ÃBER RELIGION INS GESPRÃCH KOMMEN - Religionslehrer im ...
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entfalten können. Dieser Prozess der Selbstfindung ist <strong>im</strong>mer eine<br />
Selbstfindung am anderen, auf den anderen bezogen: Ich ist ohne Du nicht<br />
denkbar, deshalb findet Buber den Begriff der „Individuation allein“ auch<br />
irreleitend.<br />
„Irrig ist es, hier von der Individuation allein zu sprechen; diese bedeutet<br />
nur das urnotwendige personhafte Gepräge aller Verwirklichung des<br />
Menschseins. Nicht das Selbst als solches ist das Letztwesentliche, sondern<br />
daß der Schöpfungssinn des menschlichen Daseins sich je und je als Selbst<br />
erfülle. Die erschließende Funktion zwischen den Menschen, die Hilfe zum<br />
Werden des Menschen als Selbst, das Einander-Beistehen zur<br />
Selbstverwirklichung des schöpfungsgerechten Menschentums ist es, daß<br />
das Zwischenmenschliche zu seiner Höhe führt. Erst in zwei Menschen, von<br />
denen jeder, wenn er den anderen meint, zugleich das Höchste meint, das<br />
eben diesem zubest<strong>im</strong>mt ist, und der Erfüllung der Best<strong>im</strong>mung dient, ohne<br />
dem anderen etwas von der eigenen Realisierung auferlegen zu wollen, stellt<br />
sich die dynamische Herrlichkeit des Menschenwesens leibhaftig dar.“ 75<br />
Jeder Mensch hat ein unverwechselbares, einmaliges, und, das ist wichtig,<br />
für das „Zwischenmenschliche“, sprich die Gemeinschaft der Menschen,<br />
unverzichtbares Potential in sich; in der erzieherischen Beziehung, in der<br />
Beziehung zwischen Erzieher und „Zögling“, aber auch der Zöglinge<br />
untereinander, gilt es, dieses Potential zu bergen, es ist etwas qualitativ<br />
Neues, das <strong>im</strong> Dialogischen entsteht, „das Zwischen“, das eben nur die<br />
Frucht der Beziehung ist, das allein nicht zu haben ist und das aber jenes<br />
Besondere ist, was etwa zwei Menschen beitragen zum Gelingen des<br />
„Zwischenmenschlichen“. Das dialogische Prinzip bringt eben eine solche<br />
Gemeinschaft hervor, in der jeder in Beziehung zu den anderen stehend,<br />
seinen besonderen Beitrag zur Gemeinschaft geben kann:<br />
„Gemeinschaft aber, werdende Gemeinschaft (nur die kennen wir bislang)<br />
ist das Nichtmehr-nebeneinander-, sondern Beieinandersein einer Vielheit<br />
von Personen, die, ob sie auch mitsammen sich auf ein Ziel zu bewege,<br />
überall ein Aufeinanderzu, ein dynamisches Gegenüber, ein Fluten von Ich<br />
zu Du erfährt: Gemeinschaft ist, wo Gemeinschaft geschieht. 76<br />
Halten wir abschließend fest: Für Buber ist „Gespräch“ weit mehr als<br />
miteinander reden. Am Anfang ist die Beziehung, die den anderen, so wie er<br />
75 A.a.O. Buber, 1987, S. 291<br />
76 Ebd. S. 185<br />
Christina Fabian-Heidrich, Über Religion ins Gespräch kommen, 2002 31