Buch - Lernen im 21. Jahrhundert
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Boden zu berühren und zappelten ungeduldig. Das machte Prinz Aron sehr<br />
wütend. Sein Vater hätte nie so lächerlich ausgesehen, ärgerte er sich. Aber<br />
wo war sein Vater jetzt? Nur nicht darüber nachdenken, befahl er sich mit<br />
eiserner Miene.<br />
Die Minister sollten es ihm büßen, dass er <strong>im</strong>mer noch so klein war.<br />
Gerade stieß er zornig mit seinem Sonnenzepter auf die Armlehne des Throns,<br />
eines prunkvollen hohen Sessels, in dem der Prinz klein und verloren wirkte.<br />
Arons dunkle Augen huschten aufmerksam über die Reihe seiner Minister, so<br />
als vermisse er jemanden.<br />
„Wo ist mein Wunschminister?“, fuhr Prinz Aron die anderen Minister<br />
aufgebracht an. Es war der gereizte Ton, der die Minister nichts Gutes ahnen<br />
ließ. Sie wussten, dass der Prinz einen „Schuldigen“ suchte, an dem er seine<br />
schlechte Laune auslassen konnte. Die einzige Aufgabe des Wunschministers<br />
bestand darin, dem Prinzen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Da<br />
konnte es schon mal vorkommen, dass seine Kräfte aufgezehrt waren und er<br />
sich leer und verbraucht fühlte.<br />
„Er ist erschöpft, ihn plagen Kopfschmerzen“, nahm der Minister für gute<br />
Gedanken ihn in Schutz. „Du willst doch wohl nicht sagen, dass der<br />
Wunschminister krank ist, weil er zuviel arbeiten muss“, regte sich der<br />
Sonnenprinz maßlos auf. „Und wenn hier einer Kopfschmerzen hat, bin ich<br />
das.“<br />
Die Minister grinsten und zuckten die Achseln. „Euch werd ich Respekt<br />
lehren“, drohte Aron und seine Augen funkelten angriffslustig.<br />
Der Prinz sprang vom Thron und schritt nacheinander die Minister ab. Er war<br />
zwar klein aber von hoher Geburt, deshalb glaubte er die Minister von oben<br />
herab behandeln zu können. „Mal sehen, wer mich heute verwöhnen darf“,<br />
überlegte er laut.<br />
Der Minister für gute Gedanken sah ihm fest in die Augen. Sorgfältig strich er<br />
sein langes weißes Gewand glatt, um sich dann genüsslich den Bart zu<br />
kraulen. Man hätte meinen können, die guten Gedanken fühlten sich<br />
gekitzelt und kicherten leise, so als säßen sie <strong>im</strong> Bart und nicht <strong>im</strong> Kopf. Der<br />
Würdenträger hatte alle Hände voll zu tun, denn er dachte von morgens bis<br />
abends darüber nach, die Nubier auf gute Gedanken zu bringen. Zum<br />
Zeichen dafür, dass gute Gedanken der Schlüssel für eine schöne Seele sind,<br />
trug der Minister eine Kette mit goldenen Gedankenfäden um den Hals.<br />
Der Prinz betrachtete ihn lange und sann darüber nach, ob er gute<br />
Gedanken gebrauchen könnte. Ach was, dachte er, ich habe <strong>im</strong>mer<br />
irgendwelche Gedanken. Sie kommen und gehen. Manche bleiben etwas<br />
länger, andere huschen nur vorbei. Ich brauche heute keine guten<br />
Gedanken. Ich habe sowieso schlechte Laune.<br />
Er trat dem Minister für Samt und Seide gegenüber, den wegen seiner<br />
schmalen Lippen ein Hauch von Arroganz umwehte. Dieser Minister war<br />
vornehm von den Haarwurzeln bis in die Zehenspitzen und blickte gleichgültig<br />
in die Luft, als der kleine Prinz vor ihm stand. Er ahnte wohl, dass er sich auf<br />
einen freien Tag freuen durfte. Das Anprobieren von Gewändern, das<br />
Anfühlen von Stoffen, das Drehen und Wenden <strong>im</strong> Sonnenlicht, all das<br />
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