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Broschüre 100 Jahre Landwirtschaftsschule Wolfratshausen

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Anlässlich der Eröffnung der landw. Kreiswinterschule fand vergangenen Mittwoch<br />

früh 8 Uhr in der hiesigen Pfarrkirche feierl. Amt mit Veni St. Spiritus<br />

statt, dem sämtliche landwirtschaftliche Winterschüler sowie eine große Anzahl<br />

Andächtige beiwohnten.<br />

Mit einem Hoch auf seine Kgl. Hoheit Prinzregent Luitpold, den erhabenen<br />

Protektor der Landwirtschaft, schloss der Schulvorstand seine Ausführungen.<br />

Die Marktgemeinde <strong>Wolfratshausen</strong> stellte für das erste Schuljahr 1904/1905 der<br />

landwirtschaftlichen Kreiswinterschule entsprechende Räume im damaligen<br />

Knabenschulhaus (heute Isarkaufhaus) unentgeltlich zur Verfügung. Für festliche<br />

Anlässe wurde derselben gleichfalls unentgeltlich der gute Saal des Rathauses<br />

überlassen.<br />

18.10.1905 Einzug in das neue Schulgebäude<br />

Mit Beginn des zweiten Schuljahres konnte das von der Marktgemeinde neu errichtete<br />

Schulgebäude an der Bahnhofstraße 278 1 /4 (jetzt Bahnhofstraße 12) seiner<br />

Zweckbestimmung übergeben werden.<br />

Nach einem feierlichen Gottesdienst nahm vormittags 10 Uhr Herr Dekan und<br />

Pfarrer Weiss die Benediktion des neuen Winterschulgebäudes vor und richtete<br />

an die Schüler eine tiefempfundene, zu Herzen gehende Ansprache. Dieser<br />

Feier wohnten bei: Herr Bürgermeister Kölbl und die Mitglieder der beiden<br />

Gemeindekollegien. Nachmittags 2 Uhr wurde durch den Vorstand des kgl.<br />

Bezirksamtes <strong>Wolfratshausen</strong> Herrn kgl. Regierungsrat Stobaeus als von der<br />

kgl. Kreisregierung beauftragten Kommissär das neue Schuljahr und damit<br />

zugleich die Anstalt zum ersten Mal als 2kursig, im Beisein von Lehrern und<br />

Schülern, in feierlicher Weise eröffnet.<br />

Das neue Schulgebäude mit seinem Nebenbau bot reichlich Raum für 2 schöne<br />

gegen Süden gelegene Schulsäle, für die Unterbringung des Laboratoriums<br />

und der Lehrmittel, sowie für Arbeitsräume der Schule und der hauptamtlichen<br />

Lehr- und Beratungskräfte. Der Schulgarten umfasste 1 Tagwerk.<br />

Das Schulgebäude wurde von der Marktgemeinde mit einem Kostenaufwand<br />

von 52.074 Mark errichtet. Eigentümer der Gebäude ist bis heute die Stadt<br />

<strong>Wolfratshausen</strong>.<br />

Winterkurs 1914/15 im Vermessungsamt<br />

1914/15 musste der Unterricht in das damalige Vermessungsamt <strong>Wolfratshausen</strong><br />

(Königsdorferstraße Nr. 62) verlegt werden, da der Frauenverein vom Roten Kreuz<br />

die Räume für die Pflege verwundeter Soldaten benötigte. In den Folgejahren konnte<br />

der Unterricht wieder in den Räumen der <strong>Landwirtschaftsschule</strong> erteilt werden.<br />

Während des Krieges 1914/18 konnte der Schulbetrieb ohne Unterbrechung weitergeführt<br />

werden. Von den Schülern und den ehemaligen Schülern wurden viele zum<br />

Heere einberufen. Den Gefallenen wurde im Vestibül der Schule eine Gedenktafel<br />

gewidmet.<br />

8<br />

Schulgeld wurde erstmals 1921 in Höhe von <strong>100</strong> Mark für einen Kurs erhoben, und<br />

1922/23 bedingt durch die Inflation auf <strong>100</strong>0 Mark erhöht. 1923/24 betrug das<br />

Schulgeld die Höhe des Erlöses von 4 Pfund Butter, 1925/26 wurden 12 Mark und<br />

1928/29 20 Mark verlangt.<br />

1920 Errichtung einer Landwirtschaftsstelle<br />

1920 wurde die <strong>Landwirtschaftsschule</strong> erweitert zu einer Landwirtschaftsstelle<br />

(Vorläufer des Landwirtschaftsamtes). Die Aufgabe der Landwirtschaftsstelle<br />

besteht in der Wirtschafts- und Fachberatung der landwirtschaftlichen Bevölkerung<br />

auf allen Gebieten der Landwirtschaft in den Bezirken <strong>Wolfratshausen</strong> und Tölz.<br />

Vorgabe war:<br />

Die Landwirtschaftsstelle hat mitzuwirken bei Einrichtung von Beispielwirtschaften,<br />

bei Anlage von landw. Buchführungen, sie hat die Bauberatung bei<br />

Errichtung von landwirtschaftlichen Gebäuden, Ställen, Ventilationen, Silos,<br />

Düngerstätten usw., muss mitwirken beim Bezug und Absatz von Saatgut,<br />

Kunstdünger, Pflanzenschutzmitteln, Zuchttieren usw., muss Untersuchungen<br />

von Düngemitteln durchführen, Pflanzenkrankheiten feststellen, soll beraten<br />

bei Kulturunternehmungen z.B. bei Drainagen, soll Anbaustellen einführen für<br />

Getreide-, Kartoffel- und Kleearten, soll die Unkraut- und Schädlingsbekämpfung<br />

im Großen, also gemeindenweise durchführen, soll mitwirken bei Schaffung<br />

von Musterkulturen, bei Beschaffung neuzeitlicher Maschinen, bei Durchführung<br />

von Düngungsversuchen und Berechnung der Rentabilität, soll in<br />

einem Zyklus von Vorträgen mit Film und Lichtbildern landwirtsch. Lehrgänge<br />

aufstellen, soll Lehrausflüge veranstalten (Besichtigung von Gehöften), muss<br />

Feld-, Wiesen- und Waldbegehungen machen mit anschließenden Aufklärungen,<br />

Fruchtschauen veranstalten, in landwirtsch. Körperschaften: Bauernkammer,<br />

Genossenschaften, Raiffeisenvereinen, Verband der Ehemaligen in Vorträgen<br />

Bericht erstatten.<br />

Über die <strong>Landwirtschaftsschule</strong> berichtet<br />

die örtliche Zeitung:<br />

Obwohl es nicht Aufgabe der Schule<br />

ist, Verwaltungsbeamte für landw.<br />

Güter heranzubilden, hat doch mancher<br />

Schüler durch Vermittlung der<br />

Schule eine gute Stellung erhalten.<br />

Mit Recht kann die Schule aber darauf<br />

hinweisen, dass ihre ehemaligen<br />

Besucher ihre Anwesen meistens sehr<br />

gut bewirtschaften und zwar nicht<br />

bloß die bemittelten, sondern auch<br />

die finanziell schlechter Gestellten.<br />

Der Fachmann merkt bei einigem<br />

Einblick in einen Betrieb bald, ob der<br />

Besitzer eine landw. Schule besucht<br />

hat oder nicht.

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