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ÜBER RELIGION INS GESPRÄCH KOMMEN - Religionslehrer im ...

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Lehrer), das Reiseziel (Erfahrungen und Wissen über sich selbst, die<br />

anderen, Gott und die Welt) und natürlich auch das Reisegepäck (das<br />

nämlich, was jeder mitbringt an Vorwissen und Erfahrung und was jeder für<br />

die Reise braucht). Diese Vorüberlegungen in der Initialphase bahnen die<br />

nun folgende Schreibaufgabe an: Schreibt eine „Gebrauchsanweisung für<br />

mich und mein Gepäck“. Gegenüber der Aufforderung „Schreibt doch mal<br />

auf, wie ihr wollt, dass die anderen mit euch umgehen“ hat diese Anweisung<br />

entscheidende Vorteile: Sie verbleibt auf der Bildebene des Reisens; das<br />

Wort „Gepäck“, nämlich das, was eingepackt und geschützt ist, als<br />

Metapher für das, was jeder Einzelne mitbringt, erlaubt einen spielerischen<br />

Umgang mit eben jenem Eingepackten, gestattet gleichzeitig zu zeigen und<br />

zu verhüllen. Das ist die schönste Eigenschaft gestalteter Sprache, sie kann<br />

jenseits der konventionell tiefsinnigen Art, über sich nachzudenken und zu<br />

sprechen, eine vergnügliche Ebene des Spiels mit der Sprache und dem<br />

eigenen Ausdruck eröffnen.<br />

Wie in 6.4.2 bereits dargelegt sind Irritationen und Störungen ja konstitutiv<br />

für den Beginn des kreativen Prozesses: Gepäck, als das, was ich an Wissen<br />

und Erfahrung mitbringe, das lässt sich relativ leicht nachvollziehen. Eine<br />

Gebrauchsanweisung für Gepäck <strong>im</strong> eigentlichen Sinn des Wortes (der<br />

konkrete Koffer) ist plausibel. Wenn aber als Gepäck das verstanden wird,<br />

was wir an Erfahrungen, Wissen, Schädigungen (!), Erwartungen<br />

mitbringen, entsteht eine gewisse Dissonanz, insofern man auf<br />

solchermaßen verstandenes Gepäck doch nicht den technischen Begriff der<br />

Gebrauchsanweisung anwenden sollte. Genau diese Formvorgabe aber, die<br />

in Spannung zum Gemeinten steht, genau diese Anweisung, sich zunächst<br />

einmal konsequent auf der Ebene des Bildes zu bewegen, bringt einen<br />

vielseitigen und originellen Ausdruck dessen hervor, was man möchte, in<br />

jener Distanz zu sich selbst, die gerade angemessen ist. Ein Beispiel für<br />

einen solchen Text, der in der Anfangssituation des Unterrichts entstand,<br />

möchte ich beifügen:<br />

Christina Fabian-Heidrich, Über Religion ins Gespräch kommen, 2002 127

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