Leben mit Lungenkrebs - Roche in Deutschland
Leben mit Lungenkrebs - Roche in Deutschland
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<strong>Lungenkrebs</strong><br />
Informationen für Patienten<br />
und Angehörige
<strong>Lungenkrebs</strong><br />
Informationen für Patienten<br />
und Angehörige
04<br />
Dr. med. Ulrich Gatzemeier<br />
E<strong>in</strong> Vorwort<br />
05<br />
Dieter Kürten<br />
E<strong>in</strong> Grußwort<br />
06<br />
08<br />
11<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong><br />
Die Lunge<br />
Aufbau und Funktion<br />
Wie entsteht Krebs?<br />
Auftreten und Ausbreitung<br />
Was löst Krebs aus?<br />
Risikofaktoren und Symptome<br />
26<br />
27<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten<br />
gibt es?<br />
Beurteilung des Tumorwachstums<br />
Therapien für<br />
<strong>Lungenkrebs</strong>patienten<br />
Kurative oder palliative Therapie?<br />
Die Behandlungsziele s<strong>in</strong>d<br />
entscheidend<br />
14<br />
<strong>Lungenkrebs</strong><br />
Diagnose und Stadiene<strong>in</strong>teilung<br />
30<br />
Operation<br />
Entfernung des Tumors<br />
18<br />
22<br />
„Es gibt nie das E<strong>in</strong>e, das allen hilft“<br />
Interview <strong>mit</strong> der Psycho-Onkolog<strong>in</strong><br />
Dr. med. Andrea Petermann-Meyer<br />
Untersuchungen bei <strong>Lungenkrebs</strong><br />
Verschiedene Diagnoseverfahren<br />
31<br />
32<br />
Bestrahlung<br />
Ablauf der Strahlentherapie<br />
Chemotherapie<br />
Ablauf der medikamentösen<br />
Behandlung<br />
34<br />
Zielgerichtete Therapie I<br />
Den Tumor aushungern –<br />
Angiogenese-Hemmer<br />
38<br />
„Großer Fortschritt <strong>in</strong> der<br />
Behandlung von <strong>Lungenkrebs</strong>“<br />
Interview <strong>mit</strong> dem Privatdozenten<br />
Dr. med. Wolfgang Schütte<br />
40<br />
Zielgerichtete Therapie II<br />
Das Tumorwachstum blockieren –<br />
Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />
2<br />
Inhalt
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung<br />
44<br />
„Übungen müssen fester Bestandteil<br />
des Alltags werden“<br />
Interview <strong>mit</strong> der Fachärzt<strong>in</strong><br />
Dr. med. Anett Reißhauer<br />
46<br />
Die Lunge tra<strong>in</strong>ieren<br />
Übungen zur Stärkung der Atmung<br />
48<br />
Was kommt nach der Therapie?<br />
Nachsorge und Rehabilitation<br />
50<br />
Zeit zum <strong>Leben</strong><br />
Umgang <strong>mit</strong> Trauer und Angst<br />
54<br />
Hilfreiche Adressen<br />
58<br />
Glossar<br />
64<br />
Unsere Experten<br />
65<br />
Impressum<br />
Inhalt 3
Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />
diese Broschüre richtet sich ausdrücklich an <strong>Lungenkrebs</strong>patienten und ihre Angehörigen.<br />
Daher f<strong>in</strong>den Sie an vielen Stellen nicht nur mediz<strong>in</strong>ische Erläuterungen, sondern<br />
auch Hilfestellungen, die Verwandte und Freunde von Patienten unterstützen sollen.<br />
Die Autoren der Broschüre haben sehr viel Zeit darauf verwendet, mediz<strong>in</strong>ische Informationen<br />
so aufzubereiten, dass sie für Laien verständlich s<strong>in</strong>d. Dennoch kann bei diesem<br />
Thema nicht gänzlich auf Fachbegriffe verzichtet werden. Auch deshalb nicht, da<strong>mit</strong><br />
Sie im Gespräch <strong>mit</strong> Ärzten und Therapeuten wissen, wovon die Experten sprechen.<br />
Mit den Themenschwerpunkten Diagnose, Therapien und <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Lungenkrebs</strong> versuchen<br />
wir, Ihnen e<strong>in</strong>e Handreichung zu geben, die viele Fragen zum <strong>Lungenkrebs</strong> beantwortet:<br />
Wie entsteht Krebs? Wie sollen Erkrankte und Angehörige <strong>mit</strong> der Diagnose<br />
umgehen? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Welche Nebenwirkungen haben<br />
die unterschiedlichen Therapien? Was folgt auf e<strong>in</strong>e mögliche Operation? Kann ich me<strong>in</strong>e<br />
Lunge tra<strong>in</strong>ieren? Wo f<strong>in</strong>de ich Rat und Unterstützung?<br />
Sicher wird diese Broschüre nicht alle Fragen, die Sie beschäftigen, beantworten oder gar<br />
das Gespräch <strong>mit</strong> Ihrem Arzt ersetzen können. Sie soll aber helfen, Gespräche über <strong>Lungenkrebs</strong><br />
vorzubereiten und zu erleichtern – egal, ob Sie <strong>mit</strong> Ihrem Arzt, <strong>mit</strong> Freunden<br />
oder Angehörigen sprechen.<br />
Nicht jeder möchte alles wissen. Dennoch empfehle ich Ihnen, bei Unklarheiten nachzufragen<br />
– und zwar so lange, bis Sie es verstanden haben. Nutzen Sie die Möglichkeit<br />
des direkten Austausches, am besten immer im Gespräch zu dritt, das heißt: Patient,<br />
Angehöriger und Arzt.<br />
Diese Broschüre gibt Ihnen hoffentlich e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Hilfestellung. Wenn Sie weitere Fragen<br />
haben, können Sie sich auch an die beratenden Organisationen wenden, deren<br />
Adressen Sie im Anhang f<strong>in</strong>den.<br />
Ich wünsche Ihnen persönlich alles Gute.<br />
Dr. med. Ulrich Gatzemeier<br />
Chefarzt des onkologischen Schwerpunkts<br />
am Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie,<br />
Krankenhaus Großhansdorf<br />
4<br />
Vorwort
Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />
wenn Sie diese Broschüre <strong>in</strong> Händen halten, nimmt die Erkrankung <strong>Lungenkrebs</strong> <strong>in</strong><br />
Ihrem <strong>Leben</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich gerade großen Raum e<strong>in</strong>. Vielleicht s<strong>in</strong>d Sie selbst, Ihre<br />
Partner<strong>in</strong> oder Ihr Partner oder auch e<strong>in</strong> anderer, Ihnen nahestehender Mensch an <strong>Lungenkrebs</strong><br />
erkrankt. Die Diagnose ist sicherlich e<strong>in</strong> Schock und stellt alles auf den Kopf<br />
– ähnlich wie bei den rund 47.000 weiteren Menschen, die <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> jährlich von<br />
dieser Krankheit betroffen s<strong>in</strong>d.<br />
Seit mehreren Jahren begleite ich die Kampagne „Der zweite Atem – <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Lungenkrebs</strong>“.<br />
Dabei habe ich <strong>in</strong> vielen Gesprächen <strong>mit</strong> Patienten, ihren Familien und Freunden<br />
erfahren, wie sehr diese Diagnose <strong>in</strong>s Mark trifft. Die Betroffenen beschreiben ihre<br />
Gefühlswelt als e<strong>in</strong> ständiges Auf und Ab zwischen Angst und Hoffnung, Verzweiflung<br />
und Zuversicht, Resignation und Kampfeswillen. Und auch wenn der Vergleich auf den<br />
ersten Blick nicht ganz passend ersche<strong>in</strong>t, so denke ich <strong>in</strong> dieser Situation oft an Momente<br />
zurück, bei denen ich als Sportjournalist live dabei se<strong>in</strong> durfte: Wenn e<strong>in</strong> Schwimmer<br />
nach Atem schnappt, um die letzte Bahn zu schaffen, wenn der Fußballspieler am Elfmeterpunkt<br />
steht und se<strong>in</strong>e Wangen aufbläst, um sich auf den entscheidenden Schuss<br />
zu konzentrieren, oder aber wenn der 10.000-Meter-Läufer auf der letzten Runde zum<br />
Spr<strong>in</strong>t ansetzt – sie alle brauchen den zweiten Atem. Dieser zweite Atem, den Sportler <strong>in</strong><br />
Extremsituationen aufbr<strong>in</strong>gen müssen, soll Ihnen Mut machen, es <strong>mit</strong> der Erkrankung<br />
<strong>Lungenkrebs</strong> aufzunehmen.<br />
Verstehen Sie diese Broschüre daher als Orientierungshilfe. Sie f<strong>in</strong>den hier Informationen<br />
zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten, erhalten verständliche Erklärungen<br />
zur Diagnose <strong>Lungenkrebs</strong> und zu den Stadien der Erkrankung. Sie f<strong>in</strong>den aber auch<br />
nützliche H<strong>in</strong>weise, wie Sie und Ihre Angehörigen <strong>mit</strong> der Diagnose und der Krankheit<br />
umgehen können. Nutzen Sie die Broschüre darüber h<strong>in</strong>aus als Grundlage, um Ihrem<br />
Arzt Fragen zu stellen – wie tief Sie dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Thema e<strong>in</strong>steigen möchten, entscheiden<br />
Sie selbst.<br />
An dieser Stelle kann ich Ihnen nur Mut machen, sich aktiv <strong>mit</strong> der Diagnose <strong>Lungenkrebs</strong><br />
ause<strong>in</strong>anderzusetzen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen viel Kraft und<br />
Ausdauer bei der Bewältigung der Krankheit.<br />
Herzlichst<br />
Ihr Dieter Kürten<br />
Sportjournalist und ehemaliger „Sportstudio“-Moderator<br />
Grußwort 5
Luftröhre<br />
Lymphknoten<br />
Lymphgänge<br />
oberer Lungenlappen<br />
Bronchus<br />
Bronchiolen<br />
oberer Lungenlappen<br />
Bronchiolen<br />
Bronchus<br />
Alveolen<br />
<strong>mit</strong>tlerer Lungenlappen<br />
unterer Lungenlappen<br />
unterer Lungenlappen<br />
Die menschliche Lunge besteht aus e<strong>in</strong>em rechten und e<strong>in</strong>em l<strong>in</strong>ken Lungenflügel. Der l<strong>in</strong>ke Lungenflügel ist<br />
etwas kle<strong>in</strong>er als der rechte, da auf der l<strong>in</strong>ken Seite das Herz liegt. Jeder Lungenflügel unterteilt sich wiederum<br />
durch Furchen <strong>in</strong> so genannte Lungenlappen. Der rechte Lungenflügel besteht aus drei Lappen, der l<strong>in</strong>ke<br />
Lungenflügel lediglich aus zwei.<br />
Die Lunge<br />
Aufbau und Funktion<br />
Welche Aufgabe<br />
hat die Lunge?<br />
Luft ist die Grundlage allen <strong>Leben</strong>s. Kaum e<strong>in</strong> Vorgang im menschlichen Körper funktioniert<br />
ohne Sauerstoff. Weil das Gas über die Lunge aufgenommen wird und von dort<br />
aus über die Blutbahnen <strong>in</strong> die Zellen gelangt, zählt sie zu den wichtigsten Organen des<br />
Menschen. Neben der Sauerstoffzufuhr sorgt sie auch dafür, den verbrauchten Sauerstoff<br />
<strong>in</strong> Form von Kohlendioxid (CO 2 ) wieder aus dem Blut zu entfernen. Bis zu 15 Atemzüge<br />
benötigt e<strong>in</strong> Erwachsener pro M<strong>in</strong>ute, um den Körper <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er ausreichenden Menge<br />
Sauerstoff zu versorgen. Pro Atemzug wird <strong>in</strong> etwa e<strong>in</strong> halber Liter Luft e<strong>in</strong>- und ausgeatmet<br />
– auf e<strong>in</strong>e Stunde hochgerechnet s<strong>in</strong>d das circa 450 Liter Luft. Atemfrequenz und<br />
Atemzugvolumen steigen je nach körperlicher Betätigung (z. B. beim Sport) allerd<strong>in</strong>gs<br />
deutlich an.<br />
Bei der Atmung strömt die Luft über Mund und Nase <strong>in</strong> die Luftröhre, die sich im Brustkorb<br />
oberhalb des Herzens <strong>in</strong> zwei Hauptbronchien teilt. Ab dieser Gabelung gehört<br />
sämtliches Gewebe – mediz<strong>in</strong>isch betrachtet – zur Lunge. Die Bronchien leiten die Luft<br />
weiter <strong>in</strong> die beiden Lungenflügel, die wiederum <strong>in</strong> mehrere Lungenlappen unterteilt<br />
6<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>
s<strong>in</strong>d. Aufgrund der Lage des Herzens ist der l<strong>in</strong>ke Flügel, der aus zwei Lungenlappen<br />
besteht, kle<strong>in</strong>er als der rechte Flügel <strong>mit</strong> drei Lungenlappen. Diese E<strong>in</strong>teilung ist bei Operationen<br />
an der Lunge von großer Bedeutung, da die Lappengrenzen natürliche Gewebegrenzen<br />
darstellen. Baumartig verzweigen sich die Bronchien <strong>in</strong> den Lungenflügeln <strong>in</strong><br />
immer fe<strong>in</strong>ere Verästelungen (Bronchien und Bronchiolen), bis sie schließlich <strong>in</strong> ungefähr<br />
300 Millionen Lungenbläschen (Alveolen) enden. Diese Lungenbläschen funktionieren<br />
wie e<strong>in</strong>e „Recycl<strong>in</strong>g-Station“, denn hier f<strong>in</strong>det der Gasaustausch von Sauerstoff<br />
und Kohlendioxid zwischen der Atemluft und dem Blut statt.<br />
Die Lungenbläschen<br />
funktionieren wie e<strong>in</strong>e<br />
„Recycl<strong>in</strong>g-Station“.<br />
Die Atemluft trifft auf die hauchdünnen Wände der Lungenbläschen (Membranen), die<br />
von e<strong>in</strong>em Netz fe<strong>in</strong>ster Blutgefäße umgeben s<strong>in</strong>d. Da diese Membrane nur für Sauerstoff<br />
und Kohlendioxid durchlässig s<strong>in</strong>d, nimmt das Blut den Sauerstoff aus den Lungenbläschen<br />
auf und gibt im Austausch das Kohlendioxid – das als Abfallprodukt bei vielen<br />
Stoffwechselvorgängen anfällt – an die Atemluft ab.<br />
Arterie<br />
Vene<br />
Bronchiole<br />
Alveole<br />
In den Alveolen, den kle<strong>in</strong>en Lungenbläschen, f<strong>in</strong>det der Austausch der Atemgase statt. Verbrauchtes Kohlendioxid<br />
wird durch frischen Sauerstoff ersetzt.<br />
Beim Ausatmen bewegt sich die Luft von den Lungenbläschen über die Bronchien weiter<br />
zur Luftröhre und schließlich über Mund und Nase aus dem Körper h<strong>in</strong>aus. Die Gesamtoberfläche<br />
aller Lungenbläschen beträgt im Durchschnitt 160 Quadratmeter. Das<br />
entspricht ungefähr der Fläche e<strong>in</strong>es Volleyballfeldes und ist weit mehr, als zum Überleben<br />
nötig ist. Darum kann e<strong>in</strong> Mensch auch <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Lungenflügel leben.<br />
Warum können<br />
Menschen <strong>mit</strong> nur<br />
e<strong>in</strong>em Lungenflügel<br />
leben?<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 7
Wie entsteht Krebs?<br />
Auftreten und Ausbreitung<br />
Was unterscheidet<br />
Krebszellen von<br />
gesunden Zellen?<br />
Der menschliche Körper besteht aus Milliarden von Zellen, die sich <strong>in</strong> verschiedene<br />
Zelltypen unterteilen. Wie schnell e<strong>in</strong>e Zelle wächst, sich teilt oder abstirbt, hängt von<br />
der Herkunft der Zelle ab. Darmzellen s<strong>in</strong>d beispielsweise sehr kurzlebig. Sie werden<br />
über den Stuhl ausgeschieden und müssen ständig neu gebildet werden. Auch Zellen des<br />
Knochenmarks teilen sich schnell, denn aus ihnen entstehen Blut- und Immunzellen,<br />
die der Körper ständig neu benötigt. Dagegen wachsen andere Zelltypen – wie etwa die<br />
Nervenzellen – nur sehr langsam. Zwischen der Neubildung und dem Absterben von<br />
Zellen herrscht e<strong>in</strong> streng kontrolliertes Gleichgewicht. Denn gesunde Zellen teilen sich<br />
nur dann, wenn es für den Körper s<strong>in</strong>nvoll ist.<br />
Bei Krebszellen ist das natürliche Gleichgewicht von Wachstum, Teilung und Zelltod gestört,<br />
da sich die Erbsubstanz, der genetische Code (DNS), verändert hat ( siehe Grafik<br />
Zellteilung). So kann e<strong>in</strong>e Veränderung von Teilen der DNS (Mutation) bereits zur Folge<br />
haben, dass e<strong>in</strong>e Zelle ke<strong>in</strong>e Tumor-Suppressor-Prote<strong>in</strong>e mehr bildet. Das s<strong>in</strong>d Prote<strong>in</strong>e,<br />
die den Zellzyklus – also das Wachstum, die Teilung und den Zelltod – steuern. Außerdem<br />
fördern Mutationen die Entstehung von Krebsgenen (Onkogenen). Diese Gene<br />
s<strong>in</strong>d vor ihrer Mutation natürliche Bestandteile der Erbsubstanz, können aber bei e<strong>in</strong>em<br />
Defekt dazu führen, dass die Zelle sich auch dann teilt, wenn sie eigentlich ruhen sollte.<br />
Der gesunde Ablauf der Zellteilung wird also außer Kraft gesetzt, sodass die Zelle Signale<br />
und Informationen nicht mehr korrekt verarbeiten kann. Solche Fehler werden normalerweise<br />
repariert, <strong>in</strong>dem Wächtergene dafür sorgen, dass die defekte Zelle abstirbt.<br />
Geschieht dies aber nicht und setzt sich stattdessen die Zellteilung fort – obwohl ke<strong>in</strong>e<br />
Häufigkeit von <strong>Lungenkrebs</strong><br />
Die Zahl der <strong>Lungenkrebs</strong>erkrankungen hat <strong>in</strong> den letzten 50 Jahren drastisch zugenommen.<br />
<strong>Lungenkrebs</strong> gehört <strong>mit</strong> Brust-, Prostata- und Darmkrebs zu den häufigsten Tumorleiden <strong>in</strong><br />
den westlichen Industrienationen. In <strong>Deutschland</strong> erkranken jährlich 47.000 Menschen an<br />
<strong>Lungenkrebs</strong> (Robert Koch-Institut 2010). Mit rund 33.000 Neuerkrankungen s<strong>in</strong>d Männer<br />
davon deutlich häufiger betroffen als Frauen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs steigt die Zahl der neu erkrankten Frauen ebenfalls kont<strong>in</strong>uierlich an. Nach vorliegenden<br />
Schätzungen ist bei Männern jeder vierte Krebstod auf <strong>Lungenkrebs</strong> zurückzuführen,<br />
bei Frauen jeder zehnte. Da<strong>mit</strong> ist <strong>Lungenkrebs</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> die häufigste tumorbed<strong>in</strong>gte<br />
Todesursache bei Männern und die dritthäufigste (nach Brust- und Darmkrebs) bei Frauen.<br />
8<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>
Zellteilung bei gesunden Zellen und bei Krebszellen<br />
E<strong>in</strong>e gesunde Zelle durchläuft von ihrer Entstehung bis zu ihrer Teilung e<strong>in</strong>e Art Zyklus. Das<br />
gilt für alle Zellarten, auch wenn der Zyklus je nach Zellart unterschiedlich schnell verläuft.<br />
Vor der Zellteilung wird die genetische Information, die sich <strong>in</strong> den Chromosomen bef<strong>in</strong>det,<br />
verdoppelt. So hat jede der neu gebildeten Zellen wieder den vollständigen Chromosomensatz.<br />
Bei der Teilung e<strong>in</strong>er Zelle werden die verschiedenen Bestandteile der Mutterzelle auf die<br />
Tochterzellen aufgeteilt, <strong>in</strong>dem zwischen ihnen „Zellgrenzen“, die Zellmembranen, ausgebildet<br />
werden. Dabei entstehen zwei Tochterzellen.<br />
Zellteilung<br />
gesunde Zelle<br />
Zellteilung<br />
irreparabler<br />
Zellschaden<br />
irreparabler<br />
Zellschaden<br />
ke<strong>in</strong>e kontrollierte Selbstzerstörung<br />
Krebszelle<br />
kontrollierte Selbstzerstörung<br />
Tumorwachstum<br />
weiteren Zellen benötigt werden –, kommt es zu e<strong>in</strong>er übermäßigen Gewebeneubildung.<br />
Der Überschuss an Gewebe bildet e<strong>in</strong>e Geschwulst, die man Tumor nennt.<br />
Von e<strong>in</strong>em bösartigen Tumor spricht man erst, wenn die Zellen unkontrolliert weiterwachsen,<br />
<strong>in</strong> benachbartes gesundes Gewebe e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen und es zerstören. Dabei können<br />
sie <strong>mit</strong> dem Blut- und Lymphstrom <strong>in</strong> andere Körperregionen vordr<strong>in</strong>gen, sich dort<br />
ansiedeln und vermehren. Es bilden sich Tochtergeschwülste, so genannte Metastasen.<br />
Gutartige Tumore h<strong>in</strong>gegen wachsen nur am Ort ihrer Entstehung. Sie können angrenzendes<br />
Gewebe verdrängen, aber nicht zerstören. Auch <strong>in</strong> der Lunge können gutartige<br />
und bösartige Tumore entstehen. Gutartige Tumore s<strong>in</strong>d eher selten. Um welche Tumorart<br />
es sich handelt und wie weit fortgeschritten die Krankheit ist, können Mediz<strong>in</strong>er<br />
erst feststellen, wenn sie e<strong>in</strong>e Gewebeprobe entnehmen und untersuchen.<br />
E<strong>in</strong> Tumor<br />
kann gut- oder<br />
bösartig se<strong>in</strong>.<br />
Gutartige Tumore machen weniger als zehn Prozent aller Lungentumore aus, wachsen<br />
sehr langsam und verursachen nur selten Beschwerden. Dennoch werden sie <strong>in</strong> den<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 9
Eigenschaften von Krebszellen<br />
• Ursprünglich normale Gewebezellen vermehren sich unkontrolliert und entwickeln sich<br />
entgegen ihrer eigentlichen Bestimmung und Funktion. So werden sie zu Krebszellen.<br />
• Gesunde Zellen warten auf externe Befehle, bevor sie sich teilen. Viele Krebszellen können<br />
diese Wachstumssignale jedoch nachahmen und leiten so selbst die Zellteilung e<strong>in</strong>.<br />
• Krebszellen wachsen <strong>in</strong> gesundes Gewebe e<strong>in</strong>, obwohl dessen Zellen Botenstoffe abgeben,<br />
die e<strong>in</strong>e weitere Vermehrung verh<strong>in</strong>dern sollen. Zellen e<strong>in</strong>es bösartigen Tumors ignorieren<br />
diese Signale.<br />
• Auch wenn schwere Schäden am Erbgut vorliegen, umgehen Krebszellen das Selbstzerstörungsprogramm.<br />
Der programmierte Zelltod bleibt aus, sodass die Krebszellen nur noch<br />
vom Immunsystem gezwungen werden können, sich selbst zu zerstören.<br />
• Krebszellen regen nahe gelegene Blutgefäße dazu an, neue Verzweigungen zu bilden, die<br />
die wachsende Gewebemasse <strong>mit</strong> Sauerstoff und Nährstoffen versorgen (Angiogenese).<br />
• Krebszellen können sich von ihrem Entstehungsort lösen und an anderen Stellen im Körper<br />
Ableger bilden (Metastasierung).<br />
Krebszellen<br />
können bei e<strong>in</strong>er<br />
Ausbreitung auch<br />
andere Organe<br />
befallen.<br />
meisten Fällen entfernt, um die Gutartigkeit sicherzustellen und e<strong>in</strong>er Entwicklung zum<br />
bösartigen Tumor vorzubeugen. Zu über 90 Prozent s<strong>in</strong>d Geschwülste <strong>in</strong> der Lunge bösartig.<br />
Der Ausbruch von <strong>Lungenkrebs</strong>, <strong>in</strong> der Fachsprache auch Lungenkarz<strong>in</strong>om oder<br />
Bronchialkarz<strong>in</strong>om genannt, ist <strong>in</strong> allen Lungenabschnitten möglich. Mehr als 50 Prozent<br />
der Tumore entwickeln sich <strong>in</strong> den oberen Teilen der Lungenflügel, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong><br />
den Bronchien. Der H<strong>in</strong>tergrund: Diese Lungenbereiche werden bei der Atmung stärker<br />
belüftet und s<strong>in</strong>d so<strong>mit</strong> schädlichen Substanzen, die zu e<strong>in</strong>er Tumorentstehung entscheidend<br />
beitragen können ( siehe nächstes Kapitel), <strong>in</strong> höherem Maße ausgesetzt.<br />
10<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>
Was löst Krebs aus?<br />
Risikofaktoren und Symptome<br />
Warum bei e<strong>in</strong>em Menschen e<strong>in</strong>e Tumorerkrankung ausbricht und beim anderen nicht,<br />
kann die Forschung bis heute nicht erklären. Sicher ist allerd<strong>in</strong>gs: Es gibt nicht nur e<strong>in</strong>e<br />
Ursache. Seit geraumer Zeit wissen die Krebsforscher, dass verschiedene Faktoren die<br />
Entstehung der Krankheit begünstigen. Auch bei <strong>Lungenkrebs</strong> können die Experten lediglich<br />
unterschiedliche Risikofaktoren nennen, die die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass jemand<br />
an dieser Krebsart erkrankt, erhöhen.<br />
Bei 90 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen, die <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> an <strong>Lungenkrebs</strong><br />
leiden, führen Mediz<strong>in</strong>er die Erkrankung auf das Tabakrauchen zurück. Entgegen<br />
der landläufigen Me<strong>in</strong>ung wirkt jedoch nicht das Nikot<strong>in</strong> aus der Tabakpflanze<br />
krebserregend, es s<strong>in</strong>d vielmehr über 50 der 2.000 im Tabakrauch enthaltenen Stoffe.<br />
So kann beispielsweise Benzpyren, e<strong>in</strong>e chemische Substanz im Zigarettenrauch, die<br />
Schleimhautzellen der Lunge nachhaltig schädigen und dafür sorgen, dass die natürliche<br />
Zellteilung außer Kontrolle gerät ( S. 8: Wie entsteht Krebs?). Man schätzt, dass<br />
<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> pro Jahr etwa 400 Nichtraucher durch Passivrauchen an <strong>Lungenkrebs</strong><br />
sterben. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Nichtraucher, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ge-<br />
Rauchen ist für<br />
die meisten <strong>Lungenkrebs</strong>erkrankungen<br />
verantwortlich.<br />
Radon – e<strong>in</strong> Auslöser von <strong>Lungenkrebs</strong><br />
Radon ist e<strong>in</strong> radioaktives Edelgas, das als natürliches Abbauprodukt von Uran <strong>in</strong> die Atmosphäre<br />
entweicht. Über die Atemluft erreichen das Radon und se<strong>in</strong>e radioaktiven Zerfallsprodukte<br />
dann die Lunge. Dort geben sie Strahlung ab, die das Lungengewebe schädigt und<br />
die Bildung von Krebszellen fördert. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er dauerhaften Schädigung<br />
des Lungengewebes nimmt zu, je nachdem wie oft und wie viel Radon e<strong>in</strong>geatmet wurde.<br />
Radon kommt <strong>in</strong> Böden, <strong>in</strong> der Luft, <strong>in</strong> Geste<strong>in</strong>en und Gewässern <strong>in</strong> unterschiedlichen Konzentrationen<br />
vor. Besonders viel Uran enthält der Boden <strong>in</strong> ehemaligen Bergbaugebieten, dennoch<br />
s<strong>in</strong>d die Belastungen nicht nur auf diese Gebiete beschränkt. Durch Risse und undichte<br />
Stellen <strong>in</strong> der Bausubstanz oder über Rohre kann das Radon aus der Erde <strong>in</strong> Gebäude gelangen<br />
und sich dort anreichern. Die zunehmende Radioaktivität kann das <strong>Lungenkrebs</strong>risiko der<br />
Bewohner erhöhen. Nach dem Rauchen ist das E<strong>in</strong>atmen von Radon und se<strong>in</strong>en radioaktiven<br />
Folgeprodukten e<strong>in</strong>e der wichtigsten Ursachen für <strong>Lungenkrebs</strong>. E<strong>in</strong> weiterer Risikofaktor für<br />
<strong>Lungenkrebs</strong>erkrankungen s<strong>in</strong>d Kfz-Abgase aus Dieselfahrzeugen (Fe<strong>in</strong>staub). Zu welchem<br />
Anteil Fe<strong>in</strong>staub <strong>Lungenkrebs</strong>erkrankungen verursacht, ist allerd<strong>in</strong>gs noch unklar.<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 11
Die Gefahr des<br />
Passivrauchens wird<br />
unterschätzt.<br />
schlossenen Raum von Rauchern umgeben s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Stunde so viel Benzpyren<br />
e<strong>in</strong>atmen, als hätten sie <strong>in</strong> dieser Zeit selbst vier Zigaretten geraucht. Neuere Studien<br />
zeigten darüber h<strong>in</strong>aus, dass die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, e<strong>in</strong>en Rückfall zu erleiden, sowie<br />
die <strong>Leben</strong>serwartung geheilter <strong>Lungenkrebs</strong>patienten stark davon abhängen, ob <strong>in</strong> ihrer<br />
Gegenwart geraucht wird oder nicht. Demnach muss die Frage, ob Passivrauchen gefährlich<br />
ist, <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em klaren Ja beantwortet werden.<br />
Mit der Anzahl der<br />
gerauchten Zigaretten<br />
steigt die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />
an Krebs zu<br />
erkranken.<br />
Verdoppelt sich die täglich gerauchte Zigarettenzahl, verdoppelt sich auch das Risiko,<br />
später an <strong>Lungenkrebs</strong> zu leiden. Das bedeutet: Je <strong>in</strong>tensiver geraucht wird, desto höher<br />
ist das Risiko. Gemessen wird die Intensität an der Inhalationstiefe, am Teer- und Nikot<strong>in</strong>gehalt<br />
und an der Anzahl der konsumierten Zigaretten. Das Erkrankungsrisiko ist zudem<br />
auch davon abhängig, wie lange der Tabakkonsum andauert. Dies ist vermutlich e<strong>in</strong><br />
Grund dafür, warum <strong>Lungenkrebs</strong> meistens erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em höheren <strong>Leben</strong>salter auftritt.<br />
Das Krebsrisiko derjenigen, die <strong>mit</strong> dem Rauchen aufgehört haben, nimmt kont<strong>in</strong>uierlich<br />
wieder ab. Beim <strong>Lungenkrebs</strong> verr<strong>in</strong>gert es sich nach fünf Jahren um fast 50 Prozent<br />
und nach zehn Jahren sogar so weit, dass das Risiko wieder genauso niedrig ist wie bei<br />
e<strong>in</strong>em Nichtraucher.<br />
Die übrigen Faktoren, die neben Tabakrauch die <strong>Lungenkrebs</strong>wahrsche<strong>in</strong>lichkeit erhöhen,<br />
machen zehn bis 20 Prozent aus. Hierzu zählen <strong>in</strong>sbesondere Schadstoffe am Arbeitsplatz<br />
wie Quarzstaub, Asbest, Benzol, Ruß, Teer, Chrom, Nickel und Arsen. Berufsgruppen,<br />
die <strong>mit</strong> diesen Stoffen <strong>in</strong> Kontakt kommen, s<strong>in</strong>d darum besonders gefährdet.<br />
Auch e<strong>in</strong>e hohe Luftverschmutzung – <strong>in</strong>sbesondere durch Dieselabgase oder Fe<strong>in</strong>staub<br />
Bei folgenden Beschwerden sollten Sie e<strong>in</strong>en Arzt aufsuchen, der die<br />
Ursache abklärt:<br />
• erstmalig auftretender und wochenlang anhaltender Husten (mehr als vier Wochen)<br />
• plötzliche Veränderung e<strong>in</strong>es schon bestehenden Raucherhustens<br />
• Aushusten von Blut oder blutigem Schleim<br />
• unklare Schmerzen <strong>in</strong> der Brust/im Oberkörper<br />
• Luftnot, vor allem bei körperlicher Anstrengung<br />
• Schluckbeschwerden<br />
• e<strong>in</strong> andauerndes Müdigkeits- oder Schwächegefühl<br />
• Fieberschübe<br />
• Gewichtsverlust<br />
• pfeifende Atemgeräusche<br />
12<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>
<strong>Lungenkrebs</strong> spürt man nicht<br />
Da <strong>in</strong> der Lunge selbst ke<strong>in</strong>e Schmerzfasern vorhanden s<strong>in</strong>d, zeichnet sich der Krebs <strong>in</strong> frühen<br />
Stadien nicht durch Schmerzen aus. Ärzte entdecken Frühformen fast immer nur zufällig, zum<br />
Beispiel auf Röntgenbildern, die vor e<strong>in</strong>er Operation erstellt werden, oder bei allgeme<strong>in</strong>en mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Untersuchungen. Aufgrund der späten Beschwerden wird bei mehr als der Hälfte<br />
der Patienten die Diagnose <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em örtlich fortgeschrittenen Stadium gestellt oder erst dann,<br />
wenn der Tumor bereits Metastasen gebildet hat. Betroffene spüren ihre Erkrankung nicht –<br />
das macht die Früherkennung so schwierig.<br />
– und e<strong>in</strong>e erhöhte Strahlenbelastung durch Radon ( S. 11), Röntgen- und Gammastrahlen<br />
können die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, an <strong>Lungenkrebs</strong> zu erkranken, erhöhen. Die berufsbed<strong>in</strong>gten<br />
Krebsrisiken konnten durch gesetzliche Bestimmungen des Arbeitsschutzes<br />
aber bereits deutlich reduziert werden. Neben Schadstoffen am Arbeitsplatz sche<strong>in</strong>en<br />
auch erbliche Faktoren bei der Entstehung von <strong>Lungenkrebs</strong> e<strong>in</strong>e Rolle zu spielen. Blutsverwandte<br />
von <strong>Lungenkrebs</strong>patienten haben beispielsweise e<strong>in</strong> bis zu vierfach erhöhtes<br />
Risiko, selbst zu erkranken. Die Bedeutung der genetischen Faktoren, also wie häufig sie<br />
tatsächlich an der Entwicklung von <strong>Lungenkrebs</strong> beteiligt s<strong>in</strong>d, ist bis heute allerd<strong>in</strong>gs<br />
weitgehend ungeklärt.<br />
E<strong>in</strong>deutige<br />
Frühwarnzeichen<br />
gibt es nicht.<br />
Je früher <strong>Lungenkrebs</strong> erkannt wird, desto besser s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Behandlungsmöglichkeiten<br />
und da<strong>mit</strong> die Heilungsaussichten. Leider gibt es bei <strong>Lungenkrebs</strong> jedoch ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen<br />
Frühwarnsignale. Anders als bei Darm- oder Brustkrebs existiert auch ke<strong>in</strong> verlässliches<br />
Verfahren zur Früherkennung. Vorsorgeuntersuchungen <strong>in</strong> Form von Blutuntersuchungen<br />
(Tumormarker), Röntgenreihen- und Schirmbilduntersuchungen sowie<br />
rout<strong>in</strong>emäßige Untersuchungen des Hustenauswurfs (Sputumzytologie) s<strong>in</strong>d für die<br />
Früherkennung nicht geeignet. Es gibt jedoch e<strong>in</strong>ige Symptome, die auf e<strong>in</strong>e <strong>Lungenkrebs</strong>erkrankung<br />
h<strong>in</strong>deuten können.<br />
Wichtig: der<br />
Gang zum Arzt<br />
Viele der auf Seite 12 aufgelisteten Symptome können ebenso bei nicht lebensbedrohlichen<br />
Krankheiten wie Grippe oder e<strong>in</strong>er hartnäckigen Erkältung auftreten. Aus diesem<br />
Grund verkennen die Betroffenen oft die ersten Anzeichen. Außerdem unterscheiden<br />
sich die Beschwerden je nach Größe, Ausdehnung, Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit und Lage<br />
des Tumors. Deshalb gilt, <strong>in</strong>sbesondere für Raucher: Gehen Sie lieber e<strong>in</strong>mal öfter zum<br />
Arzt, denn <strong>in</strong> frühen Stadien ist <strong>Lungenkrebs</strong> <strong>mit</strong> ärztlicher Hilfe heilbar. In e<strong>in</strong>em fortgeschrittenen<br />
Stadium hilft die moderne Mediz<strong>in</strong> dann, die verbleibende Zeit lebenswert<br />
zu gestalten und oftmals sogar zu verlängern.<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 13
<strong>Lungenkrebs</strong><br />
Diagnose und Stadiene<strong>in</strong>teilung<br />
E<strong>in</strong>e gründliche<br />
Diagnose ist die<br />
Ausgangsbasis.<br />
Diagnostizieren bedeutet, Antworten auf Fragen zu suchen: Wo genau sitzt der Tumor?<br />
Um welche Krebsart handelt es sich? Und wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten?<br />
Auf Grundlage der Diagnose legen die Mediz<strong>in</strong>er dann die für den jeweiligen Patienten<br />
beste Behandlungsmöglichkeit fest. Dafür nutzen sie verschiedene Diagnoseverfahren.<br />
Zunächst verschafft sich der Arzt im Gespräch <strong>mit</strong> dem Patienten e<strong>in</strong> Bild über die<br />
Krankheitsgeschichte und den bisherigen Verlauf (Anamnese). So fragt er beispielsweise<br />
auch nach Herzproblemen oder der Zuckerkrankheit (Diabetes), nach den <strong>Leben</strong>sgewohnheiten,<br />
möglichen Schadstoffen am Arbeitsplatz oder danach, ob der Patient<br />
raucht. Anschließend führt er körperliche Untersuchungen durch.<br />
Die Abbildung zeigt e<strong>in</strong>en Tumor im l<strong>in</strong>ken oberen Lungenlappen.<br />
14<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>
Tumormarker<br />
Das Blut von Krebspatienten weist Stoffe auf, die von den Tumorzellen selbst oder vom gesunden<br />
Gewebe als Reaktion auf die Ausbreitung des Tumors gebildet werden. Durch e<strong>in</strong>e Blutuntersuchung<br />
können die Ärzte die Konzentration dieser so genannten Tumormarker er<strong>mit</strong>teln.<br />
E<strong>in</strong>en Rückschluss auf e<strong>in</strong>e bestimmte Krebserkrankung lassen die rund 50 bekannten<br />
Tumormarker aber nicht zu. Da sie auch bei e<strong>in</strong>er harmlosen Entzündung oder aus anderen<br />
Gründen erhöht se<strong>in</strong> können, ist e<strong>in</strong>e Bestimmung ihres Wertes im Rahmen der Früherkennung<br />
ebenfalls unbrauchbar. Deshalb nutzen Ärzte die Tumormarkerkontrolle vor allem, um<br />
den Verlauf der Krankheit und den Therapieerfolg zu überprüfen. S<strong>in</strong>kt der Tumormarker während<br />
e<strong>in</strong>er Behandlung, ist das <strong>in</strong> den meisten Fällen e<strong>in</strong> Indiz für ihre positive Wirkung. Dennoch:<br />
Die Abwesenheit e<strong>in</strong>es Tumormarkers im Blut schließt e<strong>in</strong>e Wiedererkrankung nicht aus.<br />
Nicht alle Tumore produzieren Tumormarker. Beim nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> spielen sie<br />
beispielsweise e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />
Welche Diagnose- und Untersuchungsmethoden den Mediz<strong>in</strong>ern hier zur Verfügung<br />
stehen, können Sie der Tabelle ab Seite 22 entnehmen. Neben diesen Verfahren existiert<br />
e<strong>in</strong>e Reihe weiterer Untersuchungen, die je nach Krankheitsbild des Patienten vor e<strong>in</strong>er<br />
geplanten Operation zum E<strong>in</strong>satz kommen. Allgeme<strong>in</strong> gilt: Erst die durch e<strong>in</strong>e Lungenspiegelung<br />
(Bronchoskopie) oder Fe<strong>in</strong>nadelbiopsie gewonnenen Proben zeigen, ob das<br />
Gewebe gut- oder bösartig ist. Anhand dieser Proben kann der Arzt auch klären, um<br />
welchen Tumortyp es sich handelt.<br />
Für e<strong>in</strong>e exakte<br />
Stadiene<strong>in</strong>teilung<br />
ist e<strong>in</strong>e Gewebeuntersuchung<br />
der<br />
Lymphknoten nötig.<br />
Da <strong>Lungenkrebs</strong> <strong>in</strong> allen Abschnitten der Lunge entstehen kann, gibt es sehr viele Tumorarten:<br />
E<strong>in</strong>ige Tumore befallen bevorzugt das Brustfell (Mesotheliom), manche die<br />
Bronchien oder das Drüsengewebe der Lunge (Adenokarz<strong>in</strong>om). Wiederum andere<br />
wachsen auf den Lungenbläschen (Alveolarzellenkarz<strong>in</strong>om). Diese Aufzählung zeigt:<br />
Die Bezeichnung „Lungentumor“ ist sehr weitläufig und schließt Tumore unterschiedlicher<br />
Herkunft e<strong>in</strong>. So wie Tumorpatienten sich nicht gleichen, weisen auch die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Tumorarten abweichende Merkmale auf. Innerhalb der diversen <strong>Lungenkrebs</strong>arten<br />
klassifizieren Forscher und Ärzte die Tumore nicht nur nach ihrer Gut- oder Bösartigkeit<br />
und dem jeweiligen Ursprung des Gewebes, sondern auch danach, ob es sich um<br />
nicht-kle<strong>in</strong>zelligen oder kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> handelt. Die E<strong>in</strong>stufung lässt sich von<br />
der Größe der gefundenen Krebszellen ableiten. E<strong>in</strong>e Charakterisierung dieser beiden<br />
Krebstypen ist deshalb wichtig, weil Krankheitsverlauf und -prognose je nach Tumor<br />
unterschiedlich s<strong>in</strong>d.<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 15
Vom nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> s<strong>in</strong>d weitaus mehr Menschen betroffen. Ärzte<br />
diag nostizieren ihn bei etwa 85 von 100 <strong>Lungenkrebs</strong>patienten. Nicht-kle<strong>in</strong>zelliger <strong>Lungenkrebs</strong><br />
wächst meist begrenzt und bildet weniger Metastasen als der kle<strong>in</strong>zellige <strong>Lungenkrebs</strong>.<br />
Daher s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Heilungschancen <strong>in</strong> frühen Stadien häufig besser.<br />
Die Stadiene<strong>in</strong>teilung ist e<strong>in</strong>e wesentliche Grundlage der Therapieplanung.<br />
Sie hängt von folgenden Faktoren ab:<br />
• Tumortyp (kle<strong>in</strong>zellige oder nicht-kle<strong>in</strong>zellige Form)<br />
• Ausbreitung (Stadium) der Erkrankung<br />
• Allgeme<strong>in</strong>zustand des Patienten<br />
• Lungenfunktion<br />
• Begleiterkrankungen<br />
Der kle<strong>in</strong>zellige <strong>Lungenkrebs</strong> h<strong>in</strong>gegen wächst oft besonders schnell und streut Metastasen<br />
<strong>in</strong> andere Organe. Wie bei der Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen<br />
Tumoren gilt auch hier: Nur durch e<strong>in</strong>e mikroskopische Untersuchung des Gewebes<br />
können die Ärzte feststellen, um welche Art von Tumor es sich im E<strong>in</strong>zelfall handelt.<br />
Die Entscheidung darüber, welche Therapie für den Patienten die beste ist, richtet sich<br />
sowohl nach dem Tumortyp (kle<strong>in</strong>zellig/nicht-kle<strong>in</strong>zellig) als auch nach dem Erkrankungsstadium.<br />
Aus diesem Grund bestimmen die Mediz<strong>in</strong>er die Größe des Tumors und<br />
untersuchen die Lymphknoten im Brustraum auf e<strong>in</strong>en möglichen Befall. Außerdem<br />
überprüfen sie, ob der <strong>Lungenkrebs</strong> bereits Tumorabsiedlungen (Metastasen) <strong>in</strong> weiteren<br />
Organen oder Körperbereichen gebildet hat. E<strong>in</strong>e exakte Stadiene<strong>in</strong>teilung ist <strong>in</strong> der<br />
Regel erst nach e<strong>in</strong>er Gewebeuntersuchung der Lymphknoten möglich.<br />
Kle<strong>in</strong>zelliger<br />
<strong>Lungenkrebs</strong><br />
Beim kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> unterscheiden die Experten zwei Stadien:<br />
• Das begrenzte Stadium: Hier bef<strong>in</strong>det sich der Tumor <strong>in</strong> nur e<strong>in</strong>em Lungenflügel.<br />
• Das fortgeschrittene Stadium: In diesem Fall hat der Tumor bereits <strong>in</strong> den zweiten<br />
Lungenflügel, außerhalb des Lungenflügels, zum Beispiel <strong>in</strong> die Brustwand, oder <strong>in</strong><br />
andere Organe gestreut.<br />
Bei nicht-kle<strong>in</strong>zelligem <strong>Lungenkrebs</strong> ist die Stadiene<strong>in</strong>teilung komplizierter. Sie erfolgt<br />
nach der <strong>in</strong>ternationalen TNM-Klassifikation und gibt Auskunft über:<br />
16<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>
• T (Tumor): Ausdehnung und Verhalten des Primärtumors<br />
• N (lat. Nodus, Knoten): Fehlen bzw. Vorhandense<strong>in</strong> von Lymphknotenmetastasen<br />
• M (Metastase): Fehlen bzw. Vorhandense<strong>in</strong> von Fernmetastasen<br />
Für Chirurgen und nachsorgende Ärzte ist die TNM-Klassifizierung deshalb wichtig,<br />
weil sie auf dieser Grundlage ihr Vorgehen bei Therapie und Nachsorge ausrichten. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus können sie <strong>mit</strong>hilfe der Klassifizierung den weiteren Verlauf der Krankheit<br />
und die Heilungschancen besser e<strong>in</strong>schätzen.<br />
Nicht-kle<strong>in</strong>zelliger<br />
<strong>Lungenkrebs</strong><br />
Stadiene<strong>in</strong>teilung beim nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong><br />
Stadien<br />
Erläuterungen<br />
IA<br />
T1<br />
N0<br />
M0<br />
Der Tumor ist auf e<strong>in</strong>en Lungenflügel begrenzt.<br />
fortgeschrittenes Stadium frühes Stadium<br />
IB<br />
IIA<br />
IIB<br />
IIIA<br />
IIIB<br />
IV<br />
T2<br />
T1<br />
T2<br />
T3<br />
T1<br />
T2<br />
T3<br />
T4<br />
Jedes T<br />
Jedes T<br />
N0<br />
N1<br />
N1<br />
N0<br />
N2<br />
N2<br />
N1, N2<br />
Jedes N<br />
N3<br />
Jedes N<br />
M0<br />
M0<br />
M0<br />
M0<br />
M0<br />
M0<br />
M0<br />
M0<br />
M0<br />
M1<br />
M1a<br />
Der Krebs hat zusätzlich m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Lymphknoten<br />
an der Wurzel des gleichen Lungenflügels befallen. Es<br />
gibt jedoch noch ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf Fernmetastasen <strong>in</strong><br />
anderen Organen.<br />
Die Ausdehnung des Tumors ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lungenflügel<br />
bereits sehr groß. Der Krebs hat den zweiten Lungenflügel<br />
oder dessen Lymphknoten befallen.<br />
Der <strong>Lungenkrebs</strong> hat Metastasen gebildet.<br />
Der Tumor verursacht e<strong>in</strong>e Wasseransammlung im<br />
Herzbeutel oder zwischen Lungenfell und Rippenfell.<br />
M1b<br />
Der Tumor hat Fernmetastasen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em oder mehreren<br />
anderen Organen gebildet (Leber, Knochen, Gehirn).<br />
T = Tumor N = Lymphknoten M = Metastase<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 17
„Es gibt nie das E<strong>in</strong>e,<br />
das allen hilft“<br />
Psycho-Onkolog<strong>in</strong> Dr. med. Andrea<br />
Petermann-Meyer unterstützt Krebspatienten<br />
und ihre Angehörigen<br />
Die Betroffenen<br />
nehmen maximal<br />
noch 20 Prozent des<br />
Gesprächs auf.<br />
Welche Gefühle ruft die Diagnose<br />
Krebs bei Patienten hervor?<br />
Fast immer löst sie e<strong>in</strong>en großen Schrecken<br />
aus. Wenn Patienten schon e<strong>in</strong>e Ahnung<br />
hatten, dann gab es zum<strong>in</strong>dest so etwas<br />
wie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Vorbereitung. Kommt<br />
die Diagnose aus heiterem Himmel, zum<br />
Beispiel bei e<strong>in</strong>er Rout<strong>in</strong>euntersuchung,<br />
ist es noch viel unfassbarer. Manche Patienten<br />
beschreiben, sie hätten nach der<br />
Diagnose das Gefühl gehabt, ohne Halt<br />
zu fallen. Andere berichten, sie hätten sich<br />
komplett leer gefühlt – als wäre alles ausradiert<br />
aus ihrem Kopf. Und es gibt e<strong>in</strong>e<br />
ganze Reihe von Menschen, die <strong>in</strong> den ersten<br />
Sekunden denken: „Was mir hier gerade<br />
passiert, kann nicht wirklich wahr se<strong>in</strong>.<br />
Das b<strong>in</strong> nicht wirklich ich.“ Das ist e<strong>in</strong><br />
Notfallmechanismus, <strong>mit</strong> dem sie aus der<br />
Situation aussteigen und sich dann dabei<br />
beobachten, wie sie weiter funktionieren.<br />
Können die Patienten <strong>in</strong> dem Moment<br />
begreifen, was der Arzt sagt?<br />
Dass es sich um e<strong>in</strong>e schlimme Diagnose<br />
handelt, erfassen Patienten, wenn es um<br />
Krebs geht und das Wort „bösartig“ fällt.<br />
Was das letztendlich für ihr <strong>Leben</strong> bedeutet,<br />
können sie <strong>in</strong> der Regel im ersten<br />
Moment nicht ermessen. Wir wissen, dass<br />
die Patienten ab dem Moment, <strong>in</strong> dem der<br />
Schock ausgelöst wird, nur noch maximal<br />
20 Prozent des weiteren Gesprächs aufnehmen.<br />
Wenn der Arzt dann versucht,<br />
Informationen über die Schwere der Erkrankung<br />
und die Behandlung zu geben,<br />
registrieren die Patienten das kaum noch.<br />
Sie suchen nach e<strong>in</strong>em Rettungsanker,<br />
nach Worten wie „Sie haben zwar Krebs,<br />
aber Sie können geheilt werden“. Nun ist<br />
aber gerade das der Satz, den Ärzte <strong>in</strong> dieser<br />
Situation oft überhaupt nicht sagen<br />
können, weil sie selbst noch nicht wissen,<br />
wie die Chancen stehen.<br />
E<strong>in</strong>e Ursache für <strong>Lungenkrebs</strong> ist bekanntermaßen<br />
Rauchen. Machen sich<br />
Raucher nach der Diagnose mehr<br />
Vorwürfe als Nichtraucher?<br />
Grundsätzlich gehen Menschen <strong>mit</strong> der<br />
Schuldfrage unterschiedlich um. Die Antworten<br />
der Patienten reichen von „Ich<br />
habe geraucht, ich b<strong>in</strong> schuldig und stehe<br />
dazu“ bis zu Patienten, die sagen „Ich<br />
habe zwar geraucht, aber davon ist der<br />
Krebs nicht gekommen“. Genauso gibt es<br />
Patienten, die nicht geraucht haben und<br />
sich dennoch schuldig fühlen. Schuld ist<br />
18<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>
e<strong>in</strong> hochkomplexes Problem. Ich vermute,<br />
es hängt vor allem von der Persönlichkeit<br />
des E<strong>in</strong>zelnen ab, ob man sich schuldig<br />
fühlt oder nicht. Manchmal kann es hilfreich<br />
se<strong>in</strong> – wenn Schuldgefühle vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d – diesen nachzugehen, letztendlich<br />
aber <strong>mit</strong> dem Ziel, sie zu überw<strong>in</strong>den,<br />
zum Beispiel durch Akzeptieren und Vergeben.<br />
Denn Schuldempf<strong>in</strong>den ist bei der<br />
Krankheitsbewältigung h<strong>in</strong>derlich und<br />
für die Patienten schwer zu ertragen.<br />
Was hilft Angehörigen und Patienten<br />
aus psychologischer Sicht?<br />
Ganz wichtig: Es gibt nie das E<strong>in</strong>e, das<br />
allen hilft. Dafür s<strong>in</strong>d Menschen e<strong>in</strong>fach<br />
zu verschieden und dafür reagieren sie zu<br />
unterschiedlich auf die Situation. Je nachdem,<br />
welche Vorerfahrungen jemand <strong>mit</strong><br />
Krebs hat und was er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Freundesoder<br />
Bekanntenkreis erlebt hat, macht er<br />
sich andere Bilder von der Erkrankung.<br />
Vielen Menschen hilft es, wenn sie umfassend<br />
<strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d und ausreichend<br />
seelischen Beistand und soziale Unterstützung<br />
erhalten. Gleichzeitig wünschen<br />
sich die Betroffenen e<strong>in</strong>en Arzt, der sich<br />
menschlich und verständnisvoll zeigt, der<br />
so etwas sagt wie „Ich weiß, dass das e<strong>in</strong>e<br />
schwierige Situation für Sie ist. Ich b<strong>in</strong> an<br />
Ihrer Seite und werde Sie begleiten“.<br />
Wie können Angehörige und Freunde<br />
den Patienten unterstützen?<br />
Das Wichtigste ist, dem Patienten zu versichern,<br />
für ihn da zu se<strong>in</strong> und da zu bleiben.<br />
Es ist nämlich gar nicht so selten, dass<br />
auch für Angehörige oder Freunde die<br />
Erkrankung und deren Therapie, gerade<br />
weil sie oft lange dauern, zu großen Belastungen<br />
führen. Wichtig ist aber auch, dass<br />
Angehörige offen und ehrlich s<strong>in</strong>d, wenn<br />
es ihnen zu viel wird, wenn mehr Hilfe<br />
von außen benötigt wird. Es geht weniger<br />
darum, therapeutisch tätig zu se<strong>in</strong>, als darum,<br />
zu versichern, dass man den Patienten<br />
<strong>in</strong> dieser Situation nicht alle<strong>in</strong> lässt.<br />
Kann ich zeigen, dass ich traurig b<strong>in</strong>,<br />
oder belaste ich den Krebspatienten<br />
dadurch noch mehr?<br />
Das ist tatsächlich e<strong>in</strong>e Gratwanderung.<br />
Patienten f<strong>in</strong>den es grundsätzlich gut,<br />
wenn sie das Gefühl haben, dass jemand<br />
nachvollziehen kann, was sie gerade<br />
durchmachen. Sie f<strong>in</strong>den es aber nicht<br />
gut, wenn sie auf Dauer ihre gesamte Umgebung<br />
trösten müssen. Angehörige und<br />
Freunde s<strong>in</strong>d oft sehr erschüttert, weil<br />
sie sich bis dah<strong>in</strong> noch nicht <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Krebserkrankung ause<strong>in</strong>andergesetzt haben<br />
und verunsichert s<strong>in</strong>d, wie sie reagieren<br />
sollen. Außerdem s<strong>in</strong>d sie selbst oft<br />
ängstlich, traurig oder wütend. Sie dürfen<br />
durchaus ihre eigenen Gefühle und auch<br />
ihr Mitempf<strong>in</strong>den für den Patienten zeigen<br />
– das kann für alle hilfreich se<strong>in</strong> im<br />
S<strong>in</strong>ne von „Geteiltes Leid ist halbes Leid“.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus sollten sie aber den eigenen<br />
Kummer auch selbst, eventuell <strong>mit</strong>hilfe<br />
anderer, bewältigen.<br />
Welche Rolle spielt die Psycho-<br />
Onkologie dabei?<br />
Psycho-Onkologen beschäftigen sich <strong>mit</strong><br />
den Zusammenhängen zwischen Krebserkrankung<br />
und seelischen Bef<strong>in</strong>dlichkeiten.<br />
Wir therapieren nicht den Krebs, son-<br />
Angehörige und<br />
Freunde sollten<br />
dem Patienten<br />
versichern, für<br />
ihn da zu se<strong>in</strong>.<br />
Vielen Menschen<br />
hilft es, wenn sie<br />
umfassend<br />
<strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d.<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 19
Psycho-Onkologen<br />
therapieren nicht<br />
den Krebs.<br />
Je mehr man spricht,<br />
desto unwahrsche<strong>in</strong>licher<br />
s<strong>in</strong>d<br />
Missverständnisse.<br />
dern glauben, dass e<strong>in</strong>e Krebserkrankung<br />
und ihre Behandlung für den Betroffenen<br />
und die Familie e<strong>in</strong>e erhebliche Belastung<br />
darstellen. Deshalb unterstützen wir Patienten<br />
und ihre Angehörigen, <strong>mit</strong> dieser<br />
Belastung so gut wie möglich zurechtzukommen.<br />
Psycho-Onkologen helfen Patienten,<br />
die Diagnose zu bewältigen und<br />
die Therapie durchzustehen. Wir schauen,<br />
welche Bedeutung die Krankheit für das<br />
weitere <strong>Leben</strong> hat und wie die Patienten<br />
da<strong>mit</strong> umgehen können. Für die Angehörigen<br />
ist die Aufgabe komplexer: Für sie<br />
geht es um die Gratwanderung zwischen<br />
Helfer- und Betroffenenrolle. Und es geht<br />
um Grenzen der Belastbarkeit: Was hilft<br />
Angehörigen, e<strong>in</strong>e solche Situation durchzustehen?<br />
Und was hilft ihnen, die Betroffenen<br />
zu unterstützen?<br />
Wie sollen die Patienten ihren Ängsten<br />
begegnen, die während der Therapie<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich immer wieder<br />
auftreten werden?<br />
Die Bewältigungsstrategien, die man gegen<br />
die Angst entwickeln kann, s<strong>in</strong>d ganz<br />
vielfältig. E<strong>in</strong> Beispiel: Viele Patienten haben<br />
Angst vor dem Tod. Wenn wir genauer<br />
h<strong>in</strong>sehen, ist es aber die Angst davor,<br />
dass sie irgendwo alle<strong>in</strong> sterben. Über den<br />
Tod zu sprechen hilft <strong>in</strong> dieser Situation.<br />
Es geht <strong>in</strong> den Gesprächen dann ganz<br />
konkret darum, sich die angstvollen oder<br />
die Angst auslösenden Situationen anzuschauen<br />
und Lösungen dafür zu entwickeln.<br />
Es gibt aber auch die andere Seite,<br />
das Ablenken und Verdrängen. Ablenken<br />
heißt: Ich möchte nicht darüber nachdenken,<br />
sterben müssen wir alle. Ich möchte<br />
nicht darüber sprechen, ich mache jetzt<br />
etwas Schönes. Zwischen der Konfrontation<br />
und dem Ablenken gibt es e<strong>in</strong> breites<br />
Spektrum. E<strong>in</strong>e Erkenntnis aus Studien<br />
ist: Je mehr Möglichkeiten e<strong>in</strong> Patient hat,<br />
je eher er se<strong>in</strong>e Strategie an e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Situation anpassen kann, desto besser.<br />
Menschen, die nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Strategie<br />
haben, kommen schlechter zurecht als solche,<br />
die zehn verschiedene Strategien kennen<br />
und je nach Situation unterschiedlich<br />
<strong>mit</strong> der Angst umgehen können.<br />
Angehörige möchten Patienten am<br />
liebsten alles abnehmen. Wie können<br />
sie ihrer Hilflosigkeit entgegentreten?<br />
Am besten, <strong>in</strong>dem sie es klären. E<strong>in</strong> guter<br />
Gesprächsauftakt <strong>mit</strong> dem Patienten<br />
könnte se<strong>in</strong>: „Ich sehe dich leiden und<br />
ich würde dir das am liebsten abnehmen.<br />
Aber ich weiß gar nicht, was ich für dich<br />
tun kann.“ Das eröffnet e<strong>in</strong> Gespräch darüber,<br />
wie der Angehörige dem Betroffenen<br />
wirklich helfen kann, und macht die<br />
Situation transparent. Angehörige haben<br />
das Gefühl, sie müssten dem Patienten<br />
jeden Wunsch von den Augen ablesen, sie<br />
dürften gar nicht fragen. Sie denken, sie<br />
müssten das ja alles wissen, weil sie schon<br />
seit zwanzig Jahren verheiratet s<strong>in</strong>d. Ich<br />
kann da nur immer wieder sagen: Fragen<br />
Sie das, was Sie beschäftigt. Br<strong>in</strong>gen Sie es<br />
auf den Tisch, denn das ist e<strong>in</strong>e komplett<br />
neue Situation für alle Beteiligten. Je mehr<br />
man spricht, desto unwahrsche<strong>in</strong>licher<br />
s<strong>in</strong>d Missverständnisse.<br />
20<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>
Was ist, wenn Patienten alles verdrängen<br />
und nicht über die Krankheit, ihre<br />
Gefühle und Ängste sprechen wollen?<br />
Oft kommen Paare, bei denen die Partner<br />
sehr unterschiedliche Strategien haben.<br />
Das ist manchmal hart. Grundsätzlich ist<br />
es für den Partner, der sich mehr Offenheit<br />
wünscht, der schwierigere Part. Denn<br />
dann beschreiten zwei Menschen zwei<br />
verschiedene Wege, obwohl sie sich <strong>in</strong> derselben<br />
Situation bef<strong>in</strong>den. Wer D<strong>in</strong>ge genauer<br />
wissen will und wer mehr Offenheit<br />
fordert, hat übrigens weniger etwas da<strong>mit</strong><br />
zu tun, ob jemand Betroffener oder Angehöriger<br />
ist: Es hängt mehr von Persönlichkeitsstrukturen<br />
und Vorerfahrungen ab.<br />
Wie wichtig ist Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach<br />
die eigene Willenskraft für den<br />
Therapieerfolg?<br />
Die eigene Willenskraft ist dann gefragt,<br />
wenn es darum geht, Erfolg versprechende<br />
Therapien durchzuhalten, aber auch,<br />
wenn es darum geht, e<strong>in</strong>e erfolglose Therapie<br />
abzubrechen. Eigene Willenskraft ist<br />
dabei ganz wichtig. Wir nennen das Ich-<br />
Stärke. Ich ermutige die Patienten immer,<br />
ganz offen <strong>mit</strong> ihrem Arzt zu sprechen.<br />
Dafür brauchen sie Ich-Stärke. Es gibt<br />
Patienten, die lassen e<strong>in</strong> bestimmtes Behandlungsschema<br />
bis zum Tod über sich<br />
ergehen, ohne das zu h<strong>in</strong>terfragen. Wenn<br />
Psycho-Onkologie e<strong>in</strong>es ist, dann Ich-Stärkung.<br />
Wir bemühen uns, den Patienten<br />
Raum und Unterstützung zu geben, da<strong>mit</strong><br />
sie sich darüber klar werden, was sie <strong>in</strong><br />
dieser außergewöhnlichen Situation persönlich<br />
und auch mediz<strong>in</strong>isch möchten.<br />
Da<strong>mit</strong> sie Herr des Prozesses bleiben?<br />
Richtig. Körperlich s<strong>in</strong>d sie es sowieso<br />
nicht. Umso wichtiger ist daher, dass sie es<br />
psychisch werden – dieses Grundpr<strong>in</strong>zip<br />
steht dah<strong>in</strong>ter. Wenn ich schon den Tod<br />
nicht vermeiden kann, dann möchte ich<br />
zum<strong>in</strong>dest das Sterben bestimmen. Mit<br />
Sterben me<strong>in</strong>e ich: wie, wo, unter welchen<br />
Umständen, nach welchen Prozessen und<br />
nach welchen Gesprächen?<br />
Wie verändert die Krebserkrankung<br />
e<strong>in</strong>en Menschen?<br />
Aus me<strong>in</strong>er Erfahrung verändert sie die<br />
allermeisten. Die Erkrankung führt bei<br />
vielen zu e<strong>in</strong>er Bilanz ihres bisherigen und<br />
e<strong>in</strong>er Neuausrichtung des weiteren <strong>Leben</strong>s.<br />
Das ist so etwas wie e<strong>in</strong> Stoppschild,<br />
an dem man e<strong>in</strong>mal zurück-, e<strong>in</strong>mal nach<br />
vorne blickt und überlegt: Was ist wirklich<br />
wichtig <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em <strong>Leben</strong>? Dieser Prozess<br />
greift unterschiedlich tief. Bei manchen<br />
Menschen hält er e<strong>in</strong> paar Tage an und<br />
geht dann wieder vorüber. Bei anderen<br />
führt er zu großen Umbrüchen – ob es Beziehungen<br />
<strong>in</strong> ihrer Umgebung, berufliche<br />
D<strong>in</strong>ge oder die Prioritäten <strong>in</strong> ihrem <strong>Leben</strong><br />
betrifft. Es gibt e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Menschen,<br />
die verändern durch e<strong>in</strong>e Krebserkrankung<br />
e<strong>in</strong>e Menge. Was sich aber auf<br />
jeden Fall verändert, ist die Sensibilität<br />
für Leid. Fast alle Menschen erleben Leid<br />
bei sich und ihren Mitmenschen nach e<strong>in</strong>er<br />
Krebserkrankung anders. Sie s<strong>in</strong>d viel<br />
<strong>mit</strong>fühlender, wenn es um schmerzvolle<br />
Erlebnisse geht.<br />
Die Erkrankung führt<br />
zu e<strong>in</strong>er Bilanz des<br />
bisherigen <strong>Leben</strong>s.<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 21
Diagnoseverfahren<br />
Bezeichnung<br />
Untersuchungstechnik<br />
Röntgenaufnahme<br />
des Brustkorbs<br />
Mithilfe von Röntgenstrahlen werden Aufnahmen des Brustkorbs erstellt.<br />
Ultraschall-<br />
Untersuchung<br />
Sonografie<br />
E<strong>in</strong>e Ultraschalluntersuchung führen die Mediz<strong>in</strong>er durch, um festzustellen, wo der Tumor<br />
sich bef<strong>in</strong>det, wie weit er sich ausgebreitet und ob er benachbarte Lymphknoten befallen<br />
hat. Der Ultraschallkopf sendet Wellen <strong>in</strong> den Körper. Sie werden von verschiedenen<br />
Geweben <strong>in</strong> unterschiedlichem Umfang „verschluckt“ oder zurückgeworfen. Aus den<br />
zurückgeworfenen Schallwellen, die wieder im Ultraschallkopf ankommen, errechnet e<strong>in</strong><br />
Computer Bilder, die das geschallte Gewebe darstellen.<br />
Computertomografie<br />
CT<br />
Die Computertomografie wird ergänzend zur Ultraschalluntersuchung e<strong>in</strong>gesetzt. Mithilfe<br />
der CT bestimmen die Ärzte die exakte Ausbreitung des Tumors. Sie können auf den<br />
Untersuchungsbildern erkennen, ob der Tumor bereits andere Organe befallen oder<br />
Metastasen gebildet hat. Vor der Computertomografie erhält der Patient e<strong>in</strong> Kontrast<strong>mit</strong>tel.<br />
Während der Untersuchung kreisen e<strong>in</strong>e Röntgenröhre und Detektoren um den auf<br />
dem CT-Untersuchungstisch liegenden Patienten. Aus den gewonnenen Daten errechnet<br />
e<strong>in</strong> Computer <strong>in</strong> kürzester Zeit Querschnittsbilder, die über das Körper<strong>in</strong>nere und über<br />
krankhafte Prozesse detailgetreu <strong>in</strong>formieren.<br />
Das Verfahren nutzt starke Magnetfelder, um dreidimensionale Abbildungen des Körpers<br />
zu erstellen. Bei der Diagnose von <strong>Lungenkrebs</strong> wird die MRT hauptsächlich für die Suche<br />
nach Tumorabsiedlungen im Gehirn genutzt. Ähnlich wie bei der Computertomografie<br />
liegt der Patient auch hier auf e<strong>in</strong>er Liege und wird langsam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en röhrenförmigen oder<br />
– beim offenen Kernsp<strong>in</strong>tomografen – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en hufeisenförmigen Magneten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>bewegt.<br />
Dieses Verfahren setzen Ärzte auch vor e<strong>in</strong>er Operation e<strong>in</strong>, um den Tumor gegenüber<br />
anderen Körperregionen (z. B. Herzbeutel, Gefäße, Rückenmarkskanal) abzugrenzen.<br />
Magnetresonanztomografie<br />
MRT, Kernsp<strong>in</strong>tomografie<br />
Positronen-Emissions-<br />
Tomografie<br />
PET<br />
Mithilfe der PET wird die Verteilung des Tracers im menschlichen Körper aufgezeichnet.<br />
Bei e<strong>in</strong>em Tracer (engl. Trace = Spur) handelt es sich um e<strong>in</strong> radioaktiv markiertes<br />
Zuckermolekül. Da Krebszellen e<strong>in</strong>en deutlich erhöhten Zuckerbedarf haben, reichert sich<br />
der Tracer vor allem <strong>in</strong> den Tumorzellen an. Der Krebs hebt sich so im späteren PET-Bild<br />
farblich vom gesunden Gewebe ab. Dem Patienten wird der Tracer <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Zuckerlösung<br />
zugeführt. Die Zuckermoleküle verteilen sich <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Stunde im Körper<br />
und erreichen das Zielgewebe. Während der Untersuchung wird der Patient schrittweise<br />
durch den Scanner-R<strong>in</strong>g gefahren und se<strong>in</strong> gesamter Körper aufgenommen. Anhand der<br />
Anreicherung des Tracers errechnet e<strong>in</strong> Computer anschließend e<strong>in</strong> komplexes Bild<br />
der Tracerverteilung.<br />
22<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>
Vorteile<br />
Nachteile<br />
Das Verfahren bietet e<strong>in</strong>en ersten Überblick über das<br />
Krankheitsgeschehen. Die Strahlenbelastung ist ger<strong>in</strong>g.<br />
Auf Röntgenbildern s<strong>in</strong>d nur Tumore ab etwa e<strong>in</strong>em<br />
Zentimeter Durchmesser als runde Herde erkennbar.<br />
Die Sonografie ist allgeme<strong>in</strong> frei von Neben wirkungen<br />
und Risiken.<br />
E<strong>in</strong>e Voraussetzung für diese Untersuchung ist, dass im<br />
untersuchten Gewebe Flüssigkeit enthalten se<strong>in</strong> muss.<br />
Luftgefüllte Hohlräume wie die Lunge können daher<br />
<strong>mit</strong> dem Ultraschallkopf nur <strong>in</strong> begrenztem Maße<br />
untersucht und beurteilt werden.<br />
Die CT-Untersuchung ist schmerzfrei und besitzt große<br />
Aussagekraft, da das dreidimensionale Bild die exakte<br />
Lage, Größe und Absiedlungen des Tumors <strong>in</strong> benachbarten<br />
Körperregionen (Lymphknoten) zeigt. Verschiedene<br />
Gewebearten wie Knochen, Muskeln oder Fett stellt das<br />
Verfahren gut dar. Im Gegensatz zum Röntgen kommt es<br />
dabei nicht zu e<strong>in</strong>er Überlagerung von Gewebe.<br />
Das Verfahren weist e<strong>in</strong>e höhere Strahlenbelastung als<br />
das Röntgen auf. In seltenen Fällen reagieren Patienten<br />
überempf<strong>in</strong>dlich auf das Kontrast<strong>mit</strong>tel, das bei der<br />
Untersuchung e<strong>in</strong>gesetzt wird.<br />
Die MRT bietet gegenüber anderen bildgebenden Verfahren<br />
e<strong>in</strong>e bessere Darstellbarkeit der Organe und ist nach<br />
dem heutigen Stand der Wissenschaft ohne Risiko für<br />
den Patienten.<br />
In luftgefüllten Bereichen wie der Lunge oder auch<br />
<strong>in</strong> Strukturen <strong>mit</strong> ger<strong>in</strong>gem Wassergehalt (Knochen)<br />
erzielt das Verfahren ke<strong>in</strong>e gute Darstellung.<br />
Für Patienten <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Herzschrittmacher oder Metallimplantaten<br />
ist e<strong>in</strong>e Magnetresonanztomografie nicht<br />
geeignet, da das magnetische Strahlungsfeld e<strong>in</strong>en<br />
ungünstigen E<strong>in</strong>fluss darauf haben kann.<br />
Die Positronen-Emissions-Tomografie gilt als die modernste<br />
und sicherste Methode, um Tumore und Metastasen<br />
aufzuspüren. Die Strahlenbelastung ist nur halb so hoch<br />
wie bei der CT und bereits nach wenigen Stunden nicht<br />
mehr nachweisbar. Der radioaktive Zucker (Tracer) besitzt<br />
e<strong>in</strong>e kurze Halbwertszeit (zwischen wenigen M<strong>in</strong>uten und<br />
zwei Stunden), hat ke<strong>in</strong>e medikamentöse Wirkung und löst<br />
ke<strong>in</strong>e Nebenwirkungen aus. E<strong>in</strong> Großteil der Radioaktivität<br />
wird später über den Ur<strong>in</strong> ausgeschieden.<br />
Im Gegensatz zur Computer- oder Magnetresonanztomografie<br />
ist e<strong>in</strong>e Darstellung von Strukturen bei der<br />
Positronen-Emissions-Tomografie nicht möglich.<br />
Komb<strong>in</strong>iert <strong>mit</strong> der Computertomografie ist die<br />
Positronen-Emissions-Tomografie jedoch wesentlich<br />
präziser. Das Verfahren dauert <strong>in</strong>sgesamt zwischen 30<br />
und 90 M<strong>in</strong>uten.<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 23
Diagnoseverfahren<br />
Bezeichnung<br />
Untersuchungstechnik<br />
Mikroskopische Untersuchung<br />
des Auswurfs<br />
Sputum<br />
Auswurf (Sputum), der beim Husten abgegeben wird, enthält Zellen, die sich von der<br />
Schleimhaut der Bronchien oder anderen Bereichen der Lunge abgelöst haben. Liegt <strong>Lungenkrebs</strong><br />
vor, bef<strong>in</strong>den sich möglicherweise Tumorzellen im Auswurf. Um e<strong>in</strong>e Diagnose<br />
zu stellen, werden Proben von m<strong>in</strong>destens drei verschiedenen Tagen im Labor untersucht.<br />
Spiegelung der Atemwege<br />
<strong>mit</strong> Entnahme<br />
von Gewebe<br />
Bronchoskopie <strong>mit</strong><br />
Biopsie<br />
Da<strong>mit</strong> die Untersuchung schmerzfrei ist, erhält der Patient vor der Bronchoskopie e<strong>in</strong> Betäubungs<strong>mit</strong>tel:<br />
Er <strong>in</strong>haliert e<strong>in</strong> lokales Narkosemedikament, alternativ wird es ihm <strong>in</strong> den<br />
Rachen gesprüht. Während des Verfahrens schiebt der Arzt dem Patienten das Bronchoskop,<br />
e<strong>in</strong>en biegsamen, bleistiftdicken Schlauch, <strong>in</strong> Rückenlage durch Nase oder Mund <strong>in</strong><br />
den Kehlkopf, die Luftröhre und schließlich <strong>in</strong> die großen und <strong>mit</strong>tleren Bronchien. Ziel ist<br />
es, Gewebeproben aus dem verdächtigen Bereich zu entnehmen.<br />
Gewebeentnahme<br />
durch die Brustwand<br />
Fe<strong>in</strong>nadelbiopsie<br />
Bei der Fe<strong>in</strong>nadelbiopsie handelt es sich um e<strong>in</strong> Diagnoseverfahren, bei dem für e<strong>in</strong>e<br />
mikroskopische Untersuchung Zellen aus der Lunge entnommen werden. Der Mediz<strong>in</strong>er<br />
schiebt dabei e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Nadel durch die Brustwand <strong>in</strong> den verdächtigen Bereich. Durch<br />
Unterdruck wird dann Gewebe angesaugt. Die Untersuchung erfolgt unter örtlicher Betäubung<br />
und computertomografischer Kontrolle.<br />
Mediast<strong>in</strong>oskopie<br />
MSK<br />
Unter Vollnarkose wird bei e<strong>in</strong>er Mediast<strong>in</strong>oskopie der zwischen beiden Lungenflügeln<br />
gelegene Mittelfellraum (Mediast<strong>in</strong>um) untersucht. Dabei legt der Arzt e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />
Hautschnitt oberhalb des Brustbe<strong>in</strong>s an und führt e<strong>in</strong> spezielles optisches Instrument<br />
(Mediast<strong>in</strong>oskop) h<strong>in</strong>ter dem Brustbe<strong>in</strong> und vor der Luftröhre e<strong>in</strong>. Mithilfe des Instruments<br />
entnimmt er Gewebeproben von Lymphknoten, aber auch von anderem Gewebe.<br />
Bei bereits nachgewiesenem <strong>Lungenkrebs</strong> erfolgt die Mediast<strong>in</strong>oskopie ohne H<strong>in</strong>weis auf<br />
Fernmetastasen. Mit der Untersuchung überprüfen die Mediz<strong>in</strong>er, ob die angrenzenden<br />
Lymphknoten tumorfrei s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e Operation möglich ist.<br />
24<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>
Vorteile<br />
Nachteile<br />
Die mikroskopische Untersuchung ist wenig aufwändig<br />
und erlaubt unter Umständen, den Typ des <strong>Lungenkrebs</strong>es<br />
genauer zu bestimmen.<br />
Das Verfahren ist nur wenig aussagekräftig: F<strong>in</strong>den<br />
sich ke<strong>in</strong>e Krebszellen im Auswurf, ist <strong>Lungenkrebs</strong><br />
da<strong>mit</strong> noch nicht ausgeschlossen.<br />
Um <strong>Lungenkrebs</strong> zu diagnostizieren, ist die Bronchoskopie<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung <strong>mit</strong> der Gewebeprobe (Biopsie) e<strong>in</strong>e der<br />
wichtigsten Untersuchungsmethoden.<br />
Mit diesem Verfahren können Ärzte feststellen, ob das<br />
Gewebe gut- oder bösartig ist und um welchen Typ von<br />
<strong>Lungenkrebs</strong> es sich handelt.<br />
Bei der Bronchoskopie haben die Ärzte lediglich die<br />
Möglichkeit, die beiden Bronchialäste, nicht aber die<br />
komplette Lunge zu untersuchen. Kle<strong>in</strong>e Verästelungen<br />
können sie ebenso wenig e<strong>in</strong>sehen wie die oberen<br />
Lungenspitzen.<br />
Anhand der Gewebeproben (Biopsie) können die Mediz<strong>in</strong>er<br />
feststellen, ob das Gewebe gut- oder bösartig ist und<br />
um welchen Typ von <strong>Lungenkrebs</strong> es sich handelt.<br />
Wie bei jedem E<strong>in</strong>griff besteht die Gefahr e<strong>in</strong>er Infektion.<br />
Das Risiko ist aufgrund der sehr dünnen Nadel<br />
aber ger<strong>in</strong>g.<br />
Da der Lymphknotenbefall entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
Therapie hat – <strong>in</strong>sbesondere beim nicht-kle<strong>in</strong>zelligen Bronchialkarz<strong>in</strong>om<br />
–, wird <strong>in</strong> den meisten Kl<strong>in</strong>iken vor der eigentlichen<br />
Tumorentfernung e<strong>in</strong>e Mediast<strong>in</strong>oskopie durchgeführt.<br />
Denn nur <strong>mit</strong>tels dieser Untersuchung lässt sich<br />
e<strong>in</strong> Befall der Lymphknoten verlässlich diagnostizieren.<br />
Bei diesem Verfahren handelt es sich um e<strong>in</strong>e Schlüssellochuntersuchung,<br />
die unter Vollnarkose stattf<strong>in</strong>det.<br />
Wie bei jedem derartigen E<strong>in</strong>griff besteht die Gefahr<br />
e<strong>in</strong>er Infektion.<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 25
Beurteilung des<br />
Tumorwachstums<br />
Therapien für <strong>Lungenkrebs</strong>patienten<br />
Zahlreiche Details bestimmen die Therapieform, die bei der Krebsbehandlung zur<br />
Anwendung kommt. Sie hängt vom Krebstyp, dem Krankheitsstadium und der allgeme<strong>in</strong>en<br />
Verfassung des Patienten ab. Da <strong>Lungenkrebs</strong> <strong>in</strong> verschiedenen bösartigen Formen<br />
<strong>mit</strong> unterschiedlichem Rückfallrisiko auftreten kann, benötigt jeder Tumor e<strong>in</strong>e<br />
spezifische Therapie.<br />
Jeder Tumor<br />
benötigt e<strong>in</strong>e<br />
spezifische<br />
Therapie.<br />
Von der Größe des Tumors hängt ab, ob und wie viel Gewebe im Rahmen e<strong>in</strong>er Operation<br />
entfernt werden kann, ob komb<strong>in</strong>ierte Behandlungen das Mittel der Wahl s<strong>in</strong>d<br />
und <strong>mit</strong> welchen Nebenwirkungen im Rahmen e<strong>in</strong>er Therapie zu rechnen ist. Dabei ist<br />
ausschlaggebend, wo sich der Tumor <strong>in</strong> der Lunge bef<strong>in</strong>det: Wächst er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em oder<br />
mehreren Lungenlappen? Oder tritt er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganzen Lungenflügel auf? Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
klären die Ärzte ab, ob der Tumor bereits Lymphknoten angegriffen oder <strong>in</strong> anderen<br />
Organen Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat. Neben diesen Fragen ist die<br />
Entscheidung für oder gegen e<strong>in</strong>e Therapie auch vom Alter und vom Allgeme<strong>in</strong>zustand<br />
des Patienten abhängig. Daher untersuchen die Mediz<strong>in</strong>er immer den gesamten Körper,<br />
bevor sie sich festlegen. Mit Bluttests prüfen sie die Nieren- und Leberfunktion, die Ger<strong>in</strong>nung<br />
und die Blutbildung. Darüber h<strong>in</strong>aus suchen sie im Körper <strong>mit</strong>hilfe bildgebender<br />
Verfahren nach Metastasen. Mit speziellen, sehr schwach radioaktiven Substanzen<br />
überprüfen die Ärzte zusätzlich, ob <strong>in</strong> den Knochen Tochtergeschwülste vorhanden s<strong>in</strong>d<br />
(Sz<strong>in</strong>tigrafie). Außerdem wird die Herz- und Lungenfunktion des Betroffenen gemessen.<br />
Bei der Untersuchung kommt es vor allem auf die Lungenfunktion des gesunden Teils<br />
der Lunge an – also auf den Abschnitt, der bei der Behandlung geschont werden soll.<br />
Denn dieser Teil muss später die komplette Atmung übernehmen können. E<strong>in</strong>e weitere<br />
übliche Untersuchung ist der Endobronchiale Ultraschall (EBUS). Bei dieser Untersuchung<br />
komb<strong>in</strong>ieren die Mediz<strong>in</strong>er die Bronchoskopie <strong>mit</strong> dem Ultraschall, <strong>in</strong>dem<br />
am Ende des verwendeten Bronchoskops e<strong>in</strong> Ultraschallkopf e<strong>in</strong>geführt wird. Auf diese<br />
Weise können Lymphknoten im Mediast<strong>in</strong>um sichtbar gemacht und punktiert werden.<br />
Für die Behandlung<br />
von <strong>Lungenkrebs</strong><br />
gibt es verschiedene<br />
Therapieansätze.<br />
Grundsätzlich stehen bei <strong>Lungenkrebs</strong> die gleichen Therapien zur Auswahl wie bei anderen<br />
Krebserkrankungen: Operation, Bestrahlung und medikamentöse Therapie bilden<br />
dabei die wichtigsten Säulen der Behandlung. Bei nicht-kle<strong>in</strong>zelligem <strong>Lungenkrebs</strong> verspricht<br />
die Operation nach wie vor den bestmöglichen Erfolg. Leider können nur etwa<br />
20 Prozent der Patienten operiert werden, da bei den anderen 80 Prozent die Erkrankung<br />
entweder zu weit fortgeschritten ist oder der allgeme<strong>in</strong>e Gesundheitszustand des Patien-<br />
26<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
ten e<strong>in</strong>e Operation nicht erlaubt. In diesem Fall greifen die Ärzte auf die Strahlentherapie<br />
zurück. Neue Hoffnungen bei der Behandlung des nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong>es<br />
geben moderne Therapien, die gezielt <strong>in</strong> die Wachstumssteuerung von Krebszellen e<strong>in</strong>greifen<br />
( ab S. 34).<br />
Sobald die Untersuchungsergebnisse vorliegen, bespricht der Mediz<strong>in</strong>er <strong>mit</strong> Ihnen die<br />
<strong>in</strong>frage kommenden Therapien. Für welche Behandlung Sie sich dann geme<strong>in</strong>sam entscheiden,<br />
hängt auch davon ab, ob e<strong>in</strong>e Heilung möglich ist. Informieren Sie sich deshalb<br />
genau über den Befund, die verschiedenen Therapieformen e<strong>in</strong>schließlich ihrer Nebenwirkungen<br />
sowie über die Heilungschancen. Versuchen Sie möglichst offen <strong>mit</strong> Ihrem<br />
Arzt zu sprechen, da<strong>mit</strong> er die Maßnahmen auf Ihre Bedürfnisse abstimmen kann. Vielen<br />
Betroffenen hilft es, dabei e<strong>in</strong>en vertrauten Menschen an ihrer Seite zu wissen und<br />
die umfangreichen Informationen der Ärzte zu zweit aufzunehmen, um sie später besprechen<br />
zu können.<br />
Die <strong>Leben</strong>squalität ist<br />
für die Planung der<br />
Therapie entscheidend.<br />
Kurative oder<br />
palliative Therapie?<br />
Die Behandlungsziele s<strong>in</strong>d entscheidend<br />
Die Entscheidung für e<strong>in</strong>e bestimmte Behandlung hängt vor allem von den Therapiezielen<br />
ab: Besteht grundsätzlich die Chance auf Heilung oder soll die Therapie für e<strong>in</strong><br />
möglichst langes und weitgehend beschwerdefreies <strong>Leben</strong> sorgen? Die Mediz<strong>in</strong>er sprechen<br />
hier auch von kurativen und palliativen Behandlungszielen. Kurative Behandlung<br />
bedeutet, dass die Therapie zum Ziel hat, den Patienten zu heilen. Diese Aussicht besteht<br />
häufig dann, wenn der Tumor vollständig entfernt oder zerstört werden kann.<br />
Besteht die Chance<br />
auf Heilung?<br />
Unter palliativer Behandlung versteht man die ganzheitliche und umfassende Therapie<br />
von Menschen, die aufgrund e<strong>in</strong>er Krankheit e<strong>in</strong>e begrenzte <strong>Leben</strong>serwartung haben. In<br />
diesem Fall versuchen die Ärzte das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und<br />
die Auswirkungen der Krankheit zu l<strong>in</strong>dern. So kann zum Beispiel e<strong>in</strong> Tumor, der auf e<strong>in</strong><br />
anderes Organ drückt und Schmerzen verursacht, durch e<strong>in</strong>e Operation, Chemo- oder<br />
Strahlentherapie verkle<strong>in</strong>ert und so<strong>mit</strong> der Druck verm<strong>in</strong>dert werden.<br />
Mit Bestrahlungen lassen sich Knochenmetastasen zurückdrängen, um das Risiko e<strong>in</strong>es<br />
Knochenbruchs zu senken und Schmerzen zu verr<strong>in</strong>gern. Auch bei Hirnmetastasen<br />
wenden Mediz<strong>in</strong>er beim kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> die Strahlentherapie an, da die<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 27
Chemotherapie <strong>in</strong> der Regel die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann und so<strong>mit</strong><br />
wirkungslos bleibt.<br />
Palliativmediz<strong>in</strong> ist<br />
ke<strong>in</strong>e Sterbehilfe.<br />
Häufig wird die Palliativmediz<strong>in</strong> fälschlicherweise als Sterbehilfe verstanden. Doch das<br />
Gegenteil ist der Fall. Bei der palliativen Behandlung geht es darum, dem Patienten die<br />
verbleibende <strong>Leben</strong>szeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Dabei nutzt die palliative<br />
Therapie mediz<strong>in</strong>ische, pflegerische, psychologische und seelsorgerische Möglichkeiten,<br />
um Beschwerden zu verr<strong>in</strong>gern. Zum palliativen Spektrum gehören deshalb:<br />
• die Behandlung tumorbed<strong>in</strong>gter Komplikationen und Beschwerden,<br />
• die Schmerztherapie,<br />
• die psychosoziale Beratung oder Betreuung des Patienten, beispielsweise im Rahmen<br />
von Selbsthilfegruppen oder speziellen psychosozialen E<strong>in</strong>richtungen.<br />
„Ke<strong>in</strong>e unnötige Angst vor Schmerz<strong>mit</strong>teln“<br />
Dr. med. Sylvia Gütz<br />
ist kommissarische<br />
Chefärzt<strong>in</strong> der<br />
Robert-Koch-Kl<strong>in</strong>ik<br />
<strong>in</strong> Leipzig.<br />
Man unterscheidet zwischen kurativen und palliativen Behandlungszielen.<br />
Was bedeutet das konkret für die Erkrankung <strong>Lungenkrebs</strong>?<br />
Bei der Mehrheit der Patienten, die an <strong>Lungenkrebs</strong> erkrankt s<strong>in</strong>d, hat der Tumor zum Zeitpunkt der<br />
Diagnose bereits e<strong>in</strong> Stadium erreicht, <strong>in</strong> dem nur noch e<strong>in</strong> palliativer Therapieansatz <strong>in</strong>frage kommt.<br />
Das heißt, nicht die Heilung des Patienten ist das Therapieziel, sondern die L<strong>in</strong>derung von Beschwerden<br />
steht dann im Vordergrund. Eher bei dem kle<strong>in</strong>eren Anteil der Patienten wird der Tumor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
so frühen Stadium diagnostiziert, dass er kurativ, also <strong>mit</strong> dem Ziel der Heilung, zu behandeln ist.<br />
Viele Krebspatienten haben Angst vor starken Schmerzen und anderen Beschwerden. Was<br />
gibt es für Möglichkeiten der Vorbeugung bzw. der Behandlung?<br />
Die Behandlung von Schmerzen ist e<strong>in</strong>es der wesentlichen palliativen Therapieziele – neben der<br />
<strong>Leben</strong>sverlängerung. Bei <strong>Lungenkrebs</strong> treten neben den tumorbed<strong>in</strong>gten Schmerzen häufig auch<br />
Luftnot und e<strong>in</strong> schmerzhafter Husten auf. Hier s<strong>in</strong>d beispielsweise die Chemotherapie oder e<strong>in</strong>e<br />
Strahlentherapie geeignet, die Schmerzen zu l<strong>in</strong>dern. Außerdem kommen immer auch allgeme<strong>in</strong>e<br />
unterstützende, so genannte supportive Maßnahmen wie Schmerz<strong>mit</strong>telgaben, Sauerstofftherapie<br />
oder Zusatznahrung zur Anwendung – und nicht zuletzt besteht das Angebot e<strong>in</strong>er psychoonkologischen<br />
Betreuung.<br />
28<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Schmerztherapie spielt <strong>in</strong> der Palliativmediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Rolle. Denn gerade bei<br />
<strong>Lungenkrebs</strong> im fortgeschrittenen Stadium s<strong>in</strong>d Schmerzen und Atemnot häufig besonders<br />
belastend und erschweren das <strong>Leben</strong> der Betroffenen. Falls die Ärzte die Schmerzursache<br />
– den Tumor oder se<strong>in</strong>e Metastasen – nicht entfernen können, ist e<strong>in</strong>e schmerzl<strong>in</strong>dernde<br />
Therapie (analgetische Therapie) die beste Behandlung. Die Mediz<strong>in</strong>er stimmen<br />
die Therapie dann auf die Schmerzen des Patienten ab.<br />
Die Therapie wird auf<br />
die Schmerzen des<br />
Patienten abgestimmt.<br />
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Krebspatienten ihre Medikamente nicht erst e<strong>in</strong>nehmen,<br />
wenn die Schmerzen wieder auftreten. Das heißt, e<strong>in</strong> bestimmter „Medikamenten-Pegel“<br />
sollte konstant aufrechterhalten werden, da<strong>mit</strong> die Betroffenen nicht unnötig<br />
Schmerzen erleiden. Aus diesem Grund sollten Patienten die Medikamente regelmäßig<br />
und der jeweiligen Stärke ihrer Schmerzen entsprechend e<strong>in</strong>nehmen. Dabei haben die<br />
Ärzte heute verschiedene Möglichkeiten, Schmerzmedikamente zu verabreichen: Pflaster,<br />
Tabletten, Pumpen, Spritzen, Infusionen etc.<br />
Wann setzen Sie die Schmerztherapie e<strong>in</strong>?<br />
Möglichst frühzeitig. Denn die L<strong>in</strong>derung tumorbed<strong>in</strong>gter Schmerzen ist entscheidend für e<strong>in</strong>e gute<br />
<strong>Leben</strong>squalität. Wenn die Ärzte den Tumor beispielsweise durch e<strong>in</strong>e Chemotherapie, Strahlentherapie<br />
oder durch e<strong>in</strong>e Operation verkle<strong>in</strong>ern oder se<strong>in</strong> Wachstum stoppen können, ist es immer möglich, die<br />
Medikamente anders zu dosieren oder – wenn die Schmerzen nicht mehr vorhanden s<strong>in</strong>d – abzusetzen.<br />
Außerdem macht e<strong>in</strong>e Schmerztherapie andere Behandlungen wie beispielsweise e<strong>in</strong>e effektive<br />
Atem- oder Physiotherapie überhaupt erst möglich.<br />
Oft befürchten Patienten, von starken Schmerzmedikamenten abhängig zu werden.<br />
Ist diese Angst begründet?<br />
Ne<strong>in</strong>. Moderne Schmerz<strong>mit</strong>tel, selbst Opioide, verursachen ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit, sofern sie richtig<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. Auch die Sorge, dass durch e<strong>in</strong>e zunehmende Gewöhnung bei fortschreitender<br />
Erkrankung ke<strong>in</strong>e ausreichende Wirkung mehr erzielt werden könne, ist unberechtigt.<br />
Viele Patienten versuchen, die Schmerzen so lange wie möglich auszuhalten.<br />
Was raten Sie den Betroffenen <strong>in</strong> diesem Fall?<br />
Das ist der absolut falsche Weg. Über längere Zeit nicht ausreichend behandelte Schmerzen prägen<br />
sich im Gedächtnis e<strong>in</strong>, machen den Betroffenen empf<strong>in</strong>dlicher und lassen sich schwerer behandeln.<br />
E<strong>in</strong>e gute analgetische Therapie wirkt zu e<strong>in</strong>em früheren Zeitpunkt nämlich wesentlich besser als<br />
dann, wenn der Schmerz bereits überhandnimmt.<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 29
Operation<br />
Entfernung des Tumors<br />
Ziel der Operation:<br />
E<strong>in</strong>e ausreichende<br />
Atemfunktion muss<br />
erhalten bleiben.<br />
Den Tumor durch e<strong>in</strong>e Operation zu entfernen, ist e<strong>in</strong>e der wirkungsvollsten Therapien<br />
– vor allem beim nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong>. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass<br />
der Tumor noch nicht zu groß ist und ke<strong>in</strong>e Tochtergeschwülste <strong>in</strong> anderen Organen gebildet<br />
hat. In frühen Krankheitsstadien besteht das Ziel der Operation dar<strong>in</strong>, den Tumor<br />
vollständig zu entfernen. Hat er sich bereits <strong>in</strong> mehreren Lungenlappen ausgebreitet,<br />
entfernen die Chirurgen manchmal – unter sorgfältiger Abwägung der Risiken – auch<br />
e<strong>in</strong>en ganzen Lungenflügel. Dabei schneiden sie rund um den Tumor immer auch e<strong>in</strong>en<br />
Teil des gesunden Gewebes heraus: Die Ärzte wollen sichergehen, dass sich ke<strong>in</strong>e<br />
Krebszellen mehr <strong>in</strong> der Lunge bef<strong>in</strong>den. Um die Funktionsfähigkeit der Lunge zu erhalten,<br />
sollte der Verlust des gesunden Lungengewebes dabei so ger<strong>in</strong>g wie möglich se<strong>in</strong>.<br />
Die Chirurgen können den Lungentumor jedoch nur dann operativ entfernen, wenn<br />
die verbleibende Lunge e<strong>in</strong>en ausreichenden Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid<br />
gewährleistet. Das heißt, e<strong>in</strong>e ausreichende Atemfunktion des Patienten muss<br />
erhalten bleiben.<br />
Auch das Allgeme<strong>in</strong>bef<strong>in</strong>den und Alter des Patienten spielen bei der Entscheidung für<br />
oder gegen e<strong>in</strong>e Operation e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. So s<strong>in</strong>d im Vorfeld auch die Folgen für<br />
andere Organe wie Nieren und Herz sowie die Atemfähigkeit zu bedenken. E<strong>in</strong> bereits<br />
geschwächtes Herz oder bestimmte Vorerkrankungen können e<strong>in</strong>em operativen E<strong>in</strong>griff<br />
entgegenstehen. In diesem Fall s<strong>in</strong>d die Ärzte gezwungen, auf alternative Therapien zurückzugreifen,<br />
vorrangig auf die Strahlentherapie.<br />
Beschwerden nach<br />
der Operation<br />
Die chirurgische Entfernung e<strong>in</strong>es Lungentumors ist e<strong>in</strong> großer E<strong>in</strong>griff, dessen Folgen<br />
von se<strong>in</strong>em Ausmaß abhängen. Nach der Operation können dem Betroffenen Bewegungen<br />
des Oberkörpers, Husten und tiefes Atmen schwerfallen. E<strong>in</strong>ige Patienten verspüren<br />
nach dem E<strong>in</strong>griff auch Schmerzen oder Schwäche <strong>in</strong> Brust und Armen sowie Atemnot.<br />
In der Regel erholen sie sich jedoch bald weitestgehend.<br />
Entnehmen die Ärzte e<strong>in</strong>en ganzen Lungenflügel, ist die allgeme<strong>in</strong>e Leistungsfähigkeit<br />
des Körpers zunächst e<strong>in</strong>geschränkt. Im Laufe der Zeit verbessert sie sich aber wieder, da<br />
der verbliebene Lungenflügel die Funktion von ehemals zweien zum großen Teil übernehmen<br />
kann. Inwieweit die Betroffenen <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, ihre körperliche Leistungsfähigkeit<br />
wiederherzustellen, hängt von ihrem Alter und der erhaltenen Atemfunktion ab.<br />
Regelmäßige Atemübungen s<strong>in</strong>d dabei e<strong>in</strong>e wirkungsvolle Unterstützung ( S. 46).<br />
30<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Bestrahlung<br />
Ablauf der Strahlentherapie<br />
Die Strahlentherapie ist Bestandteil sowohl der kurativen als auch der palliativen Therapie.<br />
Kann e<strong>in</strong> Lungentumor durch e<strong>in</strong>e Operation gar nicht oder nur unvollständig<br />
entfernt werden oder lässt der schlechte Allgeme<strong>in</strong>zustand des Patienten e<strong>in</strong>e Chemotherapie<br />
nicht zu, setzen die Mediz<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Regel die Strahlentherapie e<strong>in</strong>. Aber auch<br />
dann, wenn die Gefahr besteht, dass bei e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>griff lebenswichtige Organe verletzt<br />
werden oder e<strong>in</strong> zu großer Teil der Lunge entfernt werden müsste, greifen die Ärzte auf<br />
die Strahlentherapie zurück. Daneben wird die Strahlentherapie auch präventiv angewendet.<br />
Beim kle<strong>in</strong>zelligen Bronchialkarz<strong>in</strong>om beispielsweise wird nach wirkungsvoller<br />
Chemotherapie häufig auch der Kopf bestrahlt, um Metastasen im Gehirn vorzubeugen.<br />
Wann hilft e<strong>in</strong>e<br />
Strahlenbehandlung?<br />
Während der Strahlentherapie werden die Tumorzellen <strong>mit</strong> energiereichen elektromagnetischen<br />
Wellen zielgenau von außen bestrahlt, um sie abzutöten. Dabei schädigen<br />
die Strahlen die Erbsubstanz der Krebszellen, sodass sie sich nicht mehr teilen<br />
können und absterben. Sitzt der Tumor besonders tief im Körper, führt der Weg der<br />
Strahlen zwangsläufig auch durch gesundes Gewebe. Anders jedoch als Krebszellen<br />
erholen sich die gesunden Zellen größtenteils wieder. Um das gesunde Gewebe<br />
nicht zu überlasten, f<strong>in</strong>det die Bestrahlung <strong>in</strong> vielen Abschnitten statt. Dabei ist die<br />
Dosis jeweils sehr ger<strong>in</strong>g und die e<strong>in</strong>zelnen Sitzungen dauern nur wenige M<strong>in</strong>uten.<br />
Im Gegensatz zur Chemotherapie handelt es sich bei der Bestrahlung, ähnlich wie bei<br />
e<strong>in</strong>er Operation, um e<strong>in</strong>e lokale Behandlung. Genau dar<strong>in</strong> sehen e<strong>in</strong>ige Mediz<strong>in</strong>er allerd<strong>in</strong>gs<br />
auch e<strong>in</strong>en Nachteil, denn entfernt gelegene Tumorzellen und Metastasen erfasst<br />
sie nicht.<br />
Was passiert bei<br />
der Bestrahlung?<br />
Dank verbesserter Methoden können die Ärzte die Strahlentherapie heute sehr gezielt<br />
dosieren und e<strong>in</strong>setzen. Da<strong>mit</strong> ist sie für Patienten deutlich verträglicher als früher.<br />
Dennoch s<strong>in</strong>d Nebenwirkungen möglich. So entsteht <strong>in</strong> der Bestrahlungsregion<br />
oft e<strong>in</strong>e Hautreizung, die e<strong>in</strong>em Sonnenbrand ähnelt. Manche Patienten reagieren<br />
auf die Bestrahlung auch <strong>mit</strong> Müdigkeit, e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>en Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit,<br />
Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen – man bezeichnet diese Nebenwirkungen<br />
als „Strahlenkater“. Liegt die Speiseröhre im Bestrahlungsfeld, kann<br />
sie sich entzünden. Dies kann zur Folge haben, dass der Patient Schluckbeschwerden<br />
verspürt. Schwere und bleibende Nebenwirkungen treten jedoch nur selten auf.<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 31
Chemotherapie<br />
Ablauf der medikamentösen Behandlung<br />
Chemotherapien behandeln bösartige Tumore <strong>mit</strong>hilfe von Medikamenten: Sie hemmen<br />
die Vermehrung von Krebszellen. Diese Medikamente heißen Zytostatika und wirken<br />
vor allem auf Zellen, die sich häufig teilen. Daher ist ihr E<strong>in</strong>satz bei Krebszellen<br />
sehr effektiv, <strong>in</strong>sbesondere beim kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong>. E<strong>in</strong>e Chemotherapie wirkt<br />
im ganzen Körper (systemisch) und wird dem Patienten entweder als Tablette oder Infusion<br />
verabreicht. Die Wirkstoffe verteilen sich und können so nicht nur den Krebs<br />
<strong>in</strong> der Lunge selbst, sondern auch bereits gestreute Metastasen <strong>in</strong> anderen Organen erreichen<br />
und zerstören. Mediz<strong>in</strong>er wissen, dass im ersten Zyklus nicht alle Krebszellen<br />
zerstört werden. Aus diesem Grund wird die Therapie <strong>in</strong> bestimmten Abständen wiederholt.<br />
Zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Zyklen liegen Therapie-Pausen, <strong>in</strong> denen sich die gesunden<br />
Zellen erholen können. Häufig komb<strong>in</strong>ieren die Ärzte auch verschiedene Zytostatika<br />
<strong>mit</strong> dem Ziel, den Tumor sowie eventuell vorhandene Metastasen so effektiv wie<br />
möglich zurückzudrängen.<br />
Die Chemotherapie hat<br />
e<strong>in</strong>e große Bedeutung<br />
im Rahmen der <strong>Lungenkrebs</strong>behandlung.<br />
Die Chemotherapie spielt bei der Behandlung von <strong>Lungenkrebs</strong> nach wie vor e<strong>in</strong>e sehr<br />
große Rolle. Beim nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> setzen die Ärzte <strong>in</strong> frühen Krankheitsstadien<br />
im Anschluss an e<strong>in</strong>e Operation auf die Chemotherapie (adjuvante Chemotherapie).<br />
Sie soll die verbliebenen Tumorzellen zerstören, Fernmetastasen verh<strong>in</strong>dern<br />
und da<strong>mit</strong> Rückfällen vorbeugen. In späteren Stadien – wenn der Tumor bereits andere<br />
Organe befallen hat – erfolgt die Chemotherapie häufig <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Strahlentherapie<br />
oder auch e<strong>in</strong>er zielgerichteten Therapie. Ist die Erkrankung bereits so weit<br />
fortgeschritten, dass sie nicht mehr heilbar ist, kann e<strong>in</strong>e palliative Chemotherapie das<br />
Tumorwachstum verlangsamen und Metastasen zurückdrängen.<br />
E<strong>in</strong>e Chemotherapie<br />
wirkt vor<br />
allem auf Zellen,<br />
die sich schnell<br />
teilen.<br />
Da Chemotherapien vor allem bei Zellen wirken, die sich häufig teilen, reagieren Tumorzellen<br />
extrem empf<strong>in</strong>dlich darauf. Gleichzeitig schädigen die Medikamente aber auch gesunde<br />
Körperzellen. Besonders betroffen s<strong>in</strong>d die Zellen, die sich ebenfalls schnell teilen.<br />
Dazu gehören beispielsweise Schleimhautzellen des Mundes, des Magens und Darms,<br />
die blutbildenden Zellen des Knochenmarks und die Haarwurzelzellen. Als Nebenwirkungen<br />
der Chemotherapie können sich daher Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit,<br />
Haarausfall sowie Entzündungen der Mund- und Darmschleimhaut e<strong>in</strong>stellen.<br />
Außerdem s<strong>in</strong>d viele Patienten während der Behandlung sehr anfällig für ansteckende<br />
Krankheiten wie Erkältungen. Denn die chemischen Substanzen können auch die für<br />
die körpereigene Abwehr zuständigen weißen Blutkörperchen zerstören. Man spricht <strong>in</strong><br />
diesem Fall von e<strong>in</strong>er so genannten Neutropenie. Diese Nebenwirkungen lassen sich jedoch<br />
<strong>mit</strong> Medikamenten wirkungsvoll l<strong>in</strong>dern. Es stehen verschiedene Medikamente zur<br />
32<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Verfügung, die die Nebenwirkungen der Chemotherapie erträglicher machen oder ihnen<br />
sogar vorbeugen. Gegen Übelkeit helfen Antiemetika, deren Wirkstoffe das Übelkeitsempf<strong>in</strong>den<br />
im Gehirn blockieren. Mithilfe des Medikaments Erythropoet<strong>in</strong> lassen sich<br />
Blutarmut (Anämie), Müdigkeit und Erschöpfung bekämpfen. Der Wirkstoff fördert die<br />
Bildung von Blutzellen und da<strong>mit</strong> auch den Sauerstofftransport im Blut.<br />
Was kann man<br />
bei Nebenwirkungen<br />
tun?<br />
Häufig führt e<strong>in</strong>e Chemotherapie auch zu e<strong>in</strong>er körperlichen Erschöpfung, der Fatigue.<br />
Typische Merkmale s<strong>in</strong>d: anhaltende Schwäche und Abgeschlagenheit trotz ausreichender<br />
Schlafphasen, Überforderung bereits bei ger<strong>in</strong>gen Belastungen und e<strong>in</strong>e deutliche<br />
Aktivitätsabnahme im privaten und beruflichen Umfeld. Der behandelnde Arzt hat verschiedene<br />
Möglichkeiten, je nach Stärke und Ausprägung der Fatigue begleitende Medikamente<br />
zu verschreiben und gegebenenfalls e<strong>in</strong>e unterstützende Ernährungs- und/oder<br />
Bewegungstherapie zu empfehlen.<br />
Auch e<strong>in</strong>e psycho-onkologische Begleitung kann e<strong>in</strong>e Möglichkeit für Patienten se<strong>in</strong>, <strong>mit</strong><br />
den Begleitersche<strong>in</strong>ungen der Krebserkrankung und der Therapie besser umzugehen.<br />
Die Erfahrungen der Mediz<strong>in</strong>er zeigen, dass es oft s<strong>in</strong>nvoll ist, verschiedene Therapien<br />
zu komb<strong>in</strong>ieren.<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 33
Zielgerichtete Therapie<br />
Den Tumor aushungern – Angiogenese-Hemmer<br />
Angiogenese:<br />
die Entstehung<br />
von Blutgefäßen<br />
Die Entstehung von Blutgefäßen im Körper heißt Angiogenese. Der Begriff leitet sich<br />
aus den altgriechischen Bezeichnungen für Gefäß (Angio) und Entstehung (Genese)<br />
ab. Es handelt sich dabei um e<strong>in</strong>en natürlichen Vorgang, der beispielsweise dafür sorgt,<br />
dass sich neben Muskeln, Organen und anderem Gewebe auch die Blutgefäße e<strong>in</strong>es noch<br />
ungeborenen K<strong>in</strong>des entwickeln. Für den erwachsenen Menschen ist die Angiogenese<br />
ebenfalls relevant: Sie ist dafür verantwortlich, bei der Wundheilung neue Blutgefäße zu<br />
bilden, über die Reparaturzellen zum Gewebe transportiert werden können.<br />
Die Angiogenese hat auch für die Tumore e<strong>in</strong>e wichtige Bedeutung. Sie bestehen aus<br />
Zellen, die wie alle anderen Zellen im Körper auf die Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen<br />
angewiesen s<strong>in</strong>d. Da<strong>mit</strong> der Tumor wachsen kann, teilen sich se<strong>in</strong>e Krebszellen<br />
unablässig. Aus diesem Grund haben sie e<strong>in</strong>en besonders hohen Energiebedarf. Ab e<strong>in</strong>er<br />
Größe von zwei Millimetern benötigt das Krebsgeschwür eigene Blutgefäße, um se<strong>in</strong>e<br />
Versorgung sicherzustellen.<br />
Ausgangspunkt für<br />
e<strong>in</strong>e zielgerichtete<br />
Krebstherapie<br />
Schon vor mehr als 30 Jahren entstand die Idee, die Angiogenese als Ausgangspunkt für<br />
e<strong>in</strong>e wirkungsvolle Krebsbehandlung zu nutzen. In aufwändigen Forschungsprojekten<br />
mussten die Wissenschaftler allerd<strong>in</strong>gs zunächst das Pr<strong>in</strong>zip der Tumor-Angiogenese –<br />
so nennt man diesen Vorgang – verstehen und die Frage beantworten: Wie gel<strong>in</strong>gt es<br />
dem Krebsgeschwür, die Neubildung von Blutgefäßen zu veranlassen? Das Ergebnis: Mit<br />
zunehmender Größe beansprucht der Tumor immer mehr Sauerstoff und Nährstoffe.<br />
Daraufh<strong>in</strong> sendet er Wachstumsfaktoren aus, deren Adressaten die Blutgefäße s<strong>in</strong>d. An<br />
der Oberfläche der Blutgefäße bef<strong>in</strong>den sich spezielle Antennen, die Signale empfan-<br />
Wachstumsfaktoren<br />
setzen sich auf die<br />
Rezeptoren der Blutgefäße.<br />
durchbluteter Tumor<br />
vergrößerter<br />
Wachstumsfaktor<br />
Der Angiogenese-<br />
Hemmer fängt die<br />
Wachstumsfaktoren ab.<br />
Die Produktion neuer<br />
Blutgefäße wird gestoppt und<br />
vorhandene Blutgefäße bilden<br />
sich zurück.<br />
Blutgefäße<br />
34<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
S3Leitl<strong>in</strong>e <strong>Lungenkrebs</strong><br />
In der S3-Leitl<strong>in</strong>ie für das nicht-kle<strong>in</strong>zellige Lungenkarz<strong>in</strong>om empfehlen die Deutsche Gesellschaft<br />
für Pneumologie und Beatmungsmediz<strong>in</strong> und die Deutsche Krebsgesellschaft geme<strong>in</strong>sam<br />
<strong>mit</strong> weiteren mediz<strong>in</strong>ischen Fachgesellschaften zur Behandlung des Adenokarz<strong>in</strong>oms<br />
( S. 58: Glossar) die Gabe e<strong>in</strong>es Angiogenese-Hemmers <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er plat<strong>in</strong>basierten<br />
Chemotherapie als Erstl<strong>in</strong>ien-Therapie. Die Patienten erhalten den Wirkstoff parallel<br />
zur Chemotherapie als Infusion. Nach Beendigung der Chemotherapie wird die zielgerichtete<br />
Therapie bis zu e<strong>in</strong>em Rückfall bzw. bis zum erneuten Fortschreiten der Krankheit weiter<br />
durchgeführt.<br />
gen. Infolgedessen bilden sie neue Verästelungen <strong>in</strong> Richtung des Signalabsenders, dem<br />
Krebsgeschwür. Innerhalb kurzer Zeit entsteht auf diese Weise e<strong>in</strong> enges Gefäßnetz rund<br />
um den Tumor. Im Verlauf der Erkrankung ist die Tumor-Angiogenese e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher<br />
Prozess.<br />
Ziel e<strong>in</strong>er möglichen Therapie musste es also se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Medikament zu entwickeln, dass<br />
die Signale des Tumors abfängt, da<strong>mit</strong> sie von den Antennen der Blutgefäße nicht mehr<br />
aufgenommen werden können. Resultat der Forschung war letztendlich die Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>es Angiogenese-Hemmers. Er fängt den Wachstumsfaktor ab, daraufh<strong>in</strong> wird<br />
die Produktion neuer Blutgefäße gestoppt. Bereits vorhandene Blutgefäße bilden sich<br />
zurück und der Tumor „verhungert“. Dieses Wirkpr<strong>in</strong>zip nennen die Wissenschaftler<br />
Anti-Angiogenese.<br />
Der Angiogenese-<br />
Hemmer fängt Wachstumsfaktoren<br />
ab.<br />
Bei der Behandlung von nicht-kle<strong>in</strong>zelligem <strong>Lungenkrebs</strong> ist die Anti-Angiogenese<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 35
Chemotherapie<br />
und Angiogenese-<br />
Hemmer werden<br />
<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />
verabreicht.<br />
heute Grundlage e<strong>in</strong>er modernen Therapie. Denn gerade die Zellen dieser Krebsart erzeugen<br />
zahlreiche Wachstumsfaktoren. Im Rahmen e<strong>in</strong>er Studie wurde zudem er<strong>mit</strong>telt,<br />
dass e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von Chemotherapie und Angiogenese-Hemmer den Fortschritt<br />
der Erkrankung deutlich verzögern und die <strong>Leben</strong>szeit der Patienten im Durchschnitt<br />
verlängern kann. Der Angiogenese-Hemmer ist für die Therapie des fortgeschrittenen<br />
nicht-kle<strong>in</strong>zelligen Bronchialkarz<strong>in</strong>oms zugelassen, also für Patienten, bei denen sich <strong>in</strong><br />
der Lunge erneut e<strong>in</strong> Tumor gebildet hat oder bei denen Metastasen <strong>in</strong> anderen Körperregionen<br />
nachzuweisen s<strong>in</strong>d. Der Antikörper soll un<strong>mit</strong>telbar nach Feststellung e<strong>in</strong>es<br />
Rückfalls oder beim Nachweis von Metastasen als Erstbehandlung e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Alle drei Wochen wird der Angiogenese-Hemmer den Patienten per Infusion verabreicht.<br />
Bei der komb<strong>in</strong>ierten Behandlung <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Chemotherapie können die Krebspatienten<br />
beide Infusionen an e<strong>in</strong>em Tag erhalten. Die Chemotherapie zerstört dabei die<br />
sich teilenden Tumorzellen, während der Angiogenese-Hemmer das Versorgungsnetz<br />
des Tumors kappt. Darüber h<strong>in</strong>aus sorgt der Wirkstoff dafür, dass die Chemotherapie<br />
Tumorzellen schütten Wachstumsfaktoren aus, die bestimmte Zelltypen anlocken, aus denen sich Blutgefäße<br />
bilden können. Diese Neubildung von Blutgefäßen nennt sich Angiogenese. Dabei setzen sich die Wachstumsfaktoren<br />
auf die Wachstumsrezeptoren, die wie kle<strong>in</strong>e Antennen auf der Außenwand der Blutgefäße<br />
sitzen und das Signal erhalten, neue Blutgefäße <strong>in</strong> Richtung Tumor zu bilden.<br />
Signalüber<strong>mit</strong>tlung<br />
Wachstumsfaktoren<br />
Wachstumsrezeptoren<br />
Produktion<br />
Zellmembran<br />
Zell<strong>in</strong>neres<br />
Signalüber<strong>mit</strong>tlung: Zellwachstum,<br />
Zelltodresistenz, Gefäßneubildung,<br />
Metastasierung
den Tumor besser erreicht und effektiver wirken kann. Auch nach Abschluss der Chemotherapie<br />
nehmen die Betroffenen das Medikament weiter e<strong>in</strong>. Es bewirkt, dass die<br />
Blutversorgung des Tumors weiterh<strong>in</strong> gehemmt wird. Das Ergebnis: Der Angiogenese-<br />
Hemmer hungert den Tumor aus.<br />
Wie jedes wirksame Medikament ruft auch der Angiogenese-Hemmer Begleitersche<strong>in</strong>ungen<br />
hervor, die jedoch behandelbar s<strong>in</strong>d. Denn der Wirkstoff wird zielgerichtet<br />
gegen den Tumor e<strong>in</strong>gesetzt und richtet sich nicht gegen den ganzen Körper<br />
wie e<strong>in</strong>e Chemotherapie. Manche Patienten klagen beispielsweise über Nasenbluten<br />
(Epistaxis). Normalerweise kl<strong>in</strong>gt die Blutung aber von alle<strong>in</strong> ab. Es hilft, die Nasenflügel<br />
für e<strong>in</strong>e Weile zusammenzudrücken und den Kopf dabei nach vorne zu beugen. Kalte<br />
Umschläge im Nacken und auf dem Nasenrücken haben e<strong>in</strong>e unterstützende Wirkung.<br />
E<strong>in</strong>e andere mögliche Nebenwirkung ist steigender Blutdruck (Hypertonie). Der Arzt<br />
muss ihn daher regelmäßig kontrollieren und verordnet gegebenenfalls e<strong>in</strong> blutdrucksenkendes<br />
Medikament.<br />
Ger<strong>in</strong>gere Nebenwirkungen<br />
als bei<br />
der Chemotherapie<br />
Der Angiogenese-Hemmer b<strong>in</strong>det Wachstumsfaktoren, die für die Entstehung neuer Blutgefäße verantwortlich<br />
s<strong>in</strong>d. Durch diese gezielte Blockade bilden sich neue, aber noch unreife Blutgefäße zurück und die<br />
Entstehung weiterer Gefäße wird unterbunden. So erhält der Tumor ke<strong>in</strong>en Sauerstoff und ke<strong>in</strong>e Nährstoffe<br />
mehr: Er wird regelrecht ausgehungert und die Durchlässigkeit bereits ausgereifter Blutgefäße normalisiert<br />
sich. Die <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>mit</strong> dem Angiogenese-Hemmer e<strong>in</strong>gesetzten Chemotherapeutika können den<br />
Tumor daher besser erreichen und effektiver wirken.<br />
Angiogenese-Hemmer<br />
Wachstumsfaktoren<br />
Signalüber<strong>mit</strong>tlung<br />
gestoppt<br />
Wachstumsrezeptoren<br />
Zellmembran<br />
Zell<strong>in</strong>neres
Privatdozent Dr. med. Wolfgang Schütte,<br />
Chefarzt der Kl<strong>in</strong>ik für Innere Mediz<strong>in</strong> II<br />
des Krankenhauses Martha-Maria <strong>in</strong><br />
Halle-Dölau<br />
„Großer Fortschritt <strong>in</strong> der<br />
Behandlung von <strong>Lungenkrebs</strong>“<br />
Zielgerichtete Therapien eröffnen neue Möglichkeiten<br />
Die neuen<br />
Therapien s<strong>in</strong>d<br />
gut verträglich.<br />
Seit e<strong>in</strong>igen Jahren gibt es moderne<br />
Medikamente, die den Tumor noch<br />
gezielter bekämpfen. Was ist der Unterschied<br />
zu den klassischen Therapien<br />
wie Strahlen- und Chemotherapie?<br />
Klassische Therapien bekämpfen den<br />
Tumor relativ ungezielt und greifen den<br />
ganzen Körper an. Man spricht deshalb<br />
auch von e<strong>in</strong>em systemischen Ansatz. Die<br />
neuen Therapien h<strong>in</strong>gegen wirken gezielt<br />
auf die Informationswege im Tumor. Aus<br />
diesem Grund s<strong>in</strong>d sie auch gut verträglich,<br />
denn gesunde Körperzellen greifen<br />
sie nicht an.<br />
Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer werden seit<br />
längerer Zeit erfolgreich bei der Behandlung<br />
von Krebspatienten e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Nach welchem Pr<strong>in</strong>zip funktionieren<br />
diese Medikamente und für<br />
welche Patienten s<strong>in</strong>d sie gedacht?<br />
Tumorzellen senden über Rezeptoren<br />
Signale an den Zellkern, da<strong>mit</strong> sich die<br />
Zelle ungehemmt teilt. Die Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase<br />
im Inneren der Zelle übernimmt e<strong>in</strong>e<br />
zentrale Funktion bei der Übertragung<br />
dieses Signals. Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />
wiederum – so genannte Small Molecules<br />
– setzen genau dort an und stoppen die<br />
Signalübertragung. So hemmen sie das<br />
Tumorwachstum und fördern den kontrollierten<br />
Zelltod. Das Medikament eignet<br />
sich für Patienten <strong>mit</strong> nicht-kle<strong>in</strong>zelligem<br />
Lungenkarz<strong>in</strong>om.<br />
Welche Nebenwirkungen können bei<br />
dieser Therapie auftreten?<br />
Die üblichen Nebenwirkungen s<strong>in</strong>d<br />
Durchfall und e<strong>in</strong> Hautausschlag, den wir<br />
Rash nennen. Auch wenn der Ausschlag<br />
als unangenehm empfunden wird, ist<br />
se<strong>in</strong> Auftreten e<strong>in</strong> Zeichen für die positive<br />
38<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wirkung des Medikaments. Die Patienten<br />
haben sogar e<strong>in</strong>e etwas bessere Prognose.<br />
Dazu muss man allerd<strong>in</strong>gs ergänzen, dass<br />
dies zwar häufig, aber nicht <strong>in</strong> hundert<br />
Prozent der Fälle so ist. Generell s<strong>in</strong>d die<br />
Nebenwirkungen gut zu behandeln. Bei<br />
milden Formen des Ausschlags helfen<br />
Cremes, Salben und Sonnenschutz. Zeigt<br />
sich stärkerer Ausschlag, wird die Behandlung<br />
kurzzeitig unterbrochen und <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />
niedrigeren Dosierung fortgesetzt.<br />
Seit 2007 s<strong>in</strong>d auch Angiogenese-<br />
Hemmer zugelassen. Wie wirken<br />
diese Medikamente?<br />
Angiogenese-Hemmer blockieren die<br />
Ausbildung und das Wachstum neuer<br />
Blutgefäße, <strong>in</strong>dem sie die vom Tumor<br />
ausgesendeten Wachstumsfaktoren abfangen<br />
und b<strong>in</strong>den. Auf diese Weise wird die<br />
Blutversorgung unterbrochen und der Tumor<br />
„verhungert“.<br />
Für welche Patienten eignet sich<br />
diese Therapie?<br />
Patienten <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Adenokarz<strong>in</strong>om<br />
sprechen auf die Therapie sehr gut an.<br />
Generell eignen sich die Angiogenese-<br />
Hemmer <strong>in</strong>sbesondere bei großzelligen<br />
Tumoren.<br />
In welchem Stadium werden die modernen<br />
Therapien angewendet?<br />
Normalerweise wird die Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-<br />
Therapie nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em frühen Stadium<br />
e<strong>in</strong>gesetzt – wobei es Ausnahmen gibt. Den<br />
Angiogenese-Hemmer h<strong>in</strong>gegen erhalten<br />
die Patienten parallel zur Chemotherapie.<br />
Wie schätzen Sie die Wirkung der beiden<br />
Medikamente im H<strong>in</strong>blick auf die<br />
<strong>Leben</strong>serwartung der Patienten e<strong>in</strong>?<br />
Diese neuen Medikamente haben die Prognose<br />
der Patienten deutlich verbessert.<br />
Man kann sagen, dass sowohl die Angiogenese-<br />
als auch die Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />
e<strong>in</strong>en großen Fortschritt <strong>in</strong> der Behandlung<br />
von <strong>Lungenkrebs</strong> darstellen. Denn<br />
sie eröffnen zum e<strong>in</strong>en ganz neue Therapieoptionen,<br />
zum anderen ermöglichen<br />
sie uns Ärzten, den Tumor bei e<strong>in</strong>zelnen<br />
Patienten extrem lang zu kontrollieren.<br />
Wie beurteilen Sie die künftige Entwicklung<br />
neuer Krebstherapien?<br />
Ich sehe <strong>in</strong> der zielgerichteten Behandlung<br />
e<strong>in</strong>e gute Perspektive. Und ich glaube,<br />
dass es hier viele neue Möglichkeiten<br />
<strong>mit</strong> zahlreichen Fragestellungen gibt, die<br />
alle geprüft werden müssen. E<strong>in</strong>e Frage<br />
beispielsweise ist, <strong>in</strong> welcher Reihenfolge<br />
die Medikamente oder Therapien am<br />
besten wirken, die zweite ist die nach der<br />
Komb<strong>in</strong>ation von Medikamenten. Es wird<br />
nicht immer das Ziel se<strong>in</strong>, den Tumor zu<br />
beseitigen, sondern die Tumorerkrankung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art chronische Krankheit<br />
zu überführen. Im Fokus steht dann, das<br />
Wachstum des Tumors zu stoppen oder<br />
zum<strong>in</strong>dest zu hemmen. Gel<strong>in</strong>gt das,<br />
können Patienten für e<strong>in</strong>e längere Zeit<br />
gut <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Tumor leben, der nicht<br />
weiter wächst.<br />
Der Hautausschlag<br />
zeigt, dass die<br />
Therapie wirkt.<br />
Ziel ist es, das<br />
Wachstum des<br />
Tumors zu stoppen.<br />
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 39
Zielgerichtete Therapie<br />
Das Tumorwachstum blockieren – Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />
Die Krebsforschung hat <strong>in</strong> den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Es s<strong>in</strong>d zwar<br />
immer noch nicht alle Auslöser bekannt, die zu e<strong>in</strong>er unkontrollierten Zellteilung führen,<br />
aber mehr und mehr werden entschlüsselt. So haben Wissenschaftler Reizempfänger<br />
(Wachstumsrezeptoren) entdeckt, die <strong>in</strong> die Zelle h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ragen. Diese Wachstumsrezeptoren<br />
empfangen außerhalb der Zelle das Signal zum Wachsen und leiten es <strong>in</strong> die Zelle.<br />
Wie wird das<br />
Signal <strong>in</strong> die<br />
Zelle geleitet?<br />
Hierdurch werden bestimmte Eiweiße – die Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>asen –, die am unteren Teil des<br />
Rezeptors sitzen, aktiviert. Der Rezeptor selbst fungiert als Bote, der das Signal „Teile<br />
dich“ von außen <strong>in</strong> die Zelle h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>leitet. Bei e<strong>in</strong>igen Krebszellen sitzen sehr viele dieser<br />
Wachstumsrezeptoren auf der Zellmembran und <strong>in</strong> Tumorzellen ist die Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase<br />
oft dauerhaft aktiv. Die Zelle erhält so ununterbrochen das Signal zur Teilung. Um die<br />
Zellteilung zu verh<strong>in</strong>dern, haben Forscher e<strong>in</strong>en Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer entwickelt. Dabei<br />
handelt es sich um e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Molekül (Small Molecule), das so w<strong>in</strong>zig ist, dass es<br />
von außen durch die Zellwand <strong>in</strong> die Zelle dr<strong>in</strong>gt. Dort besetzt es den <strong>in</strong>nen liegenden<br />
Teil des Rezeptors und unterbricht so die Signalkette, die zur Zellteilung führt. Das<br />
Zellwachstum wird dadurch stark verlangsamt. Seit 2005 gehören Wachstumshemmer,<br />
sogenannte Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Inhibitoren (TKI), zur Therapie des nicht-kle<strong>in</strong>zelligen Lun-<br />
Krebszellen können ihr Wachstum selbst anregen und beschleunigen. Sie besitzen mehr Wachstumsrezeptoren<br />
auf der Zellmembran als gesunde Zellen und stellen gleichzeitig die notwendigen Wachstumsfaktoren<br />
her, die die Zellteilung und so<strong>mit</strong> das Wachstum des Tumors stimulieren. Auf diese Weise entziehen sie sich<br />
der übergeordneten Kontrolle des Organismus. Sobald die Wachstumsfaktoren an den Rezeptor andocken,<br />
erhält die Zelle den Befehl, sich zu teilen.<br />
Signalüber<strong>mit</strong>tlung<br />
Produktion<br />
Wachstumsrezeptoren<br />
Zellmembran<br />
Phosphat-Rest<br />
Zell<strong>in</strong>neres<br />
Signalüber<strong>mit</strong>tlung:<br />
Zellwachstum, Zelltodresistenz,<br />
Gefäßneubildung,<br />
Metastasierung
Was s<strong>in</strong>d Leitl<strong>in</strong>ien?<br />
Leitl<strong>in</strong>ien verfolgen das Ziel, Ärzte und Patienten bei der Entscheidung über angemessene<br />
Vorsorge, Diagnose, Therapie und Nachsorge zu unterstützen. Sie werden <strong>in</strong> die drei Stufen<br />
S1, S2 und S3 unterteilt. Dabei ist S3 die höchste Stufe. In diese Leitl<strong>in</strong>ie fließen die durch<br />
kontrollierte kl<strong>in</strong>ische Studien gewonnenen Erkenntnisse sowie das Wissen von zahlreichen<br />
Experten e<strong>in</strong>. Leitl<strong>in</strong>ien werden regelmäßig überarbeitet und geben so den aktuellen Stand<br />
des Wissens über e<strong>in</strong>e effektive und angemessene Krankenversorgung zum Zeitpunkt ihrer<br />
Veröffentlichung wieder. Das heißt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er S3-Leitl<strong>in</strong>ie werden die Therapien empfohlen, die<br />
unter den jeweiligen mediz<strong>in</strong>ischen Umständen angemessen s<strong>in</strong>d: die Standardtherapien.<br />
genkrebs. Patienten erhalten sie, wenn der Tumor nicht mehr operiert werden kann. Das<br />
Ziel der Therapie lautet: die <strong>Leben</strong>szeit der Betroffenen zu verlängern und ihre <strong>Leben</strong>squalität<br />
zu verbessern oder zu erhalten, die Krankheitssymptome zu verr<strong>in</strong>gern sowie<br />
das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen.<br />
Alle Patienten können<br />
<strong>mit</strong> Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-<br />
Hemmern behandelt<br />
werden.<br />
Alle Patienten im Stadium IIIB/IV können <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer behandelt<br />
werden. Wann die Ärzte e<strong>in</strong>en TKI e<strong>in</strong>setzen, hängt davon ab, ob der Wachs-<br />
Wirkweise des Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmers: Das Small Molecule blockiert die Signalweiterleitung <strong>in</strong>s Innere der<br />
Zelle, <strong>in</strong>dem es den <strong>in</strong>nen liegenden Teil des Rezeptors besetzt und so verh<strong>in</strong>dert, dass der Phosphat-Rest<br />
andocken kann. Auf diese Weise unterb<strong>in</strong>det der Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer die Zellteilung. Das Wachstum des<br />
Tumors wird verlangsamt.<br />
Wachstumsfaktoren<br />
Wachstumsrezeptoren<br />
Zellmembran<br />
Zell<strong>in</strong>neres<br />
Signalüber<strong>mit</strong>tlung<br />
gestoppt<br />
Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />
Phosphat-Rest
tumsrezeptor <strong>in</strong> den Tumorzellen genetisch verändert (mutiert) ist oder nicht. Mithilfe<br />
e<strong>in</strong>es Gentests werden die Tumoren auf e<strong>in</strong>e solche Mutation geprüft. Ist das Ergebnis<br />
positiv, – das bedeutet, der Wachstumsrezeptor ist mutiert – können die Ärzte direkt<br />
nach der Diagnose <strong>mit</strong> der TKI-Therapie beg<strong>in</strong>nen. Denn die Wachstumshemmer wirken<br />
<strong>in</strong> diesem Stadium der Krankheit besser als e<strong>in</strong>e Chemotherapie.<br />
Der Gentest<br />
entscheidet über die<br />
Abfolge der Therapie.<br />
Fällt der Gentest negativ aus, ist e<strong>in</strong>e TKI-Therapie auch wirksam – allerd<strong>in</strong>gs erst nach<br />
e<strong>in</strong>er Chemotherapie. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:<br />
• Wenn die Zytostatika beim Patienten nicht den gewünschten Erfolg erzielen, der<br />
Tumor also nicht schrumpft, erhalten Patienten direkt im Anschluss an die Chemotherapie,<br />
– ohne Therapiepause – e<strong>in</strong>en TKI.<br />
• Die erste Chemotherapie hat Erfolg gezeigt und der Tumor ist geschrumpft. Dann<br />
pausiert die Therapie, bis der Tumor wieder zu wachsen beg<strong>in</strong>nt. In diesem Fall behandeln<br />
die Ärzte die Patienten <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em TKI oder e<strong>in</strong>er anderen Chemotherapie<br />
weiter. Studien haben gezeigt, dass zu diesem Zeitpunkt e<strong>in</strong>e TKI-Therapie genauso<br />
wirksam ist wie e<strong>in</strong>e Chemotherapie, allerd<strong>in</strong>gs besser verträglich.<br />
Die Hautreaktion<br />
(Rash) ist e<strong>in</strong><br />
positives Zeichen.<br />
Das Medikament wird e<strong>in</strong>mal täglich als Tablette e<strong>in</strong>genommen und ist gut verträglich,<br />
aber nicht gänzlich ohne Nebenwirkungen. E<strong>in</strong>e häufige Begleitersche<strong>in</strong>ung ist das<br />
Auftreten e<strong>in</strong>er Hautreaktion, auch Rash genannt. Dies ist sogar e<strong>in</strong> positives Zeichen.<br />
Neuere Studien belegen, dass hier die <strong>Leben</strong>serwartung von Patienten <strong>mit</strong> Rash gegenüber<br />
Patienten ohne Rash höher liegt.<br />
Bei den meisten Patienten tritt die Hautreaktion <strong>in</strong> leichter bis <strong>mit</strong>telschwerer Form auf.<br />
Die rötlichen Pusteln bilden sich <strong>in</strong> der Regel nach e<strong>in</strong> bis zwei Wochen zurück. Es hilft,<br />
wenn die Betroffenen ihre Haut, vor allem Hände und Füße, <strong>mit</strong> milden, ph-neutralen<br />
Produkten <strong>in</strong>tensiv pflegen. Sobald der Rash auftritt, lässt er sich <strong>mit</strong> Antibiotika <strong>in</strong><br />
Tablettenform behandeln und l<strong>in</strong>dern. Bevor Sie aber selbst zur Creme greifen, sollten<br />
Gentest und Mutation<br />
Bei ungefähr jedem zehnten Patienten <strong>mit</strong> fortgeschrittenem nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong><br />
ist der Wachstumsrezeptor mutiert, also genetisch verändert. Ist dies der Fall, profitieren die<br />
Patienten sogar besonders von e<strong>in</strong>er Therapie <strong>mit</strong> Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmern. Die Mutation wird<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Gentest nachgewiesen. Gleichgültig ob das Ergebnis positiv oder negativ ausfällt:<br />
Alle Patienten können <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em TKI behandelt werden. Der Gentest entscheidet lediglich<br />
darüber, wann die Therapie e<strong>in</strong>gesetzt wird.
Die Karte „Hauttipps für die tägliche Pflege“ können<br />
Sie unter www.roche-onkologie.de herunterladen.<br />
Sie Ihren behandelnden Arzt oder e<strong>in</strong>en <strong>mit</strong> dieser Nebenwirkung<br />
vertrauten Hautarzt ansprechen. E<strong>in</strong> weiterer relativ häufiger Effekt<br />
der Therapie <strong>mit</strong> Wachstumshemmern ist Durchfall und e<strong>in</strong>e da<strong>mit</strong><br />
e<strong>in</strong>herge hende Gewichtsabnahme. Leichten Formen können Sie begegnen,<br />
<strong>in</strong>dem Sie die Nahrung umstellen und ausreichend tr<strong>in</strong>ken. Sollte<br />
das nicht helfen, sprechen Sie auch <strong>in</strong> diesem Fall <strong>mit</strong> Ihrem Arzt, der<br />
Ihnen die notwendigen Medikamente verschreibt.<br />
Milde Seife<br />
Pflegetipps bei therapiebed<strong>in</strong>gtem<br />
Hautausschlag<br />
Verwenden Sie milde, rückfettende Waschsyndets und<br />
Seifen sowie milde Haarshampoos, bei sehr trockener<br />
Haut empfehlen wir Ölbäder.<br />
Tägliches E<strong>in</strong>cremen<br />
Cremen Sie besonders trockene Hautbereiche <strong>mit</strong> alkoholfreien,<br />
rückfettenden Hautpfl ege<strong>mit</strong>teln 2x täglich,<br />
möglichst nach dem Baden/Duschen e<strong>in</strong>.<br />
Abdecken<br />
Um gerötete Stellen abzudecken kann zum Beispiel<br />
Make-up auf Wasserbasis aufgetragen werden.<br />
ROT_10001_Hauttips_Postkarte_V4.<strong>in</strong>dd 1<br />
Vor Sonne schützen<br />
Meiden Sie direkte Sonnene<strong>in</strong>strahlung und Hitze,<br />
schützen Sie sich an sonnenexponierten Stellen (Ge<br />
Décolleté, Hände) <strong>mit</strong> Sonnenschutz (m<strong>in</strong>destens L<br />
schutzfaktor 25).<br />
Lockere Kleidung<br />
Tragen Sie lockere Kleidung aus Naturfasern (B<br />
wolle, Le<strong>in</strong>en, Seide) und bequeme Schuhe.<br />
Nicht täglich rasieren<br />
Wir empfehlen auf die tägliche Bartrasur<br />
zu verzichten.<br />
Welche Therapien kommen wann <strong>in</strong>frage?<br />
Stadium<br />
Operation<br />
Bestrahlung<br />
TKI-Therapie<br />
Chemotherapie<br />
Anti-<br />
Angiogenese<br />
I<br />
II<br />
IIIA<br />
IIIB<br />
IV<br />
empfohlen<br />
kommt <strong>in</strong>frage<br />
nach Diagnose bei positivem Gentest<br />
direkt im Anschluss an erste Chemotherapie<br />
nach e<strong>in</strong>er Chemotherapie, wenn der Tumor wieder wächst<br />
nach Diagnose komb<strong>in</strong>iert <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Chemotherapie
Dr. med. Anett Reißhauer ist Leiter<strong>in</strong><br />
des Arbeitsbereiches für Physikalische<br />
Mediz<strong>in</strong> und Rehabilitation an der<br />
Charité-Universitätsmediz<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />
„Übungen müssen fester<br />
Bestandteil des Alltags werden“<br />
Die Atemtherapie entspannt und stärkt die Lunge<br />
Die Leistungsfähigkeit<br />
des Patienten<br />
ist e<strong>in</strong>geschränkt.<br />
Inwieweit funktioniert die Atmung<br />
e<strong>in</strong>es <strong>Lungenkrebs</strong>patienten nach der<br />
Operation anders als vorher?<br />
Zum e<strong>in</strong>en ist unter Umständen weniger<br />
Lungengewebe vorhanden – also weniger<br />
Fläche, die <strong>in</strong> die Atmung e<strong>in</strong>bezogen<br />
werden kann. Andererseits verspüren die<br />
Patienten Schmerzen, da sie e<strong>in</strong>e Wunde<br />
und Narben haben, was das Atmen ebenfalls<br />
erschwert. Aus diesem Grund ist e<strong>in</strong>e<br />
Atemtherapie gerade nach der Operation<br />
von großer Bedeutung.<br />
Wie viel Atemkapazität kann <strong>in</strong>folge<br />
e<strong>in</strong>er Operation verloren gehen und<br />
wie wird die Sauerstoffversorgung<br />
trotzdem sichergestellt?<br />
Es ist durchaus möglich, dass die Hälfte<br />
des Lungengewebes – also e<strong>in</strong> ganzer Lungenflügel<br />
– entnommen wird. Kann <strong>mit</strong><br />
dem restlichen Lungengewebe ke<strong>in</strong>e ausreichende<br />
Sauerstoffversorgung des Körpers<br />
gesichert werden, ist unter Umstän-<br />
den auch e<strong>in</strong>e zusätzliche Sauerstoffgabe<br />
notwendig.<br />
Der verbleibende Lungenflügel übernimmt<br />
<strong>in</strong> der Regel die Arbeit des<br />
entfernten Teils. Wie wirkt sich das<br />
auf die <strong>Leben</strong>squalität des Betroffenen<br />
aus?<br />
E<strong>in</strong> Patient <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Lungenflügel besitzt<br />
nur noch fünfzig Prozent se<strong>in</strong>er bisherigen<br />
Atemkapazität. Diese Tatsache<br />
macht sich im Alltag immer dann bemerkbar,<br />
wenn der Körper belastet wird.<br />
Auch bei ger<strong>in</strong>gen Anstrengungen wird<br />
der Patient schnell kurzatmig: beim Treppensteigen<br />
oder zügigen Laufen zum Beispiel.<br />
Se<strong>in</strong>e Leistungsfähigkeit ist e<strong>in</strong>fach<br />
e<strong>in</strong>geschränkt.<br />
Mit gezielten Übungen wirkt die<br />
Atemtherapie e<strong>in</strong>em Leistungsverlust<br />
entgegen. Wann sollten die Patienten<br />
da<strong>mit</strong> beg<strong>in</strong>nen?<br />
44<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung
Idealerweise sollte bei geplanten operativen<br />
E<strong>in</strong>griffen bereits vorab <strong>mit</strong> der Atemtherapie<br />
begonnen werden. In jedem Falle<br />
aber setzt die Atemtherapie un<strong>mit</strong>telbar<br />
nach e<strong>in</strong>er Operation e<strong>in</strong>. Bei e<strong>in</strong>em beatmeten<br />
Patienten kann durch warme oder<br />
kalte Hautstimulationen bzw. auch durch<br />
mechanische Reize wie Vibration e<strong>in</strong><br />
Atemreiz gesetzt und so bereits zu diesem<br />
Zeitpunkt die Atmung unterstützt werden.<br />
Ist der Patient wieder ansprechbar,<br />
arbeitet man geme<strong>in</strong>sam weiter. Dabei<br />
werden unter anderem auch Techniken<br />
des Abhustens tra<strong>in</strong>iert.<br />
Wie ist der zeitliche Verlauf der<br />
Atemtherapie?<br />
Als Faustregel gilt: In der ersten postoperativen<br />
Phase, die <strong>in</strong> der Regel im <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Bereich stattf<strong>in</strong>det, ist<br />
es optimal, wenn die Therapie zwei- bis<br />
dreimal täglich durchgeführt wird. Im Bereich<br />
der Normalstation sollte die Atemtherapie<br />
m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal täglich auf<br />
dem Programm stehen, sodass der Patient<br />
bei se<strong>in</strong>er Entlassung <strong>in</strong> der Lage ist, weiter<br />
selbstständig zu üben. Wir empfehlen<br />
dann für zu Hause drei Mal täglich 20<br />
M<strong>in</strong>uten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.<br />
An wen können sich Betroffene wenden,<br />
um nach e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>griff Unterstützung<br />
zu erhalten?<br />
Grundsätzlich verschreiben Internisten<br />
oder Pneumologen e<strong>in</strong>e Atemtherapie,<br />
der Hausarzt aber auch. Wenn es darüber<br />
h<strong>in</strong>aus speziellere Fragen zu klären<br />
gilt, s<strong>in</strong>d Patienten bei e<strong>in</strong>em Facharzt für<br />
Physikalische und Rehabilitative Mediz<strong>in</strong><br />
gut aufgehoben. Er legt die Atemtherapie<br />
fest und kann Rücksprache <strong>mit</strong> den Physiotherapeuten<br />
halten und auf diese Weise<br />
die Atemtherapie begleiten.<br />
Erlangt e<strong>in</strong> Patient <strong>mit</strong>hilfe der Atemtherapie<br />
die ursprüngliche Leistungsfähigkeit<br />
se<strong>in</strong>er Lunge wieder?<br />
In vollem Maße nicht. Wenn die Betroffenen<br />
aber ihre Atemhilfsmuskulatur nutzen<br />
und das Zwerchfell optimal arbeitet,<br />
verbessert sich ihr Zustand. E<strong>in</strong>e Leistungssteigerung<br />
ist realistisch. Wichtig ist<br />
vor allem, dass die Patienten ihre Lunge<br />
regelmäßig – und das heißt täglich – tra<strong>in</strong>ieren.<br />
Dabei s<strong>in</strong>d die Übungen nicht auf<br />
die Zeit nach der Operation beschränkt,<br />
sondern sollten fester Bestandteil ihres<br />
Alltags werden. Nur dann ist e<strong>in</strong>e langfristige<br />
und nachhaltige Verbesserung der<br />
Atemfunktion möglich.<br />
Wird die Atemtherapie ausschließlich<br />
<strong>in</strong> Zusammenhang <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Opera tion e<strong>in</strong>gesetzt?<br />
Ne<strong>in</strong>, die Atemtherapie ist generell für<br />
Patienten <strong>mit</strong> <strong>Lungenkrebs</strong> sehr wichtig<br />
und hat viele positive Effekte. Sie beugt<br />
Lungenentzündungen vor und dient zugleich<br />
der Entspannung im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />
Schmerztherapie. Fließt der Atem wieder<br />
harmonischer, hilft dies auch Patienten,<br />
die unter chronischen Beschwerden<br />
leiden.<br />
Idealerweise wird die<br />
Therapie schon vor der<br />
Operation e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Wichtig:<br />
tägliches Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung 45
Die Lunge tra<strong>in</strong>ieren<br />
Übungen zur Stärkung der Atmung<br />
Etwa zwölf- bis 15-mal atmet e<strong>in</strong> Erwachsener pro M<strong>in</strong>ute e<strong>in</strong> und aus, da<strong>mit</strong> der Körper<br />
<strong>mit</strong> ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Nach e<strong>in</strong>er <strong>Lungenkrebs</strong>erkrankung verfügen<br />
viele Patienten jedoch nicht mehr über ihre volle Atemkapazität. Sei es <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er<br />
Operation, bei der Teile der Lunge entfernt werden mussten, oder durch e<strong>in</strong>e Strahlentherapie,<br />
die das Lungengewebe vernarbt hat: Die Lunge funktioniert nur noch e<strong>in</strong>geschränkt.<br />
Aufgrund der mangelnden Sauerstoffversorgung fühlen sich die Betroffenen<br />
schnell müde und schnappen auch bei ger<strong>in</strong>gen körperlichen Anstrengungen wie beispielsweise<br />
Treppensteigen nach Luft. Abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild können<br />
Patienten <strong>mit</strong> verschiedenen Techniken der Atemtherapie ihre Lunge tra<strong>in</strong>ieren. Üben<br />
Die Atembewegung wahrnehmen<br />
Mithilfe dieser Übung lenken Sie Ihren Atem gezielt <strong>in</strong> die<br />
unteren Lungenabschnitte.<br />
• Setzen Sie sich aufrecht auf e<strong>in</strong>en Stuhl.<br />
• Legen Sie Ihre Hände auf die unteren Rippenbögen und<br />
erspüren Sie die Bewegungen, die Ihr Atem auslöst.<br />
• Entspannen Sie nun Ihre Schultern und atmen Sie während<br />
der E<strong>in</strong>atmung bewusst gegen die Hände.<br />
• Atmen Sie <strong>in</strong> dieser aufrechten Position mehrmals <strong>in</strong><br />
Ihre Rippenbögen.<br />
Die Wirbelsäule aufrichten<br />
• Setzen Sie sich auf e<strong>in</strong>en Hocker oder Stuhl. Die Arme<br />
s<strong>in</strong>d nach <strong>in</strong>nen gedreht und hängen locker neben Ihrem<br />
Körper.<br />
• Neigen Sie sich nach vorn, sodass Ihr Rücken ganz<br />
rund wird. Verharren Sie für zwei bis drei Atemzüge <strong>in</strong><br />
dieser Position.<br />
• Dann drehen Sie Ihre Arme nach außen, richten sich<br />
auf und ziehen die Schultern bewusst nach unten.<br />
• Bei den nächsten zwei bis drei Atemzügen streben Ihre<br />
Arme <strong>in</strong> Richtung der Füße.<br />
• Atmen Sie <strong>in</strong> Ruhe weiter und führen Sie die Übungen<br />
mehrfach <strong>in</strong> beide Richtungen aus.<br />
46<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung
sie regelmäßig, lässt die Atemnot bei Belastungen dann deutlich nach: Die Lunge wird<br />
besser durchlüftet, die Beweglichkeit der Brustmuskulatur gestärkt, alltägliche Bewegungsabläufe<br />
wie Gehen, Bücken oder Treppensteigen fallen deutlich leichter. Durch die<br />
Atemtechniken erhöhen die Betroffenen den Sauerstoffgehalt ihres Blutes und erreichen<br />
e<strong>in</strong>en ruhigen, gleichmäßigen Atem. Auf Dauer verbessert die Atemtherapie aber nicht<br />
nur das körperliche, sondern auch das emotionale Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
Deshalb sollten Sie Ihre Lunge regelmäßig tra<strong>in</strong>ieren: Schon wenige M<strong>in</strong>uten täglich genügen,<br />
um e<strong>in</strong>e Leistungssteigerung zu verspüren. Im Folgenden stellen wir Ihnen exemplarisch<br />
drei Übungen vor, die sich an Patienten richten, denen e<strong>in</strong> Teil der Lunge<br />
entfernt wurde.<br />
Positionen, die das Atmen erleichtern<br />
• Bestimmte Körperhaltungen können Ihnen Entlastung verschaffen, wenn Sie <strong>in</strong> Belastungssituationen<br />
unter Atemnot leiden. Besonders wichtig ist es, dass Sie Ihre Arme und<br />
Schultern gut abstützen: Dann ist es Ihrer Atemhilfsmuskulatur besser möglich, die erschwerte<br />
Atmung zu unterstützen.<br />
• Je nachdem, wie es Ihnen lieber ist, können Sie <strong>in</strong> sitzender oder stehender Position versuchen,<br />
wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ruhigeren Atemrhythmus zu f<strong>in</strong>den.<br />
• Dabei liegen Ihre Arme auf den Knien oder e<strong>in</strong>em Stuhl auf, die Knie s<strong>in</strong>d gebeugt, der<br />
Rücken ist gerundet und Ihr Kopf hängt leicht nach unten.<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung 47
Was kommt nach der Therapie?<br />
Nachsorge und Rehabilitation<br />
Welche Untersuchungen<br />
werden<br />
durchgeführt?<br />
Während der Krebstherapie erleben Sie e<strong>in</strong>e körperlich und seelisch sehr belastende Zeit.<br />
Leider halten die Strapazen auch nach Abschluss der mediz<strong>in</strong>ischen Behandlung weiterh<strong>in</strong><br />
an. Der Körper ist geschwächt, die große Belastung noch spürbar und für die Verarbeitung<br />
der Krebserkrankung blieb bislang wenig Zeit. Gerade deshalb ist es wichtig,<br />
dass Sie nach Beendigung der Therapie professionelle Betreuung <strong>in</strong> Anspruch nehmen.<br />
Die Nachsorge dient<br />
als Kontroll- und<br />
Frühwarnsystem.<br />
Innerhalb der ersten fünf Jahre f<strong>in</strong>den die Nachsorgeuntersuchungen sehr engmaschig<br />
statt. Art und Umfang orientieren sich dabei an der <strong>in</strong>dividuellen Situation des Betroffenen<br />
und dem Krankheitsverlauf. Vor allem das Stadium zum Zeitpunkt der Diagnose<br />
und die Behandlung des Tumors s<strong>in</strong>d hier entscheidend. So f<strong>in</strong>det die erste Kontrolluntersuchung<br />
<strong>in</strong> der Regel sechs Wochen nach Therapieende statt. Die zweite Kontrolle<br />
erfolgt sechs Wochen später. Innerhalb der ersten beiden Jahre werden die Untersuchungen<br />
dann im Abstand von drei Monaten wiederholt. Ab dem dritten Jahr f<strong>in</strong>den<br />
sie alle sechs Monate statt. Zu den regelmäßigen Untersuchungen gehört – neben dem<br />
ausführlichen Gespräch über das aktuelle Bef<strong>in</strong>den oder mögliche Beschwerden – auch<br />
die körperliche Untersuchung. E<strong>in</strong>e Röntgenaufnahme oder Computertomografie der<br />
Lunge kann ebenso wie die Bestimmung von Tumormarkern im Blut Bestandteil der<br />
Untersuchung se<strong>in</strong>.<br />
48<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung
Die Nachsorgeuntersuchungen s<strong>in</strong>d wichtig, da<strong>mit</strong> Ihr Arzt Begleit- und Folgeerkrankungen<br />
erkennen und entsprechend behandeln kann. Nur so ist er <strong>in</strong> der Lage, e<strong>in</strong> Wiederauftreten<br />
des Tumors (Rezidiv), e<strong>in</strong>en Zweittumor oder Metastasen rechtzeitig festzustellen<br />
sowie tumor- und therapiebed<strong>in</strong>gte Folgewirkungen frühzeitig wahrzunehmen und zu<br />
l<strong>in</strong>dern. Die Untersuchungen führt <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> niedergelassener Facharzt durch. Er<br />
sollte sich zugleich regelmäßig <strong>mit</strong> Ihrem Hausarzt und den Fachärzten, die Sie behandelt<br />
haben, absprechen. Bedeutsam ist auch, dass Sie beim Auftreten von Beschwerden sofort<br />
ärztliche Hilfe suchen, unabhängig davon, ob e<strong>in</strong> Kontrollterm<strong>in</strong> fällig ist oder nicht.<br />
Um nach der langen Therapie wieder Kraft zu gew<strong>in</strong>nen und neue <strong>Leben</strong>senergie zu<br />
schöpfen, sollten Patienten Angebote zur Rehabilitation nutzen. Das können Kuren <strong>in</strong><br />
spezialisierten Rehakl<strong>in</strong>iken se<strong>in</strong> oder auch ambulante Maßnahmen wie Krankengymnastik,<br />
Massagen, Entspannungsübungen, E<strong>in</strong>zel- und Gruppengespräche sowie e<strong>in</strong>e<br />
umfassende Ernährungsberatung. Ziel der Rehabilitation ist es, die akuten Auswirkungen<br />
der Behandlung zu mildern, die körperliche Leistungsfähigkeit so weit wie möglich<br />
wiederherzustellen und Langzeitfolgen vorzubeugen. Zusätzlich erhalten die Patienten<br />
<strong>in</strong>dividuelle Hilfestellungen, um die Krankheit auch seelisch zu bewältigen. Sehr empfehlenswert<br />
ist die Anschlussheilbehandlung. Sie f<strong>in</strong>det un<strong>mit</strong>telbar nach der Krebsbehandlung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er speziellen Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik statt und dauert etwa vier Wochen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus können Patienten im Rahmen e<strong>in</strong>er Rehabilitation auch zu e<strong>in</strong>em späteren<br />
Zeitpunkt Kuren wahrnehmen, man spricht dann von Nach- bzw. Festigungskuren.<br />
Sie sollen das Allgeme<strong>in</strong>bef<strong>in</strong>den der Betroffenen verbessern sowie Psyche und Körper<br />
stärken. Bei diesen Kuren müssen Sie allerd<strong>in</strong>gs da<strong>mit</strong> rechnen, e<strong>in</strong>en Teil der Kosten<br />
selbst zu tragen. Da die Folgen e<strong>in</strong>er Krebsoperation von Mensch zu Mensch unterschiedlich<br />
s<strong>in</strong>d, ist es ratsam, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gespräch <strong>mit</strong> Ihrem Arzt zunächst die Ziele der<br />
Rehabilitation festzulegen, um sich dann für e<strong>in</strong> geeignetes Angebot zu entscheiden.<br />
Kernziele der<br />
Rehabilitation:<br />
seelisch und körperlich<br />
wieder zu Kräften<br />
kommen<br />
Wie beantrage ich e<strong>in</strong>e Rehabilitation und wer bezahlt die Maßnahmen?<br />
In der Regel haben Patienten im Anschluss an die Krebsbehandlung Anspruch auf Leistungen<br />
im Rahmen der Rehabilitation. Als Betroffener können Sie die Rehabilitation bei Ihrer Krankenkasse,<br />
der Rentenversicherung oder beim Sozialamt beantragen. Die Reha-Maßnahmen<br />
erfolgen stationär, teilstationär oder ambulant und werden grundsätzlich für drei Wochen genehmigt.<br />
Gesetzlich versicherte Patienten können sich auch von den zentralen Reha-Servicestellen<br />
über mögliche Rehabilitationsmaßnahmen beraten lassen. Ihre Krankenkasse gibt<br />
Ihnen Auskunft. Außerdem f<strong>in</strong>den Sie im Internet e<strong>in</strong> Verzeichnis der bisher im gesamten<br />
Bundesgebiet eröffneten Reha-Servicestellen unter: www.reha-servicestellen.de<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung 49
Zeit zum <strong>Leben</strong><br />
Umgang <strong>mit</strong> Trauer und Angst<br />
Wenn Menschen wissen, dass sie sterben werden, geraten sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e extreme <strong>Leben</strong>ssituation.<br />
Sie s<strong>in</strong>d zutiefst verunsichert und beschäftigen sich <strong>mit</strong> Fragen wie: Wie viel<br />
Zeit bleibt mir? Werde ich Schmerzen haben? Mit was möchte ich abschließen? Was geschieht<br />
nach dem Tod? Und obgleich Mediz<strong>in</strong> und Forschung immer wieder Fortschritte<br />
erzielen, müssen viele Krebspatienten erfahren, dass sie trotzdem unheilbar krank<br />
s<strong>in</strong>d und nicht mehr lange leben werden. In dieser Situation bekommt Zeit e<strong>in</strong>e ganz<br />
neue Bedeutung.<br />
Wie können Patienten und Angehörige dem Thema Tod begegnen?<br />
Dr. med. Andrea<br />
Petermann-Meyer,<br />
Psycho-Onkolog<strong>in</strong><br />
Empfehlen Sie e<strong>in</strong>e offene Ause<strong>in</strong>andersetzung <strong>mit</strong> den Themen Sterben und Tod oder<br />
beh<strong>in</strong>dert dies die Krankheitsbewältigung?<br />
Verdrängung ist e<strong>in</strong>e reife Persönlichkeitsleistung. Das ist etwas durchaus Positives – oder umgekehrt:<br />
Es ist nicht unbed<strong>in</strong>gt negativ. Aber Patienten und Angehörige schonen sich oft gegenseitig. Meistens<br />
denkt der Betroffene selbst über Sterben und Tod nach, die Angehörigen tun es auch. Aus dem Gefühl<br />
e<strong>in</strong>er gegenseitigen Schonung spricht man aber nicht darüber. Das führt zu e<strong>in</strong>er merkwürdigen Aussparung<br />
der Kommunikation, die oft nicht hilfreich ist und manchmal sogar die Beziehung zwischen<br />
beiden stört. Es wird e<strong>in</strong>fach deutlich: Zwischen uns gibt es etwas, worüber wir nicht sprechen. Ich<br />
möchte Betroffene und Angehörige dazu ermutigen, diesen Schritt zu wagen. In drei Viertel der Fälle<br />
sagen beide Seiten später, dass es richtig war. Manchmal gibt es aber auch die Konstellation, dass<br />
e<strong>in</strong>er der beiden nicht darüber sprechen möchte oder es schon versucht hat und jetzt sagt: „Es tut mir<br />
nicht gut, ich möchte das nicht mehr.“ Das ist dann auch <strong>in</strong> Ordnung. Allerd<strong>in</strong>gs plädiere ich dafür,<br />
<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>en offeneren Umgang <strong>mit</strong> den Themen Tod und Sterben e<strong>in</strong>zuüben, gerade auch seitens<br />
Nichtbetroffener. Das würde für Menschen, die sich dem Tode nahe fühlen, weniger E<strong>in</strong>samkeit bedeuten<br />
und für alle anderen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere H<strong>in</strong>wendung zum <strong>Leben</strong>.<br />
Gibt es geeignete E<strong>in</strong>stiege, um über Sterben und Tod zu sprechen?<br />
Ja. Wenn der Betroffene zum Beispiel sagt: „Ich denke oft darüber nach, wie es wohl weitergehen<br />
mag“, dann kommt häufig von der anderen Seite: „Wir schaffen das.“ Da sollte man dann e<strong>in</strong>mal den<br />
Mut haben, zu sagen: „Ja, ich hoffe, wir schaffen das. Aber ich mache mir auch manchmal Gedanken,<br />
was passiert, wenn es nicht so ist.“ Wichtig ist es, an dieser Stelle noch e<strong>in</strong> zweites Angebot zu machen<br />
und Redebereitschaft zu signalisieren. Was wäre, wenn die Gesundheit nicht zurückkommt? Wenn<br />
nicht Heilung am Ende steht, sondern wiederkehrende Krankheit oder auch der Tod?<br />
50<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung
Die Gefühle, die zunächst vorherrschen, s<strong>in</strong>d Angst, Wut, Ohnmacht und Trauer.<br />
Diese Gefühle auch zuzulassen und anzunehmen gibt den Betroffenen die Möglichkeit,<br />
sich <strong>mit</strong> dem <strong>Leben</strong> zu befassen, das sie zurücklassen werden, und <strong>mit</strong> der Zeit, die ihnen<br />
noch bleibt.<br />
So kann diese letzte Phase des <strong>Leben</strong>s auch e<strong>in</strong> <strong>Leben</strong>srückblick se<strong>in</strong>, der von großer<br />
Ehrlichkeit und Intensität geprägt ist. E<strong>in</strong>e Zeit, <strong>in</strong> der Sie möglichst viele D<strong>in</strong>ge klären<br />
können, die für Sie wichtig s<strong>in</strong>d. Unabhängig davon, ob es sich um e<strong>in</strong>e Reise handelt, die<br />
Sie unbed<strong>in</strong>gt noch unternehmen wollen, oder ob Sie offene Konflikte klären möchten.<br />
Wichtig ist, dass Sie versuchen, <strong>mit</strong> sich selbst und den Menschen, die Ihnen nahe-<br />
Nehmen Sie sich bei<br />
Ihren Gedanken und<br />
Gefühlen nicht zurück.<br />
Sollte man bis zuletzt hoffen oder sich frühzeitig <strong>mit</strong> dem Tod beschäftigen?<br />
Wenn ich Ihnen jetzt sage, haben Sie doch bitte Hoffnung, dass morgen die Sonne sche<strong>in</strong>t, dann haben<br />
Sie nicht e<strong>in</strong>en Deut mehr davon. Dann denken Sie als Erstes an Regen. So ist es bei e<strong>in</strong>er Krebserkrankung<br />
auch. Angst und Hoffnung s<strong>in</strong>d immer dabei, bei den Erkrankten und den Angehörigen.<br />
Wenn ich auf die Seite der Hoffnung gehe und versuche, ihnen Mut zu machen, werden sie automatisch<br />
auf die Seite der Angst gehen. Wenn Betroffene und Angehörige geme<strong>in</strong>sam auf die Seite der<br />
Angst gehen, auf die Seite von Trauer und Kummer, dann entsteht die Hoffnung von selbst. Spreche<br />
ich <strong>mit</strong> den Patienten über ihre Angst und den Tod, kehren sie nach fünf bis zehn M<strong>in</strong>uten automatisch<br />
auf die Seite der Hoffnung zurück. Je mehr wir über Tod und Sterben reden, umso mehr Mut fassen<br />
sie. Wenn ich dagegen nur die Hoffnung thematisiere, lasse ich den Patienten <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Angst alle<strong>in</strong>.<br />
Hoffnung verändert das Gesicht schwer kranker Menschen. Zunächst ist es die Hoffnung auf Heilung,<br />
dann auf e<strong>in</strong> zwar von Krankheit begleitetes, aber doch möglichst langes <strong>Leben</strong>. Dann folgt die Hoffnung,<br />
möglichst schmerzfrei, symptomfrei zu se<strong>in</strong>, und als Letztes bleibt die Hoffnung auf e<strong>in</strong> gutes<br />
Sterben <strong>in</strong> Geborgenheit. Auf diese Weise gel<strong>in</strong>gt es vielen Menschen, sich Hoffnung zu bewahren.<br />
Wie gestaltet man die verbleibende Zeit am besten?<br />
In Gesprächen <strong>mit</strong> Paaren und Familien nähere ich mich dem Tod im Konjunktiv und frage: „Wenn Sie<br />
nur noch drei Wochen Zeit hätten, was wäre Ihnen dann wichtig?“ Die Antworten der Familien s<strong>in</strong>d<br />
sehr unterschiedlich. Da gibt es Menschen, die suchen e<strong>in</strong> Abschiedsritual. Ich habe e<strong>in</strong>e Familie<br />
begleitet, die <strong>in</strong> den Baum im Garten e<strong>in</strong> Herz und alle Namen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geritzt hat. Bei e<strong>in</strong>er anderen<br />
Familie haben alle noch e<strong>in</strong>mal ihre Fußabdrücke auf e<strong>in</strong> Plakat gesetzt. Und ich kenne zwei Familien,<br />
<strong>in</strong> denen die beiden betroffenen Frauen gesagt haben, dass sie bis zu ihrem Tod nicht über den Tod<br />
sprechen wollen – und dann wurde auch nicht darüber gesprochen.<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung 51
stehen, <strong>in</strong>s Re<strong>in</strong>e zu kommen. Nehmen Sie sich dabei <strong>in</strong> Ihren Gedanken und Gefühlen<br />
nicht zurück, teilen Sie sich Ihrer Familie und Ihren Freunden <strong>mit</strong>. Auf diese Weise räumen<br />
Sie Missverständnisse aus und vermeiden falsche Rücksichtnahme – nur so kann<br />
Nähe entstehen.<br />
Teilen Sie Ihren<br />
Angehörigen <strong>mit</strong>, was<br />
Sie möchten und<br />
was nicht.<br />
Den eigenen Tod zu akzeptieren und ihm ruhig entgegenzusehen, ist wohl die schwerste<br />
Aufgabe im <strong>Leben</strong> e<strong>in</strong>es Menschen. Darum f<strong>in</strong>det jeder se<strong>in</strong>e eigenen Antworten auf<br />
die letzten Fragen. Die Vorstellung davon, wie man sterben möchte, hängt stark <strong>mit</strong> den<br />
eigenen Werten, der Weltanschauung und <strong>mit</strong> dem eigenen Glauben zusammen. Aus<br />
diesem Grund ist es wichtig, dass Sie auch die Frage, wie Sie sterben möchten, <strong>mit</strong> vertrauten<br />
Menschen besprechen. Scheuen Sie nicht davor zurück, Ihren Angehörigen und<br />
Freunden ehrlich zu sagen, was Sie sich wünschen und was Sie auf ke<strong>in</strong>en Fall möchten.<br />
Sie helfen so nicht nur sich selbst, sondern auch den Menschen, die Ihnen nahestehen.<br />
Familie und Freunde können das Ausmaß und die E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichkeit, <strong>in</strong> der sich Krebspatienten<br />
<strong>mit</strong> dem eigenen Tod ause<strong>in</strong>andersetzen, nur selten teilen. Angehörige versuchen<br />
<strong>in</strong> dieser Situation häufig alles Erdenkliche, um Gedanken oder Gespräche über den Tod<br />
vom geliebten Menschen fernzuhalten. Wenn Sie jedoch den Tod verdrängen und den<br />
Gesprächen über dieses Thema aus dem Weg gehen, vernachlässigen Sie die Bedürfnisse<br />
des Betroffenen. Denn oft ist es die Sorge, anderen Menschen zur Last zu fallen, die<br />
Krebspatienten davon abhält, über ihre Wünsche und Vorstellungen im H<strong>in</strong>blick auf den<br />
eigenen Tod zu sprechen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie für diese wesentlichen Fragen<br />
zu e<strong>in</strong>em geeigneten, vielleicht auch schon frühen Zeitpunkt erreichbar s<strong>in</strong>d. So können<br />
Sie <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander lernen, den Abschied zu leben, und auf diese Weise auch die Angst vor<br />
dem Sterben verr<strong>in</strong>gern.<br />
Nichts schadet<br />
mehr als falsche<br />
Rücksichtnahme.<br />
In dieser Situation s<strong>in</strong>d Gefühle wie Ohnmacht, Zorn, Trauer und Angst ganz normal.<br />
Sie dürfen diese Empf<strong>in</strong>dungen auch dem Betroffenen gegenüber zeigen. Nichts schadet<br />
mehr, als aus falscher Rücksichtnahme Gefühle vore<strong>in</strong>ander zu verbergen. Denn<br />
nur ehrliche Gespräche und die geme<strong>in</strong>same Trauer lassen die letzte <strong>Leben</strong>sphase des<br />
Kranken zu e<strong>in</strong>em verb<strong>in</strong>denden Erlebnis werden, das Ihnen helfen wird, den Tod des<br />
geliebten Menschen zu verarbeiten.<br />
52<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung
Anhang<br />
Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 53
Hilfreiche Adressen<br />
Allgeme<strong>in</strong><br />
Der zweite Atem<br />
Postfach 511170<br />
50947 Köln<br />
Telefon: 0221 / 27 23 59 30<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@lungenkrebszentrale.de<br />
www.der-zweite-atem.de<br />
Internet-Krebs-Kompass der Volker Karl<br />
Oehlrich-Gesellschaft e. V.<br />
Eisenacher Straße 8<br />
64560 Riedstadt<br />
Telefon/Fax: 0721 / 151 - 45 47 78<br />
www.krebs-kompass.de<br />
Deutsche Krebshilfe e. V.<br />
Buschstraße 32<br />
53113 Bonn<br />
Telefon: 0228 / 7 29 90 - 0<br />
Fax: 0228 / 7 29 90 - 11<br />
E-Mail: beratungsdienst@krebshilfe.de<br />
www.krebshilfe.de<br />
Deutsche Krebsgesellschaft e. V.<br />
Tiergarten Tower – Straße des 17. Juni 106-108<br />
10623 Berl<strong>in</strong><br />
Telefon: 030 / 32 29 329 - 0<br />
Fax: 030 / 32 29 329 - 66<br />
E-Mail: service@krebsgesellschaft.de<br />
www.krebsgesellschaft.de<br />
Krebs<strong>in</strong>formationsdienst (KID) am Deutschen<br />
Krebsforschungszentrum Heidelberg<br />
Im Neuenheimer Feld 280<br />
69120 Heidelberg<br />
Krebstelefon: 0800 / 420 30 40<br />
(täglich von 8-20 Uhr)<br />
Rauchertelefon Krebspatienten: 06221 / 42 42 24<br />
(Mo-Fr von 14-17 Uhr; bietet auch e<strong>in</strong>e Liste <strong>mit</strong><br />
psychosozialen Beratungsstellen)<br />
E-Mail: krebs<strong>in</strong>formationsdienst@dkfz.de<br />
www.krebs<strong>in</strong>formation.de<br />
Deutsche Tumorzentren im Internet<br />
www.tumorzentrum-freiburg.de/<br />
krebs-webweiser.html<br />
Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer<br />
Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg<br />
Krebshotl<strong>in</strong>e: 0761 / 270 60 60<br />
(Mo-Fr von 9-16 Uhr)<br />
Telefon Psychologischer Dienst:<br />
0761 / 270 - 73 90 oder - 72 84<br />
Ansprechpartner<strong>in</strong>nen:<br />
Dipl.-Psych. Elke Re<strong>in</strong>ert, Dipl.-Psych. Heike Butzke,<br />
Dipl.-Psych. Claudia Liebelt<br />
www.tumorzentrum-freiburg.de<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft für Psychoonkologie<br />
(PSO) <strong>in</strong> der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.<br />
Sprecher: Prof. Dr. phil. Joachim Weis<br />
Kl<strong>in</strong>ik für Tumorbiologie<br />
Breisacher Straße 117<br />
79106 Freiburg<br />
Telefon: 0761 / 206 - 22 20 oder - 22 18<br />
Fax: 0761 / 206 - 22 58<br />
E-Mail: jowe@tumorbio.uni-freiburg.de<br />
www.pso-ag.de<br />
54<br />
Hilfreiche Adressen
Selbsthilfe<br />
Sport<br />
Selbsthilfe <strong>Lungenkrebs</strong><br />
Charité-Universitätsmediz<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
Campus Virchow-Kl<strong>in</strong>ikum<br />
Augustenburger Platz 1<br />
13353 Berl<strong>in</strong><br />
Ansprechpartner<strong>in</strong> (bundesweit): Barbara Baysal<br />
Telefon: 030 / 66 62 00 69<br />
E-Mail: barbara.baysal@selbsthilfe-lungenkrebs.de<br />
oder Heidi Jäger<br />
Telefon: 030 / 72 32 49 05 (ab 18 Uhr)<br />
E-Mail: jaeger.heidi@selbsthilfe-lungenkrebs.de<br />
www.selbsthilfe-lungenkrebs.de<br />
Onl<strong>in</strong>e-Forum der Selbsthilfe <strong>Lungenkrebs</strong><br />
www.selbsthilfe-lungenkrebs.net/apboard/portal.php<br />
INKA – Informationsnetz für Krebspatienten<br />
und Angehörige<br />
Reuchl<strong>in</strong>straße 10-11<br />
10553 Berl<strong>in</strong><br />
Telefon: 030 / 32 51 36 30<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@<strong>in</strong>kanet.de<br />
www.<strong>in</strong>kanet.de<br />
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur<br />
Anregung und Unterstützung<br />
von Selbsthilfegruppen (NAKOS)<br />
Datenbank von Selbsthilfegruppen <strong>in</strong><br />
ganz <strong>Deutschland</strong><br />
Wilmersdorfer Straße 39<br />
10627 Berl<strong>in</strong><br />
Telefon: 030 / 31 01 89 - 60<br />
Fax: 030 / 31 01 89 - 70<br />
E-Mail: selbsthilfe@nakos.de<br />
www.nakos.de<br />
Deutscher Olympischer Sportbund<br />
Adressen der jeweiligen Landessportbünde <strong>mit</strong><br />
weiterführenden Informationen zum Thema Sport<br />
nach Krebs sowie Anlaufstellen<br />
Otto-Fleck-Schneise 12<br />
60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Telefon: 069 / 67 000<br />
Fax: 069 / 67 49 06<br />
E-Mail: office@dosb.de<br />
www.dosb.de<br />
F<strong>in</strong>anzielle Hilfen<br />
Härtefonds der Deutschen Krebshilfe e. V.<br />
Buschstraße 32<br />
53113 Bonn<br />
Telefon: 0228 / 72 990 - 94<br />
E-Mail: haertefonds@krebshilfe.de<br />
www.krebshilfe.de<br />
Hans Rosenthal-Stiftung<br />
Schnelle Hilfe <strong>in</strong> akuter Not e. V.<br />
Postfach 450404<br />
12174 Berl<strong>in</strong><br />
Telefon: 030 / 77 24 355<br />
Fax: 030 / 77 24 451<br />
E-Mail: kontakt@hans-rosenthal-stiftung.de<br />
www.hans-rosenthal-stiftung.de<br />
Marianne Strauß Stiftung<br />
Oett<strong>in</strong>genstraße 22<br />
80538 München<br />
Telefon: 089 / 29 49 67<br />
E-Mail: anfragen@msshilft.de<br />
www.msshilft.de<br />
Hilfreiche Adressen 55
Hilfreiche Adressen<br />
Soziale Fragen<br />
Schmerzen<br />
Deutsche Rentenversicherung Bund<br />
vormals Bundesversicherungsanstalt für<br />
Angestellte (BfA)<br />
Informationen zu Rente, Rentenrecht und<br />
Rehabilitation<br />
10704 Berl<strong>in</strong><br />
Servicetelefon: 0800 / 10 00 480 70<br />
Fax: 030 / 865 - 27 240<br />
E-Mail: me<strong>in</strong>efrage@drv-bund.de<br />
www.drv-bund.de<br />
Theodor Spr<strong>in</strong>gmann Stiftung<br />
Datenbank <strong>mit</strong> Informationen und L<strong>in</strong>ks zu<br />
sozialrechtlichen und sozialen Fragen sowie<br />
Patiententelefon<br />
Reuchl<strong>in</strong>straße 10-11<br />
10553 Berl<strong>in</strong><br />
Telefon: 030 / 44 02 40 - 79<br />
Fax: 030 / 44 02 40 - 99<br />
E-Mail: auskunft@patiententelefon.de<br />
www.patiententelefon.de<br />
Bundesverband Deutsche Schmerzhilfe e. V.<br />
Sietwende 20<br />
21720 Grünendeich<br />
Telefon: 04142 / 81 04 - 34<br />
Fax: 04142 / 81 04 - 35<br />
E-Mail: geschaeftsstelle@schmerzhilfe.org<br />
www.schmerzhilfe.org<br />
FORUM SCHMERZ<br />
im Deutschen Grünen Kreuz e. V.<br />
Schuhmarkt 4<br />
35037 Marburg<br />
Telefon: 06421 / 29 30<br />
Fax: 06421 / 293 - 724<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@schmerzliga.de<br />
www.schmerzliga.de<br />
Deutsche Schmerzliga e. V.<br />
Adenauerallee 18<br />
61440 Oberursel<br />
Telefon: 0700 / 375 375 - 375<br />
Fax: 0700 / 375 375 - 38<br />
(Mo-Fr von 9-12 Uhr)<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@schmerzliga.de<br />
www.schmerzliga.de<br />
Deutsche Gesellschaft zum Studium<br />
des Schmerzes e. V. (DGSS)<br />
Obere Rhe<strong>in</strong>gasse 3<br />
56154 Boppard<br />
Telefon: 06742 / 80 01 - 21<br />
Fax: 06742 / 80 01 - 22<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@dgss.org<br />
www.dgss.org<br />
56<br />
Hilfreiche Adressen
Hospiz<br />
Palliativmediz<strong>in</strong><br />
Deutsche Hospiz Stiftung<br />
Europaplatz 7<br />
44269 Dortmund<br />
Telefon: 0231 / 73 80 73 - 0<br />
Fax: 0231 / 73 80 73 - 1<br />
www.hospize.de<br />
Deutscher Hospiz- und PalliativVerband<br />
Aachener Straße 5<br />
10713 Berl<strong>in</strong><br />
Telefon: 030 / 82 00 758 - 0<br />
Fax: 030 / 82 00 758 - 13<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@hospiz.net<br />
www.hospiz.net<br />
Deutsche Gesellschaft für<br />
Palliativmediz<strong>in</strong> e. V.<br />
Aachener Straße 5<br />
10713 Berl<strong>in</strong><br />
Telefon: 030 / 81 82 68 85<br />
Fax: 030 / 81 82 67 76<br />
E-Mail: dgp@dgpalliativmediz<strong>in</strong>.de<br />
www.dgpalliativmediz<strong>in</strong>.de<br />
Hilfreiche Adressen 57
Glossar<br />
A<br />
Adenokarz<strong>in</strong>om<br />
bösartiger Tumor, der im Drüsengewebe wie zum<br />
Beispiel den Bronchien entsteht<br />
adjuvante Therapie<br />
Behandlung, die e<strong>in</strong>e zuvor durchgeführte Operation<br />
unterstützt – <strong>in</strong> der Regel ohne Therapie-Pause.<br />
Beispielsweise verordnen Ärzte nach der operativen<br />
Entfernung des Tumors e<strong>in</strong>e adjuvante Chemo- oder<br />
Strahlentherapie, um eventuell verbliebene Tumorzellen<br />
zu vernichten.<br />
Alveolen<br />
Lungenbläschen<br />
analgetische Therapie<br />
medikamentöse Behandlung, die darauf abzielt, die<br />
Schmerzen des Patienten zu l<strong>in</strong>dern<br />
Anamnese<br />
Gespräch über die gesundheitliche Vorgeschichte des<br />
Patienten und den bisherigen Verlauf se<strong>in</strong>er aktuellen<br />
Erkrankung<br />
Angiogenese<br />
Wachstum von Blutgefäßen<br />
Angiogenese-Hemmer<br />
Antikörper, der verh<strong>in</strong>dert, dass die vom Tumor<br />
ausgesendeten Wachstumsfaktoren an die Rezeptoren<br />
der Blutgefäße andocken können<br />
Anschlussheilbehandlung<br />
Sie f<strong>in</strong>det un<strong>mit</strong>telbar nach der Krebstherapie <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er speziellen Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik statt und richtet<br />
sich vor allem an Betroffene, die <strong>in</strong>s Berufsleben<br />
zurückkehren möchten.<br />
Anti-Angiogenese<br />
verh<strong>in</strong>dert die Neubildung von Blutgefäßen<br />
Antiemetika<br />
Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen<br />
Atemtherapie<br />
Behandlungsmethode, die den <strong>Lungenkrebs</strong>patienten<br />
hilft, die Leistungsfähigkeit ihrer Lunge zu steigern<br />
B<br />
benigne<br />
gutartig<br />
bildgebendes Verfahren<br />
Methode, um e<strong>in</strong> Abbild des Körper<strong>in</strong>neren zu erstellen,<br />
z. B. Röntgen oder Computertomografie (CT)<br />
Biopsie<br />
Entnahme von Gewebe<br />
Bronchialkarz<strong>in</strong>om<br />
<strong>Lungenkrebs</strong><br />
Bronchien<br />
Ähnlich der Struktur e<strong>in</strong>es Baumes fächert sich die<br />
Luftröhre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en rechten und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en l<strong>in</strong>ken Ast<br />
auf. Von dort aus spalten sich die Bronchien ab – e<strong>in</strong>e<br />
Vielzahl kle<strong>in</strong>erer Äste, die sich <strong>in</strong> die Lungenflügel<br />
verzweigen. Die Bronchien s<strong>in</strong>d dafür zuständig, die<br />
Atemluft zu den Alveolen zu transportieren.<br />
Bronchiolen<br />
w<strong>in</strong>zige Verzweigungen der Bronchien<br />
58<br />
Glossar
E, H, I<br />
Bronchoskopie<br />
Spiegelung der Atemwege. Mit diesem Verfahren<br />
untersuchen die Ärzte die Luftröhre und die Bronchien,<br />
um eventuelle Krankheiten festzustellen. Bei der<br />
Diagnose von <strong>Lungenkrebs</strong> ist die Bronchoskopie <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung <strong>mit</strong> der Biopsie (Gewebeprobe) e<strong>in</strong>e der<br />
wichtigsten Untersuchungsmethoden.<br />
C<br />
Epistaxis<br />
Nasenbluten<br />
Hypertonie<br />
Bluthochdruck<br />
Infusion<br />
Verabreichung e<strong>in</strong>er Flüssigkeitsmenge <strong>in</strong> den Körper;<br />
<strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong>travenös, das heißt über e<strong>in</strong>e Vene<br />
Chemotherapie<br />
medikamentöse Behandlungsmethode, die die Vermehrung<br />
von Krebszellen hemmen soll. Sie wirkt im<br />
gesamten Körper (systemisch) und wird dem Patienten<br />
per Infusion oder Tablette verabreicht.<br />
Computertomografie (CT)<br />
Röntgenuntersuchung, die Querschnittsbilder des<br />
Körper<strong>in</strong>neren liefert<br />
K<br />
Karz<strong>in</strong>om<br />
bösartiger Tumor<br />
Kernsp<strong>in</strong>tomografie (MRT)<br />
bildgebendes Verfahren, <strong>mit</strong>tels starker Magnetfelder<br />
dreidimensionale Abbildungen des Körper<strong>in</strong>neren zu<br />
erstellen<br />
D<br />
Diagnose<br />
Feststellung e<strong>in</strong>er Krankheit und ggf. ihrer Ursache<br />
Diagnostik<br />
Untersuchungen, die zu e<strong>in</strong>er Diagnose führen<br />
Diarrhö<br />
Durchfall<br />
kle<strong>in</strong>zelliges Bronchialkarz<strong>in</strong>om<br />
Im Unterschied zum nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong><br />
wächst e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>zelliges Bronchialkarz<strong>in</strong>om sehr<br />
schnell und streut schon früh Metastasen <strong>in</strong> andere<br />
Organe. E<strong>in</strong>e vollständige operative Entfernung ist<br />
nur bei kle<strong>in</strong>en, örtlich begrenzten Tumoren möglich.<br />
komb<strong>in</strong>ierte Therapie/Komb<strong>in</strong>ationstherapie<br />
bezeichnet die Verknüpfung verschiedener Therapiearten.<br />
Oft werden beispielsweise e<strong>in</strong>e Chemo- und<br />
Strahlentherapie oder e<strong>in</strong>e Chemo- und zielgerichtete<br />
Therapie <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander komb<strong>in</strong>iert.<br />
kurative Therapie<br />
Behandlung <strong>mit</strong> dem Ziel, den Patienten zu heilen<br />
Glossar 59
Glossar<br />
L, M<br />
N, O, P<br />
Lymphknoten<br />
Aufgabe des Lymphsystems ist die körpereigene<br />
Abwehr. Wie das Blutgefäßsystem durchziehen die<br />
Lymphbahnen den ganzen Körper. Die Lymphknoten<br />
s<strong>in</strong>d dafür zuständig, Erreger und Fremdstoffe zu<br />
vernichten. In ihnen können auch Tumore entstehen.<br />
nicht-kle<strong>in</strong>zelliger <strong>Lungenkrebs</strong><br />
Nicht-kle<strong>in</strong>zelliger <strong>Lungenkrebs</strong> wächst meist begrenzt<br />
und bildet erst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium<br />
Metastasen. Von dieser <strong>Lungenkrebs</strong>art<br />
s<strong>in</strong>d weitaus mehr Menschen betroffen als vom<br />
kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong>.<br />
maligne<br />
bösartig<br />
Opioide<br />
sehr starke Schmerz<strong>mit</strong>tel, z. B. Morph<strong>in</strong><br />
Mediast<strong>in</strong>oskopie (MSK)<br />
Bei e<strong>in</strong>er Mediast<strong>in</strong>oskopie wird der zwischen beiden<br />
Lungenflügeln gelegene Mittelfellraum (Mediast<strong>in</strong>um)<br />
untersucht.<br />
Mediast<strong>in</strong>um (Mittelfellraum)<br />
Raum zwischen Brustbe<strong>in</strong> und Brustwirbelsäule. Das<br />
Mediast<strong>in</strong>um wird seitlich von den beiden Lungenflügeln<br />
e<strong>in</strong>gerahmt.<br />
Metastase<br />
Tochtergeschwulst, die dadurch entsteht, dass sich<br />
Krebszellen vom ursprünglichen Tumor lösen und<br />
über die Blut- und Lymphbahnen verbreiten<br />
Molekül<br />
zwei oder mehr Atome, die chemisch <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander<br />
verbunden s<strong>in</strong>d<br />
Mutation<br />
Veränderung <strong>in</strong> der Struktur des Erbgutes<br />
palliative Therapie<br />
Unter e<strong>in</strong>er palliativen Therapie versteht man jede<br />
Behandlung – von der Operation über Chemo- oder<br />
Strahlentherapie bis h<strong>in</strong> zur Schmerztherapie –, die<br />
die Beschwerden des Betroffenen l<strong>in</strong>dern soll. Dieser<br />
Therapieansatz verfolgt nicht das Ziel, Patienten zu<br />
heilen, sondern die verbleibende <strong>Leben</strong>szeit so angenehm<br />
wie möglich zu gestalten.<br />
Plattenepithelkarz<strong>in</strong>om<br />
Karz<strong>in</strong>om, das von den oberen Zellen der Bronchien,<br />
den Schleimhautzellen, ausgeht<br />
Positronen-Emissions-Tomografie (PET)<br />
Tumore haben e<strong>in</strong>en sehr hohen Energiebedarf und<br />
nehmen beispielsweise Traubenzucker schneller auf<br />
als andere Zellen. Diese Eigenschaft macht sich das<br />
Verfahren zunutze: Im Rahmen der Positronen-<br />
Emissions-Tomografie werden radioaktiv markierte<br />
Zuckermoleküle (Tracer) <strong>in</strong> den Körper geschleust,<br />
die sich vor allem dort anreichern, wo der Stoffwechsel<br />
besonders aktiv ist, also am Tumorgewebe. Auf<br />
e<strong>in</strong>em PET-Bild hebt sich dieses dann auffällig vom<br />
gesunden Gewebe ab.<br />
60<br />
Glossar
S<br />
Primärtumor<br />
Ursprungstumor, der <strong>in</strong> der Lage ist, <strong>in</strong> andere Organe<br />
Metastasen abzusiedeln<br />
Prognose<br />
Vorhersage über den möglichen Verlauf e<strong>in</strong>er<br />
Krankheit<br />
Sonografie<br />
Ultraschalluntersuchung<br />
Sputum<br />
aus den Atemwegen abgehusteter Auswurf/Schleim<br />
Strahlenkater<br />
Nebenwirkungen der Strahlentherapie<br />
R<br />
Rash<br />
Hautausschlag, der als Nebenwirkung während der<br />
Behandlung <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />
auftreten kann. Der Ausschlag ist meist e<strong>in</strong> Zeichen<br />
dafür, dass die Therapie anschlägt.<br />
Rehabilitation<br />
Maßnahmen nach der Therapie. Sie sollen die<br />
Auswirkungen der Behandlung verbessern, die<br />
körperliche Leistungsfähigkeit steigern, Langzeitfolgen<br />
vorbeugen und zudem dabei helfen, das Erlebte<br />
seelisch zu verabeiten.<br />
Strahlentherapie/Bestrahlung<br />
Die Bestrahlung schädigt die Erbsubstanz der<br />
Krebszellen, sodass sie absterben. Die Tumorzellen<br />
werden dafür von außen zielgenau <strong>mit</strong> energiereichen<br />
elektromagnetischen Wellen bestrahlt.<br />
Supportivtherapie<br />
Maßnahmen, <strong>mit</strong> denen die Ärzte nicht direkt<br />
die Krankheit, sondern ihre Begleitersche<strong>in</strong>ungen<br />
bekämpfen, beispielsweise die Nebenwirkungen der<br />
Chemotherapie<br />
Symptome<br />
Anzeichen e<strong>in</strong>er Erkrankung<br />
Rezeptor<br />
Der Rezeptor sitzt wie e<strong>in</strong>e Antenne am äußeren<br />
Rand e<strong>in</strong>er Zelle und sorgt dafür, dass Signale empfangen<br />
und <strong>in</strong> die Zelle geleitet werden.<br />
Rezidiv<br />
Rückfall; Wiederauftreten e<strong>in</strong>es Tumors<br />
systemische Therapie<br />
Die Behandlung erstreckt sich auf den gesamten<br />
Körper, z. B. Chemotherapie.<br />
Sz<strong>in</strong>tigrafie<br />
radiologische Untersuchung, <strong>in</strong> der <strong>mit</strong> speziellen,<br />
sehr schwach radioaktiven Substanzen überprüft<br />
wird, ob <strong>in</strong> den Knochen Tochtergeschwülste vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d<br />
Glossar 61
Glossar<br />
T<br />
W, Z<br />
TNM-Klassifikation/Stag<strong>in</strong>g<br />
Die E<strong>in</strong>teilung der Tumorstadien erfolgt nach der <strong>in</strong>ternationalen<br />
TNM-Klassifikation. Sie gibt Aufschluss<br />
darüber, wie groß e<strong>in</strong> Tumor ist und <strong>in</strong>wieweit er sich<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Organs, <strong>in</strong> die Lymphknoten und <strong>in</strong><br />
weitere Organe ausgebreitet hat. Die exakte Bestimmung<br />
ist wichtig für die Prognose des Krankheitsverlaufs<br />
und die Therapieplanung.<br />
T = Tumorgröße<br />
N = Lymphknotenbefall<br />
M = Metastasierung<br />
toxisch<br />
giftig. Wenn Medikamente – beispielsweise Zytostatika<br />
(Chemotherapie) – schwere Nebenwirkungen<br />
haben, spricht man von e<strong>in</strong>er toxischen Wirkung.<br />
Tumor<br />
Gewebsgeschwulst, die durch vermehrtes Zellwachstum<br />
entsteht und gut- oder bösartig se<strong>in</strong> kann<br />
Tumormarker<br />
Das Blut von Krebspatienten weist Stoffe auf, die von<br />
den Tumorzellen selbst produziert werden oder deren<br />
Bildung von ihnen angeregt wird. Diese so genannten<br />
Tumormarker lassen jedoch ke<strong>in</strong>e Früherkennung zu<br />
und s<strong>in</strong>d auch ke<strong>in</strong> Indiz für e<strong>in</strong>e bestimmte Krebserkrankung.<br />
Im Verlauf der Krankheit können die<br />
Tumormarker aber <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen H<strong>in</strong>weise darauf<br />
geben, ob e<strong>in</strong>e Behandlung wie die Chemotherapie<br />
anschlägt.<br />
Wachstumsfaktoren<br />
hormonähnliche, körpereigene Botenstoffe, die e<strong>in</strong><br />
vermehrtes Zellwachstum bewirken<br />
zielgerichtete Therapie<br />
Neue Therapiekonzepte <strong>in</strong> der Onkologie werden<br />
unter dem Begriff „zielgerichtete Therapien“<br />
(targeted therapies) zusammengefasst. Im Gegensatz<br />
zur Chemotherapie (systemische Therapie) wirken<br />
die zielgerichteten Therapien direkt am Tumor und<br />
greifen nicht den ganzen Körper an. Sie haben die Behandlungsmöglichkeiten<br />
verschiedener Krebserkrankungen<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren entscheidend erweitert,<br />
E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die kl<strong>in</strong>ische Praxis gefunden und s<strong>in</strong>d<br />
heute Standard im mediz<strong>in</strong>ischen Alltag.<br />
Zyklen<br />
Therapien, die <strong>in</strong> regelmäßig wiederkehrenden Abständen<br />
(Zyklen) erfolgen<br />
Zytostatika<br />
Medikamente, die im Rahmen e<strong>in</strong>er Chemotherapie<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden, um die Vermehrung von Krebszellen<br />
zu stoppen<br />
Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />
Wirkstoffe, die die Signalübertragung <strong>in</strong> das Zell<strong>in</strong>nere<br />
verh<strong>in</strong>dern und so das Tumorwachstum hemmen<br />
62<br />
Glossar
Unsere Experten<br />
Dr. med. Ulrich Gatzemeier ist Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde<br />
<strong>mit</strong> dem Zusatz Allergologie. Seit 1985 arbeitet er als Chefarzt des<br />
onkologischen Schwerpunkts am Krankenhaus Großhansdorf, Zentrum für<br />
Pneumologie und Thoraxchirurgie. Dr. Ulrich Gatzemeier leitet verschiedene<br />
nationale und <strong>in</strong>ternationale Studien im Bereich der Diagnostik und<br />
Therapie des Lungenkarz<strong>in</strong>oms.<br />
Krankenhaus Großhansdorf<br />
Zentrum für Pneumologie und<br />
Thoraxchirurgie<br />
Wöhrendamm 80<br />
22927 Großhansdorf<br />
Dr. med. Sylvia Gütz, Fachärzt<strong>in</strong> für Innere Mediz<strong>in</strong> <strong>mit</strong> der Spezialisierung<br />
Pneumologie, ist seit Anfang 2010 kommissarische Chefärzt<strong>in</strong> der Leipziger<br />
Robert-Koch-Kl<strong>in</strong>ik. Zuvor leitete sie hier die Abteilung Pneumologische<br />
Onkologie. Sie betreut die onkologischen Studien des Hauses und betreibt<br />
e<strong>in</strong> zytologisches Labor. Darüber h<strong>in</strong>aus ist Dr. Sylvia Gütz stellvertretende<br />
Sprecher<strong>in</strong> der Sektion Onkologie der Mitteldeutschen Gesellschaft für<br />
Pneumologie (MDGP) und hat an der S3-Leitl<strong>in</strong>ie zur Diagnostik und Therapie<br />
des Lungenkarz<strong>in</strong>oms <strong>mit</strong>gewirkt.<br />
Robert-Koch-Kl<strong>in</strong>ik Leipzig<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik und<br />
Thoraxzentrum des Kl<strong>in</strong>ikums<br />
St. Georg gGmbH<br />
Nikolai-Rumjanzew-Straße 100<br />
04207 Leipzig<br />
Dr. med. Andrea Petermann-Meyer ist Fachärzt<strong>in</strong> für Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong><br />
und Psychotherapeut<strong>in</strong> <strong>mit</strong> dem Zertifikat „psychosoziale Onkologie“. Sie<br />
leitet die Schwerpunktpraxis für Psychoonkologie <strong>in</strong> Aachen, führt Workshops<br />
rund um die „Kommunikation <strong>mit</strong> onkologischen Patienten“ durch<br />
und veröffentlichte bereits diverse Artikel zum Thema Psycho-Onkologie.<br />
Schwerpunktpraxis für<br />
Psychoonkologie<br />
Annastr. 58-60<br />
52062 Aachen<br />
Dr. med. Anett Reißhauer, Fachärzt<strong>in</strong> für Physikalische und Rehabilitative<br />
Mediz<strong>in</strong>, hat die Leitung des gleichnamigen Arbeitsbereiches <strong>in</strong>klusive<br />
Frührehabilitation an der Charité-Universitätsmediz<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong>ne. Sie<br />
führt die Zusatzbezeichnung Chirotherapie sowie Naturheilverfahren und<br />
ist Vorstands<strong>mit</strong>glied der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Mediz<strong>in</strong><br />
und Rehabilitation e. V. (DGPMR).<br />
Charité-Universitätsmediz<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
Kl<strong>in</strong>ik für Physikalische Mediz<strong>in</strong><br />
und Rehabilitation<br />
Charitéplatz 1<br />
10117 Berl<strong>in</strong><br />
Privatdozent Dr. med. Wolfgang Schütte, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde<br />
<strong>mit</strong> dem Zusatz Allergologie, ist Chefarzt der Kl<strong>in</strong>ik für<br />
Innere Mediz<strong>in</strong> II des Krankenhauses Martha-Maria <strong>in</strong> Halle-Dölau. Dr.<br />
Wolfgang Schütte hat bereits an zahlreichen kl<strong>in</strong>ischen Studien zur Therapie<br />
des Bronchialkarz<strong>in</strong>oms teilgenommen und war zwei Jahre lang Präsident<br />
der Mitteldeutschen Gesellschaft für Pneumologie (MDGP).<br />
Krankenhaus Martha-Maria<br />
Halle-Dölau gGmbH <br />
Kl<strong>in</strong>ik für Innere Mediz<strong>in</strong> II <br />
Röntgenstraße 1<br />
06120 Halle (Saale)<br />
64<br />
Unsere Experten
Herausgeber <strong>Roche</strong> Pharma AG, Grenzach-Wyhlen<br />
Redaktion und Gestaltung lege artis, Münster<br />
Titelbild istockphoto<br />
Fotos istockphoto<br />
© 2011 <strong>Roche</strong> Pharma<br />
Impressum 65
1109/21011787 (TAC0 PMA BRO Pat <strong>Lungenkrebs</strong>)<br />
<strong>Roche</strong> Pharma AG<br />
D-79639 Grenzach-Wyhlen<br />
roche.de