Studiensammlung Nr. 13 - Prisma Fachhandels AG
Studiensammlung Nr. 13 - Prisma Fachhandels AG
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<strong>Studiensammlung</strong><br />
Ausgabe <strong>13</strong><br />
Kundenbindung –<br />
Wie Sie aus Ihren Kunden Partner machen<br />
Eine<br />
Gemeinschaft<br />
setzt<br />
Zeichen<br />
Schutzgebühr: € 10,-
Seite 2<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Themen in dieser Ausgabe<br />
Der Wert der Kundenbindung Seite 3<br />
Begriffserläuterung Seite 4<br />
Das große Feld der Kundenbindung Seite 5<br />
Definition und Abgrenzung Seite 6<br />
Mögliche Determinanten der Kundenbindung Seite 7<br />
Kundenbindung als Zielgröße Seite 8<br />
Kundenorientierung als Basis der Kundenbindung Seite 9<br />
Unverwechselbare Leistungen Seite 10<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Kundenbindung Seite 11<br />
Sortimentspolitik als Grundlage Seite 12<br />
Bindung durch Serviceleistungen Seite <strong>13</strong>-14<br />
Bindung durch zufriedene Mitarbeiter Seite 15<br />
Bindung durch erlebnisorientierte Kommunikation Seite 16-17<br />
Beschwerdemanagement Seite 18<br />
Kundenclub Seite 19-20<br />
Kundenzeitschrift Seite 20<br />
Kundenkartensysteme (Bonus, Treue) Seite 21<br />
Checklisten Seite 22-23
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Seite 3<br />
Der Wert der Kundenbindung<br />
Für die Zukunft wird es<br />
immer bedeutsamer, eine<br />
stabile Kundenfrequenz zu<br />
erreichen. Die Datenauswertungen<br />
der letzen Jahre<br />
zeigen einen kontinuierlichen<br />
Rückgang der<br />
Kundenfrequenz in Schreibwarenfachgeschäften<br />
von<br />
5 bis 8 Prozent jährlich.<br />
Die Ursache liegt in erster<br />
Linie im Verlust der „Allein-<br />
Einkaufsstätte“ für PBS-<br />
Artikel und somit wird die<br />
Situation der „Mit-Einkaufsstätte“<br />
zum entscheidenden<br />
Faktor.<br />
Die Kundenfrequenz zu<br />
festigen oder sogar zu erhöhen,<br />
kann nur durch abgestimmte<br />
Aktivitäten über<br />
alle 4 Kundenbindungsbausteine<br />
erfolgen.<br />
Da die Maßnahmen nicht<br />
für alle Schreibwarenfachgeschäfte<br />
gleich sind, sondern<br />
standortbedingte<br />
Voraussetzungen beachtet<br />
werden müssen, sollte jeder<br />
Fachhändler seine Aktivitäten<br />
auf seine individuellen<br />
Sortimentskompetenzen<br />
aufbauen.<br />
Aus der Vielfalt an Möglichkeiten<br />
zur Kundenbindung<br />
sollte der Fachhändler nur<br />
Maßnahmen ergreifen, die<br />
authentisch wirken. Unser<br />
Blumenbeet der Kundenbindungsmaßnahmen<br />
gibt<br />
Ihnen einen Überblick.<br />
Pflücken Sie Ihren individuellen<br />
Blumenstrauß, der zu<br />
Ihnen passt.<br />
Je mehr<br />
wir über<br />
unsere<br />
Kunden<br />
wissen,<br />
desto<br />
besser<br />
können<br />
wir sie<br />
bedienen!
Seite 4<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Begriffserläuterung<br />
Verkaufen als Dienstleistung<br />
Verkauf bedeutet, dem Kunden<br />
dabei zu helfen, den<br />
Nutzen zu bekommen, den<br />
er benötigt und zwar so,<br />
dass der Kunde vor, während<br />
und nach dem Kauf<br />
ein gutes Gefühl hat.<br />
Die Dienstleistungen sollen<br />
dabei helfen, den Einkauf<br />
und die Anwendungen so<br />
einfach, bequem und zielgruppengerecht<br />
zu gestalten.<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Kundenzufriedenheit bezeichnet<br />
das Verhältnis von<br />
Kundenerwartung zu<br />
Bedürfnisbefriedigung.<br />
Zufriedenheit entsteht als<br />
Empfindung des Kunden<br />
durch den Vergleich von<br />
wahrgenommenem Wertgewinn<br />
(als Resultat des<br />
Kaufs) mit erwartetem<br />
Wertgewinn (vor dem Kauf).<br />
Kundenbindung<br />
Neben Maßnahmen, die der<br />
Kundenzufriedenheit dienen,<br />
gibt es in den meisten Geschäftsformen<br />
Programme<br />
zur Kundenbindung, d. h.<br />
zur Gewinnung von Stammkunden<br />
aus Laufkundschaft.<br />
Das Unternehmen<br />
nutzt dabei eine Vielzahl<br />
von Service- und Dienstleistungen.<br />
Die Preisfunktion<br />
als Kundenbetreuung wird<br />
selten im Fachhandel eingesetzt.<br />
Dienst- und Serviceleistungen<br />
Bei Dienst- und Serviceleistungen<br />
unterscheiden<br />
wir über den Entgeltwert<br />
beim Kunden. Serviceleistungen<br />
sind für den Kunden<br />
kostenlos (auch wenn Sie<br />
dem Unternehmen Kosten<br />
verursachen), Dienstleistungen<br />
werden grundsätzlich<br />
bezahlt. Dies kann<br />
kostenanteilig oder Kosten<br />
ersetzend sein. Dies hängt<br />
von der Unternehmensstrategie<br />
des Fachhändlers<br />
ab.<br />
Determinanten<br />
Determinanten sind<br />
Zusammenhänge, die zur<br />
letztendlichen Kaufentscheidung<br />
führen.<br />
Hierbei unterscheiden wir<br />
die verschiedenen Wirkungen<br />
der Determinanten in:<br />
direkte und indirekte<br />
Wirkungen und moderierte<br />
Variablen.<br />
Die positive Beeinflussung<br />
dieser Determinanten führt<br />
zum positiven Kauf.<br />
Kundenloyalität<br />
Loyalität bezeichnet die<br />
innere Verbundenheit und<br />
deren Ausdruck im Verhalten<br />
gegenüber dem<br />
Fachhändler. Loyalität wirkt<br />
sich in der Höhe des einzelnen<br />
Kaufbetrags aus. Bei<br />
hoher Loyalität liegen die<br />
Kaufbons über dem<br />
Branchendurchschnitt.<br />
Blindleistungen<br />
Hier sprechen wir von<br />
Leistungen, die sowohl<br />
intern wie extern nicht<br />
bewusst wahrgenommen<br />
werden. Die externen<br />
Blindleistungen sind<br />
verdeckte Service- oder<br />
Dienstleistungen, die für<br />
den Kunden auch keinen<br />
Wert darstellen. Die internen<br />
Blindleistungen sind versteckte<br />
kostenträchtige<br />
Leistungen, die meistens in<br />
der Kalkulation keine<br />
Berücksichtigung finden.<br />
Emotionale Kaufbeziehung<br />
Die emotionale Kaufbeziehung<br />
wird in erster Line<br />
durch Sinnansprache erreicht.<br />
Hier zählen sowohl<br />
die Raumatmosphäre, wie<br />
die Haptik des Produktes.<br />
Je mehr Sinnesorgane<br />
angesprochen werden,<br />
umso höher ist die Emotionalisierung<br />
beim Konsumenten<br />
und somit auch die<br />
positive Stimmung zum<br />
Verbleib im Laden.<br />
Rationale Kaufbeziehung<br />
Die rationalen Kaufbeziehungen<br />
werden über die<br />
Faktoren: Preis und Produktinformation<br />
erreicht.<br />
Der Preis muss den Wert<br />
der Ware vermitteln. Die<br />
Produktinformation muss<br />
über den normalen Produktbereich<br />
hinausgehen<br />
und Leistungen wie<br />
Garantie, Service, usw.<br />
darstellen.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong> Seite 5<br />
Das große Feld der Kundenbindung<br />
Die oberste Prämisse für die nächsten Jahre lautet Kundenzufriedenheit erzeugen, damit<br />
die Kunden wieder kommen. Diese Kundenzufriedenheit hat nicht nur mit Kundenbindung<br />
zu tun, sondern die gesamte Kundenzufriedenheit setzt sich aus den Bereichen der<br />
kompletten Marktleistung zusammen.<br />
Kundenbindung beginnt mit der Produktauswahl in den einzelnen Sortimentsfeldern, hier<br />
wird die Kompetenz für das einzelne Sortiment immer bedeutsamer und somit ist auch<br />
die Sortimentskompetenz ein wesentlicher Bestandteil der Kundenbindung. Hierzu verweisen<br />
wir auf die <strong>Prisma</strong>-<strong>Studiensammlung</strong> Ausgabe 9 „Profilierung im Markt“. Die angebotenen<br />
Serviceleistungen müssen auf diese Kompetenzfelder abgestimmt und umgesetzt<br />
werden. Dies gilt auch für die Dienstleistungen. Nur wenn Ihre Mitarbeiter über Ihre<br />
gesamten Kundenbindungsaktivitäten informiert sind und diese auch erfüllen, kann<br />
Zufriedenheit bei den Kunden entstehen. Daher muss auch der Mitarbeiterinformation ein<br />
hoher Stellenwert eingeräumt werden. Die bisher genannten Punkte sind die Pflicht bei<br />
der Kundenbindung. Nun kommen wir zur Kür. Diese besteht aus Beratung, Erlebnisorientierung<br />
und Kundenbindung.<br />
Die Informationsüberflutung der Kunden führt dazu, dass<br />
Beratung nicht nur eine Informationsvermittlung sein darf,<br />
sondern auch praktische Hilfestellung sein muss. Hier das<br />
Beispiel eines <strong>Prisma</strong> Kollegen, der Schulfüller mit einer<br />
überaus greifbaren Beratung verkauft. Drückt das Kind zu<br />
stark auf Schreibgerät und die Feder, so setzt dieser<br />
Kollege über Druck auf den Musikantenknochen durch,<br />
dass das Kind spürbar leichter schreibt und das Schreibgerät<br />
leichter führt. Diese Beratung ist für den Kunden<br />
spürbar und auch nicht über das Internet oder SB-Kaufschienen<br />
zu vermitteln. Der Bereich der Erlebnis-Orientierung<br />
ist spürbar auf die Wahrnehmung der Sinne ausgerichtet.<br />
(Mood Marketing <strong>Studiensammlung</strong> Ausgabe 2).<br />
Über die Sinnansprache wird auch der Bereich Events und<br />
Veranstaltungen angesprochen.<br />
Die Kundenbindung als Teil der Kundenzufriedenheit wird nun in dieser Ausgabe ausführlich<br />
behandelt.<br />
Dabei geht es in erster Linie darum, Stammkunden zu gewinnen.<br />
Die Maßnahmen, um aus Laufkunden<br />
Stammkunden zu machen, finden sich<br />
häufig in Kundenbindungsprogrammen<br />
wieder. Hierzu zählen:<br />
• Belohnung nach dem Kauf, wie Prämien,<br />
Geschenke oder Bonus<br />
• Belohnung vor dem Kauf, dies sind in der<br />
Regel Rabatte und Vergünstigungen<br />
• Belohnung zu allen Zeiten für Stammkunden,<br />
wie Kundenkarten, bevorzugte<br />
Behandlung<br />
Verkaufen<br />
bedeutet dem<br />
Kunden zu<br />
helfen, den<br />
Nutzen zu<br />
bekommen,<br />
den er braucht,<br />
und zwar so,<br />
dass der<br />
Kunde vor,<br />
während und<br />
nach dem<br />
Kauf ein<br />
gutes Gefühl<br />
dabei hat.<br />
Bei allen Kundenbindungsmaßnahmen ist darauf zu achten, dass sie differenziert nach<br />
Warengruppen angeboten werden. So ist es sinnvoller, eine Schülercard einzusetzen, als<br />
eine allgemein gültige Kundenkarte. Wie schon im vorherigen Text erwähnt, sollten Sie<br />
Ihre Kundenbindungsmaßnahmen auf Ihre Kompetenzsortimente begrenzen und somit<br />
für den Kunden auch nachhaltig zuordnungsfähig machen. Kunden wollen hofiert werden<br />
und bestätigt bekommen, dass man ihre Einkäufe zu schätzen weiß. Finden Sie heraus,<br />
was den Kunden schon lange ärgert, was er aber akzeptiert, weil es „branchenüblich“ ist.<br />
Geben Sie dem Kunden das echte Gefühl, dass Sie ihn als Stammkunden schätzen und<br />
alles für ihn tun. Achten Sie dabei darauf, dass Sie nicht in die Kundenzufriedenheitsfalle<br />
tappen: Je mehr Sie bieten, desto mehr erwartet der Kunde. Also genau überlegen, was<br />
Sie anbieten.
Seite 6<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Definition und Abgrenzung<br />
Verfolgen Sie eine wohlüberlegte und klar definierte Servicestrategie<br />
Kundenfokussierung bedeutet, einigen wenigen, eng miteinander verknüpften oder sich<br />
ergänzenden Zielgruppen ein umfassendes Serviceangebot zu machen. Dabei macht es<br />
wenig Sinn, einen Rundum-Service für jedermann zu bieten. Da Sie es nicht gleichzeitig<br />
allen Zielgruppen recht machen und deren Bedürfnisse befrieden können, sollten Sie<br />
Ihren Service auf Ihre festgelegte Zielgruppe beschränken, frei nach dem Motto „Top-<br />
Service für ausgewählte Kunden“.<br />
Indem Sie ausgewählten Kundengruppen durch Ihr Serviceangebot einen größeren Vorteil<br />
verschaffen als der Wettbewerb, erzielen Sie einen Wettbewerbsvorteil, der Voraussetzung<br />
ist, um nachhaltig Gewinn zu erwirtschaften. Das erfordert, dass Ihre Servicestrategie einfach<br />
zu kommunizieren ist und sich dennoch eindeutig vom Wettbewerbsangebot unterscheidet.<br />
Wenn Sie folgende Fragen klar beantworten können, sind Sie auf dem richtigen Weg:<br />
• Welches Image wollen Sie mit Ihrem Unternehmen vermitteln?<br />
• Wer ist Ihre Zielgruppe und passt diese zu dem Image?<br />
• Was sind die genauen Bedürfnisse dieser Zielgruppe?<br />
• Welches einmalige Serviceangebot bieten Sie zu diesen Bedürfnissen?<br />
Wem verkaufen Sie was?<br />
Überprüfen Sie an dieser Stelle Ihre Verkaufsstrategie: Welcher Kundengruppe verkaufen<br />
Sie welche Produkte und Dienstleistungen. Wie attraktiv sind die einzelnen Zielgruppen<br />
für Ihr Unternehmen? Wer sind in diesem Zusammenhang Ihre wichtigsten Wettbewerber?<br />
Welche Marktposition halten Sie inne, sind Sie Marktführer oder Marktfolger?<br />
Wo liegen Ihre Stärken?<br />
Analysieren Sie anhand Ihrer Serviceleistungen, welche Kundengruppen Sie am besten<br />
bedienen können. Stellen Sie sich selber die Fragen:<br />
• Welchen Service honoriert Ihre Hauptzielgruppe am meisten?<br />
• Welche Kundengruppen sind besonders anspruchsvoll, welche besonders bescheiden?<br />
• Welche Rolle spielt das Serviceangebot für Ihre Zielgruppe bei der Wahl der Einkaufsstätte?<br />
• Wird Ihr Service als selbstverständlich eingestuft oder kommen Kunden wegen Ihrer<br />
Serviceleistungen?<br />
• Welchen Service bieten Sie allein am Standort?<br />
Fazit: Konzentrieren Sie sich auf die Zielgruppe, die zu Ihnen passt. Sprechen Sie eine<br />
Zielgruppe an, mit der Sie an Ihrem Standort Erfolg haben und der Sie einen gewinnbringenden<br />
Service bieten können. Denn nur ein abgestimmtes Maß an Zielgruppe,<br />
Sortimentspolitik und Serviceangebot kann einen zufriedenen Kunden und damit eine<br />
Kundenbindung bewirken.<br />
Tipp: Lassen Sie Ihre Kunden zu Wort kommen<br />
Erleichtern Sie Ihren Kunden, die eigene Meinung zu äußern. Eine einfache Frage wie<br />
„Sind Sie mit uns zufrieden?“ oder „Vermissen Sie etwas bei uns?“ gibt oft hilfreiche<br />
Antworten auf offene Punkte, die Sie selber gar nicht so betrachten. Ebenso helfen regelmäßige<br />
Kundenbefragungen mittels Kundenbefragungskarte oder ein Gespräch mit Ihren<br />
Mitarbeitern, die oft viel mehr von Ihren Kunden wissen, als Sie selbst.<br />
Wenn Sie hingegen merken, dass ein Kunde unzufrieden ist, haken Sie schnell nach:<br />
Was ist schief gelaufen?<br />
• Lag es am Service- oder Dienstleistungsangebot?<br />
• Lag es am Produkt oder der Produktauswahl?<br />
• Lag es an einem Verhalten der Mitarbeiter?<br />
• Lag es am Preis?<br />
• Lag es am Angebot des Wettbewerbers?<br />
• Lässt sich die Unzufriedenheit wieder drehen?<br />
Es genügt nicht, nur einen Service zu bieten. Sie müssen wissen, warum Sie diesen Service<br />
bieten, warum die Kunden diesen Service wünschen, schätzen und erwarten. Denn nur<br />
wenn Sie Ihre Motive im Detail kennen und in Ihrem Unternehmen klar kommunizieren,<br />
können Sie ein Servicepaket schnüren, welches die Servicenachfrage richtig befriedigt<br />
und eine Kundenzufriedenheit planbar macht.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong> Seite 7<br />
Mögliche Determinanten<br />
Was bindet einen Kunden<br />
an ein Unternehmen und<br />
seine Angebote? Diese<br />
Frage ist in Zeiten eines<br />
enormen Wettbewerbdrucks<br />
und schlechter wirtschaftlicher<br />
Lage für viele Unternehmen<br />
im Wettbewerb<br />
hochaktuell. Die hohe<br />
Angebotsvielfalt und Informationsflut,<br />
der übersättigte<br />
Markt sowie der Trend zu<br />
individuellen Kundenbedürfnissen,<br />
deuten schon<br />
länger auf den Wandel hin:<br />
Weg von der Massentauglichkeit,<br />
hin zum Individualmarketing.<br />
Diese Einsicht<br />
beruht auf der Tatsache,<br />
dass es kostengünstiger ist,<br />
einen einmal gewonnen<br />
Kunden zu halten und die<br />
Beziehung weiter auszubauen,<br />
als neue Kunden zu<br />
akquirieren oder vom<br />
Wettbewerb zum eigenen<br />
Unternehmen zu ziehen.<br />
Stammkunden geben mehr<br />
Sicherheit und Wachstumsmöglichkeiten<br />
sowie mehr<br />
Gewinn und Rentabilität.<br />
Um eine solche Zufriedenheit<br />
zu erreichen, ist es<br />
notwendig, die Determinanten,<br />
also Einflussfaktoren,<br />
der Kundenbindung zu<br />
kennen. Die Anzahl der<br />
Determinanten ist zahlreich<br />
und teils auch widersprüchlich,<br />
daher bieten wir Ihnen<br />
hier nur eine Übersicht über<br />
mögliche Determinanten:<br />
Diese Determinanten haben verschiedene Wirkungen auf die Kundenbindung. Wir unterscheiden<br />
hierbei in:<br />
• Direkte Wirkungen<br />
• Indirekte Wirkung<br />
• Moderierende Wirkung<br />
Moderierende Wirkung bedeutet eine Stärkung beziehungsweise Schwächung einer<br />
Determinante.<br />
Zu den direkten Wirkungen wollen wir zwei Determinanten kurz erläutern, die vielleicht<br />
nicht sofort unter „direkte Wirkung“ eingestuft werden.<br />
Unter Erfahrungen verstehen wir permanente Erfahrungen, keine einmaligen; wir sprechen<br />
hier von einer Konstanz von Erfahrungen, die der Kunde mit Ihrem Unternehmen verbindet.<br />
Bei dem Begriff „Risiko“ handelt es sich um eine vom Kunden gefühlte Unsicherheit bei<br />
der Kaufentscheidung bezüglich eines Angebotes. Dieses Risiko können Sie direkt durch<br />
verschiedene Massnahmen nehmen und beeinflussen.<br />
Bei den moderierenden Variablen ist vor allem die Abwechslung wichtig. Denn selbst<br />
zufriedene Kunden können durch Neugier und Langeweile Ihrem Unternehmen untreu<br />
werden. Eine starke Abwechslung kann hier aushelfen.
Seite 8<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Kundenbindung als Zielgröße<br />
Betrachten wir die strategischen<br />
Begriffe zur Kundenbindung<br />
der letzten 20<br />
Jahre, so fällt ein Begriff<br />
besonders häufig auf:<br />
Kundennähe. Kundennähe<br />
ist ein Schlüsselfaktor zur<br />
Kundenbindung. Leider ist<br />
der Begriff der Kundennähe<br />
sehr vielschichtig und<br />
wurde im Verlauf der letzen<br />
Jahre oft neu definiert.<br />
Bestes Praxisbeispiel für<br />
den Wandel beim Begriff<br />
Kundennähe ist die Auslegung<br />
der Sortimentsbreite.<br />
Vor 10 Jahren hieß es:<br />
„Alles Jedem bieten“. Heute<br />
ist es die Kundennähe auf<br />
eine spezialisierte Zielgruppe,<br />
eine Profilgruppe,<br />
um persönliche Nähe zu<br />
demonstrieren. Hier eine<br />
kurze Grafik, die Kundennähe<br />
genauer erläutern soll:<br />
Ziel der Kundennähe sollte sein, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und somit eine<br />
erfolgreiche Kundenbindung an Ihr Unternehmen zu erreichen. Wesentlicher Faktor für<br />
die Kundennähe ist es, die Kunden genau einstufen zu können. Handelt es sich bei dem<br />
Kunden um einen Starkunden, um einen regelmäßigen Ertragskunden, einen Fragezeichenkunden,<br />
dessen Position noch nicht eingeschätzt werden kann oder um einen<br />
Mitnahmekunden? Wenn Sie diese Einteilung bei Ihren Kunden durchführen können,<br />
können Sie strategisch darauf reagieren. Auch wenn diese Analyse nicht immer „offiziell“<br />
durchgeführt wird, oft geschieht sie im Unterbewusstsein und beeinflusst somit Ihre<br />
Ausrichtung. Anhand dieser strategischen Ausrichtungen lässt sich die Kundenzufriedenheit<br />
angleichen, erhöhen und in möglichst wenigen Fällen wird sie auch sinken. Dabei ist es<br />
vor allem wichtig, dass Sie jeden Bereich entsprechend seines Wertes berücksichtigen.<br />
Wenn Ihre Strategie irrelevante Vorteile betont, dafür aber strategische Vorteile fallen<br />
lässt, sollten Sie Ihre Strategie überarbeiten.<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt Auswirkungen<br />
auf Ihre Strategie. Im Idealbereich<br />
decken Sie große Teile der akzeptablen<br />
Nachteile und große Teile der strategischen<br />
Vorteile ab, während strategische Nachteile<br />
und irrelevante Vorteile nur peripher betroffen<br />
sind. Achten Sie darauf, dass der<br />
Idealbereich diese Position in etwa halten<br />
kann und nicht in die eine oder andere<br />
Richtung kippt. Besonders kritisch gelten<br />
Schwankungen in den Bereich „Strategische<br />
Nachteile“. Ein Abdecken dieses Bereichs<br />
würde bedeuten, dass Ihre Leistungen im<br />
hohen Maße zur Gesamtunzufriedenheit<br />
des Kunden beitragen. Irrelevante Vorteile<br />
sind oft dadurch erkennbar, dass das<br />
Erreichen dieser Ziele mit hohen Kosten<br />
verbunden ist, aber eine geringe Wirkung<br />
spürbar ist.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong> Seite 9<br />
Kundenorientierung als Basis der<br />
Kundenbindung<br />
Jedes Unternehmen arbeitet gewinnorientiert. Um jedoch Gewinn zu erzielen, ist es heute<br />
unabdingbar, dass Sie auf Wünsche, Träume, Hoffnungen, Ziele und Gefühle Ihrer Kunden<br />
eingehen. Dieses intensive Beschäftigen mit dem Kunden nennen wir Kundenorientierung.<br />
Kundenorientierte Unternehmen haben ...<br />
• 14% höhere Umsatzanteile mit Produkten, die nicht älter als drei Jahre sind<br />
• 18% niedrigere Kosten<br />
• 24% weniger Flops bei Trendprodukten als der Durchschnitt<br />
Diese durchweg positiven Fakten einer erfolgreichen Kundenorientierung sind nur eine Seite<br />
der Kundenorientierung. Doch leider geschieht es immer wieder, dass genau das Gegenteil<br />
von dem eintritt, was eigentlich beabsichtigt wurde. Die Folge kann verheerend sein,<br />
daher sollten Sie eine Kundenorientierung immer so genau wie möglich planen. Hier einige<br />
Beispiele, was zufriedene und unzufriedene Kunden für Ihr Unternehmen bedeuten können:<br />
Mit wie vielen Menschen sprechen zufriedene / unzufriedene Kunden im Durchschnitt?<br />
• Zufrieden 3<br />
• Unzufrieden 9<br />
• Sehr zufrieden 20!<br />
Sehr zufriedene Kunden sind die besten Werbeträger für Ihr Unternehmen. Sie geben mit<br />
dem entsprechenden Produkt gerne an und verraten Freunden und Bekannten, wo das<br />
„Produkt“ erworben wurde.<br />
Bei sehr unzufriedenen Kunden kann es oft dazu kommen, dass der Kunde die Treue zu<br />
Ihrem Unternehmen verliert. Anhand der folgenden Auflistung sehen Sie, welche Gründe<br />
dafür in erster Linie in Frage kommen.<br />
Gründe, warum ein Kunde in einem Geschäft nicht mehr einkauft:<br />
• 1% Todesfall<br />
• 3% zieht um<br />
• 4% liebt Abwechslung<br />
• 5% Wechsel aufgrund einer Empfehlung seitens Freunden und Bekannten<br />
• 9% Produkte und Leistungen sind beim Wettbewerb preiswerter<br />
• 68% Fühlen sich nicht gut behandelt<br />
Viele Fachhändler sind bereit, den Preiskampf am Ort einzugehen, weil sie der Meinung<br />
sind, dass dieser Grund wichtig ist, aber nur bei 9% der Bevölkerung ist dies von Bedeutung.<br />
Hingegen sind doch die 68% zu beachten, die sich nicht wohl fühlen. Achten Sie<br />
daher auf Ihr Ambiente und Ihre Kunden. Passen die beiden Gruppen (noch) zusammen?<br />
Oftmals ändert sich das Kunden- oder Geschäftsbild im Laufe der Zeit, ohne dass dies<br />
wahrgenommen wird. 68% sind ein so enorm hoher Anteil, dass der Schwerpunkt Ihrer<br />
Bemühungen hier liegen sollte.<br />
Der Kunde<br />
hat das<br />
Recht<br />
auf eine<br />
eigene<br />
Meinung!<br />
Er hat sogar<br />
das Recht<br />
auf Irrtum!<br />
Wenn eindeutige Kundenorientierung eine Selbstverständlichkeit für Ihr Unternehmen ist,<br />
werden Ihre Kunden dies wahrnehmen und entsprechend reagieren. Wer hingegen<br />
Kundenorientierung als „Mode-Trend“ sieht und versucht, oberflächig an diesen Strategien<br />
zu kratzen, wird dadurch früher oder später enorme Schäden erleiden. Dies geschieht vor<br />
allem dann, wenn sich am Standort Mitbewerber ebenfalls der Kundenorientierung annehmen.<br />
Um strategisch richtig zu handeln, müssen Sie vor allem auf Kommunikation<br />
setzen. Lernen Sie durch Befragungen die Wünsche und Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe<br />
genau kennen. Nur so ist eine eindeutige strategische Richtung zur Kundenorientierung<br />
möglich. Halten Sie Ihre gesammelten Informationen immer auf dem aktuellen Stand. In<br />
der Schnelllebigkeit unserer Branche können wir keine Dreijahresplanung zum Thema<br />
Kundenorientierung durchführen. Trends entstehen und fallen in deutlich schnelleren<br />
Rhythmen, auf die Sie als Fachhändler reagieren müssen.<br />
Selbst wenn Sie die strategische Ausrichtung perfekt planen, so ist der Erfolg noch lange<br />
nicht garantiert. Ein weiterer wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Kundenorientierung<br />
sind Ihre Mitarbeiter. Wie gehen Ihre Mitarbeiter mit Ihren Kunden um und wie gehen die<br />
Mitarbeiter miteinander um? Diese Faktoren wirken sich auf die Kundenorientierung<br />
erheblich aus. Vor allem im hochpreisigen Segment sind die Erwartungen der Kunden an<br />
Sie und Ihre Mitarbeiter sehr hoch. Und je höher die Erwartungen sind, desto höher ist<br />
auch die Gefahr einer Enttäuschung.
Seite 10<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Unverwechselbare Leistungen<br />
Kundenzufriedenheit ist keine Einbahn-Straße, sondern das Ergebnis unterschiedlichster<br />
Bemühungen, ein Zusammenspiel mehrer Faktoren:<br />
Die „Muss-Faktoren“<br />
Wenn Sie die berechtigten Erwartungen Ihrer Kunden, etwa im Hinblick auf Produkt- und<br />
Service-Qualität anstandslos erfüllen, erreichen Sie ein gewisses Maß an Zufriedenheit.<br />
Wenn Sie dies nicht schaffen, riskieren Sie ein Höchstmaß an Unzufriedenheit.<br />
Die „Soll-Faktoren“<br />
Wenn Sie Ihren Kunden positiv zu Buche schlagende Beweise in punkto Betreuung/<br />
Beratung bieten, wie beispielsweise<br />
• Kompetente Beratung<br />
• Aufmerksamkeit und Freundlichkeit des Personals<br />
• Ein „Herzlich Willkommen“ und ein „Dankeschön“<br />
so dürften diese Gütesiegel Ihres Geschäftes zwar mit Zufriedenheit wahrgenommen<br />
werden, stellen aber noch keinen Grund zum Wechseln der Einkaufstätte dar.<br />
Die „Plusfaktoren“<br />
Wenn Sie den Kunden mit unerwarteten, materiellen wie immateriellen Zusatzleistungen<br />
überraschen, verblüffen oder begeistern, werden Sie zweifellos spontane Zufriedenheit<br />
auslösen. Diese Vergünstigungen können allerdings keinesfalls gegen ein Defizit bei den<br />
„Muss-Soll-Faktoren“ aufgerechnet werden.<br />
Mit einem hohen Maß an Kundenzufriedenheit und Loyalität zu Ihrem Unternehmen<br />
können Sie nur dann rechnen, wenn Sie diese drei Faktoren, symmetrisch gebündelt, auf<br />
Ihre Agenda setzen und in langfristig angelegten Bemühungen umsetzen.<br />
Zeigen Sie, dass Sie Kunden erfolgreich an Ihr Unternehmen binden können. Eine intensive<br />
Kundenbindung ist heute der entscheidende Erfolgsfaktor. Angesichts zunehmend<br />
gesättigter Märkte und eines hohen Verdrängungswettbewerbs, können sich Händler nur<br />
durch sehr gutes Kundenbeziehungsmanagement und einer besonderen Marktpositionierung<br />
von der Konkurrenz abheben. In diesem Bereich ist Kreativität gefragt, aber auch<br />
Informationsübersicht am Markt und Beispielen aus anderen Branchen.<br />
Einige Leistungen, Hilfen und Vergünstigungen, die der Kunde genießt, sind ihm gar nicht<br />
mehr bewusst. Er rechnet Sie Ihrem Unternehmen auch gar nicht mehr als Vorzüge an.<br />
Ihre unsichtbaren Leistungen fallen also auch nicht in die Waagschale, wenn der Kunde<br />
mit einem anderen Händler liebäugelt, der mit besser sichtbaren Vorteilen lockt:<br />
• Niedrigeren Preisen<br />
• Größerer Nähe<br />
• Kürzerem Beschaffungsweg<br />
• Höhere Sortimentskompetenz, usw.<br />
Bemühen Sie sich taktvoll, aber beständig, den Kunden bewusst zu machen, welche<br />
Vorteile der Kundenkontakt zu Ihrem Unternehmen ihnen bringt. Folgende Methoden<br />
bieten sich an:<br />
• Prahlen Sie nicht mit Ihren Wohltaten, aber sprechen Sie bei passender Gelegenheit<br />
über das reichhaltige Serviceangebot Ihrer Firma. Machen Sie deutlich, dass diese<br />
Vergünstigungen in Ihrer Branche nicht allgemein gültig sind.<br />
• Fragen Sie den Kunden gelegentlich, ob er mit dieser oder jener „stillen“ Leistung zufrieden<br />
ist. So erinnern Sie ihn daran, was Sie ihm alles bieten.<br />
• Fragen Sie den Kunden nach seinen Wünschen für die Zukunft. Oft überschneiden sich<br />
seine Wünsche mit Leistungen, die Sie bereits erbringen.<br />
• Nicht selten bietet eine Reklamation die Chance, einmal Bilanz zu ziehen. Das gilt vor<br />
allem, wenn sich die Beschwerde auf das Ausbleiben solch einer scheinbar selbstver<br />
ständlichen Leistung bezieht. Viele Annehmlichkeiten werden dem Kunden erst dann<br />
bewusst, wenn er auf sie verzichten muss.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong> Seite 11<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der<br />
Kundenbindung<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Die Kundenzufriedenheit ist maßgeblich für den Erfolg Ihrer Kundenbindung. Somit sind<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit direkt mit dem Erfolg Ihrer<br />
Kundenbindung verknüpft. Kundenzufriedenheit spiegelt das Verhältnis von Erwartungen<br />
und tatsächlich gesammelten Erfahrungen wider. Zu den Erwartungen gehören die Punkte:<br />
Produktqualität, Produktinformation, Preis, Emotion und Anlass (Anwendung), Service<br />
Die Erfahrungen, die der<br />
Kunde aus diesen Elementen<br />
sammelt, lassen ihn<br />
entweder zufrieden oder<br />
unzufrieden sein. Ihr Ziel ist<br />
es, die Erfahrungen größer<br />
als die Erwartungen werden<br />
zu lassen.<br />
Betrachten wir eine wichtige<br />
Zielgruppe unserer Branche<br />
genauer, nämlich die<br />
Frauen, so müssen wir uns<br />
die Frage stellen: Macht<br />
Shoppen den Frauen zu<br />
wenig Spaß? Sind die<br />
Frauen in unserer Zielgruppe<br />
zufrieden mit uns?<br />
Um die Zielgruppe der<br />
Frauen an Ihr Ladenlokal<br />
zu binden, sollten Sie über<br />
die Bedürfnisse und<br />
Wünsche der bei Ihnen<br />
einkaufenden Frauen Bescheid<br />
wissen. Hierzu hilft<br />
eine Studie, bei der 30- bis<br />
45-jährige Frauen befragt<br />
wurden, was Ihnen beim<br />
Einkauf wichtig oder weniger<br />
wichtig ist.<br />
Frauen differenzieren beim<br />
Shoppen stärker als die<br />
Männer zwischen dem Einkauf<br />
des täglichen Bedarfs<br />
und dem eigentlichen<br />
Shoppen als Freizeitbeschäftigung.<br />
Zum Shoppen<br />
als Freizeitbeschäftigung<br />
gehören der Kauf von<br />
Büchern, CDs, Kosmetik,<br />
Bekleidung, Schmuck,<br />
Schuhe, Gartenartikel,<br />
Zubehör für Haus und<br />
Wohnung, sowie Schreibgeräte.<br />
56% der Frauen<br />
sind beim Shoppen in<br />
diesen Kategorien nicht<br />
zufrieden. Es hapert an<br />
kompetentem oder an ausreichend<br />
Personal, am<br />
Service und an einer Umgebung,<br />
in der man sich<br />
wohl fühlt.<br />
Wichtigste Einkaufsorte für<br />
Produkte des täglichen<br />
Bedarfs sind Discounter<br />
und Supermärkte (85%).<br />
Nur vier Prozent der befragten<br />
Frauen kaufen<br />
diese Produkte im Internet<br />
ein.<br />
Die Erwartungen an den<br />
Verkaufsraum und das<br />
Personal lassen sich einfach<br />
zusammenstellen:<br />
freundliche und entspannte<br />
Atmosphäre, genügend<br />
Platz an der Kasse, aktuelle<br />
Produkte, übersichtliche<br />
Preisauszeichnung,<br />
schnelles und freundliches<br />
Personal.<br />
Etwas weiter hinten in der<br />
Wunschliste, aber dennoch<br />
zahlreich vertreten, waren<br />
die Aussagen:<br />
Mehr Platz in den Gängen,<br />
Einpackservice.<br />
Weniger gewünscht waren:<br />
Heimlieferung, Einkaufen<br />
rund um die Uhr, Transport<br />
der Ware zum Auto.<br />
Der<br />
Fachhandel<br />
opfert im<br />
Verkauf<br />
viele<br />
Ressourcen<br />
für kundenfremde<br />
Aufgaben.<br />
Nur ca. 30%<br />
der Zeit<br />
wird im<br />
aktiven<br />
Kundenkontakt<br />
verbracht.
Seite 12<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Sortimentspolitik als Grundlage<br />
Auf Kompetenzen und Profilierung besinnen<br />
Unternehmen, die ihre Wettbewerbssituation erfolgreich und nachhaltig ausbauen konnten,<br />
haben oft eines gemeinsam: Sie nutzen ihre Kernkompetenzen, um veränderte Kundenanforderungen<br />
vorherzusehen und in Profilsortimenten und Dienstleistungen umzusetzen.<br />
Das Problem: Jedes Unternehmen verfügt über eine gewisse Menge an Ressourcen und<br />
Fähigkeiten, aber nicht unbedingt bereits über eine Kernkompetenz.<br />
Das Besondere bei der Kernkompetenz besteht darin, die Kundenanforderungen durch<br />
sie deutlich besser zu erfüllen als der Wettbewerb und diesen Vorsprung auch nachhaltig<br />
verteidigen zu können. Haben Sie sich an Ihrem Standort einmal ein Profil erarbeitet,<br />
können Sie Ihre Position beim Kunden stärken und ausbauen. Scheuen Sie sich nicht<br />
davor, eine Vision zu entwickeln, mit alten Denk- und Sichtweisen zu brechen und hemmende<br />
Traditionen abzulegen. Entscheidend ist letztendlich, ob es gelingt, geeignete<br />
Ressourcen, sei es durch Mitarbeiter, Erfahrung oder eigene Stärken, zu einem Profil<br />
zusammen zu bringen – was einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil verschafft.<br />
Kernkompetenzen und erschaffene Profilsortimente bestehen nicht für immer und ewig, sind<br />
jedoch für lange Zeit einzigartig und nicht leicht zu kopieren. In einem so schnelllebigen<br />
Markt ist dies ein enormer Vorteil bei der Verteidigung der eigenen Stellung am Markt.<br />
Die gesamte Kundenbindung sollte auf die Kernsortimente abgestimmt sein. Lieber 600<br />
Schülerkarten aktiv nutzen, als 1.000 allgemeine Kundenkarten mit unterschiedlichen<br />
Interessenten zu bearbeiten. Die Kundenbindung lässt sich bei Kernkompetenzen oder<br />
Profilsortimenten viel leichter erfüllen, da die Zielgruppe eindeutig ist und somit die<br />
Leistungen auch alle Kunden dieser Zielgruppe ansprechen. Bei den Leistungen sollten<br />
Sie immer berücksichtigen, dass Sie kostenfreie Leistungen = Service und kostenpflichtige<br />
Leistungen = Dienstleistungen unterscheiden.<br />
Dienstleistungen richtig kalkulieren<br />
Die Preisfestlegung bei Dienstleistungen ist oft das fünfte Rad am Wagen. Verdient werden<br />
soll in erster Linie am Produkt, hierfür liegen optimale Kalkulationsdaten vor. Die<br />
Gefahr besteht häufig darin, dass Dienstleistungen zu billig angeboten werden.<br />
Klassische Fehler bei der Kalkulation von Dienstleistungen:<br />
1. Fehleinschätzung des Marktes: Ein Großteil der Kunden legt mehr Wert auf qualitativ<br />
hochwertige Dienstleistungen als auf niedrige Preise. Oft werden aber bei Kostenentscheidungen<br />
zu Dienstleistungen nur „preissensible“ Kunden berücksichtigt.<br />
2. Bequemlichkeit: Es ist einfacher, Dienstleistungen unter dem eigentlichen Wert zu<br />
verkaufen. Da es bei der „zusätzlichen“ Dienstleistung „sowieso nicht wirklich auf den<br />
Preis ankommt“ und an den Produkten (noch) gut verdient wird, werden oft die Preise<br />
für die Dienstleistungen zu niedrig veranschlagt.<br />
3. Strategiemängel: Oft werden die Dienstleistungsmärkte nicht intensiv genug beobachtet.<br />
So werden entstehende Fehlbereiche nicht erkannt.<br />
4. Dienstleistungen werden in der Mehrzahl der Unternehmen als Verkaufshilfen für die<br />
Produkte betrachtet. Eine eigenständige Dienstleistungspolitik wird selten formuliert.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong> Seite <strong>13</strong><br />
Bindung durch Serviceleistungen<br />
Was erwartet der Kunde von morgen?<br />
Ihr Ziel muss es sein, die Service-Wünsche und Bedürfnisse Ihrer Kunden zu erkennen<br />
und zu befriedigen. Verlieren Sie nicht Ihre Kunden an den Wettbewerber durch Serviceleistungen,<br />
die Sie zu leise kommunizieren oder die Sie bisher einfach ignoriert haben.<br />
Um dem vorzubeugen, befragen Sie Ihre Kunden nach Zufriedenheit und Unzufriedenheit,<br />
nach Veränderungen, sowohl positive als auch negative. Fragen Sie weiterhin, was Ihre<br />
Kunden bei Ihnen vermissen. Schaffen Sie es, einen Kundenwunsch zu erfüllen, so werden<br />
Sie dafür Lob und Treue ernten.<br />
Stammkunden regelmäßig persönlich ansprechen<br />
Eine Kundenbeziehung ist wie eine Ehe: Versiegt die Kommunikation, so droht die<br />
Beziehung auseinander zu brechen. Während die Einen den Kunden nicht mehr als<br />
Kunden für Produkte, sondern den Kunden der Serviceangebote ansehen, begnügen sich<br />
Andere auf ihre halbjährlichen Newsletter und Zeitungswerbebeilagen. Zwar gehören<br />
beide genannten Möglichkeiten zu den Kundenbindungsmaßnahmen, jedoch darf man<br />
sie kaum als primäre Elemente der Kundenbindung bezeichnen.<br />
Der Service-Faktor aus Sicht des Kunden<br />
Auch wenn es nur wenige glauben, der Service-Faktor steht über dem Preis. Stammkunden,<br />
die dem Geschäft untreu werden, geben meist nicht den Preis als Hauptgrund<br />
an. Tatsächlich stören sich 75% der zum Wettbewerb wechselnden Stammkunden am<br />
mangelnden Service oder der Qualität des Service. Lediglich 25% beklagen sich über zu<br />
hohe Preise.<br />
Eine viel wichtigere Erkenntnis ist aber, dass, wenn ein solcher Fall eines Stammkundenwechsels<br />
auftritt, sich nicht etwa beim Unternehmen beschwert wird, sondern vielmehr<br />
eine Kommunikationskette außerhalb Ihres Unternehmens entsteht, die weitreichende<br />
Auswirkungen hat. 96% beschweren sich nämlich bei Anderen, dazu zählen Freunde,<br />
Bekannte, Verwandte und manchmal sogar beim Wettbewerber. Wie oft geschieht dies?<br />
Laut Umfrage spricht ein solcher wechselnder Stammkunde 11-mal mit anderen über<br />
seinen Ärger. Wie weit dieser Ärger dann weiter getragen wird, ist schwer nachvollziehbar.<br />
Mit gutem Kundenkontakt sollte dies auf jeden Fall verhindert werden. Starten Sie<br />
Umfragen und legen Sie ein Beschwerdemanagement an. Der Stammkunde wird Ihnen<br />
sagen, wo das Problem liegt.<br />
Freundlichkeit als persönlicher Service:<br />
Je vergleichbarer Sie am Ort sind, desto entscheidender werden Ihr Service und Ihre<br />
Freundlichkeit. Tappen Sie im Alltag nicht in die Service-Sünden-Falle, die gerne einmal<br />
übersehen wird. Hier einige Beispiele:<br />
• Ein Kunde betritt Ihr Ladenlokal und wird nicht beachtet<br />
• Fehlende Freundlichkeit: Ein Lächeln ist weniger anstrengend als ein Stirnrunzeln, denn<br />
dafür benötigen Sie weniger Muskelpartien<br />
• Beschwerden sollten Sie nicht als persönlichen Angriff wahrnehmen. Bedanken Sie sich<br />
für jeden Hinweis, den Sie vom Kunden bekommen. Danke und Entschuldigung sind<br />
kleine Worte mit großer Wirkung.
Seite 14<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Bindung durch Serviceleistungen<br />
Können Sie Ihren Kunden Zeitersparnis und Bequemlichkeit beim Einkauf bieten?<br />
Der Kunde von heute, auch wenn er mehr Freizeit besitzt als noch zu Zeiten seiner Eltern<br />
und Großeltern, wünscht sich Zeitersparnis und Bequemlichkeit beim Einkauf.<br />
Diese Wünsche beeinflussen zunehmend die Auswahl seiner Einkaufsstätten. Wie können<br />
Sie diesen Wünschen Rechnung tragen?<br />
Zum Beispiel durch Serviceleistungen wie den folgenden:<br />
• Bestellungen per Post, Fax, Telefon oder Internet mit Abholung oder Zustellung<br />
• Telefonische Reservierungen von in Anzeigen beworbenen Produkten<br />
• Vergabe eines Beratungstermins, auch einen Termin mit einem speziell gewünschten<br />
Verkäufer<br />
• Informationsveranstaltungen und Probier- und Schnupperstunden<br />
• Hausleitsystem<br />
• Multimedia-Informations-Geräte, wie Terminals, elektronischer Bilderrahmen<br />
• Kundenparkplätze<br />
Weiterhin gibt es die Möglichkeit, den Kunden außerhalb der „normalen Geschäftstätigkeit“<br />
einzuladen und eine Sonderveranstaltung abzuhalten. Sei es eine Lesung, eine besondere<br />
Produktvorführung, ein Informationstag, Seminarvortrag, etc. Mit einer entsprechend<br />
attraktiven Einladung suggerieren Sie dem Kunden Abwechslung, Feierlaune, Zuwendung<br />
und Vorteil. Wenn der Kunde Ihrer Einladung folgt, verbessern Sie damit den Kontakt und<br />
erhöhen so Ihre Kundenbindung. Zudem wird er zukünftige Briefe und Mailings aufmerksamer<br />
lesen.<br />
Einige Service-Ideen aus dem Ausland sind so originell, dass wir sie hier nennen möchten.<br />
Lassen Sie sich von der Vielfalt an Servicemöglichkeiten inspirieren:<br />
• REI ein Fachgeschäft für Kletter- und Outdoor-Ausrüstung bietet neben einer Kletterwand<br />
auch eine Mountainbike-Teststrecke mit mehreren Schwierigkeitsgraden. In einer<br />
eigenen Kältekammer können Regen- und Spezialkleidung getestet werden. Die<br />
Produkte sind teilweise in die Ladenarchitektur eingearbeitet, so gibt es Kanusitze in<br />
der Wassersportabteilung.<br />
• Oder Georgia Power, ein Elektrounternehmen, verspricht, den Service zeitlich einzuhalten.<br />
Wenn ein Haken fehlt antwortet der Verkäufer: „Wir werden das Gerät bis morgen<br />
aufhängen. Und wenn wir unser Versprechen nicht halten, werden wir Ihnen für jeden<br />
Tag, den Sie warten müssen, 100 US-Dollar gutschreiben.“ Die häufigste Antwort ist:<br />
„Lassen Sie sich Zeit“
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong> Seite 15<br />
Bindung durch zufriedene Mitarbeiter<br />
Kundenorientierung und<br />
Kundenbindung bedeutet,<br />
sich mit den Kunden zu<br />
beschäftigen. Wer ist in<br />
Ihrem Unternehmen dafür<br />
zuständig? Alle. Die Vorstellungen,<br />
wer dafür<br />
zuständig ist und wie der<br />
Kontakt mit den Kunden<br />
stattzufinden hat, ist in den<br />
einzelnen Unternehmen<br />
sehr unterschiedlich. Was<br />
der eine für einen guten<br />
Kontakt und gute Kontaktpflege<br />
hält, kann einen<br />
anderen entsetzen. Häufiges<br />
Problem dabei ist die Kommunikation<br />
mit dem Kunden.<br />
Das größte Problem bei<br />
den Kommunikationsfehlern<br />
ist, dass Verluste aufgrund<br />
solcher Fehler oft nicht auffallen.<br />
Begriffe werden<br />
anders verstanden und mit<br />
unterschiedlichen Inhalten<br />
gefüllt, also muss der<br />
Verkäufer / die Verkäuferin<br />
lernen, die Bedürfnisse der<br />
Kunden so zu verstehen,<br />
dass diese auch von beiden<br />
Seiten verständlich kommuniziert<br />
werden können.<br />
Wenn ein Verkäufer gut<br />
kommuniziert, macht er<br />
auch bessere Umsätze.<br />
Viele Chefs beobachten Ihre<br />
Mitarbeiter, lassen Sie mit<br />
anderen Mitarbeitern üben.<br />
Diese Maßnahmen sollten<br />
nicht allgemein angewandt<br />
werden. Denn noch viel<br />
wichtiger als das Trainieren<br />
einer erfolgreichen Kommunikation,<br />
ist es, dass sich<br />
der Mitarbeiter im Unternehmen,<br />
mit dessen<br />
Philosophie und den<br />
Produkten wohl fühlen<br />
kann. Wohlfühlen ist die<br />
Basis für einen zufriedenen<br />
und erfolgreichen Mitarbeiter.<br />
Fühlt sich der Mitarbeiter<br />
einmal wohl, so<br />
wird auch die Kommunikation<br />
mit dem Kunden<br />
besser, denn er projiziert<br />
dieses Gefühl nach Außen<br />
und der Kunde kann sich<br />
ebenfalls wohl fühlen.<br />
Weiterhin werden Mitarbeiter,<br />
die sich wohl<br />
fühlen und die sich mit dem<br />
Unternehmen identifizieren<br />
können, von einander<br />
lernen, richtig zu kommunizieren.<br />
Kundenlob weiterleiten<br />
Guter Service und gute Kundenbindung erfordert Teamarbeit. Nur wenn die Zusammenarbeit<br />
mit allen Mitarbeitern harmonisch abläuft, kann Ihr Unternehmen auch den Kunden<br />
überzeugen. Einige Mitarbeiter oder auch Sie selbst werden vielleicht mit Serviceanfragen<br />
oder Informationsanfragen konfrontiert, obwohl sonst ein spezieller Mitarbeiter diesen<br />
Stammkunden bedient. In einem solchen Gespräch lassen sich oft ganz andere Informationen<br />
erfahren. Beispielsweise wie zufrieden dieser Stammkunde mit seiner Betreuung ist.<br />
Ein solches Lob kann deutlich zur Motivationssteigerung der Mitarbeiter führen. Sorgen<br />
Sie stets dafür, dass ein Lob solche Mitarbeiter auch erreicht. Auch ein Dankeschön per<br />
Telefon sollten Sie per Notiz an den entsprechenden Mitarbeiter weiter leiten.<br />
Sie können auch selber aktiv werden und Werbung für Ihre Mitarbeiter machen, die eher<br />
hinter den Kulissen arbeiten. Weisen Sie bei Gesprächen auf Ihre Mitarbeiter hin, die ein<br />
Problem gelöst haben und geben Sie dem Mitarbeiter weiter, wie zufrieden der Kunde mit<br />
der Lösung war. Sprechen Sie auch nicht gleich Tadel aus, wenn mal etwas schief geht.<br />
Sprechen Sie zunächst mit dem Verantwortlichen, denn nicht selten gibt es einen triftigen<br />
Grund für eine solche Panne.
Seite 16<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Kommunikation<br />
Kundenbindung entsteht durch die praktizierte Kundenorientierung und die Bekanntmachung<br />
dieser Unternehmens-Philosophie nach Innen und Außen. Es geht also um<br />
Kommunikation. Meist geschieht dies jedoch fast ausschließlich auf Produktebene. Doch<br />
auch Service- und Dienstleistungen eines Unternehmens sollten – ebenso wie alle<br />
anderen Aktivitäten – bestehenden und potentiellen Kunden bekannt gemacht werden.<br />
Hier helfen Slogans. Doch kurze, informative und wahre Slogans zu finden, ist in der<br />
Regel schwer. Es birgt Gefahren für Image und Umsatz, einfach einen Slogan zu entwickeln,<br />
ohne dabei über die genauen Folgen des Slogans nachzudenken. Noch gefährlicher<br />
wird es, wenn ein Slogan einfach kopiert wird. Phrasen ohne echten Hintergrund<br />
schaden deutlich mehr, als dass sie Vorteile bringen. „Führend im Markt“ – Wer führend<br />
im Markt anpreist, der sollte dies auch jederzeit beweisen können. Wenn über dem<br />
Eingang dieser Slogan hängt und der Kunde im Ladenlokal stapelweise Altbestände<br />
vorfindet, schwindet die Glaubwürdigkeit. Dabei ist gerade die Glaubwürdigkeit eine der<br />
Kernsäulen für den Fachhandel. Daher auch Vorsicht bei Übertreibungen. Ansprüche, die<br />
nicht gehalten werden können, bis hin zur Peinlichkeit, lassen Ihr Unternehmen in der<br />
Öffentlichkeit schnell schlecht da stehen. Ähnlich wie „Führend im Markt“ muss auch die<br />
geläufige Phrase „Das freundliche Fachgeschäft“ betrachtet werden. Haben Sie mal<br />
genau analysiert?<br />
• Wie werden Reklamationen behandelt?<br />
• Wie gehen Ihre Mitarbeiter mit den Kunden um?<br />
• Verstehen Sie unter Freundlichkeit das selbe wir Ihr Kunde?<br />
• Woran erkenne ich „mein“ freundliches Fachgeschäft?<br />
• Was sind die Kriterien für das freundliche Fachgeschäft?<br />
Achten Sie also darauf, dass Werbebotschaften, die gegenteilig zu dem sind, was der<br />
Kunde täglich erlebt, Umsatz, Ertrag und Image schädigen. Wer sich kundenorientiert<br />
verhalten will, der sollte seine Organisation und seine Werbebotschaften aufeinander<br />
abstimmen. Noch besser ist es, wenn die in der Werbung und der internen Kommunikation<br />
versprochenen Leistungen in der Wirklichkeit noch übertroffen werden.<br />
Wie Worte wirken<br />
Sie besprechen mit dem Kunden ausführlich<br />
das Produkt. Doch der Kunde zeigt<br />
sich nicht dankbar, sondern macht nur eine<br />
kritische Bemerkung über die Höhe des<br />
Preises.<br />
Kommunikation im Unternehmen<br />
Nicht nur die Kommunikation mit den<br />
Kunden, sondern auch die Kommunikation<br />
untereinander kann die Kundenbindung<br />
beeinflussen. Ein gut eingespieltes Verkaufsteam<br />
kann sich ergänzen und dem<br />
Kunden deutlich Kompetenz zeigen. Fehler<br />
in der internen Kommunikation führen zu<br />
Blindleistungen und Doppelarbeiten. Um<br />
dem entgegen zu wirken ist es notwendig,<br />
dass absolut jeder die Strategie, das<br />
Sortiment und die Kunden kennt. In einer<br />
Untersuchung konnte festgestellt werden,<br />
dass 59% aller Fachhändler einräumen,<br />
offensichtliche Probleme in der internen<br />
Kommunikation zu haben. Immerhin sind<br />
auch 60% der Befragten der Meinung,<br />
dass dies ein ernstes Problem ist, das<br />
angegangen werden muss.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong> Seite 17<br />
Kommunikation<br />
Gekonnter Small Talk<br />
Die Händler im und aus dem Ausland sind uns in dieser Hinsicht häufig überlegen: Der<br />
perfekte Small Talk bindet die Kunden und animiert sie zugleich. Motivieren und schulen<br />
Sie Ihr Verkaufsteam für Small Talk mit den Kunden. Führen Sie Trainings durch. So ergänzen<br />
Sie die spontane Plausch- und Plauderfähigkeit Ihrer Mitarbeiter durch professionelle<br />
Kompetenz. Weisen Sie darauf hin, dass Themen wie Politik und Religion Tabuthemen<br />
sind. Besser geeignet sind: Sport, Freizeit, Familie, Trends und aktuelle Ereignisse. Ebenfalls<br />
darf der Small Talk das Verkaufsgespräch nicht stören. Er muss in das Gespräch<br />
einfließen, es unterstützen. Dazu benötigt der Verkäufer das nötige Fingerspitzengefühl,<br />
um die Situation genau zu erkennen. Als Anreiz für Ihr Verkaufsteam, sich auf Small-Talk<br />
einzustellen, können Sie in Ihrem Verkaufsteam den Small Talker des Monats prämieren.<br />
Dies fördert auch die Stimmung und den Erfolg. Für den Kunden verbessert sich vor allem das<br />
Ambiente. Er fühlt sich wohler und merkt durch die Gespräche, dass Sie Zeit für ihn haben.<br />
Was passiert, wenn Sie mit einem Kunden sprechen?<br />
Ob Sie wollen oder nicht, innerhalb weniger Sekunden entscheidet sich schon ein Großteil<br />
des Gesprächs. Sie stufen den Kunden als sympathisch oder unsympathisch ein, der<br />
Kunde stuft Sie als freundlich, hilfsbereit oder gar stinkfaul ein. Je nachdem, wie diese<br />
Bewertung ausfällt, wird auch das Verkaufsgespräch ablaufen. Die Beziehungsebene hat<br />
nämlich direkten Einfluss auf die Sachebene, also auch auf die Produktinformationen, die<br />
Sie Ihren Kunden geben. Daher ist das Schaffen einer guten Atmosphäre vor allem beim<br />
Einstieg in das Gespräch sehr wichtig. Der Ton macht die Musik, lautet das Rezept:<br />
Stimmhöhe: Versuchen Sie Ihre Stimmhöhe möglichst in Ihrem persönlichen, tieferen<br />
Stimmbereich zu halten. Hohe Stimmlagen vermitteln eher Unsicherheit.<br />
Lautstärke: Brüllen Sie nicht, flüstern Sie nicht. Ihr Kunde und Ihre Stimmbänder werden<br />
es Ihnen danken.<br />
Geschwindigkeit: Orientieren Sie sich in Maßen an der Sprechgeschwindigkeit Ihres<br />
Kunden.<br />
Sprechdauer: Haben Sie gewusst, dass Ihr Kunde im Regelfall nicht länger als 10 Minuten<br />
am Stück zuhören kann? Müssen Sie länger sprechen, vergewissern Sie sich, dass Ihr<br />
Kunde noch folgen kann.<br />
Gestik: Unterstützen Sie Ihre Worte mit Bewegungen. Das gibt Ihrer Stimme mehr Ausdruck.<br />
Sachebene: Jetzt können Sie Ihren Kunden informieren. Denken Sie daran, dass Ihr<br />
Kunde Ihre Worte ganz anders verstehen kann, schließlich ist die Wahrnehmung jedes<br />
Menschen unterschiedlich.<br />
Dem Kunden zu Neuheiten raten<br />
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Viele Kunden bleiben gerne bei bewährten Produkten<br />
oder Marken, weil sie gute Erfahrungen damit gemacht haben. Sie sind ihnen vertraut<br />
und geben ihnen die Sicherheit, nichts falsch zu machen, was ja bei neuen Artikeln durchaus<br />
der Fall sein könnte.<br />
Empfehlen Sie solchen Kunden ruhig etwas Neues, denn sonst könnte ihnen ja etwas<br />
Gutes entgehen. Abgesehen davon, dass es auf Dauer auch langweilig sein kann, immer<br />
nur das Gleiche zu nehmen. Wenn Sie den Kunden Neuheiten oder neue Produkte<br />
empfehlen, müssen Sie ihnen auch vermitteln, dass sie auf Nummer Sicher gehen und<br />
keinen Fehlgriff tun. Heben Sie die Produktvorteile hervor und verdeutlichen Sie den<br />
Nutzen, den Ihre Kunden davon haben werden.<br />
Bei Markenprodukten bieten Sie Ihren Kunden an, diese zu testen. Beim Test eines<br />
Schreibgeräts beispielsweise, können Sie direkt in der Praxis auf Vorzüge hinweisen,<br />
damit der Kunde ein Sicherheitsgefühl bekommt.<br />
Laut einer Studie, die sich mit Verbrauchsgütern befasst,<br />
ist auf Konsumentenseite grundsätzlich Potential für<br />
Neuheiten vorhanden; dieses ist auch auf andere Produkte<br />
und Branchen übertragbar:<br />
Mehr als ein Drittel aller Haushalte wünscht sich mehr<br />
Innovationen als bisher. Über die Hälfte aller Haushalte<br />
halten die Zahl der Neuprodukte für ausreichend und<br />
lediglich 10% wünschen sich weniger Innovationen oder<br />
sind bezüglich dieser Frage indifferent.
Seite 18<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Niemand<br />
kann einen<br />
Streit mit<br />
einem<br />
Kunden<br />
gewinnen.<br />
Wer den<br />
Streit<br />
gewinnt,<br />
verliert den<br />
Kunden!<br />
Beschwerdemanagement<br />
Reklamationen sind ein Prüfstein der Kundenorientierung. Die Art und Weise, wie in einem<br />
Unternehmen mit den Einwänden von Kunden, mit ihren Wünschen, ihren Beschwerden<br />
und ihren Reklamationen umgegangen wird, zeigt, wie die Geschäftsleitung dazu steht,<br />
ebenso, wie die Mitarbeiterhaltung dazu ist. Ein Mitarbeiter kann und darf zum Beispiel<br />
Reklamationsfälle ja nur nach den im Unternehmen festgelegten Regeln bearbeiten.<br />
Wenn also beispielsweise Reklamationsfälle im Unternehmen als ein Problem angesehen<br />
werden, muss – neben der grundsätzlichen Anweisung zum Thema – auch geprüft werden,<br />
wie die definierten Regeln von wem, wie umgesetzt werden, welches Verhalten praktiziert<br />
wird. Gerade beim Thema Warenreklamation gehören das Produkt selbst und auch der<br />
Lieferant auf den Prüfstand. Ganz gleich, welcher Grund für eine Reklamation vorliegt: In<br />
einem kundenorientierten Unternehmen wird der Kunde auf jeden Fall zuerst einmal zufrieden<br />
gestellt. Wer Reklamationen von Kunden herablassend, strafend und verzögernd<br />
behandelt, schadet seinem Unternehmen.<br />
Wer darüber klagt, dass eine großzügige Behandlung der Kunden in punkto Reklamationen,<br />
Umtausch, Auswahl, etc. Kunden mit kriminellen Neigungen anlockt, der hat großzügige<br />
und kundenorientierte Organisation wahrscheinlich noch nie praktiziert.<br />
Wer Angst davor hat, dass durch eindeutige Kundenorientierung Verluste entstehen, der<br />
sollte einmal eine genaue Reklamations- und Umtauschstatistik führen. Daten, die gespeichert<br />
werden können sind:<br />
• Warum ist der Kunde unzufrieden?<br />
• Um was geht es? (Produkt, Service, Dienstleistung)<br />
• Wer ist der Lieferant?<br />
• Sind mehrere Warengruppen betroffen?<br />
• Wer hat die Reklamation bearbeitet?<br />
• Wie groß ist der entstandene Schaden?<br />
• Wie lautet die Adresse des Kunden?<br />
Die Auswertung wird dann deutlich zeigen, wo die Probleme im Unternehmen sind. Vor<br />
allem wird sich zeigen, wie hoch die entstandenen Kosten sind. Dann kann auch berechnet<br />
werden, welcher Schaden zukünftig noch entstehen kann. Wer sich einmal unvoreingenommen<br />
diese Zahlen anguckt, der wird feststellen, wie gering die Verluste für das eigene<br />
Unternehmen sind. Bei Warenschäden werden die Verluste durch Lieferanten erstattet.<br />
Wer hingegen viele Schäden oder Verluste hat, die vom Lieferanten nicht erstattet werden,<br />
der sollte Sortiments-, Einkaufs- und Geschäftspolitik überprüfen. Denn oft sind die<br />
Schäden und Verluste nicht auf den Kunden, sondern auf das Unternehmen zurück zu<br />
führen. Wichtig ist auch zu wissen, dass die Anzahl der Kunden, die von einer Reklamation<br />
absehen, obwohl diese gerechtfertigt wäre, sehr gering ist. Daher ist eine gute Kommunikation<br />
mit dem Kunden unabdingbar. Besonders Reklamationsgespräche sind eine Quelle<br />
für Verbesserungen. Kunden, die wegbleiben, ohne sich zu melden, weil sie enttäuscht<br />
sind, gibt es nämlich häufiger als solche, die für eine Reklamation zurückkehren. Sie bekommen<br />
dadurch die seltene Chance, einen unzufriedenen Kunden in einen zufriedenen<br />
Kunden zu verwandeln.<br />
Wenn ein Unternehmen die Vorteile einer kundenorientierten Organisation erkennt, ist<br />
dies die Möglichkeit, mehr Stammkunden an das Unternehmen zu binden und aus<br />
Reklamationsgesprächen auch neue Stammkunden zu gewinnen.<br />
Auf einen enttäuschten Kunden, der sich<br />
gleich bei uns beschwert, kommen etwa<br />
19, die sich nicht gleich beschweren. Im<br />
Durchschnitt aber äußern alle 20 Kunden<br />
ihre Unzufriedenheit gegenüber jeweils 11<br />
weiteren Personen. (<strong>13</strong> Prozent der Kunden<br />
erzählen dies sogar 20 anderen Menschen).<br />
(1+19) x 11 = 220<br />
Diese 220 Kunden sollten wir im Kopf<br />
haben, wenn uns unser nächster Kunde<br />
auf einen Mangel hinweist.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong> Seite 19<br />
Kundenclub<br />
Die Gründung eines Kundenclubs ist in vielen Unternehmen in der Diskussion. Kundenclubs<br />
erfüllen im wesentlichen drei Funktionen:<br />
• Optimierung der Kundendatenbank<br />
• Akquisition von Neukunden<br />
• Nutzung des Clubs für Marktforschungszwecke<br />
Ziele: Neue Kunden kaufen das Produkt, um Mitglied im Kundenclub werden zu können.<br />
Mitglieder machen durch Mundpropaganda auch ihre Freunde und Bekannten zu Kunden.<br />
Und im kontinuierlichen Dialog mit den Clubmitgliedern erfährt das Unternehmen, welche<br />
Wünsche und Verbesserungsvorschläge die Kunden haben.<br />
Kundenclubs sind aber kein Allheilmittel. Nur wenn Produkte, Preise, Vertrieb und<br />
Kommunikation stimmen, kann ein Kundenclub funktionieren und Umsatz und Kundenloyalität<br />
positiv beeinflussen.<br />
Wichtigste Fragen:<br />
• Welche Leistungen und handfesten Vorteile können den Clubmitgliedern geboten werden?<br />
• Wie lassen sich Aufwand und Ertrag auf Dauer im richtigen Rahmen halten?<br />
Weiterhin wird empfohlen, neben den konstanten Leistungen auch aktuelle Leistungen<br />
anzubieten.<br />
• Aktuelle Leistungen werden nur während eines begrenzten Zeitraumes angeboten,<br />
forcieren dadurch aber die Aktivität der Clubs.<br />
• Konstante Leistungen geben den Mitgliedern Orientierungshilfen und Garantien zu<br />
einem bewährten Angebot, auf das sie immer zurückgreifen können.<br />
Bei der Einrichtung eines Kundenclubs sind stets die Kosten im Auge zu halten.<br />
Für wen wollen Sie Kundenclubkarten einsetzen?<br />
Wir unterscheiden bei der Kundenbindung nach<br />
• Komplettkäufer<br />
• Stammkäufer<br />
• Seltenkäufer<br />
• Wenigkäufer<br />
• Spontankäufer (eher Frauen)<br />
• Intensiv– und Spezialkäufer (eher Männer)<br />
Wann sind Kundenkarten eine sinnvolle Verkaufsförderung?<br />
• Eine eigene Karte in der Tasche des Kunden bietet die Lösung, ihn immer und überall<br />
an die Vorteile „einer festen Beziehung“ zu erinnern. Mit einer Kundenkarte geben Sie<br />
ihm das sichere Gefühl, bei jedem Kauf „ ein Schnäppchen“ zu machen, ohne dabei<br />
untreu zu werden.<br />
• Kann man Treue kaufen? Bestimmt nicht! Aber mit wirksamen Mitteln zur Stärkung<br />
einer dauerhaften Beziehung verliert Ihr Kunde einfach das Verlangen „fremd zu gehen“.<br />
Die Kundenkarte – in ihren vielfältigen Ausprägungen – ist hierfür ein Instrument.<br />
Was Ihr<br />
Produkt für<br />
den Kunden<br />
leistet, ist<br />
bekannt.<br />
Was Sie<br />
darüber<br />
hinaus<br />
für ihn tun<br />
könnten,<br />
fesselt seine<br />
Aufmerksamkeit<br />
(Gert Gerken)
Seite 20<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Kundenkarten<br />
Rabatt- und Kundenkarten boomen.<br />
Viele versprechen sich von<br />
den kleinen Plastikkärtchen<br />
Vorteile beim Einkauf oder<br />
die Chance, eine Prämie<br />
einzuheimsen. In erster<br />
Linie dienen die Karten den<br />
Händlern. Sie erfahren so<br />
kostengünstig viel über Ihre<br />
Kunden und deren Kaufgewohnheiten,<br />
andererseits<br />
verweisen Sie auf das<br />
hauseigene Rabatt-System<br />
und machen so manchen<br />
Schnäppchenjäger mundtot.<br />
Inzwischen besitzen ca.<br />
62 Prozent der Bevölkerung<br />
mindestens eine Kunden-/<br />
Rabattkarte. Also ist die<br />
Karte beim Konsumenten<br />
ein populäres Stück Plastik.<br />
Treue<br />
Kunden<br />
gibt es<br />
nicht mehr,<br />
Kunden<br />
wollen<br />
sinnvoll<br />
umworben<br />
werden<br />
Erhöhter Umsatz<br />
Die Umsätze durch Spontankäufe nehmen zu. Günstige, kurzfristige Angebote werden<br />
von Karteninhabern verstärkt angenommen.<br />
Verstärkte Kundenorientierung<br />
Die Mehrzahl der Kunden erwarten zusätzliche Serviceleistungen. Verbesserter Service<br />
im Kundenkarten-Bereich vermittelt dem Kunden die fortschrittlich wegweisende Einstellung<br />
des Unternehmens. So werden positive Imagewerte geschaffen.<br />
Langfristige Kundenbindung<br />
Der Kunde wird vom Markt umworben. Eine Flut von Angeboten, Mailings und Werbeinformationen<br />
erreicht täglich den Verbraucher. Da fällt es schwer, nur einem treu zu<br />
bleiben. Die Kundenkarte ermöglicht eine optimierte, zielgruppenspezifische Kundenbetreuung.<br />
Verbesserter Kundenkontakt<br />
Kundenkommunikation und Kundenkontakt werden im Marketing wieder großgeschrieben.<br />
Die Kundenkarte ermöglicht die individuelle Ansprache des Kunden, z. B. mit einem<br />
Geburtstagsgruß.<br />
Eines der Hauptziele von<br />
Kundenkarten liegt darin,<br />
profitable Kunden zu umwerben<br />
und zu ihnen eine<br />
„lebende Beziehung“ zu<br />
entwickeln.<br />
Vor allem die rechtzeitige<br />
Ansprache wertvoller<br />
Kunden verschafft dabei<br />
Wettbewerbsvorteile.<br />
Daher sind Kundenkarten<br />
mit Rabattfunktion nur begrenzt<br />
sinnvoll. Durch dieses<br />
überwiegend rationale Anreizsystem<br />
wird die Kaufentscheidung<br />
für ein bestimmtes<br />
Produkt gefördert.<br />
Diese Kundenkarten werden<br />
zwar kurzfristig die Käufe<br />
verstärken und die Nachfrage<br />
nach bestimmten<br />
Produkten erhöhen, doch<br />
sie werden keine exklusive<br />
Kundenbindung aufbauen.<br />
Der Stammkunde generiert<br />
üblicherweise mindestens<br />
doppelt so hohe Umsatzwerte<br />
je Einkauf, wie der<br />
Gelegenheitskunde. Der<br />
Ertrag je Einkauf ist sogar<br />
dreimal höher.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong> Seite 21<br />
Kundenkarten<br />
Kundenkartendarstellung – Die Arten der Kundenkarte<br />
Treue- oder Rabattkarten<br />
Club- oder Kundenkarte<br />
Zahlungs- und Kreditkarten sind<br />
in unserer Branche nicht üblich<br />
Gemeinschafts-Kooperationskarte<br />
Die Kunden haben zu einzelnen Kundenkarten verschiedene Vorstellungen, welche Vorteile<br />
die Karte bringt. Der Karteninhaber verspricht sich einen Informationsvorteil (z. B. vor<br />
Preis-Reduzierungen oder bei Ankunft von Neuheiten), eine Teilnahme an besonderen<br />
Events, besondere Karteninhaber-Angebote, einen besonderen eigenen Service. Treue-<br />
Karten sprechen beispielsweise das Sammelfieber an, Punkte können gesammelt und<br />
später eingelöst werden. Hier stehen im Vordergrund:<br />
• Prämien, Geschenke, Spezialangebote<br />
• Preisausschreiben<br />
• Einkaufsgutscheine, Warengutscheine<br />
• Eigene Ideen sind Ihr Erfolgsfaktor<br />
Eine Kundenkarte<br />
mit<br />
Sofort-Rabatt<br />
wünschen sich<br />
50% der<br />
Kunden<br />
Kundenzeitung<br />
Kundenbindungsprogramme<br />
mit Kundenkarten sind nur<br />
ein Teil einer übergreifenden<br />
Kunden- und Marktstrategie,<br />
die darauf abzielt, die<br />
Produkte und Serviceleistungen<br />
kontinuierlich an<br />
den Kundenbedürfnissen<br />
auszurichten. Eine adäquate<br />
Angebots- und Servicequalität<br />
sollte immer im<br />
Vordergrund stehen.<br />
Eine erfolgreiche Kundenkarte<br />
setzt auf Kundenzufriedenheit,<br />
Kundepflege<br />
und Kundendialog. Neben<br />
der Kundenpflege haben<br />
Kundenzeitungen noch eine<br />
zweite Aufgabe: Sie sollen<br />
helfen, neue Kunden zu<br />
gewinnen und die eigenen<br />
Leistungen bekannt zu<br />
machen.<br />
Durch den Einsatz einer<br />
Kundenzeitschrift wird die<br />
Kontaktfrequenz verdoppelt<br />
oder verdreifacht.<br />
Aus dem Vergleich mit<br />
anderen Kommunikationsinstrumenten<br />
geht die<br />
Kundenzeitschrift häufig als<br />
Gewinner hervor.
Seite 22<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong><br />
Checklisten<br />
Nehmen Sie sich einige<br />
Minuten Zeit, um die folgenden<br />
Checklisten durchzugehen.<br />
Anhand dieser<br />
Checklisten können Sie<br />
feststellen, wo noch Handlungsbedarf<br />
besteht. Sie<br />
können diese Checklisten<br />
auch von Ihren Mitarbeitern<br />
ausfüllen lassen. Je mehr<br />
Meinungen Sie einholen,<br />
desto genauer wird das Bild<br />
davon, was in Ihrem Unternehmen<br />
tatsächlich gelebt<br />
wird.<br />
Kundenorientierung Ja Nein<br />
Bin ich mir der Bedeutung einer optimalen Kundenorientierung<br />
bewusst?<br />
Sind sich meine Mitarbeiter dieser Bedeutung bewusst?<br />
Setze ich eine Datenbank zum zielgerichteten Sammeln von<br />
Kundendaten ein?<br />
Treffe ich Zielvereinbarungen mit meinen Mitarbeitern bezüglich<br />
Servicequalität?<br />
Betreibe ich aktive Kundenbindung?<br />
Nutze ich die Möglichkeiten der persönlichen Kontaktpflege zu<br />
meinen wichtigsten Kunden?<br />
Informiere ich meine Kunden regelmäßig über Leistungen und<br />
Innovationen meines Unternehmens?<br />
Führe ich regelmäßig Kundenbefragungen durch?<br />
Nutze ich die Ergebnisse zur Verbesserung meiner Leistungen?<br />
Sehe ich Reklamationen als „kostenlose Chance“, meine<br />
Leistungen zu verbessern?<br />
Erkennen und nutzen alle Mitarbeiter die Chance, aus<br />
reklamierenden Kunden zufriedene Stammkunden zu machen?<br />
Biete ich besondere Leistungen, die einen außergewöhnlichen<br />
Kundennutzen bieten?<br />
Gebe ich Service-Garantien?<br />
Motiviere ich meine Mitarbeiter zu höchster Servicequalität?<br />
Haben Sie Ihre persönliche Einstellung gegenüber dem<br />
Kunden geprüft?<br />
Haben Sie die Einstellung Ihrer Mitarbeiter gegenüber den<br />
Kunden geprüft?<br />
Haben Sie Ihr Führungsverhalten gegenüber Ihren Mitarbeitern<br />
kontrolliert, damit zufriedene und engagierte Mitarbeiter<br />
zufriedene Kunden schaffen?<br />
Habe ich das Thema Kundenorientierung zur „Chefsache“ erklärt?<br />
Ist der Kunde im Fokus Ihrer unternehmerischen Aktivitäten?<br />
Haben Sie Ihren Mitarbeitern bewusst gemacht, dass es die Aufgabe<br />
eines jeden ist, exzellente Servicequalität zu gewährleisten?<br />
Fördern Sie fachliche, soziale und kommunikative Qualifikationen<br />
Ihrer Mitarbeiter?<br />
Ermuntern Sie Ihre Mitarbeiter zu mehr Eigeninitiative und<br />
Eigenverantwortung?<br />
Ermuntern Sie Ihre Mitarbeiter, persönliche Freiräume und<br />
Kompetenz im Interesse des Kunden und Ihres Unternehmens<br />
zu nutzen?<br />
Sind Sie stets freundlich zu Ihren Kunden, auch wenn er nicht<br />
freundlich zu Ihnen ist?<br />
Stehen Sie Verbesserungsvorschlägen aufgeschlossen gegenüber?<br />
Nehmen Sie tägliche Beschwerden und Probleme freundlich<br />
entgegen?<br />
Machen Sie „das Unmögliche möglich“, um einen Kundenwunsch<br />
zu erfüllen?<br />
Lächeln Sie auch dann, wenn Ihnen nicht danach ist?
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>13</strong> Seite 23<br />
Checklisten<br />
Kundenorientierung Ja Nein<br />
Können Sie schlechte Nachrichten und Stress mit Ruhe begegnen?<br />
Bieten Sie Service & Dienstleistungen, die über den Erwartungen<br />
der Kunden liegen?<br />
Können Sie alle Vorteile Ihrer Dienstleistungen dem Kunden<br />
erläutern?<br />
Wird Ihr Engagement vom Kunden auch geschätzt?<br />
Wiederholen Sie Argumente, um dem Kunden Ihre Sichtweise<br />
zu verdeutlichen?<br />
Halten Sie während des Gesprächs Augenkontakt mit dem Kunden?<br />
Vermeiden Sie Fachausdrücke, die der Kunde nicht unbedingt<br />
verstehen muss?<br />
Lassen Sie den Kunden auch zu Wort kommen?<br />
Beachten Sie den Klang und Tonfall Ihrer Stimme im<br />
Kundengespräch?<br />
Können Sie auf Wünsche und Anmerkungen Ihrer Kunden eingehen?<br />
Kommunizieren Sie mit Ihren Mitarbeitern über Kundenkontakte?<br />
Halten Sie sich im Unternehmen untereinander immer auf<br />
aktuellem Stand?<br />
Schlussgedanke<br />
Je häufiger Sie in diesen<br />
Checklisten ein „Ja“ ankreuzen<br />
konnten, umso eher<br />
sind Sie auf dem Weg, Ihr<br />
Unternehmen kundenorientiert<br />
zu führen. Nur wenn<br />
diese Einstellung in Ihrer<br />
Unternehmens-Philosophie<br />
verankert ist, wird der Kunde<br />
Ihre Bemühungen spüren<br />
und sie entsprechend würdigen.<br />
Halbherzige Bemühungen<br />
werden den Kunden<br />
schnell abschrecken.<br />
Vermeiden Sie oberflächliche<br />
Strategien, die diesen Bereich<br />
nur antesten wollen.<br />
Wir unterscheiden im Handel zwischen 4 verschiedenen Servicetypen. Auch wenn für uns<br />
nur die optimale Kundenbetreuung in Frage kommt, so gibt es doch Händler mit unterschiedlichen<br />
Auffassungen:<br />
1. Der „Kühlhaushändler“ Hier spielen persönliche und organisatorische Kundenbindungsmaßnahmen<br />
eine untergeordnete Rolle. Die Botschaft lautet: Du bist uns egal!<br />
2. Die „Handelsfabrik“ Sie stellt eine gute organisatorische Kundenbindung dar, weist<br />
aber keine zwischenmenschlichen Bindungskomponenten auf. Die Einstellung heißt:<br />
Wir leisten gute Arbeit, aber du bist nur eine Nummer für uns.<br />
3. Der „freundliche“ Fachhändler hält eine persönliche Kundenbindung, hat aber im<br />
gesamten organisatorischen Ablauf große Schwächen. Dieser Händler meint: Wir<br />
bemühen uns um dich, arbeiten aber chaotisch.<br />
4. Der „optimale“ Fachhändler. Hier sind die persönlichen und organisatorischen<br />
Dimensionen gleich stark. Er vermittelt dem Kunden: Du bist uns wichtig und wir tun<br />
unser Bestes.<br />
Warum haben Sie in dieser Ausgabe nichts von einer günstigen Preispolitik gelesen, die<br />
zur Kundenzufriedenheit führt? Von Tiefpreisen können wir auf Dauer nicht leben. Zudem<br />
glaubt uns der Konsument nicht, wenn wir „billig“ anpreisen.<br />
Bedienen Sie sich der differenzierten Kalkulation, um Kalkulationsverluste durch höhere<br />
Preise bei Artikeln auszugleichen, die nicht im Mittelpunkt des Preisbewusstseins der<br />
Kunden stehen.<br />
Für alles weitere setzen Sie besser die vorgestellten Kundenbindungsmaßnahmen ein.<br />
Viel Erfolg dabei wünscht<br />
Ihr <strong>Prisma</strong>-Team
Herausgeber:<br />
<strong>Prisma</strong><br />
<strong>Fachhandels</strong> <strong>AG</strong><br />
Dieselstraße 12-14<br />
42781 Haan<br />
Telefon: 02129 / 5571-602<br />
Verantwortlich:<br />
Michael Purper (<strong>Prisma</strong>)<br />
Redaktion:<br />
Steffens Handelsberatung,<br />
Stefan Meyer