Kurzlehrbuch Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde - Park Klinik WeiÃensee
Kurzlehrbuch Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde - Park Klinik WeiÃensee
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Mit freundlicher Empfehlung<br />
G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG.<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
Revision<br />
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Nase und<br />
<strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
Hans Behrbohm<br />
Sonderauszugausgabe aus<br />
<strong>Kurzlehrbuch</strong> <strong>Hals</strong>-<strong>Nasen</strong>-<br />
<strong>Ohren</strong>-<strong>Heilkunde</strong><br />
Hans Behrbohm, Oliver Kaschke,<br />
Tadeus Nawka<br />
15 Abbildungen<br />
2 Tabellen<br />
Georg Thieme Verlag<br />
Stuttgart · New York<br />
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Bibliografische Information<br />
Der Deutschen Bibliothek<br />
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet die komplette Originalausgabe<br />
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte<br />
bibliografische Daten sind im Internet über<br />
http://dnb.ddb.de abrufbar<br />
Die Publikation dieser Sonderauszugsausgabe wird unterstützt<br />
durch Fa. G. Pohl-Boskamp & Co. KG, Hohenlockstedt<br />
Autor<br />
Prof. Dr. med. Hans Behrbohm<br />
Abteilung für <strong>Hals</strong>-<strong>Nasen</strong>-<strong>Ohren</strong>-<strong>Heilkunde</strong><br />
und Plastische Operationen<br />
<strong>Park</strong>-<strong>Klinik</strong> Weissensee<br />
Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité<br />
Schönstr. 80<br />
13086 Berlin<br />
und Praxis am Kurfürstendamm 61<br />
www.ku61.de<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
Privat-Institut für medizinische Weiterbildung<br />
und Entwicklungen auf dem Gebiet der<br />
<strong>Hals</strong>-<strong>Nasen</strong>-<strong>Ohren</strong>heilkunde Berlin e. V.<br />
Müggelseedamm 256<br />
12587 Berlin<br />
© 2009 Georg Thieme Verlag KG<br />
Rüdigerstraße 14<br />
D-70469 Stuttgart<br />
Telefon: + 49/0711/8931-0<br />
Unsere Homepage: http://www.thieme.de<br />
Printed in Germany<br />
Grafiken: Dr. med. Katja Dalkowski, Buckenhof<br />
Umschlaggestaltung: Thieme Verlagsgruppe<br />
Titelbild mit freundlicher Genehmigung der Fa. Karl Storz<br />
GmbH & Co. KG, Tuttlingen<br />
Satz: primustype Robert Hurler GmbH, Notzingen<br />
gesetzt in UltraXML<br />
Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten<br />
12345<br />
Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Medizin<br />
ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische<br />
Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere<br />
was Behandlung und medikamentöse Therapie anbelangt.<br />
Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation<br />
erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass<br />
Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt<br />
haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei<br />
Fertigstellung des Werkes entspricht.<br />
Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen<br />
kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen<br />
werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch<br />
sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate<br />
und gegebenenfalls ebenenfalls nach<br />
Konsultation eines Spezialisten<br />
festzustellen, ellen, ob die dort gegebene Empfehlung für<br />
Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen<br />
gegenüberenüber der Angabe in diesem<br />
Buch abweicht. Eine solche<br />
Prüfungü<br />
ist besonders wichtig<br />
bei selten verwendeten Prä-<br />
paraten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht wor-<br />
den sind.<br />
Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf ei-<br />
gene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren<br />
an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten<br />
dem Verlag mitzuteilen.<br />
on<br />
Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders<br />
kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen<br />
Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich<br />
um einen freien Warennamen handelt.<br />
Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen<br />
des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des<br />
Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für<br />
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und<br />
die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />
Revisio<br />
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V<br />
Inhalt<br />
Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen 3<br />
1 Einleitung 3<br />
2 Entzündungen der inneren Nase und<br />
der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen 4<br />
2.1 Entzündungen der inneren Nase 4<br />
2.2 Entzündung der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen 8<br />
2.3 <strong>Nasen</strong>polypen (Polyposis nasi) 12<br />
2.4 Komplikationen bei <strong>Nasen</strong>nebenhöhlenentzündungen<br />
13<br />
3 Operationen der<br />
<strong>Nasen</strong>nebenhöhlen 16<br />
3.1 Äußere Zugänge 16<br />
3.2 Endonasale Operation 16<br />
Revision<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
Revision<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
Nase und<br />
<strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
Revision<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
2 Klinischer Fall<br />
Chronische Rhinosinusitis<br />
Endoskopische Untersuchung der Nase (mit freundlicher Genehmigung<br />
von Andreas Friese, Berlin).<br />
CT der Patientin: Kieferhöhlen mit deutlicher Schleimhaut-hautschwellung,<br />
vergrößerte untere und stark pneumatisierteerte mittlere<br />
<strong>Nasen</strong>muscheln.<br />
Geschmacklos<br />
„Zunächst habe ich es gar nicht richtig gemerkt, aber seit<br />
mereren Jahren schmecke und riechee ich praktisch gar<br />
nichts mehr. Außerdem habe ich ständig Kopfschmerzen<br />
und Schnupfen“, berichtet Frau R. ihrer Freundin. „Früher<br />
habe ich gerne gekocht und gegessen, aber es macht mir<br />
nun überhaupt keinen Spaß mehr. Was noch schlimmer<br />
ist: Ich kann nachts nicht mehr schlafen und bin deshalb<br />
tagsüber so müde, dass ich mich bei meiner Arbeit nicht<br />
mehr richtig konzentrieren kann. Mein HNO-Arzt hat mir<br />
erklärt, dass ich eine chronische Entzündung der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
habe, und dass deshalb meine <strong>Nasen</strong>muscheln<br />
ständig angeschwollen sind. Das verursacht wohl<br />
all diese Symptome. Zuerst hat mir mein Arzt ein <strong>Nasen</strong>spray<br />
gegeben, als es dadurch nicht besser wurde, hat er<br />
mir ein Antibiotikum verschrieben. Aber geholfen hat<br />
auch das nichts, es wurde eher schlimmer. Sogar meine<br />
Katze musste ich weggeben, weil ich zusätzlich noch<br />
Asthmabeschwerden bekam. Schließlich hat mir mein<br />
Arzt sogar Kortison gegeben, allerdings auch ohne Erfolg.<br />
Nun ist Schluss, ich will mich operieren lassen. Ich<br />
habe schon ein wenig Angst vor der OP. Würdest du mich<br />
vielleicht zu dem Vorgespräch begleiten?“<br />
Voruntersuchung<br />
Zwei Tage vor dem OP-Termin wird ein Atmungstest, ein<br />
Riechtest und ein CT bei Frau R. durchgeführt. Hier zeigen<br />
sich eine Septumdeviation und stark vergrößerte<br />
untere <strong>Nasen</strong>muscheln. Die mittleren <strong>Nasen</strong>muscheln<br />
nehmen aufgrund ihrer starken Pneumatisierung fast<br />
den kompletten Raum der <strong>Nasen</strong>höhle ein. Sie verlegen<br />
die Eingänge zu den <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen und stören so<br />
deren Belüftung. Ein Zeichen fürdieseBelüftungsstörung<br />
sind die im CT sichtbaren deutlich verdickten Schleimhäute<br />
der Kieferhöhlen. Diese Befunde bestätigen die<br />
Diagnose der chronischen Rhinosinusitis. „Die OP wird<br />
nicht lange dauern,“ beruhigt der Operateur seine Pa-<br />
tientin, „Wir werden eine Septumbegradigung mit Ver-<br />
kleinerung der <strong>Nasen</strong>muscheln und endoskopischer Sa-<br />
nierung der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen vornehmen. Sie werden<br />
sich wundern, wie gut sie danach wieder durch die Nase<br />
atmen können!“<br />
In der <strong>Klinik</strong><br />
Die OP wird in Allgemeinanästhesie durchgeführt und<br />
dauert tatsächlich nur 40 Minuten. Der Eingriff verläuft<br />
ohne<br />
Komplikationen. Die Ärzte setzen Frau R. eine<br />
kleine Kunststofftamponade ins Siebbein ein, die dort<br />
für einige Tage verbleibt. Außerdem werden für die erste<br />
Zeit Silikonsplints mit Atmungsröhrchen in die Nase eingebracht.<br />
So kann Frau R. sofort nach der Operation gut<br />
durch die Nase atmen. Nach einigen Tagen werden die<br />
Splints und die Tamponaden entfernt. Durch regelmäßige<br />
Inhalation von speziellen Aerosolen werden die<br />
Schleimhäute feucht gehalten, außerdem wird die Nase<br />
jeden Tag mehrmals abgesaugt.<br />
Frei durchatmen<br />
Die Ärzte behalten die Patientin aufgrund der Nachblutungsgefahr<br />
noch einige Tage stationär, dann ist alles so<br />
weit verheilt, dass sie nach Hause gehen kann. Frau R.<br />
kann nun wieder frei durchatmen. Auch scharfe Nahrungsmittel,<br />
von denen vor der OP jedesmal die Nase<br />
zugeschwollen ist, kann sie nun wieder richtig genießen.<br />
Ihrer Freundin erzählt Frau R. einige Wochen nach der OP<br />
bei einem Chili con carne: „Meine Lebensqualität hat sich<br />
um einiges verbessert und ich bin richtig froh, dass ich<br />
mich für die OP entschieden habe!<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen 1 Einleitung 3<br />
Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
1 Einleitung<br />
Die entzündlichen Erkrankungen der oberen Luftwege<br />
gehören zu den häufigsten Krankheiten überhaupt.<br />
Statistische Erhebungen belegen, dass z. B. im<br />
Jahr 2002 die akute Rhinosinusitis 6,3 Millionen Mal<br />
und die chronische Form dieser Erkrankung 2,6 Millionen<br />
Mal in Deutschland diagnostiziert wurden. In<br />
den letzten Jahren wurden die Behandlungskonzepte<br />
durch zahlreiche Studien überprüft und neue Erkenntnisse<br />
gewonnen. Obwohl die meisten akuten<br />
Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften<br />
(AWMF).<br />
Während unter der akuten Rhinosinusitis ein entzündlicher<br />
Prozess verstanden wird, der durch eine<br />
behinderte Ventilation und Drainage der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
verursacht wird, muss für die chronische<br />
Rhinosinusitis eine immunlogisch bedingte Schleimhautentzündung,<br />
die über verschiedene aktivierte<br />
Mediatorzellenellen<br />
abläuft, angenommen werden. Die<br />
Folge ist ein Umbau der Schleimhaut mit Verdickung,<br />
Sekretstautau oder Polypen. Im Mittelpunkt der therapeutischen<br />
Bemühungen steht der gestörte Mukoziliarapparatapparat<br />
der Schleimhaut. In diesem Rahmen ha-<br />
Erkrankungen der oberen Luftwege viraler Genese ben pflanzliche Sekretolytika, die genau hier<br />
sind, werden zu ihrer Behandlung immer noch die<br />
meisten Antibiotika verschrieben. Ist jede Entzündung<br />
mit der Anwesenheit von Bakterien eine bakterielle<br />
Entzündung? Wenn Antibiotika möglichst<br />
gezielt eingesetzt werden sollen, welche Medikamente<br />
können dann alternativ, additiv oder primär<br />
verwendet werden?<br />
Die pathogenetische Bedeutung von Bakterien bei<br />
der Rhinosinusitis wird heute geringer eingeschätzt<br />
als vor Jahren und die Indikation zur antibiotischen<br />
Therapie strenger gestellt. Eine Neubewertung ertung der<br />
Therapieansätze erfolgte in der Leitlinie ie sitis“ vom Mai 2007 der Arbeitsgemeinschaftemeinschaft der<br />
„Rhinosinu-<br />
therapeutischeutisch angreifen, sich durch eine gute Ver-<br />
träglichkeit und hohe therapeutische Effektivität<br />
auszeichnen, eine große Bedeutung.<br />
Im <strong>Kurzlehrbuch</strong> <strong>Hals</strong>-<strong>Nasen</strong>-<strong>Ohren</strong>heilkunde wird<br />
das aktuelle Wissen auf diesem Gebiet komprimiert<br />
dargestellt.<br />
Es vermittelt das moderne HNO-Wissen,<br />
welches in der<br />
Allgemeinarzt-, Pädiatrie- oder HNO-<br />
Praxis täglich<br />
benötigt wird und kann dem Arzt somit<br />
als Kompendium dienen. Wir möchten Ihnen mit der<br />
vorliegenden Publikation, die einen gekürzten Aus-<br />
zug aus<br />
dem Kapitel „Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen“<br />
darstellt, einen kurzen Ratgeber für die Praxis anbieten.<br />
Revision<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
4 2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
2 Entzündungen der inneren Nase<br />
und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
2.1 Entzündungen der inneren Nase<br />
2.1.1 Akute Rhinitis (Schnupfen, Common cold)<br />
Pathogenese | Die Infektion erfolgt durch Rhinoviren,<br />
es existieren über 100 Subtypen. Die Inkubationszeit<br />
beträgt ca.1–3 Tage. Ob die Infektion über<br />
Tröpfcheninfektion (feuchte Infektion) oder doch<br />
erst durch mechanische Inokkulation, z. B. durch<br />
Händeschütteln (trockene Infektion), erfolgt, ist nicht<br />
definitiv geklärt. Abkühlung und immunologische<br />
Schwächung begünstigen die Infektion.<br />
Da bei jeder Infektion der Nase die Schleimhaut der<br />
<strong>Nasen</strong>nebenhöhlen mitreagiert, empfehlen viele<br />
Fachgesellschaften die generelle Verwendung des<br />
Begriffes Rhinosinusitis (European Position Paper<br />
on Rhinosinusitis and Nasal Polyps 2007).<br />
<strong>Klinik</strong> | Typische Leitsymptome sind nasale Obstruktion,<br />
Hyposmie sowie wässrige, klare Sekretion (Rhinorrhö),<br />
die nach drei Tagen in eine schleimig-eitrige<br />
Sekretion übergeht. Der banale Schnupfen verläuft in<br />
drei Stadien, die normalerweise innerhalb einer Woche<br />
ineinander übergehen:<br />
Initialstadium: Das Allgemeinbefinden ist gestört,<br />
Frösteln, Abgeschlagenheit und Kopfdruck, ggf.<br />
subfebrile Temperaturen, bei Kindern auch Fieber,<br />
trockene Schleimhäute in Nase und dRachen,die<br />
die<br />
Brennen und Niesreiz verursachen. en. Die <strong>Nasen</strong>schleimhaut<br />
ist trocken, glänzend nd und blass.<br />
Katarrhalisches (exsudatives) Stadium: Die <strong>Nasen</strong>atmung<br />
ist behindert, ert, das Riechvermögen<br />
gestört,<br />
der Stimmklang durch den geringen Luftstrom<br />
in der Nase verändert<br />
(Rhinophonia clausa).<br />
Der Allgemeinzustand verschlechtert sich gleichermaßen.<br />
Die <strong>Nasen</strong>schleimhaut ist stark gerötet,<br />
geschwollen und sezerniert große Mengen<br />
eines wässrigen Sekrets.<br />
Schleimig-eitriges Stadium: Nach 3–4 Tagen<br />
kommt es zu einer schleimigen, meist eitrigen<br />
Sekretion. In den folgenden Tagen bessern sich<br />
der Allgemeinzustand und der Geruchsinn. Die<br />
allgemeinen und lokalen Symptome und Befunde<br />
bessern sich nur allmählich, aber kontinuierlich.<br />
Im Falle einer bakteriellen Superinfektion kommt es<br />
zu einer gelb-grünlichen Sekretion und zu einem<br />
Persistieren der Beschwerden für weitere 7 Tage.<br />
Eine verzögerte Ausheilung kann auch auf eine Sinusitis<br />
hinweisen.<br />
Therapie | Eine kausale Therapie steht nicht zur Verfügung.<br />
Umso wichtiger ist die symptomatische Therapie:<br />
Physikalische Maßnahmen: Tiefenwärmeapplikation<br />
durch Rotlicht, Kurzwelle auf das Gesicht.<br />
Inhalationen mit ätherischen Ölen (z. B. hat Kamille<br />
austrocknende Wirkung).<br />
Abschwellende <strong>Nasen</strong>tropfen (z. B. Xylometazolin),<br />
deren Wirkung auf der Konstriktion der glatten<br />
Gefäßmuskulatur beruht. Die Anwendung<br />
sollte nicht länger als 10 Tage erfolgen, da die<br />
Schleimhaut sonst allein durch das Weglassen<br />
mit einer<br />
reaktiven Schwellung reagiert. Bei<br />
Kleinkindern und<br />
Säuglingen sind zentralnervöse<br />
Nebenwirkungen<br />
möglich, daher werden hier<br />
deutlich verdünnte Lösungen verwendet. Zusätz-<br />
lich sind iso- und hypertone Salz- und Sole-Na-<br />
sentropfen hilfreich.<br />
Pflanzliche Sekretolytika, z. B. GeloMyrtol ® forte,<br />
haben einen antimikrobiellen und sekretolyti-<br />
schen<br />
Effekt.<br />
Antibiotika sind bei bakterieller Superinfektion<br />
und ausbleibender Besserung der Symptome<br />
nach einer Woche indiziert. Kalkulierte Therapie<br />
mit Cephalosporinen der 2. und 3. Generation,<br />
isAntibio<br />
Makroliden, Penicillin.<br />
Prophylaxe | „Abhärtung“ durch Sauna und Sport,<br />
gesunde Ernährung, Aufenthalt an der frischen Luft,<br />
regelmäßiges Händewaschen.<br />
EXKURS<br />
Influenza, aviäre Influenza und und Influenza A<br />
(H1/N1)<br />
Eine Rhinitis kann auch eine Virusgrippe (Influenza)<br />
begleiten oder einleiten. Typisch für die Influenza ist<br />
der plötzliche Krankheitsbeginn mit Frösteln oder<br />
Schweißausbrüchen, heftigen Kopfschmerzen und einem<br />
schweren allgemeinen Krankheitsgefühl. Der Patient<br />
fühlt sich extrem abgeschlagen und schwach. Muskel-<br />
und Gelenkschmerzen sind besonders in den<br />
Beinen, den Armen und im Rücken ausgeprägt. Das<br />
Fieber steigt schnell an und kann z. T. hohe Temperaturen<br />
bis über 40 °C erreichen. Das hohe Fieber bleibt<br />
meist 3–4 Tage bestehen und fesselt den Patienten ans<br />
Bett. Die Beschwerden in den Atemwegen sind meist<br />
Revision<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
5<br />
deutlich schwerer als bei einer einfachen Erkältung.<br />
Typisch ist der trockene und schmerzhafte Husten.<br />
Häufig plagen den Kranken auch starke <strong>Hals</strong>- und<br />
Brustschmerzen.<br />
Mit der aviären Influenza (Vogelgrippe) stecken sich<br />
Menschen selten bzw. nur nach engem Kontakt zu<br />
infiziertem Geflügel an. Anamnestisch ist nach direktem<br />
Kontakt mit erkrankten oder toten Tieren, Tätigkeit<br />
auf einer Farm mit infizierten oder infektionsgefährdetenTierenindenletzten6Wochensowie<br />
direktem Kontakt mit einem menschlichen Verdachtsfall<br />
zu fahnden. Bei Verdacht auf aviäre Influenza wird<br />
eine Probe aus Nase und Rachen unter strengen Infektionsschutzmaßnahmen<br />
entnommen. Ist diese Probe<br />
positiv, muss eine zweite Probe mittels PCR und Subtypisierung<br />
auf aviäre und humane Influenzaviren untersucht<br />
werden. Ist der Test auf aviäre Influenzaviren<br />
(A/H5N1) positiv, muss der Fall dem zuständigen Gesundheitsamt<br />
und dem Robert-Koch-Institut gemeldet<br />
et<br />
werden. Die WHO hat im Juni 2006 Richtlinien zur<br />
medikamentösen Behandlung von H5N1-Patienten<br />
veröffentlicht. Erkrankten können im Frühstadium die<br />
antiviralen Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir miflu) oder Zanamivir (Relenza) helfen, sofern die Erreger<br />
gegen diese Medikamente nicht resistent ent sind.<br />
(Ta-<br />
Bei den im April 2009 erstmalig identifizierten n neuen<br />
Influenzaviren (A/H1N1) handelt es sich um eine neue<br />
Variante der sowohl bei Schweinen, Vögeln und Menschen<br />
vorkommenden H1N1-Viren. Schweine gelten<br />
als „mixing vessel“ und könnennen sich mit Vogel-,<br />
Mensch- und Schweine-Influenzavirennzavirenn anstecken; bei<br />
einer Mischinfektion können sich daher Gene unterschiedlicher<br />
Influenzaviren mischen. Bei den neuen<br />
Influenzaviren handelt es sich um einen solchen Mischtyp,<br />
der jedoch weltweit eit bisher noch nie vom Tier<br />
isoliert wurde, sodass s der im allgemeinen Sprachgebrauch<br />
verwendete Begriff „Schweinegrippe“ irreführend<br />
ist.<br />
Auffällig ist, dass nicht wie üblicherweise v. a. Kleinkinder<br />
und ältere Menschen, sondern besonders zuvor<br />
gesunde Menschen zwischen 20 und 40 Jahren betroffen<br />
sind. Als Grund hierfür wird vermutet, dass ältere<br />
Menschen einen gewissen Schutz besitzen, da ihr Immunsystem<br />
schon häufiger Kontakt mit den H1N1-<br />
Viren der saisonalen Influenza hatte.<br />
Richtlinien zur Diagnostik und Therapie sowie zu den<br />
erforderlichen Maßnahmen bei Verdachtsfällen sind<br />
den Internetseiten der WHO und dem RKI zu entnehmen<br />
(http://www.rki.de; http://www.who.int).<br />
Sowohl die Übertragungswege als auch die Symptome<br />
gleichen denen der saisonalen Influenza. Das klinische<br />
Bild ist gekennzeichnet durch das Vorliegen aller drei<br />
Kriterien: Fieber (> 38 °C), akuter Krankheitsbeginn,<br />
Husten und/oder Dyspnoe. Chronische Erkrankungen<br />
können durch die Influenza A (H1N1) verstärkt werden;<br />
hinzukommende Lungenentzündungen und das<br />
Versagen der Atemwegsfunktionen können zu Todesfällen<br />
führen.<br />
Zur Behandlung stehen auch hier, bei entsprechender<br />
Empfindlichkeit it der Erreger, die Neuraminidasehemmer<br />
Oseltamivir und Zanamivir zur Verfügung.<br />
n<br />
2.1.22 Rhinitis allergica<br />
Pathogenese<br />
| Die<br />
allergische Rhinitis ist eine Typ-I-<br />
Allergie,<br />
d. h. die Symptome treten sofort oder inner-<br />
halb weniger Minuten an den Schleimhäuten oder<br />
der Haut auf. Die häufigste Ursache ist die Pollinose<br />
(Heuschnupfen), d. h. eine Überempfindlichkeits-<br />
reaktion gegen Pollen von Bäumen, Sträuchern, Grä-<br />
sern und Getreide. Allergien können saisonal oder<br />
ganzjährig auftreten. Über die saisonale Allergenex-<br />
position<br />
informiert der Pollenflugkalender. Ganzjäh-<br />
rige<br />
Allergien entstehen durch Inhalationsallergene<br />
unabhängig von der Jahreszeit, z. B. Hausstaub,<br />
Milbe, Schimmelpilze, Tierhaare.<br />
Voraussetzung für eine allergische Reaktion ist eine<br />
vorangegangene Sensibilisierung. Das Allergen wird<br />
von Mediatorzellen der Schleimhaut aufgenommen.<br />
Die Zelle präsentiert daraufhin Allergenpeptide an<br />
ihrer Oberfläche. Diese werden von T-Helfer-Zellen<br />
erkannt, welche daraufhin Zytokine aussenden.<br />
Diese Botenstoffe stimulieren wiederum B-Zellen<br />
zur Produktion von allergenspezifischen Immunglobulinen<br />
(IgE). Das IgE bindet nun an der Oberfläche<br />
von Mastzellen und z. B. eosinophilen Granulozyten<br />
und bildet ab jetzt eine „Andockstation“ für die nunmehr<br />
bekannten Allergene. Kommt es erneut zu einem<br />
Allergenkontakt, dann docken diese direkt an<br />
das IgE an der Zelloberfläche an und lösen über die<br />
Mastzelldegranulation die allergische Reaktion aus.<br />
Durch die Ausschüttung von Histamin, Leukotrienen<br />
und auch freien Radikalen entsteht die entzündliche<br />
Schleimhautreaktion.<br />
<strong>Klinik</strong> | Die allergische Reaktion kündigt sich mit<br />
Juckreiz in der Nase, einer behinderten <strong>Nasen</strong>atmung,<br />
Hyposmie, Niesreiz bis hin zu Niesanfällen<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
6 2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
an. Es setzt eine wässrige klare Sekretion ein. Dazu<br />
gesellt sich Juckreiz im Bereich des Gaumens, Brennen<br />
in den Augen sowie häufig ein generalisiertes<br />
Krankheitsgefühl.<br />
Diagnostik | Wegweisend ist die Anamnese. Hauttests<br />
sind die sicherste und einfachste Methode zum<br />
Allergienachweis. Beim Prick-Test werden 10 bis 20<br />
verschiedene Allergene als Tropfen auf die Innenseite<br />
des Unterarms aufgebracht und danach mit der<br />
Prick-Lanzette in die Haut eingestochen. Alternativ<br />
kann ein Scratch-, Intrakutan-, Reibe- oder Epikutantest<br />
durchgeführt werden. Beim Provokationstest<br />
wird ein vermutetes Allergen direkt auf die <strong>Nasen</strong>schleimhaut<br />
aufgebracht und die Reaktion der<br />
Schleimhaut mit der Computerrhinomanometrie gemessen.<br />
Zusätzlich können spezifische IgE-Antikörper<br />
in vitro nachgewiesen werden.<br />
Therapie | Wichtigstes Prinzip in der Therapie ist die<br />
Allergenkarenz, allerdings ist diese bei vielen Allergien<br />
nicht erreichbar. Daher ist es wichtig, Allergikern<br />
praktikable Tipps zu geben, wie sie die Allergenkonzentration<br />
vermindern oder ihr zeitweise<br />
ausweichen können. Dazu gibt es Internetportale, tportale,<br />
die sehr konkrete Hinweise anbieten (www.focus.<br />
ww.focus.<br />
de/allergie).<br />
Die WHO hat in der sog. ARIA (Allergic Rhinitis and its<br />
Impact on Asthma) folgende Therapieempfehlung<br />
pfehlun<br />
angegeben:<br />
leichte bis mittelstarke Symptomatik k(z.B.Erst-<br />
manifestation einer allergischen Rhinokonjunktition,<br />
z. B. Levocetirizin, Desloratadin oder<br />
ein<br />
vitis): orales H 1 -Antihistaminikuminikummder3.Generatopisches<br />
Antihistaminikum als <strong>Nasen</strong>spray, ggf.<br />
in Kombination mit Augentropfen<br />
stärkere nasale Symptomatik: Kombination<br />
eines<br />
Antihistaminikumss per os mit einem topischen<br />
Steroid, z. B. Mometason, Fluticason oder Triamcinolon<br />
hochgradige nasale Obstruktion: kurzzeitiger Einsatz<br />
abschwellender <strong>Nasen</strong>tropfen mit α-Sympathomimetika,<br />
Hyposensibilisierung mit Kurzzeittitration<br />
und co-saisonale Hyposensibilisierung.<br />
Die Hyposensibilisierung erfolgt möglichst dann,<br />
wenn die natürliche Allergenbelastung möglichst<br />
gering ist. Lässt sich diese bei saisonaler Belastung<br />
nicht umgehen, erfolgt eine co-saisonale Hyposensibilisierung.<br />
MERKE<br />
Die spezifische Immuntherapie ist die einzige kausale<br />
Behandlungsform. Der drohenden Entwicklung<br />
eines allergischen Asthma bronchiale kann<br />
damit wirksam vorgebeugt werden.<br />
Prinzip der spezifischen Immuntherapie (SIT):<br />
Die spezifische Immuntherapie kann als subkutane<br />
Immuntherapie (SCIT), durch Injektionen oder als<br />
sublingualele Immuntherapie munth (SLIT), durch Tropfen<br />
oder eine Tablette erfolgen. Das identifizierte Allergen<br />
wird hierbei in starker Verdünnung in steigender<br />
Dosierung appliziert (Tab.1.1). 11 In einer ersten Dosis-<br />
Steigerungsphase wird die Dosis langsam gesteigert,<br />
um dann als Erhaltungsdosis in mehrwöchentlichen<br />
Intervallen aufrechterhalten zu werden. Bei der Clus-<br />
ter-Immuntherapie<br />
wird die Erhaltungsdosis durch<br />
mehrfache Injektionen in einer Woche kurzfristig<br />
erreicht.<br />
Nach heutigem<br />
Verständnis führt die SIT zu einer<br />
Umorientierung der allergeninduzierten Lymphokin-<br />
produktion. Folge ist eine Veränderung des Mengenverhältnisses<br />
von Interleukin-4 (IL-4) und Interferon-γ<br />
γ (IFN-γ), welches die IgE-Synthese durch die<br />
B-Zellen<br />
steuert. Dadurch wird weniger IgE produ-<br />
ziert.<br />
Praxistipp<br />
Eine Hyposensibilisierung kann zu überschießenden<br />
immunologischen Reaktionen<br />
bis hin zum allergischen Schock führen.<br />
Daher muss die Therapie von einem Allergologen<br />
durchgeführt werden, der im Notfall<br />
adäquate Maßnahmen ergreifen kann.<br />
ziert.<br />
Revision<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt<br />
2.1.3 Chronische Rhinitis<br />
Die chronische Rhinitis ist eine auf die <strong>Nasen</strong>schleimhaut<br />
beschränkte unspezifische chronische Entzündung,<br />
die je nach klinischem Erscheinungsbild in<br />
eine chronisch-hyperplastische und eine chronischatrophische<br />
Form unterteilt werden kann.<br />
Chronisch-hyperplastische Rhinitis<br />
Pathogenese | Multifaktorielle Schädigung der <strong>Nasen</strong>schleimhaut<br />
durch irritative Noxen, z. B. Tabakrauch,<br />
gewerbliche Noxen, Hitze und Kälte. Die <strong>Nasen</strong>schleimhaut<br />
ist auch bei endokrinen Störungen
Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
7<br />
Tabelle 1.1<br />
Möglichkeiten der spezifischen Immuntherapie<br />
Verfahren<br />
subkutane<br />
Immuntherapie SCIT<br />
spezifische<br />
Immuntherapie<br />
(Kurzzeit-SCIT)<br />
sublinguale Immuntherapie<br />
orale (SLIT) mit Tropfen<br />
SLIT mit Tablette<br />
Besonderheiten<br />
Indikation: Insektengift: 80–100 % erfolgreich, Pollen: 60–80 %, Hausstaubmilbe: 60 %; Schimmelpilz:<br />
60 %, Tiere 60–80 %<br />
Durchführung bei Kindern möglich<br />
Therapieschema: wöchentliche Injektionen in der Dosissteigerungsphase (4–6 Wochen), danach<br />
monatlich<br />
Dauer der Behandlung: mindestens 3 Jahre für einen langfristigen Erfolg, Linderung der Symptome<br />
bereits nach dem ersten Jahr<br />
Nebenwirkungen: lokale Reaktionen, der Patient sollte<br />
30 Minuten nach der Injektion beim Arzt<br />
beobachtet werden<br />
Zeitpunkt: bei saisonalen Allergien außerhalb der Saison, sonst ganzjährig<br />
Kritik: immer noch Goldstandard<br />
Indikation: Pollen: erfolgreich 60–80 %, Hausstaubmilben 60 %<br />
Durchführung bei Kindern möglich<br />
Therapieschema: einmal jährlich vor derBlühsaison son ein Zyklus von 4–7 Injektionen mit steigender<br />
Dosierung<br />
Dauer der Behandlung: mindestens 3 Jahre wiederholen, erste Linderung meist nach einem Zyklus<br />
Nebenwirkungen: wie bei SCIT<br />
Zeitpunkt: außerhalb bzw. spätestensens zwei Monate vor der<br />
Saison<br />
Kritik: noch keine Langzeitresultatete<br />
Indikation: Pollen (Hasel, Erle, Birke, Gräser). Erfolg nach<br />
dem ersten Jahr bei 40–60 %, bei<br />
Hausstaubmilben weniger erfolgreich<br />
Für Kinder derzeit nicht geeignet<br />
gnet<br />
Therapieschema: täglich oder alle zwei Tage Einnahme<br />
von Tropfen, unter der Zunge drei bis vier<br />
Minuten einwirken lassen<br />
Dauer der Behandlung: mindestens drei Jahre für rein<br />
einen langfristigen Erfolg<br />
Nebenwirkungen: anfangsngs können Reizungen der Schleimhaut auftreten<br />
Zeitpunkt: außerhalb und auch während der Saison; nur die ersten Anwendungen unter ärztlicher<br />
Kontrolle, später selbstständig vom Patienten.<br />
Kritik: Langzeiterfolge nicht sicher nachgewiesen<br />
Indikation: bisher nur bei Gräserpollen. Erfolgreich bei 60–80 % nach zwei Jahren<br />
Langfristigere Daten fehlen noch, für Kinder<br />
derzeit noch nicht geeignet<br />
Therapieschema: tägliche Einnahme der<br />
Tablette, die unter der Zunge für 4 Minuten ohne<br />
Schlucken gelöst wird<br />
Dauer der Behandlung: vermutlich 3 Jahre für einen Langzeiterfolg<br />
Nebenwirkungen: Reizungen, Schwellungen der Schleimhaut<br />
Zeitpunkt: Start tvierMonatevorde<br />
vor der Saison; zunächst unter ärztlicher Kontrolle, später selbstständig<br />
vom Patienten<br />
Rev<br />
bzw. Umstellungen betroffen, z. B. Schwangerschaftsrhinitis,<br />
und von Arzneimittelnebenwirkungen,<br />
z. B. bei Antihypertensiva (ACE-Hemmer, Betablocker,<br />
Reserpin). Eine Septumdeviation kann das<br />
„Aufprallen“ von irritativenritativen Stoffen auf die Schleimhaut<br />
begünstigen und ist ein wichtiger pathogenetischer<br />
Faktor.<br />
<strong>Klinik</strong> | Neben einer behinderten n<strong>Nasen</strong>atmung besteht<br />
häufig das Gefühl einer posterioren Rhinorrhö,<br />
welche zum Teil durch wirkliche Hypersekretion der<br />
<strong>Nasen</strong>schleimhaut bzw. eine begleitende Pharyngitis<br />
verursacht wird. Reduzierter Allgemeinzustand, intermittierende<br />
Kopfschmerzen.<br />
Diagnostik | Bei der <strong>Nasen</strong>endoskopie zeigen sich<br />
diffuse oder umschriebene Hyperplasien der Schleimhaut,<br />
besonders am hinteren Ende der mittleren <strong>Nasen</strong>muschel,<br />
die maulbeerartig verdickt ist. Auch die<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt<br />
vision<br />
Schwellkörper des Septum nasi sind hyperplastisch.<br />
Mit der Rhinomanometrie kann die Schleimhautschwellung<br />
durch den Abschwelltest objektiviert<br />
werden. Ausschluss einer Allergie, ggf. Ausschluss<br />
einer chronischen Sinusitis durch CT.<br />
Therapie<br />
konservativ: topische Steroide, pflanzliche Sekretolytika.<br />
chirurgisch: zuerst Prüfen der Indikation zur Septumplastik.<br />
Reduktion der unteren <strong>Nasen</strong>muscheln.<br />
Chronisch-atrophische Rhinitis<br />
Pathogenese | Chronisch-entzündliche Erkrankung<br />
mit zunehmender Atrophie der <strong>Nasen</strong>schleimhaut.<br />
Es besteht eine genetische Disposition. Chronische<br />
Entzündungen, z. B. der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen oder
8 2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
Blockierung<br />
des Ostiums<br />
Abb.1.1 Pathomechanismus bei akuter<br />
und chronischer Rhinosinusitis.<br />
Aufheben von Ventilation<br />
und Drainage<br />
entzündliche<br />
Schleimhautschwellung<br />
funktionelle Störung des<br />
Mukoziliarapparates mit<br />
– Sekretstagnation<br />
– Bremsen des mukoziliären<br />
Transports<br />
rheologische Sekret- und<br />
ph-Veränderungen<br />
Tumoren des Nasopharynx, aber auch ein <strong>Nasen</strong>tropfenabusus<br />
können zu dieser Erkrankung führen.<br />
Die chronisch-atrophische Rhinitis führt oft zu einer<br />
chronischen Pharyngitis.<br />
<strong>Klinik</strong> | Trockene <strong>Nasen</strong>schleimhaut, behinderteerte <strong>Nasen</strong>atmung,<br />
rezidivierende Blutungen bedingt durch<br />
die atrophe, leicht verletzliche Schleimhaut haut (meist<br />
aus der Schleimhaut des vorderen Septums), Hyposmie.<br />
Therapie | Therapie einer ggf. vorhandenen erkrankung. Benetzen der Schleimhaut mit milden<br />
<strong>Nasen</strong>ölen (z. B. GeloSitin ® <strong>Nasen</strong>pflege). Substitu-<br />
Grundtion<br />
des Flüssigkeitsdefizits durch mehrmaliges tägliches<br />
Aufsprühen von isotoner Sole- oder Salzlösung<br />
in 0,95 %iger Konzentration. n.<br />
EXKURS<br />
morphologische Störungen<br />
des Mukoziliarapparates mit<br />
– Ziliendegeneration und Verlust<br />
– muköse Transformation<br />
der seromukösen Drüsen<br />
bakterielle Infektion<br />
– sekundär durch bakterielle Flora<br />
– primär durch rhinogene Infektion<br />
Praxistipp<br />
Salben gehören nicht in die Nase, allenfalls in<br />
den <strong>Nasen</strong>vorhof of beim Furunkel.<strong>Nasen</strong>spülungen<br />
haben einen Spüleffekt, der zu einer<br />
Verstärkung der Austrocknung ung führen kann,<br />
insbesondere wenn sie mehrmals täglich erfolgen.<br />
Rhinitis atrophicans (Ozaena)<br />
Eine besondere Form der atrophischen Rhinitis ist die<br />
Ozaena, die früher häufig auftrat, heute aber in Zent-<br />
raleuropa selten ist.<br />
Klinisch fällt eine atrophische und<br />
trockene Schleimhaut mit Fibrosierung des Epithels<br />
auf. Auch die knöcherne <strong>Nasen</strong>muschel atrophiert.<br />
Das weite Cavum nasi wird von grün-gelben bis brau-<br />
nen Borken ausgefüllt. Darunter kommt es zur Fäulnis<br />
mit einer<br />
fötiden, stinkenden Sekretion. Der Geruch<br />
wird von dem Betroffenen nicht, wohl aber von der<br />
Umgebung wahrgenommen und führt zu Problemen<br />
im persönlichen Umfeld.<br />
Therapie:<br />
–<br />
konservativ: instrumentelle Reinigung der Nase,<br />
konsequente <strong>Nasen</strong>pflege durch Spülungen mit isotoner<br />
Sole- oder Salzlösung, <strong>Nasen</strong>tamponaden z. B.<br />
mit Polyspectran HC, Anwendung milder pflegender<br />
<strong>Nasen</strong>öle (z. B. auf Sesamölbasis).<br />
– chirurgisch: Verkleinerung des Cavum nasi durch Unterfüttern<br />
des Mukoperichondriums am Septum, oder<br />
Medianverlagerung der lateralen <strong>Nasen</strong>wand und Fixierung<br />
durch Knochenspäne. Ziel der Operation ist<br />
eine bessere Befeuchtung und Erwärmung der Inspirationsluft<br />
durch einen intensiveren Kontakt zur Mukosa.<br />
Revisiononn<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt<br />
2.2 Entzündung der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
Die Ventilation und Drainage der Schleimhaut der<br />
<strong>Nasen</strong>nebenhöhlen über enge Sekretwege in der lateralen<br />
<strong>Nasen</strong>wand ist die wichtigste Voraussetzung<br />
für deren normale Funktion. Kommt es zu einer Blockierung<br />
der Ostien, folgt der in Abb.1.1 abgebildete<br />
Circulus vitiosus.
Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
9<br />
Bei der akuten Rhinosinusitis handelt es sich um einen<br />
entzündlichen Prozess, der durch eine behinderte<br />
Ventilation und Drainage der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
ausgelöst wird. Der überwiegende Anteil der<br />
Entzündungen wird durch Viren, z. B. Rhino-, Influenza-<br />
und Parainfluenzaviren, aber auch durch Chlamydia<br />
pneumoniae und Mykoplasmen ausgelöst.<br />
Wichtige bakterielle Erreger, die bei einer primären<br />
oder sekundären Infektion nachgewiesen wurden,<br />
sind Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Staphylococcus<br />
aureus, Streptococcus pyogenes und<br />
Moraxella catarrhalis.<br />
Die chronische Rhinosinusitis ist ein polyätiologisches<br />
Krankheitsbild. Hier spielen immunologische,<br />
über Mediatorzellen vermittelte entzündliche Vorgänge<br />
eine wesentliche Rolle. Die Folge ist ein Umbau<br />
der Schleimhaut mit Verdickung, Sekretstau oder<br />
Polypen. Das bakterielle Spektrum umfasst Staphylococcus<br />
epidermidis und aureus, Streptococcus viriidans,<br />
Moraxella catarrhalis, Haemophilus ssp., Anaerobier,<br />
Pseudomonas aeruginosa und gramnegativegative<br />
Enterobakterien.<br />
2.2.1 Allgemeine Diagnostik bei Entzündungen<br />
ndungen<br />
der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
Anamnese | Aus der Anamnese ergebenen sich bereits<br />
wichtige Hinweise: Schmerzen? Wo? Wann? Typisch<br />
sind z. B. Gesichtsschmerzen, die sich beim Beugen<br />
des Kopfes nach vorn verstärken.<br />
MERKE<br />
Eine akute Kieferhöhlenentzündung kann zu ausstrahlenden<br />
Schmerzen in die Stirn führen. Eine<br />
akute Sinusitis sphenoidalis projiziert sich nach<br />
okzipital oder in die Mitte des Kopfes.<br />
HNO-Untersuchung und klinische Zeichen | Der Untersucher<br />
prüft die Nervenaustrittspunkte, die im<br />
Falle einer akuten Sinusitis schmerzhaft sind. Ein<br />
positiver Klopfschmerz über einer entzündeten Nebenhöhle<br />
ist ebenfalls ein wichtiges klinisches Zeichen.<br />
Patienten mit einer akuten Sinusitis frontalis<br />
geben einen deutlichen Schmerz bei Palpation des<br />
Stirnhöhlenbodens an.<br />
<strong>Nasen</strong>endoskopie | Nachweis einer akuten Entzündung<br />
durch Eiter-, Sekretstraßen, entzündliche Rötung,<br />
Ödeme, Polypen.<br />
A-Mode-Sonografie | Mit der Sonografie im A-Mode<br />
werden die Kiefer- und Stirnhöhle untersucht. Hiermit<br />
kann gut zwischen Schleimhautschwellungen<br />
(verbreitertes Vorderwandecho) und Empyemen<br />
(Rückwandecho) differenziert werden.<br />
Röntgen-Übersichtsaufnahme | CT, DVT | CT und DVT<br />
(liefert eine vollständige Übersicht der aktuellen Pathologie<br />
und der individuellen Anatomie, insbesondere<br />
von Varianten mit pathogenetischer Bedeutung.<br />
Hinweis: Wegen der infektionsbedingten Schleimhautreaktion<br />
bei jeder Rhinosinusitis sollten CT-Untersuchungen<br />
für reine Operationsplanung nicht bei<br />
akuten Exazerbationen erfolgen (geringe diagnostische<br />
Relevanz).<br />
MRT | Die MRT ist speziellen Fragestellungen vorbehalten,<br />
z. B. orbitale, zentrale Komplikationen,<br />
Tumorausschluss.<br />
Mikrobiologie<br />
| Im Rahmen der <strong>Nasen</strong>endoskopie<br />
kannn ein <strong>Nasen</strong>abstrich zur Keimbestimmung ge-<br />
wonnennen werden.<br />
Labor<br />
| Das CRP dient als allgemeiner Entzündungs-<br />
parameter,<br />
eine erhöhte Leukozytenzahl weist auf<br />
eine akute bakterielle Entzündung hin. Bei Verdacht<br />
auf eine rhinogene Meningitis erfolgt eine Lumbal-<br />
punktion.<br />
2.2.2 Akute Sinusitis maxillaris<br />
Pathogenese | Eine akute Sinusitis maxillaris entsteht<br />
zu 95 % rhinogen und ist meist viraler Genese.<br />
Es kommt zu einer Entzündung mit deutlicher<br />
Schwellung der <strong>Nasen</strong>schleimhaut und zur Blockierung<br />
des Kieferhöhlenostiums (Abb.1.1). Diese bei<br />
jeder Rhinitis stattfindende Beteiligung der Schleimhaut<br />
der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen wird als katarrhalische<br />
Entzündung bezeichnet, wenn sie ohne Fieber und<br />
ohne eitrige Infektion verläuft. Das Übergreifen einer<br />
Infektion des Zahnapparates (z. B. Wurzelspitzengranulome,<br />
Wurzelspitzenentzündungen) auf die benachbarte<br />
Kieferhöhle kann zu einer dentogenen Sinusitis<br />
führen.<br />
<strong>Klinik</strong> | Schmerzen im Bereich des Oberkiefers, die<br />
bis in die Stirn ausstrahlen können und sich beim<br />
Vorbeugen des Kopfes verstärken. Die <strong>Nasen</strong>atmung<br />
ist behindert, es besteht eine Hyposmie. Zusätzlich<br />
können Zahnschmerzen, Krankheitsgefühl und subfebrile<br />
bis febrile Temperaturen auftreten.<br />
Als Komplikationen können Durchbruch in die<br />
Weichteile mit Wangen- und Lidabszess (Schwellung)<br />
und orbitale Komplikationen durch Einbruch<br />
in die Orbita auftreten.<br />
Revision<br />
n<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
10 2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
Diagnostik | Im mittleren <strong>Nasen</strong>gang zeigt sich typischerweise<br />
eine Eiterstraße, sie kann bei vollständiger<br />
Obstruktion des Ostiums auch fehlen. Die Nervenaustrittspunkte<br />
(2. Ast des N. trigeminus) sind<br />
druckdolent, es besteht der klassische Kopf-Beuge-<br />
Schmerz. Sonografie und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen-Übersichtsaufnahme<br />
weisen die Schleimhautschwellung<br />
bzw. Sekretspiegel nach. Bei Verdacht auf eine Pilzsinusitis<br />
erfolgt eine CT, um nach einem Pilzkonkrement<br />
zu fahnden. Bei rezidivierenden Sinusitiden ist<br />
eine koronare CT indiziert.<br />
Die differenzialdiagnostische Unterscheidung zwischen<br />
einer rhinogenen und dentogenen Sinusitis<br />
ist mithilfe der <strong>Nasen</strong>endoskopie sowie der Beurteilung<br />
des Zahnstatus möglich.<br />
Therapie | Physikalische Maßnahmen: Wärmeapplikation<br />
auf das Gesicht hilft beim Abschwellen der<br />
<strong>Nasen</strong>schleimhaut (Rotlicht, Kurzwelle), ebenso<br />
Kopfdampfbäder mit ätherischen Ölen.<br />
Medikamentöse Therapie: Abschwellende <strong>Nasen</strong>tropfen<br />
für bis zu 10 Tage. Bei der katarrhalischen<br />
Sinusitis sind Sekretolytika (z. B. GeloMyrtol ® forte)<br />
ausreichend. Ggf. Gabe eines Analgetikums tamol). Antibiotika sind bei einer eitrigen Sinusitis<br />
(Parace-<br />
indiziert: Aminopenicilline mit β-Lactamase-Hemmern,<br />
Cephalosporine der 2. oder 3. Generation als<br />
erste Wahl, alternativ: Makrolide, Fluorchinolone.<br />
olone.<br />
EXKURS<br />
Sekretolytika<br />
Bei der Rhinosinusitis handelt es sich um ein multifaktorielles<br />
Geschehen. Im therapeutischen Management<br />
ist deshalb darauf zu achten, dass ein Pharmakon<br />
im<br />
Idealfall neben sekretolytischen tischen und mukolytischen<br />
auch sekretomotorischee Eigenschaften aufweist. Wünschenswert<br />
sind darüber hinaus auch antiinflammatorische,<br />
antioxidative und auch antimikrobielle Eigenschaften.<br />
In Deutschland werden unterschiedliche<br />
Wirkstoffe zur Therapie der Rhinosinusitis eingesetzt.<br />
Allerdings sind nur für einige der verwendeten Substanzen<br />
die Daten aus kontrollierten klinischen Studien<br />
valide genug, um ihren Einsatz im klinischen Einsatz<br />
empfehlenzukönnen.<br />
Wie in der AWMF-Leitlinie „Rhinosinusitis“ publiziert,<br />
ist für Myrtol standardisiert die Wirksamkeit auf der<br />
Grundlage einer doppelblinden, randomisierten Multicenterstudie<br />
bei der akuten Rhinosinusitis belegt. Es<br />
konnte zudem eine Steigerung der mukoziliären Clearance<br />
nach der Einnahme von GeloMyrtol ® forte mithilfe<br />
der Funktionsszintigraphie über den regions of<br />
interest (Kieferhöhlenboden, -wände und -ostium)<br />
nachgewiesen werden.<br />
Ein multifaktorielles Wirkspektrum, wie bei Myrtol<br />
standardisiert, verbessert die mukoziliäre Clearance<br />
und schützt vor Schleimhautschädigungen und Chronifizierung.<br />
– sekretolytischtisch<br />
– mukolytisch<br />
– sektretomotorischtomotorischorisch<br />
– antiinflammatorischnflammatorischmatorisch<br />
– antimikrobiell<br />
– spasmolytisch<br />
sch<br />
– antioxidativ<br />
Praxistipp<br />
Bei einer eitrigen Infektion wird die Therapie<br />
mit einer<br />
kalkulierten Antibiotikatherapie begonnen.Zuvor<br />
Entnahme eines Abstrichs aus<br />
der Nase zwecks Keimbestimmung.Nach 3<br />
Tagen liegt das Resultat vor, dann ist ggf.die<br />
Umstellung auf ein anderes Antibiotikums<br />
notwendig.<br />
Früher wurde zur Entlastung eines Empyems häufig<br />
eine Kieferhöhlenspülung durchgeführt. Sie wird<br />
heute seltener angewendet. Bei Verdacht auf eine<br />
dentogene Sinusitis muss eine entsprechende Zahnsanierung<br />
erfolgen.<br />
Mithilfe der Ballonsinuplastik können Engstellen mit<br />
einem Katheter sondiert und danach mit dem Ballon<br />
erweitert werden.<br />
Operationsindikationen: Bei rezidivierenden Entzündungen<br />
oder chronischer Sinusitis erfolgt eine Infundibulotomie<br />
mit supraturbinaler Kieferhöhlenfensterung<br />
und ggf. intrakavitärer Sanierung, d. h. Abtragen<br />
von Zysten, Polypen oder Pilzkonkrementen . Die<br />
Kieferhöhlenradikaloperation nach Caldwell-Luc, deren<br />
Ziel die Abtragung der gesamten Kieferhöhlenschleimhaut<br />
war, ist heute nur noch selten indiziert,<br />
z. B. nach mehrfachen erfolglosen Voroperationen.<br />
Revision<br />
io<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt<br />
2.2.3 Akute Sinusitis frontalis<br />
Pathogenese | Virale oder bakterielle Infektion der<br />
Stirnhöhle durch eine Obstruktion im vorderen Siebbein,<br />
häufig bei Pneumatisationsvarianten mit pa-
Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
11<br />
thogenetischer Bedeutung, z. B. einem engen Recessus<br />
frontalis. Durch die fehlende Drainage und Ventilation<br />
entsteht bei bakterieller Infektion ein Stirnhöhlenempyem<br />
(Abb.1.2).<br />
Eine Sonderform ist die Barosinusitis:Siekanndurch<br />
einen ausbleibenden Druckausgleich im Rahmen einer<br />
akuten Infektion, z. B. beim Fliegen oder Tauchen,<br />
entstehen.<br />
<strong>Klinik</strong> | Im Vordergrund stehen bohrende Schmerzen<br />
im Bereich der Stirn, Klopfschmerzhaftigkeit und<br />
Kopfbeugeschmerz. Die Nervenaustrittspunkte des<br />
N. supraorbitalis sind druckschmerzhaft, Lidschwellungen<br />
deuten auf orbitale Komplikationen, Kopfschmerzen,<br />
Nackensteife und Meningismus auf zentrale<br />
Komplikationen hin.<br />
Orbitale Komplikationen drohen besonders im Kindesalter,<br />
weil die Lamina papyracea sehr dünn ist.<br />
Zentrale Komplikationen mit Meningitis und Hirnabszess<br />
sind heute selten, kommen aber vor.<br />
Abb.1.2<br />
Akute Sinusitis frontalis. Die CT der <strong>Nasen</strong>neben-<br />
höhlen zeigt eine akute<br />
Sinusitis frontalis mit Empyem. → Sek-<br />
retspiegel.<br />
MERKE<br />
Eine Sinusitis frontalis ist eine Infektion an der<br />
Schädelbasis. Sie muss konsequent und antibiotisch<br />
behandelt werden.<br />
isi<br />
Therapie | Es gelten prinzipiell die gleichen nThera-<br />
pieempfehlungen wie bei der Sinusitis maxillaris.<br />
Zusätzlich kann der mittlere <strong>Nasen</strong>gang durch abschwellende<br />
Einlagen abgeschwollen werden (hohe<br />
Indikationen<br />
kann die Stirnhöhle auch über äußere<br />
Zugänge operiert werden.<br />
2.2.42.4 Akute Sinusitis sphenoidalis<br />
Pathogenese, <strong>Klinik</strong> | Da die Keilbeinhöhle ein eige-<br />
nes Ostium und einen von der Stirn- und Kieferhöhle<br />
unabhängigen Drainageweg besitzt, ist auch die entzündliche<br />
Symptomatik anders. Meist bestehen dif-<br />
Einlagen). Eine weitere Möglichkeit ist die Medialisierung<br />
der mittleren <strong>Nasen</strong>muschel. Ziel ist eine<br />
temporäre Aufhebung der Blockierung der ödematösen<br />
Schleimhautschwellung im vorderen Siebbein.<br />
Die Drainage erfolgt durch heine endoskopische endonasale<br />
Operation. Die Entlastung mittels Bohrung<br />
durch die basale Stirnhöhlenvorderwand (Stirnhöhlenpunktion<br />
nach Kümmel-Beck) hat heute an Bedeutung<br />
verloren.<br />
Operationsindikationen: Die Indikation<br />
zur Operation<br />
besteht bei rezidivierenden n oder chronischen<br />
Exazerbationen, bei orbitalen oder zentralen Komplikationen,<br />
fuse Kopfschmerzen, die zwischen oder hinter die<br />
Augen, nach okzipital oder in den Nacken ausstrahlen.<br />
Eine Eiterstraße im Rachen sowie Husten, der<br />
sich im Liegen verstärkt, sind ebenfalls hinweisend.<br />
Eine Sonderform ist die Sinusitis sphenoidalis bei<br />
beatmeten Patienten auf Intensivstation, da die mukoziliäre<br />
Clearance zum Erliegen kommt und das<br />
Sekret der Schwerkraft folgt. Die Entzündung aszendiert<br />
später über das Siebbein. Komplikationen sind<br />
das Übergreifen der Entzündung auf den N. opticus<br />
mit Visusabfall, Abduzensparese und eine zentrale<br />
Beteiligung (s. S. 13).<br />
Osteomyelitis des Stirnbeins, Schädelba-<br />
Therapie | Gezielte abschwellende Maßnahmen<br />
sisfrakturen oder Mukozelen. Über 90 % aller Operationen<br />
der Stirnhöhle erfolgen heute endoskopisch<br />
endonasal. Ziel ist eine dauerhafte Drainage und<br />
Ventilation des Sinus frontalis. Dazu wird ausgehend<br />
durch endoskopische Einlage von Spitztupfern mit<br />
Tetracain/Adrenalin in den Recessus sphenoethmoidalis<br />
und anschließendes Absaugen, Antibiose und<br />
Analgesie („hohe Einlage“). Bei ausbleibender Besserung<br />
vom Ausgangsbefund eine Stirnhöhlenoperation<br />
erfolgt die endoskopische Erweiterung des Keil-<br />
nach Draf I–III ausgeführt (s. S. 17). Bei besonderen beinhöhlenostiums oder eine Trepanation der Keilbeinhöhlenvorderwand.<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
12 2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
2.2.5 Chronische Rhinosinusitis<br />
Bei der chronischen Rhinosinusitis spielen immunologische<br />
und gewebespezifische Entzündungsreaktionen<br />
eine entscheidende Rolle. In der Mukosa und<br />
im <strong>Nasen</strong>sekret der Patienten finden sich vermehrt<br />
Mediatorzellen (z. B. Granulozyten, Mastzellen, T-<br />
Lymphozyten) sowie eine erhöhte Konzentration<br />
von Histamin, Leukotrienen (D 4, E4) und Prostaglandin<br />
D. Unterschieden werden eine neutrophil und<br />
eine eosinophil dominierte Form. <strong>Nasen</strong>polypen treten<br />
vorwiegend bei der von Eosinophilen dominierten<br />
Form auf und werden heute als eigenes Krankheitsbild<br />
verstanden.<br />
<strong>Klinik</strong> | Hyperplastische Schleimhaut mit Hypersekretion,<br />
behinderter <strong>Nasen</strong>atmung und Hyposmie.<br />
Therapie | Die operative Sanierung z. B. durch eine<br />
endoskopische Operation ist wichtig. Ebenso wichtig<br />
ist eine gezielte, befundorientierte und individuelle<br />
Nachbehandlung mit einer langfristigen, antiphlogistischen<br />
Therapie. Die medikamentöse Therapie folgt mit topischen Steroiden (z. B. Triamcinolon)<br />
und Sekretolytika, bei akuter eitriger Exazerbation<br />
sollte ein staphylokokkenwirksames Antibiotikum<br />
gegeben werden (z. B. Amoxicillin plus Clavulansäure,<br />
Cefuroxim, Clindamycin oder Levofloxacin.<br />
er-<br />
oxacin.<br />
2.3 <strong>Nasen</strong>polypen (Polyposis nasi)<br />
Pathogenese | <strong>Nasen</strong>polypen entstehen praktisch<br />
nie in der Nase, sondern meist im Siebbein, aber<br />
auch in der Kieferhöhle. Die Polypenbildung ldung beginnt<br />
mit einer Schleimhautentzündung, ung, davon ausgehend<br />
kommt es zum Ödem mit zunehmender nder Flüssigkeitseinlagerung.<br />
Der Polyp senkt sich der Schwerkraft<br />
folgend und entlang des Weges mit dem geringsten<br />
Widerstand über den mittleren <strong>Nasen</strong>gang in<br />
die<br />
Nase ab. Es besteht eine vorwiegend eosinophile Entzündung.<br />
In der Gesamtbevölkerung liegt die<br />
Häufigkeit von<br />
<strong>Nasen</strong>polypen bei ca. 4 %, bei Patienten mit einer Analgetikaintoleranz<br />
und Asthma bronchiale liegt sie<br />
hingegen bei 60 % (Sampter-Trias,). <strong>Nasen</strong>polypen<br />
sind auch typisch bei einer Mukoviszidose. Ursache<br />
scheint eine Inhibition der Zyklooxygenase zu sein.<br />
Die Folge ist eine relative Überproduktion von Leukotrienen,<br />
die als starke Entzündungsmediatoren bekannt<br />
sind.<br />
Als weitere pathogenetische Faktoren für die Polyposis<br />
nasi werden eosinophile Granulozyten diskutiert.<br />
Eosinophile Granulozyten enthalten zytotoxische<br />
Proteine in ihren Granula (z. B. Major basic<br />
protein MBP, eosinophile Peroxidase EPO), die durch<br />
Degranulation freigesetzt werden. Auch eine Pilztheorie<br />
gibt es: Eosinophile migrieren aus dem Epithel<br />
in den Schleim und docken dort an T-Zellen an.<br />
Sie degranulieren im supraepithelialen Sekretfilm<br />
und setzen ihre zytotoxischen Zytokine, speziell<br />
MBP, frei. Das MBP dockt an die bei den meisten<br />
Menschen im<strong>Nasen</strong>sekret befindlichen Pilzelemente<br />
an und bildet sog. Horseshoe-Komplexe. Diese führen<br />
zu einer entzündlich-toxischen ndlich-to Reaktion an der<br />
Epitheloberfläche läche und induzieren eine sekundäre<br />
bakterielle Invasion und Infektion und letztlich die<br />
chronische Rhinosinusitis, die wiederum Auslöser<br />
eine Polyposis nasi et sinuum sein kann. Auch Sta-<br />
phylokokkus-Antigene spielen eine Rolle. Diese sind<br />
nur in <strong>Nasen</strong>polypen und nicht bei der chronischen<br />
Rhinosinusitis nachweisbar. Ihre Expression gilt als<br />
ein weiterer entzündungsinduzierender Faktor.<br />
on<br />
EXKURS<br />
United Airways<br />
Das Konzept der „vereinigten Atemwege – United air-<br />
ways“ impliziert eine Interaktion der unteren und obe-<br />
ren Atemwege bei entzündlichen Erkrankungen. Ihre<br />
Reaktion auf schädigende Einflüsse ist ähnlich, zudem<br />
leiden die unteren Atemwege, wenn die vorgeschalteten<br />
oberen Atemwege krank sind. Diagnostik und Behandlung<br />
dieser Erkrankungen profitieren in jeder Altersstufe<br />
von fachübergreifenden Überlegungen.<br />
Die besonderen Merkmale der Entzündungsreaktion<br />
bei <strong>Nasen</strong>polypen ähneln der Entzündung in der Bronchialschleimhaut<br />
beim Asthma bronchiale. Auch hier<br />
liegt eine verschobene Immunantwort in Richtung der<br />
T-Helfer-Zellen vom Typ 2 (TH2) vor. Es besteht eine<br />
hohe Koinzidenz von Polyposis nasi und Asthma bronchiale<br />
oder ASS-Intoleranz. Dies ist auch eine Erklärung<br />
für den drohenden Etagenwechsel bei der chronischhyperplastischen<br />
Rhinosinusitis.<br />
Revisio<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt<br />
<strong>Klinik</strong> | Je nach Ausdehnung kommt es zu einer<br />
behinderten <strong>Nasen</strong>atmung, Hyp- oder Anosmie.<br />
Kopfschmerzen sind seltener. Rheologische Veränderungen<br />
des Sekrets mit deutlicher Eindickung. Klinisch<br />
bieten die Polypen ein recht inhomogenes Bild,<br />
vom Solitärpolypen bis hin zur diffusen Polyposis<br />
nasi et sinuum sind alle Übergänge möglich (Tab.1.2).
Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
13<br />
Diagnostik | Die <strong>Nasen</strong>endoskopie zeigt glasige, glatt<br />
begrenzte, gegenüber der Schleimhaut blasse Raumforderungen.<br />
Sie sind zu Beginn im mittleren <strong>Nasen</strong>gang<br />
zu endoskopieren und füllen später das Cavum<br />
nasi aus. Weitere diagnostische Hinweise, besonders<br />
präoperativ, bieten Computerrhinomanometrie, Olfaktometrie,<br />
allergologische Diagnostik und CT.<br />
Therapie | Trotz aller therapeutischen Maßnahmen<br />
besteht eine hohe Rezidivneigung.<br />
Medikamentöse Therapie:<br />
Topische Steroide sind aufgrund ihrer starken antientzündlichen<br />
Wirkung bei der nicht völlig obstruierenden<br />
Polyposis Mittel der ersten Wahl.<br />
Pflanzliche Sekretolytika tragen zur Sekretolyse<br />
und antientzündlichen Therapie bei.<br />
Eine gezielte Gabe von Antibiotika erfolgt bei eitrigen<br />
Exazerbationen. Wegen der Staphylokokken-Superantigene<br />
sind Amoxicillin und Clavulansäure<br />
Mittel der ersten Wahl.<br />
Bei bekanntem Allergen Allergenkarenz oder zifische Immuntherapie Ein positiver Einfluss auf<br />
die Symptome einer chronischen Rhinosinusitisinusitisis<br />
mit Polyposis durch Leukotrien-Antagonisten<br />
en<br />
spe-<br />
wird in einigen Studien belegt. Auch eine adaptive<br />
Desaktivierung durch die langfristige Gabe niedrig<br />
dosierter Acetylsalicylsäure per os täglich erhöht<br />
die Chance auf Rezidivfreiheit. eit. Ziel ist eine<br />
induzierte ASS-Toleranz. Dazu erhalten die Pasteigendeender<br />
Dosierung.<br />
Wegen der Gefahr anaphylaktischeraphylaktischer Reaktienten<br />
Acetylsalicylsäure in<br />
tionen ist eine stationäre Überwachung der<br />
Patienten während der Induktionsphase Voraus-<br />
setzung. Die Gabe von Methylprednisolon als<br />
Stoßtherapie oder in einer Low-Dose-Dauertherapie<br />
kann in Einzelfällen notwendig sein.<br />
Auch<br />
kann ein topisches s Steroid mit einem Antihistaminikum<br />
der 3. Generation bei allergischer Disposition<br />
kombiniert werden.<br />
Eine antimykotische Therapie hat sich nicht bewährt,<br />
insgesamt wurde die Rolle der Pilze bei der Entstehung<br />
von <strong>Nasen</strong>polypen in der Vergangenheit eher<br />
überschätzt. Pilze lassen sich fast überall nachweisen,<br />
so auch im <strong>Nasen</strong>sekret. Sie sind jedoch nicht<br />
Hauptverursacher der Polyposis.<br />
Chirurgische Therapie: Eine Vorbehandlung mit topischen<br />
Steroiden sollte erfolgen. Perioperativ erfolgt<br />
eine Medikation mit Methylprednisolon, die ausschleichend<br />
über 3 Wochen fortgesetzt werden<br />
sollte. Die endoskopische Sanierung des Siebbeins<br />
Tabelle 1.2<br />
Klassifikation der <strong>Nasen</strong>polypen nach Stammberger<br />
Gruppe <strong>Klinik</strong><br />
I Choanalpolyp<br />
II isolierte große Einzelpolypen<br />
III Polypen bei chronischer Rhinosinusitis (nicht eosinophil<br />
dominiert, ohne Atemwegshyperreaktivität)<br />
IV Polypen bei chronischer Rhinosinusitis (eosinophil<br />
dominiert), diffuse Polyposis bei Analgetikaintoleranz,<br />
allergischer chronischer Rhinosinusitis, Asthma<br />
bronchiale<br />
V Polyposis bei spezifischensch<br />
Erkrankungen<br />
n<br />
erfolgt je nach Befund in<br />
der <strong>Nasen</strong>endoskopie und<br />
CT. Das Spektrum reicht<br />
von der vorderen Ethmoid-<br />
ektomie bis zur Pansinusoperation. Eine periopera-<br />
tive Antibiose ist zu<br />
empfehlen.<br />
Eine Operation kann<br />
die Neigung der Schleimhaut zu<br />
einer TH2-verschobenen Immunantwort nicht kau-<br />
sal verändern. Sie schafft aber die Voraussetzungen<br />
für eine effektive Therapie mit topischen Steroiden.<br />
Eine langfristige endoskopische Befundkontrolle und<br />
antientzündliche Behandlung ist erforderlich. Die<br />
meisten Rezidive sind Ergebnis einer ungenügenden<br />
langfristigen Nachsorge.<br />
2.4 Komplikationen bei <strong>Nasen</strong>nebenhöhlenentzündungen<br />
2.4.1 Orbitale Komplikationen<br />
Orbitale Komplikationen treten meist bei akuten Entzündungen<br />
des Siebbeins, aber auch in Verbindung<br />
mit Kiefer- und Stirnhöhlenentzündungen auf. Die<br />
Fortleitung der Entzündung erfolgt meist über die<br />
Lamina papyracea des Siebbeins. Folgende Komplikationen<br />
sind möglich:<br />
Orbitaödem: teigige Lidschwellung, Ödem der<br />
Bindehaut (Chemosis), keine Motilitätseinschränkung,<br />
der Visus ist normal.<br />
orbitale Periostitis: umschriebene infektiöse<br />
Durchwanderung der Lamina papyracea. Zur Lidschwellung<br />
gesellt sich Druckschmerzhaftigkeit<br />
im medialen Lidwinkel, Fieber, Schmerzen bei<br />
Augenbewegungen.<br />
subperiostaler Abszess: zu den bereits geschildertenBefundenkommeneineVerdrängungdesBulbus<br />
und Schmerzen bei der Bulbusbewegung<br />
hinzu. Je nach Läsion der Lamina papyracea besteht<br />
eine Protrusio bulbi, Doppelbilder möglich,<br />
gleichzeitig entwickelt sich häufig ein Lidabszess.<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
14 2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
6<br />
5<br />
8<br />
4 7<br />
2.4.2 Endokranielle Komplikationen<br />
Zentrale Komplikationen können auf verschiedenen<br />
Wegen entstehen (Abb.1.3):<br />
direkte Infektion per continuitatem (nach Trauma<br />
oder Osteitis),<br />
hämatogen,<br />
Osteomyelitis.<br />
3<br />
2<br />
Abb.1.3 Pathomechanismen endokranieller Komplikationen<br />
bei Sinusitis frontalis (axiale Schnittebene). 1Empyem<br />
im Sinus frontalis, 2 epiduraler Abszess, 3 Dura, 4 subduraler<br />
Abszess, 5 Gehirn, 6 Hirnabszess, 7 Infektion des Sinus sagittalis,<br />
8 Beteiligung der Meningen.<br />
Orbitaphlegmone: birgt die Gefahr der Erblindung<br />
und des Verlusts des Auges. Zudem kann durch<br />
weitere endokranielle Fortleitung, z. B. zum Sinus<br />
cavernosus, akute Lebensgefahr für den Patienten<br />
entstehen. Mit Zunahme des Ödems entwickelt<br />
sich eine Protrusio bulbi mit „brettharter“ Lid-<br />
schwellung und Einmauerung des Bulbus, Motilitätseinschränkung,<br />
Doppelbilder, Visusverlust.<br />
ust.<br />
Diagnostik | <strong>Nasen</strong>endoskopie (Eiterstraße e im mittleren<br />
<strong>Nasen</strong>gang), koronare und axiale CT, Abstrich<br />
zur Keimbestimmung und Resistogramm, stogramm, augenärzt-<br />
liches Konsil (Visusprüfung, Prüfung der weglichkeit).<br />
Bulbusbe-<br />
Therapie | Je nach Befund abschwellende Maßnahmen,<br />
„hohe Einlagen“, Medialisierung der mittleren<br />
<strong>Nasen</strong>muschel. Kalkulierte lierte Antibiotikatherapie bis<br />
zur Keimbestimmung: Aminopenicillin plus<br />
β-Lactamasehemmer<br />
i. v. oder Clindamycin,<br />
danach ggf. Umstellung<br />
als gezielte Therapie auf der Grundlage des<br />
Resistogramms.<br />
Bei einer orbitalen Periostitis rechtzeitige endoskopische<br />
Ethmoidektomie, außerdem Methylprednisolon<br />
i. v. Bei subperiostalem Abszess zusätzlich Trepanation<br />
der Lamina papyracea.<br />
Bei Orbitaphlegmone endoskopische Sanierung aller<br />
<strong>Nasen</strong>nebenhöhlen, Entnahme der Lamina papyracea<br />
und Schlitzung der Periorbita.<br />
1<br />
on<br />
Rhinogene Meningitis<br />
<strong>Klinik</strong> | Ausgeprägtes Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen,<br />
hoheshes Fieber, Nackensteife und Meningismus,<br />
Lichtscheu, cheu, Erbrechen, Benommenheit bis hin zum<br />
Koma. Pleozytose im Liquor, erhöhter Liquordruck,<br />
evtl. Keimnachweis im Liquor.<br />
Diagnostik<br />
| Lumbalpunktion, Blutkultur, MRT oder<br />
CT. Wichtig ist die Abgrenzung zu einer Virusmenin-<br />
gitis, was anhand der<br />
Liquoruntersuchung möglich<br />
ist (siehe Lehrbücher der Neurologie).<br />
MERKE<br />
Vor der Lumbalpunktion ist ein erhöhter Hirn-<br />
druck auszuschließen.<br />
Therapie | Sanierung der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen, Revi-<br />
sionder<br />
Schädelbasis. Findet sich hierbei eine Läsion,<br />
so wird sie z. B. mit Fascia lata abgedichtet. Hochdosierte<br />
Therapie mit liquorgängigen Antibiotika,<br />
z. B. Flucloxacillin plus Ceftazidim/Metronidazol,<br />
oder Ampicillin, Chloramphenicol. Regelmäßige Liquorkontrollen<br />
sind angezeigt.<br />
Hirnabszess<br />
<strong>Klinik</strong> | Uncharakteristische Symptome (Leistungsknick,<br />
Kopfdruck, Vigilanzminderung) mit subfebrilen<br />
Temperaturen.<br />
Diagnostik | Kraniale CT mit typischer zentral hypodenser<br />
Läsion, die ringförmig Kontrastmittel anreichert<br />
und von einem perifokalen Ödem umgeben ist,<br />
Lumbalpunktion (meist ohne Befund, nicht bei intrakranieller<br />
Druckerhöhung!), Blutkultur, neurologisches<br />
Konsil.<br />
Therapie | Rhinologische Herdsanierung mit breiter<br />
Drainage der Eintrittspforte, liquorgängige Antibiotika,<br />
z. B. Flucloxacillin plus Ceftazidim/Metronidazol,<br />
aber auch Ampicillin, Chloramphenicol.<br />
Revisio<br />
io<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
2Entzündungen der inneren Nase und der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
15<br />
Stirnbeinosteomyelitis (Pott’s Poffy Tumor)<br />
Pathogenese | Pott’s PoffyTumortrittalsKomplikation<br />
einer Sinusitis frontalis auf. Es handelt sich um<br />
einen frontalen, subperiostalen Abszess, der durch<br />
Fortleitung einer rhinogenen Infektion auf die Diploëschicht<br />
des Os frontale entsteht. Von hier aus<br />
droht die rasante Ausbreitung über die gesamte<br />
Schädelkalotte mit der Gefahr multipler Durchbrüche<br />
nach endokraniell und nach subperiostal.<br />
<strong>Klinik</strong> | Charakteristisch ist eine teigige, schmerzhafte<br />
Schwellung über der Stirn, die weit über die<br />
Grenzen der Stirnhöhle reicht. Die Patienten sind<br />
schwer krank mit hohem Fieber, schlechtem Allgemeinzustand,<br />
starken Kopfschmerzen, eingetrübtem<br />
Bewusstsein (Abb.1.4).<br />
Diagnostik | Die CT zeigt typische unregelmäßige<br />
Destruktionen und Aufhellungen der Kortikalis. In<br />
der Knochenszintigrafie zeigt sich eine deutliche Aktivitätsanreicherung<br />
im osteomyelitischen Knochen.<br />
n.<br />
Bei Lumbalpunktion und Labor zeigen sich typische<br />
Abb.1.4<br />
Patient<br />
mit Stirnbeinosteomyelitis.a Teigige,<br />
Entzündungszeichen (Leukozytose, CRP-Anstieg,<br />
schmerzhafte Schwellung und Rötung, die sich über die Grenzen<br />
der Stirnhöhle fortsetzt. b intraoperativer Befund: Der osteo-<br />
Pleozytose).<br />
myelitische Knochen wurde vollständig entfernt, durch ein<br />
Therapie | Breitflächige Sanierung über einenen schnitt bis in den gesunden Knochen hinein. Gabe<br />
Bügel-<br />
Transplantat<br />
aus Kalottenknochen ersetzt und mit Nähten, die<br />
durch kleine<br />
Bohrlöcher geführt wurden, fixiert.<br />
eines knochengängigen Antibiotikums, z. B. Fosfomy-<br />
cin.<br />
Revision<br />
a<br />
b<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
16 3 Operationen der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
3 Operationen der<br />
<strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
Key Point<br />
Über 90 % aller Operationen an den <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
erfolgen heute endonasal unter<br />
der optischen Kontrolle von Endoskopen oder<br />
dem Operationsmikroskop.<br />
Von den endonasalen werden die äußeren Zugänge<br />
in der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen-Chirurgie unterschieden.<br />
Diese Zugänge wurden früher häufiger gewählt und<br />
verfolgten das Ziel einer vollständigen Entfernung<br />
der Schleimhaut aus einzelnen Höhlen.<br />
3.1 Äußere Zugänge<br />
Die wichtigsten Operationen über äußere Zugänge<br />
aus der präendoskopischen Ära waren<br />
Kieferhöhlen-Radikaloperation nach Caldwell-Luc<br />
und Denker,<br />
Stirnhöhlen-Operationen nach Riedel, Killian und<br />
Ritter-Jansen.<br />
Heute sind die äußeren Zugänge viel seltener ziert, aber bei besonderen Problemen nicht verzicht-<br />
indibar.<br />
Indikationen sind z. B.:<br />
mehrfach radikal voroperierte Patienten,<br />
PatientennachfrontobasalenFrakturen, turen,<br />
Patienten mit rezidivierenden Muko- oder len.<br />
Pyoze-<br />
B<br />
A<br />
C<br />
1<br />
3<br />
2<br />
2a<br />
Moderne äußere Operationsmethoden sind die:<br />
osteoplastische Stirnhöhlenoperation über einen<br />
Bügelschnitt,<br />
KIM-Operation (kontralaterale, ipsilaterale und<br />
Mediandrainage) der Stirnhöhle mit Rekonstruktion<br />
des Stirnhöhlenbodens nach Behrbohm<br />
(Abb.1.5).<br />
3.2 Endonasale Operationen<br />
Die endonasalennasalenn Operationen sollen Ventilation und<br />
Drainage der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen verbessern. Polypen,<br />
Zysten und avitale Pilzkonkremente werden abgetragen.<br />
Die parietale Schleimhaut wird belassen,<br />
da sie eine große Reparationsfähigkeit besitzt.<br />
Unter dem Begriff FESS (functional endoscopic sinus<br />
surgery) ry) werden alle endonasalen endoskopischen<br />
Operationen am System der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen zu-<br />
sammengefasst.<br />
mengefasst.<br />
Die BES (biostatische endoskopische Siebbeinopera-<br />
tion) ist eine verfeinerte Technik der FESS, die die<br />
Statik der individuellen Archtektur des Siebbeins er-<br />
hält um postoperative Obliterationen und narbige<br />
Schrumpfungen zu vermeiden.<br />
Die Ballondilatation ist ein modernes Verfahren, mit<br />
welchem<br />
stenosierte und blockierte Ostien, vor allem<br />
der Stirnhöhle, mithilfe eines Ballonkatheders erwei-<br />
tert<br />
werden.<br />
Hybridoperationen stellen eine Kombination von endoskopischer<br />
Mikrochirurgie und Ballondilatation<br />
dar.<br />
Revision<br />
Abb.1.5 Prinzip der KIM-Drainage. mit Rekonstruktion des<br />
Stirnhöhlenbodens mit Conchaknorpel. A Entnahme des Knorpels,<br />
B Anfertigung eines passenden Knorpeltransplantats, C<br />
Rekonstruktion des Stirnhöhlenbodens bzw. der Lamina papyracea,<br />
1 ipsilateraler transethmoidaler Weg, 2 kontralateraler Weg<br />
über das Septum interfrontale (innere Wand der Stirnhöhle), 2 a<br />
flankierende endoskopische Sanierung/Erweiterung des Recessus<br />
frontalis, 3 Mediandrainage (Typ III nach Draf, s. Abb.1.6).<br />
Prinzip der Erweiterung des Recessus frontalis durch Abtragen<br />
von Infundibular- bzw. Aggernasi-Zellen bei den endoskopischen<br />
Operationen FESS und BES.<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
3 Operationen der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
17<br />
a<br />
Abb.1.6 Endonasale Stirnhöhlenoperationen nach Draf<br />
I–III.<br />
Draf I: Erweiterung des Recessus frontalis<br />
Draf IIa: Erweiterung des Zugangs mit Erhalt der vertikalen<br />
Lamelle der mittleren Muschel<br />
Draf IIb: Erweiterung des Zugangs durch Abtragen des medianen<br />
3.2.1 Endonasale Kieferhöhlenoperation<br />
Die Operation beginnt mit der Umschneidung und<br />
Entfernung der medialen Wand des Infundibulum<br />
ethmoidale (Infundibulotomie). Durch die Abtragung<br />
der medialen Wand des dreidimensionalen Infundi-ndibulums<br />
entsteht eine breite Öffnung zur Nase.<br />
Jetzt kann das Ostium naturale der Kieferhöhle, welerweiterches<br />
in das kaudale Infundibulum mündet, rt<br />
b<br />
c<br />
Stirnhöhlenbodens von der Lamina papyracea bis zum Septum<br />
nasi unter Mitnahme der vertikalen Lamelle der mittleren<br />
Muschel<br />
Draf III: Mediandrainage mit Abtragen des Stirnhöhlenbodens<br />
zwischen beiden en Laminae papyraceae und des angrenzenden<br />
Septum nasale und des Septum sinuum frontale.<br />
werden. Über dieses<br />
„Fenster“ können dann unter<br />
Sicht tder<br />
45<br />
°- -oder<br />
oder70°-Optik intrakavitäre Opera-<br />
tionsschritte ausgeführt werden.<br />
Endonasale<br />
Stirnhöhlenoperationen wurden von<br />
Draf je nach Schwere der pathologischen Schleimhautveränderungen<br />
systematisiert (Abb.1.6).<br />
evisionn<br />
a<br />
Abb.1.7 Zwei Phasen einer Ballondilatation der rechten Stirnhöhle.<br />
a Der Ballonkatheter wurde durch den stenosierten Recesseus<br />
frontalis in die Stirnhöhle vorgeschoben und der Ballon (siehe<br />
kleine Markierungen) genau in Höhe der Stenose positioniert.<br />
b Unter manometrischer Kontrolle wird der Ballon entfaltet und<br />
die Stenose dilatiert.<br />
b<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt
18 3 Operationen der <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen Nase und <strong>Nasen</strong>nebenhöhlen<br />
Abb.1.8 Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!!<br />
Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!!<br />
Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!!<br />
Bildlegende!!!! Bildlegende!!!!<br />
Abb.1.10 Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! de!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!!<br />
Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!!<br />
Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!!<br />
Bildlegende!!!! Bildlegende!!!!<br />
Revisio<br />
Abb.1.9<br />
Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildle-<br />
gende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildle-<br />
gende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!! Bildle-<br />
gende!!!! Bildlegende!!!! Bildlegende!!!!<br />
Revision: Weitergabe an Dritte nicht erlaubt