gwf Wasser/Abwasser IT-Branchenlösungen für die Wasserwirtschaft (Vorschau)
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5/2014<br />
Jahrgang 155<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
ISSN 0016-3651<br />
B 5399<br />
Im Fokus:<br />
<strong>IT</strong>-BRANCHENLÖSUNGEN FÜR DIE WASSERWIRTSCHAFT
Das führende Fachorgan<br />
<strong>für</strong> das <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>fach<br />
Mit der technisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> informieren Sie sich gezielt zu<br />
allen wichtigen Fragen rund um <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong> versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong> behandlung.<br />
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Wahrung der Widerrufsfrist genügt <strong>die</strong> rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach<br />
9161, 97091 Würzburg.<br />
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PAGWFW2014<br />
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft jederzeit widerrufen.
| STANDPUNKT |<br />
<strong>IT</strong>- Sicherheit <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
<strong>die</strong> Bundesregierung hat jüngst auf der<br />
Cebit bekräftigt, dass sie noch im laufenden<br />
Jahr ein <strong>IT</strong>-Sicherheitsgesetz vorlegen<br />
will. Im Fokus des Gesetzes stehen ausdrücklich<br />
<strong>die</strong> Betreiber kritischer Infrastrukturen,<br />
also auch Bereiche der Daseinsvorsorge wie<br />
Energie, <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong>. Der BDEW<br />
unterstützt nachdrücklich <strong>die</strong>se <strong>IT</strong>-Sicherheitsinitiative<br />
der Bundesregierung.<br />
Die Bedeutung funktionierender <strong>IT</strong>-Sicherheitsmechanismen<br />
wird uns allen nur allzu<br />
bewusst, wenn wir über Fälle von Daten<strong>die</strong>bstahl<br />
lesen oder, wie unlängst durch eine<br />
Sicherheitslücke in einem Internetprotokoll,<br />
womöglich selbst indirekt zu Opfern von<br />
Hackern werden. Der technische Wettlauf von<br />
Angriff und Verteidigung der Sicherheit von<br />
<strong>IT</strong>-Systemen muss dringend durch eine rechtliche<br />
Regelung flankiert werden. Die bestehenden<br />
freiwilligen Regelungen, <strong>die</strong> etwa im<br />
Rahmen des Umsetzungsplanes KR<strong>IT</strong>IS<br />
gemeinsam von Industrie und Behörden in<br />
den vergangenen Jahren erarbeitet worden<br />
sind, bedürfen einer verbindlichen rechtlichen<br />
Grundlage.<br />
Die wesentlichen Ziele der gesetzlichen<br />
Regelung sind <strong>die</strong> verbindliche Einführung<br />
von Mindeststandards und Meldepflichten.<br />
Die Betreiber von kritischen Infrastrukturen<br />
sollen <strong>IT</strong>-Sicherheitsmaßnahmen nach dem<br />
Stand der Technik ergreifen und ihre Einhaltung<br />
sicherstellen. Der BDEW unterstützt zum<br />
Beispiel im Branchenarbeitskreis <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong><br />
des BMI gemeinsam mit DVGW, DWA<br />
und VKU <strong>die</strong> Entwicklung „brancheninterner“<br />
<strong>IT</strong>-Mindeststandards. Diese Mindeststandards<br />
werden <strong>die</strong> vorhandenen Sicherheitsregelungen<br />
in den Branchen ergänzen. Die geplante<br />
Meldepflicht gilt <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-Sicherheitsvorfälle mit<br />
Auswirkungen auf <strong>die</strong> Versorgungssicherheit<br />
oder <strong>die</strong> öffentliche Sicherheit.<br />
Partner der Wirtschaft sowohl <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anerkennung<br />
von brancheninternen Standards<br />
als auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Meldung von Angriffen auf<br />
<strong>die</strong> Integrität der <strong>IT</strong>-Systeme ist das Bundesamt<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Sicherheit in der Informationstechnik<br />
(BSI).<br />
Der BDEW begleitet <strong>die</strong> Entwicklung des<br />
<strong>IT</strong>-Sicherheitsgesetzes bereits seit den ersten<br />
Ansätzen. Wir sind überzeugt, dass wir auf einem<br />
guten Weg zu einer gesetzlichen Regelung<br />
von <strong>IT</strong>-Schutzmaßnahmen sind, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Widerstandsfähigkeit unserer Unternehmen<br />
gegen <strong>IT</strong>-Angriffe weiter stärken wird. Bei der<br />
fortschreitenden Erarbeitung des Gesetzes<br />
gilt es neben den fachlichen Aspekten auch<br />
darauf zu achten, dass der deutschen Neigung<br />
zu Übermaßregelungen und Doppelarbeit<br />
Einhalt geboten wird.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Wulf Abke<br />
Vizepräsident des Bundesverbandes der<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V., Berlin<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 569
| INHALT<br />
|<br />
Mit einem neuentwickelten Laborverfahren können Standzeiten<br />
und Reinigungsleistung <strong>für</strong> dezentrale Niederschlagswasserbehandlungsanlagen<br />
besonders in Bezug auf gelöste Schwermetalle<br />
ermittelt werden. Ab Seite 630<br />
In einem Forschungsprojekt mit Kooperationspartnern aus<br />
der Industrie wurden intelligente Strategien zur Steuerung<br />
von Pumpen mittels Drehzahlregelung entwickelt, mit denen<br />
der Energieverbrauch erheblich gesenkt werden kann.<br />
Ab Seite 640<br />
Fachberichte<br />
Netzwerk Wissen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
630 M. Huber u. a.<br />
Ein neues Laborverfahren zur<br />
Ermittlung von Standzeiten dezentraler<br />
Anlagen zur Behandlung von<br />
Verkehrsflächenabflüssen<br />
A Novel Laboratory-Scale Test Method to Determine<br />
the Service Time of Decentralized Plants<br />
Treating Street Surface Runoff<br />
640 A. Knubbe u. a.<br />
Energieeffizienter Betrieb von<br />
<strong>Abwasser</strong>fördersystemen<br />
Energy-Efficient Operation of Wastewater<br />
Pumping Systems<br />
648 S. Rödel u .a.<br />
Technologien <strong>für</strong> <strong>die</strong> Elimination<br />
anthropogener Spurenstoffe auf<br />
kommunalen Kläranlagen –<br />
Strategie <strong>für</strong> Bayern<br />
Technologies for the Elimination of Micropollutants<br />
in Municipal Wastewater Treatment Plants<br />
– Strategy for Bavaria<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
607 Partner auf dem neuen Water Campus,<br />
Baton Rouge, Louisiana im Porträt<br />
Fokus<br />
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong><br />
574 Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
(Grundwasser) in Südhessen unter Einsatz<br />
einer GIS-Fachapplikation<br />
578 App zum Brunnen! – Das mobile<br />
BrunnenNavi der Stadt Sindelfingen<br />
582 Schnelle Bestandsdatenerfassung<br />
und Kalkulation mit iTWO und STRATIS<br />
583 CARD/1: Partnerschaft mit aRES Datensysteme<br />
bringt neue <strong>Wasser</strong>wirtschaftsmodule<br />
<strong>für</strong> CARD/1<br />
584 BARTHAUER unterstützt das neue<br />
ISYBAU-Austauschformat XML-2013<br />
585 Schnellere Abrechnungsprozesse dank<br />
neuer Datenbanktechnologie<br />
Mai 2014<br />
570 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| INHALT |<br />
© Dieter Schütz/pixelio.de<br />
Um <strong>für</strong> <strong>die</strong> großtechnische Umsetzung einer vierten Reinigungsstufe<br />
auf bayerischen Kläranlagen Empfehlungen geben<br />
zu können, wurden bestehende Technologien zur Elimination<br />
anthropogener Spurenstoffe auf kommunalen Kläranlagen<br />
bewertet. Ab Seite 648<br />
Im Fokus: <strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Ab Seite 574<br />
586 Monitoring-System <strong>für</strong> den <strong>Abwasser</strong>bereich<br />
und <strong>die</strong> Hochwasserprävention<br />
589 Stationäre GSM-Systeme – eine effiziente<br />
Möglichkeit zur Zählerfernauslesung und<br />
Überwachung von Messstellen über GSM<br />
und Internet<br />
590 EasySCADA – eine effiziente Anlagenüberwachung<br />
mit GSM Fernwirkung<br />
591 <strong>IT</strong>-Sicherheit und Risikoanalysen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
592 Neue Technologie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Online-Analyse<br />
593 Mobile Überwachung von <strong>Wasser</strong>ständen:<br />
einfach, schnell und genau<br />
Nachrichten<br />
Branche<br />
594 Gemeinsam <strong>für</strong> den Gewässerschutz –<br />
Kooperationsvereinbarung zwischen DWA<br />
und DGL unterzeichnet<br />
595 Nanopartikel und Medikamentenrückstände<br />
im <strong>Wasser</strong> – Wie gefährlich ist <strong>die</strong>se Kombination?<br />
596 Arzneimittel in der Umwelt sind<br />
eine globale Herausforderung<br />
598 Grundwasser schützen und nützen –<br />
6. Bochumer Grundwassertag an der<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
599 Zuverlässige Grundstücksentwässerung<br />
schützt Werte – RAL Gütezeichen <strong>für</strong><br />
sichere und umweltverträgliche Leistungen<br />
600 Kommunale Unternehmen wichtiger<br />
Partner bei der Koordination – VKU zur<br />
Verabschiedung der Richtlinie zum<br />
schnellen Breitbandausbau<br />
601 Energieeffizienz in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Leitziel der Branche in Deutschland<br />
602 Frisches <strong>Wasser</strong> aus 90 Metern Tiefe –<br />
Stadtwerke Schwabach errichten neuen<br />
Tiefbrunnen im Schwabachgrund<br />
603 Kläranlagen als Energiespeicher im<br />
Bergischen Land – Forschungsprojekt<br />
auf der Kläranlage Radevormwald<br />
604 Effizienter Betrieb von Kläranlagen – DBU gibt<br />
Startschuss <strong>für</strong> ein wegweisendes Projekt<br />
606 Multitalent: Bio-Kläranlage, Lebensraum<br />
und Baumaterial<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 571
| INHALT<br />
|<br />
Aktuelles zur <strong>Wasser</strong>branche.<br />
Ab Seite 594<br />
Netzwerk Wissen: Partner auf dem neuen Water Campus, Baton Rouge, Louisiana<br />
im Porträt. Ab Seite 607<br />
Veranstaltungen<br />
Recht und Regelwerk<br />
618 2. Ringvorlesung im HRW Stu<strong>die</strong>ngang<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>management<br />
619 Call for Papers – FILTECH 2015<br />
619 DVGW-Kurse zur Membrantechnik<br />
620 Mülheimer <strong>Wasser</strong>analytisches Seminar<br />
(MWAS 2014)<br />
620 IFAT Eurasia in Ankara, Türkei<br />
621 <strong>Wasser</strong> 2014 in Haltern am See –<br />
Auf der Suche nach Spurenstoffen<br />
und Krankheitserregern<br />
Leute<br />
622 VKU-Vorstand bestätigt Präsidenten<br />
und Präsidium im Amt<br />
623 Landesgruppenversammlung wählt<br />
neuen Vorstand der BDEW-Landesgruppe<br />
Norddeutschland<br />
623 Volker Erbe ist ständiger Vertreter<br />
des Vorstands des Wupperverbands<br />
624 Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />
625 DWA: Aufruf zur Stellungnahme –<br />
Entwurf Merkblatt DWA-M 149-3<br />
626 DWA-Vorhabensbeschreibung<br />
626 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
627 DVGW: Zurückgezogene Regelwerke<br />
627 DVGW: Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
Praxis<br />
662 Sicher und einfach – Integrierte<br />
Automa tisierungslösung <strong>für</strong> Netzersatzund<br />
Mittelspannungsschaltungen hilft,<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung zu sichern<br />
665 Entnahme von Spurenstoffen durch <strong>die</strong><br />
Verfahrenskombination Pulveraktivkohle<br />
und RoDisc® Scheibenfilter<br />
Produkte und Verfahren<br />
668 Sauerstoffproduktion inhouse:<br />
flexibel und effizient<br />
Mai 2014<br />
572 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Anzeige PG 1_Layout 1 01.04.14 16:11 Seite 1<br />
| INHALT |<br />
Bericht aus der Praxis: Integrierte Automatisierungslösung <strong>für</strong> Netzersatzund<br />
Mittelspannungsschaltanlagen hilft, <strong>Wasser</strong>versorgung zu sichern.<br />
Ab Seite 662<br />
Information<br />
647, 660 Buchbesprechungen<br />
669 Impressum<br />
670 Termine<br />
Mit Edelstahl<br />
perfekt<br />
ausgerüstet...<br />
... und dauerhaft sicher<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> im Juni 2014<br />
u.a. mit <strong>die</strong>sen Fachbeiträgen:<br />
• Der Niedergang historischer Quellwasserversorgungen<br />
– Dokumentationsversuch am Beispiel<br />
des Sinai Klosters in Karsiyaka (Vasilia)<br />
bei Girne (Kyrenia) in Nordzypern (TRNC)<br />
• Schwarz gefärbte Biofilme an Trinkwasserarmaturen<br />
– Charakterisierung, Ursachen und<br />
Abhilfemaßnahmen<br />
• Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts<br />
<strong>für</strong> Technologie (K<strong>IT</strong>) und TZW: DVGW-Technologiezentrum<br />
<strong>Wasser</strong>, Karlsruhe im Jahre 2013<br />
Schächte sind erforderlich, um in<br />
Bauwerke <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>entsorgung einsteigen<br />
zu können.<br />
Wir liefern Bauteile aus Edelstahl,<br />
<strong>die</strong> Schächte dauerhaft sicher<br />
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WASTE WATER Solutions<br />
Erscheinungstermin: 17.06.2014<br />
Anzeigenschluss: 26.05.2014<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 573
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong><br />
Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie (Grundwasser)<br />
in Südhessen unter Einsatz einer GIS-Fachapplikation<br />
Jürgen Brendel, ZEBRIS GbR, München<br />
Arnd Allendorf, Dr. Meike Beier, Hessenwasser GmbH & Co. KG, Groß-Gerau<br />
Zur Verringerung des diffusen Stickstoffeintrages<br />
aus der Landwirtschaft<br />
im Rahmen der Umsetzung der<br />
EG-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie setzt das<br />
Land Hessen auf ein freiwilliges, grundwasserschutzorientiertes<br />
Beratungsangebot<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Landwirte. Der seit<br />
Anfang 2012 durch den <strong>Wasser</strong>verband<br />
Hessisches Ried betreute Maßnahmenraum<br />
„Hessisches Ried“ umfasst<br />
über 400 km² landwirtschaftliche<br />
Fläche. Zur Verwaltung der umfangreichen<br />
Betriebs- und Flächendaten und<br />
zur nachhaltigen Umsetzung der vielschichtigen<br />
Beratungsarbeit wird <strong>die</strong><br />
spezifische Flächenmanagement-GIS-<br />
Fachschale LandManager eingesetzt.<br />
Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
durch den <strong>Wasser</strong>verband<br />
Hessisches Ried<br />
Die mittlerweile in nationales Recht<br />
umgesetzte <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
(WRRL) der Europäischen Union hat<br />
zum Ziel, europaweit den mengenmäßig<br />
und chemisch guten Zustand<br />
der Gewässer zu erreichen und zu<br />
erhalten. Zur Verringerung des diffusen<br />
Stickstoffeintrages aus der<br />
Landwirtschaft setzt das Land Hessen<br />
auf freiwillige Maßnahmen, insbesondere<br />
auf ein grundwasserschutzorientiertes<br />
Beratungsangebot<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Landwirte analog zu den<br />
etablierten Kooperationen in <strong>Wasser</strong>schutzgebieten.<br />
Dadurch sollen<br />
der Düngemitteleinsatz optimiert<br />
und so <strong>die</strong> Nitratauswaschung verringert<br />
werden.<br />
Eine intensive Beratung wird vor<br />
allem in als besonders gefährdet<br />
eingestuften hessischen Gebieten<br />
angeboten, <strong>die</strong> als sogenannte Maßnahmenräume<br />
abgegrenzt wurden.<br />
Für den Maßnahmenraum<br />
„Hessisches Ried“ (Bild 1) mit über<br />
Bild 1. Beratungsprioritätsstufen und Kooperationsräume im WRRL-Maßnahmenraum<br />
Hessisches Ried.<br />
400 km² landwirtschaftlicher Nutzfläche<br />
hat das Regierungspräsidium<br />
Darmstadt den <strong>Wasser</strong>verband<br />
Hessisches Ried (WHR) beauftragt.<br />
Die Beratung wird seit Anfang 2012<br />
in Betriebsführung <strong>für</strong> den WHR<br />
durch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
der Hessenwasser GmbH &<br />
Co. KG umgesetzt. Das Gebiet weist<br />
eine große Nutzungsvielfalt auf<br />
und <strong>die</strong> Beratungsstrukturen mussten<br />
weitgehend neu aufgebaut<br />
werden.<br />
Daher wurde das Hessische Ried<br />
in fünf Kooperationsräume (KR) eingeteilt,<br />
in denen <strong>die</strong> Beratung sukzessive<br />
aufgenommen wird (Bild 1).<br />
In den KR Riedsande und Südliches<br />
Ried hat <strong>die</strong> Beratung im Frühjahr<br />
2012 begonnen, in den KR Nördliches<br />
Ried und Bergstraße im Frühjahr<br />
2014.<br />
WRRL-Beratung in<br />
drei Intensitätsstufen<br />
Die landwirtschaftlichen Betriebe in<br />
den Kooperationsräumen sind in<br />
drei Gruppen mit ansteigender<br />
Beratungsintensität unterteilt. Die<br />
Gruppe der Informations- und<br />
Beratungsbetriebe umfasst alle<br />
Landwirte des Gebietes; <strong>für</strong> alle<br />
Kooperationsräume wird mit etwa<br />
700 Betrieben gerechnet. Sie erhalten<br />
über Rundschreiben Informationen<br />
zur gewässerschutzorientierten<br />
Bewirtschaftung und werden zu<br />
Informationsveranstaltungen und<br />
Feldtagen eingeladen, bei denen<br />
spezielle Themen mit Bedeutung<br />
<strong>für</strong> den Grundwasserschutz vorgestellt<br />
und diskutiert werden.<br />
Die Dauerbeobachtungsbetriebe<br />
stellen Flächen zur Verfügung, auf<br />
denen im Frühjahr und Herbst<br />
Bodenproben genommen und <strong>die</strong><br />
Rest-N-Gehalte bzw. der mineralisierte<br />
Stickstoff Nmin in 0–30, 30–60<br />
Mai 2014<br />
574 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong> | FOKUS |<br />
und 60–90 cm Tiefe analysiert werden.<br />
Im Frühjahr <strong>die</strong>nt <strong>die</strong>s zur Erstellung<br />
von schlagbezogenen Düngeempfehlungen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Landwirte. Im<br />
Herbst wird damit zur Erfolgskontrolle<br />
festgestellt, wie groß <strong>die</strong> Nitratmenge<br />
ist, <strong>die</strong> über den Winter<br />
potenziell aus dem Boden in das<br />
Grundwasser ausgewaschen werden<br />
kann. Weiterhin können anhand <strong>die</strong>ser<br />
Bodenuntersuchungen unter Berücksichtigung<br />
von Düngermengen,<br />
Bodenbearbeitung und Ernteerträgen<br />
schlagbezogene Stickstoffbilanzen<br />
aufgestellt und <strong>die</strong> individuellen<br />
Optimierungsmöglichkeiten <strong>für</strong> das<br />
Dünge- und Bewirtschaftungsmanagement<br />
abgeleitet werden. Aktuell<br />
werden 275 Flächen beprobt; Zielsetzung<br />
nach Erreichen der letzten<br />
Umsetzungsstufe sind ca. 700 Dauerbeobachtungsflächen.<br />
Die Nmin-Gehalte werden anonymisiert<br />
und Formatvorgaben des<br />
Landes Hessen folgend an das Hessische<br />
Landesamt <strong>für</strong> Umwelt und<br />
Geologie (HLUG) gemeldet und fließen<br />
dort in <strong>die</strong> hessenweite Bewertung<br />
der WRRL-Umsetzung ein.<br />
Die Gruppe der Leitbetriebe<br />
schließlich wird intensiv individuell<br />
beraten, etwa zur Düngeplanung.<br />
Sie stellen außerdem Betriebsdaten<br />
<strong>für</strong> Stickstoffbilanzen<br />
Bild 2. Elemente der WRRL-Beratung im Hessischen Ried.<br />
zur Verfügung, mit denen <strong>die</strong> betriebsüblich<br />
gedüngten Stickstoffmengen<br />
und deren Veränderung<br />
durch <strong>die</strong> Beratung ermittelt werden<br />
können. Die Ergebnisse der<br />
Hoftorbilanzen werden wie <strong>die</strong><br />
Daten der Dauerbeobachtungsflächen<br />
anonymisiert dem HLUG <strong>für</strong><br />
hessenweite Auswertungen zur<br />
Verfügung gestellt. Für das gesamte<br />
Hessische Ried wird eine<br />
Anzahl von etwa 90 Leitbetrieben<br />
angestrebt.<br />
In Bild 2 sind relevante Elemente<br />
der WRRL-Beratung beispielhaft<br />
dargestellt.<br />
Bild 3. Fachschale LandManager: Kooperationsverwaltung mit detailliertem Flächen- und Zeitmanagement.<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 575
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong><br />
Einsatz der GIS-Applikation<br />
Landmanager<br />
Zur nachhaltigen und effizienten Umsetzung<br />
der Beratungsarbeit ist ein<br />
strukturiertes Management der umfangreichen<br />
Betriebs- und Flächendaten<br />
inklusive Historie erforderlich.<br />
Zu den Landwirten müssen Adressen,<br />
Betriebsdaten, Ergebnisse der Hoftorbilanzen<br />
und Informationen über erfolgte<br />
Kontakte verwaltet werden.<br />
Flächenspezifisch sind Bewirtschafter,<br />
jeweils angebaute Kulturen und erfolgte<br />
Bewirtschaftungsmaßnahmen,<br />
Status als Dauerbeobachtungs- oder<br />
Versuchsflächen sowie <strong>die</strong> Ergebnisse<br />
der Bodenproben zu erfassen und<br />
historisch zu speichern.<br />
Hier<strong>für</strong> kommt beim WHR <strong>die</strong><br />
spezifische Flächenmanagement-GIS-<br />
Fachschale LandManager zum Einsatz.<br />
Bild 4. Digitale InVeKoS-Daten (Hessen) als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verwaltung und Darstellung von Nutzungen, Betrieben, Nmin-<br />
Beprobungen, Nährstoffbilanzen, Kontrollen.<br />
Bild 5. HLUG-Berichtsvorgaben und automatischer Export aus LandManager-Berichten.<br />
Mai 2014<br />
576 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong> | FOKUS |<br />
LandManager ist eine Erweiterung<br />
<strong>für</strong> ArcGIS (ESRI) und ist speziell <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Umsetzung eines nachhaltigen<br />
Kooperationsmanagements in <strong>Wasser</strong>schutz-<br />
und WRRL-Gebieten konzipiert<br />
worden. Es werden spezifische<br />
Formulare und Funktionen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Durchführung von Bodenprobennahmen,<br />
Nutzungs- und Bewirtschafterfortschreibungen,<br />
Ausgleichszahlungen,<br />
Kontrollen, Hoftor-, Feld-/Stallund<br />
Schlagbilanzen sowie Düngeempfehlungen<br />
bereitgestellt. Dabei<br />
wird ein detailliertes Flächenmanagement<br />
mit der Verbindung von wichtigen<br />
Flächenebenen (Flurstücke, Schlagdaten,<br />
Naturschutzdaten etc.) und<br />
gleichzeitig <strong>die</strong> zeitbezogene Haltung<br />
aller Geo- und Sachdaten aufgesetzt.<br />
Für den Aufbau des Gebietes in<br />
LandManager wurden im ersten<br />
Schritt <strong>für</strong> das gesamte Maßnahmengebiet<br />
digitale Flurkarten und <strong>die</strong><br />
ebenfalls in digitaler Form vorliegenden<br />
InVeKos-Schlagdaten eingelesen<br />
und untereinander in Beziehung<br />
gesetzt. Sowohl <strong>die</strong> Flurkarten als auch<br />
<strong>die</strong> InVeKos-Daten können in Land-<br />
Manager automatisch fortgeschrieben<br />
werden, sodass eine direkte Historie<br />
der Nutzungs- und Bewirtschafteränderungen<br />
<strong>für</strong> das gesamte Maßnahmengebiet<br />
aufgebaut werden<br />
kann. Für <strong>die</strong> spezifischen Dauerbeobachtungsflächen<br />
werden von<br />
den Beratern noch zusätzlich exakte<br />
Nutzungsaufnahmen mit Zwischenfruchtanbau,<br />
Bodenprobennahmen,<br />
Kontrollen, Kontakten mit den Landwirten<br />
und auch Nährstoffbilanzierungen<br />
auf Schlag- und Betriebsebene<br />
verwaltet.<br />
Um <strong>die</strong> Berichtspflichten an<br />
das HLUG direkt aus LandManager<br />
Nachhaltiges Gebietsmonitoring<br />
zur Zielerreichung<br />
Durch <strong>die</strong> manuellen und automatisierten<br />
Fortschreibungen aller<br />
Geo- und Sachdaten mit exakten<br />
Gültigkeitsintervallen können<br />
neben aktuellen Auswertungen<br />
auch Zeitreihen und Trends z. B.<br />
der Kulturfolgen, Boden-Nmin-<br />
Werte oder auch Nährstoffbilanzen<br />
über längere Zeiträume abgebildet<br />
werden. Dadurch können<br />
Brennpunkte lokalisiert und<br />
<strong>die</strong> Beratung der Landwirte räumlich<br />
differenziert durchgeführt<br />
werden. Somit wird über <strong>die</strong> Zeit<br />
eine exakte Grundlage <strong>für</strong> ein<br />
nachhaltiges Gebietsmonitoring<br />
Bild 6. Zeitreihen über Nährstoffbilanzen und Nmin-Beprobungen in Berichts-, Diagramm- und Kartenform.<br />
umsetzen zu können, wurden spezifische<br />
Anpassungen in LandManager<br />
vorgenommen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> hessischen<br />
Vorgaben berücksichtigen.<br />
Somit können nun <strong>die</strong> WRRL-<br />
Berichtspflichten erfüllt und Bodenprobennahmen,<br />
Ackerschlagkarteien,<br />
Schlag- und Hoftorbilanzen,<br />
Nutzungsaufnahmen und<br />
Kommunikationstätigkeiten direkt<br />
in LandManager durchgeführt und<br />
dokumentiert werden.<br />
aufgebaut und eine nachvollziehbare<br />
Dokumentation und Bewertung<br />
der Maßnahmen ermöglicht,<br />
<strong>die</strong> zum Erreichen der geforderten<br />
Ziele aus der WRRL umgesetzt<br />
wurden.<br />
Kontakt:<br />
ZEBRIS Jürgen Brendel und Gernot Rücker GbR,<br />
Geoinformationssysteme und Consulting,<br />
Lipowskystraße 26,<br />
D-81373 München,<br />
Tel. (089) 1893789-30,<br />
Fax (089) 1893789-39,<br />
E-Mail: info@zebris.com,<br />
www.zebris.com<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 577
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong><br />
App zum Brunnen!<br />
Das mobile BrunnenNavi der Stadt Sindelfingen<br />
Dr. Holger Schäuble, Tübingen, TERRACS<br />
Bild 1. Tiefbrunnen Krähental mit Beschilderung.<br />
Eisenkappen und Beton<br />
Blechkappen, gusseiserne Abdeckungen,<br />
Betonfundamente oder kleine<br />
Pumpstationen – Schacht- und Tiefbrunnen<br />
haben viele Gesichter, mit<br />
denen sie sich dem Betrachter in und<br />
um Sindelfingen präsentieren (Bild 1).<br />
Auch im Zeitalter von Fernwasserleitungen<br />
bilden sie ein wichtiges Fundament<br />
der kommunalen <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Und das nicht nur in<br />
Sindelfingen, wo knapp 20 % des<br />
Trinkwassers immer noch aus eigenen<br />
Bohrbrunnen gewonnen werden.<br />
Lokale Bohrbrunnen leisten nicht nur<br />
einen wichtigen Beitrag zur kommunalen<br />
Trinkwasserautonomie, sie<br />
sichern auch <strong>die</strong> Versorgung der Bevölkerung<br />
in Krisenzeiten, bei Naturkatastrophen,<br />
technischen Defekten<br />
oder Notfällen aller Art (terroristischen<br />
Anschlägen, Ausfall der Fernwasserversorgung,<br />
o. ä.).<br />
Aufgrund der mengenmäßigen<br />
Dominanz der Fernwasserversorgung<br />
sind <strong>die</strong> lokalen Bohrbrunnen<br />
in Sindelfingen etwas in den Hintergrund<br />
getreten. Von insgesamt acht<br />
sind nur noch drei dauerhaft in Betrieb.<br />
Die restlichen sind entweder<br />
komplett stillgelegt oder werden als<br />
Reservebrunnen nur noch wenige<br />
Male im Jahr betrieben. Ähnliches<br />
gilt <strong>für</strong> viele Quellen und Quellfassungen<br />
im Gemarkungsgebiet. Im<br />
Gegensatz zu früheren Zeiten werden<br />
<strong>die</strong>se nur noch vereinzelt <strong>für</strong> Bewässerungszwecke<br />
genutzt. So besteht<br />
<strong>die</strong> Gefahr, dass wichtige Informationen<br />
zu Trinkwasserbohrungen,<br />
Quellen und Quellfassungen im Notfall<br />
nicht mehr zur Verfügung stehen,<br />
sei es weil alte <strong>Wasser</strong>meister schon<br />
im Ruhestand sind oder Bohrprofile<br />
und Standortangaben nur noch als<br />
vergilbte Aufzeichnungen in vergessenen<br />
Archiven existieren.<br />
Um <strong>die</strong>sen Missstand zu beheben,<br />
haben Stadt und Stadtwerke Sindelfingen<br />
zusammen mit der Tübinger<br />
Firma TERRACS (www.terracs.com)<br />
eine Smartphone-App entwickelt,<br />
<strong>die</strong> alle Bohrbrunnen, Quellfassungen<br />
und Quellen im Sindelfinger<br />
Gebiet enthalten und archiviert<br />
sind. Neben grundlegenden Informationen<br />
sind auch Standortkoordinaten<br />
zu allen Brunnen und Quellen<br />
enthalten. Mit dem GPS des<br />
Smartphones können <strong>die</strong>se schnell<br />
und einfach gefunden werden,<br />
auch von weniger spezialisierten<br />
Mitarbeitern. So lassen sich im Notfall<br />
alle notwendigen Maßnahmen<br />
ohne Zeitverzug treffen.<br />
Neben rein internen Zwecken<br />
<strong>die</strong>nt das Sindelfinger Brunnen-<br />
Navi jedoch auch der Information<br />
der Öffentlichkeit. Zusammen mit<br />
einer zusätzlichen Beschilderung<br />
an jedem Bohrbrunnen (Bild 1)<br />
zeigt das BrunnenNavi, welcher<br />
Aufwand zur Gewinnung von<br />
Trinkwasser betrieben werden<br />
muss. Sauberes Trinkwasser<br />
kommt nicht einfach aus dem<br />
<strong>Wasser</strong>hahn, sondern muss aufwendig<br />
gefördert und aufbereitet<br />
werden.<br />
Das BrunnenNavi in Aktion<br />
Das Sindelfinger BrunnenNavi ist eine<br />
App <strong>für</strong> Smartphones, Tablets und<br />
Web-PCs. Es liegt in drei Versionen<br />
vor, als native App <strong>für</strong> Android (seit<br />
Februar 2014), als native App <strong>für</strong><br />
Apple iOS (iPhone, iPad, iPod-Touch;<br />
ab Mai 2014), sowie optional als<br />
Web-App <strong>für</strong> alle Browser mit HTML5-<br />
Unterstützung (seit März 2012). Aufbau<br />
und Be<strong>die</strong>nung sind bei allen<br />
Versionen weitgehend identisch.<br />
Das BrunnenNavi besteht aus vier<br />
verschiedenen Seiten, <strong>die</strong> über ein<br />
Menü aufgerufen werden können.<br />
Die Startseite vermittelt einen Überblick<br />
zu Inhalt und Be<strong>die</strong>nung<br />
(Bild 2, links), <strong>die</strong> Wissensseite liefert<br />
interessante Informationen zur Trinkwassergewinnung<br />
und zur Hydrologie<br />
von Sindelfingen (Bild 2, Mitte).<br />
Der Hauptteil des BrunnenNavi<br />
zeigt alle Brunnen- und Quellen in<br />
Sindelfingen (Bild 2, rechts). Über einen<br />
einfachen Fingerdruck können Informationen<br />
zu 17 verschiedenen Standorten<br />
abgerufen werden, d. h. Bohrbrunnen,<br />
betonierte Quellfassungen<br />
und einfache Quellaustritte in freiem<br />
Gelände. Bei den Bohrbrunnen sind<br />
Mai 2014<br />
578 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong> | FOKUS |<br />
Bild 2. Das BrunnenNavi auf einem Smartphone. Startseite (links), Seite<br />
mit allgemeinen Infos (Mitte) sowie Auswahl von Brunnen und Quellen<br />
(rechts).<br />
Bild 3. Detaillierte Informationen im BrunnenNavi am Beispiel des<br />
Bohrbrunnens „Krähental“. Die Informationsseite kann von oben nach<br />
unten gescrollt werden (hier: von links nach rechts).<br />
auch grafisch aufbereitete Bohrprofile<br />
mit zusätzlichen Informationen enthalten,<br />
z. B. der Bohrtiefe und den<br />
Ausbaustufen, den Filterstrecken, der<br />
Geologie sowie den Grundwasserschwankungen<br />
im Untergrund (Bild 3).<br />
Die Bohrprofile wurden speziell aus<br />
den z. T. über 100 Jahre alten originalen<br />
Bohrbeschreibungen und<br />
-protokollen erstellt. Durch <strong>die</strong> einheitliche<br />
und vereinfachte Darstellung<br />
werden <strong>die</strong> Eigenschaften aller<br />
Trinkwasserbrunnen (Tiefbrunnen<br />
und Schachtbrunnen) auch dem Laien<br />
leicht verständlich. So bekommt der<br />
Bürger ein Gefühl <strong>für</strong> <strong>die</strong> speziellen<br />
Probleme der Trinkwassergewinnung<br />
an den einzelnen Standorten.<br />
Die Standorte der Brunnen und<br />
Quellen werden in einem separaten<br />
Kartenfenster dargestellt, aktive<br />
Brunnen, stillgelegte Brunnen und<br />
Quellen mit jeweils eigenen Icons<br />
(Bild 4). Über einen Schiebeschalter<br />
kann das GPS des Gerätes (Smartphone<br />
oder Tablet) aktiviert werden.<br />
Der aktuelle Standort wird dann auf<br />
der Karte angezeigt und jede Sekunde<br />
aktualisiert. So führt das Brunnen-<br />
Navi den wissensdurstigen Bürger<br />
schnell und einfach zum Ziel.<br />
Das Sindelfinger BrunnenNavi<br />
<strong>für</strong> iOS und Android ist eine native<br />
App, bei der sich alle Informationen<br />
und das gesamte Kartenmaterial<br />
auf dem jeweiligen Gerät befinden.<br />
Im Gegensatz zu anderen<br />
Gas, <strong>Wasser</strong>,<br />
Fernwärme, <strong>Abwasser</strong>,<br />
Dampf, Strom<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />
Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />
Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />
Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />
www.aquadosil.de<br />
Vollständige Funktionalität unter<br />
WINDOWS, Projektverwaltung,<br />
Hintergrundbilder (DXF, BMP, TIF, etc.),<br />
Datenübernahme (ODBC, SQL), Online-<br />
Hilfe, umfangreiche GIS-/CAD-<br />
Schnittstellen, Online-Karten aus Internet.<br />
Stationäre und dynamische Simulation,<br />
Topologieprüfung (Teilnetze),<br />
Abnahmeverteilung aus der Jahresverbrauchsabrechnung,<br />
Mischung von<br />
Inhaltsstoffen, Verbrauchsprognose,<br />
Feuerlöschmengen, Fernwärme mit<br />
Schwachlast und Kondensation,<br />
Durchmesseroptimierung, Höheninterpolation,<br />
Speicherung von<br />
Rechenfällen<br />
I NGE N I E U R B Ü R O FIS C H E R — U H R I G<br />
WÜRTTEMBERGALLEE 27 14052 BERLIN<br />
TELEFON: 030 — 300 993 90 FAX: 030 — 30 82 42 12<br />
INTERNET: WWW.STAFU.DE<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 579
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong><br />
Bild 4. Das BrunnenNavi auf einem Tablet. Kartenoberfläche mit GPS-<br />
Navigation (Schiebeschalter rechts oben).<br />
angebracht, das neben standorttypischen<br />
Informationen auch einen<br />
sogenannten QR-Barcode enthält.<br />
Wenn ein Passant <strong>die</strong>sen mit einem<br />
QR-Barcode-Reader abfotografiert,<br />
startet eine Web-App, welche <strong>die</strong><br />
passende Seite zum entsprechenden<br />
Standort öffnet (Bild 5). Diese<br />
Web-App befindet sich auf der Homepage<br />
der Stadt Sindelfingen unter:<br />
www.sindelfingen.de/brunnennavi<br />
Die Montage von QR-Barcodeschildern<br />
wurde von den Stadtwerken<br />
Sindelfingen vorgenommen, um auch<br />
Personengruppen zu erreichen, <strong>die</strong><br />
kein Smartphone besitzen (= Infos auf<br />
dem Schild) oder Personengruppen,<br />
<strong>die</strong> bisher noch nichts vom Sindelfinger<br />
BrunnenNavi mitbekommen<br />
haben. Dadurch werden Menschen<br />
angesprochen, <strong>die</strong> sich mehr in der<br />
Natur und weniger im Internet bewegen...und<br />
auf <strong>die</strong>se Weise trotzdem<br />
wieder ins Internet gelangen.<br />
Links:<br />
Hauptseite des BrunnenNavi auf der Homepage<br />
der Stadt Sindelfingen:<br />
www.sindelfingen.de/brunnennavi<br />
BrunnenNavi, Android-App auf dem Google<br />
Play Store:<br />
https://play.google.com/store/apps/<br />
details?id=app.brunnennavi.sindelfingen<br />
Smartphone-Apps, <strong>die</strong> auf Google<br />
Maps oder ähnlichen Web<strong>die</strong>nsten<br />
aufsetzen, braucht das BrunnenNavi<br />
keinen Internetzugang<br />
und funktioniert daher immer und<br />
überall, auch wenn sich ein Karten<strong>die</strong>nst<br />
abschalten sollte oder<br />
aufgrund schlechter Empfangsbedingungen<br />
nicht verfügbar ist.<br />
Das Kartenmaterial stammt ausschließlich<br />
aus frei verwendbaren<br />
Quellen, u. a. OpenStreetMap, einzelnen<br />
Datensätzen des Bundesamtes<br />
<strong>für</strong> Kartografie und Geodäsie sowie<br />
den Höhenmodellen der NASA. Auf<br />
Bild 5. BrunnenNavi im Gelände.<br />
Informationen über Vor-Ort-Beschilderung<br />
mit QR-Barcodes.<br />
<strong>die</strong>se Weise wird etwaigen Problemen<br />
mit Copyright oder ausufernden<br />
Kosten aus dem Weg gegangen.<br />
QR-Barcodes und das<br />
BrunnenNavi<br />
Das BrunnenNavi ist als Download<br />
über den Google Play Store und<br />
den Apple App Store erhältlich (s.<br />
Links im Anhang). Man kann jedoch<br />
auch direkt im Gelände auf eine<br />
spezielle Version des BrunnenNavi<br />
zugreifen und zwar ohne vorherige<br />
Installation. An jedem Brunnen und<br />
an jeder Quelle ist ein kleines Schild<br />
BrunnenNavi, iOS-App auf dem Apple App<br />
Store (ab Mai 2014):<br />
Link wird auf der Hauptseite des Brunnen-<br />
Navi (s.o.) bekanntgegeben<br />
Kontakt:<br />
Dr. Holger Schäuble,<br />
TERRACS, Tübingen,<br />
E-Mail: schaeuble@terracs.com<br />
www.terracs.com<br />
Dipl.-Geol. Inge Neeb,<br />
Bauamt der Stadt Sindelfingen,<br />
E-Mail: inge.neeb@sindelfingen.de<br />
http://www.sindelfingen.de/servlet/PB/<br />
menu/1212907_l1/index.html<br />
Walter Kremp,<br />
Bauamt der Stadt Sindelfingen,<br />
E-Mail: walter.kremp@sindelfingen.de<br />
Mai 2014<br />
580 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong> | FOKUS |<br />
Weltweiter<br />
Fernzugriff<br />
Fernwirken<br />
Alarmieren<br />
Fernwarten<br />
… sicher und zuverlässig<br />
Überwachen Sie Ihre dezentralen<br />
An lagen und kommunizieren Sie sicher<br />
mit ent fernt gelegenen Anlagenteilen<br />
oder mobilen Maschinen.<br />
• Modems und Router <strong>für</strong> den weltweiten<br />
und universellen Fern zugriff auf<br />
Steuerungen und Ethernet- Netzwerke<br />
• Security-Router <strong>für</strong> sichere<br />
VPN- Verbindungen mit IPsec-<br />
Verschlüsselung<br />
• SPS und Software zur Steuerung<br />
entfernter Anlagenteile und zum<br />
stetigen Anlagenüberblick<br />
Mehr Informationen unter<br />
Telefon (0 52 35) 3-1 20 00 oder<br />
phoenixcontact.de/<br />
fernkommunikation<br />
ION02-13.001.L1.2013 © PHOENIX CONTACT 2014<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 581
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong><br />
Schnelle Bestandsdatenerfassung und Kalkulation<br />
mit iTWO und STRATIS<br />
Intelligente Scanning-Lösung <strong>für</strong> Sanierungsmaßnahmen im Straßenbau von RIB<br />
In der Erhaltung des Straßenbestandes<br />
wünschen sich Kommunen<br />
durchweg nachhaltige Lösungen<br />
statt weiterer provisorischer Flickenteppiche.<br />
Die Programmoption<br />
Scan2Model <strong>für</strong> <strong>die</strong> RIB-Programme<br />
iTWO und STRATIS unterstützt in<br />
Bestandsdatenerfassung sowie Kalkulation<br />
und Kostenmanagement.<br />
Bauunternehmen können ihren<br />
Auftraggebern so in einer frühen<br />
Planungsphase aufzeigen, wieviel<br />
eine geplante Sanierungsmaßnahme<br />
am Ende tatsächlich kostet.<br />
Auch kosteneffizientere Alternativen<br />
sind mit dem <strong>IT</strong>-System von RIB<br />
schnell erstellt.<br />
Das Prinzip von Scan2Model: Eine<br />
schnelle Bestandsdatenerfassung ist<br />
heute mit unterschiedlichen Laserscanverfahren<br />
möglich. Je nach Genauigkeitsanspruch<br />
können beispielsweise<br />
terrestrische, kinematische oder<br />
Airborne-Verfahren eingesetzt werden.<br />
Die Schnelligkeit und Qualität<br />
hat einen Nachteil: Es entstehen riesige<br />
Datenvolumen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> Folgeprozesse<br />
nicht immer sinnvoll sind.<br />
Die <strong>für</strong> den Straßenbau charakteristischen,<br />
fließenden Bruchkanten<br />
lassen sich mithilfe der <strong>IT</strong>-Lösung<br />
schnell und simpel auffinden. Das<br />
System erkennt Bruchkanten vollautomatisch<br />
in Scanwolken und berücksichtigt<br />
<strong>die</strong>se in den daraus entstehenden<br />
Digitalen Geländemodellen.<br />
Das Datenvolumen kann in der Lösung<br />
Scan2Model auf relevante Projektinformationen<br />
reduziert werden.<br />
Ferner sind Soll-/Ist-Vergleiche von<br />
Infrastrukturmodellen direkt in der<br />
Scanwolke möglich. Für <strong>die</strong> Kostenschätzung<br />
und -berechnung können<br />
schließlich sämtliche aufgenommenen<br />
Grundlagendaten gemeinsam mit<br />
den Inhalten der geplanten Sanierungsmaßnahme<br />
in <strong>die</strong> Kalkulation<br />
im iTWO-Kostenmanagement transferiert<br />
werden.<br />
© RIB Deutschland GmbH<br />
Die Regierung setzt Projekte zur<br />
Sanierung bestehender Straßen <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> nächsten Jahre klar vor Neubaumaßnahmen.<br />
So plant etwa Winfried<br />
Herrmann (Grüne), Verkehrsminister<br />
in Baden-Württemberg, <strong>für</strong><br />
2014 sowie <strong>die</strong> darauffolgenden Jahre<br />
Investitionen von rund 100 Mio. jährlich<br />
in den Straßenerhalt. Für Neuund<br />
Ausbaumaßnahmen sind in<br />
<strong>die</strong>sem Bundesland innerhalb der<br />
nächsten zehn Jahre nur rund 40 Mio.<br />
Euro pro Jahr vorgesehen. Die Kommunen<br />
fordern dabei eine nachhaltige<br />
Sanierung nach aktuellen Querschnittstypen,<br />
angepasst an <strong>die</strong> Verkehrssituation.<br />
Denn Landesstraßen<br />
in Baden-Württemberg, wie etwa <strong>die</strong><br />
Über <strong>die</strong> RIB-Gruppe<br />
L353 im Nordschwarzwald, <strong>die</strong> zu<br />
einem Großteil aus Schlaglochpisten<br />
und Flickenteppichen besteht, gibt<br />
es im Land zuhauf. Eine langfristige<br />
Lösung des Problems ist mit einer<br />
simplen Erneuerung des Belags nicht<br />
zu bewerkstelligen. Hier sind sich <strong>die</strong><br />
Interessenvertreter in den Kommunen<br />
nicht nur innerhalb Baden-Württembergs<br />
einig.<br />
Kontakt:<br />
RIB Deutschland GmbH,<br />
Andreas Dieterle,<br />
Vaihinger Straße 151,<br />
D-70567 Stuttgart,<br />
E-Mail: andreas.<strong>die</strong>terle@rib-software.com,<br />
www.rib-software.com<br />
Mit über 15 000 Kunden zählt <strong>die</strong> RIB-Gruppe mit Hauptsitz in Stuttgart<br />
zu den größten Softwareanbietern im Bereich technische ERP-<br />
Lösungen <strong>für</strong> das Bauwesen. Gegründet im Jahre 1961 hat RIB in<br />
Deutschland eine marktführende Position erzielt. Die weltweit größten<br />
Bauunternehmen, öffentliche Verwaltungen, Architektur- und<br />
Ingenieurgesellschaften sowie Großunternehmen im Bereich des Industrie-<br />
und Anlagenbaus rund um den Globus optimieren ihre Planungs-<br />
und Bauprozesse durch den Einsatz von RIB-Softwaresystemen.<br />
RIB ist in den Regionen EMEA, Nordamerika und APAC mit<br />
eigenen Niederlassungen vertreten.<br />
Mai 2014<br />
582 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong> | FOKUS |<br />
CARD/1: Partnerschaft mit aRES Datensysteme<br />
Eine interessante Ankündigung<br />
seitens des CARD/1-Herstellers<br />
(der IB&T Unternehmensgruppe):<br />
Im September letzten Jahres wurde<br />
<strong>die</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />
Spezialisten <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschafts-<br />
Lösungen aRES Datensysteme bekanntgegeben.<br />
Zwar ist CARD/1 bereits<br />
ein umfangreiches System <strong>für</strong><br />
den Ingenieurtiefbau mit zahlreichen<br />
Fachanwendungen, dennoch<br />
gibt es Anwender, <strong>die</strong> sich seit vielen<br />
Jahren praktikablere Lösungen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Kanal- und Leitungsplanung<br />
wünschen. Die IB&T Gruppe kann<br />
<strong>die</strong>se Lücke zwischen anderen starken<br />
Themen, wie z. B. der Straßenplanung,<br />
jetzt schließen.<br />
So sind ab sofort <strong>die</strong> von aRES entwickelten<br />
– und von CADdy und GEOvision³<br />
bekannten – Tiefbaumodule<br />
unter dem traditionellen Dach von<br />
CARD/1 verfügbar. Unmittelbar nach<br />
Vereinbarung der Kooperation wurde<br />
fleißig an der Umsetzung gearbeitet,<br />
sodass nach sehr kurzer Zeit <strong>die</strong> Module<br />
jetzt angeboten werden können.<br />
Erste Anwender von CARD/1 haben<br />
bereits erfolgreich <strong>die</strong> bisherigen<br />
Module <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kanalplanung<br />
abgelöst und sind auf <strong>die</strong> ganzheitlichen<br />
neuen Lösungen umgestiegen.<br />
Zielgruppe sind aber nicht nur<br />
CARD/1-Anwender, <strong>die</strong> bereits seit<br />
vielen Jahren mit der „alten“ Kanalplanung<br />
gearbeitet haben. Gerade<br />
Ingenieurbüros und Dienstleister<br />
<strong>für</strong> städtische oder kommunale Unternehmen<br />
können durch das neue<br />
Portfolio ihr eigenes Dienstleistungsangebot<br />
erweitern. So gibt<br />
es neben der klassischen Kanalplanung<br />
auch Fachanwendungen <strong>für</strong><br />
neue Themen wie:<br />
••<br />
<strong>die</strong> Planung von <strong>Wasser</strong>versorgungsnetzen,<br />
•<br />
<strong>die</strong> Bestandsdokumentation sowie<br />
• <strong>die</strong> Zustandsbewertung und<br />
Sanierung von <strong>Abwasser</strong>kanälen.<br />
Ein weiteres Ziel der Kooperation ist<br />
es, Unternehmen anzusprechen, deren<br />
Mitarbeiter vielleicht noch auf Arbeitsplätzen<br />
mit den alten aRES Tiefbaumodulen<br />
unter GEOvision³ arbeiten.<br />
Weil dort <strong>die</strong> Verfügbarkeit mit einem<br />
Softwarestand von März 2012 eingestellt<br />
wurde, können <strong>die</strong>se Arbeitsplätze<br />
jetzt mit dem kostengünstigeren<br />
CARD/1 ausgestattet werden.<br />
Kontakt: aRES Datensysteme,<br />
Willy-Brandt-Str. 44/2, D-06110 Halle (Saale),<br />
Tel. (0345) 1227779-0, Fax (0345) 1227779-9,<br />
E-Mail: peter.mueller, @aresdata.de,<br />
www.aresData.de, www.cseTools.de<br />
12. Forum<br />
Erfahrungsaustausch TV-V<br />
24. bis 25. Juni 2014, Gelsenkirchen<br />
Wissen ist unsere Energie.<br />
Treffen Sie Führungskräfte und Fachverantwortliche aus dem<br />
Personalbereich auf dem bewährten Forum.<br />
Jetzt anmelden: www.ew-online.de/tv-v<br />
• Entscheidungen und Schwerpunkte aus der Tarifrunde 2014<br />
• Neuer Tarifvertrag zur Bewältigung des demografischen Wandels im<br />
Nahverkehr: Inhalte und Umsetzung im Unternehmen<br />
• Psychische Belastung am Arbeitsplatz – Ursachen, Folgen und<br />
präventive Maßnahmen<br />
• „Kampf um <strong>die</strong> besten Köpfe“ – Nachwuchsgewinnung im<br />
Profi-Fußball am Beispiel von Schalke 04<br />
• Ausgewählte Urteile zum Arbeits- und Tarifrecht <strong>für</strong> Personaler und<br />
Betriebsräte<br />
• Aktuelles zur Zusatzversorgung<br />
EW Me<strong>die</strong>n und Kongresse<br />
Reinhardtstraße 32 | 10117 Berlin<br />
Kontakt:<br />
aurica.bloom@ew-online.de<br />
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Telefon 0 30 / 28 44 94-0<br />
Telefax 0 30 / 28 44 94-170<br />
Mai 2014<br />
info@ew-online.de | www.ew-online.de <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 583
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong><br />
BARTHAUER unterstützt das neue<br />
ISYBAU-Austauschformat XML-2013<br />
BARTHAUER setzt das neue ISYBAU-Austauschformat als erster Softwarehersteller in <strong>die</strong> Praxis um und<br />
erweitert PIETS und das Netzinformationssystem BaSYS um Unterstützung des neuen Formats. Mit PIETS<br />
Online bietet BARTHAUER eine kostenlose Testmöglichkeit <strong>für</strong> ISYBAU-Dateien, <strong>die</strong> ebenfalls bereits das<br />
neue ISYBAU-XML-2013 Austauschformat berücksichtigt.<br />
Bei dem neuen Austauschformat<br />
ISYBAU XML-2013 handelt es<br />
sich um eine konsequente Fortschreibung<br />
des ISYBAU-Formates<br />
XML-2006. Es wurden Anregungen<br />
aus der Praxis aufgenommen und<br />
fachliche Anforderungen umgesetzt.<br />
Dabei handelt es sich um Detailergänzungen,<br />
wie z. B. eine optimierte<br />
Struktur zum Austausch von<br />
Ergebnissen aus Dichtheitsprüfungen.<br />
Weiterhin besteht nun <strong>die</strong><br />
Möglichkeit, Informationen über Koordinatenbezugssysteme<br />
(CRS) auszutauschen.<br />
So können jetzt auch<br />
ISYBAU-Daten ohne weitere Transformierungen<br />
in vorhandene Datenbestände<br />
integriert werden.<br />
Die ISYBAU-Austauschformate ermöglichen<br />
einen standardisierten,<br />
DV-orientierten einheitlichen und<br />
konsistenten Austausch aller abwassertechnischen<br />
Daten, <strong>die</strong> z. B. zum Bau<br />
und zur Planung, aber auch zum Betrieb<br />
der Anlagen benötigt werden.<br />
Die ISYBAU-Austauschformate wurden<br />
ursprünglich <strong>für</strong> den Austausch<br />
von Daten in Liegenschaften des<br />
Bundes konzipiert. Der Begriff ISY-<br />
BAU leitet sich aus „Integriertes DV-<br />
System-Bauwesen“ ab.<br />
Das Handlungskonzept hat sich<br />
jedoch in der Praxis bewährt und ist<br />
daher in der Fachwelt inzwischen<br />
als Standard weit verbreitet. Aus<br />
<strong>die</strong>sem Grunde werden <strong>die</strong> ISYBAU-<br />
Formate konsequent weiterentwickelt,<br />
ergänzt und um zusätzliche<br />
Datenstrukturen erweitert.<br />
Bei der Fortschreibung wurden<br />
ausschließlich Ergänzungen in<br />
mehreren Datenbereichen vorgenommen,<br />
sodass Änderungen der<br />
Struktur oder der bestehenden Inhalte,<br />
sowie Streichungen nicht<br />
erfolgt sind. Diese Vorgehensweise<br />
stellt <strong>die</strong> Abwärtskompatibilität sicher.<br />
Die Barthauer Software GmbH<br />
ist seit mehr als 15 Jahren in <strong>die</strong><br />
Entwicklung des ISYBAU Datenaustauschformats<br />
eingebunden und<br />
hat das Format als erster Softwarehersteller<br />
in seine Produkte integriert.<br />
Als einziger Anbieter auf<br />
dem Markt unterstützt BARTHAUER<br />
seitdem <strong>die</strong> Bearbeitung und Verwaltung<br />
wirklich aller Versionen der<br />
ISYBAU-Formate, sogar gemischt innerhalb<br />
eines Projektes. Ab Version<br />
8.3 Servicepack 3 des Netzinfomationssystems<br />
BaSYS zählt auch ISY-<br />
BAU-XML-2013 dazu. Daten in <strong>die</strong>sem<br />
Format können davon unabhängig<br />
und alternativ mit PIETS,<br />
dem „Professionellen ISYBAU Editier<br />
und Transformations-Studio“ auf<br />
Schema-Konformität geprüft, editiert<br />
und mit angepassten ISYBAU-<br />
Schnittstellen in BaSYS importiert<br />
bzw. aus BASYS exportiert werden.<br />
Anwender, <strong>die</strong> ihre Daten schnell<br />
online testen möchten, können dazu<br />
das kostenlose Tool PIETS Online<br />
(www.barthauer.de/PIETS-Online.<br />
279.0.html) nutzen. Beim Export von<br />
ISYBAU-XML Daten aus BaSYS kann<br />
der Anwender <strong>die</strong> zu exportierende<br />
Formatversion über eine Option im<br />
Export-Assistenten auswählen. Damit<br />
wird insbesondere <strong>für</strong> Ingenieurbüros,<br />
<strong>die</strong> mit mehreren Auftraggebern zusammenarbeiten,<br />
<strong>die</strong> bei BARTHAUER<br />
übliche Multiplattform-Flexibilität in<br />
der Anwendung gewährleistet.<br />
Weitere Informationen:<br />
Die fortgeschriebene Fassung hat <strong>die</strong> Formatversion<br />
Februar 2013 (2013-02). Eine Beschreibung<br />
der Ergänzungen und Anpassungen wird<br />
vom Herausgeber auf der Homepage der Leitstelle<br />
des Bundes <strong>für</strong> <strong>Abwasser</strong>technik (OFD<br />
Niedersachsen) 1 bereitgestellt.<br />
Kontakt:<br />
Barthauer Software GmbH,<br />
Pillaustraße 1a, D-38126 Braunschweig,<br />
Tel. (0531) 23533-0, Fax (0531) 23533-99,<br />
E-Mail: info@barthauer.de, www.barthauer.de<br />
1 www.ofd-hannover.de/AWT/AWTDocs/<br />
Aktuelles/Informationen/20130308-ISY-<br />
BAU-ATF-XML.ASP<br />
Mai 2014<br />
584 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong> | FOKUS |<br />
Schnellere Abrechnungsprozesse dank neuer<br />
Datenbanktechnologie<br />
Die Schleupen AG setzt im Rahmen<br />
ihrer Roadmap <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
neue Softwaregeneration Schleupen.CS<br />
zukünftig durchgängig auf<br />
Microsoft SQL Server-Technologie.<br />
Die darauf aufbauenden Anwendungen<br />
kommunizieren mittels<br />
Webservices miteinander, was eine<br />
Prozessverteilung und Parallelisierung<br />
der Abläufe sowie eine einfache<br />
Integration von Drittanwendungen<br />
ermöglicht. Die Stadtwerke<br />
Herborn profitieren durch den Einsatz<br />
der neuen Datenbanktechnologie<br />
bereits von schnelleren Prozessen<br />
bei der Verbrauchsabrechnung<br />
und im Reporting. „Im Vergleich<br />
zum Vorgängersystem haben wir<br />
bei rechenintensiven Prozessen, wie<br />
z. B. der Abrechnung, zwischen fünfbis<br />
zehnfach schnellere Durchlaufzeiten“,<br />
so Markus Christ von den<br />
Stadtwerken Herborn. Das gilt auch<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Reports, mit denen der<br />
Shared Service kontinuierlich Statistiken<br />
aus den Systemen erstellt.<br />
Der <strong>IT</strong>-Bereich des kommunalen<br />
Versorgungsunternehmens, der als<br />
Schleupen Kompetenz-Center zusätzlich<br />
auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> komplette <strong>IT</strong><br />
von elf Energieversorgern aus ganz<br />
Deutschland verantwortlich ist, verwaltet<br />
und bearbeitet insgesamt rund<br />
500 000 Verträge im unternehmenseigenen<br />
Rechenzentrum. „Da wir viele<br />
Softwaremodule der Schleupen AG<br />
Unternehmenssitz der Stadtwerke Herborn.<br />
im Einsatz haben, wollten wir frühzeitig<br />
Erfahrungen in Bezug auf <strong>die</strong><br />
Performance der neuen Lösung<br />
sammeln“, so Markus Christ, der als<br />
Leiter des Bereichs SharedService der<br />
Stadtwerke Herborn auch <strong>für</strong> das<br />
Kompetenz-Center verantwortlich ist.<br />
Deutlicher Performancegewinn<br />
In nur zwei Wochen wurden <strong>die</strong> notwendigen<br />
Server im Rechenzentrum<br />
installiert und <strong>die</strong> Stammdaten<br />
aus den Vorgängersystemen übernommen.<br />
Nach der Anpassung der<br />
Schnittstellen an <strong>die</strong> nachgeschalteten<br />
Systeme konnte das Projekt<br />
innerhalb von rund vier Wochen<br />
komplett abgeschlossen werden.<br />
Die <strong>IT</strong>-Experten im Herborner<br />
Rechenzentrum sind nicht nur<br />
von der erheblich verbesserten<br />
Performance begeistert. Sie profitieren<br />
auch intern vom deutlich<br />
geringeren Administrationsaufwand<br />
der neuen Datenbanktechnologie.<br />
Kontakt:<br />
Schleupen AG,<br />
Martina Nawrocki,<br />
Albert-Einstein-Straße 7,<br />
D-31515 Wunstorf,<br />
Tel. (05031) 9631-1410,<br />
Fax (05031) 9631-1993,<br />
E-Mail: info@schleupen.de,<br />
www.schleupen.de<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 585
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong><br />
Monitoring-System <strong>für</strong> den <strong>Abwasser</strong>bereich und<br />
<strong>die</strong> Hochwasserprävention<br />
Alle relevanten Daten stets im Blick<br />
Timo Rebstock, Mitarbeiter im Industrie-Management Urban Infrastructure des Bereichs Control & Industry<br />
Solutions, Phoenix Contact Deutschland GmbH, Blomberg<br />
Als fortschrittlicher Energie- und Umwelt<strong>die</strong>nstleister suchte <strong>die</strong> badenova AG & Co. KG nach einer flexiblen<br />
und zukunftssicheren Lösung zur Hochwasser-Prävention. Inline Controller, I/O-Module sowie viele weitere<br />
Komponenten und Systeme von Phoenix Contact sorgen hier nun <strong>für</strong> ein zuverlässiges Management, das sich<br />
einfach be<strong>die</strong>nen sowie bedarfsgerecht an neue Anforderungen anpassen lässt.<br />
Ein moderner Energie- und <strong>Wasser</strong>versorger<br />
muss mehr leisten,<br />
als nur Strom, Erdgas, Wärme und<br />
<strong>Wasser</strong> zu liefern. Er fungiert vielmehr<br />
als Energie- und Umwelt<strong>die</strong>nstleister,<br />
innovativer Technologieanbieter<br />
sowie regionaler Partner<br />
und Berater. In <strong>die</strong>sem Umfeld<br />
zählt <strong>die</strong> badenova AG & Co. KG im<br />
Südwesten Deutschlands zu den<br />
leistungsstärksten Akteuren. Denn<br />
das Unternehmen hat bereits viele<br />
Projekte aus den Bereichen <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
Windkraft, Solarenergie,<br />
<strong>Wasser</strong>kraft und Biomasse erfolgreich<br />
geplant und umgesetzt.<br />
Um <strong>die</strong>s nach aktuellen Standards<br />
realisieren zu können, werden von<br />
den ausschließlich kommunalen<br />
Anteilseignern jedes Jahr 3 % des<br />
Unternehmensgewinns in den Innovationsfonds<br />
<strong>für</strong> Klima- und <strong>Wasser</strong>schutz<br />
investiert.<br />
Vielfältige Überwachungsund<br />
Protokollierungsmöglichkeiten<br />
In Zeiten sich häufender Naturkatastrophen<br />
kommt dem Hochwasserschutz<br />
und dem damit einhergehenden <strong>Abwasser</strong>-Management<br />
eine steigende<br />
Bedeutung zu. Deshalb entwickelt<br />
badenova derzeit im Auftrag der Stadt<br />
Freiburg ein zukunftweisendes Monitoring-System<br />
<strong>für</strong> den <strong>Abwasser</strong>bereich<br />
und lässt es durch Integratoren<br />
installieren. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />
werden vielfältige Überwachungs- und<br />
Protokollierungs-Möglichkeiten implementiert,<br />
<strong>die</strong> <strong>für</strong> unterschiedliche Aufgaben<br />
nutzbar sind. Wesentlicher<br />
Die Messstationen des <strong>Abwasser</strong>-Monitoring-Systems sind unter anderem<br />
in einem Wohngebiet installiert.<br />
Bestandteil der Lösung ist das zentrale<br />
Leitsystem, das im ersten Schritt <strong>die</strong><br />
Daten von rund 30 bis 40 Messstellen<br />
erfasst und normgerecht aufzeichnet<br />
(Bild 1).<br />
Die Messstellen leiten beispielsweise<br />
den <strong>Wasser</strong>stand des Regenüberlaufs<br />
sowie der Rückhaltebecken weiter. Außerdem<br />
kontrollieren sie <strong>die</strong> Inhaltstoffe<br />
des <strong>Abwasser</strong>s, um bei Unfällen<br />
Mai 2014<br />
586 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong> | FOKUS |<br />
mit Gefahrenstoff-Transportern im Bereich<br />
der Autobahn oder unzulässiger<br />
Einleitung durch Gewerbetreibende<br />
oder Tankstellen sofort <strong>die</strong> zuständigen<br />
Techniker alarmieren zu können,<br />
sodass entsprechende Maßnahmen<br />
ergriffen werden. Ferner nehmen <strong>die</strong><br />
Messstellen <strong>die</strong> Windgeschwindigkeit<br />
und Niederschlagsmenge sowie zahlreiche<br />
weitere Werte auf und übertragen<br />
<strong>die</strong> Daten an das zentrale Leitsystem.<br />
Auf <strong>die</strong>se Weise ist der Betreiber<br />
jederzeit über den aktuellen Zustand<br />
und das Volumen des <strong>Abwasser</strong>s informiert.<br />
Die Informationen helfen bei<br />
der Steuerung und Verteilung des <strong>Abwasser</strong>flusses.<br />
Durch Gefahrenstoffe<br />
belastetes <strong>Abwasser</strong> kann also zeitnah<br />
in <strong>die</strong> da<strong>für</strong> vorgesehenen Bereiche<br />
abgeleitet werden. Hochwasser wird<br />
auf Becken mit freien Kapazitäten oder<br />
entsprechende Kläranlagen gestreut<br />
respektive in <strong>die</strong> benachbarten Flüsse<br />
transportiert, sofern das Fassungsvermögen<br />
der Regenüberlaufbecken ausgeschöpft<br />
ist.<br />
Flexible Erweiterbarkeit von<br />
Leittechnik und Messstellen<br />
Durch <strong>die</strong> umfangreiche Erfassung<br />
der verschiedenen Messwerte lassen<br />
sich gefahrbringende Situationen<br />
frühzeitig erkennen und passende<br />
Gegenmaßnahmen initiieren. Zu<br />
<strong>die</strong>sem Zweck setzen <strong>die</strong> badenova-<br />
Mitarbeiter zum Beispiel Niederschlagsmenge,<br />
Versickerung und<br />
Füllstände aller Gewerke in Relation<br />
zueinander und interpretieren das<br />
Ergebnis. Anhand der <strong>Wasser</strong>analyse<br />
erfolgt der Vorgang umweltgerecht<br />
und wird durch <strong>die</strong> jeweiligen Protokolle<br />
belegt. Das neue System<br />
bietet zudem den Vorteil, dass <strong>die</strong><br />
gewonnenen Erkenntnisse sowie<br />
<strong>die</strong> historischen Daten in <strong>die</strong> Planung<br />
neuer Anlagen einbezogen<br />
werden können, damit sich <strong>die</strong>se<br />
wirtschaftlicher gestalten und anlegen<br />
lassen.<br />
Offene Standards, aktuelle und<br />
zukunftssichere Technik sowie flexible<br />
Erweiterungsmöglichkeiten sind nur<br />
einige Anforderungen von badenova,<br />
denen das neue Leitsystem gerecht<br />
werden muss. Sie gelten gleichermaßen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Messstellen wie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Leittechnik.<br />
Daher werden sämtliche Daten<br />
mittels Web-Technologie visualisiert,<br />
weshalb sie rund um <strong>die</strong> Uhr an<br />
jedem Ort der Welt zur Verfügung stehen<br />
(Bild 2). Dies hat den Vorteil, dass<br />
der zuständige Mitarbeiter nicht mehr<br />
permanent in der Leitwarte anwesend<br />
sein muss. Er kann vielmehr <strong>die</strong> zahlreichen<br />
anderen Aufgaben erledigen,<br />
<strong>die</strong> seine Tätigkeit auch außerhalb der<br />
Leitwarte mit sich bringen. Um im Störungsfall<br />
schnell auf das Leitsystem<br />
zugreifen, den <strong>Abwasser</strong>-Bereich intelligent<br />
überwachen, dynamische<br />
Bereitschaftssysteme aufbauen sowie<br />
<strong>die</strong> aufgenommenen Werte über einen<br />
langen Zeitraum protokollieren<br />
und umfassend auswerten zu können,<br />
bedarf es einer flexiblen Architektur.<br />
Deshalb basiert das Leitsystem auf der<br />
bereits erwähnten Web- sowie weiteren<br />
innovativen Technologien. Das<br />
Frontend lässt sich somit ohne <strong>die</strong><br />
Installation von Plug-Ins auf jedem<br />
beliebigen Browser anzeigen. Die Grafik<br />
ist vektororientiert konzipiert, also<br />
selbst dann noch gut ablesbar, wenn<br />
sie auf einem kleinen Smartphone<br />
aufgerufen wird.<br />
Zuverlässige Kommunikation<br />
über bewährte Industriestandards<br />
Die erfassten Daten werden mittels<br />
SHDSL-Technik über <strong>die</strong> bestehenden<br />
Leitungen übertragen. Als Kommunikationsprotokoll<br />
verwendet<br />
Bild 1. In der Messstation werden Niederschlag, Windgeschwindigkeit,<br />
Temperatur und Sonneneinstrahlung<br />
aufgenommen und an <strong>die</strong> Leitwarte weitergeleitet.<br />
badenova ODP (Open Data Port). So<br />
ist sichergestellt, dass <strong>die</strong> Daten der<br />
Messstationen nicht verlorengehen.<br />
Denn sollte <strong>die</strong> Online-Verbindung<br />
unterbrochen sein, werden sie mit<br />
einem Zeitstempel versehen sowie<br />
im in <strong>die</strong> Kleinsteuerungen ILC 1xx<br />
integrierten Speicher gepuffert. Ein<br />
externes Speichermedium ist folglich<br />
nicht mehr erforderlich. Tritt ein<br />
Übertragungsfehler auf, erkennt der<br />
Mitarbeiter in der Leitzentrale <strong>die</strong>s<br />
sofort und kann eine gezielte Meldung<br />
an das Wartungspersonal absetzen.<br />
Alle Kommunikationsinformationen<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 587<br />
Bild 2. In der<br />
Leitstelle laufen<br />
sämtliche<br />
Daten zusammen;<br />
alle Stationen<br />
werden<br />
hier visualisiert,<br />
wobei<br />
mehrere Mitarbeiter<br />
zeitgleich<br />
von jedem Ort<br />
der Welt auf<br />
<strong>die</strong> Informationen<br />
zugreifen<br />
können.
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong><br />
Bild 3. Die Ethernet-Daten werden über bestehende<br />
Zweidraht-Leitungen übertragen.<br />
großen Wert auf eine offene Kommunikation<br />
und Struktur sowie <strong>die</strong> einfache<br />
Handhabung gelegt. Vor <strong>die</strong>sem<br />
Hintergrund werden zur Datenübertragung<br />
ausschließlich etablierte<br />
Industriestandards eingesetzt.<br />
Einfache Erfassung, Verarbeitung<br />
und Zwischenspeicherung<br />
der Messwerte<br />
Die Messstationen fungieren als Augen<br />
und Ohren des Systems. Aufgrund<br />
der vielen unterschiedlichen<br />
Funktionen ist auch hier ein hohes<br />
Maß an Flexibilität gefragt. Daher<br />
haben sich <strong>die</strong> badenova-Mitarbeiter<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Kleinsteuerungen ILC 1xx<br />
von Phoenix Contact entschieden,<br />
an <strong>die</strong> sich <strong>die</strong> benötigten Standard-<br />
und Funktionsklemmen des<br />
hochmodularen Inline-I/O-Systems<br />
bedarfsgerecht anreihen lassen. Mit<br />
<strong>die</strong>ser Kombination können <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Messsysteme angekoppelt,<br />
deren Werte erfasst, bei<br />
Bedarf vorverarbeitet und zwischengespeichert<br />
sowie an das Leitsystem<br />
weitergeleitet werden (Bild 4).<br />
Als Beispiel seien <strong>die</strong> Wetterstationen<br />
genannt, wo sämtliche Daten<br />
über spezielle Schnittstellen und<br />
Protokolle ausgelesen und entsprechend<br />
aufbereitet werden. Im Bereich<br />
der Regenrückhaltebecken<br />
blenden <strong>die</strong> vielseitigen Kleinsteuerungen<br />
<strong>die</strong> Messungen und andere<br />
aufgenommenen Werte via TCP/IP<br />
direkt in das Bild der Überwachungskameras<br />
ein. Auf <strong>die</strong>se Weise<br />
hält <strong>die</strong> Augmented Reality Einzug<br />
in <strong>die</strong> Anlage. Ein in dem Umfeld<br />
nicht zu vernachlässigender Faktor<br />
sind <strong>die</strong> aufeinander abgestimmten<br />
Teile des Gesamtsystems, das neben<br />
der Steuerungstechnik auch Stromversorgungen,<br />
Verbindungstechnik<br />
und Überspannungsschutz von<br />
Phoenix Contact umfasst und so <strong>die</strong><br />
Messstationen komplettiert.<br />
Kontakt:<br />
PHOENIX CONTACT<br />
Deutschland GmbH<br />
Flachsmarktstr. 8,<br />
D-32825 Blomberg,<br />
Tel. (05235) 3-12000,<br />
Fax (05235) 3-129 99,<br />
E-Mail: info@phoenixcontact.de,<br />
www.phoenixcontact.com<br />
Erhebliche Reduzierung des Engineering-Aufwands<br />
Bild 4. Konzentratoren übernehmen zum Teil <strong>die</strong><br />
Vorverarbeitung der Daten.<br />
werden geloggt und lassen sich später<br />
detailliert analysieren (Bild 3).<br />
An <strong>die</strong> beschriebene Plattform<br />
sind bis zu 10 000 Stationen anschließbar,<br />
sodass sich insbesondere<br />
bei der Vergrößerung der Anlage<br />
oder Zusammenlegung verschiedener<br />
Bereiche eine erhebliche Kostenersparnis<br />
ergibt. badenova kann also<br />
im ersten Schritt wenige Messstellen<br />
anbinden und <strong>die</strong> Anzahl im Laufe<br />
der Zeit je nach Bedarf und Budget<br />
aufstocken. Bei der Planung der Plattform<br />
haben <strong>die</strong> Verantwortlichen<br />
Das Automatisierungssystem von Phoenix Contact <strong>für</strong> den <strong>Abwasser</strong>bereich<br />
ist so konzipiert, dass <strong>die</strong> Nutzung der gleichen Hardware eine<br />
durchgängige Prozess- und Fernwirktechnik ermöglicht. Aufgrund des<br />
flexibel angelegten Konzepts lassen sich <strong>die</strong> Daten sowohl über Ethernet<br />
als auch via Standleitung, Wählverbindung, SMS, GSM, GPRS, 3G<br />
oder Funk übertragen. Als Basis <strong>für</strong> <strong>die</strong> jeweilige Lösung fungieren<br />
leistungsstarke Inline-Steuerungen, <strong>die</strong> je nach Bedarf in verschiedenen<br />
Performance-Klassen erhältlich sind. Abgerundet wird das System<br />
durch <strong>die</strong> Komponenten des hochmodularen Inline-I/O-<br />
Baukastens, der zahlreiche Standard- und Funktionsklemmen umfasst.<br />
Je Steuerung sind so bis zu 8192 I/O-Punkte ankoppelbar.<br />
Sämtliche Steuerungen von Phoenix Contact werden mit der Engineering-Software<br />
PC Worx gemäß IEC 61131-3 programmiert. Als<br />
wichtiger Bestandteil des Tools erweisen sich <strong>die</strong> branchenspezifischen<br />
Funktionsbaustein-Bibliotheken, <strong>die</strong> den Engineering-Aufwand<br />
zur Erstellung der Prozess- und Fernwirk-Applikationen erheblich<br />
reduzieren. Die Vielzahl der unterstützten Protokolle wie<br />
Modbus TCP/RTU, Profinet, <strong>die</strong> Fernwirkstandards IEC 60870-5-101<br />
und -104 oder ODP sorgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Offenheit des Systems.<br />
Mai 2014<br />
588 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong> | FOKUS |<br />
Stationäre GSM-Systeme<br />
Stationäre GSM-Systeme sind eine effiziente Möglichkeit zur Zählerfernauslesung<br />
und Überwachung von Messstellen über GSM und Internet<br />
Thomas Buchholz, Marketingleiter und Produktmanager Systemtechnik, ZENNER International<br />
GmbH & Co. KG<br />
Die Fernauslesung von Messgeräten<br />
wie <strong>Wasser</strong>-, Wärme- oder<br />
Gaszählern kommt in kommunalen<br />
Unternehmen ebenso wie in der Industrie<br />
immer häufiger zum Einsatz.<br />
Am weitesten verbreitet sind drahtgebundene<br />
M-Bus-Anlagen oder<br />
Walk-by-Funksysteme. Allerdings<br />
gibt es auch Bereiche, in denen solche<br />
Systeme nicht zum Einsatz gebracht<br />
werden können.<br />
Ein Einsatzbereich bspw. ist <strong>die</strong><br />
Fernauslesung von Messstellen, <strong>die</strong><br />
in Anlagen installiert sind, in denen<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit einer effizienten<br />
Auslesung per Walk-by-Funk oder<br />
M-Bus nicht gegeben ist – sei es aus<br />
wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
oder aufgrund technischer Barrieren.<br />
In solchen Fällen bietet <strong>die</strong> Zählerfernauslesung<br />
über GSM (Global<br />
System for Mobile Communication)<br />
eine effiziente Alternative <strong>für</strong> unterschiedliche<br />
Einsatzbereiche. Lange<br />
Anfahrtswege, aufwendige Zutrittskontrollen<br />
oder erschwerter Zugang,<br />
bspw. zu Zählern, <strong>die</strong> in<br />
Schächten eingebaut sind, verursachen<br />
oft einen immensen zeitlichen<br />
und finanziellen Aufwand.<br />
Dieser Aufwand ist umso höher, je<br />
häufiger <strong>die</strong> Zähler ausgelesen werden<br />
müssen. Mit einer stationären<br />
GSM-Lösung gehört <strong>die</strong>s der Vergangenheit<br />
an, denn <strong>die</strong> Zählerdaten<br />
können einfach online im Büro<br />
am PC oder Tablet abgefragt werden.<br />
Die Investition in ein GSM-System<br />
amortisiert sich auf <strong>die</strong>se Weise in<br />
kürzester Zeit.<br />
Ein weiteres Anwendungsgebiet<br />
sind Messstellen von Großverbrauchern,<br />
<strong>die</strong> via GSM unkompliziert<br />
und in kurzen Intervallen ausgelesen<br />
werden können. Wichtige Zusatznutzen<br />
sind Leckage-Erkennung<br />
und Drucküberwachung. Bei ungewöhnlichen<br />
Betriebszuständen, wie<br />
z. B. einem Druckabfall, wird eine<br />
Alarmmeldung per SMS an eine frei<br />
wählbare Mobilfunknummer abgesetzt.<br />
Zur Fernauslesung per GSM werden<br />
ggf. mehrere Zähler mittels<br />
Kontaktgeber an einen GSM-Datenlogger<br />
angeschlossen. Der batteriebetriebene<br />
Datenlogger verfügt<br />
über ein integriertes GSM-Modem<br />
und speichert in regelmäßigen und<br />
frei konfigurierbaren Intervallen <strong>die</strong><br />
Zählerstände. Die Daten werden per<br />
SMS an einen Server übertragen.<br />
Höchste Datensicherheit ist dabei<br />
garantiert.<br />
Beispielsweise über ein geschütztes<br />
Internetportal können <strong>die</strong><br />
Verbrauchsdaten der Zähler abgefragt<br />
und ausgewertet werden.<br />
Zudem kann der Nutzer hier individuell<br />
erforderliche Konfigurationseinstellungen<br />
zu Alarmmeldungen<br />
vornehmen und Übersichten, Vergleiche<br />
oder Auswertungen von<br />
Verbrauchsprofilen einsehen.<br />
So stehen <strong>die</strong> Daten zu jedem<br />
gewünschten Zeitpunkt zur Verfügung.<br />
Über dasselbe Portal kann<br />
der GSM-Datenlogger individuell<br />
konfiguriert und bspw. Alarmmeldungen<br />
eingerichtet werden.<br />
GSM Datenlogger.<br />
© ZENNER<br />
Auch ZENNER hat mit GSM multilog<br />
eine stationäre GSM-Lösung im<br />
Portfolio, <strong>die</strong> einerseits <strong>die</strong> Anforderungen<br />
an ein effizientes Fernauslesesystem<br />
erfüllt und andererseits <strong>die</strong><br />
technischen und wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkte der Kunden in den<br />
Vordergrund stellt.<br />
Kontakt:<br />
ZENNER International GmbH & Co. KG,<br />
Postfach 10 33 39,<br />
D-66033 Saarbrücken,<br />
Tel. (0681) 99 676-30,<br />
Fax (0681) 99 676-3100,<br />
E-Mail: info@zenner.com,<br />
www.zenner.de<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 589
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong><br />
EasySCADA – effiziente Anlagenüberwachung mit<br />
GSM Fernwirkung<br />
Man kennt das sicher – oft bedarf es einer langwierigen Eingewöhnungszeit, wenn man<br />
sich mit einer neuen Software beschäftigen muss. Dies gilt auch <strong>für</strong> Programme, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Schaltung eines Systems und <strong>die</strong> Regelungen aller Installationen (SCADA) verwalten.<br />
Seminarbesuche oder Webinare sind nach wie vor Zeitfresser, aber unvermeidbar.<br />
Bisher waren das einige der Hauptgründe, lieber bei altbewährter Technik zu bleiben.<br />
Auf <strong>die</strong> verschiedenen Regelsysteme<br />
einer zentralen Anlage<br />
muss heutzutage schnell zugegriffen<br />
werden können, um dessen<br />
Stabilität zu gewährleisten. Dies<br />
ist von nun an mithilfe einer einfach<br />
anzuwendenden Nutzeroberfläche<br />
möglich, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Systemwerte<br />
von einer vorab eingerichteten<br />
Datenbank abruft und über <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
einzelnen Systemelemente problemlos<br />
und schnell angesteuert<br />
werden können. Da<strong>für</strong> muss man<br />
lediglich ein Schaubild der Anlage<br />
erstellen, über das <strong>die</strong> „Transparent<br />
Layer“ mit ihren Datenbank-<br />
Anzeigeelementen gelegt wird.<br />
Letztendlich kann im Positionsgitter<br />
festgelegt werden, wo sich <strong>die</strong> interaktiven<br />
Steuerobjekte befinden<br />
und welche Daten in Echtzeit angezeigt<br />
werden sollen. Kurzer<br />
Hand ist eine übersichtliche Nutzeroberfläche<br />
erstellt, mit der man<br />
<strong>die</strong> verschiedenen Teile der Anlage<br />
in jeglicher Hinsicht verwalten<br />
kann. Grafiken und Tabellen können<br />
nach Belieben erstellt und<br />
neue Daten jederzeit problemlos<br />
exportiert werden; selbstverständlich<br />
gibt es auch <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
Nutzer zu administrieren<br />
oder sogar System-Alarmierungen<br />
zu veranlassen.<br />
Hardware<br />
••<br />
Multifunktional: Bis zu 96 digitale<br />
Sensor-Eingänge, 48 analoge Messwerte<br />
und 48 Schaltfunktionen<br />
••<br />
Baukastensystem: Modularer<br />
Aufbau des Datentransmitters<br />
als Front-End<br />
••<br />
Sicherheit: Keine Manipulation<br />
möglich, kritische Daten und Funktionen<br />
liegen hinter der Firewall<br />
Software<br />
••<br />
Transparent-Layer-Technologie: Bild<br />
von Anlagenschema speichern, Anzeige-Elemente<br />
positionieren, Fertig!<br />
••<br />
Datenübertragung: bei jeder Zustandsänderung<br />
und im festen<br />
Zeitraster an SQL- Datenbank<br />
••<br />
Statistik: umfangreiche Auswertung,<br />
Tabellen, Grafiken, Export<br />
als CSV- Datei.<br />
GO Wireless Connect.<br />
GO Wireless<br />
Control-Bildschirm.<br />
SCADA-Bildschirmansicht.<br />
Kontakt:<br />
wireless netcontrol GmbH,<br />
Berliner Straße 4a,<br />
D-16540 Hohen Neuendorf,<br />
Tel. (03303) 409692,<br />
Fax (03303) 409691,<br />
E-Mail: info@wireless-netcontrol.de,<br />
www.wireless-netcontrol.com<br />
Mai 2014<br />
590 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong> | FOKUS |<br />
<strong>IT</strong>-Sicherheit und Risikoanalysen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Betreiber von Anlagen zur <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
müssen zunehmend<br />
potenzielle Risiken im Bereich der<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
(IKT) wie externe<br />
Angriffe strukturiert erfassen und<br />
bewerten. TÜV SÜD präsentierte auf<br />
der Umwelttechnologie-Messe IFAT<br />
2014 ein umfassendes Leistungsspektrum<br />
im Bereich <strong>Wasser</strong> und <strong>IT</strong>.<br />
TÜV SÜD-Experten informierten zudem<br />
im Rahmen einer Podiumsdiskussion<br />
über „<strong>IT</strong>-Sicherheit und Risikoanalysen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>branche“.<br />
„Mit zunehmendem Einsatz von<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
werden Betreiber von<br />
Anlagen zur <strong>Wasser</strong>versorgung vor<br />
neue Herausforderungen gestellt“,<br />
erklärte Dr. Kai Strübbe von<br />
TÜV SÜD, anlässlich der Podiumsdiskussion<br />
„<strong>IT</strong>-Sicherheit und Risikoanalysen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>branche“ auf<br />
der IFAT 2014. „Diese Herausforderungen<br />
lassen sich mit bewährten<br />
Mitteln der Sicherheitstechnik nicht<br />
mehr ausreichend abdecken.“ Der<br />
Gesetzgeber hat <strong>die</strong>se Entwicklung<br />
bereits erkannt und berücksichtigt<br />
IKT zunehmend in der Gesetzgebung<br />
zum Schutz von sogenannten<br />
kritischen Infrastrukturen. Die Podiumsdiskussion<br />
thematisierte aktuelle<br />
Gefahren bei der Prozessleittechnik<br />
und <strong>IT</strong>-Systemen sowie mögliche<br />
Gegenmaßnahmen. Im Vordergrund<br />
stand dabei der Bedarf kleiner und<br />
großer <strong>Wasser</strong>versorger wie standardisierte<br />
Mindestanforderungen zur<br />
<strong>IT</strong>-Sicherheit, der Test und <strong>die</strong> Zertifizierung<br />
von technischen Lösungen<br />
sowie <strong>die</strong> damit verbundenen<br />
Kosten. Weitere Schwerpunkte: Wie<br />
viel <strong>IT</strong>-Sicherheit ist notwendig und<br />
wo können sich KMU über <strong>die</strong>ses<br />
Thema informieren?<br />
Weitere Informationen:<br />
www.tuev-sued.de/home-de/fokus-themen/<br />
wasser-services<br />
© TÜV SÜD<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 591
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong><br />
Neue Technologie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Online-Analyse<br />
Das Bürkert Segment Water präsentierte vom 7. bis 11. April 2014 auf der Hannover Messe eine Neuheit <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Überwachung der Trinkwasseraufbereitung und unterstreicht damit seine Stärke als Anbieter <strong>für</strong> fluidische<br />
Systeme. Mit dem Online-Analyse-System Typ 8905 ergänzt das Unternehmen sein Angebot um ein kompaktes,<br />
modular erweiterbares Komplettsystem <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>analytik.<br />
Das Online-Analyse-System Typ<br />
8905 wird im <strong>Wasser</strong>werk zur<br />
kontinuierlichen Überwachung und<br />
Speicherung der wichtigsten Messparameter<br />
im Rohwasser und im behandelten<br />
<strong>Wasser</strong> vor der Abgabe<br />
an das Versorgungsnetz eingesetzt.<br />
Bürkert richtet sich mit der innovativen<br />
Technologie an Anlagenbauer<br />
und Betreiber von <strong>Wasser</strong>werken.<br />
Bei Abweichungen oder Grenzwertüberschreitungen<br />
wird das Gerät<br />
entsprechend seiner Programmierung,<br />
z. B. durch Eingriffe im Aufbereitungsprozess<br />
oder Meldungen<br />
an den verantwortlichen <strong>Wasser</strong>meister,<br />
reagieren können. So unterstützt<br />
das Analyse-System den<br />
Trinkwasseraufbereiter bei seiner<br />
täglichen Arbeit und kann durch<br />
Optimierung der Regelungen <strong>für</strong><br />
einzelne Verfahrensschritte zu einer<br />
wirtschaftlichen und sicheren Trinkwasserproduktion<br />
beitragen.<br />
Kleiner, kompakter,<br />
wirtschaftlicher<br />
Bürkert setzt bei der neuen Technologie<br />
auf Miniaturisierung und Modularisierung.<br />
Erstere wurde durch<br />
MEMS-Technologie möglich. Mikro-<br />
Elektro-Mechanische-Systeme sind<br />
miniaturisierte Bauteile, <strong>die</strong> z. B.<br />
Logikelemente und mikromechanische<br />
Strukturen in einem Chip vereinen.<br />
Die Miniaturisierung geht<br />
dabei bis zu Nanostrukturen. Die<br />
Sensor-Chips sind in sogenannte<br />
Analyse-Cubes integriert. In der<br />
Grundversion sind fünf Messparameter<br />
als eigenständige Analyse-<br />
Cubes vorgesehen: pH-Wert, Redox-<br />
Potenzial (ORP), Leitfähigkeit, freies<br />
Chlor und Trübung. Jeder Cube findet<br />
in einem Gehäuse von 7 x 7 x 4 cm<br />
Platz. Die hot-swap-fähigen Module<br />
lassen sich während des Betriebs<br />
ein- und ausstecken. Wird ein neuer<br />
Sensor in einen freien Steckplatz<br />
der Fluidik-Backplane eingesteckt,<br />
meldet sich der Sensor beim System<br />
an und stellt allen anderen Modulen<br />
im System seine Funktionen zur Verfügung.<br />
Dabei hat er selbst seine<br />
Kalibrierdaten, <strong>die</strong> zur Be<strong>die</strong>nung<br />
notwendigen Menüs sowie <strong>die</strong> Konfiguration<br />
und spezifische Funktionen<br />
gespeichert. Im Feld wird das<br />
System, bzw. <strong>die</strong> einzelnen Module,<br />
über ein 7‘‘-Touchdisplay be<strong>die</strong>nt,<br />
das im oberen Teil des Gerätes<br />
angeordnet ist. Dort sind auch alle<br />
elektronischen Module zur Steuerung<br />
und Anbindung an <strong>die</strong> technischen<br />
Prozesse enthalten. Die Be<strong>die</strong>nung<br />
des Systems ist auch durch<br />
den Anschluss eines PC via USB-<br />
Kabel möglich, wodurch zusätzliche<br />
Funktionen zur Programmierung und<br />
Konfiguration zur Verfügung stehen.<br />
Einheitliche Plattform<br />
zur Prozessüberwachung<br />
Für das Online-Analyse-System Typ<br />
8905 wird Bürkert Analyse-Cubes<br />
<strong>für</strong> weitere Messparameter entwickeln<br />
und auch auf der elektronischen<br />
Steuerungsseite kann das System<br />
dank seines modularen Designs bei<br />
Bedarf mit weiteren Funktionen<br />
und Kommunikationsmöglichkeiten<br />
ergänzt werden. Alle Analyse-<br />
Cubes sind über eine fluidische<br />
Backplane parallel an den <strong>Wasser</strong>strom<br />
angeschlossen. Somit arbeiten<br />
<strong>die</strong> fluidischen Elemente unterbrechungsfrei<br />
weiter, wenn ein<br />
Analyse-Cube gewechselt wird.<br />
Sollen mehrere Wässer analysiert<br />
oder zusätzliche Messsensoren<br />
integriert werden, können mehrere<br />
Fluidic Backplanes kaska<strong>die</strong>rt und<br />
über ein einziges Touchdisplay<br />
gesteuert werden.<br />
Bürkert Typ 8905,<br />
Online-Analyse-System.<br />
Der Ansatz der Bürkert-Ingenieure,<br />
Fragestellungen unter einem neuem<br />
Blickwinkel zu betrachten, um eine<br />
inspirierende Antwort zu finden,<br />
hat zu einer völlig neuen Technologie<br />
geführt: Der Typ 8905 integriert<br />
fünf Analyse-Systeme, <strong>die</strong> bisher oft<br />
als separate Geräte verschiedener<br />
Hersteller installiert sind, in einer<br />
kompakten und erweiterungsfähigen<br />
Plattform, <strong>die</strong> kleiner ist als eine<br />
Kiste Mineralwasser.<br />
Kontakt:<br />
Bürkert Fluid Control Systems,<br />
Bürkert Werke GmbH,<br />
Christian-Bürkert-Straße 13–17,<br />
D-74653 Ingelfingen,<br />
Tel. (07940) 10-91-111,<br />
Fax (07940) 10-91-448,<br />
E-Mail: info@buerkert.de,<br />
www.buerkert.de<br />
Mai 2014<br />
592 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>IT</strong>-<strong>Branchenlösungen</strong> | FOKUS |<br />
Mobile Überwachung von<br />
<strong>Wasser</strong>ständen: einfach,<br />
schnell und genau<br />
<strong>Wasser</strong>stände, Abflüsse und Grundwasserspiegelstände<br />
werden oft noch vor Ort direkt abgelesen, in ein Notizbuch<br />
geschrieben, später im Büro in mehreren Arbeitsschritten<br />
vali<strong>die</strong>rt und in eine Datenbank eingetragen. Dieser<br />
manuelle Prozess ist aufwendig und fehleranfällig.<br />
Die Lösung <strong>für</strong> <strong>die</strong> mobile Pegelüberwachung bietet<br />
eine neue Smartphone-App: Mobile Water Tracker. Mit einem<br />
einzigen Klick fotografiert der Anwender <strong>die</strong> Messlatte<br />
und löst Ablesung, Auswertung und Ablage in der WISKI-<br />
Datenbank aus. So wird <strong>die</strong> Überwachung einfach, schnell,<br />
preisgünstig und sehr genau.<br />
Einfache Funktionsweise<br />
Der Mobile Water Tracker ist auch von Laien leicht be<strong>die</strong>nbar<br />
und unterstützt <strong>die</strong> Techniker vor Ort. App starten, Foto<br />
aufnehmen, versenden, auswerten und speichern – ein<br />
geschlossener Prozess ohne manuelle Eingriffe. Intelligente<br />
serverbasierte Software wertet das Foto aus, lokalisiert <strong>die</strong><br />
Pegellatte anhand der übermittelten GPS-Koordinaten<br />
(oder anhand eines auf der Pegellatte angebrachten QR-<br />
Codes) und berücksichtigt Kameraausrichtung und -neigung<br />
bei der Ermittlung des Pegels mit hoher Genauigkeit. Die<br />
Pegeldaten werden inklusive Zeitstempel und Messort an<br />
WISKI weitergegeben und stehen dort <strong>für</strong> <strong>die</strong> üblichen<br />
Auswertungen und Berechnungen zur Verfügung.<br />
Kommunen in der<br />
Verantwortung<br />
Fachtagung<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
anlässlich des<br />
10-jährigen Bestehens<br />
des team orange<br />
2. und 3. Juli 2014<br />
Juliusspital Würzburg<br />
Namhafte Referenten veranschaulichen <strong>die</strong><br />
Verantwortung der Kommunen in den Bereichen<br />
Abfallwirtschaft, Daseinsvorsorge, Umwelt, Mensch<br />
und Mitarbeiter sowie Energie aus Abfall.<br />
Eine Veranstaltung in Kooperation mit<br />
mehr Informationen unter:<br />
www.forumz.de<br />
Anwendungsmöglichkeiten<br />
Durch <strong>die</strong> Integration des Mobile Water Trackers in WISKI<br />
lassen sich diverse manuelle Prozesse automatisieren, verbessern<br />
und beschleunigen, z. B.:<br />
• Ablesen von Pegelständen an beliebig vielen Pegellatten.<br />
• Hochwasser: Daten ausgefallener Messstationen werden<br />
durch ausgewertete Fotos ersetzt.<br />
• Crowd Sourcing: Bürger und Betroffene liefern Fotos zur<br />
Einschätzung der Lage vor Ort.<br />
• Schleusen, Talsperren, Wehre, Sonderbauwerke: Nach der<br />
Datenauswertung liefert<br />
<strong>die</strong> Software zeitnah Einstellungsempfehlungen,<br />
<strong>die</strong> der Techniker sofort<br />
umsetzen kann.<br />
Kontakt:<br />
KISTERS AG,<br />
Charlottenburger Allee 5,<br />
D-52068 Aachen,<br />
Tel. (0241) 9671-0,<br />
Fax (0241) 9671-555,<br />
E-Mail: info@kisters.de,<br />
www.kisters.de<br />
Mobiler Water Tracker: Pegellatte<br />
mit Handy. © KISTERS AG<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 593
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Gemeinsam <strong>für</strong> den Gewässerschutz<br />
Kooperationsvereinbarung zwischen DWA und DGL unterzeichnet<br />
Die Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. (DWA) und <strong>die</strong> deutsche Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Limnologie e. V. (DGL) arbeiten künftig enger zusammen. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung<br />
haben <strong>die</strong> Präsidenten der DWA, Bauass. Dip.-Ing. Otto Schaaf, und der DGL, Dr. Mario Sommerhäuser,<br />
am 2. April 2014 in Köln unterzeichnet.<br />
Kern der Vereinbarung ist <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />
der Vereine bei<br />
Fachveranstaltungen und Publikationen<br />
zum Thema Gewässer, wobei<br />
<strong>die</strong> Kooperation sich auf stehende<br />
Gewässer, Fließgewässer und Grundwasser<br />
bezieht. Hier sind gemeinsame<br />
Abstimmungsprozesse und<br />
gemeinsame Aktivitäten vorgesehen.<br />
Fachgremien beider Verbände<br />
können in Zukunft in Einzelfällen als<br />
gemeinsame Fachgremien geführt<br />
werden. Arbeitsergebnisse werden<br />
gemeinsam getragen und veröffentlicht.<br />
Weiter haben <strong>die</strong><br />
beiden Verbände abgesprochen,<br />
gegen seitig Vertreter in <strong>die</strong> Verbandsgremien<br />
zu entsenden. Die<br />
Vereinbarung gilt zunächst bis zum<br />
31. Dezember 2016.<br />
Die DWA setzt sich intensiv <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft ein. Als<br />
politisch und wirtschaftlich unabhängige<br />
Organisation arbeitet sie fachlich<br />
auf dem Gebiet <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong>, Abfall und Bodenschutz.<br />
In Europa ist <strong>die</strong> DWA <strong>die</strong> mitgliederstärkste<br />
Vereinigung auf <strong>die</strong>sem<br />
Gebiet und nimmt durch ihre fachliche<br />
Kompetenz bezüglich Normung,<br />
beruflicher Bildung und Information<br />
der Öffentlichkeit eine besondere<br />
Stellung ein. Die rund 14 000 Mitglieder<br />
repräsentieren <strong>die</strong> Fachleute<br />
und Führungskräfte aus Kommunen,<br />
Hochschulen, Ingenieurbüros, Behörden<br />
und Unternehmen.<br />
Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeiten<br />
liegt auf der Erarbeitung und<br />
Aktualisierung eines einheitlichen<br />
technischen Regelwerkes sowie der<br />
Mitarbeit bei der Aufstellung fachspezifischer<br />
Normen auf nationaler<br />
und internationaler Ebene. Hierzu<br />
gehören nicht nur <strong>die</strong> technischwissenschaftlichen<br />
Themen, sondern<br />
auch <strong>die</strong> wirtschaftlichen und rechtlichen<br />
Belange des Umwelt- und<br />
Gewässerschutzes.<br />
Die DGL wurde 1984 als Fachgesellschaft<br />
gegründet, um Forschung<br />
und Praxis auf dem Gebiet der Limnologie<br />
unter einem Dach zu vereinen<br />
und eine Plattform <strong>für</strong> einen regen<br />
und fördernden Austausch zu bieten.<br />
Derzeit zählt sie etwa 1100 Mitglieder.<br />
Die DGL hat zum Ziel, <strong>die</strong><br />
Beachtung der ökologischen Zusammenhänge<br />
in <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
und Gewässerschutz durchzusetzen.<br />
Sie setzt sich <strong>für</strong> lebendige<br />
Gewässer ein. Dazu fördert und<br />
unterstützt <strong>die</strong> DGL <strong>die</strong> wissenschaftliche<br />
Erforschung der Binnengewässer,<br />
<strong>die</strong> Ausbildung der Stu<strong>die</strong>renden<br />
und des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses, <strong>die</strong> Weiterbildung<br />
der Limnologen in der Berufspraxis,<br />
den Erfahrungsaustausch unter den<br />
Limnologen sowie <strong>die</strong> Ver besserung<br />
des Schutzes der Gewässer als Bestandteil<br />
der menschlichen Umwelt<br />
und um ihrer selbst willen.<br />
© Rainer Sturm/pixelio.de<br />
Die DGL veranstaltet wissenschaftliche<br />
Jahrestagungen, ferner<br />
Seminare, Workshops und Tagungen<br />
zu besonderen Themen<br />
und Fortbildungsveranstaltungen.<br />
Schwerpunkte der Veranstaltungen<br />
liegen in den Bereichen Seen und<br />
Fließgewässer als Ökosysteme,<br />
anthropogene Gewässerbelastung,<br />
Ökotoxikologie, Management von<br />
Gewässern sowie deren Untersuchung,<br />
Bewertung, ökosystemorientierte<br />
Bewirtschaftung und<br />
Schutz. Ferner erarbeitet <strong>die</strong> DGL<br />
Empfehlungen bezüglich Inhalt<br />
und Umfang der Ausbildung und<br />
Weiterbildung von Limnologen.<br />
Die DGL kooperiert mit der<br />
Internationalen Vereinigung <strong>für</strong><br />
Theoretische und Angewandte<br />
Limnologie und mit Verbänden,<br />
Institutionen, Behörden und Gremien,<br />
<strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gewässer, ihre<br />
Entwicklung und ihren Schutz<br />
tätig sind.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.dwa.de<br />
Mai 2014<br />
594 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Nanopartikel und Medikamentenrückstände im<br />
<strong>Wasser</strong> – Wie gefährlich ist <strong>die</strong>se Kombination?<br />
Forscher der Universität des Saarlandes und des KIST Europe (Korea Institute of Science and Technology)<br />
untersuchen in einer Stu<strong>die</strong>, wie gefährlich <strong>die</strong> Kombination von Arzneimitteln, Kosmetika und Nanopartikeln<br />
in Gewässern <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umwelt und den Menschen ist. Zudem möchten <strong>die</strong> Forscher mit Bioinformatikern Computermodelle<br />
erstellen, <strong>die</strong> voraussagen, wie giftig unterschiedliche Wirkstoffcocktails sind. Damit könnten<br />
Behörden oder Chemiekonzerne <strong>die</strong> Bevölkerung z. B. schneller vor möglichen Risiken warnen.<br />
Jeden Tag gelangen unzählige<br />
Reste von Arzneimitteln oder<br />
winzige Nanopartikel aus Duschgel<br />
und Zahnpasta in unser <strong>Abwasser</strong>.<br />
Die Kläranlagen sind nicht in der<br />
Lage, <strong>die</strong>se winzigen Substanzen<br />
herauszufiltern. Die Folge: Sie gelangen<br />
in Flüsse, Seen oder ins Meer<br />
– und letztlich über <strong>die</strong> Nahrungskette<br />
als Wirkstoffcocktail zum<br />
Menschen. Wie gefährlich <strong>die</strong>se<br />
Mischung <strong>für</strong> uns und <strong>die</strong> Umwelt<br />
ist, ist bislang unklar. Forscher des<br />
KIST Europe und der Saar-Uni untersuchen<br />
<strong>die</strong>s nun in einer Stu<strong>die</strong>. Ihre<br />
Arbeit hat dabei einen aktuellen<br />
Bezug: „Ab 2015 wird <strong>die</strong> Gesetzgebung<br />
<strong>für</strong> Chemikalien in der<br />
Europäischen Union neu geregelt“,<br />
erklärt Chang-Beom Park, Wissenschaftler<br />
am KIST Europe. „Ziel ist es,<br />
<strong>die</strong> Verschmutzung der Gewässer zu<br />
reduzieren beziehungsweise ganz<br />
zu verhindern.“<br />
Die Saarbrücker Wissenschaftler<br />
gehen in ihrer Arbeit der Frage<br />
nach, wie sich <strong>die</strong> Kombination<br />
unterschiedlicher Stoffe auf bestimmte<br />
<strong>Wasser</strong>organismen (Algen<br />
und kleine Krebstierchen) auswirkt.<br />
Im Fokus stehen dabei z. B. Nanopartikel<br />
wie Titan oder Rückstände<br />
von Medikamenten und Kosmetik.<br />
Seit Kurzem nutzen sie – als erste<br />
Forschergruppe im Saarland – <strong>für</strong><br />
ihre Stu<strong>die</strong> auch Zebrafische. Genauer<br />
gesagt: Sie interessieren sich<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Fischeier, an denen sie <strong>die</strong><br />
Wirkstoffcocktails testen können.<br />
„Die Schale der Eier ist sehr transparent,<br />
sodass wir schnell sehen, wie<br />
bestimmte Stoffe <strong>die</strong> Entwicklung<br />
des Embryos beeinflussen“, sagt<br />
Park weiter. „Außerdem können wir<br />
anhand der Tiere auch Rückschlüsse<br />
auf Risiken <strong>für</strong> den Menschen ziehen.“<br />
Darüber hinaus vergleichen<br />
<strong>die</strong> Wissenschaftler <strong>die</strong> Reaktion der<br />
unterschiedlichen Organismen miteinander.<br />
„Für <strong>die</strong> Algen kann eine<br />
andere Substanz giftiger sein als <strong>für</strong><br />
den Zebrafisch“, sagt Sang Hun Kim,<br />
Leiter der Abteilung „Umwelt und<br />
Biologie“ am KIST Europe.<br />
In einem weiteren Schritt möchten<br />
<strong>die</strong> Forscher zusammen mit Saarbrücker<br />
Bioinformatikern ein Computermodell<br />
erstellen. Es soll voraussagen,<br />
wie giftig <strong>die</strong> Kombination<br />
verschiedener Substanzen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Umwelt und den Menschen ist. Behörden<br />
oder Chemiekonzerne könnten<br />
es nutzen, um z. B. <strong>die</strong> Bevölkerung<br />
schneller zu warnen, wenn mehrere<br />
Giftstoffe ins <strong>Wasser</strong> gelangt sind,<br />
oder um im Vorfeld das Zusammenspiel<br />
der Stoffe vorherzusagen.<br />
„Die Saar-Uni und das KIST Europe<br />
arbeiten schon auf vielen Gebieten<br />
eng zusammen“, so Prof. Andreas<br />
Manz, Forschungsdirektor des KIST<br />
und Honorarprofessor <strong>für</strong> Mikrosysteme<br />
<strong>für</strong> Lebenswissenschaften<br />
an der Saar-Uni. „Mit <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong><br />
möchten wir <strong>die</strong> Kooperation künftig<br />
noch weiter ausbauen.“<br />
Das KIST Europe auf dem Saarbrücker<br />
Campus ist <strong>die</strong> einzige<br />
Die Saarbrücker Forscher untersuchen, wie gefährlich<br />
<strong>die</strong> Kombination von Nanopartikeln, Arzneimitteln<br />
und Kosmetik ist. Dazu nutzen sie unter<br />
anderem Fischeier (im Bild). © KIST<br />
Außenstelle des Korea Institute of<br />
Science and Technology. Die Wissenschaftler<br />
des Instituts untersuchen<br />
u. a. den Einfluss von Chemikalien<br />
und Nanomaterialien auf <strong>die</strong> Umwelt.<br />
Sie arbeiten hierzu auch eng<br />
mit Forschern der Saar-Uni und des<br />
Leibniz-Institut <strong>für</strong> Neue Materialien<br />
zusammen.<br />
Weitere Informationen:<br />
KIST Europe,<br />
Environment and Energy Center,<br />
Dr. Changbeom Park,<br />
Tel. (0681) 9382-365,<br />
E-Mail: cb.park@kist-europe.de<br />
Oliver Weiß<br />
Tel. (0681) 9382-511,<br />
E-Mail: o.weiss@kist-europe.de<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 595
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Arzneimittel in der Umwelt sind eine<br />
globale Herausforderung<br />
Hunderte Wirkstoffe und Abbauprodukte belasten Gewässer und Böden nahezu weltweit<br />
Welches Ausmaß <strong>die</strong> Umweltbelastung<br />
mit Arzneimitteln<br />
erreicht, zeigt ein Forschungsprojekt<br />
im Auftrag des Umweltbundesamtes:<br />
Spuren von mehr als 630 verschiedenen<br />
Arzneimittelwirkstoffen sowie<br />
deren Abbauprodukte lassen<br />
sich in vielen Teile der Erde nachweisen.<br />
Sie sind in Gewässern, Böden,<br />
Klärschlamm und Lebewesen<br />
zu finden. Sehr häufig kommen das<br />
Schmerzmittel und der Entzündungshemmer<br />
Diclofenac vor. Der<br />
verwendete Wirkstoff wurde bisher<br />
in Gewässern von insgesamt 50 verschiedenen<br />
Ländern gemessen. Das<br />
Umweltprogramm UNEP der Vereinten<br />
Nationen prüft jetzt, ob<br />
„Arz neimittel in der Umwelt“ ein<br />
neues wichtiges Handlungsfeld<br />
im internationalen Chemikalienprogramm<br />
SAICM werden soll. Um<br />
<strong>die</strong>s zu unterstützen, initiierten<br />
das Umweltbundesamt (UBA) und<br />
das Bundesumweltministerium am<br />
8. und 9. April 2014 einen internationalen<br />
Arzneimittel-Workshop<br />
in Genf. Thomas Holzmann, der<br />
amtierende Präsident des UBA: „Das<br />
Umweltbundesamt kann jetzt sicher<br />
belegen, dass Arzneimittelrückstände<br />
in der Umwelt weltweit<br />
ein relevantes Problem darstellen.<br />
Lösen können wir es nur global,<br />
indem wir <strong>die</strong> internationale Chemikaliensicherheit<br />
stärken. Zum<br />
Beispiel im Rahmen des internationalen<br />
Chemikalienprogramms<br />
SAICM. Mit unserem vierjährigen<br />
Forschungsprojekt, welches den<br />
internationalen Wissensstand zu<br />
Arzneimitteln in der Umwelt analysiert<br />
und transparent macht, leisten<br />
wir dazu einen Beitrag.“<br />
Hohe Konzentrationen von Arzneimittelrückständen<br />
werden nicht<br />
nur in Gewässern und Böden der<br />
Industriestaaten gemessen, sondern<br />
auch in vielen Entwicklungs-<br />
und Schwellenländern. Die ersten<br />
Ergebnisse der UBA-Stu<strong>die</strong> zeigen:<br />
bis heute wurden über 630<br />
verschiedene Arzneimittelwirkstoffe<br />
und deren Abbauprodukte weltweit<br />
in der Umwelt nachgewiesen. 17<br />
Wirkstoffe kamen in allen Regionen<br />
der Welt vor. Die meisten Daten liegen<br />
bisher zum Schmerzmittel und<br />
Entzündungshemmer Diclofenac<br />
vor. Der Wirkstoff wurde bisher in<br />
Gewässern von insgesamt 50 verschiedenen<br />
Ländern gemessen. In<br />
35 <strong>die</strong>ser Länder überstiegen Messwerte<br />
<strong>die</strong> Gewässerkonzentration<br />
von 0,1 Mikrogramm pro Liter – ein<br />
Wert, der nahe der im Laborversuch<br />
ermittelten Konzentration liegt, bei<br />
der erste Schädigungen an Fischen<br />
beobachtet wurden. Dieser Wert<br />
war auch in der Diskussion als europäische<br />
„Umweltqualitätsnorm <strong>für</strong><br />
Oberflächengewässer“. Die EU-Mitgliedsstaaten<br />
haben sich nunmehr<br />
darauf geeinigt, <strong>die</strong> Konzentration<br />
<strong>die</strong>ses Stoffes in europäischen Gewässern<br />
regelmäßig zu messen und<br />
mögliche Gegenmaßnahmen bei<br />
Überschreitung zu entwickeln. Neben<br />
dem „Blockbuster“ Diclofenac<br />
zählen zu den weltweit meist verbreiteten<br />
Wirkstoffen auch das<br />
Antiepileptikum Carbamazepin, das<br />
Schmerzmittel Ibuprofen, das Pillen-<br />
Hormon Ethinylestradiol sowie das<br />
Antibiotikum Sulfamethoxazol.<br />
In den letzten Jahren hat sich <strong>die</strong><br />
Datenlage zum Vorkommen von<br />
Arzneimitteln in der Umwelt <strong>für</strong><br />
Deutschland und <strong>die</strong> anderen Staaten<br />
der EU sowie <strong>für</strong> Nordamerika<br />
und China deutlich verbessert.<br />
Wenig war dagegen zur weltweiten<br />
Situation bekannt. Während <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> westeuropäischen Staaten zahlreiche<br />
Informationen und Veröffentlichungen<br />
vorliegen, sind es <strong>für</strong> Afrika,<br />
Lateinamerika und Osteuropa<br />
deutlich weniger. Im Besonderen<br />
gelangen Informationen zur Umweltbelastung<br />
in einigen Hauptproduktionsländern<br />
von Medikamenten<br />
wie In<strong>die</strong>n kaum an <strong>die</strong> Öffentlichkeit.<br />
Welche konkreten Maßnahmen<br />
den weltweiten Eintrag von Arzneimitteln<br />
in <strong>die</strong> Umwelt effektiv<br />
re duzieren können, diskutierten<br />
60 Expertinnen und Experten aus<br />
Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen,<br />
Politik und Wirtschaft<br />
auf einem internationalen Workshop<br />
in Genf. Das UBA-Forschungsprojekt<br />
soll dazu <strong>die</strong>nen, das Thema<br />
„Arzneimittel in der Umwelt“ im<br />
Umweltprogramm der Vereinten<br />
Nationen UNEP zu verankern, als<br />
Teil des „Strategischen Ansatz zum<br />
internationalen Chemikalienmanagement“<br />
SAICM. Wird <strong>die</strong>s angenommen,<br />
folgen konkrete, weltweite<br />
Maßnahmen.<br />
Weitere Informationen<br />
Arzneimittel in der Umwelt<br />
Humanarzneimittel gelangen hauptsächlich<br />
über das häusliche <strong>Abwasser</strong><br />
in <strong>die</strong> Umwelt. Sie werden nach<br />
der Einnahme vom Körper meist<br />
nicht vollständig abgebaut und<br />
wieder ausgeschieden. Kläranlagen<br />
können oft nicht alle Arzneimittelrückstände<br />
zurückhalten. Sind keine<br />
Kläranlagen vorhanden, gelangen<br />
<strong>die</strong> Wirkstoffe direkt ins Gewässer.<br />
Dort können sie Pflanzen und Tiere<br />
schädigen. Tierarzneimittel gelangen<br />
zum größten Teil über Gülle<br />
und Dung von behandelten Tieren<br />
in Böden und Gewässer. Über <strong>die</strong><br />
langfristige Wirkung <strong>die</strong>ser Substanzen<br />
auf <strong>die</strong> Ökosysteme liegen<br />
bisher wenige Informationen vor.<br />
Laborexperimente und Freilandversuche<br />
zeigen aber negative Effekte<br />
wie reduziertes Wachstum, Verhaltensänderungen<br />
oder verminderte<br />
Vermehrungsfähigkeit bei Lebewesen<br />
in der Umwelt.<br />
Mai 2014<br />
596 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
Als besonders umweltrelevant, weil schon in geringen<br />
Konzentrationen toxisch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umwelt und oft auch sehr<br />
langlebig, haben sich Hormone, Antiparasitika und bestimmte<br />
Schmerzmittel herausgestellt.<br />
„Strategischer Ansatz zum internationalen Chemikalienmanagement“<br />
SAICM<br />
SAICM ist ein internationales Programm <strong>für</strong> mehr<br />
Chemikalien sicherheit unter dem Dach der Vereinten Nationen.<br />
Sein Ziel ist es, bis zum Jahre 2020 negative Wirkungen<br />
von Chemikalien auf <strong>die</strong> menschliche Gesundheit und <strong>die</strong><br />
Umwelt auf das geringstmögliche Maß zu mindern.<br />
Forschungsprojekt<br />
Das Forschungsprojekt „Global Relevance of Pharmaceuticals<br />
in the Environment “ wird vom IWW Rheinisch-Westfälisches<br />
Institut <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong> aus Mülheim an der Ruhr und adelphi<br />
consult GmbH Berlin im Auftrag des Umweltbundesamtes<br />
durchgeführt. Dabei wird der aktuelle Stand des Wissens zum<br />
weltweiten Vorkommen von Arzneimitteln in der Umwelt<br />
systematisch analysiert. Das IWW wertete über 1000 wissenschaftliche<br />
Publikationen und andere Quellen von mehr als<br />
70 verschiedenen Ländern aus. Darüber hinaus führte es Interviews<br />
mit Fachleuten aus verschiedenen Ländern durch.<br />
Eine erste Zusammenfassung <strong>die</strong>ser Daten ist nach Regionen<br />
unterteilt auf der Projekt website dargestellt. Das Forschungsprojekt<br />
startete in 2012 und läuft noch bis Mitte 2015.<br />
Jetzt bestellen!<br />
Das führende Fachorgan<br />
<strong>für</strong> das <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>fach<br />
Mit der technisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> informieren Sie sich gezielt zu<br />
allen wichtigen Fragen rund um <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong> versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong> behandlung.<br />
Jedes zweite Heft mit Sonderteil R+S - Recht und Steuern<br />
im Gas und <strong>Wasser</strong>fach.<br />
Wählen Sie einfach das Bezugsangebot, das Ihnen zusagt:<br />
als Heft, ePaper oder Heft + ePaper!<br />
Links:<br />
Detaillierte Informationen zum Workshop „Pharmeceuticals in the Environment<br />
as a new emerging issue under SAICM“ sowie <strong>die</strong> ersten Teilergebnisse<br />
des Forschungsprojektes „Global Relevance of Pharmaceuticals in the Environment“<br />
unter: http://www.pharmaceuticals-in-the-environment.org<br />
Zusammenstellung von Monitoringdaten zu Umweltkonzentrationen von<br />
Arzneimitteln in Deutschland und Europa:<br />
http://www.uba.de/uba-info-me<strong>die</strong>n/4188.html<br />
Informationen zu SAICM: http://www.saicm.org/<br />
Hintergrundpapier „Arzneimittel in der Umwelt - vermeiden, reduzieren,<br />
überwachen“: http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/<br />
arzneimittel-in-der-umwelt-vermeiden-reduzieren<br />
© Klicker/pixelio.de<br />
<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 597
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Grundwasser schützen und nützen<br />
6. Bochumer Grundwassertag an der Ruhr-Universität Bochum<br />
Tief unterm Westen ist einiges los: Im Ruhrgebiet könnte es Pumpspeicherwerke unter Tage geben und <strong>die</strong> Bauarbeiten<br />
des Emscherkanals könnten gefährliche Sulfatbelastungen verursachen. Unter anderem über <strong>die</strong>se<br />
Themen diskutierten Experten auf dem 6. Bochumer Grundwassertag an der Ruhr-Universität. Anlässlich des<br />
Weltwassertags organisiert ein Team des RUB-Lehrstuhls <strong>für</strong> Angewandte Geologie alle zwei Jahre das Treffen.<br />
Die Hydrogeologen informierten außerdem über das deutsche Nord-Süd-Gefälle von Uran im Grundwasser<br />
und neue Messmethoden von Schadstoffbelastungen.<br />
Neue Schadstoffe:<br />
Uran im Grundwasser<br />
Ein Grenzwert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Konzentration<br />
von Uran im Trinkwasser<br />
wurde erstmals 2011 festgelegt. In<br />
einigen Regionen Deutschlands,<br />
vor allem im Süden des Landes,<br />
überschreiten <strong>die</strong> Urangehalte<br />
teilweise <strong>die</strong>sen Grenzwert von<br />
10 µg/L. Das entspricht zehn Teilen<br />
Uran auf eine Milliarde Teile <strong>Wasser</strong>.<br />
Dr. Andre Banning untersucht<br />
<strong>die</strong> Herkunft des Urans sowie <strong>die</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Lösung verantwortlichen<br />
Prozesse. Bei Stu<strong>die</strong>n in Franken<br />
und im südlichen Bayern konnte<br />
er natürliche Uran-Quellen ausmachen.<br />
Die großräumige Uran-<br />
Verteilung in Deutschland ist im<br />
Zusammenhang mit seiner geo logischen<br />
Entwicklungsgeschichte<br />
zu sehen.<br />
Neues Konzept: Pumpspeicherwerke<br />
unter Tage<br />
Der Bergbau im Ruhrgebiet und<br />
regenerative Energien – das muss<br />
kein Gegensatz sein. RUB-Geologen<br />
um Prof. Dr. Stefan Wohnlich<br />
prüfen, zusammen mit der Uni<br />
Essen-Duisburg, ein Konzept, das<br />
vorsieht, ehemalige Schächte,<br />
Flöze und Stollen als Pumpspeicherwerke<br />
im offenen System zu<br />
nutzen. Die Idee: Fällt überschüssige<br />
alternative Energie an, pumpt<br />
man mit ihr <strong>Wasser</strong> aus den Stollen.<br />
Bei Energiebedarf lässt man<br />
das <strong>Wasser</strong> über Turbinen zurücklaufen<br />
und gewinnt <strong>die</strong> Energie so<br />
zurück. Um abzuschätzen, ob <strong>die</strong>ses<br />
Konzept realisierbar ist, entwickeln<br />
<strong>die</strong> Forscher derzeit ein neues Messprogramm.<br />
Damit testen sie <strong>die</strong><br />
<strong>Wasser</strong>räume unter Tage im Hinblick<br />
auf Füllmenge, Strömungen,<br />
chemische Zusammensetzung und<br />
Temperaturverteilung.<br />
Neue Messmethode:<br />
Schadstoffe im Grundwasser<br />
besser vorhersagen<br />
Um <strong>die</strong> Transportwege von Schadstoffen<br />
im Untergrund besser<br />
vorherzusagen, arbeitet Jun.-Prof.<br />
Andreas Englert mit seinem Team<br />
vom Lehrstuhl <strong>für</strong> Angewandte<br />
Geologie am experimentellen<br />
Hochskalieren. Dabei untersuchen<br />
sie zunächst Fließprozesse in<br />
kleinen Gesteinseinheiten und<br />
vergrößern <strong>die</strong>se Einheiten dann<br />
allmählich. Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />
Verfahren können sie<br />
mit <strong>die</strong>ser Methode <strong>die</strong> Transporteigenschaften<br />
des Untergrundes<br />
genauer bestimmen. Das ist besonders<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Vorhersage von<br />
Grundwasserströmen und dem<br />
Transport im Grundwasser von<br />
Interesse. Durch <strong>die</strong> Ergebnisse<br />
des neu entwickelten Verfahrens<br />
können Computersimulationen mit<br />
genaueren Daten versorgt werden.<br />
© Ruhruniversität Bochum<br />
Neue Problematik: gefährliche<br />
Sulfatbelastungen bei<br />
Bau des Emscherkanals<br />
Beim Bau des <strong>Abwasser</strong>kanals der Emscher,<br />
dem Emscherkanal, werden riesige<br />
Erdmassen ausgehoben. Dieser<br />
Emschermergel verursacht im Grundwasser<br />
eine große Menge des Schadstoffes<br />
Sulfat. Das natürlich vorkommende<br />
Mineral Pyrit im Emschermergel<br />
reagiert bei Luft kontakt zu<br />
Sulfat und Säure. Nach umfangreichen<br />
Untersuchungen konnten Prof.<br />
Dr. Frank Wisotzky und sein Team<br />
feststellen, dass <strong>die</strong> Säure durch<br />
natürliche Prozesse neutralisiert wird.<br />
Nähere Informationen zu den<br />
Forschungsthemen der vier RUB-<br />
Hydrogeologen unter: http://aktuell.ruhr-uni-bochum.de/pm2014/<br />
pm00040.html.de<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. Dr. Frank Wisotzky,<br />
Lehrstuhl Angewandte Geologie/Hydrogeologie,<br />
Fakultät <strong>für</strong> Geowissenschaften der<br />
Ruhr-Universität Bochum,<br />
Universitätsstraße 150, D-44801 Bochum,<br />
Tel. 02349 32-23967,<br />
E-Mail: frank.wisotzky@rub.de<br />
Mai 2014<br />
598 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Zuverlässige Grundstücksentwässerung<br />
schützt Werte<br />
RAL Gütezeichen <strong>für</strong> sichere und umweltverträgliche Leistungen<br />
Undichte <strong>Abwasser</strong>systeme können Boden und Grundwasser verunreinigen und im schlimmsten Fall <strong>die</strong><br />
Trinkwassergewinnung gefährden. Normative Grundlagen und das <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz verpflichten aus<br />
<strong>die</strong>sem Grund Hauseigentümer dazu, in einem bestimmten Zeitraum <strong>die</strong> Dichtigkeit ihrer Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
überprüfen zu lassen. Bei <strong>die</strong>ser Überprüfung ist vor allem Zuverlässigkeit und Sachkunde<br />
gefragt. Hauseigentümer, <strong>die</strong> sich bei der Suche nach einem Dienstleister am RAL Gütezeichen Grundstücksentwässerung<br />
orientieren, können sicher sein, dass <strong>die</strong> Arbeiten von kompetentem Personal und mit hochwertiger<br />
Technik ausgeführt werden. Der Geltungsbereich der RAL Gütesicherung wurde jetzt auf <strong>die</strong> Generalinspektion<br />
von Abscheideanlagen und <strong>die</strong> Sanierung von <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen erweitert.<br />
Fachfirmen, <strong>die</strong> berechtigt sind,<br />
<strong>für</strong> ihre Leistungen das RAL<br />
Gütezeichen Grundstücksentwässerung<br />
zu benutzen, haben sich verpflichtet,<br />
<strong>die</strong> Umweltverträglichkeit<br />
von Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
zu verbessern und damit<br />
Verunreinigungen von Grundwasser,<br />
Gewässer und Boden entgegenzuwirken.<br />
Sie wollen damit einen Beitrag<br />
zum Umweltschutz leisten und zugleich<br />
Hauseigentümern dabei helfen,<br />
den Vermögenswert ihrer Immobilie<br />
zu erhalten und zu schützen. Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Verleihung des<br />
RAL Gütezeichens ist <strong>die</strong> Einhaltung<br />
strenger Güte- und Prüfbestimmungen.<br />
Sie gelten insbesondere <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Erfahrung und Zuverlässigkeit des<br />
Personals, <strong>die</strong> Ausstattung der<br />
Betriebseinrichtungen und den<br />
technischen Stand der Geräte aber<br />
auch <strong>für</strong> eine stetig neutral durchgeführte<br />
Kontrolle der Leistungen<br />
auf der Baustelle.<br />
Informationen zur RAL Gütesicherung<br />
Für <strong>die</strong> Anerkennung und Vergabe von RAL Gütezeichen ist seit 1925<br />
RAL Deutsches Institut <strong>für</strong> Gütesicherung und Kennzeichnung im Produkt-<br />
und Dienstleistungsbereich zuständig. Die zuverlässige Einhaltung<br />
des hohen Qualitätsanspruchs wird durch ein dichtes Netz stetiger<br />
Eigen- und Fremdüberwachung gesichert, dem sich <strong>die</strong> Hersteller und<br />
Anbieter freiwillig unterwerfen. Als objektive und interessensneutrale<br />
Kennzeichnung werden RAL Gütezeichen den wachsenden Ansprüchen<br />
der Verbraucher gerecht und stehen <strong>für</strong> deren Schutz. Zurzeit gibt es<br />
über 130 Gütegemeinschaften mit über 160 RAL Gütezeichen.<br />
Höchste Qualität vom Neubau<br />
bis zur Sanierung<br />
Das RAL Gütezeichen Grundstücksentwässerung<br />
wird <strong>für</strong> <strong>die</strong> Herstellung,<br />
den baulichen Unterhalt,<br />
<strong>die</strong> Sanierung und <strong>die</strong> Prüfung von<br />
Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
verliehen. Es umfasst Kleinkläranlagen<br />
ebenso wie <strong>Abwasser</strong>sammelgruben,<br />
<strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
und -kanäle, Fettabscheideanlagen,<br />
Leichtflüssigkeitsabscheideanlagen<br />
und nunmehr auch Abscheideanlagen<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen.<br />
Betriebe, <strong>die</strong> das RAL Gütezeichen<br />
benutzen, stellen sicher,<br />
dass Schmutz und Regenwasser<br />
in <strong>die</strong>sen Bereichen zuverlässig<br />
entsorgt werden.<br />
Weitere Informationen:<br />
Gütegemeinschaft<br />
Grundstücksentwässerung e. V.,<br />
Dirk Bellinghausen,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-0, Fax (02242) 872-135,<br />
E-Mail: bellinghausen@gs-ge.de, www.gs-ge.de<br />
Fachfirmen, <strong>die</strong> Leistungen mit dem RAL Gütezeichen<br />
Grundstücksentwässerung anbieten, schützen Hauseigentümer<br />
zuverlässig vor Schäden durch Verunreinigungen<br />
von Boden und Grundwasser. © kid_a, fotolia.com<br />
RAL Gütezeichen<br />
Grundstücksentwässerung.<br />
© RAL<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 599
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Kommunale Unternehmen wichtiger Partner<br />
bei der Koordination<br />
VKU zur Verabschiedung der Richtlinie zum schnellen Breitbandausbau<br />
Das Europäische Parlament hat<br />
eine Richtlinie über Maßnahmen<br />
zur Kostenreduzierung beim Ausbau<br />
von Hochgeschwindigkeitsnetzen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> elektronische Kommunikation<br />
verabschiedet. Dazu Hans-<br />
Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer<br />
des Verbandes kommunaler Unternehmen<br />
(VKU): „Wir begrüßen, dass<br />
<strong>die</strong> Gesetzgeber Trinkwasserleitungen<br />
vom Anwendungsbereich ausgeschlossen<br />
haben. Eine unmittelbare<br />
Mitnutzung von Trinkwasserleitungen<br />
ist ein potenzielles Risiko<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Sicherheit und Integrität der<br />
Netze, da sie hier<strong>für</strong> nicht ausgelegt<br />
sind.“ Eine verpflichtende Mitnutzung<br />
hätte im Widerspruch zur<br />
europäischen Trinkwasserrichtlinie<br />
gestanden, <strong>die</strong> bestimmte Mindestanforderungen<br />
an <strong>die</strong> Qualität der<br />
Stoffe und Materialien stellt, <strong>die</strong> in<br />
Kontakt mit <strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> den menschlichen<br />
Gebrauch treten.<br />
Reck: „Erfreulich ist auch, dass<br />
EU-Parlament und Ministerrat unserer<br />
Forderung nachgekommen ist, <strong>die</strong><br />
ursprünglich als Verordnung vorgesehenen<br />
Regelungen in das Rechtsinstrument<br />
einer Richtlinie zu ändern.<br />
Damit bleibt den Mitgliedsstaaten<br />
genügend Handlungsspielraum in<br />
der Umsetzung, zumal der Breitbandausbau<br />
in der EU höchst unterschiedlich<br />
weit vorangeschritten ist.<br />
Die Breitbandversorgung wird im<br />
Koalitionsvertrag der Bundesregierung<br />
als kommunikative Daseinsvorsorge<br />
bezeichnet und ist daher ein<br />
© VKU/regentaucher.com<br />
natürliches Betätigungsfeld kommunaler<br />
Unternehmen. Derzeit engagieren<br />
sich rund 150 von 1 400 VKU-<br />
Mitgliedern beim Breitbandausbau<br />
in der Fläche. Bis 2011 investierten<br />
<strong>die</strong>se Unternehmen bereits in 10 000<br />
km Glasfasernetz, Tendenz steigend:<br />
Hintergrund<br />
Die EU hat sich ambitionierte Ziele <strong>für</strong> den Breitbandausbau gesetzt. Ziel ist es, bis 2020 mindestens<br />
30 MBit/s <strong>für</strong> alle Internetnutzer und 100 MBit/s <strong>für</strong> 50 % der Internetnutzer zur Verfügung zu stellen. Die<br />
europäischen Zielsetzungen sind Teil der sogenannten Digitalen Agenda der Europäischen Kommission<br />
und damit Bestandteil der Europa-2020-Strategie. Bei der Erreichung <strong>die</strong>ser Ziele misst <strong>die</strong> EU der lokalen<br />
und regionalen Ebene – und hier gerade den öffentlichen Einrichtungen – eine besondere Bedeutung bei.<br />
Die Europäische Kommission hatte im März 2013 einen Verordnungsvorschlag „über Maßnahmen zur<br />
Reduzierung der Kosten des Ausbaus von Hochgeschwindigkeitsnetzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> elektronische Kommunikation“<br />
vorgelegt. Damit sollen <strong>die</strong> Betreiber netzgebundener Infrastruktur eine Mitnutzung ihrer Netze<br />
zum Zwecke des Breitbandausbaus zulassen und eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Planung und<br />
Durchführung von Bauarbeiten praktizieren.<br />
Mai 2014<br />
600 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Bis zum Jahr 2015 könnte das Netz<br />
insgesamt auf knapp 35 000 km<br />
erweitert werden, was eine Breitbandversorgung<br />
<strong>für</strong> 1 Mio. Haushalte<br />
bedeutet.“<br />
Ein Großteil des Breitbandausbaus<br />
kommunaler Unternehmen erfolgt<br />
dabei als besonders zukunftssichere<br />
und leistungsfähige Glasfaseranbindung<br />
bis in <strong>die</strong> Gebäude,<br />
sogenannte FTTH/B-Infrastrukturen.<br />
„Gerade im ländlichen Raum ist ein<br />
Ausbau der Breitbandversorgung in<br />
einem absehbaren Zeitraum ohne<br />
kommunalen Ver- und Entsorgungsunternehmen<br />
nicht darstellbar“, sagt<br />
Reck. Die Nutzung der kommunalen<br />
Infrastruktur ist gerade im ländlichen<br />
Raum interessant, da sich hier<strong>für</strong> in<br />
aller Regel kommunale Unternehmen<br />
verantwortlich zeichnen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Steigerung der Standortattraktivität<br />
oberste Priorität genießt. Während<br />
Kabelkanäle direkt genutzt werden<br />
können, besteht <strong>die</strong> Möglichkeit, bei<br />
Neuverlegungen oder Revisionsbauten<br />
bei der Strom-, Gas- oder Trinkwasserversorgung<br />
entsprechende<br />
Leerrohre bzw. Breitbandnetze mitzuverlegen.<br />
„Dabei muss aber <strong>die</strong><br />
Einschätzung und Koordinierung, ob<br />
andere Versorgungsinfrastrukturen<br />
einen Beitrag zum Breitbandausbau<br />
liefern können, vor Ort in den Kommunen<br />
stattfinden“, fordert Reck.<br />
„Eine verpflichtende Mitverlegung,<br />
wie sie ursprünglich von der EU-<br />
Kommission vorgesehen war, ist<br />
hier nicht zielführend.“<br />
Für <strong>die</strong> Umsetzung in Deutschland<br />
ist nun eine enge Einbindung<br />
der Kommunen und ihrer Unternehmen<br />
angezeigt, so Reck. „Die Diskussionen<br />
innerhalb der Netzallianz von<br />
Minister Dobrindt sowie im Deutschen<br />
Bundestag müssen in engem<br />
Schulterschluss mit dem VKU und<br />
seinen Unternehmen erfolgen, um<br />
eine sinnvolle Vorgehensweise und<br />
damit einen umfassenden Breitbandausbau<br />
zu gewährleisten.“<br />
Weitere Informationen:<br />
www.vku.de<br />
Energieeffizienz in der <strong>Wasser</strong>versorgung Leitziel<br />
der Branche in Deutschland<br />
Hauptgeschäftsführer Dr. Walter<br />
Thielen, DVGW, Bonn, erklärte<br />
anlässlich des <strong>Wasser</strong>tages am<br />
22. März 2014: „Die Erwartungen<br />
an <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>branche sind hoch:<br />
Einsparpoten ziale im Energieverbrauch,<br />
eine möglichst energieeffiziente<br />
Bereitstellung des Trinkwassers<br />
sowie nennenswerte Beiträge<br />
zur CO 2 - Verminderung. Der<br />
Verein steht dabei <strong>für</strong> einen<br />
verantwortungs vollen Umgang mit<br />
den Wechselwirkungen zwischen<br />
<strong>Wasser</strong> und Energie. Als Innovationsmotor<br />
der praxisbezogenen<br />
<strong>Wasser</strong>forschung in Deutschland<br />
unterstützen wir ausdrücklich das<br />
Ziel der Vereinten Nationen, auch<br />
<strong>für</strong> künftige Gene rationen eine<br />
sichere, verlässliche sowie gleichermaßen<br />
energie effiziente und energiesparsame<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung zu<br />
garantieren.“<br />
Der Weltwassertag stand in <strong>die</strong>sem<br />
Jahr unter dem Motto „<strong>Wasser</strong><br />
und Energie“. Damit wollen <strong>die</strong><br />
Vereinten Nationen auf <strong>die</strong> vielfältigen<br />
Zusammenhänge und Wechselwirkungen<br />
zwischen beiden Ressourcen<br />
aufmerksam machen und<br />
<strong>für</strong> deren Berücksichtigung in<br />
wasser- und energiepolitischen<br />
Strategien werben. In der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
spielt Energie in allen<br />
Prozessen eine zentrale Rolle: Von<br />
der Gewinnung des Roh wassers<br />
über <strong>die</strong> Aufbereitung zu Trinkwasser<br />
bis hin zu Speicherung,<br />
Transport und Verteilung an Haushalte,<br />
Gewerbe und Industrie.<br />
Obwohl <strong>die</strong> öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
lediglich einen Bruchteil<br />
des gesamten Primärenergiebedarfs<br />
in Deutschland benötigt,<br />
strebt <strong>die</strong> Branche stets nach<br />
weiteren Effizienzsteigerungen, mit<br />
denen ein Beitrag zur Energieeinsparung<br />
geleistet werden kann.<br />
Um Potenziale zur Verbesserung<br />
der Energieeffizienz und Energieeinsparung<br />
der Anlagen und Prozesse<br />
im Versorgungssystem zu<br />
identifizieren, hat der DVGW zuletzt<br />
praxisbezogene Handlungsempfehlungen<br />
herausgegeben. In weiteren<br />
Forschungsprojekten und Modellvorhaben<br />
werden innovative Technologien<br />
entwickelt und erprobt.<br />
Dies betrifft insbesondere den<br />
Einsatz energieeffizienter Pumpentechnologien<br />
ebenso wie den optimierten<br />
Anlagenbetrieb entlang<br />
der gesamten Prozesskette. Die in<br />
den Fachgremien des DVGW erstellten<br />
und aktuell überarbeiteten<br />
Technischen Regeln runden <strong>die</strong><br />
Leitlinien zur Energieeffizienz und<br />
Energieeinsparung in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
ab.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.dvgw.de<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 601
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Frisches <strong>Wasser</strong> aus 90 Metern Tiefe<br />
Stadtwerke Schwabach errichten neuen Tiefbrunnen im Schwabachgrund<br />
Im kommenden Jahr sind es 300<br />
Jahre, <strong>die</strong> Schwabach auf eine systematische<br />
Versorgung mit frischem<br />
Trinkwasser zurückblicken kann.<br />
Initiator war Karl Wilhelm Friedrich<br />
von Brandenburg-Ansbach, der damals<br />
regierende Markgraf. Er ließ<br />
<strong>die</strong> Friedrichsquelle nahe Oberreichenbach<br />
einfassen, um sein<br />
Schloss zu versorgen. Gleichzeitig<br />
baute er eine 4 km lange Holzrohrleitung,<br />
um das <strong>Wasser</strong> nach Schwabach<br />
zum Marktplatz zu führen. Hier<br />
ließ er den Schönen Brunnen errichten.<br />
Heute ist es <strong>für</strong> <strong>die</strong> meisten von<br />
uns selbstverständlich, dass bestes<br />
Trinkwasser zu jeder Zeit aus dem<br />
Hahn fließt, sobald wir ihn öffnen.<br />
Wie hoch der Aufwand ist, den <strong>die</strong><br />
Stadtwerke Schwabach da<strong>für</strong> betreiben,<br />
ist dagegen weniger bekannt.<br />
Baumaßnahmen laufen an<br />
Um <strong>die</strong> Versorgung in Schwabach zu<br />
sichern, investieren <strong>die</strong> Stadtwerke<br />
kontinuierlich in <strong>die</strong> Qualität der Anlagen<br />
und Netze. In <strong>die</strong>sem Jahr sind<br />
mehr als 2,3 Mio. eingeplant. Neben<br />
umfangreichen Sanierungen an<br />
Brunnenanlagen wird aktuell im<br />
Schwabachgrund unterhalb der<br />
Talstraße ein neuer Tiefbrunnen<br />
gebaut. Allein da<strong>für</strong> belaufen sich<br />
<strong>die</strong> Kosten auf rund 400 000 €. Bislang<br />
wird das Grundwasser in <strong>die</strong>ser<br />
Gegend aus drei Brunnen gefördert<br />
und anschließend als Trinkwasser ins<br />
Versorgungsnetz eingespeist. Brunnen<br />
1a wurde im Januar rund erneuert,<br />
Brunnen 2 kommt 2015 an <strong>die</strong><br />
Reihe – Brunnen 7, ein nur 25 Meter<br />
tiefer Flachbrunnen, wird dagegen<br />
nicht saniert, sondern zurückgebaut.<br />
Als Ersatz wird in direkter Nachbarschaft<br />
ein neuer, 90 m tiefer Brunnen<br />
gebohrt. Wenn der neue Brunnen<br />
mit der Nummer 14 fertig ist, wird in<br />
<strong>die</strong>sem Bereich das Grundwasser<br />
einheitlich aus der gleichen, tiefen<br />
Bodenschicht gefördert.<br />
Innovative Technik<br />
Stadtwerke-Geschäftsführer Winfried<br />
Klinger dankte bei dem symbolischen<br />
Spatenstich allen beteiligten<br />
Mitarbeitern und Genehmigungsbehörden.<br />
„Die Versorgung der<br />
Schwabacher mit bestem Trinkwasser<br />
ist ein elementarer Bestandteil<br />
unserer Daseins<strong>für</strong>sorge. Wir fördern<br />
rund 2 Mio. m 3 <strong>Wasser</strong> – alles<br />
aus eigenen Anlagen. Insgesamt<br />
sind das 13 Tiefbrunnen und drei<br />
Quellen. Mit dem neuen Brunnen<br />
14 ist <strong>die</strong> Versorgungssicherheit<br />
auch langfristig sichergestellt.“<br />
Was den Brunnen auszeichnen<br />
wird, ist <strong>die</strong> innovative Glaskugel-<br />
Technik: Statt der bislang üblichen<br />
Kiesaufschüttung werden aus Quarz<br />
hergestellte Murmeln den Raum<br />
zwischen Brunnenrohr und -wand<br />
auffüllen und das Grundwasser<br />
filtern. „Wir gehen davon aus, dass<br />
der neue Brunnen in etwa drei bis<br />
vier Monaten fertig ist und ans Netz<br />
gehen kann“, sagt Klaus Krauß,<br />
Betriebsleiter Netz Gas, <strong>Wasser</strong> bei<br />
den Stadtwerken Schwabach.<br />
Strenge Qualitätskontrollen<br />
Bevor das <strong>Wasser</strong> aus dem neuen<br />
Tiefbrunnen aus den Schwabacher<br />
Hähnen fließt, muss es eine Qualitätskontrolle<br />
durchlaufen. Nur,<br />
wenn das <strong>Wasser</strong> aus dem neuen<br />
Brunnen den strengen Richtlinien<br />
der Trinkwasserverordnung entspricht,<br />
wird der Brunnen an das<br />
Versorgungsnetz der Stadtwerke<br />
Schwabach GmbH angeschlossen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.stadtwerke-schwabach.de<br />
Brunnen 7 wird zurück gebaut. Das Gebäude über<br />
dem Flachbrunnen wurde bereits aufgesägt – jetzt<br />
kann der 25 m tiefe Brunnen abgedichtet werden.<br />
Symbolischer Spatenstich im Schwabachgrund: Stadtwerke-Geschäftsführer<br />
Winfried Klinger (5.v.l.) und Betriebsleiter Klaus Krauß (2.v.l.)<br />
wünschten Frank Herrmann (3.v.r.) und „Joe“ Petkovic (l.) von der Ochs<br />
Bohrgesellschaft mbH eine unfallfreie Bauzeit. Mit am Spaten v.l.: Udo<br />
Kleeberger (<strong>Wasser</strong>wirtschaftsamt), Dr. Fritz Oberparleiter (Gesundheitsamt<br />
Roth-Schwabach), Diplom-Geologe Dr. Werner Reiländer, Stadtrechtsrat<br />
Knut Engelbrecht und Markus Bau meister (Leiter Umweltschutzamt).<br />
© Alle Abbildungen: Stadtwerke Schwabach GmbH<br />
Mai 2014<br />
602 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Klärwerk<br />
Radevormwald.<br />
© Wupperverband<br />
Kläranlagen als Energiespeicher im Bergischen Land<br />
Forschungsprojekt auf der Kläranlage Radevormwald<br />
Das<br />
Verbundforschungsprojekt<br />
„<strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />
als Regelbaustein in intelligenten<br />
Verteilnetzen mit erneuerbarer<br />
Energieerzeugung“, kurz ARRIVEE,<br />
widmet sich in den kommenden<br />
drei Jahren dem hochaktuellen Thema<br />
der effizienten Nutzung erneuerbarer<br />
Energien. Am Beispiel der<br />
Kläranlage Radevormwald wollen<br />
<strong>die</strong> Stadtwerke Radevormwald, der<br />
Wupperverband und <strong>die</strong> Bergische<br />
Universität Wuppertal Kläranlagen<br />
mit Schlammfaulung in ein optimiertes<br />
Regelenergie- und Speicherkonzept<br />
integrieren. Zusätzlich werden<br />
weitere innovative Verfahren wie<br />
Elektrolyse oder Druckspeicherung<br />
zur Speicherung überschüssiger<br />
Energien erprobt. Das interdisziplinär<br />
ausgerichtete Vorhaben wird<br />
vom Bundesforschungsministerium<br />
mit 2,5 Mio. € gefördert.<br />
Speicherung von Energie als<br />
Herausforderung<br />
Das Projekt soll insgesamt dazu<br />
beitragen, dass Kommunen <strong>die</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
energieeffizient<br />
anbieten können und gleichzeitig<br />
einen wichtigen Beitrag zum Gelingen<br />
der Energiewende mit der Umstellung<br />
auf erneuerbare Energien<br />
leisten. „Für das zu erarbeitende<br />
Konzept wird ein erhebliches Marktpotenzial<br />
zur Anwendung auf Kläranlagen<br />
gesehen, das in einer nachfolgenden<br />
Projektphase auch zu<br />
einer kommerziellen Vermarktung<br />
geführt werden kann“, sagen Dr.<br />
Volker Erbe und Dipl.-Ing. Dirk Salomon<br />
vom Wupperverband.<br />
Die Betrachtungen zu den Auswirkungen<br />
der optimierten Regelenergie-<br />
und Speicherkonzepte auf<br />
<strong>die</strong> vorgelagerten Verteilungsnetze<br />
unter Berücksichtigung der Anforderungen<br />
der Energiewende liegen<br />
dabei in den Händen von<br />
Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek und<br />
Dipl.-Ing. Hans-Henning Thies vom<br />
Lehr- und Forschungsgebiet Elektrische<br />
Energieversorgungstechnik der<br />
Bergischen Universität Wuppertal.<br />
Prof. Zdrallek: „Die fehlenden Speicher<br />
sind – neben dem Netzausbau<br />
– das zweite, große technische<br />
Problem, welches wir im Rahmen<br />
der Energiewende „knacken“ müssen,<br />
wenn wir wirklich zu einer erst<br />
mehrheitlich und später vollständig<br />
regenerativen Energieversorgung<br />
kommen wollen. Das in Kläranlagen<br />
kontinuierlich entstehende Faulgas<br />
stellt hier eine hervorragende, indirekte<br />
Speichermöglichkeit <strong>für</strong> regenerativen<br />
Strom dar. Diese soll im<br />
Rahmen des Forschungsprojekts<br />
nun erstmals genutzt werden.“<br />
Weitere Projektpartner neben<br />
den Stadtwerken Radevormwald,<br />
dem Wupperverband und der<br />
Bergischen Universität sind <strong>die</strong><br />
Technische Universität Kaiserslautern<br />
als Verbundkoordinator,<br />
<strong>die</strong> Wupperverbandsgesellschaft <strong>für</strong><br />
integrale <strong>Wasser</strong>wirtschaft (WiW)<br />
mbH, das Leibniz-Institut <strong>für</strong> Regionalentwicklung<br />
und Strukturplanung<br />
(Erkner), <strong>die</strong> <strong>IT</strong>B gGmbH – Transferstelle<br />
Bingen sowie <strong>die</strong> iGas GmbH<br />
(Solingen).<br />
Weitere Informationen:<br />
www.wupperverband.de<br />
www.fluggs.de<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 603
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Effizienter Betrieb von Kläranlagen<br />
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gibt den Startschuss <strong>für</strong> ein wegweisendes Projekt. Da<strong>für</strong> ent wickelt<br />
das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) ausgeklügelte Messsonden. Neben dem HZDR und der TU<br />
Dortmund beteiligen sich auch drei Industriepartner an dem Projekt. Ziel ist, <strong>die</strong> Mikroben der biologischen Reinigungsstufen<br />
effizienter mit Sauerstoff zu versorgen. Das beschleunigt den Reinigungs vorgang und spart Energie.<br />
Wie Spielzeug-U-Boote treiben <strong>die</strong><br />
Sensoren des Helmholtz-Zentrums<br />
Dresden-Rossendorf (HZDR)<br />
durch <strong>die</strong> trübe Brühe. Alle zwanzig<br />
Sekunden messen sie den Umgebungsdruck,<br />
<strong>die</strong> Temperatur und<br />
über einen Beschleunigungssensor,<br />
mit welcher Stärke und in welche<br />
Richtung sie von der Strömung im<br />
Becken des Klärwerks hin- und hergerissen<br />
werden. Aus den Daten<br />
können <strong>die</strong> Wissenschaftler schließen,<br />
wie gut das <strong>Abwasser</strong> vermischt<br />
ist und <strong>die</strong> darin enthaltenen<br />
Bakterien mit Sauerstoff versorgt<br />
werden. In einem von der DBU<br />
geförderten Pilotprojekt soll <strong>die</strong>ses<br />
pfiffige Messverfahren nun erstmals<br />
an bestehenden Kläranlagen eingesetzt<br />
werden.<br />
In sogenannten Belebtschlammbecken<br />
verdauen Mikroben <strong>die</strong><br />
Mit der ultraschnellen Röntgentomographie können im<br />
HZDR Strömungsgemische aus <strong>Wasser</strong> und Gas mit hoher<br />
Auflösung bildlich dargestellt werden. © Rainer Weisflog<br />
organischen Abfälle unserer Abwässer.<br />
Da<strong>für</strong> benötigen sie Sauerstoff.<br />
Deswegen pressen <strong>die</strong> Klärwerksbetreiber<br />
Luft von unten in den<br />
Schlamm und verquirlen das Ganze.<br />
Das braucht viel Energie. Auch aus<br />
<strong>die</strong>sem Grund zählt <strong>die</strong> kommunale<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung zu einem der<br />
größten Energiefresser in den Kommunen.<br />
Weltweit werden ungefähr<br />
8 % des jährlichen Strombedarfs<br />
<strong>für</strong> Transport und Behandlung von<br />
<strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong> benötigt,<br />
schätzt beispielsweise <strong>die</strong> UN. Wegen<br />
des wachsenden Kostendrucks<br />
sind <strong>die</strong> Gemeinden daher bemüht,<br />
hier deutlich besser zu werden.<br />
Doch wie genau sich <strong>die</strong> Luftblasen<br />
im <strong>Abwasser</strong> bewegen und verteilen,<br />
ist nicht bekannt; oft sind<br />
einige Zonen exzellent versorgt,<br />
während andere noch unter<br />
Sauerstoff mangel leiden. Dort<br />
können <strong>die</strong> Mikroben nicht richtig<br />
arbeiten. Um auf der sicheren Seite<br />
zu sein, rühren und begasen <strong>die</strong><br />
Betreiber daher lieber eher zu viel<br />
als zu wenig. Das frisst unnötig viel<br />
Energie und verursacht entsprechend<br />
hohe Kosten.<br />
Eine Arbeitsgruppe des Helmholtz-Zentrums<br />
Dresden-Rossendorf<br />
hat nun so etwas wie kleine<br />
„U-Boote“ entwickelt. Die sehen<br />
etwa so aus wie <strong>die</strong> Plastikbehälter<br />
aus den Schokoladen-Überraschungseiern<br />
– nur etwas größer und in<br />
weiß. „Unser soeben promovierter<br />
Doktorand Sebastian Reinecke hat<br />
sie zunächst <strong>für</strong> Bioreaktoren entworfen“,<br />
sagt Uwe Hampel, AREVA-<br />
Stiftungsprofessor <strong>für</strong> Bild gebende<br />
Messverfahren der Energie- und<br />
Verfahrenstechnik an der Technischen<br />
Universität Dresden sowie<br />
Abteilungsleiter im HZDR-Institut<br />
<strong>für</strong> Fluiddynamik.<br />
Die batteriebetriebenen Sensoren<br />
sind wasserdicht und werden<br />
dem <strong>Abwasser</strong> beigemengt. Da <strong>die</strong><br />
Wissenschaftler sie genau so schwer<br />
machen wie das <strong>Abwasser</strong>, das sie<br />
verdrängen, schweben sie darin<br />
umher und folgen der Strömung.<br />
Nach einiger Zeit fischen <strong>die</strong> Wissenschaftler<br />
sie aus dem Becken<br />
und lesen <strong>die</strong> Daten aus. Mit ihnen<br />
können sie auf <strong>die</strong> Dynamik der<br />
Strömung zurückschließen und <strong>die</strong><br />
Erkenntnisse in genauere Simulationsrechnungen<br />
einfließen lassen,<br />
<strong>die</strong> den Klärwerksbetreibern dann<br />
sagen, wie stark sie rühren sollen.<br />
Für <strong>die</strong> Computersimulationen, im<br />
Fachjargon heißt der Code „Computational<br />
Fluid Dynamics“, ist <strong>die</strong> Arbeitsgruppe<br />
von Prof. Peter Ehrhard<br />
an der TU Dortmund zuständig.<br />
„Im nächsten Schritt wollen wir <strong>die</strong><br />
Sensoren so ausrüsten, dass wir sie<br />
auch von außen orten und auslesen<br />
können“, sagt Hampel. Die<br />
pfiffige Idee begeistert nicht nur<br />
<strong>Abwasser</strong> experten. Die Helm holtz-<br />
Ingenieure erhielten auf der<br />
Energiefachmesse „enertec“ <strong>für</strong><br />
ihren autonomen Sensor <strong>für</strong> Biogasanlagen<br />
bereits einen Innovationspreis.<br />
Das Rätsel der Luftblasen<br />
Es klingt erstaunlich. Aber bis heute<br />
weiß tatsächlich niemand, wie genau<br />
sich eine Luftblase in einer<br />
Flüssigkeit bewegt – erst recht nicht,<br />
wenn sie sich im <strong>Wasser</strong> verformt,<br />
sich in der Flüssigkeit auflöst oder<br />
mit anderen Blasen vereinigt. „Mithilfe<br />
unseres selbst entwickelten<br />
Röntgentomographen wollen wir<br />
auch das genau im Labor untersuchen“,<br />
erklärt Hampel. Mit einer<br />
Geschwindigkeit von bis zu 10 000<br />
Bildern pro Sekunde ermöglicht<br />
Mai 2014<br />
604 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
der Tomograph tiefe Ein- und Rundumblicke<br />
– selbst in trübste Brühen<br />
und in 3-D.<br />
Ein Ziel des Projektes ist, <strong>die</strong><br />
vom <strong>Abwasser</strong> aufgenommene<br />
Sauerstoffmenge von derzeit rund<br />
12 % pro Meter, den <strong>die</strong> Blasen<br />
aufsteigen, auf deutlich über 20 %<br />
zu steigern. Zudem wollen <strong>die</strong><br />
Forscher von HZDR und TU Dortmund<br />
prüfen, ob <strong>die</strong> Klärwerksbetreiber<br />
ganz auf Rührwerke<br />
verzichten können. Für <strong>die</strong> Durchmischung<br />
sorgt dann allein <strong>die</strong> in<br />
das Becken gepresste Luft sowie<br />
eine angepasste Geometrie des<br />
Beckens, in dem sich bspw. zusätzlich<br />
angebrachte Bleche befinden<br />
können. „Die Ideen sind nicht neu“,<br />
erklärt Hampel, „aber bislang<br />
konnte noch keiner vorher simulieren,<br />
ob und was <strong>die</strong> vorgeschlagenen<br />
Neuerungen bringen.“<br />
Darüber hinaus kommen in<br />
<strong>die</strong>sem Projekt auch neuartige<br />
Kanülenbegaser der Firma IWEB<br />
zum Einsatz. Mit <strong>die</strong>sen kann in<br />
Kombination mit moderner Messtechnik<br />
und Computersimulation<br />
ein bis heute nicht erreichter<br />
bedarfsgenauer Eintrag von Sauerstoff<br />
erzielt werden.<br />
Das Konsortium besteht neben<br />
dem Helmholtz-Zentrum Dresden-<br />
Rossendorf (HZDR) aus dem Institut<br />
<strong>für</strong> <strong>Wasser</strong> & Energie Bochum<br />
GmbH (IWEB), der TU Dortmund,<br />
der Süd-Oberlausitzer <strong>Wasser</strong>versorgungs-<br />
und <strong>Abwasser</strong>entsorgungsgesellschaft<br />
mbH (SOWAG)<br />
sowie der Ruhrverband AG.<br />
Die Konsortialpartner haben <strong>für</strong><br />
das Projekt knapp 370 000 Euro<br />
beantragt, davon entfallen rund<br />
160 000 Euro auf das HZDR. Die<br />
Laufzeit ist auf drei Jahre angelegt.<br />
Nun liegt <strong>die</strong> Bewilligung<br />
<strong>für</strong> das erste Jahr in Höhe von<br />
knapp 140 000 Euro (davon HZDR<br />
55 600 Euro) vor.<br />
Kontakt :<br />
Prof. Uwe Hampel,<br />
Institut <strong>für</strong> Fluiddynamik am HZDR und AREVA-<br />
Stiftungsprofessur <strong>für</strong> Bildgebende Messverfahren<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Energie- und Verfahrenstechnik<br />
an der TU Dresden, Tel. +49 351 260-2772,<br />
E-Mail: u.hampel@hzdr.de, www.hzdr.de<br />
Was ein wenig an <strong>die</strong> Plastikbehälter aus den<br />
Schokoladen-Überraschungs eiern erinnert, sind autonome<br />
Sensoren, <strong>die</strong> komplizierte Strömungen in sogenannten<br />
Belebtschlammbecken vermessen können. Mit<br />
ihnen wird es möglich, energieintensive Prozesse der<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung effizienter zu gestalten. © HZDR<br />
S1 / 2013<br />
Volume 154<br />
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B 5399<br />
2/2014<br />
Jahrgang 155<br />
Established in 1858, »<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>« is regarded<br />
as the leading publication for water and wastewater<br />
technology and science – including water production,<br />
water supply, pollution control, water purification and<br />
sewage engineering.<br />
It‘s more than just content: The journal is a publication<br />
of several federations and trade associations. It comprises<br />
scientific papers and contributions reviewed by experts, offers<br />
industrial news and reports, covers practical information, and<br />
publishes subject laws and rules.<br />
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Mai 2014<br />
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|<br />
Branche<br />
Multitalent: Bio-Kläranlage, Lebensraum<br />
und Baumaterial<br />
Rohrkolben mit DBU-Förderung <strong>für</strong> nachhaltige Landwirtschaft und ökologisches<br />
Bauen entdeckt<br />
Die Erfolgsgeschichte der Sumpfpflanze<br />
Rohrkolben begann vor<br />
18 Jahren mit ihrem Anbau in Niedermooren.<br />
Gefördert von der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt (DBU) offenbarte<br />
ein Modellprojekt <strong>die</strong> Ökovorteile<br />
der Pflanze: Da <strong>für</strong> ihren Anbau<br />
hohe <strong>Wasser</strong>stände nötig sind, können<br />
sich <strong>die</strong> seit Jahrhunderten <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Landwirtschaft trockengelegten Niedermoore<br />
wieder erholen. Außerdem<br />
reinigt sie das <strong>Wasser</strong> und speichert<br />
große Mengen Kohlendioxid. Dabei<br />
wurde <strong>die</strong> Pflanze eigentlich <strong>für</strong> das<br />
Herstellen von Baumaterial aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen angebaut.<br />
Auch <strong>die</strong>s ist nun in einem an den<br />
Rohrkolbenanbau anknüpfenden DBU-<br />
Projekt gelungen. Das Büro <strong>für</strong> Denkmalpflege<br />
und Baustoffentwicklung<br />
aus Postmünster entwickelte aus<br />
der <strong>Wasser</strong>pflanze ein zugleich dämmendes<br />
und tragendes Baumaterial,<br />
das sich besonders <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sanierung<br />
historischer Fachwerkhäuser sehr<br />
gut eignet. „Wenn sich aus einem<br />
Naturschutzprojekt Perspektiven <strong>für</strong><br />
weitere Entwicklungen etwa im ökologischen<br />
Bauen ergeben, ist das<br />
der Idealfall einer erfolgreichen Förderung“,<br />
sagte DBU-Generalsekretär<br />
Dr. Heinrich Bottermann.<br />
Diese Fachwerkfassade aus dem späten 17. Jahrhundert<br />
konnte mit den schlanken, aber massiven Baustoffplatten<br />
aus Rohrkolben beim energetischen Sanieren<br />
erhalten bleiben. © Uwe Kabelitz<br />
Die Rohrkolben funktionierten wie<br />
eine natürliche Kläranlage, erläuterte<br />
DBU-Referent Dr. Reinhard Stock. Sie<br />
kämen sehr gut mit teils aus der<br />
Landwirtschaft stammendem nährstoffbelastetem<br />
<strong>Wasser</strong> zurecht und<br />
reinigten es. „Zudem binden <strong>die</strong><br />
Pflanzen Kohlendioxid, <strong>die</strong> vernässten<br />
Anbauflächen verhindern <strong>die</strong> Freisetzung<br />
von Treibhausgasen und<br />
sind gleichzeitig Lebensraum <strong>für</strong><br />
daran angepasste Tier- und Pflanzenarten“,<br />
so Stock. Aufbauend auf dem<br />
1996 begonnenen DBU-Projekt von<br />
Werner Theuerkorn vom Büro <strong>für</strong><br />
Denkmalpflege und Baustoffentwicklung<br />
sowie der Technischen<br />
Universität München zur schonenden<br />
Wiedervernässung von Mooren<br />
im bayerischen Donaumoos liege<br />
nun das Endergebnis vor: Baustoffplatten<br />
aus Rohrkolben <strong>für</strong> das<br />
Ausfüllen von Fachwerkgefügen. Besonders<br />
<strong>die</strong> energiearme Produktion<br />
des Baustoffs und <strong>die</strong> Tatsache, dass<br />
das Produkt wieder in den Stoffkreislauf<br />
zurückgeführt werden könne,<br />
sprechen <strong>für</strong> <strong>die</strong> neuartigen Platten.<br />
„Wir haben zusammen mit dem<br />
Fraunhofer Institut <strong>für</strong> Bauphysik aus<br />
den Blättern von Rohrkolben ein massives<br />
Dämmmaterial hergestellt, das<br />
auch bei schlanker Bauweise <strong>die</strong> Vorgaben<br />
der Energieeinsparver ordnung<br />
von 2009 erfüllen und den Anforderungen<br />
beim energetischen Sanieren<br />
von Altbauten gerecht werden kann“,<br />
so Projektleiter Theuerkorn. Bei der<br />
Dämmung im Gefach mit zusätzlicher<br />
Innendämmung konnte trotz einer<br />
relativ geringen Wandstärke von<br />
20 Zentimetern mit einem Wärmedurchgangskoeffi<br />
zienten (U-Wert)<br />
von 0,35 (Watt pro Quadratmeter und<br />
Kelvin) ein Dämmstandard wie bei einem<br />
durchschnittlichen Wandaufbau<br />
mit konventionellen Dämmstoffen<br />
erreicht werden. Theuerkorn: „Wenn<br />
man <strong>die</strong> Fachwerk-Fassade erhalten<br />
oder freilegen möchte, kann man nur<br />
nach innen dämmen und verliert so<br />
wertvollen Platz. Durch den schlanken<br />
Baustoff aus Rohrkolben hat man<br />
<strong>die</strong>ses Problem in deutlich geringerem<br />
Umfang.“<br />
Außerdem überzeuge <strong>die</strong> Verträglichkeit<br />
mit den historischen<br />
Materialien Holz, Flechtwerk und<br />
Lehm. Dadurch könne möglichst viel<br />
der originalen Bausubstanz erhalten<br />
werden. Die biologisch abbaubaren<br />
Rohrkolben-Platten leiteten auch<br />
sehr gut <strong>die</strong> Feuchtigkeit ab und<br />
seien durch <strong>die</strong> enthaltenen Gerbstoffe<br />
schimmelresistent, was chemische<br />
Zusätze überflüssig mache. Mit<br />
knapp 75 000 Euro förderte <strong>die</strong> DBU<br />
das Erproben des neuen Baustoffs<br />
an einem denkmalgeschützten Haus<br />
in Nürnberg, das im Kern aus dem<br />
15. Jahrhundert stammt und dessen<br />
Fachwerkfassade im späten 17. Jahrhundert<br />
erbaut wurde.<br />
Gleichwohl stelle sich zurzeit<br />
noch das „Henne-Ei-Problem“, so<br />
Theuerkorn: Eine erfolgreiche Vermarktung<br />
funktioniere nur, wenn <strong>die</strong><br />
Landwirtschaft <strong>die</strong> Rohrkolben anbaue.<br />
Doch da<strong>für</strong> brauche sie eine<br />
Kauf-Garantie von Produzenten und<br />
Handel. Gefragt sei der schlanke,<br />
ökologische und denkmalgerechte<br />
Baustoff allemal: „Die Firma Typha<br />
Technik und Naturbaustoffe konnte<br />
einen Naturbaustoff entwickeln, der<br />
eine denkmalgerechte und nachhaltige<br />
Gebäudesanierung ermöglicht.<br />
Damit wurde <strong>die</strong> Vereinbarkeit von<br />
Denkmalschutz und energetischer<br />
Nachrüstung nachgewiesen“, betonte<br />
Dr. Paul Bellendorf, DBU-Referent<br />
<strong>für</strong> Umwelt und Kulturgüter.<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.dbu.de/123artikel35144_335.html<br />
Mai 2014<br />
606 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
NETZWERK WISSEN<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
© Mark Bienvenu Photography<br />
Partner auf dem neuen Water Campus, Baton Rouge,<br />
Louisiana im Porträt<br />
• Forschungscampus schreibt Schutz vor Hurrikans und Überflutungen<br />
auf <strong>die</strong> Agenda<br />
BRAC-Chef Adam Knapp im Interview: <strong>Wasser</strong>forschung auf dem <strong>Wasser</strong><br />
• Die Coastal Protection and Restoration Authority (CPRA) entwickelt einen<br />
50-jährigen Masterplan zum Küstenschutz<br />
Water Institute of the Gulf: <strong>Wasser</strong>experten starten durch<br />
• Louisiana State University (LSU) betreibt ein riesiges physikalisches Modell<br />
vom Mississippi<br />
© Alle Abbildungen <strong>die</strong>ser Heftstrecke, soweit nicht anders angegeben: The Water Institute; CPRA; LED;<br />
City of Baton Rouge, Parish of East Baton Rouge; BRAF; Commercial Properties Realty Trust; The Water Campus;<br />
BRAC; LSU
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Die Flutwelle,<br />
<strong>die</strong> Hurrikan<br />
Katrina folgte,<br />
setzte über<br />
80 Prozent<br />
der Stadt New<br />
Orleans unter<br />
<strong>Wasser</strong>. In der<br />
Bildmitte der<br />
vom Sturm<br />
beschädigte<br />
Superdome.<br />
© U. S. Navy<br />
Schutz vor Hurrikans und Überflutungen<br />
auf der Agenda<br />
In Louisianas Hauptstadt Baton Rouge soll ein weltweit operierender Forschungscampus<br />
<strong>für</strong> Küsten- und Hochwasserschutz entstehen<br />
Nicht zuletzt <strong>die</strong> fatalen Folgen der Hurrikane Katrina und Rita sowie der Explosion der Bohrinsel Deepwater<br />
Horizon im Golf von Mexiko haben Verantwortliche im US-Bundesstaat Louisiana wachgerüttelt. Sie planen<br />
einen riesigen Forschungscampus im Zentrum der Hauptstadt Baton Rouge. Auf dem gut 12 Hektar großen<br />
Gelände sollen Politik, Forschung und ortsansässige Unternehmen zusammenkommen. Auf der Agenda stehen:<br />
Küstenerhalt und Hochwasserschutz.<br />
Als Hurrikan Katrina im August<br />
2005 über New Orleans donnerte,<br />
hatte <strong>die</strong> Stadt im Mississippi-<br />
Delta im US-Bundesstaat Louisiana<br />
keine Chance. Weite Teile der Metropole<br />
am Golf von Mexiko liegen<br />
unterhalb des Meeresspiegels. Wegen<br />
<strong>die</strong>ser geografischen Besonderheit<br />
führten zwei Brüche im Deichsystem<br />
dazu, dass bis zu 80 Prozent<br />
des Stadtgebietes bis zu 7,60 Meter<br />
tief unter <strong>Wasser</strong> standen.<br />
Verheerende Schäden richtete<br />
der schwere Tropensturm auch im<br />
übrigen Louisiana an. An seiner südöstlichen<br />
Küste wurden zahlreiche<br />
Städte im St. Bernard Parish durch<br />
<strong>die</strong> Sturmflut komplett überflutet.<br />
Neben der Flutwelle sorgten heftige<br />
Regenfälle da<strong>für</strong>, dass der Pontchartrain-See<br />
über <strong>die</strong> Ufer trat und New<br />
Orleans an seinem Südufer und <strong>die</strong><br />
kleineren Gemeinden von Slidell<br />
bis Mandeville an seinem Nordufer<br />
unter <strong>Wasser</strong> setzte.<br />
Die Folge der Sturmflut waren<br />
erhebliche Erosionen an der Küste<br />
des Bundesstaates, in einigen Fällen<br />
verursachte Katrina eine komplette<br />
Verwüstung mit tiefgreifenden Auswirkungen<br />
auf <strong>die</strong> Umwelt. So wurde<br />
z. B. das Naturschutzgebiet Breton<br />
National Wildlife Refuge zur Hälfte<br />
fortgespült. Die aus Sandbänken<br />
bestehende Inselkette im Golf von<br />
Mexiko, <strong>die</strong> dem Festland im<br />
Süd osten vorgelagert ist, bietet<br />
zahlreichen Wildtieren und Strandflora<br />
einen Lebensraum. Katrina<br />
zerstörte große Strand- und Marschabschnitte<br />
sowie Teile der Vegetation,<br />
<strong>die</strong> <strong>für</strong> den Nestbau und <strong>die</strong><br />
Brut der hier lebenden See- und<br />
Watvögeln und der durchziehenden<br />
Zug- und <strong>Wasser</strong>vögel wichtig sind.<br />
Laut US Geological Survey hat<br />
Louisiana seit dem Jahr 1932 beinahe<br />
5000 km² Land verloren – mit Folgen<br />
nicht nur <strong>für</strong> Natur und Ökosysteme,<br />
sondern auch <strong>für</strong> Gemeinden und<br />
Städte, <strong>die</strong> anfälliger <strong>für</strong> Über flutungen<br />
werden. In wirtschaftlicher<br />
Hinsicht bedroht das gestiegene<br />
Überflutungsrisiko wichtige Infrastrukturen<br />
des Landes (Öl- und<br />
Gasindustrien am Unterlauf des<br />
Mississippi, <strong>Wasser</strong>straßen, Brücken,<br />
Mai 2014<br />
608 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
Straßen, Häuser etc.) und Versorgungssysteme<br />
(Trinkwasser, Strom,<br />
Fischerei, Schiffverkehr etc.).<br />
„Der Verlust von Gemeinden und<br />
Industrien im südlichen Louisiana<br />
sowie Fischen und Meeresfrüchten<br />
wegen Hurrikanen, Überschwemmungen<br />
und Erosionen ist heutzutage<br />
<strong>die</strong> größte Bedrohung unseres<br />
Staates“, kommentiert Garret Graves.<br />
Der Vorsitzende der staatlichen<br />
Behörde Coastal Protection and<br />
Restoration Authority of Louisiana<br />
(CPRA) (s. Seite 612) führt weiter aus:<br />
„Einige Modellberechnungen sehen<br />
<strong>die</strong> Küstenlinie unseres Staates im<br />
Jahr 2100 direkt südlich von Baton<br />
Rouge.“ Derzeit liegt Baton Rouge<br />
über 100 Kilometer im Landesinneren.<br />
Allerdings schließen sich schon etwa<br />
30 Kilometer südlich der Stadt <strong>die</strong> ausgedehnten<br />
Sumpf- und Marschlandschaften<br />
des Mississippi-Deltas an.<br />
Nachdem neben den Übeschwemmungen<br />
im Jahr 2010 auch noch <strong>die</strong><br />
Explorations-Ölbohrplattform Deepwater<br />
Horizon explo<strong>die</strong>rte und eine<br />
Ölpest im Golf von Mexiko – unter anderem<br />
mit erheblichen Auswirkungen<br />
auf <strong>die</strong> Küste Loui sianas – verursachte,<br />
sahen Politiker und lokale Initiativen<br />
wie <strong>die</strong> Baton Rouge Area Foundation<br />
(BRAF; s. Info-Kasten) akuten Handlungsbedarf.<br />
Im Jahr 2011 wurde<br />
deshalb das Water Institute of the<br />
Gulf, ein unabhängiges Forschungsinstitut,<br />
gegründet (s. Seite 614).<br />
Unter Federführung der BRAF soll<br />
<strong>die</strong>sem nun auf dem Water Campus<br />
ein angemessener Standort direkt<br />
südlich der Mississippi-Brücke im<br />
Zentrum von Baton Rouge errichtet<br />
werden, an dem nationale und internationale<br />
Forscher- und Ingenieurteams<br />
zusammenkommen können. „Der<br />
Water Campus stellt einen international<br />
anspruchsvollen Magneten dar, der<br />
Fachkräfte und entscheidende Ressourcen<br />
in <strong>die</strong>se Gegend ziehen wird“,<br />
hofft BRAF-Präsident John Davies.<br />
Mit dem Bau des 20-Millionen<br />
US-Dollar teuren Gebäudekomplexes<br />
<strong>für</strong> das Water Institute soll in der<br />
zweiten Jahreshälfte begonnen werden.<br />
Neben Forschungseinrichtungen<br />
und Tagungsräumen sollen hier z. B.<br />
Ausstellungen verwirklicht werden,<br />
<strong>die</strong> interessierte Bürger über <strong>die</strong><br />
Entwicklung und Veränderung an<br />
den Küsten sowie deren Schutz<br />
in formieren. Außerdem werden auf<br />
dem Campus Büroräume <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
165 Mitarbeiter der CPRA-Behörde<br />
ge schaffen, deren Baukosten mit<br />
etwa 9 Millionen US-Dollar veranschlagt<br />
werden. Die dritte Ansiedlung<br />
in der Anfangsphase auf dem<br />
Campus ist ein Zentrum <strong>für</strong> ein Flussmodell,<br />
das aktuell von der CPRA<br />
und der Louisiana State Universität<br />
(LSU) konstruiert wird (s. Seite 616).<br />
Der Gouverneur des Staates Louisiana<br />
Bobby Jindal, der das Projekt<br />
Water Campus als Exzellenzinitiative<br />
maßgeblich voranbrachte, betont:<br />
„Dieser neue Campus bedeutet gute<br />
Nachrichten <strong>für</strong> unseren Staat und<br />
auch <strong>für</strong> Küstenanrainer in der ganzen<br />
Welt, denn sie müssen sich den drängenden<br />
Problemen des Küstenerhalts<br />
stellen.“ Der Campus werde dabei<br />
helfen, Expertise und Ressourcen<br />
aus der öffentlichen Hand und des<br />
privaten Sektors an einem Ort<br />
zusammen zuführen. So könnten innovative<br />
Lösungen im Küstenschutz<br />
entwickelt werden, <strong>die</strong> auf der<br />
beschlossenen „coastal investment<br />
foundation“ aufbauten. Der Staat<br />
Louisiana hat seit 2008 seine Investitionen<br />
in Küstenschutz und -wiederherstellung<br />
signifikant erhöht.<br />
Das Atchafalaya Basin, ein riesiges Sumpf- und Süßwasserfeuchtgebiet<br />
zwischen den Städten Baton<br />
Rouge and Lafayette im Süden Louisianas bietet<br />
zahlreichen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum.<br />
© Louisiana Department of Culture, Recreation and Tourism<br />
Baton Rouge Area Foundation (BRAF)<br />
Die BRAF ist eine gemeinnützige Stiftung, <strong>die</strong> über ein Vermögen von 608 Millionen US-Dollar verfügt. Dieses wird von bis zu<br />
17 gewählten Vorstandsmitgliedern verwaltet. Die Stiftung initiiert und fördert zahlreiche Projekte in den Bereichen Stadtentwicklung,<br />
Bildung, Forschung, Kultur, Transportwesen und Infrastruktur. Ihre jüngste Initiative ist das Water Institute of<br />
the Gulf. Derzeitiger Präsident und CEO der Stiftung ist John G. Davies. Dieses Jahr feiert <strong>die</strong> BRAF ihr 50-jähriges Bestehen.<br />
Weitere Informationen: www.braf.org<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 609
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Der Water Campus in der Planung (Luftbild links; Blick von Osten rechts): Nähern sich Besucher Baton<br />
Rouges über <strong>die</strong> Mississippi River Bridge (oben links), werden sie das wiederaufgebaute Hafengebäude des<br />
alten City Docks sehen, in dem zukünftig das Water Institute resi<strong>die</strong>rt (darunter links).<br />
<strong>Wasser</strong>forschung auf dem <strong>Wasser</strong><br />
BRAC-Chef Adam Knapp sieht den Water Campus als Chance, <strong>die</strong> besten Wissenschaftler<br />
und Industrie-Unternehmen in Sachen <strong>Wasser</strong>- und Küstenforschung zusammenzubringen<br />
Mit staatlichen Fördermitteln und Zuwendungen von der lokalen Industrie entsteht in Baton Rouge im<br />
US-Bundesstaat Louisiana ein Milliardenprojekt: der sogenannte Water Campus. Die lokale Industrie- und<br />
Handelskammer, <strong>die</strong> Baton Rouge Area Chamber (BRAC), ist maßgeblich an dessen Realisation beteiligt.<br />
BRAC-Vorsitzender Adam Knapp erklärt im Interview mit <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> akuten Handlungsbedarf<br />
zum Schutz von Louisianas Küste und verweist auf wichtige Kooperationen im In- und Ausland.<br />
Das River Modeling<br />
Center der<br />
LSU auf dem<br />
Water Campus<br />
(großes Bild)<br />
wird nach dem<br />
Vorbild der<br />
Forschungseinrichtungen<br />
des niederländischen<br />
Deltares-<br />
Instituts (kleines<br />
Bild) gebaut.<br />
<strong>gwf</strong>: In Baton Rouge im US-Bundesstaat<br />
Louisiana nimmt derzeit mit<br />
dem Water Campus ein gewaltiges<br />
<strong>Wasser</strong>projekt Gestalt an. Warum ein<br />
solches Großprojekt?<br />
Knapp: 2005 hat <strong>die</strong> Welt unsere<br />
drängendste Herausforderung gesehen:<br />
Der Orkan Katrina hat Leben<br />
und Eigentum zerstört. Der Sturm<br />
war nicht nur aufgrund des Deichbruchs<br />
[in New Orleans, Anm. d. Red.]<br />
schlimm, sondern auch wegen<br />
unserer zunehmend gefährdeten<br />
Küste. Der Water Campus und das<br />
Water Institute of the Gulf haben<br />
ihre Wurzeln also in unserer<br />
jüngsten Geschichte und in dem<br />
Wunsch, Louisianas Küstenland<br />
zu retten.<br />
<strong>gwf</strong>: Welche Maßnahmen ergreift der<br />
Staat dazu?<br />
Knapp: Louisiana hat einen<br />
50- jährigen Masterplan <strong>für</strong> Küstenschutz<br />
erstellt und investiert da<strong>für</strong><br />
50 Milliarden US-Dollar. Der Water<br />
Campus ist ein Teil <strong>die</strong>ses Masterplans.<br />
Momentan ist er eine große Baumaßnahme,<br />
aber – einmal fertig gestellt –<br />
wird er der Standort <strong>für</strong> das Water Institute<br />
und andere Regierungsinstitutionen<br />
sein. So hat er das Potenzial,<br />
<strong>die</strong> beste Wissenschaft, Forschung und<br />
Industrie in Sachen <strong>Wasser</strong>- und Küstenforschung<br />
zusammenzubringen.<br />
<strong>gwf</strong>: Welchen Herausforderungen auf<br />
dem Weg dahin müssen Sie sich stellen?<br />
Gibt es da spezielle Schwierigkeiten, <strong>die</strong><br />
überwunden werden müssen?<br />
Knapp: Natürlich. Unser Staat und<br />
unsere Bürger müssen <strong>die</strong> Probleme<br />
von Umweltgefahren und<br />
Küstenschutz verstehen. Verständnis<br />
erzeugt politische Dringlichkeit.<br />
Schon heute hat sich in der Bevölkerung<br />
ein Umweltbewusstsein<br />
Mai 2014<br />
610 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
entwickelt und das nehmen sich<br />
unsere Staatsvertreter zu Herzen.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie ist momentan der Status<br />
Quo auf dem Campus?<br />
Knapp: Der Campus wird zurzeit geplant.<br />
Innerhalb der nächsten zwei<br />
Monate wird mit den Bau begonnen.<br />
<strong>gwf</strong>: Und wie sehen <strong>die</strong> nächsten<br />
Schritte <strong>für</strong> <strong>die</strong> nähere Zukunft aus?<br />
Knapp: Als erstes wird das schönste<br />
und wichtigste Gebäude, das schon<br />
vor neunzig Jahren auf dem Mississippi<br />
gestanden hat, auf dem alten baufälligen<br />
„City Dock“ wiederhergestellt.<br />
Hier wird das Water Institute einziehen.<br />
Wenn Besucher durch Baton Rouge<br />
über <strong>die</strong> Mississippi Brücke fahren [auf<br />
einer US-Autobahn zwischen California<br />
und Florida, Anm. d. Red.], werden<br />
sie eine schöne, neue Forschungseinrichtung<br />
sehen. <strong>Wasser</strong>forschung<br />
auf dem <strong>Wasser</strong> sozusagen. Zeitgleich<br />
baut <strong>die</strong> Staatsuniversität Louisiana<br />
ein physikalisches Flussmodell auf<br />
dem Water Campus.<br />
<strong>gwf</strong>: Dieses und das geplante River<br />
Modeling Center entstehen nach dem<br />
Vorbild von Deltares, einem unabhängigen,<br />
niederländischen Forschungsinstitut.<br />
Gibt es Kontakte zu weiteren<br />
weltweiten Forschungseinrichtungen?<br />
Knapp: Seit Orkan Katrina haben<br />
Ingenieure und Wissenschaftler aus<br />
vielen Ländern, aber besonders aus<br />
den Niederlanden mit Louisianas<br />
Küstenschutzamt und anderen Einrichtungen<br />
zusammengearbeitet.<br />
Gemeinsam wurden Ideen und<br />
Forschungsergebnisse geschaffen,<br />
<strong>die</strong> nun in Louisiana und am Water<br />
Campus weiterentwickelt und umgesetzt<br />
werden können.<br />
<strong>gwf</strong>: Existiert konkret ein Netzwerk,<br />
auf das zurückgegriffen werden kann?<br />
Knapp: Die BRAC ist eine Handelskammer<br />
und unser Ziel ist es, Ingenieure<br />
und Wissenschaftler einzuspannen.<br />
Wir arbeiten mit Deltares<br />
in den Niederlanden und suchen<br />
weitere Partner. Das Water Institute<br />
selbst unterhält Partnerschaften mit<br />
anderen Forschungseinrichtungen.<br />
<strong>gwf</strong>: Die Projektverantwortlichen planen,<br />
Wissenschaftler und Stu<strong>die</strong>rende<br />
aus aller Welt auf den Campus zu holen.<br />
Wie sollen ausländische Forscher <strong>für</strong><br />
den Standort begeistert werden?<br />
Knapp: Auf dem Water Campus<br />
werden Wissenschaftler und Studenten<br />
an sehr spezifischen, aber<br />
dennoch globalen Problemen<br />
arbeiten, besonders im Gebiet des<br />
Küstenschutzes. Die Möglichkeiten,<br />
<strong>die</strong> dazu gerade das physikalische<br />
Flussmodell der LSU bietet, wird<br />
ausländische Forscher anziehen.<br />
<strong>gwf</strong>: Der Water Campus ist angedacht<br />
als Langzeitprojekt im Rahmen<br />
eines 50-jährigen Masterplans zum<br />
Küstenschutz. Wie sehen <strong>die</strong> langfristigen<br />
Ziele aus?<br />
Knapp: Das langfristige Ziel ist einfach:<br />
Wir müssen unser Küstenland<br />
retten. Die Situation bei uns stellt sich<br />
ähnlich dar wie in den Niederlanden:<br />
Wenn wir nicht handeln, werden wir<br />
unser Land verlieren. Dort aber erzeugen<br />
wir unseren Lebensunterhalt beispielsweise<br />
durch Fischerei und Ölindustrie.<br />
Vieles, worauf unser Staat angewiesen<br />
ist – Kultur, Nahrung und<br />
Arbeitsplätze –, kommt aus Südlouisiana.<br />
Im Laufe der Zeit werden wir auf<br />
dem Water Campus Wissenschaft der<br />
Spitzenklasse etablieren.<br />
Zur Person<br />
<strong>gwf</strong>: Zum Abschluss <strong>die</strong> Frage: Wann,<br />
schätzen Sie, kann <strong>die</strong> praktische<br />
Forschungsarbeit auf dem Campus<br />
aufgenommen werden?<br />
Knapp: Das Water Institute of the<br />
Gulf existiert ja schon. Es befindet<br />
sich zurzeit in einem Übergangsgebäude<br />
und hat bereits mit der<br />
praktischen Forschungsarbeit begonnen.<br />
In zwei bis drei Jahren wird<br />
das Water Institute seine neuen<br />
Räumlichkeiten auf dem Water<br />
Campus beziehen können.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Knapp, vielen Dank <strong>für</strong> das<br />
Gespräch.<br />
Seit April 2008 führt Adam Knapp <strong>die</strong> Geschäfte<br />
der Baton Rouge Area Chamber (BRAC), einer<br />
lokalen Industrie- und Handelskammer in der<br />
Hauptstadt Louisianas. Der Präsident und CEO<br />
blickt auf lang jährige Tätigkeiten im Bereich wirtschaftliche<br />
Entwicklung innerhalb der Regierung<br />
von Louisiana zurück. Als stellvertretender Direktor<br />
der Louisiana Recovery Authority war er zum Beispiel maßgeblich<br />
am Aufbau einer Einheit beteiligt, <strong>die</strong> sich mit den Auswirkungen<br />
der Hurrikane Katrina und Rita beschäftigt.<br />
Für <strong>die</strong> Arbeit auf dem Water Campus sucht <strong>die</strong> BRAC langfristig<br />
Ingenieurbüros, <strong>die</strong> sich auf Küstenschutz spezialisiert haben, sich auf<br />
dem Water Campus ansiedeln und mit den bisherigen Partnern auf<br />
dem Campus zusammenarbeiten möchten. Dabei kann sich Knapp,<br />
der selbst unter anderem an der Julius-Maximilians-Universität in<br />
Würzburg stu<strong>die</strong>rt hat, auch vorstellen, <strong>die</strong> Kontakte zu deutschen<br />
Forschungseinrichtungen und Universitäten auszubauen.<br />
Wegen Hurrikane<br />
Katrina brach in<br />
New Orleans der<br />
Deich des Kanals<br />
an der 17 th Street<br />
(unten links).<br />
Dieser Deichbruch<br />
war da<strong>für</strong><br />
verantwortlich,<br />
dass ein Großteil<br />
der Stadt komplett<br />
unter<br />
<strong>Wasser</strong> stand.<br />
© AP Photo/U.S. Coast<br />
Guard, Petty Officer<br />
2nd Class Kyle Niemi<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 611
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Ein Masterplan zum Küstenschutz<br />
Der Staat Louisiana investiert geschätzte 50 Milliarden Dollar über <strong>die</strong> nächsten<br />
50 Jahre; <strong>die</strong> CPRA entwickelt Maßnahmen und überwacht deren Ausführung<br />
Louisiana verliert Land. So dramatisch, dass der Vorgang als „coastal crisis“ bezeichnet wird. Deshalb hat <strong>die</strong><br />
Regierung des US-Bundesstaats ein Großprojekt zum Schutz seiner Küste und Feuchtgebiete gestartet:<br />
den „Louisiana‘s Masterplan for a Sustainable Coast“ mit einer geschätzten Investitionssumme von über<br />
50 Milliarden US-Dollar über <strong>die</strong> nächsten 50 Jahre. Die Ausarbeitung, Realisation und Verwaltung liegt in den<br />
Händen der Coastal Protection and Restoration Authority (CPRA). Die 165 Mitarbeiter der staatlichen Behörde<br />
resi<strong>die</strong>ren zukünftig auf dem neuen Water Campus in Baton Rouge.<br />
Seit den 1930er-Jahren hat Louisiana<br />
laut US Geological Survey<br />
fast 5000 km² Land verloren. Hochrechnungen<br />
zufolge könnte in den<br />
nächsten 50 Jahren beinahe noch<br />
einmal so viel Land der Erosion,<br />
Hurrikanen und Flutwellen zum<br />
Opfer fallen. Die Küste des 20. Jahrhunderts<br />
kann nicht wiederhergestellt<br />
werden. Darüber sind sich <strong>die</strong><br />
Verantwortlichen im Staat Louisiana<br />
einig. Deshalb suchen sie nach<br />
Maßnahmen, eine neue Küstenund<br />
Deltalandschaft zu formen.<br />
Der Masterplan, den <strong>die</strong> CPRA<br />
ausarbeitet, ist ein Generationenprojekt<br />
mit dem finalen Ziel, <strong>die</strong><br />
Kosten zur Beseitigung von<br />
Schäden durch Naturkatastrophen<br />
Coastal Protection and Restoration Authority – CPRA<br />
und menschliche Eingriffe in bestehende<br />
Ökosysteme klein zu<br />
halten. Schritte, <strong>die</strong> auf dem Weg<br />
dorthin unternommen werden,<br />
sind:<br />
••<br />
Verbesserung des Hochwasserschutzes<br />
<strong>für</strong> alle Küstenkommunen<br />
des Staates – wenigstens<br />
durch nicht strukturelle Maßnahmen,<br />
••<br />
Bau von Deichen speziell in<br />
den Kommunen an der südlichen<br />
und südöstlichen Küste<br />
Louisianas (Abbeville, New Iberia,<br />
Morgan City, Houma, Golden<br />
Meadow und Lafitte), <strong>die</strong> das<br />
Risiko einer Überflutung signifikant<br />
vermindern oder ganz<br />
ausschalten,<br />
Um <strong>die</strong> Wiederaufbaumaßnahmen nach den Hurrikanen Katrina und Rita im Sommer und<br />
Frühherbst 2005 zu bündeln, rief der Staat Louisiana mit dem Act 8 <strong>die</strong> CPRA im Dezember<br />
2005 ins Leben. Die neue Behörde erhielt <strong>die</strong> Aufgabe, einen umfassenden Masterplan zum<br />
Schutz der Küste zu entwickeln und dessen Umsetzung zu überwachen. Dieser umfasst sowohl<br />
den Schutz vor Hurrikanen als auch Schutz, Erhalt, Wiederaufbau und Verbesserung<br />
der küstennahen Feuchtgebiete, Barrieren entlang der Küstenlinie oder an vorgelagerten<br />
Riffen. Laut Act 8 soll der Masterplan alle fünf Jahre überarbeitet und angeglichen werden.<br />
Außerdem muss <strong>die</strong> Behörde einen jährlichen Finanzreport vorlegen.<br />
Das 165-köpfige Team der CPRA besteht aus Verwaltungspersonal, Wissenschaftlern,<br />
Ingenieuren und Büroangestellten. Die Behörde greift auf Fachwissen von Bürgern und<br />
Kommunen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen zurück. Sie steht in engem<br />
Kontakt mit der US-Regierung, mit der Regierung des Staates Louisiana und mit kommunalen<br />
Politikern. Mehrere Fokusgruppen innerhalb der CPRA repräsentieren <strong>die</strong><br />
lokal ansässige Industrie wie Häfen und Schifffahrt, Fischerei sowie Öl und Gas. Viele<br />
gemeinnützige Organisationen und Bürgerinitiativen unterstützen <strong>die</strong> Anliegen der<br />
CPRA z. B. durch Informationsveranstaltungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Öffentlichkeit. Nicht zuletzt ist<br />
<strong>die</strong> CPRA eingebunden in ein professionelles Netzwerk, das das Tagesgeschäft (planen,<br />
entwickeln, umsetzen eines solchen Großprojektes) unterstützt.<br />
Weitere Informationen: http://coastal.la.gov/<br />
••<br />
Aufbau der Marschgebiete<br />
durch Aufbringen von Sedimenten;<br />
mit einer anvisierten Summe<br />
von 20 Milliarden US-Dollar<br />
größte Investition, <strong>die</strong> jemals in<br />
den USA <strong>für</strong> das Ausbaggern von<br />
Sedimenten aufgewendet wurde;<br />
da derzeit <strong>die</strong> zur Verfügung<br />
stehenden natürlichen Sedimentressourcen<br />
nicht ausreichen,<br />
um den Bedarf <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aufbauarbeiten<br />
zu decken, wird<br />
auch <strong>die</strong> Möglichkeit überdacht,<br />
Se dimentressourcen außerhalb<br />
des Systems zu erschließen;<br />
mögliche Quellen könnten <strong>die</strong><br />
Flüsse Mississippi und Atchafalaya,<br />
der Calcasieu Kanal oder<br />
Offshore-Vorkommen im Golf<br />
von Mexiko sein,<br />
••<br />
Unterstützung küstennaher Industrien<br />
und deren Infrastruktur<br />
durch Ausbau von Maßnahmen<br />
zum Schutz vor Überschwemmungen<br />
und Landbildungs- und<br />
Erhaltungsmaßnahmen,<br />
••<br />
Unterstützung kommerzieller und<br />
Freizeitfischerei durch nachhaltig<br />
geschützte Umwelt.<br />
Laut Gesetz des Staates Louisiana<br />
muss <strong>die</strong> CPRA alle fünf Jahre einen<br />
Masterplan erstellen und der Regierung<br />
vorlegen. Für den Masterplan<br />
2012 – dem zweiten seit Einsetzen<br />
der Behörde im Jahr 2005 – wertete<br />
<strong>die</strong> CPRA fast 400 existierende<br />
Projekte entlang der gesamten<br />
Küste des Staates unter der Fragestellung<br />
aus, ob <strong>die</strong>se das Überflutungsrisiko<br />
reduzieren sowie der<br />
Landgewinnung <strong>die</strong>nen.<br />
Mai 2014<br />
612 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
Die Liste beinhaltet Projekte mit<br />
folgenden Zielen:<br />
1. Wiederherstellung und Aufbau:<br />
In <strong>die</strong>se Kategorie fallen u. a. Projekte<br />
zur Uferstabilisierung von<br />
Flüssen und Kanälen; zum Schutz<br />
von der Küste vorgelagerten Inseln<br />
und von Landspitzen auf dem<br />
Festland durch Aufschüttung von<br />
Dünen, Stränden und Marschen;<br />
zur Neulandgewinnung in offenen<br />
<strong>Wasser</strong>flächen durch Aufbringung<br />
von Sedimenten, <strong>die</strong> meistens<br />
durch Pipelines vor Ort gebracht<br />
werden<br />
2. Ausführung struktureller Maßnahmen:<br />
Errichtung von Erd- und<br />
Betondeichen (Ringdeiche mit darin<br />
liegenden geschützten Poldern,<br />
Deichlinien), Schleusentoren und<br />
Pumpen, um <strong>die</strong> Polder bei Überlauf<br />
der Deiche trocken zu legen<br />
3. Ausführung nicht struktureller<br />
Maßnahmen: Anheben einzelner<br />
Wohnhäuser (gilt <strong>für</strong> erwartete<br />
Pegelstände von 1 bis 5,5 Meter);<br />
einzelne Wohnhäuser und kommerzielle<br />
Gebäude überflutungssicher<br />
machen (gilt <strong>für</strong> Pegelstände<br />
unter 1 Meter)<br />
Aus <strong>die</strong>sen 400 Projekten hat der Staat<br />
Louisiana schließlich 109 Projekte ausgewählt,<br />
<strong>die</strong> innerhalb der nächsten<br />
Jahrzehnte ausgeführt werden sollen.<br />
In den Masterplan 2012 fanden außerdem<br />
Empfehlungen <strong>für</strong> zukünftige Investitionen<br />
Aufnahme, damit <strong>die</strong> Küste<br />
und ihre Bewohner nachhaltig vor<br />
Überflutungen geschützt werden.<br />
Klar ist dabei aber, dass selbst nach<br />
Ausführung aller strukturellen und<br />
nicht strukturellen Schutzmaßnahmen<br />
sowie Wiederherstellung von Küstenhabitaten<br />
immer ein Restrisiko <strong>für</strong><br />
Überflutungen bedingt durch Tropenstürme,<br />
<strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Küstenregionen<br />
Louisianas charakteristisch sind und<br />
bleiben, bestehen wird. Aber mit dem<br />
Masterplan wird man es schaffen, so<br />
hoffen <strong>die</strong> Verantwortlichen, <strong>die</strong> finanziellen<br />
Schäden <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bevölkerung<br />
und Umweltschäden einzugrenzen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.coastalmasterplan.la.gov<br />
Projekte an der Küste Louisianas, <strong>die</strong> der 50-jährige Masterplan vorsieht. © CPRA<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 613
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
<strong>Wasser</strong>experten starten durch<br />
Das Water Institute of the Gulf will Louisianas Küsten schützen –<br />
mit unabhängiger Forschung und Entwicklung innovativer Technologien<br />
Die Zeit drängt. Während Flutwellen und Regenfälle Louisianas Küste stetig anknabbern, machen sich <strong>die</strong><br />
Mitarbeiter des Water Institute of the Gulf bereit, den Naturgewalten <strong>die</strong> Stirn zu bieten. Seit 2012 unterstützen<br />
sie mit ihrer angewandten Forschung rund um Gezeiten, Flusssysteme, Hochwasser- und Küstenschutz aktiv<br />
und beratend Behörden, Kommunen und <strong>die</strong> US-Regierung. Das Water Institute ist ein Partner auf dem neu<br />
entstehenden Water Campus in Louisianas Hauptstadt Baton Rouge.<br />
Standesgemäß:<br />
Die neuen<br />
Räumlichkeiten<br />
des Water<br />
Institutes befinden<br />
sich<br />
direkt auf dem<br />
<strong>Wasser</strong> des<br />
Mississippi<br />
(unten links)<br />
im wiederhergestellten<br />
alten<br />
City Dock in<br />
Baton Rouge.<br />
Das Water Institute of the Gulf<br />
wurde Ende 2011 als gemeinnütziges,<br />
unabhängiges Forschungsinstitut<br />
von öffentlichen, privaten und<br />
universitären Stellen gegründet. Kurz<br />
darauf, 2012, nahm es seine operative<br />
Arbeit auf. Aktuell beschäftigt das<br />
Institut etwa 30 Wissenschaftler und<br />
Angestellte, <strong>die</strong> sich ganz der Erforschung<br />
der Umweltsysteme Küste,<br />
Fluss und Flussmündung sowie dem<br />
Erhalt von <strong>Wasser</strong>ressourcen widmen.<br />
Da sich das Institut noch im Aufbau<br />
befindet, wächst das Team kontinuierlich<br />
weiter und strebt neben<br />
seinen originären Aufgaben in der Erforschung<br />
der US-Küste am Golf von<br />
Mexiko auch eine weltweite Ausdehnung<br />
seiner Forschungsarbeiten<br />
zu Küsten- und Flussdeltaregionen an.<br />
Das Institut sieht seine wesentliche<br />
Aufgabe in der Entwicklung innovativer<br />
Forschung und Technik in den<br />
Bereichen „Nachhaltige Gestaltung<br />
von Küsten und Mündungsgebieten“,<br />
„Unterstützung von Küstenanrainerstaaten“<br />
und „Nachhaltiges <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
Management“. Die Wissenschaftler<br />
geben dabei Antworten<br />
auf <strong>die</strong> Fragestellungen:<br />
1. Wie beeinflussen menschliche<br />
Eingriffe <strong>die</strong> Umwelt in Küstenund<br />
Flussmündungsregionen?<br />
2. Welche Veränderungen verursachen<br />
natürliche Prozesse<br />
wie z. B. Gezeiten, Stürme oder<br />
Bodenabsenkungen?<br />
3. Welche Auswirkungen hat der<br />
Klimawandel auf Ökosysteme<br />
und <strong>die</strong> Umwelt?<br />
4. Was leisten physikalische Modelle<br />
von Flüssen und Mündungsgebieten?<br />
5. Wie wirkt sich der Sedimenttransport<br />
in Flüssen auf Küstenerhaltungsmaßnahmen<br />
aus?<br />
Derzeit bearbeiten <strong>die</strong> Wissenschaftler<br />
am Institut über 30 Forschungs-,<br />
Entwicklungs- und Beratungsprojekte,<br />
von denen sich <strong>die</strong><br />
meisten mit dem Flusslauf des Mississippi,<br />
seinem Sedimenttransport<br />
und Retentionsbecken auf der einen<br />
Seite und auf der anderen Seite<br />
mit der Küste Louisianas, Schutz-<br />
und Aufbaumaßnahmen befassen.<br />
Wesentlich ist auch <strong>die</strong> beratende<br />
Funktion des Instituts <strong>für</strong> den Staat<br />
Louisiana und <strong>für</strong> <strong>die</strong> mit der Ausführung<br />
eines Masterplans zum Küstenschutz<br />
und -wiederaufbau betraute<br />
Behörde Coastal Protection and<br />
Restoration Authority of Louisiana<br />
(CPRA) (s. Seite 612). Exemplarisch<br />
werden drei aktuelle Projekte, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> Arbeit des Water Instituts<br />
charakterisieren, kurz skizziert.<br />
Sediment Availability and<br />
Management<br />
Das Projekt läuft seit Januar 2013<br />
über <strong>die</strong> Dauer von zwei Jahren. Der<br />
Wiederaufbau der Feucht- und<br />
Marschgebiete an Louisianas Küste<br />
hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit<br />
von Sedimenten und deren<br />
effektivem Einsatz ab. Auch um <strong>die</strong><br />
als Wellenbrecher <strong>die</strong>nenden, der<br />
Küste vorgelagerten Inseln wiederaufzubauen,<br />
können Sedimente<br />
verwendet werden. Das Team um<br />
Projektleiter Mead Allison erkundet<br />
Sedimentvorkommen (vom Mississippi<br />
mitgeführte Sedimente, Sedimente<br />
aus Buchten und Prielen sowie<br />
Offshore-Sand) und erforscht<br />
deren <strong>für</strong> Wirtschaft und Umwelt<br />
unbedenklichen Einsatz im Küstenschutz<br />
und -erhalt.<br />
Die Forschung im Projekt „Sediment<br />
Availability and Management“<br />
zielt darauf ab, <strong>die</strong> Einschätzung von<br />
Sedimentvorkommen zu verbessern<br />
und Vorhersagen darüber zu treffen,<br />
wie Sedimente sich in Flussläufen, in<br />
Buchten und Feuchtgebieten des<br />
Festlandes sowie in den der Küste<br />
vorgelagerten Sandbänken verlagern.<br />
Mai 2014<br />
614 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
Vegetation and Climate<br />
Change<br />
Weil das Mississippi-Delta mit seinen<br />
ausgedehnten Feuchtgebieten den<br />
größten Teil von Louisianas Küstenregion<br />
bestimmt und <strong>die</strong>se entsprechend<br />
niedrig liegt, wird sie<br />
vom Klimawandel besonders hart<br />
getroffen. Ein zweijähriges Projekt<br />
am Water Institute trägt aktuelle<br />
Forschungsergebnisse zu den<br />
Auswirkungen des Klimawandels<br />
(Anstieg des Meeresspiegels, Erderwärmung,<br />
Veränderungen bei<br />
Niederschlägen) auf <strong>die</strong> Küstenvegetation<br />
zusammen. Projektleiterin<br />
Denise Reed und ihr Team<br />
untersuchen spezifische Fragestellungen<br />
anhand von Datenanalysen,<br />
Feld- und Laborexperimenten sowie<br />
vorläufigen Modellierungen.<br />
als Chance, sich auch international<br />
zu etablieren. „Der Campus wird als<br />
Zentrum <strong>für</strong> Innovationen und fachliche<br />
Zusammenarbeit <strong>die</strong>nen“, ist<br />
Charles Groat überzeugt. Der Präsident<br />
und CEO des Water Institute<br />
prognostiziert: „Hier werden Experten<br />
verschiedenster Fachrichtungen<br />
zusammenkommen, um Lösungen<br />
zu entwickeln <strong>für</strong> Herausforderungen,<br />
<strong>die</strong> Küsten, Flüsse und der bewusste<br />
Umgang mit <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
an uns stellen. Hier in Louisiana,<br />
entlang der gesamten Golfküste<br />
und darüber hinaus.“<br />
Weitere Informationen:<br />
www.thewaterinstitute.org<br />
Stellenanzeige<br />
Charles Groat: „Der Campus wird<br />
als Zentrum <strong>für</strong> Innovationen und<br />
fachliche Zusammenarbeit <strong>die</strong>nen.“<br />
MS River Hydrodynamic and<br />
Delta Management Study<br />
Die „Mississippi River Hydrodynamic<br />
and Delta Management Study“<br />
(MRHDM) ist ein großangelegtes<br />
Projekt der US-Regierung und des<br />
Staates Louisiana mit dem Ziel, aktuelles<br />
Wissen über den Mississippi<br />
und seine Retentionsbecken zu<br />
generieren sowie Möglichkeiten zu<br />
finden, wie und in welchen Bereichen<br />
Flusswasser und -sedimente<br />
effektiv eingesetzt werden können.<br />
Das Projekt wird getragen vom U. S.<br />
Army Corps of Engineers (USACE),<br />
einer staatlichen Organisation im<br />
(militärischen) Bauwesen, und dem<br />
Staat Louisiana.<br />
Das Water Institute unterstützt<br />
das Projekt mit Fachwissen und hat<br />
<strong>die</strong> technische Führung übernommen.<br />
Das Team um Projektleiter Ehab<br />
Meselhe entwickelt Flussmodelle<br />
und Maße, <strong>die</strong> den Planungsprozess<br />
unterstützen.<br />
Das Institut auf dem Water<br />
Campus<br />
Das Water Institute of the Gulf ist<br />
einer von bisher drei Partnern auf<br />
dem neu entstehenden Water Campus<br />
in Louisianas Hauptstadt Baton<br />
Rouge. Die Mitarbeiter des Instituts<br />
sehen <strong>die</strong>ses „Leuchtturm-Projekt“<br />
In der Fakultät <strong>für</strong> Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften an<br />
der Universität der Bundeswehr München ist zum 1. Januar 2015 oder<br />
früher folgende Professur zu besetzen:<br />
W3-Universitätsprofessur <strong>für</strong><br />
Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik<br />
Die Siedlungswasserwirtschaft mit den Bereichen <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
und -behandlung sowie <strong>Wasser</strong>versorgung steht neben der Entwicklung<br />
neuer Technologien auch bei der Sanierung und Optimierung der bestehenden<br />
Infrastrukturen vor großen Herausforderungen. Die Abfalltechnik<br />
ist besonders durch den Paradigmenwechsel von der Nachsorgung hin<br />
zu geschlossenen Stoff- und Energiekreisläufen geprägt.<br />
Gesucht wird eine exzellente Wissenschaftlerin/ein exzellenter Wissenschaftler,<br />
welche/-r <strong>die</strong> genannten Fachgebiete von der Systemmodellierung<br />
bis zur experimentellen Praxis in der Lehre vertreten kann und<br />
in der Forschung auf mindestens einem Gebiet besonders ausgewiesen<br />
ist. Eine Habilitation oder habilitationsadäquate Leistungen werden<br />
vorausgesetzt. Eine besondere Qualität in der Lehre unter Einbindung<br />
innovativer Methoden wird ebenfalls erwartet.<br />
Eine enge Zusammenarbeit innerhalb des Instituts <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wesen<br />
und mit den benachbarten Fachgebieten des Bauingenieurwesens<br />
sowie <strong>die</strong> Bereitschaft zur Mitarbeit in den Selbstverwaltungsgremien<br />
der Universität sind ebenso Voraussetzungen wie Erfahrungen<br />
in der Einwerbung von Drittmitteln und hohes <strong>die</strong>sbezügliches Engagement.<br />
Der Professur sind ein hervorragend ausgestattetes Labor<br />
mit analytischer Ausrichtung sowie ein Technikum mit verschiedenen<br />
Trinkwasseraufbereitungsanlagen angegliedert.<br />
Die Universität der Bundeswehr München bietet <strong>für</strong> Offizieranwärter/<br />
-innen und Offiziere ein wissenschaftliches Studium an, das im Trimestersystem<br />
zu Bachelor- und Masterabschlüssen führt. Das Studium wird<br />
durch fächerübergreifende, berufsqualifizierende Anteile des integralen<br />
Begleitstudiums studium plus ergänzt.<br />
Die Einstellungsvoraussetzungen und <strong>die</strong> <strong>die</strong>nstrechtliche Stellung<br />
von Professorinnen und Professoren richten sich nach dem Bundesbeamtengesetz.<br />
In das Beamtenverhältnis kann berufen werden, wer<br />
am Tag der Ernennung das 50. Lebensjahr noch nicht vollendet hat.<br />
Die Universität strebt eine Erhöhung des Anteils von Professorinnen<br />
an und fordert deshalb ausdrücklich Wissenschaftlerinnen zur<br />
Bewerbung auf.<br />
Schwerbehinderte Bewerber und Bewerberinnen werden bei gleicher<br />
Qualifikation bevorzugt berücksichtigt.<br />
Bitte richten Sie <strong>die</strong> üblichen Bewerbungsunterlagen bis zum 04. Juli 2014<br />
als vertrauliche Personalsache an den Dekan der Fakultät Bauingenieurwesen<br />
und Umweltwissenschaften der Universität der Bundeswehr<br />
München, 85577 Neubiberg.<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 615
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Das Mississippi-<br />
Delta aus dem<br />
Weltall: Gut zu<br />
er kennen sind<br />
<strong>die</strong> fünf Hauptmündungs<br />
arme<br />
des Flusses,<br />
<strong>die</strong> dem<br />
„Vogelfuß-<br />
Delta“ seinen<br />
Namen geben.<br />
© NASA’s Earth<br />
Observatory<br />
Der Mississippi im Modell<br />
Auf dem neuen Water Campus entsteht das River Modeling Center von LSU und CPRA<br />
Seit dem ersten Quartal 2014 bauen <strong>die</strong> Louisiana State University (LSU) und <strong>die</strong> Coastal Protection and<br />
Restoration Authority (CPRA) das River Modeling Center auf dem neuen Water Campus in Baton Rouge in<br />
Louisiana.<br />
Im River Modeling Center entsteht<br />
ein physikalisches Modell vom<br />
Unterlauf des Mississippi in kleinem<br />
Maßstab. Mit <strong>die</strong>sem Modell werden<br />
Wissenschaftler der LSU Stu<strong>die</strong>n<br />
durchführen können, <strong>die</strong> alle Facetten<br />
von Boden und <strong>Wasser</strong>verhalten<br />
erfassen. „Die Louisiana State<br />
University freut sich darauf, ihre<br />
umfassende Expertise im Bereich<br />
Küstenforschung in das Mississippi-<br />
Flussmodell einzubringen“, kommentiert<br />
LSU-Kanzler F. King<br />
Alexander. Die Forschung deckt<br />
einerseits <strong>die</strong> Morphologie von<br />
Flüssen, Seen und Küsten ab. Andererseits<br />
können anhand des<br />
Modells <strong>die</strong> Auswirkungen von<br />
Flutwellen und Strömungen auf<br />
Bodensedimente und Oberflächen<br />
untersucht werden.<br />
Das Modell erfasst den Fluss<br />
vom rund 50 Kilometer südlich von<br />
Baton Rouge gelegenen Donaldsonville<br />
bis zur Mündung in den<br />
Golf von Mexiko. Damit bildet es<br />
über 300 Kilometer vom insgesamt<br />
3 700 Kilometer langen Flusslauf ab.<br />
Mit synthetischem Sand wird der<br />
Sedimenttransport im Flussbett des<br />
Mississippi simuliert.<br />
Sedimenttransport im<br />
Mississippi<br />
Der größte nordamerikanische Fluss<br />
bringt normalerweise mehr Sediment<br />
in den Golf von Mexiko, als<br />
Wellen, Gezeiten und Strömungen<br />
wegtransportieren können. Die<br />
Menge an angelieferter Flussfracht<br />
im Mississippi-Delta beträgt täglich<br />
1 bis 1,5 Millionen Tonnen an Sediment.<br />
So hat sich im Laufe der Zeit<br />
aufgrund des geringen Gezeitenhubs<br />
des Golfs von Mexiko ein<br />
fingerförmiges Delta mit fünf<br />
Hauptarmen ausgebildet.<br />
Dieses sogenannte „Vogelfuß“-<br />
Delta und seine ausgedehnten<br />
Feuchtgebiete schrumpfen trotz<br />
der regelmäßigen Anlandung von<br />
Sedimenten. Zum einen trägt dazu<br />
der Mensch bei. Im Delta wurden<br />
im letzten Jahrhundert zahlreiche<br />
wasserbauliche Maßnahmen durchgeführt,<br />
um <strong>die</strong> Schifffahrt zu den<br />
Raffinerie-Standorten in Louisiana<br />
Mai 2014<br />
616 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
zu erleichtern. Dazu zählen Begradigungen<br />
des Flusslaufs, <strong>die</strong> Errichtung<br />
von Deichen zum Hochwasserschutz,<br />
Vertiefungen der Fahrrinne<br />
durch das Abtragen von Sandbänken<br />
sowie <strong>die</strong> Anbindung des<br />
Flusses an das Kanalnetz des Intracoastal<br />
Waterway, einer <strong>Wasser</strong>straße,<br />
<strong>die</strong> den Golf von Mexiko und<br />
den Atlantik verbindet.<br />
Zum anderen scheint der Fluss<br />
seinen Weg innerhalb von etwa<br />
1000 Jahren hin und her zu<br />
ver legen. Derzeit schickt er seine<br />
Se dimente zunehmend in einen Arm,<br />
den er vor 3800 Jahren verlassen<br />
hat. Zudem lässt der Anstieg des<br />
Meeresspiegels <strong>die</strong> Marschen im<br />
Mississippi-Delta schwinden.<br />
Center auf 4600 m² Fläche<br />
Das River Modeling Center auf dem<br />
Water Campus in Baton Rouge wird<br />
nach dem Vorbild des unabhängigen<br />
Forschungsinstituts Deltares in<br />
den Niederlanden angelegt (s. Kasten).<br />
Nach Abschluss der Konstruktionsarbeiten<br />
wird es eine Fläche von<br />
über 4600 m² in Anspruch nehmen.<br />
Damit ist es laut Angaben der<br />
Betreiber eines der größten dynamischen<br />
Flussmodelle weltweit.<br />
Geplantes Gebäude des River Modeling Center auf dem Water Campus.<br />
Die Campus-Planer hoffen, dass<br />
das ausgedehnte Modell in- und<br />
ausländische Forscher und Wissenschaftler<br />
anzieht, <strong>die</strong> auf dem<br />
Water Campus ähnliche, ihre<br />
Heimatregionen betreffende hydrologische<br />
Fragestellungen bearbeiten.<br />
Dabei soll <strong>die</strong> LSU helfen.<br />
Die Universität ist eine von<br />
33 Forschungs- und Bildungseinrichtungen<br />
im nationalen „Sea<br />
Grant Program“ zur Bewahrung<br />
der Küsten, der Großen Seen und<br />
anderer maritimer Gebiete. LSU-<br />
Kanzler Alexander: „Unsere Aufgabe<br />
wird es sein, Wissenschaftler,<br />
Bürger und Politiker<br />
zusammenzubringen, um <strong>die</strong><br />
nachhaltige Entwicklung unserer<br />
<strong>Wasser</strong>wege positiv zu beeinflussen.“<br />
Ausstellung <strong>für</strong> Studenten und Besucher im River<br />
Modeling Center.<br />
Modell vom Unterlauf des Mississippi bildet über<br />
300 Flusskilometer ab.<br />
Deltares<br />
Deltares ist ein unabhängiges Institut <strong>für</strong> angewandte<br />
Forschung im Bereich <strong>Wasser</strong> (Küsten<br />
und Meere; Flüsse, Seen und Grundwasser),<br />
Boden und Oberfläche sowie Infrastruktur mit<br />
Stammsitz in den Niederlanden in Delft und<br />
Utrecht. Deltares beschäftigt weltweit 800 Angestellte.<br />
Partner in der Arbeit des Instituts sind<br />
Regierungen, Unternehmen, andere Forschungseinrichtungen<br />
und Universitäten im In- und<br />
Ausland. Im Juni 2013 haben das Water Institute<br />
of the Gulf und Deltares USA, Inc. eine Vereinbarung unterzeichnet, sich gegenseitig bei Forschungsarbeiten zu<br />
<strong>Wasser</strong>-Management-Projekten, Küstenmodellierung und Simulation und internationalen Projekten zu unterstützen.<br />
Für <strong>die</strong> Arbeit an den Schwerpunkten Deltas, Küstenregionen und Flusseinzugsgebieten hält Deltares verschiedene<br />
experimentelle Einrichtungen vor, u. a. das Alpha Loop und das Delta-Gerinne. Mit dem 150 m langen und<br />
7 m hohen Alpha Loop können Durchflüsse einzelner und mehrerer Phasen gemessen werden. Es können flüssige<br />
und gasförmige Me<strong>die</strong>n und in kleinen Mengen mit einer entsprechenden Pumpe auch Sedimente eingebracht<br />
werden. Druck-, Durchfluss- und Temperaturmessgeräte werden entsprechend der Fragestellung des<br />
Projektes integriert. Das Delta-Gerinne ist einzigartig wegen seiner Ausmaße. Es beträgt 240 m in der Länge, 5 m<br />
in der Breite und 7 m in der Tiefe (bei Bedarf kann <strong>die</strong> Tiefe abschnittsweise auf 9,5 m ausgeweitet werden).<br />
Weitere Informationen: www.deltares.nl/en/<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 617
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Veranstaltungen<br />
2. Ringvorlesung im HRW Stu<strong>die</strong>ngang<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>management<br />
Jeden Dienstag und Donnerstag bieten <strong>die</strong> Hochschule Ruhr West (HRW) und der Stu<strong>die</strong>ngang Energie- und<br />
<strong>Wasser</strong>management zum Sommersemester 2014, jetzt zum zweiten Mal, eine Ringvorlesung an. Experten aus der<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft geben in 25 Fachvorträgen ihr Wissen zum Besten und ergänzen das Studium<br />
durch anwendungsbezogene Themen und Beispiele aus der Praxis. Die Vorlesungen stehen jedoch nicht nur<br />
den HRW-Stu<strong>die</strong>renden offen. Eingeladen sind auch Interessierte etwa aus umliegenden Stadtwerken, <strong>Wasser</strong>verbänden<br />
oder Behörden.<br />
Das Studium an der HRW und der<br />
Stu<strong>die</strong>ngang Energie- und <strong>Wasser</strong>management<br />
„zeichnen sich durch<br />
einen hohen Anwendungsbezug und<br />
eine gesunde Mischung aus Theorie<br />
und Praxis aus“, erläutert Prof. Dr.<br />
Mark Oelmann, Stu<strong>die</strong>ngangsleiter<br />
und Professor mit Lehrgebiet <strong>Wasser</strong>und<br />
Energieökonomik an der HRW.<br />
„Mit unserer Ringvorlesung, <strong>die</strong> wir<br />
in <strong>die</strong>sem Semester zum zweiten Mal<br />
anbieten, ermöglichen wir es Stu<strong>die</strong>renden,<br />
einen tieferen Einblick in verschiedene<br />
Fachthemen zu erhalten.<br />
Die betriebswirtschaftlichen Grundlagenthemen<br />
werden auf <strong>die</strong> Energieund<br />
<strong>Wasser</strong>praxis heruntergebrochen.<br />
So verstehen <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden zum<br />
einen, weswegen sie zuvor etwas<br />
haben lernen müssen und welche<br />
Fragestellungen in der Praxis tatsächlich<br />
relevant sind. Zum anderen stellen<br />
sie fest, <strong>für</strong> welches Berufsbild ihr<br />
Herz schlägt. Mit der Entscheidung<br />
<strong>für</strong> entsprechende Wahlmodule, ein<br />
entsprechendes Blockpraktikum sowie<br />
Bachelorarbeitsthema feilen sie an<br />
ihrem persönlichen Profil. Darüber<br />
hinaus möchten wir bei Unternehmen<br />
und Stu<strong>die</strong>ninteressierten <strong>für</strong><br />
unseren schwerpunktmäßig betriebswirtschaftlichen<br />
Stu<strong>die</strong>ngang werben<br />
und auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> duale Variante, <strong>die</strong> aktuell<br />
startet“, so Prof. Oelmann weiter.<br />
Die jetzt beginnende Vortragsreihe<br />
behandelt eine große Bandbreite verschiedener,<br />
praxisrelevanter Themen.<br />
Neben verschiedensten energiewirtschaftlichen<br />
Vorträgen findet auch<br />
Über <strong>die</strong> Hochschule Ruhr West<br />
<strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft ausreichend<br />
Berücksichtigung. Renommierteste<br />
Praktiker diskutieren neben den<br />
(sich wandelnden) Bedingungen der<br />
Eigennutzung von Strom und dem<br />
Anbieten von Regelenergie durch<br />
<strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorger<br />
ebenfalls aktuelle Kartellverfahren<br />
oder das Abfassen neuer <strong>Wasser</strong>konzessionsverträge.<br />
Auch das Ge-<br />
Die Hochschule Ruhr West (HRW) ist eine staatliche Hochschule mit<br />
Standorten in den Ruhrgebietsstädten Mülheim an der Ruhr und Bottrop.<br />
Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Informatik, Ingenieurwissenschaften,<br />
Mathematik, Naturwissenschaften und Wirtschaft. Im Stu<strong>die</strong>nangebot<br />
sind derzeit <strong>die</strong> Bachelorstu<strong>die</strong>ngänge Angewandte Informatik,<br />
Bauingenieurwesen, Elektrotechnik, Maschinenbau, BWL-Industrielles<br />
Dienstleistungsmanagement, BWL-Internationales Handelsmanagement<br />
& Logistik, Energie- und <strong>Wasser</strong>management, Energieinformatik, Internationale<br />
Wirtschaft-Emerging Markets, Mechatronik, Mensch-Technik-<br />
Interaktion, Wirtschaftsingenieurwesen-Energiesysteme, Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau<br />
sowie Wirtschaftsinformatik. Die HRW bietet<br />
<strong>die</strong> meisten ihrer Bachelorstu<strong>die</strong>ngänge auch als duale Variante an.<br />
Außerdem im Stu<strong>die</strong>nangebot: <strong>die</strong> Masterstu<strong>die</strong>ngänge Modellierung<br />
technischer Systeme und Betriebswirtschaftslehre.<br />
Mai 2014<br />
618 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen | NACHRICHTEN |<br />
nerationenprojekt Emscher-Umbau<br />
oder <strong>die</strong> Frage der strategischen<br />
Steuerung eines <strong>Wasser</strong>versorgers<br />
finden Berücksichtigung. In internationaler<br />
Perspektive wird sich mit dem<br />
Aufbau der Basissanitärversorgung<br />
am Beispiel Kenia sowie der vielfältigen<br />
Wahrnehmung von <strong>Wasser</strong><br />
in sehr unterschiedlichen Kulturen<br />
auseinandergesetzt.<br />
Alle Daten und Vortragsthemen<br />
sowie der genaue Veranstaltungsort<br />
der Ringvorlesung sind auch auf der<br />
Website der Hochschule Ruhr West<br />
zu finden unter: www.hochschuleruhr-west.de/ewm-ringvorlesung<br />
Über den Stu<strong>die</strong>ngang Energie- und <strong>Wasser</strong>management<br />
Ähnlich wie <strong>die</strong> Energiewirtschaft steht auch <strong>die</strong> Trinkwasser- und<br />
<strong>Abwasser</strong>branche zunehmend unter dem Druck, preisgünstiger und<br />
kundenorientierter zu werden, aber weiterhin nachhaltig zu agieren.<br />
Daher sind Ökonomen mit Durchblick in allen Bereichen gefragt wie<br />
nie zuvor. Gleichzeitig bedarf es hoher Rüstkosten, um „klassische“<br />
Kaufleute <strong>für</strong> eine Tätigkeit in der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft fit<br />
zu machen, sodass nicht selten mehrere Monate bis zu ihrem vollen<br />
Einsatz im Unternehmen verstreichen können. An <strong>die</strong>ser Stelle<br />
schafft der zum Wintersemester 2011/12 an der HRW in Mülheim<br />
gestartete, interdisziplinäre Bachelorstu<strong>die</strong>ngang „Energie- und<br />
<strong>Wasser</strong>management“ Abhilfe. Ab dem Wintersemester 2014/15<br />
wird er zudem als dualer, ausbildungsintegrierender Stu<strong>die</strong>ngang<br />
angeboten.<br />
Call for Papers – FILTECH 2015<br />
Vom 24. bis 26. Februar 2015 wird<br />
Köln anlässlich der FILTECH 2015<br />
zum Treffpunkt der weltweiten Filtrations-<br />
und Separationsindustrie.<br />
Mit 350 erwarteten Ausstellern wird<br />
sich <strong>die</strong> weltweit größte Filtrationsmesse<br />
am neuen Standort KölnMesse<br />
präsentieren. Der parallele Kongress<br />
wird mit rund 200 Vorträgen aus aller<br />
Welt einen repräsentativen und<br />
detaillierten Querschnitt über aktuelle<br />
Forschungsergebnisse, weltweite<br />
Entwicklungen und neue Problemlösungen<br />
bieten. Besondere Highlights<br />
sind ein Plenar- und sechs<br />
Übersichtsvorträge, in denen international<br />
anerkannte Experten den<br />
aktuellen Stand des Wissens und<br />
der Technik <strong>für</strong> wichtige Teilaspekte<br />
der Trenntechnik ausführlich<br />
und zusammenfassend darstellen.<br />
Die Kongresssprache ist Englisch.<br />
Abstracts können bis zum 4. Juli<br />
2014 eingereicht werden.<br />
Informationen zur Vortragseinreichung<br />
und Standbuchung:<br />
www.filtech.de<br />
DVGW-Kurse zur Membrantechnik<br />
Weltweit gewinnen Membranfiltrationsverfahren<br />
in der <strong>Wasser</strong>technologie<br />
rasant an Bedeutung.<br />
In Deutschland kommen Ultra- und<br />
Mikrofiltrationsanlagen inzwischen<br />
bei rund 100 öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgern<br />
zur Trinkwasseraufbereitung<br />
zum Einsatz, Nanofiltrations- und<br />
Umkehrosmoseanlagen bei etwa 50.<br />
Die praktischen Erfahrungen nehmen<br />
damit stetig zu. Hinsichtlich<br />
Planung, Betrieb und Überwachung<br />
der entsprechenden Anlagen besteht<br />
jedoch erheblicher Informationsbedarf.<br />
Die DVGW-Kurse zur<br />
Membrantechnik sind als Schulungsmaßnahmen<br />
gedacht und speziell<br />
auf <strong>die</strong> Bedürfnisse der Praktiker zugeschnitten.<br />
In <strong>die</strong>sen Kursen sollen<br />
in kompakter Form Fachkenntnisse<br />
zur Membrantechnik vermittelt werden,<br />
<strong>die</strong> unmittelbar <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis in<br />
Versorgungsunternehmen, Planungsbüros<br />
sowie Genehmigungs- und<br />
Überwachungsbehörden nutzbar<br />
sind. Gegenstand des DVGW-Kurses<br />
„Membrantechnik I“ sind <strong>die</strong> Ultraund<br />
Mikrofiltration, <strong>die</strong> vornehmlich<br />
zur Partikelentfernung genutzt werden.<br />
Der DVGW Kurs „Membrantechnik<br />
II“ behandelt <strong>die</strong> Nanofiltrationsund<br />
Niederdruckumkehrosmose, <strong>die</strong><br />
in Deutschland vorrangig zur Enthärtung,<br />
aber auch zur Sulfat- und<br />
Spurenstoffentfernung eingesetzt<br />
wird.<br />
Anmeldung:<br />
Kurs „Membrantechnik I“ Ultra- und Mikrofiltration<br />
zur Trinkwasseraufbereitung <strong>für</strong><br />
Praktiker am 3./4. Juni in Karlsruhe<br />
Kurs „Membrantechnik II“ Nanofiltration und<br />
Umkehrosmose zur Trinkwasseraufbereitung<br />
am 16./17. September in Karlsruhe<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 619
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Veranstaltungen<br />
Mülheimer <strong>Wasser</strong>analytisches Seminar<br />
(MWAS 2014)<br />
Am 10. und 11. September 2014<br />
veranstaltet das IWW das erste<br />
Mülheimer <strong>Wasser</strong>analytische Seminar<br />
(MWAS 2014). Die neue Veranstaltung<br />
richtet sich an Fachleute und Praktiker<br />
aus der <strong>Wasser</strong>analytik, <strong>die</strong> in der Forschung<br />
und Routine tätig sind. Wichtige<br />
Themen des Seminars betreffen<br />
aktuelle Fragestellungen der Chromatografie,<br />
Prozesse der Identifizierung<br />
und Quantifizierung sowie moderne<br />
Varianten der Probenvorbereitung. Es<br />
werden innovative Entwicklungen<br />
und Trends neben Aktuellem aus der<br />
Normung wasseranalytischer Verfahren<br />
vorgestellt.<br />
Das MWAS 2014 wird von einer<br />
großen Fachausstellung namhafter<br />
Firmen begleitet, <strong>die</strong> ihre neuesten<br />
Entwicklungen analytischer Geräte,<br />
Applikationen und Ausrüstungen<br />
vorstellen werden. Aktuell haben<br />
bereits 20 Firmen Ausstellungsstände<br />
gebucht.<br />
Weitere Informationen:<br />
Frau Bonorden,<br />
E-Mail: s.bonorden@iww-online.de,<br />
Frau Servatius,<br />
E-Mail: h.servatius@iww-online.de,<br />
Moritzstraße 26,<br />
D-45476 Mülheim an der Ruhr,<br />
Tel. (0208) 40303-101 oder -102,<br />
Fax (0208) 40303-82,<br />
www.iww-online.de<br />
www.wassertermine.de<br />
IFAT Eurasia<br />
Vom 16. bis 18. April 2015, Ankara, Türkei<br />
Die erste Ausgabe der IFAT Eurasia findet auf dem Gelände des Congresium International Convention & Exhibition<br />
Centre (CICEC) in Ankara statt. Durchgeführt wird <strong>die</strong> Veranstaltung von der neuen türkischen Tochtergesellschaft<br />
der Messe München, MMI Eurasia.<br />
Gerhard Gerritzen, stellvertretender<br />
Geschäftsführer der Messe<br />
München, erklärt: „Wir haben uns wegen<br />
der zentralen Lage und der Verzahnung<br />
mit der Politik bewusst <strong>für</strong><br />
Ankara als Standort der IFAT Eurasia<br />
entschieden. Umweltmärkte sind allgemein<br />
stark an <strong>die</strong> jeweilige Regierung<br />
gekoppelt. Als Hauptstadt und<br />
politisches Zentrum der Türkei liegen<br />
in Ankara vor allem <strong>die</strong> Steuerung<br />
und Implementierung von modernen<br />
Umweltthemen – und aus neuen Gesetzesentwürfen<br />
resultiert anschließend<br />
der technologische Bedarf.“<br />
Neben der Regierung haben in<br />
Ankara auch zahlreiche Verbände,<br />
Bildungseinrichtungen und Nichtregierungsorganisationen<br />
ihren Sitz.<br />
Die IFAT Eurasia ist <strong>die</strong> jüngste<br />
IFAT-Tochter und eine neue Umwelttechnologiemesse<br />
<strong>für</strong> den eurasischen<br />
Markt. Gerritzen erläutert: „Die<br />
Türkei hat eine ausgezeichnete<br />
geografische Lage und bildet das<br />
wirtschaftliche Einzugsgebiet in einem<br />
bisher wenig erschlossenen<br />
Markt. Ankara ist infrastrukturell hervorragend<br />
angebunden und macht<br />
<strong>die</strong> Messe <strong>für</strong> verschiedenen Industrien<br />
aus dem gesamten türkischen,<br />
aber auch vorderasiatischen Raum<br />
leicht zugänglich.“<br />
Weitere Informationen:<br />
www.ifat-eurasia.com<br />
Mai 2014<br />
620 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen | NACHRICHTEN |<br />
<strong>Wasser</strong> 2014 in Haltern am See<br />
Auf der Suche nach Spurenstoffen und Krankheitserregern<br />
Am 26. Mai 2014 beginnt in Haltern am See <strong>die</strong> 80. Jahrestagung der <strong>Wasser</strong>chemischen Gesellschaft, einer Fachgruppe<br />
in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh). Wie man Stoffe nachweist, <strong>die</strong> nur in geringsten Spuren im<br />
<strong>Wasser</strong> vorhanden sind, oder von welcher Art <strong>die</strong> Nanopartikel sind, <strong>die</strong> man im <strong>Wasser</strong> findet, sind ebenso Diskussionsthemen<br />
wie Fragen aus der Mikrobiologie, beispielsweise zu Biofilmen oder Legio nellen. Im Fokus der<br />
<strong>Wasser</strong>versorger steht erneut <strong>die</strong> Trinkwasserqualität, aber auch Schutz und Nutzung von <strong>Wasser</strong>ressourcen sowie<br />
<strong>die</strong> Aufbereitung von <strong>Abwasser</strong> sind <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft und <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong> wissenschaftler von Interesse.<br />
Die dreitägige Veranstaltung<br />
„<strong>Wasser</strong> 2014“ wird vom Vorsitzenden<br />
der <strong>Wasser</strong>chemischen<br />
Gesellschaft, Professor Dr. Torsten C.<br />
Schmidt, Universität Duisburg-Essen,<br />
eröffnet. Nach Ansprachen aus<br />
Wissenschaft, Behörden und Politik<br />
wird Dr.-Ing. Claudia Niewersch, Aachen,<br />
<strong>für</strong> ihre Arbeit über Phosphor-<br />
Rückgewinnung aus Klärschlamm<br />
mit dem Willy-Hager-Preis ausgezeichnet.<br />
Der Promotionspreis geht<br />
an Elisabeth Neubauer, Wien, <strong>für</strong><br />
ihre Arbeit über den Einfluss kolloidaler,<br />
natürlicher Nanopartikel auf<br />
<strong>die</strong> Speziation von Spurenelementen<br />
in Fließgewässern und im Boden.<br />
Eine Vielzahl an organischen Spurenstoffen<br />
ist in den letzten Jahren im<br />
<strong>Wasser</strong>kreislauf untersucht worden,<br />
beispielsweise Pestizide, Pharmazeutika<br />
und andere Industriechemikalien.<br />
Ziel solcher Untersuchungen ist es vor<br />
allem, <strong>die</strong> Versorgung mit qualitativ<br />
hochwertigem Trinkwasser sicherzustellen.<br />
In Deutschland wird Trinkwasser<br />
häufig über Uferfiltration und<br />
künstliche Grundwasseranreicherung,<br />
<strong>die</strong> der Stabilisierung der Rohwassermengen<br />
in den Einzugsgebieten<br />
<strong>die</strong>nt, gewonnen. Hierbei werden<br />
viele Spurenstoffe eliminiert oder in<br />
ihrer Konzentration reduziert. Einige<br />
Stoffe aber werden bei der Untergrundpassage<br />
nicht oder nur unzureichend<br />
entfernt, weswegen hochwertiges<br />
Trinkwasser aus Uferfiltrat<br />
eine ausreichend gute Qualität der<br />
Oberflächengewässer voraussetzt.<br />
Dies ist nicht immer gewährleistet,<br />
weil zuvor in Kläranlagen nicht alle<br />
gelösten organischen <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe<br />
abgebaut und so entfernt<br />
werden konnten. Weitere Stoffe gelangen<br />
aus diffusen Quellen wie<br />
Land- und Forstwirtschaft oder Abfluss<br />
von Verkehrsflächen in <strong>die</strong> Gewässer.<br />
Beim biolo gischen Abbau in<br />
den Kläranlagen aber auch während<br />
der Untergrundpassage entstehen<br />
zudem neue Substanzen, <strong>die</strong> von<br />
<strong>Wasser</strong>chemikern auch analytisch zu<br />
bestimmen sind, um sie als bedenklich<br />
oder unbedenklich einstufen zu<br />
können. Die Frage ist aber, welche<br />
Substanzen gebildet werden. Man<br />
kann <strong>die</strong>ses nur vermuten, und<br />
zwar aufgrund der ursprünglich<br />
eingetragenen Substanzen und der<br />
physikalischen und chemischen<br />
Beschaffenheit ihrer Umgebung.<br />
Die Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe haben<br />
hierzu im vergangenen Jahr interessante<br />
Messkampagnen gestartet. Sie<br />
werden auf der Tagung „<strong>Wasser</strong> 2014“<br />
von Patricia van Baar in einem Vortrag<br />
vorgestellt. Untersucht wurde Grundwasser,<br />
das aus einer Reihe linear<br />
angeordneter Messstellen zwischen<br />
dem Tegeler See und dem Trinkwasserbrunnen<br />
gewonnen wurde. Die<br />
<strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe in den einzelnen<br />
Proben wurden mit Hilfe der Flüssigkeitschromatographie<br />
voneinander<br />
getrennt, mit hochauflösender Massenspektrometrie<br />
registriert und mit<br />
Spektren von rund 2000 umweltrelevanten<br />
Stoffen abgeglichen, <strong>die</strong> in den<br />
Grundwasserproben evtl. vorhanden<br />
sein konnten. 260 „Treffer“ konnten<br />
ermittelt werden. Da einige auf Falschmessungen<br />
basierten, reduzierte sich<br />
<strong>die</strong> Zahl auf 94. Immerhin waren darunter<br />
27 „Suspects“, also Substanzen,<br />
<strong>die</strong> man vermutet hatte und <strong>die</strong> zum<br />
ersten Mal im Untersuchungsgebiet<br />
eindeutig nachgewiesen wurden.<br />
Indem der Verlauf der Spurenstoffkonzentrationen<br />
innerhalb der Transekte,<br />
also der linear angeordneten<br />
Messstellen, betrachtet wurde, konnte<br />
das Verhalten einiger Substanzen<br />
unter den jeweils vorliegenden physikalisch-chemischen<br />
Bedingungen<br />
beobachtet werden. Zu <strong>die</strong>sen Substanzen<br />
zählten Sartane, das sind<br />
Arzneimittel zur Behandlung von<br />
Bluthochdruck, Phenazon und phenazonähnliche<br />
Substanzen, <strong>die</strong> als<br />
Schmerzmittel eingesetzt werden,<br />
und Primidon, ein krampflösender<br />
Arzneistoff. Die Untersuchungen<br />
wurden im Rahmen des BMBF-geförderten<br />
Verbundprojekts „Askuris“,<br />
Anthropogene Spurenstoffe und<br />
Krankheitserreger im urbanen<br />
<strong>Wasser</strong>kreislauf, durchgeführt.<br />
Krankheitserreger im <strong>Wasser</strong> sind<br />
auf der „<strong>Wasser</strong> 2014“ ebenfalls ein<br />
zentrales Thema. So können sich<br />
pathogene Mikroorganismen in den<br />
Biofilmen befinden, <strong>die</strong> sich in Trinkwassersystemen<br />
bilden. Wie so etwas<br />
verhindert werden kann, sollen Modellversuche<br />
zeigen. Auch krankheitserregende<br />
Mikroorganismen, <strong>die</strong> aus dem<br />
Darm ausgeschieden werden, bereiten<br />
vielfach Sorge, so dass <strong>die</strong> Fäkalkeim-<br />
Belastungen in Oberflächengewässern,<br />
vor allem wenn <strong>die</strong>se als Trinkwasserreservoir<br />
oder Badegewässer genutzt<br />
werden, weiter durch verbesserte<br />
Untersuchungsmethoden verfolgt<br />
werden müssen. Besonders befasst ist<br />
man aber mit dem Vorkommen, der<br />
Bedeutung und Bekämpfung von<br />
Legionellen, <strong>die</strong> als gefährliche Krankheitserreger<br />
im Trinkwasser, <strong>Abwasser</strong><br />
oder in Rückkühlwerken auftreten<br />
können und sich im Temperaturbereich<br />
zwischen 25 und 50 Grad<br />
Celsius besonders stark vermehren.<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 621
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Leute<br />
VKU-Vorstand bestätigt Präsidenten und<br />
Präsidium im Amt<br />
VKU-Präsident<br />
Ivo Gönner.<br />
© Stadt Ulm<br />
In der Vorstandssitzung des Verbandes<br />
kommunaler Unternehmen<br />
(VKU) am 9. April 2014 wurden<br />
VKU-Präsident Ivo Gönner<br />
und <strong>die</strong> Mitglieder des bestehenden<br />
VKU-Präsidiums in ihrer<br />
Funktion bestätigt. VKU-Hauptgeschäftsführer<br />
Hans-Joachim Reck:<br />
„Ich freue mich, dass der VKU-Vorstand<br />
dem VKU-Präsidenten Ivo<br />
Gönner und dem bestehenden<br />
Präsidium <strong>für</strong> weitere vier Jahre<br />
sein Vertrauen ausgesprochen hat.<br />
Wir werden unseren politischen<br />
Einfluss weiter ausbauen und uns<br />
auch in Zukunft als Spitzenverband<br />
der kommunalen Wirtschaft<br />
erfolgreich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Interessen unserer<br />
über 1400 Mitgliedsunternehmen<br />
einsetzen.“<br />
Das ehrenamtliche Präsidium<br />
besteht damit aus folgenden Mitgliedern:<br />
••<br />
Ivo Gönner, VKU-Präsident<br />
(Oberbürgermeister der Stadt<br />
Ulm)<br />
••<br />
Michael Beckereit, VKU-Vizepräsident<br />
(HAMBURG WASSER/<br />
HAMBURG ENERGIE)<br />
••<br />
Andreas Feicht, VKU-Vizepräsident<br />
(WSW Energie & <strong>Wasser</strong> AG<br />
Wuppertal)<br />
••<br />
Patrick Hasenkamp, VKU-Vizepräsident<br />
(AWM Abfallwirtschaftsbetriebe<br />
Münster)<br />
••<br />
Matthias Berz (SWU Stadtwerke<br />
Ulm/Neu-Ulm GmbH)<br />
••<br />
Josef Hasler (N-ERGIE AG<br />
Nürnberg)<br />
••<br />
Manfred Hülsmann (Stadtwerke<br />
Osnabrück AG)<br />
••<br />
Raimund Otto (Stadtwerke<br />
Leipzig GmbH)<br />
••<br />
Helmut Preuße (Stadtwerke<br />
Schwedt GmbH)<br />
••<br />
Hans-Joachim Reck, VKU-Hauptgeschäftsführer<br />
••<br />
Bernd Wilmert (Stadtwerke<br />
Bochum GmbH)<br />
Zudem wurden vier weitere Mitglieder<br />
in das Präsidium aufgenommen:<br />
Verband kommunaler Unternehmen (VKU)<br />
••<br />
Dr. Florian Bieberbach (Stadtwerke<br />
München GmbH)<br />
••<br />
Helmut Schmidt (Abfallwirt-<br />
•<br />
AG)<br />
•<br />
schaftsbetrieb München AWM)<br />
• Ralf Schodlok (ESWE Versorgungs<br />
• Karsten Specht (Oldenburg-Ostfriesischer<br />
<strong>Wasser</strong>verband OOWV)<br />
Der VKU verstärkt mit der Erweiterung<br />
des Präsidiums auf 15 Mitglieder<br />
<strong>die</strong> Sparten <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong><br />
sowie <strong>die</strong> Abfallwirtschaft und<br />
Stadtreinigung.<br />
In der Vorstandssitzung wurden<br />
sieben neue Mitglieder in den VKU<br />
aufgenommen: Stadtwerke Metzingen,<br />
SchwarzwaldWASSER Brühl,<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung Mittlere Vils Aham,<br />
gKu VE München-Ost, <strong>Wasser</strong>verund<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgungs-Zweckverband<br />
Region Ludwigs felde, Stadtwerke<br />
Mörfelden- Walldorf, HSE <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
Darmstadt.<br />
Weitere Informationen:<br />
Verband kommunaler Unternehmen e. V.,<br />
Invalidenstraße 91, D-10115 Berlin,<br />
www.vku.de<br />
Der Verband vertritt über 1 400 kommunalwirtschaftliche Unternehmen<br />
in den Bereichen Energie, <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> und Abfallwirtschaft.<br />
Mit über 250 000 Beschäftigten wurden 2011 Umsatzerlöse<br />
von rund 107 Milliarden Euro erwirtschaftet und fast 10 Milliarden<br />
Euro investiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen haben im Endkundensegment<br />
einen Marktanteil von 45,9 % in der Strom-, 62,2 % in<br />
der Erdgas-, 80,4 % in der Trinkwasser-, 63,1 % in der Wärmeversorgung<br />
und 24,4 % in der <strong>Abwasser</strong>entsorgung.<br />
Mai 2014<br />
622 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Leute | NACHRICHTEN |<br />
Landesgruppenversammlung wählt neuen Vorstand<br />
der BDEW-Landesgruppe Norddeutschland<br />
Im Rahmen der Landesgruppenversammlung der BDEW-Landesgruppe Norddeutschland wurde am 8. April 2014<br />
in Hamburg der neue Landesgruppenvorstand gewählt.<br />
Als Vorsitzender des Gesamtvorstandes<br />
und des Fachvorstandes<br />
<strong>Wasser</strong> wurde Renke Droste,<br />
Harzwasserwerke GmbH, <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
kommenden zwei Jahre im Amt<br />
bestätigt. R. Droste dankte den<br />
Mitgliedern <strong>für</strong> das Mandat. Die<br />
Komplexität und Dynamik in der<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>politik verlangten<br />
auf Bundes- wie insbesondere<br />
auch auf Landesebene nach intensivem<br />
Austausch zwischen den<br />
Unternehmen wie auch zwischen<br />
Branche und weiteren Anspruchsgruppen.<br />
Hier<strong>für</strong> wolle er sich als<br />
Vorsitzender weiterhin engagieren,<br />
um <strong>die</strong> wichtige Plattformfunktion<br />
der Landesgruppe in Norddeutschland<br />
weiterzuentwickeln. Als Stellvertreter<br />
unterstützen ihn dabei <strong>die</strong><br />
beiden Vorsitzenden der Fachvorstände<br />
Energie und KMU.<br />
Auf Ebene des Fachvorstandes<br />
Energie der Landesgruppe wird<br />
auch zukünftig Wolfgang Birkenbusch,<br />
EVI Energieversorgung<br />
Hildesheim GmbH & Co. KG, den<br />
Vorsitz übernehmen.<br />
Weiterhin wurde Christian Meyer-<br />
Hammerström, Osterholzer Stadtwerke<br />
GmbH & Co. KG als Vorsitzender<br />
des Fachvorstandes KMU bestätigt.<br />
Mitglieder der BDEW-Landesgruppe Norddeutschland.<br />
© BDEW<br />
Volker Erbe ist ständiger Vertreter des Vorstands<br />
des Wupperverbands<br />
Der Verbandsrat des Wupperverbandes<br />
stimmte der Ernennung<br />
von Dr. Volker Erbe zum neuen<br />
ständigen Vertreter des Vorstandes<br />
zu. Dieses Amt bekleidete zuvor<br />
Georg Wulf, der seit dem 1. Februar<br />
2014 Vorstand des Wupperverbandes<br />
ist.<br />
Der ständige Vertreter wird<br />
vom Vorstand des Wupperverbandes<br />
bestimmt und vom Verbandsrat<br />
bestätigt.<br />
Dr.-Ing. Volker Erbe, Jahrgang<br />
1971, stu<strong>die</strong>rte Maschinenbau an<br />
der Rheinisch-Westfälischen Technischen<br />
Hochschule Aachen und<br />
promovierte 2004 an der Bauhaus<br />
Universität in Weimar.<br />
Seit 1997 ist er beim Wupperverband<br />
im Bereich <strong>Abwasser</strong> beschäftigt.<br />
In 2009 wurde er zum<br />
Bereichsleiter <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
und Klärschlammentsorgung<br />
ernannt. Seit Februar 2014<br />
leitet er den gesamten Geschäftsbereich<br />
Technik des Wupperverbandes.<br />
Dr. Volker Erbe ist verheiratet<br />
und hat zwei Kinder.<br />
Ihre Hotlines <strong>für</strong> <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Redaktion<br />
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Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />
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Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 623
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />
Merkblatt DWA-M 190: Anforderungen an <strong>die</strong> Qualifikation von Unternehmen<br />
<strong>für</strong> Herstellung, baulichen Unterhalt, Sanierung und Prüfung von Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
Die Deutsche Vereinigung <strong>für</strong><br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V. (DWA) hat ein neues Merkblatt<br />
vorgelegt, das einheitliche Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> Qualifikation von<br />
Unternehmen beschreibt, <strong>die</strong> mit der<br />
Herstellung, dem baulichen Unterhalt,<br />
der Prüfung und der Sanierung<br />
von Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
befasst sind.<br />
Ein differenzierter Anforderungskatalog<br />
zur Feststellung der Qualifikation<br />
von hier tätigen Unternehmen<br />
existiert derzeit nicht. In<br />
den Satzungen deutscher Städte<br />
und Gemeinden finden sich zumeist<br />
nur allgemein gehaltene qualitätsorientierte<br />
Anmerkungen zu Herstellung,<br />
Erweiterung und Unterhalt<br />
von Anschlusskanälen und Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
mit der<br />
Folge, dass viele Anlagen saniert<br />
werden müssen. Eine mangelhafte<br />
Ausführung durch fachlich nicht<br />
geeignete Unternehmen oder nicht<br />
qualifiziertes Personal sowie eine<br />
fehlende Überwachung der Arbeiten<br />
sind hier<strong>für</strong> zumeist ursächlich.<br />
Durch undichte Anschlusskanäle<br />
und Grundleitungen tritt jedoch<br />
insbesondere bei Rückstau <strong>Abwasser</strong><br />
aus und kann den Boden oder<br />
das Grundwasser verunreinigen.<br />
Durch Infiltration von Grundwasser<br />
sowie durch Fehlanschlüsse gelangen<br />
zudem erhebliche Fremdwassermengen<br />
in <strong>die</strong> <strong>Abwasser</strong>anlage.<br />
DWA-M 190 behandelt u. a. <strong>die</strong><br />
Ausführungsbereiche der Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
und <strong>die</strong><br />
Prinzipien der Eigenüberwachung.<br />
Der Nachweis der geforderten Qualifikation<br />
ist nicht Gegenstand des<br />
Merkblatts.<br />
Das Merkblatt soll öffentliche wie<br />
private Bauherren – hier vor allem<br />
Architekten – da<strong>für</strong> sensibilisieren, bei<br />
der Beauftragung von Arbeiten an<br />
Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
nur fachlich qualifizierte Unternehmen<br />
auszuwählen. Den Kommunen<br />
werden darüber hinaus Empfehlungen<br />
zur Einführung und zum Vollzug<br />
einer Fachunternehmerpflicht auf<br />
Satzungsbasis gegeben.<br />
Information:<br />
April 2014, 29 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-57-7,<br />
Ladenpreis: 38 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 30,40 Euro.<br />
Merkblatt DWA-M 279: Schmutzwasser von unbewirtschafteten Rastanlagen<br />
Mit dem Merkblatt DWA-M 279<br />
hat <strong>die</strong> Deutsche Vereinigung<br />
<strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V. (DWA) eine neue Publikation<br />
herausgegeben, <strong>die</strong> sich mit<br />
der Entsorgung von Schmutzwasser<br />
aus WC-Gebäuden von unbewirtschafteten<br />
Rastanlagen, sogenannten<br />
PWC-Anlagen, an Bundesfernstraßen<br />
(Autobahnen und Bundesstraßen)<br />
befasst. Das Merkblatt erläutert<br />
Belastungsgrundlagen sowie Bemessung<br />
und Konstruktion der<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgungssysteme und<br />
gibt Hinweise zu Planung und Betrieb<br />
der <strong>Abwasser</strong>entsorgungssysteme.<br />
Abwässer von unbewirtschafteten<br />
Rastanlagen unterscheiden sich<br />
deutlich von denen bewirtschafteter<br />
Anlagen. Die Besucher halten sich<br />
hier i. d. R. nur kurz auf und nutzen<br />
<strong>die</strong> Toiletten meist nur zum Urinieren.<br />
Auch ist der Grauwasseranteil<br />
geringer.<br />
Das Merkblatt kann <strong>für</strong> <strong>die</strong> Neuplanung,<br />
<strong>die</strong> Sanierung oder den<br />
Umbau von <strong>Abwasser</strong>anlagen angewendet<br />
werden. Die auf Grundlage<br />
<strong>die</strong>ses Merkblatts zu ermittelnden<br />
Abflüsse und Frachten gelten sowohl<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Mitbehandlung der<br />
Schmutzwässer in kommunalen<br />
Kläranlagen als auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bemessung<br />
dezentraler Speicher- und<br />
Behandlungsanlagen am Ort der<br />
PWC-Anlage. Neue technische Entwicklungen<br />
aus dem DWA-Themenband<br />
„Neuartige Sanitärsysteme“<br />
wurden mit der Teilstromseparation<br />
ebenfalls berücksichtigt, auch wenn<br />
es hiermit an unbewirtschafteten<br />
Rastanlagen noch keine Erfahrungen<br />
gibt.<br />
Das Merkblatt gilt nicht <strong>für</strong> separate<br />
WC-Gebäude auf bewirtschafteten<br />
Rastanlagen, da dort in der<br />
Regel eine gemeinsame Behandlung<br />
oder Ableitung aller Schmutzwässer<br />
vorgenommen wird.<br />
Damit Planer ihre individuellen<br />
Lösungen einem Variantenvergleich<br />
unterziehen können, ist dem Merkblatt<br />
eine Tabellenkalkulation auf<br />
Basis der KVR-Leitlinien beigefügt, <strong>die</strong><br />
zum kostenfreien Download in einem<br />
geschlossenen Benutzerbereich („DWAdirekt“)<br />
auf der DWA-Homepage zur<br />
Verfügung steht.<br />
Information:<br />
April 2014, 22 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-55-3,<br />
Ladenpreis: 32 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 25,60 Euro.<br />
Mai 2014<br />
624 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| RECHT UND REGELWERK |<br />
Merkblatt DWA-M 388: Mechanisch-Biologische (Rest)-Abfallbehandlung<br />
In Deutschland werden rund 50 Anlagen<br />
zur mechanisch-biologischen<br />
(Rest)Abfallbehandlung (MBA) betrieben,<br />
<strong>die</strong> ca. 5,6 Mio. t Siedlungsabfälle<br />
behandeln. Die Deutsche<br />
Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. (DWA) hat<br />
nun ein neues Merkblatt vorgelegt,<br />
das <strong>die</strong> Potenziale <strong>für</strong> technische<br />
und organisatorische Optimierungen<br />
von MBAs identifizieren und Planern<br />
wie Betreibern entsprechende Empfehlungen<br />
geben soll. Neben den<br />
technischen Grundlagen der verschiedenen<br />
Verfahrensvarianten werden<br />
<strong>die</strong> Energie- und Stoffströme<br />
detailliert beleuchtet und <strong>die</strong><br />
rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
dargestellt. Ziel ist es, <strong>die</strong> Abfälle<br />
so aufzubereiten, dass eine möglichst<br />
große Fraktion stofflich oder<br />
energetisch verwertet werden<br />
kann. Das verbleibende Material<br />
wird biologisch stabilisiert, sodass<br />
es auf Deponien abgelagert werden<br />
kann.<br />
Aufgrund der in Deutschland bestehenden<br />
Behandlungskapazitäten<br />
<strong>für</strong> Hausmüll ist davon auszugehen,<br />
dass in Zukunft keine nennenswerten<br />
neuen MBA-Kapazitäten geschaffen<br />
werden. Der Neubau von<br />
Anlagen in Deutschland steht daher<br />
nicht im Fokus des Merkblattes.<br />
DWA-M 388 richtet sich an MBA-<br />
Anlagenbetreiber und – insbesondere<br />
im Zusammenhang mit Erweiterungen<br />
oder Umrüstungen von Anlagen<br />
– an Planer und Anlagenbauer sowie<br />
an <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Genehmigung und<br />
Überwachung zuständigen Fachbehörden.<br />
Information:<br />
April 2014, 47 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-52-2,<br />
Ladenpreis: 53 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 42,40 Euro.<br />
Herausgeber und Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333,<br />
Fax (02242) 872-100,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
Aufruf zur Stellungnahme<br />
Entwurf Merkblatt DWA-M 149-3: Zustandserfassung und -beurteilung von Entwässerungssystemen<br />
außerhalb von Gebäuden – Teil 3: Zustandsklassifizierung und -bewertung<br />
Die Deutsche Vereinigung <strong>für</strong><br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V. (DWA) hat den Entwurf<br />
eines Merkblatts vorgelegt, das <strong>die</strong><br />
gleichnamige Publikation von 2007<br />
ersetzt. Die Neufassung wurde notwendig,<br />
da sich durch <strong>die</strong> Überarbeitung<br />
der europäischen Normung –<br />
insbesondere DIN EN 13508-2:2011<br />
in Verbindung mit Merkblatt DWA-<br />
M 149-2:2013 – <strong>die</strong> Grundlagen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Zustandsbeurteilung verändert haben.<br />
Das Anwendungsbeispiel in Anhang A<br />
wurde fortgeschrieben.<br />
DWA-M 149-3 gewährleistet auf<br />
der Grundlage des Ko<strong>die</strong>rsystems<br />
einen abgestimmten Arbeitsablauf<br />
zur Zustandserfassung und -beurteilung.<br />
Es berücksichtigt weiterhin eine<br />
sinnvolle Einordnung der Teilaufgabe<br />
„Zustandsbeurteilung“ in den Gesamtarbeitsablauf<br />
zur Sanierung von<br />
Entwässerungssystemen, wie er in<br />
DIN EN 752 beschrieben ist.<br />
Das Merkblatt ist aufgegliedert<br />
in einen allgemeinen Teil und ein<br />
Anwendungsbeispiel im Anhang.<br />
Der allgemeine Teil stellt grundsätzliche<br />
Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsklassifizierung<br />
und -bewertung, <strong>die</strong><br />
unabhängig vom Beurteilungsmodell<br />
im Sinne einer Vergleichbarkeit<br />
eingehalten werden sollten. Im Anhang<br />
wird ein mögliches Verfahren<br />
zur Umsetzung der Anforderungen<br />
aufgezeigt. Andere Beurteilungsmodelle<br />
können, soweit <strong>die</strong>se <strong>die</strong><br />
grundsätzlichen Anforderungen erfüllen,<br />
ebenfalls angewandt werden.<br />
Das Merkblatt richtet sich an alle<br />
im Bereich der Zustandserfassung<br />
und -beurteilung von Entwässerungssystemen<br />
planenden, betreibenden<br />
sowie Aufsicht führenden Institutionen<br />
und Firmen.<br />
Frist zur Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen zu <strong>die</strong>ser Thematik<br />
nimmt <strong>die</strong> DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
entgegen. Das Merkblatt DWA-M 149-3<br />
wird bis zum 15. Juli 2014 öffentlich zur<br />
Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />
möglichst in digitaler Form, an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Ing. Christian Berger,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872 126, E-Mail: berger@dwa.de<br />
Digitale Vorlage <strong>für</strong> Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
April 2014, 69 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-62-1,<br />
Ladenpreis: 66 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 52,80 Euro<br />
Herausgeber und Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333,<br />
Fax (02242) 872-100,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 625
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
Vorhabensbeschreibung<br />
Merkblatt DWA-M 179: Empfehlungen <strong>für</strong> Planung und Betrieb<br />
von dezentralen Anlagen zur Niederschlagswasserbehandlung<br />
Die Deutsche Vereinigung <strong>für</strong><br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V. (DWA) wird ein neues<br />
Merkblatt „Empfehlungen <strong>für</strong> Planung<br />
und Betrieb von dezentralen<br />
Anlagen zur Niederschlagswasserbehandlung“<br />
(DWA-M 179) erarbeiten,<br />
das Aussagen zu Betrieb und Betriebsaufwand<br />
sowie zur Einordnung<br />
der Anlagen in <strong>die</strong> Systematik der<br />
Regenwasserbehandlung enthält.<br />
Dezentrale Anlagen zur Behandlung<br />
von Regenabflüssen im Trennsystem<br />
werden seit einigen Jahren<br />
in großer Produktvielfalt entwickelt<br />
und angeboten. Sie werden insbesondere<br />
dort, wo Niederschlagsabflüsse<br />
sehr hohe stoffliche Belastungen<br />
aufweisen (z. B. Metalldächer)<br />
oder bei beengten Platzverhältnissen<br />
eingesetzt. Die Anlagen vereinen<br />
häufig unterschiedliche verfahrenstechnische<br />
Grundprinzipien, wie<br />
Sedimentation, Filtration, Ionenaustausch<br />
und Adsorption.<br />
Aus den Besonderheiten dezentraler<br />
Behandlungsanlagen resultieren<br />
hohe Unsicherheiten bei Planern,<br />
Aufsichtsbehörden und Betreibern.<br />
Es besteht <strong>die</strong> Gefahr einer im<br />
Einzelfall schwer kalkulierbaren Gewässerbelastung.<br />
Mit dem neuen Merkblatt möchte<br />
<strong>die</strong> DWA einen Regelungsrahmen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong>ses sich sehr dynamisch<br />
entwickelnde Arbeitsfeld schaffen.<br />
Schwerpunktmäßig wird sich <strong>die</strong><br />
Publikation auf Einleitungen in<br />
Oberflächengewässer konzentrieren.<br />
Adressat des Merkblatts werden <strong>die</strong><br />
Anlagenbetreiber sein. Das Merkblatt<br />
soll bis Mitte 2016 fertiggestellt<br />
sein.<br />
Hinweise und Anregungen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Bearbeitung:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Ing. Christian Berger,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-126, Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: berger@dwa.de, www.dwa.de<br />
Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
GW 350 P Entwurf: Schweißverbindungen an Rohrleitungen aus Stahl in der Gas- und<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung – Herstellung, Prüfung und Bewertung, 4/2014<br />
Im Zuge der Überarbeitung der<br />
Basisnorm DIN EN 12732 „Gasinfrastruktur<br />
– Schweißen von Rohrleitungen<br />
aus Stahl – Funktionale<br />
Anforderungen“ wurde auch das<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 350 einer<br />
grundlegenden Durchsicht unterzogen.<br />
Die daraus resultierenden Änderungen<br />
beinhalten neben einer<br />
redaktionellen Überarbeitung auch<br />
<strong>die</strong> Anpassung der Referenznormen<br />
sowie <strong>die</strong> Integration der Qualitätsanforderungsstufe<br />
A in B. Auf Grundlage<br />
der DIN EN 12732 wurde der<br />
Prüfumfang <strong>für</strong> Rundnähte an Leitungen<br />
der Qualitätsanforderungsstufe<br />
D (MOP > 16 bar) auf 100 %<br />
erhöht. Im Sinne einer besseren<br />
Anwendbarkeit wurde letztendlich<br />
<strong>die</strong> Struktur des Arbeitsblattes umfassend<br />
überarbeitet.<br />
Die Fertigstellung des Entwurfes<br />
und <strong>die</strong> Freigabe zur Veröffentlichung<br />
als Gelbdruck durch das TK<br />
„Werkstoffe und Schweißtechnik“<br />
erfolgte im März 2014.<br />
Die Einspruchsfrist zum Entwurf<br />
des DVGW-Arbeitsblattes GW 350<br />
endet im Juli 2014.<br />
Preis: € 39,37 <strong>für</strong> Mitglieder;<br />
€ 30,29 <strong>für</strong> Nichtmitglieder.<br />
GW 335-B4, Kunststoff-Rohrleitungssysteme in der Gas- und <strong>Wasser</strong>verteilung – Teil 4:<br />
Metallene Formstücke mit mechanischen oder Steckmuffenverbindungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung<br />
– Anforderungen und Prüfungen, 4/2014<br />
Die Prüfgrundlage GW 335-B4<br />
gilt <strong>für</strong> metallene Formstücke<br />
mit mechanischen oder Steckmuffenverbindungen<br />
(auch Werkstoffübergangsverbinder)<br />
<strong>für</strong> Polyethylenrohre<br />
(SDR 11, SDR 17)<br />
gemäß DVGW GW 335-A2 (A),<br />
GW 335-A3 (A) und DVGW VP 640<br />
sowie PVC-Rohre gemäß DVGW<br />
GW 335-A1 (A) und DVGW VP 654<br />
(PVC-O) <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung<br />
nach DVGW W 400-1 (A) bis 16 bar<br />
und bis Außendurchmesser<br />
d ≤ 160 mm.<br />
Diese Prüfgrundlage wurde vom<br />
Projektkreis „Metallische Werkstoffe<br />
in <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen“ im<br />
Technischen Komitee „Bauteile <strong>Wasser</strong>versorgungssysteme“<br />
erarbeitet.<br />
Sie kann als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zertifizierung<br />
von metallenen Verbin-<br />
Mai 2014<br />
626 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| RECHT UND REGELWERK |<br />
dern <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung herangezogen<br />
werden.<br />
GW 335-B4 basiert auf den Anforderungen<br />
und Prüfungen von DIN<br />
EN 12842, wobei bei der Erarbeitung<br />
darauf geachtet wurde, dass <strong>die</strong> Anforderungen<br />
der DIN 8076 und ISO<br />
14236 nicht unterschritten wurden.<br />
Diese Prüfgrundlage ersetzt teilweise<br />
(wasserseitig) <strong>die</strong> DVGW-Prüfgrundlage<br />
VP 600.<br />
Preis:<br />
€ 17,61 <strong>für</strong> Mitglieder;<br />
€ 23,49 <strong>für</strong> Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191 - 40,<br />
Fax (0228) 9191 - 499,<br />
www.wvgw.de<br />
Recht und Regelwerk<br />
Zurückgezogene Regelwerke<br />
Folgende Regelwerke wurden zurückgezogen:<br />
VP 600 P<br />
W 402 A<br />
Anhänge E und F<br />
Gas/<strong>Wasser</strong>-<br />
Information Nr. 8<br />
Werkstoffverbinder aus Metall <strong>für</strong> Rohre aus Polyethylen<br />
(PE 80, PE 100) sowie aus vernetzten Polyethylen (PE-Xa) <strong>für</strong><br />
Gas- und Trinkwasserleitungen; Anforderungen und Prüfungen<br />
Netz- und Schadenstatistik- Erfassung und Auswertung von<br />
Daten zur Instandhaltung von <strong>Wasser</strong>rohrnetzen<br />
07/2001 Wird teilweise<br />
(wasserseitig) ersetzt<br />
durch GW 335-B4<br />
09/2010 Beiblatt als Ersatz<br />
in Vorbereitung<br />
Gas & <strong>Wasser</strong> digital 08/1995 ersatzlos<br />
Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
W 236 A Entwurf: Kombinationen aus Armaturen und Apparaten in der Trinkwasser-<br />
Installation; Anforderungen und Prüfungen, 4/2014<br />
Dieses Arbeitsblatt wurde vom<br />
Projektkreis „Nanofiltration“ im<br />
Technischen Komitee „<strong>Wasser</strong>aufbereitungsverfahren“<br />
erarbeitet. Die<br />
Nanofiltration und Niederdruckumkehrosmose,<br />
<strong>die</strong> in der zentralen<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung in Deutschland<br />
vornehmlich zur Enthärtung eingesetzt<br />
werden, finden aufgrund der<br />
vielfachen Erfahrungen, <strong>die</strong> zu den<br />
Verfahren inzwischen vorliegen, Eingang<br />
in das technische Regelwerk.<br />
Das Arbeitsblatt gilt <strong>für</strong> Planung, Bau<br />
und Betrieb von Membrananlagen,<br />
<strong>die</strong> in der zentralen Trinkwasseraufbereitung<br />
im Voll- oder Teilstrom<br />
zum Zweck der Enthärtung, Entsalzung<br />
und Entfernung organischer<br />
Stoffe betrieben werden. Es definiert<br />
<strong>die</strong> im Zusammenhang mit den beschriebenen<br />
Membranverfahren verwendeten<br />
Begriffe, gibt Hinweise zu<br />
Planung und Bau und definiert Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> verwendeten<br />
Aufbereitungsstoffe sowie <strong>die</strong> Werkstoffe<br />
und Materialien der Anlagen.<br />
Darüber hinaus gibt es Hinweise<br />
zum Betrieb und der Inbetriebnahme,<br />
sowie zur Spülung, Reinigung<br />
und Konservierung der Membranen.<br />
Anlagentechnische Details, <strong>die</strong><br />
auf den Verfahrensschritt Membranfiltration<br />
keinen Einfluss haben, sind<br />
nicht Gegenstand <strong>die</strong>ses Arbeitsblattes.<br />
Einsprüche an <strong>die</strong> Hauptgeschäftsführung<br />
in Bonn. Die Einspruchsfrist<br />
endet am 31. Juli 2014.<br />
Preis:<br />
€ 39,37 <strong>für</strong> Mitglieder;<br />
€ 30,29 <strong>für</strong> Nichtmitglieder.<br />
W 585 P Entwurf: Dichtungen <strong>für</strong> Flanschverbindungen in Rohrleitungen aus duktilem<br />
Gusseisen oder Stahl in der <strong>Wasser</strong>versorgung; Anforderungen und Prüfungen, 4/2014<br />
Die technische Prüfgrundlage<br />
beschreibt Anforderungen und<br />
Prüfungen <strong>für</strong> Kombinationen aus<br />
Armaturen und Apparaten, <strong>die</strong><br />
gemäß der Normenreihe DIN EN 806<br />
und der DIN 1988-200 in Trinkwasser-Installationen<br />
in Gebäuden<br />
eingesetzt werden können. Die<br />
können z. B. Kombinationen aus<br />
Rückflussverhinderer, Filter und<br />
Druckminderer oder auch Filter und<br />
Leckagedetektor sein. Es gelten<br />
▶▶<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 627
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
grundsätzlich <strong>die</strong> Anforderungen<br />
bestehender europäischer oder<br />
nationaler Produktnormen und<br />
DVGW-Prüfgrundlagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> einzelnen<br />
Komponenten sowie Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> gesamte Kombination.<br />
Die technische Prüfgrundlage wurde<br />
von den DVGW-Projektkreisen<br />
„Armaturen“ und „Anlagen zur<br />
Behandlung von Trinkwasser“ im<br />
Technischen Komitee „Armaturen<br />
und Apparate“ erarbeitet.<br />
Der Entwurf kann bis 31. Juli 2014<br />
kommentiert werden. Einsprüche<br />
innerhalb <strong>die</strong>ser Frist an quartier@<br />
dvgw.de<br />
Preis:<br />
€ 17,61 <strong>für</strong> Mitglieder;<br />
€ 23,49 <strong>für</strong> Nichtmitglieder.<br />
W 384 P: Dichtungen <strong>für</strong> Muffenverbindungen in Rohrleitungen aus duktilem<br />
Gusseisen oder Stahl in der <strong>Wasser</strong>versorgung; Anforderungen und Prüfungen, 4/2014<br />
W 385 P: Dichtungen <strong>für</strong> Flanschverbindungen in Rohrleitungen aus duktilem<br />
Gusseisen oder Stahl in der <strong>Wasser</strong>versorgung; Anforderungen und Prüfungen, 4/2014<br />
Die DVGW-Prüfgrundlagen W 384<br />
und W 385 gelten <strong>für</strong> Dichtungen<br />
von Muffen- bzw. Flanschverbindungen<br />
in Rohrleitungen der Trinkwasserversorgung<br />
aus duktilem<br />
Gusseisen oder Stahl.<br />
Sie legen Anforderungen an <strong>die</strong><br />
jeweiligen Dichtungen und entsprechende<br />
Prüfungen fest. In W 384<br />
werden zudem Anforderungen und<br />
Prüfungen bezüglich der Haltesegmente,<br />
<strong>die</strong> in Dichtungen <strong>für</strong><br />
längskraftschlüssige Verbindungen<br />
enthalten sind, definiert.<br />
Weiterhin enthalten <strong>die</strong> neuen<br />
Prüfgrundlagen Angaben zur Gütesicherung<br />
zwecks langfristiger Sicherstellung<br />
der Konformität der<br />
hergestellten Produkte mit den Anforderungen<br />
<strong>die</strong>ser Prüfgrundlagen.<br />
In <strong>die</strong>ser Weise zertifizierte Bauteile<br />
sind konform mit den ins nationale<br />
DIN-Normenwerk eingeführten<br />
europäischen Normen DIN EN<br />
681-1, DIN EN 545, DIN EN 10224,<br />
DIN EN 10311, DIN EN 1092-1 oder<br />
DIN EN 1092-2 sowie mit den Anforderungen<br />
des DVGW-Regelwerkes<br />
und den nationalen gesetzlichen<br />
Bestimmungen. Sie weisen somit<br />
<strong>die</strong> erforderliche Sicherheit, Gebrauchstauglichkeit,<br />
Qualität, Hygiene<br />
und Umweltverträglichkeit<br />
auf, wie sie <strong>für</strong> den Einsatz in der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung vorausgesetzt<br />
werden.<br />
W 384 und W 385 werden zukünftig<br />
<strong>die</strong> DVGW-Prüfgrundlagen<br />
VP 546:2007-05 und VP 547:2002-03<br />
ersetzen. Sie wurden vom Projektkreis<br />
„Metallische Werkstoffe in <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen“<br />
im Technischen<br />
Komitee „Bauteile <strong>Wasser</strong>versorgungssysteme“<br />
erarbeitet.<br />
Preis W 384 P:<br />
€ 22,71 <strong>für</strong> Mitglieder;<br />
€ 30,29 <strong>für</strong> Nichtmitglieder.<br />
Preis W 385 P:<br />
€ 17,61 <strong>für</strong> Mitglieder;<br />
€ 23,49 <strong>für</strong> Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40, Fax (0228) 9191- 499,<br />
www.wvgw.de<br />
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NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Stu<strong>die</strong>ngänge und Stu<strong>die</strong>norte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
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Mai 2014<br />
628 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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Die <strong>Wasser</strong>versorgung im<br />
antiken Rom<br />
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Sextus Iulius Frontinus, Leiter der antiken römischen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Sextus Iulius Frontinus wurde im Jahre 97 n. Chr. durch Kaiser Nerva zum Leiter der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom (curator aquarum) berufen. Aus <strong>die</strong>sem Anlass verfasste er<br />
eine Schrift, <strong>die</strong> unter dem Titel „De aquaeductu urbis Romae – Die <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt<br />
Rom“ überliefert worden ist. Frontin gibt darin einen Überblick über den Stand des Wissens<br />
bezüglich Management, Technik und Organisation der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Er<br />
begegnet uns als moderner Manager einer großstädtischen <strong>Wasser</strong>versorgung; seine Schrift<br />
kann als erstes Lehrbuch des Faches gelten. Die zweisprachige Ausgabe basiert auf einer<br />
sorgfältigen Überprüfung des lateinischen Textes sowie einer neuen Übersetzung ins Deutsche.<br />
Dreizehn begleitende Aufsätze, verfasst von international renommierten Vertretern der Alten<br />
Geschichte, Altphilologie und Literaturgeschichte, Archäologie und Ingenieurwissenschaften<br />
behandeln <strong>die</strong> Editionsgeschichte des Werkes, <strong>die</strong> Gestalt Frontins in ihrer politischen und<br />
sozialen Umwelt, <strong>die</strong> Organisation und Administration der <strong>Wasser</strong>versorgung, diskutieren<br />
Messtechnik und hydraulische Kenntnisse, Rohrnormung und bautechnische Fragen, und<br />
gehen ein auf <strong>die</strong> öffentlichen Bäder, Brunnenanlagen, Toiletten und <strong>Abwasser</strong>leitungen zur<br />
Zeit Frontins. Abbildungen, Karten und Tabellen ergänzen das Buch.<br />
Hrsg.: Frontinus Gesellschaft e.V.<br />
4. völlig neu bearbeitete Auflage 2013<br />
284 Seiten, vierfarbig, Hardcover mit Schutzumschlag<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
ISBN: 978-3-8356-7107-2<br />
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Die <strong>Wasser</strong>versorgung im antiken Rom<br />
4. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7107-2 <strong>für</strong> € 89,80 (zzgl. Versand)<br />
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Vorname, Name des Empfängers<br />
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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt <strong>die</strong>ser Belehrung in Textform.<br />
Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt <strong>die</strong> rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an <strong>die</strong> Vulkan-Verlag GmbH,<br />
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vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Me<strong>die</strong>n und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft jederzeit widerrufen.
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Ein neues Laborverfahren zur Ermittlung<br />
von Standzeiten dezentraler Anlagen<br />
zur Behandlung von Verkehrsflächenabflüssen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung, Verkehrsflächenabfluss, Niederschlagswasserbehandlungsanlage,<br />
dezentral, Standzeit, Schwermetalle, Substrat<br />
Maximilian Huber, Antje Welker, Martina Dierschke, Jörg E. Drewes und Brigitte Helmreich<br />
Im Rahmen eines vom Bayerischen Landesamt <strong>für</strong><br />
Umwelt (LfU) beauftragten Forschungsvorhabens<br />
wurde ein auf Grundlage der Prüfverfahren des<br />
Deutschen Instituts <strong>für</strong> Bautechnik (DIBt) <strong>für</strong> dezentrale<br />
Niederschlagswasserbehandlungsanlagen<br />
basierendes Laborverfahren entwickelt, um realistische<br />
Standzeiten und Reinigungsleistungen sowie<br />
deren zeitliche Veränderungen in Bezug auf<br />
gelöste Schwermetalle zu ermitteln. Die Evaluierung<br />
<strong>die</strong>ses neuen Verfahrens erfolgte anhand von<br />
Laboruntersuchungen an kommerziellen Behandlungssystemen<br />
<strong>für</strong> Verkehrsflächenabflüsse, <strong>die</strong> bereits<br />
durch das DIBt zugelassen wurden, und das<br />
Ergebnis wird anhand eines Rinnensystems erläutert.<br />
Anhand <strong>die</strong>ses Verfahrens können realistische<br />
Standzeiten mit einer einheitlichen Methodik ermittelt<br />
werden, wodurch Behörden, Planern und<br />
Betreibern ein objektiverer Vergleich der Anlagen<br />
ermöglicht wird.<br />
A Novel Laboratory-Scale Test Method to Determine<br />
the Service Time of Decentralized Plants Treating<br />
Street Surface Runoff<br />
In a project initiated by the Bavarian Environment<br />
Agency (Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt, LfU) a<br />
laboratory-scale test method was developed to determine<br />
the service time and efficiencies to remove dissolved<br />
heavy metals in decentralized water treatment<br />
systems based on standard procedures proposed by<br />
the Deutsches Institut <strong>für</strong> Bautechnik (DIBt). This<br />
method was evaluated in the laboratory using<br />
commercial treatment systems, which have already<br />
national approvals by the DIBt for treating street<br />
surface runoff, and the results are presented for one<br />
channel system. The novel method developed during<br />
this study enables a standardised and more accurate<br />
estimation of service intervals of decentralized<br />
treatment systems and therefore provides regulatory<br />
authorities, designers and operators with a more<br />
objective basis for performance assessment.<br />
1. Einleitung<br />
In den letzten Jahren wurden zahlreiche dezentrale<br />
Behandlungsanlagen <strong>für</strong> Verkehrsflächenabflüsse entwickelt,<br />
welche eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung<br />
nach einer Prüfung durch das Deutsche Institut<br />
<strong>für</strong> Bautechnik (DIBt) erhalten können. Das Kernstück<br />
der DIBt-Zulassungsgrundsätze <strong>für</strong> Filteranlagen ist <strong>die</strong><br />
Wirksamkeitsprüfung [1]. Dabei werden <strong>die</strong> Rückhaltevermögen<br />
<strong>für</strong> Abfiltrierbare Stoffe (AFS) sowie <strong>für</strong> Mineralölkohlenwasserstoffe<br />
(MKW) an der jeweiligen Originalanlage<br />
geprüft. Der Rückhalt von Schwermetallen und<br />
<strong>die</strong> mögliche Remobilisierung der Schwermetalle durch<br />
das Auftausalz Natriumchlorid (NaCl) werden an einem<br />
verkleinerten, repräsentativen Filtermodell durchgeführt,<br />
um so wenig wie möglich schwermetallhaltiges <strong>Abwasser</strong><br />
zu produzieren. In den Zulassungsgrundsätzen werden<br />
<strong>die</strong> Prüfanordnung, <strong>die</strong> Zusammensetzung des Beschickungswassers,<br />
<strong>die</strong> Höhe und Dauer der Regenspenden<br />
sowie <strong>die</strong> Art der Probenahme, der Analytik und der<br />
Ergebnisauswertung ausführlich beschrieben. Jedoch<br />
ist bei <strong>die</strong>sem Prüfverfahren keine detaillierte Methodik<br />
zur Ermittlung einer realistischen Standzeit der Anlagen<br />
vorgesehen. Derzeit werden <strong>die</strong>se von den Herstellern<br />
mittels unterschiedlicher Verfahren (z. B. Bestimmung<br />
der Kationenaustauschkapazität oder der Adsorptionskapazität<br />
bzw. Säulenversuche) ermittelten und im Zulassungsverfahren<br />
vorgeschlagenen Standzeiten der Substrate<br />
vom DIBt, ggf. nach einer Korrektur, übernommen.<br />
Daher hat das Bayerische Landesamt <strong>für</strong> Umwelt<br />
(LfU) ein Projekt in Auftrag gegeben, welches von der<br />
Technischen Universität München in Kooperation mit<br />
der FH Frankfurt am Main bearbeitet wurde. Das Ziel<br />
Mai 2014<br />
630 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
<strong>die</strong>ses Vorhabens war, <strong>die</strong> Reinigungsleistungen und<br />
realistische Standzeiten sowie deren zeitliche Veränderungen<br />
<strong>für</strong> dezentrale Niederschlagswasserbehandlungsanlagen<br />
<strong>für</strong> Verkehrsflächenabflüsse durch eine reproduzierbare<br />
Testmethode zu ermitteln.<br />
Grundsätzlich können bei der Bestimmung der<br />
Standzeit zwei Effekte zum Tragen kommen, welche bei<br />
der Entwicklung einer Methodik <strong>für</strong> <strong>die</strong> Standzeitermittlung<br />
bei Verkehrsflächenabflüssen untersucht werden<br />
müssen:<br />
a) Die Standzeit ist limitiert durch das hydraulische Betriebsversagen<br />
der Anlagen. Häufig wird hierbei eine<br />
Kolmation beobachtet, welche meist durch erhöhte<br />
Feststoffbelastung in Kombination mit kolmationsfördernden<br />
Randbedingungen der Örtlichkeit (z. B.<br />
mineralische Streustoffe, Baustaub oder organische<br />
Belastung aus Pollenflug, Blüten sowie Laub) ausgelöst<br />
wird.<br />
b) Die Standzeit ist limitiert durch das stoffliche Betriebsversagen<br />
der Anlagen bzw. eine signifikante Reduktion<br />
der stofflichen Rückhalteleistung. Hierbei ist<br />
im Regelfall <strong>die</strong> Rückhaltekapazität des Filtersubstrats<br />
hinsichtlich der Schwermetalle erreicht.<br />
Da eine Kolmation (Fall a) wesentlich und nicht vorhersehbar<br />
durch <strong>die</strong> Randbedingungen am Einbauort der<br />
Anlagen bestimmt wird (z. B. kurzzeitige und massive<br />
Fahrbahnverschmutzungen durch Baustellenverkehr),<br />
kann <strong>die</strong> Kolmation nur in umfassenden und vergleichenden<br />
Feldversuchen an verschiedenen Standorten<br />
festgestellt werden. Sollte es in der Realität zu einer<br />
Kolmation an einem vom DIBt zugelassenen System<br />
kommen, wird dem Betreiber der Handlungsbedarf<br />
sichtbar aufgezeigt. Da <strong>die</strong>se Anlagen keinen Notüberlauf<br />
besitzen dürfen, erfolgt ein Rückstau des Niederschlagswassers<br />
im Falle einer Kolmation auf <strong>die</strong> Straße,<br />
wodurch Handlungszwang besteht.<br />
Beim Überschreiten der Standzeit des Filtersubstrats<br />
(Fall b) hingegen (z. B. Filterdurchbruch oder reduzierte<br />
Fällwirkung) können unzulässig hohe Schadstoffkonzentrationen,<br />
z. B. Schwermetalle, unbemerkt in den<br />
Ablauf der Anlage und somit in das Boden-Grundwasser-<br />
System gelangen. Dieser Effekt lässt sich unter Laborbedingungen<br />
nachstellen und wurde im Rahmen <strong>die</strong>ses<br />
Vorhabens untersucht.<br />
Die am häufigsten bei <strong>die</strong>sen Behandlungsanlagen<br />
auftretenden Wirkungsweisen der Filtersubstrate in<br />
Bezug auf den Schadstoffrückhalt werden nachfolgend<br />
beschrieben, wobei <strong>die</strong> ersten beiden Mechanismen<br />
abhängig vom pH-Wert sind:<br />
1. Sorption: Der wichtigste Prozess zur Entfernung von<br />
gelösten Stoffen ist <strong>die</strong> Adsorption an festen Oberflächen<br />
(Bsp. Aktivkohle). Dabei unterscheidet man<br />
zwischen Physisorption und Chemisorption. Bei der<br />
Physisorption werden <strong>die</strong> Stoffe aufgrund von<br />
schwachen Van-der-Waals-Kräften an der Materialoberfläche<br />
zurückgehalten. Dahingegen resultiert <strong>die</strong><br />
Chemisorption aus elektrostatischen und kovalenten<br />
Wechselwirkungen. Das Prinzip <strong>die</strong>ser Bindung besteht<br />
in der Ausbildung sehr stabiler Einheiten der oberflächennahen,<br />
funktionellen Gruppen (z. B. Carboxyl-,<br />
Hydroxy- bzw. Phenolgruppen) des Filtersubstrats mit<br />
zahlreichen Stoffen im Niederschlagswasser. Ein Beispiel<br />
ist der Ionenaustauschprozess, <strong>für</strong> den auf den<br />
Ionenaustauschermaterialoberflächen (Bsp. Zeolith)<br />
geladene Ionen wie Natriumionen (Na + ) oder Calciumionen<br />
(Ca 2+ ) durch elektrostatische Kräfte an entgegengesetzt<br />
geladenen Oberflächenladungen gebunden<br />
sein müssen. Die so gebundenen Ionen sind<br />
leicht durch andere Ionen gleicher Ladung austauschbar.<br />
Beispielsweise werden <strong>die</strong> auf den Oberflächen<br />
befindlichen Na + und Ca 2+ während des<br />
Anlagenbetriebs durch Schwermetallkationen wie<br />
Zn 2+ (Zinkionen) oder Cu 2+ (Kupferionen) unter Berücksichtigung<br />
äquivalenter Ladungen unspezifisch<br />
ausgetauscht.<br />
2. Fällung: Durch eine Erhöhung des pH-Wertes kann<br />
es bei gelösten Schwermetallionen zu einer Ausfällung<br />
als entsprechende Hydroxid- oder Carbonatverbindung<br />
kommen; <strong>die</strong> Schwermetallionen werden<br />
somit in eine wasserunlösliche Form überführt (Bsp.<br />
Carbonatgestein).<br />
3. Filtration: Dabei handelt es sich um ein mechanischphysikalisches<br />
Verfahren, bei dem partikuläre Schadstoffe<br />
zurückgehalten werden, indem sie entweder<br />
größer als der Porenraum des Filtersubstrats oder<br />
kleiner als <strong>die</strong>ser sind und durch Partikelträgheit,<br />
Adhäsion oder Sperreffekte zurückgehalten werden.<br />
Im Folgenden wird das in <strong>die</strong>sem Vorhaben entwickelte<br />
Verfahren zur Bestimmung der Standzeiten und Reinigungsleistungen<br />
in Bezug auf gelöste Schwermetalle<br />
dargestellt und anhand der Untersuchung eines Substrats<br />
aus einer bereits durch das DIBt zugelassenen<br />
Anlage erläutert. Die Ergebnisse <strong>die</strong>ser standardisierten<br />
Testmethode können zukünftig Behörden, Planern und<br />
Betreibern einen objektiven Vergleich der auf dem<br />
Markt verfügbaren Anlagen ermöglichen, da derzeit z. B.<br />
der amtliche Sachverständige bei der wasserwirtschaftlichen<br />
Beurteilung <strong>die</strong>ser technischen Behandlungsanlagen<br />
im Hinblick auf Reinigungsleistungen und Standzeiten<br />
zumeist auf Herstellerangaben angewiesen ist.<br />
2. Auswahl der Untersuchungsparameter<br />
Als Vorgaben zur Bewertung der Leistungen von dezentralen<br />
Behandlungsanlagen werden derzeit <strong>die</strong> Prüfwerte<br />
der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung<br />
(BBodSchV) vom 12.07.1999 <strong>für</strong> den Wirkungspfad<br />
Boden-Grundwasser zugrunde gelegt [2]. Demnach sind<br />
im Ablauf der Behandlungsanlage bspw. Konzentrationen<br />
von 50 µg/L Kupfer (Cu) und 500 µg/L Zink (Zn) zu erreichen<br />
bzw. zu unterschreiten. Mit der Mantelverordnung<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 631
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Tabelle 1. Prüfwerte der BBodSchV <strong>für</strong> den Wirkungspfad<br />
Boden-Grundwasser und <strong>die</strong> Prüfwerte Grundwasser<br />
des Entwurfs der Mantel-V vom 31.10.2012 <strong>für</strong><br />
ausgewählte anorganische Parameter [2, 3].<br />
Einheit BBodSchV Mantel-V<br />
Pb µg/L 25 7<br />
Cd µg/L 5 0,25<br />
Cr µg/L 50 7<br />
Cu µg/L 50 14<br />
Ni µg/L 50 20<br />
Zn µg/L 500 58<br />
Cl mg/L - 250<br />
Tabelle 2. Schwerpunktwerte sowie oberer und unterer Wertebereich <strong>für</strong><br />
ausgewählte Stoffe in Verkehrsflächenabflusskonzentrationen.<br />
Einheit Schwerpunktwert Wertebereich<br />
Pb µg/L 160 10–300<br />
Cd µg/L 3,0 0,2–6<br />
Cr µg/L 10 1–25<br />
Cu µg/L 85 30–280<br />
Ni µg/L 20 2–60<br />
Zn µg/L 450 200–620<br />
Cl mg/L 7 500*<br />
* Spitzenwert<br />
(Mantel-V, derzeit Entwurf vom 31.10.2012) [3] sollen unter<br />
anderem <strong>die</strong> Verordnung zum Schutz des Grundwassers<br />
vom 09.11.2010 und <strong>die</strong> derzeit gültige BBodSchV geändert<br />
werden. Tabelle 1 stellt ausgewählte Prüfwerte der<br />
BBodSchV und des Entwurfs der Mantel-V gegenüber.<br />
Eine Verschärfung der Prüfwerte durch <strong>die</strong> Einführung<br />
der Mantel-V ist derzeit möglich. Dies würde sich direkt<br />
auf zukünftige Anforderungen an alle Behandlungstechniken<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> anschließende Versickerung aus wirken.<br />
Bei der Auswahl der Stoffe <strong>für</strong> eine Standzeituntersuchung<br />
von Behandlungsanlagen von Straßenabflüssen ist<br />
neben der Aufkommensrelevanz <strong>die</strong> praktische Untersuchbarkeit<br />
der einzelnen Stoffe wichtig. Zunächst wurde<br />
anhand einer Literaturstu<strong>die</strong> geklärt, welche Stoffparameter<br />
in Verkehrsflächenabflüssen aufkommensrelevant<br />
und somit in signifikanten Mengen im Straßenabfluss<br />
vorhanden sind. Anschließend haben versuchspraktische<br />
Erwägungen (z. B. toxische Effekte einzelner Stoffe) <strong>die</strong><br />
Untersuchung der aufkommens- und wirkungsrelevanten<br />
Stoffparameter eingeschränkt.<br />
Die wesentlichen Ergebnisse der Literaturstu<strong>die</strong> zur<br />
Festlegung des Beschickungswassers <strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchungen<br />
zum Standzeitverhalten sind im Folgenden<br />
dargestellt.<br />
Ausgewählte Verkehrsflächenabflusskonzentrationsbereiche<br />
sind in Tabelle 2 dargestellt.<br />
2.1 Schwermetalle<br />
Die in vielen Behandlungsanlagen eingesetzten Filtersubstrate<br />
<strong>die</strong>nen vornehmlich dem Rückhalt gelöster<br />
Stoffe. Für <strong>die</strong>se Untersuchung sind daher nur in gelöster<br />
Form vorliegende Schwermetalle relevant, da davon<br />
ausgegangen wird, dass partikuläre Anteile in der jeweiligen<br />
mechanischen Behandlungsstufe der Anlagen<br />
(z. B. Hydrozyklon oder Sedimentationseinheit) aus dem<br />
Niederschlagswasser entfernt werden und somit <strong>die</strong><br />
Entfernung der ungelösten Anteile beispielsweise mit<br />
einer Prüfung auf den Feststoffrückhalt nachgewiesen<br />
werden kann. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang wurden häufig<br />
vorkommende Schwermetalle auf ihre Relevanz (Aufkommen,<br />
Schadwirkung und gelöster Anteil) überprüft.<br />
Chrom (Cr) gilt neben Blei (Pb) als eines der immobilsten<br />
Schwermetalle und liegt in der Regel überwiegend<br />
partikulär gebunden vor [4, 5]. Außerdem kommt Chrom<br />
in Verkehrsflächenabflüssen nur in niedrigen Konzentrationen<br />
vor. So wurden beispielsweise in einer LfU-Stu<strong>die</strong><br />
in Augsburg im Mittel 6 µg/L Cr [6] und in einer Schweizer<br />
Untersuchung in Burgdorf ca. 10 µg/L Cr [7] gemessen.<br />
Für Nickel (Ni) wurden ebenfalls nur geringe Konzentrationen<br />
in Verkehrsflächenabflüssen nachgewiesen.<br />
Beispielsweise wurden in einer LfU-Stu<strong>die</strong> im Mittel<br />
5 µg/L Ni [6], bei Untersuchungen in Bayreuth ca.<br />
9,9 µg/L Ni und etwa 36 µg/L Ni [8] sowie von der TU<br />
München in München im Mittel 35 µg/L Ni [9] gemessen.<br />
Die Aufkommensrelevanz von Chrom und Nickel ist<br />
somit gering.<br />
Blei liegt in Verkehrsflächenabflüssen fast vollständig<br />
partikulär vor und dessen Konzentrationen nehmen<br />
seit Jahren kontinuierlich in den betrachteten Verkehrsabflüssen<br />
ab [6, 10, 11, 12]. Aufgrund der Umstellung<br />
auf bleifreies Benzin und des Ersatzes der Bleigewichte<br />
an Autofelgen wird Blei immer weniger aufkommensrelevant.<br />
Blei gilt zudem im Boden als immobilstes<br />
Schwermetall [4, 13].<br />
Die Untersuchung des Rückhalts von Cadmium (Cd)<br />
ist aufgrund der guten Stofflöslichkeit, der Wirkungsrelevanz<br />
und der möglichen Wechselwirkung mit anderen<br />
Kationen erstrebenswert, kann aber in Laborversuchen<br />
aufgrund seiner Toxizität und der Entsorgungsproblematik<br />
nicht mit vertretbarem Aufwand abgebildet<br />
werden. Zudem liegen <strong>die</strong> Cadmiumkonzentrationen in<br />
Verkehrsflächenabflüssen in neueren Stu<strong>die</strong>n bei unter<br />
1 µg/L [6, 11, 14].<br />
Als Bestandteile des Beschickungswassers <strong>für</strong> <strong>die</strong>se<br />
Versuche zur Standzeituntersuchung werden somit <strong>die</strong><br />
beiden aufkommensrelevanten Schwermetalle Kupfer<br />
und Zink verwendet. Die in der durchgeführten Literaturstu<strong>die</strong><br />
bestimmten Schwerpunktkonzentrationen<br />
(Gesamtgehalt, Tabelle 2), welche <strong>die</strong> partikulären und<br />
gelösten Stoffanteile beinhalten, betragen ca. 85 µg/L Cu<br />
Mai 2014<br />
632 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
und etwa 450 µg/L Zn. Die gelösten Anteile liegen jeweils<br />
deutlich darunter. Für <strong>die</strong>se beiden Stoffe ist zudem im<br />
Entwurf der Mantel-V im Vergleich zur BBodSchV eine<br />
deutliche Verschärfung der Prüf- bzw. Grenzwerte angesetzt<br />
(siehe Tabelle 1), <strong>die</strong> möglicherweise bei zukünftigen<br />
Versuchen berücksichtigt werden muss.<br />
2.2 Eisen, Natrium und Calcium<br />
Weitere aufkommensrelevante Kationen im Straßenabfluss<br />
sind Eisen, Natrium (Na) und Calcium (Ca). Dabei<br />
liegt frisch korro<strong>die</strong>rtes Eisen partikulär vor und kann<br />
somit durch Sedimentation entfernt werden [6, 15]. Da<br />
einige der vom DIBt zugelassenen und auf dem Markt<br />
erhältlichen Substrate eisenhaltig sind und das Eisen bei<br />
<strong>die</strong>sen Anlagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> stoffliche Rückhalteleistung<br />
entscheidend ist, würde <strong>die</strong> Berücksichtigung von Eisen<br />
bei <strong>die</strong>sen Untersuchungen zu ungleichen Versuchsbedingungen<br />
führen, weshalb aus versuchspraktischen<br />
Erwägungen darauf verzichtet wurde.<br />
Die Einflüsse von Natrium und Calcium auf das<br />
Standzeitverhalten werden durch <strong>die</strong> Berücksichtigung<br />
von chloridischen Auftausalzen (Straßenwinter<strong>die</strong>nst)<br />
untersucht, wodurch auch der in Tabelle 2 aufgeführte<br />
Spitzenwert von Chlorid (Cl) berücksichtigt wird. NaCl<br />
ist das in Deutschland am häufigsten verwendete Auftausalz<br />
[16]. Außerdem wird in <strong>die</strong>sem Vorhaben zusätzlich<br />
das zweiwertige Calcium neben dem einwertigen<br />
Natrium abgebildet. Die Berücksichtigung von Calcium<br />
bildet nicht nur einen möglichen Anteil im auf den Straßen<br />
ausgebrachten Feuchtsalz (Calciumchlorid (CaCl 2 )) ab,<br />
sondern auch den Abrieb der Fahrbahnoberfläche,<br />
welcher zusammen mit den örtlichen Gegebenheiten<br />
den Calciumeintrag in situ darstellt.<br />
3. Darstellung des neu entwickelten<br />
Laborverfahrens<br />
3.1 Versuchsaufbau<br />
Bei den Standzeitversuchen werden <strong>die</strong> zu untersuchenden<br />
Rinnensysteme mit Originalbreite und einer Baulänge<br />
von 0,50 m bzw. 1,00 m im Versuchsmodell verwendet. Die<br />
Einfüllhöhen, <strong>die</strong> Substratmengen sowie <strong>die</strong> Einbringverfahren<br />
entsprechen den Angaben der Einbauanleitungen<br />
der Hersteller. Die Rinnen selbst werden mithilfe einer Beregnungsanlage<br />
über 625 Edelstahlkanülen (Durchmesser<br />
0,90 mm) beschickt, <strong>die</strong> an einer quadratischen, geschlossenen<br />
Acrylwanne mit einer Kantenlänge von 1 m oberhalb<br />
der Hersteller systeme befestigt sind. In der Wanne befindet<br />
sich ein unter Druck stehendes <strong>Wasser</strong>reservoir, welches<br />
mittels einer Pumpe über den Vorlagebehälter gespeist<br />
wird. Die Beregnungsintensität wird über den Durchfluss<br />
der Pumpe sowie den <strong>Wasser</strong>druck im <strong>Wasser</strong>reservoir<br />
gesteuert, über das Schwebekörper-Durchflussmessgerät<br />
bestimmt und über <strong>die</strong> Waage kontrolliert (Bild 1).<br />
Bei <strong>die</strong>sem Versuchsaufbau werden <strong>die</strong> Rinnen sowohl<br />
direkt von oben als auch über Edelstahlbleche seitlich mit<br />
dem Beschickungswasser beaufschlagt (Bild 2).<br />
Bild 1. Versuchsaufbau <strong>für</strong> Rinnensysteme – Fließbild.<br />
Bild 2. Versuchsaufbau <strong>für</strong> Rinnensysteme – Ansicht der Beregnungsanlage,<br />
der beiden Edelstahlbleche sowie in der Mitte unten <strong>die</strong> beiden<br />
hintereinander angeordneten Rinnenkörper (Doppelbestimmung).<br />
Das bei <strong>die</strong>sen Versuchen verwendete Beschickungswasser<br />
besteht aus deionisiertem <strong>Wasser</strong>, welches<br />
künstlich mit den aufkommensrelevanten Schwermetallen<br />
Zink und Kupfer angereichert wird. Die beiden<br />
Schwermetalle werden in Kombination als gut lösliche<br />
Nitrat-Salze zugegeben, damit <strong>die</strong> Wechselwirkungen<br />
zwischen beiden Schwermetallen und den jeweiligen<br />
Substraten zeitgleich untersucht werden können, wobei<br />
<strong>die</strong> in den Chemikalien enthaltenen Anionen keinen<br />
Einfluss auf <strong>die</strong> Funktionsweise der Substrate haben. Die<br />
elektrische Leitfähigkeit (LF) des deionisierten <strong>Wasser</strong>s<br />
ohne Zusätze beträgt ca. 1 µS/cm. Der pH-Wert der Lösung<br />
wird mit Salpetersäure auf pH 4,8 bis pH 5,1 eingestellt,<br />
damit <strong>die</strong> beiden Schwermetalle vollständig gelöst<br />
vorliegen. Es wird kein Puffer hinzugegeben, damit sich<br />
der pH-Wert des <strong>Wasser</strong>s in der Anlage entsprechend den<br />
darin vorherrschenden Bedingungen zügig ver ändern<br />
kann. Somit können <strong>die</strong> substratspezifischen Wirkungsmechanismen<br />
zum Rückhalt von Kupfer und Zink, zu denen<br />
<strong>die</strong> Adsorption, der Ionenaustausch sowie <strong>die</strong> Fällung<br />
mit Filtration gehören, realitätsnah abgebildet werden.<br />
Die auf den Anschluss befestigter Verkehrsflächen<br />
bezogenen, gelösten Jahresfrachten von 135 mg/m² Zn<br />
und 15,5 mg/m² Cu werden entsprechend der Modell-<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 633
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Bild 3. Versuchsdurchführung<br />
–<br />
Darstellung<br />
der einzelnen<br />
Teile.<br />
dimensionierung als gelöste Gesamtfrachten auf <strong>die</strong> zu<br />
untersuchenden Anlagen aufgebracht und beruhen auf<br />
folgenden Annahmen: Für <strong>die</strong> Berechnung der gelösten<br />
Frachten <strong>für</strong> Zink und Kupfer wurden <strong>die</strong> im DIBt-Verfahren<br />
verwendeten Schwerpunktkonzentrationen herangezogen,<br />
welche aus einer umfangreichen Literaturstu<strong>die</strong><br />
festgelegt wurden und mit den eigenen Literaturrecherchen<br />
(siehe Tabelle 2) sehr gut überein stimmen<br />
[18]. Die <strong>für</strong> <strong>die</strong> Versuche verwendeten gelösten Anteile<br />
der Schwerpunktkonzentrationen liegen bei ca. 200 μg/L Zn<br />
und bei etwa 23 μg/L Cu. Diese spiegeln somit <strong>die</strong> Konzentrationen<br />
typischer Verkehrsflächenabflüsse wider,<br />
lassen jedoch keine Unterscheidung nach durchschnittlicher<br />
täglicher Verkehrsstärke (DTV), Nutzung der Fläche<br />
sowie weiteren Faktoren zu. Die Abflussannahme beruht<br />
auf Auswertungen der Niederschlagsstation Mühldorf<br />
am Inn in Bayern durch das LfU [19]. An <strong>die</strong>ser Station<br />
betrug <strong>die</strong> langjährige mittlere Niederschlagshöhe<br />
888 mm und der Jahresabflussbeiwert lag bei 0,76. Das<br />
Ergebnis wird in Zulassungsverfahren <strong>für</strong> Niederschlagswasserbehandlungsanlagen<br />
als Worst-Case-Szenario<br />
fachlich anerkannt.<br />
Für <strong>die</strong> Berechnung der gelösten Gesamtfrachten<br />
werden <strong>die</strong> maximale Anschlussfläche und <strong>die</strong> vom Hersteller<br />
angegebene Standzeit der Anlage verwendet. Außerdem<br />
erfolgt <strong>die</strong> Skalierung der Gesamtfrachten auf das<br />
im Modell anteilig verwendete Substratvolumen linear.<br />
3.2 Versuchsdurchführung<br />
Das entwickelte Verfahren gliedert sich in drei Teile, welche<br />
in Bild 3 dargestellt sind und in <strong>die</strong>sem Kapitel erläutert<br />
werden.<br />
Im Teil 1 der Versuchsdurchführung wird eine Vorbelastung<br />
mit einer Fracht von (n-1) Jahren aufgebracht,<br />
wobei n <strong>für</strong> <strong>die</strong> vom Hersteller angegebene Standzeit<br />
der Anlage in Jahren steht. Abhängig von den aufzubringenden<br />
Zink- und Kupferfrachten werden <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen<br />
Versuchsteil <strong>Wasser</strong>mengen zwischen 35 L und<br />
120 L verwendet, wodurch sich <strong>für</strong> jedes Versuchsmodell<br />
spezifische Schwermetallkonzentrationen im<br />
Vorlagebehälter ergeben. Bei den auf <strong>die</strong>se Weise gewählten<br />
<strong>Wasser</strong>mengen liegen <strong>die</strong> Konzentrationen bei<br />
allen Vorbelastungsversuchen in vergleichbarer Größenordnung<br />
vor. Aus jeder Vorlage wird eine Probe entnommen<br />
und analysiert, um <strong>die</strong> Soll-Konzentrationen<br />
zu überprüfen. Die Durchführung von Teil 1 erfolgt <strong>für</strong><br />
alle Systeme gleich. Dabei werden (n-1) Jahre als Vorbelastung<br />
mit einer Regenspende von 10 L/(s·ha) aufgebracht.<br />
Der Ablauf wird bei allen Versuchen komplett<br />
in einem entsprechend großen Behälter aufgefangen.<br />
Nach einem Durchgang der Vorlage werden <strong>die</strong> darin<br />
enthaltenen Ablaufmischkonzentrationen an Zink und<br />
Kupfer mit einem photometrischen Küvetten-Schnelltest<br />
bestimmt, dessen Genauigkeit und Bestimmungsgrenzen<br />
in <strong>die</strong>sem Fall ausreichend sind. Gegebenenfalls<br />
wird der Ablauf weitere Male unter gleichen Bedingungen<br />
durch das Versuchsmodell gepumpt, bis<br />
mindestens 90 % von jeder der beiden Schwermetallfrachten<br />
in der Anlage zurückgehalten wurden. Abschließend<br />
werden zwei Ablaufmischproben entnommen<br />
und mittels AAS analysiert.<br />
Beim Teil 2 werden <strong>die</strong> Schwermetallfrachten des n-ten<br />
Jahres aufgebracht, welche somit <strong>die</strong> Frachten eines<br />
Jahres darstellen. Die Durchführung erfolgt analog zu<br />
den Wirksamkeitsprüfungen im DIBt-Verfahren unter<br />
Verwendung des mit (n-1) Jahren vorbelasteten Modells.<br />
Die berechnete n-te Jahresfracht wird in drei gleich große<br />
Frachtportionen aufgeteilt, <strong>die</strong> in jeweils einer Teilregenspende<br />
auf das Versuchsmodell aufgebracht werden. Die<br />
drei Teilregenspenden betragen 2,5 L/(s·ha), 6,0 L/(s·ha)<br />
Mai 2014<br />
634 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
und 25 L/(s·ha) mit den entsprechenden Dauern von<br />
480 min, 200 min und 48 min. Somit ergibt sich bei jeder<br />
Teilregenspende eines Modells im Zulauf das gleiche<br />
<strong>Wasser</strong>volumen. Die im Zulaufwasser gleichzeitig vorhandenen<br />
Schwermetallkonzentrationen sind gegenüber<br />
der Realität erhöht und betragen unabhängig von<br />
der zu untersuchenden Anlage immer 6250 µg/L Zn<br />
und 718 µg/L Cu [1]. Daher wird in Anlehnung an das<br />
DIBt-Prüfverfahren ein definierter Stoffrückhalt, welcher<br />
70 % <strong>für</strong> Zink und 80 % <strong>für</strong> Kupfer beträgt [1], gefordert,<br />
der in Abhängigkeit von den derzeit gültigen gesetzlichen<br />
Anforderungen berechnet wurde. Vor jedem<br />
Versuchsbeginn wird eine Zulaufprobe entnommen<br />
und analysiert, um <strong>die</strong> Soll-Konzentrationen zu überprüfen.<br />
Im Ablauf erfolgen pro Teilregenspende vier<br />
Probenahmen mit je zwei Probeflaschen nach jeweils<br />
einem Viertel der Versuchsdauer, in denen jeweils<br />
<strong>die</strong> beiden Schwermetalle Zink und Kupfer bestimmt<br />
werden.<br />
Nach dem Aufbringen der drei Teilregenspenden<br />
wird der Versuchsaufbau mit Trinkwasser gespült, um<br />
das mit Schwermetallen belastete Beschickungswasser<br />
aus dem Versuchsmodell vollständig zu entfernen. Die<br />
Menge an verwendetem Trinkwasser entspricht der einer<br />
Teilregenspende aus Teil 2. Es werden ebenfalls eine<br />
Zulaufprobe zur Analyse der Trinkwasserzusammensetzung<br />
sowie nach jeweils der Hälfte der Spüldauer je zwei<br />
Proben im Ablauf zur Bestimmung der Schwermetallkonzentrationen<br />
entnommen.<br />
Frühestens 16 Stunden nach der Spülung beginnt<br />
Teil 3 der Untersuchung, welcher sich mit dem Rückhalt<br />
der Schwermetalle unter Salzeinfluss befasst. Es wird<br />
das gleiche, belastete Modell verwendet, welches auch<br />
bei den Versuchsteilen 1 und 2 verwendet wurde. Bei<br />
<strong>die</strong>sem Versuch wird eine Auftausalzmischung mit<br />
Zulaufkonzentrationen von 10 g NaCl/L [20] und 2,5 g<br />
CaCl 2 /L verwendet. Das <strong>Wasser</strong>volumen entspricht immer<br />
der in Teil 2 pro Teilregenspende verwendeten <strong>Wasser</strong>menge<br />
und <strong>die</strong> Chloridzulaufkonzentration liegt bei<br />
7660 mg/L. Als Regenspende wird in Teil 3 abweichend<br />
vom DIBt 6,0 L/(s·ha) bei einer Dauer von 200 Minuten<br />
verwendet, da in der Realität im Winter niedrigere Regenspenden<br />
deutlich häufiger auftreten als im Sommer.<br />
Eine Messung der Chlorid-, Zink- und Kupferkonzentrationen<br />
in der Auftausalzlösung wird durchgeführt, um<br />
zum einen <strong>die</strong> richtige Dosierung der Auftausalze und<br />
zum anderen eventuelle Verunreinigungen der verwendeten<br />
Salze mit Schwermetallen feststellen zu können.<br />
Im Ablauf werden vier Proben mit je drei Probeflaschen<br />
nach jeweils einem Viertel der Versuchsdauer genommen.<br />
Jeweils eine Probe wird auf Chlorid untersucht<br />
und <strong>die</strong> anderen Proben werden auf Zink und Kupfer<br />
analysiert. Analog zum DIBt-Verfahren beträgt bei<br />
<strong>die</strong>sem Versuchsteil <strong>die</strong> zulässige Zink-Ablaufkonzentration<br />
(500 + Messwert Auftausalzlösung) µg/L und <strong>die</strong><br />
zulässige Kupfer-Ablaufkonzentration (50 + Messwert<br />
Auftausalzlösung) µg/L. Anhand <strong>die</strong>ses Versuchs ist eine<br />
Aussage über eine mögliche Schwermetallremobilisierung<br />
im Filtersubstrat möglich. Diese potenziell<br />
mögliche Rücklösung von zuvor zurückgehaltenen<br />
Schwermetallionen durch Auftausalze in der Behandlungsanlage<br />
wird durch erhöhte Ablaufkonzentrationen<br />
im vorgeschlagenen Verfahren detektiert. Somit wird<br />
durch den Versuchsteil 3 sichergestellt, dass <strong>die</strong> geforderten<br />
Ablaufkonzentrationen auch am Ende der untersuchten<br />
Standzeit während der simulierten Winter<strong>die</strong>nstsaison<br />
eingehalten werden. Die einzuhaltenden<br />
Schwermetallablaufkonzentrationen orientieren sich an<br />
den Werten der BBodSchV und müssen eventuell bei<br />
einer Umsetzung der Mantel-V angepasst werden.<br />
Gleiches gilt <strong>für</strong> einen möglichen Chlorid-Prüfwert in<br />
der Mantel-V.<br />
3.3 Materialien und Analysenmethoden<br />
Die <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schwermetalle verwendeten Chemikalien<br />
waren Zinknitrat-Hexahydrat reinst (AppliChem GmbH)<br />
und Kupfer(II)-nitrat-Trihydrat reinst (AppliChem GmbH).<br />
Für <strong>die</strong> pH-Wert-Einstellung wurde Salpetersäure 65 %<br />
zur Analyse (Merck KGaA) verwendet.<br />
Bei den Untersuchungen zum Einfluss von Auftausalz<br />
auf eine mögliche Rücklösung der Schwermetalle<br />
wurde Trinkwasser vom Forschungsgelände der TU<br />
München in Garching als Beschickungswasser mit einer<br />
LF von ca. 580 µS/cm verwendet, dem gleichzeitig <strong>die</strong><br />
Salze NaCl und CaCl 2 zugegeben wurden. Als NaCl<br />
wurde ein handelsübliches Auftausalz (esco Steinsalz,<br />
25-kg-PE-Sack) nach TL-Streu verwendet [21], welches<br />
laut Hersteller eine Löslichkeit von fast 100 % sowie<br />
einen hohen NaCl-Gehalt von rund 99 % aufweist. Als<br />
CaCl 2 reinst wurde eine getrocknete und gepulverte<br />
Chemikalie (AppliChem GmbH) verwendet.<br />
Zur Probenahme wurden 250 mL PE-LD-Flaschen<br />
(VWR Collection) verwendet. Bei jeder entnommenen<br />
<strong>Wasser</strong>probe wurden neben den Zink- und Kupfer-<br />
Konzentrationen mittels Atomabsorptionsspektrometrie<br />
(AAS) nach DIN 38406-E8 bzw. DIN 38406-E7<br />
auch der pH-Wert nach EN ISO 10523:2012, <strong>die</strong> LF<br />
nach DIN EN 27888-C8 sowie <strong>die</strong> Temperatur nach<br />
DIN 38404-C4 bestimmt [22]. Bei den Ablaufmischproben<br />
aus Teil 1 wurden zur Bestimmung photometrische<br />
Küvetten-Schnelltests der Firma HACH LANGE<br />
GmbH verwendet (LCK 329 <strong>für</strong> Cu und LCK 360<br />
<strong>für</strong> Zn). Bei den Versuchen mit Auftausalz wurde<br />
Cl mittels Ionenchromatographie nach EN ISO<br />
10304-1:2009-D19 analysiert [22]. Alle Proben wurden<br />
mit Salpetersäure 65 % zur Analyse (Merck KGaA)<br />
konserviert. Bei zusätzlichen Analysen wurden Na, Ca<br />
und Magnesium mittels AAS nach DIN 38406-E14 (Na)<br />
bzw. DIN 38406-E3-1 (Ca und Magnesium) bestimmt.<br />
Der Königswasseraufschluss bei der schichtweisen<br />
Beprobung zur Ermittlung der Zn- und Cu-Konzentrationen<br />
erfolgte nach DIN 38414-S7.<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 635
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<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
4. Ergebnisse und Diskussion<br />
4.1 Laborverfahren<br />
Die Durchführbarkeit des in <strong>die</strong>sem Vorhaben entwickelten<br />
Verfahrens wird im Folgenden beispielhaft anhand<br />
der Untersuchung eines kommerziellen Rinnensystems,<br />
welches bereits durch das DIBt zur Behandlung<br />
von Verkehrsflächenabflüssen zugelassen ist und eine<br />
Standzeit von zehn Jahren hat, aufgezeigt.<br />
Die Schwermetallvorbelastung, welche im Teil 1<br />
neun Jahren entspricht und auf zwei Rinnenelemente<br />
desselben Herstellers mit einer Baulänge von je 0,50 m<br />
aufgebracht wurde, wurde in je 60 L deionisiertem<br />
<strong>Wasser</strong> gelöst. Somit ergaben sich Zulaufkonzentrationen<br />
von 114 000 mg/L Zn und 12 900 mg/L Cu. Die Vorbelastung<br />
konnte während der Untersuchung auf das<br />
Rinnensubstrat beim ersten Durchgang durch das System<br />
mit einer Vorbelastungsregenspende von 10 L/(s·ha)<br />
aufgebracht werden. Aus den gemessenen Ablaufmischkonzentrationen<br />
(849 mg/L Zn und 80 mg/L Cu)<br />
ergaben sich im Mittel ein Zinkrückhalt von 99,3 % und<br />
ein Kupferrückhalt von 99,4 %, welche beide deutlich<br />
über den jeweils geforderten 90 % an Zink- und Kupferrückhaltewerten<br />
lagen.<br />
Beim Teil 2 des Verfahrens wurden pro Teilregenspende<br />
86,4 L <strong>Wasser</strong> benötigt. Die maximal gemessene<br />
Zinkkonzentration im Ablauf betrug 75,1 µg/L und<br />
<strong>die</strong> maximal gemessene Kupferkonzentration lag bei<br />
7,5 µg/L. Somit lagen alle Ablaufkonzentrationen unterhalb<br />
der Prüfwerte der BBodSchV <strong>für</strong> den Wirkungspfad<br />
Boden-Grundwasser und <strong>die</strong> geforderten Rückhalte von<br />
mindestens 70 % Zink und 80 % Kupfer wurden erreicht.<br />
Bei allen drei Regenspenden ergaben sich Kupferrückhaltewerte<br />
von jeweils 99,2 %. Bei Zink betrug der<br />
Rückhalt 99,5 % bei der mittleren Regenspende mit<br />
6,0 L/(s·ha) und 99,4 % bei den anderen beiden Regenspenden.<br />
Beim Teil 3 lagen <strong>die</strong> Kupferkonzentration in der Auftausalzlösung<br />
bei 16,9 µg/L und <strong>die</strong> Zinkkonzentration<br />
bei 702 µg/L. Alle gemessenen Ablaufkonzentrationen<br />
waren bei beiden Rinnen unterhalb der Prüfwerte der<br />
BBodSchV <strong>für</strong> den Wirkungspfad Boden-Grundwasser,<br />
wobei <strong>die</strong> Kupferwerte sogar durchwegs unterhalb der<br />
Bestimmungsgrenze von 5 µg/L lagen. Die höchste<br />
gemessene Zinkablaufkonzentration betrug 36,2 µg/L.<br />
Die nach <strong>die</strong>sem Laborverfahren im Ablauf zulässigen<br />
Konzentrationen, getrennt nach BBodSchV und<br />
Tabelle 3. Zulässige Ablaufkonzentrationen <strong>für</strong> das dargestellte Rinnensystem<br />
auf Grundlage der Prüfwerte zur Beurteilung des Wirkungspfads Boden-Grundwasser<br />
gemäß BBodSchV (zul. AK B ) und Mantel-V (zul. AK M ) [2, 3].<br />
Einheit<br />
Auftausalzlösung<br />
Prüfwert<br />
BBodSchV<br />
zul.<br />
AK B<br />
Prüfwert<br />
Mantel-V<br />
zul. AK M<br />
Cu µg/L 16,9 50 66,9 14 30,9<br />
Zn µg/L 702 500 1 200 58 760<br />
Mantel-V, sind in Tabelle 3 aufgeführt. Daraus ergibt<br />
sich, dass <strong>die</strong> an <strong>die</strong> Anlage gestellten Anforderungskriterien<br />
selbst bei einer möglichen Verschärfung durch<br />
<strong>die</strong> Mantel-V (zulässige Kupferkonzentration 30,9 µg/L<br />
und zulässige Zinkkonzentration 760 µg/L) eingehalten<br />
wurden. Die während <strong>die</strong>ses Versuchsteils gemessenen<br />
Chloridablaufkonzentrationen betrugen 6840 mg/L im<br />
Mittel und lagen damit nur geringfügig unterhalb der<br />
Zulaufkonzentration von 8290 mg/L, welche etwa den<br />
in der Realität gemessenen Spitzenwerten in Verkehrsflächenabflüssen<br />
entspricht.<br />
Aus <strong>die</strong>sen Ergebnissen folgt, dass eine Einführung<br />
eines Prüf- oder Grenzwertes <strong>für</strong> Chlorid zu Problemen<br />
führen würde. So sieht der Entwurf der Mantel-V [3]<br />
einen Prüfwert von 250 mg/L Cl vor (siehe Tabelle 1).<br />
Alle derzeit vom DIBt zugelassenen Behandlungsanlagen<br />
sowie Oberboden können Chlorid aus chemisch-physikalischen<br />
Gründen nicht zurückhalten und würden somit<br />
den nach Mantel-V geforderten Wert während der<br />
Streusalzphase im Winter nicht einhalten können. Dieses<br />
gilt in gleichem Maße <strong>für</strong> Flächenversickerungsanlagen<br />
und Mulden- bzw. Mulden-Rigolen-Systeme nach<br />
DWA-A 138 [23]. Dies würde auch bereits eingebaute<br />
Systeme <strong>für</strong> <strong>die</strong> anschließende Versickerung betreffen.<br />
Hier ergibt sich weiterer Forschungsbedarf. So muss<br />
z. B. geklärt werden, wie sich <strong>die</strong> zeitlich begrenzte<br />
Chloridspitzenkonzentration auf den Boden-Grundwasserkörper<br />
auswirkt und ob <strong>die</strong> Betrachtung einer<br />
mittleren Jahreskonzentration in <strong>die</strong>sem speziellen Fall<br />
legitim ist. Eine Einschränkung der Auftausalzausbringung<br />
hat in jedem Fall weitreichende Folgen <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Verkehrssicherheit, insbesondere auf Autobahnen.<br />
Somit kann <strong>die</strong>se Thematik an <strong>die</strong>ser Stelle nicht abschließend<br />
beurteilt werden.<br />
Mit dem in <strong>die</strong>sem Vorhaben entwickelten Verfahren<br />
war es möglich, im Labor Aussagen zur Standzeit und zu<br />
Veränderungen im Rückhalt der beiden Leitparameter<br />
Zink und Kupfer zu treffen. So konnte an dem als Beispiel<br />
dargestellten Rinnensystem <strong>die</strong> Herstellerangabe<br />
zur Standzeit bestätigt werden. Im zweiten Versuchsteil<br />
konnte keine Verschlechterung der Ablaufwerte im Verlauf<br />
der drei Regenspenden festgestellt werden, sodass<br />
von einem Puffer bei der Standzeit zum Schwermetallrückhalt<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong>se Anlage ausgegangen werden kann.<br />
Außerdem wurden während der Untersuchung bei<br />
<strong>die</strong>sem Rinnensystem keine Schwermetalle durch Na +<br />
und Ca 2+ remobilisiert. Somit kann durch <strong>die</strong>ses Vorgehen<br />
eine weitreichendere Aussage zu einer möglichen<br />
Schwermetallremobilisierung getroffen werden, als <strong>die</strong>s<br />
mit der derzeitigen Salzprüfung der DIBt-Zulassungsgrundsätze<br />
möglich ist.<br />
4.2 Vergleich der Substratschwermetallgehalte im<br />
Labor mit Feldmessungen<br />
Das in der dargestellten Untersuchung verwendete<br />
Substrat hatte vor Versuchsbeginn einen Zinkgehalt von<br />
Mai 2014<br />
636 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
51 mg/kgTR und einen Kupfergehalt von 23 mg/kgTR<br />
(TR: Trockenrückstand). Nach der Versuchsdurchführung<br />
im Labor wurden <strong>die</strong> obersten 10 cm des verwendeten<br />
Filtersubstrats beprobt und bezüglich des Zink- und<br />
Kupfergehaltes analysiert. Die bestimmten Schwermetallgehalte<br />
lagen nach dem Aufbringen von zehn<br />
Jahresfrachten im Mittel bei 468 mg/kgTR <strong>für</strong> Zink und<br />
bei 70 mg/kgTR <strong>für</strong> Kupfer. Ein Vergleich der im Labor<br />
ermittelten Ergebnisse mit regelmäßigen Feldbeprobungen<br />
einer seit neun Jahren im Betrieb befindlichen<br />
Rinne desselben Herstellers zeigt, dass <strong>die</strong> beiden Stoffe<br />
Zink und Kupfer auch am untersuchten Standort<br />
aufgrund ihrer Aufkommensrelevanz im Vergleich zu<br />
anderen Schwermetallen den größten Anteil der zurückgehaltenen<br />
Mengen ausmachen (siehe Bild 4).<br />
Dadurch wird <strong>die</strong> Auswahl, nur <strong>die</strong> beiden aufkommensrelevanten<br />
Stoffe Zink und Kupfer im Labor zu<br />
betrachten, nochmals bestätigt.<br />
Bei der Feldmessung lagen <strong>die</strong> Ausgangsgehalte<br />
bei 23 mg/kgTR Zn und 11 mg/kgTR Cu, welche geogen<br />
als Bestandteile der Mineralien im Substrat enthalten<br />
waren und nicht eluiert werden konnten. Sie<br />
lagen damit unterhalb der Werte der Laborrinne vor<br />
Versuchsbeginn. Ein Vergleich der Anreicherungen aus<br />
neun Jahren in situ gemessener Schwermetallgehalte<br />
(186 mg/kgTR Zn und 39 mg/kgTR Cu) mit denen im<br />
Labor ergibt in der Tendenz eine gute Übereinstimmung.<br />
Es zeigte sich, dass <strong>die</strong> getroffenen Annahmen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Schwermetallkonzentrationen zur Versuchsdurchführung<br />
im Vergleich zu den tatsächlichen Belastungen<br />
einer Rinne in situ höher waren. Damit wird<br />
sichergestellt, dass an anderen Einbauorten mit<br />
hö heren Belastungen <strong>die</strong> sich daraus ergebenden höheren<br />
Frachten in der gleichen Zeit zurückgehalten<br />
werden können. Somit erscheint <strong>die</strong>se Methode <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Standzeitbestimmung anhand der durchgeführten<br />
Evaluierung des Laborverfahrens an einer Feldbeprobung<br />
geeignet zu sein.<br />
5. Fazit<br />
Die Ermittlung von Standzeiten dezentraler Behandlungsanlagen<br />
ist nach wie vor ein schwieriges und teilweise<br />
offenes Thema. Dies liegt vor allem daran, dass<br />
sehr viele Einflussfaktoren das Auftreten eines Versagensfalls<br />
an sich und dessen Ausmaß stark beeinflussen.<br />
In vielen Fällen wird <strong>die</strong> Kolmation als limitierender<br />
Prozess <strong>für</strong> <strong>die</strong> Standzeit identifiziert. Gerade <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen<br />
Prozess ist keine Labormethode verfügbar und auch<br />
kaum zu entwickeln.<br />
Zur Ableitung einer Methodik zur standardisierten<br />
Standzeitermittlung bei Niederschlagswasserbehandlungsanlagen<br />
<strong>für</strong> Verkehrsflächenabflüsse ist es unabdingbar,<br />
verfügbare Betriebsdaten auszuwerten.<br />
Weiterhin sind Betriebsbegehungen inklusive Messungen<br />
der hydraulischen Kennwerte wünschenswert.<br />
Hieraus könnte eine Verknüpfung der hydraulischen<br />
Bild 4. Zeitlicher Verlauf der Schwermetallgehalte eines in situ beprobten<br />
Rinnensubstrats [5].<br />
Leistungsfähigkeit mit der Charakteristik der Anlagen<br />
und der jeweiligen Örtlichkeit vollzogen werden. Damit<br />
ließen sich Belastungsklassen definieren und <strong>die</strong><br />
Vorhersage von Kolmationseffekten verbessern.<br />
Insgesamt ist festzuhalten, dass realistische Standzeiten<br />
mit Bezug auf den gelösten Schwermetallrückhalt<br />
<strong>für</strong> Rinnensysteme nach dem beschriebenen<br />
Verfahren, welches in drei Teile gegliedert ist und <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Standzeit limitierenden Schwermetalle Zink und Kupfer<br />
berücksichtigt, erfolgreich bestimmt werden können.<br />
Auch <strong>für</strong> Schachtsysteme konnten mit dem beschriebenen<br />
Verfahren wertvolle Erkenntnisse zum<br />
Standzeitverhalten gewonnen werden. Da sich bei den<br />
Standzeitversuchen der Schachtsysteme durch den<br />
spezifischen Modellaufbau Unterschiede ergeben, erscheinen<br />
hierzu weitere Untersuchungen wünschenswert.<br />
Dazu gehören ein Vergleich verschiedener Modellfaktoren<br />
bei der Abbildung der Schachtfiltereinheiten<br />
als Säulenmodelle sowie eine Beurteilung der Bedeutung<br />
von Ruhephasen sowohl während als auch<br />
zwischen den einzelnen Versuchsteilen, da innerhalb<br />
der Untersuchung Niederschläge ohne <strong>die</strong> in der Realität<br />
vorhandenen Trockenzeiten aufgebracht werden.<br />
Diese haben bei den Schachtsystemen aufgrund der<br />
Funktionsweise der Substrate und des größeren Verhältnisses<br />
aus befestigter Verkehrsanschlussfläche zu<br />
Filteroberfläche eine höhere Bedeutung als bei den<br />
Rinnensystemen.<br />
Danksagung<br />
Die Ergebnisse <strong>die</strong>ser Arbeit sind Teil des Forschungsvorhabens<br />
„Untersuchung von Anlagen zur Behandlung des Niederschlagswassers<br />
von Verkehrsflächen - 76e133“, welches vom LfU beauftragt<br />
wurde. Die Beregnungsanlage wurde vom TÜV Rheinland<br />
LGA Products GmbH, Würzburg, als Leihgabe zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 637
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Literatur<br />
[1] Deutsches Institut <strong>für</strong> Bautechnik: Zulassungsgrundsätze <strong>für</strong><br />
Niederschlagswasserbehandlungsanlagen. Teil 1: Anlagen<br />
zum Anschluss von Kfz-Verkehrsflächen bis 2000 m² und Behandlung<br />
des <strong>Abwasser</strong>s zur anschließenden Ver sickerung<br />
in Boden und Grundwasser. Deutsches Institut <strong>für</strong> Bautechnik,<br />
Berlin, Februar 2011.<br />
[2] BBodSchV: Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung<br />
vom 12. Juli 1999. BGBI. Nr. 36, 1999, S. 1554.<br />
[3] Mantel-V: Verordnung zur Festlegung von Anforderungen<br />
<strong>für</strong> das Einbringen oder das Einleiten von Stoffen in das<br />
Grundwasser, an den Einbau von Ersatzstoffen und <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Verwendung von Boden und bodenähnlichem Material.<br />
Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.<br />
Entwurf 31.10.2012.<br />
[4] <strong>Abwasser</strong>technische Vereinigung: Schwermetalle in der<br />
aquatischen und terrestrischen Umwelt. ATV-Arbeitsbericht.<br />
GFA Verlag, Hennef, 1999.<br />
[5] Schriefer, T.: Projekt Berliner Stadtreinigung, Recyclinghof<br />
„Spindlersfeld“. Niederschlagswasserbehandlung in vorgefertigten<br />
Sickermulden mit Substrat. Bericht vom 29.05.2009.<br />
[6] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt: Versickerung von<br />
Niederschlagswasser von befestigten Flächen. Abschlussbericht,<br />
Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt, Augsburg, 2007,<br />
ISBN: 978-3-940009-85-2.<br />
[7] EAWAG: Untersuchung der Versickerung von Straßenwasser<br />
über Straßenrandstreifen an einer bestehenden Strasse.<br />
Dübendorf, Schlussbericht, 2006.<br />
[8] Herrmann, R., Daub, J. und Striebel, T.: Charakterisierung und<br />
Analyse der Verschmutzung des Niederschlagsabflusses.<br />
Bericht: Niederschlagsbedingte Schmutzbelastung der<br />
Gewässer aus städtischen befestigten Flächen. Phase I, Teilprojekt<br />
1. Eigenverlag des Instituts <strong>für</strong> Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Universität Karlsruhe, 1992.<br />
[9] Helmreich, B.: Stoffliche Betrachtungen der dezentralen<br />
Niederschlagswasserbehandlung. Berichte aus der Siedlungswasserwirtschaft,<br />
TU München, Band 199, 2010, ISSN<br />
0942–914X.<br />
[10] Mangani, G., Berloni, A., Bellucci, F., Tatano, F. and Maione, M.:<br />
Evaluation of the pollutant content in road runoff first flush<br />
waters. Wat. Air Soil Poll. 160 (1–4), 2005, p. 213–228.<br />
[11] Helmreich, B., Hilliges, R., Schriewer, A. and Horn, H.: Runoff<br />
pollutants of a highly trafficked urban road – Correlation<br />
analysis and seasonal influences. Chemosphere, 80 (9), 2010,<br />
p. 991–997.<br />
[12] Kayhanian, M., Fruchtman, B.D., Gulliver, J.S., Montanaro, C.<br />
Ranieri, E. and Wuertz, S.: Review of highway runoff characteristics:<br />
Comparative analysis and universal implications. Wat.<br />
Res. 46 (20), 2012, p. 6609–6624.<br />
[13] Scheffer, F. und Schachtschabel, P.: Lehrbuch der Bodenökologie,<br />
Spektrum Akademischer Verlag GmbH. Heidelberg, Berlin.<br />
15. Auflage, 2002, ISBN 3-8274-1324-9.<br />
[14] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft: Zwischenbericht<br />
Entwicklungsvorhaben: Versickerung des Niederschlagswassers<br />
von befestigten Verkehrsflächen. Bericht<br />
über <strong>die</strong> Betriebsjahre Oktober 1996 bis Oktober 1998,<br />
Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft, München, 1999.<br />
[15] BIOPLAN: Bodenkundliche Untersuchungen im Rahmen<br />
des LfU-Entwicklungsvorhabens „Versickerung des Niederschlagswassers<br />
von befestigten Flächen“, 2007.<br />
[16] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt: UmweltWissen – Praxis.<br />
Streusalz und Splitt im differenzierten Winter<strong>die</strong>nst, 2013.<br />
[17] Dauber, L., Novak, B., Zobrist, J. und Zürcher, F.: Schmutzstoffe<br />
im Regenwasserkanal einer Autobahn. Stuttgarter Berichte<br />
zur Siedlungswasserwirtschaft, Band 64, S. 41–57 „Beeinflussung<br />
der Gewässergüte durch Regenabflüsse von Straßen“,<br />
Oldenbourg Verlag, München, 1979.<br />
[18] Welker, A.: Schadstoffströme im urbanen <strong>Wasser</strong>kreislauf –<br />
Aufkommen und Verteilung, insbesondere in den <strong>Abwasser</strong>entsorgungssystemen.<br />
Habilitationsschrift. Schriftenreihe<br />
der TU Kaiserslautern, FG Siedlungswasserwirtschaft, Band<br />
20. Aktualisierter Anhangband, 2005/2013.<br />
[19] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt: Prüfkriterien zur Beurteilung<br />
von Anlagen zum Rückhalt von Metallionen aus<br />
Niederschlagsabflüssen von Metalldächern – Festlegung<br />
von Regenspenden und Prüfdauern. Augsburg, 06.05.2008.<br />
[20] Bundesanstalt <strong>für</strong> Straßenwesen: Risiko-Abschätzung <strong>für</strong><br />
den Einsatz von Tausalzen. Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umweltme<strong>die</strong>n<br />
unter Berücksichtigung neuester Tendenzen. Berichte der<br />
Bundesanstalt <strong>für</strong> Straßenwesen, Verkehrstechnik Heft V 21,<br />
Bergisch Gladbach, 1995.<br />
[21] Forschungsgesellschaft <strong>für</strong> Straßen- und Verkehrswesen:<br />
TL-Streu – Technische Lieferbedingungen <strong>für</strong> Streustoffe des<br />
Straßenwinter<strong>die</strong>nstes, 2003.<br />
[22] DEV: Deutsche Einheitsverfahren zur <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>und<br />
Schlammuntersuchung, <strong>Wasser</strong>chemische Gesellschaft,<br />
Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Wiley<br />
VCH, Weinheim, 2013, ISBN 13: 978-3-527-19010-2.<br />
[23] DWA-A 138: Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur<br />
Versickerung von Niederschlagswasser. DWA Deutsche<br />
Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.,<br />
Hennef, 2005, ISBN: 3-937758-66-6.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 23.01.2014<br />
Korrektur: 14.04.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Maximilian Huber, M.Sc.<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes<br />
PD Dr. rer. nat. habil. Brigitte Helmreich<br />
(Korrespondenzautorin) |<br />
E-Mail: b.helmreich@tum.de |<br />
Technische Universität München |<br />
Lehrstuhl <strong>für</strong> Siedlungswasserwirtschaft |<br />
Am Coulombwall 8 |<br />
D-85748 Garching<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Antje Welker<br />
Dipl.-Ing. Martina Dierschke<br />
FH Frankfurt |<br />
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft und Hydromechanik |<br />
Nibelungenplatz 1 |<br />
D-60318 Frankfurt am Main<br />
Mai 2014<br />
638 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Standardwerk zur Errichtung und<br />
Sanierung von Quellfassungen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
Edition<br />
Quellfassungsanlagen zur<br />
Trinkwasserversorgung<br />
Das neue, umfangreiche Fachbuch beschäftigt sich mit Quellen zur Trinkwasser<br />
gewinnung und klammert <strong>die</strong> Mineralwasser-, Thermalwasserund<br />
Heilwasserquellen bewusst aus, da hier andere Bewertungsmaßstäbe<br />
und Nutzungskonzepte gelten. Mit <strong>die</strong>ser Neuerscheinung über den<br />
Bau und Betrieb von Quellfassungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Trinkwasserversorgung wird<br />
<strong>die</strong> Reihe der Standardwerke zur <strong>Wasser</strong>gewinnung im Deutschen Industrieverlag<br />
fortgeführt. Das Buch wendet sich gleichermaßen an Betreiber<br />
wie Planer und Genehmigungsbehörden, <strong>die</strong> mit der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
beschäftigt sind.<br />
Christoph Treskatis, Horst Tauchmann<br />
1. Auflage 2013<br />
692 Seiten, vierfarbig, 170 x 240 mm, Hardcover<br />
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PAQZT2013<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für <strong>die</strong> Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit <strong>die</strong>ser Anforderung Mai erkläre 2014ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Me<strong>die</strong>n und Informationsangebote <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> informiert und 639 beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft jederzeit widerrufen.
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Energieeffizienter Betrieb<br />
von <strong>Abwasser</strong>fördersystemen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung, Energieeffizienz, <strong>Abwasser</strong>pumpen, Drehzahlregelung, Steuerung, Praxistest<br />
Anita Knubbe, Alexander Fricke, Hartmut Eckstädt, Klaus Neymeyr, Martin Schwarz und Jens Tränckner<br />
Die Drehzahlregelung von Pumpen ermöglicht eine<br />
Anpassung der Förderströme an aktuelle Gegebenheiten.<br />
Im Vergleich zur Steuerung der Pumpe ohne<br />
Drehzahlregelung in Abhängigkeit vom <strong>Wasser</strong>stand<br />
in der Pumpenvorlage kann eine beachtliche Energieeinsparung<br />
erreicht werden. In einem Forschungsprojekt<br />
mit Kooperationspartnern aus der Industrie<br />
wurden intelligente Strategien zur Steuerung von<br />
Pumpen mittels Drehzahlregelung entwickelt, durch<br />
<strong>die</strong> der Energieverbrauch erheblich gesenkt werden<br />
konnte. An einem Referenzabwasserpumpwerk auf<br />
der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst wurden theoretische<br />
Energieeinsparungen von über 20 % berechnet.<br />
Diese Einsparungen und <strong>die</strong> Auswirkungen der<br />
veränderten Betriebsweise auf das <strong>Abwasser</strong>fördersystem<br />
werden derzeit in einem Praxistest überprüft.<br />
Energy-Efficient Operation<br />
of Wastewater Pumping Systems<br />
Speed control of pumps can be used to adapt flow<br />
rates to varying operational conditions. In comparison<br />
to conventional two-level controllers depending<br />
on the water level in the pump sump considerable<br />
energy savings can be achieved. In a research project<br />
in cooperation with industrial partners, intelligent<br />
strategies for the operation of pumps by using speed<br />
control have been developed, leading a significant<br />
reduction of energy demand. In a reference sewage<br />
pumping station on the peninsular Fischland-Darß-<br />
Zingst theoretical energy savings of over 20 % were<br />
calculated. These savings and the impact of changes<br />
in operation of the wastewater conveyance system<br />
are currently being demonstrated in a practical test.<br />
1. Ausgangslage<br />
Die Europäische Union hat umfangreiche Gesetze erlassen,<br />
<strong>die</strong> eine Senkung des Energieverbrauches und<br />
damit eine Reduzierung des Ausstoßes des klimaschädlichen<br />
Treibhausgases CO 2 forcieren. Die Europäische<br />
Kommission veröffentlichte am 13.11.2008 eine<br />
Mitteilung zur Energieeffizienz und der Erreichung eines<br />
20 %-Ziels. Das Ziel besteht darin, den Primärenergieverbrauch<br />
um 20 % zu verringern, ohne dabei Wirtschaftstätigkeiten<br />
einzuschränken. Dies ist mithilfe der<br />
Verbesserung der Energieeffizienz zu bewältigen [1].<br />
Der gemeinsame Rahmen <strong>für</strong> Maßnahmen zur Förderung<br />
der Energieeffizienz in der Union und damit zur<br />
Erreichung des 20 %-Ziels wurde mit der Richtlinie<br />
2012/27/EG vom 25.10.2012 festgelegt [2]. Eine im<br />
Jahr 2009 in Kraft getretene Ökodesign-Richtlinie<br />
(2009/125/EG ersetzt 2005/32/EG) zielt speziell auf <strong>die</strong><br />
Energieeffizienz und allgemeine Umweltverträglichkeit<br />
von Elektrogeräten ab. Dabei umfasst <strong>die</strong> Richtlinie<br />
den gesamten Lebenszyklus eines Elektrogerätes<br />
[3]. Speziell bei <strong>Abwasser</strong>pumpen macht der Energieverbrauch<br />
den dominierenden Teil der Lebenszykluskosten<br />
aus [4]. Dieser kann durch eine intelligente<br />
Steuerung mittels Drehzahlregelung deutlich gesenkt<br />
werden.<br />
Häufig werden <strong>Abwasser</strong>pumpen in herkömmlicher<br />
Zweipunktsteuerung betrieben. Dabei wird <strong>die</strong> Pumpe<br />
bei einem definierten Maximalwasserstand im Pumpensumpf<br />
in Betrieb genommen und fördert so lange, bis<br />
der definierte Minimalwasserstand erreicht ist. Diese<br />
Betriebsweise ist zwar mit einem hohen Pumpenwirkungsgrad,<br />
jedoch auch mit hohen Reibungsverlusten<br />
und somit einem hohen Energieverbrauch verbunden.<br />
Wird eine Pumpe jedoch mittels Frequenzumrichter<br />
gesteuert, ergeben sich diverse Vorteile. Durch eine Verminderung<br />
der Drehzahl bzw. der Förderströme wird<br />
<strong>die</strong> Anzahl der Schaltvorgänge reduziert. Zudem wird<br />
<strong>die</strong> Pumpe sanfter gestartet und gestoppt, sodass <strong>die</strong><br />
Komponenten der Pumpe geschont werden.<br />
Neben <strong>die</strong>sen positiven Effekten kann eine erhebliche<br />
Energieeinsparung durch eine Reduzierung der Förderströme<br />
erzielt werden. Aufgrund der Affinitätsgesetze<br />
Q 1<br />
= n 1<br />
H 1<br />
!<br />
= n $<br />
1<br />
# &<br />
Q 2<br />
n 2<br />
H 2 " %<br />
n 2<br />
2<br />
P 1<br />
!<br />
= n $<br />
1<br />
# &<br />
P 2 " %<br />
kann <strong>die</strong> Leistungsaufnahme bei einer Verminderung der<br />
Drehzahl bzw. des Förderstroms um 30 % theoretisch bereits<br />
um ca. 65 % gesenkt werden. In der Praxis ist jedoch zu<br />
berücksichtigen, dass sich der Gesamtwirkungsgrad mit<br />
n 2<br />
3<br />
(1)<br />
Mai 2014<br />
640 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
abnehmender Drehzahl reduziert, sodass <strong>die</strong> tatsächliche<br />
Einsparung geringer ausfällt (Bild 1). Zudem verlängert<br />
sich bei einem verminderten Förderstrom <strong>die</strong> Pumpenlaufzeit.<br />
Nicht berücksichtigt ist hier der Anteil der geodätischen<br />
Förderhöhe, welche unabhängig vom Durchfluss ist<br />
und entsprechend das reale Einsparpotenzial reduziert.<br />
Weiterhin senkt <strong>die</strong> Drehzahlreduzierung <strong>die</strong> Fließgeschwindigkeit,<br />
was ggf. Ablagerungen in der Druckleitung<br />
verursachen kann.<br />
Bisher wurden drehzahlgeregelte Pumpen vor allem in<br />
großen Hauptpumpwerken mit guter bis sehr guter Messausrüstung<br />
genutzt. Ein großes energetisches Einsparpotenzial<br />
besteht aber auch darin, <strong>die</strong> wesentlich zahlreicheren<br />
kleineren Pumpwerke, welche meist nur über eine<br />
Füllstandsmessung verfügen, umzurüsten. Bisher fehlen<br />
auch intelligente Steuerstrategien, welche energetische<br />
und betriebliche Belange ausgewogen berücksichtigen.<br />
Auf dem Markt existieren bereits Systeme, <strong>die</strong> eine<br />
drehzahlgeregelte Steuerung von <strong>Abwasser</strong>pumpen<br />
realisieren können [5, 6]. Aktuelle Zuflüsse zur Pumpstation<br />
und Pegelstände in der Pumpenvorlage zur<br />
Steuerung der Drehzahl werden jedoch nicht berücksichtigt,<br />
sodass eine energieeffiziente Steuerung nur<br />
eingeschränkt möglich ist.<br />
2. Ziel<br />
In einem gemeinsamen Projekt des Pumpenherstellers<br />
WILO SE, des <strong>Abwasser</strong>zweckverbandes Darß und der<br />
Universität Rostock, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU), werden deshalb in der Praxis<br />
häufig vorkommende Szenarien von <strong>Abwasser</strong>transportsystemen<br />
untersucht und Strategien zur energieoptimalen<br />
Förderung von <strong>Abwasser</strong> mittels drehzahlregelbarer<br />
Pumpen bestimmt.<br />
Ziel des Projektes ist es, eine Steuerung <strong>für</strong> drehzahlregelbare<br />
<strong>Abwasser</strong>pumpen zu entwickeln, <strong>die</strong> sowohl<br />
deren Energieverbrauch senkt, als auch <strong>die</strong> Betriebssicherheit<br />
des Fördersystems gewährleistet. Dabei werden<br />
verschiedene Varianten von <strong>Abwasser</strong>fördersystemen<br />
untersucht und <strong>die</strong> Strategien darauf angepasst.<br />
Für <strong>die</strong> Entwicklung von Steuerstrategien wurden<br />
folgende Anforderungen definiert:<br />
• Die Strategien müssen <strong>für</strong> den Betreiber nachvollziehbar<br />
und einfach handhabbar sein.<br />
• Da in der Praxis häufig nur einfache Messgrößen zur<br />
Verfügung stehen, muss <strong>die</strong> Steuerung auf <strong>die</strong> Bedingungen<br />
vor Ort anpassbar sein.<br />
• Durch <strong>die</strong> Steuerung darf <strong>die</strong> Betriebssicherheit des<br />
Systems nicht beeinträchtigt werden. Hierzu zählen z. B.<br />
das Verhalten bei hohen hydraulischen Belastungen<br />
oder bei fehlender oder falscher Messgröße, <strong>die</strong><br />
Gewährleistung des Feststofftransports und der<br />
Entlüftung.<br />
Zum Test der Strategien wurde das Druckentwässerungssystem<br />
auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst<br />
Bild 1. Änderung der Leistungsaufnahmekennlinie bei Verminderung<br />
der Drehzahl.<br />
Bild 2. Verlauf der Druckrohrleitung Prerow.<br />
gewählt, welches <strong>die</strong> Gemeinden Born, Wieck und Prerow<br />
einschließt. Das anfallende Schmutzwasser der drei<br />
Orte wird über <strong>die</strong> Kläranlage in Wieck gereinigt. Das<br />
<strong>Abwasser</strong>, das in Prerow (Prerow Ost/West) und auf dem<br />
Campingplatz in Prerow (Prerow Nord) anfällt, wird über<br />
das Hauptpumpwerk (HPW) Prerow über eine ca. 2,5 km<br />
lange Druckrohrleitung (DN 400) in <strong>die</strong> Kläranlage Wieck<br />
gefördert (Bild 2).<br />
Der Einfluss von Tourismus ist in <strong>die</strong>ser Region sehr<br />
hoch. Im Sommer wird das <strong>Abwasser</strong> von ca. 16 000 und<br />
im Winter von ca. 2 800 Personen über <strong>die</strong> Pumpstation<br />
entsorgt. Schneidräder an den Tauchmotorpumpen einleitender<br />
Hauspumpstationen sorgen da<strong>für</strong>, dass keine<br />
groben Verunreinigungen in das Pumpwerk gelangen.<br />
3. Entwurf der Pumpenstrategie<br />
Die <strong>Abwasser</strong>pumpstation Prerow ist ein Fallbeispiel<br />
mit einem in der Praxis häufig vorkommenden Szenario.<br />
Dieses Szenario wurde zunächst untersucht und<br />
eine optimale Förderstrategie bestimmt. In dem Szenario<br />
wird einem Pumpensumpf eines <strong>Abwasser</strong>pumpwerks<br />
im Trennsystem ständig Schmutzwasser<br />
zugeführt, während eine drehzahlregelbare Pumpe<br />
das <strong>Abwasser</strong> über eine Druckleitung zu einem entfernt<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 641
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
liegenden Druckunterbrecherschacht fördern kann.<br />
Zur Bestimmung des Energieeinsparpotenzials wird<br />
angenommen, dass der Tageszufluss <strong>für</strong> jeden Zeitpunkt<br />
im Voraus bekannt ist, sodass auf <strong>die</strong>ser Basis<br />
eine energetisch optimale Förderstrategie bestimmt<br />
werden kann. Bei einer Zerlegung des Tages in m Intervalle<br />
der Länge Δt und dem Leistungsaufnahme-<br />
Q<br />
kennfeld<br />
1<br />
= n H<br />
1P(Q,n) 1<br />
ergibt =( n 1<br />
) sich 2 P<br />
ein 1<br />
=( zu n 1<br />
minimierender ) 3<br />
Gesamtenergieverbrauch<br />
Q 2<br />
n 2<br />
H 2<br />
n 2<br />
P<br />
von<br />
2<br />
n 2<br />
m<br />
∑<br />
i=1<br />
( )<br />
Δt P Q i<br />
,n i<br />
3<br />
Das Leistungskennfeld ! n $ ! n P kann durch Interpolation gegebener<br />
Leistungsmesswerte<br />
# & P 0<br />
0<br />
" n <strong>für</strong> verschiedene Förderströme<br />
und Drehzahlen η FU<br />
P( Q ,n)= 0 % n Q $<br />
# &<br />
" %<br />
η M<br />
η K<br />
f η ( n)<br />
berechnet werden. Liegen solche<br />
Messdaten nicht vor, kann das Kennfeld unter Berücksichtigung<br />
der Affinitätsgesetze aus der Leistungskennlinie<br />
f P ( η<br />
n 0 (Q) )= <strong>für</strong> n c<br />
! $<br />
# <strong>die</strong> Nenndrehzahl n 0 ermittelt werden. Da<br />
<strong>die</strong> Affinitätsgesetze n &<br />
" % 0 einen abnehmenden Wirkungsgrad<br />
bei reduzierter Drehzahl nicht berücksichtigen, ist<br />
Q<br />
eine<br />
1<br />
entsprechende Anpassung durch eine Funktion<br />
f<br />
ƒ η (n) ( = n<br />
η<br />
n<br />
notwendig. )=c ln n<br />
H<br />
1<br />
!<br />
1<br />
$ =( n 1<br />
) 2 P 1<br />
=( n 1<br />
) 3<br />
Q 2<br />
n 2 #<br />
n H& 2<br />
+1n " Mit 2<br />
P<br />
% den Wirkungsgraden<br />
2<br />
n 2<br />
<strong>für</strong> den Frequenzumrichter<br />
0<br />
η FU , den Motor η M und <strong>die</strong> Kupplung η K<br />
m<br />
ergibt<br />
∑Δt sich P( Q!<br />
<strong>die</strong> Gleichung<br />
2<br />
<strong>für</strong> das Leistungskennfeld<br />
i !<br />
,n<br />
dann f η ( wie n)=−c<br />
folgt:<br />
n i ) $<br />
# & − 2n $<br />
i=1<br />
+1<br />
#<br />
""<br />
n 0 % n & +1<br />
0 %<br />
! n $ ! n<br />
# & P 0 # 0<br />
P(Q,n) n<br />
P( Q ,n)= Q<br />
" 0 % " n Q $<br />
&<br />
%<br />
η FU<br />
η M<br />
η K<br />
f η<br />
n<br />
c<br />
3<br />
( )<br />
In [7] f ( η<br />
nwerden )= ! n $<br />
# zur Wirkungsgradanpassung <strong>die</strong> beiden<br />
Funktionen " n &<br />
% 0<br />
(2)<br />
(3)<br />
∑<br />
∑<br />
( )<br />
Q<br />
Δt P Q i<br />
,n i<br />
i=1 m 1<br />
= n H<br />
1<br />
1<br />
=( n 1<br />
Q 2 Δt nP 2 Q i<br />
,n i<br />
H 2<br />
n 2<br />
i=1<br />
( )<br />
3<br />
) 2 P 1<br />
P 2<br />
=( n 1<br />
n 2<br />
! n $ ! n<br />
# & P 0<br />
0<br />
"<br />
P( Q ,n)= 0 %<br />
Q $<br />
m<br />
# &<br />
∑Δt P( Q 3<br />
! i<br />
,n " %<br />
n i $ )<br />
! n<br />
# η FU<br />
& η M<br />
P 0<br />
0 η K<br />
f η ( n)<br />
" n<br />
P( Q ,n)= 0 % n Q $<br />
i=1<br />
# &<br />
" %<br />
η FU<br />
η3<br />
! M<br />
η K<br />
f η ( n)<br />
f ( η<br />
n )= !<br />
#<br />
n n $<br />
c ! n<br />
# $ & P 0<br />
0 " & n<br />
P( Q ,n)= 0 % n Q $<br />
# &<br />
" %<br />
(4)<br />
" % 0<br />
f ( η<br />
n )= n c<br />
! η$<br />
#<br />
und<br />
n & FU<br />
η M<br />
η K<br />
f η ( n)<br />
" % 0<br />
η<br />
)=c ln !<br />
#<br />
n $<br />
"<br />
& +1<br />
f ( η<br />
n )= n c<br />
! $<br />
# % 0<br />
f ( η<br />
n )=c ln n !<br />
&<br />
"<br />
#<br />
% n $<br />
0<br />
n & +1<br />
(5)<br />
" %<br />
!<br />
0<br />
2<br />
η<br />
)=−c<br />
− 2n $<br />
+1<br />
vorgeschlagen. f ( !<br />
"<br />
0 Bei nden &<br />
0 % im +1<br />
η<br />
n )=c ln ! n $<br />
# 2<br />
!<br />
$<br />
Projekt untersuchten Pumpen<br />
f η war ( n)=−c<br />
jedoch #<br />
n & +1<br />
n <strong>die</strong> & − 2n $<br />
" % 0<br />
Funktion +1<br />
#<br />
""<br />
0 % n & +1<br />
0 %<br />
P(Q,n)<br />
Q<br />
! 2<br />
! n $<br />
f η ( n)=−c<br />
# & − 2n $<br />
+1<br />
(6)<br />
P(Q,n) # n<br />
Q"<br />
" 0 % n & +1<br />
0 %<br />
eine<br />
P(Q,n)<br />
bessere Wahl. In allen drei Fällen sollte der Parameter<br />
c nicht Q negativ sein, um eine Minderung des<br />
Gesamtwirkungsgrades bei reduzierter Drehzahl zu<br />
gewährleisten.<br />
In den Nebenbedingungen der Optimierungsaufgabe<br />
finden Restriktionen bezüglich des Pegels in der<br />
Pumpenvorlage (Minimal- und Maximalpegel), der<br />
Drehzahl (Mindest- und Maximaldrehzahl zur Vermeidung<br />
einer Schädigung der Pumpe und des Motors),<br />
der Förderströme (Herstellerangaben bezüglich Mindest-<br />
und Maximalförderstrom) und der Fließgeschwindigkeit<br />
in der Druckrohrleitung Anwendung. Darüber<br />
hinaus muss berücksichtigt werden, dass nur solche<br />
Förderströme realisiert werden, <strong>die</strong> im Schnittpunkt von<br />
Pumpen- und Anlagenkennlinie liegen.<br />
Die Lösung eines solchen Optimierungsproblems<br />
kann z. B. mit den Methoden der dynamischen Optimierung<br />
oder der gemischt-ganzzahligen nichtlinearen<br />
Optimierung erfolgen [8, 9].<br />
) 3<br />
f η<br />
( n )=c ln ! n $<br />
#<br />
" n & +1<br />
% 0<br />
f η<br />
! 2<br />
! n $<br />
( n)=−c<br />
# & − 2n $<br />
+1<br />
#<br />
""<br />
n 0 % n & +1<br />
0 %<br />
P(Q,n)<br />
Q<br />
Bild 3. Zweipunktsteuerung.<br />
Mai 2014<br />
642 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
Bild 4. Optimale Steuerstrategie.<br />
In Bild 4 ist <strong>die</strong> optimale Steuerstrategie <strong>für</strong> eine Tagesganglinie<br />
des Zulaufes zum HPW Prerow abgebildet<br />
und verdeutlicht den Unterschied zur herkömmlichen<br />
Zweipunktsteuerung (Bild 3).<br />
Während im Fallbeispiel <strong>die</strong> Pumpe ohne Drehzahlregelung<br />
207 Mal ein- und ausgeschaltet wurde, waren<br />
durch den intelligenten Einsatz eines Frequenzumrichters<br />
nur 91 Schaltvorgänge notwendig. Die optimale<br />
Steuerung garantiert dabei eine Mindestfließgeschwindigkeit<br />
von 0,5 m/s [10] und eine minimale Pumpenstillstandszeit<br />
von zwei Minuten. Zur Vermeidung von zu<br />
langen Aufenthaltszeiten des <strong>Abwasser</strong>s in der Pumpenvorlage<br />
wurde <strong>die</strong>se regelmäßig entleert. Während ohne<br />
<strong>die</strong> Verwendung eines Frequenzumrichters mit einem<br />
Energieverbrauch von 285,64 kWh zu rechnen ist, kann<br />
durch den optimalen Einsatz der Drehzahlregelung eine<br />
Einsparung von 19,6 % (Verbrauch: 229,58 kWh) erzielt<br />
werden. Steigt der Anteil kleiner Zulaufwerte, so vergrößert<br />
sich <strong>die</strong> Einsparung auf über 20 %.<br />
Ein weiterer Vorteil der verminderten Förderströme<br />
liegt in der Vergleichmäßigung des Abflusses. Dieser<br />
Effekt kann durch eine integrale Steuerung mehrerer<br />
Pumpstationen verstärkt werden, ggf. unter Einbeziehung<br />
des KA-Betriebs.<br />
In Abhängigkeit von der Anlagenkennlinie kann <strong>die</strong><br />
Energieeinsparung noch deutlich höher ausfallen. Beispielhaft<br />
ist <strong>die</strong>s <strong>für</strong> folgende Annahmen in Bild 5 dargestellt:<br />
gleicher Arbeitspunkt,<br />
••<br />
geodätische Förderhöhe 5 m statt 10 m,<br />
••<br />
durch eine größere Leitungslänge und <strong>die</strong> damit<br />
verbundenen erhöhten Reibungsverluste ist <strong>die</strong><br />
Kennlinie des Rohres 2 steiler als <strong>die</strong> des Rohres 1.<br />
Bei <strong>die</strong>sem Szenario würde <strong>die</strong> Energieeinsparung bereits<br />
41,7 % betragen.<br />
In der Praxis ist jedoch das zukünftige <strong>Abwasser</strong>aufkommen<br />
nicht bekannt und kann nur abgeschätzt werden.<br />
Eine Berechnung der optimalen Steuerstrategie <strong>für</strong><br />
einen größeren zukünftigen Zeitraum ist deshalb nicht<br />
möglich. Gegenstand <strong>die</strong>ses Projektes ist deshalb <strong>die</strong><br />
Entwicklung einfacher Algorithmen zur energieoptimalen<br />
Drehzahlregelung. Die neuen Lösungsansätze, welche<br />
mit wenig installierter Messtechnik auskommen,<br />
werden dabei mit der mathematisch berechneten optimalen<br />
Steuerung verglichen.<br />
Bild 5. Alternative Rohrkennlinie.<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 643
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Q 1 1<br />
nn 2 2<br />
n 1<br />
= n 1<br />
Q 2 2<br />
mm<br />
∑<br />
i=1 i=1<br />
H 1 1<br />
(( ))<br />
Δt ΔtP P Q i<br />
,n i<br />
,n i i<br />
=( n 1<br />
) 2 P 1<br />
=( n 1<br />
=( n 1<br />
) 2 P 1<br />
=( n 1<br />
H 2 2<br />
P 2<br />
P 2<br />
nn 2 2<br />
3<br />
!!<br />
nn$<br />
$ !!<br />
nn # & P 0 # 0<br />
" n<br />
P( 0 % " n $<br />
# & P 0<br />
0 &<br />
" n %<br />
P( Q ,n)= 0 % n Q $<br />
# &<br />
" %<br />
FU<br />
η FU M<br />
η M K<br />
ηf Kη<br />
f η n( n)<br />
( n )= n c<br />
( ! $<br />
n )= !<br />
#<br />
n $<br />
#<br />
" nn &&<br />
" %%<br />
0 0<br />
f η<br />
f η<br />
( )<br />
Bild 6. Leistungsaufnahme f ( η<br />
n<br />
je ln !<br />
Fördermenge.<br />
n $<br />
f ( η<br />
n )=c ln !<br />
#<br />
n $<br />
#<br />
" nn && +1 +1<br />
" %%<br />
0 0<br />
) 3 ) 3<br />
nn 2 2<br />
Eine weitere<br />
!<br />
! 2 2<br />
! n $ relevante Kenngröße zur Bewertung<br />
f<br />
von<br />
η ( n<br />
n $<br />
& − 2n $<br />
f +1<br />
Steuerungsverfahren #<br />
"<br />
n 0 % n & +1<br />
η ( n)=−c<br />
# & − 2n $<br />
+1<br />
#"<br />
n 0 % n & +1<br />
"<br />
0 0 %%<br />
ist der spezifische Energieverbrauch<br />
P(Q,n)<br />
Q<br />
c<br />
3<br />
also <strong>die</strong> Leistungsaufnahme je gefördertem Kubikmeter<br />
<strong>Abwasser</strong>. Wird zusätzlich <strong>die</strong> Anlagenkennlinie berücksichtigt,<br />
ergibt sich ein Kennfeld P ~ (Q,h)/Q<br />
(Bild 6), wobei h<br />
der Pegel in der Pumpenvorlage ist. Die Minimalstelle der<br />
Funktion <strong>für</strong> einen festen <strong>Wasser</strong>stand stellt gerade den<br />
durch <strong>die</strong> Regelung anzustrebenden Förderstrom dar. Aus<br />
energetischen Gründen sollte ein Unterschreiten <strong>die</strong>ses<br />
(7)<br />
Förderstroms vermieden werden, auch wenn <strong>die</strong> technischen<br />
Möglichkeiten <strong>die</strong>s zulassen würden.<br />
Solange das <strong>Abwasser</strong>aufkommen mit dem ermittelten<br />
Förderstrom bewältigt werden kann, sollte <strong>die</strong> Pumpe<br />
im Ein/Aus-Betrieb entsprechend der zugehörigen<br />
Drehzahl betrieben werden. Steigt der Pegel trotz Betriebs<br />
der Pumpe hingegen weiter oder ist ein Anstieg zu<br />
erwarten, so ist <strong>die</strong> Drehzahl gerade so zu erhöhen, dass<br />
dem entgegengewirkt wird und der Pegel nahe des<br />
maximal möglichen <strong>Wasser</strong>standes gehalten wird. Dies<br />
ermöglicht eine zusätzliche Energieeinsparung, da so<br />
<strong>die</strong> geodätische Förderhöhe reduziert wird. Auch während<br />
der Phase, in der der optimale Förderstrom den<br />
Zufluss übersteigt, kann der <strong>Wasser</strong>stand am Maximum<br />
gehalten werden, indem <strong>die</strong> Pumpe nach einer vorgegebenen<br />
Mindestlaufzeit oder zur Gewährleistung einer<br />
Mindeststillstandszeit abgeschaltet wird und nicht erst<br />
bei Erreichen des Minimalpegels. Dies erhöht jedoch <strong>die</strong><br />
Anzahl der Schaltvorgänge. Zudem kann ein dauerhaft<br />
hoher Pegel eine erhöhte Geruchsbelästigung sowie<br />
Korrosion und Ablagerungen im Pumpensumpf zur Folge<br />
haben. Aus <strong>die</strong>sem Grund sollte der Pumpensumpf<br />
in regelmäßigen Abständen (z. B. drei Stunden) entleert<br />
werden (z. B. bei Nenndrehzahl).<br />
Für den Fall, dass nicht nur auf eine Minimierung des<br />
Energieverbrauchs, sondern auch der Energiekosten<br />
Wert gelegt wird und während eines Tages verschiedene<br />
Stromtarife vorliegen, können <strong>die</strong> Entleerungsphasen<br />
gerade dann durchgeführt werden, wenn der Strompreis<br />
gering ist. Falls eine Entleerung des Pumpensumpfes zu<br />
einer exakten Uhrzeit gewünscht wird (z. B. zum Ende<br />
einer Niedertarifperiode), ist jedoch eine möglichst gute<br />
Zuflussprognose erforderlich.<br />
Bild 7. Regelbasierte Steuerstrategie.<br />
Mai 2014<br />
644 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
In Bild 7 ist eine solche Steuerstrategie abgebildet, welche<br />
nahezu ohne eine Zuflussprognose auskommt. Die Prognose<br />
wurde lediglich zur termingerechten Entleerung der<br />
Pumpenvorlage verwendet. Trotz Abweichungen der realen<br />
Zuflüsse von der Prognose von bis zu 20 % konnten <strong>die</strong> vorgegebenen<br />
Entleerungsintervalle nahezu exakt eingehalten<br />
werden. Der Energieverbrauch der ermittelten Strategie<br />
liegt mit 229,92 kWh nur marginal über dem Verbrauch der<br />
bestmöglichen Strategie. Für den Fall, dass eine Entleerung<br />
der Pumpenvorlage bei Nenndrehzahl erwünscht wird, um<br />
temporär höhere Fließgeschwindigkeiten zu erzielen,<br />
würde der Energieverbrauch um nur 0,7 % ansteigen.<br />
4. Umsetzung der Pumpenstrategie<br />
im HPW Prerow<br />
Um <strong>die</strong> entwickelte Steuerstrategie zu testen und das<br />
Energieeinsparpotenzial bei Erhalt der Betriebssicherheit<br />
in der Praxis nachzuweisen, wurde das HPW Prerow<br />
auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst umgerüstet.<br />
Aufgrund der Tatsache, dass <strong>die</strong> in Prerow installierten<br />
Pumpen nicht <strong>für</strong> eine Drehzahlregelung geeignet<br />
sind, wurde neben einem Frequenzumrichter mit Sinusfilter,<br />
einem Energiemessgerät und einem PC zusätzlich<br />
eine drehzahlregelbare <strong>Abwasser</strong>pumpe vom Typ<br />
Wilo-EMU FA 15.66 installiert.<br />
Im HPW Prerow werden bereits folgende Messgrößen<br />
kontinuierlich erfasst:<br />
• <strong>Wasser</strong>stand in der Pumpenvorlage<br />
• Durchfluss in der Druckrohrleitung (MID)<br />
• Druck in der Druckrohrleitung<br />
In Bild 8 sind <strong>die</strong> Mess- und Steuerungselemente im<br />
HPW Prerow schematisch dargestellt.<br />
Für einen Zeitraum von einem Jahr werden <strong>die</strong>se<br />
Daten gespeichert, sodass zu Beginn des Projektes ein<br />
Datensatz von Mai 2011 bis Mai 2012 <strong>für</strong> Auswertungen<br />
und Simulationen zur Verfügung stand.<br />
Mithilfe der Daten aus den Fördermengen- und Pegelmessungen<br />
konnte der Zulauf zum HPW Prerow berechnet<br />
Tabelle 1. Vergleich der jährlichen Energieverbräuche der<br />
Pumpe Wilo-EMU FA 15.66 bei unterschiedlicher Steuerung.<br />
Wilo-EMU FA 15.66<br />
Herkömmliche<br />
Zweipunktregelung<br />
22 673 kWh/a<br />
Energieeffiziente Steuerung<br />
mit Drehzahlregelung<br />
18 009 kWh/a<br />
Jährliche Energieeinsparung 20,4 %<br />
werden. Mit <strong>die</strong>sen historischen Zulaufdaten wurde eine Simulation<br />
der zu erwartenden Energieverbräuche unter Verwendung<br />
einer intelligenten Drehzahlregelung und der herkömmlichen<br />
Zweipunktsteuerung durchgeführt. Die Simulation<br />
erbrachte <strong>die</strong> in Tabelle 1 dargestellten Ergebnisse.<br />
Für <strong>die</strong> Simulation des Betriebs mit Drehzahlregelung<br />
wurde ein Wirkungsgrad <strong>für</strong> den Frequenzumrichter und<br />
den Sinusfilter von 0,93 angenommen. Es ergab sich ein<br />
Energieeinsparpotenzial bei Drehzahlregelung gegenüber<br />
der herkömmlichen Zweipunktregelung von über 20 %.<br />
Gegenwärtig wird im HPW Prerow <strong>die</strong> Zweipunktsteuerung<br />
bei energetisch optimaler Drehzahl (70 % der Nenndrehzahl)<br />
getestet. Da bei einem Betrieb der Pumpe bei einer<br />
entsprechenden Drehzahl lediglich eine Fließgeschwindigkeit<br />
von etwa 0,4 m/s erreicht wird, wird <strong>die</strong> Pumpe in<br />
regelmäßigen Abständen bei Nenndrehzahl (Fließgeschwindigkeit:<br />
0,9 m/s) betrieben. Zur Überwachung der<br />
Auswirkungen der veränderten Betriebsweise auf das System<br />
werden <strong>die</strong> Druckdaten ständig ausgewertet und <strong>die</strong><br />
Anlagenkennlinie nach jedem Pumpzyklus berechnet.<br />
Die Energieeinsparung der Zweipunktsteuerung bei variabler<br />
Drehzahl gegenüber der Zweipunktsteuerung bei<br />
Nenndrehzahl beträgt etwa 20 % und bestätigt damit <strong>die</strong> Ergebnisse<br />
der Simulation. Dabei verhalten sich sowohl <strong>die</strong><br />
Druckdaten als auch <strong>die</strong> Anlagenkennlinie über <strong>die</strong> Zeit stabiler<br />
als bei herkömmlichem Betrieb ohne Frequenzumformer.<br />
In den folgenden Monaten wird weiterhin der Feststofftransport<br />
untersucht und Regeln <strong>für</strong> den Umgang mit<br />
Niederschlagswasser bei Starkregenereignissen entworfen.<br />
Bild 8. Schema der Mess- und Steuerungselemente im HPW Prerow.<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 645
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
5. Fazit und Ausblick<br />
Es konnte gezeigt werden, dass das Energieeinsparpotenzial<br />
bei Einsatz einer Drehzahlregelung in der <strong>Abwasser</strong>technik<br />
bereits durch einfache Regeln nahezu vollständig ausgeschöpft<br />
werden kann. Die Regeln wurden hier noch <strong>für</strong> ein<br />
vergleichsweise einfaches System einer Einzelpumpe umgesetzt.<br />
Grundsätzlich können <strong>die</strong> Regeln zwar auch bei einer<br />
Steuerung mehrerer vernetzter Pumpen angewendet<br />
werden. Hier ist jedoch zusätzlich eine geschickte Abstimmung<br />
der Pumpen untereinander erforderlich, um das vorhandene<br />
Einsparpotenzial nutzen zu können. Um <strong>die</strong>ses<br />
größtmöglich ausschöpfen zu können, kann in <strong>die</strong>sem Fall<br />
auf Basis einer Zuflussprognose <strong>für</strong> einen zukünftigen Zeitraum<br />
ein Optimierungsproblem formuliert und gelöst werden.<br />
Unzulänglichkeiten in der gewählten Prognose sind<br />
durch spätere geeignete Anpassungen der Steuerstrategie<br />
an <strong>die</strong> tatsächlichen Gegebenheiten auszugleichen.<br />
Um <strong>die</strong> Praxistauglichkeit der entwickelten Steuerstrategie<br />
auf Regelbasis nachzuweisen, wurde bereits<br />
das Hauptpumpwerk Prerow auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst<br />
umgerüstet. Erste Tests verlaufen bisher<br />
sehr vielversprechend und zeigen unter Verwendung<br />
einer Zweipunktsteuerung bei verminderter<br />
Drehzahl keine negativen Auswirkungen auf <strong>die</strong> Betriebssicherheit.<br />
Bei reduziertem Förderstrom und<br />
Energieverbrauch wurde derzeit weder eine Verstopfung<br />
des Pumpenlaufrades noch eine vermehrte Bildung<br />
von Ablagerungen in der Druckrohrleitung festgestellt.<br />
Detailliertere Untersuchungen werden derzeit<br />
durchgeführt.<br />
Da es sich in Prerow um ein sehr einfaches Szenario<br />
des <strong>Abwasser</strong>transportes handelt, werden weitere Szenarien<br />
(z. B. Reihenschaltung von Pumpen mit Druckunterbrechung<br />
oder Parallelbetrieb von mindestens zwei <strong>Abwasser</strong>pumpen)<br />
untersucht. Weiterhin wird geprüft, ob<br />
eine integrierte Steuerung von Pumpwerk und Kläranlage<br />
im Falle des HPW Prerow und der KA Wieck sinnvoll ist.<br />
Projektförderung<br />
Das gemeinsame Projekt des Pumpenherstellers<br />
WILO SE, des <strong>Abwasser</strong>zweckverbandes<br />
Darß und der Universität Rostock<br />
wurde gefördert von der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt (DBU).<br />
Literatur<br />
[1] KOM(2008) 772: Mitteilung der Kommission: Energieeffizienz:<br />
Erreichung des 20 %-Ziels, Brüssel, 2008.<br />
[2] Richtlinie 2012/27/EU des Europäischen Parlaments und des<br />
Rates vom 25. Oktober 2012 zur Energieeffizienz, zur Änderung<br />
der Richtlinien 2009/125/EG und 2010/30/EU und zur<br />
Aufhebung der Richtlinien 2004/8/EG und 2006/32/EG,<br />
Amtsblatt der Europäischen Union, 2012.<br />
[3] Richtlinie 2009/125/EG des Europäischen Parlaments und<br />
des Rates vom 21. Oktober 2009 zur Schaffung eines Rahmens<br />
zur Festlegung von Anforderungen an <strong>die</strong> umweltgerechte<br />
Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte,<br />
Amtsblatt der Europäischen Union, 2009.<br />
[4] WILO SE: Lebenszykluskosten und Energiesparpotentiale im<br />
Anlagenmanagement, Informationsbroschüre, Dortmund,<br />
URL: http://www.wilointec.com/cps/rde/xbcr/intec-en/LCC_<br />
Broschuere_DE.pdf, Stand: 11.09.2013<br />
[5] <strong>IT</strong>T: Flygt PumpSmart, PS200 – Das maßgeschneiderte Konzept<br />
zum Antrieb von Pumpen, URL: http://www.flygt.de/2396098.<br />
pdf, Stand: 12.02.2013<br />
[6] KSB: PumpDrive – Betriebsanleitung, URL: https://shop.ksb.<br />
com/ims_docs/7C/7CA39A4FF5F19B5FE10000000AD506<br />
2A.pdf, Stand: 15.02.2013<br />
[7] Muszyński, P.: Impeller pumps: relating η and n. World<br />
Pumps, 2010.<br />
[8] Zimmermann, H.-J.: Operations Research. Vieweg, Wiesbaden,<br />
2005.<br />
[9] Sager, S.: Numerical methods for mixed-integer optimal control<br />
problems. Der Andere Verlag, Tönning, Lübeck, Marburg,<br />
2005.<br />
[10] ATV-DVWK-A 134: Planung und Bau von <strong>Abwasser</strong>pumpanlagen,<br />
2000.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 18.12.2013<br />
Korrektur: 09.04.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
M.Sc. Anita Knubbe<br />
Korrespondenzautorin |<br />
E-Mail: anita.knubbe@uni-rostock.de |<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Hartmut Eckstädt |<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Jens Tränckner |<br />
Universität Rostock |<br />
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät |<br />
Professur <strong>für</strong> Hydromechanik und Siedlungswasserwirtschaft<br />
und Professur <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft |<br />
Satower Straße 48 |<br />
D-18059 Rostock<br />
Dipl.-Math. oec. Alexander Fricke<br />
E-Mail: alexander.fricke@uni-rostock.de |<br />
Prof. Dr. rer. nat. habil. Klaus Neymeyr<br />
Universität Rostock |<br />
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät |<br />
Institut <strong>für</strong> Mathematik |<br />
Professur <strong>für</strong> Numerische Mathematik |<br />
Ulmenstraße 69, Haus 3 |<br />
D-18057 Rostock<br />
Dr.-Ing. Martin Schwarz<br />
WILO SE |<br />
Group Research and Technology Center |<br />
Nortkirchenstraße 100 |<br />
D-44267 Dortmund<br />
Mai 2014<br />
646 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
Buchbesprechung<br />
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aktueller technischer und wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse beschäftigt sich das von Christoph<br />
Treskatis und Horst Tauchmann vorgelegte Fachbuch.<br />
In den ersten fünf Kapiteln des Buches („Allgemeines,<br />
Begriffe, Gesetze und Normen“, „Quellen<br />
als Lebensraum“, „Charakterisierung von Quellen“,<br />
„Erkundung von Quellwasservorkommen“, „Einflussfaktoren<br />
auf <strong>die</strong> Quellwasserbeschaffenheit“)<br />
werden sehr ausführlich <strong>die</strong> hydrogeologischen<br />
Grundlagen der Entstehung von Quellen sowie der<br />
Erkundungs und Erschließungsmöglichkeiten dargelegt.<br />
In den folgenden Kapiteln „Bau von Quellfassungen“,<br />
Betrieb von Quellfassungen“, und<br />
„Praktische Durchführung einer Quellsanierung“<br />
legen <strong>die</strong> sehr praxiserfahrenen Autoren den<br />
Schwerpunkt auf eine detaillierte Darlegung der in<br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang erforderlichen konkreten<br />
technischen Maßnahmen. Abgerundet wird das<br />
Fachbuch durch drei Kapitel, <strong>die</strong> sich den Themen<br />
„Rückbau und Renaturierung von Quellfassungen“,<br />
„Abgrenzung und Überwachung von Quellschutzgebieten“<br />
und „Thermische Nutzung von Quellwasser“<br />
widmen. Im Anhang finden sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis wertvolle<br />
Hinweise und Anleitungen, wie Beispiele von<br />
Inspektionsprotokollen und <strong>die</strong> Dokumentation<br />
einer Quellsanierung.<br />
Das sehr umfangreiche (673 S.) und praxisorientierte<br />
Fachbuch richtet sich insbesondere an Naturwissenschaftler,<br />
Ingenieure und Techniker in den<br />
mit dem Bau von Quellfassungsanlagen befassten<br />
Ingenieurbüros und an <strong>die</strong> Mitarbeiter der zuständigen<br />
Behörden. Darüber hinaus stellt <strong>die</strong>ses Buch<br />
eine wertvolle Bereicherung <strong>für</strong> Studium und berufliche<br />
Ausbildung in der Hydrogeologie, dem <strong>Wasser</strong>bau<br />
und anderer relevanter Fachgebiete dar. Den<br />
beiden Autoren C. Treskatis und H. Tauchmann ist es<br />
gelungen, ein sehr beachtenswertes Standardwerk<br />
<strong>für</strong> den Bau und Betrieb von Quellfassungsanlagen<br />
vorzulegen.<br />
Prof. Dr. M. Schneider, Freie Universität Berlin<br />
Bestell-Hotline<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
München,<br />
Tel. (0201) 82002-11<br />
Fax (0201) 82002-34<br />
E-Mail: bestellung@vulkan-verlag.de<br />
www.di-verlag.de<br />
Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas | Erdgas<br />
Power-to-Gas / Smart Energy<br />
In der Ausgabe 05/2014 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />
Kurt/Götze/Schönrock<br />
Müller-Syring/Henel<br />
Loßner<br />
Das e-gas-Projekt am Biogasanlagenstandort in Werlte<br />
Auswirkungen von <strong>Wasser</strong>stoff im Erdgas in Gasverteilnetzen und bei<br />
Endverbrauchern<br />
Smartes Energiemanagement <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wärmebewirtschaftung<br />
von Gebäuden<br />
Lubenau/Schreck/Frieß Messung des Kohlenwasserstoff-Kondensationspunktes –<br />
Praxiserfahrungen und Laboruntersuchung<br />
Mischner/Sorowsky/Huhn Temperaturregelung in Gasvorwärmanlagen – Teil 2<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 647
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Technologien <strong>für</strong> <strong>die</strong> Elimination<br />
anthropogener Spurenstoffe auf<br />
kommunalen Kläranlagen – Strategie<br />
<strong>für</strong> Bayern<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung, vierte Reinigungsstufe, anthropogene Spurenstoffe, bayerische<br />
Kläranlagen, Ozonung, Pulveraktivkohle, granulierte Aktivkohle, biologische Nachbehandlung,<br />
Pilotanlage<br />
Sascha Rödel, F. Wolfgang Günthert und Stefan Bleisteiner<br />
Um <strong>für</strong> <strong>die</strong> großtechnische Umsetzung einer vierten<br />
Reinigungsstufe auf bayerischen Kläranlagen<br />
Empfehlungen geben zu können, wurden bestehende<br />
Technologien zur Elimination anthropogener<br />
Spurenstoffe auf kommunalen Kläranlagen bewertet.<br />
Ausgehend von den derzeit verfügbaren<br />
Technologien wurden 13 bereits in Betrieb befindliche<br />
Anlagen untersucht (Baden-Württemberg<br />
und Nordrhein-Westfalen) und <strong>die</strong> auslegungs-<br />
und betriebsrelevanten Parameter dokumentiert.<br />
Ziel <strong>die</strong>ses Projektes war <strong>die</strong><br />
Gegenüberstellung der verschiedenen Technologien<br />
hinsichtlich ihrer Reinigungsleistung, Wirtschaftlichkeit<br />
und Einsatz fähigkeit unter Berücksichtigung<br />
der Randbedingungen in Bayern. Für<br />
eine großtechnische Um setzung auf bayerische<br />
Kläranlagen werden im Allgemeinen bei bestehendem<br />
Handlungsbedarf <strong>die</strong> Adsorptions- und<br />
Oxidationsverfahren empfohlen. Hierbei ist zu<br />
berücksichtigen, dass in Bayern bei den Kläranlagen<br />
der Größenklasse 4 und 5 nur in Ausnahmefällen<br />
Sandfilter vorhanden sind. Für <strong>die</strong> vorgesehene<br />
Umsetzung einer bayerischen Pilotanlage<br />
bietet sich <strong>die</strong> Variante Ozonung mit<br />
nachgeschalteter biologischer Stufe oder mit<br />
nachgeschalteter Filtration durch granulierte Aktivkohle<br />
(GAK) an. Die Auswahl des an einem<br />
bestimmten Kläranlagenstandort geeigneten Verfahrens<br />
ist immer im Einzelfall zu prüfen und<br />
hängt auch von den vorhandenen nutzbaren Verfahrensstufen<br />
ab. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand<br />
wird <strong>die</strong> Notwendigkeit einer generellen<br />
Nachrüstung von Kläranlagen in Bayern mit einer<br />
weiteren Reinigungsstufe wie Ozonung oder<br />
Aktivkohle nicht gesehen. Es ist jedoch nicht<br />
ausgeschlossen, dass in begründeten Einzelfällen<br />
eine Nachrüstung erforderlich werden kann.<br />
Technologies for the Elimination of Micropollutants<br />
in Municipal Wastewater Treatment Plants – Strategy<br />
for Bavaria<br />
In order to give recommendations for a large-scale implementation<br />
of a fourth purification stage at Bavarian<br />
WWTPs, existing technologies for the elimination of<br />
anthropogenic micropollutants in municipal wastewater<br />
treatment plants were evaluated on behalf of the<br />
Bavarian Environment Agency (LfU). Based on the<br />
currently available technologies, 13 WWTPs with an<br />
active fourth treatment step were investigated<br />
(Baden-Württemberg and North Rhine-Westphalia)<br />
and parameters relevant for dimensioning and operation<br />
were documented. Subsequently the different<br />
technologies were compared in terms of purification<br />
capacity, efficiency and usability, evaluating the suitability<br />
as solution for WWTP considering boundary<br />
conditions in Bavaria. For a large-scale implementation<br />
on Bavarian WWTPs, adsorption and oxidation<br />
processes are recommended. It should be noted, that<br />
only in exceptional cases Bavarian WWTPs of size<br />
classi fication 4 and 5 have a sand filter stage as a final<br />
cleaning process. Considering that, an ozonization<br />
step combined with downstream granulated acti vated<br />
carbon filter or a downstream biological treatment<br />
step seem to be the most practicable alter native for the<br />
implementation of a Bavarian pilot plant. Finally, the<br />
selection of a suitable purification process in consideration<br />
of the local conditions of a WWTP should always<br />
be examined in each in dividual case. The decision<br />
making essentially depends on the existing usable process<br />
steps. On the basis of the current state of knowledge,<br />
the back fitting of wastewater treatment plants<br />
(WWTP) with an advanced treatment step/fourth treatment<br />
step such as ozonization or activated carbon is<br />
not mandatory. Nevertheless a back fitting can be<br />
necessary in well founded particular cases.<br />
Mai 2014<br />
648 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
1. Veranlassung und Zielsetzung<br />
Für <strong>die</strong> meisten im <strong>Wasser</strong>kreislauf nachgewiesenen<br />
anthropogenen Spurenstoffe, vor allem Arzneimittelrückstände,<br />
können Kläranlagenabläufe als ein be deutender<br />
Eintragsweg in <strong>die</strong> aquatische Umwelt identifiziert werden<br />
[1–4]. Bislang ist jedoch <strong>die</strong> Daten lage zur Bewertung von<br />
anthropogenen Spurenstoffen und ihren Abbauprodukten<br />
im <strong>Wasser</strong>kreislauf noch unvollständig [5].<br />
Auf europäischer und nationaler Ebene gibt es<br />
mittlerweile Bestrebungen, Umweltqualitätsnormen in Gewässern<br />
auch <strong>für</strong> Arzneimittel rechtlich zu verankern [6]. Bei<br />
Überschreitung <strong>die</strong>ser Qualitätsziele im Gewässer kann <strong>die</strong>s<br />
zukünftig Maßnahmen zur Reduzierung notwendig machen.<br />
So fordert <strong>die</strong> EU-Kommission mit Erweiterung der<br />
<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie vom 2. Juli 2013 <strong>die</strong> Einführung einer<br />
Überwachungsliste. Das neue Gesetz verweist auf das<br />
Risiko, dass <strong>die</strong> drei weit ver breiteten Arzneistoffe (<strong>die</strong> Hormonpräparate<br />
17alpha-Ethinylestradiol und 17beta-Estradiol<br />
sowie das Schmerzmittel Diclofenac) darstellen [7].<br />
Bayern verfolgt daher eine schrittweise Vorgehensweise<br />
hinsichtlich des Umgangs mit anthropogenen<br />
Spurenstoffen und der Frage der Notwendigkeit einer<br />
vierten Reinigungsstufe. Die Wahl der Maßnahmen zur<br />
Reduktion von Mikroverunreinigungen ist abhängig<br />
von zu berücksichtigenden Eintragspfaden in <strong>die</strong><br />
Gewässer. Eine vierte Reinigungsstufe („End-of-Pipe-<br />
Maßnahme“) kann als einer der Nachklärung nachgeschalteten<br />
Verfahrensstufe (im Anschluss an <strong>die</strong> konventionelle<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung) <strong>für</strong> eine weitergehende<br />
Reduzierung von Spurenstoffen im <strong>Abwasser</strong> <strong>die</strong>nen.<br />
Bestandteil der bayerischen Strategie im Umgang<br />
mit anthropogenen Spurenstoffen war das Projekt<br />
„Mikroverunreinigungen in oberirdischen Gewässern: Ermittlung<br />
des Handlungsbedarfs bei kommunalen Kläranlagen“<br />
[8]. Hierzu wurde ein georeferenziertes Modell <strong>für</strong> das gesamte<br />
bayerische Fließgewässernetz so aufbereitet, dass<br />
es <strong>die</strong> räumliche Konzentrationsverteilung <strong>für</strong> ausgewählte<br />
anthropogene Spurenstoffe in allen Gewässerabschnitten<br />
<strong>für</strong> den mittleren Abfluss und bei Bedarf <strong>für</strong> den Niedrigwasserabfluss<br />
simulieren und darstellen kann [8]. Auf <strong>die</strong>se<br />
Weise lassen sich mögliche Belastungsschwerpunkte, bei<br />
denen ggf. Handlungs bedarf bestehen könnte, prognostizieren<br />
und notwendige Messprogramme zur Überprüfung<br />
effizient durchführen [8]. Als wichtiges Ergebnis der<br />
Modellierung lässt sich festhalten, dass in Fließgewässerabschnitten<br />
mit hohem <strong>Abwasser</strong>anteil <strong>für</strong> bestimmte Arzneimittel<br />
umweltrelevante Konzentrationen im Gewässer<br />
prognostiziert werden. Eine generelle Notwendigkeit, Kläranlagen<br />
ab einer bestimmten Ausbaugröße landesweit<br />
mit einer vierten Reinigungsstufe nachzurüsten ergibt sich<br />
aufgrund der bisherigen Ergebnisse aber nicht. Es ist jedoch<br />
nicht ausgeschlossen, dass in begründeten Einzelfällen<br />
eine Nachrüstung erforderlich werden kann [9].<br />
Aufbauend auf den Ergebnissen der Modellierung<br />
wurde 2012 ein Messprogramm zur Überprüfung der im<br />
Modell prognostizierten Belastungsschwerpunkte durch<br />
das Bayerische Landesamt <strong>für</strong> Umwelt (LfU) und den<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaftsämtern durchgeführt [10]. Ergänzend<br />
hierzu wurden bestehende Kenntnisse zur vierten<br />
Rei nigungsstufe zusammengetragen. Das Projekt<br />
„Be wertung vorhandener Technologien <strong>für</strong> <strong>die</strong> Elimination<br />
anthropogener Spurenstoffe auf kommunalen Kläranlagen“<br />
wurde vom Bayerischen Landesamt <strong>für</strong> Umwelt beauftragt<br />
und durch das Bayerische Staatsministerium<br />
<strong>für</strong> Umwelt und Gesundheit (StMUG) finanziert.<br />
Derzeit existiert keine kommunale bayerische Kläranlage<br />
mit einer vierten Reinigungsstufe. Daher sind <strong>die</strong> betrieblichen<br />
Erfahrungen mit einer vierten Reinigungsstufe<br />
in Bayern, <strong>die</strong> Kenntnisse zum Eliminations verhalten und<br />
den Auswirkungen auf das Gewässer kaum vorhanden.<br />
Ziel der Stu<strong>die</strong> war, <strong>für</strong> Bayern eine umsetzbare Lösung einer<br />
vierten Reinigungsstufe zu erarbeiten. Hierzu wurden<br />
verschiedene Technologien, <strong>die</strong> sich derzeit in Deutschland<br />
und in der Schweiz im Einsatz befinden, hinsichtlich<br />
Reinigungsleistung, Wirtschaftlichkeit und Einsatzfähigkeit<br />
verglichen und daraus eine Vorgehensweise (Erarbeitung<br />
einer Vorzugslösung) <strong>für</strong> Bayern abgeleitet. Dabei wurden<br />
<strong>die</strong> speziellen Randbedingungen in Bayern berücksichtigt.<br />
2. Methoden<br />
Im Hinblick auf <strong>die</strong> Zielsetzung des Vorhabens wurden in<br />
einer umfangreichen Literaturrecherche überwiegend <strong>die</strong><br />
verschiedenen nachgeschalteten Filtrationsverfahren<br />
(Nanofiltration (NF), Umkehrosmose (UO)), Adsorptionsverfahren<br />
(Pulveraktivkohle (PAK) und Filtration über<br />
granulierte Aktivkohle (GAK)) und Oxidationsverfahren<br />
(Ozon) näher betrachtet. Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zusammenstellung<br />
der bereits gewonnenen Erfahrungen und<br />
Erkenntnisse zu den genannten Reinigungstechnologien<br />
sind veröffentlichte Forschungsberichte, Machbarkeitsstu<strong>die</strong>n<br />
und Projektsteckbriefe. An <strong>die</strong>ser Stelle wird<br />
u. a. auf folgende Literaturstellen ver wiesen (Auszug der<br />
untersuchten Literaturstellen): [11–25].<br />
Aktuelle Forschungsvorhaben, Erläuterungsberichte<br />
zu geplanten vierten Reinigungsstufen und<br />
Betriebs erfahrungen aus der Schweiz sowie der<br />
Bundesländer Baden-Württemberg und Nordrhein-<br />
Westfalen wurden systematisiert und überschaubar<br />
zusammengefasst. Eine Zusammenstellung der Literaturerhebungen<br />
ist im Abschlussbericht unter:<br />
http://www.unibw.de/ifw/swa/Forschungsvorhaben<br />
zu finden. Zusätzlich können unter nachfolgendem<br />
Link, Steckbriefe zu nationalen und internationalen<br />
Projekten und Forschungsvorhaben zum Thema Elimination<br />
von Mikroschadstoffen in Gewässern downgeloaded<br />
werden: http://www.masterplan-wasser.nrw.de<br />
Um gesicherte Kenntnisse über den Betrieb von<br />
Technologien zur Reduzierung von Mikroverunreinigung<br />
zu erlangen, wurden Kläranlagen mit einer vierten<br />
Reinigungsstufe in Baden-Württemberg und Nord-<br />
Rhein-Westfalen untersucht und <strong>die</strong> wichtigsten Daten<br />
vor Ort erhoben. Im Zeitraum von August bis Oktober<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 649
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
2012 wurden 13 Kläranlagen analysiert. Eine Übersicht<br />
der untersuchten Kläranlagen ist in Tabelle 1 zu finden.<br />
Zum damaligen Zeitpunkt (2012) war eine vor-Ort-<br />
Erhebung von Schweizer Kläranlagen mit einer vierten<br />
Reinigungsstufe nicht möglich, da <strong>die</strong> Ozonungsversuche<br />
auf den Kläranlagen Regensdorf und Lausanne<br />
zu dem Zeitpunkt schon abgeschlossen waren.<br />
Zur besseren Übersicht wurden im Rahmen der Datenerhebung<br />
bzw. Bestandsanalyse u. a. folgende Daten zu<br />
den einzelnen Kläranlagen dokumentiert und in einem<br />
Datenblatt zusammengefasst:<br />
••<br />
Veranlassung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzung einer vierten<br />
Reinigungsstufe,<br />
Angeschlossene EW, Indirekteinleiter,<br />
Planer, Anlagenbauer, wissenschaftliche Begleitung,<br />
Zuflussmenge Trockenwetter und Regenwetter,<br />
••<br />
Auslegung und Ausführung der konventionellen<br />
Verfahrensstufen der Kläranlage,<br />
Tabelle 1. Kläranlagenstandorte mit einer vierten Reinigungsstufe in Deutschland (Stand Oktober 2012).<br />
Kläranlage EW Status Verfahren<br />
Mannheim 725 000 Betrieb, Teilstrombehandlung PAK<br />
Böblingen-Sindelfingen 250 000 Betrieb PAK<br />
Kressbronn 30 000 Betrieb PAK<br />
Stockach 48 000 Betrieb PAK<br />
Lautlingen 36 000 Betrieb PAK (Entfärbung)<br />
Albstadt-Ebingen 150 000 Betrieb PAK (Entfärbung)<br />
Hechingen 57 200 Betrieb PAK (Entfärbung)<br />
Bad Sassendorf 13 000 Betrieb Ozon<br />
Obere Lutter 380 000 Betrieb (nicht alle Filterzellen) GAK<br />
Hünxe 8 800 Betrieb MBR<br />
Buchenhofen 600 000 Betrieb (nicht alle Filterzellen) Filtration mit PAK<br />
Schwerte 50 000 Betrieb Ozon + PAK<br />
Düren 310 000 Betrieb (nicht alle Filterzellen) GAK<br />
Duisburg 30 000 Betrieb Ozon<br />
Neu-Ulm 445 000 im Bau PAK<br />
Ravensburg 170 000 im Bau PAK<br />
Neuss-Ost 280 000 Vorplanung/Machbarkeit PAK/GAK<br />
Gütersloh 150 600 Vorplanung/Machbarkeit GAK<br />
Bad Oeynhausen 80 000 Vorplanung/Machbarkeit PAK, GAK, Ozon<br />
Lage 125 000 Vorplanung/Machbarkeit PAK/GAK<br />
Lahr 100 000 Planung evtl. Tuchfiltration<br />
Karlsruhe 875 000 Planung<br />
Stuttgart 1 200 000 Planung<br />
Dülmen 55 000 Planung PAK<br />
Ruhleben Pilotanlage (Versuche abgeschlossen) Ozon und H 2 O 2<br />
Waldbröl 800 Pilotanlage (Versuche abgeschlossen) MBR, NF, UO, O 3 , PAK<br />
Erklärung<br />
PAK<br />
GAK<br />
NF<br />
UO<br />
MBR<br />
O 3<br />
Pulveraktivkohle<br />
granulierte Aktivkohle<br />
Nanofiltration<br />
Umkehrosmose<br />
Membranbelebungsreaktor<br />
Ozon<br />
Mai 2014<br />
650 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
••<br />
Chemisch-physikalische Parameter (Zulauf und<br />
Ablauf) bzw. <strong>Abwasser</strong>eigenschaften,<br />
••<br />
Prozesskette und Verfahrenstechnik der vierten<br />
Reinigungsstufe,<br />
•<br />
Betriebsmittel (Art der Aktivkohle),<br />
•<br />
• Betriebsweise, Steuerung- und Regelungsstrategie,<br />
• Bemessungsparameter der vierte Reinigungsstufe<br />
(Zufluss, PAK-Dosierung, Ozondosis, Kontaktzeiten,<br />
Filtergeschwindigkeit),<br />
••<br />
Eliminationsraten <strong>für</strong> bestimmte Spurenstoffe,<br />
••<br />
Kosten (Investitionskosten, Betriebskosten),<br />
Personalaufwand,<br />
•<br />
• Beobachtungen und Besonderheiten während des<br />
Betriebes.<br />
Die Datenblätter und <strong>die</strong> detaillierten Informationen zu<br />
den untersuchten Kläranlagen können aufgrund des<br />
Datenschutzes nicht veröffentlicht werden.<br />
Abschließend erfolgten <strong>die</strong> Auswertung der gesammelten<br />
Informationen sowie <strong>die</strong> Entwicklung von<br />
Empfehlungen <strong>für</strong> eine Umsetzung auf bayerischen<br />
Kläranlagen. Für eine umfassende Bewertung wurden<br />
<strong>die</strong> Erkenntnisse und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten<br />
(labortechnisch, halbtechnisch und großtechnisch),<br />
den Konzept- und Machbarkeitsstu<strong>die</strong>n sowie<br />
den Anlagenbesichtigungen und Betriebserfahrungen<br />
hinsichtlich folgender Kriterien zusammengefasst:<br />
••<br />
Wirtschaftlichkeit (Kostenbetrachtungen,<br />
Energieverbräuche),<br />
••<br />
Eliminationsleistung (gegenüber ausgewählten<br />
Leitsubstanzen),<br />
••<br />
Betriebsstabilität (Einflussgrößen auf <strong>die</strong><br />
Verfahrenstechnik und den Eliminationsprozess),<br />
••<br />
Anwendbarkeit (Handhabung, betrieblicher<br />
Aufwand, Sicherheitsvorkehrungen).<br />
Bei der Betrachtung und Beurteilung der Verfahren<br />
wurden unterschiedliche Einflussgrößen, wie:<br />
••<br />
<strong>Abwasser</strong>menge, hydraulische Verhältnisse und<br />
Kläranlagengröße,<br />
Rohwassercharakteristik,<br />
••<br />
Charakteristik des Einzugsgebietes,<br />
••<br />
Bauliche und infrastrukturelle Kapazitäten<br />
(Freiflächen, Becken) sowie Verfahrenstechnik,<br />
Design und Betriebsweise der Kläranlage,<br />
••<br />
Methode der Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
(Kostenvergleich, Amortisation, Kapitalwertmethode),<br />
••<br />
Übertragbarkeit/Vergleichbarkeit der ermittelten<br />
Energieverbrauchswerte und Kostenangaben,<br />
berücksichtigt.<br />
Weiterhin wurde im Verlauf des Projektes ein allgemeines<br />
Bewertungsschema <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verfahrensauswahl<br />
erstellt. Dieses kann insbesondere dann angewendet<br />
werden, wenn ein begründeter Handlungsbedarf hinsichtlich<br />
des Gewässerschutzes besteht und eine vierte<br />
Reinigungsstufe als „End-of-Pipe-Maßnahme“ näher<br />
betrachtet werden soll.<br />
Um bei einer Implementierung einer vierten<br />
Reinigungsstufe auf einer kommunalen Kläranlage,<br />
Aussagen und Empfehlungen <strong>für</strong> das am besten geeignete<br />
Verfahren zur Spurenstoffelimination machen zu<br />
können, muss im Vorfeld eine ganzheitliche Bestandsanalyse<br />
der Kläranlage im Zuge einer Einzelfallbetrachtung<br />
unter Berücksichtigung der anlagen- und ortsspezifischen<br />
Randbedingungen durchgeführt werden.<br />
Diese Informationen und Grundlagen bilden neben der<br />
zu definierenden Ziel- und Aufgabenstellung <strong>die</strong> Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> eine genauere Variantenuntersuchung.<br />
So sind im Vorfeld u. a. folgende Fragen zu klären:<br />
Welche Reinigungsleistung muss erfüllt werden?<br />
Welche Substanzen sind zu eliminieren?<br />
••<br />
Ist <strong>die</strong> <strong>Abwasser</strong>abgabefreiheit ein Ziel?<br />
••<br />
Welche Kapazitäten und freie Peripherien bzw.<br />
Anlagenkomponenten können <strong>für</strong> eine zusätzliche<br />
Reinigungsstufe genutzt werden?<br />
Die Auswahl des an einem bestimmten Kläranlagenstandort<br />
geeigneten Verfahrens hängt im Wesentlichen<br />
von den vorhandenen nutzbaren Verfahrensstufen ab.<br />
Die Anlagengröße, <strong>die</strong> Kläranlageninfrastruktur und <strong>die</strong><br />
Peripherie (Leitungen, Pumpwerke, Becken etc.) sind<br />
dabei besonders zu berücksichtigen. Für bereits erprobte<br />
Verfahren (PAK) kann auf eine halbtechnische Pilotierung<br />
verzichtet werden, dennoch sind Vorversuche im<br />
Labor (Adsorptionsversuche <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wahl der Aktivkohle)<br />
empfehlenswert. Für eine großtechnische Umsetzung<br />
einer vierten Reinigungsstufe können <strong>die</strong> Ergebnisse<br />
von Variantenuntersuchungen als entscheidende Grundlage<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Festlegung der Ausführungsprojekte herangezogen<br />
werden. Im Rahmen der Entscheidungsfindung<br />
kann <strong>die</strong> in Tabelle 2 dargestellte Bewertungsmatrix<br />
angewendet werden. Nach Abschluss des Scorings wird<br />
das Verfahren mit der höchsten Punktzahl empfohlen.<br />
Folgende Punktewertung wird vorgeschlagen:<br />
Punktewertung<br />
−−<br />
1 = schlecht<br />
−−<br />
2 = ausreichend<br />
−−<br />
3 = befriedigend<br />
−−<br />
4 = gut<br />
−−<br />
5 = sehr gut<br />
Darüber hinaus können <strong>die</strong> einzelnen Bewertungskriterien<br />
entsprechend der Zielsetzung mit einem<br />
Wichtungsfaktor versehen werden.<br />
3. Ergebnisse der Stu<strong>die</strong><br />
Beim biologischen Abbau werden <strong>die</strong> Substanzen durch<br />
Mikroorganismen biochemisch umgesetzt. Da <strong>die</strong> meisten<br />
Mikroverunreinigungen in sehr geringen Konzentrationen<br />
vorliegen, ist es unwahrscheinlich, dass sie gezielt<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 651
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Tabelle 2. Bewertungsalgorithmus – vierte Reinigungsstufe.<br />
Bewertungsalgorithmus – vierte Reinigungsstufe<br />
Bestandsanalyse, Ermittlung und Festlegung der standortspezifischen Rahmenbedingungen<br />
A)<br />
B)<br />
C)<br />
D)<br />
• Hydraulische Verhältnisse (Zufluss, Einleiter, Trenn- oder Mischsystem)<br />
• Kläranlagenstandort<br />
• Charakterisierung des Einzugsgebietes (Vorfluter, Eintragspfade, zeitliche + räumliche Konzentrationsverteilung von Spurenstoffen)<br />
• Kläranlageninfrastruktur (Verfahrensstufen, Performance, Design, Verfahrenstechnik, vorhandene Kapazitäten)<br />
• Entwicklung von Gewerbe und Industrie<br />
• Demografische Entwicklung im Einzugsgebiet<br />
• Klimatische Rahmenbedingungen (z. B. Niederschlagsverhältnisse)<br />
Vorplanung – Abschätzung des Handlungsbedarfes<br />
• Wahl der Verfahren zur Elimination von Spurenstoffen<br />
• Ermittlung der Stoffflüsse und Festlegung der Betriebsparameter (z. B. Zufluss, Dosierung, Kontaktzeiten)<br />
• Dimensionierung - Bemessung der Verfahrensstufen<br />
Ermittlung der Kosten – Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
Prüfung der erforderlichen Aufwendungen (bautechnische Maßnahmen) und Berechnung der Investitions- sowie Betriebskosten als Jahreskosten,<br />
einwohnerspezifische Jahreskosten bzw. mengenspezifische Jahreskosten sowie Festlegung der Nutzungsdauer der Systemkomponenten.<br />
Prüfung der Bewertungskriterien und Ermittlung der Zahlenwerte <strong>für</strong> <strong>die</strong> jeweiligen in Frage kommenden (Anwendungsfall)<br />
Verfahrensvarianten<br />
1. Bewertungskriterium Ökonomie<br />
Investitionskosten<br />
Jahreskosten<br />
Betriebskosten (Strom, Personal, Wartung und Instandhaltung, Entsorgung)<br />
Nutzungsdauer der Systemkomponenten<br />
Kostenveränderungen - Kosteneffizienz (<strong>Abwasser</strong>abgabefreiheit)<br />
Energiebilanzänderung - Steigerung der Energieeffizienz<br />
2. Bewertungskriterium Aufwand – Technik - Betrieb<br />
Bautechnischer Aufwand (Neubau oder Nutzung von vorhandenen Kapazitäten)<br />
Auslastungsgrad der vierten Reinigungsstufe<br />
Personeller Einsatz - Inbetriebnahme - Betriebsüberwachung<br />
Wartung, Reparaturen und Instandhaltung<br />
Monitoring und Überwachung<br />
Aufwand <strong>für</strong> Steuerung - Regelung - Messung<br />
Betriebssicherheit, Redundanzen<br />
3. Bewertungskriterium Ökologie<br />
Reinigungsleistung Mikroverunreinigungen<br />
Desinfektion<br />
Reststoffanfall - Entsorgung<br />
Auswirkung auf <strong>die</strong> Luft - Emissionen<br />
Auswirkung auf <strong>die</strong> Gewässer - Transformationsprodukte<br />
Auswirkung auf den Boden - Schadstoffeintrag<br />
Auswirkung auf Flora u. Fauna - Toxikologie<br />
Auswirkung Landschaft (Veränderung Landschaft)<br />
Belastungsdauer - Impact (kontinuierlich, diskontinuierlich, temporär)<br />
4. Bewertungskriterium Ressourcenverbrauch<br />
Energiebedarf <strong>für</strong> <strong>die</strong> vierte Reinigungsstufe<br />
Erforderliche Grundfläche und Baumaterial <strong>für</strong> <strong>die</strong> technischen Anlagen<br />
Roh- und Trinkwasserbedarf <strong>für</strong> <strong>die</strong> technischen Anlagen<br />
Betriebsmittelbedarf <strong>für</strong> <strong>die</strong> vierte Reinigungsstufe (z. B. FM/FHM)<br />
Ressourcenverbrauch <strong>für</strong> Betriebsmittelherstellung (z. B. PAK, GAK oder Sauerstoff)<br />
5. Bewertungskriterium soziale Aspekte<br />
Be<strong>die</strong>nungskomfort<br />
Eigenverantwortung<br />
Systemumstellung<br />
Planungssicherheit, Referenzen<br />
Technischer Entwicklungsstand/Forschungsbedarf – Stand des Wissens<br />
Punkte<br />
Punkte<br />
Punkte<br />
Punkte<br />
Punkte<br />
Punkte gesamt<br />
Punkte gesamt<br />
Punkte gesamt<br />
Punkte gesamt<br />
Punkte gesamt<br />
Mai 2014<br />
652 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
ab gebaut und somit als Substrat genutzt werden [11].<br />
Durch ein hohes Schlammalter kann <strong>die</strong> Adsorptionskapazität<br />
des Schlammes erhöht werden. Somit ist <strong>die</strong><br />
Sorption an Schlamm <strong>für</strong> lipophile Arznei- und Haushalts-/Pflegemittel<br />
und solche mit positiv geladenen<br />
funktionellen Gruppen ein wichtiger Eliminationsschritt<br />
aus dem <strong>Abwasser</strong>. Eine kaska<strong>die</strong>rte Bauweise und <strong>die</strong><br />
Minimierung der Rückführung/Kreislaufführung können<br />
den Abbau von Mikroverunreinigung begünstigen [26].<br />
Allgemein kann festgehalten werden, dass in der Kläranlage<br />
<strong>für</strong> viele Stoffe ein Teilabbau stattfindet, <strong>die</strong> Stoffe<br />
i. d. R. aber nicht vollständig mineralisiert, sondern lediglich<br />
transformiert werden [11]. Angaben in der Literatur<br />
und Messungen auf Kläranlagen zeigen, dass <strong>für</strong> eine<br />
weitergehende Verminderung bzw. ge zielte Reduktion<br />
von Mikroverunreinigungen das konventionelle Belebungsverfahren<br />
nicht ausreichend ist [11], [12], [18], [27].<br />
Auch <strong>die</strong> Mikrofiltration, wie sie z. B. beim Membranbelebungsverfahren<br />
eingesetzt wird, weist ein unzureichendes<br />
Rückhaltevermögen <strong>für</strong> Spurenstoffe auf.<br />
Die untersuchten Verfahren (Nanofiltration, Umkehrosmose,<br />
Pulveraktivkohle, granulierte Aktivkohle, Ozonung)<br />
können Mikroverunreinigungen in erheblichem Umfang aus<br />
dem kommunalen <strong>Abwasser</strong> entfernen. Die nachgeschaltenen<br />
Filtrationsverfahren, wie Nanofiltration und Umkehrosmose,<br />
scheiden aufgrund der derzeitigen Unwirtschaftlich-<br />
Tabelle 3. Vergleich der verschiedenen Kostenangaben aus Literatur und Praxis <strong>für</strong> Adsorptionsverfahren (Stand Januar 2013).<br />
Kläranlage<br />
- Betrieb<br />
- Bau<br />
- großtechnische Versuche<br />
Bemerkung<br />
Spezifische Kosten<br />
Kressbronn-Langenargen 30 000 EW (PAK-Anlage) 0,08 Euro/m 3 5,50 Euro/E*a<br />
Stockacher Aach 48 000 EW (PAK-Anlage) 0,07 Euro/m 3 5,90 Euro/E*a<br />
Mannheim<br />
Teilstrombehandlung, 145 000 EW<br />
(PAK-Anlage)<br />
0,051 Euro/m³ 2,13 Euro/E*a<br />
Böblingen Sindelfingen 250 000 EW (PAK-Anlage) 0,046 Euro/m 3 2,00 Euro/E*a<br />
Neu-Ulm<br />
Buchenhofen<br />
Düren Merken<br />
Obere Lutter<br />
440 000 EW (PAK-Anlage)<br />
700 000 EW<br />
(PAK-Anlage), Teilstrombehandlung<br />
310 000 EW<br />
(GAK-Anlage, verschiedene Bettvolumina)<br />
380 000 EW<br />
(GAK-Anlage, Bettvolumina 9000)<br />
0,013 Euro/m 3 (Betriebskosten<br />
ohne <strong>Abwasser</strong>abgabe)<br />
5,00 Euro/E*a<br />
0,037 Euro/m 3 Betriebskosten<br />
<strong>für</strong> PAK-Dosierung zur Flockungsfiltration<br />
0,015 Euro/m 3 – 0,093 Euro/m 3<br />
0,06 Euro/m 3<br />
Machbarkeitsstu<strong>die</strong>n, Planung Bemerkung Spezifische Kosten<br />
Kläranlage Neuss-Ost [20]<br />
PAK-Anlage mit Filter<br />
(verschiedene Varianten)<br />
0,047 Euro/m 3 – 0,086 Euro/m 3<br />
Kläranlage Gütersloh-Putzhagen GAK-Anlage (verschiedene Varianten) 0,06 Euro/m³ – 0,20 Euro/m³<br />
Kläranlage Bad Oeynhausen<br />
PAK und GAK-Anlage<br />
(verschiedene Verfahren)<br />
0,046 Euro/m³ – 0,064 Euro/m³<br />
Kläranlage Lage GAK-Anlage (125 000 EW) 0,09 Euro/m 3<br />
Kläranlage Dülmen GAK-Anlage (55 000 EW) 0,06 Euro/m 3<br />
Literatur und Stu<strong>die</strong>n Bemerkung Spezifische Kosten<br />
Metzger (u. a. in [22])<br />
Pinnekamp (u. a. in [24])<br />
Bemessungsbeispiele <strong>für</strong> Kläranlagen<br />
> 50 000 bis 100 000 EW<br />
PAK-Anlage, Kostenbetrachtung<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> normierte Modellkläranlage<br />
(verschiedene Varianten)<br />
0,05 Euro/m 3 – 0,075 Euro/m 3 5 – 7 Euro/E*a<br />
0,12 Euro/m 3 – 0,18 Euro/m 3<br />
Fahlenkamp (u. a. in [18]) 0,08 Euro/m 3 – 0,09 Euro/m 3<br />
Hunziker [21]<br />
PAK-Anlage, unterschiedliche Anlagengrößen<br />
und verschiedene Varianten<br />
0,1 Euro/m 3 – 0,47 Euro/m 3<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 653
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Tabelle 4. Kostenangaben <strong>für</strong> Ozonung (Stand, Januar 2013).<br />
Kläranlage<br />
- Betrieb<br />
- Bau<br />
- Pilotversuche (großtechnisch)<br />
Regensdorf (CH)<br />
Berlin-Ruhleben [12]<br />
Lausanne (CH)<br />
Wien (KomOzon)<br />
Duisburg<br />
Bemerkung<br />
großtechnische Umsetzung,<br />
Q max = 900 m 3 /h, Q Mittel = 450 m 3 /h<br />
halbtechnische Pilotanlage am Klärwerk<br />
Berlin-Ruhleben (2 m 3 /h)<br />
mittlerer Durchfluss<br />
von 60 L/s und 500 L/(E*d)<br />
in Abhängigkeit von der Ozondosis,<br />
dem einwohnerspezifischen TOC-Wert<br />
und dem DOC im Ablauf<br />
bezogen auf <strong>die</strong> Jahres-Schmutzwassermenge<br />
von 1 200 000 m³/a<br />
Spezifische Kosten<br />
0,06 Euro/m 3 bis 0,07 Euro/m 3 Jahreskosten<br />
+ 0,02 Euro/m 3 operationelle Kosten<br />
0,013 Euro/m 3 bis 0,028 Euro/m 3<br />
0,19 Euro/m 3 , 0,12 Euro/m 3<br />
ohne Sandfilter<br />
34 Euro/(E*a)<br />
0,046 Euro/m 3 – 0,12 Euro/m 3 0,32 Euro/E*a –<br />
0,86 Euro/E*a<br />
0,12 Euro/m 3 (zusätzlich fallen Energiekosten<br />
(Sauerstoffherstellung) von 0,01 bis 0,02 Euro/m 3 an)<br />
Machbarkeitsstu<strong>die</strong>n, Planung Bemerkung Spezifische Kosten<br />
Bad Oeynhausen 80 000 EW 0,0435 Euro/m³<br />
Literatur und Stu<strong>die</strong>n Bemerkung Spezifische Kosten<br />
Abegglen (u. a. in [4, 11])<br />
Beier [14]<br />
Fahlenkamp [18]<br />
unterschiedliche Ausbaugrößen und dosierte<br />
Ozonmenge, mit und ohne Sandfilter<br />
verschiedene Ausbaugrößen<br />
(mit und ohne Sandfilter)<br />
Auslegungsgröße zwischen<br />
85 000 – 385 000 m 3 /d<br />
täglicher mittlerer Trockenwetterabfluss<br />
0,04 – 0,163 Euro/m 3<br />
0,02 – 0,2 Euro/m 3<br />
0,02 – 0,065 Euro/m³<br />
Pinnekamp [24] Modellkläranlage mit 100 000 EW 0,05 Euro/m³<br />
keit und Entsorgungsproblematik (anfallende Konzentrate)<br />
<strong>für</strong> eine großtechnische Anwendung jedoch aus.<br />
Für eine großtechnische Umsetzung werden <strong>die</strong><br />
Adsorptions- und Oxidationsverfahren empfohlen. Je nach<br />
Randbedingungen können das PAK-Verfahren, <strong>die</strong> GAK-<br />
Filtration oder <strong>die</strong> Ozonung eingesetzt werden. Darüber<br />
hinaus sind Verfahrenskombinationen ebenfalls möglich.<br />
Die in der ausgewerteten Literatur (u. a. in [11] bis<br />
[25, 28]) angegebenen spezifischen Kosten schwanken<br />
aufgrund unterschiedlicher, nicht immer nachvollziehbarer<br />
Berechnungsannahmen stark. Grundsätzlich<br />
lässt sich festhalten, dass PAK, GAK und Ozonung<br />
bezüglich der spezifischen Jahreskosten vergleichbar sind.<br />
Die spezifischen Behandlungskosten können bei PAK-<br />
Verfahren mit 0,01 – 0,47 Euro/m³ angegeben werden.<br />
Die Kostenangaben <strong>für</strong> Adsorptionsverfahren mit GAK<br />
variieren zwischen 0,015 – 0,32 Euro/m 3 . Für <strong>die</strong> Ozonung<br />
liegen <strong>die</strong> spezifischen Kosten im Mittel zwischen<br />
0,01 und 0,3 Euro/m 3 . Kostenunterschiede ergeben sich<br />
insbesondere in Abhängigkeit von der Anlagengröße<br />
bzw. der zu behandelnden <strong>Wasser</strong>menge sowie von<br />
bereits vorhandenen, nutzbaren Verfahrensstufen. Ein<br />
Vergleich der verschiedenen Kostenangaben aus<br />
Literatur und Praxis <strong>für</strong> Adsorptionsverfahren sowie<br />
Kostenangaben <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ozonung sind in Bild 1 und<br />
Bild 2 bzw. in Tabelle 3 und Tabelle 4 dargestellt.<br />
Für alle Verfahren ist ein erheblicher zusätzlicher<br />
Energiebedarf erforderlich. PAK-Verfahren sowie <strong>die</strong> GAK-<br />
Filtration benötigen wenig Energie auf der Klär anlage und<br />
haben im Vergleich zur Ozonung weniger Betriebs- und<br />
Überwachungsaufwand. Bei einer ganzheitlichen Betrachtung<br />
ist jedoch <strong>die</strong> energieintensive Herstellung der<br />
AK = Aktivkohle zu berücksichtigen. Auch bei den spezifischen<br />
Energie verbräuchen schwanken <strong>die</strong> ausgewerteten<br />
Literaturan gaben erheblich. Die Werte liegen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Adsorptionsver<br />
fahren zwischen 0,01 kWh/m³ und 0,07 kWh/m³<br />
[28]. Bei der Ozonung liegen <strong>die</strong> Werte <strong>für</strong> den Energiebedarf<br />
aus Literatur und Praxis zwischen 0,05 – 0,6 kWh/m 3 [11, 28, 29].<br />
Die Kostenangaben sowie <strong>die</strong> Energieverbräuche zu<br />
den einzelnen Verfahren aus der Literatur, den Machbarkeitsstu<strong>die</strong>n<br />
(Kostenschätzungen) und den vor-Ort-<br />
Erhebungen (Betriebswerte) machen deutlich, dass eine<br />
Vergleichbarkeit und Übertragbarkeit der Kostenkennzahlen<br />
aufgrund der unterschiedlichen Randbedingungen<br />
(<strong>Abwasser</strong>matrix, erzielbare/zu erreichende Reinigungsleistung,<br />
Zuflussmenge, Dosierung, Standort,<br />
Mai 2014<br />
654 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
Verfahrenstechnik etc.) nur schwer zu realisieren sind.<br />
Bei den ermittelten Kostenangaben kann teilweise davon<br />
ausgegangen werden, dass es sich um Kostenschätzwerte<br />
handelt. Für geplante und in Betrieb (noch nicht<br />
im Dauerbetrieb) gegangene vierte Reinigungsstufen<br />
wie auch <strong>für</strong> theoretische Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />
(Untersuchungen im Labormaßstab, anschließende<br />
Übertragung <strong>für</strong> eine Pilotierung) können keine<br />
belastbaren Kostenkennzahlen herangezogen werden.<br />
Die tatsächlichen Kosten und der energetische Mehraufwand<br />
<strong>für</strong> eine vierte Reinigungsstufe können nur im<br />
Einzelfall in Abhängigkeit von den jeweiligen Randbedingungen<br />
bei einem Dauerbetrieb ermittelt werden.<br />
Für <strong>die</strong> Umsetzung einer vierten Reinigungsstufe in<br />
Bayern ist <strong>die</strong> vorhandene Verfahrenstechnik einer Kläranlage<br />
zu berücksichtigen. Bei den zunächst <strong>für</strong> eine<br />
vierte Stufe infrage kommenden Anlagen der Größenklasse<br />
4 und 5 sind <strong>die</strong>s in der Mehrzahl konventionell<br />
mechanisch-biologisch betriebene Kläranlagen mit anaerober<br />
Schlammstabilisation ohne Sandfilter. Sand filter<br />
sind auf bayerischen Kläranlagen nur in Aus nahmefällen<br />
vorhanden. Die Nutzung vorhandener Sandfilterzellen<br />
<strong>für</strong> z. B. GAK ist daher in Bayern nur in seltenen Fällen<br />
möglich und daher keine generelle Lösungsmöglichkeit.<br />
Sind Sandfilter verfahrenstechnisch notwendig, so<br />
müssen <strong>die</strong>se im Normalfall neu geplant und errichtet<br />
werden. Dies bedeutet zusätz liche Investitionskosten.<br />
In Tabelle 5 ist eine zusammenfassende Übersicht der<br />
empfohlenen Verfahren <strong>für</strong> bayerische Kläranlagen dargestellt.<br />
Dabei werden insbesondere <strong>für</strong> <strong>die</strong> Varianten PAK,<br />
GAK und Ozon Aspekte wie z. B. der Einsatzort auf der Kläranlage,<br />
Betriebsparameter, Bemessungsgrundlagen, Steuerungskonzepte,<br />
Energieverbräuche, Behandlungskosten,<br />
Vorteile, Nachteile und Betriebshinweise beschrieben.<br />
Es ist das geeignetste und wirtschaftlichste Verfahren im<br />
Einzelfall zu bestimmen. Insbesondere ist zu prüfen inwieweit<br />
z. B. nutzbare Verfahrensstufen auf der Anlage vorhanden<br />
sind (z. B. Sandfilter oder nicht be nötigte Beckenvolumina).<br />
4. Überlegungen <strong>für</strong> eine Pilotanlage in Bayern<br />
Grundsätzlich wird <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzung einer bayerischen<br />
Pilotanlage in der Stu<strong>die</strong> <strong>die</strong> Variante Ozonung mit nachgeschalteter<br />
biologischer Stufe oder mit nach geschalteter<br />
GAK-Stufe empfohlen. Auch in Hinblick auf eine Desinfektion<br />
des <strong>Abwasser</strong>s ist <strong>die</strong> Ozonung ein geeignetes Verfahren.<br />
Die nachgeschaltete biologische Stufe (z. B. GAK)<br />
ermöglicht einen weiteren Abbau von Oxidationsprodukten,<br />
Transformationsprodukten und eine weitergehende<br />
Reduktion anderer Stoffe (z. B. Feststoffelimination, Phosphateliminierung).<br />
Welche Variante letztlich zum Einsatz<br />
kommt, wird im Rahmen der Planungsphase in Abstimmung<br />
mit dem Betreiber festgelegt. Um einen stabilen,<br />
effektiven und wirtschaftlichen Dauerbetrieb zu erreichen<br />
und dauerhaft zu gewährleisten, ist eine wissenschaftliche<br />
Begleitung (Monitoring) in der Pilotphase (Inbetriebnahme<br />
und Optimierung des Betriebes) vorgesehen.<br />
Bild 1. Vergleich der verschiedenen Kostenangaben aus Literatur und<br />
Praxis <strong>für</strong> Adsorptionsverfahren (Stand Januar 2013).<br />
Bild 2. Kostenangaben <strong>für</strong> Ozonung (Stand Januar 2013).<br />
Eine zusätzliche biologische Nachbehandlung kann<br />
durch einen Sandfilter (Festbettreaktor) erfolgen. Gegenüber<br />
einer nachgeschalteten Stufe mit GAK ist mit niedrigeren<br />
Kosten und geringerem Betriebsaufwand zu rechnen.<br />
Als weitere biologische Nachbehandlungsverfahren können<br />
aber auch Wirbelbettreaktor, Nach behandlungsteich<br />
oder Rotationstauchkörper zum Einsatz kommen.<br />
Aufgrund der hohen Adsorptionskapazität von Aktivkohle<br />
kann durch eine nachgeschaltete GAK-Filtration eine<br />
bessere Reinigungsleistung erzielt werden als bei einer<br />
nachgeschalteten konventionellen biologischen Stufe. Auch<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> organische Restfracht und entstehende Transformationsprodukte<br />
kann erwartet werden, dass eine bessere Elimination<br />
erfolgt. Im Hinblick auf <strong>die</strong> Ausführung der GAK-Stufe<br />
bei Kläranlagen ohne Sandfilter weisen Aktivkohleadsorber<br />
Vorteile auf. Das Adsorptionssystem kann montagefertig<br />
per LKW angeliefert werden. Dadurch besteht im Vergleich<br />
zur Errichtung einer konventionellen Filterstufe (Filterzellen<br />
mit Betonbecken) ein wesentlicher Vorteil bezüglich der<br />
Investitionskosten, des bautechnischen Aufwandes und<br />
der Flexibilität. Für Kläranlagen mit bereits bestehendem<br />
Sandfilter ist außer der Ozonungsstufe keine zusätzliche<br />
Filterstufe erforderlich. Hier kann je nach Auslegung und<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 655
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Tabelle 5. Zusammenfassende Übersicht der Verfahren (geändert und erweitert nach [27]).<br />
Einsatzort<br />
auf der KA<br />
Betriebsparameter<br />
Einflussgrößen<br />
auf <strong>die</strong><br />
Bemessung<br />
PAK-Kontaktverfahren GAK-Filtration Ozonung<br />
Nach der Nachklärung und wenn<br />
vorhanden vor der Sandfiltration<br />
Nach der Nachklärung (Austausch<br />
des Filterbettes des Sandfilters)<br />
Nach der Nachklärung und wenn<br />
vorhanden vor der Sandfiltration<br />
Zufluss Q L/s; m 3 /h Zufluss Q L/s; m 3 /h Zufluss Q L/s; m 3 /h<br />
PAK-Dosierung 10–20 g/m³ Filtergeschwindigkeit<br />
Kontaktzeit 15–30 min Kontaktzeit<br />
Aktivkohlebett<br />
(3)5–15 m/h Ozondosis/<br />
Regelbereich<br />
5–30 min spezifische<br />
Ozondosis<br />
PAK-Verweilzeit 4–9 d Filterstandzeit 4000 bis < 12000<br />
Bettvolumina<br />
Rücklaufkohle ca. 50 %<br />
• FM/FHM-Dosierung<br />
• Abzugsrate Rücklaufkohle und<br />
Bemessung Rücklaufkohle<br />
• Filtergeschwindigkeit des Sandfilters<br />
• Aktivkohleart<br />
• Energieeintrag im Kontaktbecken<br />
• Art des Filterbetriebes<br />
• Filteranzahl, Filterfläche, Betthöhe<br />
• Aktivkohleart<br />
• Leerbettkontaktzeit und Bettvolumina<br />
• Filterspülgeschwindigkeit<br />
• Kriterium <strong>für</strong> Rückspülung<br />
• Rückspülintervall<br />
Steuerung Steuerung/Regelung PAK-Dosierung Steuerung/Regelung<br />
Rückspülung Filter<br />
Kontaktzeit<br />
0,4–5 g/m³<br />
0,7–0,9 g O3 /g DOC<br />
10–30 min<br />
• Behandlungsvolumen<br />
• Ozonproduktion (wie und wieviel)<br />
• Ozoneintragssystem<br />
• <strong>Abwasser</strong>eigenschaften (DOC, AFS)<br />
• Regelungsstrategie bedarfsgerechte<br />
Ozondosierung (SAK, Q, DOC, O 3 )<br />
Steuerung/Regelung<br />
Ozon-Dosierung<br />
• TOC, DOC • Zeitkriterium • SAK als Prozesssteuerungsparameter<br />
• durchflussproportional • Volumenkriterium • DOC-Fracht<br />
• SAK • Differenzdruck • durchflussproportional<br />
Energieverbrauch Gesamtes Verfahren Ohne Vorfiltration Ozonung<br />
Behandlungskosten<br />
Vorteile<br />
ca. 0,01–0,06 kWh/m³ ca. 0,01–0,08 kWh/m³ 0,04–0,3 kWh/m³<br />
ca. 5 kWh/(E*a) ca. 7 kWh/(E*a) 0,6–27 kWh/(E*a)<br />
Biologische Stufe (z. B. Sandfilter)<br />
ca. 0,05 kWh/m³ bzw. 4,5 kWh/(E*a)<br />
ca. 0,01–0,47 Euro/m³ ca. 0,01–0,32 Euro/m³ ca. 0,01–0,3 Euro/m³<br />
• Breitbandwirkung<br />
• CSB Reduktion<br />
• Anpassung der Dosierung möglich<br />
• weitergehende P Elimination<br />
(Fällmittel)<br />
• großtechnische Betriebserfahrungen<br />
vorhanden<br />
• Verbesserung Sedimentier- und Entwässerbarkeit<br />
des Klärschlammes<br />
• Erhöhung des Klärschlammheizwertes<br />
• Breitbandwirkung + CSB Reduktion<br />
• im allg. höhere Beladungen als PAK<br />
• Entfärbung möglich<br />
• zusätzlicher weitergehender biologischer<br />
Abbau in Filter möglich<br />
• Reaktivierung der Aktivkohle<br />
möglich<br />
• zusätzliche Suspensaentnahme<br />
• ausgereifte Technik (<strong>Wasser</strong>werke)<br />
• geringer Steuerungsund<br />
Kontrollaufwand<br />
• Breitbandwirkung<br />
• CSB Reduktion<br />
• Anpassung Dosierung möglich<br />
• Desinfektion möglich<br />
• Entfärbung möglich<br />
• großtechnische Erfahrungen<br />
(Schweiz und NRW)<br />
Nachteile<br />
• große Bauvolumina<br />
• großer apparativer Aufwand<br />
• zusätzlicher Fällmittelund<br />
Polymereinsatz<br />
• polare Stoffe werden<br />
nicht ausreichend reduziert<br />
(z. B. Röntgenkontrastmittel)<br />
• polare Stoffe werden<br />
nicht ausreichend reduziert<br />
(z. B. Röntgenkontrastmittel)<br />
• Verdrängungsprozesse unterschiedlich<br />
adsorbierbarer Stoffe<br />
• Bildung von meist unbekannten<br />
Transformationsprodukten durch Ozonierung,<br />
(Bildung des kanzerogenen<br />
Bromat (BrO 3- ) oder Nitrosaminen (biologisch<br />
gut abbaubar), Minderung der<br />
Toxizität durch Sandfilter umstritten<br />
• Erhöhung BSB 5<br />
Mai 2014<br />
656 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
Nachteile<br />
Betriebshinweise<br />
• Konkurrenzadsorption,<br />
Verdrängungsprozess unterschiedlicher<br />
adsorbierbarer Stoffe<br />
• landwirtschaftliche Schlammverwertung<br />
nicht mehr möglich<br />
• Reaktivierung der Kohle nicht möglich<br />
• hoher Steuerungs- und Regelungsaufwand<br />
(Dosierung, Kontrolle)<br />
• Art der Dosierung → gravimetrische<br />
Dosierung wird empfohlen<br />
• mehr Schlammanfall durch PAK<br />
• Feststoffeintrag in nachgeschaltetem<br />
Filter kann sich erhöhen<br />
• PAK-Dosierung beeinflusst Wirkungsgrad<br />
der Filtration<br />
• PAK kann abrasiv wirken<br />
• geringer Eiseneinsatz kann zur Entstabilisierung<br />
der PAK-Partikel führen<br />
• Zugabe von FM/FHM beeinflusst<br />
Feststoffeigenschaften<br />
• Rückführung der Überschusskohle<br />
• Art und Weise der Adsorbensführung<br />
und der Dosierstelle beeinflussen<br />
<strong>die</strong> Reinigungsleistung<br />
• Aktivkohlesorte und Beladungszustand<br />
beeinflussen Wirkungsgrad<br />
• weitestgehende Entnahme von<br />
Suspensa im Kläranlagenablauf<br />
<strong>für</strong> Filterbetrieb vorteilhaft<br />
(Vorfiltration notwendig)<br />
• großtechnische Betriebserfahrungen<br />
derzeit nur im<br />
<strong>Wasser</strong>werksbereich<br />
• Entsorgung der GAK<br />
• Filterrückspülung in bestimmten<br />
Intervallen notwendig<br />
• Filteraustausch regelmäßig notwendig<br />
• zu hohe Filtergeschwindigkeiten<br />
können zu Feststoffdurchbrüchen<br />
führen<br />
• lange Laufzeiten können <strong>die</strong> Filterwirkung<br />
positiv beeinflussen<br />
• geringer Rest-BSB im Filterzulauf<br />
ist vorteilhaft<br />
• Oxidation von Ammonium zu Nitrit<br />
kann <strong>die</strong> Eliminationsleistung des<br />
Filters beeinflussen<br />
• Betriebsweise der Luft- und <strong>Wasser</strong>spülung<br />
(Reinigung <strong>für</strong> Filter) beeinflussen<br />
den Austrag von Biomasse<br />
• apparativ höherer Aufwand<br />
(Verfahrenstechnik)<br />
• Alkalinität beeinflusst Ozonstabilität<br />
• Carbonat und Bicarbonat sowie<br />
Huminstoffe gelten als Radikalfänger<br />
und reduzieren <strong>die</strong> Wirksamkeit der<br />
Hydroxylradikale<br />
• wahrscheinlich höherer Steuerungsund<br />
Regelungsaufwand (Dosierung,<br />
Kontrolle)<br />
• hydraulische Aufenthaltszeit<br />
beeinflusst <strong>die</strong> Reaktionskinetik<br />
der analysierten Substanzen<br />
• sehr starker Entfärbungsprozess<br />
• Berücksichtigung der <strong>Wasser</strong>matrix und<br />
ihrer Schwankungen ist unverzichtbar<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Steuerung und Regelung einer<br />
Ozonanlage <strong>für</strong> kommunales <strong>Abwasser</strong><br />
• Nitritgehalt erhöht den Ozonbedarf,<br />
vollständige Nitrifikation ist daher<br />
vorteilhaft<br />
• Alkalinität beeinflusst den Zerfall<br />
von Ozon, je niedriger desto instabiler<br />
ist Ozon<br />
• Nachgeschaltete Stufe wird empfohlen<br />
(Abbau reaktiver Oxidationsprodukte)<br />
• Sicherheitsvorkehrungen (Raumluftüberwachung<br />
etc.) notwendig<br />
Dimensionierung der Filteranlage relativ schnell und mit<br />
wenig Aufwand das Filtermaterial der Filterzellen durch GAK<br />
ausgetauscht werden. Das zu verwendende GAK-Produkt ist<br />
von großer Bedeutung und sollte durch vorangehende<br />
Adsorptionsversuche mit der örtlich vorliegenden <strong>Abwasser</strong>matrix<br />
aus gewählt werden. Bei der Auswahl der GAK<br />
sollten unter Berücksichtigung der Qualitätsmerkmale <strong>die</strong><br />
Er fahrungen des Lieferanten miteinbezogen werden.<br />
5. Weitere Vorgehensweise<br />
Die Ergebnisse des Projektes „Bewertung vorhandener<br />
Technologien <strong>für</strong> <strong>die</strong> Elimination anthropogener Spurenstoffe<br />
auf kommunalen Kläranlagen“ sollen in ein Pilotprojekt<br />
zur vierten Reinigungsstufe einfließen. Dabei<br />
sollen <strong>die</strong> technische Machbarkeit und der Nutzen einer<br />
vierten Reinigungsstufe beispielhaft auf einer geeigneten<br />
bayerischen Kläranlage erprobt werden. Es soll gezeigt<br />
werden, in welchem Umfang und mit welchem Aufwand<br />
Spurenstoffe durch eine vierte Reinigungsstufe<br />
reduziert werden können und wie sich <strong>die</strong>s auf <strong>die</strong><br />
Gewässerqualität auswirkt. Im Sinne der bayerischen<br />
Strategie zum Umgang mit Mikroverunreinigungen soll<br />
das Pilotprojekt an einem Gewässer mit sensiblen<br />
wasserwirtschaftlichen Verhältnissen durchgeführt<br />
werden. Es ist vorgesehen, das Projekt wissenschaftlich<br />
bezüglich Effektivität, Kosten und Betrieb zu begleiten.<br />
Literatur<br />
[1] Letzel, T.: Arzneimittel im Gewässer – Bilanzierung der Belastung<br />
am Beispiel des Schmerzmittels Diclofenac. Mitt.<br />
Umweltchem. Ökotox., 2007.<br />
[2] Ternes, T. and Joss, A.: Human Pharmaceuticals, Hormones<br />
and Fragrances – The challenge of micropollutants in urban<br />
water management. IWA Publishing, London, New York, 2006.<br />
[3] DWA: Anthropogene Spurenstoffe im <strong>Wasser</strong>kreislauf –<br />
Arzneistoffe, Themenband. DWA, Hennef, 2008, ISBN:<br />
978-3-940173-74-4.<br />
[4] Abegglen, C.: Spurenstoffe eliminieren, Kläranlagentechnik:<br />
Eawag-News, Anthropogene Spurenstoffe im <strong>Wasser</strong>-Effekte<br />
− Risiken – Maßnahmen, 67d, Juni 2009, S. 25–27.<br />
[5] DWA: DWA-Positionspapier „Anthropogene Spurenstoffe im<br />
Gewässer“. DWA, Hennef, 2010.<br />
[6] EUROPÄISCHE KOMMISSION: Vorschlag <strong>für</strong> eine RICHTLINIE<br />
DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES zur<br />
Änderung der Richtlinien 2000/60/EG und 2008/105/EG in<br />
Bezug auf prioritäre Stoffe im Bereich der <strong>Wasser</strong>politik<br />
2011/0429 (COD); http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/site/<br />
de/com/2011/com2011_0876de01.pdf<br />
[7] GFA – Gesellschaft zur Förderung der <strong>Abwasser</strong>technik e. V.: <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie:<br />
Liste prioritärer Stoffe erweitert, Mitteilung<br />
im Nachrichtenarchiv unter: www.gfa-news.de, Stand Juli 2013.<br />
[8] Klasmeier, J., Kehrein, N., Berlekamp, J. und Matthies, M.:<br />
Mikroverunreinigungen in oberirdischen Gewässern: Ermittlung<br />
des Handlungsbedarfs bei kommunalen Klär anlagen.<br />
Abschlussbericht im Auftrag des LfU‘s, Osnabrück, 1. November<br />
2011.<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 657
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
[9] Bleisteiner, S.: Umgang mit anthropogenen Spurenstoffen im<br />
Ablauf von Kläranlagen in Bayern. Berichte aus der Siedlungswasserwirtschaft,<br />
TU München, Nr. 208 (2012), S. 9–21.<br />
[10] LfU, Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt: Projekt Mikroverunreinigungen<br />
in oberirdischen Gewässern: Ermittlung des<br />
Handlungsbedarf bei kommunalen Kläranlagen (Stoffflussmodell),<br />
Kurzbeschreibung, Internetauftritt des LfU, Stand 12.04.2014.<br />
[11] Abegglen, C. und Siegrist, H.: Mikroverunreinigungen aus<br />
kommunalem <strong>Abwasser</strong>. Verfahren zur weitergehenden<br />
Elimination auf Kläranlagen. Bundesamt <strong>für</strong> Umwelt, Bern<br />
2012, Umwelt-Wissen Nr. 1214, 210 S.<br />
[12] Bahr, C., Ernst, M., Jekel, M., Heinzmann, B., Luck, F. und Ried, A.:<br />
PILOTOX – Pilotuntersuchungen zur kombinierten oxi dativbiologischen<br />
Behandlung von Klärwerksabläufen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Entfernung von organischen Spuren- und Wirkstoffen und<br />
zur Desinfektion. Schriftenreihe Kompetenzzentrum <strong>Wasser</strong><br />
Berlin, Band 5, Berlin, 2007.<br />
[13] Beermann, G., Alt, K. und Mauer, C.: Kläranlage Bad Oeynhausen,<br />
Einsatz von Aktivkohle/alternative Verfahrenstechniken,<br />
Vorplanung, Erläuterungsbericht, Düsseldorf, Juli 2012.<br />
[14] Beier, S., Pinnekamp, J., Siegrist, H., Abegglen, C., Böhler, M. und<br />
Mauer, C.: Energieumsatz von Maßnahmen zur Elimination<br />
von Mikroverunreinigungen in der ARA und energetischer<br />
Ausblick: Einführung, VSA-Fachtagung Energieeffizienz in<br />
ARA29. Zürich, September, 2010.<br />
[15] Böhler, M., Zwickenpflug, B., Grassi, M., Neuenschwander, S., Siegrist,<br />
H., Dorusch, F., Hollender, J., Sinnet B., Ternes, T. und Fink, G.:<br />
Abschlussbericht Aktivkohledosierung in den Zulauf zur Sandfiltration<br />
Kläranlage Kloten/Opfikon (ergänzende Untersuchungen<br />
zum Projekt Strategie MicroPoll), Dübendorf, August 2011.<br />
[16] Bornemann, C., Hachenberg, M., Jagemann, P., Lyko, S., Montag, D.,<br />
Benstöm, F., Platz, C., Wett, M., Biebersdorf, N., Kaub, M., Kolisch,<br />
G., Osthoff, T., Tau<strong>die</strong>n, Y., Rolfs, T., Stepkes H., Yüce, S. und Herr,<br />
J.: Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben Projekt Nr. 5:<br />
Ertüchtigung kommunaler Kläranlagen, insbesondere kommunaler<br />
Flockungsfiltrationsanlagen durch den Einsatz von<br />
Aktivkohle (MIKROFlock), AZ IV+7+042 600 001E, Aachen, 2012.<br />
[17] DVGW: Entfernung organischer Stoffe – Verfahren und Stoffeigenschaften.<br />
DVGW-Information <strong>Wasser</strong> Nr. 69, Bonn, April 2012.<br />
[18] Fahlenkamp, H., Nöthe, T., Nowotny, N. und Launer, M.: Untersuchungen<br />
zum Eintrag und zur Elimination von gefährlichen<br />
Stoffen in kommunalen Kläranlagen. Phase 3, gefördert vom<br />
Ministerium <strong>für</strong> Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />
Abschlussbericht, Dortmund, März, 2008.<br />
[19] Grünebaum, T.: Elimination von Arzneimittelrückständen in<br />
kommunalen Kläranlagen. Schlussbericht Phase 1, Vergabenummer<br />
08-058/1, Bezug: IV-7-042 600 001F, Essen, den<br />
21. September 2011.<br />
[20] Herbst, H. und Hilbig, R.: Machbarkeitsstu<strong>die</strong> gefördert durch das<br />
Ministerium <strong>für</strong> Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Naturund<br />
Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen; Einbindung<br />
einer Anlage zur Spurenstoffelimination mittels Aktivkohle<br />
in <strong>die</strong> <strong>Abwasser</strong>filtration der Kläranlage Neuss Ost, März 2012.<br />
[21] Hunziker: Maßnahmen in ARA zur weitergehenden Elimination<br />
von Mikroverunreinigungen. Kostenstu<strong>die</strong>. Objekt Nr.<br />
1370.63. Winterthur, Oktober 2008. Eine Stu<strong>die</strong> im Auftrag<br />
des Bundesamts <strong>für</strong> Umwelt Schweiz (BAFU), 20.6.2008.<br />
[22] Metzger, S.: Einsatz von Pulveraktivkohle zur weitergehenden<br />
Reinigung von kommunalen <strong>Abwasser</strong>. 1. Auflage, 2010,<br />
Oldenbourg Industrieverlag, ISBN: 978-3-8356-3231-8.<br />
[23] Nahrstedt, A.: CSB- und Spurenstoffadsorption am Aktivkohlefestbett.<br />
Abschlussbericht zum Angebot 10263/2010/21451,<br />
gefördert durch das Ministerium <strong>für</strong> Klimaschutz, Umwelt,<br />
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen; AOL - <strong>Abwasser</strong>verband „Obere Lutter“,<br />
Dezember 2011.<br />
[24] Pinnekamp, J. und Merkel, W.: Abschlussbericht zu den<br />
Forschungsvorhaben: „Senkung des Anteils organischer Spurenstoffe<br />
in der Ruhr durch zusätzliche Behandlungsstufen auf<br />
kommunalen Kläranlagen – Gütebetrachtungen“. Vergabe-Nr.<br />
07/111.1 (IV-7-042 1 D 7) und „Senkung des Anteils organischer<br />
Spurenstoffe in der Ruhr durch zusätzliche Behandlungsstufen<br />
auf kommunalen Kläranlagen – Kostenbetrachtungen“, Vergabe-Nr.<br />
07/111.2 (IV-7-042 1 D 6), Aachen, 2008.<br />
[25] Zwickenpflug, B., Böhler, M., Sterkele, B., Joss, A., Siegrist, H., Traber,<br />
J., Gujer, W., Behl, M., Dorusch, F., Hollender, J., Ternes, T. und<br />
Fink, G.: Einsatz von Pulveraktivkohle zur Elimination von Mikroverunreinigungen<br />
aus kommunalem <strong>Abwasser</strong>. Abschlussbericht<br />
– im Auftrag des Eidgenössischen Departement <strong>für</strong><br />
Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK Bundesamt<br />
<strong>für</strong> Umwelt BAFU, Dübendorf, September 2010.<br />
[26] Cornel, P. und Günthert, F.W.: Stu<strong>die</strong> zur zukunftssicheren und nachhaltigen<br />
Entwicklung des Zentralklärwerks Darmstadt bis zum<br />
Jahr 2035, unveröffentlichter Abschlussbericht, Darmstadt, 2012.<br />
[27] Fahlenkamp, H., Nöthe, T., Nowotny, N., Kraft, A., Obenhaus, F.<br />
und Jagemann, P.: Untersuchungen zum Eintrag und zur<br />
Elimination von gefährlichen Stoffen in kommunalen Kläranlagen<br />
Teil 2, Abschlussbericht, Dortmund, März 2006.<br />
[28] Bolle, F.W. und Pinnekamp, J.: Energiebedarf von Verfahren zur<br />
Elimination von organischen Spurenstoffen – Phase I, Abschlussbericht,<br />
Aktenzeichen: IV-7-042 600 003 J, Aachen, Dezember<br />
2011.<br />
[29] Ternes, T. and Joss, A.: Human Pharmaceuticals, Hormones and<br />
Fragrances – The challenge of micropollutants in urban water<br />
management. IWA Publishing, London 2006, New York.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 17.12.2013<br />
Korrektur: 14.04.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dipl.-Ing. Sascha Rödel<br />
E-Mail: sascha.roedel@unibw.de |<br />
Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert<br />
E-Mail: wolfgang.guenthert@unibw.de |<br />
Institut <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wesen |<br />
Professur <strong>für</strong> Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik |<br />
Universität der Bundeswehr München |<br />
Werner-Heisenberg-Weg 39 |<br />
D-85577 Neubiberg<br />
Bauoberrat Stefan Bleisteiner<br />
E-Mail: Stefan.Bleisteiner@lfu.bayern.de |<br />
Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt |<br />
Referat 67 - Kommunale und häusliche <strong>Abwasser</strong>behandlung |<br />
Bürgermeister-Ulrich-Straße 160 |<br />
D-86179 Augsburg<br />
Mai 2014<br />
658 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
Anforderungen an <strong>die</strong> Aufbereitung von <strong>Wasser</strong><br />
<strong>für</strong> Betriebs- und Prozesszwecke<br />
Edition<br />
Praxis der Aufbereitung von<br />
Betriebs- und Prozesswasser<br />
Im vorliegenden Buch wird der Stoff <strong>Wasser</strong> einer genauen Betrachtung unterzogen.<br />
Denn seine physikalischen und chemischen Eigenschaften bestimmen <strong>die</strong> Auswahl<br />
und den richtigen Betrieb von Aufbereitungsanlagen. Wichtiger erster Schritt ist<br />
dabei <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>analyse. Hieraus lassen sich Korrosivität gegenüber einzusetzenden<br />
Materialien sowie entsprechende Gegenmaßnahmen ableiten. Die Eigenschaften des<br />
<strong>Wasser</strong>s werden außer von seinen Inhaltsstoffen auch von den Betriebsbedingungen<br />
Temperatur und Druck beeinflusst.<br />
Für <strong>die</strong> Umsetzung in der Praxis werden Aufbereitungsverfahren ausführlich<br />
geschildert, alle notwendigen Komponenten detailreich vorgestellt und <strong>die</strong><br />
notwendigen Grundlagen zu Planung und Betrieb von <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
vermittelt.<br />
Reinhard Wolf<br />
1. Auflage 2014<br />
ca. 508 Seiten, vierfarbig, 170 x 240 mm. Hardcover,<br />
Erhältlich in 2 Varianten<br />
www.di-verlag.de<br />
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Praxis der Aufbereitung von Betriebs- und Prozesswasser<br />
1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7128-7<br />
<strong>für</strong> € 88,- (zzgl. Versand)<br />
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Praxis der Aufbereitung von Betriebs- und Prozesswasser<br />
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1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7130-X<br />
<strong>für</strong> € 108,- (zzgl. Versand)<br />
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Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt <strong>die</strong> rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an <strong>die</strong> Vulkan-Verlag GmbH,<br />
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Nutzung personenbezogener Daten: Für <strong>die</strong> Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit <strong>die</strong>ser Anforderung Mai erkläre 2014ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Me<strong>die</strong>n und Informationsangebote <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> informiert und 659 beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft jederzeit widerrufen.
| BUCHBESPRECHUNG<br />
|<br />
Buchbesprechung<br />
Mutschmann / Stimmelmayr –<br />
Taschenbuch der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Von Peter Frisch, Winfried Hoch, Gerhard Merkl,<br />
Franz Otillinger, Joachim Rautenberg, Matthias<br />
Weiß, Burkhard Wricke. Berlin, Heidelberg:<br />
Springer Vieweg Verlag. 16., vollst. überarb. und<br />
aktual. Aufl. 2014. XLII, 978 S., 365 Abb., Preis:<br />
€ 99,99, ISBN 978-3-8348-2560-5.<br />
Das fast tausend Seiten umfassende, seit vielen Jahren<br />
bekannte, Standardwerk der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
umfasst ausführlich alle Wissensgebiete in <strong>die</strong>ser<br />
Disziplin. In 12 Kapiteln werden <strong>die</strong> Theorie und<br />
Aufgaben der <strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>abgabe<br />
und der <strong>Wasser</strong>bedarf, <strong>die</strong> hydrologischen Berechnungsgrundlagen,<br />
<strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>gewinnung, <strong>die</strong><br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung, <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>förderung, <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>speicherung,<br />
<strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung, <strong>die</strong> Prozessführung<br />
und -steuerung, <strong>die</strong> Trinkwasserversorgung<br />
aus Kleinanlagen und nicht ortsfesten Anlagen, <strong>die</strong><br />
Planung und das Management, Betrieb und Instandhaltung<br />
in ausführlicher Weise beschrieben und mit<br />
vielen Diagrammen und Zeichnungen unterstützt.<br />
Anschließend gibt der umfangreiche Anhang<br />
einen Überblick über <strong>die</strong> gesetzlichen Einheiten, <strong>die</strong><br />
Regelwerke der DIN und des DVGW.<br />
Die <strong>Wasser</strong>versorgung wird bedingt durch <strong>die</strong> stetig<br />
steigende Zahl der Weltbevölkerung einen immer größeren<br />
Stellenwert bekommen. Aber auch in Mitteleuropa<br />
werden immer höhere Anforderungen an <strong>die</strong> Qualität<br />
des Trinkwassers gestellt. In der Einführung wird<br />
versucht, <strong>die</strong>se grundsätzlichen Fragen zu beantworten.<br />
Auch <strong>die</strong> Nachhaltigkeit, Kundenverhalten und nicht<br />
zuletzt <strong>die</strong> Wirtschaftlichkeit werden hier diskutiert.<br />
Kein anderer Bereich auf dem Gebiet der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
hat in den letzten Jahrzehnten so starke<br />
Veränderungen erfahren, wie <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>abgabe und<br />
der <strong>Wasser</strong>bedarf. Während man Ende der achtziger<br />
Jahre noch von steigenden Verbrauchszahlen ausging,<br />
haben sich <strong>die</strong>se Werte stabilisiert oder sind<br />
sogar zurückgegangen. Auch <strong>die</strong> kurzzeitigen<br />
Extremwerte erfuhren Glättungen. Diesen Entwicklungen<br />
wurde durch <strong>die</strong> Neufassung des Regelwerks<br />
Rechnung getragen und sie sind in Kapitel 3 sehr<br />
ausführlich dargestellt, zusätzlich über neue Messungen<br />
unterlegt und mit vielen leicht nachvollziehbaren<br />
Beispielen ergänzt.<br />
Mithilfe von Diagrammen wird versucht Hinweise<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> langfristige Entwicklung des Bedarfs unter Einziehung<br />
der demografischen Entwicklung zu geben.<br />
Der Löschwasserbedarf, der in vielen kommunalen<br />
Versorgungszonen über das Trinkwassernetz gedeckt<br />
werden muss, ist in <strong>die</strong>sem Kapitel ebenfalls behandelt.<br />
Für <strong>die</strong> hydraulische Berechnung in Kapitel 3<br />
wird nach einer kurzen Einführung auf <strong>die</strong> Berechnungsweise<br />
von Rohrleitungen eingegangen und <strong>die</strong><br />
vielen Tabellen und Grafiken stellen <strong>für</strong> den Praktiker<br />
eine wertvolle Bemessungshilfe dar, bei der <strong>die</strong><br />
meisten der gebräuchlichen Rohrleitungsmaterialien<br />
und gängigen Rohrdurchmesser berücksichtigt werden.<br />
Die Berechnungsmethoden von vermaschten Netzen<br />
sind ausführlich dargestellt, wie auch <strong>die</strong> Auswirkungen<br />
von instationären Strömungszuständen,<br />
<strong>die</strong> häufig in der Praxis entweder unbekannt sind<br />
oder unterschätzt werden.<br />
Das Kapitel 4 gibt <strong>die</strong> Trinkwassergewinnung<br />
wieder. Über <strong>Wasser</strong>bilanzen, Daten von <strong>Wasser</strong>haushalten<br />
und <strong>Wasser</strong>dargebote sind alle maßgebenden<br />
Einflüsse und beeinflussenden Parameter<br />
erfasst. Im Weiteren werden <strong>die</strong> Grundwasserbrunnen,<br />
deren Ergiebigkeit und Bemessung sowie <strong>die</strong> Quellen<br />
als Trinkwasserlieferanten behandelt. Die Planung,<br />
<strong>die</strong> konstruktive Durchbildung <strong>die</strong>ser Fassungen,<br />
folgt in den weiteren Ausführungen. Der Trinkwasserschutz,<br />
der heute allgemein sehr problematisch<br />
ist, wird über <strong>die</strong> Schutzzonen und deren Festlegungen<br />
beschrieben.<br />
Der gesamte weitreichende Bereich der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
ist ausführlich in Kapitel 5 <strong>für</strong> interessierte<br />
Planer und Anwender aufgearbeitet. Neben<br />
allgemeinen physikalischen und chemischen<br />
Grundlagen werden <strong>die</strong> zwingenden Forderungen<br />
aus der geltenden Trinkwasserverordnung und<br />
deren Konsequenzen <strong>für</strong> den Betrieb erörtert.<br />
Sämtliche Inhaltsstoffe, <strong>die</strong> im Roh- und Trinkwasser<br />
enthalten sein können, erhalten ausführliche<br />
Bewertungen mit ihren Eigenschaften und Wirkungen.<br />
Auch <strong>die</strong> zugehörigen chemischen Reaktionen sind<br />
im Detail ersichtlich.<br />
Ein weiterer Punkt sind <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>untersuchungen<br />
in Bezug auf Umfang, Häufigkeit und Probenentnahme.<br />
Ein großer Block bildet <strong>die</strong> Trinkwasseraufbereitung.<br />
Hier sind alle gängigen Verfahren auf<br />
dem neuesten Stand der Technik beschrieben. Auch<br />
den Enthärtungs- und Entcarbonisierungsverfahren,<br />
<strong>die</strong> immer mehr zum Einsatz kommen, wurde breiter<br />
Raum gegeben. Die <strong>Wasser</strong>behandlung in der Trinkwasserinstallation<br />
ist ebenfalls angesprochen.<br />
Die <strong>Wasser</strong>förderung, <strong>die</strong> schon wegen der<br />
steigenden Energiekosten immer mehr in den Blickpunkt<br />
rückt, ist eine genau zu beobachtende<br />
Komponente in einem <strong>Wasser</strong>versorgungsystem.<br />
In Kapitel 7 sind, begonnen mit einer Einführung in<br />
<strong>die</strong> allgemeinen Grundlagen der Elektrotechnik,<br />
dann auch <strong>die</strong> maschinenbautechnischen Aspekte<br />
von Pumpenaggregaten detailliert erläutert.<br />
Mai 2014<br />
660 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| BUCHBESPRECHUNG |<br />
Der Einsatz der jeweiligen Pumpentypen, <strong>die</strong><br />
zugehörigen Dimensionierungs- und Bemessungssystemverfahren<br />
sowie mögliche auftretende Probleme<br />
mit deren Lösungsansätzen bilden dann <strong>die</strong><br />
weiteren Hinweise in <strong>die</strong>sem Kapitel. Nicht zuletzt<br />
ist das interessante Thema „Verwendung Pumpen<br />
als Turbinen“, inzwischen in der Praxis mit vielen<br />
Anlagen ausführt, vertreten.<br />
Zu <strong>die</strong>sem Kapitel zählen <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>zählung und<br />
<strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>messung. Alle gängigen Messprinzipen<br />
und <strong>die</strong> eichrechtlichen Zusammenhänge sind<br />
behandelt.<br />
In Kapitel 7 ist das Thema <strong>Wasser</strong>speicherung<br />
enthalten. Hier sind alle Gesichtspunkte der Notwendigkeit<br />
und der Ausführung der im Netz fast<br />
immer anzutreffenden Speicher (Behälter) beschrieben.<br />
Besonders <strong>die</strong> Planung, <strong>die</strong> bautechnische Ausführung<br />
und Fehlerbeseitigungen werden mit<br />
umfangreichen Grundsätzen dort belegt. Ergänzend<br />
wird <strong>die</strong>ses Kapitel mit der Darstellung von zahlreichen<br />
Beispielen unterstützt. Auch <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>türme,<br />
heute mehr in der Unterhaltung von Interesse, finden<br />
hier Beachtung.<br />
Der Bereich, in dem i. d. R. <strong>die</strong> größte Kapitalbindung<br />
in einem <strong>Wasser</strong>versorgungunternehmen stattfindet,<br />
ist <strong>die</strong> in Kapitel 8 beschriebene <strong>Wasser</strong>verteilung.<br />
Am Anfang stehen <strong>die</strong> Beschreibung der<br />
verwendeten Werkstoffe und <strong>die</strong> zugehörigen neuen<br />
Erkenntnisse zu ihren Eigenschaften. Ein weiterer<br />
wichtiger Bestandteil eines Netzes sind <strong>die</strong> Armaturen.<br />
Ihre Konstruktionen und <strong>die</strong> Einsatzgebietes sind<br />
hier ausführlich behandelt.<br />
Die Planung, <strong>die</strong> spezifische zeichnerische Dokumentation,<br />
<strong>die</strong> Bemessung und der Bau nehmen im<br />
Weiteren einen großen Raum in <strong>die</strong>sen Ausführungen<br />
ein. Daneben sind <strong>die</strong> Druckprüfung, Sonderbauwerke,<br />
<strong>die</strong> grabenlose Verlegung sowie <strong>die</strong> Hausinstallationen<br />
in <strong>die</strong>sem Kapitel untergebracht. Das<br />
Thema Brandschutz, im Augenblick von den Behörden<br />
streng beachtet, ist ebenfalls angesprochen.<br />
Moderne <strong>Wasser</strong>versorgungssysteme verfügen<br />
heute über Fernüberwachungs- und Fernsteuerungsanlagen.<br />
Die zugehörige Prozessüberwachung<br />
und -steuerung wird in Kapitel 9 behandelt.<br />
Die heute sehr weit entwickelten Techniken der<br />
Erfassung und Weiterleitung von Mess- und<br />
Zustandswerten können mit aufwändigen Algorithmen<br />
intelligent weiter verarbeitet werden und<br />
damit den Betrieb übersichtlicher, rationeller und<br />
sicherer machen.<br />
Nicht selten muss sich ein Ingenieur in der Trinkwasserversorgung<br />
mit Kleinanlagen und mit nicht<br />
ortsfesten Anlagen befassen. Die speziellen Einrichtungen<br />
erfasst das Kapitel 10.<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen müssen sehr genau<br />
geplant und auch anschließend nach den anerkannten<br />
Regeln der Technik gebaut werden. Hier sind alle<br />
Vorschriften und Regelungen aus dem Verwaltungsbereich<br />
zu beachten, von der Beschlussfassung bis<br />
hin zur endgültigen Ausführung unter Beachtung<br />
der Zuständigkeiten und der Verantwortlichkeiten.<br />
In dem Kapitel 11 sind umfangreiche Listen und<br />
Tabellen mit aktuellen Preisen und Kostenansätzen<br />
enthalten, <strong>die</strong> <strong>für</strong> Voruntersuchungen gute Grundlagen<br />
bilden.<br />
Nicht zuletzt, aber immer mehr bei den Unternehmensführungen<br />
an Bedeutung gewinnend, sind<br />
<strong>die</strong> Instandhaltung und das dazugehörige Management.<br />
Die speziell in der <strong>Wasser</strong>versorgung herrschenden<br />
Unternehmensformen in Deutschland<br />
werden dazu in Kapitel 12 verdeutlicht.<br />
Bei dem Betrieb einer <strong>Wasser</strong>versorgung werden<br />
hohe Anforderungen an <strong>die</strong> dort tätigen Personen<br />
und das technische Sicherheitsmanagement gestellt.<br />
Auch <strong>die</strong>se Ansprüche werden sehr aktuell unter<br />
Verweis auf Rechtsvorschriften und technische<br />
Regelwerke in Kapitel 12 zur Verfügung gestellt.<br />
Zusammengefasst kann <strong>die</strong> Aussage getroffen<br />
werden, dass <strong>die</strong>ses Taschenbuch der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
eines der umfassendsten und ausführlichsten<br />
Werke <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung in Deutschland<br />
darstellt. Alle Kapitel wurden überarbeitet, teilweise<br />
neu gefasst, und bieten den neuesten und<br />
aktuellsten Stand auf <strong>die</strong>sem anspruchsvollen<br />
Gebiet der Technik. Dieses Werk kann <strong>für</strong> alle<br />
Fragen der <strong>Wasser</strong>versorgung sofort und umfassend<br />
Auskünfte bereitstellen.<br />
Es sollte daher bei keinem <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />
keinem Ingenieurbüro oder Betriebsstelle,<br />
den Behörden und Planern auf <strong>die</strong>sem Sektor<br />
sowohl bei den Geschäftsleitungen als auch bei den<br />
Sachbearbeitern im Bücherbestand fehlen.<br />
Prof. Dr.-Ing. Paul Schmitt,<br />
Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart<br />
Bestell-Hotline<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
München,<br />
Tel. (0201) 82002-11<br />
Fax (0201) 82002-34<br />
E-Mail: bestellung@vulkan-verlag.de<br />
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Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 661
| PRAXIS<br />
|<br />
Sicher und einfach<br />
Integrierte Automatisierungslösung <strong>für</strong> Netzersatz- und Mittelspannungsschaltanlagen<br />
hilft, <strong>Wasser</strong>versorgung zu sichern<br />
Versorgungssicherheit steht <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>gewinnung Essen GmbH und <strong>die</strong> Verbraucher an erster Stelle. Seit<br />
Kurzem sorgt eine moderne, integrierte Automatisierungslösung bei den Mittelspannungs- und Netzersatzanlagen<br />
da<strong>für</strong>, dass den rund eine Million Kunden auch bei einem Ausfall der öffentlichen Stromnetze immer<br />
Trinkwasser zur Verfügung steht.<br />
Eines der<br />
beiden Dieselaggregate<br />
<strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Notstromversorgung<br />
der<br />
neuen Mittelspannungsersatzanlage.<br />
Jedes Aggregat<br />
hat eine<br />
Leistung von<br />
2 MW.<br />
Prokurist und Werksleiter der <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Essen GmbH berichtet:<br />
„Mit der Zusammenlegung<br />
der <strong>Wasser</strong>gewinnungsanlagen im<br />
Essener Süden haben wir <strong>die</strong> Voraussetzung<br />
geschaffen, um neue<br />
<strong>Wasser</strong>rechtsauflagen wirtschaftlich<br />
sinnvoll erfüllen zu können und <strong>die</strong><br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft<br />
zu sichern“. Die WGE ist ein Kooperationsunternehmer<br />
der Gelsenwasser<br />
AG und der Stadtwerke<br />
Essen AG. Anlass <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gründung<br />
des Unternehmens im Jahr 2002<br />
waren veränderte rechtliche Rahmenbedingungen<br />
sowie <strong>die</strong> rückläufige<br />
<strong>Wasser</strong>abgabe in der Region, <strong>die</strong><br />
nach einer grundlegenden Modernisierung<br />
der vorhandenen Infrastruktur<br />
verlangte. Daher standen<br />
einige Investitionen an.<br />
Gesicherte Stromversorgung<br />
notwendig<br />
Ein wesentlicher Baustein dabei<br />
war <strong>die</strong> Errichtung einer Netzersatzanlage<br />
am Standort Essen-Horst.<br />
<strong>Wasser</strong> und Energie im Fokus<br />
Seit deren Gründung im Jahr 1957 hat <strong>die</strong> Ingenieurgesellschaft<br />
Wetzel + Partner mbH (IWP) in rund 1500 Projekten eine Vielzahl von<br />
Trinkwasseraufbereitungs- und <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen sowie<br />
Brunnen, Behälteranlagen, Pumpwerke und Transportleitungen geplant<br />
und realisiert. Das Unternehmen übernimmt im Auftrag seiner<br />
Kunden <strong>die</strong> Grundlagenermittlung und <strong>die</strong> Detailplanung <strong>für</strong> alle<br />
relevanten Fachbereiche, erstellt <strong>die</strong> Ausschreibungsunterlagen und<br />
führt <strong>die</strong> Bauüberwachung und Abrechnung durch. Neben den<br />
klassischen Aufgaben des Ingenieurbüros rund um das <strong>Wasser</strong> bearbeitet<br />
IWP auch Projekte in den Bereichen Energiegewinnung und<br />
-versorgung sowie der energetischen Gebäudesanierung.<br />
„Wir liefern Trinkwasser <strong>für</strong> insgesamt<br />
rund 1 Mio. Menschen im<br />
Ballungsraum Essen sowie teilweise<br />
Gelsenkirchen, Bochum,<br />
Hattingen, Sprockhövel, Velbert<br />
und Herne“, erklärt Gregor Langenberg<br />
weiter, „und ohne eine gesicherte<br />
Stromversorgung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung und <strong>die</strong> Pumpwerke<br />
können sie keine Versorgungssicherheit<br />
bieten. Daher war neben<br />
den bereits vorhandenen 400 V-Netzersatzanlagen<br />
und den <strong>die</strong>selmotorbetriebenen<br />
Förderpumpen eine<br />
weitere Netzersatzanlage mit einer<br />
Leistung von 5 MVA erforderlich<br />
geworden, um auch alle <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
betreiben<br />
zu können. Aufgrund <strong>die</strong>ser<br />
Leistungsanforderung wurde entschieden,<br />
zwei Aggregate mit einer<br />
Leistung von je 2,5 MVA auf der<br />
Spannungsebene 10 kV zu errichten.<br />
Mit arbeiter Detlef Stein ist<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Prozessleittechnik bei der<br />
WGE verantwortlich. Er erläutert<br />
<strong>die</strong> besondere Aufgabenstellung<br />
bei dem Projekt: „Neben der Errichtung<br />
der Netz ersatzanlage mussten<br />
auch <strong>die</strong> veralteten Mittelspannungsanlagen<br />
modernisiert bzw.<br />
erneuert werden. Dabei ging es<br />
nicht nur darum, Anlagenausfälle<br />
zu ver meiden. Wir wollten außerdem<br />
<strong>die</strong> Anforderungen unseres<br />
Verbundkonzepts bei <strong>die</strong>sem Projekt<br />
berücksichtigen. Dazu gehörte<br />
auch, dass <strong>die</strong> neue Steuerungstechnik<br />
<strong>die</strong>ser Anlagen gut in<br />
<strong>die</strong> vorhandene Systemlandschaft<br />
passt.“<br />
Mai 2014<br />
662 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRAXIS |<br />
Integration bis zum<br />
Generator<br />
Bei der Auswahl der Projektpartner<br />
war es <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verantwortlichen bei<br />
der WGE wichtig, dass <strong>die</strong>se mit den<br />
Gegebenheiten vor Ort im Pumpwerk<br />
Horst vertraut waren. Hier<strong>für</strong><br />
war <strong>die</strong> Planungsabteilung um den<br />
Projektleiter Joachim Walburg des<br />
Gesellschafters Gelsenwasser prädestiniert.<br />
Mit der Ingenieurgesellschaft<br />
Wetzel + Partner mbH (IWP)<br />
aus Moers holte sich Gelsenwasser<br />
zudem einen erfahrenen Anbieter<br />
von Ingenieur<strong>die</strong>nstleistungen an<br />
Bord. „Sie haben uns insbesondere<br />
bei der Schnittstellenkoordination<br />
sehr gut unterstützt. Auch im Projektverlauf<br />
konnten wir von der Erfahrung<br />
unserer Partner profitieren<br />
und <strong>die</strong> gute Zusammenarbeit der<br />
Teams war ganz entscheidend <strong>für</strong><br />
den Erfolg der Modernisierung“, so<br />
Gregor Langenberg.<br />
Bei der Leittechnik fiel schon<br />
früh <strong>die</strong> Entscheidung, <strong>die</strong> neuen<br />
Dieselaggregate mit Simatic PCS 7<br />
von Siemens zu automatisieren und<br />
auch <strong>die</strong> Mittelspannungsanlagen<br />
in das Leitsystem einzubinden.<br />
Detlef Stein erläutert: „PCS 7 ist bei<br />
uns schon als Leitsystem etabliert<br />
und unsere Mitarbeiter sind damit<br />
vertraut. Daher war es sinnvoll, <strong>die</strong>ses<br />
System auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Steuerung<br />
der Einzelaggregate zu nutzen.<br />
Darüber hinaus ist es <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>werker<br />
auch wichtig, dass <strong>die</strong> eingesetzte<br />
Technik eine gute Akzeptanz<br />
im Markt hat. In erster Linie möchten<br />
wir in der Lage sein, Störungen<br />
schnell selbst beheben zu können –<br />
so erhalten wir <strong>die</strong> Eigenständigkeit<br />
und erhöhen <strong>die</strong> Versorgungssicherheit<br />
unserer Anlagen. Gleichzeitig<br />
profitieren wir natürlich auch<br />
davon, dass wir eine große Freiheit<br />
bei der Wahl der Servicepartner<br />
haben, da Systeme von Siemens<br />
weit verbreitet sind.“<br />
Eine der zentralen Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> Integration der Netzersatzund<br />
der Mittelspannungsanlagen<br />
war, dass alle Aggregate möglichst<br />
ohne zwischengeschaltete Steuerung<br />
direkt in PCS 7 integriert sind –<br />
bis hin zum Generator. Diese Aufgabe<br />
war auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ingenieure<br />
bei Siemens eine spannende Herausforderung,<br />
da normalerweise<br />
Notstromaggregate eine eigene<br />
interne Steuerung besitzen. Außerdem<br />
sollten alle Funktionalitäten<br />
ausschließlich mit der Standard<br />
Advanced Process Library (APL) von<br />
Simatic PCS 7 realisiert werden. „Wir<br />
haben uns ganz bewusst <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen<br />
hohen Grad an Standardfunktionalität<br />
entschieden, weil uns Einheitlichkeit<br />
sehr wichtig ist. Außerhalb<br />
der normalen Betriebszeiten werden<br />
im Pumpwerk Horst sämtliche<br />
Anlagen der WGE aufgeschaltet und<br />
dann ist es wichtig, dass das System<br />
wirklich aus einem Guss ist. Außerdem<br />
erleichtert uns der Einsatz der<br />
APL auch <strong>die</strong> Modernisierung des<br />
Systems und das Engineering. Die<br />
Bausteinbibliothek wird zudem durch<br />
<strong>die</strong> Produktentwicklung von PCS 7<br />
bei Siemens mit jedem Systemwechsel<br />
automatisch aktualisiert.<br />
Daher schreiben wir grundsätzlich<br />
bei jedem neuen Projekt vor, dass<br />
ausschließlich mit der APL gearbeitet<br />
werden soll“, erklärt Detlef Stein.<br />
Software sehr transparent<br />
aufgrund von Standard-<br />
Bausteinen<br />
Gemäß <strong>die</strong>sen Anforderungen projektierte<br />
Siemens <strong>die</strong> gesamte Prozessleittechnik<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Notstromaggregate<br />
der WGE. Die komplette<br />
Software wurde in PCS 7 V7.1 SP2<br />
unter Verwendung der Bibliothek<br />
APL V5 aufgebaut und alle Regelungen,<br />
Ventile, Pumpen und weitere<br />
Funktionen wurden mit PCS 7-Standard-Bausteinen<br />
realisiert. „Dies hat<br />
<strong>für</strong> den Anwender oder Be<strong>die</strong>ner<br />
den Vorteil, dass <strong>die</strong> Software sehr<br />
transparent gestaltet ist und <strong>die</strong><br />
Mitarbeiter <strong>die</strong> Ursache von Störungen<br />
oder Problemen schnell identifizieren<br />
können“, sagt Hans-Jürgen<br />
Rohde, der Siemens-seitig federführend<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Einbindung der<br />
Notstromversorgung (Netzersatzanlage)<br />
verantwortlich war. Des<br />
Weiteren wurden auch <strong>die</strong> komplette<br />
Motor- und Generatorkühlung<br />
durch drei Kühlkreisläufe mit<br />
Frischwasser aus dem Trinkwassernetz<br />
und mittels PCS 7 realisiert. Die<br />
Mittelspannungsersatzanlagen (MEA)<br />
können in den Betriebsarten Inselbetrieb,<br />
Netzparallelbetrieb, Aggregateparallelbetrieb<br />
und Probebetrieb<br />
gestartet und betrieben werden.<br />
Die Start- bzw. Stopp-Vorgänge<br />
Im Auftrag der <strong>Wasser</strong>gewinnung Essen übernahm<br />
Wetzel + Partner <strong>die</strong> Planung und Bauleitung der Mittelspannungsersatzanlage,<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> ein eigenes Gebäude<br />
auf dem Gelände in Essen-Horst errichtet wurde.<br />
Die Mittelspannungsersatzanlage wurde komplett<br />
in das vorhandene Simatic PCS 7-Leitsystem von<br />
Siemens integriert. Jede Anlage ist mit einem<br />
PCS 7-Automatisierungssystem verbunden.<br />
Die Mitarbeiter in der Leitwarte in Essen-Horst haben<br />
über <strong>die</strong> vorhandenen Simatic PCS 7-Multiclients<br />
jederzeit Zugriff auf alle Informationen der Schaltanlagen<br />
und der Netzersatzanlage.<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 663
| PRAXIS<br />
|<br />
Im Zuge des<br />
Projekts<br />
wurden alle<br />
10-kV-Schaltfelder<br />
im<br />
Pumpwerk<br />
Horst überholt<br />
und mit Siprotec-Geräten<br />
ausgerüstet.<br />
Gregor Langenberg<br />
sind mit Schrittketten realisiert, <strong>die</strong> in<br />
der Ablaufsprache SFC (Sequential<br />
Function Chart) erstellt wurden.<br />
Dies gilt ebenfalls <strong>für</strong> alle Umschaltvorgänge<br />
der Gesamtanlage. Jede der<br />
beiden MEA ist mit einem Simatic-<br />
PCS 7-System verbunden. Die Signale<br />
der Peripherie sind über Profibus<br />
angebunden und <strong>die</strong> Kommunikation<br />
zwischen den Automatisierungssystemen<br />
wurde mit Industrial<br />
Ethernet realisiert.<br />
„Alle Beteiligten – allen voran<br />
<strong>die</strong> Projektteams von Gelsenwasser<br />
und Wetzel + Partner,<br />
aber auch unsere eigenen<br />
Teams und <strong>die</strong> Kollegen von<br />
Siemens – haben sehr gut<br />
zusammengearbeitet, und das<br />
hat sich auch im flüssigen Projektverlauf<br />
widergespiegelt.“<br />
Gregor Langenberg, Prokurist und Werkleiter,<br />
<strong>Wasser</strong> gewinnung Essen GmbH.<br />
Detlef Stein<br />
„Simatic PCS 7 ist bei uns<br />
als Leitsystem etabliert und<br />
unsere Mitarbeiter sind<br />
damit vertraut. Daher war<br />
es sinnvoll, <strong>die</strong>ses System<br />
auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Steuerung<br />
der Einzelaggregate zu<br />
nutzen.“<br />
Detlef Stein, verantwortlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Prozessleittechnik am<br />
Standort Horst der <strong>Wasser</strong>gewinnung Essen GmbH<br />
Die übergeordnete Steuerung<br />
der Mittelspannungsanlagen übernimmt<br />
ebenfalls ein PCS 7-System.<br />
Im Zuge des Projekts wurden alle<br />
10-kV-Schaltfelder im Pumpwerk<br />
Horst überholt und mit Siprotec-<br />
Geräten ausgerüstet. Die Schaltanlage<br />
in der angebundenen <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage<br />
Überruhr wurde<br />
durch eine neue luftisolierte Schaltanlage<br />
8BT1 mit Siprotec-Schutzgeräten<br />
ersetzt. Auch im Pumpwerk 1<br />
Westfalenstraße wurden mehrere<br />
Felder mit Siprotec-Schutzgeräten<br />
ausgestattet. Die Rückmeldungen<br />
aus bestehenden Feldern sind über<br />
Simatic-ET 200-Systeme ebenfalls in<br />
<strong>die</strong> Simatic PCS 7 integriert. Das<br />
neue Leitsystem überwacht <strong>die</strong> Mittelspannungsanlagen<br />
und startet<br />
bei einem Spannungsausfall der<br />
Einspeisungen des Netzversorgers<br />
automatisch <strong>die</strong> 10-kV-Mittelspannungsersatzanlagen.<br />
Je nach Ausfallszenario<br />
sind dabei verschiedene<br />
Varianten realisiert. In der Standardisierung<br />
sieht Ralf Menke, Siemensseitig<br />
Projektverantwortlicher <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Automatisierung der Mittelspannungsanlage,<br />
große Vorteile <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
WGE: „Durch <strong>die</strong> Einbindung in das<br />
bestehende Leitsystem ist der<br />
Wiedererkennungswert sehr hoch.<br />
Wir konnten auf eine bestehende<br />
PCS 7-Infrastruktur zurückgreifen<br />
und mussten kein neues oder paralleles<br />
System aufbauen. Das hat auch<br />
wegen der räumlichen Ausdehnung<br />
der Gesamtanlage einige Vorteile,<br />
weil <strong>die</strong> Anlage auf bestehenden<br />
PCS 7-Multiclients dargestellt wird.<br />
Meldetexte aus den Siprotec-Schutzgeräten<br />
können zudem einfach mittels<br />
Standardsoftware in <strong>die</strong> PCS<br />
7-Projektierung übernommen werden.<br />
Flüssiger Projektverlauf und<br />
gute erste Erfahrungen<br />
Nach rund drei Jahren Planungs- und<br />
Bauzeit, in der auch <strong>die</strong> gesamte<br />
Baumaßnahme <strong>für</strong> <strong>die</strong> Errichtung<br />
des Gebäudes der Mittelspannungsersatzanlagen<br />
abgeschlossen wurde,<br />
ist <strong>die</strong> neue Anlage seit Mitte 2011<br />
in Betrieb. Detlef Stein, Joachim<br />
Walburg und Gregor Langenberg<br />
sind mit den Ergebnissen der Gesamtmaßnahme<br />
sehr zufrieden: Der<br />
Kostenrahmen des Projektes wurde<br />
exakt eingehalten, <strong>die</strong> Anlagen<br />
arbeiten störungsfrei und ohne<br />
Mängel. Gregor Langenberg hebt<br />
insbesondere <strong>die</strong> Erfahrung der<br />
Projektteams hervor: „Wir arbeiten<br />
mit den entsprechenden Mitarbeitern<br />
von Siemens schon länger<br />
zusammen. Dadurch waren sie mit<br />
unserer Anlage und unseren Anforderungen<br />
gut vertraut, und das<br />
hat den Projektverlauf deutlich<br />
ver einfacht. Insgesamt haben alle<br />
Beteiligten – allen voran <strong>die</strong> Projektteams<br />
von Gelsenwasser und<br />
Wetzel + Partner, aber auch unsere<br />
eigenen Teams und <strong>die</strong> Siemens-<br />
Kollegen – sehr gut zusammengearbeitet,<br />
und das hat sich auch<br />
im flüssigen Projektverlauf widergespiegelt.“<br />
Auch auf technischer<br />
Ebene kann <strong>die</strong> neue Lösung überzeugen.<br />
„Die Vorteile der Standardisierung,<br />
<strong>die</strong> wir erwartet<br />
haben, zeigen sich so auch im<br />
täglichen Betrieb“, merkt Detlef<br />
Stein an. Damit steht <strong>für</strong> alle Beteiligten<br />
fest, dass <strong>die</strong> Entscheidung,<br />
Siemens als Ausrüster zu<br />
wählen, genau richtig war, um <strong>die</strong><br />
<strong>Wasser</strong>versorgung <strong>für</strong> den Großraum<br />
Essen auf eine trag- und<br />
zukunftsfähige Basis zu stellen.<br />
Autor:<br />
Rainer Sterk,<br />
Business Development,<br />
Siemens AG,<br />
Industry Automation,<br />
Köln<br />
Mai 2014<br />
664 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRAXIS |<br />
Entnahme von Spurenstoffen durch<br />
<strong>die</strong> Verfahrenskombination Pulveraktivkohle<br />
und RoDisc ® Scheibenfilter<br />
Hervorragende Abscheideleistung des RoDisc ® Scheibenfilters schützt Gewässer<br />
vor Verunreinigung<br />
RoDisc ®<br />
Scheibenfilter-Versuchsanlage<br />
mit<br />
vorgeschaltetem<br />
Flockungsreaktor<br />
auf dem Klärwerk<br />
Mannheim.<br />
Arzneimittel, Industriechemikalien<br />
und Hormone belasten unsere<br />
Gewässer immer stärker. Um <strong>die</strong>ser<br />
Entwicklung entgegenzuwirken,<br />
müssen <strong>die</strong>se Rückstände möglichst<br />
sorgfältig aus dem <strong>Abwasser</strong> entfernt<br />
werden. Die Verfahrenskombination<br />
aus Pulveraktivkohle und dem Ro-<br />
Disc® Scheibenfilter von HUBER bietet<br />
ein Trennverfahren, bei dem <strong>die</strong> zu<br />
eliminierenden Stoffe adsorptiv gebunden<br />
und durch den nachgeschalteten<br />
Scheibenfilter sicher aus dem<br />
<strong>Abwasser</strong>strom entnommen werden.<br />
Immer häufiger lassen sich Arzneimittelrückstände<br />
in deutschen Gewässern<br />
und Böden nachweisen.<br />
Dank verbesserter Analysemethoden<br />
kann inzwischen eine Vielzahl<br />
von Medikamenten im Konzentrationsbereich<br />
von Nanogramm<br />
bis Mikrogramm pro Liter erfasst<br />
werden.<br />
Die Auswirkungen <strong>die</strong>ser Rückstände<br />
auf <strong>die</strong> Ökosysteme in unseren<br />
Gewässern sind noch nicht ausreichend<br />
geklärt. Fest steht jedoch,<br />
dass einige der Stoffe ein hohes umweltschädigendes<br />
Potenzial aufweisen.<br />
Einer davon ist das weit verbreitete<br />
Schmerzmittel Diclofenac, das<br />
Nierenschäden bei Fischen hervorrufen<br />
kann und mittlerweile in vielen<br />
Gewässern nachgewiesen wurde.<br />
Neben diffusen Quellen und<br />
Leckagen gelten kommunale Kläranlagen<br />
als Haupteintragspfad <strong>für</strong><br />
Mikroverunreinigungen. Die in<br />
Siedlungsabwässern enthaltenen<br />
Spurenstoffe sind i. d. R. nicht vollständig<br />
biologisch abbaubar und<br />
können daher im Rahmen der<br />
konventionellen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
nur unzureichend entfernt werden.<br />
Für <strong>die</strong> Entnahme eines möglichst<br />
breiten Spektrums an Schadstoffen<br />
ist nach heutigem Kenntnisstand<br />
<strong>die</strong> Integration zusätzlicher Reinigungsstufen<br />
unerlässlich.<br />
Die Adsorption durch Pulveraktivkohle<br />
ist ein bekanntes Verfahren,<br />
das speziell in der Trinkwasseraufbereitung<br />
häufig angewendet wird.<br />
Es handelt sich hierbei um ein<br />
physikalisch-chemisches Trennverfahren,<br />
bei dem <strong>die</strong> zu eliminierenden<br />
<strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffe an der<br />
Oberfläche der Aktivkohle angelagert<br />
werden. Voraussetzung <strong>für</strong> einen<br />
großtechnischen Einsatz von Pulveraktivkohle<br />
ist jedoch ein nahezu<br />
vollständiger Rückhalt der dosierten<br />
Kohle mittels Filtration, um zu<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 665
| PRAXIS<br />
|<br />
Exemplarische Ergebnisse der RoDisc ® Scheibenfilteranlage auf dem Klärwerk Mannheim.<br />
vermeiden, dass Teile davon in <strong>die</strong><br />
Gewässer gelangen. Der RoDisc®<br />
Scheibenfilter ist hier<strong>für</strong> eine kostengünstige<br />
Lösung, welche einfach in<br />
bestehende Kläranlagen integriert<br />
werden kann. Üblicherweise besteht<br />
<strong>die</strong> vierte Reinigungsstufe, <strong>die</strong> dem<br />
Nachklärbecken nachgeschaltet ist,<br />
aus einem Kontaktreaktor, Sedimentationsbecken<br />
sowie dem<br />
nachgeschalteten Filter.<br />
In den Ablauf des Nachklärbeckens,<br />
unmittelbar vor dem Zulauf<br />
zum Kontaktreaktor, erfolgt <strong>die</strong> Pulveraktivkohlezugabe.<br />
Im Kontaktreaktor<br />
wird <strong>die</strong> Kohle mit dem Kläranlagenablauf<br />
in Kontakt gebracht. Spurenstoffe<br />
bleiben nach einer bestimmten<br />
Adsorptionszeit an der großen<br />
(inneren) Oberfläche der Pulveraktivkohle<br />
haften. Unter Zugabe von<br />
Fäll- und Flockungshilfsmitteln wird<br />
<strong>die</strong> Pulveraktivkohle im nachgeschalteten<br />
Sedimentationsbecken<br />
abgetrennt und größtenteils wieder<br />
in den Zulauf des Kontaktreaktors<br />
zurückgefördert (PAK-Zirkulation).<br />
Der Ablauf der Adsorptionsstufe<br />
zeichnet sich dadurch aus, dass im<br />
Sedimentationsbecken <strong>die</strong> dosierte<br />
Pulveraktivkohle durch <strong>die</strong> Zugabe<br />
von Fällmitteln und Polymeren<br />
weitgehend abgesetzt wird; somit<br />
ist nur noch ein geringer Anteil im<br />
Ablauf vorhanden. Dieser noch vorhandene<br />
Feinanteil macht eine Filtration<br />
im Anschluss an <strong>die</strong> Sedimentation<br />
zwingend erforderlich. Der<br />
Scheibenfilter ist in <strong>die</strong>sem Konzept<br />
von entscheidender Bedeutung, da<br />
er sicherstellt, dass <strong>die</strong> beladene<br />
Pulveraktivkohle nicht in das Gewässer<br />
gelangt.<br />
Um nachzuweisen, dass der Ro-<br />
Disc® Scheibenfilter zur Entnahme<br />
feinster Pulveraktivkohlepartikel<br />
aus dem Ablauf der Sedimentation<br />
geeignet ist, wurden im Zeitraum<br />
von Juli 2011 bis Dezember 2012<br />
Untersuchungen mithilfe einer Versuchsanlage<br />
auf dem Klärwerk Mannheim<br />
durchgeführt. Begleitet wurden<br />
sie durch das Kompetenzzentrum<br />
Spurenstoffe Baden-Württemberg.<br />
Die RoDisc® Versuchsanlage wurde<br />
da<strong>für</strong> parallel zu den existierenden<br />
Sandfiltern aufgestellt.<br />
Beim RoDisc® Scheibenfilter<br />
handelt es sich um eine Filtrationsanlage,<br />
<strong>die</strong> zur Abscheidung feinster<br />
Suspensa aus dem <strong>Abwasser</strong> <strong>die</strong>nt.<br />
Die Maschine besteht aus horizontal<br />
gelagerten, drehbaren Filterscheiben,<br />
<strong>die</strong> auf einer Zentrumswelle montiert<br />
und bis zu 65 % benetzt werden. Das<br />
zu reinigende <strong>Abwasser</strong> durchströmt<br />
<strong>die</strong> Filterscheiben von innen<br />
nach außen, wobei das gewonnene<br />
Filtrat stirnseitig über ein Ablaufwehr<br />
aus der Maschine geleitet<br />
wird. Die Scheibensegmente sind,<br />
zur Einhaltung der hohen Anforderungen<br />
bezüglich des Rückhalts an<br />
Pulveraktivkohle, mit Nadelfilz bestückt.<br />
Der Faserverbund des Nadelfilzes<br />
schafft eine Art Drainagesystem,<br />
das bei Beaufschlagung mit<br />
Suspension <strong>die</strong> Abtrennung der<br />
Partikel herbeiführt. Durch den dreidimensionalen<br />
Aufbau entsprechen<br />
<strong>die</strong> Abscheideeffekte nahezu denen<br />
eines klassischen Tiefenfilters, was<br />
zur sicheren Absonderung der Pulveraktivkohle<br />
auch notwendig ist.<br />
Zur Verifizierung der Abscheideleistung<br />
wurde <strong>die</strong> Trübung im Ablauf<br />
des Sedimentationsbeckens<br />
sowie im Ablauf des RoDisc®<br />
Scheibenfilters kontinuierlich aufgezeichnet.<br />
Anhand der Untersuchungen<br />
konnte nachgewiesen<br />
werden, dass der RoDisc® Scheibenfilter<br />
in der Lage ist, Werte der ablaufseitigen<br />
Trübung im Bereich von<br />
1 FNU zu erzielen. Die Abscheideleistung<br />
des RoDisc® Scheibenfilters<br />
ist demnach ähnlich hoch wie <strong>die</strong><br />
des vorhandenen Zweischichtfilters.<br />
Im Falle der Untersuchungen<br />
von Mannheim erfolgte <strong>die</strong> Bewertung<br />
des Feststoffrückhalts durch<br />
den Scheibenfilter jedoch nicht nur<br />
anhand der Trübung, sondern<br />
außerdem durch einen optischen<br />
Vergleich von mit Feststoffen belegten<br />
Membranfiltern (0,45 µm Porenweite).<br />
Die Einschätzung wurde mittels<br />
rein optischer Kriterien vorgenommen,<br />
im Hinblick auf <strong>die</strong><br />
Schwarzfärbung der Membranfilter,<br />
was einen einfachen Vergleich des<br />
Rückhalts zulässt. Auch anhand <strong>die</strong>ser<br />
Sichtscheiben konnte aufgezeigt<br />
werden, dass <strong>die</strong> Pulveraktivkohle<br />
weitgehend durch den RoDisc®<br />
Scheibenfilter zurückgehalten wird.<br />
Aus Gründen des vorbeugenden<br />
Gesundheits- und Umweltschutzes<br />
ist es geboten, den Eintrag von Spurenstoffen/Mikroverunreinigungen<br />
in <strong>die</strong> Umwelt zu begrenzen. Mit<br />
Rücksicht auf <strong>die</strong> Tatsache, dass<br />
kommunale Kläranlagen als einer<br />
der Hauptemittenten identifiziert<br />
wurden, muss <strong>die</strong> schrittweise Erweiterung<br />
unserer Klärwerke durch<br />
Mai 2014<br />
666 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRAXIS |<br />
Gängige Verfahrenstechnik der vierten Reinigungsstufe mit Pulveraktivkohle.<br />
eine vierte Reinigungsstufe in<br />
Betracht gezogen werden. Nach<br />
derzeitigem Kenntnisstand stellt <strong>die</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung mit Aktivkohle<br />
eine technisch realisierbare<br />
Lösung dar.<br />
Auf den meisten der bis dato mit<br />
einer adsorptiven Reinigungsstufe<br />
ausgerüsteten Kläranlagen (insbesondere<br />
im Gebiet Baden-Württemberg)<br />
wurde <strong>die</strong> vierte Reinigungsstufe<br />
mittels Pulveraktivkohle umgesetzt.<br />
Die Verfahrenstechnik der<br />
umgerüsteten Anlagen umfasste<br />
hierbei <strong>die</strong> Zuführung von Pulveraktivkohle<br />
in das biologisch gereinigte<br />
<strong>Abwasser</strong>, einen anschließenden<br />
Kontaktreaktor zur Sicherstellung<br />
der notwendigen Verweilzeit, eine<br />
nachfolgende Sedimentation sowie<br />
eine abschließende Filtration. Die<br />
Untersuchungen auf der Kläranlage<br />
Mannheim haben gezeigt, dass der<br />
HUBER RoDisc® Scheibenfilter <strong>für</strong><br />
den Rückhalt der Pulveraktivkohle<br />
als sinnvolle Alternative zu einer<br />
Zweischichtfiltration nach einer<br />
Adsorptionsstufe (bestehend aus<br />
Kontakt- und Sedimentationsbecken)<br />
zu erachten ist. Bei der Planung der<br />
Verfahrenstechnik gilt es zu beachten,<br />
dass <strong>die</strong> grobe Entnahme<br />
der Pulveraktivkohle bereits im vorgeschalteten<br />
Sedimentationsbecken<br />
erfolgt und der RoDisc® Scheibenfilter<br />
ausschließlich zur Feinstabtrennung<br />
<strong>die</strong>nt.<br />
Kontakt:<br />
HUBER SE,<br />
Industriepark Erasbach A1,<br />
D-92334 Berching,<br />
Tel. (08462) 201-0,<br />
E-Mail: info@huber.de,<br />
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Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 667
| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
|<br />
Sauerstoffproduktion inhouse: flexibel und effizient<br />
Der Druckluftspezialist BOGE hat eine neue Produktreihe von Sauerstoffgeneratoren auf den Markt gebracht. Auf<br />
Basis der neuen Generatoren BOGE O 3 P bis O 15 P bzw. BOGE O 3 PE bis O 15 PE bietet BOGE Anwendern eine<br />
sichere und zuverlässige Gesamtlösung zur Sauerstofferzeugung mittels Adsorptionstechnik. Mit <strong>die</strong>sem<br />
bewährten Verfahren lässt sich Sauerstoff in Reinheiten von 90 bis zu 95 Prozent vor Ort kostengünstig,<br />
bedarfsgerecht und zuverlässig selbst produzieren.<br />
Sauerstoffgenerator<br />
BOGE O 15 P.<br />
Die Anwendungsbereiche, in denen<br />
Sauerstoff benötigt wird,<br />
sind vielfältig: Ob in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung,<br />
in der medizinischen Versorgung,<br />
im Bergbau, bei Schweißarbeiten<br />
oder in der Fischzucht – <strong>die</strong> neuen<br />
BOGE-Sauerstoffgeneratoren lassen<br />
sich überall dort einsetzen, wo Sauerstoffanreicherung<br />
und thermische<br />
Prozesse durchgeführt werden. Dabei<br />
liegen <strong>die</strong> Vorteile der Inhouse-Sauerstoffproduktion<br />
gegenüber externen<br />
Gaslieferanten auf der Hand: Anwender<br />
erhalten genau den Reinheitsgrad,<br />
<strong>die</strong> Leistung und <strong>die</strong> Liefermengen<br />
an Sauerstoff, <strong>die</strong> sie <strong>für</strong> ihre Prozesse<br />
benötigen. Zudem schafft <strong>die</strong><br />
Eigenproduktion ein hohes Maß an<br />
Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit,<br />
<strong>die</strong> bei der Belieferung<br />
durch einen externen Gasanbieter<br />
kaum gewährleistet werden kann.<br />
Komplettlösung zur Sauerstofferzeugung<br />
Das Unternehmen bietet Anwendern<br />
ein optimal abgestimmtes Gesamtsystem<br />
zur Sauerstofferzeugung an.<br />
Herzstücke der Komplettlösung sind<br />
<strong>die</strong> neuen Sauerstoffgeneratoren<br />
BOGE O 3 P bis O 15 P beziehungsweise<br />
BOGE O 3 PE bis O 15 PE: Individuell an<br />
den jeweiligen Sauerstoffbedarf angepasst<br />
lassen sich mit ihnen Reinheitsklassen<br />
von 90 bis 95 % erzielen. Als<br />
Systemanbieter bietet BOGE ein optimal<br />
abgestimmtes Gesamtsystem aus<br />
Kompressor, Filtration, Kältetrockner,<br />
Aktivkohleadsorber, Druckluftbehälter,<br />
Sauerstoffgenerator und Sauerstoffbehälter.<br />
Verfügt der Betrieb<br />
bereits über eine Druckluftstation,<br />
können <strong>die</strong> Generatoren problemlos<br />
an das bestehende Netz angeschlossen<br />
werden. Für <strong>die</strong> Sauerstofferzeugung<br />
benötigen <strong>die</strong> Generatoren aufbereitete<br />
Druckluft nach Klasse 1:4:1 gemäß<br />
ISO 8573-1 (zzgl. Aktivkohleadsorber).<br />
Dabei richtet sich <strong>die</strong> Menge der benötigten<br />
Druckluft nach der gewünschten<br />
Sauerstoffreinheit.<br />
Adsorptionstechnik bringt<br />
höchste Effizienz und<br />
Zuverlässigkeit<br />
Die BOGE Generatoren nutzen zur<br />
Sauerstofferzeugung das Drucklastwechselverfahren<br />
„Pressure Swing Adsorption“<br />
(PSA). Als Basis der Sauerstofferzeugung<br />
<strong>die</strong>nen zwei mit Zeolith-<br />
Molekularsieb (ZMS) gefüllte Behälter,<br />
<strong>die</strong> mit gereinigter Druckluft wechselweise<br />
durchflutet werden und dadurch<br />
<strong>die</strong> Trennung von Stickstoff und<br />
Sauerstoff physikalisch ermöglichen.<br />
Der gewonnene Sauerstoff wird in<br />
einen speziellen Sauerstoffbehälter<br />
eingespeist, <strong>die</strong> mit Stickstoff angereicherte<br />
Luft wird hingegen bei <strong>die</strong>sem<br />
Verfahren an <strong>die</strong> Atmosphäre abgeschieden.<br />
Dank der modularen Bauweise<br />
ist eine einfache Erweiterung<br />
oder Nachrüstung der Generatoren<br />
vor Ort möglich. Das bedeutet, bis zu<br />
zwei Erweiterungskanäle können an<br />
einen Masterkanal angeschlossen werden.<br />
Jedem Kanal sind bis zu sechs<br />
Einzelmodule zugeordnet, <strong>die</strong> sich einfach<br />
installieren lassen: So sorgen bis<br />
zu 18 Module <strong>für</strong> eine flexible Sauerstofferzeugung<br />
zwischen 2,49 und<br />
46,8 Nm 3 /h. Durch weitere Kombinationen<br />
von Komplettsystemen lässt sich<br />
<strong>die</strong> Liefermenge beliebig erhöhen.<br />
Über <strong>die</strong> Steuerung des Masterkanals<br />
lassen sich bis zu zwei weitere<br />
Kanäle zentral regeln. Standardmäßig<br />
sind <strong>die</strong> Sauerstoffgeneratoren mit einer<br />
Basissteuerung und einer Displayanzeige<br />
ausgestattet, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Sauerstoffreinheit<br />
anzeigt und so eine kontinuierliche<br />
Reinheitsüberwachung<br />
ermöglicht. Optional kann eine weitere<br />
Displayanzeige ergänzt werden,<br />
welche <strong>die</strong> Durchflussleistung (Sauerstoffmenge<br />
in Nm³/h) ausweist.<br />
Zusätzlich lässt sich eine Premium-<br />
Steuerung ergänzen, mittels derer<br />
sich weitere Sensoren wie bspw.<br />
Drucktransmitter, Temperaturtransmitter,<br />
Taupunktsensor oder Ethernet<br />
anschließen lassen. Die BOGE-Sauerstoffgeneratoren<br />
sind aufgrund ihrer<br />
hochwertigen Bauteile nahezu wartungsfrei.<br />
Ventilgehäuse aus Edelstahl,<br />
ein verschleißfreier Zirkoniumoxyd-<br />
Sensor und das Zeolith-Molekularsieb<br />
gewährleisten einen reibungslosen<br />
Betrieb und eine zuverlässige Sauerstoffqualität<br />
bei minimalen Servicekosten.<br />
Kontakt:<br />
BOGE KOMPRESSOREN<br />
Otto Boge GmbH & Co. KG,<br />
Postfach 100713, D-33507 Bielefeld,<br />
Tel. (05206) 601-0,<br />
Fax (5206) 601-200,<br />
E-Mail: info@boge.de,<br />
www.boge.de<br />
Mai 2014<br />
668 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Impressum<br />
INFORMATION<br />
Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift <strong>für</strong><br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />
(figawa),<br />
der DWA Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V.<br />
der Österreichischen Vereinigung <strong>für</strong> das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW),<br />
des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich,<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />
der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />
Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />
Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />
Thyssengas GmbH, Dortmund<br />
Prof. Dr. Thomas Kolb, EBI, Karlsruhe<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />
Clausthal-Zellerfeld<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Michael Riechel, Thüga AG, München<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />
Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />
Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Redaktionsleitung, Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />
Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />
Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />
Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />
beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />
München, Institut <strong>für</strong> Siedlungswasserwirtschaft und<br />
Abfall technik, Neubiberg<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />
Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />
Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />
Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />
Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />
Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />
Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH,<br />
Dahlwitz-Hoppegarten<br />
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut <strong>für</strong> Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />
Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut <strong>für</strong> Rohrleitungsbau an<br />
der Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />
RA Beate Kramer, Becker Büttner Held, Rechtsanwälte<br />
Wirtschaftsprüfer Steuerberater, Berlin<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />
80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />
Spartenleitung: Dipl.-Ing. Christine Ziegler<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Spoerel, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-22 Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-12, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 64.<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />
(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Print: 360,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
ePaper: 360,– €<br />
Einzelheft Print: 39,– €<br />
Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />
Einzelheft ePaper: 39,– €<br />
Abo plus (Print und ePaper): 468,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten <strong>die</strong> Mehrwertsteuer,<br />
<strong>für</strong> das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
ePaper <strong>für</strong> € 70,–, Heft <strong>für</strong> € 175,– zzgl. Versand<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 492<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />
der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 669
INFORMATION<br />
Termine<br />
##<br />
Produktforum Füllstandsmesstechnik<br />
03.06.2014, München<br />
Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG, E-Mail: seminar@de.endress.com<br />
##<br />
Hitze, Hochwasser, Nitrat – Drei Herausforderungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> sichere <strong>Wasser</strong>versorgung von morgen<br />
04.06.2014, Hannover<br />
IWW Zentrum <strong>Wasser</strong>, Frau Bonorden, E-Mail: s.bonorden@iww-online.de, Frau Servatius, E-Mail: h.servatius@iwwonline.de,<br />
Tel. (0208) 40303-101 oder -102, Moritzstraße 26, 45476 Mülheim an der Ruhr, www.iww-online.de<br />
##<br />
Grundwasser-Monitoring und Datenmanagement<br />
05.–06.06.2014, Dresden<br />
Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />
E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />
##<br />
Qualität und Innovation: zwei Bausteine im modernen Kanalbau – Elfte DWA-Kanalbautage<br />
21.06.2014, Braunschweig<br />
DWA Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Renate Teichmann, Theodor-Heuss-Alle 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-118, E-Mail: teichmann@dwa.de, http://de.dwa.de/kanalbautage.html<br />
##<br />
Gemeindekurs „Gewässerpflege in der Gemeinde“ – Praxiskurs<br />
25.06.2014, Dübendorf ZH<br />
Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, CH-8024 Zürich, Tel. 044 267 44 11,<br />
http://www.pusch.ch<br />
##<br />
Gemeindekurs „Gewässerpflege in der Gemeinde“ – Planungskurs<br />
26.06.2014, Dübendorf ZH<br />
Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, CH-8024 Zürich, Tel. 044 267 44 11,<br />
http://www.pusch.ch<br />
##<br />
Praxisnah und projektbezogen – DWA-Regenwassertage vermitteln aktuelle Entwicklungen<br />
01.-02.07.2014, Dresden<br />
DWA Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Sarah Heimann, Theodor-Heuss-Alle 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-192, E-Mail: heimann@dwa.de, www.dwa.de<br />
##<br />
Außerordentliche DVGW-Mitgliederversammlung<br />
02.07.2014, Bonn<br />
DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., E-Mail: asarow@dvgw.de, www.dvgw.de<br />
##<br />
Grundwasserabsenkung im Bauwesen<br />
25.09.2014, Dresden<br />
Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />
E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />
##<br />
wat – <strong>Wasser</strong>fachliche Aussprachetagung<br />
29.–30.09.2014, Karlsruhe<br />
DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., Ludmilla Asarow, Josef-Wirmer-Straße 1-3, 53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9188-601, Fax (0228) 9188-997, www.wat-dvgw.de<br />
##<br />
Messtechnik in Grund- und Oberflächenwasser<br />
16.10.2014, Dresden<br />
Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />
E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />
##<br />
Probenahme Trinkwasser nach TrinkwV 2011<br />
28.11.2014, Dresden<br />
Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />
E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />
Mai 2014<br />
670 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Einkaufsberater<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />
Ansprechpartnerin <strong>für</strong> den<br />
Eintrag Ihres Unternehmens<br />
Inge Spoerel<br />
Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />
Telefax: 0 89/203 53 66-99<br />
E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />
spoerel@di-verlag.de<br />
Die technisch-wissenschaftliche<br />
Fachzeitschrift <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung
2014<br />
Einkaufsberater<br />
Armaturen<br />
Absperrarmaturen<br />
Be- und Entlüftungsrohre<br />
Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie
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Brunnenservice<br />
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Korrosionsschutz<br />
Aktiver Korrosionsschutz<br />
Passiver Korrosionsschutz<br />
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Inge Spoerel<br />
Tel. 089 2035366-22<br />
Fax 089 2035366-99<br />
spoerel@di-verlag.de<br />
<strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>
2014<br />
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Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung<br />
Rohrleitungen<br />
Kunststoffschweißtechnik<br />
Schachtabdeckungen
2014<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
Chemische <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Einkaufsberater<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />
Rohrdurchführungen<br />
Sonderbauwerke<br />
Öffentliche Ausschreibungen
Beratende Ingenieure (<strong>für</strong> das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />
Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />
Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />
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• Bauüberwachung<br />
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• Projektmanagement<br />
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<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Aufbereitung<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung<br />
Telefon<br />
05 11/284690<br />
Telefax<br />
05 11/813786<br />
30159 Hannover<br />
Kurt-Schumacher-Str. 32<br />
• Beratung<br />
• Gutachten<br />
• Planung<br />
• Bauleitung<br />
info@scheffel-planung.d<br />
e<br />
www.scheffel-planung.d<br />
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DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />
Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />
ISO 9001<br />
ISO 14001<br />
SCC p<br />
BS OHSAS 18001<br />
FPAL<br />
GW 11<br />
GW 301<br />
• G1: st, ge, pe<br />
• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />
GW 302<br />
• GN2: B<br />
FW 601<br />
• FW 1: st, ku<br />
G 468-1<br />
G 493-1<br />
G 493-2<br />
W 120<br />
WHG<br />
AD 2000 HP 0<br />
ISO 3834-2<br />
DIN 18800-7 Klasse E<br />
DIN EN 1090<br />
DIN EN ISO 17660-1<br />
Ö Norm M 7812-1<br />
TRG 765<br />
MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />
Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />
Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />
mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />
www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />
heruntergeladen werden.
| INSERENTENVERZEICHNIS |<br />
Firma<br />
Seite<br />
AQUADOSIL <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 579<br />
DVGW e.V., Bonn<br />
Endress+Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG, Weil am Rhein<br />
4. Umschlagseite<br />
Einhefter<br />
EW Me<strong>die</strong>n und Kongresse GmbH, Berlin 583<br />
EXPO CENTER a.s., SK Trenčín 591<br />
Ing.Büro Fischer-Uhrig, Berlin 579<br />
Huber SE, Berching 573<br />
ia GmbH – Wissensmanagement und Ingenieurleistungen, München 593<br />
Kreuzhuber GmbH & Co. KG, Neuburg am Inn 585<br />
KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 620<br />
Phoenix Contact GmbH & Co. KG, Blomberg 581<br />
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg<br />
615 (Stellenanzeige)<br />
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3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2014<br />
Ausgabe Juni 2014 Juli/August 2014 September 2014<br />
Erscheinungstermin:<br />
Anzeigenschluss:<br />
17.06.2014<br />
26.05.2014<br />
14.08.2014<br />
28.07.2014<br />
16.09.2014<br />
21.08.2014<br />
Themenschwerpunkt<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Produkte und Verfahren<br />
• Regenwassernutzung<br />
• Entwässerungssysteme<br />
• Misch- und Trennkanalisation<br />
• Dezentrale Regenwasserbehandlung<br />
• Regenwasserspeicherung und<br />
-versickerung<br />
• Reinigungssysteme <strong>für</strong> Straßenabläufe,<br />
Metalldachfilter, Filtersysteme<br />
Trinkwasserbehälter<br />
Bau und Sanierung, Beschichtung und<br />
Reinigung<br />
• Planung und Bauausführung<br />
• Materialien <strong>für</strong> Trinkwasserbehälter<br />
• Technische Ausrüstung<br />
• Beschichtungssysteme<br />
• Instandhaltungs- und<br />
Sanierungsverfahren<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Aufgaben und Verfahren<br />
• Partikelentfernung, Entfernung<br />
organischer Stoffe<br />
• Entsäuerung, Enthärtung<br />
• Flockung und Flockungsmittel<br />
• Adsorptions-Verfahren<br />
• Membrantechnik, Ultrafiltration<br />
• Desinfektion: Chlorung, Ozonung,<br />
UV-Bestrahlung<br />
Fachmessen/<br />
Fachtagungen/<br />
Veranstaltung<br />
(mit erhöhter Auflage<br />
und zusätzlicher<br />
Verbreitung)<br />
AQUA – Intern. Fachausstellung,<br />
Trentschin (Slowakai) – Juni 2014<br />
EXPO APA – Intern. Specialized Exhibition<br />
for Water Supply, Sewerage and Waste<br />
Water Treatment,<br />
Bukarest (Rumänien) – Juni 2014<br />
Water – Intern. Water Supply, Purification,<br />
Pumps, Valves & Pipe Exhibition,<br />
Shenzhen (China) – Juni 2014<br />
Water Expo,<br />
Singapur (Singapur) – 01.06.-05.06.2014<br />
International Water Week,<br />
Singapur (Singapur) – 01.06.-05.06.2014<br />
SIWW Water convention,<br />
Singapur (Singapur) – 01.06.-05.06.2014<br />
World Water Expo,<br />
Singapur (Singapur) – 01.06.-05.06.2014<br />
Aquatech China – Intern. Exhibition<br />
on Drinking Water, Processed Water &<br />
Wastewater Technology,<br />
Shanghei (China) – 04.06.-06.06.2014<br />
ACE – American Water Works Association<br />
Annual Conference & Exposition,<br />
Boston (USA) – 08.06.-12.06.2014<br />
Indowater – Intern. Water,<br />
Wastewater & Recycling Technolgy Expo,<br />
Surabaya (Indonesien) – 09.07.-11.07.2014<br />
PS Asia – Intern. Exhibition for Pumps &<br />
Systems, Compressors & Systems, Valves &<br />
Fittings, Tubes & Piping,<br />
Singapur (Singapur) – 10.09.-12.09.2014<br />
VA – Water & Wastewater Technology –<br />
Intern. Fachmesse <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik,<br />
Göteborg (Schweden) – 30.09.-02.10.2014<br />
IWA World Water Congress & Exhibition,<br />
Lissabon (Portugal) – 21.09.-26.09.2014<br />
Änderungen vorbehalten
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