Ausgabe - 16 - Produktion
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4 · Unternehmen & Märkte · <strong>Produktion</strong> · 18. April 2013 · Nr. <strong>16</strong><br />
HANNOVER MESSE (I): UMFRAGE<br />
INTELLIGENTE FABRIK<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
‚Man denkt immer sehr weit voraus‘<br />
TINO BÖHLER, PRODUKTION NR. <strong>16</strong> , 2013<br />
Was die Besucher der Hannover Messe sich unter Industrie 4.0 vorstellen<br />
und welche Entwicklungen sie erwarten, hat die Fachzeitung<br />
<strong>Produktion</strong> vor Ort erfragt.<br />
HANNOVER (GK). Martin Kneer,<br />
Hauptgeschäftsführer WirtschaftsvereinigungMetalle,<br />
Berlin:<br />
„Zum Thema Industrie 4.0 habe ich<br />
schon eine Menge gehört und gelesen;<br />
ich denke, das Wichtigste dabei<br />
ist, nicht –<br />
wie schon einmal<br />
– zwischen<br />
New und Old<br />
Economy zu<br />
unterscheiden,<br />
sondern die<br />
produzierende<br />
Industrie als<br />
Ganzes zu sehen.<br />
Es geht um eine gesunde Mischung<br />
von vorhandenen Maschinen,<br />
moderner <strong>Produktion</strong> und<br />
innovativen IT-Konzepten. Für uns<br />
und unsere Mitglieder ist es daher<br />
sehr wichtig, einen realistischen<br />
Blick auf die anstehenden Veränderungen<br />
und die damit verbundenen<br />
Chancen zu bekommen, wofür<br />
sich die Hannover Messe bestens<br />
eignet. Was nun das Zeitfenster für<br />
dieses neue Industriezeitalter anbelangt,<br />
das kann niemand wissen.<br />
Es ist auf jeden Fall ein Prozess, eine<br />
Evolution und keine Revolution.<br />
Wir dürfen aber die sich bietenden<br />
Chancen für Innovationen nicht<br />
verschlafen. Daher halte ich die<br />
Messe für sehr wichtig, um das<br />
Thema Industrie 4.0 und Integrated<br />
Industry vor einem internationalen<br />
Publikum zu pushen.“<br />
Sebastian Schoepe, Logistik, Maxion<br />
Wheels, Königswinter:<br />
„Einer der Hauptgründe für meinen<br />
Messebesuch ist das diesjährige<br />
Leitthema<br />
‚Integrated Industry’.<br />
Denn<br />
dieser Trend,<br />
dieses Thema<br />
ist alles andere<br />
als eine Luftblase:<br />
Es ist vielmehr<br />
der richtungsweisende<br />
Weg, den Unternehmen einschlagen<br />
müssen, um international konkurrenzfähige<br />
Produkte in den<br />
Markt zu bringen. Das bedingt eine<br />
Step-by-Step-Weiterentwicklung.<br />
Unser Unternehmen will sich speziell<br />
in der <strong>Produktion</strong>splanung<br />
und –steuerung sowie im Werkzeugbau<br />
neu orientieren und neu<br />
ausrichten. Wir suchen daher nach<br />
neuen Softwarelösungen, um noch<br />
mehr Transparenz und Flexibilität<br />
in der Fertigung zu bekommen –<br />
verbunden mit einer sehr hohen<br />
Liefertreue.“<br />
Klaus Georg Fritzen, selbstständiger<br />
Unternehmensberater, Hamburg:<br />
„Meine Vorstellung von Integrated<br />
Industry umfasst die Bereiche<br />
‚Mensch-zu-Maschine-Kommunikation’<br />
sowie die Integration der<br />
IT in die <strong>Produktion</strong>sprozesse.<br />
Es wird<br />
künftig immer<br />
wichtiger, alle<br />
produktionsrelevanten<br />
Prozesse<br />
miteinander<br />
zu vernetzen<br />
und zusammenzubringen sowie<br />
ein vernünftiges Interface zum<br />
Menschen zu schaffen. Ich glaube,<br />
dann beinhaltet Integrated Industry<br />
großes Potenzial, das zudem<br />
nachhaltig wachsen wird. Auch<br />
was Investitionen anbelangt, bin<br />
ich voller Zuversicht. Die Business-<br />
Cases müssen stimmen und die<br />
richtigen Partner müssen an einen<br />
Tisch, dann hat das Thema Zukunft.“<br />
Tobias Hayer, Geschäftsführer hayer<br />
metall technik, Aspach-Allmersbach:<br />
„Ich habe gestern im Fernsehen<br />
das erste Mal was zum Thema Industrie<br />
4.0 gesehen und gehört.<br />
Meiner Meinung geht es dabei und<br />
auch beim Messeleitthema ‚Integrated<br />
Industry’ darum, die Kommunikation<br />
in der <strong>Produktion</strong> ‚revolutionärer’<br />
zu gestalten. Dennoch<br />
sehe ich auch ganz klar auch<br />
die Grenzen von Industrie 4.0, gerade<br />
im Bereich<br />
‚Transparenz’<br />
in der Fertigung<br />
unter dem Aspekt<br />
der Produktpiraterie<br />
oder des Datenklaus.<br />
Realistische<br />
Chancen<br />
sehe ich in der<br />
Automobilindustrie mit ihren vielen<br />
Zulieferern. Man wird wohl<br />
nicht alle Daten in die einzelnen<br />
Bauteile und Produkte integrieren<br />
können, sonst könnte auch langjährige<br />
aufgebautes Know-how<br />
und Kernkompetenzen - wie etwa<br />
beim Thema Fehlertoleranz - an<br />
Dritte verloren gehen. Der große<br />
Vorteil für den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland ist auch hier, dass<br />
man immer sehr weit vorausdenkt.<br />
Deutschland kann auch bei Industrie<br />
4.0 wieder eine Vorreiterrolle<br />
übernehmen und innovative Produkte,<br />
Konzepte und Lösungen in<br />
den Markt bringen – mit der Gewißheit,<br />
schon den nächsten Joker<br />
im Ärmel zu haben.“<br />
Jörg Wittmann, Vereon AG, Manager<br />
CRM:<br />
„Als Stichwort sagt mir Industrie<br />
4.0 bis jetzt nichts. Ich sehe hier<br />
zwar einiges im Bereich ‚Integrated<br />
Industry’, mich interessieren auch<br />
die Themen dahinter, die Technologien,<br />
die einzelnen Innovationen.<br />
Doch den Begriff Industrie 4.0<br />
habe ich in diesem Gespräch das<br />
erste Mal gehört. Als Veranstaltungsspezialist<br />
für Industrieunternehmen<br />
sind wir auf der Hannover<br />
Messe immer auf der Suche nach<br />
globalen Tendenzen und Trends.<br />
Und die Hannover Messe präsentiert<br />
die damit zusammenhängenden<br />
Lösungskonzepte und –ideen,<br />
auch rund um das Thema ‚Integrated<br />
Industry’. Hier werden insbesondere<br />
die IT und die <strong>Produktion</strong><br />
in Zukunft noch stärker als bisher<br />
verschmelzen. Auch werden die<br />
einzelnen Fachverantwortlichen<br />
in den Unternehmen sich stärker<br />
mit der Vernetzung<br />
von IT<br />
und <strong>Produktion</strong><br />
beschäftigen<br />
müssen,<br />
und zwar über<br />
den ganzen<br />
<strong>Produktion</strong>sprozess<br />
hinweg<br />
und unter größter<br />
Beachtung von Sicherheitsstandards.<br />
Aufgrund der aktuellen Situation<br />
unter anderem im Euro-<br />
Raum dürften aber die Budgets<br />
und die Investitionsbereitschaft in<br />
neue <strong>Produktion</strong>skonzepte innerhalb<br />
einer Integrated Industry in<br />
den nächsten Jahren erstmal verhalten<br />
sein.<br />
HANNOVER MESSE (II): RUSSLAND<br />
Engagement wird verdoppelt<br />
CLAUS WILK, PRODUKTION NR. <strong>16</strong> , 2013<br />
Trotz aller Unsicherheiten bestätigt der Verband Deutscher Maschinen-<br />
und Anlagenbau anlässlich seiner Pressekonferenz zur Hannover<br />
Messe seine Wachstumsprognose von 2 %.<br />
HANNOVER (GK). Für 2012 berechnet<br />
der VDMA gegenwärtig einen<br />
realen <strong>Produktion</strong>szuwachs von<br />
1,3 %. Mit einem Umsatzwert von<br />
207 Mrd Euro sei das Rekordniveau<br />
des Jahres 2008 fast erreicht, berichtete<br />
VDMA-Hauptgeschäftsführer<br />
Dr. Hannes Hesse. Trotz<br />
Rückgang des China-Geschäftes<br />
zeigte der Export wegen des starken<br />
US-Geschäftes ein nominales<br />
Plus von 5,1%. Parallel dazu stiegen<br />
VDMA-Hauptgeschäftsführer Dr.<br />
Hannes Hesse: „Maschinenbau<br />
hat 2012 fast das Rekordniveau<br />
von 2008 erreicht.“ Bild: VDMA<br />
19 % planen den Aufbau<br />
einer <strong>Produktion</strong> in Russland<br />
die Maschineneinfuhren aus den<br />
Euro-Ländern um 7,7%. Hesse:<br />
„Ein eindrucksvolles Beispiel für<br />
den Zugpferdcharakter des deutschen<br />
Maschinenbaus.”<br />
Der VDMA sieht zur Zeit keinen<br />
Anlass, die <strong>Produktion</strong>sprognose<br />
2013 von 2 % für die preisbereinigte<br />
<strong>Produktion</strong> zu ändern. Der Verband<br />
sieht aber auch starke differenzierte<br />
Entwicklungen. Anfang<br />
des Jahres konnte die Branche<br />
kaum mit Wachstum rechnen, also<br />
muss die Dynamik im weiteren<br />
Jahresverlauf groß genug sein, um<br />
den durch statistischen Unterhang<br />
und hohe Vorjahreswerte rein<br />
rechnerisch belasteten Start kompensieren<br />
zu können. Außerdem<br />
gibt es große Wachstumsdifferenzen<br />
zwischen den Branchen des<br />
Maschinen- und Anlagenbaus.<br />
Hier läuft es im Bereich der Verfahrenstechnik<br />
und bei den Textilmaschinen<br />
derzeit sehr gut, eher unterdurchschnittlich<br />
ist die Entwicklung<br />
hingegen im Bereich der<br />
Motoren und Systeme.<br />
Russland ist heute für den Maschinenbau<br />
das viertgrößte Absatzland<br />
– nach China, den USA<br />
und Frankreich – mit einem Exportvolumen<br />
von rund 8 Mrd Euro,<br />
was etwa 5 % der gesamten deutschen<br />
Maschinenausfuhren entspricht.<br />
Die deutschen Anbieter<br />
spielen auf dem russischen Markt<br />
eine starke Rolle. 22 % aller importierten<br />
Maschinen stammen aus<br />
Deutschland. Danach folgen in<br />
großem Abstand China mit 13 %<br />
und Italien mit 11 %. Eine aktuelle<br />
VDMA-Umfrage zum Markt Russland<br />
unter den Mitgliedsunternehmen<br />
des VDMA hat ergeben, dass<br />
der russische Markt heute überwiegend<br />
aus Deutschland heraus<br />
bearbeitet wird. Vertrieb und Service<br />
werden von der Zentrale gesteuert.<br />
„Mittelfristig sehen wir<br />
aber starke Tendenzen der Verlagerung<br />
der Vertriebs- und Serviceverantwortung<br />
nach Russland”, so<br />
Hesse. Eine Montage oder <strong>Produktion</strong><br />
unterhalten bisher nur 8 % der<br />
an der Befragung beteiligten Unternehmen.<br />
Mit Blick auf das Jahr<br />
2015 planen 19 % den Aufbau einer<br />
Montage oder <strong>Produktion</strong> vor Ort.<br />
Das Engagement soll also mehr als<br />
verdoppelt werden. Getrieben<br />
wird dies durch die aktuell sehr<br />
dynamische Entwicklung des russischen<br />
PKW-Absatzmarktes und<br />
die sich in diesem Zusammenhang<br />
entwickelnde Automobil- und Automobilzulieferindustrie.<br />
Auf der Hannover Messe 2013 gibt ZVEI-Präsident Friedhelm Loh einen Überblick<br />
über die Top-Themen der Elektroindustrie.<br />
Bild: Sabine Spinnarke<br />
HANNOVER MESSE (III): ELEKTROINDUSTRIE<br />
Loh: In Russland ist mehr<br />
Rechtssicherheit nötig<br />
SABINE SPINNARKE<br />
PRODUKTION NR. <strong>16</strong> , 2013<br />
Als die wichtigsten Themen<br />
der Elektroindustrie bezeichnet<br />
ZVEI-Präsident Friedhelm Loh<br />
anlässlich der Hannover Messe<br />
Energie-Effizienz und Industrie<br />
4.0. Konjunkturell zeichne sich<br />
allmählich eine Aufhellung ab.<br />
HANNOVER. Zu Jahresbeginn sind<br />
sowohl die Bestellungen als auch<br />
<strong>Produktion</strong> und Umsatz gestiegen.<br />
„Grundsätzlich gehen wir davon<br />
aus, dass die Dynamik im Jahresverlauf<br />
allmählich weiter zunehmen<br />
wird“, so Loh. Damit hält er an<br />
der Prognose von 1,5 % <strong>Produktion</strong>swachstum<br />
und einem Anstieg<br />
der Erlöse auf 173 Mrd. Euro in<br />
diesem Jahr fest, weist aber gleichzeitig<br />
auf große Unsicherheiten hin.<br />
Anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten<br />
der Hannover Messe ergab<br />
sich für Friedhelm Loh die<br />
Gelegenheit dem russischen Präsidenten<br />
Wladimir Putin seinen<br />
Wunsch nach mehr Rechtssicherheit<br />
mitzuteilen: „Putin signalisierte<br />
mir, dass er in dieser Hinsicht<br />
etwas tun werde.“ Russland spiele<br />
für die deutsche Elektroindustrie<br />
eine große Rolle, aber viele Unternehmer<br />
zögerten aus den genannten<br />
Gründen dort zu investieren.<br />
Einen vorsichtigen Ausblick auf<br />
das laufende Jahr gab Friedhelm<br />
Loh ebenfalls: „Wir rechnen mit<br />
Zuwächsen in allen wesentlichen<br />
Märkten, wobei sich die Aufhellung<br />
noch nicht in Umsatzzahlen<br />
messen lässt.“