DRUCK + PAPIER 5/2013
Die ver.di-Zeitschrift für die ver.di-Mitglieder in den Branchen Druckindustrie, Papier, Pappe, Kunststoffe verarbeitende Industrie.
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10 <strong>DRUCK</strong>+<strong>PAPIER</strong> 5.<strong>2013</strong><br />
MEL DUN GEN<br />
Warnstreiks<br />
für Tarif<br />
Mit Warnstreiks im August und<br />
September forderten die Beschäftigten<br />
der ausgegründeten<br />
Druckerei der Märkischen<br />
Verlags- und Druckgesellschaft<br />
Tarifverhandlungen. Von den<br />
noch 28 Druckern der Pressedruck<br />
Potsdam GmbH, die<br />
die »Märkische Allgemeine«,<br />
aber auch eine Teilauflage<br />
der »Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung« drucken, sollen nach<br />
Inbetriebnahme einer neuen<br />
Maschine nur 18 bleiben. Sämtlichen<br />
Helfern wurde bereits<br />
gekündigt. ver.di-Betriebsrat<br />
und Tarifkommission streiten<br />
um die Übernahme von Besetzungsregeln<br />
nach Flächentarif.<br />
Foto: Christian v. Polentz<br />
Gegen Stellenabbau<br />
Mit einer Kundgebung vor der<br />
Firma Wellpappe Sausenheim<br />
wehrten sich im August Beschäftigte<br />
gegen Stellenabbau.<br />
Das Unternehmen plant die<br />
Ausgliederung des innerbetrieblichen<br />
Transports in eine Fremdfirma<br />
sowie die Stilllegung einer<br />
Maschine zum 1. Oktober <strong>2013</strong>.<br />
Der Betriebsrat wurde nicht<br />
rechtzeitig informiert und beklagte,<br />
dass in dem Traditionsbetrieb<br />
mit 220 Beschäftigten<br />
immer mehr tariflich geregelte<br />
Arbeitsplätze verschwinden<br />
sollen.<br />
Nachruf<br />
Unser Kollege Eugen Nölle starb<br />
nach langer Krankheit im Alter<br />
von 80 Jahren. Viele Jahrzehnte<br />
hatte er sich zuverlässig und<br />
engagiert für die gewerkschaftliche<br />
Sache eingesetzt. Er war<br />
von 1972 bis 1990 Bezirkssekretär<br />
der IG Druck und Papier<br />
in Südlichen und im Westlichen<br />
Westfalen, als Mitglied des<br />
Landesbezirksvorstandes und in<br />
weiteren Funktionen aktiv.<br />
Peter Poppitz<br />
ist Betriebsratsvorsitzender<br />
beim »Ravensburger Spiele<br />
Verlag«<br />
»Für die fast 30 neuen Azubis machen<br />
der Betriebsrat und die Jugendvertretung<br />
eine Infover anstaltung. Dabei verteilen<br />
wir auch ver.di-Mappen mit einem<br />
Kalender, Informationsbroschüren<br />
und Eintrittsunterlagen. Wir erklären,<br />
dass unser Betrieb über einen Haustarifvertrag<br />
tarifgebunden ist und welche<br />
Vorteile das hat – vom gesicherten Einkommen<br />
über Urlaub und Urlaubsgeld<br />
bis hin zu geregelten Arbeitszeiten.<br />
Dazu machen wir klar, dass nur Gewerkschaftsmitglieder<br />
diese Dinge auch<br />
einklagen können. Unsere Erfahrung ist<br />
aber: Mitgliederwerbung bedeutet, dicken<br />
Beton zu bohren. Mal eine Aktion<br />
zu machen und auf schnelle Eintritte<br />
zu hoffen, funktioniert meistens nicht.<br />
Manche Kollegen treten erst nach Jahren<br />
ein, in denen wir sie immer wieder<br />
angesprochen haben. Man braucht also<br />
einen langen Atem.«<br />
Daniel Reinbothe<br />
ist Jugend- und Auszubildendenvertreter<br />
in der Wellkistenfabrik Peters GmbH<br />
im nordrhein-westfälischen Moers<br />
»Meine Azubi-Kollegen für ver.di zu<br />
werben, ist wirklich nicht einfach.<br />
Zu Beginn der Ausbildung haben viele<br />
gesagt, dass sie Angst haben, die<br />
Probezeit nicht zu überstehen, wenn<br />
es herauskommt. Und jetzt sagen<br />
einige, sie befürchtete, nicht übernommen<br />
zu werden. Da fühle ich<br />
mich schon manchmal hilflos.«<br />
Ausbildungsvergütungen 2012 im Vergleich<br />
853 €<br />
664 €<br />
606 €<br />
1. Jahr<br />
904 €<br />
731 €<br />
670 €<br />
955 €<br />
812 €<br />
736 €<br />
2. Jahr 3. Jahr<br />
Druck- und Medienindustrie einheitlich in Ost und West<br />
Durchschnitt der Ausbildungsberufe laut BIBB West Ost<br />
Herbert<br />
Kuchenbaur<br />
ist Betriebsrat bei der<br />
»Augsburger Allgemeinen«<br />
»Wir haben bei der Mediengruppe<br />
Pressedruck Augsburg zirka 120 Auszubildende.<br />
Diese sind in der tariflosen<br />
Tochtergesellschaft ›Medienakademie‹<br />
eingestellt. Es ist schwer, an die Azubis<br />
heranzukommen, um sie für Jugendvertretung<br />
oder Gewerkschaft zu interessieren.<br />
Da über Bedarf ausgebildet wird<br />
ist eine Übernahme – wenn überhaupt<br />
– meist nur befristet möglich. Ob in der<br />
Redaktion, im Verlag oder der Technik:<br />
Nach der Ausbildung stehen viele ohne<br />
Job da. So sollte es nicht sein.«<br />
Auf die<br />
Fotos (6): Privat<br />
Annemarie Walch<br />
(22) macht eine Ausbildung zur Medien-<br />
technologin Druck in der Berliner Bundesdruckerei.<br />
Sie ist Mitglied der Jugendund<br />
Auszubildendenvertretung (JAV)<br />
»Ich bin vor zwei Jahren, gleich zu<br />
Beginn meiner Ausbildung, bei<br />
ver.di eingetreten. Einer so gro-<br />
ßen Organisation anzugehören,<br />
gibt mir ein Gefühl von Sicher-<br />
heit. Die neuen Azubis sprechen<br />
wir in den Abteilungen einzeln<br />
an, geben ihnen ver.di-Flyer und<br />
fragen sie, ob sie sich in der Ge-<br />
werkschaft organisieren wollen.<br />
Über meine Zukunftsperspekti-<br />
ven mache ich mir keine großen<br />
Sorgen. Trotz der Veränderungen in der<br />
Branche glaube ich, dass Drucker auch<br />
weiterhin gebraucht werden.«