Bergsteiger 11 Berge für Weltmeister (Vorschau)
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06<br />
Berchtesgaden: 24 Stunden nonstop durch die <strong>Berge</strong><br />
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| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
06 / Juni Juli 2014 2013<br />
PLUS 56 Tourentipps + 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ammergauer Alpen • Mangfallgebirge • Dolomiten<br />
Neue Serie!<br />
Von Null auf das<br />
Dach der Alpen<br />
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Mit Trainingsplan<br />
<strong>11</strong> <strong>Berge</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Weltmeister</strong><br />
Sammeln Sie die Gipfel der WM-Kicker!<br />
Allgäuer Alpen<br />
Dachstein<br />
Dolomiten<br />
Stubaier Alpen<br />
Wetterstein<br />
Zugspitze<br />
Die hohe Kunst<br />
der Bergfeuer<br />
Karwendel<br />
Knackige Touren zu Zacken<br />
zwischen Bayern und Tirol<br />
Kitzbühel<br />
Der neue »Kat Walk« bietet<br />
ein 6-Etappen-<strong>Berge</strong>rlebnis<br />
Hütten-Zauberin<br />
Julia Dobler am Kaunergrat<br />
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Alles über<br />
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EDITORIAL<br />
Der Süden lockt die Profis. Während es den Rekordmeister<br />
FC Bayern regelmäßig zum Training<br />
ins Trentino zieht (nach der Schlappe gegen Real<br />
Madrid könnte eine italienische Wein-Kur vielleicht<br />
Katharsis bringen), bereiten sich Jogi Löws<br />
Mannen bereits zum dritten Mal in Südtirol auf <strong>Weltmeister</strong>schaften vor. Sie haben<br />
sich <strong>für</strong> die Tage (21.–31. Mai) vor dem Start in Brasilien das mediterran angehauchte<br />
Passeiertal ausgesucht, umrahmt von der Texelgruppe der Ötztaler Alpen<br />
und den Sarntaler Alpen. Nur: Hat sich Löw je über die passenden Trainingsberge<br />
<strong>für</strong> seine Spieler-Persönlichkeiten Gedanken gemacht? Wohl kaum. Wir legen es<br />
ihm aber ans Herz. Denn wo sonst finden sich Herausforderungen, die der mitunter<br />
komplizierten Psyche und der unterschiedlichen Physis der Stars gerecht werden?<br />
Philipp Lahm zum Beispiel: Als Spielwiese <strong>für</strong> den technisch<br />
überragenden und unglaublich vielseitigen Seilschaftsführer sind<br />
die Ruchenköpfe im Mangfallgebirge besonders gut geeignet.<br />
Auf den Alleskönner warten Routen wie der »linke Riss« (5+) ,<br />
»Rechtsaußen« (6) oder die »Mittlere Westwandverschneidung«<br />
(6+). Oder Mesut Özil, der Kicker, der an guten Tagen das Publikum<br />
ins Schwärmen bringt: Er braucht einen Berg wie den Piz<br />
Badile. Dessen Routen sind so vielseitig wie Mesuts Laufwege,<br />
und auch alpinhistorisch ließe sich <strong>für</strong> den Ballzauberer einiges an Lernstoff ableiten<br />
– findet die Redaktion. Lesen Sie in unserer Titelgeschichte (S. 24–33), welcher<br />
Berg zu wem passt. Und steigen Sie selbst auf einen der elf <strong>Weltmeister</strong>berge!<br />
Bayerische Voralpen – 1805 m<br />
Am Berg<br />
lassen sich<br />
<strong>Weltmeister</strong><br />
schulen<br />
Ruchenköpfe<br />
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Apropos Weltspitze: Unmittelbar vor Drucklegung dieser Ausgabe endete die Wahl<br />
zum schönsten Berg der Welt, um die wir Sie in der Aprilausgabe gebeten hatten.<br />
Gewonnen hat der Watzmann mit 445 Stimmen vor den Drei Zinnen mit 337 Stimmen.<br />
Insgesamt haben sich fast 1500 Leser an der Abstimmung beteiligt, vielen<br />
Dank da<strong>für</strong>! Im Juliheft werden wir die Sieger-<strong>Berge</strong> dann gebührend feiern und das<br />
komplette Ergebnis und den Gewinner des Nepal-Trekkings bekanntgeben.<br />
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Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
P.S.: Nicht nur der FCB liebt das Trentino, auch wir sind fasziniert von der Region.<br />
Wir haben dem Trentino ein Special gewidmet, das jetzt frisch am Kiosk zu haben ist.<br />
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NEVER<br />
STOP<br />
EXPLORING
INHALT<br />
24<br />
Gut aufgestellt<br />
Am 12. Juni beginnt die Fußball-WM in Brasilien.<br />
Wir zeigen, an welchen <strong>Berge</strong>n die deutschen<br />
Nationalspieler da<strong>für</strong> trainiert haben könnten.<br />
34<br />
Frühstart im Karwendel<br />
Kaum etwas treibt <strong>Bergsteiger</strong> so früh<br />
aus den Federn wie das Zivilisationsloch<br />
zwischen Bayern und Tirol.<br />
TITELTHEMA<br />
24 <strong>Berge</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltmeister</strong><br />
Jogis Jungs auf großer Tour: Rechtzeitig<br />
vor der Fußball-WM fand die Redaktion <strong>für</strong><br />
jeden Kicker den passenden Trainingsberg.<br />
BERGSZENE<br />
14 Neues aus der Welt der <strong>Berge</strong><br />
14 BERGSZENE Lawinendrama am Mount<br />
Everest – Skibergsteigen bald olympisch?<br />
18 UMWELT Gletscherbericht des OeAV:<br />
erstes Wachstum seit drei Jahren<br />
20 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Karten und<br />
Webseiten zum Thema Berg<br />
AUF TOUR<br />
34 Gefangen im Urgestein<br />
Versteinerte Seeigel und uralte Jägersteige:<br />
Rund um das Lamsenjoch offenbart das<br />
Karwendel seine Frühgeschichte.<br />
46 Königliche Kämme<br />
Oberhalb von Schloss Linderhof warten<br />
ursprüngliche Gratwege auf Überschreiter.<br />
Die sollten Lust auf einsame Pfade mitbringen.
72<br />
Augen auf und durch<br />
24-Stunden-Wandern: spannende<br />
Probe <strong>für</strong> Hirn und Waden<br />
50<br />
Feuerläufer<br />
Bald brennen in<br />
Ehrwald die <strong>Berge</strong>.<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Touren <strong>für</strong> den Frühsommer<br />
Rindalphorn ...............................................................................59<br />
Kuchelberg ...................................................................................59<br />
Kienjoch ..........................................................................................59<br />
Gießenbachklamm .............................................................61<br />
Ettaler Mandl ..............................................................................61<br />
Notkarspitze ................................................................................61<br />
Baumgartenschneid ..........................................................63<br />
Hochstaufen ...............................................................................63<br />
Klausenberg ................................................................................63<br />
Munt de Gröpes ......................................................................65<br />
Munt da Medalges ................................................................65<br />
Via ferrata Strobel ................................................................65<br />
92<br />
Schwertransport<br />
Das Trekking ist die Königsdisziplin<br />
<strong>für</strong> jeden Wanderrucksack.<br />
Wir haben die neuen<br />
Modelle getestet.<br />
78<br />
Liebesmüh’<br />
In Villgraten wandert<br />
man dem Herzen nach.<br />
Cover: Iris Kürschner, Dolomiten-Höhenweg; weitere Fotos: Wikipedia, W. Ehn, F. Baumann, M. Prittwitz, R. Bösch/Archiv Mammut, Hersteller<br />
50 <strong>Berge</strong> in Flammen<br />
Einmal im Jahr brennen die Mieminger<br />
<strong>Berge</strong>: Zur Sommersonnwend streiten die<br />
Bergfeurer wieder ums schönste Motiv.<br />
68 Serie: Hüttenzauber<br />
25, weiblich, Hüttenwirtin: Julia Dobler<br />
von der Kaunergrathütte ist der lebende<br />
Beweis <strong>für</strong> den Wandel im Bergsport.<br />
Familien-TIPP<br />
78 Tour mit Trumpf<br />
Der Herz-Ass-Weg im Villgratental wurde<br />
an Heiligabend geboren und ist heute ein<br />
begehrtes Ziel <strong>für</strong> Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
82 Serie: GeoTop-Touren<br />
Nagelfluh oder Herrgottsbeton? Das Rindalphorn<br />
besteht aus besonderem Stein.<br />
86 Grenzgang am Hahnenkamm<br />
Mausefalle und Prügeltorte: Auf dem 6-tägigen<br />
»KAT-Walk« durch die Kitzbüheler Alpen<br />
stoßen Weitwanderer auf allerlei Kuriosa.<br />
<strong>11</strong>8 Im Reich der Alpenpässe<br />
Zu Besuch bei den Zuckerbäckern:<br />
ein perfektes Bergwochenende im größten<br />
Schweizer Nationalpark, dem Parc Ela<br />
<strong>11</strong>2 Gletschereis und Rebensaft<br />
Im Susa-Tal im Piemont fließt so manches<br />
zusammen. Und zwischen den Sonnenterrassen<br />
lässt es sich herrlich Wein-wandern.<br />
SERVICE<br />
92 Gewichtheben de luxe<br />
Sie müssen vieles ertragen und trotzdem<br />
bequem sein: Trekkingrucksäcke haben es<br />
nicht leicht. Die neuesten Modelle im Test<br />
102 Serie: Hersteller im Profil<br />
Icebreaker-Gründer Jeremy Moon über<br />
den Denkfehler, sich in Plastik zu kleiden,<br />
wenn man die Natur entdecken will.<br />
106 Die Unzerstörbaren<br />
Chemie mit Fluch und Segen: Dank PFC<br />
halten Funktionsjacken auch im Regen<br />
dicht. Doch die Umwelt leidet darunter.<br />
REPORTAGE<br />
72 Wandertag<br />
Schlaflos am Watzmann: Nach Berchtesgaden<br />
kommen jährlich Hunderte, um 24<br />
Stunden durchzuwandern.<br />
40 Neue Serie:<br />
Von Null aufs<br />
Dach der Alpen<br />
Einmal auf dem Mont<br />
Blanc stehen! In 12<br />
Ausgaben zeigen der<br />
BERGSTEIGER<br />
und die Mammut<br />
Alpine<br />
School,<br />
was es dazu<br />
braucht.<br />
Teil 1: Richtig gehen<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Bergbilder 8<br />
TV-Programm 22<br />
Fotowettbewerb 54<br />
Davids Depeschen 90<br />
Härtetest 108<br />
Bergpredigt 120<br />
Briefe/Impressum 121<br />
<strong>Vorschau</strong> 122<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 7
BERGBILDER<br />
Schlammschlacht<br />
Der Monsunregen hat die unbefestigten Bergstraßen<br />
aufgeweicht, das Weiterkommen wird<br />
zur Handarbeit. Nur im Schritttempo geht es voran<br />
– eine Geduldsprobe <strong>für</strong> Fahrer und Passagiere.<br />
Buri Gandaki Tal, Nepal<br />
Foto: clearskies.at<br />
8 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 9
Dichter Urwald und tagelanger<br />
Regen begleiten<br />
das Team auf seinem Weg<br />
ins Basislager. Dort angekommen,<br />
kehrt Ruhe ein<br />
– nicht nur nachts. Bei der<br />
traditionellen Puja, der<br />
Ehrerweisung an die Götter,<br />
liegen Respekt und Demut<br />
in der Luft. Dann erst kann<br />
der Aufstieg beginnen.<br />
Basislager am Manaslu (4930 m)<br />
10 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Hängepartie & Lichtmagie<br />
Fotos: clearskies.at (li.), third-pole.com (2)<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> <strong>11</strong>
Fast heimelig mutet die kleine Zeltstadt an. Doch<br />
ihre Einrichtung kostet Zeit und Kraft. Nur wenig<br />
oberhalb lässt die Nachmittagssonne riesige<br />
Lawinen ins Tal donnern. Wieder heißt es: warten.<br />
Lager 1 am Manaslu (5650 m)<br />
Hoch(p)lager<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Mit Seelenruhe<br />
Zwei Stricke dürfen an einem Achttausender<br />
auf keinen Fall reißen:<br />
das Kletterseil – und der Geduldsfaden<br />
»Berg der Seele« bedeutet der Name des<br />
Manaslu übersetzt. Die sprichwörtliche Ruhe<br />
bewiesen Hannes Gröbner, Georg Leithner,<br />
Markus Amon und Sepp Hechenberger<br />
im September 2013, als ihnen – ohne Hilfe<br />
von Hochträgern oder künstlichem Sauerstoff<br />
– eine Besteigung des achthöchsten<br />
Erdgipfels (8163 m) inklusive Skibefahrung<br />
gelang. Ob blockierte Anfahrtswege, hohe<br />
Lawinengefahr oder bei der Akklimatisierung:<br />
Geduld zahlt sich an hohen <strong>Berge</strong>n<br />
letztlich immer aus. Langsam waren die<br />
Österreicher deshalb nicht. In zehn Tagen<br />
marschierte das Team ins Basislager, in<br />
weiteren zehn zum Gipfel. Dass Gröbner<br />
seit 13 Jahren <strong>für</strong> seine Agentur Clearskies<br />
(www.clearskies.at) Berg- und Trekkingreisen<br />
in aller Welt organisiert und leitet,<br />
war dabei sicher kein Nachteil. –te–<br />
Fotos: third-pole.com; Georg-Leithner.at<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 13
<strong>Bergsteiger</strong><br />
06/14 BERGSZENE<br />
<strong>Bergsteiger</strong> verhandeln mit<br />
Regierungsvertretern im Everest<br />
Basecamp (rechts). Ein Serac<br />
oberhalb des Khumbu-Eisfalls<br />
(links) löste die Lawine aus, die<br />
Sherpa Tashi Daba (unten) als<br />
einer von Wenigen überlebte.<br />
Fotos: Picture Alliance (2), wikipedia / Uwe Gille, Luka Kranjc<br />
Zitat des Monats<br />
»Wie leicht so ein Faß voll<br />
Himbeersaft doch sein<br />
kann, wenn man mit sich<br />
selbst zufrieden ist!«<br />
Abgebrochen<br />
16 TOTE NACH LAWINENABGANG AM EVEREST<br />
Der 18. April 2014 wird als der bisher schwärzeste Tag in die Geschichte<br />
des Mount Everest eingehen. Am frühen Morgen des Karfreitag stürzte ein<br />
Serac aus der Südwestwand des Everest und löste eine Lawine aus, die über<br />
den Khumbueisfall abging. 16 nepalesische <strong>Bergsteiger</strong>, viele davon Träger<br />
und Köche, kamen dabei ums Leben. Fast alle der 31 Expeditionen auf<br />
der Südseite brachen die Saison daraufhin ab. Lediglich drei kleine Teams<br />
harrten bei Redaktionsschluss noch im Everest Basecamp ihrer Chance,<br />
wo nach dem Unglück chaotische Zustände herrschten. Obwohl ein Großteil<br />
der etwa 600 Arbeiter, meist Sherpa, die Arbeit niedergelegt hatte, erfolgte<br />
keine offizielle Schließung des <strong>Berge</strong>s. Einige versuchten, die nepalesische<br />
Regierung mit einem Ultimatum zur Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen<br />
zu bewegen. Diskutiert wurde etwa ein Hilfsfonds, der aus 30% der Gipfelgebühren<br />
(ca. 10 000 Dollar pro Kopf) gespeist werden soll.<br />
–te–<br />
Hermann Buhl, der 1948 am Morgen nach seiner<br />
33-stündigen Überschreitung der südlichen Karwendelkette<br />
wieder als Zuträger der Glungezerhütte arbeitete.<br />
Der vierte Tag begrüßte mit Sauwetter.<br />
Mit dem Baumarktzelt<br />
Luka Lindic und Luka Krajnc, zwei junge Slowenen, die unter der<br />
Ägide von Marko Prezelj stehen, schafften vom 12. bis 15. März<br />
die erste freie Begehung von »Rolling Stones«, einer der schwierigsten<br />
Routen in der Grandes Jorasses Nordwand. Die Erstbegeher<br />
gaben 1979 den Grad 6a/A3, 80° <strong>für</strong> die <strong>11</strong>00 Meter aus. Die<br />
beiden Lukas korrigierten auf M8, betonten aber: »Zahlen erzählen<br />
die Geschichte nie ganz.« Zurück in Chamonix verriet Luka Krajnc<br />
einen Teil des Plans: »Am Bergschrund übernachteten wir in einem<br />
Zelt, das wir <strong>für</strong> fünf Euro an der Tankstelle gekauft hatten. Das<br />
konnten wir ruhigen Gewissens zurücklassen.«<br />
–te–<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Foto: privat<br />
Fünf Fragen an …<br />
... den Bergfeurer<br />
Erich Steiner, Jahrgang 1958,<br />
ist Schriftführer des Vereins<br />
Bergfeuer Ehrwald und war<br />
federführend beim Antrag an<br />
die UNESCO, die Bergfeuer von<br />
Ehrwald, Lermoos und Biberwier<br />
als immaterielles Kulturerbe<br />
anzuerkennen.<br />
Herr Steiner, seit wann gibt es die Bergfeuer?<br />
Schriftlich erwähnt sind die Bergfeuer erstmals 1949 anlässlich<br />
einer Glockenweihe in Ehrwald. Zu dieser Zeit wurden vermutlich<br />
einfache Motive wie Kreuze und Herzen entzündet.<br />
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Heute sind die Motive aber wesentlich komplexer?<br />
Ja. Mitte der 1960er-Jahre waren unter den Bergfeurern, die das<br />
Gamskar unter der Zugspitze befeuerten, zwei Ehrwalder, die sich mit<br />
der Landvermessung auskannten. Sie berechneten die Verzerrung,<br />
die sich <strong>für</strong> Motive durch die Hangneigung ergab. Dadurch konnten<br />
komplexere Bilder oder Schriftzüge dargestellt werden. Es entwickelte<br />
sich ein Wettstreit zwischen den Feuermachern im Gamskar und<br />
der Gruppe am Fuß der Sonnenspitze, den beiden größten Bergfeurergruppen<br />
im Talkessel. Später wurden auch an anderen Plätzen<br />
immer ausgefeiltere Motive entworfen.<br />
Was macht die Bergfeuer von Ehrwald, Lermoos und Biberwier<br />
so einzigartig?<br />
Zum einen haben wir einen Talkessel, der von <strong>Berge</strong>n und Schotterhängen<br />
umrahmt wird, so dass die Bergfeuer rundum zu sehen sind.<br />
Zum anderen ist bei uns die Kunst des Bergfeuerns ziemlich<br />
fortgeschritten.<br />
Worauf kommt es beim Bergfeuern vor allem an?<br />
Das Wichtigste ist die Reduktion auf das Wesentliche. Weniger ist<br />
beim Bergfeuern mehr. Nur die wichtigsten Linien dürfen dargestellt<br />
werden, sonst wird das Bild überfrachtet. Die Details entstehen<br />
dann im Kopf des Betrachters.<br />
Was war die Motivation, die Bergfeuer von der UNESCO als<br />
immaterielles Kulturerbe anerkennen zu lassen?<br />
Wir wollen vermeiden, dass die Sonnwendfeuer kommerzialisiert<br />
werden. Werden sie nicht mehr im Sinne der Tradition abgehalten,<br />
verlieren sie ihren Platz auf der Liste der UNESCO. Die Bergfeuer<br />
sollen nicht abgebrannt werden, weil viele Touristen im Dorf sind.<br />
Wir freuen uns über viele Zuschauer, aber vor allem zünden wir<br />
sie an, weil wir die Tradition aufrechterhalten wollen und weil wir<br />
Freude daran haben.<br />
Interview: Franziska Baumann<br />
Eine ausführliche Reportage zu den Ehrwalder Bergfeuern,<br />
die dieses Jahr am 21. Juni stattfinden, finden Sie ab Seite 50.<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 15
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/<strong>11</strong> 06/14 AKTUELL BERGSZENE<br />
Notizen<br />
Drei goldene Eisäxte<br />
Ueli Steck, Raphael Slawinski und Ian<br />
Welsted sind die Gewinner des Piolet d’Or<br />
2014. Die Jury honorierte mit den Auszeichnungen<br />
zwei Unternehmungen, die sich im Stil<br />
deutlich unterscheiden: Steck setzte mit seinem<br />
Solo an der Annapurna-Südwand alles auf<br />
eine Karte, die Kanadier Slawinski und Welsted<br />
eroberten den K6 West (7100 m) dagegen auf<br />
der objektiv sichersten Route.<br />
–te–<br />
Klettersteigschein Dachstein<br />
Vor fast 150 Jahren wurde am Dachstein<br />
der erste Klettersteig erbaut, nun hat die<br />
Region auch den ersten Klettersteigschein:<br />
Von diesem Sommer an können Kinder (12 Euro),<br />
Jugendliche (15 €) und Erwachsene (29 €)<br />
in eintägigen Kursen zu Material- und Wetterkunde,<br />
Tourenplanung und Absicherung alle<br />
notwendigen Grundinformationen erlernen. –te–<br />
IMS Photocontest<br />
Es ist die vierte Auflage des weltweit größten<br />
Fotowettbewerbs zum Thema <strong>Berge</strong>. Im Jahr<br />
2013 hatten sich 2400 Fotografen aus fast 100<br />
Ländern beim »IMS Photo Contest« beteiligt.<br />
Nun sind wieder alle Bergfotografen aufgerufen,<br />
bis zum 31. Juli ihre besten Bilder einzureichen.<br />
Das Thema lautet »Mountain.Four.Elements«<br />
(alle Infos unter www.ims.bz). Die drei Gewinner<br />
werden zur Preisverleihung am 19. Oktober beim<br />
IMS in Brixen eingeladen. Der BERGSTEIGER<br />
veröffentlicht die besten Bilder des Wettbewerbs<br />
in der Dezember-Ausgabe.<br />
–mr–<br />
Kongress <strong>für</strong> Höhenmedizin<br />
Vom 25. bis 31. Mai fi ndet in Bozen der<br />
10. Weltkongress <strong>für</strong> Höhen- und alpine<br />
Notfallmedizin statt, und damit erstmals in den<br />
Alpen. Bei dem Fachkongress, der auch<br />
Besuchern geöffnet ist, soll unter anderem eine<br />
professionelle Luft- und Bodenrettung in<br />
Nepal konzipiert und gegründet werden. –te–<br />
Barmasse, Wohlleben und Steck, Auer: im Winter gerne serienmäßig unterwegs<br />
Schneeketten<br />
DAS WINTER-ENCHAINEMENT KOMMT WIEDER IN MODE<br />
Früher oder später kommt jede Mode wieder. Die Enchaînements, also<br />
die Aneinanderreihung schwieriger Bergtouren, waren gegen Ende des letzten<br />
Jahrtausends schwer angesagt. Man denke an Hans Kammerlanders Ortler-<br />
Zinnen-Verbindung oder »Les 4 Glorieuses« von Jean-Marc Boivin. Gegen Ende<br />
diesen Winters sind einige Top-Alpinisten offenbar wieder auf den Geschmack<br />
gekommen: Ueli Steck kletterte mit Michi Wohlleben in weniger als 16 Stunden<br />
von West nach Ost durch die Nordwände der Drei Zinnen (17.-18. März), Hervé<br />
Barmasse tänzelte ganz allein in 17 Stunden über die vier Grate des Matterhorns<br />
(13. März) – seinem Vater war derselbe Streich im Sommer 1985 gelungen.<br />
Und Hansjörg Auer reihte gleich zwölf Gipfel bei der heimatlichen Ötztal-<br />
Überschreitung aneinander: In knapp 40 Stunden stieg er vom Gamskogel zur<br />
Wilden Leck (12.-13. Februar). Damit wiederholte er eine Tour, die Ötztal-<br />
Legende Reinhard Schiestl in den frühen 1980er-Jahren ausgeheckt und erstbegangen<br />
hatte.<br />
–te–<br />
Berg-Fundstück<br />
»MEHR LICHT!«<br />
soll angeblich<br />
Johann Wolfgang von<br />
Goethes letzter Wunsch gelautet<br />
haben. Wie dem auch sei: Das Solar-Cap<br />
hätte ihm zuverlässig (dimmbares)<br />
Licht liefern können – ganz ohne Petroleum.<br />
Zum Lesen, nachts vor die (Zelt-)<br />
Tür treten, SOS-Signale aussenden.<br />
Fotos: Damiano Levati (li.), Ueli Steck (mi.), Hanslörg Auer (re.)<br />
SolarLightCap SLC100, 39,90 Euro, www.solar-cap.eu<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Skibergsteigen olympisch?<br />
WELTVERBAND ISMF INS IOC AUFGENOMMEN<br />
Die International Ski Mountaineering Federation<br />
(ISMF), der auch der DAV angehört, wurde am 10. April 2014<br />
vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als olympischer<br />
Verband anerkannt. Der Anerkennung voraus gingen<br />
jahrelange Gespräche und Audits. Gelobt wurden besonders<br />
die gute Jugendarbeit, die Chancengleichheit der Geschlechter<br />
sowie die Tatsache, dass Skibergsteigen derzeit die einzige<br />
wachsende Wintersportart ist. Eine Aufnahme als Disziplin<br />
bei den Olympischen Winterspielen ist damit allerdings nicht<br />
automatisch verbunden.<br />
–te–<br />
Foto: Andreas Künk<br />
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ist der neue<br />
Hauptsponsor des<br />
Karwendel Berglaufs<br />
in Mittenwald,<br />
der zu einer der<br />
anspruchsvollsten<br />
Berglaufveranstaltungen Deutschlands<br />
zählt (10,6 km / 1381 Hm). Am 19. Juli<br />
findet er zum 13. Mal statt; diesmal unter<br />
dem Namen Dynafit Karwendel Berglauf.<br />
Anmeldungen unter www.karwendelberglauf.de<br />
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die Chance auf einen neuen<br />
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Unternehmen alte Kletterseile seiner<br />
Kunden in Möbeln und Behältern. +++<br />
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»Klettersteige« an: sowohl bei den<br />
Klettersteigtagen am 19. und 20. Juli als<br />
auch bei den Sicherheitstrainings, mit<br />
denen die Südtiroler Firma noch bis Juli<br />
quer durch<br />
Deutschland<br />
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12/<strong>11</strong> AKTUELL<br />
06/14 BERGSZENE<br />
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
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beim Einmessen<br />
im Rofental<br />
Foto: NP Hohe Tauern / Knollseisen<br />
Umwelt-Ticker<br />
+++ Die Umweltaktivisten von Mountain<br />
Wilderness demonstrierten am 06. April am Monte<br />
Rosa und am Pigne d’Arolla gegen Heliskiing.<br />
Die Schützer kritisieren, dass die Schweizer Politik<br />
die Fluglobby<br />
weit weniger<br />
reglementiert<br />
als in anderen<br />
Alpenländern.<br />
Seit 123 Jahren führt der<br />
Österreichische Alpenverein<br />
(OeAV) Messungen an den Gletschern<br />
der Alpenrepublik durch.<br />
Und obwohl im Berichtsjahr<br />
2012/13 wieder 90 Prozent der<br />
Eisriesen kleiner geworden sind,<br />
gibt es auch Hoffnung: Mit dem<br />
Kalser Bärenkopf-Kees (+ 2,5 m)<br />
und dem Kleinelend-Kees (+ 1,8 m)<br />
sind zwei Gletscher erstmals<br />
wieder gewachsen. Grund da<strong>für</strong><br />
waren der schneereiche Juni<br />
und die frühen Niederschläge<br />
im September. »Auch wenn dies<br />
noch lange keine Trendumkehr<br />
darstellt, zeigt es, wie schnell<br />
kleine Gletscher reagieren«, sagt<br />
Glaziologin Dr. Andrea Fischer,<br />
die die Messungen leitet. Alle<br />
Ergebnisse lesen Sie unter www.<br />
alpenverein.at/gletscher. –te–<br />
Flug in die Freiheit<br />
Zwei junge Bartgeier werden voraussichtlich am ersten Juni-Wochenende<br />
in Kals am Großglockner freigelassen. Seit das Projekt zur Wieder -<br />
ansiedelung des Bartgeiers in den Alpen 1986 startete, sind bereits<br />
170 junge Geier freigelassen worden; mehr als 100 Tiere sind in freier<br />
Wildbahn geschlüpft. Weil der Satellitensender der Vögel aber nur<br />
maximal vier Jahre lang funktioniert, ist man bei der Dokumentation<br />
auf die Beobachtungen von Wanderern und <strong>Bergsteiger</strong>n angewiesen.<br />
Infos dazu gibt es auf den Hütten oder unter www.hohetauern.at. –dst–<br />
+++ Sudelfeld: Mit 25 Millionen Euro will das<br />
Skigebiet am Sudelfeld gegen den Klimawandel<br />
aufrüsten, inklusive Speichersee, 6er-Sessel<br />
und Schneekanonen. Bund Naturschutz und Detuscher<br />
Alpenverein haben angekündigt zu klagen.<br />
+++ Von Juni bis Oktober sucht der DAV<br />
Freiwillige ab 18 Jahren, die beim Steigbau,<br />
Waldpflanzung und Hüttenarbeiten in den<br />
bayerischen Alpen mithelfen. Besonders die<br />
Der Ochsentaler Gletscher in der Silvretta vom<br />
Radsattel aus gesehen: oben 1927, unten 2013<br />
Aufforstung ist<br />
wichtig, um<br />
Schutzwälder<br />
gegen Lawinen und<br />
Muren zu erhalten.<br />
Je sechs Tage<br />
dauern die Einsätze der Aktion Schutzwald, mit<br />
der seit 30 Jahren die Natur der Alpen erhalten wird.<br />
Alle Infos unter www.aktion-schutzwald.de +++<br />
Foto: Mountain Wilderness; DAV/Marco Kost Fotos: Alpenverein/N.Span; 1927: Alpenverein/H. Kinzl; 2013: Alpenverein/G. Gross<br />
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<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/<strong>11</strong> AKTUELL<br />
06/14 BERGSZENE<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Rudolf Alexander Mayr<br />
»LÄCHELN GEGEN DIE KÄLTE«<br />
Geschichten aus dem Himalaya.<br />
208 Seiten, 13 farbige Abbildungen,<br />
12,5 × 20,5 cm, Klappenbroschur,<br />
Tyrolia-Verlag, Innsbruck – Wien 2014,<br />
17,95 €<br />
Rudi Mayr hätte auch die Achttausender<br />
ins Zentrum seiner Geschichten stellen können.<br />
Oder westliche Extrembergsteiger wie Reinhard Karl, mit denen<br />
er unterwegs war. Aber davon erzählt dieses Buch nur am Rande.<br />
Die eigentlichen Helden sind die Menschen, die an den höchsten<br />
<strong>Berge</strong>n der Welt leben und die Mayr auf seinen Reisen schätzen<br />
lernte. In 22 autobiografischen Geschichten erzählt er von Küchenjungen,<br />
die zu Sirdars aufstiegen, von Yaktreibern und von buddhistischen<br />
Heilzeremonien. Doch Shangri La, das Paradies im<br />
Himalaya, kennt auch den Teufel in Form von Alkohol, Geld und<br />
Klimawandel. Dass Mayr diese Seite nicht verschweigt, macht<br />
die warmherzigen Geschichten umso authentischer. –dst–<br />
Mark Zahel<br />
»ALPINE BERGTOUREN – WETTER-<br />
STEIN UND KARWENDEL«<br />
192 Seiten, ca. 160 Abbildungen,<br />
Format 16,5 × 23,5 cm, Broschur<br />
mit Fadenheftung, Bruckmann<br />
Verlag, München 2014, 19,99 €<br />
Das Ausschlussverfahren<br />
greift in diesem Führer nicht.<br />
Wer die Nördlichen Kalkalpen,<br />
und überhaupt das klassische<br />
Bergsteigen zwischen<br />
I. und III. Grad liebt, wird hier<br />
nichts auslassen. Zumal das<br />
Cover täuscht: Fast alle der<br />
50 Kraxel-Touren wird man<br />
ähnlich vorfinden, wie die<br />
Pioniere vor 150 Jahren. Ein<br />
Buch <strong>für</strong> viele Sommer. –te–<br />
Benedikt Böhm<br />
»IM ANGESICHT DES MANASLU«<br />
Speedbergsteigen in der Todeszone.<br />
272 Seiten plus 32 Seiten<br />
farbige Abbildungen, 22 × 15 cm,<br />
gebunden mit Schutzumschlag,<br />
Malik Verlag 2014, 19,99 €<br />
Im September 2012 wird<br />
Extrem-Skibergsteiger Benedikt<br />
Böhm Zeuge einer Lawinenkatastrophe,<br />
während er<br />
sich auf eine Speedbegehung<br />
am Manaslu vorbereitet. Ausgehend<br />
von dieser Tragödie<br />
erzählt der 36-Jährige selbstkritisch<br />
von den Schlüsselmomenten<br />
seiner <strong>Bergsteiger</strong>karriere<br />
und von dem, was ihn<br />
zu seinem Tun bewegt. –dst–<br />
BergKarte … BergFilm … BergWeb …<br />
Mitmachen<br />
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Foto: www.FRAMEweb.tv<br />
»KHUMBU HIMAL / SHORONG HINKU«<br />
Seit 1965 gibt die Münchner Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>für</strong> Vergleichende Hochgebirgsforschung<br />
detaillierte Himalaya-<br />
Karten heraus – jahrzehntelang das<br />
einzige topographische Hilfsmittel in dem<br />
beliebten Trekkinggebiet um Everest<br />
Basecamp, Mera und Island Peak. Die jetzt<br />
erschienenen Neuauflagen sind nach<br />
WGS84 georeferenziert, zeigen Lodges,<br />
Stupas und Trekkingpfade und bestechen<br />
durch ihre aktuellen Gletscherstände. –te–<br />
Je 16,80 €, Maßstab 1:50 000, Format 13 × 21<br />
cm, Bezug über www.hochgebirgsforschung.de<br />
»DAS GOLD DER GRASBERGE«<br />
Der Wilde Kaiser und die Hohen Tauern<br />
sind spektakulär und weltberühmt.<br />
In ihrer Mitte jedoch liegen, fast unbemerkt,<br />
die »Grasberge«. Der Filmemacher<br />
Claude M. Alberth und der Fotograf<br />
Markus Mitterer portraitieren diese<br />
Bergwelt und ihre Menschen, intim und<br />
ungeschminkt. Und widersprechen dem<br />
Klischee der Kitzbüheler Alpen als Spielplatz<br />
der Reichen und Schönen. –sz–<br />
Bis zum 01.06. eine e-Mail mit dem Betreff<br />
»Grasberge« an redaktion@bergsteiger.de senden<br />
und mit etwas Glück eine von 5 DVDs gewinnen!<br />
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Ein Sommer auf der Alm – seit Johanna<br />
Spyris »Heidi« überfällt diese Aussteigerphantasie<br />
Generationen von lärmgeplagten<br />
Städtern. Für alle ernsthaft an<br />
Almwirtschaft Interessierten dient das<br />
z‘alp-Forum als Talstation: Der moderne<br />
Marktplatz vermittelt Küchenhilfen,<br />
Viehhirten und Sennen alpenweit Arbeitsplätze.<br />
Aber: Wer das Almleben nur aus<br />
»Heidi« kennt, sollte zuerst den Erfahrungsbericht<br />
»Das erste Mal« anklicken. So<br />
mancher Alp-Traum könnte dann noch<br />
rechtzeitig vor dem harten Stallboden<br />
aufgefangen werden.<br />
–te–<br />
20 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
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TV-Programm Mai / Juni 2014<br />
17.5. | 7.25 | Arte<br />
X:enius<br />
Unbekannte Alpen<br />
Dauer: 26 Min.<br />
18.5. | 10.45 | ZDF<br />
Im Tal der Felsen AH<br />
Eine Reise durch die<br />
Sächsische Schweiz<br />
Dauer: 12 Min.<br />
18.5. | 16.15 | BR<br />
Weltreisen<br />
Schottland – stolz und schön<br />
Dauer: 30 Min.<br />
18.5. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin <strong>für</strong> <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
J18.5. | 21.45 | Phoenix<br />
Mystisches Venezuela<br />
Dauer: 45 Min.<br />
19.5. | 16.20 | Arte<br />
Chinas mythische <strong>Berge</strong><br />
Emei Shan<br />
Dauer: 43 Min.<br />
21.5. | 21.15 | MDR<br />
Biwak<br />
Bergsteigen in<br />
der Hohen Tatra<br />
Dauer: 30 Min.<br />
22.5. | 10.05 | BR<br />
Unterwegs in den Alpen<br />
Der Wendelstein<br />
Dauer: 15 Min.<br />
23.5. | 15.35 | 3sat<br />
Reisezeit – Traumhafte Ziele<br />
Türkei<br />
Dauer: 30 Min.<br />
24.5. | 8.15 | ZDF Neo<br />
Australiens Nationalparks<br />
Die australischen Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
24.5. | 15.45 | SWR<br />
Fahr mal hin<br />
Wandern auf dem Eifelsteig<br />
– Von Mördern,<br />
Maaren, Mausefallen<br />
Dauer: 30 Min.<br />
24.5. | 16.15 | SWR<br />
AH<br />
Die Alpen von oben<br />
Von Mittenwald ins Allgäu<br />
Dauer: 45 Min.<br />
25.5. | 12.00 | BR<br />
bergheimat.<br />
Irene Epple-Waigel<br />
Dauer: 45 Min.<br />
25.5. | 16.15 | BR<br />
Fernweh<br />
Cinque Terre<br />
Dauer: 25 Min.<br />
27.5. | 21.10 | N24<br />
Amerika – Wildes Land<br />
<strong>Berge</strong><br />
Dauer: 45 Min.<br />
28.5. | 15.25 | Arte<br />
Entdeckungsreisen ans<br />
Ende der Welt<br />
Neuseeland<br />
Dauer: 24 Min.<br />
28.5. | 23.00 | alpha<br />
Die Bergretter<br />
vom Dachstein<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J29.5. | 12.45 | SWR<br />
Traumpfade<br />
Mit dem Mountainbike<br />
über die Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
29.5. | 15.15 | alpha<br />
Die Alpen der Dauphiné<br />
Dauer: 45 Min.<br />
29.5. | 18.00 | BR<br />
Gipfeltreffen<br />
Werner Schmidbauer<br />
trifft Willy Astor<br />
Dauer: 45 Min.<br />
30.5. | <strong>11</strong>.55 | 3sat<br />
Mit den Winden<br />
des Himalaya<br />
Ballonfahren in Nepal<br />
Dauer: 45 Min.<br />
30.5. | 14.10 | Servus TV<br />
Naturparadies<br />
Okavango-Delta<br />
Dauer: 24 Min.<br />
AH<br />
31.5. | 6.25 | ZDF Neo<br />
Auf Expeditionsreise<br />
durch Tansania<br />
Die Klimawelt<br />
des Kilimandscharo<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J31.5. | 16.10 | 3sat<br />
Schladminger Bergwelten<br />
Dokureihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
31.5. | 16.55 | 3sat<br />
Der Arlberg –<br />
Das verborgene Paradies<br />
Dauer: 45 Min.<br />
31.5. | 17.40 | 3sat<br />
Mariazeller Land – Geheimnisvolle<br />
Bergwelt zwischen<br />
Ötscher und Hochschwab<br />
Dauer: 50 Min.<br />
1.6. | 19.00 | BR<br />
Unter unserem Himmel<br />
Sommer in den Nockbergen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
1.6. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab AH<br />
Das Magazin <strong>für</strong> <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
3.6. | 17.15 | BR<br />
Unterwegs in den Alpen<br />
Trentino – Ein Land<br />
zwischen den Grenzen<br />
Dauer: 15 Min.<br />
4.6. | 12.50 | 3sat<br />
Sommer in den<br />
Kitzbühler Alpen<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 10 Min.<br />
4.6. | 13.15 | SWR<br />
Planet Wissen<br />
Extremklettern mit<br />
den „Huberbuam”<br />
Dauer: 60 Min.<br />
4.6. | 15.25 | Arte<br />
Entdeckungsreisen ans<br />
Ende der Welt<br />
Mongolei–<br />
Vom Gebirge zur Steppe<br />
Dauer: 24 Min.<br />
4.6. | 16.05 | 3sat<br />
Die Wiege des Alpinismus<br />
Vom Ankogel auf<br />
die <strong>Berge</strong> der Welt<br />
Dauer: 55 Min.<br />
4.6. | 17.00 | 3sat<br />
Die vier Alpen<br />
Dokumentationsreihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J4.6. | 17.45 | 3sat<br />
Pielach<br />
Im Garten der Voralpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
5.6. | 15.25 | Arte<br />
Entdeckungsreisen ans<br />
Ende der Welt<br />
Island – Feuer, Wasser,<br />
Luft und Erde<br />
Dauer: 24 Min.<br />
6.6. | 20.15 | HR<br />
Berg und Bergler – AH<br />
Der Ortler<br />
Dauer: 45 Min.<br />
8.6. | 16.15 | BR<br />
Fernweh<br />
Appenzell<br />
Dauer: 25 Min.<br />
9.6. | 8.50 | Arte<br />
Reise durch Amerika<br />
Brasilien – Der Nationalpark<br />
Chapada Diamantina<br />
Dauer: 25 Min.<br />
<strong>11</strong>.6. | 17.00 | BR<br />
bergheimat. Harald Grill<br />
und der Bayerische Wald<br />
Dauer: 30 Min.<br />
13.6. | 20.15 | Servus TV<br />
Region Spielberg – Murtal<br />
Dauer: 50 Min.<br />
17.6. | 19.00 | Arte<br />
Höhenflüge<br />
Im Ballon über die Alpen<br />
Dauer: 43 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
TITELTHEMA<br />
Der BERGSTEIGER stellt auf:<br />
<strong>Berge</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Weltmeister</strong><br />
Eine Fußball-<strong>Weltmeister</strong>schaft ist im Grunde<br />
nichts anderes als eine Bergbesteigung – mit einem<br />
im besten Falle grandiosen Finale, um letztlich ganz<br />
oben zu stehen. Wir haben <strong>für</strong> jeden deutschen Nationalspieler<br />
unserer subjektiv erstellten Startelf den passenden<br />
Berg ausgesucht – als Vorbereitungsprogramm <strong>für</strong><br />
Brasilien oder als Trostpflaster, falls es mit dem Titel doch<br />
nicht klappt. Von Thomas Ebert und Dominik Prantl
Foto: Peter Mathis, KB3 / fotolia<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25
ABWEHR<br />
Klein, pfiffig, bayerisch<br />
▶ Wie sich das Profil des Anführers auf dem Spielfeld doch geändert<br />
hat! Noch vor kurzem hätten zu deutschen Seilschaftsführern<br />
auf dem Rasen eher Kolosse wie El Capitan (Michael Ballack)<br />
oder eruptive Charaktere im Stile des Ätna (Oliver Kahn) gepasst.<br />
Philipp Lahm aber ist ein anderer Typ: kontrolliert, technisch überragend,<br />
unglaublich vielseitig – und von Wuchs wie Habitus weit<br />
von der 1000-Meter-Wand des Capitan entfernt. Besonders lahmkompatibel<br />
sind die Ruchenköpfe, ein auf den ersten Blick unscheinbarer<br />
und doch knackiger Felsriegel im Tagesausflugs radius<br />
von München. Als Herausforderungen warten auf den konstanten<br />
Alleskönner Routen wie der »linke Riss« (5+) , »Rechtsaußen«<br />
(6) oder die »Mittlere Westwandverschneidung« (6+). Vom eher<br />
braunschweig-mäßigen »Westgrat« (II)<br />
bis zur barcelonesken Route »PS« (8+) ist<br />
an der vertikalen Spielwiese das ganze<br />
Spektrum an S chwierigkeiten geboten<br />
– wobei »Sommergewitter« (7-) dann<br />
doch eher an Fritz-Walter erinnert.<br />
Bayerische Voralpen – 1805 m<br />
Ruchenköpfe<br />
Philipp Lahm Jahrgang 1983, spielt <strong>für</strong><br />
den FC Bayern mal links, mal rechts, mal in der<br />
Mitte. Ist mit 170 Zentimetern kein Mann von<br />
einem Berg, aber eine Wand in der Defensive.<br />
Der Flanke entlang<br />
▶ »Viele Alternativen gibt es jetzt auch nicht, also müssen wir mit<br />
Marcel Schmelzer die nächsten zwei, drei, vier fünf Monate weiterarbeiten«.<br />
Joachim Löw, Trainer der Fußball-Nationalmannschaft,<br />
hat den Spieler mit diesem Satz vor knapp zwei Jahren abgewatscht.<br />
Zwei Wochen später meinte Dortmunds Trainer Jürgen<br />
Klopp: »Was Marcel Schmelzer spielt, ist von einem anderen Stern.«<br />
Man kann über Marcel Schmelzer also offenbar geteilter Meinung<br />
sein, aber nicht darüber: Der Mann ist die perfekte Besetzung <strong>für</strong><br />
den Schinder, wo sicher nicht das Übermaß an Technik gebraucht<br />
wird, aber viel, viel Einsatz und eine gewisse Leidensfähigkeit.<br />
Dauerrenner benötigen natürlich nur 90 Minuten, mit Pause und<br />
Nachspielzeit vielleicht eine Viertelstunde länger. Profis von einem<br />
anderen Stern können den Berg von der<br />
Trausnitzalm aus auch pausenlos hoch<br />
und runter rennen – natürlich über die<br />
linke Flanke. Wobei eines nicht vergessen<br />
werden sollte: der Jubel am Gipfel.<br />
Marcel Schmelzer Jahrgang 1988, hat<br />
als Linksverteidiger bei seinem Verein Borussia<br />
Dortmund wesentlich mehr Fans als in der<br />
Deutschen Nationalmannschaft. Ist derzeit<br />
beinahe alternativlos.<br />
Mangfallgebirge – 1808 m<br />
Schinder<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Wettersteingebirge – 2744 m<br />
Hochwanner<br />
Bollwerk des Südens<br />
▶ Die im Schatten stehen, sind schnell die Deppen. Sie werden – ob<br />
im Job, auf dem Fußballplatz oder am Berg – nur dann beachtet,<br />
wenn sie sich Fehler leisten. Der in Sachen Außendarstellung nicht<br />
ganz so glamouröse Jerôme Boateng fristet neben den eloquenten<br />
Abwehrschefs wie Dante, Mats Hummels oder Per Mertesacker häufig<br />
ein solches Schattendasein. Gewürdigt wird er selten, verehrt<br />
eher nie, verhöhnt bei jeder Gelegenheit. Dabei ist er ein massives<br />
Bollwerk, ungefähr so wie der Hochwanner. Nie gehört? Also bitte,<br />
der Berg ist der zweithöchste in Deutschland, steht allerdings neben<br />
der ruhmreichen Zugspitze und wird deshalb nur dann beachtet,<br />
wenn man wirklich genau hinschaut. Die Nordseite ist mit seiner<br />
1400-Meter-Vertikalen selbst auf dem einfachsten Weg eine größere<br />
Herausforderung als jene ruhmvolle Ostwand<br />
des Watzmanns, und sie gestattet<br />
keine Schnitzer. So sanft wie Boatengs<br />
Stimme geht es hingegen im Süden bergan<br />
– wo man im Sommer keine Angst<br />
vor Schatten haben muss.<br />
Jerôme Boateng Jahrgang 1988, schaut<br />
mit 1,92 Metern immer etwas behäbig aus.<br />
Ist auf den ersten 30 Metern jedoch der schnell -<br />
ste Spieler im Kader des FC Bayern München.<br />
Fotos: Wikipedia, Günter Seggebäing, Dominik Prantl, picture alliance (3)<br />
Vorsprung durch Umsicht<br />
▶ Wie gibt es sowas: Ein Kerl, der einmal in einem Zeitungsinterview<br />
behauptete »Ich war nie das große Talent. Zu langsam und zu unbeweglich«,<br />
wurde mittlerweile in eines der besten Teams der Welt aufgenommen<br />
(Arsenal London) und verdient im Monat mehr als ein<br />
Bergführer im ganzen Jahr. Ehrlich gesagt wirkt der knapp zwei Meter<br />
große Per Mertesacker immer noch etwas behäbig, weshalb Geschicklichkeit<br />
erfordernde Klettereien garantiert den grandiosen Absturz<br />
bedeuten – mitsamt dem Rest der Mannschaft. Umsicht und<br />
die perfekte Orientierung in einer Höhenlage, wo die Luft langsam<br />
dünn wird, sind eher seine Stärken. Die Barre des Écrins überragt mit<br />
4102 Metern selbst Mertesacker als Anführer der Abwehrseilschaft<br />
(vulgo: Viererkette) und verlangt über die Nordflanke (Schwierigkeit<br />
WS+) nicht allzu viele technische Fertigkeiten.<br />
Außerdem lassen sich auf der vergletscherten<br />
Hochtour mit Sicherheit die<br />
brasilianischen Edeltechniker auf ihren<br />
feinen Füßchen abhängen.<br />
Per Mertesacker Jahrgang 1984,<br />
absolvierte sein erstes Länderspiel bereits im<br />
Jahr 2004 – und zählt trotz seines angeblich<br />
fehlenden Talents bereits zu den dienstältesten<br />
deutschen Nationalspielern.<br />
Dauphiné-Alpen – 4102 m<br />
Barre des Écrins<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 27
MITTELFELD<br />
Die Diva im Zentrum<br />
▶ Wenn die Greifswalder Herkunft nicht jede alpine Befähigung von<br />
vornherein ausschließen würde, wäre man geneigt zu sagen: Toni<br />
Kroos ist wesensverwandt mit dem Antelao. Beide bringen konstant<br />
hohe Leistung (3264 m) und spielen in ihren Teams eine zentrale<br />
Rolle (42 Länderspiele), sind aber trotz Stammplatzgarantie<br />
keine Publikumslieblinge. Das Problem ist: In ihrem topbesetzten<br />
Umfeld gibt es einen noch prominenteren Nebenmann (Drei Zinnen<br />
/ Schweinsteiger). Spielanlage wie Gipfelbesteigung sind nur<br />
bei guten äußeren Bedingungen zu empfehlen, bestechen dann<br />
aber mit brillanter Übersicht. Ins Repertoire gehören das präzise<br />
Ausüben von Standardsituationen und saubere Technik an exponierten<br />
Stellen, vereinzelt auch ein fulminanter Abschluss. Gefahr<br />
droht bei langsamer Rückwärtsbewegung:<br />
unwetterartige Konter bedrohen<br />
dann das gesamte Seilschaftsgefüge. Auf<br />
mediale Geringschätzung reagieren beide<br />
mit bisweilen drastischem Formabfall<br />
(Bergstürze 1730 und 1814).<br />
Dolomitem – 3264 m<br />
Antelao<br />
Toni Kroos Jahrgang 1990, deckt im zentralen<br />
Mittelfeld des FC Bayern vom »6er« bis<br />
zum »10er« alles ab und ist trotz seiner Jugend<br />
unverzichtbarer Bestandteil der Nationalelf.<br />
Der Ober-Bayer<br />
▶ Bastian Schweinsteiger spielt Fußball, wie die Alpspitze »bergt«.<br />
Vom Loisachtal aus gesehen beschreibt ihre Gipfelflanke dieselbe<br />
betörende Kurve wie eine dieser patentiert punktgenauen<br />
Schweini-Spielverlagerungen über gefühlte 300 Meter. Aber Eleganz<br />
ist nicht alles: Einen »kantigen Bergführer-Schädel« hatte die<br />
SZ dem vom Bazi zum Haudegen mutierten Oberaudorfer einmal<br />
attestiert, dessen ruppiger Nahkampfstil im Wettersteinkalk gut<br />
aufgehoben ist. Vor allem weiß der von unzähligen »Chefchen«-Debatten<br />
verwitterte Vize-Kapitän, wie sich die Alpspitze als gutaussehendes<br />
Aushängeschild neben der hierarchisch höher gelisteten,<br />
aber irgendwie lahmen Zugspitze fühlen muss. Allein die Erfahrung<br />
im Umgang mit Großereignissen (Olympia 1936 / 101 Länderspiele)<br />
macht ihn <strong>für</strong> Brasilien unverzichtbar.<br />
Löws größte Sorge ist daher<br />
das berüchtigte Alpspitz-Syndrom: Wer<br />
die erste Hälfte nicht auf der Bank/in der<br />
Bahn sitzt, ruiniert sich in der Nachspielzeit<br />
garantiert die Sprungbänder.<br />
Bastian Schweinsteiger Jahrgang<br />
1984, fuhr in seiner Jugend schneller Ski als<br />
Felix Neureuther und könnte die Alpspitz-Nordflanke<br />
wohl problemlos auf Latten abfahren.<br />
Wettersteingebirge – 2628 m<br />
Alpspitze<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Dachsteinmassiv – 2998 m<br />
Dachstein<br />
Der Himmel als Limit<br />
▶ Sich den »Revier-Fußballer des Jahres 2013« und bekennenden<br />
Justin-Bieber-Fan (Quelle: Bravo) auf großer Bergfahrt vorzustellen<br />
– das bedarf in etwa so viel Phantasie wie ein WM-Sieg Honduras‘.<br />
Trotzdem wirft Löw den Spezialisten <strong>für</strong> steile Dribblings gleich<br />
bei seiner ersten WM in den überhängenden Skywalk-Klettersteig<br />
am Dachstein. Per Bahn sind kurze Zu- und Abstiegszeiten garantiert,<br />
denn der Senkrechtstarter soll die DFB-Elf hier auf dem<br />
schnellsten Weg zum Gipfel führen. Ein riskanter Plan: Verliert<br />
Reus seine derzeitige Top-Form auf dem Weg nach Brasilien, könnte<br />
die Mission Skywalk rasch zum Himmelfahrtskommando ausarten.<br />
Die Tritte der Kategorie E sind ungefähr halb so breit wie eine<br />
Torauslinie, gute Rastpositionen gibt es über die gesamte Spielzeit<br />
genau null. Eine solide Absicherung ist<br />
daher obligatorisch. Löw setzt auf die<br />
Unterstützung aus der Skywalk-Tribüne<br />
oberhalb des Steigs, die dem akkurat geföhnten<br />
Mädchenschwarm zum Höhenflug<br />
verhelfen soll.<br />
Marco Reus Jahrgang 1989, hat sich bei<br />
Borussia Dortmund vom Toptalent zur europaweit<br />
gejagten Offensivwaffe verschärft und wird<br />
in Brasilien über die linke Seite wirbeln.<br />
Fotos: Wikipedia, Günter Seggebäing, Steiermark Tourismus/Popp-Hackner, picture alliance (2)<br />
Routen im Özil-Stil<br />
▶ Ein Berg wie Mesut Özil? Der Eiger mit seiner Nordwand wäre<br />
zu lang, die Zugspitze zu gewöhnlich, der Großglockner zu berechenbar.<br />
Denn Mesut Özil verkörpert alles, was ein Fußballer<br />
braucht. Er kann an guten Tagen die Presse in Staunen versetzen,<br />
seine Fans in Euphorie und die Seil-Mannschaftsgefährten auf ein<br />
ungeahntes Niveau mitreißen. An schlechten Tagen seilt er sich<br />
lieber vor der Entscheidung ab. Der Piz Badile in den <strong>Berge</strong>ller<br />
Alpen verkörpert alles, was ein Berg braucht. Seine Routen sind<br />
so vielseitig wie die Laufwege des Mesut, der zwei Dinge vom Piz<br />
Badile lernen könnte: Erstens absolvierte Hermann Buhl 1952 die<br />
anspruchsvolle Cassinführe (VI+) im Özil-Stil (technisch meisterhafter<br />
Alleingang) – was auch deshalb in Erinnerung bleibt, weil<br />
Buhl anschließend keine Özilsche Pause<br />
einlegte, sondern die 160 Kilometer zurück<br />
nach Hause mit dem Fahrrad fuhr.<br />
Zweitens: Auch der einfachere Normalweg<br />
(III) führt oft ans Ziel.<br />
Mesut Özil Jahrgang 1988, entschied sich<br />
bewusst <strong>für</strong> die deutsche Staatsbürgerschaft<br />
und ist <strong>für</strong> viele der endgültige Beweis, dass<br />
ein wenig Multikultur die Nationalmannschaft<br />
deutlich belebt.<br />
<strong>Berge</strong>ller Alpen – 3305 m<br />
Piz Badile<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29
Ein Storch am Gipfel<br />
ANGRIFF<br />
▶ Welche Startelf, welches Panorama der Welt würde den technisch<br />
unbegabtesten aller Weltklassespieler nicht gern in seinen Reihen<br />
wissen? Thomas Müller, wahlweise bekannt als bayerische<br />
Stimmungskanone, Pferdelunge und -liebhaber, Werbe-Ikone und<br />
authentischster Profifußballer der Welt, trainiert derzeit am Großen<br />
Hundstod <strong>für</strong> seinen Spezialauftrag. Mit sinnbefreiten, aber<br />
gnadenlos effektiven Laufwegen rennt er die gegnerische Abwehr<br />
75 Minuten lang hundsmausetot, die sich daraufhin am Bier der<br />
Ingolstädter Hütte labt. Der unnachahmliche Müller aber stakst<br />
mit seinen Storchenhaxen – die weit bergtauglicher anmuten<br />
als die Oberschenkel des Namensvetters Gerd – über technisch<br />
unschwieriges Gelände weiter zum Gipfel, der vom Dießbachstausee<br />
fast aussieht wie der Zuckerhut von<br />
der Copacabana. Dort oben ist das Panorama<br />
so überwältigend, dass Müller<br />
in seiner letzten Funktion zum Einsatz<br />
kommt: als Raumdeuter.<br />
Berchtesgadener Alpen – 2259 m<br />
Großer Hundstod<br />
Thomas Müller Jahrgang 1989, hält<br />
sich entgegen aller Expertenmeinung hartnäckig<br />
im Sturm des FC Bayern München und reist<br />
als amtierender WM-Torschützenkönig (5 Tore,<br />
3 Vorlagen in Südafrika) nach Brasilien.<br />
Schüchterne Prominenz<br />
▶ Seit wann spielt Miroslav Klose eigentlich schon Fußball in der<br />
Nationalmannschaft? Sein Debüt muss er schätzungsweise um<br />
1579 gegeben haben, jenes Jahr, als ein gewisser H. G. Ernstinger<br />
wahrscheinlich als Erster den Gipfel der Serles südlich von Innsbruck<br />
erreichte. Inzwischen hat Klose ungefähr so viele Länderspiele<br />
absolviert wie der Gipfel der Serles bestiegen wurde. Angeblich<br />
soll die Serles ja ein versteinerter König sein. Wir aber glauben<br />
vielmehr, dass sie einen Torjäger im Ruhestand verkörpert. Das<br />
Merkwürdige an Klose und Serles ist, dass sie vom Wesen her nicht<br />
unbedingt zur Prominenz taugen. Klose ist ein zurückhaltender<br />
Typ, die Serles misst nur 2717 Meter und hat eine Schartenhöhe<br />
von gerade einmal 333 Metern. Ihre exponierte Stellung und Bedeutung<br />
ergibt sich eher aus der Position:<br />
Etwas allein gelassen stehen beide<br />
weithin sichtbar mit einem Fuß in Italien.<br />
Und sie sind immer eine Option –<br />
vor allem Anfang Juli.<br />
Miroslav Klose Jahrgang 1978, gab<br />
sein Nationalelf-Debüt 2001 und stand in einer<br />
völlig anderen Fußball-Epoche tatsächlich<br />
noch mit Dietmar Hamann, Mehmet Scholl und<br />
Oliver Bierhoff im Kader.<br />
Stubaier Alpen – 2717 m<br />
Serles<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
IM TOR<br />
Gesäuse – 2369 m<br />
Hochtor<br />
Zum Abschluss<br />
▶ Auf dem Papier ist er kein Riese: bis man dann auf einmal vor ihm<br />
steht. 1800 Meter ragt er aus dem Spielfeld namens Ennstal auf,<br />
900 Meter misst alleine der Oberkörper, quatsch, die Nordwand:<br />
Das Hochtor, mit 2369 Metern der höchste Gipfel des Gesäuses. An<br />
ihm kann sich eigentlich jeder aufreiben, ob Techniker, Konditionswunder<br />
oder Allrounder. Es gibt klassische Routen wie Jahn-<br />
Zimmer in der Nordwand (III) oder den Grazerweg in der Ostwand<br />
(VI+/V-). Am einfachsten ist der Manuel-Neuer-Berg über seine<br />
Schwachstelle im Süden zu bezwingen, über das Schneeloch und<br />
den Josefinensteig. Doch selbst hier braucht es bis zum Abschluss<br />
absolute Konzentration. Damit der Schuss nicht nach hinten losgeht,<br />
sollten auch ungestüme Stürmer mit dem Jubel wegen des<br />
schwierigen Geh- und leichten Klettergeländes<br />
so lange warten, bis man im<br />
Abstieg alles unter Dach und Fach hat<br />
– sonst ist es möglicherweise die letzte<br />
Chance am Hochtor.<br />
Manuel Neuer Jahrgang 1986, ist mit<br />
1,93 Meter der Fels hinter der Abwehr beim<br />
FC Bayern München. Beherrscht das Spiel<br />
vor allem dank seiner fast schon liberoartigen<br />
Übersicht.<br />
Fotos: Wikipedia, TVB Stubai/Heinz Zak, Steiermark Tourismus/Popp-Hackner, HTG<br />
Deutschlands »högschdes« Feld<br />
▶ Joachim Löw ist als Trainer berufsbedingt ein Vertreter absoluter<br />
Konzentration, wobei er das selbst natürlich als »Högschde Disziplin«<br />
bezeichnen würde. Mit högschder Disziplin kommt man fast<br />
überall hinauf, Löw war 2003 beispielsweise auf dem Kilimandscharo.<br />
Aber <strong>für</strong> einen Löw-Gipfel liegt der zu weit in Afrika. Der<br />
Wallberg? Ist irgendwie FC-Bayern-Terrain, seitdem Felix Magath<br />
seine Mannschaft vor zehn Jahren hinaufscheuchte – wie überhaupt<br />
viele <strong>Berge</strong> <strong>für</strong> Löw ein bisserl zu bayerisch sind. Direkt in<br />
seiner Heimat, dem Schwarzwald, steht allerdings die högschde<br />
deutsche Erhebung außerhalb des Alpenraums. Vom Gipfel des<br />
1493 Meter hohen Feldberg – welch ein toller Name – reicht der<br />
Blick bis zur Konkurrenz aus Frankreich und Italien (wobei nur die<br />
Höhepunkte und weniger die Niederungen<br />
dieser großen Fußballnationen zu<br />
sehen sind), über die Schweiz kann man<br />
getrost hinwegblicken und Spanien ist<br />
außer Sichtweite. Perfekt!<br />
Joachim Löw Jahrgang 1960, kickte während<br />
seiner Aktivenzeit viele Jahre erfolgreich in<br />
Freiburg – das nur einen Abschlag vom Feldberg<br />
entfernt liegt. Seit 2006 ist Löw Bundestrainer<br />
der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. ◀<br />
Schwarzwald – 1493 m<br />
Feldberg<br />
AUF DER BANK
TOUREN<br />
Elf Spieler, elf Gipfel<br />
Die Nationalspieler bekommt man nur im Fernsehen oder im Stadion zu Gesicht, die <strong>Berge</strong> der Elf<br />
dagegen darf man ungestraft anfassen. Ein Überblick über die leichtesten Aufstiegsrouten:<br />
5 Alpspitze (2620 m), Wettersteingebirge,<br />
Deutschland<br />
▶ leicht 6 Std.<br />
600 Hm 1850 Hm<br />
1 Schinder (1808 m), Mangfallgebirge,<br />
Deutschland<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
930 Hm 10 km<br />
Charakter: Seinem Namen entsprechend<br />
verlangt der Gipfel einen langen<br />
Anmarsch, <strong>für</strong> den eher Geduld<br />
und Kondition denn Technik nötig<br />
ist. Erst ganz oben bei der Gratüberschreitung<br />
zum Schinderkar braucht<br />
man Trittsicherheit.<br />
Ausgangspunkt: Valepp (880 m)<br />
Route: Valepp – Kleiner Enzengraben<br />
– Trausnitzalm (1442 m) – Schinder<br />
– Schinderkar – Blauwandhütte<br />
(935 m) – Brennerklamm – Valepp<br />
2 Hochwanner (2744 m),<br />
Wettersteingebirge,<br />
Deutschland<br />
▶ schwierig 7 Std.<br />
1500 Hm 10 km<br />
Charakter: Lange und anstrengende<br />
Wanderung mit leichter Kletterei. Erst<br />
über Forstwege, dann über Bergpfade<br />
und schließlich über wegloses Gelände,<br />
Schrofen und Geröll bis zum<br />
Gipfel. Teils schwierige Wegfindung<br />
Hinter der Lamsenjochhütte beginnt die Welt der Vertikalen.<br />
Von italienischer Seite zwar leichter, aber ohne die typische Schaufelform: der Piz Badile<br />
Ausgangspunkt: Einer der Parkplätze<br />
im Gaistal bei Leutasch (1250 m)<br />
Route: Parkplatz Gaistal – Gaistalalm<br />
(1366 m) – 1 km vor der neuen<br />
Rotmoosalm in markanter Rechtskurve<br />
links auf den Pfad Richtung Predigtstuhl/Steinernes<br />
Hüttl abzweigen<br />
(bis hier am besten per Mountainbike,<br />
ca. 1900 m) – das erste Joch<br />
passieren und in etwa 30 Minuten<br />
bis zur zweiten Bank am Mitterjöchl<br />
(2150 m) wandern – rechts hinauf<br />
über Grasrücken (keine Schilder) und<br />
Schuttkare bis zu einer Felsrinne (mit<br />
blauem W markiert) – nach der Rinne<br />
rechts halten – den Pfadspuren und<br />
Steinmännchen zum Gipfel folgen<br />
3 Barre des Écrins (4102 m),<br />
Dauphiné, Frankreich<br />
▶ mittel (ZS) 9 Std.<br />
930 Hm 9 km<br />
Charakter: Jeder Anstieg auf den<br />
südwestlichsten Viertausender der<br />
Alpen birgt Schwierigkeiten, auch der<br />
Normalweg über einen zerklüfteten<br />
Gletscher und den Westgrat in kombiniertem<br />
Gelände (II).<br />
Ausgangspunkt: Refuge des Écrins<br />
(3170 m), oberhalb von Ailefroide<br />
Route: Vom Refuge des Écrins über<br />
den Glacier Blanc bis an den Fuß der<br />
Nordflanke kurz unterhalb des Col<br />
des Écrins (3367 m) – Querung der<br />
vergletscherten Gipfelflanke in einer<br />
S-Kurve zwischen Spalten und Seracs<br />
bis unter die Brèche Lory (3971 m)<br />
– über Westgrat und Pic Lory zum<br />
Gipfel – Abstieg auf demselben Weg<br />
4 Ruchenköpfe (1805 m),<br />
Mangfallgebirge,<br />
Deutschland<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
1080 Hm 12 km<br />
Charakter: Wanderung mit kurzer<br />
Kletterei am Gipfelaufschwung; nicht<br />
bei Nässe, da Felsen bereits abgespeckt!<br />
Alternative: von Spitzingsee<br />
mit der Taubensteinbahn und über<br />
Rotwandhaus (ca. 1 Std. kürzer)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz an<br />
Straße zum Ursprungpass (820 m)<br />
Einkehr: Sillberghaus (1060 m)<br />
Route: Parkplatz – Sillberghaus –<br />
Niederhoferalm (1435 m) – Auerspitz<br />
(1810 m) – »Brotzeitfelsen« (1720 m)<br />
– Westgrat – Ruchenköpfe – »Brotzeitfelsen«<br />
– Ruchenkopfhütte (1509 m)<br />
– Soinalm – Parkplatz<br />
Charakter: Der bekannteste und<br />
kürzeste Aufstieg auf die markante<br />
Kalkstein-Pyramide erfolgt über die<br />
Alpspitz-Ferrata, einen leichten,<br />
mit Eisen reich bestückten Klettersteig.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation Osterfelderkopf<br />
(2033 m)<br />
Route: Bergstation – Alpspitz-Ferrata<br />
(B) – Alpspitze – Grieskarscharte –<br />
Höllental – Hammersbach – Talstation<br />
Alternative: Vom Kreuzeck durch<br />
die Schöngänge. Über Eisenklammern<br />
steil hinauf zum grünen Sattel<br />
unterhalb des Oberkars, auf die<br />
Schulter des Ostgrats und diesen,<br />
teils versichert, zum Gipfel.<br />
6 Antelao (3264 m),<br />
Dolomiten, Italien<br />
▶ schwierig 9 Std.<br />
1700 Hm 1700 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvolle Bergtour,<br />
die Kondition und an der gerölligen<br />
Gipfelrampe Kletterfertigkeit verlangt<br />
(Stellen I-II). Bei Vereisung Gefahr auf<br />
den abschüssigen Platten<br />
Ausgansgpunkt: Antelao-Lift (1580 m),<br />
Talstation San Vito di Cadore<br />
Route: Antelao-Lift – Forcella Piccola<br />
(2121 m) – Bivacco Cosi (3<strong>11</strong>1 m)<br />
– Antelao – zurück auf dem Aufstiegsweg<br />
7 Piz Badile (3305 m), <strong>Berge</strong>ll,<br />
Schweiz/Italien<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
780 Hm 780 Hm<br />
Charakter: Die Nordostwand des<br />
Piz Badile, zu deutsch »Schaufelberg«<br />
gehört mit der berühmten Cassin-<br />
Route zu den großen Unternehmungen<br />
in den Alpen. Am einfachsten<br />
geht’s von italienischer Seite auf dem<br />
landschaftlich großartigen Normalweg<br />
mit kurzen Klettereien (II bis III).<br />
Ausgangspunkt: Capanna Gianetti<br />
(2534 m)<br />
Route: Capanna Gianetti – Südgrat<br />
– Piz Badile – Abseilen über<br />
Aufstiegsweg<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Nimm teil an der kostenlosen<br />
Anmeldung auf www.berghaus.com<br />
Da geht´s rauf: Jogi Löw und Michael Ballack beim Fotoshooting 2008<br />
Fotos: Wikipedia, dpa (rechts)<br />
8 Hunerkogel (2685 m),<br />
Dachstein, Österreich<br />
▶ schwierig 1 Std.<br />
140 Hm 140 Hm<br />
Charakter: Der Sky Walk am Hunerkogel<br />
(E) gilt als einer der schwierigsten<br />
Klettersteige in den Alpen<br />
und führt durch die überhängenden<br />
Südwände des Hunerkogel – mit<br />
Seilbahn und Aussichtsplattform <strong>für</strong><br />
Schaulustige direkt nebenan.<br />
Ausgangspunkt: Hunerkogel (2685 m)<br />
Route: Bergstation – Hunerscharte<br />
(2602 m) – Hunerscharten-<br />
Klettersteig (A/B) – Einstieg Sky<br />
Walk – Querung – sehr steiler Pfeiler<br />
– Plattenquerung – Wandpassage<br />
mit Riss – überhängender Pfeiler –<br />
Schlusswand – Bergstation<br />
9 Großer Hundstod (2594 m),<br />
Steinernes Meer, Deutschland/<br />
Österreich<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
470 Hm 4 km<br />
Charakter: Der Gipfel überragt eine<br />
eintönige Hochebene mit Dolinen<br />
und Felsschutt. Seine Besteigung ist<br />
eine unschwierige Wanderung, doch<br />
sie erfordert eine Übernachtung im<br />
Ingolstädter Haus.<br />
Ausgangspunkt: Ingolstädter Haus<br />
(2<strong>11</strong>9 m), 4½ Std. von Weißbach<br />
zwischen Lofer und Saalfelden<br />
Route: Ingolstädter Haus / Dießbachscharte<br />
– über grasbewachsene<br />
Schrofen zur Hundstodscharte und<br />
über Südrücken zum Gipfel – zurück<br />
auf dem Aufstiegsweg<br />
10 Serles (2717 m), Stubai,<br />
Österreich<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1080 Hm 8 km<br />
Charakter: Die Serles wird als<br />
»Hochaltar« über Innsbruck bezeichnet,<br />
nicht nur wegen ihrer dominanten<br />
Form, sondern auch wegen des<br />
Klosters an der Südostseite. Für den<br />
Pfad über Geröll und Felsstufen ist<br />
Trittsicherheit notwendig.<br />
Ausgangspunkt: Kloster Maria Waldrast<br />
(1638 m), Mautstraße<br />
Route: Klosterbrunnen – steiler Waldweg<br />
– Querung durch Latschenfelder<br />
und Geröllrinnen – weites Kar zwischen<br />
Lämpermahdspitze und Serles<br />
– Quelle – Serlesjöchl (2384 m)<br />
– versicherte Felsstufe – Serles –<br />
zurück auf demselben Weg<br />
<strong>11</strong> Hochtor (2369 m), Gesäuse,<br />
Österreich<br />
▶ schwierig 8 Std.<br />
1520 Hm <strong>11</strong> km<br />
Charakter: Den höchsten Gipfel in<br />
den steilen Gesäusebergen erreichen<br />
trittsichere, schwindelfreie Wanderer<br />
über das Schneeloch und den Josefinensteig<br />
(Stellen II). Mit Übernachtung<br />
auf der Hesshütte lässt sich die<br />
Tour auf zwei Tage aufteilen.<br />
Ausgangspunkt: Johnsbach, Gasthof<br />
Kölblwirt (855 m)<br />
Hütte: Hesshütte (1699 m)<br />
Route: Johnsbach – Schneeloch<br />
(1800 m) – Hochtor – Josefinensteig<br />
(Südostgrat) – Hesshütte – Untere<br />
Koderalm – Wasserfall – Johnsbach
AUF TOUR<br />
Direkt über dem Inntal und<br />
doch weit weg von der Zivilisation:<br />
unterwegs am Stanser Joch<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
ZU DEN ZACKEN IM KARWENDEL<br />
Gefangen<br />
Fotos: Wolfgang Ehn, Dagmar Steigenberger<br />
Direkt oberhalb des<br />
dicht besiedelten<br />
Inntals findet man im<br />
Karwendel nach Harz<br />
duftende Wälder,<br />
verwitterte Felszähne<br />
und scheues Wild;<br />
aber auch Relikte von<br />
Tieren, die man in<br />
den <strong>Berge</strong>n eigentlich<br />
nicht erwarten würde.<br />
Von Annika Müller<br />
im Urgestein<br />
E<br />
twas klumpt in der Tasche der<br />
Berghose. Ein ungewöhnlich<br />
gleichmäßig rund geformter Kalkstein<br />
mit einem symmetrischen<br />
Muster aus Punkten und Linien<br />
hat den Schleudergang der Waschmaschine<br />
überlebt. Erinnerungen werden wach:<br />
das Rauschen des Windes in den Bäumen,<br />
das Plätschern eines Baches, das ferne Geläut<br />
einer Kirche irgendwo tief drunten<br />
in der Zivilisation. Wie schiefe Zähne in<br />
einem Raubtiergebiss ragen scharfkantige<br />
Zacken und Grate hinter der Lamsenjochhütte<br />
steil in die Höhe.<br />
Obwohl die Lamsenspitze mit ihren 2508<br />
Metern nicht zu den Höchsten im Karwendel<br />
zählt, fiel die markante Form schon<br />
Hermann von Barth auf,<br />
als er Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
die Gipfel dieses<br />
Gebirgsstocks zwischen Inntal, Achensee<br />
und Isar meist im Alleingang erschloss. »Die<br />
Lamsenspitze soll unersteiglich sein – so<br />
hört und liest man zu München und Innsbruck«,<br />
schrieb der Karwendelpionier im<br />
Jahr 1874 voller Ehrfurcht.<br />
Senkrechter Felstunnel<br />
Heute herrscht unbekümmertes Treiben<br />
an den Felsen rund um die Lamsenspitze:<br />
Kletterer balancieren am Nordostgrat entlang,<br />
während sich hinter der Lamsenjochhütte<br />
einige Seilschaften im Klettergarten<br />
»Dreamland« aufwärmen, den die Wirte<br />
eingerichtet haben. Von der zahmeren<br />
Südseite ist der Gipfel auch <strong>für</strong> Bergwanderer<br />
zu erreichen. Am interessantesten ist<br />
der Aufstieg über den kurzen und luftigen<br />
Brudertunnel-Klettersteig, der durch einen<br />
natürlichen, mit Eisenklammern ver-
Lange Schatten fallen ins Tal und lassen<br />
die scharfen Konturen der bizarren<br />
Felszinnen noch stärker hervortreten.<br />
1<br />
1 Der Gipfel lockt: Der Blick auf den Hochnissl vom Stanser Joch aus weckt Lust auf die nächste Wanderung. 2 Gipfelglück unter blauem<br />
Himmel an der Pfeiser Spitze 3 Frühstart: Sonnenaufgang an der Naudersalm unterhalb der Rappenspitze<br />
2 3<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Fotos: Wolfgang Ehn (3), Dagmar Steigenberger<br />
sehenen Felsdurchbruch im<br />
Gratverlauf führt. Mit viel<br />
Luft unter den Füßen geht<br />
es teilweise senkrecht hinauf.<br />
Wer nicht ganz schwindelfrei<br />
ist, dem wird hier<br />
trotz der vielen guten Metalltritte<br />
und -griffe gelegentlich der<br />
Atem stocken.<br />
Über dem schlichten Gipfelkreuz spannt<br />
sich der Himmel wolkenlos und azurblau.<br />
Die schroffen Felszähne der Karwendel-<br />
Hauptkette scheinen zum Greifen nahe. Im<br />
Südwesten lassen die Stubaier Alpen und<br />
die Zillertaler Alpen ihre Schneefelder und<br />
Gletscher um die Wette funkeln. Es herrscht<br />
Stille. Die plaudernden Massen, die am Morgen<br />
an der Bärenrast oberhalb von Stans<br />
vorfreudig ihre Stiefel schnürten, hat man<br />
hier weit hinter sich gelassen. Man fühlt<br />
sich Lichtjahre entfernt von der Zivilisation,<br />
auch wenn das Inntal und der Ort Schwaz<br />
nur einige Kilometer Luftlinie entfernt liegen.<br />
Für einen freien Blick hinunter ins Tal<br />
müsste man dem Grat folgen, der sich über<br />
Rotwandlspitze und Steinkarlspitze bis auf<br />
den Hochnissl zieht. Dieser Linie, an der die<br />
Gipfel wie an einer Perlenschnur aufgereiht<br />
sind, könnte man sogar bis hinunter nach<br />
Vomp im Inntal folgen. Doch das Licht ist<br />
längst schon in ein warmes Goldgelb übergegangen.<br />
Die dünnen Nebelfetzen, die aus<br />
dem Tal aufsteigen, sind nicht mehr watteweiß.<br />
Nach und nach haben sie ein kitschiges,<br />
fast grelles Rosa angenommen. Lange<br />
Schatten fallen ins Tal und lassen die scharfen<br />
Konturen der bizarren Felszinnen noch<br />
stärker hervortreten.<br />
Versteinerte Meeresbewohner<br />
Einst schliffen gigantische Gletscher die<br />
tief eingeschnittenen Schuttkare und Rinnen<br />
zwischen den steilen Wänden aus. Auf<br />
alpinem Muschelkalk der Mittleren Trias<br />
türmt sich bis zu 1700 Meter hoch der<br />
bei Kletterern so beliebte Wettersteinkalk.<br />
Bis sich vor 35 Millionen Jahren die Nördlichen<br />
Kalkalpen heraushoben, war dies<br />
der Grund eines seichten Meeres. Auf jeder<br />
Wanderung füllen sich daher die Rucksäcke<br />
und Taschen mit Fossilien. Was auf den<br />
Schutthalden rund um die Lamsenspitze<br />
wie einer von zahllosen Steinen aussieht,<br />
entpuppt sich auf den zweiten Blick als perfekt<br />
erhaltene Versteinerung eines Seeigels<br />
– und wandert in die ausgebeulte Hosentasche<br />
zu einem Pflanzenfossil und zahllosen<br />
Bruchstücken versteinerter Schnecken.<br />
Der Abstieg führt am Drahtseil durch eine<br />
steile Fels- und Geröllflanke hinab und<br />
Fossilien wie dieser<br />
versteinerte Seeigel liegen<br />
im Schutt verborgen.<br />
weiter durch die Lamsenscharte<br />
ins Tal. Der gesicherte<br />
Steig bestand schon vor mehr als<br />
hundert Jahren. »Mächtige Eisenstangen,<br />
am oberen Ende zu Ringen umgebogen,<br />
sind in den Felsen eingelassen;<br />
wenn Herzog Ernst von Coburg und seine<br />
Jagdgäste im Lamskar Gemsjagd halten,<br />
so wird durch diese Ringe ein Seil gezogen<br />
und dadurch ein sicherndes Geländer<br />
hergestellt. Tiefer unten findet sich noch<br />
eine Holztreppe über einen besonders steilen<br />
Absatz und ein kurzer Steg über eine<br />
Kluft«, schrieb Hermann von Barth. Sein<br />
Urteil jedoch lautete: »Der ganze Apparat<br />
ist zur Ersteigung der Scharte ein grosser<br />
Behelf der Bequemlichkeit, aber nicht unbedingt<br />
vonnöthen.«<br />
Überall im Karwendel waren die Jäger die<br />
ersten Erschließer. Durch die enorme Abgeschiedenheit<br />
– Übergänge zwischen<br />
den drei Haupttälern sind selten und die<br />
wenigen sind meist schroff und unwegsam<br />
– war das Gebirge als Siedlungsraum lange<br />
Zeit uninteressant. Heute ist das Karwendel<br />
als »Alpenpark« ausgewiesen. Weite Teile<br />
des 900 Quadratkilometer großen Gebirges<br />
stehen unter Natur- oder Landschaftsschutz<br />
und sind als Ruhegebiete deklariert. In den<br />
dichten Wäldern und schwer zugänglichen<br />
Felsflanken findet das Wild heute einen nahezu<br />
unberührten Lebensraum.<br />
KOMPAKT<br />
Silberregion<br />
Karwendel<br />
Anfahrt: Von Bregenz und von München<br />
mit dem Auto über die Inntalautobahn A12,<br />
Ausfahrt Jenbach, Schwaz oder Vomp. Alternativ<br />
von München aus kommend mautfrei<br />
über Tegernsee und Achensee. Mit der Bahn<br />
über Rosenheim und Kufstein. Die Schnellzüge<br />
(ICE/IC/EC) halten am Bahnhof in<br />
Jenbach oder in Innsbruck, Regionalzüge<br />
halten in Stans, Schwaz, Pill und Terfens.<br />
Information: Tourismusverband Silberregion<br />
Karwendel, A-6130 Schwaz,<br />
Münchnerstraße <strong>11</strong>, Tel. 00 43/(0) 52 42/<br />
6 32 40, info@silberregion-karwendel.at,<br />
www.silberregion-karwendel.com<br />
Karte: Kompass 1:50 000, Blatt Nr. 26<br />
»Karwendelgebirge«<br />
Literatur: Pröttel »Wanderführer Karwendel<br />
und Wetterstein«, Bruckmann, 20<strong>11</strong><br />
WIE<br />
GEZWICKTE<br />
MACHART<br />
HANWAG aus dem oberbayrischen<br />
Vierkirchen (benannt nach Firmengründer<br />
HANs WAGner) stellt seit<br />
1921 Berg- und Trekking-Schuhe von<br />
höchster Qualität her<br />
Bei Hanwag fertigen wir auch alle<br />
Halbschuhmodelle konsequent in<br />
„gezwickter Machart“ – vermutlich<br />
als einziger Hersteller weltweit.<br />
Die Vorteile des klebegezwickten<br />
Schuhwerks sind eine dauerhafte<br />
Formstabilität, Langlebigkeit sowie<br />
die Möglichkeit einer problemlosen<br />
Wiederbesohlung.<br />
WWW.HANWAG.DE
TOUREN<br />
Felsige Gipfel zwischen Bayern und Tirol<br />
Unbezwingbar wirken die Zacken des Karwendels auf die Wanderer unten im Inntal. Doch wer sich nicht<br />
scheut, hin und wieder die Hände zu gebrauchen, erreicht viele der Gipfel über leichte Kletterstellen.<br />
1 Lamsenspitze (2508 m)<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
1390 Hm 1390 Hm<br />
Charakter: Die formschöne<br />
Lamsenspitze ist ein klassischer<br />
Karwendelgipfel im Talschluss des<br />
Falzthurntales. Durch die Verbindungswand<br />
zwischen Hochnissl und<br />
Lamsenspitze führt ein gut ausgebauter<br />
Klettersteig. Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit sind <strong>für</strong> die<br />
ausgesetzten Stellen am Lamsenjoch<br />
und im Gipfelanstieg nötig. Bei<br />
hohem Besucherandrang herrscht<br />
Steinschlaggefahr!<br />
Ausgangspunkt: Gramaialm (1263 m)<br />
Hütte: Lamsenjochhütte (1953 m),<br />
Mitte Juni bis Mitte Oktober geöffnet,<br />
Tel. 00 43/52 44/6 20 63<br />
Route: Gramaialm (1263 m) – Lamsenjochhütte<br />
(1953 m) – Lamsscharte<br />
– Lamsenspitze – zurück auf<br />
dem Anstiegsweg<br />
Alternative: Vom Alpengasthof Eng<br />
erreicht man die Lamsenjochhütte<br />
über die Binsalm und das Westliche<br />
Lamsenjoch in 2½ Stunden.<br />
2 Hochnissl (2546 m)<br />
▶ schwierig 10 Std.<br />
1800 Hm 1800 Hm<br />
Charakter: Bis zum Gipfel des<br />
Hochnissl führt die Bergtour südseitig<br />
(im Sommer sehr heiß) über Waldpfade,<br />
Schotter-, Schrofen- und teils<br />
versichertes Felsgelände mit großartiger<br />
Aussicht auf die Hintertuxer<br />
Gletscherberge. Der Abstieg über den<br />
Grat ist ausgesetzt, teils mit Drahtseil<br />
gesichert und enthält kurze Kletterstellen.<br />
Wer den Aufstiegsweg zurück<br />
wählt, spart etwa drei Stunden.<br />
Ausgangspunkt: Gasthaus Karwendelrast<br />
(830 m), bei Vomperberg im<br />
Inntal<br />
Einkehr: Gasthaus Karwendelrast<br />
(830 m), Tel. 00 43/52 42/6 22 51,<br />
keine Übernachtung<br />
Route: Karwendelrast (830 m) –<br />
Dawald-Jagdhütte (1274 m) –<br />
Einsattelung beim Niedernissl<br />
(2067m) – Hochnissl (2546 m) –<br />
Steinkarlspitze (2460 m) – Rotwandlspitze<br />
(2322 m) – Jagdhütte<br />
Zwerchbach (1030 m) – Gasthaus<br />
Karwendelrast (830 m)<br />
Hinter der Lamsenjochhütte beginnt die Welt der Vertikalen.<br />
3 Ochsenkopf (2148 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
1600 Hm 1600 Hm<br />
Charakter: Die Rundwanderung über<br />
den Ochsenkopf und das Stanser<br />
Joch führt durch die wildromantische<br />
Wolfsklamm und über St. Georgenberg,<br />
den ältesten Wallfahrtsort in<br />
Tirol. Wunderbare Aussichten auf<br />
Achensee, Guffert, Rofan sowie die<br />
Zillertaler Alpen<br />
Ausgangspunkt: Stans, Parkplatz<br />
Wolfsklamm (563 m)<br />
Hütte: Wallfahrtseinkehr St. Georgenberg<br />
(898 m), keine Übernachtung<br />
Route: Stans (563 m) – St. Georgenberg<br />
(898 m) – Stanser Niederleger<br />
(1355 m) – Stanser Hochleger<br />
(1961 m) – Stanser Joch (2102 m)<br />
– Ochsenkopf (2148 m) – Plattenalm<br />
(1491 m) – St. Georgenberg – Stans<br />
4 Großer Bettelwurf (2726 m)<br />
▶ schwierig 9 Std.<br />
1930 Hm 1930 Hm<br />
Charakter: Die Überschreitung von<br />
Kleinem und Großem Bettelwurf<br />
ist teilweise als Klettersteig angelegt,<br />
weist aber auch einige ungesicherte<br />
Kletterstellen im I. und II. Grad<br />
(UIAA) auf. Der Abstieg über den<br />
Eisengatter grat ist mittels Drahtseil<br />
gesichert und einfacher als die<br />
Überschreitung der beiden Gipfel.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am<br />
Halltaleingang (772 m), das Tal ist<br />
seit 2012 <strong>für</strong> den Verkehr gesperrt.<br />
Es gibt aber die Möglichkeit, mit dem<br />
Taxi zum Parkplatz Bettelwurfeck zu<br />
fahren (Tel. 00 43/52 23/4 55 00).<br />
Hütte: Bettelwurfhütte (2079 m)<br />
Route: Halltaleingang (800 m) –<br />
Parkplatz Bettelwurfeck – Bettelwurfhütte<br />
(2077 m) – Kleiner Bettelwurf<br />
(2650 m) – Großer Bettelwurf (2725 m)<br />
– Bettelwurfeck – Halltaleingang<br />
5 Speckkarspitze (2621 m)<br />
▶ schwierig 7½ Std.<br />
1900 Hm 1900 Hm<br />
Charakter: Die Speckkarspitze<br />
bietet einmalige Fern- und Tiefblicke<br />
auf Innsbruck und Hall in Tirol.<br />
Der Aufstieg über den Westgrat weist<br />
Kletterstellen im I. Grad (UIAA)<br />
auf, der Abstieg über den Nordgrat<br />
mit Drahtseilen versicherte Passagen.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am Halltaleingang<br />
(772 m)<br />
Route: Halltaleingang – ehemaliger<br />
oberer Wanderparkplatz (1320 m)<br />
– Issanger (1626 m) – Lafatscher<br />
Joch (2081 m) – Speckkarspitze<br />
(2621 m) – Lafatscher Joch (2081 m)<br />
– Issjöchl (1668 m) – Halltaleingang<br />
(772 m)<br />
6 Hundskopf (2229 m)<br />
▶ mittel 3¼ Std.<br />
720 Hm 720 Hm<br />
Charakter: Die Halbtagestour auf<br />
den eher unscheinbaren Hundskopf<br />
ist mit einem Klettersteig und<br />
weiteren ausgesetzten, aber mit<br />
Drahtseil gesicherten Stellen sehr<br />
kurzweilig. Es besteht immer wieder<br />
Steinschlaggefahr.<br />
Ausgangspunkt: Hinterhornalm<br />
(1522 m)<br />
Hütte: Hinterhornalm (1522 m),<br />
derzeit keine Übernachtungen<br />
Route: Hinterhornalm (1522 m) –<br />
Hundskopf (2243 m) – Hinterhornalm<br />
38 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Nicht Mountainbike,<br />
sondern Bergradl<br />
nennt Walter Edelbauer<br />
das, womit er zur<br />
Hütte gekommen ist.<br />
Höhenluft schnuppern beim Blick vom Gipfel der Lamsenspitze ins Falzthurntal<br />
WIE<br />
BELORADO<br />
LOW GTX ®<br />
Fotos: Wolfgang Ehn (2), Dagmar Steigenberger; Karte: Heidi Schmalfuß<br />
Auch die Menschen, die sich in den Tälern<br />
des Karwendels niedergelassen haben,<br />
sind geprägt vom rauen, zwischen Bayern<br />
und Tirol eingeklemmten Gebirge.<br />
Urgestein mit fremdem Dialekt<br />
»Ist euch aufgefallen, dass hier sogar der<br />
Dialekt ein anderer ist?«, fragt Walter<br />
Edelbauer. Der 70-Jährige sitzt auf der Terrasse<br />
der Lamsenjochhütte. Normalerweise<br />
führt er <strong>für</strong> den Tourismusverband in<br />
Schwaz kostenlose Wanderungen ins Karwendel.<br />
Gerade sei er allerdings privat unterwegs,<br />
erklärt er, bevor er anhebt, über<br />
die Geschichte der bajuwarischen Dialekte<br />
zu dozieren, die <strong>für</strong> ihn mit den Siedlungsbewegungen<br />
in der Würmeiszeit beginnt.<br />
Nach bajuwarischer Landnahme und<br />
dem Verlust Südtirols, der ihm tiefe Furchen<br />
ins braun gebrannte Gesicht zieht,<br />
landet er bei Mussolini. Immerhin habe<br />
man diesem die vielen Militärstraßen<br />
zu verdanken, die sich so wunderbar<br />
zum Mountainbiken eignen.<br />
Edelbauer sagt freilich nicht<br />
»Mountainbike«, sondern<br />
»Bergradl«. Mit dem ist er an<br />
diesem Tag auch zur Hütte<br />
gekommen. Den Luxus, rollend<br />
ins Tal zu gleiten, haben<br />
die Wanderer nicht. Sie verabschieden<br />
sich zeitig am Abend, um in den nächsten<br />
Tagen zu weiteren Karwendel-Zielen aufzubrechen.<br />
Der Inntalblick prägt die meisten Wanderungen<br />
der Silberregion, so auch die aufs<br />
Stanser Joch und den Ochsenkopf. Wildromantische<br />
Brücken und Stege führen zunächst<br />
durch die Wolfsklamm, bevor der<br />
Weg in St. Georgenberg, dem ältesten Wallfahrtsort<br />
in Tirol, sonnigeres Wald- und<br />
Wiesengelände erreicht. Am Stanser Joch<br />
hat der Mensch der Natur tiefe Wunden<br />
geschlagen. Masten, Lawinenverbauungen<br />
und Schneezäune krallen sich in den Bergrücken;<br />
zum Glück nur eine kurze Episode<br />
auf dieser aussichtsreichen Wanderung,<br />
die über den luftigen Grat hinauf auf den<br />
Ochsenkopf führt. Gleich fünf Gipfel an einem<br />
Tag kann man bei der Überschreitung<br />
von Hirschkopf, Fiechterspitze, Mittagsspitze,<br />
Schneekopf und Bärenkopf besteigen.<br />
Während der Touren wandern<br />
die Finger immer wieder in die Tasche<br />
und streicheln dort über den rauen,<br />
kalten Stein, der vor Millionen von<br />
Jahren ein Seeigel war. Damals, als<br />
an diesem Ort noch kein Gebirge<br />
existierte, sondern Meereswellen<br />
über die Riffe rollten. ◀<br />
Der Trail-Halbschuh Belorado Low<br />
GTX ® ist ein vielseitiger Schuh <strong>für</strong><br />
schnelle Wanderungen oder ausgedente<br />
Outdoor-Reisen. Für gut<br />
Trainierte, auch eine echte Alternative<br />
zu gängigen Mid-Cut-Modellen.<br />
Durch einen konsequent zu Ende<br />
gedachten Materialmix aus PUbeschichtetem<br />
Spaltleder, Cordura<br />
und GORE-TEX ® erzielen wir einen<br />
erstaunlich robusten Schuh bei<br />
niedrigem Gewicht.<br />
Erhältliche Farben<br />
und weitere Infos<br />
auf unserer Website.<br />
Birch Green UN Blue Schwarz Fuchsia<br />
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AUF TOUR<br />
NEUE SERIE:<br />
Von Null aufs Dach der Alpen<br />
Antreten!<br />
Der Weg aufs Dach der Alpen scheint weit, wenn man<br />
bei Null beginnt. Doch wer sich nach Plan steigert,<br />
kann schon in einem Jahr dem Traumziel Mont Blanc<br />
deutlich näher kommen. In Teil 1 unserer Serie:<br />
richtig gehen am Berg. Von Moritz Baumstieger<br />
Teil 1 – Gehschule<br />
Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />
Teil 3 – Bergauf!<br />
Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />
Teil 5 – Erster »Zweier«<br />
Teil 6 – Ausrüstung<br />
Teil 7 – Ernährung<br />
Teil 8 – Schneeschuhtour<br />
Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />
Teil 10 – Hochtourentechnik<br />
Teil <strong>11</strong> – Wetterkunde<br />
Teil 12 – Hochtourentaktik<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
EINE INITIATIVE VON<br />
+<br />
Foto: Robert Bösch / Archiv Mammut<br />
In einem Jahr gewappnet und fit <strong>für</strong><br />
den Mont Blanc – das ist die Idee der<br />
neuen Serie »Von Null aufs Dach der Alpen«,<br />
die der BERGSTEIGER in Kooperation<br />
mit Mammut präsentiert. Zwölf Folgen<br />
werden erklären, welches Wissen, welche<br />
Techniken und welche Voraussetzungen<br />
aus einem Schönwetter-Wanderer ein<br />
Nordwandgesicht machen. Damit diese<br />
<strong>Bergsteiger</strong>-Schule aber kein Trockenklettern<br />
in Gedanken bleibt, hecken die<br />
Experten der Mammut Alpine School <strong>für</strong><br />
jede Folge einen kleinen Trainingsplan<br />
aus. Und damit die neu erworbenen<br />
Fähigkeiten<br />
getestet<br />
und vertieft werden können, präsentiert<br />
die BERGSTEIGER-Redaktion dazu die<br />
ideale Trainingstour. Zum Abschluss der<br />
Serie geht es im Sommer 2015 dann<br />
wirklich auf den Mont Blanc: Der BERG-<br />
STEIGER und die Mammut Alpine School<br />
verlosen unter den Lesern eine geführte<br />
Tour auf den weißen Riesen.<br />
Dazu einfach die Coupons<br />
sammeln und einschicken.<br />
Hang zum Queren:<br />
Abseits der Wege fordert<br />
auch vermeintlich<br />
leichtes Gelände<br />
den ganzen Körper.<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 41
Trittsicherheit in jedem Gelände ist wohl das wertvollste Gut eines <strong>Bergsteiger</strong>s. Sie kommt durch Erfahrung und bleibt durch Übung.<br />
Jeder noch so lange Weg beginnt mit<br />
einem ersten Schritt. Diese chinesische<br />
Weisheit ist in diesem Fall<br />
keine blumige Metapher, »Weg«<br />
und »Schritt« sind eher ideale Stichworte.<br />
Denn wer auf hohe <strong>Berge</strong> möchte,<br />
muss gehen können – und zwar richtig.<br />
Was das Tempo betrifft, was die Technik<br />
angeht, wenn es Geröll oder Schneefelder<br />
zu überwinden gilt.<br />
Das Thema Tempo ist schnell abgehandelt:<br />
Wer lange durchhalten will, sollte es<br />
langsam angehen. In den ersten dreißig<br />
Minuten kann sich entscheiden, ob der<br />
Tourentag erfolgreich wird oder ob er in<br />
Erschöpfung endet. Deshalb besser gedrosselt<br />
loslaufen, dazu auf den Atem achten.<br />
Wer jetzt schon nach Luft schnappt, ist zu<br />
schnell unterwegs. Ist der Kreislauf nach<br />
zirka einer halben Stunde in Schwung,<br />
kann das Tempo angezogen werden –<br />
man sollte aber immer noch Luft haben,<br />
um nebenbei ein wenig zu reden.<br />
Die Standfestigkeit eines Berggehers ist auch<br />
durch sein Gleichgewicht bedingt – der Einsatz<br />
von Stöcken fördert und zerstört es zugleich.<br />
Kleine Schritte sparen Kraft, vor allem,<br />
wenn es steiler wird. Dann sollte man auch<br />
darauf achten, so viel Sohlenfläche wie<br />
möglich zu benutzen. Steile Wege verleiten<br />
dazu, auf den Ballen zu laufen und die<br />
Ferse nicht aufzusetzen – was die Wadenmuskulatur<br />
in kurzer Zeit ermüdet. Beim<br />
Schritt sollte das Körpergewicht auf das<br />
belastete Bein verlagert werden, um möglichst<br />
viel Druck auf die Sohle und so eine<br />
bessere Standfestigkeit zu bekommen.<br />
▶ Stöcke verwenden – ja oder nein?<br />
Die Standfestigkeit eines Berggehers ist<br />
auch durch sein Gleichgewicht bedingt –<br />
der Einsatz von Stöcken fördert und zerstört<br />
es zugleich. Einerseits stabilisieren sie<br />
den Geher in der konkreten Situation, etwa,<br />
wenn er einen Bach überqueren muss<br />
oder im ausgesetzten Gelände unterwegs<br />
ist. Wer aber immer mit Stöcken geht,<br />
lässt den natürlichen Gleichgewichtssinn<br />
seines Körpers verkümmern. Deshalb die<br />
Stöcke ab und zu bewusst zu Hause lassen,<br />
auch wenn sie unbestritten nützlich sind:<br />
Der TÜV Süd hat festgestellt, dass sie den<br />
Kniegelenken bei dreistündigem Gehen etwa<br />
eine Tonne Belastung ersparen.<br />
Da<strong>für</strong> muss die Länge richtig eingestellt<br />
sein: Der Ellenbogen sollte einen rechten<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
TOUR<br />
TOURENTIPP zum Nachgehen<br />
Kompar (20<strong>11</strong> m)<br />
Karwendel<br />
▶ leicht 5 Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Fotos: Robert Bösch / Archiv Mammut (li.), Peter Albert (re.)<br />
Geröllabfahrten schonen die Knie enorm.<br />
Winkel beschreiben. Je nachdem wie steil<br />
das Gelände ist und ob man auf- oder absteigt,<br />
muss also angepasst werden. Wichtig<br />
ist auch, die Stöcke richtig zu greifen:<br />
Von unten durch die Schlaufe, nur so kann<br />
man bergab Beine und Wirbelsäule entlasten<br />
– wer sich von oben auf die Griffe<br />
stützt, erreicht hingegen nichts.<br />
▶ Fluch und Segen: Schotterkare<br />
Gleichgewicht und Standfestigkeit werden<br />
besonders wichtig, wenn präparierte Pfade<br />
enden und es durch wegloses Gelände<br />
geht. Stöcke helfen auch hier, vor allem<br />
aber muss die richtige Gehtechnik gewählt<br />
werden. In Schotterkaren und Geröllhalden<br />
empfiehlt es sich, auf die größeren<br />
Blöcke zu steigen. Durch das Körpergewicht<br />
werden sie auf die kleineren Steinstücke<br />
gepresst und bieten sichere Tritte.<br />
Beim Abstieg auch hier besser kleinere<br />
Schritte wählen – Geübte können auch<br />
in der Falllinie »abfahren«, sollten da-<br />
Charakter: Einfache Drei-Jahreszeiten-<br />
Wanderung mit fantastischer Aussicht in<br />
die Eng und den Karwendelhauptkamm<br />
Anfahrt: Von München über Bad Tölz<br />
und den Sylvensteinsee nach Hinterriß.<br />
Ab hier Mautstraße (ab Anfang Mai<br />
geöffnet) bis zum Parkplatz P8 bei den<br />
Hagelhütten. Oder per BOB nach Lenggries<br />
und weiter mit dem <strong>Bergsteiger</strong>bus<br />
der RVO (Kombitickets erhältlich!)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz P8/Bushaltestelle<br />
bei den Hagelhütten (1077 m),<br />
ca. 9 km hinter der Mautstelle Hinterriß<br />
Verlauf: Dem Wirtschaftsweg zwischen<br />
den Hagelhütten in südöstlicher Richtung<br />
folgen. Hinter der letzten Almhütte<br />
über den Bach. Durch schütteren<br />
Bergwald geht es auf einem Forstweg<br />
empor bis zum Hasental-Niederleger,<br />
bald darauf zum Mittelleger. Von dort<br />
steigt man teils weglos durch Almwiesen<br />
und Latschen bergauf. Unterhalb eines<br />
langen Wiesenkammes, der vom Kompar<br />
herabzieht, trifft man auf den Hasental-Hochleger.<br />
Von hier auf den breiten<br />
Gipfelkamm, vorbei am Abzweig zum<br />
Plumsjoch und steil nach rechts empor<br />
zum Gipfelaufschwung.<br />
Abstieg: Wie Aufstieg oder am Satteljoch<br />
der Beschilderung Richtung Plumsjoch<br />
folgen, über Bergwiesen und verwurzelten<br />
Steig hinab zur Plumsjochhütte. Von<br />
hier gut beschildert hinab zum Parkplatz.<br />
Karte: Kompass 1:50 000, Nr. 26<br />
»Karwendelgebirge«<br />
Einkehr: Plumsjochhütte oder am Ende<br />
der Tour in der Eng bzw. in Hinterriß.<br />
4 CDs, 19,99 € / 29,90 sFr*<br />
Jürgen von der Lippe<br />
© André Kowalski<br />
© Peter Müllritter
TRAININGSPLAN<br />
1 IN DIE QUERE KOMMEN<br />
Ziel: Den Körperschwerpunkt fi nden<br />
Umsetzung: Suchen Sie sich einen kleinen,<br />
steilen Hang, etwa am örtlichen Rodelberg.<br />
Queren Sie den Hang mehrmals. Lehnen<br />
Sie sich beim ersten Mal stark zum Hang,<br />
beim nächsten Mal etwas weiter talwärts, bis<br />
Sie schließlich aufrecht gehen und sich der<br />
Körperschwerpunkt über den Füßen befi ndet.<br />
Besonders beachten: Achten Sie darauf, wie<br />
viel Druck Sie jeweils auf die Außenkante ihrer<br />
Sohle bringen. Je mehr Abstand Sie zum Hang<br />
zulassen, desto stabiler wird der Stand.<br />
2 SICHER ANTRETEN<br />
Ziel: Gleichgewicht und Trittsicherheit erhöhen<br />
Umsetzung: Legen Sie sich auf einer Wiese<br />
einen Parcours aus Steinen und dicken Ästen,<br />
variieren Sie dabei die Abstände zwischen<br />
den Objekten. Balancieren Sie dann über den<br />
Parcours, in dem Sie nur auf die Steine und<br />
Äste steigen. Wenn Sie das gut schaffen, versuchen<br />
Sie die Strecke erst so schnell, dann<br />
so langsam wie irgend möglich ohne Fehler zu<br />
meistern.<br />
Besonders beachten: Treten Sie einmal<br />
die Steine mit den Ballen an, dann wieder mit<br />
der Fußmitte, dann mit dem Sohlenrand.<br />
Wie fühlen Sie sich am sichersten?<br />
3 HAUSHALTEN LERNEN<br />
Ziel: Ökonomisch gehen<br />
Umsetzung: Steigen Sie mit normalem Schrittabstand<br />
ein steiles Wegstück hinauf und<br />
zählen Sie ihre Schritte. Versuchen Sie dann,<br />
die selbe Strecke mit halb so vielen Schritten<br />
zu meistern, dann mit doppelt so vielen.<br />
Besonders beachten: Setzen Sie <strong>für</strong> ein paar<br />
Schritte nur die Ballen, dann wieder die<br />
ganze Sohle auf und erspüren Sie, wie Ihre<br />
Wadenmuskeln reagieren.<br />
COUPON 1<br />
Die Technik macht den Unterschied: Wer richtig geht, kann lange Tage am Berg genießen.<br />
Wenn sich Skifahrer zu nah an den Hang lehnen,<br />
greifen ihre Kanten schlecht – ungeübten<br />
Gehern passiert das im weglosen Gelände oft.<br />
bei aber das Tempo kontrollieren, um stets<br />
abbremsen zu können.<br />
Im Schrofengelände – einer Mischung<br />
aus Felsabsätzen und Grasstücken – ist<br />
es ratsam, möglichst auf die Graspartien<br />
zu treten. Aber Achtung: Ist das Gras lang<br />
und nass, kann es so rutschig sein wie eine<br />
Eisfläche, Schrofen zählen deshalb zu den<br />
schwierigsten Geländearten. Besonders<br />
im Abstieg kann das gefährlich werden –<br />
und dass man auch wieder runter muss,<br />
sollte man bedenken, bevor man eine Passage<br />
nach oben steigt.<br />
▶ Antreten in weglosem Gelände<br />
Generell gilt im weglosen Gelände: Auf<br />
hartem Boden (Fels oder Eis) sollte man so<br />
viel Sohlenfläche wie möglich aufsetzen,<br />
sozusagen »auf Reibung« gehen. Ist der<br />
Untergrund eher weich (Schotter, Gras,<br />
Erde), versucht man, die bergseitige Kante<br />
der Sohle zu nutzen, ähnlich wie ein<br />
Skifahrer, der eine eisige Piste diagonal<br />
abfährt. Wenn sich Skifahrer in solchen<br />
Situationen zu nah an den Hang lehnen,<br />
greifen ihre Kanten schlechter – auch<br />
das sollte man im Hinterkopf behalten.<br />
Ungeübte Geher tun das im weglosen<br />
Gelände nämlich oft, weil es ihnen sicherer<br />
erscheint. In Wirklichkeit aber steigt<br />
die Gefahr abzurutschen, der Körperschwerpunkt<br />
sollte immer über den Füßen<br />
bleiben.<br />
Bis in den Sommer hinein versperren oft<br />
Schneefelder den Weg. Das Queren (bei<br />
dem wieder die Kanten der Sohle eingesetzt<br />
werden), ist gefährlich, das Aufsteigen<br />
meist einfacher. Ein Trick, der überraschend<br />
oft funktioniert: Einfach am Rand<br />
ein Stückchen absteigen und dann das<br />
Schneefeld aufsteigen. Dazu sind oft Trittstufen<br />
nötig, die mit dem Schuh (oder dem<br />
Pickel) geschlagen werden müssen. Ihre<br />
Trittfläche sollte horizontal oder leicht<br />
zum Berg geneigt sein und möglichst viel<br />
der Sohle aufnehmen. Das ist oft anstrengend<br />
und zeitraubend, aber nötig. Denn<br />
jeder noch so lange Weg endet mit dem<br />
letzten Schritt – und der soll ja nicht der<br />
letzte <strong>für</strong> immer sein.<br />
◀<br />
Foto: Robert Bösch / Archiv Mammut, Grafik: Gerog Sojer<br />
Das große 4000er-Gewinnspiel<br />
Ausschneiden, sammeln und mit<br />
allen 12 Coupons eine Besteigung<br />
des Mont Blanc mit der Mammut<br />
Alpine School gewinnen.<br />
✂
IN DEN DOLOMITEN DES TIZIANS<br />
Aus der Ferne erscheint das Gebirge bewegungslos und still.<br />
Es scheint sich nie zu verändern, immer stolz und festlich in<br />
seiner Erhabenheit. Aber nähert man sich dem Gebirge so<br />
sehr, dass man es unter den Füßen spürt, dann merkt man,<br />
wie sehr es sich bewegt, wie sehr es sich ständig verändert –<br />
animiert von einer Natur, die in ihm lebt, fließt, spricht.<br />
Das ist das Erlebnis, das man genießt, wenn man inmitten<br />
der Dolomiten des Tizians eine der 30 Wandertouren geht, die<br />
das Reich der Schneeschuhe zu bieten hat. Eine paradiesische<br />
Ecke, umgeben von Gipfeln wie dem Pelmo, dem Antelao und<br />
der Berggruppe Marmarole, der Gruppe Cadini di Misurina,<br />
den Drei Zinnen und dem Peralba. Eine der faszinierendsten<br />
Landschaften der Welt – Genuss im Rhythmus Ihrer Atmung.<br />
INFO: Fremdenverkehrsbüros<br />
AURONZO DI CADORE<br />
auronzo@infodolomiti.it<br />
tel. 0435.9359<br />
CALALZO DI CADORE<br />
calalzo@infodolomiti.it<br />
tel. 0435.32348<br />
SAN VITO DI CADORE<br />
sanvito@infodolomiti.it<br />
tel. 0436.9<strong>11</strong>9<br />
SAPPADA<br />
sappada@infodolomiti.it<br />
tel. 0435.469131<br />
Iniziativa finanziata dal Programma di Sviluppo Rurale per il Veneto 2007 - 2013 - Asse 4 Leader<br />
Organismo responsabile dell’informazione: Comune di Lozzo di Cadore<br />
Autorità di gestione: Regione del Veneto - Direzione Piani e Programmi del Settore Primario
AUF TOUR<br />
Das letzte Licht des<br />
Tages: Wanderer am<br />
Pürschling (1566 m)<br />
Gratwanderungen über Schloss Linderhof<br />
Königliche<br />
Kämme<br />
Das Tal von Graswang teilt das Ammergebirge in eine nördliche und<br />
eine südliche Hälfte. Wo früher die bayerischen Könige bevorzugt<br />
auf Jagd gingen, finden Wanderer heute ein reiches Betätigungsfeld.<br />
Sogar so manches <strong>für</strong> voralpine Gebiete überraschend einsame<br />
Schmankerl ist dabei. Von Mark Zahel<br />
46 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Foto: Bernd Ritschel<br />
Stille und Trubel liegen manchmal<br />
dicht beieinander. Im Herzen des<br />
bayerischen Ammergebirges hat<br />
der Trubel einen Kulminationspunkt:<br />
Linderhof. Das Königsschloss<br />
nach französischem Vorbild lockt<br />
alljährlich Hunderttausende Touristen aus<br />
aller Welt an – Kulturbeflissene mit Hang<br />
zu märchenhafter altbayerischer Schlösserromantik<br />
oder einfach jene Reisende,<br />
die den empfohlenen »Highlights« aus ihrem<br />
Reiseführer nachjagen. Die <strong>Berge</strong> sind<br />
<strong>für</strong> die meisten nur Kulisse. Sicher, es gibt<br />
einladendere Ansichten als die dunklen, da<br />
und dort von schrofigen Felsköpfen überragten<br />
Waldflanken über dem Quelltal der<br />
Ammer. Doch oben erweitert sich der Horizont.<br />
Erst aus dieser Perspektive offenbart<br />
sich die Anmut des Graswangtals zwischen<br />
Kloster Ettal und dem Ammerwald.<br />
Wie ein urzeitlicher Drachenrücken<br />
Direkt beim Schloss Linderhof kann man<br />
die Biege bergwärts machen. Je nachdem,<br />
ob man dann links oder rechts geht,<br />
kommt man entweder zu den Brunnenkopf-<br />
oder den Pürschlinghäusern. Beide<br />
entstammen als Jagdunterkünfte einer<br />
hochherrschaftlichen Vergangenheit.<br />
Später übernahm sie der Alpenverein. Sie<br />
liegen am Maximilianweg, auf dem sich<br />
die nördliche Kette der Ammergauer Alpen<br />
von Oberammergau bis nach Füssen<br />
prima durchqueren lässt. Manch kecker<br />
Gipfel wird dabei aber leider nicht berührt,<br />
zum Beispiel der Sonnenberg, der<br />
einen fulminanten Tief blick auf Graswang<br />
gewährt, und vom August-Schuster-<br />
Haus am Pürschling bloß eine – überaus<br />
spannende – Gehstunde entfernt liegt.<br />
Deutlich lebhafter spielt es sich normalerweise<br />
am Teufelstättkopf ab. Umso verblüffender,<br />
wenn die Gesellschaft vieler<br />
Zweibeiner abgelöst wird von jenen, die<br />
auf vier flinken Hufen durch die Matten<br />
und Latschen springen. Schon König Max<br />
II. wusste um die Ammergauer Alpen als<br />
legendäres Gämsenrevier. Wer sich auf die<br />
Kammroute über Laubeneck und Hennenkopf<br />
begibt, erlebt unter Umständen ganz<br />
unvermittelte Begegnungen und genießt<br />
dabei die Schau hinaus ins Alpenvorland.<br />
Eine der rassigsten Touren ist die Überschreitung<br />
der Großen Klammspitze, die<br />
ostseitig von den Brunnenkopfhäusern<br />
durchs Wintertal bestiegen wird und<br />
westseitig den luftigen Klammspitzgrat<br />
aufwirft. Fast wie ein urweltlicher Drachenrücken<br />
schaut dieser aus, wenn ringsum<br />
ein Nebelmeer wabert. Nach einer<br />
unterhaltsamen Kraxelei nähert man sich<br />
jenseits des Feigenkopfes dem Bäckenalmsattel<br />
und wirft damit schon ein Auge ins<br />
Kenzengebiet und zur Hochplattengruppe.<br />
Mit individueller Note<br />
Dieses vielseitige Tourenumfeld wird vom<br />
eigentlichen Graswangtal freilich nur am<br />
Rande tangiert, etwa mit Hasentalkopf<br />
und Vorderscheinberg, die als Gipfelduo<br />
eine seengeschmückte Trichterdoline einrahmen.<br />
Wer vom Sägertal-Parkplatz aus<br />
über den völlig vernachlässigten Ostrücken<br />
auf die Scheinbergspitze steigt und<br />
sich anschließend über die Gratverbindung<br />
zum Lösertalkopf vorarbeitet, erlebt<br />
eine wilde, verzwickte Angelegenheit,<br />
weitgehend pfadlos und angesichts morscher<br />
Schrofenpartien und widerborstiger<br />
Latschen gewiss nicht unter der Rubrik<br />
»Genusswandern« einzuordnen. Letztlich<br />
bleibt es jedem selbst überlassen, diese<br />
urtümliche, raue Facette gelegentlich bewusst<br />
zu suchen.<br />
Das gelingt auch auf der anderen Seite der<br />
Ammerwaldstraße, am Massiv der Kreuzspitze,<br />
die im bayerischen Gebietsanteil<br />
von keinem anderen Berg übertroffen<br />
wird. Der Normalweg über das Hochgries<br />
und die Schulter am Schwarzenköpfl eignet<br />
sich schon mal <strong>für</strong> wohldosierte<br />
INFO<br />
Der »Kini« und<br />
die Einsamkeit<br />
König Ludwig II. von Bayern schätzte sowohl<br />
den Prunk märchenhafter Schlösser als<br />
auch die Abgeschiedenheit in der Natur.<br />
Beides konnte er im Ammergebirge verwirk<br />
lichen. Sein Lieblingsschloss Linderhof<br />
ließ er im neobarocken Stil bauen und<br />
verbrachte dort wesentliche Zeit abseits der<br />
ungeliebten Münchner Amtsgeschäfte.<br />
Die Gestaltung der Innenräume wie auch<br />
der Gartenanlage bringt die verspielte<br />
Extravaganz des Monarchen zum Ausdruck<br />
und fasziniert Besucher bis zum heutigen<br />
Tag. Immer wieder zog sich Ludwig aber<br />
auch in die Einsamkeit der <strong>Berge</strong>shöhen<br />
zurück. Sein Vater, König Max II., hatte dort<br />
bereits Pirschhäuser errichten lassen, um<br />
seiner Leidenschaft zu frönen. Diese nutzte<br />
auch Ludwig als Zufl uchtsort, wenn er sich<br />
ganz dem Stillschweigen hingeben wollte.<br />
Der Alpenverein erwarb die Jagdhäuser am<br />
Brunnenkopf und am Pürschling nach dem<br />
Ersten Weltkrieg und funktionierte sie in<br />
Anlaufstellen <strong>für</strong> Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong><br />
um. Das Erstgenannte ist noch sehr urig<br />
erhalten geblieben.<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47
TOUREN<br />
Rund um das Graswangtal<br />
Links und rechts der Linder gibt es eine Reihe lohnender Gipfel, die <strong>für</strong> das voralpine Ammergebirge<br />
schon recht zünftig anmuten. Vielfach locken spannende Gratrouten. Wir haben zehn <strong>für</strong> Sie ausgesucht.<br />
1 Kofel (1342 m) – Brunnberg<br />
(1529 m)<br />
▶ schwierig 5½ Std.<br />
1000 Hm 1000 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvolle Überschreitung,<br />
vor allem am Vorderen<br />
Rappenkopf und am Brunnberg<br />
einige sehr steile Passagen. Kaum<br />
bezeichnet, Orientierungsvermögen<br />
und perfekte Trittsicherheit nötig<br />
Ausgangspunkt: Oberammergau,<br />
Parkplatz Döttenbichl (ca. 840 m)<br />
Route: Parkplatz – Kofelsattel – Kofel<br />
(Abstecher) – Vorderer Rappenkopf<br />
– Hinterer Rappenkopf – Brunnberg<br />
– Am Zahn (P. 16<strong>11</strong>) – Königsteig –<br />
Kofelsattel – Parkplatz<br />
2 Sonnenberg (1622 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
800 Hm 800 Hm<br />
Charakter: Am Sonnenberggrat<br />
schmaler Steig mit ausgesetzten Passagen,<br />
sonst normale Wanderwege<br />
Ausgangspunkt: Oberammergau,<br />
Talstation des Kolbenlifts (ca. 900 m)<br />
Route: Oberammergau – Kolbensattel<br />
(evt. per Lift) – Zahn-Traverse<br />
– Sonnenspitz – Sonnenberggrat –<br />
August-Schuster-Haus – Kolbensattel<br />
– Oberammergau<br />
Tipp: Alternativer Aufstieg von Linderhof<br />
zum August-Schuster-Haus<br />
3 Teufelstättkopf (1758 m)<br />
– Hennenkopf (1769 m)<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
1000 Hm 1000 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvolle Überschreitung<br />
mit kurzen Stellen I, nicht<br />
überall ein richtiger Weg, obwohl<br />
markiert. Schwierigstes Stück am<br />
Westgrat, durchs Wintertal aber kaum<br />
viel leichter. <strong>Berge</strong>rfahrung nötig.<br />
Ausgangspunkt: Linderhof (943 m)<br />
Route: Linderhof – Brunnenkopfhäuser<br />
– Wintertal – Große Klammspitze<br />
– Klammspitzgrat – Feigenkopf<br />
– Hirschwang – Bäckenalmsattel –<br />
Sägertal – Linderhof<br />
5 Lösertalkopf (1859 m) –<br />
Hasentalkopf (1797 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Charakter: Im Gipfelbereich oft nur<br />
Steigspuren, vor allem am Lösertalkopf<br />
brüchiges Gelände, bei Nässe heikel<br />
Ausgangspunkt: Sägertal-Parkplatz<br />
(969 m)<br />
Route: Sägertal – Abzweig ins<br />
Lösertal – Lösertaljoch – Lösertalkopf<br />
– Scheinbergjoch – Hasentalkopf –<br />
Bäckenalmsattel – Sägertal<br />
Tipp: Vom Scheinbergjoch kann ein<br />
Abstecher auf den Vorderscheinberg<br />
(1827 m) unternommen werden.<br />
6 Scheinbergspitze (1929 m)<br />
▶ leicht 4¼ Std.<br />
880 Hm 880 Hm<br />
Charakter: Markierter Bergweg in<br />
Wald, Latschen sowie über einige<br />
unproblematische Schrofen.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz<br />
Scheinberg (ca. 1070 m) an der<br />
Ammerwaldstraße<br />
Route: Parkplatz – Südostflanke – Südgrat<br />
– Scheinbergspitze; Abstieg gleich<br />
Tipp: Wanderer mit gutem Routengespür<br />
können auch vom Sägertal-<br />
Parkplatz in 3 Std. über den langen<br />
Ostrücken aufsteigen; teils weglos,<br />
am Gipfelaufbau Stellen I<br />
7 Kreuzspitze (2185 m)<br />
▶ schwierig 6½ Std.<br />
1250 Hm 1250 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvolle Bergtour,<br />
vor allem beim spärlich gepfadeten<br />
Übergang zum Kreuzspitzl (kurze<br />
Stellen II), aber auch sonst alpine,<br />
zuweilen etwas ruppige Steige. Solide<br />
<strong>Berge</strong>rfahrung unabdingbar<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz »Bei den<br />
7 Quellen« (1082 m) an der Ammerwaldstraße<br />
Route: Parkplatz – Hundinghütte<br />
– Hochgrieskar – Schwarzenköpfl –<br />
Kreuzspitze – Kreuzspitzl – Neualpsattel<br />
– Parkplatz<br />
8 Kuchelberg (2020 m)<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
1200 Hm 1200 Hm<br />
Charakter: Typische Jagdsteige in<br />
den Flanken und am Grat passabler<br />
Pfad ohne schwierige Hindernisse<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Fürstenweg<br />
(ca. 900 m) an der Ammerwaldstraße<br />
Route: Parkplatz – Fürstenweg –<br />
Abzweig P. 1007 – Kuchelberg-Diensthütte<br />
– Kuchelbergspitz – Kuchelbergkopf<br />
– Sattel P. 1941 – Kuchelbachtal<br />
– Fürstenweg – Parkplatz<br />
Tipp: Abstecher zur Kreuzspitze<br />
(2185 m) knapp<br />
1½ Std. zusätzlich<br />
9 Kienjoch (1953 m)<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
1250 Hm 1250 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvolle Überschreitung<br />
auf kleinen, dürftig bezeichneten<br />
Pfaden. Zwischendurch Steilstücke und<br />
auch etwas ausgesetzte Passagen<br />
Ausgangspunkt: Graswang (867 m)<br />
Route: Graswang – Dickelschwaig<br />
– Nordostrücken – Kieneckspitz –<br />
Kienjoch – In den Gruben – Kuhalmtal<br />
– Graswang<br />
Tipp: Fortsetzung über Windstierlkopf,<br />
Vorderer Felderkopf, Zunderkopf und<br />
Brünstelskopf bis zur Notkarspitze<br />
möglich, Gesamtgehzeit<br />
ca. 10 Std.<br />
10 Notkarspitze (1888 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
<strong>11</strong>00 Hm <strong>11</strong>00 Hm<br />
Charakter: Gut angelegte, vor allem<br />
beim Aufstieg phasenweise steile<br />
Bergwege. Grundlegende Trittsicherheit<br />
wichtig.<br />
Ausgangspunkt: Ettaler Mühle<br />
(ca. 850 m)<br />
Route: Ettaler Mühle – Nordflanke<br />
– Notkar – Notkarspitze – Ziegelspitz<br />
– Ochsensitz –<br />
Nordflanke – Ettaler<br />
Manndl<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 6<br />
Heftmitte<br />
Charakter: Kleinere, nicht überall<br />
deutlich markierte Pfade im<br />
grasig-schrofigen Kammgelände.<br />
Keine nennenswerte Kletterei, aber<br />
Trittsicherheit wichtig<br />
Ausgangspunkt: Linderhof (943 m)<br />
Route: Linderhof – August-Schuster-<br />
Haus – Teufelstättkopf – Laubeneck<br />
– Hennenkopf – Einmündung<br />
Brunnenkopfweg – Linderhof<br />
4 Große Klammspitze (1924 m)<br />
▶ schwierig 7 Std.<br />
<strong>11</strong>50 Hm <strong>11</strong>50 Hm<br />
48 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
30 JAHRE<br />
BELÜFTUNG<br />
30 JAHRE AIRCOMFORT<br />
Foto: Mark Zahel; Karte: Heidi Schmalfuß<br />
Der Name ist Programm: Das schöne Wetter siegt am Sonnenberg.<br />
Erprobungen im felsigen Gelände und<br />
wird naturgemäß rege begangen. Richtig<br />
Pfiff bekommt die Tour freilich mit der<br />
individuellen Überschreitung zum Kreuzspitzl.<br />
Dieses vermeintlich unscheinbare<br />
Anhängsel lohnt ohnehin eine genauere<br />
Betrachtung, laufen doch vier Gratarme<br />
der Gruppe aus allen Himmelsrichtungen<br />
an einem topografischen Angelpunkt zusammen:<br />
von der besagten Kreuzspitze im<br />
Norden, den Geierköpfen im Westen, der<br />
Schellschlicht im Süden und dem Frieder<br />
im Osten. Letztgenannter darf mit seinen<br />
Scharten und Reißen als der wohl wildeste<br />
Grat überhaupt in den Ammergauern gelten<br />
und sich vom Anspruch her durchaus<br />
mit Wetterstein-Dimensionen messen.<br />
Zum Lohn auf dem Laufsteg<br />
Ein anderer langer Kammausläufer der<br />
Kreuzspitze trägt den Namen Kuchelberg.<br />
Das ist eine Pfundstour, wenn man das<br />
Attribut »einsam« mit moderaten Anforderungen<br />
verknüpfen will. Zugegeben, ein<br />
gutes Maß an Ausdauer müssen Anwärter<br />
schon mitbringen, denn die Schleifen der<br />
alten Jagdsteige in den Südflanken ziehen<br />
sich ebenso wie die Kammstrecke selbst.<br />
Zum Lohn wähnt man sich dort oben auf<br />
einem Laufsteg sondergleichen, blickt über<br />
die Nordflanke hinab ins Graswangtal, hinüber<br />
zum Klammspitzzug und zur Hochplattengruppe<br />
sowie auf die unmittelbaren<br />
Nachbarn Friederberg und Kienjoch.<br />
Gerade das Kienjoch passt ebenfalls ins<br />
Schema: zünftiges Berggehen abseits des<br />
»Mainstreams«, auf wenig ausgetretenen<br />
Pfaden, die hier und da auch mal ein kleines<br />
Hindernis bereithalten. Wie so oft bewegt<br />
man sich entlang der Kammlinie, was<br />
angesichts der notorischen Brüchigkeit der<br />
Flanken nicht verwundert. Vom Kienjoch<br />
aus das vollständige »Hufeisen« bis hin<br />
zur Notkarspitze abzuschreiten, ist eine<br />
kräftezehrende Zehn-Stunden-Tour zum<br />
Gipfelsammeln.<br />
Das Graswangtal mag nur ein Winkel im<br />
weiten Alpenbogen sein. Doch das Tourenangebot<br />
zwischen gelegentlichem Trubel<br />
und absoluter Stille ist phänomenal. ◀<br />
KOMPAKT<br />
Ins Ammergebirge<br />
Anreise: Von München über die A95<br />
und bei Oberau rechts ab nach Ettal/<br />
Oberammergau. Aus Richtung Augsburg via<br />
Schongau und die B23. Von Reutte führt die<br />
Ammerwaldstraße (Plansee) ins Zielgebiet.<br />
ÖPNV: Mit der Bahn bis Oberammergau;<br />
eine Buslinie führt bis Linderhof (aber nicht<br />
weiter in den hinteren Talabschnitt!)<br />
Informationen: Tourist Information Ettal,<br />
Ammergauer Str. 8, Tel. 0 88 22/35 34<br />
Hütten: August-Schuster-Haus (1564 m),<br />
DAV, April u. Nov. geschl., Tel. 0 88 22/35 67;<br />
Brunnenkopfhäuser (1602 m), DAV, Mitte<br />
Mai – Mitte Okt., Tel. 01 75/6 54 01 55<br />
Karten: Alpenvereinskarte, 1:25 000,<br />
Blätter BY6 »Ammergebirge West« und<br />
BY7 »Ammergebirge Ost«; Landesamt <strong>für</strong><br />
Vermessung, 1:50 000, Blatt UK 50-50<br />
»Werdenfelser Land«<br />
Literatur: Zahel »Wetterstein und<br />
Ammergauer Alpen«, Bruckmann Verlag,<br />
2007; Garnweidner »Ammergauer Alpen«,<br />
Kompass Verlag, 2007<br />
2014<br />
TIPP<br />
Komfort<br />
AIRCOMFORT FLEXLITE<br />
Das mit Abstand beste Aircomfort System, welches<br />
je von uns ent wickelt wurde – preisgekrönt<br />
in vielen unabhängigen Tests!<br />
www.deuter.com<br />
Offi zieller Ausrüster des<br />
Verbands der Deutschen<br />
Berg- und Skiführer<br />
DIE NEUE FUTURA SERIE
AUF TOUR<br />
Sonnwendfeuer in Tirol<br />
Familien-TIPP<br />
<strong>Berge</strong> in Flammen<br />
Jahr <strong>für</strong> Jahr verwandeln sich die Mieminger Bergflanken<br />
in eine brennende Bildergalerie. Doch wenn die<br />
Bergfeurer nicht genau messen, wird aus einem Adler<br />
schnell mal ein Papagei. Von Franziska Baumann<br />
Mehr Licht: Nirgends sind die<br />
Leuchtfeuer spektakulärer als im<br />
Kessel um Ehrwald und Lermoos.<br />
50 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Foto: Albin Niederstrasser/Tiroler Zugspitzarena<br />
Der Countdown hallt von den<br />
Felswänden des Vorderen Tajakopfs<br />
wider: »…drei, zwei,<br />
eins.« Mit leisem Knistern lodern<br />
Flammen auf. Loses Geröll<br />
gerät ins Rollen, poltert durch die Nacht.<br />
»Achtung! Stein!«, ruft jemand. Der flackernde<br />
Schein der Fackeln beleuchtet die<br />
Gesichter der Männer, die außer Atem von<br />
Feuerstelle zu Feuerstelle eilen. Kleine salzige<br />
Rinnsale glänzen auf ihrer Stirn. Sie<br />
sind die Bergfeurer von Ehrwald, in der<br />
kürzesten Nacht des Jahres.<br />
Bergfeurer aus Leidenschaft<br />
Jedes Jahr im Juni verwandeln die Sonnwendfeuer<br />
den Talkessel von Ehrwald,<br />
Lermoos und Biberwier in eine nächtliche<br />
Galerie. Lichterketten zeichnen Bergkämme<br />
nach, auf Gipfeln lodert aufgetürmtes<br />
Holz, die Hänge von Zugspitze, Grubigstein<br />
und Daniel sind glühende Kunstwerke.<br />
Sie entstehen nicht von Zauberhand:<br />
Allein in Ehrwald gibt es rund 35 Gruppen,<br />
die an unterschiedlichen Plätzen ihre<br />
Motive auslegen. Christliche Symbole,<br />
aber auch Weltliches wie den Kopf einer<br />
Gämse, ein Edelweiß oder das Ehrwalder<br />
Wappen. Zwischen acht- und zehntausend<br />
Feuerstellen werden an diesem Abend<br />
entzündet, die Motive bis zuletzt geheim<br />
gehalten. Schließlich soll die Spannung<br />
bei den Zuschauern im Tal erhalten bleiben.<br />
Seit 2010 sind die Bergfeuer von der<br />
UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe<br />
anerkannt. »Eine so große Vielfalt an Bildern,<br />
die mit solcher Perfektion gestaltet<br />
werden, das gibt es nur bei uns«, sagt Peter<br />
Somweber nicht ohne Stolz. Der Ehrwalder<br />
gehört zu den Seebenfeurern, die einen<br />
Platz über der Seebenalm in der Mieminger<br />
Kette, am Fuß des Vorderen Tajakopfs,<br />
»befeuern«. 1987 war er als Zehnjähriger<br />
zum ersten Mal dabei. Seitdem lassen ihn<br />
die Bergfeuer nicht mehr los: »Wir machen<br />
das alle leidenschaftlich gerne.«<br />
Rechenspiele <strong>für</strong> das perfekte Bild<br />
»Drei und vierzehn, sieben und dreiundzwanzig«,<br />
ruft Somweber seinen Kollegen<br />
zu, die sich mit Maßband und Markierungsfähnchen<br />
den steilen Schotterhang<br />
hinauf- und hinunterarbeiten. Es sind<br />
keine Lottozahlen, sondern die Koordinaten,<br />
die <strong>für</strong> das Motiv errechnet wurden.<br />
»Malen nach Zahlen«, nennt es Somweber<br />
schmunzelnd. Bis zum Anzünden gegen 22<br />
Uhr sind es noch wenige Stunden. Bis dahin<br />
muss jeder der rund 800 Feuerpunkte<br />
an seinem Platz sein. Die Seebenfeurer
Die Verzerrung durch<br />
die Hangneigung wird<br />
genau berechnet …<br />
… damit die aufwendigen<br />
Motive im Tal perfekt zu<br />
erkennen sind.<br />
haben sich <strong>für</strong> das Motiv »Golgatha« entschieden<br />
– drei perspektivisch dargestellte<br />
Kreuze. Mit einer Breite von 180 Metern<br />
und einer Länge von 120 Metern wird es ihr<br />
bisher größtes Bild sein. Damit aus dem Tal<br />
die Perspektive stimmt, muss das Motiv entsprechend<br />
der Hangneigung verzerrt werden.<br />
»Unser Platz ist ziemlich schwierig«,<br />
sagt Somweber. Das Gelände sei uneben,<br />
Schuttreiße und Schneefeld veränderten<br />
sich jedes Jahr. Eine Herausforderung <strong>für</strong><br />
die Bergfeurer, die langjähriger Erfahrung<br />
bedarf. »Um Bodenwellen auszugleichen,<br />
müssen wir den Feuerpunkt oft drei, vier<br />
Meter nach unten legen«, erklärt er. So<br />
entsteht ein unübersichtliches Gewirr aus<br />
Feuerstellen, die – wie die großen Meisterwerke<br />
im Museum – nur aus einiger Entfernung<br />
ein stimmiges Bild ergeben.<br />
Zentimeterarbeit ist gefragt, damit das Bild<br />
im Tal wirkt. »Von Jahr zu Jahr haben sich<br />
die Bergfeurer in neue Dimensionen vorgewagt«,<br />
erzählt Erich Steiner vom Verein<br />
Bergfeuer Ehrwald. Mittlerweile gehören<br />
Glockenstühle oder ein Sechzehnender<br />
zum Repertoire der Feurer. Auch ein Adlerkopf<br />
erschien schon unterhalb der<br />
Ehrwalder Sonnenspitze. »Berechnet man<br />
dabei die Verzerrung nicht genau, wird<br />
es plötzlich ein Papagei«, erklärt Steiner,<br />
»und damit eine Lachnummer.« Wie die<br />
Motive wurden auch die Feuerplätze im<br />
KOMPAKT<br />
Mieminger <strong>Berge</strong><br />
Anreise: Mit dem Auto über Garmisch-<br />
Partenkirchen oder über Reutte, aus dem<br />
Inntal über den Fernpass nach Ehrwald,<br />
Lermoos und Biberwier. Zugverbindung mit<br />
der Außerfernbahn von Garmisch-Partenkirchen<br />
oder von Kempten und Reutte.<br />
Tourismusverband: Tiroler Zugspitz<br />
Arena, Am Rettensee 1, A-6632 Ehrwald,<br />
Tel. 00 43/(0)56 73/20 00 0,<br />
Internet: www.zugspitzarena.com<br />
Karten: AV-Karte 1:25 000 »Wetterstein<br />
und Mieminger Gebirge«, Blatt Nr. 4/1 und<br />
4/2; Kompass-Karte 1:50 000, Nr. 5 »Wettersteingebirge«<br />
und Nr. 35 »Imst-Telfs-Kühtai«<br />
Literatur: Beulke »AV-Führer Wetterstein«,<br />
Seibert »AV-Führer Lechtaler Alpen«,<br />
»Rund um die Zugspitze«, »Außerfern –<br />
Lechtal«, alle Bergverlag Rother.<br />
Bergfeuer: Die Sonnwendfeuer werden<br />
am Samstag, der der Sommersonnenwende<br />
(21. Juni) am nächsten liegt, entzündet.<br />
Der nächste Termin ist am 21. 6. 2014,<br />
bei schlechtem Wetter eine Woche später.<br />
Infos und Bilder unter www.bergfeuer.at,<br />
www.seebenfeurer.com, www.sonnenspitzfeurer.at.tt<br />
Lauf der Jahre immer spektakulärer. Manche<br />
sind Kletterern vorbehalten, wie die<br />
Felswand des Vorderen Tajakopfs oder jene<br />
unterhalb der Ehrwalder Sonnenspitze.<br />
Dort werden mit Öl getränkte Holzplatten<br />
an einem Stahlseil befestigt und so ein<br />
Kreuz entzündet.<br />
Ein Labyrinth aus Feuer<br />
Bis es soweit ist, macht die Abendsonne<br />
den Bergfeurern Konkurrenz. Sie taucht<br />
das Zugspitzmassiv in orangefarbenes<br />
Licht, fällt hinter den Horizont und lässt<br />
den Himmel glühen, bis die Gipfel nur<br />
noch schwarze Schatten sind. Dann steht<br />
der Augenblick, auf den die Feurer seit Wochen<br />
hinfiebern, unmittelbar bevor. Wie<br />
Slalomfahrer vor dem Start ruft sich jeder<br />
der Männer seine Linie ins Gedächtnis, die<br />
er gleich mit seiner Fackel zum Brennen<br />
bringen wird. Die Feurer sind angespannt.<br />
Unten im Tal haben sich Tausende Schaulustige<br />
postiert – die Rücklichter funkeln,<br />
als wäre die Zugspitz-Region ein riesiges<br />
Drive-In-Kino. Gegen 22 Uhr blitzen die<br />
ersten Feuerpunkte an den Berghängen<br />
auf. Unter dem Vorderen Tajakopf stehen<br />
die Seebenfeurer inmitten eines flackernden<br />
Labyrinths. Einer der Bergfeurer hat<br />
sein Handy am Ohr, er bekommt Rückmeldung<br />
aus dem Tal. »Der Strahl oben links<br />
passt nicht«, ruft er einem der Kollegen zu.<br />
Der spurtet los, um die vergessenen Feuerstellen<br />
zu entzünden. Die Feuerbilder<br />
sind kurzlebige Kunstwerke. Bereits nach<br />
einer halben Stunde beginnen sie langsam<br />
zu verglimmen. Ihr Motiv werden die Bergfeurer<br />
nur auf Fotos zu sehen bekommen.<br />
Dann wissen sie, ob es ihnen gelungen ist,<br />
das »Malen nach Zahlen«.<br />
◀<br />
52 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
TOUREN<br />
Die schönsten Touren im Ehrwalder Kessel<br />
Auf vielen Gipfeln rund um den Talkessel von Ehrwald, Lermoos und Biberwier werden zur Sonnenwende<br />
Bergfeuer abgebrannt. Für Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong> sind sie lohnende Ziele.<br />
1 Ehrwalder Sonnenspitze<br />
(2417 m)<br />
▶ schwierig 7½ Std.<br />
– Zugspitze – Talfahrt mit der Tiroler<br />
Zugspitzbahn<br />
3 Daniel (2340 m)<br />
Als Brennmaterial dienen<br />
kleine Säcke, die mit Sägespänen<br />
und Rapsöl gefüllt sind.<br />
Fotos: Franziska Baumann (2), Albin Niederstrasser/Tiroler Zugspitzarena; Karte: Heidi Schmalfuß a<br />
1360 Hm 1360 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvolle Überschreitung<br />
des markantesten Gipfels<br />
über Ehrwald. Großartige Tour <strong>für</strong><br />
alpin Erfahrene. Am Hohen Gang<br />
gesicherte Felsstufen, Gipfelanstieg<br />
in felsigem und schrofigem Gelände<br />
mit Kletterstellen bis II (kurze Drahtseile,<br />
Haken vorhanden). Abstieg<br />
nach Norden zum Seebensee auf<br />
steilem Steig, gute Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit erforderlich<br />
Ausgangspunkt: Talstation der<br />
Ehrwalder Almbahn (<strong>11</strong>08 m)<br />
Hütte/Einkehr: Coburger Hütte<br />
(1917 m), bew. Anfang Juni – Anfang<br />
Oktober, Tel. 00 43/(0)6 64/<br />
3 25 47 14, www.coburgerhuette.at<br />
Route: Talstation Ehrwalder Almbahn<br />
– Hoher Gang – Seebensee<br />
– Coburger Hütte – Sonnenspitze –<br />
Seebensee – Hoher Gang – Talstation<br />
Ehrwalder Almbahn<br />
Variante: Von der Bergstation der<br />
Ehrwalder Almbahn (1502 m) über<br />
die Seebenalm (6½ Std., 1000 Hm)<br />
2 Zugspitze (2963 m) über<br />
Stopselzieher<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
1740 Hm 1740 Hm<br />
Charakter: Kürzester Zugspitzanstieg,<br />
durch die größte Bühne der<br />
Ehrwalder Bergfeurer, das Gamskar.<br />
Ab Wiener-Neustädter-Hütte (mit<br />
spannendem Hütten-Museum) mäßig<br />
schwieriger Klettersteig (bis B) mit<br />
dem berühmten »Stopselzieher«-<br />
Tunnel. Steinschlaggefährdet, Klettersteigset<br />
und Helm empfehlenswert<br />
Ausgangspunkt: Talstation der Tiroler<br />
Zugspitzbahn (1227 m) bei Ehrwald<br />
Hütte/Einkehr: Wiener-Neustädter-<br />
Hütte (2213 m), DAV, bew. Mitte<br />
Juni – Anfang Oktober. Tel. 00 43/<br />
(0)6 76/7 30 44 05, www.wienerneustaedter.com<br />
Route: Talstation Tiroler Zugspitzbahn<br />
– Gamskar – Wiener-Neustädter-Hütte<br />
(2½ Std.) – Klettersteig Stopselzieher<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
1380 Hm 1380 Hm<br />
Charakter: Höchster Gipfel der<br />
Ammergauer Alpen mit herrlichem<br />
Panorama vor allem in den Talkessel<br />
von Ehrwald, zum Wetterstein und<br />
zur Mieminger Kette. Langer Anstieg,<br />
im oberen Teil ziemlich steil und<br />
der Sonne ausgesetzt, im Bereich<br />
der Upsspitze auch etwas felsig, <strong>für</strong><br />
Trittsichere aber problemlos.<br />
Ausgangspunkt: Bahnhof Lermoos<br />
(994 m)<br />
Hütte/Einkehr: Einkehr bei der<br />
Tuftlalm (1496 m)<br />
Route: Lermoos – Tuftlalm – Daniel<br />
– Upsspitze – Grüner Ups – Tuftlalm<br />
– Lermoos<br />
4 Grubigstein (2233 m)<br />
▶ mittel 3¾ Std.<br />
200 Hm 1240 Hm<br />
Charakter: Kurzer, aussichtsreicher<br />
Anstieg auf den Lermooser Hausberg,<br />
Hütte mit tollem Zugspitzblick und<br />
Abstieg durch ein urwüchsiges Tal –<br />
<strong>für</strong> Abwechslung ist auf dieser Tour<br />
gesorgt. Etwas abschüssige Steige<br />
ins Gartnertal (Drahtseilsicherungen).<br />
Ausgangspunkt: Bergstation des<br />
Grubigstein-Lifts (2028 m)<br />
Hütte/Einkehr: Wolfratshauser Hütte<br />
(1751 m), DAV, bew. Mitte Juni bis<br />
Mitte Oktober, Tel. 00 43/(0)6 64/<br />
9 05 89 20, www.wolfratshauserhuette.com;<br />
Einkehr bei Grubigsteinhütte<br />
(2028 m) und Gartner Alm<br />
(1399 m)<br />
Route: Bergstation Grubigstein-Lift –<br />
Grubigstein – Wolfratshauser Hütte –<br />
Gartner Alm – Obergarten – Lermoos<br />
5 Schachtkopf (1642 m)<br />
▶ leicht 4½ Std.<br />
650 Hm 650 Hm<br />
Charakter: Rundwanderung am<br />
Fuß der felsigen Mieminger Gipfel<br />
durch ein ehemaliges Bergbaugebiet<br />
(Silber, Zink, Blei) mit einigen schönen<br />
Aussichtspunkten. Interessante<br />
Informationstafeln zur Geschichte<br />
des Bergbaus auf dem »Montan-<br />
Wanderweg«, früher Silberleithe<br />
genannt. Teils etwas steile, schotterige<br />
Steige, Trittsicherheit bzw. Stöcke<br />
von Vorteil. Keinesfalls die Stollen am<br />
Weg betreten - Einsturzgefahr!<br />
Ausgangspunkt: Talstation Marienberglift<br />
(<strong>11</strong>25 m) in Biberwier<br />
Hütte/Einkehr: Einkehr bei der<br />
Sunnalm (1620 m)<br />
Route: Talstation Marienberglift<br />
– Montan-Wanderweg – Kleiner<br />
Schachtkopf – Schachtkopf –<br />
Barbara-Stollen – Nähe Bergstation<br />
Marienberglift – Sunnalm – Barbarasteig<br />
– Talstation Marienberglift<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 53
BERGBILDER<br />
Fotowettbewerb: Sommer in den <strong>Berge</strong>n<br />
Bilderflut<br />
Im Hochsommer dürstet es den <strong>Bergsteiger</strong> nach<br />
Abkühlung. Fotografisch lässt sich am Wasser einiges<br />
lernen. In unserer vierten und letzten Folge der<br />
Fotoschule gibt Heinz Zak den BERGSTEIGER-Lesern<br />
dazu exklusive Tipps.<br />
Heinz Zak:<br />
Bergfotograf,<br />
Extremkletterer<br />
und Autor<br />
Ein tosender Wasserfall, ein sprudelnder Quellbach<br />
oder ein spiegelglatter Bergsee – Wasser<br />
übt immer eine besondere Faszination auf mich<br />
aus. Die Fotografi e bietet mir die einzigartige<br />
Möglichkeit, richtig einzutauchen in diese klare,<br />
reine Welt, und ich kann die kraftvollsten Plätze<br />
und Augenblicke einfangen. Mit der Kamera<br />
kann man Wasser mit ganz kurzer Belichtungszeit<br />
»einfrieren« oder als »zarten Schleier«<br />
mit langer Belichtung fl ießen lassen. Und an<br />
einem See auf ein spiegelglattes Bild zu warten,<br />
hat etwas Meditatives.<br />
Handwerk<br />
ist gefragt<br />
1<br />
Mit dem bloßen »Draufdrücken« auf gut Glück<br />
kommen wir beim Fotografi eren von Wasser nicht<br />
besonders weit. Hier ist handwerklich fundiertes<br />
Arbeiten gefragt: Wer sich mit Blende und<br />
Belichtungszeit auskennt und diese zudem manuell<br />
einstellen kann, ist König! Ein weiteres Ass ist das<br />
Verständnis von Bildaufbau: Linien und Diagonalen<br />
bringen Dynamik. Die lange Belichtungszeit von einer<br />
Sekunde kann man nur erreichen, indem man vor<br />
das Objektiv einen Graufi lter hält. Wer sich solch<br />
einen Filter kauft, sollte darauf achten, dass er das<br />
Bild mindestens vier Blendenstufen dunkler machen<br />
kann. Für längere Belichtungszeiten braucht der<br />
Fotograf ein Stativ – sonst ist das Bild verwackelt.<br />
Alpeiner <strong>Berge</strong>, Stubaier Alpen<br />
See unter der Maierspitze, im Spiegel der Wilde Freiger<br />
2<br />
Spiegel im See<br />
Ein perfektes Spiegelbild in einem See zu bekommen, ist gar nicht so<br />
einfach. Die wichtigste Voraussetzung da<strong>für</strong> ist natürlich, dass es windstill ist.<br />
Oft bin ich »umsonst« zu einem Bergsee zum Sonnenaufgang hinaufgegangen<br />
– aber das Drobensein hat sich immer gelohnt! Worauf man achten sollte, ist,<br />
dass der See selbst im Schatten liegt. Erst dann zeigt sich das Spiegelbild<br />
am schönsten. Auch bei diesem Motiv ist eine manuelle Belichtungseinstellung<br />
von unschätzbarem Wert. Hier würde die Automatik der Kamera wieder weit<br />
daneben liegen.<br />
54 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Regenbogen am Grawa-Wasserfall, Stubaier Alpen<br />
Der Autofokus spielt verrückt<br />
3<br />
Gerade bei Aufnahmen mit fließendem Wasser und schnell wechselnden<br />
Strukturen kann der Autofokus der Kamera unter Umständen nicht exakt<br />
funktionieren. Die Kamera stellt dort scharf, wo gerade die beste Struktur<br />
erkannt wird. Das muss nicht mit dem übereinstimmen, was wir uns selbst <strong>für</strong><br />
unser Bild wünschen. Gerade bei unklaren Formen – eben fl ießendem Wasser<br />
– tut sich der Autofokus oft schwer und zieht dann in die totale Unschärfe. Die<br />
einfache Lösung: Autofokus abschalten!<br />
Grawa-Wasserfall<br />
5<br />
Mischbachfall, Stubaital<br />
Wasserperlen<br />
»einfrieren«<br />
4<br />
Um jede einzelne Perle des Wassers sichtbar zu machen,<br />
müssen wir das Bild »einfrieren«. Dazu brauchen wir eine sehr<br />
kurze Belichtungszeit, am besten 1/8000 Sekunde bis längstens<br />
1/1000 Sekunde. Um so kurze Belichtungszeiten zu erreichen,<br />
kann es unter Umständen notwendig sein, die ISO-Zahl höher zu<br />
drehen, circa auf 400–800 ISO. Die Blende wird hier<strong>für</strong> weiter<br />
geöffnet. Der zweite Baustein, um das Foto perfekt hinzubekommen,<br />
ist die richtige Belichtung. Die Automatik der Kamera würde<br />
dieses Bild viel heller belichten – der Zauber wäre dann verloren.<br />
An der Kamera geht die Belichtungskorrektur am leichtesten<br />
über das +/- Rad, alternativ geht man über das Menü.<br />
Mensch und Wasser<br />
Erst durch den Größenvergleich bekommt diese Fotografi e die richtige<br />
Dimension. Eine Person im Bild holt uns als Betrachter noch näher ans<br />
Bild heran. Dieses Porträt von mir ist bei einem Fotokurs entstanden. Die<br />
Kamera stand auf einem Stativ. Bildausschnitt, Schärfe und Belichtungszeit<br />
wurden vorher manuell eingestellt und der Auslöser dann von einem<br />
Teilnehmer betätigt.<br />
Schicken Sie uns Ihre besten<br />
Sommerbilder rund um das Thema<br />
Wasser! Der Hauptgewinn ist ein Klettergurt<br />
»Triple« sowie zehn Expressschlingen. Als zweiten<br />
Preis gibt es einen Eispickel »Pro Star«, der dritte Preis ist ein<br />
Helm »Nimbus« – alle drei Preise kommen von der Firma Stubai. Platz 4 und<br />
5 erhalten jeweils das Bruckmann-Buch »Panoramawege in den Dolomiten«.<br />
Teilnehmen kann jeder Hobbyfotograf, bis zu drei Bilder dürfen digital<br />
in niedriger Aufl ösung an bergsteiger@bruckmann.de eingesandt werden.<br />
Wir veröffentlichen die fünf besten Bilder (da<strong>für</strong> werden wir dann HighRes-<br />
Daten anfordern) mit Kurzbesprechungen von Heinz Zak. Bild-Collagen<br />
werden nicht bewertet. Einsendeschluss ist der 31. 7. 2014.
EVENT<br />
2. Oberstdorfer Fotogipfel<br />
Fest im Fokus<br />
Gute Fotos sind selten ein Produkt des Zufalls. Beim 2. Oberstdorfer Fotogipfel vom<br />
8. bis 14. Juni 2014 können Einsteiger wie auch ambitionierte Fotografen bei einer Reihe<br />
von Workshops und Wanderungen ihr Wissen mehren und Kontakte knüpfen.<br />
Eine eigene Fotoausrüstung ist von<br />
Vorteil, wenn man aus dem 2.<br />
Oberstdorfer Fotogipfel möglichst<br />
viel persönlichen Nutzen ziehen<br />
möchte. Doch selbst an die wachsende<br />
Zahl der Handyfotografen ist gedacht:<br />
Jeden Tag wird das beste Handyfoto prämiert<br />
und zudem Teil einer wachsenden<br />
Ausstellung.<br />
Klare Devise: nah ran ans Objekt!<br />
Apropos Ausstellung: Acht renommierte<br />
Fotografen präsentieren in Oberstdorf ihre<br />
Werke, allen voran der Magnum-Fotograf<br />
Thomas Höpker, der als Schirmherr des<br />
Oberstdorfer Fotogipfels fungiert. Der gebürtige<br />
Münchner lebt seit 1976 in New<br />
York und avancierte im Jahr 1989 zum ersten<br />
Deutschen, den die Agentur »Magnum<br />
Photos« als Vollmitglied aufnahm. Von<br />
2003 bis 2007 war er sogar ihr Präsident.<br />
Höpker zeigt in Oberstdorf seine Outdoor<br />
Fotoinstallation »Mein Amerika«.<br />
Ähnlich hat Heinz Zak seine Ausstellung<br />
betitelt, die an der Gipfelstation Fellhorn<br />
zu sehen ist: »Meine <strong>Berge</strong> – meine Heimat«.<br />
Zak war schon im vergangenen Jahr<br />
dabei und schwärmt: »Der 1. Fotogipfel<br />
war <strong>für</strong> mich eine rundum gelungene Veranstaltung.<br />
Die ausgezeichnete Betreuung<br />
durch das Team vor Ort, interessante<br />
Workshops und viele persönliche Gespräche<br />
sind mir in bester Erinnerung.«<br />
Das komplette Programm gibt’s im Internet:<br />
www.fotogipfel-oberstdorf.de ◀<br />
7 TAGE FOTO-FESTIVAL<br />
Termin: Vom 8. bis 14. Juni sind Oberstdorf<br />
und seine <strong>Berge</strong> der Nabel der Fotografi e.<br />
Ob fotografi sche Wanderungen, Kurse in<br />
Photoshop oder ein großer Fotomarkt – beim<br />
2. Oberstdorfer Fotogipfel sorgt ein opulent<br />
bestücktes Programm da<strong>für</strong>, dass sich<br />
Hobbyfotografen wie auch Profi s jede Menge<br />
Impulse holen können.<br />
Hier ein paar ausgewählte Highlights:<br />
▪ Di., 10. Juni, 20 Uhr: »So kommen die<br />
Bilder in den stern« mit Andreas Kronawitt,<br />
Leiter stern Bildredaktion<br />
▪ Mi., <strong>11</strong>. Juni, 8.30–13 Uhr: Fotowanderung<br />
in die Breitachklamm mit Heinz Zak<br />
und Maike Jarsetz<br />
▪ Fr., 13. Juni, eintägiges Seminar:<br />
»Die Mode der Heimat« mit inszeniertem<br />
Licht fotografi eren mit Friedrun Reinhold<br />
▪ Sa., 14. Juni, 9–13 Uhr: Workshop<br />
»Fotografi e <strong>für</strong> Einsteiger« mit Klaus Faltin<br />
Fotos: Heinz Zak<br />
56 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
mendinidesign.it<br />
Der Weg<br />
ist das Ziel<br />
Wandern im Meraner Land<br />
von den Palmen zu den Almen<br />
Jede Wanderung, vom Tal bis in die Gipfelregion der Dreitausender,<br />
wirft neues Licht auf die Reize dieser Landschaft.<br />
Innehalten, Kraft schöpfen. Bewusst die Ruhe genießen.<br />
Weitblick und Innenschau.<br />
Erleben Sie<br />
Dorf Tirol, Schenna<br />
und das Passeiertal<br />
mit der interaktiven<br />
Karte in 3 D!<br />
IM MERANER LAND<br />
ALPIN-MEDITERRANES LEBENSGEFÜHL<br />
IM MERANER LAND<br />
ALPIN-MEDITERRANES LEBENSGEFÜHL<br />
Geführte Wanderungen<br />
Berg(Er)Leben mit Südtiroler <strong>Bergsteiger</strong>n<br />
und Bergführern:<br />
Do. 17.07.+14.08. Hans Kammerlander,<br />
Do. 31.07. Hanspeter Eisendle,<br />
Do. 24.07.+07.08. Uli Reiterer.<br />
Jubiläumswoche<br />
„<strong>11</strong>5 Jahre Zwickauer Hütte“<br />
20. – 27. Juli 2014<br />
Feierlichkeiten auf der 2.989m hoch<br />
gelegenen Schutzhütte sowie<br />
im Dorf Pfelders<br />
Natur erleben auf 500 km Wander- und<br />
MTB-Wegen<br />
Mai- Oktober: jeden 1. Sonntag im Monat;<br />
Tallner Sunntig- Spezialitäten & Musik auf<br />
den Almen im Hirzergebiet<br />
Mi. 2.7. Gourmetwanderung mit Sternekoch,<br />
Almwirt & Kräuterfee<br />
So. 7.9. IX Int. Berglauf Schenna- Meran 2000<br />
Tourismusverein Dorf Tirol<br />
Hauptstraße 31<br />
I - 39019 Dorf Tirol<br />
Tel. +39 0473 923314<br />
info@dorf-tirol.it<br />
www.dorf-tirol.it<br />
Tourismusverein Passeiertal<br />
Passeirerstrasse 40<br />
I - 39015 St. Leonhard in Passeier<br />
Tel +39 0473 656188<br />
info@passeiertal.it<br />
www.passeiertal.it<br />
Tourismusverein Schenna<br />
Erzherzog Johann Platz 1/d<br />
I - 39017 Schenna<br />
Tel. +39 0473 945669<br />
info@schenna.com<br />
www.schenna.com
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 06/14<br />
Ammergauer, Chiemgauer, Allgäuer<br />
Alpen, Mangfallgebirge, Dolomiten<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
2 Kuchelberg,<br />
3 Kienjoch, anspruchsvolle,<br />
7 Baumgartenschneid,<br />
4 Gießenbachklamm, 9 Klausenberg,<br />
8 Hochstaufen,<br />
lange Gratwanderung<br />
auf Pfaden und Steigen z. T. ausgesetzte<br />
Überschreitung<br />
leichte Wande-<br />
rung auf guten Wegen<br />
leichte Rundtour,<br />
<strong>für</strong> Kinder geeignet<br />
ruhige Alm- und Gratwanderung<br />
auf Wegen<br />
anstrengender Klettersteig,<br />
gerade oben steil<br />
1 Rindalphorn, lange 5 Ettaler Manndl,<br />
6 Notkarspitze, lange <strong>11</strong> Munt da Medalges, 10 Munt de Gröpes,<br />
Gipfelüberschreitung<br />
mit einigem Auf und Ab<br />
unschwierige Rundtour<br />
mit Mini-Klettersteig<br />
Wanderung, z. T. Trittsicherheit<br />
erforderlich<br />
unschwierige, einsame<br />
Almwanderung<br />
lange Tour, am Gipfel<br />
schrofig und unmarkiert<br />
12 Via ferrata Strobel,<br />
mittelschwieriger Klettersteig<br />
mit Gehstrecken<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Rindalphorn (1821 m)<br />
1<br />
Auf der Nagelfluhkette<br />
Diese landschaftlich eindrucksvolle Bergtour führt über insgesamt<br />
fünf anspruchsvolle Gipfel. Während der ganzen Runde bieten sich<br />
dem Wanderer großartige Aussichten auf umliegende Hügel und<br />
<strong>Berge</strong> sowie reizvolle Ansichten der Nagelfluhfelsen.<br />
1550 Hm | 5½ Std.<br />
normale Wanderausrüstung;<br />
Stöcke empfehlenswert, MTB<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014 – Seite 82<br />
Talort: Blaichach (733 m)<br />
Ausgangspunkt: Gunzesrieder Säge (931 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />
Breite N 47.507148° Länge E 010.189708°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bus ab Sonthofen<br />
Entfernung: 21,66 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 5½ Std.; Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />
Karte: Kompass 1:50 000, Blatt 3 »Allgäuer Alpen –<br />
Kleinwalsertal«<br />
Informationen: Oberstaufen Tourismus Marketing GmbH,<br />
Hugo-von-Königsegg-Str. 8, 87534 Oberstaufen, Tel. 00 49/83<br />
86/93 00-28, Fax -20; Gästeinformation Blaichach, Immenstädter<br />
Str. 7, 87554 Blaichach, Tel. 00 49/(0)83 21/2 64 81<br />
Einkehr: Scheidwangalpe (1316 m)<br />
Schwierigkeiten: Lange und mühsame Rundtour, die<br />
Trittsicherheit verlangt. Für einige Stellen sollte man auch<br />
schwindelfrei sein. Sinnvoll ist es, vor der Tour bei der Scheidwangalpe<br />
ein Fahrrad abzustellen, sonst wird die Tour um mehr<br />
als 1 Std. länger.<br />
Hinweis: <strong>für</strong> Kinder nicht geeignet<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Kuchelbergspitz (2020 m) – Kuchelbergkopf (2026 m)<br />
2<br />
Einsame Gratwanderung am Nordostausläufer der Kreuzspitze<br />
Am Kuchelberggrat kommen Bergindividualisten, die gern abseits ausgetretener Moderouten unterwegs<br />
sind, auf ihre Kosten. Zwei alte Jagdsteige in der Südostflanke ermöglichen Zu- und Abstieg,<br />
während der Gang auf der aussichtsreichen Kammhöhe das Filetstück der Tour ist.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014 – Seite 46<br />
1200 Hm | 7 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Graswang (867 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz »Fürstenweg« (ca. 900 m)<br />
an der Ammerwaldstraße, ca. 2,5 km hinter Graswang<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie Oberammergau<br />
– Linderhof<br />
Gehzeiten: insgesamt ca. 7 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober bzw. bis zum<br />
Einschneien<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blätter BY6<br />
»Ammergebirge West« und BY7 »Ammergebirge Ost«<br />
Führer: Zahel »Wilde Wege Bayerische Alpen«, Bergverlag<br />
Rother, 2013<br />
Fremdenverkehrsamt: Ammergauer Alpen GmbH,<br />
Tel. 00 49/(0)8 22/92 27 40<br />
Hütten: keine<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Auf- und Abstieg verlaufen<br />
die meiste Zeit über dürftig bezeichnete, aber gut angelegte alte<br />
Jagdsteige. Auch am Kamm durchgängiger Pfad über Gras und<br />
wenig schwierige Schrofen. Trittsicherheit erforderlich, aber keine<br />
Kletterei. Gute Ausdauer aufgrund der Länge der Tour.<br />
Tipp: Wer die Kreuzspitze in die Tour einbezieht, muss mit knapp<br />
1½ Std. Mehraufwand rechnen. Das felsige Gelände am Gipfelaufbau<br />
erhöht auch den Gesamtanspruch um eine Nuance.<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Kienjoch (1953 m)<br />
3<br />
Hoch über dem Graswangtal<br />
Das Kienjoch gehört nicht gerade zu den Ammergauer Modebergen. Zu spärlich und rau fallen hier<br />
die Pfade aus, was ambitionierte Bergwanderer mit Hang zu einsamen Touren freilich umso mehr<br />
fasziniert. Die Kammüberschreitung ist gespickt mit reizvollen Ausblicken.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014 – Seite 46<br />
1250 Hm | 6½ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Graswang (867 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz in Graswang<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie Oberammergau<br />
– Linderhof<br />
Gehzeiten: Aufstieg 4 Std., Abstieg 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober bzw. bis zum Einschneien<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY7 »Ammergebirge<br />
Ost«<br />
Führer: Zahel »Wetterstein und Ammergauer Alpen«,<br />
Bruckmann Verlag, 2007<br />
Fremdenverkehrsamt: Ammergauer Alpen GmbH,<br />
Tel. 00 49/(0)8 22/92 27 40<br />
Hütten: keine<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Überschreitung<br />
auf kleinen, nur sporadisch bezeichneten Bergpfaden. Etliche<br />
Steilstücke und auch ausgesetzte Passagen am Grat, der hin und<br />
wieder etwas Händeunterstützung erfordert. Trittsicherheit und<br />
etwas Orientierungssinn angezeigt.<br />
Tipp: Die Kammroute kann über Windstierlkopf, Vorderer Felderkopf,<br />
Großer Zunderkopf und Brünstelskopf bis zur Notkarspitze<br />
fortgesetzt werden; von dort Abstieg zur Ettaler Mühle: ein Mammutprogramm<br />
von 10 Std.!
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Rindalphorn (1821 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz zur Straße hinauf und einer<br />
beschilderten Asphaltstraße nach Norden folgen, bei der<br />
Verzweigung rechts und durch einen Linksknick zur Alpe<br />
Vorderschönbuch. Dort nach rechts auf einen Wiesenweg,<br />
über einen freien Hang und in dichten Wald hinein. Kurz<br />
vor Wiesach am Waldrand entlang und links haltend an<br />
der schönen Wiesachalpe vorbei. Hinter der Alphütte vom<br />
Fahrweg rechts ab und über einen lichten Waldhang bergwärts.<br />
In vielen Kehren durch das Unterholz hinauf. Dann<br />
steigt der Bergpfad am Rande einer steilen Hangmulde<br />
an. Oft ziemlich lehmig und bei Nässe rutschig bis auf den<br />
Grat in Höhe von rund 1600 m und den Querweg, der vom<br />
Steineberg herüberkommt. Auf ihn links einbiegen und<br />
unter markanten Nagelfluhfelsen steil hinauf. Nach dem<br />
Steilaufschwung auf Treppenstufen fast eben am Grat<br />
bzw. auf seiner rechten Seite gegen Westen direkt auf den<br />
scharf geschnittenen Stuibengipfel zu. Auf dem Grat mehrmals<br />
auf und ab, kurz an einem Drahtseilgeländer entlang<br />
und schließlich zu einer Steiganlage an einem schroffen<br />
Nagelfluhgrat. Über ihn hinauf, auf einem Pfad weiter und<br />
zum Gipfelkreuz des Stuibens.<br />
Am Gipfel des Rindalphorns<br />
Ammergauer Alpen Kuchelbergspitz (2020 m) – Kuchelbergkopf (2026 m)<br />
Route: Vom Parkplatz aus geht es erst einmal über<br />
3 km flach auf der Forststraße nahe dem Elmaugries<br />
Richtung Kuchelbach einwärts. Bei P. 1007 ist der Jagdsteig<br />
zum Kuchelberg ausgeschildert, allerdings ohne<br />
Farbmarkierung im weiteren Verlauf. Man hat freilich keine<br />
Schwierigkeiten, ihm zu folgen, und sammelt im Bergwald<br />
windungsreich Höhenmeter. An einer Quelle vorbei zur<br />
Kuchelberg-Diensthütte (1597 m). Dort links haltend<br />
weiter schräg aufwärts und zu einer Verzweigung, wo der<br />
Kuchelberggrat nach rechts ausgewiesen wird. Im Zickzack<br />
gewinnt man die Kammhöhe auf ca. 1815 m und folgt ihr<br />
in meist grasigem, teils auch schrofigem und nicht allzu<br />
ausgesetztem Gelände bis auf den kreuzgeschmückten<br />
Kuchelbergspitz (2020 m).<br />
Auch im weiteren Verlauf bleibt man am Grat, einmal<br />
weicht eine alternative Steigspur etwas in die Südflanke<br />
aus. Mit kaum 100 Hm Höhenverlust und Wiederanstieg<br />
geht es über den lang gestreckten grasigen Rücken des<br />
Kuchelbergkopfes (2026 m) bis in die Einsattelung P.<br />
1941, wo scharf links der Abstiegsweg abzweigt. Mit Nr.<br />
241 südseitig quer in die Flanke hinein. Eine Weile verliert<br />
Vom ersten Gipfelziel auf breitem Wiesenrücken relativ bequem<br />
in einen breiten Sattel hinab und von dort wieder steil weiter.<br />
Der Gipfelanstieg zweigt vom Hauptweg links ab und führt zum<br />
Kreuz auf dem Sedererstuiben hinauf. Von ihm in der gleichen<br />
Richtung über Wiesenhänge weiter bis zu deutlichem Bergpfad.<br />
Die Wegspur führt nun am Gatterstuiben vorbei und über den<br />
Oberen Sedererwänden auf Wiesenhängen bis in einen Sattel auf<br />
rund 1580 m Höhe. Aus ihm in der gleichen Richtung, also gegen<br />
Westen weiter. Am Rande eines schroff abbrechenden Felsens ein<br />
kurzes Stück enorm steil hinauf, bis zu Wiesenrücken und über<br />
diesen zum Buralpkopf hinauf.<br />
Vom dritten Gipfelziel nach Südwesten gering abfallend weiter<br />
und zum Gündleskopf hinauf. Der Abstieg vom Gündleskopf zur<br />
Gündlesscharte ist steil, mühsam und unbequem. Auch der folgende<br />
Schlussanstieg kann etwas zermürbend ausfallen. Anfangs<br />
aus der Gündlesscharte noch recht kommod durch den Wald weiter,<br />
doch bald in eine breite, aber ziemlich steile Hangmulde, und<br />
durch diese auf ausgewaschenem Steig bis in das grüne Schartl<br />
südwestlich des Rindalphorns hinauf. Aus ihm nach rechts die<br />
letzten Meter zum letzten Gipfelziel hinauf.<br />
Abstieg: Bis zur Wegverzweigung im grünen Sattel wie Aufstiegs-<br />
man nur marginal an Höhe, bevor ausgiebige Kehren einsetzen.<br />
Der alte Jagdsteig ist ziemlich schmal, aber markiert und nicht<br />
zu verfehlen. Über mehrere Gräben hinweg geht es gegen den<br />
Kuchelbach hinunter, jedoch nicht ganz bis in die klammartig<br />
eingeschnittene Sohle. Vielmehr quert man jetzt manchmal leicht<br />
ausgesetzt durch die Hänge und stößt später auf eine Forststraße.<br />
Mit kurzer Gegensteigung zu P. 1007 und wie gehabt zurück zum<br />
Parkplatz.<br />
Mark Zahel<br />
Der selten besuchte Kuchelbergspitz bietet eine<br />
schöne Aussicht über das Graswangtal.<br />
route. Dort schräg rechts in Richtung Hochgrat weiter. Anfangs<br />
ein wenig abwärts, dann auf weiten Wiesenhängen zum Punkt<br />
1814 m hinauf. Von ihm an Punkt 1764 m vorbei und in die<br />
Brunnenauscharte (1626 m). Aus der Scharte einer Pfadspur<br />
folgend nach links bis zur Gütlealpe hinab und zu Fahrspur,<br />
dieser nach Osten folgen, an der Untergelchenwangalpe vorbei;<br />
dann wird die Straße steil. An einem Zufluss des Aubachs<br />
entlang (Wasserfälle und Badegumpen!) bis zur Wasserscheide<br />
Rhein-Donau bei der Scheidwangalpe. Von hier auf<br />
asphaltiertem Fahrweg nach Osten durch das Aubachtal bis<br />
zum Ausgangspunkt.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Foto: Mark Zahel Foto: Siegfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Kienjoch (1953 m)<br />
Route: Von Graswang zunächst eben am Forsthaus Dickelschwaig<br />
vorbei und bei der Gabelung rechts ins Tal<br />
des Kuhalmbachs. Bereits kurz darauf zweigt rechts der<br />
Bergpfad ab (Beschilderung »Kuhalmstraße«). Anfangs in<br />
einer feuchten Hohlgasse aufwärts, dann etwas von der<br />
dichten Vegetation bedrängt zur besagten Kuhalmstraße,<br />
die gekreuzt wird. Am Nordhang wird der Aufstieg in ähnlicher<br />
Weise durch Jung- und Hochwald fortgesetzt, ehe es<br />
ab knapp 1300 m mit Erreichen eines Geländerückens interessanter<br />
wird. Diesem teils etwas links ausweichend<br />
durch zunehmend lichten Wald und Latschenterrain folgen.<br />
Eine Flachpassage schließt zum Aufschwung von<br />
P. 1885 auf, der in steilem Bröselschutt erstiegen wird.<br />
Anschließend steht der gebogene Gratverlauf zum Kieneckspitz<br />
bevor. Zunächst verliert man ein paar Höhenmeter,<br />
bevor von Norden her der erste richtige Gipfel angesteuert<br />
wird. Felsigen Hindernissen ausweichend gelangt<br />
man durch dichte Legföhren auf den Kieneckspitz (1943<br />
m), folgt dem teils scharfen und schrofigen Südgrat in die<br />
nächste Einsattelung und steht gut 20 Minuten später bereits<br />
auf dem Kienjoch (1953 m).<br />
Südostwärts weiter über den unbedeutenden, grasigen Geißsprungkopf<br />
und etwas steiler in den nächsten Sattel. Hier dreht<br />
man links in die Gruben ab und kommt damit ins Kuhalmtal. Unweit<br />
der Kuhalm-Diensthütte auf einen breiten Wirtschaftsweg,<br />
dem man in längerer Abwärtstraverse folgen kann. Oder man<br />
wählt den Steig durch den Einschnitt des Kuhalmbachs zurück<br />
nach Graswang.<br />
Mark Zahel<br />
Blick vom Kieneckspitz<br />
zum benachbarten Kienjoch<br />
Foto: Mark Zahel
TIPP<br />
Mangfallgebirge Gießenbachklamm (728 m)<br />
4<br />
Zum Gscheier Loch<br />
Diese einfache Rundwanderung führt zu ein paar besonders schönen<br />
Stellen in der Gießenbachklamm und zu einem zünftigen Wirtshaus.<br />
Beim Sägewerk am Ausgangspunkt dreht sich das größte Wasserrad<br />
Deutschlands, und es versorgt die Säge mit Energie.<br />
280 Hm | 2 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />
Talort: Kiefersfelden (450 m)<br />
Ausgangspunkt: Bleier Sag (517 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />
Breite N 47.6<strong>11</strong>834° Länge E 012.128658°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Haltestelle des Ortsbusses<br />
am Ausgangspunkt<br />
Kindereignung: ab 7 Jahren<br />
Entfernung: 7,61 km<br />
Beste Jahreszeit: Frühling bis zum ersten ausgiebigen Schneefall<br />
Karte: Topografische Karte des Bayer. Landesamtes <strong>für</strong> Vermessung<br />
und Geoinformation 1:50 000, Blatt UK50-53 »Mangfallgebirge«;<br />
Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 16 »Mangfallgebirge Ost«<br />
Informationen: Tourist-Information Kaiser-Reich, Rathausplatz 1,<br />
83088 Kiefersfelden, Tel. 00 49/80 33/97 65-27,<br />
www.kiefersfelden.de<br />
Einkehr: Schopperalm (600 m)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Unschwierige Rundwanderung,<br />
die auf einigen Streckenetappen etwas Orientierungsgabe<br />
verlangt.<br />
Hinweis: Die Klamm ist im Winter bis Ostern geschlossen.<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Ettaler Mandl (1633 m)<br />
5<br />
Aussichstreiche Rundtour mit Klettereinlage<br />
Diese, durch die Seilbahnbenutzung konditionell leichte Tour ist<br />
genau das richtige Ziel <strong>für</strong> all jene, die das erste Mal in ihrem <strong>Bergsteiger</strong>leben<br />
Hand an den Fels legen wollen. Denn der kurze, steile<br />
Anstieg zum Ettaler Manndl ist mit dicken Eisenketten gesichert.<br />
↑ 200 Hm/↓ 900 Hm |<br />
4 Std.<br />
normale Wanderausrüstung;<br />
evtl. Klettersteiggurt<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />
Talort: Oberammergau (873 m)<br />
Ausgangspunkt: Talstation der Laber-Seilbahn in Oberammergau<br />
(960 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Bhf. Oberau; Bus<br />
Richtung »Ettal/Oberammergau« und in Oberammergau<br />
bei der Haltestelle »Aufackerstraße« aussteigen. Von hier in<br />
10 Min. zur Talstation<br />
Kindereignung: ab 8 Jahren<br />
Gehzeiten: Laber – Ettaler Manndl 1¾ Std., Ettaler Manndl –<br />
Talstation 2¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: April bis Oktober<br />
Karte: AV 1:25 000, Blatt BY 7 »Ammergebirge Ost , Pürschling,<br />
Hörnle«<br />
Führer: Pröttel »Tagesausflüge Pfaffenwinkel«, J. Berg Verlag<br />
Informationen: Tourist Information Oberammergau, Tel. 00<br />
49/(0)88 22/92 27 40, info@oberammergau.de<br />
Einkehr: Gipfelwirtschaft am Laber, offen zu den Fahrzeiten<br />
der Seilbahn, sowie Soilealm, nur im Sommer zeitweise bew.<br />
Charakter/Schwierigkeit: Für die Laberbesteigung ist Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit erforderlich. Im Zweifel sollte<br />
man sich ein Klettersteigset mitnehmen.<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Notkarspitze (1889 m)<br />
6<br />
Großartige Bergtour hoch über dem Kloster Ettal<br />
Mit etwas mehr als 1000 Höhenmetern ist die Notkarspitze genau die<br />
richtige Nagelprobe in Sachen »g’scheite Bergtour«. Zur Belohnung<br />
gibt es neben beeindruckenden Blicken auf das Ester-und Wettersteingebirge<br />
eine grandiose Aussicht auf das Alpenvorland.<br />
1050 Hm | 5 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014 – Seite 46<br />
Talort: Ettal (877 m)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz am Ettaler Sattel<br />
(900 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von München-Hbf. mit<br />
dem Zug in Richtung Garmisch und in Oberau aussteigen.<br />
Weiter mit dem RVO-Bus 9606 Richtung Oberammergau<br />
und an der Haltestelle »Am Berg« aussteigen. Kürzeste<br />
Fahrzeit 1½ Std. Rückfahrt von der Haltestelle »Am Berg«<br />
oder »Zieglerhof«<br />
Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober<br />
Gehzeiten: Ettaler Sattel – Ziegelspitz 2 Std., Ziegelspitz – Notkarspitze<br />
45 Min., Notkarspitze – Ettaler Sattel 2¼ Std.<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 7 »Ammergebirge<br />
Ost , Pürschling, Hörnle«<br />
Führer: Pröttel »Wandern mit dem Bayernticket«, J. Berg Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist Information Oberammergau,<br />
Tel. 00 49/(0)88 22/92 27 40, info@oberammergau.de<br />
Einkehr: Gasthof Ettaler Mühle, kein Ruhetag<br />
Charakter/Schwierigkeit: Ausgedehnte Rundwanderung,<br />
die eine gute Kondition und stellenweise auch Trittsicherheit<br />
erfordert.
TIPP<br />
Mangfallgebirge Gießenbachklamm (728 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Sägewerk aus neben dem Gießenbach<br />
das Tal hinein, bei der Brücke nach links über den Bach<br />
und zum Wasserkraftwerk, das im Jahr 1910 erbaut worden<br />
ist. Gleich dahinter auf langem, steilem Treppenweg<br />
nach Südwesten durch den Wald und an den oberen Rand<br />
der Gießenbachklamm. Auf einem solide ausgebauten<br />
Steig eine Felsenwand queren, zum Ende der Klamm und<br />
kurz vor der Staumauer rechts ab, um auf einer Brücke den<br />
Bach zu queren. Dahinter ein wenig rechts halten und zu<br />
einem Fahrweg hinauf, diesem nach links folgen. Wieder<br />
über eine Brücke und auf eine Straße relativ steil durch<br />
den Wald hinauf. Kurz vor einem Linksbogen der Straße<br />
und einem Wegkreuz über eine Brücke rechts auf einen<br />
Schlepperweg abbiegen. Der folgende Wegabschnitt ist<br />
nicht beschildert. Durch Wald im Wesentlichen eben nach<br />
Norden, an der Gachenalm vorbei und dann in mehrmaligem<br />
Auf und Ab weiter, bis hinter den Nageltalergraben<br />
zum Gießenbach hinunter. Dort in einer Furt (barfuß)<br />
durch den Bach und gleich dahinter ein paar Meter nach<br />
rechts, dann links herum und zur Fahrstraße hinauf. Auf<br />
ihr nach rechts weiter, bis auf der rechten Seite bei einem<br />
Weidegatter ein Sträßchen abzweigt; in Kehren hinab. Links des<br />
Fahrwegs befindet sich auf einem Hügel eine schöne Rastbank!<br />
Weiter über einen Wiesenhang zum Fahrweg hinab, diesen queren<br />
und zu einer alten Schlepperspur, die nach Nordwesten in<br />
den Wald hinein führt. Bei zwei Verzweigungen links und an den<br />
Gießenbach heran. Neben ihm bis zum Ende des Wegs (Wasserstrudel).<br />
Abstieg: Der Rückweg verläuft anfangs entlang der Aufstiegsroute,<br />
dann zur Schopperalm geradeaus weiter und zum Hinweg<br />
zurück. Auf ihm zurück zum Ausgangspunkt.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Ammergauer Alpen Ettaler Manndl (1633 m)<br />
Route: Zunächst mit der Seilbahn zur Bergstation am<br />
Laber. Von der Gipfelwirtschaft der Beschilderung »Oberammergau/Ettaler<br />
Manndl« folgen und somit einem<br />
zunächst freien Bergrücken nach Osten. Auf zunächst<br />
breitem Weg zu Waldgelände und dann nach rechts. Ein<br />
kurzes Stück steiler bergab und dann in wieder freiem<br />
Gelände zu einem Bergsattel. In einigen kleinen Schleifen<br />
bergab zu einer Gabelung. Nach rechts der Beschilderung<br />
zum »Ettaler Manndl« folgen. Nun noch ein Stück bergab,<br />
dann in immer derselben Höhe durch Bergwald nach<br />
Osten. An einer Gabelung weiter in Richtung »Ettaler<br />
Manndl«, an einer Felswand vorbei und direkt danach<br />
zur Abzweigung zum Ettaler Manndl. Trittsichere und<br />
schwindelfreie Bergwanderer können diesen leichten<br />
Klettersteig auch ohne Ausrüstung begehen. Zurück am<br />
Weg diesem ein kurzes Stück nach Osten folgen, dann<br />
nach Norden und teils in lichtem Wald, teils in Wiesengelände<br />
weiter bergab. Durch dichten Wald an den Boden<br />
des weiten Bergkessel, in dem der Soilesee liegt. Hier<br />
gerade über eine Forststraße und auf einem Wiesenweg<br />
oberhalb an der Hinteren Soilealm vorbei. Schließlich zur<br />
Forststraße und dieser solange folgen, bis man kurz hinter einem<br />
Weiderost wieder nach links auf den Fußweg trifft. Auf diesem<br />
wieder durch Wald, dann über eine große Wiese und abermals<br />
in den Wald. Wieder auf Forststraße und dieser ein gutes Stück<br />
lang, leicht absteigend folgen. Bei einem Schild »Oberammergau<br />
Aussichtsplatz in der Nähe der Schopperalm<br />
über Lainetal« von der Straße nach rechts ab und auf einem<br />
Waldweg zum gleichnamigen Bach hinab. Hier über eine<br />
Brücke und auf der anderen Seite nach links. Ohne Orientierungsprobleme<br />
das letzte Stück immer auf der Fahrstraße<br />
zurück zur Talstation der Laber-Seilbahn. Michael Pröttel<br />
Foto: Ammergauer Alpen GmbH/Thomas Bichler Foto: Siegfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Notkarspitze (1889 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz folgt man einer Fahrstraße<br />
nach Süden. An einer gleich folgenden T-Kreuzung geht<br />
man nach links. Weiter auf Fahrweg geht es leicht bergan.<br />
Dort, wo dieser eine markante Kurve macht, weist ein<br />
Schild nach rechts, und man steigt von nun an, einem<br />
deutlichen Pfad folgend in angenehmer Steigung durch<br />
schönen Bergmischwald bergan. Nach einiger Zeit wird<br />
dieser lichter, der Anstieg aber auch etwas steiler. Erst<br />
wenn man den unscheinbaren Ochsensitz erreicht, wird<br />
das Gelände deutlich flacher. Ohne Orientierungsschwierigkeiten<br />
folgt man dem Kamm weiter nach Westen und<br />
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steigt noch einmal steiler zur Ziegelspitz auf. Der Weg wird wieder<br />
flacher und umgeht einen, im Kamm gelegenen Aufschwung auf<br />
dessen Südseite. Man steigt in einen Sattel ab, um dahinter die<br />
letzten Aufstiegsmeter über den südexponierten Gipfelhang zu<br />
bewältigen.<br />
Für den Abstieg folgt man dem nach Norden absteigenden Gipfelrücken<br />
(bei einer Abzweigung im Latschengelände nicht rechts,<br />
sondern halblinks gehen), um bald nach Osten in das große<br />
Notkar abzubiegen. Dorthin geht es zunächst noch steiler bergab,<br />
dann wird das Gelände flacher, und man quert den Bergkessel<br />
nach Nordosten und in ungefähr derselben Höhe zum Beginn<br />
<br />
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des Bergwaldes. Nach einer flachen Querung wird der Steig<br />
ziemlich steil. Bei Nässe ist hier Trittsicherheit gefragt. Über die<br />
steilsten Passagen helfen recht neue Drahtseilversicherungen<br />
hinweg. Kurz nachdem es wieder etwas flacher wird, erreicht<br />
man auch schon einen Forstweg, der zum Waldrand am Talboden<br />
führt. An der dortigen Gabelung hält man sich rechts<br />
(Beschilderung Ettaler Sattel), um auf schönen Fuß- und<br />
Fahrwegen immer entlang des Waldrandes bzw. im Wald nach<br />
Osten zu wandern. Schließlich trifft man auf die T-Kreuzung<br />
vom Anfang der Tour, von wo es nur noch ein Katzensprung zum<br />
Wanderparkplatz ist.<br />
Michael Pröttel<br />
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Panorama: www.peakfinder.org
TIPP<br />
Mangfallgebirge Baumgartenschneid (1448 m)<br />
7<br />
Abwechslungsreich zu wunderbarem Aussichtsberg<br />
Die Besteigung über den Berggasthof Galaun und den Riederstein ist<br />
eine der schönsten und dabei leichten Vorgebirgstouren am bayerischen<br />
Alpenrand. Leider wurde ein Stück des Weges am Pfliegeleck<br />
2008 durch eine Forststraße verschandelt.<br />
700 Hm | 4½ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />
Talort: Tegernsee (748 m)<br />
Ausgangspunkt: Bhf. Tegernsee (748 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von München ohne<br />
Umsteigen mit der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) nach<br />
Tegernsee (Verbindungen www.bahn.de)<br />
Gehzeiten: Bhf. Tegernsee – Gasthaus Galaun 1½ Std.,<br />
Gasthaus Galaun – Baumgartenschneid 1 Std.., Baumgar-<br />
tenschneid – Tegernsee 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: April bis Oktober<br />
Karte: Bayerisches Landesvermessungsamt 1:50 000, UK L12<br />
»Mangfallgebirge«<br />
Führer: M. Pröttel »Wandern, wenn die Sonne brennt«, J. Berg<br />
Verlag<br />
Informationen: Tegernseer Tal Tourismus, Tel. 00 49/(0)80 22/<br />
9 27 38-0, info@tegernsee.com, www.tegernsee.com<br />
Einkehr: Berggasthaus Galaun/Riederstein, Dienstag Ruhetag<br />
Charakter/Schwierigkeit: Bergwanderung auf zumeist<br />
guten Waldwegen und mit leichten Anstiegen. Großartige Aussichten<br />
vom Riederstein und natürlich vom Gipfel. Ein längeres<br />
Wegstück erfolgt auf einer breiten Forststraße.<br />
TIPP<br />
Chiemgauer Alpen Hochstaufen (1771 m)<br />
8<br />
Am Pidinger Klettersteig auf den Reichenhaller Hausberg<br />
Eine Reihe von Anstiegen führt hinauf zum Hochstaufen. Der schwierigste<br />
kommt über die etwa 700 Meter hohe, steile Nordflanke herauf:<br />
ein Klettersteig, der mit steilen und senkrechten Felsaufschwüngen<br />
und kurzen Passagen in Gehgelände abwechselt.<br />
1270 Hm | 8 Std.<br />
komplette Klettersteigausrüstung<br />
inkl. Helm<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />
Talort: Piding (455 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (ca. 515 m) westlich von<br />
Urwies, an der Verbindungsstraße Urwies–Aufham angeschildert<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Piding<br />
Gehzeiten: Zustieg 2 Std., Klettersteig 3–4 Std., Abstieg<br />
3 Std.,<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, BY 19 »Bayerische Alpen,<br />
Chiemgauer Alpen Ost, Sonntagshorn«,<br />
Informationen: Tourist-Info Bad Reichenhall, Wittelsbacher Str.<br />
15, 83435 Bad Reichenhall, Tel. 00 49/(0)86 51/<br />
6 06-0, www.bad-reichenhall.com<br />
Hütten: Reichenhaller Haus (1750 m), DAV, Mitte Mai – Mitte<br />
Oktober, 30 Schlafplätze, Tel. 0 86 51/55 66; Steineralm (ca.<br />
1020 m), Ende Mai – Anfang Oktober, Tel. 0 86 51/12 01<br />
Charakter/Schwierigkeit: Sehr schwieriger Klettersteig<br />
mit langen, kräfteraubenden Passagen. Nur trainierten und<br />
erfahrenen Klettersteiggehern zu empfehlen. Die anhaltend<br />
steilen und kräftezehrenden Abschnitte befinden sich im<br />
obersten Bereich des Steiges!<br />
TIPP<br />
Chiemgauer Alpen Klausenberg (1554 m)<br />
9<br />
Auf aussichtsreichen Wegen durchs westliche Chiemgau<br />
Eine schöne Alm- und Gratwanderung führt hinauf auf den Höhenzug über dem Priental. Die ehemalige<br />
Klausenhütte gibt es als Einkehr zwar seit einigen Jahren nicht mehr, so dass man Essen und<br />
Getränk selbst mitnehmen muss, da<strong>für</strong> kann man Ruhe und teils sogar Einsamkeit genießen.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />
960 Hm | 6 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Aschau (615 m)<br />
Ausgangspunkt: Nördlich des Schlossbergs im Ortsteil<br />
Hohenaschau, großer Parkplatz (615 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnverbindung über<br />
die Strecke München – Salzburg und ab Prien mit der<br />
Chiemgaubahn bis Aschau<br />
Gehzeiten: Anstieg 3 Std., Abstieg knapp 3 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, BY 17 »Bayerische<br />
Alpen, Chiemgauer Alpen West, Hochries, Geigelstein«<br />
Informationen: Kurverwaltung Aschau, 83229 Aschau,<br />
Tel. 00 49/(0)80 52/90 49 37, Fax 90 49 45, info@aschau.de,<br />
www.aschau.de<br />
Hütten: Hofalm (970 m), privat, Tel. 00 49/(0)80 52/45 17,<br />
Juni – September außer Donnerstag, im Mai und Oktober nur am<br />
Wochenende<br />
Charakter/Besonderheiten: Die Tour verläuft durchweg auf<br />
Wanderwegen, die unterhalb des Zellerhorns aber im bewaldeten<br />
Steilgelände verlaufen. Eine gewisse Trittsicherheit ist vor allem<br />
bei nassen Verhältnissen nötig. Insgesamt eine ruhige Wanderung<br />
mit schönen Ausblicken ins gegenüberliegende Geigelsteingebiet<br />
und hinaus auf den Chiemsee.
TIPP<br />
Mangfallgebirge Baumgartenschneid (1448 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Bahnhof folgt man der Bahnhofstraße<br />
zur Karl-Stieler-Straße. Hier links. Dort, wo sich die Straße<br />
gabelt, wendet man sich nach rechts (Schild »Parplui über<br />
Pfleiglhof und Lärchenwald«, hier nicht links Richtung<br />
»Galaun«). Man folgt dem Höhenweg und biegt dann links<br />
Richtung »Baumgartenschneid über Riederstein« ab. Im<br />
Bergwald geht es über Stufen steiler bergan, bevor der Weg<br />
wieder flacher wird und zwischen Fichtenhecken weiter<br />
führt. Man stößt auf einen Teerweg, folgt diesem kurz nach<br />
links und biegt dann rechts Richtung Berggasthof »Galaun«<br />
ab. Es wird kurz flacher und geht leicht bergab, bevor man<br />
links in Richtung »Riederstein über Galaun« abzweigt. Kurz<br />
danach biegt man wieder nach links ab (Schild »Galaun«)<br />
und es geht im Bergwald in mäßiger Steigung weiter. Man<br />
folgt den Serpentinen und bei einer Gabelung rechts dem<br />
Schild Riederstein. Der Weg wird flacher und man stößt<br />
auf eine breite Forststraße, der man ein gutes Stück folgen<br />
muss. Bei einem Bergsattel teilen sich die Wege. Hier folgt<br />
man geradeaus bzw. ganz leicht nach rechts einem schmaleren<br />
Fahrweg leicht bergan. Dieser führt zum Berghaus Galaun.<br />
Dahinter zweigt man links in einen Fußweg ab (Schild:<br />
Chiemgauer Alpen Hochstaufen (1771 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz an der ersten Verzweigung<br />
links auf dem beschilderten Weg Richtung Steineralm,<br />
bis nach einem Flachstück leicht fallend eine Verzweigung<br />
nahe des Leitergrabens erreicht wird. Scharf links<br />
geht es auf einer Forststraße in den Karbereich unter<br />
den Nordabstürzen des Hochstaufen und weiter auf<br />
deutlichen Steigspuren zum Einstieg (ca. <strong>11</strong>00 m).<br />
Der Pidinger Klettersteig ist immer wieder beschildert.<br />
Die steile Einstiegswand (C) geht es hinauf zu einem<br />
Flachstück und wieder steiler über etwas rutschiges<br />
Gelände hinauf (B). Nun hält man sich links heraus<br />
auf einen grasigen Grat, der unterbrochen von ein paar<br />
Steilaufschwüngen zum Ende des Drahtseils leitet. Hier<br />
»Riederstein/Kreuzweg über Kapelle«).Über viele Stufen geht es im<br />
Mischwald weiter empor, bis man auf eine Weggabelung an einem<br />
Waldrücken trifft. Hier lohnt sich der Abstecher zum Riederstein,<br />
von dessen Kapelle man eine tolle Aussicht auf den Tegernsee hat.<br />
Wieder an der Gabelung geht man geradeaus in Richtung »Baumgartenschneid«.<br />
Der Weg führt eben und kurz leicht bergab entlang<br />
des Waldrückens weiter. Dann wird es steiler und der Weg schmaler.<br />
Dort, wo sich der Pfad zweimal teilt, hält man sich einmal rechts<br />
und dann links. So oder so führen die Pfade wieder zusammen. Es<br />
wird noch einmal flacher, bevor der Weg ansteigend aus dem Wald<br />
heraus führt. Hier sieht man bereits den Gipfel vor sich, den man<br />
zuletzt in freiem Gelände ohne jegliche Orientierungsprobleme<br />
erreicht.<br />
Der Abstieg erfolgt auf dem gleichen Weg.<br />
Michael Pröttel<br />
beginnt eine lange Rechtsquerung (Steinmann, Steig, unversichert)<br />
zu einem Schuttfeld. Dort steigt man entlang der beginnenden<br />
Versicherungen steil hinauf (C–D) und erreicht nach<br />
kurzer Rechtsquerung den Notausstieg nach rechts. Die nun<br />
folgende Steilwand geht es hinauf (C–D) bis zu einer weiteren<br />
Querung: links abwärts in eine Rinne und jenseits hinauf zu einem<br />
großen Schuttkessel. Nach dem ersten Aufschwung wird<br />
es sehr steil (D) und in der Folge bleibt es anhaltend steil mit<br />
nur kurzen Passagen, die eine Erholung zulassen. So geht es<br />
dem Drahtseil folgend hinauf zum Ausstieg unweit des Gipfelkreuzes,<br />
das man unschwierig in wenigen Minuten auf dem<br />
Normalweg erreicht.<br />
Abstieg: Der Abstieg nach Norden ist zwar streckenmäßig et-<br />
Blick vom Gipfel über den Tegernsee<br />
was weiter als jener über die Steinernen Jager, aber technisch<br />
leichter und deshalb nach der anstrengenden Klettersteigbegehung<br />
empfohlen: Vom Gipfel auf deutlichem Steig<br />
nordwestlich durch die steile Schrofenflanke (z. T. Drahtseilversicherung)<br />
hinab auf einen Rücken im Wald, der zu einer<br />
Wegverzweigung in einem Sattel leitet. Hier hält man sich<br />
rechts hinab zur Steineralm (ca. 1020 m). Hier auf der Almstraße<br />
bergab bis zum Linksknick, wo die Straße über den<br />
Bach leitet. In dieser Kurve geht es geradeaus auf einem<br />
Fußweg hinab, wo man schon gleich wieder auf einen Fahrweg<br />
trifft und auf die Abzweigung zum Einstieg des Klettersteigs.<br />
Nun auf dem bereits bekannten Zustiegsweg hinab<br />
zum Parkplatz.<br />
Andrea Strauß<br />
Panorama: www.peakfinder.org Foto: Michael Pröttel<br />
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TIPP<br />
Chiemgauer Alpen Klausenberg (1554 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz am Schlossberg (620 m) auf<br />
der Straße in westlicher Richtung und über die Prien. Hier<br />
im Ortsteil Hammerbach an einer beschilderten Verzweigung<br />
rechts ab und der Straße bergwärts zu den letzten<br />
Häusern dieser alten Industriesiedlung folgen. Auf einem<br />
Fußweg steil auf der rechten Seite des Hammerbachs hinauf,<br />
über den Wasserfall und oberhalb des beeindruckenden<br />
Quellaustritts auf die andere Seite des Grabens. Auf<br />
einem breiteren Weg hinauf zu einem Felsausbruch mit einem<br />
Felsentor. Hierher zuletzt auf ein paar Stufen. Direkt<br />
vor dem Ausbruch auf einem Steig links absteigend und<br />
nach wenigen Metern wieder auf einem guten Weg in zwei<br />
Serpentinen weiter bergauf. Nach der Verzweigung Riesenhütte<br />
– Ellandalm, an der man sich links hält, unter den<br />
Gipfeln des Hammersteins und des Zellerhorns hindurch<br />
und aus dem Wald heraus auf die Wiesen der Ellandalm<br />
(990 m). Den großen Almboden vom äußersten nördlichen<br />
Eck bis zum südlichsten Zipfel durchqueren. Einen<br />
großen Kahlschlag leicht steigend queren. Unterhalb des<br />
Predigtstuhls zu Feuchtwiesen und zum nächsten Almboden.<br />
Angereralm (<strong>11</strong>96 m) und Baumgartenalm – beide<br />
etwas abseits – zeugen hier davon, wie wichtig in früheren Zeiten<br />
die Weideflächen am Berg waren. Vor der Angereralm über eine<br />
Almstraße und auf dem Fußpfad weiter hinauf. Jetzt heißt es nur<br />
noch: Auf Fußwegen unter den Grasschrofen des Klausenbergs<br />
queren und dem Graben folgen hinauf zur Hochfläche. Erst ganz<br />
zuletzt erblickt man die Klausenhütte (1508 m). Von hier in nördlicher<br />
Richtung am schmalen Rücken hinauf zum Klausenberg<br />
(1554 m), dem höchsten Punkt der Tour.<br />
Abstieg: Vom Klausenberg in bisheriger Gehrichtung weiter in<br />
einen Sattel und jenseits mit kurzem Anstieg auf den Predigtstuhl<br />
(1494 m). Über Wiesen hinab zur Bergwachthütte bei den Abergalmen,<br />
dazu kurz geradeaus, dann mit einem Linksknick hinab.<br />
Von den Abergalmen auf einem Almsträßchen, an einer Verzweigung<br />
rechts und in die Grube des Eiskellers. Mit wenigen Metern<br />
Anstieg zum »Gatterl«, wo eine Forststraße hinableitet auf den<br />
Almboden der Hofalm. Hier steht die Einkehr Hofalm (970 m), etwas<br />
rechts der Straße zur Frasdorfer Hütte. Von der Hofalm auf einem<br />
steilen Sträßchen nach Osten hinab nach Aschau zum Ausgangspunkt.<br />
Alternativ dazu durch den steilen Wald auf Fußweg,<br />
der zunächst nach Süden, dann nach Osten leitet und so ebenfalls<br />
zum Ausgangspunkt zurückführt. Andrea Strauß<br />
An der ehemaligen Klausenhütte<br />
Foto: TI Aschau/Herbert Reiter
TIPP<br />
Dolomiten Munt de Gröpes (2405 m)<br />
10<br />
Fast ein Geheimtipp<br />
Der Munt de Gröpes ist ein ganz Kleiner unter den Dolomitengipfeln.<br />
Da verwundert es nicht, dass man auf dem Weg aus dem Rautal<br />
hinauf meistens allein ist. Vom Gipfel bietet sich ein überraschend<br />
weites Panorama, das bis zum Großglockner und zum Ortler reicht.<br />
<strong>11</strong>40 Hm | 5½ Std.<br />
normale Wanderausrüstung,<br />
evtl. Teleskopstöcke<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />
Talort: St. Vigil (<strong>11</strong>79 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz beim Hotel Lé dla Crëda<br />
(1268 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus ins Rautal, ab<br />
Bruneck bzw. Hochabtei<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 31 »Pragser Dolomiten«.<br />
Eugen E. Hüsler »Wanderführer Dolomiten West«, Bruckmann<br />
Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: Katharina-Lanz-Straße 14, I-39030<br />
St. Vigil in Enneberg, Tel. 00 39/04 74/50 10 37,<br />
www.sanvigilio.com<br />
Hütte: Keine Einkehr unterwegs, also ausreichend Getränke<br />
mitnehmen!<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Recht lange Wanderung auf<br />
ordentlichem Bergweg. Schlussanstieg unmarkiert, zum Gipfel<br />
hin schrofig und etwas ausgesetzt. Wilde Kulisse, jede Menge<br />
Einsamkeit.<br />
TIPP<br />
Dolomiten Munt da Medalges (2421 m)<br />
<strong>11</strong><br />
Heile Welt im Campilltal<br />
Was <strong>für</strong> ein starker Kontrast! Dort das Hochabtei mit seinen Hotelburgen,<br />
da das kleine Bauerndorf Longiarü/Campill: Kühe, keine Liftmasten<br />
auf den Almwiesen, alte Bauernhäuser und ladinisches Erbe.<br />
Da schmeckt die Marende auf der Medalges-Alm doppelt gut.<br />
880 Hm | 5¼ Std.<br />
normale Wanderausrüstung,<br />
evtl. Teleskopstöcke<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />
Talort: Longiarü/Campill (1408 m)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz (ca. 1540 m) südlich<br />
von Campill, an der Straße nach Miscì<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus ab Bruneck<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std., Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />
im Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 7 »Alta Badia – Marmolada«.<br />
Eugen E. Hüsler »Wanderführer Dolomiten West«, Bruckmann<br />
Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: Tor 18/c, I-39030 St. Martin in Thurn;<br />
Tel. 00 39/04 74/52 31 75, www.sanmartin.it<br />
Hütten: Medalges-Alm, Sommerwirtschaft; Schlüterhütte,<br />
bew. Mitte Juni bis Mitte Oktober, Tel. 00 39/04 72/84 01 32,<br />
www.schlueterhuette.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Abwechslungsreiche Almwanderung<br />
in idyllischer, vom Tourismus noch wenig tangierter<br />
Landschaft. Im Kammbereich des Munt da Medalges schöne<br />
Ausblicke aufs Gader- und Villnößtal.<br />
TIPP<br />
Dolomiten Via ferrata Strobel (Albino Michielli)<br />
12<br />
Steile Route am Pomagagnon<br />
Der Pomagagnon gehört zur Kulisse von Cortina wie Tofana und<br />
Cristallo. Seine Westabstürze sind ein beliebtes Kletterrevier, in dem<br />
auch Albino Michielli, vulgo Strobel, einige Routen eröffnete. Nach<br />
ihm ist der Genussklettersteig zur Punta Fiames benannt.<br />
950 Hm | 4½ Std.<br />
K 3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />
Talort: Cortina d’Ampezzo (12<strong>11</strong> m)<br />
Ausgangspunkt: Albergo Fiames (1293 m) an der<br />
Straße von Cortina d’Ampezzo nach Schluderbach/Toblach<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus Toblach –<br />
Cortina d’Ampezzo<br />
Gehzeiten: Zustieg 1½ Std., Klettersteig 1½ Std., Abstieg<br />
1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 3 »Cortina d’Ampezzo«.<br />
Eugen E. Hüsler »Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Cortina Turismo, Via G. Marconi 15/b,<br />
I-32023 Cortina d’Ampezzo; Tel. 00 39/04 36/86 62 52,<br />
www.cortina.dolomiti.org<br />
Hütte: Keine Einkehr unterwegs<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Genussklettersteig mittlerer<br />
Schwierigkeit, wobei die gesicherten Steilpassagen immer<br />
wieder von längeren Gehstrecken (Latschenbänder, Schrofen)<br />
unterbrochen werden. Überwiegend nur Drahtseilsicherungen,<br />
im oberen Teil der Ferrata eine Leiter und ein paar Eisenbügel.<br />
Lässt sich gut mit einer Begehung der »Passeggiata della Croda«<br />
verbinden (dann etwa 7 Std.).
TIPP<br />
Dolomiten Munt de Gröpes (2405 m)<br />
Aufstieg: Auf breiter Fahrspur vom Hotel Lé dla Crëda in<br />
den Wald und zur Mündung einer malerischen Klamm. Sie<br />
bildet den Zugang zum Val de Ciastlins, einem verborgeneinsamen<br />
Winkel der Pragser Dolomiten. Der hübsch<br />
angelegte Weg steigt neben dem Bach an, dabei einen<br />
Felsriegel umgehend. Oberhalb der markanten Geländestufe<br />
auf solider Holzbrücke übers Wasser. Das muntere<br />
Gurgeln verstummt wenig weiter taleinwärts; da<strong>für</strong> entdeckt<br />
man am Weg eine Quelle (Fontana de Ciastlins),<br />
deren Wasser allerdings auch gleich wieder im gerölligen<br />
Untergrund versickert.<br />
In dem »Trockental« weiter bergan zur Ücia De Sot (1763<br />
m). Aus den steilen, von bizarren Felszacken gekrönten<br />
Flanken ziehen überall Geröllreißen herab; teilweise<br />
stehen die Bäume hier tief im Schutt. Bei der Ücia De Sora<br />
(1976 m) öffnet sich ein erster Blick auf den Muntejela de<br />
Senes (2787 m).<br />
Bald bleibt der Wald zurück; zwischen Latschenflecken<br />
und steinigen Wiesen geht’s durch einen seichten Graben<br />
bergan. Man passiert die Abzweigung zum Grünwaldjoch<br />
und folgt der markierten Spur weiter taleinwärts. Schließlich<br />
ist die eigenartige Buckellandschaft des Munt de Gröpes<br />
erreicht. Hier links und über den grasigen Südhang zum Vorgipfel<br />
des Munt de Gröpes (2405 m). Der bietet überraschende Fernblicke:<br />
nach Nordosten zum Großglockner, nach Westen zum Ortler<br />
– immerhin über <strong>11</strong>0 Kilometer weit weg! –, der gleich rechts vom<br />
Peitlerkofel ins Bild guckt. Auch einige Dolomitenprominenz steht<br />
im Panorama: im Osten Dreischusterspitze und Seekofel, über<br />
dem Jù de Sènes spitzeln Piz Popena und Monte Cristallo hervor,<br />
rechts vom Ciastelins zeigen sich Piz Boè, Langkofel und Geislerspitzen.<br />
Ein Übergang zum Hauptgipfel ist wegen des extrem<br />
brüchigen Felsgeländes nicht möglich!<br />
Abstieg: Der Abstieg erfolgt über den Anstiegsweg.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Munt de Gröpes, Blick auf die Cima de Riciogogn<br />
Foto: Eugen E. Hüsler<br />
TIPP<br />
Dolomiten Munt da Medalges (2421 m)<br />
Route: Vom Wanderparkplatz auf einer Sandstraße flach<br />
taleinwärts. Nach etwa einem Kilometer zweigt rechts<br />
der direkte Anstieg zum Kreuzjoch ab; der Fahrweg ins<br />
Talinnere folgt weiter dem Bach, ist dabei ausreichend rotweiß<br />
markiert. Links und rechts abgehende Pisten werden<br />
ignoriert; nach etwa einer Stunde erreicht man das idyllische<br />
Almgelände der Funtacia: lichter Wald, dazwischen<br />
größere Wiesenflecken, auf denen alte Heuhütten stehen,<br />
manche dem Verfall preisgegeben, andere gut erhalten<br />
und auch noch genutzt. Aus der Fahrspur wird schließlich<br />
ein Wanderweg, der über die Almwiesen weiter ansteigt<br />
zum Munt de Vila (Quelle) und unter den Felsen des<br />
Campiller Turms in den quer verlaufenden »Dolomiten-Höhenweg<br />
2« mündet. Die Weitwanderroute leitet über den<br />
steinigen Hang sanft ansteigend ins Kreuzjoch (2293 m).<br />
Kurz hinüber zur Medalges-Alm (2290 m), die doppelten<br />
Genuss verspricht: einen Prachtblick übers innerste<br />
Campilltal und seine <strong>Berge</strong>, dazu eine Südtiroler Marende.<br />
Anschließend geht’s bergan, über den Sonnenhang<br />
des Munt da Medalges bis zur Geländekante von Juac<br />
(2421 m). Hier kommt der »Hausberg« von Campill, der<br />
Peitlerkofel, ins Blickfeld. Über seine felsdurchsetzte Südflanke<br />
verläuft die Zickzackspur des Gipfelweges. Von Juac wandert man<br />
hinab zur Kreuzkofelscharte bzw. zur Schlüterhütte (2297 m). Das<br />
Haus steht knapp unterhalb des Kreuzkofeljochs (2340 m); es<br />
wurde bereits 1897 seiner Bestimmung übergeben. Faszinierend<br />
der Blick in die Nordabstürze der Geislerspitzen; am westlichen<br />
Horizont zeigen sich an ganz klaren Tagen die Eisriesen des Ortlermassivs.<br />
Der weitere Abstieg führt von der Kreuzkofelscharte über Wiesenhänge,<br />
vorbei an einer Almhütte mit Straßenanschluss, hinunter<br />
in einen bewaldeten Graben. Der teilweise recht steile Weg<br />
mündet schließlich in eine breite Sandstraße, die von Campill heraufkommt.<br />
Man folgt ihr durch das Tälchen des Seresbachs. An<br />
seinem Unterlauf drehten sich früher die Wasserräder. Nicht weniger<br />
als acht Mühlen standen am Wasser, und dieses einzigartige<br />
Ensemble – lange Zeit dem Verfall preisgegeben – ist mittlerweile<br />
sorgsam restauriert worden. Wie in der guten alten Zeit fließt das<br />
Wasser heute in den Holzkanälen, treibt die großen Holzräder an,<br />
Umlenkmechanismen regulieren den Zufluss.<br />
Auf Asphalt spaziert man zuletzt – vorbei an einem restaurierten<br />
Kalkbrennofen – zurück zum Parkplatz. Eugen E. Hüsler<br />
Tier-Sommer mit Blick auf die Geislerspitzen<br />
Foto: Eugen E. Hüsler<br />
TIPP<br />
Dolomiten Via ferrata Strobel (Albino Michielli)<br />
Zustieg: Gegenüber vom Albergo Fiames in den Wald und<br />
kurz aufwärts zu einer Sandstraße. Auf ihr knapp hundert<br />
Meter flach nach rechts, dann wieder bergan (Hinweisschild)<br />
zu einer mächtigen Geröllreiße. An ihrem Rand<br />
mühsam hinauf gegen die Felsen und auf ein nach rechts<br />
ansteigendes Latschenband. Mit ihm bis zu einer Kanzel<br />
(ca. 1760 m) am Beginn der Ferrata.<br />
Via ferrata Strobel: Die ersten 60 Höhenmeter sind<br />
steil, der Fels bietet aber viele Tritte und Griffe, auch im<br />
engen Kamin (spreizen!). Anschließend kurze Querung<br />
nach links (Latschenband) zum nächsten, mit Drahtseilen<br />
versehenen Aufschwung. Einem weiteren Diagonalband<br />
folgt man bis zu einer Kanzel mit prächtigem Tiefblick auf<br />
Cortina. Sie ist über einen felsigen Grat, der sich kurz steil<br />
aufschwingt (Krampen, Eisenstifte) und rechts in eine<br />
tiefe Schlucht abfällt, mit der Südwand der Punta Fiames<br />
verbunden.<br />
Eine fast zehn Meter lange Eisenleiter hilft über die erste,<br />
senkrechte Wandstufe, ein paar Klammern führen links<br />
in leichteres Gelände, Drahtseile weiter zum Ausstieg (ca.<br />
2150 m). Steinmännchen und Trittspuren markieren den<br />
Weiterweg (kurzes Drahtseil) zur Punta Fiames (2240 m).<br />
Abstieg: Zunächst ohne größeren Höhenverlust nordseitig um<br />
die Punta de Ra Crosc herum in die markante Senke der Forcella<br />
Pomagagnon (2176 m), wo die »Talfahrt« beginnen kann. An der<br />
Mündung der Geröllschlucht noch 100 Meter bergab, bei Sote el<br />
Pomagagnon (1670 m) rechts (Schild »Fiames«) aus dem Schuttstrom<br />
heraus, dann aber nicht links hinunter (wie eine deutliche<br />
Spur suggeriert), sondern kurz etwas aufwärts, unter den Felsen<br />
queren und schließlich abwärts zum Anstiegsweg.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Steile Passage in der Ferrata Strobel<br />
Foto: Eugen E. Hüsler
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AUF TOUR<br />
SERIE: Hüttenzauber<br />
TEIL 13: Kaunergrat Hütte<br />
HÜTTENZAUBER<br />
Ein seltenes Bild: die Hüttenwirtin<br />
Julia Dobler beim Abhängen<br />
Frauenzimmer<br />
Der Bergsport wird jünger und weiblicher – und damit auch die Berghütten.<br />
In den Ötztaler Alpen leitet Julia Dobler eine der wichtigsten Unterkünfte.<br />
Oft glauben die Besucher nicht, dass sie die Wirtin ist.<br />
Von Florian Meyer-Hawranek (Text und Fotos)<br />
68 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Die Kaunergrathütte ist die höchstgelegene des Pitztals.<br />
KOMPAKT<br />
Hütteneinmaleins<br />
Lage: Die Kaunergrathütte liegt auf 2817<br />
Meter Höhe in den Ötztaler Alpen, etwa 200<br />
Meter unterhalb des Aperen Madatschjoch<br />
(3030 m), zwischen den beiden Hüttenbergen<br />
Watzespitze (3533 m) und der Verpeilspitze<br />
(3425 m).<br />
Zugänge: Der direkte Aufstieg zur Hütte<br />
von Plangeross im Pitztal aus dauert etwa<br />
dreieinhalb Stunden. Zwei Stunden länger,<br />
aber wesentlich lohnender ist die Route<br />
von Trenkwald aus über das Steinbockjoch.<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />
Gedränge. Eigentlich passt dieses<br />
Wort so gar nicht an einen Ort,<br />
der auf über 2800 Metern liegt,<br />
inmitten von grauen Felsblöcken<br />
und moosigem Geröll, zwischen<br />
dem sich auch im Hochsommer noch<br />
Schnee versteckt. Und trotzdem drängt es<br />
sich gerade auf der Kaunergrathütte.<br />
Klettergruppen, Alpenvereinskurse, Bergführer,<br />
Fernwanderer, Familien auf Bergtour<br />
– am späten Nachmittag ist Stoßzeit<br />
auf der Hütte im Pitztal. Die letzten Kurse,<br />
»Eis und Fels«, kehren vom Gletscher zurück,<br />
die Waschräume füllen sich, aus den<br />
Duschen steigt Dampf auf und je näher das<br />
Nr. 30/3 »Ötztaler Alpen, Kaunergrat« und<br />
Nr. 30/6 »Wildspitze«<br />
Kapazität: 65 Schlafplätze, aufgeteilt in zwei<br />
große Lager und mehrere kleine Schlafl ager,<br />
Nacht mit HP <strong>für</strong> DAV-Mitglieder ab 37 Euro<br />
Öffnungszeiten: Sommerbetrieb 2014<br />
ab 19. Juni bis September, je nach Schneefall<br />
Pächter: Familie Dobler, Schußlehn 6,<br />
A-6481 St. Leonhard/Pitztal, Tel. 00 43/<br />
6 64/1 44 06 27 (Telefon bevorzugt),<br />
info@kaunergrathuette.at<br />
Internet: www.kaunergrathuette.at<br />
Essen rückt, desto weniger freie Stühle gibt<br />
es in der Stube. Und mittendrin wirbelt Julia<br />
Dobler.<br />
»Habt’s noch a Platzerl frei?«, ruft sie durch<br />
den holzvertäfelten Raum. Ohne auf eine<br />
Antwort zu warten, schiebt sie zwei zusätzliche<br />
Hocker an den Tisch. Der ist eigentlich<br />
schon voll. Sagen würde das hier<br />
aber natürlich keiner. Und zwar nicht nur<br />
wegen des entwaffnenden Lächelns, das<br />
Julia Dobler aufsetzt. Auf 2800 Metern<br />
rückt man gerne etwas näher zusammen.<br />
Dass die Hüttenwirtin dann auch noch<br />
nett fragt und nicht einfach entscheidet,<br />
hilft zusätzlich.<br />
Ist der Wirt kein Eigenbrötler, murren<br />
auch die Gäste nicht – und das, obwohl<br />
die 65 Plätze der Kaunergrathütte im Sommer<br />
öfter nicht reichen. Eng wird es dann<br />
nicht nur an den Tischen, sondern auch<br />
in den Zimmern, Toiletten und Waschräumen.<br />
Trotzdem kippt die Stimmung nicht.<br />
Und das liegt an ihr: Julia Dobler, 25, seit<br />
diesem Jahr in ihrer vierten Saison Wirtin<br />
auf dem Kaunergrat und das Gegenteil<br />
einer kauzigen Eigenbrötlerin.<br />
Als Julia Dobler mit 22 anfing, war sie die<br />
jüngste Hüttenwirtin Österreichs. Einige<br />
Zeit später musste sie diesen Titel aber<br />
weitergeben, weil »die Anna auf der Brandenburger<br />
Hütte auch angefangen hat«,<br />
sagt Dobler und lacht: »Die ist, glaub’ ich,<br />
noch ’ne Woche jünger als ich.« Und Dobler<br />
kennt noch viele andere in ihrem Alter,<br />
die gerade als Wirte anfangen.<br />
Der Bergsport wird jünger und weiblicher.<br />
Als der Deutsche Alpenverein (DAV) im<br />
Sommer 2013 sein millionstes Mit-<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69
TOUREN<br />
Trekkingrunde im<br />
hintersten Pitztal<br />
Eine Viertagerunde mit Station im Taschachhaus, in der<br />
Riffelseehütte und Kaunergrathütte führt auf aussichtsreichen<br />
Höhenwegen nah an die Ötztaler Gletscherberge<br />
heran und vermittelt die großartige Weite der Landschaft<br />
zwischen Kaunergrat und Weißkamm mit der Wildspitze.<br />
TAG 1:<br />
Mandarfen – Taschachhaus<br />
(2434 m)<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
760 Hm 20 Hm<br />
Charakter: Ein einfacher Hüttenanstieg<br />
zu einer der ältesten AV-Hütten.<br />
Die Runde beginnt mit einer bequemen<br />
Halbtagestour hinein ins Herz<br />
der Ötztaler Alpen und lässt Zeit <strong>für</strong><br />
Erkundungen rund um die Hütte.<br />
Ausgangspunkt: Mandarfen im<br />
Pitztal (1690 m)<br />
Hütte: Taschachhaus (2434 m),<br />
DAV, geöffnet Mitte Juni bis Mitte<br />
September, Tel. 00 43/6 64/<br />
1 38 44 65, www.taschachhaus.com<br />
Route: Von Mandarfen überquert<br />
man den Bach und steigt auf seiner<br />
Westseite auf zur Taschachalm (Einkehr).<br />
Jenseits des Taschachbachs<br />
geht es auf einer Almstraße ohne<br />
besondere Steigung ins Taschachtal<br />
und ab dem Materiallift etwas steiler<br />
hinauf zum schön gelegenen Haus.<br />
TAG 2:<br />
Taschachhaus – Riffelseehütte<br />
(2293 m)<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
260 Hm 410 Hm<br />
Charakter: Der Fuldaer Höhenweg<br />
hoch über dem Taschachtal verbindet<br />
Taschachhaus und Riffelsee. Eine<br />
unschwierige und aussichtsreiche<br />
Halbtageswanderung.<br />
Ausgangspunkt: Taschachhaus<br />
(2434 m)<br />
Hütte: Riffelseehütte (2293 m),<br />
DAV, geöffnet Mitte Juni bis Mitte<br />
September, Tel. 00 43/6 64/<br />
3 95 00 62, www.riffelseehuette.at<br />
Route: Vom Taschachhaus geht<br />
es kurz talein und dann sogleich<br />
über den Taschachbach und auf gut<br />
angelegtem Weg die Südostfl anken<br />
unter Bliggspitze und Eiskastenspitze<br />
hinauf. Größtenteils zwischen 2300<br />
und 2500 m bleibend führt der<br />
Fuldaer Höhenweg nach Nordosten<br />
zum Riffelsee und zur gleichnamigen<br />
Hütte.<br />
TAG 3:<br />
Riffelseehütte – Kaunergrathütte<br />
(28<strong>11</strong> m)<br />
▶ mittel 3-4 Std.<br />
830 Hm 310 Hm<br />
Charakter: Der Cottbuser Höhenweg,<br />
der die Riffelseehütte mit<br />
der Kaunergrathütte verbindet, ist<br />
bezüglich des Ambientes und der<br />
Weganlage etwas wilder als die<br />
beiden vorangegangenen Etappen.<br />
Höhepunkt sind eine versicherte<br />
Schluchtquerung und die Felsen der<br />
Watzespitze im Plangerosstal.<br />
Ausgangspunkt: Riffelseehütte<br />
(2293 m)<br />
Hütte: Kaunergrathütte (28<strong>11</strong> m),<br />
DAV, geöffnet Mitte Juni – Mitte<br />
September, Tel. 00 43/6 64/<br />
1 44 06 27, www.kaunergrathuette.at<br />
Route: Von der Riffelseehütte am<br />
Riffelsee und der Bergstation der<br />
Bahn vorbei. Kurz bergauf und auf<br />
einer Steiganlage unter dem Brandkogel<br />
hindurch. Die schwierigste<br />
Stelle der Tour ist die Querung durch<br />
die schrofi ge Schlucht am Steinkogel<br />
(versichert, Trittsicherheit nötig).<br />
Anschließend durch das Plangeross-<br />
Tal hinauf zur Kaunergrathütte.<br />
TAG 4:<br />
Kaunergrathütte – Planggeroß<br />
(1617 m)<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
0 Hm 1200 Hm<br />
Charakter: Auf einem schönen<br />
Hüttenweg hinab ins Tal, mit tollen<br />
Blicken auf die gegenüberliegende<br />
Talseite<br />
Ausgangspunkt: Kaunergrathütte<br />
(28<strong>11</strong> m)<br />
Route: Von der Kaunergrathütte<br />
hinab zum Karlesegg und über die<br />
Plangeross-Alm und am Luß-Bach<br />
entlang nach Plangeross. Postbus<br />
nach Mandarfen oder talauswärts.<br />
Keine Wellness, keine Events. »Wir haben hier nur die <strong>Berge</strong>.«<br />
Die Unterkunft ist auch bei Weitwanderern beliebt.<br />
glied begrüßte, stand ein Frauenname auf<br />
dem überdimensionierten Ehrenausweis.<br />
40 Prozent der DAVler sind mittlerweile<br />
Frauen. Gleichzeitig wird der Verein auch<br />
jünger: Den stärksten Zuwachs hatten in<br />
den vergangenen Jahren die unter 25-Jährigen,<br />
freut sich der Alpenverein. Und das<br />
verändert auch die Berghütten.<br />
Julia Dobler hat ihre blonden Haare zu<br />
einem Zopf gebunden. Sie trägt ein enges<br />
gelbes Shirt, eine enge schwarze Jeans und<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
INFO<br />
Familienbande<br />
im Hochgebirge<br />
Weil es nur einen Weg aus dem Pitztal<br />
hinaus gibt, kommen Neuigkeiten auch bei<br />
denen schnell an, die ganz vorne im Tal<br />
wohnen. So war es auch, als sich der alte<br />
Wirt auf dem Kaunergrat überlegte, aufzuhören.<br />
Julia Dobler und ihre Mutter Claudia,<br />
deren Stammbaum mit Hüttenwirten gespickt<br />
ist, wohnten unten im Tal, schnappten<br />
das Gerücht rechtzeitig auf und bewarben<br />
sich als Wirte. »Wir haben vier Hütten in der<br />
Familie«, sagt Julia Dobler. »Irgendwie liegt<br />
uns das im Blut.« Zu Beginn übernahm Julia<br />
die Rolle der Wirtin alleine. Mittlerweile hilft<br />
ihre Mutter, die selbst auf der Rüsselsheimer<br />
Hütte aufwuchs, die ganze Saison von<br />
Juni bis September über auf der Hütte mit<br />
– wie auch Julias Vater.<br />
balanciert fünf Teller mit Palatschinken<br />
durch die volle Hüttenstube. »Oft denken<br />
die Leute, dass ich nur eine Bedienung<br />
bin«, sagt Dobler. Ein Hüttenwirt sei in der<br />
Vorstellung der meisten eben doch noch<br />
der wundersame Bartträger, dem es nichts<br />
ausmacht, tagelang alleine auf der Hütte<br />
auszuharren und der auch dann nicht geselliger<br />
wird, wenn doch einmal ein Wanderer<br />
über Nacht bleibt.<br />
Auf der Kaunergrathütte sei es freundlicher<br />
als auf anderen Hütten, sagen die<br />
<strong>Bergsteiger</strong>: wegen der jungen Wirtin.<br />
Lockerer gehe es zu, sagen die Bergführer<br />
über die Kaunergrathütte. Und die Wirtin<br />
selbst? Später am Abend, gut eine Stunde<br />
nach Hüttenruhe, wenn die meisten Gäste<br />
bereits in den Betten liegen, wird sie sagen,<br />
dass sie im Vergleich zum Klischeewirt<br />
wohl schon »offener und serviceorientierter«<br />
an die Arbeit geht – nicht nur weil<br />
sie vor ihrer Zeit am Berg Hotelfachfrau<br />
gelernt hat. Jetzt serviert Dobler lieber den<br />
dritten Gang des heutigen Abendessens<br />
und sagt nur: »Wer Nachschlag will, muss<br />
selbst in die Küche gehen. Ich bring’s euch<br />
nur einmal an den Tisch.« Sagen bräuchte<br />
sie eigentlich nichts. Das Abendessen<br />
spricht <strong>für</strong> sich: erst Gulaschsuppe, dann<br />
Geschnetzeltes und jetzt Palatschinken.<br />
Kaiserschmarrn mit Orangensaft<br />
Die gemeinsamen drei Gänge zum Abendessen<br />
waren eine der Neuerungen, die<br />
Dobler mit auf den Berg brachte. Als sie<br />
anfing, war das eine besondere Herausforderung:<br />
Das geduckte Haus am Kaunergrat<br />
ist die höchstgelegene Hütte des Pitztals,<br />
auf 2817 Metern, in alpiner Extremlage.<br />
Kein Fahrweg, keine Materialseilbahn.<br />
Nur der Aufstieg zu Fuß und der Anflug<br />
mit dem Hubschrauber. Weil der aber<br />
kostet und nicht bei jedem Wetter fliegen<br />
kann, muss Julia Dobler vor dem Start jeder<br />
Saison gut planen. Fleisch, Milch oder<br />
Weißbier: Schwer zu sagen, wie viel man<br />
in vier Monaten verbraucht.<br />
Das erste Jahr war anstrengend, auch deshalb,<br />
weil Julias Mutter krankheitsbedingt<br />
im Tal bleiben musste. Und Julia Dobler<br />
verkalkulierte sich: zu viel Fleisch, zu wenig<br />
Milch. Einer Männerrunde, die sich<br />
nach dem Aufstieg laut auf ihr Weißbier<br />
freute, konnte die Wirtin nur Wein anbieten.<br />
Als später in der Saison die Milch ausging,<br />
rührte der Koch den Kaiserschmarrn<br />
der Bergführer mit Orangensaft an.<br />
Nach dem Essen hat Julia Dobler endlich<br />
einen Moment Ruhe: Im Osten öffnet sich<br />
das Pitztal, im Süden glitzert der Plangerossferner<br />
im Abendlicht – direkt gegenüber<br />
der Sonnenterasse der Kaunergrathütte.<br />
Die Aussicht auf den Gletscher ist<br />
gewaltig. Die Aussichten <strong>für</strong> das an vielen<br />
Stellen grau-schwarz durchsetzte Eis sind<br />
dagegen weniger gut. »Wir beobachten<br />
zwar nicht, dass der Gletscher schnell<br />
schrumpft«, sagt Julia Dobler. Doch immer<br />
wieder knackt und kracht das Eis. Die<br />
zunehmende Wärme bringe Bewegung in<br />
den Permafrostboden. Das Ergebnis: Steinschläge,<br />
kleine Gerölllawinen. Keine große<br />
Gefahr, aber auf der Kaunergrathütte hört<br />
man den Berg ächzen.<br />
Keine Wellness, keine Events, nur der Gletscher<br />
gegenüber und der Klettergarten hinter<br />
der Hütte: »Mehr braucht es nicht. Wir<br />
haben nur die <strong>Berge</strong>«, sagt Dobler. Rustikal<br />
nennt sie ihre Hütte. Genau das sei es<br />
auch, was die Leute hier suchten, egal ob<br />
jung, alt, männlich – oder weiblich. ◀<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71
REPORTAGE<br />
24 Stunden am Watzmann<br />
Wandertag
24 Stunden <strong>Berge</strong> am Stück: Lange waren solche<br />
Events Extremläufern vorbehalten. Doch inzwischen<br />
sickert das Prinzip in den Breitensport.<br />
In Berchtesgaden können auch Wanderer erleben,<br />
wie es sich anfühlt, Tag und Nacht durchzugehen.<br />
Ein Protokoll von Thomas Ebert<br />
Bald wird es dunkel<br />
über Berchtesgaden.<br />
Dann geht es <strong>für</strong><br />
diese Wanderer erst<br />
richtig los.<br />
8:58 Uhr Schönau am Königssee<br />
Der Befehl kommt direkt vom Heeresbergführer.<br />
»Leer deine Flaschen aus«, sagt Eddy<br />
Balduin zu Alfons, der schwer betankt<br />
hinter der Banderole auf den Startschuss<br />
wartet. Drei kostbare Liter Wasser hat er<br />
sich <strong>für</strong> 50 km Wegstrecke und mehr als<br />
3000 Höhenmeter aufgeladen, und die<br />
soll er jetzt einfach wegkippen? »Bis zur<br />
Kührointalm langt dir locker einer, und<br />
da gibt’s Verpflegung«, sagt Eddy. Alfons<br />
gehorcht und gießt die Büsche. Es ist ein<br />
erster Hinweis darauf, dass dieser Tag in<br />
den <strong>Berge</strong>n anders wird als sonst.<br />
Länger als andere wird er nicht. Aber voller:<br />
Vom Königssee auf den Watzmann,<br />
wieder hinab in die Ramsau, durch den<br />
Zauberwald, um Hinter- und Taubensee.<br />
Zum Sonnenaufgang auf den Hirschkaser<br />
und hinab ins Ziel nach Berchtesgaden.<br />
Dann ist es überstanden. Aber was eigentlich?<br />
Eine masochistische Methode, um<br />
Schlafdefizit anzuhäufen?<br />
Tagestour, das hieß einmal: Ein <strong>Bergsteiger</strong><br />
bricht morgens auf und abends zusammen.<br />
Seit wenigen Jahren aber häufen<br />
sich die Gruselgeschichten sogenannter<br />
Ultratrails: Dabei rennen Ausnahmeathleten<br />
durch mehrere Gebirgsregionen und<br />
die ganze Nacht – in Laufzeiten, so realitätsnah<br />
wie Fahrpläne zum Mars. Doch sie<br />
verfehlen ihre Wirkung nicht: Als Chiffre<br />
<strong>für</strong> Grenzgänge ist das 24-h-Label in die<br />
Sphäre der Normalsterblichen durchgesickert.<br />
Unter der Woche von neun bis fünf<br />
arbeiten, am Wochenende von neun bis<br />
neun wandern, liegt im Trend. Allein in<br />
Bayern gibt es jährlich fünf Events <strong>für</strong> Dauerläufer,<br />
manche davon sind binnen zehn<br />
Stunden ausverkauft. Lauter Verrückte?<br />
»Im Guinnessbuch«, sagt ein Teilnehmer<br />
am Start, »steht jemand, der sich in 24<br />
Stunden 10 625 Mal aus Handschellen befreit<br />
hat.« Wandern ist so herrlich normal.<br />
alle Fotos: Michael Prittwitz<br />
10:30 Uhr Kührointalm<br />
Überhaupt ist das hier kein Treffpunkt von<br />
Leistungsfetischisten. Keine verbissenen<br />
Mienen am Start, keine Überholmanöver.<br />
Und gerade mal ein Paar Kompressi-<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 73
Im Aufstieg zum Watzmanngipfel sind<br />
Augen und Beine noch aufnahmefähig.<br />
onsstrümpfe bei knapp 60 Teilnehmern,<br />
die munter in die Wurstkessel greifen und<br />
sich das erste Radler genehmigen. »Schee<br />
war’s«, feixt einer und lümmelt schon im<br />
Liegestuhl. Alfons fragt sich eher, wie er<br />
den restlichen Tag aufteilen soll: Noch 22<br />
Stunden? Oder noch 48 Kilometer? Am besten,<br />
man denkt einfach nur bis zur nächsten<br />
Verpflegungsstelle, die etwa alle zwei<br />
Stunden auftaucht. Überlebenskampf sieht<br />
anders aus: »Im Prinzip reicht eine leere<br />
Flasche und Wechselkleidung«, sagt Eddy.<br />
17:00 Uhr Watzmannhaus<br />
Zwei Burschen steigen mit monströsen<br />
Rucksäcken zum Hocheck auf. Da kommen<br />
wir gerade her. »Schön blöd, so spät<br />
noch unterwegs zu sein«, murmelt jemand<br />
und merkt erst danach, was er da sagt. Zwar<br />
steckt das große Dreieck vom Höhenprofil<br />
bereits in den Beinen. Aber die fast flache<br />
Linie, die noch folgt, verläuft über 35 Kilometer<br />
und vor allem durch die Nacht –<br />
psychisches Neuland <strong>für</strong> die meisten.<br />
Zur Halbzeit<br />
die Korken<br />
knallen lassen<br />
oder seriös<br />
die Akkus aufladen?<br />
Beides.<br />
Jetzt aber ist Abend. Die leeren <strong>Berge</strong> und<br />
der meditative Trott lösen die Zungen der<br />
Wanderer. Gregor, ein erfahrener <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
der oft im Wilden Kaiser unterwegs ist,<br />
sinniert über das Warum. Nie hätte er gedacht,<br />
an einem Tag so weit zu kommen,<br />
trotz Gruppendynamik und Leichtgepäck.<br />
Seine Grenze hat sich schon verschoben:<br />
»Das nächste Mal gehe ich die 24 Stunden<br />
alleine, als richtigen Selbsttest.«<br />
19:32 Uhr Wimbachbrücke<br />
Als abgekämpfter Watzmann-Überschreiter<br />
lässt man hier den Rucksack fallen, die<br />
24-Stunden-Wanderer bleiben nicht mal<br />
stehen. Die Moral ist intakt, das Ziel fest<br />
im Blick, auch wenn jetzt immer öfter die<br />
Smartphones gecheckt werden. Sie versprechen<br />
Beistand von daheim.<br />
20:12 Uhr Kurgarten Ramsau<br />
Die nächste Biertisch-Oase bringt die Dauerwanderer<br />
aus dem Konzept. Zur Halbzeit<br />
mal die Korken knallen lassen oder seriös<br />
die Akkus aufladen? Am besten beides. Unter<br />
einem Pavillon bekommt ein Masseur<br />
vereinzelt Kundschaft, vor der Gulaschkanone<br />
bilden sich lange Schlangen. »Echt<br />
cool, mal an sein Limit zu gehen. Ohne<br />
Verpflegung würde das ja gar nicht gehen«,<br />
meint ein junger Stuttgarter, die Backen<br />
voll Kuchen. Sein Kumpel aus Dresden,<br />
der das letzte Mal mit elf beim Wandern<br />
war, ist skeptisch. Ob ihn das Fieber wieder<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Ein Tag,<br />
der bleibt.<br />
Den Watzmann<br />
bestiegen und nicht<br />
mal Halbzeit: Da<br />
zieht’s einem schon<br />
mal die Schuhe aus.<br />
packt? »Das kommt auf die Nacht an«, sagt<br />
er und greift sich noch ein Bier. Wegen der<br />
Isotone. Es beginnt zu regnen.<br />
01:00 Uhr Hochschwarzeck<br />
An der letzten Labe sind drei Teilnehmer<br />
ausgestiegen: Krämpfe. Der Bus bringt<br />
sie nach Berchtesgaden, in ein trockenes,<br />
warmes Bett, während unser Lindwurm<br />
stumm Richtung Hirschkaser marschiert.<br />
Lieber nicht nachdenken, warum. Der Regen<br />
rauscht, und aus einem Handy plärrt<br />
AC/DC: Highway to hell. Was sonst.<br />
03:30 Uhr Toter Mann<br />
Nomen est omen: Hier ist der tote Punkt.<br />
Die Hütte am Hirschkaser, auf die alle hingefiebert<br />
hatten, war zu klein <strong>für</strong> uns alle.<br />
Leises Gemaule, das Steh-Biwak unter einer<br />
Fichte wird trotzdem nach 30 Sekunden<br />
wieder aufgegeben. Lieber weiter.<br />
05:40 Uhr Söldenköpfl<br />
Ein Pfarrer? Gibt es jetzt die letzte Ölung?<br />
Nein, er hält in der anrührend weltlichen<br />
Szenerie eines zum Trockenraum umfunktionierten<br />
Speisesaals die Bergmesse<br />
zum Sonnenaufgang, der dem Regen zum<br />
Opfer fällt. »Es kommt nicht darauf an, ob<br />
du ankommst, sondern dass du unterwegs<br />
bist«, sagt der Pfarrer. Neben ihm macht<br />
Gregor die Augen zu, zum ersten Mal seit<br />
mindestens 21 Stunden. Wer wach ist, bittet<br />
<strong>für</strong> eine heiße Dusche. Dann bricht hinter<br />
den Wolken der Tag an, und wir wieder<br />
auf, um »unterwegs zu sein«.<br />
09:03 Uhr Berchtesgaden<br />
Plötzlich geht alles ganz schnell. Applaus,<br />
Torbogen, abklatschen. Wieder ein Buffet,<br />
diesmal mit Schnapsgläsern und Bierkrügen,<br />
die jetzt ungebremst Zuspruch<br />
finden. Die Urkunde bestätigt: Hier<br />
Mit dem<br />
Bayern-Ticket<br />
<strong>für</strong> nur 23 Euro<br />
und 4 Euro<br />
je Mitfahrer.<br />
Gemeinsam<br />
durch die Nacht:<br />
Glühwürmchen<br />
auf dem Weg<br />
zum toten Punkt<br />
Ticket gilt auch in:<br />
Weitere Informationen,<br />
Ausflugstipps und Kauf<br />
unter bahn.de/bayern<br />
Mit persönlicher Beratung <strong>für</strong> 2 Euro mehr.<br />
Erhältlich <strong>für</strong> bis zu 5 Personen.<br />
Die Bahn macht mobil.
BGL WANDERFESTIVAL<br />
Das 4. Berchtesgadener Land Wander-<br />
Festival fi ndet vom 4. bis 6. Juli statt – noch<br />
näher an der Sonnwende und damit kürzere<br />
Nacht! Neu <strong>für</strong> 2014 sind das 24-Std.-<br />
Vorbereitungsprogramm, eine 12-Std.-<br />
Wanderung sowie die Fan-Wanderung mit<br />
Schauspielern der TV-Serie »Die Bergretter«.<br />
In den Preisen inbegriffen sind umfangreiche<br />
Teilnehmerpakete. Alle Infos und<br />
Tickets unter: www.bglt.de/wanderfestival<br />
Programm und Preise:<br />
24 h Alpin Spezial inkl. Verpfl egung,<br />
50 km, 3000 Hm, höchster Punkt:<br />
WatzmannHocheck (2620 m), 9–9 Uhr,<br />
129,- Euro<br />
Besiegt auch den<br />
stärksten Kaffee:<br />
das Nickerchen<br />
nach 21 Stunden<br />
ist Schluss. Vor einer halben Stunde war<br />
die 24 noch ein Mantra, nun ist das Ziel<br />
erreicht. Alfons hat noch Lust. Er will<br />
nach Schwaz fahren, von dort aus im Karwendel<br />
weiterwandern. Der Rest ist nass<br />
und stolz auf das Geschaffte. »Nette Tagestour«,<br />
grinst der zweifelnde Dresdner.<br />
»Wo bleibt da der Genuss«, klagt dagegen<br />
ein Vater über Eddy, der den Söhnen am<br />
Watzmann-Gipfel das Panorama nicht erklärt<br />
hat. Es ist ein typischer 24-Stunden-<br />
Zwiespalt: Natürlich könnte man sich einfach<br />
nur die Landschaft anschauen. Den<br />
tollen Falzsteig, den Nationalpark um die<br />
Stubenalm, wo der Wald sich selbst überlassen<br />
bleibt, das Wolkenwabern in der<br />
Watzmann-Ostwand. Manche genießen<br />
aber nicht nur mit den Augen. Sie wollen<br />
die <strong>Berge</strong> mit allen Sinnen verinnerlichen,<br />
speichern die Landschaft auch in den Füßen<br />
ab. Sie freuen sich auf die Zeit nach<br />
dem toten Punkt, ab dem nicht mehr der<br />
Geist den Körper überreden muss, sondern<br />
der Kopf den Beinen folgt. Denn die sind es<br />
eigentlich, die weiter wollen, um sich das<br />
Erlebnis einzuverleiben.<br />
14:07 Uhr Parkplatz Chiemsee<br />
SMS von Alfons: »Hab auf dem Weg zum<br />
Bahnhof nochmal richtig Schmerzen an<br />
der Ferse bekommen, dann hab ich das lieber<br />
bleiben lassen.« Sie hat ihre Reize, so<br />
eine 24-Stunden-Wanderung.<br />
◀<br />
Geschafft! Und jetzt ab ins Bett.<br />
Grafi k Schuhabdruck: JiSign / Fotolia<br />
24 h Alpin Klassik inkl. Verpfl egung,<br />
56 km, 2600 Hm, höchster Punkt: Watzmannhaus<br />
(1930 m), 9–9 Uhr, 109,- Euro<br />
»MAN MUSS AN DER PSYCHE KRATZEN«<br />
12 h SalzAlpenSteig inkl. Verpfl egung,<br />
27,5 km, 2120 Hm, 7–19 Uhr, 69,- Euro<br />
Vorbereitung 24 Std. 01. 07.–03. 07.,<br />
3 Touren à 6 Stunden, 670 bis 960 Hm,<br />
ca. 6 km Strecke, 99,- Euro<br />
Alpenkulinarik-Wanderung inkl. Verpfl<br />
egung, 6 h / 16 km / 600 Hm, 99,- Euro<br />
Nationalpark-Wanderung ohne Verpfl e-<br />
gung, 8 h / 13 km /<strong>11</strong>00 Hm, 19,- Euro<br />
Kulinarische Bier-Wanderung inkl. Verpfl<br />
egung, 6 h /12 km /430 Hm, 69,- Euro<br />
Fan-Wanderung mit den Stars der Serie<br />
»Die Bergretter«, inkl. Brotzeit, 4 h / 7,5 km<br />
/ 420 Hm, 19,- Euro<br />
Eddy Balduin, Jahrgang<br />
1967, Heeresbergführer,<br />
begleitet seit<br />
dem ersten Wanderfestival<br />
die 24-Stunden<br />
Alpin Spezial-Tour.<br />
24 Stunden wandern – kann das jeder?<br />
Ein bisserl wandern reicht nicht. Es braucht gute<br />
Kondition und Koordination <strong>für</strong> den Anstieg zum<br />
Gipfel. Für den Kopf kann auch Trekkingerfahrung<br />
wertvoll sein. Mein Tipp sind leichte Turnschuhe,<br />
in die man nach dem Abstieg wechseln<br />
kann – in denen wandert es sich im Flachen einfach<br />
besser als in schweren Bergstiefeln.<br />
Psychisch oder physisch: Was ist anstrengender?<br />
Die Psyche ist selten ein Problem. Wer gute Beine<br />
hat, muss sich mental nicht quälen und kann genießen.<br />
Aber irgendwann steckt einem die Nacht<br />
in den Knochen. Aus dieser Erschöpfung rauszukommen,<br />
ist die Crux – psychisch wie physisch.<br />
Wie überwindet man diesen toten Punkt?<br />
Man braucht ein Ziel. Natürlich liegen die landschaftlichen<br />
Highlights und der Gipfel in der<br />
Tageshälfte. Manchen fehlt dann nachts die Herausforderung.<br />
Bei denen muss ich an der Psyche<br />
kratzen, damit sie ihren Körper vergessen. Sich<br />
das gemeinsame Zielfrühstück vorzustellen, kann<br />
helfen. Wichtig ist auch, die Gruppe zusammenzuhalten,<br />
das stärkt die Moral ungemein.<br />
Worin liegt der Reiz, 24 Stunden durchzuwandern?<br />
Gewisse Sachen muss man als <strong>Bergsteiger</strong> eben<br />
gemacht haben – 24-Stunden-Wandern gehört<br />
momentan dazu. Ich sehe drei Motive: Seine<br />
Grenzen ausloten, sich neue Ziele setzen, in der Gemeinschaft<br />
wandern. In Berchtesgaden ist auch<br />
der Watzmanngipfel ein besonderer Reiz.<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
oetztal.com<br />
soelden.com<br />
Die stille Seite von Sölden.<br />
Nichts ist erholsamer als Beschaulichkeit und sinnliche<br />
Anregung der urwüchsigen Landschaft. Körper, Geist und<br />
Seele finden zurück zur Balance, du spürst wieder dein<br />
Herz pochen. www.soelden.com/almzeit<br />
DIE HÜTTEN IM ENTSPANNUNGSRAUM:<br />
– Moosalm (1.500 m) – Kleblealm (2.015 m)<br />
– Stallwiesalm (1.850 m) – Brunnenkogelhaus (2.738 m)<br />
– Fiegl´s Hütte (1.985 m) – Hildesheimerhütte (2.899 m)<br />
– Lochlealm (1.843 m) – Siegerlandhütte (2.710 m)<br />
Sölden. Hotspot der Alpen.<br />
ÖTZTAL TOURISMUS INFORMATION SÖLDEN<br />
6450 Sölden Austria T +43 (0) 57200 info@soelden.com<br />
Wannenkarsee, 2.639 m
AUF TOUR<br />
Der Herz-Ass-Weg<br />
im Villgratental<br />
Tour<br />
mit<br />
Trumpf<br />
<strong>Bergsteiger</strong> mit Pioniergeist:<br />
Konrad Hofmann und<br />
Norbert Mariacher (rechts)<br />
sind 1988 erstmals der<br />
Herzform der Grate gefolgt.<br />
Im Winter 1988 kletterten zwei Männer erstmals<br />
über alle Grate, die das Villgratental umschließen.<br />
Ohne dass sie es beabsichtigt hätten, wurden sie<br />
damit zu den Vätern einer Idee:<br />
des Herz-Ass-Wegs. Von Dagmar Steigenberger<br />
Ein knapper Abschiedsgruß, Türen<br />
schlagen. Dann entfernen sich<br />
die beiden Kegel der Auto-Scheinwerfer<br />
und kriechen talwärts in<br />
die kalte Winternacht hinein. Es<br />
ist der Morgen des 24. Dezembers 1988, als<br />
Norbert Mariacher und Konrad Hofmann<br />
zur Erstbegehung der Grate rund ums Villgratental<br />
auf brechen. In den kommenden<br />
fünf Tagen werden sie völlig auf sich allein<br />
gestellt sein: ohne Gasthaus, ohne warmes<br />
Bett. Stattdessen Expeditionsnahrung vom<br />
Gaskocher und Schlafen in selbst gegrabenen<br />
Schneehöhlen zum Schutz vor dem<br />
eisigen Wind, der auf den ausgesetzten<br />
Graten stetig bläst.<br />
Unten im Tal verfolgt Heinrich Hofmann,<br />
Konrads Bruder, gemeinsam mit Angehörigen<br />
und Freunden die einzelnen Etappen<br />
der <strong>Bergsteiger</strong>. Gut 100 Kilometer Strecke<br />
78 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Fotos: Norbert Mariacher, Oswald Fürhapter (3)<br />
mit um die 50 namhaften Gipfeln haben<br />
die beiden vor sich: Gölbner, Regenstein,<br />
Arnhörner, Degenhorn, Riepenspitze, Toblacher<br />
Pfannhorn… Schon die Namen<br />
machen klar, dass es sich bei der Überschreitung<br />
weniger um eine Wanderung<br />
denn um eine Expedition in hochalpinem<br />
Gelände handelt. Mit dem Finger auf der<br />
Landkarte verfolgt Heinrich den Weg, da<br />
fällt ihm auf: Wie ein Herz umschließen<br />
die Bergketten das Villgratental. Der Name<br />
Herz-Ass Villgraten ist geboren.<br />
Gratüberschreitung im Winter<br />
Fünf Tage brauchten die beiden <strong>für</strong> die<br />
Überschreitung. Fünf Tage, in denen<br />
nicht alles Herz-Ass und Trumpf war. »Am<br />
ersten Tag waren wir 16 Stunden unterwegs.<br />
Bei fast jedem Schritt sind wir in<br />
die Schneedecke eingebrochen«, erinnert<br />
sich Norbert Mariacher an die Strapazen.<br />
»Der Bereich um die Arnhörner im Osten<br />
war die Schlüsselstelle, die wir mit steifen<br />
Schuhen und gefrorenen Socken geklettert<br />
sind.«<br />
Wegloses Gelände, Klettereien im IV.<br />
Schwierigkeitsgrad, Steinschlaggefahr<br />
und weit und breit keine Hütte am Grat,<br />
in der <strong>Bergsteiger</strong> Zuflucht finden vor Wetterumstürzen<br />
oder vor der Nacht: Die Idee<br />
eines Herz-Ass-Weges gefiel den Touristikern<br />
dennoch so gut, dass sie sie aufgriffen<br />
und daraus eine Route entwickelten,<br />
die in sechs Etappen und durch sanfteres<br />
Gelände als jenes direkt am Grat rund um<br />
das Villgrater Tal führt. In einer Höhe zwischen<br />
1800 und 2600 Metern hat man auf<br />
die umliegenden <strong>Berge</strong> und auf das Tal im<br />
Herzen immer noch eine gute Aussicht.<br />
»Wie von einem Adlerhorst«, schwärmt<br />
KOMPAKT<br />
Rundwanderung<br />
in Herzform<br />
Anreise: Mit der Bahn über Salzburg,<br />
Bischofshofen und Millstätter See nach Lienz.<br />
Weiter mit der Regionalbahn nach Sillian<br />
und mit Bus 8513 ins Villgratental. Mit dem<br />
Auto von München über den Felbertauerntunnel<br />
nach Lienz und weiter Richtung<br />
Sillian ins Villgratental. Alternativ über<br />
Südtirol (Bruneck, Toblach) nach Sillian<br />
Tourismusbüro: Innervillgraten, Tel. 00 43/<br />
50 21/23 40, innervillgraten@osttirol.com;<br />
Außervillgraten, Tel. 00 43/48 43/55 22-12,<br />
ausservillgraten@osttirol.com,<br />
www.villgratental.com<br />
Karte: Österreichische Karte, 1:25 000,<br />
ÖK25V Nr. 3102 – West »Innervillgraten«<br />
Literatur: Walter Mair »Osttirol Süd<br />
– Lienz, Drautal, Villgraten, Lesachtal«,<br />
Bergverlag Rother, 2012<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79
TOUREN<br />
In sechs Tagen rund ums Villgratental<br />
Der ursprüngliche Herz-Ass-Weg über den Grat ist meist weglos und den Alpinisten vorbehalten.<br />
Die weniger alpine Variante <strong>für</strong> Wanderer – hier vorgestellt – führt nach jeder Etappe ins Tal zurück<br />
und ist auch in Tagestouren machbar.<br />
Nicht zu verfehlen: Rote Schilder<br />
weisen den Herz-Ass-Weg.<br />
1 Almenweg<br />
▶ leicht 6 Std.<br />
achalm (2030 m) – Sommerwandhütte<br />
– Herrgottslärche – Sommerwandköpfl<br />
(2400 m) – Gölbnerboden<br />
– Rarfeldalm (1987 m) – Scheibenstall<br />
– Taletluke – Obere Arnkaser<br />
– Bodenhütte – Kleiner Regenstein<br />
(2442 m) – Hoferalm – Volkzeiner<br />
Hütte<br />
3 Weg der Quellen und des<br />
Wassers<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
920 Hm 14 km<br />
Charakter: An Bächen entlang zu<br />
Wasserfällen, Seen und Quellen.<br />
Wanderung unschwierig bis auf die<br />
steileren Wegstücke bei der Passüberschreitung<br />
Startpunkt: Volkzeiner Hütte<br />
Endpunkt: Unterstalleralm (1673 m)<br />
Route: Volkzeiner Hütte – Raineralm<br />
– Heinkaralm (2100 m) – Tiroler<br />
Jubiläumsweg zum Schrentebachboden<br />
(2380 m) – Trögern (2580 m) –<br />
Arntaler Lenke (2655 m) – Oberstalleralm<br />
(1864 m) – Unterstalleralm<br />
4 Über die Jöcher<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1270 Hm 15 km<br />
Charakter: Mal östlich, mal westlich<br />
des Grates verläuft der Weg über<br />
Jöcher nahe der Gipfelregion.<br />
Startpunkt: Unterstalleralm<br />
Endpunkt: Kalkstein (1639 m)<br />
Route: Unterstalleralm – Oberstalleralm<br />
(1864 m) – Elplanschlupfe –<br />
Schwarzsee – Heimwaldjöchl<br />
(2644 m) – Kalksteiner Jöchl<br />
(2325 m) – Roßtal – Kalkstein<br />
5 Grenzlandweg<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
1200 Hm 16 km<br />
Charakter: Die Königsetappe des<br />
Herz-Ass-Wegs folgt zunächst dem<br />
Bonner Höhenweg und führt dann<br />
direkt am Kamm entlang, der die<br />
Grenze zwischen Ost- und Südtirol<br />
markiert.<br />
Startpunkt: Kalkstein<br />
Endpunkt: Innervillgraten (1381 m)<br />
Route: Kalkstein – Roßtal – Maxer<br />
Leck – Kalksteiner Jöchl – Bonner<br />
Höhenweg – Bürglerslenke – Pfanntörl<br />
(2508 m) – Toblacher Pfannhorn<br />
(2663 m) – Marchginggele (2546 m)<br />
– Hochrast (2436 m) – Astattsattel<br />
(2295 m) – Tafi nalm (1906 m) –<br />
Innervillgraten<br />
6 Weg des Thurntaler Urban<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
930 Hm 14 km<br />
Charakter: Unterwegs zu sagen -<br />
haften Orten wie den Schwarzfl<br />
ecken und dem Thurntaler See mit<br />
einer Aussicht bis zu den Sextener<br />
Dolomiten<br />
Startpunkt: Innervillgraten<br />
Endpunkt: Außervillgraten(1287 m)<br />
Route: Innervillgraten – Oberhofertal<br />
– Tafi nalm – Astattsattel – Thurntaler<br />
See (2330 m) – Sillianeralm – Panoramagasthof<br />
Gadein (2090 m)<br />
– Thurntaler Rast (1978 m) – Außervillgraten<br />
1250 Hm 16 km<br />
Charakter: Höhenweg durch<br />
Almgebiet mit guten Ausblicken ins<br />
Tal. Alternativ kann man die etwas<br />
anspruchsvollere Wanderroute über<br />
den Grat mit drei bis vier Gipfeln<br />
wählen.<br />
Startpunkt: Außervillgraten (1287 m)<br />
Endpunkt: Reiterstube (1517 m)<br />
Route: Außervillgraten – Glinzbrücke<br />
– Alte Hütte (1740 m) – Rautalm<br />
(1882 m) – Schupfalm (1910 m)<br />
– Wurzalm (2001 m) – Raucheggenbach<br />
– Kropfkaralm (2080 m) –<br />
Tilliachalm (2030 m) – Reiterstube<br />
2 Herrgottslärche<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
1830 Hm 18 km<br />
Charakter: Die Gewalt der Natur<br />
offenbart sich auf dieser Etappe an<br />
den vom rauen Wetter zerzausten<br />
Lärchen. In einen der Stämme wurde<br />
ein Herrgott eingeschnitzt.<br />
Startpunkt: Reiterstube (1517 m)<br />
Endpunkt: Volkzeiner Hütte (1886 m)<br />
Route: Reiterstube – Stegilan – Tilli-<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Xxxxxxxxxxgerne das Bergsturzgelände am<br />
Fuß des Latemar an, lassen die Kinder zwischen den<br />
Felsbrocken herumtollen<br />
PROFI<br />
Ohne Zoll und Passkontrolle: Am Pfanntörl passieren Wanderer die Grenze zu Südtirol.<br />
Franz Bergmann. Er betreibt eine Pension<br />
in Außervillgraten und ist einer der Organisatoren<br />
der gemäßigten Wandervariante<br />
des Herz-Ass-Wegs. Sie führt über Almwiesen<br />
und durch knorrige, von unzähligen<br />
Stürmen gebeutelte Lärchenwälder, vorbei<br />
an sagenumwobenen Seen und Bächen, hinauf<br />
zu Jöchern und mit der Möglichkeit zu<br />
Gipfelabstechern. Auf den letzten beiden<br />
Etappen folgt der Weg sogar originalgetreu<br />
dem Grat bis nach Außervillgraten, wo sich<br />
die Runde schließt. So kommen auch Tageswanderer,<br />
die wegloses Gelände und Klettereien<br />
scheuen, in den Genuss der Kulisse<br />
von Sextener Dolomiten, Großglockner<br />
und Venediger. Konditionelle Fitness verlangt<br />
der Herz-Ass-Weg aber auch in seiner<br />
sanften Variante – unter anderem deshalb,<br />
weil die Wanderer nach jeder Tagesetappe<br />
ins Tal absteigen, da es oben keine Hütten<br />
gibt. Im vergangenen Sommer wurde der<br />
Weg im Rahmen des Wanderopenings<br />
»<strong>Bergsteiger</strong>dorf hautnah« eröffnet.<br />
Der Schatz vom Schwarzsee<br />
Die Organisatoren des Herz-Ass-Wanderwegs<br />
sind damit allerdings noch nicht am<br />
Ziel angelangt. »Unser Tal hat eine lange<br />
alpine Geschichte, die wir den Wanderern<br />
vermitteln wollen«, sagt Bergmann. Im 17.<br />
Jahrhundert entstand der Salz-Steig, auf<br />
dem Bauern das Salz von Außervillgraten<br />
über das Villgrater Joch nach Hopfgarten<br />
im Defereggental schmuggelten. Später<br />
marschierten die ersten <strong>Bergsteiger</strong> auf<br />
dem Bonner Höhenweg hoch über Villgraten;<br />
auf einer Etappe ist er identisch mit<br />
dem Herz-Ass-Weg. All diese Besonderheiten<br />
rund ums Villgratental sind stille Attraktionen.<br />
Funparks, Bettenburgen oder<br />
auch Liftanlagen sucht man hier verge-<br />
bens. Die <strong>Bergsteiger</strong>dörfer, zu denen auch<br />
Inner- und Außervillgraten gehören, haben<br />
sich dem sanften Tourismus verpflichtet.<br />
Und dazu passt der Herz-Ass-Weg wie<br />
angegossen. Fürs erste wollen Bergmann<br />
und seine Kollegen die Sagengeschichten<br />
der Region – wie beispielsweise die übers<br />
Goldträgerle, den Schatz vom Schwarzsee<br />
oder die Sage vom Thurntalurban – in<br />
den Weg einbauen.<br />
Auch die Überschreitung von Mariacher<br />
und Hofmann hat mittlerweile den einen<br />
oder anderen Nachahmer gefunden – »allerdings<br />
nur im Sommer, soviel ich weiß«,<br />
sagt Mariacher. Er hat von Spitzensportlern<br />
gehört, die es sich zum Ziel gesetzt haben,<br />
den Grat binnen 24 Stunden hinter<br />
sich zu bringen. Ganz so einsam wie damals,<br />
1988, ist man auf den Gipfeln rund<br />
ums Villgratental also nicht mehr. ◀<br />
INFO<br />
Bergfeuer erleben<br />
Zum diesjährigen Wander-Opening steht das<br />
Villgratental ganz im Zeichen des Herzens.<br />
Von 26. bis 29. Juni bieten die Villgrater<br />
Tourismusbetriebe ein spezielles Programm<br />
mit Touren, kulinarischen und traditionellen<br />
Besonderheiten an, das mit dem Herzjesu-<br />
Feuer abschließt. Bergführer begleiten die<br />
Wanderer auf zwei ausgewählten Abschnitten<br />
des Herz-Ass-Weges (»Weg der Quellen<br />
und des Wassers« und »Über die Jöcher«).<br />
Am Samstag wird am Alpeggele (2<strong>11</strong>6 m),<br />
mit Blick auf die Bergfeuer in den Dolomiten<br />
und am Karnischen Kamm, ein Herzjesufeuer<br />
entzündet. Preis: je nach Unterkunft<br />
ab 200 Euro. Weitere Informationen unter<br />
www.herz-ass-villgraten.at oder bei den<br />
Tourismus-Büros.
AUF TOUR<br />
Am Gipfel des Rindalphorns,<br />
nach dem Hochgrat<br />
zweithöchster Gipfel<br />
in der Nagelfluhkette<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
SERIE: GeoTop-Touren in den Alpen<br />
Teil 18: Überschreitung am Rindalphorn<br />
Betonierte<br />
Schönheit<br />
Die Nagelfluhkette westlich von Sonthofen wurde<br />
im Jahr 2008 zu einem der schönsten Geotope<br />
Bayerns gekürt. Allerdings hat das Naturidyll einen<br />
Schönheitsfehler… Von Siegfried Garnweidner<br />
(Tour) und Ulrich Lagally (Geologie)<br />
Sind Naturschutz und wirtschaftliche<br />
Interessen vereinbar? Im Allgäu<br />
wird es zumindest versucht.<br />
Die 15 Mitgliedsgemeinden des<br />
länderübergreifenden Naturparks<br />
Nagelfluhkette haben sich zum Ziel gesetzt,<br />
diese einmalige Kulturlandschaft nicht nur<br />
zu erhalten, sondern sie in ein umweltverträgliches<br />
Tourismuskonzept einzubinden.<br />
Sie wollen eine Modell-Landschaft <strong>für</strong> eine<br />
nachhaltige Regionalentwicklung schaffen.<br />
Das hat zunächst einmal nichts mit<br />
Umwelt- oder Naturschutz zu tun, sondern<br />
es geht um die Vermarktung von qualitativ<br />
hochwertigem Tourismus und um regionale<br />
Umweltbildung. Schutz, Pflege und Entwicklung<br />
von Natur und Landschaft spielen<br />
letztlich auch eine, wenn auch nicht die<br />
wichtigste Rolle. Die Überschrift »Naturpark«<br />
klingt halt schön, auch wenn sich dahinter<br />
handfeste wirtschaftliche Interessen<br />
verbergen, die vom Bayerischen Umweltministerium<br />
mit hohen Beträgen aus Steuergeldern<br />
gefördert werden. Die Voraussetzungen,<br />
diese Ziele zu erreichen und weiter<br />
auszubauen, sind nicht schlecht, denn das<br />
Allgäu ist mit Naturschönheiten reichlich<br />
gesegnet; man muss sie den Menschen nur<br />
richtig zugänglich machen, und das versucht<br />
der Naturpark Nagelfluhkette.<br />
Eine der größten und <strong>für</strong> <strong>Bergsteiger</strong> interessantesten<br />
Attraktionen des Gebiets ist<br />
die Nagelfluhkette, die im Jahr 2008 als eines<br />
von Bayerns schönsten Geotopen ausgezeichnet<br />
wurde. Allerdings hat sie einen<br />
Schönheitsfehler: Auf den Hochgrat führt<br />
eine Seilbahn hinauf. Dieser können wir<br />
auf der vorgestellten Tour zwar weit-<br />
Fotos: Siegfried Garnweidner<br />
Ausgesetzter Pfad zum Buralpkopf<br />
Nagelfluh oder Herrgottsbeton?<br />
Kalk, der aus Grundwasser ausgeschieden wurde, hat<br />
die einzelnen Gerölle der groben Schotter fest zu harten<br />
Konglomeratlagen zusammengebacken. Diese Gesteine<br />
sehen aus, als hätte man große Nägel so tief in sie hineingeschlagen,<br />
dass nur noch die Köpfe herausschauen.<br />
Deshalb bezeichnete man sie in der Ostschweiz auch als<br />
Nagelfluh. Im Oberallgäu hat sich <strong>für</strong> diese natürlichen<br />
Gesteine der Begriff »Herrgottsbeton« eingebürgert.<br />
Die Zwischenräume zwischen den abgerundeten Komponenten<br />
sind komplett mit natürlichem »Zement«<br />
aus Kalk und Feinsand ausgefüllt – wie bei Fabrik-Beton.<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83
Die Porta Alpinae,<br />
ein Kunstprojekt auf<br />
dem Hochgrat<br />
GEOTOP<br />
Konglomeratbänke am »Hochgratfächer«<br />
Markante Felsrippen aus groben Geröllen prägen<br />
die schroffen Berggipfel, die dazwischen liegenden,<br />
oft fl achen Almbereiche entwickelten sich<br />
dagegen auf sandigen und mergeligen Schichten.<br />
Entstanden sind all diese Gesteine, als sich vor<br />
etwa 30 Millionen Jahren südlich des heutigen<br />
Allgäus das Hochgebirge der Alpen zu heben<br />
begann. Sein Verwitterungsmaterial wurde von<br />
Flüssen in eine nördlich davon liegende Senke,<br />
das Molassebecken, transportiert und dort in<br />
weiten Schwemmfächern abgelagert. Der größte<br />
derartige Bereich in Bayern ist der »Hochgratfächer«<br />
bei Oberstaufen, der vor etwa 20 bis 27<br />
Millionen Jahren entstand und eine Ausdehnung<br />
von rund 1000 Quadratkilometern aufweist.<br />
Unter den damals herrschenden tropischen<br />
Klimabedingungen kam es zu gewaltigen,<br />
monsunartigen Regenfällen, die riesige Mengen<br />
von Gesteinsschutt aus dem Gebirge ins<br />
Vorland mitnahmen. Dadurch bildeten sich bis<br />
zu 45 Meter dicke Schotterlagen, deren Gerölle<br />
vereinzelt Durchmesser bis 30 Zentimeter<br />
aufweisen. In ruhigeren Zeiten setzten sich feine<br />
Sande und Mergel ab, die im tropischen Klima<br />
aufgrund der Oxidation von Eisenpartikeln oft<br />
rötliche Verwitterungsfarben annahmen.<br />
Das ursprünglich im Molassebecken vorhandene<br />
Meer wich durch die enorme Sedimentzufuhr<br />
aus dem Gebirge zurück, der Trog wurde vor<br />
allem von Westen her zugeschüttet. Daher sind<br />
die Gesteine des Hochgratfächers festländische<br />
Bildungen. Sie sind zur Zeit der so genannten<br />
Unteren Süßwassermolasse entstanden, deren<br />
Ablagerungen sich bis zur Küste des im Osten<br />
weiter bestehenden Molassemeeres erstreckten.<br />
Im vegetationsreichen Übergangsbereich<br />
von Süß- zu Salzwasser (Brackwasser) setzten<br />
sich gleichzeitig die Schichten der Unteren<br />
Brackwassermolasse mit den reichen oberbayerischen<br />
Pechkohlevorkommen ab. Und noch<br />
weiter im Osten hielt die Sedimentzufuhr in das<br />
Meeresbecken an, das heute verfestigte Material<br />
bezeichnet man als Untere Meeresmolasse.<br />
Diejenigen Teile des Molassebeckens, die den<br />
entstehenden Alpen am nächsten waren, wurden<br />
später in die Gebirgsbildung mit einbezogen.<br />
Im westlichen Allgäu wurden die Gesteine<br />
so stark angehoben, dass sie heute Höhenlagen<br />
von mehr als 1500 Metern erreichen. Und<br />
schließlich präparierte die Verwitterung aus den<br />
nun steil gestellten Schichten die widerstandsfähigen<br />
Konglomeratbänke heraus.<br />
räumig ausweichen, aber sie bringt viele<br />
Touristen auf den Berg. Die <strong>Berge</strong>insamkeit<br />
beschränkt sich auf die frühen Morgenstunden,<br />
die Zeit also, bevor die vielen<br />
Ausflügler von der Seilbahnstation auf die<br />
umliegenden Gipfel ausgeschwärmt sind.<br />
Was uns allerdings niemand nehmen<br />
kann, sind die großartigen Ausblicke von<br />
der langen Bergkette, den einsamen Aufstieg<br />
und, weil wir nicht zur Seilbahn hinüberqueren,<br />
einen relativ ruhigen und vor<br />
allem langen Rückweg.<br />
Und die besondere Attraktion auf der Tour,<br />
die markanten Nagelfluhfelsen, teilen wir<br />
gerne mit den zahlreichen anderen Bergwanderern,<br />
denn es gibt so viele davon zu<br />
sehen, dass sie <strong>für</strong> alle reichen.<br />
◀<br />
IM AUGUSTHEFT: Teil 19: Das verwitterte Riff des<br />
Mont Aiguille in den französischen Kalkalpen<br />
Foto: Oberstaufen Tourismus; Grafik: Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt<br />
KOMPAKT<br />
Rindalphorn (1821 m),<br />
Allgäuer Alpen<br />
Vor mehr als 20 Millionen Jahren dehnte sich der riesige Hochgratfächer über<br />
weite Bereiche des westlichen Oberallgäus aus.<br />
Charakter: Lange, aber landschaftlich<br />
eindrucksvolle Rundtour über insgesamt<br />
fünf Gipfel<br />
Anforderungen: Ausdauerndes, sicheres<br />
Gehvermögen; <strong>für</strong> Kinder nicht geeignet<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Gunzesrieder<br />
Säge (931 m)<br />
Einkehr: Scheidwangalpe (1316 m)<br />
Gehzeiten: Aufstieg 5½ Std.; Abstieg 2 Std.<br />
Karte: Kompass 1:50 000,<br />
Blatt 3 »Allgäuer Alpen –<br />
Kleinwalsertal«<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
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AUF TOUR<br />
Weitwanderer haben ein neues<br />
Ziel: den Kitzbüheler Alpen<br />
Trail, kurz KAT Walk. Auf 104<br />
Kilometern führt er über 6400<br />
Höhen meter durch die Alm- und<br />
Bergwelt. Geplant hat die sechs<br />
Etappen der Geologe und Fernwegespezialist<br />
Georg Pawlata.<br />
Grenzgang am<br />
Hahnenkamm<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Georg Pawlata im BERGSTEIGER-Interview<br />
BERGSTEIGER: Herr Pawlata,<br />
wie oft sind Sie als Planer des<br />
Katwalk die mehr als hundert<br />
Kilometer lange Route abgewandert?<br />
Georg Pawlata: Grob geschätzt<br />
drei Mal. Die Planung eines<br />
solchen Etappenweges ist auch<br />
eher mit viel Arbeit am Schreibtisch verbunden,<br />
mit dem Studieren von Karten,<br />
Wanderführern und Büchern über die<br />
Hintergründe zu Themen wie den Auswirkungen<br />
der eiszeitlichen Vergletscherung<br />
oder der Almwirtschaft. Die Bauernhäuser<br />
um Kitzbühel beispielsweise sind mit Sicherheit<br />
die schönsten in ganz Tirol. Ich<br />
kannte die Gegend auch schon ganz gut,<br />
musste bei der Planung allerdings schauen,<br />
ob die Kilometer und Höhenmeter im<br />
Rahmen bleiben.<br />
Was heißt das: im Rahmen bleiben?<br />
Durchschnittlich sind pro Etappe etwa <strong>11</strong>00<br />
Höhenmeter und mehr als 17 Kilometer zu<br />
gehen. Das ist schon mittel bis schwierig<br />
und dem Untrainierten eher nicht zu empfehlen.<br />
Es ist eine Frage der Ausdauer, nicht<br />
der Technik. Immerhin lassen sich die zwei<br />
Etappen vor und nach Kitzbühel ganz gut<br />
mit der Bergbahn abkürzen.<br />
Allein der Blick<br />
vom Kitzbüheler<br />
Horn entschädigt<br />
<strong>für</strong> die rund 80<br />
Kilometer zuvor.<br />
KAT Walk<br />
6.400 Höhenmeter<br />
104 km<br />
Wo liegt der Reiz eines solchen Weges<br />
durch ein auf den ersten Blick doch recht<br />
homogenes Gebiet?<br />
Als homogen würde ich es nicht bezeichnen.<br />
Wir sind hier direkt am Grenzgebiet<br />
zwischen den Kalkalpen und den Zentralalpen.<br />
Das zeigt sich vor allem zwischen<br />
den ersten vier Etappen und den letzten<br />
beiden. Allerdings ist die Grenze eine geologische<br />
und daher nicht so kontinuierlich<br />
wie eine politische. Zwischen dem Gneis<br />
und Granit kommt immer wieder Kalk<br />
durch. Der Grenzcharakter zeigt sich<br />
auch in den wirklich tollen Ausblicken:<br />
Die Hohen Tauern auf der einen Seite,<br />
und auf der anderen sieht man bei guter<br />
Sicht bis zur Zugspitze.<br />
Das gibt es in anderen Regionen der<br />
Alpen natürlich auch.<br />
Der besondere Reiz dieses Weges ist, dass<br />
man durch die vielen zu durchquerenden<br />
Talschaften eigentlich immer in Qualitätsunterkünften<br />
schlafen kann. Vielleicht<br />
kommt das mit dem Alter: Aber ich habe<br />
früher sehr viel in Hütten übernachtet<br />
Fotos: Kitzbüheler Alpen GmbH (5), Andrey Kuzmin/Fotolia, privat<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 87
1] 2]<br />
2<br />
1<br />
INFO<br />
Sieben Orte,<br />
ein Ziel<br />
An- und Abreise: Die Etappenorte<br />
Fieberbrunn, St. Johann, Kitzbühel und<br />
Hopfgarten sind per Bahn erreichbar, von<br />
München in weniger als drei Stunden. Von<br />
Aschau fährt ein Bus zum Bahnhof Kirchberg,<br />
Kelchsau ist per Bus ebenfalls an die<br />
öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen.<br />
Von Steinberghaus ist die beste Alternative<br />
ein Taxiservice: M&M TAXI, Tel. 00 43/53<br />
34/2 00 10, Taxi Brixental, Tel.00 43/53<br />
34/64 65.<br />
Information: Kitzbüheler Alpen<br />
Tel. 00 43/5 75 07, info@kitzalps.com,<br />
www.kitzbueheler-alpen.com oder<br />
www.kat-walk.at, info@kat-walk.at<br />
Karte: Kompass 1:50 000, Blatt Nr. 29<br />
»Kitzbüheler Alpen« (Etappen 1<br />
bis 5), Blatt Nr. 28 »Vorderes<br />
Zillertal« (Etappe 1), Blatt Nr<br />
14 »Berchtesgadener Land«<br />
(Etappe 6). Eine Übersicht<br />
über die Region und die<br />
Aktivitäten bietet auch<br />
die interaktive Karte<br />
maps.kitzalps.com<br />
1] Hopfgarten<br />
3<br />
2] Kelchsau<br />
4<br />
3] Steinberghaus<br />
4] Aschau<br />
5<br />
5] Kitzbühel<br />
6<br />
6] St. Johann<br />
7] Fieberbrunn<br />
7<br />
3] 4]<br />
1] Bauernhöfe zwischen Hopfgarten und Kelchsau 2] Hochmoor auf der 3. Etappe 3] Alpenblumengarten<br />
auf dem Kitzbüheler Horn 4] Alte Almen auf dem Hahnenkamm in Kitzbühel<br />
und muss sagen, dass ich es inzwischen<br />
doch etwas komfortabler haben möchte.<br />
Der Weg führt auch über den Hahnenkamm,<br />
den Inbegriff des Skitourismus.<br />
Was hat der Wanderer im Sommer davon?<br />
Ausblick ohne Ende auf einer fast zehn<br />
Kilometer langen Strecke, die immer zwischen<br />
etwa 1800 und 2000 Metern verläuft.<br />
Und es ist keineswegs so, dass man<br />
da durch zerstörtes Gebiet läuft. An der<br />
Weltcup-Abfahrt Streif wurde zudem ein<br />
extra Sommerweg angelegt. Den berühmten<br />
Streckenabschnitt Mausefalle finde ich<br />
zum Beispiel ohne Schnee eindrucksvoller<br />
als im Winter.<br />
Die wenigsten Bergwanderer nehmen<br />
sich heute eine ganze Woche am Stück<br />
Zeit <strong>für</strong> ihr Hobby. Welche Etappe würden<br />
Sie gehen, wenn Sie nur einen einzigen<br />
Tag zur Verfügung hätten?<br />
Um das Ganze logistisch einfach zu machen,<br />
würde ich von Kitzbühel über das<br />
Kitzbüheler Horn nach St. Johann empfehlen.<br />
Es lässt sich sowohl der Weg aufwärts<br />
als auch abwärts mit den Bergbahnen<br />
abkürzen, End- und Ausgangspunkt<br />
haben Bahnanschluss. Der Abschnitt vom<br />
Horn, einem tollen Aussichtsberg, bis zum<br />
Harschbichl ist wirklich sehr schön – und<br />
sehr einfach machbar. Für mich persönlich<br />
wäre die sechste Etappe, die über ein<br />
Hochplateau mit einer ganz eigenen Landschaftscharakteristik<br />
führt, die reizvollste.<br />
Allerdings ist die mit <strong>11</strong>00 Höhenmetern<br />
und 18,5 Kilometern <strong>für</strong> den Gelegenheitswanderer<br />
auch nicht ganz ohne.<br />
Eines kann man dort allerdings nicht<br />
mehr verkosten, was auf der ersten Etappe<br />
als Spezialität angepriesen wird: die<br />
vielversprechend klingende »Prügeltorte«.<br />
Was hat es damit auf sich?<br />
Es ist eine typische Unterländer Spezialität.<br />
Mehrlagig, sehr kompakt und mindestens<br />
eine Woche haltbar. Früher war<br />
das perfekt <strong>für</strong> die Alm geeignet. Heute<br />
schmeckt es am besten mit Vanilleeis. ◀<br />
Interview: Dominik Prantl<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
TOUREN<br />
Alte Almen, Wasserfälle<br />
und ein Alpenblumengarten<br />
Die Kitzbüheler Alpen bieten mehr als nur die Weltcupabfahrt<br />
mit Hausbergkante und Mausefalle. Auf dem KAT Walk<br />
offenbart sich die ganze Vielseitigkeit dieser Gebirgsgruppe.<br />
1. ETAPPE: Hopfgarten –<br />
Kelchsau (17,5 km)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
800 Hm 650 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreiche<br />
Route durch Wälder und Wiesen,<br />
vorbei an historischen Bauernhöfen.<br />
Ausgangspunkt: Bahnhof »Hopfgarten<br />
Berglift« (620 m)<br />
Einkehr: Leamwirt (rund 500 Meter<br />
vom Weg entfernt), Tel. 00 43/53 35/<br />
22 96, www.leamwirt.at, Haag alm<br />
(an Wochenenden geöffnet)<br />
Route: Hopfgarten – Blaickenhof –<br />
Erbhöfe des Weilers Hinterlitzl –<br />
Penningdörfl und Schipfl ing – Haagalm<br />
– Höhenbrandalm – Kelchsau<br />
2. ETAPPE: Kelchsau –<br />
Steinberghaus (15,5 km)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1200 Hm <strong>11</strong>00 Hm<br />
Charakter: Almwanderung über<br />
leichte bis mittelschwere Steige und<br />
Forstwege mit moderaten Anstiegen<br />
Einkehr: keine, daher genügend<br />
Verpfl egung mitnehmen<br />
Route: Raiffeisenkasse in Kelchsau<br />
– Untere Lodronalm – Lodronjoch –<br />
Lodron (1925 m) – Oberkaralm – Untere<br />
Lärchenbergalm – Steinberghaus<br />
3. ETAPPE: Steinberghaus –<br />
Aschau (19 km)<br />
▶ mittel 6–7 Std.<br />
1050 Hm 900 Hm<br />
Charakter: Etappe in absoluter<br />
Ruhe, vorbei an historischen Almen,<br />
einem Hochmoor, einem Wasserfall<br />
und Almrosenfl ächen<br />
Einkehr: Labalm, www.seefeldstubn.at,<br />
Tel. 00 43/53 57/21 58<br />
(Tipp: Das Knödel-Dreierlei)<br />
Führungen mit Käseverkostung<br />
bei der Schaukäserei & Verkostungsstube<br />
Hintenbach in Aschau<br />
Route: Steinberghaus – Scheibenschlag-Hochalm<br />
– Hintenkarscharte<br />
– Hintenkar-Hochalm – Niederalm<br />
– Haglangeralm – Labalm – Aschau<br />
4. ETAPPE: Aschau –<br />
Kitzbühel (16,5 km)<br />
▶ mittel 6–7 Std.<br />
1000 Hm 1250 Hm<br />
Charakter: Auf den Spuren des<br />
Hahnenkamm-Rennens erklären<br />
Schautafeln Streckenabschnitte wie<br />
Hausbergkante oder Mausefalle<br />
(Abstieg mit der Bergbahn möglich).<br />
Einkehr: mehrere Gasthäuser<br />
wie Bergrestaurant am Pengelstein<br />
und die Seidlalm, www.seidlalm.at<br />
Route: Ortszentrum Aschau –<br />
Kleinmoos Niederalm – Obere Kleinmoosalm<br />
– Pengelstein – Jufenalm<br />
– Bergstation Hahnenkammbahn –<br />
Seidlalm – Ganslernalm – Kitzbühel<br />
5. ETAPPE: Kitzbühel –<br />
St. Johann in Tirol (17 km)<br />
▶ mittel 6–7 Std.<br />
1250 Hm 1350 Hm<br />
Charakter: Über das Kitzbüheler<br />
Horn nach St. Johann und zu<br />
gran diosen Gipfeln, Alpenblumengarten<br />
und Wasserfall. Spektakulärer<br />
Abstieg vom Horn zum Harschbichl<br />
(Abkürzungen mit Bergbahn<br />
möglich)<br />
Einkehr: U. a. die Harschbichlalm,<br />
www.harschbichlalm.at<br />
Route: Bahnhof Kitzbühel – Weiler<br />
Going – Adlerhütte – Trattalm –<br />
Kitzbüheler Horn – Harschbichlalm –<br />
Eifersbacher Wasserfall – St. Johann<br />
6. ETAPPE: St. Johann in Tirol –<br />
Fieberbrunn (18,5 km)<br />
▶ mittel 6–7 Std.<br />
<strong>11</strong>00 Hm 1000 Hm<br />
Charakter: Wanderung auf ein einsames<br />
Plateau mit Karstformationen,<br />
Almweiden, Latschenfl ächen und<br />
durch vielfältige Mischwälder<br />
Einkehr: Proviant mitnehmen!<br />
Route: Bushaltestelle Reitham<br />
Richtung »Kalkstein, Adlerspoint«<br />
– Baumoosalm – Bruggwirtsalm –<br />
Gerstbergalm – Filzen (Ortsteil<br />
St. Jakob) – Bahnhof Fieberbrunn<br />
Wanderhotel Lumbergerhof ****<br />
Frühlings Wanderwochwochen im Tannheimertal<br />
7 Nächte Halbpension mit 5 Gang Wahlmenü, schöne<br />
Komfortzimmer und Suiten, 4 geführte Bergwanderungen,<br />
Wanderkarte, Blumenbuch, Wellnessbereich mit Saunen,<br />
Dampfbad und Panorama - Ruheraum<br />
ab € 514,00 pro Person · buchbar 17.5. - 5.7.2014<br />
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T. +43 5675 6392<br />
www.Lumbergerhof.at<br />
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T. +43 5255 5588<br />
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KOLUMNE<br />
Was bekommt der<br />
Kletterer, wenn es nicht<br />
weitergeht? Angst!<br />
Dabei war doch<br />
schon der Anmarsch<br />
zur Wand eine Qual.<br />
Die Wutprobe<br />
Viel Luft unter meinen Füßen. 400 Meter<br />
unter mir war der Einstieg nur noch vage<br />
zu erkennen. Wir konnten bereits weit<br />
hinaus auf die scheinbar endlose Ebene<br />
des patagonischen Inlandeises blicken.<br />
Wie ein gigantisches Schiff ragt hier die<br />
Westwand des Cerro Piergiorgio in den<br />
Himmel. Und obwohl wir gefühlt schon<br />
seit einer Ewigkeit kletterten, waren wir<br />
gerade mal in Wandmitte angekommen.<br />
Ich hatte zuvor noch nie so guten Granit<br />
unter meinen Händen gehabt, und das<br />
Klettern machte uns unglaublich Spaß.<br />
Bis jetzt zumindest. Und wir wussten, was<br />
es heißt, in den Launen des patagonischen<br />
Wetters überhaupt eine Chance zu bekommen,<br />
sich nicht gegen Sturmböen stemmen<br />
zu müssen, die einen samt Rucksack<br />
umschmeißen.<br />
Mein Kletterpartner Daniel war 19, ich ein<br />
Jahr älter. Es war unsere erste große Kletterreise<br />
außerhalb der heimischen Alpen.<br />
Kurz: ganz großes Kino.<br />
Abwechselnd kletterten wir Seillänge um<br />
Seillänge. Es stand eine der Schlüsselpassa-<br />
Eine Wand in Patagonien,<br />
ein schief gebohrtes<br />
Loch und völlige Leere in<br />
den Armen und im Kopf.<br />
Da hilft dem Kletterer<br />
nur noch eines: fluchen,<br />
was das Zeug hält.<br />
Von David Göttler<br />
gen an, und es war an mir, diese vorzusteigen.<br />
Die ersten 15 Meter liefen gut. Dann<br />
begann die Hölle <strong>für</strong> mich.<br />
Plötzlich ließen sich nur noch wenige Sicherungen<br />
legen, schließlich gar nichts<br />
mehr. Ich schlich und eierte und ängstigte<br />
mich höher, immer langsamer. Es war die<br />
Flucht nach vorne, eine Flucht im Schneckentempo,<br />
Stück um Stück – bis es nicht<br />
mehr weiter ging. Damit waren meine<br />
Nerven am Ende. Ich stand im Nichts. Eine<br />
flachere Stelle in dieser endlosen Platte aus<br />
Granit verschaffte mir eine Verschnaufpause.<br />
Aber <strong>für</strong> was? Runter ging es nicht<br />
mehr. Hoch auch nicht. Hätte ich mich<br />
doch nur an den guten alten Paul Preuß<br />
gehalten, der in seinen Grundsätzen erklärte,<br />
man sollte nur dort hochklettern,<br />
wo man es auch wieder hinab schafft! Die<br />
Bewunderung <strong>für</strong> den wunderbar rauen<br />
und unglaublich harten Granit wurde von<br />
etwas anderem abgelöst: Angst. Sie kroch<br />
langsam aber sicher in mich hinein. In die<br />
letzte Sicherung, weit unter mir, zu fallen,<br />
erschien mir nicht wirklich als optimale<br />
Lösung.<br />
Die Arme werden schwerer<br />
Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen<br />
und holte unser Handbohr-Set<br />
hervor. Gerne nahm ich die Mühen auf<br />
mich, die dieses Utensil bedeuteten. Am<br />
Ende sollte es mir einen Sicherungspunkt<br />
schaffen, den sich meine Hände so sehr<br />
wünschten. Und vor allem meine Psyche.<br />
Fotos: David Göttler<br />
90 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Ich fing an zu bohren, was sich bei diesem<br />
Handbohr-System folgendermaßen darstellt:<br />
Mit dem Hammer wird auf eine Art<br />
Schraubenzieher geschlagen, an dessen<br />
vorderem Ende eine Bohrkrone sitzt, die<br />
unendlich langsam ein Loch in den Granit<br />
frisst. Man hämmert und dreht und dreht<br />
und hämmert, bis 20 Minuten wie nichts<br />
vergangen sind und die Arme schwerer<br />
und schwerer werden. Als die Bohrkrone<br />
im Loch des Granits verschwand, sah ich<br />
mich schon lachend im Seil sitzen. Nur<br />
noch eine Schraube hinein, Sicherungsöse<br />
dran, fertig ist die ... Denkste!<br />
Oliver-Kahn-Gedächtnis-Anfall<br />
Ich verdammter Anfänger hatte das Loch<br />
schief gebohrt, weshalb sich Schraube und<br />
Sicherungsöse nicht daran befestigen ließen!<br />
Das war zu viel. Was nun folgte bekam<br />
außer Daniel Gott sei Dank nur die<br />
Einsamkeit Patagoniens mit.<br />
Es brach aus mir heraus wie aus einem<br />
längst überfälligen Vulkan. Ich begann,<br />
alles zu verfluchen: den Berg, die Wand,<br />
die Ungerechtigkeit, mich selbst, das schie-<br />
Da kann er schon wieder lachen:<br />
David Göttler nach getaner »Arbeit«.<br />
fe Bohrloch, die Ungerechtigkeit des schiefen<br />
Bohrlochs in der Wand des <strong>Berge</strong>s. Ich<br />
fluchte in blumiger Ausführlichkeit aus<br />
den Tiefen Vulgariens und bezog die »Kinder<br />
des <strong>Berge</strong>s« mit ein. Wen auch immer<br />
ich damit meinte. Was sich Daniel am<br />
Stand unter mir dachte? War mir in dem<br />
Moment eigentlich egal. Aber was soll man<br />
schon über den Kletterpartner denken, der<br />
mitten in einer 800-Meter-Wand einem<br />
Oliver-Kahn-Gedächtnis-Anfall der Extraklasse<br />
erliegt.<br />
Als die erste Welle der Wut vorbei war,<br />
machte ich mich an ein zweites Bohrloch<br />
– dieses Mal aber richtig. Eine halbe<br />
Stunde später seilte ich an dem neuen<br />
Bohrhaken ab, völlig entkräftet durch die<br />
Kletterei, aber noch mehr durch meinen<br />
Ausbruch. Wir mussten ohnehin den<br />
Rückzug antreten, weil sich nach meinem<br />
Sturm des Zorns nun ein richtiges<br />
Unwetter anbahnte. Vielleicht war der<br />
verdunkelte Horizont die Quittung <strong>für</strong><br />
meine Flüche. Ich glaube aber, dass unser<br />
vermeintliches Unglück ein dezenter Hinweis<br />
des Himmels war: Ein Sturm zieht<br />
auf! Dreht um, Jungs!<br />
◀<br />
David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />
Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />
dern dieser Welt unter anderem schon<br />
mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />
Glowacz und Simone Moro. Der staatlich<br />
geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />
Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />
exklusiv <strong>für</strong> den BERGSTEIGER über<br />
seine Erlebnisse auf Expedition.<br />
MIT UNTERSTÜTZUNG VON<br />
08. bis 14. Juni 2014<br />
Das Fotofestival von und mit<br />
Fotograf und Preisträger<br />
Christian Popkes<br />
und weiteren internationalen<br />
und nationalen Persönlichkeiten<br />
der Fotoszene<br />
Ausstellungen<br />
Fotoseminare | Masterclasses<br />
Fotomarkt | Fotoausstellungen<br />
Fotovisionsshows | Fotowettbewerb<br />
INFOS UND ANMELDUNG<br />
Tourismus Oberstdorf<br />
Organisationsbüro Fotogipfel<br />
Prinzregenten-Platz 1<br />
87561 Oberstdorf<br />
Tel. + 49 (0) 8322 / 700 -264<br />
Fax + 49 (0) 8322 / 700 -266<br />
mail: info@fotogipfel-oberstdorf.de<br />
web: www.fotogipfel-oberstdorf.de<br />
www.facebook.com/fotogipfel<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91
KAUFBERATUNG<br />
Ordnung drin:<br />
Ein großer Fronteingriff<br />
mit Rundbogen-RV<br />
erleichtert die Organisation<br />
im Rucksack ebenso wie<br />
diverse Taschen oder<br />
seitliche Fächer.<br />
Moderne Trekkingrucksäcke<br />
sind heute nicht mehr<br />
zwangsläufig mit Muskelverspannungen<br />
und<br />
Schweißarbeit verbunden<br />
– dank anpassbarer Tragesysteme,<br />
komfortabler<br />
Polsterung und ergonomischer<br />
Hüftgurte.<br />
Von Christian Schneeweiß<br />
Sobald man auf einer wochenlangen<br />
Hüttenwanderung in den<br />
Alpen, mit Zelt in Skandinavien<br />
oder auf Expedition in anderen<br />
entlegenen Regionen unterwegs<br />
ist, vergrößert sich das benötigte Gepäck<br />
enorm – und damit auch die Last, die<br />
man mitschleppen muss. Erstes Ziel ist,<br />
den Rücken zu schonen und das Tragen<br />
möglichst komfortabel zu gestalten. Die<br />
meisten Hersteller nehmen Rücksicht auf<br />
die anatomischen Unterschiede bei Männern<br />
und Frauen. Darüber hinaus lassen<br />
sich die Tragesysteme vieler Rucksäcke<br />
auch individuell anpassen.<br />
▶ Mehr Volumen, weniger Gewicht<br />
Für eine Weitwanderung mit Hütten reichen<br />
je nach Packfähigkeit meist gut 50 Liter<br />
Packvolumen aus. Mit Zelt, Schlafsack,<br />
Isomatte und Essensausrüstung (Kocher,<br />
Geschirr, Wasser, Lebensmittel etc.) beim<br />
Foto: Visual Impact/Reto Nyffenegger<br />
Zelttrekking füllen sich aber schnell bis<br />
zu 70 Liter. Allein die Packsäcke fassen<br />
meist 45 bis 50 Liter und sind erweiterbar<br />
um etwa zehn Liter (Lowe Alpine, Mountain<br />
Hardwear sogar um 20 Liter), während Organisationstaschen<br />
und offene Fächer zusammen<br />
etwa acht bis zehn Liter ergeben.<br />
Gregory und Haglöfs decken mit 18 zusätzlichen<br />
Litern Taschenvolumen die ganze<br />
Ausrüstung <strong>für</strong> unterwegs ab.<br />
Das Gewicht der bergtauglichen Trekkingrucksäcke<br />
wurde in den vergangenen Jahren<br />
ohne wesentliche Komforteinbußen<br />
leichter (etwa 2 Kilogramm bei 60+10 Liter<br />
Volumen wie bei Marmot, Gregory). Einige<br />
Modelle sind dabei lediglich vergrößerte<br />
Bergrucksäcke (Berghaus, Mountain Hardwear<br />
mit 1700 g) mit komfortableren Polsterungen<br />
vor allem an den Hüftgurten.<br />
Robuste Komfort-Trekkingrucksäcke mit<br />
92 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Klappe zu:<br />
Der Deckel eines<br />
Trekkingrucksacks sollte<br />
zwei Schnallenriemen, eine<br />
große, wasserresistente<br />
bis -dichte Tasche und ein<br />
Wertfach besitzen.<br />
Luft rein:<br />
Luftkanäle oder hinterlüftete<br />
Netze am gepolsterten<br />
Rücken der Trekkingrucksäcke<br />
leiten Dampf gut ab. Rucksäcke,<br />
die enger am Körper anliegen,<br />
sollten strukturierte,<br />
schweißabsorbierende<br />
Polster haben.<br />
Gut dran:<br />
Kompressionsriemen<br />
und andere externe<br />
Fixierungen erlauben<br />
auch ein Verstauen<br />
von sperriger Ausrüstung.<br />
Trekkingrucksäcke im Test<br />
Gewichtheben<br />
de luxe<br />
TIPP<br />
Problemloser Lasttransport<br />
umfangreicher Ausstattung <strong>für</strong> schwere<br />
Lasten und Zelttrekking können bis zu drei<br />
Kilogramm wiegen.<br />
▶ Ein Rucksack, zwei Öffnungen<br />
Die getesteten Trekkingrucksäcke sind<br />
allesamt Zweischnaller, das bedeutet, sie<br />
besitzen jeweils einen Deckel mit zwei<br />
vorderen Schnallenriemen und zwei hinteren<br />
Riemenfixierungen. So bleibt<br />
• Um den schweren Rucksack bequem<br />
tragen zu können, muss das gesamte<br />
Tragesystem optimal auf den Körper<br />
eingestellt sein. Deshalb alle Verstellmöglichkeiten<br />
nutzen und die Last auf<br />
den Hüften verteilen!<br />
• Beim Aufstieg zieht man die Schulterriemen<br />
so weit an, dass der Packsack<br />
bei aufrechter Körperhaltung leicht<br />
nach vorn geneigt ist; beim Abstieg<br />
werden sie so weit gelockert, dass der<br />
Rucksack wenig Spiel hat; in der Ebene<br />
werden Einstellungen an Schulter<br />
und Hüfte unterwegs variiert.<br />
• Beim Packen überlegen, was man<br />
wann benötigt, und schwere Dinge in<br />
Rückennähe verstauen!<br />
• Seitliche Fächer (auch gut <strong>für</strong> Trinkflaschen)<br />
oder frontale Staufächer<br />
(Flaps) sind ideal zum Verstauen<br />
verschmutzter oder vorübergehend<br />
nicht gebrauchter Bekleidung.<br />
• Pickelhalter lassen sich auch als<br />
Stockhalter verwenden, wenn man sie<br />
verdrillt und dann die Stockspitze<br />
reinsteckt.<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93
EXPERTEN-TIPP<br />
»Im schwierigen<br />
Gelände sollte man<br />
schwere Sachen<br />
tiefer packen und<br />
damit näher am<br />
Körperschwerpunkt.«<br />
Schwer wird leicht mal was: unterwegs zu hohen Zielen in Jonction, Frankreich<br />
Andreas Herrlinger ist Verkaufsleiter<br />
Deutschland bei Deuter Sport GmbH<br />
Tipp 1 Rückenpolster aus atmungsaktivem<br />
Hohlkammer-Funktionsschaum erlauben es,<br />
den Rucksack nahe am Körper zu tragen.<br />
Zugleich sorgen sie <strong>für</strong> spürbar gute Belüftung.<br />
Durch einen Pumpeffekt führen diese<br />
Aircontact-Polster bei jeder Bewegung einen<br />
Luftaustausch herbei. Die feuchte Luft kann<br />
ringsherum abziehen. Das Ergebnis: 15 %<br />
weniger Schweißbildung als mit einem<br />
herkömmlichen Polstersystem bei gleichzeitig<br />
hervorragender Lastübertragung.<br />
Tipp 2 Ein beweglicher Hüftgurt<br />
ermöglicht dem Träger im unwegsamen<br />
Gelände gute Bewegungsfreiheit. Mit dem<br />
Hüftgurt-Stabilisierungsriemen kann entweder<br />
mehr Lastübertragung oder mehr Bewegungsfreiheit<br />
eingestellt werden. Ohne diesen<br />
Riemen kann es sein, dass der Rucksack im<br />
Hüftbereich zu instabil sitzt. Im leichten<br />
Gelände sollte man den Schwerpunkt höher<br />
packen, im schwierigen Gelände etwas tiefer<br />
und damit näher am Körperschwerpunkt.<br />
Tipp 3 Frauen haben im Vergleich zu<br />
Männern meist einen kürzeren Rücken,<br />
weshalb bei Rucksäcken <strong>für</strong> Frauen die<br />
Tragesysteme kürzer geschnitten sind als bei<br />
Männer- oder Unisex-Modellen. Um sich der<br />
weiblichen Hüfte optimal anzupassen, muss<br />
der geschlossene Hüftgurt einen Kegel mit<br />
schräg nach oben angewinkeltem Ansatzpunkt<br />
und geschwungenen Hüftflossen formen.<br />
der Deckel auch bei voll ausgenütztem<br />
Packsack sicher oben positioniert und zudem<br />
der Inhalt vor Regen geschützt. Die<br />
Deckeltaschen von Gregory, Black Diamond<br />
und Mammut sind fast wasserdicht. Alle<br />
Rucksäcke sind wasserresistent, Mountain<br />
Hardwear mit Outdry-Membran ist komplett<br />
regendicht. Bei einigen Modellen lassen<br />
sich die Deckeltaschen abnehmen; bei<br />
Black Diamond wird daraus beispielsweise<br />
ein Hip Pack, was sich bei einem Ausflug<br />
an einem Rasttag als sehr nützlich erweist.<br />
Die meisten Trekkingrucksäcke verfügen<br />
über Fronteingriffe, die so groß sind, dass<br />
man den Inhalt wie einen Koffer durchsuchen<br />
kann. Nachteil: Der Rundbogen-Reißverschluss<br />
öffnet nach unten, lässt sich<br />
also nur nach Ablegen auf der Rücken-<br />
Abgespeckt: Bei Trekkingrucksäcken mit<br />
alpinem Anspruch lassen sich Teile abnehmen<br />
– nicht nur um Gewicht zu sparen. Hier wurde<br />
der Drahtrahmen ausgezogen, der Hüftgurt<br />
und der Deckel abgenommen (Black Diamond).<br />
polsterung voll nutzen. Marmot lässt sich<br />
als einziger ohne Ablage beidseitig öffnen.<br />
▶ Belastbare Träger<br />
Die Schultergurte sollten ergonomisch<br />
geformt sein: <strong>für</strong> Männer breit und mittelhart,<br />
<strong>für</strong> Frauen schmaler und weicher<br />
gepolstert. Man hat die Wahl zwischen<br />
dampfdurchlässigerer oder robusterer Polsterung.<br />
Robust ist vor allem am Hüftgurt<br />
wichtig, damit der Rucksack stabil und<br />
ohne ständiges Nachjustieren sitzt. Zusätzlich<br />
zu den Schulterzügen zum Variieren<br />
der Lastposition sind viele Tragesysteme<br />
höhenverstellbar, sodass die Rückenlänge<br />
individuell angepasst werden kann. Sie<br />
erfolgt am einfachsten durch Lösen und<br />
Verschieben eines Klettverschlusses<br />
Gut aufgelegt: Die Hüftgurte von Trekkingrucksäcken<br />
sind flexibel befestigt, so dass sie<br />
jede Bewegung mitmachen. Hier sind es zwei<br />
getrennt bewegliche Hüftflossen, die ein unbeschwertes<br />
Gehen ermöglichen (Gregory).<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
So bewertet der BERGSTEIGER<br />
2<br />
Fotos: Berghaus, Christian Schneeweiß (5), privat<br />
KONSTRUKTION<br />
Da das Rucksackvolumen nicht<br />
immer richtig angegeben ist bzw.<br />
unterschiedliche Rückenlängen<br />
unterschiedlich ausfallen, wurde es<br />
mit speziellen Säcken von Tatonka<br />
und Deuter ausgelitert, und zwar<br />
getrennt in Packsack-Hauptfach<br />
inkl. Bodenfach, Taschen inkl.<br />
unverschlossene Fächer und Packsackverlängerung.<br />
Die gemessenen Rucksackgewichte<br />
erstaunten durch ihre Leichtigkeit:<br />
Nur vier Modelle brachten das<br />
erwartete Gewicht auf die Waage.<br />
Drei Ultraleichtmodelle waren aufgeblasene<br />
Wander- oder Hochtourenmodelle<br />
ohne Zweit-Eingriff aufs<br />
Hauptfach. Der Tragekomfort der<br />
Trekkingrucksäcke wurde mit knapp<br />
15 Kilogramm Zuladung beim<br />
Gehen im Auf- und Abstieg geprüft.<br />
Entscheidend <strong>für</strong> eine gute Lüftung<br />
sind Polster-Aussparungen hinterm<br />
Rücken und die Gestellkrümmung<br />
des Rucksacks. Besonders unwegsames,<br />
steiles Gelände erfordert<br />
einen guten Halt am Rücken,<br />
damit der schwere Rucksack das<br />
Gleichgewicht nicht zu stark beeinträchtigt.<br />
Wir haben die Modelle<br />
auch in diesem Gelände geprüft.<br />
Bei zu schwer bepacktem Bodenbereich<br />
neigen Trekkingrucksäcke<br />
dazu, nach hinten zu ziehen, was<br />
neben dem Komfort die Alpin- und<br />
Klettertauglichkeit beeinträchtigt<br />
und sich durch Heranziehen der<br />
Positionierungsriemen an der Schulter<br />
teils nicht ganz ausgleichen<br />
lässt.<br />
EINSATZBEREICHE<br />
Hüttenwandern: Der Rücken sollte<br />
<strong>für</strong> maximale Lüftung konkav gekrümmt<br />
sein oder ein aufgespanntes<br />
Netz besitzen. Die Trag- und<br />
Hüftgurte sollten durchbrochene<br />
(Hartschaum) oder schweißsaugende<br />
(offenzelliger Schaumstoff) oder<br />
besser luftige (Airmesh) Polster zur<br />
Verringerung der Schweißbildung<br />
haben. Ideal <strong>für</strong> mittelschwere<br />
Lasten (bis 15 kg).<br />
Zelttrekking: Für schwere Lasten<br />
um 20 Kilogramm sollte die<br />
Polsterung besonders des Hüftgurts<br />
perfekt sein und das Tragegestell<br />
robust – was sich in höherem<br />
Gewicht niederschlägt. Viele Riemen<br />
zum Befestigen diverser Gegenstände<br />
sowie Taschen und Fächer sind<br />
wichtiger als spezielle Halterungen.<br />
Rückenlänge und Lastposition<br />
sollten exakt anpassbar sein, die<br />
Hüftflossen flexibel, sodass sie sich<br />
1<br />
1 Varianz: Die meisten Trekkingrucksäcke<br />
lassen sich<br />
an die individuelle Rückenlänge<br />
anpassen – meist mittels<br />
Klettkonstruktion, die hier<br />
leichtgängig, aber gewöhnungsbedürftig<br />
ist (Haglöfs).<br />
2 Ungewohnt, aber effektiv:<br />
Mit dem Flaschenzugeffekt über<br />
den Hüftflossen ist es ein<br />
Leichtes, den Hüftgurt beliebig<br />
beim Gehen mitbewegen, ohne dass<br />
der Rucksack verrutscht.<br />
Mehrtage-Bergtour, Hochtour:<br />
Der seitenstabile, leicht konkav<br />
oder <strong>für</strong> Klettern gerade anliegende<br />
Rucksack sollte schlanker, schlichter<br />
(weniger Riemen) und leichter sein.<br />
Deckelfach, Hüftgurt und Gestell<br />
können abnehmbar sein, der Schultergurt<br />
komfortabler (evtl. höhere<br />
3<br />
fest um die Hüfte zu ziehen,<br />
so dass der Rucksack nicht verrutschen<br />
kann (Vaude).<br />
3 Schulterzug: Der Riemen<br />
zwischen dem Schulterbereich<br />
des Traggurts und dem oberen<br />
Rucksackende dient bei allen<br />
Trekkingrucksäcken der Lastpositionierung.<br />
Festziehen sorgt <strong>für</strong><br />
mehr Körperkontakt, Lockern <strong>für</strong><br />
mehr Lüftung (Mammut).<br />
Last). 3D-Rückenpolsterung ist ideal.<br />
Expedition: Der Rucksack kombiniert<br />
die Eigenschaften eines<br />
Bergrucksacks mit großem Volumen<br />
bei hoher Zuverlässigkeit und einfacher<br />
Handhabung – evtl. auf Kosten<br />
des Komforts. Fixierungen <strong>für</strong> Eisbeile<br />
sowie Halterungen <strong>für</strong> Steigeisen/<br />
Helm oder Materialschlaufen sind<br />
Voraussetzung.<br />
Bringen Sie Ihre alten Stöcke, egal welcher Marke, zu den teilnehmenden Händlern und<br />
erhalten Sie beim Kauf eines KOMPERDELL Carbon Modells 20,– Euro Tauschprämie.<br />
Ihre retournierten Stöcke werden von uns repariert & <strong>für</strong> einen guten Zweck im<br />
Rahmen unserer Sherpa Aktion gespendet! Mehr Informationen zu den teilnehmenden<br />
Händlern & den Aktionszeiträumen finden Sie unter: www.komperdell.com
Tragfähig:<br />
Die Trageriemen sollten<br />
dampfableitend, mittelhart<br />
gepolstert und höhenverstellbar<br />
zur Anpassung<br />
an die Rückenlänge des<br />
Nutzers sein.<br />
(Marmot, The North Face), am sichersten<br />
durch stufenweises Versetzen der Aufhängung<br />
(Deuter, Tatonka) oder aber stufenlos<br />
durch Entriegelung (Vaude) sogar während<br />
des Gehens (Lowe Alpine). Alternativ gibt es<br />
Modelle in zwei verschiedenen Rückenlängen<br />
und mit einigen Litern Volumendifferenz.<br />
Gregory und Marmot sowie die<br />
Frauenmodelle von Deuter und Mammut<br />
ließen sich am bequemsten tragen, Black<br />
Diamond am ergonomischsten bewegen.<br />
Mit der schweren Last blieben die Schultergurte<br />
übrigens bei keinem Modell völlig<br />
beschwerdefrei. Die Rucksäcke von Haglöfs<br />
und Lowe Alpine waren relativ hart gepolstert,<br />
die von Mountain Hardwear verhältnismäßig<br />
wenig.<br />
Da die Hauptlast bei Trekkingrucksäcken<br />
auf den Hüften liegt, sollten die Hüftflossen<br />
dick, aber nicht weich gepolstert sein und<br />
das Gewicht idealerweise genau auf dem<br />
Beckenkamm liegen. Wie bei den Schultergurten<br />
besteht hier die Auswahl zwischen<br />
dicker, dampfdurchlässiger sowie härterer,<br />
weniger durchlässiger Polsterung. Hebelzüge<br />
mit Steckschnallen-Verschluss und phänomenaler<br />
Fixierungswirkung haben sich<br />
zum Anpressen der Flossen durchgesetzt.<br />
Vertikal bewegliche Hüftgurte passen sich<br />
unmerklich jeder Gehbewegung an, ohne<br />
dass der Rucksack währenddessen nach<br />
links und rechts kippt: Mit den Modellen<br />
von Gregory und Black Diamond kann man<br />
völlig unbehindert gehen und steigen.<br />
Zweiteingang: Um den kofferartigen<br />
Fronteingriff zu öffnen, muss der Rucksack<br />
hingelegt werden. Einige Modelle besitzen<br />
innen Kompressionsriemen. Einsame Spitze:<br />
die markierten Schnallen (Lowe Alpine)<br />
Merkmale von Komfortpolstern: Dampfdurchlässiges<br />
Schaumpolster mit Netz im<br />
Schulterbereich, Lüftungskanäle im Wirbelsäulen-<br />
und Taillenbereich, mittelhartes<br />
Polster im Lendenbereich (Deuter)<br />
Alles fix: Kompressionsriemen dienen auch<br />
als Universalbefestigungen. Seitlich lassen<br />
sich Zeltteile oder Stöcke unterbringen, am<br />
Boden Übernachtungsausrüstung – und unterm<br />
Deckel Kleidung zum Trocknen (Tatonka).<br />
Fotos: Christian Schneeweiß (3), Bernd Ritschel<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
4. Berchtesgadener Land Wander-Festival<br />
4. bis 6. Juli 2014<br />
präsentiert von<br />
24 Stunden Wandern – eine ganz besondere Herausforderung:<br />
• 24 Stunden alpin Spezial bis zum Watzmann-Hocheck<br />
(ca. 3.050 Hm, ca. 50 km) Preis inkl. komplette Verpflegung: 129,- €<br />
• 24 Stunden alpin Klassik bis zum Watzmannhaus<br />
(ca. 2.600 Hm, ca. 56 km) Preis inkl. komplette Verpflegung: 109,- €<br />
Fan-Wanderung (ca. 420 Hm, ca. 7,5 km):<br />
Mit TV-Stars der Serie „Die Bergretter“ zum „Toten Mann“,<br />
dem schönsten Aussichtspunkt im Berchtesgadener Land<br />
Preis inkl. Rahmenprogramm, Autogrammstunde, kleine Brotzeit: 19,- €<br />
Zum Einstieg ins Langzeitwandern:<br />
• 12 Stunden auf dem SalzAlpenSteig<br />
(ca. 2.100 Hm, ca. 27 km) Preis inkl. Verpflegung: 69,- €<br />
Weitere Themenwanderungen:<br />
• Kulinarische Bier-Wanderung inkl. Bierverkostung<br />
• Nationalpark-Wanderung mit Ranger<br />
• Alpenkulinarik-Wanderung rund um den Thumsee<br />
(c) ZDF/Thomas R. Schumann<br />
Veranstalter:<br />
Alle Infos unter:<br />
grassl event & promotion services gmbh /<br />
www.bglt.de/wanderfestival<br />
co OUTDOOR CLUB<br />
Tickets: www.outdoor-club.de<br />
Griesstätterstraße 9 D-83471 Berchtesgaden Telefon: +49-8652-9776-0<br />
Telefon: +49-8652-9776-0<br />
E-Mail: info@outdoor-club.de
KAUFBERATUNG : Rucksäcke<br />
TIPP<br />
Komfort<br />
TIPP<br />
Allround<br />
Berghaus<br />
Bioflex Light 65<br />
Black Diamond<br />
Mercury 65 (L/XL)<br />
Deuter Aircontact<br />
60+10 SL<br />
Gregory<br />
Contour 60 (large)<br />
Haglöfs<br />
Oxo 70<br />
Lowe Alpine Alpamayo<br />
ND55/75<br />
Vertrieb, Info www.berghaus.com blackdiamondequipment.com www.deuter.com gregorypacks.com www.haglofs.com www.lowealpine.com<br />
Preis in Euro 180,- 199,- 209,95 210,- 300,- 199,95<br />
Varianten<br />
35, 50, 65 L <strong>für</strong> Männer<br />
und Frauen<br />
55, 65, 75 L in S/M,<br />
L/XL; Frauen: Onyx<br />
55, 65, 75; 60, 70 SL <strong>für</strong><br />
Frauen<br />
50, 60,70; Cairn 48, 58,<br />
68 <strong>für</strong> Frauen<br />
Für Männer und Frauen<br />
70/90 L Männer,<br />
55/75 L Frauen<br />
Vol./Gewicht* 57/10 L (7 L Netz)/1700 g 45/10 + 13 L / 2350 g 48/9 + <strong>11</strong> L / 2700 g 40/18 + 9 L / 2050 g 55/17 L / 2750 g 49/6 + 20 L/ 2500 g<br />
Tragesystem<br />
Weiche Polsterung mit<br />
ergonomischer Form,<br />
verstellbare Höhe, flexible<br />
Hüftflossen<br />
Hartschaum mit ergonomischer<br />
Form, verstellbare<br />
Höhe, mitdrehende Hüftflossen<br />
Mittelfeste Polsterung<br />
mit ergonomischer Form,<br />
verstellbare Höhe,<br />
flexible Hüftflossen<br />
Mittelfeste Polsterung<br />
mit ergonomischer Form,<br />
verstellbare Höhe,<br />
einzeln bewegl. Hüftflossen<br />
Hartschaum, verstellbare<br />
Höhe, flexible Hüftflossen<br />
Hartschaum, verstellbare<br />
Höhe, flexible Hüftflossen<br />
Rückensyst.:<br />
Form/Gestell<br />
/Polster<br />
Gerade Form, Platte mit<br />
Metallstäben, Schulterpolster<br />
+ freier Rücken<br />
Gerade Form, Platte mit<br />
Stabrahmen, geriffeltes<br />
Polster mit Lüftungskanal<br />
Konkave Form, Platte mit<br />
Form-Alu, 3D-Meshpolster<br />
mit Lüftungskanälen<br />
Leicht konkave Form,<br />
Platte mit Drahtrahmen,<br />
Polster mit Lüftungskanal<br />
Konkave Form, Drahtrahmen<br />
mit Platte, Polster<br />
oben hart und unten luftig<br />
Leicht konkave Form, Platte<br />
mit Stabrahmen, hartes<br />
Polster mit Lüftungsriffeln<br />
Kompressionsriemen<br />
2 Paar, 2 Boden 2 Paar Schnallen,<br />
2 Boden<br />
3 Paar (Schnallen), Top,<br />
2 Boden<br />
2 Paar Schnallen, Top,<br />
2 Boden<br />
3 Paar Schnallen, intern,<br />
Top<br />
3 Paar (Schnallen), 2 intern,<br />
Top<br />
Externe<br />
Fixierungen<br />
2 Pickel-/Stockhalter,<br />
Gumminetz<br />
Stöckehalter, Mattenschlaufen,<br />
Frontkompression/-fixierungen<br />
optional<br />
2 Pickelhalter, Materialösen,<br />
Deckelösen,<br />
Traggurt-Clips<br />
Stöckehalter, 2 Stock-/<br />
Pickelhalter, Trinkfachbedienung<br />
von außen<br />
2 Stock-/Pickelhalter,<br />
Riemenfixierungen Front<br />
+ Boden<br />
2 Stockhalter, 2 Pickelhalter,<br />
Ösen <strong>für</strong> 2 Riemen<br />
Taschen und<br />
Fächer<br />
Deckel groß, Wert,<br />
Front-Wäschefach mit<br />
Schnallen, Seiten Stau-/<br />
Flaschen tief, 2 Hüft<br />
Deckel groß, Wert, Front<br />
groß mit 2 Kram, Seiten<br />
tief, 2 Foto, Bodenfach<br />
abtrennbar<br />
Deckel groß, Wert, Boden<br />
abtrennbar, Hüfte Foto,<br />
Seiten Stau-/Flaschen,<br />
Karten-Tasche<br />
Deckel groß/dicht, Wert,<br />
Riesen-Front mit 2 Netz<br />
innen, Seiten Stau-/Flaschen,<br />
Karten, 2 Hüft<br />
Deckel groß, Wert, Front-<br />
Staufach, Bodenfach<br />
abtrennbar, Seiten mit<br />
Staufächern und Balg<br />
Deckel groß, Wert, 2 Hüfte<br />
Foto, Front, Seiten Stau-/<br />
Flaschen-Fächer, abnehmbares<br />
Trinkfach mit Trägern<br />
Extras<br />
Kopf-Kuhle, Schlüssel-<br />
Clip, Regenhülle<br />
Höhenanpassung am<br />
Hüftgurt, großer Fronteingriff,<br />
abnehmbarer Deckel,<br />
Kopf-Kuhle, Schlüsselclip,<br />
Signalpfeife<br />
Großer Rundbogeneingriff,<br />
Kopf-Kuhle, verstellbarer<br />
Deckel, Höhenverstellung,<br />
SOS- + Bedienungs- Anleitung,<br />
Fair Wear<br />
Pro Modell 3 Längenvarianten,<br />
Packsack mit<br />
Schnellzug, verstellbarer<br />
Deckel, Seiteneingriff,<br />
Schlüsselclip, Regenhülle<br />
Großer Eingriff, Packsack-<br />
Schnellverschluss,<br />
Kopfmulde, verstellbarer<br />
Deckel, Regenhülle mit<br />
getapten Nähten, Schlüsselclip,<br />
DWR ohne PFOA<br />
großer Rundbogeneingriff,<br />
abnehmbarer Deckel,<br />
Regenhülle, Signalpfeife<br />
Schlüsselclip, SOS- +<br />
Bedienungs-Anleitung,<br />
2 Riemen<br />
BEWERTUNGEN<br />
Tragekomfort ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Lüftung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■<br />
Halt (Rücken) ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Zug n. hinten ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Unser<br />
Eindruck<br />
Durchdachter Leichtrucksack<br />
<strong>für</strong> mittlere Lasten,<br />
super Hüftanpassung,<br />
Extra-Stauvolumen,<br />
Höhen-Klettverstellung<br />
stufenlos, aber mühsam<br />
EINSATZBEREICHE<br />
Sehr variabler Expeditionsrucksack:<br />
Hüftgurt/<br />
Gestänge abnehmbar,<br />
Deckeltasche separat<br />
verwendbar, Fachabtrennung<br />
+ Rückenanpassung<br />
mühsam<br />
Super bequemer Komfortrucksack:<br />
sehr robust und<br />
super Halt mit der Last<br />
auf der Hüfte, aber auch<br />
relativ schwer und viele<br />
gleiche Schnallen, relativ<br />
kleine Öffnung<br />
Schlankes, leichtes<br />
Trekkingmodell mit super<br />
Sitz ohne Drücken, stark<br />
wasserresistent, optimale<br />
Taschen-Organisation,<br />
vielseitige (aber verwirrende)<br />
Riemen<br />
Trekkingrucksack mit guter<br />
Organisation: <strong>für</strong> Freunde<br />
härterer Polster, viele<br />
Taschen, luftiges Kreuzpolster,<br />
Traghöhe per Klett<br />
stufenlos verstellbar, aber<br />
schulterlastig + schwer<br />
Sehr variabler Trekkingrucksack:<br />
Traghöhe auch beim<br />
Gehen stufenlos verstellbar,<br />
große Öffnung, extreme<br />
Volumenvariabilität, <strong>für</strong><br />
Freunde härterer Polster,<br />
wackelt beim Gehen<br />
Wandern ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Zelttrekking ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Mehrt.-Bergt. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■<br />
Expedition – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ –<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
TIPP<br />
Preis/Leistg.<br />
Mammut<br />
Hera Guide<br />
Marmot<br />
Apollo 60<br />
Mountain Hardwear<br />
South Col 70 Outdry<br />
Tatonka<br />
Yukon 60<br />
The North Face<br />
Blanchee 50 (s/m)<br />
Vaude<br />
Centauri 65+10 XL<br />
www.mammut.ch www.marmot.com www.mountainhardwear.com www.tatonka.com www.thenorthface.de www.vaude.com<br />
210,- 170,- 220,- 220,- 150,- 240,-<br />
Guide, Crest, Pro 50, 60 L in S/M, L/XL; 50, 60 L ohne<br />
Outdry<br />
50, 60, 70 L 35, 50 L in S/M, L/XL;<br />
35 L <strong>für</strong> Frauen<br />
Normalgröße, Women’s<br />
Centauri<br />
47/10 + 10 L/ 2200 g 47/8 + 12 / 2000 g 42/12 + 18 L / 1700 g 50/4 + <strong>11</strong> L / 2750 g 40/<strong>11</strong> + 4 L / 1650 g 49/8 + 10 L / 2700 g<br />
Mittelfeste Polsterung,<br />
verstellbare Höhe, flexible<br />
Hüftflossen<br />
Mittelfeste Polsterung mit<br />
ergonomischer Form, verstellbare<br />
Höhe<br />
Hartschaum, Hüftgurt mit<br />
einseitigem Hebelzug<br />
Mesh-gepolstert, verstellbare<br />
Höhe, Hüftgurt robust<br />
bezogener Lochschaum,<br />
verstellbare Höhe, flexible<br />
Hüftflossen<br />
Weichschaum mit dicker<br />
Auflage, verstellbare Höhe,<br />
flexible Hüftflossen<br />
Gerade Form, Platte mit<br />
Drahtrahmen, schweißsaugendes<br />
Polster<br />
Leicht konkave Form, Platte<br />
mit Form-Alu ausziehbar,<br />
3D-Polster mit Netzlüftung<br />
Gerade Form, Platte mit<br />
Drahtrahmen, 3D-Hartschaum<br />
mit Kanälen<br />
Leicht konkave Form, Platte<br />
mit ausziehbarem Form-Alu,<br />
3D-Polster mit vert. Lüftung<br />
Konkave Form, Stab-Spannrahmen,<br />
Netzrücken mit<br />
seitlicher Hinterlüftung<br />
Leicht konkave Form,<br />
Form-Alu + Verstellstangen,<br />
3D-Polster mit großer Lüftung<br />
2 Paar Schnallen, Top,<br />
2 Boden<br />
2 Paar Schnallen, 2 intern,<br />
Top, 2 Boden<br />
2 Paar Schnallen, Top,<br />
2 Boden<br />
2 Paar Schnallen, Top,<br />
2 Boden<br />
1 + ½ Paar, Top, 2 Boden 3 Paar Schnallen, Top,<br />
2 Boden, innen<br />
Material-/ Netzschlaufen,<br />
Deckelschlaufen<br />
2 Stockhalter, Traggurt-<br />
Schlaufen, Schlaufen <strong>für</strong><br />
Netze/Riemen<br />
2 Beilhalter, Karabinerschlaufen,<br />
Material-/Deckel-Schlaufen,<br />
Skihalter<br />
2 Pickelhalter, Materialschlaufen,<br />
Deckelösen,<br />
Traggurt-Clips<br />
2 gute Pickel-, 2 Stöcke-<br />
Halter, Deckelschlaufen<br />
2 Stockhalter, 2 Skihalter,<br />
Riemenfixierungen Front +<br />
Deckel<br />
Deckel groß, Wert Netz,<br />
Bodenfach abtrennbar, Front-<br />
Staufach, Seiten Stau-/<br />
Flaschen-Fächer, Hüfte<br />
Deckel verstellbar, Springschnallen,<br />
Signalpfeife,<br />
Schlüsselclip, Flaschenfach<br />
Deckel groß, Wert Netz, Hüfte<br />
Foto, Seiten Stau-/Flaschen-<br />
Fächer, Hüfte<br />
Großer 3-Zipper-Koffereingriff,<br />
Springschnallen, Regenhülle,<br />
abnehmbarer Deckel,<br />
Schlüssel-Clip, Signalpfeife,<br />
Front-Flap <strong>für</strong> Steigeisen<br />
Deckel groß, Wert, Front groß,<br />
Front-Flap, Seiten Stangen-/<br />
Stöcke-Aufnahmen<br />
Wasserdicht, Hüftgurt/<br />
Rahmen/Platte/Deckel<br />
abnehmbar, Springschnallen,<br />
Schlüsselclip, Signalpfeife,<br />
gute Anleitung<br />
Deckel groß, Wert/First Aid,<br />
Bodenfach abtrennbar,<br />
Seiten Stau-/Flaschen<br />
großer Rundbogeneingriff, 3<br />
Lastpositionen, Springschnallen,<br />
Schlüsselclip,<br />
Regenhülle, Signalpfeife,<br />
verstellbarer Deckel<br />
Deckel groß, Wert Netz, 2<br />
Foto, 2 Front-Balg, großes<br />
Stau-Flap, Seiten Stau-/<br />
Flaschen<br />
Kopf-Kuhle, Signalpfeife,<br />
Schlüsselclip, verstellbarer<br />
Deckel<br />
Deckel groß, Wert, Front groß,<br />
2 Hüft, Bodenfach abtrennbar,<br />
Seiten Stau-/Flaschen<br />
großer Rundbogeneingriff,<br />
Kompressionsriemen oben,<br />
abnehmbarer Deckel,<br />
Regenhülle, Schlüsselclip,<br />
Springschnallen, Notsignalanweisung<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
– ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■<br />
Schlichter Trekkingrucksack:<br />
Rücken anliegend ohne Lüftung,<br />
Polster sehr angenehm,<br />
große Öffnung, viele Fixierungsoptionen,<br />
Rückenlänge<br />
leicht verstellbar, größeres<br />
Volumen nur ohne Deckel<br />
Leichter Allrounder: super<br />
Lüftung, Hüftgurt kaum spürbar,<br />
super Bewegungsfreiheit,<br />
Hauptfach mit perfekter<br />
Kofferöffnung + Fixierung,<br />
Klett-Höhenverstellung mühsam,<br />
weniger Volumen<br />
Wasserdichter Expeditionsrucksack:<br />
leicht + schlicht,<br />
viel Bewegungsfreiheit,<br />
übersichtliche Riemen, Frontflap<br />
<strong>für</strong> Steigeisen, wenige<br />
Taschen, schulterlastig, harte<br />
Hüftpolster, kein Trinkfach<br />
Robuster Trekkingrucksack im<br />
Jeanslook: viel Bewegungsfreiheit,<br />
luftige Meshpolster,<br />
wackelt beim Gehen, Hüftflossen<br />
sehr starr, weniger<br />
Volumen, Trinkfach fehlt,<br />
relativ schwer<br />
Leichter Berg- + Trekking-Hybrid:<br />
<strong>für</strong> kleine Männer, luftiger<br />
Rücken, viele Taschen,<br />
Hüftflossen beweglich, aber<br />
nicht dampdurchlässig,<br />
untere Kompression fehlt,<br />
Höhenverstellung mühsam<br />
Komfortmodell mit guter<br />
Lüftung und Bewegungsfreiheit:<br />
einfache Höhenverstellung,<br />
Hüftgurt sehr bequem,<br />
Schulterträger relativ schmal,<br />
weniger Volumen als angegeben,<br />
relativ schwer<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ – ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ –<br />
■■■■■ – ■■■■■ – – ■■■■■<br />
*Packsack-Hauptfach inkl. Bodenfach / Taschen inkl. unverschlossene Fächer + Packsackverlängerung<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 99
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Wandern wie im Watt: bei der Halbinsel Zwergern am Walchensee<br />
▶ Komfort am Rücken<br />
Das klassische Alugestänge zur Formstabilisierung<br />
des Trekkingrucksacks wird mit<br />
einer Rückenplatte kombiniert (bei Marmot<br />
beides ausziehbar) und bei den aktuellen<br />
Modellen von einem leichteren, meist umlaufenden,<br />
dünnen »Stab-/Draht«-Rahmen<br />
ersetzt, an dem der Rucksack aufgehängt<br />
ist. Die Rückenform sollte leicht konkav<br />
sein – <strong>für</strong> eine gute Lüftung beim aufrechten<br />
Gehen und enges Anliegen beim<br />
gekrümmten Aufstieg.<br />
Wie an Hüften und Schultern lässt sich<br />
auch am Rücken zwischen dicker, dampfdurchlässiger<br />
und härterer, weniger durchlässiger<br />
Polsterung wählen. Warme Luft<br />
wird durch vertikale und/oder horizontale<br />
Kanäle der 3D-Polsterung abgeleitet.<br />
Teils ist der vom Körper abstehende Bereich<br />
zwischen Schultergurt-Aufhängung<br />
und Lendenpolster zwecks Lüftung<br />
schlicht ungepolstert. Harte Polster sind<br />
glücklicherweise unüblich (Lowe Alpine<br />
grenzwertig), luftige Netzrücken im Kommen.<br />
Vaude und Berghaus lassen das Rückenpolster<br />
sogar ganz weg.<br />
Ob der Schwerpunkt der Lasten nah am<br />
Rücken liegt oder nicht, spielt <strong>für</strong>s Gleichgewicht<br />
vor allem im unwegsamen Gelände<br />
eine große Rolle. Sehr stabil zeigten sich<br />
die anliegenden Modelle von Gregory und<br />
Mammut, während Deuter und Tatonka zwar<br />
bombenfest am Rücken saßen, aber mehr<br />
Fliehkraft entwickelten und somit leichter<br />
das Gleichgewicht aushebelten.<br />
▶ Für guten Zusammenhalt<br />
Mit Kompressionsriemen lässt sich die<br />
Rucksackwolke verschlanken und der<br />
Schwerpunkt näher zum Körper verlagern.<br />
Die meisten Modelle besitzen zusätzlich<br />
zu den seitlichen und den Deckelfach-<br />
Kompressionsriemen auch welche am<br />
Boden, die üblicherweise als Befestigung<br />
<strong>für</strong> Schlafausrüstung dienen. Zeltstangen,<br />
Isomatte und Trekkingstöcke lassen sich<br />
auch an den seitlichen Riemen befestigen.<br />
Stockhalter sind daher ebenso wenig<br />
notwendig wie Pickelhalter, die man nur<br />
<strong>für</strong>s vergletscherte Hochgebirge braucht.<br />
Schlaufen zum Durchfädeln von Riemen<br />
oder Gumminetzen schaffen weitere Befestigungsmöglichkeiten.<br />
▶ Immer griffbereit<br />
Zur Aufteilung des riesigen Packsacks sollten<br />
Trekkingrucksäcke ein abtrennbares<br />
Bodenfach besitzen. Ein großflächiger Reißverschluss<br />
am Hauptfach ermöglicht einen<br />
bequemen Frontzugriff. Die Deckeltasche<br />
fasst sinnvollerweise etwa fünf Liter und<br />
besitzt ein flaches Wertfach. Zum Standard<br />
gehören auch seitliche Stau- und Flaschenfächer<br />
(bei Haglöfs, Mammut mit Zugriff<br />
beim Gehen) und meist ein Frontstaufach.<br />
Hüfttäschchen <strong>für</strong> Kleinkram sind besonders<br />
praktisch, wenn ein Fotoapparat hineinpasst.<br />
Wegen des unkalkulierbaren<br />
Wetters auf vieltägiger Tour besitzen die<br />
meisten Modelle eine Tasche mit Schutzhülle<br />
gegen Regen. Ein Innenfach <strong>für</strong> eine<br />
Trinkblase (bei Gregory Zwischenfach, Lowe<br />
Alpine abtrennbar mit Tragriemen) ist sinnvoll<br />
(bei Mountain Hardwear und Tatonka<br />
fehlt dieses Fach). So muss man nicht jedes<br />
Mal den Rucksack von den Schultern nehmen<br />
und kann sogar während des Gehens<br />
trinken.<br />
◀<br />
SO<br />
GEHEN<br />
SIEGER<br />
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Icebreaker<br />
»Mehr Leidenschaft<br />
Fotos: Icebreaker<br />
als Firma«<br />
Interview mit Jeremy Moon, Gründer<br />
und Geschäftsführer von Icebreaker<br />
Firmen-Steckbrief<br />
Gegründet: 1994<br />
Hauptsitz: Wellington, Neuseeland<br />
Produktionsorte: China, Vereinigte Staaten<br />
Geschäftsführer: Jeremy Moon (CEO)<br />
Mitarbeiter: 350 weltweit<br />
Umsatz: 190 Millionen Neuseeland-Dollar<br />
(entspricht <strong>11</strong>8 Millionen Euro)<br />
Die Geschäftsidee ist Jeremy Moon zugeflogen.<br />
Vor 20 Jahren zeigte ein einheimischer Merinoschaf-<br />
Züchter dem damals 24-Jährigen ein T-Shirt, das<br />
komplett aus Merino bestand. Der Neuseeländer<br />
hatte gefunden, wonach er instinktiv gesucht hatte:<br />
Ein natürliches Produkt <strong>für</strong> Menschen, die gerne in<br />
der Natur sind. Von Michael Ruhland<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Außen kalt, innen warm: Icebreaker-Bekleidung basiert auf dem Schichten-Prinzip.<br />
Begeistert von Merino:<br />
Firmengründer Jeremy<br />
Moon inmitten einer<br />
Herde von neuseeländischen<br />
Schafen<br />
BERGSTEIGER: Die ganze Outdoor-Branche<br />
bemüht sich seit einigen Jahren um<br />
Nachhaltigkeit. Sie haben Icebreaker vor<br />
20 Jahren gegründet – mit einem nachhaltigen<br />
Ansatz. Fühlen Sie sich als Pionier?<br />
Jeremy Moon: Ich gründete die Firma,<br />
weil ich vollkommen begeistert war von<br />
Merinowolle. Ich wusste eigentlich nicht<br />
genau, was ich tat. Es war einfach das Gefühl,<br />
das Richtige zu tun. Mir ging es nicht<br />
um Marketing. Ich wollte ein naturreines<br />
Produkt <strong>für</strong> <strong>Bergsteiger</strong> anbieten, und das<br />
auf einem einfachen Weg. Am besten alles<br />
unter einem Dach.<br />
Eine Entscheidung aus dem Bauch heraus?<br />
Vom Herzen. Alles in der Outdoor-Industrie<br />
war damals aus Plastik. Polypropylen,<br />
Polyester. Als ich den Bauern kennenlernte,<br />
der mir ein Merino-T-Shirt gab, war ich<br />
wie aus dem Häuschen. Ich kam gerade<br />
von einem Fünf-Tage-Kajak-Trip zurück,<br />
meine Sachen stanken schon nach dem<br />
ersten Tag. Etwas ganz Grundlegendes<br />
fühlte sich falsch an: Ich war draußen, um<br />
Natur zu erleben, aber meine Haut war<br />
von Plastik bedeckt. Dank Merino sah ich<br />
die Chance, den Leuten die Wahlmöglichkeit<br />
anzubieten, in der Natur etwas Natürliches<br />
zu tragen.<br />
Klingt irgendwie logisch und einfach.<br />
Die ganze Geschichte passierte wie im<br />
Rausch. Es kamen zwei Dinge zusammen:<br />
Ich liebte das Reisen – als Vierjähriger<br />
war ich mit meinen Eltern und meinen<br />
drei älteren Geschwistern ein halbes Jahr<br />
mit einem Wohnmobil in Europa unterwegs<br />
– und ich war sehr gerne in der Natur.<br />
Ich wollte ein Geschäft auf bauen, das<br />
es mir erlaubte, die ganze Zeit zu reisen.<br />
Ich hatte mit der Merinowolle das ideale<br />
Produkt gefunden, mit dem ich beides verbinden<br />
konnte. Denn ich spürte, dass die<br />
Leute weltweit von Merinowolle begeistert<br />
sein würden.<br />
Sie waren damals sehr jung, 24. Ich hätte<br />
mir in dem Alter nicht zugetraut, eine Firma<br />
zu gründen. Schon allein deshalb nicht,<br />
weil ich nicht einzuschätzen vermocht<br />
hätte, was eine gute Geschäftsidee ist.<br />
Wenn man auf einer kleinen Insel wie<br />
Neuseeland lebt, gehört Reisen zur Kultur<br />
der Menschen dazu. Es gibt fünf Millionen<br />
Neuseeländer, vier Millionen leben im<br />
Land, die restliche Million ist auf Reisen.<br />
Wir sind von Natur aus Entdecker.<br />
Das begann bei Ihnen schon als Kind?<br />
Ich hatte schon als kleiner Junge kleine Geschäfte<br />
gemacht. Letztlich ist es das gleiche<br />
Prinzip geblieben: Ein Produkt herstellen,<br />
das die Menschen mit der Natur verbindet<br />
und dabei selbst aus der Natur kommt. Ich<br />
habe diese Idee die ganze Zeit mit mir herumgetragen.<br />
Icebreaker ist <strong>für</strong> mich mehr<br />
Leidenschaft als Firma.<br />
Wenn Sie das Rad der Geschichte zurückdrehen<br />
könnten: Was würden Sie heute<br />
anders machen?<br />
Hmm. Die 20 Jahre waren eine schöne<br />
Reise <strong>für</strong> mich, weil ich mit Leuten zusammenarbeiten<br />
durfte, die Lust hatten, etwas<br />
Neues aufzubauen. Der Spirit war phänomenal.<br />
Wir hatten kaum Erfahrung, waren<br />
alle sehr jung. Jetzt bin ich 44 Jahre alt<br />
und damit der drittälteste Mitarbeiter bei<br />
Icebreaker. Wir sind also immer noch<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103
INFO<br />
Im Herbst bringt Icebreaker mit Merino<br />
wattierte Isolationsjacken auf den Markt.<br />
Der Merino-Spezialist aus Neuseeland<br />
sehr jung geblieben. Ich würde heute wohl<br />
von Anfang an mehr erfahrene Leute ins<br />
Boot holen, um die Firma gleich mehr ins<br />
Gleichgewicht zu bringen.<br />
Könnte man Merinoschafe auch in den<br />
europäischen Alpen züchten?<br />
Im Prinzip ja. Merinos kamen ursprünglich<br />
aus den spanischen Pyrenäen. Als Gebirgsschafe<br />
brauchen sie die weitläufigen<br />
Weideflächen. Und es muss relativ trocken<br />
sein. Der weltweit größte Merinoproduzent<br />
ist Australien. Die Qualität ist aber<br />
schlecht, weil die Bedingungen nicht passen.<br />
Die beste Qualität liefert Neuseeland.<br />
Und was sind die richtigen Bedingungen?<br />
Stabile Nahrungsverhältnisse und keine<br />
zu großen Temperaturschwankungen. Eine<br />
klare Luft ist wichtig, Staub und Sand<br />
in der Atmosphäre tun den Schafen nicht<br />
gut. Und genügend Platz! Ideal ist es, wenn<br />
10 000 bis 20 000 Schafe auf 100 000 bis<br />
200 000 Acres weiden (ein Acre entspricht<br />
etwa 0,4 Hektar, Anm. d. Red.). Sie wandern<br />
ständig umher. Nur in der Nacht kommen<br />
sie zu den Lagern. Die Farmer denken<br />
langfristig. Merinoschafhaltung bedeutet<br />
in Neuseeland ein Gleichgewicht zwischen<br />
Menschen, Umwelt und Tieren.<br />
Icebreaker hat Merinowolle salonfähig<br />
gemacht. Zu einer Zeit, als Synthetik als Nonplusultra<br />
der Funktionswäsche galt, brachte<br />
die Firma die Naturfaser Merinowolle auf den<br />
Markt. Sie stammt von Merinoschafen aus<br />
Neuseeland, einer der ältesten und widerstandsfähigsten<br />
Schafrassen der Welt. Die Vorteile<br />
dieser Faser: Sie nimmt keinen Schweißgeruch<br />
an. Sie wärmt selbst noch in nassem Zustand.<br />
Im Gegensatz zu gewöhnlicher Wolle kann man<br />
sie problemlos bei 30 Grad in der Waschmaschine<br />
waschen, außerdem kratzt sie aufgrund<br />
der dünneren Faser kaum. Und: Anders als<br />
das Mineralöl, das die Basis <strong>für</strong> synthetische<br />
Funktionsstoffe bildet, wächst es ständig nach<br />
und ist biologisch abbaubar.<br />
Mit diesen Argumenten überzeugte Icebreaker<br />
bald nicht mehr nur die Outdoor-Branche in<br />
Neuseeland, sondern auch in den Vereinigten<br />
Staaten, in Australien, Kanada, Deutschland,<br />
Ihre Firmenphilosophie?<br />
Icebreaker bedeutet, das Eis zwischen den<br />
Menschen zu brechen, neue Beziehungen<br />
zu knüpfen. Icebreaker sind also nicht nur<br />
wir, sondern auch unsere Kunden.<br />
Der Name ist Ihre Erfindung?<br />
Ja. Auf der einen Seite bedeutet er im Wortsinne,<br />
das Eis zu brechen und den Körper<br />
warm zu halten. Auf der anderen eben:<br />
den Menschen mit der Natur zu verbinden.<br />
Wie funktioniert die Qualitätskontrolle bei<br />
Ihren Merinoprodukten?<br />
Es geht los bei den Landwirten: Wir schlie-<br />
Frankreich, in der Schweiz und in der Tschechischen<br />
Republik. Icebreaker-Produkte werden<br />
inzwischen in mehr als 3000 Läden in 44<br />
Ländern verkauft.<br />
Mittlerweile gibt es von Icebreaker ein komplettes<br />
Sortiment, das auf dem Mehrschichten-<br />
Prinzip basiert. Von der Unterwäsche über mittlere<br />
Lagen und Socken bis hin zur wasserabweisenden,<br />
übrigens PFC-freien Oberbekleidung: alles<br />
ist aus Merinowolle. Elasthan oder Polyester<br />
werden nur dort verwendet, wo es sich nicht<br />
vermeiden lässt, beispielsweise in Socken oder<br />
als Außenmaterial bei den neuen, mit Wolle<br />
wattierten Isolationsjacken.<br />
Im Oktober startet Icebreakers neue Serie<br />
»The Art of Nature«: eine Kampagne mit Künstlern,<br />
die die Natur respektieren, deren Arbeitsplatz<br />
die Natur ist und die mit Materialien aus<br />
der Natur arbeiten. Der erste in der Reihe ist<br />
der britische Schneeschuhkünstler Simon Beck.<br />
Fellwechsel: Ein Farmer schert sein Schaf.<br />
104 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
ßen Dreijahresverträge im Voraus ab. Das<br />
gibt ihnen ein gesichertes Einkommen<br />
und garantiert einen wirtschaftlichen Betrieb<br />
der Farm. Von jedem Wollballen –<br />
das sind ungefähr 160 Kilogramm – wird<br />
per Laserstrahl eine Probe untersucht.<br />
Wir testen die Faserstärke, so dass sie<br />
nicht bricht, den Durchmesser der Faser,<br />
damit es nicht dicke und dünne Fasern<br />
gibt, die Reinheit – es dürfen keine Rückstände<br />
aus der Landwirtschaft enthalten<br />
sein – und die Farbe. Jeder Produktionsschritt<br />
ist mit genauen Anforderungen<br />
verbunden. Der Kunde kann inzwischen<br />
sein Kleidungsstück bis zur Farm zurückverfolgen.<br />
Sie haben 2008 das »Baacode«-Prinzip<br />
eingeführt. Wie reagieren die Kunden<br />
darauf?<br />
Kunden mögen es, mehr von den Produkten<br />
zu erfahren. Ich selbst bin Weinsammler.<br />
Ich liebe Weine, die mir etwas von<br />
ihrem Terroir verraten. Und ich mag es,<br />
mich mit der Geschichte zu beschäftigen,<br />
dem Weingut, den Winzern. Das Gleiche<br />
gilt <strong>für</strong> Merino. Die Baacode-Idee war, den<br />
Leuten zu zeigen, dass Merino ein ehrliches<br />
Produkt ist, das in Symbiose mit der<br />
Natur hergestellt wird.<br />
Wie wichtig sind modische Trends bei<br />
Ihren Kollektionen?<br />
Wir sind keine Modefirma, aber gehen<br />
schon auch mit den Trends. Unsere Produkte<br />
sind aber mit dem Ziel hergestellt,<br />
viele Jahre zu halten. Ich trage noch Icebreaker-Kleidungsstücke,<br />
die zehn oder<br />
mehr Jahre alt sind.<br />
Schutzschirm vor Kälte: Merinowolle wärmt selbst noch, wenn sie nass ist.<br />
»Icebreaker bedeutet,<br />
das Eis zu brechen<br />
und den Körper<br />
warm zu halten.<br />
Aber auch, den Menschen<br />
mit der Natur<br />
zu verbinden.«<br />
Icebreaker-Kleidung ist frei von Chemie?<br />
Unsere Priorität ist es, schädliche Chemie<br />
aus dem Produktionsprozess auszuschließen.<br />
Das Färben wird in einem geschlossenen<br />
Kreislauf gemanagt, so dass die<br />
Umwelt nicht beeinträchtigt wird. Unsere<br />
Farben sind die umweltfreundlichsten am<br />
Markt. All unsere Stoffe sind »Öko-Tex«-<br />
zertifiziert, so dass sogar Babys unsere Produkte<br />
hautnah tragen können. ◀<br />
IM AUGUST-HEFT: Porträt der Firma Salewa, die<br />
nächstes Jahr ihren 80. Geburtstag feiert.<br />
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Chemie in Outdoor-Kleidung<br />
Die Unzerstörbaren<br />
PFC können den<br />
Abperleffekt nachahmen<br />
– aber nur<br />
zu Lasten der Umwelt.<br />
Das Schönste beim Bergsteigen? Draußen in der unberührten Natur zu sein.<br />
Das Zweitschönste? Die wasserdichte Multifunktionsjacke, damit die<br />
Natur nicht zu nahe kommt. Leider beißt sich das eine mit dem anderen.<br />
Der Grund da<strong>für</strong> heißt: PFC. Von Thomas Ebert<br />
TIPP<br />
<strong>Bergsteiger</strong>, und besonders die<br />
umweltbewussten unter ihnen,<br />
stecken schnell mal in der Öko-<br />
Klemme. Das Auto soll man<br />
stehen lassen, den Müll wieder<br />
mitnehmen, den Tieren nicht zu nahe<br />
kommen. Und wenn man Greenpeace<br />
Glauben schenkt, darf man nun auch die<br />
wasserabweisende Funktionsjacke nicht<br />
mehr tragen. So lautet zumindest das<br />
Fazit der Studie »Chemie <strong>für</strong> Gipfelstürmer«,<br />
die <strong>für</strong> einigen Wirbel in der Outdoor-Branche<br />
sorgte (siehe BERGSTEIGER<br />
02/2014): »Mehr Funktionalität bedeutet<br />
immer auch mehr Chemikalien.«<br />
Mit Chemikalien sind in diesem Fall vor<br />
allem PFC gemeint, perfluorierte Kohlenstoff-Verbindungen.<br />
Diese Helferlein sind<br />
seit mehr als einem halben Jahrhundert<br />
allgegenwärtig. Und das nicht nur in des<br />
<strong>Bergsteiger</strong>s Wams: Anti-Haft-Pfannen,<br />
Pappbecher, Pizzakartons, Teppiche, Feuerlöscher<br />
– sie alle funktionieren nur<br />
dank der wasser- und fettabweisenden<br />
Eigenschaften von PFC. Der Haken daran<br />
ist: Bei ihrer Herstellung gelangen PFC in<br />
die Umwelt. Dort bleiben sie und reichern<br />
sich an, denn ihre Molekülstruktur ist so<br />
stabil, dass sie quasi unzerstörbar, auf jeden<br />
Fall nicht biologisch abbaubar sind.<br />
Deshalb findet man PFC überall: im Blut,<br />
in Lebensmitteln, in der Luft.<br />
PFC bleiben in der Umwelt – <strong>für</strong> immer<br />
Die Frage ist: Wie gefährlich sind diese<br />
PFC, die der Mensch in die Umwelt schickt<br />
und am Ende der Nahrungskette oder auch<br />
über die Luft (nicht aber über die Haut)<br />
wieder aufnimmt? Langzeittests mit PFC<br />
haben bei Ratten die Entstehung von Tumoren<br />
gefördert und ihre Fortpflanzung<br />
gehemmt – ob das auch <strong>für</strong> den Menschen<br />
gilt, wird noch erforscht. Fest steht: Akut<br />
gesundheitsgefährdend ist das Tragen von<br />
Kritisches PFC<br />
PFC sind perfluorierte Chemikalien, die<br />
auch zur Imprägnierung von Outdoorjacken<br />
verwendet werden. Sie bauen sich in<br />
der Natur nicht ab. Ihre Gefahr <strong>für</strong> den Menschen<br />
ist noch nicht ausreichend erforscht,<br />
wird aber allgemein als kritisch angesehen.<br />
Weitere Informationen zu PFC, z. B. Studien<br />
und Fakten zum Thema PFC fi nden Sie<br />
auf www.umweltbundesamt.de und www.<br />
reach-info.de. Mit dem »Anfrage-Generator«<br />
auf der Website des Bund <strong>für</strong> Umwelt und<br />
Naturschutz Deutschland www.bund.net<br />
kann man sich bei Herstellern über deren<br />
Produkte infomieren – diese sind zur Auskunft<br />
gesetzlich verpfl ichtet. Spielerischer<br />
informiert die App »PFC-Planet« Verbraucher<br />
über die versteckte<br />
Chemie im Alltag –<br />
vom Pappbecher zur<br />
Outdoorbekleidung.<br />
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106 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Die achtkettige Kohlenstoff-Verbindung<br />
PFOA macht Jacken wasserabweisend,<br />
ist aber nicht biologisch abbaubar.<br />
PFC-behandelter<br />
Outdoorkleidung<br />
nicht – wohl aber ihre<br />
Produktion. Zudem<br />
sind die Folgen eines weiteren PFC-<br />
Anstiegs in der Umwelt unabsehbar, weshalb<br />
Umweltschützer schon seit Jahren<br />
den Verzicht auf bestimmte PFC fordern.<br />
Und das betrifft auch den <strong>Bergsteiger</strong>: »Die<br />
Verbraucher sollten den unbestrittenen<br />
Segen (…) von Gore-Tex-Regenjacken nur<br />
akzeptieren, wenn die Nutzbringer sauber<br />
produziert und frei von Rückständen<br />
sind«, steht in der Broschüre des Umweltbundesamtes.<br />
Sauber produzieren, das schreiben sich<br />
derzeit fast alle großen Outdoor-Hersteller<br />
auf die Agendas und in die Messeflyer.<br />
2012 beschloss auch der Verband der Deutschen<br />
Sportartikel-Industrie den Rückzug<br />
aus der Perfluorchemie. Doch in der Praxis<br />
gestaltet sich der PFC-Ausstieg schwierig:<br />
Es mangelt schlicht an einer gleichwertigen<br />
Alternative. Bernhard Kiehl, Leiter des<br />
Nachhaltigkeitsprogramms bei W.L. Gore,<br />
erklärt den Zwiespalt: »Auch die Lebens-<br />
Drei Produkte, die ohne PFC auskommen und dennoch dichthalten:<br />
Sauber produzieren,<br />
das<br />
wollen fast<br />
alle Hersteller.<br />
Doch in der<br />
Praxis gestaltet<br />
sich der<br />
PFC-Ausstieg<br />
schwierig.<br />
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dauer von Wetterschutzkleidung ist<br />
ein ökologischer Faktor. Darum ist C6,<br />
das die Leistungsfähigkeit der Jacken<br />
erhält, vertretbar.« Der Hersteller der<br />
weit verbreiteten Gore-Membranen<br />
setzt auf einen Kompromiss: Seit Ende<br />
2013 produziert W.L. Gore ohne PFOA, einer<br />
bisher häufig in Funktionsjacken verwendeten<br />
Chemikalie, die kurz vor dem<br />
Verbot steht. Anstelle von PFOA wird mit<br />
C6 ein kürzerkettiges PFC verwendet, welches<br />
sich zwar weniger stark anreichert,<br />
aber ebensowenig biologisch abbaubar<br />
ist. Umweltschützer und -behörden, aber<br />
auch andere Firmen, etwa der seit jeher<br />
PFC-frei arbeitende Imprägnierungshersteller<br />
Nikwax, halten die C6-Chemie daher<br />
nur <strong>für</strong> ein Feigenblatt.<br />
Fakt ist: Der Verbraucher hat die Wahl.<br />
»Würdest du selbst eine Regenjacke kaufen,<br />
die zwar fluorcarbonfrei ist, aber nach<br />
kurzer Zeit nicht mehr wasserabweisend<br />
ist?«, fragt Vaude auf seiner Website. Ein<br />
Nein auf diese Frage mag <strong>für</strong>s Marketing<br />
Rückschritt bedeuten. Für den <strong>Bergsteiger</strong><br />
aber ist Verzichten Teil seines Tuns. ◀<br />
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was sie im Einsatz hatte und wie<br />
sie damit zufrieden war.<br />
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▶ Das sagen wir: In dieser Jacke sind die<br />
Kleinsten wie auch die Mama gut geschützt vor<br />
Wind und Wetter. Allerdings lässt sich die Kapuze<br />
nicht gut fixieren und fällt somit leicht ins Gesicht.<br />
Die Jacke ersetzt kein Tragesystem, ist aber mit<br />
allen gängigen Modellen kompatibel.<br />
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▶ Das sagt der Hersteller: Der Magic-Flame NG+<br />
ist so vielseitig wie kein anderer Outdoor-Kocher<br />
und funktioniert auch mit exotischem Brennmaterial,<br />
am besten aber mit kleinen Holzstücken. Unter<br />
normalen Bedingungen ist seine Leistung markant<br />
höher als die eines vergleichbaren gasbetriebenen<br />
Trekkingkochers. Lebenslange Garantie.<br />
Gewicht: 520 g Packmaß: <strong>11</strong>,5 x 15 x 1 cm<br />
Leistung: Brenntemperatur bis über 800° C<br />
Preis: 91,72 € (<strong>11</strong>2 CHF) Info: www.kuenzi.com<br />
▶ Das sagen wir: Auf mehrtägigen Abenteuer-<br />
Touren ist der Künzi mein bester Freund geworden.<br />
Sein Packmaß ist ideal, seine Verarbeitung robust<br />
und die Verwendungsmöglichkeiten vom Kocher<br />
über Grill bis zum Racletteofen vielseitig. Er<br />
brennt sicher, sparsam und ohne Kartuschen oder<br />
sonstigen Abfall. Ökologisch absolut einwandfrei!<br />
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▶ Das sagt der Hersteller: Der Skitouren-Rucksack<br />
Updraft bringt mit Minimalismus maximale<br />
Leistung. Konzipiert <strong>für</strong> kürzere Skitouren auf der<br />
Piste oder im Gelände nimmt diese »Handtasche<br />
<strong>für</strong> Tourengeher« alles mit, was man <strong>für</strong> die<br />
schnelle Fitnesstour am Berg benötigt.<br />
Gewicht: 520 g Volumen: 18 Liter Preis: 75 €<br />
Info: www.vaude.com<br />
▶ Das sagen wir: Angenehm leichter und<br />
durchdachter Rucksack (nicht nur <strong>für</strong> den Winter),<br />
dem es nur an Robustheit mangelt. Samt LVS-<br />
Ausrüstung hat alles Platz, was man auf Tagestouren<br />
braucht. Clevere Einschübe <strong>für</strong> Schaufelstiel<br />
und Sonde. Zur Perfektion fehlen verdrehsichere<br />
Schultergurte und ein Abriebschutz unter der<br />
sonst guten Skibefestigung: Schon nach dem<br />
ersten Tragen war der Stoff durchgescheuert.<br />
Tragekomfort ■■■■<br />
Funktion ■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■<br />
Thomas, 26<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Der wasserabweisende<br />
TT Trainer WR wurde von Zoot <strong>für</strong> das Training<br />
bei wechselhaftem Wetter entwickelt. Das<br />
Besondere an dem Hybrid-Schuh <strong>für</strong> Asphalt,<br />
Wald- und Feldwege: Die ion-mask Technologie<br />
sorgt <strong>für</strong> hervorragende wasserabweisende<br />
Eigenschaften – ohne dass die Atmungsaktivität<br />
leidet. Außerdem trocknet er enorm schnell.<br />
Gewicht: ca. 300 g (pro Schuh) Sohle: Z-Bound<br />
Mittelsohle, ZBR-Gummisohle Farbe: schwarzneon<br />
Preis: 129,95 Euro Info: zootsports.com<br />
▶ Das sagen wir: Nass wird’s in jedem Schuh<br />
irgendwann, allerdings ist der Zeitpunkt nicht ganz<br />
unwichtig. Der Laufschuh von Zoot hielt deutlich<br />
länger durch als konventionelle Modelle. Was aber<br />
noch viel mehr überzeugt hat: Er ist extrem griffig<br />
auf glitschigem und lehmigem Untergrund.<br />
Tragekomfort<br />
Funktion<br />
Preis/Leistung<br />
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06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> <strong>11</strong>1
AUF TOUR<br />
Wein-Wanderungen im Susa-Tal im Piemont<br />
Gletschereis<br />
und Rebensaft<br />
Wein und Alpen sind kein Gegensatz. Steile Rebberge zwischen<br />
Gletschern stellen sogar ein Charakteristikum der Alpen dar.<br />
Wer sich auf den Weg ins Susa-Tal im Piemont macht, findet eine<br />
durch zahllose Terrassenmauern besonders reizvolle Kulturlandschaft<br />
vor. Und wird wiederkommen wollen. Von Werner Bätzing<br />
<strong>11</strong>2 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Wein und Berg: In Chiomonte im<br />
Susa-Tal lässt es sich zwischen<br />
Rebbergen herrlich wandern.<br />
Die meisten Alpenbesucher kennen<br />
den Weinbau in Südtirol,<br />
vielleicht auch noch jenen im<br />
Wallis. Die vielen anderen Weinbaugebiete<br />
der Alpen sind kaum<br />
einem geläufig, weil sie wenig Tourismus<br />
haben und ihr Wein nur regional verkauft<br />
wird. Dabei lassen sich die Alpen mit den<br />
unbekannten Rebsorten auf eine ganz andere<br />
Weise schmecken und erleben.<br />
Der Weinbau war früher in vielen Alpenregionen<br />
verbreitet – meist zur Selbstversorgung;<br />
zum einen fast am gesamten<br />
Südwest-, Süd- und Südostrand der Alpen,<br />
zum anderen in den inneralpinen Trockenzonen.<br />
Das sind Gebiete im Zentrum der Alpen,<br />
die durch hohe <strong>Berge</strong> auf allen Seiten<br />
vor feuchten Winden geschützt sind wie etwa<br />
Etschtal, Veltlin, Wallis und Aosta-Tal.<br />
Weinanbau machte sich auch in den »Föhngassen«<br />
am Alpennordrand breit (beispielsweise<br />
im Rheintal bei Chur) – nur hier gibt<br />
es die hohen Temperaturen und die Sonnenscheindauer,<br />
die der Wein braucht.<br />
Außergewöhnlich ist es, dass es in den Alpen<br />
auch heute noch etwa 30 autochthone<br />
Rebsorten gibt, die allein hier entstanden<br />
sind und die anderswo praktisch nicht vorkommen,<br />
wobei diese in den italienischen<br />
Alpen besonders häufig sind.<br />
Appetitanregend: Obstgeschäft unter den Arkaden in der Provinzstadt Susa<br />
Fotos: L. Chiabrera/Archiv der Provinz Turin, Iris Kürschner L<br />
Die höchsten Weinberge der Alpen findet<br />
der Wanderer dort, wo auch die Getreideanbau-<br />
und die Waldgrenzen sehr hoch liegen,<br />
also in den trockenen Zonen der Westalpen:<br />
Früher erreichten die Weinberge hier Höhen<br />
von 1300 (Aosta-Tal) und 1200 Metern<br />
(Susa-Tal und Wallis), heute liegt dieser<br />
Wert bei <strong>11</strong>00 bis <strong>11</strong>50 Metern. Doch viele<br />
Weinparzellen sind inzwischen aufgegeben<br />
worden und kaum noch zu erkennen.<br />
Eine dieser äußerst faszinierenden Weinberglandschaften<br />
ist das obere Susa-Tal im<br />
Piemont. Es ist eine 15 Kilometer lange Trockenzone<br />
in einer Höhe von 750 bis 1000<br />
Meter, die im Norden und Westen durch bis<br />
zu 3500 Meter hohe Gipfel mit zahlreichen<br />
Gletschern und im Süden durch 2500 bis<br />
2800 Meter hohe <strong>Berge</strong> begrenzt wird, während<br />
im Osten eine markante Engstelle das<br />
obere vom unteren Susa-Tal trennt.<br />
Rebberge bis auf 1300 Meter<br />
Hier findet sich der höchste Weinberg des<br />
Piemonts, der zugleich zu den höchsten<br />
der gesamten Alpen zählt. Der Geograf<br />
Raoul Blanchard (1877–1965) nannte das<br />
obere Susa-Tal »die schönste Weinberglandschaft<br />
der Alpen«, und hier haben<br />
sich bis heute vier autochthone Rebsorten<br />
erhalten (siehe Kasten). Früher nutzten<br />
die Bauern große Teile der steilen und<br />
felsdurchsetzten südexponierten Hänge<br />
als Weinberge. Die besten Weine stammten<br />
aus der Region Ramats (Tour 1), und<br />
nur dieser Wein wurde überregional vermarktet.<br />
Alle anderen Rebflächen dienten<br />
allein der Selbstversorgung, und Berichte<br />
auswärtiger Besucher machten sich früher<br />
immer wieder über die schlechte Weinqualität<br />
lustig: »Man weiß nicht, ob man<br />
Essig oder Wein trinkt« (1838).<br />
Ende des 19. Jahrhunderts bricht die traditionelle<br />
Selbstversorgerwirtschaft im<br />
Susa-Tal langsam zusammen, zahlreiche<br />
Menschen ziehen weg. Die ersten Weinberge<br />
werden aufgegeben. Als 1871 die Eisenbahnlinie<br />
durch das Susa-Tal fertiggestellt<br />
wird, ist der importierte Wein billiger<br />
als der selbst hergestellte. Aber die größte<br />
Bedrohung stellt die Reblaus dar, die sich<br />
ab 1929 im oberen Susa-Tal ausbreitet, fast<br />
alle Rebstöcke zerstört und einen Teil der<br />
autochthonen Rebsorten vernichtet – nur<br />
wenige Parzellen oberhalb von Deveys<br />
(Tour 2) entgehen diesem Schicksal.<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> <strong>11</strong>3
OBEN: Hochalpin:<br />
Valfredda mit<br />
Ecrins-Gipfeln,<br />
Weitblick vom<br />
Passo Galambra<br />
LINKS: Letztes<br />
Licht des Tages:<br />
Wallfahrtskapelle<br />
mit dem Bivacco<br />
Santa Maria auf<br />
dem Rocciamelone<br />
RECHTS: Relikt aus<br />
der Römerzeit:<br />
die Porta Savoia,<br />
eines der früheren<br />
Haupttore in Susa<br />
INFO<br />
Was es nur im<br />
Susa-Tal gibt<br />
Nur ein kleiner Teil der zerstörten Fläche<br />
wird wieder mit Reben bepflanzt. Das Ende<br />
des gesamten Weinbaus im oberen Susa-<br />
Tal scheint unausweichlich.<br />
Doch dann setzt in den 1980er-Jahren eine<br />
Aufwertung ein, wie wir sie in den Alpen<br />
auch von anderen Regionalprodukten her<br />
kennen: Die Menschen beginnen die besondere<br />
Qualität des eigenen Weins neu zu<br />
schätzen. Dies zeigt sich exemplarisch an<br />
der Familie Cibonfa aus Exilles: Diese Familie<br />
hatte über viele Generationen Wein<br />
angebaut, dies aber 1976 eingestellt. Zehn<br />
Jahre später begann Roberto Cibonfa (62),<br />
der als Parkwächter im nahen Naturpark<br />
Bosco di Salbertrand arbeitete, erneut mit<br />
dem Weinanbau, zuerst nur <strong>für</strong> den Eigenverbrauch,<br />
ab 2008 auch <strong>für</strong> den Verkauf.<br />
Inzwischen hat der Sohn Enrico (24) den<br />
Betrieb übernommen. Heute gibt es wieder<br />
fünf Winzer in Exilles, die insgesamt<br />
drei Hektar Weinberge bewirtschaften –<br />
Tendenz steigend.<br />
Neue Helden der Rebberge<br />
Diese Entwicklung hat das italienische<br />
Umweltministerium aktiv gefördert: Es<br />
wurde die Marke »viticoltura eroica« (heldenhafter<br />
Weinbau) <strong>für</strong> Gebirgslagen geschaffen<br />
und die Gründung von Genossenschaften<br />
unterstützt, wie zum Beispiel die<br />
der Cooperativa Clarea in Chiomonte im<br />
Jahr 1999. Der Staat stellte Geld bereit <strong>für</strong><br />
die Neupflanzung von Rebstöcken in großer<br />
Höhe (Projekt »1000 viti a 1000 metri«<br />
– siehe Tour 2). Der Weinbau im oberen<br />
Susa-Tal setzt nicht auf Quantität, sondern<br />
auf Qualität, auf die alten Rebsorten und<br />
auf sehr viel Handarbeit. Er ist mengenmäßig<br />
noch sehr limitiert, und die Weine<br />
werden nach wie vor nur in der Region<br />
selbst vermarktet. Dieser Aufschwung ist<br />
umso bemerkenswerter, als die Sondierungsarbeiten<br />
im Raum Ramats (seit 20<strong>11</strong>)<br />
<strong>für</strong> die neue Hochgeschwindigkeitseisenbahnlinie<br />
(italienisch: TAV) das Tal und<br />
den Weinbau stark belasten. Es ist da-<br />
Autochthone Rebsorte: Eine an diesem<br />
Ort entstandene Rebsorte, die dadurch an<br />
die lokalen Boden- und Klimabedingungen<br />
besonders gut angepasst ist. Oft sind dies<br />
zugleich »endemische Rebsorten«, die<br />
nur hier und nirgendwo sonst vorkommen.<br />
Rotweine: Avanà und Becuèt (auch<br />
Bequet oder Biquet)<br />
Weißweine: Baratuciat und Gro Blan<br />
(auch Gros Blanc)<br />
Winzer, die diese Weine produzieren<br />
und verkaufen (Auswahl):<br />
Azienda Agricola Isiya, Via Chatellard 7,<br />
10050 Exilles, www.isiyavini.it<br />
Azienda Agricola Martina, Frazione<br />
San Rocco 10, 10050 Giaglione,<br />
www.agriturismogiaglione.it<br />
Azienda Agricola Casa Ronsil, Via Vitt.<br />
Emanuele 69, 10050 Chiomonte,<br />
www.casaronsil.it<br />
Azienda Agricola Clarea (cooperativa),<br />
Via Vitt. Emanuele 30, 10050 Chiomonte,<br />
www.clareavini.it<br />
Die Öffnungszeiten sind häufi g nur kurz,<br />
Voranmeldung sinnvoll.<br />
Weinverkauf der Cooperativa Clarea mitten<br />
in der Altstadt von Susa: Via Francesco<br />
Rolando 15, Tel. 00 39/03 35/1 43 03 86<br />
Restaurant-Tipp (in der historischen<br />
Altstadt): Osteria della Marchesa, Via Monte<br />
Nero 4, Tel. 00 39/01 22/3 28 03<br />
Susa (503 m): Kleinstadt mit römischen<br />
Wurzeln. Sehenswerte Altstadt mit römischen<br />
Relikten (Augustusbogen, Amphitheater,<br />
Aquädukt) und mittelalterlichen Bauten<br />
(Kathedrale, Schloss, Adels- und Bürgerpaläste)<br />
Forte di Exilles (916 m): Eine der<br />
größten Festungen im Alpenraum, auf einem<br />
Moränenhügel östlich des Ortes Exilles gelegen,<br />
heute Museum: www.fortediexilles.it<br />
Fotos: Iris Kürschner, Uli Ertle<br />
<strong>11</strong>4 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
»Die Metropolen<br />
brauchen das Land«<br />
Der Alpenforscher Werner Bätzing wünscht sich mehr<br />
Förderung regionaler Projekte in den Berggemeinden –<br />
eine Bilanz anlässlich seines 65. Geburtstages<br />
BERGSTEIGER: In Ihrem Bericht über das<br />
Susa-Tal schildern Sie den Niedergang und<br />
das jüngste Wiederaufblühen des Weinanbaus.<br />
Rückblickend auf 35 Jahre Alpenforschung<br />
Ihrerseits: Geht es insgesamt<br />
aufwärts mit den Alpen?<br />
WERNER BÄTZING: Der Tiefpunkt war Anfang<br />
der 1980er-Jahre erreicht. Danach begannen<br />
einige wenige hoffnungsvolle Regionalprojekte.<br />
In den 90er-Jahren wurden das mehr,<br />
und seit den 2000er-Jahren gibt es an vielen<br />
Stellen Beispiele da<strong>für</strong>, dass dezentrale Potentiale<br />
wie im Susa-Tal gefördert werden.<br />
Sie ziehen also ein positives Fazit?<br />
Unter dem Strich würde ich bilanzieren,<br />
dass die negativen Elemente überwiegen:<br />
die Verstädterung der Alpentäler; die großen<br />
Tourismuszentren, die zu Lasten der kleineren<br />
Tourismusgebiete wachsen.<br />
Dennoch: Was sind die aus Ihrer Sicht<br />
hoffnungsvollsten Ansätze?<br />
Das ist der Versuch, Netzwerke innerhalb der<br />
Alpen zu schaffen. Es gibt ganz viele tolle<br />
Einzelprojekte: Man produziert Produkte<br />
von hoher Qualität, die aus der jeweiligen<br />
Region stammen. Man macht das auf eine<br />
umweltverträgliche Weise und dergestalt,<br />
dass es auch in die Sozialstruktur der Täler<br />
passt. Damit ist Innovation verbunden: ob<br />
bei der Schaf- oder Rinderhaltung, bei der<br />
Milchproduktion, beim Getreideanbau, bei<br />
den Esskastanien, beim Lavendelanbau oder<br />
im Handwerk – die Bandbreite ist groß. Diese<br />
Vielfalt muss nun unbedingt miteinander vernetzt<br />
werden. Dadurch würden die Projekte<br />
auf der europäischen Ebene sichtbar.<br />
Tourismusregionen wetteifern mit seltsamen<br />
Trends um Gäste: Hochseilgärten,<br />
Hängebrücken oder Aussichtsplattformen.<br />
Was hilft gegen diese Funparks?<br />
Die quantitative Limitierung des Tourismus<br />
wäre ein wichtiger Schritt, so wie es im<br />
Tourismusprotokoll der Alpenkonvention<br />
ganz sanft angedacht ist.<br />
Tourismusorte dürften dann bestimmte<br />
Bettenkapazitäten nicht überschreiten?<br />
Ja. Das Tourismusprotokoll müsste geschärft<br />
werden. Es glich seinerzeit ja einer mittleren<br />
Sensation, als sich die konkurrierenden<br />
Tourismusregionen an einen Tisch setzten<br />
und das Dokument unterzeichneten.<br />
Heraus kam aber ein zahnloser Tiger.<br />
Dennoch war es ein erster Schritt. Es müsste<br />
jetzt in das Protokoll dringend rein: kein<br />
weiterer Ausbau von noch nicht erschlossenen<br />
Gebieten. Und man müsste die Umweltverträglichkeit<br />
strikter defi nieren.<br />
Wie schauen die Alpen in 35 Jahren aus?<br />
Es wird durchgängige Siedlungsbänder entlang<br />
der Transitachsen geben. Ein Teil der<br />
Alpenrandgemeinden sind dann Wohnregionen<br />
<strong>für</strong> die außeralpine Bevölkerung der zehn<br />
großen benachbarten Metropolen. Aus dem<br />
Kern der Alpen allerdings haben sich die<br />
Menschen, bis auf wenige Ausnahmen, weitgehend<br />
zurückgezogen. Schon jetzt verlieren<br />
28 Prozent der Gemeinden im Alpenraum<br />
Einwohner.<br />
Was passiert, wenn die nächste Wirtschafts-<br />
und Finanzkrise Europa beutelt?<br />
Dann sieht die Sache <strong>für</strong> die Alpen ganz<br />
anders aus. Dann würde wohl eine Reihe von<br />
Potentialen der Alpen dezentral wieder aufgewertet<br />
werden. Mein Wunschszenario wäre,<br />
dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass<br />
ein Europa, das nur von Metropolen geprägt<br />
ist, ein extrem fragiles Gebilde ist. Die Großstädte<br />
brauchen das blühende Land, um<br />
ein gutes Leben zu haben und stabil zu sein.<br />
Interview: Michael Ruhland<br />
Zum 65. Geburtstag<br />
Werner Bätzings gibt es<br />
eine Festschrift: Tobias<br />
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Alpen«, 304 S., Haupt<br />
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TOUREN<br />
Weinberge, Weiler und die Gletscher der Punta Sommeiller<br />
Im Susa-Tal wird Wein auf mehr als 1000 Metern Höhe kultiviert – Werner Bätzing hat Touren<br />
durch die Weinberge bis in die hochalpine Region des Piemonts <strong>für</strong> Sie ausgesucht.<br />
Fotos: Werner Bätzing, Iris Kürschner<br />
1 Weinberge über Susa und<br />
Chiomonte<br />
▶ einfach 4 Std.<br />
400 Hm 400 Hm<br />
Ausgangspunkt: Agriturismo Cré<br />
Seren, Frazione San Rocco, Gemeinde<br />
Giaglione (805 m)<br />
Charakter: Einfache Bergwege mit<br />
sehr schöner Aussicht, oft zwischen<br />
Weinbergen, nur ein steiles Wegstück<br />
Route: Man verlässt San Rocco<br />
(tolle Aussicht auf die Stadt Susa,<br />
und den Rocciamelone, 3538 m) in<br />
Richtung Südwesten auf dem Weg<br />
821, der ab der Kapelle Borello<br />
mit der GTA identisch ist. Um die<br />
Bauarbeiten <strong>für</strong> den neuen Eisenbahntunnel<br />
(Sondierungsstollen) im<br />
untersten Clarea-Tal zu umgehen,<br />
wurde die GTA kürzlich verlegt: Etwa<br />
500 m hinter der Borello-Kapelle<br />
zweigt die GTA jetzt nach rechts<br />
(Westen) ab, gewinnt schnell an<br />
Höhe und überquert den Rio Clarea<br />
in etwa 860 m Höhe. Anschließend<br />
geht es fast höhenlinienparallel zu<br />
den vom Weinbau geprägten Weilern<br />
S. Antonio, Maison und Baccon<br />
(Region Ramats), die aussichtsreich<br />
am Hang liegen. Zurück ab Baccon<br />
auf dem gleichen Weg. Alternativen:<br />
Auf Weg 821/GTA weiter bis Cels (Ü)<br />
und von dort nach Exilles oder auf<br />
der GTA bis nach Salbertrand.<br />
2 Zum höchsten Weinberg des<br />
Piemonts<br />
▶ einfach 4 Std.<br />
400 Hm 400 Hm<br />
Ausgangspunkt: Ortszentrum von<br />
Exilles (873 m)<br />
Charakter: Einfache Bergwege mit<br />
schöner Aussicht, nur am Beginn steil<br />
Route: Man verlässt Exilles auf dem<br />
Weg B 8 (sehr sorgfältig gebauter<br />
Weg mit Begrenzungsmauern<br />
und ursprünglich durchgehender<br />
Stein-Pfl asterung). In 1222 m Höhe<br />
stößt man auf einen Bildstock am<br />
Weg – dies ist die Obergrenze des<br />
ehemals höchsten Weinbergs des<br />
Susa-Tals bzw. ganz Piemonts (heute<br />
Gebüsch/Wald). Kurz darauf erreicht<br />
man den Weiler San Colombano<br />
(1286 m, interessantes Ortsbild,<br />
schöne Aussicht). Man verlässt ihn<br />
im Westen auf der kleinen Fahrstraße<br />
(zu Beginn identisch mit Weg 821/<br />
GTA) und folgt dieser Straße abwärts<br />
zum Weiler Deveys. Dort, wo der<br />
Wanderweg B 10 die Straße quert<br />
(nahe von Punkt 1082 m), liegt<br />
ein neuer Weinberg (großes Schild:<br />
»1000 viti a 1000 metri«), der<br />
derzeit der höchste bewirtschaftete<br />
Weinberg des Susa-Tales und einer<br />
der höchsten des gesamten Alpenraumes<br />
ist. Kurz darauf erreicht man<br />
den stark vom Weinbau geprägten<br />
Weiler Deveys (1036 m). Auf der<br />
kleinen Fahrstraße abwärts bis zur<br />
stark befahrenen SS 24, auf dieser<br />
500 m talabwärts und dann auf der<br />
kleinen Fahrstraße unterhalb der SS<br />
24 zurück nach Exilles.<br />
3 Weinberge oberhalb des<br />
Forts von Exilles<br />
▶ einfach 3 Std.<br />
400 Hm 400 Hm<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am<br />
Forte di Exilles (865 m)<br />
Charakter: Einfache und aussichtsreiche<br />
Bergwege, nur am Schluss steil<br />
Route: Schräg gegenüber des<br />
Parkplatzes am Fort zweigt eine<br />
kleine Fahrstraße von der SS 24 ab<br />
und führt durch Weinberge den Hang<br />
hinauf, wo sich schnell eine sehr<br />
schöne Aussicht auf das Fort und<br />
das obere Susa-Tal bietet. Die Straße<br />
führt nach Cels, und hier ist es sehr<br />
empfehlenswert, die drei Weiler Rif,<br />
Morliere und Ruinas zu besuchen.<br />
Oberhalb von Morliere trifft man auf<br />
den Weg 821/GTA. Diesem folgt man<br />
Richtung Westen bis zum Weiler San<br />
Colombano (1286 m). Von hier aus<br />
auf dem Weg B 8 nach Exilles absteigen<br />
(siehe Tour 2) und durch den Ort<br />
hindurch zurück zum Parkplatz<br />
4 Von den Weinbergen zum<br />
Gletscher<br />
▶ schwierig 8 Std.<br />
1490 Hm 1490 Hm<br />
Ausgangspunkt: Rifugio Levi-<br />
Molinari (1850 m)<br />
Charakter: anspruchsvolle Bergtour<br />
im hochalpinen Gelände, das letzte<br />
Stück weglos, aber nicht schwierig<br />
Route: Das Rifugio erreicht man<br />
zu Fuß von Exilles aus über San<br />
Colombano (Tour 2) und den Weg<br />
Oben: der Weiler San Colombano, im Hintergrund der Roc Peirous<br />
(3189 m); unten: Aufstieg zum Rocciamelone mit Blick auf Susa<br />
B 8 (1000 Höhenmeter) oder mit<br />
dem Auto über die kleine, enge<br />
Fahrstraße, die zwischen Exilles und<br />
Salbertrand von der SS 24 abzweigt<br />
und die über Eclause (1386 m) bis<br />
in die Nähe der Hütte führt (Parkplatz).<br />
Von der Hütte auf dem Weg<br />
802 nach Westen, der schnell Höhe<br />
gewinnt. Kurz nach der Galambra-<br />
Hochebene in 3000 m Höhe mit<br />
dem gleichnamigen See erreicht<br />
man den Passo del Fourneaux<br />
meridionale (3070 m). Ab hier folgt<br />
man dem Bergrücken nach Norden<br />
bis zum Gipfel der Punta Sommeiller<br />
(3332 m), wobei der Weg in 3137 m<br />
Höhe nach Westen ins Tal abzweigt;<br />
der weglose Teil des Bergrückens<br />
macht jedoch keine besonderen<br />
Schwierigkeiten. Vom Gipfel blickt<br />
man auf den nahen Sommeiller-Gletscher<br />
und auf den Colle Sommeiller<br />
(3000 m, höchste Fahrstraße der<br />
Alpen) hinab und kann sehr weite<br />
Fernsichten genießen. Der Abstieg<br />
erfolgt auf der Aufstiegsroute.<br />
<strong>11</strong>6 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
her kein Zufall, dass sich auch viele Winzer<br />
an den »NO TAV«-Protesten beteiligen.<br />
Wanderungen durch Weinberge mit<br />
Aussicht ins Tal und auf schnee- oder<br />
gletscherbedeckte Gipfel haben einen<br />
besonderen Reiz, weil man erleben kann,<br />
wie aus steilen, teilweise felsigen Hängen<br />
Kulturlandschaften mit endlosen Terrassenmauern,<br />
sorgfältig gepflasterten<br />
Wegen und kleinen Wirtschaftsgebäuden<br />
wurden. Zudem zeichnen sich die<br />
zahlreichen Weiler am Weg durch interessante<br />
Ortsbilder aus– wie auch die Zentren<br />
der Talorte Chiomonte, Exilles und<br />
Salbertrand, und mit der Kleinstadt Susa<br />
und dem Forte di Exilles gibt es hier sogar<br />
zwei Sehenswürdigkeiten von überregionaler<br />
Bedeutung.<br />
Deshalb lassen sich im Susa-Tal viele Wandermöglichkeiten<br />
individuell zusammenstellen:<br />
von der Durchquerung des gesamten<br />
Gebietes auf dem Weitwanderweg GTA<br />
von Susa bis Salbertrand über kürzere<br />
Wanderungen durch Rebberge bis hin zu<br />
hochalpinen Touren (siehe Touren). ◀<br />
KOMPAKT<br />
Tipps <strong>für</strong> den Bergurlaub im Susa-Tal<br />
Anreise:<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn<br />
bis Turin und von dort direkt nach<br />
Susa oder mit der Linie Torino-Bardonecchia<br />
bis zum Bahnhof Chiomonte.<br />
Mit dem Auto: Auf der Autobahn bis Turin;<br />
westlich von Turin auf die A 32 in Richtung<br />
Bardonecchia/Frejus und dann diese Autobahn<br />
an der Ausfahrt »Susa Est« verlassen.<br />
Hier auf die Staatsstraße SS 24 in Richtung<br />
Bardonecchia und Monginevro wechseln.<br />
Man fährt an Susa vorbei und erreicht nach<br />
kurzer Zeit Chiomonte und Exilles.<br />
Beste Jahreszeit:<br />
Mai bis Anfang Juli und September bis November<br />
(außer Tour 4: Mitte Juli bis Mitte September)<br />
Übernachtungen:<br />
• Giaglione: Agriturismo Cré Seren, Frazione<br />
San Rocco 10, Tel. 00 39/01 22/62 92 64,<br />
www.agriturismogiaglione.it<br />
(gleichzeitig auch Weinbaubetrieb!)<br />
• Cels: Agriturismo An Seaux, Frazione Cels-<br />
Ruinas 26, Tel. 00 39/01 22/5 81 32,<br />
www.agriturismoanseaux.it<br />
• Exilles: Albergo del Forte, direkt am Fort,<br />
Tel. 00 39/01 22/5 81 99,<br />
www.albergodelforte.com<br />
• Susa: Verschiedene Hotels und B&B-Betriebe:<br />
www.cittadisusa.it/ComStruttureRicettive.asp<br />
• Rifugio Levi-Molinari (1850 m),<br />
46 Plätze, Tel. 00 39/01 22/5 82 41,<br />
geöffnet von Mitte Mai bis Mitte September,<br />
www.rifugiolevimolinari.it<br />
Karte:<br />
Carta di Sentieri 1:25 000, Nr. 3 »Val Susa,<br />
Val Cenischia, Rocciamelone, Val Chisone«,<br />
erhältlich in Deutschland bei www.mapfox.de<br />
(sehr gute und genaue Karte)<br />
Literatur:<br />
Ernst Hornickel »Die Weine der Alpen«, Stuttgart<br />
1980 (vergriffen)<br />
Werner Konold/Claude Petit »Historische<br />
Terrassenweinberge. Baugeschichte,<br />
Wahrnehmung, Erhaltung«, Bern 2013<br />
DAVplus<br />
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AUSFLUGSTIPP<br />
Das perfekte Bergwochenende I Parc Ela, Graubünden<br />
Im Reich der<br />
Alpenpässe<br />
Wo anklopfen?<br />
Infostelle Parc Ela,<br />
c/o Savognin Tourismus im Surses<br />
CH-7460 Savognin<br />
Tel. 0041/(0) 81 659 16 18<br />
info@parc-ela.ch, www.parc-ela.ch<br />
Der größte Naturpark der Schweiz:<br />
Parc Ela Von Michael Ruhland<br />
Man kann den Besuch im Parc Ela<br />
gemütlich beginnen und zugleich eintauchen<br />
in eine Region, die historisch wie<br />
auch naturräumlich zu den spannendsten<br />
der Schweiz gehört. Es sitzt sich bequem<br />
auf dem Polstersessel, der aus dem Wagen<br />
A 1252 der Rhätischen Bahn stammt, erbaut<br />
1940, ausrangiert im Jahre 2006 und<br />
nun wiederverwertet in einem sympathischen<br />
Café beim Bahnhof Bergün. Das<br />
»Büfét im Bahnmuseum Albula« serviert<br />
hausgemachten Kuchen und einen Cappuccino,<br />
der im nahen Italien nicht besser<br />
schmecken könnte.<br />
Womit man mitten im Thema ist: Denn<br />
der Naturpark, zu dem sich 19 Gemeinden<br />
in Graubünden zusammengeschlossen<br />
haben, zeigt allerorten Einflüsse des Italienischen,<br />
Deutschen und Romanischen –<br />
nicht nur in den Bezeichnungen der Orte,<br />
Alpenpässe und Gipfel.<br />
Die drei Pässe Albula, Julier und Septimer<br />
spielten schon vor Jahrhunderten eine große<br />
Rolle. Die Römer nutzten den Septimer<br />
und später auch den Julier als wichtigen<br />
Handelsweg zwischen Norden und Süden.<br />
Der Albula diente einst als Postverbindung<br />
nach Venedig, wo übrigens die Bergüner<br />
als Zuckerbäcker Karriere machten.<br />
Über 550 Quadratkilometer erstreckt sich<br />
der Parc Ela – er ist der größte Naturpark<br />
der Schweiz. Die Gemeinden bekennen<br />
sich damit zu ihrer Heimat und Geschichte<br />
und haben sich einem nachhaltigen Tourismus<br />
verschrieben. Heißt: Gäste können<br />
dank zahlreichen Transportmitteln das<br />
Auto zu Hause lassen, regionale Produkte<br />
haben Vorrang, auf den thematisch konzipierten<br />
»Wegen zum Staunen« erfahren<br />
Besucher mehr über die Besonderheiten<br />
der Natur und Region. Und als <strong>Bergsteiger</strong><br />
fühlt man sich von Anfang an wohl. ◀<br />
<strong>11</strong>8 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
Reto Barblan, 48,<br />
kennt die beiden<br />
Perspektiven des<br />
Parc Ela wie kaum ein<br />
anderer. Früher kümmerte<br />
er sich als Geschäftsführer von »Bergün<br />
Filisur Tourismus« unter anderem darum,<br />
den Naturpark »Parc Ela« vom Tal aus zu<br />
vermarkten. Zwischenzeitlich leitete er auch<br />
noch das Bahnmuseum in Bergün. Heute<br />
blickt er von oben entspannt auf die Bündner<br />
<strong>Berge</strong> und kümmert sich im nunmehr sechsten<br />
Jahr als Hüttenwart der Kesch-Hütte um<br />
Sommer- wie Wintergäste. »Hier heroben hast<br />
du viele Berufe«, sagt der gelernte Schreiner.<br />
Reto hat den Neubau der SAC-Hütte (2001)<br />
mit geplant und selbst Hand angelegt. Die<br />
Kesch-Hütte ist autark und hat den Schweizer<br />
Solarpreis bekommen. (www.kesch.ch)<br />
Was essen?<br />
Capuns mit Salsiz<br />
150 Täler gibt es in Graubünden und genauso<br />
viele Rezepte <strong>für</strong> das Leibgericht der Älpler, Capuns.<br />
Heißt es. Erica Pfister-Aebli, Wirtin des Hotel Schöntal<br />
(www.schoental.ch) sieht das differenzierter:<br />
»Jede Hausfrau macht es anders.« Gleich sind die<br />
Grundzutaten, nämlich Mehl, Eier, Wasser <strong>für</strong> den<br />
Teig sowie Mangold. In die Blätter wickelt man den<br />
Teig. Der ist mit diversen Zutaten (Bündnerfleisch,<br />
Salsiz, Gemüse) angereichert. Das Ganze wird<br />
in einer Milchbouillon aufgekocht und im Ofen mit<br />
Käse überbacken. Das Buch<br />
dazu: Charly Bieler,<br />
»Capuns. Die<br />
tollen Rollen«,<br />
Desertina, Chur,<br />
2012.<br />
Wo wohnen?<br />
Juwel im Jugendstil<br />
Es ist ein Relikt aus jener Zeit, als der<br />
kleine Ort Bergün von dem mondänen St.<br />
Moritz jenseits des Albulapasses profitieren<br />
wollte. Das »Kurhaus« sollte Reisende ins<br />
Engadin als Akklimatisations- und Luftkurort<br />
beherbergen. Leider reisten die Gäste direkt<br />
weiter, und der erhoffte Aufschwung blieb<br />
aus. Lange Zeit stand das Gebäude leer, es<br />
fehlten Investoren. Es ist einer Initiative früherer<br />
Stammgäste aus dem Raum Basel zu verdanken,<br />
dass das Jugendstilgebäude erhalten<br />
blieb und heute wieder Gäste aufnimmt.<br />
Das Kurhaus (www.kurhausberguen.ch) ist<br />
einer von sechs Parc Ela-Partnerbetrieben.<br />
Preis pro Person ab 56 Euro/ÜF<br />
Basiswissen<br />
Ankommen: Mit der Bahn bis Chur,<br />
von dort mit der Rhätischen Bahn<br />
bis Bergün; mit dem Auto über Chur<br />
nach Thusis und Tiefencastel, dort<br />
Richtung Davos/Albulapass<br />
Sich orientieren: Wanderkarte Parc<br />
Ela, 1:50 000, vor Ort erhältlich oder<br />
über www.parc-ela.ch zu beziehen<br />
Mehr erfahren: Die »App Parc<br />
Ela« gibt’s kostenlos im Netz zum<br />
Herunterladen; mit ihr lassen sich<br />
Wanderungen interaktiv gestalten.<br />
Nicht versäumen!<br />
Die Zuckerbäcker<br />
Damit keine Missverständnisse entstehen: Feines<br />
Naschwerk ist im Bergdorf Bergün (1367 m) nicht<br />
wirklich zu finden. Und doch hängt das Schicksal<br />
des Ortes stark mit Süßem zusammen. Denn die<br />
Bewohner, denen es an Arbeit und Nahrung fehlte,<br />
wanderten vom 17. Jahrhundert an in italienische<br />
und andere europäische Städte aus und verdingten<br />
sich als Zuckerbäcker. Denn dieser Beruf war »frei«<br />
– es gab keine Zunft, die über den Berufsstand<br />
wachte. Später betrieben sie häufig Cafés. Ein Teil<br />
der Familie blieb im Dorf, und die Zuckerbäcker<br />
brachten ihr Geld zurück in die Heimat. Investiert<br />
wurde es in die Höfe, denn die galten damals als<br />
Statussymbol. So erklären sich die graffito-verzierten<br />
Fassaden, die kunstvollen schmiedeeisernen Fenstergitter<br />
und verspielten Erker. Fredo Falett, Bergüner<br />
Landwirt, erklärt all dies auf kurzweilige Weise bei<br />
einer Dorfführung. (www.parc-ela.ch)<br />
Ausgezeichnet: Die Kesch-Hütte (2630 m) ist autark.<br />
Tourentipps: Pure Natur im Parc Ela<br />
Fotos: Parc Ela/Lorenz Andreas Fischer (3), Michael Ruhland (3)<br />
1 Wanderung Val Tuors<br />
Charakter: Eine wunderbare Bergwanderung<br />
durch ein wildes Tal; <strong>für</strong><br />
<strong>Bergsteiger</strong>, denen es weniger auf<br />
Gipfel, sondern auf Panoramawege<br />
ankommt (1050 m, 600 m)<br />
Startpunkt: Bergün (1367 m) oder<br />
mit Sessellift bis Darlux (1974 m);<br />
dann statt 5 Std. nur 3 Std.<br />
Endpunkt: Chants (1822 m); Rückfahrt<br />
nach Bergün mit Bus Alpin<br />
Route: Bergün – Alp Darlux – Alp<br />
Muotta – Alp digl Chants – Chants<br />
2 Piz Kesch (3418 m)<br />
Charakter: Die Besteigung des<br />
höchsten Gipfels im Parc Ela ist eine<br />
Kombination aus Berg- und Hochtour<br />
und nur erfahrenen <strong>Bergsteiger</strong>n anzuraten<br />
(Gehzeit 5-7 Std.). Gletscherpassagen<br />
und Kletterstellen (I-II) sind<br />
zu bewältigen (890 m). Grandiose<br />
Sicht bis zum Piz Bernina (4049 m)<br />
Start- und Endpunkt: Kesch-Hütte<br />
SAC (2630 m)<br />
Route: Kesch-Hütte – Porchabella-<br />
Gletscher – Porta d‘Es-cha – Piz-Kesch<br />
06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> <strong>11</strong>9
KOLUMNE<br />
Lob und Trug<br />
Lob macht Kleine ganz groß. Aber Lob kann Große<br />
auch klein machen. Das gilt erst recht am Berg.<br />
Aber wann passt es eigentlich? Eine sozialkritische<br />
Analyse des sonderbaren Loblieds vom Weissmies.<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Caroline Fink<br />
berichtet am liebsten über die<br />
stillen Winkel in den Alpen.<br />
Die Autorin lebt in Zürich und<br />
arbeitet unter anderem frei <strong>für</strong><br />
die NZZ und das SAC-Magazin<br />
»Die Alpen«. Die 36-Jährige<br />
schreibt im Wechsel mit<br />
Sandra Zistl, Axel Klemmer und<br />
Eugen Hüsler über das aktuelle<br />
Geschehen in den <strong>Berge</strong>n.<br />
Vergangenen Sommer waren meine<br />
Freundin Katrin und ich in der<br />
Almagellerhütte, um tags darauf<br />
auf das 4017 Meter hohe Weissmies<br />
zu steigen. Ich war als Fotografin beauftragt,<br />
Katrin war mein Modell. Die Überschreitung<br />
des Weissmies war ideal: aussichtsreich,<br />
in Firn und Fels und technisch<br />
einfach, so dass ich mich mit der Kamera<br />
seilfrei bewegen konnte. Die Nacht war<br />
eben über das Saastal gezogen, als wir unter<br />
die Decken krochen, neben uns eine Gruppe<br />
Italiener. Irgendwann hörte ich einen<br />
von ihnen wispern: «Ci sono tante donne<br />
qui« – es gibt so viele Frauen hier! Obwohl<br />
er flüsterte, hörte ich, wie erstaunt seine<br />
Stimme klang. Tags darauf begegneten wir<br />
unseren Zimmernachbarn mehrmals und<br />
grüßten einander jeweils mit einem kurzen<br />
«Ciao!«. Als wir am Ende der Tour den<br />
Schnee von den Steigeisen klopften, kamen<br />
sie auf uns zu, strahlten und riefen «Brave,<br />
le donne, brave!«. Sie lobten uns <strong>für</strong> unsere<br />
Tapferkeit, unser Können, unseren Mut.<br />
Man sähe uns die Fachfrauen an, sagten sie<br />
und nickten anerkennend. Wir freuten uns<br />
über das Lob. Warum auch nicht?<br />
La Mamma und die Schulbuben<br />
Doch je länger ich mir die Worte durch<br />
den Kopf gehen ließ, desto mehr kamen<br />
mir Zweifel. Wo<strong>für</strong> hatten sie uns gelobt?<br />
Da<strong>für</strong>, dass wir eine einfache Hochtour<br />
gemeistert hatten? Oder da<strong>für</strong>, dass wir als<br />
Frauenseilschaft überhaupt an einem Berg<br />
waren? In Gedanken kehrte ich die Situati-<br />
on um und stellte mir vor, wie Katrin und<br />
ich den Männern ein »Bravi ragazzi!« zugerufen<br />
hätten. Wie wir ihnen auf die Schulter<br />
geklopft und sie <strong>für</strong> ihren Mut gelobt<br />
hätten, einen der einfachsten Viertausender<br />
der Schweizer Alpen überschritten zu<br />
haben. Hätte ich mich dabei nicht wie »La<br />
Mamma« gefühlt, die drei Schulbuben lobt?<br />
»Bravi ragazzi!«<br />
Zurück in Zürich vergaß ich die Geschichte.<br />
Bis ich kürzlich einen Text von Sina<br />
Böckli las, einer frisch brevetierten Schweizer<br />
Bergführerin. In diesem beschrieb sie,<br />
wie ihr Männer manchmal »fast schon<br />
überschwänglich« <strong>für</strong> Leistungen gratulierten<br />
und wie sie dabei ein seltsames Gefühl<br />
beschlich. »Bedeutet das nicht«, stellte<br />
sie die rhetorische Frage, »dass Frauen weniger<br />
Leistung zugetraut wird und deshalb<br />
die Leistung einer Frau viel mehr zählt als<br />
dieselbe Leistung eines Mannes?« Also aufs<br />
Loben verzichten? Oder eine beleidigte<br />
Miene dazu machen? Ich fühlte mich an<br />
jene alten Diskussionen erinnert, in der<br />
wir uns als junge Frauen fragten, ob ein<br />
Mann der Frau in den Mantel helfen und<br />
ihr die Tür öffnen sollte. Die charmanteste<br />
Lösung damals: Solange auch ich mal dem<br />
Herrn in den Mantel helfen darf, lass’ ich<br />
mir gern die Tür öffnen. Und nachdem<br />
diese Lösung im Tal gut war, mag sie auch<br />
am Berg billig sein. Drum, die Herren, hier<br />
mein Rat: Lobt mit Bedacht, tut es charmant,<br />
und genießt es eurerseits, hie und<br />
da mal ein »Bravi ragazzi!« zu hören. ◀<br />
120 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
! Großes<br />
AUFLÖSUNG<br />
Frühjahrsquiz<br />
LESERBRIEF/IMPRESSUM<br />
06/14 | 81. Jahrgang<br />
Unter den gut 500 Zuschriften zum Frühjahrsrätsel<br />
erreichten uns so originelle Lösungen wie »Schie<br />
unter Druck«, »Alpin unter Druck«, »Sahne unter<br />
Druck« oder auch »Nationaler Druck«. Richtig<br />
musste es natürlich heißen: »Alpen unter Druck«,<br />
entsprechend der aktuellen Ausstellung des Deutschen<br />
Alpenvereins auf der Münchner Praterinsel.<br />
Hier die Erklärungen zu den Antworten:<br />
1. Die Konditoren des Café 3440 müssen ihr Tortenangebot<br />
vom Luftdruck abhängig machen. Bei einem<br />
Tiefdruckgebiet über dem Pitztaler Gletscher<br />
gibt es keine Sahnetorten, da die geschlagene<br />
Sahne wieder zusammenfällt.<br />
2. Die Area 47 am Eingang des Ötztals erstreckt<br />
sich über 66 000 Quadratmeter, das entspricht<br />
sechseinhalb Fußballfeldern in Maximalgröße.<br />
3. Etwa 180 Millionen Skifahrer pro Jahr besuchen<br />
die Skigebiete im Alpenraum. Damit kommen die<br />
Alpen auf 45 Prozent der weltweiten Skibesucher.<br />
4. Länger als der Flying Fox XXL in Leogang mit<br />
1600 Meter ist der »Sternensauser« am Hoch-<br />
Ybrig (CH) mit 2300 Meter. Am Hunter Mountain<br />
(USA) gibt es zudem einen ganzen Zipline-Park<br />
mit sechs Flying Foxes über gut sieben Kilometer.<br />
5. In den Bayerischen Alpen gibt es 19 Kilometer an<br />
Sommerrodelbahnen.<br />
6. Der jährliche Wasserverbrauch der künstlichen<br />
Beschneiung in Tirol entspricht in etwa dem von<br />
Innsbruck mit 121 000 Einwohnern.<br />
7. Am Gaislachkogel (3048 m) liegt nicht nur das<br />
extravagante Haubenlokal »Ice Q«, sondern auch<br />
Österreichs höchster Fassweinkeller.<br />
8. Am Alpspitz-Kick in Nesselwang geht es mit Spitzengeschwindigkeiten<br />
von bis zu 130 Stundenkilometern<br />
talwärts.<br />
9. Mit Skipass, Übernachtung und Essen kommt<br />
man im Alpen-Skiort Saas Fee auf 300 Euro pro<br />
Tag, in Berchtesgaden sind es »nur« 170 Euro.<br />
Riskantes Schaulaufen<br />
Betrifft: Unglück am Everest<br />
Sehr geehrte Redaktion,<br />
die Nachricht von dem tragischen<br />
Lawinenunglück am<br />
Mount Everest hat mich sehr<br />
erschüttert. Ich war selbst in<br />
Nepal und ich schätze in hohem<br />
Maße die großartigen<br />
Leistungen aller nepalesischen<br />
Sherpas und <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
Leserbrief des Monats<br />
Nun mussten eine Menge solch<br />
großartiger Menschen sterben<br />
– und <strong>für</strong> was? Für die dekadente<br />
und profitgierige und<br />
»unbedingt eine großartige<br />
Leistung« bringende Gesellschaft<br />
– vor allem aus den<br />
USA. Um das offensichtlich<br />
florierende Geschäft nicht zu<br />
verlieren oder zu gefährden,<br />
müssen Jahr <strong>für</strong> Jahr die nepalesischen<br />
Bergführer die Route<br />
Fossil aus Plastik im Triassic Park<br />
10. In den Skigebieten Südirols sind etwa 90 Prozent<br />
aller Pisten technisch beschneit.<br />
<strong>11</strong>. Im »Snowmaker« auf dem Pitztaler Gletscher,<br />
einem 15 Meter hohen Kühlturm, kann bei jeder<br />
Temperatur und jedem Wetter Schnee erzeugt<br />
werden – an einem Tag bis zu 950 Kubikmeter.<br />
12. In Ischgl kann man in einer U-Bahn von den<br />
Hotels zur Bergbahn gelangen, am Nassfeld<br />
in Kärnten kann man in einer venezianischen<br />
Gondel über einen Speicherteich schippern.<br />
Nur überdachte Skipisten gibt es noch nicht,<br />
allerdings existieren bereits Pläne dazu in Ischgl.<br />
13. Die Pistenlänge des Skigebiets »Les Trois Vallees«<br />
beträgt 600 Kilometer und entspricht damit<br />
ungefähr der Entfernung München – Berlin.<br />
14. Saalbach Hinterglemm wirbt mit der längsten<br />
Hängebrücke in den Alpen (200 m) und einem<br />
kilometerlangen Weg durch die Baumkronen<br />
um Gäste. Damit sollen laut Bergbahnen die Besucher<br />
wieder zurück zur Natur gebracht werden.<br />
15. Das Foto oben entstand nicht am Loch Ness,<br />
sondern im Triassic Park auf der Steinplatte.<br />
Die Redaktion des BERGSTEIGER gratuliert den<br />
Gewinnern: Christian F. (Reutlingen), Hermann M.<br />
(Schwabmünchen), Karin B. (Steinen), Kurt J. (Pfitsch,<br />
IT), Alfred R. (Taufkirchen), Hermann B. (Nürnberg),<br />
Gottfried G. (Frensdorf), Peter M. (Bad Feilnbach),<br />
Clemens F. (München), Michael G. (Oftersheim),<br />
Rainer C. (Reichenbach), Falk S. (Neuensalz), Doris S.<br />
(Hofgeismar), Harald G. (Seibersbach), Bouwdewijn<br />
v. D. (Aschau, AUT), Edi A. (St. Lorenzen, IT), Eckhard<br />
K. (Konstanz), Stephan S. (Mönchengladbach),<br />
Antonette K. (München), Mark B. (München)<br />
auf den Everest <strong>für</strong> dieses<br />
»Schaulaufen« präparieren.<br />
Somit trägt die nepalesische<br />
Regierung, alle Veranstalter<br />
und in gewissem Maße auch<br />
die zahlende Kundschaft eine<br />
Mitschuld an dieser Tragödie.<br />
Das Bergsteigen im Alpinstil –<br />
by fair means – sollte endlich<br />
wieder in den Vordergrund gestellt<br />
werden.<br />
Helmut Fellner, Linz<br />
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06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 121
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abo.html<br />
Trekkingschuhe im Test<br />
Trekkingschuhe sind der wichtigste<br />
Ausrüstungsgegenstand<br />
<strong>für</strong> Weitwanderer. Halten<br />
sie nicht, was sie versprechen,<br />
kann die Tour zur<br />
Tortur werden. Wir haben<br />
12 Modelle getestet.<br />
Ran an die Eisen!<br />
In Teil zwei der Serie<br />
»Von Null auf‘s Dach der Alpen« steht<br />
nach der Gehschule der nächste Schritt<br />
an: ein leichter Klettersteig. Der Griff<br />
in die Eisen bietet die Gelegenheit, sich<br />
mit Ausgesetztheit anzufreunden –<br />
und ist ein<br />
willkommenes<br />
Ganzkörpertraining.<br />
Fotos: Monika Hippe, Scarpa, Andreas Strauß<br />
MITARBEITERIN DES MONATS<br />
↗<br />
AUFSTEIGER DES MONATS<br />
↘<br />
ABSTEIGER DES MONATS<br />
Berauschend<br />
Heimkehrer<br />
Denglisch<br />
Spannende Lebensläufe sind selten geradlinig.<br />
So führte Nina Hölmers Weg zunächst<br />
vom Ruhrpott nach Hamburg. Dort stellte<br />
sie bald fest, dass die <strong>Berge</strong> viel zu weit weg<br />
sind. Inzwischen ist sie längst im Allgäu heimisch<br />
geworden, und sie zieht es noch weiter<br />
in den Süden. Für den BERGSTEIGER<br />
reiste sie in die Südalpen und<br />
war nach eigenem Bekunden<br />
»berauscht vom Geschmack<br />
des Piemont«. Was auch<br />
daran lag, dass man ihr bei<br />
der Recherche schon um 10 Uhr<br />
morgens das erste Glas Barbaresco<br />
reichte. Kulinarisch infiziert, träumt sie jetzt<br />
von einem Trüffelhund. Weil sie trotz alledem<br />
ein spannendes Heft (s. Beilage) zustande<br />
brachte, küren wir Nina, 34, in dieser Rubrik.<br />
Der Wolf ist wieder da!<br />
Begeistert, verängstigt und<br />
laut schallt der Ruf durch<br />
die bayerische Boulevardpresse.<br />
Ein wohl bekanntes<br />
Szenario beginnt. Jäger<br />
werfen sich schützend vor<br />
ihr Rotwild, Bauern vor ihre Schafe, Mütter vor<br />
ihre Kinder und der Bund Naturschutz vor den<br />
Wolf. In Bayern bewirken einzelne Beutegreifer<br />
eine Massenhysterie, während in den Nachbarländern<br />
bereits ganze Rudel Wölfe leben,<br />
ohne dass je ein Kind zu Schaden kam oder<br />
der Berufsstand der Bauern ausstarb. Woran<br />
das liegt? Zieht der Freistaat nur Problembären<br />
und -wölfe an? Oder liegt es eventuell<br />
daran, dass man hier noch immer keinen<br />
gescheiten Wildtiermanagement-Plan hat?<br />
Kennen Sie Glamping? »Glamping findet<br />
in Westaustralien immer mehr Anhänger«,<br />
verrät eine Pressemitteilung. Nächster Hinweis?<br />
»Im Herzen des Chianti entsteht der<br />
erste Glamping-Platz Europas«. Immer noch<br />
nichts? Also gut: Glamping ist glamouröses<br />
Camping, »Lodgesuite mit Himmelbett« statt<br />
Schlafsack und Isomatte. Als Tagesaktivität<br />
böte sich dann Lifeseeing (Einheimische<br />
beobachten) Streakrunning (täglicher Dauerlauf)<br />
und Flagswinging an (»die Schweizer<br />
Antwort auf Tai Chi«). Zugegeben, in Zeiten<br />
von Drytooling über den Sprachverfall diverser<br />
PR-Agenturen<br />
abzuledern, ist<br />
gewagt. Aber auch<br />
unser Fass hat<br />
Grenzen.<br />
Fotos: privat, Gunnar Ries/Wikipedia, Vitaly Krivosheev / Fotolia<br />
122 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14
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06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 123
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