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Unabhängige Organisationen in autoritären Regimes - PFH Private ...

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Bürokraten gewährleistet, die als Beschäftigte von M<strong>in</strong>isterien nicht direkt von politischen<br />

Wahlen bee<strong>in</strong>flusst wurden.<br />

III. Charakteristika von Developmental States<br />

Chang (1999: 192) nennt e<strong>in</strong>en Staat e<strong>in</strong>en Developmental State, wenn dieser<br />

„can create and regulate the economic and political relationships that can support susta<strong>in</strong>ed <strong>in</strong>dustrialization<br />

(...) [and if it; JA und MS] takes the goals of long-term growth and structural change seriously, ‘politically’<br />

manages the economy to ease the conflicts <strong>in</strong>evitable dur<strong>in</strong>g the process of such change (but with a firm eye<br />

on the long-term goals), and engages <strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutional adaptation and <strong>in</strong>novation to achieve those goals.”<br />

In e<strong>in</strong>em Developmental State wird der Staat zu e<strong>in</strong>em zentralen Akteur im wirtschaftlichen<br />

Entwicklungsprozess. Das Staatsziel der wirtschaftlichen Entwicklung hat Priorität, und die<br />

Bürokratie übernimmt die (<strong>in</strong>direkte) Lenkung wirtschaftlicher Koord<strong>in</strong>ationsprozesse. Dabei<br />

versuchen die Regierungen bzw. Wirtschaftsbürokratien, durch (strategische)<br />

<strong>in</strong>dustriepolitische Maßnahmen entstehende Industrien zu schützen, neue Branchen zu<br />

fördern, Engpässe bei der Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung zu überw<strong>in</strong>den und den Aufbau von<br />

Exportkapazitäten zu unterstützen. Die konkreten Merkmale von Developmental States<br />

unterscheiden sich von Land zu Land und verändern sich zudem im Zeitverlauf. Aber im<br />

Wesentlichen umfassen sie die folgenden konstituierenden Charakteristika 8 :<br />

(1) e<strong>in</strong>e politische Führung mit e<strong>in</strong>er ausgeprägten Selbstverpflichtung, nachhaltiges und<br />

breit angelegtes Wirtschaftswachstum mit Hilfe marktkonformer Politiken, aber auch<br />

mittels <strong>in</strong>dustriepolitischer Interventionen zu fördern;<br />

(2) e<strong>in</strong>e stabile politische Herrschaft, gewährleistet durch e<strong>in</strong>e relativ autonome,<br />

wirtschaftspolitisch kompetente adm<strong>in</strong>istrative Elite;<br />

(3) Kooperation zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor, welche durch e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Verwaltungs-, Planungs- und Lenkungsorganisation koord<strong>in</strong>iert wird;<br />

(4) kont<strong>in</strong>uierliche Investitionen <strong>in</strong> universelle Bildung und e<strong>in</strong>e Politik, welche an e<strong>in</strong>er<br />

größeren Chancengerechtigkeit und e<strong>in</strong>er gleichmäßigeren E<strong>in</strong>kommens- und<br />

Vermögensverteilung ausgerichtet ist.<br />

IV. Autonomie der Wirtschaftsbürokratie<br />

E<strong>in</strong> zentrales Merkmal e<strong>in</strong>es ideal-typischen Developmental State ist die Herstellung von<br />

Autonomie der Wirtschaftsverwaltung und der politischen Elite, die für die Formulierung der<br />

wirtschaftspolitischen Strategie, das Treffen konkreter Entscheidungen und die Umsetzung<br />

der Politik zuständig s<strong>in</strong>d. Die Herausforderung besteht dabei dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Situation zu<br />

vermeiden, <strong>in</strong> der politische Entscheidungsträger durch <strong>Organisationen</strong> oder Individuen<br />

vere<strong>in</strong>nahmt werden, die e<strong>in</strong>flussreiche private Geschäfts<strong>in</strong>teressen repräsentieren. Bei der<br />

Verh<strong>in</strong>derung von Kollusion zwischen Partikulär<strong>in</strong>teressen und offiziellen Stellen spielen<br />

bestimmte <strong>in</strong>stitutionelle Arrangements, der Zugang politischer Entscheidungsträger zu<br />

F<strong>in</strong>anzmitteln und die Quelle politischer Macht e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Je weniger F<strong>in</strong>anzmittel<br />

und andere Ressourcen dem öffentlichen vom privaten Sektor zur Verfügung gestellt werden,<br />

desto leichter ist es, die Autonomie politischer Entscheidungsträger gegenüber privaten<br />

Interessen sicherzustellen. Die Unabhängigkeit der Wirtschaftsbürokratie ist wenigstens<br />

genauso wichtig. Zur Realisierung e<strong>in</strong>es nachhaltigen, marktbasierten Wirtschaftswachstums<br />

ist e<strong>in</strong>e konsistente, langfristig ausgerichtete Wirtschaftspolitik erforderlich. Dies gilt nicht<br />

nur für die allgeme<strong>in</strong>e Wirtschaftspolitik, es ist von noch größerer Bedeutung <strong>in</strong> Fällen, <strong>in</strong><br />

8<br />

Siehe z.B. Chang (1999), Johnson (1987 und 1999) und Stark (2012).<br />

5

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