Weibliche Hormone und Krebs - Rotkreuzklinikum München
Weibliche Hormone und Krebs - Rotkreuzklinikum München
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<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />
Willkommen zum<br />
Infotreff Ges<strong>und</strong>heit!<br />
<strong>Weibliche</strong><br />
<strong>Hormone</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Krebs</strong><br />
Prof. Dr. Wolfgang Eiermann<br />
Chefarzt <strong>und</strong> Leiter des<br />
EUSOMA-Brustzentrums<br />
Frauenklinik Taxisstraße<br />
22. Februar 2010
<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />
Epidemiologie<br />
‣ seit 160 Jahren kontinuierlicher Anstieg der Lebenserwartung<br />
→ durchschittliche Lebenserwartung einer Frau in D: 80,6 Jahre<br />
→ durchschnittliche Lebenserwartung einer Frau in D im Jahr 2050:<br />
geschätzt 86,6 Jahre (lt. Statistischem B<strong>und</strong>esamt)<br />
‣ bei unverändertem Menopausenalter (50 –52 Jahre)<br />
‣ Eine Frau verbringt ca. 1/3 ihres Lebens im Stadium der Postmenopause<br />
(d.h. im Östrogenmangel).<br />
‣ Dauer der klimakterischen Beschwerden:<br />
wenige Monate bis zu 20 Jahren (im Durchschnitt 5 Jahre)<br />
→ 75 % der Frauen leiden unter klimakterischen Beschwerden<br />
→ in 1/3 der Fälle massive Beeinträchtigung der Lebensqualität<br />
<strong>und</strong> Leistungsfähigkeit<br />
→ 10 –15 % der über 60‐jährigen sowie 5 % der über 70‐jährigen<br />
Frauen leiden unter relevanten klimakterischen Beschwerden<br />
<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann
<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />
Das klimakterische Syndrom<br />
‣ Vegetativ – vasomotorische Symptome<br />
Leitsymptom: Hitzewallungen („hot flushes“)<br />
Dauer: 2 - 4 Min, mehrfach täglich)<br />
Schwindel, Tachykardien, Parästhesien, Schweißausbrüche, Frösteln<br />
→Pathogenese: Dysfunktion der endogenen Thermoregulation im Hypothalamus durch Wegfall des<br />
neg. feedback der Östrogene<br />
‣ Psychische Symptome<br />
Depressive Verstimmungen, Angstzustände, Antriebsschwäche<br />
Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, verminderte Libido<br />
Mangelndes Leistungsvermögen<br />
‣ Organische Symptome<br />
Dysfunktionelle Blutungsstörungen<br />
Urogenitale Atrophie, Harninkontinenz, ↓ Lubrikation der Scheide<br />
Postmenopausale Osteoporose<br />
Ungünstige Veränderungen des Lipoproteinmetabolismus<br />
<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann
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Relevante Studien zur HRT (1)<br />
‣ WHI-Studie („Women´s Health Initiative Study“)<br />
JAMA 2002; 288: 321-333 / JAMA 2004; 291: 1701-1712<br />
• prospektiv, randomisiert, placebokontrollierte Studie<br />
• an 27.347 postmenopausalen Frauen (50 – 79 J, mittleres Alter: 63,2 J)<br />
(rekrutiert von 1993-1998 an 40 US-amerik. Kliniken)<br />
Ö-G-Arm<br />
Randomisation<br />
(Nicht-hysterektomierte)<br />
8.506 Frauen 8.102 Frauen<br />
0,625 mg CEE + 2,5 mg MPA Plazebo<br />
Ö-Mono-Arm<br />
Randomisation<br />
5.310 Frauen 5.429 Frauen<br />
0,625 mg CEE Plazebo<br />
(Hysterektomierte)
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Relevante Studien zur HRT (2)<br />
‣ WHI-Studie („Women´s Health Initiative Study“)<br />
• Primäre Studienziele: KHK-Prävention, invasiver Brustkrebs<br />
Sek<strong>und</strong>äre Studienziele: Schlaganfall, Lungenembolie, Endometrium-Ca<br />
Colon-Ca, Schenkelhalsfrakturen<br />
• konzipiert für 8,5 Jahre<br />
• Ö-G-Arm nach medianer Beobachtungszeit von 5,2 Jahren vorzeitig abgebrochen (Juli<br />
2002)<br />
• Begründung: erhöhtes Risiko für invasives Mamma-Ca<br />
kardiovakuläre Prävention nicht erreicht<br />
• Ö-Mono-Arm nach medianer Beobachtungszeit von 6,8 Jahren vorzeitig<br />
abgebrochen (2004)<br />
• Begründung: vermehrt cerebrale Insulte <strong>und</strong> Thrombembolien in der Hormongruppe<br />
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Relevante Studien zur HRT (3)<br />
‣ Kritikpunkte an WHI-Studie („Women´s Health Initiative Study“)<br />
• Hoher Anteil an Risiko-Patientinnen !<br />
►Übergewicht (BMI > 30) 40 %<br />
►Hypertonie (therapiebedürftig) 40 %<br />
►kardiovaskuläre Vorerkrankungen 10 %<br />
►Raucherinnen 50 %<br />
►ASS-Einnahme 20 %<br />
►Einnahme von Lipidsenkern 12 %<br />
►Diabetes mellitus 6 %<br />
• Mittleres Alter bei Studienbeginn 63,2 Jahre<br />
(nur 10 % der Frauen waren unter 55 Jahre !)<br />
• Durchführung mit nur einem Hormonpräparat<br />
►in hoher Dosierung<br />
►MPA (ungünstige kardiovaskuläre Eigenschaften durch glukokortikoide<br />
Partialwirkung)<br />
• 40,5 % Entblindungsrate im Ö-G-Arm (→ Blutungsstörungen)<br />
• Klimakterische Beschwerden als Ausschlußkriterium<br />
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Relevante Studien zur HRT (4)<br />
‣ HERS-Trial („Heart Estrogen/ Progestin Replacement Study“)<br />
JAMA 2002; 287: 591 – 597<br />
• prospektiv, randomisiert, placebokontrollierte Studie<br />
• an 2763 postmenopausalen Frauen<br />
• Ältere Frauen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen<br />
(mittleres Alter: 67 Jahre !)<br />
• Studienziel: Sek<strong>und</strong>ärprophylaxe kardiovaskulärer Erkrankungen<br />
• Kontinuierliche Gabe einer Kombination aus CEE + MPA versus Placebo<br />
• Vorzeitige Entblindung (nach 4,1 Jahren) <strong>und</strong> Fortführung als offene Studie (HERS-<br />
II-Trial), ebenfalls vorzeitiger Abbruch nach weiteren 2,8 Jahren<br />
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Relevante Studien zur HRT (5)<br />
‣ Million Women Study (MWS) (1996 – 2001)<br />
Lancet 2003; 362: 419-427<br />
• prospektive Kohortenstudie (Querschnittstudie)<br />
• 828.923 Frauen im Alter zwischen 50 <strong>und</strong> 64 Jahren<br />
• Rekrutierung über Teilnahme an einem nationalen Brustkrebs-Screening- Programm<br />
(Großbritannien)<br />
• Fragestellung: Korrelation zwischen Mammakarzinominzidenz <strong>und</strong> HRT<br />
• Kritikpunkte: ► Selektionsbias<br />
► z. T. falsche Angaben (z.B. bzgl. Zeitdauer der HRT)<br />
‣ Nurses Health Study (NHS) (1976 – 2000)<br />
• prospektive Kohortenstudie an 121.700 Krankenschwestern<br />
• Beginn der HRT in 80 % der Fälle < 2 Jahre nach Menopause<br />
• regelmäßige Auswertungen alle 2 Jahre, über 90 % Follow-up<br />
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Formen der <strong>Hormone</strong>rsatztherapie<br />
‣Östrogenmonotherapie<br />
Östrogen<br />
kontinuierliche Einnahme<br />
‣Zyklische sequentielle Östrogen-/Gestagentherapie<br />
Gestagen<br />
Östrogen<br />
Entzugsblutung nach 21 Tagen<br />
‣Kontinuierlich kombinierte Östrogen-/Gestagentherapie<br />
Gestagen<br />
Östrogen<br />
keine Entzugsblutung
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Vasomotorische Symptome <strong>und</strong> HRT<br />
– Aktuelle Datenlage<br />
‣ Der Nutzen der HRT zur Behandlung vasomotorischer Beschwerden<br />
ist in zahlreichen epidemiologischen <strong>und</strong> randomisierten Studien<br />
eindeutig belegt.<br />
‣ In über 80 – 90 % entscheidende Symptombesserung<br />
(signifikante Reduktion von Intensität <strong>und</strong> Frequenz der „hot flushes“)<br />
‣ In den meisten Fällen rasche Symptombesserung<br />
(innerhalb 1 - 4 Wochen)<br />
‣ Der Effekt ist für Östrogene <strong>und</strong> Gestagene (wenn auch in geringerem Maße)<br />
nachweisbar.<br />
‣ Der Effekt ist sowohl bei oraler als auch bei parenteraler Applikation<br />
nachweisbar.<br />
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Urogenitalatrophie <strong>und</strong> HRT –<br />
Aktuelle Datenlage<br />
‣ Die orale, transdermale sowie lokale Applikation von Östrogenen führt zur Minderung der<br />
Urogenitalatrophie <strong>und</strong> ihrer Symptome<br />
► Dyspareunien<br />
► Trockenheit der Scheide<br />
► Juckreiz<br />
‣ Die lokale (vaginale) Applikation scheint der oralen oder parenteralen<br />
Applikation sogar überlegen <strong>und</strong> ist für diese Indikation zu bevorzugen.<br />
‣ Eine Verbesserung der Harninkontinenz durch eine HRT ist nicht<br />
‣ Datenlage bzgl. Einfluß der HRT auf rezidivierende Harnwegsinfekte<br />
belegt.<br />
ist widersprüchlich.<br />
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Osteoporose <strong>und</strong> HRT –<br />
Aktuelle Datenlage (1)<br />
‣ Die HRT ist in der Primärprävention der Osteoporose wirksam.<br />
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(WHI-Study: signifikante Abnahme der Schenkelhalsfrakturen <strong>und</strong><br />
Wirbelkörperfrakturen um jeweils etwa 35 %, sowohl im Ö-G-Arm als auch im Ö-<br />
Mono-Arm/ bei normalgewichtigen Frauen Risikoreduktion um 50 %)<br />
‣ Bereits niedrige Östrogendosen können den Knochenmasseverlust<br />
Frauen reduzieren:<br />
► 0,3 mg konjugierte equine Östrogene tgl.<br />
► 0,5 mg Estradiol oral tgl. bzw.<br />
► 25 µg Estradiol transdermal tgl.<br />
► 1,0 mg Estradiolvalerat oral tgl.<br />
postmenopausaler<br />
‣ Gestagene: nur für Norethisteronacetat ließ sich östrogen-unabhängige Wirksamkeit auf<br />
die Knochendichte nachweisen.<br />
‣ Problem: empfohlene HRT-Dauer zwecks Osteoporoseprävention mindestens 5 – 10<br />
Jahre (CAVE potenzielle Risiken einer Langzeitanwendung ! )<br />
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‣ Seit 05/2004 Zulassungsbeschränkung<br />
Osteoporose <strong>und</strong> HRT –<br />
Aktuelle Datenlage (2)<br />
Bescheid des B<strong>und</strong>esinstituts für Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM):<br />
→ Eine HRT zur primären Prävention einer Osteoporose darf nur bei den<br />
Frauen angewendet werden, „die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikation<br />
gegenüber anderen zur Osteoporoseprävention zugelassenen Arzneimitteln<br />
ausweisen“.<br />
► HRT nur noch als „Second line Treatment“ zur Osteoporoseprävention<br />
zugelassen.<br />
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‣ International Menopause Society:<br />
„bezüglich der Osteoporoseprävention für Frauen im frühen Postmenopausenalter ist keine<br />
alternative Therapie vorteilhafter als die HRT.“<br />
‣ laut S3-Leitlinie des Dachverbandes Osteologie:<br />
„Eine HRT zur Primärprävention der postmenopausalen Osteoporose ist möglich.<br />
Die Indikation ist nach sorgfältiger individueller Nutzen-Risiko-Abwägung gemeinsam mit der<br />
Patientin zu stellen.“
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Kardiovaskuläre Erkrankungen <strong>und</strong><br />
HRT – Aktuelle Datenlage (1)<br />
‣ Nur 5 % der Myokardinfarkte treten prämenopausal auf.<br />
‣ Experimentelle Arbeiten zeigen positiven Effekt der Östrogene aufs Lipidprofil.<br />
‣ Zahlreiche nicht-randomisierte Beobachtungsstudien deuten auf kardioprotektiven Effekt der HRT hin.<br />
‣ Weder in WHI-Studie noch im HERS-Trial zeigte sich ein kardioprotektiver Effekt unter HRT !<br />
► Signifikant mehr kardiovaskuläre Ereignisse in der Hormongruppe (HERS)<br />
► Im Ö-G-Arm (WHI-Studie) zeigte sich ↑ Rate an kardiovaskulären Ereignissen<br />
(37/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Hormongruppe versus<br />
30/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Placebogruppe)<br />
► Im Ö-Mono-Arm zeigte sich keine erhöhte Rate an kardiovaskulären Ereignissen.<br />
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Kardiovaskuläre Erkrankungen <strong>und</strong><br />
HRT – Aktuelle Datenlage (2)<br />
‣ Reanalyse der WHI (2004)<br />
Subgruppenanalyse → früher Beginn der HRT: < 10 Jahre nach der Menopause<br />
Frauen < 60 Jahre<br />
► Im Ö-G-Arm zeigte sich keine ↑ Rate an kardiovaskulären Ereignissen<br />
► Im Ö-Mono-Arm zeigte sich eine um 44 % verminderte (!) Rate an Herzinfarkten.<br />
‣ Neueste Auswertung der NHS (2006)<br />
►Bei frühem Beginn der HRT (< 5 Jahre nach der Menopause)<br />
30 – 50 % weniger Herzinfarkte<br />
→sowohl unter Ö-Mono als auch unter Ö-G- Therapie<br />
→sowohl bei ges<strong>und</strong>en als auch bei kardiovaskulär vorbelasteten Frauen<br />
‣ Fazit (IMS, DGGG, Dt. Menopausengesellschaft, Dt. Gesellschaft für Kardiologie):<br />
Die HRT sollte bis zur Vorlage weiterer Studienergebnisse bei derzeit problematischer Bewertung der<br />
Datenlage nicht zur kardiovaskulären Prävention eingesetzt werden.<br />
Innerhalb 12 Monate nach einem HI sollte keinesfalls eine HRT begonnen werden.<br />
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Zerebrale Insulte <strong>und</strong> HRT–<br />
Aktuelle Datenlage<br />
‣ WHI-Studie:<br />
Es zeigte sich sowohl im Ö-G-Arm als auch im Ö-Mono-Arm ein signifikant erhöhtes Risiko zerebraler<br />
Insulte in der Hormongruppe<br />
→ Risikoerhöhung um ca. 40 %<br />
(meist ischämische Genese der Hirninsulte)<br />
‣ Auch in der Nurses´ Health Study zeigte sich ein erhöhtes Insultrisiko unter HRT.<br />
‣ Fazit (IMS, DGGG, Dt. Menopausengesellschaft):<br />
Die HRT ist weder zur Primärprävention noch zur Sek<strong>und</strong>ärprävention des<br />
Schlaganfalls geeignet.<br />
Innerhalb 2 – 3 Jahren nach einem Hirninsult sollte keinesfalls eine HRT begonnen<br />
werden.<br />
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Thrombembolische Erkrankungen<br />
<strong>und</strong> HRT –Aktuelle Datenlage<br />
‣ HRT-Anwendung führt zu einem signifikant gesteigerten Risiko für thrombembolische Ereignisse.<br />
(WHI, HERS, Metaanalysen von Beobachtunsstudien)<br />
‣ Die Risikoerhöhung durch die HRT liegt in der Größenordnung:<br />
Relatives Risiko (RR) 2 – 3<br />
(WHI: RR Ö-G-Arm 2,11 / RR im Ö-Mono-Arm 1,33)<br />
‣ Das Risiko ist am höchsten im 1. Anwendungsjahr (RR 3,5) !<br />
‣ Bei vorliegender genetischer Disposition (hereditäre Thrombophilie) kann die<br />
Vielfaches ( RR > 15 ) betragen.<br />
Risikoerhöhung ein<br />
‣ Fazit (IMS, DGGG, Dt. Menopausengesellschaft):<br />
► Bestehende thrombembolische Erkrankungen stellen eine<br />
absolute Kontraindikation für eine HRT dar.<br />
► Bei Z.n. Thromembolie bzw. bei vorliegender Thrombophilie ist die HRT als<br />
relative Kontraindikation zu sehen <strong>und</strong> erfordert eine strenge Nutzen-Risiko-<br />
Abwägung.<br />
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Zentrales Nervensystem <strong>und</strong> HRT<br />
– Aktuelle Datenlage<br />
‣ Die überwiegende Anzahl der Beobachtungsstudien legt eine Reduktion der Alzheimer-Erkrankung (bis 40 %<br />
Risikoreduktion) nahe.<br />
→ CAVE: Die Qualität der Studien ist nicht ausreichend.<br />
‣ WHI-Mental-Study (WHIMS):<br />
Anstieg der Diagnose „mögliche Demenz“ in der Hormongruppe (Frauen > 65 J)<br />
(sowohl im Ö-G-Arm als auch im Ö-Mono-Arm)<br />
‣ Auch im HERS-Trial konnten keine positiven Effekte auf kognitive Partialfunktionen gezeigt werden.<br />
‣ Fazit (IMS, DGGG, Dt. Menopausengesellschaft):<br />
Die Primärprävention des M. Alzheimer stellt derzeit keine Indikation<br />
für eine HRT dar.<br />
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Kolorektales Karzinom <strong>und</strong> HRT<br />
– Aktuelle Datenlage<br />
‣ In über 20 epidemiologischen Studien <strong>und</strong> 4 Metaanalysen zeigte sich ein<br />
reduziertes Kolonkarzinom-Risiko unter HRT-Anwendung<br />
(Risikoreduktion um 20 - 50 %).<br />
‣ Auch im Ö-G-Arm der WHI-Study zeigte sich Risikoreduktion für kolorektale Karzinome (um 37 %) in der<br />
Hormongruppe<br />
Aber : die diagnostizierten Karzinome in der Hormongruppe waren signifikant häufiger als in der<br />
Plazebogruppe in einem fortgeschrittenen Tumorstadium.<br />
‣ Im Ö-Mono-Arm zeigte sich für die Gesamtgruppe kein Effekt auf die Inzidenz kolorektaler Karzinome.<br />
(Subgruppe der > 70-jährigen Frauen: Risikoerhöhung<br />
(Subgruppe der < 60-jährigen Frauen: Risikoreduktion um 40 % )<br />
‣ Fazit (IMS, DGGG, Dt. Menopausengesellschaft):<br />
Obwohl Hinweise für eine Risikoverminderung kolorektaler Karzinome existieren,<br />
Prävention des Kolonkarzinoms derzeit keine Indikation für eine HRT dar.<br />
stellt die<br />
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Ovarialkarzinom <strong>und</strong> HRT –<br />
Aktuelle Datenlage<br />
‣ Daten aus epidemiologischen Studien zur Wirkung der HRT auf das Ovarial-<br />
Risiko sind uneinheitlich.<br />
karzinom-<br />
‣ Jüngere Kohortenstudien deuten auf eine geringe Risikoerhöhung für das<br />
Ovarialkarzinom bei langjähriger (> 10 Jahre) Anwendung einer Östrogen-Monotherapie hin<br />
(RR 1,8 – 2,2).<br />
‣ Im Ö-G-Arm der WHI-Study zeigte sich eine leichte (nicht signifikante)<br />
Risikoerhöhung für ein Ovarialkarzinom.<br />
‣ In der Publikation des WHI- Ö-Mono-Arms werden keine Angaben zum<br />
Ovarialkarzinom gemacht.<br />
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HRT nach Ovarialkarzinom –<br />
Aktuelle Datenlage<br />
‣ Nur 3 publizierte Studien zu diesem Thema<br />
→ hiervon nur 1 prospektive Studie<br />
→ geringe Fallzahlen (n = 373, 130, 72)<br />
→ Selektionsbias ?<br />
► kein Hinweis auf negative Beeinflussung des Krankheitsverlaufes<br />
‣ Empfehlung der Fachgesellschaften:<br />
Individuelle Therapieentscheidung nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung <strong>und</strong><br />
unter Einbeziehung der individuellen Prognose der Erkrankung<br />
→ Stadium I/II:<br />
Frage der Risikoerhöhung für Rezidiv im Vordergr<strong>und</strong><br />
→ Stadium III/IV: Lebensqualität der Patientin im Vordergr<strong>und</strong><br />
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HRT <strong>und</strong> Endometriumkarzinom –<br />
Aktuelle Datenlage (1)<br />
‣ Bei alleiniger Östrogengabe steigt das Risiko für ein Endometriumkarzinom in Abhängigkeit<br />
von der Therapiedauer deutlich an.<br />
Bei Langzeitanwendung (> 10 Jahre) erhöht sich das Risiko um den Faktor 8 – 15.<br />
‣ Die kombiniert - kontinuierliche Ö-G-Gabe bietet die größte endometriale Sicherheit.<br />
→ Ö-G-Arm der WHI<br />
→ HERS-Trial<br />
► keine Beeinflussung des Endometriumkarzinom – Risikos<br />
‣ Bei sequenzieller Ö-G-Gabe sollte mind. für 10 Tage (besser für 12 – 14 Tage) ein Gestagen in<br />
Transformationsdosis zugegeben werden.<br />
→ selbst bei 16-tägiger Gestagenzugabe läßt sich eine geringe Risikoerhöhung bei<br />
Langzeitanwendung nicht völlig ausschließen (RR 1,05 – 1,14)<br />
‣ Bei vaginaler Östrogen-Applikation scheint Dauertherapie mit<br />
0,5 mg Estriol 2 x wöchentlich endometrial sicher.<br />
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HRT <strong>und</strong> Endometriumkarzinom –<br />
Aktuelle Datenlage (2)<br />
‣ „Langzyklus“<br />
Die langfristige Östrogen - Therapie mit nur intermittierender Gestagenzugabe<br />
(z.B. alle 3 Monate) ist nicht ausreichend durch Daten abgesichert.<br />
→ ist lt. Empfehlungen der Fachgesellschaften nur im Einzelfall unter<br />
entsprechenden vaginalsonographischen Kontrollen möglich.<br />
‣ Nach derzeitiger Datenlage dürfte eine Endometriumprotektion auch durch ein<br />
gestagenhaltiges IUP erreicht werden.<br />
→ ist lt. Empfehlungen der Fachgesellschaften nur bei Notwendigkeit einer<br />
Konzeption oder zur Therapie von Blutungsstörungen indiziert.<br />
‣ Nach Endometriumkarzinom ist die HRT kontraindiziert.<br />
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Zervixkarzinom / Vulvakarzinom / Vaginalkarzinom <strong>und</strong><br />
HRT - Aktuelle Datenlage<br />
‣ Zervixkarzinom:<br />
► Risikoerhöhung durch eine HRT wurde nie nachgewiesen.<br />
► Nach einem Plattenepithelkarzinom der Zervix wird der Einsatz einer HRT für<br />
unbedenklich gehalten.<br />
► CAVE: 15 % der Zervixkarzinome sind Adenokarzinome<br />
(viele Autoren nehmen eine Hormonabhängigkeit an)<br />
→Kontraindikation für HRT<br />
‣ Vulvakarzinom <strong>und</strong> Vaginalkarzinom:<br />
► keine Hinweise auf Risikoerhöhung durch HRT<br />
► Nach einem Vulvakarzinom bzw. Vaginalkarzinom wird der Einsatz einer HRT<br />
für unbedenklich gehalten.<br />
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Mammakarzinom <strong>und</strong> HRT –<br />
Aktuelle Datenlage (1)<br />
‣ Lancet 1997; 350: 1047-1059<br />
Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer; Oxford; UK:<br />
Reanalyse der 51 wichtigsten epidemiologischen Studien<br />
→ 52 705 Brustkrebsfällen <strong>und</strong> 108 411 Frauen ohne Brustkrebs<br />
►HRT – Anwendung erhöht das Mammakarzinomrisiko jährlich<br />
um ca. 2,3 %.<br />
Kumulative Brustkrebsinzidenz pro 1.000 Frauen zwischen 50 <strong>und</strong> 70 Jahren:<br />
►45 / 1000 Frauen ohne HRT<br />
►Zusätzliche Fälle unter HRT:<br />
→ nach 5 Jahren HRT: +2 / 1.000 Frauen<br />
→ nach 10 Jahren HRT: +6 / 1.000 Frauen<br />
→ nach 15 Jahren HRT: +12/ 1.000 Frauen<br />
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Mammakarzinom <strong>und</strong> HRT –<br />
Aktuelle Datenlage (2)<br />
‣ Million Women Study (MWS):<br />
►Ö-G-Kombination: Relatives Risiko 2,0<br />
►Ö-Mono-Therapie: Relatives Risiko 1,30<br />
►Tibolon (Liviella®) Relatives Risiko 1,45<br />
‣ WHI-Study:<br />
►Im Ö-G-Arm zeigte sich nach einer medianen Beobachtungszeit von 5,2 Jahren eine relative<br />
Risikoerhöhung für ein Mammakarzinom um 26 %.<br />
(38/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Hormongruppe versus<br />
(30/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Placebogruppe)<br />
→ absolute Risikoerhöhung von < 1 Fall auf 1.000 Frauenjahre<br />
►Im Ö-Mono-Arm zeigte sich nach einer medianen Beobachtungszeit von 6,8 Jahren<br />
eine relative Risikoreduktion für ein Mammakarzinom um 23 %.<br />
(26/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Hormongruppe versus<br />
(33/ 10.000 Frauen/ Anwendungsjahr in der Placebogruppe)<br />
→ Signifikanz knapp verfehlt<br />
Risikoreduktion um 33 % in der Endauswertung der WHI (Ö-Mono-Arm) !<br />
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Mammakarzinom <strong>und</strong> HRT –<br />
Aktuelle Datenlage (3)<br />
‣ Fazit der Fachgesellschaften (IMS, DGGG):<br />
► Unter Langzeitanwendung einer HRT ist ein erhöhtes Brustkrebsrisiko nicht<br />
auszuschließen.<br />
► Bei einer kombinierten Ö-G-Therapie für mehr als 5 Jahre ist ein gering erhöhtes<br />
Risiko nachgewiesen.<br />
► Eine Ö-Mono-Therapie ist wenn überhaupt mit einem deutlich geringeren<br />
Risikoerhöhung assoziiert.<br />
► Daher sollte vor Verordnung einer HRT eine Aufklärung über das<br />
Brustkrebsrisiko erfolgen;<br />
der Vergleich mit anderen Risikofaktoren ist hierbei hilfreich.<br />
<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann
Women´s Health Initiative (WHI)<br />
Roussow et al 2002<br />
<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />
• Randomisierte, placebokontrollierte, klinische Studie zu Erfassung von<br />
Vor-<strong>und</strong> Nachteilen der am häufigsten verschriebenen HRT<br />
• 16608 Frauen (mit Uterus), 50-79 LJ, Rekrutierung 1993-98, Stopp 05/02<br />
• HRT (konjugiertes Östrogen + Metroxyprogesteronacetat) vs. Placebo<br />
• Ergebnis: erhöhtes Risiko unter HRT für folgende Krankheiten:<br />
KHK (+29%), Apoplex (+41%), Mamma-Ca (+26%)<br />
ABER Colon-CA (-37%), Frakturen (-24%)<br />
• Patientinnen mit Hysterektomie (n=10739)wurden mit einer<br />
Monotherapie eines konjugierten Östrogens vs. Placebo untersucht.<br />
RR für Mammacarcinom 0,77 Anderson et al 2004<br />
<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann
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<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München
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The Decrease in Breast-Cancer Incidence in 2003 in the<br />
United States<br />
Ravdin et al<br />
• Daten aus SEER ( National Cancer Institute´s,<br />
Surveillance,Epidemiology, and End results, ca. 9% d.<br />
US-Population)<br />
• Brustkrebsinzidenz bei Frauen >50 a, 2001-<br />
2004 um 8,6% zurückgegangen<br />
• v.a. Rückgang ER-positiver Tumore<br />
• Abnahme d. HRT-Verordnung bis 2002: 38%<br />
vgl. Chlebowski et al 2009<br />
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Breast cancer and hormone –replacement therapy in the Million<br />
Women Study<br />
Beral et al, 2003<br />
• Mamma-Ca-Risiko unter einer speziellen HRT<br />
• N=828 923, 50-64a, 1996-2001, HRT zu 50%<br />
• RR 1,66 für Mamma-CA unter HRT, Erhöhung des<br />
Risikos über die Dauer der Anwendung<br />
• Mortalitätsrisiko RR 1,22<br />
• Nur Östrogen RR 1,30, Tibolone RR 1,45,<br />
Östrogen/ Progesteron RR 2,0<br />
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Breast Cancer and hormone replacement therapy collaborative reanalysis of<br />
data from 51 epidemiological studies of 52705 women with breast cancer and<br />
108411 women without breast cancer. Collaborative group on Hormonal<br />
Factors and Breast Cancer, 1997<br />
• Nach 1-4 Jahren HRT RR für Mamma- CA<br />
1,023 für jedes Therapiejahr.<br />
• Nach 5 Jahren HRT RR 1,35<br />
• 5 Jahre nach Beendigung der HRT konnte<br />
kaum noch ein erhöhtes Risiko gesehen<br />
werden.<br />
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Postmenopausal hormone therapy and breast cancer: a<br />
systematic review and metaanalysis<br />
Shah et al 2005<br />
• Metaanalyse von 13 Studien (n=700 000)mit<br />
postmenopausaler Östrogentherapie :<br />
< 5 Jahre OR 1,16, >5 Jahre 1,20<br />
• Metaanalyse von 8 Studien (n=650 000) mit<br />
kombinierter HRT:<br />
5 Jahre 1,63<br />
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Breast cancer risk with postmenopausal hormonal<br />
treatment<br />
Collins et al, 2005<br />
• Höheres Mamma-Ca-Risiko unter Östrogen/Progesteron Therapie<br />
als unter HRT mit Östrogen alleine z.B. 4 randomisierte Studien AR<br />
0,79 bei postmenopausaler Östrogentherapie (n= 12643), bei<br />
kombinierter HRT AR 1,24 (n=19756)<br />
• 5 Jahre nach Beendigung der HRT Normalisierung des Mamma-CA<br />
Risikos<br />
• Keine signifikanten Unterschiede in der Art des<br />
Östrogens/Progesterons, der Dosierung, Art der Verabreichung<br />
(!sequentiell vs. kontinuierlich)<br />
• mehr ER-positive (<strong>und</strong> lobuläre) Tumore bei HRT<br />
• Kein signifikanter Unterschied bzgl. Tumorstadium od. Grading<br />
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Fragestellung<br />
Einfluss der Einnahme einer<br />
<strong>Hormone</strong>rsatztherapie (HRT) mit Estradiol<br />
(E2)/ Progesteron auf das Brustkrebsrisiko<br />
finnischer Frauen.<br />
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Methoden<br />
• Frauen > 50 a, min. 6 Monate zw. 1994-2005 E2/Progesteron-<br />
Therapie (n= 221,551; National medical reimburstment register)<br />
• Mamma-CA-Inzidenz (Finnish Cancer Registry)<br />
HRT:<br />
• immer E2: 1-2 mg/d oral, 50-65 µg/d transdermal, selten individuelle<br />
Dosierung<br />
• Progesteron: sequentiell (10-14 d alle 1-3 m) oder kontinuierlich z.B.<br />
Norethisteronacetat, MPA, Dydrogesterone.<br />
! Keine Patientinnen mit Mirena, Tibolone<br />
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Ergebnisse<br />
• 6211 Mamma-Ca-Fälle: Ductal (75%), lobulär (21%) od.<br />
anderer histolog. Typ ( 4%)<br />
• 404 DCIS-Fälle<br />
z.B. Fresh starters:<br />
• sequentielle Therapie (77%), kontinuierliche T. ( 23%)<br />
• Orale Gabe (92%), transdermale Gabe (8%)<br />
• Noresthisterone acetat (43%), MPA (30%),<br />
Dydrogesterone (12%)<br />
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Schlussfolgerung<br />
• Erhöhtes Mamma-Ca-Risiko schon nach 3 Jahren Therapie mit<br />
E2/Progesteron<br />
!!! in vorhergehenden Studien geht man von einer Erhöhung des Mamma-CA<br />
Risikos erst nach 5 Jahren HRT (Collaborative Group on Hormonal Factors<br />
in Breast Cancer 1997), später wurde ein erhöhtes Risiko auch schon<br />
innerhalb von 5 Jahren HRT gezeigt (Collins et al 2005, Shah et al 2005)<br />
!!! 11 % der über 50-jährigen Frauen haben E2/Progsteron –Therapie > 5 Jahre<br />
durchgeführt.<br />
!!! lobuläres Carcinom vgl. Beral et al 2003, Bakken et al 2004<br />
Risikoerhöhung bei<br />
• längerer Expositionszeit<br />
• kontinuierlicher Gabe vgl. Stahlberg et al 2004, Flesch-Janys et al 2008<br />
• HRT mit Norethisteroneacetat vgl .Flesch-Janys et al 2008<br />
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DGGG (2006)<br />
• „Unter Langzeittherapie ist ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs nicht<br />
auszuschließen, bei Kombinationen mit Gestagenen ist für eine mehr<br />
als fünfjährige Behandlung ein gering erhöhtes Risiko<br />
nachgewiesen. Daher sollte eine Aufklärung über dieses Risiko<br />
erfolgen, ein Vergleich mit anderen Risikofaktoren (z.B. Adipositas)<br />
ist dabei hilfreich“<br />
• Möglichst niedrige Dosis<br />
• Individuelle Nutzen-Risiko-Prüfung<br />
• Jährliche Prüfung der Therapieentscheidung.<br />
vgl. Luzuy, Menopause 1/2005, Mueck, Frauenarzt 9 /2007<br />
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International Menopause Societyupdated<br />
Recommendations on postmenopausal hormone<br />
therapy<br />
Climacteric 2007<br />
• Mamma-Ca-Risiko: kontroverse Studienlage wie HRT mit einem<br />
erhöhten Mamma-Ca-Risiko assoz. ist.- vgl WHI, MWS<br />
Patienten sollten über ein gering erhöhtes Mamma-Ca-Risiko<br />
(
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IMS- Präsident David Sturdee 05/2008:<br />
„ HRT ist the most effektive treatment for<br />
menopausal symptoms, but press reports<br />
over the last few years have made it difficult<br />
for many women to consider its use“<br />
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HRT nach behandeltem Mammakarzinom (2)<br />
‣ Empfehlungen der Dt. Gesellschaft für Senologie:<br />
► Eine HRT nach Mammakarzinom zur Therapie klimakterischer Beschwerden<br />
sollte nur eingesetzt werden, wenn alle Alternativen ausgeschöpft wurden <strong>und</strong> durch<br />
Maßnahmen keine Besserung erreicht wurde.<br />
diese<br />
► Individuelle Entscheidung nach strenger Nutzen – Risiko – Abwägung<br />
► Die Patientin muß ausdrücklich über potenzielle Risiken (ggf. mit Unterschrift !) aufgeklärt werden <strong>und</strong> ist<br />
in den Entscheidungsprozeß miteinzubeziehen.<br />
► Therapieentscheidend ist letzlich die Frage, wie stark die Patientin in ihrer Lebensqualität durch das<br />
klimakterische Syndrom beeinträchtigt ist.<br />
► Dosierung der HRT so gering wie möglich , Therapiedauer so kurz wie möglich<br />
► Regelmäßige Auslaßversuche (halbjährlich)<br />
► Östriol-Lokaltherapie zur Behandlung der Urogenitalatrophie wird nicht als kontraindiziert angesehen. Zu<br />
bevorzugen ist eine Östrioldosis von 0,03 mg (Oekolp®) statt der üblichen Dosierung von 0,5 mg<br />
(Oekolp forte®)<br />
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Phytoöstrogene<br />
‣ Isoflavone (Soja, Rotklee)<br />
‣ Cimicifuga racemosa (Traubensilberkerze)<br />
‣ Agnus castus (Mönchspfeffer)<br />
→ Randomisierte placebokontrollierte Studien zum Einsatz der Substanzen an Karzinompatienten fehlen<br />
→ Neuere placebokontrollierte Studien zeigen keinen Effekt bzgl. Anzahl <strong>und</strong> Intensität der Hitzewallungen.<br />
→ In mehreren in vitro- Studien zeigte sich Isoflavon-induzierte Tumorzellproliferation.<br />
Fazit der Fachgesellschaften (DGGG, IMS, Dt. Menopausengesellschaft, BVF,<br />
Dt. Gesellschaft für Senologie)<br />
Pflanzliche Präparate zur Behebung von klimakterischen Beschwerden sind hinsichtlich ihres Nutzens <strong>und</strong> ihres<br />
Risikos derzeit nicht ausreichend zu bewerten.<br />
→ Phytoöstrogene stellen keine Alternative zur HRT dar.<br />
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Nichthormonale Alternativen zur Behandlung<br />
klimakterischer Symptome<br />
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‣ SSRI (Antidepressiva)<br />
► Fluoxetin (20 mg tägl.)<br />
► Paroxetin (12,5 -25 mg tägl.)<br />
‣ SNRI (Antidepressivum)<br />
► Venlafaxin (37,5 – 75 mg tägl.)<br />
‣ Clonidin (Antihypertensivum)<br />
(2 x 0,05 – 2 x 0,1 mg tägl.)<br />
‣ Gabapentin (Antiepiletikum <strong>und</strong> neuropathisches Analgetikum)<br />
(300 – 600 mg, bis max. 1200 mg tägl.)<br />
→ Prospektive randomisierte placebokontrollierte Studien konnten eine signifikante Reduktion der<br />
Hitzewallungen um 50 – 60 % zeigen.<br />
→ Rascher Wirkeintritt innerhalb 1 Woche<br />
→ Einschleichende Dosierung !<br />
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HRT – Aktuelle Anwendungsempfehlungen<br />
‣ Konsensusempfehlungen<br />
(DGGG, Berufsverband der Frauenärzte, Dt. Menopause Gesellschaft, Dt. Gesellschaft für Senologie, Dt.<br />
Gesellschaft für Reproduktionsbiologie <strong>und</strong> –medizin, Dt. Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie <strong>und</strong><br />
Fortpflanzungsmedizin)<br />
► Eine HRT soll nur bei bestehender Indikation eingesetzt werden.<br />
► Nutzen- Risiko-Abwägung <strong>und</strong> Therapieentscheidung gemeinsam mit der Patientin<br />
► Die Therapieentscheidung muß mind. jährlich überprüft werden.<br />
► Hysterektomierte Frauen sollen nur eine Ö-Mono-Therapie erhalten.<br />
Bei nicht-hysterektomierten Frauen muß eine ausreichende Gestagenzugabe<br />
erfolgen.<br />
► Östrogendosis so gering wie möglich<br />
► Es gibt klinisch relevante Unterschiede zwischen den verfügbaren Gestagenen, die individuell<br />
berücksichtigt werden sollen. Dies gilt auch für die verschiedenen Darreichungsformen der<br />
Östrogene.<br />
► Frauen, die derzeit eine HRT ohne schwere klimakterische Beschwerden erhalten,<br />
ausschleichend (über 4 – 6 Wochen) absetzen.<br />
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sollen die HRT
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<strong>Hormone</strong>lle Situation bei Postmenopausalen<br />
Patientinnen<br />
• Postmenopausale Frauen haben aufgr<strong>und</strong> der<br />
Einstellung der ovariellen Östrogensynthese niederige<br />
Östrogenspiegel, die jedoch zur Stimulation des<br />
Tumorwachstums ausreichen.<br />
• Das Enzym Aromatase bewirkt im peripheren Muskel<strong>und</strong><br />
Fettgewebe die Umwandlung von Androgenen zu<br />
Östrogenen.<br />
• Die Hemmung der Aromataseaktivität kann die<br />
tumorstimulierende Wirkung der Östrogene reduzieren<br />
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Argumente gegen HRT<br />
• Ruhende Tumorzellen werden aktiviert<br />
• Frauen mit Familienanamnese können<br />
besonders empfänglich für den Tumorpromotoreffekt<br />
der Östrogene sein<br />
• Tamoxifen reduziert das Risiko mit Brustkrebs-<br />
Vorerkrankungen<br />
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Indikationen zur Substitutionstherapie<br />
• Blutungsstörungen<br />
• Klimakterische Beschwerden<br />
• Chronisch Östrogen-Mangelerscheinungen<br />
bzw.Prävention desselben:<br />
• (Uro) Genitaltrakt<br />
• Skelettsystem<br />
• Herz-Kreislaufsystem<br />
• Haut <strong>und</strong> Schleimhäute<br />
• ZNS<br />
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Anabole <strong>und</strong> antiresorptive<br />
Substanzen<br />
Knochenanbau stimulierende Substanzen<br />
- Fluoride<br />
- Anabolika<br />
- Ossein-Hydroxyapatit Compo<strong>und</strong> -<br />
Vitamin D Metaboliten<br />
Antiresorptive Substanzen<br />
- Östrogene<br />
- Calcitonin<br />
- Bisphosphonate<br />
- Anabolika<br />
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Gesamtmortalität mit <strong>und</strong> ohne HRT<br />
1<br />
relatives Risiko<br />
0<br />
keine Therapie
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Mammakarzinomrisiko <strong>und</strong> HRT<br />
• Das jährliche Mammakarzinomrisiko erhöht sich für<br />
jedes<br />
Jahr der verzögerten Menopause um 2,8 %<br />
• Das jährliche Mammakarzinomrisiko erhöht sich für<br />
jedes<br />
Jahr einer HRT um 2,3 %<br />
• Nach Absetzen der HRT dauert es 5 oder mehr Jahre, um<br />
zu dem Risikoniveau einer nicht mit HRT behandelten<br />
Frau zurückzukehren<br />
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Mammakarzinomrisiko <strong>und</strong> HRT<br />
Alle prospektiven Studien<br />
1,09<br />
Alle Fallstudien<br />
mit Populationskontrolle<br />
1,15<br />
Alle Fallstudien<br />
mit Patientenkontrolle<br />
1,27<br />
Alle Studien kombiniert<br />
1,14<br />
BR10<br />
0 0,5 1 1,5<br />
relatives Risiko<br />
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Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer, Lancet 1997
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HRT nach Brustkrebs<br />
Therapiemöglichkeiten<br />
• Klärung ob eine systemische oder lokale Hormontherapie<br />
erforderlich ist.<br />
• Z.B. bei Urogenitalbeschwerden Vorteil einer Lokaltherapie:<br />
keine systemischen Nebenwirkungen;<br />
Nachteil: kein Osteoporoseschutz.<br />
• Als Systemtherapie bei Hitzewallungen oder vermehrten Schwitzen:<br />
Gestagenmonotherapie.<br />
• Zur Osteoporoseprophylaxe zusätzlich Calcium (1,0-1,5 g/die oral),<br />
Bewegung, Nichtrauchen, ges<strong>und</strong>e Ernährung.<br />
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Alternative Behandlungsmöglichkeiten klimakterischer<br />
Beschwerden<br />
• Isoflavone<br />
• Cimicifuga racemosa<br />
• Nachtkerzenöl (Oenothera biennis)<br />
• Ginseng (Panax ginseng)<br />
• Dong Quai ( Angelica sinensis)<br />
• Yamswurzel (Dioscorea mexicana)<br />
• Hopfen<br />
• Vitamin E<br />
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Isoflavone<br />
• gehören zur Gruppe der Phytoöstrogene<br />
• Phytoöstrogene = pflanzliche Substanzen, die selbst<br />
oder nach Verstoffwechselung die Wirkung von<br />
endogenen Östrogenen nachahmen können<br />
• Gewinnung aus Soja oder Rotklee<br />
• Wichtige Isoflavone: Daidzein, Genistein,<br />
Formononetin, Biochantin A<br />
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Wirkung von Isoflavonen<br />
• Entfaltung von Östrogenen <strong>und</strong> antiöstrogenen<br />
Eigenschaften („Phyto-SERM“)<br />
• Niedrige Bindungsaffinität zu ER-α<br />
-> keine östrogenen Effekte am Endometrium<br />
• Hohe Bindungsaffinität zu ER-β<br />
-> östrogene Wirkung am Knochen<br />
<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann
Isoflavone <strong>und</strong> klimakterische<br />
Beschwerden<br />
• Langzeitstudien fehlen, Studien uneinheitlich <strong>und</strong> nicht<br />
vergleichbar.<br />
• ¼ der Studien zeigt eine über Placeboeffekt hinausgehende<br />
Reduktion von Hitzewallungen.<br />
• Die Wirkeffektivität entspricht nicht der einer<br />
<strong>Hormone</strong>rsatztherapie.<br />
• Bei leichten vasomotorischen Beschwerden <strong>und</strong><br />
Therapiewunsch ist der Versuch einer Supplementation mit<br />
Isoflavonen (mittlere Dosis 50mg/Tag) möglich.<br />
• Beurteilung des Therapieerfolges nach 8-12 Wochen.
Isoflavone <strong>und</strong> Knochen<br />
• Möglicherweise positiver Effekt auf<br />
Knochenstoffwechsel.<br />
• Nach aktuellem Wissensstand keine negativen<br />
Auswirkungen auf Knochenstoffwechsel.<br />
• Es exsistieren keine Daten, um Isoflavone heute<br />
generell zur Osteoporoseprävention zu empfehlen.
Isoflavone <strong>und</strong> Mamma<br />
• Möglicher präventiver Effekt unter: Prämenopausalen<br />
Frauen<br />
(OR=0,70, 95%KI=0,58-0,85)<br />
Postmenopausalen Frauen<br />
(OR=0,77, 95%-KI=0,6-0,98)<br />
• Es gibt derzeit keine beweisenden Daten, um Isoflavone<br />
für eine postmenopausale Mammakarzinomprävention<br />
zu empfehlen.<br />
• Nach heutigem Kenntnisstand sind keine negativen<br />
Effekte auf das Brustdrüsengewebe in der<br />
Postmenopause zu erwarten.
Isoflavone <strong>und</strong>Endometrium<br />
• Nach derzeitigem Kenntnisstand zeigen<br />
Isoflavone keine östrogene Wirkung am<br />
postmenopausalen Endometrium.<br />
• Empfehlung regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen<br />
einschließlich<br />
Vaginalsonographie bei Patientinnen mit<br />
Selbstsuppplementation.
Cimicifuga racemosa<br />
Cimicifuga racemosa <strong>und</strong> Reduktion von Hitzewallungen<br />
Cimicifuga<br />
Konjugierte<br />
racemosa<br />
equine Östrogene<br />
(n=80)<br />
(n=79)<br />
______________________________________________________________<br />
Durchschnittliche p vs. Placebo Durchschnittliche p vs.Placebo<br />
Änderung der (95%-KI) Änderung der (95%-KI)<br />
Hitzewallungen/Tag<br />
Hitzewallungen/Tag<br />
12 Monate<br />
-0,28 0,53 -3,15 0,0001
Andere nichthormonale<br />
Therapien<br />
• SRI: Paroxitin, Fluoxetin, Vanlaflaxin<br />
-> guter therapeutischer Effekt<br />
-> Venaflaxin reduziert Hitzewallungen innerhalb von 1-2 Wochen<br />
-> NW: Übelkeit, Obstipation, M<strong>und</strong>trockenheit, Appetitlosigkeit<br />
-> Paroxitin -> WW mit Tamoxifen<br />
• Antikonvulsiva: Gabapentin<br />
->signifikante Reduktion der vasomotorischen Beschwerden<br />
-> NW:Schwindel, Ödeme<br />
• Antihypertensiva: Clonidin, Methyldopa<br />
-> Effekte nur sehr gering bis fehlend
FAZIT<br />
• Pflanzliche Präparate sind keine Alternative zur<br />
kausalen <strong>Hormone</strong>rsatztherapie.<br />
• Änderung des Lebensstil wichtig.<br />
• Bei leichten Klimakterischen Beschwerden kann<br />
Therapie mit Isoflavonen oder Cimicifuga versucht<br />
werden.<br />
• Bei starken Beschwerden ist kein ausreichender<br />
therapeutischer Effekt zu erwarten.
<strong>Rotkreuzklinikum</strong> München<br />
Service<br />
Internet<br />
Sie finden die Vortragsunterlagen zum<br />
Nachlesen oder Herunterladen unter<br />
www.rotkreuzklinikum-muenchen.de<br />
<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann
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Vorschau<br />
Infotreff<br />
Nächster Infotreff am 01.03.2010<br />
Thema: <strong>Krebs</strong> <strong>und</strong> Sport –<br />
Vorbeugung <strong>und</strong> Therapie<br />
<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann
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Danke für Ihre<br />
Aufmerksamkeit!<br />
<strong>Weibliche</strong> <strong>Hormone</strong> <strong>und</strong> <strong>Krebs</strong> – Prof. Dr. Wolfgang Eiermann