Neue Szene Augsburg 2014-06

4 Rückblick
Rückblick Mai - 14
08.05. Parktheater:
Georg Schramm
Es ist noch hell, als Georg Schramm die Bühne des ausverkauften
Parktheaters betritt – mit Gewehr. Und es wird buchstäblich finster,
als sich der 65jährige drei Stunden später unter großem Applaus
verabschiedet - mit Blumen. Nach dem Tod von Dieter Hildebrandt
muss das deutsche Kabarett den nächsten großen Schlag hinnehmen:
Schramm ist auf Abschiedstournee. Zwei Zitate prägen den Abend,
von Papst Gregor aus dem Jahr 600 n. Chr. sowie von Max Horkheimer
und Theodor Adorno. Womit Dimension und Spannweite auch schon
Foto: Achim Kaflein
auf den Punkt gebracht wären. Der Zorn – im Gegensatz zur Wut – ist
sein Schwert, er bringt nicht nur einmal handfeste Protestformen ins Spiel, um seine Zuhörer noch
einmal aus dem “Brackwasser der Beliebigkeit” zu holen. Nach der letzten Verbeugung appelliert
Schramm eindringlich, zur Europawahl zu gehen, um das Erstarken der nationalistischen Parteien zu
verhindern. Die Blumen lässt er auf dem Tisch liegen. Es ist dunkel. (flo)
WÜRFEL DEINEN
EINTRITT
BIS 23:30 UHR
HALBER
EINTRITT BIS
23:30 UHR
(3 statt 6€)
05.05., Kantine:
Minor Alps
Vor 15 Jahren wären sie ein Traumpaar des Indierocks
gewesen: Juliana Hatfield, einst mit den
Lemonheads unterwegs, und Matthew Caws,
Sänger einer der eingängigsten Gitarrenbands
überhaupt, Nada Surf. Die Fans wissen, was sie
an den beiden Liedermachern haben: Caws, der
Melodiekönig schlechthin, haut einen catchy Song
nach dem anderen raus, während Hatfields Stimme
pure 90er ist, man denkt unwillkürlich an Künstler
wie Elliott Smith oder Pixies. Ihr Zusammenspiel ist
erfrischend unprätentiös, so perfekt wie möglich
und so Lo-Fi wie nötig, sympathisch, humorvoll, etwas schrullig. Nach einem ruhigen und in vielen
Momenten magischen Konzert eilen beide zum Merchandising-Stand, da ihr lokaler Verkäufer ausgefallen
ist. Caws, der mit Nada Surf zurzeit an einem neuen Album arbeitet, verabschiedet sich mit
den Worten: „See you in a few years.“ Sehr gerne! (flo)
17.05. Bombig:
Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen
Weil in Frankfurt der Gig abgesagt wurde wegen des Pokalfinales zwischen München und Dortmund
(!), kamen die Fans im Bombig in den Genuss der Band, die zurzeit mit Augsburgs Poppapa Alaska
Winter (Bildmitte) auf Tour ist. Selber schuld, Frankfurt! Das Pokalspiel war so aufregend wie die
Autobiographie von Lothar Matthäus, die Liga
mit den Ex-Superpunk-Mitgliedern Sänger
Carsten Friedrichs und Bassist Tim Jürgens
ein bestens gelauntes Feuerwerk an Waterkantsoul
und Hamburghumor. Und natürlich
gab’s zum Abschluss ein „Man kann einen
ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen!“
Zur Belohnung blieb am nächsten Tag
der HSV in der Bundesliga. So einfach ist es
manchmal. (flo)
Foto: Volker Stock