Warum Esperanto in Europa keine Chance hat - Plansprachen.ch
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e<strong>in</strong>heitli<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>gebrau<strong>ch</strong> gewährleisten soll. Standardisierte Term<strong>in</strong>ologie- und<br />
Textmusterdatenbanken vere<strong>in</strong>fa<strong>ch</strong>en und vere<strong>in</strong>heitli<strong>ch</strong>en die Kommunikation, heisst es, ohne den<br />
Anspru<strong>ch</strong> auf Vielspra<strong>ch</strong>igkeit aufgeben zu müssen, und tragen dazu bei, Kommunikation auf EUeuropäis<strong>ch</strong>er<br />
Ebene überhaupt erst mögli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en. Sol<strong>ch</strong>e EU-Term<strong>in</strong>ologiedatenbanken sollen<br />
künftig mehr no<strong>ch</strong> als bisher dur<strong>ch</strong> elektronis<strong>ch</strong>e ‚Translation Memories’ ergänzt werden. Diese<br />
Datenbanken sollen die Übersetzer bei der Aufgabe unterstützen, wiederkehrende, stets glei<strong>ch</strong>lautende<br />
Textsegmente und Verwaltungsdokumente zu erkennen und immer glei<strong>ch</strong> <strong>in</strong> die Zielspra<strong>ch</strong>e zu<br />
übertragen. 5<br />
Die ersten s<strong>ch</strong>ul-, lern- und spra<strong>ch</strong>enverbreitungspolitis<strong>ch</strong> relevanten Programme hiessen<br />
Comenius, Erasmus, Grundtvig, M<strong>in</strong>erva. Diese Programme liefen bis Ende 2006 unter dem Titel<br />
Sokrates weiter. 6 Diese Fremdspra<strong>ch</strong>enprogramme umfassen ausser den offiziellen EU-Amtsspra<strong>ch</strong>en<br />
au<strong>ch</strong> Letzeburgis<strong>ch</strong> (bzw. Lëtzebuerges<strong>ch</strong>, Luxemburgis<strong>ch</strong>), ni<strong>ch</strong>t aber sonstige<br />
M<strong>in</strong>derheitenspra<strong>ch</strong>en. Die Förderungsberei<strong>ch</strong>e dieser Programme bezwecken vor allem die<br />
transnationale Zusammenarbeit im s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en und universitären Berei<strong>ch</strong>. Um die faktis<strong>ch</strong>en Vorteile<br />
des Englis<strong>ch</strong>en und Französis<strong>ch</strong>en auszuglei<strong>ch</strong>en, sah das Programm Sokrates vor, kle<strong>in</strong>ere Spra<strong>ch</strong>en<br />
besonders zu fördern. Allerd<strong>in</strong>gs ist nirgendwo festgelegt, dur<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>e Massnahmen die weniger<br />
verbreiteten Unionsspra<strong>ch</strong>en besonders unterstützt werden sollen, es bleibt also bislang bei der<br />
Absi<strong>ch</strong>tserklärung.<br />
Andreas Künzli<br />
Sandra Nissl: Die Spra<strong>ch</strong>enfrage <strong>in</strong> der Europäis<strong>ch</strong>en Union. Mögli<strong>ch</strong>keiten und<br />
Grenzen e<strong>in</strong>er Spra<strong>ch</strong>enpolitik für <strong>Europa</strong>. Herbert Utz Verlag Mün<strong>ch</strong>en 2011. 331 S. 7<br />
Im Allgeme<strong>in</strong>en gilt die Vere<strong>in</strong>igung der europäis<strong>ch</strong>en Staaten zur Europäis<strong>ch</strong>en Union (EU) als<br />
Erfolgsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, so au<strong>ch</strong> für Sandra Nissl, e<strong>in</strong>er Autor<strong>in</strong> aus Bad Tölz, die <strong>in</strong> Mün<strong>ch</strong>en Romanis<strong>ch</strong>e<br />
Philologie, Politis<strong>ch</strong>e Wissens<strong>ch</strong>aft und Europäis<strong>ch</strong>e Ethnologie studierte und e<strong>in</strong>ige<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsaufenthalte <strong>in</strong> Belgien, Spanien, Namibia und <strong>in</strong> den USA absolvierte. Ihre Dissertation<br />
war der Spra<strong>ch</strong>enfrage <strong>in</strong> der EU gewidmet, <strong>in</strong> der Me<strong>in</strong>ung, dass ohne Spra<strong>ch</strong>en Kommunikation und<br />
Koexistenz unmögli<strong>ch</strong> wären, besonders <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geographis<strong>ch</strong>en Raum wie <strong>Europa</strong>, der von vielen<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Völkern besiedelt wird. Die aktuelle Situation <strong>in</strong> der EU sei dadur<strong>ch</strong> gekennzei<strong>ch</strong>net,<br />
dass Vielspra<strong>ch</strong>igkeit dur<strong>ch</strong>aus als Konfliktherd gesehen wird. Genannt werden immer wieder die<br />
enorm hohen Kosten der Dolmets<strong>ch</strong>erdienste, die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Behandlung der Spra<strong>ch</strong>en (so die<br />
Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en Amts- und Arbeitsspra<strong>ch</strong>en) oder die unklare Politik gegenüber Regional- und<br />
M<strong>in</strong>derheitenspra<strong>ch</strong>en. Ke<strong>in</strong>e andere <strong>in</strong>ternationale Organisation der Welt verwendet so viele Amtsund<br />
Arbeitsspra<strong>ch</strong>en wie die EU – zurzeit beläuft si<strong>ch</strong> die Zahl offizieller Amts- und Arbeitsspra<strong>ch</strong>en<br />
auf 23 (Katalanis<strong>ch</strong>, Baskis<strong>ch</strong> und Galizis<strong>ch</strong> sowie Letzeburgis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t e<strong>in</strong>ges<strong>ch</strong>lossen) bei 27<br />
Mitgliedstaaten, die rund 500 Millionen Mens<strong>ch</strong>en umfassen. Daher spielt <strong>in</strong> der EU die Übersetzung<br />
e<strong>in</strong>e zentrale Rolle, denn ohne sie fände <strong>in</strong> der EU ke<strong>in</strong>e Kommunikation statt. Dabei kommt man<br />
ohne te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Hilfsmittel wie umfangrei<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>datenbanken (Euramis, Systran, IATE) ni<strong>ch</strong>t aus.<br />
Im Jahr 2008 wurden über 1,8 Millionen Seiten übersetzt. Koord<strong>in</strong>iert wird der Übersetzungsdienst<br />
dur<strong>ch</strong> die Generaldirektion Übersetzung der EU, die rund 1750 fest angestellte und 600 freie<br />
5 EU-Datenbanken na<strong>ch</strong> Themen s. http://europa.eu/documentation/order-publications/databasessubject/<strong>in</strong>dex_de.htm.<br />
6 Das Sokrates-Programm wurde <strong>in</strong>zwis<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong> das ‚Programm für Lebenslanges Lernen’ ersetzt.<br />
7 Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis s. http://www.utzverlag.de/bue<strong>ch</strong>er/44078dbl.pdf.<br />
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