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Leben mit Lungenkrebs - Roche in Deutschland

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<strong>Lungenkrebs</strong><br />

Informationen für Patienten<br />

und Angehörige


<strong>Lungenkrebs</strong><br />

Informationen für Patienten<br />

und Angehörige


04<br />

Dr. med. Ulrich Gatzemeier<br />

E<strong>in</strong> Vorwort<br />

05<br />

Dieter Kürten<br />

E<strong>in</strong> Grußwort<br />

06<br />

08<br />

11<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong><br />

Die Lunge<br />

Aufbau und Funktion<br />

Wie entsteht Krebs?<br />

Auftreten und Ausbreitung<br />

Was löst Krebs aus?<br />

Risikofaktoren und Symptome<br />

26<br />

27<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten<br />

gibt es?<br />

Beurteilung des Tumorwachstums<br />

Therapien für<br />

<strong>Lungenkrebs</strong>patienten<br />

Kurative oder palliative Therapie?<br />

Die Behandlungsziele s<strong>in</strong>d<br />

entscheidend<br />

14<br />

<strong>Lungenkrebs</strong><br />

Diagnose und Stadiene<strong>in</strong>teilung<br />

30<br />

Operation<br />

Entfernung des Tumors<br />

18<br />

22<br />

„Es gibt nie das E<strong>in</strong>e, das allen hilft“<br />

Interview <strong>mit</strong> der Psycho-Onkolog<strong>in</strong><br />

Dr. med. Andrea Petermann-Meyer<br />

Untersuchungen bei <strong>Lungenkrebs</strong><br />

Verschiedene Diagnoseverfahren<br />

31<br />

32<br />

Bestrahlung<br />

Ablauf der Strahlentherapie<br />

Chemotherapie<br />

Ablauf der medikamentösen<br />

Behandlung<br />

34<br />

Zielgerichtete Therapie I<br />

Den Tumor aushungern –<br />

Angiogenese-Hemmer<br />

38<br />

„Großer Fortschritt <strong>in</strong> der<br />

Behandlung von <strong>Lungenkrebs</strong>“<br />

Interview <strong>mit</strong> dem Privatdozenten<br />

Dr. med. Wolfgang Schütte<br />

40<br />

Zielgerichtete Therapie II<br />

Das Tumorwachstum blockieren –<br />

Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />

2<br />

Inhalt


<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung<br />

44<br />

„Übungen müssen fester Bestandteil<br />

des Alltags werden“<br />

Interview <strong>mit</strong> der Fachärzt<strong>in</strong><br />

Dr. med. Anett Reißhauer<br />

46<br />

Die Lunge tra<strong>in</strong>ieren<br />

Übungen zur Stärkung der Atmung<br />

48<br />

Was kommt nach der Therapie?<br />

Nachsorge und Rehabilitation<br />

50<br />

Zeit zum <strong>Leben</strong><br />

Umgang <strong>mit</strong> Trauer und Angst<br />

54<br />

Hilfreiche Adressen<br />

58<br />

Glossar<br />

64<br />

Unsere Experten<br />

65<br />

Impressum<br />

Inhalt 3


Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

diese Broschüre richtet sich ausdrücklich an <strong>Lungenkrebs</strong>patienten und ihre Angehörigen.<br />

Daher f<strong>in</strong>den Sie an vielen Stellen nicht nur mediz<strong>in</strong>ische Erläuterungen, sondern<br />

auch Hilfestellungen, die Verwandte und Freunde von Patienten unterstützen sollen.<br />

Die Autoren der Broschüre haben sehr viel Zeit darauf verwendet, mediz<strong>in</strong>ische Informationen<br />

so aufzubereiten, dass sie für Laien verständlich s<strong>in</strong>d. Dennoch kann bei diesem<br />

Thema nicht gänzlich auf Fachbegriffe verzichtet werden. Auch deshalb nicht, da<strong>mit</strong><br />

Sie im Gespräch <strong>mit</strong> Ärzten und Therapeuten wissen, wovon die Experten sprechen.<br />

Mit den Themenschwerpunkten Diagnose, Therapien und <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Lungenkrebs</strong> versuchen<br />

wir, Ihnen e<strong>in</strong>e Handreichung zu geben, die viele Fragen zum <strong>Lungenkrebs</strong> beantwortet:<br />

Wie entsteht Krebs? Wie sollen Erkrankte und Angehörige <strong>mit</strong> der Diagnose<br />

umgehen? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Welche Nebenwirkungen haben<br />

die unterschiedlichen Therapien? Was folgt auf e<strong>in</strong>e mögliche Operation? Kann ich me<strong>in</strong>e<br />

Lunge tra<strong>in</strong>ieren? Wo f<strong>in</strong>de ich Rat und Unterstützung?<br />

Sicher wird diese Broschüre nicht alle Fragen, die Sie beschäftigen, beantworten oder gar<br />

das Gespräch <strong>mit</strong> Ihrem Arzt ersetzen können. Sie soll aber helfen, Gespräche über <strong>Lungenkrebs</strong><br />

vorzubereiten und zu erleichtern – egal, ob Sie <strong>mit</strong> Ihrem Arzt, <strong>mit</strong> Freunden<br />

oder Angehörigen sprechen.<br />

Nicht jeder möchte alles wissen. Dennoch empfehle ich Ihnen, bei Unklarheiten nachzufragen<br />

– und zwar so lange, bis Sie es verstanden haben. Nutzen Sie die Möglichkeit<br />

des direkten Austausches, am besten immer im Gespräch zu dritt, das heißt: Patient,<br />

Angehöriger und Arzt.<br />

Diese Broschüre gibt Ihnen hoffentlich e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Hilfestellung. Wenn Sie weitere Fragen<br />

haben, können Sie sich auch an die beratenden Organisationen wenden, deren<br />

Adressen Sie im Anhang f<strong>in</strong>den.<br />

Ich wünsche Ihnen persönlich alles Gute.<br />

Dr. med. Ulrich Gatzemeier<br />

Chefarzt des onkologischen Schwerpunkts<br />

am Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie,<br />

Krankenhaus Großhansdorf<br />

4<br />

Vorwort


Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

wenn Sie diese Broschüre <strong>in</strong> Händen halten, nimmt die Erkrankung <strong>Lungenkrebs</strong> <strong>in</strong><br />

Ihrem <strong>Leben</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich gerade großen Raum e<strong>in</strong>. Vielleicht s<strong>in</strong>d Sie selbst, Ihre<br />

Partner<strong>in</strong> oder Ihr Partner oder auch e<strong>in</strong> anderer, Ihnen nahestehender Mensch an <strong>Lungenkrebs</strong><br />

erkrankt. Die Diagnose ist sicherlich e<strong>in</strong> Schock und stellt alles auf den Kopf<br />

– ähnlich wie bei den rund 47.000 weiteren Menschen, die <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> jährlich von<br />

dieser Krankheit betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

Seit mehreren Jahren begleite ich die Kampagne „Der zweite Atem – <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Lungenkrebs</strong>“.<br />

Dabei habe ich <strong>in</strong> vielen Gesprächen <strong>mit</strong> Patienten, ihren Familien und Freunden<br />

erfahren, wie sehr diese Diagnose <strong>in</strong>s Mark trifft. Die Betroffenen beschreiben ihre<br />

Gefühlswelt als e<strong>in</strong> ständiges Auf und Ab zwischen Angst und Hoffnung, Verzweiflung<br />

und Zuversicht, Resignation und Kampfeswillen. Und auch wenn der Vergleich auf den<br />

ersten Blick nicht ganz passend ersche<strong>in</strong>t, so denke ich <strong>in</strong> dieser Situation oft an Momente<br />

zurück, bei denen ich als Sportjournalist live dabei se<strong>in</strong> durfte: Wenn e<strong>in</strong> Schwimmer<br />

nach Atem schnappt, um die letzte Bahn zu schaffen, wenn der Fußballspieler am Elfmeterpunkt<br />

steht und se<strong>in</strong>e Wangen aufbläst, um sich auf den entscheidenden Schuss<br />

zu konzentrieren, oder aber wenn der 10.000-Meter-Läufer auf der letzten Runde zum<br />

Spr<strong>in</strong>t ansetzt – sie alle brauchen den zweiten Atem. Dieser zweite Atem, den Sportler <strong>in</strong><br />

Extremsituationen aufbr<strong>in</strong>gen müssen, soll Ihnen Mut machen, es <strong>mit</strong> der Erkrankung<br />

<strong>Lungenkrebs</strong> aufzunehmen.<br />

Verstehen Sie diese Broschüre daher als Orientierungshilfe. Sie f<strong>in</strong>den hier Informationen<br />

zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten, erhalten verständliche Erklärungen<br />

zur Diagnose <strong>Lungenkrebs</strong> und zu den Stadien der Erkrankung. Sie f<strong>in</strong>den aber auch<br />

nützliche H<strong>in</strong>weise, wie Sie und Ihre Angehörigen <strong>mit</strong> der Diagnose und der Krankheit<br />

umgehen können. Nutzen Sie die Broschüre darüber h<strong>in</strong>aus als Grundlage, um Ihrem<br />

Arzt Fragen zu stellen – wie tief Sie dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Thema e<strong>in</strong>steigen möchten, entscheiden<br />

Sie selbst.<br />

An dieser Stelle kann ich Ihnen nur Mut machen, sich aktiv <strong>mit</strong> der Diagnose <strong>Lungenkrebs</strong><br />

ause<strong>in</strong>anderzusetzen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen viel Kraft und<br />

Ausdauer bei der Bewältigung der Krankheit.<br />

Herzlichst<br />

Ihr Dieter Kürten<br />

Sportjournalist und ehemaliger „Sportstudio“-Moderator<br />

Grußwort 5


Luftröhre<br />

Lymphknoten<br />

Lymphgänge<br />

oberer Lungenlappen<br />

Bronchus<br />

Bronchiolen<br />

oberer Lungenlappen<br />

Bronchiolen<br />

Bronchus<br />

Alveolen<br />

<strong>mit</strong>tlerer Lungenlappen<br />

unterer Lungenlappen<br />

unterer Lungenlappen<br />

Die menschliche Lunge besteht aus e<strong>in</strong>em rechten und e<strong>in</strong>em l<strong>in</strong>ken Lungenflügel. Der l<strong>in</strong>ke Lungenflügel ist<br />

etwas kle<strong>in</strong>er als der rechte, da auf der l<strong>in</strong>ken Seite das Herz liegt. Jeder Lungenflügel unterteilt sich wiederum<br />

durch Furchen <strong>in</strong> so genannte Lungenlappen. Der rechte Lungenflügel besteht aus drei Lappen, der l<strong>in</strong>ke<br />

Lungenflügel lediglich aus zwei.<br />

Die Lunge<br />

Aufbau und Funktion<br />

Welche Aufgabe<br />

hat die Lunge?<br />

Luft ist die Grundlage allen <strong>Leben</strong>s. Kaum e<strong>in</strong> Vorgang im menschlichen Körper funktioniert<br />

ohne Sauerstoff. Weil das Gas über die Lunge aufgenommen wird und von dort<br />

aus über die Blutbahnen <strong>in</strong> die Zellen gelangt, zählt sie zu den wichtigsten Organen des<br />

Menschen. Neben der Sauerstoffzufuhr sorgt sie auch dafür, den verbrauchten Sauerstoff<br />

<strong>in</strong> Form von Kohlendioxid (CO 2 ) wieder aus dem Blut zu entfernen. Bis zu 15 Atemzüge<br />

benötigt e<strong>in</strong> Erwachsener pro M<strong>in</strong>ute, um den Körper <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er ausreichenden Menge<br />

Sauerstoff zu versorgen. Pro Atemzug wird <strong>in</strong> etwa e<strong>in</strong> halber Liter Luft e<strong>in</strong>- und ausgeatmet<br />

– auf e<strong>in</strong>e Stunde hochgerechnet s<strong>in</strong>d das circa 450 Liter Luft. Atemfrequenz und<br />

Atemzugvolumen steigen je nach körperlicher Betätigung (z. B. beim Sport) allerd<strong>in</strong>gs<br />

deutlich an.<br />

Bei der Atmung strömt die Luft über Mund und Nase <strong>in</strong> die Luftröhre, die sich im Brustkorb<br />

oberhalb des Herzens <strong>in</strong> zwei Hauptbronchien teilt. Ab dieser Gabelung gehört<br />

sämtliches Gewebe – mediz<strong>in</strong>isch betrachtet – zur Lunge. Die Bronchien leiten die Luft<br />

weiter <strong>in</strong> die beiden Lungenflügel, die wiederum <strong>in</strong> mehrere Lungenlappen unterteilt<br />

6<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>


s<strong>in</strong>d. Aufgrund der Lage des Herzens ist der l<strong>in</strong>ke Flügel, der aus zwei Lungenlappen<br />

besteht, kle<strong>in</strong>er als der rechte Flügel <strong>mit</strong> drei Lungenlappen. Diese E<strong>in</strong>teilung ist bei Operationen<br />

an der Lunge von großer Bedeutung, da die Lappengrenzen natürliche Gewebegrenzen<br />

darstellen. Baumartig verzweigen sich die Bronchien <strong>in</strong> den Lungenflügeln <strong>in</strong><br />

immer fe<strong>in</strong>ere Verästelungen (Bronchien und Bronchiolen), bis sie schließlich <strong>in</strong> ungefähr<br />

300 Millionen Lungenbläschen (Alveolen) enden. Diese Lungenbläschen funktionieren<br />

wie e<strong>in</strong>e „Recycl<strong>in</strong>g-Station“, denn hier f<strong>in</strong>det der Gasaustausch von Sauerstoff<br />

und Kohlendioxid zwischen der Atemluft und dem Blut statt.<br />

Die Lungenbläschen<br />

funktionieren wie e<strong>in</strong>e<br />

„Recycl<strong>in</strong>g-Station“.<br />

Die Atemluft trifft auf die hauchdünnen Wände der Lungenbläschen (Membranen), die<br />

von e<strong>in</strong>em Netz fe<strong>in</strong>ster Blutgefäße umgeben s<strong>in</strong>d. Da diese Membrane nur für Sauerstoff<br />

und Kohlendioxid durchlässig s<strong>in</strong>d, nimmt das Blut den Sauerstoff aus den Lungenbläschen<br />

auf und gibt im Austausch das Kohlendioxid – das als Abfallprodukt bei vielen<br />

Stoffwechselvorgängen anfällt – an die Atemluft ab.<br />

Arterie<br />

Vene<br />

Bronchiole<br />

Alveole<br />

In den Alveolen, den kle<strong>in</strong>en Lungenbläschen, f<strong>in</strong>det der Austausch der Atemgase statt. Verbrauchtes Kohlendioxid<br />

wird durch frischen Sauerstoff ersetzt.<br />

Beim Ausatmen bewegt sich die Luft von den Lungenbläschen über die Bronchien weiter<br />

zur Luftröhre und schließlich über Mund und Nase aus dem Körper h<strong>in</strong>aus. Die Gesamtoberfläche<br />

aller Lungenbläschen beträgt im Durchschnitt 160 Quadratmeter. Das<br />

entspricht ungefähr der Fläche e<strong>in</strong>es Volleyballfeldes und ist weit mehr, als zum Überleben<br />

nötig ist. Darum kann e<strong>in</strong> Mensch auch <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Lungenflügel leben.<br />

Warum können<br />

Menschen <strong>mit</strong> nur<br />

e<strong>in</strong>em Lungenflügel<br />

leben?<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 7


Wie entsteht Krebs?<br />

Auftreten und Ausbreitung<br />

Was unterscheidet<br />

Krebszellen von<br />

gesunden Zellen?<br />

Der menschliche Körper besteht aus Milliarden von Zellen, die sich <strong>in</strong> verschiedene<br />

Zelltypen unterteilen. Wie schnell e<strong>in</strong>e Zelle wächst, sich teilt oder abstirbt, hängt von<br />

der Herkunft der Zelle ab. Darmzellen s<strong>in</strong>d beispielsweise sehr kurzlebig. Sie werden<br />

über den Stuhl ausgeschieden und müssen ständig neu gebildet werden. Auch Zellen des<br />

Knochenmarks teilen sich schnell, denn aus ihnen entstehen Blut- und Immunzellen,<br />

die der Körper ständig neu benötigt. Dagegen wachsen andere Zelltypen – wie etwa die<br />

Nervenzellen – nur sehr langsam. Zwischen der Neubildung und dem Absterben von<br />

Zellen herrscht e<strong>in</strong> streng kontrolliertes Gleichgewicht. Denn gesunde Zellen teilen sich<br />

nur dann, wenn es für den Körper s<strong>in</strong>nvoll ist.<br />

Bei Krebszellen ist das natürliche Gleichgewicht von Wachstum, Teilung und Zelltod gestört,<br />

da sich die Erbsubstanz, der genetische Code (DNS), verändert hat ( siehe Grafik<br />

Zellteilung). So kann e<strong>in</strong>e Veränderung von Teilen der DNS (Mutation) bereits zur Folge<br />

haben, dass e<strong>in</strong>e Zelle ke<strong>in</strong>e Tumor-Suppressor-Prote<strong>in</strong>e mehr bildet. Das s<strong>in</strong>d Prote<strong>in</strong>e,<br />

die den Zellzyklus – also das Wachstum, die Teilung und den Zelltod – steuern. Außerdem<br />

fördern Mutationen die Entstehung von Krebsgenen (Onkogenen). Diese Gene<br />

s<strong>in</strong>d vor ihrer Mutation natürliche Bestandteile der Erbsubstanz, können aber bei e<strong>in</strong>em<br />

Defekt dazu führen, dass die Zelle sich auch dann teilt, wenn sie eigentlich ruhen sollte.<br />

Der gesunde Ablauf der Zellteilung wird also außer Kraft gesetzt, sodass die Zelle Signale<br />

und Informationen nicht mehr korrekt verarbeiten kann. Solche Fehler werden normalerweise<br />

repariert, <strong>in</strong>dem Wächtergene dafür sorgen, dass die defekte Zelle abstirbt.<br />

Geschieht dies aber nicht und setzt sich stattdessen die Zellteilung fort – obwohl ke<strong>in</strong>e<br />

Häufigkeit von <strong>Lungenkrebs</strong><br />

Die Zahl der <strong>Lungenkrebs</strong>erkrankungen hat <strong>in</strong> den letzten 50 Jahren drastisch zugenommen.<br />

<strong>Lungenkrebs</strong> gehört <strong>mit</strong> Brust-, Prostata- und Darmkrebs zu den häufigsten Tumorleiden <strong>in</strong><br />

den westlichen Industrienationen. In <strong>Deutschland</strong> erkranken jährlich 47.000 Menschen an<br />

<strong>Lungenkrebs</strong> (Robert Koch-Institut 2010). Mit rund 33.000 Neuerkrankungen s<strong>in</strong>d Männer<br />

davon deutlich häufiger betroffen als Frauen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs steigt die Zahl der neu erkrankten Frauen ebenfalls kont<strong>in</strong>uierlich an. Nach vorliegenden<br />

Schätzungen ist bei Männern jeder vierte Krebstod auf <strong>Lungenkrebs</strong> zurückzuführen,<br />

bei Frauen jeder zehnte. Da<strong>mit</strong> ist <strong>Lungenkrebs</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> die häufigste tumorbed<strong>in</strong>gte<br />

Todesursache bei Männern und die dritthäufigste (nach Brust- und Darmkrebs) bei Frauen.<br />

8<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>


Zellteilung bei gesunden Zellen und bei Krebszellen<br />

E<strong>in</strong>e gesunde Zelle durchläuft von ihrer Entstehung bis zu ihrer Teilung e<strong>in</strong>e Art Zyklus. Das<br />

gilt für alle Zellarten, auch wenn der Zyklus je nach Zellart unterschiedlich schnell verläuft.<br />

Vor der Zellteilung wird die genetische Information, die sich <strong>in</strong> den Chromosomen bef<strong>in</strong>det,<br />

verdoppelt. So hat jede der neu gebildeten Zellen wieder den vollständigen Chromosomensatz.<br />

Bei der Teilung e<strong>in</strong>er Zelle werden die verschiedenen Bestandteile der Mutterzelle auf die<br />

Tochterzellen aufgeteilt, <strong>in</strong>dem zwischen ihnen „Zellgrenzen“, die Zellmembranen, ausgebildet<br />

werden. Dabei entstehen zwei Tochterzellen.<br />

Zellteilung<br />

gesunde Zelle<br />

Zellteilung<br />

irreparabler<br />

Zellschaden<br />

irreparabler<br />

Zellschaden<br />

ke<strong>in</strong>e kontrollierte Selbstzerstörung<br />

Krebszelle<br />

kontrollierte Selbstzerstörung<br />

Tumorwachstum<br />

weiteren Zellen benötigt werden –, kommt es zu e<strong>in</strong>er übermäßigen Gewebeneubildung.<br />

Der Überschuss an Gewebe bildet e<strong>in</strong>e Geschwulst, die man Tumor nennt.<br />

Von e<strong>in</strong>em bösartigen Tumor spricht man erst, wenn die Zellen unkontrolliert weiterwachsen,<br />

<strong>in</strong> benachbartes gesundes Gewebe e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen und es zerstören. Dabei können<br />

sie <strong>mit</strong> dem Blut- und Lymphstrom <strong>in</strong> andere Körperregionen vordr<strong>in</strong>gen, sich dort<br />

ansiedeln und vermehren. Es bilden sich Tochtergeschwülste, so genannte Metastasen.<br />

Gutartige Tumore h<strong>in</strong>gegen wachsen nur am Ort ihrer Entstehung. Sie können angrenzendes<br />

Gewebe verdrängen, aber nicht zerstören. Auch <strong>in</strong> der Lunge können gutartige<br />

und bösartige Tumore entstehen. Gutartige Tumore s<strong>in</strong>d eher selten. Um welche Tumorart<br />

es sich handelt und wie weit fortgeschritten die Krankheit ist, können Mediz<strong>in</strong>er<br />

erst feststellen, wenn sie e<strong>in</strong>e Gewebeprobe entnehmen und untersuchen.<br />

E<strong>in</strong> Tumor<br />

kann gut- oder<br />

bösartig se<strong>in</strong>.<br />

Gutartige Tumore machen weniger als zehn Prozent aller Lungentumore aus, wachsen<br />

sehr langsam und verursachen nur selten Beschwerden. Dennoch werden sie <strong>in</strong> den<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 9


Eigenschaften von Krebszellen<br />

• Ursprünglich normale Gewebezellen vermehren sich unkontrolliert und entwickeln sich<br />

entgegen ihrer eigentlichen Bestimmung und Funktion. So werden sie zu Krebszellen.<br />

• Gesunde Zellen warten auf externe Befehle, bevor sie sich teilen. Viele Krebszellen können<br />

diese Wachstumssignale jedoch nachahmen und leiten so selbst die Zellteilung e<strong>in</strong>.<br />

• Krebszellen wachsen <strong>in</strong> gesundes Gewebe e<strong>in</strong>, obwohl dessen Zellen Botenstoffe abgeben,<br />

die e<strong>in</strong>e weitere Vermehrung verh<strong>in</strong>dern sollen. Zellen e<strong>in</strong>es bösartigen Tumors ignorieren<br />

diese Signale.<br />

• Auch wenn schwere Schäden am Erbgut vorliegen, umgehen Krebszellen das Selbstzerstörungsprogramm.<br />

Der programmierte Zelltod bleibt aus, sodass die Krebszellen nur noch<br />

vom Immunsystem gezwungen werden können, sich selbst zu zerstören.<br />

• Krebszellen regen nahe gelegene Blutgefäße dazu an, neue Verzweigungen zu bilden, die<br />

die wachsende Gewebemasse <strong>mit</strong> Sauerstoff und Nährstoffen versorgen (Angiogenese).<br />

• Krebszellen können sich von ihrem Entstehungsort lösen und an anderen Stellen im Körper<br />

Ableger bilden (Metastasierung).<br />

Krebszellen<br />

können bei e<strong>in</strong>er<br />

Ausbreitung auch<br />

andere Organe<br />

befallen.<br />

meisten Fällen entfernt, um die Gutartigkeit sicherzustellen und e<strong>in</strong>er Entwicklung zum<br />

bösartigen Tumor vorzubeugen. Zu über 90 Prozent s<strong>in</strong>d Geschwülste <strong>in</strong> der Lunge bösartig.<br />

Der Ausbruch von <strong>Lungenkrebs</strong>, <strong>in</strong> der Fachsprache auch Lungenkarz<strong>in</strong>om oder<br />

Bronchialkarz<strong>in</strong>om genannt, ist <strong>in</strong> allen Lungenabschnitten möglich. Mehr als 50 Prozent<br />

der Tumore entwickeln sich <strong>in</strong> den oberen Teilen der Lungenflügel, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong><br />

den Bronchien. Der H<strong>in</strong>tergrund: Diese Lungenbereiche werden bei der Atmung stärker<br />

belüftet und s<strong>in</strong>d so<strong>mit</strong> schädlichen Substanzen, die zu e<strong>in</strong>er Tumorentstehung entscheidend<br />

beitragen können ( siehe nächstes Kapitel), <strong>in</strong> höherem Maße ausgesetzt.<br />

10<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>


Was löst Krebs aus?<br />

Risikofaktoren und Symptome<br />

Warum bei e<strong>in</strong>em Menschen e<strong>in</strong>e Tumorerkrankung ausbricht und beim anderen nicht,<br />

kann die Forschung bis heute nicht erklären. Sicher ist allerd<strong>in</strong>gs: Es gibt nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

Ursache. Seit geraumer Zeit wissen die Krebsforscher, dass verschiedene Faktoren die<br />

Entstehung der Krankheit begünstigen. Auch bei <strong>Lungenkrebs</strong> können die Experten lediglich<br />

unterschiedliche Risikofaktoren nennen, die die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass jemand<br />

an dieser Krebsart erkrankt, erhöhen.<br />

Bei 90 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen, die <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> an <strong>Lungenkrebs</strong><br />

leiden, führen Mediz<strong>in</strong>er die Erkrankung auf das Tabakrauchen zurück. Entgegen<br />

der landläufigen Me<strong>in</strong>ung wirkt jedoch nicht das Nikot<strong>in</strong> aus der Tabakpflanze<br />

krebserregend, es s<strong>in</strong>d vielmehr über 50 der 2.000 im Tabakrauch enthaltenen Stoffe.<br />

So kann beispielsweise Benzpyren, e<strong>in</strong>e chemische Substanz im Zigarettenrauch, die<br />

Schleimhautzellen der Lunge nachhaltig schädigen und dafür sorgen, dass die natürliche<br />

Zellteilung außer Kontrolle gerät ( S. 8: Wie entsteht Krebs?). Man schätzt, dass<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> pro Jahr etwa 400 Nichtraucher durch Passivrauchen an <strong>Lungenkrebs</strong><br />

sterben. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Nichtraucher, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ge-<br />

Rauchen ist für<br />

die meisten <strong>Lungenkrebs</strong>erkrankungen<br />

verantwortlich.<br />

Radon – e<strong>in</strong> Auslöser von <strong>Lungenkrebs</strong><br />

Radon ist e<strong>in</strong> radioaktives Edelgas, das als natürliches Abbauprodukt von Uran <strong>in</strong> die Atmosphäre<br />

entweicht. Über die Atemluft erreichen das Radon und se<strong>in</strong>e radioaktiven Zerfallsprodukte<br />

dann die Lunge. Dort geben sie Strahlung ab, die das Lungengewebe schädigt und<br />

die Bildung von Krebszellen fördert. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er dauerhaften Schädigung<br />

des Lungengewebes nimmt zu, je nachdem wie oft und wie viel Radon e<strong>in</strong>geatmet wurde.<br />

Radon kommt <strong>in</strong> Böden, <strong>in</strong> der Luft, <strong>in</strong> Geste<strong>in</strong>en und Gewässern <strong>in</strong> unterschiedlichen Konzentrationen<br />

vor. Besonders viel Uran enthält der Boden <strong>in</strong> ehemaligen Bergbaugebieten, dennoch<br />

s<strong>in</strong>d die Belastungen nicht nur auf diese Gebiete beschränkt. Durch Risse und undichte<br />

Stellen <strong>in</strong> der Bausubstanz oder über Rohre kann das Radon aus der Erde <strong>in</strong> Gebäude gelangen<br />

und sich dort anreichern. Die zunehmende Radioaktivität kann das <strong>Lungenkrebs</strong>risiko der<br />

Bewohner erhöhen. Nach dem Rauchen ist das E<strong>in</strong>atmen von Radon und se<strong>in</strong>en radioaktiven<br />

Folgeprodukten e<strong>in</strong>e der wichtigsten Ursachen für <strong>Lungenkrebs</strong>. E<strong>in</strong> weiterer Risikofaktor für<br />

<strong>Lungenkrebs</strong>erkrankungen s<strong>in</strong>d Kfz-Abgase aus Dieselfahrzeugen (Fe<strong>in</strong>staub). Zu welchem<br />

Anteil Fe<strong>in</strong>staub <strong>Lungenkrebs</strong>erkrankungen verursacht, ist allerd<strong>in</strong>gs noch unklar.<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 11


Die Gefahr des<br />

Passivrauchens wird<br />

unterschätzt.<br />

schlossenen Raum von Rauchern umgeben s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Stunde so viel Benzpyren<br />

e<strong>in</strong>atmen, als hätten sie <strong>in</strong> dieser Zeit selbst vier Zigaretten geraucht. Neuere Studien<br />

zeigten darüber h<strong>in</strong>aus, dass die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, e<strong>in</strong>en Rückfall zu erleiden, sowie<br />

die <strong>Leben</strong>serwartung geheilter <strong>Lungenkrebs</strong>patienten stark davon abhängen, ob <strong>in</strong> ihrer<br />

Gegenwart geraucht wird oder nicht. Demnach muss die Frage, ob Passivrauchen gefährlich<br />

ist, <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em klaren Ja beantwortet werden.<br />

Mit der Anzahl der<br />

gerauchten Zigaretten<br />

steigt die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />

an Krebs zu<br />

erkranken.<br />

Verdoppelt sich die täglich gerauchte Zigarettenzahl, verdoppelt sich auch das Risiko,<br />

später an <strong>Lungenkrebs</strong> zu leiden. Das bedeutet: Je <strong>in</strong>tensiver geraucht wird, desto höher<br />

ist das Risiko. Gemessen wird die Intensität an der Inhalationstiefe, am Teer- und Nikot<strong>in</strong>gehalt<br />

und an der Anzahl der konsumierten Zigaretten. Das Erkrankungsrisiko ist zudem<br />

auch davon abhängig, wie lange der Tabakkonsum andauert. Dies ist vermutlich e<strong>in</strong><br />

Grund dafür, warum <strong>Lungenkrebs</strong> meistens erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em höheren <strong>Leben</strong>salter auftritt.<br />

Das Krebsrisiko derjenigen, die <strong>mit</strong> dem Rauchen aufgehört haben, nimmt kont<strong>in</strong>uierlich<br />

wieder ab. Beim <strong>Lungenkrebs</strong> verr<strong>in</strong>gert es sich nach fünf Jahren um fast 50 Prozent<br />

und nach zehn Jahren sogar so weit, dass das Risiko wieder genauso niedrig ist wie bei<br />

e<strong>in</strong>em Nichtraucher.<br />

Die übrigen Faktoren, die neben Tabakrauch die <strong>Lungenkrebs</strong>wahrsche<strong>in</strong>lichkeit erhöhen,<br />

machen zehn bis 20 Prozent aus. Hierzu zählen <strong>in</strong>sbesondere Schadstoffe am Arbeitsplatz<br />

wie Quarzstaub, Asbest, Benzol, Ruß, Teer, Chrom, Nickel und Arsen. Berufsgruppen,<br />

die <strong>mit</strong> diesen Stoffen <strong>in</strong> Kontakt kommen, s<strong>in</strong>d darum besonders gefährdet.<br />

Auch e<strong>in</strong>e hohe Luftverschmutzung – <strong>in</strong>sbesondere durch Dieselabgase oder Fe<strong>in</strong>staub<br />

Bei folgenden Beschwerden sollten Sie e<strong>in</strong>en Arzt aufsuchen, der die<br />

Ursache abklärt:<br />

• erstmalig auftretender und wochenlang anhaltender Husten (mehr als vier Wochen)<br />

• plötzliche Veränderung e<strong>in</strong>es schon bestehenden Raucherhustens<br />

• Aushusten von Blut oder blutigem Schleim<br />

• unklare Schmerzen <strong>in</strong> der Brust/im Oberkörper<br />

• Luftnot, vor allem bei körperlicher Anstrengung<br />

• Schluckbeschwerden<br />

• e<strong>in</strong> andauerndes Müdigkeits- oder Schwächegefühl<br />

• Fieberschübe<br />

• Gewichtsverlust<br />

• pfeifende Atemgeräusche<br />

12<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>


<strong>Lungenkrebs</strong> spürt man nicht<br />

Da <strong>in</strong> der Lunge selbst ke<strong>in</strong>e Schmerzfasern vorhanden s<strong>in</strong>d, zeichnet sich der Krebs <strong>in</strong> frühen<br />

Stadien nicht durch Schmerzen aus. Ärzte entdecken Frühformen fast immer nur zufällig, zum<br />

Beispiel auf Röntgenbildern, die vor e<strong>in</strong>er Operation erstellt werden, oder bei allgeme<strong>in</strong>en mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Untersuchungen. Aufgrund der späten Beschwerden wird bei mehr als der Hälfte<br />

der Patienten die Diagnose <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em örtlich fortgeschrittenen Stadium gestellt oder erst dann,<br />

wenn der Tumor bereits Metastasen gebildet hat. Betroffene spüren ihre Erkrankung nicht –<br />

das macht die Früherkennung so schwierig.<br />

– und e<strong>in</strong>e erhöhte Strahlenbelastung durch Radon ( S. 11), Röntgen- und Gammastrahlen<br />

können die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, an <strong>Lungenkrebs</strong> zu erkranken, erhöhen. Die berufsbed<strong>in</strong>gten<br />

Krebsrisiken konnten durch gesetzliche Bestimmungen des Arbeitsschutzes<br />

aber bereits deutlich reduziert werden. Neben Schadstoffen am Arbeitsplatz sche<strong>in</strong>en<br />

auch erbliche Faktoren bei der Entstehung von <strong>Lungenkrebs</strong> e<strong>in</strong>e Rolle zu spielen. Blutsverwandte<br />

von <strong>Lungenkrebs</strong>patienten haben beispielsweise e<strong>in</strong> bis zu vierfach erhöhtes<br />

Risiko, selbst zu erkranken. Die Bedeutung der genetischen Faktoren, also wie häufig sie<br />

tatsächlich an der Entwicklung von <strong>Lungenkrebs</strong> beteiligt s<strong>in</strong>d, ist bis heute allerd<strong>in</strong>gs<br />

weitgehend ungeklärt.<br />

E<strong>in</strong>deutige<br />

Frühwarnzeichen<br />

gibt es nicht.<br />

Je früher <strong>Lungenkrebs</strong> erkannt wird, desto besser s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Behandlungsmöglichkeiten<br />

und da<strong>mit</strong> die Heilungsaussichten. Leider gibt es bei <strong>Lungenkrebs</strong> jedoch ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen<br />

Frühwarnsignale. Anders als bei Darm- oder Brustkrebs existiert auch ke<strong>in</strong> verlässliches<br />

Verfahren zur Früherkennung. Vorsorgeuntersuchungen <strong>in</strong> Form von Blutuntersuchungen<br />

(Tumormarker), Röntgenreihen- und Schirmbilduntersuchungen sowie<br />

rout<strong>in</strong>emäßige Untersuchungen des Hustenauswurfs (Sputumzytologie) s<strong>in</strong>d für die<br />

Früherkennung nicht geeignet. Es gibt jedoch e<strong>in</strong>ige Symptome, die auf e<strong>in</strong>e <strong>Lungenkrebs</strong>erkrankung<br />

h<strong>in</strong>deuten können.<br />

Wichtig: der<br />

Gang zum Arzt<br />

Viele der auf Seite 12 aufgelisteten Symptome können ebenso bei nicht lebensbedrohlichen<br />

Krankheiten wie Grippe oder e<strong>in</strong>er hartnäckigen Erkältung auftreten. Aus diesem<br />

Grund verkennen die Betroffenen oft die ersten Anzeichen. Außerdem unterscheiden<br />

sich die Beschwerden je nach Größe, Ausdehnung, Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit und Lage<br />

des Tumors. Deshalb gilt, <strong>in</strong>sbesondere für Raucher: Gehen Sie lieber e<strong>in</strong>mal öfter zum<br />

Arzt, denn <strong>in</strong> frühen Stadien ist <strong>Lungenkrebs</strong> <strong>mit</strong> ärztlicher Hilfe heilbar. In e<strong>in</strong>em fortgeschrittenen<br />

Stadium hilft die moderne Mediz<strong>in</strong> dann, die verbleibende Zeit lebenswert<br />

zu gestalten und oftmals sogar zu verlängern.<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 13


<strong>Lungenkrebs</strong><br />

Diagnose und Stadiene<strong>in</strong>teilung<br />

E<strong>in</strong>e gründliche<br />

Diagnose ist die<br />

Ausgangsbasis.<br />

Diagnostizieren bedeutet, Antworten auf Fragen zu suchen: Wo genau sitzt der Tumor?<br />

Um welche Krebsart handelt es sich? Und wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten?<br />

Auf Grundlage der Diagnose legen die Mediz<strong>in</strong>er dann die für den jeweiligen Patienten<br />

beste Behandlungsmöglichkeit fest. Dafür nutzen sie verschiedene Diagnoseverfahren.<br />

Zunächst verschafft sich der Arzt im Gespräch <strong>mit</strong> dem Patienten e<strong>in</strong> Bild über die<br />

Krankheitsgeschichte und den bisherigen Verlauf (Anamnese). So fragt er beispielsweise<br />

auch nach Herzproblemen oder der Zuckerkrankheit (Diabetes), nach den <strong>Leben</strong>sgewohnheiten,<br />

möglichen Schadstoffen am Arbeitsplatz oder danach, ob der Patient<br />

raucht. Anschließend führt er körperliche Untersuchungen durch.<br />

Die Abbildung zeigt e<strong>in</strong>en Tumor im l<strong>in</strong>ken oberen Lungenlappen.<br />

14<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>


Tumormarker<br />

Das Blut von Krebspatienten weist Stoffe auf, die von den Tumorzellen selbst oder vom gesunden<br />

Gewebe als Reaktion auf die Ausbreitung des Tumors gebildet werden. Durch e<strong>in</strong>e Blutuntersuchung<br />

können die Ärzte die Konzentration dieser so genannten Tumormarker er<strong>mit</strong>teln.<br />

E<strong>in</strong>en Rückschluss auf e<strong>in</strong>e bestimmte Krebserkrankung lassen die rund 50 bekannten<br />

Tumormarker aber nicht zu. Da sie auch bei e<strong>in</strong>er harmlosen Entzündung oder aus anderen<br />

Gründen erhöht se<strong>in</strong> können, ist e<strong>in</strong>e Bestimmung ihres Wertes im Rahmen der Früherkennung<br />

ebenfalls unbrauchbar. Deshalb nutzen Ärzte die Tumormarkerkontrolle vor allem, um<br />

den Verlauf der Krankheit und den Therapieerfolg zu überprüfen. S<strong>in</strong>kt der Tumormarker während<br />

e<strong>in</strong>er Behandlung, ist das <strong>in</strong> den meisten Fällen e<strong>in</strong> Indiz für ihre positive Wirkung. Dennoch:<br />

Die Abwesenheit e<strong>in</strong>es Tumormarkers im Blut schließt e<strong>in</strong>e Wiedererkrankung nicht aus.<br />

Nicht alle Tumore produzieren Tumormarker. Beim nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> spielen sie<br />

beispielsweise e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />

Welche Diagnose- und Untersuchungsmethoden den Mediz<strong>in</strong>ern hier zur Verfügung<br />

stehen, können Sie der Tabelle ab Seite 22 entnehmen. Neben diesen Verfahren existiert<br />

e<strong>in</strong>e Reihe weiterer Untersuchungen, die je nach Krankheitsbild des Patienten vor e<strong>in</strong>er<br />

geplanten Operation zum E<strong>in</strong>satz kommen. Allgeme<strong>in</strong> gilt: Erst die durch e<strong>in</strong>e Lungenspiegelung<br />

(Bronchoskopie) oder Fe<strong>in</strong>nadelbiopsie gewonnenen Proben zeigen, ob das<br />

Gewebe gut- oder bösartig ist. Anhand dieser Proben kann der Arzt auch klären, um<br />

welchen Tumortyp es sich handelt.<br />

Für e<strong>in</strong>e exakte<br />

Stadiene<strong>in</strong>teilung<br />

ist e<strong>in</strong>e Gewebeuntersuchung<br />

der<br />

Lymphknoten nötig.<br />

Da <strong>Lungenkrebs</strong> <strong>in</strong> allen Abschnitten der Lunge entstehen kann, gibt es sehr viele Tumorarten:<br />

E<strong>in</strong>ige Tumore befallen bevorzugt das Brustfell (Mesotheliom), manche die<br />

Bronchien oder das Drüsengewebe der Lunge (Adenokarz<strong>in</strong>om). Wiederum andere<br />

wachsen auf den Lungenbläschen (Alveolarzellenkarz<strong>in</strong>om). Diese Aufzählung zeigt:<br />

Die Bezeichnung „Lungentumor“ ist sehr weitläufig und schließt Tumore unterschiedlicher<br />

Herkunft e<strong>in</strong>. So wie Tumorpatienten sich nicht gleichen, weisen auch die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Tumorarten abweichende Merkmale auf. Innerhalb der diversen <strong>Lungenkrebs</strong>arten<br />

klassifizieren Forscher und Ärzte die Tumore nicht nur nach ihrer Gut- oder Bösartigkeit<br />

und dem jeweiligen Ursprung des Gewebes, sondern auch danach, ob es sich um<br />

nicht-kle<strong>in</strong>zelligen oder kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> handelt. Die E<strong>in</strong>stufung lässt sich von<br />

der Größe der gefundenen Krebszellen ableiten. E<strong>in</strong>e Charakterisierung dieser beiden<br />

Krebstypen ist deshalb wichtig, weil Krankheitsverlauf und -prognose je nach Tumor<br />

unterschiedlich s<strong>in</strong>d.<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 15


Vom nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> s<strong>in</strong>d weitaus mehr Menschen betroffen. Ärzte<br />

diag nostizieren ihn bei etwa 85 von 100 <strong>Lungenkrebs</strong>patienten. Nicht-kle<strong>in</strong>zelliger <strong>Lungenkrebs</strong><br />

wächst meist begrenzt und bildet weniger Metastasen als der kle<strong>in</strong>zellige <strong>Lungenkrebs</strong>.<br />

Daher s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Heilungschancen <strong>in</strong> frühen Stadien häufig besser.<br />

Die Stadiene<strong>in</strong>teilung ist e<strong>in</strong>e wesentliche Grundlage der Therapieplanung.<br />

Sie hängt von folgenden Faktoren ab:<br />

• Tumortyp (kle<strong>in</strong>zellige oder nicht-kle<strong>in</strong>zellige Form)<br />

• Ausbreitung (Stadium) der Erkrankung<br />

• Allgeme<strong>in</strong>zustand des Patienten<br />

• Lungenfunktion<br />

• Begleiterkrankungen<br />

Der kle<strong>in</strong>zellige <strong>Lungenkrebs</strong> h<strong>in</strong>gegen wächst oft besonders schnell und streut Metastasen<br />

<strong>in</strong> andere Organe. Wie bei der Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen<br />

Tumoren gilt auch hier: Nur durch e<strong>in</strong>e mikroskopische Untersuchung des Gewebes<br />

können die Ärzte feststellen, um welche Art von Tumor es sich im E<strong>in</strong>zelfall handelt.<br />

Die Entscheidung darüber, welche Therapie für den Patienten die beste ist, richtet sich<br />

sowohl nach dem Tumortyp (kle<strong>in</strong>zellig/nicht-kle<strong>in</strong>zellig) als auch nach dem Erkrankungsstadium.<br />

Aus diesem Grund bestimmen die Mediz<strong>in</strong>er die Größe des Tumors und<br />

untersuchen die Lymphknoten im Brustraum auf e<strong>in</strong>en möglichen Befall. Außerdem<br />

überprüfen sie, ob der <strong>Lungenkrebs</strong> bereits Tumorabsiedlungen (Metastasen) <strong>in</strong> weiteren<br />

Organen oder Körperbereichen gebildet hat. E<strong>in</strong>e exakte Stadiene<strong>in</strong>teilung ist <strong>in</strong> der<br />

Regel erst nach e<strong>in</strong>er Gewebeuntersuchung der Lymphknoten möglich.<br />

Kle<strong>in</strong>zelliger<br />

<strong>Lungenkrebs</strong><br />

Beim kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> unterscheiden die Experten zwei Stadien:<br />

• Das begrenzte Stadium: Hier bef<strong>in</strong>det sich der Tumor <strong>in</strong> nur e<strong>in</strong>em Lungenflügel.<br />

• Das fortgeschrittene Stadium: In diesem Fall hat der Tumor bereits <strong>in</strong> den zweiten<br />

Lungenflügel, außerhalb des Lungenflügels, zum Beispiel <strong>in</strong> die Brustwand, oder <strong>in</strong><br />

andere Organe gestreut.<br />

Bei nicht-kle<strong>in</strong>zelligem <strong>Lungenkrebs</strong> ist die Stadiene<strong>in</strong>teilung komplizierter. Sie erfolgt<br />

nach der <strong>in</strong>ternationalen TNM-Klassifikation und gibt Auskunft über:<br />

16<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>


• T (Tumor): Ausdehnung und Verhalten des Primärtumors<br />

• N (lat. Nodus, Knoten): Fehlen bzw. Vorhandense<strong>in</strong> von Lymphknotenmetastasen<br />

• M (Metastase): Fehlen bzw. Vorhandense<strong>in</strong> von Fernmetastasen<br />

Für Chirurgen und nachsorgende Ärzte ist die TNM-Klassifizierung deshalb wichtig,<br />

weil sie auf dieser Grundlage ihr Vorgehen bei Therapie und Nachsorge ausrichten. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus können sie <strong>mit</strong>hilfe der Klassifizierung den weiteren Verlauf der Krankheit<br />

und die Heilungschancen besser e<strong>in</strong>schätzen.<br />

Nicht-kle<strong>in</strong>zelliger<br />

<strong>Lungenkrebs</strong><br />

Stadiene<strong>in</strong>teilung beim nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong><br />

Stadien<br />

Erläuterungen<br />

IA<br />

T1<br />

N0<br />

M0<br />

Der Tumor ist auf e<strong>in</strong>en Lungenflügel begrenzt.<br />

fortgeschrittenes Stadium frühes Stadium<br />

IB<br />

IIA<br />

IIB<br />

IIIA<br />

IIIB<br />

IV<br />

T2<br />

T1<br />

T2<br />

T3<br />

T1<br />

T2<br />

T3<br />

T4<br />

Jedes T<br />

Jedes T<br />

N0<br />

N1<br />

N1<br />

N0<br />

N2<br />

N2<br />

N1, N2<br />

Jedes N<br />

N3<br />

Jedes N<br />

M0<br />

M0<br />

M0<br />

M0<br />

M0<br />

M0<br />

M0<br />

M0<br />

M0<br />

M1<br />

M1a<br />

Der Krebs hat zusätzlich m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Lymphknoten<br />

an der Wurzel des gleichen Lungenflügels befallen. Es<br />

gibt jedoch noch ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf Fernmetastasen <strong>in</strong><br />

anderen Organen.<br />

Die Ausdehnung des Tumors ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lungenflügel<br />

bereits sehr groß. Der Krebs hat den zweiten Lungenflügel<br />

oder dessen Lymphknoten befallen.<br />

Der <strong>Lungenkrebs</strong> hat Metastasen gebildet.<br />

Der Tumor verursacht e<strong>in</strong>e Wasseransammlung im<br />

Herzbeutel oder zwischen Lungenfell und Rippenfell.<br />

M1b<br />

Der Tumor hat Fernmetastasen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em oder mehreren<br />

anderen Organen gebildet (Leber, Knochen, Gehirn).<br />

T = Tumor N = Lymphknoten M = Metastase<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 17


„Es gibt nie das E<strong>in</strong>e,<br />

das allen hilft“<br />

Psycho-Onkolog<strong>in</strong> Dr. med. Andrea<br />

Petermann-Meyer unterstützt Krebspatienten<br />

und ihre Angehörigen<br />

Die Betroffenen<br />

nehmen maximal<br />

noch 20 Prozent des<br />

Gesprächs auf.<br />

Welche Gefühle ruft die Diagnose<br />

Krebs bei Patienten hervor?<br />

Fast immer löst sie e<strong>in</strong>en großen Schrecken<br />

aus. Wenn Patienten schon e<strong>in</strong>e Ahnung<br />

hatten, dann gab es zum<strong>in</strong>dest so etwas<br />

wie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Vorbereitung. Kommt<br />

die Diagnose aus heiterem Himmel, zum<br />

Beispiel bei e<strong>in</strong>er Rout<strong>in</strong>euntersuchung,<br />

ist es noch viel unfassbarer. Manche Patienten<br />

beschreiben, sie hätten nach der<br />

Diagnose das Gefühl gehabt, ohne Halt<br />

zu fallen. Andere berichten, sie hätten sich<br />

komplett leer gefühlt – als wäre alles ausradiert<br />

aus ihrem Kopf. Und es gibt e<strong>in</strong>e<br />

ganze Reihe von Menschen, die <strong>in</strong> den ersten<br />

Sekunden denken: „Was mir hier gerade<br />

passiert, kann nicht wirklich wahr se<strong>in</strong>.<br />

Das b<strong>in</strong> nicht wirklich ich.“ Das ist e<strong>in</strong><br />

Notfallmechanismus, <strong>mit</strong> dem sie aus der<br />

Situation aussteigen und sich dann dabei<br />

beobachten, wie sie weiter funktionieren.<br />

Können die Patienten <strong>in</strong> dem Moment<br />

begreifen, was der Arzt sagt?<br />

Dass es sich um e<strong>in</strong>e schlimme Diagnose<br />

handelt, erfassen Patienten, wenn es um<br />

Krebs geht und das Wort „bösartig“ fällt.<br />

Was das letztendlich für ihr <strong>Leben</strong> bedeutet,<br />

können sie <strong>in</strong> der Regel im ersten<br />

Moment nicht ermessen. Wir wissen, dass<br />

die Patienten ab dem Moment, <strong>in</strong> dem der<br />

Schock ausgelöst wird, nur noch maximal<br />

20 Prozent des weiteren Gesprächs aufnehmen.<br />

Wenn der Arzt dann versucht,<br />

Informationen über die Schwere der Erkrankung<br />

und die Behandlung zu geben,<br />

registrieren die Patienten das kaum noch.<br />

Sie suchen nach e<strong>in</strong>em Rettungsanker,<br />

nach Worten wie „Sie haben zwar Krebs,<br />

aber Sie können geheilt werden“. Nun ist<br />

aber gerade das der Satz, den Ärzte <strong>in</strong> dieser<br />

Situation oft überhaupt nicht sagen<br />

können, weil sie selbst noch nicht wissen,<br />

wie die Chancen stehen.<br />

E<strong>in</strong>e Ursache für <strong>Lungenkrebs</strong> ist bekanntermaßen<br />

Rauchen. Machen sich<br />

Raucher nach der Diagnose mehr<br />

Vorwürfe als Nichtraucher?<br />

Grundsätzlich gehen Menschen <strong>mit</strong> der<br />

Schuldfrage unterschiedlich um. Die Antworten<br />

der Patienten reichen von „Ich<br />

habe geraucht, ich b<strong>in</strong> schuldig und stehe<br />

dazu“ bis zu Patienten, die sagen „Ich<br />

habe zwar geraucht, aber davon ist der<br />

Krebs nicht gekommen“. Genauso gibt es<br />

Patienten, die nicht geraucht haben und<br />

sich dennoch schuldig fühlen. Schuld ist<br />

18<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>


e<strong>in</strong> hochkomplexes Problem. Ich vermute,<br />

es hängt vor allem von der Persönlichkeit<br />

des E<strong>in</strong>zelnen ab, ob man sich schuldig<br />

fühlt oder nicht. Manchmal kann es hilfreich<br />

se<strong>in</strong> – wenn Schuldgefühle vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d – diesen nachzugehen, letztendlich<br />

aber <strong>mit</strong> dem Ziel, sie zu überw<strong>in</strong>den,<br />

zum Beispiel durch Akzeptieren und Vergeben.<br />

Denn Schuldempf<strong>in</strong>den ist bei der<br />

Krankheitsbewältigung h<strong>in</strong>derlich und<br />

für die Patienten schwer zu ertragen.<br />

Was hilft Angehörigen und Patienten<br />

aus psychologischer Sicht?<br />

Ganz wichtig: Es gibt nie das E<strong>in</strong>e, das<br />

allen hilft. Dafür s<strong>in</strong>d Menschen e<strong>in</strong>fach<br />

zu verschieden und dafür reagieren sie zu<br />

unterschiedlich auf die Situation. Je nachdem,<br />

welche Vorerfahrungen jemand <strong>mit</strong><br />

Krebs hat und was er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Freundesoder<br />

Bekanntenkreis erlebt hat, macht er<br />

sich andere Bilder von der Erkrankung.<br />

Vielen Menschen hilft es, wenn sie umfassend<br />

<strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d und ausreichend<br />

seelischen Beistand und soziale Unterstützung<br />

erhalten. Gleichzeitig wünschen<br />

sich die Betroffenen e<strong>in</strong>en Arzt, der sich<br />

menschlich und verständnisvoll zeigt, der<br />

so etwas sagt wie „Ich weiß, dass das e<strong>in</strong>e<br />

schwierige Situation für Sie ist. Ich b<strong>in</strong> an<br />

Ihrer Seite und werde Sie begleiten“.<br />

Wie können Angehörige und Freunde<br />

den Patienten unterstützen?<br />

Das Wichtigste ist, dem Patienten zu versichern,<br />

für ihn da zu se<strong>in</strong> und da zu bleiben.<br />

Es ist nämlich gar nicht so selten, dass<br />

auch für Angehörige oder Freunde die<br />

Erkrankung und deren Therapie, gerade<br />

weil sie oft lange dauern, zu großen Belastungen<br />

führen. Wichtig ist aber auch, dass<br />

Angehörige offen und ehrlich s<strong>in</strong>d, wenn<br />

es ihnen zu viel wird, wenn mehr Hilfe<br />

von außen benötigt wird. Es geht weniger<br />

darum, therapeutisch tätig zu se<strong>in</strong>, als darum,<br />

zu versichern, dass man den Patienten<br />

<strong>in</strong> dieser Situation nicht alle<strong>in</strong> lässt.<br />

Kann ich zeigen, dass ich traurig b<strong>in</strong>,<br />

oder belaste ich den Krebspatienten<br />

dadurch noch mehr?<br />

Das ist tatsächlich e<strong>in</strong>e Gratwanderung.<br />

Patienten f<strong>in</strong>den es grundsätzlich gut,<br />

wenn sie das Gefühl haben, dass jemand<br />

nachvollziehen kann, was sie gerade<br />

durchmachen. Sie f<strong>in</strong>den es aber nicht<br />

gut, wenn sie auf Dauer ihre gesamte Umgebung<br />

trösten müssen. Angehörige und<br />

Freunde s<strong>in</strong>d oft sehr erschüttert, weil<br />

sie sich bis dah<strong>in</strong> noch nicht <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Krebserkrankung ause<strong>in</strong>andergesetzt haben<br />

und verunsichert s<strong>in</strong>d, wie sie reagieren<br />

sollen. Außerdem s<strong>in</strong>d sie selbst oft<br />

ängstlich, traurig oder wütend. Sie dürfen<br />

durchaus ihre eigenen Gefühle und auch<br />

ihr Mitempf<strong>in</strong>den für den Patienten zeigen<br />

– das kann für alle hilfreich se<strong>in</strong> im<br />

S<strong>in</strong>ne von „Geteiltes Leid ist halbes Leid“.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus sollten sie aber den eigenen<br />

Kummer auch selbst, eventuell <strong>mit</strong>hilfe<br />

anderer, bewältigen.<br />

Welche Rolle spielt die Psycho-<br />

Onkologie dabei?<br />

Psycho-Onkologen beschäftigen sich <strong>mit</strong><br />

den Zusammenhängen zwischen Krebserkrankung<br />

und seelischen Bef<strong>in</strong>dlichkeiten.<br />

Wir therapieren nicht den Krebs, son-<br />

Angehörige und<br />

Freunde sollten<br />

dem Patienten<br />

versichern, für<br />

ihn da zu se<strong>in</strong>.<br />

Vielen Menschen<br />

hilft es, wenn sie<br />

umfassend<br />

<strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d.<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 19


Psycho-Onkologen<br />

therapieren nicht<br />

den Krebs.<br />

Je mehr man spricht,<br />

desto unwahrsche<strong>in</strong>licher<br />

s<strong>in</strong>d<br />

Missverständnisse.<br />

dern glauben, dass e<strong>in</strong>e Krebserkrankung<br />

und ihre Behandlung für den Betroffenen<br />

und die Familie e<strong>in</strong>e erhebliche Belastung<br />

darstellen. Deshalb unterstützen wir Patienten<br />

und ihre Angehörigen, <strong>mit</strong> dieser<br />

Belastung so gut wie möglich zurechtzukommen.<br />

Psycho-Onkologen helfen Patienten,<br />

die Diagnose zu bewältigen und<br />

die Therapie durchzustehen. Wir schauen,<br />

welche Bedeutung die Krankheit für das<br />

weitere <strong>Leben</strong> hat und wie die Patienten<br />

da<strong>mit</strong> umgehen können. Für die Angehörigen<br />

ist die Aufgabe komplexer: Für sie<br />

geht es um die Gratwanderung zwischen<br />

Helfer- und Betroffenenrolle. Und es geht<br />

um Grenzen der Belastbarkeit: Was hilft<br />

Angehörigen, e<strong>in</strong>e solche Situation durchzustehen?<br />

Und was hilft ihnen, die Betroffenen<br />

zu unterstützen?<br />

Wie sollen die Patienten ihren Ängsten<br />

begegnen, die während der Therapie<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich immer wieder<br />

auftreten werden?<br />

Die Bewältigungsstrategien, die man gegen<br />

die Angst entwickeln kann, s<strong>in</strong>d ganz<br />

vielfältig. E<strong>in</strong> Beispiel: Viele Patienten haben<br />

Angst vor dem Tod. Wenn wir genauer<br />

h<strong>in</strong>sehen, ist es aber die Angst davor,<br />

dass sie irgendwo alle<strong>in</strong> sterben. Über den<br />

Tod zu sprechen hilft <strong>in</strong> dieser Situation.<br />

Es geht <strong>in</strong> den Gesprächen dann ganz<br />

konkret darum, sich die angstvollen oder<br />

die Angst auslösenden Situationen anzuschauen<br />

und Lösungen dafür zu entwickeln.<br />

Es gibt aber auch die andere Seite,<br />

das Ablenken und Verdrängen. Ablenken<br />

heißt: Ich möchte nicht darüber nachdenken,<br />

sterben müssen wir alle. Ich möchte<br />

nicht darüber sprechen, ich mache jetzt<br />

etwas Schönes. Zwischen der Konfrontation<br />

und dem Ablenken gibt es e<strong>in</strong> breites<br />

Spektrum. E<strong>in</strong>e Erkenntnis aus Studien<br />

ist: Je mehr Möglichkeiten e<strong>in</strong> Patient hat,<br />

je eher er se<strong>in</strong>e Strategie an e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Situation anpassen kann, desto besser.<br />

Menschen, die nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Strategie<br />

haben, kommen schlechter zurecht als solche,<br />

die zehn verschiedene Strategien kennen<br />

und je nach Situation unterschiedlich<br />

<strong>mit</strong> der Angst umgehen können.<br />

Angehörige möchten Patienten am<br />

liebsten alles abnehmen. Wie können<br />

sie ihrer Hilflosigkeit entgegentreten?<br />

Am besten, <strong>in</strong>dem sie es klären. E<strong>in</strong> guter<br />

Gesprächsauftakt <strong>mit</strong> dem Patienten<br />

könnte se<strong>in</strong>: „Ich sehe dich leiden und<br />

ich würde dir das am liebsten abnehmen.<br />

Aber ich weiß gar nicht, was ich für dich<br />

tun kann.“ Das eröffnet e<strong>in</strong> Gespräch darüber,<br />

wie der Angehörige dem Betroffenen<br />

wirklich helfen kann, und macht die<br />

Situation transparent. Angehörige haben<br />

das Gefühl, sie müssten dem Patienten<br />

jeden Wunsch von den Augen ablesen, sie<br />

dürften gar nicht fragen. Sie denken, sie<br />

müssten das ja alles wissen, weil sie schon<br />

seit zwanzig Jahren verheiratet s<strong>in</strong>d. Ich<br />

kann da nur immer wieder sagen: Fragen<br />

Sie das, was Sie beschäftigt. Br<strong>in</strong>gen Sie es<br />

auf den Tisch, denn das ist e<strong>in</strong>e komplett<br />

neue Situation für alle Beteiligten. Je mehr<br />

man spricht, desto unwahrsche<strong>in</strong>licher<br />

s<strong>in</strong>d Missverständnisse.<br />

20<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>


Was ist, wenn Patienten alles verdrängen<br />

und nicht über die Krankheit, ihre<br />

Gefühle und Ängste sprechen wollen?<br />

Oft kommen Paare, bei denen die Partner<br />

sehr unterschiedliche Strategien haben.<br />

Das ist manchmal hart. Grundsätzlich ist<br />

es für den Partner, der sich mehr Offenheit<br />

wünscht, der schwierigere Part. Denn<br />

dann beschreiten zwei Menschen zwei<br />

verschiedene Wege, obwohl sie sich <strong>in</strong> derselben<br />

Situation bef<strong>in</strong>den. Wer D<strong>in</strong>ge genauer<br />

wissen will und wer mehr Offenheit<br />

fordert, hat übrigens weniger etwas da<strong>mit</strong><br />

zu tun, ob jemand Betroffener oder Angehöriger<br />

ist: Es hängt mehr von Persönlichkeitsstrukturen<br />

und Vorerfahrungen ab.<br />

Wie wichtig ist Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach<br />

die eigene Willenskraft für den<br />

Therapieerfolg?<br />

Die eigene Willenskraft ist dann gefragt,<br />

wenn es darum geht, Erfolg versprechende<br />

Therapien durchzuhalten, aber auch,<br />

wenn es darum geht, e<strong>in</strong>e erfolglose Therapie<br />

abzubrechen. Eigene Willenskraft ist<br />

dabei ganz wichtig. Wir nennen das Ich-<br />

Stärke. Ich ermutige die Patienten immer,<br />

ganz offen <strong>mit</strong> ihrem Arzt zu sprechen.<br />

Dafür brauchen sie Ich-Stärke. Es gibt<br />

Patienten, die lassen e<strong>in</strong> bestimmtes Behandlungsschema<br />

bis zum Tod über sich<br />

ergehen, ohne das zu h<strong>in</strong>terfragen. Wenn<br />

Psycho-Onkologie e<strong>in</strong>es ist, dann Ich-Stärkung.<br />

Wir bemühen uns, den Patienten<br />

Raum und Unterstützung zu geben, da<strong>mit</strong><br />

sie sich darüber klar werden, was sie <strong>in</strong><br />

dieser außergewöhnlichen Situation persönlich<br />

und auch mediz<strong>in</strong>isch möchten.<br />

Da<strong>mit</strong> sie Herr des Prozesses bleiben?<br />

Richtig. Körperlich s<strong>in</strong>d sie es sowieso<br />

nicht. Umso wichtiger ist daher, dass sie es<br />

psychisch werden – dieses Grundpr<strong>in</strong>zip<br />

steht dah<strong>in</strong>ter. Wenn ich schon den Tod<br />

nicht vermeiden kann, dann möchte ich<br />

zum<strong>in</strong>dest das Sterben bestimmen. Mit<br />

Sterben me<strong>in</strong>e ich: wie, wo, unter welchen<br />

Umständen, nach welchen Prozessen und<br />

nach welchen Gesprächen?<br />

Wie verändert die Krebserkrankung<br />

e<strong>in</strong>en Menschen?<br />

Aus me<strong>in</strong>er Erfahrung verändert sie die<br />

allermeisten. Die Erkrankung führt bei<br />

vielen zu e<strong>in</strong>er Bilanz ihres bisherigen und<br />

e<strong>in</strong>er Neuausrichtung des weiteren <strong>Leben</strong>s.<br />

Das ist so etwas wie e<strong>in</strong> Stoppschild,<br />

an dem man e<strong>in</strong>mal zurück-, e<strong>in</strong>mal nach<br />

vorne blickt und überlegt: Was ist wirklich<br />

wichtig <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em <strong>Leben</strong>? Dieser Prozess<br />

greift unterschiedlich tief. Bei manchen<br />

Menschen hält er e<strong>in</strong> paar Tage an und<br />

geht dann wieder vorüber. Bei anderen<br />

führt er zu großen Umbrüchen – ob es Beziehungen<br />

<strong>in</strong> ihrer Umgebung, berufliche<br />

D<strong>in</strong>ge oder die Prioritäten <strong>in</strong> ihrem <strong>Leben</strong><br />

betrifft. Es gibt e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Menschen,<br />

die verändern durch e<strong>in</strong>e Krebserkrankung<br />

e<strong>in</strong>e Menge. Was sich aber auf<br />

jeden Fall verändert, ist die Sensibilität<br />

für Leid. Fast alle Menschen erleben Leid<br />

bei sich und ihren Mitmenschen nach e<strong>in</strong>er<br />

Krebserkrankung anders. Sie s<strong>in</strong>d viel<br />

<strong>mit</strong>fühlender, wenn es um schmerzvolle<br />

Erlebnisse geht.<br />

Die Erkrankung führt<br />

zu e<strong>in</strong>er Bilanz des<br />

bisherigen <strong>Leben</strong>s.<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 21


Diagnoseverfahren<br />

Bezeichnung<br />

Untersuchungstechnik<br />

Röntgenaufnahme<br />

des Brustkorbs<br />

Mithilfe von Röntgenstrahlen werden Aufnahmen des Brustkorbs erstellt.<br />

Ultraschall-<br />

Untersuchung<br />

Sonografie<br />

E<strong>in</strong>e Ultraschalluntersuchung führen die Mediz<strong>in</strong>er durch, um festzustellen, wo der Tumor<br />

sich bef<strong>in</strong>det, wie weit er sich ausgebreitet und ob er benachbarte Lymphknoten befallen<br />

hat. Der Ultraschallkopf sendet Wellen <strong>in</strong> den Körper. Sie werden von verschiedenen<br />

Geweben <strong>in</strong> unterschiedlichem Umfang „verschluckt“ oder zurückgeworfen. Aus den<br />

zurückgeworfenen Schallwellen, die wieder im Ultraschallkopf ankommen, errechnet e<strong>in</strong><br />

Computer Bilder, die das geschallte Gewebe darstellen.<br />

Computertomografie<br />

CT<br />

Die Computertomografie wird ergänzend zur Ultraschalluntersuchung e<strong>in</strong>gesetzt. Mithilfe<br />

der CT bestimmen die Ärzte die exakte Ausbreitung des Tumors. Sie können auf den<br />

Untersuchungsbildern erkennen, ob der Tumor bereits andere Organe befallen oder<br />

Metastasen gebildet hat. Vor der Computertomografie erhält der Patient e<strong>in</strong> Kontrast<strong>mit</strong>tel.<br />

Während der Untersuchung kreisen e<strong>in</strong>e Röntgenröhre und Detektoren um den auf<br />

dem CT-Untersuchungstisch liegenden Patienten. Aus den gewonnenen Daten errechnet<br />

e<strong>in</strong> Computer <strong>in</strong> kürzester Zeit Querschnittsbilder, die über das Körper<strong>in</strong>nere und über<br />

krankhafte Prozesse detailgetreu <strong>in</strong>formieren.<br />

Das Verfahren nutzt starke Magnetfelder, um dreidimensionale Abbildungen des Körpers<br />

zu erstellen. Bei der Diagnose von <strong>Lungenkrebs</strong> wird die MRT hauptsächlich für die Suche<br />

nach Tumorabsiedlungen im Gehirn genutzt. Ähnlich wie bei der Computertomografie<br />

liegt der Patient auch hier auf e<strong>in</strong>er Liege und wird langsam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en röhrenförmigen oder<br />

– beim offenen Kernsp<strong>in</strong>tomografen – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en hufeisenförmigen Magneten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>bewegt.<br />

Dieses Verfahren setzen Ärzte auch vor e<strong>in</strong>er Operation e<strong>in</strong>, um den Tumor gegenüber<br />

anderen Körperregionen (z. B. Herzbeutel, Gefäße, Rückenmarkskanal) abzugrenzen.<br />

Magnetresonanztomografie<br />

MRT, Kernsp<strong>in</strong>tomografie<br />

Positronen-Emissions-<br />

Tomografie<br />

PET<br />

Mithilfe der PET wird die Verteilung des Tracers im menschlichen Körper aufgezeichnet.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Tracer (engl. Trace = Spur) handelt es sich um e<strong>in</strong> radioaktiv markiertes<br />

Zuckermolekül. Da Krebszellen e<strong>in</strong>en deutlich erhöhten Zuckerbedarf haben, reichert sich<br />

der Tracer vor allem <strong>in</strong> den Tumorzellen an. Der Krebs hebt sich so im späteren PET-Bild<br />

farblich vom gesunden Gewebe ab. Dem Patienten wird der Tracer <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Zuckerlösung<br />

zugeführt. Die Zuckermoleküle verteilen sich <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Stunde im Körper<br />

und erreichen das Zielgewebe. Während der Untersuchung wird der Patient schrittweise<br />

durch den Scanner-R<strong>in</strong>g gefahren und se<strong>in</strong> gesamter Körper aufgenommen. Anhand der<br />

Anreicherung des Tracers errechnet e<strong>in</strong> Computer anschließend e<strong>in</strong> komplexes Bild<br />

der Tracerverteilung.<br />

22<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>


Vorteile<br />

Nachteile<br />

Das Verfahren bietet e<strong>in</strong>en ersten Überblick über das<br />

Krankheitsgeschehen. Die Strahlenbelastung ist ger<strong>in</strong>g.<br />

Auf Röntgenbildern s<strong>in</strong>d nur Tumore ab etwa e<strong>in</strong>em<br />

Zentimeter Durchmesser als runde Herde erkennbar.<br />

Die Sonografie ist allgeme<strong>in</strong> frei von Neben wirkungen<br />

und Risiken.<br />

E<strong>in</strong>e Voraussetzung für diese Untersuchung ist, dass im<br />

untersuchten Gewebe Flüssigkeit enthalten se<strong>in</strong> muss.<br />

Luftgefüllte Hohlräume wie die Lunge können daher<br />

<strong>mit</strong> dem Ultraschallkopf nur <strong>in</strong> begrenztem Maße<br />

untersucht und beurteilt werden.<br />

Die CT-Untersuchung ist schmerzfrei und besitzt große<br />

Aussagekraft, da das dreidimensionale Bild die exakte<br />

Lage, Größe und Absiedlungen des Tumors <strong>in</strong> benachbarten<br />

Körperregionen (Lymphknoten) zeigt. Verschiedene<br />

Gewebearten wie Knochen, Muskeln oder Fett stellt das<br />

Verfahren gut dar. Im Gegensatz zum Röntgen kommt es<br />

dabei nicht zu e<strong>in</strong>er Überlagerung von Gewebe.<br />

Das Verfahren weist e<strong>in</strong>e höhere Strahlenbelastung als<br />

das Röntgen auf. In seltenen Fällen reagieren Patienten<br />

überempf<strong>in</strong>dlich auf das Kontrast<strong>mit</strong>tel, das bei der<br />

Untersuchung e<strong>in</strong>gesetzt wird.<br />

Die MRT bietet gegenüber anderen bildgebenden Verfahren<br />

e<strong>in</strong>e bessere Darstellbarkeit der Organe und ist nach<br />

dem heutigen Stand der Wissenschaft ohne Risiko für<br />

den Patienten.<br />

In luftgefüllten Bereichen wie der Lunge oder auch<br />

<strong>in</strong> Strukturen <strong>mit</strong> ger<strong>in</strong>gem Wassergehalt (Knochen)<br />

erzielt das Verfahren ke<strong>in</strong>e gute Darstellung.<br />

Für Patienten <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Herzschrittmacher oder Metallimplantaten<br />

ist e<strong>in</strong>e Magnetresonanztomografie nicht<br />

geeignet, da das magnetische Strahlungsfeld e<strong>in</strong>en<br />

ungünstigen E<strong>in</strong>fluss darauf haben kann.<br />

Die Positronen-Emissions-Tomografie gilt als die modernste<br />

und sicherste Methode, um Tumore und Metastasen<br />

aufzuspüren. Die Strahlenbelastung ist nur halb so hoch<br />

wie bei der CT und bereits nach wenigen Stunden nicht<br />

mehr nachweisbar. Der radioaktive Zucker (Tracer) besitzt<br />

e<strong>in</strong>e kurze Halbwertszeit (zwischen wenigen M<strong>in</strong>uten und<br />

zwei Stunden), hat ke<strong>in</strong>e medikamentöse Wirkung und löst<br />

ke<strong>in</strong>e Nebenwirkungen aus. E<strong>in</strong> Großteil der Radioaktivität<br />

wird später über den Ur<strong>in</strong> ausgeschieden.<br />

Im Gegensatz zur Computer- oder Magnetresonanztomografie<br />

ist e<strong>in</strong>e Darstellung von Strukturen bei der<br />

Positronen-Emissions-Tomografie nicht möglich.<br />

Komb<strong>in</strong>iert <strong>mit</strong> der Computertomografie ist die<br />

Positronen-Emissions-Tomografie jedoch wesentlich<br />

präziser. Das Verfahren dauert <strong>in</strong>sgesamt zwischen 30<br />

und 90 M<strong>in</strong>uten.<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 23


Diagnoseverfahren<br />

Bezeichnung<br />

Untersuchungstechnik<br />

Mikroskopische Untersuchung<br />

des Auswurfs<br />

Sputum<br />

Auswurf (Sputum), der beim Husten abgegeben wird, enthält Zellen, die sich von der<br />

Schleimhaut der Bronchien oder anderen Bereichen der Lunge abgelöst haben. Liegt <strong>Lungenkrebs</strong><br />

vor, bef<strong>in</strong>den sich möglicherweise Tumorzellen im Auswurf. Um e<strong>in</strong>e Diagnose<br />

zu stellen, werden Proben von m<strong>in</strong>destens drei verschiedenen Tagen im Labor untersucht.<br />

Spiegelung der Atemwege<br />

<strong>mit</strong> Entnahme<br />

von Gewebe<br />

Bronchoskopie <strong>mit</strong><br />

Biopsie<br />

Da<strong>mit</strong> die Untersuchung schmerzfrei ist, erhält der Patient vor der Bronchoskopie e<strong>in</strong> Betäubungs<strong>mit</strong>tel:<br />

Er <strong>in</strong>haliert e<strong>in</strong> lokales Narkosemedikament, alternativ wird es ihm <strong>in</strong> den<br />

Rachen gesprüht. Während des Verfahrens schiebt der Arzt dem Patienten das Bronchoskop,<br />

e<strong>in</strong>en biegsamen, bleistiftdicken Schlauch, <strong>in</strong> Rückenlage durch Nase oder Mund <strong>in</strong><br />

den Kehlkopf, die Luftröhre und schließlich <strong>in</strong> die großen und <strong>mit</strong>tleren Bronchien. Ziel ist<br />

es, Gewebeproben aus dem verdächtigen Bereich zu entnehmen.<br />

Gewebeentnahme<br />

durch die Brustwand<br />

Fe<strong>in</strong>nadelbiopsie<br />

Bei der Fe<strong>in</strong>nadelbiopsie handelt es sich um e<strong>in</strong> Diagnoseverfahren, bei dem für e<strong>in</strong>e<br />

mikroskopische Untersuchung Zellen aus der Lunge entnommen werden. Der Mediz<strong>in</strong>er<br />

schiebt dabei e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Nadel durch die Brustwand <strong>in</strong> den verdächtigen Bereich. Durch<br />

Unterdruck wird dann Gewebe angesaugt. Die Untersuchung erfolgt unter örtlicher Betäubung<br />

und computertomografischer Kontrolle.<br />

Mediast<strong>in</strong>oskopie<br />

MSK<br />

Unter Vollnarkose wird bei e<strong>in</strong>er Mediast<strong>in</strong>oskopie der zwischen beiden Lungenflügeln<br />

gelegene Mittelfellraum (Mediast<strong>in</strong>um) untersucht. Dabei legt der Arzt e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Hautschnitt oberhalb des Brustbe<strong>in</strong>s an und führt e<strong>in</strong> spezielles optisches Instrument<br />

(Mediast<strong>in</strong>oskop) h<strong>in</strong>ter dem Brustbe<strong>in</strong> und vor der Luftröhre e<strong>in</strong>. Mithilfe des Instruments<br />

entnimmt er Gewebeproben von Lymphknoten, aber auch von anderem Gewebe.<br />

Bei bereits nachgewiesenem <strong>Lungenkrebs</strong> erfolgt die Mediast<strong>in</strong>oskopie ohne H<strong>in</strong>weis auf<br />

Fernmetastasen. Mit der Untersuchung überprüfen die Mediz<strong>in</strong>er, ob die angrenzenden<br />

Lymphknoten tumorfrei s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e Operation möglich ist.<br />

24<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong>


Vorteile<br />

Nachteile<br />

Die mikroskopische Untersuchung ist wenig aufwändig<br />

und erlaubt unter Umständen, den Typ des <strong>Lungenkrebs</strong>es<br />

genauer zu bestimmen.<br />

Das Verfahren ist nur wenig aussagekräftig: F<strong>in</strong>den<br />

sich ke<strong>in</strong>e Krebszellen im Auswurf, ist <strong>Lungenkrebs</strong><br />

da<strong>mit</strong> noch nicht ausgeschlossen.<br />

Um <strong>Lungenkrebs</strong> zu diagnostizieren, ist die Bronchoskopie<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung <strong>mit</strong> der Gewebeprobe (Biopsie) e<strong>in</strong>e der<br />

wichtigsten Untersuchungsmethoden.<br />

Mit diesem Verfahren können Ärzte feststellen, ob das<br />

Gewebe gut- oder bösartig ist und um welchen Typ von<br />

<strong>Lungenkrebs</strong> es sich handelt.<br />

Bei der Bronchoskopie haben die Ärzte lediglich die<br />

Möglichkeit, die beiden Bronchialäste, nicht aber die<br />

komplette Lunge zu untersuchen. Kle<strong>in</strong>e Verästelungen<br />

können sie ebenso wenig e<strong>in</strong>sehen wie die oberen<br />

Lungenspitzen.<br />

Anhand der Gewebeproben (Biopsie) können die Mediz<strong>in</strong>er<br />

feststellen, ob das Gewebe gut- oder bösartig ist und<br />

um welchen Typ von <strong>Lungenkrebs</strong> es sich handelt.<br />

Wie bei jedem E<strong>in</strong>griff besteht die Gefahr e<strong>in</strong>er Infektion.<br />

Das Risiko ist aufgrund der sehr dünnen Nadel<br />

aber ger<strong>in</strong>g.<br />

Da der Lymphknotenbefall entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Therapie hat – <strong>in</strong>sbesondere beim nicht-kle<strong>in</strong>zelligen Bronchialkarz<strong>in</strong>om<br />

–, wird <strong>in</strong> den meisten Kl<strong>in</strong>iken vor der eigentlichen<br />

Tumorentfernung e<strong>in</strong>e Mediast<strong>in</strong>oskopie durchgeführt.<br />

Denn nur <strong>mit</strong>tels dieser Untersuchung lässt sich<br />

e<strong>in</strong> Befall der Lymphknoten verlässlich diagnostizieren.<br />

Bei diesem Verfahren handelt es sich um e<strong>in</strong>e Schlüssellochuntersuchung,<br />

die unter Vollnarkose stattf<strong>in</strong>det.<br />

Wie bei jedem derartigen E<strong>in</strong>griff besteht die Gefahr<br />

e<strong>in</strong>er Infektion.<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 25


Beurteilung des<br />

Tumorwachstums<br />

Therapien für <strong>Lungenkrebs</strong>patienten<br />

Zahlreiche Details bestimmen die Therapieform, die bei der Krebsbehandlung zur<br />

Anwendung kommt. Sie hängt vom Krebstyp, dem Krankheitsstadium und der allgeme<strong>in</strong>en<br />

Verfassung des Patienten ab. Da <strong>Lungenkrebs</strong> <strong>in</strong> verschiedenen bösartigen Formen<br />

<strong>mit</strong> unterschiedlichem Rückfallrisiko auftreten kann, benötigt jeder Tumor e<strong>in</strong>e<br />

spezifische Therapie.<br />

Jeder Tumor<br />

benötigt e<strong>in</strong>e<br />

spezifische<br />

Therapie.<br />

Von der Größe des Tumors hängt ab, ob und wie viel Gewebe im Rahmen e<strong>in</strong>er Operation<br />

entfernt werden kann, ob komb<strong>in</strong>ierte Behandlungen das Mittel der Wahl s<strong>in</strong>d<br />

und <strong>mit</strong> welchen Nebenwirkungen im Rahmen e<strong>in</strong>er Therapie zu rechnen ist. Dabei ist<br />

ausschlaggebend, wo sich der Tumor <strong>in</strong> der Lunge bef<strong>in</strong>det: Wächst er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em oder<br />

mehreren Lungenlappen? Oder tritt er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganzen Lungenflügel auf? Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

klären die Ärzte ab, ob der Tumor bereits Lymphknoten angegriffen oder <strong>in</strong> anderen<br />

Organen Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat. Neben diesen Fragen ist die<br />

Entscheidung für oder gegen e<strong>in</strong>e Therapie auch vom Alter und vom Allgeme<strong>in</strong>zustand<br />

des Patienten abhängig. Daher untersuchen die Mediz<strong>in</strong>er immer den gesamten Körper,<br />

bevor sie sich festlegen. Mit Bluttests prüfen sie die Nieren- und Leberfunktion, die Ger<strong>in</strong>nung<br />

und die Blutbildung. Darüber h<strong>in</strong>aus suchen sie im Körper <strong>mit</strong>hilfe bildgebender<br />

Verfahren nach Metastasen. Mit speziellen, sehr schwach radioaktiven Substanzen<br />

überprüfen die Ärzte zusätzlich, ob <strong>in</strong> den Knochen Tochtergeschwülste vorhanden s<strong>in</strong>d<br />

(Sz<strong>in</strong>tigrafie). Außerdem wird die Herz- und Lungenfunktion des Betroffenen gemessen.<br />

Bei der Untersuchung kommt es vor allem auf die Lungenfunktion des gesunden Teils<br />

der Lunge an – also auf den Abschnitt, der bei der Behandlung geschont werden soll.<br />

Denn dieser Teil muss später die komplette Atmung übernehmen können. E<strong>in</strong>e weitere<br />

übliche Untersuchung ist der Endobronchiale Ultraschall (EBUS). Bei dieser Untersuchung<br />

komb<strong>in</strong>ieren die Mediz<strong>in</strong>er die Bronchoskopie <strong>mit</strong> dem Ultraschall, <strong>in</strong>dem<br />

am Ende des verwendeten Bronchoskops e<strong>in</strong> Ultraschallkopf e<strong>in</strong>geführt wird. Auf diese<br />

Weise können Lymphknoten im Mediast<strong>in</strong>um sichtbar gemacht und punktiert werden.<br />

Für die Behandlung<br />

von <strong>Lungenkrebs</strong><br />

gibt es verschiedene<br />

Therapieansätze.<br />

Grundsätzlich stehen bei <strong>Lungenkrebs</strong> die gleichen Therapien zur Auswahl wie bei anderen<br />

Krebserkrankungen: Operation, Bestrahlung und medikamentöse Therapie bilden<br />

dabei die wichtigsten Säulen der Behandlung. Bei nicht-kle<strong>in</strong>zelligem <strong>Lungenkrebs</strong> verspricht<br />

die Operation nach wie vor den bestmöglichen Erfolg. Leider können nur etwa<br />

20 Prozent der Patienten operiert werden, da bei den anderen 80 Prozent die Erkrankung<br />

entweder zu weit fortgeschritten ist oder der allgeme<strong>in</strong>e Gesundheitszustand des Patien-<br />

26<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?


ten e<strong>in</strong>e Operation nicht erlaubt. In diesem Fall greifen die Ärzte auf die Strahlentherapie<br />

zurück. Neue Hoffnungen bei der Behandlung des nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong>es<br />

geben moderne Therapien, die gezielt <strong>in</strong> die Wachstumssteuerung von Krebszellen e<strong>in</strong>greifen<br />

( ab S. 34).<br />

Sobald die Untersuchungsergebnisse vorliegen, bespricht der Mediz<strong>in</strong>er <strong>mit</strong> Ihnen die<br />

<strong>in</strong>frage kommenden Therapien. Für welche Behandlung Sie sich dann geme<strong>in</strong>sam entscheiden,<br />

hängt auch davon ab, ob e<strong>in</strong>e Heilung möglich ist. Informieren Sie sich deshalb<br />

genau über den Befund, die verschiedenen Therapieformen e<strong>in</strong>schließlich ihrer Nebenwirkungen<br />

sowie über die Heilungschancen. Versuchen Sie möglichst offen <strong>mit</strong> Ihrem<br />

Arzt zu sprechen, da<strong>mit</strong> er die Maßnahmen auf Ihre Bedürfnisse abstimmen kann. Vielen<br />

Betroffenen hilft es, dabei e<strong>in</strong>en vertrauten Menschen an ihrer Seite zu wissen und<br />

die umfangreichen Informationen der Ärzte zu zweit aufzunehmen, um sie später besprechen<br />

zu können.<br />

Die <strong>Leben</strong>squalität ist<br />

für die Planung der<br />

Therapie entscheidend.<br />

Kurative oder<br />

palliative Therapie?<br />

Die Behandlungsziele s<strong>in</strong>d entscheidend<br />

Die Entscheidung für e<strong>in</strong>e bestimmte Behandlung hängt vor allem von den Therapiezielen<br />

ab: Besteht grundsätzlich die Chance auf Heilung oder soll die Therapie für e<strong>in</strong><br />

möglichst langes und weitgehend beschwerdefreies <strong>Leben</strong> sorgen? Die Mediz<strong>in</strong>er sprechen<br />

hier auch von kurativen und palliativen Behandlungszielen. Kurative Behandlung<br />

bedeutet, dass die Therapie zum Ziel hat, den Patienten zu heilen. Diese Aussicht besteht<br />

häufig dann, wenn der Tumor vollständig entfernt oder zerstört werden kann.<br />

Besteht die Chance<br />

auf Heilung?<br />

Unter palliativer Behandlung versteht man die ganzheitliche und umfassende Therapie<br />

von Menschen, die aufgrund e<strong>in</strong>er Krankheit e<strong>in</strong>e begrenzte <strong>Leben</strong>serwartung haben. In<br />

diesem Fall versuchen die Ärzte das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und<br />

die Auswirkungen der Krankheit zu l<strong>in</strong>dern. So kann zum Beispiel e<strong>in</strong> Tumor, der auf e<strong>in</strong><br />

anderes Organ drückt und Schmerzen verursacht, durch e<strong>in</strong>e Operation, Chemo- oder<br />

Strahlentherapie verkle<strong>in</strong>ert und so<strong>mit</strong> der Druck verm<strong>in</strong>dert werden.<br />

Mit Bestrahlungen lassen sich Knochenmetastasen zurückdrängen, um das Risiko e<strong>in</strong>es<br />

Knochenbruchs zu senken und Schmerzen zu verr<strong>in</strong>gern. Auch bei Hirnmetastasen<br />

wenden Mediz<strong>in</strong>er beim kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> die Strahlentherapie an, da die<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 27


Chemotherapie <strong>in</strong> der Regel die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann und so<strong>mit</strong><br />

wirkungslos bleibt.<br />

Palliativmediz<strong>in</strong> ist<br />

ke<strong>in</strong>e Sterbehilfe.<br />

Häufig wird die Palliativmediz<strong>in</strong> fälschlicherweise als Sterbehilfe verstanden. Doch das<br />

Gegenteil ist der Fall. Bei der palliativen Behandlung geht es darum, dem Patienten die<br />

verbleibende <strong>Leben</strong>szeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Dabei nutzt die palliative<br />

Therapie mediz<strong>in</strong>ische, pflegerische, psychologische und seelsorgerische Möglichkeiten,<br />

um Beschwerden zu verr<strong>in</strong>gern. Zum palliativen Spektrum gehören deshalb:<br />

• die Behandlung tumorbed<strong>in</strong>gter Komplikationen und Beschwerden,<br />

• die Schmerztherapie,<br />

• die psychosoziale Beratung oder Betreuung des Patienten, beispielsweise im Rahmen<br />

von Selbsthilfegruppen oder speziellen psychosozialen E<strong>in</strong>richtungen.<br />

„Ke<strong>in</strong>e unnötige Angst vor Schmerz<strong>mit</strong>teln“<br />

Dr. med. Sylvia Gütz<br />

ist kommissarische<br />

Chefärzt<strong>in</strong> der<br />

Robert-Koch-Kl<strong>in</strong>ik<br />

<strong>in</strong> Leipzig.<br />

Man unterscheidet zwischen kurativen und palliativen Behandlungszielen.<br />

Was bedeutet das konkret für die Erkrankung <strong>Lungenkrebs</strong>?<br />

Bei der Mehrheit der Patienten, die an <strong>Lungenkrebs</strong> erkrankt s<strong>in</strong>d, hat der Tumor zum Zeitpunkt der<br />

Diagnose bereits e<strong>in</strong> Stadium erreicht, <strong>in</strong> dem nur noch e<strong>in</strong> palliativer Therapieansatz <strong>in</strong>frage kommt.<br />

Das heißt, nicht die Heilung des Patienten ist das Therapieziel, sondern die L<strong>in</strong>derung von Beschwerden<br />

steht dann im Vordergrund. Eher bei dem kle<strong>in</strong>eren Anteil der Patienten wird der Tumor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

so frühen Stadium diagnostiziert, dass er kurativ, also <strong>mit</strong> dem Ziel der Heilung, zu behandeln ist.<br />

Viele Krebspatienten haben Angst vor starken Schmerzen und anderen Beschwerden. Was<br />

gibt es für Möglichkeiten der Vorbeugung bzw. der Behandlung?<br />

Die Behandlung von Schmerzen ist e<strong>in</strong>es der wesentlichen palliativen Therapieziele – neben der<br />

<strong>Leben</strong>sverlängerung. Bei <strong>Lungenkrebs</strong> treten neben den tumorbed<strong>in</strong>gten Schmerzen häufig auch<br />

Luftnot und e<strong>in</strong> schmerzhafter Husten auf. Hier s<strong>in</strong>d beispielsweise die Chemotherapie oder e<strong>in</strong>e<br />

Strahlentherapie geeignet, die Schmerzen zu l<strong>in</strong>dern. Außerdem kommen immer auch allgeme<strong>in</strong>e<br />

unterstützende, so genannte supportive Maßnahmen wie Schmerz<strong>mit</strong>telgaben, Sauerstofftherapie<br />

oder Zusatznahrung zur Anwendung – und nicht zuletzt besteht das Angebot e<strong>in</strong>er psychoonkologischen<br />

Betreuung.<br />

28<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?


Die Schmerztherapie spielt <strong>in</strong> der Palliativmediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Rolle. Denn gerade bei<br />

<strong>Lungenkrebs</strong> im fortgeschrittenen Stadium s<strong>in</strong>d Schmerzen und Atemnot häufig besonders<br />

belastend und erschweren das <strong>Leben</strong> der Betroffenen. Falls die Ärzte die Schmerzursache<br />

– den Tumor oder se<strong>in</strong>e Metastasen – nicht entfernen können, ist e<strong>in</strong>e schmerzl<strong>in</strong>dernde<br />

Therapie (analgetische Therapie) die beste Behandlung. Die Mediz<strong>in</strong>er stimmen<br />

die Therapie dann auf die Schmerzen des Patienten ab.<br />

Die Therapie wird auf<br />

die Schmerzen des<br />

Patienten abgestimmt.<br />

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Krebspatienten ihre Medikamente nicht erst e<strong>in</strong>nehmen,<br />

wenn die Schmerzen wieder auftreten. Das heißt, e<strong>in</strong> bestimmter „Medikamenten-Pegel“<br />

sollte konstant aufrechterhalten werden, da<strong>mit</strong> die Betroffenen nicht unnötig<br />

Schmerzen erleiden. Aus diesem Grund sollten Patienten die Medikamente regelmäßig<br />

und der jeweiligen Stärke ihrer Schmerzen entsprechend e<strong>in</strong>nehmen. Dabei haben die<br />

Ärzte heute verschiedene Möglichkeiten, Schmerzmedikamente zu verabreichen: Pflaster,<br />

Tabletten, Pumpen, Spritzen, Infusionen etc.<br />

Wann setzen Sie die Schmerztherapie e<strong>in</strong>?<br />

Möglichst frühzeitig. Denn die L<strong>in</strong>derung tumorbed<strong>in</strong>gter Schmerzen ist entscheidend für e<strong>in</strong>e gute<br />

<strong>Leben</strong>squalität. Wenn die Ärzte den Tumor beispielsweise durch e<strong>in</strong>e Chemotherapie, Strahlentherapie<br />

oder durch e<strong>in</strong>e Operation verkle<strong>in</strong>ern oder se<strong>in</strong> Wachstum stoppen können, ist es immer möglich, die<br />

Medikamente anders zu dosieren oder – wenn die Schmerzen nicht mehr vorhanden s<strong>in</strong>d – abzusetzen.<br />

Außerdem macht e<strong>in</strong>e Schmerztherapie andere Behandlungen wie beispielsweise e<strong>in</strong>e effektive<br />

Atem- oder Physiotherapie überhaupt erst möglich.<br />

Oft befürchten Patienten, von starken Schmerzmedikamenten abhängig zu werden.<br />

Ist diese Angst begründet?<br />

Ne<strong>in</strong>. Moderne Schmerz<strong>mit</strong>tel, selbst Opioide, verursachen ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit, sofern sie richtig<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Auch die Sorge, dass durch e<strong>in</strong>e zunehmende Gewöhnung bei fortschreitender<br />

Erkrankung ke<strong>in</strong>e ausreichende Wirkung mehr erzielt werden könne, ist unberechtigt.<br />

Viele Patienten versuchen, die Schmerzen so lange wie möglich auszuhalten.<br />

Was raten Sie den Betroffenen <strong>in</strong> diesem Fall?<br />

Das ist der absolut falsche Weg. Über längere Zeit nicht ausreichend behandelte Schmerzen prägen<br />

sich im Gedächtnis e<strong>in</strong>, machen den Betroffenen empf<strong>in</strong>dlicher und lassen sich schwerer behandeln.<br />

E<strong>in</strong>e gute analgetische Therapie wirkt zu e<strong>in</strong>em früheren Zeitpunkt nämlich wesentlich besser als<br />

dann, wenn der Schmerz bereits überhandnimmt.<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 29


Operation<br />

Entfernung des Tumors<br />

Ziel der Operation:<br />

E<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Atemfunktion muss<br />

erhalten bleiben.<br />

Den Tumor durch e<strong>in</strong>e Operation zu entfernen, ist e<strong>in</strong>e der wirkungsvollsten Therapien<br />

– vor allem beim nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong>. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass<br />

der Tumor noch nicht zu groß ist und ke<strong>in</strong>e Tochtergeschwülste <strong>in</strong> anderen Organen gebildet<br />

hat. In frühen Krankheitsstadien besteht das Ziel der Operation dar<strong>in</strong>, den Tumor<br />

vollständig zu entfernen. Hat er sich bereits <strong>in</strong> mehreren Lungenlappen ausgebreitet,<br />

entfernen die Chirurgen manchmal – unter sorgfältiger Abwägung der Risiken – auch<br />

e<strong>in</strong>en ganzen Lungenflügel. Dabei schneiden sie rund um den Tumor immer auch e<strong>in</strong>en<br />

Teil des gesunden Gewebes heraus: Die Ärzte wollen sichergehen, dass sich ke<strong>in</strong>e<br />

Krebszellen mehr <strong>in</strong> der Lunge bef<strong>in</strong>den. Um die Funktionsfähigkeit der Lunge zu erhalten,<br />

sollte der Verlust des gesunden Lungengewebes dabei so ger<strong>in</strong>g wie möglich se<strong>in</strong>.<br />

Die Chirurgen können den Lungentumor jedoch nur dann operativ entfernen, wenn<br />

die verbleibende Lunge e<strong>in</strong>en ausreichenden Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid<br />

gewährleistet. Das heißt, e<strong>in</strong>e ausreichende Atemfunktion des Patienten muss<br />

erhalten bleiben.<br />

Auch das Allgeme<strong>in</strong>bef<strong>in</strong>den und Alter des Patienten spielen bei der Entscheidung für<br />

oder gegen e<strong>in</strong>e Operation e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. So s<strong>in</strong>d im Vorfeld auch die Folgen für<br />

andere Organe wie Nieren und Herz sowie die Atemfähigkeit zu bedenken. E<strong>in</strong> bereits<br />

geschwächtes Herz oder bestimmte Vorerkrankungen können e<strong>in</strong>em operativen E<strong>in</strong>griff<br />

entgegenstehen. In diesem Fall s<strong>in</strong>d die Ärzte gezwungen, auf alternative Therapien zurückzugreifen,<br />

vorrangig auf die Strahlentherapie.<br />

Beschwerden nach<br />

der Operation<br />

Die chirurgische Entfernung e<strong>in</strong>es Lungentumors ist e<strong>in</strong> großer E<strong>in</strong>griff, dessen Folgen<br />

von se<strong>in</strong>em Ausmaß abhängen. Nach der Operation können dem Betroffenen Bewegungen<br />

des Oberkörpers, Husten und tiefes Atmen schwerfallen. E<strong>in</strong>ige Patienten verspüren<br />

nach dem E<strong>in</strong>griff auch Schmerzen oder Schwäche <strong>in</strong> Brust und Armen sowie Atemnot.<br />

In der Regel erholen sie sich jedoch bald weitestgehend.<br />

Entnehmen die Ärzte e<strong>in</strong>en ganzen Lungenflügel, ist die allgeme<strong>in</strong>e Leistungsfähigkeit<br />

des Körpers zunächst e<strong>in</strong>geschränkt. Im Laufe der Zeit verbessert sie sich aber wieder, da<br />

der verbliebene Lungenflügel die Funktion von ehemals zweien zum großen Teil übernehmen<br />

kann. Inwieweit die Betroffenen <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, ihre körperliche Leistungsfähigkeit<br />

wiederherzustellen, hängt von ihrem Alter und der erhaltenen Atemfunktion ab.<br />

Regelmäßige Atemübungen s<strong>in</strong>d dabei e<strong>in</strong>e wirkungsvolle Unterstützung ( S. 46).<br />

30<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?


Bestrahlung<br />

Ablauf der Strahlentherapie<br />

Die Strahlentherapie ist Bestandteil sowohl der kurativen als auch der palliativen Therapie.<br />

Kann e<strong>in</strong> Lungentumor durch e<strong>in</strong>e Operation gar nicht oder nur unvollständig<br />

entfernt werden oder lässt der schlechte Allgeme<strong>in</strong>zustand des Patienten e<strong>in</strong>e Chemotherapie<br />

nicht zu, setzen die Mediz<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Regel die Strahlentherapie e<strong>in</strong>. Aber auch<br />

dann, wenn die Gefahr besteht, dass bei e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>griff lebenswichtige Organe verletzt<br />

werden oder e<strong>in</strong> zu großer Teil der Lunge entfernt werden müsste, greifen die Ärzte auf<br />

die Strahlentherapie zurück. Daneben wird die Strahlentherapie auch präventiv angewendet.<br />

Beim kle<strong>in</strong>zelligen Bronchialkarz<strong>in</strong>om beispielsweise wird nach wirkungsvoller<br />

Chemotherapie häufig auch der Kopf bestrahlt, um Metastasen im Gehirn vorzubeugen.<br />

Wann hilft e<strong>in</strong>e<br />

Strahlenbehandlung?<br />

Während der Strahlentherapie werden die Tumorzellen <strong>mit</strong> energiereichen elektromagnetischen<br />

Wellen zielgenau von außen bestrahlt, um sie abzutöten. Dabei schädigen<br />

die Strahlen die Erbsubstanz der Krebszellen, sodass sie sich nicht mehr teilen<br />

können und absterben. Sitzt der Tumor besonders tief im Körper, führt der Weg der<br />

Strahlen zwangsläufig auch durch gesundes Gewebe. Anders jedoch als Krebszellen<br />

erholen sich die gesunden Zellen größtenteils wieder. Um das gesunde Gewebe<br />

nicht zu überlasten, f<strong>in</strong>det die Bestrahlung <strong>in</strong> vielen Abschnitten statt. Dabei ist die<br />

Dosis jeweils sehr ger<strong>in</strong>g und die e<strong>in</strong>zelnen Sitzungen dauern nur wenige M<strong>in</strong>uten.<br />

Im Gegensatz zur Chemotherapie handelt es sich bei der Bestrahlung, ähnlich wie bei<br />

e<strong>in</strong>er Operation, um e<strong>in</strong>e lokale Behandlung. Genau dar<strong>in</strong> sehen e<strong>in</strong>ige Mediz<strong>in</strong>er allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch e<strong>in</strong>en Nachteil, denn entfernt gelegene Tumorzellen und Metastasen erfasst<br />

sie nicht.<br />

Was passiert bei<br />

der Bestrahlung?<br />

Dank verbesserter Methoden können die Ärzte die Strahlentherapie heute sehr gezielt<br />

dosieren und e<strong>in</strong>setzen. Da<strong>mit</strong> ist sie für Patienten deutlich verträglicher als früher.<br />

Dennoch s<strong>in</strong>d Nebenwirkungen möglich. So entsteht <strong>in</strong> der Bestrahlungsregion<br />

oft e<strong>in</strong>e Hautreizung, die e<strong>in</strong>em Sonnenbrand ähnelt. Manche Patienten reagieren<br />

auf die Bestrahlung auch <strong>mit</strong> Müdigkeit, e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>en Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit,<br />

Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen – man bezeichnet diese Nebenwirkungen<br />

als „Strahlenkater“. Liegt die Speiseröhre im Bestrahlungsfeld, kann<br />

sie sich entzünden. Dies kann zur Folge haben, dass der Patient Schluckbeschwerden<br />

verspürt. Schwere und bleibende Nebenwirkungen treten jedoch nur selten auf.<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 31


Chemotherapie<br />

Ablauf der medikamentösen Behandlung<br />

Chemotherapien behandeln bösartige Tumore <strong>mit</strong>hilfe von Medikamenten: Sie hemmen<br />

die Vermehrung von Krebszellen. Diese Medikamente heißen Zytostatika und wirken<br />

vor allem auf Zellen, die sich häufig teilen. Daher ist ihr E<strong>in</strong>satz bei Krebszellen<br />

sehr effektiv, <strong>in</strong>sbesondere beim kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong>. E<strong>in</strong>e Chemotherapie wirkt<br />

im ganzen Körper (systemisch) und wird dem Patienten entweder als Tablette oder Infusion<br />

verabreicht. Die Wirkstoffe verteilen sich und können so nicht nur den Krebs<br />

<strong>in</strong> der Lunge selbst, sondern auch bereits gestreute Metastasen <strong>in</strong> anderen Organen erreichen<br />

und zerstören. Mediz<strong>in</strong>er wissen, dass im ersten Zyklus nicht alle Krebszellen<br />

zerstört werden. Aus diesem Grund wird die Therapie <strong>in</strong> bestimmten Abständen wiederholt.<br />

Zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Zyklen liegen Therapie-Pausen, <strong>in</strong> denen sich die gesunden<br />

Zellen erholen können. Häufig komb<strong>in</strong>ieren die Ärzte auch verschiedene Zytostatika<br />

<strong>mit</strong> dem Ziel, den Tumor sowie eventuell vorhandene Metastasen so effektiv wie<br />

möglich zurückzudrängen.<br />

Die Chemotherapie hat<br />

e<strong>in</strong>e große Bedeutung<br />

im Rahmen der <strong>Lungenkrebs</strong>behandlung.<br />

Die Chemotherapie spielt bei der Behandlung von <strong>Lungenkrebs</strong> nach wie vor e<strong>in</strong>e sehr<br />

große Rolle. Beim nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong> setzen die Ärzte <strong>in</strong> frühen Krankheitsstadien<br />

im Anschluss an e<strong>in</strong>e Operation auf die Chemotherapie (adjuvante Chemotherapie).<br />

Sie soll die verbliebenen Tumorzellen zerstören, Fernmetastasen verh<strong>in</strong>dern<br />

und da<strong>mit</strong> Rückfällen vorbeugen. In späteren Stadien – wenn der Tumor bereits andere<br />

Organe befallen hat – erfolgt die Chemotherapie häufig <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Strahlentherapie<br />

oder auch e<strong>in</strong>er zielgerichteten Therapie. Ist die Erkrankung bereits so weit<br />

fortgeschritten, dass sie nicht mehr heilbar ist, kann e<strong>in</strong>e palliative Chemotherapie das<br />

Tumorwachstum verlangsamen und Metastasen zurückdrängen.<br />

E<strong>in</strong>e Chemotherapie<br />

wirkt vor<br />

allem auf Zellen,<br />

die sich schnell<br />

teilen.<br />

Da Chemotherapien vor allem bei Zellen wirken, die sich häufig teilen, reagieren Tumorzellen<br />

extrem empf<strong>in</strong>dlich darauf. Gleichzeitig schädigen die Medikamente aber auch gesunde<br />

Körperzellen. Besonders betroffen s<strong>in</strong>d die Zellen, die sich ebenfalls schnell teilen.<br />

Dazu gehören beispielsweise Schleimhautzellen des Mundes, des Magens und Darms,<br />

die blutbildenden Zellen des Knochenmarks und die Haarwurzelzellen. Als Nebenwirkungen<br />

der Chemotherapie können sich daher Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit,<br />

Haarausfall sowie Entzündungen der Mund- und Darmschleimhaut e<strong>in</strong>stellen.<br />

Außerdem s<strong>in</strong>d viele Patienten während der Behandlung sehr anfällig für ansteckende<br />

Krankheiten wie Erkältungen. Denn die chemischen Substanzen können auch die für<br />

die körpereigene Abwehr zuständigen weißen Blutkörperchen zerstören. Man spricht <strong>in</strong><br />

diesem Fall von e<strong>in</strong>er so genannten Neutropenie. Diese Nebenwirkungen lassen sich jedoch<br />

<strong>mit</strong> Medikamenten wirkungsvoll l<strong>in</strong>dern. Es stehen verschiedene Medikamente zur<br />

32<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?


Verfügung, die die Nebenwirkungen der Chemotherapie erträglicher machen oder ihnen<br />

sogar vorbeugen. Gegen Übelkeit helfen Antiemetika, deren Wirkstoffe das Übelkeitsempf<strong>in</strong>den<br />

im Gehirn blockieren. Mithilfe des Medikaments Erythropoet<strong>in</strong> lassen sich<br />

Blutarmut (Anämie), Müdigkeit und Erschöpfung bekämpfen. Der Wirkstoff fördert die<br />

Bildung von Blutzellen und da<strong>mit</strong> auch den Sauerstofftransport im Blut.<br />

Was kann man<br />

bei Nebenwirkungen<br />

tun?<br />

Häufig führt e<strong>in</strong>e Chemotherapie auch zu e<strong>in</strong>er körperlichen Erschöpfung, der Fatigue.<br />

Typische Merkmale s<strong>in</strong>d: anhaltende Schwäche und Abgeschlagenheit trotz ausreichender<br />

Schlafphasen, Überforderung bereits bei ger<strong>in</strong>gen Belastungen und e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Aktivitätsabnahme im privaten und beruflichen Umfeld. Der behandelnde Arzt hat verschiedene<br />

Möglichkeiten, je nach Stärke und Ausprägung der Fatigue begleitende Medikamente<br />

zu verschreiben und gegebenenfalls e<strong>in</strong>e unterstützende Ernährungs- und/oder<br />

Bewegungstherapie zu empfehlen.<br />

Auch e<strong>in</strong>e psycho-onkologische Begleitung kann e<strong>in</strong>e Möglichkeit für Patienten se<strong>in</strong>, <strong>mit</strong><br />

den Begleitersche<strong>in</strong>ungen der Krebserkrankung und der Therapie besser umzugehen.<br />

Die Erfahrungen der Mediz<strong>in</strong>er zeigen, dass es oft s<strong>in</strong>nvoll ist, verschiedene Therapien<br />

zu komb<strong>in</strong>ieren.<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 33


Zielgerichtete Therapie<br />

Den Tumor aushungern – Angiogenese-Hemmer<br />

Angiogenese:<br />

die Entstehung<br />

von Blutgefäßen<br />

Die Entstehung von Blutgefäßen im Körper heißt Angiogenese. Der Begriff leitet sich<br />

aus den altgriechischen Bezeichnungen für Gefäß (Angio) und Entstehung (Genese)<br />

ab. Es handelt sich dabei um e<strong>in</strong>en natürlichen Vorgang, der beispielsweise dafür sorgt,<br />

dass sich neben Muskeln, Organen und anderem Gewebe auch die Blutgefäße e<strong>in</strong>es noch<br />

ungeborenen K<strong>in</strong>des entwickeln. Für den erwachsenen Menschen ist die Angiogenese<br />

ebenfalls relevant: Sie ist dafür verantwortlich, bei der Wundheilung neue Blutgefäße zu<br />

bilden, über die Reparaturzellen zum Gewebe transportiert werden können.<br />

Die Angiogenese hat auch für die Tumore e<strong>in</strong>e wichtige Bedeutung. Sie bestehen aus<br />

Zellen, die wie alle anderen Zellen im Körper auf die Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen<br />

angewiesen s<strong>in</strong>d. Da<strong>mit</strong> der Tumor wachsen kann, teilen sich se<strong>in</strong>e Krebszellen<br />

unablässig. Aus diesem Grund haben sie e<strong>in</strong>en besonders hohen Energiebedarf. Ab e<strong>in</strong>er<br />

Größe von zwei Millimetern benötigt das Krebsgeschwür eigene Blutgefäße, um se<strong>in</strong>e<br />

Versorgung sicherzustellen.<br />

Ausgangspunkt für<br />

e<strong>in</strong>e zielgerichtete<br />

Krebstherapie<br />

Schon vor mehr als 30 Jahren entstand die Idee, die Angiogenese als Ausgangspunkt für<br />

e<strong>in</strong>e wirkungsvolle Krebsbehandlung zu nutzen. In aufwändigen Forschungsprojekten<br />

mussten die Wissenschaftler allerd<strong>in</strong>gs zunächst das Pr<strong>in</strong>zip der Tumor-Angiogenese –<br />

so nennt man diesen Vorgang – verstehen und die Frage beantworten: Wie gel<strong>in</strong>gt es<br />

dem Krebsgeschwür, die Neubildung von Blutgefäßen zu veranlassen? Das Ergebnis: Mit<br />

zunehmender Größe beansprucht der Tumor immer mehr Sauerstoff und Nährstoffe.<br />

Daraufh<strong>in</strong> sendet er Wachstumsfaktoren aus, deren Adressaten die Blutgefäße s<strong>in</strong>d. An<br />

der Oberfläche der Blutgefäße bef<strong>in</strong>den sich spezielle Antennen, die Signale empfan-<br />

Wachstumsfaktoren<br />

setzen sich auf die<br />

Rezeptoren der Blutgefäße.<br />

durchbluteter Tumor<br />

vergrößerter<br />

Wachstumsfaktor<br />

Der Angiogenese-<br />

Hemmer fängt die<br />

Wachstumsfaktoren ab.<br />

Die Produktion neuer<br />

Blutgefäße wird gestoppt und<br />

vorhandene Blutgefäße bilden<br />

sich zurück.<br />

Blutgefäße<br />

34<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?


S3­Leitl<strong>in</strong>e <strong>Lungenkrebs</strong><br />

In der S3-Leitl<strong>in</strong>ie für das nicht-kle<strong>in</strong>zellige Lungenkarz<strong>in</strong>om empfehlen die Deutsche Gesellschaft<br />

für Pneumologie und Beatmungsmediz<strong>in</strong> und die Deutsche Krebsgesellschaft geme<strong>in</strong>sam<br />

<strong>mit</strong> weiteren mediz<strong>in</strong>ischen Fachgesellschaften zur Behandlung des Adenokarz<strong>in</strong>oms<br />

( S. 58: Glossar) die Gabe e<strong>in</strong>es Angiogenese-Hemmers <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er plat<strong>in</strong>basierten<br />

Chemotherapie als Erstl<strong>in</strong>ien-Therapie. Die Patienten erhalten den Wirkstoff parallel<br />

zur Chemotherapie als Infusion. Nach Beendigung der Chemotherapie wird die zielgerichtete<br />

Therapie bis zu e<strong>in</strong>em Rückfall bzw. bis zum erneuten Fortschreiten der Krankheit weiter<br />

durchgeführt.<br />

gen. Infolgedessen bilden sie neue Verästelungen <strong>in</strong> Richtung des Signalabsenders, dem<br />

Krebsgeschwür. Innerhalb kurzer Zeit entsteht auf diese Weise e<strong>in</strong> enges Gefäßnetz rund<br />

um den Tumor. Im Verlauf der Erkrankung ist die Tumor-Angiogenese e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher<br />

Prozess.<br />

Ziel e<strong>in</strong>er möglichen Therapie musste es also se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Medikament zu entwickeln, dass<br />

die Signale des Tumors abfängt, da<strong>mit</strong> sie von den Antennen der Blutgefäße nicht mehr<br />

aufgenommen werden können. Resultat der Forschung war letztendlich die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es Angiogenese-Hemmers. Er fängt den Wachstumsfaktor ab, daraufh<strong>in</strong> wird<br />

die Produktion neuer Blutgefäße gestoppt. Bereits vorhandene Blutgefäße bilden sich<br />

zurück und der Tumor „verhungert“. Dieses Wirkpr<strong>in</strong>zip nennen die Wissenschaftler<br />

Anti-Angiogenese.<br />

Der Angiogenese-<br />

Hemmer fängt Wachstumsfaktoren<br />

ab.<br />

Bei der Behandlung von nicht-kle<strong>in</strong>zelligem <strong>Lungenkrebs</strong> ist die Anti-Angiogenese<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 35


Chemotherapie<br />

und Angiogenese-<br />

Hemmer werden<br />

<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

verabreicht.<br />

heute Grundlage e<strong>in</strong>er modernen Therapie. Denn gerade die Zellen dieser Krebsart erzeugen<br />

zahlreiche Wachstumsfaktoren. Im Rahmen e<strong>in</strong>er Studie wurde zudem er<strong>mit</strong>telt,<br />

dass e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von Chemotherapie und Angiogenese-Hemmer den Fortschritt<br />

der Erkrankung deutlich verzögern und die <strong>Leben</strong>szeit der Patienten im Durchschnitt<br />

verlängern kann. Der Angiogenese-Hemmer ist für die Therapie des fortgeschrittenen<br />

nicht-kle<strong>in</strong>zelligen Bronchialkarz<strong>in</strong>oms zugelassen, also für Patienten, bei denen sich <strong>in</strong><br />

der Lunge erneut e<strong>in</strong> Tumor gebildet hat oder bei denen Metastasen <strong>in</strong> anderen Körperregionen<br />

nachzuweisen s<strong>in</strong>d. Der Antikörper soll un<strong>mit</strong>telbar nach Feststellung e<strong>in</strong>es<br />

Rückfalls oder beim Nachweis von Metastasen als Erstbehandlung e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Alle drei Wochen wird der Angiogenese-Hemmer den Patienten per Infusion verabreicht.<br />

Bei der komb<strong>in</strong>ierten Behandlung <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Chemotherapie können die Krebspatienten<br />

beide Infusionen an e<strong>in</strong>em Tag erhalten. Die Chemotherapie zerstört dabei die<br />

sich teilenden Tumorzellen, während der Angiogenese-Hemmer das Versorgungsnetz<br />

des Tumors kappt. Darüber h<strong>in</strong>aus sorgt der Wirkstoff dafür, dass die Chemotherapie<br />

Tumorzellen schütten Wachstumsfaktoren aus, die bestimmte Zelltypen anlocken, aus denen sich Blutgefäße<br />

bilden können. Diese Neubildung von Blutgefäßen nennt sich Angiogenese. Dabei setzen sich die Wachstumsfaktoren<br />

auf die Wachstumsrezeptoren, die wie kle<strong>in</strong>e Antennen auf der Außenwand der Blutgefäße<br />

sitzen und das Signal erhalten, neue Blutgefäße <strong>in</strong> Richtung Tumor zu bilden.<br />

Signalüber<strong>mit</strong>tlung<br />

Wachstumsfaktoren<br />

Wachstumsrezeptoren<br />

Produktion<br />

Zellmembran<br />

Zell<strong>in</strong>neres<br />

Signalüber<strong>mit</strong>tlung: Zellwachstum,<br />

Zelltodresistenz, Gefäßneubildung,<br />

Metastasierung


den Tumor besser erreicht und effektiver wirken kann. Auch nach Abschluss der Chemotherapie<br />

nehmen die Betroffenen das Medikament weiter e<strong>in</strong>. Es bewirkt, dass die<br />

Blutversorgung des Tumors weiterh<strong>in</strong> gehemmt wird. Das Ergebnis: Der Angiogenese-<br />

Hemmer hungert den Tumor aus.<br />

Wie jedes wirksame Medikament ruft auch der Angiogenese-Hemmer Begleitersche<strong>in</strong>ungen<br />

hervor, die jedoch behandelbar s<strong>in</strong>d. Denn der Wirkstoff wird zielgerichtet<br />

gegen den Tumor e<strong>in</strong>gesetzt und richtet sich nicht gegen den ganzen Körper<br />

wie e<strong>in</strong>e Chemotherapie. Manche Patienten klagen beispielsweise über Nasenbluten<br />

(Epistaxis). Normalerweise kl<strong>in</strong>gt die Blutung aber von alle<strong>in</strong> ab. Es hilft, die Nasenflügel<br />

für e<strong>in</strong>e Weile zusammenzudrücken und den Kopf dabei nach vorne zu beugen. Kalte<br />

Umschläge im Nacken und auf dem Nasenrücken haben e<strong>in</strong>e unterstützende Wirkung.<br />

E<strong>in</strong>e andere mögliche Nebenwirkung ist steigender Blutdruck (Hypertonie). Der Arzt<br />

muss ihn daher regelmäßig kontrollieren und verordnet gegebenenfalls e<strong>in</strong> blutdrucksenkendes<br />

Medikament.<br />

Ger<strong>in</strong>gere Nebenwirkungen<br />

als bei<br />

der Chemotherapie<br />

Der Angiogenese-Hemmer b<strong>in</strong>det Wachstumsfaktoren, die für die Entstehung neuer Blutgefäße verantwortlich<br />

s<strong>in</strong>d. Durch diese gezielte Blockade bilden sich neue, aber noch unreife Blutgefäße zurück und die<br />

Entstehung weiterer Gefäße wird unterbunden. So erhält der Tumor ke<strong>in</strong>en Sauerstoff und ke<strong>in</strong>e Nährstoffe<br />

mehr: Er wird regelrecht ausgehungert und die Durchlässigkeit bereits ausgereifter Blutgefäße normalisiert<br />

sich. Die <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>mit</strong> dem Angiogenese-Hemmer e<strong>in</strong>gesetzten Chemotherapeutika können den<br />

Tumor daher besser erreichen und effektiver wirken.<br />

Angiogenese-Hemmer<br />

Wachstumsfaktoren<br />

Signalüber<strong>mit</strong>tlung<br />

gestoppt<br />

Wachstumsrezeptoren<br />

Zellmembran<br />

Zell<strong>in</strong>neres


Privatdozent Dr. med. Wolfgang Schütte,<br />

Chefarzt der Kl<strong>in</strong>ik für Innere Mediz<strong>in</strong> II<br />

des Krankenhauses Martha-Maria <strong>in</strong><br />

Halle-Dölau<br />

„Großer Fortschritt <strong>in</strong> der<br />

Behandlung von <strong>Lungenkrebs</strong>“<br />

Zielgerichtete Therapien eröffnen neue Möglichkeiten<br />

Die neuen<br />

Therapien s<strong>in</strong>d<br />

gut verträglich.<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren gibt es moderne<br />

Medikamente, die den Tumor noch<br />

gezielter bekämpfen. Was ist der Unterschied<br />

zu den klassischen Therapien<br />

wie Strahlen- und Chemotherapie?<br />

Klassische Therapien bekämpfen den<br />

Tumor relativ ungezielt und greifen den<br />

ganzen Körper an. Man spricht deshalb<br />

auch von e<strong>in</strong>em systemischen Ansatz. Die<br />

neuen Therapien h<strong>in</strong>gegen wirken gezielt<br />

auf die Informationswege im Tumor. Aus<br />

diesem Grund s<strong>in</strong>d sie auch gut verträglich,<br />

denn gesunde Körperzellen greifen<br />

sie nicht an.<br />

Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer werden seit<br />

längerer Zeit erfolgreich bei der Behandlung<br />

von Krebspatienten e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Nach welchem Pr<strong>in</strong>zip funktionieren<br />

diese Medikamente und für<br />

welche Patienten s<strong>in</strong>d sie gedacht?<br />

Tumorzellen senden über Rezeptoren<br />

Signale an den Zellkern, da<strong>mit</strong> sich die<br />

Zelle ungehemmt teilt. Die Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase<br />

im Inneren der Zelle übernimmt e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Funktion bei der Übertragung<br />

dieses Signals. Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />

wiederum – so genannte Small Molecules<br />

– setzen genau dort an und stoppen die<br />

Signalübertragung. So hemmen sie das<br />

Tumorwachstum und fördern den kontrollierten<br />

Zelltod. Das Medikament eignet<br />

sich für Patienten <strong>mit</strong> nicht-kle<strong>in</strong>zelligem<br />

Lungenkarz<strong>in</strong>om.<br />

Welche Nebenwirkungen können bei<br />

dieser Therapie auftreten?<br />

Die üblichen Nebenwirkungen s<strong>in</strong>d<br />

Durchfall und e<strong>in</strong> Hautausschlag, den wir<br />

Rash nennen. Auch wenn der Ausschlag<br />

als unangenehm empfunden wird, ist<br />

se<strong>in</strong> Auftreten e<strong>in</strong> Zeichen für die positive<br />

38<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?


Wirkung des Medikaments. Die Patienten<br />

haben sogar e<strong>in</strong>e etwas bessere Prognose.<br />

Dazu muss man allerd<strong>in</strong>gs ergänzen, dass<br />

dies zwar häufig, aber nicht <strong>in</strong> hundert<br />

Prozent der Fälle so ist. Generell s<strong>in</strong>d die<br />

Nebenwirkungen gut zu behandeln. Bei<br />

milden Formen des Ausschlags helfen<br />

Cremes, Salben und Sonnenschutz. Zeigt<br />

sich stärkerer Ausschlag, wird die Behandlung<br />

kurzzeitig unterbrochen und <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />

niedrigeren Dosierung fortgesetzt.<br />

Seit 2007 s<strong>in</strong>d auch Angiogenese-<br />

Hemmer zugelassen. Wie wirken<br />

diese Medikamente?<br />

Angiogenese-Hemmer blockieren die<br />

Ausbildung und das Wachstum neuer<br />

Blutgefäße, <strong>in</strong>dem sie die vom Tumor<br />

ausgesendeten Wachstumsfaktoren abfangen<br />

und b<strong>in</strong>den. Auf diese Weise wird die<br />

Blutversorgung unterbrochen und der Tumor<br />

„verhungert“.<br />

Für welche Patienten eignet sich<br />

diese Therapie?<br />

Patienten <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Adenokarz<strong>in</strong>om<br />

sprechen auf die Therapie sehr gut an.<br />

Generell eignen sich die Angiogenese-<br />

Hemmer <strong>in</strong>sbesondere bei großzelligen<br />

Tumoren.<br />

In welchem Stadium werden die modernen<br />

Therapien angewendet?<br />

Normalerweise wird die Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-<br />

Therapie nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em frühen Stadium<br />

e<strong>in</strong>gesetzt – wobei es Ausnahmen gibt. Den<br />

Angiogenese-Hemmer h<strong>in</strong>gegen erhalten<br />

die Patienten parallel zur Chemotherapie.<br />

Wie schätzen Sie die Wirkung der beiden<br />

Medikamente im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

<strong>Leben</strong>serwartung der Patienten e<strong>in</strong>?<br />

Diese neuen Medikamente haben die Prognose<br />

der Patienten deutlich verbessert.<br />

Man kann sagen, dass sowohl die Angiogenese-<br />

als auch die Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />

e<strong>in</strong>en großen Fortschritt <strong>in</strong> der Behandlung<br />

von <strong>Lungenkrebs</strong> darstellen. Denn<br />

sie eröffnen zum e<strong>in</strong>en ganz neue Therapieoptionen,<br />

zum anderen ermöglichen<br />

sie uns Ärzten, den Tumor bei e<strong>in</strong>zelnen<br />

Patienten extrem lang zu kontrollieren.<br />

Wie beurteilen Sie die künftige Entwicklung<br />

neuer Krebstherapien?<br />

Ich sehe <strong>in</strong> der zielgerichteten Behandlung<br />

e<strong>in</strong>e gute Perspektive. Und ich glaube,<br />

dass es hier viele neue Möglichkeiten<br />

<strong>mit</strong> zahlreichen Fragestellungen gibt, die<br />

alle geprüft werden müssen. E<strong>in</strong>e Frage<br />

beispielsweise ist, <strong>in</strong> welcher Reihenfolge<br />

die Medikamente oder Therapien am<br />

besten wirken, die zweite ist die nach der<br />

Komb<strong>in</strong>ation von Medikamenten. Es wird<br />

nicht immer das Ziel se<strong>in</strong>, den Tumor zu<br />

beseitigen, sondern die Tumorerkrankung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art chronische Krankheit<br />

zu überführen. Im Fokus steht dann, das<br />

Wachstum des Tumors zu stoppen oder<br />

zum<strong>in</strong>dest zu hemmen. Gel<strong>in</strong>gt das,<br />

können Patienten für e<strong>in</strong>e längere Zeit<br />

gut <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Tumor leben, der nicht<br />

weiter wächst.<br />

Der Hautausschlag<br />

zeigt, dass die<br />

Therapie wirkt.<br />

Ziel ist es, das<br />

Wachstum des<br />

Tumors zu stoppen.<br />

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 39


Zielgerichtete Therapie<br />

Das Tumorwachstum blockieren – Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />

Die Krebsforschung hat <strong>in</strong> den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Es s<strong>in</strong>d zwar<br />

immer noch nicht alle Auslöser bekannt, die zu e<strong>in</strong>er unkontrollierten Zellteilung führen,<br />

aber mehr und mehr werden entschlüsselt. So haben Wissenschaftler Reizempfänger<br />

(Wachstumsrezeptoren) entdeckt, die <strong>in</strong> die Zelle h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ragen. Diese Wachstumsrezeptoren<br />

empfangen außerhalb der Zelle das Signal zum Wachsen und leiten es <strong>in</strong> die Zelle.<br />

Wie wird das<br />

Signal <strong>in</strong> die<br />

Zelle geleitet?<br />

Hierdurch werden bestimmte Eiweiße – die Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>asen –, die am unteren Teil des<br />

Rezeptors sitzen, aktiviert. Der Rezeptor selbst fungiert als Bote, der das Signal „Teile<br />

dich“ von außen <strong>in</strong> die Zelle h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>leitet. Bei e<strong>in</strong>igen Krebszellen sitzen sehr viele dieser<br />

Wachstumsrezeptoren auf der Zellmembran und <strong>in</strong> Tumorzellen ist die Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase<br />

oft dauerhaft aktiv. Die Zelle erhält so ununterbrochen das Signal zur Teilung. Um die<br />

Zellteilung zu verh<strong>in</strong>dern, haben Forscher e<strong>in</strong>en Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer entwickelt. Dabei<br />

handelt es sich um e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Molekül (Small Molecule), das so w<strong>in</strong>zig ist, dass es<br />

von außen durch die Zellwand <strong>in</strong> die Zelle dr<strong>in</strong>gt. Dort besetzt es den <strong>in</strong>nen liegenden<br />

Teil des Rezeptors und unterbricht so die Signalkette, die zur Zellteilung führt. Das<br />

Zellwachstum wird dadurch stark verlangsamt. Seit 2005 gehören Wachstumshemmer,<br />

sogenannte Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Inhibitoren (TKI), zur Therapie des nicht-kle<strong>in</strong>zelligen Lun-<br />

Krebszellen können ihr Wachstum selbst anregen und beschleunigen. Sie besitzen mehr Wachstumsrezeptoren<br />

auf der Zellmembran als gesunde Zellen und stellen gleichzeitig die notwendigen Wachstumsfaktoren<br />

her, die die Zellteilung und so<strong>mit</strong> das Wachstum des Tumors stimulieren. Auf diese Weise entziehen sie sich<br />

der übergeordneten Kontrolle des Organismus. Sobald die Wachstumsfaktoren an den Rezeptor andocken,<br />

erhält die Zelle den Befehl, sich zu teilen.<br />

Signalüber<strong>mit</strong>tlung<br />

Produktion<br />

Wachstumsrezeptoren<br />

Zellmembran<br />

Phosphat-Rest<br />

Zell<strong>in</strong>neres<br />

Signalüber<strong>mit</strong>tlung:<br />

Zellwachstum, Zelltodresistenz,<br />

Gefäßneubildung,<br />

Metastasierung


Was s<strong>in</strong>d Leitl<strong>in</strong>ien?<br />

Leitl<strong>in</strong>ien verfolgen das Ziel, Ärzte und Patienten bei der Entscheidung über angemessene<br />

Vorsorge, Diagnose, Therapie und Nachsorge zu unterstützen. Sie werden <strong>in</strong> die drei Stufen<br />

S1, S2 und S3 unterteilt. Dabei ist S3 die höchste Stufe. In diese Leitl<strong>in</strong>ie fließen die durch<br />

kontrollierte kl<strong>in</strong>ische Studien gewonnenen Erkenntnisse sowie das Wissen von zahlreichen<br />

Experten e<strong>in</strong>. Leitl<strong>in</strong>ien werden regelmäßig überarbeitet und geben so den aktuellen Stand<br />

des Wissens über e<strong>in</strong>e effektive und angemessene Krankenversorgung zum Zeitpunkt ihrer<br />

Veröffentlichung wieder. Das heißt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er S3-Leitl<strong>in</strong>ie werden die Therapien empfohlen, die<br />

unter den jeweiligen mediz<strong>in</strong>ischen Umständen angemessen s<strong>in</strong>d: die Standardtherapien.<br />

genkrebs. Patienten erhalten sie, wenn der Tumor nicht mehr operiert werden kann. Das<br />

Ziel der Therapie lautet: die <strong>Leben</strong>szeit der Betroffenen zu verlängern und ihre <strong>Leben</strong>squalität<br />

zu verbessern oder zu erhalten, die Krankheitssymptome zu verr<strong>in</strong>gern sowie<br />

das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen.<br />

Alle Patienten können<br />

<strong>mit</strong> Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-<br />

Hemmern behandelt<br />

werden.<br />

Alle Patienten im Stadium IIIB/IV können <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer behandelt<br />

werden. Wann die Ärzte e<strong>in</strong>en TKI e<strong>in</strong>setzen, hängt davon ab, ob der Wachs-<br />

Wirkweise des Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmers: Das Small Molecule blockiert die Signalweiterleitung <strong>in</strong>s Innere der<br />

Zelle, <strong>in</strong>dem es den <strong>in</strong>nen liegenden Teil des Rezeptors besetzt und so verh<strong>in</strong>dert, dass der Phosphat-Rest<br />

andocken kann. Auf diese Weise unterb<strong>in</strong>det der Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer die Zellteilung. Das Wachstum des<br />

Tumors wird verlangsamt.<br />

Wachstumsfaktoren<br />

Wachstumsrezeptoren<br />

Zellmembran<br />

Zell<strong>in</strong>neres<br />

Signalüber<strong>mit</strong>tlung<br />

gestoppt<br />

Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />

Phosphat-Rest


tumsrezeptor <strong>in</strong> den Tumorzellen genetisch verändert (mutiert) ist oder nicht. Mithilfe<br />

e<strong>in</strong>es Gentests werden die Tumoren auf e<strong>in</strong>e solche Mutation geprüft. Ist das Ergebnis<br />

positiv, – das bedeutet, der Wachstumsrezeptor ist mutiert – können die Ärzte direkt<br />

nach der Diagnose <strong>mit</strong> der TKI-Therapie beg<strong>in</strong>nen. Denn die Wachstumshemmer wirken<br />

<strong>in</strong> diesem Stadium der Krankheit besser als e<strong>in</strong>e Chemotherapie.<br />

Der Gentest<br />

entscheidet über die<br />

Abfolge der Therapie.<br />

Fällt der Gentest negativ aus, ist e<strong>in</strong>e TKI-Therapie auch wirksam – allerd<strong>in</strong>gs erst nach<br />

e<strong>in</strong>er Chemotherapie. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

• Wenn die Zytostatika beim Patienten nicht den gewünschten Erfolg erzielen, der<br />

Tumor also nicht schrumpft, erhalten Patienten direkt im Anschluss an die Chemotherapie,<br />

– ohne Therapiepause – e<strong>in</strong>en TKI.<br />

• Die erste Chemotherapie hat Erfolg gezeigt und der Tumor ist geschrumpft. Dann<br />

pausiert die Therapie, bis der Tumor wieder zu wachsen beg<strong>in</strong>nt. In diesem Fall behandeln<br />

die Ärzte die Patienten <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em TKI oder e<strong>in</strong>er anderen Chemotherapie<br />

weiter. Studien haben gezeigt, dass zu diesem Zeitpunkt e<strong>in</strong>e TKI-Therapie genauso<br />

wirksam ist wie e<strong>in</strong>e Chemotherapie, allerd<strong>in</strong>gs besser verträglich.<br />

Die Hautreaktion<br />

(Rash) ist e<strong>in</strong><br />

positives Zeichen.<br />

Das Medikament wird e<strong>in</strong>mal täglich als Tablette e<strong>in</strong>genommen und ist gut verträglich,<br />

aber nicht gänzlich ohne Nebenwirkungen. E<strong>in</strong>e häufige Begleitersche<strong>in</strong>ung ist das<br />

Auftreten e<strong>in</strong>er Hautreaktion, auch Rash genannt. Dies ist sogar e<strong>in</strong> positives Zeichen.<br />

Neuere Studien belegen, dass hier die <strong>Leben</strong>serwartung von Patienten <strong>mit</strong> Rash gegenüber<br />

Patienten ohne Rash höher liegt.<br />

Bei den meisten Patienten tritt die Hautreaktion <strong>in</strong> leichter bis <strong>mit</strong>telschwerer Form auf.<br />

Die rötlichen Pusteln bilden sich <strong>in</strong> der Regel nach e<strong>in</strong> bis zwei Wochen zurück. Es hilft,<br />

wenn die Betroffenen ihre Haut, vor allem Hände und Füße, <strong>mit</strong> milden, ph-neutralen<br />

Produkten <strong>in</strong>tensiv pflegen. Sobald der Rash auftritt, lässt er sich <strong>mit</strong> Antibiotika <strong>in</strong><br />

Tablettenform behandeln und l<strong>in</strong>dern. Bevor Sie aber selbst zur Creme greifen, sollten<br />

Gentest und Mutation<br />

Bei ungefähr jedem zehnten Patienten <strong>mit</strong> fortgeschrittenem nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong><br />

ist der Wachstumsrezeptor mutiert, also genetisch verändert. Ist dies der Fall, profitieren die<br />

Patienten sogar besonders von e<strong>in</strong>er Therapie <strong>mit</strong> Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmern. Die Mutation wird<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Gentest nachgewiesen. Gleichgültig ob das Ergebnis positiv oder negativ ausfällt:<br />

Alle Patienten können <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em TKI behandelt werden. Der Gentest entscheidet lediglich<br />

darüber, wann die Therapie e<strong>in</strong>gesetzt wird.


Die Karte „Hauttipps für die tägliche Pflege“ können<br />

Sie unter www.roche-onkologie.de herunterladen.<br />

Sie Ihren behandelnden Arzt oder e<strong>in</strong>en <strong>mit</strong> dieser Nebenwirkung<br />

vertrauten Hautarzt ansprechen. E<strong>in</strong> weiterer relativ häufiger Effekt<br />

der Therapie <strong>mit</strong> Wachstumshemmern ist Durchfall und e<strong>in</strong>e da<strong>mit</strong><br />

e<strong>in</strong>herge hende Gewichtsabnahme. Leichten Formen können Sie begegnen,<br />

<strong>in</strong>dem Sie die Nahrung umstellen und ausreichend tr<strong>in</strong>ken. Sollte<br />

das nicht helfen, sprechen Sie auch <strong>in</strong> diesem Fall <strong>mit</strong> Ihrem Arzt, der<br />

Ihnen die notwendigen Medikamente verschreibt.<br />

Milde Seife<br />

Pflegetipps bei therapiebed<strong>in</strong>gtem<br />

Hautausschlag<br />

Verwenden Sie milde, rückfettende Waschsyndets und<br />

Seifen sowie milde Haarshampoos, bei sehr trockener<br />

Haut empfehlen wir Ölbäder.<br />

Tägliches E<strong>in</strong>cremen<br />

Cremen Sie besonders trockene Hautbereiche <strong>mit</strong> alkoholfreien,<br />

rückfettenden Hautpfl ege<strong>mit</strong>teln 2x täglich,<br />

möglichst nach dem Baden/Duschen e<strong>in</strong>.<br />

Abdecken<br />

Um gerötete Stellen abzudecken kann zum Beispiel<br />

Make-up auf Wasserbasis aufgetragen werden.<br />

ROT_10001_Hauttips_Postkarte_V4.<strong>in</strong>dd 1<br />

Vor Sonne schützen<br />

Meiden Sie direkte Sonnene<strong>in</strong>strahlung und Hitze,<br />

schützen Sie sich an sonnenexponierten Stellen (Ge<br />

Décolleté, Hände) <strong>mit</strong> Sonnenschutz (m<strong>in</strong>destens L<br />

schutzfaktor 25).<br />

Lockere Kleidung<br />

Tragen Sie lockere Kleidung aus Naturfasern (B<br />

wolle, Le<strong>in</strong>en, Seide) und bequeme Schuhe.<br />

Nicht täglich rasieren<br />

Wir empfehlen auf die tägliche Bartrasur<br />

zu verzichten.<br />

Welche Therapien kommen wann <strong>in</strong>frage?<br />

Stadium<br />

Operation<br />

Bestrahlung<br />

TKI-Therapie<br />

Chemotherapie<br />

Anti-<br />

Angiogenese<br />

I<br />

II<br />

IIIA<br />

IIIB<br />

IV<br />

empfohlen<br />

kommt <strong>in</strong>frage<br />

nach Diagnose bei positivem Gentest<br />

direkt im Anschluss an erste Chemotherapie<br />

nach e<strong>in</strong>er Chemotherapie, wenn der Tumor wieder wächst<br />

nach Diagnose komb<strong>in</strong>iert <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Chemotherapie


Dr. med. Anett Reißhauer ist Leiter<strong>in</strong><br />

des Arbeitsbereiches für Physikalische<br />

Mediz<strong>in</strong> und Rehabilitation an der<br />

Charité-Universitätsmediz<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

„Übungen müssen fester<br />

Bestandteil des Alltags werden“<br />

Die Atemtherapie entspannt und stärkt die Lunge<br />

Die Leistungsfähigkeit<br />

des Patienten<br />

ist e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Inwieweit funktioniert die Atmung<br />

e<strong>in</strong>es <strong>Lungenkrebs</strong>patienten nach der<br />

Operation anders als vorher?<br />

Zum e<strong>in</strong>en ist unter Umständen weniger<br />

Lungengewebe vorhanden – also weniger<br />

Fläche, die <strong>in</strong> die Atmung e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden kann. Andererseits verspüren die<br />

Patienten Schmerzen, da sie e<strong>in</strong>e Wunde<br />

und Narben haben, was das Atmen ebenfalls<br />

erschwert. Aus diesem Grund ist e<strong>in</strong>e<br />

Atemtherapie gerade nach der Operation<br />

von großer Bedeutung.<br />

Wie viel Atemkapazität kann <strong>in</strong>folge<br />

e<strong>in</strong>er Operation verloren gehen und<br />

wie wird die Sauerstoffversorgung<br />

trotzdem sichergestellt?<br />

Es ist durchaus möglich, dass die Hälfte<br />

des Lungengewebes – also e<strong>in</strong> ganzer Lungenflügel<br />

– entnommen wird. Kann <strong>mit</strong><br />

dem restlichen Lungengewebe ke<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Sauerstoffversorgung des Körpers<br />

gesichert werden, ist unter Umstän-<br />

den auch e<strong>in</strong>e zusätzliche Sauerstoffgabe<br />

notwendig.<br />

Der verbleibende Lungenflügel übernimmt<br />

<strong>in</strong> der Regel die Arbeit des<br />

entfernten Teils. Wie wirkt sich das<br />

auf die <strong>Leben</strong>squalität des Betroffenen<br />

aus?<br />

E<strong>in</strong> Patient <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Lungenflügel besitzt<br />

nur noch fünfzig Prozent se<strong>in</strong>er bisherigen<br />

Atemkapazität. Diese Tatsache<br />

macht sich im Alltag immer dann bemerkbar,<br />

wenn der Körper belastet wird.<br />

Auch bei ger<strong>in</strong>gen Anstrengungen wird<br />

der Patient schnell kurzatmig: beim Treppensteigen<br />

oder zügigen Laufen zum Beispiel.<br />

Se<strong>in</strong>e Leistungsfähigkeit ist e<strong>in</strong>fach<br />

e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Mit gezielten Übungen wirkt die<br />

Atemtherapie e<strong>in</strong>em Leistungsverlust<br />

entgegen. Wann sollten die Patienten<br />

da<strong>mit</strong> beg<strong>in</strong>nen?<br />

44<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung


Idealerweise sollte bei geplanten operativen<br />

E<strong>in</strong>griffen bereits vorab <strong>mit</strong> der Atemtherapie<br />

begonnen werden. In jedem Falle<br />

aber setzt die Atemtherapie un<strong>mit</strong>telbar<br />

nach e<strong>in</strong>er Operation e<strong>in</strong>. Bei e<strong>in</strong>em beatmeten<br />

Patienten kann durch warme oder<br />

kalte Hautstimulationen bzw. auch durch<br />

mechanische Reize wie Vibration e<strong>in</strong><br />

Atemreiz gesetzt und so bereits zu diesem<br />

Zeitpunkt die Atmung unterstützt werden.<br />

Ist der Patient wieder ansprechbar,<br />

arbeitet man geme<strong>in</strong>sam weiter. Dabei<br />

werden unter anderem auch Techniken<br />

des Abhustens tra<strong>in</strong>iert.<br />

Wie ist der zeitliche Verlauf der<br />

Atemtherapie?<br />

Als Faustregel gilt: In der ersten postoperativen<br />

Phase, die <strong>in</strong> der Regel im <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Bereich stattf<strong>in</strong>det, ist<br />

es optimal, wenn die Therapie zwei- bis<br />

dreimal täglich durchgeführt wird. Im Bereich<br />

der Normalstation sollte die Atemtherapie<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal täglich auf<br />

dem Programm stehen, sodass der Patient<br />

bei se<strong>in</strong>er Entlassung <strong>in</strong> der Lage ist, weiter<br />

selbstständig zu üben. Wir empfehlen<br />

dann für zu Hause drei Mal täglich 20<br />

M<strong>in</strong>uten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.<br />

An wen können sich Betroffene wenden,<br />

um nach e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>griff Unterstützung<br />

zu erhalten?<br />

Grundsätzlich verschreiben Internisten<br />

oder Pneumologen e<strong>in</strong>e Atemtherapie,<br />

der Hausarzt aber auch. Wenn es darüber<br />

h<strong>in</strong>aus speziellere Fragen zu klären<br />

gilt, s<strong>in</strong>d Patienten bei e<strong>in</strong>em Facharzt für<br />

Physikalische und Rehabilitative Mediz<strong>in</strong><br />

gut aufgehoben. Er legt die Atemtherapie<br />

fest und kann Rücksprache <strong>mit</strong> den Physiotherapeuten<br />

halten und auf diese Weise<br />

die Atemtherapie begleiten.<br />

Erlangt e<strong>in</strong> Patient <strong>mit</strong>hilfe der Atemtherapie<br />

die ursprüngliche Leistungsfähigkeit<br />

se<strong>in</strong>er Lunge wieder?<br />

In vollem Maße nicht. Wenn die Betroffenen<br />

aber ihre Atemhilfsmuskulatur nutzen<br />

und das Zwerchfell optimal arbeitet,<br />

verbessert sich ihr Zustand. E<strong>in</strong>e Leistungssteigerung<br />

ist realistisch. Wichtig ist<br />

vor allem, dass die Patienten ihre Lunge<br />

regelmäßig – und das heißt täglich – tra<strong>in</strong>ieren.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d die Übungen nicht auf<br />

die Zeit nach der Operation beschränkt,<br />

sondern sollten fester Bestandteil ihres<br />

Alltags werden. Nur dann ist e<strong>in</strong>e langfristige<br />

und nachhaltige Verbesserung der<br />

Atemfunktion möglich.<br />

Wird die Atemtherapie ausschließlich<br />

<strong>in</strong> Zusammenhang <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Opera tion e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

Ne<strong>in</strong>, die Atemtherapie ist generell für<br />

Patienten <strong>mit</strong> <strong>Lungenkrebs</strong> sehr wichtig<br />

und hat viele positive Effekte. Sie beugt<br />

Lungenentzündungen vor und dient zugleich<br />

der Entspannung im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Schmerztherapie. Fließt der Atem wieder<br />

harmonischer, hilft dies auch Patienten,<br />

die unter chronischen Beschwerden<br />

leiden.<br />

Idealerweise wird die<br />

Therapie schon vor der<br />

Operation e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Wichtig:<br />

tägliches Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung 45


Die Lunge tra<strong>in</strong>ieren<br />

Übungen zur Stärkung der Atmung<br />

Etwa zwölf- bis 15-mal atmet e<strong>in</strong> Erwachsener pro M<strong>in</strong>ute e<strong>in</strong> und aus, da<strong>mit</strong> der Körper<br />

<strong>mit</strong> ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Nach e<strong>in</strong>er <strong>Lungenkrebs</strong>erkrankung verfügen<br />

viele Patienten jedoch nicht mehr über ihre volle Atemkapazität. Sei es <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er<br />

Operation, bei der Teile der Lunge entfernt werden mussten, oder durch e<strong>in</strong>e Strahlentherapie,<br />

die das Lungengewebe vernarbt hat: Die Lunge funktioniert nur noch e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Aufgrund der mangelnden Sauerstoffversorgung fühlen sich die Betroffenen<br />

schnell müde und schnappen auch bei ger<strong>in</strong>gen körperlichen Anstrengungen wie beispielsweise<br />

Treppensteigen nach Luft. Abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild können<br />

Patienten <strong>mit</strong> verschiedenen Techniken der Atemtherapie ihre Lunge tra<strong>in</strong>ieren. Üben<br />

Die Atembewegung wahrnehmen<br />

Mithilfe dieser Übung lenken Sie Ihren Atem gezielt <strong>in</strong> die<br />

unteren Lungenabschnitte.<br />

• Setzen Sie sich aufrecht auf e<strong>in</strong>en Stuhl.<br />

• Legen Sie Ihre Hände auf die unteren Rippenbögen und<br />

erspüren Sie die Bewegungen, die Ihr Atem auslöst.<br />

• Entspannen Sie nun Ihre Schultern und atmen Sie während<br />

der E<strong>in</strong>atmung bewusst gegen die Hände.<br />

• Atmen Sie <strong>in</strong> dieser aufrechten Position mehrmals <strong>in</strong><br />

Ihre Rippenbögen.<br />

Die Wirbelsäule aufrichten<br />

• Setzen Sie sich auf e<strong>in</strong>en Hocker oder Stuhl. Die Arme<br />

s<strong>in</strong>d nach <strong>in</strong>nen gedreht und hängen locker neben Ihrem<br />

Körper.<br />

• Neigen Sie sich nach vorn, sodass Ihr Rücken ganz<br />

rund wird. Verharren Sie für zwei bis drei Atemzüge <strong>in</strong><br />

dieser Position.<br />

• Dann drehen Sie Ihre Arme nach außen, richten sich<br />

auf und ziehen die Schultern bewusst nach unten.<br />

• Bei den nächsten zwei bis drei Atemzügen streben Ihre<br />

Arme <strong>in</strong> Richtung der Füße.<br />

• Atmen Sie <strong>in</strong> Ruhe weiter und führen Sie die Übungen<br />

mehrfach <strong>in</strong> beide Richtungen aus.<br />

46<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung


sie regelmäßig, lässt die Atemnot bei Belastungen dann deutlich nach: Die Lunge wird<br />

besser durchlüftet, die Beweglichkeit der Brustmuskulatur gestärkt, alltägliche Bewegungsabläufe<br />

wie Gehen, Bücken oder Treppensteigen fallen deutlich leichter. Durch die<br />

Atemtechniken erhöhen die Betroffenen den Sauerstoffgehalt ihres Blutes und erreichen<br />

e<strong>in</strong>en ruhigen, gleichmäßigen Atem. Auf Dauer verbessert die Atemtherapie aber nicht<br />

nur das körperliche, sondern auch das emotionale Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

Deshalb sollten Sie Ihre Lunge regelmäßig tra<strong>in</strong>ieren: Schon wenige M<strong>in</strong>uten täglich genügen,<br />

um e<strong>in</strong>e Leistungssteigerung zu verspüren. Im Folgenden stellen wir Ihnen exemplarisch<br />

drei Übungen vor, die sich an Patienten richten, denen e<strong>in</strong> Teil der Lunge<br />

entfernt wurde.<br />

Positionen, die das Atmen erleichtern<br />

• Bestimmte Körperhaltungen können Ihnen Entlastung verschaffen, wenn Sie <strong>in</strong> Belastungssituationen<br />

unter Atemnot leiden. Besonders wichtig ist es, dass Sie Ihre Arme und<br />

Schultern gut abstützen: Dann ist es Ihrer Atemhilfsmuskulatur besser möglich, die erschwerte<br />

Atmung zu unterstützen.<br />

• Je nachdem, wie es Ihnen lieber ist, können Sie <strong>in</strong> sitzender oder stehender Position versuchen,<br />

wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ruhigeren Atemrhythmus zu f<strong>in</strong>den.<br />

• Dabei liegen Ihre Arme auf den Knien oder e<strong>in</strong>em Stuhl auf, die Knie s<strong>in</strong>d gebeugt, der<br />

Rücken ist gerundet und Ihr Kopf hängt leicht nach unten.<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung 47


Was kommt nach der Therapie?<br />

Nachsorge und Rehabilitation<br />

Welche Untersuchungen<br />

werden<br />

durchgeführt?<br />

Während der Krebstherapie erleben Sie e<strong>in</strong>e körperlich und seelisch sehr belastende Zeit.<br />

Leider halten die Strapazen auch nach Abschluss der mediz<strong>in</strong>ischen Behandlung weiterh<strong>in</strong><br />

an. Der Körper ist geschwächt, die große Belastung noch spürbar und für die Verarbeitung<br />

der Krebserkrankung blieb bislang wenig Zeit. Gerade deshalb ist es wichtig,<br />

dass Sie nach Beendigung der Therapie professionelle Betreuung <strong>in</strong> Anspruch nehmen.<br />

Die Nachsorge dient<br />

als Kontroll- und<br />

Frühwarnsystem.<br />

Innerhalb der ersten fünf Jahre f<strong>in</strong>den die Nachsorgeuntersuchungen sehr engmaschig<br />

statt. Art und Umfang orientieren sich dabei an der <strong>in</strong>dividuellen Situation des Betroffenen<br />

und dem Krankheitsverlauf. Vor allem das Stadium zum Zeitpunkt der Diagnose<br />

und die Behandlung des Tumors s<strong>in</strong>d hier entscheidend. So f<strong>in</strong>det die erste Kontrolluntersuchung<br />

<strong>in</strong> der Regel sechs Wochen nach Therapieende statt. Die zweite Kontrolle<br />

erfolgt sechs Wochen später. Innerhalb der ersten beiden Jahre werden die Untersuchungen<br />

dann im Abstand von drei Monaten wiederholt. Ab dem dritten Jahr f<strong>in</strong>den<br />

sie alle sechs Monate statt. Zu den regelmäßigen Untersuchungen gehört – neben dem<br />

ausführlichen Gespräch über das aktuelle Bef<strong>in</strong>den oder mögliche Beschwerden – auch<br />

die körperliche Untersuchung. E<strong>in</strong>e Röntgenaufnahme oder Computertomografie der<br />

Lunge kann ebenso wie die Bestimmung von Tumormarkern im Blut Bestandteil der<br />

Untersuchung se<strong>in</strong>.<br />

48<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung


Die Nachsorgeuntersuchungen s<strong>in</strong>d wichtig, da<strong>mit</strong> Ihr Arzt Begleit- und Folgeerkrankungen<br />

erkennen und entsprechend behandeln kann. Nur so ist er <strong>in</strong> der Lage, e<strong>in</strong> Wiederauftreten<br />

des Tumors (Rezidiv), e<strong>in</strong>en Zweittumor oder Metastasen rechtzeitig festzustellen<br />

sowie tumor- und therapiebed<strong>in</strong>gte Folgewirkungen frühzeitig wahrzunehmen und zu<br />

l<strong>in</strong>dern. Die Untersuchungen führt <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> niedergelassener Facharzt durch. Er<br />

sollte sich zugleich regelmäßig <strong>mit</strong> Ihrem Hausarzt und den Fachärzten, die Sie behandelt<br />

haben, absprechen. Bedeutsam ist auch, dass Sie beim Auftreten von Beschwerden sofort<br />

ärztliche Hilfe suchen, unabhängig davon, ob e<strong>in</strong> Kontrollterm<strong>in</strong> fällig ist oder nicht.<br />

Um nach der langen Therapie wieder Kraft zu gew<strong>in</strong>nen und neue <strong>Leben</strong>senergie zu<br />

schöpfen, sollten Patienten Angebote zur Rehabilitation nutzen. Das können Kuren <strong>in</strong><br />

spezialisierten Rehakl<strong>in</strong>iken se<strong>in</strong> oder auch ambulante Maßnahmen wie Krankengymnastik,<br />

Massagen, Entspannungsübungen, E<strong>in</strong>zel- und Gruppengespräche sowie e<strong>in</strong>e<br />

umfassende Ernährungsberatung. Ziel der Rehabilitation ist es, die akuten Auswirkungen<br />

der Behandlung zu mildern, die körperliche Leistungsfähigkeit so weit wie möglich<br />

wiederherzustellen und Langzeitfolgen vorzubeugen. Zusätzlich erhalten die Patienten<br />

<strong>in</strong>dividuelle Hilfestellungen, um die Krankheit auch seelisch zu bewältigen. Sehr empfehlenswert<br />

ist die Anschlussheilbehandlung. Sie f<strong>in</strong>det un<strong>mit</strong>telbar nach der Krebsbehandlung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er speziellen Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik statt und dauert etwa vier Wochen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus können Patienten im Rahmen e<strong>in</strong>er Rehabilitation auch zu e<strong>in</strong>em späteren<br />

Zeitpunkt Kuren wahrnehmen, man spricht dann von Nach- bzw. Festigungskuren.<br />

Sie sollen das Allgeme<strong>in</strong>bef<strong>in</strong>den der Betroffenen verbessern sowie Psyche und Körper<br />

stärken. Bei diesen Kuren müssen Sie allerd<strong>in</strong>gs da<strong>mit</strong> rechnen, e<strong>in</strong>en Teil der Kosten<br />

selbst zu tragen. Da die Folgen e<strong>in</strong>er Krebsoperation von Mensch zu Mensch unterschiedlich<br />

s<strong>in</strong>d, ist es ratsam, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gespräch <strong>mit</strong> Ihrem Arzt zunächst die Ziele der<br />

Rehabilitation festzulegen, um sich dann für e<strong>in</strong> geeignetes Angebot zu entscheiden.<br />

Kernziele der<br />

Rehabilitation:<br />

seelisch und körperlich<br />

wieder zu Kräften<br />

kommen<br />

Wie beantrage ich e<strong>in</strong>e Rehabilitation und wer bezahlt die Maßnahmen?<br />

In der Regel haben Patienten im Anschluss an die Krebsbehandlung Anspruch auf Leistungen<br />

im Rahmen der Rehabilitation. Als Betroffener können Sie die Rehabilitation bei Ihrer Krankenkasse,<br />

der Rentenversicherung oder beim Sozialamt beantragen. Die Reha-Maßnahmen<br />

erfolgen stationär, teilstationär oder ambulant und werden grundsätzlich für drei Wochen genehmigt.<br />

Gesetzlich versicherte Patienten können sich auch von den zentralen Reha-Servicestellen<br />

über mögliche Rehabilitationsmaßnahmen beraten lassen. Ihre Krankenkasse gibt<br />

Ihnen Auskunft. Außerdem f<strong>in</strong>den Sie im Internet e<strong>in</strong> Verzeichnis der bisher im gesamten<br />

Bundesgebiet eröffneten Reha-Servicestellen unter: www.reha-servicestellen.de<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung 49


Zeit zum <strong>Leben</strong><br />

Umgang <strong>mit</strong> Trauer und Angst<br />

Wenn Menschen wissen, dass sie sterben werden, geraten sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e extreme <strong>Leben</strong>ssituation.<br />

Sie s<strong>in</strong>d zutiefst verunsichert und beschäftigen sich <strong>mit</strong> Fragen wie: Wie viel<br />

Zeit bleibt mir? Werde ich Schmerzen haben? Mit was möchte ich abschließen? Was geschieht<br />

nach dem Tod? Und obgleich Mediz<strong>in</strong> und Forschung immer wieder Fortschritte<br />

erzielen, müssen viele Krebspatienten erfahren, dass sie trotzdem unheilbar krank<br />

s<strong>in</strong>d und nicht mehr lange leben werden. In dieser Situation bekommt Zeit e<strong>in</strong>e ganz<br />

neue Bedeutung.<br />

Wie können Patienten und Angehörige dem Thema Tod begegnen?<br />

Dr. med. Andrea<br />

Petermann-Meyer,<br />

Psycho-Onkolog<strong>in</strong><br />

Empfehlen Sie e<strong>in</strong>e offene Ause<strong>in</strong>andersetzung <strong>mit</strong> den Themen Sterben und Tod oder<br />

beh<strong>in</strong>dert dies die Krankheitsbewältigung?<br />

Verdrängung ist e<strong>in</strong>e reife Persönlichkeitsleistung. Das ist etwas durchaus Positives – oder umgekehrt:<br />

Es ist nicht unbed<strong>in</strong>gt negativ. Aber Patienten und Angehörige schonen sich oft gegenseitig. Meistens<br />

denkt der Betroffene selbst über Sterben und Tod nach, die Angehörigen tun es auch. Aus dem Gefühl<br />

e<strong>in</strong>er gegenseitigen Schonung spricht man aber nicht darüber. Das führt zu e<strong>in</strong>er merkwürdigen Aussparung<br />

der Kommunikation, die oft nicht hilfreich ist und manchmal sogar die Beziehung zwischen<br />

beiden stört. Es wird e<strong>in</strong>fach deutlich: Zwischen uns gibt es etwas, worüber wir nicht sprechen. Ich<br />

möchte Betroffene und Angehörige dazu ermutigen, diesen Schritt zu wagen. In drei Viertel der Fälle<br />

sagen beide Seiten später, dass es richtig war. Manchmal gibt es aber auch die Konstellation, dass<br />

e<strong>in</strong>er der beiden nicht darüber sprechen möchte oder es schon versucht hat und jetzt sagt: „Es tut mir<br />

nicht gut, ich möchte das nicht mehr.“ Das ist dann auch <strong>in</strong> Ordnung. Allerd<strong>in</strong>gs plädiere ich dafür,<br />

<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>en offeneren Umgang <strong>mit</strong> den Themen Tod und Sterben e<strong>in</strong>zuüben, gerade auch seitens<br />

Nichtbetroffener. Das würde für Menschen, die sich dem Tode nahe fühlen, weniger E<strong>in</strong>samkeit bedeuten<br />

und für alle anderen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere H<strong>in</strong>wendung zum <strong>Leben</strong>.<br />

Gibt es geeignete E<strong>in</strong>stiege, um über Sterben und Tod zu sprechen?<br />

Ja. Wenn der Betroffene zum Beispiel sagt: „Ich denke oft darüber nach, wie es wohl weitergehen<br />

mag“, dann kommt häufig von der anderen Seite: „Wir schaffen das.“ Da sollte man dann e<strong>in</strong>mal den<br />

Mut haben, zu sagen: „Ja, ich hoffe, wir schaffen das. Aber ich mache mir auch manchmal Gedanken,<br />

was passiert, wenn es nicht so ist.“ Wichtig ist es, an dieser Stelle noch e<strong>in</strong> zweites Angebot zu machen<br />

und Redebereitschaft zu signalisieren. Was wäre, wenn die Gesundheit nicht zurückkommt? Wenn<br />

nicht Heilung am Ende steht, sondern wiederkehrende Krankheit oder auch der Tod?<br />

50<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung


Die Gefühle, die zunächst vorherrschen, s<strong>in</strong>d Angst, Wut, Ohnmacht und Trauer.<br />

Diese Gefühle auch zuzulassen und anzunehmen gibt den Betroffenen die Möglichkeit,<br />

sich <strong>mit</strong> dem <strong>Leben</strong> zu befassen, das sie zurücklassen werden, und <strong>mit</strong> der Zeit, die ihnen<br />

noch bleibt.<br />

So kann diese letzte Phase des <strong>Leben</strong>s auch e<strong>in</strong> <strong>Leben</strong>srückblick se<strong>in</strong>, der von großer<br />

Ehrlichkeit und Intensität geprägt ist. E<strong>in</strong>e Zeit, <strong>in</strong> der Sie möglichst viele D<strong>in</strong>ge klären<br />

können, die für Sie wichtig s<strong>in</strong>d. Unabhängig davon, ob es sich um e<strong>in</strong>e Reise handelt, die<br />

Sie unbed<strong>in</strong>gt noch unternehmen wollen, oder ob Sie offene Konflikte klären möchten.<br />

Wichtig ist, dass Sie versuchen, <strong>mit</strong> sich selbst und den Menschen, die Ihnen nahe-<br />

Nehmen Sie sich bei<br />

Ihren Gedanken und<br />

Gefühlen nicht zurück.<br />

Sollte man bis zuletzt hoffen oder sich frühzeitig <strong>mit</strong> dem Tod beschäftigen?<br />

Wenn ich Ihnen jetzt sage, haben Sie doch bitte Hoffnung, dass morgen die Sonne sche<strong>in</strong>t, dann haben<br />

Sie nicht e<strong>in</strong>en Deut mehr davon. Dann denken Sie als Erstes an Regen. So ist es bei e<strong>in</strong>er Krebserkrankung<br />

auch. Angst und Hoffnung s<strong>in</strong>d immer dabei, bei den Erkrankten und den Angehörigen.<br />

Wenn ich auf die Seite der Hoffnung gehe und versuche, ihnen Mut zu machen, werden sie automatisch<br />

auf die Seite der Angst gehen. Wenn Betroffene und Angehörige geme<strong>in</strong>sam auf die Seite der<br />

Angst gehen, auf die Seite von Trauer und Kummer, dann entsteht die Hoffnung von selbst. Spreche<br />

ich <strong>mit</strong> den Patienten über ihre Angst und den Tod, kehren sie nach fünf bis zehn M<strong>in</strong>uten automatisch<br />

auf die Seite der Hoffnung zurück. Je mehr wir über Tod und Sterben reden, umso mehr Mut fassen<br />

sie. Wenn ich dagegen nur die Hoffnung thematisiere, lasse ich den Patienten <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Angst alle<strong>in</strong>.<br />

Hoffnung verändert das Gesicht schwer kranker Menschen. Zunächst ist es die Hoffnung auf Heilung,<br />

dann auf e<strong>in</strong> zwar von Krankheit begleitetes, aber doch möglichst langes <strong>Leben</strong>. Dann folgt die Hoffnung,<br />

möglichst schmerzfrei, symptomfrei zu se<strong>in</strong>, und als Letztes bleibt die Hoffnung auf e<strong>in</strong> gutes<br />

Sterben <strong>in</strong> Geborgenheit. Auf diese Weise gel<strong>in</strong>gt es vielen Menschen, sich Hoffnung zu bewahren.<br />

Wie gestaltet man die verbleibende Zeit am besten?<br />

In Gesprächen <strong>mit</strong> Paaren und Familien nähere ich mich dem Tod im Konjunktiv und frage: „Wenn Sie<br />

nur noch drei Wochen Zeit hätten, was wäre Ihnen dann wichtig?“ Die Antworten der Familien s<strong>in</strong>d<br />

sehr unterschiedlich. Da gibt es Menschen, die suchen e<strong>in</strong> Abschiedsritual. Ich habe e<strong>in</strong>e Familie<br />

begleitet, die <strong>in</strong> den Baum im Garten e<strong>in</strong> Herz und alle Namen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geritzt hat. Bei e<strong>in</strong>er anderen<br />

Familie haben alle noch e<strong>in</strong>mal ihre Fußabdrücke auf e<strong>in</strong> Plakat gesetzt. Und ich kenne zwei Familien,<br />

<strong>in</strong> denen die beiden betroffenen Frauen gesagt haben, dass sie bis zu ihrem Tod nicht über den Tod<br />

sprechen wollen – und dann wurde auch nicht darüber gesprochen.<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung 51


stehen, <strong>in</strong>s Re<strong>in</strong>e zu kommen. Nehmen Sie sich dabei <strong>in</strong> Ihren Gedanken und Gefühlen<br />

nicht zurück, teilen Sie sich Ihrer Familie und Ihren Freunden <strong>mit</strong>. Auf diese Weise räumen<br />

Sie Missverständnisse aus und vermeiden falsche Rücksichtnahme – nur so kann<br />

Nähe entstehen.<br />

Teilen Sie Ihren<br />

Angehörigen <strong>mit</strong>, was<br />

Sie möchten und<br />

was nicht.<br />

Den eigenen Tod zu akzeptieren und ihm ruhig entgegenzusehen, ist wohl die schwerste<br />

Aufgabe im <strong>Leben</strong> e<strong>in</strong>es Menschen. Darum f<strong>in</strong>det jeder se<strong>in</strong>e eigenen Antworten auf<br />

die letzten Fragen. Die Vorstellung davon, wie man sterben möchte, hängt stark <strong>mit</strong> den<br />

eigenen Werten, der Weltanschauung und <strong>mit</strong> dem eigenen Glauben zusammen. Aus<br />

diesem Grund ist es wichtig, dass Sie auch die Frage, wie Sie sterben möchten, <strong>mit</strong> vertrauten<br />

Menschen besprechen. Scheuen Sie nicht davor zurück, Ihren Angehörigen und<br />

Freunden ehrlich zu sagen, was Sie sich wünschen und was Sie auf ke<strong>in</strong>en Fall möchten.<br />

Sie helfen so nicht nur sich selbst, sondern auch den Menschen, die Ihnen nahestehen.<br />

Familie und Freunde können das Ausmaß und die E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichkeit, <strong>in</strong> der sich Krebspatienten<br />

<strong>mit</strong> dem eigenen Tod ause<strong>in</strong>andersetzen, nur selten teilen. Angehörige versuchen<br />

<strong>in</strong> dieser Situation häufig alles Erdenkliche, um Gedanken oder Gespräche über den Tod<br />

vom geliebten Menschen fernzuhalten. Wenn Sie jedoch den Tod verdrängen und den<br />

Gesprächen über dieses Thema aus dem Weg gehen, vernachlässigen Sie die Bedürfnisse<br />

des Betroffenen. Denn oft ist es die Sorge, anderen Menschen zur Last zu fallen, die<br />

Krebspatienten davon abhält, über ihre Wünsche und Vorstellungen im H<strong>in</strong>blick auf den<br />

eigenen Tod zu sprechen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie für diese wesentlichen Fragen<br />

zu e<strong>in</strong>em geeigneten, vielleicht auch schon frühen Zeitpunkt erreichbar s<strong>in</strong>d. So können<br />

Sie <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander lernen, den Abschied zu leben, und auf diese Weise auch die Angst vor<br />

dem Sterben verr<strong>in</strong>gern.<br />

Nichts schadet<br />

mehr als falsche<br />

Rücksichtnahme.<br />

In dieser Situation s<strong>in</strong>d Gefühle wie Ohnmacht, Zorn, Trauer und Angst ganz normal.<br />

Sie dürfen diese Empf<strong>in</strong>dungen auch dem Betroffenen gegenüber zeigen. Nichts schadet<br />

mehr, als aus falscher Rücksichtnahme Gefühle vore<strong>in</strong>ander zu verbergen. Denn<br />

nur ehrliche Gespräche und die geme<strong>in</strong>same Trauer lassen die letzte <strong>Leben</strong>sphase des<br />

Kranken zu e<strong>in</strong>em verb<strong>in</strong>denden Erlebnis werden, das Ihnen helfen wird, den Tod des<br />

geliebten Menschen zu verarbeiten.<br />

52<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung


Anhang<br />

Diagnose: <strong>Lungenkrebs</strong> 53


Hilfreiche Adressen<br />

Allgeme<strong>in</strong><br />

Der zweite Atem<br />

Postfach 511170<br />

50947 Köln<br />

Telefon: 0221 / 27 23 59 30<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@lungenkrebszentrale.de<br />

www.der-zweite-atem.de<br />

Internet-Krebs-Kompass der Volker Karl<br />

Oehlrich-Gesellschaft e. V.<br />

Eisenacher Straße 8<br />

64560 Riedstadt<br />

Telefon/Fax: 0721 / 151 - 45 47 78<br />

www.krebs-kompass.de<br />

Deutsche Krebshilfe e. V.<br />

Buschstraße 32<br />

53113 Bonn<br />

Telefon: 0228 / 7 29 90 - 0<br />

Fax: 0228 / 7 29 90 - 11<br />

E-Mail: beratungsdienst@krebshilfe.de<br />

www.krebshilfe.de<br />

Deutsche Krebsgesellschaft e. V.<br />

Tiergarten Tower – Straße des 17. Juni 106-108<br />

10623 Berl<strong>in</strong><br />

Telefon: 030 / 32 29 329 - 0<br />

Fax: 030 / 32 29 329 - 66<br />

E-Mail: service@krebsgesellschaft.de<br />

www.krebsgesellschaft.de<br />

Krebs<strong>in</strong>formationsdienst (KID) am Deutschen<br />

Krebsforschungszentrum Heidelberg<br />

Im Neuenheimer Feld 280<br />

69120 Heidelberg<br />

Krebstelefon: 0800 / 420 30 40<br />

(täglich von 8-20 Uhr)<br />

Rauchertelefon Krebspatienten: 06221 / 42 42 24<br />

(Mo-Fr von 14-17 Uhr; bietet auch e<strong>in</strong>e Liste <strong>mit</strong><br />

psychosozialen Beratungsstellen)<br />

E-Mail: krebs<strong>in</strong>formationsdienst@dkfz.de<br />

www.krebs<strong>in</strong>formation.de<br />

Deutsche Tumorzentren im Internet<br />

www.tumorzentrum-freiburg.de/<br />

krebs-webweiser.html<br />

Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg<br />

Krebshotl<strong>in</strong>e: 0761 / 270 60 60<br />

(Mo-Fr von 9-16 Uhr)<br />

Telefon Psychologischer Dienst:<br />

0761 / 270 - 73 90 oder - 72 84<br />

Ansprechpartner<strong>in</strong>nen:<br />

Dipl.-Psych. Elke Re<strong>in</strong>ert, Dipl.-Psych. Heike Butzke,<br />

Dipl.-Psych. Claudia Liebelt<br />

www.tumorzentrum-freiburg.de<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft für Psychoonkologie<br />

(PSO) <strong>in</strong> der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.<br />

Sprecher: Prof. Dr. phil. Joachim Weis<br />

Kl<strong>in</strong>ik für Tumorbiologie<br />

Breisacher Straße 117<br />

79106 Freiburg<br />

Telefon: 0761 / 206 - 22 20 oder - 22 18<br />

Fax: 0761 / 206 - 22 58<br />

E-Mail: jowe@tumorbio.uni-freiburg.de<br />

www.pso-ag.de<br />

54<br />

Hilfreiche Adressen


Selbsthilfe<br />

Sport<br />

Selbsthilfe <strong>Lungenkrebs</strong><br />

Charité-Universitätsmediz<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Campus Virchow-Kl<strong>in</strong>ikum<br />

Augustenburger Platz 1<br />

13353 Berl<strong>in</strong><br />

Ansprechpartner<strong>in</strong> (bundesweit): Barbara Baysal<br />

Telefon: 030 / 66 62 00 69<br />

E-Mail: barbara.baysal@selbsthilfe-lungenkrebs.de<br />

oder Heidi Jäger<br />

Telefon: 030 / 72 32 49 05 (ab 18 Uhr)<br />

E-Mail: jaeger.heidi@selbsthilfe-lungenkrebs.de<br />

www.selbsthilfe-lungenkrebs.de<br />

Onl<strong>in</strong>e-Forum der Selbsthilfe <strong>Lungenkrebs</strong><br />

www.selbsthilfe-lungenkrebs.net/apboard/portal.php<br />

INKA – Informationsnetz für Krebspatienten<br />

und Angehörige<br />

Reuchl<strong>in</strong>straße 10-11<br />

10553 Berl<strong>in</strong><br />

Telefon: 030 / 32 51 36 30<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@<strong>in</strong>kanet.de<br />

www.<strong>in</strong>kanet.de<br />

Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur<br />

Anregung und Unterstützung<br />

von Selbsthilfegruppen (NAKOS)<br />

Datenbank von Selbsthilfegruppen <strong>in</strong><br />

ganz <strong>Deutschland</strong><br />

Wilmersdorfer Straße 39<br />

10627 Berl<strong>in</strong><br />

Telefon: 030 / 31 01 89 - 60<br />

Fax: 030 / 31 01 89 - 70<br />

E-Mail: selbsthilfe@nakos.de<br />

www.nakos.de<br />

Deutscher Olympischer Sportbund<br />

Adressen der jeweiligen Landessportbünde <strong>mit</strong><br />

weiterführenden Informationen zum Thema Sport<br />

nach Krebs sowie Anlaufstellen<br />

Otto-Fleck-Schneise 12<br />

60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Telefon: 069 / 67 000<br />

Fax: 069 / 67 49 06<br />

E-Mail: office@dosb.de<br />

www.dosb.de<br />

F<strong>in</strong>anzielle Hilfen<br />

Härtefonds der Deutschen Krebshilfe e. V.<br />

Buschstraße 32<br />

53113 Bonn<br />

Telefon: 0228 / 72 990 - 94<br />

E-Mail: haertefonds@krebshilfe.de<br />

www.krebshilfe.de<br />

Hans Rosenthal-Stiftung<br />

Schnelle Hilfe <strong>in</strong> akuter Not e. V.<br />

Postfach 450404<br />

12174 Berl<strong>in</strong><br />

Telefon: 030 / 77 24 355<br />

Fax: 030 / 77 24 451<br />

E-Mail: kontakt@hans-rosenthal-stiftung.de<br />

www.hans-rosenthal-stiftung.de<br />

Marianne Strauß Stiftung<br />

Oett<strong>in</strong>genstraße 22<br />

80538 München<br />

Telefon: 089 / 29 49 67<br />

E-Mail: anfragen@msshilft.de<br />

www.msshilft.de<br />

Hilfreiche Adressen 55


Hilfreiche Adressen<br />

Soziale Fragen<br />

Schmerzen<br />

Deutsche Rentenversicherung Bund<br />

vormals Bundesversicherungsanstalt für<br />

Angestellte (BfA)<br />

Informationen zu Rente, Rentenrecht und<br />

Rehabilitation<br />

10704 Berl<strong>in</strong><br />

Servicetelefon: 0800 / 10 00 480 70<br />

Fax: 030 / 865 - 27 240<br />

E-Mail: me<strong>in</strong>efrage@drv-bund.de<br />

www.drv-bund.de<br />

Theodor Spr<strong>in</strong>gmann Stiftung<br />

Datenbank <strong>mit</strong> Informationen und L<strong>in</strong>ks zu<br />

sozialrechtlichen und sozialen Fragen sowie<br />

Patiententelefon<br />

Reuchl<strong>in</strong>straße 10-11<br />

10553 Berl<strong>in</strong><br />

Telefon: 030 / 44 02 40 - 79<br />

Fax: 030 / 44 02 40 - 99<br />

E-Mail: auskunft@patiententelefon.de<br />

www.patiententelefon.de<br />

Bundesverband Deutsche Schmerzhilfe e. V.<br />

Sietwende 20<br />

21720 Grünendeich<br />

Telefon: 04142 / 81 04 - 34<br />

Fax: 04142 / 81 04 - 35<br />

E-Mail: geschaeftsstelle@schmerzhilfe.org<br />

www.schmerzhilfe.org<br />

FORUM SCHMERZ<br />

im Deutschen Grünen Kreuz e. V.<br />

Schuhmarkt 4<br />

35037 Marburg<br />

Telefon: 06421 / 29 30<br />

Fax: 06421 / 293 - 724<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@schmerzliga.de<br />

www.schmerzliga.de<br />

Deutsche Schmerzliga e. V.<br />

Adenauerallee 18<br />

61440 Oberursel<br />

Telefon: 0700 / 375 375 - 375<br />

Fax: 0700 / 375 375 - 38<br />

(Mo-Fr von 9-12 Uhr)<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@schmerzliga.de<br />

www.schmerzliga.de<br />

Deutsche Gesellschaft zum Studium<br />

des Schmerzes e. V. (DGSS)<br />

Obere Rhe<strong>in</strong>gasse 3<br />

56154 Boppard<br />

Telefon: 06742 / 80 01 - 21<br />

Fax: 06742 / 80 01 - 22<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@dgss.org<br />

www.dgss.org<br />

56<br />

Hilfreiche Adressen


Hospiz<br />

Palliativmediz<strong>in</strong><br />

Deutsche Hospiz Stiftung<br />

Europaplatz 7<br />

44269 Dortmund<br />

Telefon: 0231 / 73 80 73 - 0<br />

Fax: 0231 / 73 80 73 - 1<br />

www.hospize.de<br />

Deutscher Hospiz- und PalliativVerband<br />

Aachener Straße 5<br />

10713 Berl<strong>in</strong><br />

Telefon: 030 / 82 00 758 - 0<br />

Fax: 030 / 82 00 758 - 13<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@hospiz.net<br />

www.hospiz.net<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Palliativmediz<strong>in</strong> e. V.<br />

Aachener Straße 5<br />

10713 Berl<strong>in</strong><br />

Telefon: 030 / 81 82 68 85<br />

Fax: 030 / 81 82 67 76<br />

E-Mail: dgp@dgpalliativmediz<strong>in</strong>.de<br />

www.dgpalliativmediz<strong>in</strong>.de<br />

Hilfreiche Adressen 57


Glossar<br />

A<br />

Adenokarz<strong>in</strong>om<br />

bösartiger Tumor, der im Drüsengewebe wie zum<br />

Beispiel den Bronchien entsteht<br />

adjuvante Therapie<br />

Behandlung, die e<strong>in</strong>e zuvor durchgeführte Operation<br />

unterstützt – <strong>in</strong> der Regel ohne Therapie-Pause.<br />

Beispielsweise verordnen Ärzte nach der operativen<br />

Entfernung des Tumors e<strong>in</strong>e adjuvante Chemo- oder<br />

Strahlentherapie, um eventuell verbliebene Tumorzellen<br />

zu vernichten.<br />

Alveolen<br />

Lungenbläschen<br />

analgetische Therapie<br />

medikamentöse Behandlung, die darauf abzielt, die<br />

Schmerzen des Patienten zu l<strong>in</strong>dern<br />

Anamnese<br />

Gespräch über die gesundheitliche Vorgeschichte des<br />

Patienten und den bisherigen Verlauf se<strong>in</strong>er aktuellen<br />

Erkrankung<br />

Angiogenese<br />

Wachstum von Blutgefäßen<br />

Angiogenese-Hemmer<br />

Antikörper, der verh<strong>in</strong>dert, dass die vom Tumor<br />

ausgesendeten Wachstumsfaktoren an die Rezeptoren<br />

der Blutgefäße andocken können<br />

Anschlussheilbehandlung<br />

Sie f<strong>in</strong>det un<strong>mit</strong>telbar nach der Krebstherapie <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er speziellen Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik statt und richtet<br />

sich vor allem an Betroffene, die <strong>in</strong>s Berufsleben<br />

zurückkehren möchten.<br />

Anti-Angiogenese<br />

verh<strong>in</strong>dert die Neubildung von Blutgefäßen<br />

Antiemetika<br />

Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen<br />

Atemtherapie<br />

Behandlungsmethode, die den <strong>Lungenkrebs</strong>patienten<br />

hilft, die Leistungsfähigkeit ihrer Lunge zu steigern<br />

B<br />

benigne<br />

gutartig<br />

bildgebendes Verfahren<br />

Methode, um e<strong>in</strong> Abbild des Körper<strong>in</strong>neren zu erstellen,<br />

z. B. Röntgen oder Computertomografie (CT)<br />

Biopsie<br />

Entnahme von Gewebe<br />

Bronchialkarz<strong>in</strong>om<br />

<strong>Lungenkrebs</strong><br />

Bronchien<br />

Ähnlich der Struktur e<strong>in</strong>es Baumes fächert sich die<br />

Luftröhre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en rechten und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en l<strong>in</strong>ken Ast<br />

auf. Von dort aus spalten sich die Bronchien ab – e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl kle<strong>in</strong>erer Äste, die sich <strong>in</strong> die Lungenflügel<br />

verzweigen. Die Bronchien s<strong>in</strong>d dafür zuständig, die<br />

Atemluft zu den Alveolen zu transportieren.<br />

Bronchiolen<br />

w<strong>in</strong>zige Verzweigungen der Bronchien<br />

58<br />

Glossar


E, H, I<br />

Bronchoskopie<br />

Spiegelung der Atemwege. Mit diesem Verfahren<br />

untersuchen die Ärzte die Luftröhre und die Bronchien,<br />

um eventuelle Krankheiten festzustellen. Bei der<br />

Diagnose von <strong>Lungenkrebs</strong> ist die Bronchoskopie <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung <strong>mit</strong> der Biopsie (Gewebeprobe) e<strong>in</strong>e der<br />

wichtigsten Untersuchungsmethoden.<br />

C<br />

Epistaxis<br />

Nasenbluten<br />

Hypertonie<br />

Bluthochdruck<br />

Infusion<br />

Verabreichung e<strong>in</strong>er Flüssigkeitsmenge <strong>in</strong> den Körper;<br />

<strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong>travenös, das heißt über e<strong>in</strong>e Vene<br />

Chemotherapie<br />

medikamentöse Behandlungsmethode, die die Vermehrung<br />

von Krebszellen hemmen soll. Sie wirkt im<br />

gesamten Körper (systemisch) und wird dem Patienten<br />

per Infusion oder Tablette verabreicht.<br />

Computertomografie (CT)<br />

Röntgenuntersuchung, die Querschnittsbilder des<br />

Körper<strong>in</strong>neren liefert<br />

K<br />

Karz<strong>in</strong>om<br />

bösartiger Tumor<br />

Kernsp<strong>in</strong>tomografie (MRT)<br />

bildgebendes Verfahren, <strong>mit</strong>tels starker Magnetfelder<br />

dreidimensionale Abbildungen des Körper<strong>in</strong>neren zu<br />

erstellen<br />

D<br />

Diagnose<br />

Feststellung e<strong>in</strong>er Krankheit und ggf. ihrer Ursache<br />

Diagnostik<br />

Untersuchungen, die zu e<strong>in</strong>er Diagnose führen<br />

Diarrhö<br />

Durchfall<br />

kle<strong>in</strong>zelliges Bronchialkarz<strong>in</strong>om<br />

Im Unterschied zum nicht-kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong><br />

wächst e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>zelliges Bronchialkarz<strong>in</strong>om sehr<br />

schnell und streut schon früh Metastasen <strong>in</strong> andere<br />

Organe. E<strong>in</strong>e vollständige operative Entfernung ist<br />

nur bei kle<strong>in</strong>en, örtlich begrenzten Tumoren möglich.<br />

komb<strong>in</strong>ierte Therapie/Komb<strong>in</strong>ationstherapie<br />

bezeichnet die Verknüpfung verschiedener Therapiearten.<br />

Oft werden beispielsweise e<strong>in</strong>e Chemo- und<br />

Strahlentherapie oder e<strong>in</strong>e Chemo- und zielgerichtete<br />

Therapie <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander komb<strong>in</strong>iert.<br />

kurative Therapie<br />

Behandlung <strong>mit</strong> dem Ziel, den Patienten zu heilen<br />

Glossar 59


Glossar<br />

L, M<br />

N, O, P<br />

Lymphknoten<br />

Aufgabe des Lymphsystems ist die körpereigene<br />

Abwehr. Wie das Blutgefäßsystem durchziehen die<br />

Lymphbahnen den ganzen Körper. Die Lymphknoten<br />

s<strong>in</strong>d dafür zuständig, Erreger und Fremdstoffe zu<br />

vernichten. In ihnen können auch Tumore entstehen.<br />

nicht-kle<strong>in</strong>zelliger <strong>Lungenkrebs</strong><br />

Nicht-kle<strong>in</strong>zelliger <strong>Lungenkrebs</strong> wächst meist begrenzt<br />

und bildet erst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium<br />

Metastasen. Von dieser <strong>Lungenkrebs</strong>art<br />

s<strong>in</strong>d weitaus mehr Menschen betroffen als vom<br />

kle<strong>in</strong>zelligen <strong>Lungenkrebs</strong>.<br />

maligne<br />

bösartig<br />

Opioide<br />

sehr starke Schmerz<strong>mit</strong>tel, z. B. Morph<strong>in</strong><br />

Mediast<strong>in</strong>oskopie (MSK)<br />

Bei e<strong>in</strong>er Mediast<strong>in</strong>oskopie wird der zwischen beiden<br />

Lungenflügeln gelegene Mittelfellraum (Mediast<strong>in</strong>um)<br />

untersucht.<br />

Mediast<strong>in</strong>um (Mittelfellraum)<br />

Raum zwischen Brustbe<strong>in</strong> und Brustwirbelsäule. Das<br />

Mediast<strong>in</strong>um wird seitlich von den beiden Lungenflügeln<br />

e<strong>in</strong>gerahmt.<br />

Metastase<br />

Tochtergeschwulst, die dadurch entsteht, dass sich<br />

Krebszellen vom ursprünglichen Tumor lösen und<br />

über die Blut- und Lymphbahnen verbreiten<br />

Molekül<br />

zwei oder mehr Atome, die chemisch <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander<br />

verbunden s<strong>in</strong>d<br />

Mutation<br />

Veränderung <strong>in</strong> der Struktur des Erbgutes<br />

palliative Therapie<br />

Unter e<strong>in</strong>er palliativen Therapie versteht man jede<br />

Behandlung – von der Operation über Chemo- oder<br />

Strahlentherapie bis h<strong>in</strong> zur Schmerztherapie –, die<br />

die Beschwerden des Betroffenen l<strong>in</strong>dern soll. Dieser<br />

Therapieansatz verfolgt nicht das Ziel, Patienten zu<br />

heilen, sondern die verbleibende <strong>Leben</strong>szeit so angenehm<br />

wie möglich zu gestalten.<br />

Plattenepithelkarz<strong>in</strong>om<br />

Karz<strong>in</strong>om, das von den oberen Zellen der Bronchien,<br />

den Schleimhautzellen, ausgeht<br />

Positronen-Emissions-Tomografie (PET)<br />

Tumore haben e<strong>in</strong>en sehr hohen Energiebedarf und<br />

nehmen beispielsweise Traubenzucker schneller auf<br />

als andere Zellen. Diese Eigenschaft macht sich das<br />

Verfahren zunutze: Im Rahmen der Positronen-<br />

Emissions-Tomografie werden radioaktiv markierte<br />

Zuckermoleküle (Tracer) <strong>in</strong> den Körper geschleust,<br />

die sich vor allem dort anreichern, wo der Stoffwechsel<br />

besonders aktiv ist, also am Tumorgewebe. Auf<br />

e<strong>in</strong>em PET-Bild hebt sich dieses dann auffällig vom<br />

gesunden Gewebe ab.<br />

60<br />

Glossar


S<br />

Primärtumor<br />

Ursprungstumor, der <strong>in</strong> der Lage ist, <strong>in</strong> andere Organe<br />

Metastasen abzusiedeln<br />

Prognose<br />

Vorhersage über den möglichen Verlauf e<strong>in</strong>er<br />

Krankheit<br />

Sonografie<br />

Ultraschalluntersuchung<br />

Sputum<br />

aus den Atemwegen abgehusteter Auswurf/Schleim<br />

Strahlenkater<br />

Nebenwirkungen der Strahlentherapie<br />

R<br />

Rash<br />

Hautausschlag, der als Nebenwirkung während der<br />

Behandlung <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />

auftreten kann. Der Ausschlag ist meist e<strong>in</strong> Zeichen<br />

dafür, dass die Therapie anschlägt.<br />

Rehabilitation<br />

Maßnahmen nach der Therapie. Sie sollen die<br />

Auswirkungen der Behandlung verbessern, die<br />

körperliche Leistungsfähigkeit steigern, Langzeitfolgen<br />

vorbeugen und zudem dabei helfen, das Erlebte<br />

seelisch zu verabeiten.<br />

Strahlentherapie/Bestrahlung<br />

Die Bestrahlung schädigt die Erbsubstanz der<br />

Krebszellen, sodass sie absterben. Die Tumorzellen<br />

werden dafür von außen zielgenau <strong>mit</strong> energiereichen<br />

elektromagnetischen Wellen bestrahlt.<br />

Supportivtherapie<br />

Maßnahmen, <strong>mit</strong> denen die Ärzte nicht direkt<br />

die Krankheit, sondern ihre Begleitersche<strong>in</strong>ungen<br />

bekämpfen, beispielsweise die Nebenwirkungen der<br />

Chemotherapie<br />

Symptome<br />

Anzeichen e<strong>in</strong>er Erkrankung<br />

Rezeptor<br />

Der Rezeptor sitzt wie e<strong>in</strong>e Antenne am äußeren<br />

Rand e<strong>in</strong>er Zelle und sorgt dafür, dass Signale empfangen<br />

und <strong>in</strong> die Zelle geleitet werden.<br />

Rezidiv<br />

Rückfall; Wiederauftreten e<strong>in</strong>es Tumors<br />

systemische Therapie<br />

Die Behandlung erstreckt sich auf den gesamten<br />

Körper, z. B. Chemotherapie.<br />

Sz<strong>in</strong>tigrafie<br />

radiologische Untersuchung, <strong>in</strong> der <strong>mit</strong> speziellen,<br />

sehr schwach radioaktiven Substanzen überprüft<br />

wird, ob <strong>in</strong> den Knochen Tochtergeschwülste vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d<br />

Glossar 61


Glossar<br />

T<br />

W, Z<br />

TNM-Klassifikation/Stag<strong>in</strong>g<br />

Die E<strong>in</strong>teilung der Tumorstadien erfolgt nach der <strong>in</strong>ternationalen<br />

TNM-Klassifikation. Sie gibt Aufschluss<br />

darüber, wie groß e<strong>in</strong> Tumor ist und <strong>in</strong>wieweit er sich<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Organs, <strong>in</strong> die Lymphknoten und <strong>in</strong><br />

weitere Organe ausgebreitet hat. Die exakte Bestimmung<br />

ist wichtig für die Prognose des Krankheitsverlaufs<br />

und die Therapieplanung.<br />

T = Tumorgröße<br />

N = Lymphknotenbefall<br />

M = Metastasierung<br />

toxisch<br />

giftig. Wenn Medikamente – beispielsweise Zytostatika<br />

(Chemotherapie) – schwere Nebenwirkungen<br />

haben, spricht man von e<strong>in</strong>er toxischen Wirkung.<br />

Tumor<br />

Gewebsgeschwulst, die durch vermehrtes Zellwachstum<br />

entsteht und gut- oder bösartig se<strong>in</strong> kann<br />

Tumormarker<br />

Das Blut von Krebspatienten weist Stoffe auf, die von<br />

den Tumorzellen selbst produziert werden oder deren<br />

Bildung von ihnen angeregt wird. Diese so genannten<br />

Tumormarker lassen jedoch ke<strong>in</strong>e Früherkennung zu<br />

und s<strong>in</strong>d auch ke<strong>in</strong> Indiz für e<strong>in</strong>e bestimmte Krebserkrankung.<br />

Im Verlauf der Krankheit können die<br />

Tumormarker aber <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen H<strong>in</strong>weise darauf<br />

geben, ob e<strong>in</strong>e Behandlung wie die Chemotherapie<br />

anschlägt.<br />

Wachstumsfaktoren<br />

hormonähnliche, körpereigene Botenstoffe, die e<strong>in</strong><br />

vermehrtes Zellwachstum bewirken<br />

zielgerichtete Therapie<br />

Neue Therapiekonzepte <strong>in</strong> der Onkologie werden<br />

unter dem Begriff „zielgerichtete Therapien“<br />

(targeted therapies) zusammengefasst. Im Gegensatz<br />

zur Chemotherapie (systemische Therapie) wirken<br />

die zielgerichteten Therapien direkt am Tumor und<br />

greifen nicht den ganzen Körper an. Sie haben die Behandlungsmöglichkeiten<br />

verschiedener Krebserkrankungen<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren entscheidend erweitert,<br />

E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die kl<strong>in</strong>ische Praxis gefunden und s<strong>in</strong>d<br />

heute Standard im mediz<strong>in</strong>ischen Alltag.<br />

Zyklen<br />

Therapien, die <strong>in</strong> regelmäßig wiederkehrenden Abständen<br />

(Zyklen) erfolgen<br />

Zytostatika<br />

Medikamente, die im Rahmen e<strong>in</strong>er Chemotherapie<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden, um die Vermehrung von Krebszellen<br />

zu stoppen<br />

Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />

Wirkstoffe, die die Signalübertragung <strong>in</strong> das Zell<strong>in</strong>nere<br />

verh<strong>in</strong>dern und so das Tumorwachstum hemmen<br />

62<br />

Glossar


Unsere Experten<br />

Dr. med. Ulrich Gatzemeier ist Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde<br />

<strong>mit</strong> dem Zusatz Allergologie. Seit 1985 arbeitet er als Chefarzt des<br />

onkologischen Schwerpunkts am Krankenhaus Großhansdorf, Zentrum für<br />

Pneumologie und Thoraxchirurgie. Dr. Ulrich Gatzemeier leitet verschiedene<br />

nationale und <strong>in</strong>ternationale Studien im Bereich der Diagnostik und<br />

Therapie des Lungenkarz<strong>in</strong>oms.<br />

Krankenhaus Großhansdorf<br />

Zentrum für Pneumologie und<br />

Thoraxchirurgie<br />

Wöhrendamm 80<br />

22927 Großhansdorf<br />

Dr. med. Sylvia Gütz, Fachärzt<strong>in</strong> für Innere Mediz<strong>in</strong> <strong>mit</strong> der Spezialisierung<br />

Pneumologie, ist seit Anfang 2010 kommissarische Chefärzt<strong>in</strong> der Leipziger<br />

Robert-Koch-Kl<strong>in</strong>ik. Zuvor leitete sie hier die Abteilung Pneumologische<br />

Onkologie. Sie betreut die onkologischen Studien des Hauses und betreibt<br />

e<strong>in</strong> zytologisches Labor. Darüber h<strong>in</strong>aus ist Dr. Sylvia Gütz stellvertretende<br />

Sprecher<strong>in</strong> der Sektion Onkologie der Mitteldeutschen Gesellschaft für<br />

Pneumologie (MDGP) und hat an der S3-Leitl<strong>in</strong>ie zur Diagnostik und Therapie<br />

des Lungenkarz<strong>in</strong>oms <strong>mit</strong>gewirkt.<br />

Robert-Koch-Kl<strong>in</strong>ik Leipzig<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik und<br />

Thoraxzentrum des Kl<strong>in</strong>ikums<br />

St. Georg gGmbH<br />

Nikolai-Rumjanzew-Straße 100<br />

04207 Leipzig<br />

Dr. med. Andrea Petermann-Meyer ist Fachärzt<strong>in</strong> für Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong><br />

und Psychotherapeut<strong>in</strong> <strong>mit</strong> dem Zertifikat „psychosoziale Onkologie“. Sie<br />

leitet die Schwerpunktpraxis für Psychoonkologie <strong>in</strong> Aachen, führt Workshops<br />

rund um die „Kommunikation <strong>mit</strong> onkologischen Patienten“ durch<br />

und veröffentlichte bereits diverse Artikel zum Thema Psycho-Onkologie.<br />

Schwerpunktpraxis für<br />

Psychoonkologie<br />

Annastr. 58-60<br />

52062 Aachen<br />

Dr. med. Anett Reißhauer, Fachärzt<strong>in</strong> für Physikalische und Rehabilitative<br />

Mediz<strong>in</strong>, hat die Leitung des gleichnamigen Arbeitsbereiches <strong>in</strong>klusive<br />

Frührehabilitation an der Charité-Universitätsmediz<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong>ne. Sie<br />

führt die Zusatzbezeichnung Chirotherapie sowie Naturheilverfahren und<br />

ist Vorstands<strong>mit</strong>glied der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Mediz<strong>in</strong><br />

und Rehabilitation e. V. (DGPMR).<br />

Charité-Universitätsmediz<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Kl<strong>in</strong>ik für Physikalische Mediz<strong>in</strong><br />

und Rehabilitation<br />

Charitéplatz 1<br />

10117 Berl<strong>in</strong><br />

Privatdozent Dr. med. Wolfgang Schütte, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde<br />

<strong>mit</strong> dem Zusatz Allergologie, ist Chefarzt der Kl<strong>in</strong>ik für<br />

Innere Mediz<strong>in</strong> II des Krankenhauses Martha-Maria <strong>in</strong> Halle-Dölau. Dr.<br />

Wolfgang Schütte hat bereits an zahlreichen kl<strong>in</strong>ischen Studien zur Therapie<br />

des Bronchialkarz<strong>in</strong>oms teilgenommen und war zwei Jahre lang Präsident<br />

der Mitteldeutschen Gesellschaft für Pneumologie (MDGP).<br />

Krankenhaus Martha-Maria<br />

Halle-Dölau gGmbH 
<br />

Kl<strong>in</strong>ik für Innere Mediz<strong>in</strong> II 
<br />

Röntgenstraße 1<br />

06120 Halle (Saale)<br />

64<br />

Unsere Experten


Herausgeber <strong>Roche</strong> Pharma AG, Grenzach-Wyhlen<br />

Redaktion und Gestaltung lege artis, Münster<br />

Titelbild istockphoto<br />

Fotos istockphoto<br />

© 2011 <strong>Roche</strong> Pharma<br />

Impressum 65


1109/21011787 (TAC0 PMA BRO Pat <strong>Lungenkrebs</strong>)<br />

<strong>Roche</strong> Pharma AG<br />

D-79639 Grenzach-Wyhlen<br />

roche.de

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