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Seite 20 Christophorus 336 Christophorus 336 Seite 21 Das Porsche-Museum Das Porsche-Museum Architektur In der Schwebe Text Reiner Schloz Fotografie Christoph Bauer, Uli Jooß, Roland Halbe Stuttgarts neue Attraktion steht in Zuffenhausen zum Abheben bereit: Das Porsche-Museum präsentiert sich als spektakuläres Bauwerk, dessen Realisierung eine der größten Herausforderungen in der Unternehmensgeschichte darstellte. Davon profitieren jetzt die Besucher. Sie schweben ein in eine völlig neue Welt. Und die ist weiß.
- Seite 2 und 3: Seite 22 Christophorus 336 Christop
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Christophorus 336<br />
Christophorus 336<br />
Seite 21<br />
Das <strong>Porsche</strong>-Museum<br />
Das <strong>Porsche</strong>-Museum<br />
Architektur<br />
In der Schwebe<br />
Text<br />
Reiner Schloz<br />
Fotografie<br />
Christoph Bauer, Uli Jooß, Roland Halbe<br />
Stuttgarts neue Attraktion steht in Zuffenhausen zum Abheben bereit:<br />
Das <strong>Porsche</strong>-Museum präsentiert sich als spektakuläres Bauwerk, dessen<br />
Realisierung eine der größten Herausforderungen in der Unternehmensgeschichte<br />
darstellte. Davon profitieren jetzt die Besucher. Sie schweben ein<br />
in eine völlig neue Welt. Und die ist weiß.
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Das <strong>Porsche</strong>-Museum<br />
Das <strong>Porsche</strong>-Museum<br />
Kühne Konstruktion: Der Ausstellungskörper sitzt grazil auf dem<br />
Sockel – und wiegt doch 35 000 Tonnen<br />
Die Erwartungs-Haltung ruht auf drei Respekt einflößenden schrägen<br />
Stützen. Der aufgelegte Ausstellungsraum, in dem Besucher<br />
auf außergewöhnliche Weise <strong>Porsche</strong>-Geschichte hautnah erleben<br />
können, ragt weit über sie hinaus. Fast so, als wolle er gleich abheben,<br />
dabei ist er doch gerade erst angekommen: Das <strong>Porsche</strong>-<br />
Museum ist eröffnet, und schon der Anblick zieht Passanten in den<br />
Bann. Ganz in Weiß und mit einer riesigen Glasfront wirkt das<br />
Museum dynamisch und geheimnisvoll zugleich. Ein Bauwerk,<br />
das viel über die Zukunft erzählt, obwohl sein Inhalt eigentlich<br />
Geschichte ist. Für <strong>Porsche</strong> ein standesgemäßes Monument als<br />
Mittler zwischen den Zeiten. Die Faszination <strong>Porsche</strong> hat wieder<br />
mal eine Form erhalten, die vor allem überrascht. Sie strahlt hinaus<br />
in die Welt und verleiht dem Werksgelände rund um den <strong>Porsche</strong>platz<br />
ein völlig anderes Gewicht. Stuttgarts neue Attraktion setzt<br />
deutliche Zeichen. In alle Himmelsrichtungen.<br />
<strong>Porsche</strong> hat es sich nicht leicht gemacht, als es darum ging, der eigenen<br />
Historie Raum zu geben. Die Entscheidung fiel schließlich<br />
zugunsten des Entwurfs von Delugan Meissl Associated Architects<br />
aus. Darin war der Ausstellungsraum des <strong>Porsche</strong>-Museums als<br />
ein vom Boden losgelöster dynamisch geformter monolithischer<br />
Körper konzipiert, der über der gefalteten Topografie des Bodenund<br />
Erdgeschossniveaus zu schweben scheint. Für die Wiener<br />
Architekten, nie um außergewöhnliche Lösungen verlegen, war<br />
ihr Ergebnis die logische Interpretation der <strong>Porsche</strong>-Philosophie.<br />
Diese haben sie gepaart mit den Anforderungen, die sich aus den<br />
gewünschten Nutzungsmöglichkeiten des Museums und dem Ausstellungskonzept<br />
des Stuttgarter Museumsgestalters Professor<br />
Hans-Günter Merz ergaben. Für <strong>Porsche</strong> bedeutete es vor allem<br />
eine riesige Herausforderung. Für die Planer galt es nämlich, den<br />
skulpturalen Entwurf zu einem realisierbaren Konzept weiterzuentwickeln,<br />
ohne ihn in seinen Proportionen und der architektonischen<br />
Wirkung zu sehr zu verändern.<br />
Kurzum: Vergleichbares war noch nie gebaut worden, in Europa<br />
gibt es nur wenige Spezialisten, die die Lösung des Problems überhaupt<br />
berechnen können. Die große Frage war: wie muss der Stahlträger<br />
des Ausstellungsraums konstruiert sein, damit das unglaubliche<br />
Gewicht sicher auf die drei Stützen verteilt werden kann?<br />
Zumal in den Stützen auch noch Aufzugsschächte, Treppenhäuser<br />
sowie die Versorgungskanäle und -leitungen integriert werden<br />
sollten.<br />
Am Anfang stand ein stabiler Unterbau aus 4000 Tonnen Bewehrungsstahl,<br />
gemixt mit 21000 Kubikmeter Beton, der eigens für<br />
den Bau entwickelt worden war. Die damit schlank ausgebildeten<br />
Stahlbetonstützen stehen schräg und bis zu 60 Meter weit auseinander<br />
unter dem Bauch des Ausstellungskörpers, der bald seinen<br />
Spitznamen„Flieger“hatte. Dessen Gewicht drückt einen allerdings<br />
eher zu Boden: 35000 Tonnen. Seine Trägerkonstruktion besteht<br />
aus rund 6500 Tonnen Stahl und circa 13 000 Einzelstäben.<br />
Der Stahlbau wurde auf 34 Hilfsstützen mit Überhöhungen von bis<br />
zu 20 Zentimetern montiert und nach der Fertigstellung des Gesamtsystems<br />
über Hydraulikpressen abgesenkt, um die Last des A
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Christophorus 336<br />
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Das <strong>Porsche</strong>-Museum<br />
Das <strong>Porsche</strong>-Museum<br />
31.März 2006: Der Aushub<br />
umfasst 66 000m 3 Erde<br />
29. August 2006: Die Stahlbetonkerne<br />
werden eingeschalt<br />
23.März 2007: Die drei Stahlbetonkerne<br />
entstehen<br />
4. Juli 2007: Der Rohbau aus<br />
6500 Tonnen Stahl<br />
13.November 2007: Absenkung<br />
der Stahlkonstruktion<br />
31. Juli 2008: 10 000 m 2<br />
Fassade werden verkleidet<br />
5. November 2008: Der<br />
Schriftzug wird angebracht<br />
Dezember 2008: Das neue<br />
Prunkstück am <strong>Porsche</strong>platz<br />
Ausstellungskörpers in die Stahlbetonkerne einzuleiten. Ein Vorgang,<br />
dessen erfolgreiches Ende dem 13. November 2007 zugeschrieben<br />
wird. Der Tag, an dem Planer, Architekten und andere<br />
Projektbeteiligte zufrieden feststellen konnten, dass die Konstruktion<br />
noch stabiler ist als man ursprünglich angenommen hatte.Vielleicht<br />
ist dieser 13.November nicht der eigentliche Geburtstag des<br />
<strong>Porsche</strong>-Museums, aber ein wichtiges Datum in seiner Entstehungsgeschichte<br />
ist er auf jeden Fall.<br />
Weit mehr als 10 000 Tonnen trägt nun jede Stütze. Die Kerne leiten<br />
diese Last ins Erdreich ab – über eine massive Bodenplatte, die auf<br />
135 Bohrpfählen mit jeweils mehr als 25 Meter Länge liegt. Jetzt<br />
steht der Prachtbau, rund 26 000 Quadratmeter groß und obenauf<br />
mit dem spektakulären Flieger, der Spannweiten von fast 70<br />
Metern misst und Entfernungen vom Sockel von bis zu 50 Metern<br />
aufweist. Ecken und Kanten zeichnen das Museum aus, schön verpackt<br />
in ein feines Netz aus weißen Metallrauten. Der Bauch des<br />
Fliegers ist mit rautenförmigen polierten Edelstahlplatten verkleidet,<br />
was ihm Leichtigkeit verleiht. Nichts lässt mehr erahnen,<br />
welche gewaltige Anstrengungen sich hinter der Fassade verbergen.<br />
Christina Becker, unter der Gesamtleitung von Anton Hunger verantwortlich<br />
für das Projekt <strong>Porsche</strong>-Museum, beschleicht noch<br />
immer ein„komisches Gefühl“beim Anblick dessen, was entstanden<br />
ist. Denn gedanklich ist die Arbeit längst noch nicht abgeschlossen.<br />
Bei ihr und ihrem Team sind „Blut, Schweiß und Tränen“<br />
Das <strong>Porsche</strong>-Projektteam neues Museum mit Christina Becker<br />
(2. Reihe, 2. von rechts) und Armin Wagner (2. Reihe, links)<br />
geflossen in den vergangenen Jahren. Armin Wagner, Fachmann<br />
aus dem Zentralen Baumanagement bei <strong>Porsche</strong> und Projektleiter<br />
Bau, erinnert sich an „wilde Träume“ und „schlaflose Nächte“. „Wir<br />
waren immer im Spannungsfeld zwischen Planern, Architekten<br />
und Museumsgestaltern“, sagt Wagner. Dazu die Großbaustelle:<br />
mehr als 100 Firmen waren an dem Abenteuer <strong>Porsche</strong>-Museum<br />
beteiligt, rund 2500 Baustellenausweise sind seit Baubeginn ausgegeben<br />
worden.„Und jetzt sind wir auf die Reaktionen der Besucher<br />
gespannt“, sagt Christina Becker.<br />
Die Besucher werden voll auf ihre Kosten kommen bei der Entdeckungsreise<br />
durch die <strong>Porsche</strong>-Historie. Das beginnt – ganz logisch<br />
– schon im Foyer. Ein futuristischer Tresen, der Museumsshop<br />
und das Restaurant sorgen für einen vielversprechenden Empfang.<br />
Der Blick richtet sich fast automatisch nach oben an die auffällige<br />
Decke mit ihren gekreuzten Trägern, die durch Lichtbänder nachgezeichnet<br />
sind.<br />
Den Appetit auf <strong>Porsche</strong>-Geschichte holt man sich am besten in der<br />
Cafébar, deren Theke und Rückwand dezent hinterleuchtet sind.<br />
Von hier aus lässt sich durch eine große Glaswand gut verfolgen, was<br />
in der Museumswerkstatt so alles gerichtet wird:die Ausstellungsfahrzeuge<br />
und die Auserwählten, die weiterhin im Auftrag des<br />
Rollenden Museums auf historischen Rennen Leistung zeigen. Bewegungsdrang<br />
ist schließlich ebenfalls etwas, was dieses Museum<br />
vermitteln will. Und mit Bewegung beginnt für den Besucher auch<br />
die Begegnung mit den gut 80 ausgestellten Fahrzeugen sowie den<br />
anderen Exponaten. Steil hinauf führt die Rolltreppe, bis sich plötzlich<br />
der Raum öffnet. Auch hier wieder: alles weiß. Wände, Böden,<br />
Träger und Vitrinen. Kein störender Farbtupfer soll den legendären<br />
Sport- und Rennsportwagen in die Quere kommen. Nur Rampen,<br />
Treppen und Galerien teilen diesen Raum, der fast von jedem Punkt<br />
aus eine Komplettansicht der Ausstellung bietet oder zumindest<br />
die Möglichkeit eröffnet, die Fahrzeuge aus vielen Perspektiven zu<br />
betrachten. Ein Rundgang ist zwar vorgesehen, zwingend vorgegeben<br />
ist er nicht. Die Annäherung an <strong>Porsche</strong> soll eine rein persönliche<br />
Sache bleiben. Dennoch sorgen schiefe Ebenen und schmale<br />
Wege kombiniert mit großzügigen Plätzen dafür, dass der Besucher<br />
dem gedachten Weg fast automatisch folgen wird. Dazu gibt es ein<br />
paar technische Highlights. Die Sound-Duschen, die von der Decke<br />
hängen, zum Beispiel. Oder das 180 Quadratmeter große LED-Podest<br />
mit seinen 380 000 Leuchtdioden.<br />
Portugal<br />
Portugal<br />
Das <strong>Porsche</strong>-Museum kann es also mit jeder noch so hohen Erwartungshaltung<br />
aufnehmen, die durch den äußeren Anblick geschürt<br />
wird. Das ist genau wie bei den Sportwagen.<br />
B