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Seit sie fünf Jahre alt ist, spielt sie Fußball –
Ursula Holl, leidenschaftliche Torhüterin,
Mitglied der deutschen Frauennationalmannschaft
und Weltmeisterin. berufe live sprach
mit ihr über Fußball und Erfolg:
berufe live: Was machst du noch,
außer Fußball spielen?
Ursula Holl: Ich arbeite in einem
kaufmännischen Beruf und beschäftige
mich mit gesunder Ernährung.
berufe live: ... um fit zu sein?
Ursula Holl: Ja, auf jeden Fall.
Dadurch kann ich meine
Leistungsfähigkeit steigern.
berufe live: Fußball ist eher ein
Männersport – wie bist du dazu
gekommen?
Ursula Holl: Die Jungs, mit denen
ich gespielt habe, haben mich mit
auf den Sportplatz genommen. Dort
war gerade Fußballtraining. Es hat
mir gefallen und dann bin ich dabei
geblieben.
berufe live: Warum hast du mit
Jungs gespielt?
Ursula Holl: Da gab es mehr
Action. Ich war schon immer gerne
draußen und bin dreckig nach
Hause gekommen – mit wunden
Knien und schmutzigen Händen.
berufe live: Warst du schon immer
Torhüterin?
Ursula Holl: In den Jugendmannschaften
habe ich in jeder
Position gespielt. Irgendwann war
klar, dass mir das Tor am meisten
liegt.
berufe live: Welche Eigenschaften
braucht eine gute Torfrau?
Ursula Holl: Man braucht eine positive
Ausstrahlung, muss seiner
Mannschaft Sicherheit geben können
und man braucht Ehrgeiz.
berufe live: Wünschst du dir manchmal,
nur noch Fußball zu spielen?
Ursula Holl: Ja schon, aber zurzeit
ist das nicht finanzierbar. Deshalb
mache ich nebenbei eine Weiterbildung.
Wenn ich später eine Zeit
lang nur Fußball spielen will, dann
weiß ich, dass ich wieder im Beruf
Fuß fassen kann.
berufe live: Wie schaffst du es, so vernünftig
zu sein?
Ursula Holl: Ich bin sehr zielstrebig
und verliere nie die Zukunft aus den
Augen.
berufe live: Was macht dich so
erfolgreich?
Ursula Holl: Eigeninitiative und die
Bereitschaft, mich auf Neues einzulassen.
Ich kann nicht erwarten,
wenn ich unter der Woche nicht
trainiere, dass mir dann alles
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Steckbrief
„EIGENINITIATIVE IST
DAS A UND O, DENN GESCHENKT
BEKOMMT NIEMAND WAS.“
zufliegt. Ich bin nur so gut, wie ich
selber auch dafür arbeite. Wenn ich
Energie in meine Ziele stecke, dann
bekomme ich auf jeden Fall etwas
zurück. Eigeninitiative ist das A und
O, denn geschenkt bekommt niemand
was.
berufe live: Wie kann man das lernen?
Ursula Holl: Das ist zum Teil
Veranlagung, aber man braucht
auch Menschen, die einen unterstützen,
die einem helfen, den
Unterschied zwischen einem Ziel
und einem Traum zu erkennen.
berufe live: Was ist der Unterschied
zwischen einem Ziel und einem
Traum?
Ursula Holl: Ein Ziel ist etwas,
womit man kurzfristig Erfolg haben
kann – bei mir zum Beispiel meine
Weiterbildung. Träume liegen weiter
in der Zukunft. Ein Traum wäre,
wenn ich aufgehört habe, Fußball zu
spielen, Karriere zu machen in meinem
Beruf. Wenn ich einen Traum
zu einem Ziel mache, dann erfahre
ich erstmal nur Enttäuschungen.
Deswegen muss man klipp und klar
unterscheiden – was ist ein Traum
und was ist ein Ziel? Und auf Ziele
muss ich hinarbeiten und zwar so,
dass ich kurzfristig ein Erfolgserlebnis
habe.
berufe live: Wie kann das gelingen?
Ursula Holl: Man darf sich nicht
gehen lassen. Wenn man diszipliniert
ist, dann wird man dafür belohnt.
berufe live: Wieso hast du im letzten
Jahr den Verein gewechselt?
Ursula Holl: Ich brauche viel
Spielpraxis, um in der Nationalmannschaft
erfolgreich zu sein –
Ursula Holl
Geboren: 26.6.1982 in Würzburg
Vereine: 1. FFC Frankfurt, seit 2007
SC 07 Bad Neuenahr
Position: Torfrau
TITEL
2002/
2003/2006 DFB-Pokal-Siegerin
Deutsche Meisterin
2002/2006 UEFA-Women’s-
Cupsiegerin
2005 Europameisterin
2006 Nordic-Cup-
Siegerin
2007 Weltmeisterin
MOTTO
Wenn dir das Leben eine Zitrone
schenkt, dann mache Limonade
daraus!
und die bekomme ich beim SC 07
Bad Neuenahr.
berufe live: Was hat dich motiviert?
Ursula Holl: Ich wollte mich sportlich
weiterentwickeln. Ich bin immer
wieder auf der Suche nach neuen
Herausforderungen. Nur wenn ich
immer wieder neu an die Grenze
gehe, kann ich auch über die Grenze
hinauskommen.
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