Soziale Randgruppen - Partnerschaft Ruanda
Soziale Randgruppen - Partnerschaft Ruanda
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Titelthema<br />
gerät zunehmend unter Druck.<br />
Sicherlich gab es in der ruandischen<br />
Geschichte Marginalisierung<br />
von Menschen bis hin zu<br />
Doch auch Kriege und vor allem<br />
der Genozid hinterließen<br />
viele Menschen in Traumata<br />
und verarmt: Unzählige Wai-<br />
versucht, Standards in Schulen<br />
einzuführen, damit auch<br />
Schüler mit körperlichen Behinderungen<br />
ihren Platz finden:<br />
Situation der Mutwa<br />
Abwärtsspirale der Verarmung<br />
deren Ausschluss aus der Fa-<br />
senkinder und Kinderfamilien,<br />
Wenn wir heute im Rahmen<br />
milie und Gesellschaft. Die Ge-<br />
vergewaltigte und mit HIV infi-<br />
eines<br />
<strong>Partnerschaft</strong>projektes<br />
Es ist ermutigend,<br />
diese Bemühungen<br />
und die<br />
Offenheit eines<br />
afrikanischen<br />
Landes für soziale<br />
<strong>Randgruppen</strong> zu<br />
sehen<br />
schichte der Batwa ist ein ähnliches<br />
Beispiel für die langsame<br />
aber stetige Ausgrenzung aus<br />
der sich normierenden Gesellschaft<br />
<strong>Ruanda</strong>s: Ihre Lebensart<br />
entsprach immer weniger den<br />
Werten der Gesamtbevölkerung.<br />
Dies wurde verstärkt durch die<br />
zierte Frauen, zu resozialisierende<br />
Täter und Soldaten und körperlich<br />
wie seelisch geschädigte<br />
Menschen.<br />
Die Solidarität innerhalb einer<br />
Familienbande – in <strong>Ruanda</strong><br />
auch im räumlichen Sinne auf<br />
einem oder mehreren Hügeln<br />
Latrinenblocks errichten, so ist<br />
immer auch eine Latrine für<br />
behinderte Schüler vorzusehen.<br />
Die Überwachung und Aufsicht<br />
für Behindertenzentren wird<br />
verschärft, damit diese nicht<br />
mehr nur reine Verwahranstalten<br />
sind. Mehr und mehr wer-<br />
von Michael Nieden, Leiter der Geschäftsstelle des <strong>Partnerschaft</strong>svereins Rheinland-Pfalz/<strong>Ruanda</strong><br />
Tatsache, dass den Batwa zu-<br />
– ist zunehmend gefordert.<br />
den Ärzte ausgebildet, die sich<br />
nehmend ihre Einkommens-<br />
Neben dem rasanten Bevölke-<br />
dem gynäkologischen Problem<br />
grundlage entzogen wurde.<br />
rungswachstum und der damit<br />
der Fisteln bei Frauen (siehe<br />
Das Jagen in den immer kleiner<br />
einhergehenden Frage der Nah-<br />
Artikel von Dr. Bläsig, S. 17f.)<br />
rungsmittelbeschaffung gibt es<br />
annehmen.<br />
vor allem auch die neuen wirt-<br />
Es ist ermutigend, diese Bemü-<br />
schaftlich-ethischen Verände-<br />
hungen und die Offenheit eines<br />
rungen: Es bleibt zunehmend<br />
afrikanischen Landes für soziale<br />
weniger Zeit zur Betreuung<br />
<strong>Randgruppen</strong> zu sehen. Sicher,<br />
und Pflege von schwächeren<br />
es gibt noch sehr viel zu tun:<br />
Menschen. Ich kenne Famili-<br />
auch wenn es um veränderte<br />
en, in denen mittlerweile beide<br />
– vor allem religiös begründe-<br />
Partner arbeiten, um leben zu<br />
te – Werte geht, wie beispiels-<br />
können und es bleibt immer<br />
weise dem Umgang mit gleich-<br />
weniger Zeit und Kraft, sich<br />
geschlechtlichen Paaren oder<br />
um pflegebedürftige Kinder<br />
ungewollten<br />
Schwangerschaf-<br />
zu kümmern. So sucht man<br />
ten. Dies wird noch ein langer<br />
Möglichkeiten, Kinder mit Be-<br />
Prozess sein, besonders, da die<br />
hinderungen in ein Zentrum<br />
finanziellen Möglichkeiten für<br />
Batwa mit Töpferware (Quelle: wikiepdia.de, Doublearc)<br />
zu geben. Behindertenzentren<br />
dieses kleine Land ohne große<br />
Batwa vor einer Grashütte (Foto: Koordinationsbüro Kigali)<br />
sind gesucht und gefragt. Ähnliches<br />
gilt für die Versorgung<br />
wirtschaftliche Ressourcen oder<br />
nennenswerte Bodenschätzen<br />
COPORWA („Community of Potters in Rwanda“ –<br />
und Twa aus dem allgemeinen<br />
werdenden Urwäldern wurde<br />
alter Menschen. Eine Schwes-<br />
sehr beschränkt sind.<br />
Gemeinschaft der ruandischen Töpfer)<br />
Sprachgebrauch tilgen möchte<br />
immer schwieriger und führte<br />
ternkongregation in Butare<br />
Im Rahmen unserer Partner-<br />
und nur noch von Ruandern<br />
zur zwangsweisen Aussiedlung<br />
aus den Virunga Wäldern und<br />
später dem Nyungwewald, da<br />
die Regierung auf Betreiben der<br />
Primatenforscherin Dian Fossey<br />
Jagd und das Sammeln von<br />
Wildpflanzen verboten hatte<br />
und Nationalparks einrichtete.<br />
errichtet mehr und mehr Altenheime.<br />
Einbindung der<br />
<strong>Randgruppen</strong><br />
Es ist interessant, wie sich <strong>Ruanda</strong><br />
auch diesem Thema der<br />
sozialen <strong>Randgruppen</strong> nähert.<br />
schaft mit <strong>Ruanda</strong> können wir<br />
vielleicht unsere Erfahrungen<br />
der eigenen gesellschaftlichen<br />
Entwicklung einbringen:<br />
durch persönlichen Austausch<br />
– wie zum Beispiel Begegnung<br />
im Behindertensport – unterstützende<br />
Hilfe in Ausbildung<br />
Die Gemeinschaft der ruandischen<br />
Töpfer repräsentiert eine<br />
Volksgruppe, die über Jahrhunderte<br />
immer mehr an den<br />
Rand der Gesellschaft gedrängt<br />
wurde. In ihr sind vor allem die<br />
autochthonen (eingeborenen)<br />
Gruppen <strong>Ruanda</strong>s und speziell<br />
spricht man heute nicht mehr<br />
von den Batwa sondern von<br />
einer Gruppe von „Menschen,<br />
von der Geschichte vernachlässigt“<br />
– „Une population historiquement<br />
marginalisée ayant<br />
des problèmes particuliers“.<br />
Dies ist in dem Zusammen-<br />
spricht.<br />
Geschichte der Batwa<br />
Gleichwohl hat diese Bevölkerungsgruppe<br />
ihre eigene Vergangenheit<br />
und Geschichte,<br />
wie auch Lebenstradition und<br />
Werte. Die Volksgruppe der<br />
„Menschen, von<br />
der Geschichte<br />
vernachlässigt“ –<br />
„Une population<br />
historiquement<br />
marginalisée ayant<br />
des problèmes<br />
particuliers“<br />
So wurden sie zu einer äußerst<br />
Bislang kennt man beispielswei-<br />
und Ausstattung im sozialen<br />
die der Batwa organsisiert. Mit<br />
hang zu sehen, dass die heuti-<br />
Batwa beschränkt sich nicht<br />
armen sozialen Randgruppe<br />
se keine sozialen <strong>Randgruppen</strong><br />
Bereich oder durch Gespräche<br />
einem Erlass der ruandischen<br />
ge Regierung <strong>Ruanda</strong>s ethni-<br />
nur auf <strong>Ruanda</strong>, sondern ihr<br />
<strong>Ruanda</strong>s.<br />
aus religiösen Motiven. Es wird<br />
und Diskussionsforen. n<br />
Regierung aus dem Jahre 2010<br />
sche Begriffe wie Hutu, Tutsi<br />
Siedlungsgebiet umfasst Län-<br />
4 RUANDA REVUE · 02/2011<br />
RUANDA REVUE · 02/2011 5