Geriatrische NotfÃ¤lle - Einsatz im Altenheim - Rhein-Erft-Kreis

Geriatrische Notfälle - 

Einsatz im Altenheim 

Dr. med. Michael Münchmeyer M.A. 

Internist – Geriatrie - Physikalische Therapie - FK Rettungsdienst 

Chefarzt der Medizinische Klinik 3 : 

Akutgeriatrie - Frührehabilitation - Tagesklinik 

Kreiskrankenhaus Mechernich GmbH 

Leitender Arzt der Brabenderklinik : 

Geriatrische Rehabilitation 

Geriatrisches Zentrum Zülpich GmbH

CA Dr. Michael Münchmeyer Geriatrische Notfälle 

2

Keiner will alt sein, 

doch alle wollen alt 

werden. 

( Cicero: De Senectute , 60 v. Chr. )

Je älter - desto zufriedener? 

Psychisches Wohlbefinden 

im mittleren und höheren Alter 

24 

Wohlbefinden 

23,5 

23 

22,5 

22 

21,5 

40 - 45 Jahre 50 - 55 Jahre 65 - 70 Jahre 

„Paradoxon der Zufriedenheit im Alter“ (Perrig, 2000) 


4

Alter ist nicht gleich Krankheit 


5

Der älteste Mensch : Jeanne Louise Calment 

• Verstarb 1997 mit 122 Jahren. 

• Fuhr bis 100 Jahre Fahrrad. 

• Rauchte bis zum 119. Geb. 

• War zuletzt blind und fast taub. 

• Sie trank jeden Abend ein Glas 

Rotwein ( Resveratrol ) und 

• genoss das sportliche und kul- 

turelle Leben in ihrer Heimat. 

• Sie war bis zuletzt geistig rege. 


6

ÜBERSICHT 

• Die demographische Entwicklung 

• Biologische und kalendarische Altersdefinition 

• Physiologische Altersveränderungen 

• Multimorbidität und ihre Folgen 

• Pharmakologische und medikamentenbedingte 

Probleme 

• Reanimation,Sterben und Tod 

• Häufige Notfallsituationen im hohen Alter 


7

Lebenserwartung 2006 - 2050 


8

Demographische Ausgangslage 


9

Deutschland vergreist : 


10

GERIATRIE 

IM 

RETTUNGSDIENST

Thümmler, Christoph :Notfallmedizin: Senioren verändern das Einsatzspektrum 

Dtsch Arztebl 2003; 100(11): A-680 / B-582 / C-546 


12

Anteil von Traumapatienten im 

Kollektiv lag klar unter zehn Prozent, 

wobei hier Frakturen und 

Verletzungen als Sturzfolgen bereits 

berücksichtigt sind. 

Thümmler, Christoph :Notfallmedizin: 

Senioren verändern das Einsatzspektrum 

Dtsch Arztebl 2003; 100(11): A-680 / B-582 / 

C-546 


13

44 % der Patienten ! 


14


15

ÜBERSICHT 






Probleme 

• Reanimation, Sterben und Tod 



16

WER IST ALT ? 

• Kalendarisches Alter ???? 

•Biologisches 

Alter !!!! 

GO - GO 


17

WER IST ALT ? 

SLOW - GO 


18

Ich seh´ ´ nichts mehr ! 

Ich hör´ nichts mehr ! 

Ich weiß nichts mehr ! 

NO - GO 


19

ÜBERSICHT 






Probleme 




20

Altersabhängigkeit biologischer 

Funktionen 


21

Altersabhängigkeit der Kreatinin- 

Clearance 

Lindeman RD, et al. Longitudinal studies on the rate of decline in renal function with age. J Am Geriatr Soc 1985;33:278-85. 


22

Pharmakotherapie im höheren Lebensalter 

Altersbedingte Veränderungen der Kinetik 

‣ Verteilung 

Änderungen der anteilmäßigen Zusammensetzung von Flüssigkeit und Fett im Alter 

[n. Forth u.M. (1992)] 


23

Pharmakologische Besonderheiten 

Halbwertszeiten verschiedener Medikamente in Abhängigkeit 

vom Alter 


24

Dedifferenzierung psychischer Funktionen mit dem Alter 

Konzentration 

Kurzzeitgedächtnis 

Informationsver- 

Arbeitungstempo 

„mechanische“ 

„flüssige“ 

„speed““ Leistungen 

Allgemeine psychische 

Leistungen 

Logisches Denken 

Wissen 

Rechenfähigkeit 

„kristallisierte“ 

„pragmatische“ 

„power“ 

bis 25 Jahre 

bis 80 Jahre 

darüber 


25

Altersphysiologische Einschränkungen 

der Funktionsreserven 


26

Der geriatrische Problempatient 

• Immobilität 

Krankheiten im Alter 

Geriatrische „i“ 

• Instabilität (Stürze und ihre Folgen, Homöostase ) 

• Inkontinenz (Harn- und Stuhlinkontinenz) 

• Intellektueller Abbau (Demenz, Delir) 

• Inappetenz (Malnutrition) 

• Iatrogene Schäden 

• (Isolation) 


27

Geriatrische Riesen (-probleme) 

( 

70 

60 

50 

40 

30 

20 

10 

0 

Malnutrition 

Sehstörung 

Hörstörung 

Depression 

Sturz 

Demenz 

Immobilität 


28

FRAILTY 


29

Knochen und Alter 


30

Standsicherheit nach Alter 

zit. nach Sheldon, 1963 


31

Weitere epidemiologische Daten 

Es stürzen mindestens 1x im Jahr 

• 30 % der über 65-Jährigen 

• 50 % der über 80-Jährigen 

Jährigen( ( Gillespie 2003, WHO 2003 ) 

• 100 000 Hüftfrakturen im Jahr 2004( ( Hoffmann 2006 ) 

Zitiert nach Icks, , A. : Kraft- und Balancetraining für Senioren-Kurse in 

Düsseldorf, Rheinisches Ärzteblatt 5/2007:21. 


32

Häufigkeit der Inkontinenz 


33

Häufigkeit der Demenz und der 

Alzheimer-Krankheit nach Alter 

40 

30 

Demenz (Jorm et al., 1987) 

Alzheimer 

(Bachmann et al., 1992) 

36 

23.8 

Prävalenz % 

20 

10 

0 

5 

3 

0.4 0.9 1.8 

61-64 

65-69 

70-74 

9 

3.6 

75-79 

18 

10.5 

80-84 

85-93 

Alter (Jahre) 


34

Altersabhängige Pflegebedürftigkeit 


35

Heimeintritt im Altersverlauf 


36

Ursache: Verlust der 

Selbstständigkeit 

• Einweisung in ein 

• Pflegeheim 

Gründe 

Patient: 

• hochgradige Orientierungs- 

störungen, , Weglaufgefahr 

• ausgeprägte Aggressivität 

• körperliche Pflege nötig 

• Inkontinenz 

• eigener Wunsch 

Angehörige 

• mangelnde häusliche 

Pflegemöglichkeiten 

• Überlastung 


37


38

Stationäre Langzeitversorgung : 

Situation der Heimbewohner 

• 50 – 80 % leiden unter einer psychischen Störung 

• 70 % leiden unter kognitiven Einbußen 

• 59 % leiden unter Angstzuständen 

• 45 % leiden unter Sinnestäuschungen 

• 42 % leiden unter aggressivem Verhalten 

• 70 % leiden unter Mobilitätseinschränkungen 

• 80 % leiden unter Harninkontinenz 

• 96 % benötigen Hilfe beim Dusche 

• 85 % bebnötigen Hilfe bei Körperwaschungen 

Wingenfeld K, Schnabel E (2002): Pflegebedarf und Leistungsstruktur in vollstationären Pflegeeinrichtungen. Eine 

Untersuchung im Auftrag des LandespflegeausschussesNordrhrein-Westfalen, Düsseldorf 


39

ÜBERSICHT 






Probleme 




40


41


42


43

Multimorbidität im Alter 


44

ZUSAMMENFASSUNG 

1. Alter ist keine Krankheit 

2. Im Alter sind viele Krankheiten 

häufiger 

3. Krankheiten und Syndrome im Alter 

sind häufiger multikausal 

4. Atypische oder fehlende Symptome 


45

ÜBERSICHT 






Probleme 




46


47

Multimorbidität - Polypharmakotherapie 


48

Nierenfunktion im Alter 


49

Start Low, 

Go Slow 


50


51


52

OPAL–Projekt (Optimierte 

Arzneimittelversorgung im Alter) 

• 168 Heimbewohner aus zwei nordrhein-westfälischen 

Altenheimen wurden über 9 bzw. 16 Monate beobachtet. 

• 24 % der Heimbewohner erlitten mindestens eine 

unerwünschte Wirkung und 

• 77 % der Heimbewohner erfuhren mindestens ein 

arzneimittelbezogenes Problem. 

• 74 % aller unerwünschten Wirkungen traten bei 

Demenzerkrankten auf, insbesondere bei denjenigen, die 

eine Multimedikation und Neuroleptika erhielten 

• Kostenrelevante Auswirkungen: 85 Krankenhaustage, 17 

Rettungs-wageneinsätze, 2129 Pflegestunden. 

Hanke F, Szymanski J, Jaehde U, Thürmann PA, Drug-related problems and adverse drug reactions in nursing 

homes. Basic Clin Pharmacol Toxicol 2007; 101 (s1)192 


53


54


55

Arzneimittelnebenwirkung als Grund 

für eine Krankenhausaufnahme 

(Prospektive Studie bei 18820 Patienten ) 


56

Arzneimittelnebenwirkung als Grund 

für eine Krankenhausaufnahme 

(Prospektive Studie bei 18820 Patienten ) 

BMJ 329, 3.July 2004 


57

Medication Use Leading to Emergency 

Department Visits for Adverse 

Drug Events in Older Adults 

Ann Intern Med. 2007;147:755-765. 


58

Medication Use Leading to Emergency 

Department Visits for Adverse 

Drug Events in Older Adults 

Ann Intern Med. 2007;147:755-765. 


59

ÜBERSICHT 






Probleme 




60

WANN STERBEN WIR ? 


61


62

Multimorbidität und Todesursache bei 

dementen und nicht-dementen Patienten 

Attems et al., EuroJGer Vol. 8 ( 2006 ) No. 2 S. 112 – 117 (Pathologie, Otto Wagner Hospital, Wien) 

308 Obduktionen 

Mittel 83,5 Jahre alt +/ - 8,6 

Anzahl der 

Grunderkrankungen 

Haupttodesursachen 

Kardiovaskulär 

Bronchopneumonie 

Schwere 

Unterernährung 

DEMENT 

N=176 AD:76,7%, 

MischformAD+Vask. . 4% 

3,5 

P < 0,01 

25,9 % 

49,6 % 

P < 0,01 

16,5 % 

NICHT – 

DEMENT 

3,08 

P < 0,01 

P < 0,01 

46,2 % 

28,0 % 

P < 0,01 

3,8 % 

CA 

Quelle: 

Dr. Michael 

StBA, 

Münchmeyer 

Statistisches Jahrbuch (2001) 

Geriatrische Notfälle 

63

Multimorbidität und Todesursache bei 

dementen und nicht-dementen Patienten 

Attems et al., EuroJGer Vol. 8 ( 2006 ) No. 2 S. 112 – 117 (Pathologie, Otto Wagner Hospital, Wien) 

308 Obduktionen 

Mittel 83,5 Jahre alt +/ - 8,6 

Anzahl der 

Grunderkrankungen 

Haupttodesursachen 

Kardiovaskulär 

Bronchopneumonie 

Karzinome 

Lungenembolie 

DEMENT 

N=176 AD:76,7%, 

MischformAD+Vask. . 4% 

3,5 

P < 0,01 

25,9 % 

49,6 % 

3,0 % 

13,3 % 

NICHT – 

DEMENT 

3,08 

P < 0,01 

P < 0,01 

46,2 % 

28,0 % 

6,8 % 

10,6 % 

CA 

Quelle: 

Dr. Michael 

StBA, 

Münchmeyer 

Statistisches Jahrbuch (2001) 

Geriatrische Notfälle 

64

Lebensverlängernde Maßnahmen in der geriatrischen Langzeitpflege 

Wie ist die Akzeptanz Betroffener? 

Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 21, 

28. Mai 1999 (41) 


65

Überleben nach Reanimation bei 2894 

Patienten 

Gueugniaud PY et al. N Engl J Med 2008;359:21-30 


66

ÜBERSICHT 






Probleme 




67

Notfallkonstellation im Altersvergleich 


68


69

Häufige Notfallsituationen in 

der Geriatrie 

• Das Syndrom der Sturzkrankheit 

• Exsikkose 

• Akute Verwirrtheit versus Demenz 

• Fehlernährung, Malnutrition, dysphagisches 

Syndrom mit primärer oder sekundärer 

Presbyphagie 


70

Notfalltrias 

Sturz 

Delirium 

Exsikkose 


71

Synkopen - Inzidenz 

Figure 1. Incidence Rates of Syncope According to Age and Sex. 

The incidence rates of syncope per 1000 person-years of follow-up increased with age among both men and women. The increase in the incidence 

rate was steeper starting at the age of 70 years. Syncope rates were similar among men and women. 


72

Synkopen - aus geriatrischer Sicht 

Häufige Sturzursachen 

30 

25 

20 

15 

10 

5 

Accidental 

Gait/Balance 

Dizziness 

Confusion 

Post Hypotension 

Visual 

Syncope 

0 

% 


73

Risikofaktor “Alter” 

Frakturen / 100.000 Frauen 

5000 

4000 

3000 

2000 

1000 

Radius 

Schenkelhals 

Wirbelkörper 

0 

Alter (Jahre) 

40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 

• Deutlich ansteigende WK-Frakturinzidenz ab dem 60. Lebensjahr 1 

• Über 50% der über 50-jährigen Frauen erleiden eine osteoporotische Fraktur 2 

Modifiziert nach: 

1. Cooper C et al. J Bone Miner Res 1992;7: 221-227 


2. Chrischilles et al. Arch Intern Med 1991; 74 151: 

2026-32


75

Unfälle zu Hause 

• 2003 sind in der Bundesrepublik mehr als 6.200 

Menschen durch einen Unfall in Heim und Freizeit 

gestorben. 

• Rund 81 Prozent der tödlichen Haushaltsunfälle 

treffen Menschen, die älter sind als 65 Jahre. 

• Rund 81 Prozent aller tödlichen Haushaltsunfälle 

sind Stürze. 


76


77

Kardiale Notfälle 


78

Akuter Myokardinfarkt 

• stellt nach wie vor eine der häufigsten Todesursachen 

bei älteren Männern dar 

• bei unter 45-jährigen Männern 5,6 Todesfälle / 

100.000 Einwohner; 

• bei über 65-jährigen Männern 687,4 Todesfälle / 

100.000 Einwohner im Vergleich zu 

• 1,5/100.000 und 408,6/100.000 Einwohner bei 

Frauen der gleichen Altersgruppen4 

Statistisches Taschenbuch Gesundheit. Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.) Bonn 1998 


79

Akuter Myokardinfarkt im Alter 

• Atypische bis fehlende Symptomatik 

• Bei bis zu 40 % der über 70-jährigen 

unentdeckt ( Framingham-Studie 

) 

• Plötzlich auftretende Zeichen einer 

Herzinsuffizienz 

• Manchmal nur akute Verwirrtheit 


80

Kardiale Notfälle : Erstmassnahmen 


81

Lysetherapie im hohen Alter ? 

• Keine Altersgrenze ; vielmehr hängt der 

Erfolg eine Lyse vom Allgemeinzustand des 

Patienten ab. 

• Der älteste Patient ,bei dem sowohl Lyse als 

auch PTCA durchgeführt wurden, war 98 

Jahre alt. 

• Die Lysetherapie bietet auch im Alter relativ 

wenig Probleme. 


82

Epidemiologie Herzinsuffizienz 

Daten aus der Hillingdon-Studie (England) 

Inzidenz (Fälle /1000 Population pro Jahr) 

18 

16 

14 

12 

10 

8 

6 

4 

2 

1,7 

Das mittlere Alter 

bei Diagnosestellung 

betrug 76 Jahre! 

0,67 

3,88 

2,31 

9,82 

5,92 

16,76 

9,62 

Männer 

Frauen 

55 - 64 

65 - 74 

65 - 84 85 + 

Alter (Jahre) 


83 

aus Rickenbacher P., 2001

Altersabhängige Krankenhauseinweisungen 

Patienten mit Herzinsuffizienz in Deutschland 

X 1000 

60 

51 372 

54 

49 387 

48 

67 444 

42 

36 

37 716 

30 

24 

24 882 

18 

15 838 

12 

6 

4018 

6729 

50 - 54 55 - 59 60 - 64 65 - 69 70 - 74 75 - 79 80 - 84 85 + 

Alter (Jahre) 


84 

Statistisches Bundesamt, 2002

Häufigkeit der art. Hypertonie 

•55 % bei > 60jährigen 



JB Kostis et al 1997 


85

Jährliches Schlaganfall-Risiko 

Altersgruppe (Jahre) Risiko in der Bevölkerung 

35 - 44jährige 1 : 5.000 

45 - 54jährige 1 : 1.000 

55 - 64jährige 1 : 300 

65 - 74jährige 1 : 100 

75 - 84jährige 1 : 50 

über 85jährige 1 : 30 

1) CS Anderson et al. Med J Aust 1993, 188: 80-84 


86

Schlaganfall : Eine Alterserkrankung 


87

Diabetes mellitus: Prävalenz 

Altersbezogene Prävalenz der Diabetes-Patienten in Ostberlin 1988, modifiziert nach Ratzmann, 1991 


88

Diabetes mellitus Typ 2 


89

Obere gastrointestinale Blutung 


90

Geriatrische NotfÃ¤lle - Einsatz im Altenheim - Rhein-Erft-Kreis

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