Das Ohr â ein ausser- gewöhnliches Organ - Pro Audito Schweiz
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wissen<br />
<strong>Das</strong> <strong>Ohr</strong> – <strong>ein</strong> <strong>ausser</strong>gewöhnliches<br />
<strong>Organ</strong><br />
<strong>Das</strong> <strong>Ohr</strong> ist <strong>ein</strong> hochentwickeltes und sehr empfindliches <strong>Organ</strong><br />
des menschlichen Körpers. S<strong>ein</strong>e Hauptaufgabe besteht im Erfassen<br />
und Analysieren von Geräuschen. Ausserdem beherbergt das <strong>Ohr</strong><br />
unseren Gleichgewichtssinn.<br />
Querschnitt durch das <strong>Ohr</strong>: Zum äusseren <strong>Ohr</strong> gehören die <strong>Ohr</strong>muschel, das <strong>Ohr</strong>läppchen und der Gehörgang,<br />
zum Mittelohr das Trommelfell, die Gehörknöchelchen, das ovale Fenster und die Eustachische Röhre und<br />
zum Innenohr die Hörschnecke (Cochlea) und das Gleichgewichtsorgan.<br />
Foto: zVg<br />
dezibel 3/2010<br />
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Warum hören wir? Die Schallwellen<br />
begeben sich von der <strong>Ohr</strong>muschel<br />
auf <strong>ein</strong>e Reise durch den<br />
Gehörgang und lassen das Trommelfell<br />
vibrieren. Dadurch gerät<br />
im Mittelohr das Ossiculum,<br />
bzw. Hammer, Amboss und Steigbügel,<br />
in Bewegung. Die Schwingungen<br />
setzen ihre Reise durch<br />
die Flüssigkeit in der Schnecke<br />
im Innenohr fort und stimulieren<br />
so Tausende winziger Haarzellen.<br />
<strong>Das</strong> führt zu <strong>ein</strong>er Umwandlung<br />
der Schwingungen in elektrische<br />
Impulse, die vom Gehirn letztlich<br />
als Geräusch wahrgenommen<br />
werden.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Ohr</strong> besteht aus drei Teilen<br />
<strong>Das</strong> Aussenohr, die <strong>Ohr</strong>muschel,<br />
ist der äussere Teil des <strong>Ohr</strong>es, der<br />
Schallwellen auffängt und sie in<br />
das <strong>Ohr</strong> weiterleitet. Der <strong>ein</strong>zige<br />
sichtbare Part des <strong>Ohr</strong>s ist<br />
die <strong>Ohr</strong>muschel (Auricula). Mit<br />
ihrer schneckenförmigen Form ist<br />
sie der Teil des <strong>Ohr</strong>s, der zuerst auf<br />
Schall reagiert. Die <strong>Ohr</strong>muschel<br />
fungiert als <strong>ein</strong>e Art Trichter, der<br />
dabei hilft, den Schall tiefer ins<br />
<strong>Ohr</strong> zu leiten. Ohne diesen Trichter<br />
würden die Schallwellen direkter<br />
in den Gehörkanal dringen.<br />
<strong>Das</strong> wäre problematisch,<br />
weil dadurch <strong>ein</strong> grosser Teil des<br />
Schalls verloren ginge und der<br />
Klang dadurch schwieriger zu<br />
hören und zu verstehen wäre.<br />
<strong>Ohr</strong>muschel als Bindeglied<br />
Die <strong>Ohr</strong>muschel hat <strong>ein</strong>e wichtige<br />
Funktion, da die Druckver-
wissen<br />
<strong>Das</strong> <strong>Ohr</strong> ...<br />
hältnisse im äusseren und inneren<br />
<strong>Ohr</strong> verschieden sind. Der<br />
Luftwiderstand ist innerhalb des<br />
<strong>Ohr</strong>s höher als <strong>ausser</strong>halb, da<br />
die Luft im <strong>Ohr</strong> komprimiert ist<br />
und daher unter grösserem Druck<br />
steht.<br />
Für <strong>ein</strong>en optimalen Eingang der<br />
Schallwellen in das <strong>Ohr</strong> darf der<br />
Luftwiderstand nicht zu hoch<br />
s<strong>ein</strong>. Hierbei gleicht die <strong>Ohr</strong>muschel<br />
den Druckunterschied innerhalb<br />
und <strong>ausser</strong>halb des <strong>Ohr</strong>s<br />
aus. Die <strong>Ohr</strong>muschel sorgt in<br />
ihrer Funktion als Bindeglied<br />
dafür, dass die Übertragung reibungslos<br />
vonstatten geht und<br />
mehr Schall in den Gehörgang<br />
gelangt.<br />
Sobald die Schallwellen die <strong>Ohr</strong>muschel<br />
durchdrungen haben,<br />
gelangen sie zwei oder drei Zentimeter<br />
tief in den Gehörkanal,<br />
bevor sie das Trommelfell<br />
(Membrana tympani) erreichen.<br />
<strong>Das</strong> Trommelfell<br />
<strong>Das</strong> Trommelfell (Membrana<br />
tympani) markiert den Eingang<br />
zum Mittelohr und ist äusserst<br />
empfindlich. Um das Trommelfell<br />
zu schützen, wölbt sich der Gehörkanal<br />
leicht. Durch diese<br />
Wölbung haben es Insekten u. a.<br />
schwerer, zum Trommelfell zu gelangen.<br />
Zugleich sorgt das <strong>Ohr</strong>enschmalz<br />
(Cerumen) im Gehörkanal<br />
dafür, dass k<strong>ein</strong>e Fremdkörper<br />
wie Schmutz, Staub oder kl<strong>ein</strong>e<br />
Tierchen ins <strong>Ohr</strong> gelangen.<br />
Neben der Schutzfunktion für<br />
das Trommelfell erfüllt der Gehörgang<br />
auch die Aufgabe <strong>ein</strong>es<br />
natürlichen Hörgerätes, das leisere<br />
und weniger durchdringende<br />
Laute der menschlichen Stimme<br />
automatisch verstärkt. Auf<br />
diese Weise gleicht das <strong>Ohr</strong> <strong>ein</strong>ige<br />
Schwächen der menschlichen<br />
Stimme aus und erleichtert das<br />
Hörverstehen bei Gesprächen.<br />
<strong>Das</strong> Mittelohr<br />
<strong>Das</strong> Mittelohr ist der Teil des<br />
<strong>Ohr</strong>es zwischen Trommelfell und<br />
ovalem Fenster, der Geräusche<br />
aus dem äusseren <strong>Ohr</strong> in das Innenohr<br />
leitet.<br />
Drei Knochen<br />
<strong>Das</strong> Trommelfell ist sehr dünn,<br />
s<strong>ein</strong> Durchmesser beträgt rund<br />
8 bis 10 mm. Es wird mit Hilfe<br />
von kl<strong>ein</strong>en Muskeln gestreckt.<br />
Der Druck von Schallwellen<br />
sorgt für Vibrationen im Trommelfell.<br />
Die Vibrationen werden<br />
über drei Knochen in das Innenohr<br />
weitergeleitet: Hammer<br />
(Malleus), Amboss (Incus) und<br />
Steigbügel (Stapes). Diese drei<br />
Knochen bilden <strong>ein</strong>e Art Brücke,<br />
und der Steigbügel, zu dem der<br />
Klang als letztes gelangt, ist mit<br />
dem Vorhof-Fenster verbunden.<br />
<strong>Das</strong> Vorhof-Fenster ist <strong>ein</strong>e<br />
Membran, die den Eingang zur<br />
Innenohrschnecke im Innenohr<br />
abdeckt. Wenn das Trommelfell<br />
vibriert, gelangen die Schallwellen<br />
über den Hammer und den<br />
Amboss zum Steigbügel und danach<br />
weiter zum Vorhof-Fenster.<br />
Bei der Übertragung der Schallwellen<br />
vom Trommelfell zum<br />
Vorhof-Fenster fungiert das Mittelohr<br />
als akustischer Transformator,<br />
der die Schallwellen verstärkt,<br />
bevor sie ins Innenohr<br />
gelangen. Der Druck der Schallwellen<br />
auf das Vorhof-Fenster ist<br />
rund 20-mal höher als auf das<br />
Trommelfell. Dieser Druckanstieg<br />
hängt mit der unterschiedlichen<br />
Grösse der relativ breiten<br />
Oberfläche des Trommelfells und<br />
der kl<strong>ein</strong>eren Oberfläche des<br />
Vorhof-Fensters zusammen. <strong>Das</strong><br />
gleiche Prinzip kommt zum<br />
Tragen, wenn jemand mit <strong>ein</strong>em<br />
Pfennigabsatz auf Ihren Fuss<br />
tritt: Die kl<strong>ein</strong>e Oberfläche des<br />
Absatzes verursacht viel grössere<br />
Schmerzen, als es <strong>ein</strong> flacher<br />
Schuh mit breiterer Oberfläche<br />
täte.<br />
Die <strong>Ohr</strong>trompete<br />
(Eustachische Röhre)<br />
Die <strong>Ohr</strong>trompete befindet sich<br />
ebenfalls im Mittelohr und verbindet<br />
das <strong>Ohr</strong> mit dem hinteren<br />
Teil des Gaumens. Die <strong>Ohr</strong>trompete<br />
stellt <strong>ein</strong> Gleichgewicht zwischen<br />
dem Luftdruck auf beiden<br />
Seiten des Trommelfells her und<br />
sorgt dafür, dass im <strong>Ohr</strong> k<strong>ein</strong><br />
Druck aufgestaut wird. Beim<br />
Schlucken öffnet sich die <strong>Ohr</strong>trompete<br />
und gleicht damit den<br />
Druck innerhalb und <strong>ausser</strong>halb<br />
des <strong>Ohr</strong>s aus.<br />
Archivbilder: IMAGOpress.com/Patrick Lüthy<br />
dezibel 3/2010<br />
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wissen<br />
<strong>Das</strong> <strong>Ohr</strong> ...<br />
Meistens findet der Druckausgleich<br />
automatisch statt. Man kann<br />
ihn auch durch kräftige Schluckbewegungen<br />
herstellen, wobei<br />
die <strong>Ohr</strong>trompete, die Gaumen und<br />
<strong>Ohr</strong> mit<strong>ein</strong>ander verbindet, zur<br />
Öffnung gezwungen wird.<br />
Aufgestauter Druck im <strong>Ohr</strong> kann<br />
auftreten, wenn der Druck an<br />
der Innen- und Aussenseite des<br />
Trommelfells nicht identisch ist.<br />
Dadurch entsteht <strong>ein</strong> Druckstau<br />
auf das Trommelfell und verhindert<br />
dessen korrekte Vibration.<br />
Die <strong>ein</strong>geschränkte Vibration<br />
ruft <strong>ein</strong>e leichte Verringerung<br />
des Hörvermögens hervor. Ein<br />
starker Druckunterschied verursacht<br />
Unbehagen und sogar<br />
leichte Schmerzen. Ein Druckstau<br />
im <strong>Ohr</strong> tritt häufig in Situationen<br />
auf, in denen sich der Luftdruck<br />
laufend verändert, zum<br />
Beispiel beim Fliegen oder beim<br />
Fahren im Gebirge.<br />
<strong>Das</strong> Innenohr<br />
<strong>Das</strong> Innenohr ist der innerste<br />
Teil des <strong>Ohr</strong>es, der aus der Cochlea,<br />
dem Gleichgewichtsmechanismus<br />
und dem Hörnerv besteht.<br />
Nachdem die Vibrationen des<br />
Trommelfells zum Vorhof-Fenster<br />
(Fenestra tympani) weitergeleitet<br />
wurden, setzen die Schallwellen<br />
ihren Weg ins Innenohr fort.<br />
<strong>Das</strong> Innenohr besteht aus Verästelungen<br />
von Röhren und<br />
Verbindungskanälen, die als Labyrinth<br />
bezeichnet werden. Im<br />
Labyrinth befinden sich der Vestibularapparat<br />
und die Innenohrschnecke.<br />
Die Innenohrschnecke<br />
In der Innenohrschnecke werden<br />
Schallwellen in elektrische Impulse<br />
umgewandelt, die zum<br />
Gehirn gesandt werden. <strong>Das</strong> Gehirn<br />
überträgt diese Impulse in<br />
Klänge.<br />
Die Innenohrschnecke hat Ähnlichkeit<br />
mit <strong>ein</strong>em Schneckenhaus<br />
oder <strong>ein</strong>em gewundenen Schlauch.<br />
Die Innenohrschnecke ist mit<br />
<strong>ein</strong>er Flüssigkeit, der sogenannten<br />
Perilympha, gefüllt und weist<br />
zwei eng an<strong>ein</strong>ander liegende<br />
Membranen auf. Diese Membranen<br />
bilden <strong>ein</strong>e Art Trennwand<br />
in der Innenohrschnecke. Damit<br />
die Flüssigkeit von <strong>ein</strong>er Seite der<br />
Trennwand zur anderen fliessen<br />
kann, befindet sich in der Trennwand<br />
<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Loch (Helicotrema).<br />
Dieses Loch sorgt dafür,<br />
dass die Vibrationen vom Vorhof-<br />
Fenster zur gesamten Flüssigkeit<br />
in der Innenohrschnecke geleitet<br />
werden.<br />
Bei der Bewegung der Flüssigkeit<br />
in der Innenohrschnecke<br />
werden Tausende von mikroskopisch<br />
kl<strong>ein</strong>en Härchen in der<br />
Trennwand bewegt. Von diesen<br />
Härchen gibt es insgesamt rund<br />
24 000 Stück, die in vier länglichen<br />
Reihen angeordnet sind.<br />
Die Härchen sind alle mit dem<br />
Hörnerv verbunden und je nach<br />
Art der Bewegung in der Flüssigkeit<br />
der Innenohrschnecke in<br />
Wallung gesetzt. Bei der Bewegung<br />
der Härchen werden elektrische<br />
Signale zum Hörnerv gesandt,<br />
der mit dem Hörzentrum des Gehirns<br />
verbunden ist. Im Gehirn<br />
werden die elektrischen Impulse<br />
dann in Klänge verwandelt. Die<br />
Härchen sind für unser Hörvermögen<br />
also von grundlegender<br />
Bedeutung. Werden die Härchen<br />
beschädigt, so verschlechtert sich<br />
unser Hörvermögen.<br />
Der Vestibularapparat<br />
Ein weiterer wichtiger Teil des<br />
Innenohrs ist das Gleichgewichtsorgan,<br />
der sogenannte Vestibularapparat.<br />
Der Vestibularapparat<br />
registriert die Bewegungen<br />
des Körpers und sorgt dafür,<br />
dass wir unser Gleichgewicht behalten.<br />
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Der Vestibularapparat besteht<br />
aus drei ringförmigen Kanälen,<br />
die auf drei verschiedenen Ebenen<br />
ausgerichtet sind. Alle drei<br />
Kanäle sind mit <strong>ein</strong>er Flüssigkeit<br />
gefüllt, die in Über<strong>ein</strong>stimmung<br />
mit den Körperbewegungen<br />
fliesst. Neben der Flüssigkeit<br />
gibt es auch Tausende von Härchen<br />
in den Kanälen, die auf die<br />
Bewegung der Flüssigkeit reagieren<br />
und kl<strong>ein</strong>e Impulse an das<br />
Gehirn senden. <strong>Das</strong> Gehirn entschlüsselt<br />
diese Impulse, die für<br />
die Wahrung unseres Gleichgewichts<br />
sorgen. (hear-it)