können Sie den Rundbrief auf Ihren Rechner ... - Peru-Aktion
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<strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong> e.V.<br />
seit 1989<br />
August 2012<br />
Magdalena Kroll · Michell Solari<br />
In diesem Heft:<br />
Vortragsreise Michell Solari Februar 2013 S. 2<br />
Strategen im Teutoburger Wald S. 3<br />
Blitzbesuch von Michell Solari S. 5<br />
Mehr Raum für PROSOYA Quillazú S. 5<br />
Zahlen - Zahlen - Zahlen S. 7<br />
Neuer Vorstand in Lima S. 10<br />
Ohne Schwarzbrot und Schnitzel S. 11<br />
Terokal - eine große Gefahr S. 13<br />
Internet und Telefon für PROSOYA S. 14<br />
Roberto macht einen Schritt nach vorn S. 15
Liebe Freunde der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong>,<br />
Während wir über <strong>den</strong> verregneten Sommer klagen, hat in PROSOYA der ständige Regen<br />
endlich <strong>auf</strong>gehört. Nun können alle Arbeiten in <strong>den</strong> Werkstätten vorangetrieben und im<br />
Garten und in der Landwirtschaft kann gesät, gepfl anzt, gejätet und geerntet wer<strong>den</strong>. Für die<br />
Schülerinnen und Schüler ist schon das erste Schulhalbjahr zu Ende, <strong>den</strong>n zum Nationalfeiertag<br />
am 28. Juli gab es kurze Ferien und Zeugnisse. Das bedeutet, dass nun jeder weiß, in welchen<br />
Fächern er sich besonders anstrengen muss. So langsam hat sich in PROSOYA alles eingespielt.<br />
Die neuen Schüler und vor allem die neuen Mitarbeiter haben ihre Anfangsschwierigkeiten<br />
überwun<strong>den</strong> und ihren Platz gefun<strong>den</strong>. Bei anderen heißt es dagegen Abschied zu nehmen.<br />
Die 5 deutschen Freiwilligen, Max, Martin, Rebecca, Gina und Franzi, die nun ein Jahr<br />
lang in Quillazú und in PROSOYA Huancabamba mitgearbeitet haben, wer<strong>den</strong> im August<br />
nach Deutschland zurückkehren. <strong>Sie</strong> haben ihr Bestes gegeben und trennen sich nicht so<br />
leicht von <strong>den</strong> Jugendlichen, ihren Freun<strong>den</strong> und der ihnen liebgewor<strong>den</strong>en Umgebung.<br />
Die Ablösung steht schon bereit. Vier neue junge Leute aus Deutschland freuen sich bereits<br />
<strong>auf</strong> ihre Zeit im Projekt. Auch die Spendergruppe unter Leitung von Dieter Wiegmann<br />
sieht ihrer <strong>Peru</strong>-Reise mit Spannung entgegen und wird im September zum Abschluss<br />
Ihrer Rundreise einige Tage in PROSOYA verbringen. So wird es dort nie langweilig.<br />
Wie in jedem Jahr, wollen auch wir im Oktober wieder für einige Wochen PROSOYA<br />
besuchen. Es gibt immer viel zu besprechen und zu entschei<strong>den</strong>.<br />
Schon jetzt möchten wir alle Paten daran erinnern, dass wir gern die Post für ihre Schützlinge<br />
mitnehmen wer<strong>den</strong>.<br />
Schon im letzten <strong>Rundbrief</strong> haben<br />
wir angekündigt, dass wir Michell<br />
Anfang des neuen Jahres zu einer<br />
Vortragsreise einla<strong>den</strong> wollen.<br />
Der Zeitrahmen sieht inzwischen so aus,<br />
dass er erst Ende Januar anreisen kann und<br />
dann ungefähr 4 Wochen zur Verfügung<br />
steht. Den genauen Abl<strong>auf</strong> konnten wir<br />
leider noch nicht festlegen, aber einige<br />
Termine stehen schon fest. Wahrscheinlich<br />
wird er zuerst im Nor<strong>den</strong> sein, dann in<br />
Bad Liebenwerda, anschließend in Berlin<br />
2<br />
Ihre Krista Schlegel und Karin Rhiemeier<br />
Vortragsreise Michell Solari Februar 2013<br />
und danach erst im süddeutschen Raum.<br />
Wir haben dabei einige Sonderwünsche<br />
zu berücksichtigen, weil in Gemein<strong>den</strong><br />
gewisse Wochentage durch regelmäßige<br />
Veranstaltungen schon besetzt sind. Da<br />
wir im Oktober wieder in <strong>Peru</strong> sein wer<strong>den</strong>,<br />
ist es ganz wichtig, dass vorher möglichst<br />
alle Wünsche bei uns angemeldet wer<strong>den</strong>.<br />
Wir wer<strong>den</strong> dann jeman<strong>den</strong> aus dem Kreis<br />
der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong> be<strong>auf</strong>tragen, sich um die<br />
genauen Absprachen zu kümmern.
Strategen im Teutoburger Wald<br />
Unsere <strong>Peru</strong>-Gruppe vor <strong>den</strong> Externsteinen<br />
Der Teutoburger Wald hat schon früher<br />
Strategen angezogen (Arminius, Varus),<br />
dieses Mal waren wir da. Unser Projekt<br />
PROSOYA befindet sich derzeit in<br />
einer positiven Umbruchphase, und wir<br />
haben das Wochenende vom 29.06. bis<br />
01.07.12 genutzt, zusammen mit unserem<br />
peruanischen Projektleiter Michell Solari<br />
Pläne für die kommen<strong>den</strong> 5 Jahre zu<br />
schmie<strong>den</strong>.<br />
Etwa 22 engagierte Vereinsmitglieder<br />
trafen sich zu diesem Zweck im EC<br />
Gästehaus „Friedrich Blecher“ in Horn<br />
– Bad Meinberg, einem kleinen, historisch<br />
bedeutsamen Ort am Rande des<br />
Teutoburger Waldes nahe Detmold.<br />
Die von Arbeitsgruppen vorbereiteten,<br />
durchaus schwierigen und kontroversen<br />
Themen der Tagung waren:<br />
- Status des Projektes<br />
- Stärkung der ‚Asociación Prosoya, Lima‘<br />
- Ziele der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong><br />
- Erwartungen an das Projekt und <strong>den</strong> Leiter<br />
- Abgrenzung der Kompetenzen zwischen<br />
der ‚Asociación‘ und der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong><br />
- Spen<strong>den</strong><strong>auf</strong>kommen und Fundraising<br />
- Buchhaltung<br />
Das Ambiente inmitten der reizvollen<br />
Landschaft, die wunderbare Betreuung<br />
durch Auwi Kaemper und die positive<br />
und konstruktive Einstellung der<br />
Teilnehmer trug zu einem fruchtbaren<br />
und freundschaftlichen Klima während<br />
der 2 Tage bei – begünstigt auch durch<br />
sommerliches Wetter, das uns nach<br />
<strong>den</strong> täglichen Gewittern immer auch<br />
ein Zusammensitzen im Freien bis in<br />
die Nacht erlaubte.<br />
3
Michell hatte Erfreuliches aus <strong>Peru</strong> zu<br />
berichten, <strong>den</strong>n die ‚Asociación‘ hatte<br />
wenige Tage zuvor erfolgreich einen neuen<br />
Vorstand gewählt und ist unter Führung der<br />
äußerst erfahrenen und engagierten neuen<br />
Vorsitzen<strong>den</strong> Leena Hokkanen endlich<br />
wieder voll handlungsfähig. Dieser Verein<br />
ist der rechtliche Träger unseres Projektes<br />
in <strong>Peru</strong> (man muss wissen, dass nach<br />
peruanischem Recht ein eingetragener<br />
peruanischer Verein die formelle Verantwortung<br />
trägt). Wir vereinbarten, dass<br />
die ‚Asociación‘ und die <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong><br />
ihre Satzungen <strong>auf</strong>einander abstimmen,<br />
so dass die Kompetenzverteilung, die<br />
Vereinsziele und die Kommunikation eine<br />
möglichst effektive Wirkung entfalten. Wir<br />
beschlossen auch, die Kommunikation<br />
zwischen der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong> und dem Projekt<br />
zu straffen (Kommunikationskanal über<br />
<strong>den</strong> Vorstand der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong>) und<br />
<strong>auf</strong> sichere Füße zu stellen, nachdem<br />
endlich die Internetverbindungen stabil<br />
zu sein scheinen.<br />
Michell Solari führt bis Ende des Jahres eine<br />
Analyse des Mitarbeiterbedarfs durch und<br />
wird dann entschei<strong>den</strong>, ob und wofür neue<br />
Mitarbeiter eingestellt wer<strong>den</strong> müssen.<br />
Seit längerer Zeit schon stand das in<br />
<strong>Peru</strong> angewandte Buchhaltungssystem<br />
bei der deutschen Seite in der Kritik.<br />
Sandra Holzherr, Projektmanagerin und<br />
Mitglied der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong>, befasste sich<br />
monatelang mit der Erstellung eines<br />
passgenauen Buchhaltungssystems nach<br />
unseren Wünschen und brachte es im Juni<br />
vor Ort erfolgreich zum L<strong>auf</strong>en. Davon<br />
konnten sich jetzt alle Tagungsteilnehmer<br />
anhand ihrer Demonstration überzeugen.<br />
4<br />
Ab sofort wird es möglich sein,<br />
jederzeit <strong>den</strong> aktuellen Stand des<br />
Finanzwesens einzusehen. Dieser Erfolg<br />
ist nicht hoch genug einzuschätzen.<br />
Michell berichtete auch über seine<br />
Kontakte zu Institutionen in <strong>Peru</strong>, die<br />
dar<strong>auf</strong> abzielen, das soziale Anliegen des<br />
Projektes bekannter zu machen und ggf.<br />
auch drüben Sponsoren zu aktivieren.<br />
Auf absehbare Zeit wird das Projekt<br />
sich aber nur zu einem sehr geringen<br />
Teil selbst finanzieren können. Dies<br />
war allen klar, und es wurde auch an<br />
Michell vermittelt, dass die <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong><br />
<strong>den</strong> Fortbestand des Projektes durch<br />
Spen<strong>den</strong> sicherstellen will.<br />
Korbinian Kirchner, Freiwilliger in<br />
PROSOYA des Jahrgangs 2009/10, hat<br />
sich mit ‚Fundraising‘ (neudeutsch für<br />
Spen<strong>den</strong>sammeln) befasst und unterbreitete<br />
einige interessante Vorschläge:<br />
Zur Finanzierung einzelner Projekte, wie<br />
z.B. Neubau des dritten Mädchenhauses<br />
oder Ökotourismusprojekte, wollen wir<br />
in Zukunft alternative Spen<strong>den</strong>aktionen<br />
ausprobieren. Ein kleiner Arbeitskreis wird<br />
dazu verschie<strong>den</strong>e Konzepte ausarbeiten.<br />
Es wurde auch vereinbart, <strong>den</strong> Übergang<br />
ausschei<strong>den</strong>der Schüler oder Schülerinnen<br />
ins Berufsleben künftig noch besser<br />
zu unterstützen (durch Beratung,<br />
Netzwerke oder andere Hilfen).<br />
Mit dem Austausch gegenseitiger Erwartungen<br />
und Wünsche beendeten<br />
wir die Tagung am Sonntag im besten<br />
Einvernehmen mit einem entspannen<strong>den</strong><br />
Spaziergang zu <strong>den</strong> Externsteinen. Wir alle<br />
sind guter Dinge, dass es weiter <strong>auf</strong>wärts<br />
geht.
Blitzbesuch von Michell Solari<br />
Ende Juni war ich fast 2 Wochen in<br />
Deutschland, um gemeinsam mit <strong>den</strong><br />
Freun<strong>den</strong> der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong> für die<br />
nächsten 5 Jahre unserer Zusammenarbeit.<br />
die Weichen zu stellen. Es waren äußerst<br />
intensive Arbeitstage, in <strong>den</strong>en viele<br />
offene Fragen angesprochen sowie Ideen<br />
und Vorhaben ausgetauscht wur<strong>den</strong>. All<br />
das überwiegend in deutscher Sprache, die<br />
ich noch lange nicht gut genug beherrsche.<br />
Aber es war wichtig und richtig, dass<br />
ich Gelegenheit bekam, einmal im<br />
direkten Dialog Vieles zu erklären, was<br />
entweder aus deutscher Sicht schwer zu<br />
verstehen ist oder <strong>auf</strong>grund mangelhafter<br />
Kommunikation zu Missverständnissen<br />
geführt hat. Das enge Miteinander<br />
während einer Wochenend-Klausur sowie<br />
diverse Einzelgespräche brachten uns<br />
einander näher und waren der richtige<br />
Weg, um eine vertrauensvolle Basis für<br />
unsere künftige Arbeit zu schaffen. Im<br />
Rückblick <strong>auf</strong> diese Tage konnte ich<br />
mit neuer Motivation meinen Heimflug<br />
antreten. Ich fühle mich gestärkt durch<br />
das Vertrauen der deutschen Gruppe und<br />
ihre Bereitschaft, auch in Zukunft vollen<br />
Einsatz für die Belange von PROSOYA<br />
<strong>auf</strong>zubringen. Auf peruanischer Seite<br />
hat sich bei unserem lokalen Träger, der<br />
‚Asociación PROSOYA Lima‘ ein neuer,<br />
vielversprechender Vorstand gebildet, von<br />
dem ich mir große Unterstützung erhoffe,<br />
um für unser Projekt langfristig eine<br />
positive Kontinuität zu sichern. So wer<strong>den</strong><br />
wir in diesem Jahr noch wichtige, teils<br />
schwierige Entscheidungen fällen müssen.<br />
<strong>Sie</strong> betreffen die Personalsituation, <strong>den</strong><br />
Produktionsbereich und andere wichtige<br />
Dinge. Aber ich bin mir auch sicher,<br />
dass diese Entscheidungen zu positiven<br />
Ergebnissen führen wer<strong>den</strong>. Es war<br />
immer schon meine Meinung, dass zwei<br />
Köpfe mehr <strong>den</strong>ken können als einer,<br />
und dass vier Augen mehr sehen als zwei.<br />
Somit lautet das Fazit meiner kurzen Reise:<br />
Gemeinsam wer<strong>den</strong> wir es schaffen.<br />
Gina Horbach, noch bis August als ‚Freiwillige‘ im Mädchenprojekt, beobachtet seit Mai das Entstehen<br />
unseres 3. Hauses für die Schülerinnen.<br />
Mehr Raum für PROSOYA Quillazú<br />
Dank einiger großzügiger Extra-Spen<strong>den</strong><br />
- besonders vom Zonta Club Vaduz und<br />
von der IPSEN PHARMA AG - entsteht<br />
derzeit im Mädchenprojekt PROSOYA<br />
Quillazú ein neues Haus. Dieses ähnelt<br />
in Aufbau und Struktur <strong>den</strong> zwei bereits<br />
5
vorhan<strong>den</strong> Gebäu<strong>den</strong> und wird mehr<br />
Raum für die Verantwortlichen und<br />
die Schülerinnen schaffen.<br />
Nach der Fertigstellung sollen die 8<br />
Schülerinnen und die Leiterin Magdalena,<br />
die derzeit im unteren Haus wohnen, in<br />
die neue Unterkunft umziehen. Magdalena<br />
und ihr Sohn Matthias teilen sich derzeit<br />
ein viel zu kleines Zimmer und wer<strong>den</strong> im<br />
neuen Haus nun etwas mehr Wohnraum<br />
und Privatsphäre bekommen. Die bei<strong>den</strong><br />
frei gewor<strong>den</strong>en Räumlichkeiten im<br />
Haupthaus wer<strong>den</strong> dann in ein Büro und<br />
in eine Pralinenwerkstatt umgewandelt.<br />
Dort kann die Produktion in Zukunft<br />
hygienischer und effektiver abl<strong>auf</strong>en.<br />
Im unteren Haus befin<strong>den</strong> sich dann<br />
also die Küche, der Speisesaal, das<br />
Büro, ein Bereich mit Computern und<br />
einem Fernseher für die Mädchen,<br />
ein Gästezimmer mit Bad sowie der<br />
Raum für die Pralinenherstellung.<br />
Seit <strong>den</strong> Anfängen der Bauarbeiten<br />
und dem Anrollen der Maschinen zum<br />
Angleichen des Bo<strong>den</strong>s erwarten die<br />
Mädchen mit Spannung je<strong>den</strong> neuen<br />
Fortschritt im Bau. Anfänglich konnte<br />
man viele Arbeitsschritte wie das Gießen<br />
der Fundamente im Bo<strong>den</strong> nicht mit<br />
verfolgen, doch nun, da die Mauern des<br />
Hauses bereits hochgezogen wer<strong>den</strong>,<br />
lässt sich Tag für Tag die Entwicklung<br />
beobachten. Die gesamten Hauswände<br />
der unteren Etage stehen bereits, man<br />
kann erahnen, wo später die Fenster<br />
und die Tür eingesetzt wer<strong>den</strong>. Zu „My<br />
heart will go on“, „Die in your arms<br />
tonight“ oder „Where ever you will go“<br />
wird fleißig gespachtelt und gehämmert.<br />
6<br />
Anlässlich des Hausbaus ist Dieter<br />
Wiegmann, Ingenieur der Holztechnik<br />
mit 20-jähriger Erfahrung in der<br />
Fertighaus-Branche, extra nach Südamerika<br />
geflogen, um im Dienste des<br />
SES (Senior Experten Service) die<br />
ersten Bauschritte vor Ort verfolgen zu<br />
können und wertvolle Kenntnisse an<br />
die Bauleute zu vermitteln. Dieter war<br />
bereits im Vorfeld in Deutschland mit<br />
der Planung des dritten Mädchenhauses<br />
betraut wor<strong>den</strong> und hatte daher schon<br />
seit einiger Zeit Kontakt zu uns bezüglich<br />
der Baupläne, der Abmessungen etc.<br />
Die Mädchen und auch wir bei<strong>den</strong><br />
Freiwilligen haben es sehr genossen, für 5<br />
Wochen einen ‚Papa‘ im Haus zu haben,<br />
der uns mit Rat und Tat in allen möglichen<br />
Bereichen, sogar bei <strong>den</strong> Haus<strong>auf</strong>gaben<br />
geholfen hat. Nun sehen wir gespannt<br />
dem Tag entgegen, an dem das neue Haus<br />
eingeweiht und bezogen wer<strong>den</strong> kann.
Zahlen – Zahlen - Zahlen<br />
Magdalena, Martin, Wilfredo, Gina, Michell<br />
Die Buchhaltung in PROSOYA steht! Mit<br />
dem neu entwickelten Instrument PROSIC<br />
– PROsoya SIstema de Contabilidad -<br />
konnte ich zusammen mit Michell Solari,<br />
Magdalene Kroll (Quillazú) und Willy Meza<br />
(Huancabamba) die neuen Anforderungen<br />
an die Buchhaltung im Projekt umsetzen.<br />
Es war ein langer und intensiver<br />
Arbeitsprozess, aber nun hat sich die Mühe<br />
gelohnt. PROSOYA verfügt seit Juni 2012<br />
über ein Buchhaltungsinstrument, das<br />
exakt an die Anforderungen des Projektes<br />
angepasst ist und sowohl <strong>den</strong> gesetzlichen<br />
Vorgaben der peruanischen als auch <strong>den</strong>en<br />
der deutschen Behör<strong>den</strong> gerecht wird.<br />
In der Entwicklungsphase haben wir<br />
zunächst die verschie<strong>den</strong>en Buchhaltungsvorgänge<br />
analysiert und strukturiert.<br />
Dabei entstan<strong>den</strong> lebhafte Diskussionen,<br />
vor allem bei <strong>den</strong> Überlegungen, wie<br />
die Vorgänge zukünftig aussehen sollen.<br />
Nachdem sich das Projekt kontinuierlich<br />
weiterentwickelt und sich dadurch auch<br />
Strukturen und Prozesse verändern,<br />
galt es immer wieder, verschie<strong>den</strong>e<br />
Szenarien durchzuspielen – oft mit<br />
einem großen Spaßfaktor.<br />
Nach mehreren Überarbeitungen und<br />
Probeläufen gibt es nun PROSIC, mit dem<br />
PROSOYA zum einen die monatliche<br />
Finanzanforderung an die <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong> e.V.<br />
übermitteln und zum anderen monatlich<br />
<strong>den</strong> Ausgabennachweis erbringen kann. In<br />
PROSIC stehen dazu detaillierte Tabellen<br />
für die Erfassung von Personal- und<br />
Sachkosten zur Verfügung.<br />
Darüber hinaus wer<strong>den</strong> in dieser<br />
Tabellenstruktur nun auch die wirtschaftlichen<br />
Aktivitäten der Werkstätten<br />
erfasst. Bei meinem jüngsten Einsatz zum<br />
Thema Buchhaltung im Juni galt es nun,<br />
PROSIC mit Leben zu füllen. Mit einem<br />
hoch motivierten Team aus <strong>den</strong> bei<strong>den</strong><br />
Projekten in Huancabamba und Quillazú<br />
haben wir eine Woche lang die Daten<br />
der Buchhaltung <strong>auf</strong> <strong>den</strong> a ktuellen Stand<br />
gebracht und die Belege (viele!) dazu<br />
sorgfältig in Ordnern abgeheftet.<br />
Die Zusammenarbeit hat großen Spaß<br />
gemacht - ein herzliches Dankeschön<br />
an alle Beteiligten.<br />
Sandra Holzherr<br />
Beraterin für „Business Development –<br />
Program Management“<br />
7
Neuer Vorstand in Lima<br />
1989 wurde PROSOYA gegründet. Auf<br />
der ehemaligen Hazienda Yanachaga<br />
entstand damals das Sozialwerk für<br />
benachteiligte Jugendliche.<br />
Der offizielle Träger dieser Organisation<br />
ist die Asociación PROSOYA in<br />
Lima. Alle juristischen Auflagen von<br />
Behör<strong>den</strong>, Ministerien und Institutionen<br />
muss der Verein erfüllen und im<br />
Projekt selbst die vorgeschriebene<br />
Durchführung kontrollieren.<br />
Im Juni 2012 ist nun endlich nach<br />
mehrjährigem Vakuum ein neuer<br />
vierköpfiger Vorstand für die Jahre 2012<br />
- 2014 gewählt wor<strong>den</strong>. Folgende Posten<br />
wur<strong>den</strong> neu besetzt:<br />
Präsi<strong>den</strong>tin: Leena Hokkanen. Die<br />
studierte Betriebswirtin und Universitätsdozentin<br />
lebt seit vielen Jahren in <strong>Peru</strong><br />
und war bis zu ihrer Pensionierung<br />
Direktorin von ‚Diaconia <strong>Peru</strong>‘, einer<br />
der deutsch-peruanischen evangelischen<br />
Kirche angeschlossenen Organisation.<br />
Leena verfügt über große Erfahrung im<br />
Aufbau ländlicher Entwicklungsprojekte,<br />
in Personalführung und Ausbildung.<br />
Als Finnin ist sie mehrsprachig und<br />
10<br />
international vernetzt.<br />
Schatzmeister und Schriftwart: Esther<br />
Pasco Cosme, <strong>Peru</strong>anerin und bisherige<br />
Präsi<strong>den</strong>tin. Als Tierärztin besetzt sie bei<br />
SENASA, dem zuständigen Ministerium,<br />
einen Führungsposten und ist dort<br />
zuständig für die Bekämpfung von Pflanzen,<br />
Tierkrankheiten und Epidemien.<br />
Erster Beisitzer: Anne Rose Klemm<br />
Iturriaga, Deutsch-<strong>Peru</strong>anerin und<br />
zweisprachig <strong>auf</strong>gewachsen. Wohnhaft<br />
in Lima, besitzt sie in der ‚Selva<br />
Alta‘ (Bergurwald) einen ökologisch<br />
bewirtschafteten landwirtschaftlichen<br />
Betrieb und hat Erfahrung im Umgang<br />
mit der lokalen Bevölkerung und <strong>den</strong><br />
Produktionsproblemen dieser Region.<br />
Zweiter Beisitzer: Robert Funk, Ingenieur<br />
aus der Schweiz, Gründer von ‚Diaconia<br />
<strong>Peru</strong>‘ und Vertreter des lutherischen<br />
Weltbundes in <strong>Peru</strong>. Er lebt seit Jahrzehnten<br />
in <strong>Peru</strong> und hat langjährige Erfahrung mit<br />
Sozialproblemen und Alternativen sowie<br />
mit ländlichen Entwicklungsprojekten.<br />
Leena Hokkanen schrieb uns vor kurzem,<br />
worin sie ihre Haupt<strong>auf</strong>gaben sieht:<br />
Der neue Vorstand hat sich zum Ziel<br />
gesetzt, die bestehende Organisation<br />
umzubauen und ihre Aufgaben neu<br />
zu definieren. Dafür sind folgende<br />
Maßnahmen nötig: Anpassung der<br />
Statuten an die heutige Gesetzgebung,<br />
Namensänderung der Organisation<br />
bezogen <strong>auf</strong> ihre eigentliche Tätigkeit<br />
(der jetzige Name PROSOYA führt zu<br />
Missverständnissen), ein Strategieplan<br />
für die folgen<strong>den</strong> 5 Jahre, Revision
und mögliche Änderung der internen<br />
Organisation, Rentabilitätsuntersuchung<br />
aller Werkstätten, Kostenstudie über<br />
<strong>den</strong> Ausbildungszweig, Arbeitsplatzbeschreibungen<br />
und Leistungsbewertung<br />
der Mitarbeiter, erweiterte mögliche<br />
Zusammenarbeit mit anderen Institutionen<br />
wie Universitäten, Fachschulen<br />
und anderen NGOs.<br />
Für die lokale Unterstützung soll<br />
auch in <strong>Peru</strong> eine ‚red de amigos‘, also<br />
ein Freundeskreis <strong>auf</strong>gebaut wer<strong>den</strong>.<br />
Eine der dringendsten Aufgaben des<br />
Vorstandes besteht in der Regulierung<br />
von Altlasten bei der Steuerbehörde<br />
SUNAT. Obwohl wir Steuerbefreiung<br />
genießen, sind wir verpflichtet, die<br />
jährliche Bilanz und Erfolgsrechnung<br />
fachgerecht nachzuweisen.<br />
Dringend ist außerdem die Vorlage<br />
und Legalisierung des vom Gesetz<br />
vorgeschriebenen jährlichen Rechenschaftsberichts<br />
im ‚Ministerio de la Mujer‘<br />
(Frauenministerium), welches alle Heime,<br />
Herbergen und Sozialeinrichtungen, die<br />
mit Kindern und Jugendlichen arbeiten,<br />
überwacht und kontrolliert.<br />
Mit unserem Be<strong>auf</strong>tragten Michell<br />
Solari ist zu diesem Zweck bereits ein<br />
Plan ausgearbeitet wor<strong>den</strong>. Wir hoffen<br />
<strong>auf</strong> erste Resultate noch vor Ende des<br />
Jahres. Außerdem freuen wir uns <strong>auf</strong> die<br />
Zusammenarbeit mit der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong> in<br />
Deutschland.<br />
Kim Horbach, Stu<strong>den</strong>tin im Fach Online-Journalismus und Schwester unserer Freiwilligen Gina Horbach<br />
in Quillazú, nutzte im Frühjahr ihren Besuch in PROSOYA, um ihre Beobachtungen für ihre Bachelor-<br />
Abschlussarbeit, das Webdossier www.frei-raus.de, zu verwen<strong>den</strong>. Hier ein Auszug aus einer ihrer Reportagen:<br />
Ohne Schwarzbrot und Schnitzel<br />
Max Reinhold (20) über seine Erlebnisse in PROSOYA<br />
„Ich weiß nicht, ob ich unbedingt<br />
gekommen bin, um zu helfen – schon<br />
eher aus egoistischen Grün<strong>den</strong>.“ Der<br />
20-jährige Max Reinhold ist ehrlich. „Ich<br />
wollte vor allem etwas lernen und etwas<br />
Soziales machen. Aber ich weiß nicht,<br />
ob ich <strong>den</strong> <strong>Peru</strong>anern hier wirklich eine<br />
so große Hilfe bin. Das meiste meiner<br />
Arbeit können sie wahrscheinlich besser<br />
und schneller selbst erledigen.“ Er zieht<br />
sich die klobigen grauen Gummistiefel<br />
über die Füße und stopft seine Hose<br />
hinein. Dann wirft er sich <strong>den</strong> Rucksack<br />
über die Schulter, in <strong>den</strong> er seinen Imker-<br />
Schutzanzug samt Arbeitshandschuhen<br />
gequetscht hat. „Auf geht’s!“ Es folgt eine<br />
11
gute Stunde Fußmarsch, <strong>den</strong> matschigen<br />
Berghang hin<strong>auf</strong> zu einigen der rund 90<br />
Bienenvölker von PROSOYA. Ein Weg,<br />
<strong>den</strong> Max während seiner Arbeitszeit als<br />
Imker fast täglich zurücklegt.<br />
Während er mit geschultem Auge die<br />
trittfesten Stellen im Matsch findet und<br />
sich <strong>den</strong> steilen Berghang hin<strong>auf</strong>kämpft,<br />
erzählt er von seiner Arbeit und dem Leben<br />
im peruanischen Urwald. „Ich wollte<br />
unbedingt in ein weltwärts-Projekt in der<br />
Natur“, sagt er, „eigentlich sogar in ein<br />
Gebiet, in dem es so richtigen Regenwald<br />
gibt. Als Arbeitsbereiche stan<strong>den</strong> bei mir<br />
Landwirtschaft und die Arbeit mit Kindern<br />
ganz oben <strong>auf</strong> der Wunschliste.“ Beides<br />
kann er in PROSOYA verbin<strong>den</strong>. „Ich<br />
arbeite jeweils zwei Wochen mit <strong>den</strong> Jungs<br />
in der Schreinerei und zwei Wochen als<br />
Imker – für mich der perfekte Ausgleich.“<br />
Doch die Arbeitseinstellung hier in <strong>Peru</strong><br />
unterscheidet sich grundsätzlich von der<br />
in Deutschland. Das hatte Max schon<br />
kurz nach seiner Ankunft im Projekt<br />
festgestellt. Er lacht. „Hier funktioniert<br />
nicht alles nach einem klaren Plan“, gibt er<br />
zu, „da heißt es dann „Wir treffen uns am<br />
Morgen, eine feste Uhrzeit wird aber nicht<br />
ausgemacht – und wenn, hält sich fast<br />
niemand dran.“ Er erzählt von der Zeit um<br />
Weihnachten, als er zusätzlich zu seinen<br />
normalen Aufgaben noch eine Extra-<br />
Arbeit machen sollte. „Die Trutscha – das<br />
bedeutet <strong>auf</strong> Spanisch Forelle – so nennen<br />
wir <strong>den</strong> Arbeiter, der für die Forellenzucht<br />
zuständig ist, hatte über Weihnachten<br />
Urlaub. Er hat mich be<strong>auf</strong>tragt, seine<br />
Fische in der Zeit zu füttern. Ich war<br />
natürlich einverstan<strong>den</strong>.“ Max grinst.<br />
12<br />
„Dann war er weg, und ich habe festgestellt,<br />
dass das Futter komplett leer war.“<br />
Max hat nach sechs Monaten im peruanischen<br />
Urwald genaue Vorstellungen<br />
davon, für wen ein Freiwilligendienst<br />
geeignet ist und für wen nicht. „Man muss<br />
bereit sein, sich einem sehr viel geringeren<br />
Lebensstandard anzupassen und nicht<br />
deutsch zu leben. Also offen sein für<br />
die andere Kultur und in K<strong>auf</strong> nehmen,<br />
dass man <strong>auf</strong> gewisse Annehmlichkeiten<br />
eben verzichten muss“. Obwohl, das sieht<br />
er auch, die Standards in PROSOYA<br />
vergleichsweise hoch sind. „Wir haben<br />
immer Strom und fließendes Wasser“, sagt<br />
er. „das ist schon sehr gut.“ Der Strom<br />
kommt von Generatoren, die nur das<br />
Gelände des Projektes versorgen. Max ist<br />
bei seiner Zwischenstation angekommen,<br />
einer kleinen Holzhütte, in der weitere<br />
Utensilien für die Imkerei lagern. Dort<br />
zieht er sich um und schlüpft in seinen<br />
Schutzanzug, bevor er die letzten 20<br />
Gehminuten zu <strong>den</strong> Bienen zurücklegt.<br />
Er erzählt, dass er meistens gegen 18<br />
Uhr mit der Arbeit fertig ist. „Danach<br />
geh‘ ich ganz gern ins Restaurant vom<br />
Projekt, das zu unserem Hotelbetrieb<br />
dazugehört. Manchmal mache ich auch<br />
noch einen Abstecher ins Dorf, um<br />
ins Internet zu gehen.“ Die Freizeit<br />
ist überschaubar. „Oft lege ich mich<br />
auch einfach ins Bett – ich schlafe sehr<br />
viel“, sagt er lachend. „Oder ich spiele<br />
<strong>auf</strong> meiner Geige, wasche Wäsche und<br />
stopfe Löcher in meinen Klamotten.“<br />
Weil man im Dorf nicht viel unternehmen<br />
kann, fahren die drei Freiwilligen an<br />
<strong>den</strong> Wochenen<strong>den</strong> in die nächste Stadt,
Oxapampa. „Aber feiern gehe ich<br />
eigentlich nie.“ Was ihm oft fehlt, sind<br />
Freunde in seinem Alter. „Wir sind hier<br />
schon so ein bisschen abgeschottet.“ Dabei<br />
sei es eigentlich leichter als in Deutschland,<br />
mit Leuten in Kontakt zu kommen. „Die<br />
Menschen sind hier viel offener und<br />
freundlicher als in Deutschland“, findet<br />
Max, „sie gehen mehr <strong>auf</strong> dich zu, auch<br />
wenn sie dich noch gar nicht kennen“.<br />
Weil er typisch europäisch aussieht mit<br />
seinen strohblon<strong>den</strong> Haaren und <strong>den</strong><br />
blauen Augen, ist er besonders beliebt.<br />
„Deswegen wollen die Leute zum<br />
Beispiel oft mit mir Fotos machen. Hier<br />
<strong>den</strong>ken alle, nur weil du weiß bist, hast<br />
du automatisch Kohle ohne Ende“, sagt<br />
Terokal - eine große Gefahr<br />
Die geografische Lage von PROSOYA,<br />
weit entfernt von der Hauptstadt Lima, im<br />
mil<strong>den</strong> subtropischen Bergklima birgt eine<br />
besondere Gefahr für unsere Jugendlichen<br />
in sich. In versteckten unzugänglichen<br />
Tälern der dichtbewaldeten Berge mit<br />
kleinen, einsamen <strong>Sie</strong>dlungen wird nicht<br />
selten Coca und Mohn angebaut. Die arme<br />
Bevölkerung, die dort ums Überleben<br />
kämpfen muss, lässt sich leicht verführen,<br />
in das schmutzige, aber ertragreiche<br />
Geschäft mit einzusteigen. Vom Handel<br />
mit Drogen und der dazugehörigen Mafia<br />
haben wir in PROSOYA zum Glück in<br />
all <strong>den</strong> Jahren kaum etwas gespürt.<br />
Allerdings muss man annehmen,<br />
dass einige unserer Schüler, die ja aus<br />
<strong>den</strong> allerärmsten Familien und aus<br />
abgelegenen Dörfern kommen, schon<br />
vor ihrer Zeit im Projekt mit Drogen in<br />
er. Doch im Dorf und auch in Oxapampa<br />
fällt er nicht mehr so stark <strong>auf</strong>. „Hier sind<br />
sie es schon eher gewohnt, dass auch mal<br />
Weiße ruml<strong>auf</strong>en“, erklärt er, „das Dorf ist<br />
ja auch von Deutschen gegründet wor<strong>den</strong>“.<br />
Trotzdem gibt es hier keine deutsche<br />
Kultur. „Ich vermisse schon ein paar<br />
deutsche Sachen“, gibt Max zu, während<br />
er <strong>den</strong> Bienen Zuckerwasser in ein Glas<br />
abfüllt und es vor dem Bienenkasten<br />
platziert. „So ein geiles Schwarzbrot zum<br />
Beispiel oder ein Schnitzel! Oder auch<br />
einfach mal spontan ins Kino gehen zu<br />
können.“ Richtiges Heimweh habe er<br />
<strong>den</strong>noch nie, sagt er. „Aber ich freue mich<br />
natürlich auch <strong>auf</strong> Zuhause, das ist klar.“<br />
Berührung gekommen sind. Da heißt<br />
es besonders wachsam zu sein. Unsere<br />
Jugendlichen haben kein Geld und somit<br />
auch keinen Zugang zu harten Drogen,<br />
aber es gibt Terokal, einen billigen<br />
Klebstoff, der einen starken Geruch<br />
ausströmt, inhaliert wird und <strong>den</strong> Geist<br />
umnebelt. Diesen Stoff kann man in <strong>den</strong><br />
kleinen Lä<strong>den</strong> des Dorfes billig erwerben.<br />
Auch dafür haben die Jugendlichen<br />
eigentlich kein Geld. Aber kann man<br />
wissen, wer sich ihnen nähert und ihnen<br />
<strong>den</strong> Himmel <strong>auf</strong> Er<strong>den</strong> verspricht? Der<br />
erst kürzlich <strong>auf</strong>genommene Schüler<br />
Kevin fiel vor ein paar Wochen durch<br />
merkwürdiges Verhalten <strong>auf</strong>. Der Junge<br />
wurde dar<strong>auf</strong>hin un<strong>auf</strong>fällig beobachtet<br />
und dann auch bald dabei erwischt, wie<br />
er jüngere Kamera<strong>den</strong> zum ‚Schnüffeln‘<br />
überre<strong>den</strong> wollte. Byron, unser neuer<br />
13
Gruppenbetreuer, Praktikant und Stu<strong>den</strong>t<br />
im Abschlussjahr der Psychopädagogik,<br />
hat sich vornehmlich mit Schülern befasst,<br />
die offensichtlich unter einem Trauma<br />
aus ihrer Familiengeschichte lei<strong>den</strong> und<br />
mit großen Problemen auch in der Schule<br />
zu kämpfen haben. So kümmert er sich<br />
auch um Dante, dessen unausgeglichenes<br />
Verhalten dar<strong>auf</strong> schließen ließ, dass er<br />
ohne Liebe groß gewor<strong>den</strong> ist und nun<br />
um je<strong>den</strong> Preis Aufmerksamkeit und<br />
Anerkennung sucht. Byron konnte Dantes<br />
Vertrauen gewinnen und erfuhr so von<br />
dem hinterhältigen Ansinnen seines neuen<br />
großen Freundes Kevin. Auch andere,<br />
vor allem jüngere und unsichere Jungen,<br />
wur<strong>den</strong> von Kevin zum Mitmachen<br />
animiert und haben sich neugierig dar<strong>auf</strong><br />
eingelassen. Es blieb <strong>den</strong> Verantwortlichen<br />
keine andere Wahl, als <strong>den</strong> neuen Schüler<br />
zu seiner Familie zurückzuschicken. Beim<br />
Dante<br />
Zusammentreffen mit der Mutter gestand<br />
der Schuldige, dass er sich schon seit 5<br />
Jahren im Bann dieser Droge befindet.<br />
Der Fall Kevin zeigt, wie wichtig es ist,<br />
dass unseren Jugendlichen schonungslos<br />
die Folgen des Drogenkonsums deutlich<br />
gemacht wer<strong>den</strong>, damit sie wissen, dass<br />
diese Flucht aus der Realität ihr Leben<br />
zerstören kann.<br />
SES- Einsatz von Werner Scholle von der Firma „Freebird“ aus Göttingen und Horst Langer im April 2012<br />
zur Verbesserung der Kommunikation Oxapampa über Quillazú nach Huancabamba.<br />
Internet und Telefon für PROSOYA<br />
Jahrelang gab es weder Telefon - noch<br />
Internetverbindung nach PROSOYA.<br />
Die Resultate der ersten Versuche noch<br />
zu Zeiten von Hugo Fernández hielten<br />
nicht lange, und die dafür zuständigen<br />
Techniker waren für Reparaturen<br />
nicht mehr greifbar. Die fehlende<br />
Kommunikation zum Projekt entwickelte<br />
sich immer mehr zu einem Problem, das<br />
dringend gelöst wer<strong>den</strong> musste. Mehrere<br />
einheimische Fachleute waren ganz<br />
offensichtlich mit <strong>den</strong> geographischen<br />
und örtlichen Gegebenheiten überfordert,<br />
so dass auch nach mehreren Anläufen<br />
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keine brauchbare und dauerhafte Lösung<br />
gefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> konnte.<br />
Horst Langer bot sich an, zusammen<br />
mit Werner Scholle endgültig Abhilfe<br />
zu schaffen und in Verbindung mit<br />
<strong>den</strong> vorhan<strong>den</strong>en Installationen eine<br />
Richtfunkstrecke zu installieren. Jens<br />
König, in Quillazú ansässiger deutscher<br />
Fachmann, Martin Schlegel, deutscher<br />
Freiwilliger, und Jorge (s. Foto), ehemaliger<br />
PROSOYA-Schüler, halfen <strong>den</strong> Experten<br />
und gaben ihr Bestes, damit das Internet<br />
und das Telefon wieder funktionieren.<br />
Der Einsatz war durch schlechtes Wetter<br />
in der noch andauern<strong>den</strong> Regenzeit<br />
erheblich erschwert. Schon wenige<br />
Kilometer hinter der Hauptstadt Lima<br />
versperrte <strong>den</strong> angereisten Deutschen<br />
ein Erdrutsch die Hauptstraße über die<br />
An<strong>den</strong>, so dass die Reise ins Projekt um<br />
einige Tage verschoben wer<strong>den</strong> musste.<br />
Witterungsbedingt gab es dann auch<br />
bei ihrer Ankunft weder in Oxapampa,<br />
noch in Quillazú und Huancabamba eine<br />
funktionierende Internetverbindung.<br />
Der Wunsch, für PROSOYA eine eigene<br />
Leitung zu installieren, wurde dadurch<br />
erschwert, dass die bisher genutzte<br />
Konzession <strong>auf</strong> eine im Projekt nicht<br />
bekannte Privatperson eingetragen war<br />
und mit 6 Parteien geteilt wer<strong>den</strong> musste.<br />
Wenn eine dieser Parteien die Leitung<br />
übermäßig stark in Anspruch nimmt,<br />
müssen die anderen eine schleppende<br />
Verbindung in K<strong>auf</strong> nehmen. Durch<br />
die Installation einer Richtfunkstrecke<br />
wurde die Entfernung von Oxapampa<br />
nach Quillazú (8 km) und von Quillazú<br />
nach Huancabamba (20 km) über die<br />
Berge hinweg überbrückt. Dazu mussten<br />
defekte Kabel und Geräte ausgetauscht<br />
und zusätzliche installiert wer<strong>den</strong>.<br />
Besonders schwierig war die Montage an<br />
der Antenne <strong>auf</strong> dem steilen Berg über<br />
Quillazú (1,5 Std. Aufstieg), zumal es<br />
darum ging, schwere Gerätschaften nach<br />
oben zu befördern. Glücklicherweise<br />
hatten Martin, Jorge und Jens auch<br />
noch Spaß an dieser Herausforderung<br />
im strömen<strong>den</strong> Regen, auch Horst als<br />
Initiator ließ es sich nicht nehmen, sie<br />
regelmäßig <strong>auf</strong> der Bergtour zu begleiten.<br />
Seither steht Jens König mit Werner<br />
Scholle über Internet in Verbindung und<br />
kann bei technischen Schwierigkeiten<br />
diesem die Wartung übertragen.<br />
Wir danken allen Beteiligten für ihren<br />
<strong>auf</strong>opfern<strong>den</strong> Einsatz.<br />
Viele wer<strong>den</strong> sich erinnern, dass unser ehemaliger Schüler Roberto Huillcas (28) bei einem schweren Verkehrsunfall<br />
im Herbst 2006 fast beide Unterschenkel verloren hätte. Michell Solari steht regelmäßig in Kontakt mit ihm und<br />
schildert hier unsere jüngsten Maßnahmen, um Roberto wieder eine Zukunft für ein selbstbestimmtes Leben zu geben.<br />
Roberto macht einen Schritt nach vorn<br />
Ich lernte Roberto im Sommer 2010<br />
kennen. Vor mir stand ein junger Mann,<br />
unsicher und <strong>den</strong> Blick nach innen<br />
gerichtet, der seine Träume verloren hatte<br />
und sich dem Leben nur ungern stellte.<br />
Eine Reise über die An<strong>den</strong>, ein Bus und<br />
ein wenig verantwortungsbewusstes Unternehmen<br />
hatten seinem Leben schwer<br />
zugesetzt. Seit dem Unfall war nichts mehr<br />
wie zuvor, da seine Beine nur noch bedingt<br />
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tauglich waren. Resignation bestimmte<br />
sein Leben, aber viele Menschen in<br />
Deutschland hatten Mitgefühl gezeigt,<br />
und nach und nach konnte ihm mit<br />
<strong>den</strong> Spen<strong>den</strong> geholfen wer<strong>den</strong>. Viele<br />
Operationen und Behandlungen folgten<br />
<strong>auf</strong>einander. Er kann sich jetzt zwar,<br />
gestützt <strong>auf</strong> eine Krücke, fortbewegen,<br />
aber seine Behinderung erlaubt es ihm<br />
nicht, eine Arbeit <strong>auf</strong>zunehmen, um<br />
voranzukommen. Der 2007 eröffnete<br />
Spen<strong>den</strong>topf, aus dem Roberto neben<br />
seinem Patengeld eine monatliche<br />
Unterstützung erhielt, ist seit kurzem<br />
leer. Es fiel Roberto auch spürbar<br />
immer schwerer, Monat für Monat die<br />
finanzielle Hilfe anzunehmen, die ich<br />
ihm regelmäßig überbrachte.<br />
Schon im vergangenen Jahr hatten wir<br />
gemeinsam mit der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong> überlegt,<br />
wie wir ihm zu einem eigenen Einkommen<br />
verhelfen könnten. Vor einigen Wochen<br />
kam dann die Entscheidung, dass<br />
PROSOYA ihm einen kleinen Copy-<br />
Shop im Hinterzimmer des Imbiss-<br />
Raums einrichtet, in dem er zusammen<br />
mit seiner Schwester kleine Mahlzeiten<br />
für die Nachbarschaft anbietet. In der<br />
Nähe liegt eine große staatliche Schule,<br />
die sicher einen gewissen Umsatz<br />
für beide Gewerke in Aussicht stellt.<br />
Gemeinsam mit Roberto ging ich also<br />
zu <strong>den</strong> Behör<strong>den</strong>, um die erforderlichen<br />
Genehmigungen einzuholen, damit auch<br />
alles seine Ordnung hat. Kaum hatten<br />
wir begonnen, uns um die Anschaffung<br />
der diversen Gerätschaften und des<br />
Materials wie Telefon, Papier, Umschläge,<br />
Büromaterial etc. zu kümmern, ging in<br />
Roberto eine spürbare Wandlung vor.<br />
Auf einmal lebte er <strong>auf</strong>, zeigte Interesse<br />
und Begeisterung, und in seinem Gesicht<br />
zeigte sich endlich einmal ein Lächeln.<br />
Neuer Lebensmut macht sich breit und<br />
auch die Hoffnung, endlich sein Leben<br />
wieder selbst in die Hand nehmen zu<br />
können, sich wieder nützlich zu fühlen.<br />
Ich werde ihn noch eine Weile regelmäßig<br />
beraten und begleiten müssen, bis wir<br />
das Gefühl haben, dass er sein Geschäft<br />
alleinverantwortlich führen und davon<br />
leben kann.<br />
Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Sommer und verabschie<strong>den</strong> uns bis zum Weihnachts-<strong>Rundbrief</strong>.<br />
Ihre<br />
1. Vorsitzende: Krista Schlegel • Steinmüllerweg 22 • 32657 Lemgo<br />
Tel.: 05261 / 6678530 • E-Mail: peru-aktion@gmx.de<br />
www.peru-aktion.de<br />
Spen<strong>den</strong>konto: Nr.: 67 42 39 9 • BLZ: 480 501 61 • Sparkasse Bielefeld<br />
IBAN: DE09 4805 0161 0006 7423 99 • SWIFT-BIC: SPBIDE 3B XXX<br />
Wenn Ihre Spende speziell für Mädchen gedacht ist, machen <strong>Sie</strong> bitte einen Vermerk<br />
Fragen zu Spen<strong>den</strong>quittungen?<br />
Reinhard Heuwinkel • Tel.: 01522 - 163 07 07 • heuwinkel.peru-aktion@online.de