Leseprobe - Pearson Schweiz AG
Leseprobe - Pearson Schweiz AG
Leseprobe - Pearson Schweiz AG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2.5 Das Klima – ein Zusammenspiel der abiotischen Faktoren<br />
2.5.2 Unregelmäßige Klimaschwankungen<br />
Nicht alle Phänomene des Klimasystems treten, so wie der Lauf der Jahreszeiten<br />
der mittleren gemäßigten Breiten, regelmäßig und zyklisch<br />
auf. Typisch für das Klimasystem der Erde ist im Gegenteil Variabilität<br />
im globalen wie im regionalen Maßstab.<br />
Zwischen 300 und 800 n. Chr. führte eine Trockenheit in Eurasien<br />
zu einer Völkerwanderung aus dem Osten nach Europa. Während einer<br />
Warmphase des beginnenden Mittelalters ab etwa 980 n. Chr. besiedelten<br />
die Wikinger Grönland und betrieben dort Ackerbau und Viehzucht,<br />
der Weinbau fand in England eine weite Verbreitung. Ab dem<br />
14. Jahrhundert verschlechterte sich das Klima in vielen Bereichen der<br />
Nordhemisphäre. Katastrophale Ernteausfälle in der Landwirtschaft<br />
durch Missernten, grassierende Epidemien, Aufgabe von Bauernhöfen,<br />
Kriege, Aufstände und Abwanderungen der Bevölkerung waren die<br />
Folge. Von 1309–1317 herrschte eine große Hungersnot. Im 15. Jahrhundert<br />
gaben die Wikinger Grönland auf. Im 16. Jahrhundert begann<br />
eine Epoche mit einer durchschnittlichen Abkühlung der Temperatur<br />
um etwa 1–1,5 °C, die man als die kleine Eiszeit bezeichnet. Während<br />
dieser kleinen Eiszeit fror nachweislich selbst der Bodensee im Winter<br />
einige Male vollständig zu. Die kleine Eiszeit dauerte unter zahlreichen<br />
kleineren Klimaschwankungen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.<br />
Die Gletscher der Alpen erfuhren während dieser Zeit einen erheblichen<br />
Zuwachs und erreichten das Maximum ihrer Ausdehnung um<br />
1850. Seit diesem Zeitpunkt gehen die Gletscher rapide zurück, verbunden<br />
mit einer allgemeinen Klimaerwärmung (⇒ Abbildung 2.58). Diese<br />
Beispiele veranschaulichen die Schwankungen der globalen Klimasysteme,<br />
die sich in Zeiträumen von einigen Jahrzehnten bis zu Jahrhunderten<br />
vollziehen. Dabei gehen Klimaentwicklung und Kulturgeschichte<br />
oft Hand in Hand.<br />
Wiederholungsfragen 2.5<br />
1. Stellen Sie die Begriffe Makro-, Lokal-, Habitat-<br />
und Mikroklima am konkreten Beispiel<br />
eines Sommertags in Deutschland dar.<br />
2. Stellen Sie anhand des Diagramms in Abbildung<br />
2.56 die wichtigsten Unterschiede<br />
zwischen einer trockenen Tundra und einer<br />
Wüste dar.<br />
3. Untersuchen Sie, zum Beispiel mit Hilfe von<br />
Klimadaten, in welchem potenziellen natürlichen<br />
Biom Sie leben. Fassen Sie die charakteristischen<br />
abiotischen Merkmale zusammen<br />
und beurteilen Sie inwiefern sich<br />
diese Merkmale in Ihrer unmittelbaren Umwelt<br />
wiederfinden.<br />
4. Die Fichte (Picea abies) kommt unter anderem<br />
großflächig und natürlich in den borealen<br />
Nadelwäldern Finnlands vor, sie tritt<br />
jedoch auch bei uns zum Beispiel im Harz,<br />
im Schwarzwald oder großflächig im Alpenraum<br />
natürlich auf. Leiten Sie aus dem Vorkommen<br />
der Fichte Aussagen über die klimatischen<br />
Verhältnisse dieser Gebiete ab<br />
und vergleichen sie diese mit dem vorherrschenden<br />
makroklimatischen Biomtyp. Begründen<br />
Sie die Abweichungen.<br />
5. Was wäre, wenn? Angenommen durch die<br />
globale Erderwärmung stiege die Durchschnittstemperatur<br />
der Atmosphäre in diesem<br />
Jahrhundert um 4 °C an. Stellen Sie<br />
begründet dar, welches Biom unter diesen<br />
Umständen mit größter Wahrscheinlichkeit<br />
in vielen Regionen der Erde an die Stelle der<br />
Tundra treten würde.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildung 2.58: Veränderungen im Bereich des Rhône-Gletschers (Berner Alpen, <strong>Schweiz</strong>) zwischen 1906 (a) und 2003 (b).<br />
53