Leseprobe - Pearson Studium
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Kapitel 3 – Netzwerke und Internetworking
anwachsen. Wie wir bereits erwähnt haben, sollte es für IPv6-Router und -Hosts kein
Problem sein, kombinierten Verkehr zu verarbeiten, weil der IPv4-Adressraum in den
IPv6-Adressraum eingebettet ist.
Die Theorie für diese Strategie hört sich vielleicht technisch durchdacht an, aber
es wurden bisher kaum Fortschritte bei der Implementierung gemacht, weil die Wirtschaft
dagegen ist. Wir hoffen, dass die Internet-Gemeinde durch die drohenden Einschränkungen
auf Grund des Internet-Wachstums irgendwann genug motiviert ist,
die erforderlichen Investitionen vorzunehmen und die Software für Router- und
Host-Protokolle zu aktualisieren, die Applikationen anzupassen und alle daraus entstehenden
Folgen in Kauf zu nehmen.
3.4.5 MobileIP
Mobile Computer wie beispielsweise Laptops oder Palmtops sind immer wieder von
anderen Orten aus mit dem Internet verbunden. Im Büro des Besitzers könnte ein
Laptop an ein lokales Ethernet angeschlossen werden, das über einen Router mit dem
Internet verbunden ist, auf der Fahrt im Auto oder im Zug könnte er über ein Mobiltelefon
verbunden sein und anschließend könnte er an ein Ethernet in irgendeinem
anderen Büro angeschlossen werden. Der Benutzer braucht jedoch an all diesen
Orten Zugriff auf Dienste wie beispielsweise E-Mail oder das Web.
Für den einfachen Zugriff auf Dienste ist es für einen mobilen Computer nicht
erforderlich, eine einzige Adresse beizubehalten, und er kann in jedem System eine
neue IP-Adresse verwenden; dies ist die Aufgabe von DHCP (Dynamic Host Configuration
Protocol), das einem neu angeschlossenen Computer ermöglicht, eine temporäre
IP-Adresse sowie die Adressen lokaler Ressourcen wie beispielsweise eines
DNS-Servers vom lokalen DHCP-Server anzufordern. Außerdem muss er erkennen,
welche lokalen Dienste (z.B. Drucken, Mail-Auslieferung usw.) in den besuchten
fremden Systemen zur Verfügung stehen. Discovery-Dienste sind eine Art Namensdienst,
die dabei helfen; sie sind in Kapitel 9 beschrieben.
Auf dem Laptop kann es Dateien oder Ressourcen geben, auf die andere Benutzer
Zugriff benötigen, oder der Laptop könnte in einer verteilten Applikation ausgeführt
werden, beispielsweise in einem Aktienbeobachtungsdienst, der Benachrichtigungen
über bestimmte Ereignisse erhält, wenn etwa die vom Benutzer gehaltenen Aktien
einen bestimmten Schwellenwert überschreiten. Soll ein Computer auch dann Clients
und -Ressourcen-teilenden Applikationen zur Verfügung stehen, wenn er zwischen
lokalen Netzwerken und Funknetzwerken wechselt, muss er eine einzige IP-Adresse
beibehalten, aber das IP-Routing basiert auf Teilnetzen. Teilnetze befinden sich an
einer festen Position und das korrekte Routing der Pakete an sie ist von ihrer Position
im Netzwerk abhängig.
MobileIP ist eine Lösung für dieses Problem. Die Lösung wird transparent implementiert,
sodass die IP-Kommunikation normal fortgesetzt wird, wenn sich ein mobiler
Host-Computer zwischen Teilnetzen an verschiedenen Positionen bewegt. Sie
basiert auf der permanenten Zuweisung einer normalen IP-Adresse an jeden mobilen
Host in einem Teilnetz in seiner „Home“-Domain.
Ist der mobile Host mit seiner Home-Basis verbunden, werden Pakete ganz normal
an ihn geleitet. Ist er an anderer Stelle mit dem Internet verbunden, übernehmen
zwei Agenten-Prozesse die Verantwortung für die Umleitung. Bei diesen beiden
Agenten handelt es um den Home-Agent (HA) und den Foreign Agent (FA). Diese Pro-