Technische Optik in der Praxis
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4.6 Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Systemoptimierung<br />
4.6 Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Systemoptimierung 115<br />
Die Realisierung optischer Systeme, die <strong>der</strong> vorgegebenen Spezifikation entsprechen,<br />
erfor<strong>der</strong>t zunächst das Auff<strong>in</strong>den geeigneter Systemansätze. Dazu<br />
sollte, wie zuvor erwähnt, die Spezifikation so vollständig wie möglich ausgeführt<br />
se<strong>in</strong>, wozu die oben aufgelisteten Grundformeln dienen können. E<strong>in</strong>fache<br />
Systemansätze können dann mit Hilfe weiterer Formeln, beispielsweise zur<br />
Brechkraftberechnung 2-l<strong>in</strong>siger Systeme, leicht gefunden werden. Näherungsformeln<br />
zur Berechnung dünner L<strong>in</strong>sen und die Seidelschen Formeln, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
zu den chromatischen Fehlern, erlauben die Bestimmung <strong>der</strong> Brechkraftverteilung<br />
und <strong>der</strong> Glaswahl für die e<strong>in</strong>zelnen Teilglie<strong>der</strong>.<br />
Für die Wahl von Ansätzen für komplexere Systeme ist sicherlich die Erfahrung<br />
des <strong>Optik</strong>-Konstrukteurs von großer Wichtigkeit. Jedoch kann dazu<br />
auf e<strong>in</strong>e Vielzahl von Systemen aus <strong>der</strong> Literatur zurückgriffen werden. In<br />
jedem Fall ist es empfehlenswert, das Gesamtsystem <strong>in</strong> möglichst viele Teilsysteme<br />
aufzuglie<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en Teilaufgaben so gut wie möglich beschrieben<br />
werden können.<br />
Für die Optimierung e<strong>in</strong>es Systems wird unterschieden zwischen Variablen<br />
(Parametern) und Fehlern. Als Variable gelten alle Systemparameter<br />
wie Flächenradien ri, Flächenabstände di und Glasarten. Letztere werden<br />
beschrieben durch die Brechzahlen ni für die jeweilige Grundwellenlänge und<br />
durch die Dispersionen <strong>in</strong> Form von Brechzahldifferenzen ∆ni = ni3 − ni2<br />
(für die zweite und dritte Wellenlänge) o<strong>der</strong> Dispersionskonstanten (Abbe-<br />
Zahlen) νi. Bei H<strong>in</strong>zunahme asphärischer Flächen erhöht sich <strong>der</strong> mögliche<br />
Variablensatz um die Asphärenkoeffizienten.<br />
Die Fehler, die zu korrigieren s<strong>in</strong>d, werden entscheidend bestimmt durch<br />
die Aufgabenstellung. Im Normalfall gelten als Fehler zunächst alle Aberrationen,<br />
die die Bildqualität bestimmen. Zu den wohl wichtigsten Fehlertypen<br />
gehören die Queraberrationen dY ′ und dX ′ für den Meridional- und den Sagittalschnitt,<br />
wie sie <strong>in</strong> Tabelle 4.3 aufgeführt s<strong>in</strong>d. Daneben s<strong>in</strong>d die Werte<br />
für die Bildfeldwölbungen <strong>in</strong> den beiden Schnitten sowie die Verzeichnung<br />
zu korrigieren. Für polychromatische Anwendungen s<strong>in</strong>d ferner die chromatischen<br />
Längs- und Queraberrationen zu berücksichtigen.<br />
Ebenfalls als Fehler werden alle Systemparameter bzw. <strong>der</strong>en Abweichungen<br />
von den Vorgabewerten (Sollwerten) gewertet. Dazu können die Brennweite,<br />
die Brennpunkts- o<strong>der</strong> die Bildschnittweite sowie <strong>der</strong> Abbildungsmaßstab<br />
gehören. Zusätzlich gelten weitere Randbed<strong>in</strong>gungen, wie die Gesamtlänge<br />
des Systems, m<strong>in</strong>imale und maximale Flächenabstände, m<strong>in</strong>imale<br />
Randdicken von L<strong>in</strong>sen und e<strong>in</strong>zelne Flächenhöhen ebenfalls als Fehler, die<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Optimierungsrechnung berücksichtigt werden.<br />
Als Fehler fi werden also die Differenzen zwischen den momentanen Istwerten<br />
fi,ist e<strong>in</strong>zelner Größen und den vorgegebenen Sollwerten fi,soll (targets)<br />
def<strong>in</strong>iert. Da für die Korrektion unterschiedliche Arten von Fehlern mit<br />
unterschiedlichen Dimensionen und E<strong>in</strong>heiten gleichzeitig betrachtet werden,<br />
müssen die Fehlerwerte untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> mit unterschiedlichen Faktoren gewich-