Mai - rewi.at | FV Jus | UniGraz
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<strong>Mai</strong> 2005 Sonderausgabe<br />
Zeitschrift der <strong>FV</strong> Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
öh wahl 2005<br />
Die besten Seiten des Rechts.<br />
Pbb. Aufgabepostamt: 8010 Graz - ZNr. 02Z033639 M<br />
Was gäbe es nicht alles zu sagen über<br />
Wahlen, ihre Geschichte und ihre<br />
Bedeutung. Wie oft könnte man betonen,<br />
dass die dialogische Grundausrichtung einer<br />
interuniversitären Entscheidungskultur<br />
neben gegenseitigem Verständnis und<br />
kurienübergreifender Kooper<strong>at</strong>ionsfähigkeit<br />
eine klare Legitim<strong>at</strong>ion der Studierendenvertreter<br />
erfordert. Wie eingehend könnte<br />
der konkrete studentische Mehrwert<br />
erläutert werden, der im Bezugsraum von<br />
Ber<strong>at</strong>ung, Betreuung<br />
und Vertretung<br />
geschaffen<br />
wird. Wie<br />
nötig wäre es,<br />
eine Einladung<br />
an die Zweifler und Wahlverweigerer auszusprechen,<br />
sich im Diskurs zu öffnen und<br />
sie zur Teilnahme an den Entscheidungsfindungsprozessen<br />
an unserer Hohen<br />
Schule einzuladen. Wie missionarisch<br />
könnte gegen jene gewettert werden, die<br />
sich ihrer Rolle - ja Verantwortung - als<br />
Akteure auf dem Feld universitärer Meinungsbildung<br />
entziehen. Was könnte an dieser<br />
Stelle nicht als Argument für den Gang<br />
zur Wahlzelle herangezogen werden: Man<br />
denke nur an die Funktion der Wahlen als<br />
Akte der studierendenpolitischen Willensbildung,<br />
als Moment der Fassung kollektiver<br />
Beschlüsse über die Gremiumsbildung<br />
auf fakultärer, universitärer und n<strong>at</strong>ionaler<br />
31.5. - 2.6.2005<br />
Wählen oder Nichtwählen?<br />
Das ist keine Frage.<br />
Der schlimmste Weg,<br />
den man wählen kann,<br />
ist der, keinen zu wählen.<br />
Ebene, als Ur-Ei der demokr<strong>at</strong>ischen Legitim<strong>at</strong>ion<br />
jenes Teils der Gesellschaft, der für<br />
frische Ideen bürgt. Wie deutlich ließe sich<br />
die Bedeutung einer hohen Wahlbeteiligung<br />
unterstreichen, an der sich der Grad der<br />
Integr<strong>at</strong>ion der Studierenden in die Entscheidungsstrukturen<br />
der Universität erkennen<br />
lässt. Wie trefflich könnte von der<br />
fruchtbaren Konkurrenz geredet werden,<br />
die zwischen verschiedenen Kandid<strong>at</strong>en<br />
herrscht. Wie oft könnte man hervorheben,<br />
dass eine niedrige<br />
Wahlbeteiligung<br />
politische<br />
Stimmlosigkeit<br />
und demokr<strong>at</strong>ische<br />
Ohnmacht<br />
bezeugt. Allein: All dies mögen Berufenere<br />
an einem passenderen Ort ausführen.<br />
Als gewählter Studierendenvertreter, als<br />
Mitglied der Universitätsgemeinschaft und<br />
mitdenkender Studierender begnüge ich<br />
mich, mit Friedrich II., dem Großen<br />
(1712-1786) zu sagen: "Der schlimmste<br />
Weg, den man wählen kann, ist der, keinen<br />
zu wählen." Anders formuliert: Nichts ist<br />
unbefriedigender und (darf man es sagen?)<br />
feiger, als keine Meinung zu haben.<br />
Machen wir Front gegen die politische<br />
Kultur- und Konturlosigkeit, die allgemein<br />
akzeptierte Meinungsarmut des Heute.<br />
Gehen wir wählen.<br />
M<strong>at</strong>thias C. Kettemann
<strong>Mai</strong> 2005 Sonderausgabe<br />
Zeitschrift der <strong>FV</strong> Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
öh wahl 2005<br />
Die besten Seiten des Rechts.<br />
Pbb. Aufgabepostamt: 8010 Graz - ZNr. 02Z033639 M<br />
Was gäbe es nicht alles zu sagen über<br />
Wahlen, ihre Geschichte und ihre<br />
Bedeutung. Wie oft könnte man betonen,<br />
dass die dialogische Grundausrichtung einer<br />
interuniversitären Entscheidungskultur<br />
neben gegenseitigem Verständnis und<br />
kurienübergreifender Kooper<strong>at</strong>ionsfähigkeit<br />
eine klare Legitim<strong>at</strong>ion der Studierendenvertreter<br />
erfordert. Wie eingehend könnte<br />
der konkrete studentische Mehrwert<br />
erläutert werden, der im Bezugsraum von<br />
Ber<strong>at</strong>ung, Betreuung<br />
und Vertretung<br />
geschaffen<br />
wird. Wie<br />
nötig wäre es,<br />
eine Einladung<br />
an die Zweifler und Wahlverweigerer auszusprechen,<br />
sich im Diskurs zu öffnen und<br />
sie zur Teilnahme an den Entscheidungsfindungsprozessen<br />
an unserer Hohen<br />
Schule einzuladen. Wie missionarisch<br />
könnte gegen jene gewettert werden, die<br />
sich ihrer Rolle - ja Verantwortung - als<br />
Akteure auf dem Feld universitärer Meinungsbildung<br />
entziehen. Was könnte an dieser<br />
Stelle nicht als Argument für den Gang<br />
zur Wahlzelle herangezogen werden: Man<br />
denke nur an die Funktion der Wahlen als<br />
Akte der studierendenpolitischen Willensbildung,<br />
als Moment der Fassung kollektiver<br />
Beschlüsse über die Gremiumsbildung<br />
auf fakultärer, universitärer und n<strong>at</strong>ionaler<br />
31.5. - 2.6.2005<br />
Wählen oder Nichtwählen?<br />
Das ist keine Frage.<br />
Der schlimmste Weg,<br />
den man wählen kann,<br />
ist der, keinen zu wählen.<br />
Ebene, als Ur-Ei der demokr<strong>at</strong>ischen Legitim<strong>at</strong>ion<br />
jenes Teils der Gesellschaft, der für<br />
frische Ideen bürgt. Wie deutlich ließe sich<br />
die Bedeutung einer hohen Wahlbeteiligung<br />
unterstreichen, an der sich der Grad der<br />
Integr<strong>at</strong>ion der Studierenden in die Entscheidungsstrukturen<br />
der Universität erkennen<br />
lässt. Wie trefflich könnte von der<br />
fruchtbaren Konkurrenz geredet werden,<br />
die zwischen verschiedenen Kandid<strong>at</strong>en<br />
herrscht. Wie oft könnte man hervorheben,<br />
dass eine niedrige<br />
Wahlbeteiligung<br />
politische<br />
Stimmlosigkeit<br />
und demokr<strong>at</strong>ische<br />
Ohnmacht<br />
bezeugt. Allein: All dies mögen Berufenere<br />
an einem passenderen Ort ausführen.<br />
Als gewählter Studierendenvertreter, als<br />
Mitglied der Universitätsgemeinschaft und<br />
mitdenkender Studierender begnüge ich<br />
mich, mit Friedrich II., dem Großen<br />
(1712-1786) zu sagen: "Der schlimmste<br />
Weg, den man wählen kann, ist der, keinen<br />
zu wählen." Anders formuliert: Nichts ist<br />
unbefriedigender und (darf man es sagen?)<br />
feiger, als keine Meinung zu haben.<br />
Machen wir Front gegen die politische<br />
Kultur- und Konturlosigkeit, die allgemein<br />
akzeptierte Meinungsarmut des Heute.<br />
Gehen wir wählen.<br />
M<strong>at</strong>thias C. Kettemann
DAS WAHL-SPECIAL ÖH-Wahl 2005 1<br />
Für dich erreicht: Sämtliche<br />
Wiederholungsprüfungen bleiben<br />
Gegen Ende des WS 2004/2005 wurde<br />
ein Beschluss des Sen<strong>at</strong>es der Karl-<br />
Franzens-Universität Graz bekannt, der so<br />
manche(n) Juristen/in in Angst versetzte. So<br />
wurde beschlossen, dass die Wiederholung<br />
einer neg<strong>at</strong>iv absolvierten Lehrveranstaltung<br />
mit immanentem Prüfungscharakter<br />
(=Kurs) erst beim dritten Antritt in Form<br />
einer einfachen Wiederholungsprüfung<br />
möglich sei. Die ursprüngliche Überlegung<br />
UTE<br />
HOFMANN<br />
KANDIDATIN<br />
FÜR DIE<br />
StV JUS<br />
DIPLOM<br />
Vor sechs Jahren kam ich von Klagenfurt<br />
nach Graz, vor vier Jahren wurde ich zum<br />
Vorsitzenden der<br />
Fakultätsvertretung<br />
Rechtswissenschaften<br />
gewählt, und vor<br />
zwei Jahren beendete<br />
ich das Diplomstudium.<br />
Mittlerweile<br />
befinde ich<br />
mich im Studium<br />
des Doktor<strong>at</strong>es Rechtswissenschaften und<br />
schreibe an meiner Dissert<strong>at</strong>ion. Sechs Jahre<br />
in Graz haben mich veranlasst, einen<br />
kurzen Rückblick auf die Veränderungen<br />
seit meiner Vorsitzzeit im Jahre 2001 zu<br />
werfen: Der Dekan der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät hieß im Jahr 2001 -<br />
Alles anders -<br />
alles gleich<br />
Ein Rückblick auf sechs<br />
Jahre Studienvertretung<br />
des Sen<strong>at</strong>es, eine Verbesserung der Situ<strong>at</strong>ion<br />
an den anderen Fakultäten zu erzielen, wurde<br />
plötzlich zum Schreckgespenst für die<br />
JuristInnen.<br />
Doch es kam anders: Die Vorsitzende<br />
des Sen<strong>at</strong>es, Frau Prof. Hinteregger,<br />
wollte gerade an ihrer Fakultät die Umsetzung<br />
dieses Sen<strong>at</strong>sbeschlusses sicher stellen.<br />
Dass dies eine deutliche Verschlechterung<br />
der Studienbedingungen und ein finanzielles<br />
Desaster bedeutet hätte, wurde ignoriert.<br />
Dabei schaffen gerade einmal 50% der<br />
Studierenden des ersten Studienabschnittes<br />
die Prüfung aus "Ausgewählte Kapitel des<br />
Rechts". Bei zehn Kursen im WS müssten<br />
im folgenden SS bereits fünf zusätzliche<br />
Kurse angeboten werden. Die Anzahl dieser<br />
"Repetenten-Kurse" würde von Semester zu<br />
Semester steigen. Über ihre Finanzierung<br />
dachte aber niemand nach.<br />
Niemand? Niemand außer unserem<br />
Studiendekan Prof. Posch. Dieser gab<br />
uns Recht, dass das Kurssystem durch diese<br />
Novelle einen Zusammenbruch erleiden<br />
würde. Der Druck der Studierenden und die<br />
Unterstützung des Studiendekans haben die<br />
Curricula-Kommission zum Glück zur Einsicht<br />
gebracht, dass der Fortbestand des bisherigen<br />
Systems die einzig sinnvolle und<br />
finanzierbare Lösung ist.<br />
Lange Rede, kurzer Sinn: Es bleibt<br />
alles beim Alten! Würde man die Probleme<br />
nicht ständig selbst erzeugen, ginge doch<br />
vieles leichter ...<br />
Ute Hofmann ist Vorsitzende der <strong>FV</strong> <strong>Jus</strong>.<br />
und heißt im Jahr 2005 - Prof. Kocher. Im<br />
Jahr 2001 war die Umstellung des Studienplanes<br />
vom seinerzeitigen<br />
Kurssystem<br />
auf das alte/neue<br />
(Groß)prüfungssystem<br />
in vollem Gange.<br />
Heute ist die<br />
Diskussion über die<br />
Einführung eines<br />
Bakkalaure<strong>at</strong>studiums<br />
entbrannt. Vor vier Jahren war das<br />
Hauptproblem der <strong>Jus</strong>-Studierenden der<br />
Umgang mit dem k<strong>at</strong>astrophalen Anmeldesystem<br />
Elexa. Dekan Kocher h<strong>at</strong> zwar im<br />
Jänner diesen Jahres angekündigt, dass das<br />
lästige Elexa von einem System der TU<br />
Graz abgelöst wird; Fortsetzung Seite 4 unten.<br />
OLIVER JUG<br />
Seit einigen Wochen schmücken<br />
unzählige Plak<strong>at</strong>ständer den Campus.<br />
Es ist wieder einmal so weit: Von 31. <strong>Mai</strong><br />
bis 2. Juni finden die Wahlen zur Österreichischen<br />
Hochschülerschaft st<strong>at</strong>t. Zwei<br />
Jahre sind seit der letzten Wahl vergangen.<br />
Dieser bevorstehende Urnengang h<strong>at</strong> uns<br />
veranlasst, eine Sonderausgabe von<br />
law@graz herauszubringen. Es ist an der<br />
Zeit, Ute Hofmann für zwei Jahre des Vorsitzes<br />
an der Fakultätsvertretung und Studienrichtungsvertretung<br />
<strong>Jus</strong> zu danken.<br />
Liebe Kolleginnen,<br />
liebe Kollegen!<br />
Längst überfällig ist ein großes Dankeschön<br />
an M<strong>at</strong>thias C. Kettemann, der viele<br />
schlaflose Nächte als Chefredakteur<br />
und Layouter von law@graz verbracht<br />
h<strong>at</strong>. Martin Kremser möchte ich für die<br />
Organis<strong>at</strong>ion der Tutorien und Stefan<br />
Kaltenbeck für die Durchführung der<br />
Diskussionsveranstaltungen meinen Dank<br />
aussprechen. Schließlich bedanke ich<br />
mich auch bei Leo Borchardt und Alexander<br />
Pirker für die kompetente Betreuung<br />
der Doktoranten im letzten Semester. Ich<br />
hoffe, dass wir diese kompetenten Mitarbeiter<br />
auch nach den bevorstehenden ÖH-<br />
Wahlen in der Studienvertretung <strong>Jus</strong><br />
begrüßen dürfen!<br />
Euer Oli<br />
MAG.<br />
ALEXANDER<br />
PIRKER<br />
KANDIDAT<br />
FÜR DIE<br />
StV JUS<br />
DOKTORAT
2<br />
ÖH-Wahl 2005<br />
DAS WAHL-SPECIAL<br />
OLIVER<br />
JUG<br />
KANDIDAT<br />
FÜR DIE<br />
StV JUS<br />
DIPLOM<br />
Von 31. <strong>Mai</strong> bis 2. Juni finden wieder<br />
die Wahlen zur Österreichischen<br />
Hochschülerschaft st<strong>at</strong>t. Durch die Novelle<br />
des Hochschulgesetzes h<strong>at</strong> sich auch der<br />
Wahlmodus in einigen Punkten geändert.<br />
Bisher konnten die Studierenden ihre Parlamente<br />
auf Studienrichtungs-, Fakultäts-,<br />
Universitäts- und Bundesvertretungsebene<br />
wählen. Durch die nunmehrige Änderung<br />
des HSG sieht der Wahlmodus wie folgt<br />
aus:<br />
Die Studienvertretung (StV):<br />
Die Studienvertretungen ersetzen die<br />
bisherigen Studienrichtungsvertretungen.<br />
An der rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät gibt es eine StV für das<br />
Diplomstudium und eine für das Doktor<strong>at</strong>studium.<br />
Diese werden weiterhin<br />
nach Persönlichkeitswahlrecht gewählt.<br />
Das bedeutet eine Direktwahl der einzelnen<br />
Kandid<strong>at</strong>Innen, wobei z.B. auf<br />
der StV Rewi aus dem bisherigen Vorsitzteam<br />
die Vorsitzende Ute Hofmann,<br />
M<strong>at</strong>thias C. Kettemann und ich ein weiteres<br />
Mal kandidieren.<br />
Die Fakultätsvertretung (<strong>FV</strong>):<br />
An sich wurde die <strong>FV</strong> durch die HSG-<br />
Reform abgeschafft. Es gibt aber die Möglichkeit,<br />
so genannte § 12-Organe, die den<br />
<strong>FV</strong>en ähneln, einzurichten.<br />
Dies h<strong>at</strong><br />
die Grazer ÖH<br />
getan, wodurch an<br />
der Karl-Franzens-<br />
Universität die<br />
Alles neu<br />
bei der<br />
ÖH-Wahl?<br />
<strong>FV</strong>en quasi erhalten<br />
bleiben. Bisher<br />
wurden die <strong>FV</strong>en<br />
direkt von den Studierenden<br />
gewählt.<br />
In Zukunft werden<br />
die Mand<strong>at</strong>arinnen<br />
und Mand<strong>at</strong>are der<br />
einzelnen Studienvertretungen diese Wahl<br />
durchführen. Diese wird wie bisher in Form<br />
von Listenwahlrecht nach dem d´Hondtschem<br />
Verfahren erfolgen.<br />
Die Universitätsvertretung (UV):<br />
Bei der Wahl zur UV h<strong>at</strong> sich durch die<br />
Gesetzesnovelle nichts geändert. Wie bisher<br />
h<strong>at</strong> jede(r) Wähler(in) die Möglichkeit,<br />
eine Liste anzukreuzen. Diesmal treten 11<br />
verschiedene Listen an, die um die Gunst<br />
der Studierenden und somit um die 17<br />
Mand<strong>at</strong>e der ÖH an der KF-Uni Graz<br />
kämpfen.<br />
Die Bundesvertretung (BV):<br />
Die viel kritisierte Änderung des HSG<br />
betrifft vor allem den Wahlmodus zur BV.<br />
Bisher wurde die BV direkt gewählt.<br />
Neben der BV h<strong>at</strong> es, was kaum jemand<br />
wusste, die so genannte Vorsitzendenkonferenz,<br />
die sich aus allen UV-Vorsitzenden<br />
zusammensetzte, gegeben. Diese h<strong>at</strong>te<br />
aber kaum Mitspracherechte neben der<br />
D<strong>at</strong>en, Fakten,<br />
Paragraphen zur<br />
wichtigsten Wahl<br />
des Jahres<br />
rot-grünen BV. Deshalb wurde auf deren<br />
Wunsch aus der Direktwahl eine Art Wahlmännersystem.<br />
Ab<br />
diesem Jahr entsendet<br />
jede UV, abhängig<br />
von ihrer Größe,<br />
eine gewisse<br />
Anzahl an Mand<strong>at</strong>arInnen<br />
in die<br />
BV. Die Grazer<br />
Universitäten profitieren<br />
von dieser<br />
Änderung. St<strong>at</strong>t<br />
bisher drei Mand<strong>at</strong>arInnen,<br />
werden in<br />
Zukunft zumindest<br />
acht Grazerinnen und Grazer mit Sitz und<br />
Stimme in der BV vertreten sein. Neben<br />
diesem Entsendungsmodus der UVen gibt<br />
es die Möglichkeit, sich zu Listenverbänden<br />
zusammenzuschließen. Diese vor<br />
allem für kleinere Fraktionen interessante<br />
Änderung bringt jedem Listenverband,<br />
der österreichweit 1000 Stimmen erhält,<br />
ein Mand<strong>at</strong> in der BV.<br />
Ich hoffe, die entscheidenden<br />
Änderungen des HSG verständlich erläutert<br />
zu haben. Ich kann nur immer wieder<br />
an alle Studierenden appellieren: Nützt<br />
euer Recht und geht zur Wahl. Gerade wir<br />
Juristen müssen mit gutem Beispiel voran<br />
gehen und von unserem verfassungsmäßigen<br />
Recht Gebrauch machen!<br />
P.S. Heuer gibt es erstmals ein<br />
Wahllokal im Resowi-Zentrum. Also, nicht<br />
vergessen: von 31. <strong>Mai</strong> bis 2. Juni wählen<br />
gehen!<br />
Oliver Jug ist stellvertretender Vorsitzender der <strong>FV</strong> <strong>Jus</strong><br />
Impressum<br />
law@graz<br />
Zeitschrift der Fakultätsvertretung Rechtswissenschaften<br />
an der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Chefredaktion und Grafik:<br />
M<strong>at</strong>thias C. Kettemann<br />
Eigentümerin, Herausgeberin, Verlegerin:<br />
HochschülerInnenschaft an der Karl-Franzens-Universität<br />
Graz, Schuberstraße 6a, 8010 Graz<br />
Erscheinungsort: Graz<br />
Aufgabepostamt: 8010 Graz<br />
P.b.b. Nr.: 02Z033639 M<br />
Druck: Luigard Druck- und Verlags GmbH, Wien<br />
Auflage: 5.000<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Autorinnen und Autoren dieser Sonderausgabe:<br />
Mag. Leo Borchardt, Ute Hofmann, Oliver Jug, Stefan Kaltenbeck,<br />
M<strong>at</strong>thias C. Kettemann, Mag. Alexander Pirker<br />
Manuskripte, Leserbriefe, Reaktionen:<br />
<strong>FV</strong> Rechtswissenschaften<br />
law@graz, z.Hd. M<strong>at</strong>thias C. Kettemann<br />
Universitätsstraße 15 BE, 8010 Graz<br />
E-<strong>Mai</strong>l: law-graz@gmx.<strong>at</strong><br />
Offenlegung der Bl<strong>at</strong>tlinie:<br />
Als mehrdimensionales, dialogisches, demokr<strong>at</strong>isches, unparteiliches,<br />
rechtswissenschaftliches Publik<strong>at</strong>ionsorgan nimmt<br />
law@graz die Rolle eines Innov<strong>at</strong>ionsmotors, Identitätsstifters<br />
und Inform<strong>at</strong>ionsmittlers für Studierende an der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz wahr<br />
und berichtet über die Wahrung der Aufgaben der Fakultätsvertretung.
DAS WAHL-SPECIAL ÖH-Wahl 2005 3<br />
Wenn man für die Studienvertretung bei der<br />
kommenden ÖH-Wahl kandidiert, dann<br />
sollte man sich auch Gedanken darüber<br />
machen, was man, wenn man t<strong>at</strong>sächlich<br />
gewählt wird, eigentlich für die Studierenden<br />
alles machen, erreichen und gestalten<br />
möchte.<br />
STEFAN<br />
KALTENBECK<br />
KANDIDAT<br />
FÜR DIE<br />
StV JUS<br />
DIPLOM<br />
Darum haben wir in vielen Diskussionen<br />
und auch in Umfragen herauszufinden versucht,<br />
was die Studierenden - neben den<br />
selbstverständlichen Tätigkeiten (Vertretung<br />
gegenüber Professoren, Arbeit in den Kommissionen,<br />
Sprechstunden, Ber<strong>at</strong>ung) - von<br />
uns erwarten, um nicht nur vor der Wahl<br />
aktiv zu sein (wie manche andere), sondern<br />
um die Wahl als Auftrag und Chance zur<br />
Umsetzung zu sehen. Hier eine kleine Auswahl<br />
an Aktivitäten und<br />
Serviceleistungen, die<br />
Wir setzen<br />
auf Service<br />
wir zum Teil jetzt schon<br />
anbieten, teilweise bereits<br />
für die Zeit nach der<br />
Wahl geplant haben:<br />
Seit kurzem gibt es einen übersichtlichen<br />
Skripten- und Lehrbuchführer, welcher<br />
zu allen Fächern des 1. und 2. Studienabschnittes<br />
Angaben jener Liter<strong>at</strong>ur bereithält,<br />
die zum Erarbeiten des Lehrstoffes hilfreich<br />
und notwendig ist. Mit diesem Skripten-<br />
und Lehrbuchführer erspart man sich<br />
nicht nur viel Zeit bei der Suche nach vorhandener<br />
Liter<strong>at</strong>ur. Durch spezielle Kennzeichnung<br />
erfährt man auch, welche Bücher<br />
sich am besten zum Lernen eignen.<br />
Weiters planen wir, einen Telefonund<br />
E-<strong>Mai</strong>lführer herauszugeben, welcher<br />
zu jedem Institut und jedem Professor die<br />
passende Emailadresse, Faxnummer und<br />
Telefonnummer und zusätzlich die Sprechstundenzeit<br />
anführt. Weiters sollen auch<br />
sonstige wichtige Nummern und Ansprechstellen,<br />
wie das Dekan<strong>at</strong><br />
und die Bibliothek,<br />
enthalten sein.<br />
Zu Beginn des<br />
WS haben wir eine<br />
Veranstaltungsreihe<br />
ins Leben gerufen und seitdem mit <strong>Jus</strong>-spezifischen<br />
Themen - wie "Das neue Europa"<br />
mit Prof. Rack, "Der bosnische Verfassungsgerichtshof"<br />
mit Prof. Marko oder<br />
"Der Österreich-Konvent" mit Prof. Poier -<br />
zahlreiche Studentinnen und Studenten bei<br />
tollen Diskussionen mit Impulsrefer<strong>at</strong>en<br />
begrüßen können! Deshalb werden wir auch<br />
in Zukunft Veranstaltungen zu aktuellen<br />
Diskussionsthemen anbieten und uns auf<br />
euer Kommen freuen.<br />
Wir hoffen, durch diese Auswahl<br />
einen Überblick über unsere Service-Tätigkeiten<br />
und unseren Eins<strong>at</strong>z für alle <strong>Jus</strong>-Studierenden<br />
gegeben zu haben und bitten dich<br />
um deine Stimme bei der Wahl!<br />
Wofür gibt's die Studienvertretung (StV)<br />
überhaupt? Was bringt mir persönlich eine<br />
starke Studienvertretung?<br />
Solche oder so<br />
ähnliche Fragen haben<br />
sich sicher schon<br />
die meisten Studierenden<br />
gestellt. Eine<br />
starke Studienvertretung<br />
bringt allen etwas. Wir sind euer<br />
Sprachrohr, wenn es um eure Angelegenheiten<br />
und Interessen geht. Wir bieten euch<br />
Inform<strong>at</strong>ionen, wir setzen uns für euch ein.<br />
Ich möchte nur drei Beispiele dafür nennen.<br />
1) Jedes Jahr veröffentlichen wir<br />
eine vor allem für StudienanfängerInnen<br />
gedachte Broschüre: den Studienführer. In<br />
diesem findet ihr Inform<strong>at</strong>ionen, die vom<br />
richtigen Nachholen des L<strong>at</strong>inums über die<br />
Mustercurricula der verschiedenen<br />
Abschnitte des <strong>Jus</strong>-Studiums bis hin zur<br />
richtigen Gestaltung der Diplomarbeiten<br />
und Dissert<strong>at</strong>ionen reichen.<br />
2) Der neue Skripten- und Lehrbuchführer:<br />
Seit kurzem gibt es diesen<br />
Deine starke<br />
Vertretung<br />
handlichen Lehrbehelf, in dem ihr alle fürs<br />
Studium nötigen Lehrbücher und Skripten<br />
aufgeführt findet.<br />
3) Die Kommissionen:<br />
Die Mand<strong>at</strong>arinnen<br />
und Mand<strong>at</strong>are<br />
der StV sitzen in allen<br />
wichtigen Gremien<br />
und Kommissionen,<br />
wie zum Beispiel dem Fakultätsgremium,<br />
den Habilit<strong>at</strong>ionskommissionen und der<br />
Curricula-Kommission. In diesen Kommissionen<br />
wird alles rund ums Studium<br />
entschieden: von der Ernennung zum Professor<br />
über das Budget der Fakultät bis hin<br />
zu neuen Studienplänen. Wir, die Mand<strong>at</strong>are<br />
der StV, setzen uns in all diesen Kommissionen<br />
für die Anliegen der Studierenden<br />
ein.<br />
Ohne die Einwände der Mand<strong>at</strong>arInnen<br />
der Studienvertretung hätte es<br />
schon mehrere Beschlüsse gegeben, die<br />
studierendenfeindlich ausgefallen wären.<br />
Bestes Beispiel dafür ist die Prüfungssitu<strong>at</strong>ion<br />
am Institut für öffentliches Recht. Es<br />
wurde durch das Engagement der Studienvertretung<br />
geschafft, dass in den Fächern<br />
Verwaltungs- und Verfassungsrecht st<strong>at</strong>t<br />
den ursprünglich geplanten zwei Antritten<br />
wieder drei angeboten werden.<br />
MARTIN<br />
KREMSER<br />
KANDIDAT<br />
FÜR DIE<br />
StV JUS<br />
DIPLOM<br />
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz<br />
besonders bei meinen KollegInnen Ute<br />
Hofmann, Oliver Jug, M<strong>at</strong>thias C. Kettemann<br />
und Mag. Leo Borchardt für ihr<br />
Engagement in den Sitzungen bedanken.<br />
Durch den Boykott brisanter Sitzungen<br />
durch die anderen Fraktionen war es nicht<br />
immer einfach zu erreichen, was diese<br />
Mand<strong>at</strong>arInnen für uns getan haben. Herzlichen<br />
Dank!
4<br />
ÖH-Wahl 2005<br />
DAS WAHL-SPECIAL<br />
Postgraduale Zus<strong>at</strong>zqualifik<strong>at</strong>ionen stehen<br />
hoch im Kurs. Unter den Konzipienten der<br />
renommierten Wiener RA-Kanzleien findet<br />
sich kaum mehr jemand ohne LL.M.-<br />
Titel hinter dem Namen. Warum soll man<br />
sich für welches Programm wie bewerben?<br />
Das Warum: Es ist ein österreichisches<br />
Proprium, bei dieser Frage auf<br />
den verliehenen Titel zu fokussieren, lässt<br />
sich aber nicht von der Hand weisen: Hierzulande<br />
ist es nicht nur die Ausbildung, die<br />
man im Rahmen eines LL.M.-Studiums<br />
MAG.<br />
LEO<br />
BORCHARDT<br />
KANDIDAT<br />
FÜR DIE<br />
StV JUS<br />
DOKTORAT<br />
Wo. Wie. Warum.<br />
LL.M.<br />
Alles, was du<br />
über Postgradu<strong>at</strong>es<br />
wissen musst<br />
erwirbt, die zählt, sondern auch und vor<br />
allem der Suffix mit den drei wohlklingenden<br />
Buchstaben generiert hohe Marktwerte.<br />
Dieser Zugang ist meines Erachtens<br />
völlig verfehlt. Einen LL.M. absolviert<br />
man der Vertiefung und Spezialisierung<br />
wegen, die an heimischen Universitäten<br />
meist nicht möglich ist. Nur das Gelernte<br />
macht fit für den Arbeitsmarkt, nur der auslandsbedingte<br />
Kulturschock bildet Charakter<br />
und Persönlichkeit. Insgesamt erscheint<br />
ein LL.M.-Studium sinnvoller als ein Doktor<strong>at</strong>,<br />
sofern man nicht in Lehre und Forschung<br />
gehen will.<br />
Das Wo: Hier gelten drei Faustregeln:<br />
Je qualit<strong>at</strong>iv hochwertiger das Studienprogramm,<br />
je höher die finanziellen<br />
Förderungen von Seiten<br />
der Zieluniversität<br />
und je entfernter der<br />
Studienort, desto besser.<br />
Für das erste<br />
Kriterium gibt es mit<br />
der Reput<strong>at</strong>ion der<br />
Rechtsfakultät einen<br />
guten Maßstab, den<br />
nvon nichts kommt<br />
nichts. Lehren intern<strong>at</strong>ional ausgewiesene<br />
Professoren und arbeiten die Absolventen<br />
des Programms bei erstklassigen Unternehmen<br />
bzw. Institutionen, so ist das ein<br />
weiterer Indik<strong>at</strong>or.<br />
Hochwertige Lehre ist teuer, und<br />
das ist gut so. Umso wichtiger ist es, inwieweit<br />
eine Uni kleinen Geldbörsen entgegenkommt.<br />
Werden Stipendien nur nach<br />
Qualität des Bewerbers oder auch nach<br />
Bedürftigkeit vergeben? Besteht ein großzügig<br />
subventioniertes Darlehensprogramm?<br />
Zur letzten Faustregel: Ein Auslandsstudium<br />
ist eine zutiefst persönliche<br />
Erfahrung, man sollte die Chance nutzen,<br />
in den USA, Frankreich etc. zu leben, eine<br />
Sprache zu perfektionieren und hinter die<br />
Kulissen der TV-Klischees zu blicken.<br />
Diese Erfahrungen machen ein LL.M.-Studium<br />
erst werthaltig.<br />
Das Wie: In Zeiten des Internets<br />
ist vieles einfacher: Die Inform<strong>at</strong>ionsbeschaffung<br />
kann schnell und effizient erfolgen;<br />
und selbst die Bewerbungen laufen<br />
meist autom<strong>at</strong>ionsunterstützt ab. Trotz<br />
dieser Vorteile sollte<br />
man als Zeithorizont<br />
ca. 12<br />
Mon<strong>at</strong>e vor Augen<br />
haben, in denen<br />
man die grundlegenden<br />
Schritte<br />
sorgfältig und gut<br />
vorbereitet setzt<br />
(Auswahl des Studienortes;<br />
Absolvieren<br />
der standardisierten Tests, z.B.<br />
TOEFL, GMAT; Einholen von Empfehlungsschreiben;<br />
Erstellen von Personal<br />
St<strong>at</strong>ement und Curriculum Vitae; Einholen<br />
von Transcripts; Ausfüllen der Bewerbungsunterlagen;<br />
Sicherstellen der Finanzierung).<br />
Je fundierter die Aufsätze sind,<br />
die man im Zuge der Bewerbung zu verfassen<br />
h<strong>at</strong>, desto eher besteht die Chance<br />
auf ein Stipendium der Zieluniversität.<br />
Hier sollte man demnach besonders viel<br />
Zeit investieren. Im Übrigen: Eine ansprechende<br />
äußere Form der Bewerbung ist<br />
essenziell.<br />
Abschließend kann konst<strong>at</strong>iert<br />
werden, dass die Tür ins Ausland weit<br />
offen steht, man muss sie nur kühn durchschreiten.<br />
Selbstbewusstsein ist angebracht,<br />
denn die anderen kochen auch nur<br />
mit Wasser. Orientierungsgespräche mit<br />
Alumnae und Alumni sind der erste Schritt<br />
zum Erfolg.<br />
Fortsetzung von Seite 1. wann aber mit dieser<br />
Umstellung t<strong>at</strong>sächlich gerechnet werden<br />
darf, bleibt fraglich. Unter der rot-grünen<br />
Bundes-ÖH<br />
Alles anders -<br />
alles gleich<br />
wurden 2001<br />
die Studiengebühren<br />
eingeführt.<br />
Bis<br />
heute wurde<br />
weder der Pflichtbeitrag abgeschafft,<br />
noch wurde die rot-grüne Spitze der<br />
Bundesvertretung von ihrem Thron<br />
gestürzt.<br />
Im Jahr 2001 diskutierte man über die<br />
Änderung des Universitätsgesetzes, welches<br />
2002 eingeführt wurde. In diesem<br />
Winter wurde<br />
das Hochschulgesetz<br />
novelliert.<br />
2001 wurden die<br />
Studierenden zur<br />
Urne gebeten.<br />
Auch heuer finden die Wahlen zur Österreichischen<br />
Hochschülerschaft st<strong>at</strong>t.<br />
Wie man dieser Aufzählung, die<br />
man durchaus noch fortsetzen könnte,<br />
entnehmen kann, h<strong>at</strong> sich nur wenig geändert.<br />
Oder anders gesagt: Die Themen, die<br />
den Alltag der/des Grazer Juristen/innen<br />
beschäftigen, sind<br />
Ob 2001 oder 2005:<br />
Die Themen<br />
sind dieselben.<br />
immer wieder die<br />
selben.<br />
Also bleibt mir<br />
nur zu sagen:<br />
Lasst euch nicht<br />
entmutigen, eure Vorgänger haben es auch<br />
überstanden.<br />
Mag. Alexander Pirker ist<br />
Vorsitzender der StRV Doktor<strong>at</strong> <strong>Jus</strong>.
DAS WAHL-SPECIAL ÖH-Wahl 2005 5<br />
Wer wäre im Rahmen eines Artikels<br />
über ERASMUS-Aufenthalte<br />
wohl eher zu zitieren als der Namengeber<br />
des EU-Studentenmobilitätsprogramms<br />
selbst: Erasmus von Rotterdam. Die überragende<br />
Gestalt, ja Lichtfigur des gesamten<br />
nordischen Humanismus, der holländische<br />
Philosoph und europäische Denker,<br />
Vordenker der Reform<strong>at</strong>ion und Verfechter<br />
der religiösen Toleranz formulierte:<br />
"Höhepunkt des Glücks ist es, wenn<br />
der Mensch bereit ist, das zu sein, was er<br />
ist." Und das, was der Mensch ist, erfährt<br />
er am eindringlichsten durch universale<br />
Bildung in europäischer Atmosphäre.<br />
Erasmus selbst zeigt dies vor: In den<br />
Niederlanden aufgewachsen, in Paris die<br />
Universität besucht, als Reisebegleiter<br />
eines Lords in England Thomas More<br />
("Utopia") kennen gelernt, in Italien zum<br />
Doktor der Theologie promoviert, in<br />
Basel und Brüssel gelebt, nach Freiburg<br />
im Breisgau umgezogen … .<br />
Als einer der ersten Europäer ist<br />
der Humanist fürwahr ein würdiger<br />
Namensgeber des ERASMUS-Programms<br />
der Europäischen Union, das<br />
sich die Verstärkung der Zusammenarbeit<br />
von Hochschulen innerhalb der Gemeinschaft<br />
sowie die Förderung der Mobilität<br />
von Studierenden zum Ziel gesetzt h<strong>at</strong>.<br />
Allein: Eigentlich steht ERASMUS - die<br />
Brüssel-Nomenkl<strong>at</strong>ur verpflichtet - für<br />
etwas weit Profaneres: "European Action<br />
Scheme for the Mobility of University<br />
Students".<br />
Erfolgsprogramm<br />
Den Blick gelöst von seinem inspirierenden<br />
Namensgeber, weisen schon die stetig<br />
steigenden Zahlen der ERASMUS-Aufenthalte<br />
das Programm als großen Erfolg<br />
aus. Per 7.12.2004 haben fast 35.000<br />
österreichische Studierende 6 bis 12<br />
Mon<strong>at</strong>e im Ausland verbracht. Mit 4.007<br />
mobilen Studierenden ist das Studienjahr<br />
2004/2005 ein Rekordjahr.<br />
Die meisten Studierenden zieht es<br />
in den Süden: Auf den ersten Plätzen finden<br />
sich 2004/2005 Spanien (666 ERAS-<br />
Es sündigt,<br />
wer nicht<br />
sündigt<br />
Erbauliches<br />
von Erasmus<br />
und zu ERASMUS<br />
MUS-Studierende) vor Frankreich (520)<br />
und Italien (460). Mit etwas Abstand folgen<br />
das Vereinigte Königreich (381),<br />
Schweden (346) und Deutschland (242).<br />
Besonders begrüßenswert<br />
ist die<br />
Tendenz zur Öffnung<br />
nach Osten:<br />
73 Studierende<br />
zog es heuer in<br />
die Tschechische<br />
Republik, 53 nach<br />
Polen und 38<br />
nach Ungarn. Die<br />
drei baltischen Länder, Rumänien und<br />
Bulgarien beherbergen zusammen 110<br />
Studierende. Aber auch kleine Sta<strong>at</strong>en wie<br />
Malta (15) und Island (17) werden durchaus<br />
gerne gewählt. Erstmals wurde in diesem<br />
Jahr übrigens die Türkei in das<br />
ERASMUS-Network eingebunden; vier<br />
Studierende überquerten den Bosporus.<br />
Persönlichkeitsentwicklung<br />
Die Vorteile eines ERASMUS-Aufenthaltes<br />
sind mehrdimensional: Neben der<br />
Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit<br />
innerlich und äußerlich zu entfalten, werden<br />
Kompetenzen erworben, die in der<br />
intern<strong>at</strong>ionalen und multikulturellen<br />
Gesellschaft, in der wir leben, unabdingbar<br />
sind. Da wären einmal die Fremdsprachen,<br />
die für die Wirtschaftswelt der Zukunft<br />
Entwicklungshelfer und Determinanten<br />
sind. Weiters die Befähigung, sich auf ein<br />
anderes Umfeld einzustellen und mit Studierenden<br />
aus ganz Europa zusammenzuarbeiten.<br />
Schließlich die Erkenntnis, dass<br />
der n<strong>at</strong>ionale Horizont zu klein ist, um Probleme<br />
ganzheitlich zu begreifen und einer<br />
nachhaltigen Lösung zuzuführen. Als<br />
ERASMUS-Student sammelt man Erfahrungen,<br />
die im späteren Berufsleben von<br />
großem Wert sind.<br />
Hilfestellungen<br />
Wer einen ERASMUS-Aufenthalt plant,<br />
steht nicht alleine da. Der Österreichische<br />
Akademische Austauschdienst und das<br />
Refer<strong>at</strong> für Intern<strong>at</strong>ionale Beziehungen<br />
garantieren organis<strong>at</strong>orische Hilfestellungen.<br />
Der Anstoß muss jedoch von jedem<br />
Studierenden selbst kommen. Es liegt an<br />
jedem Einzelnen,<br />
die Pflichtfächer zu<br />
MATTHIAS C. entgrenzen, neue<br />
KETTEMANN Welten zu entdecken<br />
und sich<br />
einen Vorsprung für<br />
KANDIDAT die Arbeitswelt zu<br />
FÜR DIE<br />
StV JUS<br />
sichern. Den Herausforderungen<br />
von<br />
DIPLOM<br />
morgen ist mit<br />
einem Mehr an Intern<strong>at</strong>ionalität zu begegnen.<br />
Der n<strong>at</strong>ionale Elfenbeinturm war<br />
gestern; europaweites Lernen und breit<br />
gefächerte interkulturelle Kompetenzen<br />
sind die Zukunft.<br />
Und n<strong>at</strong>ürlich: Wer "L'Auberge<br />
espagnol" gesehen h<strong>at</strong>, der weiß, dass ein<br />
ERASMUS-Aufenthalt auch abseits von<br />
Universität und Wochenendausflügen<br />
durchaus weitere Unterhaltungsmöglichkeiten<br />
bietet. Oder, um abschließend wieder<br />
zum Urv<strong>at</strong>er und Vordenker der europäischen<br />
Mobilität zurückzukehren:<br />
"Maxime peccantes, quia nihil peccare<br />
conantur." Wer nicht zu sündigen wagt,<br />
begeht die größte Sünde.<br />
Als Nachs<strong>at</strong>z: Eines hätte Erasmus<br />
am ERASMUS-Programm missfallen:<br />
dass nur ein Aufenthalt im Ausland<br />
finanziert wird. Wie soll in so kurzer Zeit<br />
dem Humanismus zum Durchbruch verholfen<br />
werden? Ganz zu schweigen von<br />
der Reform<strong>at</strong>ion.<br />
M<strong>at</strong>thias C. Kettemannn ist stv. Vorsitzender der StRV <strong>Jus</strong>.