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Christophorus 308
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Text
Johannes Schweikle
Fotografie
Tom Krausz
Klassiker unter sich: Mit dem 911 Targa geht es nach Glyndebourne,
zum Opernfestival auf der grünen Wiese
Lifestyle
Very british
Die jährlichen Opernfestspiele von Mai bis Ende August im englischen
Glyndebourne erzählen viel von britischer Lebensart. Eine Fahrt mit dem
911 Targa zu dem Ort, an dem Traditionen stilvoll gepflegt werden.
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Ouvertüre. Die Fachwerkhäuser des englischen Städtchens
Lewes liegen im Schatten einer Burg. Heinrich VIII. hat sie
seiner vierten Frau als Abfindung überlassen, als er sich von ihr
scheiden ließ. Das war 1541. Heute ist die Burg eine Ruine,
doch Geschichte bleibt hier in Südengland stets lebendig. Zur
stilvollen Kulisse passt der Herr, den wir an der kleinen Tankstelle
von Lewes treffen. Er trägt schwarze Fliege und weißes
Biesenhemd, schwarze Smokinghose und glänzende Lackschuhe.
Unser Porsche 911 Targa weckt seine Aufmerksamkeit.
Sie fahren wohl auch nach Glyndebourne? Ein Leuchten geht
über sein straffes Gesicht:„Oh yes, I do.“
Glyndebourne liegt sieben Kilometer östlich von Lewes, nur
drei Hügel von der Kanalküste entfernt. Hier steht das Herrenhaus
des Großgrundbesitzers John Christie (1882–1962). Im
Sommer pilgerte er immer auf den Kontinent zu den Festspielen
nach Bayreuth und Salzburg. Regelmäßig lud er Freunde zu
Konzerten in seinen Salon. Als er hierfür eine Sopranistin engagierte,
eine gewisse Audrey Mildmay, nahm sein Leben eine
Wende. Mister Christie heiratete die Sängerin und gab bald
darauf Anlass zu ernster Sorge: Er wolle eine Bühne bauen, verkündete
der stolze Ehemann, auf der seine Frau Opern singen
könne. Er träumte von einem kleinen Orchestergraben, bis
seine Frau resolut wurde:„John,wenn du so viel Geld ausgeben
willst, dann mach’s um Himmels willen richtig!“
Diner for all: Zum vollendeten Kunstgenuss gehört in
Glyndebourne das Picknick
Standfest: Unweit der Büste des Gründers John Christie genießen
die Besucher von Glyndebourne alljährlich das ungewöhnliche Ambiente
Am 28. Mai 1934 hob sich in Glyndebourne zum ersten Mal
der Vorhang. Gegeben wurde „Die Hochzeit des Figaro“ von
Mozart, Audrey Mildmay sang die Susanna. Zur zweiten Vorstellung
kamen 54 Besucher.
Erster Akt. Zwei Stunden vor dem ersten Takt breitet Anne
Petts eine Decke mit blaugrünem Schottenkaro auf dem Rasen
aus. Ihre Freundin holt silberne Kelche aus dem Picknickkorb,
ihr Freund Brian öffnet den Champagner. Die Platte mit dem
schottischen Räucherlachs ist so dimensioniert, dass sie für die
Sechserrunde reichen sollte. Die halbierten Zitronen sind zum
eleganteren Auspressen in Netzchen gepackt. Anne Petts trägt
ein bodenlanges Seidenkleid, die Herren gruppieren sich im
Smoking um den eigens mitgebrachten Margeritenstrauß.
Die Herrschaften sind aus London gekommen, knapp zwei
Stunden sind sie gefahren. „Wir haben um Karten für alle sechs
Opern in diesem Sommer angefragt“, sagt Misses Petts, „und
für diese eine haben wir welche bekommen.“ Im letzten Sommer
waren alle 76 Vorstellungen ausverkauft.
Der moderne Rundbau bietet 1200 Sitzplätze. Dank des roten
Backsteins passt er sich harmonisch an das alte Herrenhaus an,
dessen Mauern mit Rosen und Ranken bewachsen sind. Nur
die hohe Stahlkonstruktion des Bühnenhauses überragt diese
ländliche Idylle. Hinter dem Seerosenteich grasen Schafe, wilde
Wiesen gehen in Blumenrabatten und penibel gepflegten Rasen
über. Apfelbäume stehen neben Exoten aus den Tropen. Die
Hecken sind akkurat gestutzt, milde Sonne lässt Ziergräser
golden schimmern, entspanntes Lachen weht von den Picknickgruppen
zur Bronzeskulptur von Henry Moore herüber.
Kurz vor 16 Uhr singt Figaro sein erstes Duett mit Susanna.
Zweiter Akt.„Glyndebourne spielt in einer Liga mit Ascot und
Wimbledon“, sagt Peter Crome, „es gehört als gesellschaftliches
Ereignis zur Sommersaison von London.“ Die Opernfestspiele
haben genauso ihren Platz im Kalender der Society wie die Ruderregatta
von Henley an der Themse. Crome leitet das Hotel
Chewton Glen, weiter westlich gelegen. „Wir Engländer sind
stolz auf unsere Traditionen, wir lieben die Kontinuität, und es
macht uns glücklich, die Vergangenheit zu konservieren.“ Als
Hotelier bedient Crome dieses Bedürfnis gerne: Der Kern des
Countryhouse-Hotels geht auf das 18. Jahrhundert zurück.
Die Bar mit offenem Kamin erinnert an einen traditionellen
Club. In den Regalen stehen ledergebundene Folianten. Die
Anbauten aus den 90er Jahren hat der Direktor mit alten Dachziegeln
decken lassen, die er bei einem Abbruchunternehmen
gekauft hat, weil neue Dachpfannen nie diesen patinierten
Charme ausstrahlen würden.
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Die Opernsaison in Glyndebourne geht von Mai bis Ende
August; nur wer frühzeitig bucht, hat Chancen auf Karten.
Adresse: Glyndebourne Box Office,
PO Box 2624, Lewes, East Sussex, BN8 5UW, England;
Telefon: +44-12 73-81 38 13; Fax: +44-12 73-81 46 86
Internet: www.glyndebourne.com
Programm 2004:
„Die Zauberflöte“ von Mozart,
„Pelléas et Mélisande“ von Debussy,
„Rodelinda“ von Händel,
„The Miserly Knight ⁄ Gianni Schicchi“ von
Rachmaninow ⁄ Puccini,
„Carmen“ von Bizet,
„Jenufa“ von Jan˘ǎcek
Northampton
Oxford
Luton
Themse
Cambridge
London
Ipswich
Colchester
Harwich
Chelmsford
Southend-on-Sea
Henley
Windsor
Maidstone Canterbury
Guildford
Taunton Salisbury
Dover
Southampton Glyndebourne
Lewes
Chewton Portsmouth
Hastings
Dorchester Glen
Brighton Eastbourne
Beachy
Poole Bournemouth
Isle of Wight
Head
Weymouth
0 100 km
D E R K A N A L
Grafik: RWS
Anreise:
Von London sind es mit dem Auto etwa
eineinhalb Stunden; zu jeder Aufführung fährt auch ein
Sonderzug ab Victoria Station.
Das Hotel Chewton Glen liegt zwischen
Bournemouth und Southampton in einem 52 Hektar großen
Park mit 9-Loch-Golfplatz.
Adresse: Chewton Glen, New Milton,
Hampshire, BH25 6QS, England;
Telefon: +44-14 25-27 53 41; Fax: +44-14 25-27 23 10
Internet: www.chewtonglen.com
Information
Park(en) erlaubt: Das Hotel Chewton Glen (oben) verbreitet
typisch britisches Flair
Weitsicht: Der Targa garantiert
stimmungsvolle Ausblicke
Manche Gäste lassen sich mit dem Hubschrauber einfliegen.
Die Anfahrt mit dem 911 Targa ist erdverbundener und lässt
dank des mehr als 1,5 Quadratmeter großen Glasdaches dennoch
genügend Perspektiven nach oben. Der Blick weitet sich.
Neben der Hotelterrasse gibt es einen äußerst penibel gepflegten
Croquet-Rasen. Der hoteleigene Golfplatz schließt sich an,
Wald und Teiche runden den Park ab, in dem sechs Gärtner die
opulente Blütenpracht der Rosen zum Leuchten bringen.
„Gärtnern ist auch so eine englische Tradition“, sagt Peter
Crome versonnen lächelnd, und wer im Sommer durch den
Süden der Insel fährt, muss ihm Recht geben. Schmale Straßen
verbinden die Dörfer, rechts und links von Hecken begrenzt,
die zu grünen Wänden gestutzt sind. Der Halt mit dem Targa
an einem der alten Pubs garantiert einen anregenden Plausch.
Die reizvolle Mischung von Natur und Kultur wird zu einem
Erlebnis: hier Gärten und Burgen, dort die schroffen Kreideklippen,
die bei Beachy Head 160 Meter senkrecht ins Meer abfallen.
Oder der Wald, der New Forest heißt, obwohl Wilhelm
der Eroberer vor fast tausend Jahren schon in ihm gejagt hat.
Dort leben Herdenwilder Pferde, die sich auch dann nicht beim
Grasen am Straßenrand stören lassen, wenn ein roter Targa
vorbeifährt.
An den Park von Glyndebourne hat Peter Crome freilich zwiespältige
Erinnerungen. Um seine Begleitung zu beeindrucken,
hat er sein Picknick bei einem Sternekoch in London bestellt.
Wie es sich gehört, installierte er das kulinarische Wunderwerk
vor Beginn der Vorstellung auf dem Rasen. In der Pause nach
dem zweiten Akt, die 80 Minuten dauert, freute sich Mr. Crome
mit gesundem Appetit auf die Kanapees. Aber die bewegten
sich mittlerweile von alleine, getragen von fleißigen Ameisen.
„Nur die Erdbeeren waren noch zu retten.“
Dritter Akt – eine Rückblende. Fritz Busch aus Dresden war
der erste Dirigent in Glyndebourne. Sein Engagement war ein
Wagnis, hielten doch viele die Oper neben der Schafweide für
eine Schnapsidee. Sie täuschten sich: Ab der vierten Vorstellung
waren sämtliche 300 Plätze ausverkauft. Die erste Spielzeit
dauerte zwei Wochen, 1935 folgte die zweite. Nach dem Krieg
vergrößerte John Christie sein Opernhaus auf 800 Plätze, und als auch diese
nicht mehr ausreichten, entschlossen sich seine Nachfolger zu einem Neubau.
1994 wurde das neue Opernhaus eingeweiht, und dem Architekten war ein
Wunder gelungen: Trotz seiner 1200 Plätze wirkt der Zuschauerraum intim,
helles Holz aus hundert Jahre alter Pitchpine gibt ihm eine zurückhaltend
gediegene Aura. Auf der Bühne standen schon Weltstars wie Montserrat
Caballé und Luciano Pavarotti.
Finale. Susanna singt untermalt vom London Philharmonic Orchestra ihr
Liebeslied.Weiße Gazeschleier entrücken die Szene in träumerische Sphären.
Hinterher urteilt Anne Petts: „Hier in Glyndebourne ist die Oper ein Lifestyle.“
Nach dem Finale ploppen vor dem Herrenhaus noch einmal Champagnerkorken.
Auf den Picknicktischen brennen Windlichter. Ein Chauffeur wartet,
die Schirmmütze unter den Arm geklemmt. Hinter den Kastanien startet ein
Hubschrauber. Das Sextett auf der Schottendecke versichert sich gegenseitig:
„It’s a nice summer evening, isn’t it?“Anne Petts sagt: „Den ganzen Winter
habe ich mich auf diesen Abend gefreut.“
B