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1 Die Versuche zur Solarzelle

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1 DIE VERSUCHE ZUR SOLARZELLE 1<br />

1 <strong>Die</strong> <strong>Versuche</strong> <strong>zur</strong> <strong>Solarzelle</strong><br />

1.1 Aufgaben <strong>zur</strong> <strong>Solarzelle</strong><br />

1.1.1 Aufgabe 1: Kennlinien intensitätsabhängig messen<br />

Messen Sie für die drei <strong>Solarzelle</strong>n (A, B, C) die Strom-Spannungs-Kennlinie von −4V<br />

bis 0, 6V in 0, 01V -Schritten intensitätsabhängig (Dunkelkennlinie und Variation des Abstands<br />

<strong>zur</strong> ”<br />

punktförmigen“ Lichtquelle). Bestimmen Sie intensitätsabhängig den Kurzschlussstrom<br />

und die Leerlaufspannung, sowie den Wirkungsgrad mit dem die <strong>Solarzelle</strong>n<br />

die auf sie fallende Strahlungsintensität der Halogenlampe in elektrische Leistung umwandeln.<br />

Warum ist der Wirkungsgrad bei Sonneneinstrahlung höher? Bestimmen Sie damit<br />

dann für jede gemessene Intensität den Idealitätsfaktor und vergleichen Sie diese Werte<br />

mit der Theorie. Berechnen Sie zusätzlich den Füllfaktor F F der <strong>Solarzelle</strong>n.<br />

1.1.2 Aufgabe 2: Kurzschlussstrom spektral aufgelöst messen<br />

Messen Sie den Kurzschlussstrom der <strong>Solarzelle</strong>n in Abhängigkeit von der Photonenenergie<br />

und bestimmen Sie daraus den Bandabstand von Silizium.<br />

1.1.3 Aufgabe 3: Kennlinien temperaturabhängig messen<br />

Messen Sie nun für die Strom-Spannungs-Kennlinien der <strong>Solarzelle</strong>n temperaturabhängig.<br />

Bestimmen sie Kurzschlussstrom, Sperrstrom (in guter Näherung bei V = −0, 5V ) und<br />

Leerlaufspannung temperaturabhängig und ermitteln Sie durch Extrapolation der Leerlaufspannung<br />

auf T = 0 den Bandabstand von Silizium.<br />

1.1.4 Aufgabe 4: Vergleich <strong>Solarzelle</strong> und Kernenergie<br />

Schätzen Sie ab, wie viele km 2 Fläche in unseren Breiten mit <strong>Solarzelle</strong>n zu bedecken<br />

wären, um einen Block eines Kraftwerkes (wie z.B. Philippsburg) mit P el = 1GW zu<br />

ersetzen. Würde das genügen? <strong>Die</strong> mittlere einfallende Leistung der Sonnenstrahlung beträgt<br />

über das Jahr, Tag und Nacht und alle Wetterlagen gemittelt 120W m −2 .<br />

1.1.5 Hinweis<br />

Benutzen Sie <strong>zur</strong> Durchführung dieses Versuchs das entsprechende Computerprogramm.<br />

Es ermöglicht Ihnen die erhaltenen Messdaten in einer ASCII-Datei zu speichern. <strong>Die</strong>se<br />

können Sie dann beispielsweise mit Microsoft Excel öffnen und bearbeiten. Das Programm<br />

speichert die Messdaten in Spalten ab. Bei Aufgabe 1 wird in der ersten Spalte der Abstand<br />

<strong>zur</strong> Lichtquelle, in der zweiten die Spannung in V und in der dritten der Strom in mA


1 DIE VERSUCHE ZUR SOLARZELLE 2<br />

gespeichert. Bei Aufgabe 2 wird in zwei Spalten (Wellenlänge in nm, Kurzschlussstrom in<br />

µA) abgespeichert. Bei Aufgabe 3 wird wie in Aufgabe 1 abgespeichert, nur dass anstatt<br />

des Abstandes nun die Temperatur in der ersten Spalte aufgelistet wird. Da die Aufgaben<br />

für alle drei <strong>Solarzelle</strong>n gleich sind, vermerken sie bitte im Dateinamen die <strong>Solarzelle</strong> (A,<br />

B, C) um spätere Verwechslungen zu vermeiden. Für die Auswertung sind folgende Daten<br />

wichtig:<br />

Leistungsaufnahme der Halogenlampe: 55W<br />

Flächen der <strong>Solarzelle</strong>n: A A = 8, 12cm 2 , A B = 4cm 2 und A C = 4cm 2


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 3<br />

2 Theoretische Grundlagen zu den <strong>Versuche</strong>n<br />

2.1 Allgemeine Grundlagen 1<br />

2.1.1 Kristallstruktur<br />

Wir betrachten kristalline Festkörper, die sich durch eine räumlich periodische Anordnung<br />

der Atome auszeichnen. <strong>Die</strong> (primitive) Einheitszelle wird durch drei nicht koplanare<br />

Basisvektoren ⃗a i aufgespannt. Eine Translation, die den Kristall in sich selbst überführt,<br />

lässt sich schreiben als<br />

⃗R =<br />

3∑<br />

n i ⃗a i mit n i = 0, ±1, ±2... . (1)<br />

i=1<br />

<strong>Die</strong> ⃗a i spannen ein abstraktes Punktgitter im Ortsraum auf, das sog. Kristallgitter. <strong>Die</strong><br />

Kristallstruktur besteht aus diesem abstrakten Punktgitter und der sog. Basis, die angibt<br />

an welchen Plätzen in der Einheitszelle die einzelnen Atome sitzen. Es können unterschiedliche<br />

Kristallstrukturen für das gleiche Punktgitter auftreten; so haben z.B. Diamant,<br />

Zinkblende oder Kochsalz ein kubisch flächenzentriertes Punktgitter, aber durchaus unterschiedliche<br />

Kristallstrukturen.<br />

Neben dem abstrakten Punktgitter im Ortsraum definiert man ein Punktgitter im reziproken<br />

Raum, das sog. reziproke Gitter, aufgespannt durch die Vektoren ⃗ b i mit<br />

⃗ bi = 2π<br />

V EZ<br />

⃗a 2 × ⃗a 3 und zyklisch, (2)<br />

so dass gilt:<br />

⃗a i ·⃗b j = 2πδ ij . (3)<br />

Dabei ist V EZ das Volumen der Einheitszelle im Ortsraum. Ein Translationsvektor ⃗ G im<br />

reziproken Gitter schreibt sich somit<br />

⃗G =<br />

3∑<br />

h i<br />

⃗ bi mit h i = 0, ±1, ±2... . (4)<br />

i=1<br />

Man definiert im reziproken Gitter so genannte Brillouin Zonen (BZ). <strong>Die</strong> erste Zone besteht<br />

aus allen Punkten des reziproken Raumes, die dem Ursprung (dem sog. Γ-Punkt)<br />

näher liegen als allen anderen Punkten ⃗ G.<br />

( 1 Klingshirn[11])


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 4<br />

Für eine einfache kubische Kristallstruktur mit der Gitterkonstante a erstreckt sich die<br />

erste BZ in alle drei Richtungen des reziproken Raumes von<br />

− π a ≤ k i ≤ π a<br />

wobei i = x, y, z . (5)<br />

2.1.2 <strong>Die</strong> Zustände der Elektronen im Festkörper<br />

Das Potentialtopfmodell<br />

<strong>Die</strong> einfachste Vorstellung des Elektronensystems in einem Festkörper ist das Sommerfeldoder<br />

Potentialtopfmodell. Hier geht man davon aus, dass der Kristall einen Potentialtopf<br />

mit einer Tiefe −V 0 darstellt, dessen Zustände (bei T = 0K) bis <strong>zur</strong> Fermienergie E F<br />

aufgefüllt sind. Der Abstand von E F zum Vakuumniveau V 0 ist die Austrittsarbeit der<br />

Abbildung 1: Das Potentialtopfmodell für einfache Metalle.<br />

Elektronen W A . Mit diesem Modell lassen sich einige Eigenschaften einfacher Metalle erklären,<br />

wie zum Beispiel ihre spezifische Wärme, ihre elektrische Leitfähigkeit oder ihr<br />

Paramagnetismus. Allerdings ist in diesem Modell die Existenz von Halbleitern oder Isolatoren<br />

nicht erklärbar. Dazu bedarf es des nachfolgend erläuterten Bändermodells.


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 5<br />

Das Bändermodell<br />

Das Auftreten von Energiebändern, die von sog. verbotenen Zonen oder Energielücken<br />

getrennt sind (englisch ”<br />

gap“), in denen keine stationären, propagierenden Elektronenzustände<br />

existieren (Abbildung 2 auf der nächsten Seite), lässt sich verstehen ausgehend<br />

von freien Elektronen und von den Orbitalen der Atome, aus denen der Kristall aufgebaut<br />

ist. <strong>Die</strong> zugehörigen Methoden der Bandstrukturrechnung sind bekannt unter Namen wie<br />

NFE (nearly free electrons), OPW (orthogonalized plane waves), APW (augmented plane<br />

waves) und ⃗ k · ⃗p (nach dem Produkt aus Wellenvektor ⃗ k und Impulsoperator ⃗p) bzw.<br />

LCAO (linear combination of atomic orbitals) oder tight binding approach.<br />

Wir beginnen mit freien Elektronen. Wenn sich diese über einem konstanten Potential V 0<br />

bewegen, haben sie (nichtrelativistisch) die Energiedispersion<br />

mit ebenen Wellen als Eigenfunktionen<br />

E( ⃗ k) = E 0 + 2 ⃗ k<br />

2<br />

2m e<br />

(6)<br />

Ψ ⃗k (⃗r) = 1 √<br />

Ω<br />

e i⃗ k⃗r . (7)<br />

Dabei sind 1 √<br />

Ω<br />

der Normierungsfaktor und ⃗ k der Wellenvektor mit<br />

Abbildung 2 auf der nächsten Seite dargestellt.<br />

∣ ⃗ k<br />

∣ = 2π . <strong>Die</strong>s ist in<br />

λ<br />

<strong>Die</strong> ebene Welle ist gleichzeitig Eigenfunktion des Impulsoperators grad mit dem Impulseigenwert<br />

⃗ k. <strong>Die</strong>s entspricht gerade obigem Potentialtopfmodell.<br />

i<br />

Wir betrachten jetzt ein schwaches periodisches Potential längs der x-Achse (Abbildung<br />

3 auf Seite 7) und lassen eine ebene Welle auf dieses Potential auftreffen. Dann<br />

wird an jedem Potential die ebene Welle etwas gestreut. <strong>Die</strong> Streuwellen interferieren für<br />

einen allgemeinen Wert von k x weitgehend destruktiv, d.h. für ein solches k werden Eigenenergie<br />

(6) und Eigenfunktion (7) nicht wesentlich verändert.<br />

Es gibt aber bestimmte k x -Werte für die sich die rückgestreuten Wellen konstruktiv überlagern.<br />

<strong>Die</strong>se sind für unser Beispiel gegeben durch<br />

nλ = 2a (8)<br />

oder<br />

k x = n · π mit n = ±1, ±2... . (9)<br />

a<br />

Das sind gerade die Grenzen der 1. und der höheren Brillouin Zonen in einem einfach<br />

kubischen Gitter (Vergl. Gleichung (5)). Der reziproke Raum ist also der Raum, in dem


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 6<br />

Abbildung 2: <strong>Die</strong> Energiezustände eines freien Elektrons über einem konstanten Potential,<br />

das ausgedehnte Zonenschema für ein periodisches Potential und das reduzierte Zonenschema<br />

für ein periodisches Potential (aus: Hofmann 2004 [7]).<br />

die ⃗ k-Vektoren aufgetragen werden.<br />

<strong>Die</strong> Überlagerung der einfallenden mit der rücklaufenden Welle führt zu einer stehenden<br />

Welle. <strong>Die</strong>se hat für gleiches λ bzw. k zwei Lösungen, die sink x x- und die cosk x x-Lösung.<br />

Bei gleicher kinetischer Energie 2⃗ k 2<br />

ist die potentielle Energie der Zustände mit großer<br />

2m<br />

Aufenthaltswahrscheinlichkeit im Bereich der Potentialminima kleiner als die der anderen<br />

Lösung. Deshalb bilden sich an den Rändern der Brillouin Zonen zwei Lösungen<br />

unterschiedlicher Gesamtenergie und damit Energielücken aus (durchgezogene Linie in<br />

Abbildung 2 (b) und Abbildung 4 auf Seite 8 (a)). Da sich ein Wellenpaket, aufgebaut<br />

aus stehenden Wellen, auch nicht bewegt und damit die Gruppengeschwindigkeit v g null<br />

wird, d.h.<br />

v g = 1 · ∂E = 0 , (10)<br />

∂k x<br />

muss die Dispersionskurve mit waagrechter Tangente auf den Zonenrand zulaufen.<br />

Geht man anstatt von freien Elektronen von Atomorbitalen aus, so hat man zunächst<br />

bei großem Abstand zwischen den Atomen die scharf definierten δ-förmigen Energieterme<br />

(Abbildung 4 (d)). Mit abnehmendem Abstand fangen die Atomorbitale an zu überlappen.<br />

<strong>Die</strong>se Wechselwirkung führt zu einer Aufspaltung in Bänder (Abbildung 4 (c)). <strong>Die</strong>


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 7<br />

Abbildung 3: Ein schwaches, eindimensionales, periodisches Potential V (x) und die Aufenthaltswahrscheinlichkeit<br />

der beiden Lösungen (aus: Klingshirn 2005 [10]).<br />

Bandbreite wächst mit weiter abnehmendem Abstand, da dann die beteiligten Wellenfunktionen<br />

zunehmend überlappen.<br />

<strong>Die</strong> genauere Untersuchung ergibt das sog. (Ewald-)Bloch Theorem:<br />

In einem periodischen Potential sind die Wellenfunktionen der Elektronen sog. Blochwellen<br />

Ψ ⃗kx (⃗r) = √ 1 e i⃗k⃗r u ⃗k (⃗r) . (11)<br />

Ω<br />

Dabei ist<br />

u ⃗k (⃗r + ⃗ R) = u ⃗k (⃗r) (12)<br />

gitterperiodisch. In u ⃗k (⃗r) steckt die Information über die durch chemische Bindung und<br />

Wechselwirkung veränderten Atomorbitale, während die Exponentialfunktion den Charakter<br />

der ebenen Welle repräsentiert. In der Blochwelle sind somit beide obigen Ansätze<br />

vereint. Für die Energieeigenwerte gilt:<br />

E( ⃗ k) = E( ⃗ k + ⃗ G) . (13)<br />

Das erlaubt einerseits, die Dispersion von Abbildung 4 (a) periodisch fortzusetzen oder<br />

alle Äste mit geeigneten Vektoren des reziproken Gitters in die erste Brillouin Zone zu<br />

schieben. Das liefert das sog. reduzierte Zonenschema von Abbildung 4 (b), das man<br />

offenbar sowohl von dem Ansatz nach Abbildung 4 (a) als auch Abbildung 4 (d) erreicht.<br />

Das Bändermodell lässt sich im ⃗ k- oder reziproken Raum darstellen oder im Ortsraum<br />

(Abbildung 5 auf Seite 9). Je nach Problemstellung wählt man die eine oder andere<br />

Darstellung.<br />

Wir besetzen nun für T = 0K die Zustände gemäß der Fermi-Dirac-Statistik mit den im<br />

Kristall vorhandenen Elektronen. <strong>Die</strong>ser Auffüllprozess kann so ausgehen, dass man eine


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 8<br />

Abbildung 4: Entwicklung des reduzierten Zonenschemas b), ausgehend von freien Elektronen<br />

in einem schwachen periodischen Potential a) oder von Atomorbitalen d), c) (aus:<br />

Klingshirn 2005 [10]).<br />

Reihe vollständig gefüllter Bänder erhält und darüber ein oder mehrere teilweise gefüllte<br />

Bänder. Solche Substanzen sind Metalle. Sie haben für T → 0 eine endliche (oder bei Supraleitern<br />

eine unendliche) elektrische Leitfähigkeit und E F liegt in einem Band. In einem<br />

teilweise besetzten Band kann ein Elektron unter beliebig kleiner Energiezufuhr an der<br />

Grenze zwischen besetzten und unbesetzten Zuständen von einem Ort an einen anderen<br />

Ort transportiert werden. Da das Band im Sommerfeldmodell immer nur teilweise besetzt<br />

ist, lassen sich damit, wie schon erwähnt, nur Metalle beschreiben.<br />

Gibt es nach Auffüllen aller Zustände bei T = 0 nur vollständig gefüllte Bänder, dann<br />

eine Energielücke und darüber vollständig leere Bänder, so hat das Material für T → 0 die<br />

elektrische Leitfähigkeit σ = 0, da vollständig leere Bänder trivialerweise nicht <strong>zur</strong> elektrischen<br />

Leitfähigkeit beitragen können, und auch vollständig besetzte Bänder aufgrund<br />

des Pauliprinzips nicht leiten. <strong>Die</strong> auch in manchen Lehrbüchern vertretene Auffassung,<br />

dass Elektronen im Leitungsband frei beweglich sind, Elektronen in Valenzbändern dagegen<br />

fest an die Atome gebunden seien, ist falsch. Dann dürfte es nämlich auch keine<br />

Löcher- oder p-Leitung geben (siehe unten). Hier gleich ein Hinweis <strong>zur</strong> Nomenklatur:<br />

alle bei T = 0 vollständig besetzten Bänder heißen Valenzbänder, alle teilweise besetzten<br />

oder leeren Bänder heißen Leitungsbänder. Beträgt die Lücke E g zwischen dem höchsten<br />

gefüllten Valenzband und dem niedrigsten leeren Leitungsband<br />

0 < E g ≤ 4eV , (14)


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 9<br />

Abbildung 5: Darstellung der Bandstruktur im ⃗ k- und im Ortsraum (aus: Klingshirn 2005<br />

[10]).<br />

so handelt es sich um einen Halbleiter und für<br />

E g ≥ 4eV (15)<br />

um einen Isolator. <strong>Die</strong> Grenze zwischen Halbleiter und Isolator ist fließend. So ist Diamant<br />

mit E g ≈ 5.5eV noch ein typischer Halbleiter.<br />

<strong>Die</strong> Halbleiter selbst werden noch eingeteilt in schmallückige Halbleiter ( ”<br />

narrow gap<br />

semiconductors“) für<br />

0 < E g ≤ 0, 5eV , (16)<br />

in ”<br />

normale“ Halbleiter für<br />

und in breitlückige Halbleiter ( ”<br />

wide gap semiconductors“)<br />

0, 5eV ≤ E g ≤ 2eV (17)<br />

E g > 2eV , (18)<br />

die besonders in den letzten Jahren wieder von verstärktem wissenschaftlichen Interesse<br />

sind. Berühren sich Valenz- und Leitungsband, d.h. ist E g = 0, so spricht man von Halbmetallen.<br />

In Abbildung 6 auf der nächsten Seite ist eine typische Bandstruktur von kubischen Halbleitern<br />

mit tetraedrischer Koordination dargestellt. <strong>Die</strong> Komplexität der Bandstruktur<br />

rührt neben dem periodischen Potential im Wesentlichen von der Rückfaltung der parabolischen<br />

Dispersion nach (13) in die erste Brillouin Zone her. Es sind einige Details


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 10<br />

Abbildung 6: Typische Bandstruktur von Halbleitern mit tetraedrischer Koordination mit<br />

Details (aus: Klingshirn 2005 [10]).<br />

gezeigt. Liegen die globalen Extrema von Valenz- und Leitungsband beim gleichen ⃗ k-<br />

Vektor in der 1. Brillouin Zone (meist bei ⃗ k = 0), so spricht man von einem direkten<br />

Halbleiter oder einem Halbleiter mit direkter Lücke, da der optische Übergang zwischen<br />

den Bandextrema direkt mit einem Photon ( ⃗ k ≈ 0) möglich ist (z.B. GaAs). Liegen die<br />

Extrema bei unterschiedlichen ⃗ k-Werten, so ist der Halbleiter indirekt, da zusätzlich zu<br />

dem Photon noch ein Phonon <strong>zur</strong> (Quasi-)Impuls oder ⃗ k-Erhaltung nötig ist (z.B. Si<br />

oder Ge).<br />

2.1.3 Dotierung, Elektronen und Löcher<br />

Wir verlassen nun den Fall T = 0 und überlegen, wie man eine endliche Anzahl von Elektronen<br />

im Leitungsband oder von unbesetzten Zuständen im Valenzband erzeugen kann,<br />

wie also im Halbleiter eine endliche Leitfähigkeit erzeugt werden kann. Dazu führen wir<br />

23<br />

zunächst den Begriff des Lochs ein. Ein vollbesetztes Valenzband enthält ca. 10 Elektronen<br />

Entfernen wir daraus ein Elektron, so können wir entweder die (10 23 − 1) verbleibenden<br />

cm 3 .


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 11<br />

Abbildung 7: Direkter und indirekter Halbleiter (modifiziert aus: Bohnet 2003 [1]).<br />

Elektronen betrachten oder den einen unbesetzten Platz. Letzteres ist offensichtlich einfacher<br />

und führt zum Konzept der Defektelektronen oder Löcher. Ein Loch ist ein unbesetzter<br />

Zustand in einem ansonsten fast vollständig gefüllten Band. Elektrische Ladung,<br />

Spin und Impuls sind entgegengesetzt zu denen des fehlenden Elektrons, da diese Werte<br />

für ein gefülltes Band insgesamt Null sind. Das Loch hat somit eine positive Ladung und<br />

trägt zum Stromtransport bei (Löcherleitung).<br />

Zusammenfassend können wir folgendes festhalten: Elektronen und Löcher im Halbleiter-<br />

Kristall sind so genannte Quasiteilchen, die nur im Kristall existieren. Sie sind charakterisiert<br />

durch ihre Dispersionsrelation E( ⃗ k) und durch ihren Quasiimpuls ⃗ k. Quasiimpuls<br />

deshalb, weil ⃗ k nur modulo der ⃗ b i erhalten ist und weil Blochwellen keine Eigenfunktionen<br />

des Impulsoperators sind. Dennoch gilt z.B. in Streuprozessen im Kristall ein Erhaltungssatz<br />

für die Summe aller ⃗ k i (± ⃗ G). Weiter werden Elektronen und Löcher durch ihre<br />

effektiven Massen charakterisiert. <strong>Die</strong> effektive Masse wird durch folgende Überlegung<br />

eingeführt:<br />

Für Transporteigenschaften bildet man durch die Überlagerung von Bloch-Wellen Wellenpakete.<br />

<strong>Die</strong>se bewegen sich mit ihrer Gruppengeschwindigkeit<br />

v g = 1 ∂E<br />

∂k = ∂ω<br />

∂k . (19)<br />

Siehe auch Gleichung (10). Eine äußere Kraft (z.B. äußeres E- ⃗ oder B-Feld) ⃗ ändert v g<br />

gemäß<br />

a = ∂v g<br />

∂t = 1 ∂ 2 E<br />

∂k∂t = 1 ∂ 2 E ∂k<br />

∂ 2 k ∂t = 1 ∂ 2 E ∂k<br />

. (20)<br />

2 ∂ 2 k ∂t<br />

Dabei ist a die Beschleunigung, die Impulsänderung ∂k gibt die Kraft F ⃗ . Ein Vergleich<br />

∂t<br />

mit<br />

a = 1 m F (21)<br />

führt zum Konzept der effektiven Masse von Elektronen und Löchern, mit der sie auf eine


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 12<br />

äußere Kraft reagieren und die gegeben ist durch<br />

1<br />

= 1 2 ∂ 2 E<br />

m e,h ∂k = 1 ∂ 2 E( ⃗ k)<br />

. (22)<br />

2 2 ∂k i ∂k j<br />

<strong>Die</strong> allgemeinere Schreibweise in Gleichung (22) zeigt, dass es sich um eine Tensorgröße<br />

handeln kann. <strong>Die</strong> effektiven Massen sind also umso kleiner, je größer die Bandkrümmung<br />

ist. Das ist ein sehr sinnvolles Konzept, denn wir hatten weiter oben festgestellt, dass die<br />

Breite der Bänder und damit ihre Krümmung umso größer wird, je größer die Überlappung<br />

benachbarter Wellenfunktionen ist. Andererseits kann sich ein Elektron oder Loch<br />

umso leichter durch den Kristall bewegen, je größer diese Überlappung ist.<br />

Wir betrachten noch einmal Abbildung 5 (a): In kubischen Halbleitern findet man oft, dass<br />

das Valenzband bei k = 0 durch die Spin-Bahn Wechselwirkung ∆ SO in zwei Teilbänder<br />

aufgespalten ist. Das obere ist bei k = 0 vierfach entartet (J = L+S = 3 ) und spaltet es<br />

2<br />

für ⃗ k ≠ 0 in zwei je zweifach entartete Bänder auf. Da diese unterschiedliche Krümmung<br />

besitzen, werden sie als schweres und leichtes Lochband ( hh“ und lh“) bezeichnet. Das<br />

” ”<br />

Spin-Bahn abgespaltene Band (J = L + S = 1 ) ist nur zweifach entartet. In einachsigen<br />

2<br />

Kristallen wie GaN, ZnO, CdS, CdSe,... ist die vierfache Entartung des oberen Bandes<br />

durch das hexagonale Kristallfeld schon bei k = 0 aufgehoben. Man hat daher bei k = 0<br />

drei zweifach entartete Valenzbänder, die von oben nach unten üblicherweise als A-, B-<br />

und C-Valenzband bezeichnet werden. Für tiefe Atomorbitale (z.B. 1s) geht der Überlapp<br />

gegen Null und die effektive Masse gegen ∞. Für solche (und nur für solche) Elektronen<br />

kann man sagen, dass sie fest an ein Atom gebunden sind.<br />

<strong>Die</strong> Effekte, die uns im Folgenden interessieren, spielen sich ganz überwiegend im Maximum<br />

des obersten Valenzbandes und im Minimum des tiefsten Leitungsbandes ab. In<br />

diesen Bereichen ist die Dispersion im Allgemeinen parabolisch und damit die effektive<br />

Masse konstant. <strong>Die</strong>s führt <strong>zur</strong> effektiven Massen-Näherung, in der Elektronen und Löcher<br />

als freie Teilchen mit Ladung ±e, Quasiimpuls ⃗ k und konstanter effektiver Masse m e,h<br />

betrachtet werden. Elektronen und Löcher sind Einteilchenzustände oder die Lösungen<br />

des N ± 1 Teilchenproblems in folgendem Sinne:<br />

Bringt man in einen Kristall mit einem mit N Elektronen voll besetzten Valenzband ein<br />

weiteres (das N + 1. Teilchen) Elektron, so stehen für dieses gerade die Leitungsband-<br />

Zustände <strong>zur</strong> Verfügung. Entfernt man ein Elektron (N − 1 Teilchen), so kommt dieses<br />

gerade aus den Valenzband-Zuständen.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in einem Halbleiter Elektronen und/oder Löcher zu<br />

erzeugen.<br />

• Thermische Anregung<br />

Bei endlicher Temperatur wird ein geringer Teil der Elektronen thermisch vom Valenzband<br />

ins Leitungsband angeregt und lässt dort Löcher <strong>zur</strong>ück. Es gilt damit für


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 13<br />

die Elektronen- und Löcherkonzentration n und p<br />

n = p = n i (T ) . (23)<br />

Dabei ist n i (T ) die so genannte intrinsische Elektronenkonzentration. In typischen<br />

Halbleiter ist n i bei Raumtemperatur sehr klein, wie eine Betrachtung des Boltzmannfaktors<br />

zeigt. In diesem Fall liegt das Fermi-Niveau oder chemische Potential<br />

der Elektronen etwa in der Mitte der Bandlücke. <strong>Die</strong> Begriffe Fermienergie E F oder<br />

(Elektro-) chemisches Potential µ werden in der Halbleiter-Physik im Allgemeinen<br />

synonym gebraucht. E F gibt die Energie an, bei der die Besetzungswahrscheinlichkeit<br />

gerade den Wert 0.5 annimmt, unabhängig davon, ob bei dieser Energie<br />

Zustände existieren oder nicht. Im Allgemeinen liegt E F im Halbleiter in der Energielücke.<br />

• Dotierung<br />

Im thermischen Gleichgewicht kann die Konzentration einer Ladungsträgersorte zu<br />

Lasten der anderen stark durch Dotierung erhöht werden. Unter Dotierung versteht<br />

man den gezielten Einbau von Fremdatomen. Donatoren (z.B. Gruppe V Elemente<br />

in Si) haben ein lokalisiertes und schwach gebundenes Elektron, das bei Raumtemperatur<br />

thermisch leicht ins Leitungsband angeregt werden kann, gemäß<br />

D 0 ↔ D + + e , (24)<br />

während Akzeptoren einen unbesetzten Zustand knapp über dem Valenzband anbieten,<br />

der aus diesem ein Elektron aufnehmen bzw. ein Loch ins Valenzband abgeben<br />

kann, gemäß<br />

A 0 ↔ A − + h . (25)<br />

Im thermodynamischen Gleichgewicht gilt stets<br />

n · p = n 2 i (T ) , (26)<br />

d.h. man kann entweder n oder p erhöhen (sog. Majoritätsladungsträger) zu Lasten<br />

der anderen Ladungsträgersorte (Minoritätsladungsträger). Dotierung mit Donatoren<br />

und Akzeptoren führt über Elektron-Loch-Rekombination <strong>zur</strong> Kompensation.<br />

• Optische Anregung oder Ladungsträgerinjektion<br />

<strong>Die</strong> Ladungsträgerkonzentration kann auch durch optische Anregung erhöht werden<br />

(→ Photoleitfähigkeit, <strong>Solarzelle</strong>) oder durch Injektion in einen pn-Übergang<br />

(→ Gleichrichter, <strong>Solarzelle</strong>, Lumineszenz). In diesen Fällen entfernt man sich vom<br />

thermodynamischen Gleichgewicht und Gleichung (26) gilt nicht mehr.<br />

In Abbildung 8 auf der nächsten Seite zeigen wir schematisch die Ladungsträgerverteilung<br />

in einem n und in einen p dotierten Halbleiter gezeigt. Das Ferminiveau (oder chemische<br />

Potential) liegt bei tiefen Temperaturen zwischen dem Band und dem Dotierniveau und<br />

bewegt sich mit zunehmender Temperatur in Richtung Mitte der Bandlücke.


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 14<br />

Abbildung 8: <strong>Die</strong> schematische Ladungsträgerverteilung in einem n- oder p-dotierten<br />

Halbleiter.<br />

<strong>Die</strong> Lage der Fermienergie E F ist festgelegt durch die absolute Temperatur des Halbleiters<br />

und die Elektronenkonzentration z.B. im Leitungsband gemäß<br />

n =<br />

∫ ∞<br />

E L<br />

D(E)f F D,B (E, E F , T )dE . (27)<br />

Dabei sind D(E) die Zustandsdichte und f die Besetzungswahrscheinlichkeit. Für Elektronen<br />

gilt<br />

1<br />

f = f F D =<br />

. (28)<br />

e (E−E F )<br />

k B T<br />

+ 1<br />

Soweit E F in der Bandlücke liegt, lässt sich Gleichung (28) für die Verteilung der Ladungsträger<br />

in den Bändern durch die Boltzmannstatistik ersetzen.<br />

f = f B =<br />

<strong>Die</strong> Löcherkonzentration ist dann gegeben durch<br />

p =<br />

∫E V<br />

−∞<br />

1<br />

e (E−E F )<br />

k B T<br />

(29)<br />

D(E)(1 − f F D,B (E, E F , T ))dE (30)<br />

wobei im thermodynamischen Gleichgewicht die Fermieenergie E F für Elektronen und<br />

Löcher und die Besetzung der Dotierniveaus in der Lücke das Gleiche ist. Der Energienullpunkt<br />

wurde in (27 − 29) an die Oberkante des Valenzbandes gelegt.


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 15<br />

2.1.4 Der pn-Übergang<br />

Bringen wir nun einen n- und einen p-dotierten Halbleiter in Kontakt, so wird Teilchenaustausch<br />

möglich, d.h. es diffundieren auf Grund des Konzentrationsgradienten Elektronen<br />

aus dem n-Halbleiter in das p-Gebiet und rekombinieren dort mit Löchern und umgekehrt.<br />

Dadurch entsteht eine an Ladungsträgern verarmte Zone. Da die ionisierten Donatoren<br />

und Akzeptoren (D + und A − ) <strong>zur</strong>ückbleiben, entsteht eine elektrische Dipolschicht, in<br />

der ein elektrisches Feld herrscht.<br />

Abbildung 9: Bandstruktur von einem a) p-dotierten und n-dotierten Halbleiter und b)<br />

einem pn-Übergang (aus: Rack 2002 [15]).<br />

<strong>Die</strong>ses elektrische Feld erzeugt eine Potentialstufe der Höhe U diff , die die Diffusionsströme<br />

der Majoritätsträger (d.h. der Elektronen vom n- ins p-Gebiet und der Löcher<br />

vom p- ins n-Gebiet) reduziert, da nur noch Ladungsträger diffundieren können deren<br />

thermische Energie k B T ausreicht, um U diff zu überwinden. Das Ferminiveau stellt sich<br />

bei Teilchenaustausch im thermodynamischen Gleichgewicht räumlich konstant ein. Alle<br />

oben angesprochenen Größen sind in Abbildung 9 schematisch dargestellt.<br />

<strong>Die</strong> Diffusionsströme heißen auch Rekombinationsströme, da die jeweiligen Majoritätsladungsträger<br />

(z.B. die Elektronen im n-Gebiet), die auf die andere Seite diffundieren,<br />

dort schnell mit den vielen Ladungsträgern der anderen Sorte (in diesem Beispiel Löcher<br />

im p-Gebiet) rekombinieren. <strong>Die</strong> sog. Diffusions- (oder Rekombinations-)ströme der Majoritätsträger<br />

addieren sich. Beide Diffusionsströme werden jeweils für sich kompensiert<br />

durch die Feld-(Drift- oder Generations-)ströme, die von den Minoritätsträgern herrühren,<br />

die in das elektrische Feld der Verarmungszone diffundieren und dort beschleunigt werden,


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 16<br />

Abbildung 10: (a) p- und n-Halbleiter, (b) pn-Übergang, (c) Ladungsträgerkonzentration,<br />

(d) Raumladungsdichte ρ, (e) elektrische Feldstärke, (f) elektrisches Potential (modifiziert<br />

aus: Ibach & Lüth 1999 [8]).<br />

ρ<br />

ɛɛ 0<br />

oder die thermisch in der Verarmungszone durch Band-Band-Anregung erzeugt werden.<br />

<strong>Die</strong> Feldströme sind auch bekannt unter dem Namen Driftströme oder Generationsströme,<br />

da die vom elektrischen Feld des pn-Übergangs abgezogenen Minoritätsträger durch thermische<br />

Generation von Elektron-Loch-Paaren wieder nachgeliefert werden müssen. Der<br />

Zusammenhang zwischen Raumladungsdichte (Abbildung 10 (c)), elektrischer Feldstärke<br />

(Abbildung 10 (d)) und elektrischem Potential (Abbildung 10 (e)) folgt aus den Gleichungen<br />

divE ⃗ = und E ⃗ = −gradΦ. Abbildung 10 (c) zeigt die Abnahme der Majoritätsladungsträgerkonzentrationen<br />

im pn-Übergang in logarithmischem Maßstab. Der<br />

symmetrische Kurvenverlauf entspricht der Beziehung np = n 2 i in der Verarmungszone.<br />

An einer Stelle wird n = p = n i erreicht. Der Begriff (Ladungsträger-)Verarmungszone<br />

für den pn-Übergangsbereich wird hier besonders einleuchtend.


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 17<br />

2.1.5 Der pn-Übergang unter Vorspannung<br />

Legt man nun eine Spannung in Durchlassrichtung an (-Pol an n-Gebiet, +Pol an p-<br />

Gebiet), werden Elektronen und Löcher in die Verarmungszone getrieben. <strong>Die</strong>se wird<br />

dadurch schmaler und niederohmiger, die Diode leitet besser. <strong>Die</strong> Potentialstufe von Abbildung<br />

9 auf Seite 15 wird um die angelegte Spannung erniedrigt, die Diffusionsströme<br />

wachsen näherungsweise exponentiell (Boltzmannstatistik), die Feldströme bleiben näherungsweise<br />

konstant.<br />

Legt man eine Spannung in Sperrrichtung an (+Pol an n-Gebiet, -Pol an p-Gebiet), werden<br />

noch mehr Elektronen aus der Verarmungszone abgezogen, die dadurch breiter und noch<br />

hochohmiger wird. <strong>Die</strong> Diode sperrt. <strong>Die</strong> Potentialstufe wird um die angelegte Sperrspannung<br />

erhöht, die Diffusionsströme nehmen exponentiell ab, die Feldströme bleiben<br />

näherungsweise konstant.<br />

Damit ergibt sich in diesem Modell eine Strom- und Spannungskennlinie (Abbildung 11)<br />

( )<br />

I = I S e eU<br />

k B T<br />

− 1 . (31)<br />

Abbildung 11: Diodenkennlinie mit Durchbruch (modifiziert aus: Gavryushin & Zukauskas<br />

2002 [5]).


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 18<br />

Hierbei ist I S der Sättigungssperrstrom. <strong>Die</strong>ser wird umso kleiner, je größer die Bandlücke<br />

des Halbleiters ist. Für hohe Durchlassspannungen wird der Widerstand der Verarmungszone<br />

so klein, dass die exponentielle Kennlinie nach (31) in einen linearen Verlauf übergeht,<br />

der durch die Ohmschen Widerstände der n- und p-Gebiete bestimmt ist. Eine ähnliche<br />

Kennlinie wie (31) erhält man auch an manchen Halbleiter-Metallkontakten. Das sind die<br />

sog. Schottky-Dioden.<br />

Legt man eine Spannung an den pn-Übergang, so befindet er sich nicht mehr im thermodynamischen<br />

Gleichgewicht. <strong>Die</strong> Verteilungen für Elektronen und Löcher in der Verarmungszone<br />

können nicht mehr mit einem gemeinsamen Ferminiveau für beide Ladungsträgersorten<br />

beschrieben werden. Deshalb führt man Quasiferminiveaus E e,h<br />

F<br />

, jeweils für<br />

Elektronen und Löcher ein, die die Verteilung der Ladungsträger in den jeweiligen Bändern<br />

beschreiben. Wird der pn-Übergang in Durchlassrichtung gepolt, liegen die Quasiferminiveaus<br />

in der Verarmungszone näher an den jeweiligen Bändern als im thermodynamischen<br />

Gleichgewicht; bei Polung in Sperrrichtung sind sie weiter davon entfernt. Der energetische<br />

Abstand der Quasiferminiveaus wird als chemisches Potential des Elektron-Loch-<br />

Paarsystems bezeichnet, d.h. µ eh = EF e − Eh F . Im thermodynamischen Gleichgewicht ist<br />

µ eh = 0.<br />

Abbildung 12: Spannung an einen pn-Übergang (aus: Ibach & Lüth 1999 [8]).


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 19<br />

2.2 Grundlagen <strong>Solarzelle</strong><br />

2.2.1 Der Halbleiter unter Lichteinstrahlung<br />

Strahlt man Licht auf einen Halbleiter, so können je nach Photonenenergie ω und<br />

Bandlücke E g verschiedene Effekte auftreten:<br />

Abbildung 13: Wirkung von Lichtquanten unterschiedlicher Energie.<br />

Wenn wir im Moment die Coulombwechselwirkung vernachlässigen, die <strong>zur</strong> Bildung von<br />

Excitonen führt (siehe Versuch Halbleiterspektroskopie), gibt es folgende drei Fälle:<br />

ω < E g oder ω ≥ E g oder sogar ω ≫ E g . (32)<br />

Für ω < E g wird das Lichtquant nicht absorbiert und läuft durch den Halbleiter (siehe<br />

Fall 1 in Abbildung 13). Für ω ≥ E g wird das Lichtquant bei hinreichender Schichtdicke<br />

des Halbleiters absorbiert und erzeugt ein zusätzliches Elektron-Loch-Paar. (Merke:<br />

optische Übergänge in Halbleitern und Isolatoren sind immer Zweiteilchenübergänge, bei<br />

denen entweder ein Elektron und ein Loch erzeugt (Absorption) oder vernichtet werden<br />

(strahlende oder nichtstrahlende Rekombination, siehe Versuch Lumineszenz)). In Abbildung<br />

13 wären das die Fälle 2 und 3. Für ω ≫ E G wird ebenso ein Elektron-Loch-Paar


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 20<br />

erzeugt, aber mit einer großen Überschussenergie ω − E g . <strong>Die</strong>se liegt als kinetische Energie<br />

von Elektronen und Löchern vor und wird bei der Relaxation der Ladungsträger an<br />

die Bandränder als Wärme (d.h. über die Emission von Phononen, siehe Versuch Gitterschwingungen)<br />

an den Halbleiterkristall abgegeben. Aus (32) ergibt sich eine Methode,<br />

den Wert der Bandlücke von Halbleitern grob abzuschätzen. Für E g ≤ 1.8eV werden alle<br />

Photonen des sichtbaren Spektrums absorbiert, d.h. der Halbleiter sieht schwarz glänzend<br />

aus. Für E g ≥ 3.4eV werden alle durchgelassen, der Halbleiter ist farblos und klar durchsichtig.<br />

Für 1.8eV ≤ E g ≥ 3.5eV variiert die Farbe mit zunehmender Bandlücke von<br />

(dunkel-)rot über orange zu (hell-) gelb. <strong>Die</strong> erzeugten Elektron-Loch Paare können nach<br />

Ablauf ihrer mittleren Lebensdauer T l wieder strahlend oder nichtstrahlend rekombinieren,<br />

soweit die Ladungsträger nicht räumlich getrennt werden, wie das in einer <strong>Solarzelle</strong><br />

oder Photodiode der Fall ist. Im ersten Fall wird Lumineszenzlicht mit einer Energie<br />

ω ≤ E g ausgesandt, im zweiten Fall Wärme erzeugt (Klingshirn[11]).<br />

2.2.2 Der pn-Übergang unter Bestrahlung<br />

Abbildung 14: Der pn-Übergang unter Einfluss von Bestrahlung mit ω > E g (aus: Paul<br />

1992 [14]).<br />

In Abbildung 9 auf Seite 15 ist der Bandverlauf in einem pn-Übergang zunächst im thermodynamischen<br />

Gleichgewicht, d.h. E F ist räumlich konstant zu sehen. Unter Einstrahlung<br />

von Photonen mit ω > E g werden zusätzliche Elektron-Loch-Paare erzeugt. Findet der<br />

Absorptionsprozess in der Verarmungszone statt (Abbildung 14), werden Elektron und<br />

Loch schnell räumlich durch das dort herrschende elektrische Feld getrennt. Bei offenen<br />

Klemmen verbleiben die Ladungsträger während ihrer Lebensdauer im n- bzw. p-Gebiet<br />

und bauen die dort herrschenden Raumladungen aus D + bzw. A − ab. Dadurch wird die<br />

Potentialstufe abgebaut (in Abbildung 14 gezeigt). <strong>Die</strong> Abnahme der Potentialstufe wird<br />

als Leerlaufspannung U L an den äußeren Kontakten am pn-Übergang gemessen. Schließt


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 21<br />

man das Bandelement dagegen kurz, so können die räumlich getrennten Ladungsträger<br />

im Außenkreis einen Stromfluss bewirken und sich auf diese Art ausgleichen. Das ist der<br />

so genannte Kurzschlussstrom I K . In diesem Fall ändert sich die Höhe der Potentialstufe<br />

kaum.<br />

Photonen, die außerhalb der Raumladungszone absorbiert werden, erzeugen ebenfalls<br />

Elektron-Loch-Paare. <strong>Die</strong> geringfügige Erhöhung der Majoritätsträgerkonzentration ist<br />

dabei von geringerer Bedeutung, wesentlich ist die Erhöhung der Minoritätsträgerkonzentration<br />

durch die Lichtabsorption, d.h. der Elektronen im p-Gebiet und der Löcher im<br />

n-Gebiet. <strong>Die</strong> zusätzlichen Minoritätsträger können mit Majoritätsträgern wieder (strahlend<br />

und nichtstrahlend) rekombinieren. Dann sind sie für die photoelektrische Energieerzeugung<br />

verloren, oder sie können zu den jeweiligen Kontakten diffundieren, dann tragen<br />

sie ebenfalls nicht <strong>zur</strong> elektrischen Energieerzeugung bei. Man versucht diesen Verlust z.B.<br />

durch eine p + -Dotierung vor dem p-Kontakt zu reduzieren, da die damit verbundene weitere<br />

Potentialstufe das Erreichen des Kontakts für Elektronen erschwert. Schließlich können<br />

die zusätzlichen Minoritätsträger in die Verarmungszone diffundieren. Dort werden sie<br />

vom elektrischen Feld abgezogen und tragen so zu Leerlaufspannung bzw. Kurzschlussstrom<br />

bei.<br />

Sehr viele Halbleiter basieren auf Si (für andere Materialien oder Materialkombinationen<br />

siehe die beiliegende Literatur). Da Si ein indirekter Halbleiter ist (siehe oben), ist die<br />

Eindringtiefe des Sonnenlichtes (oder die Absorptionslänge) relativ groß (typisch 100µm)<br />

im Vergleich <strong>zur</strong> Dicke der Verarmungszone (typisch 1µm). <strong>Die</strong> Absorption außerhalb der<br />

Raumladungszone überwiegt daher stark. Es ist deshalb nötig, möglichst hochwertiges<br />

Si zu verwenden, in dem die Diffusionslänge der Minoritätsträger ebenfalls ca. 100µm erreicht.<br />

Dazu macht man das n-dotierte Gebiet dünn (ca. 10µm) und das p-dotierte Gebiet<br />

dick (ca. 200−300µm), da die Minoritätsträger, d.h. die Elektronen im p-Gebiet, aufgrund<br />

ihrer kleineren effektiven Masse eine höhere Diffusionskonstante haben und daher leichter<br />

die Verarmungszone erreichen als die Löcher (Klingshirn[11]).<br />

2.2.3 <strong>Die</strong> Kennlinie des pn-Übergangs unter Beleuchtung<br />

<strong>Die</strong> Kennlinie des pn-Übergangs unter Bestrahlung ist in Abbildung 15 auf der nächsten<br />

Seite dargestellt. Ohne Bestrahlung entspricht die Kennlinie einfach der eines üblichen pn-<br />

Übergangs. Mit Bestrahlung wächst der Sperrstrom im III. Quadranten und damit auch<br />

der Kurzschlussstrom linear mit der Bestrahlungsstärke. <strong>Die</strong> Strom-Spannungskennlinie<br />

des pn-Übergangs lässt sich im einfachsten Fall durch eine additive Überlagerung des<br />

Kurzschlussstromes I K beschreiben, d.h.<br />

( )<br />

I = I S e eU<br />

βk BT − 1 − I K . (33)


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 22<br />

Abbildung 15: <strong>Die</strong> Kennlinie eines pn-Übergangs mit bzw. ohne Bestrahlung (Photonen<br />

ω > E g ) (aus: Wikipedia 2005 [20]).<br />

Dabei ist 1 ≤ β ≤ 2 der so genannte Idealitätsfaktor. Er gibt an, ob die Absorption der<br />

Photonen mit Band-Band-Übergängen (β → 1) oder mit Störstellen (β → 2) stattfindet.<br />

Im III. Quadranten, d.h. in Sperrrichtung gepolt, verwendet man den pn-Übergang als<br />

Photodiode <strong>zur</strong> Lichtmessung. Auf diese Anwendung soll hier nicht näher eingegangen<br />

werden. Für die Anwendung als <strong>Solarzelle</strong> ist der IV. Quadrant wichtig, der in Abbildung<br />

16 auf der nächsten Seite noch einmal herausgezeichnet ist, zusammen mit der<br />

linearen Kennlinie eines Ohm’schen Lastenwiderstandes R L (Abbildung 17 auf der nächsten<br />

Seite gemäß<br />

U Diode + U L = 0 . (34)<br />

Da I K linear mit der Bestrahlungsstärke wächst, variiert die Leerlaufspannung logarithmisch<br />

aufgrund der exponentiellen Kennlinie (33).<br />

I K ∝ I Licht bzw. U L ∝ lnI Licht (35)<br />

<strong>Die</strong> entnommene elektrische Leistung P = IU entspricht dem Rechteck in Abbildung 16 auf<br />

der nächsten Seite. Sie verschwindet offenbar für die Fälle der offenen Klemmen (da I = 0)<br />

oder des Kurzschlusses (U = 0) und durchläuft mit der Variation von R L , d.h. der Steigung<br />

der Widerstandsgeraden in Abbildung 16 auf der nächsten Seite, ein Maximum. Der<br />

Wert von R L , für den die maximale elektrische Leistung entnommen wird, variiert mit<br />

der Bestrahlungsstärke, d.h. mit I K .


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 23<br />

Abbildung 16: <strong>Die</strong> Kennlinie einer <strong>Solarzelle</strong> im IV. Quadranten (modifiziert aus: Jaeckel<br />

2002 [9]).<br />

Man definiert einen Füllfaktor F F für die Situation maximaler Leistungsentnahme (P max =<br />

U max I max ) gemäß<br />

F F = U maxI max<br />

I K U L<br />

< 1 . (36)<br />

Der F F nähert sich umso mehr dem Idealwert 1 an, je ”<br />

rechteckiger“ die Kennlinie der<br />

Diode ist (Klingshirn[11]). Er ist abhängig von der Leerlaufspannung und ist in guter<br />

Abbildung 17: Schaltung für Gleichung (34).


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 24<br />

Näherung gegeben durch<br />

F F ≈<br />

eU L<br />

− ln( eU L<br />

βk B T βk B<br />

+ 0, 72)<br />

T<br />

eU L<br />

+ 1, 0 (37)<br />

βk B T<br />

und kann in grober Näherung auch als konstant angenommen werden (nach Stone 1993 [18]<br />

und Paul 1992 [14]).<br />

2.2.4 Der Wirkungsgrad der <strong>Solarzelle</strong><br />

Zum Verständnis der pn-<strong>Solarzelle</strong> benötigt man die Bandstruktur des Halbleiters, d.h.<br />

Leitungs- und Valenzband, die durch eine endliche Energielücke getrennt sind. Wir betrachten<br />

nun den Wirkungsgrad in Abhängigkeit von der Breite der Energielücke E g in<br />

Abbildung 18.<br />

Abbildung 18: Abhängigkeit des maximalen Wirkungsgrades von pn-<strong>Solarzelle</strong>n von der<br />

Energielücke (aus: Solarserver 2005 [17]).<br />

Für E g → 0 werden zwar alle einfallenden Photonen absorbiert, d.h. I K wird maximal,<br />

aber die Leerlaufspannung, die nach oben durch E g begrenzt ist (vollständiger Abbau der<br />

Potentialstufe in Abbildung 11 auf Seite 17) geht gegen Null und damit auch der maximale<br />

Wirkungsgrad η.<br />

Für E g → ∞ könnte U L zwar sehr groß werden, aber es werden keine Photonen mehr<br />

absorbiert (siehe Gleichung 32), d.h. I K → 0 und damit ebenfalls η → 0. Zwischen diesen<br />

Grenzwerten durchläuft η(E g ) ein Maximum, das bei etwa 1, 3eV liegt und einen Wert


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 25<br />

um 30% hat. In der Nähe des Maximums liegen z.B. folgende Halbleiter (E g ): Si(1.1eV ),<br />

GaAs(1.4eV ), CdSe(1.8eV ). Das Maximum hat im Idealfall einen Wert um 30%. Mit<br />

hochwertigen (und sehr teuren) <strong>Solarzelle</strong>n erreicht man heute für senkrechte Sonneneinstrahlung<br />

und völlig klarem Himmel (I Sonne ≈ 1kW/m 2 ) Wirkungsgrade bis 25%.<br />

Preiswertere <strong>Solarzelle</strong>n aus polykristallinem Si oder aus anderen Materialien erreichen<br />

Werte um 8% bis 10%. In unseren Breiten beträgt die mittlere eingestrahlte Sonnenlichtleistung<br />

gemittelt über Tag und Nacht und über die verschiedenen Wetterlagen ca.<br />

120W/m 2 (Klingshirn[11]).<br />

2.2.5 Praktischer Aufbau von <strong>Solarzelle</strong>n<br />

Der Querschnitt durch eine Hochleistungssolarzelle aus Si, wie sie auch im Versuch verwendet<br />

wird, ist in Abbildung 19 und Abbildung 20 auf der nächsten Seite dargestellt.<br />

Abbildung 19: schematischer Querschnitt einer <strong>Solarzelle</strong> (nach Würfel (1995)[21]).<br />

Der pn-Übergang besteht aus den oben schon genannten Gründen aus einer dünnen n + -<br />

Schicht, einer dicken p-Schicht, gefolgt von einer dünnen p + -Schicht. <strong>Die</strong> Kontakte auf<br />

der Einfallseite des Lichtes sind als dünne Metallstreifen ausgeführt, um möglichst wenig<br />

Fläche abzuschatten, die aber andererseits hinreichend niederohmig sein müssen, um den<br />

Innenwiderstand nicht unnötig zu erhöhen. Weiterhin müssen sie einen niederohmigen


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZU DEN VERSUCHEN 26<br />

Kontakt zum n + − Si bilden. In Zukunft wird man versuchen, die Kontakte aus transparenten<br />

leitfähigen Oxiden (TCO) herzustellen wie IT O (Indium−tin−oxideIn 1−x Sn x O)<br />

oder ZnO : Al. <strong>Die</strong> Frontseite ist mit einer (Si-)Oxidschicht bedeckt, die einerseits den<br />

Halbleiter schützen und insbesondere die schädliche Oberflächenrekombination reduzieren<br />

und die andererseits durch eine zweckmäßig bestimmte Dicke als Antireflexionsschicht<br />

wirken soll. Zur weiteren Verminderung der Reflexion wird die Oberfläche in Form negativer<br />

Pyramiden ausgeführt (Abbildung 20), da hier das Licht mehrfach reflektiert wird.<br />

Solche <strong>Solarzelle</strong>n sehen besonders ”<br />

schwarz“ aus. Den Rückseitenkontakt könnte man im<br />

Prinzip vollflächig ausführen. Bei hochwertigen <strong>Solarzelle</strong>n verwendet man jedoch streifenförmige<br />

Kontakte und deckt den Rest zum Schutz gegen Oberflächenrekombination mit<br />

Oxid ab. Das soll, zusammen mit dem Übergang p − p + , den Prozentsatz der Elektronen<br />

weiter verringern, der den Rückseitenkontakt anstatt des pn-Übergangs erreicht.<br />

Abbildung 20: Detaillierter Aufbau einer Hochleistungssolarzelle (aus: Green 2002 [6]).<br />

Derzeit versucht man mit Tandemsolarzellen den Wirkungsgrad weiter zu erhöhen. Dazu<br />

absorbiert man zunächst den hoch energetischen Teil des Sonnenspektrums in einer<br />

<strong>Solarzelle</strong> mit großem Bandabstand E g (und erhält eine große Leerlaufspannung), ein weiterer<br />

Teil des Sonnenspektrums wird in einer nachgeschalteten <strong>Solarzelle</strong> mit kleinerem<br />

E g absorbiert. Damit steigen sowohl der Wirkungsgrad als auch die Herstellungskosten<br />

(Klingshirn[11]).


LITERATUR 27<br />

Literatur<br />

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1. Springer - Berlin, Heidelberg, New York.

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