17.05.2014 Aufrufe

Bergsteiger 11 Berge für Weltmeister (Vorschau)

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06<br />

Berchtesgaden: 24 Stunden nonstop durch die <strong>Berge</strong><br />

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| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

06 / Juni Juli 2014 2013<br />

PLUS 56 Tourentipps + 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ammergauer Alpen • Mangfallgebirge • Dolomiten<br />

Neue Serie!<br />

Von Null auf das<br />

Dach der Alpen<br />

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Mit Trainingsplan<br />

<strong>11</strong> <strong>Berge</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Weltmeister</strong><br />

Sammeln Sie die Gipfel der WM-Kicker!<br />

Allgäuer Alpen<br />

Dachstein<br />

Dolomiten<br />

Stubaier Alpen<br />

Wetterstein<br />

Zugspitze<br />

Die hohe Kunst<br />

der Bergfeuer<br />

Karwendel<br />

Knackige Touren zu Zacken<br />

zwischen Bayern und Tirol<br />

Kitzbühel<br />

Der neue »Kat Walk« bietet<br />

ein 6-Etappen-<strong>Berge</strong>rlebnis<br />

Hütten-Zauberin<br />

Julia Dobler am Kaunergrat<br />

IM TEST<br />

Alles über<br />

Trekking-<br />

Rucksäcke<br />

Graubünden<br />

Perfektes Wochenende im<br />

größten Schweizer Naturpark


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EDITORIAL<br />

Der Süden lockt die Profis. Während es den Rekordmeister<br />

FC Bayern regelmäßig zum Training<br />

ins Trentino zieht (nach der Schlappe gegen Real<br />

Madrid könnte eine italienische Wein-Kur vielleicht<br />

Katharsis bringen), bereiten sich Jogi Löws<br />

Mannen bereits zum dritten Mal in Südtirol auf <strong>Weltmeister</strong>schaften vor. Sie haben<br />

sich <strong>für</strong> die Tage (21.–31. Mai) vor dem Start in Brasilien das mediterran angehauchte<br />

Passeiertal ausgesucht, umrahmt von der Texelgruppe der Ötztaler Alpen<br />

und den Sarntaler Alpen. Nur: Hat sich Löw je über die passenden Trainingsberge<br />

<strong>für</strong> seine Spieler-Persönlichkeiten Gedanken gemacht? Wohl kaum. Wir legen es<br />

ihm aber ans Herz. Denn wo sonst finden sich Herausforderungen, die der mitunter<br />

komplizierten Psyche und der unterschiedlichen Physis der Stars gerecht werden?<br />

Philipp Lahm zum Beispiel: Als Spielwiese <strong>für</strong> den technisch<br />

überragenden und unglaublich vielseitigen Seilschaftsführer sind<br />

die Ruchenköpfe im Mangfallgebirge besonders gut geeignet.<br />

Auf den Alleskönner warten Routen wie der »linke Riss« (5+) ,<br />

»Rechtsaußen« (6) oder die »Mittlere Westwandverschneidung«<br />

(6+). Oder Mesut Özil, der Kicker, der an guten Tagen das Publikum<br />

ins Schwärmen bringt: Er braucht einen Berg wie den Piz<br />

Badile. Dessen Routen sind so vielseitig wie Mesuts Laufwege,<br />

und auch alpinhistorisch ließe sich <strong>für</strong> den Ballzauberer einiges an Lernstoff ableiten<br />

– findet die Redaktion. Lesen Sie in unserer Titelgeschichte (S. 24–33), welcher<br />

Berg zu wem passt. Und steigen Sie selbst auf einen der elf <strong>Weltmeister</strong>berge!<br />

Bayerische Voralpen – 1805 m<br />

Am Berg<br />

lassen sich<br />

<strong>Weltmeister</strong><br />

schulen<br />

Ruchenköpfe<br />

Nepal<br />

Umrundung eines Eisriesen<br />

mit 8.163m und Überschreitung<br />

des Larkya-Pass mit 5.105 m:<br />

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Apropos Weltspitze: Unmittelbar vor Drucklegung dieser Ausgabe endete die Wahl<br />

zum schönsten Berg der Welt, um die wir Sie in der Aprilausgabe gebeten hatten.<br />

Gewonnen hat der Watzmann mit 445 Stimmen vor den Drei Zinnen mit 337 Stimmen.<br />

Insgesamt haben sich fast 1500 Leser an der Abstimmung beteiligt, vielen<br />

Dank da<strong>für</strong>! Im Juliheft werden wir die Sieger-<strong>Berge</strong> dann gebührend feiern und das<br />

komplette Ergebnis und den Gewinner des Nepal-Trekkings bekanntgeben.<br />

Hauser Exkursionen int. GmbH,<br />

Spiegelstraße 9, 81241 München<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

P.S.: Nicht nur der FCB liebt das Trentino, auch wir sind fasziniert von der Region.<br />

Wir haben dem Trentino ein Special gewidmet, das jetzt frisch am Kiosk zu haben ist.<br />

Ausgezeichnet mit<br />

dem CSR-Siegel<br />

<strong>für</strong> Nachhaltigkeit<br />

im Tourismus<br />

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NEVER<br />

STOP<br />

EXPLORING


INHALT<br />

24<br />

Gut aufgestellt<br />

Am 12. Juni beginnt die Fußball-WM in Brasilien.<br />

Wir zeigen, an welchen <strong>Berge</strong>n die deutschen<br />

Nationalspieler da<strong>für</strong> trainiert haben könnten.<br />

34<br />

Frühstart im Karwendel<br />

Kaum etwas treibt <strong>Bergsteiger</strong> so früh<br />

aus den Federn wie das Zivilisationsloch<br />

zwischen Bayern und Tirol.<br />

TITELTHEMA<br />

24 <strong>Berge</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltmeister</strong><br />

Jogis Jungs auf großer Tour: Rechtzeitig<br />

vor der Fußball-WM fand die Redaktion <strong>für</strong><br />

jeden Kicker den passenden Trainingsberg.<br />

BERGSZENE<br />

14 Neues aus der Welt der <strong>Berge</strong><br />

14 BERGSZENE Lawinendrama am Mount<br />

Everest – Skibergsteigen bald olympisch?<br />

18 UMWELT Gletscherbericht des OeAV:<br />

erstes Wachstum seit drei Jahren<br />

20 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Karten und<br />

Webseiten zum Thema Berg<br />

AUF TOUR<br />

34 Gefangen im Urgestein<br />

Versteinerte Seeigel und uralte Jägersteige:<br />

Rund um das Lamsenjoch offenbart das<br />

Karwendel seine Frühgeschichte.<br />

46 Königliche Kämme<br />

Oberhalb von Schloss Linderhof warten<br />

ursprüngliche Gratwege auf Überschreiter.<br />

Die sollten Lust auf einsame Pfade mitbringen.


72<br />

Augen auf und durch<br />

24-Stunden-Wandern: spannende<br />

Probe <strong>für</strong> Hirn und Waden<br />

50<br />

Feuerläufer<br />

Bald brennen in<br />

Ehrwald die <strong>Berge</strong>.<br />

TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

12 Touren <strong>für</strong> den Frühsommer<br />

Rindalphorn ...............................................................................59<br />

Kuchelberg ...................................................................................59<br />

Kienjoch ..........................................................................................59<br />

Gießenbachklamm .............................................................61<br />

Ettaler Mandl ..............................................................................61<br />

Notkarspitze ................................................................................61<br />

Baumgartenschneid ..........................................................63<br />

Hochstaufen ...............................................................................63<br />

Klausenberg ................................................................................63<br />

Munt de Gröpes ......................................................................65<br />

Munt da Medalges ................................................................65<br />

Via ferrata Strobel ................................................................65<br />

92<br />

Schwertransport<br />

Das Trekking ist die Königsdisziplin<br />

<strong>für</strong> jeden Wanderrucksack.<br />

Wir haben die neuen<br />

Modelle getestet.<br />

78<br />

Liebesmüh’<br />

In Villgraten wandert<br />

man dem Herzen nach.<br />

Cover: Iris Kürschner, Dolomiten-Höhenweg; weitere Fotos: Wikipedia, W. Ehn, F. Baumann, M. Prittwitz, R. Bösch/Archiv Mammut, Hersteller<br />

50 <strong>Berge</strong> in Flammen<br />

Einmal im Jahr brennen die Mieminger<br />

<strong>Berge</strong>: Zur Sommersonnwend streiten die<br />

Bergfeurer wieder ums schönste Motiv.<br />

68 Serie: Hüttenzauber<br />

25, weiblich, Hüttenwirtin: Julia Dobler<br />

von der Kaunergrathütte ist der lebende<br />

Beweis <strong>für</strong> den Wandel im Bergsport.<br />

Familien-TIPP<br />

78 Tour mit Trumpf<br />

Der Herz-Ass-Weg im Villgratental wurde<br />

an Heiligabend geboren und ist heute ein<br />

begehrtes Ziel <strong>für</strong> Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong>.<br />

82 Serie: GeoTop-Touren<br />

Nagelfluh oder Herrgottsbeton? Das Rindalphorn<br />

besteht aus besonderem Stein.<br />

86 Grenzgang am Hahnenkamm<br />

Mausefalle und Prügeltorte: Auf dem 6-tägigen<br />

»KAT-Walk« durch die Kitzbüheler Alpen<br />

stoßen Weitwanderer auf allerlei Kuriosa.<br />

<strong>11</strong>8 Im Reich der Alpenpässe<br />

Zu Besuch bei den Zuckerbäckern:<br />

ein perfektes Bergwochenende im größten<br />

Schweizer Nationalpark, dem Parc Ela<br />

<strong>11</strong>2 Gletschereis und Rebensaft<br />

Im Susa-Tal im Piemont fließt so manches<br />

zusammen. Und zwischen den Sonnenterrassen<br />

lässt es sich herrlich Wein-wandern.<br />

SERVICE<br />

92 Gewichtheben de luxe<br />

Sie müssen vieles ertragen und trotzdem<br />

bequem sein: Trekkingrucksäcke haben es<br />

nicht leicht. Die neuesten Modelle im Test<br />

102 Serie: Hersteller im Profil<br />

Icebreaker-Gründer Jeremy Moon über<br />

den Denkfehler, sich in Plastik zu kleiden,<br />

wenn man die Natur entdecken will.<br />

106 Die Unzerstörbaren<br />

Chemie mit Fluch und Segen: Dank PFC<br />

halten Funktionsjacken auch im Regen<br />

dicht. Doch die Umwelt leidet darunter.<br />

REPORTAGE<br />

72 Wandertag<br />

Schlaflos am Watzmann: Nach Berchtesgaden<br />

kommen jährlich Hunderte, um 24<br />

Stunden durchzuwandern.<br />

40 Neue Serie:<br />

Von Null aufs<br />

Dach der Alpen<br />

Einmal auf dem Mont<br />

Blanc stehen! In 12<br />

Ausgaben zeigen der<br />

BERGSTEIGER<br />

und die Mammut<br />

Alpine<br />

School,<br />

was es dazu<br />

braucht.<br />

Teil 1: Richtig gehen<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Bergbilder 8<br />

TV-Programm 22<br />

Fotowettbewerb 54<br />

Davids Depeschen 90<br />

Härtetest 108<br />

Bergpredigt 120<br />

Briefe/Impressum 121<br />

<strong>Vorschau</strong> 122<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 7


BERGBILDER<br />

Schlammschlacht<br />

Der Monsunregen hat die unbefestigten Bergstraßen<br />

aufgeweicht, das Weiterkommen wird<br />

zur Handarbeit. Nur im Schritttempo geht es voran<br />

– eine Geduldsprobe <strong>für</strong> Fahrer und Passagiere.<br />

Buri Gandaki Tal, Nepal<br />

Foto: clearskies.at<br />

8 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 9


Dichter Urwald und tagelanger<br />

Regen begleiten<br />

das Team auf seinem Weg<br />

ins Basislager. Dort angekommen,<br />

kehrt Ruhe ein<br />

– nicht nur nachts. Bei der<br />

traditionellen Puja, der<br />

Ehrerweisung an die Götter,<br />

liegen Respekt und Demut<br />

in der Luft. Dann erst kann<br />

der Aufstieg beginnen.<br />

Basislager am Manaslu (4930 m)<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Hängepartie & Lichtmagie<br />

Fotos: clearskies.at (li.), third-pole.com (2)<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> <strong>11</strong>


Fast heimelig mutet die kleine Zeltstadt an. Doch<br />

ihre Einrichtung kostet Zeit und Kraft. Nur wenig<br />

oberhalb lässt die Nachmittagssonne riesige<br />

Lawinen ins Tal donnern. Wieder heißt es: warten.<br />

Lager 1 am Manaslu (5650 m)<br />

Hoch(p)lager<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Mit Seelenruhe<br />

Zwei Stricke dürfen an einem Achttausender<br />

auf keinen Fall reißen:<br />

das Kletterseil – und der Geduldsfaden<br />

»Berg der Seele« bedeutet der Name des<br />

Manaslu übersetzt. Die sprichwörtliche Ruhe<br />

bewiesen Hannes Gröbner, Georg Leithner,<br />

Markus Amon und Sepp Hechenberger<br />

im September 2013, als ihnen – ohne Hilfe<br />

von Hochträgern oder künstlichem Sauerstoff<br />

– eine Besteigung des achthöchsten<br />

Erdgipfels (8163 m) inklusive Skibefahrung<br />

gelang. Ob blockierte Anfahrtswege, hohe<br />

Lawinengefahr oder bei der Akklimatisierung:<br />

Geduld zahlt sich an hohen <strong>Berge</strong>n<br />

letztlich immer aus. Langsam waren die<br />

Österreicher deshalb nicht. In zehn Tagen<br />

marschierte das Team ins Basislager, in<br />

weiteren zehn zum Gipfel. Dass Gröbner<br />

seit 13 Jahren <strong>für</strong> seine Agentur Clearskies<br />

(www.clearskies.at) Berg- und Trekkingreisen<br />

in aller Welt organisiert und leitet,<br />

war dabei sicher kein Nachteil. –te–<br />

Fotos: third-pole.com; Georg-Leithner.at<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 13


<strong>Bergsteiger</strong><br />

06/14 BERGSZENE<br />

<strong>Bergsteiger</strong> verhandeln mit<br />

Regierungsvertretern im Everest<br />

Basecamp (rechts). Ein Serac<br />

oberhalb des Khumbu-Eisfalls<br />

(links) löste die Lawine aus, die<br />

Sherpa Tashi Daba (unten) als<br />

einer von Wenigen überlebte.<br />

Fotos: Picture Alliance (2), wikipedia / Uwe Gille, Luka Kranjc<br />

Zitat des Monats<br />

»Wie leicht so ein Faß voll<br />

Himbeersaft doch sein<br />

kann, wenn man mit sich<br />

selbst zufrieden ist!«<br />

Abgebrochen<br />

16 TOTE NACH LAWINENABGANG AM EVEREST<br />

Der 18. April 2014 wird als der bisher schwärzeste Tag in die Geschichte<br />

des Mount Everest eingehen. Am frühen Morgen des Karfreitag stürzte ein<br />

Serac aus der Südwestwand des Everest und löste eine Lawine aus, die über<br />

den Khumbueisfall abging. 16 nepalesische <strong>Bergsteiger</strong>, viele davon Träger<br />

und Köche, kamen dabei ums Leben. Fast alle der 31 Expeditionen auf<br />

der Südseite brachen die Saison daraufhin ab. Lediglich drei kleine Teams<br />

harrten bei Redaktionsschluss noch im Everest Basecamp ihrer Chance,<br />

wo nach dem Unglück chaotische Zustände herrschten. Obwohl ein Großteil<br />

der etwa 600 Arbeiter, meist Sherpa, die Arbeit niedergelegt hatte, erfolgte<br />

keine offizielle Schließung des <strong>Berge</strong>s. Einige versuchten, die nepalesische<br />

Regierung mit einem Ultimatum zur Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen<br />

zu bewegen. Diskutiert wurde etwa ein Hilfsfonds, der aus 30% der Gipfelgebühren<br />

(ca. 10 000 Dollar pro Kopf) gespeist werden soll.<br />

–te–<br />

Hermann Buhl, der 1948 am Morgen nach seiner<br />

33-stündigen Überschreitung der südlichen Karwendelkette<br />

wieder als Zuträger der Glungezerhütte arbeitete.<br />

Der vierte Tag begrüßte mit Sauwetter.<br />

Mit dem Baumarktzelt<br />

Luka Lindic und Luka Krajnc, zwei junge Slowenen, die unter der<br />

Ägide von Marko Prezelj stehen, schafften vom 12. bis 15. März<br />

die erste freie Begehung von »Rolling Stones«, einer der schwierigsten<br />

Routen in der Grandes Jorasses Nordwand. Die Erstbegeher<br />

gaben 1979 den Grad 6a/A3, 80° <strong>für</strong> die <strong>11</strong>00 Meter aus. Die<br />

beiden Lukas korrigierten auf M8, betonten aber: »Zahlen erzählen<br />

die Geschichte nie ganz.« Zurück in Chamonix verriet Luka Krajnc<br />

einen Teil des Plans: »Am Bergschrund übernachteten wir in einem<br />

Zelt, das wir <strong>für</strong> fünf Euro an der Tankstelle gekauft hatten. Das<br />

konnten wir ruhigen Gewissens zurücklassen.«<br />

–te–<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Foto: privat<br />

Fünf Fragen an …<br />

... den Bergfeurer<br />

Erich Steiner, Jahrgang 1958,<br />

ist Schriftführer des Vereins<br />

Bergfeuer Ehrwald und war<br />

federführend beim Antrag an<br />

die UNESCO, die Bergfeuer von<br />

Ehrwald, Lermoos und Biberwier<br />

als immaterielles Kulturerbe<br />

anzuerkennen.<br />

Herr Steiner, seit wann gibt es die Bergfeuer?<br />

Schriftlich erwähnt sind die Bergfeuer erstmals 1949 anlässlich<br />

einer Glockenweihe in Ehrwald. Zu dieser Zeit wurden vermutlich<br />

einfache Motive wie Kreuze und Herzen entzündet.<br />

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Heute sind die Motive aber wesentlich komplexer?<br />

Ja. Mitte der 1960er-Jahre waren unter den Bergfeurern, die das<br />

Gamskar unter der Zugspitze befeuerten, zwei Ehrwalder, die sich mit<br />

der Landvermessung auskannten. Sie berechneten die Verzerrung,<br />

die sich <strong>für</strong> Motive durch die Hangneigung ergab. Dadurch konnten<br />

komplexere Bilder oder Schriftzüge dargestellt werden. Es entwickelte<br />

sich ein Wettstreit zwischen den Feuermachern im Gamskar und<br />

der Gruppe am Fuß der Sonnenspitze, den beiden größten Bergfeurergruppen<br />

im Talkessel. Später wurden auch an anderen Plätzen<br />

immer ausgefeiltere Motive entworfen.<br />

Was macht die Bergfeuer von Ehrwald, Lermoos und Biberwier<br />

so einzigartig?<br />

Zum einen haben wir einen Talkessel, der von <strong>Berge</strong>n und Schotterhängen<br />

umrahmt wird, so dass die Bergfeuer rundum zu sehen sind.<br />

Zum anderen ist bei uns die Kunst des Bergfeuerns ziemlich<br />

fortgeschritten.<br />

Worauf kommt es beim Bergfeuern vor allem an?<br />

Das Wichtigste ist die Reduktion auf das Wesentliche. Weniger ist<br />

beim Bergfeuern mehr. Nur die wichtigsten Linien dürfen dargestellt<br />

werden, sonst wird das Bild überfrachtet. Die Details entstehen<br />

dann im Kopf des Betrachters.<br />

Was war die Motivation, die Bergfeuer von der UNESCO als<br />

immaterielles Kulturerbe anerkennen zu lassen?<br />

Wir wollen vermeiden, dass die Sonnwendfeuer kommerzialisiert<br />

werden. Werden sie nicht mehr im Sinne der Tradition abgehalten,<br />

verlieren sie ihren Platz auf der Liste der UNESCO. Die Bergfeuer<br />

sollen nicht abgebrannt werden, weil viele Touristen im Dorf sind.<br />

Wir freuen uns über viele Zuschauer, aber vor allem zünden wir<br />

sie an, weil wir die Tradition aufrechterhalten wollen und weil wir<br />

Freude daran haben.<br />

Interview: Franziska Baumann<br />

Eine ausführliche Reportage zu den Ehrwalder Bergfeuern,<br />

die dieses Jahr am 21. Juni stattfinden, finden Sie ab Seite 50.<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 15


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/<strong>11</strong> 06/14 AKTUELL BERGSZENE<br />

Notizen<br />

Drei goldene Eisäxte<br />

Ueli Steck, Raphael Slawinski und Ian<br />

Welsted sind die Gewinner des Piolet d’Or<br />

2014. Die Jury honorierte mit den Auszeichnungen<br />

zwei Unternehmungen, die sich im Stil<br />

deutlich unterscheiden: Steck setzte mit seinem<br />

Solo an der Annapurna-Südwand alles auf<br />

eine Karte, die Kanadier Slawinski und Welsted<br />

eroberten den K6 West (7100 m) dagegen auf<br />

der objektiv sichersten Route.<br />

–te–<br />

Klettersteigschein Dachstein<br />

Vor fast 150 Jahren wurde am Dachstein<br />

der erste Klettersteig erbaut, nun hat die<br />

Region auch den ersten Klettersteigschein:<br />

Von diesem Sommer an können Kinder (12 Euro),<br />

Jugendliche (15 €) und Erwachsene (29 €)<br />

in eintägigen Kursen zu Material- und Wetterkunde,<br />

Tourenplanung und Absicherung alle<br />

notwendigen Grundinformationen erlernen. –te–<br />

IMS Photocontest<br />

Es ist die vierte Auflage des weltweit größten<br />

Fotowettbewerbs zum Thema <strong>Berge</strong>. Im Jahr<br />

2013 hatten sich 2400 Fotografen aus fast 100<br />

Ländern beim »IMS Photo Contest« beteiligt.<br />

Nun sind wieder alle Bergfotografen aufgerufen,<br />

bis zum 31. Juli ihre besten Bilder einzureichen.<br />

Das Thema lautet »Mountain.Four.Elements«<br />

(alle Infos unter www.ims.bz). Die drei Gewinner<br />

werden zur Preisverleihung am 19. Oktober beim<br />

IMS in Brixen eingeladen. Der BERGSTEIGER<br />

veröffentlicht die besten Bilder des Wettbewerbs<br />

in der Dezember-Ausgabe.<br />

–mr–<br />

Kongress <strong>für</strong> Höhenmedizin<br />

Vom 25. bis 31. Mai fi ndet in Bozen der<br />

10. Weltkongress <strong>für</strong> Höhen- und alpine<br />

Notfallmedizin statt, und damit erstmals in den<br />

Alpen. Bei dem Fachkongress, der auch<br />

Besuchern geöffnet ist, soll unter anderem eine<br />

professionelle Luft- und Bodenrettung in<br />

Nepal konzipiert und gegründet werden. –te–<br />

Barmasse, Wohlleben und Steck, Auer: im Winter gerne serienmäßig unterwegs<br />

Schneeketten<br />

DAS WINTER-ENCHAINEMENT KOMMT WIEDER IN MODE<br />

Früher oder später kommt jede Mode wieder. Die Enchaînements, also<br />

die Aneinanderreihung schwieriger Bergtouren, waren gegen Ende des letzten<br />

Jahrtausends schwer angesagt. Man denke an Hans Kammerlanders Ortler-<br />

Zinnen-Verbindung oder »Les 4 Glorieuses« von Jean-Marc Boivin. Gegen Ende<br />

diesen Winters sind einige Top-Alpinisten offenbar wieder auf den Geschmack<br />

gekommen: Ueli Steck kletterte mit Michi Wohlleben in weniger als 16 Stunden<br />

von West nach Ost durch die Nordwände der Drei Zinnen (17.-18. März), Hervé<br />

Barmasse tänzelte ganz allein in 17 Stunden über die vier Grate des Matterhorns<br />

(13. März) – seinem Vater war derselbe Streich im Sommer 1985 gelungen.<br />

Und Hansjörg Auer reihte gleich zwölf Gipfel bei der heimatlichen Ötztal-<br />

Überschreitung aneinander: In knapp 40 Stunden stieg er vom Gamskogel zur<br />

Wilden Leck (12.-13. Februar). Damit wiederholte er eine Tour, die Ötztal-<br />

Legende Reinhard Schiestl in den frühen 1980er-Jahren ausgeheckt und erstbegangen<br />

hatte.<br />

–te–<br />

Berg-Fundstück<br />

»MEHR LICHT!«<br />

soll angeblich<br />

Johann Wolfgang von<br />

Goethes letzter Wunsch gelautet<br />

haben. Wie dem auch sei: Das Solar-Cap<br />

hätte ihm zuverlässig (dimmbares)<br />

Licht liefern können – ganz ohne Petroleum.<br />

Zum Lesen, nachts vor die (Zelt-)<br />

Tür treten, SOS-Signale aussenden.<br />

Fotos: Damiano Levati (li.), Ueli Steck (mi.), Hanslörg Auer (re.)<br />

SolarLightCap SLC100, 39,90 Euro, www.solar-cap.eu<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Skibergsteigen olympisch?<br />

WELTVERBAND ISMF INS IOC AUFGENOMMEN<br />

Die International Ski Mountaineering Federation<br />

(ISMF), der auch der DAV angehört, wurde am 10. April 2014<br />

vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als olympischer<br />

Verband anerkannt. Der Anerkennung voraus gingen<br />

jahrelange Gespräche und Audits. Gelobt wurden besonders<br />

die gute Jugendarbeit, die Chancengleichheit der Geschlechter<br />

sowie die Tatsache, dass Skibergsteigen derzeit die einzige<br />

wachsende Wintersportart ist. Eine Aufnahme als Disziplin<br />

bei den Olympischen Winterspielen ist damit allerdings nicht<br />

automatisch verbunden.<br />

–te–<br />

Foto: Andreas Künk<br />

+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />

Fotos: Komperdell, Dynafit, Salewa<br />

+++ Der Rucksack-Spezialist Deuter<br />

hat gemeinsam mit staatlich geprüften<br />

Bergführern detaillierte Packlisten<br />

<strong>für</strong> jede Art von Unternehmung in den<br />

<strong>Berge</strong>n zusammengestellt. Packlisten<br />

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jetzt gegen neue Carbonmodelle von<br />

Komperdell eintauschen möchte,<br />

spart 20 Euro und dient außerdem<br />

einem guten Zweck. Denn Komperdell<br />

repariert die zurückgegebenen Stöcke<br />

und spendet sie Sherpas im Himalaya.<br />

Infos unter www.komperdell.com +++<br />

+++ Dynafit<br />

ist der neue<br />

Hauptsponsor des<br />

Karwendel Berglaufs<br />

in Mittenwald,<br />

der zu einer der<br />

anspruchsvollsten<br />

Berglaufveranstaltungen Deutschlands<br />

zählt (10,6 km / 1381 Hm). Am 19. Juli<br />

findet er zum 13. Mal statt; diesmal unter<br />

dem Namen Dynafit Karwendel Berglauf.<br />

Anmeldungen unter www.karwendelberglauf.de<br />

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+++ Millet bietet ausgedienten Kletterseilen<br />

die Chance auf einen neuen<br />

Einsatz. In Zusammenarbeit mit dem<br />

Recycling-Spezialisten Woodstock<br />

Creation verarbeitet das französische<br />

Unternehmen alte Kletterseile seiner<br />

Kunden in Möbeln und Behältern. +++<br />

+++ Salewa nimmt sich dem Thema<br />

»Klettersteige« an: sowohl bei den<br />

Klettersteigtagen am 19. und 20. Juli als<br />

auch bei den Sicherheitstrainings, mit<br />

denen die Südtiroler Firma noch bis Juli<br />

quer durch<br />

Deutschland<br />

tourt. www.<br />

salewa.com/<br />

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<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/<strong>11</strong> AKTUELL<br />

06/14 BERGSZENE<br />

Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

Manche wachsen wieder<br />

OEAV-GLETSCHERBERICHT<br />

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Bis zum Äußersten:<br />

Die »Gletscherknechte«<br />

beim Einmessen<br />

im Rofental<br />

Foto: NP Hohe Tauern / Knollseisen<br />

Umwelt-Ticker<br />

+++ Die Umweltaktivisten von Mountain<br />

Wilderness demonstrierten am 06. April am Monte<br />

Rosa und am Pigne d’Arolla gegen Heliskiing.<br />

Die Schützer kritisieren, dass die Schweizer Politik<br />

die Fluglobby<br />

weit weniger<br />

reglementiert<br />

als in anderen<br />

Alpenländern.<br />

Seit 123 Jahren führt der<br />

Österreichische Alpenverein<br />

(OeAV) Messungen an den Gletschern<br />

der Alpenrepublik durch.<br />

Und obwohl im Berichtsjahr<br />

2012/13 wieder 90 Prozent der<br />

Eisriesen kleiner geworden sind,<br />

gibt es auch Hoffnung: Mit dem<br />

Kalser Bärenkopf-Kees (+ 2,5 m)<br />

und dem Kleinelend-Kees (+ 1,8 m)<br />

sind zwei Gletscher erstmals<br />

wieder gewachsen. Grund da<strong>für</strong><br />

waren der schneereiche Juni<br />

und die frühen Niederschläge<br />

im September. »Auch wenn dies<br />

noch lange keine Trendumkehr<br />

darstellt, zeigt es, wie schnell<br />

kleine Gletscher reagieren«, sagt<br />

Glaziologin Dr. Andrea Fischer,<br />

die die Messungen leitet. Alle<br />

Ergebnisse lesen Sie unter www.<br />

alpenverein.at/gletscher. –te–<br />

Flug in die Freiheit<br />

Zwei junge Bartgeier werden voraussichtlich am ersten Juni-Wochenende<br />

in Kals am Großglockner freigelassen. Seit das Projekt zur Wieder -<br />

ansiedelung des Bartgeiers in den Alpen 1986 startete, sind bereits<br />

170 junge Geier freigelassen worden; mehr als 100 Tiere sind in freier<br />

Wildbahn geschlüpft. Weil der Satellitensender der Vögel aber nur<br />

maximal vier Jahre lang funktioniert, ist man bei der Dokumentation<br />

auf die Beobachtungen von Wanderern und <strong>Bergsteiger</strong>n angewiesen.<br />

Infos dazu gibt es auf den Hütten oder unter www.hohetauern.at. –dst–<br />

+++ Sudelfeld: Mit 25 Millionen Euro will das<br />

Skigebiet am Sudelfeld gegen den Klimawandel<br />

aufrüsten, inklusive Speichersee, 6er-Sessel<br />

und Schneekanonen. Bund Naturschutz und Detuscher<br />

Alpenverein haben angekündigt zu klagen.<br />

+++ Von Juni bis Oktober sucht der DAV<br />

Freiwillige ab 18 Jahren, die beim Steigbau,<br />

Waldpflanzung und Hüttenarbeiten in den<br />

bayerischen Alpen mithelfen. Besonders die<br />

Der Ochsentaler Gletscher in der Silvretta vom<br />

Radsattel aus gesehen: oben 1927, unten 2013<br />

Aufforstung ist<br />

wichtig, um<br />

Schutzwälder<br />

gegen Lawinen und<br />

Muren zu erhalten.<br />

Je sechs Tage<br />

dauern die Einsätze der Aktion Schutzwald, mit<br />

der seit 30 Jahren die Natur der Alpen erhalten wird.<br />

Alle Infos unter www.aktion-schutzwald.de +++<br />

Foto: Mountain Wilderness; DAV/Marco Kost Fotos: Alpenverein/N.Span; 1927: Alpenverein/H. Kinzl; 2013: Alpenverein/G. Gross<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


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Buch »Bergparadiese«<br />

Einzigartiger Prachtbildband<br />

über sämtliche Nationalparks<br />

der Alpen – mit Aufnahmen<br />

von Spitzenfotograf Bernd<br />

Ritschel sowie Texten und<br />

Tourentipps von Eugen E.<br />

Hüsler.<br />

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Foto: Andreas Strauß<br />

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<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/<strong>11</strong> AKTUELL<br />

06/14 BERGSZENE<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Rudolf Alexander Mayr<br />

»LÄCHELN GEGEN DIE KÄLTE«<br />

Geschichten aus dem Himalaya.<br />

208 Seiten, 13 farbige Abbildungen,<br />

12,5 × 20,5 cm, Klappenbroschur,<br />

Tyrolia-Verlag, Innsbruck – Wien 2014,<br />

17,95 €<br />

Rudi Mayr hätte auch die Achttausender<br />

ins Zentrum seiner Geschichten stellen können.<br />

Oder westliche Extrembergsteiger wie Reinhard Karl, mit denen<br />

er unterwegs war. Aber davon erzählt dieses Buch nur am Rande.<br />

Die eigentlichen Helden sind die Menschen, die an den höchsten<br />

<strong>Berge</strong>n der Welt leben und die Mayr auf seinen Reisen schätzen<br />

lernte. In 22 autobiografischen Geschichten erzählt er von Küchenjungen,<br />

die zu Sirdars aufstiegen, von Yaktreibern und von buddhistischen<br />

Heilzeremonien. Doch Shangri La, das Paradies im<br />

Himalaya, kennt auch den Teufel in Form von Alkohol, Geld und<br />

Klimawandel. Dass Mayr diese Seite nicht verschweigt, macht<br />

die warmherzigen Geschichten umso authentischer. –dst–<br />

Mark Zahel<br />

»ALPINE BERGTOUREN – WETTER-<br />

STEIN UND KARWENDEL«<br />

192 Seiten, ca. 160 Abbildungen,<br />

Format 16,5 × 23,5 cm, Broschur<br />

mit Fadenheftung, Bruckmann<br />

Verlag, München 2014, 19,99 €<br />

Das Ausschlussverfahren<br />

greift in diesem Führer nicht.<br />

Wer die Nördlichen Kalkalpen,<br />

und überhaupt das klassische<br />

Bergsteigen zwischen<br />

I. und III. Grad liebt, wird hier<br />

nichts auslassen. Zumal das<br />

Cover täuscht: Fast alle der<br />

50 Kraxel-Touren wird man<br />

ähnlich vorfinden, wie die<br />

Pioniere vor 150 Jahren. Ein<br />

Buch <strong>für</strong> viele Sommer. –te–<br />

Benedikt Böhm<br />

»IM ANGESICHT DES MANASLU«<br />

Speedbergsteigen in der Todeszone.<br />

272 Seiten plus 32 Seiten<br />

farbige Abbildungen, 22 × 15 cm,<br />

gebunden mit Schutzumschlag,<br />

Malik Verlag 2014, 19,99 €<br />

Im September 2012 wird<br />

Extrem-Skibergsteiger Benedikt<br />

Böhm Zeuge einer Lawinenkatastrophe,<br />

während er<br />

sich auf eine Speedbegehung<br />

am Manaslu vorbereitet. Ausgehend<br />

von dieser Tragödie<br />

erzählt der 36-Jährige selbstkritisch<br />

von den Schlüsselmomenten<br />

seiner <strong>Bergsteiger</strong>karriere<br />

und von dem, was ihn<br />

zu seinem Tun bewegt. –dst–<br />

BergKarte … BergFilm … BergWeb …<br />

Mitmachen<br />

und<br />

gewinnen!<br />

Foto: www.FRAMEweb.tv<br />

»KHUMBU HIMAL / SHORONG HINKU«<br />

Seit 1965 gibt die Münchner Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>für</strong> Vergleichende Hochgebirgsforschung<br />

detaillierte Himalaya-<br />

Karten heraus – jahrzehntelang das<br />

einzige topographische Hilfsmittel in dem<br />

beliebten Trekkinggebiet um Everest<br />

Basecamp, Mera und Island Peak. Die jetzt<br />

erschienenen Neuauflagen sind nach<br />

WGS84 georeferenziert, zeigen Lodges,<br />

Stupas und Trekkingpfade und bestechen<br />

durch ihre aktuellen Gletscherstände. –te–<br />

Je 16,80 €, Maßstab 1:50 000, Format 13 × 21<br />

cm, Bezug über www.hochgebirgsforschung.de<br />

»DAS GOLD DER GRASBERGE«<br />

Der Wilde Kaiser und die Hohen Tauern<br />

sind spektakulär und weltberühmt.<br />

In ihrer Mitte jedoch liegen, fast unbemerkt,<br />

die »Grasberge«. Der Filmemacher<br />

Claude M. Alberth und der Fotograf<br />

Markus Mitterer portraitieren diese<br />

Bergwelt und ihre Menschen, intim und<br />

ungeschminkt. Und widersprechen dem<br />

Klischee der Kitzbüheler Alpen als Spielplatz<br />

der Reichen und Schönen. –sz–<br />

Bis zum 01.06. eine e-Mail mit dem Betreff<br />

»Grasberge« an redaktion@bergsteiger.de senden<br />

und mit etwas Glück eine von 5 DVDs gewinnen!<br />

www.zalp.ch<br />

Ein Sommer auf der Alm – seit Johanna<br />

Spyris »Heidi« überfällt diese Aussteigerphantasie<br />

Generationen von lärmgeplagten<br />

Städtern. Für alle ernsthaft an<br />

Almwirtschaft Interessierten dient das<br />

z‘alp-Forum als Talstation: Der moderne<br />

Marktplatz vermittelt Küchenhilfen,<br />

Viehhirten und Sennen alpenweit Arbeitsplätze.<br />

Aber: Wer das Almleben nur aus<br />

»Heidi« kennt, sollte zuerst den Erfahrungsbericht<br />

»Das erste Mal« anklicken. So<br />

mancher Alp-Traum könnte dann noch<br />

rechtzeitig vor dem harten Stallboden<br />

aufgefangen werden.<br />

–te–<br />

20 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


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Wenn Geschwindigkeit <strong>für</strong> dich zählt, muss alles stimmen. Je besser die<br />

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sein wollen. Ideal <strong>für</strong> Aktivitäten mit hoher Intensität wie Trailrunning,<br />

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TV-Programm Mai / Juni 2014<br />

17.5. | 7.25 | Arte<br />

X:enius<br />

Unbekannte Alpen<br />

Dauer: 26 Min.<br />

18.5. | 10.45 | ZDF<br />

Im Tal der Felsen AH<br />

Eine Reise durch die<br />

Sächsische Schweiz<br />

Dauer: 12 Min.<br />

18.5. | 16.15 | BR<br />

Weltreisen<br />

Schottland – stolz und schön<br />

Dauer: 30 Min.<br />

18.5. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin <strong>für</strong> <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

J18.5. | 21.45 | Phoenix<br />

Mystisches Venezuela<br />

Dauer: 45 Min.<br />

19.5. | 16.20 | Arte<br />

Chinas mythische <strong>Berge</strong><br />

Emei Shan<br />

Dauer: 43 Min.<br />

21.5. | 21.15 | MDR<br />

Biwak<br />

Bergsteigen in<br />

der Hohen Tatra<br />

Dauer: 30 Min.<br />

22.5. | 10.05 | BR<br />

Unterwegs in den Alpen<br />

Der Wendelstein<br />

Dauer: 15 Min.<br />

23.5. | 15.35 | 3sat<br />

Reisezeit – Traumhafte Ziele<br />

Türkei<br />

Dauer: 30 Min.<br />

24.5. | 8.15 | ZDF Neo<br />

Australiens Nationalparks<br />

Die australischen Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

24.5. | 15.45 | SWR<br />

Fahr mal hin<br />

Wandern auf dem Eifelsteig<br />

– Von Mördern,<br />

Maaren, Mausefallen<br />

Dauer: 30 Min.<br />

24.5. | 16.15 | SWR<br />

AH<br />

Die Alpen von oben<br />

Von Mittenwald ins Allgäu<br />

Dauer: 45 Min.<br />

25.5. | 12.00 | BR<br />

bergheimat.<br />

Irene Epple-Waigel<br />

Dauer: 45 Min.<br />

25.5. | 16.15 | BR<br />

Fernweh<br />

Cinque Terre<br />

Dauer: 25 Min.<br />

27.5. | 21.10 | N24<br />

Amerika – Wildes Land<br />

<strong>Berge</strong><br />

Dauer: 45 Min.<br />

28.5. | 15.25 | Arte<br />

Entdeckungsreisen ans<br />

Ende der Welt<br />

Neuseeland<br />

Dauer: 24 Min.<br />

28.5. | 23.00 | alpha<br />

Die Bergretter<br />

vom Dachstein<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J29.5. | 12.45 | SWR<br />

Traumpfade<br />

Mit dem Mountainbike<br />

über die Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

29.5. | 15.15 | alpha<br />

Die Alpen der Dauphiné<br />

Dauer: 45 Min.<br />

29.5. | 18.00 | BR<br />

Gipfeltreffen<br />

Werner Schmidbauer<br />

trifft Willy Astor<br />

Dauer: 45 Min.<br />

30.5. | <strong>11</strong>.55 | 3sat<br />

Mit den Winden<br />

des Himalaya<br />

Ballonfahren in Nepal<br />

Dauer: 45 Min.<br />

30.5. | 14.10 | Servus TV<br />

Naturparadies<br />

Okavango-Delta<br />

Dauer: 24 Min.<br />

AH<br />

31.5. | 6.25 | ZDF Neo<br />

Auf Expeditionsreise<br />

durch Tansania<br />

Die Klimawelt<br />

des Kilimandscharo<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J31.5. | 16.10 | 3sat<br />

Schladminger Bergwelten<br />

Dokureihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

31.5. | 16.55 | 3sat<br />

Der Arlberg –<br />

Das verborgene Paradies<br />

Dauer: 45 Min.<br />

31.5. | 17.40 | 3sat<br />

Mariazeller Land – Geheimnisvolle<br />

Bergwelt zwischen<br />

Ötscher und Hochschwab<br />

Dauer: 50 Min.<br />

1.6. | 19.00 | BR<br />

Unter unserem Himmel<br />

Sommer in den Nockbergen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.6. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab AH<br />

Das Magazin <strong>für</strong> <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

3.6. | 17.15 | BR<br />

Unterwegs in den Alpen<br />

Trentino – Ein Land<br />

zwischen den Grenzen<br />

Dauer: 15 Min.<br />

4.6. | 12.50 | 3sat<br />

Sommer in den<br />

Kitzbühler Alpen<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 10 Min.<br />

4.6. | 13.15 | SWR<br />

Planet Wissen<br />

Extremklettern mit<br />

den „Huberbuam”<br />

Dauer: 60 Min.<br />

4.6. | 15.25 | Arte<br />

Entdeckungsreisen ans<br />

Ende der Welt<br />

Mongolei–<br />

Vom Gebirge zur Steppe<br />

Dauer: 24 Min.<br />

4.6. | 16.05 | 3sat<br />

Die Wiege des Alpinismus<br />

Vom Ankogel auf<br />

die <strong>Berge</strong> der Welt<br />

Dauer: 55 Min.<br />

4.6. | 17.00 | 3sat<br />

Die vier Alpen<br />

Dokumentationsreihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J4.6. | 17.45 | 3sat<br />

Pielach<br />

Im Garten der Voralpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

5.6. | 15.25 | Arte<br />

Entdeckungsreisen ans<br />

Ende der Welt<br />

Island – Feuer, Wasser,<br />

Luft und Erde<br />

Dauer: 24 Min.<br />

6.6. | 20.15 | HR<br />

Berg und Bergler – AH<br />

Der Ortler<br />

Dauer: 45 Min.<br />

8.6. | 16.15 | BR<br />

Fernweh<br />

Appenzell<br />

Dauer: 25 Min.<br />

9.6. | 8.50 | Arte<br />

Reise durch Amerika<br />

Brasilien – Der Nationalpark<br />

Chapada Diamantina<br />

Dauer: 25 Min.<br />

<strong>11</strong>.6. | 17.00 | BR<br />

bergheimat. Harald Grill<br />

und der Bayerische Wald<br />

Dauer: 30 Min.<br />

13.6. | 20.15 | Servus TV<br />

Region Spielberg – Murtal<br />

Dauer: 50 Min.<br />

17.6. | 19.00 | Arte<br />

Höhenflüge<br />

Im Ballon über die Alpen<br />

Dauer: 43 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

22 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


TITELTHEMA<br />

Der BERGSTEIGER stellt auf:<br />

<strong>Berge</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Weltmeister</strong><br />

Eine Fußball-<strong>Weltmeister</strong>schaft ist im Grunde<br />

nichts anderes als eine Bergbesteigung – mit einem<br />

im besten Falle grandiosen Finale, um letztlich ganz<br />

oben zu stehen. Wir haben <strong>für</strong> jeden deutschen Nationalspieler<br />

unserer subjektiv erstellten Startelf den passenden<br />

Berg ausgesucht – als Vorbereitungsprogramm <strong>für</strong><br />

Brasilien oder als Trostpflaster, falls es mit dem Titel doch<br />

nicht klappt. Von Thomas Ebert und Dominik Prantl


Foto: Peter Mathis, KB3 / fotolia<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25


ABWEHR<br />

Klein, pfiffig, bayerisch<br />

▶ Wie sich das Profil des Anführers auf dem Spielfeld doch geändert<br />

hat! Noch vor kurzem hätten zu deutschen Seilschaftsführern<br />

auf dem Rasen eher Kolosse wie El Capitan (Michael Ballack)<br />

oder eruptive Charaktere im Stile des Ätna (Oliver Kahn) gepasst.<br />

Philipp Lahm aber ist ein anderer Typ: kontrolliert, technisch überragend,<br />

unglaublich vielseitig – und von Wuchs wie Habitus weit<br />

von der 1000-Meter-Wand des Capitan entfernt. Besonders lahmkompatibel<br />

sind die Ruchenköpfe, ein auf den ersten Blick unscheinbarer<br />

und doch knackiger Felsriegel im Tagesausflugs radius<br />

von München. Als Herausforderungen warten auf den konstanten<br />

Alleskönner Routen wie der »linke Riss« (5+) , »Rechtsaußen«<br />

(6) oder die »Mittlere Westwandverschneidung« (6+). Vom eher<br />

braunschweig-mäßigen »Westgrat« (II)<br />

bis zur barcelonesken Route »PS« (8+) ist<br />

an der vertikalen Spielwiese das ganze<br />

Spektrum an S chwierigkeiten geboten<br />

– wobei »Sommergewitter« (7-) dann<br />

doch eher an Fritz-Walter erinnert.<br />

Bayerische Voralpen – 1805 m<br />

Ruchenköpfe<br />

Philipp Lahm Jahrgang 1983, spielt <strong>für</strong><br />

den FC Bayern mal links, mal rechts, mal in der<br />

Mitte. Ist mit 170 Zentimetern kein Mann von<br />

einem Berg, aber eine Wand in der Defensive.<br />

Der Flanke entlang<br />

▶ »Viele Alternativen gibt es jetzt auch nicht, also müssen wir mit<br />

Marcel Schmelzer die nächsten zwei, drei, vier fünf Monate weiterarbeiten«.<br />

Joachim Löw, Trainer der Fußball-Nationalmannschaft,<br />

hat den Spieler mit diesem Satz vor knapp zwei Jahren abgewatscht.<br />

Zwei Wochen später meinte Dortmunds Trainer Jürgen<br />

Klopp: »Was Marcel Schmelzer spielt, ist von einem anderen Stern.«<br />

Man kann über Marcel Schmelzer also offenbar geteilter Meinung<br />

sein, aber nicht darüber: Der Mann ist die perfekte Besetzung <strong>für</strong><br />

den Schinder, wo sicher nicht das Übermaß an Technik gebraucht<br />

wird, aber viel, viel Einsatz und eine gewisse Leidensfähigkeit.<br />

Dauerrenner benötigen natürlich nur 90 Minuten, mit Pause und<br />

Nachspielzeit vielleicht eine Viertelstunde länger. Profis von einem<br />

anderen Stern können den Berg von der<br />

Trausnitzalm aus auch pausenlos hoch<br />

und runter rennen – natürlich über die<br />

linke Flanke. Wobei eines nicht vergessen<br />

werden sollte: der Jubel am Gipfel.<br />

Marcel Schmelzer Jahrgang 1988, hat<br />

als Linksverteidiger bei seinem Verein Borussia<br />

Dortmund wesentlich mehr Fans als in der<br />

Deutschen Nationalmannschaft. Ist derzeit<br />

beinahe alternativlos.<br />

Mangfallgebirge – 1808 m<br />

Schinder<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Wettersteingebirge – 2744 m<br />

Hochwanner<br />

Bollwerk des Südens<br />

▶ Die im Schatten stehen, sind schnell die Deppen. Sie werden – ob<br />

im Job, auf dem Fußballplatz oder am Berg – nur dann beachtet,<br />

wenn sie sich Fehler leisten. Der in Sachen Außendarstellung nicht<br />

ganz so glamouröse Jerôme Boateng fristet neben den eloquenten<br />

Abwehrschefs wie Dante, Mats Hummels oder Per Mertesacker häufig<br />

ein solches Schattendasein. Gewürdigt wird er selten, verehrt<br />

eher nie, verhöhnt bei jeder Gelegenheit. Dabei ist er ein massives<br />

Bollwerk, ungefähr so wie der Hochwanner. Nie gehört? Also bitte,<br />

der Berg ist der zweithöchste in Deutschland, steht allerdings neben<br />

der ruhmreichen Zugspitze und wird deshalb nur dann beachtet,<br />

wenn man wirklich genau hinschaut. Die Nordseite ist mit seiner<br />

1400-Meter-Vertikalen selbst auf dem einfachsten Weg eine größere<br />

Herausforderung als jene ruhmvolle Ostwand<br />

des Watzmanns, und sie gestattet<br />

keine Schnitzer. So sanft wie Boatengs<br />

Stimme geht es hingegen im Süden bergan<br />

– wo man im Sommer keine Angst<br />

vor Schatten haben muss.<br />

Jerôme Boateng Jahrgang 1988, schaut<br />

mit 1,92 Metern immer etwas behäbig aus.<br />

Ist auf den ersten 30 Metern jedoch der schnell -<br />

ste Spieler im Kader des FC Bayern München.<br />

Fotos: Wikipedia, Günter Seggebäing, Dominik Prantl, picture alliance (3)<br />

Vorsprung durch Umsicht<br />

▶ Wie gibt es sowas: Ein Kerl, der einmal in einem Zeitungsinterview<br />

behauptete »Ich war nie das große Talent. Zu langsam und zu unbeweglich«,<br />

wurde mittlerweile in eines der besten Teams der Welt aufgenommen<br />

(Arsenal London) und verdient im Monat mehr als ein<br />

Bergführer im ganzen Jahr. Ehrlich gesagt wirkt der knapp zwei Meter<br />

große Per Mertesacker immer noch etwas behäbig, weshalb Geschicklichkeit<br />

erfordernde Klettereien garantiert den grandiosen Absturz<br />

bedeuten – mitsamt dem Rest der Mannschaft. Umsicht und<br />

die perfekte Orientierung in einer Höhenlage, wo die Luft langsam<br />

dünn wird, sind eher seine Stärken. Die Barre des Écrins überragt mit<br />

4102 Metern selbst Mertesacker als Anführer der Abwehrseilschaft<br />

(vulgo: Viererkette) und verlangt über die Nordflanke (Schwierigkeit<br />

WS+) nicht allzu viele technische Fertigkeiten.<br />

Außerdem lassen sich auf der vergletscherten<br />

Hochtour mit Sicherheit die<br />

brasilianischen Edeltechniker auf ihren<br />

feinen Füßchen abhängen.<br />

Per Mertesacker Jahrgang 1984,<br />

absolvierte sein erstes Länderspiel bereits im<br />

Jahr 2004 – und zählt trotz seines angeblich<br />

fehlenden Talents bereits zu den dienstältesten<br />

deutschen Nationalspielern.<br />

Dauphiné-Alpen – 4102 m<br />

Barre des Écrins<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 27


MITTELFELD<br />

Die Diva im Zentrum<br />

▶ Wenn die Greifswalder Herkunft nicht jede alpine Befähigung von<br />

vornherein ausschließen würde, wäre man geneigt zu sagen: Toni<br />

Kroos ist wesensverwandt mit dem Antelao. Beide bringen konstant<br />

hohe Leistung (3264 m) und spielen in ihren Teams eine zentrale<br />

Rolle (42 Länderspiele), sind aber trotz Stammplatzgarantie<br />

keine Publikumslieblinge. Das Problem ist: In ihrem topbesetzten<br />

Umfeld gibt es einen noch prominenteren Nebenmann (Drei Zinnen<br />

/ Schweinsteiger). Spielanlage wie Gipfelbesteigung sind nur<br />

bei guten äußeren Bedingungen zu empfehlen, bestechen dann<br />

aber mit brillanter Übersicht. Ins Repertoire gehören das präzise<br />

Ausüben von Standardsituationen und saubere Technik an exponierten<br />

Stellen, vereinzelt auch ein fulminanter Abschluss. Gefahr<br />

droht bei langsamer Rückwärtsbewegung:<br />

unwetterartige Konter bedrohen<br />

dann das gesamte Seilschaftsgefüge. Auf<br />

mediale Geringschätzung reagieren beide<br />

mit bisweilen drastischem Formabfall<br />

(Bergstürze 1730 und 1814).<br />

Dolomitem – 3264 m<br />

Antelao<br />

Toni Kroos Jahrgang 1990, deckt im zentralen<br />

Mittelfeld des FC Bayern vom »6er« bis<br />

zum »10er« alles ab und ist trotz seiner Jugend<br />

unverzichtbarer Bestandteil der Nationalelf.<br />

Der Ober-Bayer<br />

▶ Bastian Schweinsteiger spielt Fußball, wie die Alpspitze »bergt«.<br />

Vom Loisachtal aus gesehen beschreibt ihre Gipfelflanke dieselbe<br />

betörende Kurve wie eine dieser patentiert punktgenauen<br />

Schweini-Spielverlagerungen über gefühlte 300 Meter. Aber Eleganz<br />

ist nicht alles: Einen »kantigen Bergführer-Schädel« hatte die<br />

SZ dem vom Bazi zum Haudegen mutierten Oberaudorfer einmal<br />

attestiert, dessen ruppiger Nahkampfstil im Wettersteinkalk gut<br />

aufgehoben ist. Vor allem weiß der von unzähligen »Chefchen«-Debatten<br />

verwitterte Vize-Kapitän, wie sich die Alpspitze als gutaussehendes<br />

Aushängeschild neben der hierarchisch höher gelisteten,<br />

aber irgendwie lahmen Zugspitze fühlen muss. Allein die Erfahrung<br />

im Umgang mit Großereignissen (Olympia 1936 / 101 Länderspiele)<br />

macht ihn <strong>für</strong> Brasilien unverzichtbar.<br />

Löws größte Sorge ist daher<br />

das berüchtigte Alpspitz-Syndrom: Wer<br />

die erste Hälfte nicht auf der Bank/in der<br />

Bahn sitzt, ruiniert sich in der Nachspielzeit<br />

garantiert die Sprungbänder.<br />

Bastian Schweinsteiger Jahrgang<br />

1984, fuhr in seiner Jugend schneller Ski als<br />

Felix Neureuther und könnte die Alpspitz-Nordflanke<br />

wohl problemlos auf Latten abfahren.<br />

Wettersteingebirge – 2628 m<br />

Alpspitze<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Dachsteinmassiv – 2998 m<br />

Dachstein<br />

Der Himmel als Limit<br />

▶ Sich den »Revier-Fußballer des Jahres 2013« und bekennenden<br />

Justin-Bieber-Fan (Quelle: Bravo) auf großer Bergfahrt vorzustellen<br />

– das bedarf in etwa so viel Phantasie wie ein WM-Sieg Honduras‘.<br />

Trotzdem wirft Löw den Spezialisten <strong>für</strong> steile Dribblings gleich<br />

bei seiner ersten WM in den überhängenden Skywalk-Klettersteig<br />

am Dachstein. Per Bahn sind kurze Zu- und Abstiegszeiten garantiert,<br />

denn der Senkrechtstarter soll die DFB-Elf hier auf dem<br />

schnellsten Weg zum Gipfel führen. Ein riskanter Plan: Verliert<br />

Reus seine derzeitige Top-Form auf dem Weg nach Brasilien, könnte<br />

die Mission Skywalk rasch zum Himmelfahrtskommando ausarten.<br />

Die Tritte der Kategorie E sind ungefähr halb so breit wie eine<br />

Torauslinie, gute Rastpositionen gibt es über die gesamte Spielzeit<br />

genau null. Eine solide Absicherung ist<br />

daher obligatorisch. Löw setzt auf die<br />

Unterstützung aus der Skywalk-Tribüne<br />

oberhalb des Steigs, die dem akkurat geföhnten<br />

Mädchenschwarm zum Höhenflug<br />

verhelfen soll.<br />

Marco Reus Jahrgang 1989, hat sich bei<br />

Borussia Dortmund vom Toptalent zur europaweit<br />

gejagten Offensivwaffe verschärft und wird<br />

in Brasilien über die linke Seite wirbeln.<br />

Fotos: Wikipedia, Günter Seggebäing, Steiermark Tourismus/Popp-Hackner, picture alliance (2)<br />

Routen im Özil-Stil<br />

▶ Ein Berg wie Mesut Özil? Der Eiger mit seiner Nordwand wäre<br />

zu lang, die Zugspitze zu gewöhnlich, der Großglockner zu berechenbar.<br />

Denn Mesut Özil verkörpert alles, was ein Fußballer<br />

braucht. Er kann an guten Tagen die Presse in Staunen versetzen,<br />

seine Fans in Euphorie und die Seil-Mannschaftsgefährten auf ein<br />

ungeahntes Niveau mitreißen. An schlechten Tagen seilt er sich<br />

lieber vor der Entscheidung ab. Der Piz Badile in den <strong>Berge</strong>ller<br />

Alpen verkörpert alles, was ein Berg braucht. Seine Routen sind<br />

so vielseitig wie die Laufwege des Mesut, der zwei Dinge vom Piz<br />

Badile lernen könnte: Erstens absolvierte Hermann Buhl 1952 die<br />

anspruchsvolle Cassinführe (VI+) im Özil-Stil (technisch meisterhafter<br />

Alleingang) – was auch deshalb in Erinnerung bleibt, weil<br />

Buhl anschließend keine Özilsche Pause<br />

einlegte, sondern die 160 Kilometer zurück<br />

nach Hause mit dem Fahrrad fuhr.<br />

Zweitens: Auch der einfachere Normalweg<br />

(III) führt oft ans Ziel.<br />

Mesut Özil Jahrgang 1988, entschied sich<br />

bewusst <strong>für</strong> die deutsche Staatsbürgerschaft<br />

und ist <strong>für</strong> viele der endgültige Beweis, dass<br />

ein wenig Multikultur die Nationalmannschaft<br />

deutlich belebt.<br />

<strong>Berge</strong>ller Alpen – 3305 m<br />

Piz Badile<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29


Ein Storch am Gipfel<br />

ANGRIFF<br />

▶ Welche Startelf, welches Panorama der Welt würde den technisch<br />

unbegabtesten aller Weltklassespieler nicht gern in seinen Reihen<br />

wissen? Thomas Müller, wahlweise bekannt als bayerische<br />

Stimmungskanone, Pferdelunge und -liebhaber, Werbe-Ikone und<br />

authentischster Profifußballer der Welt, trainiert derzeit am Großen<br />

Hundstod <strong>für</strong> seinen Spezialauftrag. Mit sinnbefreiten, aber<br />

gnadenlos effektiven Laufwegen rennt er die gegnerische Abwehr<br />

75 Minuten lang hundsmausetot, die sich daraufhin am Bier der<br />

Ingolstädter Hütte labt. Der unnachahmliche Müller aber stakst<br />

mit seinen Storchenhaxen – die weit bergtauglicher anmuten<br />

als die Oberschenkel des Namensvetters Gerd – über technisch<br />

unschwieriges Gelände weiter zum Gipfel, der vom Dießbachstausee<br />

fast aussieht wie der Zuckerhut von<br />

der Copacabana. Dort oben ist das Panorama<br />

so überwältigend, dass Müller<br />

in seiner letzten Funktion zum Einsatz<br />

kommt: als Raumdeuter.<br />

Berchtesgadener Alpen – 2259 m<br />

Großer Hundstod<br />

Thomas Müller Jahrgang 1989, hält<br />

sich entgegen aller Expertenmeinung hartnäckig<br />

im Sturm des FC Bayern München und reist<br />

als amtierender WM-Torschützenkönig (5 Tore,<br />

3 Vorlagen in Südafrika) nach Brasilien.<br />

Schüchterne Prominenz<br />

▶ Seit wann spielt Miroslav Klose eigentlich schon Fußball in der<br />

Nationalmannschaft? Sein Debüt muss er schätzungsweise um<br />

1579 gegeben haben, jenes Jahr, als ein gewisser H. G. Ernstinger<br />

wahrscheinlich als Erster den Gipfel der Serles südlich von Innsbruck<br />

erreichte. Inzwischen hat Klose ungefähr so viele Länderspiele<br />

absolviert wie der Gipfel der Serles bestiegen wurde. Angeblich<br />

soll die Serles ja ein versteinerter König sein. Wir aber glauben<br />

vielmehr, dass sie einen Torjäger im Ruhestand verkörpert. Das<br />

Merkwürdige an Klose und Serles ist, dass sie vom Wesen her nicht<br />

unbedingt zur Prominenz taugen. Klose ist ein zurückhaltender<br />

Typ, die Serles misst nur 2717 Meter und hat eine Schartenhöhe<br />

von gerade einmal 333 Metern. Ihre exponierte Stellung und Bedeutung<br />

ergibt sich eher aus der Position:<br />

Etwas allein gelassen stehen beide<br />

weithin sichtbar mit einem Fuß in Italien.<br />

Und sie sind immer eine Option –<br />

vor allem Anfang Juli.<br />

Miroslav Klose Jahrgang 1978, gab<br />

sein Nationalelf-Debüt 2001 und stand in einer<br />

völlig anderen Fußball-Epoche tatsächlich<br />

noch mit Dietmar Hamann, Mehmet Scholl und<br />

Oliver Bierhoff im Kader.<br />

Stubaier Alpen – 2717 m<br />

Serles<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


IM TOR<br />

Gesäuse – 2369 m<br />

Hochtor<br />

Zum Abschluss<br />

▶ Auf dem Papier ist er kein Riese: bis man dann auf einmal vor ihm<br />

steht. 1800 Meter ragt er aus dem Spielfeld namens Ennstal auf,<br />

900 Meter misst alleine der Oberkörper, quatsch, die Nordwand:<br />

Das Hochtor, mit 2369 Metern der höchste Gipfel des Gesäuses. An<br />

ihm kann sich eigentlich jeder aufreiben, ob Techniker, Konditionswunder<br />

oder Allrounder. Es gibt klassische Routen wie Jahn-<br />

Zimmer in der Nordwand (III) oder den Grazerweg in der Ostwand<br />

(VI+/V-). Am einfachsten ist der Manuel-Neuer-Berg über seine<br />

Schwachstelle im Süden zu bezwingen, über das Schneeloch und<br />

den Josefinensteig. Doch selbst hier braucht es bis zum Abschluss<br />

absolute Konzentration. Damit der Schuss nicht nach hinten losgeht,<br />

sollten auch ungestüme Stürmer mit dem Jubel wegen des<br />

schwierigen Geh- und leichten Klettergeländes<br />

so lange warten, bis man im<br />

Abstieg alles unter Dach und Fach hat<br />

– sonst ist es möglicherweise die letzte<br />

Chance am Hochtor.<br />

Manuel Neuer Jahrgang 1986, ist mit<br />

1,93 Meter der Fels hinter der Abwehr beim<br />

FC Bayern München. Beherrscht das Spiel<br />

vor allem dank seiner fast schon liberoartigen<br />

Übersicht.<br />

Fotos: Wikipedia, TVB Stubai/Heinz Zak, Steiermark Tourismus/Popp-Hackner, HTG<br />

Deutschlands »högschdes« Feld<br />

▶ Joachim Löw ist als Trainer berufsbedingt ein Vertreter absoluter<br />

Konzentration, wobei er das selbst natürlich als »Högschde Disziplin«<br />

bezeichnen würde. Mit högschder Disziplin kommt man fast<br />

überall hinauf, Löw war 2003 beispielsweise auf dem Kilimandscharo.<br />

Aber <strong>für</strong> einen Löw-Gipfel liegt der zu weit in Afrika. Der<br />

Wallberg? Ist irgendwie FC-Bayern-Terrain, seitdem Felix Magath<br />

seine Mannschaft vor zehn Jahren hinaufscheuchte – wie überhaupt<br />

viele <strong>Berge</strong> <strong>für</strong> Löw ein bisserl zu bayerisch sind. Direkt in<br />

seiner Heimat, dem Schwarzwald, steht allerdings die högschde<br />

deutsche Erhebung außerhalb des Alpenraums. Vom Gipfel des<br />

1493 Meter hohen Feldberg – welch ein toller Name – reicht der<br />

Blick bis zur Konkurrenz aus Frankreich und Italien (wobei nur die<br />

Höhepunkte und weniger die Niederungen<br />

dieser großen Fußballnationen zu<br />

sehen sind), über die Schweiz kann man<br />

getrost hinwegblicken und Spanien ist<br />

außer Sichtweite. Perfekt!<br />

Joachim Löw Jahrgang 1960, kickte während<br />

seiner Aktivenzeit viele Jahre erfolgreich in<br />

Freiburg – das nur einen Abschlag vom Feldberg<br />

entfernt liegt. Seit 2006 ist Löw Bundestrainer<br />

der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. ◀<br />

Schwarzwald – 1493 m<br />

Feldberg<br />

AUF DER BANK


TOUREN<br />

Elf Spieler, elf Gipfel<br />

Die Nationalspieler bekommt man nur im Fernsehen oder im Stadion zu Gesicht, die <strong>Berge</strong> der Elf<br />

dagegen darf man ungestraft anfassen. Ein Überblick über die leichtesten Aufstiegsrouten:<br />

5 Alpspitze (2620 m), Wettersteingebirge,<br />

Deutschland<br />

▶ leicht 6 Std.<br />

600 Hm 1850 Hm<br />

1 Schinder (1808 m), Mangfallgebirge,<br />

Deutschland<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

930 Hm 10 km<br />

Charakter: Seinem Namen entsprechend<br />

verlangt der Gipfel einen langen<br />

Anmarsch, <strong>für</strong> den eher Geduld<br />

und Kondition denn Technik nötig<br />

ist. Erst ganz oben bei der Gratüberschreitung<br />

zum Schinderkar braucht<br />

man Trittsicherheit.<br />

Ausgangspunkt: Valepp (880 m)<br />

Route: Valepp – Kleiner Enzengraben<br />

– Trausnitzalm (1442 m) – Schinder<br />

– Schinderkar – Blauwandhütte<br />

(935 m) – Brennerklamm – Valepp<br />

2 Hochwanner (2744 m),<br />

Wettersteingebirge,<br />

Deutschland<br />

▶ schwierig 7 Std.<br />

1500 Hm 10 km<br />

Charakter: Lange und anstrengende<br />

Wanderung mit leichter Kletterei. Erst<br />

über Forstwege, dann über Bergpfade<br />

und schließlich über wegloses Gelände,<br />

Schrofen und Geröll bis zum<br />

Gipfel. Teils schwierige Wegfindung<br />

Hinter der Lamsenjochhütte beginnt die Welt der Vertikalen.<br />

Von italienischer Seite zwar leichter, aber ohne die typische Schaufelform: der Piz Badile<br />

Ausgangspunkt: Einer der Parkplätze<br />

im Gaistal bei Leutasch (1250 m)<br />

Route: Parkplatz Gaistal – Gaistalalm<br />

(1366 m) – 1 km vor der neuen<br />

Rotmoosalm in markanter Rechtskurve<br />

links auf den Pfad Richtung Predigtstuhl/Steinernes<br />

Hüttl abzweigen<br />

(bis hier am besten per Mountainbike,<br />

ca. 1900 m) – das erste Joch<br />

passieren und in etwa 30 Minuten<br />

bis zur zweiten Bank am Mitterjöchl<br />

(2150 m) wandern – rechts hinauf<br />

über Grasrücken (keine Schilder) und<br />

Schuttkare bis zu einer Felsrinne (mit<br />

blauem W markiert) – nach der Rinne<br />

rechts halten – den Pfadspuren und<br />

Steinmännchen zum Gipfel folgen<br />

3 Barre des Écrins (4102 m),<br />

Dauphiné, Frankreich<br />

▶ mittel (ZS) 9 Std.<br />

930 Hm 9 km<br />

Charakter: Jeder Anstieg auf den<br />

südwestlichsten Viertausender der<br />

Alpen birgt Schwierigkeiten, auch der<br />

Normalweg über einen zerklüfteten<br />

Gletscher und den Westgrat in kombiniertem<br />

Gelände (II).<br />

Ausgangspunkt: Refuge des Écrins<br />

(3170 m), oberhalb von Ailefroide<br />

Route: Vom Refuge des Écrins über<br />

den Glacier Blanc bis an den Fuß der<br />

Nordflanke kurz unterhalb des Col<br />

des Écrins (3367 m) – Querung der<br />

vergletscherten Gipfelflanke in einer<br />

S-Kurve zwischen Spalten und Seracs<br />

bis unter die Brèche Lory (3971 m)<br />

– über Westgrat und Pic Lory zum<br />

Gipfel – Abstieg auf demselben Weg<br />

4 Ruchenköpfe (1805 m),<br />

Mangfallgebirge,<br />

Deutschland<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

1080 Hm 12 km<br />

Charakter: Wanderung mit kurzer<br />

Kletterei am Gipfelaufschwung; nicht<br />

bei Nässe, da Felsen bereits abgespeckt!<br />

Alternative: von Spitzingsee<br />

mit der Taubensteinbahn und über<br />

Rotwandhaus (ca. 1 Std. kürzer)<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz an<br />

Straße zum Ursprungpass (820 m)<br />

Einkehr: Sillberghaus (1060 m)<br />

Route: Parkplatz – Sillberghaus –<br />

Niederhoferalm (1435 m) – Auerspitz<br />

(1810 m) – »Brotzeitfelsen« (1720 m)<br />

– Westgrat – Ruchenköpfe – »Brotzeitfelsen«<br />

– Ruchenkopfhütte (1509 m)<br />

– Soinalm – Parkplatz<br />

Charakter: Der bekannteste und<br />

kürzeste Aufstieg auf die markante<br />

Kalkstein-Pyramide erfolgt über die<br />

Alpspitz-Ferrata, einen leichten,<br />

mit Eisen reich bestückten Klettersteig.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Osterfelderkopf<br />

(2033 m)<br />

Route: Bergstation – Alpspitz-Ferrata<br />

(B) – Alpspitze – Grieskarscharte –<br />

Höllental – Hammersbach – Talstation<br />

Alternative: Vom Kreuzeck durch<br />

die Schöngänge. Über Eisenklammern<br />

steil hinauf zum grünen Sattel<br />

unterhalb des Oberkars, auf die<br />

Schulter des Ostgrats und diesen,<br />

teils versichert, zum Gipfel.<br />

6 Antelao (3264 m),<br />

Dolomiten, Italien<br />

▶ schwierig 9 Std.<br />

1700 Hm 1700 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle Bergtour,<br />

die Kondition und an der gerölligen<br />

Gipfelrampe Kletterfertigkeit verlangt<br />

(Stellen I-II). Bei Vereisung Gefahr auf<br />

den abschüssigen Platten<br />

Ausgansgpunkt: Antelao-Lift (1580 m),<br />

Talstation San Vito di Cadore<br />

Route: Antelao-Lift – Forcella Piccola<br />

(2121 m) – Bivacco Cosi (3<strong>11</strong>1 m)<br />

– Antelao – zurück auf dem Aufstiegsweg<br />

7 Piz Badile (3305 m), <strong>Berge</strong>ll,<br />

Schweiz/Italien<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

780 Hm 780 Hm<br />

Charakter: Die Nordostwand des<br />

Piz Badile, zu deutsch »Schaufelberg«<br />

gehört mit der berühmten Cassin-<br />

Route zu den großen Unternehmungen<br />

in den Alpen. Am einfachsten<br />

geht’s von italienischer Seite auf dem<br />

landschaftlich großartigen Normalweg<br />

mit kurzen Klettereien (II bis III).<br />

Ausgangspunkt: Capanna Gianetti<br />

(2534 m)<br />

Route: Capanna Gianetti – Südgrat<br />

– Piz Badile – Abseilen über<br />

Aufstiegsweg<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Nimm teil an der kostenlosen<br />

Anmeldung auf www.berghaus.com<br />

Da geht´s rauf: Jogi Löw und Michael Ballack beim Fotoshooting 2008<br />

Fotos: Wikipedia, dpa (rechts)<br />

8 Hunerkogel (2685 m),<br />

Dachstein, Österreich<br />

▶ schwierig 1 Std.<br />

140 Hm 140 Hm<br />

Charakter: Der Sky Walk am Hunerkogel<br />

(E) gilt als einer der schwierigsten<br />

Klettersteige in den Alpen<br />

und führt durch die überhängenden<br />

Südwände des Hunerkogel – mit<br />

Seilbahn und Aussichtsplattform <strong>für</strong><br />

Schaulustige direkt nebenan.<br />

Ausgangspunkt: Hunerkogel (2685 m)<br />

Route: Bergstation – Hunerscharte<br />

(2602 m) – Hunerscharten-<br />

Klettersteig (A/B) – Einstieg Sky<br />

Walk – Querung – sehr steiler Pfeiler<br />

– Plattenquerung – Wandpassage<br />

mit Riss – überhängender Pfeiler –<br />

Schlusswand – Bergstation<br />

9 Großer Hundstod (2594 m),<br />

Steinernes Meer, Deutschland/<br />

Österreich<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

470 Hm 4 km<br />

Charakter: Der Gipfel überragt eine<br />

eintönige Hochebene mit Dolinen<br />

und Felsschutt. Seine Besteigung ist<br />

eine unschwierige Wanderung, doch<br />

sie erfordert eine Übernachtung im<br />

Ingolstädter Haus.<br />

Ausgangspunkt: Ingolstädter Haus<br />

(2<strong>11</strong>9 m), 4½ Std. von Weißbach<br />

zwischen Lofer und Saalfelden<br />

Route: Ingolstädter Haus / Dießbachscharte<br />

– über grasbewachsene<br />

Schrofen zur Hundstodscharte und<br />

über Südrücken zum Gipfel – zurück<br />

auf dem Aufstiegsweg<br />

10 Serles (2717 m), Stubai,<br />

Österreich<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1080 Hm 8 km<br />

Charakter: Die Serles wird als<br />

»Hochaltar« über Innsbruck bezeichnet,<br />

nicht nur wegen ihrer dominanten<br />

Form, sondern auch wegen des<br />

Klosters an der Südostseite. Für den<br />

Pfad über Geröll und Felsstufen ist<br />

Trittsicherheit notwendig.<br />

Ausgangspunkt: Kloster Maria Waldrast<br />

(1638 m), Mautstraße<br />

Route: Klosterbrunnen – steiler Waldweg<br />

– Querung durch Latschenfelder<br />

und Geröllrinnen – weites Kar zwischen<br />

Lämpermahdspitze und Serles<br />

– Quelle – Serlesjöchl (2384 m)<br />

– versicherte Felsstufe – Serles –<br />

zurück auf demselben Weg<br />

<strong>11</strong> Hochtor (2369 m), Gesäuse,<br />

Österreich<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1520 Hm <strong>11</strong> km<br />

Charakter: Den höchsten Gipfel in<br />

den steilen Gesäusebergen erreichen<br />

trittsichere, schwindelfreie Wanderer<br />

über das Schneeloch und den Josefinensteig<br />

(Stellen II). Mit Übernachtung<br />

auf der Hesshütte lässt sich die<br />

Tour auf zwei Tage aufteilen.<br />

Ausgangspunkt: Johnsbach, Gasthof<br />

Kölblwirt (855 m)<br />

Hütte: Hesshütte (1699 m)<br />

Route: Johnsbach – Schneeloch<br />

(1800 m) – Hochtor – Josefinensteig<br />

(Südostgrat) – Hesshütte – Untere<br />

Koderalm – Wasserfall – Johnsbach


AUF TOUR<br />

Direkt über dem Inntal und<br />

doch weit weg von der Zivilisation:<br />

unterwegs am Stanser Joch<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


ZU DEN ZACKEN IM KARWENDEL<br />

Gefangen<br />

Fotos: Wolfgang Ehn, Dagmar Steigenberger<br />

Direkt oberhalb des<br />

dicht besiedelten<br />

Inntals findet man im<br />

Karwendel nach Harz<br />

duftende Wälder,<br />

verwitterte Felszähne<br />

und scheues Wild;<br />

aber auch Relikte von<br />

Tieren, die man in<br />

den <strong>Berge</strong>n eigentlich<br />

nicht erwarten würde.<br />

Von Annika Müller<br />

im Urgestein<br />

E<br />

twas klumpt in der Tasche der<br />

Berghose. Ein ungewöhnlich<br />

gleichmäßig rund geformter Kalkstein<br />

mit einem symmetrischen<br />

Muster aus Punkten und Linien<br />

hat den Schleudergang der Waschmaschine<br />

überlebt. Erinnerungen werden wach:<br />

das Rauschen des Windes in den Bäumen,<br />

das Plätschern eines Baches, das ferne Geläut<br />

einer Kirche irgendwo tief drunten<br />

in der Zivilisation. Wie schiefe Zähne in<br />

einem Raubtiergebiss ragen scharfkantige<br />

Zacken und Grate hinter der Lamsenjochhütte<br />

steil in die Höhe.<br />

Obwohl die Lamsenspitze mit ihren 2508<br />

Metern nicht zu den Höchsten im Karwendel<br />

zählt, fiel die markante Form schon<br />

Hermann von Barth auf,<br />

als er Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

die Gipfel dieses<br />

Gebirgsstocks zwischen Inntal, Achensee<br />

und Isar meist im Alleingang erschloss. »Die<br />

Lamsenspitze soll unersteiglich sein – so<br />

hört und liest man zu München und Innsbruck«,<br />

schrieb der Karwendelpionier im<br />

Jahr 1874 voller Ehrfurcht.<br />

Senkrechter Felstunnel<br />

Heute herrscht unbekümmertes Treiben<br />

an den Felsen rund um die Lamsenspitze:<br />

Kletterer balancieren am Nordostgrat entlang,<br />

während sich hinter der Lamsenjochhütte<br />

einige Seilschaften im Klettergarten<br />

»Dreamland« aufwärmen, den die Wirte<br />

eingerichtet haben. Von der zahmeren<br />

Südseite ist der Gipfel auch <strong>für</strong> Bergwanderer<br />

zu erreichen. Am interessantesten ist<br />

der Aufstieg über den kurzen und luftigen<br />

Brudertunnel-Klettersteig, der durch einen<br />

natürlichen, mit Eisenklammern ver-


Lange Schatten fallen ins Tal und lassen<br />

die scharfen Konturen der bizarren<br />

Felszinnen noch stärker hervortreten.<br />

1<br />

1 Der Gipfel lockt: Der Blick auf den Hochnissl vom Stanser Joch aus weckt Lust auf die nächste Wanderung. 2 Gipfelglück unter blauem<br />

Himmel an der Pfeiser Spitze 3 Frühstart: Sonnenaufgang an der Naudersalm unterhalb der Rappenspitze<br />

2 3<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Fotos: Wolfgang Ehn (3), Dagmar Steigenberger<br />

sehenen Felsdurchbruch im<br />

Gratverlauf führt. Mit viel<br />

Luft unter den Füßen geht<br />

es teilweise senkrecht hinauf.<br />

Wer nicht ganz schwindelfrei<br />

ist, dem wird hier<br />

trotz der vielen guten Metalltritte<br />

und -griffe gelegentlich der<br />

Atem stocken.<br />

Über dem schlichten Gipfelkreuz spannt<br />

sich der Himmel wolkenlos und azurblau.<br />

Die schroffen Felszähne der Karwendel-<br />

Hauptkette scheinen zum Greifen nahe. Im<br />

Südwesten lassen die Stubaier Alpen und<br />

die Zillertaler Alpen ihre Schneefelder und<br />

Gletscher um die Wette funkeln. Es herrscht<br />

Stille. Die plaudernden Massen, die am Morgen<br />

an der Bärenrast oberhalb von Stans<br />

vorfreudig ihre Stiefel schnürten, hat man<br />

hier weit hinter sich gelassen. Man fühlt<br />

sich Lichtjahre entfernt von der Zivilisation,<br />

auch wenn das Inntal und der Ort Schwaz<br />

nur einige Kilometer Luftlinie entfernt liegen.<br />

Für einen freien Blick hinunter ins Tal<br />

müsste man dem Grat folgen, der sich über<br />

Rotwandlspitze und Steinkarlspitze bis auf<br />

den Hochnissl zieht. Dieser Linie, an der die<br />

Gipfel wie an einer Perlenschnur aufgereiht<br />

sind, könnte man sogar bis hinunter nach<br />

Vomp im Inntal folgen. Doch das Licht ist<br />

längst schon in ein warmes Goldgelb übergegangen.<br />

Die dünnen Nebelfetzen, die aus<br />

dem Tal aufsteigen, sind nicht mehr watteweiß.<br />

Nach und nach haben sie ein kitschiges,<br />

fast grelles Rosa angenommen. Lange<br />

Schatten fallen ins Tal und lassen die scharfen<br />

Konturen der bizarren Felszinnen noch<br />

stärker hervortreten.<br />

Versteinerte Meeresbewohner<br />

Einst schliffen gigantische Gletscher die<br />

tief eingeschnittenen Schuttkare und Rinnen<br />

zwischen den steilen Wänden aus. Auf<br />

alpinem Muschelkalk der Mittleren Trias<br />

türmt sich bis zu 1700 Meter hoch der<br />

bei Kletterern so beliebte Wettersteinkalk.<br />

Bis sich vor 35 Millionen Jahren die Nördlichen<br />

Kalkalpen heraushoben, war dies<br />

der Grund eines seichten Meeres. Auf jeder<br />

Wanderung füllen sich daher die Rucksäcke<br />

und Taschen mit Fossilien. Was auf den<br />

Schutthalden rund um die Lamsenspitze<br />

wie einer von zahllosen Steinen aussieht,<br />

entpuppt sich auf den zweiten Blick als perfekt<br />

erhaltene Versteinerung eines Seeigels<br />

– und wandert in die ausgebeulte Hosentasche<br />

zu einem Pflanzenfossil und zahllosen<br />

Bruchstücken versteinerter Schnecken.<br />

Der Abstieg führt am Drahtseil durch eine<br />

steile Fels- und Geröllflanke hinab und<br />

Fossilien wie dieser<br />

versteinerte Seeigel liegen<br />

im Schutt verborgen.<br />

weiter durch die Lamsenscharte<br />

ins Tal. Der gesicherte<br />

Steig bestand schon vor mehr als<br />

hundert Jahren. »Mächtige Eisenstangen,<br />

am oberen Ende zu Ringen umgebogen,<br />

sind in den Felsen eingelassen;<br />

wenn Herzog Ernst von Coburg und seine<br />

Jagdgäste im Lamskar Gemsjagd halten,<br />

so wird durch diese Ringe ein Seil gezogen<br />

und dadurch ein sicherndes Geländer<br />

hergestellt. Tiefer unten findet sich noch<br />

eine Holztreppe über einen besonders steilen<br />

Absatz und ein kurzer Steg über eine<br />

Kluft«, schrieb Hermann von Barth. Sein<br />

Urteil jedoch lautete: »Der ganze Apparat<br />

ist zur Ersteigung der Scharte ein grosser<br />

Behelf der Bequemlichkeit, aber nicht unbedingt<br />

vonnöthen.«<br />

Überall im Karwendel waren die Jäger die<br />

ersten Erschließer. Durch die enorme Abgeschiedenheit<br />

– Übergänge zwischen<br />

den drei Haupttälern sind selten und die<br />

wenigen sind meist schroff und unwegsam<br />

– war das Gebirge als Siedlungsraum lange<br />

Zeit uninteressant. Heute ist das Karwendel<br />

als »Alpenpark« ausgewiesen. Weite Teile<br />

des 900 Quadratkilometer großen Gebirges<br />

stehen unter Natur- oder Landschaftsschutz<br />

und sind als Ruhegebiete deklariert. In den<br />

dichten Wäldern und schwer zugänglichen<br />

Felsflanken findet das Wild heute einen nahezu<br />

unberührten Lebensraum.<br />

KOMPAKT<br />

Silberregion<br />

Karwendel<br />

Anfahrt: Von Bregenz und von München<br />

mit dem Auto über die Inntalautobahn A12,<br />

Ausfahrt Jenbach, Schwaz oder Vomp. Alternativ<br />

von München aus kommend mautfrei<br />

über Tegernsee und Achensee. Mit der Bahn<br />

über Rosenheim und Kufstein. Die Schnellzüge<br />

(ICE/IC/EC) halten am Bahnhof in<br />

Jenbach oder in Innsbruck, Regionalzüge<br />

halten in Stans, Schwaz, Pill und Terfens.<br />

Information: Tourismusverband Silberregion<br />

Karwendel, A-6130 Schwaz,<br />

Münchnerstraße <strong>11</strong>, Tel. 00 43/(0) 52 42/<br />

6 32 40, info@silberregion-karwendel.at,<br />

www.silberregion-karwendel.com<br />

Karte: Kompass 1:50 000, Blatt Nr. 26<br />

»Karwendelgebirge«<br />

Literatur: Pröttel »Wanderführer Karwendel<br />

und Wetterstein«, Bruckmann, 20<strong>11</strong><br />

WIE<br />

GEZWICKTE<br />

MACHART<br />

HANWAG aus dem oberbayrischen<br />

Vierkirchen (benannt nach Firmengründer<br />

HANs WAGner) stellt seit<br />

1921 Berg- und Trekking-Schuhe von<br />

höchster Qualität her<br />

Bei Hanwag fertigen wir auch alle<br />

Halbschuhmodelle konsequent in<br />

„gezwickter Machart“ – vermutlich<br />

als einziger Hersteller weltweit.<br />

Die Vorteile des klebegezwickten<br />

Schuhwerks sind eine dauerhafte<br />

Formstabilität, Langlebigkeit sowie<br />

die Möglichkeit einer problemlosen<br />

Wiederbesohlung.<br />

WWW.HANWAG.DE


TOUREN<br />

Felsige Gipfel zwischen Bayern und Tirol<br />

Unbezwingbar wirken die Zacken des Karwendels auf die Wanderer unten im Inntal. Doch wer sich nicht<br />

scheut, hin und wieder die Hände zu gebrauchen, erreicht viele der Gipfel über leichte Kletterstellen.<br />

1 Lamsenspitze (2508 m)<br />

▶ mittel 6½ Std.<br />

1390 Hm 1390 Hm<br />

Charakter: Die formschöne<br />

Lamsenspitze ist ein klassischer<br />

Karwendelgipfel im Talschluss des<br />

Falzthurntales. Durch die Verbindungswand<br />

zwischen Hochnissl und<br />

Lamsenspitze führt ein gut ausgebauter<br />

Klettersteig. Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit sind <strong>für</strong> die<br />

ausgesetzten Stellen am Lamsenjoch<br />

und im Gipfelanstieg nötig. Bei<br />

hohem Besucherandrang herrscht<br />

Steinschlaggefahr!<br />

Ausgangspunkt: Gramaialm (1263 m)<br />

Hütte: Lamsenjochhütte (1953 m),<br />

Mitte Juni bis Mitte Oktober geöffnet,<br />

Tel. 00 43/52 44/6 20 63<br />

Route: Gramaialm (1263 m) – Lamsenjochhütte<br />

(1953 m) – Lamsscharte<br />

– Lamsenspitze – zurück auf<br />

dem Anstiegsweg<br />

Alternative: Vom Alpengasthof Eng<br />

erreicht man die Lamsenjochhütte<br />

über die Binsalm und das Westliche<br />

Lamsenjoch in 2½ Stunden.<br />

2 Hochnissl (2546 m)<br />

▶ schwierig 10 Std.<br />

1800 Hm 1800 Hm<br />

Charakter: Bis zum Gipfel des<br />

Hochnissl führt die Bergtour südseitig<br />

(im Sommer sehr heiß) über Waldpfade,<br />

Schotter-, Schrofen- und teils<br />

versichertes Felsgelände mit großartiger<br />

Aussicht auf die Hintertuxer<br />

Gletscherberge. Der Abstieg über den<br />

Grat ist ausgesetzt, teils mit Drahtseil<br />

gesichert und enthält kurze Kletterstellen.<br />

Wer den Aufstiegsweg zurück<br />

wählt, spart etwa drei Stunden.<br />

Ausgangspunkt: Gasthaus Karwendelrast<br />

(830 m), bei Vomperberg im<br />

Inntal<br />

Einkehr: Gasthaus Karwendelrast<br />

(830 m), Tel. 00 43/52 42/6 22 51,<br />

keine Übernachtung<br />

Route: Karwendelrast (830 m) –<br />

Dawald-Jagdhütte (1274 m) –<br />

Einsattelung beim Niedernissl<br />

(2067m) – Hochnissl (2546 m) –<br />

Steinkarlspitze (2460 m) – Rotwandlspitze<br />

(2322 m) – Jagdhütte<br />

Zwerchbach (1030 m) – Gasthaus<br />

Karwendelrast (830 m)<br />

Hinter der Lamsenjochhütte beginnt die Welt der Vertikalen.<br />

3 Ochsenkopf (2148 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

1600 Hm 1600 Hm<br />

Charakter: Die Rundwanderung über<br />

den Ochsenkopf und das Stanser<br />

Joch führt durch die wildromantische<br />

Wolfsklamm und über St. Georgenberg,<br />

den ältesten Wallfahrtsort in<br />

Tirol. Wunderbare Aussichten auf<br />

Achensee, Guffert, Rofan sowie die<br />

Zillertaler Alpen<br />

Ausgangspunkt: Stans, Parkplatz<br />

Wolfsklamm (563 m)<br />

Hütte: Wallfahrtseinkehr St. Georgenberg<br />

(898 m), keine Übernachtung<br />

Route: Stans (563 m) – St. Georgenberg<br />

(898 m) – Stanser Niederleger<br />

(1355 m) – Stanser Hochleger<br />

(1961 m) – Stanser Joch (2102 m)<br />

– Ochsenkopf (2148 m) – Plattenalm<br />

(1491 m) – St. Georgenberg – Stans<br />

4 Großer Bettelwurf (2726 m)<br />

▶ schwierig 9 Std.<br />

1930 Hm 1930 Hm<br />

Charakter: Die Überschreitung von<br />

Kleinem und Großem Bettelwurf<br />

ist teilweise als Klettersteig angelegt,<br />

weist aber auch einige ungesicherte<br />

Kletterstellen im I. und II. Grad<br />

(UIAA) auf. Der Abstieg über den<br />

Eisengatter grat ist mittels Drahtseil<br />

gesichert und einfacher als die<br />

Überschreitung der beiden Gipfel.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am<br />

Halltaleingang (772 m), das Tal ist<br />

seit 2012 <strong>für</strong> den Verkehr gesperrt.<br />

Es gibt aber die Möglichkeit, mit dem<br />

Taxi zum Parkplatz Bettelwurfeck zu<br />

fahren (Tel. 00 43/52 23/4 55 00).<br />

Hütte: Bettelwurfhütte (2079 m)<br />

Route: Halltaleingang (800 m) –<br />

Parkplatz Bettelwurfeck – Bettelwurfhütte<br />

(2077 m) – Kleiner Bettelwurf<br />

(2650 m) – Großer Bettelwurf (2725 m)<br />

– Bettelwurfeck – Halltaleingang<br />

5 Speckkarspitze (2621 m)<br />

▶ schwierig 7½ Std.<br />

1900 Hm 1900 Hm<br />

Charakter: Die Speckkarspitze<br />

bietet einmalige Fern- und Tiefblicke<br />

auf Innsbruck und Hall in Tirol.<br />

Der Aufstieg über den Westgrat weist<br />

Kletterstellen im I. Grad (UIAA)<br />

auf, der Abstieg über den Nordgrat<br />

mit Drahtseilen versicherte Passagen.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am Halltaleingang<br />

(772 m)<br />

Route: Halltaleingang – ehemaliger<br />

oberer Wanderparkplatz (1320 m)<br />

– Issanger (1626 m) – Lafatscher<br />

Joch (2081 m) – Speckkarspitze<br />

(2621 m) – Lafatscher Joch (2081 m)<br />

– Issjöchl (1668 m) – Halltaleingang<br />

(772 m)<br />

6 Hundskopf (2229 m)<br />

▶ mittel 3¼ Std.<br />

720 Hm 720 Hm<br />

Charakter: Die Halbtagestour auf<br />

den eher unscheinbaren Hundskopf<br />

ist mit einem Klettersteig und<br />

weiteren ausgesetzten, aber mit<br />

Drahtseil gesicherten Stellen sehr<br />

kurzweilig. Es besteht immer wieder<br />

Steinschlaggefahr.<br />

Ausgangspunkt: Hinterhornalm<br />

(1522 m)<br />

Hütte: Hinterhornalm (1522 m),<br />

derzeit keine Übernachtungen<br />

Route: Hinterhornalm (1522 m) –<br />

Hundskopf (2243 m) – Hinterhornalm<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Nicht Mountainbike,<br />

sondern Bergradl<br />

nennt Walter Edelbauer<br />

das, womit er zur<br />

Hütte gekommen ist.<br />

Höhenluft schnuppern beim Blick vom Gipfel der Lamsenspitze ins Falzthurntal<br />

WIE<br />

BELORADO<br />

LOW GTX ®<br />

Fotos: Wolfgang Ehn (2), Dagmar Steigenberger; Karte: Heidi Schmalfuß<br />

Auch die Menschen, die sich in den Tälern<br />

des Karwendels niedergelassen haben,<br />

sind geprägt vom rauen, zwischen Bayern<br />

und Tirol eingeklemmten Gebirge.<br />

Urgestein mit fremdem Dialekt<br />

»Ist euch aufgefallen, dass hier sogar der<br />

Dialekt ein anderer ist?«, fragt Walter<br />

Edelbauer. Der 70-Jährige sitzt auf der Terrasse<br />

der Lamsenjochhütte. Normalerweise<br />

führt er <strong>für</strong> den Tourismusverband in<br />

Schwaz kostenlose Wanderungen ins Karwendel.<br />

Gerade sei er allerdings privat unterwegs,<br />

erklärt er, bevor er anhebt, über<br />

die Geschichte der bajuwarischen Dialekte<br />

zu dozieren, die <strong>für</strong> ihn mit den Siedlungsbewegungen<br />

in der Würmeiszeit beginnt.<br />

Nach bajuwarischer Landnahme und<br />

dem Verlust Südtirols, der ihm tiefe Furchen<br />

ins braun gebrannte Gesicht zieht,<br />

landet er bei Mussolini. Immerhin habe<br />

man diesem die vielen Militärstraßen<br />

zu verdanken, die sich so wunderbar<br />

zum Mountainbiken eignen.<br />

Edelbauer sagt freilich nicht<br />

»Mountainbike«, sondern<br />

»Bergradl«. Mit dem ist er an<br />

diesem Tag auch zur Hütte<br />

gekommen. Den Luxus, rollend<br />

ins Tal zu gleiten, haben<br />

die Wanderer nicht. Sie verabschieden<br />

sich zeitig am Abend, um in den nächsten<br />

Tagen zu weiteren Karwendel-Zielen aufzubrechen.<br />

Der Inntalblick prägt die meisten Wanderungen<br />

der Silberregion, so auch die aufs<br />

Stanser Joch und den Ochsenkopf. Wildromantische<br />

Brücken und Stege führen zunächst<br />

durch die Wolfsklamm, bevor der<br />

Weg in St. Georgenberg, dem ältesten Wallfahrtsort<br />

in Tirol, sonnigeres Wald- und<br />

Wiesengelände erreicht. Am Stanser Joch<br />

hat der Mensch der Natur tiefe Wunden<br />

geschlagen. Masten, Lawinenverbauungen<br />

und Schneezäune krallen sich in den Bergrücken;<br />

zum Glück nur eine kurze Episode<br />

auf dieser aussichtsreichen Wanderung,<br />

die über den luftigen Grat hinauf auf den<br />

Ochsenkopf führt. Gleich fünf Gipfel an einem<br />

Tag kann man bei der Überschreitung<br />

von Hirschkopf, Fiechterspitze, Mittagsspitze,<br />

Schneekopf und Bärenkopf besteigen.<br />

Während der Touren wandern<br />

die Finger immer wieder in die Tasche<br />

und streicheln dort über den rauen,<br />

kalten Stein, der vor Millionen von<br />

Jahren ein Seeigel war. Damals, als<br />

an diesem Ort noch kein Gebirge<br />

existierte, sondern Meereswellen<br />

über die Riffe rollten. ◀<br />

Der Trail-Halbschuh Belorado Low<br />

GTX ® ist ein vielseitiger Schuh <strong>für</strong><br />

schnelle Wanderungen oder ausgedente<br />

Outdoor-Reisen. Für gut<br />

Trainierte, auch eine echte Alternative<br />

zu gängigen Mid-Cut-Modellen.<br />

Durch einen konsequent zu Ende<br />

gedachten Materialmix aus PUbeschichtetem<br />

Spaltleder, Cordura<br />

und GORE-TEX ® erzielen wir einen<br />

erstaunlich robusten Schuh bei<br />

niedrigem Gewicht.<br />

Erhältliche Farben<br />

und weitere Infos<br />

auf unserer Website.<br />

Birch Green UN Blue Schwarz Fuchsia<br />

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AUF TOUR<br />

NEUE SERIE:<br />

Von Null aufs Dach der Alpen<br />

Antreten!<br />

Der Weg aufs Dach der Alpen scheint weit, wenn man<br />

bei Null beginnt. Doch wer sich nach Plan steigert,<br />

kann schon in einem Jahr dem Traumziel Mont Blanc<br />

deutlich näher kommen. In Teil 1 unserer Serie:<br />

richtig gehen am Berg. Von Moritz Baumstieger<br />

Teil 1 – Gehschule<br />

Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />

Teil 3 – Bergauf!<br />

Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />

Teil 5 – Erster »Zweier«<br />

Teil 6 – Ausrüstung<br />

Teil 7 – Ernährung<br />

Teil 8 – Schneeschuhtour<br />

Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />

Teil 10 – Hochtourentechnik<br />

Teil <strong>11</strong> – Wetterkunde<br />

Teil 12 – Hochtourentaktik<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


EINE INITIATIVE VON<br />

+<br />

Foto: Robert Bösch / Archiv Mammut<br />

In einem Jahr gewappnet und fit <strong>für</strong><br />

den Mont Blanc – das ist die Idee der<br />

neuen Serie »Von Null aufs Dach der Alpen«,<br />

die der BERGSTEIGER in Kooperation<br />

mit Mammut präsentiert. Zwölf Folgen<br />

werden erklären, welches Wissen, welche<br />

Techniken und welche Voraussetzungen<br />

aus einem Schönwetter-Wanderer ein<br />

Nordwandgesicht machen. Damit diese<br />

<strong>Bergsteiger</strong>-Schule aber kein Trockenklettern<br />

in Gedanken bleibt, hecken die<br />

Experten der Mammut Alpine School <strong>für</strong><br />

jede Folge einen kleinen Trainingsplan<br />

aus. Und damit die neu erworbenen<br />

Fähigkeiten<br />

getestet<br />

und vertieft werden können, präsentiert<br />

die BERGSTEIGER-Redaktion dazu die<br />

ideale Trainingstour. Zum Abschluss der<br />

Serie geht es im Sommer 2015 dann<br />

wirklich auf den Mont Blanc: Der BERG-<br />

STEIGER und die Mammut Alpine School<br />

verlosen unter den Lesern eine geführte<br />

Tour auf den weißen Riesen.<br />

Dazu einfach die Coupons<br />

sammeln und einschicken.<br />

Hang zum Queren:<br />

Abseits der Wege fordert<br />

auch vermeintlich<br />

leichtes Gelände<br />

den ganzen Körper.<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 41


Trittsicherheit in jedem Gelände ist wohl das wertvollste Gut eines <strong>Bergsteiger</strong>s. Sie kommt durch Erfahrung und bleibt durch Übung.<br />

Jeder noch so lange Weg beginnt mit<br />

einem ersten Schritt. Diese chinesische<br />

Weisheit ist in diesem Fall<br />

keine blumige Metapher, »Weg«<br />

und »Schritt« sind eher ideale Stichworte.<br />

Denn wer auf hohe <strong>Berge</strong> möchte,<br />

muss gehen können – und zwar richtig.<br />

Was das Tempo betrifft, was die Technik<br />

angeht, wenn es Geröll oder Schneefelder<br />

zu überwinden gilt.<br />

Das Thema Tempo ist schnell abgehandelt:<br />

Wer lange durchhalten will, sollte es<br />

langsam angehen. In den ersten dreißig<br />

Minuten kann sich entscheiden, ob der<br />

Tourentag erfolgreich wird oder ob er in<br />

Erschöpfung endet. Deshalb besser gedrosselt<br />

loslaufen, dazu auf den Atem achten.<br />

Wer jetzt schon nach Luft schnappt, ist zu<br />

schnell unterwegs. Ist der Kreislauf nach<br />

zirka einer halben Stunde in Schwung,<br />

kann das Tempo angezogen werden –<br />

man sollte aber immer noch Luft haben,<br />

um nebenbei ein wenig zu reden.<br />

Die Standfestigkeit eines Berggehers ist auch<br />

durch sein Gleichgewicht bedingt – der Einsatz<br />

von Stöcken fördert und zerstört es zugleich.<br />

Kleine Schritte sparen Kraft, vor allem,<br />

wenn es steiler wird. Dann sollte man auch<br />

darauf achten, so viel Sohlenfläche wie<br />

möglich zu benutzen. Steile Wege verleiten<br />

dazu, auf den Ballen zu laufen und die<br />

Ferse nicht aufzusetzen – was die Wadenmuskulatur<br />

in kurzer Zeit ermüdet. Beim<br />

Schritt sollte das Körpergewicht auf das<br />

belastete Bein verlagert werden, um möglichst<br />

viel Druck auf die Sohle und so eine<br />

bessere Standfestigkeit zu bekommen.<br />

▶ Stöcke verwenden – ja oder nein?<br />

Die Standfestigkeit eines Berggehers ist<br />

auch durch sein Gleichgewicht bedingt –<br />

der Einsatz von Stöcken fördert und zerstört<br />

es zugleich. Einerseits stabilisieren sie<br />

den Geher in der konkreten Situation, etwa,<br />

wenn er einen Bach überqueren muss<br />

oder im ausgesetzten Gelände unterwegs<br />

ist. Wer aber immer mit Stöcken geht,<br />

lässt den natürlichen Gleichgewichtssinn<br />

seines Körpers verkümmern. Deshalb die<br />

Stöcke ab und zu bewusst zu Hause lassen,<br />

auch wenn sie unbestritten nützlich sind:<br />

Der TÜV Süd hat festgestellt, dass sie den<br />

Kniegelenken bei dreistündigem Gehen etwa<br />

eine Tonne Belastung ersparen.<br />

Da<strong>für</strong> muss die Länge richtig eingestellt<br />

sein: Der Ellenbogen sollte einen rechten<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


TOUR<br />

TOURENTIPP zum Nachgehen<br />

Kompar (20<strong>11</strong> m)<br />

Karwendel<br />

▶ leicht 5 Std.<br />

1050 Hm 1050 Hm<br />

Fotos: Robert Bösch / Archiv Mammut (li.), Peter Albert (re.)<br />

Geröllabfahrten schonen die Knie enorm.<br />

Winkel beschreiben. Je nachdem wie steil<br />

das Gelände ist und ob man auf- oder absteigt,<br />

muss also angepasst werden. Wichtig<br />

ist auch, die Stöcke richtig zu greifen:<br />

Von unten durch die Schlaufe, nur so kann<br />

man bergab Beine und Wirbelsäule entlasten<br />

– wer sich von oben auf die Griffe<br />

stützt, erreicht hingegen nichts.<br />

▶ Fluch und Segen: Schotterkare<br />

Gleichgewicht und Standfestigkeit werden<br />

besonders wichtig, wenn präparierte Pfade<br />

enden und es durch wegloses Gelände<br />

geht. Stöcke helfen auch hier, vor allem<br />

aber muss die richtige Gehtechnik gewählt<br />

werden. In Schotterkaren und Geröllhalden<br />

empfiehlt es sich, auf die größeren<br />

Blöcke zu steigen. Durch das Körpergewicht<br />

werden sie auf die kleineren Steinstücke<br />

gepresst und bieten sichere Tritte.<br />

Beim Abstieg auch hier besser kleinere<br />

Schritte wählen – Geübte können auch<br />

in der Falllinie »abfahren«, sollten da-<br />

Charakter: Einfache Drei-Jahreszeiten-<br />

Wanderung mit fantastischer Aussicht in<br />

die Eng und den Karwendelhauptkamm<br />

Anfahrt: Von München über Bad Tölz<br />

und den Sylvensteinsee nach Hinterriß.<br />

Ab hier Mautstraße (ab Anfang Mai<br />

geöffnet) bis zum Parkplatz P8 bei den<br />

Hagelhütten. Oder per BOB nach Lenggries<br />

und weiter mit dem <strong>Bergsteiger</strong>bus<br />

der RVO (Kombitickets erhältlich!)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz P8/Bushaltestelle<br />

bei den Hagelhütten (1077 m),<br />

ca. 9 km hinter der Mautstelle Hinterriß<br />

Verlauf: Dem Wirtschaftsweg zwischen<br />

den Hagelhütten in südöstlicher Richtung<br />

folgen. Hinter der letzten Almhütte<br />

über den Bach. Durch schütteren<br />

Bergwald geht es auf einem Forstweg<br />

empor bis zum Hasental-Niederleger,<br />

bald darauf zum Mittelleger. Von dort<br />

steigt man teils weglos durch Almwiesen<br />

und Latschen bergauf. Unterhalb eines<br />

langen Wiesenkammes, der vom Kompar<br />

herabzieht, trifft man auf den Hasental-Hochleger.<br />

Von hier auf den breiten<br />

Gipfelkamm, vorbei am Abzweig zum<br />

Plumsjoch und steil nach rechts empor<br />

zum Gipfelaufschwung.<br />

Abstieg: Wie Aufstieg oder am Satteljoch<br />

der Beschilderung Richtung Plumsjoch<br />

folgen, über Bergwiesen und verwurzelten<br />

Steig hinab zur Plumsjochhütte. Von<br />

hier gut beschildert hinab zum Parkplatz.<br />

Karte: Kompass 1:50 000, Nr. 26<br />

»Karwendelgebirge«<br />

Einkehr: Plumsjochhütte oder am Ende<br />

der Tour in der Eng bzw. in Hinterriß.<br />

4 CDs, 19,99 € / 29,90 sFr*<br />

Jürgen von der Lippe<br />

© André Kowalski<br />

© Peter Müllritter


TRAININGSPLAN<br />

1 IN DIE QUERE KOMMEN<br />

Ziel: Den Körperschwerpunkt fi nden<br />

Umsetzung: Suchen Sie sich einen kleinen,<br />

steilen Hang, etwa am örtlichen Rodelberg.<br />

Queren Sie den Hang mehrmals. Lehnen<br />

Sie sich beim ersten Mal stark zum Hang,<br />

beim nächsten Mal etwas weiter talwärts, bis<br />

Sie schließlich aufrecht gehen und sich der<br />

Körperschwerpunkt über den Füßen befi ndet.<br />

Besonders beachten: Achten Sie darauf, wie<br />

viel Druck Sie jeweils auf die Außenkante ihrer<br />

Sohle bringen. Je mehr Abstand Sie zum Hang<br />

zulassen, desto stabiler wird der Stand.<br />

2 SICHER ANTRETEN<br />

Ziel: Gleichgewicht und Trittsicherheit erhöhen<br />

Umsetzung: Legen Sie sich auf einer Wiese<br />

einen Parcours aus Steinen und dicken Ästen,<br />

variieren Sie dabei die Abstände zwischen<br />

den Objekten. Balancieren Sie dann über den<br />

Parcours, in dem Sie nur auf die Steine und<br />

Äste steigen. Wenn Sie das gut schaffen, versuchen<br />

Sie die Strecke erst so schnell, dann<br />

so langsam wie irgend möglich ohne Fehler zu<br />

meistern.<br />

Besonders beachten: Treten Sie einmal<br />

die Steine mit den Ballen an, dann wieder mit<br />

der Fußmitte, dann mit dem Sohlenrand.<br />

Wie fühlen Sie sich am sichersten?<br />

3 HAUSHALTEN LERNEN<br />

Ziel: Ökonomisch gehen<br />

Umsetzung: Steigen Sie mit normalem Schrittabstand<br />

ein steiles Wegstück hinauf und<br />

zählen Sie ihre Schritte. Versuchen Sie dann,<br />

die selbe Strecke mit halb so vielen Schritten<br />

zu meistern, dann mit doppelt so vielen.<br />

Besonders beachten: Setzen Sie <strong>für</strong> ein paar<br />

Schritte nur die Ballen, dann wieder die<br />

ganze Sohle auf und erspüren Sie, wie Ihre<br />

Wadenmuskeln reagieren.<br />

COUPON 1<br />

Die Technik macht den Unterschied: Wer richtig geht, kann lange Tage am Berg genießen.<br />

Wenn sich Skifahrer zu nah an den Hang lehnen,<br />

greifen ihre Kanten schlecht – ungeübten<br />

Gehern passiert das im weglosen Gelände oft.<br />

bei aber das Tempo kontrollieren, um stets<br />

abbremsen zu können.<br />

Im Schrofengelände – einer Mischung<br />

aus Felsabsätzen und Grasstücken – ist<br />

es ratsam, möglichst auf die Graspartien<br />

zu treten. Aber Achtung: Ist das Gras lang<br />

und nass, kann es so rutschig sein wie eine<br />

Eisfläche, Schrofen zählen deshalb zu den<br />

schwierigsten Geländearten. Besonders<br />

im Abstieg kann das gefährlich werden –<br />

und dass man auch wieder runter muss,<br />

sollte man bedenken, bevor man eine Passage<br />

nach oben steigt.<br />

▶ Antreten in weglosem Gelände<br />

Generell gilt im weglosen Gelände: Auf<br />

hartem Boden (Fels oder Eis) sollte man so<br />

viel Sohlenfläche wie möglich aufsetzen,<br />

sozusagen »auf Reibung« gehen. Ist der<br />

Untergrund eher weich (Schotter, Gras,<br />

Erde), versucht man, die bergseitige Kante<br />

der Sohle zu nutzen, ähnlich wie ein<br />

Skifahrer, der eine eisige Piste diagonal<br />

abfährt. Wenn sich Skifahrer in solchen<br />

Situationen zu nah an den Hang lehnen,<br />

greifen ihre Kanten schlechter – auch<br />

das sollte man im Hinterkopf behalten.<br />

Ungeübte Geher tun das im weglosen<br />

Gelände nämlich oft, weil es ihnen sicherer<br />

erscheint. In Wirklichkeit aber steigt<br />

die Gefahr abzurutschen, der Körperschwerpunkt<br />

sollte immer über den Füßen<br />

bleiben.<br />

Bis in den Sommer hinein versperren oft<br />

Schneefelder den Weg. Das Queren (bei<br />

dem wieder die Kanten der Sohle eingesetzt<br />

werden), ist gefährlich, das Aufsteigen<br />

meist einfacher. Ein Trick, der überraschend<br />

oft funktioniert: Einfach am Rand<br />

ein Stückchen absteigen und dann das<br />

Schneefeld aufsteigen. Dazu sind oft Trittstufen<br />

nötig, die mit dem Schuh (oder dem<br />

Pickel) geschlagen werden müssen. Ihre<br />

Trittfläche sollte horizontal oder leicht<br />

zum Berg geneigt sein und möglichst viel<br />

der Sohle aufnehmen. Das ist oft anstrengend<br />

und zeitraubend, aber nötig. Denn<br />

jeder noch so lange Weg endet mit dem<br />

letzten Schritt – und der soll ja nicht der<br />

letzte <strong>für</strong> immer sein.<br />

◀<br />

Foto: Robert Bösch / Archiv Mammut, Grafik: Gerog Sojer<br />

Das große 4000er-Gewinnspiel<br />

Ausschneiden, sammeln und mit<br />

allen 12 Coupons eine Besteigung<br />

des Mont Blanc mit der Mammut<br />

Alpine School gewinnen.<br />


IN DEN DOLOMITEN DES TIZIANS<br />

Aus der Ferne erscheint das Gebirge bewegungslos und still.<br />

Es scheint sich nie zu verändern, immer stolz und festlich in<br />

seiner Erhabenheit. Aber nähert man sich dem Gebirge so<br />

sehr, dass man es unter den Füßen spürt, dann merkt man,<br />

wie sehr es sich bewegt, wie sehr es sich ständig verändert –<br />

animiert von einer Natur, die in ihm lebt, fließt, spricht.<br />

Das ist das Erlebnis, das man genießt, wenn man inmitten<br />

der Dolomiten des Tizians eine der 30 Wandertouren geht, die<br />

das Reich der Schneeschuhe zu bieten hat. Eine paradiesische<br />

Ecke, umgeben von Gipfeln wie dem Pelmo, dem Antelao und<br />

der Berggruppe Marmarole, der Gruppe Cadini di Misurina,<br />

den Drei Zinnen und dem Peralba. Eine der faszinierendsten<br />

Landschaften der Welt – Genuss im Rhythmus Ihrer Atmung.<br />

INFO: Fremdenverkehrsbüros<br />

AURONZO DI CADORE<br />

auronzo@infodolomiti.it<br />

tel. 0435.9359<br />

CALALZO DI CADORE<br />

calalzo@infodolomiti.it<br />

tel. 0435.32348<br />

SAN VITO DI CADORE<br />

sanvito@infodolomiti.it<br />

tel. 0436.9<strong>11</strong>9<br />

SAPPADA<br />

sappada@infodolomiti.it<br />

tel. 0435.469131<br />

Iniziativa finanziata dal Programma di Sviluppo Rurale per il Veneto 2007 - 2013 - Asse 4 Leader<br />

Organismo responsabile dell’informazione: Comune di Lozzo di Cadore<br />

Autorità di gestione: Regione del Veneto - Direzione Piani e Programmi del Settore Primario


AUF TOUR<br />

Das letzte Licht des<br />

Tages: Wanderer am<br />

Pürschling (1566 m)<br />

Gratwanderungen über Schloss Linderhof<br />

Königliche<br />

Kämme<br />

Das Tal von Graswang teilt das Ammergebirge in eine nördliche und<br />

eine südliche Hälfte. Wo früher die bayerischen Könige bevorzugt<br />

auf Jagd gingen, finden Wanderer heute ein reiches Betätigungsfeld.<br />

Sogar so manches <strong>für</strong> voralpine Gebiete überraschend einsame<br />

Schmankerl ist dabei. Von Mark Zahel<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Foto: Bernd Ritschel<br />

Stille und Trubel liegen manchmal<br />

dicht beieinander. Im Herzen des<br />

bayerischen Ammergebirges hat<br />

der Trubel einen Kulminationspunkt:<br />

Linderhof. Das Königsschloss<br />

nach französischem Vorbild lockt<br />

alljährlich Hunderttausende Touristen aus<br />

aller Welt an – Kulturbeflissene mit Hang<br />

zu märchenhafter altbayerischer Schlösserromantik<br />

oder einfach jene Reisende,<br />

die den empfohlenen »Highlights« aus ihrem<br />

Reiseführer nachjagen. Die <strong>Berge</strong> sind<br />

<strong>für</strong> die meisten nur Kulisse. Sicher, es gibt<br />

einladendere Ansichten als die dunklen, da<br />

und dort von schrofigen Felsköpfen überragten<br />

Waldflanken über dem Quelltal der<br />

Ammer. Doch oben erweitert sich der Horizont.<br />

Erst aus dieser Perspektive offenbart<br />

sich die Anmut des Graswangtals zwischen<br />

Kloster Ettal und dem Ammerwald.<br />

Wie ein urzeitlicher Drachenrücken<br />

Direkt beim Schloss Linderhof kann man<br />

die Biege bergwärts machen. Je nachdem,<br />

ob man dann links oder rechts geht,<br />

kommt man entweder zu den Brunnenkopf-<br />

oder den Pürschlinghäusern. Beide<br />

entstammen als Jagdunterkünfte einer<br />

hochherrschaftlichen Vergangenheit.<br />

Später übernahm sie der Alpenverein. Sie<br />

liegen am Maximilianweg, auf dem sich<br />

die nördliche Kette der Ammergauer Alpen<br />

von Oberammergau bis nach Füssen<br />

prima durchqueren lässt. Manch kecker<br />

Gipfel wird dabei aber leider nicht berührt,<br />

zum Beispiel der Sonnenberg, der<br />

einen fulminanten Tief blick auf Graswang<br />

gewährt, und vom August-Schuster-<br />

Haus am Pürschling bloß eine – überaus<br />

spannende – Gehstunde entfernt liegt.<br />

Deutlich lebhafter spielt es sich normalerweise<br />

am Teufelstättkopf ab. Umso verblüffender,<br />

wenn die Gesellschaft vieler<br />

Zweibeiner abgelöst wird von jenen, die<br />

auf vier flinken Hufen durch die Matten<br />

und Latschen springen. Schon König Max<br />

II. wusste um die Ammergauer Alpen als<br />

legendäres Gämsenrevier. Wer sich auf die<br />

Kammroute über Laubeneck und Hennenkopf<br />

begibt, erlebt unter Umständen ganz<br />

unvermittelte Begegnungen und genießt<br />

dabei die Schau hinaus ins Alpenvorland.<br />

Eine der rassigsten Touren ist die Überschreitung<br />

der Großen Klammspitze, die<br />

ostseitig von den Brunnenkopfhäusern<br />

durchs Wintertal bestiegen wird und<br />

westseitig den luftigen Klammspitzgrat<br />

aufwirft. Fast wie ein urweltlicher Drachenrücken<br />

schaut dieser aus, wenn ringsum<br />

ein Nebelmeer wabert. Nach einer<br />

unterhaltsamen Kraxelei nähert man sich<br />

jenseits des Feigenkopfes dem Bäckenalmsattel<br />

und wirft damit schon ein Auge ins<br />

Kenzengebiet und zur Hochplattengruppe.<br />

Mit individueller Note<br />

Dieses vielseitige Tourenumfeld wird vom<br />

eigentlichen Graswangtal freilich nur am<br />

Rande tangiert, etwa mit Hasentalkopf<br />

und Vorderscheinberg, die als Gipfelduo<br />

eine seengeschmückte Trichterdoline einrahmen.<br />

Wer vom Sägertal-Parkplatz aus<br />

über den völlig vernachlässigten Ostrücken<br />

auf die Scheinbergspitze steigt und<br />

sich anschließend über die Gratverbindung<br />

zum Lösertalkopf vorarbeitet, erlebt<br />

eine wilde, verzwickte Angelegenheit,<br />

weitgehend pfadlos und angesichts morscher<br />

Schrofenpartien und widerborstiger<br />

Latschen gewiss nicht unter der Rubrik<br />

»Genusswandern« einzuordnen. Letztlich<br />

bleibt es jedem selbst überlassen, diese<br />

urtümliche, raue Facette gelegentlich bewusst<br />

zu suchen.<br />

Das gelingt auch auf der anderen Seite der<br />

Ammerwaldstraße, am Massiv der Kreuzspitze,<br />

die im bayerischen Gebietsanteil<br />

von keinem anderen Berg übertroffen<br />

wird. Der Normalweg über das Hochgries<br />

und die Schulter am Schwarzenköpfl eignet<br />

sich schon mal <strong>für</strong> wohldosierte<br />

INFO<br />

Der »Kini« und<br />

die Einsamkeit<br />

König Ludwig II. von Bayern schätzte sowohl<br />

den Prunk märchenhafter Schlösser als<br />

auch die Abgeschiedenheit in der Natur.<br />

Beides konnte er im Ammergebirge verwirk<br />

lichen. Sein Lieblingsschloss Linderhof<br />

ließ er im neobarocken Stil bauen und<br />

verbrachte dort wesentliche Zeit abseits der<br />

ungeliebten Münchner Amtsgeschäfte.<br />

Die Gestaltung der Innenräume wie auch<br />

der Gartenanlage bringt die verspielte<br />

Extravaganz des Monarchen zum Ausdruck<br />

und fasziniert Besucher bis zum heutigen<br />

Tag. Immer wieder zog sich Ludwig aber<br />

auch in die Einsamkeit der <strong>Berge</strong>shöhen<br />

zurück. Sein Vater, König Max II., hatte dort<br />

bereits Pirschhäuser errichten lassen, um<br />

seiner Leidenschaft zu frönen. Diese nutzte<br />

auch Ludwig als Zufl uchtsort, wenn er sich<br />

ganz dem Stillschweigen hingeben wollte.<br />

Der Alpenverein erwarb die Jagdhäuser am<br />

Brunnenkopf und am Pürschling nach dem<br />

Ersten Weltkrieg und funktionierte sie in<br />

Anlaufstellen <strong>für</strong> Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong><br />

um. Das Erstgenannte ist noch sehr urig<br />

erhalten geblieben.<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47


TOUREN<br />

Rund um das Graswangtal<br />

Links und rechts der Linder gibt es eine Reihe lohnender Gipfel, die <strong>für</strong> das voralpine Ammergebirge<br />

schon recht zünftig anmuten. Vielfach locken spannende Gratrouten. Wir haben zehn <strong>für</strong> Sie ausgesucht.<br />

1 Kofel (1342 m) – Brunnberg<br />

(1529 m)<br />

▶ schwierig 5½ Std.<br />

1000 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle Überschreitung,<br />

vor allem am Vorderen<br />

Rappenkopf und am Brunnberg<br />

einige sehr steile Passagen. Kaum<br />

bezeichnet, Orientierungsvermögen<br />

und perfekte Trittsicherheit nötig<br />

Ausgangspunkt: Oberammergau,<br />

Parkplatz Döttenbichl (ca. 840 m)<br />

Route: Parkplatz – Kofelsattel – Kofel<br />

(Abstecher) – Vorderer Rappenkopf<br />

– Hinterer Rappenkopf – Brunnberg<br />

– Am Zahn (P. 16<strong>11</strong>) – Königsteig –<br />

Kofelsattel – Parkplatz<br />

2 Sonnenberg (1622 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

800 Hm 800 Hm<br />

Charakter: Am Sonnenberggrat<br />

schmaler Steig mit ausgesetzten Passagen,<br />

sonst normale Wanderwege<br />

Ausgangspunkt: Oberammergau,<br />

Talstation des Kolbenlifts (ca. 900 m)<br />

Route: Oberammergau – Kolbensattel<br />

(evt. per Lift) – Zahn-Traverse<br />

– Sonnenspitz – Sonnenberggrat –<br />

August-Schuster-Haus – Kolbensattel<br />

– Oberammergau<br />

Tipp: Alternativer Aufstieg von Linderhof<br />

zum August-Schuster-Haus<br />

3 Teufelstättkopf (1758 m)<br />

– Hennenkopf (1769 m)<br />

▶ mittel 6½ Std.<br />

1000 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle Überschreitung<br />

mit kurzen Stellen I, nicht<br />

überall ein richtiger Weg, obwohl<br />

markiert. Schwierigstes Stück am<br />

Westgrat, durchs Wintertal aber kaum<br />

viel leichter. <strong>Berge</strong>rfahrung nötig.<br />

Ausgangspunkt: Linderhof (943 m)<br />

Route: Linderhof – Brunnenkopfhäuser<br />

– Wintertal – Große Klammspitze<br />

– Klammspitzgrat – Feigenkopf<br />

– Hirschwang – Bäckenalmsattel –<br />

Sägertal – Linderhof<br />

5 Lösertalkopf (1859 m) –<br />

Hasentalkopf (1797 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

1050 Hm 1050 Hm<br />

Charakter: Im Gipfelbereich oft nur<br />

Steigspuren, vor allem am Lösertalkopf<br />

brüchiges Gelände, bei Nässe heikel<br />

Ausgangspunkt: Sägertal-Parkplatz<br />

(969 m)<br />

Route: Sägertal – Abzweig ins<br />

Lösertal – Lösertaljoch – Lösertalkopf<br />

– Scheinbergjoch – Hasentalkopf –<br />

Bäckenalmsattel – Sägertal<br />

Tipp: Vom Scheinbergjoch kann ein<br />

Abstecher auf den Vorderscheinberg<br />

(1827 m) unternommen werden.<br />

6 Scheinbergspitze (1929 m)<br />

▶ leicht 4¼ Std.<br />

880 Hm 880 Hm<br />

Charakter: Markierter Bergweg in<br />

Wald, Latschen sowie über einige<br />

unproblematische Schrofen.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz<br />

Scheinberg (ca. 1070 m) an der<br />

Ammerwaldstraße<br />

Route: Parkplatz – Südostflanke – Südgrat<br />

– Scheinbergspitze; Abstieg gleich<br />

Tipp: Wanderer mit gutem Routengespür<br />

können auch vom Sägertal-<br />

Parkplatz in 3 Std. über den langen<br />

Ostrücken aufsteigen; teils weglos,<br />

am Gipfelaufbau Stellen I<br />

7 Kreuzspitze (2185 m)<br />

▶ schwierig 6½ Std.<br />

1250 Hm 1250 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle Bergtour,<br />

vor allem beim spärlich gepfadeten<br />

Übergang zum Kreuzspitzl (kurze<br />

Stellen II), aber auch sonst alpine,<br />

zuweilen etwas ruppige Steige. Solide<br />

<strong>Berge</strong>rfahrung unabdingbar<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz »Bei den<br />

7 Quellen« (1082 m) an der Ammerwaldstraße<br />

Route: Parkplatz – Hundinghütte<br />

– Hochgrieskar – Schwarzenköpfl –<br />

Kreuzspitze – Kreuzspitzl – Neualpsattel<br />

– Parkplatz<br />

8 Kuchelberg (2020 m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1200 Hm 1200 Hm<br />

Charakter: Typische Jagdsteige in<br />

den Flanken und am Grat passabler<br />

Pfad ohne schwierige Hindernisse<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Fürstenweg<br />

(ca. 900 m) an der Ammerwaldstraße<br />

Route: Parkplatz – Fürstenweg –<br />

Abzweig P. 1007 – Kuchelberg-Diensthütte<br />

– Kuchelbergspitz – Kuchelbergkopf<br />

– Sattel P. 1941 – Kuchelbachtal<br />

– Fürstenweg – Parkplatz<br />

Tipp: Abstecher zur Kreuzspitze<br />

(2185 m) knapp<br />

1½ Std. zusätzlich<br />

9 Kienjoch (1953 m)<br />

▶ mittel 6½ Std.<br />

1250 Hm 1250 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle Überschreitung<br />

auf kleinen, dürftig bezeichneten<br />

Pfaden. Zwischendurch Steilstücke und<br />

auch etwas ausgesetzte Passagen<br />

Ausgangspunkt: Graswang (867 m)<br />

Route: Graswang – Dickelschwaig<br />

– Nordostrücken – Kieneckspitz –<br />

Kienjoch – In den Gruben – Kuhalmtal<br />

– Graswang<br />

Tipp: Fortsetzung über Windstierlkopf,<br />

Vorderer Felderkopf, Zunderkopf und<br />

Brünstelskopf bis zur Notkarspitze<br />

möglich, Gesamtgehzeit<br />

ca. 10 Std.<br />

10 Notkarspitze (1888 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

<strong>11</strong>00 Hm <strong>11</strong>00 Hm<br />

Charakter: Gut angelegte, vor allem<br />

beim Aufstieg phasenweise steile<br />

Bergwege. Grundlegende Trittsicherheit<br />

wichtig.<br />

Ausgangspunkt: Ettaler Mühle<br />

(ca. 850 m)<br />

Route: Ettaler Mühle – Nordflanke<br />

– Notkar – Notkarspitze – Ziegelspitz<br />

– Ochsensitz –<br />

Nordflanke – Ettaler<br />

Manndl<br />

Tourenkarte 2<br />

Heftmitte<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

Tourenkarte 6<br />

Heftmitte<br />

Charakter: Kleinere, nicht überall<br />

deutlich markierte Pfade im<br />

grasig-schrofigen Kammgelände.<br />

Keine nennenswerte Kletterei, aber<br />

Trittsicherheit wichtig<br />

Ausgangspunkt: Linderhof (943 m)<br />

Route: Linderhof – August-Schuster-<br />

Haus – Teufelstättkopf – Laubeneck<br />

– Hennenkopf – Einmündung<br />

Brunnenkopfweg – Linderhof<br />

4 Große Klammspitze (1924 m)<br />

▶ schwierig 7 Std.<br />

<strong>11</strong>50 Hm <strong>11</strong>50 Hm<br />

48 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


30 JAHRE<br />

BELÜFTUNG<br />

30 JAHRE AIRCOMFORT<br />

Foto: Mark Zahel; Karte: Heidi Schmalfuß<br />

Der Name ist Programm: Das schöne Wetter siegt am Sonnenberg.<br />

Erprobungen im felsigen Gelände und<br />

wird naturgemäß rege begangen. Richtig<br />

Pfiff bekommt die Tour freilich mit der<br />

individuellen Überschreitung zum Kreuzspitzl.<br />

Dieses vermeintlich unscheinbare<br />

Anhängsel lohnt ohnehin eine genauere<br />

Betrachtung, laufen doch vier Gratarme<br />

der Gruppe aus allen Himmelsrichtungen<br />

an einem topografischen Angelpunkt zusammen:<br />

von der besagten Kreuzspitze im<br />

Norden, den Geierköpfen im Westen, der<br />

Schellschlicht im Süden und dem Frieder<br />

im Osten. Letztgenannter darf mit seinen<br />

Scharten und Reißen als der wohl wildeste<br />

Grat überhaupt in den Ammergauern gelten<br />

und sich vom Anspruch her durchaus<br />

mit Wetterstein-Dimensionen messen.<br />

Zum Lohn auf dem Laufsteg<br />

Ein anderer langer Kammausläufer der<br />

Kreuzspitze trägt den Namen Kuchelberg.<br />

Das ist eine Pfundstour, wenn man das<br />

Attribut »einsam« mit moderaten Anforderungen<br />

verknüpfen will. Zugegeben, ein<br />

gutes Maß an Ausdauer müssen Anwärter<br />

schon mitbringen, denn die Schleifen der<br />

alten Jagdsteige in den Südflanken ziehen<br />

sich ebenso wie die Kammstrecke selbst.<br />

Zum Lohn wähnt man sich dort oben auf<br />

einem Laufsteg sondergleichen, blickt über<br />

die Nordflanke hinab ins Graswangtal, hinüber<br />

zum Klammspitzzug und zur Hochplattengruppe<br />

sowie auf die unmittelbaren<br />

Nachbarn Friederberg und Kienjoch.<br />

Gerade das Kienjoch passt ebenfalls ins<br />

Schema: zünftiges Berggehen abseits des<br />

»Mainstreams«, auf wenig ausgetretenen<br />

Pfaden, die hier und da auch mal ein kleines<br />

Hindernis bereithalten. Wie so oft bewegt<br />

man sich entlang der Kammlinie, was<br />

angesichts der notorischen Brüchigkeit der<br />

Flanken nicht verwundert. Vom Kienjoch<br />

aus das vollständige »Hufeisen« bis hin<br />

zur Notkarspitze abzuschreiten, ist eine<br />

kräftezehrende Zehn-Stunden-Tour zum<br />

Gipfelsammeln.<br />

Das Graswangtal mag nur ein Winkel im<br />

weiten Alpenbogen sein. Doch das Tourenangebot<br />

zwischen gelegentlichem Trubel<br />

und absoluter Stille ist phänomenal. ◀<br />

KOMPAKT<br />

Ins Ammergebirge<br />

Anreise: Von München über die A95<br />

und bei Oberau rechts ab nach Ettal/<br />

Oberammergau. Aus Richtung Augsburg via<br />

Schongau und die B23. Von Reutte führt die<br />

Ammerwaldstraße (Plansee) ins Zielgebiet.<br />

ÖPNV: Mit der Bahn bis Oberammergau;<br />

eine Buslinie führt bis Linderhof (aber nicht<br />

weiter in den hinteren Talabschnitt!)<br />

Informationen: Tourist Information Ettal,<br />

Ammergauer Str. 8, Tel. 0 88 22/35 34<br />

Hütten: August-Schuster-Haus (1564 m),<br />

DAV, April u. Nov. geschl., Tel. 0 88 22/35 67;<br />

Brunnenkopfhäuser (1602 m), DAV, Mitte<br />

Mai – Mitte Okt., Tel. 01 75/6 54 01 55<br />

Karten: Alpenvereinskarte, 1:25 000,<br />

Blätter BY6 »Ammergebirge West« und<br />

BY7 »Ammergebirge Ost«; Landesamt <strong>für</strong><br />

Vermessung, 1:50 000, Blatt UK 50-50<br />

»Werdenfelser Land«<br />

Literatur: Zahel »Wetterstein und<br />

Ammergauer Alpen«, Bruckmann Verlag,<br />

2007; Garnweidner »Ammergauer Alpen«,<br />

Kompass Verlag, 2007<br />

2014<br />

TIPP<br />

Komfort<br />

AIRCOMFORT FLEXLITE<br />

Das mit Abstand beste Aircomfort System, welches<br />

je von uns ent wickelt wurde – preisgekrönt<br />

in vielen unabhängigen Tests!<br />

www.deuter.com<br />

Offi zieller Ausrüster des<br />

Verbands der Deutschen<br />

Berg- und Skiführer<br />

DIE NEUE FUTURA SERIE


AUF TOUR<br />

Sonnwendfeuer in Tirol<br />

Familien-TIPP<br />

<strong>Berge</strong> in Flammen<br />

Jahr <strong>für</strong> Jahr verwandeln sich die Mieminger Bergflanken<br />

in eine brennende Bildergalerie. Doch wenn die<br />

Bergfeurer nicht genau messen, wird aus einem Adler<br />

schnell mal ein Papagei. Von Franziska Baumann<br />

Mehr Licht: Nirgends sind die<br />

Leuchtfeuer spektakulärer als im<br />

Kessel um Ehrwald und Lermoos.<br />

50 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Foto: Albin Niederstrasser/Tiroler Zugspitzarena<br />

Der Countdown hallt von den<br />

Felswänden des Vorderen Tajakopfs<br />

wider: »…drei, zwei,<br />

eins.« Mit leisem Knistern lodern<br />

Flammen auf. Loses Geröll<br />

gerät ins Rollen, poltert durch die Nacht.<br />

»Achtung! Stein!«, ruft jemand. Der flackernde<br />

Schein der Fackeln beleuchtet die<br />

Gesichter der Männer, die außer Atem von<br />

Feuerstelle zu Feuerstelle eilen. Kleine salzige<br />

Rinnsale glänzen auf ihrer Stirn. Sie<br />

sind die Bergfeurer von Ehrwald, in der<br />

kürzesten Nacht des Jahres.<br />

Bergfeurer aus Leidenschaft<br />

Jedes Jahr im Juni verwandeln die Sonnwendfeuer<br />

den Talkessel von Ehrwald,<br />

Lermoos und Biberwier in eine nächtliche<br />

Galerie. Lichterketten zeichnen Bergkämme<br />

nach, auf Gipfeln lodert aufgetürmtes<br />

Holz, die Hänge von Zugspitze, Grubigstein<br />

und Daniel sind glühende Kunstwerke.<br />

Sie entstehen nicht von Zauberhand:<br />

Allein in Ehrwald gibt es rund 35 Gruppen,<br />

die an unterschiedlichen Plätzen ihre<br />

Motive auslegen. Christliche Symbole,<br />

aber auch Weltliches wie den Kopf einer<br />

Gämse, ein Edelweiß oder das Ehrwalder<br />

Wappen. Zwischen acht- und zehntausend<br />

Feuerstellen werden an diesem Abend<br />

entzündet, die Motive bis zuletzt geheim<br />

gehalten. Schließlich soll die Spannung<br />

bei den Zuschauern im Tal erhalten bleiben.<br />

Seit 2010 sind die Bergfeuer von der<br />

UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe<br />

anerkannt. »Eine so große Vielfalt an Bildern,<br />

die mit solcher Perfektion gestaltet<br />

werden, das gibt es nur bei uns«, sagt Peter<br />

Somweber nicht ohne Stolz. Der Ehrwalder<br />

gehört zu den Seebenfeurern, die einen<br />

Platz über der Seebenalm in der Mieminger<br />

Kette, am Fuß des Vorderen Tajakopfs,<br />

»befeuern«. 1987 war er als Zehnjähriger<br />

zum ersten Mal dabei. Seitdem lassen ihn<br />

die Bergfeuer nicht mehr los: »Wir machen<br />

das alle leidenschaftlich gerne.«<br />

Rechenspiele <strong>für</strong> das perfekte Bild<br />

»Drei und vierzehn, sieben und dreiundzwanzig«,<br />

ruft Somweber seinen Kollegen<br />

zu, die sich mit Maßband und Markierungsfähnchen<br />

den steilen Schotterhang<br />

hinauf- und hinunterarbeiten. Es sind<br />

keine Lottozahlen, sondern die Koordinaten,<br />

die <strong>für</strong> das Motiv errechnet wurden.<br />

»Malen nach Zahlen«, nennt es Somweber<br />

schmunzelnd. Bis zum Anzünden gegen 22<br />

Uhr sind es noch wenige Stunden. Bis dahin<br />

muss jeder der rund 800 Feuerpunkte<br />

an seinem Platz sein. Die Seebenfeurer


Die Verzerrung durch<br />

die Hangneigung wird<br />

genau berechnet …<br />

… damit die aufwendigen<br />

Motive im Tal perfekt zu<br />

erkennen sind.<br />

haben sich <strong>für</strong> das Motiv »Golgatha« entschieden<br />

– drei perspektivisch dargestellte<br />

Kreuze. Mit einer Breite von 180 Metern<br />

und einer Länge von 120 Metern wird es ihr<br />

bisher größtes Bild sein. Damit aus dem Tal<br />

die Perspektive stimmt, muss das Motiv entsprechend<br />

der Hangneigung verzerrt werden.<br />

»Unser Platz ist ziemlich schwierig«,<br />

sagt Somweber. Das Gelände sei uneben,<br />

Schuttreiße und Schneefeld veränderten<br />

sich jedes Jahr. Eine Herausforderung <strong>für</strong><br />

die Bergfeurer, die langjähriger Erfahrung<br />

bedarf. »Um Bodenwellen auszugleichen,<br />

müssen wir den Feuerpunkt oft drei, vier<br />

Meter nach unten legen«, erklärt er. So<br />

entsteht ein unübersichtliches Gewirr aus<br />

Feuerstellen, die – wie die großen Meisterwerke<br />

im Museum – nur aus einiger Entfernung<br />

ein stimmiges Bild ergeben.<br />

Zentimeterarbeit ist gefragt, damit das Bild<br />

im Tal wirkt. »Von Jahr zu Jahr haben sich<br />

die Bergfeurer in neue Dimensionen vorgewagt«,<br />

erzählt Erich Steiner vom Verein<br />

Bergfeuer Ehrwald. Mittlerweile gehören<br />

Glockenstühle oder ein Sechzehnender<br />

zum Repertoire der Feurer. Auch ein Adlerkopf<br />

erschien schon unterhalb der<br />

Ehrwalder Sonnenspitze. »Berechnet man<br />

dabei die Verzerrung nicht genau, wird<br />

es plötzlich ein Papagei«, erklärt Steiner,<br />

»und damit eine Lachnummer.« Wie die<br />

Motive wurden auch die Feuerplätze im<br />

KOMPAKT<br />

Mieminger <strong>Berge</strong><br />

Anreise: Mit dem Auto über Garmisch-<br />

Partenkirchen oder über Reutte, aus dem<br />

Inntal über den Fernpass nach Ehrwald,<br />

Lermoos und Biberwier. Zugverbindung mit<br />

der Außerfernbahn von Garmisch-Partenkirchen<br />

oder von Kempten und Reutte.<br />

Tourismusverband: Tiroler Zugspitz<br />

Arena, Am Rettensee 1, A-6632 Ehrwald,<br />

Tel. 00 43/(0)56 73/20 00 0,<br />

Internet: www.zugspitzarena.com<br />

Karten: AV-Karte 1:25 000 »Wetterstein<br />

und Mieminger Gebirge«, Blatt Nr. 4/1 und<br />

4/2; Kompass-Karte 1:50 000, Nr. 5 »Wettersteingebirge«<br />

und Nr. 35 »Imst-Telfs-Kühtai«<br />

Literatur: Beulke »AV-Führer Wetterstein«,<br />

Seibert »AV-Führer Lechtaler Alpen«,<br />

»Rund um die Zugspitze«, »Außerfern –<br />

Lechtal«, alle Bergverlag Rother.<br />

Bergfeuer: Die Sonnwendfeuer werden<br />

am Samstag, der der Sommersonnenwende<br />

(21. Juni) am nächsten liegt, entzündet.<br />

Der nächste Termin ist am 21. 6. 2014,<br />

bei schlechtem Wetter eine Woche später.<br />

Infos und Bilder unter www.bergfeuer.at,<br />

www.seebenfeurer.com, www.sonnenspitzfeurer.at.tt<br />

Lauf der Jahre immer spektakulärer. Manche<br />

sind Kletterern vorbehalten, wie die<br />

Felswand des Vorderen Tajakopfs oder jene<br />

unterhalb der Ehrwalder Sonnenspitze.<br />

Dort werden mit Öl getränkte Holzplatten<br />

an einem Stahlseil befestigt und so ein<br />

Kreuz entzündet.<br />

Ein Labyrinth aus Feuer<br />

Bis es soweit ist, macht die Abendsonne<br />

den Bergfeurern Konkurrenz. Sie taucht<br />

das Zugspitzmassiv in orangefarbenes<br />

Licht, fällt hinter den Horizont und lässt<br />

den Himmel glühen, bis die Gipfel nur<br />

noch schwarze Schatten sind. Dann steht<br />

der Augenblick, auf den die Feurer seit Wochen<br />

hinfiebern, unmittelbar bevor. Wie<br />

Slalomfahrer vor dem Start ruft sich jeder<br />

der Männer seine Linie ins Gedächtnis, die<br />

er gleich mit seiner Fackel zum Brennen<br />

bringen wird. Die Feurer sind angespannt.<br />

Unten im Tal haben sich Tausende Schaulustige<br />

postiert – die Rücklichter funkeln,<br />

als wäre die Zugspitz-Region ein riesiges<br />

Drive-In-Kino. Gegen 22 Uhr blitzen die<br />

ersten Feuerpunkte an den Berghängen<br />

auf. Unter dem Vorderen Tajakopf stehen<br />

die Seebenfeurer inmitten eines flackernden<br />

Labyrinths. Einer der Bergfeurer hat<br />

sein Handy am Ohr, er bekommt Rückmeldung<br />

aus dem Tal. »Der Strahl oben links<br />

passt nicht«, ruft er einem der Kollegen zu.<br />

Der spurtet los, um die vergessenen Feuerstellen<br />

zu entzünden. Die Feuerbilder<br />

sind kurzlebige Kunstwerke. Bereits nach<br />

einer halben Stunde beginnen sie langsam<br />

zu verglimmen. Ihr Motiv werden die Bergfeurer<br />

nur auf Fotos zu sehen bekommen.<br />

Dann wissen sie, ob es ihnen gelungen ist,<br />

das »Malen nach Zahlen«.<br />

◀<br />

52 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


TOUREN<br />

Die schönsten Touren im Ehrwalder Kessel<br />

Auf vielen Gipfeln rund um den Talkessel von Ehrwald, Lermoos und Biberwier werden zur Sonnenwende<br />

Bergfeuer abgebrannt. Für Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong> sind sie lohnende Ziele.<br />

1 Ehrwalder Sonnenspitze<br />

(2417 m)<br />

▶ schwierig 7½ Std.<br />

– Zugspitze – Talfahrt mit der Tiroler<br />

Zugspitzbahn<br />

3 Daniel (2340 m)<br />

Als Brennmaterial dienen<br />

kleine Säcke, die mit Sägespänen<br />

und Rapsöl gefüllt sind.<br />

Fotos: Franziska Baumann (2), Albin Niederstrasser/Tiroler Zugspitzarena; Karte: Heidi Schmalfuß a<br />

1360 Hm 1360 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle Überschreitung<br />

des markantesten Gipfels<br />

über Ehrwald. Großartige Tour <strong>für</strong><br />

alpin Erfahrene. Am Hohen Gang<br />

gesicherte Felsstufen, Gipfelanstieg<br />

in felsigem und schrofigem Gelände<br />

mit Kletterstellen bis II (kurze Drahtseile,<br />

Haken vorhanden). Abstieg<br />

nach Norden zum Seebensee auf<br />

steilem Steig, gute Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit erforderlich<br />

Ausgangspunkt: Talstation der<br />

Ehrwalder Almbahn (<strong>11</strong>08 m)<br />

Hütte/Einkehr: Coburger Hütte<br />

(1917 m), bew. Anfang Juni – Anfang<br />

Oktober, Tel. 00 43/(0)6 64/<br />

3 25 47 14, www.coburgerhuette.at<br />

Route: Talstation Ehrwalder Almbahn<br />

– Hoher Gang – Seebensee<br />

– Coburger Hütte – Sonnenspitze –<br />

Seebensee – Hoher Gang – Talstation<br />

Ehrwalder Almbahn<br />

Variante: Von der Bergstation der<br />

Ehrwalder Almbahn (1502 m) über<br />

die Seebenalm (6½ Std., 1000 Hm)<br />

2 Zugspitze (2963 m) über<br />

Stopselzieher<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

1740 Hm 1740 Hm<br />

Charakter: Kürzester Zugspitzanstieg,<br />

durch die größte Bühne der<br />

Ehrwalder Bergfeurer, das Gamskar.<br />

Ab Wiener-Neustädter-Hütte (mit<br />

spannendem Hütten-Museum) mäßig<br />

schwieriger Klettersteig (bis B) mit<br />

dem berühmten »Stopselzieher«-<br />

Tunnel. Steinschlaggefährdet, Klettersteigset<br />

und Helm empfehlenswert<br />

Ausgangspunkt: Talstation der Tiroler<br />

Zugspitzbahn (1227 m) bei Ehrwald<br />

Hütte/Einkehr: Wiener-Neustädter-<br />

Hütte (2213 m), DAV, bew. Mitte<br />

Juni – Anfang Oktober. Tel. 00 43/<br />

(0)6 76/7 30 44 05, www.wienerneustaedter.com<br />

Route: Talstation Tiroler Zugspitzbahn<br />

– Gamskar – Wiener-Neustädter-Hütte<br />

(2½ Std.) – Klettersteig Stopselzieher<br />

▶ mittel 6½ Std.<br />

1380 Hm 1380 Hm<br />

Charakter: Höchster Gipfel der<br />

Ammergauer Alpen mit herrlichem<br />

Panorama vor allem in den Talkessel<br />

von Ehrwald, zum Wetterstein und<br />

zur Mieminger Kette. Langer Anstieg,<br />

im oberen Teil ziemlich steil und<br />

der Sonne ausgesetzt, im Bereich<br />

der Upsspitze auch etwas felsig, <strong>für</strong><br />

Trittsichere aber problemlos.<br />

Ausgangspunkt: Bahnhof Lermoos<br />

(994 m)<br />

Hütte/Einkehr: Einkehr bei der<br />

Tuftlalm (1496 m)<br />

Route: Lermoos – Tuftlalm – Daniel<br />

– Upsspitze – Grüner Ups – Tuftlalm<br />

– Lermoos<br />

4 Grubigstein (2233 m)<br />

▶ mittel 3¾ Std.<br />

200 Hm 1240 Hm<br />

Charakter: Kurzer, aussichtsreicher<br />

Anstieg auf den Lermooser Hausberg,<br />

Hütte mit tollem Zugspitzblick und<br />

Abstieg durch ein urwüchsiges Tal –<br />

<strong>für</strong> Abwechslung ist auf dieser Tour<br />

gesorgt. Etwas abschüssige Steige<br />

ins Gartnertal (Drahtseilsicherungen).<br />

Ausgangspunkt: Bergstation des<br />

Grubigstein-Lifts (2028 m)<br />

Hütte/Einkehr: Wolfratshauser Hütte<br />

(1751 m), DAV, bew. Mitte Juni bis<br />

Mitte Oktober, Tel. 00 43/(0)6 64/<br />

9 05 89 20, www.wolfratshauserhuette.com;<br />

Einkehr bei Grubigsteinhütte<br />

(2028 m) und Gartner Alm<br />

(1399 m)<br />

Route: Bergstation Grubigstein-Lift –<br />

Grubigstein – Wolfratshauser Hütte –<br />

Gartner Alm – Obergarten – Lermoos<br />

5 Schachtkopf (1642 m)<br />

▶ leicht 4½ Std.<br />

650 Hm 650 Hm<br />

Charakter: Rundwanderung am<br />

Fuß der felsigen Mieminger Gipfel<br />

durch ein ehemaliges Bergbaugebiet<br />

(Silber, Zink, Blei) mit einigen schönen<br />

Aussichtspunkten. Interessante<br />

Informationstafeln zur Geschichte<br />

des Bergbaus auf dem »Montan-<br />

Wanderweg«, früher Silberleithe<br />

genannt. Teils etwas steile, schotterige<br />

Steige, Trittsicherheit bzw. Stöcke<br />

von Vorteil. Keinesfalls die Stollen am<br />

Weg betreten - Einsturzgefahr!<br />

Ausgangspunkt: Talstation Marienberglift<br />

(<strong>11</strong>25 m) in Biberwier<br />

Hütte/Einkehr: Einkehr bei der<br />

Sunnalm (1620 m)<br />

Route: Talstation Marienberglift<br />

– Montan-Wanderweg – Kleiner<br />

Schachtkopf – Schachtkopf –<br />

Barbara-Stollen – Nähe Bergstation<br />

Marienberglift – Sunnalm – Barbarasteig<br />

– Talstation Marienberglift<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 53


BERGBILDER<br />

Fotowettbewerb: Sommer in den <strong>Berge</strong>n<br />

Bilderflut<br />

Im Hochsommer dürstet es den <strong>Bergsteiger</strong> nach<br />

Abkühlung. Fotografisch lässt sich am Wasser einiges<br />

lernen. In unserer vierten und letzten Folge der<br />

Fotoschule gibt Heinz Zak den BERGSTEIGER-Lesern<br />

dazu exklusive Tipps.<br />

Heinz Zak:<br />

Bergfotograf,<br />

Extremkletterer<br />

und Autor<br />

Ein tosender Wasserfall, ein sprudelnder Quellbach<br />

oder ein spiegelglatter Bergsee – Wasser<br />

übt immer eine besondere Faszination auf mich<br />

aus. Die Fotografi e bietet mir die einzigartige<br />

Möglichkeit, richtig einzutauchen in diese klare,<br />

reine Welt, und ich kann die kraftvollsten Plätze<br />

und Augenblicke einfangen. Mit der Kamera<br />

kann man Wasser mit ganz kurzer Belichtungszeit<br />

»einfrieren« oder als »zarten Schleier«<br />

mit langer Belichtung fl ießen lassen. Und an<br />

einem See auf ein spiegelglattes Bild zu warten,<br />

hat etwas Meditatives.<br />

Handwerk<br />

ist gefragt<br />

1<br />

Mit dem bloßen »Draufdrücken« auf gut Glück<br />

kommen wir beim Fotografi eren von Wasser nicht<br />

besonders weit. Hier ist handwerklich fundiertes<br />

Arbeiten gefragt: Wer sich mit Blende und<br />

Belichtungszeit auskennt und diese zudem manuell<br />

einstellen kann, ist König! Ein weiteres Ass ist das<br />

Verständnis von Bildaufbau: Linien und Diagonalen<br />

bringen Dynamik. Die lange Belichtungszeit von einer<br />

Sekunde kann man nur erreichen, indem man vor<br />

das Objektiv einen Graufi lter hält. Wer sich solch<br />

einen Filter kauft, sollte darauf achten, dass er das<br />

Bild mindestens vier Blendenstufen dunkler machen<br />

kann. Für längere Belichtungszeiten braucht der<br />

Fotograf ein Stativ – sonst ist das Bild verwackelt.<br />

Alpeiner <strong>Berge</strong>, Stubaier Alpen<br />

See unter der Maierspitze, im Spiegel der Wilde Freiger<br />

2<br />

Spiegel im See<br />

Ein perfektes Spiegelbild in einem See zu bekommen, ist gar nicht so<br />

einfach. Die wichtigste Voraussetzung da<strong>für</strong> ist natürlich, dass es windstill ist.<br />

Oft bin ich »umsonst« zu einem Bergsee zum Sonnenaufgang hinaufgegangen<br />

– aber das Drobensein hat sich immer gelohnt! Worauf man achten sollte, ist,<br />

dass der See selbst im Schatten liegt. Erst dann zeigt sich das Spiegelbild<br />

am schönsten. Auch bei diesem Motiv ist eine manuelle Belichtungseinstellung<br />

von unschätzbarem Wert. Hier würde die Automatik der Kamera wieder weit<br />

daneben liegen.<br />

54 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Regenbogen am Grawa-Wasserfall, Stubaier Alpen<br />

Der Autofokus spielt verrückt<br />

3<br />

Gerade bei Aufnahmen mit fließendem Wasser und schnell wechselnden<br />

Strukturen kann der Autofokus der Kamera unter Umständen nicht exakt<br />

funktionieren. Die Kamera stellt dort scharf, wo gerade die beste Struktur<br />

erkannt wird. Das muss nicht mit dem übereinstimmen, was wir uns selbst <strong>für</strong><br />

unser Bild wünschen. Gerade bei unklaren Formen – eben fl ießendem Wasser<br />

– tut sich der Autofokus oft schwer und zieht dann in die totale Unschärfe. Die<br />

einfache Lösung: Autofokus abschalten!<br />

Grawa-Wasserfall<br />

5<br />

Mischbachfall, Stubaital<br />

Wasserperlen<br />

»einfrieren«<br />

4<br />

Um jede einzelne Perle des Wassers sichtbar zu machen,<br />

müssen wir das Bild »einfrieren«. Dazu brauchen wir eine sehr<br />

kurze Belichtungszeit, am besten 1/8000 Sekunde bis längstens<br />

1/1000 Sekunde. Um so kurze Belichtungszeiten zu erreichen,<br />

kann es unter Umständen notwendig sein, die ISO-Zahl höher zu<br />

drehen, circa auf 400–800 ISO. Die Blende wird hier<strong>für</strong> weiter<br />

geöffnet. Der zweite Baustein, um das Foto perfekt hinzubekommen,<br />

ist die richtige Belichtung. Die Automatik der Kamera würde<br />

dieses Bild viel heller belichten – der Zauber wäre dann verloren.<br />

An der Kamera geht die Belichtungskorrektur am leichtesten<br />

über das +/- Rad, alternativ geht man über das Menü.<br />

Mensch und Wasser<br />

Erst durch den Größenvergleich bekommt diese Fotografi e die richtige<br />

Dimension. Eine Person im Bild holt uns als Betrachter noch näher ans<br />

Bild heran. Dieses Porträt von mir ist bei einem Fotokurs entstanden. Die<br />

Kamera stand auf einem Stativ. Bildausschnitt, Schärfe und Belichtungszeit<br />

wurden vorher manuell eingestellt und der Auslöser dann von einem<br />

Teilnehmer betätigt.<br />

Schicken Sie uns Ihre besten<br />

Sommerbilder rund um das Thema<br />

Wasser! Der Hauptgewinn ist ein Klettergurt<br />

»Triple« sowie zehn Expressschlingen. Als zweiten<br />

Preis gibt es einen Eispickel »Pro Star«, der dritte Preis ist ein<br />

Helm »Nimbus« – alle drei Preise kommen von der Firma Stubai. Platz 4 und<br />

5 erhalten jeweils das Bruckmann-Buch »Panoramawege in den Dolomiten«.<br />

Teilnehmen kann jeder Hobbyfotograf, bis zu drei Bilder dürfen digital<br />

in niedriger Aufl ösung an bergsteiger@bruckmann.de eingesandt werden.<br />

Wir veröffentlichen die fünf besten Bilder (da<strong>für</strong> werden wir dann HighRes-<br />

Daten anfordern) mit Kurzbesprechungen von Heinz Zak. Bild-Collagen<br />

werden nicht bewertet. Einsendeschluss ist der 31. 7. 2014.


EVENT<br />

2. Oberstdorfer Fotogipfel<br />

Fest im Fokus<br />

Gute Fotos sind selten ein Produkt des Zufalls. Beim 2. Oberstdorfer Fotogipfel vom<br />

8. bis 14. Juni 2014 können Einsteiger wie auch ambitionierte Fotografen bei einer Reihe<br />

von Workshops und Wanderungen ihr Wissen mehren und Kontakte knüpfen.<br />

Eine eigene Fotoausrüstung ist von<br />

Vorteil, wenn man aus dem 2.<br />

Oberstdorfer Fotogipfel möglichst<br />

viel persönlichen Nutzen ziehen<br />

möchte. Doch selbst an die wachsende<br />

Zahl der Handyfotografen ist gedacht:<br />

Jeden Tag wird das beste Handyfoto prämiert<br />

und zudem Teil einer wachsenden<br />

Ausstellung.<br />

Klare Devise: nah ran ans Objekt!<br />

Apropos Ausstellung: Acht renommierte<br />

Fotografen präsentieren in Oberstdorf ihre<br />

Werke, allen voran der Magnum-Fotograf<br />

Thomas Höpker, der als Schirmherr des<br />

Oberstdorfer Fotogipfels fungiert. Der gebürtige<br />

Münchner lebt seit 1976 in New<br />

York und avancierte im Jahr 1989 zum ersten<br />

Deutschen, den die Agentur »Magnum<br />

Photos« als Vollmitglied aufnahm. Von<br />

2003 bis 2007 war er sogar ihr Präsident.<br />

Höpker zeigt in Oberstdorf seine Outdoor<br />

Fotoinstallation »Mein Amerika«.<br />

Ähnlich hat Heinz Zak seine Ausstellung<br />

betitelt, die an der Gipfelstation Fellhorn<br />

zu sehen ist: »Meine <strong>Berge</strong> – meine Heimat«.<br />

Zak war schon im vergangenen Jahr<br />

dabei und schwärmt: »Der 1. Fotogipfel<br />

war <strong>für</strong> mich eine rundum gelungene Veranstaltung.<br />

Die ausgezeichnete Betreuung<br />

durch das Team vor Ort, interessante<br />

Workshops und viele persönliche Gespräche<br />

sind mir in bester Erinnerung.«<br />

Das komplette Programm gibt’s im Internet:<br />

www.fotogipfel-oberstdorf.de ◀<br />

7 TAGE FOTO-FESTIVAL<br />

Termin: Vom 8. bis 14. Juni sind Oberstdorf<br />

und seine <strong>Berge</strong> der Nabel der Fotografi e.<br />

Ob fotografi sche Wanderungen, Kurse in<br />

Photoshop oder ein großer Fotomarkt – beim<br />

2. Oberstdorfer Fotogipfel sorgt ein opulent<br />

bestücktes Programm da<strong>für</strong>, dass sich<br />

Hobbyfotografen wie auch Profi s jede Menge<br />

Impulse holen können.<br />

Hier ein paar ausgewählte Highlights:<br />

▪ Di., 10. Juni, 20 Uhr: »So kommen die<br />

Bilder in den stern« mit Andreas Kronawitt,<br />

Leiter stern Bildredaktion<br />

▪ Mi., <strong>11</strong>. Juni, 8.30–13 Uhr: Fotowanderung<br />

in die Breitachklamm mit Heinz Zak<br />

und Maike Jarsetz<br />

▪ Fr., 13. Juni, eintägiges Seminar:<br />

»Die Mode der Heimat« mit inszeniertem<br />

Licht fotografi eren mit Friedrun Reinhold<br />

▪ Sa., 14. Juni, 9–13 Uhr: Workshop<br />

»Fotografi e <strong>für</strong> Einsteiger« mit Klaus Faltin<br />

Fotos: Heinz Zak<br />

56 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


mendinidesign.it<br />

Der Weg<br />

ist das Ziel<br />

Wandern im Meraner Land<br />

von den Palmen zu den Almen<br />

Jede Wanderung, vom Tal bis in die Gipfelregion der Dreitausender,<br />

wirft neues Licht auf die Reize dieser Landschaft.<br />

Innehalten, Kraft schöpfen. Bewusst die Ruhe genießen.<br />

Weitblick und Innenschau.<br />

Erleben Sie<br />

Dorf Tirol, Schenna<br />

und das Passeiertal<br />

mit der interaktiven<br />

Karte in 3 D!<br />

IM MERANER LAND<br />

ALPIN-MEDITERRANES LEBENSGEFÜHL<br />

IM MERANER LAND<br />

ALPIN-MEDITERRANES LEBENSGEFÜHL<br />

Geführte Wanderungen<br />

Berg(Er)Leben mit Südtiroler <strong>Bergsteiger</strong>n<br />

und Bergführern:<br />

Do. 17.07.+14.08. Hans Kammerlander,<br />

Do. 31.07. Hanspeter Eisendle,<br />

Do. 24.07.+07.08. Uli Reiterer.<br />

Jubiläumswoche<br />

„<strong>11</strong>5 Jahre Zwickauer Hütte“<br />

20. – 27. Juli 2014<br />

Feierlichkeiten auf der 2.989m hoch<br />

gelegenen Schutzhütte sowie<br />

im Dorf Pfelders<br />

Natur erleben auf 500 km Wander- und<br />

MTB-Wegen<br />

Mai- Oktober: jeden 1. Sonntag im Monat;<br />

Tallner Sunntig- Spezialitäten & Musik auf<br />

den Almen im Hirzergebiet<br />

Mi. 2.7. Gourmetwanderung mit Sternekoch,<br />

Almwirt & Kräuterfee<br />

So. 7.9. IX Int. Berglauf Schenna- Meran 2000<br />

Tourismusverein Dorf Tirol<br />

Hauptstraße 31<br />

I - 39019 Dorf Tirol<br />

Tel. +39 0473 923314<br />

info@dorf-tirol.it<br />

www.dorf-tirol.it<br />

Tourismusverein Passeiertal<br />

Passeirerstrasse 40<br />

I - 39015 St. Leonhard in Passeier<br />

Tel +39 0473 656188<br />

info@passeiertal.it<br />

www.passeiertal.it<br />

Tourismusverein Schenna<br />

Erzherzog Johann Platz 1/d<br />

I - 39017 Schenna<br />

Tel. +39 0473 945669<br />

info@schenna.com<br />

www.schenna.com


TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 06/14<br />

Ammergauer, Chiemgauer, Allgäuer<br />

Alpen, Mangfallgebirge, Dolomiten<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

2 Kuchelberg,<br />

3 Kienjoch, anspruchsvolle,<br />

7 Baumgartenschneid,<br />

4 Gießenbachklamm, 9 Klausenberg,<br />

8 Hochstaufen,<br />

lange Gratwanderung<br />

auf Pfaden und Steigen z. T. ausgesetzte<br />

Überschreitung<br />

leichte Wande-<br />

rung auf guten Wegen<br />

leichte Rundtour,<br />

<strong>für</strong> Kinder geeignet<br />

ruhige Alm- und Gratwanderung<br />

auf Wegen<br />

anstrengender Klettersteig,<br />

gerade oben steil<br />

1 Rindalphorn, lange 5 Ettaler Manndl,<br />

6 Notkarspitze, lange <strong>11</strong> Munt da Medalges, 10 Munt de Gröpes,<br />

Gipfelüberschreitung<br />

mit einigem Auf und Ab<br />

unschwierige Rundtour<br />

mit Mini-Klettersteig<br />

Wanderung, z. T. Trittsicherheit<br />

erforderlich<br />

unschwierige, einsame<br />

Almwanderung<br />

lange Tour, am Gipfel<br />

schrofig und unmarkiert<br />

12 Via ferrata Strobel,<br />

mittelschwieriger Klettersteig<br />

mit Gehstrecken<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Allgäuer Alpen Rindalphorn (1821 m)<br />

1<br />

Auf der Nagelfluhkette<br />

Diese landschaftlich eindrucksvolle Bergtour führt über insgesamt<br />

fünf anspruchsvolle Gipfel. Während der ganzen Runde bieten sich<br />

dem Wanderer großartige Aussichten auf umliegende Hügel und<br />

<strong>Berge</strong> sowie reizvolle Ansichten der Nagelfluhfelsen.<br />

1550 Hm | 5½ Std.<br />

normale Wanderausrüstung;<br />

Stöcke empfehlenswert, MTB<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014 – Seite 82<br />

Talort: Blaichach (733 m)<br />

Ausgangspunkt: Gunzesrieder Säge (931 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 47.507148° Länge E 010.189708°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bus ab Sonthofen<br />

Entfernung: 21,66 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 5½ Std.; Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />

Karte: Kompass 1:50 000, Blatt 3 »Allgäuer Alpen –<br />

Kleinwalsertal«<br />

Informationen: Oberstaufen Tourismus Marketing GmbH,<br />

Hugo-von-Königsegg-Str. 8, 87534 Oberstaufen, Tel. 00 49/83<br />

86/93 00-28, Fax -20; Gästeinformation Blaichach, Immenstädter<br />

Str. 7, 87554 Blaichach, Tel. 00 49/(0)83 21/2 64 81<br />

Einkehr: Scheidwangalpe (1316 m)<br />

Schwierigkeiten: Lange und mühsame Rundtour, die<br />

Trittsicherheit verlangt. Für einige Stellen sollte man auch<br />

schwindelfrei sein. Sinnvoll ist es, vor der Tour bei der Scheidwangalpe<br />

ein Fahrrad abzustellen, sonst wird die Tour um mehr<br />

als 1 Std. länger.<br />

Hinweis: <strong>für</strong> Kinder nicht geeignet<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Kuchelbergspitz (2020 m) – Kuchelbergkopf (2026 m)<br />

2<br />

Einsame Gratwanderung am Nordostausläufer der Kreuzspitze<br />

Am Kuchelberggrat kommen Bergindividualisten, die gern abseits ausgetretener Moderouten unterwegs<br />

sind, auf ihre Kosten. Zwei alte Jagdsteige in der Südostflanke ermöglichen Zu- und Abstieg,<br />

während der Gang auf der aussichtsreichen Kammhöhe das Filetstück der Tour ist.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014 – Seite 46<br />

1200 Hm | 7 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Graswang (867 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz »Fürstenweg« (ca. 900 m)<br />

an der Ammerwaldstraße, ca. 2,5 km hinter Graswang<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie Oberammergau<br />

– Linderhof<br />

Gehzeiten: insgesamt ca. 7 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober bzw. bis zum<br />

Einschneien<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blätter BY6<br />

»Ammergebirge West« und BY7 »Ammergebirge Ost«<br />

Führer: Zahel »Wilde Wege Bayerische Alpen«, Bergverlag<br />

Rother, 2013<br />

Fremdenverkehrsamt: Ammergauer Alpen GmbH,<br />

Tel. 00 49/(0)8 22/92 27 40<br />

Hütten: keine<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Auf- und Abstieg verlaufen<br />

die meiste Zeit über dürftig bezeichnete, aber gut angelegte alte<br />

Jagdsteige. Auch am Kamm durchgängiger Pfad über Gras und<br />

wenig schwierige Schrofen. Trittsicherheit erforderlich, aber keine<br />

Kletterei. Gute Ausdauer aufgrund der Länge der Tour.<br />

Tipp: Wer die Kreuzspitze in die Tour einbezieht, muss mit knapp<br />

1½ Std. Mehraufwand rechnen. Das felsige Gelände am Gipfelaufbau<br />

erhöht auch den Gesamtanspruch um eine Nuance.<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Kienjoch (1953 m)<br />

3<br />

Hoch über dem Graswangtal<br />

Das Kienjoch gehört nicht gerade zu den Ammergauer Modebergen. Zu spärlich und rau fallen hier<br />

die Pfade aus, was ambitionierte Bergwanderer mit Hang zu einsamen Touren freilich umso mehr<br />

fasziniert. Die Kammüberschreitung ist gespickt mit reizvollen Ausblicken.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014 – Seite 46<br />

1250 Hm | 6½ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Graswang (867 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz in Graswang<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie Oberammergau<br />

– Linderhof<br />

Gehzeiten: Aufstieg 4 Std., Abstieg 2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober bzw. bis zum Einschneien<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY7 »Ammergebirge<br />

Ost«<br />

Führer: Zahel »Wetterstein und Ammergauer Alpen«,<br />

Bruckmann Verlag, 2007<br />

Fremdenverkehrsamt: Ammergauer Alpen GmbH,<br />

Tel. 00 49/(0)8 22/92 27 40<br />

Hütten: keine<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Überschreitung<br />

auf kleinen, nur sporadisch bezeichneten Bergpfaden. Etliche<br />

Steilstücke und auch ausgesetzte Passagen am Grat, der hin und<br />

wieder etwas Händeunterstützung erfordert. Trittsicherheit und<br />

etwas Orientierungssinn angezeigt.<br />

Tipp: Die Kammroute kann über Windstierlkopf, Vorderer Felderkopf,<br />

Großer Zunderkopf und Brünstelskopf bis zur Notkarspitze<br />

fortgesetzt werden; von dort Abstieg zur Ettaler Mühle: ein Mammutprogramm<br />

von 10 Std.!


TIPP<br />

Allgäuer Alpen Rindalphorn (1821 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz zur Straße hinauf und einer<br />

beschilderten Asphaltstraße nach Norden folgen, bei der<br />

Verzweigung rechts und durch einen Linksknick zur Alpe<br />

Vorderschönbuch. Dort nach rechts auf einen Wiesenweg,<br />

über einen freien Hang und in dichten Wald hinein. Kurz<br />

vor Wiesach am Waldrand entlang und links haltend an<br />

der schönen Wiesachalpe vorbei. Hinter der Alphütte vom<br />

Fahrweg rechts ab und über einen lichten Waldhang bergwärts.<br />

In vielen Kehren durch das Unterholz hinauf. Dann<br />

steigt der Bergpfad am Rande einer steilen Hangmulde<br />

an. Oft ziemlich lehmig und bei Nässe rutschig bis auf den<br />

Grat in Höhe von rund 1600 m und den Querweg, der vom<br />

Steineberg herüberkommt. Auf ihn links einbiegen und<br />

unter markanten Nagelfluhfelsen steil hinauf. Nach dem<br />

Steilaufschwung auf Treppenstufen fast eben am Grat<br />

bzw. auf seiner rechten Seite gegen Westen direkt auf den<br />

scharf geschnittenen Stuibengipfel zu. Auf dem Grat mehrmals<br />

auf und ab, kurz an einem Drahtseilgeländer entlang<br />

und schließlich zu einer Steiganlage an einem schroffen<br />

Nagelfluhgrat. Über ihn hinauf, auf einem Pfad weiter und<br />

zum Gipfelkreuz des Stuibens.<br />

Am Gipfel des Rindalphorns<br />

Ammergauer Alpen Kuchelbergspitz (2020 m) – Kuchelbergkopf (2026 m)<br />

Route: Vom Parkplatz aus geht es erst einmal über<br />

3 km flach auf der Forststraße nahe dem Elmaugries<br />

Richtung Kuchelbach einwärts. Bei P. 1007 ist der Jagdsteig<br />

zum Kuchelberg ausgeschildert, allerdings ohne<br />

Farbmarkierung im weiteren Verlauf. Man hat freilich keine<br />

Schwierigkeiten, ihm zu folgen, und sammelt im Bergwald<br />

windungsreich Höhenmeter. An einer Quelle vorbei zur<br />

Kuchelberg-Diensthütte (1597 m). Dort links haltend<br />

weiter schräg aufwärts und zu einer Verzweigung, wo der<br />

Kuchelberggrat nach rechts ausgewiesen wird. Im Zickzack<br />

gewinnt man die Kammhöhe auf ca. 1815 m und folgt ihr<br />

in meist grasigem, teils auch schrofigem und nicht allzu<br />

ausgesetztem Gelände bis auf den kreuzgeschmückten<br />

Kuchelbergspitz (2020 m).<br />

Auch im weiteren Verlauf bleibt man am Grat, einmal<br />

weicht eine alternative Steigspur etwas in die Südflanke<br />

aus. Mit kaum 100 Hm Höhenverlust und Wiederanstieg<br />

geht es über den lang gestreckten grasigen Rücken des<br />

Kuchelbergkopfes (2026 m) bis in die Einsattelung P.<br />

1941, wo scharf links der Abstiegsweg abzweigt. Mit Nr.<br />

241 südseitig quer in die Flanke hinein. Eine Weile verliert<br />

Vom ersten Gipfelziel auf breitem Wiesenrücken relativ bequem<br />

in einen breiten Sattel hinab und von dort wieder steil weiter.<br />

Der Gipfelanstieg zweigt vom Hauptweg links ab und führt zum<br />

Kreuz auf dem Sedererstuiben hinauf. Von ihm in der gleichen<br />

Richtung über Wiesenhänge weiter bis zu deutlichem Bergpfad.<br />

Die Wegspur führt nun am Gatterstuiben vorbei und über den<br />

Oberen Sedererwänden auf Wiesenhängen bis in einen Sattel auf<br />

rund 1580 m Höhe. Aus ihm in der gleichen Richtung, also gegen<br />

Westen weiter. Am Rande eines schroff abbrechenden Felsens ein<br />

kurzes Stück enorm steil hinauf, bis zu Wiesenrücken und über<br />

diesen zum Buralpkopf hinauf.<br />

Vom dritten Gipfelziel nach Südwesten gering abfallend weiter<br />

und zum Gündleskopf hinauf. Der Abstieg vom Gündleskopf zur<br />

Gündlesscharte ist steil, mühsam und unbequem. Auch der folgende<br />

Schlussanstieg kann etwas zermürbend ausfallen. Anfangs<br />

aus der Gündlesscharte noch recht kommod durch den Wald weiter,<br />

doch bald in eine breite, aber ziemlich steile Hangmulde, und<br />

durch diese auf ausgewaschenem Steig bis in das grüne Schartl<br />

südwestlich des Rindalphorns hinauf. Aus ihm nach rechts die<br />

letzten Meter zum letzten Gipfelziel hinauf.<br />

Abstieg: Bis zur Wegverzweigung im grünen Sattel wie Aufstiegs-<br />

man nur marginal an Höhe, bevor ausgiebige Kehren einsetzen.<br />

Der alte Jagdsteig ist ziemlich schmal, aber markiert und nicht<br />

zu verfehlen. Über mehrere Gräben hinweg geht es gegen den<br />

Kuchelbach hinunter, jedoch nicht ganz bis in die klammartig<br />

eingeschnittene Sohle. Vielmehr quert man jetzt manchmal leicht<br />

ausgesetzt durch die Hänge und stößt später auf eine Forststraße.<br />

Mit kurzer Gegensteigung zu P. 1007 und wie gehabt zurück zum<br />

Parkplatz.<br />

Mark Zahel<br />

Der selten besuchte Kuchelbergspitz bietet eine<br />

schöne Aussicht über das Graswangtal.<br />

route. Dort schräg rechts in Richtung Hochgrat weiter. Anfangs<br />

ein wenig abwärts, dann auf weiten Wiesenhängen zum Punkt<br />

1814 m hinauf. Von ihm an Punkt 1764 m vorbei und in die<br />

Brunnenauscharte (1626 m). Aus der Scharte einer Pfadspur<br />

folgend nach links bis zur Gütlealpe hinab und zu Fahrspur,<br />

dieser nach Osten folgen, an der Untergelchenwangalpe vorbei;<br />

dann wird die Straße steil. An einem Zufluss des Aubachs<br />

entlang (Wasserfälle und Badegumpen!) bis zur Wasserscheide<br />

Rhein-Donau bei der Scheidwangalpe. Von hier auf<br />

asphaltiertem Fahrweg nach Osten durch das Aubachtal bis<br />

zum Ausgangspunkt.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Foto: Mark Zahel Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Kienjoch (1953 m)<br />

Route: Von Graswang zunächst eben am Forsthaus Dickelschwaig<br />

vorbei und bei der Gabelung rechts ins Tal<br />

des Kuhalmbachs. Bereits kurz darauf zweigt rechts der<br />

Bergpfad ab (Beschilderung »Kuhalmstraße«). Anfangs in<br />

einer feuchten Hohlgasse aufwärts, dann etwas von der<br />

dichten Vegetation bedrängt zur besagten Kuhalmstraße,<br />

die gekreuzt wird. Am Nordhang wird der Aufstieg in ähnlicher<br />

Weise durch Jung- und Hochwald fortgesetzt, ehe es<br />

ab knapp 1300 m mit Erreichen eines Geländerückens interessanter<br />

wird. Diesem teils etwas links ausweichend<br />

durch zunehmend lichten Wald und Latschenterrain folgen.<br />

Eine Flachpassage schließt zum Aufschwung von<br />

P. 1885 auf, der in steilem Bröselschutt erstiegen wird.<br />

Anschließend steht der gebogene Gratverlauf zum Kieneckspitz<br />

bevor. Zunächst verliert man ein paar Höhenmeter,<br />

bevor von Norden her der erste richtige Gipfel angesteuert<br />

wird. Felsigen Hindernissen ausweichend gelangt<br />

man durch dichte Legföhren auf den Kieneckspitz (1943<br />

m), folgt dem teils scharfen und schrofigen Südgrat in die<br />

nächste Einsattelung und steht gut 20 Minuten später bereits<br />

auf dem Kienjoch (1953 m).<br />

Südostwärts weiter über den unbedeutenden, grasigen Geißsprungkopf<br />

und etwas steiler in den nächsten Sattel. Hier dreht<br />

man links in die Gruben ab und kommt damit ins Kuhalmtal. Unweit<br />

der Kuhalm-Diensthütte auf einen breiten Wirtschaftsweg,<br />

dem man in längerer Abwärtstraverse folgen kann. Oder man<br />

wählt den Steig durch den Einschnitt des Kuhalmbachs zurück<br />

nach Graswang.<br />

Mark Zahel<br />

Blick vom Kieneckspitz<br />

zum benachbarten Kienjoch<br />

Foto: Mark Zahel


TIPP<br />

Mangfallgebirge Gießenbachklamm (728 m)<br />

4<br />

Zum Gscheier Loch<br />

Diese einfache Rundwanderung führt zu ein paar besonders schönen<br />

Stellen in der Gießenbachklamm und zu einem zünftigen Wirtshaus.<br />

Beim Sägewerk am Ausgangspunkt dreht sich das größte Wasserrad<br />

Deutschlands, und es versorgt die Säge mit Energie.<br />

280 Hm | 2 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />

Talort: Kiefersfelden (450 m)<br />

Ausgangspunkt: Bleier Sag (517 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 47.6<strong>11</strong>834° Länge E 012.128658°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Haltestelle des Ortsbusses<br />

am Ausgangspunkt<br />

Kindereignung: ab 7 Jahren<br />

Entfernung: 7,61 km<br />

Beste Jahreszeit: Frühling bis zum ersten ausgiebigen Schneefall<br />

Karte: Topografische Karte des Bayer. Landesamtes <strong>für</strong> Vermessung<br />

und Geoinformation 1:50 000, Blatt UK50-53 »Mangfallgebirge«;<br />

Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 16 »Mangfallgebirge Ost«<br />

Informationen: Tourist-Information Kaiser-Reich, Rathausplatz 1,<br />

83088 Kiefersfelden, Tel. 00 49/80 33/97 65-27,<br />

www.kiefersfelden.de<br />

Einkehr: Schopperalm (600 m)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Unschwierige Rundwanderung,<br />

die auf einigen Streckenetappen etwas Orientierungsgabe<br />

verlangt.<br />

Hinweis: Die Klamm ist im Winter bis Ostern geschlossen.<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Ettaler Mandl (1633 m)<br />

5<br />

Aussichstreiche Rundtour mit Klettereinlage<br />

Diese, durch die Seilbahnbenutzung konditionell leichte Tour ist<br />

genau das richtige Ziel <strong>für</strong> all jene, die das erste Mal in ihrem <strong>Bergsteiger</strong>leben<br />

Hand an den Fels legen wollen. Denn der kurze, steile<br />

Anstieg zum Ettaler Manndl ist mit dicken Eisenketten gesichert.<br />

↑ 200 Hm/↓ 900 Hm |<br />

4 Std.<br />

normale Wanderausrüstung;<br />

evtl. Klettersteiggurt<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />

Talort: Oberammergau (873 m)<br />

Ausgangspunkt: Talstation der Laber-Seilbahn in Oberammergau<br />

(960 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Bhf. Oberau; Bus<br />

Richtung »Ettal/Oberammergau« und in Oberammergau<br />

bei der Haltestelle »Aufackerstraße« aussteigen. Von hier in<br />

10 Min. zur Talstation<br />

Kindereignung: ab 8 Jahren<br />

Gehzeiten: Laber – Ettaler Manndl 1¾ Std., Ettaler Manndl –<br />

Talstation 2¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: April bis Oktober<br />

Karte: AV 1:25 000, Blatt BY 7 »Ammergebirge Ost , Pürschling,<br />

Hörnle«<br />

Führer: Pröttel »Tagesausflüge Pfaffenwinkel«, J. Berg Verlag<br />

Informationen: Tourist Information Oberammergau, Tel. 00<br />

49/(0)88 22/92 27 40, info@oberammergau.de<br />

Einkehr: Gipfelwirtschaft am Laber, offen zu den Fahrzeiten<br />

der Seilbahn, sowie Soilealm, nur im Sommer zeitweise bew.<br />

Charakter/Schwierigkeit: Für die Laberbesteigung ist Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit erforderlich. Im Zweifel sollte<br />

man sich ein Klettersteigset mitnehmen.<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Notkarspitze (1889 m)<br />

6<br />

Großartige Bergtour hoch über dem Kloster Ettal<br />

Mit etwas mehr als 1000 Höhenmetern ist die Notkarspitze genau die<br />

richtige Nagelprobe in Sachen »g’scheite Bergtour«. Zur Belohnung<br />

gibt es neben beeindruckenden Blicken auf das Ester-und Wettersteingebirge<br />

eine grandiose Aussicht auf das Alpenvorland.<br />

1050 Hm | 5 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014 – Seite 46<br />

Talort: Ettal (877 m)<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz am Ettaler Sattel<br />

(900 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Von München-Hbf. mit<br />

dem Zug in Richtung Garmisch und in Oberau aussteigen.<br />

Weiter mit dem RVO-Bus 9606 Richtung Oberammergau<br />

und an der Haltestelle »Am Berg« aussteigen. Kürzeste<br />

Fahrzeit 1½ Std. Rückfahrt von der Haltestelle »Am Berg«<br />

oder »Zieglerhof«<br />

Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober<br />

Gehzeiten: Ettaler Sattel – Ziegelspitz 2 Std., Ziegelspitz – Notkarspitze<br />

45 Min., Notkarspitze – Ettaler Sattel 2¼ Std.<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 7 »Ammergebirge<br />

Ost , Pürschling, Hörnle«<br />

Führer: Pröttel »Wandern mit dem Bayernticket«, J. Berg Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist Information Oberammergau,<br />

Tel. 00 49/(0)88 22/92 27 40, info@oberammergau.de<br />

Einkehr: Gasthof Ettaler Mühle, kein Ruhetag<br />

Charakter/Schwierigkeit: Ausgedehnte Rundwanderung,<br />

die eine gute Kondition und stellenweise auch Trittsicherheit<br />

erfordert.


TIPP<br />

Mangfallgebirge Gießenbachklamm (728 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Vom Sägewerk aus neben dem Gießenbach<br />

das Tal hinein, bei der Brücke nach links über den Bach<br />

und zum Wasserkraftwerk, das im Jahr 1910 erbaut worden<br />

ist. Gleich dahinter auf langem, steilem Treppenweg<br />

nach Südwesten durch den Wald und an den oberen Rand<br />

der Gießenbachklamm. Auf einem solide ausgebauten<br />

Steig eine Felsenwand queren, zum Ende der Klamm und<br />

kurz vor der Staumauer rechts ab, um auf einer Brücke den<br />

Bach zu queren. Dahinter ein wenig rechts halten und zu<br />

einem Fahrweg hinauf, diesem nach links folgen. Wieder<br />

über eine Brücke und auf eine Straße relativ steil durch<br />

den Wald hinauf. Kurz vor einem Linksbogen der Straße<br />

und einem Wegkreuz über eine Brücke rechts auf einen<br />

Schlepperweg abbiegen. Der folgende Wegabschnitt ist<br />

nicht beschildert. Durch Wald im Wesentlichen eben nach<br />

Norden, an der Gachenalm vorbei und dann in mehrmaligem<br />

Auf und Ab weiter, bis hinter den Nageltalergraben<br />

zum Gießenbach hinunter. Dort in einer Furt (barfuß)<br />

durch den Bach und gleich dahinter ein paar Meter nach<br />

rechts, dann links herum und zur Fahrstraße hinauf. Auf<br />

ihr nach rechts weiter, bis auf der rechten Seite bei einem<br />

Weidegatter ein Sträßchen abzweigt; in Kehren hinab. Links des<br />

Fahrwegs befindet sich auf einem Hügel eine schöne Rastbank!<br />

Weiter über einen Wiesenhang zum Fahrweg hinab, diesen queren<br />

und zu einer alten Schlepperspur, die nach Nordwesten in<br />

den Wald hinein führt. Bei zwei Verzweigungen links und an den<br />

Gießenbach heran. Neben ihm bis zum Ende des Wegs (Wasserstrudel).<br />

Abstieg: Der Rückweg verläuft anfangs entlang der Aufstiegsroute,<br />

dann zur Schopperalm geradeaus weiter und zum Hinweg<br />

zurück. Auf ihm zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Ammergauer Alpen Ettaler Manndl (1633 m)<br />

Route: Zunächst mit der Seilbahn zur Bergstation am<br />

Laber. Von der Gipfelwirtschaft der Beschilderung »Oberammergau/Ettaler<br />

Manndl« folgen und somit einem<br />

zunächst freien Bergrücken nach Osten. Auf zunächst<br />

breitem Weg zu Waldgelände und dann nach rechts. Ein<br />

kurzes Stück steiler bergab und dann in wieder freiem<br />

Gelände zu einem Bergsattel. In einigen kleinen Schleifen<br />

bergab zu einer Gabelung. Nach rechts der Beschilderung<br />

zum »Ettaler Manndl« folgen. Nun noch ein Stück bergab,<br />

dann in immer derselben Höhe durch Bergwald nach<br />

Osten. An einer Gabelung weiter in Richtung »Ettaler<br />

Manndl«, an einer Felswand vorbei und direkt danach<br />

zur Abzweigung zum Ettaler Manndl. Trittsichere und<br />

schwindelfreie Bergwanderer können diesen leichten<br />

Klettersteig auch ohne Ausrüstung begehen. Zurück am<br />

Weg diesem ein kurzes Stück nach Osten folgen, dann<br />

nach Norden und teils in lichtem Wald, teils in Wiesengelände<br />

weiter bergab. Durch dichten Wald an den Boden<br />

des weiten Bergkessel, in dem der Soilesee liegt. Hier<br />

gerade über eine Forststraße und auf einem Wiesenweg<br />

oberhalb an der Hinteren Soilealm vorbei. Schließlich zur<br />

Forststraße und dieser solange folgen, bis man kurz hinter einem<br />

Weiderost wieder nach links auf den Fußweg trifft. Auf diesem<br />

wieder durch Wald, dann über eine große Wiese und abermals<br />

in den Wald. Wieder auf Forststraße und dieser ein gutes Stück<br />

lang, leicht absteigend folgen. Bei einem Schild »Oberammergau<br />

Aussichtsplatz in der Nähe der Schopperalm<br />

über Lainetal« von der Straße nach rechts ab und auf einem<br />

Waldweg zum gleichnamigen Bach hinab. Hier über eine<br />

Brücke und auf der anderen Seite nach links. Ohne Orientierungsprobleme<br />

das letzte Stück immer auf der Fahrstraße<br />

zurück zur Talstation der Laber-Seilbahn. Michael Pröttel<br />

Foto: Ammergauer Alpen GmbH/Thomas Bichler Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Notkarspitze (1889 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz folgt man einer Fahrstraße<br />

nach Süden. An einer gleich folgenden T-Kreuzung geht<br />

man nach links. Weiter auf Fahrweg geht es leicht bergan.<br />

Dort, wo dieser eine markante Kurve macht, weist ein<br />

Schild nach rechts, und man steigt von nun an, einem<br />

deutlichen Pfad folgend in angenehmer Steigung durch<br />

schönen Bergmischwald bergan. Nach einiger Zeit wird<br />

dieser lichter, der Anstieg aber auch etwas steiler. Erst<br />

wenn man den unscheinbaren Ochsensitz erreicht, wird<br />

das Gelände deutlich flacher. Ohne Orientierungsschwierigkeiten<br />

folgt man dem Kamm weiter nach Westen und<br />

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steigt noch einmal steiler zur Ziegelspitz auf. Der Weg wird wieder<br />

flacher und umgeht einen, im Kamm gelegenen Aufschwung auf<br />

dessen Südseite. Man steigt in einen Sattel ab, um dahinter die<br />

letzten Aufstiegsmeter über den südexponierten Gipfelhang zu<br />

bewältigen.<br />

Für den Abstieg folgt man dem nach Norden absteigenden Gipfelrücken<br />

(bei einer Abzweigung im Latschengelände nicht rechts,<br />

sondern halblinks gehen), um bald nach Osten in das große<br />

Notkar abzubiegen. Dorthin geht es zunächst noch steiler bergab,<br />

dann wird das Gelände flacher, und man quert den Bergkessel<br />

nach Nordosten und in ungefähr derselben Höhe zum Beginn<br />

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des Bergwaldes. Nach einer flachen Querung wird der Steig<br />

ziemlich steil. Bei Nässe ist hier Trittsicherheit gefragt. Über die<br />

steilsten Passagen helfen recht neue Drahtseilversicherungen<br />

hinweg. Kurz nachdem es wieder etwas flacher wird, erreicht<br />

man auch schon einen Forstweg, der zum Waldrand am Talboden<br />

führt. An der dortigen Gabelung hält man sich rechts<br />

(Beschilderung Ettaler Sattel), um auf schönen Fuß- und<br />

Fahrwegen immer entlang des Waldrandes bzw. im Wald nach<br />

Osten zu wandern. Schließlich trifft man auf die T-Kreuzung<br />

vom Anfang der Tour, von wo es nur noch ein Katzensprung zum<br />

Wanderparkplatz ist.<br />

Michael Pröttel<br />

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Panorama: www.peakfinder.org


TIPP<br />

Mangfallgebirge Baumgartenschneid (1448 m)<br />

7<br />

Abwechslungsreich zu wunderbarem Aussichtsberg<br />

Die Besteigung über den Berggasthof Galaun und den Riederstein ist<br />

eine der schönsten und dabei leichten Vorgebirgstouren am bayerischen<br />

Alpenrand. Leider wurde ein Stück des Weges am Pfliegeleck<br />

2008 durch eine Forststraße verschandelt.<br />

700 Hm | 4½ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />

Talort: Tegernsee (748 m)<br />

Ausgangspunkt: Bhf. Tegernsee (748 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Von München ohne<br />

Umsteigen mit der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) nach<br />

Tegernsee (Verbindungen www.bahn.de)<br />

Gehzeiten: Bhf. Tegernsee – Gasthaus Galaun 1½ Std.,<br />

Gasthaus Galaun – Baumgartenschneid 1 Std.., Baumgar-<br />

tenschneid – Tegernsee 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: April bis Oktober<br />

Karte: Bayerisches Landesvermessungsamt 1:50 000, UK L12<br />

»Mangfallgebirge«<br />

Führer: M. Pröttel »Wandern, wenn die Sonne brennt«, J. Berg<br />

Verlag<br />

Informationen: Tegernseer Tal Tourismus, Tel. 00 49/(0)80 22/<br />

9 27 38-0, info@tegernsee.com, www.tegernsee.com<br />

Einkehr: Berggasthaus Galaun/Riederstein, Dienstag Ruhetag<br />

Charakter/Schwierigkeit: Bergwanderung auf zumeist<br />

guten Waldwegen und mit leichten Anstiegen. Großartige Aussichten<br />

vom Riederstein und natürlich vom Gipfel. Ein längeres<br />

Wegstück erfolgt auf einer breiten Forststraße.<br />

TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Hochstaufen (1771 m)<br />

8<br />

Am Pidinger Klettersteig auf den Reichenhaller Hausberg<br />

Eine Reihe von Anstiegen führt hinauf zum Hochstaufen. Der schwierigste<br />

kommt über die etwa 700 Meter hohe, steile Nordflanke herauf:<br />

ein Klettersteig, der mit steilen und senkrechten Felsaufschwüngen<br />

und kurzen Passagen in Gehgelände abwechselt.<br />

1270 Hm | 8 Std.<br />

komplette Klettersteigausrüstung<br />

inkl. Helm<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />

Talort: Piding (455 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (ca. 515 m) westlich von<br />

Urwies, an der Verbindungsstraße Urwies–Aufham angeschildert<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Piding<br />

Gehzeiten: Zustieg 2 Std., Klettersteig 3–4 Std., Abstieg<br />

3 Std.,<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, BY 19 »Bayerische Alpen,<br />

Chiemgauer Alpen Ost, Sonntagshorn«,<br />

Informationen: Tourist-Info Bad Reichenhall, Wittelsbacher Str.<br />

15, 83435 Bad Reichenhall, Tel. 00 49/(0)86 51/<br />

6 06-0, www.bad-reichenhall.com<br />

Hütten: Reichenhaller Haus (1750 m), DAV, Mitte Mai – Mitte<br />

Oktober, 30 Schlafplätze, Tel. 0 86 51/55 66; Steineralm (ca.<br />

1020 m), Ende Mai – Anfang Oktober, Tel. 0 86 51/12 01<br />

Charakter/Schwierigkeit: Sehr schwieriger Klettersteig<br />

mit langen, kräfteraubenden Passagen. Nur trainierten und<br />

erfahrenen Klettersteiggehern zu empfehlen. Die anhaltend<br />

steilen und kräftezehrenden Abschnitte befinden sich im<br />

obersten Bereich des Steiges!<br />

TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Klausenberg (1554 m)<br />

9<br />

Auf aussichtsreichen Wegen durchs westliche Chiemgau<br />

Eine schöne Alm- und Gratwanderung führt hinauf auf den Höhenzug über dem Priental. Die ehemalige<br />

Klausenhütte gibt es als Einkehr zwar seit einigen Jahren nicht mehr, so dass man Essen und<br />

Getränk selbst mitnehmen muss, da<strong>für</strong> kann man Ruhe und teils sogar Einsamkeit genießen.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />

960 Hm | 6 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Aschau (615 m)<br />

Ausgangspunkt: Nördlich des Schlossbergs im Ortsteil<br />

Hohenaschau, großer Parkplatz (615 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnverbindung über<br />

die Strecke München – Salzburg und ab Prien mit der<br />

Chiemgaubahn bis Aschau<br />

Gehzeiten: Anstieg 3 Std., Abstieg knapp 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, BY 17 »Bayerische<br />

Alpen, Chiemgauer Alpen West, Hochries, Geigelstein«<br />

Informationen: Kurverwaltung Aschau, 83229 Aschau,<br />

Tel. 00 49/(0)80 52/90 49 37, Fax 90 49 45, info@aschau.de,<br />

www.aschau.de<br />

Hütten: Hofalm (970 m), privat, Tel. 00 49/(0)80 52/45 17,<br />

Juni – September außer Donnerstag, im Mai und Oktober nur am<br />

Wochenende<br />

Charakter/Besonderheiten: Die Tour verläuft durchweg auf<br />

Wanderwegen, die unterhalb des Zellerhorns aber im bewaldeten<br />

Steilgelände verlaufen. Eine gewisse Trittsicherheit ist vor allem<br />

bei nassen Verhältnissen nötig. Insgesamt eine ruhige Wanderung<br />

mit schönen Ausblicken ins gegenüberliegende Geigelsteingebiet<br />

und hinaus auf den Chiemsee.


TIPP<br />

Mangfallgebirge Baumgartenschneid (1448 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Vom Bahnhof folgt man der Bahnhofstraße<br />

zur Karl-Stieler-Straße. Hier links. Dort, wo sich die Straße<br />

gabelt, wendet man sich nach rechts (Schild »Parplui über<br />

Pfleiglhof und Lärchenwald«, hier nicht links Richtung<br />

»Galaun«). Man folgt dem Höhenweg und biegt dann links<br />

Richtung »Baumgartenschneid über Riederstein« ab. Im<br />

Bergwald geht es über Stufen steiler bergan, bevor der Weg<br />

wieder flacher wird und zwischen Fichtenhecken weiter<br />

führt. Man stößt auf einen Teerweg, folgt diesem kurz nach<br />

links und biegt dann rechts Richtung Berggasthof »Galaun«<br />

ab. Es wird kurz flacher und geht leicht bergab, bevor man<br />

links in Richtung »Riederstein über Galaun« abzweigt. Kurz<br />

danach biegt man wieder nach links ab (Schild »Galaun«)<br />

und es geht im Bergwald in mäßiger Steigung weiter. Man<br />

folgt den Serpentinen und bei einer Gabelung rechts dem<br />

Schild Riederstein. Der Weg wird flacher und man stößt<br />

auf eine breite Forststraße, der man ein gutes Stück folgen<br />

muss. Bei einem Bergsattel teilen sich die Wege. Hier folgt<br />

man geradeaus bzw. ganz leicht nach rechts einem schmaleren<br />

Fahrweg leicht bergan. Dieser führt zum Berghaus Galaun.<br />

Dahinter zweigt man links in einen Fußweg ab (Schild:<br />

Chiemgauer Alpen Hochstaufen (1771 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz an der ersten Verzweigung<br />

links auf dem beschilderten Weg Richtung Steineralm,<br />

bis nach einem Flachstück leicht fallend eine Verzweigung<br />

nahe des Leitergrabens erreicht wird. Scharf links<br />

geht es auf einer Forststraße in den Karbereich unter<br />

den Nordabstürzen des Hochstaufen und weiter auf<br />

deutlichen Steigspuren zum Einstieg (ca. <strong>11</strong>00 m).<br />

Der Pidinger Klettersteig ist immer wieder beschildert.<br />

Die steile Einstiegswand (C) geht es hinauf zu einem<br />

Flachstück und wieder steiler über etwas rutschiges<br />

Gelände hinauf (B). Nun hält man sich links heraus<br />

auf einen grasigen Grat, der unterbrochen von ein paar<br />

Steilaufschwüngen zum Ende des Drahtseils leitet. Hier<br />

»Riederstein/Kreuzweg über Kapelle«).Über viele Stufen geht es im<br />

Mischwald weiter empor, bis man auf eine Weggabelung an einem<br />

Waldrücken trifft. Hier lohnt sich der Abstecher zum Riederstein,<br />

von dessen Kapelle man eine tolle Aussicht auf den Tegernsee hat.<br />

Wieder an der Gabelung geht man geradeaus in Richtung »Baumgartenschneid«.<br />

Der Weg führt eben und kurz leicht bergab entlang<br />

des Waldrückens weiter. Dann wird es steiler und der Weg schmaler.<br />

Dort, wo sich der Pfad zweimal teilt, hält man sich einmal rechts<br />

und dann links. So oder so führen die Pfade wieder zusammen. Es<br />

wird noch einmal flacher, bevor der Weg ansteigend aus dem Wald<br />

heraus führt. Hier sieht man bereits den Gipfel vor sich, den man<br />

zuletzt in freiem Gelände ohne jegliche Orientierungsprobleme<br />

erreicht.<br />

Der Abstieg erfolgt auf dem gleichen Weg.<br />

Michael Pröttel<br />

beginnt eine lange Rechtsquerung (Steinmann, Steig, unversichert)<br />

zu einem Schuttfeld. Dort steigt man entlang der beginnenden<br />

Versicherungen steil hinauf (C–D) und erreicht nach<br />

kurzer Rechtsquerung den Notausstieg nach rechts. Die nun<br />

folgende Steilwand geht es hinauf (C–D) bis zu einer weiteren<br />

Querung: links abwärts in eine Rinne und jenseits hinauf zu einem<br />

großen Schuttkessel. Nach dem ersten Aufschwung wird<br />

es sehr steil (D) und in der Folge bleibt es anhaltend steil mit<br />

nur kurzen Passagen, die eine Erholung zulassen. So geht es<br />

dem Drahtseil folgend hinauf zum Ausstieg unweit des Gipfelkreuzes,<br />

das man unschwierig in wenigen Minuten auf dem<br />

Normalweg erreicht.<br />

Abstieg: Der Abstieg nach Norden ist zwar streckenmäßig et-<br />

Blick vom Gipfel über den Tegernsee<br />

was weiter als jener über die Steinernen Jager, aber technisch<br />

leichter und deshalb nach der anstrengenden Klettersteigbegehung<br />

empfohlen: Vom Gipfel auf deutlichem Steig<br />

nordwestlich durch die steile Schrofenflanke (z. T. Drahtseilversicherung)<br />

hinab auf einen Rücken im Wald, der zu einer<br />

Wegverzweigung in einem Sattel leitet. Hier hält man sich<br />

rechts hinab zur Steineralm (ca. 1020 m). Hier auf der Almstraße<br />

bergab bis zum Linksknick, wo die Straße über den<br />

Bach leitet. In dieser Kurve geht es geradeaus auf einem<br />

Fußweg hinab, wo man schon gleich wieder auf einen Fahrweg<br />

trifft und auf die Abzweigung zum Einstieg des Klettersteigs.<br />

Nun auf dem bereits bekannten Zustiegsweg hinab<br />

zum Parkplatz.<br />

Andrea Strauß<br />

Panorama: www.peakfinder.org Foto: Michael Pröttel<br />

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TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Klausenberg (1554 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz am Schlossberg (620 m) auf<br />

der Straße in westlicher Richtung und über die Prien. Hier<br />

im Ortsteil Hammerbach an einer beschilderten Verzweigung<br />

rechts ab und der Straße bergwärts zu den letzten<br />

Häusern dieser alten Industriesiedlung folgen. Auf einem<br />

Fußweg steil auf der rechten Seite des Hammerbachs hinauf,<br />

über den Wasserfall und oberhalb des beeindruckenden<br />

Quellaustritts auf die andere Seite des Grabens. Auf<br />

einem breiteren Weg hinauf zu einem Felsausbruch mit einem<br />

Felsentor. Hierher zuletzt auf ein paar Stufen. Direkt<br />

vor dem Ausbruch auf einem Steig links absteigend und<br />

nach wenigen Metern wieder auf einem guten Weg in zwei<br />

Serpentinen weiter bergauf. Nach der Verzweigung Riesenhütte<br />

– Ellandalm, an der man sich links hält, unter den<br />

Gipfeln des Hammersteins und des Zellerhorns hindurch<br />

und aus dem Wald heraus auf die Wiesen der Ellandalm<br />

(990 m). Den großen Almboden vom äußersten nördlichen<br />

Eck bis zum südlichsten Zipfel durchqueren. Einen<br />

großen Kahlschlag leicht steigend queren. Unterhalb des<br />

Predigtstuhls zu Feuchtwiesen und zum nächsten Almboden.<br />

Angereralm (<strong>11</strong>96 m) und Baumgartenalm – beide<br />

etwas abseits – zeugen hier davon, wie wichtig in früheren Zeiten<br />

die Weideflächen am Berg waren. Vor der Angereralm über eine<br />

Almstraße und auf dem Fußpfad weiter hinauf. Jetzt heißt es nur<br />

noch: Auf Fußwegen unter den Grasschrofen des Klausenbergs<br />

queren und dem Graben folgen hinauf zur Hochfläche. Erst ganz<br />

zuletzt erblickt man die Klausenhütte (1508 m). Von hier in nördlicher<br />

Richtung am schmalen Rücken hinauf zum Klausenberg<br />

(1554 m), dem höchsten Punkt der Tour.<br />

Abstieg: Vom Klausenberg in bisheriger Gehrichtung weiter in<br />

einen Sattel und jenseits mit kurzem Anstieg auf den Predigtstuhl<br />

(1494 m). Über Wiesen hinab zur Bergwachthütte bei den Abergalmen,<br />

dazu kurz geradeaus, dann mit einem Linksknick hinab.<br />

Von den Abergalmen auf einem Almsträßchen, an einer Verzweigung<br />

rechts und in die Grube des Eiskellers. Mit wenigen Metern<br />

Anstieg zum »Gatterl«, wo eine Forststraße hinableitet auf den<br />

Almboden der Hofalm. Hier steht die Einkehr Hofalm (970 m), etwas<br />

rechts der Straße zur Frasdorfer Hütte. Von der Hofalm auf einem<br />

steilen Sträßchen nach Osten hinab nach Aschau zum Ausgangspunkt.<br />

Alternativ dazu durch den steilen Wald auf Fußweg,<br />

der zunächst nach Süden, dann nach Osten leitet und so ebenfalls<br />

zum Ausgangspunkt zurückführt. Andrea Strauß<br />

An der ehemaligen Klausenhütte<br />

Foto: TI Aschau/Herbert Reiter


TIPP<br />

Dolomiten Munt de Gröpes (2405 m)<br />

10<br />

Fast ein Geheimtipp<br />

Der Munt de Gröpes ist ein ganz Kleiner unter den Dolomitengipfeln.<br />

Da verwundert es nicht, dass man auf dem Weg aus dem Rautal<br />

hinauf meistens allein ist. Vom Gipfel bietet sich ein überraschend<br />

weites Panorama, das bis zum Großglockner und zum Ortler reicht.<br />

<strong>11</strong>40 Hm | 5½ Std.<br />

normale Wanderausrüstung,<br />

evtl. Teleskopstöcke<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />

Talort: St. Vigil (<strong>11</strong>79 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz beim Hotel Lé dla Crëda<br />

(1268 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus ins Rautal, ab<br />

Bruneck bzw. Hochabtei<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 31 »Pragser Dolomiten«.<br />

Eugen E. Hüsler »Wanderführer Dolomiten West«, Bruckmann<br />

Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: Katharina-Lanz-Straße 14, I-39030<br />

St. Vigil in Enneberg, Tel. 00 39/04 74/50 10 37,<br />

www.sanvigilio.com<br />

Hütte: Keine Einkehr unterwegs, also ausreichend Getränke<br />

mitnehmen!<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Recht lange Wanderung auf<br />

ordentlichem Bergweg. Schlussanstieg unmarkiert, zum Gipfel<br />

hin schrofig und etwas ausgesetzt. Wilde Kulisse, jede Menge<br />

Einsamkeit.<br />

TIPP<br />

Dolomiten Munt da Medalges (2421 m)<br />

<strong>11</strong><br />

Heile Welt im Campilltal<br />

Was <strong>für</strong> ein starker Kontrast! Dort das Hochabtei mit seinen Hotelburgen,<br />

da das kleine Bauerndorf Longiarü/Campill: Kühe, keine Liftmasten<br />

auf den Almwiesen, alte Bauernhäuser und ladinisches Erbe.<br />

Da schmeckt die Marende auf der Medalges-Alm doppelt gut.<br />

880 Hm | 5¼ Std.<br />

normale Wanderausrüstung,<br />

evtl. Teleskopstöcke<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />

Talort: Longiarü/Campill (1408 m)<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz (ca. 1540 m) südlich<br />

von Campill, an der Straße nach Miscì<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus ab Bruneck<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std., Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />

im Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 7 »Alta Badia – Marmolada«.<br />

Eugen E. Hüsler »Wanderführer Dolomiten West«, Bruckmann<br />

Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: Tor 18/c, I-39030 St. Martin in Thurn;<br />

Tel. 00 39/04 74/52 31 75, www.sanmartin.it<br />

Hütten: Medalges-Alm, Sommerwirtschaft; Schlüterhütte,<br />

bew. Mitte Juni bis Mitte Oktober, Tel. 00 39/04 72/84 01 32,<br />

www.schlueterhuette.com<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Abwechslungsreiche Almwanderung<br />

in idyllischer, vom Tourismus noch wenig tangierter<br />

Landschaft. Im Kammbereich des Munt da Medalges schöne<br />

Ausblicke aufs Gader- und Villnößtal.<br />

TIPP<br />

Dolomiten Via ferrata Strobel (Albino Michielli)<br />

12<br />

Steile Route am Pomagagnon<br />

Der Pomagagnon gehört zur Kulisse von Cortina wie Tofana und<br />

Cristallo. Seine Westabstürze sind ein beliebtes Kletterrevier, in dem<br />

auch Albino Michielli, vulgo Strobel, einige Routen eröffnete. Nach<br />

ihm ist der Genussklettersteig zur Punta Fiames benannt.<br />

950 Hm | 4½ Std.<br />

K 3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2014<br />

Talort: Cortina d’Ampezzo (12<strong>11</strong> m)<br />

Ausgangspunkt: Albergo Fiames (1293 m) an der<br />

Straße von Cortina d’Ampezzo nach Schluderbach/Toblach<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus Toblach –<br />

Cortina d’Ampezzo<br />

Gehzeiten: Zustieg 1½ Std., Klettersteig 1½ Std., Abstieg<br />

1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 3 »Cortina d’Ampezzo«.<br />

Eugen E. Hüsler »Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Cortina Turismo, Via G. Marconi 15/b,<br />

I-32023 Cortina d’Ampezzo; Tel. 00 39/04 36/86 62 52,<br />

www.cortina.dolomiti.org<br />

Hütte: Keine Einkehr unterwegs<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Genussklettersteig mittlerer<br />

Schwierigkeit, wobei die gesicherten Steilpassagen immer<br />

wieder von längeren Gehstrecken (Latschenbänder, Schrofen)<br />

unterbrochen werden. Überwiegend nur Drahtseilsicherungen,<br />

im oberen Teil der Ferrata eine Leiter und ein paar Eisenbügel.<br />

Lässt sich gut mit einer Begehung der »Passeggiata della Croda«<br />

verbinden (dann etwa 7 Std.).


TIPP<br />

Dolomiten Munt de Gröpes (2405 m)<br />

Aufstieg: Auf breiter Fahrspur vom Hotel Lé dla Crëda in<br />

den Wald und zur Mündung einer malerischen Klamm. Sie<br />

bildet den Zugang zum Val de Ciastlins, einem verborgeneinsamen<br />

Winkel der Pragser Dolomiten. Der hübsch<br />

angelegte Weg steigt neben dem Bach an, dabei einen<br />

Felsriegel umgehend. Oberhalb der markanten Geländestufe<br />

auf solider Holzbrücke übers Wasser. Das muntere<br />

Gurgeln verstummt wenig weiter taleinwärts; da<strong>für</strong> entdeckt<br />

man am Weg eine Quelle (Fontana de Ciastlins),<br />

deren Wasser allerdings auch gleich wieder im gerölligen<br />

Untergrund versickert.<br />

In dem »Trockental« weiter bergan zur Ücia De Sot (1763<br />

m). Aus den steilen, von bizarren Felszacken gekrönten<br />

Flanken ziehen überall Geröllreißen herab; teilweise<br />

stehen die Bäume hier tief im Schutt. Bei der Ücia De Sora<br />

(1976 m) öffnet sich ein erster Blick auf den Muntejela de<br />

Senes (2787 m).<br />

Bald bleibt der Wald zurück; zwischen Latschenflecken<br />

und steinigen Wiesen geht’s durch einen seichten Graben<br />

bergan. Man passiert die Abzweigung zum Grünwaldjoch<br />

und folgt der markierten Spur weiter taleinwärts. Schließlich<br />

ist die eigenartige Buckellandschaft des Munt de Gröpes<br />

erreicht. Hier links und über den grasigen Südhang zum Vorgipfel<br />

des Munt de Gröpes (2405 m). Der bietet überraschende Fernblicke:<br />

nach Nordosten zum Großglockner, nach Westen zum Ortler<br />

– immerhin über <strong>11</strong>0 Kilometer weit weg! –, der gleich rechts vom<br />

Peitlerkofel ins Bild guckt. Auch einige Dolomitenprominenz steht<br />

im Panorama: im Osten Dreischusterspitze und Seekofel, über<br />

dem Jù de Sènes spitzeln Piz Popena und Monte Cristallo hervor,<br />

rechts vom Ciastelins zeigen sich Piz Boè, Langkofel und Geislerspitzen.<br />

Ein Übergang zum Hauptgipfel ist wegen des extrem<br />

brüchigen Felsgeländes nicht möglich!<br />

Abstieg: Der Abstieg erfolgt über den Anstiegsweg.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Munt de Gröpes, Blick auf die Cima de Riciogogn<br />

Foto: Eugen E. Hüsler<br />

TIPP<br />

Dolomiten Munt da Medalges (2421 m)<br />

Route: Vom Wanderparkplatz auf einer Sandstraße flach<br />

taleinwärts. Nach etwa einem Kilometer zweigt rechts<br />

der direkte Anstieg zum Kreuzjoch ab; der Fahrweg ins<br />

Talinnere folgt weiter dem Bach, ist dabei ausreichend rotweiß<br />

markiert. Links und rechts abgehende Pisten werden<br />

ignoriert; nach etwa einer Stunde erreicht man das idyllische<br />

Almgelände der Funtacia: lichter Wald, dazwischen<br />

größere Wiesenflecken, auf denen alte Heuhütten stehen,<br />

manche dem Verfall preisgegeben, andere gut erhalten<br />

und auch noch genutzt. Aus der Fahrspur wird schließlich<br />

ein Wanderweg, der über die Almwiesen weiter ansteigt<br />

zum Munt de Vila (Quelle) und unter den Felsen des<br />

Campiller Turms in den quer verlaufenden »Dolomiten-Höhenweg<br />

2« mündet. Die Weitwanderroute leitet über den<br />

steinigen Hang sanft ansteigend ins Kreuzjoch (2293 m).<br />

Kurz hinüber zur Medalges-Alm (2290 m), die doppelten<br />

Genuss verspricht: einen Prachtblick übers innerste<br />

Campilltal und seine <strong>Berge</strong>, dazu eine Südtiroler Marende.<br />

Anschließend geht’s bergan, über den Sonnenhang<br />

des Munt da Medalges bis zur Geländekante von Juac<br />

(2421 m). Hier kommt der »Hausberg« von Campill, der<br />

Peitlerkofel, ins Blickfeld. Über seine felsdurchsetzte Südflanke<br />

verläuft die Zickzackspur des Gipfelweges. Von Juac wandert man<br />

hinab zur Kreuzkofelscharte bzw. zur Schlüterhütte (2297 m). Das<br />

Haus steht knapp unterhalb des Kreuzkofeljochs (2340 m); es<br />

wurde bereits 1897 seiner Bestimmung übergeben. Faszinierend<br />

der Blick in die Nordabstürze der Geislerspitzen; am westlichen<br />

Horizont zeigen sich an ganz klaren Tagen die Eisriesen des Ortlermassivs.<br />

Der weitere Abstieg führt von der Kreuzkofelscharte über Wiesenhänge,<br />

vorbei an einer Almhütte mit Straßenanschluss, hinunter<br />

in einen bewaldeten Graben. Der teilweise recht steile Weg<br />

mündet schließlich in eine breite Sandstraße, die von Campill heraufkommt.<br />

Man folgt ihr durch das Tälchen des Seresbachs. An<br />

seinem Unterlauf drehten sich früher die Wasserräder. Nicht weniger<br />

als acht Mühlen standen am Wasser, und dieses einzigartige<br />

Ensemble – lange Zeit dem Verfall preisgegeben – ist mittlerweile<br />

sorgsam restauriert worden. Wie in der guten alten Zeit fließt das<br />

Wasser heute in den Holzkanälen, treibt die großen Holzräder an,<br />

Umlenkmechanismen regulieren den Zufluss.<br />

Auf Asphalt spaziert man zuletzt – vorbei an einem restaurierten<br />

Kalkbrennofen – zurück zum Parkplatz. Eugen E. Hüsler<br />

Tier-Sommer mit Blick auf die Geislerspitzen<br />

Foto: Eugen E. Hüsler<br />

TIPP<br />

Dolomiten Via ferrata Strobel (Albino Michielli)<br />

Zustieg: Gegenüber vom Albergo Fiames in den Wald und<br />

kurz aufwärts zu einer Sandstraße. Auf ihr knapp hundert<br />

Meter flach nach rechts, dann wieder bergan (Hinweisschild)<br />

zu einer mächtigen Geröllreiße. An ihrem Rand<br />

mühsam hinauf gegen die Felsen und auf ein nach rechts<br />

ansteigendes Latschenband. Mit ihm bis zu einer Kanzel<br />

(ca. 1760 m) am Beginn der Ferrata.<br />

Via ferrata Strobel: Die ersten 60 Höhenmeter sind<br />

steil, der Fels bietet aber viele Tritte und Griffe, auch im<br />

engen Kamin (spreizen!). Anschließend kurze Querung<br />

nach links (Latschenband) zum nächsten, mit Drahtseilen<br />

versehenen Aufschwung. Einem weiteren Diagonalband<br />

folgt man bis zu einer Kanzel mit prächtigem Tiefblick auf<br />

Cortina. Sie ist über einen felsigen Grat, der sich kurz steil<br />

aufschwingt (Krampen, Eisenstifte) und rechts in eine<br />

tiefe Schlucht abfällt, mit der Südwand der Punta Fiames<br />

verbunden.<br />

Eine fast zehn Meter lange Eisenleiter hilft über die erste,<br />

senkrechte Wandstufe, ein paar Klammern führen links<br />

in leichteres Gelände, Drahtseile weiter zum Ausstieg (ca.<br />

2150 m). Steinmännchen und Trittspuren markieren den<br />

Weiterweg (kurzes Drahtseil) zur Punta Fiames (2240 m).<br />

Abstieg: Zunächst ohne größeren Höhenverlust nordseitig um<br />

die Punta de Ra Crosc herum in die markante Senke der Forcella<br />

Pomagagnon (2176 m), wo die »Talfahrt« beginnen kann. An der<br />

Mündung der Geröllschlucht noch 100 Meter bergab, bei Sote el<br />

Pomagagnon (1670 m) rechts (Schild »Fiames«) aus dem Schuttstrom<br />

heraus, dann aber nicht links hinunter (wie eine deutliche<br />

Spur suggeriert), sondern kurz etwas aufwärts, unter den Felsen<br />

queren und schließlich abwärts zum Anstiegsweg.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Steile Passage in der Ferrata Strobel<br />

Foto: Eugen E. Hüsler


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AUF TOUR<br />

SERIE: Hüttenzauber<br />

TEIL 13: Kaunergrat Hütte<br />

HÜTTENZAUBER<br />

Ein seltenes Bild: die Hüttenwirtin<br />

Julia Dobler beim Abhängen<br />

Frauenzimmer<br />

Der Bergsport wird jünger und weiblicher – und damit auch die Berghütten.<br />

In den Ötztaler Alpen leitet Julia Dobler eine der wichtigsten Unterkünfte.<br />

Oft glauben die Besucher nicht, dass sie die Wirtin ist.<br />

Von Florian Meyer-Hawranek (Text und Fotos)<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Die Kaunergrathütte ist die höchstgelegene des Pitztals.<br />

KOMPAKT<br />

Hütteneinmaleins<br />

Lage: Die Kaunergrathütte liegt auf 2817<br />

Meter Höhe in den Ötztaler Alpen, etwa 200<br />

Meter unterhalb des Aperen Madatschjoch<br />

(3030 m), zwischen den beiden Hüttenbergen<br />

Watzespitze (3533 m) und der Verpeilspitze<br />

(3425 m).<br />

Zugänge: Der direkte Aufstieg zur Hütte<br />

von Plangeross im Pitztal aus dauert etwa<br />

dreieinhalb Stunden. Zwei Stunden länger,<br />

aber wesentlich lohnender ist die Route<br />

von Trenkwald aus über das Steinbockjoch.<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />

Gedränge. Eigentlich passt dieses<br />

Wort so gar nicht an einen Ort,<br />

der auf über 2800 Metern liegt,<br />

inmitten von grauen Felsblöcken<br />

und moosigem Geröll, zwischen<br />

dem sich auch im Hochsommer noch<br />

Schnee versteckt. Und trotzdem drängt es<br />

sich gerade auf der Kaunergrathütte.<br />

Klettergruppen, Alpenvereinskurse, Bergführer,<br />

Fernwanderer, Familien auf Bergtour<br />

– am späten Nachmittag ist Stoßzeit<br />

auf der Hütte im Pitztal. Die letzten Kurse,<br />

»Eis und Fels«, kehren vom Gletscher zurück,<br />

die Waschräume füllen sich, aus den<br />

Duschen steigt Dampf auf und je näher das<br />

Nr. 30/3 »Ötztaler Alpen, Kaunergrat« und<br />

Nr. 30/6 »Wildspitze«<br />

Kapazität: 65 Schlafplätze, aufgeteilt in zwei<br />

große Lager und mehrere kleine Schlafl ager,<br />

Nacht mit HP <strong>für</strong> DAV-Mitglieder ab 37 Euro<br />

Öffnungszeiten: Sommerbetrieb 2014<br />

ab 19. Juni bis September, je nach Schneefall<br />

Pächter: Familie Dobler, Schußlehn 6,<br />

A-6481 St. Leonhard/Pitztal, Tel. 00 43/<br />

6 64/1 44 06 27 (Telefon bevorzugt),<br />

info@kaunergrathuette.at<br />

Internet: www.kaunergrathuette.at<br />

Essen rückt, desto weniger freie Stühle gibt<br />

es in der Stube. Und mittendrin wirbelt Julia<br />

Dobler.<br />

»Habt’s noch a Platzerl frei?«, ruft sie durch<br />

den holzvertäfelten Raum. Ohne auf eine<br />

Antwort zu warten, schiebt sie zwei zusätzliche<br />

Hocker an den Tisch. Der ist eigentlich<br />

schon voll. Sagen würde das hier<br />

aber natürlich keiner. Und zwar nicht nur<br />

wegen des entwaffnenden Lächelns, das<br />

Julia Dobler aufsetzt. Auf 2800 Metern<br />

rückt man gerne etwas näher zusammen.<br />

Dass die Hüttenwirtin dann auch noch<br />

nett fragt und nicht einfach entscheidet,<br />

hilft zusätzlich.<br />

Ist der Wirt kein Eigenbrötler, murren<br />

auch die Gäste nicht – und das, obwohl<br />

die 65 Plätze der Kaunergrathütte im Sommer<br />

öfter nicht reichen. Eng wird es dann<br />

nicht nur an den Tischen, sondern auch<br />

in den Zimmern, Toiletten und Waschräumen.<br />

Trotzdem kippt die Stimmung nicht.<br />

Und das liegt an ihr: Julia Dobler, 25, seit<br />

diesem Jahr in ihrer vierten Saison Wirtin<br />

auf dem Kaunergrat und das Gegenteil<br />

einer kauzigen Eigenbrötlerin.<br />

Als Julia Dobler mit 22 anfing, war sie die<br />

jüngste Hüttenwirtin Österreichs. Einige<br />

Zeit später musste sie diesen Titel aber<br />

weitergeben, weil »die Anna auf der Brandenburger<br />

Hütte auch angefangen hat«,<br />

sagt Dobler und lacht: »Die ist, glaub’ ich,<br />

noch ’ne Woche jünger als ich.« Und Dobler<br />

kennt noch viele andere in ihrem Alter,<br />

die gerade als Wirte anfangen.<br />

Der Bergsport wird jünger und weiblicher.<br />

Als der Deutsche Alpenverein (DAV) im<br />

Sommer 2013 sein millionstes Mit-<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69


TOUREN<br />

Trekkingrunde im<br />

hintersten Pitztal<br />

Eine Viertagerunde mit Station im Taschachhaus, in der<br />

Riffelseehütte und Kaunergrathütte führt auf aussichtsreichen<br />

Höhenwegen nah an die Ötztaler Gletscherberge<br />

heran und vermittelt die großartige Weite der Landschaft<br />

zwischen Kaunergrat und Weißkamm mit der Wildspitze.<br />

TAG 1:<br />

Mandarfen – Taschachhaus<br />

(2434 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

760 Hm 20 Hm<br />

Charakter: Ein einfacher Hüttenanstieg<br />

zu einer der ältesten AV-Hütten.<br />

Die Runde beginnt mit einer bequemen<br />

Halbtagestour hinein ins Herz<br />

der Ötztaler Alpen und lässt Zeit <strong>für</strong><br />

Erkundungen rund um die Hütte.<br />

Ausgangspunkt: Mandarfen im<br />

Pitztal (1690 m)<br />

Hütte: Taschachhaus (2434 m),<br />

DAV, geöffnet Mitte Juni bis Mitte<br />

September, Tel. 00 43/6 64/<br />

1 38 44 65, www.taschachhaus.com<br />

Route: Von Mandarfen überquert<br />

man den Bach und steigt auf seiner<br />

Westseite auf zur Taschachalm (Einkehr).<br />

Jenseits des Taschachbachs<br />

geht es auf einer Almstraße ohne<br />

besondere Steigung ins Taschachtal<br />

und ab dem Materiallift etwas steiler<br />

hinauf zum schön gelegenen Haus.<br />

TAG 2:<br />

Taschachhaus – Riffelseehütte<br />

(2293 m)<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

260 Hm 410 Hm<br />

Charakter: Der Fuldaer Höhenweg<br />

hoch über dem Taschachtal verbindet<br />

Taschachhaus und Riffelsee. Eine<br />

unschwierige und aussichtsreiche<br />

Halbtageswanderung.<br />

Ausgangspunkt: Taschachhaus<br />

(2434 m)<br />

Hütte: Riffelseehütte (2293 m),<br />

DAV, geöffnet Mitte Juni bis Mitte<br />

September, Tel. 00 43/6 64/<br />

3 95 00 62, www.riffelseehuette.at<br />

Route: Vom Taschachhaus geht<br />

es kurz talein und dann sogleich<br />

über den Taschachbach und auf gut<br />

angelegtem Weg die Südostfl anken<br />

unter Bliggspitze und Eiskastenspitze<br />

hinauf. Größtenteils zwischen 2300<br />

und 2500 m bleibend führt der<br />

Fuldaer Höhenweg nach Nordosten<br />

zum Riffelsee und zur gleichnamigen<br />

Hütte.<br />

TAG 3:<br />

Riffelseehütte – Kaunergrathütte<br />

(28<strong>11</strong> m)<br />

▶ mittel 3-4 Std.<br />

830 Hm 310 Hm<br />

Charakter: Der Cottbuser Höhenweg,<br />

der die Riffelseehütte mit<br />

der Kaunergrathütte verbindet, ist<br />

bezüglich des Ambientes und der<br />

Weganlage etwas wilder als die<br />

beiden vorangegangenen Etappen.<br />

Höhepunkt sind eine versicherte<br />

Schluchtquerung und die Felsen der<br />

Watzespitze im Plangerosstal.<br />

Ausgangspunkt: Riffelseehütte<br />

(2293 m)<br />

Hütte: Kaunergrathütte (28<strong>11</strong> m),<br />

DAV, geöffnet Mitte Juni – Mitte<br />

September, Tel. 00 43/6 64/<br />

1 44 06 27, www.kaunergrathuette.at<br />

Route: Von der Riffelseehütte am<br />

Riffelsee und der Bergstation der<br />

Bahn vorbei. Kurz bergauf und auf<br />

einer Steiganlage unter dem Brandkogel<br />

hindurch. Die schwierigste<br />

Stelle der Tour ist die Querung durch<br />

die schrofi ge Schlucht am Steinkogel<br />

(versichert, Trittsicherheit nötig).<br />

Anschließend durch das Plangeross-<br />

Tal hinauf zur Kaunergrathütte.<br />

TAG 4:<br />

Kaunergrathütte – Planggeroß<br />

(1617 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

0 Hm 1200 Hm<br />

Charakter: Auf einem schönen<br />

Hüttenweg hinab ins Tal, mit tollen<br />

Blicken auf die gegenüberliegende<br />

Talseite<br />

Ausgangspunkt: Kaunergrathütte<br />

(28<strong>11</strong> m)<br />

Route: Von der Kaunergrathütte<br />

hinab zum Karlesegg und über die<br />

Plangeross-Alm und am Luß-Bach<br />

entlang nach Plangeross. Postbus<br />

nach Mandarfen oder talauswärts.<br />

Keine Wellness, keine Events. »Wir haben hier nur die <strong>Berge</strong>.«<br />

Die Unterkunft ist auch bei Weitwanderern beliebt.<br />

glied begrüßte, stand ein Frauenname auf<br />

dem überdimensionierten Ehrenausweis.<br />

40 Prozent der DAVler sind mittlerweile<br />

Frauen. Gleichzeitig wird der Verein auch<br />

jünger: Den stärksten Zuwachs hatten in<br />

den vergangenen Jahren die unter 25-Jährigen,<br />

freut sich der Alpenverein. Und das<br />

verändert auch die Berghütten.<br />

Julia Dobler hat ihre blonden Haare zu<br />

einem Zopf gebunden. Sie trägt ein enges<br />

gelbes Shirt, eine enge schwarze Jeans und<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


INFO<br />

Familienbande<br />

im Hochgebirge<br />

Weil es nur einen Weg aus dem Pitztal<br />

hinaus gibt, kommen Neuigkeiten auch bei<br />

denen schnell an, die ganz vorne im Tal<br />

wohnen. So war es auch, als sich der alte<br />

Wirt auf dem Kaunergrat überlegte, aufzuhören.<br />

Julia Dobler und ihre Mutter Claudia,<br />

deren Stammbaum mit Hüttenwirten gespickt<br />

ist, wohnten unten im Tal, schnappten<br />

das Gerücht rechtzeitig auf und bewarben<br />

sich als Wirte. »Wir haben vier Hütten in der<br />

Familie«, sagt Julia Dobler. »Irgendwie liegt<br />

uns das im Blut.« Zu Beginn übernahm Julia<br />

die Rolle der Wirtin alleine. Mittlerweile hilft<br />

ihre Mutter, die selbst auf der Rüsselsheimer<br />

Hütte aufwuchs, die ganze Saison von<br />

Juni bis September über auf der Hütte mit<br />

– wie auch Julias Vater.<br />

balanciert fünf Teller mit Palatschinken<br />

durch die volle Hüttenstube. »Oft denken<br />

die Leute, dass ich nur eine Bedienung<br />

bin«, sagt Dobler. Ein Hüttenwirt sei in der<br />

Vorstellung der meisten eben doch noch<br />

der wundersame Bartträger, dem es nichts<br />

ausmacht, tagelang alleine auf der Hütte<br />

auszuharren und der auch dann nicht geselliger<br />

wird, wenn doch einmal ein Wanderer<br />

über Nacht bleibt.<br />

Auf der Kaunergrathütte sei es freundlicher<br />

als auf anderen Hütten, sagen die<br />

<strong>Bergsteiger</strong>: wegen der jungen Wirtin.<br />

Lockerer gehe es zu, sagen die Bergführer<br />

über die Kaunergrathütte. Und die Wirtin<br />

selbst? Später am Abend, gut eine Stunde<br />

nach Hüttenruhe, wenn die meisten Gäste<br />

bereits in den Betten liegen, wird sie sagen,<br />

dass sie im Vergleich zum Klischeewirt<br />

wohl schon »offener und serviceorientierter«<br />

an die Arbeit geht – nicht nur weil<br />

sie vor ihrer Zeit am Berg Hotelfachfrau<br />

gelernt hat. Jetzt serviert Dobler lieber den<br />

dritten Gang des heutigen Abendessens<br />

und sagt nur: »Wer Nachschlag will, muss<br />

selbst in die Küche gehen. Ich bring’s euch<br />

nur einmal an den Tisch.« Sagen bräuchte<br />

sie eigentlich nichts. Das Abendessen<br />

spricht <strong>für</strong> sich: erst Gulaschsuppe, dann<br />

Geschnetzeltes und jetzt Palatschinken.<br />

Kaiserschmarrn mit Orangensaft<br />

Die gemeinsamen drei Gänge zum Abendessen<br />

waren eine der Neuerungen, die<br />

Dobler mit auf den Berg brachte. Als sie<br />

anfing, war das eine besondere Herausforderung:<br />

Das geduckte Haus am Kaunergrat<br />

ist die höchstgelegene Hütte des Pitztals,<br />

auf 2817 Metern, in alpiner Extremlage.<br />

Kein Fahrweg, keine Materialseilbahn.<br />

Nur der Aufstieg zu Fuß und der Anflug<br />

mit dem Hubschrauber. Weil der aber<br />

kostet und nicht bei jedem Wetter fliegen<br />

kann, muss Julia Dobler vor dem Start jeder<br />

Saison gut planen. Fleisch, Milch oder<br />

Weißbier: Schwer zu sagen, wie viel man<br />

in vier Monaten verbraucht.<br />

Das erste Jahr war anstrengend, auch deshalb,<br />

weil Julias Mutter krankheitsbedingt<br />

im Tal bleiben musste. Und Julia Dobler<br />

verkalkulierte sich: zu viel Fleisch, zu wenig<br />

Milch. Einer Männerrunde, die sich<br />

nach dem Aufstieg laut auf ihr Weißbier<br />

freute, konnte die Wirtin nur Wein anbieten.<br />

Als später in der Saison die Milch ausging,<br />

rührte der Koch den Kaiserschmarrn<br />

der Bergführer mit Orangensaft an.<br />

Nach dem Essen hat Julia Dobler endlich<br />

einen Moment Ruhe: Im Osten öffnet sich<br />

das Pitztal, im Süden glitzert der Plangerossferner<br />

im Abendlicht – direkt gegenüber<br />

der Sonnenterasse der Kaunergrathütte.<br />

Die Aussicht auf den Gletscher ist<br />

gewaltig. Die Aussichten <strong>für</strong> das an vielen<br />

Stellen grau-schwarz durchsetzte Eis sind<br />

dagegen weniger gut. »Wir beobachten<br />

zwar nicht, dass der Gletscher schnell<br />

schrumpft«, sagt Julia Dobler. Doch immer<br />

wieder knackt und kracht das Eis. Die<br />

zunehmende Wärme bringe Bewegung in<br />

den Permafrostboden. Das Ergebnis: Steinschläge,<br />

kleine Gerölllawinen. Keine große<br />

Gefahr, aber auf der Kaunergrathütte hört<br />

man den Berg ächzen.<br />

Keine Wellness, keine Events, nur der Gletscher<br />

gegenüber und der Klettergarten hinter<br />

der Hütte: »Mehr braucht es nicht. Wir<br />

haben nur die <strong>Berge</strong>«, sagt Dobler. Rustikal<br />

nennt sie ihre Hütte. Genau das sei es<br />

auch, was die Leute hier suchten, egal ob<br />

jung, alt, männlich – oder weiblich. ◀<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71


REPORTAGE<br />

24 Stunden am Watzmann<br />

Wandertag


24 Stunden <strong>Berge</strong> am Stück: Lange waren solche<br />

Events Extremläufern vorbehalten. Doch inzwischen<br />

sickert das Prinzip in den Breitensport.<br />

In Berchtesgaden können auch Wanderer erleben,<br />

wie es sich anfühlt, Tag und Nacht durchzugehen.<br />

Ein Protokoll von Thomas Ebert<br />

Bald wird es dunkel<br />

über Berchtesgaden.<br />

Dann geht es <strong>für</strong><br />

diese Wanderer erst<br />

richtig los.<br />

8:58 Uhr Schönau am Königssee<br />

Der Befehl kommt direkt vom Heeresbergführer.<br />

»Leer deine Flaschen aus«, sagt Eddy<br />

Balduin zu Alfons, der schwer betankt<br />

hinter der Banderole auf den Startschuss<br />

wartet. Drei kostbare Liter Wasser hat er<br />

sich <strong>für</strong> 50 km Wegstrecke und mehr als<br />

3000 Höhenmeter aufgeladen, und die<br />

soll er jetzt einfach wegkippen? »Bis zur<br />

Kührointalm langt dir locker einer, und<br />

da gibt’s Verpflegung«, sagt Eddy. Alfons<br />

gehorcht und gießt die Büsche. Es ist ein<br />

erster Hinweis darauf, dass dieser Tag in<br />

den <strong>Berge</strong>n anders wird als sonst.<br />

Länger als andere wird er nicht. Aber voller:<br />

Vom Königssee auf den Watzmann,<br />

wieder hinab in die Ramsau, durch den<br />

Zauberwald, um Hinter- und Taubensee.<br />

Zum Sonnenaufgang auf den Hirschkaser<br />

und hinab ins Ziel nach Berchtesgaden.<br />

Dann ist es überstanden. Aber was eigentlich?<br />

Eine masochistische Methode, um<br />

Schlafdefizit anzuhäufen?<br />

Tagestour, das hieß einmal: Ein <strong>Bergsteiger</strong><br />

bricht morgens auf und abends zusammen.<br />

Seit wenigen Jahren aber häufen<br />

sich die Gruselgeschichten sogenannter<br />

Ultratrails: Dabei rennen Ausnahmeathleten<br />

durch mehrere Gebirgsregionen und<br />

die ganze Nacht – in Laufzeiten, so realitätsnah<br />

wie Fahrpläne zum Mars. Doch sie<br />

verfehlen ihre Wirkung nicht: Als Chiffre<br />

<strong>für</strong> Grenzgänge ist das 24-h-Label in die<br />

Sphäre der Normalsterblichen durchgesickert.<br />

Unter der Woche von neun bis fünf<br />

arbeiten, am Wochenende von neun bis<br />

neun wandern, liegt im Trend. Allein in<br />

Bayern gibt es jährlich fünf Events <strong>für</strong> Dauerläufer,<br />

manche davon sind binnen zehn<br />

Stunden ausverkauft. Lauter Verrückte?<br />

»Im Guinnessbuch«, sagt ein Teilnehmer<br />

am Start, »steht jemand, der sich in 24<br />

Stunden 10 625 Mal aus Handschellen befreit<br />

hat.« Wandern ist so herrlich normal.<br />

alle Fotos: Michael Prittwitz<br />

10:30 Uhr Kührointalm<br />

Überhaupt ist das hier kein Treffpunkt von<br />

Leistungsfetischisten. Keine verbissenen<br />

Mienen am Start, keine Überholmanöver.<br />

Und gerade mal ein Paar Kompressi-<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 73


Im Aufstieg zum Watzmanngipfel sind<br />

Augen und Beine noch aufnahmefähig.<br />

onsstrümpfe bei knapp 60 Teilnehmern,<br />

die munter in die Wurstkessel greifen und<br />

sich das erste Radler genehmigen. »Schee<br />

war’s«, feixt einer und lümmelt schon im<br />

Liegestuhl. Alfons fragt sich eher, wie er<br />

den restlichen Tag aufteilen soll: Noch 22<br />

Stunden? Oder noch 48 Kilometer? Am besten,<br />

man denkt einfach nur bis zur nächsten<br />

Verpflegungsstelle, die etwa alle zwei<br />

Stunden auftaucht. Überlebenskampf sieht<br />

anders aus: »Im Prinzip reicht eine leere<br />

Flasche und Wechselkleidung«, sagt Eddy.<br />

17:00 Uhr Watzmannhaus<br />

Zwei Burschen steigen mit monströsen<br />

Rucksäcken zum Hocheck auf. Da kommen<br />

wir gerade her. »Schön blöd, so spät<br />

noch unterwegs zu sein«, murmelt jemand<br />

und merkt erst danach, was er da sagt. Zwar<br />

steckt das große Dreieck vom Höhenprofil<br />

bereits in den Beinen. Aber die fast flache<br />

Linie, die noch folgt, verläuft über 35 Kilometer<br />

und vor allem durch die Nacht –<br />

psychisches Neuland <strong>für</strong> die meisten.<br />

Zur Halbzeit<br />

die Korken<br />

knallen lassen<br />

oder seriös<br />

die Akkus aufladen?<br />

Beides.<br />

Jetzt aber ist Abend. Die leeren <strong>Berge</strong> und<br />

der meditative Trott lösen die Zungen der<br />

Wanderer. Gregor, ein erfahrener <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

der oft im Wilden Kaiser unterwegs ist,<br />

sinniert über das Warum. Nie hätte er gedacht,<br />

an einem Tag so weit zu kommen,<br />

trotz Gruppendynamik und Leichtgepäck.<br />

Seine Grenze hat sich schon verschoben:<br />

»Das nächste Mal gehe ich die 24 Stunden<br />

alleine, als richtigen Selbsttest.«<br />

19:32 Uhr Wimbachbrücke<br />

Als abgekämpfter Watzmann-Überschreiter<br />

lässt man hier den Rucksack fallen, die<br />

24-Stunden-Wanderer bleiben nicht mal<br />

stehen. Die Moral ist intakt, das Ziel fest<br />

im Blick, auch wenn jetzt immer öfter die<br />

Smartphones gecheckt werden. Sie versprechen<br />

Beistand von daheim.<br />

20:12 Uhr Kurgarten Ramsau<br />

Die nächste Biertisch-Oase bringt die Dauerwanderer<br />

aus dem Konzept. Zur Halbzeit<br />

mal die Korken knallen lassen oder seriös<br />

die Akkus aufladen? Am besten beides. Unter<br />

einem Pavillon bekommt ein Masseur<br />

vereinzelt Kundschaft, vor der Gulaschkanone<br />

bilden sich lange Schlangen. »Echt<br />

cool, mal an sein Limit zu gehen. Ohne<br />

Verpflegung würde das ja gar nicht gehen«,<br />

meint ein junger Stuttgarter, die Backen<br />

voll Kuchen. Sein Kumpel aus Dresden,<br />

der das letzte Mal mit elf beim Wandern<br />

war, ist skeptisch. Ob ihn das Fieber wieder<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Ein Tag,<br />

der bleibt.<br />

Den Watzmann<br />

bestiegen und nicht<br />

mal Halbzeit: Da<br />

zieht’s einem schon<br />

mal die Schuhe aus.<br />

packt? »Das kommt auf die Nacht an«, sagt<br />

er und greift sich noch ein Bier. Wegen der<br />

Isotone. Es beginnt zu regnen.<br />

01:00 Uhr Hochschwarzeck<br />

An der letzten Labe sind drei Teilnehmer<br />

ausgestiegen: Krämpfe. Der Bus bringt<br />

sie nach Berchtesgaden, in ein trockenes,<br />

warmes Bett, während unser Lindwurm<br />

stumm Richtung Hirschkaser marschiert.<br />

Lieber nicht nachdenken, warum. Der Regen<br />

rauscht, und aus einem Handy plärrt<br />

AC/DC: Highway to hell. Was sonst.<br />

03:30 Uhr Toter Mann<br />

Nomen est omen: Hier ist der tote Punkt.<br />

Die Hütte am Hirschkaser, auf die alle hingefiebert<br />

hatten, war zu klein <strong>für</strong> uns alle.<br />

Leises Gemaule, das Steh-Biwak unter einer<br />

Fichte wird trotzdem nach 30 Sekunden<br />

wieder aufgegeben. Lieber weiter.<br />

05:40 Uhr Söldenköpfl<br />

Ein Pfarrer? Gibt es jetzt die letzte Ölung?<br />

Nein, er hält in der anrührend weltlichen<br />

Szenerie eines zum Trockenraum umfunktionierten<br />

Speisesaals die Bergmesse<br />

zum Sonnenaufgang, der dem Regen zum<br />

Opfer fällt. »Es kommt nicht darauf an, ob<br />

du ankommst, sondern dass du unterwegs<br />

bist«, sagt der Pfarrer. Neben ihm macht<br />

Gregor die Augen zu, zum ersten Mal seit<br />

mindestens 21 Stunden. Wer wach ist, bittet<br />

<strong>für</strong> eine heiße Dusche. Dann bricht hinter<br />

den Wolken der Tag an, und wir wieder<br />

auf, um »unterwegs zu sein«.<br />

09:03 Uhr Berchtesgaden<br />

Plötzlich geht alles ganz schnell. Applaus,<br />

Torbogen, abklatschen. Wieder ein Buffet,<br />

diesmal mit Schnapsgläsern und Bierkrügen,<br />

die jetzt ungebremst Zuspruch<br />

finden. Die Urkunde bestätigt: Hier<br />

Mit dem<br />

Bayern-Ticket<br />

<strong>für</strong> nur 23 Euro<br />

und 4 Euro<br />

je Mitfahrer.<br />

Gemeinsam<br />

durch die Nacht:<br />

Glühwürmchen<br />

auf dem Weg<br />

zum toten Punkt<br />

Ticket gilt auch in:<br />

Weitere Informationen,<br />

Ausflugstipps und Kauf<br />

unter bahn.de/bayern<br />

Mit persönlicher Beratung <strong>für</strong> 2 Euro mehr.<br />

Erhältlich <strong>für</strong> bis zu 5 Personen.<br />

Die Bahn macht mobil.


BGL WANDERFESTIVAL<br />

Das 4. Berchtesgadener Land Wander-<br />

Festival fi ndet vom 4. bis 6. Juli statt – noch<br />

näher an der Sonnwende und damit kürzere<br />

Nacht! Neu <strong>für</strong> 2014 sind das 24-Std.-<br />

Vorbereitungsprogramm, eine 12-Std.-<br />

Wanderung sowie die Fan-Wanderung mit<br />

Schauspielern der TV-Serie »Die Bergretter«.<br />

In den Preisen inbegriffen sind umfangreiche<br />

Teilnehmerpakete. Alle Infos und<br />

Tickets unter: www.bglt.de/wanderfestival<br />

Programm und Preise:<br />

24 h Alpin Spezial inkl. Verpfl egung,<br />

50 km, 3000 Hm, höchster Punkt:<br />

WatzmannHocheck (2620 m), 9–9 Uhr,<br />

129,- Euro<br />

Besiegt auch den<br />

stärksten Kaffee:<br />

das Nickerchen<br />

nach 21 Stunden<br />

ist Schluss. Vor einer halben Stunde war<br />

die 24 noch ein Mantra, nun ist das Ziel<br />

erreicht. Alfons hat noch Lust. Er will<br />

nach Schwaz fahren, von dort aus im Karwendel<br />

weiterwandern. Der Rest ist nass<br />

und stolz auf das Geschaffte. »Nette Tagestour«,<br />

grinst der zweifelnde Dresdner.<br />

»Wo bleibt da der Genuss«, klagt dagegen<br />

ein Vater über Eddy, der den Söhnen am<br />

Watzmann-Gipfel das Panorama nicht erklärt<br />

hat. Es ist ein typischer 24-Stunden-<br />

Zwiespalt: Natürlich könnte man sich einfach<br />

nur die Landschaft anschauen. Den<br />

tollen Falzsteig, den Nationalpark um die<br />

Stubenalm, wo der Wald sich selbst überlassen<br />

bleibt, das Wolkenwabern in der<br />

Watzmann-Ostwand. Manche genießen<br />

aber nicht nur mit den Augen. Sie wollen<br />

die <strong>Berge</strong> mit allen Sinnen verinnerlichen,<br />

speichern die Landschaft auch in den Füßen<br />

ab. Sie freuen sich auf die Zeit nach<br />

dem toten Punkt, ab dem nicht mehr der<br />

Geist den Körper überreden muss, sondern<br />

der Kopf den Beinen folgt. Denn die sind es<br />

eigentlich, die weiter wollen, um sich das<br />

Erlebnis einzuverleiben.<br />

14:07 Uhr Parkplatz Chiemsee<br />

SMS von Alfons: »Hab auf dem Weg zum<br />

Bahnhof nochmal richtig Schmerzen an<br />

der Ferse bekommen, dann hab ich das lieber<br />

bleiben lassen.« Sie hat ihre Reize, so<br />

eine 24-Stunden-Wanderung.<br />

◀<br />

Geschafft! Und jetzt ab ins Bett.<br />

Grafi k Schuhabdruck: JiSign / Fotolia<br />

24 h Alpin Klassik inkl. Verpfl egung,<br />

56 km, 2600 Hm, höchster Punkt: Watzmannhaus<br />

(1930 m), 9–9 Uhr, 109,- Euro<br />

»MAN MUSS AN DER PSYCHE KRATZEN«<br />

12 h SalzAlpenSteig inkl. Verpfl egung,<br />

27,5 km, 2120 Hm, 7–19 Uhr, 69,- Euro<br />

Vorbereitung 24 Std. 01. 07.–03. 07.,<br />

3 Touren à 6 Stunden, 670 bis 960 Hm,<br />

ca. 6 km Strecke, 99,- Euro<br />

Alpenkulinarik-Wanderung inkl. Verpfl<br />

egung, 6 h / 16 km / 600 Hm, 99,- Euro<br />

Nationalpark-Wanderung ohne Verpfl e-<br />

gung, 8 h / 13 km /<strong>11</strong>00 Hm, 19,- Euro<br />

Kulinarische Bier-Wanderung inkl. Verpfl<br />

egung, 6 h /12 km /430 Hm, 69,- Euro<br />

Fan-Wanderung mit den Stars der Serie<br />

»Die Bergretter«, inkl. Brotzeit, 4 h / 7,5 km<br />

/ 420 Hm, 19,- Euro<br />

Eddy Balduin, Jahrgang<br />

1967, Heeresbergführer,<br />

begleitet seit<br />

dem ersten Wanderfestival<br />

die 24-Stunden<br />

Alpin Spezial-Tour.<br />

24 Stunden wandern – kann das jeder?<br />

Ein bisserl wandern reicht nicht. Es braucht gute<br />

Kondition und Koordination <strong>für</strong> den Anstieg zum<br />

Gipfel. Für den Kopf kann auch Trekkingerfahrung<br />

wertvoll sein. Mein Tipp sind leichte Turnschuhe,<br />

in die man nach dem Abstieg wechseln<br />

kann – in denen wandert es sich im Flachen einfach<br />

besser als in schweren Bergstiefeln.<br />

Psychisch oder physisch: Was ist anstrengender?<br />

Die Psyche ist selten ein Problem. Wer gute Beine<br />

hat, muss sich mental nicht quälen und kann genießen.<br />

Aber irgendwann steckt einem die Nacht<br />

in den Knochen. Aus dieser Erschöpfung rauszukommen,<br />

ist die Crux – psychisch wie physisch.<br />

Wie überwindet man diesen toten Punkt?<br />

Man braucht ein Ziel. Natürlich liegen die landschaftlichen<br />

Highlights und der Gipfel in der<br />

Tageshälfte. Manchen fehlt dann nachts die Herausforderung.<br />

Bei denen muss ich an der Psyche<br />

kratzen, damit sie ihren Körper vergessen. Sich<br />

das gemeinsame Zielfrühstück vorzustellen, kann<br />

helfen. Wichtig ist auch, die Gruppe zusammenzuhalten,<br />

das stärkt die Moral ungemein.<br />

Worin liegt der Reiz, 24 Stunden durchzuwandern?<br />

Gewisse Sachen muss man als <strong>Bergsteiger</strong> eben<br />

gemacht haben – 24-Stunden-Wandern gehört<br />

momentan dazu. Ich sehe drei Motive: Seine<br />

Grenzen ausloten, sich neue Ziele setzen, in der Gemeinschaft<br />

wandern. In Berchtesgaden ist auch<br />

der Watzmanngipfel ein besonderer Reiz.<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


oetztal.com<br />

soelden.com<br />

Die stille Seite von Sölden.<br />

Nichts ist erholsamer als Beschaulichkeit und sinnliche<br />

Anregung der urwüchsigen Landschaft. Körper, Geist und<br />

Seele finden zurück zur Balance, du spürst wieder dein<br />

Herz pochen. www.soelden.com/almzeit<br />

DIE HÜTTEN IM ENTSPANNUNGSRAUM:<br />

– Moosalm (1.500 m) – Kleblealm (2.015 m)<br />

– Stallwiesalm (1.850 m) – Brunnenkogelhaus (2.738 m)<br />

– Fiegl´s Hütte (1.985 m) – Hildesheimerhütte (2.899 m)<br />

– Lochlealm (1.843 m) – Siegerlandhütte (2.710 m)<br />

Sölden. Hotspot der Alpen.<br />

ÖTZTAL TOURISMUS INFORMATION SÖLDEN<br />

6450 Sölden Austria T +43 (0) 57200 info@soelden.com<br />

Wannenkarsee, 2.639 m


AUF TOUR<br />

Der Herz-Ass-Weg<br />

im Villgratental<br />

Tour<br />

mit<br />

Trumpf<br />

<strong>Bergsteiger</strong> mit Pioniergeist:<br />

Konrad Hofmann und<br />

Norbert Mariacher (rechts)<br />

sind 1988 erstmals der<br />

Herzform der Grate gefolgt.<br />

Im Winter 1988 kletterten zwei Männer erstmals<br />

über alle Grate, die das Villgratental umschließen.<br />

Ohne dass sie es beabsichtigt hätten, wurden sie<br />

damit zu den Vätern einer Idee:<br />

des Herz-Ass-Wegs. Von Dagmar Steigenberger<br />

Ein knapper Abschiedsgruß, Türen<br />

schlagen. Dann entfernen sich<br />

die beiden Kegel der Auto-Scheinwerfer<br />

und kriechen talwärts in<br />

die kalte Winternacht hinein. Es<br />

ist der Morgen des 24. Dezembers 1988, als<br />

Norbert Mariacher und Konrad Hofmann<br />

zur Erstbegehung der Grate rund ums Villgratental<br />

auf brechen. In den kommenden<br />

fünf Tagen werden sie völlig auf sich allein<br />

gestellt sein: ohne Gasthaus, ohne warmes<br />

Bett. Stattdessen Expeditionsnahrung vom<br />

Gaskocher und Schlafen in selbst gegrabenen<br />

Schneehöhlen zum Schutz vor dem<br />

eisigen Wind, der auf den ausgesetzten<br />

Graten stetig bläst.<br />

Unten im Tal verfolgt Heinrich Hofmann,<br />

Konrads Bruder, gemeinsam mit Angehörigen<br />

und Freunden die einzelnen Etappen<br />

der <strong>Bergsteiger</strong>. Gut 100 Kilometer Strecke<br />

78 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Fotos: Norbert Mariacher, Oswald Fürhapter (3)<br />

mit um die 50 namhaften Gipfeln haben<br />

die beiden vor sich: Gölbner, Regenstein,<br />

Arnhörner, Degenhorn, Riepenspitze, Toblacher<br />

Pfannhorn… Schon die Namen<br />

machen klar, dass es sich bei der Überschreitung<br />

weniger um eine Wanderung<br />

denn um eine Expedition in hochalpinem<br />

Gelände handelt. Mit dem Finger auf der<br />

Landkarte verfolgt Heinrich den Weg, da<br />

fällt ihm auf: Wie ein Herz umschließen<br />

die Bergketten das Villgratental. Der Name<br />

Herz-Ass Villgraten ist geboren.<br />

Gratüberschreitung im Winter<br />

Fünf Tage brauchten die beiden <strong>für</strong> die<br />

Überschreitung. Fünf Tage, in denen<br />

nicht alles Herz-Ass und Trumpf war. »Am<br />

ersten Tag waren wir 16 Stunden unterwegs.<br />

Bei fast jedem Schritt sind wir in<br />

die Schneedecke eingebrochen«, erinnert<br />

sich Norbert Mariacher an die Strapazen.<br />

»Der Bereich um die Arnhörner im Osten<br />

war die Schlüsselstelle, die wir mit steifen<br />

Schuhen und gefrorenen Socken geklettert<br />

sind.«<br />

Wegloses Gelände, Klettereien im IV.<br />

Schwierigkeitsgrad, Steinschlaggefahr<br />

und weit und breit keine Hütte am Grat,<br />

in der <strong>Bergsteiger</strong> Zuflucht finden vor Wetterumstürzen<br />

oder vor der Nacht: Die Idee<br />

eines Herz-Ass-Weges gefiel den Touristikern<br />

dennoch so gut, dass sie sie aufgriffen<br />

und daraus eine Route entwickelten,<br />

die in sechs Etappen und durch sanfteres<br />

Gelände als jenes direkt am Grat rund um<br />

das Villgrater Tal führt. In einer Höhe zwischen<br />

1800 und 2600 Metern hat man auf<br />

die umliegenden <strong>Berge</strong> und auf das Tal im<br />

Herzen immer noch eine gute Aussicht.<br />

»Wie von einem Adlerhorst«, schwärmt<br />

KOMPAKT<br />

Rundwanderung<br />

in Herzform<br />

Anreise: Mit der Bahn über Salzburg,<br />

Bischofshofen und Millstätter See nach Lienz.<br />

Weiter mit der Regionalbahn nach Sillian<br />

und mit Bus 8513 ins Villgratental. Mit dem<br />

Auto von München über den Felbertauerntunnel<br />

nach Lienz und weiter Richtung<br />

Sillian ins Villgratental. Alternativ über<br />

Südtirol (Bruneck, Toblach) nach Sillian<br />

Tourismusbüro: Innervillgraten, Tel. 00 43/<br />

50 21/23 40, innervillgraten@osttirol.com;<br />

Außervillgraten, Tel. 00 43/48 43/55 22-12,<br />

ausservillgraten@osttirol.com,<br />

www.villgratental.com<br />

Karte: Österreichische Karte, 1:25 000,<br />

ÖK25V Nr. 3102 – West »Innervillgraten«<br />

Literatur: Walter Mair »Osttirol Süd<br />

– Lienz, Drautal, Villgraten, Lesachtal«,<br />

Bergverlag Rother, 2012<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79


TOUREN<br />

In sechs Tagen rund ums Villgratental<br />

Der ursprüngliche Herz-Ass-Weg über den Grat ist meist weglos und den Alpinisten vorbehalten.<br />

Die weniger alpine Variante <strong>für</strong> Wanderer – hier vorgestellt – führt nach jeder Etappe ins Tal zurück<br />

und ist auch in Tagestouren machbar.<br />

Nicht zu verfehlen: Rote Schilder<br />

weisen den Herz-Ass-Weg.<br />

1 Almenweg<br />

▶ leicht 6 Std.<br />

achalm (2030 m) – Sommerwandhütte<br />

– Herrgottslärche – Sommerwandköpfl<br />

(2400 m) – Gölbnerboden<br />

– Rarfeldalm (1987 m) – Scheibenstall<br />

– Taletluke – Obere Arnkaser<br />

– Bodenhütte – Kleiner Regenstein<br />

(2442 m) – Hoferalm – Volkzeiner<br />

Hütte<br />

3 Weg der Quellen und des<br />

Wassers<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

920 Hm 14 km<br />

Charakter: An Bächen entlang zu<br />

Wasserfällen, Seen und Quellen.<br />

Wanderung unschwierig bis auf die<br />

steileren Wegstücke bei der Passüberschreitung<br />

Startpunkt: Volkzeiner Hütte<br />

Endpunkt: Unterstalleralm (1673 m)<br />

Route: Volkzeiner Hütte – Raineralm<br />

– Heinkaralm (2100 m) – Tiroler<br />

Jubiläumsweg zum Schrentebachboden<br />

(2380 m) – Trögern (2580 m) –<br />

Arntaler Lenke (2655 m) – Oberstalleralm<br />

(1864 m) – Unterstalleralm<br />

4 Über die Jöcher<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1270 Hm 15 km<br />

Charakter: Mal östlich, mal westlich<br />

des Grates verläuft der Weg über<br />

Jöcher nahe der Gipfelregion.<br />

Startpunkt: Unterstalleralm<br />

Endpunkt: Kalkstein (1639 m)<br />

Route: Unterstalleralm – Oberstalleralm<br />

(1864 m) – Elplanschlupfe –<br />

Schwarzsee – Heimwaldjöchl<br />

(2644 m) – Kalksteiner Jöchl<br />

(2325 m) – Roßtal – Kalkstein<br />

5 Grenzlandweg<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1200 Hm 16 km<br />

Charakter: Die Königsetappe des<br />

Herz-Ass-Wegs folgt zunächst dem<br />

Bonner Höhenweg und führt dann<br />

direkt am Kamm entlang, der die<br />

Grenze zwischen Ost- und Südtirol<br />

markiert.<br />

Startpunkt: Kalkstein<br />

Endpunkt: Innervillgraten (1381 m)<br />

Route: Kalkstein – Roßtal – Maxer<br />

Leck – Kalksteiner Jöchl – Bonner<br />

Höhenweg – Bürglerslenke – Pfanntörl<br />

(2508 m) – Toblacher Pfannhorn<br />

(2663 m) – Marchginggele (2546 m)<br />

– Hochrast (2436 m) – Astattsattel<br />

(2295 m) – Tafi nalm (1906 m) –<br />

Innervillgraten<br />

6 Weg des Thurntaler Urban<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

930 Hm 14 km<br />

Charakter: Unterwegs zu sagen -<br />

haften Orten wie den Schwarzfl<br />

ecken und dem Thurntaler See mit<br />

einer Aussicht bis zu den Sextener<br />

Dolomiten<br />

Startpunkt: Innervillgraten<br />

Endpunkt: Außervillgraten(1287 m)<br />

Route: Innervillgraten – Oberhofertal<br />

– Tafi nalm – Astattsattel – Thurntaler<br />

See (2330 m) – Sillianeralm – Panoramagasthof<br />

Gadein (2090 m)<br />

– Thurntaler Rast (1978 m) – Außervillgraten<br />

1250 Hm 16 km<br />

Charakter: Höhenweg durch<br />

Almgebiet mit guten Ausblicken ins<br />

Tal. Alternativ kann man die etwas<br />

anspruchsvollere Wanderroute über<br />

den Grat mit drei bis vier Gipfeln<br />

wählen.<br />

Startpunkt: Außervillgraten (1287 m)<br />

Endpunkt: Reiterstube (1517 m)<br />

Route: Außervillgraten – Glinzbrücke<br />

– Alte Hütte (1740 m) – Rautalm<br />

(1882 m) – Schupfalm (1910 m)<br />

– Wurzalm (2001 m) – Raucheggenbach<br />

– Kropfkaralm (2080 m) –<br />

Tilliachalm (2030 m) – Reiterstube<br />

2 Herrgottslärche<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1830 Hm 18 km<br />

Charakter: Die Gewalt der Natur<br />

offenbart sich auf dieser Etappe an<br />

den vom rauen Wetter zerzausten<br />

Lärchen. In einen der Stämme wurde<br />

ein Herrgott eingeschnitzt.<br />

Startpunkt: Reiterstube (1517 m)<br />

Endpunkt: Volkzeiner Hütte (1886 m)<br />

Route: Reiterstube – Stegilan – Tilli-<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Xxxxxxxxxxgerne das Bergsturzgelände am<br />

Fuß des Latemar an, lassen die Kinder zwischen den<br />

Felsbrocken herumtollen<br />

PROFI<br />

Ohne Zoll und Passkontrolle: Am Pfanntörl passieren Wanderer die Grenze zu Südtirol.<br />

Franz Bergmann. Er betreibt eine Pension<br />

in Außervillgraten und ist einer der Organisatoren<br />

der gemäßigten Wandervariante<br />

des Herz-Ass-Wegs. Sie führt über Almwiesen<br />

und durch knorrige, von unzähligen<br />

Stürmen gebeutelte Lärchenwälder, vorbei<br />

an sagenumwobenen Seen und Bächen, hinauf<br />

zu Jöchern und mit der Möglichkeit zu<br />

Gipfelabstechern. Auf den letzten beiden<br />

Etappen folgt der Weg sogar originalgetreu<br />

dem Grat bis nach Außervillgraten, wo sich<br />

die Runde schließt. So kommen auch Tageswanderer,<br />

die wegloses Gelände und Klettereien<br />

scheuen, in den Genuss der Kulisse<br />

von Sextener Dolomiten, Großglockner<br />

und Venediger. Konditionelle Fitness verlangt<br />

der Herz-Ass-Weg aber auch in seiner<br />

sanften Variante – unter anderem deshalb,<br />

weil die Wanderer nach jeder Tagesetappe<br />

ins Tal absteigen, da es oben keine Hütten<br />

gibt. Im vergangenen Sommer wurde der<br />

Weg im Rahmen des Wanderopenings<br />

»<strong>Bergsteiger</strong>dorf hautnah« eröffnet.<br />

Der Schatz vom Schwarzsee<br />

Die Organisatoren des Herz-Ass-Wanderwegs<br />

sind damit allerdings noch nicht am<br />

Ziel angelangt. »Unser Tal hat eine lange<br />

alpine Geschichte, die wir den Wanderern<br />

vermitteln wollen«, sagt Bergmann. Im 17.<br />

Jahrhundert entstand der Salz-Steig, auf<br />

dem Bauern das Salz von Außervillgraten<br />

über das Villgrater Joch nach Hopfgarten<br />

im Defereggental schmuggelten. Später<br />

marschierten die ersten <strong>Bergsteiger</strong> auf<br />

dem Bonner Höhenweg hoch über Villgraten;<br />

auf einer Etappe ist er identisch mit<br />

dem Herz-Ass-Weg. All diese Besonderheiten<br />

rund ums Villgratental sind stille Attraktionen.<br />

Funparks, Bettenburgen oder<br />

auch Liftanlagen sucht man hier verge-<br />

bens. Die <strong>Bergsteiger</strong>dörfer, zu denen auch<br />

Inner- und Außervillgraten gehören, haben<br />

sich dem sanften Tourismus verpflichtet.<br />

Und dazu passt der Herz-Ass-Weg wie<br />

angegossen. Fürs erste wollen Bergmann<br />

und seine Kollegen die Sagengeschichten<br />

der Region – wie beispielsweise die übers<br />

Goldträgerle, den Schatz vom Schwarzsee<br />

oder die Sage vom Thurntalurban – in<br />

den Weg einbauen.<br />

Auch die Überschreitung von Mariacher<br />

und Hofmann hat mittlerweile den einen<br />

oder anderen Nachahmer gefunden – »allerdings<br />

nur im Sommer, soviel ich weiß«,<br />

sagt Mariacher. Er hat von Spitzensportlern<br />

gehört, die es sich zum Ziel gesetzt haben,<br />

den Grat binnen 24 Stunden hinter<br />

sich zu bringen. Ganz so einsam wie damals,<br />

1988, ist man auf den Gipfeln rund<br />

ums Villgratental also nicht mehr. ◀<br />

INFO<br />

Bergfeuer erleben<br />

Zum diesjährigen Wander-Opening steht das<br />

Villgratental ganz im Zeichen des Herzens.<br />

Von 26. bis 29. Juni bieten die Villgrater<br />

Tourismusbetriebe ein spezielles Programm<br />

mit Touren, kulinarischen und traditionellen<br />

Besonderheiten an, das mit dem Herzjesu-<br />

Feuer abschließt. Bergführer begleiten die<br />

Wanderer auf zwei ausgewählten Abschnitten<br />

des Herz-Ass-Weges (»Weg der Quellen<br />

und des Wassers« und »Über die Jöcher«).<br />

Am Samstag wird am Alpeggele (2<strong>11</strong>6 m),<br />

mit Blick auf die Bergfeuer in den Dolomiten<br />

und am Karnischen Kamm, ein Herzjesufeuer<br />

entzündet. Preis: je nach Unterkunft<br />

ab 200 Euro. Weitere Informationen unter<br />

www.herz-ass-villgraten.at oder bei den<br />

Tourismus-Büros.


AUF TOUR<br />

Am Gipfel des Rindalphorns,<br />

nach dem Hochgrat<br />

zweithöchster Gipfel<br />

in der Nagelfluhkette<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


SERIE: GeoTop-Touren in den Alpen<br />

Teil 18: Überschreitung am Rindalphorn<br />

Betonierte<br />

Schönheit<br />

Die Nagelfluhkette westlich von Sonthofen wurde<br />

im Jahr 2008 zu einem der schönsten Geotope<br />

Bayerns gekürt. Allerdings hat das Naturidyll einen<br />

Schönheitsfehler… Von Siegfried Garnweidner<br />

(Tour) und Ulrich Lagally (Geologie)<br />

Sind Naturschutz und wirtschaftliche<br />

Interessen vereinbar? Im Allgäu<br />

wird es zumindest versucht.<br />

Die 15 Mitgliedsgemeinden des<br />

länderübergreifenden Naturparks<br />

Nagelfluhkette haben sich zum Ziel gesetzt,<br />

diese einmalige Kulturlandschaft nicht nur<br />

zu erhalten, sondern sie in ein umweltverträgliches<br />

Tourismuskonzept einzubinden.<br />

Sie wollen eine Modell-Landschaft <strong>für</strong> eine<br />

nachhaltige Regionalentwicklung schaffen.<br />

Das hat zunächst einmal nichts mit<br />

Umwelt- oder Naturschutz zu tun, sondern<br />

es geht um die Vermarktung von qualitativ<br />

hochwertigem Tourismus und um regionale<br />

Umweltbildung. Schutz, Pflege und Entwicklung<br />

von Natur und Landschaft spielen<br />

letztlich auch eine, wenn auch nicht die<br />

wichtigste Rolle. Die Überschrift »Naturpark«<br />

klingt halt schön, auch wenn sich dahinter<br />

handfeste wirtschaftliche Interessen<br />

verbergen, die vom Bayerischen Umweltministerium<br />

mit hohen Beträgen aus Steuergeldern<br />

gefördert werden. Die Voraussetzungen,<br />

diese Ziele zu erreichen und weiter<br />

auszubauen, sind nicht schlecht, denn das<br />

Allgäu ist mit Naturschönheiten reichlich<br />

gesegnet; man muss sie den Menschen nur<br />

richtig zugänglich machen, und das versucht<br />

der Naturpark Nagelfluhkette.<br />

Eine der größten und <strong>für</strong> <strong>Bergsteiger</strong> interessantesten<br />

Attraktionen des Gebiets ist<br />

die Nagelfluhkette, die im Jahr 2008 als eines<br />

von Bayerns schönsten Geotopen ausgezeichnet<br />

wurde. Allerdings hat sie einen<br />

Schönheitsfehler: Auf den Hochgrat führt<br />

eine Seilbahn hinauf. Dieser können wir<br />

auf der vorgestellten Tour zwar weit-<br />

Fotos: Siegfried Garnweidner<br />

Ausgesetzter Pfad zum Buralpkopf<br />

Nagelfluh oder Herrgottsbeton?<br />

Kalk, der aus Grundwasser ausgeschieden wurde, hat<br />

die einzelnen Gerölle der groben Schotter fest zu harten<br />

Konglomeratlagen zusammengebacken. Diese Gesteine<br />

sehen aus, als hätte man große Nägel so tief in sie hineingeschlagen,<br />

dass nur noch die Köpfe herausschauen.<br />

Deshalb bezeichnete man sie in der Ostschweiz auch als<br />

Nagelfluh. Im Oberallgäu hat sich <strong>für</strong> diese natürlichen<br />

Gesteine der Begriff »Herrgottsbeton« eingebürgert.<br />

Die Zwischenräume zwischen den abgerundeten Komponenten<br />

sind komplett mit natürlichem »Zement«<br />

aus Kalk und Feinsand ausgefüllt – wie bei Fabrik-Beton.<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83


Die Porta Alpinae,<br />

ein Kunstprojekt auf<br />

dem Hochgrat<br />

GEOTOP<br />

Konglomeratbänke am »Hochgratfächer«<br />

Markante Felsrippen aus groben Geröllen prägen<br />

die schroffen Berggipfel, die dazwischen liegenden,<br />

oft fl achen Almbereiche entwickelten sich<br />

dagegen auf sandigen und mergeligen Schichten.<br />

Entstanden sind all diese Gesteine, als sich vor<br />

etwa 30 Millionen Jahren südlich des heutigen<br />

Allgäus das Hochgebirge der Alpen zu heben<br />

begann. Sein Verwitterungsmaterial wurde von<br />

Flüssen in eine nördlich davon liegende Senke,<br />

das Molassebecken, transportiert und dort in<br />

weiten Schwemmfächern abgelagert. Der größte<br />

derartige Bereich in Bayern ist der »Hochgratfächer«<br />

bei Oberstaufen, der vor etwa 20 bis 27<br />

Millionen Jahren entstand und eine Ausdehnung<br />

von rund 1000 Quadratkilometern aufweist.<br />

Unter den damals herrschenden tropischen<br />

Klimabedingungen kam es zu gewaltigen,<br />

monsunartigen Regenfällen, die riesige Mengen<br />

von Gesteinsschutt aus dem Gebirge ins<br />

Vorland mitnahmen. Dadurch bildeten sich bis<br />

zu 45 Meter dicke Schotterlagen, deren Gerölle<br />

vereinzelt Durchmesser bis 30 Zentimeter<br />

aufweisen. In ruhigeren Zeiten setzten sich feine<br />

Sande und Mergel ab, die im tropischen Klima<br />

aufgrund der Oxidation von Eisenpartikeln oft<br />

rötliche Verwitterungsfarben annahmen.<br />

Das ursprünglich im Molassebecken vorhandene<br />

Meer wich durch die enorme Sedimentzufuhr<br />

aus dem Gebirge zurück, der Trog wurde vor<br />

allem von Westen her zugeschüttet. Daher sind<br />

die Gesteine des Hochgratfächers festländische<br />

Bildungen. Sie sind zur Zeit der so genannten<br />

Unteren Süßwassermolasse entstanden, deren<br />

Ablagerungen sich bis zur Küste des im Osten<br />

weiter bestehenden Molassemeeres erstreckten.<br />

Im vegetationsreichen Übergangsbereich<br />

von Süß- zu Salzwasser (Brackwasser) setzten<br />

sich gleichzeitig die Schichten der Unteren<br />

Brackwassermolasse mit den reichen oberbayerischen<br />

Pechkohlevorkommen ab. Und noch<br />

weiter im Osten hielt die Sedimentzufuhr in das<br />

Meeresbecken an, das heute verfestigte Material<br />

bezeichnet man als Untere Meeresmolasse.<br />

Diejenigen Teile des Molassebeckens, die den<br />

entstehenden Alpen am nächsten waren, wurden<br />

später in die Gebirgsbildung mit einbezogen.<br />

Im westlichen Allgäu wurden die Gesteine<br />

so stark angehoben, dass sie heute Höhenlagen<br />

von mehr als 1500 Metern erreichen. Und<br />

schließlich präparierte die Verwitterung aus den<br />

nun steil gestellten Schichten die widerstandsfähigen<br />

Konglomeratbänke heraus.<br />

räumig ausweichen, aber sie bringt viele<br />

Touristen auf den Berg. Die <strong>Berge</strong>insamkeit<br />

beschränkt sich auf die frühen Morgenstunden,<br />

die Zeit also, bevor die vielen<br />

Ausflügler von der Seilbahnstation auf die<br />

umliegenden Gipfel ausgeschwärmt sind.<br />

Was uns allerdings niemand nehmen<br />

kann, sind die großartigen Ausblicke von<br />

der langen Bergkette, den einsamen Aufstieg<br />

und, weil wir nicht zur Seilbahn hinüberqueren,<br />

einen relativ ruhigen und vor<br />

allem langen Rückweg.<br />

Und die besondere Attraktion auf der Tour,<br />

die markanten Nagelfluhfelsen, teilen wir<br />

gerne mit den zahlreichen anderen Bergwanderern,<br />

denn es gibt so viele davon zu<br />

sehen, dass sie <strong>für</strong> alle reichen.<br />

◀<br />

IM AUGUSTHEFT: Teil 19: Das verwitterte Riff des<br />

Mont Aiguille in den französischen Kalkalpen<br />

Foto: Oberstaufen Tourismus; Grafik: Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt<br />

KOMPAKT<br />

Rindalphorn (1821 m),<br />

Allgäuer Alpen<br />

Vor mehr als 20 Millionen Jahren dehnte sich der riesige Hochgratfächer über<br />

weite Bereiche des westlichen Oberallgäus aus.<br />

Charakter: Lange, aber landschaftlich<br />

eindrucksvolle Rundtour über insgesamt<br />

fünf Gipfel<br />

Anforderungen: Ausdauerndes, sicheres<br />

Gehvermögen; <strong>für</strong> Kinder nicht geeignet<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Gunzesrieder<br />

Säge (931 m)<br />

Einkehr: Scheidwangalpe (1316 m)<br />

Gehzeiten: Aufstieg 5½ Std.; Abstieg 2 Std.<br />

Karte: Kompass 1:50 000,<br />

Blatt 3 »Allgäuer Alpen –<br />

Kleinwalsertal«<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


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AUF TOUR<br />

Weitwanderer haben ein neues<br />

Ziel: den Kitzbüheler Alpen<br />

Trail, kurz KAT Walk. Auf 104<br />

Kilometern führt er über 6400<br />

Höhen meter durch die Alm- und<br />

Bergwelt. Geplant hat die sechs<br />

Etappen der Geologe und Fernwegespezialist<br />

Georg Pawlata.<br />

Grenzgang am<br />

Hahnenkamm<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Georg Pawlata im BERGSTEIGER-Interview<br />

BERGSTEIGER: Herr Pawlata,<br />

wie oft sind Sie als Planer des<br />

Katwalk die mehr als hundert<br />

Kilometer lange Route abgewandert?<br />

Georg Pawlata: Grob geschätzt<br />

drei Mal. Die Planung eines<br />

solchen Etappenweges ist auch<br />

eher mit viel Arbeit am Schreibtisch verbunden,<br />

mit dem Studieren von Karten,<br />

Wanderführern und Büchern über die<br />

Hintergründe zu Themen wie den Auswirkungen<br />

der eiszeitlichen Vergletscherung<br />

oder der Almwirtschaft. Die Bauernhäuser<br />

um Kitzbühel beispielsweise sind mit Sicherheit<br />

die schönsten in ganz Tirol. Ich<br />

kannte die Gegend auch schon ganz gut,<br />

musste bei der Planung allerdings schauen,<br />

ob die Kilometer und Höhenmeter im<br />

Rahmen bleiben.<br />

Was heißt das: im Rahmen bleiben?<br />

Durchschnittlich sind pro Etappe etwa <strong>11</strong>00<br />

Höhenmeter und mehr als 17 Kilometer zu<br />

gehen. Das ist schon mittel bis schwierig<br />

und dem Untrainierten eher nicht zu empfehlen.<br />

Es ist eine Frage der Ausdauer, nicht<br />

der Technik. Immerhin lassen sich die zwei<br />

Etappen vor und nach Kitzbühel ganz gut<br />

mit der Bergbahn abkürzen.<br />

Allein der Blick<br />

vom Kitzbüheler<br />

Horn entschädigt<br />

<strong>für</strong> die rund 80<br />

Kilometer zuvor.<br />

KAT Walk<br />

6.400 Höhenmeter<br />

104 km<br />

Wo liegt der Reiz eines solchen Weges<br />

durch ein auf den ersten Blick doch recht<br />

homogenes Gebiet?<br />

Als homogen würde ich es nicht bezeichnen.<br />

Wir sind hier direkt am Grenzgebiet<br />

zwischen den Kalkalpen und den Zentralalpen.<br />

Das zeigt sich vor allem zwischen<br />

den ersten vier Etappen und den letzten<br />

beiden. Allerdings ist die Grenze eine geologische<br />

und daher nicht so kontinuierlich<br />

wie eine politische. Zwischen dem Gneis<br />

und Granit kommt immer wieder Kalk<br />

durch. Der Grenzcharakter zeigt sich<br />

auch in den wirklich tollen Ausblicken:<br />

Die Hohen Tauern auf der einen Seite,<br />

und auf der anderen sieht man bei guter<br />

Sicht bis zur Zugspitze.<br />

Das gibt es in anderen Regionen der<br />

Alpen natürlich auch.<br />

Der besondere Reiz dieses Weges ist, dass<br />

man durch die vielen zu durchquerenden<br />

Talschaften eigentlich immer in Qualitätsunterkünften<br />

schlafen kann. Vielleicht<br />

kommt das mit dem Alter: Aber ich habe<br />

früher sehr viel in Hütten übernachtet<br />

Fotos: Kitzbüheler Alpen GmbH (5), Andrey Kuzmin/Fotolia, privat<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 87


1] 2]<br />

2<br />

1<br />

INFO<br />

Sieben Orte,<br />

ein Ziel<br />

An- und Abreise: Die Etappenorte<br />

Fieberbrunn, St. Johann, Kitzbühel und<br />

Hopfgarten sind per Bahn erreichbar, von<br />

München in weniger als drei Stunden. Von<br />

Aschau fährt ein Bus zum Bahnhof Kirchberg,<br />

Kelchsau ist per Bus ebenfalls an die<br />

öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen.<br />

Von Steinberghaus ist die beste Alternative<br />

ein Taxiservice: M&M TAXI, Tel. 00 43/53<br />

34/2 00 10, Taxi Brixental, Tel.00 43/53<br />

34/64 65.<br />

Information: Kitzbüheler Alpen<br />

Tel. 00 43/5 75 07, info@kitzalps.com,<br />

www.kitzbueheler-alpen.com oder<br />

www.kat-walk.at, info@kat-walk.at<br />

Karte: Kompass 1:50 000, Blatt Nr. 29<br />

»Kitzbüheler Alpen« (Etappen 1<br />

bis 5), Blatt Nr. 28 »Vorderes<br />

Zillertal« (Etappe 1), Blatt Nr<br />

14 »Berchtesgadener Land«<br />

(Etappe 6). Eine Übersicht<br />

über die Region und die<br />

Aktivitäten bietet auch<br />

die interaktive Karte<br />

maps.kitzalps.com<br />

1] Hopfgarten<br />

3<br />

2] Kelchsau<br />

4<br />

3] Steinberghaus<br />

4] Aschau<br />

5<br />

5] Kitzbühel<br />

6<br />

6] St. Johann<br />

7] Fieberbrunn<br />

7<br />

3] 4]<br />

1] Bauernhöfe zwischen Hopfgarten und Kelchsau 2] Hochmoor auf der 3. Etappe 3] Alpenblumengarten<br />

auf dem Kitzbüheler Horn 4] Alte Almen auf dem Hahnenkamm in Kitzbühel<br />

und muss sagen, dass ich es inzwischen<br />

doch etwas komfortabler haben möchte.<br />

Der Weg führt auch über den Hahnenkamm,<br />

den Inbegriff des Skitourismus.<br />

Was hat der Wanderer im Sommer davon?<br />

Ausblick ohne Ende auf einer fast zehn<br />

Kilometer langen Strecke, die immer zwischen<br />

etwa 1800 und 2000 Metern verläuft.<br />

Und es ist keineswegs so, dass man<br />

da durch zerstörtes Gebiet läuft. An der<br />

Weltcup-Abfahrt Streif wurde zudem ein<br />

extra Sommerweg angelegt. Den berühmten<br />

Streckenabschnitt Mausefalle finde ich<br />

zum Beispiel ohne Schnee eindrucksvoller<br />

als im Winter.<br />

Die wenigsten Bergwanderer nehmen<br />

sich heute eine ganze Woche am Stück<br />

Zeit <strong>für</strong> ihr Hobby. Welche Etappe würden<br />

Sie gehen, wenn Sie nur einen einzigen<br />

Tag zur Verfügung hätten?<br />

Um das Ganze logistisch einfach zu machen,<br />

würde ich von Kitzbühel über das<br />

Kitzbüheler Horn nach St. Johann empfehlen.<br />

Es lässt sich sowohl der Weg aufwärts<br />

als auch abwärts mit den Bergbahnen<br />

abkürzen, End- und Ausgangspunkt<br />

haben Bahnanschluss. Der Abschnitt vom<br />

Horn, einem tollen Aussichtsberg, bis zum<br />

Harschbichl ist wirklich sehr schön – und<br />

sehr einfach machbar. Für mich persönlich<br />

wäre die sechste Etappe, die über ein<br />

Hochplateau mit einer ganz eigenen Landschaftscharakteristik<br />

führt, die reizvollste.<br />

Allerdings ist die mit <strong>11</strong>00 Höhenmetern<br />

und 18,5 Kilometern <strong>für</strong> den Gelegenheitswanderer<br />

auch nicht ganz ohne.<br />

Eines kann man dort allerdings nicht<br />

mehr verkosten, was auf der ersten Etappe<br />

als Spezialität angepriesen wird: die<br />

vielversprechend klingende »Prügeltorte«.<br />

Was hat es damit auf sich?<br />

Es ist eine typische Unterländer Spezialität.<br />

Mehrlagig, sehr kompakt und mindestens<br />

eine Woche haltbar. Früher war<br />

das perfekt <strong>für</strong> die Alm geeignet. Heute<br />

schmeckt es am besten mit Vanilleeis. ◀<br />

Interview: Dominik Prantl<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


TOUREN<br />

Alte Almen, Wasserfälle<br />

und ein Alpenblumengarten<br />

Die Kitzbüheler Alpen bieten mehr als nur die Weltcupabfahrt<br />

mit Hausbergkante und Mausefalle. Auf dem KAT Walk<br />

offenbart sich die ganze Vielseitigkeit dieser Gebirgsgruppe.<br />

1. ETAPPE: Hopfgarten –<br />

Kelchsau (17,5 km)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

800 Hm 650 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Route durch Wälder und Wiesen,<br />

vorbei an historischen Bauernhöfen.<br />

Ausgangspunkt: Bahnhof »Hopfgarten<br />

Berglift« (620 m)<br />

Einkehr: Leamwirt (rund 500 Meter<br />

vom Weg entfernt), Tel. 00 43/53 35/<br />

22 96, www.leamwirt.at, Haag alm<br />

(an Wochenenden geöffnet)<br />

Route: Hopfgarten – Blaickenhof –<br />

Erbhöfe des Weilers Hinterlitzl –<br />

Penningdörfl und Schipfl ing – Haagalm<br />

– Höhenbrandalm – Kelchsau<br />

2. ETAPPE: Kelchsau –<br />

Steinberghaus (15,5 km)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1200 Hm <strong>11</strong>00 Hm<br />

Charakter: Almwanderung über<br />

leichte bis mittelschwere Steige und<br />

Forstwege mit moderaten Anstiegen<br />

Einkehr: keine, daher genügend<br />

Verpfl egung mitnehmen<br />

Route: Raiffeisenkasse in Kelchsau<br />

– Untere Lodronalm – Lodronjoch –<br />

Lodron (1925 m) – Oberkaralm – Untere<br />

Lärchenbergalm – Steinberghaus<br />

3. ETAPPE: Steinberghaus –<br />

Aschau (19 km)<br />

▶ mittel 6–7 Std.<br />

1050 Hm 900 Hm<br />

Charakter: Etappe in absoluter<br />

Ruhe, vorbei an historischen Almen,<br />

einem Hochmoor, einem Wasserfall<br />

und Almrosenfl ächen<br />

Einkehr: Labalm, www.seefeldstubn.at,<br />

Tel. 00 43/53 57/21 58<br />

(Tipp: Das Knödel-Dreierlei)<br />

Führungen mit Käseverkostung<br />

bei der Schaukäserei & Verkostungsstube<br />

Hintenbach in Aschau<br />

Route: Steinberghaus – Scheibenschlag-Hochalm<br />

– Hintenkarscharte<br />

– Hintenkar-Hochalm – Niederalm<br />

– Haglangeralm – Labalm – Aschau<br />

4. ETAPPE: Aschau –<br />

Kitzbühel (16,5 km)<br />

▶ mittel 6–7 Std.<br />

1000 Hm 1250 Hm<br />

Charakter: Auf den Spuren des<br />

Hahnenkamm-Rennens erklären<br />

Schautafeln Streckenabschnitte wie<br />

Hausbergkante oder Mausefalle<br />

(Abstieg mit der Bergbahn möglich).<br />

Einkehr: mehrere Gasthäuser<br />

wie Bergrestaurant am Pengelstein<br />

und die Seidlalm, www.seidlalm.at<br />

Route: Ortszentrum Aschau –<br />

Kleinmoos Niederalm – Obere Kleinmoosalm<br />

– Pengelstein – Jufenalm<br />

– Bergstation Hahnenkammbahn –<br />

Seidlalm – Ganslernalm – Kitzbühel<br />

5. ETAPPE: Kitzbühel –<br />

St. Johann in Tirol (17 km)<br />

▶ mittel 6–7 Std.<br />

1250 Hm 1350 Hm<br />

Charakter: Über das Kitzbüheler<br />

Horn nach St. Johann und zu<br />

gran diosen Gipfeln, Alpenblumengarten<br />

und Wasserfall. Spektakulärer<br />

Abstieg vom Horn zum Harschbichl<br />

(Abkürzungen mit Bergbahn<br />

möglich)<br />

Einkehr: U. a. die Harschbichlalm,<br />

www.harschbichlalm.at<br />

Route: Bahnhof Kitzbühel – Weiler<br />

Going – Adlerhütte – Trattalm –<br />

Kitzbüheler Horn – Harschbichlalm –<br />

Eifersbacher Wasserfall – St. Johann<br />

6. ETAPPE: St. Johann in Tirol –<br />

Fieberbrunn (18,5 km)<br />

▶ mittel 6–7 Std.<br />

<strong>11</strong>00 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Wanderung auf ein einsames<br />

Plateau mit Karstformationen,<br />

Almweiden, Latschenfl ächen und<br />

durch vielfältige Mischwälder<br />

Einkehr: Proviant mitnehmen!<br />

Route: Bushaltestelle Reitham<br />

Richtung »Kalkstein, Adlerspoint«<br />

– Baumoosalm – Bruggwirtsalm –<br />

Gerstbergalm – Filzen (Ortsteil<br />

St. Jakob) – Bahnhof Fieberbrunn<br />

Wanderhotel Lumbergerhof ****<br />

Frühlings Wanderwochwochen im Tannheimertal<br />

7 Nächte Halbpension mit 5 Gang Wahlmenü, schöne<br />

Komfortzimmer und Suiten, 4 geführte Bergwanderungen,<br />

Wanderkarte, Blumenbuch, Wellnessbereich mit Saunen,<br />

Dampfbad und Panorama - Ruheraum<br />

ab € 514,00 pro Person · buchbar 17.5. - 5.7.2014<br />

A-6673 Grän im Tannheimertal - Tirol<br />

T. +43 5675 6392<br />

www.Lumbergerhof.at<br />

Bergidylle Hotel Falknerhof ****<br />

Frühlingserwachen in den Tiroler <strong>Berge</strong>n<br />

4 Nächte inkl. Genießer-Halbpension, geführte Almwanderung<br />

zur Enzian- und Almrosenblüte, Wanderjause zum Mitnehmen,<br />

Tageseintritt Therme Längenfeld oder 1 Kräuterstempel-<br />

Rückenmassage, alle Falknerhof Inklusivleistungen<br />

4 Nächte ab € 303,00 pro Person · buchbar 25.5. - 29.6.2014<br />

A-6441 Niederthai im Tiroler Ötztal<br />

T. +43 5255 5588<br />

www.falknerhof.com<br />

Landhotel Sand ****<br />

Almrausch-Wanderwochen im Landhotel Sand<br />

7 Tage HP inkl. Nachmittagsbuffet, 4 geführte Wanderungen<br />

zu den „Almen & Bergseen im Vinschgau & Meraner Land“,<br />

all unsere Landhotel Sand Inklusivleistungen<br />

ab € 510,00 pro Person / Woche · buchbar 10.5. - 13.7.2014<br />

Special 7=6 vom 10.5. - 24.5.2014<br />

I-39020 Tschars bei Meran - Südtirol<br />

T. +39 0473 624130<br />

www.hotel-sand.com<br />

www.wanderhotels.com


KOLUMNE<br />

Was bekommt der<br />

Kletterer, wenn es nicht<br />

weitergeht? Angst!<br />

Dabei war doch<br />

schon der Anmarsch<br />

zur Wand eine Qual.<br />

Die Wutprobe<br />

Viel Luft unter meinen Füßen. 400 Meter<br />

unter mir war der Einstieg nur noch vage<br />

zu erkennen. Wir konnten bereits weit<br />

hinaus auf die scheinbar endlose Ebene<br />

des patagonischen Inlandeises blicken.<br />

Wie ein gigantisches Schiff ragt hier die<br />

Westwand des Cerro Piergiorgio in den<br />

Himmel. Und obwohl wir gefühlt schon<br />

seit einer Ewigkeit kletterten, waren wir<br />

gerade mal in Wandmitte angekommen.<br />

Ich hatte zuvor noch nie so guten Granit<br />

unter meinen Händen gehabt, und das<br />

Klettern machte uns unglaublich Spaß.<br />

Bis jetzt zumindest. Und wir wussten, was<br />

es heißt, in den Launen des patagonischen<br />

Wetters überhaupt eine Chance zu bekommen,<br />

sich nicht gegen Sturmböen stemmen<br />

zu müssen, die einen samt Rucksack<br />

umschmeißen.<br />

Mein Kletterpartner Daniel war 19, ich ein<br />

Jahr älter. Es war unsere erste große Kletterreise<br />

außerhalb der heimischen Alpen.<br />

Kurz: ganz großes Kino.<br />

Abwechselnd kletterten wir Seillänge um<br />

Seillänge. Es stand eine der Schlüsselpassa-<br />

Eine Wand in Patagonien,<br />

ein schief gebohrtes<br />

Loch und völlige Leere in<br />

den Armen und im Kopf.<br />

Da hilft dem Kletterer<br />

nur noch eines: fluchen,<br />

was das Zeug hält.<br />

Von David Göttler<br />

gen an, und es war an mir, diese vorzusteigen.<br />

Die ersten 15 Meter liefen gut. Dann<br />

begann die Hölle <strong>für</strong> mich.<br />

Plötzlich ließen sich nur noch wenige Sicherungen<br />

legen, schließlich gar nichts<br />

mehr. Ich schlich und eierte und ängstigte<br />

mich höher, immer langsamer. Es war die<br />

Flucht nach vorne, eine Flucht im Schneckentempo,<br />

Stück um Stück – bis es nicht<br />

mehr weiter ging. Damit waren meine<br />

Nerven am Ende. Ich stand im Nichts. Eine<br />

flachere Stelle in dieser endlosen Platte aus<br />

Granit verschaffte mir eine Verschnaufpause.<br />

Aber <strong>für</strong> was? Runter ging es nicht<br />

mehr. Hoch auch nicht. Hätte ich mich<br />

doch nur an den guten alten Paul Preuß<br />

gehalten, der in seinen Grundsätzen erklärte,<br />

man sollte nur dort hochklettern,<br />

wo man es auch wieder hinab schafft! Die<br />

Bewunderung <strong>für</strong> den wunderbar rauen<br />

und unglaublich harten Granit wurde von<br />

etwas anderem abgelöst: Angst. Sie kroch<br />

langsam aber sicher in mich hinein. In die<br />

letzte Sicherung, weit unter mir, zu fallen,<br />

erschien mir nicht wirklich als optimale<br />

Lösung.<br />

Die Arme werden schwerer<br />

Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen<br />

und holte unser Handbohr-Set<br />

hervor. Gerne nahm ich die Mühen auf<br />

mich, die dieses Utensil bedeuteten. Am<br />

Ende sollte es mir einen Sicherungspunkt<br />

schaffen, den sich meine Hände so sehr<br />

wünschten. Und vor allem meine Psyche.<br />

Fotos: David Göttler<br />

90 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Ich fing an zu bohren, was sich bei diesem<br />

Handbohr-System folgendermaßen darstellt:<br />

Mit dem Hammer wird auf eine Art<br />

Schraubenzieher geschlagen, an dessen<br />

vorderem Ende eine Bohrkrone sitzt, die<br />

unendlich langsam ein Loch in den Granit<br />

frisst. Man hämmert und dreht und dreht<br />

und hämmert, bis 20 Minuten wie nichts<br />

vergangen sind und die Arme schwerer<br />

und schwerer werden. Als die Bohrkrone<br />

im Loch des Granits verschwand, sah ich<br />

mich schon lachend im Seil sitzen. Nur<br />

noch eine Schraube hinein, Sicherungsöse<br />

dran, fertig ist die ... Denkste!<br />

Oliver-Kahn-Gedächtnis-Anfall<br />

Ich verdammter Anfänger hatte das Loch<br />

schief gebohrt, weshalb sich Schraube und<br />

Sicherungsöse nicht daran befestigen ließen!<br />

Das war zu viel. Was nun folgte bekam<br />

außer Daniel Gott sei Dank nur die<br />

Einsamkeit Patagoniens mit.<br />

Es brach aus mir heraus wie aus einem<br />

längst überfälligen Vulkan. Ich begann,<br />

alles zu verfluchen: den Berg, die Wand,<br />

die Ungerechtigkeit, mich selbst, das schie-<br />

Da kann er schon wieder lachen:<br />

David Göttler nach getaner »Arbeit«.<br />

fe Bohrloch, die Ungerechtigkeit des schiefen<br />

Bohrlochs in der Wand des <strong>Berge</strong>s. Ich<br />

fluchte in blumiger Ausführlichkeit aus<br />

den Tiefen Vulgariens und bezog die »Kinder<br />

des <strong>Berge</strong>s« mit ein. Wen auch immer<br />

ich damit meinte. Was sich Daniel am<br />

Stand unter mir dachte? War mir in dem<br />

Moment eigentlich egal. Aber was soll man<br />

schon über den Kletterpartner denken, der<br />

mitten in einer 800-Meter-Wand einem<br />

Oliver-Kahn-Gedächtnis-Anfall der Extraklasse<br />

erliegt.<br />

Als die erste Welle der Wut vorbei war,<br />

machte ich mich an ein zweites Bohrloch<br />

– dieses Mal aber richtig. Eine halbe<br />

Stunde später seilte ich an dem neuen<br />

Bohrhaken ab, völlig entkräftet durch die<br />

Kletterei, aber noch mehr durch meinen<br />

Ausbruch. Wir mussten ohnehin den<br />

Rückzug antreten, weil sich nach meinem<br />

Sturm des Zorns nun ein richtiges<br />

Unwetter anbahnte. Vielleicht war der<br />

verdunkelte Horizont die Quittung <strong>für</strong><br />

meine Flüche. Ich glaube aber, dass unser<br />

vermeintliches Unglück ein dezenter Hinweis<br />

des Himmels war: Ein Sturm zieht<br />

auf! Dreht um, Jungs!<br />

◀<br />

David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />

Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />

dern dieser Welt unter anderem schon<br />

mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />

Glowacz und Simone Moro. Der staatlich<br />

geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />

Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />

exklusiv <strong>für</strong> den BERGSTEIGER über<br />

seine Erlebnisse auf Expedition.<br />

MIT UNTERSTÜTZUNG VON<br />

08. bis 14. Juni 2014<br />

Das Fotofestival von und mit<br />

Fotograf und Preisträger<br />

Christian Popkes<br />

und weiteren internationalen<br />

und nationalen Persönlichkeiten<br />

der Fotoszene<br />

Ausstellungen<br />

Fotoseminare | Masterclasses<br />

Fotomarkt | Fotoausstellungen<br />

Fotovisionsshows | Fotowettbewerb<br />

INFOS UND ANMELDUNG<br />

Tourismus Oberstdorf<br />

Organisationsbüro Fotogipfel<br />

Prinzregenten-Platz 1<br />

87561 Oberstdorf<br />

Tel. + 49 (0) 8322 / 700 -264<br />

Fax + 49 (0) 8322 / 700 -266<br />

mail: info@fotogipfel-oberstdorf.de<br />

web: www.fotogipfel-oberstdorf.de<br />

www.facebook.com/fotogipfel<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91


KAUFBERATUNG<br />

Ordnung drin:<br />

Ein großer Fronteingriff<br />

mit Rundbogen-RV<br />

erleichtert die Organisation<br />

im Rucksack ebenso wie<br />

diverse Taschen oder<br />

seitliche Fächer.<br />

Moderne Trekkingrucksäcke<br />

sind heute nicht mehr<br />

zwangsläufig mit Muskelverspannungen<br />

und<br />

Schweißarbeit verbunden<br />

– dank anpassbarer Tragesysteme,<br />

komfortabler<br />

Polsterung und ergonomischer<br />

Hüftgurte.<br />

Von Christian Schneeweiß<br />

Sobald man auf einer wochenlangen<br />

Hüttenwanderung in den<br />

Alpen, mit Zelt in Skandinavien<br />

oder auf Expedition in anderen<br />

entlegenen Regionen unterwegs<br />

ist, vergrößert sich das benötigte Gepäck<br />

enorm – und damit auch die Last, die<br />

man mitschleppen muss. Erstes Ziel ist,<br />

den Rücken zu schonen und das Tragen<br />

möglichst komfortabel zu gestalten. Die<br />

meisten Hersteller nehmen Rücksicht auf<br />

die anatomischen Unterschiede bei Männern<br />

und Frauen. Darüber hinaus lassen<br />

sich die Tragesysteme vieler Rucksäcke<br />

auch individuell anpassen.<br />

▶ Mehr Volumen, weniger Gewicht<br />

Für eine Weitwanderung mit Hütten reichen<br />

je nach Packfähigkeit meist gut 50 Liter<br />

Packvolumen aus. Mit Zelt, Schlafsack,<br />

Isomatte und Essensausrüstung (Kocher,<br />

Geschirr, Wasser, Lebensmittel etc.) beim<br />

Foto: Visual Impact/Reto Nyffenegger<br />

Zelttrekking füllen sich aber schnell bis<br />

zu 70 Liter. Allein die Packsäcke fassen<br />

meist 45 bis 50 Liter und sind erweiterbar<br />

um etwa zehn Liter (Lowe Alpine, Mountain<br />

Hardwear sogar um 20 Liter), während Organisationstaschen<br />

und offene Fächer zusammen<br />

etwa acht bis zehn Liter ergeben.<br />

Gregory und Haglöfs decken mit 18 zusätzlichen<br />

Litern Taschenvolumen die ganze<br />

Ausrüstung <strong>für</strong> unterwegs ab.<br />

Das Gewicht der bergtauglichen Trekkingrucksäcke<br />

wurde in den vergangenen Jahren<br />

ohne wesentliche Komforteinbußen<br />

leichter (etwa 2 Kilogramm bei 60+10 Liter<br />

Volumen wie bei Marmot, Gregory). Einige<br />

Modelle sind dabei lediglich vergrößerte<br />

Bergrucksäcke (Berghaus, Mountain Hardwear<br />

mit 1700 g) mit komfortableren Polsterungen<br />

vor allem an den Hüftgurten.<br />

Robuste Komfort-Trekkingrucksäcke mit<br />

92 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Klappe zu:<br />

Der Deckel eines<br />

Trekkingrucksacks sollte<br />

zwei Schnallenriemen, eine<br />

große, wasserresistente<br />

bis -dichte Tasche und ein<br />

Wertfach besitzen.<br />

Luft rein:<br />

Luftkanäle oder hinterlüftete<br />

Netze am gepolsterten<br />

Rücken der Trekkingrucksäcke<br />

leiten Dampf gut ab. Rucksäcke,<br />

die enger am Körper anliegen,<br />

sollten strukturierte,<br />

schweißabsorbierende<br />

Polster haben.<br />

Gut dran:<br />

Kompressionsriemen<br />

und andere externe<br />

Fixierungen erlauben<br />

auch ein Verstauen<br />

von sperriger Ausrüstung.<br />

Trekkingrucksäcke im Test<br />

Gewichtheben<br />

de luxe<br />

TIPP<br />

Problemloser Lasttransport<br />

umfangreicher Ausstattung <strong>für</strong> schwere<br />

Lasten und Zelttrekking können bis zu drei<br />

Kilogramm wiegen.<br />

▶ Ein Rucksack, zwei Öffnungen<br />

Die getesteten Trekkingrucksäcke sind<br />

allesamt Zweischnaller, das bedeutet, sie<br />

besitzen jeweils einen Deckel mit zwei<br />

vorderen Schnallenriemen und zwei hinteren<br />

Riemenfixierungen. So bleibt<br />

• Um den schweren Rucksack bequem<br />

tragen zu können, muss das gesamte<br />

Tragesystem optimal auf den Körper<br />

eingestellt sein. Deshalb alle Verstellmöglichkeiten<br />

nutzen und die Last auf<br />

den Hüften verteilen!<br />

• Beim Aufstieg zieht man die Schulterriemen<br />

so weit an, dass der Packsack<br />

bei aufrechter Körperhaltung leicht<br />

nach vorn geneigt ist; beim Abstieg<br />

werden sie so weit gelockert, dass der<br />

Rucksack wenig Spiel hat; in der Ebene<br />

werden Einstellungen an Schulter<br />

und Hüfte unterwegs variiert.<br />

• Beim Packen überlegen, was man<br />

wann benötigt, und schwere Dinge in<br />

Rückennähe verstauen!<br />

• Seitliche Fächer (auch gut <strong>für</strong> Trinkflaschen)<br />

oder frontale Staufächer<br />

(Flaps) sind ideal zum Verstauen<br />

verschmutzter oder vorübergehend<br />

nicht gebrauchter Bekleidung.<br />

• Pickelhalter lassen sich auch als<br />

Stockhalter verwenden, wenn man sie<br />

verdrillt und dann die Stockspitze<br />

reinsteckt.<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93


EXPERTEN-TIPP<br />

»Im schwierigen<br />

Gelände sollte man<br />

schwere Sachen<br />

tiefer packen und<br />

damit näher am<br />

Körperschwerpunkt.«<br />

Schwer wird leicht mal was: unterwegs zu hohen Zielen in Jonction, Frankreich<br />

Andreas Herrlinger ist Verkaufsleiter<br />

Deutschland bei Deuter Sport GmbH<br />

Tipp 1 Rückenpolster aus atmungsaktivem<br />

Hohlkammer-Funktionsschaum erlauben es,<br />

den Rucksack nahe am Körper zu tragen.<br />

Zugleich sorgen sie <strong>für</strong> spürbar gute Belüftung.<br />

Durch einen Pumpeffekt führen diese<br />

Aircontact-Polster bei jeder Bewegung einen<br />

Luftaustausch herbei. Die feuchte Luft kann<br />

ringsherum abziehen. Das Ergebnis: 15 %<br />

weniger Schweißbildung als mit einem<br />

herkömmlichen Polstersystem bei gleichzeitig<br />

hervorragender Lastübertragung.<br />

Tipp 2 Ein beweglicher Hüftgurt<br />

ermöglicht dem Träger im unwegsamen<br />

Gelände gute Bewegungsfreiheit. Mit dem<br />

Hüftgurt-Stabilisierungsriemen kann entweder<br />

mehr Lastübertragung oder mehr Bewegungsfreiheit<br />

eingestellt werden. Ohne diesen<br />

Riemen kann es sein, dass der Rucksack im<br />

Hüftbereich zu instabil sitzt. Im leichten<br />

Gelände sollte man den Schwerpunkt höher<br />

packen, im schwierigen Gelände etwas tiefer<br />

und damit näher am Körperschwerpunkt.<br />

Tipp 3 Frauen haben im Vergleich zu<br />

Männern meist einen kürzeren Rücken,<br />

weshalb bei Rucksäcken <strong>für</strong> Frauen die<br />

Tragesysteme kürzer geschnitten sind als bei<br />

Männer- oder Unisex-Modellen. Um sich der<br />

weiblichen Hüfte optimal anzupassen, muss<br />

der geschlossene Hüftgurt einen Kegel mit<br />

schräg nach oben angewinkeltem Ansatzpunkt<br />

und geschwungenen Hüftflossen formen.<br />

der Deckel auch bei voll ausgenütztem<br />

Packsack sicher oben positioniert und zudem<br />

der Inhalt vor Regen geschützt. Die<br />

Deckeltaschen von Gregory, Black Diamond<br />

und Mammut sind fast wasserdicht. Alle<br />

Rucksäcke sind wasserresistent, Mountain<br />

Hardwear mit Outdry-Membran ist komplett<br />

regendicht. Bei einigen Modellen lassen<br />

sich die Deckeltaschen abnehmen; bei<br />

Black Diamond wird daraus beispielsweise<br />

ein Hip Pack, was sich bei einem Ausflug<br />

an einem Rasttag als sehr nützlich erweist.<br />

Die meisten Trekkingrucksäcke verfügen<br />

über Fronteingriffe, die so groß sind, dass<br />

man den Inhalt wie einen Koffer durchsuchen<br />

kann. Nachteil: Der Rundbogen-Reißverschluss<br />

öffnet nach unten, lässt sich<br />

also nur nach Ablegen auf der Rücken-<br />

Abgespeckt: Bei Trekkingrucksäcken mit<br />

alpinem Anspruch lassen sich Teile abnehmen<br />

– nicht nur um Gewicht zu sparen. Hier wurde<br />

der Drahtrahmen ausgezogen, der Hüftgurt<br />

und der Deckel abgenommen (Black Diamond).<br />

polsterung voll nutzen. Marmot lässt sich<br />

als einziger ohne Ablage beidseitig öffnen.<br />

▶ Belastbare Träger<br />

Die Schultergurte sollten ergonomisch<br />

geformt sein: <strong>für</strong> Männer breit und mittelhart,<br />

<strong>für</strong> Frauen schmaler und weicher<br />

gepolstert. Man hat die Wahl zwischen<br />

dampfdurchlässigerer oder robusterer Polsterung.<br />

Robust ist vor allem am Hüftgurt<br />

wichtig, damit der Rucksack stabil und<br />

ohne ständiges Nachjustieren sitzt. Zusätzlich<br />

zu den Schulterzügen zum Variieren<br />

der Lastposition sind viele Tragesysteme<br />

höhenverstellbar, sodass die Rückenlänge<br />

individuell angepasst werden kann. Sie<br />

erfolgt am einfachsten durch Lösen und<br />

Verschieben eines Klettverschlusses<br />

Gut aufgelegt: Die Hüftgurte von Trekkingrucksäcken<br />

sind flexibel befestigt, so dass sie<br />

jede Bewegung mitmachen. Hier sind es zwei<br />

getrennt bewegliche Hüftflossen, die ein unbeschwertes<br />

Gehen ermöglichen (Gregory).<br />

94 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


So bewertet der BERGSTEIGER<br />

2<br />

Fotos: Berghaus, Christian Schneeweiß (5), privat<br />

KONSTRUKTION<br />

Da das Rucksackvolumen nicht<br />

immer richtig angegeben ist bzw.<br />

unterschiedliche Rückenlängen<br />

unterschiedlich ausfallen, wurde es<br />

mit speziellen Säcken von Tatonka<br />

und Deuter ausgelitert, und zwar<br />

getrennt in Packsack-Hauptfach<br />

inkl. Bodenfach, Taschen inkl.<br />

unverschlossene Fächer und Packsackverlängerung.<br />

Die gemessenen Rucksackgewichte<br />

erstaunten durch ihre Leichtigkeit:<br />

Nur vier Modelle brachten das<br />

erwartete Gewicht auf die Waage.<br />

Drei Ultraleichtmodelle waren aufgeblasene<br />

Wander- oder Hochtourenmodelle<br />

ohne Zweit-Eingriff aufs<br />

Hauptfach. Der Tragekomfort der<br />

Trekkingrucksäcke wurde mit knapp<br />

15 Kilogramm Zuladung beim<br />

Gehen im Auf- und Abstieg geprüft.<br />

Entscheidend <strong>für</strong> eine gute Lüftung<br />

sind Polster-Aussparungen hinterm<br />

Rücken und die Gestellkrümmung<br />

des Rucksacks. Besonders unwegsames,<br />

steiles Gelände erfordert<br />

einen guten Halt am Rücken,<br />

damit der schwere Rucksack das<br />

Gleichgewicht nicht zu stark beeinträchtigt.<br />

Wir haben die Modelle<br />

auch in diesem Gelände geprüft.<br />

Bei zu schwer bepacktem Bodenbereich<br />

neigen Trekkingrucksäcke<br />

dazu, nach hinten zu ziehen, was<br />

neben dem Komfort die Alpin- und<br />

Klettertauglichkeit beeinträchtigt<br />

und sich durch Heranziehen der<br />

Positionierungsriemen an der Schulter<br />

teils nicht ganz ausgleichen<br />

lässt.<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Hüttenwandern: Der Rücken sollte<br />

<strong>für</strong> maximale Lüftung konkav gekrümmt<br />

sein oder ein aufgespanntes<br />

Netz besitzen. Die Trag- und<br />

Hüftgurte sollten durchbrochene<br />

(Hartschaum) oder schweißsaugende<br />

(offenzelliger Schaumstoff) oder<br />

besser luftige (Airmesh) Polster zur<br />

Verringerung der Schweißbildung<br />

haben. Ideal <strong>für</strong> mittelschwere<br />

Lasten (bis 15 kg).<br />

Zelttrekking: Für schwere Lasten<br />

um 20 Kilogramm sollte die<br />

Polsterung besonders des Hüftgurts<br />

perfekt sein und das Tragegestell<br />

robust – was sich in höherem<br />

Gewicht niederschlägt. Viele Riemen<br />

zum Befestigen diverser Gegenstände<br />

sowie Taschen und Fächer sind<br />

wichtiger als spezielle Halterungen.<br />

Rückenlänge und Lastposition<br />

sollten exakt anpassbar sein, die<br />

Hüftflossen flexibel, sodass sie sich<br />

1<br />

1 Varianz: Die meisten Trekkingrucksäcke<br />

lassen sich<br />

an die individuelle Rückenlänge<br />

anpassen – meist mittels<br />

Klettkonstruktion, die hier<br />

leichtgängig, aber gewöhnungsbedürftig<br />

ist (Haglöfs).<br />

2 Ungewohnt, aber effektiv:<br />

Mit dem Flaschenzugeffekt über<br />

den Hüftflossen ist es ein<br />

Leichtes, den Hüftgurt beliebig<br />

beim Gehen mitbewegen, ohne dass<br />

der Rucksack verrutscht.<br />

Mehrtage-Bergtour, Hochtour:<br />

Der seitenstabile, leicht konkav<br />

oder <strong>für</strong> Klettern gerade anliegende<br />

Rucksack sollte schlanker, schlichter<br />

(weniger Riemen) und leichter sein.<br />

Deckelfach, Hüftgurt und Gestell<br />

können abnehmbar sein, der Schultergurt<br />

komfortabler (evtl. höhere<br />

3<br />

fest um die Hüfte zu ziehen,<br />

so dass der Rucksack nicht verrutschen<br />

kann (Vaude).<br />

3 Schulterzug: Der Riemen<br />

zwischen dem Schulterbereich<br />

des Traggurts und dem oberen<br />

Rucksackende dient bei allen<br />

Trekkingrucksäcken der Lastpositionierung.<br />

Festziehen sorgt <strong>für</strong><br />

mehr Körperkontakt, Lockern <strong>für</strong><br />

mehr Lüftung (Mammut).<br />

Last). 3D-Rückenpolsterung ist ideal.<br />

Expedition: Der Rucksack kombiniert<br />

die Eigenschaften eines<br />

Bergrucksacks mit großem Volumen<br />

bei hoher Zuverlässigkeit und einfacher<br />

Handhabung – evtl. auf Kosten<br />

des Komforts. Fixierungen <strong>für</strong> Eisbeile<br />

sowie Halterungen <strong>für</strong> Steigeisen/<br />

Helm oder Materialschlaufen sind<br />

Voraussetzung.<br />

Bringen Sie Ihre alten Stöcke, egal welcher Marke, zu den teilnehmenden Händlern und<br />

erhalten Sie beim Kauf eines KOMPERDELL Carbon Modells 20,– Euro Tauschprämie.<br />

Ihre retournierten Stöcke werden von uns repariert & <strong>für</strong> einen guten Zweck im<br />

Rahmen unserer Sherpa Aktion gespendet! Mehr Informationen zu den teilnehmenden<br />

Händlern & den Aktionszeiträumen finden Sie unter: www.komperdell.com


Tragfähig:<br />

Die Trageriemen sollten<br />

dampfableitend, mittelhart<br />

gepolstert und höhenverstellbar<br />

zur Anpassung<br />

an die Rückenlänge des<br />

Nutzers sein.<br />

(Marmot, The North Face), am sichersten<br />

durch stufenweises Versetzen der Aufhängung<br />

(Deuter, Tatonka) oder aber stufenlos<br />

durch Entriegelung (Vaude) sogar während<br />

des Gehens (Lowe Alpine). Alternativ gibt es<br />

Modelle in zwei verschiedenen Rückenlängen<br />

und mit einigen Litern Volumendifferenz.<br />

Gregory und Marmot sowie die<br />

Frauenmodelle von Deuter und Mammut<br />

ließen sich am bequemsten tragen, Black<br />

Diamond am ergonomischsten bewegen.<br />

Mit der schweren Last blieben die Schultergurte<br />

übrigens bei keinem Modell völlig<br />

beschwerdefrei. Die Rucksäcke von Haglöfs<br />

und Lowe Alpine waren relativ hart gepolstert,<br />

die von Mountain Hardwear verhältnismäßig<br />

wenig.<br />

Da die Hauptlast bei Trekkingrucksäcken<br />

auf den Hüften liegt, sollten die Hüftflossen<br />

dick, aber nicht weich gepolstert sein und<br />

das Gewicht idealerweise genau auf dem<br />

Beckenkamm liegen. Wie bei den Schultergurten<br />

besteht hier die Auswahl zwischen<br />

dicker, dampfdurchlässiger sowie härterer,<br />

weniger durchlässiger Polsterung. Hebelzüge<br />

mit Steckschnallen-Verschluss und phänomenaler<br />

Fixierungswirkung haben sich<br />

zum Anpressen der Flossen durchgesetzt.<br />

Vertikal bewegliche Hüftgurte passen sich<br />

unmerklich jeder Gehbewegung an, ohne<br />

dass der Rucksack währenddessen nach<br />

links und rechts kippt: Mit den Modellen<br />

von Gregory und Black Diamond kann man<br />

völlig unbehindert gehen und steigen.<br />

Zweiteingang: Um den kofferartigen<br />

Fronteingriff zu öffnen, muss der Rucksack<br />

hingelegt werden. Einige Modelle besitzen<br />

innen Kompressionsriemen. Einsame Spitze:<br />

die markierten Schnallen (Lowe Alpine)<br />

Merkmale von Komfortpolstern: Dampfdurchlässiges<br />

Schaumpolster mit Netz im<br />

Schulterbereich, Lüftungskanäle im Wirbelsäulen-<br />

und Taillenbereich, mittelhartes<br />

Polster im Lendenbereich (Deuter)<br />

Alles fix: Kompressionsriemen dienen auch<br />

als Universalbefestigungen. Seitlich lassen<br />

sich Zeltteile oder Stöcke unterbringen, am<br />

Boden Übernachtungsausrüstung – und unterm<br />

Deckel Kleidung zum Trocknen (Tatonka).<br />

Fotos: Christian Schneeweiß (3), Bernd Ritschel<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


4. Berchtesgadener Land Wander-Festival<br />

4. bis 6. Juli 2014<br />

präsentiert von<br />

24 Stunden Wandern – eine ganz besondere Herausforderung:<br />

• 24 Stunden alpin Spezial bis zum Watzmann-Hocheck<br />

(ca. 3.050 Hm, ca. 50 km) Preis inkl. komplette Verpflegung: 129,- €<br />

• 24 Stunden alpin Klassik bis zum Watzmannhaus<br />

(ca. 2.600 Hm, ca. 56 km) Preis inkl. komplette Verpflegung: 109,- €<br />

Fan-Wanderung (ca. 420 Hm, ca. 7,5 km):<br />

Mit TV-Stars der Serie „Die Bergretter“ zum „Toten Mann“,<br />

dem schönsten Aussichtspunkt im Berchtesgadener Land<br />

Preis inkl. Rahmenprogramm, Autogrammstunde, kleine Brotzeit: 19,- €<br />

Zum Einstieg ins Langzeitwandern:<br />

• 12 Stunden auf dem SalzAlpenSteig<br />

(ca. 2.100 Hm, ca. 27 km) Preis inkl. Verpflegung: 69,- €<br />

Weitere Themenwanderungen:<br />

• Kulinarische Bier-Wanderung inkl. Bierverkostung<br />

• Nationalpark-Wanderung mit Ranger<br />

• Alpenkulinarik-Wanderung rund um den Thumsee<br />

(c) ZDF/Thomas R. Schumann<br />

Veranstalter:<br />

Alle Infos unter:<br />

grassl event & promotion services gmbh /<br />

www.bglt.de/wanderfestival<br />

co OUTDOOR CLUB<br />

Tickets: www.outdoor-club.de<br />

Griesstätterstraße 9 D-83471 Berchtesgaden Telefon: +49-8652-9776-0<br />

Telefon: +49-8652-9776-0<br />

E-Mail: info@outdoor-club.de


KAUFBERATUNG : Rucksäcke<br />

TIPP<br />

Komfort<br />

TIPP<br />

Allround<br />

Berghaus<br />

Bioflex Light 65<br />

Black Diamond<br />

Mercury 65 (L/XL)<br />

Deuter Aircontact<br />

60+10 SL<br />

Gregory<br />

Contour 60 (large)<br />

Haglöfs<br />

Oxo 70<br />

Lowe Alpine Alpamayo<br />

ND55/75<br />

Vertrieb, Info www.berghaus.com blackdiamondequipment.com www.deuter.com gregorypacks.com www.haglofs.com www.lowealpine.com<br />

Preis in Euro 180,- 199,- 209,95 210,- 300,- 199,95<br />

Varianten<br />

35, 50, 65 L <strong>für</strong> Männer<br />

und Frauen<br />

55, 65, 75 L in S/M,<br />

L/XL; Frauen: Onyx<br />

55, 65, 75; 60, 70 SL <strong>für</strong><br />

Frauen<br />

50, 60,70; Cairn 48, 58,<br />

68 <strong>für</strong> Frauen<br />

Für Männer und Frauen<br />

70/90 L Männer,<br />

55/75 L Frauen<br />

Vol./Gewicht* 57/10 L (7 L Netz)/1700 g 45/10 + 13 L / 2350 g 48/9 + <strong>11</strong> L / 2700 g 40/18 + 9 L / 2050 g 55/17 L / 2750 g 49/6 + 20 L/ 2500 g<br />

Tragesystem<br />

Weiche Polsterung mit<br />

ergonomischer Form,<br />

verstellbare Höhe, flexible<br />

Hüftflossen<br />

Hartschaum mit ergonomischer<br />

Form, verstellbare<br />

Höhe, mitdrehende Hüftflossen<br />

Mittelfeste Polsterung<br />

mit ergonomischer Form,<br />

verstellbare Höhe,<br />

flexible Hüftflossen<br />

Mittelfeste Polsterung<br />

mit ergonomischer Form,<br />

verstellbare Höhe,<br />

einzeln bewegl. Hüftflossen<br />

Hartschaum, verstellbare<br />

Höhe, flexible Hüftflossen<br />

Hartschaum, verstellbare<br />

Höhe, flexible Hüftflossen<br />

Rückensyst.:<br />

Form/Gestell<br />

/Polster<br />

Gerade Form, Platte mit<br />

Metallstäben, Schulterpolster<br />

+ freier Rücken<br />

Gerade Form, Platte mit<br />

Stabrahmen, geriffeltes<br />

Polster mit Lüftungskanal<br />

Konkave Form, Platte mit<br />

Form-Alu, 3D-Meshpolster<br />

mit Lüftungskanälen<br />

Leicht konkave Form,<br />

Platte mit Drahtrahmen,<br />

Polster mit Lüftungskanal<br />

Konkave Form, Drahtrahmen<br />

mit Platte, Polster<br />

oben hart und unten luftig<br />

Leicht konkave Form, Platte<br />

mit Stabrahmen, hartes<br />

Polster mit Lüftungsriffeln<br />

Kompressionsriemen<br />

2 Paar, 2 Boden 2 Paar Schnallen,<br />

2 Boden<br />

3 Paar (Schnallen), Top,<br />

2 Boden<br />

2 Paar Schnallen, Top,<br />

2 Boden<br />

3 Paar Schnallen, intern,<br />

Top<br />

3 Paar (Schnallen), 2 intern,<br />

Top<br />

Externe<br />

Fixierungen<br />

2 Pickel-/Stockhalter,<br />

Gumminetz<br />

Stöckehalter, Mattenschlaufen,<br />

Frontkompression/-fixierungen<br />

optional<br />

2 Pickelhalter, Materialösen,<br />

Deckelösen,<br />

Traggurt-Clips<br />

Stöckehalter, 2 Stock-/<br />

Pickelhalter, Trinkfachbedienung<br />

von außen<br />

2 Stock-/Pickelhalter,<br />

Riemenfixierungen Front<br />

+ Boden<br />

2 Stockhalter, 2 Pickelhalter,<br />

Ösen <strong>für</strong> 2 Riemen<br />

Taschen und<br />

Fächer<br />

Deckel groß, Wert,<br />

Front-Wäschefach mit<br />

Schnallen, Seiten Stau-/<br />

Flaschen tief, 2 Hüft<br />

Deckel groß, Wert, Front<br />

groß mit 2 Kram, Seiten<br />

tief, 2 Foto, Bodenfach<br />

abtrennbar<br />

Deckel groß, Wert, Boden<br />

abtrennbar, Hüfte Foto,<br />

Seiten Stau-/Flaschen,<br />

Karten-Tasche<br />

Deckel groß/dicht, Wert,<br />

Riesen-Front mit 2 Netz<br />

innen, Seiten Stau-/Flaschen,<br />

Karten, 2 Hüft<br />

Deckel groß, Wert, Front-<br />

Staufach, Bodenfach<br />

abtrennbar, Seiten mit<br />

Staufächern und Balg<br />

Deckel groß, Wert, 2 Hüfte<br />

Foto, Front, Seiten Stau-/<br />

Flaschen-Fächer, abnehmbares<br />

Trinkfach mit Trägern<br />

Extras<br />

Kopf-Kuhle, Schlüssel-<br />

Clip, Regenhülle<br />

Höhenanpassung am<br />

Hüftgurt, großer Fronteingriff,<br />

abnehmbarer Deckel,<br />

Kopf-Kuhle, Schlüsselclip,<br />

Signalpfeife<br />

Großer Rundbogeneingriff,<br />

Kopf-Kuhle, verstellbarer<br />

Deckel, Höhenverstellung,<br />

SOS- + Bedienungs- Anleitung,<br />

Fair Wear<br />

Pro Modell 3 Längenvarianten,<br />

Packsack mit<br />

Schnellzug, verstellbarer<br />

Deckel, Seiteneingriff,<br />

Schlüsselclip, Regenhülle<br />

Großer Eingriff, Packsack-<br />

Schnellverschluss,<br />

Kopfmulde, verstellbarer<br />

Deckel, Regenhülle mit<br />

getapten Nähten, Schlüsselclip,<br />

DWR ohne PFOA<br />

großer Rundbogeneingriff,<br />

abnehmbarer Deckel,<br />

Regenhülle, Signalpfeife<br />

Schlüsselclip, SOS- +<br />

Bedienungs-Anleitung,<br />

2 Riemen<br />

BEWERTUNGEN<br />

Tragekomfort ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Lüftung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■<br />

Halt (Rücken) ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Zug n. hinten ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Unser<br />

Eindruck<br />

Durchdachter Leichtrucksack<br />

<strong>für</strong> mittlere Lasten,<br />

super Hüftanpassung,<br />

Extra-Stauvolumen,<br />

Höhen-Klettverstellung<br />

stufenlos, aber mühsam<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Sehr variabler Expeditionsrucksack:<br />

Hüftgurt/<br />

Gestänge abnehmbar,<br />

Deckeltasche separat<br />

verwendbar, Fachabtrennung<br />

+ Rückenanpassung<br />

mühsam<br />

Super bequemer Komfortrucksack:<br />

sehr robust und<br />

super Halt mit der Last<br />

auf der Hüfte, aber auch<br />

relativ schwer und viele<br />

gleiche Schnallen, relativ<br />

kleine Öffnung<br />

Schlankes, leichtes<br />

Trekkingmodell mit super<br />

Sitz ohne Drücken, stark<br />

wasserresistent, optimale<br />

Taschen-Organisation,<br />

vielseitige (aber verwirrende)<br />

Riemen<br />

Trekkingrucksack mit guter<br />

Organisation: <strong>für</strong> Freunde<br />

härterer Polster, viele<br />

Taschen, luftiges Kreuzpolster,<br />

Traghöhe per Klett<br />

stufenlos verstellbar, aber<br />

schulterlastig + schwer<br />

Sehr variabler Trekkingrucksack:<br />

Traghöhe auch beim<br />

Gehen stufenlos verstellbar,<br />

große Öffnung, extreme<br />

Volumenvariabilität, <strong>für</strong><br />

Freunde härterer Polster,<br />

wackelt beim Gehen<br />

Wandern ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Zelttrekking ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Mehrt.-Bergt. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■<br />

Expedition – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ –<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


TIPP<br />

Preis/Leistg.<br />

Mammut<br />

Hera Guide<br />

Marmot<br />

Apollo 60<br />

Mountain Hardwear<br />

South Col 70 Outdry<br />

Tatonka<br />

Yukon 60<br />

The North Face<br />

Blanchee 50 (s/m)<br />

Vaude<br />

Centauri 65+10 XL<br />

www.mammut.ch www.marmot.com www.mountainhardwear.com www.tatonka.com www.thenorthface.de www.vaude.com<br />

210,- 170,- 220,- 220,- 150,- 240,-<br />

Guide, Crest, Pro 50, 60 L in S/M, L/XL; 50, 60 L ohne<br />

Outdry<br />

50, 60, 70 L 35, 50 L in S/M, L/XL;<br />

35 L <strong>für</strong> Frauen<br />

Normalgröße, Women’s<br />

Centauri<br />

47/10 + 10 L/ 2200 g 47/8 + 12 / 2000 g 42/12 + 18 L / 1700 g 50/4 + <strong>11</strong> L / 2750 g 40/<strong>11</strong> + 4 L / 1650 g 49/8 + 10 L / 2700 g<br />

Mittelfeste Polsterung,<br />

verstellbare Höhe, flexible<br />

Hüftflossen<br />

Mittelfeste Polsterung mit<br />

ergonomischer Form, verstellbare<br />

Höhe<br />

Hartschaum, Hüftgurt mit<br />

einseitigem Hebelzug<br />

Mesh-gepolstert, verstellbare<br />

Höhe, Hüftgurt robust<br />

bezogener Lochschaum,<br />

verstellbare Höhe, flexible<br />

Hüftflossen<br />

Weichschaum mit dicker<br />

Auflage, verstellbare Höhe,<br />

flexible Hüftflossen<br />

Gerade Form, Platte mit<br />

Drahtrahmen, schweißsaugendes<br />

Polster<br />

Leicht konkave Form, Platte<br />

mit Form-Alu ausziehbar,<br />

3D-Polster mit Netzlüftung<br />

Gerade Form, Platte mit<br />

Drahtrahmen, 3D-Hartschaum<br />

mit Kanälen<br />

Leicht konkave Form, Platte<br />

mit ausziehbarem Form-Alu,<br />

3D-Polster mit vert. Lüftung<br />

Konkave Form, Stab-Spannrahmen,<br />

Netzrücken mit<br />

seitlicher Hinterlüftung<br />

Leicht konkave Form,<br />

Form-Alu + Verstellstangen,<br />

3D-Polster mit großer Lüftung<br />

2 Paar Schnallen, Top,<br />

2 Boden<br />

2 Paar Schnallen, 2 intern,<br />

Top, 2 Boden<br />

2 Paar Schnallen, Top,<br />

2 Boden<br />

2 Paar Schnallen, Top,<br />

2 Boden<br />

1 + ½ Paar, Top, 2 Boden 3 Paar Schnallen, Top,<br />

2 Boden, innen<br />

Material-/ Netzschlaufen,<br />

Deckelschlaufen<br />

2 Stockhalter, Traggurt-<br />

Schlaufen, Schlaufen <strong>für</strong><br />

Netze/Riemen<br />

2 Beilhalter, Karabinerschlaufen,<br />

Material-/Deckel-Schlaufen,<br />

Skihalter<br />

2 Pickelhalter, Materialschlaufen,<br />

Deckelösen,<br />

Traggurt-Clips<br />

2 gute Pickel-, 2 Stöcke-<br />

Halter, Deckelschlaufen<br />

2 Stockhalter, 2 Skihalter,<br />

Riemenfixierungen Front +<br />

Deckel<br />

Deckel groß, Wert Netz,<br />

Bodenfach abtrennbar, Front-<br />

Staufach, Seiten Stau-/<br />

Flaschen-Fächer, Hüfte<br />

Deckel verstellbar, Springschnallen,<br />

Signalpfeife,<br />

Schlüsselclip, Flaschenfach<br />

Deckel groß, Wert Netz, Hüfte<br />

Foto, Seiten Stau-/Flaschen-<br />

Fächer, Hüfte<br />

Großer 3-Zipper-Koffereingriff,<br />

Springschnallen, Regenhülle,<br />

abnehmbarer Deckel,<br />

Schlüssel-Clip, Signalpfeife,<br />

Front-Flap <strong>für</strong> Steigeisen<br />

Deckel groß, Wert, Front groß,<br />

Front-Flap, Seiten Stangen-/<br />

Stöcke-Aufnahmen<br />

Wasserdicht, Hüftgurt/<br />

Rahmen/Platte/Deckel<br />

abnehmbar, Springschnallen,<br />

Schlüsselclip, Signalpfeife,<br />

gute Anleitung<br />

Deckel groß, Wert/First Aid,<br />

Bodenfach abtrennbar,<br />

Seiten Stau-/Flaschen<br />

großer Rundbogeneingriff, 3<br />

Lastpositionen, Springschnallen,<br />

Schlüsselclip,<br />

Regenhülle, Signalpfeife,<br />

verstellbarer Deckel<br />

Deckel groß, Wert Netz, 2<br />

Foto, 2 Front-Balg, großes<br />

Stau-Flap, Seiten Stau-/<br />

Flaschen<br />

Kopf-Kuhle, Signalpfeife,<br />

Schlüsselclip, verstellbarer<br />

Deckel<br />

Deckel groß, Wert, Front groß,<br />

2 Hüft, Bodenfach abtrennbar,<br />

Seiten Stau-/Flaschen<br />

großer Rundbogeneingriff,<br />

Kompressionsriemen oben,<br />

abnehmbarer Deckel,<br />

Regenhülle, Schlüsselclip,<br />

Springschnallen, Notsignalanweisung<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

– ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■<br />

Schlichter Trekkingrucksack:<br />

Rücken anliegend ohne Lüftung,<br />

Polster sehr angenehm,<br />

große Öffnung, viele Fixierungsoptionen,<br />

Rückenlänge<br />

leicht verstellbar, größeres<br />

Volumen nur ohne Deckel<br />

Leichter Allrounder: super<br />

Lüftung, Hüftgurt kaum spürbar,<br />

super Bewegungsfreiheit,<br />

Hauptfach mit perfekter<br />

Kofferöffnung + Fixierung,<br />

Klett-Höhenverstellung mühsam,<br />

weniger Volumen<br />

Wasserdichter Expeditionsrucksack:<br />

leicht + schlicht,<br />

viel Bewegungsfreiheit,<br />

übersichtliche Riemen, Frontflap<br />

<strong>für</strong> Steigeisen, wenige<br />

Taschen, schulterlastig, harte<br />

Hüftpolster, kein Trinkfach<br />

Robuster Trekkingrucksack im<br />

Jeanslook: viel Bewegungsfreiheit,<br />

luftige Meshpolster,<br />

wackelt beim Gehen, Hüftflossen<br />

sehr starr, weniger<br />

Volumen, Trinkfach fehlt,<br />

relativ schwer<br />

Leichter Berg- + Trekking-Hybrid:<br />

<strong>für</strong> kleine Männer, luftiger<br />

Rücken, viele Taschen,<br />

Hüftflossen beweglich, aber<br />

nicht dampdurchlässig,<br />

untere Kompression fehlt,<br />

Höhenverstellung mühsam<br />

Komfortmodell mit guter<br />

Lüftung und Bewegungsfreiheit:<br />

einfache Höhenverstellung,<br />

Hüftgurt sehr bequem,<br />

Schulterträger relativ schmal,<br />

weniger Volumen als angegeben,<br />

relativ schwer<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ – ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ –<br />

■■■■■ – ■■■■■ – – ■■■■■<br />

*Packsack-Hauptfach inkl. Bodenfach / Taschen inkl. unverschlossene Fächer + Packsackverlängerung<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 99


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Dem weltgrößten Innovationspreis<br />

<strong>für</strong> Technologie, Sport und<br />

Lifestyle.<br />

Foto: Bernd Ritschel<br />

Wandern wie im Watt: bei der Halbinsel Zwergern am Walchensee<br />

▶ Komfort am Rücken<br />

Das klassische Alugestänge zur Formstabilisierung<br />

des Trekkingrucksacks wird mit<br />

einer Rückenplatte kombiniert (bei Marmot<br />

beides ausziehbar) und bei den aktuellen<br />

Modellen von einem leichteren, meist umlaufenden,<br />

dünnen »Stab-/Draht«-Rahmen<br />

ersetzt, an dem der Rucksack aufgehängt<br />

ist. Die Rückenform sollte leicht konkav<br />

sein – <strong>für</strong> eine gute Lüftung beim aufrechten<br />

Gehen und enges Anliegen beim<br />

gekrümmten Aufstieg.<br />

Wie an Hüften und Schultern lässt sich<br />

auch am Rücken zwischen dicker, dampfdurchlässiger<br />

und härterer, weniger durchlässiger<br />

Polsterung wählen. Warme Luft<br />

wird durch vertikale und/oder horizontale<br />

Kanäle der 3D-Polsterung abgeleitet.<br />

Teils ist der vom Körper abstehende Bereich<br />

zwischen Schultergurt-Aufhängung<br />

und Lendenpolster zwecks Lüftung<br />

schlicht ungepolstert. Harte Polster sind<br />

glücklicherweise unüblich (Lowe Alpine<br />

grenzwertig), luftige Netzrücken im Kommen.<br />

Vaude und Berghaus lassen das Rückenpolster<br />

sogar ganz weg.<br />

Ob der Schwerpunkt der Lasten nah am<br />

Rücken liegt oder nicht, spielt <strong>für</strong>s Gleichgewicht<br />

vor allem im unwegsamen Gelände<br />

eine große Rolle. Sehr stabil zeigten sich<br />

die anliegenden Modelle von Gregory und<br />

Mammut, während Deuter und Tatonka zwar<br />

bombenfest am Rücken saßen, aber mehr<br />

Fliehkraft entwickelten und somit leichter<br />

das Gleichgewicht aushebelten.<br />

▶ Für guten Zusammenhalt<br />

Mit Kompressionsriemen lässt sich die<br />

Rucksackwolke verschlanken und der<br />

Schwerpunkt näher zum Körper verlagern.<br />

Die meisten Modelle besitzen zusätzlich<br />

zu den seitlichen und den Deckelfach-<br />

Kompressionsriemen auch welche am<br />

Boden, die üblicherweise als Befestigung<br />

<strong>für</strong> Schlafausrüstung dienen. Zeltstangen,<br />

Isomatte und Trekkingstöcke lassen sich<br />

auch an den seitlichen Riemen befestigen.<br />

Stockhalter sind daher ebenso wenig<br />

notwendig wie Pickelhalter, die man nur<br />

<strong>für</strong>s vergletscherte Hochgebirge braucht.<br />

Schlaufen zum Durchfädeln von Riemen<br />

oder Gumminetzen schaffen weitere Befestigungsmöglichkeiten.<br />

▶ Immer griffbereit<br />

Zur Aufteilung des riesigen Packsacks sollten<br />

Trekkingrucksäcke ein abtrennbares<br />

Bodenfach besitzen. Ein großflächiger Reißverschluss<br />

am Hauptfach ermöglicht einen<br />

bequemen Frontzugriff. Die Deckeltasche<br />

fasst sinnvollerweise etwa fünf Liter und<br />

besitzt ein flaches Wertfach. Zum Standard<br />

gehören auch seitliche Stau- und Flaschenfächer<br />

(bei Haglöfs, Mammut mit Zugriff<br />

beim Gehen) und meist ein Frontstaufach.<br />

Hüfttäschchen <strong>für</strong> Kleinkram sind besonders<br />

praktisch, wenn ein Fotoapparat hineinpasst.<br />

Wegen des unkalkulierbaren<br />

Wetters auf vieltägiger Tour besitzen die<br />

meisten Modelle eine Tasche mit Schutzhülle<br />

gegen Regen. Ein Innenfach <strong>für</strong> eine<br />

Trinkblase (bei Gregory Zwischenfach, Lowe<br />

Alpine abtrennbar mit Tragriemen) ist sinnvoll<br />

(bei Mountain Hardwear und Tatonka<br />

fehlt dieses Fach). So muss man nicht jedes<br />

Mal den Rucksack von den Schultern nehmen<br />

und kann sogar während des Gehens<br />

trinken.<br />

◀<br />

SO<br />

GEHEN<br />

SIEGER<br />

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Hersteller im Profil<br />

Icebreaker<br />

»Mehr Leidenschaft<br />

Fotos: Icebreaker<br />

als Firma«<br />

Interview mit Jeremy Moon, Gründer<br />

und Geschäftsführer von Icebreaker<br />

Firmen-Steckbrief<br />

Gegründet: 1994<br />

Hauptsitz: Wellington, Neuseeland<br />

Produktionsorte: China, Vereinigte Staaten<br />

Geschäftsführer: Jeremy Moon (CEO)<br />

Mitarbeiter: 350 weltweit<br />

Umsatz: 190 Millionen Neuseeland-Dollar<br />

(entspricht <strong>11</strong>8 Millionen Euro)<br />

Die Geschäftsidee ist Jeremy Moon zugeflogen.<br />

Vor 20 Jahren zeigte ein einheimischer Merinoschaf-<br />

Züchter dem damals 24-Jährigen ein T-Shirt, das<br />

komplett aus Merino bestand. Der Neuseeländer<br />

hatte gefunden, wonach er instinktiv gesucht hatte:<br />

Ein natürliches Produkt <strong>für</strong> Menschen, die gerne in<br />

der Natur sind. Von Michael Ruhland<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Außen kalt, innen warm: Icebreaker-Bekleidung basiert auf dem Schichten-Prinzip.<br />

Begeistert von Merino:<br />

Firmengründer Jeremy<br />

Moon inmitten einer<br />

Herde von neuseeländischen<br />

Schafen<br />

BERGSTEIGER: Die ganze Outdoor-Branche<br />

bemüht sich seit einigen Jahren um<br />

Nachhaltigkeit. Sie haben Icebreaker vor<br />

20 Jahren gegründet – mit einem nachhaltigen<br />

Ansatz. Fühlen Sie sich als Pionier?<br />

Jeremy Moon: Ich gründete die Firma,<br />

weil ich vollkommen begeistert war von<br />

Merinowolle. Ich wusste eigentlich nicht<br />

genau, was ich tat. Es war einfach das Gefühl,<br />

das Richtige zu tun. Mir ging es nicht<br />

um Marketing. Ich wollte ein naturreines<br />

Produkt <strong>für</strong> <strong>Bergsteiger</strong> anbieten, und das<br />

auf einem einfachen Weg. Am besten alles<br />

unter einem Dach.<br />

Eine Entscheidung aus dem Bauch heraus?<br />

Vom Herzen. Alles in der Outdoor-Industrie<br />

war damals aus Plastik. Polypropylen,<br />

Polyester. Als ich den Bauern kennenlernte,<br />

der mir ein Merino-T-Shirt gab, war ich<br />

wie aus dem Häuschen. Ich kam gerade<br />

von einem Fünf-Tage-Kajak-Trip zurück,<br />

meine Sachen stanken schon nach dem<br />

ersten Tag. Etwas ganz Grundlegendes<br />

fühlte sich falsch an: Ich war draußen, um<br />

Natur zu erleben, aber meine Haut war<br />

von Plastik bedeckt. Dank Merino sah ich<br />

die Chance, den Leuten die Wahlmöglichkeit<br />

anzubieten, in der Natur etwas Natürliches<br />

zu tragen.<br />

Klingt irgendwie logisch und einfach.<br />

Die ganze Geschichte passierte wie im<br />

Rausch. Es kamen zwei Dinge zusammen:<br />

Ich liebte das Reisen – als Vierjähriger<br />

war ich mit meinen Eltern und meinen<br />

drei älteren Geschwistern ein halbes Jahr<br />

mit einem Wohnmobil in Europa unterwegs<br />

– und ich war sehr gerne in der Natur.<br />

Ich wollte ein Geschäft auf bauen, das<br />

es mir erlaubte, die ganze Zeit zu reisen.<br />

Ich hatte mit der Merinowolle das ideale<br />

Produkt gefunden, mit dem ich beides verbinden<br />

konnte. Denn ich spürte, dass die<br />

Leute weltweit von Merinowolle begeistert<br />

sein würden.<br />

Sie waren damals sehr jung, 24. Ich hätte<br />

mir in dem Alter nicht zugetraut, eine Firma<br />

zu gründen. Schon allein deshalb nicht,<br />

weil ich nicht einzuschätzen vermocht<br />

hätte, was eine gute Geschäftsidee ist.<br />

Wenn man auf einer kleinen Insel wie<br />

Neuseeland lebt, gehört Reisen zur Kultur<br />

der Menschen dazu. Es gibt fünf Millionen<br />

Neuseeländer, vier Millionen leben im<br />

Land, die restliche Million ist auf Reisen.<br />

Wir sind von Natur aus Entdecker.<br />

Das begann bei Ihnen schon als Kind?<br />

Ich hatte schon als kleiner Junge kleine Geschäfte<br />

gemacht. Letztlich ist es das gleiche<br />

Prinzip geblieben: Ein Produkt herstellen,<br />

das die Menschen mit der Natur verbindet<br />

und dabei selbst aus der Natur kommt. Ich<br />

habe diese Idee die ganze Zeit mit mir herumgetragen.<br />

Icebreaker ist <strong>für</strong> mich mehr<br />

Leidenschaft als Firma.<br />

Wenn Sie das Rad der Geschichte zurückdrehen<br />

könnten: Was würden Sie heute<br />

anders machen?<br />

Hmm. Die 20 Jahre waren eine schöne<br />

Reise <strong>für</strong> mich, weil ich mit Leuten zusammenarbeiten<br />

durfte, die Lust hatten, etwas<br />

Neues aufzubauen. Der Spirit war phänomenal.<br />

Wir hatten kaum Erfahrung, waren<br />

alle sehr jung. Jetzt bin ich 44 Jahre alt<br />

und damit der drittälteste Mitarbeiter bei<br />

Icebreaker. Wir sind also immer noch<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103


INFO<br />

Im Herbst bringt Icebreaker mit Merino<br />

wattierte Isolationsjacken auf den Markt.<br />

Der Merino-Spezialist aus Neuseeland<br />

sehr jung geblieben. Ich würde heute wohl<br />

von Anfang an mehr erfahrene Leute ins<br />

Boot holen, um die Firma gleich mehr ins<br />

Gleichgewicht zu bringen.<br />

Könnte man Merinoschafe auch in den<br />

europäischen Alpen züchten?<br />

Im Prinzip ja. Merinos kamen ursprünglich<br />

aus den spanischen Pyrenäen. Als Gebirgsschafe<br />

brauchen sie die weitläufigen<br />

Weideflächen. Und es muss relativ trocken<br />

sein. Der weltweit größte Merinoproduzent<br />

ist Australien. Die Qualität ist aber<br />

schlecht, weil die Bedingungen nicht passen.<br />

Die beste Qualität liefert Neuseeland.<br />

Und was sind die richtigen Bedingungen?<br />

Stabile Nahrungsverhältnisse und keine<br />

zu großen Temperaturschwankungen. Eine<br />

klare Luft ist wichtig, Staub und Sand<br />

in der Atmosphäre tun den Schafen nicht<br />

gut. Und genügend Platz! Ideal ist es, wenn<br />

10 000 bis 20 000 Schafe auf 100 000 bis<br />

200 000 Acres weiden (ein Acre entspricht<br />

etwa 0,4 Hektar, Anm. d. Red.). Sie wandern<br />

ständig umher. Nur in der Nacht kommen<br />

sie zu den Lagern. Die Farmer denken<br />

langfristig. Merinoschafhaltung bedeutet<br />

in Neuseeland ein Gleichgewicht zwischen<br />

Menschen, Umwelt und Tieren.<br />

Icebreaker hat Merinowolle salonfähig<br />

gemacht. Zu einer Zeit, als Synthetik als Nonplusultra<br />

der Funktionswäsche galt, brachte<br />

die Firma die Naturfaser Merinowolle auf den<br />

Markt. Sie stammt von Merinoschafen aus<br />

Neuseeland, einer der ältesten und widerstandsfähigsten<br />

Schafrassen der Welt. Die Vorteile<br />

dieser Faser: Sie nimmt keinen Schweißgeruch<br />

an. Sie wärmt selbst noch in nassem Zustand.<br />

Im Gegensatz zu gewöhnlicher Wolle kann man<br />

sie problemlos bei 30 Grad in der Waschmaschine<br />

waschen, außerdem kratzt sie aufgrund<br />

der dünneren Faser kaum. Und: Anders als<br />

das Mineralöl, das die Basis <strong>für</strong> synthetische<br />

Funktionsstoffe bildet, wächst es ständig nach<br />

und ist biologisch abbaubar.<br />

Mit diesen Argumenten überzeugte Icebreaker<br />

bald nicht mehr nur die Outdoor-Branche in<br />

Neuseeland, sondern auch in den Vereinigten<br />

Staaten, in Australien, Kanada, Deutschland,<br />

Ihre Firmenphilosophie?<br />

Icebreaker bedeutet, das Eis zwischen den<br />

Menschen zu brechen, neue Beziehungen<br />

zu knüpfen. Icebreaker sind also nicht nur<br />

wir, sondern auch unsere Kunden.<br />

Der Name ist Ihre Erfindung?<br />

Ja. Auf der einen Seite bedeutet er im Wortsinne,<br />

das Eis zu brechen und den Körper<br />

warm zu halten. Auf der anderen eben:<br />

den Menschen mit der Natur zu verbinden.<br />

Wie funktioniert die Qualitätskontrolle bei<br />

Ihren Merinoprodukten?<br />

Es geht los bei den Landwirten: Wir schlie-<br />

Frankreich, in der Schweiz und in der Tschechischen<br />

Republik. Icebreaker-Produkte werden<br />

inzwischen in mehr als 3000 Läden in 44<br />

Ländern verkauft.<br />

Mittlerweile gibt es von Icebreaker ein komplettes<br />

Sortiment, das auf dem Mehrschichten-<br />

Prinzip basiert. Von der Unterwäsche über mittlere<br />

Lagen und Socken bis hin zur wasserabweisenden,<br />

übrigens PFC-freien Oberbekleidung: alles<br />

ist aus Merinowolle. Elasthan oder Polyester<br />

werden nur dort verwendet, wo es sich nicht<br />

vermeiden lässt, beispielsweise in Socken oder<br />

als Außenmaterial bei den neuen, mit Wolle<br />

wattierten Isolationsjacken.<br />

Im Oktober startet Icebreakers neue Serie<br />

»The Art of Nature«: eine Kampagne mit Künstlern,<br />

die die Natur respektieren, deren Arbeitsplatz<br />

die Natur ist und die mit Materialien aus<br />

der Natur arbeiten. Der erste in der Reihe ist<br />

der britische Schneeschuhkünstler Simon Beck.<br />

Fellwechsel: Ein Farmer schert sein Schaf.<br />

104 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


ßen Dreijahresverträge im Voraus ab. Das<br />

gibt ihnen ein gesichertes Einkommen<br />

und garantiert einen wirtschaftlichen Betrieb<br />

der Farm. Von jedem Wollballen –<br />

das sind ungefähr 160 Kilogramm – wird<br />

per Laserstrahl eine Probe untersucht.<br />

Wir testen die Faserstärke, so dass sie<br />

nicht bricht, den Durchmesser der Faser,<br />

damit es nicht dicke und dünne Fasern<br />

gibt, die Reinheit – es dürfen keine Rückstände<br />

aus der Landwirtschaft enthalten<br />

sein – und die Farbe. Jeder Produktionsschritt<br />

ist mit genauen Anforderungen<br />

verbunden. Der Kunde kann inzwischen<br />

sein Kleidungsstück bis zur Farm zurückverfolgen.<br />

Sie haben 2008 das »Baacode«-Prinzip<br />

eingeführt. Wie reagieren die Kunden<br />

darauf?<br />

Kunden mögen es, mehr von den Produkten<br />

zu erfahren. Ich selbst bin Weinsammler.<br />

Ich liebe Weine, die mir etwas von<br />

ihrem Terroir verraten. Und ich mag es,<br />

mich mit der Geschichte zu beschäftigen,<br />

dem Weingut, den Winzern. Das Gleiche<br />

gilt <strong>für</strong> Merino. Die Baacode-Idee war, den<br />

Leuten zu zeigen, dass Merino ein ehrliches<br />

Produkt ist, das in Symbiose mit der<br />

Natur hergestellt wird.<br />

Wie wichtig sind modische Trends bei<br />

Ihren Kollektionen?<br />

Wir sind keine Modefirma, aber gehen<br />

schon auch mit den Trends. Unsere Produkte<br />

sind aber mit dem Ziel hergestellt,<br />

viele Jahre zu halten. Ich trage noch Icebreaker-Kleidungsstücke,<br />

die zehn oder<br />

mehr Jahre alt sind.<br />

Schutzschirm vor Kälte: Merinowolle wärmt selbst noch, wenn sie nass ist.<br />

»Icebreaker bedeutet,<br />

das Eis zu brechen<br />

und den Körper<br />

warm zu halten.<br />

Aber auch, den Menschen<br />

mit der Natur<br />

zu verbinden.«<br />

Icebreaker-Kleidung ist frei von Chemie?<br />

Unsere Priorität ist es, schädliche Chemie<br />

aus dem Produktionsprozess auszuschließen.<br />

Das Färben wird in einem geschlossenen<br />

Kreislauf gemanagt, so dass die<br />

Umwelt nicht beeinträchtigt wird. Unsere<br />

Farben sind die umweltfreundlichsten am<br />

Markt. All unsere Stoffe sind »Öko-Tex«-<br />

zertifiziert, so dass sogar Babys unsere Produkte<br />

hautnah tragen können. ◀<br />

IM AUGUST-HEFT: Porträt der Firma Salewa, die<br />

nächstes Jahr ihren 80. Geburtstag feiert.<br />

DIE BERGE SIND UNSER ZUHAUSE. AN JEDEM ORT.<br />

Mehr als ein Gefühl: Daheim sein<br />

heißt <strong>für</strong> uns, die schönsten Momente<br />

gemeinsam geniessen.<br />

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SERVICE<br />

Chemie in Outdoor-Kleidung<br />

Die Unzerstörbaren<br />

PFC können den<br />

Abperleffekt nachahmen<br />

– aber nur<br />

zu Lasten der Umwelt.<br />

Das Schönste beim Bergsteigen? Draußen in der unberührten Natur zu sein.<br />

Das Zweitschönste? Die wasserdichte Multifunktionsjacke, damit die<br />

Natur nicht zu nahe kommt. Leider beißt sich das eine mit dem anderen.<br />

Der Grund da<strong>für</strong> heißt: PFC. Von Thomas Ebert<br />

TIPP<br />

<strong>Bergsteiger</strong>, und besonders die<br />

umweltbewussten unter ihnen,<br />

stecken schnell mal in der Öko-<br />

Klemme. Das Auto soll man<br />

stehen lassen, den Müll wieder<br />

mitnehmen, den Tieren nicht zu nahe<br />

kommen. Und wenn man Greenpeace<br />

Glauben schenkt, darf man nun auch die<br />

wasserabweisende Funktionsjacke nicht<br />

mehr tragen. So lautet zumindest das<br />

Fazit der Studie »Chemie <strong>für</strong> Gipfelstürmer«,<br />

die <strong>für</strong> einigen Wirbel in der Outdoor-Branche<br />

sorgte (siehe BERGSTEIGER<br />

02/2014): »Mehr Funktionalität bedeutet<br />

immer auch mehr Chemikalien.«<br />

Mit Chemikalien sind in diesem Fall vor<br />

allem PFC gemeint, perfluorierte Kohlenstoff-Verbindungen.<br />

Diese Helferlein sind<br />

seit mehr als einem halben Jahrhundert<br />

allgegenwärtig. Und das nicht nur in des<br />

<strong>Bergsteiger</strong>s Wams: Anti-Haft-Pfannen,<br />

Pappbecher, Pizzakartons, Teppiche, Feuerlöscher<br />

– sie alle funktionieren nur<br />

dank der wasser- und fettabweisenden<br />

Eigenschaften von PFC. Der Haken daran<br />

ist: Bei ihrer Herstellung gelangen PFC in<br />

die Umwelt. Dort bleiben sie und reichern<br />

sich an, denn ihre Molekülstruktur ist so<br />

stabil, dass sie quasi unzerstörbar, auf jeden<br />

Fall nicht biologisch abbaubar sind.<br />

Deshalb findet man PFC überall: im Blut,<br />

in Lebensmitteln, in der Luft.<br />

PFC bleiben in der Umwelt – <strong>für</strong> immer<br />

Die Frage ist: Wie gefährlich sind diese<br />

PFC, die der Mensch in die Umwelt schickt<br />

und am Ende der Nahrungskette oder auch<br />

über die Luft (nicht aber über die Haut)<br />

wieder aufnimmt? Langzeittests mit PFC<br />

haben bei Ratten die Entstehung von Tumoren<br />

gefördert und ihre Fortpflanzung<br />

gehemmt – ob das auch <strong>für</strong> den Menschen<br />

gilt, wird noch erforscht. Fest steht: Akut<br />

gesundheitsgefährdend ist das Tragen von<br />

Kritisches PFC<br />

PFC sind perfluorierte Chemikalien, die<br />

auch zur Imprägnierung von Outdoorjacken<br />

verwendet werden. Sie bauen sich in<br />

der Natur nicht ab. Ihre Gefahr <strong>für</strong> den Menschen<br />

ist noch nicht ausreichend erforscht,<br />

wird aber allgemein als kritisch angesehen.<br />

Weitere Informationen zu PFC, z. B. Studien<br />

und Fakten zum Thema PFC fi nden Sie<br />

auf www.umweltbundesamt.de und www.<br />

reach-info.de. Mit dem »Anfrage-Generator«<br />

auf der Website des Bund <strong>für</strong> Umwelt und<br />

Naturschutz Deutschland www.bund.net<br />

kann man sich bei Herstellern über deren<br />

Produkte infomieren – diese sind zur Auskunft<br />

gesetzlich verpfl ichtet. Spielerischer<br />

informiert die App »PFC-Planet« Verbraucher<br />

über die versteckte<br />

Chemie im Alltag –<br />

vom Pappbecher zur<br />

Outdoorbekleidung.<br />

Kostenlos nur <strong>für</strong> iPads<br />

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Fotos: Dagmar Steigenberger, molekuul.be / fotolia, Hersteller<br />

106 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Die achtkettige Kohlenstoff-Verbindung<br />

PFOA macht Jacken wasserabweisend,<br />

ist aber nicht biologisch abbaubar.<br />

PFC-behandelter<br />

Outdoorkleidung<br />

nicht – wohl aber ihre<br />

Produktion. Zudem<br />

sind die Folgen eines weiteren PFC-<br />

Anstiegs in der Umwelt unabsehbar, weshalb<br />

Umweltschützer schon seit Jahren<br />

den Verzicht auf bestimmte PFC fordern.<br />

Und das betrifft auch den <strong>Bergsteiger</strong>: »Die<br />

Verbraucher sollten den unbestrittenen<br />

Segen (…) von Gore-Tex-Regenjacken nur<br />

akzeptieren, wenn die Nutzbringer sauber<br />

produziert und frei von Rückständen<br />

sind«, steht in der Broschüre des Umweltbundesamtes.<br />

Sauber produzieren, das schreiben sich<br />

derzeit fast alle großen Outdoor-Hersteller<br />

auf die Agendas und in die Messeflyer.<br />

2012 beschloss auch der Verband der Deutschen<br />

Sportartikel-Industrie den Rückzug<br />

aus der Perfluorchemie. Doch in der Praxis<br />

gestaltet sich der PFC-Ausstieg schwierig:<br />

Es mangelt schlicht an einer gleichwertigen<br />

Alternative. Bernhard Kiehl, Leiter des<br />

Nachhaltigkeitsprogramms bei W.L. Gore,<br />

erklärt den Zwiespalt: »Auch die Lebens-<br />

Drei Produkte, die ohne PFC auskommen und dennoch dichthalten:<br />

Sauber produzieren,<br />

das<br />

wollen fast<br />

alle Hersteller.<br />

Doch in der<br />

Praxis gestaltet<br />

sich der<br />

PFC-Ausstieg<br />

schwierig.<br />

Maier Sports<br />

Tamesi<br />

www.maier-sports.com<br />

UVP 299,95 €<br />

dauer von Wetterschutzkleidung ist<br />

ein ökologischer Faktor. Darum ist C6,<br />

das die Leistungsfähigkeit der Jacken<br />

erhält, vertretbar.« Der Hersteller der<br />

weit verbreiteten Gore-Membranen<br />

setzt auf einen Kompromiss: Seit Ende<br />

2013 produziert W.L. Gore ohne PFOA, einer<br />

bisher häufig in Funktionsjacken verwendeten<br />

Chemikalie, die kurz vor dem<br />

Verbot steht. Anstelle von PFOA wird mit<br />

C6 ein kürzerkettiges PFC verwendet, welches<br />

sich zwar weniger stark anreichert,<br />

aber ebensowenig biologisch abbaubar<br />

ist. Umweltschützer und -behörden, aber<br />

auch andere Firmen, etwa der seit jeher<br />

PFC-frei arbeitende Imprägnierungshersteller<br />

Nikwax, halten die C6-Chemie daher<br />

nur <strong>für</strong> ein Feigenblatt.<br />

Fakt ist: Der Verbraucher hat die Wahl.<br />

»Würdest du selbst eine Regenjacke kaufen,<br />

die zwar fluorcarbonfrei ist, aber nach<br />

kurzer Zeit nicht mehr wasserabweisend<br />

ist?«, fragt Vaude auf seiner Website. Ein<br />

Nein auf diese Frage mag <strong>für</strong>s Marketing<br />

Rückschritt bedeuten. Für den <strong>Bergsteiger</strong><br />

aber ist Verzichten Teil seines Tuns. ◀<br />

Nikwax<br />

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Was aktuelle Hightech-Produkte<br />

wirklich können, zeigen sie meist<br />

erst beim Praxistest am Berg.<br />

Hier berichtet die Redaktion,<br />

was sie im Einsatz hatte und wie<br />

sie damit zufrieden war.<br />

Bergjacke <strong>für</strong> zwei<br />

Mamalila<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Winddichte und atmungsaktive<br />

3-Lagen-Softshelljacke mit Einsätzen,<br />

um sie über dem Babybauch bzw.<br />

über das mit Tragesystem getragene<br />

Baby anziehen zu können. Aus schadstofffreiem<br />

Sympatex – wichtig, da der Säugling direkten<br />

Kontakt zur Jacke hat. Auch <strong>für</strong> Väter erhältlich.<br />

Gewicht: 880 g Material: 85 % PES, 15 % EL<br />

(außen), 100 % PU (Membran), 100 % PES<br />

(innen) Preis: 229 € Info: www.mamalila.de<br />

▶ Das sagen wir: In dieser Jacke sind die<br />

Kleinsten wie auch die Mama gut geschützt vor<br />

Wind und Wetter. Allerdings lässt sich die Kapuze<br />

nicht gut fixieren und fällt somit leicht ins Gesicht.<br />

Die Jacke ersetzt kein Tragesystem, ist aber mit<br />

allen gängigen Modellen kompatibel.<br />

Idee<br />

Design/Schnitt<br />

Preis/Leistung<br />

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■■■<br />

■■■<br />

Bettina, 33<br />

Hobo-Ofen <strong>für</strong> die Outdoor-Küche<br />

Künzi Magic Flame NG+<br />

Leichter Tages-Rucksack<br />

Vaude Updraft 18<br />

Wasserresistente Laufschuhe<br />

Zoot TT Trainer WR<br />

Fotos: Hersteller, Andreas Strauß, privat (4)<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Der Magic-Flame NG+<br />

ist so vielseitig wie kein anderer Outdoor-Kocher<br />

und funktioniert auch mit exotischem Brennmaterial,<br />

am besten aber mit kleinen Holzstücken. Unter<br />

normalen Bedingungen ist seine Leistung markant<br />

höher als die eines vergleichbaren gasbetriebenen<br />

Trekkingkochers. Lebenslange Garantie.<br />

Gewicht: 520 g Packmaß: <strong>11</strong>,5 x 15 x 1 cm<br />

Leistung: Brenntemperatur bis über 800° C<br />

Preis: 91,72 € (<strong>11</strong>2 CHF) Info: www.kuenzi.com<br />

▶ Das sagen wir: Auf mehrtägigen Abenteuer-<br />

Touren ist der Künzi mein bester Freund geworden.<br />

Sein Packmaß ist ideal, seine Verarbeitung robust<br />

und die Verwendungsmöglichkeiten vom Kocher<br />

über Grill bis zum Racletteofen vielseitig. Er<br />

brennt sicher, sparsam und ohne Kartuschen oder<br />

sonstigen Abfall. Ökologisch absolut einwandfrei!<br />

Design<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■■<br />

■■■■■■<br />

■■■■■<br />

Dagmar, 37<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Der Skitouren-Rucksack<br />

Updraft bringt mit Minimalismus maximale<br />

Leistung. Konzipiert <strong>für</strong> kürzere Skitouren auf der<br />

Piste oder im Gelände nimmt diese »Handtasche<br />

<strong>für</strong> Tourengeher« alles mit, was man <strong>für</strong> die<br />

schnelle Fitnesstour am Berg benötigt.<br />

Gewicht: 520 g Volumen: 18 Liter Preis: 75 €<br />

Info: www.vaude.com<br />

▶ Das sagen wir: Angenehm leichter und<br />

durchdachter Rucksack (nicht nur <strong>für</strong> den Winter),<br />

dem es nur an Robustheit mangelt. Samt LVS-<br />

Ausrüstung hat alles Platz, was man auf Tagestouren<br />

braucht. Clevere Einschübe <strong>für</strong> Schaufelstiel<br />

und Sonde. Zur Perfektion fehlen verdrehsichere<br />

Schultergurte und ein Abriebschutz unter der<br />

sonst guten Skibefestigung: Schon nach dem<br />

ersten Tragen war der Stoff durchgescheuert.<br />

Tragekomfort ■■■■<br />

Funktion ■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■<br />

Thomas, 26<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Der wasserabweisende<br />

TT Trainer WR wurde von Zoot <strong>für</strong> das Training<br />

bei wechselhaftem Wetter entwickelt. Das<br />

Besondere an dem Hybrid-Schuh <strong>für</strong> Asphalt,<br />

Wald- und Feldwege: Die ion-mask Technologie<br />

sorgt <strong>für</strong> hervorragende wasserabweisende<br />

Eigenschaften – ohne dass die Atmungsaktivität<br />

leidet. Außerdem trocknet er enorm schnell.<br />

Gewicht: ca. 300 g (pro Schuh) Sohle: Z-Bound<br />

Mittelsohle, ZBR-Gummisohle Farbe: schwarzneon<br />

Preis: 129,95 Euro Info: zootsports.com<br />

▶ Das sagen wir: Nass wird’s in jedem Schuh<br />

irgendwann, allerdings ist der Zeitpunkt nicht ganz<br />

unwichtig. Der Laufschuh von Zoot hielt deutlich<br />

länger durch als konventionelle Modelle. Was aber<br />

noch viel mehr überzeugt hat: Er ist extrem griffig<br />

auf glitschigem und lehmigem Untergrund.<br />

Tragekomfort<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

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Michael, 49<br />

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06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> <strong>11</strong>1


AUF TOUR<br />

Wein-Wanderungen im Susa-Tal im Piemont<br />

Gletschereis<br />

und Rebensaft<br />

Wein und Alpen sind kein Gegensatz. Steile Rebberge zwischen<br />

Gletschern stellen sogar ein Charakteristikum der Alpen dar.<br />

Wer sich auf den Weg ins Susa-Tal im Piemont macht, findet eine<br />

durch zahllose Terrassenmauern besonders reizvolle Kulturlandschaft<br />

vor. Und wird wiederkommen wollen. Von Werner Bätzing<br />

<strong>11</strong>2 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Wein und Berg: In Chiomonte im<br />

Susa-Tal lässt es sich zwischen<br />

Rebbergen herrlich wandern.<br />

Die meisten Alpenbesucher kennen<br />

den Weinbau in Südtirol,<br />

vielleicht auch noch jenen im<br />

Wallis. Die vielen anderen Weinbaugebiete<br />

der Alpen sind kaum<br />

einem geläufig, weil sie wenig Tourismus<br />

haben und ihr Wein nur regional verkauft<br />

wird. Dabei lassen sich die Alpen mit den<br />

unbekannten Rebsorten auf eine ganz andere<br />

Weise schmecken und erleben.<br />

Der Weinbau war früher in vielen Alpenregionen<br />

verbreitet – meist zur Selbstversorgung;<br />

zum einen fast am gesamten<br />

Südwest-, Süd- und Südostrand der Alpen,<br />

zum anderen in den inneralpinen Trockenzonen.<br />

Das sind Gebiete im Zentrum der Alpen,<br />

die durch hohe <strong>Berge</strong> auf allen Seiten<br />

vor feuchten Winden geschützt sind wie etwa<br />

Etschtal, Veltlin, Wallis und Aosta-Tal.<br />

Weinanbau machte sich auch in den »Föhngassen«<br />

am Alpennordrand breit (beispielsweise<br />

im Rheintal bei Chur) – nur hier gibt<br />

es die hohen Temperaturen und die Sonnenscheindauer,<br />

die der Wein braucht.<br />

Außergewöhnlich ist es, dass es in den Alpen<br />

auch heute noch etwa 30 autochthone<br />

Rebsorten gibt, die allein hier entstanden<br />

sind und die anderswo praktisch nicht vorkommen,<br />

wobei diese in den italienischen<br />

Alpen besonders häufig sind.<br />

Appetitanregend: Obstgeschäft unter den Arkaden in der Provinzstadt Susa<br />

Fotos: L. Chiabrera/Archiv der Provinz Turin, Iris Kürschner L<br />

Die höchsten Weinberge der Alpen findet<br />

der Wanderer dort, wo auch die Getreideanbau-<br />

und die Waldgrenzen sehr hoch liegen,<br />

also in den trockenen Zonen der Westalpen:<br />

Früher erreichten die Weinberge hier Höhen<br />

von 1300 (Aosta-Tal) und 1200 Metern<br />

(Susa-Tal und Wallis), heute liegt dieser<br />

Wert bei <strong>11</strong>00 bis <strong>11</strong>50 Metern. Doch viele<br />

Weinparzellen sind inzwischen aufgegeben<br />

worden und kaum noch zu erkennen.<br />

Eine dieser äußerst faszinierenden Weinberglandschaften<br />

ist das obere Susa-Tal im<br />

Piemont. Es ist eine 15 Kilometer lange Trockenzone<br />

in einer Höhe von 750 bis 1000<br />

Meter, die im Norden und Westen durch bis<br />

zu 3500 Meter hohe Gipfel mit zahlreichen<br />

Gletschern und im Süden durch 2500 bis<br />

2800 Meter hohe <strong>Berge</strong> begrenzt wird, während<br />

im Osten eine markante Engstelle das<br />

obere vom unteren Susa-Tal trennt.<br />

Rebberge bis auf 1300 Meter<br />

Hier findet sich der höchste Weinberg des<br />

Piemonts, der zugleich zu den höchsten<br />

der gesamten Alpen zählt. Der Geograf<br />

Raoul Blanchard (1877–1965) nannte das<br />

obere Susa-Tal »die schönste Weinberglandschaft<br />

der Alpen«, und hier haben<br />

sich bis heute vier autochthone Rebsorten<br />

erhalten (siehe Kasten). Früher nutzten<br />

die Bauern große Teile der steilen und<br />

felsdurchsetzten südexponierten Hänge<br />

als Weinberge. Die besten Weine stammten<br />

aus der Region Ramats (Tour 1), und<br />

nur dieser Wein wurde überregional vermarktet.<br />

Alle anderen Rebflächen dienten<br />

allein der Selbstversorgung, und Berichte<br />

auswärtiger Besucher machten sich früher<br />

immer wieder über die schlechte Weinqualität<br />

lustig: »Man weiß nicht, ob man<br />

Essig oder Wein trinkt« (1838).<br />

Ende des 19. Jahrhunderts bricht die traditionelle<br />

Selbstversorgerwirtschaft im<br />

Susa-Tal langsam zusammen, zahlreiche<br />

Menschen ziehen weg. Die ersten Weinberge<br />

werden aufgegeben. Als 1871 die Eisenbahnlinie<br />

durch das Susa-Tal fertiggestellt<br />

wird, ist der importierte Wein billiger<br />

als der selbst hergestellte. Aber die größte<br />

Bedrohung stellt die Reblaus dar, die sich<br />

ab 1929 im oberen Susa-Tal ausbreitet, fast<br />

alle Rebstöcke zerstört und einen Teil der<br />

autochthonen Rebsorten vernichtet – nur<br />

wenige Parzellen oberhalb von Deveys<br />

(Tour 2) entgehen diesem Schicksal.<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> <strong>11</strong>3


OBEN: Hochalpin:<br />

Valfredda mit<br />

Ecrins-Gipfeln,<br />

Weitblick vom<br />

Passo Galambra<br />

LINKS: Letztes<br />

Licht des Tages:<br />

Wallfahrtskapelle<br />

mit dem Bivacco<br />

Santa Maria auf<br />

dem Rocciamelone<br />

RECHTS: Relikt aus<br />

der Römerzeit:<br />

die Porta Savoia,<br />

eines der früheren<br />

Haupttore in Susa<br />

INFO<br />

Was es nur im<br />

Susa-Tal gibt<br />

Nur ein kleiner Teil der zerstörten Fläche<br />

wird wieder mit Reben bepflanzt. Das Ende<br />

des gesamten Weinbaus im oberen Susa-<br />

Tal scheint unausweichlich.<br />

Doch dann setzt in den 1980er-Jahren eine<br />

Aufwertung ein, wie wir sie in den Alpen<br />

auch von anderen Regionalprodukten her<br />

kennen: Die Menschen beginnen die besondere<br />

Qualität des eigenen Weins neu zu<br />

schätzen. Dies zeigt sich exemplarisch an<br />

der Familie Cibonfa aus Exilles: Diese Familie<br />

hatte über viele Generationen Wein<br />

angebaut, dies aber 1976 eingestellt. Zehn<br />

Jahre später begann Roberto Cibonfa (62),<br />

der als Parkwächter im nahen Naturpark<br />

Bosco di Salbertrand arbeitete, erneut mit<br />

dem Weinanbau, zuerst nur <strong>für</strong> den Eigenverbrauch,<br />

ab 2008 auch <strong>für</strong> den Verkauf.<br />

Inzwischen hat der Sohn Enrico (24) den<br />

Betrieb übernommen. Heute gibt es wieder<br />

fünf Winzer in Exilles, die insgesamt<br />

drei Hektar Weinberge bewirtschaften –<br />

Tendenz steigend.<br />

Neue Helden der Rebberge<br />

Diese Entwicklung hat das italienische<br />

Umweltministerium aktiv gefördert: Es<br />

wurde die Marke »viticoltura eroica« (heldenhafter<br />

Weinbau) <strong>für</strong> Gebirgslagen geschaffen<br />

und die Gründung von Genossenschaften<br />

unterstützt, wie zum Beispiel die<br />

der Cooperativa Clarea in Chiomonte im<br />

Jahr 1999. Der Staat stellte Geld bereit <strong>für</strong><br />

die Neupflanzung von Rebstöcken in großer<br />

Höhe (Projekt »1000 viti a 1000 metri«<br />

– siehe Tour 2). Der Weinbau im oberen<br />

Susa-Tal setzt nicht auf Quantität, sondern<br />

auf Qualität, auf die alten Rebsorten und<br />

auf sehr viel Handarbeit. Er ist mengenmäßig<br />

noch sehr limitiert, und die Weine<br />

werden nach wie vor nur in der Region<br />

selbst vermarktet. Dieser Aufschwung ist<br />

umso bemerkenswerter, als die Sondierungsarbeiten<br />

im Raum Ramats (seit 20<strong>11</strong>)<br />

<strong>für</strong> die neue Hochgeschwindigkeitseisenbahnlinie<br />

(italienisch: TAV) das Tal und<br />

den Weinbau stark belasten. Es ist da-<br />

Autochthone Rebsorte: Eine an diesem<br />

Ort entstandene Rebsorte, die dadurch an<br />

die lokalen Boden- und Klimabedingungen<br />

besonders gut angepasst ist. Oft sind dies<br />

zugleich »endemische Rebsorten«, die<br />

nur hier und nirgendwo sonst vorkommen.<br />

Rotweine: Avanà und Becuèt (auch<br />

Bequet oder Biquet)<br />

Weißweine: Baratuciat und Gro Blan<br />

(auch Gros Blanc)<br />

Winzer, die diese Weine produzieren<br />

und verkaufen (Auswahl):<br />

Azienda Agricola Isiya, Via Chatellard 7,<br />

10050 Exilles, www.isiyavini.it<br />

Azienda Agricola Martina, Frazione<br />

San Rocco 10, 10050 Giaglione,<br />

www.agriturismogiaglione.it<br />

Azienda Agricola Casa Ronsil, Via Vitt.<br />

Emanuele 69, 10050 Chiomonte,<br />

www.casaronsil.it<br />

Azienda Agricola Clarea (cooperativa),<br />

Via Vitt. Emanuele 30, 10050 Chiomonte,<br />

www.clareavini.it<br />

Die Öffnungszeiten sind häufi g nur kurz,<br />

Voranmeldung sinnvoll.<br />

Weinverkauf der Cooperativa Clarea mitten<br />

in der Altstadt von Susa: Via Francesco<br />

Rolando 15, Tel. 00 39/03 35/1 43 03 86<br />

Restaurant-Tipp (in der historischen<br />

Altstadt): Osteria della Marchesa, Via Monte<br />

Nero 4, Tel. 00 39/01 22/3 28 03<br />

Susa (503 m): Kleinstadt mit römischen<br />

Wurzeln. Sehenswerte Altstadt mit römischen<br />

Relikten (Augustusbogen, Amphitheater,<br />

Aquädukt) und mittelalterlichen Bauten<br />

(Kathedrale, Schloss, Adels- und Bürgerpaläste)<br />

Forte di Exilles (916 m): Eine der<br />

größten Festungen im Alpenraum, auf einem<br />

Moränenhügel östlich des Ortes Exilles gelegen,<br />

heute Museum: www.fortediexilles.it<br />

Fotos: Iris Kürschner, Uli Ertle<br />

<strong>11</strong>4 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


»Die Metropolen<br />

brauchen das Land«<br />

Der Alpenforscher Werner Bätzing wünscht sich mehr<br />

Förderung regionaler Projekte in den Berggemeinden –<br />

eine Bilanz anlässlich seines 65. Geburtstages<br />

BERGSTEIGER: In Ihrem Bericht über das<br />

Susa-Tal schildern Sie den Niedergang und<br />

das jüngste Wiederaufblühen des Weinanbaus.<br />

Rückblickend auf 35 Jahre Alpenforschung<br />

Ihrerseits: Geht es insgesamt<br />

aufwärts mit den Alpen?<br />

WERNER BÄTZING: Der Tiefpunkt war Anfang<br />

der 1980er-Jahre erreicht. Danach begannen<br />

einige wenige hoffnungsvolle Regionalprojekte.<br />

In den 90er-Jahren wurden das mehr,<br />

und seit den 2000er-Jahren gibt es an vielen<br />

Stellen Beispiele da<strong>für</strong>, dass dezentrale Potentiale<br />

wie im Susa-Tal gefördert werden.<br />

Sie ziehen also ein positives Fazit?<br />

Unter dem Strich würde ich bilanzieren,<br />

dass die negativen Elemente überwiegen:<br />

die Verstädterung der Alpentäler; die großen<br />

Tourismuszentren, die zu Lasten der kleineren<br />

Tourismusgebiete wachsen.<br />

Dennoch: Was sind die aus Ihrer Sicht<br />

hoffnungsvollsten Ansätze?<br />

Das ist der Versuch, Netzwerke innerhalb der<br />

Alpen zu schaffen. Es gibt ganz viele tolle<br />

Einzelprojekte: Man produziert Produkte<br />

von hoher Qualität, die aus der jeweiligen<br />

Region stammen. Man macht das auf eine<br />

umweltverträgliche Weise und dergestalt,<br />

dass es auch in die Sozialstruktur der Täler<br />

passt. Damit ist Innovation verbunden: ob<br />

bei der Schaf- oder Rinderhaltung, bei der<br />

Milchproduktion, beim Getreideanbau, bei<br />

den Esskastanien, beim Lavendelanbau oder<br />

im Handwerk – die Bandbreite ist groß. Diese<br />

Vielfalt muss nun unbedingt miteinander vernetzt<br />

werden. Dadurch würden die Projekte<br />

auf der europäischen Ebene sichtbar.<br />

Tourismusregionen wetteifern mit seltsamen<br />

Trends um Gäste: Hochseilgärten,<br />

Hängebrücken oder Aussichtsplattformen.<br />

Was hilft gegen diese Funparks?<br />

Die quantitative Limitierung des Tourismus<br />

wäre ein wichtiger Schritt, so wie es im<br />

Tourismusprotokoll der Alpenkonvention<br />

ganz sanft angedacht ist.<br />

Tourismusorte dürften dann bestimmte<br />

Bettenkapazitäten nicht überschreiten?<br />

Ja. Das Tourismusprotokoll müsste geschärft<br />

werden. Es glich seinerzeit ja einer mittleren<br />

Sensation, als sich die konkurrierenden<br />

Tourismusregionen an einen Tisch setzten<br />

und das Dokument unterzeichneten.<br />

Heraus kam aber ein zahnloser Tiger.<br />

Dennoch war es ein erster Schritt. Es müsste<br />

jetzt in das Protokoll dringend rein: kein<br />

weiterer Ausbau von noch nicht erschlossenen<br />

Gebieten. Und man müsste die Umweltverträglichkeit<br />

strikter defi nieren.<br />

Wie schauen die Alpen in 35 Jahren aus?<br />

Es wird durchgängige Siedlungsbänder entlang<br />

der Transitachsen geben. Ein Teil der<br />

Alpenrandgemeinden sind dann Wohnregionen<br />

<strong>für</strong> die außeralpine Bevölkerung der zehn<br />

großen benachbarten Metropolen. Aus dem<br />

Kern der Alpen allerdings haben sich die<br />

Menschen, bis auf wenige Ausnahmen, weitgehend<br />

zurückgezogen. Schon jetzt verlieren<br />

28 Prozent der Gemeinden im Alpenraum<br />

Einwohner.<br />

Was passiert, wenn die nächste Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise Europa beutelt?<br />

Dann sieht die Sache <strong>für</strong> die Alpen ganz<br />

anders aus. Dann würde wohl eine Reihe von<br />

Potentialen der Alpen dezentral wieder aufgewertet<br />

werden. Mein Wunschszenario wäre,<br />

dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass<br />

ein Europa, das nur von Metropolen geprägt<br />

ist, ein extrem fragiles Gebilde ist. Die Großstädte<br />

brauchen das blühende Land, um<br />

ein gutes Leben zu haben und stabil zu sein.<br />

Interview: Michael Ruhland<br />

Zum 65. Geburtstag<br />

Werner Bätzings gibt es<br />

eine Festschrift: Tobias<br />

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TOUREN<br />

Weinberge, Weiler und die Gletscher der Punta Sommeiller<br />

Im Susa-Tal wird Wein auf mehr als 1000 Metern Höhe kultiviert – Werner Bätzing hat Touren<br />

durch die Weinberge bis in die hochalpine Region des Piemonts <strong>für</strong> Sie ausgesucht.<br />

Fotos: Werner Bätzing, Iris Kürschner<br />

1 Weinberge über Susa und<br />

Chiomonte<br />

▶ einfach 4 Std.<br />

400 Hm 400 Hm<br />

Ausgangspunkt: Agriturismo Cré<br />

Seren, Frazione San Rocco, Gemeinde<br />

Giaglione (805 m)<br />

Charakter: Einfache Bergwege mit<br />

sehr schöner Aussicht, oft zwischen<br />

Weinbergen, nur ein steiles Wegstück<br />

Route: Man verlässt San Rocco<br />

(tolle Aussicht auf die Stadt Susa,<br />

und den Rocciamelone, 3538 m) in<br />

Richtung Südwesten auf dem Weg<br />

821, der ab der Kapelle Borello<br />

mit der GTA identisch ist. Um die<br />

Bauarbeiten <strong>für</strong> den neuen Eisenbahntunnel<br />

(Sondierungsstollen) im<br />

untersten Clarea-Tal zu umgehen,<br />

wurde die GTA kürzlich verlegt: Etwa<br />

500 m hinter der Borello-Kapelle<br />

zweigt die GTA jetzt nach rechts<br />

(Westen) ab, gewinnt schnell an<br />

Höhe und überquert den Rio Clarea<br />

in etwa 860 m Höhe. Anschließend<br />

geht es fast höhenlinienparallel zu<br />

den vom Weinbau geprägten Weilern<br />

S. Antonio, Maison und Baccon<br />

(Region Ramats), die aussichtsreich<br />

am Hang liegen. Zurück ab Baccon<br />

auf dem gleichen Weg. Alternativen:<br />

Auf Weg 821/GTA weiter bis Cels (Ü)<br />

und von dort nach Exilles oder auf<br />

der GTA bis nach Salbertrand.<br />

2 Zum höchsten Weinberg des<br />

Piemonts<br />

▶ einfach 4 Std.<br />

400 Hm 400 Hm<br />

Ausgangspunkt: Ortszentrum von<br />

Exilles (873 m)<br />

Charakter: Einfache Bergwege mit<br />

schöner Aussicht, nur am Beginn steil<br />

Route: Man verlässt Exilles auf dem<br />

Weg B 8 (sehr sorgfältig gebauter<br />

Weg mit Begrenzungsmauern<br />

und ursprünglich durchgehender<br />

Stein-Pfl asterung). In 1222 m Höhe<br />

stößt man auf einen Bildstock am<br />

Weg – dies ist die Obergrenze des<br />

ehemals höchsten Weinbergs des<br />

Susa-Tals bzw. ganz Piemonts (heute<br />

Gebüsch/Wald). Kurz darauf erreicht<br />

man den Weiler San Colombano<br />

(1286 m, interessantes Ortsbild,<br />

schöne Aussicht). Man verlässt ihn<br />

im Westen auf der kleinen Fahrstraße<br />

(zu Beginn identisch mit Weg 821/<br />

GTA) und folgt dieser Straße abwärts<br />

zum Weiler Deveys. Dort, wo der<br />

Wanderweg B 10 die Straße quert<br />

(nahe von Punkt 1082 m), liegt<br />

ein neuer Weinberg (großes Schild:<br />

»1000 viti a 1000 metri«), der<br />

derzeit der höchste bewirtschaftete<br />

Weinberg des Susa-Tales und einer<br />

der höchsten des gesamten Alpenraumes<br />

ist. Kurz darauf erreicht man<br />

den stark vom Weinbau geprägten<br />

Weiler Deveys (1036 m). Auf der<br />

kleinen Fahrstraße abwärts bis zur<br />

stark befahrenen SS 24, auf dieser<br />

500 m talabwärts und dann auf der<br />

kleinen Fahrstraße unterhalb der SS<br />

24 zurück nach Exilles.<br />

3 Weinberge oberhalb des<br />

Forts von Exilles<br />

▶ einfach 3 Std.<br />

400 Hm 400 Hm<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am<br />

Forte di Exilles (865 m)<br />

Charakter: Einfache und aussichtsreiche<br />

Bergwege, nur am Schluss steil<br />

Route: Schräg gegenüber des<br />

Parkplatzes am Fort zweigt eine<br />

kleine Fahrstraße von der SS 24 ab<br />

und führt durch Weinberge den Hang<br />

hinauf, wo sich schnell eine sehr<br />

schöne Aussicht auf das Fort und<br />

das obere Susa-Tal bietet. Die Straße<br />

führt nach Cels, und hier ist es sehr<br />

empfehlenswert, die drei Weiler Rif,<br />

Morliere und Ruinas zu besuchen.<br />

Oberhalb von Morliere trifft man auf<br />

den Weg 821/GTA. Diesem folgt man<br />

Richtung Westen bis zum Weiler San<br />

Colombano (1286 m). Von hier aus<br />

auf dem Weg B 8 nach Exilles absteigen<br />

(siehe Tour 2) und durch den Ort<br />

hindurch zurück zum Parkplatz<br />

4 Von den Weinbergen zum<br />

Gletscher<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1490 Hm 1490 Hm<br />

Ausgangspunkt: Rifugio Levi-<br />

Molinari (1850 m)<br />

Charakter: anspruchsvolle Bergtour<br />

im hochalpinen Gelände, das letzte<br />

Stück weglos, aber nicht schwierig<br />

Route: Das Rifugio erreicht man<br />

zu Fuß von Exilles aus über San<br />

Colombano (Tour 2) und den Weg<br />

Oben: der Weiler San Colombano, im Hintergrund der Roc Peirous<br />

(3189 m); unten: Aufstieg zum Rocciamelone mit Blick auf Susa<br />

B 8 (1000 Höhenmeter) oder mit<br />

dem Auto über die kleine, enge<br />

Fahrstraße, die zwischen Exilles und<br />

Salbertrand von der SS 24 abzweigt<br />

und die über Eclause (1386 m) bis<br />

in die Nähe der Hütte führt (Parkplatz).<br />

Von der Hütte auf dem Weg<br />

802 nach Westen, der schnell Höhe<br />

gewinnt. Kurz nach der Galambra-<br />

Hochebene in 3000 m Höhe mit<br />

dem gleichnamigen See erreicht<br />

man den Passo del Fourneaux<br />

meridionale (3070 m). Ab hier folgt<br />

man dem Bergrücken nach Norden<br />

bis zum Gipfel der Punta Sommeiller<br />

(3332 m), wobei der Weg in 3137 m<br />

Höhe nach Westen ins Tal abzweigt;<br />

der weglose Teil des Bergrückens<br />

macht jedoch keine besonderen<br />

Schwierigkeiten. Vom Gipfel blickt<br />

man auf den nahen Sommeiller-Gletscher<br />

und auf den Colle Sommeiller<br />

(3000 m, höchste Fahrstraße der<br />

Alpen) hinab und kann sehr weite<br />

Fernsichten genießen. Der Abstieg<br />

erfolgt auf der Aufstiegsroute.<br />

<strong>11</strong>6 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


her kein Zufall, dass sich auch viele Winzer<br />

an den »NO TAV«-Protesten beteiligen.<br />

Wanderungen durch Weinberge mit<br />

Aussicht ins Tal und auf schnee- oder<br />

gletscherbedeckte Gipfel haben einen<br />

besonderen Reiz, weil man erleben kann,<br />

wie aus steilen, teilweise felsigen Hängen<br />

Kulturlandschaften mit endlosen Terrassenmauern,<br />

sorgfältig gepflasterten<br />

Wegen und kleinen Wirtschaftsgebäuden<br />

wurden. Zudem zeichnen sich die<br />

zahlreichen Weiler am Weg durch interessante<br />

Ortsbilder aus– wie auch die Zentren<br />

der Talorte Chiomonte, Exilles und<br />

Salbertrand, und mit der Kleinstadt Susa<br />

und dem Forte di Exilles gibt es hier sogar<br />

zwei Sehenswürdigkeiten von überregionaler<br />

Bedeutung.<br />

Deshalb lassen sich im Susa-Tal viele Wandermöglichkeiten<br />

individuell zusammenstellen:<br />

von der Durchquerung des gesamten<br />

Gebietes auf dem Weitwanderweg GTA<br />

von Susa bis Salbertrand über kürzere<br />

Wanderungen durch Rebberge bis hin zu<br />

hochalpinen Touren (siehe Touren). ◀<br />

KOMPAKT<br />

Tipps <strong>für</strong> den Bergurlaub im Susa-Tal<br />

Anreise:<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn<br />

bis Turin und von dort direkt nach<br />

Susa oder mit der Linie Torino-Bardonecchia<br />

bis zum Bahnhof Chiomonte.<br />

Mit dem Auto: Auf der Autobahn bis Turin;<br />

westlich von Turin auf die A 32 in Richtung<br />

Bardonecchia/Frejus und dann diese Autobahn<br />

an der Ausfahrt »Susa Est« verlassen.<br />

Hier auf die Staatsstraße SS 24 in Richtung<br />

Bardonecchia und Monginevro wechseln.<br />

Man fährt an Susa vorbei und erreicht nach<br />

kurzer Zeit Chiomonte und Exilles.<br />

Beste Jahreszeit:<br />

Mai bis Anfang Juli und September bis November<br />

(außer Tour 4: Mitte Juli bis Mitte September)<br />

Übernachtungen:<br />

• Giaglione: Agriturismo Cré Seren, Frazione<br />

San Rocco 10, Tel. 00 39/01 22/62 92 64,<br />

www.agriturismogiaglione.it<br />

(gleichzeitig auch Weinbaubetrieb!)<br />

• Cels: Agriturismo An Seaux, Frazione Cels-<br />

Ruinas 26, Tel. 00 39/01 22/5 81 32,<br />

www.agriturismoanseaux.it<br />

• Exilles: Albergo del Forte, direkt am Fort,<br />

Tel. 00 39/01 22/5 81 99,<br />

www.albergodelforte.com<br />

• Susa: Verschiedene Hotels und B&B-Betriebe:<br />

www.cittadisusa.it/ComStruttureRicettive.asp<br />

• Rifugio Levi-Molinari (1850 m),<br />

46 Plätze, Tel. 00 39/01 22/5 82 41,<br />

geöffnet von Mitte Mai bis Mitte September,<br />

www.rifugiolevimolinari.it<br />

Karte:<br />

Carta di Sentieri 1:25 000, Nr. 3 »Val Susa,<br />

Val Cenischia, Rocciamelone, Val Chisone«,<br />

erhältlich in Deutschland bei www.mapfox.de<br />

(sehr gute und genaue Karte)<br />

Literatur:<br />

Ernst Hornickel »Die Weine der Alpen«, Stuttgart<br />

1980 (vergriffen)<br />

Werner Konold/Claude Petit »Historische<br />

Terrassenweinberge. Baugeschichte,<br />

Wahrnehmung, Erhaltung«, Bern 2013<br />

DAVplus<br />

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Max Roth, einer unserer mehr als 30<br />

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kompetent in einer unserer Servicestellen<br />

in München – am Isartor, am<br />

Hauptbahnhof, am Marienplatz oder im<br />

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AUSFLUGSTIPP<br />

Das perfekte Bergwochenende I Parc Ela, Graubünden<br />

Im Reich der<br />

Alpenpässe<br />

Wo anklopfen?<br />

Infostelle Parc Ela,<br />

c/o Savognin Tourismus im Surses<br />

CH-7460 Savognin<br />

Tel. 0041/(0) 81 659 16 18<br />

info@parc-ela.ch, www.parc-ela.ch<br />

Der größte Naturpark der Schweiz:<br />

Parc Ela Von Michael Ruhland<br />

Man kann den Besuch im Parc Ela<br />

gemütlich beginnen und zugleich eintauchen<br />

in eine Region, die historisch wie<br />

auch naturräumlich zu den spannendsten<br />

der Schweiz gehört. Es sitzt sich bequem<br />

auf dem Polstersessel, der aus dem Wagen<br />

A 1252 der Rhätischen Bahn stammt, erbaut<br />

1940, ausrangiert im Jahre 2006 und<br />

nun wiederverwertet in einem sympathischen<br />

Café beim Bahnhof Bergün. Das<br />

»Büfét im Bahnmuseum Albula« serviert<br />

hausgemachten Kuchen und einen Cappuccino,<br />

der im nahen Italien nicht besser<br />

schmecken könnte.<br />

Womit man mitten im Thema ist: Denn<br />

der Naturpark, zu dem sich 19 Gemeinden<br />

in Graubünden zusammengeschlossen<br />

haben, zeigt allerorten Einflüsse des Italienischen,<br />

Deutschen und Romanischen –<br />

nicht nur in den Bezeichnungen der Orte,<br />

Alpenpässe und Gipfel.<br />

Die drei Pässe Albula, Julier und Septimer<br />

spielten schon vor Jahrhunderten eine große<br />

Rolle. Die Römer nutzten den Septimer<br />

und später auch den Julier als wichtigen<br />

Handelsweg zwischen Norden und Süden.<br />

Der Albula diente einst als Postverbindung<br />

nach Venedig, wo übrigens die Bergüner<br />

als Zuckerbäcker Karriere machten.<br />

Über 550 Quadratkilometer erstreckt sich<br />

der Parc Ela – er ist der größte Naturpark<br />

der Schweiz. Die Gemeinden bekennen<br />

sich damit zu ihrer Heimat und Geschichte<br />

und haben sich einem nachhaltigen Tourismus<br />

verschrieben. Heißt: Gäste können<br />

dank zahlreichen Transportmitteln das<br />

Auto zu Hause lassen, regionale Produkte<br />

haben Vorrang, auf den thematisch konzipierten<br />

»Wegen zum Staunen« erfahren<br />

Besucher mehr über die Besonderheiten<br />

der Natur und Region. Und als <strong>Bergsteiger</strong><br />

fühlt man sich von Anfang an wohl. ◀<br />

<strong>11</strong>8 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


Reto Barblan, 48,<br />

kennt die beiden<br />

Perspektiven des<br />

Parc Ela wie kaum ein<br />

anderer. Früher kümmerte<br />

er sich als Geschäftsführer von »Bergün<br />

Filisur Tourismus« unter anderem darum,<br />

den Naturpark »Parc Ela« vom Tal aus zu<br />

vermarkten. Zwischenzeitlich leitete er auch<br />

noch das Bahnmuseum in Bergün. Heute<br />

blickt er von oben entspannt auf die Bündner<br />

<strong>Berge</strong> und kümmert sich im nunmehr sechsten<br />

Jahr als Hüttenwart der Kesch-Hütte um<br />

Sommer- wie Wintergäste. »Hier heroben hast<br />

du viele Berufe«, sagt der gelernte Schreiner.<br />

Reto hat den Neubau der SAC-Hütte (2001)<br />

mit geplant und selbst Hand angelegt. Die<br />

Kesch-Hütte ist autark und hat den Schweizer<br />

Solarpreis bekommen. (www.kesch.ch)<br />

Was essen?<br />

Capuns mit Salsiz<br />

150 Täler gibt es in Graubünden und genauso<br />

viele Rezepte <strong>für</strong> das Leibgericht der Älpler, Capuns.<br />

Heißt es. Erica Pfister-Aebli, Wirtin des Hotel Schöntal<br />

(www.schoental.ch) sieht das differenzierter:<br />

»Jede Hausfrau macht es anders.« Gleich sind die<br />

Grundzutaten, nämlich Mehl, Eier, Wasser <strong>für</strong> den<br />

Teig sowie Mangold. In die Blätter wickelt man den<br />

Teig. Der ist mit diversen Zutaten (Bündnerfleisch,<br />

Salsiz, Gemüse) angereichert. Das Ganze wird<br />

in einer Milchbouillon aufgekocht und im Ofen mit<br />

Käse überbacken. Das Buch<br />

dazu: Charly Bieler,<br />

»Capuns. Die<br />

tollen Rollen«,<br />

Desertina, Chur,<br />

2012.<br />

Wo wohnen?<br />

Juwel im Jugendstil<br />

Es ist ein Relikt aus jener Zeit, als der<br />

kleine Ort Bergün von dem mondänen St.<br />

Moritz jenseits des Albulapasses profitieren<br />

wollte. Das »Kurhaus« sollte Reisende ins<br />

Engadin als Akklimatisations- und Luftkurort<br />

beherbergen. Leider reisten die Gäste direkt<br />

weiter, und der erhoffte Aufschwung blieb<br />

aus. Lange Zeit stand das Gebäude leer, es<br />

fehlten Investoren. Es ist einer Initiative früherer<br />

Stammgäste aus dem Raum Basel zu verdanken,<br />

dass das Jugendstilgebäude erhalten<br />

blieb und heute wieder Gäste aufnimmt.<br />

Das Kurhaus (www.kurhausberguen.ch) ist<br />

einer von sechs Parc Ela-Partnerbetrieben.<br />

Preis pro Person ab 56 Euro/ÜF<br />

Basiswissen<br />

Ankommen: Mit der Bahn bis Chur,<br />

von dort mit der Rhätischen Bahn<br />

bis Bergün; mit dem Auto über Chur<br />

nach Thusis und Tiefencastel, dort<br />

Richtung Davos/Albulapass<br />

Sich orientieren: Wanderkarte Parc<br />

Ela, 1:50 000, vor Ort erhältlich oder<br />

über www.parc-ela.ch zu beziehen<br />

Mehr erfahren: Die »App Parc<br />

Ela« gibt’s kostenlos im Netz zum<br />

Herunterladen; mit ihr lassen sich<br />

Wanderungen interaktiv gestalten.<br />

Nicht versäumen!<br />

Die Zuckerbäcker<br />

Damit keine Missverständnisse entstehen: Feines<br />

Naschwerk ist im Bergdorf Bergün (1367 m) nicht<br />

wirklich zu finden. Und doch hängt das Schicksal<br />

des Ortes stark mit Süßem zusammen. Denn die<br />

Bewohner, denen es an Arbeit und Nahrung fehlte,<br />

wanderten vom 17. Jahrhundert an in italienische<br />

und andere europäische Städte aus und verdingten<br />

sich als Zuckerbäcker. Denn dieser Beruf war »frei«<br />

– es gab keine Zunft, die über den Berufsstand<br />

wachte. Später betrieben sie häufig Cafés. Ein Teil<br />

der Familie blieb im Dorf, und die Zuckerbäcker<br />

brachten ihr Geld zurück in die Heimat. Investiert<br />

wurde es in die Höfe, denn die galten damals als<br />

Statussymbol. So erklären sich die graffito-verzierten<br />

Fassaden, die kunstvollen schmiedeeisernen Fenstergitter<br />

und verspielten Erker. Fredo Falett, Bergüner<br />

Landwirt, erklärt all dies auf kurzweilige Weise bei<br />

einer Dorfführung. (www.parc-ela.ch)<br />

Ausgezeichnet: Die Kesch-Hütte (2630 m) ist autark.<br />

Tourentipps: Pure Natur im Parc Ela<br />

Fotos: Parc Ela/Lorenz Andreas Fischer (3), Michael Ruhland (3)<br />

1 Wanderung Val Tuors<br />

Charakter: Eine wunderbare Bergwanderung<br />

durch ein wildes Tal; <strong>für</strong><br />

<strong>Bergsteiger</strong>, denen es weniger auf<br />

Gipfel, sondern auf Panoramawege<br />

ankommt (1050 m, 600 m)<br />

Startpunkt: Bergün (1367 m) oder<br />

mit Sessellift bis Darlux (1974 m);<br />

dann statt 5 Std. nur 3 Std.<br />

Endpunkt: Chants (1822 m); Rückfahrt<br />

nach Bergün mit Bus Alpin<br />

Route: Bergün – Alp Darlux – Alp<br />

Muotta – Alp digl Chants – Chants<br />

2 Piz Kesch (3418 m)<br />

Charakter: Die Besteigung des<br />

höchsten Gipfels im Parc Ela ist eine<br />

Kombination aus Berg- und Hochtour<br />

und nur erfahrenen <strong>Bergsteiger</strong>n anzuraten<br />

(Gehzeit 5-7 Std.). Gletscherpassagen<br />

und Kletterstellen (I-II) sind<br />

zu bewältigen (890 m). Grandiose<br />

Sicht bis zum Piz Bernina (4049 m)<br />

Start- und Endpunkt: Kesch-Hütte<br />

SAC (2630 m)<br />

Route: Kesch-Hütte – Porchabella-<br />

Gletscher – Porta d‘Es-cha – Piz-Kesch<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> <strong>11</strong>9


KOLUMNE<br />

Lob und Trug<br />

Lob macht Kleine ganz groß. Aber Lob kann Große<br />

auch klein machen. Das gilt erst recht am Berg.<br />

Aber wann passt es eigentlich? Eine sozialkritische<br />

Analyse des sonderbaren Loblieds vom Weissmies.<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Caroline Fink<br />

berichtet am liebsten über die<br />

stillen Winkel in den Alpen.<br />

Die Autorin lebt in Zürich und<br />

arbeitet unter anderem frei <strong>für</strong><br />

die NZZ und das SAC-Magazin<br />

»Die Alpen«. Die 36-Jährige<br />

schreibt im Wechsel mit<br />

Sandra Zistl, Axel Klemmer und<br />

Eugen Hüsler über das aktuelle<br />

Geschehen in den <strong>Berge</strong>n.<br />

Vergangenen Sommer waren meine<br />

Freundin Katrin und ich in der<br />

Almagellerhütte, um tags darauf<br />

auf das 4017 Meter hohe Weissmies<br />

zu steigen. Ich war als Fotografin beauftragt,<br />

Katrin war mein Modell. Die Überschreitung<br />

des Weissmies war ideal: aussichtsreich,<br />

in Firn und Fels und technisch<br />

einfach, so dass ich mich mit der Kamera<br />

seilfrei bewegen konnte. Die Nacht war<br />

eben über das Saastal gezogen, als wir unter<br />

die Decken krochen, neben uns eine Gruppe<br />

Italiener. Irgendwann hörte ich einen<br />

von ihnen wispern: «Ci sono tante donne<br />

qui« – es gibt so viele Frauen hier! Obwohl<br />

er flüsterte, hörte ich, wie erstaunt seine<br />

Stimme klang. Tags darauf begegneten wir<br />

unseren Zimmernachbarn mehrmals und<br />

grüßten einander jeweils mit einem kurzen<br />

«Ciao!«. Als wir am Ende der Tour den<br />

Schnee von den Steigeisen klopften, kamen<br />

sie auf uns zu, strahlten und riefen «Brave,<br />

le donne, brave!«. Sie lobten uns <strong>für</strong> unsere<br />

Tapferkeit, unser Können, unseren Mut.<br />

Man sähe uns die Fachfrauen an, sagten sie<br />

und nickten anerkennend. Wir freuten uns<br />

über das Lob. Warum auch nicht?<br />

La Mamma und die Schulbuben<br />

Doch je länger ich mir die Worte durch<br />

den Kopf gehen ließ, desto mehr kamen<br />

mir Zweifel. Wo<strong>für</strong> hatten sie uns gelobt?<br />

Da<strong>für</strong>, dass wir eine einfache Hochtour<br />

gemeistert hatten? Oder da<strong>für</strong>, dass wir als<br />

Frauenseilschaft überhaupt an einem Berg<br />

waren? In Gedanken kehrte ich die Situati-<br />

on um und stellte mir vor, wie Katrin und<br />

ich den Männern ein »Bravi ragazzi!« zugerufen<br />

hätten. Wie wir ihnen auf die Schulter<br />

geklopft und sie <strong>für</strong> ihren Mut gelobt<br />

hätten, einen der einfachsten Viertausender<br />

der Schweizer Alpen überschritten zu<br />

haben. Hätte ich mich dabei nicht wie »La<br />

Mamma« gefühlt, die drei Schulbuben lobt?<br />

»Bravi ragazzi!«<br />

Zurück in Zürich vergaß ich die Geschichte.<br />

Bis ich kürzlich einen Text von Sina<br />

Böckli las, einer frisch brevetierten Schweizer<br />

Bergführerin. In diesem beschrieb sie,<br />

wie ihr Männer manchmal »fast schon<br />

überschwänglich« <strong>für</strong> Leistungen gratulierten<br />

und wie sie dabei ein seltsames Gefühl<br />

beschlich. »Bedeutet das nicht«, stellte<br />

sie die rhetorische Frage, »dass Frauen weniger<br />

Leistung zugetraut wird und deshalb<br />

die Leistung einer Frau viel mehr zählt als<br />

dieselbe Leistung eines Mannes?« Also aufs<br />

Loben verzichten? Oder eine beleidigte<br />

Miene dazu machen? Ich fühlte mich an<br />

jene alten Diskussionen erinnert, in der<br />

wir uns als junge Frauen fragten, ob ein<br />

Mann der Frau in den Mantel helfen und<br />

ihr die Tür öffnen sollte. Die charmanteste<br />

Lösung damals: Solange auch ich mal dem<br />

Herrn in den Mantel helfen darf, lass’ ich<br />

mir gern die Tür öffnen. Und nachdem<br />

diese Lösung im Tal gut war, mag sie auch<br />

am Berg billig sein. Drum, die Herren, hier<br />

mein Rat: Lobt mit Bedacht, tut es charmant,<br />

und genießt es eurerseits, hie und<br />

da mal ein »Bravi ragazzi!« zu hören. ◀<br />

120 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


! Großes<br />

AUFLÖSUNG<br />

Frühjahrsquiz<br />

LESERBRIEF/IMPRESSUM<br />

06/14 | 81. Jahrgang<br />

Unter den gut 500 Zuschriften zum Frühjahrsrätsel<br />

erreichten uns so originelle Lösungen wie »Schie<br />

unter Druck«, »Alpin unter Druck«, »Sahne unter<br />

Druck« oder auch »Nationaler Druck«. Richtig<br />

musste es natürlich heißen: »Alpen unter Druck«,<br />

entsprechend der aktuellen Ausstellung des Deutschen<br />

Alpenvereins auf der Münchner Praterinsel.<br />

Hier die Erklärungen zu den Antworten:<br />

1. Die Konditoren des Café 3440 müssen ihr Tortenangebot<br />

vom Luftdruck abhängig machen. Bei einem<br />

Tiefdruckgebiet über dem Pitztaler Gletscher<br />

gibt es keine Sahnetorten, da die geschlagene<br />

Sahne wieder zusammenfällt.<br />

2. Die Area 47 am Eingang des Ötztals erstreckt<br />

sich über 66 000 Quadratmeter, das entspricht<br />

sechseinhalb Fußballfeldern in Maximalgröße.<br />

3. Etwa 180 Millionen Skifahrer pro Jahr besuchen<br />

die Skigebiete im Alpenraum. Damit kommen die<br />

Alpen auf 45 Prozent der weltweiten Skibesucher.<br />

4. Länger als der Flying Fox XXL in Leogang mit<br />

1600 Meter ist der »Sternensauser« am Hoch-<br />

Ybrig (CH) mit 2300 Meter. Am Hunter Mountain<br />

(USA) gibt es zudem einen ganzen Zipline-Park<br />

mit sechs Flying Foxes über gut sieben Kilometer.<br />

5. In den Bayerischen Alpen gibt es 19 Kilometer an<br />

Sommerrodelbahnen.<br />

6. Der jährliche Wasserverbrauch der künstlichen<br />

Beschneiung in Tirol entspricht in etwa dem von<br />

Innsbruck mit 121 000 Einwohnern.<br />

7. Am Gaislachkogel (3048 m) liegt nicht nur das<br />

extravagante Haubenlokal »Ice Q«, sondern auch<br />

Österreichs höchster Fassweinkeller.<br />

8. Am Alpspitz-Kick in Nesselwang geht es mit Spitzengeschwindigkeiten<br />

von bis zu 130 Stundenkilometern<br />

talwärts.<br />

9. Mit Skipass, Übernachtung und Essen kommt<br />

man im Alpen-Skiort Saas Fee auf 300 Euro pro<br />

Tag, in Berchtesgaden sind es »nur« 170 Euro.<br />

Riskantes Schaulaufen<br />

Betrifft: Unglück am Everest<br />

Sehr geehrte Redaktion,<br />

die Nachricht von dem tragischen<br />

Lawinenunglück am<br />

Mount Everest hat mich sehr<br />

erschüttert. Ich war selbst in<br />

Nepal und ich schätze in hohem<br />

Maße die großartigen<br />

Leistungen aller nepalesischen<br />

Sherpas und <strong>Bergsteiger</strong>.<br />

Leserbrief des Monats<br />

Nun mussten eine Menge solch<br />

großartiger Menschen sterben<br />

– und <strong>für</strong> was? Für die dekadente<br />

und profitgierige und<br />

»unbedingt eine großartige<br />

Leistung« bringende Gesellschaft<br />

– vor allem aus den<br />

USA. Um das offensichtlich<br />

florierende Geschäft nicht zu<br />

verlieren oder zu gefährden,<br />

müssen Jahr <strong>für</strong> Jahr die nepalesischen<br />

Bergführer die Route<br />

Fossil aus Plastik im Triassic Park<br />

10. In den Skigebieten Südirols sind etwa 90 Prozent<br />

aller Pisten technisch beschneit.<br />

<strong>11</strong>. Im »Snowmaker« auf dem Pitztaler Gletscher,<br />

einem 15 Meter hohen Kühlturm, kann bei jeder<br />

Temperatur und jedem Wetter Schnee erzeugt<br />

werden – an einem Tag bis zu 950 Kubikmeter.<br />

12. In Ischgl kann man in einer U-Bahn von den<br />

Hotels zur Bergbahn gelangen, am Nassfeld<br />

in Kärnten kann man in einer venezianischen<br />

Gondel über einen Speicherteich schippern.<br />

Nur überdachte Skipisten gibt es noch nicht,<br />

allerdings existieren bereits Pläne dazu in Ischgl.<br />

13. Die Pistenlänge des Skigebiets »Les Trois Vallees«<br />

beträgt 600 Kilometer und entspricht damit<br />

ungefähr der Entfernung München – Berlin.<br />

14. Saalbach Hinterglemm wirbt mit der längsten<br />

Hängebrücke in den Alpen (200 m) und einem<br />

kilometerlangen Weg durch die Baumkronen<br />

um Gäste. Damit sollen laut Bergbahnen die Besucher<br />

wieder zurück zur Natur gebracht werden.<br />

15. Das Foto oben entstand nicht am Loch Ness,<br />

sondern im Triassic Park auf der Steinplatte.<br />

Die Redaktion des BERGSTEIGER gratuliert den<br />

Gewinnern: Christian F. (Reutlingen), Hermann M.<br />

(Schwabmünchen), Karin B. (Steinen), Kurt J. (Pfitsch,<br />

IT), Alfred R. (Taufkirchen), Hermann B. (Nürnberg),<br />

Gottfried G. (Frensdorf), Peter M. (Bad Feilnbach),<br />

Clemens F. (München), Michael G. (Oftersheim),<br />

Rainer C. (Reichenbach), Falk S. (Neuensalz), Doris S.<br />

(Hofgeismar), Harald G. (Seibersbach), Bouwdewijn<br />

v. D. (Aschau, AUT), Edi A. (St. Lorenzen, IT), Eckhard<br />

K. (Konstanz), Stephan S. (Mönchengladbach),<br />

Antonette K. (München), Mark B. (München)<br />

auf den Everest <strong>für</strong> dieses<br />

»Schaulaufen« präparieren.<br />

Somit trägt die nepalesische<br />

Regierung, alle Veranstalter<br />

und in gewissem Maße auch<br />

die zahlende Kundschaft eine<br />

Mitschuld an dieser Tragödie.<br />

Das Bergsteigen im Alpinstil –<br />

by fair means – sollte endlich<br />

wieder in den Vordergrund gestellt<br />

werden.<br />

Helmut Fellner, Linz<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />

Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />

BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />

sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

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Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />

Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />

Assistenz Thomas Ebert<br />

Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />

Kartographie Heidi Schmalfuß, München<br />

Illustrationen Max Baitinger<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />

82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />

Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />

Fax 01 80-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

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Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />

1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro ludwig:media, Zell am See<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße <strong>11</strong>a, 80797 München<br />

www.bruckmann.de<br />

Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />

Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />

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Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />

sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />

Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72<br />

(D) inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />

inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />

ISSN 1435–8905 • 1681<br />

Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />

monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />

und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />

an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im<br />

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© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

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erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

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<strong>11</strong>a, 80797 München<br />

06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 121


VORSCHAU<br />

AUF TOUR<br />

Wild in der Pala<br />

Drei Tage, die es in sich haben: Das<br />

Wetter durchwachsen, die Pässe noch<br />

schneebedeckt – dennoch wird die<br />

Pala-Runde zu einem runden Erlebnis.<br />

&<br />

AUF<br />

REPORTAGE<br />

Über die Alpen<br />

Irgendwann entsteht bei<br />

jedem Wanderer der<br />

Wunsch: einmal zu Fuß<br />

über die Alpen. Von Nord<br />

nach Süd ins gelobte Land.<br />

Wir stellen Ihnen die<br />

schönsten Varianten vor –<br />

und ein paar ausgefallene.<br />

Sagenhaftes Bergmassiv<br />

Der Untersberg an der Grenze zwischen<br />

Bayern und Salzburg war historisch umkämpft<br />

und gibt auch heute noch Rätsel<br />

auf. Wir porträtieren den Koloss.<br />

TOUR Stille Routen im Isarwinkel <strong>für</strong> Entdecker<br />

ALPINISMUS Ines Paperts Coup am Likhu Chuli I in Nepal<br />

HÜTTENPORTRÄT Soul Kitchen am Berg – das Schiestlhaus<br />

SERVICE<br />

Der nächste <strong>Bergsteiger</strong> ist vom 21. Juni an am Kiosk erhältlich.<br />

Jetzt schon aufs<br />

Weiterlesen freuen!<br />

Das <strong>Bergsteiger</strong>-Abo mit<br />

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www.bergsteiger.de/<br />

abo.html<br />

Trekkingschuhe im Test<br />

Trekkingschuhe sind der wichtigste<br />

Ausrüstungsgegenstand<br />

<strong>für</strong> Weitwanderer. Halten<br />

sie nicht, was sie versprechen,<br />

kann die Tour zur<br />

Tortur werden. Wir haben<br />

12 Modelle getestet.<br />

Ran an die Eisen!<br />

In Teil zwei der Serie<br />

»Von Null auf‘s Dach der Alpen« steht<br />

nach der Gehschule der nächste Schritt<br />

an: ein leichter Klettersteig. Der Griff<br />

in die Eisen bietet die Gelegenheit, sich<br />

mit Ausgesetztheit anzufreunden –<br />

und ist ein<br />

willkommenes<br />

Ganzkörpertraining.<br />

Fotos: Monika Hippe, Scarpa, Andreas Strauß<br />

MITARBEITERIN DES MONATS<br />

↗<br />

AUFSTEIGER DES MONATS<br />

↘<br />

ABSTEIGER DES MONATS<br />

Berauschend<br />

Heimkehrer<br />

Denglisch<br />

Spannende Lebensläufe sind selten geradlinig.<br />

So führte Nina Hölmers Weg zunächst<br />

vom Ruhrpott nach Hamburg. Dort stellte<br />

sie bald fest, dass die <strong>Berge</strong> viel zu weit weg<br />

sind. Inzwischen ist sie längst im Allgäu heimisch<br />

geworden, und sie zieht es noch weiter<br />

in den Süden. Für den BERGSTEIGER<br />

reiste sie in die Südalpen und<br />

war nach eigenem Bekunden<br />

»berauscht vom Geschmack<br />

des Piemont«. Was auch<br />

daran lag, dass man ihr bei<br />

der Recherche schon um 10 Uhr<br />

morgens das erste Glas Barbaresco<br />

reichte. Kulinarisch infiziert, träumt sie jetzt<br />

von einem Trüffelhund. Weil sie trotz alledem<br />

ein spannendes Heft (s. Beilage) zustande<br />

brachte, küren wir Nina, 34, in dieser Rubrik.<br />

Der Wolf ist wieder da!<br />

Begeistert, verängstigt und<br />

laut schallt der Ruf durch<br />

die bayerische Boulevardpresse.<br />

Ein wohl bekanntes<br />

Szenario beginnt. Jäger<br />

werfen sich schützend vor<br />

ihr Rotwild, Bauern vor ihre Schafe, Mütter vor<br />

ihre Kinder und der Bund Naturschutz vor den<br />

Wolf. In Bayern bewirken einzelne Beutegreifer<br />

eine Massenhysterie, während in den Nachbarländern<br />

bereits ganze Rudel Wölfe leben,<br />

ohne dass je ein Kind zu Schaden kam oder<br />

der Berufsstand der Bauern ausstarb. Woran<br />

das liegt? Zieht der Freistaat nur Problembären<br />

und -wölfe an? Oder liegt es eventuell<br />

daran, dass man hier noch immer keinen<br />

gescheiten Wildtiermanagement-Plan hat?<br />

Kennen Sie Glamping? »Glamping findet<br />

in Westaustralien immer mehr Anhänger«,<br />

verrät eine Pressemitteilung. Nächster Hinweis?<br />

»Im Herzen des Chianti entsteht der<br />

erste Glamping-Platz Europas«. Immer noch<br />

nichts? Also gut: Glamping ist glamouröses<br />

Camping, »Lodgesuite mit Himmelbett« statt<br />

Schlafsack und Isomatte. Als Tagesaktivität<br />

böte sich dann Lifeseeing (Einheimische<br />

beobachten) Streakrunning (täglicher Dauerlauf)<br />

und Flagswinging an (»die Schweizer<br />

Antwort auf Tai Chi«). Zugegeben, in Zeiten<br />

von Drytooling über den Sprachverfall diverser<br />

PR-Agenturen<br />

abzuledern, ist<br />

gewagt. Aber auch<br />

unser Fass hat<br />

Grenzen.<br />

Fotos: privat, Gunnar Ries/Wikipedia, Vitaly Krivosheev / Fotolia<br />

122 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14


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06⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 123


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