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Heimbau<br />
FürdasKönnen und Wollen gibt<br />
es nur einen Beweis: Das Tun.<br />
6<br />
E inStück Kunstharz-Philosophie<br />
Erneut tauche ich den feinen Roller in die<br />
intensiv riechende Farbe, rolle in am VerteilersiebabundsetzeanderTürzarge<br />
ob mir<br />
vorsichtig an, um ein weiteres Stück mit der<br />
grauen Deckfarbe zu überziehen. L angsam,<br />
vorsichtig muss das gehen, dass es nirgends<br />
zur Tropfenbildung kommt. In einer Stunde<br />
etwa schaffe ich unterdessen einen solchen<br />
Türrahmen. 13 sind es im ganzen <strong>Pfadi</strong>heim,<br />
je 2 Anstriche. Seit einer Woche mache ich<br />
nichts anderes hier im Bau. Eigentlich eine<br />
ganz tolle Arbeit. An die schönen Dämpfe<br />
der Farbe und die leicht hämmernde Reaktion<br />
in meinem Kopf habe ich mich gewöhnt.<br />
Wenn ich jeweils mit der Arbeit beginne,<br />
wähle ich mir den Türrahmen so aus, dass in<br />
der Nähe noch andere <strong>Pfadi</strong>s arbeiten, mit<br />
denen ich plaudern kann, dass ich weiter in<br />
der Nähe des Radios bin, der zwischen Sägemehl<br />
und Abfall doch noch eine Hitparade<br />
hervorschnauben vermag. Und schliesslich<br />
muss ich im Bereich eines funktionierenden<br />
Scheinwerfers sein.<br />
Obwohl immer etwa dieselben Leute hier<br />
sind, haben wir noch Gesprächsthemen.<br />
Engagierte L eute wie du und ich, die hunderttausend<br />
Verpflichtungen, Pläne und<br />
Projekte haben. Vor etwa drei Tagen vielleicht<br />
haben sie erfahren, dass uns die Arbeit<br />
wieder zum Hals steht. Diese wenigen sind<br />
gekommen, obwohl etwa 100 davon gewusst<br />
haben. 300 wissen, dass für sie ein neues<br />
Heim gebaut wird. Irgendwo. Irgendwie.<br />
DieTreuensindalsogekommen,wirhaben<br />
uns organisiert um soviel wie’sebengehtan<br />
diesem Abend zu erreichen. Deshalb, weil<br />
wir wissen, dass ein neues Heim nicht von<br />
selbst aus dem Boden schiesst, weil wir mit<br />
euch allen einmal „Ja“ gesagt haben, zu<br />
einem solch ehrgeizigen Projekt.<br />
IchtauchewiederindieFarbe.Kannjazur<br />
Abwechslung mal mit Zahlen spielen. Wir<br />
können etwa folgende Rechnung anstellen:<br />
Gegen1'000Eigenleistungsstundensindbis<br />
heute rapportiert, wovon, sagen wir die<br />
fleissigsten 5 <strong>Pfadi</strong>s allein gegen 400 Stunden<br />
bewältigt haben. Planungs- und Organisationsleistungen<br />
sind hier nicht mitgezählt,<br />
liegen jedoch etwa im selben Bereich. –<br />
Nehmen wir nun der Einfachkeit halber an,<br />
die beiden <strong>Pfadi</strong>abteilungen und der Heimverein<br />
würden zusammen 333 Mitglieder<br />
zählen. Dann hätte nur gerade jedes Mitglied<br />
3 Stunden auf dem Bau leisten müssen, um<br />
das heutige Pensum zu erreichen. Klar, dass<br />
das so nicht durchführbar. Klar, dass nicht<br />
immer jeder kann und will. Doch wenn ich<br />
bedenke, dass es mir nicht schwer fällt, die<br />
regelmässigenHelferan20Fingern<br />
abzuzählen, dann ist das eine etwas einseitige<br />
Bilanz. Ein grosser Teil der <strong>Pfadi</strong>s wird das<br />
Heim vermutlich das erste Mal betreten,<br />
wenn es fix und fertig gebaut, eingerichtet,<br />
gereinigt ist, wenn es aus Anlass einer Eröffnungsfeier<br />
einen Becher Orangensaft<br />
gratis gibt.<br />
Die 20 bis 30 Treuen sind langsam ausgebrannt.<br />
Verständlicherweise. Obwohl: Einiges<br />
werden sie den andern voraus haben:<br />
Manlerntunderfährt sehr viel dabei. Ich<br />
werde einmal wesentlich zuversichtlicher<br />
daran gehen, mir mein eigenes Haus zu<br />
bauen, einen Dachstock auszubauen, meinen<br />
Briefkasten neu blau anzuschmieren oder in<br />
einem riesigen Haufen grosse Steine von<br />
kleinen zu unterscheiden.