31.10.2012 Aufrufe

4.Ausgabe 2010 - AWO Pflege Schleswig-Holstein gGmbH

4.Ausgabe 2010 - AWO Pflege Schleswig-Holstein gGmbH

4.Ausgabe 2010 - AWO Pflege Schleswig-Holstein gGmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

»<br />

DAS LEBEN<br />

AUSSERHALB DER<br />

Heimat in<br />

PFLEGEVERSICHERUNG<br />

der Altenpflege<br />

Von Gitta Doege,<br />

Leiterin Salem Al-Kassab<br />

der Kieler<br />

Servicehäuser<br />

<strong>AWO</strong> Service- und<br />

Wohnzentrum<br />

Es ist ein gefl ü-<br />

Schönkirchen<br />

geltes Wort in<br />

den Kieler Servicehäusern<br />

der <strong>AWO</strong>, dass nicht<br />

die Pfl egebedürftigkeit das Leben<br />

dominieren<br />

In der Altenpflege<br />

soll. Schon<br />

zu arbeiten,<br />

seit Beginn<br />

ist<br />

meiner<br />

in der Kultur,<br />

berufl ichen<br />

aus der<br />

Tätigkeit<br />

ich stamme,<br />

vor<br />

mehr<br />

ungewöhnlich<br />

als 30 Jahren<br />

für einen<br />

fragen<br />

Mann.<br />

wir<br />

Meine<br />

zukünftige<br />

Eltern sind<br />

Mieter<br />

Libanesen.<br />

nicht zuerst<br />

Ich<br />

nach<br />

bin in<br />

ihren<br />

Kuwait<br />

Handicaps<br />

aufgewachsen<br />

und ihrem<br />

und<br />

Hilfe-<br />

vor 25<br />

bedarf,<br />

Jahren<br />

sondern<br />

nach Deutschland<br />

nach ihren Möggekomlichkeitenmen,<br />

um<br />

und<br />

Betriebswirtschaftslehre<br />

Vorstellungen, das<br />

Wohnen<br />

zu studieren.<br />

aktiv mitzugestalten.<br />

Für uns ist es wichtig festzuhalten,<br />

Als meine<br />

dass Alter<br />

Mutter<br />

mehr<br />

schwer<br />

ist als Pfl<br />

erkrankege.te,<br />

Im<br />

musste<br />

Vordergrund<br />

ich das<br />

steht<br />

Studium<br />

immer<br />

ab-<br />

der<br />

brechen,<br />

ganze<br />

um<br />

Mensch<br />

sie zu<br />

mit<br />

pflegen.<br />

einer Viel-<br />

Sich<br />

zahl<br />

um ältere<br />

verbliebener<br />

Menschen<br />

Fähigkeiten,<br />

zu kümmern,<br />

mit<br />

seiner<br />

lernt man<br />

Persönlichkeit<br />

bei uns von<br />

und<br />

klein<br />

Indivi-<br />

auf.<br />

dualität.<br />

Einen Beruf<br />

Selbst<br />

dafür<br />

bei erhöhter<br />

gibt es<br />

Pfl<br />

nicht.<br />

egebedürftigkeit<br />

Um meine Mutter<br />

im vollstationären<br />

besser ver-<br />

Bereich<br />

sorgen zu<br />

der<br />

können,<br />

WOHNpfl<br />

entschloss<br />

ege orien-<br />

ich<br />

tieren<br />

mich dennoch,<br />

sich lediglich<br />

eine Ausbildung<br />

1/6 des 24zum<br />

Stunden-Tages<br />

Altenpfleger zu<br />

an<br />

machen.<br />

pfl egerischen<br />

Inzwis-<br />

Notwendigkeiten<br />

chen ist der Beruf<br />

und<br />

meine<br />

auch<br />

Berufung<br />

nur<br />

dieser<br />

geworden<br />

Anteil<br />

und<br />

wird von<br />

ich<br />

den<br />

bin<br />

ent<strong>Pflege</strong>sprechenden<br />

dienstleiter im<br />

Institutionen<br />

<strong>AWO</strong> ServiceinBe-<br />

und<br />

zug<br />

Wohnzentrum<br />

auf die Pfl egequalität<br />

Schönkirchen.<br />

geSoprüft.wohl<br />

im<br />

5/6<br />

Ort<br />

des<br />

als<br />

Tages<br />

auch<br />

aber<br />

im Beruf<br />

sollen<br />

habe<br />

ein<br />

ich<br />

lebenswertes<br />

meine Heimat<br />

Leben<br />

gefunden.<br />

mit Le-<br />

Seit<br />

bensqualität<br />

2002 bin ich<br />

repräsentieren.<br />

Deutscher, seit<br />

Dazu<br />

2005<br />

gehören<br />

glücklich<br />

die<br />

verheiratet<br />

Erhaltung<br />

und<br />

der<br />

in<br />

Auto-<br />

der Genomiemeinde<br />

und<br />

fest<br />

die<br />

verwurzelt.<br />

Förderung<br />

Ich<br />

individu-<br />

bin anellergekommen.<br />

Fertigkeiten und Vorlieben.<br />

Denn in Selbständigkeit und Unabhängigkeit<br />

sehen wir die entscheidende<br />

Voraussetzung für ein<br />

selbstbestimmtes Leben im Alter.<br />

Einmal um die<br />

ganze Welt<br />

Der CD-Player spendet Lebensweisheit<br />

im Schunkeltakt: „Glaub’ an das<br />

Leben, dann wirst Du sehen, dass jeder<br />

HEIMAT Tag hat GEFUNDEN.<br />

seinen Sinn.“ Text und<br />

Musik sind von Ingeborg Düffert. 93<br />

Jahre<br />

Angefangen<br />

stecken<br />

hat<br />

in diesen<br />

alles Ende<br />

Zeilen,<br />

der<br />

und<br />

50er<br />

der<br />

Jahre<br />

lebendige<br />

mit einer<br />

Beweis<br />

Stellung<br />

für<br />

in<br />

die<br />

einem<br />

schönen<br />

Familienhaushalt:<br />

Schlagerworte<br />

„Die<br />

ist sie<br />

Kinder<br />

selbst.<br />

waren<br />

Mit<br />

aus<br />

70<br />

dem<br />

hat<br />

Haus<br />

sie ihre<br />

und<br />

erste<br />

mich<br />

Platte<br />

hat die<br />

gemacht,<br />

Reiselust<br />

mit<br />

gepackt.“<br />

80 ihren<br />

Weil<br />

ersten<br />

ihr<br />

Com-<br />

Mann<br />

puter<br />

in Russland<br />

gekauft<br />

gefallen<br />

und dazwischen<br />

war, hatte<br />

mit<br />

Erna<br />

75<br />

Windus<br />

ein Buch<br />

ihre<br />

geschrieben<br />

Kinder alleine<br />

mit<br />

groß<br />

dem<br />

zie-<br />

Titel<br />

hen müssen:<br />

„Das Leben<br />

„Andere<br />

vor sich<br />

Frauen<br />

haben“.<br />

haben<br />

Und<br />

wieder<br />

das<br />

geheiratet.<br />

kann sie auch<br />

Ich habe<br />

immer<br />

immer<br />

noch<br />

unterschreiben,<br />

gearbeitet.“ Auch<br />

auch<br />

in ihrem<br />

hier in<br />

neuen<br />

der<br />

Job<br />

WOHNpfl<br />

arbeitete<br />

ege<br />

sie viel,<br />

im Haus<br />

doch<br />

an<br />

nicht<br />

der<br />

mehr<br />

Stör<br />

in<br />

für<br />

Neumünster.<br />

die Kinder: „Ich<br />

„Ich<br />

habe<br />

werde<br />

gearbeitet,<br />

wütend,<br />

wenn<br />

um zu<br />

ich<br />

reisen.“<br />

höre,<br />

Als<br />

wir sitzen<br />

Haushälterin<br />

hier nur<br />

be-<br />

rum<br />

gleitete<br />

und<br />

sie<br />

warten<br />

die fünfköpfige<br />

auf das Sterben.“<br />

Familie<br />

auf vielen Reisen und folgte ihnen<br />

Ein<br />

auch<br />

Leben<br />

bei deren<br />

aus dem<br />

Auswanderung<br />

Koffer<br />

in<br />

die Schweiz. „Da ich keine Aufent-<br />

Früher<br />

haltsgenehmigung<br />

ist sie siebzig-,<br />

hatte,<br />

achtzig-<br />

musste<br />

tausend<br />

ich nach<br />

Kilometer<br />

einem halben<br />

im Jahr<br />

Jahr<br />

ge-<br />

wieder<br />

fahren,<br />

zurück nach<br />

ein Leben<br />

Deutschland.<br />

aus dem<br />

Doch<br />

Koffer<br />

ich<br />

quer<br />

konnte<br />

durch<br />

nicht<br />

Deutschland<br />

zuhause bleiben,<br />

und immer<br />

ich<br />

im<br />

wollte<br />

Hotel.<br />

die<br />

Bei<br />

Welt<br />

„sämtlichen“<br />

sehen.“<br />

Hausfrauen-<br />

und Landfrauenvereinen<br />

sei sie mit ihrem Akkordeon gewe-<br />

Das Blatt der <strong>AWO</strong> Pfl <strong>Pflege</strong> ege<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

AUSGABE 4 04 2007 <strong>2010</strong><br />

... zuerst kommt der Mensch<br />

„LEBEN VOR<br />

SICH HABEN“<br />

SEIT FAST ZWEI JAHREN WOHNT INGEBORG DÜFFERT<br />

(93) IM HAUS AN DER STÖR IN NEUMÜNSTER<br />

SO WIE DER ScHLAGER vON KAREL GOTT KöNNTE AUcH<br />

DAS LEBENSLIED vON ERNA WINDUS (94) HEISSEN.<br />

DIE GEBüRTIGE HESSIN IST UM DEN GANZEN GLOBUS<br />

GEREIST UND HAT NUN IM HOHEN NORDEN IHRE<br />

sen. „Außer in Berlin, Frankfurt und<br />

Köln.“ Da hatte sie als Autofahrerin<br />

Manschetten. Ihr Mode- und<br />

Informationsdienst für Frauenverbände<br />

war im Auftrag von Schlaraffi<br />

Mit<br />

amatratzen,<br />

dem Dampfer<br />

Uhu-Stärke<br />

über den<br />

und<br />

Burda-Moden<br />

Atlantik<br />

unterwegs. „Ich habe<br />

Wissen aus der Industrie weitergegeben.“<br />

Das Fernweh<br />

Diesen<br />

hat sie<br />

Beruf<br />

insgesamt<br />

habe<br />

fünf-<br />

sie<br />

sich<br />

zehn<br />

„selbst<br />

Mal nach<br />

ausgedacht“.<br />

Ungarn getrieben.<br />

Vor allem<br />

aber<br />

Zweimal<br />

hat sie<br />

war<br />

Modenschauen<br />

sie auf Mallorca,<br />

mo-<br />

und<br />

deriert.<br />

auch Italien<br />

„Schmidt<br />

und die<br />

Husum,<br />

Türkei<br />

Böttcher<br />

hat sie<br />

Heide,<br />

gesehen.<br />

Sievers<br />

Anfang<br />

Rendsburg,<br />

der 60er<br />

Herder<br />

Jahre<br />

Lübeck<br />

schließlich<br />

und immer<br />

reiste sie<br />

wieder<br />

mit ihrer<br />

Nortex<br />

Mutter<br />

Neumünster.“<br />

für mehrere Monate<br />

Die waren<br />

nach<br />

die<br />

Amerika,<br />

großen<br />

wo<br />

Namen<br />

ihre Tochter<br />

der Mode<br />

mit einem<br />

im Norden.<br />

Amerikaner<br />

verheiratet war.<br />

Viel mehr als in der<br />

Bildzeitung<br />

„Mit einem Dampfer<br />

steht<br />

ging es über<br />

den Atlantik.“ Bekannte ihrer Fami-<br />

„Elf<br />

lie hörten<br />

Stufen!“<br />

von<br />

Früher<br />

ihrem<br />

war<br />

Aufenthalt<br />

das für Frau<br />

und<br />

Düffert<br />

luden Erna<br />

kein<br />

Windus<br />

Problem.<br />

nach<br />

Doch<br />

New<br />

nach<br />

York<br />

einem<br />

ein. „Sie<br />

Sturz<br />

führten<br />

ging es<br />

dort<br />

nicht<br />

ein<br />

mehr<br />

Delikatesalleinsengeschäft<br />

zuhause. Ein<br />

und<br />

Bänderriss<br />

boten mir an,<br />

im Knie<br />

in der<br />

machte<br />

Küche zu<br />

das<br />

arbeiten.“<br />

Treppensteigen<br />

Aus dem<br />

unmög-<br />

Besuch<br />

lich.<br />

wurden<br />

Ihr größtes<br />

viereinhalb<br />

Problem<br />

Jahre.<br />

sind heute<br />

die Augen. Zum Lesen braucht<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 2 u<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 2


u Fortsetzung der titelgeschichte<br />

Als ihr Schwiegersohn in den<br />

vietnamkrieg eingezogen wurde,<br />

ging Erna Windus nach virginia,<br />

um ihrer Tochter im Haushalt und<br />

mit den Kindern zu helfen. „1968<br />

habe ich sogar mit 52 noch den<br />

Führerschein gemacht.“ Kurz darauf<br />

überredete ihre Schwester sie,<br />

zurück nach Hessen zu gehen, um<br />

ihr in ihrem Schneidergeschäft zu<br />

helfen. „Diesen Fehler habe ich bis<br />

heute bereut. Ich hatte Heimweh<br />

nach Amerika und flog jedes Jahr<br />

für mehrere Wochen in die USA.“<br />

„Oma, du kommst zu uns“<br />

Auch im November 2009 blieb Erna<br />

Windus für vier Monate bei ihrer<br />

Tochter. „Sie bot mir an, bei ihr zu<br />

leben, wollte die Garage umbauen<br />

lassen. Doch ich lehnte ab und<br />

kehrte nach Hessen zurück.“ Im Mai<br />

<strong>2010</strong> dann änderte sich alles: „Ich<br />

erlitt einen schweren Schlaganfall<br />

und konnte nicht in meine Wohnung<br />

zurück.“ Ihre Enkeltöchter, die<br />

in Schönkirchen lebten, zögerten<br />

nicht lange: „‚Oma, du kommst zu<br />

uns‘, haben sie gesagt. Direkt aus<br />

dem Krankenhaus bin ich also nach<br />

Schönkirchen gezogen.“<br />

Seit fünf Monaten nun wohnt Erna<br />

Windus schon im Service- und<br />

Wohnzentrum der <strong>AWO</strong>. „Man schaut<br />

immer ins Grüne. Ich habe jeden Tag<br />

Besuch. Als ich vor kurzem im<br />

Krankenhaus war, habe ich sofort<br />

gemerkt: Ich habe Heimweh nach<br />

Schönkirchen. Hier habe ich gefunden,<br />

was ich jahrelang gesucht<br />

habe.“<br />

MEHr LEBEn Drin<br />

ALS DrAUSSEn<br />

Der Regen prasselte gegen die<br />

Eingangstür, als Helma Witt zum<br />

ersten Mal die Tagespflege im<br />

Kieler Servicehaus in Mettenhof<br />

betrat. „Ich war ängstlich“,<br />

erzählt die 78-Jährige, „und froh,<br />

dass mein Sohn mich begleitete.“<br />

Für Jochen Witt war der Schritt<br />

ebenfalls nicht einfach:<br />

„Der verlust meines vaters ist<br />

noch allgegenwärtig, und nach 60<br />

Jahren Ehe alleine zu sein, ist für<br />

meine Mutter nicht einfach.“ Auch<br />

seine Schwester sei skeptisch<br />

gewesen: „Sie hatte schon mal<br />

schlechte Erfahrungen mit Tagespflege<br />

gemacht. Jeder von uns<br />

musste sich erstmal rantasten.“<br />

Jochen Witt bringt seine Mutter Helma<br />

jeden Montag selbst zur Tagespflege<br />

Inzwischen bringt Jochen Witt<br />

seine Mutter jeden Montag in<br />

die Tagespflege. Seit dem ersten<br />

Mal hat sich einiges geändert:<br />

„Man merkt schnell, dass hier das<br />

Licht brennt. Ich meine, dass hier<br />

gelebt wird“, sagt Helma Witt.<br />

„Man hat das Gefühl“, ergänzt ihr<br />

Sohn, „hier ist mehr Leben drin als<br />

draußen. Und wenn unsere Mutter<br />

sich wohlfühlt, können auch wir<br />

die <strong>AWO</strong> ohne vorbehalte akzeptieren.“<br />

HEiMAt in DEr<br />

ScHAcHtEL<br />

Ob „Ännchen von Tharau“ oder „Dat<br />

du mien Leevsten büst“ – mit seiner<br />

Mundharmonika begleitet Jakobus<br />

Johsten jedes Lied des „Choro di<br />

<strong>AWO</strong>“ im Servicehaus Sandberg. Hier<br />

zog der 84-Jährige 2005 mit seiner<br />

Frau ein. „Als ich den Aushang sah:<br />

‘Wer musikalisch ist, melde sich bitte<br />

beim chor’, bin ich sofort hin. Natürlich<br />

hatte ich auch meine Mundharmonika<br />

in der Schachtel dabei. Sie<br />

ist für mich ein Stück Heimat, das ich<br />

immer bei mir trage.“<br />

Schafflund, wo er aufwuchs, musste<br />

er 1943 verlassen: „Ich wurde vom<br />

Reichsarbeitsdienst eingezogen.<br />

Danach war ich in Gefangenschaft in<br />

Hannover und wurde zum Glück 1948<br />

entlassen.“ Als es in Deutschland<br />

wieder aufwärts ging, kaufte er<br />

sich mit seinem Zwillingsbruder<br />

eine Mundharmonika. „Das Spielen<br />

brachten wir uns selbst bei. Wir<br />

haben auf Geburtstagen und einer<br />

goldenen Hochzeit gespielt, vor 400<br />

Leuten mit Schlagzeug und einer<br />

singenden Säge.“ Zur Weihnachtszeit<br />

hört man Herrn Johsten sicher<br />

auch auf den Etagen der WOHNpflege<br />

wieder spielen.<br />

Jakobus Johsten und seine Mundharmonika


BiLDEr vOn DAHEiM<br />

Wer Hedwig Roski besucht, sieht<br />

auf den ersten Blick, wofür ihr Herz<br />

schlägt: Zahlreiche Bilder, alles<br />

eigene Kunstwerke, schmücken die<br />

Wände im Zimmer der 93-Jährigen in<br />

der WOHNpflege Lensahn. „Wir hatten<br />

die Qual der Wahl“, sagt ihr Sohn<br />

Wolfgang Roski. „Die Lieblingsbilder<br />

unserer Mutter sollten sie weiterhin<br />

begleiten.“<br />

Ihre Liebe zur Malerei entdeckte<br />

Hedwig Roski vor rund 35 Jahren.<br />

Früher war wenig Zeit für das Hobby.<br />

Mit ihrem Mann arbeitete sie in der<br />

eigenen Bäckerei und zog fünf Kinder<br />

groß. Erst als Rentnerin widmete<br />

sie sich ganz der Malerei. Dicht an<br />

dicht hingen die Landschaftsbilder<br />

in ihrem Haus in Heringsdorf. „viele<br />

Bilder mussten im Keller aufbewahrt<br />

werden, da an den Wänden kein<br />

Platz mehr war“, erzählt Wolfgang<br />

Roski. Oft erinnerte sich seine Mutter<br />

beim Malen an ihre ostpreußische<br />

Heimat. Da sie auf dem Bauernhof<br />

LiEDEr BEiM ÄpFELScHÄLEn<br />

Es war, als hätten sie Annemaria<br />

Handke noch einmal mitgenommen<br />

auf eine Reise entlang der Ostsee<br />

aus ihrer alten Heimat Ostpreußen<br />

bis in ihr neues Zuhause in Lauenburg:<br />

Als die beiden Künstlerinnen<br />

Anja Kupcjuniene und Frauke Zydow<br />

im Walter-Gerling-Haus ihre Lieder<br />

von Freundschaft und Liebe präsentierten,<br />

zauberten sie nicht nur der<br />

72-Jährigen ein Lächeln ins Gesicht.<br />

Unterstützt wurden sie dabei vom<br />

chor und der Rhythmusgruppe aus<br />

dem <strong>AWO</strong> Servicehaus Geesthacht.<br />

„Ännchen von Tharau“ oder „Zogen<br />

einst fünf wilde Schwäne“: Die<br />

meisten Lieder kennt Annemarie<br />

Handke noch gut, von manchen nur<br />

die ersten Zeilen. Schon im chor<br />

des Walter-Gerling-Hauses hat<br />

sie einige davon wieder entdeckt.<br />

groß wurde, zeigen viele ihrer Bilder<br />

das Leben auf dem Land. Aber auch<br />

die ostholsteinische Landschaft<br />

reizte sie. Ein Bild ist Hedwig Roski<br />

besonders ans Herz gewachsen: Das<br />

Bild mit den zwei Pferden und einem<br />

Fuhrwerk erinnert sie an zu Hause.<br />

Hedwig Roski (93) und ihre Bilder aus der Heimat<br />

Einmal pro Woche singt sie hier<br />

gemeinsam mit anderen auch Lieder<br />

aus Ostpreußen, denn viele Lauenburger<br />

haben ihre Wurzeln dort.<br />

Obwohl Annemarie Handke ihre Heimat<br />

schon mit acht Jahren verlassen<br />

musste, werden bei ihr jedes Mal<br />

Ausgabe 4 2007<br />

ben als junger Mensch in der Zeit des<br />

DARUM<br />

Nationalsozialismus gesprochen.<br />

Ausgabe 04 <strong>2010</strong><br />

WERDEN<br />

Musikalische Reise entlang der Ostsee im Walter-Gerling-Haus<br />

Das Blatt der <strong>AWO</strong> Pfl ege<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

AUSGABE 4 2007<br />

Seit diesem Jahr ist Anneliese Witt-<br />

WIR NICHT höft beim Kieler Erzählcafé der <strong>AWO</strong><br />

SCHWEIGEN im Bürgertreff Beselerallee mit dabei.<br />

... zuerst kommt der Mensch<br />

Viermal im Jahr lädt die Projektgruppe,<br />

in der zehn weitere Ehrenamtliche<br />

mitarbeiten, zu Kaffee, Kuchen und<br />

DAS LEBEN<br />

Erinnerungen ein. Das erste Erzähl-<br />

AUSSERHALB DER<br />

café zu „Verbotener Musik der 1930er<br />

PFLEGEVERSICHERUNG<br />

und 40er Jahre“ gestaltete Frau Witthöft.<br />

Nach einem einführenden Vor-<br />

Von Gitta Doege,<br />

trag wurden Erlebnisse und Anekdo-<br />

Leiterin der Kieler<br />

„LEBEN VOR<br />

ten ausgetauscht. Das nächste Thema<br />

Servicehäuser<br />

stand danach gleich fest: Tanzstunde.<br />

SICH HABEN“<br />

Anneliese Witthöft geht im Kieler teurin bei der „ALTERNATIVE - Zeitung<br />

Es ist ein gefl ü-<br />

„Erzählcafé“ Erinnerungen an die (nicht nur) für Senioren“ und Grün- „Persönliche Erinnerungen und Gegeltes<br />

Wort in<br />

Kriegs- und Nachkriegszeit nach dungsmitglied der „...trotz Alter“-Kafühle vermitteln ein tieferes Bild der<br />

den Kieler Serbarettgruppe.<br />

Sie war Reiseleiterin auf Vergangenheit als Geschichtsbüvicehäusern<br />

der <strong>AWO</strong>, dass nicht<br />

„Ich war schon immer engagiert. Seit der „Kronprinz Harald“ und ist Trägecher“, sagt Anneliese Witthöft. Und<br />

die Pfl egebedürftigkeit das Leben<br />

40 Jahren bin ich bei der <strong>AWO</strong>, 24 Jahrin der Ehrennadel des Landes Schles- das Sprechen über die Vergangen-<br />

dominieren soll. Schon seit Beginn<br />

re davon hauptamtlich, seit 54 Jahwig-<strong>Holstein</strong>. Sie schreibt Gedichte, heit ist auch wichtig für die Zukunft. In<br />

meiner berufl ichen Tätigkeit vor SEIT FAST ZWEI JAHREN WOHNT INGEBORG DÜFFERT<br />

ren Mitglied in der Gewerkschaft. Ich erzählt Märchen, malt und fotogra- ihrem Gedicht „Wir sind Menschen“<br />

mehr als 30 Jahren fragen wir zu-<br />

(93) IM HAUS AN DER STÖR IN NEUMÜNSTER<br />

habe sieben Kinder groß gezogen, fi ert. Mit der Gruppe „Jung und Alt“ schreibt sie: „Denn im Verlauf von viekünftige<br />

Mieter nicht zuerst nach<br />

war Elternbeirätin und habe in Pop- organisiert Anneliese Witthöft Begeglen Jahren/ haben wir eines hart er-<br />

ihren Handicaps und ihrem Hilfe- Der CD-Player spendet Lebensweis- sen. „Außer in Berlin, Frankfurt und<br />

penrade eine Elterninitiative gegrünnungen zwischen Jugendlichen und Sefahren:/ Schweigen heißt, nicht zu<br />

bedarf, sondern nach ihren Mögheit im Schunkeltakt: „Glaub’ an das Köln.“ Da hatte sie als Autofahdet.“<br />

Aber das ist noch nicht alles. nioren. Im Sozialkundeunterricht einer verhindern/ das Unglück in der Welt/<br />

lichkeiten und Vorstellungen, das Leben, dann wirst Du sehen, dass jererin Manschetten. Ihr Mode- und<br />

Anneliese Witthöft ist auch Redak- zehnten Klasse hat sie über das Le- und an Kind und Kindeskindern.“<br />

Wohnen aktiv mitzugestalten. der Tag hat seinen Sinn.“ Text und Informationsdienst für Frauenver-<br />

Für uns ist es wichtig festzuhal- Musik sind von Ingeborg Düffert. 93 bände war im Auftrag von Schla-<br />

„Unsere Mutter ist stolz auf ihr<br />

„WÄHLEN SIE <strong>AWO</strong> PFLEGE!“<br />

ten, dass Alter mehr ist als Pfl e- Jahre stecken in diesen Zeilen, und raffi amatratzen, Uhu-Stärke und<br />

ge. Im Vordergrund steht immer der lebendige Beweis für die schö- Burda-Moden unterwegs. „Ich ha-<br />

Landesweit einzigartiges<br />

gt sich beispielsweise überraschend der reagiert. Die speziell geschulten Tele-<br />

der ganze Mensch mit einer Vielnen Schlagerworte ist sie selbst. be Wissen aus der Industrie wei-<br />

Service-Angebot für Rat-<br />

Wochenendbesuch der Tochter an und fonberater fi nden und benachrichtigen<br />

zahl verbliebener Fähigkeiten, mit Mit 70 hat sie ihre erste Platte getergegeben.“ Diesen Beruf habe sie<br />

suchende und Kunden<br />

der ambulante Pfl egedienst ist somit für dann den zuständigen Pfl egedienst.<br />

seiner Persönlichkeit und Indivimacht, mit 80 ihren ersten Com- sich „selbst ausgedacht“. Vor allem<br />

Samstagmorgen entbehrlich, kann der<br />

dualität. Selbst bei erhöhter Pfl eputer gekauft und dazwischen mit aber hat sie Modenschauen mo-<br />

Unter der Nummer 01803 10 33 10 ist Termin über das Kundentelefon abgegebedürftigkeit<br />

im vollstationären 75 ein Buch geschrieben mit dem deriert. „Schmidt Husum, Böttcher<br />

künstlerisches Talent. Wir möchten,<br />

jetzt das Beratungstelefon der <strong>AWO</strong> sagt werden. Auch besorgte Nachbarn<br />

Bereich der WOHNpfl ege orien- Titel „Das Leben vor sich haben“. Heide, Sievers Rendsburg, Herder<br />

Pfl ege <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> an sieben fi nden ein offenes Ohr, wenn etwa bei<br />

tieren sich lediglich 1/6 des 24- Und das kann sie auch immer noch Lübeck und immer wieder Nortex<br />

Tagen die Woche, rund um die Uhr er- der pfl egebedürftigen, allein stehen-<br />

Stunden-Tages an pfl egerischen unterschreiben, auch hier in der Neumünster.“ Die waren die großreichbar.<br />

Dies bietet Kunden der <strong>AWO</strong> den Nachbarin abends kein Licht brennt<br />

Notwendigkeiten und auch nur WOHNpfl ege im Haus an der Stör en Namen der Mode im Norden.<br />

mehr Flexibilität und Sicherheit. Kündi- und sie auf Klopfen und Klingeln nicht<br />

dieser Anteil wird von den ent- in Neumünster. „Ich werde wütend,<br />

sprechenden Institutionen in Be- wenn ich höre, wir sitzen hier nur Viel mehr als in der<br />

zug auf die Pfl egequalität ge- rum und warten auf das Sterben.“ Bildzeitung steht<br />

dass sie IMPRESSUM auch heute noch Freude an<br />

Die Servicenummer wendet sich zuprüft.<br />

5/6 des Tages aber sollen<br />

dem an alle, die sich über Pfl ege infor-<br />

ein lebenswertes Leben mit Le- Ein Leben aus dem Koffer<br />

„Elf Stufen!“ Früher war das für Frau<br />

Das Blatt der <strong>AWO</strong> Pfl ege <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> erscheint vierteljährlich.<br />

mieren wollen. Interessierte erhalten<br />

bensqualität repräsentieren. Dazu<br />

Düffert kein Problem. Doch nach<br />

hier Informationen über die Angebote<br />

gehören die Erhaltung der Auto- Früher ist sie siebzig-, achtzig- einem Sturz ging es nicht mehr al-<br />

V.i.S.d.P. Volker Andresen<br />

Kontakt <strong>AWO</strong> <strong>Schleswig</strong>-<br />

(Geschäftsführer)<br />

<strong>Holstein</strong> <strong>gGmbH</strong>,<br />

und Dienstleistungen der <strong>AWO</strong> wie auch<br />

nomie und die Förderung individutausend Kilometer im Jahr gelein zuhause. Ein Bänderriss im Knie<br />

Redaktion Armin Erkens<br />

Unternehmensbereich Pfl ege weiterführende Adressen. Die Kosten<br />

eller Fertigkeiten und Vorlieben. fahren, ein Leben aus dem Koffer machte das Treppensteigen unmög-<br />

Fotos <strong>AWO</strong> Pfl ege, wwsc<br />

Vaasastr. 2a<br />

des Anrufs werden vom Anrufer und der<br />

Denn in Selbständigkeit und Un- quer durch Deutschland und immer lich. Ihr größtes Problem sind heu-<br />

Konzeption/ wwsc Märkte und Medien GmbH<br />

24109 Kiel<br />

dem hat, was ihr größtes Layout<br />

Telefon (0431) 26 0 4 31- 0<br />

<strong>AWO</strong> anteilig getragen und liegen für<br />

abhängigkeit Hobby sehen wir die ent- im Hotel. Bei ist<br />

„sämtlichen“ Hauste die Augen. Zum Lesen braucht<br />

Druck Carius Druck, Kiel<br />

Fax (0431) 26 0 4 31- 59<br />

den Anrufer bei 9 Cent pro Minute (aus<br />

scheidende Voraussetzung für ein frauen- und Landfrauenvereinen<br />

E-Mail herz@awo-pfl ege-sh.de<br />

Internet http://www.awo-pfl ege-sh.de dem Festnetz der Deutschen Telekom).<br />

selbstbestimmtes Leben im Alter. sei sie mit ihrem Akkordeon gewe- Lesen Sie weiter auf Seite 2<br />

... zuerst kommt der Mensch<br />

und was sie ihr Leben lang begleitet<br />

hat. Und dazu gehören ihre Bilder<br />

und ihre Erinnerungen.“<br />

viele Erinnerungen wach – schreck-<br />

liche Erinnerungen an die Flucht,<br />

aber auch viele schöne. Zum<br />

Beispiel daran, dass sie selbst schon<br />

als Kind gern gesungen hat, beim<br />

Apfelschälen oder bei der Gartenarbeit<br />

mit Mutter und Schwester.


T<br />

EN<br />

fl ege<br />

sh.de<br />

ben als junger Mensch in der Zeit des<br />

Nationalsozialismus gesprochen.<br />

Seit diesem Jahr ist Anneliese Witthöft<br />

beim Kieler Erzählcafé der <strong>AWO</strong><br />

im Bürgertreff Beselerallee mit dabei.<br />

Viermal im Jahr lädt die Projektgruppe,<br />

in der zehn weitere Ehrenamtliche<br />

mitarbeiten, zu Kaffee, Kuchen und<br />

Erinnerungen ein. Das erste Erzählcafé<br />

zu „Verbotener Musik der 1930er<br />

und 40er Jahre“ gestaltete Frau Witthöft.<br />

Nach einem einführenden Vortrag<br />

wurden Erlebnisse und Anekdoten<br />

ausgetauscht. Das nächste Thema<br />

stand danach gleich fest: Tanzstunde.<br />

„Persönliche Erinnerungen und Ge-<br />

„Da wollen wir mal die Bagage zum<br />

Bereich der WOHNpfl ege orien- Titel „Das Leben vor sich haben“. Heide, Sievers Rendsburg, Herder<br />

tieren sich lediglich 1/6 des 24- Und das kann sie auch immer noch Lübeck und immer wieder Nortex<br />

Stunden-Tages an pfl egerischen unterschreiben, auch hier in der Neumünster.“ Die waren die groß-<br />

Notwendigkeiten und auch nur WOHNpfl ege im Haus an der Stör en Namen der Mode im Norden.<br />

dieser Anteil wird von den ent- in Neumünster. „Ich werde wütend,<br />

sprechenden Institutionen in Be- wenn ich höre, wir sitzen hier nur Viel mehr als in der<br />

zug auf die Pfl egequalität ge- rum und warten auf das Sterben.“ Bildzeitung steht<br />

Singen prüft. 5/6 des Tages aber sollen bringen!“ Otto Singer zögerte<br />

ein lebenswertes Leben mit Le- Ein Leben aus dem Koffer<br />

„Elf Stufen!“ Früher war das für Frau<br />

bensqualität repräsentieren. Dazu<br />

Düffert kein Problem. Doch nach<br />

gehören die Erhaltung der Auto- Früher ist sie siebzig-, achtzig- einem Sturz ging es nicht mehr alnomie<br />

und die Förderung individutausend Kilometer im Jahr gelein zuhause. Ein Bänderriss im Knie<br />

eller Fertigkeiten und Vorlieben. fahren, ein Leben aus dem Koffer machte das Treppensteigen unmög-<br />

Denn in Selbständigkeit und Un- quer durch Deutschland und immer lich. Ihr größtes Problem sind heu-<br />

nicht abhängigkeit sehen wir die ent- lange, im Hotel. Bei „sämtlichen“ Haus- als te die Augen. Zum Lesen Frau braucht Zander von<br />

scheidende Voraussetzung für ein frauen- und Landfrauenvereinen<br />

selbstbestimmtes Leben im Alter. sei sie mit ihrem Akkordeon gewe- Lesen Sie weiter auf Seite 2<br />

der <strong>AWO</strong> ihn bat, beim Grillabend<br />

der <strong>Pflege</strong>dienste Bad Segeberg<br />

Akkordeon zu spielen. Seitdem<br />

sieht man ihn immer wieder Musik<br />

machen. „Bis jetzt hat mich noch<br />

niemand rausgeschmissen“, lacht<br />

der 76-Jährige - und hat dabei selbst<br />

am meisten Freude: „Da können Sie<br />

erleben, dass 80- und 90-Jährige<br />

noch zehn Strophen hintereinander<br />

singen. Ohne Musik würde mir etwas<br />

fehlen. Sie hat mich ein Leben lang<br />

begleitet.“ Schon mit vier Jahren<br />

lernte der gebürtige Bayer das<br />

Akkordeon spielen. Mit zehn kam er<br />

iMprESSUM<br />

Das Blatt der <strong>AWO</strong> Pfl ege<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> Ausgabe 04 <strong>2010</strong><br />

AUSGABE 4 2007<br />

... zuerst kommt der Mensch<br />

DAS LEBEN<br />

AUSSERHALB DER<br />

PFLEGEVERSICHERUNG<br />

Von Gitta Doege,<br />

Leiterin der Kieler<br />

„LEBEN VOR<br />

Servicehäuser<br />

SICH HABEN“<br />

Zeitung<br />

Es ist ein gefl ü-<br />

rün-<br />

geltes Wort in<br />

“-Kafühle vermitteln ein tieferes Bild der<br />

den Kieler Sererin<br />

auf Vergangenheit als Geschichtsbüvicehäusern<br />

der <strong>AWO</strong>, dass nicht<br />

räge- cher“, sagt Anneliese Witthöft. Und<br />

die Pfl egebedürftigkeit das Leben<br />

Schles- das Sprechen über die Vergangen-<br />

dominieren soll. Schon seit Beginn<br />

chte,heit ist auch wichtig für die Zukunft. In<br />

meiner berufl ichen Tätigkeit vor SEIT FAST ZWEI JAHREN WOHNT INGEBORG DÜFFERT<br />

gra- ihrem Gedicht „Wir sind Menschen“<br />

mehr als 30 Jahren fragen wir zu-<br />

(93) IM HAUS AN DER STÖR IN NEUMÜNSTER<br />

Alt“ schreibt sie: „Denn im Verlauf von viekünftige<br />

Mieter nicht zuerst nach<br />

Begeglen Jahren/ haben wir eines hart er-<br />

ihren Handicaps und ihrem Hilfe- Der CD-Player spendet Lebensweis- sen. „Außer in Berlin, Frankfurt und<br />

undSefahren:/ Schweigen heißt, nicht zu<br />

bedarf, sondern nach ihren Mögheit im Schunkeltakt: „Glaub’ an das Köln.“ Da hatte sie als Autofahht<br />

einer verhindern/ das Unglück in der Welt/<br />

lichkeiten und Vorstellungen, das Leben, dann wirst Du sehen, dass jererin Manschetten. Ihr Mode- und<br />

Le- und an Kind und Kindeskindern.“<br />

Wohnen aktiv mitzugestalten. der Tag hat seinen Sinn.“ Text und Informationsdienst für Frauenver-<br />

Für uns ist es wichtig festzuhal- Musik sind von Ingeborg Düffert. 93 bände war im Auftrag von Schlaten,<br />

dass Alter mehr ist als Pfl e- Jahre stecken in diesen Zeilen, und raffi amatratzen, Uhu-Stärke und<br />

ge. Im Vordergrund steht immer der lebendige Beweis für die schö- Burda-Moden unterwegs. „Ich ha-<br />

end der reagiert. Die speziell geschulten Tele-<br />

der ganze Mensch mit einer Vielnen Schlagerworte ist sie selbst. be Wissen aus der Industrie wei-<br />

an und fonberater fi nden und benachrichtigen<br />

zahl verbliebener Fähigkeiten, mit Mit 70 hat sie ihre erste Platte getergegeben.“ Diesen Beruf habe sie<br />

omit für dann den zuständigen Pfl egedienst.<br />

seiner Persönlichkeit und Indivimacht, mit 80 ihren ersten Com- sich „selbst ausgedacht“. Vor allem<br />

nn der<br />

dualität. Selbst bei erhöhter Pfl eputer gekauft und dazwischen mit aber hat sie Modenschauen mobgegebedürftigkeit<br />

im vollstationären 75 ein Buch geschrieben mit dem deriert. „Schmidt Husum, Böttcher<br />

hbarn<br />

a bei<br />

enbrennt<br />

nicht<br />

Die Servicenummer wendet sich zudem<br />

an alle, die sich über Pfl ege informieren<br />

wollen. Interessierte erhalten<br />

hier Informationen über die Angebote<br />

und Dienstleistungen der <strong>AWO</strong> wie auch<br />

weiterführende Adressen. Die Kosten<br />

des Anrufs werden vom Anrufer und der<br />

<strong>AWO</strong> anteilig getragen und liegen für<br />

den Anrufer bei 9 Cent pro Minute (aus<br />

dem Festnetz der Deutschen Telekom).<br />

ben als junger Mensch in der Zeit des<br />

DARUM<br />

Nationalsozialismus gesprochen.<br />

WERDEN<br />

Seit diesem Jahr ist Anneliese Witt-<br />

WIR NICHT höft beim Kieler Erzählcafé der <strong>AWO</strong><br />

SCHWEIGEN im Bürgertreff Beselerallee mit dabei.<br />

Viermal im Jahr lädt die Projektgruppe,<br />

in der zehn weitere Ehrenamtliche<br />

mitarbeiten, zu Kaffee, Kuchen und<br />

Erinnerungen ein. Das erste Erzählcafé<br />

zu „Verbotener Musik der 1930er<br />

und 40er Jahre“ gestaltete Frau Witthöft.<br />

Nach einem einführenden Vortrag<br />

wurden Erlebnisse und Anekdoten<br />

ausgetauscht. Das nächste Thema<br />

stand danach gleich fest: Tanzstunde.<br />

in bei der „ALTERNATIVE - Zeitung<br />

t nur) für Senioren“ und Grün- „Persönliche Erinnerungen und Gesmitglied<br />

der „...trotz Alter“-Kafühle vermitteln ein tieferes Bild der<br />

ttgruppe. Sie war Reiseleiterin auf Vergangenheit als Geschichtsbü-<br />

Kronprinz Harald“ und ist Trägecher“, sagt Anneliese Witthöft. Und<br />

er Ehrennadel des Landes Schles- das Sprechen über die Vergangen-<br />

<strong>Holstein</strong>. Sie schreibt Gedichte, heit ist auch wichtig für die Zukunft. In<br />

hlt Märchen, malt und fotogra- ihrem Gedicht „Wir sind Menschen“<br />

. Mit der Gruppe „Jung und Alt“ schreibt sie: „Denn im Verlauf von vie-<br />

nisiert Anneliese Witthöft Begeglen Jahren/ haben wir eines hart eren<br />

zwischen Jugendlichen und Sefahren:/ Schweigen heißt, nicht zu<br />

en. Im Sozialkundeunterricht einer verhindern/ das Unglück in der Welt/<br />

ten Klasse hat sie über das Le- und an Kind und Kindeskindern.“<br />

h beispielsweise überraschend der reagiert. Die speziell geschulten Tele-<br />

henendbesuch der Tochter an und fonberater fi nden und benachrichtigen<br />

mbulante Pfl egedienst ist somit für dann den zuständigen Pfl egedienst.<br />

stagmorgen entbehrlich, kann der<br />

in über das Kundentelefon abgewerden.<br />

Auch besorgte Nachbarn<br />

n ein offenes Ohr, wenn etwa bei<br />

fl egebedürftigen, allein stehen-<br />

Nachbarin abends kein Licht brennt<br />

sie auf Klopfen und Klingeln nicht<br />

Die Servicenummer wendet sich zudem<br />

an alle, die sich über Pfl ege infor-<br />

erscheint vierteljährlich.<br />

mieren wollen. Interessierte erhalten<br />

hier Informationen über die Angebote<br />

kt <strong>AWO</strong> <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong> <strong>gGmbH</strong>,<br />

und Dienstleistungen der <strong>AWO</strong> wie auch<br />

Unternehmensbereich Pfl ege weiterführende Adressen. Die Kosten<br />

Vaasastr. 2a<br />

des Anrufs werden vom Anrufer und der<br />

24109 Kiel<br />

n (0431) 26 0 4 31- 0<br />

<strong>AWO</strong> anteilig getragen und liegen für<br />

(0431) 26 0 4 31- 59<br />

den Anrufer bei 9 Cent pro Minute (aus<br />

il herz@awo-pfl ege-sh.de<br />

et http://www.awo-pfl ege-sh.de dem Festnetz der Deutschen Telekom).<br />

Ein StücK HEiMAt in Mir<br />

DiE nÄcHtE DUrcHtAnzt<br />

Gertrud Metzger (90) schmunzelt, als<br />

sie sich an ihre Tanzabende erinnert.<br />

„Mein Mann und ich sind immer gerne<br />

zum Tanzen gegangen. Anfang der<br />

50er gab es noch keine Diskotheken.<br />

Da wurden Tanzabende und -turniere<br />

in der Tanzschule Gemind angeboten.“<br />

Um daran teilzunehmen,<br />

musste man vorher drei Kurse belegen.<br />

„Das haben wir auch gemacht<br />

– uns blieb ja nichts anderes übrig“,<br />

erinnert sich die 90-Jährige. „Für<br />

diese Abende haben wir uns schick in<br />

Schale geworfen.“<br />

Das ist zwar lang her, doch das<br />

Tanzen liebt Gertrud Metzger noch<br />

immer. „Mir fehlt nur die Gelegenheit<br />

DAS LEBEN<br />

AUSSERHALB DER<br />

PFLEGEVERSICHERUNG<br />

Von Gitta Doege,<br />

Leiterin der Kieler<br />

„LEBEN VOR<br />

v.i.S.d.p. Servicehäuser<br />

SICH HABEN“ Michael Selck, Michael Bott<br />

Es ist ein gefl ügeltes<br />

Wort in<br />

den Kieler Servicehäusern<br />

der <strong>AWO</strong>, dass nicht<br />

die Pfl egebedürftigkeit das Leben<br />

dominieren soll. Schon seit Beginn (Geschäftsführer)<br />

meiner berufl ichen Tätigkeit vor SEIT FAST ZWEI JAHREN WOHNT INGEBORG DÜFFERT<br />

mehr als 30 Jahren fragen wir zu-<br />

(93) IM HAUS AN DER STÖR IN NEUMÜNSTER<br />

künftige Mieter nicht zuerst nach<br />

ihren Handicaps und ihrem Hilfe- Der CD-Player spendet Lebensweis- sen. „Außer in Berlin, Frankfurt und<br />

bedarf, sondern nach ihren Mögheit im Schunkeltakt: „Glaub’ an das Köln.“ Da hatte sie als Autofahlichkeiten<br />

und Vorstellungen, das Leben, dann wirst Du sehen, dass jererin Manschetten. Ihr Mode- und<br />

redaktion <strong>AWO</strong> <strong>Pflege</strong>, Barbara Aichroth<br />

Wohnen aktiv mitzugestalten. der Tag hat seinen Sinn.“ Text und Informationsdienst für Frauenver-<br />

Für uns ist es wichtig festzuhal- Musik sind von Ingeborg Düffert. 93 bände war im Auftrag von Schlaten,<br />

dass Alter mehr ist als Pfl e- Jahre stecken in diesen Zeilen, und raffi amatratzen, Uhu-Stärke und<br />

ge. Im Vordergrund steht immer der lebendige Beweis für die schö- Burda-Moden unterwegs. „Ich ha-<br />

der ganze Mensch mit einer Vielnen Schlagerworte ist sie selbst. be Wissen aus der Industrie weizahl<br />

verbliebener Fähigkeiten, mit Mit 70 hat sie ihre erste Platte getergegeben.“ Diesen Beruf habe sie<br />

Fotos seiner Persönlichkeit und Indivimacht, mit 80 ihren ersten Com- sich „selbst ausgedacht“. <strong>AWO</strong> Vor allem <strong>Pflege</strong><br />

dualität. Selbst bei erhöhter Pfl eputer gekauft und dazwischen mit aber hat sie Modenschauen mogebedürftigkeit<br />

im vollstationären 75 ein Buch geschrieben mit dem deriert. „Schmidt Husum, Böttcher<br />

Bereich der WOHNpfl ege orien- Titel „Das Leben vor sich haben“. Heide, Sievers Rendsburg, Herder<br />

tieren sich lediglich 1/6 des 24- Und das kann sie auch immer noch Lübeck und immer wieder Nortex<br />

Stunden-Tages an pfl egerischen unterschreiben, auch hier in der Neumünster.“ Die waren die groß-<br />

Notwendigkeiten und auch nur WOHNpfl ege im Haus an der Stör en Namen der Mode im Norden.<br />

Layout <strong>AWO</strong> <strong>Pflege</strong><br />

dieser Anteil wird von den ent- in Neumünster. „Ich werde wütend,<br />

sprechenden Institutionen in Be- wenn ich höre, wir sitzen hier nur Viel mehr als in der<br />

zug auf die Pfl egequalität ge- rum und warten auf das Sterben.“ Bildzeitung steht<br />

prüft. 5/6 des Tages aber sollen<br />

ein lebenswertes Leben mit Le- Ein Leben aus dem Koffer<br />

„Elf Stufen!“ Früher war das für Frau<br />

bensqualität repräsentieren. Dazu<br />

Düffert kein Problem. Doch nach<br />

Druck gehören die Erhaltung der Auto- Früher ist sie siebzig-, achtzig- einem Sturz ging es www.flyeralarm.de<br />

nicht mehr al-<br />

nomie und die Förderung individutausend Kilometer im Jahr gelein zuhause. Ein Bänderriss im Knie<br />

eller Fertigkeiten und Vorlieben. fahren, ein Leben aus dem Koffer machte das Treppensteigen unmög-<br />

Denn in Selbständigkeit und Un- quer durch Deutschland und immer lich. Ihr größtes Problem sind heuabhängigkeit<br />

sehen wir die ent- im Hotel. Bei „sämtlichen“ Hauste die Augen. Zum Lesen braucht<br />

scheidende Voraussetzung für ein frauen- und Landfrauenvereinen<br />

selbstbestimmtes Leben im Alter. sei sie mit ihrem Akkordeon gewe- Lesen Sie weiter auf Seite 2<br />

zu den Regensburger Domspatzen.<br />

Dort lernte er auch den Bruder von<br />

Papst Benedikt kennen: „Er kam und<br />

hielt Singstunden ab. Das war eine<br />

interessante Zeit.“ 1958 heiratete<br />

Otto Singer eine Hamburgerin. Allein<br />

40 Jahre sang er beim Hamburger<br />

Männerchor. „chorsänger“, davon ist<br />

Herr Singer überzeugt, „haben eine<br />

ganz andere Art zu kommunizieren.“<br />

Im August 2009 zogen Herr Singer<br />

und seine Frau nach Bad Segeberg.<br />

„Hauptgrund waren ihre Gesundheitsprobleme.“<br />

In der Wohnanlage<br />

werden sie von den <strong>AWO</strong> <strong>Pflege</strong>diensten<br />

unterstützt. Und auch in<br />

Klein Rönnau hat Herr Singer wieder<br />

Das Blatt der <strong>AWO</strong> Pfl ege<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> Das Blatt der <strong>AWO</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> erscheint vierteljährlich.<br />

AUSGABE 4 2007<br />

... zuerst kommt der Mensch<br />

und nach dem Tod meines Mannes<br />

vor vier Jahren auch der Tanzpartner.“<br />

Seit 2008 wohnt sie im WOHN-<br />

und Servicezentrum Schönkirchen.<br />

Ihr altes Haus, in das inzwischen ihr<br />

Sohn eingezogen ist, vermisst sie<br />

noch immer. Und auch wenn sie sich<br />

in der neuen Wohnung wohl fühlt,<br />

ist sie doch noch nicht ihr Zuhause<br />

geworden. Umso glücklicher ist<br />

Frau Metzger, dass sie hier ab und<br />

zu einen Anlass zum Tanzen findet.<br />

„Letztes Jahr bin ich mit der <strong>AWO</strong><br />

sogar beim Baltic-Senior Tanzturnier<br />

gewesen. So etwas live zu erleben,<br />

kann man mit den übertragungen<br />

im Fernsehen nicht vergleichen.“ Inzwischen<br />

führt ihr 29-jähriger Enkel<br />

Kontakt <strong>AWO</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> <strong>gGmbH</strong><br />

Unternehmensbereich <strong>Pflege</strong><br />

Sibeliusweg 4<br />

24109 Kiel<br />

telefon (0431) 51 14 -550<br />

Fax (0431) 51 14 -559<br />

E-Mail herz@awo-pflege-sh.de<br />

internet http://www.awo-pflege-sh.de<br />

einen gemischten chor gefunden.<br />

„Das chorleben ist wie Familienleben.<br />

Bisher konnte ich an allen Orten, in<br />

denen ich gewohnt habe, weiter<br />

singen. Die Musik ist ein Stück<br />

Heimat, das ich in mir trage.“<br />

Anneliese und Otto Singer und sein Akkordeon<br />

die Familientradition weiter und geht<br />

mit seiner Freundin zum Tanzen in<br />

die Tanzschule Gemind. „Wenn er<br />

davon berichtet, erinnere ich mich<br />

daran, wie mein Mann und ich vor<br />

vielen Jahren die Nächte durchtanzt<br />

haben.“<br />

Gertrud Metzger hat in ihrem Leben oft und<br />

gern getanzt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!