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Technische Optik in der Praxis

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148 5 Optische Werkstoffe<br />

und K heißen photoelastische Koeffizienten. Sie werden üblicherweise mit Interferometern<br />

gemessen [13]. Wegen des vergleichsweise großen Meßaufwands<br />

liegen Daten über K⊥ und K überwiegend für die D-L<strong>in</strong>ie (589,3 nm) vor<br />

[14]. Es kommen Werte zwischen etwa 0 und 9 · 10−6 mm2 /N vor. Das bedeutet,<br />

daß bei Gläsern mit großen Werten von K⊥ und K bereits ger<strong>in</strong>ge<br />

Spannungen von wenigen N/mm2 Brechzahlän<strong>der</strong>ungen von 10−5 bewirken.<br />

Da im allgeme<strong>in</strong>en K⊥ = K , werden isotrope Gläser durch mechanische<br />

Spannungen anisotrop. Nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen gilt K⊥ = K. Dann ist e<strong>in</strong><br />

Glas frei von Spannungsdoppelbrechung. Solch e<strong>in</strong> Glas wurde bereits um die<br />

Jahrhun<strong>der</strong>twende von Pockels [15] entwickelt. Er beobachtete experimentell,<br />

daß bei den Schwerfl<strong>in</strong>tgläsern (kurz: SF-Gläser; <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel s<strong>in</strong>d dies Gläser<br />

mit großem Gehalt an Bleioxid) die Spannungsdoppelbrechung (siehe weiter<br />

unten) mit zunehmendem Gehalt an Bleioxid kle<strong>in</strong>er wird und sogar das<br />

Vorzeichen wechselt. Bei e<strong>in</strong>em bestimmten Gehalt an Bleioxid gilt somit<br />

K⊥ = K. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d für diese Gläser aber K⊥ und K beson<strong>der</strong>s groß,<br />

so daß sich die Brechzahlen dieser Gläser durch Spannungen vergleichsweise<br />

stark än<strong>der</strong>n.<br />

Die Anisotropie <strong>der</strong> Brechzahlen unter e<strong>in</strong>achsiger Spannung hängt von<br />

<strong>der</strong> Differenz K⊥ − K = K ab.Kist<strong>der</strong>spannungsoptische Koeffizient. Bei<br />

bekannter Spannung σ kann er direkt aus polarisations-optischen Messungen<br />

<strong>der</strong> Anisotropie bestimmt werden. Umgekehrt kann man, wenn K bekannt<br />

ist, aus solchen Messungen jeweils die Restspannungen o<strong>der</strong> durch Temperaturgradienten<br />

<strong>in</strong>duzierte Spannungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Glas bestimmen (siehe hierzu<br />

Bücher über Spannungsoptik, z. B. [16]). Vor wenigen Jahren wurde die Dispersion<br />

des spannungsoptischen Koeffizienten im sichtbaren Bereich experimentell<br />

untersucht [17]. Es zeigt sich, daß <strong>der</strong> spannungsoptische Koeffizient<br />

bei vielen Gläsern nur schwach von <strong>der</strong> Wellenlänge abhängt. Nur bei den<br />

Gläsern mit großem Anteil an Bleioxid ist Dispersion bedeutend. Um die<br />

Dispersion zu beschreiben, wurde folgende Dispersionsformel hergeleitet [18]:<br />

K(λ) = n2 <br />

<br />

(λ) − 1 B<br />

A +<br />

. (5.18)<br />

2n(λ)<br />

λ 2 − λ 2 soc<br />

In den Vorfaktor n 2 (λ) − 1/2n(λ) darf man im Rahmen <strong>der</strong> Genauigkeit<br />

<strong>der</strong> Meßdaten von K(λ) für n(λ) entwe<strong>der</strong>nrel(λ) o<strong>der</strong>nabs(λ) e<strong>in</strong>setzen.<br />

Die Dispersion dieses Vorfaktors ist ger<strong>in</strong>g und kann näherungsweise vernachlässigt<br />

werden. Abbildung 5.14 zeigt Meßdaten und die Ergebnisse von<br />

Anpassungsrechnungen mit Formel (5.18). Man sieht, daß e<strong>in</strong>e Anpassung<br />

durch Gleichung (5.18) sehr gut möglich ist. Für die meisten Gläser darf<br />

B = 0 gesetzt werden. Nur für die Schwerfl<strong>in</strong>te mit sehr großem Gehalt<br />

an Bleioxid gilt B = 0. Daten über die Parameter für die Dispersionsformel<br />

(5.18) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [17] angegeben.<br />

Ähnlich wie mechanische Spannungen die Brechzahlen verän<strong>der</strong>n, können<br />

auch elektrische Fel<strong>der</strong> (Kerr-Effekt) und Magnetfel<strong>der</strong> (Faraday-Effekt, Cotton-Mouton-Effekt,<br />

Voigt-Effekt) die Brechzahlen än<strong>der</strong>n [19–22]. Beim Kerr-<br />

Effekt tritt Doppelbrechung ähnlich zur Spannungsdoppelbrechung auf (die

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