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regjo Südostniedersachsen - Heft 2 - 2014 - Veränderung

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel. regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren. regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland. regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern. regjo • zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region • gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens • porträtiert die Vordenker der Region • stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor • berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und ihre liebenswerten Besonderheiten regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen

regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel.

regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren.

regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland.

regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern.

regjo

• zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region
• gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens
• porträtiert die Vordenker der Region
• stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor
• berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und
ihre liebenswerten Besonderheiten

regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

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Das Regional-Journal für <strong>Südostniedersachsen</strong> 02.<strong>2014</strong> 5,00 €<br />

<strong>Veränderung</strong>


EDITORIAL // 02.<strong>2014</strong> // 3<br />

Foto: Thomas Knüppel<br />

Panta rhei –<br />

alles fließt<br />

Das Titelthema wurde in dieser Ausgabe zum Programm.<br />

www.salzgitter-ag.de<br />

Was auch immer Sie vorhaben:<br />

Salzgitter Stahl macht es nachhaltig.<br />

Denn unser Stahl ist ein ressourcenschonender Werkstoff, der immer wieder zu 100 % recycelt<br />

werden kann. So entstehen aus Schrott unterschiedlichste Stahlprodukte von perfekter Qualität.<br />

Energie und Rohstoffe sparen aber auch unsere innovativen Stähle, an denen wir ständig arbeiten –<br />

zum Beispiel unser neuer HSD® -Stahl, der das Gewicht von Autokarosserien deutlich senkt und<br />

dabei eine hohe Crash-Sicherheit garantiert.<br />

<strong>regjo</strong> plus –<br />

so geht‘s!<br />

1. Scannen Sie den QR-Code (oben)<br />

und laden Sie sich die kostenfreie<br />

App <strong>regjo</strong>+ herunter. ODER Geben<br />

Sie folgende Adresse in Ihren Internetbrowser<br />

ein: http://ar.lineas.de/<br />

<strong>regjo</strong>. Laden Sie die kostenfreie App<br />

<strong>regjo</strong>+ herunter, die zu Ihrem mobilen<br />

Endgerät passt.<br />

2. Öffnen Sie die App und wählen<br />

Sie die Ausgabe nach dem Magazintitelbild<br />

aus, das vor Ihnen liegt.<br />

Wenn Sie die Ausgabe antippen, öffnet<br />

sich die Kamera Ihres mobilen Endgerätes,<br />

damit Sie die erweiterten Inhalte<br />

entdecken können.<br />

3. Erfassen Sie mit der Kamera die<br />

ganze Seite, auf der das <strong>regjo</strong>+ Symbol<br />

abgebildet ist. Die App erkennt<br />

nun die Seite und zeigt Ihnen die<br />

virtuellen Inhalte.<br />

Titelfoto:<br />

Danny Rjabof<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

es gibt nicht viel, in dem sich<br />

Dichter, Naturwissenschaftler<br />

und Philosophen seit Jahrtausenden<br />

einig sind. Der Satz ‚Nichts in der Geschichte<br />

des Lebens ist beständiger als<br />

der Wandel‘ könnte aber von einigen<br />

geistigen Größen der Vergangenheit<br />

stammen – gesagt hat ihn der englische<br />

Naturforscher Charles Darwin.<br />

<strong>Veränderung</strong>en haben uns auch<br />

in dieser Ausgabe beschäftigt: <strong>Veränderung</strong>en<br />

der Lebensweise, des Aussehens,<br />

unseres Blicks auf die Welt<br />

gehören ebenso dazu wie die Unternehmensnachfolge.<br />

Anders am <strong>regjo</strong><br />

ist dieses Mal, dass unser Cover<br />

und die ersten beiden Doppelseiten<br />

unserer Titelgeschichte auf ganz unübliche<br />

Weise entstanden sind. Sie<br />

gingen als Sieger aus einem internen<br />

Wettbewerb des Bildungsgangs ‚GTA‘<br />

(Gestaltungstechnische/r Assistent/<br />

in) der Johannes-Selenka-Schule in<br />

Braunschweig hervor (lesen Sie dazu<br />

auch den Beitrag auf den Seiten 24<br />

und 25). Der Entwurf der Gruppe mit<br />

Laura-Sophie Freitag, Danny Rjabof,<br />

Max Schuckel und Jessie Wipperfürth<br />

hat den knappen Sieg errungen. Dabei<br />

haben uns die übrigen Gruppen die<br />

Entscheidung durch eine Reihe ausgezeichneter<br />

Konzepte und Umsetzungen<br />

nicht leicht gemacht. Ihnen allen<br />

herzlichen Dank und viel Erfolg für die<br />

Zukunft.<br />

Mit Blick auf die <strong>Veränderung</strong>en,<br />

die hier in der Region im Gange sind,<br />

haben wir in dieses <strong>Heft</strong> ein ‚Peine<br />

spezial‘ integriert. Wir möchten damit<br />

einen Beitrag zum besseren Kennenlernen<br />

leisten und können schon jetzt<br />

versprechen, dass sich aus dem ‚Spezial‘<br />

eine Reihe entwickeln wird.<br />

Bleibt uns nur noch, Ihnen bei der<br />

Lektüre viel Spaß und Erkenntnisgewinn<br />

zu wünschen..<br />

Herzlichst Ihre<br />

Dr. Heike Steingaßj


ÜBERBLICK // 02.<strong>2014</strong> // 5<br />

12<br />

Titel:<br />

<strong>Veränderung</strong><br />

Im Fluss der Zeit ändert sich manches<br />

unweigerlich, andere Entwicklungen<br />

sind gewünscht. <strong>regjo</strong> befasst<br />

sich mit ‚<strong>Veränderung</strong>‘<br />

48<br />

Region 06– 17<br />

06 Durchblick: E-Mobilität startet,<br />

gemeinsam für EU-Mittel,<br />

Masterplan Radtourismus<br />

08 In der Vielfalt liegt die Stärke:<br />

Experten liefern Bewiese<br />

dafür, dass die Region<br />

zusammenwächst.<br />

12 „Der Staat kann nicht alles<br />

machen“: Zwei ehrenamtlich<br />

engagierte Bürger im <strong>regjo</strong>-<br />

Gespräch<br />

16 Magazin: Ausgezeichnet,<br />

Personalia<br />

Unternehmen 24 – 29<br />

24 Kreativer Nachwuchs:<br />

Gestaltungstechnische<br />

Assistenten sind gefragte<br />

Fachkräfte.<br />

26 Die Verantwortung in<br />

kompetente Hände übergeben:<br />

Wie Wolfgang Peters einen<br />

Nachfolger gefunden hat.<br />

28 Magazin: neues aus<br />

der Kreativregion,<br />

Kompetenzentwicklung,<br />

Logistikzentrum, Vorbild für<br />

Gründer, Kolumne ‚Was macht<br />

Ihr Kopf ...‘<br />

34 Keimzelle alternativen<br />

Landbaus und Lebens:<br />

Von einem Biohof in Eilum<br />

gehen auch gesellschaftliche<br />

<strong>Veränderung</strong>en aus.<br />

38 Die Welt verändern: Was<br />

Unternehmer, die Märkte neu<br />

erfinden, anders machen.<br />

42 Wind des Wandels: Wie<br />

Arbeitnehmer lernen, aus<br />

<strong>Veränderung</strong>en das Beste zu<br />

machen.<br />

44 Stilveränderung:<br />

Eine Beraterin hilft bei der<br />

Auswahl einer vorteilhaften<br />

Garderobe.<br />

48 Stadt im Wandel: Architektinnen<br />

dokumentieren <strong>Veränderung</strong>en in<br />

Braunschweig.<br />

50 Plädoyer für die Leinwand:<br />

Neue Impulse für lebendiges Kino<br />

52 Change Branding –<br />

<strong>Veränderung</strong> erfolgreich<br />

gestalten: Wie Marken gestärkt<br />

werden können<br />

50 Magazin:<br />

Vom Gotteshaus zum Atelier,<br />

Buchtipp, Bürger wollen<br />

<strong>Veränderung</strong>en, neue <strong>regjo</strong>-<br />

Internetpräsenz<br />

Wissenschaft 56 – 59<br />

56 Ein Boden wie ein<br />

Marmorkuchen: Forscher des<br />

Thünen-Instituts entdecken eine<br />

alte Methode des Pflügens wieder.<br />

58 Magazin: Dem Eschensterben<br />

auf der Spur, Prototyp für mehr<br />

Verkehrssicherheit, Schule für<br />

Messtechnik-Experten, neue<br />

Ausstellung im Phæno<br />

Kultur 60 – 66<br />

60 Romanische Kleinode als<br />

Veranstaltungsorte: Ein<br />

Künstler – viele Ausstellungsorte<br />

62 Musikalische Reise durch<br />

die Region: Zahlreiche<br />

Veranstaltungen im Rahmen von<br />

Soli deo Gloria<br />

64 Kulturveranstaltungen:<br />

Ausstellungen und Konzerte<br />

66 Was verbindet Sie: Handball-<br />

Manager Benjamin Chatton<br />

Peine spezial 18 – 23<br />

18 Reizvolle Vorzüge: Neue<br />

Ideen sind gefragt, um die<br />

Wirtschaftskraft des Landkreises<br />

Peine zu stärken.<br />

20 Alles andere als provinziell:<br />

Kultur und Sport werden<br />

im Landkreis Peine groß<br />

geschrieben.<br />

22 Volles Programm: In Vechelde<br />

findet der 12. Tag der<br />

Braunschweigischen Landschaft<br />

statt.<br />

Titel 30 – 55<br />

33 Mut ist gefragt: Gedanken zum<br />

Thema ‚<strong>Veränderung</strong>‘<br />

Konsum<br />

46 Neue Denkmodelle: Das Auto<br />

hat als Statussymbol ausgedient<br />

– die Unternehmen reagieren.<br />

Das nächste <strong>regjo</strong> befasst sich mit einem<br />

Thema, das so alt ist wie die Menschheit:<br />

Konsum.<br />

Das <strong>Heft</strong> erscheint im Juni.<br />

Impressum<br />

Herausgeber, Verlag & Redaktion<br />

<strong>regjo</strong> Verlag für regionales Marketing<br />

<strong>Südostniedersachsen</strong> GmbH<br />

Ekbertstraße 14, 38122 Braunschweig<br />

Telefon (0531) 80 92 98 0 oder 80 92 98 1<br />

Telefax (0531) 80 92 98 9<br />

www.<strong>regjo</strong>-son.de<br />

eMail redaktion@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Verlagsleitung und Chefredaktion<br />

Dr. Heike Steingaß (v. i. S. d. P.)<br />

Redaktion<br />

Beate Ziehres (bea)<br />

Autoren<br />

Laura-Sophie Freitag, Katharina Gieße,<br />

Andrea Hoferichter, Bärbel Mäkeler, Harald<br />

Müller, Michael Rösch, Max Schuckel,<br />

Klaus Sievers, Melanie Stallmann, Martina<br />

Zingler<br />

Fotografie<br />

Frank Bierstedt, Thomas Knüppel, Marek<br />

Kruszewski, Bärbel Mäkeler, Danny Rjabof<br />

Layout<br />

KARMA Kommunikationsdesign<br />

Porschestraße 47, 38440 Wolfsburg<br />

Telefon (05361) 89 99 77 7<br />

www.karma-web.de<br />

Lektorat<br />

Support, Bärbel Mäkeler, Braunschweig<br />

Druck<br />

NEEF + STUMME premium printing GmbH<br />

& Co. KG, Wittingen<br />

Anzeigenberatung<br />

Uwe Dethier, Telefon (0531) 80 92 98 4,<br />

eMail u.dethier@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Leserservice<br />

Telefon (0531) 80 92 98 3,<br />

eMail leserservice@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Partner<br />

Allianz für die Region GmbH,<br />

Autohaus Wolfsburg GmbH & Co. KG,<br />

Braunschweigische Landessparkasse,<br />

Braunschweig Zukunft GmbH,<br />

Bundesakademie für kulturelle<br />

Bildung Wolfenbüttel e. V., Daimler<br />

AG Niederlassung Braunschweig,<br />

DIS AG Office & Management, Karma<br />

Kommunikationsdesign, Landkreis<br />

Gifhorn, LINEAS Informationstechnik<br />

GmbH, Nordzucker AG, Pompe Optic,<br />

Salzgitter AG, Schimmel Auswahlcentrum<br />

Braunschweig, Stadthalle Braunschweig<br />

Betriebsgesellschaft mbH, Verena Scholz<br />

Radiologie, Volksbank eG Braunschweig<br />

Wolfsburg, Volkswagen Financial Services<br />

AG, Volkswagen Immobilien GmbH,<br />

WelfenAkademie Braunschweig, WIS<br />

Salzgitter GmbH, Wolfenbüttel Marketing &<br />

Tourismus Service GmbH, Wolfsburg AG,<br />

Zweckverband Großraum Braunschweig


DURCHBLICK // 02.<strong>2014</strong> // 7<br />

E-Mobilität –<br />

Detailplanung<br />

beginnt<br />

Eine Förderung von 438.000 Euro<br />

für die Installation moderner<br />

Ladestationen mit Schnellladetechnik<br />

hat das Land Niedersachsen<br />

der Stadt Braunschweig im<br />

Rahmen des Projektes Schaufenster<br />

Elektromobilität der Metropolregion<br />

Hannover–Braunschweig–<br />

Göttingen–Wolfsburg zugesagt.<br />

Die Stadt wird über den Projektzeitraum<br />

bis Ende 2015 weitere<br />

644.000 Euro aus eigenem Etat<br />

beisteuern. Damit hat Braunschweig<br />

die erste Bewilligung<br />

der namensgebenden Städte der<br />

Metropolregion, den Ausbau der<br />

Ladeinfrastruktur mit Landesmitteln<br />

voranzutreiben. Das Budget<br />

von mehr als einer Million Euro<br />

soll ausreichen, um 16 Ladesäulen<br />

mit mehreren Lademöglichkeiten<br />

zu installieren. Dabei soll<br />

modernste DC-Schnellladetechnik<br />

zum Einsatz kommen, mit der<br />

ein Elektrofahrzeug innerhalb<br />

einer halben Stunde aufgeladen<br />

werden kann. Als erste Standorte<br />

sind die städtischen Tiefgaragen<br />

Magni und Packhof sowie öffentliche<br />

Stellplätze Am Schloßgarten<br />

im Gespräch. In einem zweiten<br />

Schritt könnten auch private Tiefgaragen,<br />

der Flughafen, ausgewählte<br />

P+R-Plätze oder der Technologiepark<br />

mit Ladestationen<br />

ausgestattet werden. Gleichzeitig<br />

denkt man bei der Stadt darüber<br />

nach, wie E-Fahrzeuge privilegiert<br />

behandelt werden können, etwa<br />

indem sie über eine bestimmte<br />

Zeitdauer kostenlos parken können.<br />

In Braunschweig sind derzeit<br />

299 E-Fahrzeuge angemeldet.<br />

Für EU-Mittel<br />

an einem<br />

Strang ziehen<br />

Einstimmig stellen sich 150 Vertreter aus der Region<br />

Braunschweig hinter eine Absichtserklärung<br />

des Zweckverbands Großraum Braunschweig<br />

(ZGB). Man bekräftigt in dem Papier, sich den<br />

Herausforderungen des demografischen Wandels<br />

gemeinsam stellen zu wollen. Während einer<br />

Regionalkonferenz zum Thema ‚Wohnen, Arbeit<br />

und regionale Daseinsvorsorge – den demografischen Wandel<br />

aktiv gestalten‘ galt es, den Großraum im Ringen um EU-<br />

Fördermittel zu positionieren. „Das Europa der Zukunft kennt keine<br />

Landkreise, es kennt nur noch Regionen“, sagte Matthias Wunderling-Weilbier,<br />

Landesbeauftragter für regionale Landesentwicklung. In der Region gilt das<br />

in besonderem Maße für die Herausforderungen des demografischen Wandels.<br />

Ein bis zu 20-prozentiger Bevölkerungsrückgang wird für den Landkreis Goslar<br />

bis 2030 prognostiziert, während die Städte Braunschweig und Wolfsburg – als<br />

einzige in der Region – im gleichen Zeitraum um elf Prozent wachsen werden.<br />

Wie diese <strong>Veränderung</strong>en zu begleiten sind, war Thema der Veranstaltung. Die<br />

Entwicklung nachhaltiger Mobilitätskonzepte ist in der Absichtserklärung ebenso<br />

enthalten wie die Siedlungsentwicklung und die Schaffung eines attraktiven<br />

Umfeldes. Dies gilt insbesondere, wenn es darum geht, qualifizierte Arbeitskräfte<br />

für die Region zu gewinnen. Vor dem Hintergrund der <strong>2014</strong> beginnenden<br />

neuen EU-Förderperiode sei es wichtig, jetzt die Handlungsstrategien für die<br />

nächsten Jahre festzulegen und Projekte von regionaler Bedeutung anzumelden,<br />

verdeutlichte Wunderling-Weilbier. ::: bea :::<br />

Beleuchteten den demografischen Wandel unter verschiedenen<br />

Gesichtspunkten (von links): ZGB-Verbandsdirektor Hennig Brandes,<br />

Moderatorin Katrin Fahrenkrug, Julius von Ingelheim, Geschäftsführer<br />

Allianz für die Region, Wolfenbüttels Landrätin Christiana Steinbrügge,<br />

Ruth Naumann, Samtgemeinde-Bürgermeisterin Schöppenstedt, und<br />

Landesbeauftragter Matthias Wunderling-Weilbier.<br />

Foto: ZGB<br />

Masterplan<br />

Radtourismus<br />

Die Potenziale des Tourismussektors sollen in der Region<br />

besser genutzt werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei jetzt<br />

den Radfahrern. Eine Studie des Instituts für Management und<br />

Tourismus (IMT) belegt, dass Radfahren zu den zehn beliebtesten<br />

Urlaubsaktivitäten der Deutschen zählt. Rund 38 Prozent<br />

der Bundesbürger haben demzufolge großes oder sehr großes<br />

Interesse am Radfahren im Urlaub. Um den Radtourismus<br />

in der Region Braunschweig künftig noch besser bedienen<br />

zu können, arbeiten Zweckverband Großraum Braunschweig<br />

(ZGB) und Allianz für die Region GmbH in Kooperation mit dem<br />

ADFC Braunschweig e. V. an einem Masterplan Radtourismus.<br />

Das Konzept soll bis Ende des Jahres vorliegen und neben der<br />

Analyse vorhandener Potenziale sowie einer Trendstudie auch<br />

Ideen für neue Angebote und Marketingmaßnahmen enthalten.<br />

Von den zu erwartenden Verbesserungen der Radinfrastruktur<br />

profitieren nicht nur Touristen, sondern auch die Bewohner<br />

der Region, die sich erwiesenermaßen ebenfalls gerne aufs Rad<br />

schwingen. Bestandteil des Masterplans Radtourismus werden<br />

innovative Leuchtturmangebote sowie eine zeitgemäße, gute<br />

Angebotsvielfalt und -qualität in der Fläche sein. ::: bea :::<br />

Mehr Power für<br />

Ihren Fuhrpark!<br />

Foto: Hübner/AfdR<br />

V. l. Manfred Günterberg, Prokurist der Allianz für<br />

die Region GmbH, Matthias Wunderling-Weilbier,<br />

Landesbeauftragter für regionale Landesentwicklung<br />

im Amt Braunschweig, Jens Palandt, Erster<br />

Verbandsrat des ZGB, und Dr. Sven Wöhler,<br />

Vorsitzender des ADFC Braunschweig e. V.<br />

Ein Gewerbetreibender mit Fuhrpark stellt andere Anforderungen<br />

an ein Automobilhandelsunternehmen als ein Privatkunde.<br />

Aus diesem Grund finden Sie als Flottenkunde in unserem Hause<br />

eigens auf das Großkundengeschäft spezialisierte Mitarbeiter.<br />

Fachliche Kompetenz und schnelles Handeln – das sind unsere<br />

Markenzeichen. So führen wir seit 1998 als einer von rund 200<br />

Betrieben in Deutschland das Prädikat Großkunden-Leistungszentrum<br />

des Volkswagen-Konzerns.<br />

Ganz gleich, ob es um Volkswagen PKW, Audi, VW Nutzfahrzeuge,<br />

Seat oder Škoda geht – wir beweisen Ihnen täglich, dass die komplexe<br />

Materie der Fuhrparkverwaltung durchaus erfreulich sein<br />

kann.<br />

Wir lieben unsere Arbeit – und das macht den Unterschied!<br />

Nutzfahrzeuge<br />

Großkunden-Leistungszentrum<br />

Heinrich-Nordhoff-Str. 121, Wolfsburg, Tel. 05361 204-1511<br />

Internet: gk.autohaus-wolfsburg.de


In der Vielfalt<br />

liegt die Stärke<br />

Wächst in der Region zusammen, was zusammengehört?<br />

Ja, sagen Verantwortliche und liefern Beweise dafür,<br />

dass das Vorhaben auf dem Weg ist.<br />

fr 20. JunI <strong>2014</strong> | 20.00<br />

leSSIngtheater<br />

REGION // 02.<strong>2014</strong> // 9<br />

Wolfenbüttel<br />

il PoMo d‘oro<br />

Franco<br />

Fagioli<br />

vIrtuoSe arIen<br />

für countertenor<br />

MI 25. JunI <strong>2014</strong> | 20.00<br />

StIftSkIrche SalzgItter-Steterburg<br />

Midori Seiler & JoS van iMMerSeel<br />

beethoven: vIolInSonaten<br />

Autor: Katharina GieSSe<br />

Prof. Dr. Manfred J. Wermuth (73)<br />

stammt aus München und war dort unter<br />

anderem Lehrbeauftragter für Numerische<br />

Mathematik und Verkehrsplanung<br />

an der Universität der Bundeswehr. Ab<br />

1981 war er Professor für Stadt- und<br />

Regionalplanung, Professor für Stadtbauwesen<br />

und Stadtverkehr sowie Leiter<br />

des Instituts für Verkehr und Stadtbauwesen<br />

an der TU 
Braunschweig.<br />

Seit 1989 ist Dr. Wermuth geschäftsführender<br />

Gesellschafter der WVI – Prof.<br />

Dr. 
Wermuth Verkehrsforschung und<br />

Infrastrukturplanung GmbH.<br />

<strong>Südostniedersachsen</strong>, Großraum<br />

Braunschweig, Region<br />

Braunschweig-Wolfsburg: Wer<br />

die Heimat von zirka 1,2 Millionen<br />

Menschen zwischen Harz und Heide<br />

betiteln möchte, hat mehrere Möglichkeiten.<br />

Nur: Einen Namen für die<br />

Region gibt es nicht, das Gebiet stellt<br />

keine politische Einheit dar. Aber sie<br />

existiert, diese Einheit, sagt Prof. Dr.<br />

Manfred Wermuth, geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Verkehrsforschungs-<br />

und Infrastrukturplanungs-<br />

GmbH. „Ein Merkmal, das eine Region<br />

ausmacht, sind ihre Verkehrsbeziehungen.<br />

Die Verkehrsströme, die wir<br />

ermittelt haben, zeigen: Die Region<br />

existiert“, sagt er.<br />

Superstaus ins Volkswagenwerk,<br />

Autoschlangen auf der B 4, spritsparendes<br />

Rollen auf den Autobahnen<br />

Die Region wird durch die Aktivitäten<br />

der Bevölkerung zusammengehalten<br />

in und um Braunschweig: Jeder, der<br />

in der Region zu Stoßzeiten mit dem<br />

Auto unterwegs ist, sitzt so manches<br />

Mal genervt in seinem Wagen. Gefühlt<br />

sind es die Berufspendler, die die Straßen<br />

verstopfen. „Stimmt“, sagt Manfred<br />

Wermuth. „Wohn- und Arbeitsort<br />

liegen in unserer Region oft weit voneinander<br />

entfernt.“ Zu den Stoßzeiten<br />

seien es die Berufspendler, die für<br />

Staus sorgen. Aber den größten Anteil<br />

am Verkehrsgeschehen habe der<br />

private Einkaufs, Schul- und Freizeitverkehr<br />

mit nahezu zwei Dritteln.<br />

„Zwar ist das Verkehrsaufkommen in<br />

der Morgenstunde zwischen 7 und 8<br />

Uhr sehr stark, aber zwischen 15 und<br />

19 Uhr sind in jeder Stunde mehr<br />

Menschen unterwegs. Sie machen<br />

sich auf den Weg – und das meist mit<br />

dem Auto. Eltern fahren ihre Kinder<br />

zum Klavierunterricht, zur Schule,<br />

zum Schwimmen. Die Menschen der<br />

Region nehmen das Auto, um in der<br />

Nachbarstadt Freunde zu treffen, zu<br />

shoppen, essen zu gehen, Kulturveranstaltungen<br />

zu besuchen, sich zu<br />

erholen. „Unsere Mobilitätsstudien<br />

zeigen deutlich: Die Städte Salzgitter,<br />

Braunschweig und Wolfsburg,<br />

ihre umliegenden Ortschaften und die<br />

ländlichen Räume gehören zusammen.<br />

„Dieser ganze zusammenhängende<br />

Aktionsraum der Bevölkerung<br />

definiert eine Region, die durch die<br />

Aktivitäten ihrer Menschen im Tagesablauf<br />

und die sie verbindenden<br />

Verkehrsverflechtungen zusammengehalten<br />

wird“, sagt Wermuth. Die<br />

fr 27. JunI <strong>2014</strong> | 20.00<br />

leSSIngtheater Wolfenbüttel<br />

aniMa eterna Brügge<br />

beethoven: SInfonIen no. 3 und 5<br />

So 29. JunI <strong>2014</strong> | 13.00<br />

SteIgenberger<br />

Parkhotel<br />

braunSchWeIg<br />

igor levit<br />

beethoven:<br />

klavIerSonaten<br />

So 21. 12. <strong>2014</strong> | 17.00<br />

St. MartInI<br />

braunSchWeIg<br />

aMSterdaM<br />

Baroque<br />

orcheStra<br />

bach: WeIhnachtSoratorIuM<br />

So 6. JulI <strong>2014</strong> | 17.00<br />

SchafStall bISdorf<br />

lIederabend<br />

chriStine<br />

SchäFer<br />

erIc SchneIder klavIer<br />

elger eSSer<br />

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0180 – 55 44 888*<br />

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karten erhalten Sie auch an allen bekannten vorverkaufsstellen.<br />

*0,14 euro/Min., Mobilpreise können abweichen


REGION // 02.<strong>2014</strong> // 11<br />

Julius von Ingelheim (57), Geschäftsführer der<br />

Allianz für die Region GmbH, begann seine berufliche<br />

Laufbahn bei einem bayerischen Unternehmensverband<br />

und wechselte 1990 zum Volkswagen<br />

Konzern. Dort übte der studierte Jurist Leitungsfunktionen<br />

aus, u.a. als Generalsekretär der Audi AG,<br />

Mitglied in den Geschäftsführungen der Volkswagen<br />

Sachsen GmbH, Volkswagen BKK und Volkswagen<br />

Portugal. Seit dem 1. Juni 2010 ist der gebürtige<br />

Franke Sprecher des Vorstands der Wolfsburg AG<br />

und seit 2011 auch Geschäftsführer der Allianz für die<br />

Region GmbH. Außerdem gehört er dem Aufsichtsrat<br />

der Metropolregion an. Julius von Ingelheim ist<br />

verheiratet und hat vier Kinder.<br />

Menschen, die hier leben, scheinen<br />

sich also nicht nur mit ihrem Wohnort<br />

zu identifizieren. Sie leben in der<br />

gesamten Region.<br />

Und diese bildet übrigens typisch<br />

deutsche Verhältnisse ab. Überall im<br />

Land ist das Auto das Verkehrsmittel<br />

Nummer eins, knapp 60 Prozent der<br />

Fahrten erledigen die Deutschen mit<br />

dem Auto, rund 10 Prozent mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln. „Und deshalb<br />

muss das Leben der Bevölkerung einer<br />

Region als Aktionsraum durch ein entsprechendes<br />

regionales Verkehrskonzept<br />

unterstützt werden“, sagt Wermuth.<br />

Das Straßennetz im Großraum<br />

sei – abgesehen von einzelnen Strecken<br />

für den großräumigen Quell-, Ziel- und<br />

Durchgangsverkehr – für den regionalen<br />

Verkehr ausreichend, qualitative<br />

Verbesserungen seien dennoch erforderlich.<br />

Für eine Region sei ein guter<br />

öffentlicher Personennahverkehr unabdingbar.<br />

„Und hier besteht Nachholbedarf“,<br />

sagt Wermuth.<br />

Seine Idee der Regiostadtbahn ist<br />

inzwischen Geschichte, für eine gute<br />

Lösung hält Wermuth sie trotzdem.<br />

„Wir müssen das ÖPNV-Angebot für<br />

die gesamte Region weiterhin verbessern<br />

und ausbauen“, fordert er. Die<br />

Erhebung der Verkehrsströme zeige,<br />

dass zum Beispiel der Ausbau der<br />

‚Weddeler Schleife‘ dringend notwendig<br />

ist – allein um der starken Gravitation<br />

zwischen den regionalen Magneten<br />

Braunschweig und Wolfsburg gerecht<br />

zu werden. „Wir sollten unsere Kapazitäten<br />

aber nicht nur im Verkehrswesen,<br />

sondern in allen Bereichen in einem<br />

großen Regionskreis bündeln. Wir<br />

sollten uns mit ganzer Energie für die<br />

Zukunft neu aufstellen. Nur so können<br />

wir im europäischen Wettbewerb der<br />

Regionen bestehen.“<br />

Im Inhalt liegt der<br />

Schlüssel zum Erfolg<br />

Dass die Zusammenarbeit von<br />

Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden<br />

auf regionaler Ebene funktionieren<br />

kann, beweist die Allianz für<br />

die Region GmbH. „Die Region ist ein<br />

wirtschaftliches Kraftzentrum mit europaweit<br />

höchster Forschungsintensität.<br />

In Teilen der Region gibt es jedoch<br />

unterschiedliche Entwicklungsdynamiken,<br />

mit denen wir uns beschäftigen<br />

müssen, wenn wir nach außen ein<br />

einheitliches und vor allem attraktives<br />

Bild abgeben wollen“, sagt Julius von<br />

Ingelheim, Geschäftsführer der Allianz<br />

für die Region GmbH. Der Standort sei<br />

heute schon eine starke Forschungsund<br />

Industrieregion, Dienstleistungsund<br />

Freizeitregion, Bildungs- und Kulturregion.<br />

„Mit Bildung und Freizeit,<br />

aber auch Energie und Gesundheit<br />

liegen wichtige Handlungsfelder für die<br />

Regionalentwicklung bereits auf der<br />

Hand. Zudem können wir gesellschaftliche<br />

Herausforderungen wie den demografischen<br />

Wandel und Fachkräftemangel<br />

nur gemeinsam bewältigen“,<br />

ergänzt Ingelheim.<br />

Ein Schlüssel für den Erfolg liege<br />

daher in der Vertiefung der Zusammenarbeit<br />

auf inhaltlicher Ebene. Das<br />

zeigen Kooperationen, wie beispielsweise<br />

die erfolgreiche Bewerbung um<br />

das Schaufenster Elektromobilität,<br />

das gemeinsame Leistungsverzeichnis<br />

für Gründungsunterstützung der<br />

kommunalen Wirtschaftsförderer oder<br />

die mit vielen Partnern umgesetzten<br />

Berufs orientierungsprogramme. „Das<br />

bedeutet keine Gleichmacherei. Zu den<br />

Stärken unserer Region gehört auch<br />

ihre Vielfalt. Aber wir müssen die Stellschrauben<br />

definieren, die die Region<br />

als Ganzes im Wettbewerb voranbringen,<br />

und diese zusammen weiterdrehen,<br />

um in Bewegung zu kommen. Nur<br />

dann profilieren wir uns am nationalen<br />

und internationalen Markt.“ :::<br />

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REGION // 02.<strong>2014</strong> // 13<br />

Udo Dettmann, Jahrgang 1972, ist Vorstandsmitglied der Bürgerinitiative<br />

‚aufpASSEn‘, Mitglied des Asse-II-Koordinationskreises<br />

und der Asse-II-Begleitgruppe. Der studierte Informatiker arbeitet<br />

im Rechenzentrum der Ostfalia.<br />

„Der Staat kann<br />

nicht alles machen“<br />

Bildung. Da gibt es so viele Defizite.<br />

Andererseits sind wir eine reiche Gesellschaft.<br />

Und wenn man Menschen<br />

auf solche Defizite aufmerksam macht,<br />

dann reagieren sie auch und sind bereit,<br />

sich zu engagieren.<br />

Udo Dettmann: In unseren Asse-Initiativen<br />

gehöre ich mit 41 Jahren schon zu<br />

den Jüngeren. Ich frage mich schon, wo<br />

denn bei unserem Anliegen die Jugend<br />

bleibt. Da haben wir ein Defizit. Allgemein<br />

meine ich allerdings, dass es in<br />

unserer Gesellschaft ein starkes bürgerschaftliches<br />

Engagement gibt. Es müssen<br />

ja auch viele Themen ehrenamtlich<br />

abgedeckt werden: vom Kindergarten<br />

bis zur Seniorenbetreuung. Bei großen<br />

Projekten und komplexen Themen wie<br />

das Atommülllager Asse ist es schwer,<br />

genügend Leute für die Mitarbeit zu gewinnen.<br />

Wie fing es denn an?<br />

Udo Dettmann: Mit den Bürgerinitiativen<br />

ging es 2006 wieder richtig los. Da<br />

waren viele Leute dabei, die sich in den<br />

80er-/90er-Jahren teilweise zurückgezogen<br />

hatten. Aktuell ziehen sich Leute<br />

zurück, weil sie sich gut durch die anderen<br />

vertreten fühlten oder ihnen das<br />

Thema zu komplex ist. Einige haben<br />

auch resigniert und sich stattdessen<br />

bei Themen engagiert, wo sie schneller<br />

etwas bewegen können. Vielleicht<br />

schrecken wir die Leute auch mit unseren<br />

Strukturen ab. Sollten wir mehr<br />

mit Kampagnen arbeiten? Ein Thema<br />

jeweils für kurze Zeit schwerpunktartig<br />

mit wechselnden Leuten und ihrem<br />

Fachwissen herausstellen?<br />

Ulrich E. Deissner: Meiner Ansicht nach<br />

geht bürgerschaftliches Engagement<br />

viel weiter und tiefer in die Gesellschaft<br />

hinein, als dass es nur um ein wichtiges<br />

großes Thema wie die Asse geht. Meiner<br />

Generation ging es meist gut, es ging<br />

stetig aufwärts, wir waren bestens abgesichert<br />

und wir haben deshalb unsere<br />

Verantwortung für das Gemeinwohl<br />

an die Politik abgegeben. Das ist heute<br />

anders, nicht nur weil die finanziellen<br />

Mittel knapper geworden sind. Wir<br />

fragen uns heute vielmehr zunehmend,<br />

wie wir mitwirken können, dass unsere<br />

Gemeinschaft so bleibt oder noch verbessert<br />

werden kann. Da wachsen die<br />

Zweifel, ob der Staat das schaffen kann.<br />

Was für Menschen arbeiten bei Ihnen<br />

mit?<br />

Ulrich E. Deissner: Sie kommen aus allen<br />

gesellschaftlichen Gruppen. Die Älteren<br />

überwiegen schon. Viele wollen<br />

sich projektbezogen für ein Thema einbringen,<br />

oft auch nur für bestimmte Zeiten,<br />

um noch frei für andere Dinge des<br />

Lebens zu sein. Das können wir Ihnen<br />

auch bieten.<br />

Spielt die Politikverdrossenheit vieler<br />

Bürger dabei eine Rolle?<br />

Ulrich E. Deissner: Ich bin mir – vorsichtig<br />

formuliert – nicht sicher, ob Politiker<br />

immer das durchsetzen wollen, was<br />

sie gerade sagen. Auch deshalb engagieren<br />

sich Bürger. Politiker reden viel<br />

vom Sinn und der Notwendigkeit des<br />

bürgerschaftlichen Engagements. Aber<br />

wenn es konkret wird, weichen sie häufig<br />

aus – und nicht nur aus finanziellen<br />

Gründen.<br />

Bürgerschaftliches Engagement ist das Thema des <strong>regjo</strong>-Gesprächs<br />

mit Ulrich E. Deissner von der Bürgerstiftung Braunschweig und<br />

Udo Dettmann vom Asse-II-Koordinationskreis.<br />

Autor: Klaus Sievers<br />

Fotografie: Marek Kruszewski<br />

Über bürgerschaftliches Engagement<br />

wird derzeit in der Öffentlichkeit viel<br />

diskutiert. Gibt es denn nach Ihren<br />

Erfahrungen wirklich mehr Menschen,<br />

die bereit sind, sich für Themen und<br />

Projekte zu engagieren und ehrenamtlich<br />

zu arbeiten? Oder ist das nur Feiertagsgerede?<br />

Ulrich E. Deissner: Ich glaube schon,<br />

dass das Engagement der Bürger größer<br />

geworden ist. Die Menschen wollen<br />

sich einbringen. Sie glauben vielfach<br />

nicht, dass die Politik bestimmte Dinge<br />

umsetzen kann. Vor allem jüngere<br />

Menschen realisieren heute, dass sie<br />

sich einbringen müssen, weil der Staat<br />

nicht mehr alles machen kann. Ich meine<br />

ganz normale Themen wie etwa die<br />

Ulrich E. Deissner, Jahrgang 1941, ist<br />

Gründungsstifter der Bürgerstiftung<br />

Braunschweig und seit 2003 deren<br />

Vorstandsvorsitzender. Der studierte Betriebswirt<br />

leitete bis zum Ruhestand einen<br />

eigenen Betrieb.


REGION // 02.<strong>2014</strong> // 15<br />

Verlässt sich die Politik nicht teilweise<br />

schon darauf, dass bestimmte Dinge<br />

ehrenamtlich erledigt werden?<br />

Ulrich E. Deissner: Dann muss sie das<br />

auch anerkennen und offiziell bereit<br />

sein, sich auch mal Hilfe von außen zu<br />

holen und Institutionen wie die Bürgerstiftung<br />

als Instrument zur Realisierung<br />

bestimmter Probleme zu nutzen.<br />

Sind die Asse-Initiativen nicht ein Beispiel<br />

dafür?<br />

Udo Dettmann: Das hängt immer auch<br />

von den einzelnen Akteuren ab. Es war<br />

ein langer Weg, bis wir uns das Ver- und<br />

Zutrauen der Politik auf Landes- und<br />

Bundesebene erarbeitet haben und jetzt<br />

nicht nur gehört werden, sondern sogar<br />

Gesetzentwürfe und Anträge mitformulieren.<br />

Was heißt, dass Politiker dann<br />

viele ihrer Gestaltungsmöglichkeiten an<br />

uns weitergeben.<br />

Ulrich E. Deissner: Das ist bei uns anders.<br />

Wir können auch ohne Politik. Wir<br />

wollen aber schon Themen und Projekte<br />

anstoßen, sie teilweise auch anders<br />

angehen oder besser lösen – die dann<br />

später weitergeführt werden sollten.<br />

Beispielsweise das Lesen. Das wird in<br />

den Schulen in Braunschweig nicht intensiv<br />

genug gefördert. Wir haben mit<br />

einem Projekt dafür ein Zeichen gesetzt.<br />

Grundsätzlich vermisse ich aber in der<br />

stiftungsreichen Stadt Braunschweig<br />

Menschen, die diese Chance aktiver<br />

nutzen. In anderen Städten funktioniert<br />

das besser. Da gibt es beispielsweise<br />

Ehrenamts- und Stiftungsbeauftragte,<br />

über die Aktivitäten kanalisiert werden.<br />

Wie sieht denn konkret das bürgerschaftliche<br />

Engagement bei Ihnen aus?<br />

Udo Dettmann: Ich bin seit 2004 beim<br />

Thema Asse dabei, als der Verein ‚Aufpassen‘<br />

gegründet worden ist. 2006<br />

haben sich dann verschiedene Gruppen<br />

aus Bürgerinitiativen, Kirchen, Gewerkschaften<br />

und Politik zusammengesetzt<br />

und den Koordinierungskreis gegründet.<br />

Er koordiniert zunächst die Aktivitäten<br />

der Gruppen und informiert über<br />

deren Arbeit. Er tritt nach draußen für<br />

alle Gruppen auf und ist so zu einem<br />

Akteur geworden. Heute arbeiten im Koordinierungskreis<br />

noch bis zu 20 Gruppen<br />

mit. Einzelne Gruppen haben bis<br />

zu 100 Mitglieder. Wir haben aber auch<br />

einige große Aktionen mit breiter Resonanz<br />

und Wirkung bis in die Politik hinein<br />

organisiert, beispielsweise die beiden<br />

Lichterketten vor zwei Jahren. Da<br />

waren rund 25.000 Menschen dabei.<br />

Wie kann man sich in der Bürgerstiftung<br />

engagieren?<br />

Ulrich E. Deissner: Wir sind 2003 durch<br />

eine kleine Gruppe von engagierten Bürgern<br />

gegründet worden. Heute haben<br />

wir 170 Stifter, die Geld gegeben haben,<br />

und 450 ‚Zeitstifter‘, die bei Projekten<br />

mitarbeiten. In unserer Adressenkartei<br />

stehen 14.000 potenzielle Interessenten.<br />

Wir wollen bewusst lokal arbeiten,<br />

damit die Leute vor Ort genau verfolgen<br />

können, wohin ihre Spenden fließen.<br />

Das schafft Vertrauen. Unser Stiftungsvermögen<br />

beträgt derzeit 9,4 Millionen<br />

Euro. Im vergangenen Jahr haben wir<br />

80 lokale Projekte gefördert. Wir verwalten<br />

außerdem treuhänderisch 22 Einzelstiftungen<br />

und verstehen uns insofern<br />

auch als Dienstleister. Unsere größte<br />

Aktion bisher ist der Bürgerbrunch, der<br />

alle zwei Jahre stattfindet. Da sitzen in<br />

der gesamten Innenstadt bis zu 10.000<br />

Menschen an Tischen und frühstücken<br />

gemeinsam. Damit sind wir als Stiftung<br />

erst einmal bekannt geworden.<br />

Udo Dettmann: Mit Aktionen wie die<br />

Lichterketten und den Bürgerbrunch<br />

wird man nicht nur bekannt. Wenn die<br />

Teilnehmer später sagen, ich habe mit<br />

dem Verein oder mit der Initiative gemeinsam<br />

etwas gemacht, dann bleibt<br />

das viel länger und intensiver in Erinnerung<br />

und motiviert vielleicht zum aktiven<br />

Engagement.<br />

Wie viel Stunden arbeiten sie denn<br />

selbst ehrenamtlich in Ihren Institutionen?<br />

Udo Dettmann: Sehr viele, ich schätze<br />

40 Stunden in der Woche. Und einiges<br />

bleibt liegen, wo der Schmerzdruck<br />

nicht hoch genug ist.<br />

Ulrich E. Deissner: Für mich ist das<br />

inzwischen ein Fulltime-Job. Das hatte<br />

ich vor Jahren nicht geahnt, als ich<br />

mich aus meinem Betrieb zurückgezogen<br />

und ihn meinen Kindern übergeben<br />

hatte. Ich erlaube mir aber schon,<br />

mir für andere Interessen ‚freizunehmen‘.<br />

:::<br />

Udo Dettmann und Ulrich E. Deissner:<br />

zwei ehrenamtlich sehr aktive Bürger,<br />

die sich für völlig unterschiedliche<br />

Ziele engagieren.<br />

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REGION // 02.<strong>2014</strong> // 17<br />

Ausgezeichnet<br />

Der Braunschweiger Chemiker Dr. Marc<br />

D. Walter wird als einer von zehn Wissenschaftlern<br />

mit dem Heinz-Maier-Leibnitz-Preis<br />

der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) ausgezeichnet. Der<br />

mit 20.000 Euro dotierte Preis ist der<br />

höchstdotierte Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler.<br />

Marc D. Walter<br />

ist der erste Preisträger der TU Braunschweig und der erste<br />

im Fachgebiet Chemie aus Niedersachsen überhaupt. Seit<br />

2010 erforscht der 36-Jährige als Leiter der Emmy-Noether-<br />

Nachwuchsgruppe am Institut für Anorganische und Analytische<br />

Chemie der Technischen Universität Braunschweig<br />

unter anderem auf dem Gebiet der Synthese und Charakterisierung<br />

von Halbsandwich-Komplexen des Eisens. :::<br />

Foto: TU Braunschweig<br />

Der Hauptgewinner des <strong>regjo</strong>+-Gewinnspiels aus dem <strong>Heft</strong><br />

4.2013 hat im Februar eine Wochenendreise in den Harz angetreten.<br />

In einem Mercedes, den die Mercedes-Niederlassung<br />

in Braunschweig inklusive 500 Freikilometern zur Verfügung<br />

stellte, reiste Dr. Jan Gäbler aus Braunschweig nach<br />

Bad Harzburg. Dort wurde er im Vier-<br />

Sterne-Superior-Hotel ‚Braunschweiger<br />

Hof‘ herzlich empfangen. Der Gewinner<br />

genoss das luxuriöse Haus, nutzte den<br />

Wellnessbereich mit Schwimmbad sowie<br />

Sauna und leistete sich eine Massage.<br />

„Wir haben uns dort sehr wohlgefühlt“,<br />

sagt Jan Gäbler. Die Tage im Harz verbrachten<br />

Gäbler und seine Begleitung<br />

unter anderem mit winterlichem Vergnügen in Braunlage.<br />

Für Kurzweil und Entspannung sorgten eine Wanderung und<br />

ein Besuch des Eisstadions in Braunlage. Auch der sonntägliche<br />

Besuch der Glasmanufaktur Harzkristall in Derenburg<br />

und des Brockenbades in Wernigerode war für den Gewinner<br />

des <strong>regjo</strong>-Preisausschreibens frei. Denn der Hauptgewinn<br />

umfasste zusätzlich zwei 48-Stunden-Harzcards, die freien<br />

Eintritt in mehr als 100 Attraktionen im Harz gewährten. :::<br />

Foto: Stefan Sobotta<br />

Verbindung von informativen mit spielerischen Elementen<br />

hervor. „Wir möchten unsere Begeisterung für Geschichte<br />

gerne an Kinder weitergeben. Inzwischen nutzen täglich<br />

mehrere tausend Besucher die Kinderzeitmaschine, um mit<br />

Spiel und Spaß in vergangene Zeiten einzutauchen“, so Kirsten<br />

Wagner. 2011 wurde die Kinderzeitmaschine schon mit<br />

dem Europäischen Kinder-Online-Preis in Silber sowie dem<br />

Erfurter Netcode ausgezeichnet. :::<br />

Die Volkswagen Financial Services AG (VW FS) wurde als<br />

bester Arbeitgeber Deutschlands in der Kategorie ‚Banken<br />

und Finanzdienstleistungen – Großunternehmen‘ ausgezeichnet.<br />

Das Ranking wurde von ‚Fokus Spezial‘ erstellt.<br />

Ausschlaggebend war das Bemühen des in Braunschweig<br />

ansässigen Unternehmens um die Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie. Genannt wird unter anderem die betriebseigene<br />

Kindertagesstätte. Wenige Meter entfernt von den Büros<br />

der Eltern werden bis zu 170 Jungen und Mädchen in<br />

zehn Gruppen betreut. Zwischen 7 und 20.30 Uhr kümmern<br />

sich qualifizierte Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen um<br />

den Nachwuchs der Mitarbeiter. ‚Frech Daxe’, so der Name<br />

der Einrichtung, gilt als eine der größten betriebseigenen<br />

Kindertagesstätten Deutschlands. Personalvorstand Christiane<br />

Hesse ist stolz auf den Erfolg des 2008 gestarteten Projekts.<br />

Nicht nur die Familien und die Mitarbeiter profitieren<br />

von dem Angebot, sondern auch das Unternehmen selbst.<br />

„Kompetente, engagierte und zufriedene Mitarbeiter sind der<br />

Schlüssel für exzellente Leistungen, die Wachstum und Profitabilität<br />

fördern“, so Hesse zum ‚Fokus‘. Die Aufgaben und<br />

Arbeitsumstände können bei VW FS der jeweiligen Lebenssituation<br />

der Mitarbeiter anpasst werden. :::<br />

Personalia<br />

1 Claudia Schmitz (43) ) bleibt bis 2020 Verwaltungsdirektorin<br />

des Staatstheaters Braunschweig. Die Juristin ist nach<br />

Stationen am Jungen Ensemble Stuttgart<br />

und dem Deutschen Theater Göttingen seit<br />

Oktober 2011 Verwaltungsdirektorin des<br />

Staatstheaters. „Claudia Schmitz hat seit<br />

ihrem Amtsantritt in Braunschweig viel<br />

bewegt. Sie steht für eine sehr zeitgemäße<br />

1<br />

und transparente Form des Theatermanagements,<br />

die die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter einbezieht“, sagte die Niedersächsische Kulturministerin<br />

Gabriele Heinen- Kljajić nach der Sitzung des Verwaltungsausschusses,<br />

in deren Zuge die Vertragsverlängerung<br />

beschlossen wurde. ::: 2 Detlef Bade (51)<br />

ist neuer Präsident der Handwerkskammer<br />

Braunschweig-Lüneburg-Stade. Bade, der<br />

seit 2004 Mitglied des Vorstands der Handwerkskammer<br />

Braunschweig war und seit<br />

der Fusion mit der Handwerkskammer Lüneburg-Stade<br />

im Jahr 2009 Vizepräsident 2<br />

der Kammer ist, tritt damit<br />

die Nachfolge von Hans-Georg Sander<br />

und Rolf Schneider an, die von 2009 bis<br />

heute gemeinsam Präsidenten der Handwerkskammer<br />

Braunschweig-Lüneburg-<br />

Stade waren. Der aus Vordorf stammende<br />

3<br />

Schornsteinfegermeister ist damit der erste<br />

alleinige Präsident der Handwerkskammer<br />

Braunschweig-Lüneburg-Stade. ::: 3 Katrin Stump (41)<br />

tritt die Nachfolge von Prof. Dietmar Brandes als Direktor der<br />

Universitätsbibliothek der Technischen Universität Braunschweig<br />

an. Professor Brandes ist in den Ruhestand gegangen.<br />

Ihr Rüstzeug holte sich Katrin Stump in Österreich und<br />

Foto: privat<br />

Foto: TU Braunschweig<br />

Business Card Collection<br />

Foto: privat<br />

Sachsen. Unter ihrer Leitung erlangte die<br />

Freiberger Universitätsbibliothek mehrfach<br />

Goldstatus im bundesweiten Bibliotheksranking<br />

BIX. Die gebürtige Thüringerin<br />

absolvierte ihr Bibliotheksreferendariat<br />

unter anderem an der Herzog August Bibliothek<br />

Wolfenbüttel. ::: 4 Professor Wal-<br />

4<br />

ter Ackers (69) ist neuer Vorstandsvorsitzender<br />

des Museums für Photographie in Braunschweig. Der<br />

Architekt und Stadtplaner hat die Nachfolge von Dr. Michael<br />

Schwarz angetreten. Sein Gutachten ‚Städtebauliche Integration<br />

eines Einkaufszentrums Schlosspark Braunschweig‘<br />

löste 2003 heftige politische Diskussionen<br />

aus und war im Kontext weiterer Planungen<br />

wesentliche Grundlage für die Entwicklung<br />

der Innenstadt. Ackers ist verheiratet, hat<br />

drei Töchter und sieben Enkelkinder. ::: 5<br />

Prof. Dr. Manfred Peters (66) wurde als Vizepräsident<br />

der Physikalisch-Technischen 5<br />

Bundesanstalt (PTB) – nach 42 Jahren Mitwirken<br />

an eben dieser PTB-Geschichte – offiziell in den Ruhestand<br />

verabschiedet. Manfred Peters kam direkt nach seinem<br />

Physikstudium im Jahr 1972 in die PTB – in das Laboratorium<br />

für Kraftmessung. Anfang 2001 übernahm er die Leitung<br />

der Abteilung Mechanik und Akustik, am 1. März 2006 wurde<br />

er Vizepräsident der Physikalisch-Technischen<br />

Bundesanstalt. ::: 6 Thomas Rennebaum<br />

(46) ist in die Geschäftsführung<br />

der Volkswagen Leasing GmbH eingetreten.<br />

Er verantwortet das Marketing sowie<br />

das Schaden- und Dienstleistungsmanagement.<br />

Thomas Rennebaum arbeitet seit<br />

6<br />

2003 für die Volkswagen Financial Services<br />

AG. In seinen bisherigen Aufgabenbereichen war der gelernte<br />

Bankkaufmann und studierte Betriebswirt für die Bereiche<br />

Marketing und den Kundenservice der Direktbank zuständig.<br />

Thomas Rennebaum ist verheiratet und hat zwei Kinder. :::<br />

Foto: privat<br />

Foto: VWFS<br />

Foto: PTB<br />

Die von der Braunschweigerin Kirsten Wagner mitkonzipierte<br />

Internetseite www.kinderzeitmaschine.de wurde mit dem<br />

Kinder-Online-Preis des MDR-Rundfunkrates ausgezeichnet.<br />

Die Internetseite für Kinder ab acht Jahren erreichte in<br />

der Wertung der Jury den 3. Platz. Gesucht wurden Onlineangebote,<br />

die in besonderem Maße für Kinder geeignet sind.<br />

Laudator Guido Kosmehl hob neben der grafischen Gestaltung<br />

und den spannend zu lesenden Texten besonders die<br />

Frank Witter (Vorstandsvorsitzender VW FS AG), Anthony Bandmann<br />

(Sprecher der Geschäftsführung Volkswagen Bank GmbH),<br />

Anja Christmann (Leiterin Personal Deutschland VW FS AG), Christiane<br />

Hesse (Personalvorstand VW FS AG) und Waldemar Drosdziok (Betriebsratsvorsitzender<br />

VW FS AG) freuen sich über die Auszeichnung.<br />

Prominenter können wir Sie<br />

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Peine spezial // 02.<strong>2014</strong> // 19<br />

Reizvolle Vorzüge<br />

Der Landkreis Peine hat die Zeit der Monostruktur<br />

überwunden und sich zu einer vielfältigen<br />

Wirtschaftslandschaft entwickelt. Doch nun sind<br />

neue Ideen gefragt.<br />

Autor: Melanie Stallmann<br />

Fotografie: landkreis peine<br />

zunächst eine Welle der Erschließung von Industrie- und<br />

Gewerbeflächen in der Stadt und in sämtlichen Gemeinden<br />

und damit auch einen strukturellen Wandel der gesamten<br />

Region nach sich gezogen hat. Auf diesem Weg konnte nicht<br />

nur ein Teil der in der Stahlbranche verloren gegangenen<br />

Arbeitsplätze aufgefangen werden. Zusätzlich wurden zahl-<br />

Verkehrsinfrastruktur als Standortfaktor<br />

Qualifizierte Arbeitskräfte als<br />

Voraussetzung für Wachstum<br />

Das Stahlwerk in Peine<br />

Lebendig, lebenswert und innovativ – so präsentiert<br />

sich der heutige Landkreis Peine vor allem als Wirtschaftsstandort.<br />

Denn aus der einstigen Monostruktur,<br />

in der 150 Jahre lang die Eisen- und Stahlindustrie den<br />

‚Herzschlag‘ einer ganzen Region aufrechterhielt, ist eine<br />

vielfältige Wirtschaftslandschaft samt buntem Branchenmix<br />

geworden. Ob Handel oder kunststoffverarbeitende Unternehmen,<br />

namhafte Süßwarenhersteller oder auch Textilund<br />

Energiedienstleister, Maschinen- und Motorenbauer<br />

sowie die Logistikbranche – sie alle haben dort in den vergangenen<br />

Jahren und Jahrzehnten ihren Standort für den<br />

Unternehmensauf- und -ausbau gefunden.<br />

Das ist in erster Linie einer fast schon aggressiven Wirtschaftsförderung<br />

zu verdanken, die in den 1970er Jahren<br />

reiche neue Berufsbilder und Ausbildungsplätze geschaffen.<br />

Und das wiederum könnte auch zukünftig eine Sogwirkung<br />

auf Firmen haben, die angesichts der demografischen Entwicklungen<br />

ihre Standortwahl auch vom Arbeitskräftepotenzial<br />

abhängig machen. Wobei der Landkreis Peine einen<br />

ganzen ‚Strauß‘ an Vorzügen bietet, der für Betriebe unterschiedlichster<br />

Branchen reizvoll erscheint.<br />

Allen voran steht dabei die Lage samt entsprechender<br />

Verkehrsanbindung. Schließlich sollen Produkte und Waren<br />

schnell zu den jeweiligen Abnehmern – zum Teil auch<br />

rund um den Erdball – gelangen. Und das Verkehrsnetz<br />

macht´s möglich: Die in Ost-West-Richtung verlaufende<br />

Autobahn A 2 führt mitten durch das Kreisgebiet und<br />

sorgt für eine erstklassige Verknüpfung mit dem großräumigen<br />

Autobahnsystem. Auch die Flughäfen in Hannover<br />

und Braunschweig sind schnell erreichbar. Darüber hinaus<br />

steuern Züge die benachbarten ICE-Bahnhöfe an und<br />

die Fuhsestadt selbst verfügt durch den Hafen über einen<br />

direkten Anschluss an den Mittellandkanal, der die Ver-<br />

bindung zu den überregionalen Schifffahrtswegen wie Elbe<br />

und Rhein garantiert.<br />

Neben der Verkehrsinfrastruktur gibt es allerdings noch<br />

weitere ‚harte‘ Standortfaktoren, mit denen der Wirtschaftsraum<br />

punkten kann: attraktive und gleichzeitig erschwingliche<br />

Gewerbeflächen, Unternehmensparks und Starterhöfe,<br />

moderate Gewerbesteuerhebesätze sowie vergleichbar<br />

geringe Gebührenbelastungen im Bereich der Ver- und<br />

Entsorgung.<br />

Nicht zu vergessen die geografische Nähe zu benachbarten<br />

Forschungsstandorten, eine sehr gut ausgeprägte<br />

Bildungslandschaft samt Ganztags- und Berufsbildenden<br />

Schulen sowie das Arbeitskräftepotenzial: Insbesondere<br />

durch die Ansiedlung zahlreicher Klein- und Mittelstandsbetriebe<br />

(KMU) ist der Landkreis von einem hohen<br />

Facharbeiteranteil geprägt, den es zu erhalten und weiter<br />

auszubauen gilt. Denn qualifizierte Arbeitskräfte sind eine<br />

wichtige Voraussetzung für die Entwicklung, Fertigung und<br />

Vermarktung hochwertiger Produkte und Dienstleistungen.<br />

‚Innovationen‘ lautet das Stichwort.<br />

Innovative Ideen sind aber auch hinsichtlich künftiger<br />

Entwicklungen des Landkreises gefragt. Denn die KMUgeprägte<br />

Wirtschaftsstruktur stellt den Raum mittel- und<br />

langfristig vor große Herausforderungen: Das Gewerbe- und<br />

Einkommensteueraufkommen fällt nicht in dem Umfang<br />

aus wie in anderen Regionen und so fehlt es an Steuerkraft,<br />

mit der sich bedeutende Akzente zur Attraktivitätssteigerung<br />

des Standortes setzen ließen. „Das ist grundsätzlich<br />

eine kritische Ausgangslage, die aber bislang durch die sehr<br />

gute wirtschaftsgeografische Lage und entsprechende Unternehmensansiedlungen<br />

aufgefangen werden konnte“, betont<br />

Landrat Franz Einhaus mit Blick auf die derzeitigen<br />

Fusionsvorhaben. Angesichts der demografischen Entwicklungen<br />

und der sich ändernden Wettbewerbssituation gelte<br />

es, frühzeitig auszuloten, inwieweit sich durch eine geografische<br />

und strukturelle Vergrößerung bessere Entwicklungsperspektiven<br />

für die Infrastruktur und die Bevölkerung ergeben.<br />

„Es sind einfach innovative Ideen und Entwicklungen<br />

gefragt, wenn die Region – egal, in welcher Form – wirklich<br />

stark bleiben soll“, ist Einhaus überzeugt. :::


Peine spezial // 02.<strong>2014</strong> // 21<br />

Alles andere<br />

als provinziell<br />

Das Freizeitangebot im Landkreis Peine kann sich sehen<br />

lassen. Wer keine der zahlreichen Veranstaltungen<br />

versäumen möchte, muss geschickt planen.<br />

strömen pro Jahr rund 70.000 Besucher<br />

von nah und fern in die ‚heiligen<br />

Hallen‘ – und mit ihnen bekannte<br />

Schauspieler und Fernsehstars, Musiker<br />

und Sänger sowie Ensembles<br />

großer Häuser und Tourneetheater.<br />

„Schließlich soll das Peiner Programm<br />

bei allen kulturellen Angeboten in benachbarten<br />

Städten wie Celle, Braunschweig,<br />

Hildesheim und Hannover<br />

keinesfalls provinziell erscheinen“, sagt<br />

Kulturring-Geschäftsführer Christian<br />

Hoffmann.<br />

Alles andere als provinziell geht es<br />

auch auf dem ehemaligen Hüttengelände<br />

in der Gemeinde Ilsede zu. Die<br />

im Rahmen der Revitalisierung des Geländes<br />

aufwendig sanierte Gebläsehalle<br />

ist zu einem beliebten Veranstaltungsort<br />

avanciert, der sich längst auch weit<br />

über die Kreisgrenzen hinaus einen<br />

Namen gemacht hat. Schließlich bietet<br />

das imposante Gebäude vor der alten<br />

Industriekulisse einen Rahmen, in<br />

dem Firmen- und Freizeit-Events, Gala-Abende<br />

oder auch Messen, Ausstellungen<br />

oder Konzerte perfekt in Szene<br />

gesetzt werden. Für Furore sorgte dort<br />

Geselligkeit unter<br />

freiem Himmel<br />

Drei Discgolf-Anlagen laden im Landkreis Peine zum Spielen ein.<br />

im vergangenen Jahr zudem das große<br />

Open-Air-Spektakel ‚stars@ndr2‘, das<br />

25.000 Musikfans auf das Hüttengelände<br />

lockte und zum Feiern animierte.<br />

Apropos Feiern: Insbesondere in<br />

den Frühjahrs- und Sommermonaten<br />

sind im Peiner Land vor allem Geselligkeit,<br />

gute Laune und Partystimmung<br />

unter freiem Himmel angesagt. Abgesehen<br />

von beachtlichen Großveranstaltungen<br />

wie dem Highland Gathering<br />

samt ‚The Peine International Pipe<br />

Band Championships‘, mit dem Peine<br />

Marketing am ersten Maiwochenende<br />

Jahr für Jahr tausende Schottenfans<br />

in den Stadtpark lockt, wird auf dem<br />

idyllischen Marktplatz der Stadt im August<br />

das Weinfest gefeiert, bevor sich<br />

die Innenstadt im September anlässlich<br />

des dreitägigen Eulenfestes in eine<br />

kunterbunte Festmeile voller Musik<br />

und Leckereien verwandelt. Nicht zu<br />

vergessen das Peiner Freischießen, die<br />

zahlreichen Schützenfeste in den Ortschaften<br />

sowie das große Europaschützenfest,<br />

zu dem im kommenden Jahr<br />

rund 40.000 Gäste in der Fuhsestadt<br />

erwartet werden.<br />

Wer es hingegen etwas ruhiger und<br />

besinnlicher mag, kann eine der vielen<br />

Kleinkunstbühnen in den Ortschaften<br />

oder auch das städtische Kreismuseum<br />

besuchen, auf einer der insgesamt drei<br />

Discgolf-Anlagen im Kreis buchstäblich<br />

die Ketten rasseln lassen oder auf der<br />

modernen 18-Loch-Golfanlage in Edemissen<br />

Entspannung pur genießen. Es<br />

ist also garantiert für jeden etwas dabei,<br />

wenn es um die abwechslungsreiche<br />

Freizeitgestaltung geht. :::<br />

Autor: Melanie Stallmann<br />

Der Landkreis Peine ist vielfältig,<br />

lebens- und liebenswert<br />

und von Langeweile scheint<br />

dort keine Spur – im Gegenteil: Das<br />

Sport- und Freizeitangebot ist riesengroß,<br />

das Vereinsleben breit gefächert<br />

und die Anzahl an kulturellen Veranstaltungen<br />

in Stadt und Ortschaften<br />

der Gemeinden nahezu grenzenlos. So<br />

kommen Anhänger von Sport, Musik,<br />

Spiel, Spaß und Unterhaltung hier garantiert<br />

auf ihre Kosten. Angefangen<br />

bei Ausstellungen und Messen, reicht<br />

das Spektrum über ein reges Vereinsleben<br />

rund um sämtliche Sportarten<br />

bis hin zu Open-Air-Events und kulturellen<br />

Veranstaltungen für jeden Geschmack.<br />

Einen entscheidenden Beitrag zu<br />

diesem Angebot leistet der Peiner Kulturring.<br />

Denn egal, ob Tragik, Comedy,<br />

Ballett oder Rock-, Pop- und Klassikkonzerte<br />

– im 1922 errichteten Stadttheater<br />

‚Peiner Festsäle‘ sowie in der<br />

1988 eröffneten zweiten Spielstätte,<br />

dem ‚Peiner Forum‘, erwartet die Besucher<br />

bereits seit Jahrzehnten eine<br />

Vielzahl an Veranstaltungen.<br />

Die Organisatoren wissen das Publikum<br />

zu begeistern. Nicht ohne Grund


Peine spezial // 02.<strong>2014</strong> // 23<br />

1<br />

Das Bürgerzentrum in der Ortsmitte führt die Besucher in den völlig neu<br />

gestalteten Schlosspark.<br />

2<br />

Das Jutetor erinnert noch heute an die erste Jutespinnerei, die Mitte des<br />

19. Jahrhunderts als erste auf dem europäischen Festland in Vechelde<br />

entstand.<br />

3<br />

Hartmut Marotz und Britta Schwartz-Landeck zeigen das jüngst<br />

errichtete ‚Tor der Ortschaften‘ am Bahnhof.<br />

4<br />

Inmitten des völlig neu gestalteten Schlossparks setzen die alten<br />

Steinskulpturen tolle Akzente.<br />

5 Auch die Vechelder Glückssäule wird am Veranstaltungstag zu sehen sein.<br />

Volles<br />

Programm<br />

1<br />

2<br />

rum bis hin zu einem Poetry-Slam, bei dem Jugendliche selbst<br />

geschriebene Texte zum Veranstaltungsmotto präsentieren.<br />

Darüber hinaus wird es einen Musikwettbewerb geben, bei<br />

dem Nachwuchsbands selbst komponierte Songs präsentieren,<br />

von denen ebenso mindestens einer das Motto und/oder<br />

den Heimatort der Musiker widerspiegeln soll. „Wir haben für<br />

beide Wettbewerbe bereits sehr interessante Bewerbungen erhalten“,<br />

sagt Britta Schwartz-Landeck von der Gemeindeverwaltung.<br />

„Daher dürfen sich die Besucher schon jetzt auf tolle<br />

Dichtungen und musikalische Stilrichtungen freuen.“<br />

Außerdem können sie Sonderfahrten eines Museumszuges<br />

zwischen Braunschweig und Vechelde genießen, bevor<br />

sie das jüngst errichtete ‚Tor der Ortschaften‘ am Vechelder<br />

Bahnhof durchschreiten oder Unterhaltsames im eigens erstellten<br />

‚Vechelder Lesebuch‘ erfahren. Des Weiteren wird es<br />

am Vorabend des Landschaftstages ein Konzert der Braunschweiger<br />

Band ‚Silent Radio‘ im dann völlig neu gestalteten<br />

Schlosspark geben. Am Sonntag beginnt dort um 18 Uhr ein<br />

Serenadenkonzert.<br />

Auch im Vorfeld sind bereits Veranstaltungen geplant: So<br />

wird in den Bodenstedter ‚Zeiträumen‘ am 20. Juni die Ausstellung<br />

‚Die Weimarer Republik im Braunschweiger Land‘<br />

eröffnet und ab 4. Juli präsentiert Georg Meyer in der Gaststätte<br />

‚Fethlon‘ alte Landkarten rund um die Entwicklung des<br />

Braunschweiger Landes. Am 24. Juli referiert Professor Dr.<br />

Karl-Heinz Schneider von der Leibniz-Universität in Hannover<br />

im Vechelder Bürgerzentrum über den Ersten Weltkrieg<br />

und dessen Auswirkungen auf die Heimat, ab 10. Juli präsentieren<br />

Vechelder und auswärtige Künstler in der Volksbank<br />

Vechelde-Wendeburg Malereien und Fotografien. :::<br />

Vechelde verbindet Tradition und Moderne<br />

zum 12. Tag der Braunschweigischen Landschaft<br />

3<br />

4 5<br />

Autor: Melanie Stallmann<br />

Fotografie: melanie stallmann, gemeinde vechelde<br />

Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren,<br />

der Countdown läuft: Am 27. Juli ist die Gemeinde<br />

Vechelde Gastgeberin des mittlerweile 12. Tages<br />

der Braunschweigischen Landschaft. Unter dem Motto ‚Heimat<br />

in der globalen Welt‘ wird das Ortszentrum im Landkreis<br />

Peine zur Spielbühne für ein Festprogramm, das Tradition<br />

und Moderne geschickt miteinander vereint.<br />

Vechelde, erstmals 973 urkundlich erwähnt, später Altersruhesitz<br />

des Herzogs Ferdinand, Standort der ersten Jutespinnerei<br />

auf dem europäischen Festland und heute aufstrebende<br />

Gemeinde im Umfeld der Löwenstadt, gilt über<br />

die Jahrhunderte ihres Bestehens als ‚gewachsenes‘ Braunschweiger<br />

Land. „Dabei wurden und werden die Auswirkungen<br />

der Globalisierung zunehmend spürbar – egal, ob in Politik,<br />

Wirtschaft, Kultur oder Gesellschaft“, sagt Bürgermeister<br />

Hartmut Marotz. Daher habe es sich fast von selbst ergeben,<br />

die daraus resultierenden Entwicklungen in den Fokus dieser<br />

Veranstaltung zu rücken, die auch den Ersten Weltkrieg,<br />

dessen Beginn in <strong>2014</strong> hundert Jahre zurückliegt, nicht unberücksichtigt<br />

lässt. Und die Idee kam an: Mehr als 140 Gruppen,<br />

Vereine, Verbände sowie Einzelakteure aus Vechelde und<br />

der Region haben ein sehr vielfältiges Programm für das im<br />

Zweijahresrhythmus veranstaltete Familienkulturfest zusammengestellt.<br />

Angefangen bei Trachtengruppen und Tanzvorführungen<br />

reicht das Aktionsspektrum auf der Festmeile im Ortszent-


UNTERNEHMEN // 02.<strong>2014</strong> // 25<br />

Kreativer Nachwuchs<br />

Gestaltungstechnische Assistenten vereinen in sich das Wissen von Grafikern<br />

und Mediengestaltern. Die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt nimmt zu.<br />

Autoren: Laura-Sophie Freitag, Max Schuckel<br />

Fotografie: GTA 12, Johannes-selenka-schule<br />

Seit 2007 bildet die Johannes-<br />

Selenka-Schule in Braunschweig<br />

Gestaltungstechnische<br />

Assistenten (GTA) aus. Dabei<br />

handelt es sich um eine schulische<br />

Vollzeitausbildung, die nach zwei Jahren<br />

zu einem beruflichen Abschluss<br />

führt.<br />

Über diese Ausbildung haben motivierte<br />

und kreative Schüler mit einem<br />

Sekundarabschluss I die Möglichkeit,<br />

auch ohne Hochschulstudium einen<br />

Zugang zum Berufszweig Medien und<br />

Design zu finden. Zusätzlich können<br />

Teilnehmer an diesem Ausbildungsgang<br />

die Fachhochschulreife erlangen,<br />

indem sie Zusatzqualifikationen in den<br />

Fächern Englisch und Mathematik erwerben<br />

sowie ein halbjähriges Praktikum<br />

in einem Fachbetrieb absolvieren.<br />

So ist nach der Ausbildung auch ein<br />

Studium an Fachhochschulen und<br />

ausgewählten Universitäten möglich.<br />

In der Ausbildung setzt die Johannes-Selenka-Schule<br />

auf handlungsorientierten<br />

Unterricht, der<br />

fächerübergreifend zwei Jahre unterrichtet<br />

wird. Der Schwerpunkt des berufsbezogenen<br />

Lernbereichs liegt auf<br />

Unterrichtsprojekten mit außerschulischen<br />

Kooperationspartnern. Ein<br />

Beispiel ist diese Ausgabe des <strong>regjo</strong>,<br />

für das Schüler der GTA die Titel- und<br />

Themenseiten sowie diese Doppelseite<br />

gestaltet haben.<br />

Gestaltungstechnische Assistenten<br />

finden ihren beruflichen Einsatz<br />

vorwiegend im Medien- und Designbereich,<br />

zum Beispiel in Werbeagenturen<br />

oder Verlagen. Sie bringen fachliche<br />

Kompetenz und kreative Ideen in die<br />

Arbeit ein. Ihr gestaltungstechnisches<br />

Können und Fachwissen über die heutige<br />

medienorientierte Gesellschaft ist<br />

essenziell für kommende Marketinggenerationen<br />

und Designs. GTA-Absolventen<br />

werden im Agenturbereich Print<br />

und Medien eingesetzt.<br />

Für den Realschulabsolventen Max<br />

Schuckel, der diesen Beitrag mitverfasst<br />

hat, ist die Ausbildung zum Gestaltungstechnischen<br />

Assistenten noch<br />

immer erste Wahl. „Die Ausbildung ist<br />

breit gefächert und abwechslungsreich.<br />

Gerade deshalb macht sie viel Spaß“,<br />

sagte er. Kompetente Lehrer und nette<br />

Mitschüler sind mit ein Grund dafür,<br />

dass er in der Johannes-Selenka-Schule<br />

effektiv arbeiten kann. „Ich habe das<br />

Gefühl, gut vorbereitet zu sein, wenn es<br />

darum geht, eigetnständig zu arbeiten“,<br />

so Max Schuckel weiter.<br />

Das Ganzjahresprojekt, bei dem<br />

sich die Schüler selbstständig einen<br />

Schule sucht ständig<br />

Projektpartner<br />

Partner suchen und für ihn einen<br />

kompletten Auftrag bearbeiten mussten,<br />

bezeichnet der Schüler als Höhepunkt<br />

der Ausbildung. „Je nach Kunde<br />

kann es sich dabei beispielsweise<br />

um ein komplettes Corporate Design<br />

handeln.“<br />

Max Schuckel kann die Ausbildung<br />

allen Jugendlichen, die sich für<br />

Grafik und Design interessieren und<br />

in diesem Bereich später arbeiten wollen,<br />

nur empfehlen.<br />

Wer kommende Projekte unterstützen<br />

will und Projektpartner werden<br />

möchte, kann sich auf der Webseite<br />

der Johannes-Selenka-Schule<br />

informieren. Zudem besteht die Option,<br />

die Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

in einem persönlichen Gespräch<br />

mit dem zuständigen Lehrer,<br />

Björn Akim Koeppen, zu erörtern.<br />

::: www.johannes-selenka-schule.de :::<br />

::: bjoern.akim.koeppen@jssbs.de :::


UNTERNEHMEN // 02.<strong>2014</strong> // 27<br />

Nachfolge geregelt: Geschäftsführer Gennadiy Zamansk´yy, der scheidende Unternehmer Wolfgang Peters,<br />

Betriebsleiter Dietmar Kreßner und Geschäftsführer Carsten Wolf (v.l.n.r)<br />

Die Verantwortung in<br />

kompetente Hände übergeben<br />

Der Bedarf an familienexternen Nachfolgelösungen bei kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen wächst kontinuierlich.<br />

Mit der Übergabe gehen für Familienbetriebe wie die Textilpflege<br />

Peters aus Wolfsburg aber auch große <strong>Veränderung</strong>en einher.<br />

Neuer Großauftrag<br />

erwartet die Nachfolger<br />

meistens eine doppelte <strong>Veränderung</strong> an: Er scheidet nicht<br />

nur aus dem aktiven Berufsleben aus, sondern muss auch<br />

die meist sehr persönliche Bindung zum eigenen Betrieb<br />

kappen – eine schwierige Situation, die Wolfgang Peters<br />

vom gleichnamigen Wolfsburger Textilpflegeunternehmen<br />

mit Unterstützung der Allianz für die Region GmbH optimal<br />

gemeistert hat.<br />

„Fachlich gesehen geht alles nahtlos weiter“, freut sich<br />

Peters, der Anfang des Jahres sein Unternehmen für Textilpflege<br />

einschließlich aller acht Standorte an seine Nachfolger<br />

Gennadiy Zamanskyy und Carsten Wolf übergeben hat.<br />

Alle 35 Mitarbeiter in den zum Teil eigenständigen Filialen<br />

konnten übernommen werden. Mit viel handwerklichem<br />

Geschick und umfangreichen Fachwissen sorgt das eingespielte<br />

Team dafür, dass der Betriebsalltag wie gewohnt<br />

weiterläuft.<br />

Zehn seiner heutigen Mitarbeiter sind bereits mit von<br />

der Partie, als Wolfgang Peters 1991 als selbstständiger<br />

Unternehmer das Privatkundengeschäft der Firma Rueß<br />

KG in Wolfsburg übernimmt. Das Handwerk liegt da schon<br />

seit mehreren Generationen in der Familie: Bereits im<br />

Jahr 1880 gründete sein Urgroßvater die „Schönfärberei &<br />

Chemische Reinigungsanstalt“ in Sarstedt bei Hannover.<br />

Wolfgang Peters führt das Wolfsburger Unternehmen auch<br />

durch schwierige Zeiten, investiert in neueste Maschinentechnik,<br />

als die strengen Auflagen des Bundesemissionsschutzgesetzes<br />

kommen, und trotzt später auch erfolgreich<br />

dem Rückgang des Warenaufkommens durch die Waschbarkeit<br />

vieler Textilien im Haushalt. Heute präsentiert sich<br />

das Unternehmen Peters als ein hochmoderner Betrieb, der<br />

sich ökologisch und fachlich auf dem neuesten Stand der<br />

Technik befindet. Wolfgang Peters hat es sich auch nicht<br />

nehmen lassen, sein Leistungsspektrum auf eine breite<br />

Dienstleistungspalette auszudehnen und zu modernisieren.<br />

So werden seine Ladengeschäfte heute auch als Postfilialen<br />

oder Paket-Shops mitgenutzt.<br />

Als Wolfgang Peters schließlich aus Altersgründen ans<br />

Aufhören denken muss, bewegt ihn vor allem das große<br />

Verantwortungsgefühl für seine Mitarbeiter dazu, nach einer<br />

externen Nachfolgeregelung zu suchen. Bei einem Netzwerktreffen<br />

der Wolfsburg AG erfährt er von dem Beratungsangebot<br />

der Allianz für die Region GmbH, das sich an<br />

Übergabebetriebe und Nachfolgeinteressenten richtet und<br />

diese im Nachfolgeprozess praxisorientiert begleitet.<br />

Bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger half<br />

daauch der kostenlose Regionalpool Unternehmensnachfolge,<br />

der gemeinsam mit den Wirtschaftsförderungen der<br />

Städte und Landkreise sowie den Kammern und Verbänden<br />

betrieben wird. Zudem erfolgte eine Suche über die<br />

bundesweite Nachfolgebörse nexxt, die vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie und anderen Partnern<br />

initiiert wurde. Über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren<br />

fanden Sondierungsgespräche mit sechs Nachfolgeinteressenten<br />

statt.<br />

„Der Umgang des Altinhabers mit dem Thema Übergabe<br />

stellt oft eine große Herausforderung dar“, erläutert Thomas<br />

Kausch von der Allianz für die Region GmbH. Üblich ist,<br />

dass der übergebende Inhaber noch drei bis sechs Monate<br />

als Berater im Betrieb bleibt. Diese Phase des Wissenstransfers<br />

ist für alle Beteiligten sinnvoll, doch viele Unternehmer<br />

sind emotional stark engagiert und können nur schwer loslassen.<br />

„Ich habe trotz aller Emotionalität versucht, meinen<br />

Betrieb möglichst sachlich und transparent einzuschätzen“,<br />

erzählt Peters. Da auch die übrigen Rahmenbedingungen<br />

wie etwa die betriebswirtschaftliche Aufstellung gestimmt<br />

hätten, lief die Übergabe weitestgehend reibungslos ab. Inzwischen<br />

ist der Betrieb in eine GmbH umgewandelt, weitere<br />

<strong>Veränderung</strong>en sind zunächst nicht geplant. Es steht<br />

auch schon ein neuer Großauftrag ins Haus. Das bedeutet<br />

viel Kalkulations- und Organisationsarbeit für Betriebsleiter<br />

Dietmar Kreßner. „Da bin ich schon ganz froh, dass ich<br />

die Verantwortung nicht mehr habe“, schmunzelt Peters.<br />

Er freut sich darauf, jetzt mehr Zeit mit seiner Familie und<br />

seinen Enkeln verbringen zu können. Seine Frau arbeitet<br />

für die nächsten drei bis vier Jahre noch weiterhin in Verwaltung<br />

und im Betrieb mit. :::<br />

Autor: Martina Zingler<br />

Fotografie: Frank Bierstedt<br />

Jährlich stehen in etwa 600 kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen der Region um die Städte<br />

Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg Generationswechsel<br />

in der Firmenleitung an. Dabei steigt vor allem<br />

der Bedarf an familienexternen Nachfolgelösungen. Doch<br />

gerade Traditionsbetriebe, die über Jahrzehnte innerhalb<br />

der Familie weitergegeben wurden, tun sich oft schwer,<br />

wenn die jüngste Generation eigene Wege geht und die<br />

Nachfolge nicht gesichert ist. Für den Altinhaber steht dann<br />

Neue Adresse: SALZGITTER!<br />

In der „KMU-Area“ in Salzgitter-Lebenstedt finden Unternehmer auf 10 Hektar optimale<br />

Bedingungen für ihre Unternehmensansiedlung:<br />

· Anschluss an die Autobahn A 39<br />

· Namhafte Industriekonzerne im Umfeld<br />

Die Wirtschafts- und Innovationsförderung Salzgitter GmbH begleitet Interessenten bei<br />

Finanzierung und Förderung ihrer Vorhaben, Vorbereitung des Grunderwerbes sowie<br />

Genehmigungsverfahren.<br />

Ihr Ansprechpartner: Richard Schudrowitz<br />

Wirtschaft- und Innovationsförderung<br />

Salzgitter GmbH<br />

Windmühlenbergstraße 20<br />

38259 Salzgitter<br />

· Flexible Flächenzuschnitte<br />

· Günstiger Kaufpreis<br />

Tel.: 0 53 41 / 900 99 30<br />

Fax: 0 53 41 / 900 99 11<br />

eMail: info@wis-salzgitter.de<br />

Internet: www.wis-salzgitter.de


UNTERNEHMEN // 2.<strong>2014</strong> // 29<br />

Mal was<br />

ganz Neues<br />

Aus der Industriegesellschaft wurde<br />

die Wissensgesellschaft und in ihr<br />

wurde das ganz besonders interessante<br />

Cluster der Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

als Innovationsmotor entdeckt.<br />

Die Welt hat sich verändert und siehe<br />

da, ein neues Branchencluster ist entstanden,<br />

aus neuen und altbekannten<br />

Berufsbildern.<br />

Das ist auch für uns Kreative neu und<br />

zwingt uns, uns zu verändern, um<br />

die neu entstandenen Chancen für<br />

Wahrnehmung und Wertschätzung zu<br />

nutzen. Wir vernetzen uns, wir entwickeln<br />

ein Branchenverständnis, wir<br />

entdecken Gemeinsamkeiten und wir<br />

vertreten unsere Interessen mit breiten<br />

Schultern.<br />

Um allen <strong>Veränderung</strong>en gerecht zu<br />

werden und die Zukunft mitzugestalten,<br />

ist aus unserer Sicht ein Dachverband<br />

der unbedingt notwendige feste<br />

Rahmen, auch wenn wir wissen, wie<br />

gestaltungsfreudig, individuell, jung<br />

und dynamisch die Akteure in dieser<br />

Szene sind. Auch große <strong>Veränderung</strong>en<br />

fangen oft mit kleinen Schritten<br />

an und manchmal muss sich zunächst<br />

etwas in den Köpfen verändern. Wir<br />

sind gerne dabei und freuen uns über<br />

jeden, der uns konstruktiv kritisch<br />

unterstützt.<br />

Mit herzlichen<br />

Grüßen<br />

Andreas Schuster,<br />

Präsident der<br />

KreativRegion<br />

Führungskräfte gemeinsam am Herd – ein<br />

erfolgreiches Format, findet Mathias Siemann.<br />

Foto: privat<br />

Zehn Jahre<br />

Kompetenzentwicklung<br />

Die Veranstaltungsreihe ‚Impulse für Führungskräfte‘ besteht <strong>2014</strong> im<br />

zehnten Jahr. Entstanden aus dem bundesweiten Kooperationsprojekt<br />

‚Lernende Region‘ sind die monatlich stattfindenden Vorträge und<br />

Workshops ein Angebot zur persönlichen Kompetenzentwicklung für<br />

Führungskräfte und Entscheider aus der Region. „Unsere Idee war, ein<br />

Podium zu entwickeln, das Rat anbietet und die Möglichkeit zum Netzwerken<br />

gibt“, sagt Mathias Siemann. Der Braunschweiger Fachmann für<br />

Personalentwicklung hat die ‚Impulse‘ seinerzeit ins Leben gerufen und<br />

die Themen bis heute weiterentwickelt. So geht es im September um die<br />

‚Kunst, nicht zu handeln‘. Vorgestellt wird die Stein-Strategie, bei der Gelassenheit<br />

zum Erfolg führen soll. Nach der Geburtstagsfeier im Mai gehen<br />

die ‚Impulse‘ erstmals auf Reisen, und zwar ins Allgäu. Während zwei<br />

Bergtouren reflektieren und diskutieren die Teilnehmer Führungsverhalten<br />

und neue Führungsansätze. Mathias Siemann hat außerdem ein<br />

Buchprojekt ins Leben gerufen mit dem Titel ‚Braunschweig führt: 100<br />

Impulse für die Region‘. Persönlichkeiten und Führungskräfte<br />

sind eingeladen, einen Beitrag zu schreiben. Interessierte finden<br />

unter www.braunschweig-fuehrt.de weitere Informationen.<br />

10 Jahre Impulse: Geburtstagsfeier, 6.5.<strong>2014</strong>, 16 Uhr, IHK<br />

Braunschweig, Brabandtstraße 11, Braunschweig ::: bea :::<br />

Logistikzentrum<br />

Alstom lässt auf dem Werksgelände in Salzgitter ein neues Logistikzentrum<br />

für die Lagerung und Verwaltung von Bauteilen für Schienenfahrzeuge<br />

errichten. Dies verbessert die logistischen Prozesse am Standort<br />

und sorgt für eine wirtschaftliche Abwicklung und die optimale Versorgung<br />

der Produktionsstätten im Werksgelände. Das Logistikzentrum<br />

wird eine Fläche von 30.500 Quadratmetern haben und auf einem<br />

Grundstück von insgesamt rund 62.000 Quadratmetern errichtet werden.<br />

Die Bauarbeiten sollen bis Ende <strong>2014</strong> abgeschlossen sein.<br />

Vorbild für Gründer<br />

Konnten Sie während der 4. Etappe durch<br />

bewusste Freiräume und weniger Abarbeit<br />

Ihr ‚mentales Ruhezustandsnetzwerk‘ aktivieren?<br />

Dann hatten Sie bestimmt das<br />

ein oder andere Aha-Erlebnis auf dem Weg.<br />

Die 5. Etappe möchte Sie darin unterstützen, neben den<br />

automatischen mentalen Autobahnen auch den ein oder<br />

anderen neuen geistigen Trampelpfad zu legen.<br />

5. Etappe: Neue Spuren legen<br />

„Die Schwierigkeit liegt nicht so sehr darin, neue Ideen<br />

zu entwickeln, als den alten zu entsagen.“ (John Maynard<br />

Keynes). Etwas Neues aus den Augen zu verlieren,<br />

geht erschreckend einfach. Beispiel gefällig? Vor<br />

Kurzem war ich früh morgens, mal ohne Navi, auf dem<br />

Weg zu einem neuen Kunden in Braunschweig. Ich fuhr<br />

dazu auf die A 39, die ich auch zu unserem Büro nutze.<br />

Kurz abgelenkt durch die Nachrichten, übernahm<br />

mein Autopilot im Kopf die Führung, lenkte mich an<br />

der Ausfahrt zum Kunden vorbei und steuerte mich automatisch<br />

Richtung Büro. Kennen Sie das? Wenn wir,<br />

gerade bei der Verfolgung neuartiger Ziele, nicht geistesgegenwärtig<br />

sind, folgen wir unseren alt bekannten<br />

Routinen.<br />

Übertragen wir diesen kleinen Zwischenfall auf die<br />

Entwicklung neuer Denk-, Entscheidungs- und Handlungsoptionen<br />

im Arbeitsalltag, wird klar: Wirklich<br />

neue Spuren zu legen fordert viel von uns. „Persönlichkeitsentwicklung<br />

ist daher eine Zumutung“, schreibt<br />

Felix Frei (<strong>2014</strong>, siehe Buchtipp) und stellt heraus: „Es<br />

Mit insgesamt<br />

10.000 Euro ist der<br />

Gründerpreis dotiert,<br />

den Braunschweig<br />

Zukunft GmbH und<br />

Braunschweigische Landessparkasse<br />

in diesem Jahr zum dritten Mal ausloben.<br />

Der Preisträger erhält überdies<br />

einen weißen Burglöwen aus der Porzellanmanufaktur<br />

Fürstenberg. Damit<br />

werden junge Unternehmungen mit<br />

innovativen Ideen ausgezeichnet. „Gesucht<br />

werden ‚Mutmacher‘. Sie sollen<br />

als Vorbild gelten können und bei<br />

anderen das Zutrauen stärken, eigene<br />

Ideen umzusetzen“, betonte Wirtschaftsdezernent<br />

Gerold Leppa, der<br />

zugleich Geschäftsführer der Braunschweig<br />

Zukunft GmbH ist. „Die Jury<br />

legt bei ihrer Auswahl daher einen<br />

Schwerpunkt auch auf die Persönlichkeit<br />

des Gründers. Darüber hinaus<br />

würdigt der Preis erste Erfolge in der<br />

oftmals schwierigen Startphase junger<br />

Was macht eigentlich Ihr Kopf, während Sie arbeiten?<br />

braucht erlebte Widersprüche in unserer Lebensbewältigung,<br />

die den Anstoß dazu geben müssen.“<br />

Also braucht es gute, äußere Anlässe, um von den bewährten<br />

Autobahnen des Denkens abzubiegen, die richtige<br />

Ausfahrt möglichst bewusst zu wählen und neue<br />

Spuren zu legen. Ohne konsequent erlebten Widerspruch<br />

hat jeder von uns zum Beispiel folgende ‚gute<br />

Gründe‘, um möglichst wenig zu verändern: „Ich will<br />

so bleiben, wie ich bin. Ich hatte ja eine ganz andere<br />

Absicht. Ich sehe dies als absolute Ausnahme von der<br />

Regel an. So wichtig ist es mir nun auch wieder nicht.“<br />

Wollen Sie wirklich, wirklich, wirklich neue Spuren legen?<br />

Na, dann los! Listen Sie die häufigsten Vorwürfe<br />

auf, die andere Ihnen machen, egal ob im Job oder im<br />

Privatleben. Erinnern Sie sich an die Szenen, wo sie besonders<br />

viel Energie in Rechtfertigung und Abwehr investiert<br />

haben. Entwickeln Sie nun ein paar Alternativen,<br />

damit Sie überhaupt eine Wahl haben. Wie könnten<br />

Sie anders vorgehen als bis jetzt?<br />

... und nun tun Sie es einfach mal anders ...<br />

Konstruktive Widersprüche wünscht<br />

Dr. Andreas Selck<br />

Unternehmen.“ Bewertet werden die<br />

überzeugende Unternehmensentwicklung<br />

sowie Präsentation und Erfahrung<br />

der Gründerinnen oder Gründer.<br />

Bewerben können sich natürliche und<br />

juristische Unternehmen mit Betriebssitz<br />

in Braunschweig, die zwischen<br />

dem 1. Januar 2011 und dem<br />

31. Dezember 2012 gegründet wurden.<br />

Einsendeschluss ist der 15.<br />

Juni <strong>2014</strong>. Infos unter www.braunschweig-zukunft.de.<br />

::: bea :::<br />

Geschäftsführender Partner der psychologischen<br />

Unternehmensberatung PE-Solution, Braunschweig.<br />

::: Buchtipp: Frei, F. (<strong>2014</strong>). Denkfreiheit. Führungskräfte<br />

und das Bewusstseinsfenster! Pabst<br />

Science Publishers. :::


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 31


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 33<br />

Mut ist gefragt<br />

Autor: beate ziehres<br />

Fotografie und gestaltung: Danny Rjabof<br />

... denn es<br />

liegt in ihr.<br />

„Ich weiß nicht, ob es<br />

besser wird, wenn es anders<br />

wird. Aber es muss<br />

anders werden, wenn es<br />

besser werden soll“, sagte<br />

der Naturwissenschaftler und<br />

Philosoph Georg Christoph<br />

Lichtenberg. Lichtenberg lebte<br />

im 18. Jahrhundert, doch sein Zitat<br />

ist von höchster Aktualität. Tagtäglich<br />

stellen Menschen fest, dass<br />

sich etwas ändern muss. Vor allem,<br />

dass es besser werden muss.<br />

Das beginnt schon in den Schulen,<br />

wo Kinder durch rücksichtsloses<br />

Verhalten auffallen. Wer im Weg rumsteht,<br />

wird umgerannt. Und wer sich in<br />

der Kantine hinten anstellt, ist schön<br />

dumm. Zumindest bis zu einem gewissen<br />

Alter orientiert sich der Nachwuchs<br />

am Vorbild der Eltern und die Youngster<br />

lernen: Wer nicht will, wie wir wollen,<br />

dem werden wir schon zeigen, wer<br />

am längeren Hebel sitzt ... Wir sind<br />

doch nicht blöd und geben mehr Geld<br />

aus, als unbedingt nötig ... Und warum<br />

Rechnungen bezahlen, wenn es auch<br />

anders geht?<br />

Höchste Qualität zum kleinstmöglichen<br />

Preis – das ist es, was wir<br />

heutzutage erwarten. Wenn dann in<br />

der Hummersuppe, die beim Discounter<br />

für 99 Cent bergeweise im Regal<br />

steht, statt Hummer nur Fischabfälle<br />

und künstliche Aromen nachgewiesen<br />

werden, geht ein Aufschrei durch<br />

die Nation. Das geht ja gar nicht, sagt<br />

man zu der Freundin, die auch auf das<br />

Schnäppchen reingefallen ist.<br />

Ich gebe zu, dass ich mich selbst öfter<br />

beim Discounter erwische. Ich will<br />

beim Einkauf sparen, um mir im Winter<br />

eine Flugreise an einen sonnigen<br />

Badestrand leisten können. Doch seit<br />

ich gelesen habe, mit welchen Methoden<br />

gerade Discounter versuchen, den<br />

Unternehmensgewinn zu maximieren,<br />

befürchte ich, dass mir das günstige<br />

Carpaccio nächstes Mal im Halse stecken<br />

bleibt. Unter den Schnäppchenpreisen,<br />

über die ich mich freue, leiden<br />

die Mitarbeiter und mit Sicherheit auch<br />

die Lieferanten. Wahrscheinlich zählen<br />

sie auch zu den Menschen, die jeden<br />

Morgen hoffen, dass sich etwas ändert.<br />

Die gute Nachricht ist: Wir alle haben<br />

es in der Hand, etwas zu ändern,<br />

damit unser aller Leben besser wird. Wir<br />

haben die Freiheit zu wählen zwischen<br />

echter Qualität und schönem Schein,<br />

zwischen Fairness und Schlitzohrigkeit,<br />

zwischen partnerschaftlichem Wohlwollen<br />

und Rücksichtslosigkeit, zwischen<br />

Fördern und endlosem Fordern.<br />

Es ist an uns, darüber nachzudenken,<br />

ob sich eine Gesellschaft, die<br />

Rücksichtslosigkeit, Maßlosigkeit und<br />

Ignoranz als anerkannte Werte kultiviert,<br />

positiv entwickeln kann. Heißen<br />

wir diese Entwicklung gut, finden wir<br />

uns damit ab oder lehnen wir uns dagegen<br />

auf? Es ist an uns, den Mut für<br />

<strong>Veränderung</strong>en aufzubringen. Wenn<br />

wir wieder Respekt, Anerkennung und<br />

Ehrlichkeit praktizieren, sollte es gelingen,<br />

unseren Mikrokosmos lebenswerter<br />

und das Leben liebenswerter zu<br />

gestalten. :::


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 35<br />

Keimzelle alternativen<br />

Landbaus und Lebens<br />

Vor 35 Jahren kauften junge Aussteiger aus der Stadt einen leer stehenden<br />

Hof, um sich selbst zu versorgen. Es entwickelte sich ein florierender<br />

Biobetrieb, von dem noch heute gesellschaftliche <strong>Veränderung</strong>en ausgehen.<br />

Autor: Klaus Sievers<br />

Fotografie: Thomas Knüppel<br />

Der Lindenhof im zwischen Elm und Asse gelegenen<br />

Dorf Eilum (Landkreis Wolfenbüttel) ist der<br />

vermutlich älteste Biohof in der Region und noch<br />

immer etwas Besonderes. Der Hof gehört heute dem gemeinnützigen<br />

Verein Allmende, dessen Name aus dem Mittelhochdeutschen<br />

stammt. Allmende bedeutet so viel wie<br />

‚was allen gemeinsam gehört‘. Der Verein hat den Hof an<br />

eine Gemeinschaft von zehn Personen unterschiedlichen<br />

Alters verpachtet, die gemeinsam dort wohnen, leben und<br />

arbeiten. In dieser Hofgemeinschaft gibt es keinen Chef,<br />

Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, alle erhalten<br />

das gleiche Geld.<br />

Der Lindenhof bewirtschaftet heute nach ökologischen<br />

Methoden rund 100 Hektar Land, das überwiegend gepachtet<br />

ist. Es werden Getreide, Gemüse und Kartoffeln angebaut.<br />

Außerdem gibt es eine Bäckerei, die eigenes Getreide verarbeitet,<br />

eine Gärtnerei, eine kleine Bullenherde und 250 Legehennen.<br />

„Wir wollen nicht nur Bio produzieren, sondern mit<br />

Aktionen und Veranstaltungen auch vermitteln, dass die Biowirtschaft<br />

mit ihren Prinzipien der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung<br />

unsere Lebensgrundlagen sichert“, sagt<br />

Ursula Kleber, die seit 1988 auf dem Lindenhof dabei und<br />

Vorsitzende des Allmende-Vereins ist. Insofern wollen die Lindenhöfler<br />

zur <strong>Veränderung</strong> unserer Gesellschaft beitragen.<br />

Eigener Verein organisiert<br />

Naturschutzmaßnahmen<br />

Angefangen hat alles 1979 – in jener unruhigen Zeit, in<br />

der sich die Partei der Grünen gründete und neue Themen<br />

wie ökologische Landwirtschaft, Atomausstieg und Energiewende<br />

ins öffentliche Bewusstsein rückte. Eine Gruppe junger<br />

Leute aus Braunschweig zog es damals mit dem Ziel aufs<br />

Land, eine Selbstversorgergemeinschaft zu gründen. Sie<br />

kauften den leer stehenden Lindenhof und legten los. Schon<br />

bald produzierten sie mehr, als sie verbrauchen konnten.<br />

So entwickelte sich der Biobetrieb, der seit 1983 nach den<br />

Richtlinien des Anbauverbandes Bioland arbeitet.<br />

Heute ist der Lindenhof ein gut organisierter Biohof. Von<br />

den Gründern ist niemand mehr dabei. Einige Gründer und<br />

auch einige ihrer Nachfolger haben sich später selbstständig<br />

gemacht und eigene Biohöfe oder Naturkostläden gegründet.<br />

„Wir sind sozusagen die Keimzelle der Biowirtschaft in<br />

der Region“, erzählt Ursula Kleber.<br />

1992 gründeten die Lindenhöfler den Verein Allmende.<br />

Er hat 30 Mitglieder und ist für Interessenten offen. Der<br />

Verein organisiert und koordiniert Naturschutz- und Pflegemaßnahmen<br />

auf dem Lindenhof und in der Umgebung.<br />

Dazu gehören beispielsweise das Pflanzen und Pflegen von<br />

Feldhecken, die Tieren einen Lebensraum bieten, das Einrichten<br />

von Biotopen und Rückzugsgebieten für seltene<br />

Pflanzen und Tiere oder der Wiederanbau alter Kartoffelsorten.<br />

Außerdem bietet der Verein viele Veranstaltungen an:<br />

von Hofführungen über Vogelstimmenexkursionen bis zu<br />

Brotbackaktionen. Zugleich arbeiten die Mitglieder in Aktionsbündnissen<br />

gegen den Einsatz von Gentechnik in der<br />

Landwirtschaft und setzen sich für die sichere Schließung<br />

des Atommülllagers Asse ein, das nur fünf Kilometer von<br />

Eilum entfernt liegt.<br />

Erfolgreich ist die Aktion Landkauf des Vereins. Interessenten<br />

können einen Anteil von 1.250 Euro zeichnen,<br />

mit dem Ackerflächen zur ökologischen Bewirtschaftung in<br />

der Umgebung gekauft werden. Die Einlage wird jährlich in<br />

Bionaturalien verzinst – mit einer bestimmten Menge von<br />

Lebensmitteln aus eigener Produktion. Bisher konnten so<br />

zwölf Hektar Land gekauft werden. Ursula Kleber: „Wir würden<br />

gern noch mehr Land kaufen oder pachten, aber es gibt<br />

kaum etwas. Die Nachfrage nach Land in dieser Gegend mit<br />

Als Ackerheld selbst Biogemüse anbauen<br />

Jeder kann sein eigener Biobauer sein, seinen eigenen Gemüseacker<br />

bestellen und später selbst ernten. Das ermöglicht ein bundesweit<br />

organisiertes Projekt mit dem ironischen Namen ‚Ackerhelden’.<br />

Per Mausklick können sich Interessenten im Internet eine<br />

Parzelle biozertifiziertes Ackerland bei einem Biobauer in ihrer<br />

Umgebung mieten. Der Biobauer bepflanzt die Fläche aus einer<br />

Auswahl von 22 Gemüsesorten. Dann muss der Ackerheld seine<br />

Parzelle selbst bestellen, darf sein Biogemüse selbst ernten, darf<br />

auch mit kostenlosem Saatgut neu säen. Arbeitsgeräte stellt der<br />

Vermieter zur Verfügung, eine Wasserstelle zum Gießen ist vorhanden.<br />

Zusätzlich gibt es ein gemeinsames Kräuterbeet für alle.<br />

Der Mietvertrag gilt für eine Saison von Mitte Mai bis Ende November.<br />

Eine Parzelle von 40 Quadratmetern, die ausreichend Gemüse<br />

für drei Personen liefern soll, kostet 248 Euro, eine doppelt<br />

so große Parzelle 445 Euro. Ackerhelden könnte so etwas wie der<br />

moderne Kleingarten auf Bioniveau sein. „Wir wollen die Menschen<br />

regional und emotional wieder näher an das heranbringen, was sie<br />

täglich essen“, erklären die Macher von Ackerhelden.<br />

Ackerhelden ist ein junges Projekt mit derzeit zehn Standorten. In<br />

diesem Jahr werden rund 1.000 Kunden erwartet. In unserer Region<br />

bieten zwei Biobauern Flächen an: Bernd Barnstorf-Brandes<br />

vom Klostergut Dibbesdorf und der Bioland-Hof Hansmann in Klein<br />

Twülpstedt (Landkreis Helmstedt) in der Nähe von Wolfsburg.<br />

www.ackerhelden.de


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 37<br />

ihren fruchtbaren Böden ist sehr groß.“ Die Ackerflächen<br />

von rund 100 Hektar, die der Lindenhof derzeit bewirtschaftet,<br />

liegen vor allem beim benachbarten Apelnstedt und in<br />

Braunschweig-Riddagshausen.<br />

Ökologischer Anbau – das heißt für Ursula Kleber vor allem:<br />

keine Gentechnik und keine Chemie, also keine Spritzmittel<br />

und keinen Kunstdünger. Dabei setzen die Lindenhöfler<br />

auf eine siebenjährige Fruchtfolge. Jedes Jahr wird auf<br />

jedem Acker im Sieben-Jahre-Rhythmus etwas anderes angebaut,<br />

vor allem Weizen, Roggen, Dinkel, Hafer und die alte<br />

Getreidesorte Emmer, aber auch Kartoffeln, Leinsaat für die<br />

Bäckerei und Ackerbohnen als Tierfutter. Zur Erhaltung der<br />

Bodenfruchtbarkeit wird in zwei von sieben Jahren „grün“,<br />

mit dem Anbau von Klee und Gräsern, gedüngt. Ansonsten<br />

kommt nur Stallmist zur Düngung infrage. In der Gärtnerei<br />

gedeihen 30 verschiedene Gemüsesorten und die gut gedämmten<br />

Hofgebäude in Eilum werden selbstverständlich<br />

mit regenerativer Energie versorgt. Der Energiegewinnung<br />

dient eine Solaranlage auf dem Dach und im Stallgebäude<br />

arbeitet eine Holzhackschnitzel-Heizung.<br />

Der Lindenhof beschickt<br />

Wochenmärkte der Region<br />

Der Lindenhof vermarktet seine Produkte direkt in der<br />

Region. Es gibt einen gut ausgestatteten Hofladen, der auch<br />

Bioprodukte zukauft. Mit seinem Sortiment ist der Hofladen<br />

heute in Eilum das, was früher der Dorfladen war – nur<br />

eben alles in Bio. Regelmäßig werden die Wochenmärkte in<br />

Braunschweig, Wolfenbüttel und Sickte beschickt, wobei<br />

insbesondere der Stand auf dem Altstadtmarkt in Braunschweig<br />

an Samstagen regelrecht von Kunden ‚belagert‘ ist.<br />

Die Lindenhöfler liefern außerdem Getreide an Biobäckereien<br />

in der Region, Gemüse an Naturkostläden und an einige<br />

vegetarische Restaurants.<br />

„Uns ist der enge Kontakt zu unseren Kunden in der<br />

Region sehr wichtig“, fasst Ursula Kleber zusammen. Das<br />

sei auch ein Beweis für die Qualität der eigenen Produkte.<br />

Mit der Direktvermarktung vor Ort hat die Biobranche<br />

einst auch begonnen. Heute ist der Biomarkt ein Milliardengeschäft<br />

geworden. Immer mehr Supermärkte drängen ins<br />

Geschäft. Naturkostläden, Hofläden und der Marktverkauf<br />

vor Ort haben nach Angaben des Bundes ökologische Lebensmittelwirtschaft<br />

noch einen Anteil von 41 Prozent am<br />

gesamten Biomarkt. :::<br />

Netzwerke kNüpfeN – kräfte büNdelN<br />

Mit Ausdauer und Engagement entwickeln wir Konzepte und bringen innovative Projekte in zukunftsweisenden<br />

Handlungsfeldern voran. Unser Ziel: Wolfsburg und die Region langfristig als starken Wirtschaftsstandort zu<br />

etablieren. Hierfür bauen wir zuverlässige Netzwerke mit starken Partnern auf und bündeln unsere Kompetenzen.<br />

Wolfsburg AG<br />

Major-Hirst-Straße 11<br />

38442 Wolfsburg<br />

Telefon +49 53 61. 8 97 - 11 50<br />

www.wolfsburg-ag.com<br />

info@wolfsburg-ag.com


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 39<br />

Die Welt<br />

verändern<br />

Die Welt verändern – das klingt nach einem<br />

großen Plan. Regjo-Kolumnist Sven Gábor Jánszky<br />

hat Persönlichkeiten, die Märkte neu erfunden<br />

und Branchen revolutioniert haben, kennengelernt<br />

und eine Do-it-yourself-Anleitung erarbeitet.<br />

Autor: Beate Ziehres<br />

Der Geschäftsmann und<br />

Reeder Horst Rahe ist ein<br />

Mensch, dessen Ideen die<br />

Welt verändert haben. Der erwarb<br />

nach der Wende die marode Deutsche<br />

Seereederei (DSR), verwandelte sie in<br />

einen Touristikkonzern und kämpfte<br />

verbissen um den Erhalt des Rostocker<br />

Unternehmens. Mit dem ersten<br />

deutschen Clubschiff ‚Aida‘ gab er der<br />

Belegschaft wieder ein eigenes Produkt<br />

und neue Hoffnung. Rahes westdeutsche<br />

Reederkollegen warteten in dieser<br />

Zeit nur auf seine Pleite.<br />

„In jeder Branche gelten Regeln<br />

und ungeschriebene Gesetze. Rahe hat<br />

mit seinem Clubschiffkonzept ganz bewusst<br />

jede einzelne der Regeln, die in<br />

der Kreuzschifffahrt gelten, gebrochen“,<br />

sagt Sven Gábor Jánszky. Seit hundert<br />

Jahren funktionierte das Kreuzfahrtgeschäft<br />

nach drei Hauptregeln: Sie sind<br />

teuer, exklusiv und steif. Rahes Plan<br />

war deshalb, günstige Kreuzfahrten für<br />

jedermann mit Spaß und Action, kurz,<br />

eine Mischung aus Kreuzfahrt und<br />

Cluburlaub anzubieten.<br />

Rahe ist nach der Übernahme des<br />

Betriebs nach Rostock in einen Plattenbau<br />

gezogen und hat alle Brücken<br />

nach Hamburg abgebrochen. Er hat<br />

sich gewissermaßen selbst zum Erfolg<br />

gezwungen. „Es ist die Konsequenz,<br />

die die Porträtierten von anderen Menschen<br />

unterscheidet“, hat Jánszky im<br />

Laufe der Recherche für sein Buch<br />

‚Rulebreaker‘ festgestellt. „Sie stecken<br />

auch angesichts drohender Pleite oder<br />

sogar Morddrohungen nicht auf. Regelbrecher<br />

haben die ganze Branche<br />

gegen sich, die Kollegen halten sie für<br />

verrückt, ja schädlich. Trotzdem sind<br />

die Rulebreaker überzeugt von ihrer<br />

Idee und machen weiter“, sagt Jánszky.<br />

Hendrik Tiedemann und Wanja<br />

Sören Oberhof haben die Medienwelt<br />

„Rulebreaker werden<br />

als solche geboren“<br />

Europaweit verwurzelt<br />

nachhaltig verändert. Ihre Idee war,<br />

Abonnenten täglich eine individuell<br />

nach ihren Interessen zusammengestellte<br />

Zeitung zu liefern. Zwei Jahre<br />

Arbeit und viel Geld investierten die<br />

beiden Querdenker, dann waren sie<br />

2009 am Ziel: Die ersten Leser, darunter<br />

viele junge Menschen, die sich bisher<br />

nicht mit einem Tageszeitungsabo<br />

anfreunden konnten, hielten ‚Niiu‘ in<br />

den Händen – damals noch als Printprodukt.<br />

Schon beim Start von ‚Niiu‘ war<br />

Oberhof und Tiedemann klar, dass<br />

dies nicht die endgültige, sondern die<br />

erste Variante einer individualisierten<br />

Zeitung war. Das Produkt wurde kontinuierlich<br />

weiterentwickelt, heute ist<br />

‚Niiu‘ als ipad-Zeitung etabliert. Oberhof<br />

und Tiedemann hatten sich zufällig<br />

auf Sylt getroffen und waren gezwungenermaßen<br />

miteinander ins Gespräch<br />

gekommen. Dabei stellten sie fest, dass<br />

beide schon seit ihrer Jugend einen<br />

ganz ähnlichen Traum verfolgten – die<br />

Entwicklung einer individualisierten<br />

Zeitung.<br />

„Rulebreaker werden als solche geboren,<br />

zumindest zum Teil. Charakterlich<br />

prädestiniert sind Menschen, die<br />

Risiken nicht scheuen. Aber der notwendige<br />

strategische Blick auf eine Sache,<br />

der ist lernbar“, sagt Sven Gábor<br />

Jánszky. Rulebreaker sind überzeugt,<br />

dass es eine Zielgruppe gibt, die sie erschließen<br />

können, wenn sie bestehende<br />

Regeln brechen.<br />

Von Braunschweig aus steuern wir unsere 18 Standorte in Europa. Gemeinsam<br />

mit den Rübenanbauern vor Ort produzieren unsere 3.300 Mitarbeiter Zucker<br />

und weitere Produkte aus Rüben mit höchsten Ansprüchen an Qualität, Sicherheit<br />

und Schonung der Ressourcen.<br />

Sven Gábor<br />

Jánszky,<br />

Stefan A.<br />

Jenzowsky<br />

Mehr als 175 Jahre Erfahrung haben uns an die Spitze der Zuckerhersteller<br />

in Europa gebracht. Nordzucker. So wächst Zukunft.<br />

Rulebreaker: Wie die Menschen<br />

denken, deren Ideen die Welt<br />

verändern, Goldegg Verlag Wien,<br />

2010. Gebundene Ausgabe, 384 Seiten<br />

ISBN: 978-3902729095<br />

Preis: 24,22 Euro<br />

Foto: 2b AHEAD ThinkTank<br />

Nordzucker AG | Küchenstraße 9 | 38100 Braunschweig<br />

www.nordzucker.de


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 41<br />

Chancen erhöht ª<br />

Rendite optimiert ª<br />

Risiko minimiert ª<br />

Clubschiffurlaub hat den Reisemarkt verändert.<br />

Grundregeln für Rulebreaker:<br />

1. Ein Rulebreaker braucht Charisma,<br />

um sein Team mitreißen zu können.<br />

2. Ein Rulebreaker muss konsequent<br />

bleiben. Er darf sich nicht von Ratschlägen<br />

verunsichern lassen und<br />

muss seinen Weg gehen, auch wenn<br />

dieser am Anfang durch tiefe Täler<br />

führt.<br />

3. Er darf die Zeit nicht unterschätzen,<br />

die es braucht, bis das Produkt im<br />

Markt ist und muss einen finanziellen<br />

Weg finden, um nicht auf halber<br />

Strecke stecken zu bleiben.<br />

Einige Signale, die auf<br />

Regelbrüche hinweisen:<br />

• hohe Margen und Fettschichten<br />

• emotionslose Lieferanten-<br />

Abnehmer-Verhältnisse in<br />

Commodity-Märkten<br />

• Massenprodukte für subjektive<br />

erwartungshaltungen<br />

• Märkte, die auf Informationsherrschaft<br />

basieren<br />

• Provisionsmärkte versus<br />

honorarmärkte<br />

Als wichtige Voraussetzung für den<br />

geschäftlichen Erfolg eines Regelbrechers<br />

nennt Jánszky die Fähigkeit, Bereiche<br />

und Branchen zu erkennen, in<br />

denen demnächst Regelbrüche zu erwarten<br />

sind. „Es gibt kein Patentrezept,<br />

Zukunftskongress<br />

in Wolfsburg ist Treff<br />

für Regelbrecher<br />

doch die Beobachtung zeigt durchaus<br />

Muster von Branchenkonstellationen,<br />

die offenbar nach Regelbrüchen verlangen“,<br />

so der Zukunftsforscher. Er<br />

vergleicht die Rulebreaker mit Piraten,<br />

die auf kleinen Schnellbooten operieren.<br />

Am besten für diese Piratenangriffe<br />

seien stille Wasser geeignet, auf<br />

denen die ältesten und langsamsten<br />

Ozeanriesen fahren.<br />

Inspiration für angehende Regelbrecher<br />

bietet der Zukunftskongress<br />

in Wolfsburg. Hier treffen sich Rulebreaker<br />

aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen, beispielsweise aus der<br />

Gesundheits- und Medizinbranche,<br />

der Nahrungsmittelindustrie und<br />

der Technologiebranche. Rund ums<br />

Schloss stellen sich der Chef eines italienischen<br />

Energiekonzerns, ein ehemaliger<br />

US-Botschafter, ein Deutscher,<br />

der für Google im Silicon Valley Apps<br />

entwickelt und ein chinesischer Forscher,<br />

der DNA analysiert, den Fragen<br />

der Kongressteilnehmer – um nur einige<br />

Beispiele zu nennen. „Wie in jedem<br />

Jahr wird auch <strong>2014</strong> eine Zukunftsprognose,<br />

gewissermaßen eine Technologie-Roadmap,<br />

für die nächsten zehn<br />

Jahre entwickelt“, verspricht Zukunftskongress-Organisator<br />

Jánszky.:::<br />

::: 13. Zukunftskongress in Wolfsburg<br />

mit dem Thema ‚2024: Neue<br />

Kunden – neue Produkte – neue Prozesse!<br />

Wie die neue Technologiekultur<br />

die Grundwerte Ihrer Geschäftsmodelle<br />

ändert‘, 17. und 18.6.<strong>2014</strong>,<br />

Schloss Wolfsburg. Anmeldung unter<br />

www.2bahead.com :::<br />

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Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />

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TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 43<br />

Wind<br />

des Wandels<br />

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Doch<br />

Arbeitnehmer, die angesichts der heute herrschenden<br />

Dynamik im Arbeitsleben überfordert sind, können<br />

lernen, aus <strong>Veränderung</strong>en das Beste zu machen.<br />

Autor: Harald Müller<br />

Waren vor 30 Jahren Stetigkeit und Treue zum<br />

Unternehmen noch angesehene Arbeitnehmertugenden,<br />

so wird heute von den Mitarbeitern<br />

vor allem Flexibilität erwartet. Galt früher ein Stellenbewerber<br />

mit häufigen Arbeitsplatzwechseln als unstet und damit<br />

als problematisch, wird heute der<br />

Nachweis der Flexibilität eines neuen<br />

Mitarbeiters auch an Art und Anzahl<br />

seiner Tätigkeitswechsel gemessen;<br />

Auslandsaufenthalte sind dringend erwünscht.<br />

Diese <strong>Veränderung</strong>en sind Folge<br />

des Einzugs einer amerikanischen<br />

Grundidee in deutschen Unternehmen.<br />

Die Rede ist vom Shareholder-<br />

Value-Konzept, das die Ausrichtung<br />

der Geschäftspolitik ausschließlich am<br />

Erfolg des Aktienkurses orientiert und<br />

von Jack Welch maßgeblich geprägt<br />

wurde. Shareholder Value wirbelte die<br />

Wirtschaftsstrukturen in Deutschland<br />

durcheinander. Betriebsschließungen,<br />

Outsourcing und Arbeitsüberlastung<br />

durch Kosteneinsparung – die Angst Foto: Privat<br />

vor <strong>Veränderung</strong>en wurde zum stetigen<br />

Begleiter der Arbeitnehmer. In der<br />

modernen Arbeitswelt sind Menschen<br />

gefragt, die gut mit <strong>Veränderung</strong>en<br />

::: Claudia-Barbara Elsner :::<br />

Heilpraktikerin für Psychotherapie, Coach<br />

„Die <strong>Veränderung</strong> hat keine<br />

Anhänger. Die Menschen<br />

hängen am Status quo.<br />

Man muss auf massiven<br />

Widerstand vorbereitet sein.“<br />

(Jack Welch)<br />

umgehen können. Für Wirtschaftsunternehmen gehören<br />

Änderungsprozesse sogar zum Erfolgskonzept.<br />

„Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen<br />

Schutzmauern, die anderen bauen Windmühlen.“ Diese alte<br />

chinesische Weisheit beschreibt das Dilemma von <strong>Veränderung</strong>,<br />

Fortschritt und Sehnsucht nach<br />

Sicherheit. Wer sich <strong>Veränderung</strong>sprozessen<br />

nicht gewachsen zeigt, kommt<br />

in der modernen Wirtschaftsdynamik<br />

leicht unter die Räder.<br />

<strong>Veränderung</strong>en lassen aber Menschen<br />

zurück, die physisch und mental<br />

Schaden nehmen. Eine stabile psychische<br />

Gesundheit bei häufigen und<br />

tiefgreifenden <strong>Veränderung</strong>en hängt<br />

von der Fähigkeit ab, <strong>Veränderung</strong>en<br />

zu akzeptieren, damit positiv umzugehen<br />

und Lösungen für auftretende<br />

Probleme zu finden. Psychologen benutzen<br />

den Begriff ‚Resilienz‘ für diese<br />

mentale Fähigkeit.<br />

Die Folgen der Angst vor <strong>Veränderung</strong>en<br />

kennt aus täglicher Erfahrung<br />

auch die Braunschweiger Mental-Beraterin<br />

Barbara Knuth. „Änderungsarbeit<br />

ist eines der ganz großen Themen<br />

bei Coaching und Beratung in<br />

Lebenskrisen.“ Von Konfliktberatung<br />

über berufliches Coaching bis hin zu<br />

therapienahen Methoden der Problembewältigung,<br />

das sind die Beratungsfelder,<br />

die Knuth und Team in Braunschweig<br />

anbieten.<br />

Im Grunde gehe es immer um die<br />

Folgen von unerwünschten <strong>Veränderung</strong>en<br />

einerseits oder andererseits<br />

um den Wunsch, gerade positive <strong>Veränderung</strong>en<br />

in einem unbefriedigenden<br />

Umfeld herbeizuführen, sagt Barbara<br />

Knuth. Die Beratung in solchen<br />

Foto: Privat<br />

Fällen beginne immer mit einer ‚Wertearbeit‘,<br />

das heißt, es werde auf der<br />

::: Barbara Knuth :::<br />

Mental-Beraterin<br />

Grundlage des vorhandenen Wertesystems<br />

zunächst bei den Hilfesuchenden<br />

geklärt, wohin der Weg führen soll und<br />

wie der Weg am besten beschritten werden kann.<br />

Meistens ist es nicht der Verstand, der <strong>Veränderung</strong>sprozesse<br />

behindert, sondern das Unterbewusstsein und diffuse<br />

Gefühle, Ängste und Blockierungen, die unerkannt den<br />

Weg in eine <strong>Veränderung</strong> verstellen. Diese inneren Impulse<br />

werden von der Braunschweigerin Claudia-Barbara Elsner<br />

in ihrer Coaching-Praxis besonders in den Fokus gestellt<br />

und aufgespürt. Dabei stützt sich Elsner besonders auf ihre<br />

kreativen Ressourcen: „Jede <strong>Veränderung</strong> ist ein kreativer<br />

Prozess“, sagt sie.<br />

Wer den Weg zu einem professionellen Coach scheut,<br />

muss nicht unbedingt auf eine qualifizierte Beratung verzichten.<br />

Auch bei den örtlichen Arbeitsagenturen findet man<br />

Ansprechpartner für <strong>Veränderung</strong>sarbeit im Zusammenhang<br />

mit dem Arbeitsplatz. „Die Arbeitsagenturen unterstützen<br />

nicht nur Arbeitslose beim Wiedereinstieg ins Berufsleben.<br />

Beschäftigte erhalten qualifizierte<br />

Beratung zum Beispiel auch zur Situation<br />

auf dem Arbeitsmarkt, zu Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

oder auch<br />

zu geplanten Existenzgründungen“,<br />

erklärt Nadine Becker, Teamleiterin<br />

in der Arbeitsvermittlung der Arbeitsagentur<br />

Braunschweig/Goslar.<br />

Bei der Herangehensweise an Job<br />

und Karriere ist heute insbesondere<br />

bei der jüngeren Generation ein Wertewandel<br />

festzustellen. Junge Arbeitnehmer<br />

ordnen dem beruflichen Fortkommen<br />

bei Weitem nicht mehr alles unter.<br />

Für die ‚Generation Y‘ gelte ‚Glück vor<br />

Gehalt‘, das jedenfalls meint die Zeit-<br />

Wirtschaftsjournalistin Kerstin Bund<br />

in ihrem neuen Buch. Mit der ‚Generation Y‘ meint die Buchautorin<br />

die zwischen 1980 und 1995 Geborenen, die Milleniumsgeneration,<br />

die im neuen Jahrtausend den Zugang<br />

zum Arbeitsmarkt gefunden hat. ‚Glück vor Gehalt‘, so der<br />

Buchtitel, sei die Kernbotschaft der neuen Generation. Von<br />

Unternehmen und Arbeitgebern werde diese Botschaft schon<br />

ernst genommen – und das nicht nur bei den modernen Internetunternehmen<br />

wie Google. Google hat in Hamburg beispielsweise<br />

ein Arbeitsumfeld der besonderen Art geschaffen,<br />

das ‚Wohlfühlen am Arbeitsplatz‘ in den Vordergrund stellt.<br />

Herr über die eigene Zeit sein, das wird zum Statussymbol<br />

der neuen Generation. Mehr Freiräume bei der Arbeit,<br />

Vereinbarkeit von Familie und Karriere – all dies sind Forderungen,<br />

die plötzlich offene Ohren finden. Nicht weil die<br />

Parole die Arbeitgeber überzeugt, sondern vielmehr deshalb,<br />

weil qualifizierte Arbeitskräfte knapp werden. :::<br />

„Wer immer tut,<br />

was er schon kann,<br />

bleibt immer das,<br />

was er schon ist.“<br />

(Henry Ford)


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 45<br />

Stilveränderung<br />

Der Frühling naht. Zeit für <strong>Veränderung</strong> – auch bei der<br />

Garderobe. Die Autorin hat den Selbstversuch gewagt.<br />

Anette Helbig kombiniert gekonnt Schuhe und Handtaschen mit Kleidungsstücken.<br />

Autor: Bärbel Mäkeler<br />

Fotografie: Beate Ziehres<br />

Mehr Eleganz und sicherer<br />

Stil für den Arbeitsalltag<br />

– wer kann bei dieser Zielsetzung<br />

widerstehen? Anette Helbig,<br />

selbstständige ‚Kleiderschrank-Checkerin‘<br />

und Shopping Scout, ist die<br />

richtige Ansprechpartnerin für diesen<br />

<strong>Veränderung</strong>swunsch. Das stellt sich<br />

im Nachhinein heraus.<br />

Bärbel Mäkeler im neuen Businesslook<br />

Dem eigentlichen Ortstermin vor<br />

dem Kleiderschrank geht eine Verabredung<br />

zum Kennenlernen voraus.<br />

Die Persönlichkeit und Maße der veränderungswilligen<br />

Lektorin und Autorin<br />

sind dabei Thema, aber auch<br />

Vorlieben und Abneigungen bezüglich<br />

Muster, Farbe und Schnitt. Anette<br />

Helbig ist studierte Textildesignerin,<br />

sie hat das Metier von der Pike auf<br />

gelernt: Stoffe, Muster, Material und<br />

Farben sind ihr Handwerkszeug. Vor<br />

Pfadfinder in Sachen<br />

passendes Outfit<br />

ihrer Selbstständigkeit arbeitete sie<br />

als Textildesignerin in Braunschweig.<br />

Heute halten sie permanentes Studieren<br />

von Modefachzeitschriften und der<br />

Besuch von Messen in puncto Mode<br />

und Stil auf dem Laufenden.<br />

Als die Kleiderschrankinspektion<br />

beginnt, stehen Schuhe, Handtaschen,<br />

Schmuck und ein großer Spiegel<br />

bereit. Dann geht es Schlag auf<br />

Schlag: anziehen, umziehen, Schals<br />

und Handtaschen auswählen, passen-<br />

den Halsschmuck aussuchen, Ringe<br />

anstecken und Schuhe ausprobieren.<br />

Wieder umziehen, Hosen gegen Kleider<br />

tauschen, Blusen und Jacketts kombinieren.<br />

Jedes Mal wird das Ergebnis<br />

mit der Kamera festgehalten.<br />

Zwischendurch verrät Anette<br />

Helbig, warum sie sich ‚Shopping<br />

Scout‘ nennt und nicht ‚Personal<br />

Shopper‘ wie viele ihrer Kolleginnen:<br />

„Ich bin wie eine Pfadfinderin, ein<br />

Scout, immer auf der Suche nach dem<br />

passenden Outfit für meine Kunden.<br />

Mit geschultem Blick suche ich das<br />

Geeignete in Geschäften aus und treffe<br />

eine Vorauswahl. Erst dann gehen wir<br />

gemeinsam einkaufen.“ Der Geldbeutel<br />

der Kunden sei dabei nicht entscheidend<br />

für guten Stil, sagt Anette Helbig.<br />

„Man kann sich sowohl günstig als<br />

auch höherpreisig stilvoll kleiden.“<br />

Apropos Stil: Es muss nicht immer<br />

alles aus einem Guss sein. Brüche,<br />

beispielsweise durch Accessoires oder<br />

auf den ersten Blick stilistisch nicht<br />

ganz dazu passende Schuhe, geben<br />

der Garderobe einen Kick. Ein anderer<br />

Tipp von Anette Helbig lautet, pro<br />

Outfit immer nur einen ‚Hingucker‘ zu<br />

wählen, zum Beispiel eine auffällige<br />

Tasche oder ein besonderes Schmuckstück.<br />

Der Autorin rät sie zu dunklen<br />

Hosen und dazu, deren Länge und Hosenbeinform<br />

zu prüfen und etwas höhere<br />

Schuhe zu tragen.<br />

Der Effekt ist zweifellos sichtbar<br />

und fühlbar. Die einfachen Tipps wirken<br />

sofort und tragen zum Wohlbefinden<br />

bei. Ein kritischer Blick in den<br />

Tipps für eine vorteilhafte Garderobe:<br />

• Möglichst nur zwei Farben miteinander<br />

kombinieren.<br />

• Ein Eyecatcher pro Outfit genügt: ein<br />

auffälliges Muster, ein Schmuckstück,<br />

ein Tuch, eine Handtasche oder Schuhe.<br />

• Das streckt bei kleiner Größe: V-Ausschnitt,<br />

viereckiger Ausschnitt, hohe<br />

schmale Schuhe. Das passt zu großen<br />

Personen: Outfit in einzelne Partien<br />

unterteilen (Lagenlook) oder Hosen<br />

mit Aufschlag tragen.<br />

• Shirts, die über der Hose heruntergezogen<br />

sind, verraten überflüssige Pfunde<br />

– ein wenig hochziehen, das kaschiert.<br />

Spiegel und ein wenig Intuition helfen<br />

meist auch schon. Und nun geht’s ans<br />

Ausmisten des Kleiderschrankes, die<br />

Fotos der ‚neuen‘ Garderobe stets in<br />

Reichweite. Aber – Stil hin oder her – ein<br />

paar geliebte Stücke bleiben im Kleiderschrank,<br />

auch wenn sie unvorteilhaft<br />

sind. Obwohl es Frühling wird. :::<br />

• Bei Blusen und Hemden auf die Passform<br />

achten: Schulterpartie, Ärmellänge, Sitz<br />

am Rücken.<br />

• Die Ärmel von Jacketts sollten höchstens<br />

bis zur Hälfte des Handrückens<br />

reichen, das Hochziehen der Ärmel wirkt<br />

lässig und locker.<br />

• Bei Jacketts mit zwei Knöpfen den oberen<br />

Knopf schließen, bei drei Knöpfen<br />

den mittleren.<br />

• Einen Gürtel tragen, er verbessert<br />

den Sitz der Hose und man sieht<br />

„angezogener“ aus.<br />

• Der Saum von Hosen sollte die Hälfte<br />

des Absatzes bedecken.


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 47<br />

Neue Denkmodelle<br />

Mobil sein, ohne in einen eigenen Wagen investieren<br />

zu müssen – das ist die Idealvorstellung vieler junger<br />

Menschen. Die Autohersteller reagieren mit flexiblen<br />

Angeboten, auch für Unternehmen.<br />

Autor: Klaus Sievers<br />

Fotografie: Volkswagen AG<br />

Er ist noch eine Vision: der Mobilitätspass, mit dem<br />

alle Verkehrsträger einer Stadt oder einer Region<br />

benutzt werden können. Voraussetzung ist allerdings,<br />

dass Busse und Bahnen, Taxis und Fahrradverleiher,<br />

Autovermieter und Carsharing-Anbieter miteinander<br />

vernetzt sind. Eine solche Chipkarte könnte Zahlungsmittel<br />

sein, per Smartphone könnten via Internet komplette Strecken<br />

gebucht und abgerechnet werden – von zu Hause, von<br />

unterwegs oder im Auto, welches künftig auch selbst mit<br />

dem Internet verknüpft sein wird.<br />

Neue Technologien verschaffen den Mietern<br />

Zugang zum Wagen.<br />

Ein solches Mobilitätsangebot könnten vor allem junge<br />

Leute attraktiv finden, meint Gregor Faßbender-Menzel,<br />

Pressesprecher der Volkswagen Financial Services AG, die<br />

für den Volkswagen-Konzern neue Mobilitätsdienstleistungen<br />

entwickelt. Junge Leute wollen mobil sein, aber nicht<br />

mehr unbedingt mit dem eigenen Auto. Das Auto ist für sie<br />

längst kein Statussymbol mehr – das sind heute Smartphone,<br />

Tablet oder Laptop. Autos sind für junge Leute oft zu<br />

teuer, sie sehen die Verkehrsprobleme und Umweltbelastungen<br />

eher kritisch.<br />

Asiatische Riesenstädte sind<br />

ein zukunftsträchter Markt<br />

Folgende Fakten sprechen für sich: In den Städten machen<br />

junge Leute immer später den Führerschein und sie<br />

verzichten immer häufiger aufs eigene Auto. Bei den 18- bis<br />

35-Jährigen ist der Anteil derjenigen, die einen Führerschein<br />

haben und in einem Haushalt mit Pkw leben, im Jahr 2012<br />

auf 66,6 Prozent gesunken. Zehn Jahre zuvor waren es noch<br />

82,7 Prozent. Der durchschnittliche Neuwagenkäufer ist in<br />

Deutschland inzwischen 52,2 Jahre alt. Eine Umfrage ergab<br />

jüngst, dass ein Drittel der bis zu 34-Jährigen meint, Carsharing<br />

sei eine Alternative zum eigenen Auto. In Deutschland<br />

hat sich die Zahl der Carsharing-Nutzer in den vergangenen<br />

drei Jahren auf 750.000 vervierfacht. Und wenn<br />

junge Leute sich dann doch ein Auto kaufen, wollen sie sich<br />

nicht mehr für sieben oder neun Jahre daran binden, sie<br />

wollen vielmehr flotte Modellwechsel.<br />

Angesichts dieser Entwicklung müssen Autohersteller<br />

umdenken. Sie können nicht mehr nur Autos verkaufen,<br />

sondern sie müssen sich auf diese veränderten Kundenbedürfnisse<br />

einstellen und immer mehr zum Mobilitätsdienstleister<br />

werden. Auf dem Genfer Autosalon hat VW-Chef Martin<br />

Winterkorn kürzlich drei große Herausforderungen für<br />

die Autobranche beschrieben: Neben schnelleren Modellzyklen<br />

und der Integration des Internets ins Auto nannte er<br />

auch die Entwicklung neuer Mobilitätsangebote.<br />

Was die zeitweilige und flexible Nutzung eines Autos<br />

gegen Bezahlung betrifft, da bietet VW inzwischen einiges.<br />

Faßbender-Menzel: „Die Volkswagen Financial Services AG<br />

deckt über ihre Gesellschaften alle Kundenbedürfnisse und<br />

Nutzungsmöglichkeiten ab.“ Das fängt beim klassischen<br />

Leasing an, das in der Regel eine Laufzeit von drei Jahren<br />

hat. Darüber hinaus bietet die Volkswagen Leasing GmbH<br />

auch Langzeitmieten von drei bis zwölf Monaten. Die Autovermietung<br />

auf Tages- oder Wochenbasis läuft über die<br />

Tochtergesellschaft Euromobil, die seit zwei Jahren zur<br />

Volkswagen Financial Services AG gehört. Beim Carsharing,<br />

das auf Stunden- oder sogar Minutenbasis arbeitet, ist VW<br />

in den vergangenen Jahren sehr aktiv geworden.<br />

In Hannover läuft seit Herbst 2011 das Carsharing-Projekt<br />

Quicar. An 100 Stationen werden 170 Fahrzeuge (durchweg<br />

sparsame Golf-Blue-Motion-Modelle) angeboten. Quicar<br />

hat derzeit mehr als 10.000 Kunden, ihr Durchschnittsalter<br />

beträgt 30 Jahre. Im vergangenen Jahr ist die Volkswagen<br />

Financial Services AG beim Unternehmen Greenwheels<br />

eingestiegen, das in den Niederlanden Marktführer beim<br />

Carsharing und auch in anderen Ländern aktiv ist. „Das<br />

war ein strategisches Investment, mit dem wir zusätzliches<br />

Know-how erworben haben“, erläutert Faßbender-Menzel.<br />

Greenwheels hieß früher in Deutschland StattAuto und hat<br />

25 Jahre Erfahrung mit Carsharing. In Amsterdam managt<br />

Greenwheels bereits ein Projekt mit einer Mobilitätskarte.<br />

Greenwheels soll die Plattform für möglichst viele Carsharing-Angebote<br />

im VW-Konzern werden: für alle Marken,<br />

für alle Auslandsmärkte, insbesondere in Europa, und für<br />

neue Spielarten des privaten und gewerblichen Carsharings.<br />

Auch asiatische Länder mit ihren Riesenstädten, die durchweg<br />

Verkehrsprobleme und mitunter auch schon Verkehrsbeschränkungen<br />

für Pkw haben, sind ein zukunftsträchtiger<br />

Markt fürs Carsharing. In China bietet VW bereits Carsharing<br />

für gewerbliche Kunden an. In Deutschland ist dieses<br />

Geschäftsfeld, nicht nur bei den Premiummarken, noch<br />

entwicklungsfähig. Faßbender-Menzel kann sich vorstellen,<br />

dass künftig der Fahrzeugpool eines Betriebes häufiger als<br />

bisher zumindest teilweise als Carsharing betrieben wird<br />

oder sich mehrere Betriebe einen solchen Pool teilen. Dann<br />

könnte der Carsharing-Fuhrpark am Wochenende, wenn er<br />

still steht, an die Mitarbeiter für private Fahrten vermietet<br />

werden. :::<br />

Gregor Faßbender-Menzel


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 49<br />

Stadt im Wandel<br />

Welche Auswirkung hat die Eröffnung eines großen<br />

Shopping-Centers auf das innerstädtische Leben?<br />

Braunschweiger Architektinnen dokumentieren<br />

die <strong>Veränderung</strong>en zwischen Brüdern-Kirche und<br />

Friedrich-Wilhelm-Platz.<br />

Autor und Fotografie: Bärbel Mäkeler<br />

Vier der beteiligten Planerinnen, von links: Birgit Mader, Juliane Krause,<br />

Bettina Brosowsky und Wibke Ihlenburg-Dreessen<br />

Plan des Rundgangs im westlichen Stadtgebiet<br />

Lokaltermin in der BDA-Galerie:<br />

Die ‚Planerinnen Braunschweig‘<br />

stellen sich als offenes<br />

Netzwerk von engagierten Frauen<br />

vor, die im Bereich Architektur sowie<br />

Stadt-, Verkehrs- und Landschaftsplanung<br />

tätig sind. Seit 1998 beschäftigen<br />

sie sich mit Stadtentwicklungsthemen,<br />

vorzugsweise, aber nicht<br />

ausschließlich, aus Frauensicht. Zu<br />

den abgeschlossenen Projekten der<br />

Planerinnen zählen eine Fachtagung<br />

zu Frauenwohnprojekten, die Ausstellung<br />

‚Stadtraumkunst‘, Podiumsdiskussionen<br />

und Exkursionen. Die<br />

Frauen beobachten die Region und<br />

stoßen neue Themen an. Die aktuelle<br />

fotografische Dokumentation eines<br />

Stadtspaziergangs beschäftigt sich<br />

mit dem Wandel in der westlichen Innenstadt.<br />

Es handelt sich dabei nicht um einen<br />

einmaligen Rundgang durch das<br />

westliche Stadtgebiet, sondern um<br />

eine auf sechs Jahre angelegte Studie.<br />

Halbjährlich besichtigte seit Oktober<br />

2007 jeweils eine von sieben beteiligten<br />

Planerinnen einen bestimmten<br />

Abschnitt des festgelegten Rundweges.<br />

Sie fotografierten die kleinen und<br />

großen <strong>Veränderung</strong>en im öffentlichen<br />

Stadtbild und damit auch die jeweiligen<br />

Ladenbelegungen beziehungsweise<br />

Leerstände. Die großformatige Dokumentation<br />

bietet zudem konzentrierte<br />

Informationen zur Historie der Örtlichkeit<br />

und eine kritische Bewertung der<br />

jeweiligen Lage.<br />

Der Auslöser für dieses Projekt<br />

war die Eröffnung des im östlichen<br />

Stadtgebiet liegenden ECE-Centers<br />

‚Schloss-Arkaden‘. Es stand zu befürchten,<br />

dass die Geschäftslagen in<br />

der westlichen Innenstadt leiden und<br />

langfristig Leerstände entstehen würden.<br />

Die Dokumentation untersuchte,<br />

ob die westlichen Citylagen durch die<br />

Verlagerung des Einkaufsschwerpunktes<br />

‚abgehängt‘ wurden. Sie liefert ganz<br />

unterschiedliche Ergebnisse.<br />

Im Bereich Hutfiltern – der stark frequentierten<br />

Fußgängerzone vom Kohlmarkt<br />

bis zur Katzenstele – ist schon<br />

seit geraumer Zeit ein stetiger Wechsel<br />

von Ladenbelegungen zu verzeichnen.<br />

Ein Buchgroßhändler beispielsweise<br />

zog ins ECE-Center und machte Platz<br />

für ein Billigtextilhaus. Das Eckgebäude<br />

zum Kattreppeln beherbergte seit<br />

Oktober 2007 drei Filialisten. Auf der<br />

gegenüberliegenden Seite gab es drei<br />

Wechsel und einen längeren Leerstand<br />

in sechs Jahren. Die Planerinnen sprechen<br />

in diesem Zusammenhang von<br />

einem nicht dramatischen, aber kontinuierlichen<br />

‚Downtrading‘ im Innenstadtbereich.<br />

Häufige Leerstände hat die Friedrich-Wilhelm-Straße<br />

zu beklagen. Diese<br />

einstmals großstädtische Hauptgeschäftsstraße<br />

verkam seit 1960 – dem<br />

Zeitpunkt der Verlegung des Bahnhofs<br />

– zusehends. Die Fußgängerströme<br />

verlagerten sich auf andere Straßen,<br />

als Folge brachen Umsätze, Mietpreise<br />

und Immobilienwerte ein, Erotikbetriebe<br />

und Spielhallen zogen ein. Der<br />

Umbau zur Fußgängerzone änderte an<br />

der Situation wenig. Ein renommiertes<br />

Wäsche- und ein Bekleidungsgeschäft<br />

schlossen. Im Fall des Herrenausstatters<br />

war allerdings nicht das ECE-<br />

Center ausschlaggebend für die Schließung,<br />

denn laut Inhaber belebten die<br />

Positive Entwicklung<br />

eines Modellprojekts<br />

Schloss-Arkaden das Geschäft. Er gab<br />

aus Altersgründen den Betrieb auf.<br />

Andererseits pulsiert das Leben<br />

unterhalb der Post: Das als ‚Döner-<br />

Dreieck‘ bekannte Teilstück von Friedrich-Wilhelm-Straße<br />

und Kattreppeln<br />

befriedigt offenbar den Bedarf nach einer<br />

schnellen Mahlzeit. Der Kiez-Charakter<br />

wirkt hier belebend.<br />

Eine offensichtlich positive Entwicklung<br />

nahm der Bankplatz, der<br />

lange Zeit ein unattraktiver Parkplatz<br />

war. Er gehört zum Friedrich-<br />

Wilhelm-Viertel, das im Rahmen der<br />

‚Quartiersinitiative Niedersachsen‘<br />

als Modellprojekt zur Belebung der<br />

Innenstädte gefördert wird. Die neue<br />

Gestaltung mit Bänken und Grünflächen<br />

hat dem Platz eine angenehme<br />

Aufenthaltsqualität gegeben. Ein Restaurant<br />

mit Außenplätzen siedelte<br />

sich hier an, ein Supermarkt fand seinen<br />

Platz in einem ehemaligen Kino<br />

um die Ecke. Die Läden am Ziegenmarkt<br />

halten sich indes seit Jahren<br />

konstant – ein gutes Beispiel einer<br />

integrierten Stadtentwicklung.<br />

Der ‚Innenstadtrundgang‘ der Planerinnen<br />

zeigt den immerwährenden<br />

Wandel, dem Braunschweig unterliegt.<br />

Auch sieben Jahre nach Eröffnung der<br />

Schloss-Arkaden scheint es für ein<br />

abschließendes Resumé bezüglich der<br />

Auswirkungen zu früh zu sein. :::


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 51<br />

Plädoyer für die Leinwand<br />

Damit Kino lebendig bleibt, sind neue Impulse<br />

unverzichtbar, sagt eine Filmwissenschaftlerin. Doch sie<br />

schätzt auch die zeitlosen Aspekte eines Kinobesuchs.<br />

Autor: Andrea Hoferichter<br />

Action auf den Leinwänden moderner Kinosäle –<br />

hier das C1 Cinema in Braunschweig<br />

7<br />

Foto: Sony Pictures<br />

6<br />

1<br />

Foto: Warner Bros.<br />

2<br />

4<br />

5<br />

Foto: Warner Bros.<br />

1 Gravity; Foto: Verleiher 2<br />

The Dark Night Rises 3 Avatar 4 Fast<br />

Five<br />

5<br />

Transformers 6 Der Hobbit 7 Skyfall<br />

3<br />

Foto: 20th Century Fox<br />

Foto: Universal Pictures International<br />

Foto: Paramount Pictures<br />

Foto: Verleiher<br />

Humphrey Bogart ist in seinen Filmen nicht nur ein<br />

ausgesprochen cooler Typ, sondern auch ein gutes<br />

Mittel gegen Liebeskummer. Das findet jedenfalls<br />

Heike Klippel, Professorin an der Hochschule für Bildende<br />

Künste (HBK) in Braunschweig. „Wenn man melancholisch<br />

gestimmt ist und sich dann im Kino anschaut, wie sich Humphrey<br />

Bogart resigniert durch die regennassen Straßen bewegt,<br />

kann das wunderbar erleichternd sein“, sagt sie. Auch<br />

ein Werk aus dem Jahr 1963, Jean-Luc Godards ‚Le Mépris‘<br />

(deutscher Titel: ‚Die Verachtung‘) mit Brigitte Bardot und<br />

Michel Piccoli in den Hauptrollen, eigne sich für die Liebestrauerbewältigung.<br />

Über das Zerwürfnis eines Ehepaars, das<br />

im Film unerklärt bleibt, lässt sich immer wieder trefflich grübeln.<br />

Romantische Ablenkung mit intelligentem Witz findet<br />

man dagegen zum Beispiel in der Romantikkomödie ‚Notting<br />

Hill‘ von 1999 mit Julia Roberts und Hugh Grant.<br />

Nicht nur die tröstende Wirkung des Kinos ist wohl zeitlos.<br />

„Man lernt etwas über das Leben und die Welt, unabhängig<br />

davon in welcher persönlichen Stimmung man eine<br />

Vorstellung besucht und ganz gleich, aus welcher Zeit ein<br />

Film stammt“, begeistert sich die Filmwissenschaftlerin. Dabei<br />

hat sich in den letzten Jahrzehnten durchaus einiges geändert.<br />

Manche Genres wie etwa der Western oder opulente<br />

Heimatfilme sind praktisch ausgestorben. Die Produktionen<br />

von heute sind zudem länger. „Das 90-Minuten-Format aus<br />

den Fünfzigern gibt es nicht mehr“, berichtet Klippel. Und<br />

wenn man einmal von Filmen wie ‚Gravity‘ oder dem Robert-<br />

Redford-Solo ‚All is lost‘ absieht, herrscht auf der Leinwand<br />

heute oft ein strammes Tempo: Ereignis folgt auf Ereignis,<br />

Effekte, Überraschungen und Wendungen häufen sich, kurz:<br />

Es ist immer etwas los.<br />

„Kino braucht Spektakel. Es muss schließlich auch die<br />

Jugend begeistern“, betont die Filmwissenschaftlerin. Sonst<br />

sieht es in den Kinosälen womöglich bald so aus wie sonntags<br />

in vielen Kirchen. „Heute werden zwar in manchen Filmen<br />

nur Autos kaputt gefahren, aber auch das kann spaßig<br />

rüberkommen. Es muss nicht immer alles intellektuell anspruchsvoll<br />

sein“, sagt sie. In dieser Beziehung habe sie eine<br />

Menge durch ihren mittlerweile dreizehnjährigen Sohn mitbekommen<br />

und Filme schätzen gelernt, die sie ohne ihn vermutlich<br />

gar nicht gesehen hätte. ‚Iron-Man‘ zum Beispiel, die<br />

Paare unterschiedlicher Epochen in ‚Jenseits von Afrika‘ und ‚Twilight‘<br />

Intensität des Kinos ist bis<br />

heute gleich geblieben<br />

Foto: Verleiher<br />

filmgewordene Comic-Geschichte eines Superhelden. Dass es<br />

da häufig auf die Mütze gibt, versteht sich von selbst. Doch<br />

dass man sich dabei auch trefflich amüsieren kann, hat die<br />

Filmwissenschaftlerin durchaus ein bisschen überrascht.<br />

Natürlich ist auch der technische Fortschritt am Kino<br />

nicht vorbeigegangen: Das Kinobild wurde breiter, Celluloid<br />

durch Bits und Bytes ersetzt und Farb- und Stilberater für<br />

die Gestaltung der Szenerie hielten Einzug in die Produktion.<br />

Animations- und 3-D-Filme wurden möglich und sind noch<br />

heute sehr beliebt. Nur das Duftkino konnte sich bisher nicht<br />

durchsetzen.<br />

Die Kinos haben Schritt gehalten mit dieser Entwicklung<br />

– auch in unserer Region. Dabei ist es egal, ob es sich um ein<br />

kleines familienbetriebenes Traditionskino wie die Kammerlichtspiele<br />

in Königslutter handelt, das schon 1921 erste Filme<br />

abspulte, das ‚Universum‘ in Braunschweig, das 1953 eröffnet<br />

wurde und für dessen Programm auch HBK-Studenten<br />

regelmäßig Filme auswählen, oder um eines der modernen<br />

Multiplex-Kinos.<br />

Doch so sehr sich Kino in den letzten Jahrzehnten auch<br />

verändert haben mag, „die Intensität der Erfahrung ist die<br />

gleiche“, ist Klippel überzeugt. „Kino ist und bleibt ein einzigartiges<br />

Erlebnis.“ Viele Kinofilme könne man sich immer<br />

wieder ansehen und jedes Mal noch etwas Neues entdecken.<br />

Und manchen Film vergisst man nie. :::<br />

::: http://dkritik.de/, ein Projekt von HBK-Studierenden<br />

mit vielen aktuellen Filmkritiken :::


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 53<br />

Informieren<br />

Kopf<br />

Involvieren<br />

Implementieren<br />

Change Branding –<br />

<strong>Veränderung</strong><br />

erfolgreich gestalten<br />

Eine Marke muss in Köpfen, Herzen und Händen der Mitarbeiter eines<br />

Unternehmens ankommen. Die Agentur wirDesign arbeitet kontinuierlich an<br />

der Stärkung der eigenen und der Kundenmarken.<br />

Hand<br />

Herz<br />

Im Change Branding werden Kopf, Herz<br />

und Hand gleichermaßen angesprochen<br />

Unterstützung von Mitarbeitern in Transformationsprozessen<br />

Blockaden hervorrufen. Es gilt daher, Führungskräfte<br />

und Mitarbeiter in eine aktive Mitgestalterrolle zu bringen<br />

und sie emotional zu involvieren. wirDesign nennt diese Methodik<br />

‚Change Branding‘.<br />

Die wirDesign Communications AG mit Sitz in Braunschweig<br />

und Berlin gehört zu den größten und erfahrensten<br />

inhabergeführten Marken- und Corporate-Design-Agenturen<br />

Deutschlands. Weil es für einen Markenspezialisten wie<br />

wirDesign unabdingbar ist, selbst unter einer starken Marke<br />

zu firmieren, stößt die Agentur den Markenprozess für sich<br />

immer wieder an.<br />

Am Anfang steht immer die Analyse der eigenen Stärken<br />

und Ziele. Mit Leidenschaft, Sorgfalt und Systematik geht<br />

wirDesign den Fragen ihrer Kunden auf den Grund, um dort<br />

die Wahrheiten für die strategisch und kreativ sinnvollsten<br />

Lösungen zu finden – soweit das Selbstverständnis der Markenagentur.<br />

Daraus wurde bei wirDesign eine emotionale<br />

Markenstory mit dem einprägsamen Claim ‚Im Herzen sind<br />

wir Schatzsucher‘ entwickelt. Aus der Erfahrung vieler Kundenprojekte<br />

war von Anfang an klar: Um erfolgreich zu sein,<br />

müssen Markenstory und -positionierung zuerst in den<br />

Köpfen, Herzen und Händen der eigenen Mitarbeiter ankommen.<br />

Daher hat sich die Agentur in einem internen Projekt<br />

die Frage gestellt: Was bedeutet unsere Markenpositionierung<br />

für das tägliche Handeln aller Mitarbeiter – und welche<br />

Potenziale für die Zukunft wollen wir nutzen?<br />

Michael Rösch ist als wirDesign-Vorstand<br />

verantwortlich für die Bereiche Brand Design<br />

und Brand Management. Von 1996 bis<br />

1999 lehrte er Corporate Identity an der<br />

Fachhochschule Potsdam. Er ist Mitglied<br />

verschiedener Design-Jurys und berät als<br />

zertifizierter Change Manager Unternehmen<br />

in Branding-, Corporate-Design- und<br />

Implementierungsprozessen.<br />

::: www.wirDesign.de :::<br />

Autor: Michael Rösch<br />

Mitarbeiter auf<br />

Schatzsuche<br />

Wenn sich Unternehmen wandeln, muss sich auch<br />

die Unternehmensmarke verändern. Doch jeder<br />

Change-Prozess ist nur so gut wie seine Implementierung.<br />

Vor allem die eigenen Mitarbeiter müssen mitgenommen<br />

werden, wenn ein Unternehmen den Weg der<br />

Literaturtipp<br />

Michael Rösch:<br />

Change Branding – Interne Kommunikation<br />

als Schlüssel zur erfolgreichen<br />

Markenimplementierung. In: Instrumente<br />

und Techniken der Internen<br />

Kommunikation (Band 2). Hrsg.: Lars<br />

Dörfel, scm school for communication<br />

and management, <strong>2014</strong>.<br />

<strong>Veränderung</strong> mit einer Anpassung der Marke erfolgreich abschließen<br />

will. Damit die Akteure im Prozess des Unternehmenswandels<br />

an einem Strang ziehen, müssen drei Voraussetzungen<br />

erfüllt sein: Erforderlich sind das Engagement<br />

der Unternehmensführung, die Integration der folgenden<br />

Führungslevels und die gezielte Einbeziehung aller Beteiligten.<br />

Denn nur überzeugte Mitarbeiter sind stolz auf ihr<br />

Unternehmen und positive Botschafter der Marke.<br />

Wertschätzung schafft<br />

Wertschöpfung<br />

Die wirkliche Kraft einer Marke entwickelt sich erst<br />

durch strategisch geplante, interne Kommunikation – lediglich<br />

von oben nach unten zu informieren, reicht hier nicht<br />

aus. Erfahrungen zeigen, dass mangelnde Integration und<br />

Auftakt dieses internen Markenprozesses waren Interviews<br />

mit allen Mitarbeitern und Führungskräften. Abgefragt<br />

wurde, welche konkreten Werte die Identität von wir-<br />

Design auszeichnen und wo Potenziale liegen. Parallel dazu<br />

klärte der Führungskreis mit Blick auf Unternehmensziele<br />

und Markenpositionierung, welche Werte das Handeln der<br />

wirDesigner in Zukunft stärker prägen sollen.<br />

Eine ganztägige Mitarbeiter-Veranstaltung – der ‚wir-<br />

Design Schatzsucher-Tag‘ – führte die beiden Perspektiven<br />

des Ist- und Sollzustandes zusammen. Anhand von World<br />

Café Diskussionen, sportlichen Wettbewerben um Inhalte<br />

und spielerische Ideenfindungen erarbeiteten die Mitarbeiter<br />

konkrete Maßnahmen zur stärkeren Positionierung der<br />

Marke im täglichen Handeln. Ein wichtiges Ergebnis des gesamten<br />

Prozesses war die Stärkung der Identität und des<br />

Gemeinschaftsgefühls aller Mitarbeiter. Die langfristige Wirkung:<br />

Das gesamte Unternehmen spricht eine Sprache. :::<br />

Schlachtrufe steigern den Teamgeist.<br />

Markenführung ist Menschenführung: Der Schatzsucher-Tag involvierte<br />

alle Mitarbeiter auf spielerische Weise.


TITEL // 02.<strong>2014</strong> // 55<br />

Vom Gotteshaus zum Atelier<br />

Die katholische Kirche St. Theresia vom Kinde Jesu in Cremlingen<br />

wurde profaniert und hat damit ihre Funktion als Ort für Gottesdienste<br />

verloren. Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle hat über<br />

die Schließung des im Jahr 1953 geweihten Gotteshauses entschieden.<br />

In Cremlingen verbleiben Pfarrhaus und Pfarrheim für die<br />

Pfarrgemeinde Heilig Kreuz. Für alle Gruppen und Aktivitäten der<br />

Gemeinde soll dieses Pfarrheim genutzt werden. Hintergrund dieser<br />

Entscheidung ist, dass die Finanzmittel des Bistums für Bauten und<br />

Reparaturen bei Weitem nicht ausreichen, um den Wert aller Immobilien<br />

zu erhalten und neue Investitionen zu finanzieren. Das Kirchengebäude<br />

von St. Theresia wird nun verkauft. Ein Steinmetz und<br />

Bildhauer, der bereits für das Bistum tätig war, möchte darin einen<br />

Wohn- und Bürobereich sowie ein Atelier einrichten. . ::: bea :::<br />

‚Depp gesucht!‘ – das wäre<br />

mal eine ehrliche Stellenausschreibung,<br />

findet der Karriereberater<br />

Martin Wehrle. Er<br />

spricht aus dem Arbeitsalltag<br />

seiner Klienten. In den<br />

Gesprächen hat der Gehaltscoach<br />

festgestellt, dass der<br />

ideale Mitarbeiter kein Leben<br />

mehr hat, nur noch ein Berufsleben.<br />

Wenn das Firmenhandy klingelt,<br />

ist der Sex vorbei, der Urlaub gestorben. Jede<br />

Mail schreit nach sofortiger Antwort, auch<br />

nach Feierabend. Wehrle findet es beunruhigend,<br />

Dolestrud dass Arbeitnehmer minibh enaturanet: in Spat Deutschland iure pro<br />

Jahr venim drei qui Milliarden tem ver susto Überstunden core velesti onsleisten, die<br />

Hälfte davon unbezahlt, und dass jeder dritte<br />

Vorgesetzte von seinen Mitarbeitern erwartet,<br />

bei Krankheit weiterzuarbeiten. In seinem<br />

neuen Buch ‚Bin ich hier der Depp‘ zeigt<br />

Martin Wehrle, mit welchen Tricks Mitarbeiter<br />

ausgebeutet werden, warum es keinen Feierabend<br />

mehr gibt und warum Multitasking die<br />

Burnout-Quote erhöht. Und er zeigt auf, wie<br />

sich Mitarbeiter aus der ‚Deppenfalle‘ – O-Ton<br />

Wehrle – befreien können, indem sie signalisieren:<br />

‚Ich stehe nicht mehr zur Verfügung‘.<br />

Er gibt Anregungen, wie man effektiver ‚Nein‘<br />

sagen, das Privatleben abgrenzen und vom<br />

Dauerstress-Highway in ein gesundes und<br />

erfülltes Berufsleben abbiegen kann.<br />

::: ISBN: 978-3-442-39251-3,<br />

Mosaik Verlag, 14,99 € :::<br />

Foto: bph<br />

Bürger wollen<br />

Änderungen<br />

Die Gewinnung von Windenergie ist vor dem Hintergrund<br />

des Atomausstiegs und den Zielsetzungen beim<br />

Klimaschutz ein wichtiger Baustein der im Großraum<br />

Braunschweig – auch im regionalen Kontext<br />

– zu gestaltenden Energiewende. Deshalb hat der<br />

Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) neue<br />

Flächen als Vorranggebiete für Windenergie ausgewiesen.<br />

Im Rahmen der öffentlichen Beteiligung gingen<br />

beim ZGB rund 1.400 Stellungnahmen aus der<br />

ganzen Region ein. Unter den Stellungnahmen gebe<br />

es zwar deutlich mehr Einwände gegen neue Flächen,<br />

dennoch enthielten rund ein Viertel der Stellungnahmen<br />

fachliche Hinweise zum Planungskonzept<br />

oder zu einzelnen Standorten, heißt es beim ZGB.<br />

Ebenso gebe es auch Forderungen nach einer größeren<br />

Ausweisung von Windenergievorrangflächen. In<br />

den nächsten Monaten werden die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des ZGB alle Stellungnahmen auswerten<br />

und abwägen, ob und inwieweit Änderungen<br />

am Planungsentwurf vorgenommen werden müssen.<br />

Anschließend erfolgt die gesetzlich vorgesehene Erörterung<br />

der wesentlichen Einwendungen. ::: bea :::<br />

Neue <strong>regjo</strong>-Internetpräsenz<br />

Unter der Internetadresse www.<strong>regjo</strong>-son.de finden Websurfer<br />

die neu gestaltete Internetpräsenz des <strong>regjo</strong>. Erstmals sind auf<br />

dieser Seite viele <strong>Heft</strong>e aus dem Archiv als E-Book verfügbar.<br />

Die E-Books können gelesen oder heruntergeladen werden.<br />

Auch die Nutzung der digital hinterlegten Inhalte (Augmented<br />

Reality) über die <strong>regjo</strong>+-App ist über die E-Books möglich.<br />

Einen zusätzlichen Wert für Bauherren in spe bietet die Seite<br />

Grund & Boden. Ab sofort kann hier die komplette <strong>regjo</strong>-Datenbank<br />

zum Sonderthema ‚Investieren, bauen, mieten‘ eingesehen<br />

werden. Des Weiteren finden <strong>regjo</strong>-Leser und Kunden unter<br />

der Rubrik ‚Jahresplan <strong>2014</strong>‘ alle kommenden Themen sowie die<br />

geplanten Sonderpublikationen. Ein Blick auf die neue Seite ist auf<br />

jeden Fall zu empfehlen. ::: bea :::<br />

Mutmacher gesucht!<br />

Die BRAUNSCHWEIG Zukunft GmbH und die Braunschweigische Landessparkasse<br />

suchen für den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten<br />

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die Mutmacher für Existenzgründung sein können.<br />

Beteiligen können sich Unternehmen mit rechtlichem und tatsächlichem Betriebssitz<br />

in Braunschweig die zwischen dem 01.01.2011 und dem 31.12.2012 gegründet wurden.<br />

Einsendeschluss ist der 15. Juni <strong>2014</strong>.<br />

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WISSENSCHAFT // 02.<strong>2014</strong> // 57<br />

Ein Boden wie<br />

ein Marmorkuchen<br />

In der Landwirtschaft ist Tiefpflügen als Ökosünde verpönt. Zu<br />

Unrecht, glauben Forscher des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz<br />

in Braunschweig und der Technischen Universität Braunschweig. Sie<br />

vermuten vielmehr, dass Tiefpflügen als Klimaschutzmaßnahme taugt<br />

und untersuchen dazu Wald- und Ackerböden in ganz Norddeutschland.<br />

Autor: Andrea Hoferichter<br />

Fotografie: Thünen-Institut<br />

In einem Kiefernwald bei Gifhorn<br />

klafft ein anderthalb Meter tiefes<br />

und etwa halb so breites Loch im<br />

Boden. Gegraben wurde es im Namen<br />

der Wissenschaft. Dr. Alexander Don<br />

vom Thünen-Institut in Braunschweig<br />

klettert in die Grube und inspiziert<br />

den Untergrund, der mit seinen von<br />

schwarzen Erdstreifen durchzogenem<br />

goldgelbem Sand sehr an einen Marmorkuchen<br />

erinnert. „Die schwarzen<br />

Balken sind kohlenstoffreicher Humus,<br />

der jetzt etwa einen Meter tief<br />

unter der Erde liegt, aber früher einmal<br />

an der Bodenoberfläche war“, sagt<br />

Don. Die ganze Fläche hier sei tiefgepflügt<br />

worden, nachdem 1972 der Orkan<br />

Quimburga alle Kiefernwälder der<br />

Region in nur zwei Stunden dem Erdboden<br />

gleich gemacht hatte. Mit einem<br />

mannshohen Pflug wurde das Oberste<br />

zuunterst gekehrt, Blätter, Nadeln und<br />

Humusschichten untergegraben, um<br />

dem Waldwuchs wieder eine Chance<br />

zu geben. „Das ist jetzt über 40 Jahre<br />

her und die Grenzen zwischen Humus<br />

und Sand sind noch immer so scharf,<br />

als wäre das Ganze erst gestern umgepflügt<br />

worden“, begeistert sich Don.<br />

Mehr Kohlenstoff in<br />

tiefen Erdschichten<br />

Der Enthusiasmus hat Gründe,<br />

denn in Humus gespeicherter Kohlenstoff<br />

entlastet die Atmosphäre um eine<br />

Menge Kohlendioxid und kann so zum<br />

Klimaschutz beitragen. Das Treibhausgas<br />

wird von Pflanzen via Photosynthese<br />

in organisches Material verwandelt,<br />

in Wurzeln, Stämme, Nadeln<br />

und Blätter, die später als Humus im<br />

Boden bleiben. Je mehr Kohlenstoff<br />

so in den Boden kommt und je länger<br />

er dort bleibt, desto größer ist der<br />

klimaschützende Effekt. Die ersten<br />

Ergebnisse aus Grabungen auf vier<br />

Ackerflächen in Salzgitter, Banteln bei<br />

Hildesheim und in der Nähe von Oldenburg<br />

waren vielversprechend. „Wir<br />

haben in den tiefen tiefgepflügten Erdschichten<br />

fast 30 Prozent mehr Kohlenstoff<br />

gefunden als in vergleichbaren,<br />

unbearbeiteten Böden“, berichtet<br />

der Forscher.<br />

Ein tiefes Loch bringt neue Erkenntnisse.<br />

Bestätigen sich die bisherigen Ergebnisse<br />

auch in den nächsten zehn<br />

geplanten Untersuchungen, können<br />

die Wissenschaftler mit ihrem von der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

geförderten Projekt ein altes Dogma<br />

widerlegen. „Die letzten Jahrzehnte ist<br />

man davon ausgegangen, dass Bodenbearbeitung<br />

grundsätzlich schädlich<br />

für den Humus ist“, erzählt Don. Man<br />

habe deshalb eine reduzierte Bodenbearbeitung<br />

oder den kompletten Verzicht<br />

darauf propagiert. Doch der Humusgewinn<br />

durch solche Maßnahmen<br />

beträgt nur etwa ein Zehntel dessen,<br />

was die Forscher in den tiefgepflügten<br />

Testflächen gefunden haben. Der<br />

tiefgepflügte Humus hält sich zudem<br />

offenbar über Jahrzehnte. Wie stabil<br />

er wirklich ist, wollen die Forscher als<br />

Nächstes ergründen. Die Radiocarbon-Methode,<br />

mit der auch Fossilien<br />

oder Knochenfunde datiert werden,<br />

soll dabei helfen.<br />

Die Gifhorner Grube offenbart noch<br />

einen weiteren Vorteil des Tiefpflügens,<br />

denn während der helle Sand praktisch<br />

frei von pflanzlichem Leben ist, sind in<br />

den tiefen Humusschichten eine Menge<br />

feiner Wurzeln zu erkennen. „Die<br />

Foto: Bundesarchiv<br />

mehr Bilder bitte<br />

fruchtbare Erde dirigiert die Wurzeln<br />

quasi in die Tiefe. Und wenn Bäume<br />

und Ackerpflanzen tiefer wurzeln, können<br />

sie künftige Wetterextreme besser<br />

überstehen“, erklärt Don. Sie haben<br />

Tiefe Wurzeln helfen<br />

Bäumen bei Sturm<br />

dann auch in trockenen Zeiten noch<br />

Zugang zu Wasser, wenn die Feuchtigkeit<br />

aus den oberen Bodenschichten<br />

schon verdunstet ist. Tief verwurzelte<br />

Pflanzen sind außerdem stabiler<br />

und können starken Stürmen besser<br />

standhalten.<br />

Trotz aller Vorteile ist Tiefpflügen<br />

nicht für jeden Boden geeignet. In<br />

Moorböden zum Beispiel richtet die<br />

Methode mehr Schaden an, als dass<br />

sie hilft. „So ein Tiefpflug ist eine riesige<br />

Maschine, die eventuell auch<br />

zu Bodenverdichtungen und anderen<br />

Problemen führen kann“, räumt<br />

der Forscher ein. Unklar ist auch<br />

noch, wie groß der Beitrag des Tiefpflügens<br />

zum Klimaschutz insgesamt<br />

sein kann. „Das alles müssen wir erst<br />

einmal abklopfen, bevor wir Empfehlungen<br />

geben können“, betont der<br />

Forscher. „Zurzeit sind wir noch beim<br />

ersten Schritt.“ :::<br />

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WISSENSCHAFT // 02.<strong>2014</strong> // 59<br />

Dem<br />

Eschensterben<br />

auf der Spur<br />

Forschern der Technischen Universität<br />

Braunschweig ist es gelungen,<br />

einen wichtigen Beitrag bei<br />

der Aufklärung des europäischen<br />

Eschensterbens zu leisten. Die Wissenschaftler<br />

konnten eine bisher<br />

unbekannte Verbindung des Erregers<br />

aufspüren und deren keimhemmende<br />

und gewebezerstörende<br />

Wirkung gegen die Esche aufzeigen.<br />

Ihre Forschungsergebnisse stellen<br />

die Chemiker und Biologinnen in<br />

der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift<br />

‚Angewandte Chemie‘ vor.<br />

Der Verursacher des europäischen<br />

Eschensterbens ist den Wissenschaftlern<br />

erst seit wenigen Jahren<br />

bekannt – die schädliche Wirkung<br />

des ‚Falschen Weißen Stengelbecherchens‘<br />

(Hymenoscyphus pseudoalbidus),<br />

einer vermutlich aus<br />

Prototyp für mehr<br />

Verkehrssicherheit<br />

Diese Situation kennt wohl jeder Autofahrer: Auf der Autobahn herrscht dichter<br />

und unübersichtlicher Verkehr. Jetzt die Spur zu wechseln und eine ausreichend<br />

große Lücke zwischen zwei Fahrzeugen zu finden, ist eine Herausforderung.<br />

Im EU-Projekt ‚D3CoS‘ (Designing Dynamic Distributed Cooperative Human<br />

Machine Systems) hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in<br />

Braunschweig einen kooperativen Spurwechselassistenten entwickelt, der den<br />

Fahrer beim Fahrstreifenwechsel auf der Autobahn unterstützt. Assistenzsysteme,<br />

die den Autofahrer informieren oder vor gefährlichen Situationen warnen,<br />

gibt es bereits heute auf dem Markt. Fahrzeuge, die aktiv miteinander kommunizieren<br />

und kooperieren, sind jedoch noch reiner Forschungsgegenstand. Der ‚Gap<br />

Assist‘ ist der Prototyp eines Fahrerassistenzsystems, das die Kommunikation<br />

zwischen zwei Fahrzeugen nutzt. Will<br />

ein Autofahrer von der rechten auf die<br />

linke Spur wechseln, aktiviert er das<br />

elektronische Assistenzsystem. Dieses<br />

sucht ein Fahrzeug auf der linken<br />

Spur, dessen Fahrer nur kurz vom<br />

Gaspedal gehen müsste, um eine passende<br />

Lücke zu schaffen. Es schickt<br />

eine Anfrage an das System des anderen<br />

Fahrzeugs, das die Machbarkeit<br />

der Lückenöffnung für sich überprüft,<br />

seinen Fahrer um Zustimmung bittet<br />

und dann seine Bereitschaft an das<br />

anfragende Fahrzeug kommuniziert. Das<br />

Kommunikation im Test: Der Spurwechselassistent<br />

ermöglicht die Kommunikation zwischen zwei<br />

Fahrzeugen.<br />

linke Fahrzeug reduziert die Geschwindigkeit. Wenn die Lücke geöffnet ist, informiert<br />

es das andere Fahrzeug, das daraufhin die Spur wechseln kann. ::: bea :::<br />

Foto: DLR<br />

An der Decke hängen<br />

Sie scheint so leicht, doch sie bewegt riesige Schiffe und trägt schwere Flugzeuge.<br />

Die Menschen nehmen das unsichtbare Medium oft gar nicht wahr,<br />

es sei denn, es entfaltet seine gewaltige Kraft. In der neuen Sonderausstellung<br />

‚Luffffft – federleicht und tonnenschwer‘ zeigt das Phæno in Wolfsburg,<br />

dass Luft viel mehr als nichts ist. „Die Besucher können auf lustigen<br />

Sofas Platz nehmen, sich selbst an die Decke hängen, Luft wiegen und<br />

erleben, wie bedeutsam und überraschend Luft ist“, erklärt Dr. Chris tof<br />

Börner, der Organisator der Sonderausstellung. 25 Stationen zum Mitmachen<br />

laden dazu ein, die rätselhafte Unsichtbare zu erforschen. Sich<br />

durch einen Staubsauger hochheben lassen, mit einem Propellerfahrrad<br />

gegen den Wind fahren – all dies macht Spaß und zeigt, wie kraftvoll<br />

Luft ist. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den physikalischen<br />

Eigenschaften von Luft: Erwachsene und Kinder testen den Luftwiderstand verschiedener<br />

Körper im Windkanal und erzeugen in einer großen Wassersäule Luftringe. Nach so vielen Erlebnissen<br />

mit Luft kann der Besucher sogar dem Profilügner Münchhausen auf die Schliche kommen:<br />

Kann man sich bei Windstille in einem Segelboot vorwärts pusten? „In der Ausstellung werden die<br />

Besucher Luft ganz neu erfahren und zauberhafte Augenblicke mit nach Hause nehmen“, verspricht<br />

Phæno-Geschäftsführer Michel Junge. Sonderausstellung ‚Luffffft – federleicht und tonnenschwer‘,<br />

bis 8.2.2015, Phæno, Wolfsburg ::: bea :::<br />

Foto: Matthias Leitzke<br />

Asien stammenden Pilzart, ist allerdings<br />

schon seit vielen Jahren<br />

sichtbar. Seit Anfang der 1990er-<br />

Jahre ist ihr ein beträchtlicher Teil<br />

des Eschenbestandes zum Opfer<br />

gefallen. Die Wissenschaftler vom<br />

Institut für Organische Chemie<br />

und vom Institut für Mikrobiologie<br />

der TU Braunschweig haben den<br />

weitgehend unbekannten Sekundärstoffwechsel<br />

des Pilzes untersucht.<br />

Dabei sind die Forscher auf<br />

einen Duftstoff des Pilzes gestoßen,<br />

der nur die Europäische Esche<br />

schädigt, hingegen die in Asien beheimatete<br />

Japanische Esche nicht<br />

betroffen ist. ::: bea :::<br />

Messtechnik-Experten aus Braunschweig<br />

Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) und die Technische Universität<br />

(TU) Braunschweig arbeiten bei der Förderung und Betreuung von Doktoranden<br />

in der Metrologie, der Wissenschaft vom Messen, auch zukünftig weiter<br />

eng zusammen. Die TU Braunschweig und die PTB haben eine gemeinsame<br />

Graduiertenschule unter dem Namen ‚Braunschweig International Graduate<br />

School of Metrology‘ (B-IGSM) gegründet. Die Graduiertenschule bietet Doktoranden<br />

der Elektrotechnik und Informationstechnik, der Physik, des Maschinenbaus<br />

und der Lebenswissenschaften im Rahmen einer strukturierten<br />

Promotion eine fundierte metrologische Ausbildung. Das Veranstaltungsangebot<br />

beinhaltet Vorlesungen, Seminare, Themen-Workshops und internationale<br />

Sommerschulen. Die B-IGSM schließt an die Tradition der früheren Graduiertenschule<br />

gleichen Namens an, die von der TU Braunschweig unter Beteiligung<br />

der PTB mit finanzieller Förderung durch das Land Niedersachsen betrieben<br />

wurde. Seit ihrer Gründung haben rund 50 Doktorandinnen und Doktoranden<br />

aus 20 Ländern die Graduiertenschule durchlaufen und mit dem Doktorgrad<br />

und dem IGSM-Metrologie-Zertifikat abgeschlossen. ::: bea :::<br />

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KULTUR // 02.<strong>2014</strong> // 61<br />

Romanische Kleinode<br />

als Veranstaltungsorte<br />

1<br />

Kunst, Konzerte und Lesungen in Klöstern und Kirchen – der Künstler<br />

Ludger Hinse spielt mit Lichtverhältnissen und predigt selbst.<br />

Einige der Kunstwerke, die in der Region zu sehen sein werden: 1<br />

‚Lichtgestalten‘, St. Johannis Süpplingenburg 2 Lichtkreuz, Kaiserdom<br />

Königslutter 3 Gabelkreuz, St. Ludgeri Helmstedt 4 Madonna, St.<br />

Marienberg Helmstedt<br />

2<br />

Autor: Beate Ziehres<br />

Fotografie: Veranstalter, Beate Ziehres<br />

3<br />

Ein neues Licht auf die romanischen<br />

Kirchen und Klöster<br />

östlich von Braunschweig zu<br />

lenken – das ist der Plan des Recklinghausener<br />

Künstlers Ludger Hinse.<br />

Noch immer ist er begeistert von<br />

den Orten, die er auf einer ersten<br />

Reise durch den Landkreis Helmstedt<br />

entdeckte. „Das ist unbekanntes<br />

Deutschland“, sagt Hinse, der auf Einladung<br />

der Domina des Klosters St.<br />

Marienberg, Mechthild von Veltheim,<br />

in den Osten der Region kam.<br />

Für das Kunstprojekt ‚Zeichen des<br />

Lichtes‘ wählte Ludger Hinse 60 eigene<br />

Arbeiten aus, Bilder und Skulpturen,<br />

darunter viele Kreuze. Dieses steht<br />

seit seinem ersten Kreuzprojekt im<br />

Jahr 2007 im Mittelpunkt von Hinses<br />

künstlerischem Schaffen. Der 65-Jährige<br />

sieht das Kreuz als christliches<br />

Symbol für nahezu alle menschlichen<br />

Emotionen und Werte. Als Zeichen<br />

des Elends und der Trauer will Hinse<br />

das Kreuz jedoch nicht sehen. Er<br />

schafft Lichtkreuze und verweist auf<br />

die Orthodoxie, wo das Kreuz stets<br />

mit Auferstehung und dem Himmel in<br />

Verbindung gebracht wird. Hinses oft<br />

aus buntem und spiegelndem Plexiglas<br />

bestehende Skulpturen bündeln und<br />

reflektieren das einfallende Tageslicht<br />

Luger Hinse präsentiert im Kloster St. Marienberg<br />

ein Modell des Kreuzes, das hier zu sehen sein wird.<br />

und schaffen eine faszinierende Atmosphäre<br />

in den Kirchenräumen.<br />

„In unzähligen Beispielen und Beiträgen<br />

hat der Maler, Grafiker und<br />

Bildhauer das Kreuz als Spiegel der<br />

Gesellschaft eingesetzt – in sakralen<br />

und profanen Räumen, im Stillen wie<br />

in der Öffentlichkeit, als Mahnmal und<br />

als Denk-Mal, als Ausrufezeichen und<br />

als Meditationsort“, sagt Mechthild von<br />

Veltheim. Gemeinsam mit dem Konvent<br />

von St. Marienberg fungierte sie<br />

als Projektkuratorin.<br />

So gesellte sich zum Kunstprojekt<br />

‚Zeichen des Lichtes‘ ein umfangreiches<br />

Programm, das unter anderem Konzerte,<br />

Lesungen und Workshops umfasst.<br />

Hinse, der für die Zeit der Ausstellung<br />

im Kloster Marienberg einzieht, wird<br />

viele der Veranstaltungen leiten oder<br />

begleiten. Mehrmals steigt der Künstler<br />

auf die Kanzel und predigt selbst.<br />

Als Ausstellungs- und Veranstaltungsorte<br />

werden die beiden Helmstedter<br />

Klöster St. Ludgeri und St. Marienberg<br />

ebenso wie die Klosterkirche Mariental,<br />

die Kirche St. Johannis in Süpplingenburg,<br />

der Kaiserdom in Königslutter und<br />

die Dorfkirche Hemkenrode in den Fokus<br />

der Öffentlichkeit gerückt. :::<br />

Ausgewählte Veranstaltungen<br />

::: ‚Kreuzfahrt‘ mit dem Bus und<br />

Ludger Hinse zu allen sechs Kirchen<br />

3.5.<strong>2014</strong> und 31.5.<strong>2014</strong>, jeweils 10–18 Uhr,<br />

Anmeldung: 05351 6769<br />

4<br />

::: Lesung mit dem Theologen und<br />

Schriftsteller Arnold Stadler<br />

7.5.<strong>2014</strong>, 19 Uhr, Kirche St. Marienberg, Helmstedt<br />

::: Konzert ‚Himmel, Erde, Luft und Meer‘ mit ‚Sacre Fleur‘,<br />

Hamburg<br />

9.5.<strong>2014</strong>, 19 Uhr, Kirche St. Marienberg, Helmstedt<br />

::: Konzert: Irische Musik mit Julia Wetzel-Kagelmann<br />

und Hilke Billerbeck<br />

10.5.<strong>2014</strong>, 18 Uhr, Dorfkirche Hemkenrode<br />

::: Geistliches Chorkonzert ‚Lux Aeterna‘,<br />

Helmstedter Kammerchor ‚Vela Cantamus‘<br />

18.5.<strong>2014</strong>, 17 Uhr, Klosterkirche Mariental<br />

::: Harfenkonzert unter dem Kreuz mit Christiane Werner,<br />

Gedichte und Lesungen<br />

18.5.<strong>2014</strong>, 17 Uhr, Dorfkirche Hemkenrode<br />

::: Pfingstkonzert, Staatsorchester Braunschweig<br />

4.6.<strong>2014</strong>, 20 Uhr, Kirche St. Marienberg


KULTUR // 02.<strong>2014</strong> // 63<br />

Programmübersicht<br />

::: Franco Fagioli und das<br />

Ensemble ‚Il pomo d’oro‘,<br />

20.6.<strong>2014</strong>, 20 Uhr, Lessingtheater<br />

Wolfenbüttel<br />

::: Lesung mit Donna Leon aus<br />

‚Das goldene Ei. Brunettis 22.<br />

Fall‘, 21.6.<strong>2014</strong>, 20 Uhr, Martino-<br />

Katharineum, Braunschweig<br />

Il pomo d’oro.<br />

Foto: Julien Mignot<br />

Jos van Immerseel & Midori Seiler<br />

Foto: Bodo Vitus<br />

Christine Schäfer.<br />

::: Pera-Ensemble,<br />

Familienkonzert, 22.6.<strong>2014</strong>,<br />

15 Uhr, Heimbs Kaffee,<br />

Braunschweig<br />

Musikalische Reise<br />

::: Midori Seiler & Jos van<br />

Immerseel – Violinsonaten,<br />

25.6.<strong>2014</strong>, 20 Uhr, Stiftskirche<br />

Salzgitter-Steterburg<br />

durch die Region<br />

::: ‚Anima Eterna Brügge‘ –<br />

Beethoven Sinfonien Nr. 3 und 5,<br />

7.6.<strong>2014</strong>, 20 Uhr, Lessingtheater<br />

Wolfenbüttel<br />

Klassische Konzerte an historischen Veranstaltungsorten<br />

– das Festival Soli Deo Gloria widmet sich wieder Bach<br />

und Beethoven.<br />

::: Igor Levit – Beethoven<br />

Klaviersonaten, 29.6.<strong>2014</strong>,<br />

13 Uhr, Steigenberger Parkhotel,<br />

Braunschweig<br />

Autor: Beate Ziehres<br />

Mit der Fokussierung auf die<br />

beiden Komponisten Beethoven<br />

und Bach knüpfen<br />

die Veranstalter des Klassikfestivals<br />

Soli Deo Gloria an eine Tradition an.<br />

Der Komponist Bach zieht sich wie ein<br />

roter Faden durch elf Jahre Festivalgeschichte.<br />

Die in 2012 begonnene Erweiterung<br />

des Festivalrepertoires hin<br />

zur Klassik wird in diesem Jahr durch<br />

Ludwig van Beethoven fortgeführt.<br />

Herausragende Musikerpersönlichkeiten<br />

prägen die Ausrichtung des<br />

Festivals in neun Konzerten an acht<br />

historischen Veranstaltungsorten im<br />

Braunschweiger Land. Musik aus dem<br />

Barock bis zur Romantik wird in Sinfonie-<br />

und Kammermusikkonzerten<br />

ebenso wie in Klavier- und Violin-Recitals<br />

zu hören sein. Eine Fortsetzung<br />

findet die Reihe ‚Musik und bildende<br />

Kunst‘ in diesem Jahr mit internationalen<br />

Künstlern im Kontext zu Liedern<br />

von Franz Schubert und Claude Debussy.<br />

Zum Eröffnungskonzert im Lessingtheater<br />

Wolfenbüttel erklingen<br />

virtuose Arien, präsentiert vom argentinischen<br />

Countertenor Franco Fagioli<br />

und dem Ensemble ‚Il pomo d’oro‘. Vor<br />

dem Konzert wird die Opernliebhaberin<br />

und Romanautorin Donna Leon in<br />

Englisch in das Programm einführen.<br />

Der neueste Fall des venezianischen<br />

Commissarios Brunetti steht im Mittelpunkt<br />

einer Lesung mit Donna Leon<br />

in Braunschweig. Begleitet wird die<br />

Schriftstellerin von Kammermusik, wiederum<br />

gespielt von Mitgliedern des Ensembles<br />

‚Il pomo d’oro‘. An einen außergewöhnlichen<br />

Ort laden die Veranstalter<br />

in diesem Jahr zur Familienvorstellung<br />

Igor Levit.<br />

Foto: Felix Broede<br />

ein. In den Lagerräumen von Heimbs<br />

Kaffee findet eine halbszenische Aufführung<br />

des Pera-Ensembles mit dem<br />

Titel ‚Kaffee für den König‘ statt.<br />

Beethovens Violinsonaten stehen<br />

im Mittelpunkt eines Konzertes von<br />

Midori Seiler in der Stiftskirche Steterburg.<br />

Die Geigerin wird begleitet<br />

von Jos van Immerseel, einem Pianisten<br />

und Spezialisten für historische<br />

Tasteninstrumente. Ein orchestraler<br />

Höhepunkt erwartet das Publikum<br />

mit dem Auftritt von ‚Anima Eterna<br />

Brügge‘ im Lessingtheater. Hier erklingen<br />

Beethovens Sinfonien Nr. 3 und 5.<br />

Ebenfalls Beethoven gibt es in der historischen<br />

Maschinenhalle des Steigenberger<br />

Parkhotels in Braunschweig. An<br />

einem Sonntagmittag interpretiert der<br />

russische Pianist Igor Levit Beethovens<br />

Sonaten Nr. 30 bis 32.<br />

Das Abschlusskonzert präsentiert<br />

die weltbekannte Sopranistin Christine<br />

Schäfer, begleitet von Eric Schneider<br />

am Klavier, im Schafstall des Ritterguts<br />

Bisdorf. Einen besonderen<br />

Akzent setzt bei diesem Konzert die<br />

Verbindung von bildender Kunst und<br />

Musik. Gezeigt werden Fotografien von<br />

Elger Esser, die im Kontext zu Liedern<br />

von Schubert und Debussy stehen.<br />

Das Rittergut Bisdorf ist Heimat von<br />

Günther Graf von der Schulenburg,<br />

dem Initiator von Soli Deo Gloria.<br />

::: Christine Schäfer und Elger<br />

Esser – Liederabend, 6.7.<strong>2014</strong>,<br />

17 Uhr, Bisdorf, Schafstall<br />

::: Amsterdam Baroque<br />

Orchestra & Choir – Bachs<br />

Weihnachtsoratorium,<br />

21.12.<strong>2014</strong>, 17 Uhr, St. Martini<br />

Braunschweig<br />

Ein Sonderkonzert beendet das<br />

Soli Deo Gloria-Jahr kurz vor Weihnachten<br />

in der St. Martini-Kirche in<br />

Braunschweig. Das ‚Amsterdam Baroque<br />

Orchestra & Choir‘ wird Bachs<br />

Weihnachtsoratorium zur Aufführung<br />

bringen.<br />

::: www.solideogloria.de :::


KULTUR // 02.<strong>2014</strong> // 65<br />

Kraft aus westlichen<br />

und östlichen Traditionen<br />

Sabine Boehl, Eminönü III, 2010,<br />

Glasperlen auf Leinwand, © Sabine<br />

Boehl, VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2014</strong><br />

Die aktuelle Ausstellung des Mönchehaus Museums ‚Die Aktualität des<br />

Ornaments‘ zeigt die ungebrochene Anziehungskraft des Ornaments in der<br />

zeitgenössischen Kunst anhand von drei künstlerischen Positionen. Die<br />

Werke von Sabine Boehl und Ekrem Yalçindağ beziehen ihre Kraft aus dem<br />

Spannungsverhältnis von westlichen und östlichen Bildtraditionen. Heike<br />

Webers Kilims ‚a la turca‘ lassen zwischen symbolisch aufgeladener Ornamentik<br />

und dekorativem Formenspiel kulturkritische Momente erkennbar werden.<br />

Zu einem ‚Künstlergespräch‘ kommt Sabine Boehl am 27. April nach Goslar –<br />

im Dialog mit Dr. Bettina Ruhrberg wird sie um 11.30 Uhr ihre ausgestellten<br />

Arbeiten und ihre künstlerische Arbeitsweise erläutern. :::<br />

::: ‚Die Aktualität des Ornaments‘, bis 1.6.<strong>2014</strong>,<br />

Mönchehaus Museum am Rosentor, Goslar :::<br />

Mit Mozarts ‚Zauberflöte‘ geht auf<br />

dem Rittergut Oberg ein Highlight des<br />

Open-Air-Sommers über die Bühne.<br />

Das Publikum wird in eine einzigartige<br />

Welt aus Märchen und Volkstheater,<br />

aus großer Oper und kleinem<br />

Singspiel, aus Freimaurerphilosophie und Bürgermoral entführt. Open-Air-<br />

Produktionen bedeuten für jedes Opernensemble eine besondere künstlerische<br />

Herausforderung. Sänger, Orchester, Regie und Technik müssen sich bei jeder<br />

Spielstätte neu auf die atmosphärischen und akustischen Gegebenheiten<br />

einstellen. Dies ist der Prager Kammeroper, seit Jahren ein gern gesehener<br />

Gast auf vielen europäischen Bühnen, bei ihren bisherigen Sommer-Open-Air-<br />

Aufführungen hervorragend gelungen. :::<br />

::: ‚Die Zauberflöte‘, 22.8.<strong>2014</strong>, 20 Uhr, Lahstedt, Rittergut Oberg :::<br />

Foto: Heike Göttert, photogeno Goslar<br />

Heike Weber,<br />

kilim, 2009<br />

Prager Kammeroper<br />

zu Gast in Oberg<br />

Brasilianische Rhythmen<br />

und Fingerstyle<br />

Im Rahmen des 9. Gifhorner<br />

Gitarrenfestivals ist im Mai das Trio<br />

Ahmed El-Salamouny zu Gast im<br />

Rittersaal des Schlosses Gifhorn.<br />

Das Trio präsentiert mit ‚Oriental<br />

Samba‘ eine spannende Mischung<br />

aus Jazz, arabischer Musik<br />

und brasilianischen Rhythmen.<br />

Den Abschluss des diesjährigen<br />

Gitarrenfestivals gestaltet der<br />

herausragende Fingerstyle-Gitarrist<br />

Jacques Stotzem im KultBahnhof<br />

mit Eigenkompositionen und<br />

Auszügen aus seiner neuen<br />

CD ‚Catch the Spirit II‘. Der<br />

Künstler spielt Arrangements von<br />

Rockklassikern der Rolling Stones,<br />

von Led Zeppelin, Nirvana, Neil<br />

Young und Jimi Hendrix. :::<br />

::: Trio Ahmed El-Salamouny,<br />

16.5.<strong>2014</strong>, 20 Uhr, Rittersaal<br />

des Schlosses Gifhorn.<br />

Tickets beim Kulturverein,<br />

Kavalierhaus, Steinweg 3,<br />

Gifhorn :::<br />

Foto: Veranstalter<br />

Foto: Veranstalter<br />

::: Jacques Stotzem, 22.5.<strong>2014</strong>,<br />

20 Uhr, KultBahnhof Gifhorn,<br />

Am Bahnhof Süd 9, Gifhorn.<br />

Tickets bei Arko, Steinweg 27,<br />

Gifhorn :::<br />

jenko-sternberg.de<br />

Foto: Isabel Moran<br />

Kultursommer in Salzgitter<br />

Vor zehn Jahren erschien Annett Louisans erstes<br />

Album ‚Bohème‘. Die Magie ihrer feenhaften Stimme<br />

und ihr Charisma entfalten seitdem ihre Wirkung in<br />

der deutschsprachigen Musikszene. Ihr Zehnjähriges<br />

feiert die Künstlerin nicht nur mit dem neuen Album,<br />

sondern auch live mit ihren Fans. In Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz wird sie in insgesamt 34<br />

Städten zusammen mit ihrer Band auftreten. Dabei wird<br />

sie die Highlights aus den vergangenen zehn Jahren<br />

ebenso präsentieren wie das neue Album vorstellen. Im<br />

Rahmen des Kultursommers in Salzgitter gastiert Annett<br />

Louisan im Schlosshof Salder. Da werden Klassiker wie<br />

‚Das Spiel‘ genauso wenig fehlen wie der Titelsong der im<br />

Februar erschienenen Platte. :::<br />

::: Annett Louisan ‚Zu viel Information‘-Tour <strong>2014</strong>,<br />

12.7.<strong>2014</strong>, Schloss Salder, Salzgitter. Karten an allen<br />

bekannten Vorverkaufsstellen :::<br />

Kerstin Nawracala, Erzieherin in der<br />

Kindertagesstätte Am Herzogtore,<br />

mit Jolina<br />

In Wolfenbüttel geben wir alles, um für den Nachwuchs<br />

bestmögliche Betreuungs möglich keiten zu schaffen.<br />

Ob freie, staatliche oder konfessionelle Kindergärten,<br />

-krippen und -horte: Das Angebot ist so vielfältig wie<br />

die Kinder selbst. Und genügend Plätze gibt es auch.<br />

Endlich zuhause!<br />

www.wolfenbuettel.de<br />

James Blunt kommt<br />

in die Volkswagen-Halle<br />

Auf seiner ‚Moon Landing-Tour <strong>2014</strong>‘ absolviert<br />

James Blunt den einzigen Niedersachsentermin seiner<br />

Herbsttour in Braunschweig. Der Vorverkauf hat<br />

bereits begonnen. Mit dem emotionalen Song ‚You`re<br />

Beautiful‘ berührte der englische Superstar Millionen<br />

Menschen auf der gesamten Welt<br />

gleichermaßen. Das Resultat:<br />

Sein Debütalbum ‚Back to<br />

Bedlam‘ bescherte ihm den<br />

internationalen Durchbruch,<br />

stand in 18 Ländern auf Platz<br />

1 der Charts und machte ihn<br />

zu einem der erfolgreichsten<br />

britischen Künstler dieser Zeit.<br />

Mit ‚Bonfire Heart‘ gelang es<br />

James Blunt auch in Deutschland, an der Spitze der<br />

Charts zu stehen. Die aktuelle Single ‚Heart to Heart‘<br />

brachte ihm einen Auftritt bei ‚Wetten dass …?‘ ein. :::<br />

Foto: Veranstalter<br />

::: James Blunt, 22.10.<strong>2014</strong>, 20 Uhr, Volkswagen-<br />

Halle, Braunschweig. Karten sind online unter<br />

www.undercover.de erhältlich :::


WISSEN RUBRIK // 02.<strong>2014</strong> 03.2011 // 67<br />

Benjamin Chatton …,<br />

kürzlich haben Sie Ihren Vertrag mit dem Handball-<br />

Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf verlängert.<br />

Was schätzen Sie an Hannover als Ort zum Leben und Arbeiten?<br />

Neben der zentralen Lage und<br />

der angenehm-praktikablen<br />

Lebensqualität ist es ganz<br />

klar auch die Nähe zu meiner Heimat,<br />

die ich an Hannover so sehr<br />

schätze. Ich bin in Groß Steinum,<br />

einem kleinen Dorf bei Königslutter,<br />

aufgewachsen. Die ersten zwei Jahre<br />

bin ich im Nachbarort Rottorf zur<br />

Schule gegangen. Später besuchte ich<br />

die Realschule in Königslutter und<br />

mein Abitur habe ich am Gymnasium<br />

am Bötschenberg in Helmstedt<br />

gemacht. Während meines Studiums<br />

habe ich dann in Braunschweig gewohnt.<br />

Ich bezeichne mich trotzdem gerne<br />

als „Dorfkind“, denn ich habe es sehr<br />

genossen, auf dem Land aufzuwachsen.<br />

Als Kinder haben wir immer<br />

draußen gespielt, auf dem Bolzplatz<br />

oder im Wald. Ich habe in der benachbarten<br />

Landwirtschaft beim Schweineschlachten<br />

zugesehen oder bin auf<br />

dem Trecker mitgefahren. In meiner<br />

Kindheit gab es – für mich – permanent<br />

solche Highlights.<br />

Als Teenager hat man das Leben<br />

auf dem Dorf anders wahrgenommen,<br />

man war etwas ab vom Schuss. Ich<br />

fand es aber nicht schlimm, denn ich<br />

bin ja durch den Sport und die Schule<br />

viel unterwegs gewesen. Zuerst habe<br />

ich beim TSV Rottorf-Groß Steinum<br />

Fußball gespielt und bin auch bis zum<br />

Studium dabei geblieben. Mit zehn<br />

Jahren habe ich den Handballsport<br />

Foto: privat<br />

für mich entdeckt und von da an war<br />

jeder Tag mit Sport gefüllt. Ich spielte<br />

zuerst in Mannschaften aus der Region<br />

(Lelm, Warberg, Schöppenstedt,<br />

Vorsfelde, Braunschweig). Schöppenstedt<br />

war noch in der Jugend und die<br />

Fahrten zum Training kamen mir damals<br />

immer wie eine große Reise vor,<br />

dabei ist das natürlich gar kein Vergleich<br />

zu den Strecken, die ich heute<br />

im Sport beispielsweise im Europapokal<br />

zurücklege.<br />

Kürzlich habe ich mit alten Freunden<br />

ein monatliches Fußballtreffen in<br />

Braunschweig gegründet, dies möchte<br />

ich, so lange ich in der Region bin, gerne<br />

aktiv nutzen. Der Vorteil der kurzen<br />

Wege ist auch, dass Freunde öfter zu<br />

Heimspielen der TSV Hannover-Burgdorf<br />

kommen können. Das ging bei<br />

den Stationen TBV Lemgo oder HBW<br />

Balingen-Weilstetten leider nur selten.<br />

Benjamin Chatton ist mit 33 Jahren der mit Abstand<br />

jüngste Manager in der DKB Handball-Bundesliga.<br />

Seit 2011 ist er Geschäftsführer bei der TSV<br />

Hannover-Burgdorf. Der Aufschwung, den der Verein<br />

seitdem erlebt hat, wird eng mit der Person Chattons<br />

in Verbindung gebracht. Vorher arbeitete der<br />

gebürtige Helmstedter zwei Jahre als Geschäftsführer<br />

beim HBW Balingen-Weilstetten und zwei Jahre<br />

beim Traditionsverein TBV Lemgo. Während seines<br />

Sportmanagement-Studiums an der Fachhochschule<br />

Ostfalia spielte Benjamin Chatton für den MTV<br />

Braunschweig in der Regionalliga Nord.<br />

Meine Familie versuche ich einmal<br />

im Monat zu besuchen, das klappt leider<br />

durch den Bundesligaspielbetrieb<br />

nicht immer. Im Fokus steht dann unser<br />

16 Monate alter Sohn und dessen<br />

Entwicklungsfortschritte. Ich würde<br />

mich freuen, wenn er auch den Sport<br />

für sich entdeckt, da mir der Sport als<br />

Jugendlicher vieles fürs Leben mitgeben<br />

hat. Ich schätze es sehr, durch<br />

den Sport erste Werte und Normen wie<br />

Teamfähigkeit, Gemeinschaft, Hierarchie<br />

oder Verantwortung, aber auch,<br />

dass sich (Trainings-)Fleiß auszahlt,<br />

gelernt zu haben.<br />

Mich freut, dass mich meine besten<br />

Freunde schon seit der Schulzeit begleiten,<br />

dass macht mich stolz und zeigt<br />

vielleicht auch unsere gemeinsame<br />

Herkunft, welche uns seither verbindet.<br />

Ich genieße es, sie so oft wie möglich zu<br />

treffen, dank der kurzen Wege. :::<br />

Netzwerk Fachkräfteentwicklung:<br />

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