stadt dornbirn krankenhaus - Dornbirn Online
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INFORMATION<br />
<strong>Dornbirn</strong>er Gemeindeblatt<br />
15. Februar 2008 – Seite 6<br />
„Wir sind – aus neurobiologischer Sicht – auf soziale<br />
Resonanz und Kooperation angelegte Wesen.<br />
Kern aller menschlichen Motivation ist es, zwischenmenschliche<br />
Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung<br />
oder Zuneigung zu finden und zu geben.“<br />
Joachim Bauer<br />
Wir stellen Ihnen, im Gespräch mit Dr. Angelika Hagen,<br />
jeweils kurz die wichtigsten Ergebnisse der <strong>Dornbirn</strong>er<br />
Sozialkapital-Studie vor. Sie selbst können anhand eines<br />
kurzen Tests nochmals Ihre Beziehungen auf der jeweiligen<br />
Ebene überprüfen und Sie erhalten Ideen, wie Sie Ihr<br />
soziales Kapital steigern, also Ihre Beziehungen verbessern<br />
können.<br />
Wenn Sie Erfahrungen mit diesen Ideen oder Ihren<br />
eigenen neuen Ansätzen machen, freuen wir uns, wenn<br />
Sie uns diese mitteilen: wir werden sie gerne veröffentlichen<br />
(oder nicht, wenn Sie dies nicht wünschen).<br />
Bitte schreiben Sie an: doarobiorar@<strong>dornbirn</strong>.at<br />
Allgemeine Informationen zur Sozialkapital-Befragung<br />
Die Stadt <strong>Dornbirn</strong> hat im vergangenen Jahr bei allen<br />
Bewohnerinnen und Bewohnern ab dem 15. Lebensjahr<br />
eine Kommunalstudie zu Gesundheit und Sozialkapital<br />
durchgeführt.<br />
Unter „Sozialkapital“ versteht man in der Wissenschaft<br />
den sozialen Zusammenhalt innerhalb einer Gemeinschaft.<br />
Diesem Zusammenhalt in Familien, Unternehmen,<br />
Schulen, Institutionen, Vereinen und Gemeinden widmet<br />
die internationale Forschung heute besonders hohe<br />
Aufmerksamkeit. Denn man hat erkannt, dass genau hier<br />
der Schlüssel zur positiven nachhaltigen Entwicklung der<br />
Gemeinschaften liegt: in mehreren empirischen Studien<br />
konnten direkte Zusammenhänge von Sozialkapital mit<br />
wirtschaftlichem Erfolg, Gesundheit, Bildung und Sicherheit<br />
nachgewiesen werden. Auch neueste neurobiologische<br />
Forschungen bestätigen, dass Menschen auf<br />
soziale Gemeinschaft und gelingende Beziehungen mit<br />
anderen Individuen ausgerichtet sind.<br />
„Die beste Droge für den Menschen ist der Mensch“<br />
Joachim Bauer<br />
Die <strong>Dornbirn</strong>er Sozialkapitalstudie dient der Erweiterung<br />
des Wissens der Stadt über sich selbst – über den Grad<br />
an Vertrauen und Engagement, den es hier gibt. Dadurch<br />
soll auch innerhalb der Bevölkerung ein lebendiger Dialog<br />
darüber begonnen werden, mit welchen Aktivitäten die<br />
Gemeinschaft gestärkt und die Bindungen vertieft werden<br />
können. Das Wissen um die Bedeutung und Dynamik von<br />
Sozialkapital kann den Handlungsspielraum jedes einzelnen<br />
Menschen erweitern. Durch eine bewusste Gestaltung<br />
leistet gleichzeitig jeder wiederum einen Beitrag für<br />
die gesamte Gemeinschaft.<br />
Beteiligung und Ergebnisse<br />
Die Beteiligung an der Studie war mit einem Rücklauf von<br />
über 20 % sehr hoch. Mehr als 7000 Menschen haben<br />
den immerhin 10seitigen Fragebogen sorgfältig beantwortet.<br />
Dafür danken wir an dieser Stelle nochmals ganz<br />
herzlich!<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass sich der allgemeine Rückgang<br />
der sozialen Bindungen auch in <strong>Dornbirn</strong> auswirkt<br />
und Vereinsamung, Sich-Einkapseln und Kulturkonfl ikt<br />
Glück und Gesundheit bedrohen und die sozialen Kosten<br />
in die Höhe treiben. Doch <strong>Dornbirn</strong> hat auch starke<br />
Gemeinschaftskräfte und gehört in die Spitzengruppe<br />
österreichischer Städte, was Gesundheit, Wohlbefi nden<br />
und den sozialen Zusammenhalt in der Familie betrifft.<br />
Wir informieren Sie, liebe Leserinnen und Leser in den<br />
folgenden Wochen über die Ergebnisse der Studie und<br />
geben Ihnen im Rahmen der neuen Serie „Doarobiorar<br />
mitanand – Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ die<br />
Möglichkeit, Ihre eigenen Beziehungen auf unterschiedlichen<br />
Ebenen zu überprüfen und über neue Gestaltungsmöglichkeiten<br />
nachzudenken.<br />
„Sozialkapital“<br />
Herkunft des Wortes „Kapital“: aus dem Lateinischen:<br />
„capitalis“ = Haupt, den Kopf bzw. das Leben betreffend;<br />
Herkunft des Wortes „sozial“: aus dem Lateinischen<br />
„socialis“ = gemeinschaftsbildend, die menschliche<br />
Gesellschaft oder die Gemeinschaft betreffend, aus dem<br />
Stammwort „socius“ = der Gefährte<br />
Soziale Beziehungen werden auf 3 Haupt-Ebenen<br />
gemessen:<br />
– Die besonders nahe stehenden Menschen in der<br />
Familie und im Freundeskreis: hier gelten vier bis neun<br />
Personen als Optimum. In der Sozialkapitalforschung ist<br />
das die „MIKRO-Ebene“.<br />
– Der erweiterte Bekanntenkreis, Netzwerke, die im<br />
Bedarfsfall jeweils hilfreich sein können; hier gelten<br />
30 bis 60 Personen als Optimum. In der Sozialkapitalforschung<br />
ist das die „MESO-Ebene“.<br />
– Die Ebene der höheren Ideale und Zugehörigkeiten,<br />
die unabhängig von persönlichen bekanntschaften ist.<br />
Das nennt man in der Sozialkapitalforschung die<br />
„MAKRO-Ebene“.