Frühjahr 2009 - Pfarrei Heldmannsberg
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Gedanken zur Fastenzeit<br />
„<br />
Eigentlich sind alle echten Blumen Asche-Blumen,<br />
eigentlich sind alle Bäume Asche-Bäume, eigentlich<br />
sind alle Menschen Asche-Menschen.<br />
“<br />
N<br />
irgends wird uns deutlicher gezeigt als am Aschermittwoch, wenn uns<br />
das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet wird: dass alles, was es hier<br />
auf der Erde so gibt an Tieren und Pflanzen, ja, dass sogar wir Menschen<br />
vergänglich sind.<br />
„Staub bist du und zum Staub kehrst<br />
du zurück!“ In diesem Satz wird das<br />
ausgesprochen, was die Aschen-<br />
Blume auf unserem Titelblatt zum<br />
Ausdruck bringt: Wir Menschen sind<br />
Staub und kehren zum Staub zurück.<br />
Wir sind vergänglich. Unser<br />
Leben hier auf der Erde ist vergänglich.<br />
Keiner hat das ewige Leben hier<br />
auf Erden.<br />
„Staub bist du und zum Staub kehrst<br />
du zurück!“ Das ist die zentrale Botschaft<br />
des Aschermittwoch. Wenn<br />
jedoch dieser Satz die einzige Aussage<br />
unseres Glaubens wäre, dann<br />
wäre das ziemlich traurig und deprimierend.<br />
Daher müssen wir diesen<br />
Satz im Gesamtzusammenhang<br />
unseres Glaubens sehen. Mit dem<br />
Aschermittwoch läuten wir die Fastenzeit<br />
ein. Diese 40 Tage deuten auf<br />
ein viel größeres Geheimnis, auf ein<br />
viel größeres Fest hin: das Osterfest.<br />
Wir Christen leben aus der Hoffnung<br />
heraus, dass es nach unserem irdischen<br />
Leben weitergeht. Wir dürfen<br />
darauf hoffen, dass dieses unser<br />
irdisches Leben bei Gott seine Vollendung<br />
findet.<br />
Das Gute prägt das Leben<br />
Das, was wir hier auf der Erde an<br />
Gutem tun, vergeht nicht. Wenn wir<br />
Freundschaft, Achtung, Liebe weiterschenken<br />
– Liebe, die wir selber ja<br />
von Gott erhalten haben, dann bleibt<br />
das bestehen, dann prägt das unser<br />
Leben. Wenn wir unseren Mitmenschen<br />
mit Zuneigung und Wertschätzung<br />
begegnen, dann prägt<br />
diese Haltung unser Leben und auch<br />
unser Verhältnis zum Mitmenschen.<br />
Wenn wir Dinge tun, die man nur<br />
mit dem Herzen sehen kann, dann<br />
prägt das unser Leben und kann im<br />
Umgang mit meinem Nächsten sehr<br />
bereichernd sein.<br />
Jeder, der in seinem Leben Gutes tut,<br />
wird dafür von Gott mit dem ewigen<br />
Leben belohnt werden, weil der<br />
Baum, an dem Jesus gekreuzigt worden<br />
ist, kein Baum des Todes war,<br />
sondern weil aus dem toten Baum<br />
Leben erwachsen ist – ewiges Leben.<br />
Nun ist aber in unserem Leben nicht<br />
immer alles eitel Sonnenschein. Wir<br />
sind manchmal launisch und verletzen<br />
damit unsere Mitmenschen. Wir<br />
sind neidisch oder eifersüchtig und<br />
bauen damit eine innere Schranke<br />
zu unseren Nächsten auf. Oder wir<br />
sind egoistisch und leben manchmal<br />
so, als ob es den anderen oder gar<br />
Gott überhaupt nicht gäbe.<br />
Und gerade dafür ist diese Fastenzeit<br />
da. Gott gibt uns einmal im Jahr 40<br />
Tage Zeit, in denen wir uns besinnen<br />
sollen. Gott sagt: „Ich schenke Dir<br />
diese 40 Tage, die ganz Dir gehören<br />
sollen, wo Du mal wieder nachdenken<br />
kannst über Dein Leben – was<br />
läuft gut und wo muss ich denn etwas<br />
nachbessern, wo müsste ich<br />
mich denn ändern, damit es mir<br />
wieder besser gelingt, die Liebe in<br />
meinem Leben auch umzusetzen.“<br />
Versöhnung ist möglich<br />
Gott gibt uns die Möglichkeit, dass<br />
wir uns mit ihm wieder versöhnen,<br />
dass wir all das beseitigen und aus<br />
dem Weg räumen, was unseren<br />
Blick auf Gott verbaut. Gott gibt uns<br />
die Möglichkeit, dass wir unsere<br />
Schuld bereuen, dass wir unsere<br />
Schuld vor ihm bekennen – und Gott<br />
verzeiht uns unsere Schuld und gibt<br />
uns zugleich wieder Kraft und Zuversicht<br />
für einen Neustart, eben<br />
weil er uns mit dem ewigen Leben<br />
beschenken möchte.<br />
Steht am Aschermittwoch das Bekenntnis<br />
im Vordergrund: mein Leben<br />
ist vergänglich, so sollte es uns<br />
in den nächsten Wochen darum<br />
gehen, die dunklen Flecken in meinem<br />
Leben zu erkennen und mein<br />
Leben nicht nur vor mir allein, sondern<br />
auch vor Gott wieder ins Reine<br />
zu bringen.<br />
Wenn uns das gelingt, dann steht<br />
am Ende die sichere Gewissheit,<br />
dass unser Leben ins ewige Leben<br />
einmündet. Wenn unser Blick auf<br />
Gott durch nichts mehr verstellt ist,<br />
dürfen wir wirklich darauf hoffen,<br />
dass dieses unser Leben bei Gott<br />
seine Vollendung findet.<br />
Und so lade ich Sie ein, diese 40<br />
Tage für sich zu nutzen. Ich möchte<br />
auch wieder Werbung machen für<br />
die Beichtgelegenheiten und vor<br />
allem für die Beichtgespräche, die<br />
auch in unserer <strong>Pfarrei</strong> wieder beliebter<br />
werden. Davor muss sich<br />
niemand fürchten – vielmehr kann<br />
es sehr heilsam sein, Dinge auszusprechen<br />
und im Gespräch so manchen<br />
neuen Gedanken zu finden.<br />
Wenn uns das gelingt, ist unser Leben<br />
wie ein Spiegel, durch den die<br />
Liebe Gottes hindurch scheint, ein<br />
Spiegel, der auch die Herzenswärme<br />
Gottes weiter gibt und so nicht nur<br />
den anderen, sondern letztlich auch<br />
mich wärmt.<br />
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete<br />
Fastenzeit, die den Blick immer auf<br />
die österliche Verheißung richtet!<br />
Ihr Pfarrer<br />
Fastenzeit <strong>2009</strong> Seite 3<br />
Seite 4 Fastenzeit <strong>2009</strong>