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Natur« und »Kultur«: Von Inbegriffen zu Reflexionsbegriffen1

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Generalisierungen sich dem Zugriff einer technisch-experimentellen Naturerschließung<br />

verdanken (die – aus diesem Gr<strong>und</strong>e – dieser Bef<strong>und</strong>e technisch »anwendbar« macht), <strong>und</strong><br />

auf kulturalistischer Seite die Kulturkonzepte in Abgren<strong>zu</strong>ng von einer Natur entworfen<br />

werden, die als Gegen- oder Korrekturinstanz ex negativo entwickelt wird. Dabei soll in<br />

einem ersten Schritt deutlich werden, daß »Technik«, »Natur« <strong>und</strong> »Kultur« in objektstufiger<br />

Verwendung den Charakter von <strong>Inbegriffen</strong> haben: Sie werden als kategorial inhomogene<br />

Inbegriffe eingesetzt werden, ohne daß hinlänglich auf ein für solche Inbegriffe notwendiges<br />

»einheitliches Interesse« <strong>und</strong> ein daraus resultierendes »einheitliches Bemerken«, wie Husserl<br />

in seiner Charakterisierung von <strong>Inbegriffen</strong> betont hat, 9 abgehoben wird. (Es wird mit den<br />

Begriffen <strong>und</strong> kaum an den Begriffen gearbeitet – das bestimmt den Pluralismus der<br />

Meinungen.) Die Untersuchung dieses einheitlichen Bemerkens bei jenen objektstufigen<br />

Charakterisierungen von Natur <strong>und</strong> Kultur führt uns auf bestimmte modale Inferenzen der<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe, die uns veranlassen, in einem zweiten Schritt das Konzept der Medialität<br />

geltend <strong>zu</strong> machen, wie es für Natur einschließlich der menschlichen Natur eine lange<br />

Tradition aufweist, darüber hinaus aber in neuerer Zeit auch für Technik <strong>und</strong> Kultur in<br />

Anschlag gebracht wird: Gr<strong>und</strong>begriffe wie »Ursache-Wirkung«, »Mittel-Zweck«, »Set<strong>zu</strong>ngsinnhaftes<br />

Gebilde (Text)« erweisen sich als korrelativ in dem Sinne, daß die Wirklichkeit des<br />

einen von der Möglichkeit des anderen abhängt. Der Raum dieser Möglichkeit ist das, was als<br />

Medium/Medialität <strong>zu</strong> begreifen ist. Dabei wird deutlich werden, daß die Unterscheidungen,<br />

die sowohl unter den <strong>Inbegriffen</strong> als auch den Konzepten jeweiliger Medialität angebracht<br />

werden, nicht solche zwischen Gegenständen, sondern solche an Gegenständen bzw.<br />

Gegenstandsbereichen sind. Dies verweist uns abschließend auf die Problematik ihres<br />

Einsatzes als Reflexionsbegriffe, die nicht auf die Vorstellungen referieren, sondern Namen<br />

für Strategien sind, unter denen Vorstellungen erzeugt werden. Damit findet sich m.E. ein<br />

Instrumentarium, welches uns erlaubt, die einschlägigen Entwicklungen <strong>zu</strong> diagnostizieren,<br />

ohne ontologische Begründungshypotheken übernehmen <strong>zu</strong> müssen. An die Stelle einer<br />

ontologischen Begründung hat dann diejenige einer praktischen Rechtfertigung unter der Idee<br />

subjektiver Freiheit <strong>zu</strong> treten, die auch der erfolgreichst arbeitende Neurophysiologe oder<br />

Evolutionsbiologie nicht weg<strong>zu</strong>diskutieren vermag. <strong>Von</strong> diesem Standpunkt aus wird<br />

ersichtlich werden, daß unsere Intuition einer wie immer gearteten Einbettung von Kultur in<br />

die Natur als deren besonderer Seinsbereich immer auf einem Verhältnis <strong>zu</strong> einer solcherart<br />

erfahrenen <strong>und</strong> modellierten Natur beruht, welches durch das Naturkonzept selbst nicht<br />

9 Edm<strong>und</strong> Husserl, „Philosophie der Arithmetk“, in: Gesammelte Werke, Bd. 12, hrsg. von Lothar Eley, Den<br />

Haag 1970, 23, 74.<br />

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