Download PDF / 809 KB - Porsche
Download PDF / 809 KB - Porsche
Download PDF / 809 KB - Porsche
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Seite 24
Christophorus 308
Christophorus 308
Seite 25
Text
Michael Browning
Fotografie
Peter Watkins ⁄ Split Image
Fahren
Nur Mut
Wer Lust darauf hat, sich und seinen Cayenne einer Mut-Probe zu unterziehen, ist im
High Country richtig. Die Fahrt durch das eindrucksvollste australische Gebirge
verlangt im Land der Goldgräber auch heute noch echte Pionier-Taten – hinter dem
Steuer. Der Cayenne hat seinen Claim abgesteckt.
Seite 26
Christophorus 308
Christophorus 308
Seite 27
Ein schöner Bergrücken kann entzücken: Spektakuläres Auf
und Ab im High Country des Bundesstaates Victoria
Augen-Weide: Die zusammen 790 PS der beiden Cayenne
treffen auf zwei natürliche Pferdestärken
In schiefen, aber zweifellos leidenschaftlich gemalten Buchstaben
steht es auf dem Schild: Ein irdisches Paradies. Während
wir mit unseren Cayenne auf Wolkenhöhe über eine ockerfarbene
Schneise kurz unterhalb der Gipfel der Alpen Victorias
hinweggleiten, können wir dem kaum widersprechen. Umgeben
von majestätischen blauen Gipfeln und Tälern fühlen wir
uns dieser einschüchternden, spektakulären Umgebung gegenüber
gleichermaßen als Eroberer und Ausgesetzte.
Wir befinden uns in Australiens High Country, der Heimat der
legendären australischen Berg-Cowboys, den Mountain Cattlemen.
Diese Pioniere wurden Mitte des 19. Jahrhunderts Viehzüchter,
als Glücksjäger von überall auf der Welt nach Victoria
strömten, um Gold und ein besseres Leben zu suchen. Auch
heute noch dominieren die Berg-Cowboys das Leben im High
Country. Obwohl sie noch immer im Dezember ihre Tiere aus
den Tälern für den Sommer in die Berge treiben und sie im April
mit dem ersten Schneefall wieder herunter bringen, schwindet
ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von der Viehzucht ständig.
Die Größe der Herden ist beschränkt, insgesamt genießen nur
noch etwa 6000 Tiere die jährliche Reise in die Berge, und das
saftige Gras dort.
Die Berge sind deshalb aber nicht völlig vereinsamt.Während
die Zahl der Cowboys zurückgeht, wächst die Zahl einer
neuen Art von Abenteurern. Statt auf fügsamen Bergpferden,
mit charakteristischen Ölkleidern und breitkrempigen Hüten
kommen diese neuen Herren der Gebirgswelt mit Geländewagen
über die schwindelerregenden, oft rauen Bergwege, die
zu den verlassenen Minen, Grenzorten und Heimstätten der
ersten Siedler führen. Der Cayenne ist wie gemacht für die
landschaftlichen Gegebenheiten des High Country, in denen er
alle seine Stärken voll zur Geltung bringen kann. Er verfügt
über genügend Raum, um eine ganze Familie oder eine Gruppe
von Freunden bequem und sicher aus der Stadt in die herrliche
Einsamkeit zu transportieren. Andererseits hat er auch die
Beweglichkeit und Stärke eines Bergpferds, um mit allen natürlichen
Hindernissen fertig zu werden.
In nur 90 Minuten Fahrzeit hat man die Geschäftigkeit der
Metropole Melbourne hinter sich gelassen. Die Saison für das
High Country beginnt am Donnerstag vor dem Pferderennen
um den Melbourne Cup Anfang November und endet an dem
Wochenende Anfang Juni, an dem traditionell der Geburtstag
der Queen gefeiert wird. Dazwischen bietet eine Tour in das
eindrucksvollste australische Gebirge auch für Geländewagen-
Anfänger eine Vielzahl von aufregenden Möglichkeiten, das
Abenteuer zu suchen. Das Fahren im offenen Gelände hat freilich
so wenig mit den alltäglichen, aus der Stadt gewohnten
Fahrweisen zu tun, dass Unerfahrene zunächst erst einmal eingeschüchtert
werden. Aber es käme einem Verbrechen gleich, es
in diesem bergigen Wunderland nicht wenigstens zu versuchen.
Nur Mut!
Mansfield, das am Fuße von Victorias nordöstlicher Gebirgsregion
liegt, bietet sich als Ausgangspunkt für die Erkundung
diesen Teils des High Country an. Viele australische Porsche-
Besitzer kennen die hübsche lebhafte Stadt als das Tor zum
Wintersportort Mount Buller im gleichnamigen Nationalpark.
Der Cayenne erlaubt es, kurz vor dem Parkeingang auf die
unbefestigte Mount-Stirling-Rundstraße abzubiegen. Sobald
die ersten Steigungen erklommen sind, befinden wir uns im
Reich der Cattlemen. GanzeWälder von rötlichen Eukalyptusbäumen
und farnartigen Gewächsen säumen den Weg hinauf
zu Grasflächen, wo Herden wohl genährter Kühe ihre idyllischen
Sommerferien genießen.
A
Seite 28
Christophorus 308
Christophorus 308
Seite 29
Nicht selten begegnet man hier oben authentischen Berg-Cowboys.
Statt Rinder auf neue Weideplätze zu treiben, führen sie
heute zumeist Touristen auf Reittouren. Bruce McCormack ist
in fünfter Generation Australier. Seine Familie, die ursprünglich
aus Tipperary in Irland stammt, war eine der ersten, die
sich 1866 in der Region niederließ. Wie viele der frühen Siedler
kamen sie, um die schnell wachsende Gemeinschaft von Minenarbeitern
mit Rind- und Hammelfleisch zu versorgen. Noch
heute sind die McCormacks Farmer mit 440 Hektar Land
und etwa 250 Rindern. Bruce und seine Frau Debra können
nur dank zusätzlicher Einnahmequellen überleben. Besonders
prekär war die Situation, als nach den verheerenden Buschfeuern
2003 nur noch 14 Familien im Country ihre Weiderechte
behalten konnten. Eine willkommene Zusatzeinnahme
waren die Nebenrollen des Familienoberhauptes in den beiden
Folgen des Filmes „Man from Snowy River“. Den Kinostreifen
folgte eine wahre Flut von Touristen, die das Erbe der Pionierzeit
erkunden wollten. Bis heute ist dieses Interesse ungebrochen.
Natürlich gibt es noch viele andere lohnende Ziele neben der
Region um den Mount Stirling. Wir steuern unsere Cayenne
deshalb auf die südlich gelegenen wilden Bergketten und Hoch-
Schluchtenflitzer: Ein Cayenne im Konvoi der
berühmten Mountain Cattlemen
ebenen der victorianischen Alpen zu. Ein Allrad-Paradies, zu
dem das verschlafene Städtchen Dargo ein idealer Ausgangspunkt
ist. Stolz nennt der Ort ein historisches Hotel, einen Gemischtwarenladen,
ein Motel und eine Weinkellerei sein Eigen.
Die Menschen in der Gegend leben heute hauptsächlich von
der Walnuss-Ernte. Die Boom-Zeiten aber liegen weit zurück:
Im Jahr 1860 wurde im Crooked River Gold gefunden, innerhalb
weniger Jahre wurden Hunderte reichhaltiger Goldadern
entdeckt. Die goldenen Zeiten sind längst verblasst, auch bei
Talbotville erinnert nichts mehr an die belebte Siedlung, die einmal
mehr als 2000 Einwohner und fast 200 Kneipen und Bars
zählte. Der Ort, an drei Seiten vom Fluss begrenzt, bietet sich
heute als hervorragender, grasiger und ruhiger Lagerplatz an.
Wie gut der Name „gekrümmter Fluss“ gewählt ist, zeigt sich,
wenn man ihm stromaufwärts in Richtung des verlassenen
Bergwerks Good Hope folgt: 24 Mal muss man auf dem kaum
acht Kilometer langen Weg das steinige Flussbett überqueren.
Ein Glück also, dass sich der Cayenne auch zum Wassersport
eignet. Das höhenvariable Porsche Active Suspension System
(PASM) sorgt in stehenden Gewässern bis zu einer Wasserhöhe
von 550 mm für die Abdichtung. Die Überquerung des
Crooked River kommt eher einer schnellen Autowäsche gleich
– bei der man zusätzlich die Aussicht genießen kann. Das
System ist Teil der Standardausstattung des Turbos und kann
beim Cayenne S nachgerüstet werden. Manche der Ufer fallen
sehr steil ab, doch auch das ist für einen Cayenne mit seinem
geringen Wendekreis und den zentral und hinten zuschaltbaren
Differentialsperren kein Hindernis.
Nebel des Schauens: Der Cayenne fährt
mit leuchtendem Beispiel voran
Schwimm-Abzeichen: Der Crooked River verlangt der
Cayenne-Flotte viel ab, aber sie hält dicht
Unter einem Hut: Bruce McCormack (rechts) übersetzt
die Familientradition in die Moderne
Wenn man sich am Fluss bei Talbotville erstmal satt gesehen
hat, kann man eigentlich nur noch eine Richtung einschlagen:
In die Berge hinauf! DerWeg erscheint zunächst zu steil, um ihn
überhaupt befahren zu können. Es gibt fast keinerlei Möglichkeit,
anzuhalten, bevor das obere Ende des Wegs erreicht ist,
dafür aber lose Felsbrocken und fast senkrecht aufragende Abhänge.
Unsere beiden Cayenne aber verfügen über das Porsche
Traction Management (PTM), das die einzelnen Räder mit der
jeweils optimalen Zugkraft versorgt. Dank der Hill-Holder-
Funktion können wir sogar ausgerechnet auf der steilsten Stelle
des Anstiegs stoppen, um ein merkwürdig aussehendes Felskänguruh
mit schwarzem Gesicht zu fotografieren. Der Wagen
steht felsenfest, wortwörtlich.
Die Cynthia Ridge Road führt uns zunächst spektakulär über
einen langen Bergrücken, vom dem aus wir die alles überragende
Pinnacle-Felsformationen samt Aussichtsturm bestaunen
können, von dem aus nach Buschfeuern Ausschau gehalten
wird. Später fahren wir, es scheint fast vertikal bergab zu gehen,
ins Flusstal von Wonnangatta mit seinen weiten Grasflächen
hinab. Obwohl der Weg steil ist, bleiben wir fast sorglos.Wir
hatten nämlich zuvor auf der selben Strecke schon einen noch
gefährlicheren und felsigeren Abhang überwunden, den Billy
Goat Bluff Track. Nach diesem Abhang hat das Wort steil eine
ganz neue Bedeutung für uns.
Beim Bergab-Fahren hat das Bremsmoment des Cayenne-
Motors wegen der niedrigen Übersetzung von 2,7 zu 1 im
niedrigen Gang eine Wirkung wie sonst nur die besten allradangetriebenen
Dieselfahrzeuge. Gleichzeitig überprüft das
Porsche Stability Management (PSM) ständig, dass der Wagen A
Seite 30
Christophorus 308
Christophorus 308
Seite 31
Heiß gemacht: Lagerfeuer, nicht bloß
der Romantik wegen
Gestatten, Ihre Majestät: Die gigantischen Stringybark-
Eukalyptusbäume sind die Wahrzeichen des High Country
Nass gemacht: Der Fluss der Goldgräber
wird zur Waschstraße
nicht vom eingeschlagenen Weg abkommt. Die Bremse an
jedem einzelnen Rad wird individuell kontrolliert und dosiert,
um das Ausbrechen des Wagens beim Bergab-Fahren zu verhindern.
Einen Abhang hinunterzufahren, der zu steil wäre,
um aufrecht zu stehen, ohne selbst auf gefährlichem losem
Geröll das Bremspedal zu berühren, ruft gemischte Gefühle
hervor. Es ist gleichzeitig unheimlich wie beruhigend. Ergo:
Unheimlich beruhigend.
Wonnangatta ist ein Mekka für Reisende mit Geländewagen,
die sich auf die Suche nach dem ursprünglichen Leben der
Pioniere gemacht haben. Nur ein Friedhof, Obstbäume und
ein atemberaubend schöner Ulmenwald erinnern heute noch an
die wechselhafte Geschichte des Ortes, die wegen eines Skandals
und ungelöster Mordfälle aus dem Jahr 1917 Besucher bis
heute fasziniert.
Besondere Orte zu verlassen ist nie einfach, im Fall von Wonnangatta
stimmt das sogar im doppelten Sinne. Als nämlich der
raue, steinige und erbarmungslos steile Zeka-Bergweg angelegt
wurde, hat offensichtlich niemand einen Gedanken an
Schnelligkeit oder Bequemlichkeit verloren. Wenigstens wird
durch den Cayenne die physische Tortur erträglich. Die auf
dem Rücksitz sitzenden Mitreisenden lächelten sogar während
des gesamten langen und quälenden Aufstiegs.
A
Seite 32
Christophorus 308
Murray River
Hay Narrandera
Wagga
Wagga
New South Wales
Echuca
Wodonga
Bendigo
Mt. Kosciusko
Mansfield Mt. Buller
Victoria
Talbotville
Licola Dargo
Melbourne
Ballarat
Heyfield
Geelong
Wonnangatta
River
River
Snowy
Canberra
Wollongong
Sydney
TASMANSEE
Grafik: RWS
0 300 km
Wegweisend: Das Team von Porsche Cars Australia hat sich
seine eigene Route ausgearbeitet
Information
Schließlich erreichen wir die unbefestigte, aber schnell zu befahrende
Piste, die die Howitt-Hochebene durchquert. Nach
dem 1600 Meter hoch gelegenen Flugplatz von Snowy Plains
führt die Strecke uns zum Endpunkt unseres Bergabenteuers
ins ehemalige Goldgräber-Zentrum Licola hinab. Im Gegensatz
zu den meisten überall einsatzfähigen Geländewagen hört
der Spaß aber nicht in dem Moment auf, wenn man wieder auf
Asphalt fährt.
Unsere Cayenne, die gerade erst über steinige Bergwege geklettert
waren und Flüsse durchwatet hatten, zeigten jetzt noch
eine andere Seite ihrer Persönlichkeit. Auf der wunderbar geschwungenen
abschüssigen Straße, die Licola mit dem Holzverschiffungshafen
in Heyfield verbindet, brummten die beiden
4,5-Liter-V8-Motoren im Gleichklang.
Reiten im High Country:
McCormack’s Mountain Valley Trail Rides
www.mountainvalleytrailrides.com
High Country Horses
www.highcountryhorses.com.au
Alpine National Park:
www.parkweb.vic.gov.au (Link „Alpine National Park“)
Landkarten der Region:
www.feathertopmapping.biz
Ein letzter Gruß der Sportwagen ans Gelände. Verbunden mit
einer klaren, frohen Botschaft: Ein neues Paradies für den
Cayenne ist entdeckt.
B
Auslauf-Runde: Die steppenartige Ebene um die
Wonnangatta Station fördert den Kreisverkehr im Gelände
Minen-Spiel: Die Rundreise durch das australische
High Country nimmt in Licola ein gutes Ende