Zwischen Konkurrenz und Kooperation â Wohnungsunternehmen ...
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6. Quartiersentwicklung <strong>und</strong> die Entstehung von benachteiligten Quartieren<br />
Wohnnutzung in den verschiedenen Qualitätsklassen fraglich, zumal der Filtering-Prozess sich<br />
über eine sehr lange Zeit erstreckt.“ (ebd.)<br />
Dieser Kritik wird mit dem Ansatz des segmentierten Wohnungsmarktes begegnet, der<br />
folgende These aufstellt: Je größer ein Ballungsraum ist, je heterogener die Bewohner sind<br />
<strong>und</strong> je mehr Bausubstanz unterschiedlicher Altersklassen existiert, um so stärker teilt sich<br />
der Wohnungsmarkt des Ballungsraums in Submärkte auf (Westphal 1979: 75). Diese Hypothese<br />
zur Bildung von Submärkten bezieht sich vor allem auf die Besonderheiten des<br />
Wohnungsmarktes bzw. des Produkts Wohnung (vgl. Kapitel 4.3) (Westphal 1979: 75 f.).<br />
Der Theorieansatz des segmentierten Wohnungsmarktes entwickelt sich aus der Feststellung,<br />
dass in einer Stadt für Wohnungen mit fast gleicher Qualität unterschiedliche Mietpreise<br />
entstehen (Westphal 1979: 76 f.). Diese unterschiedlichen Mietpreise entstehen nur<br />
durch die unterschiedliche „Quartiers-Lage“ <strong>und</strong> die soziale Struktur der Bewohner (Krätke<br />
1995: 184, 206). Es wird angenommen, dass sich der Wohnungsmarkt in viele verschiedene<br />
Teilmärkte gliedert (vgl. Kapitel 4.2), die aber – <strong>und</strong> das ist neu – relativ isoliert sind,<br />
„d. h. zwischen denen räumliche, preisbezogene <strong>und</strong> soziale Barrieren bestehen“ (Krätke<br />
1995: 184). Das macht den Ansatz des segmentierten Wohnungsmarktes zu einer realistischeren<br />
Beschreibung des Filterung-Prozesses (Westphal 1979: 81).<br />
Diese Mobilitätsbarrieren zwischen den Teilmärkten erschweren es vor allem benachteiligten<br />
Bevölkerungsschichten mit niedrigerem sozialen Status in einen anderen Teilmarkt zu<br />
wechseln (Krätke 1995: 184, 206). „Je größer die Barrieren zwischen den Submärkten in<br />
räumlicher, wertmäßiger <strong>und</strong> sozialpsychologischer Sicht für die Bevölkerung sind, desto<br />
geringer ist die Mobilität.“ (Westphal 1979: 81). Das kann dazu führen, dass es auf einem<br />
Teilmarkt sozial benachteiligter Bevölkerungsschichten zu einem Nachfrageüberschuss<br />
kommt, der die Mietpreise in diesem Teilmarkt steigen lässt, obwohl das Angebot an<br />
Wohnungen von niedriger Qualität ist (Westphal 1979: 82; Krätke 1995: 184). So können<br />
Eigentümer (z. B. <strong>Wohnungsunternehmen</strong>) in solchen Teilmärkten trotz einer Bewohnerstruktur<br />
niedriger Einkommensklassen überhöhte Mieten verlangen (Westphal 1979:<br />
82; Krätke 1995: 184, 207). In solchen Wohnungsmarktstrukturen können Eigentümer also<br />
aufgr<strong>und</strong> der hohen Nachfrage in benachteiligten Quartieren eine hohe Rendite erwirtschaften<br />
<strong>und</strong> müssen trotz baulicher Verfallserscheinungen nicht unbedingt Instandhaltungsinvestitionen<br />
leisten. Deshalb sind in benachteiligten Quartieren für „die baulichen<br />
Verfallserscheinungen […] solche Marktverhältnisse von entscheidender Bedeutung“<br />
(Krätke 1995: 184).<br />
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