Freiwillig - BdP Landesverband Schleswig-Holstein / Hamburg
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Schwerpunkt<br />
➞ Es versteckt sich im ominösen Wald der Zukunft<br />
und lauert immer wieder guten Seelen auf. Seine Zielgruppe<br />
sind 17 und 27-Jährige sozial-engagierte oder<br />
kulturell-interessierte junge Menschen. Im Schnitt<br />
verschwinden diese Leute dann für ein Jahr von der<br />
Bildfläche des grauen, gemeinen Alltags. Aber wenn<br />
sie zurückkehren, berichten sie von „Erfahrungen<br />
für’s Leben“, „Einblick in Berufsfelder“, „Ahnung<br />
von institutioniertem Leben“ und von „unverbindlicher<br />
Anschauung“. Abstraktionen, die jetzt klarer<br />
werden sollen. Die LRB-Redaktion hat weder Kosten<br />
noch Mühen gescheut und sich dem FSJ journalistisch<br />
genähert. Erfahrungsberichte einstiger FSJler<br />
sollen einen persönlichen Einblich hinter die Kulissen<br />
verschaffen, während in diesem Artikel die Maske<br />
des FSJ endlich heruntergerissen wird – Hah! Es<br />
ist ein FSJ! Auf, auf, ihr Ritter des Sozialheldentums<br />
– schnappt es euch!<br />
4<br />
<strong>Freiwillig</strong>es Soziales Jahr<br />
Die Helden des Alltags: Junge Menschen engagieren<br />
sich zwölf Monate in sozialen Einrichtungen.<br />
FSJ im Krankenhaus<br />
Philipp Nowack (18), ist beim VCP<br />
(Verein Christlicher Pfadfinder) und<br />
war 1½ Jahre in der Chirurgie und<br />
Kardiologie des UKE in <strong>Hamburg</strong>.<br />
Nach der Schule wollte ich meinen Zivildienst<br />
machen, was aber nicht ging,<br />
weil ich erst 16 war. So bin ich auf das<br />
FSJ gekommen. Ich wusste schon, dass<br />
ich später in Richtung<br />
Rettungsassistent gehen wollte. So war<br />
das FSJ Mittel zum Zweck, denn es<br />
sieht ganz gut aus im Lebenslauf und<br />
außerdem bekommt man schon mal<br />
einen Einblick in die ungefähre späte-<br />
re Berufspraxis. Man kann ja mitreden,<br />
was die Einsatzstelle angeht und so<br />
habe ich mich für den Krankenhausbetrieb<br />
entschieden, was meinen Vorstellungen<br />
für später am nahesten kam.<br />
Meine tatsächlichen Aufgaben bestanden<br />
hauptsächlich in Tätigkeiten des<br />
Pflegepersonals, Aufnahmegesprächen,<br />
Essenvergabe, Botengängen und Personenbeförderung.<br />
Durch die chronische Unterbesetzung<br />
hatte ich immer was zu tun. Ich habe<br />
ein halbes Jahr länger gemacht, weil ich<br />
noch die Zeit zu meiner derzeitigen Ausbildung<br />
überbrücken musste. Ich hielt<br />
es für besser die Wartezeit sinnvoll zu<br />
Das <strong>Freiwillig</strong>e Soziale Jahr (FSJ) ist ein sogenanntes<br />
soziales Bildungsjahr für junge Menschen<br />
zwischen 17 und 27 Jahren. Es bietet die Möglichkeit<br />
verschiede Einsatzfelder sozialer Berufe kennen zu<br />
lernen. Jungen Männern, die bereits als Kriegsdienstverweigerer<br />
anerkannt sind, wird ein zwölfmonatiges<br />
FSJ als Zivildienst angerechnet.<br />
Es gibt deutschlandweit die unterschiedlichsten<br />
Träger, bei denen man für ein FSJ anstellig werden<br />
kann. Das Deutsche Rote Kreuz beispielweise, das<br />
seit 1964 bereits über 160 000 jungen Menschen<br />
diese Möglichkeit gegeben hat. Der Einsatz besteht<br />
in pflegerischer, erzieherischer oder hauswirtschaftlicher<br />
Tätigkeit. Diverse Angebote der Einsatzstellen<br />
machen diesen Träger diesbezüglich attraktiv.<br />
Sozialstationen, Mobiler Sozialer Dienst, individuelle<br />
Betreuung von Behinderten, Krankenhäuser,<br />
Altenpflegeheime, gemeinnützige Werkstätten, Ein-<br />
nutzen. Ich konnte manchmal sogar bei<br />
Operationen zusehen, aber im Großen<br />
und Ganzen war mein Aufgabenfeld<br />
schon eingeschränkt auf Pflegetätigkeiten.<br />
Ich weiß nicht, in wie weit ich<br />
ein FSJ nun gerade im Krankenhaus<br />
empfehlen würde, denn die fehlende<br />
medizinische Qualifikation schafft klare<br />
Grenzen für Tätigkeiten.<br />
Insgesamt wurde ich doch anerkannt<br />
und prinzipiell als stimmenberechtigt<br />
angesehen. Mich hat es weitergebracht,<br />
weil ich schließlich jetzt in den medizinischen<br />
Bereich will.<br />
Interview: Pelle<br />
Landesrundbrief 2’05