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Weibliche Hormone und Krebs - Rotkreuzklinikum München

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<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

Willkommen zum<br />

Infotreff Ges<strong>und</strong>heit!<br />

<strong>Weibliche</strong><br />

<strong>Hormone</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Krebs</strong><br />

Prof. Dr. Wolfgang Eiermann<br />

Chefarzt <strong>und</strong> Leiter des<br />

EUSOMA-Brustzentrums<br />

Frauenklinik Taxisstraße<br />

22. Februar 2010


<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

Epidemiologie<br />

‣ seit 160 Jahren kontinuierlicher Anstieg der Lebenserwartung<br />

→ durchschittliche Lebenserwartung einer Frau in D: 80,6 Jahre<br />

→ durchschnittliche Lebenserwartung einer Frau in D im Jahr 2050:<br />

geschätzt 86,6 Jahre (lt. Statistischem B<strong>und</strong>esamt)<br />

‣ bei unverändertem Menopausenalter (50 –52 Jahre)<br />

‣ Eine Frau verbringt ca. 1/3 ihres Lebens im Stadium der Postmenopause<br />

(d.h. im Östrogenmangel).<br />

‣ Dauer der klimakterischen Beschwerden:<br />

wenige Monate bis zu 20 Jahren (im Durchschnitt 5 Jahre)<br />

→ 75 % der Frauen leiden unter klimakterischen Beschwerden<br />

→ in 1/3 der Fälle massive Beeinträchtigung der Lebensqualität<br />

<strong>und</strong> Leistungsfähigkeit<br />

→ 10 –15 % der über 60‐jährigen sowie 5 % der über 70‐jährigen<br />

Frauen leiden unter relevanten klimakterischen Beschwerden<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

Das klimakterische Syndrom<br />

‣ Vegetativ – vasomotorische Symptome<br />

Leitsymptom: Hitzewallungen („hot flushes“)<br />

Dauer: 2 - 4 Min, mehrfach täglich)<br />

Schwindel, Tachykardien, Parästhesien, Schweißausbrüche, Frösteln<br />

→Pathogenese: Dysfunktion der endogenen Thermoregulation im Hypothalamus durch Wegfall des<br />

neg. feedback der Östrogene<br />

‣ Psychische Symptome<br />

Depressive Verstimmungen, Angstzustände, Antriebsschwäche<br />

Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, verminderte Libido<br />

Mangelndes Leistungsvermögen<br />

‣ Organische Symptome<br />

Dysfunktionelle Blutungsstörungen<br />

Urogenitale Atrophie, Harninkontinenz, ↓ Lubrikation der Scheide<br />

Postmenopausale Osteoporose<br />

Ungünstige Veränderungen des Lipoproteinmetabolismus<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

Relevante Studien zur HRT (1)<br />

‣ WHI-Studie („Women´s Health Initiative Study“)<br />

JAMA 2002; 288: 321-333 / JAMA 2004; 291: 1701-1712<br />

• prospektiv, randomisiert, placebokontrollierte Studie<br />

• an 27.347 postmenopausalen Frauen (50 – 79 J, mittleres Alter: 63,2 J)<br />

(rekrutiert von 1993-1998 an 40 US-amerik. Kliniken)<br />

Ö-G-Arm<br />

Randomisation<br />

(Nicht-hysterektomierte)<br />

8.506 Frauen 8.102 Frauen<br />

0,625 mg CEE + 2,5 mg MPA Plazebo<br />

Ö-Mono-Arm<br />

Randomisation<br />

5.310 Frauen 5.429 Frauen<br />

0,625 mg CEE Plazebo<br />

(Hysterektomierte)


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Relevante Studien zur HRT (2)<br />

‣ WHI-Studie („Women´s Health Initiative Study“)<br />

• Primäre Studienziele: KHK-Prävention, invasiver Brustkrebs<br />

Sek<strong>und</strong>äre Studienziele: Schlaganfall, Lungenembolie, Endometrium-Ca<br />

Colon-Ca, Schenkelhalsfrakturen<br />

• konzipiert für 8,5 Jahre<br />

• Ö-G-Arm nach medianer Beobachtungszeit von 5,2 Jahren vorzeitig abgebrochen (Juli<br />

2002)<br />

• Begründung: erhöhtes Risiko für invasives Mamma-Ca<br />

kardiovakuläre Prävention nicht erreicht<br />

• Ö-Mono-Arm nach medianer Beobachtungszeit von 6,8 Jahren vorzeitig<br />

abgebrochen (2004)<br />

• Begründung: vermehrt cerebrale Insulte <strong>und</strong> Thrombembolien in der Hormongruppe<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


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Relevante Studien zur HRT (3)<br />

‣ Kritikpunkte an WHI-Studie („Women´s Health Initiative Study“)<br />

• Hoher Anteil an Risiko-Patientinnen !<br />

►Übergewicht (BMI > 30) 40 %<br />

►Hypertonie (therapiebedürftig) 40 %<br />

►kardiovaskuläre Vorerkrankungen 10 %<br />

►Raucherinnen 50 %<br />

►ASS-Einnahme 20 %<br />

►Einnahme von Lipidsenkern 12 %<br />

►Diabetes mellitus 6 %<br />

• Mittleres Alter bei Studienbeginn 63,2 Jahre<br />

(nur 10 % der Frauen waren unter 55 Jahre !)<br />

• Durchführung mit nur einem Hormonpräparat<br />

►in hoher Dosierung<br />

►MPA (ungünstige kardiovaskuläre Eigenschaften durch glukokortikoide<br />

Partialwirkung)<br />

• 40,5 % Entblindungsrate im Ö-G-Arm (→ Blutungsstörungen)<br />

• Klimakterische Beschwerden als Ausschlußkriterium<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


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Relevante Studien zur HRT (4)<br />

‣ HERS-Trial („Heart Estrogen/ Progestin Replacement Study“)<br />

JAMA 2002; 287: 591 – 597<br />

• prospektiv, randomisiert, placebokontrollierte Studie<br />

• an 2763 postmenopausalen Frauen<br />

• Ältere Frauen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen<br />

(mittleres Alter: 67 Jahre !)<br />

• Studienziel: Sek<strong>und</strong>ärprophylaxe kardiovaskulärer Erkrankungen<br />

• Kontinuierliche Gabe einer Kombination aus CEE + MPA versus Placebo<br />

• Vorzeitige Entblindung (nach 4,1 Jahren) <strong>und</strong> Fortführung als offene Studie (HERS-<br />

II-Trial), ebenfalls vorzeitiger Abbruch nach weiteren 2,8 Jahren<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


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Relevante Studien zur HRT (5)<br />

‣ Million Women Study (MWS) (1996 – 2001)<br />

Lancet 2003; 362: 419-427<br />

• prospektive Kohortenstudie (Querschnittstudie)<br />

• 828.923 Frauen im Alter zwischen 50 <strong>und</strong> 64 Jahren<br />

• Rekrutierung über Teilnahme an einem nationalen Brustkrebs-Screening- Programm<br />

(Großbritannien)<br />

• Fragestellung: Korrelation zwischen Mammakarzinominzidenz <strong>und</strong> HRT<br />

• Kritikpunkte: ► Selektionsbias<br />

► z. T. falsche Angaben (z.B. bzgl. Zeitdauer der HRT)<br />

‣ Nurses Health Study (NHS) (1976 – 2000)<br />

• prospektive Kohortenstudie an 121.700 Krankenschwestern<br />

• Beginn der HRT in 80 % der Fälle < 2 Jahre nach Menopause<br />

• regelmäßige Auswertungen alle 2 Jahre, über 90 % Follow-up<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


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Formen der <strong>Hormone</strong>rsatztherapie<br />

‣Östrogenmonotherapie<br />

Östrogen<br />

kontinuierliche Einnahme<br />

‣Zyklische sequentielle Östrogen-/Gestagentherapie<br />

Gestagen<br />

Östrogen<br />

Entzugsblutung nach 21 Tagen<br />

‣Kontinuierlich kombinierte Östrogen-/Gestagentherapie<br />

Gestagen<br />

Östrogen<br />

keine Entzugsblutung


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Vasomotorische Symptome <strong>und</strong> HRT<br />

– Aktuelle Datenlage<br />

‣ Der Nutzen der HRT zur Behandlung vasomotorischer Beschwerden<br />

ist in zahlreichen epidemiologischen <strong>und</strong> randomisierten Studien<br />

eindeutig belegt.<br />

‣ In über 80 – 90 % entscheidende Symptombesserung<br />

(signifikante Reduktion von Intensität <strong>und</strong> Frequenz der „hot flushes“)<br />

‣ In den meisten Fällen rasche Symptombesserung<br />

(innerhalb 1 - 4 Wochen)<br />

‣ Der Effekt ist für Östrogene <strong>und</strong> Gestagene (wenn auch in geringerem Maße)<br />

nachweisbar.<br />

‣ Der Effekt ist sowohl bei oraler als auch bei parenteraler Applikation<br />

nachweisbar.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


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Urogenitalatrophie <strong>und</strong> HRT –<br />

Aktuelle Datenlage<br />

‣ Die orale, transdermale sowie lokale Applikation von Östrogenen führt zur Minderung der<br />

Urogenitalatrophie <strong>und</strong> ihrer Symptome<br />

► Dyspareunien<br />

► Trockenheit der Scheide<br />

► Juckreiz<br />

‣ Die lokale (vaginale) Applikation scheint der oralen oder parenteralen<br />

Applikation sogar überlegen <strong>und</strong> ist für diese Indikation zu bevorzugen.<br />

‣ Eine Verbesserung der Harninkontinenz durch eine HRT ist nicht<br />

‣ Datenlage bzgl. Einfluß der HRT auf rezidivierende Harnwegsinfekte<br />

belegt.<br />

ist widersprüchlich.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


Osteoporose <strong>und</strong> HRT –<br />

Aktuelle Datenlage (1)<br />

‣ Die HRT ist in der Primärprävention der Osteoporose wirksam.<br />

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(WHI-Study: signifikante Abnahme der Schenkelhalsfrakturen <strong>und</strong><br />

Wirbelkörperfrakturen um jeweils etwa 35 %, sowohl im Ö-G-Arm als auch im Ö-<br />

Mono-Arm/ bei normalgewichtigen Frauen Risikoreduktion um 50 %)<br />

‣ Bereits niedrige Östrogendosen können den Knochenmasseverlust<br />

Frauen reduzieren:<br />

► 0,3 mg konjugierte equine Östrogene tgl.<br />

► 0,5 mg Estradiol oral tgl. bzw.<br />

► 25 µg Estradiol transdermal tgl.<br />

► 1,0 mg Estradiolvalerat oral tgl.<br />

postmenopausaler<br />

‣ Gestagene: nur für Norethisteronacetat ließ sich östrogen-unabhängige Wirksamkeit auf<br />

die Knochendichte nachweisen.<br />

‣ Problem: empfohlene HRT-Dauer zwecks Osteoporoseprävention mindestens 5 – 10<br />

Jahre (CAVE potenzielle Risiken einer Langzeitanwendung ! )<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


‣ Seit 05/2004 Zulassungsbeschränkung<br />

Osteoporose <strong>und</strong> HRT –<br />

Aktuelle Datenlage (2)<br />

Bescheid des B<strong>und</strong>esinstituts für Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM):<br />

→ Eine HRT zur primären Prävention einer Osteoporose darf nur bei den<br />

Frauen angewendet werden, „die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikation<br />

gegenüber anderen zur Osteoporoseprävention zugelassenen Arzneimitteln<br />

ausweisen“.<br />

► HRT nur noch als „Second line Treatment“ zur Osteoporoseprävention<br />

zugelassen.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann<br />

<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

‣ International Menopause Society:<br />

„bezüglich der Osteoporoseprävention für Frauen im frühen Postmenopausenalter ist keine<br />

alternative Therapie vorteilhafter als die HRT.“<br />

‣ laut S3-Leitlinie des Dachverbandes Osteologie:<br />

„Eine HRT zur Primärprävention der postmenopausalen Osteoporose ist möglich.<br />

Die Indikation ist nach sorgfältiger individueller Nutzen-Risiko-Abwägung gemeinsam mit der<br />

Patientin zu stellen.“


<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

Kardiovaskuläre Erkrankungen <strong>und</strong><br />

HRT – Aktuelle Datenlage (1)<br />

‣ Nur 5 % der Myokardinfarkte treten prämenopausal auf.<br />

‣ Experimentelle Arbeiten zeigen positiven Effekt der Östrogene aufs Lipidprofil.<br />

‣ Zahlreiche nicht-randomisierte Beobachtungsstudien deuten auf kardioprotektiven Effekt der HRT hin.<br />

‣ Weder in WHI-Studie noch im HERS-Trial zeigte sich ein kardioprotektiver Effekt unter HRT !<br />

► Signifikant mehr kardiovaskuläre Ereignisse in der Hormongruppe (HERS)<br />

► Im Ö-G-Arm (WHI-Studie) zeigte sich ↑ Rate an kardiovaskulären Ereignissen<br />

(37/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Hormongruppe versus<br />

30/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Placebogruppe)<br />

► Im Ö-Mono-Arm zeigte sich keine erhöhte Rate an kardiovaskulären Ereignissen.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


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Kardiovaskuläre Erkrankungen <strong>und</strong><br />

HRT – Aktuelle Datenlage (2)<br />

‣ Reanalyse der WHI (2004)<br />

Subgruppenanalyse → früher Beginn der HRT: < 10 Jahre nach der Menopause<br />

Frauen < 60 Jahre<br />

► Im Ö-G-Arm zeigte sich keine ↑ Rate an kardiovaskulären Ereignissen<br />

► Im Ö-Mono-Arm zeigte sich eine um 44 % verminderte (!) Rate an Herzinfarkten.<br />

‣ Neueste Auswertung der NHS (2006)<br />

►Bei frühem Beginn der HRT (< 5 Jahre nach der Menopause)<br />

30 – 50 % weniger Herzinfarkte<br />

→sowohl unter Ö-Mono als auch unter Ö-G- Therapie<br />

→sowohl bei ges<strong>und</strong>en als auch bei kardiovaskulär vorbelasteten Frauen<br />

‣ Fazit (IMS, DGGG, Dt. Menopausengesellschaft, Dt. Gesellschaft für Kardiologie):<br />

Die HRT sollte bis zur Vorlage weiterer Studienergebnisse bei derzeit problematischer Bewertung der<br />

Datenlage nicht zur kardiovaskulären Prävention eingesetzt werden.<br />

Innerhalb 12 Monate nach einem HI sollte keinesfalls eine HRT begonnen werden.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


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Zerebrale Insulte <strong>und</strong> HRT–<br />

Aktuelle Datenlage<br />

‣ WHI-Studie:<br />

Es zeigte sich sowohl im Ö-G-Arm als auch im Ö-Mono-Arm ein signifikant erhöhtes Risiko zerebraler<br />

Insulte in der Hormongruppe<br />

→ Risikoerhöhung um ca. 40 %<br />

(meist ischämische Genese der Hirninsulte)<br />

‣ Auch in der Nurses´ Health Study zeigte sich ein erhöhtes Insultrisiko unter HRT.<br />

‣ Fazit (IMS, DGGG, Dt. Menopausengesellschaft):<br />

Die HRT ist weder zur Primärprävention noch zur Sek<strong>und</strong>ärprävention des<br />

Schlaganfalls geeignet.<br />

Innerhalb 2 – 3 Jahren nach einem Hirninsult sollte keinesfalls eine HRT begonnen<br />

werden.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


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Thrombembolische Erkrankungen<br />

<strong>und</strong> HRT –Aktuelle Datenlage<br />

‣ HRT-Anwendung führt zu einem signifikant gesteigerten Risiko für thrombembolische Ereignisse.<br />

(WHI, HERS, Metaanalysen von Beobachtunsstudien)<br />

‣ Die Risikoerhöhung durch die HRT liegt in der Größenordnung:<br />

Relatives Risiko (RR) 2 – 3<br />

(WHI: RR Ö-G-Arm 2,11 / RR im Ö-Mono-Arm 1,33)<br />

‣ Das Risiko ist am höchsten im 1. Anwendungsjahr (RR 3,5) !<br />

‣ Bei vorliegender genetischer Disposition (hereditäre Thrombophilie) kann die<br />

Vielfaches ( RR > 15 ) betragen.<br />

Risikoerhöhung ein<br />

‣ Fazit (IMS, DGGG, Dt. Menopausengesellschaft):<br />

► Bestehende thrombembolische Erkrankungen stellen eine<br />

absolute Kontraindikation für eine HRT dar.<br />

► Bei Z.n. Thromembolie bzw. bei vorliegender Thrombophilie ist die HRT als<br />

relative Kontraindikation zu sehen <strong>und</strong> erfordert eine strenge Nutzen-Risiko-<br />

Abwägung.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


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Zentrales Nervensystem <strong>und</strong> HRT<br />

– Aktuelle Datenlage<br />

‣ Die überwiegende Anzahl der Beobachtungsstudien legt eine Reduktion der Alzheimer-Erkrankung (bis 40 %<br />

Risikoreduktion) nahe.<br />

→ CAVE: Die Qualität der Studien ist nicht ausreichend.<br />

‣ WHI-Mental-Study (WHIMS):<br />

Anstieg der Diagnose „mögliche Demenz“ in der Hormongruppe (Frauen > 65 J)<br />

(sowohl im Ö-G-Arm als auch im Ö-Mono-Arm)<br />

‣ Auch im HERS-Trial konnten keine positiven Effekte auf kognitive Partialfunktionen gezeigt werden.<br />

‣ Fazit (IMS, DGGG, Dt. Menopausengesellschaft):<br />

Die Primärprävention des M. Alzheimer stellt derzeit keine Indikation<br />

für eine HRT dar.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


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Kolorektales Karzinom <strong>und</strong> HRT<br />

– Aktuelle Datenlage<br />

‣ In über 20 epidemiologischen Studien <strong>und</strong> 4 Metaanalysen zeigte sich ein<br />

reduziertes Kolonkarzinom-Risiko unter HRT-Anwendung<br />

(Risikoreduktion um 20 - 50 %).<br />

‣ Auch im Ö-G-Arm der WHI-Study zeigte sich Risikoreduktion für kolorektale Karzinome (um 37 %) in der<br />

Hormongruppe<br />

Aber : die diagnostizierten Karzinome in der Hormongruppe waren signifikant häufiger als in der<br />

Plazebogruppe in einem fortgeschrittenen Tumorstadium.<br />

‣ Im Ö-Mono-Arm zeigte sich für die Gesamtgruppe kein Effekt auf die Inzidenz kolorektaler Karzinome.<br />

(Subgruppe der > 70-jährigen Frauen: Risikoerhöhung<br />

(Subgruppe der < 60-jährigen Frauen: Risikoreduktion um 40 % )<br />

‣ Fazit (IMS, DGGG, Dt. Menopausengesellschaft):<br />

Obwohl Hinweise für eine Risikoverminderung kolorektaler Karzinome existieren,<br />

Prävention des Kolonkarzinoms derzeit keine Indikation für eine HRT dar.<br />

stellt die<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

Ovarialkarzinom <strong>und</strong> HRT –<br />

Aktuelle Datenlage<br />

‣ Daten aus epidemiologischen Studien zur Wirkung der HRT auf das Ovarial-<br />

Risiko sind uneinheitlich.<br />

karzinom-<br />

‣ Jüngere Kohortenstudien deuten auf eine geringe Risikoerhöhung für das<br />

Ovarialkarzinom bei langjähriger (> 10 Jahre) Anwendung einer Östrogen-Monotherapie hin<br />

(RR 1,8 – 2,2).<br />

‣ Im Ö-G-Arm der WHI-Study zeigte sich eine leichte (nicht signifikante)<br />

Risikoerhöhung für ein Ovarialkarzinom.<br />

‣ In der Publikation des WHI- Ö-Mono-Arms werden keine Angaben zum<br />

Ovarialkarzinom gemacht.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

HRT nach Ovarialkarzinom –<br />

Aktuelle Datenlage<br />

‣ Nur 3 publizierte Studien zu diesem Thema<br />

→ hiervon nur 1 prospektive Studie<br />

→ geringe Fallzahlen (n = 373, 130, 72)<br />

→ Selektionsbias ?<br />

► kein Hinweis auf negative Beeinflussung des Krankheitsverlaufes<br />

‣ Empfehlung der Fachgesellschaften:<br />

Individuelle Therapieentscheidung nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung <strong>und</strong><br />

unter Einbeziehung der individuellen Prognose der Erkrankung<br />

→ Stadium I/II:<br />

Frage der Risikoerhöhung für Rezidiv im Vordergr<strong>und</strong><br />

→ Stadium III/IV: Lebensqualität der Patientin im Vordergr<strong>und</strong><br />

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<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

HRT <strong>und</strong> Endometriumkarzinom –<br />

Aktuelle Datenlage (1)<br />

‣ Bei alleiniger Östrogengabe steigt das Risiko für ein Endometriumkarzinom in Abhängigkeit<br />

von der Therapiedauer deutlich an.<br />

Bei Langzeitanwendung (> 10 Jahre) erhöht sich das Risiko um den Faktor 8 – 15.<br />

‣ Die kombiniert - kontinuierliche Ö-G-Gabe bietet die größte endometriale Sicherheit.<br />

→ Ö-G-Arm der WHI<br />

→ HERS-Trial<br />

► keine Beeinflussung des Endometriumkarzinom – Risikos<br />

‣ Bei sequenzieller Ö-G-Gabe sollte mind. für 10 Tage (besser für 12 – 14 Tage) ein Gestagen in<br />

Transformationsdosis zugegeben werden.<br />

→ selbst bei 16-tägiger Gestagenzugabe läßt sich eine geringe Risikoerhöhung bei<br />

Langzeitanwendung nicht völlig ausschließen (RR 1,05 – 1,14)<br />

‣ Bei vaginaler Östrogen-Applikation scheint Dauertherapie mit<br />

0,5 mg Estriol 2 x wöchentlich endometrial sicher.<br />

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HRT <strong>und</strong> Endometriumkarzinom –<br />

Aktuelle Datenlage (2)<br />

‣ „Langzyklus“<br />

Die langfristige Östrogen - Therapie mit nur intermittierender Gestagenzugabe<br />

(z.B. alle 3 Monate) ist nicht ausreichend durch Daten abgesichert.<br />

→ ist lt. Empfehlungen der Fachgesellschaften nur im Einzelfall unter<br />

entsprechenden vaginalsonographischen Kontrollen möglich.<br />

‣ Nach derzeitiger Datenlage dürfte eine Endometriumprotektion auch durch ein<br />

gestagenhaltiges IUP erreicht werden.<br />

→ ist lt. Empfehlungen der Fachgesellschaften nur bei Notwendigkeit einer<br />

Konzeption oder zur Therapie von Blutungsstörungen indiziert.<br />

‣ Nach Endometriumkarzinom ist die HRT kontraindiziert.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

Zervixkarzinom / Vulvakarzinom / Vaginalkarzinom <strong>und</strong><br />

HRT - Aktuelle Datenlage<br />

‣ Zervixkarzinom:<br />

► Risikoerhöhung durch eine HRT wurde nie nachgewiesen.<br />

► Nach einem Plattenepithelkarzinom der Zervix wird der Einsatz einer HRT für<br />

unbedenklich gehalten.<br />

► CAVE: 15 % der Zervixkarzinome sind Adenokarzinome<br />

(viele Autoren nehmen eine Hormonabhängigkeit an)<br />

→Kontraindikation für HRT<br />

‣ Vulvakarzinom <strong>und</strong> Vaginalkarzinom:<br />

► keine Hinweise auf Risikoerhöhung durch HRT<br />

► Nach einem Vulvakarzinom bzw. Vaginalkarzinom wird der Einsatz einer HRT<br />

für unbedenklich gehalten.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

Mammakarzinom <strong>und</strong> HRT –<br />

Aktuelle Datenlage (1)<br />

‣ Lancet 1997; 350: 1047-1059<br />

Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer; Oxford; UK:<br />

Reanalyse der 51 wichtigsten epidemiologischen Studien<br />

→ 52 705 Brustkrebsfällen <strong>und</strong> 108 411 Frauen ohne Brustkrebs<br />

►HRT – Anwendung erhöht das Mammakarzinomrisiko jährlich<br />

um ca. 2,3 %.<br />

Kumulative Brustkrebsinzidenz pro 1.000 Frauen zwischen 50 <strong>und</strong> 70 Jahren:<br />

►45 / 1000 Frauen ohne HRT<br />

►Zusätzliche Fälle unter HRT:<br />

→ nach 5 Jahren HRT: +2 / 1.000 Frauen<br />

→ nach 10 Jahren HRT: +6 / 1.000 Frauen<br />

→ nach 15 Jahren HRT: +12/ 1.000 Frauen<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

Mammakarzinom <strong>und</strong> HRT –<br />

Aktuelle Datenlage (2)<br />

‣ Million Women Study (MWS):<br />

►Ö-G-Kombination: Relatives Risiko 2,0<br />

►Ö-Mono-Therapie: Relatives Risiko 1,30<br />

►Tibolon (Liviella®) Relatives Risiko 1,45<br />

‣ WHI-Study:<br />

►Im Ö-G-Arm zeigte sich nach einer medianen Beobachtungszeit von 5,2 Jahren eine relative<br />

Risikoerhöhung für ein Mammakarzinom um 26 %.<br />

(38/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Hormongruppe versus<br />

(30/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Placebogruppe)<br />

→ absolute Risikoerhöhung von < 1 Fall auf 1.000 Frauenjahre<br />

►Im Ö-Mono-Arm zeigte sich nach einer medianen Beobachtungszeit von 6,8 Jahren<br />

eine relative Risikoreduktion für ein Mammakarzinom um 23 %.<br />

(26/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Hormongruppe versus<br />

(33/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Placebogruppe)<br />

→ Signifikanz knapp verfehlt<br />

Risikoreduktion um 33 % in der Endauswertung der WHI (Ö-Mono-Arm) !<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

Mammakarzinom <strong>und</strong> HRT –<br />

Aktuelle Datenlage (3)<br />

‣ Fazit der Fachgesellschaften (IMS, DGGG):<br />

► Unter Langzeitanwendung einer HRT ist ein erhöhtes Brustkrebsrisiko nicht<br />

auszuschließen.<br />

► Bei einer kombinierten Ö-G-Therapie für mehr als 5 Jahre ist ein gering erhöhtes<br />

Risiko nachgewiesen.<br />

► Eine Ö-Mono-Therapie ist wenn überhaupt mit einem deutlich geringeren<br />

Risikoerhöhung assoziiert.<br />

► Daher sollte vor Verordnung einer HRT eine Aufklärung über das<br />

Brustkrebsrisiko erfolgen;<br />

der Vergleich mit anderen Risikofaktoren ist hierbei hilfreich.<br />

<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann


Women´s Health Initiative (WHI)<br />

Roussow et al 2002<br />

<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

• Randomisierte, placebokontrollierte, klinische Studie zu Erfassung von<br />

Vor-<strong>und</strong> Nachteilen der am häufigsten verschriebenen HRT<br />

• 16608 Frauen (mit Uterus), 50-79 LJ, Rekrutierung 1993-98, Stopp 05/02<br />

• HRT (konjugiertes Östrogen + Metroxyprogesteronacetat) vs. Placebo<br />

• Ergebnis: erhöhtes Risiko unter HRT für folgende Krankheiten:<br />

KHK (+29%), Apoplex (+41%), Mamma-Ca (+26%)<br />

ABER Colon-CA (-37%), Frakturen (-24%)<br />

• Patientinnen mit Hysterektomie (n=10739)wurden mit einer<br />

Monotherapie eines konjugierten Östrogens vs. Placebo untersucht.<br />

RR für Mammacarcinom 0,77 Anderson et al 2004<br />

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The Decrease in Breast-Cancer Incidence in 2003 in the<br />

United States<br />

Ravdin et al<br />

• Daten aus SEER ( National Cancer Institute´s,<br />

Surveillance,Epidemiology, and End results, ca. 9% d.<br />

US-Population)<br />

• Brustkrebsinzidenz bei Frauen >50 a, 2001-<br />

2004 um 8,6% zurückgegangen<br />

• v.a. Rückgang ER-positiver Tumore<br />

• Abnahme d. HRT-Verordnung bis 2002: 38%<br />

vgl. Chlebowski et al 2009<br />

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Breast cancer and hormone –replacement therapy in the Million<br />

Women Study<br />

Beral et al, 2003<br />

• Mamma-Ca-Risiko unter einer speziellen HRT<br />

• N=828 923, 50-64a, 1996-2001, HRT zu 50%<br />

• RR 1,66 für Mamma-CA unter HRT, Erhöhung des<br />

Risikos über die Dauer der Anwendung<br />

• Mortalitätsrisiko RR 1,22<br />

• Nur Östrogen RR 1,30, Tibolone RR 1,45,<br />

Östrogen/ Progesteron RR 2,0<br />

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Breast Cancer and hormone replacement therapy collaborative reanalysis of<br />

data from 51 epidemiological studies of 52705 women with breast cancer and<br />

108411 women without breast cancer. Collaborative group on Hormonal<br />

Factors and Breast Cancer, 1997<br />

• Nach 1-4 Jahren HRT RR für Mamma- CA<br />

1,023 für jedes Therapiejahr.<br />

• Nach 5 Jahren HRT RR 1,35<br />

• 5 Jahre nach Beendigung der HRT konnte<br />

kaum noch ein erhöhtes Risiko gesehen<br />

werden.<br />

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Postmenopausal hormone therapy and breast cancer: a<br />

systematic review and metaanalysis<br />

Shah et al 2005<br />

• Metaanalyse von 13 Studien (n=700 000)mit<br />

postmenopausaler Östrogentherapie :<br />

< 5 Jahre OR 1,16, >5 Jahre 1,20<br />

• Metaanalyse von 8 Studien (n=650 000) mit<br />

kombinierter HRT:<br />

5 Jahre 1,63<br />

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Breast cancer risk with postmenopausal hormonal<br />

treatment<br />

Collins et al, 2005<br />

• Höheres Mamma-Ca-Risiko unter Östrogen/Progesteron Therapie<br />

als unter HRT mit Östrogen alleine z.B. 4 randomisierte Studien AR<br />

0,79 bei postmenopausaler Östrogentherapie (n= 12643), bei<br />

kombinierter HRT AR 1,24 (n=19756)<br />

• 5 Jahre nach Beendigung der HRT Normalisierung des Mamma-CA<br />

Risikos<br />

• Keine signifikanten Unterschiede in der Art des<br />

Östrogens/Progesterons, der Dosierung, Art der Verabreichung<br />

(!sequentiell vs. kontinuierlich)<br />

• mehr ER-positive (<strong>und</strong> lobuläre) Tumore bei HRT<br />

• Kein signifikanter Unterschied bzgl. Tumorstadium od. Grading<br />

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Fragestellung<br />

Einfluss der Einnahme einer<br />

<strong>Hormone</strong>rsatztherapie (HRT) mit Estradiol<br />

(E2)/ Progesteron auf das Brustkrebsrisiko<br />

finnischer Frauen.<br />

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Methoden<br />

• Frauen > 50 a, min. 6 Monate zw. 1994-2005 E2/Progesteron-<br />

Therapie (n= 221,551; National medical reimburstment register)<br />

• Mamma-CA-Inzidenz (Finnish Cancer Registry)<br />

HRT:<br />

• immer E2: 1-2 mg/d oral, 50-65 µg/d transdermal, selten individuelle<br />

Dosierung<br />

• Progesteron: sequentiell (10-14 d alle 1-3 m) oder kontinuierlich z.B.<br />

Norethisteronacetat, MPA, Dydrogesterone.<br />

! Keine Patientinnen mit Mirena, Tibolone<br />

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Ergebnisse<br />

• 6211 Mamma-Ca-Fälle: Ductal (75%), lobulär (21%) od.<br />

anderer histolog. Typ ( 4%)<br />

• 404 DCIS-Fälle<br />

z.B. Fresh starters:<br />

• sequentielle Therapie (77%), kontinuierliche T. ( 23%)<br />

• Orale Gabe (92%), transdermale Gabe (8%)<br />

• Noresthisterone acetat (43%), MPA (30%),<br />

Dydrogesterone (12%)<br />

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Schlussfolgerung<br />

• Erhöhtes Mamma-Ca-Risiko schon nach 3 Jahren Therapie mit<br />

E2/Progesteron<br />

!!! in vorhergehenden Studien geht man von einer Erhöhung des Mamma-CA<br />

Risikos erst nach 5 Jahren HRT (Collaborative Group on Hormonal Factors<br />

in Breast Cancer 1997), später wurde ein erhöhtes Risiko auch schon<br />

innerhalb von 5 Jahren HRT gezeigt (Collins et al 2005, Shah et al 2005)<br />

!!! 11 % der über 50-jährigen Frauen haben E2/Progsteron –Therapie > 5 Jahre<br />

durchgeführt.<br />

!!! lobuläres Carcinom vgl. Beral et al 2003, Bakken et al 2004<br />

Risikoerhöhung bei<br />

• längerer Expositionszeit<br />

• kontinuierlicher Gabe vgl. Stahlberg et al 2004, Flesch-Janys et al 2008<br />

• HRT mit Norethisteroneacetat vgl .Flesch-Janys et al 2008<br />

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DGGG (2006)<br />

• „Unter Langzeittherapie ist ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs nicht<br />

auszuschließen, bei Kombinationen mit Gestagenen ist für eine mehr<br />

als fünfjährige Behandlung ein gering erhöhtes Risiko<br />

nachgewiesen. Daher sollte eine Aufklärung über dieses Risiko<br />

erfolgen, ein Vergleich mit anderen Risikofaktoren (z.B. Adipositas)<br />

ist dabei hilfreich“<br />

• Möglichst niedrige Dosis<br />

• Individuelle Nutzen-Risiko-Prüfung<br />

• Jährliche Prüfung der Therapieentscheidung.<br />

vgl. Luzuy, Menopause 1/2005, Mueck, Frauenarzt 9 /2007<br />

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International Menopause Societyupdated<br />

Recommendations on postmenopausal hormone<br />

therapy<br />

Climacteric 2007<br />

• Mamma-Ca-Risiko: kontroverse Studienlage wie HRT mit einem<br />

erhöhten Mamma-Ca-Risiko assoz. ist.- vgl WHI, MWS<br />

Patienten sollten über ein gering erhöhtes Mamma-Ca-Risiko<br />

(


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IMS- Präsident David Sturdee 05/2008:<br />

„ HRT ist the most effektive treatment for<br />

menopausal symptoms, but press reports<br />

over the last few years have made it difficult<br />

for many women to consider its use“<br />

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HRT nach behandeltem Mammakarzinom (2)<br />

‣ Empfehlungen der Dt. Gesellschaft für Senologie:<br />

► Eine HRT nach Mammakarzinom zur Therapie klimakterischer Beschwerden<br />

sollte nur eingesetzt werden, wenn alle Alternativen ausgeschöpft wurden <strong>und</strong> durch<br />

Maßnahmen keine Besserung erreicht wurde.<br />

diese<br />

► Individuelle Entscheidung nach strenger Nutzen – Risiko – Abwägung<br />

► Die Patientin muß ausdrücklich über potenzielle Risiken (ggf. mit Unterschrift !) aufgeklärt werden <strong>und</strong> ist<br />

in den Entscheidungsprozeß miteinzubeziehen.<br />

► Therapieentscheidend ist letzlich die Frage, wie stark die Patientin in ihrer Lebensqualität durch das<br />

klimakterische Syndrom beeinträchtigt ist.<br />

► Dosierung der HRT so gering wie möglich , Therapiedauer so kurz wie möglich<br />

► Regelmäßige Auslaßversuche (halbjährlich)<br />

► Östriol-Lokaltherapie zur Behandlung der Urogenitalatrophie wird nicht als kontraindiziert angesehen. Zu<br />

bevorzugen ist eine Östrioldosis von 0,03 mg (Oekolp®) statt der üblichen Dosierung von 0,5 mg<br />

(Oekolp forte®)<br />

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Phytoöstrogene<br />

‣ Isoflavone (Soja, Rotklee)<br />

‣ Cimicifuga racemosa (Traubensilberkerze)<br />

‣ Agnus castus (Mönchspfeffer)<br />

→ Randomisierte placebokontrollierte Studien zum Einsatz der Substanzen an Karzinompatienten fehlen<br />

→ Neuere placebokontrollierte Studien zeigen keinen Effekt bzgl. Anzahl <strong>und</strong> Intensität der Hitzewallungen.<br />

→ In mehreren in vitro- Studien zeigte sich Isoflavon-induzierte Tumorzellproliferation.<br />

Fazit der Fachgesellschaften (DGGG, IMS, Dt. Menopausengesellschaft, BVF,<br />

Dt. Gesellschaft für Senologie)<br />

Pflanzliche Präparate zur Behebung von klimakterischen Beschwerden sind hinsichtlich ihres Nutzens <strong>und</strong> ihres<br />

Risikos derzeit nicht ausreichend zu bewerten.<br />

→ Phytoöstrogene stellen keine Alternative zur HRT dar.<br />

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Nichthormonale Alternativen zur Behandlung<br />

klimakterischer Symptome<br />

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‣ SSRI (Antidepressiva)<br />

► Fluoxetin (20 mg tägl.)<br />

► Paroxetin (12,5 -25 mg tägl.)<br />

‣ SNRI (Antidepressivum)<br />

► Venlafaxin (37,5 – 75 mg tägl.)<br />

‣ Clonidin (Antihypertensivum)<br />

(2 x 0,05 – 2 x 0,1 mg tägl.)<br />

‣ Gabapentin (Antiepiletikum <strong>und</strong> neuropathisches Analgetikum)<br />

(300 – 600 mg, bis max. 1200 mg tägl.)<br />

→ Prospektive randomisierte placebokontrollierte Studien konnten eine signifikante Reduktion der<br />

Hitzewallungen um 50 – 60 % zeigen.<br />

→ Rascher Wirkeintritt innerhalb 1 Woche<br />

→ Einschleichende Dosierung !<br />

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HRT – Aktuelle Anwendungsempfehlungen<br />

‣ Konsensusempfehlungen<br />

(DGGG, Berufsverband der Frauenärzte, Dt. Menopause Gesellschaft, Dt. Gesellschaft für Senologie, Dt.<br />

Gesellschaft für Reproduktionsbiologie <strong>und</strong> –medizin, Dt. Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie <strong>und</strong><br />

Fortpflanzungsmedizin)<br />

► Eine HRT soll nur bei bestehender Indikation eingesetzt werden.<br />

► Nutzen- Risiko-Abwägung <strong>und</strong> Therapieentscheidung gemeinsam mit der Patientin<br />

► Die Therapieentscheidung muß mind. jährlich überprüft werden.<br />

► Hysterektomierte Frauen sollen nur eine Ö-Mono-Therapie erhalten.<br />

Bei nicht-hysterektomierten Frauen muß eine ausreichende Gestagenzugabe<br />

erfolgen.<br />

► Östrogendosis so gering wie möglich<br />

► Es gibt klinisch relevante Unterschiede zwischen den verfügbaren Gestagenen, die individuell<br />

berücksichtigt werden sollen. Dies gilt auch für die verschiedenen Darreichungsformen der<br />

Östrogene.<br />

► Frauen, die derzeit eine HRT ohne schwere klimakterische Beschwerden erhalten,<br />

ausschleichend (über 4 – 6 Wochen) absetzen.<br />

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sollen die HRT


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<strong>Hormone</strong>lle Situation bei Postmenopausalen<br />

Patientinnen<br />

• Postmenopausale Frauen haben aufgr<strong>und</strong> der<br />

Einstellung der ovariellen Östrogensynthese niederige<br />

Östrogenspiegel, die jedoch zur Stimulation des<br />

Tumorwachstums ausreichen.<br />

• Das Enzym Aromatase bewirkt im peripheren Muskel<strong>und</strong><br />

Fettgewebe die Umwandlung von Androgenen zu<br />

Östrogenen.<br />

• Die Hemmung der Aromataseaktivität kann die<br />

tumorstimulierende Wirkung der Östrogene reduzieren<br />

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Argumente gegen HRT<br />

• Ruhende Tumorzellen werden aktiviert<br />

• Frauen mit Familienanamnese können<br />

besonders empfänglich für den Tumorpromotoreffekt<br />

der Östrogene sein<br />

• Tamoxifen reduziert das Risiko mit Brustkrebs-<br />

Vorerkrankungen<br />

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Indikationen zur Substitutionstherapie<br />

• Blutungsstörungen<br />

• Klimakterische Beschwerden<br />

• Chronisch Östrogen-Mangelerscheinungen<br />

bzw.Prävention desselben:<br />

• (Uro) Genitaltrakt<br />

• Skelettsystem<br />

• Herz-Kreislaufsystem<br />

• Haut <strong>und</strong> Schleimhäute<br />

• ZNS<br />

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Anabole <strong>und</strong> antiresorptive<br />

Substanzen<br />

Knochenanbau stimulierende Substanzen<br />

- Fluoride<br />

- Anabolika<br />

- Ossein-Hydroxyapatit Compo<strong>und</strong> -<br />

Vitamin D Metaboliten<br />

Antiresorptive Substanzen<br />

- Östrogene<br />

- Calcitonin<br />

- Bisphosphonate<br />

- Anabolika<br />

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Gesamtmortalität mit <strong>und</strong> ohne HRT<br />

1<br />

relatives Risiko<br />

0<br />

keine Therapie


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Mammakarzinomrisiko <strong>und</strong> HRT<br />

• Das jährliche Mammakarzinomrisiko erhöht sich für<br />

jedes<br />

Jahr der verzögerten Menopause um 2,8 %<br />

• Das jährliche Mammakarzinomrisiko erhöht sich für<br />

jedes<br />

Jahr einer HRT um 2,3 %<br />

• Nach Absetzen der HRT dauert es 5 oder mehr Jahre, um<br />

zu dem Risikoniveau einer nicht mit HRT behandelten<br />

Frau zurückzukehren<br />

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Mammakarzinomrisiko <strong>und</strong> HRT<br />

Alle prospektiven Studien<br />

1,09<br />

Alle Fallstudien<br />

mit Populationskontrolle<br />

1,15<br />

Alle Fallstudien<br />

mit Patientenkontrolle<br />

1,27<br />

Alle Studien kombiniert<br />

1,14<br />

BR10<br />

0 0,5 1 1,5<br />

relatives Risiko<br />

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Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer, Lancet 1997


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HRT nach Brustkrebs<br />

Therapiemöglichkeiten<br />

• Klärung ob eine systemische oder lokale Hormontherapie<br />

erforderlich ist.<br />

• Z.B. bei Urogenitalbeschwerden Vorteil einer Lokaltherapie:<br />

keine systemischen Nebenwirkungen;<br />

Nachteil: kein Osteoporoseschutz.<br />

• Als Systemtherapie bei Hitzewallungen oder vermehrten Schwitzen:<br />

Gestagenmonotherapie.<br />

• Zur Osteoporoseprophylaxe zusätzlich Calcium (1,0-1,5 g/die oral),<br />

Bewegung, Nichtrauchen, ges<strong>und</strong>e Ernährung.<br />

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Alternative Behandlungsmöglichkeiten klimakterischer<br />

Beschwerden<br />

• Isoflavone<br />

• Cimicifuga racemosa<br />

• Nachtkerzenöl (Oenothera biennis)<br />

• Ginseng (Panax ginseng)<br />

• Dong Quai ( Angelica sinensis)<br />

• Yamswurzel (Dioscorea mexicana)<br />

• Hopfen<br />

• Vitamin E<br />

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Isoflavone<br />

• gehören zur Gruppe der Phytoöstrogene<br />

• Phytoöstrogene = pflanzliche Substanzen, die selbst<br />

oder nach Verstoffwechselung die Wirkung von<br />

endogenen Östrogenen nachahmen können<br />

• Gewinnung aus Soja oder Rotklee<br />

• Wichtige Isoflavone: Daidzein, Genistein,<br />

Formononetin, Biochantin A<br />

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Wirkung von Isoflavonen<br />

• Entfaltung von Östrogenen <strong>und</strong> antiöstrogenen<br />

Eigenschaften („Phyto-SERM“)<br />

• Niedrige Bindungsaffinität zu ER-α<br />

-> keine östrogenen Effekte am Endometrium<br />

• Hohe Bindungsaffinität zu ER-β<br />

-> östrogene Wirkung am Knochen<br />

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Isoflavone <strong>und</strong> klimakterische<br />

Beschwerden<br />

• Langzeitstudien fehlen, Studien uneinheitlich <strong>und</strong> nicht<br />

vergleichbar.<br />

• ¼ der Studien zeigt eine über Placeboeffekt hinausgehende<br />

Reduktion von Hitzewallungen.<br />

• Die Wirkeffektivität entspricht nicht der einer<br />

<strong>Hormone</strong>rsatztherapie.<br />

• Bei leichten vasomotorischen Beschwerden <strong>und</strong><br />

Therapiewunsch ist der Versuch einer Supplementation mit<br />

Isoflavonen (mittlere Dosis 50mg/Tag) möglich.<br />

• Beurteilung des Therapieerfolges nach 8-12 Wochen.


Isoflavone <strong>und</strong> Knochen<br />

• Möglicherweise positiver Effekt auf<br />

Knochenstoffwechsel.<br />

• Nach aktuellem Wissensstand keine negativen<br />

Auswirkungen auf Knochenstoffwechsel.<br />

• Es exsistieren keine Daten, um Isoflavone heute<br />

generell zur Osteoporoseprävention zu empfehlen.


Isoflavone <strong>und</strong> Mamma<br />

• Möglicher präventiver Effekt unter: Prämenopausalen<br />

Frauen<br />

(OR=0,70, 95%KI=0,58-0,85)<br />

Postmenopausalen Frauen<br />

(OR=0,77, 95%-KI=0,6-0,98)<br />

• Es gibt derzeit keine beweisenden Daten, um Isoflavone<br />

für eine postmenopausale Mammakarzinomprävention<br />

zu empfehlen.<br />

• Nach heutigem Kenntnisstand sind keine negativen<br />

Effekte auf das Brustdrüsengewebe in der<br />

Postmenopause zu erwarten.


Isoflavone <strong>und</strong>Endometrium<br />

• Nach derzeitigem Kenntnisstand zeigen<br />

Isoflavone keine östrogene Wirkung am<br />

postmenopausalen Endometrium.<br />

• Empfehlung regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen<br />

einschließlich<br />

Vaginalsonographie bei Patientinnen mit<br />

Selbstsuppplementation.


Cimicifuga racemosa<br />

Cimicifuga racemosa <strong>und</strong> Reduktion von Hitzewallungen<br />

Cimicifuga<br />

Konjugierte<br />

racemosa<br />

equine Östrogene<br />

(n=80)<br />

(n=79)<br />

______________________________________________________________<br />

Durchschnittliche p vs. Placebo Durchschnittliche p vs.Placebo<br />

Änderung der (95%-KI) Änderung der (95%-KI)<br />

Hitzewallungen/Tag<br />

Hitzewallungen/Tag<br />

12 Monate<br />

-0,28 0,53 -3,15 0,0001


Andere nichthormonale<br />

Therapien<br />

• SRI: Paroxitin, Fluoxetin, Vanlaflaxin<br />

-> guter therapeutischer Effekt<br />

-> Venaflaxin reduziert Hitzewallungen innerhalb von 1-2 Wochen<br />

-> NW: Übelkeit, Obstipation, M<strong>und</strong>trockenheit, Appetitlosigkeit<br />

-> Paroxitin -> WW mit Tamoxifen<br />

• Antikonvulsiva: Gabapentin<br />

->signifikante Reduktion der vasomotorischen Beschwerden<br />

-> NW:Schwindel, Ödeme<br />

• Antihypertensiva: Clonidin, Methyldopa<br />

-> Effekte nur sehr gering bis fehlend


FAZIT<br />

• Pflanzliche Präparate sind keine Alternative zur<br />

kausalen <strong>Hormone</strong>rsatztherapie.<br />

• Änderung des Lebensstil wichtig.<br />

• Bei leichten Klimakterischen Beschwerden kann<br />

Therapie mit Isoflavonen oder Cimicifuga versucht<br />

werden.<br />

• Bei starken Beschwerden ist kein ausreichender<br />

therapeutischer Effekt zu erwarten.


<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />

Service<br />

Internet<br />

Sie finden die Vortragsunterlagen zum<br />

Nachlesen oder Herunterladen unter<br />

www.rotkreuzklinikum-muenchen.de<br />

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Vorschau<br />

Infotreff<br />

Nächster Infotreff am 01.03.2010<br />

Thema: <strong>Krebs</strong> <strong>und</strong> Sport –<br />

Vorbeugung <strong>und</strong> Therapie<br />

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