungsnetz.<br />

In diesem Zusammenhang wurde auch die Systemwechselstelle<br />

von Woodlawn nach Mount Vernon<br />

(NY) verlegt. Dies war notwendig, da die bisherige<br />

im Gefälle zwischen zwei benachbarten<br />

Blockstellen lag. Da der Systemwechsel antri<strong>eb</strong>slos<br />

im Ausrollen erfolgt, hätte ein Fehler die Blockierung<br />

einer Blockstelle und damit Verspätungen für nachfolgende<br />

Züge bedeutet [4; 11; 12; 13; 14; 15; 16].<br />

F 3 F 1 F 2 F 4<br />

A n : Drehstromleitung (Licht, Hilfsaggregate der Unterwerke)<br />

C n : einpolige Steuerleitung für Relais (11 kV)<br />

F n : Fahrdraht<br />

S n : einpolige Speiseleitung für die Fahrleitung (11 kV)<br />

T n : zweipolige Leitung für Signale<br />

TS n : Tragseil<br />

Bild 4:<br />

Typische Quertragwerkskonstruktion <strong>über</strong> eine viergleisige Strecke der NYNH&H nach [11].<br />

Die Oberleitung wurde nun nicht mehr direkt,<br />

sondern auf der ganzen Strecke <strong>über</strong> eine 22-kV-<br />

Bahnstromleitung und Unterwerke gespeist. Die Generatoren<br />

waren im Stern geschaltet und lieferten<br />

3 AC 11 kV 25 Hz. Da für das Speisen der Fahrleitung<br />

2.4.3 Pennsylvania Railroad (PRR)<br />

Für die ab 1935 geschätzten jährlich benötigten<br />

1,2 x 10 9 kWh wurden von der PRR langfristige Verträge<br />

mit vier Landesenergieversorgern abgeschlossen,<br />

da die PRR bis 1930 alle eigenen Kraftwerke, ausgenommen<br />

das Long Island City Kraftwerk (Queens,<br />

New York City) für die Anbindung der Pennsylvania<br />

Station und die Versorgung der LIRR, an Landesenergieversorger<br />

verkauft hatte.<br />

Das Kraftwerk in Long Island City hatte um 1930<br />

44 mit Steinkohle befeuerte Kessel, die den Dampf<br />

für fünf Turbogeneratoren lieferten. Diese erzeugten<br />

3 AC 11 kV 25 Hz und maximal 78 MW. Zusätzlich<br />

wurde ab 1938 durch den örtlichen Energieversor-<br />

TABELLE 3<br />

Energieversorgung des NEC zwischen New York und New Haven<br />

(Uf..Umformer, Tr..Transformator, Ge..Einphasengenerator) [13].<br />

Station New Haven Devon Cos Cob West Farms East New York<br />

(Verbindung mit PRR)<br />

Leistung 1 x 5 MW (Uf) 2 x 5 MW (Uf) Σ 46 MW (Ge, um 1930) 15 MVA (Tr) 1 x 5 MW (Uf)<br />

in Betri<strong>eb</strong> seit 1927 1927 1907 1915 1927<br />

außer Betri<strong>eb</strong> seit<br />

1987 (Umstellung auf 1 AC 12,5 kV 60 Hz, <strong>über</strong> Umrichter aus Landesnetz gespeist)<br />

258 112 (2014) Heft 5


Betri<strong>eb</strong><br />

TABELLE 4<br />

Energieversorgung des NEC zwischen New York und Washington in den 1930er Jahren (Uf..Umformer, Ge..Einphasengenerator) [11, 17].<br />

Station<br />

Long Island<br />

City (Reserve)<br />

Waterside Metuchen Richmond Somerset Lamokin Perryville Benning<br />

Leistung 2 x 20 MW (Ge) Σ 24 MW (Ge) 1 x 25 MW (Uf) 4 x 30 MW (Uf) Σ 18 MW (Uf) 3 x 16 MW (Uf) 1 x 25 MW (Uf)<br />

1 x 30 MW (Ge)<br />

in Betri<strong>eb</strong> seit ~ 1910 1938 (für PRR) 1933 1932 1933 1928 1938 1934<br />

außer Betri<strong>eb</strong> seit 1954 1978<br />

Σ 25 MW (Uf)<br />

ger Consolidated Edison Company Einphasenleistung<br />

durch entsprechende Generatoren im Kraftwerk Waterside<br />

(Manhattan, New York City) bereitgestellt.<br />

Diese Erzeugung wurde 1954 (Long Island City) beziehungsweise<br />

1978 (Waterside) eingestellt.<br />

Von New York City bis Perryville (MD) versorgte<br />

die Philadelphia Electric Company die Strecke mit<br />

elektrischer Energie, die von Kohle- und Wasserkraftwerken<br />

bereitgestellt wurde. Die verfügbare<br />

Leistung betrug 1 GW aus eigenen Kraftwerken zuzüglich<br />

1 GW von benachbarten Energieversorgern.<br />

Südlich von Perryville wurde die Strecke von der Gas<br />

Electric Light & Power Company of Baltimore versorgt.<br />

Die bereitgestellte Leistung betrug 600 MW.<br />

Entlang der Strecke gab es anfangs zwei (Richmond<br />

(Philadelphia) & Lamokin (Chester (PA)), später<br />

sechs (Metuchen (NJ), Somerset (Philadelphia),<br />

Perryville, Benning (Washington DC)) Übergabestellen<br />

für die elektrische Leistung (Tabelle 4). In Philadelphia<br />

und Chester wurde 1 AC 13,2 kV 25 Hz durch<br />

Umformersätze der örtlichen Versorger erzeugt. Diese<br />

Umformersätze entsprechen in ihrem Aufbau einem<br />

Synchron-Synchron-Umformer, wobei zur Synchronisierung<br />

und Lastverteilung bahnseitig der Lastwinkel<br />

gestellt werden kann. Der Mittelpunkt der Ausgangstransformatoren<br />

war <strong>über</strong> 330-Ω-Widerstände mit<br />

Erde verbunden, was den Erdschlussstrom auf 200 A<br />

begrenzt (66 kV gegen Erde). Zur Blindleistungskompensation<br />

waren im 132-kV-Netz Kompensatorstationen<br />

vorhanden, in denen Synchronmotoren 90°<br />

voreilend zur Phase der Fahrleitungsspannung liefen.<br />

Metuchen, Somerset und Benning sind beziehungsweise<br />

waren <strong>eb</strong>enfalls Umformer.<br />

Für die Einspeisung in Perryville wurde die Einphasenleistung<br />

mit 25 Hz im 50 km entfernten Safe Harbor<br />

(PA) aus Wasserkraft erzeugt (Tabelle 4). An den<br />

Übergabepunkten wurde die Spannung durch bahneigene<br />

Transformatoren auf 132 kV für die Streckenspeisung<br />

erhöht. Entlang der Strecke verteilten sich<br />

die Unterwerke im Abstand von 13 km bis 16 km.<br />

In den Unterwerken wurde die Spannung auf die<br />

Fahrleitungsspannung 11 kV heruntertransformiert.<br />

Die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung mitsamt 1 600 km Streckenspeisung,<br />

etwa 70 Unterwerken (Bild 5) sowie<br />

Schaltposten wurde vom Central Load Dispatching<br />

Office in Philadelphia kontrolliert, das die Power Directors<br />

in New York City, Philadelphia, Baltimore und<br />

Harrisburg sowie die Energieversorger koordinierte.<br />

Bild 5:<br />

Unterwerk North Point, Rosedale (MD) [54].<br />

In Jericho Park (Bowie, MD) hat Amtrak 1992 einen<br />

20-MW-Direktumrichter in Betri<strong>eb</strong> genommen.<br />

1996 folgte ein statischer 35-MW-Umrichter in Sunnyside<br />

Yard (New York City).<br />

Im Jahr 2002 wurde der Umformer in Richmond<br />

(Philadelphia) durch einen statischen 180-MW-Frequenzumrichter<br />

ersetzt. Dieser besteht aus fünf Blöcken<br />

zu je 36 MW/45 MVA. Zudem konnten weitere<br />

Umformer außer Betri<strong>eb</strong> genommen werden (Tabellen<br />

5 und 6).<br />

Die Fahrleitung ist als Oberleitung mit Tragseil,<br />

Hilfstragseil und Fahrdraht ausgeführt. Zwischen den<br />

Fahrleitungsmasten ist ein Quertragwerk gespannt,<br />

welches die Oberleitung trägt (Bild 3). Die Fahrleitung<br />

ist nicht nachgespannt, weshalb die Höchstgeschwindigkeit<br />

für den Acela Express auf 220 km/h<br />

beschränkt ist. Die Masten stehen in der Regel im<br />

Abstand von 87 m und tragen zusätzlich die 132-kV-<br />

Leitungen und 6,6-kV-Leitungen für die Versorgung<br />

der Signale (Bild 6). Die Seile der Streckenspeisung<br />

sind teils hohle Kupferseile (125,6 mm²) und Stahlaluminiumseile<br />

(151,8 mm²). Die auf den Mastspitzen<br />

verlegten Erdseile sind aus Kupfer (107 mm²).<br />

Die Schienenverbinder haben eine Seele aus Kupfer,<br />

wohingegen die Drähte des äußeren Schlages zum<br />

112 (2014) Heft 5<br />

259


Betri<strong>eb</strong><br />

TABELLE 5<br />

Energieversorgung des NEC zwischen New York und Washington in den 1980er Jahren<br />

(Uf..Umformer, Ge..Einphasengenerator) [17].<br />

Station Metuchen Richmond Somerset Lamokin Perryville Benning<br />

Leistung 1 x 25 MW (Uf) 4 x 30 MW (Uf) Σ 18 MW (Uf) 3 x 16 MW (Uf) 1 x 25 MW (Uf)<br />

1 x 30 MW (Ge)<br />

in Betri<strong>eb</strong> seit 1933 1932 1933 1928 1938 1934<br />

außer Betri<strong>eb</strong> seit 1996 ~ 1990 1986<br />

Σ 25 MW (Uf)<br />

TABELLE 6<br />

Energieversorgung des NEC zwischen New York und Washington nach 2000<br />

(Uf..Umformer, Ur..Umrichter, Ge..Einphasengenerator) [17, 18].<br />

Station Sunnyside Yard Metuchen Richmond Lamokin Perryville Jericho Park<br />

Leistung 4 x 7,5 MW (Ur) 1 x 25 MW (Uf) 5 x 36 MW (Ur) 3 x 16 MW (Uf) 2 x 28 MW (Ge)<br />

1 x 25 MW (Uf)<br />

in Betri<strong>eb</strong> seit 1996 1933 2002 1928 1938 1992<br />

2 x 10 MW (Direkt-Ur)<br />

E 1<br />

B 1 B 2 B 3 B 4<br />

T 1 T 2 T 3 T 4<br />

S 1 S 2<br />

F 1 F 2 F 3 F 4<br />

B n : <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung (132 kV)<br />

E n : Erdseil<br />

F n : Fahrdraht und Hilfstragseil<br />

S n : Signalenergieversorgung (6,6 kV)<br />

T n : Tragseil<br />

Bild 6:<br />

Typische Quertragwerkskonstruktion <strong>über</strong> eine viergleisige Strecke der PRR nach [4].<br />

größten Teil aus Stahl bestehen. N<strong>eb</strong>en einer guten<br />

Leitfähigkeit und Festigkeit bot die Durchmischung<br />

von Kupfer und Stahl von Anfang an einen gewissen<br />

Schutz gegen Di<strong>eb</strong>stahl.<br />

Im Rahmen des Northeast Corridor Improvement<br />

Project (NECIP) gab es Mitte der 1970er Jahre Überlegungen,<br />

die Energieversorgung zwischen New<br />

York City und Washington DC auf 1 AC 25 kV 60 Hz<br />

umzurüsten, um die Anzahl der erforderlichen Unterwerke<br />

zu halbieren [4; 11; 17; 18; 19].<br />

2.4.4 Neuelektrifizierung bis Boston<br />

86 Jahre nach der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es<br />

auf dem NEC-Abschnitt New Haven – New<br />

E 2<br />

York City wurde im Jahr 2000 auf dem 235 km langen<br />

Abschnitt zwischen Boston und New Haven<br />

<strong>eb</strong>enfalls der elektrische Zugbetri<strong>eb</strong> aufgenommen.<br />

Die <strong>Elektrifizierung</strong>sarbeiten im Northend Electrification<br />

Project wurden von einem Joint Venture aus Balfour<br />

Beatty Construction und Massachusetts Electric<br />

Contruction ausgeführt.<br />

Dieser Abschnitt wurde mit 2 AC 25 kV 60 Hz<br />

elektrifiziert. Die 18 Autotransformatorstationen<br />

sind in einem Abstand von 10 km bis 13 km angeordnet.<br />

Die vier Unterwerke des durchgängig<br />

zweigleisigen Abschnitts sind mit je zwei 40-MVA-<br />

Transformatoren redundant an das Netz 3 AC<br />

115 kV 60 Hz-angeschlossen. Die Speiseabschnitte<br />

haben eine Länge von etwa 40 km. Zwischen den<br />

Unterwerksbereichen sind insgesamt drei Schaltposten<br />

angeordnet. Die Schutzstrecken der Phasentrennstellen<br />

im Bereich der Unterwerke und<br />

Schaltposten haben eine Länge von etwa 305 m.<br />

Das Layout entspricht einer einseitigen Speisung<br />

mit Phasentrennung am Unterwerk und an den<br />

Schaltstationen zwischen den Speiseabschnitten<br />

zweier benachbarter Unterwerke.<br />

Der Schutz für die Energieverteilung und -zuführung<br />

besteht aus einem Distanzschutz für die Fahrund<br />

Feederleitungen, einem Transformatorenschutz<br />

für die Leistungs- und Autotransformatoren sowie<br />

einem Sammelschienen- und einem Reserveschutz.<br />

Der Distanzschutz wird durch einen Überstromschutz<br />

für alle Fehler im Nahbereich ergänzt. Das<br />

Schutzkonzept nutzt einen speziellen numerischen<br />

Distanzschutz, der im Falle eines Fehlers die Entfernung<br />

zum Fehlerort berechnet und anschließend<br />

alle Autotransformatoren innerhalb dieser Entfernung<br />

vom Netz nimmt. Abschließend erfolgt ein automatischer<br />

Wiedereinschaltversuch.<br />

Ein zusätzlicher Überstromschutz kann die Art des<br />

Fehlers bestimmen. Da nach dem Wiedereinschalten<br />

zunächst alle Autotransformatoren vom Netz sind,<br />

kann der Strom nur <strong>über</strong> den Fehler fließen. Wird<br />

260 112 (2014) Heft 5


Betri<strong>eb</strong><br />

nun ein Stromfluss in der Fahrleitung detektiert, liegt<br />

der Fehler zwischen Fahrleitung und Erde. Fließt ein<br />

Strom durch die Feederleitung, muss der Fehler zwischen<br />

Feeder und Erde liegen. Bei Stromfluss in Fahrund<br />

Feederleitung liegt der Fehler zwischen beiden.<br />

Zwischen Fehlerdetektion und -ortbestimmung,<br />

Umschalten und Wiedereinschalten der Energieversorgung<br />

vergehen weniger als 90 s.<br />

Die Oberleitung ist für 240 km/h ausgelegt und<br />

besteht aus einem 150-mm²-Kupferfahrdraht sowie<br />

einem 150-mm²-Kupfertragseil. Beide werden mit<br />

19,6 kN nachgespannt. Die Systemhöhe beträgt<br />

nur 1 216 mm (Bild 3). Aufgrund der beweglichen<br />

Brücken in diesem Abschnitt waren Sonderkonstruktionen<br />

notwendig.<br />

Die beweglichen Brücken, derer zurzeit der <strong>Elektrifizierung</strong><br />

drei als Klapp- und zwei als Drehbrücken<br />

ausgeführt waren, liegen im Bundesstaat Connecticut<br />

zwischen Mystik und Old Saybrook (Bereich<br />

III in Abschnitt 4.2 und Bild 1). Als Besonderheit<br />

sind diese Brücken in den Monaten Juni bis August<br />

in Grundstellung geöffnet, da in dieser Zeit dem<br />

Schiffverkehr Vorrang gewährt wird (Bild 7). Den<br />

Rest des Jahres sind die Brücken in Grundstellung<br />

geschlossen. Sie sind mit einer Deckenstromschiene<br />

von Furrer+Frey ausgerüstet und aufg<strong>eb</strong>ügelt<br />

mit 145 km/h befahrbar. Um die Funktion der Brücke<br />

nicht zu beeinträchtigen, sind separat bewegliche<br />

Stromschienenabschnitte notwendig. Bei den<br />

Klappbrücken sind dies längs zur Gleisachse verschi<strong>eb</strong>bare<br />

Portale. Die Drehbücken sind mit einem<br />

vertikal motorisch schwenkbaren Stromschienenabschnitt<br />

ausgerüstet. [20; 21; 22; 23]<br />

Bild 7:<br />

Mystic River Bridge [54].<br />

3 Fahrzeuge<br />

3.1 Entwicklung der Elektrolokomotiven<br />

im NEC<br />

Aus einem Transformator mit Stufenschaltwerk gespeiste<br />

Einphasenwechselstrom-Reihenschlusskommutatormotoren<br />

waren nur eine von mehreren<br />

Arten der Leistungs<strong>über</strong>tragung, die in den Fahrzeugen<br />

des Nordostkorridors eingesetzt wurden.<br />

Bekannte Vertreter sind n<strong>eb</strong>en den Baureihen GG1<br />

(Bild 8), P5a, E2b und O1 der PRR die Baureihen<br />

EP-3, EP-4 und EF-3 der NYNH&H. Die GG1 (Achsfolge<br />

2’Co+Co2‘) ging als Vorzugsvariante aus einem<br />

Entwicklungswettbewerb zwischen Baldwin/<br />

General Electric und Baldwin/Westinghouse hervor.<br />

Letztere unterlagen mit ihrem Prototyp der Baureihe<br />

R1 (Achsfolge 2’Do2‘) aufgrund der vor allem in<br />

Gleisbögen besseren Fahreigenschaften der GG1.<br />

Basierend auf der GG1 baute die PRR einen vereinfachten<br />

Prototyp der Baureihe DD2 (Achsfolge<br />

2’Bo+Bo2‘) für die geplante Erweiterung Richtung<br />

Bild 8:<br />

GG1 mit Broadway Limited auf dem NEC um 1970 (Foto: Amtrak).<br />

Pittsburgh. Die genannten Baureihen hatten allesamt<br />

Doppelmotoren, Schleifstücke aus Eisen und<br />

keinen Hauptschalter.<br />

Die Baureihe FF1 der PRR hatte einen rotierenden<br />

Umformer, der aus Einphasenwechselstrom Drehstrom<br />

für die Fahrmotoren erzeugte. Die Drehzahlsteuerung<br />

erfolgte <strong>über</strong> Polumschaltung.<br />

Bereits 1926 nahm die NYNH&H Lokomotiven in<br />

Betri<strong>eb</strong>, deren Motorgenerator die 1 AC 11 kV 25 Hz<br />

der Fahrleitung in eine Gleichspannung für die Fahrmotoren<br />

umformte. Auch die Baureihe FF2 der PRR<br />

hatte diese Art der Leistungs<strong>über</strong>tragung.<br />

112 (2014) Heft 5<br />

261


Betri<strong>eb</strong><br />

Im Jahre 1951 lieferte Baldwin/Westinghouse<br />

Gleichrichterfahrzeuge der Baureihen E3b und später<br />

E2c an die PRR. Ebenso wie die 1954 durch General<br />

Electric an die NYNH&H gelieferte Baureihe EP-5<br />

waren sie mit Ignitrons (Quecksilberdampfgleichrichtern)<br />

zur Gleichrichtung der Fahrleitungsspannung<br />

ausgerüstet. Die gleiche Art der Leistungs<strong>über</strong>tragung<br />

hatte auch die EF-4 der NYNH&H, welche die<br />

Lokomotiven 1963 für 25 000 USD pro Stück von der<br />

Virginian Railway abkaufte. Diese hatte 1962 den<br />

elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> eingestellt. Ab 1960 leaste<br />

die PRR von General Electric Fahrzeuge der Baureihe<br />

E44, von denen einige ab Werk bereits mit Silizium-<br />

Gleichrichtern ausgerüstet waren. Ein Hauptgrund<br />

für den Einsatz von Gleichstromfahrmotoren war die<br />

große Anzahl der in dieselelektrischen Lokomotiven<br />

verbauten Motoren dieses Typs. Dies sollte vor allem<br />

die Anschaffungs- und Instandhaltungskosten senken.<br />

N<strong>eb</strong>en elektrischen Lokomotiven wurden und<br />

werden Electric multiple units (EMU) im Personenverkehr<br />

eingesetzt. Die zwischen New York und Washington<br />

als Expresszüge verkehrenden Metroliner<br />

(Bilder 9 und 10) wurden von 1969 bis 1981 aus<br />

EMU g<strong>eb</strong>ildet [4; 5; 11; 24; 25; 26; 27; 28; 29].<br />

Bild 9:<br />

Metroliner <strong>über</strong>quert den Bush River 1972 (Foto: Amtrak).<br />

3.2 <strong>Elektrische</strong> Fahrzeuge im Bestand<br />

Die auf dem NEC verkehrenden Zugarten im Personenverkehr<br />

sind hauptsächlich aus folgenden Fahrzeugen<br />

zusammengestellt:<br />

• Commuter: lokbespannte Doppelstockzüge, EMU<br />

• Intercity (Northeast Regional): lokbespannte<br />

einstöckige Züge<br />

• Highspeed (Acela Express): Tri<strong>eb</strong>züge<br />

Bild 10:<br />

Metroliner Nr. 885 in den 1980er Jahren (Foto: Amtrak).<br />

Die lokbespannten Züge werden teilweise mit Hybridfahrzeugen<br />

bespannt, um auch auf den in den<br />

NEC mündenden, nicht elektrifizierten Strecken verkehren<br />

zu können. Die EMU sind im Allgemeinen als<br />

Married-Pair ausgeführt.<br />

Die Züge des Northeast Regional Service von Amtrak<br />

sowie Maryland Area Regional Commuter (MARC) und<br />

Commuter von Southeastern Pennsylvania Transportation<br />

Authority (SEPTA) werden von Lokomotiven der Typen<br />

AEM-7 und HHP-8 gezogen.<br />

Die Baureihe AEM-7 (Bild 11) basiert auf der schwedischen<br />

Rc4 und wurde von EMD in Lizenz 1978–1988<br />

g<strong>eb</strong>aut, nachdem verschiedene europäische Fahrzeuge<br />

getestet worden waren. Die Tests waren notwendig, da<br />

ein vorheriger Versuch, neue Fahrzeuge (Baureihe E60)<br />

bei der einheimischen Schienenfahrzeugindustrie zu beschaffen,<br />

an den schlechten Laufeigenschaften und dem<br />

hohen Gewicht gescheitert war (Bild 12). N<strong>eb</strong>en Amtrak<br />

setzen auch MARC und SEPTA die Baureihe AEM-7 ein<br />

(Abschnitt 4.1). Bei einem Großteil der Amtrak-AEM-<br />

7-Flotte wurden ab 1999 die konventionelle Thyristersteuerung<br />

und die Gleichspannungsfahrmotoren durch<br />

Stromrichter auf IGBT-Basis und Asynchronfahrmotoren<br />

ersetzt. Durch diese Maßnahme verdoppelte sich zudem<br />

die Leistung der Zugsammelschiene auf 1 MW.<br />

New Jersey Transit (NJT) hatte mit der ALP-44 die<br />

Nachfolg<strong>eb</strong>aureihe der AEM-7 im Fuhrpark, diese<br />

262 112 (2014) Heft 5


Betri<strong>eb</strong><br />

inzwischen jedoch vollständig abgestellt und durch<br />

neuere Fahrzeuge ersetzt (Abschnitt 3.4). Ein Fahrzeug<br />

steht noch bei SEPTA im Dienst. Diese Lokomotiven<br />

wurden 1990 bis 1996 von ABB g<strong>eb</strong>aut.<br />

Die HHP-8 nahmen bei Amtrak zur selben Zeit wie<br />

die Züge des Acela Express den Betri<strong>eb</strong> auf. Ihr äußeres<br />

Erscheinungsbild ähnelt zwar den Tri<strong>eb</strong>köpfen des<br />

Acela Express, technisch basieren sie jedoch auf der von<br />

Alstom für die SNCF g<strong>eb</strong>auten BB 36000. Sie wurden<br />

<strong>eb</strong>enfalls von Bombardier und Alstom g<strong>eb</strong>aut. Aufgrund<br />

ihrer Störanfälligkeit ersetzt Amtrak sie gemeinsam<br />

mit den älteren AEM-7 durch die ACS-64 (Abschnitt<br />

3.5). MARC hat <strong>eb</strong>enfalls HHP-8 im Bestand.<br />

Dort verkehren sie auf der Penn Line zwischen Perryville<br />

und Washington DC (Abschnitt 4.1) [4; 19; 30].<br />

3.3 Acela Express<br />

Der Acela Express der Amtrak (Bild 13) ist <strong>eb</strong>enso wie<br />

die Hochgeschwindigkeitsang<strong>eb</strong>ote anderer Bahnverwaltungen<br />

eine Marke, die n<strong>eb</strong>en den Fahrzeugen<br />

auch den Service und das Fahrerl<strong>eb</strong>nis umfasst<br />

(Abschnitt 4.1).<br />

Die von Bombardier und Alstom g<strong>eb</strong>auten Züge<br />

haben Ende 2000 den Betri<strong>eb</strong> zwischen Boston und<br />

Washington DC aufgenommen (Abschnitt 2.4.4).<br />

Wie der deutsche ICE 1 und die französischen TGV<br />

sind auch die Acela Express mit identischen Tri<strong>eb</strong>köpfen<br />

bespannte Wagenzüge, wobei der Acela Express<br />

nur sechs Zwischenwagen hat.<br />

Technisch basieren die Züge auf dem von Alstom<br />

g<strong>eb</strong>auten TGV (elektrischer Teil) und dem von Bombardier<br />

g<strong>eb</strong>auten Light, Rapid, Comfortable (LRC) (mechanischer<br />

Teil, Neigetechnik). Im Gegensatz zu den<br />

europäischen Zügen gleichen Alters wurde bereits<br />

großer Wert auf die passive Sicherheit gelegt, weshalb<br />

die Tri<strong>eb</strong>köpfe spezielle Knautschzonen haben.<br />

Die Züge des Acela Express sind das Erg<strong>eb</strong>nis einer<br />

Reihe von Untersuchungen, brauchbare Fahrzeuge<br />

für den Einsatz auf den vorhandenen Gleisen<br />

der Amtrak zu finden. Bereits 1989 wurde ein<br />

Programm aufgelegt, in dessen Rahmen weltweit<br />

Hochgeschwindigkeitszüge gesucht wurden, die für<br />

Demonstrationsfahrten in den USA geeignet wären.<br />

Ausgehend von den Erfahrungen, die mit dem<br />

schwedischen X2000 und dem deutschen ICE 1 in<br />

den Jahren 1992 und 1993 gesammelt werden konnten,<br />

wurde 1994 ein Anforderungskatalog für die zu<br />

beschaffenden Züge erstellt. Die Anforderungen sind<br />

so formuliert, dass auf der vorhandenen Infrastruktur<br />

ein vorgeg<strong>eb</strong>ener Fahrplan eingehalten werden<br />

kann. Details bli<strong>eb</strong>en in der Regel dem Bieter <strong>über</strong>lassen.<br />

Diese Anforderungen waren unter anderen:<br />

• Betri<strong>eb</strong> unter den drei Wechselspannungssystemen<br />

des NEC: 1 AC 12 kV 25 Hz; 1 AC12,5 kV<br />

60 Hz und 1 AC 25 kV 60 Hz (Abschnitt 2.3)<br />

• Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h<br />

112 (2014) Heft 5<br />

Bild 11:<br />

AEM7 mit Northeast Direct <strong>über</strong>quert den Gunpowder River 1997 (Foto: P. Garfield).<br />

Bild 12:<br />

Silver Star mit E60 in den 1970er Jahren (Foto: Amtrak).<br />

• zulässiges Gesamtgewicht: 82 t (Tri<strong>eb</strong>kopf), 63,5 t<br />

(Mittelwagen)<br />

• Führerräume an jedem Zugende (keine Vorgabe<br />

Tri<strong>eb</strong>kopf/Tri<strong>eb</strong>kopf oder Tri<strong>eb</strong>kopf/Steuerwagen)<br />

• Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik mit Nutzbremsung<br />

• Neigetechnik: nicht explizit gefordert, aber zum<br />

Einhalten der vorgeg<strong>eb</strong>enen Fahrzeiten auf den<br />

vorhandenen Gleisanlagen erforderlich<br />

• radial einstellbare Radsätze: erforderlich, um die<br />

durch die beim bogenschnellen Fahren auftretenden<br />

größeren Gleiskräfte zu reduzieren<br />

• Zugbeeinflussung: Kompatibilität mit dem Advanced<br />

Civil Speed Enforcement System (ACSES),<br />

das die Position mit Balisen bestimmt<br />

• Knautschzonen: Einteilung des Zuges in Zonen<br />

mit hoher (Führerstand, Abteile) beziehungsweise<br />

geringer (Einstiegsbereiche) Passagier-/Crewdichte,<br />

sowie Zonen, die mit nicht verformbarer<br />

Technik belegt sind<br />

263


Betri<strong>eb</strong><br />

Bild 13:<br />

Acela Express bei der Überquerung des Susquehanna River (Foto: G. Pancavage).<br />

Die Züge wurden auf dem Amtrak-Testring in Pu<strong>eb</strong>lo<br />

(CO) einem 32 000-km-Testprogramm unterzogen,<br />

das den Umlauf New York City – Washington<br />

DC – New York City simulierte. Dabei wurde nach<br />

einer Strecke von 360 km die Fahrrichtung gewechselt<br />

und in den entsprechenden Abständen die Halte<br />

samt Türöffnung durchgeführt. Auf den letzten<br />

12 000 km waren nur noch drei Störungen zulässig:<br />

• defekte Leuchtmittel<br />

• durch äußere Einflüsse zerbrochene Scheiben<br />

• normaler Verschleiß<br />

Die Tri<strong>eb</strong>köpfe des Acela Express haben eine Leistung<br />

von je 4,6 MW. Die Neigetechnik kann die Wagenkästen<br />

um 6,8° neigen, betri<strong>eb</strong>lich sind nur 4,2° vorgesehen.<br />

Zwischen New Haven und New Rochelle<br />

kann die Neigetechnik nicht eingesetzt werden, da<br />

die Züge andernfalls die Fahrzeugumgrenzungslinie<br />

verletzen würden.<br />

Ende 2012 hat Amtrak den Plan, die Züge von<br />

sechs auf acht Zwischenwagen zu verstärken, um<br />

die Sitzplatzkapazität zu erhöhen, als zu teuer fallengelassen.<br />

Stattdessen soll die Flotte komplett durch<br />

neue Hochgeschwindigkeitszüge ersetzt werden.<br />

N<strong>eb</strong>en der elektrischen Ausführung war eine dieseloder<br />

turboelektrische Ausführung mit einer Höchstgeschwindigkeit<br />

von 200 km/h geplant, die auf nicht<br />

elektrifizierten Strecken eingesetzt werden sollte.<br />

Für den Prototyp eines Tri<strong>eb</strong>kopfes des Jettrains<br />

wurde ein Antri<strong>eb</strong> mit einer Gasturbine von Pratt<br />

& Whitney gewählt, die <strong>über</strong> ein Getri<strong>eb</strong>e einen<br />

Generator mit 3,75 MW antreibt. Als Kraftstoff<br />

dient normaler Dieselkraftstoff. Wechselrichter<br />

und Fahrmotoren entsprechen denen des Acela<br />

Express. Diese Konfiguration erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von 240 km/h. Da die Gasturbine<br />

im unteren Geschwindigkeitsbereich sehr ineffizient<br />

arbeitet, hat der Prototyp zusätzlich einen<br />

Dieselmotor, der einen leeren Zug bis 50 km/h<br />

beschleunigen kann.<br />

Um die Wirtschaftlichkeit des Jettrains zu erhöhen,<br />

war im Rahmen eines Forschungsprojektes zum<br />

Advanced Locomotive Propulsion System (ALPS) die Integration<br />

eines 2-MW-Schwungmassenspeichers mit<br />

einem Energieinhalt von 360 J (100 kWh) geplant. In<br />

einer Prototypanwendung sollte der Schwungmassenspeicher<br />

in einen weiteren Tri<strong>eb</strong>kopf integriert<br />

werden, der als Energiespeichertender fungiert hätte<br />

[4; 31; 32; 33; 34; 35; 36; 37; 38].<br />

3.4 Neubaufahrzeuge bei NJT<br />

New Jersey Transit als größter Anbieter von öffentlichem<br />

Personennahverkehr in den USA hat elektrische<br />

Neubaulokomotiven im Fuhrpark, die auf dem<br />

NEC eingesetzt werden.<br />

Die Baureihe ALP-46 wurde ab 2001 von Bombardier<br />

(Kassel) geliefert. Sie basiert zu großen Teilen<br />

auf der Baureihe 101 und in Details auf der Baurei-<br />

264 112 (2014) Heft 5


Betri<strong>eb</strong><br />

he 185 der DB AG. Mit einer Leistung von 5,3 MW<br />

und einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h<br />

bespannen diese Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge hauptsächlich Doppelstockzüge<br />

im Vorortverkehr zwischen New York<br />

City und Trenton (NJ). Das Maschinenraumlayout,<br />

die Drehgestelle und die Traktionsstromrichter sind<br />

nahezu identisch zu den Komponenten der BR 101.<br />

Der modulare Aufbau der Gerätegerüste und die<br />

Führerhäuser sind der BR 185 entlehnt. Die ALP-46<br />

ist in den drei Wechselspannungssystemen des NEC<br />

einsetzbar (Abschnitt 2.3). Gegen<strong>über</strong> den für die<br />

europäische Zugsammelschiene üblichen Spannungen<br />

und Leistungen wird die 1,1-MVA-HEP (Head<br />

End Power) mit 3 AC 480 V 60 Hz betri<strong>eb</strong>en.<br />

Basierend auf der ALP-46 wurde von Bombardier<br />

ab 2009 die Baureihe ALP-46A an NJT ausgeliefert.<br />

Die fortschreitende technische Entwicklung<br />

ließ den Einsatz von IGBT-Umrichtern und eine<br />

Leistungssteigerung auf 5,6 MW zu. Die Höchstgeschwindigkeit<br />

wurde auf 200 km/h erhöht. Ein<br />

Betri<strong>eb</strong> unter 1 AC 12,5 kV 60 Hz ist mit dieser Unterbaureihe<br />

nicht vorgesehen.<br />

N<strong>eb</strong>en den Elektroloks sind seit 2010 Hybridloks<br />

in Form von Zweikraftloks der Baureihe ALP-45DP<br />

bei NJT im Einsatz. Sie erlauben den direkten Übergang<br />

der Züge von den nichtelektrifizierten Strecken<br />

auf den elektrifizierten Nordostkorridor. N<strong>eb</strong>en<br />

dem elektrischen Antri<strong>eb</strong>ssystem, das den Einsatz<br />

unter 1AC 12 kV 25 Hz und 1AC 25 kV 60 Hz bei einer<br />

Stundenleistung von 4,4 MW und einer Höchstgeschwindigkeit<br />

von 200 km/h erlaubt, sind auf den<br />

Fahrzeugen zwei Dieselmotoren mit einer Gesamtleistung<br />

von 3,1 MW verbaut. Die Höchstgeschwindigkeit<br />

im Dieselbetri<strong>eb</strong> ist bei einer Traktionsleistung<br />

von 2,5 MW auf 160 km/h beschränkt. Die<br />

HEP hat dieselbe Leistung wie bei den elektrischen<br />

Fahrzeugen. Die ALP-45DP hat im Gegensatz zur<br />

ALP-46 und ALP-46A nur einen Führerstand, da sie<br />

ausschließlich vor Wendezügen zum Einsatz kommt.<br />

N<strong>eb</strong>en NJT setzt auch die kanadische Agence métropolitaine<br />

de transport (AMT), Montreal diese Lokomotiven<br />

ein [39; 40; 41; 42].<br />

3.5 ACS-64 Cities Sprinter<br />

Als Nachfolg<strong>eb</strong>aureihe für die in die Jahre gekommene<br />

AEM-7 und die störanfällige HHP-8 bestellte<br />

Amtrak bei Siemens die neue Baureihe ACS-64,<br />

deren erstes Exemplar im Frühjahr 2013 ausgeliefert<br />

wurde (Bild 14). Die Cities Sprinter genannten<br />

Fahrzeuge sind unter den drei Wechselspannungssystemen<br />

des NEC einsetzbar (Abschnitt 2.3). Mit<br />

einer Nennleistung von 6,4 MW können die ACS-<br />

64 zukünftig 18-Wagen-Züge mit 200 km/h befördern.<br />

Die ersten drei Fahrzeuge dieser Baureihe<br />

werden seit F<strong>eb</strong>ruar 2014 im Regelbetri<strong>eb</strong> eingesetzt<br />

[41; 43; 44; 45; 46].<br />

Bild 14:<br />

ACS64 auf dem Testring Pu<strong>eb</strong>lo im Juli 2013 (Foto: Chuck Gomez).<br />

3.6 Hybridfahrzeuge<br />

N<strong>eb</strong>en der Zweikraftlok ALP-45DP gibt und gab es<br />

weitere Hybridfahrzeuge für den Einsatz auf den<br />

Gleisen des NEC in verschiedenen Konfigurationen.<br />

Die NYNH&H benötigte ab 1907 Fahrzeuge,<br />

mit denen sie von 1 AC 11 kV 25 Hz auf DC 660 V<br />

<strong>über</strong>gehen konnte. Die ersten für diesen Zweck<br />

von Baldwin/Westinghouse g<strong>eb</strong>auten Fahrzeuge<br />

der Baureihe EP-1 hatten dementsprechend Reihenschlusskommutatormotoren,<br />

die im DC-System<br />

mit einer Widerstandssteuerung und im AC-System<br />

mit einem Stufentransformator gesteuert wurden.<br />

N<strong>eb</strong>en Schleifschuhen für die Seitenstromschiene<br />

und Standardpantographen für Wechselspannung<br />

verfügten diese Loks <strong>über</strong> kleine Pantographen für<br />

Gleichspannung, mit denen oberleitungsbespannte<br />

Stromschienenlücken <strong>über</strong>brückt werden konnten.<br />

Diese Lokomotiven waren bis 1947 in Betri<strong>eb</strong>.<br />

Bereits 1928 stellte die NYC den Prototyp einer<br />

Serie von Rangier-Dreikraftloks in Dienst, die sowohl<br />

an der DC-660-V-Stromschiene sowie mit einer<br />

660-Ah-Batterie oder einem 220-kW-Hilfsdiesel<br />

betri<strong>eb</strong>en werden konnten. Ab 1953 folgten baugleiche<br />

Fahrzeuge mit einer auf 400 Ah verkleinerten<br />

Batterie. Dies wurde durch das erweiterte Stromschienennetz<br />

ermöglicht. Die Batterien erreichten<br />

eine L<strong>eb</strong>ensdauer von fünf Jahren.<br />

Die NYNH&H nahm 1957 Zweikraftlokomotiven<br />

des Typs FL-9 in Betri<strong>eb</strong>, die n<strong>eb</strong>en einem dieselelektrischen<br />

Antri<strong>eb</strong> auch <strong>über</strong> die Möglichkeit zum<br />

Betri<strong>eb</strong> an der Seitenstromschiene mit DC 660 V verfügten.<br />

Dies erlaubte den durchgängigen Betri<strong>eb</strong> aus<br />

Richtung Boston in die Grand Central Station. Diese<br />

Fahrzeuge verfügten bereits <strong>über</strong> einen Drehstromgenerator,<br />

der 3 AC 440 V 60 Hz für die Versorgung<br />

der Reisezugwagen erzeugte.<br />

112 (2014) Heft 5<br />

265


Betri<strong>eb</strong><br />

Aktuelle Zweikraftlokomotiven sind die Fahrzeuge<br />

der Baureihe P32AC-DM aus der Genesis-Reihe<br />

von General Electric, die für Amtrak und Metro-North<br />

entwickelt wurde. Die 1995 beziehungsweise 1998<br />

g<strong>eb</strong>auten Fahrzeuge verfügen <strong>eb</strong>enfalls <strong>über</strong> einen<br />

dieselelektrischen Antri<strong>eb</strong> und können weiterhin aus<br />

der Seitenstromschiene Leistung beziehen [4; 11;<br />

28; 47; 48; 49].<br />

4 Betri<strong>eb</strong><br />

4.1 Ang<strong>eb</strong>ot und Pünktlichkeit<br />

Das Ang<strong>eb</strong>ot auf dem NEC umfasst täglich mehr als<br />

150 Amtrak-Fernzüge, die den NEC mindestens auf<br />

dem Abschnitt New York City – Philadelphia nutzen.<br />

Eine Nachtruhe gibt es nicht, da einige Züge aufgrund<br />

der langen Zugläufe <strong>über</strong> Nacht verkehren.<br />

Zu den wichtigsten Fernzügen zählt n<strong>eb</strong>en dem<br />

Acela Express (Abschnitt 3.3) der Northeast Regional<br />

(NER). Im Vergleich zum Hochgeschwindigkeitszug ist<br />

die Geschwindigkeit des NER auf 200 km/h beschränkt.<br />

Der NER verkehrt nicht nur zwischen Boston und Washington<br />

DC, sondern im Norden auch aus Springfield<br />

kommend und im Süden weiter in Richtung Newport<br />

News (VA), Norfolk (VA) oder Lynchburg (VA). Die einfachen<br />

Zugläufe haben daher eine Länge von 1 014 km<br />

bis 1 093 km im Vergleich zu den 735 km auf dem NEC.<br />

Der NER hält mit 28 Unterwegs-halten doppelt so oft<br />

zwischen Boston und Washington DC wie der Acela Express.<br />

Dies und die geringere Höchstgeschwindigkeit<br />

spiegeln sich in den Fahrzeiten wider. Der NER benötigt<br />

von Boston nach Washington DC knapp acht Stunden.<br />

Der Acela Express bewältigt diese Entfernung in<br />

fünfeinhalb Stunden.<br />

N<strong>eb</strong>en den Fernzügen der Amtrak verkehren täglich<br />

etwa 2 400 Züge regionaler Anbieter auf den Gleisen<br />

des NEC [1; 53]. Von Nord nach Süd sind dies:<br />

• MBTA Commuter Rail (Massachusetts Bay<br />

Transportation Authority, Raum Boston) im NEC-<br />

Abschnitt North Kingston (RI) – Boston<br />

• SLE (South Shore Line) im NEC-Abschnitt New<br />

London (CT) – Stamford<br />

• MNCR (Metro-North Commuter Railroad, Raum<br />

New York City) im NEC-Abschnitt New Haven –<br />

New Rochelle (NY)<br />

• LIRR (Long Island Rail Road, Raum New York City)<br />

im NEC-Abschnitt Sunnyside Yard – Pennsylvania<br />

Station<br />

• NJT (New Jersey Transit) in den NEC-Abschnitten<br />

New York City – Trenton und Philadelphia 30 th<br />

Street Station – Philadelphia Frankford Junction<br />

• SEPTA (Southeastern Pennsylvania Transportation<br />

Authority, Raum Philadelphia) in den NEC-Abschnitten<br />

Trenton – Philadelphia – Newark (NJ)<br />

und Philadelphia – Thorndale (PA)<br />

• MARC (Maryland Area Regional Commuter, Raum<br />

Baltimore/Washington DC) im NEC-Abschnitt<br />

Perryville – Baltimore – Washington DC<br />

• VRE (Virginia Railway Express) von Washington<br />

DC aus Richtung Süden<br />

Die Penn Line Washington – Perryville der MARC ist<br />

mit <strong>über</strong> 20 000 Fahrgästen pro Tag die höchstausgelastete<br />

Regionalzugverbindung in den Vereinigten<br />

Staaten. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von<br />

200 km/h sind die auf dieser Linie verkehrenden Regionalzüge<br />

die schnellsten in den USA.<br />

Der Güterverkehr auf dem NEC wird von verschiedenen<br />

Eisenbahnverkehrsunternehmen durchgeführt,<br />

die für die jeweiligen Abschnitte die Streckenrechte<br />

(trackage rights) besitzen. Die Norfolk Southern Railroad<br />

hat diese Rechte südlich von Philadelphia, die<br />

CSXT wiederum zwischen New York City und New<br />

Haven sowie in Massachusetts. Die CSXT hat durch<br />

ihre Tochtergesellschaften dar<strong>über</strong> hinaus Streckenrechte<br />

auf dem Abschnitt Landover (MD) – Bowie.<br />

Zwischen New York City und Philadelphia führt Conrail<br />

den Güterverkehr durch. Die Providence and Worchester<br />

Railroad führt den Nahgüterverkehr von New<br />

Haven nach Rhode Island durch und hat gelegentlich<br />

Streckenrechte zwischen New Haven und New York<br />

City. Der Güterverkehr auf dem NEC erfolgt seit 1981<br />

vollständig mit Dieseltraktion. Täglich verkehren 50<br />

bis 70 Güterzüge auf den Gleisen des NEC.<br />

Die Pünktlichkeit der Zugverbindungen, die nur den<br />

NEC befahren (Acela Express, Northeast Regional) lag in<br />

den vergangenen zwei Jahren bei rund 85 %. Sie gilt<br />

inzwischen <strong>eb</strong>enfalls für den Vermonter, der aus Springfield<br />

kommend, ab New Haven <strong>eb</strong>enfalls <strong>über</strong> den NEC<br />

verkehrt. Die Pünktlichkeit des Cardinal/Hoosier State,<br />

der zwischen New York City und Washington DC auf<br />

dem NEC verkehrt, konnte in den vergangenen zwei<br />

Jahren signifikant auf <strong>über</strong> 80 % gesteigert werden.<br />

Für den Carolinian/Piedmont und den Crescent, die den<br />

gleichen Teil des NEC nutzen, lag die Pünktlichkeit im<br />

vergangenen Jahr <strong>eb</strong>enfalls bei knapp 80 %. Mit einer<br />

Pünktlichkeit von <strong>über</strong> 90 % herausragende Verbindungen<br />

sind der Pennsylvanian und der Keystone, die den<br />

NEC zwischen New York City und Philadelphia nutzen<br />

und weiter Richtung Harrisburg verkehren. Die Pünktlichkeit<br />

des Silver Service/Palmetto, der den NEC zwischen<br />

New York City und Washington DC nutzt, hat<br />

sich in den vergangenen zwei Jahren auf knapp <strong>über</strong><br />

60 % verschlechtert. Die Ursachen hierfür sind im Bereich<br />

der CSXT südlich von Washington DC zu finden,<br />

in welchem zwischen 65 % und 80 % aller Störungen<br />

auf dieser Verbindung auftreten.<br />

Die Daten zur Pünktlichkeit sind in Tabelle 7 zusammengefasst.<br />

Die Daten zeigen, dass die beiden<br />

Kategorien Gleise und Signale sowie Zugfolge immer<br />

unter den drei wesentlichen Ursachen für Verspätungen<br />

zu finden sind. Beim Acela Express kommt als<br />

dritte Kategorie noch die Fahrzeugausrüstung hinzu.<br />

266 112 (2014) Heft 5


Betri<strong>eb</strong><br />

TABELLE 7<br />

Pünktlichkeit und Hauptverspätungsursachen der <strong>über</strong> den NEC verkehrenden Personenzugverbindungen<br />

bezogen auf einen Monat in %.<br />

Pünktlichkeit Hauptverspätungsursachen (Top 3)<br />

Linie Oktober 2011 12 Monate Gleis & Signale Zugfolge Wetter Reisende Betri<strong>eb</strong> Ausrüstung<br />

Acela Express 87,9 84,5 39,3 23,5 15,1<br />

Cardinal/Hoosier State 57,4 49,9 25,7 42,5 10,0<br />

Keystone 87,3 89,3 18,9 20,1 26,9<br />

Northeast Regional 83,3 80,5 29,4 26,6 13,9<br />

Pennsylvanian 86,7 82,3 37,1 27,9 12,6<br />

Silver Service/Palmetto 80,6 73,1 22,6 36,8 19,3<br />

Vermonter 66,1 77,0 52,2 19,9 11,6<br />

Januar 2013<br />

Acela Express 85,4 85,4 19,9 27,9 21,0<br />

Cardinal/Hoosier State 82,0 82,0 22,9 31,6 22,4<br />

Carolinian/Piedmont 78,5 78,5 20,3 37,3 14,5<br />

Crescent 79,0 79,0 19,5 26,4 26,6<br />

Keystone 91,4 91,4 29,7 20,1 20,3<br />

Northeast Regional 86,7 86,7 19,8 30,1 14,0<br />

Pennsylvanian 91,9 91,9 27,7 32,9 10,7<br />

Silver Service/Palmetto 63,4 63,4 27,7 30,8 14,3<br />

Vermonter 83,9 83,9 26,0 20,6 28,5<br />

Gegen<strong>über</strong> 1943 stellt die Pünktlichkeit heute<br />

eine Verschlechterung dar. Bei dampfbespannten<br />

Reisezügen lag sie damals bei 91 %. Elektrisch bespannte<br />

Reisezüge wiesen eine Pünktlichkeit von<br />

99 % auf [1; 3; 50].<br />

4.2 Betri<strong>eb</strong>liche Einschränkungen<br />

Der NEC weist einige infrastrukturelle Engpässe auf,<br />

die vor allem für die Amtrak-Züge zwischen Boston<br />

und Washington zu betri<strong>eb</strong>lichen Einschränkungen<br />

führen [1; 2; 51; 52]. Die Bereiche I bis X sind in<br />

Bild 1 markiert.<br />

I Im G<strong>eb</strong>iet der MBTA zwischen Boston und<br />

Providence ist die zwei- beziehungsweise<br />

dreigleisige Strecke soweit ausgelastet, dass<br />

Amtrak nur zwei Slots pro Stunde und Richtung<br />

hat.<br />

II Im New London County im Bundesstaat Connecticut<br />

gibt es noch insgesamt 11 Bahn<strong>über</strong>gänge,<br />

die sich in Stonington (6), Groton (1),<br />

New London (3) und Waterford (1) befinden.<br />

Abgesehen von den drei in New London haben<br />

alle Vollabschluss ohne verzögertes Schließen<br />

der Ausfahrschranke und ohne Gefahrenraumfreimeldung.<br />

In Waterford wurde daher 2005<br />

ein Pkw samt dreier Insassen von einem Acela<br />

Express erfasst, da der Pkw auf dem Bahn<strong>über</strong>gang<br />

eingeschlossen war.<br />

III Im G<strong>eb</strong>iet der Shore Line ist Amtrak auf 39 Züge<br />

pro Tag und Richtung beschränkt, da es auf diesem<br />

Streckenabschnitt fünf bewegliche Brücken<br />

gibt. Diese <strong>über</strong>queren den Mystic River, den<br />

Thames River, die Shaw’s Cove, den Niantic River<br />

und den Connecticut River. Die Brücken <strong>über</strong> den<br />

Mystic River und die Shaw’s Cove sind Drehbrücken,<br />

die <strong>über</strong> den Niantic River und Connecticut<br />

River Klappbrücken und die Thames River Bridge<br />

seit 2008 eine Hubbrücke. Die anderen Brücken<br />

wurden zwischen 1907 und 1919 g<strong>eb</strong>aut.<br />

IV N<strong>eb</strong>en den fünf beweglichen Brücken nordöstlich<br />

von New Haven befinden sich zwischen<br />

Cos Cob und New Haven fünf weitere bewegliche<br />

Brücken <strong>über</strong> den Mianus River, den Norwalk<br />

River, den Saugatuck River, den Pequonnock<br />

River und den Housatonic River. Diese sind<br />

als Klappbrücken ausgeführt. Bis auf die 1998<br />

durch einen Neubau ersetzte Pequonnock River<br />

Railroad Bridge wurden die Brücken zwischen<br />

1896 und 1905 g<strong>eb</strong>aut.<br />

V Im hochausgelasteten Bereich der Metro-North<br />

besteht für Amtrak <strong>eb</strong>enfalls eine Beschränkung<br />

auf zwei Züge pro Stunde und Richtung.<br />

Außerdem beschränken enge Kurvenradien die<br />

Geschwindigkeit des Acela Express.<br />

VI Die Hell Gate Bridge mit der daran anschließenden<br />

New Yorker Verbindungsbahn stellt<br />

aufgrund der Durchlassfähigkeit <strong>eb</strong>enfalls einen<br />

Engpass im Zulauf zur Pennsylvania Station dar.<br />

112 (2014) Heft 5<br />

267


Betri<strong>eb</strong><br />

VII Im Bereich zwischen New York City und und<br />

Newark (NJ) hat die Strecke ihre Kapazitätsgrenze<br />

erreicht, was vor allem auf die Hudson<br />

River Tunnel zurückzuführen ist. Um das<br />

Ang<strong>eb</strong>ot verbessern zu können, werden hier,<br />

genauso wie nördlich von New York City, mehr<br />

Kapazitäten für Intercity-Züge benötigt.<br />

VIII Der Abschnitt zwischen New York City und<br />

Trenton benötigt ein neues Signal- und Streckenblocksystem,<br />

um die Durchlassfähigkeit zu erhöhen<br />

und die betri<strong>eb</strong>liche Flexibilität zu verbessern.<br />

IX Im Stadtg<strong>eb</strong>iet von Philadelphia sind die Verkehrsströme<br />

von Fern- und Regionalverkehr zu entflechten,<br />

um speziell im Bereich der 30 th Street Station<br />

eine höhere Durchlassfähigkeit der Strecke zu<br />

erreichen. Hierfür ist die Gleisführung anzupassen.<br />

X Zwischen Newark (DE) und Washington DC ist<br />

die zwei- beziehungsweise dreigleisige Strecke<br />

ausgelastet. Wichtige Bahnbauten in diesem Bereich<br />

haben ihre Grenznutzungsdauer erreicht<br />

und müssen ersetzt werden.<br />

XI Der NEC hat nur zwei Abschnitte in Massachusetts<br />

und Rhode Island mit einer Gesamtlänge<br />

von 29 km, auf denen die Höchstgeschwindigkeit<br />

von 240 km/h erreicht wird. Nordöstlich von<br />

New Haven sind auf mehreren Streckenabschnitten<br />

180 km/h beziehungsweise 200 km/h<br />

möglich. Südwestlich von New York ist die<br />

Geschwindigkeit wegen der nicht abgespannten<br />

Oberleitung generell auf 220 km/h beschränkt. In<br />

vielen Abschnitten sind nur 200 km/h möglich.<br />

XII Die Bahnhöfe in Boston (South Station), New<br />

York City (Pennsylvania Station) und Washington<br />

DC (Union Station) haben ihre Kapazitätsgrenze<br />

bereits heute erreicht. Die South Station<br />

als der nördliche Anfangs- beziehungsweise<br />

Endpunkt des NEC ist ein Kopfbahnhof. Die<br />

Pennsylvania Station ist praktisch das Nadelöhr<br />

des NEC, da fast die Hälfte aller Züge auf dem<br />

NEC durch New York City fährt oder dort endet.<br />

XIII In und südwestlich von New York City existieren<br />

mit der Hutchinson River Bridge, der Passiac River<br />

Bridge (Dock Bridge), der Susquehanna River<br />

Bridge, der Bush River Bridge und der Gunpowder<br />

Bridge fünf weitere bewegliche Brücken, die bis auf<br />

die <strong>über</strong> den Passiac River (Hubbrücke) und den<br />

Susquehanna River (Drehbrücke) als Klappbrücke<br />

ausgeführt sind. Diese Brücken werden jedoch nur<br />

sehr selten (Passiac River Bridge zuletzt 2004) und<br />

nur nach 24-stündiger Voranmeldung geöffnet.<br />

4.3 Maßnahmen zur Erhöhung der<br />

Kapazität des NEC<br />

Als grundsätzliche Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der NEC-Infrastruktur und zur Vergrößerung der<br />

Durchlassfähigkeit ist Folgendes angedacht [1; 3]:<br />

• Gleise: zusätzliche Gleise zur Erhöhung der<br />

Streckenkapazität einschließlich Überholungsgleisen<br />

(zum Beispiel Harold Interlocking),<br />

Vergrößerung der Gleisradien (zum<br />

Beispiel Gateway Project New York City –<br />

Newark (NJ))<br />

• Brücken: neue Brücken mit mehr Gleisen (zum<br />

Beispiel Hutchinson River Bridge), Ersatz der<br />

Dreh- und Klappbrücken durch Hochbrücken<br />

(zum Beispiel Connecticut River Bridge)<br />

• Bahnhöfe: verbessertes Stations- und Gleislayout,<br />

Erhöhen der Gleisanzahl in den Bahnhöfen<br />

(zum Beispiel sechs zusätzliche Gleise in Boston<br />

South Station, Erweiterung der Penn Station<br />

in New York City mit Teilen des benachbarten<br />

James Farley Post Office), zusätzliche Gleise für<br />

Wendezüge und Zubringerzüge von N<strong>eb</strong>enstrecken,<br />

durchgehende Hochbahnsteige auf<br />

gesamter Zuglänge<br />

• Signalsystem: neues Signalsystem, das eine<br />

kürzere Zugfolge, höhere Geschwindigkeiten<br />

und eine größere betri<strong>eb</strong>lichere Flexibilität<br />

erlaubt<br />

• Betri<strong>eb</strong>shöfe: Vergrößern der Abstell- und<br />

Instandhaltungskapazität<br />

• Energieversorgung: leistungsfähigere Unterwerke,<br />

Erneuerung der Oberleitungsanlagen<br />

(zum Beispiel New Brunswick (NJ) – Trenton<br />

High-Speed Upgrade)<br />

• Fahrzeuge: leistungsfähigere Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge,<br />

die die länger werdenden Züge mit gleicher<br />

oder besserer Fahrperformance befördern<br />

können<br />

Nördlich von New York City ist eine völlig neue<br />

Trassierung (NextGen HSR) angedacht, die nicht<br />

mehr dem Küstenverlauf folgt sondern im Landesinneren<br />

größere Radien und weniger Restriktionen<br />

durch das Queren von Wasserstraßen erlaubt [3].<br />

5 Ausblick<br />

Der Nordostkorridor hat durch die unterschiedlichen<br />

Betreiber eine sehr inhomogene Entwicklung<br />

hinter sich. Nach mehr als 100 Jahren elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong>es auf dem NEC stehen die Amtrak, die<br />

Eisenbahninfrastrukturunternehmen und die regionalen<br />

Eisenbahnverkehrsunternehmen vor der<br />

großen Herausforderung, den gesamten Korridor<br />

möglichst homogen auf den heutigen Stand der<br />

Technik zu bringen. Dies beinhaltet sowohl die Erneuerung<br />

der vorhandenen Infrastruktur als auch<br />

eine teilweise Neutrassierung. Weiterhin ist die Beschaffung<br />

von neuen Fahrzeugen für den Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />

<strong>eb</strong>enso notwendig wie der<br />

Ersatz der Personenwagenflotte von Amtrak.<br />

268 112 (2014) Heft 5


www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.deBetri<strong>eb</strong><br />

Literatur + Links<br />

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112 (2014) Heft 5<br />

269


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the 1995 ASME/IEEE Joint Railroad Conference, Baltimore.<br />

pp. 9–14.<br />

[38] Thelen, R. F.; Herbst, J. D.; Caprio, M. T.: A 2MW Flywheel<br />

for Hybrid Locomotive Power. In: 2003 IEEE<br />

58 th Vehicular Technology Conference. Vol. 5,<br />

pp. 3231–3235.<br />

[39] Tietz, C.; v. Ah, C.: Mehrspannungslokomotiven Baureihe<br />

ALP46 für den amerikanischen Markt. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 100 (2002) 4, pp. 131–140.<br />

[40] NN.: Journal – Elektrolokomotiven ALP-46A für New<br />

Jersey Transit Corporation. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 106<br />

(2008), H. 3, S. 149.<br />

[41] Behmann, U.: Lokomotivplattform ALP für Nordamerika.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 1-2, S. 84.<br />

[42] z. Bonsen, G.; Schneider, T.; Zimmermann, T.; Koch, F.:<br />

Zweikraft-Lokomotiven für Nordamerika. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 107 (2009), H. 11, S.. 471–477.<br />

[43] NN.: Lokomotiven ACS-64 für Amtrak. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 111 (2013), H. 6-7, S. 455.<br />

[44] Railway Gazette: Amtrak orders Siemens 200 km/h<br />

Cities Sprinter locomotives. 29.10.2010. URL: http://<br />

www.railwaygazette.com/news/single-view/view/<br />

amtrak-orders-siemens-200-kmh-cities-sprinterlocomotives.html,<br />

zuletzt abgerufen am 16.07.2013.<br />

[45] Railway Gazette: Siemens unveils Amtrak Cities<br />

Sprinter locomotive. 13.05.2013. URL: http://<br />

www.railwaygazette.com/news/passenger/singleview/view/siemens-unveils-amtrak-cities-sprinterlocomotive.html,<br />

zuletzt abgerufen am 16.07.2013.<br />

[46] Granzer, R.: <strong>Elektrische</strong> Lokomotiven Amtrak Cities Sprinter.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111 (2013), H. 10, S. 570–571.<br />

[47] NN.: USA – Dreikraft-Ellok der New York Central Rwy.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 52 (1954), H. 5, S. 138.<br />

[48] NN.: USA – Zweisystem-Gleichrichter-Ellok der NYNH&H.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 54 (1956), H. 8, S. 195.<br />

[49] Amtrak: Amtrak Fleet Strategy, Version 3.1, 2012.<br />

pp. 59–66.<br />

[50] Schneider, L.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> auf der Pennsylvania-<br />

Bahn. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 41 (1943), H. 4-5, S. 89.<br />

[51] United States Department of the Interior – National Park<br />

Service: Movable Railroad Bridges on the Northeast<br />

Corridor in Connecticut Thematic Resource, 1987.<br />

[52] The Day, 8. Dez. 2005 (Vol. 125, No. 160). New London,<br />

p. 14.<br />

[53] W<strong>eb</strong>seiten der Eisenbahnverkehrsunternehmen:<br />

http://www.amtrak.com/northeast-train-routes<br />

http://www.mbta.com/<br />

http://www.shorelineeast.com/index.php<br />

http://www.mta.info/mnr/<br />

http://www.mta.info/lirr/<br />

http://www.njtransit.com/hp/hp_servlet.<br />

srv?hdnPageAction=HomePageTo<br />

http://www.septa.org/<br />

http://mta.maryland.gov/marc-train<br />

http://www.vre.org/<br />

[54] Bildquelle:<br />

http://www.loc.gov/pictures/search/?q=northeast%20<br />

railroad%20corridor&sg=true<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Jean-Pierre Pally (30),<br />

Studium des Verkehrsingenieurwesens<br />

an der TU Dresden 2004 – 2009, Vertiefung<br />

Planung und Betri<strong>eb</strong> elektrischer<br />

Verkehrssysteme; seit 2010 wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an der Professur<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden.<br />

Adresse: Technische Universität Dresden,<br />

Fakultät Verkehrswissenschaften<br />

‚Friedrich List‘, Institut für Bahnfahrzeuge<br />

und Bahntechnik, Professur <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong>, Hettnerstr. 3, 01069,<br />

Dresden, Deutschland;<br />

Fon: +49 351 463-36872, Fax: -36825;<br />

E-Mail: jean-pierre.pally@tu-dresden.de<br />

270 112 (2014) Heft 5


Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />

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Band 1: Durch das mitteldeutsche<br />

Braunkohlerevier – 1900 bis 1947<br />

Eine einzigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung der<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />

Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige Techniker wie Gustav<br />

Wittfeld den Grundstein für den Aufbau eines elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />

mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen – es war der Beginn<br />

einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. Dieser Band beschreibt<br />

die Pionierarbeit der ersten Jahre – von der Finanzierung bis zur<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster Teststrecken, <strong>über</strong> die schwere Wiederinbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

in den Zwanzigern und die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren,<br />

bis hin zur Phase des Wiederaufbaus und der folgenden<br />

Demontage nach dem zweiten Weltkrieg.<br />

Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />

die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />

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vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht <strong>über</strong> interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Betri<strong>eb</strong><br />

Störungs- und Arbeitsmelde system SAM<br />

der ÖBB Infrastruktur<br />

Gerold Punz, Norbert Pröll, Wien<br />

Die Konzentration der Betri<strong>eb</strong>sführung des Eisenbahnnetzes der ÖBB Infrastruktur AG machte erforderlich,<br />

die bestehenden Störungsmanagementsysteme durch ein einheitliches System abzulösen.<br />

Mit dem neuen Störungs- und Arbeitsmeldesystem (SAM) werden nun alle Störungen an technischen<br />

Anlagen der Infrastruktur in einem einheitlichen Prozess erfasst und abgearbeitet. Das SAM ist seit<br />

2012 im Einsatz und inzwischen in die Systemlandschaft der ÖBB integriert.<br />

FAULT AND WORK REPORTING SYSTEM SAM OF ÖBB INFRASTRUKTUR<br />

The concentration of industrial management regarding the railway network of ÖBB Infrastruktur AG<br />

necessitated that the existing Fault Management Systems had to be replaced by a uniform system.<br />

The new Fault and Work Reporting System (SAM) records and processes in a uniform process all<br />

faults occurring in technical plants that are part of the infrastructure. Since 2012, the system SAM has<br />

been used and, in the meantime, integrated into the existing system environment of ÖBB.<br />

LE SYSTÈME DE NOTIFICATION DES DÉFAUTS ET DES TRAVAUX SAM DE ÖBB INFRASTRUKTUR<br />

La concentration de l’exploitation du réseau ferré autrichien géré par ÖBB Infrastruktur AG a rendu<br />

nécessaire le remplacement des systèmes existants de gestion des défauts par un système unique. Le<br />

nouveau système de notification des défauts et des travaux (SAM) permet désormais de saisir et de traiter<br />

tous les défauts affectant les installations techniques de l’infrastructure dans un processus unique.<br />

Depuis sa mise en service en 2012, le système SAM est intégré dans le réseau de systèmes des ÖBB.<br />

1 Einführung<br />

In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts haben<br />

die damaligen technischen Bereiche der ÖBB beschlossen,<br />

den Entstörungsprozess von Anlagen mit<br />

Hilfe von Informationstechnologie (IT) zu unterstützen.<br />

Im Lauf der Jahre entstanden drei verschiedene<br />

Störungsmanagementsysteme, nämlich<br />

• für die Energie, den Fahrweg und den Immobilienbereich<br />

das System ZSM (Zentrales Störungsmanagement)<br />

sowie<br />

• für die Leit- und Sicherungstechnik zwei verschiedene<br />

ESDIS (Elektronisches Sicherungstechnisches<br />

Diagnose- und Informationssystem) von zwei<br />

Herstellern.<br />

Entstörungsprozess<br />

Entstörung<br />

(vollverf.)<br />

Entstörung<br />

(teilverf.)<br />

Störungsmeldung<br />

Entstörungsdisposition<br />

Ursachenerh<strong>eb</strong>ung<br />

Störungsabschluss<br />

Input<br />

Anlagenverbesserung<br />

Anlagenstörung<br />

Analyseprozess<br />

Output<br />

Monitoring<br />

(Meldungen richtigstellen)<br />

Reporting<br />

(Störungen clustern)<br />

Maßnahmenableitung<br />

(Verbesserungsmaßnahmen)<br />

Diagnosesysteme<br />

Bild 1:<br />

Schema für Entstörungsprozess der technischen Bereiche der ÖBB Infrastruktur (alle Bilder: ÖBB-Infrastruktur).<br />

272 112 (2014) Heft 5


Betri<strong>eb</strong><br />

Bild 2:<br />

Vermittlung der großen Zahl und der Komplexität der Arbeitsschritte im Work Flow des Entstörungsprozesses nach Bild 1.<br />

Die Systeme hatten grundlegende Designunterschiede.<br />

Das ZSM lief auf zwei zentralen Servern,<br />

deren Datenbanken permanent repliziert wurden.<br />

Durch dieses Konzept konnte der Ausfall<br />

eines Servers ohne Auswirkungen verkraftet werden.<br />

Die ESDIS liefen dezentral auf elf Servern,<br />

die datenbanktechnisch keine Verbindung zueinander<br />

hatten.<br />

Mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme der Betri<strong>eb</strong>sführungszentralen<br />

(BFZ) der ÖBB [1] und der damit verbundenen<br />

Konzentration der Eisenbahnbetri<strong>eb</strong>sführung<br />

entsprachen die bestehenden Störungsmanagementsysteme<br />

nicht mehr dem Konzept einer modernen<br />

Betri<strong>eb</strong>sführung. Beispielsweise mussten<br />

Fahrdienstleiter je nach Störungsart und Örtlichkeit<br />

in verschiedenen Systemen Störungsmeldungen<br />

erfassen; dynamische Übergaben von Verantwortungsbereichen<br />

für die Zugbetri<strong>eb</strong>sführung von<br />

einem Fahrdienstleiter zu einem anderen waren in<br />

diesen Systemen nicht möglich.<br />

2009 hat dann der Vorstand der damaligen ÖBB<br />

Infrastruktur Betri<strong>eb</strong> den Entschluss gefasst, die<br />

Störungsmanagementsysteme im Rahmen einer<br />

EU-weiten Ausschreibung durch ein neues System<br />

zu ersetzen, das alle Störungen an technischen<br />

Eirichtungen der Infrastruktur nach einheitlichem<br />

Prozess abzuarbeiten erlaubt und sich in die IT-Systemlandschaft<br />

einfügt.<br />

2 Entstörungsprozess<br />

2.1 Voraussetzungen<br />

Im Vorfeld der Einführung eines IT-gestützten Entstörungsprozesses<br />

war es notwendig, unter allen Beteiligten<br />

das gleiche Verständnis <strong>über</strong> den Prozessablauf sowie<br />

die Verantwortlichkeiten und Rollen einzelner Organisationseinheiten<br />

herzustellen. Ebenso war die Verwendung<br />

eines einheitlichen Vokabulars erforderlich, um im<br />

Projekt Verständigungsschwierigkeiten zu vermeiden.<br />

Innerhalb der ÖBB Infrastruktur wurde der Entstörungsprozess<br />

nach Bild 1 als allgemein gültig – unabhängig<br />

von der Organisation – festgelegt. Mit den<br />

dargestellten Prozessschritten wurden die IT-Technik<br />

gemäß dem in der Pflichtenhefterstellung definierten<br />

Work Flow (Bild 2) umgesetzt sowie die erforderlichen<br />

Man Machine Interfaces (MMI) definiert und in das<br />

ÖBB-Systemumfeld eing<strong>eb</strong>ettet. Bild 2 kann in diesem<br />

Rahmen Einzelheiten nicht wiederg<strong>eb</strong>en, es mag aber<br />

einen Eindruck vermitteln <strong>über</strong> die Vielzahl und Komplexität<br />

der für die Umsetzung nötigen Arbeitsschritte.<br />

2.2 Störungsmeldungen<br />

Eine Störungsmeldung kann im System entweder<br />

manuell oder automatisch erfasst werden. Für die<br />

112 (2014) Heft 5<br />

273


Betri<strong>eb</strong><br />

Bild 3:<br />

MMI für die manuelle Erfassung einer Störung (Auszug).<br />

eindeutige Beschreibung der Störung sind erforderlich:<br />

Störungsort, Störungsart, Kategorie der Störung<br />

nach ihrer Auswirkung (Kat 1, 2, 3) und eine<br />

kurze Beschreibung der Störung.<br />

Bei der Methode der manuellen Erfassung wird<br />

das Konzept der Selbsterfassung verfolgt. Das heißt<br />

nahezu alle Benutzer des SAM können Störungen erfassen<br />

(Bild 3).<br />

Bild 4:<br />

MMI für Verständigungsplanung (Auszug).<br />

274 112 (2014) Heft 5


Betri<strong>eb</strong><br />

Für Störungen, die von technischen Systemen automatischen<br />

gemeldet werden, stehen Schnittstellen<br />

zu dem Leitsystem der Betri<strong>eb</strong>sführung (MAS 4) der<br />

elektrischen Energieversorgung 15 kV, den Servicerechnern<br />

der elektronischen Stellwerke, den Leitsystemen<br />

der Telematik und Immobilien-Anlagen und<br />

eine allgemein definierte Datenbankschnittstelle für<br />

Dritte zur Verfügung.<br />

vollautomatisch oder <strong>über</strong> den Leistungskoordinator<br />

oder eine durchgehend besetzte Warte halbautomatisch<br />

<strong>über</strong> Voice Mail mittels Mobiltelefon verständigt.<br />

Wird der betreffende Mitarbeiter wiederholt<br />

nicht erreicht, ruft das System die für diese Störungsart<br />

verantwortliche Warte an, der dann obliegt, diese<br />

Störungsmeldung einem geeigneten Mitarbeiter<br />

zuzuweisen.<br />

2.3 Entstörungsdisposition<br />

In diesem Prozessschritt wird die erfasste Störung<br />

dem für die Entstörung zuständigen Personal halbautomatisch<br />

oder automatisch zugeteilt. Kernstück<br />

dieses Prozessschrittes ist die Verständigungsplanung<br />

(Bild 4). Diese basiert auf technischen Fachlinien<br />

und Bereitschaftsbereichen.<br />

Die Pflege der Verständigungsplanung ist Aufgabe<br />

des für die Ressourceneinteilung Verantwortlichen,<br />

dem Leistungskoordinator. Dieser plant <strong>über</strong><br />

24 Stunden zwei bis vier Wochen im Voraus das Personal<br />

für die Entstörung. Dadurch wird garantiert,<br />

dass zu jeder Zeit für jede Störungsart ein verantwortlicher<br />

Mitarbeiter verfügbar ist.<br />

Dieser wird je nach Planung durch den Leistungskoordinator<br />

<strong>über</strong> die Störung entweder direkt<br />

2.4 Ursachenerh<strong>eb</strong>ung und Entstörung<br />

Die Annahme der eingetroffenen Störungsmeldung<br />

bestätigt der Mitarbeiter durch Tastendruck am<br />

Mobiltelefon, wobei ergänzend noch SMS mit vertiefenden<br />

Informationen zur Störung und E-Mails<br />

versendet werden können. Nach der erfolgreichen<br />

Verständigung unternimmt er die Befundung und<br />

beh<strong>eb</strong>t, soweit möglich, die Störung.<br />

Abhängig vom Arbeitserg<strong>eb</strong>nis wird die vollständige<br />

oder die teilweise Beh<strong>eb</strong>ung der Störung <strong>über</strong><br />

das Mobiltelefon automatisiert per SMS oder <strong>über</strong><br />

den PC an das SAM zurückgemeldet. Teilweise Beh<strong>eb</strong>ung<br />

bedeutet, dass die technische Infrastruktur<br />

für den Eisenbahnbetri<strong>eb</strong> nur eingeschränkt zur Verfügung<br />

steht und erst zu einem späteren Zeitpunkt<br />

vollständig instandgesetzt wird.<br />

Bild 5:<br />

MMI für Störungsabschluss (Auszug).<br />

112 (2014) Heft 5<br />

275


Betri<strong>eb</strong><br />

2.5 Störungsabschluss<br />

Nach Beh<strong>eb</strong>ung der Störung muss der für die Entstörung<br />

verantwortliche Mitarbeiter den Beh<strong>eb</strong>ungsbeginn<br />

und das Beh<strong>eb</strong>ungsende, die gestörte Anlage,<br />

die Schadensursache, die Anlagenstörung, eventuelles<br />

Fremdverschulden und das Wetter dokumentieren<br />

sowie einen Tätigkeitsbericht verfassen (Bild 5).<br />

Mit diesen Informationen werden in den Analyseprozessen<br />

Reaktionszeiten, Wiederherstellungszeiten,<br />

Störungsanzahl und Störungsursachen ermittelt.<br />

Bis auf den Bericht sind alle einzutragenden Felder<br />

Auswahlfelder mit standardisierten Texten, welche<br />

auf den implementierten Störungsursachenkatalog<br />

und auf Angaben aus den Datenbanken des Anlagenobjekts<br />

basieren. Damit ist sichergestellt, dass<br />

auswertbare Informationen zur Verfügung stehen.<br />

3 Integration des SAM in<br />

das IT-Systemumfeld der<br />

ÖBB Infrastruktur<br />

Vorgabe bei der Implementierung von SAM in die<br />

IT-Landschaft der ÖBB Infrastruktur war, dass keine<br />

redundante Datenhaltung und Datenpflege entsteht.<br />

Daten, die SAM benötigt, werden von den<br />

jeweiligen Mutterdatenbanken <strong>über</strong> Schnittstellen<br />

(Datenbank-Views) zur Verfügung gestellt (Bild 6).<br />

Es handelt sich um folgende Verknüpfungen:<br />

• Infrastruktur-Ordnungsrahmensystem (IOS): Im IOS<br />

werden alle Streckenbezeichnungen und Bahnhofsbezeichnungen<br />

der ÖBB Infrastruktur gepflegt.<br />

Sie werden im SAM für die Verortung der Störung<br />

verwendet, wobei Angaben zu neu eingepflegten<br />

oder wegfallenden Betri<strong>eb</strong>sstellen dem SAM ab<br />

dem Gültigkeitszeitpunkt zur Verfügung stehen.<br />

• Anlagendatenbanken (ADB): Über diese Schnittstelle<br />

erhält das SAM die in den Anlagendatenbanken<br />

eingepflegten Informationen, die für<br />

den Störungsabschluss benötigt werden, um<br />

die Störung der betroffenen Anlage zuordnen<br />

zu können.<br />

• Diagnose: Schnittstelle zu den Servicerechnern<br />

der elektronischen Stellwerke, zum Leitsystem<br />

der 15-kV-Netzbetri<strong>eb</strong>sführung, zu den Leitsystemen<br />

der Telematik und Immobilien-Anlagen und<br />

zu technischen Anlagen, welche automatisiert<br />

Störungsmeldungen <strong>über</strong>mitteln.<br />

• SAP-Human Ressourcen (SAP-HR): Automatisierte<br />

Übernahme der Dienstschichten für die Bereitschaftsplanung<br />

im SAM. Sind Mitarbeiter in<br />

Urlaub oder im Krankenstand und stehen somit<br />

für die Zuweisung von Störungen nicht zur<br />

Verfügung, dann wird die Information der Nicht-<br />

Anwesenheit aus SAP-HR <strong>über</strong>nommen.<br />

• Instandhaltungstool (ARGUS): Störungen, welche<br />

nicht vollständig behoben wurden, werden<br />

als Instandsetzungsmaßnahme nach ARGUS<br />

<strong>über</strong>spielt.<br />

• Berichtstool (Cognos): Dies ist das Standardberichtstool<br />

der ÖBB Infrastruktur. Technische<br />

Analysen, zum Beispiel hinsichtlich Störungsursachen<br />

und Störungsanzahl, werden in Cognos<br />

durchgeführt. SAM-Störungsinformationen<br />

werden <strong>über</strong> diese Schnittstelle an Cognos<br />

<strong>über</strong>mittelt.<br />

IOS<br />

Verortung<br />

Energie (Kraftwerk)<br />

spezifische Störungen<br />

ausgen. FWLT<br />

ZSM<br />

ADB<br />

DIAGNOSE<br />

SAP-HR<br />

ARGUS<br />

Stammdaten<br />

Störungsdaten<br />

automatische<br />

Störungsmeldung<br />

Dienstschichtenpläne<br />

Instandhaltungsmaßnahme<br />

SAM Kern<br />

(01.07.2012<br />

flächendeckend)<br />

Nutzer<br />

(gerundet) 5000 P<br />

der ÖBB Infrastruktur AG<br />

200 P anderer<br />

ÖBB Gesellschaften<br />

150 externe Firmen<br />

Telematik<br />

spezifische Störungen<br />

Verknüpfung Störung<br />

Verspätungsminuten<br />

Betri<strong>eb</strong>liche<br />

Vorschreibungen<br />

Störungsdaten<br />

TTS<br />

ARAMIS<br />

SAM<br />

Tunneleskalation<br />

COGNOS<br />

Störungsinformationen<br />

für<br />

Technische Analysen<br />

Störungsinformationen<br />

für<br />

Prozessanalysen<br />

ARIS-PPM<br />

Bild 6:<br />

Einbettung von SAM in das Systemumfeld der ÖBB Infrastruktur.<br />

276 112 (2014) Heft 5


Betri<strong>eb</strong><br />

Bild 7:<br />

Meldungs<strong>über</strong>sichtsmasken (Auszug).<br />

• Störungsmeldesysteme von Telematik (TTS) und<br />

Kraftwerksanlagen (ZSM-KW): Für Telematik-<br />

Anlagen dient das SAM als Eingabeoberfläche.<br />

Die Störungsinformation wird dann <strong>über</strong> eine<br />

Schnittstelle weitergeleitet. Es ist geplant, dass<br />

diese beiden Systeme in 2014/2015 vom SAM<br />

abgelöst werden.<br />

• Dispositions- und Leitsystem von Netzbetri<strong>eb</strong><br />

(ARAMIS): Über diese Schnittstelle wird eine<br />

Verknüpfung zu den von technischen Störungen<br />

ausgelösten Zugverspätungen hergestellt. Nach<br />

Beh<strong>eb</strong>ung der Störung werden die angefallenen<br />

Verspätungsminuten bei dem entsprechenden<br />

Störungsdatensatz im SAM gespeichert.<br />

• SAM-Tunneleskalation: Treten in nach 2012 in<br />

Betri<strong>eb</strong> genommenen Neubautunneln technische<br />

Störungen auf, dann müssen diese<br />

innerhalb einer definierten Zeit behoben sein.<br />

Falls dies nicht möglich ist, sind technische<br />

und betri<strong>eb</strong>liche Maßnahmen zu treffen, wie<br />

zum Beispiel Durchziehen des Handlaufes<br />

im Tunnel oder artreiner Zugverkehr. Diese<br />

Maßnahmen werden <strong>über</strong> das SAM dem<br />

verantwortlichen Mitarbeiter des technischen<br />

Fachbereiches und dem verantwortlichen<br />

Fahrdienstleiter mitgeteilt.<br />

• Prozess Monitoring (Schnittstelle zu ARIS-PPM):<br />

Über diese Schnittstelle werden alle Daten, welche<br />

für die Prozessanalyse des Entstörungsprozesses<br />

benötigt werden, zur Verfügung gestellt, wie zum<br />

Beispiel Bestätigung der Störungsannahme oder<br />

Beginn der Entstörung; sie werden als Zeitstempel<br />

<strong>über</strong>g<strong>eb</strong>en. In ARIS-PPM werden dann die entsprechenden<br />

Prozesskennzahlen, wie Reaktionszeiten<br />

und Wiederherstellungszeiten, ermittelt.<br />

4 Nutzer des SAM<br />

Nutzer von SAM sind alle Gesellschaften der ÖBB Infrastruktur,<br />

wie Netz Betri<strong>eb</strong>, die gesamten technischen<br />

Bereiche der Infrastruktur, Verschub und Immobilien.<br />

Ebenso nutzen das SAM Organisationseinheiten der<br />

ÖBB, welche Gleisanlagen besitzen, aber organisatorisch<br />

nicht zur Infrastruktur gehören, wie die ÖBB Produktion<br />

Ges.m.H. und externe Firmen, die im Auftrag<br />

der ÖBB Eisenbahninfrastruktur entstören, beispielsweise<br />

der Eis- und Schneeräumdienst im Bahnsteigbereich,<br />

Entstörung von Aufzügen, Rolltreppen und<br />

Krananlagen. In Summe sind es zirka 5 000 Benutzer.<br />

Jedem ist eine Rolle zugeordnet. Die Rechte der Rollen<br />

werden <strong>über</strong> eine Rollen-Rechte-Matrix gesteuert.<br />

So kann die Rolle Gast nur Störungen sehen und<br />

Störungsmeldungen aufg<strong>eb</strong>en, aber keine Störung<br />

im Work Flow verarbeiten. Die Rolle Entstöreinheit<br />

(EE) kann die Störungsmeldung für die Entstörung<br />

annehmen und die Störung abschließen und austragen,<br />

aber die Störungsbeh<strong>eb</strong>ung keinem anderen<br />

Mitarbeiter zuteilen.<br />

Es werden dem Benutzer in der Meldungs<strong>über</strong>sichtsmaske<br />

nur jene Meldungen angezeigt, für die<br />

er entsprechend seiner Rolle, fachlichen Ausrichtung<br />

und örtlichen Verantwortung zuständig ist (Bild 7).<br />

Über die Farbcodierung wird der Bearbeitungsstand<br />

der Meldung (Status) innerhalb des Entstörungspro-<br />

112 (2014) Heft 5<br />

277


Betri<strong>eb</strong><br />

TABELLE 1<br />

Auswertungen <strong>über</strong> Anzahl von Störungen für Januar 2014; Ausschnitt.<br />

Fachlinie<br />

ASC Stützpunkt<br />

Meldungen<br />

Arbeitsmeldungen<br />

Störungsmeldungen<br />

Störungen<br />

betri<strong>eb</strong>srelev.<br />

Störungen<br />

Anlagenstörungen<br />

betri<strong>eb</strong>srelev.<br />

Anlagenstör.<br />

Energie ZVBF 53 0 53 47 21 47 21<br />

Semmering 23 0 23 23 13 23 13<br />

Bruck L. 70 0 70 49 27 49 27<br />

Wr.Neustadt 54 0 54 50 17 50 17<br />

Summe Energie 200 0 200 169 78 169 78<br />

Fahrweg Wr.Neust.-Frdb. 4 0 4 4 4 4 4<br />

ZVBF 16 0 16 16 13 16 13<br />

Gloggnitz 17 0 17 17 15 17 15<br />

Wr.Neustadt 8 0 8 8 7 8 7<br />

Bruck L. 20 0 20 7 6 7 6<br />

zesses signalisiert. Wenn der Mitarbeiter innerhalb<br />

des Entstörungsprozesses eine Aktion setzen muss,<br />

so wird ihm das durch ein „!“ nach dem Status dargestellt.<br />

Gleichzeitig werden je nach zu setzender<br />

Aktion E-Mails, Voice Mail oder Pop Up versandt.<br />

5 Analyseprozesse<br />

5.1 Zielsetzung<br />

Die im SAM gesammelten Informationen werden im<br />

Rahmen des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses<br />

(Bild 1 Analyseprozess) verwendet, um die Verfügbarkeit<br />

der Anlagen stetig zu verbessern.<br />

Im Reporting Tool Cognos werden die technischen<br />

Kennzahlen der Störungsanzahl und der Störungsursachen<br />

automatisiert aufbereitet und den für die<br />

Maßnahmenableitung verantwortlichen Organisationen<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Summe Fahrweg 65 0 65 52 45 52 45<br />

Leit-/<br />

Sich.-<br />

Technik<br />

ZVB - Rechner 115 90 25 25 21 25 21<br />

Bruck L. 251 135 116 114 93 113 92<br />

Gloggnitz LS 225 148 77 76 50 76 50<br />

ZVBF-Fahrstr. 125 78 47 47 36 47 36<br />

Wr.Neustadt 372 215 157 153 122 150 119<br />

Summe Leit-/Sicherungst. 1 088 666 422 415 322 411 318<br />

Auswertung 1 353 666 687 636 445 632 441<br />

5.2 Störungsanzahl<br />

Bei der Kennzahl Anzahl der Meldungen wird zwischen<br />

Störungsmeldungen, Störungen und anlagenbedingten<br />

Störungen unterschieden. Ebenso wird<br />

zwischen betri<strong>eb</strong>srelevanten Störungen, also jenen,<br />

die sofort behoben werden müssen, und nicht betri<strong>eb</strong>srelevanten<br />

Störungen unterschieden (Tabelle<br />

1). Diese Unterscheidung erfolgt auf Grund der<br />

beim Störungsabschluss eingeg<strong>eb</strong>enen standardisier-<br />

TABELLE 2<br />

Störungsursachenkatalog Oberleitung; Ausschnitt.<br />

Materialermüdung<br />

Bauteilfehler<br />

Verschmutzung<br />

Bäume<br />

Bautätigkeit<br />

Verpackungsmaterial/Folien<br />

Montage<br />

Endschalter im Motorantri<strong>eb</strong><br />

Überlast/Sicherung<br />

Fernbedienung<br />

Kurzschluss/Überschlag<br />

Ladetätigkeit<br />

extern<br />

Di<strong>eb</strong>stahl<br />

nicht beachten von E-<br />

Signalen Hauptschalter aus<br />

Tiere<br />

Vandalismus<br />

…<br />

Oberleitung gesamte Kette<br />

Hänger X X X X X X X X X<br />

Fahrdraht 120 mm 2 X X X X X X X X X<br />

Fahrdraht + Abspannung X X X X X X X X X<br />

Fahrdraht + Abspannung X X X X X X X X X<br />

Tragseil 70 Cu leg X X X X X X X X X<br />

Tragseil 40 Niro X X X X X X X X X<br />

Tragseil + Abspannung X X X X X X X X X<br />

Isolator OL-Kette Kunststoff X X X X X X X X X<br />

…<br />

278 112 (2014) Heft 5


Betri<strong>eb</strong><br />

ten Informationen. Die Dimensionen der Auswertung<br />

sind Strecke, Bahnhof, Region, Standort, Stützpunkt.<br />

5.3 Technische Störungsanalysen<br />

Kernstück für technische Störungsanalysen sind<br />

standardisierte Störungsursachenkataloge, die beim<br />

Störungsabschluss den Benutzern zur Verfügung gestellt<br />

werden. Diese sind für alle technischen Gewerke<br />

im SAM implementiert. Für die Oberleitung ist ein<br />

Teil des implementierten Störungsursachenkatalogs<br />

in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Basierend auf den Störungsursachenkatalogen<br />

werden automatisiert <strong>über</strong> Cognos Analysen hinsichtlich<br />

der Störungsursachen durchgeführt (Tabelle 3).<br />

Die verfügbaren Dimensionen sind wieder Strecke,<br />

Bahnhof, Region, Standort, Stützpunkt.<br />

Aufbauend auf den Analyseerg<strong>eb</strong>nissen werden<br />

Verbesserungsmaßnahmen entwickelt und umgesetzt<br />

und die Auswirkungen <strong>über</strong>prüft (Bild 1 Analyseprozess).<br />

6 Ausblick und Resümee<br />

Durch die systematische Nutzung der einzelnen Informationsquellen<br />

sind Synergien hinsichtlich Datenhaltung<br />

und Datenpflege vorhanden, einheitliche<br />

Berichte und Analysen möglich und Verknüpfungen<br />

zu anderen technischen Systemen leichter umzusetzen.<br />

Beispiel ist die Verknüpfung der Störung mit<br />

den anfallenden Verspätungsminuten.<br />

SAM wird bis auf Störungsmeldungen aus dem<br />

Kraftwerksbereich und Telekombereich flächendeckend<br />

in der ÖBB Infrastruktur verwendet. Für die<br />

Jahre 2014 und 2015 ist der vollständige flächendeckende<br />

Einsatz vorgesehen.<br />

Durch die Unterstützung bei der Abarbeitung von<br />

Störungsmeldungen durch ein einheitliches System sind<br />

für Analysen einheitliche Formate und Standardreports<br />

aufg<strong>eb</strong>aut worden. Die in den Reports vorhandenen<br />

Informationen sind nur so gut, wie sie beim Störungsabschluss<br />

erfasst werden. Daher wird im Rahmen von<br />

Informationsveranstaltungen und Schulungen auf die<br />

Wichtigkeit von richtigen Informationen hingewiesen.<br />

Bei einzelnen technischen Gewerken, wie der Oberleitung<br />

und der Leit- und Sicherungstechnik, ist es schon<br />

seit vielen Jahren Standard, Störungsstatistiken und Betri<strong>eb</strong>smittelanalysen<br />

zu erstellen (Bilder 8 und 9). So wurde<br />

in den Jahren 2004 bis 2007 ein Anstieg der Störungen<br />

beobachtet. Durch Analysen wurde festgestellt, dass vermehrt<br />

Schutzstrecken mit eingelegtem Leistungsschalter<br />

TABELLE 3<br />

Schadensanalyse Oberleitung; Ausschnitt.<br />

Schadensteil Ursache Anzahl der Störungen<br />

Fahrdraht (Oberleitung<br />

gesamte Kette)<br />

Fehlerdung/Fehlschaltung 3<br />

Ladegutsicherung 2<br />

Verpackungsmaterial/Folien 7<br />

Materialermüdung 1<br />

Stromabnehmerschaden 7<br />

Sturm 1<br />

Montage 1<br />

Eisbildung 4<br />

Gewitter 1<br />

Fehlleiten in geerdete Abschnitte 1<br />

Bäume 15<br />

Ladetätigkeit 6<br />

Kurzschluss/Überschlag 3<br />

Tiere 1<br />

Folgeschaden 2<br />

Bautätigkeit 4<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugschaden 7<br />

Fahrdraht (Oberleitung gesamte Kette) 66<br />

Anzahl<br />

Bild 8:<br />

Entwicklungen der Ausfallshäufigkeit der Oberleitung.<br />

blau Anlageng<strong>eb</strong>rechen und Fremdeinwirkung<br />

rot Anlageng<strong>eb</strong>rechen<br />

Anzahl<br />

Bild 9:<br />

Störungsursachen der Oberleitungsstörungen 2013.<br />

112 (2014) Heft 5<br />

279


Betri<strong>eb</strong><br />

befahren wurden und technische Probleme bei einem<br />

Schalterantri<strong>eb</strong> aufgetreten sind. Durch Schulungen der<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer und Präventivtausch von Schalterantri<strong>eb</strong>en<br />

konnte die Anzahl der Störungen innerhalb von<br />

kurzer Zeit wieder massiv reduziert werden.<br />

Diese Analysen wie am Beispiel der Oberleitung bilden<br />

die Grundlage für die Weiterentwicklung der Instandhaltungspläne,<br />

wie Änderungen von Inspektionsfristen, Einführung<br />

von neuen Technologien, wo im Rahmen von<br />

teilweise mehrjährigen Piloten die Auswirkungen auf die<br />

Verfügbarkeit der Anlagen <strong>über</strong>prüft werden. Für andere<br />

technische Bereiche, wie Immobilien oder Fahrweg, sind<br />

die Grundlagen für technische Analysen erarbeitet, Störungsursachenkataloge<br />

vorhanden und implementiert.<br />

Erste technische Analysen können frühestens nach 1- bis<br />

2-jährigem Vollbetri<strong>eb</strong> abgeleitet werden.<br />

Literatur<br />

[1] Haipl, G.: Die BFZ Innsbruck, eine moderne zentralisierte<br />

Schaltstelle für den Bahnverkehr der Zukunft. In:<br />

Signal+Draht (2009), H. 6, S. 613.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Dr. Gerold Punz (47),<br />

Studium und Dissertation an der<br />

Technischen Universität (TU) Wien,<br />

15-kV-Bahnstromversorgung und 15-kV-<br />

Schaltanlagen, Betreiber des Störungsund<br />

Arbeitsmeldesystems der ÖBB<br />

Infrastruktur AG.<br />

Adresse: ÖBB Infrastruktur AG, Streckenmanagement<br />

und Anlagenentwicklung –<br />

ITCA – Elektrotechnik, Nordbahnstr. 50,<br />

1020 Wien, Österreich;<br />

Fon: + 43 664 6178607;<br />

E-Mail: gerold.punz@o<strong>eb</strong>b.at<br />

Norbert Pröll (53), Informationsmanagement,<br />

Betreiber des Störungs- und<br />

Arbeitsmeldesystems der ÖBB Infrastruktur<br />

AG.<br />

Adresse: wie oben;<br />

Fon: + 43 664 6178602;<br />

E-Mail: Norbert.Proell@o<strong>eb</strong>b.at<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Arnulfstraße 124<br />

80636 München<br />

Ihr „Draht“ zur Anzeigenabteilung<br />

Kirstin Sommer<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Telefon: +49 89 203 53 66-36<br />

Telefax: +49 89 203 53 66-99<br />

E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />

280 112 (2014) Heft 5


Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in Deutschland<br />

Band 1: Durch das mitteldeutsche Braunkohlerevier –<br />

1900 bis 1947<br />

Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige<br />

Techniker wie Gustav Wittfeld den Grundstein<br />

für den Aufbau eines elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />

mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen – es<br />

war der Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />

Dieser Band beschreibt die Pionierarbeit<br />

der ersten Jahre – von der Finanzierung<br />

bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster Teststrecken, <strong>über</strong><br />

die schwere Wiederinbetri<strong>eb</strong>nahme in den Zwanzigern<br />

und die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren,<br />

bis hin zur Phase des Wiederaufbaus und<br />

der folgenden Demontage nach dem zweiten<br />

Weltkrieg.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

1. Auflage 2010, 258 Seiten mit CD-ROM,<br />

Hardcover<br />

www.di-verlag.de<br />

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Band 2: Elektrisch in die schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />

Band 3: Die Deutsche Reichsbahn, Teil 1 – 1947 bis 1960<br />

Die Technik mit Einphasen-Wechselstrom sollte<br />

ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografischen<br />

Bedingungen unter Beweis stellen.<br />

Die im Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke<br />

Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften<br />

einer G<strong>eb</strong>irgsbahn auf. Nachdem die<br />

Mittel zur Elektrisierung dieser Bahnstrecke<br />

genehmigt waren, begann eine stürmische Entwicklung,<br />

die durch den ersten Weltkrieg unterbrochen<br />

wurde. In den zwanziger Jahren wurde<br />

das Engagement fortgesetzt, das letztlich zum<br />

Erfolg der elektrischen Traktion in Deutschland<br />

beigetragen hat.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

1. Auflage 2011, 253 Seiten mit CD-ROM,<br />

Hardcover<br />

Bereits 1947 beschäftigte sich die DR mit<br />

dem Gedanken zur Wiederelektrifizierung des<br />

demontierten elektrischen Streckennetzes. 1950<br />

folgten dann konkrete Schritte, die nach Verhandlungen<br />

mit der UdSSR in einem Staatsvertrag<br />

endeten. Einen sofortigen Wiederaufbau<br />

des Demontagegutes verhinderten der Zustand<br />

von Lokomotiven und Anlagen sowie DDRinterne<br />

Streitereien <strong>über</strong> das anzuwendende<br />

Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es 1955 den<br />

elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wieder aufzunehmen.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

1. Auflage 2012, 240 Seiten mit CD-ROM,<br />

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DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

WISSEN FÜR DIE<br />

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Bestellung per Fax: +49 201 / 82002-34 Deutscher Industrieverlag oder abtrennen GmbH | Arnulfstr. und im 124 Fensterumschlag | 80636 München einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___ Ex. <strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 1<br />

___ Ex. <strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 2<br />

___ Ex. <strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 3 (Teil 1)<br />

Normalpreis pro Einzelband: € 49,90 (zzgl. Versand)<br />

Sonderpreis pro Einzelband für Abonnenten der Fachzeitschrift <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> oder<br />

bei Bestellung der Gesamtreihe (Band 1-3): € 44,90 (zzgl. Versand)<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße / Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

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45039 Essen<br />

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Branche / Wirtschaftszweig<br />

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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

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✘<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

PAWZD1-313<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht <strong>über</strong> interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>Elektrifizierung</strong> mit 2 AC 30/15 kV<br />

16,7 Hz in Schweden<br />

Peter Deutschmann, Solna; Jens-Peter Marquass, Tranås (Schweden)<br />

Das Königreich Schweden betreibt ein dichtes Eisenbahnnetz, welches <strong>über</strong>wiegend elektrifiziert<br />

ist. In Schweden ist das Bahnunternehmen bemüht, weitere Transportleistungen von der Straße auf<br />

die Schiene zu verlagern. Es entstanden Güterterminale und Umschlagbahnhöfe. Die in den letzten<br />

Jahren gegründeten privaten Transportunternehmen tragen dazu bei, den vorhandenen Straßenverkehr<br />

auf die Schiene zu verlagern. Zur somit notwendigen Kapazitätserhöhungen auf der Schiene<br />

str<strong>eb</strong>t der schwedische Infrastrukturbetreiber Trafikverket die Umstellung auf die AT-Speisung mit<br />

AC 30/15 kV 16,7 Hz auf bestehenden Strecken an. Beispiele sind die Strecken Mjölby − Nässjö und<br />

Hässleholm – Åstorp, wobei die Oberleitungsanlagen zeitgleich modernisiert wurden.<br />

ELECTRIFICATION USING 2 AC 30/15 kV 16,7 Hz IN SWEDEN<br />

In the Kingdom Sweden A dense Railway net is operated, which is mostly electrified. The Swedish<br />

rail operating entity aims at transferring more transportation from roads to rails. Therefore, terminals<br />

for gods and transshipment stations were erected. The private transportation companies<br />

formed during the last years contribute to transfer the road transportation onto railways. In order<br />

to increase the capacity of rail transport the Swedish infrastructure manager Trafikverket makes any<br />

efforts to introduce the AC 30/15 kV 16,7 Hz power supply on existing lines so far supplied by BT<br />

systems. The lines Mjölby − Nässjö and Hässleholm – Åstorp represent examples. There, the contact<br />

lines were updated simultaneously.<br />

ELECTRIFICATION EN 2 AC 30/15 kV 16,7 Hz EN SUÈDE<br />

Le royaume de Suède exploite un réseau ferré dense qui est en majeure partie électrifié. En Suède,<br />

l’entreprise ferroviaire s’efforce de transférer de nouvelles prestations de transport de la route au<br />

rail. Des terminaux de fret et des gares de transbordement ont été mis en service. Les entreprises de<br />

transport privées créées ces dernières années contribuent au transfert du trafic routier au rail. Afin<br />

de répondre aux accroissements de capacité devenus nécessaires de ce fait, l’exploitant suédois de<br />

l’infrastructure Trafikverket envisage le passage au système d’électrification 2 AC 15 kV 16,7 Hz sur<br />

les lignes existantes, avec modernisation simultanée des lignes aériennes de contact, comme sur les<br />

tronçons Mjölby-Nässjö et Hässleholm-Åstorp.<br />

1 Einführung<br />

Die schwedischen <strong>Eisenbahnen</strong> verfügen <strong>über</strong> ein<br />

14 000 km Gleiskilometer langes Eisenbahnnetz. Davon<br />

sind 12 000 km mit Oberleitungen bespannt.<br />

Der schwedische Infrastrukturbetreiber Trafikverket<br />

entstand 2011 durch den Zusammenschluss<br />

der ehemaligen Infrastrukturbetreiber Banverket<br />

im Eisenbahnsektor und Vägverket im Straßensektor.<br />

Banverket war vergleichbar mit der deutschen<br />

DB Netz AG und DB Energie GmbH. Trafikverket<br />

erzeugt die <strong>Bahnen</strong>ergie dezentral mittels Umformung<br />

der Landesnetzfrequenz 50 Hz in 16,7 Hz<br />

mit rotierenden Umformern oder statischen Umrichtern.<br />

Derzeit speisen 48 Umformer- oder Umrichterstationen<br />

das Oberleitungsnetz. Ein <strong>über</strong>geordnetes<br />

Hochspannungsnetz besteht zurzeit nur<br />

zwischen der Boden- und der Mälar-Region. N<strong>eb</strong>en<br />

den für die schwedische <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

bisher üblichen Saugtransformatoren, auch Booster<br />

Transformatoren (BT) genannt, führt Trafikverket<br />

schrittweise die Speisung der Oberleitung mittels<br />

Autotransformatoren (AT) ein. Zwischen dem bei Kiruna<br />

gelegenen Abzweig Råtsi und dem Erzgrubenbahnhof<br />

in Svappavaara führten die Schwedischen<br />

Staatsbahnen bereits 1998 die AT-Speisung mit AC<br />

30/15 kV 16,7 Hz ein [1; 2]. Es folgten die Strecken<br />

der Erzbahn zwischen Luleå − Boden − Kiruna und<br />

Stenbacken, der Happarandabahn zwischen Boden<br />

und Happaranda sowie der Bottniabahn zwischen<br />

Kramfors − Örnsköldsvik − Umeå und weitere. Die<br />

derzeit mit AT gespeisten Strecken sind im Bild 1<br />

dargestellt. Seit 1998 wurden die neu elektrifizierten<br />

Strecken der Bottniabanan Kramfors − Umeå als<br />

auch der Happarandabanan Boden − Happaranda<br />

konsequent mit der AT-Speisung ausgerüstet. Die<br />

Streckenabschnitte Mjölby − Nässjö und Åstorp −<br />

Hässleholm der Södra Stambanan folgten im F<strong>eb</strong>ru-<br />

282 112 (2014) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

ar 2014 beziehungsweise im September 2013. Der<br />

Abschnitt Laxå – Älgarås der Vestra – Stambanan<br />

wird gegenwärtig umg<strong>eb</strong>aut (Bild 1).<br />

2 Aufbau und Wirkungsweise der<br />

AT-Bahnstromversorgung<br />

Bodø<br />

Narvik<br />

Stenbacken<br />

Riksgränsen<br />

Kiruna<br />

Gällivare<br />

Finnland<br />

Svappavaara<br />

Bei dieser Speiseart sind die Autotransformatoren<br />

(AT) in rund 10 km Abstand an der Strecke angeordnet.<br />

Die AT sind Spartransformatoren bestehend<br />

aus einer Wicklung mit einer Mittelanzapfung, an<br />

die der Rückleiter und die Verbindung zu den Schienen<br />

angeschlossen sind. Die äußeren Anschlüsse<br />

des AT führen zum Positiv- und Negativfeeder. Zwischen<br />

der Mittelanzapfung und den äußeren Anschlüssen<br />

sind jeweils 15 kV Spannungsunterschied<br />

vorhanden und zwischen den äußeren Anschlüssen<br />

30 kV Spannungsunterschied. N<strong>eb</strong>en den Vorteilen<br />

der geringen Stromstärken, geringen Spannungsfälle,<br />

geringeren Strömen zwischen Unterwerk und<br />

AT im Gleis und damit im Erdreich sowie geringerer<br />

Beeinflussung benachbarter Leitungen besitzt diese<br />

Speiseart aber auch den Nachteil der zweipoligen<br />

Ausführung der Schaltanlagen. Das Prinzip der<br />

Autotransformatoren wird für alle Wechselstrombahnen<br />

vorteilhaft angewendet, in denen die Leistungszuführung<br />

mit Hochspannungsleitungen zur<br />

Bahnstrecke Probleme bereitet [3].<br />

Im Vergleich zur einfachen Speisung der Oberleitung<br />

lassen sich bei der AT-Speisung bei gleicher<br />

Speiselänge entweder mehr Züge oder Züge mit<br />

erhöhtem Leistungsbedarf bei gleichbleibender<br />

Anzahl fahren oder die Anzahl der Speisepunkte<br />

bei gleichbleibendem Energi<strong>eb</strong>edarf verringern.<br />

Der schwedische Infrastrukturbetreiber nutzt bei<br />

der Umrüstung der Strecken in Schweden das<br />

Prinzip der (unechten) AT-Speisung, bei der in den<br />

Umrichterwerken (Urw) und Umformerwerken (Ufw)<br />

die 15-kV-Sammelschiene konventioneller Art mit<br />

1 AC 15 kV 16,7 Hz beibehalten wird. Die Transformierung<br />

auf AC 30/15 kV 16,7 Hz geschieht in<br />

den AT-Stationen, die sich in unmittelbarer Nähe<br />

des speisenden Urw oder Ufw befinden oder auch<br />

weiter entfernt angeordnet sind. Durch die erste<br />

AT-Station aus Richtung des Urw und Ufw gesehen<br />

entstehen die für die Zweispannungsspeisung typischen<br />

30 kV Spannung zwischen dem Positivfeeder<br />

und dem Negativfeeder als auch 15 kV Spannung<br />

Bild 1:<br />

Mit BT- und AT-Stromversorgung elektrifizierte Bahnstrecken<br />

in Schweden; schwarz mit BT-Stromversorgung elektrifizierte<br />

Strecken, blau mit BT- und AT-Stromversorgung elektrifizierte<br />

Strecken, rot bereits auf AT-Stromversorgung umg<strong>eb</strong>aute<br />

Strcken, grün Strecken derzeit im Umbau auf AT-Stromversorgung<br />

(Grafik: Autoren).<br />

112 (2014) Heft 5<br />

Norwegen<br />

Mo i Rana<br />

Trondheim<br />

Järpen<br />

Storlien<br />

Lillehammer<br />

Oslo<br />

Moss<br />

Elverum<br />

Hamar<br />

Arvika<br />

Halden<br />

Ed<br />

Göt<strong>eb</strong>org<br />

Falkenberg<br />

Kopenhagen<br />

Dänemark<br />

Kil<br />

Mora<br />

Jörn<br />

Bastuträsk<br />

Murjek<br />

Haparanda<br />

Boden<br />

Nyfors<br />

Luleå<br />

Piteå<br />

Lycksele<br />

Hällnäs<br />

Vindeln<br />

Vännäs<br />

Umeå<br />

Hörnefors<br />

Mellansel Nordmaling<br />

Husum<br />

Östersund Långsele<br />

Örnsköldsvik<br />

Brunflo<br />

Långsele<br />

Bräcke<br />

Härnösand<br />

Ånge Timrå<br />

Sundsvall<br />

Gnarp<br />

Ljusdal<br />

Järvsö<br />

Bollnäs<br />

Rättvik<br />

Leksand<br />

Hundiksvall<br />

Söderhamm<br />

Ljusne<br />

Gävle<br />

Borlänge<br />

Kongsvinger<br />

Torsby Ludvika<br />

Avesta Kryb<br />

Sala<br />

Uppsala<br />

Hällefors<br />

Falköping<br />

Helsingborg Åstorp<br />

Schweden<br />

Karlstad<br />

Laxå<br />

Borås<br />

Nässjö<br />

Hallsberg<br />

Vetlanda<br />

Berga<br />

Alvesta<br />

Halmstad<br />

Älmhult<br />

Malmö<br />

Trell<strong>eb</strong>org<br />

Mjölby<br />

Norköping<br />

Linköping<br />

Västervik<br />

Oskarshamn<br />

Kalmar<br />

Emmaboda<br />

Hässleholm<br />

Karlskrona<br />

Simrishamn<br />

Stockholm<br />

Nynäshamn<br />

283


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

3<br />

1<br />

2<br />

2 Negativfeeder 2 Stromrichtung<br />

2<br />

30 kV<br />

Oberleitung<br />

4<br />

Rückleiter<br />

Schienen<br />

I = 0<br />

15 kV<br />

I = 0<br />

Erdungskabel<br />

Grenze BT-Speisung Grenze AT-Speisung<br />

Rückleiter<br />

Oberleitungsmast<br />

Bild 2:<br />

Schematischer Aufbau der Speisung mit Autotransformatoren [1] (Grafik: Autoren).<br />

1 Saugtransformator<br />

3 Speiseleitung vom Umformerwerk<br />

2 Autotransformator<br />

4 Speiseleitung zum Umformerwerk<br />

9,30<br />

m<br />

7,30<br />

6,50<br />

5,50<br />

h SO<br />

2,00<br />

0,00<br />

Oberleitungsbereich<br />

Lichtraumprofil<br />

Stromabnehmerbereich<br />

Zaun<br />

-2,00 2,00<br />

isolierte Schiene<br />

-4,00 -2,00 0,00 2,00 m 4,00<br />

Bild 3:<br />

Vertikale Position h SO und horizontale Position a m der Leitungskomponenten der AT-<br />

Speisung und Oberleitungs- und Stromabnehmerbereich [1] (Bild: Autoren).<br />

1 Negativfeeder<br />

2 Rückleiter<br />

3 Positivfeeder<br />

4<br />

5<br />

a m<br />

geerdete Schiene<br />

4 Tragseil<br />

5 Fahrdraht<br />

zwischen Oberleitung und Schiene (Bild 2). Die jeweils<br />

erste AT-Station vom Urw oder Ufw aus gesehen<br />

speist die Strecke mit AC 30/15 kV 16,7 Hz.<br />

Die Energie wird zwischen Ufw/Urw auf der 15 kV<br />

Ebene <strong>über</strong> die Oberleitung oder geg<strong>eb</strong>enenfalls<br />

<strong>über</strong> eine Speiseleitung <strong>über</strong>tragen. Die folgenden<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1<br />

AT-Stationen sind im Abschnitt mit rund 10 km,<br />

bei der BT-Speisung in rund 5 km, angeordnet und<br />

entnehmen die Energie aus der Zweispannungs<strong>über</strong>tragung<br />

für die Speisung der Oberleitung.<br />

In Schweden werden auf den <strong>über</strong> AT versorgten<br />

Strecken <strong>über</strong>wiegend Transformatoren mit 5 MVA<br />

Scheinleistung eingesetzt, wodurch sich Typenvielfalt<br />

und Kosten verringern lassen. Wenn der<br />

größte Betri<strong>eb</strong>sstrom 600 A <strong>über</strong>steigt, nutzt Trafikverket<br />

zwei Autotransformatoren je AT-Station.<br />

Ein 5-MVA-Transformator kann bis zu 15 Minuten<br />

606 A Betri<strong>eb</strong>sstrom führen, was bei den jeweils<br />

ersten AT-Stationen in der Nähe eines speisenden<br />

Ufw oder Urw eintreten kann. Auch die Höhe des<br />

Kurzschlussstromes kann die Verdopplung der AT<br />

bedingen. Der Aufbau der in Schweden verwendeten<br />

AT-Speisung ist im Bild 2 dargestellt. Der<br />

Negativ-Feeder, in Schweden als ATL bezeichnet,<br />

wird als Freileitung ausgeführt und besteht aus jeweils<br />

zwei Leitern AL 212 mm 2 . Die Verstärkungsleitung,<br />

in Schweden mit Fö-Lina bezeichnet, ist in<br />

rund 300 m Abständen mit zwei flexiblen 70 mm 2<br />

Kupferseilen mit der Oberleitung verbunden. Die<br />

Stromrückführung zum Urw oder Ufw <strong>über</strong>nehmen<br />

die Erdschienen des Gleises und/oder die an<br />

den Oberleitungsmasten geführten Rückleiter, in<br />

Schweden als J-lina (Erdseil) bezeichnet [1]. Die<br />

typische Leitungsanordnung zeigt Bild 3. Dort ist<br />

auch der Schutzbereich dargestellt. Die Vorteile<br />

der AT-Speisung führten beim Infrastrukturbetreiber<br />

Trafikverket in Schweden zu der Entscheidung,<br />

mit gleichbleibender Anzahl der vorhandenen Ufw<br />

oder Urw die Leistungsfähigkeit bestehender Strecken<br />

zu verstärken und diese den Anforderungen<br />

der kommenden Jahre anzupassen. Verbunden mit<br />

der ohnehin anstehenden Erneuerung der teilweise<br />

<strong>über</strong>alterten Oberleitungsanlagen geht häufig die<br />

Umrüstung von der BT- zur AT-Speisung einher, vorausgesetzt<br />

dass die Wirtschaftlichkeit für die Umrüstung<br />

geg<strong>eb</strong>en ist.<br />

284 112 (2014) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

14<br />

13<br />

12<br />

Mjölby<br />

Lindekullen<br />

Boxholm<br />

Sommen Tranås<br />

Gripenberg<br />

Frinnaryd<br />

Rallingsås<br />

Flisby Vimnarp Nässjö<br />

4 x 5 2 x 5 2 x 5 2 x 5 4 x 5 2 x 5 2 x 5 4 x 5 4 x 5 2 x 5 4 x 5<br />

269,966 269,388 277,440 286,975 297,100 306,800 314,300 321,000332,000 343,090 348,350<br />

5<br />

6 15<br />

2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />

30 kV<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Bild 4:<br />

Schaltschema eines Gleises der zweigleisigen Strecke Mjölby – Nässjö [5] (Grafik: Autoren).<br />

1 Speiseleitung vom Umrichterwerk Nässjö<br />

9 Rückleiter<br />

2 Autotransformator<br />

10 Erdungskabel zwischen Mast und Schienen<br />

3 Oberleitung<br />

11 Oberleitungsmast<br />

4 Positivfeeder<br />

12 Kilometerstation<br />

5 Negativfeeder<br />

13 Scheinleistung der AT-Stationen in MVA<br />

6 Rückleiter zum Umformerwerk Mjölby<br />

14 AT-Standort<br />

7 Speiseleitung vom Umformerwerk Mjölby<br />

15 Rückleiter zum Umrichterwerk Nässjö<br />

8 Schienen<br />

4<br />

3<br />

1<br />

15 kV<br />

3 Errichtung der AT-Speisung auf<br />

der Strecke Mjölby – Nässjö<br />

Die eingleisige Strecke Mjölby – Nässjö, 1933 im<br />

Rahmen der <strong>Elektrifizierung</strong> Trell<strong>eb</strong>org – Stockholm<br />

auf den elektrischen Betri<strong>eb</strong> umgestellt, erfuhr die<br />

letzte Erneuerung der Oberleitung mit einem Fahrdrahttausch<br />

und dem Umbau der Ausleger zwischen<br />

1973 und 1975. Eine geplante 132-kV-16,7-<br />

Hz-Bahnstromleitung vom Ufw Norrköping nach<br />

Mjölby zur Verbesserung der Speiseverhältnisse<br />

war planrechtlich wegen der Leitungsführung<br />

abseits der Bahntrasse nicht durchführbar. Durch<br />

dieses Hindernis und wegen des hohen Alterungsgrades<br />

der vorhandenen Oberleitungsanlage entschied<br />

Banverket, die Strecke von BT- auf AT-Speisung<br />

umzurüsten. Anlässlich dieser Maßnahme zur<br />

Leistungserhöhung plante Banverket gleichzeitig<br />

die Kompletterneuerung der Oberleitungsanlage.<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der <strong>über</strong>wiegende<br />

Teil der vorhandenen Oberleitungsmasten rund 80<br />

Jahre Standzeit erreicht. Die Planung der Oberleitungsanlage,<br />

durch die Firma Rejlers ausgeführt,<br />

war die Grundlage der Ausschreibung für die<br />

Errichtung der Oberleitungsanlage. Im Dezember<br />

2010 erhielt SPL-Powerlines Sverige AB den<br />

Zuschlag für die Montage der Anlage. Die Mastgründungen<br />

schri<strong>eb</strong> Trafikverket, wie in Schweden<br />

üblich, als Bauleistung getrennt von der Oberleitungsanlage<br />

aus. Diese Tiefbauleistung führte die<br />

Firma BCA Trell<strong>eb</strong>org vor der Oberleitungsmontage<br />

von 2010 bis 2011 aus.<br />

Die Strecke Mjölby − Nässjö, Bestandteil der<br />

Södra-Stambanan von Malmö nach Stockholm als<br />

deren südlicher Streckenteil (Bild 1), ist die am<br />

stärksten belastete Strecke im schwedischen Netz.<br />

N<strong>eb</strong>en dem Fernverkehr der Relation Stockholm<br />

− Malmö − Kopenhagen spielt der Güterverkehr<br />

eine wichtige Rolle. Auf der 84 km langen zweigleisigen<br />

Strecke Nässjö − Mjölby befinden sich<br />

zehn Bahnhöfe oder Überleitstellen. Wegen des<br />

durchschnittlichen 10 km Abstandes zwischen<br />

diesen Betri<strong>eb</strong>sstellen, wurden in den Bahnhöfen<br />

und Überleitstellen sowie an den Bahnhofsköpfen<br />

Nässjö und Mjölby AT-Stationen errichtet. Das<br />

Schaltschema der Strecke Nässjö − Mjölby ist in<br />

Bild 4 dargestellt. Der Umbau der Oberleitungsanlage<br />

begann im Juli 2011 und wurde im Dezember<br />

2013 abgeschlossen.<br />

Die AT-Stationen und elektrische und bauliche<br />

Anlagen wie Transformatoren, Erdungsanlage,<br />

wurden gesondert geplant und ausgeschri<strong>eb</strong>en.<br />

Der Auftragg<strong>eb</strong>er Trafikverket koordinierte bei der<br />

Bauausführung zwischen den Bauausführenden der<br />

Oberleitungsanlage und den AT-Stationen. Im Zeitraum<br />

Januar bis F<strong>eb</strong>ruar 2014 wurde die bestehende<br />

BT-Speisung auf die neue AT-Speisung schrittweise<br />

umgeschaltet und am 20.02.2014 beendet.<br />

Dabei wurden je Gleis in rund 10 km bis 15 km<br />

langen Abschnitten jeweils zwei bis drei BT außer<br />

Betri<strong>eb</strong> genommen und die AT-Speisung in Betri<strong>eb</strong><br />

gesetzt. Als nächster Schritt folgte im gleichen Abschnitt<br />

des Nachbargleises die Umschaltung, um<br />

den Zeitraum eines N<strong>eb</strong>eneinanders von BT- und<br />

AT-Speisung im jeweiligen zweigleisigen Abschnitt<br />

zeitlich zu begrenzen. Die Umschaltungen dauerten<br />

je nach Länge der Abschnitte 24 oder auch 48<br />

Stunden.<br />

112 (2014) Heft 5<br />

285


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

14 Hässleholm<br />

13<br />

12<br />

7<br />

1<br />

2 x 5 MVA<br />

0,500<br />

2<br />

Tyringe<br />

Västra<br />

Torup<br />

5 MVA 5 MVA<br />

10,235 17,881<br />

Perstorp Hyllstofta Klippan<br />

5 MVA<br />

24,640<br />

5 MVA<br />

31,618<br />

5 MVA<br />

40,350<br />

2 2 2 2 2 2<br />

5<br />

30 kV<br />

Kärr<strong>eb</strong>erga<br />

(Åstorp)<br />

2 x 5 MVA<br />

50,660<br />

2 2<br />

15<br />

3<br />

6 6<br />

10<br />

11<br />

BT-Speisung AT-Speisung<br />

8<br />

9<br />

4<br />

3<br />

15 kV<br />

AT-Speisung BT-Speisung<br />

Bild 5:<br />

Schaltschema der Strecke Hässleholm – Kärr<strong>eb</strong>erga (Åstorp) [5] (Grafik: Autoren).<br />

1 Saugtransformator<br />

9 Rückleiter<br />

2 Autotransformator<br />

10 Erdungskabel zwischen Mast und Schienen<br />

3 Oberleitung<br />

11 Oberleitungsmast<br />

4 Positivfeeder<br />

12 Kilometerstation<br />

5 Negativfeeder<br />

13 Scheinleistung der AT-Stationen<br />

6 Rückleiter<br />

14 AT-Standort<br />

7 Speiseleitung vom Umformerwerk Hässleholm<br />

15 Rückleiter zum Umrichterwerk Åstorp<br />

8 Schienen<br />

4 Errichtung der AT-Speisung auf<br />

der Strecke Hässleholm – Åstorp<br />

Die Strecke Hässleholm – Åstorp, bereits 1943 auf<br />

den elektrischen Betri<strong>eb</strong> umgestellt, war für den<br />

30 km westlich von Åstorp gelegenen Fährhafen Helsingborg<br />

ein wichtiges Verbindungsglied im Verkehr<br />

zwischen Schweden und Dänemark und zum europäischen<br />

Kontinent. Eine Modernisierung der Oberleitung<br />

mit neuen Auslegern und Kettenwerken fand<br />

zwischen 1966 und 1968 statt. Eine Erneuerung der<br />

vorhandenen, elektrischen Ausrüstung sowie Erhöhung<br />

der elektrischen Leistungsfähigkeit der Strecke,<br />

besonders wegen des erwarteten ansteigenden Verkehrsaufkommens<br />

im Raum Malmö – Skåne, waren<br />

daher notwendig.<br />

Der zweigleisige Ausbau der Västkustbanan sowie<br />

die Ausweitung des Regionalverkehrs im Raum<br />

Skåne machen den Ausbau des Umrichterwerkes<br />

Åstorp auf 48 MVA Leistung erforderlich. Bis zur<br />

Fertigstellung der neuen Anlage werden die alten<br />

Umrichter durch eine mobile Umformerstation unterstützt.<br />

Die Strecke Hässleholm – Åstorp wurde<br />

wegen der kompletten Renovierung auf AT-Speisung<br />

umgestellt.<br />

Die Ausschreibung für das Projekt nahm Trafikverket<br />

im Zusammenhang mit dem Projekt Mjölby −<br />

Nässjö als Teilprojekt vor. Im Dezember 2010 erhielt<br />

SPL Powerlines Sverige AB den Auftrag.<br />

Bild 5 zeigt das Schaltschema der 54 km langen<br />

eingleisigen der Strecke Hässleholm – Åstorp mit<br />

acht Zwischenbahnhöfen und si<strong>eb</strong>en AT-Stationen.<br />

Zweipolige, handbetri<strong>eb</strong>ene Trennschalter<br />

Zweipoliger, ferngesteuerter Trennschalter<br />

Positivfeeder<br />

Negativfeeder<br />

Kvidinge Gleis 2<br />

Rückleiter AL 212 mm 2<br />

Einpoliger, ferngesteuerter Trennschalter<br />

Åstorp<br />

Gleis 1<br />

lsolierende Oberlappung<br />

lsolierte Kabel zum Erdungsschrank und<br />

weiter zu den Schienen des Gleises<br />

mit AL 5 x 75 mm 2 (ALMGST 75)<br />

Weichennummer<br />

Signal Oberleitung<br />

Autotransformatoren je 5 MVA<br />

Bild 6:<br />

Schaltplan des Bahnhofs Kärr<strong>eb</strong>erga auf der Strecke Hässleholm – Åstorp [5] (Grafik: Autoren).<br />

286 112 (2014) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Der umg<strong>eb</strong>aute Streckenabschnitt mit der modernisierten<br />

Oberleitungsanlage, in zweimal vier<br />

Monate langen Vollsperrungen im Sommer 2012<br />

und 2013 durchgeführt, ging am 23.08.2013 mit<br />

AT-Speisung in Betri<strong>eb</strong>. Wegen der sich nun geänderten<br />

Streckenimpedanz des Streckenabschnittes<br />

waren lediglich die Schutzeinstellungen in den Urw<br />

Hässleholm und Ufw Åstorp anzupassen. Bild 6 zeigt<br />

den Schaltplan des Bahnhofs Kärr<strong>eb</strong>erga auf der<br />

Strecke Hässleholm – Åstorp. Im Vergleich zum Abschnitt<br />

Mjölby – Nässjö ließ sich die Umstellung auf<br />

den AT-Betri<strong>eb</strong> wegen der längeren Vollsperrung der<br />

eingleisigen Strecke in einem Schritt ohne Zwischenzustände<br />

durchführen.<br />

5 Merkmale der ausgeführten<br />

Oberleitungsanlage<br />

Die Oberleitung auf dem zweigleisigen Streckenabschnitt<br />

Mjölby – Nässjö ist für 200 km/h Fahrgeschwindigkeit<br />

ausgelegt. Die Bauart SYT 15/15 mit<br />

separat 15 kN Zugkraft nachgespannten Tragseilen<br />

und Fahrdrähten nutzt 18 m lange Y-Beiseile. Die<br />

Nachspannungen und Streckentrennungen sind<br />

fünffeldrig ausgeführt. Auf kurvenreichen Streckenabschnitten<br />

mit Radien unter 1200 m wird die<br />

Oberleitungsbauart SYT 9.8/9.8 verwendet. Tragseil<br />

und Fahrdraht werden gemeinsam mit Doppelh<strong>eb</strong>el<br />

nachgespannt, so dass jeweils 9,8 kN Zugkraft auf<br />

Tragseil und Fahrdraht wirken. Diese Bauart nutzt<br />

14 m lange Y-Beiseile; die Überlappungen sind dreifeldrig<br />

ausgeführt.<br />

Der durchgängige Einbau der 18 m langen Y-<br />

Beiseile entsprechend dem schwedischen Regelwerk<br />

zeigte sich besonders im Kurvenbereich als problematisch,<br />

da die 18 m langen Y-Beiseile im Bereich von<br />

Bögen zu lang waren, den Fahrdraht im Stützpunktbereich<br />

hochzogen und die geplante Systemhöhe<br />

verringerten. An diesen Stellen waren nach dem Einbau<br />

des Y-Beiseils die Systemhöhen zu korrigieren.<br />

Die Erfahrungen aus Deutschland zur Abhängigkeit<br />

zwischen Y-Beiseillänge und dem Gleisradius waren<br />

beim schwedischen Infrastrukturbetreiber Trafikverket<br />

noch nicht Bestandteil des Regelwerks.<br />

Die parallel zum Kettenwerk geführte Verstärkungsleitung,<br />

in Schweden als Fö-lina bezeichnet,<br />

bildet zusammen mit dem Kettenwerk den Positivfeeder<br />

der AT-Speisung. Sie wird im 300-m-Abstand<br />

mit jeweils zwei flexiblen 70 mm 2 Kupferseilen mit<br />

dem Kettenwerk quergekuppelt. Diese Stromverbinder,<br />

anders als die freihängende Bauweise in<br />

Deutschland, sind am oberen Auslegerrohr befestigt<br />

und von dort zum Tragseil geführt. Die zweipoligen,<br />

ferngesteuerten Bahnhofstrennschalter im Bild 6<br />

können den Positivfeeder und den Negativfeeder<br />

jeweils längstrennen.<br />

112 (2014) Heft 5<br />

Die Rückleiter, möglichst ohne Unterbrechungen<br />

an den Brücken und Trennschaltern, sind<br />

durchgängig mit 20 N/mm 2 Zugspannung verlegt<br />

und an den Endpunkten abgespannt. Im 300-m-<br />

Abstand verbinden jeweils zwei blanke 50-mm 2 -<br />

Kupferdrähte die Masten mit der Erdschiene des<br />

Gleises. An diesen Stellen bestehen auch Gleisquervermaschungen<br />

mit gleichem Kupferdrahtmaterial.<br />

Kabelschuhe und Schraubverbindungen befestigen<br />

die Erdungskabel am Mast, Pinlötverbindungen an<br />

den Erdschienen. Derzeit gibt es in Schweden Bemühungen,<br />

die Anschlüsse der Erdungsleitungen an<br />

der Schiene mit den in Deutschland verwendeten<br />

Schienenkontaktanschlüssen vorzunehmen. Wegen<br />

der in Südschweden häufigen Kupferdi<strong>eb</strong>stähle<br />

plant Trafikverket die in Deutschland verwendeten<br />

Kupfer-Substitutionsmaterialien zu verwenden.<br />

Wichtige Merkmale der ausgeführten Oberleitungsanlage<br />

sind in Tabelle 1 dargestellt.<br />

Der Negativfeeder der AT-Speisung besteht aus<br />

zwei Freileitungsseilen, in Schweden als ATL bezeichnet.<br />

Der Positivfeeder setzt sich aus dem Kettenwerk<br />

und der Verstärkungsleitung zusammen. Zur<br />

Reduzierung von Schienenpotenzialen, induzierten<br />

Störungen und Sicherstellung des Rückstromkreises<br />

wird ein zusätzlicher Rückleiter verlegt. Alle Leiter<br />

TABELLE 1<br />

Wesentliche Eigenschaften der Oberleitungsbauart Typ SYT 15/15 und<br />

SYT 9.8/9.8.<br />

Einheit SYT 15/15 SYT 9.8/9.8<br />

Fahrdrahttyp AC 120 CuAg AC 100 Cu<br />

Zugkraft kN 15 9,8<br />

Tragseiltyp Bz II 70 Cu 70<br />

Zugkraft kN 15 9,8<br />

Y-Beiseil Bz II 35 Bz II 35<br />

Zugkraft kN 2,8 2,0<br />

Länge m 18 14<br />

Hänger Bz II 12 Bz II 12<br />

Systemhöhe m 1,80 1,55<br />

Fahrdrahtseitenlage m ± 0,30 ± 0,30<br />

Fahrdrahthöhe 5,50 5,50<br />

Größte Nachspannlänge m 1 200 1 320<br />

Nachspannung fünffeldrig dreifeldrig<br />

Streckentrennung fünffeldrig dreifeldrig<br />

Negativfeeder 2 x Al 212 2 x Al 212<br />

Zugspannung N/mm 2 40 40<br />

Verstärkungsleitung 1 x Al 212 1 x Al 212<br />

Zugspannung N/mm 2 40 40<br />

Rückleiter<br />

1 x Al 212<br />

Zugspannung N/mm 2 20<br />

1 x Al 212<br />

20<br />

Auslegerrohre Stahl Ø 42 Stahlrohr Ø 42 und Ø 26<br />

Masten<br />

U160 8,1 m<br />

U200 9,0 m<br />

U160 8,1 m<br />

U200 9,0 m<br />

287


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

4<br />

4 4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

3<br />

3 3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Bild 7:<br />

Anordnung der Oberleitung und <strong>Bahnen</strong>ergieleitungen am<br />

Oberleitungsmast auf der Strecke Mjölby – Lindekullen (Foto:<br />

Autoren).<br />

1 Rückleiter<br />

2 Positivfeeder (Verstärkungsleitung, F-Lina)<br />

3 Negativfeeder<br />

4 Versorgungsleitung 3 mal 10 kV 50 Hz<br />

Bild 8:<br />

Anordnung der Oberleitung und <strong>Bahnen</strong>ergieleitungen am<br />

Oberleitungsmast auf der Strecke Mjölby – Lindekullen (Foto:<br />

Autoren).<br />

1 Rückleiter<br />

2 Positivfeeder (F-Lina)<br />

3 Negativfeeder<br />

4 Versorgungsleitung 3 mal 10 kV 50 Hz<br />

Bild 9:<br />

BT-Speisung alt und AT-Speisung neu gemeinsam auf der Strecke Mjölby – Lindekullen;<br />

linkes Gleis: noch vorhandene BT-Speisung mit 2 Boosterrückleitungen 2Å-lina und altem<br />

Kettenwerk; rechtes Gleis: neue AT-Speisung vorbereitet mit Rückleiter an der rechten<br />

Mastseite unten, zwei Negativfeeder in der Mitte der rechten Mastseite und einem Positivfeeder<br />

innerhalb des Auslegers (Foto: Autoren).<br />

werden an den Masten geführt (Bild 3 und 7). Trafikverket<br />

nutzt für neue Oberleitungsanlagen <strong>über</strong>wiegend<br />

8,1 m lange Flachmasten mit U160-Profilen,<br />

auch 9,0 m lange mit U200-Profilen. Die längeren<br />

U200-Masten werden bei Mitführung von Versorgungsleitungen<br />

eingesetzt. Die Leiter bestehen aus<br />

Aluminium-Seilen mit 212 mm 2 Querschnitt. Bild 7<br />

zeigt die Standardanordnung der Leitungen am<br />

Oberleitungsmast. Schränken elektrische Abstände<br />

zu Hindernissen die Verlegung der Negativfeeder<br />

auf der Mastaußenseite ein, tragen lange Traversen<br />

auf der gleiszugewandten Seite des Mastes die Negativfeeder<br />

(Bild 8). Unter Brücken werden die Negativfeeder<br />

verkabelt, die Verstärkungsleitung endet<br />

vor und hinter der Brücke und erhält jeweils vor und<br />

hinter der Brücke einen Anschluss zum Kettenwerk.<br />

Bild 9 zeigt einen Streckenabschnitt mit BT-Speisung<br />

links im Bild und der neuen AT-Speisung rechts im<br />

Bild. In Bahnhöfen mit mehr als zwei Gleisen tragen<br />

Konsolen auf den Jochen die Leitungen (Bilder 10<br />

und 11). Die die Oberleitung des jeweiligen Gleises<br />

speisenden Leitungen sind <strong>über</strong> dem betreffenden<br />

Gleis auf dem Joch angeordnet.<br />

288 112 (2014) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 10:<br />

Anordnung der Oberleitung und <strong>Bahnen</strong>ergieleitungen auf<br />

einem Joch im Bahnhof Tranås; oben am Jochaufsatz: zwei<br />

Negativfeeder, unten am Jochaufsatz: je ein Positivfeeder (Verstärkungsleiter)<br />

und Rückleiter (Foto: Autoren).<br />

Bild 6 zeigt das Schema dieser Oberleitungsschaltung<br />

im Bahnhof Kärr<strong>eb</strong>erga. Die elektrische Trennung<br />

der Kettenwerke der freien Strecke von denen<br />

des Bahnhofes realisieren die zweipoligen, fernbedienbaren<br />

Trennschalter. Die Speisung von der AT-Station<br />

zu Negativfeeder, Positivfeeder und Oberleitung<br />

lässt sich mit zweipoligen, handbedienbaren Trennschaltern<br />

unterbrechen. Auf zweigleisigen Strecken<br />

verbinden im Bahnhofsbereich zweipolige Querkuppeltrennschalter<br />

die Leitungen der beiden Gleise.<br />

Die vorgefertigten AT-Stationen mit 5 MVA Scheinleistung<br />

je Transformator stehen auf Betonfundamenten<br />

in der Nähe des Gleises (Bild 12). Die Kabel<br />

für die Verbindung der AT-Station mit Negativ- und<br />

Positivfeeder sind im Boden verlegt. Die zweipoligen<br />

Trennschalter sind auf dem Oberleitungsmast an der<br />

Einspeisestelle montiert oder an der jeweils ersten und<br />

letzten AT-Station auf gesonderten Masten (Bild 12).<br />

Bild 13 zeigt das Erdungsschema einer AT-Station.<br />

Erdverlegte 75-mm 2 -Aluminiumkabel (ALMGST<br />

75 mm 2 ) verbinden die Mittelanzapfung der AT mit<br />

der Erdschiene des Gleises sowie mit der Potentialausgleichsschiene<br />

der AT-Trafostation. Die Anschlüsse<br />

der Rückleitungen an den Schienen bei der AT-<br />

Station in Nässjö sind aus Bild 14 ersichtlich.<br />

6 Errichtung der<br />

Oberleitungsanlage<br />

Im Juli 2011 begann der Umbau der bestehenden<br />

Oberleitungsanlage auf dem zweigleisigen Abschnitt<br />

Mjölby – Nässjö. Die Oberleitungsfundamente und<br />

Erdungsanschlüsse am Gleis waren bereits im Vorlauf<br />

errichtet und nicht Bestandteil des SPL-Auftrags.<br />

Für den Umbau der Oberleitungsanlage auf dem<br />

eingleisigen Streckenabschnitt Hässleholm – Åstorp<br />

sperrte Trafikverket die Strecke jeweils im Zeitraum<br />

Juni bis September 2012 und Mai bis August 2013<br />

voll. Im zweigleisigen Streckenabschnitt Mjölby<br />

– Nässjö war der Umbau der Oberleitungsanlage<br />

in Sperrpausen einzelner Gleisabschnitte geplant.<br />

Dazu wurde jeweils ein Gleis der zweigleisigen Strecken<br />

zwischen zwei Bahnhöfen oder innerhalb eines<br />

Bahnhofes für jeweils rund zwei bis drei Wochen gesperrt,<br />

sodass die bestehende Oberleitungsanlage<br />

Bild 11:<br />

Anordnung von Querkuppeltrennschaltern mit Positivfeeder und Negativfeeder an Jochen<br />

im Bahnhof Tranås; Querkuppeltrennschalter X1 und X2 an den Mastspitzen des rechten<br />

beziehungsweise linken Mastes, Einspeisungen und Verbindungen sind zum großen Teil<br />

verkabelt; die Kabel sind auf dem Joch zu erkennen (Foto: Autoren).<br />

Bild 12:<br />

AT-Station im Bahnhof Nässjö mit 4 x 5 MVA Transformatoren<br />

mit zwei Aufführungsmasten für die Positiv- und Negativfeeder<br />

mit den dazugehörigen Trennschaltern (Foto: Autoren).<br />

112 (2014) Heft 5<br />

289


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

AT-Station<br />

AT1/269N<br />

AT-Station<br />

AT2/269U<br />

269E603J:1-2 (1)<br />

269E605J:1-4 (2)<br />

269E601J:1-4 (2)<br />

269E604J:1-5 (2)<br />

Mast St 269-9<br />

Gleisdurchführung<br />

Hauptgleis<br />

Erdungsschiene<br />

Gleis 2<br />

Mjölby<br />

Boxholm<br />

N<strong>eb</strong>engleis<br />

Erdungsschiene<br />

Gleis 1<br />

269E602J:1-5 (2)<br />

Mast St 269-9a<br />

Bild 13:<br />

Erdungsschema für die AT-Station in Lindekullen [5]. (Grafik: Autoren)<br />

1 zwei blanke Kupferseile mit 50 mm 2 Querschnitt<br />

2 vier Aluminiumkabel mit Isolierung mit 75 mm 2 Querschnitt<br />

Bild 14:<br />

Anschlüsse der Rückleitungan den Schienen bei der AT-Station<br />

in Nässjö (Foto: Autoren).<br />

zurückg<strong>eb</strong>aut und die neue Anlage errichtet werden<br />

konnte. Der zeitliche Ablauf war exakt einzuhalten.<br />

Zwischen den einzelnen Etappen hatte Trafikverket<br />

keine Pufferzeiten vorgesehen, sodass nach Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

eines umg<strong>eb</strong>auten Streckenabschnittes<br />

unmittelbar der Umbau des nächsten Abschnittes<br />

folgte. Mit durchgängig 20-Stunden-Schichten vom<br />

Juli 2011 bis Dezember 2013 konnte diesen Anforderungen<br />

entsprochen werden.<br />

Konnte auf dem eingleisigen Streckenabschnitt<br />

Hässleholm – Åstorp die neue Oberleitungsanlage<br />

gleichzeitig mit der AT-Speisung in Betri<strong>eb</strong> gehen,<br />

so waren auf dem zweigleisigen Streckenabschnitt<br />

Mjölby – Nässjö Zwischenbauzustände von dem<br />

noch vorhandenen BT- auf den neuen AT-Betri<strong>eb</strong><br />

notwendig. Der neu errichtete Negativfeeder diente<br />

bis zur endgültigen Umschaltung vom BT- auf<br />

den AT-Betri<strong>eb</strong> als Boosterrückleitung. Bild 15 zeigt<br />

einen noch vorhandenen Boostertransformator.<br />

Um diese durchgängig zwischen den noch vorhandenen<br />

BT-Abschnitten betreiben zu können, waren<br />

an den Bahnhofs- oder Längstrennschaltern zwischenzeitlich<br />

Überbrückungsverbinder einzubauen,<br />

da sonst ein geöffneter Bahnhofstrennschalter<br />

die Boosterrückleitung hätte unterbrechen können.<br />

Weiterhin war eine Lösung erforderlich, um<br />

die räumliche Trennung der noch vorhandenen<br />

BT zu den neuen Standorten der Oberleitungs<strong>über</strong>lappungen<br />

zu <strong>über</strong>brücken. Dazu sollte nach<br />

der Vorgabe von Trafikverket eine an den Masten<br />

zusätzlich verlegte und an Isolatoren aufgehängte<br />

95-mm²-Kupferleitung die elektrische Verbindung<br />

zwischen der Hochspannungsseite des BT und der<br />

nun weiter entfernt angeordneten Überlappung<br />

herstellen. Würde die neu verlegte Verstärkungsleitung<br />

am Standort des BT an die Hochspannungsseite<br />

des BT angeschlossen, würden die alle 300 m<br />

bestehenden neuen Verbindungen zwischen der<br />

290 112 (2014) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

2014 gingen die AT-Stationen in Betri<strong>eb</strong> und die BT<br />

außer Betri<strong>eb</strong> und wurden zurückg<strong>eb</strong>aut. Die Überbrückungen<br />

der Trennschalterkontakte für den als<br />

Boosterrückleitung genutzten Negativfeeder an den<br />

Bahnhofs- und Längstrennschaltern wurden ausg<strong>eb</strong>aut<br />

und die Leitungen wurden von da an als Negativfeeder<br />

genutzt.<br />

Seit August 2013 werden der Streckenabschnitt<br />

Åstorp – Hässleholm und seit F<strong>eb</strong>ruar 2014 auch<br />

Mjölby – Nässjö mit AT-Speisung betri<strong>eb</strong>en. Erforderliche<br />

Kurzschlussmessungen mit den daraus resultierenden<br />

möglichen Anpassungen der Schutzeinstellungen<br />

folgen demnächst für den Abschnitt<br />

Mjölby – Nässjö.<br />

7 Kontaktkraftmessung<br />

Bild 15:<br />

Boostertransformator auf der Strecke Mjölby – Lindekullen,<br />

BT-System noch als Zwischenlösung bis zum Jahr 2014 in<br />

Funktion (Foto: Autoren).<br />

Verstärkungsleitung und dem Kettenwerk die Wirkung<br />

des BT aufh<strong>eb</strong>en.<br />

Um die Verlegung dieser zusätzlichen Leitung zu<br />

vermeiden, nutzte SPL während der Bauausführung<br />

eine temporäre Schaltung nach Bild 16. Anfang<br />

Nach dem Abschluss der Oberleitungsmontage<br />

führte Trafikverket die Kontaktkraftmessungen mit<br />

dem schwedischen Strix-Messwagen durch. Die<br />

Kontaktkraftmesseinrichtung zeichnet die Fahrdrahthöhe,<br />

die Fahrdrahtseitenlage, die Anpresskraft<br />

des Stromabnehmers, die vertikale Beschleunigung<br />

der Schleifleisten und die Geschwindigkeit des<br />

Messzugs auf (Bild 17). Die aufgezeichneten Daten<br />

beziehen sich auf den Messort, der durch die Darstellung<br />

der Oberleitung mit den Masten im Messschri<strong>eb</strong><br />

gekennzeichnet ist.<br />

Der Messschri<strong>eb</strong> zeigt durchweg gute Erg<strong>eb</strong>nisse.<br />

Es gab keine Auffälligkeiten, die Korrekturen<br />

der Fahrdrahtlage erfordert hätten. Selbst in Weichenverbindungen<br />

zeigten sich befriedigende Erg<strong>eb</strong>nisse,<br />

die mit der tangentialen Bespannung der<br />

Weichen ohne Kreuzung der Fahrdrähte erreicht<br />

wurden. Bei dieser Weichenbespannung berührt die<br />

Wippe des Stromabnehmers beim Durchfahren des<br />

Isolator<br />

Oberleitungsschalter<br />

Positivfeeder-<br />

Leitung<br />

Saugtransformator<br />

Negativfeeder <strong>über</strong>gangsweise<br />

als Rückleiter genutzt<br />

Speisung des<br />

Positivfeeders<br />

frühere Lage der<br />

Nachspannung<br />

Zwischenverankerung<br />

der Leitungen am Mast<br />

Speisung des<br />

Positivfeeders<br />

Mast<br />

Ausleger<br />

Bild 16:<br />

Temporäre Schaltung zum Anschluss der noch vorhandenen Boostertransformatoren. Umbau einer nicht isolierenden Überlappung<br />

in eine isolierende Überlappung durch Ausbau der Stromverbinder (Grafik: Autoren).<br />

112 (2014) Heft 5<br />

291


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

FH<br />

5 600<br />

mm<br />

5 400<br />

400<br />

mm<br />

200<br />

Die Abnahme der Oberleitungsanlage durch den<br />

Auftragg<strong>eb</strong>er beruht im hohen Maße auf die Eigenkontrollen<br />

des Auftragnehmers, die von Beginn<br />

der Errichtung durchgehend durchgeführt<br />

und aufgezeichnet wurden. Es fanden gemeinsame<br />

Begehungen und Befahrungen der Anlage mit<br />

dem Auftragnehmer als Vorbereitung der Abnahme<br />

statt. Der seitens der Trafikverket bestimmte<br />

Abnahmeverantwortliche führte die Endabnahme<br />

durch. Er prüfte die Erg<strong>eb</strong>nisse der Vorabnahmen<br />

und der Kontrollen des Auftragnehmers. Nach der<br />

Endabnahme folgte die Übernahme der Anlage<br />

durch den Auftragg<strong>eb</strong>er, die schriftlich dokumentiert<br />

wurde.<br />

e<br />

F K<br />

a<br />

v<br />

0<br />

-200<br />

-400<br />

120<br />

N<br />

60<br />

0<br />

120<br />

m/s 2<br />

80<br />

40<br />

0<br />

200<br />

km/h<br />

0<br />

100 200 300 400 m 500<br />

s<br />

Bild 17:<br />

Auszug aus einem Kontaktkraft – Messschri<strong>eb</strong> von Mjölby nach Nässjö vom 21.01.2014<br />

(Quelle: Trafikverket).<br />

FH Fahrdrahthöhe<br />

a Beschleunigung<br />

e Fahrdrahtseitenlage<br />

v Fahrgeschwindigkeit<br />

F K Kontaktkraft<br />

s Weg<br />

geraden Hauptgleises den abgehenden Fahrdraht<br />

des Zweiggleises nicht [4]. So <strong>über</strong>schritt die Kontaktkraft<br />

auf der 87 km langen Messtrecke des linken<br />

Gleises in Richtung steigender Kilometrierung gesehen<br />

100 N nur fünfzehnmal.<br />

8 Abnahme und Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

9 Folgende Projekte<br />

Nach den Abschnitten Mjölby – Nässjö und Hässleholm<br />

– Åstorp plant Trafikverket die Umstellung<br />

für weitere Abschnitte mit BT- auf AT-Speisung. Im<br />

Rahmen des nächsten Projekts wird auf dem rund<br />

130 km langen Abschnitt der West-Stammbahn<br />

zwischen Stockholm und Göt<strong>eb</strong>org der Teilabschnitt<br />

Laxå – Falköping umgestellt werden. Die<br />

Arbeiten dazu haben bereits im Januar 2014 mit<br />

dem ersten Abschnitt Laxå – Älgarås begonnen.<br />

Diese Umstellung wird die Leistungsfähigkeit für<br />

die am stärksten belastete Strecke Stockholm – Göt<strong>eb</strong>org<br />

im schwedischen Netz erhöhen.<br />

Des Weiteren bereitet Trafikverket die Umstellung<br />

des Abschnitts Hässleholm – Lund der Södra Stambana<br />

Stockholm – Malmö vor. Dieser Abschnitt, in<br />

der südschwedischen Provinz Skåne gelegen, weist<br />

bereits jetzt eine <strong>über</strong>durchschnittlich hohe Zugdichte<br />

auf. Die Umstellung auf AT-Speisung und<br />

die Erneuerung der Oberleitungsanlage tragen dem<br />

prognostizierten Ansteigen des Verkehrs im südlichsten<br />

Teil Schwedens <strong>über</strong> die Öresundbrücke<br />

nach Dänemark und Mitteleuropa Rechnung.<br />

Literatur<br />

[1] Deutschmann, P.; Nilsson, A.: Kraftförsörjningsanläggningar<br />

/ Autotransformatorensystem – Systembeskrivning<br />

(<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen/Autotransformatorsystem<br />

– Systembeschreibung). BANVERKET, Verksamhetssystemet<br />

Standart – BVS 1542.11601 (Vorschrift),<br />

18.12.2009.<br />

[2] Schütte, T.; Thiede, J.: Kombinierte Streckenspeisung mit<br />

Auto- und Saugtransformatoren. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

98 (2000), H. 7, S. 249–253.<br />

[3] Biesenack, H.; George, G.; Hofmann, G.; Schmieder, A.;<br />

u. a.: Energieversorgung elektrischer <strong>Bahnen</strong>. Stuttgart<br />

– Leipzig – Wiesbaden, Verlag B. G. Teubner, 2006.<br />

[4] Kießling, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.: Fahrleitungen<br />

elektrischer <strong>Bahnen</strong>. Erlangen, Verlag Publicis MC&D, 3.<br />

Auflage, 2014.<br />

[5] Kopplingskema / KTL Upprustning Delsträcka Mjölby<br />

– Nässjö och Hässleholm – Åstorp (Fahrleitungsschaltplan/Fahrleitungsaufrüstung<br />

Abschnitt Mjölby<br />

– Hässleholm) /Bygghandling Trafikverket / Rejlers<br />

07.12.2012.<br />

292 112 (2014) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Peter Deutschmann<br />

(48), Studium Elektrotechnik<br />

an der Universität Darmstadt; 1993<br />

bis 1999 Mitarbeiter der Siemens<br />

AG, Segment Systemauslegung und<br />

Berechnung <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung;<br />

seit 1999 Mitarbeiter bei Banverket/<br />

Trafikverket (Schwedisches Zentralamt<br />

für Eisenbahnwesen), <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung;<br />

Mitglied CENELEC SC<br />

9XC WG C1.<br />

Adresse: Trafikverket, 781 88 Borlänge,<br />

Schweden;<br />

Fon: +46 243 44 5698, Fax: -5597;<br />

E-Mail: peter.deutschmann@<br />

trafikverket.se<br />

Dipl.-Ing. Jens-Peter Marquass<br />

(47), 1997-1992 Studium <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> an der Hochschule für<br />

Verkehrswesen Dresden. Anschließend<br />

als Projektleiter bei der Siemens AG<br />

später SPL Powerlines Germany GmbH<br />

und seit 2006 unterstützend für Projekte<br />

bei der SPL Powerlines Sverige<br />

AB Sollentuna tätig.<br />

Adresse: Sollentunavägen 63,<br />

191 40 Sollentuna,Schweden;<br />

Fon: +46 835 8725,<br />

Mobile: +49 172 6508710;<br />

E-Mail: jens-peter.marquass@<br />

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Nischenplayer ist die Gruppe seit vielen Jahren zuverlässiger Partner<br />

der namhaften europäischen Bahn- und Energie-Konzerne. Die<br />

Hauptabsatzmärkte liegen in Zentraleuropa, wobei die Powerlines<br />

Group im deutschsprachigen Raum und in Nordeuropa (Skandinavien)<br />

zu den Marktführern zählt. Mehr als 30 Jahre Erfahrung zeichnen das<br />

Unternehmen aus, welches dar<strong>über</strong> hinaus laufend in Forschung und<br />

Entwicklung investiert. Das spiegelt sich in der professionellen Projektabwicklung<br />

sowie im umfassenden Leistungsspektrum wider. Als Gesamtanbieter<br />

bietet die Powerlines Group ein umfangreiches Portfolio<br />

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Fahrleitungsanlagen<br />

Elektromechanische Antri<strong>eb</strong>e für<br />

Oberleitungsschalter<br />

André Dölling, Erlangen<br />

Die Business Unit Rail Electrification der Siemens AG erweiterte die fernsteuerbaren Antri<strong>eb</strong>e für<br />

Oberleitungsschalter in AC- und DC-Bahnstromanlagen um neue elektro-mechanische Antri<strong>eb</strong>e mit<br />

integrierter Schalterstellungs<strong>über</strong>wachung und -meldung. Die Antri<strong>eb</strong>e sind mit den Schaltern <strong>über</strong><br />

Gestänge verbunden, die den Schalthub und die Schaltkraft nahezu verlustfrei <strong>über</strong>tragen. Die Antri<strong>eb</strong>e<br />

eignen sich für alle gängigen AC- und DC-Steuerspannungen und Anschlussleitungen. Der<br />

Tausch alter Einheiten gegen die neuen Bauarten ist ohne Anpassungen möglich.<br />

ELECTRO-MECANICAL DRIVES FOR OVERHEAD CONTACT LINE SWITCHES<br />

The Siemens Business Unit Rail Electrification expanded their drives for overhead contact line switches<br />

for AC and DC power supply installations by newly designed electro-mechanical drives with<br />

integrated switch position monitoring and reporting. The drives are connected to the switches via<br />

a switching mechanism, which transmit the switching travel and force nearly without any loss. The<br />

new drives are compatible to all main AC and DC control voltages and cables. The replacement of<br />

existing units by the new drives is possible without any adaption efforts.<br />

ENTRAÎNEMENTS ÉLECTROMÉCANIQUES POUR COMMUTATEURS POUR CATÉNAIRES<br />

L’unité d’exploitation Rail Electrification de Siemens a élargi la gamme des entraînements télécommandés<br />

pour commutateurs pour caténaires dans les installations à courant de traction AC et DC<br />

avec de nouveaux entraînements électromécaniques avec contrôle et notification intégrés de la<br />

position du commutateur. Les entraînements sont reliés avec les commutateurs par des tringles qui<br />

transmettent pratiquement sans pertes la course et la force de commutation. Les entraînements<br />

conviennent pour toutes les tensions de commandes et tous les branchements courants AC et DC.<br />

Le remplacement des anciennes unités par les versions nouvelles est possible sans ajustements.<br />

1 Einführung<br />

In den Jahren 2009 bis 2010 <strong>über</strong>arbeitete die Business<br />

Unit Rail Electrification der Siemens AG ihr Produktportfolio<br />

der fernsteuerbaren Schalterantri<strong>eb</strong>e für<br />

Oberleitungsschalter, wobei auch ein neuer elektromechanischer<br />

Antri<strong>eb</strong> entwickelt wurde. Die fernsteuerbaren<br />

Antri<strong>eb</strong>e der Serien Sicat 8WL6243/44/53/54<br />

und Sicat 8WL6270 betätigen die Trenn- und Lasttrennschalter<br />

[1; 2] in AC und DC-Bahnstromanlagen<br />

und melden deren Schalterstellung <strong>über</strong> die Fernwirkunterstationen<br />

an die Betri<strong>eb</strong>sleitzentrale.<br />

Die Schalterantri<strong>eb</strong>e sind mechanisch mit den<br />

Trenn- und Lasttrennschaltern <strong>über</strong> Gestänge verbunden<br />

und <strong>über</strong>tragen <strong>über</strong> den gesamten Schalthub<br />

die eingeleitete Kraft nahezu verlustfrei zu den<br />

Schaltern. Handbetätigte Schaltgeräte unterscheiden<br />

sich von motorbetri<strong>eb</strong>enen nur in der Art der<br />

Krafteinleitung ohne Motor und verfügen nur selten<br />

<strong>über</strong> eine Schalterstellungsmeldung.<br />

Die neuen Schalterantri<strong>eb</strong>e lösen die elektrohydraulischen<br />

Schalterantri<strong>eb</strong>e der Serie Sicat 8WL6202/<br />

8WL6203 ab und erhöhen auch die eigene Wertschöpfung.<br />

Des Weiteren zeigte sich <strong>über</strong> mehrere Jahre hinweg,<br />

dass der an elektro-mechanische Antri<strong>eb</strong>e gewöhnte<br />

Anwender Bedenken bezüglich Umweltverträglichkeit<br />

und Wartung hydraulischer Antri<strong>eb</strong>e hatte.<br />

Bei der Ideenfindung wurden auch integrierte Antri<strong>eb</strong>e<br />

für Trennschalter und Lasttrennschalter betrachtet,<br />

die keine Gestänge benötigen würden. Allerdings<br />

führte der Nachweis der Schaltbarkeit bei Ausfall der<br />

Energieversorgung, die Zugänglichkeit des Schalterantri<strong>eb</strong>s<br />

für Inspektionen und die notwendigen Kompatibilitätsanforderungen<br />

in Bestandsanlagen zu keiner<br />

technisch-wirtschaftlichen Gesamtlösung.<br />

2 Anforderungen an<br />

Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

2.1 Anlagen- und umweltbedingte<br />

Anforderungen<br />

Schalterantri<strong>eb</strong>e müssen die für die zuverlässige Funktion<br />

der Schaltgeräte notwendigen Anforderungen aus<br />

dem Freilufteinsatz abgeleitet aus den Schaltgerätenormen<br />

wie EN 50123 [3] oder EN 50152 [4] erfüllen.<br />

294 112 (2014) Heft 5


Fahrleitungsanlagen<br />

Umweltbedingte Anforderungen nach EN 50125-2<br />

[5] und EN 50119 [6] sind zu berücksichtigen. Werden<br />

zur Antri<strong>eb</strong>ssteuerung elektronische Schaltungen<br />

verwendet, muss nach EN 50121-5 [7] die elektromagnetische<br />

Verträglichkeit (EMV) nachgewiesen werden.<br />

Wesentliche Anforderungen sind:<br />

• eine optimierte Schaltkraft für sicheres Erreichen<br />

und Fixieren der jeweiligen Endlage der Schaltgeräte<br />

innerhalb des vorgesehenen Schalthubs, zum<br />

Beispiel 200 mm, binnen maximal 12 s Schaltzeit<br />

• Eignung für –40 bis 50 °C Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur,<br />

hohe Luftfeuchtigkeit und UV-Belastung<br />

• Betätigung vereister Schaltgeräte<br />

• Schutzgrad IP54 oder höher gemäß IEC 60529 [8]<br />

• Montagefreundlichkeit, zum Beispiel wegen<br />

geringen Gewichts und einfacher mechanischer<br />

Befestigung<br />

• Verminderung der L<strong>eb</strong>enszykluskosten, zum<br />

Beispiel durch wartungsarmes Getri<strong>eb</strong>e und Verwendung<br />

korrosionsbeständiger Materialien<br />

• hohe Betri<strong>eb</strong>szuverlässigkeit und Verfügbarkeit<br />

Universell für alle klimatischen und elektrischen Bedingungen<br />

einsetzbare Schalterantri<strong>eb</strong>e führen zu geringen<br />

Fertigungs- und Lagerkosten, damit zu kurze Lieferzeiten<br />

und zu einheitlichen Vorgaben für Planung, Errichtung<br />

und Instandhaltung von Oberleitungsanlagen.<br />

• Anlaufverzögerungen sind zu verhindern, um das<br />

Eingreifen in den Ortsteuerungen eing<strong>eb</strong>auter<br />

Schutzfunktionen und das vorzeitige Absteuern<br />

des Schalterantri<strong>eb</strong> zu vermeiden<br />

• optionale elektrische Vor-Ort-Betätigung<br />

Abweichend zur normativen Forderung der minimalen<br />

Klemmenspannung, zum Beispiel als dem<br />

0,8-Fachen der Nennspannung, können Betreiber<br />

schärfere Forderungen stellen. So ist zum Beispiel<br />

für den Betri<strong>eb</strong> im Netz der DB AG gemäß<br />

Ebs 09.11.51 für 50 Hz Versorgung nachzuweisen,<br />

dass bei Kabellängen mit einem äquivalenten<br />

Schleifenwiderstand bis zu 60 Ohm ein Einlaufen<br />

der zugehörigen Schaltgeräte innerhalb 12 s maximaler<br />

Schaltzeit sichergestellt ist.<br />

Die weltweite Schnittstellenkompatibilität der<br />

Ansteuerung inklusive der Endlagenrückmeldung ist<br />

eine Herausforderung. Die heute bekannten Versorgungsspannungen<br />

und Ansteuerungen führen zu<br />

rund 15 Ausführungsvarianten.<br />

Zur Beherrschung dieser Varianten und Überführung<br />

in eine zugrunde liegende Schaltung eignet<br />

sich eine elektronische Ansteuerbaugruppe. Elektromagnetische<br />

Verträglichkeits- und Funktionsnachweise<br />

nach EN 50121-5 sind erforderlich, um den<br />

zuverlässigen Betri<strong>eb</strong> im Bahnbereich zu zeigen.<br />

2.2 <strong>Elektrische</strong> Anforderungen<br />

Aus den aufgeführten Normen und Vorgaben von Bahnbetreibern<br />

lassen sich die elektrischen Parameter für eine<br />

universelle Auslegung der Schalterantri<strong>eb</strong>e ableiten:<br />

• universelle Stromversorgung, das heißt DC 24 V<br />

bis 220 V und AC 110 V bis 230 V 50/60 Hz<br />

• Kompatibilität mit vielen Ansteuerungen, zum<br />

Beispiel Vierl-Leiter-, Drei-Leiter-Technik<br />

• reduzierte Klemmenspannung am Motor durch<br />

niedrige Spannung im Versorgungsnetz und<br />

Spannungsfällen längs der Leitung zwischen<br />

Fernwirkunterstation und Schalterantri<strong>eb</strong><br />

• Einkopplung von Überspannungen und Störströmen<br />

in den Steuerleitungen, die meist nicht<br />

geschirmt ausgeführt werden<br />

• Dauerleistung ≤ 300 W als theoretische Vergleichsgröße<br />

zur Sicherstellung von Mindeststeuerkabellängen<br />

• Motornennströme zwischen 1,5 und 20 A abhängig<br />

von der Versorgungsspannung<br />

• Einschaltdauer S3, periodischer Aussetzbetri<strong>eb</strong>,<br />

10 % Einschaltdauer<br />

• Überlastschutz, zum Beispiel Absteuern des Motorstroms<br />

bei Blockade des Gestänges<br />

• Minimalstrom für leerlaufende Antri<strong>eb</strong>e muss<br />

zum Beispiel ausreichend groß sein, um vom<br />

Ruhestrom der Rückmeldung unterschieden<br />

werden zu können<br />

2.3 Mechanische und betri<strong>eb</strong>liche<br />

Anforderungen<br />

Folgende wesentliche mechanische Anforderungen<br />

lassen sich aus den Betreiberanforderungen und den<br />

verfügbaren Schaltgeräten am Markt ableiten:<br />

• den Schaltgeräten angepasste Schaltkräfte, insbesondere<br />

in den Endlagen<br />

• Schalthub anpassbar an Eigenschaften der<br />

Schaltgeräte, zum Beispiel 200 mm<br />

• zuverlässige Endlagenarretierung, das heißt keine<br />

Veränderung der Endlage des Schaltgeräts, auch<br />

nicht bei Stoßkräften infolge Kurzschlüssen<br />

• Nachweis von mindestens 3 000 Lastwechseln<br />

ohne Wartung,<br />

• mechanische Notbetätigung bei Ausfall der elektrischen<br />

Antri<strong>eb</strong>ssteuerung<br />

• Kompatibilität zu vorhandenen Schaltgestängen,<br />

Anordnungen, Einbauraum, Befestigungen,<br />

Kabelendverschlüssen und Schließanlagen<br />

Für die elektro-mechanische Energiewandlung eignet<br />

sich eine Motor-Getri<strong>eb</strong>eeinheit mit einer Gestaltung<br />

zum Erfüllen der genannten Anforderungen<br />

besser als ein elektro-hydraulischer Antri<strong>eb</strong>, da er<br />

von Fahrleitungsmonteuren ohne Spezialausbildung<br />

montiert und instand gehalten werden kann. Mit einer<br />

angepassten Ausführung kann dieser in Masten<br />

unauffällig integriert werden.<br />

112 (2014) Heft 5<br />

295


Fahrleitungsanlagen<br />

Bild 1:<br />

Schalterantri<strong>eb</strong> im GFK-Gehäuse, Sicat 8WL6243.<br />

Bild 2:<br />

Schalterantri<strong>eb</strong> im Edelstahl-Gehäuse, Sicat 8WL6253.<br />

Die Anordnung des Schalterantri<strong>eb</strong>s rund einen<br />

Meter oberhalb des Mastfußes erleichtert die mechanische<br />

Notbedienung bei Ausfall des elektrischen<br />

Antri<strong>eb</strong>s. Einerseits wären kompakte Einheiten von<br />

Schaltgeräten und Antri<strong>eb</strong>en mit reduzierter Vandalismusanfälligkeit<br />

und ohne Gestänge denkbar. Andererseits<br />

muss zur Erfüllung der Notbedienbarkeit<br />

eine elektrische oder mindestens eine mechanische<br />

Notbedienung vom Mastfuß aus installiert werden.<br />

Außerdem wird sich das Gesamtgewicht bei elektromechanischen<br />

Einheiten zur Montage am Mastkopf<br />

gegen<strong>über</strong> dem Einzelgewicht des Schaltgeräts vergrößern<br />

sowie die Montage und Instandhaltbarkeit<br />

erschweren. Bis auf wenige Praxisbeispiele kann aus<br />

einer technisch-wirtschaftlichen Gesamtbewertung<br />

die getrennte Anordnung von Schaltgerät und Schalterantri<strong>eb</strong><br />

als die beste Lösung gesehen werden.<br />

3 Konstruktive Gestaltung und<br />

Eigenschaften der Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

3.1 Aufbau und Varianten<br />

Ausgehend von den im Abschnitt 2 vorgestellten Anforderungen<br />

wurden für die universelle Einsetzbarkeit<br />

drei Grundtypen von Schalterantri<strong>eb</strong>en entwickelt:<br />

• Schalterantri<strong>eb</strong>e der Serie Sicat 8WL6243/<br />

8WL6244 im GFK-Gehäuse mit 200 mm Hub,<br />

Tabelle 1 und Bild 1<br />

• Schalterantri<strong>eb</strong>e der Serie Sicat 8WL6253/<br />

8WL6254 im Edelstahl-Gehäuse (Ebs 09.12.15)<br />

mit 200 mm Hub, Tabellen 2; 3 und Bild 2<br />

• Schalterantri<strong>eb</strong> der Serie Sicat 8WL6270 im<br />

Edelstahl-Gehäuse mit variablem Hub, zum Beispiel<br />

120 mm, Tabelle 4 und Bild 3<br />

296 112 (2014) Heft 5


Fahrleitungsanlagen<br />

TABELLE 1<br />

Elektromechanische Schalterantri<strong>eb</strong>e im GFK-Gehäuse.<br />

Ausführung<br />

kurz<br />

lang<br />

8WL6243-0<br />

8WL6243-0<br />

8WL6243-3<br />

8WL6244-3<br />

8WL6243-4<br />

8WL6244-4<br />

8WL6243-6<br />

8WL6244-6<br />

8WL6243-7<br />

Nennspannung AC 230 V DC 110 V DC 60 V DC 24 V AC 230 V<br />

Nennfrequenz 50/60 Hz - - - 50/60 Hz<br />

elektrischer Anschluss 4-Leiter-Technik und PE 6/7-Leiter 6/7-Leiter 6/7-Leiter 3-Leiter-Technik<br />

potentialfreie Rückmeldung je 1 x NO je 1 x NO je 1 x NO je 1 x NO nein<br />

Türkontakt ja ja ja ja ja<br />

Bedienung *) 1, 2, 3 1, 2, 3 1, 2, 3 1, 2, 3 1, 3<br />

*)<br />

1 elektrische Fernbetätigung, 2 elektrische Vor-Ort-Betätigung, 3 manuelle Notbedienung<br />

TABELLE 2<br />

Elektromechanische Schalterantri<strong>eb</strong>e im Edelstahl-Gehäuse für AC Versorgungsspannungen.<br />

Ausführung<br />

kurz<br />

lang<br />

8WL6253-0/-0D<br />

8WL6254-0DA, -ODB, ODC<br />

8WL6253-0A<br />

8WL6253-2<br />

Nennspannung AC 230 V AC 230 V AC 110 V<br />

Nennfrequenz 50/60 Hz 50/60 Hz 50/60 Hz<br />

elektrischer Anschluss 3-Leiter-Technik 6/7-Leiter 6/7-Leiter<br />

potentialfreie Rückmeldung nein je 1 x NO je 1 x NO<br />

Türkontakt optional optional optional<br />

Bedienung *) 1, 3 1, 3 1, 3<br />

*)<br />

1 elektrische Fernbetätigung, 2 elektrische Vor-Ort-Betätigung, 3 manuelle Notbedienung<br />

TABELLE 3<br />

Elektromechanische Schalterantri<strong>eb</strong>e im Edelstahl-Gehäuse für DC Versorgungsspannungen.<br />

Ausführung<br />

kurz<br />

lang<br />

8WL6253-1<br />

8WL6253-3<br />

8WL6254-3A<br />

8WL6253-5<br />

8WL6254-5<br />

8WL6253-6D<br />

8WL6254-6D<br />

Nennspannung DC 220 V DC 110 V DC 48 V DC 24 V<br />

Nennfrequenz - - - -<br />

<strong>Elektrische</strong>r Anschluss 6/7-Leiter 6/7-Leiter 6/7-Leiter 6-Leiter<br />

potentialfreie Rückmeldung je 1 x NO je 1 x NO je 1 x NO je 1 x NO<br />

Türkontakt optional optional optional optional<br />

Bedienung *) 1, 3 1, 2 **) , 3 1, 3 1, 3<br />

*)<br />

1 elektrische Fernbetätigung, 2 elektrische Vor-Ort-Betätigung, 3 manuelle Notbedienung<br />

**)<br />

nur bei 8WL6254-3A<br />

Die Schalterantri<strong>eb</strong>e sind jeweils modular aus Gehäuse,<br />

Gehäuseträger oder Befestigungsadapter, Antri<strong>eb</strong>seinheit<br />

und elektrischer Ausrüstung aufg<strong>eb</strong>aut.<br />

Dieses Prinzip vereinfacht die Fertigung erh<strong>eb</strong>lich<br />

und führt zu einer großen Flexibilität. Alle Maße und<br />

Gewichte sind für die möglichen Konfigurationen in<br />

Tabelle 5 aufgelistet.<br />

Die elektro-mechanische Antri<strong>eb</strong>seinheit ist auf<br />

einer tragenden Grundplatte aufg<strong>eb</strong>aut, die alle<br />

Kräfte aus dem Gestänge <strong>über</strong> kundenspezifische<br />

Befestigungen direkt in den Mast ableitet. Daher<br />

dient das Gehäuse lediglich als Schutz vor äußeren<br />

Einwirkungen und unberechtigtem Zugriff auf elektrische<br />

Komponenten. Aufgrund des linearen Hubs<br />

in den Serien Sicat 8WL6243/44/53/54 ist ein Faltenbalg<br />

notwendig, der einerseits eine Verschi<strong>eb</strong>ung<br />

der Zug- und Druckstange zulässt, andererseits aber<br />

zuverlässig und langzeitstabil den Schutzgrad des<br />

Gehäuses sicherstellt. Dieser Aufwand entfällt beim<br />

radialen Antri<strong>eb</strong> der Serie Sicat 8WL6270.<br />

Die elektrische Ausrüstung umfasst Endlagenschalter,<br />

optionale Klemmzellen und Kabeladapter sowie die<br />

elektrische Steuereinheit. Diese ist im oberen Bereich<br />

der Antri<strong>eb</strong>seinheit montiert. Infolge der Kabelzuführung<br />

von unten kann zur Vereinfachung des elektrischen<br />

Anschlusses ein Kabeladapter integriert werden, der ein<br />

112 (2014) Heft 5<br />

297


Fahrleitungsanlagen<br />

TABELLE 4<br />

Elektromechanische Schalterantri<strong>eb</strong>e im Edelstahl-<br />

Gehäuse mit variablem Hub.<br />

Ausführung<br />

Nennspannung<br />

Nennstrom<br />

<strong>Elektrische</strong>r Anschluss<br />

potentialfreie Rückmeldung<br />

Türkontakt<br />

8WL6270-0<br />

AC 230 V<br />

2 A<br />

6/7-Leiter<br />

je 1 x NO<br />

ja<br />

Bedienung *) 1, 3<br />

*)<br />

1 elektrische Fernbetätigung<br />

TABELLE 5<br />

Maße und Gewichte.<br />

Bild 3:<br />

Schalterantri<strong>eb</strong> im Edelstahl-Gehäuse, variabler Hub,<br />

Sicat 8WL6270.<br />

Ausführung 8WL6243 8WL6244 8WL6253 8WL6254 8WL6270<br />

Gehäusematerial GFK GFK Edelstahl Edelstahl Edelstahl<br />

Abmessungen<br />

- Höhe mm 850 1 350 800 915 615<br />

- Breite mm 225 225 200 200 200<br />

- Tiefe mm 233 233 222 222 225<br />

Gewicht kg 38,5 46,0 33,5 40,5 26,7<br />

Demontieren der Steuereinheit bei der Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

vermeidet. Die Steuereinheit selbst ist die Intelligenzund<br />

Schaltzentrale des Schalterantri<strong>eb</strong>s. Durch Bestückungsoptionen<br />

können alle genannten elektrischen<br />

Anforderungen aus Abschnitt 2.2 erfüllt werden. Die<br />

elektronischen Schalter steuern den Motor relaisfrei,<br />

wodurch einerseits ein verschleißfreies Schalten unter<br />

Last selbst bei hohen Spannungen bis DC 220 V und<br />

andererseits Lastströme <strong>über</strong> 10 A bei niedrigen DC-<br />

Spannungen mit minimalen Leerlaufströmen möglich<br />

sind. Der in der Steuerung enthaltene Controller erlaubt<br />

es, die Auswerteroutinen der Schalterstellungsmeldung<br />

Sicat DMS [9] für Trennschalter zusätzlich zu integrieren.<br />

Über DIP-Schalter kann demnach gewählt werden,<br />

ob die elektronische Rückmeldung von den Endlagenschaltern<br />

der Antri<strong>eb</strong>seinheit oder von der Schalterstellungserfassung<br />

am Trennschalter ausgehen soll.<br />

Ein Nachrüsten von Sicat DMS ist bequem und ohne<br />

zusätzlichen Hardwareaufwand sichergestellt. Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

mit GFK-Gehäuse der Serie Sicat 8WL6243/44<br />

werden meist im Nahverkehr verwendet. Das Gehäuse<br />

ist bis mindestens 500 V gegen<strong>über</strong> dem Mast isoliert.<br />

In Verbindung mit einem isolierenden Schaltergestänge<br />

Sicat 8WL6230-6B wird beim Betätigen die im Nahverkehr<br />

übliche doppelte oder verstärkte Isolation eingehalten.<br />

Zur einfachen Montage der Schalterantri<strong>eb</strong>e wird<br />

das Gehäuse mit einem Gehäuseträger ausgeliefert, der<br />

nach Montage ein einfaches Aufsetzen und Befestigen<br />

des Schalterantri<strong>eb</strong>s erlaubt. Die Ausführungen mit langem<br />

GFK-Gehäuse erlauben die Integration projektspezifischer<br />

Komponenten, zum Beispiel DC-DC-Wandler<br />

Sicat 8WL6240-0A und Kommunikationstechnik für<br />

die autarke Stromversorgung von Schalterantri<strong>eb</strong>en.<br />

Durch die Schnittstelle für einen Halbschließzylinder im<br />

Schließh<strong>eb</strong>el können die Antri<strong>eb</strong>e in ein Betreiber eigenes<br />

Schließsystem integriert werden.<br />

Alle Edelstahlgehäuse sind standardmäßig ohne<br />

Schließsystem ausgerüstet. Der Vierkant-Vorreiber kann<br />

projektspezifisch durch Vorreiber mit Schließzylinder<br />

ausgetauscht werden. Für Ausführungen zur Nutzung<br />

im Netz der DB AG wurden das bekannte Bart-Schließsystem<br />

und die Schnittstelle für die Kabelendverschlüsse<br />

nach Ebs 09.11.53 zusätzlich im Gehäuse integriert.<br />

Abgeleitet aus den mechanischen Befestigungspunkten<br />

der Antri<strong>eb</strong>seinheit, die aus den GFK-Gehäusevarianten<br />

folgen, mussten für die Herstellung einer Abwärtskompatibilität,<br />

zum Beispiel für das Rastermaß<br />

260 x 400 mm, Adapter für die Befestigung konstruiert<br />

werden. Diese erlauben die Nutzung der neuen Antri<strong>eb</strong>e<br />

auch in Altanlagen ohne Demontage der Betreiber<br />

spezifischen Befestigungskonstruktionen (Bild 4).<br />

In der online erhältlichen Produktinformation der<br />

Serie Sicat 8WL6243/44/53/54 [10] sind die technischen<br />

Eigenschaften zusammengefasst.<br />

3.2 Gestaltung<br />

3.2.1 Elektro-mechanische Antri<strong>eb</strong>seinheit<br />

In einer vorab durchgeführten Studie zur Entwicklung<br />

eines neuen Antri<strong>eb</strong>s (Bild 5) erwies sich ein<br />

298 112 (2014) Heft 5


Fahrleitungsanlagen<br />

6<br />

9a<br />

10<br />

5<br />

9b<br />

1<br />

4<br />

11<br />

3<br />

12<br />

8<br />

14 15<br />

7<br />

13<br />

13<br />

2<br />

Bild 5:<br />

Mechanische Antri<strong>eb</strong>seinheit Sicat 8WL6256-0 mit Malteserkreuzgetri<strong>eb</strong>e.<br />

1 Antri<strong>eb</strong>sh<strong>eb</strong>el mit Antri<strong>eb</strong>sbolzen (4)<br />

2 Schlitten mit Schlitz (3)<br />

5 Verschlussscheibe<br />

6 Motor<br />

7 Grundplatte<br />

8 Planetengetri<strong>eb</strong>e<br />

9 Schneckengetri<strong>eb</strong>e mit Schneckenwelle (9a) und Schneckenrad (9b)<br />

10 Hauptwelle<br />

11 Endlagenschalter<br />

12 Kegelradsatz für Anschluss manuelle Handbetätigung<br />

13 Führungsstangen<br />

14 Schaltstange<br />

15 Gabel<br />

• In den Endlagen werden das Sternrad und die<br />

daran angeschlossene Schaltstange automatisch<br />

ohne zusätzliche Vorrichtungen arretiert.<br />

Bild 4:<br />

Schalterantri<strong>eb</strong> im Edelstahl-Gehäuse, mit Befestigungsadaptern,<br />

Sicat 8WL6253.<br />

Malteserkreuzgetri<strong>eb</strong>e als ideal für Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

in Nah- und Fernverkehrsanlagen. Dieses Schrittgetri<strong>eb</strong>e<br />

setzt eine kontinuierliche Drehbewegung im<br />

Antri<strong>eb</strong>srad in eine intermittierende Drehbewegung<br />

im Sternrad um. Der Name dieses Kreuzgetri<strong>eb</strong>es ist<br />

abgeleitet von der Ähnlichkeit, zumindest der Variante<br />

mit vierarmigem Sternrad, mit dem Malteserkreuz.<br />

Die Hauptgründe für diese Entscheidung für<br />

ein Malteserkreuzgetri<strong>eb</strong>e sind:<br />

• Ein freier An- und Auslauf des Elektromotors ist<br />

möglich. Dies ist vor allem beim Einsatz einer<br />

Gleichstrom-N<strong>eb</strong>enschlussmaschine mit hohem<br />

Stillstands- oder Anlaufmoment günstig.<br />

• Das Malteserkreuzgetri<strong>eb</strong>e bietet eine günstige<br />

Kraft-Weg-Kennlinie und eine gute Kinematik. In<br />

den Endlagen stehen hohe Kräfte bei langsamer<br />

Geschwindigkeit zur Verfügung, um die Kontaktmesser<br />

in die Federkontakte zu pressen. Zwischen<br />

den Endlagen ist die zur Verfügung stehende<br />

Kraft deutlich geringer, aber die Geschwindigkeit<br />

dafür größer. Das führt zu kürzeren Schaltzeiten.<br />

Bei der Entwicklung wurde das üblicherweise rotierende<br />

Sternrad so verändert, dass es direkt eine<br />

translatorische Bewegung durchführt. Es wird zukünftig<br />

als Schlitten 2 bezeichnet. Hierbei dreht sich<br />

der Antri<strong>eb</strong>sh<strong>eb</strong>el (1), in dem sich der Bolzen (4) befindet,<br />

welcher in den Schlitz des Schlittens (2, 3)<br />

eingreift und bei weiterer Drehung des Antri<strong>eb</strong>sh<strong>eb</strong>els<br />

(1) an jeweils einer Kante des Schlitzes abrollt<br />

und den Schlitten somit bewegt. In beiden Endlagen<br />

greift die Verschlussscheibe (5) in die halbrunde Nut<br />

des Schlittens und arretiert diesen dadurch formschlüssig.<br />

Durch Drehrichtungsänderung des Motors<br />

(6) wird die Hubbewegung umgekehrt.<br />

Aufg<strong>eb</strong>aut ist die Antri<strong>eb</strong>seinheit auf einer Aluminiumgrundplatte<br />

(7) auf der alle Halter, <strong>eb</strong>enfalls<br />

aus Aluminium, für den kompletten Antri<strong>eb</strong>sstrang<br />

befestigt sind. Der Antri<strong>eb</strong>sstrang selber besteht aus<br />

einem Elektromotor (6), einem Planetengetri<strong>eb</strong>e (8),<br />

sowie einem Schneckenradsatz (9) und dem linearen<br />

Malteserkreuzgetri<strong>eb</strong>e. An die Hauptwelle (10)<br />

angeschraubt ist ein Nocken, der zwei Endlagenschalter<br />

(11) betätigt, sobald die jeweilige Endlage<br />

erreicht ist. Der Motor wird mit Erreichen der Endlage<br />

kurzgeschlossen, was zu einem sofortigen Stillstand<br />

ohne Nachlaufen des Antri<strong>eb</strong>es führt. Auf der<br />

der Motor abgewandten Seite der Schneckenwelle<br />

befindet sich ein Kegelradsatz (12) für die Handbetätigung<br />

des Antri<strong>eb</strong>es. Die Handkurbel wird mittels<br />

112 (2014) Heft 5<br />

299


Fahrleitungsanlagen<br />

6<br />

3<br />

eines Wellengelenks angeschlossen, das eine Flexibilität<br />

bei der Kurbelbewegung erlaubt und einen<br />

8-mm-Vierkantanschluss besitzt.<br />

Der bewegte Schlitten ist mit zwei Führungsstangen<br />

(13) ausgestattet. Diese beiden Stangen<br />

werden durch jeweils zwei Kunststoffgleitlager in<br />

den Halterungen auf der Antri<strong>eb</strong>seinheit geführt.<br />

Komplettiert wird die Führung des linearen Antri<strong>eb</strong>sschlittens<br />

durch eine fünfte Kunststoffbuchse,<br />

die als Führung für die Schaltstange (14) dient, die<br />

direkt mit dem Schlitten (2) verschraubt wird. Die<br />

Schaltstange ist das Element, das die lineare Bewegung<br />

nach außen führt. Das Schaltergestänge wird<br />

an eine Gabel (15) in den Nahverkehrsvarianten mit<br />

einem Bolzen Ø16 und in den Fernverkehrsvarianten<br />

mit einem Bolzen Ø19 angeschlossen. Diese Anschlussgabeln<br />

sind austauschbar.<br />

1<br />

2<br />

3.2.2 GFK-Gehäuse mit Gehäuseträger<br />

4<br />

Bild 6:<br />

GFK-Gehäuse mit Gehäuseträger der Schalterantri<strong>eb</strong>e Sicat 8WL6243/44.<br />

1 Gehäuse<br />

5 Klimastutzen<br />

2 Gehäuseträger mit Gewind<strong>eb</strong>olzen (3) 6 Faltenbalg<br />

4 Schwenkh<strong>eb</strong>elverschluss<br />

4<br />

3<br />

1<br />

Bild 7:<br />

Edelstahlgehäuse der Schalterantri<strong>eb</strong>e Sicat 8WL6253.<br />

1 Gehäuse mit 4kt-Verschluss (3)<br />

4 Faltenbalg<br />

2 Gewind<strong>eb</strong>olzen M10x60 für mechanische<br />

5 Wellrohrverschraubung<br />

Befestigung<br />

6<br />

Klimastutzen<br />

2<br />

5<br />

6<br />

5<br />

Die Nahverkehrsvarianten werden in einem GFK-<br />

Gehäuse eing<strong>eb</strong>aut, welches es in zwei Ausführungen<br />

gibt. Die kurze Standardausführung<br />

Sicat 8WL6243 (Bild 6) ist 850 mm lang. Als Sonderausführung<br />

ist auch ein 1 360 mm langes Gehäuse<br />

der Baureihe Sicat 8WL6244 verfügbar. Hier<br />

ist unterhalb des Antri<strong>eb</strong>es noch ausreichend Platz<br />

für betreiberseitige Einbauten.<br />

Das Kunststoffgehäuse dient der Isolation gegen<strong>über</strong><br />

dem Mast und damit dem Erdpotential.<br />

Als Werkstoff wird für das Gehäuse (1) ein glasfaserverstärkter<br />

Kunststoff eingesetzt, der zur besseren<br />

Stabilität im Bodenbereich, an den Seitenwänden<br />

und in der Gehäusetür versteift ist. Zur Befestigung<br />

am Mast wird ein Gehäuseträger aus Stahl (2) an<br />

den Mast geschraubt. Für die Montage wird der<br />

Antri<strong>eb</strong> anschließend unten auf den Gehäuseträger<br />

aufgesetzt und nach oben auf die Bolzen des<br />

Gehäuseträgers (3) geschoben und von innen mit<br />

Muttern verschraubt. Gehäuseträger und Gehäuse<br />

sind so dimensioniert, dass sie zwischen den beiden<br />

Flanschen eines Stahlmasts der Reihe HE-B 220 oder<br />

größer montiert werden können.<br />

Die Gehäusetür ist links angeschlagen und wird<br />

mit einem Schwenkh<strong>eb</strong>el (4) verschlossen. Der<br />

Schwenkh<strong>eb</strong>el presst die Tür gegen eine umlaufende<br />

Gummidichtung im Gehäuse, die mindestens<br />

den Schutzgrad IP54 sicherstellt. Um den Zugriff<br />

von Unbefugten zu verhindern, kann betreiberseitig<br />

in den Schwenkh<strong>eb</strong>el ein Zylinderschloss eing<strong>eb</strong>aut<br />

werden. Um Witterungseinflüsse, Druckausgleich<br />

und Kondenswasserbildung zu verhindern, befindet<br />

sich an der Unterseite des Gehäuses ein Klimastutzen<br />

(5); die Abdichtung nach oben hin <strong>über</strong>nimmt<br />

der Faltenbalg (6).<br />

3.2.3 Edelstahlgehäuse ohne<br />

Befestigungsadapter<br />

Das Gehäuse (1) ohne Befestigungsadapter ist<br />

800 mm lang, nur 220 mm breit und aus Edelstahl<br />

gefertigt (Bild 7). Es hat nur bei Montage und Transport<br />

die Tragfunktion für die Antri<strong>eb</strong>seinheit, <strong>über</strong>trägt<br />

im Betri<strong>eb</strong> aber keine Kraft. Erreicht wird das<br />

<strong>über</strong> vier Schrauben (2), die die innere Gehäuserückwand<br />

und die Rückseite der Antri<strong>eb</strong>seinheit miteinander<br />

verbinden. Diese auf der Rückseite des Antri<strong>eb</strong>s<br />

herausstehenden Gewind<strong>eb</strong>olzen verbinden<br />

300 112 (2014) Heft 5


Fahrleitungsanlagen<br />

auch den Schalterantri<strong>eb</strong> und den jeweiligen Mast<br />

mechanisch und elektrisch.<br />

Die Gehäusetür ist rechts angeschlagen, öffnet<br />

sich rund 110° und wird durch zwei mechanische<br />

Vierkant-Verschlüsse (3) verriegelt. Andere Verschlüsse<br />

sind lieferbar. Das geschlossene Gehäuse erfüllt<br />

die Anforderungen des Schutzgrades IP54. Eine umlaufende<br />

Abdichtung der Durchführung der Stellstange<br />

durch einen Faltenbalg (4), die Wellrohrverschraubung<br />

mit Nennweite 29 aus Polyamid (5) und<br />

die Klimatisierung des Gehäuseinnenraumes durch<br />

den Klimastutzen (6) tragen dazu bei.<br />

Das Edelstahlgehäuse für den Antri<strong>eb</strong> der Serie<br />

Sicat 8WL6270 mit radialem Hub unterscheidet sich<br />

durch das modifizierte Getri<strong>eb</strong>e nur in Maßen (Tabelle<br />

5), Kabeleinführung und vereinfachter Abdichtung<br />

ohne Faltenbalg.<br />

2<br />

1<br />

3<br />

4<br />

3.2.4 Edelstahlgehäuse mit Befestigungsadapter<br />

a) b)<br />

Das Edelstahlgehäuse in 800-mm- und 915-mm-<br />

Ausführung mit Befestigungsadaptern ist auf die<br />

Standardbefestigung in Anlagen mit Anschlussmaß<br />

260 x 400 mm und Schrauben M16 abgestimmt<br />

(Bild 4). Die wesentlichen Eigenschaften sind im Abschnitt<br />

3.2.3 beschri<strong>eb</strong>en.<br />

An der Unterseite des Gehäuses befinden sich<br />

jedoch zwei Blindflansche, die die Befestigung eines<br />

Aluminium-Zusatzgehäuses Sicat 8WL6207-0,<br />

des Kabelendverschlusses mit Wellrohranschluss<br />

Sicat 8WL6212-7B oder von Aluminium-Kabelendverschlüssen<br />

Sicat 8WL6212-7/Ebs 09.11.53 ermöglichen.<br />

Letztere wurden durch Verwendung<br />

einer Druckplatte und eines O-Rings in der Abdichtung<br />

zur Einhaltung des IP54-Schutzgrades<br />

verbessert. Das Verschlusssystem wurde mit einem<br />

Kastenschloss für Bartschlüssel Sicat 8WL6210-1 erweitert.<br />

Die lange Ausführung hat abhängig von<br />

der Ausstattungsvariante zusätzliche Kabelverschraubungen<br />

M16 bis M25. Diese dienen zum<br />

Anschluss von mehr als zwei Kabeln, wie sie zum<br />

Beispiel bei OLSP-Anlagen durch die im Schalterantri<strong>eb</strong><br />

integrierten Komponenten erforderlich sind.<br />

Die Verschraubung kann für Kabel mit hoher Aderanzahl<br />

bis M40 erweitert werden.<br />

Innerhalb des langen Gehäuses sind abhängig<br />

von der Ausführungsvariante des Schalterantri<strong>eb</strong>s<br />

weitere Einbauten möglich (Bild 8):<br />

• zusätzliche Klemmzellen (1), zum Beispiel für<br />

Weiterverteilung von Steuerkabeln an andere<br />

Antri<strong>eb</strong>e<br />

• Messwandler-Trennklemmen für Anschluss von<br />

Stromwandler und Kurzschlussmelderelais nach<br />

Ebs 09.31.13 (2)<br />

• Sicat AES- und OLSP-Vorausrüstung (Bild 8b) mit<br />

Steuerung Sicat 8WL6255-7A (3) für Auswertung<br />

der Einlauf<strong>über</strong>wachung Sicat DMS (SIL 1)<br />

112 (2014) Heft 5<br />

Bild 8:<br />

Edelstahlgehäuse (lang) für Schalterantri<strong>eb</strong>e Sicat 8WL6254 (Ebs. 09.12.15) mit ausgewählten<br />

zusätzlichen Einbauten a) Klemmzellen und Kurzschlussmelderelais b) Sicat AES/OLSP-<br />

Vorausrüstung.<br />

1 Klemmzellen<br />

2 Kurzschlussmelderelais<br />

3 Steuerung für Schalterstellungsmeldung Sicat DMS, Sicat 8WL6255-7A<br />

4 Leitungsschutzschalter für Spannungswandler<br />

3.3 <strong>Elektrische</strong> Ausrüstung<br />

3.3.1 <strong>Elektrische</strong> Steuereinheit<br />

Herz der elektrischen Ausrüstung in allen Schalterantri<strong>eb</strong>en<br />

Sicat 8WL6243/44/53/54/70 ist die elektrische<br />

Steuereinheit (Bild 9). Diese ist standardmäßig<br />

oberhalb der Antri<strong>eb</strong>seinheit im Schalterantri<strong>eb</strong><br />

montiert und erfüllt folgende Funktionen:<br />

• Befehlsverarbeitung (EIN-/AUS-Schaltbefehle)<br />

• Einlesen und Verarbeiten von Positionsmeldungen,<br />

zum Beispiel Endlagenschalter, Türkontakt<br />

• Weiterleiten oder aktives Setzen von Rückmeldungen<br />

• An- und Absteuern des Motors<br />

• Überlastschutz des Motors<br />

• elektrische Vor-Ort-Betätigung des Schalterantri<strong>eb</strong>s<br />

• Umschaltung zwischen Nah- und Fernbetätigung bei<br />

Ausführungen mit elektrischer Vor-Ort-Bedienung<br />

• Verhindern, nah- oder fernbetätigt, eines elektrischen<br />

Betri<strong>eb</strong>s und von Rückmeldungen bei<br />

Betri<strong>eb</strong>sschalter in Stellung 0<br />

• Integrierte Auswerteeinheit für Schalterstellungsmeldung<br />

Sicat DMS<br />

• individuelle Konfiguration der Steuerung mit<br />

Hilfe von DIP-Schaltern, zum Beispiel zum Unterdrücken<br />

von Meldungen bei geöffneter Tür oder<br />

Aktivierung und Konfiguration der Schalterstellungsmeldung<br />

Sicat DMS.<br />

301


Fahrleitungsanlagen<br />

5<br />

1<br />

Bild 9:<br />

<strong>Elektrische</strong> Steuereinheit für Schalterantri<strong>eb</strong>e, hier mit optionaler<br />

elektrischer Vor-Ort-Bedienung.<br />

1 elektrische Steuereinheit mit Steuerplatine<br />

2 elektrische Vor-Ort-Bedienung<br />

3 Betri<strong>eb</strong>sschalter<br />

4 Lerntaster für Sicat DMS<br />

5 elektrische Anschlüsse (steckbar)<br />

Die Steuereinheit (Bild 9) wird <strong>über</strong> eine in einem<br />

Blechbiegeteil montierte Elektronikplatine gesteuert.<br />

Das Blechbiegeteil bietet Einbauraum für zusätzliche<br />

Komponenten. Dazu zu zählen sind die Taster der<br />

elektrischen Vor-Ort-Betätigung (2), der Betri<strong>eb</strong>sschalter<br />

(3) und die Lernfunktion der integrierten<br />

Schalterstellungsmeldung Sicat DMS (4).<br />

Besonderheit der Steuereinheit ist das Realisieren aller<br />

typischen Ansteuerungen und Spannungs<strong>eb</strong>enen nur<br />

durch Bestückungsoptionen. Diese Plattform führt bei<br />

Lagerhaltung, Bestellabwicklung, Fehlersuche und Flexibilität<br />

auf Kundenanforderungen zu deutlichen Vorteilen.<br />

N<strong>eb</strong>en dem Plattformkonzept ist die relaislose Steuerung,<br />

das heißt das Ansteuern und Absteuern des Motors, <strong>über</strong><br />

eine leistungselektronische Brückenschaltung hervorzuh<strong>eb</strong>en.<br />

Damit ist sowohl das Schalten hoher Gleichspannungen<br />

unter Last als auch das Schalten hoher Ströme bei<br />

niedrigen Gleichspannungen verschleißfrei möglich. Die<br />

L<strong>eb</strong>ensdauer der Schaltkontakte im Schalterantri<strong>eb</strong> und in<br />

der Ansteuerung kann damit erhöht werden. Der Leerlaufstrom<br />

für die permanent mit Energie versorgte Steuerung<br />

reduziert sich deutlich, was bei energieautarkem Betri<strong>eb</strong><br />

mit DC-DC-Wandlern und Akkupufferung die Autarkiezeit<br />

verlängert. Alle externen und internen Verdrahtungen<br />

werden dieser Steuereinheit zugeführt (5).<br />

3.3.2 Ausführungsoptionen<br />

0<br />

1<br />

EIN/ON<br />

AUS/OFF<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Alle heute verfügbaren Ausführungsoptionen der<br />

Schalterantri<strong>eb</strong>e und damit Varianten der elektrischen<br />

Steuereinheit sind den Tabellen 1 bis 3 zu<br />

entnehmen. Funktional lassen sich die Steuerungen<br />

hinsichtlich der Stromversorgung unterteilen in:<br />

• Steuerung mit permanenter Stromversorgung<br />

und elektrischer Vor-Ort-Bedienung mit Nennspannungen<br />

DC 24, 48, 60, 110, 220 V und AC<br />

125, 230 V<br />

• Steuerung mit temporärer Stromversorgung, das<br />

heißt nur während des Schaltvorgangs, mit DC<br />

24, 48, 60, 110, 220 V und AC 125, 230 V<br />

Für das Ansteuern von Schalterantri<strong>eb</strong>en etablierten<br />

sich <strong>über</strong> Jahre unterschiedliche Varianten. Aufgabe<br />

der Entwicklung der Steuerung war es daher, mit<br />

einem Plattformkonzept kompatibel zu sein für<br />

• Drei-Leiter-Technik, das heißt Stromversorgung<br />

und auch Rückmeldung <strong>über</strong> drei Adern,<br />

• Vier-Leiter-Technik, wie bei Drei-Leiter-Technik<br />

jedoch mit permanenter Stromversorgung,<br />

• Zwei-Leiter-Technik, das heißt Stromversorgung<br />

und Richtungsänderung <strong>über</strong> zwei Adern.<br />

Diese Steuerungen sind oft mit Zusatzoptionen ausgestattet.<br />

Das betrifft zum Beispiel die Nutzung von<br />

Türkontaktschaltern sowie potentialbehaftete und<br />

potentialfreie Rückmeldung.<br />

Ab 2015 wird auch eine ethernet-basierte Steuerung<br />

für permanente Stromversorgung auf den Markt<br />

g<strong>eb</strong>racht, die kompatibel zur Kommunikation gemäß<br />

IEC 60870-5-104 und später IEC 61850 sein wird.<br />

3.3.3 Klemmen und Anschlüsse<br />

Standardmäßig sind alle Kabel an der elektrischen<br />

Steuereinheit anzuschließen. Die Belegung<br />

und Funktion der Klemmen sind im Klemmenbelegungsplan<br />

zusammen mit einer Anleitung zur<br />

Handbetätigung des Antri<strong>eb</strong>s in der Gehäuseinnenseite<br />

zum einfachen Nachschlagen abg<strong>eb</strong>ildet.<br />

Alle Anschlüsse sind steckbar ausgeführt, wobei<br />

eine Kodierung der Stecker ein falsches Anschließen<br />

effektiv verhindert (Bild 9).<br />

Zur Erleichterung der Montagetätigkeiten wurden<br />

allerdings Kabeladapter eingeführt, die einen bequemeren<br />

Anschluss der Kabel mit maximal 4 mm 2<br />

Aderquerschnitt erlauben, ohne dabei die elektrische<br />

Steuereinheit demontieren zu müssen.<br />

Abhängig von den Anforderungen einzelner<br />

Kunden sind in Schalterantri<strong>eb</strong>en mit langem Gehäuse<br />

statt der Kabeladapter auch Klemmzellen<br />

mit und ohne Trennmesser integriert. Die Klemmzellen<br />

werden häufig auch zum Weiterschleifen<br />

von Adern zu anderen Schalterantri<strong>eb</strong>en genutzt.<br />

Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Kabeleinführung<br />

sind in den Ausführungen zu den Gehäusen<br />

in den Abschnitten 3.2.2 bis 3.2.4 aufgeführt<br />

(Bild 8a).<br />

302 112 (2014) Heft 5


Fahrleitungsanlagen<br />

3.4 Schalterstellungsmeldung und<br />

Vorausrüstung für Sicat AES<br />

Der Controller in der Steuereinheit enthält die notwendigen<br />

Auswerteroutinen der Schalterstellungsmeldung<br />

Sicat DMS für Trennschalter. Voraussetzung<br />

der Nutzung der integrierten Einlauf<strong>über</strong>wachung ist<br />

eine permanente Stromversorgung des Schalterantri<strong>eb</strong>s.<br />

Ist diese vorhanden, kann der Controller aus<br />

dem Sensormesswert die jeweils gültige Endlage des<br />

angeschlossenen Trennschalters ermitteln und diese<br />

mit der Endlage der Antri<strong>eb</strong>seinheit vergleichen.<br />

Über DIP-Schalter ist die Schalterstellungsmeldung<br />

in der Steuerung auch nachträglich aktivierbar. Nach<br />

Einstellung des Schaltertyps, zum Beispiel Trennschalter<br />

mit oder ohne Erdkontakt, wird die Einlernroutine<br />

gestartet und nach erfolgreichem Abschluss die Endlage<br />

aus Sicat DMS <strong>über</strong> die existierenden Schnittstellen<br />

zur Fernwirkunterstation weitergeg<strong>eb</strong>en.<br />

Der Controller kann nur die Schalterstellungen beeinflussen,<br />

die <strong>über</strong> integrierte Relais aktiv beeinflussbar<br />

sind. Als Beispiel sei die Vier-Leiter-Technik angeführt.<br />

Werden Meldungen direkt <strong>über</strong> potentialfreie<br />

Zusatzkontakte der Antri<strong>eb</strong>seinheit generiert, so sind<br />

diese nicht veränderbar. Alle anderen elektronisch beeinflussten<br />

Rückmeldungen sind mit Sicat DMS kompatibel<br />

und können ohne zusätzliche Komponenten<br />

oder zusätzliche Adern genutzt werden.<br />

Ist eine der Voraussetzungen nicht erfüllt, kann<br />

Sicat DMS <strong>über</strong> eine externe Auswerteeinheit<br />

Sicat 8WL6255 an die Fernwirkunterstation ang<strong>eb</strong>unden<br />

werden. Diese Auswerteeinheit wird direkt im<br />

Schalterantri<strong>eb</strong> eing<strong>eb</strong>aut. Über externe Verdrahtungen<br />

können auch alte Antri<strong>eb</strong>e 8WL6245 mit Vier-<br />

Leiter-Technik ertüchtigt werden, in dem die existierende<br />

Endlagenmeldung durch die potentialfreien<br />

Kontakte je Endlage der Auswerteeinheit ersetzt wird.<br />

Für Schalterantri<strong>eb</strong>e in Anlagen mit automatisierter<br />

Erdung, zum Beispiel Sicat AES/OLSP, werden lange<br />

Edelstahlgehäuse verwendet, in denen die Auswerteeinheit<br />

Sicat 8WL6255 für Sicat DMS und die<br />

Schnittstellen und Komponenten für die Spannungswandlerauswertung<br />

bestückt sind (Bild 8b). Bisher<br />

notwendige Zusatzgehäuse können damit entfallen.<br />

Der DC-DC-Wandler kann direkt am Fahrleitungsnetz<br />

für Bahnspannungen DC 600/750 V<br />

betri<strong>eb</strong>en werden und ermöglicht damit elektrische<br />

Anwendungen, zum Beispiel den Betri<strong>eb</strong> von<br />

Schalterantri<strong>eb</strong>en ohne zusätzliche Energieversorgung.<br />

Zum Betri<strong>eb</strong> an der Fahrleitung ist entsprechend<br />

EN 50124-1/-2 ein Überspannungsableiter,<br />

zum Beispiel Sicat 8WL6537-2A, zu verwenden,<br />

um die Stromversorgung vor Überspannungen zu<br />

schützen. Der DC-DC-Wandler ist als Gegentaktwandler<br />

mit Vollbrückenansteuerung aufg<strong>eb</strong>aut.<br />

Die Eingangsspannung wird <strong>über</strong> die H-Brücke zyklisch<br />

getaktet und die somit entstehende Wechselspannung<br />

dem Hochfrequenztransformator zugeführt.<br />

Ausgangsseitig wird die Wechselspannung<br />

gleichgerichtet und kann <strong>über</strong> die Taktung der<br />

Ausgangsbrücke in der Amplitude geregelt werden.<br />

Ein- und Ausgangsspannung sind durch den<br />

Transformator galvanisch getrennt.<br />

3.5 Autarke Stromversorgung mit<br />

DC-DC- oder AC-DC-Wandler<br />

Die Stromversorgungen Sicat 8WL6240 mit 150 W<br />

Dauerleistung und 300 W Spitzenlast generieren<br />

aus einer AC- oder DC-Eingangsspannung eine ungeregelte,<br />

galvanisch getrennte DC 24 V Sekundärspannung.<br />

Es besteht optional die Möglichkeit, die<br />

Ausgangsspannung <strong>über</strong> Akkus (2 x 12 V) zu puffern,<br />

um bei temporären Stromunterbrechungen auf der<br />

Primärseite des Wandlers eine ununterbrochene Versorgung<br />

auf der Sekundärseite zu gewährleiten.<br />

Bild 10:<br />

Schalterantri<strong>eb</strong>e mit langem GFK-Gehäuse Sicat 8WL6244 mit<br />

zusätzlichen Bauraum, hier Sicat 8WL6244-6 (DC 24 V) mit<br />

autarker Stromversorgung und LWL-Ansteuerung.<br />

1 DC-DC-Wandler<br />

2 Akkus<br />

3 RTU<br />

4 Medienkonverter<br />

112 (2014) Heft 5<br />

303


Fahrleitungsanlagen<br />

Der Unterschied zwischen AC-DC-Wandler und<br />

DC-DC-Wandler ist die Eingangsspannung AC<br />

110...230 V. Schnittstellen und Akkupufferung sind<br />

identisch. Die DC-Eingangsschaltung wird durch eine<br />

Leistungsfaktorkorrektur (PFC, Power Factor Correction)<br />

ersetzt, die einen hohen Wirkungsgrad sicherstellt<br />

und die Wechselspannung gleichrichtet. Die der<br />

PFC nachgelagerte interne Schaltung entspricht dem<br />

beim DC-DC-Wandler beschri<strong>eb</strong>enen Gegentaktwandlerprinzip<br />

mit Vollbrückenansteuerung.<br />

Die Stromversorgungen <strong>über</strong>wachen die angeschlossenen<br />

Akkus und g<strong>eb</strong>en Status, Betri<strong>eb</strong>szustand<br />

des Wandlers und der Akkus <strong>über</strong> digitale Ausgänge<br />

und im Gehäuse eing<strong>eb</strong>aute LED aus.<br />

Um die Schalterantri<strong>eb</strong>e wie gewohnt weiter fernsteuern<br />

zu können, sind zusätzliche Kommunikationseinrichtungen<br />

zu implementieren. Heute übliche<br />

Lösungen sind RTU oder SPS mit mobilen Funk- oder<br />

optisch basierten Übertragungsmedien.<br />

All diese Komponenten sind in den Schalterantri<strong>eb</strong>en<br />

Sicat 8WL6244 ohne Zusatzgehäuse integrierbar<br />

(Bild 10).<br />

4 Typprüfungen und<br />

Betri<strong>eb</strong>serprobung<br />

Im Rahmen der Produktentwicklung wurden mechanische,<br />

elektrische und umg<strong>eb</strong>ungsbedingte Typprüfungen<br />

durchgeführt und bestanden. Im Siemens<br />

Fahrleitungslabor Ludwigshafen und am Siemens<br />

Standort Erlangen wurden mechanische Typprüfungen<br />

wie Maß- und Funktionskontrollen, Messung der<br />

Schaltkraft und Schalthäufigkeitsprüfung der Klasse 2<br />

nach EN 50152-2 durchgeführt. Die in Serie gegangene<br />

Antri<strong>eb</strong>seinheit erreicht mehr als 50 000 Schaltspiele<br />

– auch mit erhöhten Schaltkräften zum Beispiel<br />

in Bipolarausführung oder bei Betri<strong>eb</strong> von Lasttrennschaltern.<br />

Diese extrem hohe Anzahl spiegelt die<br />

Praxis der Schalthäufigkeit von einigen Schaltungen<br />

pro Jahr bis zu häufigen Schaltungen in Systemwechselbahnhöfen<br />

oder Depots wieder. Im Rahmen dieser<br />

Schalthäufigkeitsversuche wurden die Schaltkraft im<br />

Gestänge <strong>über</strong> Kraftmessdosen, die Einlauftiefe und<br />

die Stellung der beweglichen Schaltsäulen, Strom<br />

und Spannung sowie die Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen<br />

gemessen, aufgezeichnet und ausgewertet.<br />

Zum Nachweis der maximalen Schaltkräfte wurde<br />

ein Hydraulikprüfstand g<strong>eb</strong>aut, dessen Last <strong>über</strong> einen<br />

Hydraulikzylinder eingeleitet wurde und sich an<br />

die Schaltbedingungen realer Schalter anpassen ließ.<br />

Der Zylinder wurde mit der Stellstange der Antri<strong>eb</strong>seinheit<br />

befestigt. Über Sollwertvorgabe des im Hydraulikprüfstand<br />

integrierten Druckventils und des<br />

gemessenen Hubs der Antri<strong>eb</strong>seinheit wurde durch<br />

die Steuerung die Belastung der Antri<strong>eb</strong>seinheit in<br />

Form der Kraft-Weg-Kennlinie vorgeg<strong>eb</strong>en. Mit Hilfe<br />

der gemessenen Arbeitsdrücke am doppelt wirkenden<br />

Zylinder und der Kolbenflächen konnte damit<br />

die spezifizierte Schaltkraft der Antri<strong>eb</strong>seinheit mit<br />

4 kN in den Endlagen nachgewiesen werden.<br />

Die elektrischen Typprüfungen umfassten zum<br />

Beispiel die Stromaufnahme, den Leerlaufstrombedarf,<br />

den Betri<strong>eb</strong> mit langen Kabeln, Prüfungen nach<br />

DIN VDE 0100-600 und 0105-100 sowie der elektromagnetischen<br />

Verträglichkeit nach EN 50121-5.<br />

Standardmäßig beträgt die zulässige Klemmenspannung<br />

am Schalterantri<strong>eb</strong> mindestens 80 % der<br />

Nennspannung. Bei Betri<strong>eb</strong> in Netzen mit bis 7 km<br />

langen Kabeln kann diese Vorgabe nicht mehr eingehalten<br />

werden. Daher wurden Schaltversuche mit<br />

dem Schalterantri<strong>eb</strong> und Trennschalter in Einfachoder<br />

Bipolarausführung mit maximal 60 Ohm Kabelwiderstand<br />

durchgeführt. Ziel des Nachweises war<br />

das Erreichen der Endlage innerhalb von maximal<br />

10 s Schaltzeit. Infolge der verringerten Klemmenspannung<br />

am Motor reduziert sich die ideelle Leerlaufdrehzahl<br />

der N<strong>eb</strong>enschluss-Gleichstrommaschine,<br />

wodurch die längere Schaltzeit entsteht.<br />

Besonders wichtig für einen störungssicheren<br />

Betri<strong>eb</strong> von elektrischen Komponenten in stationären<br />

Bahnanlagen ist der Nachweis der EMV nach<br />

EN 50121-5. Im Siemens-Prüfzentrum in Erlangen<br />

wurden alle Typprüfungen, zum Beispiel nieder- und<br />

hochfrequente Magnetfelder, hochfrequente Störströme,<br />

Stromimpuls und Überspannung bis 4 kV<br />

gegen Erde und 2 kV differentiell sowie die Störaussendung,<br />

bestanden. Ohne diese Prüfungen könnte<br />

zum Beispiel bei Antri<strong>eb</strong>en mit permanenter Stromversorgung<br />

ein selbstständiges Anlaufen bei Störströmen<br />

oder ein Defekt der elektrischen Steuerung und<br />

Antri<strong>eb</strong>seinheit bei Überspannungen die Folge sein.<br />

Zum Nachweis der Funktionstauglichkeit bei extremen<br />

Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen wurde der Hydraulikprüfstand<br />

wiederholt genutzt. Bei 60 °C und 99% Luftfeuchte<br />

sowie bei -40 °C und mindestens 65 % Luftfeuchte wurden<br />

die spezifizierten mechanischen Eigenschaften der<br />

Antri<strong>eb</strong>seinheit nachgewiesen. Die Temperaturwechsel,<br />

zum Beispiel Warm-Kalt, Kalt-Warm mit jeweils mindestens<br />

zwölfstündiger konstanter Endzyklustemperatur<br />

zeigten innerhalb der Gehäuse zwar Kondensatbildung,<br />

führten bei der elektrischen Steuerung aufgrund der Auslegung<br />

zu keiner Funktionsbeeinträchtigung.<br />

Nach Abschluss des Entwicklungsprozesses wurden<br />

zwischen 2011 und 2013 zwei Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

Sicat 8WL6254 (Ebs 09.12.15) mit Nennspannung<br />

230 V AC und Drei-Leiter-Technik im Netz der DB AG<br />

südwestlich von Berlin im Betri<strong>eb</strong> erprobt. Entsprechend<br />

den Anforderungen des Anlagenbetreibers<br />

wurde ein Standort mit seltener und einer mit häufiger<br />

Betätigung gewählt. Analog dem Vorgehen bei<br />

den bei Siemens durchgeführten Schalthäufigkeitsprüfungen<br />

wurden die Schaltungen messtechnisch<br />

erfasst, <strong>über</strong>wacht und ausgewertet (Bild 11). Diese<br />

Daten liefern weiter wichtige Erkenntnisse für die Be-<br />

304 112 (2014) Heft 5


Fahrleitungsanlagen<br />

lastung der Schaltgeräte im Betri<strong>eb</strong>. Die erwartete<br />

Funktion des Schalterantri<strong>eb</strong>s wurde bei allen Betri<strong>eb</strong>sbelastungen<br />

ohne Fehler nachgewiesen, sodass<br />

die DB AG im August 2013 die Zulassung erteilte.<br />

5 Kundennutzen und<br />

Anwendungsmerkmale<br />

Seit Lieferfreigabe Ende 2010 wurden bereits 1 500<br />

Schalterantri<strong>eb</strong>e der Serie Sicat 8WL6243/44/53/54/70<br />

ausgeliefert. Die hohe Qualität des Produkts und die<br />

robuste Konstruktion bewiesen sich als fehlerfrei, zuverlässig<br />

und geeignet für den Einsatz als Schalterantri<strong>eb</strong><br />

für Trenn- und Lasttrennschalter.<br />

Das Baukastenprinzip der neuen Siemens-Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

erlaubt einerseits eine hohe Flexibilität<br />

und Anpassbarkeit an Kundenwünsche, bringt aber<br />

keine Bauteilvielfalt der notwendigen Hauptkomponenten<br />

wie Steuerung und Antri<strong>eb</strong>seinheit.<br />

Die Eigenschaften und Merkmale dieser Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

sind:<br />

• eine universell einsetzbare Serie zum vorrangig<br />

fernbetätigten Betri<strong>eb</strong> von Trenn- und Lasttrennschaltern<br />

mit 200 mm oder variablem Hub mit<br />

unterschiedlichen Möglichkeit der Schnittstellenanpassung<br />

für Nutzung in Bestandsbahnanlagen<br />

• zuverlässig und wartungsarm durch robustes,<br />

mechanisches Getri<strong>eb</strong>e<br />

• zuverlässig durch formschlüssige mechanische<br />

Verriegelung der Endlagen<br />

• mindestens 4 kN Stellkraft in den Endlagen durch<br />

optimale Kraft-Weg-Kennlinie eines reversierenden<br />

Maltesergetri<strong>eb</strong>es<br />

• kompatibel zu allen gängigen Ansteuerungen<br />

von Schalterantri<strong>eb</strong>en zum Beispiel Drei- und<br />

Vier-Leiter-Technik auch durch das neue Hardwarekonzept<br />

der Antri<strong>eb</strong>ssteuerung mit leistungselektronischen<br />

Schaltern<br />

• kleine Gehäus<strong>eb</strong>reiten erreichbar, dadurch Einbau<br />

zwischen den Flanschen von H-Profilmaste möglich<br />

• Bedienung des Schalterantri<strong>eb</strong>s ferngesteuert<br />

sowie elektrisch je nach Ausführung und manuell<br />

vor Ort möglich<br />

• hohe L<strong>eb</strong>ensdauer durch Verwendung korrosionsbeständiger<br />

Materialien<br />

• unterschiedliche Gehäusevarianten verfügbar,<br />

zum Beispiel für kundenspezifische Einbauten wie<br />

DC-DC- oder AC-DC-Wandler Sicat 8WL6240,<br />

isolierend (GFK) oder nicht isolierend (Edelstahl)<br />

• Konstruktion, Fertigung und Typprüfung nach<br />

den neuesten internationalen Normen<br />

• Auswerteeinheit für Einlauf<strong>über</strong>wachung<br />

Sicat CMS von Trenn- und Lasttrennschaltern<br />

bereits integriert oder für Ausführungen mit<br />

Sicherheitsintegritätslevel 1 im Gehäuse adaptierund<br />

nachrüstbar<br />

Bild 11:<br />

Schalterantri<strong>eb</strong> mit Befestigungsadaptern und Bart-Schließsystem<br />

Sicat 8WL6254 (Ebs 09.12.15) mit Messtechnik zur<br />

Überwachung der Betri<strong>eb</strong>szustände während der Betri<strong>eb</strong>serprobung<br />

im Netz der DB AG.<br />

Anzeige<br />

112 (2014) Heft 5<br />

305


Fahrleitungsanlagen<br />

6 Ansteuerungen für<br />

Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

Zum Ansteuern der elektrischen Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

steht ab März 2014 auch die Mastschalter-Steuerung<br />

Sicat 8WL6242-0 für Fernwirkstationen auf Simatic-<br />

Basis zur Verfügung. Mit der Fernwirkunterstation<br />

wird auf Basis der IEC 60870-5-104 kommuniziert.<br />

Eine alternative Kommunikation auf Basis IEC 61850<br />

ist lieferbar. Dabei können die im Feld befindlichen<br />

Schalterantri<strong>eb</strong>e <strong>über</strong> Push-Panel in der Fernwirkunterstation<br />

handgesteuert werden. Zur elektrischen<br />

Ansteuerung der Schalterantri<strong>eb</strong>e <strong>über</strong> Steuerkabel<br />

wird pro Schalterantri<strong>eb</strong> eine elektrische Steuereinheit<br />

Sicat 8WL6242-1 für Drei-/Vier-Leiter- und<br />

Sicat 8WL6242-2 für 6-/8-Leiter-Technik zwischengeschaltet,<br />

die die Steuerimpulse in elektrische Steuerbefehle<br />

des Schalterantri<strong>eb</strong>s umsetzt und Endlagenmeldungen<br />

einliest.<br />

Alternativ liefert Siemens für die DB AG auch Mastschaltsteuerungen<br />

für Oberleitungsanlagen (MSS OLA)<br />

[11]. Dabei werden die Schalterantri<strong>eb</strong>e in klassischer<br />

Drei-Leiter-Technik angesteuert. Abhängig von<br />

der Anzahl der zu steuernden und zu <strong>über</strong>wachenden<br />

Schalterantri<strong>eb</strong>e werden die der Zentralbaugruppe<br />

(ZBG) untergeordneten Mastschalterbaugruppen<br />

(MSB) eingesetzt, die pro MSB zwei Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

steuern können. Mit der Zentralen Schaltstelle (ZES)<br />

wird gemäß IEC 60870-5-104 <strong>über</strong> VPN mit den<br />

Steuerkopf TM 1703 emic kommuniziert.<br />

Der Autor dankt seinem ehemaligen Arbeitskollegen<br />

Steffen Walter, der die technische Plattform der Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

maßg<strong>eb</strong>lich entwickelt hat.<br />

Literatur + Links<br />

[1] Dölling, A.; Leistner, S.: Lasttrenn- und Trennschalter für<br />

DC-Oberleitungsanlagen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 112<br />

(2014), H. 1-2, S. 44–51.<br />

[2] Dölling, A.; Leistner, S.: Trennschalter 8WL6144. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 112 (2014), H. 3, S. 104–112.<br />

[3] EN 50123: Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen;<br />

Gleichstrom-Schalteinrichtungen.<br />

[4] EN 50152: Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen –<br />

Besondere Anforderungen an Wechselstrom- Schalteinrichtungen.<br />

[5] EN 50125-2:2010-11: Bahnanwendungen – Umweltbedingungen<br />

für Betri<strong>eb</strong>smittel – Teil 2: Ortsfeste elektrische<br />

Anlagen.<br />

[6] EN 50119:2010-05: Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen<br />

– Oberleitungen für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>.<br />

[7] EN 50121-5:2007-07: Bahnanwendungen – Elektromagnetische<br />

Verträglichkeit – Teil 5: Störaussendungen<br />

und Störfestigkeit von ortsfesten Anlagen und Einrichtungen<br />

der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung.<br />

[8] IEC 60529:1989-11: Schutzarten durch Gehäuse (IP-<br />

Code).<br />

[9] Dölling, A.: Schalterstellungsmeldung Sicat DMS. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111 (2013), H. 12, S. 770–776.<br />

[10] http://www.downloads.siemens.com/downloadcenter/Download.aspx?pos=download&fct=getasset<br />

&mandator=ic_sg&id1=DLA14_26<br />

[11] http://www.downloads.siemens.com/downloadcenter/Download.aspx?pos=download&fct=getasset<br />

&mandator=ic_sg&id1=DLA14_109<br />

AUTORENDATEN<br />

Dr.-Ing. André Dölling (34), Studium<br />

des Verkehrsingenieurwesens an der TU<br />

Dresden, 2003 bis 2007 wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter und Promotion an<br />

der Fakultät Verkehrswissenschaften<br />

„Friedrich List“, Professur für elektrische<br />

<strong>Bahnen</strong>; seit 2007 tätig bei Siemens AG,<br />

bis 2012 im Bereich Entwicklung von<br />

Fahrleitungskomponenten und -systemen,<br />

jetzt Produktportfolio-Manager<br />

im Bereich Bahnelektrifizierung/Fahrleitung;<br />

außerdem seit 2008 beziehungsweise<br />

2009 Lehrbeauftragter für<br />

Fahrleitungen an der TU Dresden und<br />

Bahnelektrifizierung an der Technischen<br />

Hochschule Nürnberg.<br />

Adresse: Siemens AG, IC SG RE PI,<br />

Mozartstr. 33b, 91052, Erlangen,<br />

Deutschland;<br />

Fon: +49 9131 7-23740, Fax: -22778;<br />

E-Mail: andre.doelling@siemens.com<br />

306 112 (2014) Heft 5


Historie<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung einst und heute<br />

nach Vorträgen Alexander Schwery, R&D Director Electrical, Alstom Power Hydro, Birr (CH),<br />

und Rainer Gruber, Senior Key Expert, Siemens AG, Erlangen, auf der ETG-Fachtagung<br />

100 Jahre Hochleistungstraktion – 100 Jahre Lötschbergbahn in Spiez im Juni 2013<br />

Die ersten Fernbahnelektrifizierungen in Europa mit 1 AC 16 2 /3 Hz bedingten klassische Bahnkraftwerke.<br />

Später gab es dafür auch rotierende Umformer, teils mit komplizierter Frequenz-Leistungsregelung,<br />

und in den 1930er Jahren erste Versuche mit Quecksilberdampfumrichtern.<br />

Drehstromnetz<br />

3 AC 110 ... 400 kV 50 Hz<br />

zentrale<br />

Versorgung<br />

Kraftwerk<br />

1~<br />

Umformer<br />

3~ 1~<br />

Umrichter<br />

3~<br />

1~<br />

3~<br />

1~<br />

Bahnstromleitungsnetz<br />

2 AC 110 kV 16,7 Hz<br />

Unterwerk<br />

Umrichter<br />

dezentrale<br />

Versorgung<br />

Kraftwerk<br />

1~<br />

Umformer<br />

3~ 1~<br />

Oberleitung<br />

1 AC 15 kV 16,7 Hz<br />

Rückleitung<br />

Bild 1:<br />

Beispiel für zentrale und dezentrale 16 2 /3-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung teilweise in Verbundbetri<strong>eb</strong> (Grafik: Siemens/DIV).<br />

Wie kam es zu 16 2 /3 Hz?<br />

In der Frühzeit der elektrischen<br />

<strong>Bahnen</strong> wurden für die Antri<strong>eb</strong>e<br />

Gleichstrom-Reihenschlussmotoren<br />

wegen ihrer passenden Eigenschaften<br />

bevorzugt, nämlich<br />

Bild 2:<br />

Sechzehnpoliger Synchronmaschinenrotor 16 2 /3 Hz, Drehzahl 125 min –1<br />

(Foto: Brown Boveri).<br />

Objekt: Nennleistung 18MW/25 MVA, für Flusskraftwerk Rupperswil-Auenstein,<br />

in Betri<strong>eb</strong> 1945<br />

hohes Anzugsmoment und einfache<br />

Spannungsteuerung. Für höhere<br />

Leistungen und längere Strecken<br />

wollte man die Vorzüge von<br />

Wechselspannung und -strom<br />

nutzen, vor allem deren Transformierbarkeit.<br />

Prinzipiell ließen<br />

sich die Gleichstrommotoren mit<br />

gewissen Anpassungen zu Wechselstrom-Reihenschlussmotoren<br />

entwickeln. Jedoch werden dabei<br />

in den Rotorwicklungen zusätzliche<br />

Wechselspannungen induziert.<br />

Dieser Effekt kann zu Bürstenfeuer<br />

und Überschlägen am<br />

Kommutator führen, was sich mit<br />

niedrigeren Frequenzen vermeiden<br />

ließ. Die Pioniere in Europa<br />

einigten sich dafür auf ein Drittel<br />

der Frequenz des Landesnetzes,<br />

also 16 2 /3 Hz.<br />

Dies war die Kombination der<br />

Vorteile von DC und AC. Wie bei<br />

den Gleichstrombahnen muss-<br />

112 (2014) Heft 5<br />

307


Historie<br />

Bild 3:<br />

Zweipoliger Synchronmaschinenrotor<br />

16 2 /3 Hz, Drehzahl<br />

1 000 min –1<br />

(Foto: Brown Boveri).<br />

Objekt: wahrscheinlich<br />

Nennleistung<br />

40 MW/50 MVA für<br />

Dampfkraftwerk<br />

Mannheim, in Betri<strong>eb</strong><br />

1964<br />

die Generatoren auf Federpakete<br />

gestellt. Für diese Schwingungsamplitudendämpfung<br />

nahm man<br />

früher Schraubenfedern, aber wegen<br />

deren Ermüdung und temperaturabhängiger<br />

Charakteristik<br />

später Blattfedern (Bild 4).<br />

Um Zusatzverluste durch die<br />

Gegensystem-Ströme und daraus<br />

folgende Erwärmung im<br />

Rotor möglichst klein zu halten,<br />

werden diese durch entgegen<br />

wirkende Ströme in besonders<br />

starken kurzgeschlossenen Rotor-<br />

Dämpferwicklungen weitgehend<br />

kompensiert (Bild 5). Bei großen<br />

Bild 4:<br />

Lagerung von Einphasenmaschinen<br />

mit<br />

Schrauben- und mit<br />

Blattfedern (Fotos:<br />

SBB/Brown Boveri).<br />

te aber auch hierfür die spezielle<br />

Versorgung der Fahrzeuge mit<br />

Traktionsenergie aufg<strong>eb</strong>aut werden<br />

(Bild 1).<br />

Direkterzeugung 16 2 /3 Hz<br />

Generatoren zur 1AC-<strong>Bahnen</strong>ergieerzeugung<br />

unterscheiden sich<br />

Bild 5:<br />

Dämpferwicklung Einphasenmaschine (Foto: Alstom).<br />

in Phasenzahl und Frequenz von<br />

Drehstromgeneratoren, welche<br />

das Landesnetz versorgen. Wie<br />

dort gibt es dabei je nach Drehzahl<br />

der antreibenden Wasser- oder<br />

Dampfturbine Schenkelpol- oder<br />

Vollpol-Rotoren (Bilder 2 und 3).<br />

Einphasige Spannungs- und<br />

Stromsysteme lassen sich durch<br />

zwei entgegengesetzt rotierende<br />

dreiphasige Systeme darstellen.<br />

Dabei produziert das mitlaufende<br />

oder Mitsystem analog zur 3AC-<br />

Maschine ein zeitlich konstantes<br />

Drehmoment, das gegenlaufende<br />

oder Gegensystem (negative phase<br />

sequence, NPS) hingegen erzeugt<br />

ein Riffelmoment mit gleicher<br />

Amplitude und doppelter Frequenz,<br />

also 33 1 /3 Hz. Damit dieses<br />

nicht <strong>über</strong> das Statorgehäuse<br />

als <strong>über</strong>mäßig hohe Rüttelkraft<br />

auf das Fundament gelangt und<br />

dort Schäden anrichtet, werden<br />

Maschinen legt man dazu sogar<br />

Ro<strong>eb</strong>elstäbe in die Polschuhe.<br />

Weitere Merkmale der 1AC-Maschine<br />

für 16 2 /3 Hz gegen<strong>über</strong> der<br />

3AC-Maschine für 50 Hz sind, dass<br />

bei ihr nicht alle Ständernuten bewickelt<br />

sind, das aktive Material also<br />

weniger ausgenutzt ist und dass sie<br />

bei gleicher Polzahl nur ein Drittel<br />

der Drehzahl oder umgekehrt bei<br />

gleicher Drehzahl nur ein Drittel<br />

der Polzahl hat, was sehr große<br />

Pole bedeutet (Bild 6). Dadurch<br />

ist sie bei gleicher Leistung größer<br />

und rund doppelt so schwer.<br />

Umwandlung 50/16 2 /3 Hz<br />

Statt direkt in 1AC-Primärmaschinen<br />

kann die <strong>Bahnen</strong>ergie auch<br />

aus dem 3AC-Landesnetz durch<br />

Phasen- und Frequenzumwandlung<br />

erzeugt werden. Frequenzstarr<br />

geschieht das mit zwei<br />

gekuppelten Synchronmaschi-<br />

308 112 (2014) Heft 5


Historie<br />

Bild 6:<br />

Rotorpaar für frequenzstarren Umformer (Foto: Brown Boveri).<br />

zwölfpolige Synchronmaschine 50 Hz und vierpolige Synchronmaschine<br />

16 2 /3 Hz für Drehzahl 500 min –1<br />

Objekt: Nennleistung 6 MW/7 MVA, für fahrbaren Umformer in Norwegen,<br />

in Betri<strong>eb</strong> um 1968<br />

Bild 8:<br />

Frequenzelastischer Umformer modern (Foto: SBB).<br />

von links: Synchronmaschine 1 AC 16 2 /3 Hz – Asynchronmaschine 3 AC 50 Hz<br />

mit Rotorspeisung durch separat stehenden Umrichter<br />

Objekt: im SBB-Umformerwerk Kerzers, Nennleistung 33,75 MW/45 MVA,<br />

in Betri<strong>eb</strong> 1976, Umbau 2003-2004<br />

Bild 7:<br />

Frequenzelastischer Umformer klassisch (Foto: Brown Boveri).<br />

von links: Synchronmaschine 1 AC 16 2 /3 Hz (ELIN) – Asynchronmaschine 3 AC 50 Hz<br />

(BROWN BOVERI) mit Rotorspeisung durch Scherbius-Kaskade – Tachogenerator<br />

Objekt: im ÖBB-Umformerwerk Auhof bei Wien, Nennleistung<br />

20 MW/20 MVA, in Betri<strong>eb</strong> 1956.<br />

Bild 9:<br />

Frequenzelastischer Umrichter 3 AC 50 Hz / 1 AC 16 2 /3 Hz aus Quecksilberdampfgefäßen<br />

(Foto: Siemens/EB 1935 H. 9).<br />

Objekt: Versuchsanlage im Reichsbahn-Saalachkraftwerk (Reichenhall),<br />

Leistung 1 MVA, Erprobung von 1933 bis 1935<br />

nen verschiedener Phasen- und<br />

Polzahlen (Bild 6). Wenn diese<br />

mechanische Netzkopplung aber<br />

frequenzelastisch sein soll, muss<br />

am 50-Hz-Landesnetz eine Asynchronmaschine<br />

hängen. Diese<br />

muss doppeltgespeist sein, damit<br />

die <strong>über</strong>tragene Wirkleistung<br />

beli<strong>eb</strong>ig einstellbar ist, zum Beispiel<br />

als konstanter Wert oder als<br />

Funktion der Bahnfrequenz. Dazu<br />

bekommt der Schleifringläufer<br />

einen 3AC-Strom mit der aktuellen<br />

Schlupffrequenz und von der<br />

Regelung bestimmter Amplitude<br />

und Phasenlage eingeprägt. Dies<br />

wurde von den 1930er bis in die<br />

1980er Jahre mit komplizierten<br />

3AC-Hintermaschinen im Läuferkreis<br />

bewirkt (Bild 7), von denen<br />

bei BBC-Anlagen eine als Scherbius-Maschine<br />

und bei Siemens-<br />

Anlagen als Lydall-Maschine<br />

bekannt waren. Später hat Leistungselektronik<br />

diese Funktionen<br />

<strong>über</strong>nommen, zunächst in Form<br />

von Cyclo-Thyristorumrichtern<br />

und heute als IGBT- oder IGCT-<br />

Vollumrichter mit Spannungszwischenkreis<br />

(Bild 8).<br />

Schon in den 1930er Jahren<br />

gab es aber auch erste Versuche,<br />

die Leistung mit ruhenden Umrichtern<br />

statt mit rotierenden Maschinen<br />

umzuwandeln (Bild 9).<br />

Anmerkung: Die jeweiligen Teile 1<br />

dieses Kombi-Berichtes, die die statischen<br />

Frequenzumrichter und dabei<br />

besonders die modularen Multi-Level-Umrichter<br />

sowie drehzahlvariable<br />

Antri<strong>eb</strong>e für Pumpspeicherwerke<br />

behandeln, stehen in diesem Heft<br />

als zweimal Fokus Thema.<br />

Be<br />

112 (2014) Heft 5<br />

309


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

ICE3-Zulassungsfahrten in Belgien<br />

Seit einigen Jahren fahren die<br />

DB-Vierspannungstri<strong>eb</strong>züge ICE 3<br />

Baureihe 406 <strong>über</strong> Köln und<br />

Aachen bis Brüssel, allerdings<br />

bisher nur einzeln. Im F<strong>eb</strong>ruar<br />

2014 wurden damit in Belgien<br />

Testfahrten in Doppeltraktion<br />

durchgeführt, die Zulassung hierfür<br />

wird im September erwartet.<br />

Sicherheitsbericht 2013 der DB<br />

TABELLE<br />

Die DB gibt rund 160 Mio. EUR/a<br />

für die Sicherheit aus und setzt<br />

dabei 3 700 eigene Kräfte ein. Zu<br />

Ihrem Sicherheitsbericht 2013<br />

sieht sie die Sicherheitslage in<br />

Zügen und auf Bahnhöfen auf<br />

sehr hohem Niveau und statistisch<br />

deutlich besser als im sonstigen<br />

öffentlichen Raum. Sie freut sich<br />

<strong>über</strong> starke Rückgänge bei einigen<br />

Delikte und Folgen laut DB-Sicherheitsbericht 2013.<br />

Stark gerundete Zahlen<br />

2012 2013 ∆ in %<br />

Hausfriedensbruch 3 500 6 100 +70<br />

Fahrausweisautomatenaufbruch 470 560 +20<br />

Körperverletzung 1<br />

davon gegen Personal<br />

Graffiti<br />

Fälle<br />

Schaden in Mio. EUR<br />

Vandalismus<br />

Fälle<br />

Schaden in Mio. EUR<br />

Buntmetalldi<strong>eb</strong>stahl<br />

Fälle<br />

betroffene Züge<br />

Verspätungsminuten<br />

Schaden in Mio. EUR<br />

14 000<br />

1 000<br />

16 100<br />

7,6<br />

16 200<br />

33<br />

2 850<br />

17 000<br />

225 000<br />

18<br />

14 600<br />

1 200<br />

15 500<br />

6,6<br />

11 800<br />

30<br />

1 750<br />

10 000<br />

135 000<br />

18<br />

+4<br />

+20<br />

–4<br />

–15<br />

–30<br />

–10<br />

–40<br />

–40<br />

–40<br />

±0<br />

1<br />

auf Bahnhöfen und in Zügen, auch von Fremdtransporteuren<br />

Deliktarten und beklagt Zuwächse<br />

bei anderen (Tabelle).<br />

Zum unerfreulichen Trend bei<br />

Hausfriedensbruch wird deutlich<br />

härteres Durchgreifen angesagt.<br />

Von Körperverletzungen gegen<br />

Bahnpersonal sind zu etwa zwei<br />

Drittel Sicherheitspersonale betroffen.<br />

Die meisten Fälle passieren<br />

beim Durchsetzen des Hausrechts,<br />

viele aber auch durch „ganz<br />

normale Reisende“ bei der Fahrausweiskontrolle.<br />

Die Entwicklung wird<br />

„absolut inakzeptabel“ genannt.<br />

Bei Fahrausweisautomaten-<br />

Aufbrüchen haben Fahndungserfolge<br />

der Bundespolizei und hohe<br />

Haftstrafen den Trend seit Jahresbeginn<br />

2014 schon umgekehrt.<br />

Die DB verkürzt die Entleerungszyklen,<br />

verbessert die technische<br />

Ausstattung und setzt Geldkassetten<br />

mit Farbpatronen ein.<br />

Die Gesamtzahl der Körperverletzungen<br />

ist „auf einem niedrigen<br />

Niveau“ fast gleich g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en.<br />

Die meisten Zwischenfälle<br />

passieren an Wochenenden mit<br />

stark alkoholisierten Jugendlichen<br />

sowie im Umfeld von Massenveranstaltungen<br />

wie Fußballspielen,<br />

Volksfesten und Demonstrationen.<br />

Gelobt wird hier besonders<br />

die Zusammenarbeit mit der<br />

Bundespolizei in Form „gemeinsamer<br />

Ordnungspartnerschaft“.<br />

Zum Vergleich wird darauf<br />

verwiesen, dass Berlin gegen<strong>über</strong><br />

den 7,4 Mio. Reisenden täglich<br />

halb so viel Einwohner hat, aber<br />

jährlich 42 000 Fälle gegen<strong>über</strong><br />

den rund 15 000 bei der Bahn.<br />

Die Zahl der Straftaten Sachbeschädigung<br />

durch Graffiti, mit<br />

political correctness säuberlich<br />

vom gewöhnlichen Vandalismus<br />

abgegrenzt, hat sich erfreulich<br />

entwickelt, was gleichfalls auf<br />

enge Zusammenarbeit von DB-<br />

Sicherheitskräften und Bundespolizei<br />

zurückgeführt wird.<br />

Im vergangen Jahr wurden fast<br />

tausend Täter gefasst. Ebenso<br />

waren vermehrtes Auftreten der<br />

Sicherheitskräfte und verbesserte<br />

Sicherheitskonzepte beim<br />

eigentlichen Vandalismus wie an<br />

Aufzügen und Sitzen erfolgreich.<br />

Wie schon im Vorjahr gab es<br />

weiteren starken Rückgang der<br />

Buntmetallkriminalität, wobei der<br />

materielle Schaden jedoch fast<br />

unverändert bli<strong>eb</strong>. Es wurden<br />

340 Täter festgenommen.<br />

Streckeninfrastruktur im Raum Trier<br />

Auf der Streckenverbindung<br />

zwischen Trier und dem luxemburgischen<br />

Grenzbahnhof Wasserbillig<br />

ist ein 2 km langer Abschnitt<br />

zwischen dem letzten deutschen<br />

Bahnhof (Bf) Igel und der Überleitstelle<br />

Igel West nach Kriegsende<br />

wegen eines gesprengten Bunkers<br />

eingleisig g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en; die Staatsgrenze<br />

liegt 1 km weiter <strong>über</strong> dem<br />

Fluss Sauer. Das Hindernis war auch<br />

1974 bei der <strong>Elektrifizierung</strong> auf<br />

deutscher Seite nicht zu beseitigen.<br />

Inzwischen gilt es für den grenz<strong>über</strong>schreitenden<br />

Verkehr als so<br />

störend, dass der Abschnitt jetzt<br />

doch zweigleisig gemacht werden<br />

soll. Dagegen hatte die DB In den<br />

1980er Jahren auf der Moselbrücke<br />

zwischen dem rechtsseitigen Bf Karthaus,<br />

7 km südwestlich von Trier<br />

Hbf, und dem linksseitigen Bf Igel<br />

eines der beiden Gleise zugunsten<br />

eines Fuß- und Radweges aufgeg<strong>eb</strong>en.<br />

Parallel zu den Bauplanungen<br />

hat DB Fernverkehr den früheren<br />

IC-Zweistundentakt zwischen<br />

Nordwestdeutschland und Luxemburg<br />

auf zwei einseitige Tagesrandverbindungen<br />

reduziert und teilt zu<br />

diesen mit, dass Gespräche mit den<br />

Aufgabenträgern noch nicht abgeschlossen<br />

sind. Bisher galt, dass die<br />

Bundesländer den Regionalverkehr<br />

bestellen und der Fernverkehr in<br />

Eigenregie betri<strong>eb</strong>en wird.<br />

310 112 (2014) Heft 5


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

Tri<strong>eb</strong>züge Coradia Continental für Mittelsachsen<br />

Der Verkehrsverbund Mittelsachsen<br />

(VMS) hat für 150 Mio. EUR<br />

bei Alstom 13 drei- und 16<br />

fünfteilige elektrische Tri<strong>eb</strong>züge<br />

Coradia Continental in Auftrag<br />

geg<strong>eb</strong>en. Dabei besteht eine<br />

Optionen auf bis zu 23 weitere<br />

Züge. Der Auftrag umfasst für<br />

16 Jahre die Instandhaltung der<br />

Fahrzeuge durch den Hersteller<br />

in Chemnitz. Die Züge sollen ab<br />

kleinem Fahrplanwechsel 2016<br />

im Netz Mittelsachsen II auf den<br />

Strecken Elsterwerda – Riesa –<br />

und Dresden – Chemnitz – Zwickau<br />

– Plauen – Hof fahren, der<br />

Betreiber wird in einem gesonderten<br />

Ausschreibungsverfahren<br />

ermittelt. Sie sind 160 km/h<br />

schnell und können in Mehrfachtraktion<br />

fahren. Die Dreiteiler<br />

haben 150 und die Vierteiler 240<br />

Sitzplätze. Wegen der Bahnsteighöhen<br />

auf diesen Strecken<br />

liegen alle Einstiege 600 mm <strong>über</strong><br />

Schienenoberkante.<br />

Doppelstockzüge für SBB verspätet<br />

Für die Erneuerung der nationalen<br />

Fernverkehrsflotte<br />

hatte die SBB im Jahr 2010<br />

bei Bombardier 59 Doppelstockzüge<br />

bestellt. Nun soll<br />

sich die Lieferung der Züge<br />

um voraussichtlich zwei Jahre<br />

verspäten, was vertraglich geregelte<br />

Strafzahlungen für nicht<br />

termingerechte Lieferung zur<br />

Folge hätte. Auch dürfte sich<br />

der Lieferverzug auf die Bilanz<br />

der eigenwirtschaftlich operierenden<br />

Fernverkehrssparte der<br />

SBB auswirken.<br />

SBB vor Vergabe für 29 Fernverkehrs-Züge<br />

Für das prognostizierte Nachfragewachstum<br />

ab Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

des Gotthard- und des Ceneri-<br />

Basis-Tunnels will die SBB 29<br />

Züge für den Nord-Süd-Verkehr<br />

beschaffen (<strong>eb</strong> 5/2012, S. 220).<br />

Dazu befasst sie sich noch im<br />

Rahmen des üblichen Risikomanagements<br />

besonders mit Zulassungsfragen<br />

im nationalen und<br />

internationalen Bereich. Im Mai<br />

2014 will sie das seit zwei Jahren<br />

laufende Ausschreibungsverfahren<br />

mit dem Zuschlag an einen<br />

der Anbieter abschließen.<br />

SBB schließt Modernisierung EC-Wagen ab<br />

Seit 2009 hat die SBB für<br />

160 Mio. CHF ihre 232 EC-Wagen<br />

modernisiert. Damit haben alle<br />

Wagen verbesserten Mobilfunkempfang<br />

dank 3G-Signalverstärker,<br />

Steckdosen an allen Sitzplätzen,<br />

Ski- und Fahrradhalterungen<br />

sowie optische Fahrgastinformation<br />

innen wie außen. Komplett<br />

umgestaltet wurde zudem die<br />

Inneneinrichtung, unter anderem<br />

mit geschlossenen WC-Systemen.<br />

Für mobilitätseingeschränkte<br />

Reisende wurden weitere<br />

Einstiegshilfen installiert. Durch<br />

verbesserte Isolation, <strong>über</strong>arbeitete<br />

Steuerung der Heiz-,<br />

Lüftungs- und Klimaanlage und<br />

die Funktion Schlummerbetri<strong>eb</strong><br />

werden bis 6 GWh/a Energieeinsparung<br />

erwartet.<br />

Raaberbahn bestellt fünf<br />

Zwei frequenztri<strong>eb</strong>züge<br />

Der österreichische Betri<strong>eb</strong>steil<br />

der Raab-Oedenburg-Ebenfurter<br />

Eisenbahn (kurz Raaberbahn,<br />

ungarisch GYSEV) bestellt – vorbehaltlich<br />

erfolgreicher Finanzierungsausschreibung<br />

– bei Siemens<br />

fünf Regional tri<strong>eb</strong>züge Typ<br />

Desiro ML. Die Raaberbahn ist<br />

die einzige grenz<strong>über</strong>schreitend<br />

tätige Privatbahn Österreichs<br />

und operiert vorwiegend in<br />

West-Ungarn,<br />

im Osten Österreichs,<br />

dem<br />

Burgenland<br />

und im Großraum<br />

Wien.<br />

Die dreiteiligen<br />

Tri<strong>eb</strong>züge<br />

für AC 15 kV 16,7 Hz und 25 kV<br />

50 Hz sollen ab Mitte 2016<br />

ausgeliefert werden. Gefertigt<br />

werden sie im Werk Krefeld, die<br />

Drehgestelle kommen aus dem<br />

Werk Graz des Lieferers.<br />

112 (2014) Heft 5<br />

311


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

Vollautomatische U-Bahn in Budapest<br />

Ende März 2014 sind auf der<br />

neuen U-Bahn-Linie 4 in Budapest<br />

15 Metropolis-Züge von Alstom in<br />

Betri<strong>eb</strong> gegangen. Die 7,4 km lange<br />

Linie 4, die den Bahnhof Kelenföld in<br />

Buda mit dem Ostbahnhof in Pest<br />

verbindet, ist die erste vollautomatische<br />

U-Bahn-Linie in Mittelosteuropas.<br />

Weitere 22 Metropolis-Züge<br />

<strong>über</strong>nehmen später den Gesamtverkehr<br />

auf der Linie 2. Um die<br />

täglich 1 Mio. Fahrgäste der 1896<br />

eröffneten Budapester U-Bahn mit<br />

dem vollautomatischen System vertraut<br />

zu machen, haben die Züge<br />

im ersten Betri<strong>eb</strong>sjahr eine Fahrerkabine,<br />

die mit einer Aufsichtsperson<br />

besetzt ist. Später wird die Wand<br />

zum Fahrgastbereich entfernt. Die<br />

70 km/h schnellen und durchgängigen<br />

5-Wagen-Züge der Linie 4 sind<br />

80 m lang und nehmen bei 164<br />

Sitzplätzen maximal 810 Fahrgäste<br />

auf. Sie wurden in Frankreich entwickelt<br />

und in Kattowitz mit den dort<br />

g<strong>eb</strong>auten Wagenkästen sowie den<br />

in Ungarn gefertigten Traktionssystemen<br />

endmontiert.<br />

Last-Mile-Lokomotive ohne Fahrdraht gefahren<br />

BLS Cargo hat mit der Last-Mile-Lokomotive<br />

TRAXX AC3 Baureihe 187<br />

von Bombardier im Rahmen des<br />

Zulassungsverfahrens die erste<br />

kommerzielle Fahrt mit Einsatz der<br />

Dieseltraktion absolviert. Dabei<br />

wurden neue Tri<strong>eb</strong>züge von Bussnang<br />

nach Visp ins dortige nicht<br />

elektrifizierte Umschlagterminal<br />

<strong>über</strong>führt. Ab Mitte 2014 ergänzen<br />

zwei weitere Lokomotiven den<br />

Bestand. Die ersten fünf Lokomotiven<br />

dieser Art hatte die Leasinggesellschaft<br />

Railpool Ende 2010<br />

bestellt und drei davon für mehrere<br />

Jahre an BLS Cargo vermietet<br />

(<strong>eb</strong> 8-9/2010, S. 432–442).<br />

Nachrichten Energie und Umwelt<br />

Energie aus Klärschlamm<br />

Klärwerke benötigen viel Energie<br />

vor allem für ihre aufwändige<br />

Foto: Fraunhofer IKtS<br />

Pump- und Belüftungstechnik.<br />

Dabei enthält der Klärschlamm<br />

beträchtliche Energiemengen. Die<br />

Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall (DWA)<br />

schätzt, dass sich mit konsequenter<br />

Nutzung des Klärgases die Energieerzeugung<br />

der Wasserwirtschaft<br />

verdrei- oder vervierfachen lässt. Im<br />

Klärwerk Dresden-Kaditz geschieht<br />

dies bereits: Das gewonnene Methangas<br />

deckt <strong>über</strong> ein Blockheizkraftwerk<br />

60 % seines Bedarfs an<br />

elektrischer Energie. Das Fraunhofer-<br />

Institut für Keramische Technologien<br />

und Systeme IKTS in Dresden verfolgt<br />

zwei Wege, Kläranlagen energieautark<br />

zu betreiben und sogar<br />

Überschuss zu produzieren. N<strong>eb</strong>en<br />

Verfahren zur höheren Gasausbeute<br />

wie Ultra schall-Zerkleinerung des<br />

Klärschlamms und Zusatz anderer<br />

Biomassen arbeitet seit Anfang<br />

2014 im Klärwerk Dresden-Kaditz<br />

unter realen Bedingungen ein<br />

Labor mit Festoxid-Brennstoffzellen<br />

(SOFC), die das Biogas emissionsfrei,<br />

leise und mit mindestens 50 %<br />

Wirkungsgrad verstromen; Blockheizkraftwerke<br />

mit ihrer weitgehend<br />

ausgereizten Technik bringen es<br />

allenfalls auf 40 %. Der Prozess läuft<br />

bei maximal 900 °C, was mit einer<br />

am IKTS entwickelten Hochleistungskeramik<br />

möglich ist. Es lassen<br />

sich auch andere Brennstoffe wie<br />

Erdgas, Biogas, Bioethanol oder<br />

Flüssiggas einsetzen.<br />

312 112 (2014) Heft 5


Energie und Umwelt Nachrichten<br />

Autarke Sensorknoten für Hochspannungsleitungen<br />

Die maximale Strombelastbarkeit<br />

von Hochspannungsleitungen<br />

mit Rücksicht auf den Durchhang<br />

wird mit festen Parametern<br />

berechnet, zum Beispiel 35 °C<br />

Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur und<br />

0,6 m/s Windgeschwindigkeit.<br />

Wenn stärkerer Wind die Leitung<br />

kühlt, bedeutet das zusätzliches<br />

Übertragungspotenzial. Um dieses<br />

für die zeitgleich anfallende<br />

höhere Leistung von Windkraftanlagen<br />

zu nutzen, betreiben die<br />

Fraunhofer-Institute für Elektronische<br />

Nanosysteme ENAS in<br />

Chemnitz und für Zuverlässigkeit<br />

und Mikrointegration IZM in Berlin<br />

mit sechs Industriepartnern<br />

(Tabelle) und der Technischen<br />

Universität Chemnitz das Forschungsprojekt<br />

Autarker Strom-<br />

Sensor (ASTROSE). Das System<br />

TABELLE<br />

Industriepartner im Projekt<br />

ASTROSE.<br />

MITNETZ<br />

Amprion<br />

Elmos Semiconductor AG<br />

Microelectronic Packaging Dresden<br />

K+L Elektrotechnik<br />

unilab<br />

Foto: Fraunhofer-IZM<br />

besteht aus neu entwickelten<br />

Sensorknoten, die Stromstärke,<br />

Seiltemperatur, Windstärke sowie<br />

Seilneigung als Maß für den<br />

Durchhang messen und die Werte<br />

in einer Kommunikationskette<br />

zur Leitstelle und -technik senden.<br />

Dort lässt sich der tatsächlich<br />

mögliche Stromfluss durch<br />

die Freileitung berechnen und<br />

die Übertragungskapazität sich<br />

bis etwa 20 % erhöhen. Auch<br />

<strong>über</strong>mäßiger Seildurchhang<br />

infolge Eis- oder Raureifbehang<br />

wird so erfasst.<br />

Die Sensorknoten haben in<br />

der Mitte 100 mm Durchmesser,<br />

sind 150 mm lang und einfach zu<br />

montieren, auch bei bestehenden<br />

Freileitungen. Sie werden in<br />

maximal 500 m Abstand auf den<br />

Leitungsseilen montiert, meist<br />

nahe einem Mast, und g<strong>eb</strong>en alle<br />

15 min ihre Daten per 2,4-GHz-<br />

Funk an das nächste und das<br />

<strong>über</strong>nächste Modul und so bis zur<br />

Basisstation weiter. Die Außenhülle<br />

bildet mit der Innenhülle um das<br />

Seil einen Kondensator, der aus<br />

dem elektrischen Leitungsfeld die<br />

für die Sensoren, den Prozessor<br />

und das Funkmodul benötigten<br />

etwa 5 MW Leistung gewinnt.<br />

Seit Sommer 2012 läuft ein Praxistest<br />

auf einigen hundert Metern<br />

Freileitung nahe dem Umspannwerk<br />

Niederwiesa bei Chemnitz<br />

im Landkreis Mittelsachsen, der<br />

im Frühjahr 2014 auf mehrere<br />

Kilometer verlängert werden soll.<br />

Bis zur Produktreife wird mit noch<br />

etwa zwei Jahren gerechnet.<br />

Produkte und Lösungen Nachrichten<br />

Radsätze und Antri<strong>eb</strong>e für britische Dieseltri<strong>eb</strong>züge<br />

Die britische Leasinggesellschaft<br />

Angel Trains hat bei Voith 188<br />

neue Radsätze, Radsatzgetri<strong>eb</strong>e<br />

und Gelenkwellen für ihre Dieseltri<strong>eb</strong>zugflotte<br />

Class 142 bestellt;<br />

diese wird aktuell von Arriva Trains<br />

Wales und von Northern Rail genutzt.<br />

Dazu wurde die Konstruktion<br />

des vorhandenen Radsatzgetri<strong>eb</strong>es<br />

KE 485 so angepasst, dass<br />

es ohne Änderungen am Fahrzeug<br />

eing<strong>eb</strong>aut werden kann. Die<br />

Umrüstung soll die Zuverlässigkeit<br />

der Antri<strong>eb</strong>e erhöhen und deren<br />

Betri<strong>eb</strong>s- und Instandhaltungskosten<br />

senken. Geliefert werden soll<br />

im Laufe des Jahres 2015.<br />

Dieseltri<strong>eb</strong>zug Class 142 von Northern Rail, GB (Foto: Voith).<br />

112 (2014) Heft 5<br />

313


Nachrichten Produkte und Lösungen<br />

Berührungslos arbeitendes Fahrdrahtlagemesssystem<br />

Der OVHWizard<br />

ist ein berührungslos<br />

arbeitendes<br />

Fahrdrahtlagemesssystem<br />

zum Bestimmen<br />

der Höhen- und<br />

Seitenlage des<br />

Fahrdrahtes,<br />

einerlei ob<br />

mit oder ohne<br />

Anhub. Es<br />

Zweiwegefahrzeug EMRE RAY für Schnellfahrstrecken<br />

in der Türkei mit Messsystem Ultraschall nach<br />

arbeitet mit<br />

OVHWizard (gelb) (Foto: Dirk Wehrhahn).<br />

dem Prinzip der<br />

Laufzeitmessung und hat dadurch<br />

gegen<strong>über</strong> optisch arbeitenden<br />

Systemen den Vorteil, dass es auch<br />

bei direkter Sonneneinstrahlung,<br />

leichtem Regen oder N<strong>eb</strong>el funktioniert.<br />

Es ist nur twa 5 kg schwer,<br />

deshalb einfach zu handhaben<br />

und kann auf jedem Fahrzeugdach<br />

mit wenigen Handgriffen installiert<br />

werden. Zur Wegbestimmung<br />

können entweder ein vorhandener<br />

Impulsg<strong>eb</strong>er des Fahrzeugs genutzt<br />

werden oder eine Lichtschranke,<br />

die an einem Rad selbstkl<strong>eb</strong>end<br />

ang<strong>eb</strong>rachte Reflektoren erfasst.<br />

Eine einfache RS232-Verbindung<br />

zum PC oder Laptop<br />

schafft die Kommunikation mit<br />

der Messsoftware. Über die<br />

mitgelieferte, mit Siemens entwickelte<br />

FMA-Software werden<br />

die Messdaten online angezeigt,<br />

aufgenommen und grafisch<br />

oder tabellarisch dargestellt und<br />

gespeichert. Dabei werden zu<br />

den Lagedaten noch Windabtri<strong>eb</strong>,<br />

Längsspannweite, Elastizität<br />

und weitere Fahrdraht-relevante<br />

Größen berechnet. Das Postprocessing<br />

ermöglicht umfangreiches<br />

Auswerten der Messdaten vor<br />

Ort oder im Büro auszuwerten.<br />

Das Korrelieren der Messung mit<br />

Streckendaten ist möglich.<br />

Das System kann mit einer Kompensation<br />

der Fahrzeugbewegungen<br />

geliefert werden. Optional lässt es<br />

sich mit einem Kamerasystem ausrüsten<br />

und so parallel zur Messung der<br />

Zustand der Oberleitung aufzeichnen.<br />

Die Messwerte für Höhen- und<br />

Seitenlage werden in das Bild eing<strong>eb</strong>lendet.<br />

Es ist auch möglich, jeden<br />

Hänger der Messstrecke darzustellen<br />

und Abweichungen gegen<strong>über</strong> den<br />

Sollmaßen aufzulisten. Dadurch können<br />

die Instandhaltungstrupps diese<br />

Stellen exakt anfahren.<br />

Das bei der DB zugelassene<br />

System ist im In- und Ausland<br />

auf Messtrolleys, Zwei-Wege-<br />

Fahrzeugen, Instandhaltungsfahrzeugen<br />

wie Motorturmwagen und<br />

Mess zügen im Einsatz.<br />

http://www.drwehrhahn.de<br />

Nachrichten Berichtigungen und Nachtrag<br />

Nachrichten Blindleistung<br />

zu „Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>züge ...“<br />

in <strong>eb</strong> 4/2014 auf Seite 164<br />

In der rechten Spalte muss es in<br />

Absatz 3 Mitte heißen: „Die übrigen<br />

acht wird der Hersteller zunächst<br />

für die Zulassungen ... benötigen<br />

...“ (<strong>eb</strong> 4/2014 Seite 231) und im<br />

Absatz 4: „Bei DC-Betri<strong>eb</strong> wird<br />

ohne Eingangsstellerfunktion in die<br />

Umrichterzwischenkreise gespeist.“<br />

Družba!<br />

Zwei sowjetrussische Co’Co‘-<br />

Breitspurlokomotiven ЧC4 für 1<br />

zu „Anfänge und weitere<br />

Entwicklung ...“ in <strong>eb</strong><br />

4/2014 ab Seite 214<br />

Zur Streckenkarte Bild 7: Anfang<br />

2012 war in Savoyen auch auf dem<br />

Streckenabschnitt (Grenoble –) Gières<br />

– Montmélian (Strecke Chambéry<br />

– Modane) die <strong>Elektrifizierung</strong><br />

mit 1 AC 25 kV 50 Hz im Gange.<br />

AC 25 kV 50 Hz, g<strong>eb</strong>aut von Škoda<br />

1965 bis 1972, im DB-Werk Dessau.<br />

Foto: Thomas Splittgerber (März 2014).<br />

Direktverkauf<br />

Für die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

einer europäischen 16 2 /3-Hz-Bahn<br />

sollte ein neues Umrichterwerk<br />

knapp 3 km entfernt von einem<br />

bestehenden Steinkohlekraftwerk<br />

g<strong>eb</strong>aut und dort gleichzeitig ein<br />

neuer GuD-Block installiert werden,<br />

an dessen Erzeugung die Bahn<br />

teilhaben sollte. Eigentümer und<br />

Betreiber des Blockes und Vertragspartner<br />

der Bahn war die Kraftwerksgesellschaft<br />

eines Mutterkonzerns,<br />

dessen Netzgesellschaft die<br />

Sammelschiene gehörte. Wären die<br />

314 112 (2014) Heft 5


Blindleistung Nachrichten<br />

Kabelabzweige zum Umrichterwerk<br />

direkt an der verlängerten Sammelschiene<br />

angeschlossen worden,<br />

hätte die Bahn so viel Durchleitungsentgelte<br />

zahlen müssen,<br />

dass ihr Projekt unwirtschaftlich<br />

Stand der <strong>Elektrifizierung</strong> München – Lindau<br />

Beilage zu Jahreswechselgrüßen<br />

2013/2014 von ENOTRAC AG, Thun.<br />

geworden wäre. Deshalb musste<br />

die Kraftwerksgesellschaft den<br />

neuen Abschnitt am freien Ende<br />

der Sammelschiene zum Auflegen<br />

des GuD-Blocks und der Kabelabzweige<br />

nicht nur selbst bauen<br />

und behalten, sondern ihn mit der<br />

Sammelschiene des Netzbetreibers<br />

zusätzlich noch <strong>über</strong> Verrechnungswandler<br />

und Trenner verbinden.<br />

Lieferanten und Installateure dieser<br />

Komponenten waren erfreut.<br />

Tagung: Aktive Strömungsbeeinflussung<br />

12.-13.05.2014<br />

Berlin<br />

<br />

Innovative Fahrzeugakustik heute<br />

15.-16.05.2014<br />

Dresden<br />

Störungen am Bau rechtzeitig<br />

erkennen und vermeiden<br />

20.05.2014 Vertiefungsseminar zur VOB/B<br />

Berlin<br />

Abnahme und Mängelverfolgung<br />

21.05.2014 Praxisorientiert und<br />

Berlin<br />

rechtssicher agieren<br />

Ausgewählte Probleme bei Schallpegelmessungen<br />

und -beurteilungen im Umweltbereich<br />

05.06.2014<br />

Berlin<br />

Immissionsprognosen nach TA Lärm<br />

06.06.2014 Optimieren Sie Ihre<br />

Berlin<br />

Vorgehensweise!<br />

Haus der Technik am Alexanderplatz<br />

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E-Mail: h.cramer-jekosch@hdt-essen.de<br />

Internet: www.hdt-eisenbahn.de<br />

Schwingungsdiagnose Level 1<br />

03.-04.06.2014 Schwingungsdiagnose an<br />

Essen<br />

Elektromotoren,<br />

Pumpen, G<strong>eb</strong>läsen und<br />

Werkzeugmaschinen<br />

112 (2014) Heft 5<br />

315


Impressum<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />

Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er:<br />

Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Main (federführend)<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berlin<br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig, TÜV SÜD, Geschäftsfeld Rail, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Forschungsgruppe elektrische Energietechnik und Leistungselektronik, Bochum<br />

Beirat:<br />

Dipl. El.-Ing. ETH Martin A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />

Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungssysteme<br />

in der Direction de l‘ingénière der SNCF, Paris (FR)<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, RailConCert, Wien (AT)<br />

Dr.-Ing. Gert Fregien, Bereichsleiter Betreuung Bahnbetreiber, Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge<br />

GmbH, München<br />

Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Axel Güldenpenning, Bad Homburg<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter<br />

Öffentlichkeitsarbeit, DB Systemtechnik, München<br />

Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />

Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Main<br />

Dipl.-Ing Hans-Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, Minden<br />

Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />

Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG, Wien (AT)<br />

Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atkins Sverige AB, Västerås (SE)<br />

Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische Energieanlagen<br />

und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Dresden<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />

Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Dipl. El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />

Chefredakteur:<br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig (verantwortlich), E-Mail: roehlig@di-verlag.de<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />

Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Railsystems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />

E-Mail: grosch@di-verlag.de<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />

80636 München, Deutschland, Fon: +49 89 203 53 66-0, Fax: -99,<br />

Internet: http://www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Verlagsleitung/Spartenleitung/Mediaberatung:<br />

Kirstin Sommer, Fon: +49 89 203 53 66-36, Fax: -99,<br />

E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 60.<br />

Mediaberatung:<br />

Angelika Weingarten, Fon: +49 89 203 53 66-13, Fax: -99,<br />

E-Mail: weingarten@di-verlag.de<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

DataM-Services GmbH, Marcus Zepmeisel, Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg, Deutschland,<br />

Fon: +49 931 4170-459, Fax: +49 931 4170-494,<br />

E-Mail: leserservice@di-verlag.de<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheint 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />

Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />

Jahresabonnement Print (AboBasic) 315,00 € (inkl. MwSt.)<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Einzelheft 37,00 € (inkl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />

Einzelausgabe als ePaper 37,00 €<br />

Weitere Abo-Varianten wie AboPlus und AboPremium auf Anfrage.<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen <strong>über</strong> jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Mikrofilmausgaben ab Jahrgang 44 (1973), sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers<br />

Green High Wycombe, Buckinghamshire, England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />

Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />

Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />

ISSN 0013-5437<br />

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />

316


Termine<br />

Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />

IZBE-Symposium<br />

Security im Schienenverkehr – Sicherheitsgefühl vs. Technik<br />

15.-16.05.2014<br />

Dresden (DE) IZBE e. V.<br />

Fon: +49 351 4-769857, Fax: 4-519675,<br />

E-Mail: info@izbe.eu,<br />

Internet: www.izbe.eu<br />

Infrarail<br />

20.-22.05.2014 Mack Brooks Exhibitions Ltd.<br />

London (UK) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />

E-Mail: michael.wilton@mackbrooks.co.uk,<br />

Internet: www.infrarail.com/contact<br />

VDV-Jahrestagung<br />

26.-28.05.2014 Verb. Deutscher Verkehrsunternehmen e. V.<br />

Berlin (DE) Fon: +49 221 57979-0, Fax: -8000,<br />

E-Mail: info@vdv.de,<br />

Internet: www.vdv.de<br />

Der Preis des Verkehrs – Wert und Kosten der Mobilität<br />

04.06.2014 ETHZ + Universität Zürich FSW<br />

Zürich (CH) E-Mail: christian.marti@ivt.baug.ethz.ch,<br />

Internet: www.preis-des-verkehrs.ch<br />

3. Symposium Lärmschutz im Schienenverkehr<br />

11.-12.06.2014 VDEI-Service GmbH<br />

Berlin (DE) Fon: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />

E-Mail: info@vdei-akademie.de,<br />

Internet: www.vdei-akademie.de<br />

International Conference on Railway Engineering and<br />

Management<br />

13.-14.06.2014 WASET<br />

Kopenhagen Internet: www.waset.org/conference/2014<br />

(DK)<br />

Africa Rail 2014<br />

01.-02.07.2014 Terrapinn Ltd.<br />

Johannesburg Fon: +27 11 5164015,<br />

(ZA) Fax: +27 11 4636000,<br />

E-Mail: enquiry.za@terrapinn.com,<br />

Internet: www.terrapinn.com<br />

42. Tagung „Moderne Schienenfahrzeuge<br />

07.-10.09.2014 Technische Universität Graz<br />

Graz (AT) Fon: +43 316 8-736216, Fax: -16896,<br />

E-Mail: office@schienenfahrzeug.at,<br />

Internet: www.schienenfahrzeugtagung.at<br />

InnoTrans 2014<br />

23.-26.09.2014 Messe Berlin GmbH<br />

Berlin (DE) Fon: +49 30 3038-2376, Fax: -2190,<br />

E-Mail: innotrans@messe-berlin.com,<br />

Internet: www.innotrans.com4.04.2014<br />

Metro Rail Asia<br />

08.-09.10.2014 Terrapinn Ltd.<br />

Mumbai (IN) Fon: +61 2 9-0050700, Fax: -2813950,<br />

E-Mail: enquiry.au@terrapinn.com,<br />

Internet: www.terrapinn.com<br />

DMG-Jahrestagung 2014<br />

20 Jahre Bahnreform – Blick zurück – nach vorn<br />

09.-11.10.2014 DMG – Bezirksgruppe Nord<br />

Hannover (DE) Fon: 49 531 314354,<br />

E-Mail: A.Kallmerten@gmx.de,<br />

Internet: www.dmg-berlin.info<br />

Exporail Russia<br />

28.-30.10.2014 Mack Brooks Exhibitions<br />

Moskau (RU) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />

E-Mail: exporailrussia@mackbrooks.com,<br />

Internet: http://exporailrussia.com<br />

14. Intern. Signal+Draht-Kongress<br />

06.-07.11.2014 DVV Media Group GmbH<br />

Fulda (DE) c/o punktgenau GmbH<br />

Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />

E-Mail: eurailpress-events@dvvmedia.com<br />

Internet: www.eurailpress.de<br />

7. Fachtagung More drive 2014 –<br />

Wie umweltschonend ist die E-Mobilität?<br />

13.11.2014 OVE<br />

Wien (AT) Fon: +43 1 5876373-23,<br />

Fax: +43 1 3705806370,<br />

E-Mail: k.stanka@ove.at,<br />

Internet: www.ove.at/gesellschaften/ogma/<br />

Call for Papers: www.ove.at/akademie/<br />

moredrive/Call_for_paper.pdf


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Antwort<br />

Leserservice <strong>eb</strong><br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Telefax<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur<br />

Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>eb</strong>, Postfach<br />

9161, 97091 Würzburg.<br />

✘<br />

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PAEBAH2014<br />

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dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht <strong>über</strong> interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />

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