gwf Wasser/Abwasser Aufruf zur Internationalität (Vorschau)
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6/2014<br />
Jahrgang 155<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
ISSN 0016-3651<br />
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| STANDPUNKT |<br />
<strong>Aufruf</strong> <strong>zur</strong> <strong>Internationalität</strong><br />
– auf nach Lissabon!<br />
Nachdem die IFAT als herausragende<br />
Leistungsschau unserer Branche mit<br />
starker internationaler Beteiligung in<br />
diesem Jahr wieder außerordentlich erfolgreich<br />
in München stattgefunden hat, ist es<br />
angebracht, einmal innezuhalten, um sich zu<br />
fragen, ob die deutschen Studierenden und<br />
Berufsanfänger im Feld der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
auch weiterhin ausreichend international<br />
ausgerichtet sind und werden. Dann bräuchte<br />
sich der deutsche Teil der Branche zumindest<br />
keine Nachwuchssorgen zu machen. Für ein<br />
Land wie Deutschland wäre zu erwarten, dass<br />
durch die generell zunehmende Fähigkeit,<br />
Englisch zu sprechen, zu lesen und zu schreiben<br />
und durch die ungebrochene Reisefreude<br />
auch eine Disziplin wie die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
in ihrer Wahrnehmung und im Denken an <strong>Internationalität</strong><br />
zunimmt. Wenn allerdings das<br />
deutsche Engagement in der International Water<br />
Association (IWA) als der weltumspannenden<br />
wissenschaftlich-technischen Fachvereinigung<br />
zum Maßstab herangezogen wird, um die<br />
Fachinternationalität der Wissenschaft, der Ingenieurbüros,<br />
der Betreiber und der Hersteller<br />
zu messen, ist festzustellen, dass das deutsche<br />
Interesse am internationalen Fachaustausch<br />
auf gleichbleibendem Niveau verharrt bzw.<br />
leicht rückläufig ist. Zwar hat sich kürzlich das<br />
deutsche Chapter der „Young Water Professionals“<br />
in der IWA gegründet, insgesamt kann<br />
aber eine leicht abnehmende Tendenz der<br />
Beteiligung der Deutschen an den Veranstaltungen<br />
und Publikationen der International<br />
Water Association festgestellt werden. Dies liegt<br />
nicht etwa am Mangel von IWA-Veröffentlichungsplattformen<br />
oder IWA-Veranstaltungen.<br />
Die IWA bietet nahezu wöchentlich Konferenzen<br />
von Specialist Groups und anderen Interessensgruppen<br />
an (www.iwahq.org) und ihre<br />
Publikationen stehen für die Veröffentlichung<br />
guter Fachbeiträge offen. Daher lautet der<br />
Befund wohl anders: Das Interesse, über den<br />
Tellerrand zu schauen und von anderen zu<br />
lernen, scheint nicht zu wachsen und das,<br />
obwohl die IWA eine wirklich attraktive und<br />
praktikable Plattform dafür bietet, sich auszutauschen<br />
und in vielen Fällen sogar Berufsfreundschaften<br />
über geografische und kulturelle<br />
Grenzen hinweg zu bilden, die ein Leben<br />
lang halten und die in schwierigen professionellen<br />
Situationen zu einem Fundus kluger<br />
Anregungen und differenzierter Wahrnehmung<br />
werden können.<br />
Als langjährig in der IWA aktive Mitglieder<br />
und mit den Gegebenheiten und Entscheidungsgremien<br />
der Organisation vertraut rufen<br />
die beiden Verfasser dieses Editorials dazu auf,<br />
sich mit den Möglichkeiten, die die IWA jedem<br />
ihrer Mitglieder bietet, genauer auseinanderzusetzen<br />
und sich im Zweifelsfalle dafür zu<br />
entscheiden, neben der nationalen Mitgliedschaft<br />
in der DWA oder dem DVGW auch Mitglied<br />
der IWA zu werden. Für einen geringen<br />
Beitrag bekommt man Zutritt zu einer weltweiten<br />
Fachgemeinschaft, in der 140 Nationen<br />
aktiv sind.<br />
Der kommende Weltwasserkongress, der<br />
in diesem Jahr wieder in Europa, in Lissabon<br />
(21. bis 26. September 2014) stattfinden wird,<br />
bietet eine hervorragende Möglichkeit, die<br />
Vorteile der IWA zu testen. Die Mitgliedschaft<br />
ist keine Voraussetzung, um den Weltwasserkongress<br />
besuchen zu können, der alle zwei<br />
Jahre stattfindet und der eine ungeheure<br />
Informationsdichte in der gesamten Breite<br />
des <strong>Wasser</strong>fachs bietet. Es werden etwa<br />
3000 Teilnehmer erwartet.<br />
Die DWA und der DVGW, die die nationale<br />
Mitgliedschaft in der IWA halten und finanzieren,<br />
empfehlen ihren Mitgliedern nachdrücklich,<br />
die Vorteile, die die IWA bietet, zu nutzen.<br />
Dr.-Ing. Peter A. Wilderer<br />
Professor Emeritus of Excellence<br />
Technische Universität München<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode<br />
Chairman des deutschen<br />
IWA-Nationalkomitees<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 671
| INHALT<br />
|<br />
Die Quelle am Kloster in Karşıyaka konnte die Speicherbecken<br />
auch in den in der Literatur dokumentierten Zeiten mit niedriger<br />
Tasgesschüttung füllen. Zahlreiche verzinkte Rohre zeugen auch<br />
von einer rezenten Nutzung der Quelle. Auf Höhe der Quellfassung<br />
wurden dazu verzinkte Rohre parallel <strong>zur</strong> Rinne verlegt.<br />
Ab Seite 736<br />
Seit einigen Jahren wird aus verschiedensten Versorgungsgebieten<br />
in ganz Deutschland punktuell über das Auftreten<br />
schleimiger, schwarzer Beläge an Strahlreglern, Duschköpfen<br />
und WC-Spülkästen in Trinkwasserhausinstallationen<br />
berichtet. Im Zuge von Untersuchungen konnte die schwarze<br />
Hefte Exophiala lecanii-corni als Hauptbestandteil dieser<br />
Biofilme identifiziert werden. Ab Seite 748<br />
Fachberichte<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
736 Ch. Treskatis<br />
Der Niedergang historischer<br />
Quellwasserversorgungen –<br />
Dokumen tationsversuch am<br />
Beispiel des Sinai Klosters in<br />
Karşıyaka (Vasilia) bei Girne<br />
(Kyrenia) in Nordzypern (TRNC)<br />
Dry Out of Karst Springs Caused by Intensive<br />
Groundwater Use – Results of an Initial Hydrogeological<br />
Investigation in Northern Cyprus<br />
Trinkwasserinstallation<br />
748 G. Heinrichs u .a.<br />
Schwarz gefärbte Biofilme an<br />
Trinkwasserauslaufarmaturen –<br />
Charakterisierung, Ursachen<br />
und Abhilfemaßnahmen<br />
Black Pigmented Biofilms Occurring on<br />
Water Taps – Characterization, Causes<br />
and Countermeasures<br />
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
760 H. Horn u. a.<br />
Engler-Bunte-Institut des Karlsruher<br />
Instituts für Technologie (KIT) und<br />
TZW: DVGW-Technologiezentrum<br />
<strong>Wasser</strong>, im Jahre 2013<br />
Karlsruhe Institute of Technology<br />
Tagungsbericht<br />
776 27. Mitgliederversammlung der<br />
RAL-Gütegemeinschaft Kanalbau<br />
Interview<br />
676 Zum Sonderthema „Regenwasserbewirtschaftung“<br />
in dieser Ausgabe, führte <strong>gwf</strong> ein<br />
Gespräch mit Andreas P. Amft, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der ENREGIS GmbH, Sundern<br />
Netzwerk Wissen<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
703 Die Siemens Stiftung im Porträt<br />
Juni 2014<br />
672 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| INHALT |<br />
Bericht über aktuelle Entwicklungen und Aktivitäten<br />
am Engler-Bunte-Institut, der DVGW-Forschungsstelle<br />
am Engler-Bunte-Institut sowie der Forschungsstelle<br />
für Brandschutztechnik im Jahr 2013.<br />
Ab Seite 760<br />
Tagungsbericht über die 27. Mitgliederversammlung der RAL-Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau die in Dresden stattfand. Das umfangreiche<br />
Dienstleistungspaket wurde kompetent und mit großem Engagement<br />
umgesetzt. Ab Seite 776<br />
Fokus<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
680 Drainfix Clean: Naturnahe Regenwasserbehandlung<br />
682 Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung<br />
mit dem System RAUSIKKO<br />
684 Emschergenossenschaft erweitert mit einer<br />
neuen Zukunftsinitiative Zusammenarbeit<br />
mit den Städten<br />
686 Blockrigolensysteme – dauerhafte, wirtschaftliche<br />
Entwässerungslösung<br />
688 Automatische Tauchpumpe <strong>zur</strong> Regenwassernutzung<br />
689 Ratgeber Regenwasser in überarbeiteter<br />
5. Auflage<br />
690 Kunststoffbehälter: <strong>Wasser</strong>speicher für<br />
Brandfälle<br />
692 Mischwassernetz in Winterberg: Gründliche<br />
Regenwasserbehandlung mit AMISCREEN<br />
694 Erste Pilotprojekte mit revisonsfähigen<br />
Rigolen von Heitker<br />
696 Halb soviel ist auch genug – Wer versiegelt<br />
und Regenwasser ableitet, macht etwas falsch!<br />
700 Technischer Katalog <strong>zur</strong> Versickerung und<br />
Rückhaltung von Regenwasser<br />
702 DIBt-Bauartzulassungen für Produkte aus<br />
dem Hause ENREGIS GmbH<br />
Nachrichten<br />
Branche<br />
714 DBU-Appell „Sauberes <strong>Wasser</strong> unverzichtbares<br />
Gut“<br />
715 Karl-Imhoff-Preis der DWA ausgeschrieben<br />
716 Neues DWA-Politikmemorandum vorgestellt<br />
717 GreenTec Awards 2014: Eine Kleinkläranlage<br />
gewinnt in der Kategorie „<strong>Wasser</strong> & <strong>Abwasser</strong>“<br />
718 Personalentwicklung, Ausbildung und<br />
mehr: Nachwuchssicherung ein Top-Thema<br />
beim Rohrleitungsverband (rbv)<br />
720 rbv Mitgliederversammlung in Münster<br />
722 Optimale <strong>Abwasser</strong>behandlung durch<br />
intelligentes Dosiersystem<br />
723 Stromerzeugung aus Klärgasen weiter von<br />
EEG-Umlage ausnehmen<br />
Veranstaltungen ab Seite 724<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 673
| INHALT<br />
|<br />
Netzwerk Wissen: Die Siemens Stiftung im Porträt.<br />
© Siemens Stiftung Ab Seite 703 Fokus-Thema im Juni: Regenwasserbewirtschaftung. Ab Seite 680<br />
Leute<br />
727 Dr. Gerhard Linke neuer<br />
DVGW-Hauptgeschäftsführer<br />
728 Ernennung von Dr. Klaus Hagen<br />
zum Honorarprofessor<br />
728 Maria Krautzberger neue Präsidentin<br />
des Umweltbundesamts<br />
Recht und Regelwerk<br />
729 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
730 AfK-Empfehlung Nr. 6: Kathodischer Korrosionsschutz<br />
von Stahlrohrleitungen und<br />
Behältern – Schutz gegen elektrischen Schlag<br />
731 DVGW: Zurückgezogene Regelwerke<br />
731 DVGW: Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
734 <strong>Aufruf</strong> <strong>zur</strong> Mitarbeit – DWA rückt Buhnen<br />
in den Fokus<br />
735 DWA: <strong>Aufruf</strong> <strong>zur</strong> Stellungnahme –<br />
Entwurf Arbeitsblatt DWA-A 904<br />
Praxis<br />
780 Prozessvisualisierung beim <strong>Abwasser</strong>betrieb<br />
Warendorf – Grundlage für einen wirtschaftlichen<br />
Betrieb<br />
783 Ganzheitliche, flexible und voll automatisierte<br />
Trinkwasseraufbereitung – Neue Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />
in Monforte de<br />
Lemos (Spanien)<br />
Produkte und Verfahren auf der IFAT<br />
788 Die neue Generation der drahtlosen Messdatenübertragung<br />
und Messdatenanalyse<br />
in Echtzeit<br />
789 Weltneuheit PLASSON ArmEx Armaturenwechsler<br />
– Armaturenwechsel in zwei<br />
Sekunden<br />
790 Zuverlässige Desinfektion mit der gebotenen<br />
Vorsicht<br />
791 Lowara verstärkt die Präsenz in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
mit großen Spiralgehäuse- und<br />
Inline-Pumpen<br />
792 Trinkwasserschutz mit dem richtigen<br />
Material<br />
793 Geopress K: Presssystem aus Kunststoff für<br />
erdverlegte Rohrleitungen<br />
795 Neuer Kunststoffschacht PKS-D 1500 –<br />
leicht, korrosionsfest und schnell zu installieren<br />
796 Technologie für die biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
Juni 2014<br />
674 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| INHALT |<br />
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Nachlese <strong>zur</strong> IFAT 2014. Ab Seite 788<br />
797 Belüftung und Entgasung von Trinkwasser:<br />
Die neue Generation COPLATOR ®<br />
Produkte und Verfahren<br />
798 Zuverlässige Daten <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>qualität:<br />
die neue Hydrolab HL4<br />
Information<br />
775, 778 Buchbesprechungen<br />
799 Impressum<br />
800 Termine<br />
Recht und Steuern<br />
Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach,<br />
Ausgabe 5/6, 2014<br />
Feststoffrückhalt<br />
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Dieses Heft enthält folgende Beilage:<br />
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<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> im Juli 2014<br />
Erscheinungstermin: 14.08.2014<br />
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Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 675
| INTERVIEW<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
„Regenwasserbewirtschaftung“ das Sonderthema dieser <strong>gwf</strong>-Ausgabe soll nochmals die Wichtigkeit des richtigen<br />
Umgangs mit Niederschlagsabläufen darstellen. Zu diesem Anlass sprach <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> mit<br />
Andreas P. Amft, Geschäftsführender Gesellschafter der ENREGIS GmbH – Sundern.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Amft, was bedeutet eigentlich<br />
der Begriff „Regenwasserbewirtschaftung“?<br />
Amft: Nicht erst seit den in jüngster<br />
Vergangenheit stattgefundenen Überschwemmungen<br />
bei uns hier in<br />
Deutschland ist das Thema „Regenwasserbewirtschaftung“<br />
in der<br />
Öffentlichkeit präsent. Unter dem<br />
Begriff verstehen wir die konsequente<br />
Umsetzung einer dezentralen,<br />
nachhaltigen <strong>Wasser</strong>wirtschaft!<br />
Die Grundlagen hierfür sind der Europäischen<br />
<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
und dem deutschen <strong>Wasser</strong>recht zu<br />
entnehmen.<br />
Im Grunde genommen geht es<br />
hierbei aber um die nachhaltige,<br />
dezentrale sichere Rückhaltung,<br />
Versickerung und auch Wiederverwendung<br />
des Niederschlagwassers<br />
sowie natürlich um das Thema der<br />
Grundwassersteuerung. Ein Umdenken<br />
in Bezug auf dezentrale, ganzheitliche<br />
Lösungskonzepte ist zwingend<br />
erforderlich.<br />
<strong>gwf</strong>: Könnten Sie in wenigen Worten<br />
den Begriff der „Europäische <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie“<br />
etwas näher umschreiben?<br />
Amft: Die <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
der Europäischen Gemeinschaft ist<br />
am 22.12.2000 in Kraft getreten. Mit<br />
dem Tag der Veröffentlichung fiel<br />
der Startschuss für eine integrierte<br />
Gewässerschutzpolitik in Europa,<br />
die auch über Staats- und Ländergrenzen<br />
hinweg eine koordinierte<br />
Bewirtschaftung der Gewässer innerhalb<br />
der Flusseinzugsgebiete bewirken<br />
soll.<br />
Der besondere Reiz dieser Richtlinie<br />
liegt in der konsequenten Umsetzung<br />
einer ganzheitlichen Betrachtung<br />
der Gewässer. Sie schafft<br />
einen Ordnungsrahmen für den<br />
Schutz der Binnenoberflächengewässer,<br />
der Übergangsgewässer,<br />
der Küstengewässer sowie des<br />
Grundwassers. Ferner zielt sie auf<br />
eine nachhaltige Nutzung der<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen ab, hat darüber<br />
hinaus die schrittweise Reduzierung<br />
und die Verhinderung der Einleitung<br />
prioritär gefährlicher Stoffe <strong>zur</strong><br />
Aufgabe. Eine weitere sehr wichtige<br />
Aufgabe wird in der Reduzierung<br />
der Verschmutzung des Grundwassers<br />
gesehen.<br />
Ich denke dies sollte an dieser<br />
Stelle als kurze Erklärung genügen.<br />
Ein sicherlich interessantes Thema,<br />
welches an anderer Stelle etwas<br />
Die Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre sind<br />
in erster Linie auf politische Fehlentscheidungen in<br />
Bezug auf die Abflusssteuerung <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />
tiefer hinterfragt werden sollte.<br />
Auch hier ist wichtig, dass die interessierte<br />
Bevölkerung zu denen der<br />
Leserkreis zweifelsfrei zählt, enger<br />
beteiligt wird. Wir sollten auch hier<br />
die Diskussion untereinander suchen.<br />
<strong>gwf</strong>: Die im letzten Jahr stattgefundenen<br />
schweren Unwetter haben<br />
deutschlandweit zu Überschwemmungen<br />
geführt. Ist das vorhandene<br />
Kanalnetz ausreichend dimensioniert?<br />
War dies eine Ausnahmesituation?<br />
Amft: Hier werden zwei Themen,<br />
die nur indirekt miteinander zu tun<br />
haben, vermischt.<br />
Zustand bzw. Struktur des Kanalsytems<br />
haben nur mit den Auswirkungen<br />
einer jahrelang praktizierten<br />
„falschen“ bzw. „un<strong>zur</strong>eichenden“<br />
Gewässerpolitik zu kämpfen, das<br />
Kanalsystem selbst ist aber nicht die<br />
primäre Ursache für die stattgefundenen<br />
Überschwemmungen!<br />
Die Hochwasserkatastrophen<br />
der letzten Jahre sind in erster Linie<br />
auf politische Fehlentscheidungen<br />
in Bezug auf die Abflusssteuerung<br />
<strong>zur</strong>ückzuführen. Hier sind es vor allem<br />
Stichwörter wie Flussbegradigung,<br />
Urbanisation von Überschwemmungsgebieten<br />
wie z. B. die<br />
Zerstörung der Auenlandschaften,<br />
massive Flächenversiegelungen,<br />
Konzentration sowie Abflussbeschleunigungen<br />
des Niederschlagswassers,<br />
die zu diskutieren sind. Seit<br />
mehreren Jahrzehnten wird eine<br />
massive Zunahme von Starkregen-<br />
Niederschlagsereignissen prognostiziert<br />
und infolge auch beobachtet.<br />
Eine Gefahrenabwendung stand<br />
lange Zeit jedoch nicht im Vordergrund.<br />
<strong>gwf</strong>: Birgt das nur Gefahren bei Starkregenereignissen<br />
oder stellen bereits<br />
Standardniederschlagsereignisse eine<br />
Gefahr dar?<br />
Amft: Am Beispiel des Bundeslandes<br />
Nordrhein-Westfalen (siehe <strong>gwf</strong>-<br />
Berichterstattung Nr. 6/2013) zeigt<br />
sich, wie sehr die öffentlichen Kanalnetze<br />
bereits belastet sind. Das<br />
bevölkerungsstärkste Bundesland<br />
verfügt über eine sehr umfassende<br />
Infrastruktur.<br />
Bedenkt man aber, dass die rund<br />
650 aktuell betriebenen kommunalen<br />
Kläranlagen in NRW im Durchschnitt<br />
30 oder mehr Jahre alt sind,<br />
dann wird das Ausmaß des Volumens<br />
an Ersatz- und Neuinvestitionen für<br />
die nahe Zukunft deutlich. Entsprechendes<br />
gilt natürlich für die Kanalnetze<br />
und sonstigen technischen<br />
Entwässerungs- und Behandlungseinrichtungen,<br />
die mitunter noch<br />
deutlich älter sind.<br />
Juni 2014<br />
676 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| INTERVIEW |<br />
Ferner ist fest davon auszugehen,<br />
dass bei einer Vielzahl noch<br />
betriebener Entwässerungseinrichtungen,<br />
wie z. B. Regenwasserreinigungsanlagen<br />
die Ablaufwerte in<br />
Bezug auf die noch im Ablauf in die<br />
Vorfluter verbleibenden Schmutzfrachten<br />
nicht mehr den gesetzlichen<br />
Anforderungen entsprechen.<br />
Sie sehen, auch die Behandlung<br />
von Standardniederschlagsereignissen<br />
stellt bereits eine große Herausforderung<br />
dar.<br />
<strong>gwf</strong>: Ist die Situation in NRW mit der in<br />
anderen Bundesländern vergleichbar?<br />
Amft: Ähnlich wie es sich im Ballungsraum<br />
NRW darstellt, verhält es<br />
sich in vielen anderen Bundesländern<br />
oder auch im benachbarten<br />
Ausland wie z. B. in Österreich, Luxemburg,<br />
Belgien, aber auch Frankreich.<br />
Die für Infrastrukturmaßnahmen<br />
benötigten öffentlichen Investitionsmittel<br />
sind häufig kaum noch zu<br />
beschaffen. Hinzu kommt, dass eine<br />
grundsätzliche Strukturänderung erforderlich<br />
wäre, um langfristig den Anforderungen<br />
an das dezentrale <strong>Wasser</strong>management,<br />
wie es die Euro päische<br />
Union vorsieht, zu entsprechen.<br />
In Österreich wurden unlängst<br />
in den Haushaltsjahren 2013/2014<br />
sämtliche staatliche Subventionen<br />
an die Kommunen für Infrastrukturmaßnahmen<br />
aus Budgetgründen<br />
gestrichen. Dies betrifft dort sowohl<br />
den Aufbau, die Instandhaltungsmaßnahmen,<br />
die Anpassung an die<br />
Anforderungen der Europäischen<br />
<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie, sowie auch<br />
den Rückbau von nicht mehr benötigen<br />
Infrastrukturen wie z. B. überdimensionierte<br />
Kanalsysteme oder<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungseinrichtungen.<br />
In einzelnen Ländern stellt bereits<br />
die landesweite Sicherstellung<br />
der <strong>Abwasser</strong>entsorgung, also die<br />
Entsorgung der fäkalbehafteten Abwässer<br />
nach europäischem Standard,<br />
ein derzeit nicht lösbares Problem<br />
dar. Man nimmt hohe finanzielle<br />
Strafen der Europäischen Gemeinschaft<br />
in Kauf, da eine Umsetzung<br />
weder terminlich noch aus Kostengründen<br />
durchführbar ist.<br />
Somit ist die Niederschlagswasserbeseitigung<br />
zukünftig, sowohl<br />
logistisch als auch finanziell eine der<br />
größten Herausforderungen für<br />
Städte, Gemeinden bzw. für die öffentliche<br />
Hand im Allgemeinen und<br />
dies nicht nur in Deutschland, sondern<br />
weltweit.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Amft, Sie führen ein Unternehmen,<br />
das sich auf die Entwicklung<br />
von Systemlösungen im Bereich der<br />
Regenwasserbewirtschaftung spezialisiert<br />
hat. Welche Chancen ergeben<br />
sich für Unternehmen generell in<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft?<br />
Amft: Wir bewegen uns hier in einem<br />
sehr dynamischen Markt. Die großen<br />
Probleme auf der Entwässerungsseite<br />
und der damit einhergehende<br />
hohe Investitionsbedarf bergen<br />
zwangsläufig auch große Potenziale<br />
und Chancen für die Entwicklung<br />
neuer Systeme und Techniken für<br />
Unternehmen in sich.<br />
Deutschland wird weltweit als<br />
führend in der <strong>Wasser</strong>technik angesehen!<br />
Unternehmen, die sich in<br />
diesem Markt engagieren, sind international<br />
sehr gefragt.<br />
Der weltweite Bedarf und somit<br />
auch die Nachfrage an modernen<br />
Infrastrukturprodukten für den Bereich<br />
des dezentralen Stormwater<br />
Managements nehmen stetig zu.<br />
Somit ist die wichtigste Grundlage<br />
für technologische Entwicklung,<br />
nämlich der akute Bedarf oder lassen<br />
Sie mich es als „Investitionszwang“<br />
bezeichnen, gegeben.<br />
Generell ist die Branche ein Aushängeschild<br />
für Deutschland. So<br />
kommen deutsche Systeme nicht<br />
nur in Europa, sondern bereits weltweit<br />
zum Einsatz.<br />
Andreas P. Amft, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
der ENREGIS GmbH, Sundern. © ENREGIS GmbH<br />
<strong>gwf</strong>: Sind die internationalen Anforderungen<br />
an die Systeme vergleichbar?<br />
Amft: Auch hier ist sicherlich eine<br />
differenzierte Betrachtung notwendig.<br />
In vielen Ländern Europas oder<br />
in anderen Teilen der Welt ist aufgrund<br />
noch fehlender Kanalinfrastrukturen<br />
eine Versickerung bzw.<br />
Rückhaltung des Regenwassers die<br />
Voraussetzung für eine mögliche Erschließung<br />
von Bebauungs- bzw.<br />
Gewerbegebieten. Zentrale Entwässerungskanäle<br />
sind häufig nicht<br />
oder nicht in den richtigen Dimensionen<br />
für einen Anschluss verfügbar.<br />
Dies trifft verstärkt auf die neuen<br />
EU-Beitrittsländer zu.<br />
In den „alten“ EU-Ländern mit einer<br />
bereits vorhandenen Infrastruktur<br />
resultieren die Anforderungen aus<br />
der sich ändernden Gesetzgebung<br />
und natürlich aus den sich weiter<br />
entwickelnden Qualitätsstandards.<br />
Boom-Länder in Asien oder auch<br />
in Südamerika setzen direkt auf<br />
westeuropäische Standards auf. Der<br />
Begriff „Water Innovation Made in<br />
Germany“ ist hier Programm.<br />
Generell lässt sich aber weltweit<br />
ein Angleichen an westeuropäische<br />
Standards feststellen.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Amft, kommen wir nun<br />
aber <strong>zur</strong>ück auf Deutschland. Muss<br />
bzw. kann das Kanalnetz überhaupt<br />
noch erweitert werden?<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 677
| INTERVIEW<br />
|<br />
Amft: Die kurze Antwortet lautet<br />
hier: ja! Aber nur unter bestimmten<br />
Bedingungen. Ansonsten ist grundsätzlich<br />
die Überlegung anzustellen,<br />
ob im jeweils vorliegenden Fall alle<br />
Potenziale einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung<br />
bereits ausgeschöpft<br />
wurden.<br />
Wenn dies der Fall ist, dann sollte<br />
langfristig die Trennkanalisation ausgebaut<br />
werden. Hier findet dann eine<br />
getrennte Ableitung von fäkalbelasteten<br />
Abwässern und nicht belasteten<br />
Regenwasserabläufen statt. Dies<br />
reduziert die Kosten der Entwässerungssysteme<br />
und entlastet die Klärwerke.<br />
Also, wenn schon Neuinvestitionen,<br />
dann aber konsequent an der<br />
richtigen Stelle.<br />
<strong>gwf</strong>: Bietet das bestehende Kanalnetz<br />
noch ausreichend Möglichkeiten<br />
für Unternehmen, neue Flächen zu<br />
erschließen?<br />
Amft: Grundsätzlich auch hier ein<br />
klares JA. Es ist natürlich zu beachten,<br />
dass durch jede weitere Versiegelung<br />
der Flächen sich neue gewässerstrukturelle<br />
Probleme ergeben.<br />
Mit dem im Landeswassergesetz<br />
festgeschriebenen <strong>Abwasser</strong>beseitigungskonzept<br />
sollen die Gemeinden<br />
nun gegenüber den zuständigen<br />
Behörden Aussagen treffen, wie<br />
zukünftig in den Entwässerungsgebieten<br />
das Niederschlagswasser<br />
unter Beachtung des § 51 a und der<br />
städtebaulichen Entwicklung beseitigt<br />
werden kann. Und dies unter<br />
Berücksichtigung der bestehenden<br />
Entwässerungssituation und der<br />
Auswirkungen der Maßnahmen, sowohl<br />
auf das Grundwasser, als auch<br />
auf die oberirdischen Gewässer.<br />
Also mit anderen Worten, in erster<br />
Linie sind die Möglichkeiten einer<br />
dezentralen Behandlung des anfallenden<br />
Niederschlags zu überprüfen.<br />
Im Regelfall werden die Kanalnetze<br />
durch die Einleitung der rein fäkalverschmutzten<br />
Abwässer nicht in<br />
einem so hohen Maß belastet, dass<br />
ein Anschluss weiterer Flächen an<br />
die vorhandenen Kanalnetze nicht<br />
möglich wäre. Vorausgesetzt natürlich,<br />
dass das Volumen des Regenwassers<br />
auf dem Grundstück verbleiben<br />
kann.<br />
<strong>gwf</strong>: Welchen Anreiz gibt es für Unternehmen,<br />
sich an dem Umbau der Infrastruktur<br />
zu beteiligen?<br />
Amft: Neben dem ökologischen Ansatz<br />
und der Übernahme von Verantwortung<br />
für die Umwelt und für<br />
nachfolgende Generationen, die<br />
uns allein genug antreiben müsste,<br />
ist es sicherlich der monetäre Anreiz,<br />
der sowohl die privaten als<br />
auch gewerblichen Betreiber von<br />
Immobilen bzw. Liegenschaften dazu<br />
bewegen sollte, sich mit dezentralen,<br />
entstehungsnahen Lösungen zu befassen.<br />
<strong>gwf</strong>: Worin ist der monetäre Effekt<br />
begründet?<br />
Amft: Seit einigen Jahren werden<br />
nicht nur in Deutschland Niederschlagswassergebühren<br />
für befestigte,<br />
an den Kanal angeschlossene<br />
Flächen berechnet. Die Beitragsund<br />
Gebührensatzungen der Gemeinden<br />
regelt hier im Rahmen der<br />
Entwässerungssatzung die Einzelheiten<br />
wie z. B. die Finanzierung der<br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigung, <strong>Abwasser</strong>- und<br />
Schmutzwassergebühren, Niederschlag<br />
wassergebühren und vieles<br />
mehr.<br />
Viele Gemeinden haben bereits<br />
ihre Einstellung angepasst und berechnen<br />
die Gebühren nach dem<br />
Einleiter-Prinzip. So können sich<br />
heute Anlieger nicht nur von dem<br />
Anschluss- und Benutzungszwang<br />
teilbefreien lassen und ihr Niederschlagswasser<br />
auf dem Grundstück<br />
versickern lassen, sondern werden<br />
auch gleichermaßen von den Niederschlagswasser<br />
gebühren befreit.<br />
Diese Gebühren belaufen sich heute<br />
bereits auf einen Wert von 0,50 €<br />
bis 2,50 € /m² angeschlossener versiegelter<br />
Fläche.<br />
Sie sehen, bei einem produzierenden<br />
Unternehmen oder auch bei<br />
einem großen Retail-Unternehmen<br />
wie z. B. IKEA, EDEKA, oder auch bei<br />
einem Aldi Markt kann das schnell<br />
mehrere 10 000,- € Gebühreneinsparung<br />
pro Jahr bedeuten. Das<br />
trifft natürlich gleichermaßen für die<br />
Ein- oder Zweifamilienhausbesitzer<br />
zu. Hier sind es dann immer noch Einsparungen<br />
mehrerer 100,- € pro Jahr.<br />
Ein weiterer monetärer Effekt kann<br />
in der Wiederverwendung des Regenwassers<br />
in Form der Substitution<br />
des Trinkwassers gesehen werden.<br />
Die Nutzung von Regenwasser zu<br />
Reinigungszwecken, Kühlprozessabläufen,<br />
Bewässerungszwecken bis<br />
hin <strong>zur</strong> weiteren Nutzung in kombinierten<br />
<strong>Wasser</strong>/Wärmesystemen birgt<br />
ein großes monetäres Einsparungspotenzial.<br />
<strong>gwf</strong>: Darf dies so verstanden werden,<br />
dass sich theoretisch jedes Unternehmen<br />
bzw. jede Privatperson vom<br />
Kanalnetz lösen kann?<br />
Amft: Im Grunde genommen ja, es<br />
sind natürlich aber auch wirtschaftliche<br />
Aspekte zu berücksichtigen!<br />
<strong>Wasser</strong>entsorgungs- und <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
sind heutzutage<br />
wie Wirtschaftsunternehmen<br />
strukturiert und haben in erster<br />
Linie das Ziel, Kosten weiterzugeben<br />
und Gewinne zu erwirtschaften und<br />
dies möglichst effektiv. So wurden<br />
in den letzten Jahren Milliarden in<br />
die Infrastrukturmaßnahmen investiert,<br />
die durch die Allgemeinheit<br />
finanziert bzw. heute getragen<br />
werden müssen.<br />
Koppelt sich nun ein Teil der<br />
Sozialgebührengemeinschaft aus<br />
diesem Kostenkonzept ab, so hat<br />
zukünftig eine kleine Gesamtheit an<br />
Nutznießern der Infrastruktur die<br />
Kosten zu tragen.<br />
Dieser Vorgang wird seitens der<br />
Entsorgungs- und Versorgungsunternehmen<br />
häufig als unsozial dargestellt.<br />
Man verschweigt hierbei<br />
aber gerne, dass eine Steigerung der<br />
Kosten einen weiteren Anstieg an<br />
Befreiungsanträgen mit sich bringen<br />
würde. Die Versorgungsunternehmen<br />
kämen somit in die starke Bedrängnis<br />
ihre Infrastrukturen schnellstmöglich<br />
auf den geänderten Bedarf<br />
und auf den aktuellen Standard hin<br />
anzupassen. Eben ganz dem Gesetz<br />
der Marktwirtschaft folgend.<br />
Juni 2014<br />
678 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| INTERVIEW |<br />
Innovative Stadtwerke wie man<br />
Sie in meiner Heimatregion im Hochsauerland<br />
am Standort Arnsberg<br />
oder auch in Sundern vorfindet,<br />
sind hier eher kooperativ eingestellt<br />
und begleiten innovative Ansätze und<br />
auch Forschungsprojekte in enger<br />
Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.<br />
<strong>gwf</strong>: Welche alternativen Möglichkeiten<br />
dezentraler Steuerung gibt es?<br />
Amft: Hier sind es vornehmlich<br />
Themen wie Rückhaltung und der<br />
damit einhergehende Ansatz der<br />
Entlastung der Kanäle und erhebliche<br />
Reduzierung von innerstädtischen<br />
Überschwemmungen, die Regenwasserwiederverwendung,<br />
die ebenfalls<br />
eine Entlastung der Kanäle,<br />
aber auch gleichermaßen eine Einsparung<br />
von Trinkwasser und somit<br />
eine Ressourcenschonung mit sich<br />
bringt, und natürlich die ortsnahe<br />
Versickerung von Regenwasser.<br />
Die Versickerung stellt sicherlich<br />
den effektivsten Beitrag in der dezentralen<br />
Steuerung dar. Neben<br />
einer Entlastung der Kanäle findet<br />
durch eine gezielte Einleitung des<br />
Regenwassers ins Erdreich eine Anreicherung<br />
des Grundwassers statt.<br />
Dies hilft in erheblichem Maß, den<br />
zukünftigen Trinkwasserbedarf zu<br />
decken.<br />
<strong>gwf</strong>: Welche Vorrausetzungen müssen<br />
gegeben sein und welche Rolle spielt<br />
die Umgebung / spielen die Böden?<br />
Amft: Es gibt eine Vielzahl von Rahmenbedingungen,<br />
die eine Versickerung<br />
von Regenwasser bisher<br />
grundsätzlich ausschließen. So stellen<br />
natürlich die Beschaffenheit des<br />
Geländes und des Bodens, die Versickerungsleistung,<br />
ein zu hoher<br />
bzw. zu geringer Versickerungsbeiwert,<br />
die <strong>zur</strong> Verfügung stehende<br />
Fläche sowie sehr häufig auch die<br />
Höhe des anstehenden Grundwasserspiegels<br />
eine natürliche Grenze<br />
für die Versickerung dar.<br />
<strong>gwf</strong>: Viele Großprojekte lassen eine<br />
Kombination von Regenwassernutzung<br />
und Regenwasserversickerung zu.<br />
Meist wird jedoch nur die Rückhaltung<br />
realisiert. Warum ist das so?<br />
Amft: Meiner Meinung nach besteht<br />
auch weiterhin ein Wissensdefizit in<br />
der gewerkübergreifenden Gesamtplanung<br />
von Großprojekten. So werden<br />
häufig nur Teilbereiche der Regenwasserbewirtschaftung<br />
betrachtet.<br />
Potenziale gerade im Bereich der<br />
Regenwassernutzung werden durch<br />
den Fachplaner bzw. durch die beratenden<br />
Stellen häufig nicht erkannt.<br />
Ein ganzheitlicher Ansatz, der neben<br />
der Reinigung, Nutzung, Rückhaltung<br />
sowie Versickerung des Regenwassers<br />
auch ökologische sowie<br />
gestalterische Aspekte berücksichtigt,<br />
überfordert sehr oft die am Projekt<br />
beteiligten Personen.<br />
Eine Planungsunterstützung durch<br />
die Industrieunternehmen erfolgt<br />
dann häufig, und dies nicht ganz uneigennützig,<br />
eher produktbezogen.<br />
Ein weiterer Grund ist sicherlich<br />
wirtschaftlichen Ursprungs. Rechnen<br />
sich die Investitionen in die Versickerungsanlagen<br />
bereits nach wenigen<br />
Jahren, so beläuft sich die Amortisationszeit<br />
von Regenwassernutzungsanlagen<br />
aufgrund der unterschiedlichen<br />
Besteuerungen bzw.<br />
Kostenstrukturen erst nach mehr als<br />
10 bis 15 Jahren. Somit liegt der ROI<br />
(Return on Investment) dann häufig<br />
außerhalb der geplanten Halte-<br />
Nutzungszeit der Immobilie.<br />
In der Zukunft wird es sicherlich<br />
auf der Planungs- als auch auf der<br />
Herstellerseite einen Wandel hin zu<br />
Spezialunternehmen geben müssen,<br />
welche sich kompetent ganzheitlich<br />
dieser Themen annehmen und verstärkt<br />
den Dialog hin zu den verantwortlichen<br />
Stellen suchen.<br />
<strong>gwf</strong>: Wenn Sie selbst ein Fazit / Ausblick<br />
tätigen müssten...<br />
Amft: Es besteht kein Zweifel daran,<br />
dass wir uns in den kommenden<br />
Jahrzehnten immer größeren lokalen,<br />
aber auch globalen Herausforderungen<br />
im Punkt <strong>Wasser</strong>versorgung und<br />
<strong>Wasser</strong>entsorgung stellen müssen.<br />
Neben dem Ausbau, der Anpassung<br />
sowie der Instandhaltung von<br />
bestehenden Infrastrukturen liegt<br />
sicherlich die Hauptaufgabe in der<br />
Dezentralisierung der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
sowie in der nachhaltigen<br />
Bewirtschaftung der vorhandenen<br />
Ressourcen.<br />
Es gibt eine Vielzahl von Rahmenbedingungen,<br />
die eine Versickerung von Regenwasser bisher<br />
grundsätzlich ausschließen.<br />
Die Regenwasserrückhaltung,<br />
Regenwassernutzung sowie die dezentrale<br />
Regenwasserversickerung<br />
werden hier sicherlich einen sehr<br />
wichtigen, vielleicht sogar den ausschlaggebenden<br />
Beitrag <strong>zur</strong> Überwindung<br />
der infrastrukturellen Probleme<br />
leisten müssen. Darüber<br />
hinaus stellen sie einen wichtigen<br />
Beitrag <strong>zur</strong> Überwindung der in der<br />
Zukunft zu erwartenden <strong>Wasser</strong>knappheit<br />
dar.<br />
Der Erfolg des Umbaus der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
hängt jedoch davon<br />
ab, dass ein Konsens in der Frage<br />
gefunden wird, wie öffentliches und<br />
privatwirtschaftliches Investitionskapital<br />
für eine Umgestaltung herangezogen<br />
werden kann.<br />
Sind sich alle Beteiligten ihrer<br />
Verantwortung bewusst und werden<br />
auch marktwirtschaftliche<br />
Strukturen zugelassen, so ist sichergestellt,<br />
dass die hochgesteckten<br />
Ziele auf dem Weg <strong>zur</strong> umweltgerechteren<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft erreicht<br />
werden können. Auf unser Thema<br />
bezogen bedeutet dies, dass sowohl<br />
Katastrophen wie die aktuellen<br />
Überschwemmungen, die Probleme<br />
in der Ausweisung neuer Entwicklungsflächen,<br />
aber auch die<br />
grundsätzlichen Probleme einer<br />
derzeit nicht mehr zeitgemäßen Infrastruktur<br />
gelöst werden können.<br />
Und zu guter Letzt, dass natürlich<br />
langfristig ausreichend Trinkwasser<br />
in einer hohen Qualität <strong>zur</strong> Verfügung<br />
stehen wird.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 679
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Naturnahe Regenwasserbehandlung leicht gemacht:<br />
minimaler Aufwand – maximale Leistung<br />
Mit dem Retentionsrinnenfiltersystem Drainfix Clean wird betrieblicher Einsatz<br />
deutlich reduziert<br />
Dipl.-Agr.-Ing. Claus Huwe<br />
Parkplätze, Straßen, Gebäude: Die intensive Versiegelung von Flächen stellt Kommunen heute zunehmend vor<br />
die Herausforderung, trotz starker Bebauung für einen naturnahen <strong>Wasser</strong>kreislauf zu sorgen. Eine ausreichende<br />
dezentrale Behandlung sowie eine effektive Versickerung von Niederschlagswasser gewinnen dabei an<br />
Bedeutung. Ein wichtiger Faktor hierfür sind planbare Kosten für Einbau und Wartung eines Systems.<br />
Die Versickerung des Regenwassers<br />
ist essenziell für die Grundwasserneubildung.<br />
So wird der<br />
natürliche <strong>Wasser</strong>haushalt und damit<br />
das ökologische Gleichgewicht<br />
erhalten. Um eine Überlastung der<br />
kommunalen Kanalisation zu verhindern,<br />
bietet die fachgerechte<br />
Versickerung vor Ort eine effektive<br />
Lösung. Kommunen setzen daher<br />
immer mehr auf dezentrale Systeme,<br />
die das Regenwasser auffangen,<br />
reinigen und anschließend der Versickerung<br />
zuführen. Neben der<br />
wirksamen Niederschlagsbehandlung<br />
sind Aufwand und Kosten entscheidend.<br />
Ausschlaggebend sind<br />
hier neben den Anlagen- und Einbaukosten<br />
primär die betrieblichen<br />
Kosten, die entstehen, um die dezentralen<br />
Systeme funktionsfähig<br />
zu halten.<br />
Wichtig für die Kommunen sind<br />
kalkulierbare Einbau- und Betriebskosten<br />
sowie dauerhaft effektive<br />
Systeme, die möglichst wenig Wartungsarbeiten<br />
erfordern.<br />
Wenn ein dezentrales Filtersystem<br />
<strong>zur</strong> Regenwasserbehandlung<br />
installiert werden soll, können die<br />
Kommunen zwischen ganz verschiedenen<br />
Ausführungen wählen:<br />
Je nach Bedarf kann die Entscheidung<br />
für lineare, großflächige Systeme<br />
in Form von Filtersubstratrinnen<br />
und Sickermulden fallen oder aber<br />
für punktförmige Systeme, genauer<br />
Kleinstfilter, wie Schachtanlagen<br />
oder Einsätze für Straßenabläufe.<br />
Der Wartungsaufwand variiert je<br />
nach Anlagentyp erheblich und ist<br />
ein maßgeblicher Faktor in der Gesamtkostenbilanz.<br />
Neben moderaten Anschaffungs-,<br />
Einbau- und Wartungskosten sollte<br />
ein ideales dezentrales Behandlungssystem<br />
genügend Kapazität<br />
besitzen, um auch hohe Niederschlagsaufkommen<br />
zu bewältigen;<br />
es sollte das aufgefangene Niederschlagswasser<br />
nach dem verfügbaren<br />
Stand der Technik vor der Versickerung<br />
reinigen. Wie realistisch dieser<br />
Anspruch ist, wird im Folgenden<br />
erläutert.<br />
Auf das Filterflächenverhältnis<br />
kommt es an!<br />
Am Markt befindliche Filtersysteme<br />
wirken, indem sie Schadstoffpartikel<br />
im aufgefangenen Oberflächenwasser<br />
durch einen entsprechenden<br />
Filterwiderstand <strong>zur</strong>ückhalten.<br />
Entscheidend für einen zu leistenden<br />
betrieblichen Aufwand an<br />
diesem System ist vor allem das Filterflächenverhältnis.<br />
Filtersysteme mit<br />
einem geringen Filterflächenverhältnis<br />
sind besonders wartungsintensiv:<br />
In einem solchen Fall steht<br />
nur eine kleine Filterfläche für die<br />
Aufnahme von Fest- und Schadstoffen<br />
einer sehr viel größeren Entwässerungsfläche<br />
<strong>zur</strong> Verfügung. Das<br />
erfordert eine häufige Reinigung<br />
mit Austausch des Filtersubstrats.<br />
Außerdem spielt die Größe des verfügbaren<br />
Verfüllvolumens eine Rolle.<br />
Denn je mehr Fassungsvermögen<br />
dem Filtersystem <strong>zur</strong> Verfügung<br />
steht, desto länger dauert eine Verfüllung.<br />
An diesen Kriterien gemessen,<br />
zeigt sich die optimale technische<br />
Beschaffenheit des Rinnenfiltersystems<br />
Drainfix Clean von Hauraton,<br />
da es mit einem sechsmal größeren<br />
Verfüll- und Retentionsvolumen je<br />
Hektar angeschlossener Fläche<br />
punkten kann, als nach dem Arbeitsblatt<br />
DWA A-166 für Regenklärbecken<br />
gefordert wird.<br />
Ein Überlaufen des Systems wird<br />
damit selbst bei extremen Regenereignissen<br />
verhindert. So gelangt<br />
kein <strong>Wasser</strong> ungereinigt in den<br />
natürlichen <strong>Wasser</strong>haushalt <strong>zur</strong>ück.<br />
Anders ist das bei Systemen ohne<br />
bzw. mit nur kleinen Retentionsvolumina:<br />
Diese sind auf Überläufe<br />
angewiesen. Überlaufendes Niederschlagswasser<br />
gelangt hier ungereinigt<br />
in den <strong>Wasser</strong>kreislauf.<br />
Vorteil Oberflächenfiltration<br />
– starke Reinigungsleistung<br />
bei kostengünstiger Wartung<br />
Je nach Anlagentyp kann zwischen<br />
Oberflächen- und Tiefenfiltration<br />
unterschieden werden. Das System<br />
Drainfix Clean nutzt die Vorteile der<br />
Oberflächenfiltration: Mit einem angepassten<br />
Filtersubstrat wird der für<br />
die Oberflächenfiltration benötigte<br />
Filterwiderstand erreicht. Partikel<br />
und Schadstoffe können so bereits<br />
an der Substratoberfläche gebunden<br />
werden (Bild 1).<br />
Die Oberflächenfiltration und<br />
die lange Bindeleistung des Filtersubstrats<br />
ermöglichen ein einfaches<br />
Wartungsverfahren. Lediglich die<br />
Substratoberfläche muss zusammen<br />
mit einem geringen Anteil Filter-<br />
Juni 2014<br />
680 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />
Bild 1. Bei dem Test dient Quarzmehl<br />
als Testschmutz, das dem<br />
schadstoffbelasteten Anteil im<br />
Straßenschmutz entspricht.<br />
Dabei wird deutlich, dass eine<br />
trennscharfe Oberflächenfiltration<br />
(rechts) bei dafür geeignetem Filtersubstrat<br />
erfolgt – im Gegensatz<br />
<strong>zur</strong> Tiefenfiltration (links).<br />
substrat von Zeit zu Zeit abgeschält<br />
werden. Das Schälgut wird abgesaugt<br />
und nur entnommenes Filtersubstrat<br />
ersetzt; je nach Feststoffanfall<br />
etwa alle acht Jahre. Einfache<br />
Schäl- und Absaughilfen gestalten<br />
das Wartungsverfahren selbst zeitund<br />
kostensparend (Bild 2).<br />
Viel aufwendiger im Betrieb sind<br />
Systeme, deren Wirkungsprinzip auf<br />
der Tiefenfiltration beruht: Diese<br />
arbeiten mit durchlässigeren Substraten.<br />
Feine Partikel werden erst in<br />
den tieferliegenden Filtersubstratschichten<br />
<strong>zur</strong>ückgehalten. Für die<br />
Wartung bedeutet das, dass jeweils<br />
komplette Filterwechsel und zum<br />
Teil auch Spülungen von Filterkörpern<br />
erforderlich sind. Neben<br />
schadstoffhaltigem Material ist dann<br />
auch das Spülwasser zu entsorgen.<br />
Durch die kompletten Filter wechsel<br />
fallen wesentlich größere, schadstoffbelastete<br />
Feststoffmengen an, die<br />
kostenaufwendig zu entsorgen sind.<br />
So ergibt sich beim Kauf einer<br />
Anlage, die nach dem Prinzip der<br />
Tiefenfiltration funktioniert, bereits<br />
nach wenigen Jahren eine deutlich<br />
höhere Gesamtkostenbilanz, die<br />
sich aus Produktanschaffung, Einbau<br />
und Betrieb zusammensetzt.<br />
Trockenfallendes System<br />
verlängert Wartungsintervalle<br />
zusätzlich<br />
Ein Plus bei der Reinigungsleistung<br />
von Rinnenfiltern bieten gut belüftete,<br />
trockenfallende Systeme, zu<br />
denen auch der Drainfix Clean<br />
Rinnenfilter zählt. Derartige Systeme<br />
bewirken einen guten biochemischen<br />
Abbau des organischen<br />
Anteils eingetragener Fest- und<br />
Schadstoffe – ohne Fäulnis oder Verstopfungen.<br />
Ideal ist die Kombination eines<br />
trockenfallenden Systems mit dem<br />
Wirkungsprinzip der Oberflächenfiltration.<br />
Durch eine sehr gute Sauerstoffversorgung<br />
wird ein rascher biochemischer<br />
Abbau organischer Stoffe<br />
und Schadstoffe gewährleistet.<br />
Aufgrund seines angepasst großen<br />
Filterflächenverhältnisses, dem großen<br />
Retentionsvolumen und dem<br />
Wirkungsprinzip der Oberflächenfiltration<br />
muss das trockenfallende<br />
System Drainfix Clean im Vergleich<br />
zu anderen Systemen nur wenig gewartet<br />
werden. Darüber hinaus lässt<br />
sich mit der hohen Schadstoffrückhalteleistung<br />
das Grundwasser in<br />
hoher Qualität erhalten. Das kommt<br />
gleichzeitig kommunalen Kassen und<br />
der Umwelt zugute.<br />
Autor:<br />
Dipl.-Agr.-Ing. Claus Huwe ist bei Hauraton<br />
als Produktmanager und Experte für das<br />
Drainfix Clean System tätig.<br />
Kontakt:<br />
HAURATON GmbH & Co. KG,<br />
Postfach 1661,<br />
D-76406 Rastatt,<br />
Tel. (07222) 958-0,<br />
Fax (07222) 958-103,<br />
E-Mail: marketing@hauraton.com,<br />
www.hauraton.com<br />
Bild 2. Die jährlichen betrieblichen Kosten <strong>zur</strong> Wartung des Drainfix Clean Systems.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 681
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung<br />
mit dem System RAUSIKKO<br />
Regenwasser ist in der Öffentlichkeit<br />
ein zentrales Thema. Die<br />
Gründe hierfür liegen auf der Hand.<br />
Die Ressource <strong>Wasser</strong> ist kostbar und<br />
der schonende Umgang mit ihr ein<br />
Muss, um die <strong>Wasser</strong>vorräte und Gewässer<br />
für kommende Generationen<br />
zu sichern und in ihrem natürlichen<br />
Zustand zu erhalten. Deshalb gilt die<br />
ökologische Regenwasserbewirtschaftung<br />
in zentralen und dezentralen<br />
Anlagen heute als unerlässlich. Sie<br />
wirkt sich positiv auf die natür liche<br />
<strong>Wasser</strong>bilanz aus und stellt sich darüber<br />
hinaus im Rahmen der geteilten<br />
<strong>Abwasser</strong>gebühren für den Bauherrn<br />
als besonders wirtschaftlich dar.<br />
Die dabei eingesetzten Systeme<br />
müssen besonders flexibel auf die<br />
jeweilige Einbausituation anpassbar<br />
sein und eine langlebige Lösung<br />
bieten. Als Spezialist für nachhaltiges<br />
<strong>Wasser</strong>management hat REHAU<br />
sein bewährtes RAUSIKKO System<br />
REHAU bietet ein vollumfängliches Programm von<br />
der Sammlung, Reinigung bis hin <strong>zur</strong> Versickerung<br />
und Retention von Niederschlagswasser.<br />
Der polymere Speicherblock RAUSIKKO Box besitzt<br />
eine hohe Speicherkapazität von 95 % und bietet so<br />
auch Lösungen bei beengten Platzverhältnissen.<br />
weiterentwickelt und bietet ein<br />
vollumfängliches Programm von<br />
der Sammlung, Reinigung bis hin<br />
<strong>zur</strong> Versickerung und Retention von<br />
Niederschlagswasser.<br />
Flexibel und belastbar:<br />
RAUSIKKO Box<br />
Der polymere Speicherblock RAU-<br />
SIKKO Box aus Polypropylen (PP)<br />
besitzt eine hohe Speicherkapazität<br />
von 95 % und bietet so auch Lösungen<br />
bei beengten Platzverhältnissen.<br />
In Anbetracht der notwendigen<br />
Einbausituationen und<br />
Sicherheiten spielt gerade die<br />
statische Belastbarkeit von unterirdischen<br />
Speichersystemen eine<br />
immer wichtigere Rolle.<br />
REHAU widmet sich seit vielen<br />
Jahren diesem Thema und hat mit<br />
der RAUSIKKO Box hohe Maßstäbe<br />
bei der Belastbarkeit und damit<br />
auch bei realisierbaren Einbaubedingungen<br />
gesetzt. So überzeugt<br />
das System auch bei geringer<br />
Überdeckung oder bei großen Einbautiefen<br />
– selbstverständlich unter<br />
gleichzeitiger Einhaltung der notwendigen<br />
Sicherheitsfaktoren. Für<br />
höchste statische Belastungen ist<br />
die RAUSIKKO Box auch in einer<br />
Hochlast-Version erhältlich. Mit ihren<br />
zusätzlich integrierten Stützelementen<br />
erreicht sie eine extrem<br />
hohe Stabilität in vertikaler und<br />
horizontaler Richtung, was durch<br />
unabhängige Prüfungen bestätigt<br />
wurde. Damit können sehr große<br />
Einbautiefen bei gleichzeitig hoher<br />
Sicherheit realisiert werden. Die Bauartzulassung<br />
des DIBt (Deutsches<br />
Institut für Bautechnik) be stätigt die<br />
RAUSIKKO Box als das einzige polymere<br />
Speicherelement, welches<br />
unter Straßen bis Bauklasse IV eingebaut<br />
werden kann.<br />
Die problemlose, uneingeschränkte<br />
und dauerhafte Funktion<br />
von Blocksystemen <strong>zur</strong> Regenwasserversickerung<br />
ist die Grundvoraussetzung<br />
für die Nachhaltigkeit einer<br />
Regenwasserbewirtschaftungsanlage.<br />
Dem wurde bei der Konzeption<br />
des RAUSIKKO Box-Systems Rechnung<br />
getragen. Je nach Bedarf kann<br />
die Box mit einem integrierten Verteil-,<br />
Inspektions- und Reinigungskanal<br />
für die gleichmäßige <strong>Wasser</strong>verteilung<br />
im gesamten Blocksystem<br />
ausgerüstet werden. Er ist bis<br />
120 bar spülbar und sorgt für die<br />
konsequente Trennung von Absetzund<br />
Versickerzone. Während sich die<br />
Verunreinigungen in der Absetzzone<br />
ablagern, gelangt das gereinigte<br />
<strong>Wasser</strong>, welches über die gestufte<br />
Schlitzung gleichmäßig verteilt wird,<br />
in die Versickerzone der Rigole.<br />
Dadurch wird eine Verblockung des<br />
die Rigole umgebenden Filtervlieses<br />
verhindert, was eine langfristige<br />
und ungestörte Funktion des Systems<br />
ohne kostspielige Wartungsmaßnahmen<br />
ermöglicht.<br />
Multifunktional: RAUSIKKO<br />
C3 Systemschacht<br />
Schachtsysteme spielen in Versickerungsanlagen<br />
eine entscheidende<br />
Rolle und übernehmen verschiedenste<br />
Aufgaben. Ein echtes Multifunktionstalent<br />
bietet REHAU mit<br />
dem RAUSIKKO C3 Systemschacht,<br />
welcher direkt in die Rigole beziehungsweise<br />
die Retentionsanlage<br />
integriert werden kann. Dieser<br />
einfache und platzsparende Einbau<br />
reduziert die Baukosten.<br />
Der Systemschacht vereint drei<br />
verschiedene Funktionen in sich.<br />
Einerseits ermöglicht er den Anschluss<br />
von KG-Rohren im Abmessungsbereich<br />
DN 250 bis 500 und den direkten<br />
Anschluss an den Reinigungskanal<br />
DN 250 der RAUSIKKO Box. Andererseits<br />
lässt sich durch ihn problemlos<br />
eine Fahrkamera <strong>zur</strong> regelmäßigen<br />
Inspektion der an geschlossenen RAU-<br />
SIKKO Boxen einführen. Auch die<br />
Hochdruckspülung der Boxen ist<br />
durch ihn leicht zu bewerkstelligen.<br />
Juni 2014<br />
682 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />
|<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
Der Systemschacht ist modular aufgebaut und ermöglicht<br />
dadurch eine objektbezogene Anpassung der Schachthöhe.<br />
Zudem ist er in vielfältigen Einbau- und Anschlussvarianten<br />
erhältlich.<br />
Geprüfte Reinigungsleistung:<br />
RAUSIKKO HydroMaxx<br />
Das Reinigungssystem wird eingesetzt, um belastetes Niederschlagswasser<br />
vor der Einleitung in eine Versickerungsanlage<br />
oder eine Vorflut zu reinigen. RAUSIKKO HydroMaxx<br />
besteht aus zwei Reinigungsstufen. Zunächst wird das zu<br />
behandelnde <strong>Wasser</strong> in einer Sedimentations anlage vom<br />
Typ RAUSIKKO SediClean mechanisch weitgehend von<br />
festen Bestandteilen wie Sand, Abrieb aus Bremsbelägen<br />
oder Reifen und organischen Bestandteilen gereinigt. Das<br />
so vorbehandelte <strong>Wasser</strong> wird in der nachfolgenden<br />
Stufe, dem RAUSIKKO HydroClean AF, einer physikalischchemischen<br />
Reinigung unterzogen. Dabei werden neben<br />
weiteren festen Verunreinigungen auch gelöste Schadstoffe<br />
wie Kupfer- und Zinkionen entfernt.<br />
Das Regenwasserbehandlungssystem RAUSIKKO Hydro-<br />
Maxx wurde beim Institut für unterirdische Infrastruktur<br />
(IKT) geprüft und verfügt somit über eine nachgewiesene<br />
Reinigungsleistung. Die Anlage hält die in den Prüfkriterien<br />
des DIBt genannten Vorgaben für den Gesamtrückhalt<br />
an abfiltrierbaren Stoffen (AFS), Mineralöl-Kohlenwasserstoffen<br />
(MKW) sowie gelösten Schwermetallen (Zink und<br />
Kuper) ein. An einen RAUSIKKO HydroMaxx können bis zu<br />
2000 m 3 stark belastete Verkehrsfläche angeschlossen werden.<br />
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REHAU AG + Co, Ytterbium 4, D-91058 Erlangen,<br />
Tel. (09131) 92-50, Fax (09131) 771430,<br />
E-Mail: erlangen@rehau.com, www.rehau.com<br />
Der RAUSIKKO C3 Systemschacht kann direkt in die Rigole<br />
beziehungsweise die Retentionsanlage integriert werden.<br />
Das Regenwasserbehandlungssystem RAUSIKO<br />
HydroMaxx besteht aus zwei Reinigungsstufen.<br />
<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 683
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Emschergenossenschaft erweitert mit einer neuen<br />
Zukunftsinitiative Zusammenarbeit mit den Städten<br />
Städte in der Region und das Land Nordrhein-Westfalen unterzeichneten die<br />
gemeinsame Absichtserklärung<br />
Eine integrale <strong>Wasser</strong>wirtschaft leistet einen bedeutenden Beitrag für das Leben in den Städten von morgen.<br />
Mit der „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ haben die Emscherkommunen vor knapp zehn Jahren gemeinsam<br />
mit der Emschergenossenschaft und dem Land Nordrhein-Westfalen einen ersten wichtigen Schritt in die<br />
richtige Richtung gemacht. Auf Initiative der Emschergenossenschaft soll nun eine weitere Kooperation der<br />
Region neue Zukunftsperspektiven durch deutlich mehr interdisziplinärer Zusammenarbeit bieten: Eine erste<br />
gemeinsame Absichtserklärung unterzeichneten im Mai 2014 alle Emscherstädte mit der Emschergenossenschaft.<br />
NRW-Umweltminister Johannes<br />
Remmel sagte zu der Kooperation:<br />
„Wir benötigen lebendige und<br />
lebenswerte Städte. Dazu müssen<br />
wir uns den Herausforderungen des<br />
Klimawandels und den sich ändernden<br />
Ansprüchen an unsere Städte<br />
stellen. Deshalb begrüße ich die<br />
fachübergreifenden und interkommunalen<br />
Planungen. Wir werden<br />
daher die Realisierung von Projektideen<br />
über einen jährlichen Wettbewerb<br />
finanziell unterstützen“.<br />
„Eine nachhaltige <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
führt alle Themen rund um<br />
den <strong>Wasser</strong>kreislauf zusammen:<br />
Unsere Zukunftsinitiative „<strong>Wasser</strong> in<br />
der Stadt von morgen“ rückt unter<br />
anderem <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Stadtentwicklung,<br />
Freiraumplanung, Klimaanpassung,<br />
Straßenbau, Bildung,<br />
Kunst und Kultur näher zueinander“,<br />
sagt Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender<br />
der Emschergenossenschaft.<br />
„Eine integrale <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
leistet daher einen bedeutenden<br />
Beitrag für das Leben in<br />
den Städten und Metropolregionen<br />
von morgen.“<br />
Im Bottroper BernePark, einer zu<br />
einem Bürgerpark umgestalteten<br />
ehemaligen Kläranlage der Emschergenossenschaft,<br />
versammelten sich<br />
die Vertreter der Emscherstädte und<br />
unterzeichneten mit der Emschergenossenschaft<br />
die gemeinsame Absichtserklärung.<br />
In den kommenden<br />
Monaten werden die inhaltlichen,<br />
rechtlichen und strukturellen Vorgaben<br />
für die Zukunftsinitiative<br />
„<strong>Wasser</strong> in der Stadt von morgen“<br />
erarbeitet. Auf dieser Grundlage<br />
werden dann weitergehende Beschlussfassungen<br />
bewirkt.<br />
Kooperationen und Synergien<br />
Die Emscherregion verändert sich<br />
nicht nur durch den Strukturwandel.<br />
Auch der demografische Wandel<br />
und der Klimawandel verändern<br />
Zielrichtungen in der Siedlungsentwicklung<br />
und stellen die Region vor<br />
neue Herausforderungen. Diese Anforderungen<br />
müssen die Planungen<br />
aller Beteiligten in der Region in<br />
abgestimmten Prozessen ausgewogen<br />
berücksichtigen.<br />
Vertreter der<br />
Städte gemeinsam<br />
mit<br />
Dr. Jochen<br />
Stemplewski<br />
(siebter von<br />
rechts), dem<br />
Vorstandsvorsitzenden<br />
der Emschergenossenschaft,<br />
im Bottroper<br />
BernePark,<br />
die die symbolische<br />
Unterschriftensammlung<br />
präsentieren.<br />
© TIM<br />
FOLTIN/Emschergenossenschaft<br />
Juni 2014<br />
684 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />
Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />
Um die Städte in der Emscher-Region auch unter<br />
sich ändernden Rahmenbedingungen zukunftsfähig zu<br />
halten, müssen Veränderungen mit einer Stadtgestaltung<br />
ver bunden sein, die ein intaktes Lebensumfeld ermöglicht<br />
und einen Qualitäts gewinn für das städtische<br />
Leben erzeugt.<br />
Die Anpassung an den Klimawandel ist eine elementare<br />
Aufgabe aller Planungen. Der Umgang mit dem<br />
Regen wasser als Bestandteil der integralen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
in Siedlungsgebieten ist ein Leitthema für nahezu<br />
alle Ziele. <strong>Wasser</strong>wirtschaft hat damit eine tragende<br />
Rolle in der Stadtgestaltung und Stadtentwicklung.<br />
Die Vernetzung von Grünzügen und <strong>Wasser</strong>achsen,<br />
temperaturregulierende <strong>Wasser</strong>flächen, dezentrale<br />
Puffer- und Speicherräume zum Rückhalt von Starkregen,<br />
die Gestaltung von urbaner Landschaft mit der<br />
Bewirtschaftung von Regenwasser sind elementare<br />
Bestandteile in der ökologischen Stadtentwicklung<br />
und der Anpassung und Minderung der Klimawandelfolgen.<br />
Möglicher Ausgangspunkt, um Potenziale<br />
aufzuzeigen<br />
Ein Ausgangspunkt für die künftige intensivere Zusammenarbeit<br />
könnte unter anderem auch das als Pilotprojekt<br />
mit der Stadt Herten ent wickelte Kooperationsmodul<br />
„Zu GaBe“ sein. Das Akronym steht für „Zukunftschancen<br />
ganzheitlich betrachten“. Dabei geht es um<br />
ein konkretes und praxis orientiertes GIS-gestütztes<br />
Planungsmodul.<br />
Das Programm zeigt die Po tenziale des Zusammenwirkens<br />
von integraler <strong>Wasser</strong>wirtschaft und Stadt- und<br />
Freiraumplanung mit anderen Fachdisziplinen auf. Es<br />
hilft, Synergien zwischen verschiedenen Handlungsfeldern<br />
zu erkennen und Chancen für eine Stadtentwicklung<br />
mit Blick auf <strong>Wasser</strong>themen zu ermitteln.<br />
Regenwasser-Projekte<br />
Die neue Zukunftsinitiative „<strong>Wasser</strong> in der Stadt von<br />
morgen“ baut da rüber hinaus auf der „Zukunftsvereinbarung<br />
Regenwasser“ auf, die die Emschergenossenschaft<br />
2005 mit den Emscherkommunen und<br />
dem Land NRW auf den Weg gebracht hatte. In den<br />
Emscher städten sind seitdem zahlreiche Projekte erfolgreich<br />
umgesetzt worden.<br />
Zahlreiche Beispiele sind auf www.emscher-regen.de<br />
unter „Projekte“ zu finden.<br />
SediSubstrator XL<br />
Regenwasserreinigung<br />
der E X TRAK L<br />
ASSE<br />
ZUGELASSEN DURCH<br />
Z - 8 4. 2 - 11<br />
Typ 60 0/12 u. 60 0/12+12<br />
Hochwirksames Zweistufenprinzip<br />
mit DIBt-Zulassung<br />
■ Einsatz für stark frequentierte Verkehrsflächen<br />
■ Flächen in XL-Größe anschließbar (bis 3.000 m²)<br />
■ für direkte Versickerung in den Untergrund<br />
■ 98 % des geforderten Feststoffrückhaltes<br />
durch Sedimentation (1. Reinigungsstufe);<br />
dadurch verstopfungsfreie Patrone<br />
■ Rückhalt restlicher Feinstoffpartikel und<br />
gelöster Schadstoffe durch Adsorptionspatrone<br />
(2. Reinigungsstufe)<br />
■ einfache Wartung<br />
Weitere Informationen:<br />
www.eglv.de<br />
Regenwasser ist<br />
unsere Kompetenz.<br />
www.fraenkische.com<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 685
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Blockrigolensysteme – dauerhafte, wirtschaftliche<br />
Entwässerungslösung durch regelmäßige Inspektion<br />
und Wartung<br />
Die Grundwasserneubildung ist<br />
eines der wesentlichen Themen<br />
des Regenwassermanagements. Erreicht<br />
wird diese zunehmend durch<br />
dezentrale Niederschlagswasserversickerung.<br />
Mit der Errichtung entsprechender<br />
Anlagen erfolgt ein<br />
erster Schritt, doch erst die Instandhaltung<br />
und Wartung dieser Anlagen<br />
gewährleisten auch langfristig den<br />
positiven Effekt.<br />
Wurde in den letzten Jahrzehnten<br />
die schnellstmögliche Ableitung<br />
des anfallenden Niederschlags zum<br />
Vorfluter als vorrangige Maßnahme<br />
im Bereich der Kanalisationstechnik<br />
ACO Stormbrixx als Blockspeicher mit einer 2 mm<br />
starken Abdichtungsbahn.<br />
ACO Stormbrixx als Blockversickerung mit Filtervlies.<br />
Basis des Systems sind Grundelemente, die mithilfe<br />
eines intelligenten Stecksystems im Verband verlegt<br />
werden und damit die strukturelle Festigkeit des<br />
Gesamtsystems zusätzlich unterstützen.<br />
verstanden, ist heute die Regenwasserbewirtschaftung<br />
durch Regenwasserversickerung<br />
oder -nutzung<br />
sowie die Minimierung versiegelter<br />
Flächen oberstes Ziel. Mit Recht,<br />
denn die bisherigen Maßnahmen<br />
der Ableitung in Gewässer wirken<br />
sich nachteilig auf das ökologische<br />
System aus. Eine verminderte Grundwasserneubildung<br />
und die höhere<br />
Belastung der Fließgewässer, die in<br />
Verbindung mit extremen Wetterereignissen<br />
zu einer Hochwasserverstärkung<br />
führen kann, sind nur<br />
zwei Argumente gegen die konventionelle<br />
Niederschlagsentwässerung.<br />
Die Reduzierung versiegelter<br />
Flächen spielt eine weitere bedeutende<br />
Rolle: Niederschlagswasser<br />
kann dort versickern, wo es anfällt.<br />
Zum anderen entfallen Regenwassergebühren,<br />
die für versiegelte Flächen<br />
inzwischen in fast allen Regionen<br />
gesetzlich erhoben werden. Ist die<br />
Befestigung von Flächen nicht vermeidbar,<br />
lässt sich eine Regenwasserbewirtschaftung<br />
durch Regenwasserversickerung<br />
und -speicherung<br />
realisieren.<br />
Rückhaltung oder Versickerung<br />
– kontrollierte Abgabe<br />
oder effektive Grundwasserneubildung<br />
Mit der Entwicklung des Rigolensystems<br />
ACO Stormbrixx sind zwei<br />
Anwendungsmöglichkeiten realisierbar:<br />
Zum einen die Blockspeicherung<br />
zum anderen die Blockversickerung<br />
von Niederschlagswasser. Bei der<br />
Versickerung wird der natürliche<br />
<strong>Wasser</strong>kreislauf unterstützt, indem<br />
das Rigolensystem das auf versiegelten<br />
Flächen oder Dächern zuvor<br />
gesammelte Niederschlagswasser im<br />
Boden <strong>zur</strong>ückhält und nach und<br />
nach gemäßigt an den Boden abgibt<br />
– und zwar dort, wo es anfällt.<br />
Dafür ist die gesamte Blockrigole<br />
mit einem Filtervlies (Geotextilrobustheitsklasse:<br />
GRK 3, Gewicht:<br />
200 g/m², Dicke: 1,9 mm) zu umhüllen.<br />
So wird die Grundwasserneubildung<br />
gefördert und die Kanalisation<br />
entlastet.<br />
Als Rückhaltung eingesetzt, ist<br />
das modulare Rigolensystem mit<br />
einem Schutzvlies und einer Abdichtungsbahn<br />
wasserdicht zu ummanteln<br />
und zu verschweißen. Das<br />
gesammelte Regenwasser kann anschließend<br />
kontrolliert abgegeben<br />
werden, z. B. an die Vorflut.<br />
Mit dem Blockspeicher und -versickerungssystem<br />
ACO Stormbrixx<br />
bietet ACO ein Konzept, das sowohl<br />
bei der Entwässerung von Neubauprojekten<br />
im Hoch- und Tiefbau als<br />
auch bei der nachträglichen Versiegelung<br />
öffentlicher und privater<br />
Flächen mit anschließender Versickerung<br />
eine ökologisch wertvolle<br />
und wirkungsvolle Lösung darstellt.<br />
Stabilität und Festigkeit der<br />
Konstruktion durch Verlegen<br />
im Verband<br />
ACO Stormbrixx ist eine Alternative<br />
zu herkömmlichen Versickerungssystemen,<br />
wie Rohr-Rigolen, Mulden-<br />
Rigolen, Sickerschächten und starren<br />
Versickerungsblöcken. Die Basis<br />
des neuen Systems stellen Grundelemente<br />
in einer Größe von 1200 x<br />
600 x 342 mm dar, die durch Verlegen<br />
im Verband mithilfe eines<br />
intelligenten Stecksystems, Verbindern<br />
und Seitenwänden zu Blöcken<br />
zusammengesetzt werden.<br />
Die Eigenschaften des Materials<br />
PP, wie Steifigkeit, Härte und Festigkeit,<br />
sorgen für die Stabilität und Langlebigkeit<br />
der Rigolenelemente. Die<br />
hochentwickelte Struktur der Kunststoffelemente<br />
ermöglicht den Einsatz<br />
unter befahrenen Hof-, Park- und Wegflächen<br />
bis <strong>zur</strong> SLW 60. Das Deutsche<br />
Institut für Bautechnik (DIBt) bestätigte<br />
Juni 2014<br />
686 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />
mit der allge meinen bauaufsichtliche<br />
Zulassung Nummer Z-42.1 – 500 die<br />
positiven Eigenschaften des Systems.<br />
Um eine langzeitliche Funktionsfähigkeit<br />
zu gewährleisten, ist die<br />
Leistungsfähigkeit dezentraler Entwässerungseinrichtungen<br />
in regelmäßigen<br />
Abständen zu kontrollieren.<br />
Hierzu gehören eine Sichtprüfung<br />
und im Bedarfsfall die<br />
Wartung und die Reinigung der Anlage.<br />
Die Sichtprüfung (Zustandskontrolle<br />
des Rigolenvolumens,<br />
Anschlussverrohrung) ist mindestens<br />
zweimal jährlich, vorzugsweise im<br />
Frühjahr (Pollenflug) und im Herbst<br />
(Laub) von qualifiziertem Fachpersonal<br />
vorzunehmen. Die durchgeführten<br />
Kontrollen geben dann<br />
Aufschluss, in welchen weiteren Zeitabständen<br />
die Wartungsintervalle<br />
durchgeführt werden sollen. Bei außergewöhnlichen<br />
Witterungsereignissen,<br />
wie Starkregen o. ä., werden<br />
zusätzliche Kontrollen bzw. Wartungen<br />
empfohlen.<br />
Aufgrund der intelligenten Elementarchitektur<br />
von ACO Stormbrixx,<br />
die lediglich eine äußere Begrenzung<br />
des Gesamtsystems durch<br />
einfach montierbare Seitenwände<br />
benötigt, ist das gesamte Volumen<br />
des zusammengesetzten Rigolensystems<br />
inspizier- und spülbar.<br />
Zugang zum Rigolensystem<br />
und Reinigung<br />
Der Zugang kann über zwei unterschiedliche<br />
Zugangspunkte erfolgen.<br />
Entweder über das Oberteil in Verbindung<br />
mit dem Schachtunter-/<br />
Schachtzwischenteil oder über den<br />
vertikalen Zugang direkt über der<br />
Rigole. Über das Oberteil ist sowohl<br />
die Kamerabefahrung als auch die<br />
Druckspülung möglich. Der vertikale<br />
Zugang über der Rigole ermöglicht<br />
lediglich eine Inspektion. Muldenartige<br />
Zwischenräume erleichtern<br />
das Führen der Kanalkamera oder<br />
des Spülkopfs. Durch den Einbau<br />
von integrierten oder vorgelagerten<br />
Inspektions- und Spülschächten ist<br />
der Zugang dauerhaft gesichert.<br />
Um für die Kamerainspektion<br />
oder Reinigung der Blockrigole einen<br />
Zugang in bis zu vier Richtungen<br />
der Rigole zu gewährleisten, wird<br />
der ACO Stormbrixx Zugangsschacht<br />
in das Gesamtsystem integriert. Bei<br />
mehrlagigen Rigolen werden die<br />
Zugangsschächte einfach übereinander<br />
zusammengebaut. Jeder Zugangsschacht<br />
kann entsprechend<br />
den örtlichen Anforderungen für<br />
unterschiedliche Rohrgrößenanschlüsse<br />
ausgeschnitten werden.<br />
Die Reinigung der ACO Stormbrixx<br />
Versickerungsanlage kann im<br />
Bedarfsfall mittels Kanalspülung erfolgen<br />
(Kanalspültechnik/Hochdruckspülung).<br />
Der maximale <strong>Wasser</strong>druck<br />
darf 100 bar nicht über steigen. Das<br />
Spülwasser kann über die Oberteile<br />
und Schachtunter-/Schachtzwischenteile<br />
abgesaugt werden. Bei der<br />
Entsorgung des Spülwassers/Sediments<br />
sind die geltenden gesetzlichen<br />
Bestimmungen zu beachten.<br />
Die Ergebnisse der Sichtprüfungen<br />
und Wartungs- und Korrekturmaßnahmen<br />
sind in einem Betriebstagebuch<br />
festzuhalten. Diese Ein tra gungen<br />
geben dann Aufschluss da rüber,<br />
in welchen Intervallen die weiteren<br />
Sichtprüfungen und Wartungsmaßnahmen<br />
durchgeführt werden müssen.<br />
Das Führen des Betriebstagebuchs<br />
bietet letztlich viele Vorteile.<br />
Über die Informationen, wie Datum<br />
der Sichtprüfung bzw. Wartungs -<br />
arbeiten, Personalien des jeweiligen<br />
Personals, aufgetretene Störungen<br />
und Ursachen und die durchgeführten<br />
Maß nahmen, sind die Rückverfolgbarkeit<br />
von Störungsursachen,<br />
eine gezielte Fehlersuche und die<br />
Festlegung weitergehender Maßnahmen<br />
gewährleistet.<br />
Kontakt:<br />
ACO Tiefbau Vertrieb GmbH,<br />
Postfach 320, D-24755 Rendsburg,<br />
Tel. (04331) 354-500, E-Mail: tiefbau@aco.com,<br />
www.aco-tiefbau.de<br />
Einbauvideo: www.acostormbrixx.com<br />
ACO<br />
Stormbrixx-<br />
Inspektion.<br />
ACO<br />
Stormbrixx-<br />
Ausschnitt.<br />
CSO Chamber aus GFK<br />
Modulares Entlastungssystem für Mischwasserkanäle<br />
mit wartungsarmem Grob stoffrückhalt<br />
www.hobas.de<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 687
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Automatische Tauchpumpe <strong>zur</strong><br />
Regenwassernutzung<br />
Ixo-Pro, vollautomatische<br />
Unterwassermotorpumpe<br />
für die<br />
Regenwassernutzung.<br />
© KSB<br />
Aktiengesellschaft,<br />
Frankenthal<br />
Anfang Mai brachte die KSB Aktiengesellschaft,<br />
Frankenthal, eine<br />
vollautomatische Unterwassermotorpumpe<br />
unter dem Namen Ixo-Pro<br />
auf den Markt. Ihre einfache Installation<br />
macht diese Pumpe <strong>zur</strong> idealen<br />
Lösung für alle Bereiche in der<br />
Regenwassernutzung und Druckerhöhung.<br />
Dank eines integrierten<br />
Druckschalters, eines Strömungssensors<br />
und eines Rückschlagventils<br />
benötigt das Aggregat weder<br />
einen Schaltautomat noch einen<br />
Druckbehälter.<br />
Wird z. B. ein <strong>Wasser</strong>hahn geöffnet,<br />
fällt der Druck im System<br />
und die Ixo-Pro wird durch das integrierte<br />
Schaltgerät automatisch<br />
eingeschaltet. Sie bleibt nun für die<br />
Dauer der <strong>Wasser</strong>entnahme eingeschaltet<br />
und schaltet sich erst nach<br />
deren Beendigung ab. Sobald der<br />
Minimalwasserstand in der Zisterne<br />
erreicht wird, schaltet die Pumpe<br />
automatisch ab und geht auf Trockenlaufschutz.<br />
Alle diese Funktionen<br />
erfolgen vollautomatisch.<br />
Das 15 m lange Netzkabel erlaubt<br />
auch den Einsatz in vom Haus<br />
entfernten Zisternen. Der 230-Volt-<br />
Schuko-Stecker macht auch einem<br />
Laien den elektrischen Anschluss<br />
möglich. Die neue Anlage ist vor allem<br />
für Hausbesitzer gedacht, deren<br />
Regenwasserzisterne so weit vom<br />
Haus entfernt ist, dass selbstansaugende<br />
Pumpen nicht mehr eingesetzt<br />
werden können. Da die Pumpe<br />
in der Zisterne sitzt und es keine<br />
störenden Geräusche für die Bewohner<br />
im Haus gibt, kann diese<br />
Anlage auch im unmittelbaren Wohnbereich<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Zur <strong>Wasser</strong>entnahme direkt unter<br />
der Oberfläche ist ein optional<br />
erhältlicher Pumpenfuß lieferbar.<br />
Dieser sorgt für einen sicheren<br />
Stand auf dem Zisternen- oder<br />
Beckenboden. An einer Seite hat er<br />
den Anschluss für die flexible Saugleitung<br />
mit Kunststoffschwimmer<br />
und Einlaufkorb. So kann man <strong>Wasser</strong><br />
ohne Sedimente entnehmen.<br />
Mit ihrer mehrstufigen Hydraulik<br />
kann die IXO-Pro Drücke bis 6 bar<br />
erzeugen und ermöglicht es dem<br />
Nutzer, Wasch-, Spül- oder Bewässerungsanlagen<br />
direkt mit dem nötigen<br />
Eingangsdruck zu versorgen.<br />
Die medienberührten Teile sind aus<br />
Edelstahl gefertigt.<br />
Die maximale Fördermenge liegt<br />
bei 3900 L/h. Die Pumpe ist in zwei<br />
Baugrößen lieferbar, deren wassergekühlte<br />
Motoren eine Antriebsleistung<br />
von 0,8 oder 1,2 kW haben.<br />
Eine doppelte Gleitringdichtung<br />
zwischen Motor und Pumpenhydraulik<br />
schützt den elektrischen Teil<br />
des Aggregates sicher vor Feuchtigkeit<br />
und sorgt so für eine lange<br />
Lebensdauer.<br />
Bei einer festen Installation empfiehlt<br />
sich der Einbau des ebenfalls<br />
optional erhältlichen Membranausgleichbehälters.<br />
Dieser verhindert,<br />
dass die Pumpe bei tropfenden<br />
<strong>Wasser</strong>hähnen dauernd ein- und<br />
ausschaltet. Außerdem mildert er<br />
Druckstöße, wie sie z. B. von schnellschließenden<br />
Schlauchspritzpistolen<br />
verursacht werden.<br />
Kontakt:<br />
KSB Aktiengesellschaft,<br />
Johann-Klein-Straße 9, D-67227 Frankenthal,<br />
Tel. (06233) 86-0, E-Mail: info@ksb.com,<br />
www.ksb.com<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
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Juni 2014<br />
688 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />
Regenwasserbewirtschaftung –<br />
die aktuellen Themen<br />
Ratgeber Regenwasser in überarbeiteter 5. Auflage<br />
Die Mall GmbH stellte auf der<br />
IFAT in München die aktualisierte<br />
5. Auflage des seit 2005<br />
in der Fachwelt etablierten „Ratgebers<br />
Regenwasser“ vor. Der Architekt<br />
und Regenwasserexperte<br />
Klaus W. König fungiert auch diesmal<br />
wieder als Herausgeber und<br />
hat die aktuell diskutierten Fragestellungen<br />
der Regenwasserbewirtschaftung<br />
auf 44 Seiten zusammengefasst.<br />
Der Ratgeber ist als Planungshilfe<br />
für Kommunen und Planungsbüros<br />
anerkannt und präsentiert<br />
sich in seiner nunmehr 5. Auflage in<br />
neuem Look, bringt aber auch diesmal<br />
die aktuell relevanten Diskussionen<br />
im Bereich der Regenwasserbewirtschaftung<br />
in 12 Beiträgen von<br />
insgesamt 14 namhaften Expertinnen<br />
und Experten auf den Punkt. So<br />
geht es z. B. um den Rückhalteeffekt<br />
bei großen Regenwassernutzungsanlagen<br />
mit nachgeschalteter Versickerung,<br />
den Einfluss einer naturnahen<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
auf das Stadtklima oder um die<br />
frostfreie Verlegung von Zu- und<br />
Überlaufleitungen.<br />
Bezug per E-Mail unter: info@mall.info<br />
Preis:<br />
12 Euro inkl. MwSt. und zzgl.<br />
Versandkosten, ISBN 3-9803 502-2-3<br />
In neuem<br />
Layout, aber<br />
mit bewährt<br />
aktueller<br />
Themenauswahl<br />
präsentiert<br />
sich die<br />
5. Auflage<br />
des Rat gebers<br />
Regenwasser<br />
von Mall.<br />
© Mall GmbH<br />
Viega Geopress K<br />
Innenabdichtend im Außenbereich:<br />
Kunststoffpressverbinder für<br />
erdverlegte Versorgungsleitungen.<br />
viega.de/GeopressK<br />
Sicherheit im Erdreich<br />
Flexibel, langlebig, robust – nur einige der vielen Anforderungen, denen erdverlegte Versorgungsleitungen<br />
gerecht werden müssen. Mit Geopress K bietet Viega ein neues, besonders wirtschaftliches Kunststoffpresssystem<br />
speziell für die Verlegung von Gas und Trinkwasserleitungen. Die innenabdichtenden und elastomerfreien<br />
Verbinder aus hochfestem Kunststoff bieten ideale Voraussetzungen, um den rauen Bedingungen im<br />
Erdreich zu trotzen. Zusätzlich verfügen sie über die bewährte Viega SCContur, mit der unverpresste<br />
Verbindungen bei einer Druckprüfung sofort sichtbar werden. Mit der Viega Presstechnik entsteht so eine<br />
sichere und schnelle Verbindung zwischen der Versorgungsleitung und dem Hausanschluss.<br />
Viega. Eine Idee besser!<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 689
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Kunststoffbehälter: <strong>Wasser</strong>speicher für Brandfälle<br />
RigoCollect, der <strong>Wasser</strong>behälter für die Regenwasserbewirtschaftung von FRÄNKISCHE und ARIS, kann jetzt<br />
auch als Löschwasserspeicher gemäß DIN 14230 genutzt werden.<br />
Wo heute die Trinkwasserversorgung<br />
saniert und modernisiert<br />
wird, werden <strong>Wasser</strong>leitungen<br />
verkleinert, um sie dem immer<br />
geringeren Verbrauch anzupassen.<br />
Weil die kleineren Leitungsquerschnitte<br />
die im Brandfall nötigen<br />
<strong>Wasser</strong>mengen nicht <strong>zur</strong> Verfügung<br />
stellen können, entsteht häufig eine<br />
Lücke im Löschwasserbedarf. Um<br />
diese zu schließen, müssen Löschwasserbehälter<br />
nachgerüstet werden,<br />
die die Versorgung im Notfall<br />
garantieren. Hohe Grundwasserstände,<br />
beengte Platzverhältnisse<br />
oder Verkehrsbelastung in der Bauphase<br />
können dabei ein Problem<br />
darstellen. Mit RigoCollect liefert<br />
Bestehend aus den bewährten Rigofill inspect-Blöcken,<br />
dem Quadrocontrol Schacht und einer Trennstation<br />
ist RigoCollect von FRÄNKISCHE und ARIS ein<br />
unschlagbar flexibles System für die unterirdische<br />
Löschwasserbevorratung, das sich fast allen baulichen<br />
Gegebenheiten anpasst.<br />
FRÄNKISCHE in Zusammenarbeit<br />
mit ARIS die optimale Lösung.<br />
Endlich: DIN erlaubt<br />
Kunststoffbehälter<br />
Bestehend aus den bewährten<br />
Rigofill inspect-Blöcken, dem Quadrocontrol<br />
Schacht und einer Trennstation,<br />
ist RigoCollect ein unschlagbar<br />
flexibles System, das sich fast allen<br />
baulichen Gegebenheiten anpasst.<br />
„Mit der Novellierung der DIN 14230<br />
im September 2012 sind die Rigolenfüllkörper<br />
von FRÄNKISCHE für die<br />
Löschwasserbevorratung zugelassen.<br />
Dabei ist es wichtig, dass der<br />
gesamte Innenraum des Behälters<br />
inspiziert werden kann. RigoCollect<br />
kann via TV-Inspektion jederzeit<br />
kontrolliert und auch gespült werden“,<br />
erklärt Stephan Haala, Leiter<br />
Bereich Anlagenbau bei FRÄNKI-<br />
SCHE. Damit ist RigoCollect die einfache<br />
und wirtschaftliche Alternative<br />
zu Löschwasserbehältern aus Beton<br />
oder Stahl – nicht nur im Bestand.<br />
Flexible Baugeometrie<br />
Das Herzstück von RigoCollect sind<br />
die Kunststoffbehälter Rigofill inspect<br />
von FRÄNKISCHE mit DIBt-<br />
Zulassung. In mehr als zehn Jahren<br />
haben sie sich als Grundbaustein für<br />
Rigolen in der Regenwasserbewirtschaftung<br />
bewährt. Weil sie einfach<br />
aneinandergesetzt und verbunden<br />
werden, passen sie sich an fast jeden<br />
Grundriss an. Sie haben ein<br />
quadratisches Rastermaß von 80 cm<br />
und können entweder als Vollblock<br />
mit 66 cm oder als Halbblock mit<br />
35 cm Höhe verwendet werden. So<br />
bilden sie auch flache Löschwassertanks,<br />
wie sie bei hohen Grundwasserständen<br />
nötig sind. Zusätzlich<br />
sind Füllkörperrigolen sehr stabil:<br />
Sie entsprechen der Belastungsklasse<br />
SLW 60 und können deshalb<br />
auch unter Parkplätzen verbaut<br />
werden. Die 20 Kilo leichten Füllkörper<br />
haben ein Hohlraumvolumen<br />
von 95 % und fassen 400 Liter pro<br />
Block. Damit der Tank dauerhaft<br />
dicht bleibt, wird er mit einer speziellen<br />
Kunststoff-Dichtungsbahn ummantelt.<br />
Wie die Blöcke selbst ist die<br />
Kunststoff-Dichtungsbahn DIBt-zugelassen.<br />
Sie ist aus HD-Polyethylen<br />
und ist seit fast 40 Jahren als zuverlässige<br />
Dichtungsbahn im Deponiebau<br />
bekannt.<br />
Rundum versorgt<br />
Der Quadro-control Schacht schafft<br />
den Zugang zum Löschwassertank.<br />
Er wird je nach Bedarf mit Pumpen,<br />
Saugrohren oder anderen Armaturen<br />
ausgestattet. An einem Tank<br />
können mehrere Schächte angebracht<br />
werden, um die <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />
an verschiedenen Stellen<br />
zu ermöglichen. „So kann die Feuerwehr<br />
im Brandfall <strong>Wasser</strong> an der<br />
Saugstelle beziehen, während die<br />
Sprinkleranlage bereits läuft. Eine<br />
Löschwasser-Trennstation baut den<br />
erforderlichen Druck für Sprinkleranlagen<br />
und Hydranten auf. Sie<br />
kann verschiedene Versorgungsstationen<br />
ansteuern und sorgt so<br />
dafür, dass das <strong>Wasser</strong> dort <strong>zur</strong><br />
Verfügung steht, wo es gebraucht<br />
wird“, erklärt Stefan Prakesch, Geschäftsführer<br />
ARIS GmbH. Löschund<br />
Trinkwasser bleiben gemäß<br />
DIN 1988-600, EN 1717 und EN 13077<br />
getrennt. Die Trennstation von ARIS<br />
wird je nach Anforderung objektspezifisch<br />
individuell konzipiert.<br />
Inspizierbar und langlebig<br />
Die Rigolenfüllkörper Rigofill inspect<br />
haben einen integrierten,<br />
durchgängigen Inspektionstunnel.<br />
Zeitgemäße TV-Inspektionstechnik<br />
kontrolliert den gesamten Innenraum<br />
des Löschwasserbehälters. Der<br />
schwenkbare und höhenverstellbare<br />
Juni 2014<br />
690 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />
Kamerakopf fängt auch die Boden- und<br />
Seitenflächen, das statische Tragsystem<br />
und mögliche Verunreinigungen oder Risse<br />
an der Dichtungsbahn ein. „Ein <strong>Wasser</strong>speicher<br />
aus Rigofill-Blöcken hat offiziell<br />
eine erwartete Lebensdauer von mindestens<br />
50 Jahren. An den über 200 Anlagen,<br />
die wir in den letzten zehn Jahren gebaut<br />
haben, gab es bis jetzt keinerlei Mängel“,<br />
sagt Stefan Prakesch. Weist die Anlage<br />
Verschmutzungen auf, kann sie ganz<br />
einfach über den Quadro-control Schacht<br />
gespült werden.<br />
Das Rundum-Sorglos-Paket<br />
Der Bau von Löschwasseranlagen ist ein<br />
kompliziertes Thema, bei dem verschiedene<br />
Normen und Vorschriften beachtet werden<br />
müssen. Für mehr Sicherheit für Behörden,<br />
Planer und Bauausführer unterstützen<br />
FRÄNKISCHE und ARIS ihre Kunden vom<br />
Beginn der Planung bis <strong>zur</strong> Abnahme. Auch<br />
den Einbau übernehmen die beiden Unternehmen.<br />
Erfahrene Handwerker bauen<br />
den Löschwasserbehälter und die Trennstation<br />
schnell und sicher auf. „Wir wissen,<br />
worauf wir achten müssen. Deshalb gehören<br />
die Planungsunterstützung, der Aufbau<br />
und die Montage der Einbauteile bei<br />
uns zum Service. Nur so können wir auch<br />
die Gewährleistung nach VOB auf unsere<br />
Löschwasserbe hälter geben“, sagt Stefan<br />
Prakesch. Auch mit komplizierten Bauverhältnissen<br />
kennt das Team sich aus.<br />
Für enge Zeitfenster, schwierigen Baugrund<br />
und Verkehrsbe lastung während der Bauphase<br />
findet es immer die passende Lösung,<br />
wie z. B. ein wanderndes Baufeld.<br />
Mehr als Löschwasserbevorratung<br />
Neben der Löschwasserbevorratung kann<br />
eine Rigole aus Rigofill inspect-Blöcken<br />
noch mehr. Wer z. B. anfallendes Regenwasser<br />
nutzen will, setzt mit RigoCollect auf<br />
die richtige Karte. Dafür wird das Volumen<br />
der Rigole entsprechend höher angesetzt<br />
als der reine Löschwasser bedarf. Die Regenwasserzentrale<br />
schaltet über eine elektronische<br />
Füllstandsüberwachung rechtzeitig<br />
auf Trinkwasserbetrieb um und stellt so<br />
sicher, dass der Löschwasser vorrat jederzeit<br />
<strong>zur</strong> Verfügung steht. Das Regenwasser<br />
kann z. B. für die Toilettenspülung, <strong>zur</strong><br />
Fahrzeug wäsche oder für Kühlturmbetrieb<br />
genutzt werden. Bei entsprechender Auslegung<br />
kann die Rigole auch zusätzlich als<br />
Regenrückhaltebecken genutzt werden.<br />
Die Kombination aus allen drei Nutzungsvarianten<br />
ist ebenfalls realisierbar.<br />
Mit seinem hohen <strong>Wasser</strong>speicher<br />
und seinem sehr geringen Eigenvolumen<br />
ist RigoCollect die optimale Lösung für<br />
Löschwasserspeicher in schwierigen Bausituationen.<br />
Besonders im Bestand finden<br />
Bauherren gemeinsam mit Beratern von<br />
FRÄNKISCHE und ARIS immer eine Möglichkeit,<br />
RigoCollect als Löschwasserbehälter<br />
wirtschaftlich und schnell nach<strong>zur</strong>üsten.<br />
Ausführliche Informationen sowie Produktbeschreibungen<br />
gibt es im Internet<br />
unter www.fraenkische.com und www.arissysteme.de<br />
Kontakt:<br />
Fränkische Rohrwerke<br />
Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG,<br />
GB Drainage,<br />
Hellinger Straße 1,<br />
D-97486 Königsberg/Bayern,<br />
Tel. (09525) 88-8357,<br />
Fax (09525) 88-2412,<br />
E-Mail: info.drain@fraenkische.de,<br />
info@aris-systeme.de, www.fraenkische.com<br />
Eine je nach Anforderung objektspezifisch<br />
individuell konzipierte Löschwasser-<br />
Trennstation von ARIS baut bei der<br />
unterirdischen Löschwasserbevorratung<br />
mit RigoCollect den erforderlichen Druck<br />
für Sprinkleranlagen und Hydranten<br />
auf. Sie kann verschiedene Versorgungsstationen<br />
ansteuern und sorgt so dafür,<br />
dass das <strong>Wasser</strong> dort <strong>zur</strong> Verfügung<br />
steht, wo es gebraucht wird.<br />
Funke Kunststoffe GmbH<br />
Immer eine Idee<br />
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Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 691
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Baustelle<br />
Winterberg.<br />
Alle Abbildungen:<br />
© Amitech<br />
Germany GmbH<br />
Mischwassernetz in Winterberg: Gründliche<br />
Regenwasserbehandlung mit AMISCREEN<br />
Zunehmende Starkregen-Ereignisse führen häufig zum Abschlag von Mischwasser aus überlasteten Kanalnetzen<br />
in die Vorflut. Mit dem System AMISCREEN stellte die AMIANTIT-Gruppe auf der IFAT 2014 einen neuen<br />
Staukanaltyp auf GFK-Rohr-Basis mit einem innovativen und hoch effektiven Grobstoff-Rückhaltesystem vor.<br />
Eine AMISCREEN-Pilotanlage mit 250 m³ Speichervolumen ging zeitgleich <strong>zur</strong> Messe in Winterberg/Sauerland<br />
in Betrieb.<br />
Wo immer Starkregen-Ereignisse<br />
in Mischwassernetzen<br />
zu Einstau und Abschlag in die Vorflut<br />
führen, hängt die Umweltverträglichkeit<br />
und rechtliche Zulässigkeit<br />
dieses Vorgangs maßgeblich<br />
davon ab, dass ins Netz eingetragene<br />
Grob-Verschmutzungen auch<br />
dort bleiben und nicht mit in die<br />
Umwelt ausgetragen werden. Das<br />
war bislang jedoch leichter zu fordern<br />
als zu realisieren. Ein notorisches<br />
Problem stellen die herkömmlichen,<br />
mit Kamm-, Sieb- oder<br />
sonstigen Rechen bestückten Überlaufschwellen<br />
dar. Sie sind einerseits<br />
konstruktiv sehr platzaufwendig.<br />
Zum anderen neigen sie dazu, sich<br />
mit den aufschwimmenden Grobstoffen<br />
sehr schnell zuzusetzen;<br />
über die verstopften Rechen fließt<br />
das <strong>Wasser</strong> dann mehr oder minder<br />
ungefiltert – ein technisch unbefriedigender<br />
und rechtlich unzulässiger<br />
Betriebszustand. Die Schlüsselgröße<br />
beim Ausfall der mechanischen<br />
Rechen ist die Durchflussgeschwindigkeit<br />
des gefilterten <strong>Wasser</strong>s. Hohe<br />
Fließgeschwindigkeiten führen dazu,<br />
dass sich die Grobstoffe mit hoher<br />
Energie im Rechen verkeilen und<br />
teils zerfetzt werden. Der Rechen<br />
kann dann in kurzer Zeit völlig „verfilzen“<br />
und ausfallen.<br />
Auch die bekannten „Lösungen“<br />
dieses Problems haben erhebliche<br />
Nachteile. Den verstopften Rechen<br />
einfach umzuklappen und vom<br />
Ablauf frei spülen zu lassen, ist erkennbar<br />
kontraproduktiv, weil es<br />
dann zu einer Stoßbelastung der<br />
Vorflut mit dem zuvor abgeschöpften<br />
Schmutz kommt. Das mechanische<br />
Abstreifen hingegen bedeutet,<br />
dass eine hoch verschleißanfällige<br />
Mechanik installiert und gewartet<br />
werden muss. Hinzu kommt, dass<br />
Strom verbraucht wird und dass<br />
überhaupt erst einmal ein Stromanschluss<br />
geschaffen werden muss.<br />
Diese spezifische Herausforderung<br />
nahmen die Entwickler der<br />
AMIANTIT-Gruppe an, die schon<br />
lange erfolgreich GFK-basierte Staukanal-Lösungen<br />
liefern, und konzipierten<br />
AMISCREEN – einen GFK-<br />
Stauraumkanal mit Überlaufschacht<br />
und integrierten Grobstoff-Rückhalte-Elementen.<br />
Das patentierte<br />
System gewährleistet beim Filtervorgang<br />
eine extrem niedrige Fließgeschwindigkeit<br />
des <strong>Wasser</strong>s und<br />
beugt damit einer Verstopfung der<br />
Filterelemente äußerst wirksam vor.<br />
Technische Basis des AMISCREEN-<br />
Systems sind die vielfach bewähr-<br />
Juni 2014<br />
692 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />
ten Stauraum-Kanäle auf Basis von FLOW-<br />
TITE-GFK-Rohren großer Nennweite samt<br />
der zugehörigen Zu lauf- und Abschlags-<br />
Bauwerke. Deren exakte Bemessung richtet<br />
sich nach den im Netz aufzufangenden<br />
Niederschlags-Spitzenmengen. Bei der im<br />
April 2014 in Winterberg errichteten AMI-<br />
SCREEN-Pilotanlage fasst ein 42 m langer<br />
Stauraum DN 2800 bis zu 250 m³ <strong>Wasser</strong>;<br />
die Abschlagsleistung des Systems bei<br />
maximalem Betrieb beträgt 700 L/s. Bei<br />
einer konventionellen Überlaufschwelle<br />
mit 1,8 m² installierter Rechenfläche hätte<br />
sich während des Abschlags eine Durchströmungs-Geschwindigkeit<br />
des Rechens<br />
von 0,7 m/s ergeben – eine Ver stopfung<br />
binnen kürzester Zeit wäre garantiert gewesen.<br />
Dem stellten die AMIANTIT-Ingenieure<br />
als konstruktive Alternative zwei<br />
jeweils 10 m lange, ganzflächig perforierte<br />
GFK-Rohre DN 700 entgegen, die axial im<br />
Stauraum installiert wurden und durch<br />
die Stirnwand des Bauwerks <strong>zur</strong>ück in eine<br />
Kammer des vorgelagerten Zulauf- und<br />
Entlastungsschachtes führen.<br />
Das Funktionsprinzip des Systems ist<br />
vergleichsweise einfach. Bei Starkregen<br />
und beginnendem Rückstau im System wird<br />
der Staukanal über einen geschlossen durch<br />
den Entlastungsschacht führenden Zulauf<br />
beschickt. Er füllt sich kontinuierlich, die<br />
eingetragenen Grobstoffe schwimmen dabei<br />
auf dem ansteigenden <strong>Wasser</strong>spiegel<br />
auf oder sedimentieren. Sobald der <strong>Wasser</strong>stand<br />
die Rückhalte-Rohre erreicht, sickert<br />
<strong>Wasser</strong> durch deren Perforation ein,<br />
während die mit geführte Schmutzfracht<br />
an der Rohraußenwand <strong>zur</strong>ück bleibt. Die<br />
filterwirksame Fläche beträgt bei den beiden<br />
Rückhalteelementen zusammen 44 m²<br />
(statt 1,8 m² bei herkömmlichen Rechen!).<br />
Nur solcherart gründlich gefiltertes<br />
<strong>Wasser</strong> kann das System in die Vorflut verlassen<br />
– aber auch erst, nachdem es im<br />
Entlastungsschacht so weit angestiegen<br />
ist, dass es über eine Schwelle ins eigentliche<br />
Ablaufrohr stürzt. Die Hydraulik dieser<br />
Konstruktion sorgt dafür, dass in den Rückhalte-Rohren<br />
selbst nie ein Sog entsteht.<br />
Und das wiederum erklärt, warum die Eintritts<br />
geschwindigkeit des <strong>Wasser</strong>s in die<br />
Rückhalte-Rohre zu keiner Zeit größer als<br />
0,03 m/s ist: Ein Wert, bei dem Grobstoffe<br />
problemlos sedimentieren können, denn<br />
damit wird der in DWA A-128 vorgeschriebene<br />
Maximalwert für den Abfluss aus<br />
Regenbecken (0,05 m/s) noch einmal um<br />
fast die Hälfte unter schritten! Deshalb sind<br />
diese 0,03 m/s die zentrale Planungs größe<br />
für die Auslegung aller AMISCREEN-Systeme.<br />
Die abgeschiedenen Rückstände, die an<br />
den glatten Außenwänden der GFK-Filterelemente<br />
sehr schlecht haften, werden<br />
von dem fallenden <strong>Wasser</strong>spiegel im Stauraum<br />
abgewaschen. Sie sedimentieren letztlich<br />
als Schlammschicht in der Sohle des<br />
Bauwerks und werden im Trockenwetterbetrieb<br />
über die Kanalisation in Richtung<br />
der – in Winterberg unmittelbar nachgelagerten<br />
– Kläranlage ausgetragen.<br />
Das AMISCREEN-System, das zeitgleich<br />
zum Winterberger Betriebsbeginn dem<br />
Fachpublikum auf der IFAT 2014 vorgestellt<br />
wurde, kombiniert erhebliche Vorteile:<br />
Eine große Filterfläche ohne zusätz lichen<br />
Platzaufwand im Entlastungsbauwerk, eine<br />
extrem niedrige Fließ geschwindigkeit und<br />
somit kein Verstopfungs-Risiko. Das System<br />
ist völlig verschleißfrei und ent sprechend<br />
wartungsarm. Überdies besteht es aus<br />
einem dauerhaft kor rosionsbeständigen<br />
Werkstoff. Es gelten die für Stauraumkanäle<br />
ohne Rechensystem üblichen Rei nigungszyklen.<br />
Unter dem Kosten- Aspekt besonders<br />
wichtig: AMISCREEN ist eine echte<br />
Null-Energie-Lösung!<br />
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Amitech Germany GmbH,<br />
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Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 693
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Premiere für Regenwasser-Behandlungs-Rigolen<br />
Erste Pilotprojekte mit revisonsfähigen begehbaren Rigolen von Heitker<br />
Michael Theisling, Heitker GmbH<br />
Vor genau 20 Jahren begann Martin Heitker seine unternehmerische Tätigkeit als Pionier in der modernen<br />
Regenwasserbewirtschaftung. Im Jubiläumsjahr setzt er nun mit seinen innovativen Produktentwicklungen<br />
wieder neue Maßstäbe und geht dabei gedanklich neue Wege beim Thema der unterirdischen Regenwasserbewirtschaftung<br />
und -behandlung <strong>zur</strong> Versickerung und Rückhaltung von Niederschlagsabflüssen.<br />
Dazu nachstehend zwei Projektberichte.<br />
Projektbericht 1<br />
In ihrer 40-jährigen Firmengeschichte<br />
hat sich die Paus Maschinenfabrik<br />
mit Sitz im emsländischen<br />
Emsbüren einen hervorragenden<br />
Namen im internationalen<br />
Maschinenbau erarbeitet. Vom Emsland<br />
aus gehen die Maschinen in<br />
alle Welt. Die Paus Maschinenfabrik<br />
entwickelt und produziert Berg -<br />
▲ Der begehbare Revisions- und Behandlungskanal. ▶<br />
Montage der Revisions-Rigole.<br />
bau- und Tunnelbaufahrzeuge, Baumaschinen<br />
wie Radlader und Dumper,<br />
sowie Schrägaufzüge, Hubarbeitsbühnen<br />
und Kräne. Im Zuge<br />
des Ausbaus des Standortes in Emsbüren<br />
mit neuem Verwaltungsgebäude<br />
und neuer Produktionshalle<br />
wurden ca. 6000 m 2 versiegelte<br />
Fläche vom überlasteten Kanalnetz<br />
abgekoppelt. Eine überzeugende<br />
Lösung mit Premierecharakter lieferte<br />
hierfür das emsländische Nachbarunternehmen<br />
Heitker RegenwasserSysteme<br />
aus Lingen. In Abstimmung<br />
mit der Gemeinde<br />
Emsbüren und dem <strong>Wasser</strong>verband<br />
Lingener Land kam erstmalig die<br />
neu entwickelte Regenwasser-<br />
Revisions-Rigole zum Einsatz. Die<br />
erste begehbare Rigole wurde als<br />
Regenwasser-Behandlungsrigole<br />
ausgestattet, wobei das bewährte<br />
HeitkerBloc-Entwässerungssystem<br />
für das zusätzliche Speichervolumen<br />
sorgt. Die geringe Einbautiefe<br />
und die Belastbarkeit SLW 60 bei<br />
geringer Einbaufläche mit rückstaugesichertem<br />
Notüberlauf an<br />
die Kanalisation waren wichtige<br />
Lösungskriterien. Das auf kompaktem<br />
Raum geschaffene Speichervolumen<br />
in Verbindung mit der<br />
Zugänglichkeit und somit Revisionsfähigkeit<br />
waren für das Unternehmen<br />
Paus sowie den <strong>Wasser</strong>verband<br />
Lingener Land entscheidend und<br />
maßgeblich für die Investitionssicherheit<br />
wegen der garantierten<br />
Langzeitfunktionssicherheit.<br />
Auch die technische Argumentation<br />
der effektivsten Filterung und Behandlung<br />
des Regenwassers innerhalb<br />
der zugänglichen Rigole mit<br />
den großen Filteranströmflächen<br />
mit Filtervlies/Filtersubstrat, <strong>Wasser</strong>verteilwegen<br />
und Austrittsflächen<br />
sind entscheidende Kriterien für<br />
eine wartungsarme und funktionssichere<br />
Entwässerungsanlage mit<br />
größtmöglichen Gewässerschutz.<br />
Juni 2014<br />
694 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />
Projektbericht 2<br />
Auch die Entscheidungsträger beim<br />
Neubau des emsländischen Trinkund<br />
<strong>Abwasser</strong>verbandes TAV<br />
„Bourtanger Moor“ in Geeste-<br />
Varloh mit dem angegliederten<br />
<strong>Wasser</strong>erlebnispfad entschieden sich<br />
bei der Entwässerung des Geländes<br />
für die neue Heitker Regenwasser-<br />
Die Revisions-Rigole in Emsbüren.<br />
Behandlungsrigole. Der Einbau erfolgte<br />
gemeinsam am 28. März 2014<br />
mit dem ausführenden Bauunternehmen<br />
Knoll aus Haren, der Projektsteuerung<br />
ASP aus Lähden, dem<br />
Ingenieurbüro Schlömer aus Meppen,<br />
und dem Baustoffhandel Mayrose<br />
aus Meppen. Das spezialisierte<br />
Lingener Unternehmen geht somit<br />
völlig neue Wege in der Regenwasserbehandlung<br />
und -speicherung. Der<br />
bisher marktübliche Gedankenansatz<br />
der unterirdischen Regenwasserbehandlung<br />
in Kleinstbehandlungsanlagen<br />
wird durch die neue Behandlungsrigole<br />
überholt. Durch<br />
großdimensionierte und revisionsfähige<br />
Behandlungsmöglichkeiten<br />
wird die Filtrationsstufe deutlich<br />
sicherer und wartungsärmer und<br />
die Rigolen zudem effektiv vor Verschlammung<br />
geschützt. Eine einzige<br />
große und zentrale Wartung<br />
vereinfacht die Wartungsarbeiten<br />
erheblich. Die Umsetzung dieses<br />
Gedankensatzes erfolgte produktionstechnisch<br />
übergreifend und<br />
werkstoffunabhängig. Eine Systemlösung<br />
in der Kombination von<br />
geeignetsten Konstruktions- und<br />
Funktionswerkstoffen ermöglicht nun<br />
eine ver fahrenstechnisch sichere<br />
und effiziente Regenwasserentwässerung.<br />
Auch bei <strong>Wasser</strong>verbänden<br />
und Genehmigungsbehörden findet<br />
die Umsetzung dieser Idee besonderes<br />
Interesse.<br />
Schutzrechte für alle Systeme<br />
wurden angemeldet.<br />
Kontakt:<br />
Heitker GmbH,<br />
Am Bahndamm 4,<br />
D-49809 Lingen (Ems),<br />
Tel. (0591) 9 66 53-0,<br />
Fax (05 91) 9 66 53-11,<br />
E-Mail: info@heitker-lingen.de,<br />
www.heitker-lingen.de<br />
Montage der Revisions-Rigole.<br />
Die Revisions-Rigole in Geeste-Varloh.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 695
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Halb soviel ist auch genug<br />
Wer versiegelt und Regenwasser ableitet, macht etwas falsch!<br />
Klaus W. König, Überlingen<br />
Mit der Flächenversiegelung in Deutschland ist es wie mit der Neuverschuldung öffentlicher Haushalte oder<br />
dem CO 2 -Ausstoß – Wunsch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander, halb soviel wäre besser. Dabei fehlt es<br />
nicht an Lösungen. Neben Terrassen und Gehwegen können auch Flächen unter Verkehrsbelastung heute<br />
schon völlig ohne Versiegelungswirkung, das heißt wasserdurchlässig befestigt, hergestellt werden. Entwässerungsanschlüsse<br />
oder Schadstofffilter entfallen, wenn geeignete Pflastersysteme mit entsprechenden bauaufsichtlichen<br />
Zulassungen zum Einsatz kommen.<br />
Ziel der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie<br />
der Bundesregierung<br />
ist es, die Ausbreitung<br />
neuer<br />
Siedlungs- und<br />
Verkehrsflächen<br />
bis 2020<br />
auf 30 Hektar<br />
pro Tag zu<br />
reduzieren.<br />
© Statistisches<br />
Bundesamt 2013<br />
Das Ziel der Bundesregierung ist,<br />
die ständige Zunahme von<br />
Siedlungs- und Verkehrsflächen zu<br />
bremsen. Die Tendenz ist bereits<br />
rückläufig, dennoch sind es laut<br />
statistischem Bundesamt im letzten<br />
Berechnungszeitraum 2009 bis 2012<br />
in Deutschland noch durchschnittlich<br />
74 ha pro Tag gewesen. Im Jahr<br />
2020 sollen es nach dem Willen der<br />
Regierung nur noch 30 ha pro Tag,<br />
also weniger als die Hälfte des aktuellen<br />
Wertes, sein. Doch der<br />
Flächenverbrauch ist nur das eine,<br />
das andere Problem ist die Versiegelung.<br />
Etwa 50 % der Siedlungsund<br />
Verkehrsflächen gelten als versiegelt,<br />
also wasserundurchlässig.<br />
Dazu zählen Dächer, Terrassen, Einfahrten<br />
und Fahrzeugstellflächen,<br />
sowie Wohn- und Anliegerstraßen,<br />
Gewerbe- und Lagerflächen, Fußgängerzonen<br />
und öffentliche Plätze.<br />
Weshalb wird überhaupt versiegelt<br />
und Regenwasser abgeleitet?<br />
Wenn deutlich mehr Flächen zu<br />
ebener Erde wasserdurchlässig<br />
wären, könnten neue Kanäle kleiner<br />
und damit viel preiswerter gebaut<br />
werden. Vorhandene Mischwasserkanäle<br />
würden weniger durch ungenügend<br />
geklärte Überläufe die<br />
als Vorfluter dienenden Flüsse verschmutzen.<br />
Solche Auswirkungen<br />
haben ein ökologisches und zugleich<br />
volkswirtschaftlich-soziales Potenzial.<br />
Die bange Frage aber wäre:<br />
Funktioniert die Versickerung bei<br />
allen befestigten Oberflächen tatsächlich<br />
auch, wenn Starkregen<br />
fällt? Was ist denn bei einem Jahrhundertereignis,<br />
das durch Klimaänderung<br />
vielleicht bald schon alle<br />
zehn Jahre eintritt?<br />
Neues Prinzip: Source-<br />
Control statt End-of-Pipe<br />
Oberste Priorität hatte in den vergangenen<br />
Jahrzehnten die Entwässerungssicherheit.<br />
Als Flüsse<br />
noch begradigt wurden zum vermeintlichen<br />
Hochwasserschutz, galt<br />
auch die Vorschrift, Regenwasser in<br />
den Kanal abzuleiten. Damit war es<br />
erst einmal weg von der Oberfläche.<br />
Ein solches Prinzip, bei dem weiter<br />
unten an der Mündung des Rohrsystems<br />
die Probleme zu lösen sind,<br />
nennt man im Fachjargon „End-of-<br />
Pipe“-Lösung. Die Folgen sind bekannt:<br />
stark schwankende <strong>Wasser</strong>spiegel<br />
bei Fließgewässern, kurzzeitige<br />
Überlastung der Kläranlagen<br />
mit Ableiten von un<strong>zur</strong>eichend<br />
gereinigtem <strong>Abwasser</strong> in die Flüsse<br />
und sinkende Grundwasserbestände<br />
im Erdreich unterhalb vieler Ballungsräume.<br />
Die Betrachtungsweise hat sich<br />
vor einigen Jahren gewandelt – und<br />
mit dem <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />
(WHG 2009), gültig seit 1. März<br />
2010, auch die Gesetzeslage. Heute<br />
gilt das „SourceControl“-Prinzip: Bei<br />
Neu- und Umbaumaßnahmen muss<br />
das Niederschlagswasser dezentral<br />
vor Ort bewirtschaftet – also versickert,<br />
verdunstet oder genutzt werden<br />
– siehe § 55 (2). Nach § 57 (1)<br />
sind die Regeln der Technik einzuhalten,<br />
um den Schutz der Gewässer<br />
einschließlich Grundwasser zu<br />
gewährleisten. Richtlinien und Normen<br />
helfen zusätzlich, Gefahren für<br />
Personen und <strong>Wasser</strong>schäden an<br />
Bauwerken zu vermeiden. Zum<br />
Beispiel muss seit Novellierung der<br />
DIN 1986-100 im Mai 2008 gemäß<br />
Abschnitt 14.9.3 ein Überflutungsnachweis<br />
bei Planungen für Grundstücksgrößen<br />
von mehr als 800 m²<br />
abflusswirksamer Fläche erbracht<br />
werden. Und das Arbeitsblatt<br />
DWA-A 138 (3.2.2) gibt seit April<br />
Juni 2014<br />
696 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />
2005 Hinweise zum Abstand zwischen<br />
Versickerungsmulden und Gebäuden.<br />
Dezentral, an vielen Orten<br />
gleichzeitig, kann heute bereits<br />
Niederschlagswasser der jeweiligen<br />
Situation angemessener bewirtschaftet<br />
und behandelt werden, als das<br />
in zentralen Regenrückhalte- oder<br />
-überlaufbecken geschehen ist.<br />
Siedlungs- und Verkehrsfläche wächst täglich um 74 Hektar<br />
1. Um durchschnittlich 74 Hektar pro Tag hat die Siedlungs- und Verkehrsfläche in<br />
Deutschland in den Jahren 2009 bis 2012 zugenommen. Die Fläche hat sich damit<br />
langsamer ausgedehnt als im Zeitraum 2008 bis 2011, in dem die tägliche Zunahme<br />
noch 81 Hektar betrug. Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />
ist es, die Ausbreitung neuer Siedlungs- und Verkehrsflächen bis 2020 auf<br />
30 Hektar pro Tag zu reduzieren.<br />
2. Siedlungs- und Verkehrsfläche darf nicht mit „versiegelter Fläche“ gleichgesetzt<br />
werden: So haben zum Beispiel Erholungsflächen, insbesondere Grünanlagen und<br />
Sportflächen, derzeit einen Anteil von 8,6 % an der Siedlungs- und Verkehrsfläche.<br />
Diese Erholungsflächen tragen in den Jahren 2009 bis 2012 in erheblichem Umfang<br />
(+ 25 Hektar pro Tag) zum Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche bei.<br />
3. Neben der Siedlungs- und Verkehrsfläche, die 13,5 % der Fläche Deutschlands einnimmt,<br />
beträgt zum Beispiel der Anteil der Landwirtschaftsfläche 52,2 %, der Anteil<br />
der Waldfläche 30,2 %.<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt 2013<br />
Technische Regel zu vollständig<br />
wasserdurchlässig<br />
befestigten Flächen<br />
Ende 2013 erschien nach 15 Jahren<br />
endlich die aktualisierte Fassung<br />
des FGSV MVV R2 [1]. Es ist das<br />
Merkblatt für Versickerungsfähige<br />
Verkehrsflächen, herausgegeben<br />
von der Forschungsgesellschaft für<br />
Straßen- und Verkehrswesen. Darin<br />
sind in Form einer Empfehlung Bauweisen<br />
aus Dränbeton und Asphalt<br />
ebenso thematisiert wie Pflasterflächen.<br />
Bemerkenswert ist, dass der<br />
zuvor für die Berechnung der maximalen<br />
<strong>Wasser</strong>durchlässigkeit rechnerisch<br />
erlaubte Abflussbeiwert von<br />
0,5 bei Pflasterflächen nun auf 0,3 –<br />
0,5 erweitert wurde. Das bedeutet,<br />
dass bei entsprechenden Materialien<br />
und Bauweisen von bis zu 70 %<br />
Versickerungsleistung einer befestigten<br />
Fläche ausgegangen werden<br />
darf, statt bisher von maximal 50 %.<br />
Dennoch: Selbst wenn 70 % des<br />
Bemessungsregens (270 L/s x ha)<br />
versickern, bleiben noch 30 % Abfluss,<br />
für die die Planer eine zusätzliche<br />
Entwässerung vorsehen (und<br />
die Bauherren bezahlen) müssen.<br />
Im einfachsten Fall kann das<br />
„direkt über die Schulter“ der befestigten<br />
Fläche in eine Wiese, d. h. in<br />
eine in Gefällerichtung unmittelbar<br />
anschließende Flächenversickerung,<br />
geschehen. Wo nicht genügend<br />
Grünfläche dafür vorhanden ist,<br />
wird ein Stauraum in Form einer<br />
oberflächig geformten Mulde oder<br />
einer unterirdisch geschaffenen Rigole<br />
angeordnet. Dieser Stauraum<br />
ergänzt oder ersetzt die begrünte<br />
Flächenversickerung. Doch zusätzlich<br />
zum Aufwand für Planung und<br />
Ausführung kommt in jedem Fall<br />
die Pflege bzw. Wartung der Versickerungsanlage<br />
hinzu – selbst wenn<br />
der Entwässerungsanteil im oben<br />
genannten Beispiel nur 30 % beträgt.<br />
Konsequent weiter gedacht<br />
wünscht man sich dann eine Flächenbefestigung,<br />
die 100 % Versickerung<br />
leistet – ohne zusätzlich erforderliche<br />
Entwässerung. Das reduziert den<br />
Herstellungs- und Unterhaltungsaufwand<br />
in beträchtlichem Maß.<br />
Hydraulische Sicherheit<br />
ohne zusätzliche Oberflächenentwässerung<br />
Wer das neue Merkblatt MVV genau<br />
studiert, findet eine Öffnungsklausel<br />
in Abschnitt 2.4. Ein geringerer<br />
Abflussbeiwert als 0,3 bei einer<br />
gepflasterten Fläche gilt demnach<br />
als regelkonform, wenn ein entsprechendes<br />
Gutachten für eine solche<br />
Bauweise vorliegt. Es gibt schon<br />
seit geraumer Zeit Pflastersysteme,<br />
die unter genau definierten Bedingungen<br />
dauerhaft und nachweisbar<br />
mehr als den geforderten Bemessungsregen<br />
von 270 L/s x ha durch<br />
Fugen und Bettung abführen und<br />
damit einen Abflussbeiwert von 0,0<br />
haben. Diese Systeme haben mit<br />
entsprechenden Pilotprojekten den<br />
Stand der Technik erweitert und<br />
dafür gesorgt, dass die technische<br />
Regel angepasst werden konnte.<br />
Gefordert wird konkret, dass<br />
„entsprechende Erfahrungen (z. B.<br />
Siedlungs- und Verkehrsfläche mit hohem<br />
V ersiegelungsanteil durch Gebäude. © König<br />
„Regenwasser<br />
muss schnell<br />
weg von der<br />
Oberfläche“<br />
war das Motto<br />
in den <strong>zur</strong>ückliegenden<br />
Jahrzehnten.<br />
© König<br />
▶ ▶<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 697
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Niederschlagswasserbehandlung mit ECOSAVE<br />
protect Pflaster systemen: Die Schadstoffe aus dem<br />
Niederschlagsabfluss werden in der Pflasterdecke<br />
festgehalten und gelangen nicht ins Grundwasser.<br />
© Godelmann/ Klostermann<br />
Auch auf solchen stark frequentierten Parkplätzen<br />
muss das Regenwasser vor Ort behandelt werden. Konventionelle<br />
wasserdurchlässige Pflasterbeläge dürfen<br />
daher nicht mehr eingesetzt werden. Systeme mit<br />
allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung (DIBt) sind<br />
Pflicht. © Godelmann/Klostermann<br />
wissenschaftliche Untersuchungen<br />
oder unabhängige, gutachterliche<br />
Stellungnahmen) vorliegen“, wenn<br />
geringere Abflussbeiwerte als 0,3 in<br />
Ansatz gebracht werden. Die durchlässig<br />
ausgebildeten Schichten des<br />
Oberbaus bringen in diesem Fall dauerhaft<br />
die gesamte hydraulische Leistung,<br />
auch wenn die Durch lässigkeit<br />
von Deck- und Trag schichten im Lauf<br />
der Zeit durch Verschmutzung abnehmen.<br />
Die Deckschicht, bestehend<br />
aus Stein + Fuge + Bettung<br />
muss dabei unbedingt nach den<br />
Bedingungen in der allgemeinen<br />
bauaufsichtlichen Zulassung (abZ)<br />
ausgeführt werden. Alle zehn Jahre<br />
ist dann, auch das steht in der<br />
Zu lassung, ein Nachweis über die<br />
Funktionstüchtigkeit zu führen.<br />
Reinigungsleistung im<br />
Vergleich zu bewachsenem<br />
Oberboden<br />
Soll Niederschlagswasser von Verkehrsflächen<br />
>300 Pkw/Tag in Oberflächengewässer<br />
oder Grundwasser<br />
gelangen, sind gemäß den Handlungsempfehlungen<br />
der DWA zum<br />
Umgang mit Regenwasser [2] Maßnahmen<br />
<strong>zur</strong> Reinigung nach dem<br />
Stand der Technik notwendig. „Da die<br />
belebte Bodenzone nicht näher definiert<br />
ist, lassen sich Anforderungen<br />
an den Stoffrückhalt nur schwer formulieren“,<br />
sagt Prof. Dr.-Ing. Carsten<br />
Dierkes von der FH Frankfurt/Main,<br />
Fachgebiet Siedungswasserwirtschaft.<br />
„Für wasserdurchlässige Flächenbeläge<br />
existiert die Möglichkeit einer<br />
allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung<br />
(abZ) des Deutschen Instituts<br />
für Bautechnik (DIBt) in Berlin.“ Um<br />
eine wasserrechtliche Erlaubnis <strong>zur</strong><br />
Einleitung zu erhalten, muss ein Eignungsnachweis<br />
des geplanten Verfahrens<br />
der zuständigen Behörde<br />
vorgelegt werden. Anlagen <strong>zur</strong> Reinigung<br />
des Oberflächenabflusses<br />
benötigen aus wasserrechtlicher<br />
Sicht einen Verwendbarkeitsnachweis<br />
wie die abZ. Sie beschreibt die<br />
Eignung eines Produkts oder Systems<br />
und dessen Voraussetzungen,<br />
wie auch dafür erforderliche Wartungsintervalle.<br />
Neu ist, dass die Deckschicht eines<br />
Pflastersystems die Reinigungsleistung<br />
übernimmt. Damit eignet sich<br />
diese Technik für die Versickerung von<br />
belastetem Oberflächenabfluss bei<br />
Verkehrsflächen, wie Wohn- und Erschließungsstraßen,<br />
Parkplätzen, öffentlichen<br />
Plätzen mit Kfz-Verkehr und<br />
vieles andere mehr. Wer glaubt, die<br />
Reinigungsleistung einer bewachsenen<br />
Bodenschicht würde damit nicht<br />
erreicht, muss bedenken, dass die geprüften<br />
Pflastersysteme aufgrund der<br />
klaren und anspruchsvollen Prüfvorgaben<br />
und der gleichbleibenden Materialqualität<br />
im Vorteil sind gegenüber<br />
natürlichem Boden mit wechselnder<br />
Zusammensetzung. Erst bei<br />
wenig durchlässiger Beschaffenheit<br />
erreicht Oberboden sein Optimum an<br />
Rei nigung. Gut durchlässiger Boden<br />
hingegen lässt ein relativ geringes Reinigungspotenzial<br />
vermuten. Hierzu<br />
wird selten ein Nachweis geführt, der<br />
Austausch des Materials nach Jahrzehnten<br />
so gut wie nicht er wogen. Bei<br />
einem Pflastersystem wäre, falls überhaupt<br />
erforderlich, Ausbau, Entsorgung<br />
und Einbau unkompliziert.<br />
Wirtschaftlichkeit,<br />
Sparpotenziale<br />
Vergleichbare Funktionalität vorausgesetzt,<br />
sind in der Regel wirtschaftliche<br />
Gründe ausschlaggebend für<br />
die Entscheidung zwischen verschiedenen<br />
Systemen. Dabei müssen<br />
jedoch nicht nur die einmaligen<br />
Investitionskosten, sondern auch<br />
die langfristigen Kosten zum Beispiel<br />
durch notwendige Wartungsarbeiten<br />
mit einkalkuliert werden.<br />
Dazu wurde von der Arcadis<br />
Deutschland GmbH eine Studie<br />
durchgeführt, in der die Wirtschaftlichkeit<br />
verschiedener in Deutschland<br />
häufig an gewendeter Entwässerungs-<br />
und Behandlungs -<br />
ver fahren verglichen wurde. Die<br />
Untersuchung geht aus von einem<br />
Musterparkplatz mit 107 Stell -<br />
flächen bei ca. 2400 m² Gesamtfläche.<br />
Die verschiedenen Varianten<br />
wurden bemessen, die Investitionsund<br />
Betriebskosten ermittelt und<br />
der Projektkostenbarwert für einen<br />
Betrachtungszeitraum von 50, 25<br />
und 10 Jahren berechnet.<br />
Bei der Gesamtwirtschaftlichkeit<br />
schneiden die Flächenbeläge am<br />
besten ab, da keine weiteren Investitionen<br />
<strong>zur</strong> Entwässerung und<br />
Niederschlagswasserbehandlung<br />
mehr erforderlich sind. Auch sind<br />
die Betriebskosten im Vergleich relativ<br />
gering. Bei hohen Gebühren,<br />
mit denen in Zukunft zu rechnen ist,<br />
wird das Ableiten in ein öffentliches<br />
Kanalnetz langfristig etwa 25 % teurer<br />
sein als die Flächenversickerung.<br />
Die Projektkostenbarwerte der Varianten<br />
„Mulden-Rigolen“ sowie<br />
„Schacht und Filterrinne“ liegen laut<br />
Studie um 14 – 30 % höher [3].<br />
Juni 2014<br />
698 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />
Anwendungsbeispiel DRAINSTON<br />
protect, Parkplatz eines Einkaufsmarktes<br />
in Burglengenfeld<br />
(Oberpfalz). © www.ecosave-protect.de<br />
Anwendungsbeispiel GEOSTON<br />
protect, Firmenparkplatz Scholz<br />
in Coesfeld (Münsterland).<br />
© www.ecosave-protect.de<br />
Anwendungsbeispiel APPIASTONgd<br />
protect, öffentliche Verkehrsflächen<br />
in Ladbergen (Tecklenburger<br />
Land). © www.ecosave-protect.de<br />
Fazit<br />
Halb so viel versiegeln als bisher ist<br />
erreichbar mit konsequentem Anwenden<br />
der novellierten, technischen<br />
Regel FGSV MVV R2. Material<br />
und Bauweise sind vorhanden bzw.<br />
bekannt und mit Systemen wie<br />
ECOSAVE protect bereits im Einsatz.<br />
Die hydraulische Sicherheit<br />
für eine vollständige Versickerung<br />
des Niederschlags, auch bei<br />
Starkregen ereignissen, ist gegeben.<br />
Das <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />
2009 zwingt uns darüber hinaus,<br />
den Stand der Technik anzuwenden,<br />
um den Schutz der Gewässer<br />
einschließlich Grundwasser zu gewährleisten.<br />
Allgemeine bauaufsichtliche<br />
Zulassungen, einzusehen<br />
auf www.ecosave-protect.de, sichern<br />
Planer und Bauherren haftungsrechtlich<br />
ab. Im Kosten vergleich<br />
zu anderen Entwässerungsvarianten<br />
mit vergleichbaren Funktionen<br />
schneiden das Regenwasser behandelnde<br />
Pflastersys teme bestens<br />
ab, was zu ihrer schnellen Verbreitung<br />
beitragen dürfte. Auf diesem<br />
Weg ist das ehrgeizige Ziel der<br />
Bundes regierung, bis zum Jahr<br />
2020 die tägliche Zunahme des<br />
Flächenverbrauchs in Deutschland<br />
zu halbieren, ver mutlich noch zu<br />
schaffen.<br />
Literatur<br />
[1] FGSV MVV R2, Merkblatt für Versickerungsfähige<br />
Verkehrsflächen, Hrsg.:<br />
Kommission Kommunale Straßen,<br />
Forschungsgesellschaft für Straßenund<br />
Verkehrswesen e. V. FGSV Verlag.<br />
Köln, 2013.<br />
[2] Merkblatt DWA-M 153: Handlungsempfehlungen<br />
zum Umgang mit<br />
Regenwasser. Hrsg.: Deutsche Vereinigung<br />
für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />
und Abfall e.V. Hennef, 2007.<br />
[3] Grund: <strong>Wasser</strong>. Das Themenmagazin<br />
für umweltbewusste Planer, Bauherren<br />
und Investoren. Dezentrale<br />
Regenwasserversickerung mit Grundwasserschutz,<br />
2014. www.ecosaveprotect.de<br />
Zum Autor:<br />
Dipl.-Ing. Klaus W. König lebt in Überlingen am<br />
Bodensee. Er ist Fachjournalist sowie von der<br />
Industrie- und Handelskammer Bodensee-<br />
Oberschwaben öffentlich bestellter und vereidigter<br />
Sachverständiger für Bewirtschaftung<br />
und Nutzung von Regenwasser. Schwerpunkte<br />
seiner Arbeit sind Vorträge und Veröffentlichungen<br />
<strong>zur</strong> ökologischen Haustechnik. Klaus<br />
W. König ist Vorstandsmitglied der Fachvereinigung<br />
Betriebs- und Regenwassernutzung<br />
„fbr“ in Darmstadt und Mitarbeiter im DIN-<br />
Ausschuss NA 119-05-08 AA <strong>Wasser</strong>recycling/<br />
Regenwasser- und Grauwassernutzung. Seit<br />
2011 lehrt er Regenwasserbewirtschaftung in<br />
englischer Sprache an der Universität Stuttgart<br />
und an der Hochschule Reutlingen.<br />
Kontakt:<br />
Klaus W. König,<br />
Sachverständigen- und Fachpressebüro,<br />
Jakob-Kessenring-Straße 38,<br />
D-88662 Überlingen,<br />
Tel. (07551) 61305,<br />
www.klauswkoenig.com<br />
Anwendungsbeispiel CITYSTON-gd protect, Parkplatz<br />
und Zufahrt eines Hotels in Attendorn (Sauerland).<br />
© www.ecosave-protect<br />
Einbau von Frostschutzund<br />
Tragschicht bei einem<br />
Firmengelände in Berlin. © König<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 699
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Gebündeltes Wissen auf 134 Seiten<br />
Technischer Katalog <strong>zur</strong> Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser<br />
Die Anforderungen an die dezentrale<br />
Versickerung von Regenwasser<br />
sowie eine ökologisch sinnvolle<br />
Bewirtschaftung nehmen stetig<br />
zu. Um Entscheider, Planer und<br />
Ausführende dabei fachlich zu unterstützen,<br />
präsentiert Graf den<br />
neuen Technischen Katalog „Versickerung<br />
und Rückhaltung von Regenwasser“.<br />
Der Katalog, gegliedert<br />
in acht Kapitel, enthält neben thematischen<br />
Produktinformationen<br />
anschauliche Anwendungsbeispiele,<br />
zahlreiche Tipps <strong>zur</strong> Dimensionierung<br />
und Planung von Systemen<br />
<strong>zur</strong> Versickerung und Rückhaltung<br />
von Regenwasser sowie Hinweise<br />
zu relevanten Gesetzen, Normen<br />
und Richtlinien. Das Kompendium<br />
ist somit sowohl Grundlagenlektüre<br />
für Themeneinsteiger als auch<br />
Nachschlagewerk für erfahrene Experten.<br />
Mit einer anschaulichen Systemübersicht<br />
führt Graf in die Produktbereiche<br />
ein. Auf einen Blick werden<br />
die Systemkomponenten übersichtlich<br />
dargestellt. Das Graf EcoBloc<br />
Inspect Rigolensystem kann in Verbindung<br />
mit dem neuen Vario 800<br />
Schachtsystem projektspezifisch<br />
angepasst werden. Zur Regenrückhaltung<br />
bietet Graf neben EcoBloc<br />
Inspect den Flachtank Platin und<br />
den Erdtank Carat bis zu einem<br />
Rückhaltevolumen von 100 000 L<br />
an.<br />
Neben Abbildungen und Informationen<br />
zum Produkt ergänzen<br />
detaillierte technische Daten, Anwendungsbeispiele<br />
und Maßskizzen<br />
die Produktvorstellung. Als Komplettanbieter<br />
im Bereich Regenwassermanagement<br />
enthält der<br />
Katalog auch detaillierte Informationen<br />
über Komponenten wie Abdeckungen,<br />
Filter und Schächte.<br />
Die im Katalog abgebildeten<br />
Webcodes führen den Nutzer auf<br />
der Webseite www.graf-online.de<br />
zu weiteren Informationen. Einbauanleitungen,<br />
Maßskizzen und Ausschreibungstexte<br />
können direkt<br />
heruntergeladen werden.<br />
Die im Katalog als Kopiervorlage<br />
enthaltenen Bemessungsbögen für<br />
Versickerungs- und Retentionsanlagen<br />
bieten für Planer und Ausführende<br />
ebenfalls einen deutlichen<br />
Mehrwert. Diese können, mit den<br />
projektspezifischen Daten ausgefüllt,<br />
kostenfrei <strong>zur</strong> Bemessung an<br />
Graf gesendet werden.<br />
Gebündeltes Wissen <strong>zur</strong> Versickerung<br />
und Rückhaltung von Regenwasser.<br />
Kostenlose Anforderung bei:<br />
Otto Graf GmbH,<br />
Tel. (07641) 589-66,<br />
E-Mail mail@graf.info<br />
Zum Download:<br />
www.graf-online.de<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 2.indd 1 3.9.2012 15:24:16<br />
Juni 2014<br />
700 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Vom Bächle zum Strom<br />
<strong>Wasser</strong> und Energie<br />
29. BWK Bundeskongress<br />
© Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG/Foto: D. Schoenen<br />
Freiburg im Breisgau<br />
Stadthotel Freiburg KOLPING HOTELS & RESORTS<br />
18. – 20. September 2014<br />
18. September 2014<br />
Bundesversammlung<br />
Eröffnungsveranstaltung<br />
19. September 2014<br />
Fachforen:<br />
• Klimawandel und Energiewende<br />
• Starkregen und Überflutungsvorsorge<br />
• Einleitungen von Misch- und Niederschlagswasser<br />
• Das Junge Forum im BWK<br />
Begleitet werden die Veranstaltungen von einer Fachausstellung am 18. und<br />
19. September sowie zwei ganz besonderen Abendveranstaltungen über den<br />
Dächern Freiburgs und im Winzerkeller in Staufen im Münstertal. Zudem erwartet<br />
Sie ein attraktives Rahmenprogramm mit einer Besichtigung der historischen Altstadt<br />
von Freiburg und einem Ausflug in die herrliche Landschaft des Naturparkes<br />
Südschwarzwald. Abgerundet wird der Kongress mit einem Besuch bei der Firma<br />
Herrenknecht, dem Weltmarktführer bei der Herstellung von Tunnelbohrmaschinen.<br />
Bitte merken Sie sich diesen Termin schon heute vor.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
Weitere Informationen: www.bwk-bund.de
| FOKUS<br />
|<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
DIBt-Bauartzulassungen erteilt<br />
ENREGIS/Vivo® Channel – eine Niederschlagswasserbehandlungsanlage<br />
als vollwertige Alternative <strong>zur</strong><br />
belebten Bodenzone/Mulde.<br />
Im Februar erteilte das Deutsche<br />
Institut für Bautechnik, DIBt-Berlin<br />
der Enregis GMBH für den ENREGIS/<br />
Vivo® Channel die bauaufsichtliche<br />
Zulassung. Das ENREGIS/X-Box®/<br />
ENREGIS/Controlbox® System erhielt<br />
diese Bauartzulassung des DIBt bereits<br />
Ende des letzten Jahres.<br />
Die DIBt-Zulassungen ermöglichen<br />
es den Planungsbüros nun, die<br />
Systeme ohne aufwendige Einzelzulassung,<br />
regelkonform standardmäßig<br />
in alle bundesweiten Projekte<br />
einzusetzen. Somit wurde ein weiterer<br />
Schritt in eine nachhaltige, dezentrale<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft getätigt.<br />
Der ENREGIS/Vivo® Channel kann<br />
nun als vollwertige Alternative zu<br />
einer Niederschlagswasserbehandlungsanlage<br />
alternativ zu der belebten<br />
Bodenzone/Mulde eingesetzt<br />
werden.<br />
Das System selbst baut auf einer<br />
mehrstufigen Hochleistungssubstrattechnik,<br />
die auch bereits in unterirdischen<br />
Biofiltrationsstufen zum<br />
Einsatz gelangt, auf.<br />
Das gereinigte Ablaufwasser von<br />
stark frequentierten Park- und Verkehrsflächen,<br />
wie z. B. P+R Plätze,<br />
Einkaufszentren, Autobahnen und<br />
Flughäfen, kann nun entweder direkt<br />
unterhalb des Rinnenkörpers<br />
versickern oder durch Ableitung einer<br />
zentralen Versickerungsanlage<br />
oder direkt einem Vorfluter zugeführt<br />
werden. Mit einem Anschlussgrad<br />
von 15 m² Fläche pro laufendem<br />
Meter Rinnensystem stellt das<br />
System in der Ausführung 300 mm<br />
eine der leistungsfähigsten Systeme<br />
dieser Art dar.<br />
Das ENREGIS/X-Box® / ENREGIS/<br />
Controlbox® System ist speziell für<br />
den Einsatz in großdimensionierten<br />
Regenwasserversickerungen bzw.<br />
Rückhaltungen konzipiert. Es ist<br />
hochbelastbar und verfügt über<br />
einen groß dimensionierten Spülbzw.<br />
Inspektionskanal.<br />
Die Geometrie der Systeme kann<br />
auf alle Anforderungen des Projekts<br />
angepasst werden. Die hohe Speicherkapazität<br />
von 95 % und die Flexibilität<br />
der Systeme in der Höhe, Breite<br />
und Länge erlauben den Aufbau<br />
großer Volumen in großen Tiefen, in<br />
der Nähe der Oberfläche oder sogar<br />
unter Parkflächen und Straßen. „Das<br />
Deutsche Institut für Bautechnik bestätigt<br />
mit der Bauartzulassung nun<br />
auch von offizieller Seite die hohe<br />
Zuverlässigkeit unserer Regenwasserversickerungs-<br />
und -behandlungssysteme.<br />
Das gibt unseren<br />
Kunden, neben den hohen ENRE-<br />
GIS-Qualitätsstandards, zusätzliche<br />
Sicherheit bei der Verwendung der<br />
Produkte aus unserem Hause“, begrüßt<br />
Geschäftsführer Andreas P.<br />
Amft die Zulassung durch das DIBt<br />
Berlin.<br />
Kontakt:<br />
ENREGIS GmbH,<br />
Lockweg 83,<br />
D-59846 Sundern,<br />
Tel. (02933) 98368-0,<br />
Fax (02933) 98368-16,<br />
E-Mail: info@enregis.de,<br />
www.enregis.de<br />
Ihre Hotlines für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Redaktion<br />
Mediaberatung<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />
Inge Spoerel, München<br />
Telefon +49 89 2035366-33 Telefon +49 89 2035366-22<br />
Telefax +49 89 2035366-99 Telefax +49 89 2035366-99<br />
e-mail: ziegler@di-verlag.de<br />
e-mail: spoerel@di-verlag.de<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen<br />
Anzeigenverwaltung<br />
Leserservice <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Brigitte Krawczyk, München<br />
Postfach 9161, 97091 Würzburg Telefon +49 89 2035366-12<br />
Telefon +49 931 4170-1615 Telefax +49 89 2035366-99<br />
Telefax +49 931 4170-494<br />
e-mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
e-mail: leserservice@di-verlag.de<br />
Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />
Juni 2014<br />
702 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
NETZWERK WISSEN<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
© Siemens Stiftung<br />
Die Siemens Stiftung im Porträt<br />
• Gegen den Mangel – intelligente Technik und Sozialunternehmertum<br />
• Ein Modell für mehr Lebensqualität – das Projekt Safe Water Enterprise<br />
• Ein Feuerwerk guter Ideen – der empowering people.Award<br />
Aktuelle Projekte und Ergebnisse<br />
Wenn Sonne Salz- und Brackwasser in Trinkwasser verwandelt<br />
Bakterienfreies <strong>Wasser</strong> ganz nebenbei – der Jompy Water Boiler<br />
ECAR: Innovative <strong>Wasser</strong>sanierung reinigt arsenhaltiges <strong>Wasser</strong><br />
Trinkwasser- und Energieerzeugung in einem - der SunSaluter<br />
• Permafunnell: integrierter Trichter in Handpumpen beugt <strong>Wasser</strong>verlust vor
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Gegen den Mangel<br />
Intelligente Technik und Sozialunternehmertum<br />
Mehr als 800 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. <strong>Wasser</strong> ist überlebensnotwendig<br />
– und zugleich eine begrenzte Ressource. Es gehört zu den drängendsten Herausforderungen unserer<br />
Zeit, dieses Ungleichgewicht auszubalancieren, damit auch in klimatisch benachteiligten und zumeist<br />
armen Regionen der Erde Trinkwasser in ausreichender Menge und Qualität bereitsteht. Im Interview mit<br />
<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> erläutert Rolf Huber, geschäftsführender Vorstand der Siemens Stiftung, warum einfache<br />
technische Lösungen und sozialunternehmerische Ansätze hier einen wichtigen Vorschub leisten können.<br />
Der erste Save-Water-Kiosk in Kenia. © Siemens Stiftung<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Huber, die Siemens Stiftung<br />
kümmert sich um das Thema Grundversorgung<br />
in Entwicklungs- und<br />
Schwellenländern. Hat <strong>Wasser</strong> hier<br />
einen besonderen Stellenwert?<br />
Huber: Auf jeden Fall! <strong>Wasser</strong> ist<br />
existenziell, kein Leben ohne <strong>Wasser</strong>.<br />
Insbesondere in Entwicklungsund<br />
Schwellenländern sterben laut<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />
Jahr für Jahr mehr Kinder unter fünf<br />
Jahren durch den Verzehr verschmutzten<br />
Trinkwassers, als an Aids,<br />
Malaria und Masern zusammen. Insofern<br />
ist <strong>Wasser</strong>versorgung neben<br />
anderen Themen auch einer der<br />
Schwerpunkte unserer Stiftungsarbeit<br />
im Bereich Basic Needs und<br />
Social Entrepreneurship.<br />
<strong>gwf</strong>: Warum engagieren Sie sich als<br />
Stiftung in einem Bereich, der doch<br />
eigentlich eine staatliche Versorgungsaufgabe<br />
ist?<br />
Huber: Der Bedarf an sauberem<br />
Trinkwasser ist hoch und nimmt<br />
besonders in Entwicklungs- und<br />
Schwellenländern zu, wo die Bevölkerung<br />
stetig wächst. Zwar wurden<br />
im Rahmen der Millenniumsziele<br />
viele Verbesserungen erzielt, aber<br />
die Aufgabe ist zu groß, als dass sie<br />
in absehbarer Zeit nachhaltig gelöst<br />
werden könnte. Das betrifft vor<br />
allem auch die Qualität von Trinkwasser,<br />
wenn <strong>Wasser</strong> überhaupt<br />
vorhanden ist. Infrastrukturen sind<br />
in vielen Regionen rar oder sie befinden<br />
sich in einem sehr schlechten<br />
Zustand. Das gilt nicht nur für<br />
<strong>Wasser</strong>leitungen, sondern auch für<br />
<strong>Abwasser</strong>- und andere Entsorgungssysteme,<br />
was wiederum <strong>zur</strong> Verschmutzung<br />
des Trinkwassers führt.<br />
Viele Menschen sind abhängig von<br />
Oberflächenwasser wie verschmutzten<br />
Flüssen oder Seen. Nach wie vor<br />
sind in der Regel weder öffentliche,<br />
noch private Akteure in der Lage,<br />
diesen Missstand zu beseitigen und<br />
den Trinkwasserbedarf zu decken –<br />
deswegen ist das Engagement von<br />
NGOs und Stiftungen wichtig.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie können sie helfen?<br />
Huber: Sie können Übergangslösungen<br />
bieten, bis größere Infrastrukturprojekte,<br />
zum Beispiel seitens<br />
des Staates, realisiert werden.<br />
Das Ziel unserer Projekte ist es,<br />
funktionierende Modelle <strong>zur</strong> Trinkwasserversorgung<br />
in einzelnen Gemeinden<br />
zu entwickeln, welche in<br />
Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren<br />
repliziert werden können.<br />
Damit diese Ansätze nachhaltig wirken,<br />
verknüpfen wir in unseren<br />
Projekten den Einsatz einfacher<br />
Techniklösungen mit Trainings und<br />
einem unternehmerischen Ansatz.<br />
<strong>gwf</strong>: Was heißt das konkret?<br />
Huber: Einfache technische Lösungen<br />
können Probleme in der Grundversorgung<br />
beheben und Menschen<br />
befähigen, die Situation ihrer Familie<br />
und ihres sozialen Umfelds zu<br />
verbessern. In unseren Projekten<br />
kombinieren wir technische Innovationen<br />
mit Trainings und sozialunternehmerischem<br />
Vorgehen: Trainings<br />
vermitteln den Menschen die<br />
Fertigkeiten, mit der Technik umzugehen<br />
und ihre Zukunft selbst zu<br />
gestalten; unternehmerische Impulse<br />
helfen den Menschen, sich selbst<br />
tragende Strukturen aufzubauen und<br />
dauerhaft auf die gesellschaftlichen<br />
Bedürfnisse zu reagieren. Die Erfahrung<br />
zeigt uns, dass dieser<br />
Dreiklang aus Technik, Training und<br />
Sozialunternehmertum eine nachhaltige<br />
Wirkung entfalten kann.<br />
<strong>gwf</strong>: Können Sie Beispiele nennen?<br />
Huber: Ein Schwerpunkt unserer<br />
Arbeit liegt aktuell auf dem „Safe<br />
Water Enterprise“ Modell. Hierbei<br />
handelt es sich um eine Kiosklösung<br />
für <strong>Wasser</strong>filtration, die wir<br />
derzeit mit verschiedenen Partnern<br />
in Ostafrika umsetzen. Wir bilden<br />
Kleinunternehmer dazu aus, diese<br />
Juni 2014<br />
704 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>filteranlagen eigenständig zu<br />
betreiben. Auf diese Weise sichert<br />
ein einzelner <strong>Wasser</strong>kiosk nicht nur<br />
die Trinkwasserversorgung für etwa<br />
500 Familien, sondern auch das<br />
Auskommen der Betreiber und ihrer<br />
Familien und bietet neue Verdienstmöglichkeiten<br />
in der Gemeinde.<br />
Aber auch andere Projekte haben<br />
Trinkwasserkomponenten wie etwa<br />
die solarbetriebenen Energiestationen<br />
WE!Hubs, die eine <strong>Wasser</strong>entkeimungsanlage<br />
enthalten. Sie arbeiten<br />
unabhängig vom Stromnetz<br />
und sorgen insbesondere in ländlichen<br />
Gebieten Afrikas zuverlässig<br />
für Zugang zu erneuerbarer Energie<br />
und sauberem Trinkwasser. Die<br />
nachhaltige Versorgung mit Trinkwasser<br />
ist darüber hinaus Kern<br />
einiger unserer Projekte in Lateinamerika,<br />
zum Beispiel in Peru oder<br />
in Kolumbien.<br />
<strong>gwf</strong>: Mitte vergangenen Jahres haben<br />
Sie den internationalen Wettbewerb<br />
„empowering people. Award“ ausgelobt.<br />
Was war der Zweck?<br />
Huber: Nach unserer Erfahrung sind<br />
Techniklösungen, die unter lokalen<br />
Rahmenbedingungen einsetzbar<br />
sind, die Voraussetzung für eine<br />
bessere Versorgung. Das erfordert<br />
ein dauerndes Screening nach neuen<br />
Ansätzen, praxiserprobten Lösungen<br />
und viel versprechenden<br />
Trends. Der Wettbewerb hatte zum<br />
Ziel, einfache technische Lösungen<br />
und Produkte zu identifizieren, die<br />
es den Menschen ermöglichen, ihre<br />
Grundversorgung aus eigener Kraft<br />
zu verbessern. Ein wichtiges Bewertungskriterium<br />
war auch die<br />
Eignung der Lösungen für unternehmerische<br />
Modelle in Bezug auf<br />
Fertigung, Vertrieb oder Service, um<br />
keine dauerhafte Abhängigkeit von<br />
Spenden zu erzeugen.<br />
Die nachhaltige Versorgung mit Trinkwasser in Lateinamerika und Afrika ist Kern einiger<br />
Projekte der Siemens Stiftung. © Siemens Stiftung<br />
Zur Person<br />
<strong>gwf</strong>: Welche Rolle hat das Thema<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung hier gespielt?<br />
Huber: Der Wettbewerb hatte insgesamt<br />
sieben Kategorien. „<strong>Wasser</strong><br />
und <strong>Abwasser</strong>“ war eine davon, und<br />
wir haben hier zahlreiche sehr gute<br />
und sofort einsatzfähige Ideen erhalten.<br />
Wie virulent das Thema <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
ist, lässt sich auch<br />
anhand der Zahlen ablesen: Von insgesamt<br />
etwa 800 Einreichungen entfielen<br />
auf die Kategorie <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong><br />
rund ein Viertel. Dabei gab<br />
es eine große Bandbreite an Lösungen:<br />
Von der <strong>Wasser</strong>reinigung für<br />
kleine Mengen im Haushalt bis hin<br />
<strong>zur</strong> Filtration für ganze Gemeinden.<br />
„Wir wollen Menschen dabei unterstützen,<br />
ihr Leben eigenständig und<br />
würdevoll zu gestalten.“<br />
Rolf Huber absolvierte sein Magisterstudium<br />
der Amerikanischen<br />
Kulturgeschichte, Politischen Wissenschaften<br />
und Kommunikationswissenschaft<br />
an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
in München und<br />
der University of North Carolina,<br />
USA. Bevor er 1989 in die Siemens<br />
AG eintrat und verschiedene Funktionen in den Bereichen Pressearbeit,<br />
Public Relations und Marketing sowie Personalentwicklung<br />
in den internationalen Kommunikationsabteilungen des Unternehmens<br />
ausübte, war er mehrere Jahre als Journalist tätig.<br />
Von 2009 bis 2012 war Rolf Huber für die externe und interne<br />
Kommunikation sowie die Regierungsbeziehungen des Unternehmens<br />
auf dem afrikanischen Kontinent verantwortlich und lebte in<br />
Johannesburg, Südafrika. Dieser Aufgabenbereich umfasste auch die<br />
Corporate-Social-Responsibility-Projekte des Unternehmens in Afrika<br />
mit den Schwerpunkten Bildung, Waisenhäuser und HIV-Vorbeugung.<br />
Seit Oktober 2012 ist Rolf Huber geschäftsführender Vorstand der<br />
Siemens Stiftung.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 705
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Auch die Messung von Schadstoffen<br />
und die Reinigung von giftigen<br />
Mineralien hat zum Beispiel eine<br />
Rolle gespielt. Fünf der 23 Preisträger<br />
kommen aus der Kategorie<br />
<strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong>. Interessant<br />
ist auch die häufige Kombination<br />
des Themas <strong>Wasser</strong> mit Energieoder<br />
Gesundheitslösungen.<br />
Grundversorgung und Social Entrepreneurship auf einen Blick<br />
<strong>gwf</strong>: Was passiert jetzt mit diesen<br />
vielen guten Ansätzen?<br />
Huber: Ein nächster Schritt wird<br />
sein, die Gewinner aus sämtlichen<br />
Kategorien aktiv bei der Verbreitung<br />
ihrer Erfindungen zu unterstützen,<br />
und deren praktischen<br />
Einsatz durch den Aufbau eines<br />
„empowering people. Network“ zu<br />
<strong>Wasser</strong> und Energie, Umwelt und Ertragswirtschaft,<br />
Sozialunternehmertum<br />
und Wissenstransfer – das sind die<br />
wichtigsten Schlagworte im Bereich<br />
Grundversorgung und Social Entrepreneurship<br />
der Siemens Stiftung. Hier<br />
werden Projekte mit der Zielsetzung<br />
identifiziert und initiiert, diese gemeinsam<br />
mit Kooperationspartnern aus Politik,<br />
Wirtschaft und Zivilgesellschaft<br />
weiterzuentwickeln und zu verbreiten.<br />
Gefördert werden lokale Eigeninitiativen<br />
mit dem Ziel der finanziellen Selbstständigkeit.<br />
Es gilt, mithilfe technischer<br />
Lösungen existenzielle Versorgungsdefizite<br />
in den Bereichen <strong>Wasser</strong>, Energie<br />
und Abfallmanagement abzubauen, um<br />
somit ein menschenwürdiges Leben zu<br />
ermöglichen. Hauptanliegen ist dabei<br />
die Maximierung des ‚Community Impacts‘,<br />
das heißt die Verbesserung der<br />
Lebensqualität und der sozialen Strukturen<br />
insgesamt. Dies wird vor allem<br />
auch durch Trainings unterstützt.<br />
Sozialunternehmer spielen in diesem<br />
Zusammenhang eine wichtige Rolle. Die<br />
finanzielle Gewinnerzielung stellt für<br />
Social Entrepreneure vor allem ein Mittel<br />
<strong>zur</strong> Umsetzung sozialer Ziele dar, ihre<br />
unternehmerische Tätigkeit zahlt langfristig auf den positiven Wandel einer Gesellschaft<br />
ein. Mit ihren nachhaltigen Geschäftsmodellen können sie die Grundversorgung<br />
in Entwicklungs- und Schwellenländern verbessern und Menschen in die Lage versetzen,<br />
am wirtschaftlichen und sozialen Leben aktiver teilzunehmen.<br />
Darüber hinaus unterstützt die Siemens Stiftung Netzwerke, die den interregionalen<br />
Wissenstransfer im Bereich Sozialunternehmertum fördern, um so bewährte Ansätze für<br />
technische Lösungen <strong>zur</strong> Grundversorgung auf lokale Gegebenheiten anpassen zu können.<br />
Um diesen Wissenstransfer zu ermöglichen, werden Methoden und Wirkungsweisen<br />
der Projekte analysiert – Sozialunternehmern, Anwendungsexperten und akademischen<br />
Partnern stehen Forschungs- und Austauschmöglichkeiten sowie Plattformen für<br />
Kooperationen <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.siemens-stiftung.org<br />
© Siemens Stiftung<br />
Mithilfe technischer Lösungen existenzielle<br />
Versorgungsdefizite in den Bereichen <strong>Wasser</strong>,<br />
Energie und Abfallmanagement abzubauen<br />
und ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen,<br />
sind Ziele der Siemens Stiftung.<br />
fördern. Auch viele der Einreichungen,<br />
die nicht gewonnen haben,<br />
wurden von unserem Evaluierungsteam<br />
positiv bewertet und bieten<br />
ein wertvolles Potenzial für die<br />
Verbesserung der Grundversorgung.<br />
Deshalb entsteht <strong>zur</strong>zeit als Basis<br />
des Netzwerks eine Datenbank, in<br />
der die besten technischen Lösungen<br />
dokumentiert werden. Ziel ist<br />
es, Transparenz in Bezug auf intelligente,<br />
einfach einsetzbare Lösungen<br />
zu schaffen und relevante<br />
Partner der Entwicklungsarbeit auf<br />
dieses Potenzial aufmerksam zu<br />
machen.<br />
<strong>gwf</strong>: Die Lösungen kommen also jetzt<br />
nicht einfach in ein Archiv ...?<br />
Huber: Nein, ganz bestimmt nicht!<br />
Wir haben die Erfinder ja nicht motiviert,<br />
ihre Ideen ein<strong>zur</strong>eichen, um<br />
sie nach der Preisverleihung wieder<br />
verschwinden zu lassen. Im Gegenteil:<br />
Bei unseren Projekten ist uns oft<br />
aufgefallen, dass es einen bestimmten<br />
Bedarf gibt vor Ort, den Partnern<br />
dort aber das Wissen zu entsprechenden<br />
Lösungen oder der<br />
Kontakt zu anderen Akteuren fehlt.<br />
Den Erfindern wiederum fehlen oftmals<br />
die organisatorische Erfahrung<br />
und das unternehmerische Knowhow<br />
als Voraussetzung für den<br />
nachhaltigen Einsatz ihrer Lösungen.<br />
Mit dem „empowering people. Network“<br />
möchten wir deshalb Dialog<br />
und Austausch fördern, Wissenstransfer<br />
ermöglichen und Partnerschaften<br />
initiieren. Über ein aktives<br />
Netzwerk können Erfinder, Anwender,<br />
Sozialunternehmer und Investoren<br />
leichter zusammenfinden, damit<br />
die Innovationen auch dort ankommen,<br />
wo sie wirklich gebraucht<br />
werden.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Huber, vielen Dank für das<br />
Interview.<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
Siemens Stiftung<br />
Kaiserstraße 16, 80801 München<br />
Tel.: 089/540 487-0<br />
Email: info@siemens-stiftung.org<br />
www.siemens-stiftung.org<br />
Juni 2014<br />
706 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
Ein Modell für mehr Lebensqualität<br />
Das Projekt Safe Water Enterprise<br />
Safe Water Enterprises (SWE) sind <strong>Wasser</strong>stationen, die derzeit in abgelegenen Regionen Afrikas die nachhaltige<br />
Versorgung mit sauberem Trinkwasser unterstützen und Fortschritte bei Gesundheit und Hygiene erzielen<br />
sollen. Zugleich stoßen sie unternehmerische Aktivitäten an und schaffen neue Verdienstmöglichkeiten für die<br />
lokale Bevölkerung.<br />
Herzstück der <strong>Wasser</strong>stationen<br />
ist ein Filter aus Membranfasern,<br />
entwickelt von der SkyJuice Foundation.<br />
Er verwandelt verschmutztes<br />
<strong>Wasser</strong> aus Flüssen, Seen oder<br />
Brunnen in Trinkwasser, läuft ohne<br />
Strom und produziert bis zu 1000<br />
Liter Trinkwasser pro Stunde. Um ihr<br />
langfristiges Funktionieren zu gewährleisten,<br />
legt die Siemens Stiftung<br />
ein besonderes Augenmerk<br />
darauf, die SWEs in lokale Strukturen<br />
zu intergieren. Dafür müssen Behörden,<br />
Dorfoberste und Gemeindegremien<br />
rechtzeitig eingebunden<br />
und die Technik an die lokalen Anforderungen<br />
angepasst werden. Vor<br />
diesem Hintergrund sind verschiedene<br />
Kioskmodule entstanden, die<br />
gemeinsam mit dem Filter eine sofort<br />
einsetzbare Komplettlösung bieten.<br />
Lokal ansässige Kleinunternehmer<br />
betreiben die <strong>Wasser</strong>stationen:<br />
Das gereinigte <strong>Wasser</strong> verkaufen sie<br />
zu einem erschwinglichen Preis; durch<br />
die Einnahmen können sie ihren Lebensunterhalt<br />
bestreiten. Im Gegenzug<br />
sorgen sie eigenverantwortlich<br />
für die Instandhaltung und Wartung<br />
der Filteranlage. Die Stationsmanager<br />
erhalten dafür die notwendigen<br />
technischen und unternehmerischen<br />
Schulungen. Gemeinsam mit der<br />
kenianischen Kenyatta University hat<br />
die Siemens Stiftung ein Training für<br />
Kleinunternehmer entwickelt, das<br />
zum einen die Kioskmanager, zum<br />
anderen aber auch weitere Kleinunternehmer<br />
aus der Gemeinde einbindet,<br />
um so möglichst viele Menschen<br />
in ihrer Tätigkeit zu unterstützen.<br />
Der gesamten Gemeinde stehen<br />
außerdem Trainings zu Gesundheit<br />
und Hygiene offen, die das Verständnis<br />
über sauberes Trinkwasser und<br />
gesunde Lebensweisen stärken.<br />
Die Kombination aus erprobter<br />
Technik, sozialunternehmerischen<br />
Impulsen und Trainings sorgt dafür,<br />
dass das Projekt nachhaltig funktioniert.<br />
Die Siemens Stiftung arbeitet<br />
daran, dieses Modell so auszubauen,<br />
dass es sich als Standard einsetzen<br />
lässt. Zurzeit erprobt die Stiftung mit<br />
verschiedenen Partnern unterschiedliche<br />
Betreibermodelle, die jedoch alle<br />
auf eine dezentrale Eigentümerschaft<br />
setzen. In den meisten Fällen werden<br />
die Kleinunternehmen von sogenannten<br />
Community Based Organizations<br />
geführt, also von Zusammenschlüssen<br />
auf Gemeinde-Ebene vor Ort.<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
www.siemens-stiftung.org/swe<br />
Christine Weyrich,<br />
christine.weyrich@siemens-stiftung.org<br />
Das Safe Water Enterprise auf einen Blick:<br />
Mit einfachen Mitteln helfen die <strong>Wasser</strong>kioske tausenden Menschen in abgelegenen Regionen.<br />
Technologie<br />
SkyJuice Foundation<br />
Fortbildungen<br />
Siemens Stiftung<br />
und weitere Partner<br />
Finanzielle Mittel<br />
Siemens Stiftung<br />
und weitere Partner<br />
Zeit und Know-how<br />
Alle beteiligten<br />
Partner<br />
Sicheres Trinkwasser<br />
für 500 Familien<br />
Lebensunterhalt<br />
für den Kioskbetreiber<br />
Unternehmerische<br />
Chancen<br />
für die ganze Gemeinde<br />
Weiterbildung zu<br />
Gesundheit und<br />
Unternehmertum<br />
für die ganze Gemeinde<br />
Integration in die<br />
örtlichen Strukturen<br />
durch Partner vor Ort<br />
Gesünderes Leben<br />
Geringere Ausgaben für Medikamente<br />
Weniger Fehlzeiten in Schule und Arbeit<br />
Zeitersparnis beim <strong>Wasser</strong>holen<br />
© Siemens Stiftung<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 707
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Bei der Preisverleihung<br />
in<br />
Nairobi.<br />
© Siemens Stiftung<br />
Ein Feuerwerk guter Ideen<br />
Der empowering people. Award<br />
Mit einem weltweit ausgelobten Wettbewerb ist es der Siemens Stiftung gelungen, einfache und gleichzeitig<br />
intelligente technische Lösungen zu finden, die Menschen in die Lage versetzen, ihr tägliches Leben zu verbessern.<br />
Erfinder, Ingenieure, Praktiker aus der Entwicklungszusammenarbeit, geniale Tüftler – sie alle waren<br />
aufgefordert, ihre erprobten Lösungen in den Kategorien <strong>Wasser</strong> & <strong>Abwasser</strong>, Energie, Ernährung & Landwirtschaft,<br />
Abfallmanagement & Recycling, Gesundheit, Wohnen & Bauen sowie Informations- & Kommunikationstechnologie<br />
ein<strong>zur</strong>eichen. Die Beteiligung übertraf alle Erwartungen, die Einreichungen sind ein wahrer<br />
Fundus an praktikablen Ideen für die Verbesserung der Grundversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern.<br />
Auf der Preisverleihung in Nairobi standen die Gewinner im Mittelpunkt; im nächsten Schritt werden<br />
jetzt die besten technischen Lösungen aus allen Einreichungen in einer Datenbank öffentlich gemacht.<br />
Der Moment, in dem die Begeisterung<br />
übersprang, kam am<br />
Nachmittag vor der Bekanntgabe<br />
der Preisträger: Während der „Spotlight<br />
on Solutions“ Session hatten<br />
die Erfinder genau drei Minuten<br />
Zeit, ihre technischen Lösungen<br />
und deren konkreten Nutzen zu erklären.<br />
Von den Scheinwerfern hell<br />
erleuchtet, präsentierten die Erfinder<br />
ihre Produkte auf der Bühne: Die<br />
Brille, die nur einen Dollar kostet<br />
und das Leben von Millionen Menschen<br />
mit Sehschwächen verändern<br />
kann, den Biogas-Rucksack, mit<br />
dem die Bewohner abgelegener<br />
Dörfer endlich Gas für den Kocher<br />
oder für die Beleuchtung zu ihrem<br />
Haus transportieren können, oder<br />
die Fischzucht, die in alten Schiffscontainern<br />
betrieben wird – und all<br />
die anderen verblüffenden Ideen.<br />
„Den Erfindern war die Begeisterung<br />
anzumerken, mit der sie an<br />
ihren Lösungen arbeiten und Menschen<br />
helfen wollen. Die einfachen,<br />
aber genialen Ideen sind richtig<br />
greifbar geworden und haben das<br />
Publikum förmlich mitgerissen“, so<br />
Carola Schwank. Sie leitet bei der<br />
Siemens Stiftung den „empowering<br />
people. Award“, der im Oktober<br />
2013 erstmals verliehen wurde.<br />
Bei der Preisverleihung in Nairobi<br />
zeichnete die Jury jene Erfinder aus,<br />
deren Produkte dank unkomplizierter<br />
Technik und preiswerter<br />
Herstellung das Potenzial haben,<br />
das Leben von vielen Millionen<br />
Menschen zu verändern. Die interessantesten<br />
Lösungen werden<br />
nicht nur prämiert, sondern auch<br />
öffentlich zugänglich gemacht.<br />
Wie groß der Bedarf für eine<br />
solche Initiative ist, zeigt allein<br />
schon das gewaltige Interesse<br />
an dem Erfinder-Wettstreit: Über<br />
800 Einsendungen aus 90 Ländern<br />
Juni 2014<br />
708 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
gab es zum „empowering people.<br />
Award“, mehr als doppelt so viele,<br />
wie die Siemens Stiftung erwartet<br />
hatte. Ein Expertenteam vom deutschen<br />
AT-Verband, der sich auf<br />
sozial- und umweltverträgliche Technologien<br />
spezialisiert hat, las sich<br />
durch sämtliche Bewerbungen, verglich<br />
technische Wirkungsweisen,<br />
prüfte die Machbarkeit und bewertete<br />
den konkreten Nutzen. Schließlich<br />
stand die Shortlist fest, aus der<br />
eine internationale Jury mit namhaften<br />
Persönlichkeiten aus Wirtschaft,<br />
Wissenschaft und Entwicklungs<br />
zusammenarbeit die Sieger<br />
auswählte.<br />
Zu den Gewinnern zählen fünf<br />
praxistaugliche Lösungen, die die<br />
Trinkwasserversorgung der Menschen<br />
in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
auf ganz unterschiedliche<br />
Weise verbessern können. Sie und<br />
alle anderen viel versprechenden<br />
Einreichungen finden jetzt Eingang<br />
in eine Datenbank, die den Grundstein<br />
legt für ein aktives „empowering<br />
people. Network“: Ziel ist<br />
es zunächst, die Techniklösungen<br />
zu verbreiten und für alle <strong>zur</strong> Verfügung<br />
zu stellen, die einen konkreten<br />
Bedarf haben. Zugleich gibt<br />
die Plattform allen Akteuren die<br />
Gelegenheit, sich miteinander zu<br />
vernetzen, Erfahrungsaustausch zu<br />
pflegen und Best Practices weiterzugeben.<br />
Sie bringt Erfinder mit<br />
Anwendern und möglichen Partnern<br />
zusammen – zum Nutzen einer effektiven<br />
Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
www.empowering-people-award.org<br />
Statement<br />
„Unsere Arbeitsweise ist<br />
darauf ausgelegt, innovative<br />
und zugleich<br />
bewährte Lösungen aufzuspüren,<br />
die wir als<br />
operativ tätige Stiftung<br />
selbst oder gemeinsam<br />
mit Partnern umsetzen.<br />
© Siemens Stiftung Angepasst an regionale<br />
Gegebenheiten möchten<br />
wir diese Ansätze durch Schaffung von Transparenz<br />
und gezielte Unterstützung möglichst weit<br />
verbreiten.“<br />
Carola Schwank verantwortet im Bereich Grundversorgung &<br />
Social Entrepreneurship den Themenbereich Empowering People<br />
Network. Sie leitete ebenso den „empowering people.Award“,<br />
den die Siemens Stiftung im Oktober 2013 erstmals verliehen<br />
hat.<br />
Wenn Sonne Salz- und Brackwasser<br />
in Trinkwasser verwandelt<br />
Eliodomestico: <strong>Wasser</strong>entsalzung mit Solarenergie<br />
Das Entsalzen von Meerwasser kann Engpässen in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
entgegenwirken. Entsalzungsmaschinen benötigen jedoch viel Energie<br />
und sind wartungsintensiv, was ihren Einsatz in Entwicklungs- und<br />
Schwellenländern erschwert. Mit dem Eliodomestico hat der Italiener<br />
Gabriele Diamanti einen Weg gefunden, mithilfe von Sonnenenergie<br />
Salz- und Brackwasser in ausreichender Menge aufzubereiten, um den<br />
Tagesbedarf einer Familie zu decken.<br />
© Siemens Stiftung / Gabriele Diamanti<br />
Der Eliodomestico ist ein innovatives Klein-Destillator-System,<br />
das Salz- und Brackwasser … .<br />
Mit Solarenergie betrieben, ist<br />
der Eliodomestico ein innovatives<br />
Klein-Destillator-System, das<br />
für Haushalte konzipiert wurde, um<br />
sauberes <strong>Wasser</strong> aus Meer- oder aus<br />
Brackwasser zu gewinnen. Die Reinigung<br />
des <strong>Wasser</strong>s funktioniert im<br />
Eliodomestico ohne elektrische Energie<br />
oder Filter. Der Körper des Gefäßes<br />
und die Schale, in der das saubere<br />
<strong>Wasser</strong> aufgefangen wird, sind aus<br />
gebranntem Ton, der Evaporator<br />
(black boiler) und der Kondensator<br />
bestehen aus verschweißtem Blech.<br />
Das salzige <strong>Wasser</strong> wird am Morgen<br />
eingefüllt, der Eliodomestico<br />
über den Tag in die Sonne gestellt.<br />
Er arbeitet wie eine Kaffeemaschine,<br />
nur umgekehrt: Über den Tag lässt<br />
die Sonnenwärme das <strong>Wasser</strong> verdampfen<br />
und den Druck des <strong>Wasser</strong>dampfs<br />
im Evaporator ansteigen.<br />
Der <strong>Wasser</strong>dampf wird durch eine<br />
Expansionsdüse gedrückt, kondensiert<br />
im Topfdeckel und wird in der<br />
Tonschale gesammelt.<br />
Der Einsatz vorhandener und<br />
traditionell vor Ort verwendeter<br />
Materialien wie Ton oder dünnem<br />
Blech macht es möglich, den Eliodomestico<br />
von lokalen Handwerkern<br />
produzieren zu lassen. Sie sorgen<br />
… in Trinkwasser verwandelt.<br />
© Siemens Stiftung / Gabriele Diamanti<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 709
| NETZWERK WISSEN | Aktuell<br />
Statement<br />
„Es hat mich selbst fasziniert, wie wenig es braucht,<br />
um eine so effektive Lösung herzustellen. Im<br />
Moment entsteht ein neuer Prototyp, bei dem ich<br />
zum Beispiel mithilfe eines Fahrradschlauchs die<br />
Dichtung verbessern will, damit kein Dampf verloren<br />
geht. Mit dem Preisgeld können wir den neuen<br />
Typ gleich zweimal bauen und an verschiedenen<br />
Orten unter unterschiedlichen Bedingungen testen.“<br />
Gabriele Diamanti ist Industrie-Designer aus Mailand<br />
außerdem dafür, dass das Gerät einfach<br />
zu warten und gegebenenfalls<br />
zu reparieren ist und von den Nutzern<br />
eine hohe Akzeptanz erfährt. Die<br />
Wahl der Materialien, der Form und<br />
der Farben ist darüber hinaus auf die<br />
Funktion ausgerichtet und fördert z.<br />
B. Wärmeisolierung, Ventilation, Hitzebeständigkeit,<br />
Absorption oder<br />
Austausch. Das Design der Tonschale<br />
berücksichtigt außerdem die Gewohnheit<br />
der Menschen vor Ort, Dinge<br />
auf dem Kopf zu transportieren.<br />
Der Prototyp mit einem Durchmesser<br />
von 23 cm und einem Flächeninhalt<br />
von 0,053 m², produziert<br />
55 ml Frischwasser pro Stunde. Daraus<br />
resultiert die Produktion von zehn<br />
Litern am Tag pro Oberflächen-Quadratmeter,<br />
was den Bedarf eines durchschnittlich<br />
großen Haushalts deckt.<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
www.empowering-people-award.org<br />
www.gabrielediamanti.com<br />
Bakterienfreies <strong>Wasser</strong> ganz nebenbei<br />
Der Jompy Water Boiler<br />
Kleiner Aufwand, große Wirkung: Der Jompy Water Boiler von David Osborne und seinem Team von Celsius<br />
Global Solutions aus Großbritannien befreit <strong>Wasser</strong> von gesundheitsschädlichen Bakterien – und das ganz<br />
ohne aufwendige Technik. Der <strong>Wasser</strong>-Destillierer wird einfach zwischen den Kochtopf und die offene Flamme<br />
gesetzt, um das <strong>Wasser</strong> während des Kochens zu erhitzen.<br />
Der Jompy Water Boiler erzeugt<br />
sauberes Trinkwasser „nebenbei“:<br />
Er nutzt die Wärme des Herdfeuers,<br />
um gleichzeitig Trinkwasser abzukochen<br />
und schafft es so, das benötigte<br />
Brennmaterial zu reduzieren.<br />
Geformt wie eine Pfanne, besteht der<br />
Jompy aus spiralförmig angeordneten<br />
Rohren, die zwischen Feuer und<br />
Kochtopf platziert werden. Auf dem<br />
Weg durch die Rohre wird das <strong>Wasser</strong><br />
heiß – das macht es möglich, eine<br />
Mahlzeit zu kochen und <strong>zur</strong> gleichen<br />
Zeit <strong>Wasser</strong> ausreichend zu erhitzen,<br />
um 98 % der im <strong>Wasser</strong> vorkommenden<br />
Bakterien und Viren abzutöten.<br />
Dadurch wird das <strong>Wasser</strong> trinkbar<br />
und kann unbedenklich <strong>zur</strong> Essenszubereitung<br />
oder zum Baden verwendet<br />
werden.<br />
Der <strong>Wasser</strong>-Destillierer ist ein<br />
mikro-gebohrtes Aluminiumrohr,<br />
gewunden zu einer flachen Scheibe.<br />
Dieses Design schafft eine große,<br />
wärmeleitende Oberfläche: Die<br />
Schwerkraft drückt das <strong>Wasser</strong> durch<br />
den Jompy Water Boiler, der in Sekundenschnelle<br />
nahezu kochend heißes<br />
<strong>Wasser</strong> liefert – mit einer Durchlaufrate<br />
von einem Liter pro Minute. Er funktioniert<br />
auf Öfen wie auf traditio nellen<br />
Drei-Steine-Kochstellen und ist so für<br />
den Einsatz in ländlicher oder städtischer<br />
Wohnumgebung geeignet.<br />
Neben der Reduktion von Krankheiten<br />
durch die Destillation lässt<br />
sich mit dem Jompy Water Boiler<br />
Brennmaterial einsparen – zum Vorteil<br />
für die Familien, für die die Kosten für<br />
Brennmaterial zu den größten finanziellen<br />
Aufwendungen gehören und für<br />
die Umwelt, die nicht mehr als nötig<br />
von Rauch und Abgasen belastet wird.<br />
Das Erfinderteam will einen Teil des<br />
Preisgelds nutzen, um das Projekt in<br />
Uganda auszuweiten: Die Erfahrung<br />
zeigt, dass sich die Menschen die Nutzung<br />
des Jompy Water Boilers teilen,<br />
sodass mehr als 1500 Familien von der<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung profitieren könnten.<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
www.empowering-people-award.org<br />
www.jompy.co.uk<br />
© Siemens Stiftung/<br />
Celsius Global Solutions<br />
Statement<br />
„Der Gewinn des Awards hat uns großen Schwung gegeben, zumal wir im<br />
Moment dabei sind, uns organisatorisch neu aufzustellen und den Markt<br />
für unsere Erfindung zu definieren. Die Medienresonanz hat enorm dazu<br />
beigetragen, den Jompy bekannt zu machen – einige NGOs sind jetzt<br />
dabei, ihn zu testen. Uns hat besonders gefreut, dass die Preisverleihung<br />
in Nairobi stattfand, denn in Kenia ist der Jompy bereits erfolgreich im<br />
Einsatz. Das war ein bisschen wie nach Hause kommen ...”<br />
David Osborne ist gelernter Klempner, Heizungsinstallateur und Geschäftsführer von Celsius<br />
Solar Ltd. aus Troon, Schottland<br />
Juni 2014<br />
710 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
© Siemens<br />
Stiftung/Lawrence<br />
Berkeley National<br />
Lab<br />
ECAR: Innovative <strong>Wasser</strong>sanierung reinigt<br />
arsenhaltiges <strong>Wasser</strong> mit einfachsten Mitteln<br />
Das Projekt ElectroChemical Arsenic Remediation (ECAR)<br />
Geschätzte 60 Mio. Menschen in Südasien sind jedes Mal, wenn sie <strong>Wasser</strong> aus ihrem lokalen Brunnen trinken,<br />
Arsen ausgesetzt. Ein Team des Lawrence Berkeley National Lab hat eine innovative Lösung entwickelt, das<br />
<strong>Wasser</strong> elektrochemisch zu sanieren und vom Arsen zu befreien.<br />
Das giftige chemische Element<br />
Arsen gerät über Boden, Gestein<br />
und Mineralien ins Grundwasser.<br />
Oft bleibt es unentdeckt, da es geschmacks-,<br />
farb- und geruchslos ist.<br />
Die chronische Aufnahme von Arsen<br />
führt allerdings zu gesundheitlichen<br />
Auswirkungen wie zum Beispiel Hautschäden,<br />
Problemen mit dem Kreislauf<br />
oder einem erhöhten Krebsrisiko.<br />
Die Lösung <strong>zur</strong> Arsenbefreiung<br />
des <strong>Wasser</strong>s ElectroChemical Arsenic<br />
Remediation (ECAR) basiert auf<br />
Elektrokoagulation: Bei diesem Vorgang<br />
werden gewöhnlicher Baustahl<br />
und Strom verwendet, um Eisenoxid-(Rost)-Partikel<br />
zu erzeugen, die<br />
eine hohe Anbindungsaffinität für<br />
Arsen aufweisen und durch Absinken<br />
und/oder Filterung einfach entfernt<br />
werden können. Rostpartikel, die<br />
durch ECAR erzeugt werden, sind sehr<br />
klein und haben folglich eine große<br />
Oberfläche und hohe Anbindungskapazität.<br />
Während des ECAR-Vorgangs<br />
wird Arsenit, durch Oxidation zu<br />
Arsenat umgewandelt, das weniger<br />
giftig ist und besser bindet. Die Ergebnisse<br />
in der <strong>Wasser</strong>qualität, die<br />
mit ECAR erzeugt werden, übertreffen<br />
die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO), die einen<br />
Grenzwert für Arsen im Trinkwasser<br />
von 10 Mikrogramm pro Liter vorsehen.<br />
Die Inbetriebnahme von ECAR<br />
ist unkompliziert und ungefährlich:<br />
Die elektrische Spannung ist sehr<br />
gering (etwa 3 Volt Gleichstrom),<br />
außerdem werden keine korrosiven<br />
Chemikalien benötigt. Für einen dreimonatigen<br />
Feldversuch wurde der<br />
Prototyp in der Dhopdhopi High School<br />
in der Nähe von Kalkutta installiert.<br />
Diese Dorfschule erhielt zuvor für<br />
ungefähr eine Stunde am Tag Leitungswasser,<br />
was für die Anzahl der<br />
Schüler nicht ausreichte. Das hinzugegebene<br />
Regenwasser war mit<br />
250 Mikrogramm/Liter Arsen verunreinigt.<br />
ECAR reduzierte den Arsengehalt<br />
verlässlich unter den von der<br />
WHO empfohlenen Maximalwert über<br />
den gesamten Testzeitraum hinweg.<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
www.empowering-people-award.org<br />
www.gadgillab.berkeley.eu<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 711
| NETZWERK WISSEN | Aktuell<br />
Der SunSaluter im Einsatz. © Beide Abbildungen: Siemens Stiftung/ Roseicollis Technologies Inc.<br />
Trinkwasser- und Energieerzeugung in einem<br />
Der SunSaluter<br />
Der Zugang zu sauberem Trinkwasser oder Strom sind tägliche Herausforderungen für Menschen in Entwicklungs-<br />
und Schwellenländern. Es werden nachhaltige Lösungen benötigt, die lokale Materialien und Ressourcen<br />
nutzen und sich einfach bedienen und instand halten lassen. Der SunSaluter von Eden Full und dem<br />
Team von Roseicollis Technologies Inc. in Oakland, USA, erfüllt genau dies: Das Gerät ist in der Lage, die<br />
Effizienz und Leistung bestehender Sonnenkollektoren zu verbessern und filtert zeitgleich <strong>Wasser</strong> zu Trinkwasser.<br />
Der SunSaluter ist zeitgleich ein<br />
passives Nachführungs- und<br />
Statement<br />
„Mit dem Preisgeld wollen wir den SunSaluter<br />
in Indien verbreiten. Wir haben Kontakte<br />
geknüpft zu lokalen Handwerkern, zu Solarpanel-Herstellern<br />
und werden in Zusammenarbeit<br />
mit NGOs über 100 Pilotprojekte<br />
aufsetzen. Der ‚empowering people. Award‘<br />
hat unsere Erfindung nicht nur weltweit<br />
bekannt gemacht, sondern auch dafür<br />
gesorgt, dass wir solche Partner gewinnen<br />
konnten.“<br />
Eden Full ist Sozialunternehmerin und Gründerin von<br />
Roseicollis Technologies Inc. aus Oakland<br />
<strong>Wasser</strong>filterungssystem. Es optimiert<br />
die bestehende Solar-Infrastruktur,<br />
indem es bis zu 40 Prozent mehr<br />
Energie erwirtschaftet. Dies geschieht<br />
dank eines Nachfolgesystems<br />
mit ausbalancierten Gewichten<br />
auf beiden Seiten des Kollektors.<br />
Der Sonnenkollektor wird auf einem<br />
Bambusrahmen befestigt und verfügt<br />
über eine rotierende Achse im<br />
Zentrum des Kollektors. Mittels eines<br />
kontrollierten <strong>Wasser</strong>stroms, der sich<br />
mit der Zeit verändert, verändert<br />
sich die Balance des Sonnenkollektors<br />
so, dass dieser der Sonne von<br />
Ost nach West folgt.<br />
Zeitgleich wird das durchlaufende<br />
<strong>Wasser</strong> durch einen silberbeschichtetem<br />
Keramik- oder Biosand- Filter<br />
gereinigt. Beide Filter, sowohl Keramik<br />
als auch Biosand, binden bis zu<br />
99,9 Prozent der Verunreinigungen<br />
und Mikroorganismen in ihren Poren.<br />
Die Filtereinheiten können lokal für<br />
weniger als 10 USD beschafft werden.<br />
Somit unterstützt der SunSaluter<br />
die Gemeinden in abgelegenen Gebieten<br />
sowohl bei der Erzeugung<br />
von Elektrizität, als auch bei der Gewinnung<br />
sauberen <strong>Wasser</strong>s.<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
www.empowering-people-award.org<br />
www.sunsaluter.com<br />
Juni 2014<br />
712 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
Integrierter Trichter in Handpumpen beugt<br />
<strong>Wasser</strong>verlust vor<br />
Der Permafunnell<br />
Der Einsatz von Handpumpen an <strong>Wasser</strong>stellen ist in Entwicklungs- und Schwellenländern gängige Methode,<br />
um <strong>Wasser</strong> für den täglichen Gebrauch abzufüllen. Dabei geht nahezu ein Drittel des wertvollen Trinkwassers<br />
verloren. Der Permafunnel des Nile Center for Alternative Technology aus Australien ist ein einfacher Trichter,<br />
der direkt in die Handpumpe integriert wird und dafür sorgt, dass sich das kostbare Nass gezielt in die Behälter<br />
abfüllen lässt.<br />
Das Befüllen aller möglichen Behälter<br />
erfolgt an <strong>Wasser</strong>stellen<br />
in der Regel ohne Trichter; durch<br />
den unkontrollierten <strong>Wasser</strong>strahl,<br />
der auf die engen Öffnungen zum<br />
Beispiel von Kanistern trifft, gehen<br />
bis zu 30 Prozent wertvollen Trinkwassers<br />
verloren. Noch dazu führt<br />
der <strong>Wasser</strong>überlauf <strong>zur</strong> Verschlammung<br />
und Verunreinigung der<br />
<strong>Wasser</strong>stellen. Oft behelfen sich die<br />
Menschen mit selbst gebauten Trichtern<br />
aus organischen Materialien wie<br />
zum Beispiel Blättern, die aber keine<br />
nachhaltige Lösung bringen und<br />
das <strong>Wasser</strong> verunreinigen können.<br />
Der Permafunnel, den Rowan<br />
Matthews-Frederick am Nile Center<br />
for Alternative Technology entwickelt<br />
hat, ist ein Trichter, der in die<br />
Handpumpe eingebaut wird. Er<br />
besteht aus lebensmittelechtem<br />
Kunststoff und ist komplett in den<br />
Ausguss integriert, sodass er beim<br />
Abfüllen der Kanister unberührt<br />
bleibt und nicht verunreinigt wird.<br />
Der Trichter sorgt dafür, dass ein gezielter<br />
<strong>Wasser</strong>strahl entsteht, der<br />
selbst bei kleinen Öffnungen keinen<br />
Überlauf verursacht. Der äußere<br />
Durchmesser des Trichters gewährleistet<br />
die Führung des <strong>Wasser</strong>strahls,<br />
der innere Durchmesser ist<br />
so gehalten, dass er der Drosselung<br />
des <strong>Wasser</strong>laufs vorbeugt und den<br />
höchst möglichen Durchlauf zulässt.<br />
Flexibel in der Größe, passt der<br />
Filter in unterschiedliche Öffnungen<br />
von Handpumpen und kann jederzeit<br />
mit wenigen Handgriffen nachgerüstet<br />
werden.<br />
Der Permafunnel ist ein einfacher Trichter für Handpumpen und sorgt dafür, dass sich<br />
<strong>Wasser</strong> gezielt abfüllen lässt. © Siemens Stiftung/Nile Center for Alternative Technology.<br />
In Regionen, wo sauberes Trinkwasser<br />
Mangelware ist, sind einfach<br />
zu handhabende Hilfsmittel, die der<br />
unnötigen Verschwendung vorbeugen,<br />
von großer Bedeutung. Der interne<br />
Trichter sorgt neben der <strong>Wasser</strong>ersparnis<br />
auch für maximale<br />
Hygiene bei der Abfüllung. Die Herstellung<br />
der Trichter könnten kleine<br />
Unternehmen vor Ort übernehmen,<br />
die zugleich die Nachrüstung der<br />
Handpumpen anbieten.<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
www.empowering-people-award.org<br />
www.permafunnel.org<br />
Der Permafunnel wird direkt in die Handpumpe eingebaut.<br />
© Siemens Stiftung/Nile Center for Alternative Technology.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 713
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
DBU-Appell „Sauberes <strong>Wasser</strong> unverzichtbares Gut“<br />
Generalsekretär Bottermann fordert besseren Schutz – Stiftung seit 15 Jahren am<br />
Thema bewachsene Bodenfilter<br />
Bewachsene Bodenfilter sind natürlich wirksam, technisch leicht anzuwenden und verbessern die herkömmliche<br />
Kläranlagentechnik. Sie können das zunehmende Umweltproblem von Medikamentenrückständen, Hormonen<br />
und Pestiziden in Flüssen, Bächen und Seen zu lösen helfen. Über 630 verschiedene Arzneimittelwirkstoffe<br />
hat eine Studie des Umweltbundesamtes weltweit in der Umwelt nachgewiesen. Derzeit diskutiert die Europäische<br />
Union über Umweltqualitätsnormen für diese Stoffe, um das 2000 in der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
gesteckte Ziel eines guten ökologischen Zustands der Gewässer bis 2015 zu erreichen. „Da nur 0,4 Prozent der<br />
Süßwasservorräte als Trinkwasser <strong>zur</strong> Verfügung stehen, muss der vorsorgende Gewässerschutz eine der<br />
wichtigsten Aufgaben sein“, forderte Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU), anlässlich <strong>zur</strong> Messe IFAT 2014. Die DBU fördert naturnahe und technische Reinigungsverfahren<br />
für die sogenannte vierte Reinigungsstufe, um das Problem der nur schwer abbaubaren Stoffe einzudämmen.<br />
Bewachsene Bodenfilter sind natürlich wirksam, technisch leicht anzuwenden<br />
und verbessern die herkömmliche Kläranlagentechnik. Hier besichtigen<br />
DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann (l.) und DBU-<br />
Referent Franz-Peter Heidenreich die kommunale Kläranlage in Sulingen,<br />
wo mit einem neuartigen Filter aus Pflanzenkohle <strong>Wasser</strong> von<br />
Arzneimittelrückständen gereinigt wird. Das Projekt wird von der DBU<br />
gefördert. © Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />
Arzneimittel gelangen aus<br />
Kläranlagen in Flüsse, Bäche<br />
und Seen – resistente Krankheitserreger<br />
„Sauberes <strong>Wasser</strong> ist ein unverzichtbares<br />
Gut für Pflanzen, Tiere und<br />
Menschen. Der Mensch braucht es<br />
für seine Ernährung, die tägliche<br />
Hygiene, <strong>zur</strong> Erholung und als<br />
kostbaren Rohstoff. Auch wenn zum<br />
Beispiel die im Jahr 2000 erlassene<br />
europäische <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
Erfolge zeigt, muss das Thema<br />
<strong>Wasser</strong> und Umweltschutz auf der<br />
politischen Agenda weiter nach<br />
oben rücken“, sagte Bottermann.<br />
Das Problem: Viele der über 3000 in<br />
Deutschland zugelassenen Arzneimittelwirkstoffe<br />
und Hormone würden<br />
im menschlichen Körper nicht<br />
vollständig abgebaut und wieder<br />
ausgeschieden. Bislang könnten sie<br />
kaum oder gar nicht aus dem <strong>Abwasser</strong><br />
entfernt werden und gelangten<br />
aus den Kläranlagen in den<br />
<strong>Wasser</strong>kreislauf. Bei Fischen komme<br />
es durch Hormon- und Medikamentenaufnahme<br />
sogar <strong>zur</strong> Geschlechtsumwandlung.<br />
Außerdem würden<br />
Bakterien und damit auch zunehmend<br />
Krankheitserreger resistent<br />
gegen Antibiotika, die ihre Wirkung<br />
dadurch verlören.<br />
Deshalb habe die DBU schon seit<br />
Mitte der 90er-Jahre Projekte zu<br />
bewachsenen Bodenfiltern unterstützt,<br />
obwohl damals die Fachwelt<br />
der naturnahen Behandlung häuslicher<br />
Abwässer noch mit großer<br />
Skepsis gegenübergestanden habe.<br />
Doch nach ersten erfolgreichen<br />
DBU-Modellprojekten habe sich das<br />
geändert. Pflanzenfilter würden inzwischen<br />
breit gefördert. Daraus<br />
seien jetzt sehr wirksame Verfahren<br />
als sogenannte vierte Reinigungsstufe<br />
abgeleitet worden. „Die<br />
an die herkömmlichen Klärstufen<br />
angeschlossenen Filteranlagen aus<br />
robusten Pflanzenarten, speziellen<br />
Pilzkulturen und Holzkohle aus<br />
Gartenabfällen können auch komplizierteste<br />
Moleküle von Arzneimitteln<br />
knacken“, sagt Franz-Peter<br />
Heidenreich, DBU-Referent für <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
und Bodenschutz.<br />
Juni 2014<br />
714 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
In dieser vierten Reinigungsstufe<br />
von Kläranlagen könnten naturnah<br />
durch neuartige Aktivkohle- und<br />
Pflanzenfilter sowie durch das technische<br />
Hinzufügen von Ozonanlagen<br />
und Anlagen mit ultraviolettem<br />
Licht die Mikroschadstoffe aus dem<br />
<strong>Wasser</strong> entfernt werden. Heidenreich:<br />
„Die Ergebnisse sind sehr vielversprechend.<br />
In zukünftigen Arbeiten<br />
müssen wir noch klären, dass<br />
die dabei entstehenden Abbauprodukte<br />
unbedenklich sind.“ Allerdings<br />
werde in Politik und Bevölkerung<br />
derzeit noch diskutiert, ob<br />
diese zusätzliche Reinigungsstufe<br />
per Gesetz kommen und wer die<br />
Kosten dafür tragen wird – die Kläranlagenbetreiber<br />
und damit die<br />
Bürger oder die Verursacher.<br />
„Mit den bewachsenen Bodenfiltern<br />
hat die Branche für <strong>Abwasser</strong>technik<br />
und <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
einen innovativen, wirksamen, ökologisch<br />
vorbildlichen und energieeffizienten<br />
Weg <strong>zur</strong> Verbesserung<br />
der <strong>Wasser</strong>qualität gefunden“, betonte<br />
Bottermann und zeigte einige<br />
Beispiele auf, die von der DBU gefördert<br />
und auf der IFAT präsentiert<br />
wurden. Im Zentrum für Umweltforschung<br />
und nachhaltige Technologien<br />
der Universität Bremen wurde<br />
ein neuartiges Ver fahren entwickelt,<br />
bei dem erstmals in Kleinkläranlagen<br />
mit einem speziellen Substrat<br />
aus Bio- bzw. Pflanzenkohle das<br />
<strong>Wasser</strong> von Arznei mittelrückständen<br />
gereinigt werden konnte. Die Firma<br />
Aqua-bioCarbon aus Goslar (Niedersachsen)<br />
arbeitet an einem technischen<br />
Reinigungsverfahren, bei dem<br />
das <strong>Wasser</strong> mit ultraviolettem Licht<br />
und besonders aufnahmefähigem<br />
Aktivkoks behandelt wird, der Bakterien<br />
und Mikroorganismen wirksam<br />
aufnehmen und festhalten<br />
kann. Bottermann: „Doch so wirksam<br />
die Pflanzenfilter auch sein mögen:<br />
An erster Stelle muss der vorsorgende<br />
Gewässerschutz stehen.<br />
Wir müssen alle Anstrengungen<br />
unternehmen, das <strong>Wasser</strong> erst gar<br />
nicht zu verschmutzen und verhindern,<br />
dass Medikamentenwirkstoffe<br />
und Chemikalien ins <strong>Abwasser</strong><br />
gelangen.“<br />
Kontakt:<br />
DBU Deutsche Bundesstiftung Umwelt,<br />
An der Bornau 2,<br />
D-49090 Osnabrück ,<br />
Tel. (0541) 9633-521,<br />
Fax (0541)9633-198,<br />
www.dbu.de<br />
Karl-Imhoff-Preis der DWA ausgeschrieben<br />
Die Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. (DWA) hat den Karl-Imhoff-Preis als<br />
DWA-Umweltpreis ausgeschrieben. Der Preis wird aufgrund von Bewerbungen verliehen, die Preisverleihung<br />
erfolgt im Rahmen der DWA-Bundestagung im September 2015 in Berlin. Bewerbungen werden bis zum<br />
31. Oktober 2014 von der Bundesgeschäftsstelle der DWA angenommen. Der Karl-Imhoff-Preis dient der Förderung<br />
wissenschaftlicher Arbeiten auf den Arbeitsgebieten der Vereinigung und wird für hervorragende Forschungsarbeiten,<br />
Dissertationen oder Prüfungsarbeiten vergeben. Er ist mit 10 000 Euro dotiert. Außerdem<br />
können Belobigungen ausgesprochen werden.<br />
Der Preis wurde von der damaligen<br />
<strong>Abwasser</strong>technischen<br />
Vereinigung (ATV) im Jahr 1956<br />
ins Leben gerufen. Dr.-Ing. Karl Imhoff<br />
(1876–1965) war ein Ingenieur<br />
und Pionier der <strong>Abwasser</strong>technik,<br />
die er jahrzehntelang prägte. Bis<br />
1934 war er Geschäftsführer des<br />
Ruhrverbands. Nach ihm sind das<br />
Imhoff-Becken und der Imhoff-<br />
Trichter benannt. Die DWA will mit<br />
dem Karl-Imhoff-Preis die großen<br />
Verdienste, die sich der Namensgeber<br />
um die deutsche und internationale<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
erworben hat, würdigen sowie damit<br />
<strong>zur</strong> bleibenden Erinnerung an<br />
sein Wirken beitragen.<br />
Antragsunterlagen<br />
Bewerbungen sind an die Bundesgeschäftsstelle<br />
in Hennef zu richten.<br />
Beizufügen sind in sechsfacher Ausfertigung:<br />
••<br />
Angaben über Name, Geburtsdatum,<br />
Ausbildungsgang (Lebenslauf)<br />
und Anschrift des<br />
Bewerbers,<br />
••<br />
die der Bewerbung zugrunde<br />
liegende Arbeit,<br />
bei Prüfungsarbeiten die Note,<br />
••<br />
eine Versicherung an Eides statt,<br />
dass die eingereichte Arbeit von<br />
dem Bewerber selbst angefertigt<br />
ist,<br />
••<br />
Kurzfassung/Zusammenfassung.<br />
Adresse für Bewerbungen:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Elke Uhe, M. A.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-238, Fax (02242) 872-135,<br />
E-Mail: uhe@dwa.de,<br />
http://de.dwa.de/ehrungen-und-auszeichnungen.html<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 715
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Neues DWA-Politikmemorandum vorgestellt<br />
Positionen <strong>zur</strong> Umweltpolitik aktualisiert<br />
Die Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. (DWA) hat ihre Positionen <strong>zur</strong><br />
Umweltpolitik in einem neuen Politikmemorandum zusammengefasst. Das Memorandum wurde im Rahmen<br />
der IFAT dem Bundesumweltministerium übergeben und öffentlich vorgestellt.<br />
Ihre Hauptaussagen fasst die Vereinigung<br />
in zwölf Forderungen<br />
zusammen:<br />
••<br />
Energiewende – Potenziale der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft stärker berücksichtigen<br />
••<br />
Klimawandel – Anpassungsstrategien<br />
frühzeitig entwickeln<br />
••<br />
Hochwasser – Vorsorge<br />
intensiver betreiben<br />
••<br />
Infrastruktur – Bestand in der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft erhalten<br />
••<br />
<strong>Wasser</strong>recht – praxistaugliche<br />
Verordnungen schaffen<br />
••<br />
Anthropogene Spurenstoffe –<br />
europäische Vorgaben umsetzen<br />
••<br />
<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie – Nitratbelastung<br />
stärker begrenzen<br />
••<br />
Benchmarking – freiwilliges<br />
Handeln fördern<br />
••<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabe – Fortentwicklung<br />
konstruktiv betreiben<br />
••<br />
Fracking – nicht zu Lasten der<br />
Umwelt<br />
••<br />
Phosphorrecycling – technische<br />
Lösungen fördern<br />
••<br />
Klärschlammentsorgung –<br />
Nutzung der Ressource<br />
praxistauglich gestalten<br />
EEG-Befreiung für die Eigenstromnutzung<br />
erhalten<br />
Zwischen Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
gibt es enge Verflechtungen.<br />
Denn es gilt: keine Energie ohne<br />
<strong>Wasser</strong> – kein <strong>Wasser</strong> ohne Energie.<br />
Die DWA erwartet von der Politik<br />
eine zukunftsweisende und praxistaugliche<br />
Reform des Gesetzes über<br />
Erneuerbare Energien (EEG). Dabei<br />
ist für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft die Erhaltung<br />
der EEG-Befreiung für die<br />
Eigenstromnutzung die wichtigste<br />
Forderung. Auf größeren Kläranlagen<br />
fällt Faulgas zwangsläufig als<br />
„Nebenprodukt“ bei der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
an. Die geltende Rechtslage<br />
fordert eine energetische Nutzung<br />
dieses Faulgases. Der Zweck<br />
des EEG, konventionell erzeugten<br />
Strom zunehmend durch Strom aus<br />
erneuerbaren Quellen zu ersetzen,<br />
wird durch die Faulgasnutzung auf<br />
<strong>Abwasser</strong>anlagen bereits erfüllt. Die<br />
Streichung der EEG-Befreiung würde<br />
wichtige Beiträge der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
zu einem nachhaltigen<br />
Energiehaushalt in Frage stellen<br />
und die Wirtschaftlichkeit der bereits<br />
getätigten sowie der zukünftigen<br />
Investitionen erheblich beeinträchtigen.<br />
Hochwasser – Vorsorge<br />
intensiver betreiben<br />
Der Sommer 2013 hat mit seinen<br />
extremen Hochwasserereignissen<br />
erneut deutlich gemacht, dass<br />
weiterer Handlungsbedarf bei der<br />
Hochwasservorsorge in Deutschland<br />
besteht. Hochwasserrisiken müssen<br />
nach Überzeugung der DWA stärker<br />
mit den Bürgern kommuniziert und<br />
durch Maßnahmen vermindert werden.<br />
Mögliche Retentionsmaßnahmen<br />
müssen für jedes Flussgebiet<br />
verbindlich vereinbart werden. Angemessene<br />
Fördermittel müssen auch<br />
langfristig bereitgestellt werden.<br />
Anthropogene Spurenstoffe<br />
– europäische Vorgaben<br />
umsetzen<br />
Vom Menschen verursachte Stoffe,<br />
die sich im <strong>Wasser</strong>kreislauf in<br />
Spuren nachweisen lassen (anthropogene<br />
Spurenstoffe) bedürfen besonderer<br />
Aufmerksamkeit der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Eine Forderung nach<br />
flächendeckender und gewässerunabhängiger<br />
Einführung einer<br />
vierten Reinigungsstufe ist aber<br />
nicht sachgerecht und wird von<br />
der DWA nicht unterstützt. Der Bau<br />
einer vierten Reinigungsstufe in<br />
besonderen Fällen sollte von den<br />
Behörden nur auf Grundlage einer<br />
bundeseinheitlichen Regelung verlangt<br />
werden können. Primäres Ziel<br />
muss es sein, diese Stoffe nicht in<br />
den <strong>Wasser</strong>kreislauf gelangen zu<br />
lassen. Die Information der Verbraucher<br />
über den Umgang mit<br />
Produkten, die solche Stoffe enthalten,<br />
gilt es zum Beispiel durch<br />
eine Produktkennzeichnungspflicht<br />
zu verbessern.<br />
Fracking – nicht zu Lasten<br />
der Umwelt<br />
Die unkonventionelle Erdgasgewinnung<br />
aus schwer erschließbaren<br />
Gesteinsschichten durch Frackingverfahren<br />
ist noch nicht ausreichend<br />
erforscht, um Gefahren für<br />
die Umwelt, insbesondere das<br />
Grundwasser, auszuschließen. Dies<br />
gilt jedenfalls für die Schiefergasförderung.<br />
Die DWA begrüßt die<br />
Aussagen im Koalitionsvertrag der<br />
Regierungsparteien, dem Trinkwasser<br />
und der Gesundheit beim Fracking<br />
absoluten Vorrang ein<strong>zur</strong>äumen<br />
und entsprechende Regelungen im<br />
<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz und der<br />
Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
vorzusehen. Die<br />
DWA erwartet, dass gegenüber den<br />
<strong>Wasser</strong>behörden eine vollständige<br />
Offenlegung der verwendeten Stoffe<br />
sowie der Zusammensetzung der<br />
verwendeten Flüssigkeiten erfolgt.<br />
Klärschlamm – Nutzung der<br />
Ressource praxistauglich<br />
gestalten<br />
Die DWA sieht in der politischen<br />
Absicht der Bundesregierung, die<br />
Klärschlammausbringung zu Dünge<br />
zwecken zu beenden, eine große<br />
Juni 2014<br />
716 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Herausforderung für die deutsche<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft. Die von Bund und<br />
vielen Ländern verfolgte neue Ausrichtung<br />
der Klärschlammentsorgung<br />
wird von der DWA kritisch begleitet.<br />
Sie setzt sich für eine fachlich differenzierte<br />
Betrachtung ein und hält<br />
Sonderregelungen für die Verwertung<br />
qualitätsgesicherter Klärschlämme<br />
für gerechtfertigt. Bei einer<br />
Neugestaltung der gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen für die Klärschlammentsorgung<br />
muss diese mit<br />
der Rückgewinnung von Phosphor<br />
und anderen Nährstoffen aus Klärschlamm<br />
inhaltlich und zeitlich verknüpft<br />
werden. Zudem muss berücksichtigt<br />
werden, dass Monoverbrennungsanlagen<br />
für Klärschlämme<br />
bislang im Wesentlichen nur für<br />
große Kläranlagen <strong>zur</strong> Verfügung<br />
stehen. Die Schaffung zusätzlicher<br />
Verbrennungsanlagen braucht Zeit<br />
und Geld.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.dwa.de<br />
GreenTec Awards 2014: Eine Kleinkläranlage<br />
gewinnt in der Kategorie „<strong>Wasser</strong> & <strong>Abwasser</strong>“<br />
Die GreenTec Awards zählen zu Europas bedeutendsten Auszeichnungen für Umweltengagement und grüne<br />
Umwelttechnologien. Die Preisverleihung fand am 4. Mai 2014 in München statt. Sieger in der Kategorie<br />
„<strong>Wasser</strong> & <strong>Abwasser</strong>“ ist die Stromspar-Kleinkläranlage PUROO ® .<br />
Preisübergabe auf der Bühne. Markus Baumann (Geschäftsführer<br />
ATB Umwelttechnologien), Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer<br />
Borussia Dortmund), Dr. Markus Beukenberg (Chief Technical Officer<br />
WILO), (v.l.n.r.).<br />
Im Rahmen einer feierlichen Gala<br />
im Internationalen Congress Center<br />
München (ICM) wurden bereits<br />
zum siebten Mal die GreenTec<br />
Awards in neun Kategorien an innovative<br />
Projekte und Produkte rund<br />
um grüne Technik verliehen. An der<br />
Veranstaltung nahmen rund 1000<br />
geladene Gäste, darunter viele bekannte<br />
Persönlichkeiten aus Wirtschaft,<br />
Politik und Unterhaltung, teil.<br />
Die Preisverleihung war zugleich<br />
die Eröffnungsveranstaltung der weltgrößten<br />
Umwelttechnikmesse IFAT.<br />
Die PUROO®-Anlage ist für Haushalte<br />
von 1-16 EW (EW = Einwohnergleichwert)<br />
geeignet, die nicht<br />
an das kommunale <strong>Abwasser</strong>netz<br />
angeschlossen sind und kann sowohl<br />
als Neuanlage als auch als<br />
Nachrüstung in Beton- oder Kunststoffbehälter<br />
installiert werden. Die<br />
Anlage arbeitet nach dem SBR-<br />
Verfahren; aufgrund von Verfahrensoptimierungen<br />
beläuft sich der<br />
Stromverbrauch auf nur etwa 30 kWh<br />
pro EW und Jahr.<br />
ATB Umwelttechnologien GmbH,<br />
renommierter Hersteller von innovativen<br />
Kläranlagensystemen aus<br />
Porta Westfalica, hat die PUROO®-<br />
Anlage im Jahr 2012 nach umfangreichen<br />
Testläufen beim PIA (Prüfund<br />
Entwicklungsinstitut für <strong>Abwasser</strong>technik<br />
in Aachen) auf den<br />
Markt gebracht.<br />
Markus Baumann, Geschäftsführer<br />
der ATB Umwelttechnologien<br />
GmbH, erklärt: „Uns kommt es darauf<br />
an, unseren Kunden umweltverträgliche<br />
Kläranlagen mit ausgereifter<br />
und sicherer Technologie zu bieten.<br />
PUROO® zeigt, dass sich Umweltschutz<br />
und erstklassige <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
sowie geringe Instandhaltungskosten<br />
gut vereinen lassen“.<br />
Kontakt:<br />
ATB Umwelttechnologien GmbH,<br />
Stefanie Peter,<br />
Südstraße 2,<br />
D-32457 Porta Westfalica,<br />
Tel. (05731) 30230-0,<br />
Fax (05731) 30230-30,<br />
E-Mail: info@atbnet.eu,<br />
www.atbnet.eu<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 717
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Personalentwicklung, Ausbildung und mehr:<br />
Nachwuchssicherung ein Top-Thema beim rbv<br />
rbv-Geschäftsführer Dipl.-<br />
Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann.<br />
Alle Abbildungen: © rbv<br />
Die europäische Harmonisierung<br />
von Normen, Regelwerken und<br />
Zertifizierungen oder die Auswirkungen<br />
der Energiewende – die<br />
Auseinandersetzung mit aktuellen<br />
Themen wie diesen gehört ebenso<br />
<strong>zur</strong> täglichen Arbeit des Rohrleitungsbauverbandes<br />
e. V. (rbv), wie<br />
ihre Aufbereitung für die Mitglieder.<br />
Besonderes Augenmerk gilt auch<br />
der Aus- und Weiterbildung sowie<br />
den Auswirkungen des demografischen<br />
Wandels. Vor allem der hieraus<br />
resultierende Fachkräftemangel<br />
stellt eine der größten Herausforderungen<br />
für die Unternehmen<br />
der Leitungsbaubranche dar. Untersuchungen<br />
zufolge fehlen bis 2025<br />
rund 200 000 Schulabgänger. Ein<br />
Defizit, dem es mit schlüssigen Konzepten<br />
zu begegnen gilt. Qualifizierten<br />
Nachwuchs zu finden und<br />
für den Leitungsbau zu gewinnen,<br />
ist eine der größten Herausforderungen<br />
für die Branche. Die Suche<br />
nach geeigneten Bewerbern, die<br />
Qualifikation von Mitarbeitern, aber<br />
auch die langfristige Bindung von<br />
Kräften gehört deshalb zu den zukünftigen<br />
unternehmerischen Kernaufgaben.<br />
Folgerichtig zählt die<br />
Nachwuchssicherung zu den Top-<br />
Themen beim rbv.<br />
Der demografische Wandel wird<br />
den Arbeitsmarkt schneller und<br />
grundlegender verändern als vielfach<br />
angenommen. Einer immer<br />
älter werdenden Erwerbsbevölkerung<br />
stehen immer weniger junge<br />
angehende Erwerbstätige gegenüber.<br />
Untersuchungen – etwa die<br />
vom Bundesinstitut für Berufsbildung<br />
(BiBB) – belegen diese Entwicklung<br />
nachdrücklich. In den ersten<br />
neun Monaten des Jahres 2012<br />
konnten knapp 33 200 Ausbildungsplätze<br />
nicht besetzt werden. Das<br />
waren 12 % mehr als ein Jahr zuvor.<br />
Betroffen sind vor allem kleine Unternehmen:<br />
Fast ein Drittel der<br />
Unternehmen mit weniger als<br />
zehn Beschäftigten gab 2011 im<br />
Qualifizierungsmonitor des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
an, große<br />
Schwierigkeiten zu haben, Auszubildende<br />
zu finden. Allerdings ist<br />
der Rohrleitungsbau nicht nur<br />
besonders stark von der Alterung<br />
seiner Belegschaften betroffen – in<br />
den kommenden zehn Jahren ist<br />
auch mit einem erheblichen Rückgang<br />
der Beschäftigtenzahl zu<br />
rechnen, wenn nicht reagiert wird.<br />
Geburtenstarke Jahrgänge erreichen<br />
das Renteneintrittsalter, geburtenschwache<br />
Jahrgänge sollen<br />
sie ersetzen – diese Rechnung geht<br />
nicht auf.<br />
Faktor Mensch<br />
Sicher ist, dass der Faktor Mensch in<br />
immer stärkerem Maße <strong>zur</strong> bestimmenden<br />
Größe des Erfolgs und der<br />
Existenzsicherung eines Unternehmens<br />
wird. Welcher Weg soll in der<br />
Personalarbeit eingeschlagen werden?<br />
Welche Qualifikationsmöglichkeiten<br />
gibt es für die Mitarbeiter?<br />
Wie können wir den Nachwuchs fördern?<br />
Wie machen wir jugendlichen<br />
Schulabgängern den Beruf des<br />
Leitungsbauers/der Leitungsbauerin<br />
schmackhaft? Wie schaffen wir<br />
Perspektiven in einem Berufsfeld,<br />
das die Lebensadern unserer Gesellschaft<br />
betreut? So lauten die Fragen,<br />
denen sich Geschäftsführungen<br />
und Personalverantwortliche<br />
stellen müssen. Antworten hierauf<br />
hat der Rohrleitungsbauverband in<br />
den letzten Monaten erarbeitet.<br />
Mit gezielten Aktionen wirbt der rbv um Nachwuchs für den Leitungsbau.<br />
Leitfaden sorgt für Impulse<br />
Zum Beispiel in Form eines aktuellen<br />
Leitfadens mit dem Titel<br />
„Zukunft Leitungsbau – Auftrag<br />
Mensch“, der vom Ausschuss für<br />
Personalentwicklung (AfP) entwickelt<br />
wurde und sich dem Thema<br />
Juni 2014<br />
718 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Fachkräftesicherung durch Personalentwicklung<br />
widmet. „Wichtig ist,<br />
dass die Unternehmen das Heft des<br />
Handelns selbst in die Hand nehmen“,<br />
ist rbv-Geschäftsführer Dipl.-<br />
Ing. Dieter Hesselmann überzeugt.<br />
„Und genau hierbei soll der Leitfaden<br />
für die nötigen Impulse sorgen.“<br />
Neben allgemeinen Kapiteln<br />
über „Arbeitsmarkt und Leitungsbau<br />
im Wandel“, „Motivationen zum<br />
frühzeitigen Handeln“ oder „Ergänzung<br />
betrieblicher Strategien<br />
im Leitungsbau“ stellt die Broschüre<br />
„Handlungsoptionen für Betriebe<br />
im Leitungsbau“ und „Werkzeuge<br />
für eine lebensphasenorientierte<br />
Personalentwicklung“ vor. „Top-10-<br />
Handlungsempfehlungen“ sowie<br />
praktische Hinweise, Literaturtipps,<br />
Adressen und Ansprechpartner runden<br />
den Inhalt des Leitfadens ab.<br />
es handelt sich meist um hochtechnisierte<br />
Arbeitsabläufe; zudem sind<br />
die Verdienstchancen während der<br />
Ausbildung gut und die Beschäftigungsperspektive<br />
nach der Ausbildungszeit<br />
hervorragend.“ Das<br />
macht auch der Imagefilm „Zukunft<br />
Leitungsbau – Berufe mit Perspektive“<br />
deutlich, mit dem sich der rbv<br />
ebenfalls direkt an den potenziellen<br />
Nachwuchs wendet.<br />
Die Mitglieder mit ins Boot<br />
genommen<br />
Bei allen Aktivitäten werden die<br />
Belange der Unternehmen berücksichtigt,<br />
wenn möglich „die Mitglieder<br />
quasi mit ins Boot genommen“,<br />
wie es Hesselmann umschreibt. In<br />
diesem Zusammenhang weist der<br />
Geschäftsführer des Rohrleitungsbauverbandes<br />
auf eine Mitglieder-<br />
Gut ausgebildete Mitarbeiter sichern den wirtschaftlichen<br />
Erfolg eines Unternehmens.<br />
Umfrage hin, die der rbv 2013 im<br />
Zusammenhang mit der Diskussion<br />
über die „Anforderungen der Leitungsbauunternehmen<br />
an die Ausbildung<br />
zum Rohrleitungsbauer“<br />
durchgeführt hat. Neben Fragen<br />
nach allgemeinen Grundqualifikationen<br />
und dem Bedarf an Auszubildenden<br />
waren unter anderem auch<br />
Angaben zu Anzahl und Verteilung<br />
von Auszubildenden in den Unternehmen<br />
von Interesse. „Der hohe<br />
Rücklauf von 31,4 % zeigt, dass das<br />
Thema inzwischen in den Chefetagen<br />
der Unternehmen angekommen<br />
ist“, so Hesselmann. Die<br />
Ergebnisse der Umfrage sind eine<br />
wichtige Grundlage sowohl für die<br />
Weiterentwicklung bestehender Maßnahmen<br />
als auch für die Entwicklung<br />
neuer Konzepte und Strategien<br />
rund um das Thema Ausbildung.<br />
Die aktive und konsequente<br />
Aufarbeitung und Begleitung des<br />
Themenkomplexes „Nachwuchssicherung“<br />
ist ein wichtiger Baustein<br />
im Engagement des Rohrleitungsbauverbandes,<br />
Technik und<br />
Wissenschaft im Rohrleitungsbau<br />
und bei Netzdienstleistungen in<br />
der Ver- und Entsorgungswirtschaft<br />
zu fördern. Seit seiner Gründung am<br />
21. Juni 1950 vertritt der Verband<br />
www.wassertermine.de<br />
Gezielte Ansprache<br />
Darüber hinaus sind ein Infopoint<br />
„Ausbildung“ für Unternehmen und<br />
ein Flyer für potenzielle Auszubildende<br />
zu nennen – ebenfalls Publikationen,<br />
die vom AfP erarbeitet<br />
wurden. „Mit dem Infopoint, der<br />
sich insbesondere mit den Ausbildungsrahmenbedingungen<br />
für die<br />
Betriebe im Rohrleitungsbau beschäftigt,<br />
gehen wir gezielt auf die<br />
Unternehmen zu“, sagte Hesselmann<br />
weiter. Während der Infopoint einen<br />
Anreiz <strong>zur</strong> Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />
geben soll, ist der<br />
Flyer mit dem Slogan „Cool, eine<br />
Ausbildung zum Rohrleitungsbauer“<br />
an Jugendliche gerichtet, die sich<br />
beruflich noch orientieren. Sie sollen<br />
Interesse für den Beruf des Rohrleitungsbauers<br />
entwickeln. Und das<br />
ist nicht einfach, da die Ausbildung<br />
im Rohrleitungsbau immer noch<br />
mit Imageproblemen zu kämpfen<br />
hat. „Zu Unrecht“, erklärt rbv-<br />
Geschäftsführer Hesselmann, „denn<br />
die Interessen seiner Mitglieder;<br />
derzeit sind knapp 650 ausführende<br />
Unternehmen im rbv organisiert. Zu<br />
weiteren wichtigen Aufgaben, die<br />
der Verband wahrnimmt, zählt die<br />
Mitarbeit an den einschlägigen<br />
technischen Regelwerken, die Vertretung<br />
der technischen Belange<br />
gegenüber Behörden und anderen<br />
Institutionen sowie die Qualifizierung<br />
der Mitglieder durch Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Die Arbeit des<br />
Berufsförderungswerks des Rohrleitungsbauverbandes<br />
(brbv) als<br />
AZWV-zertifizierter Bildungsträger<br />
und der rbv GmbH ist die Grundlage<br />
für die Mitarbeiterqualifikation in<br />
den Leitungsbauunternehmen. Das<br />
umfangreiche Angebot von brbv<br />
und rbv GmbH bietet fachlichtechnische<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
auf hohem Niveau.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.rbv-koeln.de<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 719
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
rbv Mitgliederversammlung in Münster<br />
Rund 140 Teilnehmer konnte rbv-<br />
Präsidentin Dipl.-Volksw. Gudrun<br />
Lohr-Kapfer <strong>zur</strong> Mitgliederversammlung<br />
des Rohrleitungsbauverbandes<br />
am 4. April 2014 in Münster begrüßen.<br />
„Europa, wir kommen!“ – mit<br />
der von Lohr-Kapfer im Grußwort<br />
ausgegebenen Losung war ein<br />
wesentliches Thema bereits klar<br />
umrissen: Schon heute sind die<br />
Herausforderungen an den Verband<br />
immer häufiger europäisch geprägt<br />
– ein Trend, der sich noch verstärken<br />
wird. Auch die Energiewende, die<br />
Europa, wir kommen: In Münster<br />
schwor rbv-Präsidentin Lohr-<br />
Kapfer die Mitglieder auf<br />
einen gemeinsamen Kurs ein.<br />
Alle Abbildungen: © rbv<br />
rbv-Geschäftsführer Dieter<br />
Hesselmann zog eine Bilanz der<br />
Aktivitäten des Verbandes im<br />
abgelaufenen Berichtsjahr.<br />
Sicherstellung einer funktionierenden<br />
Infrastruktur vor dem Hintergrund<br />
mangelnder Bereitschaft <strong>zur</strong><br />
Investition in die Leitungssysteme<br />
der Ver- und Entsorgung sowie demografischer<br />
Wandel und Fachkräftemangel<br />
sind Themen, die für<br />
Verband und Mitglieder langfristig<br />
eine wichtige Rolle spielen werden.<br />
Neben dem Bericht der Geschäftsführung<br />
und Berichten über die<br />
Tätigkeiten von Technischem Lenkungskreis<br />
und Ausschuss für Personalentwicklung<br />
standen unter<br />
anderem die Wahlen von Präsident<br />
und Vizepräsidenten auf der Tagesordnung;<br />
mit der Ehrung langjähriger<br />
Verbandsmitglieder und<br />
der Abstimmung über den Veranstaltungsort<br />
und -termin der Jahrestagung<br />
2016 fand der offizielle Teil<br />
des Treffens seinen Abschluss.<br />
Mit dem Wandel Schritt halten<br />
„Die Zukunft wird nicht weniger Europa<br />
bringen, sondern mehr“, stellte<br />
die Verbandspräsidentin fest. Wichtige<br />
Weichenstellungen seien längst<br />
keine nationalen Angelegenheiten<br />
mehr, der Breitbandnetz-Ausbau<br />
und auch Themen wie Normung<br />
und Zertifizierung stünden zunehmend<br />
unter dem Einfluss und der<br />
Steuerung Europas. Der vom Verband<br />
ins Leben gerufene Arbeitskreis<br />
Strategie befasse sich deshalb<br />
nicht allein mit der wichtigen Weiterentwicklung<br />
des Regelwerkes in<br />
Bezug auf Relevanz, Zertifizierung<br />
und Rechtsentwicklung, sondern<br />
fasse den Blick weiter: „Wie verändern<br />
sich Märkte, Auftraggeber und<br />
Infrastrukturen, wie entwickeln sich<br />
unsere Ressourcen, und welche Prognosen<br />
lassen sich für den Verband<br />
und seine Mitgliedsunternehmen<br />
ableiten?“ – die Fragen und Themen,<br />
mit denen sich verschiedene Verbände<br />
auseinandersetzen, seien oft<br />
sehr ähnlich. Um mit dem Wandel<br />
Schritt zu halten und Antworten<br />
auf die zunehmend international<br />
geprägten Herausforderungen zu<br />
finden, sei es wichtig, bestehende<br />
Kontakte auszubauen und eine<br />
möglichst breite Informationsplattform<br />
für die Verbandsmitglieder zu<br />
bilden. „Der rbv dreht erfolgreich<br />
das Rad im Getriebe der großen<br />
Verbandslandschaft“ – möglich sei<br />
das freilich nur mit motiviertem<br />
Personal sowie dem großen ehrenamtlichen<br />
Engagement der vielen<br />
Vertreter von Mitgliedsunternehmen.<br />
Ihnen allen sprach die Präsidentin<br />
Dank für die erfolgreiche Arbeit im<br />
Geschäftsjahr 2013 aus.<br />
Leitungsbau-Tagesgeschäft<br />
wird europäisch<br />
Die große Bedeutung europäischer<br />
Themen hob auch rbv-Geschäftsführer<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann<br />
in seinem Bericht der Geschäftsführung<br />
hervor: „Wenn das<br />
Jahr 2013 etwas gezeigt hat, dann<br />
das: Europa kommt“, erklärte Hesselmann.<br />
Als Beispiele, die über die<br />
Wege der Normung, der Zertifizierung<br />
und der Berufsbildung bereits<br />
heute Einfluss auf das Tages geschäft<br />
im Leitungsbau nehmen, nannte<br />
Hesselmann die EU-Breitband-Verordnung,<br />
das Frabo-Urteil – das mehr<br />
als deutlich zeigt, dass die Kommission<br />
nicht gewillt ist, Handelshemmnisse<br />
zu akzeptieren –, die Klage<br />
gegen die Bauprodukteliste des<br />
DIBt sowie die immer wieder diskutierte<br />
deutsche Meisterausbildung.<br />
„Tag für Tag gewinnen europäische<br />
Themen an Bedeutung, und mittendrin<br />
steht der rbv“, so der rbv-Geschäftsführer<br />
weiter. Die Interessen<br />
seiner Mitglieder vertreten könne<br />
der rbv nur als Teil eines großen<br />
Netzwerkes, das bis nach Brüssel<br />
reiche: „Wie tief der rbv in der Branche<br />
verwurzelt und wie intensiv die<br />
Verbindung mit den Partnerverbänden<br />
ist, wird in der Besetzung<br />
übergeordneter externer Gremien<br />
deutlich“, führte Hesselmann aus.<br />
Richtungsweisend sei auch das<br />
Regelwerk Tiefbau: „Hier haben sieben<br />
Verbände gemeinsam an einer<br />
Juni 2014<br />
720 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Regel gearbeitet – das ist das zukünftige<br />
europäische Erfolgsmodell.“<br />
Der Mensch steht im<br />
Mittelpunkt<br />
„Themen müssen von Menschen<br />
bearbeitet und Strukturen von Menschen<br />
gelebt werden“, machte Hesselmann<br />
deutlich und brachte damit<br />
die Bedeutung des ehrenamtlichen<br />
Engagements der Mitglieder auf den<br />
Punkt. Von den Landesgruppen wie<br />
auch den Gremien sei im Geschäftsjahr<br />
2013 viel bewegt worden; unter<br />
anderem habe man gemeinsam mit<br />
neuen Partnern das Bildungsangebot<br />
erweitert. Hesselmann verwies<br />
außerdem auf die Wichtigkeit der<br />
internen und externen Verbandskommunikation,<br />
im Zuge derer im<br />
Berichtsjahr zahlreiche unterschiedliche<br />
Maßnahmen realisiert wurden.<br />
Eine wesentliche Rolle neben Leitfäden,<br />
Infopoints, Imagefilmen und<br />
der Präsenz in den relevanten Printmedien<br />
spielte die Organisation<br />
von Mitgliedertreffen und die Teilnahme<br />
an Veranstaltungen wie zum<br />
Beispiel der <strong>Wasser</strong> Berlin International,<br />
der 21. Tagung Rohrleitungsbau<br />
und dem Oldenburger Rohrleitungsforum.<br />
„Sie sehen, dass wir mit<br />
aller Kraft und in jeder Beziehung<br />
unsere Zukunft selber gestalten“,<br />
resümierte Hesselmann und bedankte<br />
sich bei Präsidium, Vorstand<br />
und den nach Münster gereisten<br />
Verbandsmitgliedern für ihre tatkräftige<br />
Unterstützung.<br />
Bericht über Technik- und<br />
Personalthemen<br />
Im Anschluss referierte Dipl.-Ing.<br />
Hansjürgen Grabner über die Tätigkeit<br />
der technischen Gremien. Mit<br />
der Gründung des neuen Arbeitskreises<br />
AK Industrie wurde dem<br />
erdverlegten Leitungsbau auf Industriegelände<br />
Rechnung getragen;<br />
deutlich intensiver als in der Vergangenheit<br />
habe man sich auch des<br />
Themas Tiefbau im Leitungsbau angenommen<br />
und <strong>zur</strong> Begleitung des<br />
Regelwerks Tiefbau einen Ad-hoc-<br />
Arbeitskreis Tiefbau installiert. Anschließend<br />
ging Grabner auf die Aktivitäten<br />
der Technischen Ausschüsse<br />
ein, bevor Dipl.-Ing. Armin Jordan<br />
über die Ergebnisse der 2013 vom<br />
Ausschuss für Personalentwicklung<br />
behandelten Aufgaben berichtete.<br />
Berufliche Bildung, Qualifikation,<br />
Nachwuchssicherung und Aufstiegskonzepte<br />
– das alles seien<br />
ebenso wichtige Themen wie die<br />
Aufarbeitung von Informationen<br />
aus den Mitgliedsunternehmen. Als<br />
Reaktion auf die Frage „Wie ist eine<br />
Grundqualifikation aufzubauen?“<br />
habe man eine Umfrage entwickelt,<br />
deren Ergebnisse zwischenzeitlich<br />
vorliegen. Auf dieser Grundlage<br />
gelte es nun, Aufgaben und Ziele zu<br />
erarbeiten und umzusetzen.<br />
Schutz und Heimat in Europa<br />
Nach der Entlastung von Vorstand<br />
und Geschäftsführung sowie der<br />
Abstimmung über den Etat und die<br />
Beitragsfestsetzung 2015 wurden<br />
rbv-Präsidentin Lohr-Kapfer sowie<br />
die Vizepräsidenten Dipl.-Ing. (FH)<br />
Fritz Eckard Lang und Dipl.-Ing. (FH)<br />
Manfred Vogelbacher einstimmig in<br />
ihren Ämtern bestätigt; im Anschluss<br />
ehrte Lohr-Kapfer Mitgliedsunternehmen<br />
für ihre 50-, 25- und<br />
10-jährige Verbandszugehörigkeit.<br />
Für die Mitgliederversammlung<br />
2016 einigte man sich auf den<br />
Veranstaltungsort Hamburg (21.–23.<br />
April 2016). In ihrem Schlusswort<br />
unterstrich Präsidentin Gudrun<br />
Lohr-Kapfer, wie wichtig es angesichts<br />
anspruchsvoller zukünftiger<br />
Aufgabenstellungen sei, sich die<br />
Visionen für die Verbandsarbeit<br />
immer wieder vor Augen zu halten.<br />
„Nicht nur die Politik gibt uns Neues<br />
vor, sondern veränderte Märkte, Unternehmensstrukturen,<br />
Arbeitsmarkt<br />
und Zertifizierungen fordern uns<br />
dazu auf, uns sehr intensiv mit unserer<br />
Zukunft auseinanderzusetzen;<br />
auch die Veränderungen durch den<br />
demografischen Wandel sind beträchtlich:<br />
Rente mit 63, Eltern- und<br />
Pflegeurlaub: Das alles wird auf die<br />
Betriebe zukommen – bei rückläufigem<br />
Arbeitsmarkt.“ Der rbv müsse<br />
seinen Mitgliedern nicht nur Schutz<br />
und Heimat in Deutschland bieten,<br />
sondern in Europa; möglich sei das<br />
nur im engen Schulterschluss mit<br />
anderen Partnern und Verbänden.<br />
Mit Blick auf Fachkräftemangel,<br />
Nachwuchsgewinnung und Mitarbeiterqualifizierung<br />
stellte die Präsidentin<br />
fest: „Rohrbauunternehmen<br />
entwickeln sich zu Infrastrukturunternehmen<br />
mit multidisziplinären<br />
Belegschaften – es wird einen Wettbewerb<br />
um Fachkräfte im Bereich<br />
Energie, <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong> geben.“<br />
Das alles werde die Anforderungen<br />
an den rbv wachsen lassen;<br />
der Verband müsse sich bewusst<br />
werden, welche Dienstleistungen<br />
für seine Mitglieder wichtig seien.<br />
„Wir müssen kontinuierlich daran<br />
arbeiten, unsere Stärke zu erhalten<br />
und unsere Schwächen abzubauen“,<br />
lautete der Appell der rbv-Präsidentin,<br />
mit dem sie die Veranstaltung<br />
beschloss.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.rbv-gmbh.de<br />
Das neue und<br />
alte Präsidium<br />
sowie die Geschäftsführung<br />
des Rohrleitungsbauverbandes:<br />
Fritz Eckard<br />
Lang, Gudrun<br />
Lohr-Kapfer,<br />
Manfred Vogelbacher<br />
und Dieter<br />
Hesselmann<br />
(v.li.).<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 721
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Optimale <strong>Abwasser</strong>behandlung durch<br />
intelligentes Dosiersystem<br />
Umwelttechnologische Neuheiten auf Mittelstands-Innovationsschau in Berlin<br />
Blick in die<br />
Filterkammer<br />
der Pilotanlage<br />
des Low-Tech-<br />
Filtersystems.<br />
© Bergmann clean<br />
<strong>Abwasser</strong>technik<br />
GmbH<br />
Der Geruch und die Korrosion<br />
in <strong>Abwasser</strong>leitungen können<br />
durch ein neues intelligentes Dosiersystem<br />
<strong>zur</strong> chemischen <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
deutlich reduziert werden.<br />
Es wurde in knapp vierjähriger<br />
Kooperation zwischen der ECH Elektrochemie<br />
Halle GmbH und der<br />
Hochschule Harz in Wer nigerode<br />
entwickelt. Das System ist eines von<br />
branchenübergreifend mehr als 200<br />
Indus trieforschungs-Resultaten, die<br />
auf dem 21. Inno vationstag Mittelstand<br />
des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Energie (BMWi) am<br />
22. Mai in Berlin präsentiert wurden.<br />
Für die Förderung zukunftsweisender<br />
Neuerungen bei Umwelttechnologien<br />
hat das Ministerium im Rahmen<br />
seines seit knapp sechs Jahren<br />
laufenden Zentralen Innovationsprogramms<br />
Mittelstand (ZIM) bisher<br />
mehr als 150 Mio. Euro bewilligt.<br />
Der im <strong>Abwasser</strong> entstehende<br />
Schwefelwasserstoff beeinträchtigt<br />
nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter,<br />
sondern schädigt auch die<br />
Bausubstanz von <strong>Abwasser</strong>leitungen.<br />
Bisher kann die Dosierung der<br />
Chemikalien, die die Bildung des<br />
übel riechenden Gases bekämpfen<br />
sollen, nicht bedarfsgenau erfolgen,<br />
sodass die Kosten unnötig hoch<br />
Anlagenübersicht – Pilotanlage des Low-Tech-Filtersystems an einer<br />
Kleinkläranlage des WSB ® -Verfahren. © Bergmann clean <strong>Abwasser</strong>technik GmbH<br />
sind und die Umwelt übermäßig<br />
belastet wird. Das neue, selbstlernende<br />
System ist in der Lage, die<br />
chemischen Behandlungsmittel mit<br />
ihren verschiedenen Wirkprinzipien<br />
erstmals optimal zu dosieren, indem<br />
die Messung bestimmter Parameter<br />
mit intelligenten Regelungsalgorithmen<br />
kombiniert wird. Es zeichnet<br />
sich darüber hinaus durch geringen<br />
Wartungsaufwand und Robustheit<br />
aus; seine Daten können<br />
elektronisch über GSM/GPRS ausgewertet<br />
werden. Dr. Hahn, Geschäftsführer<br />
der ECH, betont: „Mit dem attraktiven<br />
und in der Umsetzung sehr<br />
gut geführten Zentralen Innovationsprogramm<br />
Mittelstand konnten wir<br />
es als KMU wagen, ein so umfangreiches<br />
Entwicklungsvorhaben anzugehen,<br />
und dieses in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Hochschule<br />
Harz erfolgreich abschließen.“<br />
Mehr als 3,1 Mrd. Euro für<br />
24 000 ZIM-Projekte<br />
Die ZIM-Förderung ist in Ausstattung,<br />
Technologieoffenheit und Breitenwirkung<br />
einzigartig in Europa. Seit<br />
Programmstart im Juli 2008 wurden<br />
bis Ende 2013 für mehr als 24 000<br />
Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />
Fördermittel in Höhe von über<br />
3,1 Mrd. Euro zugesagt. Das technologie-<br />
und branchenoffene Programm<br />
erleichtert kleinen und mittleren<br />
Unternehmen die Entwicklung neuer<br />
Produkte, Dienstleistungen und<br />
Technologien. Dies erfolgt oft in<br />
Zusammenarbeit mit wirtschaftsnahen<br />
Forschungseinrichtungen.<br />
Bei der 21. Open-Air-Leistungsschau<br />
auf dem Parkgelände der AiF<br />
Projekt GmbH, die als Projektträger<br />
die ZIM-Hauptfördersäule „Kooperationsprojekte“<br />
betreute, haben mehr<br />
als 300 Unternehmen, Forschungseinrichtungen<br />
und Kooperationsnetzwerke<br />
aus ganz Deutschland<br />
ihre Innovationen präsentiert. Dazu<br />
gehört auch ein Low-Tech-Filtersystem<br />
<strong>zur</strong> Gewinnung von Brauchwasser<br />
aus Abwässern, das von der<br />
Bergmann clean <strong>Abwasser</strong>technik<br />
GmbH in Penig/Sachsen in Zusammenarbeit<br />
mit dem Institut<br />
für <strong>Wasser</strong>chemie der TU Dresden<br />
entwickelt wurde. Das naturnahe<br />
Juni 2014<br />
722 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Verfahren reinigt Abwässer in einer<br />
Kleinkläranlage im ersten Schritt mithilfe<br />
eines Biofilms auf speziellen<br />
Kunststoffträgern. Die <strong>zur</strong> Verhinderung<br />
einer Wiederverkeimung<br />
des Brauchwassers erforderliche<br />
Desinfektion wird mittels eines<br />
modularen Low-Tech-Biofiltersystems<br />
erzielt. Optional können zusätzlich<br />
ein silbermetallisiertes Textilgewebe<br />
und ein Adsorptionsmodul eingesetzt<br />
werden. Das Brauchwasser<br />
lässt sich nun auf Vorrat halten,<br />
ohne zu verkeimen. Darüber hinaus<br />
können als bedeutender Nebeneffekt<br />
mittels eines Adsorptionsmoduls<br />
die Phosphatanteile in<br />
hoher Konzentration vom Brauchwasser<br />
getrennt werden. Damit<br />
wird Phosphor gewonnen, der<br />
unter anderem in der Düngemittelproduktion<br />
benötigt wird.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.zim-bmwi.de/veranstaltungen/innovationstag<br />
Stromerzeugung aus Klärgasen weiter von<br />
EEG-Umlage ausnehmen<br />
BDEW: Stromerzeugung aus Klärgasen als Kuppelprodukt klima- und<br />
umweltpolitisch sinnvoll<br />
Anlässlich der IFAT 2014 in<br />
München sagte Martin Weyand,<br />
BDEW-Hauptgeschäftsführer <strong>Wasser</strong>/<br />
<strong>Abwasser</strong>: „Die energetische Nutzung<br />
von Klärgas als Kuppelprodukt<br />
erfolgt seit Jahrzehnten ohne Finanzierung<br />
durch das Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetz (EEG). Es ist deshalb<br />
unverständlich, warum Neuanlagen,<br />
die Klärgase <strong>zur</strong> Erzeugung<br />
von Strom nutzten, mit der Zahlung<br />
der EEG-Umlage belastet werden<br />
sollen. Damit wird die Wirtschaftlichkeit<br />
solcher Anlagen in Frage gestellt“.<br />
„Erzeugungsanlagen, die Kuppelgase<br />
und andere Reststoffe nutzen,<br />
verwenden damit Reststoffe, die<br />
im industriellen Produktionsprozess<br />
oder bei der <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
anfallen. Die Anlagen erfüllen so<br />
auch eine klima- und umweltpolitisch<br />
sinnvolle Aufgabe. Ihr wirtschaftlicher<br />
Betrieb hängt oftmals<br />
von der Befreiung des Selbstverbrauchs<br />
ab“, so Weyand. „Dass<br />
nunmehr laut Kabinettbeschluss<br />
die Bestandsanlagen auch künftig<br />
von der EEG-Umlage befreit sind,<br />
ist ein erster wichtiger Schritt in die<br />
richtige Richtung. Neben dem damit<br />
gesicherten Bestandsschutz<br />
sollte der Gesetzgeber jetzt auch<br />
Neuanlagen ausnehmen. Sonst wäre<br />
eine alternative Entsorgung der<br />
Reststoffe beispielsweise durch ein<br />
Abfackeln der Gase notwendig.<br />
Das würde zu Ressourcenverschwendung<br />
und vermehrten CO 2 -<br />
Emissionen führen“, sagte Weyand.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bdew.de<br />
Innovative Systemflexibilität<br />
für die Regenwasser-Versickerung<br />
und -Rückhaltung<br />
Revisions-Filterrigole<br />
begehbar - revisionsfähig - voll wartungsfähig<br />
HeitkerBloc-Entwässerungssystem<br />
im Objektbereich<br />
HeitkerBloc-Fertigmodule<br />
für den Einfamilienhausbereich<br />
Heitker GmbH<br />
Am Bahndamm 4 · 49809 Lingen (Ems) · Tel.: (05 91) 9 66 53-0 · Fax: (05 91) 9 66 53-11<br />
info@heitker-lingen.de · www.heitker-lingen.de<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 723
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Veranstaltungen<br />
InfraBAU Fachmesse 2014<br />
Businessplattform für den Tief-, Straßen- und <strong>Wasser</strong>BAU erstmals in Deutschland<br />
Nach 14 erfolgreichen Editionen<br />
der Infra Fachmesse in den<br />
Niederlanden, insgesamt rund 150<br />
Industriefachmessen pro Jahr sowie<br />
zwei erfolgreich in den deutschen<br />
Markt eingeführten Fachmessen in<br />
2013 ist es an der Zeit, auch die<br />
Infra Fachmesse in Deutschland –<br />
unter dem Namen InfraBAU – aufleben<br />
zu lassen. Parallel zu dieser<br />
Fachmesse findet die „Intergrün –<br />
Fachmesse für den Produktionsgarten,<br />
Garten- und Landschaftsbau“<br />
statt. Beide Veranstaltungen sprechen<br />
Stadt-, Kreis-, Gemeinde- und<br />
Ortsverwaltungen an. Besucher können<br />
die Synergien beider Fachmessen<br />
optimal für sich nutzen, indem<br />
sie mit nur einem Besuch gleichzeitig<br />
von zwei Fachmessen profitieren.<br />
Die professionelle Businessplattform<br />
bietet Ausstellern aus dem<br />
Tief-, Straßen- und <strong>Wasser</strong>bau innerhalb<br />
von drei Veranstaltungstagen<br />
die Möglichkeit, eine definierte<br />
Zielgruppe in einer angenehmen<br />
und vertriebsfreundlichen Atmosphäre<br />
zu erreichen, Informationen<br />
auszutauschen und Geschäfte abzuschließen.<br />
Das InfraBAU-Forum –<br />
Wissen bringt weiter<br />
Während der gesamten Veranstaltungsdauer<br />
der InfraBAU Fachmesse<br />
steht den Ausstellern eine<br />
gesonderte Business-Plattform für<br />
Vorträge, Präsentationen und Diskussionsrunden<br />
rund um die Themen<br />
Tief-, Straßen- und <strong>Wasser</strong>BAU<br />
<strong>zur</strong> Verfügung. Das sogenannte<br />
InfraBAU-Forum ist ein wichtiger<br />
Bestandteil der Fachmesse sowohl<br />
für Aussteller als auch für Besucher<br />
und bietet in ruhiger Atmosphäre<br />
Raum für ungestörte Gespräche mit<br />
Kunden und Geschäftspartnern.<br />
Ausschlaggebend für den Erfolg<br />
der Fachmessen ist laut MesseHAL<br />
das einzigartige Full-Service-Angebot.<br />
Dieses wurde ins Leben gerufen,<br />
um Ausstellern so viel Arbeit wie<br />
möglich abzunehmen. So können<br />
sich die Aussteller vollständig auf<br />
bestehende Kunden konzentrieren<br />
und neue Kontakte knüpfen.<br />
Das Full-Service-Angebot beinhaltet<br />
eine Vielzahl an Leistungen<br />
zu einem günstigen Pauschalpreis.<br />
Darin enthalten sind u. a. das<br />
komplette Standsystem sowie ein<br />
kostenfreies Catering für das Standpersonal<br />
sowie für die Besucher,<br />
kostenfreier Eintritt und auch das<br />
Parken ist sowohl für Aussteller als<br />
auch für Besucher während der<br />
gesamten Veranstaltungsdauer kostenfrei.<br />
Der Einladungsservice der<br />
MesseHAL ist ein wichtiger Bestandteil<br />
des Konzeptes. Im Namen der<br />
InfraBAU-Aussteller werden deren<br />
Kunden und Geschäftspartner zum<br />
Besuch der Fachmesse eingeladen<br />
und profitieren durch die Zustellung<br />
der Eintrittskarte vom kostenfreien<br />
Eintritt, Catering und Parken.<br />
Kontakt/Informationen:<br />
Sneshana Seifert,<br />
Projektmanagerin InfraBAU FACHMESSE,<br />
Energieweg 2, NL-7772 TV Hardenberg,<br />
Tel. (02151) 96 39 013, www.messe-hal.de,<br />
E-Mail: S.Seifert@messe-hal.de<br />
„Fokussiert, Kompakt, Kommunikativ…<br />
…so wird die geofora 2014 als<br />
Branchentreff für die Bereiche Bohrtechnik,<br />
Brunnenbau und <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
in Hof wieder fachliche<br />
Akzente setzen, neue Sichtweisen<br />
und Erkenntnisse präsentieren und<br />
vor allem alle Interessengruppen,<br />
seien es <strong>Wasser</strong>versorger, Brunnenbauer,<br />
Ingenieurbüros oder Behörden<br />
miteinander ins Gespräch bringen“,<br />
ist sich der Veranstalter sicher.<br />
Kernthema wird wieder der<br />
Brunnen als zentrales Bauwerk der<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und dessen Bedeutung<br />
in der Daseinsfürsorge,<br />
national wie international, sein. Mit<br />
der gezielten Schwerpunktsetzung,<br />
wie dem Forum zu Besonderheiten<br />
bei Mineralbrunnen oder besonderen<br />
Konferenzbeiträgen wie den rechtlichen<br />
Risiken des Brunnenbauers in<br />
der Praxis, sorgt das Programm aus<br />
Kongress, Fachforen, Workshops<br />
und der räumlich integrierten Fachausstellung<br />
bei den Teilnehmern für<br />
einen intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch.<br />
Unter dem Dach der Hofer Freiheitshalle<br />
können sich die Teilnehmer<br />
auch nach dem Ende des Tagesprogramms<br />
über die Einblicke in außergewöhnliche<br />
Projekte austauschen,<br />
Hintergründe behördlicher Vorgaben<br />
diskutieren oder die Fachnetzwerke<br />
pflegen und ausbauen, damit<br />
auch diese geofora wieder ihrem<br />
Motto: „Tiefer einsteigen – Zusammenhänge<br />
verstehen“ gerecht werden<br />
kann.<br />
Die geofora 2014 findet übrigens<br />
am 18./19.09. 2014 in Hof, dem<br />
bayerischen <strong>Wasser</strong>kompetenzzentrum<br />
statt.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.geofora.de<br />
Juni 2014<br />
724 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen | NACHRICHTEN |<br />
Wirtschaftlich sinnvolle Kanalsanierung<br />
Reparaturtechniken auf den Nürnberger Kolloquien <strong>zur</strong> Kanalsanierung<br />
Die Bedeutung von Reparaturverfahren hat für öffentliche wie privatwirtschaftliche Kanalnetzbetreiber in den<br />
letzten Jahren erheblich zugenommen. Sie bieten eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung für die Sanierung der<br />
Kanalnetze. Am 25. September 2014 lädt die Verbund Ingenieur Qualifizierung gGmbH ins Gemeinschaftshaus<br />
Langwasser in Nürnberg ein, um Ingenieure, Planer und Entscheidungsträger aus Industrie und Verwaltung<br />
auf den aktuellen Stand zu Reparaturtechniken und deren Regelung, Planung und Ausschreibung zu bringen.<br />
Laut der letzten Umfrage der<br />
Deutschen Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.<br />
(DWA) von 2009 werden im Schnitt<br />
36 % aller Schäden an Kanälen repariert,<br />
20 % renoviert. Eine komplette<br />
Erneuerung wird eher vermieden,<br />
weil diese mit entsprechendem Zeitaufwand<br />
und Kosten einhergeht.<br />
Reparaturtechniken gibt es viele,<br />
erste Merkblätter und zusätzliche<br />
technische Vertragsbedingungen<br />
(ZTV) wurden bereits erarbeitet.<br />
Eine Norm <strong>zur</strong> Regelung einzelner<br />
Reparaturverfahren mit dem Ziel,<br />
die Qualitätsstandards zu vereinheitlichen,<br />
ist in Arbeit. Verbund IQ<br />
stellt das aktuell diskutierte Thema<br />
auf den 13. Nürnberger Kolloquien<br />
<strong>zur</strong> Kanalsanierung in den Mittelpunkt.<br />
Dieses Jahr findet die ganztägige<br />
Veranstaltung am 25. September<br />
2014 in Nürnberg statt. Neben<br />
verschiedenen Reparaturtechniken<br />
werden auch die Umsetzung aktueller<br />
Arbeitsgrundlagen und deren<br />
öffentliche Ausschreibung diskutiert.<br />
Redner und Themen<br />
des Kolloquiums<br />
Neben den verschiedenen Verfahrensgruppen<br />
Abdichtung, Ausbesserung<br />
und Injektion steht auf den<br />
Nürnberger Kolloquien <strong>zur</strong> Kanalsanierung<br />
2014 auch die Ausschreibung<br />
von Reparaturmaßnahmen im<br />
Fokus. Andreas Beuntner, Büroleiter<br />
von Ingutis in München, zeigt auf,<br />
welche Aufgaben der Planer vornimmt,<br />
wenn er eine Reparaturmaßnahme<br />
fachgerecht plant und ausschreibt.<br />
Beginnend bei der richtigen<br />
Bewertung von Schadens bildern<br />
und der Auswahl der passenden<br />
Reparaturlösungen wird auch die<br />
klare Beschreibung der durchzuführenden<br />
Arbeiten in der Ausschreibung<br />
diskutiert. Dadurch wird eine<br />
qualitativ hochwertige Umsetzung<br />
der Reparaturmaßnahmen gewährleistet.<br />
Welche Bedeutung die Reparatur<br />
für Kanalnetzbetreiber hat, zeigt das<br />
Praxisbeispiel der Stadt Köln. Die<br />
Stadtentwässerungsbetriebe Köln<br />
(StEB) – zuständig für etwa 2500 km<br />
Kanalnetz – setzen seit 2009 verstärkt<br />
auf Reparaturtechniken. Während<br />
Kanäle vor zehn Jahren meistens<br />
erneuert wurden, wird heute<br />
verstärkt mittels moderner Robotertechnik<br />
repariert oder renoviert.<br />
Caroline Körner, Abteilungsleiterin<br />
Sanierungsmanagement bei StEB,<br />
berichtet von ihren Sanierungserfahrungen.<br />
Anwender und Dienstleister<br />
der StEB erläutern die Baustellen<br />
und Techniken vor Ort.<br />
Roboter mit Schalungsmanschette für die Kanalsanierung<br />
eines oberirdischen Testrohrs. © StEB Köln<br />
Die begleitende Hausmesse rundet<br />
auch im 13. Veranstaltungsjahr<br />
das Vortragsprogramm ab. Verbund<br />
IQ bietet mit den Nürnberger Kolloquien<br />
<strong>zur</strong> Kanalsanierung eine Plattform<br />
für Bauingenieure, Techniker<br />
und Entscheidungsträger aus Kommunen,<br />
Behörden, Unternehmen<br />
und Industrie, um sich über aktuelle<br />
Entwicklungen zum Thema Kanalisierung<br />
zu informieren.<br />
Informationen und Anmeldung:<br />
Verbund IQ, Stefan Wolf,<br />
Tel. (0911) 424599-16,<br />
E-Mail: stefan.wolf@verbund-iq.de,<br />
www.kanalsanierung-weiterbildung.de<br />
Technik für Umweltschutz<br />
Messen. Regeln. Überwachen.<br />
www.afriso.de<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 725
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Veranstaltungen<br />
acqua alta: NRW-Umweltministerium veranstaltet<br />
Symposium zu Hochwasserrisikomanagement<br />
Der am 18. und 19. November<br />
2014 in der Messe Essen stattfindende<br />
Auftakt-Kongress der acqua<br />
alta kann mit einem wichtigen<br />
Branchenereignis aufwarten: Das<br />
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,<br />
Landwirtschaft, Natur- und<br />
Verbraucherschutz NRW nutzt den<br />
19. November 2014 als Plattform für<br />
ein Symposium zum Thema Hochwasserrisikomanagement.<br />
Unter dem<br />
Titel „Hochwasserrisiken gemeinsam<br />
meistern – Maßnahmen gemeinsam<br />
umsetzen“ richtet sich dieser<br />
Kongresstag des Landesumweltministeriums<br />
besonders an Kommunen<br />
und Behörden des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen. NRW-Umweltminister<br />
Johannes Remmel wird<br />
diesen Kongresstag mit einem Vortrag<br />
eröffnen.<br />
Am ersten Kongresstag der acqua<br />
alta referieren Fachleute aus<br />
Wissenschaft und Praxis zu den<br />
drei Themenblöcken Klimawandel,<br />
Hochwasserschutztechniken und Kata<br />
strophenmanagement. Neben den<br />
kommunalen Vertretern richtet sich<br />
der erste Veranstaltungstag schwerpunktmäßig<br />
an Planer, Ingenieure<br />
und Beteiligte des Katastrophenmanagements.<br />
Durch die Kombination von zwei<br />
eigenständigen Thementagen erwartet<br />
die Teilnehmer eine zeitop timierte<br />
und kompakte Veranstaltung.<br />
Somit wird die Messe Essen zum<br />
hochkarätigen Branchentreff für alle<br />
am Hochwasserschutz Beteiligten.<br />
Hier findet sich das ideale Forum<br />
für den fachlichen Austausch, den<br />
Wissenstransfer und die Sensibilisierung<br />
für präventive Schutzmaßnahmen<br />
rund um das Thema Hochwasser.<br />
Es werden rund 500 Teilnehmer<br />
erwartet.<br />
Fachausstellung ergänzt<br />
Kongressprogramm<br />
Begleitet werden die beiden Kongresstage<br />
von einer Fachausstellung,<br />
in der die ausstellenden Unternehmen<br />
über den mobilen technischen<br />
Hochwasserschutz, den Objektschutz<br />
sowie alle Produkte und<br />
Dienstleistungen rund um den<br />
<strong>Wasser</strong>bau und Katastrophenschutz<br />
informieren. In den Pausen von<br />
Kongress und Symposium haben<br />
die Teilnehmer die Möglichkeit, sich<br />
über die neusten Trends und Produktentwicklungen<br />
auszutauschen<br />
und direkt mit den Herstellern ins<br />
Gespräch zu kommen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.messe-essen.de<br />
www.aqua-alta.de<br />
15. VSB-Beratertag: Aus der Praxis für die Praxis<br />
26. bis 27. Juni 2014 in Kassel<br />
Der 15. VSB-Beratertag 2014 des<br />
Verbandes der Zertifizierten<br />
Kanalsanierungsberater für Entwässerungssysteme<br />
(VSB) bietet die exklusive<br />
Möglichkeit, sich in aktuellen<br />
Fachthemen weiterzubilden sowie<br />
das eigene Verständnis durch die<br />
Diskussion mit den Referenten zu<br />
vertiefen.<br />
Der VSB-Beratertag versteht sich<br />
bewusst als eine Weiterbildungsveranstaltung,<br />
die aktuelles Wissen<br />
im Bereich Kanalunterhaltung und<br />
Kanalsanierung durch anerkannte<br />
Referenten vermittelt. Alle Vorträge<br />
sind darauf ausgelegt, nicht nur<br />
eine oberflächliche Übersicht der<br />
Themen zu bieten, sondern Detailwissen<br />
zu vermitteln. Die Highlights<br />
sind:<br />
••<br />
Nutzungsdauern von<br />
Sanierungsverfahren<br />
••<br />
Aktuelle Entwicklung bei<br />
Schlauchlinern (Anbindung von<br />
Schlauchlinern an Schächte,<br />
Umgang mit Qualitätsproblemen)<br />
••<br />
Planung der <strong>Abwasser</strong>lenkung<br />
Einfluss auf die Honorierung<br />
von Ingenieurleistungen<br />
••<br />
Vorführungen:<br />
−−<br />
Linerendmanschette<br />
−−<br />
Lateral-Detektor für<br />
Fräs roboter<br />
••<br />
Aus der Praxis für die Praxis:<br />
−−<br />
Instandsetzung von<br />
Ab zweigen/Stutzen<br />
−−<br />
im Zusammenhang mit Kanalsanierung<br />
••<br />
Neue HOAI 2013 und deren<br />
Höchstdruck-<strong>Wasser</strong>strahltechnik<br />
Am zweiten Tag wird der Beratertag<br />
wieder zeitlich fast nahtlos in die<br />
Mitgliederversammlung des VSB<br />
übergehen.<br />
Kontakt:<br />
VSB e.V.,<br />
Wöhlerstraße 42, D-30163 Hannover,<br />
Tel. (0511) 84 86 99 55,<br />
Fax (0511) 84 86 99 54,<br />
E-Mail: info@sanierungs-berater.de,<br />
www.sanierungs-berater.de<br />
Juni 2014<br />
726 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
| NACHRICHTEN |<br />
5. Deutscher Tag der Grundstücksentwässerung<br />
Am 25. Juni 2014 findet in Köln<br />
der 5. Deutsche Tag der Grundstücksentwässerung<br />
statt. Veranstaltungsort<br />
ist dieses Jahr das<br />
Maternushaus in Köln. Inhaltliche<br />
Schwerpunkte:<br />
••<br />
Tagesbrüche, Absackungen,<br />
Hohlräume – eine Gefahr für<br />
den öffentlichen Verkehrsraum?<br />
••<br />
NRW-Bildreferenzkatalog<br />
und neue Maßnahmen des<br />
Landes NRW<br />
••<br />
Neues LWG und neue SüwVO<br />
<strong>Abwasser</strong> NRW – eine Verschlimmbesserung?<br />
••<br />
Die neue SüwVO und die Rolle<br />
der Aufsichtsbehörden<br />
••<br />
Fremdwassersanierung im<br />
Innenstadtbereich<br />
••<br />
Gemeinde untersucht<br />
Anschlussleitungen –<br />
„Gründe fürs Schnüffeln“<br />
••<br />
Update: Was gibt‘s Neues bei<br />
den allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik?<br />
Volles Haus in Dortmund beim Tag der Grundstücksentwässerung.<br />
••<br />
Neufassung der DIN EN 1610 –<br />
Auswirkungen auf die Dichtheitsprüfung<br />
••<br />
Neu: DIN SPEC 19748 Renovierung<br />
von Anschlüssen mit<br />
Schlauchlinern<br />
••<br />
Zustands- und Funktionsprüfung<br />
bei Wohnungswirtschaft, Gewerbe,<br />
Bahn und Straße<br />
Veranstalter sind die Technische Akademie<br />
Hannover (TAH) und das IKT –<br />
Institut für Unterirdische Infrastruktur.<br />
Die Tagung wird durch eine Fachausstellung<br />
abgerundet. Interessierte<br />
Firmen rund um das Thema Grundstücksentwässerung<br />
werden gebeten,<br />
mit der TAH Kontakt aufzunehmen.<br />
Anmeldung für Teilnahme und Standbuchung:<br />
Technische Akademie Hannover,<br />
Tel. (0511) 39433-30,<br />
E-Mail: info@ta-hannover.de,<br />
www.ta-hannover.de<br />
Leute | NACHRICHTEN |<br />
Dr. Gerald Linke neuer DVGW-Hauptgeschäftsführer<br />
Dr. Gerald Linke (50) wird neuer<br />
Hauptgeschäftsführer des Deutschen<br />
Vereins des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />
e. V. (DVGW). Der promovierte<br />
Physiker folgt nach der DVGW-Mitgliederversammlung<br />
am 3. Juli 2014<br />
auf Dr. Walter Thielen, der das Amt<br />
des Hauptgeschäftsführers seit<br />
1999 innehatte. Der DVGW-Bundesvorstand<br />
wählte Linke einstimmig<br />
auf seiner Sitzung in München.<br />
Gerald Linke bringt rund 20 Jahre<br />
Managementerfahrung in der deutschen<br />
Energiewirtschaft mit. Seit<br />
2013 ist er Senior Vice President Mid<br />
Sized Projects der E.ON Technologies<br />
GmbH und Technischer Geschäftsführer<br />
der Netzgesellschaft Kokereigasnetz<br />
Ruhr GmbH. Davor hatte<br />
Linke seit 1995 verschiedene technische<br />
Führungspositionen bei der<br />
Ruhrgas AG (später E.ON Ruhrgas<br />
AG) in Essen inne, zuletzt als Leiter<br />
des Kompetenz-Centers Gastechnik<br />
und Energiesysteme. Linke wurde<br />
2013 in den DVGW-Bundesvorstand<br />
gewählt und leitet das DVGW-<br />
Forschungscluster „Power-to-Gas“. Er<br />
hat an der Technischen Universität<br />
Braunschweig Physik studiert und<br />
wurde dort 1994 zum Dr. rer. nat.<br />
promoviert. Gerald Linke ist verheiratet<br />
und Vater von drei Kindern.<br />
© E.ON<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 727
| NACHRICHTEN | Leute<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hof<br />
ernennt Dr. Klaus Hagen zum Honorarprofessor<br />
Die Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften Hof hat Dr. rer.<br />
nat. Klaus Hagen zum Honorarprofessor<br />
für das Fachgebiet „Verfahrenstechnik<br />
<strong>Wasser</strong>“ an der<br />
Hochschule Hof bestellt. Dr. Hagen<br />
ist seit 2007 Dozent an der Hochschule<br />
Hof. Die Urkunde zum Honorarprofessor<br />
überreichte Prof. Dr. Dr.<br />
h. c. Jürgen Lehmann, Präsident der<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
Hof.<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Jahrgang<br />
1950, studierte in Erlangen<br />
Chemie, promovierte 1982 in Bayreuth.<br />
Seit 1982 ist er bei der Firma<br />
Krüger WABAG, Bayreuth, im Bereich<br />
Verfahrenstechnik tätig.<br />
Dr. Hagen ist fest in den nationalen<br />
und europäischen Normungsprozess<br />
integriert, u. a. als Leiter der<br />
deutschen Delegation bei CEN/TC<br />
164/WG 9 (Europäische Normung<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung) und er ist in<br />
weiteren zahlreichen Gremien tätig<br />
(DIN, DVGW, figawa, VGB).<br />
Er ist Träger der Ehrennadel<br />
des DVGW. Seit 1996 ist er Beiratsmitglied<br />
der Zeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<br />
<strong>Abwasser</strong>.<br />
Maria Krautzberger neue Präsidentin<br />
des Umweltbundesamts<br />
Die Leitung des Umweltbundesamtes<br />
(UBA) übernimmt erstmals<br />
eine Frau. Am 5. Mai 2014 trat<br />
Maria Krautzberger ihr Amt als Präsidentin<br />
der größten nationalen<br />
Umweltbehörde an. Das Bundeskabinett<br />
hatte sie am 30. April <strong>zur</strong><br />
Nachfolgerin von Jochen Flasbarth<br />
ernannt, der Ende 2013 als Staatssekretär<br />
in das Bundesumweltministerium<br />
berufen wurde.<br />
Maria Krautzberger war zuletzt<br />
Staats sekretärin in der Berliner Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung.<br />
Dort wirkte sie maßgeblich<br />
an der Einführung der Berliner<br />
Umweltzone mit. Davor war sie<br />
u. a. sechs Jahre lang Umweltsenatorin<br />
der Freien Hansestadt Lübeck<br />
und bekleidete zeitweise das Amt<br />
der stellvertretenden Bürgermeisterin.<br />
Maria Krautzberger hat in ihrer<br />
bisherigen Laufbahn zahlreiche Umwelt-<br />
und Naturschutzprojekte auf<br />
den Weg gebracht, z. B. den „Stadtentwicklungsplan<br />
Klima Berlin“, der<br />
erstmals die Auswirkungen des Klimawandels<br />
für das Land Berlin berücksichtigt,<br />
oder die Zertifizierung der<br />
Wälder in Lübeck und Berlin.<br />
Eines ihrer wichtigsten Wirkungsfelder<br />
war die ökologische<br />
Verkehrspolitik. Die ausgewiesene<br />
Verwaltungsex pertin hat die Einführung<br />
der ersten deutschen Umweltzone<br />
in der Hauptstadt maßgeblich<br />
ausgestaltet und für die Stadt eine<br />
konsequente Radverkehrsstrategie<br />
entwickelt.<br />
© PhotostudioD29<br />
Maria Krautzberger studierte<br />
Soziologie und Verwaltungswissenschaften<br />
an den Universitäten München<br />
und Konstanz.<br />
Vor ihren Tätigkeiten in Berlin<br />
und Lübeck arbeitete die heute<br />
59-Jährige in unterschiedlichen<br />
Funktionen für die Stadt- und Umweltverwaltung<br />
von Wuppertal.<br />
Juni 2014<br />
728 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
GW 312 (A): Statische Berechnung von Vortriebsrohren, 3/2014<br />
GW 312/A 161 ist wie bereits<br />
der deutlich kleinere Vorgänger<br />
von 1990 ein gemeinsames Projekt<br />
unter Federführung der DWA (Deutsche<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.).<br />
Mit seinen vielen Symbolen, (Un-)<br />
Gleichungen, Tabellen und Abbildungen<br />
(siehe Bild als Beispiel)<br />
richtet sich GW 312/A 161 an hochspezialisierte<br />
Ingenieure. Wie anspruchsvoll<br />
das Thema und die damit<br />
verbundenen, sich ständig wandelnden<br />
Herausforderungen sind,<br />
zeigt sich an der langen Bearbeitungszeit<br />
– auch nach der Entwurfsveröffentlichung<br />
im September 2010.<br />
GW 312/A 161 gilt für die statische<br />
Berechnung von Rohren mit<br />
kreisförmigem Querschnitt, die nach<br />
dem Rohrvortriebsverfahren mit<br />
gerader oder gekrümmter Linienführung,<br />
in nichtbindigen oder bindigen<br />
Böden (Lockerböden gemäß<br />
DIN 18319) mit statischer Kraft entsprechend<br />
GW 304/A 125 „Rohrvortrieb<br />
und verwandte Verfahren“<br />
eingebaut werden. GW 312/A 161<br />
gilt auch für Vortriebe im Festgestein.<br />
Für Rohre, die mit dynamischer<br />
Energie vorgetrieben werden,<br />
kann GW 312/A 161 sinngemäß angewendet<br />
werden.<br />
Für GW 312/A 161 wurden die in<br />
der Praxis bisher angewandten bodenmechanischen<br />
Modell-Vorstellungen<br />
überprüft und dem derzeitigen<br />
Erkenntnisstand angepasst.<br />
Daraus ergaben sich neue Belastungsmodelle<br />
und deren Auswirkungen<br />
auf die Berechnung der<br />
Vortriebsrohre. Jedoch konnten nicht<br />
alle möglichen Sonderfälle erfasst<br />
werden, in denen weitergehende<br />
oder einschränkende Maßnahmen<br />
geboten sind. Hier ist der Anwender<br />
in seiner Eigenverantwortung und<br />
Fachkompetenz besonders gefordert.<br />
Die grabenlosen Bauweisen verzeichnen<br />
seit 1990 enorme Fortschritte,<br />
die ihren Niederschlag in<br />
GW 304/A 125 von 2008 (mit DVGW-<br />
Beiblatt von 2012 <strong>zur</strong> Kreuzung<br />
von Straßen) gefunden haben. Die<br />
dort definierten steuerbaren und<br />
nichtsteuerbaren Vortriebsverfahren<br />
erfordern bei der statischen Berechnung<br />
von Rohren aus verschiedenartigen<br />
Werkstoffen eine differenzierte<br />
Betrachtungsweise, die auch<br />
bodenmechanische Fragen berührt.<br />
Darüber hinaus wurden die<br />
Kennwerte von GW 312/A 161 im<br />
Verlauf mehrerer Jahre auf Basis von<br />
Normen und anderen Quellen gewonnen,<br />
die inzwischen z. T. fortgeschrieben<br />
oder anderweitig ersetzt<br />
worden sind. Dies ist bei eventuellen<br />
Recherchen zu den Grundlagen der<br />
Kennwerte und Berechnungsmethoden<br />
zu berücksichtigen. Es liegt in<br />
der Verantwortung des Anwenders,<br />
die besonderen Umstände des Einzelfalls,<br />
wesentliche Änderungen in<br />
Normung und Technik sowie aktuellere<br />
Erkenntnisse angemessen<br />
zu berücksichtigen.<br />
Wie bei GW 304/A 125 liegt auch<br />
bei GW 312/A 161 der praktische<br />
Anwendungsschwerpunkt im <strong>Abwasser</strong>bereich.<br />
Im Gas- und Trinkwasserbereich<br />
dürfte sich die Anwendung<br />
auf wenige Spezialfälle,<br />
etwa im Kreuzungsbereich von<br />
Verkehrswegen, beschränken. Die<br />
Neuauflage von GW 312/A 161<br />
zeichnet sich insbesondere durch<br />
folgende Aspekte aus:<br />
••<br />
Rohre aus Kunststoffen wurden<br />
zusätzlich berücksichtigt.<br />
••<br />
Für steuerbare und nichtsteuerbare<br />
Verfahren in GW 304/A 125<br />
wurden die maßgebenden Belastungszustände<br />
(Einwirkungen)<br />
detailliert angegeben.<br />
••<br />
Die Ermittlung von Bodenkennwerten<br />
für Locker- und Festgestein<br />
wurde überarbeitet. Für die<br />
Anpassung der Bodenkennwerte<br />
eines geotechnischen Berichtes<br />
an die spezielle Situation des<br />
Vortriebs werden Faktoren als<br />
Richtwerte angegeben. Die Bodenkennwerte<br />
sowie die bodenmechanischen<br />
Kenngrößen, mit<br />
denen die Erdlast weiterhin nach<br />
dem Silomodell ermittelt wird,<br />
werden in Abhängigkeiten von<br />
der Lagerungsdichte bzw. Konsistenz<br />
der Böden als Richtwerte<br />
angegeben.<br />
••<br />
Bei der Beschreibung der Belastungsfälle<br />
erfolgte eine Anpassung<br />
an A 127 „Statische Berechnung<br />
von <strong>Abwasser</strong>kanälen<br />
und -leitungen“ (es gibt kein entsprechendes<br />
DVGW-Arbeitsblatt,<br />
da bei den in der Gas- und <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
üblichen Rohrbemessungs-<br />
und Überdeckungsverhältnissen<br />
keine gesonderten<br />
statischen Nachweise gefordert<br />
werden).<br />
••<br />
Die Mindestschnittkraftbemessung<br />
<strong>zur</strong> Berücksichtigung von<br />
Führungskräften (bisher nur für<br />
den geradlinigen Vortrieb geregelt)<br />
wurde für Kurvenfahrten<br />
ergänzt.<br />
••<br />
Es wurden zusätzlich Mindestwerte<br />
für Wanddicken/Radius-<br />
Verhältnisse angegeben.<br />
••<br />
Für zulässige Axialkräfte beim<br />
Vortrieb wurden auch für gekrümmte<br />
Trassen Formeln entwickelt,<br />
die Steuerbewegungen<br />
sowie zulässige Toleranzen für<br />
die Rechtwinkligkeit der Rohrstirnflächen<br />
berücksichtigen.<br />
••<br />
Für<br />
Druckübertragungsringe<br />
wurden Empfehlungen <strong>zur</strong> Ermittlung<br />
des Druckspannungs-<br />
Stauchungsverhaltens unter zyklischer<br />
Belastung sowie Anhaltswerte<br />
für die E-Moduln der<br />
Druckübertragungsringe angegeben.<br />
••<br />
Für Vortriebsrohre im Festgestein<br />
und Übergangsbereich (Lockergestein/Festgestein)<br />
wurden<br />
Angaben für Belastungen quer<br />
<strong>zur</strong> Rohrachse und für das Auflager<br />
des Rohres gemacht.<br />
▶ ▶<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 729
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
Ausbreitung<br />
der vertikalen<br />
Lasten unter Eisenbahnen<br />
(aus<br />
GW 312/A 161).<br />
••<br />
Punktlasten können je nach<br />
Bodenart oder Einbauverfahren<br />
auftreten. Für Punktlasten wurden<br />
keine konkreten Annahmen,<br />
mechanische Modelle und Einwirkungen<br />
angegeben, hierzu<br />
sollten bei Bedarf besondere<br />
Überlegungen angestellt werden.<br />
••<br />
Für fluidgefüllte Druckübertragungsringe<br />
wurden die erforderlichen<br />
Nachweise zusammengestellt.<br />
••<br />
Stabilitätsnachweise in der Querrichtung<br />
der Rohre wurden mit<br />
Vereinfachungen den Festlegungen<br />
in A 127 angepasst und<br />
durch den Nachweis in axialer<br />
Richtung ergänzt.<br />
••<br />
Der Nachweis der Vergleichsspannungen<br />
wurde für anisotrope<br />
Werkstoffe mit unterschiedlichen<br />
Zug- und Druckfestigkeiten<br />
erweitert.<br />
••<br />
In der 1. Auflage enthaltene Bemessungstabellen<br />
für Stahlrohre<br />
wurden nicht beibehalten.<br />
••<br />
Nachweise gegen Ermüdung unter<br />
nicht vorwiegend ruhenden<br />
Lasten wurden überarbeitet.<br />
••<br />
Druck- und zugkraftschlüssige<br />
Verbindungen wurden aufgenommen.<br />
••<br />
Das Arbeitsblatt wurde auf das<br />
Teilsicherheitskonzept umgestellt.<br />
••<br />
Bei Verkehrslasten wird der horizontale<br />
Anteil berücksichtigt.<br />
••<br />
Für Straßenverkehrslasten wird<br />
DIN-Fachbericht 101 „Einwirkungen<br />
auf Brücken“ zugrunde gelegt.<br />
Die bisherigen Straßenverkehrslasten<br />
SLW60, SLW30 und<br />
LKW12 entfallen.<br />
••<br />
Für Eisenbahnverkehrslasten (LM<br />
71) wurden dynamische Stoßbeiwerte<br />
nach DIN-Fachbericht<br />
101 angegeben.<br />
••<br />
Beim Ermüdungsnachweis unter<br />
nicht vorwiegend ruhender Belastung<br />
darf der dynamische<br />
Spannungsanteil unter Berücksichtigung<br />
des horizontalen Erddrucks<br />
aus Verkehr berechnet<br />
werden. Die zulässige Schwingbreite<br />
muss für jeden Werkstoff<br />
mithilfe von Wöhler-Kurven ermittelt<br />
werden. Bei Eisenbahnverkehrslasten<br />
muss die zulässige<br />
Schwingbreite für 108<br />
Lastwechsel und bei anderen<br />
Verkehrslasten für 2 × 106 Lastwechsel<br />
bestimmt werden.<br />
Preis:<br />
€ 59,36 für Mitglieder;<br />
€ 79,15 € für Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191 - 40, Fax (0228) 9191 - 499,<br />
www.wvgw.de<br />
AfK-Empfehlung Nr. 6: Kathodischer Korrosionsschutz<br />
von Stahlrohrleitungen und Behältern –<br />
Schutz gegen elektrischen Schlag<br />
Die Arbeitsgemeinschaft für<br />
Korrosionsfragen (AfK) hat die<br />
Überarbeitung der AfK-Empfehlung<br />
Nr. 6 „Kathodischer Korrosionsschutz<br />
von Stahlrohrleitungen und Behältern<br />
– Schutz gegen elektrischen<br />
Schlag“ abgeschlossen und <strong>zur</strong><br />
Veröffentlichung freigegeben. Der<br />
Inhalt der AfK-Empfehlung Nr. 6<br />
spiegelt das gemeinsame Verständnis<br />
unter den für Beeinflussungsfragen<br />
und Korrosionsschutz zuständigen<br />
Fachleuten aus den der<br />
AfK zugehörigen Verbänden wider.<br />
Beim Errichten und Betreiben<br />
von Fremdstromanlagen für den<br />
kathodischen Korrosionsschutz und<br />
Streustromabsaugungen sind u. a.<br />
Maßnahmen zum Schutz gegen<br />
elektrischen Schlag erforderlich.<br />
Dieses gilt insbesondere für kathodisch<br />
geschützte Anlagen, die<br />
zwangsläufig mit elektrischen Betriebsmitteln<br />
verbunden sind. Das<br />
sind z. B. Behälter mit unmittelbar<br />
angeschlossenen elektrisch betriebenen<br />
Pumpen oder Rohrleitungen<br />
mit elektrisch betriebenen Schiebern.<br />
Bei Fernrohrleitungen, die<br />
über längere Strecken parallel zu<br />
Hochspannungs-Freileitungen mit<br />
Nennspannungen ab 110 kV oder<br />
Fahr- und Speiseleitungen von<br />
Juni 2014<br />
730 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
Wechselstrombahnen verlaufen bzw.<br />
sich ihnen nähern, ist bei der Auswahl<br />
von Schutzmaßnahmen gegen<br />
elektrischen Schlag zusätzlich<br />
zu beachten, dass die Rohrleitung<br />
u. U. wechselspannungsbeeinflusst<br />
ist. In Übereinstimmung mit den<br />
geltenden Normen und VDE-Bestimmungen<br />
sind solche Schutzmaßnahmen<br />
anzuwenden, die die<br />
Wirksamkeit des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
nicht beeinträchtigen.<br />
Dabei haben Maßnahmen<br />
zum Schutz gegen elektrischen<br />
Schlag Vorrang.<br />
Auf die zu treffenden Maßnahmen<br />
bei Hochspannungsbeeinflussung<br />
wird in der AfK-Empfehlung<br />
Nr. 6 nicht näher eingegangen.<br />
Diese sind in der AfK-Empfehlung<br />
Nr. 3, textgleich mit DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 22 und der Technischen<br />
Empfehlung Nr. 7 der Schiedsstelle<br />
für Beeinflussungsfragen, und in<br />
DIN EN 50443 (VDE 0845-8) ausführlich<br />
beschrieben.<br />
Die Veröffentlichung erscheint im<br />
Juni 2014.<br />
Preis:<br />
€ 22,71 für Mitglieder;<br />
€ 30,29 für Nichtmitglieder.<br />
Interesse/Rückfragen:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Tel. (0228) 919140,<br />
Fax (0228) 9191499,<br />
www.wvgw.de<br />
Recht und Regelwerk<br />
Zurückgezogene Regelwerke<br />
Folgende Regelwerke wurden <strong>zur</strong>ückgezogen:<br />
VP 546 P<br />
VP 547 P<br />
Dichtungen für Muffenverbindungen in Rohrleitungen aus duktilem<br />
Gusseisen oder Stahl, Anforderungen und Prüfungen<br />
Dichtungen für Muffenverbindungen in Rohrleitungen aus duktilem<br />
Gusseisen , Anforderungen und Prüfungen<br />
05/2007 ersetzt durch<br />
W 384<br />
03/2002 ersetzt durch<br />
W 384<br />
Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
W 399 M: Ungeplante Versorgungsunterbrechungen/-störungen; Erfassung<br />
und Berechnung, 5/2014<br />
Was bedeutet Versorgungssicherheit?<br />
Lässt sie sich messen?<br />
Seitdem in der Gas- und Stromversorgung<br />
das Monopol gefallen und<br />
die Regulierung gekommen ist und<br />
seitdem das Kartellamt die Kontrolle<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgung verschärft<br />
hat, ist mit dem Preis auch die Qualität<br />
des jeweiligen Guts in den Fokus<br />
geraten.<br />
Was interessiert den Kunden am<br />
meisten? Dass das <strong>Wasser</strong> in einwandfreier<br />
Beschaffenheit und ausreichender<br />
Menge jederzeit <strong>zur</strong> Verfügung<br />
steht!<br />
Für die Beschaffenheit bietet die<br />
Trinkwasserverordnung einen klar<br />
geregelten Rahmen. Und auch für<br />
die Menge bzw. den notwendigen<br />
Druck an der Zapfstelle enthält das<br />
DVGW-Regelwerk längst konkrete<br />
Vorgaben. Was aber heißt „jederzeit“?<br />
Mit dem DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 365 „Übergabestellen“ vom Dezember<br />
2009 hat das „n-1-Prinzip“<br />
erstmalig im DVGW-Regelwerk für<br />
die <strong>Wasser</strong>versorgung Einzug gehalten:<br />
Die Zahl der Versorgungswege<br />
„n“ kann um einen verringert<br />
werden, ohne dass die Versorgung<br />
unterbrochen wird. Wenn eine Stadt<br />
drei Zubringerleitungen hätte und<br />
eine beliebige davon ausfiele, ohne<br />
dabei einen Versorgungsengpass<br />
auszulösen, so hätte diese Stadt ein<br />
„3-1-Prinzip“ verwirklicht.<br />
Bei genauerer Betrachtung eines<br />
konkreten Versorgungsgebiets wird<br />
Versorgungssicherheit ein ziemlich<br />
komplexes Thema. So wird man ein<br />
einzelnes Haus wohl nie über zwei<br />
voll bemessene Anschlussleitungen<br />
unabhängig voneinander speisen<br />
(„2-1-Prinzip“), sondern sich in aller<br />
Regel mit der einen Anschlussleitung<br />
abfinden, bei deren Versagen der<br />
betroffene Kunde auf dem Trockenen<br />
sitzt („1-0-Prinzip“). Andererseits<br />
dürften einige größere Versorgungsgebiete<br />
(Stadtteile) zumindest zeitweise<br />
das n-1-Prinzip übertreffen.<br />
Der Entwurf des DVGW-Arbeitsblatts<br />
W 400-1 (A) „Technische Regeln<br />
<strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen (TRWV);<br />
Teil 1: Planung“ vom August 2013<br />
enthält ein wenig mehr dazu.<br />
Um auf den Ausgangspunkt <strong>zur</strong>ückzukommen<br />
– für den Kunden<br />
ist die Frage ganz einfach: Hab ich<br />
<strong>Wasser</strong> oder nicht? Oder für das<br />
Versorgungsunternehmen insgesamt:<br />
Wie lange ist die Zeitspanne, für die<br />
▶ ▶<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 731
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
ein Kunde im Schnitt pro Jahr ohne<br />
<strong>Wasser</strong> auskommen muss? Je kürzer<br />
diese Zeitspanne, desto höher offenbar<br />
die Versorgungssicherheit.<br />
Das DVGW-Merkblatt W 399 nennt<br />
maßgebliche Faktoren der Versorgungssicherheit<br />
und bietet eine<br />
konkrete Vorgehensweise <strong>zur</strong> Erfassung<br />
und Berechnung von ungeplanten<br />
Versorgungsunterbrechungen/-<br />
störungen.<br />
„Ungeplant“ deshalb, um Zählerwechsel<br />
und andere planmäßige<br />
Versorgungsunterbrechungen (z. B.<br />
für Baumaßnahmen) abzugrenzen,<br />
bei denen der Kunde rechtzeitig<br />
informiert wird und sich insofern<br />
vorbereiten kann. Im Hinblick auf<br />
Situationen (Übergangszustände), bei<br />
denen etwa aus Druckmangel in einem<br />
mehrstöckigen Haus nur noch<br />
in den unteren Stockwerken <strong>Wasser</strong><br />
ankommt, hat man hier im Gegensatz<br />
zu Gas und Strom den schwammigeren<br />
Zusatzbegriff „Versorgungsstörung“<br />
angefügt. Das ist letztlich<br />
eine begriffliche Geschmacksfrage.<br />
Im Weiteren wird nur „Versorgungsunterbrechung“<br />
verwendet, ohne<br />
damit „Versorgungsstörungen“ der<br />
eben beispielhaft beschriebenen<br />
Art auszuschließen.<br />
Wenn es nun darum geht,<br />
Versor gungsunterbrechungen bzw.<br />
einen Summenwert als Kennzahl<br />
zu ermitteln, sind vier Blickwinkel<br />
zu unterscheiden und am Ende zu<br />
vereinen:<br />
••<br />
Was ist die politische/journalistische/subjektive<br />
Frage und<br />
Erwartung?<br />
••<br />
Welche Information bietet die<br />
Kennzahl für Versorgungsunternehmen?<br />
••<br />
Wie sind Versorgungsunterbrechungen<br />
konkret zu erheben?<br />
••<br />
Wie werden sie summiert, wie<br />
lautet die reine Mathematik?<br />
Mathematik ist unbestechlich, kann<br />
mögliche Missverständnisse schon<br />
im Ansatz aufzudecken helfen und<br />
insofern den Blick für die Herausforderungen<br />
bei der Erhebung/Umsetzung<br />
schärfen. Wie also wird am<br />
Ende summiert?<br />
Dabei ist:<br />
Q u die durchschnittliche kumulative<br />
Dauer der ungeplanten Versorgungsunterbrechungen<br />
(Versorgungsstörungen)<br />
des betreffenden Versorgungsunternehmens<br />
(Versorgungsgebiets)<br />
im Erhebungszeitraum (in der Regel<br />
ein Jahr)<br />
n j<br />
Σ n j x t j<br />
j<br />
Q u =<br />
N ges<br />
die Zahl der von der Versorgungsunterbrechung<br />
j betroffenen Bezugseinheiten<br />
– welche Bezugseinheiten<br />
werden gezählt: Personen (Einwohner,<br />
Angestellte, Schüler etc.), Wohnungs-/Büroeinheiten<br />
etc., Anschlussleitungen,<br />
Zähler?<br />
t j Dauer der Versorgungsunterbrechung<br />
j<br />
N ges Zahl aller versorgten Bezugseinheiten<br />
des betreffenden Versorgungsunternehmens<br />
Wie man die Dauer der einzelnen<br />
Versorgungsunterbrechung t j erfasst,<br />
ist sicher nicht trivial, wird aber im<br />
Merkblatt klar dargelegt und verdient<br />
hier keine Vertiefung. Kritisch<br />
sind die Zahlen n j und N ges , also die<br />
Ermittlung der richtigen Zahlen der<br />
Bezugseinheiten. Es überrascht nicht,<br />
dass Politik und Öffentlichkeit auf<br />
die einzelne Person, den Kunden<br />
zielen – den Ausgangspunkt dieser<br />
Betrachtung.<br />
Und es ist fast ebenso einleuchtend,<br />
dass das Ausmaß der jeweiligen<br />
Betroffenheit auf Kundenseite<br />
bei einer einzelnen Versorgungsunterbrechung<br />
für das Versorgungsunternehmen<br />
im Hinblick auf eine<br />
Prioritätensetzung für betriebliche<br />
und planerische Konsequenzen<br />
(Bereitschaftsdienst, Instandhaltung,<br />
Rehabilitation etc.) maßgeblich ist.<br />
Schließlich ist es ein offensichtlich<br />
erheblicher Unterschied, ob z. B. ein<br />
dreistündiger Ausfall einer einzelnen<br />
Anschlussleitung etwa ein am<br />
Wochenende unbesetztes Bürogebäude<br />
bzw. die nachts schlafenden<br />
Einwohner eines Einfamilienhauses<br />
„trifft“ oder etwa 500 Einwohner eines<br />
Gebäudes montags früh an der<br />
Morgentoilette hindert, die medizinische<br />
Versorgung von Patienten<br />
lähmt oder zum Ausfall einer Industrieanlage<br />
führt.<br />
Insofern ist eine personenbezogene<br />
Erhebung (bzw. eine Erhebung<br />
über Wohnungs-/Büroeinheiten und<br />
dergleichen) ohne Zweifel sinnvoll<br />
und wünschenswert. Beim nüchternen<br />
Blick auf obige Formel zeigt<br />
sich jedoch, dass sich die Wahl der<br />
Bezugseinheit zwar auf das individuelle<br />
Rechenergebnis auswirken<br />
kann, dass eine Ermittlung über die<br />
Zahl der Personen im Grundsatz genauer<br />
ist und insofern zu größeren<br />
Ausschlägen beim Vergleich mehrerer<br />
Erhebungszeiträume führen kann.<br />
Andererseits darf eine Erhebung<br />
über die Zahl der Anschlussleitungen<br />
letztlich nicht zu signifikant anderen<br />
Ergebnissen führen. Denn die<br />
Zahl der Personen, die an einer<br />
Anschlussleitung „hängen“, muss im<br />
statistischen Mittel dem Verhältnis<br />
zwischen der Gesamtzahl aller<br />
Personen und der Gesamtzahl aller<br />
Anschlussleitungen entsprechen. Die<br />
verschiedenen Erhebungen unterscheiden<br />
sich also, statistisch gesehen,<br />
letztlich durch denselben<br />
Faktor im Zähler und Nenner, der<br />
sich folglich herauskürzt.<br />
Dazu passt, dass Q u eine reine<br />
Zeitangabe ist. Es macht also objektiv<br />
keinen Unterschied, ob man sagt,<br />
der einzelne Kunde, der einzelne<br />
Anschluss, eine noch größere Einheit<br />
(z. B. ein Stadtteil) oder das<br />
gesamte Versorgungsgebiet musste<br />
im Schnitt z. B. fünf Minuten pro<br />
Jahr ohne Trinkwasser aus dem<br />
Hahn auskommen. Selbstverständlich<br />
waren tatsächlich die meisten<br />
gar nicht betroffen, einige wenige<br />
„dafür“ mehrere Stunden. Das ist<br />
eben Statistik. Und dass man in der<br />
öffentlichen Kommunikation eher<br />
auf die einzelne Person als auf eine<br />
abstrakte größere Einheit abstellt,<br />
liegt nahe.<br />
Um aber wieder auf die fachliche<br />
Betrachtung <strong>zur</strong>ückzukommen: Wenn<br />
es bei unterschiedlichen Bezugseinheiten<br />
zu systematisch abweichenden<br />
Ergebnissen kommt, ist das ein<br />
Indiz für Fehler/Probleme bei der<br />
Erhebung der relevanten Personenzahlen.<br />
Versucht man, die tatsächliche<br />
Besetzung eines Gebäudes in<br />
Juni 2014<br />
732 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
der Zeit der Versorgungsunterbrechung<br />
zu ermitteln? Oder nimmt<br />
man irgendwelche statistische Werte,<br />
Durchschnittswerte oder Maximalwerte?<br />
Die Ermittlung/Festlegung<br />
der konkreten, individuellen Personenzahl<br />
(n j ), die schon schwierig<br />
genug ist egal, welchen Ansatz man<br />
wählt, hat einen erheblichen Einfluss<br />
auf die rechnerische (!) Gesamtzahl<br />
(N ges ).<br />
Wenn man etwa für jedes Gebäude,<br />
gleichgültig ob Wohnhaus,<br />
Klinik, Hotel, Gaststätte, Büroturm,<br />
Fabrikanlage, Schule, Kindergarten,<br />
Vereinsheim etc. die Maximalbesetzung<br />
wählt, so kann sich die resultierende<br />
Gesamtzahl nicht mehr mit<br />
der Bevölkerung des betreffenden<br />
Versorgungsgebiets decken, sondern<br />
muss ein Vielfaches davon betragen<br />
– fast jeder Einwohner tritt auch<br />
als Schüler, Student, Angestellter,<br />
Hotelgast, Patient, Vereinsmitglied<br />
oder sonstiger Nutzer von Nichtwohngebäuden<br />
in Erscheinung.<br />
Eine Alternative könnte sein, die<br />
Betrachtung auf Wohngebäude/<br />
-gebiete zu beschränken und andere<br />
Kundengruppen/Versorgungsgebiete<br />
gesondert zu betrachten. Bei<br />
solchen (und anderen) Differenzierungen<br />
muss man dann in der Tat<br />
darauf achten, inwieweit man noch<br />
Kennzahlen derselben Erhebungsbasis<br />
vergleicht.<br />
Vor dem Hintergrund der oben<br />
angedeuteten Herausforderungen<br />
und mit dem Ziel, die Anwendung<br />
des Merkblatts möglichst attraktiv,<br />
einfach, einheitlich und praktikabel<br />
zu gestalten, hat man sich dafür<br />
entschieden, die Zahl der Anschlussleitungen<br />
als „Mindest-“ Bezugseinheit<br />
vorzugeben, die sich<br />
zudem größtenteils mit der Zahl der<br />
Zählpunkte deckt, die auch bei<br />
Gas und Strom verwendet werden.<br />
Jedem Versorgungsunternehmen<br />
steht es selbstverständlich frei, stärker<br />
personenbezogen vorzugehen.<br />
Das Merkblatt enthält eine analoge<br />
Berechnungsweise für Vorlieferanten<br />
(Fernleitungsbetreiber): Statt<br />
n j nimmt man Q j , d. h. die von der<br />
Versorgungsunterbrechung j betroffene<br />
vertraglich vereinbarte<br />
Menge/Kapazität eines oder mehrerer<br />
Kunden (Stadtwerke, Sonderkunden<br />
etc.), und statt N ges nimmt<br />
man Q ges , d. h. die Summe aller mit<br />
Kunden vertraglich vereinbarten<br />
Mengen/Kapazitäten, jeweils ggf.<br />
unter Berücksichtigung von Gleichzeitigkeitsfaktoren.<br />
Das Merkblatt liefert damit einen<br />
Baustein für das Benchmarking.<br />
Es enthält allerdings noch keine<br />
Bewertung wie für Schadensraten<br />
und <strong>Wasser</strong>verluste (siehe DVGW-<br />
Arbeitsblätter W 392, W 400-3 und<br />
W 400-3-B1). Denn zuerst sollen<br />
konkrete Werte ermittelt und Erfahrungen<br />
gesammelt werden. Ein<br />
vergleichbares, abgestuftes Bewertungsschema<br />
bleibt einem weiteren<br />
Bearbeitungsschritt vorbehalten,<br />
möglicherweise in Verbindung mit<br />
der Überführung in ein Arbeitsblatt.<br />
Preis:<br />
€ 17,61 € für Mitglieder;<br />
€ 23,49 € für Nichtmitglieder.<br />
W 619 A: Unterwasserpumpen in der <strong>Wasser</strong>versorgung, 06/2014<br />
Das Arbeitsblatt W 619 „Unterwasserpumpen<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung“<br />
gilt für den Einsatz von<br />
Pumpen in der <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
die unterhalb der <strong>Wasser</strong>oberfläche<br />
eingesetzt werden und ergänzt<br />
damit die in DVGW W 610 (A) aufgeführten<br />
allgemeinen Grundsätze<br />
für Pumpensysteme. Es dient als<br />
Grundlage für Auswahl, Auslegung,<br />
Betrieb und Instandhaltung und<br />
gibt einen gestrafften Überblick<br />
über die heute verwendeten Unterwasserpumpentypen<br />
mit ihren wesentlichen<br />
Vor- und Nachteilen.<br />
W 619 vermittelt zudem praktische<br />
Hinweise für deren Einsatz.<br />
Definiert werden im Arbeitsblatt<br />
die Unterwasserpumpen als teilweise<br />
oder vollständig eingetaucht betriebene<br />
Kreiselpumpen, mit Antrieb durch<br />
••<br />
Unterwassermotor (untergetauchter,<br />
wassergefüllter Elektromotor),<br />
vgl. Unterwassermotorpumpe,<br />
Polderpumpe, Druckmantelpumpe<br />
••<br />
Tauchmotor (untergetauchter,<br />
druckwasserdichter, trockenlaufender<br />
Motor), vgl. Tauchmotorpumpe,<br />
Rohrschachtpumpe<br />
••<br />
trocken aufgestellter Motor<br />
(oberhalb der <strong>Wasser</strong>fläche),<br />
vgl. Bohrlochwellenpumpe,<br />
Rohrgehäusepumpe<br />
Wesentliche Inhalte des Arbeitsblattes<br />
sind:<br />
••<br />
Konstruktive Merkmale und<br />
Einsatzgebiete von Unterwasserpumpen<br />
Planungshinweise<br />
Montage und Inbetriebnahme<br />
••<br />
Betrieb<br />
W 619 wurde vom Projektkreis<br />
„Förderanlagen“ im Technischen<br />
Komitee „Anlagentechnik“ erarbeitet.<br />
Preis:<br />
€ 30,46 für Mitglieder;<br />
€ 40,62 für Nichtmitglieder.<br />
▶ ▶<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 733
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
W 632-2 A: Hochspannungs- und Niederspannungsanlagen in der <strong>Wasser</strong>versorgung –<br />
Teil 2: Niederspannungsanlagen, 5/2014<br />
Das neue DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 632-2 „Hochspannungs- und<br />
Niederspannungsanlagen in der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung – Teil 2: Niederspannungsanlagen“<br />
gilt für Schaltanlagen<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
mit Nennspannungen bis 1000 V.<br />
Dieses Arbeitsblatt wurde vom<br />
Projektkreis „Technischer Betrieb<br />
von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen“ im<br />
Technischen Komitee „Anlagentechnik“<br />
erarbeitet. Es soll Planern und<br />
Betreibern von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />
bei der Auslegung von<br />
elektrischen Anlagen und bei der<br />
Auswahl von Niederspannungsschaltanlagen<br />
behilflich sein.<br />
Dieses Arbeitsblatt wird künftig<br />
bzgl. der Niederspannungsanlagen<br />
die DVGW-Merkblätter W 631 (Ausgabe<br />
Januar 2005) und W 632 (September<br />
1994) ersetzen. Hierzu wurden<br />
die beiden alten Merkblätter<br />
zusammengefasst und insgesamt<br />
aktualisiert. W 632-1 für Hochspannungsanlagen<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
befindet sich derzeit in der<br />
Erarbeitung.<br />
In W 632-2 werden zum einen<br />
allgemeine Planungsgrundlagen<br />
behandelt, wie z. B. Ermittlung des<br />
Leistungsbedarfes, mögliche Grundschaltungen<br />
der Anlagen, Ausführungsarten<br />
von Schaltanlagen,<br />
Schaltgeräte, Schutzgeräte etc.<br />
Zum anderen wird auf die spezielle<br />
Planung eingegangen, indem Themen<br />
wie Kurzschlussströme, Netzformen,<br />
Erdung, Verrechnungsmessung,<br />
Blindstromkompensation<br />
und Netzrückwirkung behandelt<br />
werden. Weitere Inhalte sind Angaben<br />
<strong>zur</strong> Sicherheitsausstattung,<br />
zum Aufstellungsort, <strong>zur</strong> Montage<br />
sowie zu Betrieb und Instandhaltung.<br />
Abgerundet wird das Arbeitsblatt<br />
mit einem konkreten Planungsbeispiel<br />
im informativen Anhang.<br />
Preis:<br />
€ 30,46 für Mitglieder;<br />
€ 40,62 für Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191 - 40,<br />
Fax (0228) 9191 - 499,<br />
www.wvgw.de<br />
<strong>Aufruf</strong> <strong>zur</strong> Mitarbeit<br />
DWA rückt Buhnen in den Fokus<br />
Fachleute aus Kommunen, Behörden,<br />
Verbänden und sonstige<br />
Interessierte haben die Möglichkeit,<br />
in der Arbeitsgruppe „Buhnen“ der<br />
Deutschen Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.<br />
(DWA) an der Erstellung eines neuen<br />
Merkblatts mitzuwirken. Buhnen,<br />
die lange Zeit in Vergessenheit geraten<br />
waren, werden seit Aufkommen<br />
des naturnahen Flussbaus wieder<br />
vermehrt zum Uferschutz und<br />
<strong>zur</strong> Geschieberegulierung verwendet,<br />
da sie insbesondere gegenüber<br />
harten Längsverbauungen auch<br />
ökologische Vorteile aufweisen.<br />
Die Anwendungsbereiche, Aufgaben<br />
und Wirkungsweisen der<br />
Buhnen sollen in der Arbeitsgruppe<br />
untersucht werden. Schwerpunktmäßig<br />
sollen Buhnen betrachtet<br />
werden, die als flussbauliche Gestaltungselemente<br />
<strong>zur</strong> Gewässerstabilisierung<br />
und -strukturierung dienen.<br />
Verkehrswasserbauliche Fragestellungen<br />
werden nicht behandelt.<br />
Für das geplante Merkblatt ist<br />
zunächst eine Systematik zu entwickeln,<br />
zudem sind die grundlegenden<br />
Buhnenparameter (Inklinationswinkel,<br />
Länge usw.) zu benennen.<br />
Darauf aufbauend wird der<br />
Einfluss von Buhnen auf die Hydraulik<br />
(<strong>Wasser</strong>stand, Sekundärströmungen,<br />
Geschwindigkeitsverteilung),<br />
die Morphologie (Kolke, Flachwasserzonen)<br />
und den Geschiebetransport<br />
beschrieben. Ein wichtiger<br />
Schwerpunkt ist auch die ökomorphologische<br />
Wirkung der Buhnen.<br />
Das Kernstück der neuen technischen<br />
Regel soll die Zusammenstellung<br />
von Bemessungsansätzen bilden,<br />
mit denen die optimale Anordnung<br />
(Abstand, Inklinationswinkel)<br />
und Geometrie (Länge, Höhe) der<br />
Buhnen bestimmt werden kann. Dabei<br />
werden auch die Buhnenform<br />
(Hakenbuhne, durchlässige Buhne,<br />
Lenkbuhne), bauliche Besonderheiten<br />
(z. B. Kolkschutz, Einbindung ins<br />
Ufer) und das verwendete, möglichst<br />
gewässertypische Baumaterial<br />
berücksichtigt. Empfehlungen <strong>zur</strong><br />
Ausschreibung und zu den Bauabläufen<br />
runden das Merkblatt ab.<br />
Hinweise und Anregungen zu<br />
diesem Vorhaben nimmt die DWA-<br />
Bundesgeschäftsstelle entgegen.<br />
Interessenten melden sich bitte mit einer<br />
themenbezogenen Beschreibung ihres<br />
beruflichen Werdegangs bei:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Geogr. Georg Schrenk ,<br />
Theodor-Heuss-Allee17, D-53773Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-210, Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: schrenk@dwa.de, www.dwa.de<br />
Juni 2014<br />
734 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
<strong>Aufruf</strong> <strong>zur</strong> Stellungnahme<br />
Entwurf Arbeitsblatt DWA-A 904: Richtlinien für die Anlage und Dimensionierung<br />
Ländlicher Wege (RLW)<br />
Eine funktionsfähige ländliche<br />
Wegeinfrastruktur bildet die Basis<br />
für eine ökonomisch zukunftsfähige<br />
Landbewirtschaftung. Um dem Strukturwandel<br />
in Form veränderter<br />
Betriebsgrößen oder von Spezialisierungen<br />
und den damit verbundenen<br />
Ansprüchen der Land- und Forstwirtschaft<br />
an die Wegeinfrastruktur gerecht<br />
zu werden, hat die Deutsche<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. (DWA) das<br />
Arbeitsblatt DWA-A 904 in Teilen<br />
überarbeitet und nun als Entwurf für<br />
das öffentliche Beteiligungsverfahren<br />
vorgelegt.<br />
Seit Herausgabe der Richtlinien<br />
vor 15 Jahren hat sich die Landtechnik<br />
weiterentwickelt, die Bewirtschaftungsflächen<br />
wurden größer<br />
und die Verkehrsbeanspruchung des<br />
ländlichen Wegenetzes ist gestiegen.<br />
Inwieweit sich das Verkehrsaufkommen<br />
auf die Dimensionierung<br />
der ländlichen Wege auswirken<br />
wird, ist derzeit Gegenstand eines<br />
Forschungsvorhabens. Wann die<br />
Ergebnisse und die Folgerungen<br />
daraus für die Standardbauweisen<br />
vorliegen, ist zum jetzigen Zeitpunkt<br />
jedoch noch nicht absehbar.<br />
Da für angepasste Wegebreiten jedoch<br />
aktuelle Richtlinien erforderlich<br />
sind, gibt die DWA mit dem vorliegenden<br />
Arbeitsblatt die bisher erarbeiteten<br />
Planungsaspekte und Entwurfsgrundsätze<br />
für die Anlage ländlicher<br />
Wege als Vorwegausgabe heraus. Bis<br />
einschließlich des Abschnitts „Unterführungen“<br />
wurde der Text überarbeitet.<br />
Die Abschnitte „Durchlässe“<br />
bis „Verkehrssicherung“ wurden inhaltlich<br />
unverändert aus der RLW 1999<br />
übernommen. Sie sind im Text des<br />
Arbeitsblatts grau unterlegt.<br />
Stellungnahmen sollten sich auf<br />
die überarbeiteten Inhalte beziehen.<br />
Frist <strong>zur</strong> Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />
nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
entgegen. Das Arbeitsblatt DWA-A 904<br />
wird bis zum 15. August 2014 öffentlich<br />
<strong>zur</strong> Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />
möglichst in digitaler Form, an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Geogr. Dirk Barion,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872 161, Fax (02242) 872 184,<br />
E-Mail: barion@dwa.de<br />
Eine digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
Mai 2014, 82 Seiten, ISBN 978-3-944328-54-6,<br />
Ladenpreis: 73,50 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 58,80 Euro<br />
Herausgeber und Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333, Fax (02242) 872-100,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
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Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 735
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Der Niedergang historischer<br />
Quellwasserversorgungen<br />
Dokumentationsversuch am Beispiel des Sinai Klosters in Karşıyaka<br />
(Vasilia) bei Girne (Kyrenia) in Nordzypern (TRNC)<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, semiarides Klima, Trockenfallen von Karstquellen, intensive Grundwassernutzung<br />
Christoph Treskatis<br />
<strong>Wasser</strong> ist im Norden Zyperns besonders in den Sommermonaten<br />
ein knappes und teures Gut. Die Karstquellen<br />
der westlichen Kyrenia-Berge, die zum Beşparmak<br />
(Pentadaktilos)-Gebirge gehören, wurden schon seit<br />
Jahrhunderten <strong>zur</strong> nachhaltigen Bewässerung von Oliven-<br />
und Obstplantagen sowie Ackerbauflächen genutzt.<br />
Im Bereich Karşıyaka traten am Westende der Kyrenia-<br />
Berge zahlreiche Karstquellen aus. Die Quelle oberhalb<br />
des verlassenen und zerstörten Klosters in Karşıyaka<br />
(manastır pınarı) wurde schon früh in der Literatur als<br />
„powerfull spring“ beschrieben, die im Grenzbereich<br />
zwischen den massigen und grob gebankten Hilarion-<br />
Kalken und den mit Verwitterungsschutt überdeckten,<br />
kalkig-mergeligen Gesteinen der Kythrea- und Lapta-<br />
Formation austrat. Inzwischen ist diese Quelle, wie<br />
viele andere Karstquellen in Nordzypern, in der<br />
Schüttung sehr stark <strong>zur</strong>ückgegangen und fällt in den<br />
Sommermonaten komplett trocken. Der Rückgang in<br />
der Quellschüttung geht hier einher mit dem Bau<br />
neuer Brunnen in der Umgebung der Quellen und<br />
einer Grundwasser entnahme, die nicht an die lokale<br />
Grundwasser neubildung angepasst ist.<br />
Die intensive Nutzung von räumlich begrenzten Karstgrundwasserleitern<br />
ist ein wesentlicher Risikofaktoren für<br />
das Grundwasser auf der gesamten Insel Zypern. Die Veränderung<br />
der Art der <strong>Wasser</strong>entnahme und die Umstellung<br />
von Quellwassernutzung auf Bohrbrunnen zeigten,<br />
dass in Regionen mit klimatisch bedingter, diskontinuierlicher<br />
Grundwasserneubildung die Gefahr des „overpumping“,<br />
also der Übernutzung der Aquifere durch eine<br />
nicht an die Neubildungsverhältnisse angepasste Entnahme<br />
von Grundwasser, erheblich steigt. Die natürlichen<br />
Grundwasseraustritte fallen trocken und werden<br />
nur in außergewöhnlich regenreichen Jahren wieder<br />
reaktiviert, sofern die Grundwasseroberfläche im Grundwasserleiter<br />
wieder den Quellmund erreichen kann.<br />
Am Beispiel der historischen Quellwasserversorgung am<br />
Sinai-Kloster in Karşıyaka kann der Niedergang dieser<br />
Art der historischen Quellwasserversorgungen infolge<br />
der Übernutzung der Süßwassergrundwasserleiter durch<br />
einen nicht an die lokalen Ressourceneigenschaften angepassten<br />
Bohrbrunnenbetrieb nachvollzogen werden.<br />
Dry Out of Karst Springs Caused by Intensive Groundwater<br />
Use – Results of an Initial Hydrogeological<br />
Investigation in Northern Cyprus<br />
Water is a scarce and expensive commodity especially<br />
in the summer months in the northern part of Cyprus.<br />
The Karst springs of the Western Kyrenia Mountains,<br />
which include the Beşparmak (Pentadaktilos)<br />
mountains, were used for centuries for sustainable<br />
irrigation of olive orchards and farming areas. In the<br />
area of Karşıyaka, Karst springs emerge at the western<br />
end of the cretaceous Kyrenia Mountains. The<br />
source above the abandoned and ruined monastery<br />
in Karşıyaka (manastır pınarı) was described early in<br />
the literature as „powerfull spring“ emerging between<br />
the massive Hilarion limestones and the chalky marl<br />
rocks of the Kythrea- and Lapta-formation. Now this<br />
spring, like many other Karst springs in Northern Cyprus,<br />
is greatly decreased in discharge and commonly<br />
dries out during the summer months. The decline<br />
in the source discharge is associated with the construction<br />
of new boreholes and wells nearby the<br />
spring heads and a groundwater abstraction, which is<br />
not adapted to the local groundwater recharge.<br />
The intensive use of spatially limited aquifers is the<br />
major risk factor for groundwater drawdown on the<br />
entire island of Cyprus. The change of gravitational<br />
source water use to pumped wells reduced the water<br />
storage in the Karst aquifers. Historical data of water<br />
table evolution and pumped water quantities in the<br />
boreholes nearby the Karst springs prove that the decline<br />
of spring discharge is caused by overpumping.<br />
The natural groundwater level dropped within 10 years<br />
steadily. The spring discharge declined and could be<br />
reactivated only in exceptionally rainy years, provided<br />
that the surface of the ground water in the aquifer<br />
can again reach the outlet of the spring.<br />
As an impressive example, in Karşıyaka the irreversible<br />
decline of historical spring water supply of the<br />
Sinai Monastery in succession of overuse of freshwater<br />
aquifers by pumped water wells could be observed.<br />
Juni 2014<br />
736 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />
Bild 1. Lage des Untersuchungsgebietes<br />
auf der Insel Zypern.<br />
1. Einleitung<br />
<strong>Wasser</strong> ist in Zypern besonders in den Sommermonaten<br />
ein knappes und teures Gut. Die meisten Reisenden, die<br />
eine der kleinen Badebuchten entlang der mehr als<br />
110 km langen Nordküste der Mittelmeerinsel <strong>zur</strong> Abkühlung<br />
und Erfrischung bei sommerlicher Hitze suchen,<br />
nehmen die Küstenstraße von Girne (Kyrenia) in<br />
Richtung Lapta (Bild 1). Westlich von Lapta, fällt dem<br />
Reisenden die zerfallene Ruine eines byzantinischen<br />
Klosters auf einer ca. 200 m über dem Meer gelegenen<br />
Terrasse auf. Die verkarsteten Steilhänge des hier etwa<br />
900 m hohen Küstengebirges bilden dazu einen imposanten<br />
Hintergrund (Bild 2).<br />
Sehr wenig ist über die Klosteranlage am Südrand<br />
der Ortslage Karşıyaka (Vasilia) bekannt (Geografische<br />
Breite: 35°20’21.08; geografische Länge: 33°7’30.85).<br />
Alte Aufzeichnungen des königlichen Pioneers Lord<br />
Kitchener aus dem Jahr 1882, als Zypern von der britischen<br />
Kolonialverwaltung vermessen wurde, weisen<br />
nach, dass das Kloster und seine Infrastruktur bereits zu<br />
diesem Zeitpunkt zerstört waren [1, 2]. In früheren Zeiten<br />
muss die Klosteranlage eine bedeutende Funktion<br />
auf der Insel gehabt haben [3, 4, 5]. Davon zeugen Reste<br />
von Granitsäulen, der doppelköpfige byzantinische<br />
Adler über dem Haupteingang zum Klosterhof und ein<br />
für eine trockene Region unerwartet aufwendig gestaltetes<br />
und ausgeklügeltes Bewässerungssystem auf<br />
den terrassenförmigen Anbauflächen, die heute noch<br />
mit alten Olivenbäumen und Zitrusbäumen bestanden<br />
sind. Im Jahr 1953 wurde die <strong>Wasser</strong>versorgung der<br />
Anbauterrassen durch die britische Kolonialverwaltung<br />
erneuert. Davon zeugt ein für diese Zeit typischer<br />
Brunnen im Innenhof des Klosters (Bild 3).<br />
Bild 2. Kulisse des Kornos-Berges mit<br />
dem Sinai-Kloster oberhalb der<br />
Ortschaft Karşıyaka.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 737
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Bild 3.<br />
Ehemals mit<br />
Quellwasser<br />
gespeister<br />
Brunnen aus<br />
der britischen<br />
Kolonialzeit im<br />
Innenhof des<br />
Sinai-Klosters.<br />
Bild 4. Viehtränken<br />
und<br />
Waschplätze<br />
an der Quellwasserleitung<br />
auf Höhe der<br />
Kirche des<br />
Sinai-Klosters.<br />
Die Klosteranlage war zuletzt im Besitz des Erzbischofs<br />
vom Berg Sinai und wurde mehrfach wieder aufgebaut<br />
und restauriert, jedoch fehlen hier verlässliche<br />
Quellen. Der heutige Zustand zeigt, dass viele der oberirdischen<br />
Bauwerksteile zerstört, entwendet oder sehr<br />
stark verwittert sind. Nach Erzählungen im Dorf<br />
Karşıyaka wurde das Kloster zuletzt von einem Mönch<br />
und vier bis fünf Schülern bewohnt [5].<br />
Auffälligste Teile der Infrastruktur rund um die Klosteranlage<br />
und die dort am Ostflügel angebaute Kirche<br />
sind die Reste von gemauerten Kanälen eines Bewässerungssystems,<br />
das aus einer Karstquelle gespeist wurde.<br />
Diese für den Mittelmeerraum typische <strong>Wasser</strong>versorgungsform<br />
ist bei [5] erwähnt worden, ohne auf technische<br />
oder hydrogeologische Details einzugehen. Zu<br />
den heute noch sichtbaren Elementen des Bewässerungssystems<br />
gehörten neben der Quellfassung, ein<br />
auffällig gestaltetes Rinnensystem mit Viehtränken und<br />
drei unterschiedlich gestaltete Bassins auf unterschiedlichen<br />
geodätischen Niveaus (Bild 4).<br />
Die Karstquellen der westlichen Kyrenia-Berge, die<br />
zum Beşparmak (Pentadaktilos)-Gebirge gehören, wurden<br />
in der östlich des Klosters gelegenen Ortschaft<br />
Lapta (Lapithos) schon seit Jahrhunderten <strong>zur</strong> nachhaltigen<br />
Bewässerung von Oliven- und Obsthainen und<br />
Ackerbauflächen genutzt. Bei der Restaurierung des historischen<br />
Olivenhains von Kalkanlı wurde diese Art der<br />
nachhaltigen <strong>Wasser</strong>versorgung landwirtschaftlicher<br />
Flächen erst kürzlich wieder reaktiviert, auch wenn hier<br />
ein gebohrter Brunnen die ursprünglich genutzte und<br />
heute durch die weiträumig spürbaren <strong>Wasser</strong>spiegelabsenkungen<br />
in der Bucht von Güzelyurt (Morphou)<br />
versiegte Quelle für die <strong>Wasser</strong>einspeisung ersetzt hat.<br />
Nitrateinträge aus der Landwirtschaft und Salzwasserintrusionen<br />
infolge der starken Übernutzung der küstennahen<br />
Süßwasseraquifere sowie die intensive Nutzung<br />
von räumlich begrenzten Karstgrundwasserleitern sind<br />
die wesentlichen qualitativen und quantitativen Risikofaktoren<br />
für das Grundwasser auf der gesamten Insel [6].<br />
Der steigende Bedarf in der Landwirtschaft und im Tourismus<br />
kann schon lange nicht mehr mit den autochthonen<br />
Ressourcen alleine abgedeckt werden. Aufgrund der<br />
saisonalen <strong>Wasser</strong>knappheit im mediterranen Klima wurden<br />
in vielen Regionen des Mittelmeerraums schon sehr<br />
früh Mehrfachnutzungen und ausgeklügelte Verteil- und<br />
Speichersysteme entworfen und betrieben. Solche historischen<br />
Mehrfachnutzungen sind heute noch z. B. in<br />
Frankreich (Provence) oder in der Toskana erhalten geblieben,<br />
werden aber heute nur noch in Ausnahmefällen<br />
für die öffentliche Trinkwasserversorgung genutzt [7].<br />
Am Beispiel der alten Bewässerungskanäle am Sinai-<br />
Kloster in Karşıyaka kann der Niedergang dieser Art der<br />
historischen Quellwasserversorgungen infolge der Übernutzung<br />
der Süßwassergrundwasserleiter durch einen<br />
nicht an die lokalen Ressourceneigenschaften angepassten<br />
Bohrbrunnenbetrieb nachvollzogen werden.<br />
Juni 2014<br />
738 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />
2. Geografischer und geologischer<br />
Hintergrund<br />
Zypern ist eine vergleichsweise junge geologische<br />
Bildung, die erst in der oberen Kreidezeit entstand. Die<br />
geografisch in drei Teile untergliederbare Insel liegt am<br />
Südrand der Anatolischen Platte, die rezent zwischen<br />
der Arabischen und der Eurasischen Platte nach Westen<br />
verschoben wird. Der sogenannte Zypernbogen bildet<br />
die Grenze <strong>zur</strong> Afrikanischen Platte [8, 9].<br />
Den Norden der Insel bildet das von Westen nach<br />
Osten streichende, verkarstete Beşparmak-Gebirge<br />
(Pentadaktilos-Gebirge, Kyrenia-Berge oder Fünf-<br />
Finger-Berge), das im Westen mit dem Selvili Tepe<br />
(Kyparissovouno) seine höchste Erhebung hat (1024 m<br />
über dem Meer). Südlich des Karstgebirges liegt die<br />
Mesaoria-Ebene auf Höhen von weniger als 100 bis 170 m<br />
über dem Meer, an das sich im Südwesten der Insel das<br />
Troodosgebirge mit Höhen bis zu 1951 m anschließt.<br />
Die nördlichste geologische Zone Zyperns, in der sich<br />
das betrachtete Quellwasservorkommen befindet, entstand<br />
durch die im Eozän beginnende alpidische Auffaltung<br />
sedimentärer Gesteine des östlichen Tethysmeeres<br />
zwischen Europa und Afrika und wird als Kyrenia-<br />
Gebirgskette bezeichnet. Dieses Faltengebirge zieht sich<br />
vom Kap Andreas im Nordosten bis zum Kap Kormakitis<br />
im Westen und bildet mit der Mesaoria-Ebene den<br />
Nord rand der ozeanischen Troodos Ophiolithplatte. Von<br />
einer nur wenige Kilometer breiten Küstenebene steigt<br />
die Kyrenia-Gebirgskette bis auf Höhen von 800 bis<br />
1024 m über Meer steil an [10, 11]. Das Gesteinsinventar<br />
der Kyrenia-Berge ist eine komplexe Verschachtelung<br />
permischer bis rezenter Sedimentgesteine, in die lokal<br />
Vulkanite (z. B. pillow lava) und metamorphe Gesteine<br />
eingelagert sind. Die Gesteinsschollen sind als allochtone<br />
Formationen im Zuge der Gebirgsbildung südwärts über<br />
die jüngeren autochthonen, tertiären Flyschsedimente<br />
(Kythrea-Formation) überschoben worden. Jungquartäre<br />
Ablagerungen an der Küste und in den Trockentälern<br />
der Kyrenia-Berge sind die jüngsten geologischen Ablagerungen<br />
an der Nordküste der Insel [12, 13]. Die<br />
ältesten Gesteine sind die grob gebankten, massigen<br />
Karbonatgesteine der Kantara-Formation, die im Osten<br />
der Gebirgskette die dortige Morphologie prägen [10].<br />
Morphologisch dominant treten im zentralen und westlichen<br />
Teil der Kyrenia-Berge die steil nach Norden einfallenden,<br />
gebankten und oberflächennah verkarsteten<br />
oberjurassischen Kalksteine und Dolomite der Hilarion-<br />
Formation hervor (Bild 5). Sie bilden die perlschnurartig<br />
von NE nach SW und W aufgereihten, küstenbegleitenden<br />
Gipfel- und Steilwände der über 50 km langen Gebirgskette<br />
(siehe Bild 2). Die Klüftung und Verkarstung der<br />
allochthonen mesozoischen Karbonatgesteine sind wichtige<br />
geologische Voraussetzungen für die Bildung von<br />
Grundwasserspeichern in den Kyrenia-Bergen, die über<br />
Karstquellen sowohl nach Norden als auch nach Süden<br />
in der Kontaktzone zwischen den Kalksteinen und den<br />
tektonisch durch Störungszonen begrenzten Schuppen,<br />
tonig-mergeliger, flyschartiger Gesteine des mittleren<br />
Bild 5. Blockbild mit schematischer Darstellung<br />
der geologischen Formationen in den westlichen<br />
Beşparmak-Bergen (Kornos-Gipfel). Überarbeitet und<br />
ergänzt nach einer Vorlage von W. Dreghorn [13].<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 739
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und unteren Tertiärs (z. B. der Lapta- oder Kythrea-<br />
Formation) entwässert werden. Die Karstgesteine sind<br />
intensiv verschuppt und beinhalten je nach Verkarstungsgrad<br />
lokal begrenzte Grundwasservorkommen,<br />
die nicht direkt miteinander hydraulisch kommunizieren<br />
[14] und unterschiedliche Speichereigenschaften haben.<br />
3. Herausforderungen für die<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Da Zypern aufgrund seines mediterranen Klimas<br />
(435 mm/a Niederschlag, reelle Evapotranspiration<br />
315 mm/a, Grundwasserneubildung 83 mm/a [6]) keine<br />
perennierenden Fließgewässer hat, war die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
der Insel immer schon eine besondere Herausforderung.<br />
Die Einzugsgebiete und Ausbissflächen der<br />
karbonatischen Gesteine in der Kyrenia-Gebirgskette<br />
sind vergleichsweise klein und der größte Teil der Niederschläge<br />
fließt rasch ab oder verdunstet aus den intermittierenden<br />
<strong>Wasser</strong>läufen, die nur im Winter das Meer<br />
erreichen. Bei Starkregen kommt es zu Überschwemmungen,<br />
Murenabgängen und starken Zerstörungen,<br />
da die schwerdurchlässigen Böden in den mergeligen<br />
Flyschzonen nördlich und südlich der Gebirgskette die<br />
<strong>Wasser</strong>massen nicht aufnehmen können. So steht ein<br />
großer Teil des Niederschlagsdargebotes nicht für die<br />
Grundwasserneubildung und die <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>zur</strong><br />
Verfügung. Diese naturräumlichen Gegebenheiten sorgten<br />
auch in historischen Zeiten zu <strong>Wasser</strong>notständen<br />
und förderten den Bau von Bewässerungskanälen für<br />
den ertragreichen Bewässerungsanbau.<br />
Die Bewohner der Insel nutzten seit der neolithischen<br />
Besiedlung der Insel vor mehr als 7500 Jahren vornehmlich<br />
Fluss- oder Quellwasser zu Bewässerungszwecken,<br />
da hier direkt auf das Regen- bzw. Grundwasser zugegriffen<br />
und diese Wässer auf die tiefer liegenden Terrassen<br />
an der Nordküste sowie die Mesaoria-Ebene abgeleitet<br />
werden konnten. Bedeutende Quellen liegen z. B. in den<br />
Ortschaften Değirmenlik (Kythrea) oder Çatalköy (Agios<br />
Epiktitos). Es konnte bei dieser Art der <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
nur so viel <strong>Wasser</strong> entnommen und verteilt werden,<br />
wie durch die Quellschüttung bzw. den periodischen<br />
Niederschlag <strong>zur</strong> Verfügung stand. Unter römischer und<br />
hellenistischer Herrschaft wurden Aquädukte errichtet.<br />
So leitete der Aquädukt von Salamis das <strong>Wasser</strong> der<br />
Quelle in Değirmenlik (Kythrea) bis an die Küste bei<br />
Famagusta. Neben diesen Aquädukten entstanden lokale<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungen aus den Quellen der Kyrenia-<br />
Berge, zu denen auch die Fassung der Quelle oberhalb<br />
des Sinai-Klosters in Karşıyaka gehörte. Der Zeitraum der<br />
Errichtung des Aquäduktes und der Quellfassung ist für<br />
diesen Standort weder überliefert noch in detaillierten<br />
topografischen Karten dokumentiert.<br />
Die osmanische Verwaltung von Larnaka errichtete<br />
Mitte des 18. Jahrhunderts eine für damalige Zeiten<br />
nachhaltige <strong>Wasser</strong>versorgung im Süden Zyperns, die<br />
bis 1939 Quellwasser aus Quanaten, über Kanäle und<br />
einen Aquädukt („Aquädukt des Abu Bekir Pascha“) aus<br />
einem Gebiet nördlich des heutigen Tremithos-Kiti-<br />
Damms in die Stadt leitete. Nicosia und Girne wurden<br />
ebenfalls über Kanalsysteme aus Karstquellen in den<br />
Bergen nördlich der Mesaoria-Ebene versorgt. Zahlreiche<br />
osmanische Brunnen zeugen in der Altstadt von Nicosia<br />
und Girne heute noch von dieser Art der <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Neben der Quellwassergewinnung wurde schon<br />
vor der osmanischen Eroberung Zyperns in Gemeinden<br />
ohne Quellen oder auf den exponiert auf den Gipfeln<br />
des Beşparmak-Gebirges gelegenen, in byzantinischer<br />
Zeit gegründeten Befestigungen und Burgen (Hilarion,<br />
Buffavento und Kantara) Niederschlagswasser in Zisternen<br />
gespeichert, um die Zeiten mit <strong>Wasser</strong>knappheit zu<br />
überbrücken. Die Briten sorgten nach der Übernahme<br />
Zyperns als Kronkolonie ab dem Jahre 1925 für eine<br />
Modernisierung der Infrastruktur. Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
der Dörfer gehörte neben dem Straßenbau, der Wiederaufforstung<br />
der Wälder und der Einrichtung von Schulen<br />
<strong>zur</strong> Alphabetisierung der Bevölkerung mit zu diesen<br />
Maßnahmen [15, 16].<br />
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird das Grundwasser<br />
in der Mesaoria-Ebene und in der Bucht von Güzelyurt<br />
(Morphou) über gebohrte Brunnen gewonnen,<br />
was einerseits zu einer Trockenlegung der Sümpfe in<br />
den Buchten von Güzelyurt (Morphou) und bei Famagusta,<br />
andererseits aber zu einer weiträumigen Absenkung<br />
der Grundwasseroberfläche und einer Intrusion<br />
von Meerwasser in die küstennahen Süßwasseraquifere<br />
führte [6]. Die Intensivierung der Landwirtschaft und<br />
der Tourismus verschärften nach der Teilung der Insel<br />
zusätzlich die <strong>Wasser</strong>knappheit, der in beiden Landesteilen<br />
mit dem Bau von Staudämmen sowie im Süden<br />
mit der Errichtung einer Meerwasserentsalzungsanlage<br />
begegnet wurde. Im Norden wird derzeit ein Staudamm<br />
bei Gecitköy im Westen von Girne erweitert, der ab 2014<br />
über eine neu errichtete, ca. 100 km lange Pipeline aus<br />
der Türkei mit rund 75 Mio. m³ <strong>Wasser</strong> aus dem Dragonfluss<br />
für die Landwirtschaft (85 %) und die Trinkwasserversorgung<br />
(15 %) gefüllt werden soll [17].<br />
4. Die Quellen von Karşıyaka<br />
Im Bereich Karşıyaka treten zwei Karstquellen auf der<br />
Nordseite der Karbonatausbisse der Hilarion-Formation<br />
aus [14]. Die Quelle oberhalb des Sinai-Klosters in<br />
Karşıyaka (manastır pınarı) wird bei [13] als „powerfull<br />
spring“ beschrieben, die ca. 272 m über dem Meer im<br />
Grenzbereich zwischen den massigen und grob gebankten<br />
Hilarion-Kalken und den mit Verwitterungsschutt<br />
überdeckten, kalkig-mergeligen Gesteinen der<br />
Kythrea- und Lapta-Formation austritt (siehe Bild 5).<br />
Westlich dieser Quelle liegt eine weitere Quelle auf dem<br />
Niveau von ca. 175 m über Meer, die als „Karşıyaka Pigaoulla“<br />
bezeichnet wird. Im Süden des Kornos-Gipfels<br />
tritt bei Kozan auf ca. 330 m über Meer eine weitere bedeutende<br />
Quelle aus den Karstgesteinen der westlichen<br />
Juni 2014<br />
740 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />
Kyrenia-Berge aus, die seit 1967 <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
genutzt wird und den Karstaquifer Richtung Süden entwässert.<br />
Zahlreiche Höhlen und offene Lösungsfugen<br />
zeugen von einer intensiven Verkarstung der Karbonatgesteine<br />
der westlichen Kyrenia-Berge und zeichnen die<br />
<strong>Wasser</strong>wegsamkeiten über dem heutigen Grundwasserniveau<br />
nach. Die Gründung des Klosters auf einer etwa<br />
215 m über dem Meer gelegenen Verebnungsfläche<br />
wird bei [13] mit diesem ergiebigen Karstquellwasservorkommen<br />
in den westlichen Ausläufern des Karstgebirges<br />
in Verbindung gebracht.<br />
Von den beiden nördlich der Karbonatausbisse gelegenen<br />
Quellen hatte die westlich des Klosters gelegene<br />
Quelle „Karşıyaka Pigaoulla“ nach älteren, jedoch nicht<br />
kontinuierlichen Aufzeichnungen der staatlichen türkischen<br />
<strong>Wasser</strong>behörde DSI (Devlet Su Işleri) (1982) (zit.<br />
bei [14]) eine Schüttung von 150 m³/d (< 2 L/s in 1975)<br />
bis maximal 700 m³/d (8,1 L/s in 1976). Aus der südlich<br />
des Kornos-Gipfels gelegenen Kozan-Quelle wurden seit<br />
Ende der 1960er-Jahre im Mittel 225 m³/d oder 2,6 L/s<br />
(maximal 450 m³/d bzw. 5,2 L/s im Jahr 1969) abgeleitet.<br />
Die Quelle oberhalb des Klosters zeigte in den<br />
1960er-Jahren eine Schüttung von bis zu 1050 m³/d<br />
(aufgezeichneter Spitzenwert: 11,6 L/s); bis zu Beginn<br />
der 1980er-Jahre wurde eine Schüttung von 200<br />
(2,3 L/s) bis 600 m³/d (6,9 L/s) im Jahresmittel gemessen.<br />
Seitdem wurden bis 2009 keine Messungen mehr<br />
überliefert. Im Jahr 2009 und in 2013 war die Quelle<br />
nachweislich trockengefallen ([14] und eigene Begehungen<br />
des Autors im Oktober 2013). In der Tabelle 1<br />
sind die Messwerte und Kenngrößen der drei Karstquellen<br />
zusammengefasst worden. Dabei ist anzumerken,<br />
dass die Höhenlagen der Quellaustritte bei [14] eigentlich<br />
die Niveaus der Quellbrunnen am Kloster oder in<br />
den Ortslagen darstellen und nicht die eigentlichen<br />
Quellaustritte aus dem geologischen Untergrund. Diese<br />
liegen deutlich über dem sichtbaren Fassungsbauwerken.<br />
In Tabelle 1 wurden die geodätischen Höhen nach<br />
eigenen Geländebefunden des Autors und von Luftbildern<br />
sowie aus der topografischen Karte der Britischen<br />
Kolonialverwaltung verwendet und die Daten<br />
von [14] entsprechend umgerechnet.<br />
Ein Schüttungsquotient von 1:1 bedeutet, dass die<br />
Quelle keine saisonalen Schüttungsvariationen erfährt;<br />
Schüttungsquotienten von 1:100 (oder 0,01) weisen auf<br />
starke saisonale Einflüsse auf das Schüttungsverhalten<br />
der Quelle hin. Schüttungsquotienten um 0,1 und kleiner<br />
sind charakteristisch für Karst- und Kluftquellen, die<br />
ein geringes Retentionsvermögen für die eingespeicherten<br />
<strong>Wasser</strong>masse haben, während höhere Quotienten<br />
um 0,7 für Quellen aus besser speicherfähigen Porengrundwasserleitern<br />
typisch sind. Die Schüttungsquotienten<br />
der beiden Quellen nördlich des Gebirgskamms<br />
zeigen eine Größenordnung, die für Karstquellen mit<br />
wenig Speichervermögen typisch ist. Dagegen erreicht<br />
der Schüttungsquotient der Kozan-Quelle einen doppelt<br />
so hohen Wert, sodass hier mit einem höheren Speichervermögen<br />
der Kalksteine gerechnet werden kann.<br />
Eine mögliche Ursache der Schüttungsrückgänge<br />
der Karşıyaka-Quellen auf der Nordseite des Kornos-<br />
Gipfel ist die bei [14] erwähnte <strong>Wasser</strong>entnahme aus einem<br />
ursprünglich 30 m tiefen, dann aber durch intensive<br />
Entnahmen trocken gefallenen Brunnen. Der Ruhewasserspiegel<br />
in der aus dem Jahr 1966 stammenden flachen<br />
Ursprungsbohrung lag bei ca. 272 m ü. Meer (korrigierter<br />
Wert gegenüber Angaben von [14]) und korrespondierte<br />
somit mit der Höhe des Quellaustritts oberhalb des<br />
Klosters. Die Förderrate betrug damals 40 m³/h (Bild 6).<br />
Dieser Brunnen liegt ca. 1 km südwestlich der Klosterquelle<br />
und wurde 1998 durch eine tiefere Bohrung ersetzt<br />
(Höhe des Ansatzpunktes nach Höhenangaben auf<br />
der bereits erwähnten topografischen Karte der Britischen<br />
Kolonialverwaltung, Blatt Lapithos, Map II, 1: 325 m<br />
ü. Meer, Tiefe: 210 m; Entnahmerate: 52 m³/h im April<br />
2008 bei 72 m Absenkung, <strong>Wasser</strong>spiegel abgesenkt bei<br />
ca. 253 m ü. Meer). Diese vertiefte Brunnenbohrung hat<br />
die verkarsteten und intensiv verschuppten Kalke und<br />
Dolomite der Lapta- und Hilarion-Formation erschlossen.<br />
Die spezifische Ergiebigkeit betrug zum Zeitpunkt<br />
der Erhebungen von [14] ca. 0,72 m³/h/m (2008).<br />
Der <strong>Wasser</strong>spiegel fiel nachweislich von ca. 241 m ü.<br />
Meer im Jahr 2002 auf etwa 169 m ü. Meer im Jahr 2009<br />
ab (Bild 7). Seit 2002 sank der <strong>Wasser</strong>spiegel in dem<br />
Brunnen infolge der Förderung um ca. 10 m pro Jahr. Für<br />
diesen Zeitraum liegen jedoch keine Schüttungsdaten<br />
der Quellen vor. Im Jahr 2009 war die höher gelegene<br />
Klosterquelle schon trocken gefallen und die tiefer austretende<br />
Quelle am westlichen Ortsrand von Karşıyaka<br />
war ebenso wie die im Süden des Gebirgsabhanges<br />
gelegene Kozan-Quelle in ihrer Schüttung sehr stark<br />
<strong>zur</strong>ückgegangen. Tendenziell verlief der spezifische<br />
Schüttungsrückgang in der Karşıyaka-Quelle in etwa pa-<br />
Tabelle 1. Kenngrößen der Karstquellen im Westausläufer des Beşparmak-Gebirges.<br />
Nach Zahlen von [14], Höhen korrigiert durch eigene Erhebungen des Autors.<br />
Kenngröße<br />
Höhenlage (Austritt)<br />
[m ü. Meer]<br />
Durchschnittliche maximale<br />
Schüttung Q max (Jahr) [m³/d]<br />
Durchschnittliche minimale<br />
Schüttung Q min (Jahr) [m³/d]<br />
Schüttungsquotient<br />
[Q min : Q max ]<br />
Letzte Schüttungsmessung<br />
mit Q [m³/d] (Jahr)<br />
Klosterquelle<br />
(Sinai<br />
Monastery)<br />
Karşıyaka<br />
Pigaoulla<br />
(Quelle<br />
westlich des<br />
Ortskerns)<br />
Kozan-Quelle<br />
(Südseite des<br />
Kornos-Gipfels)<br />
272 173 330<br />
1050 (1969) 710 (1977) 450 (1969)<br />
210 (1980) 150 (1976) 195 (1975)<br />
0,2 0,21 0,43<br />
0 (2013) 80 (2009) 220 (2009)<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 741
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<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Bild 6. Vergleich der Neubildungswerte nach [14] mit den Schüttungen<br />
der Quellen und der Brunnenfördermengen in den westlichen Kyrenia-<br />
Bergen. Überarbeitete Daten nach [14].<br />
Bild 7. Entwicklung der <strong>Wasser</strong>stände in den Brunnen und Quellschüttungen.<br />
Aufgearbeitete und an die aktuellen geodätischen Höhen<br />
angepasste Daten nach [14].<br />
rallel zum Abfall des <strong>Wasser</strong>spiegels im Brunnen oberhalb<br />
des Ortes (spezifischer Rückgang: im Mittel ca. 320 m³/d<br />
in 42 Jahren oder rund 8 m³/d/a). Die Klosterquelle zeigte<br />
im Trend einen fast doppelt so raschen Rückgang im<br />
Vergleich mit der Dorfquelle von Karşıyaka (spezifischer<br />
Rückgang: ca. 550 m³/d in 38 Jahren oder ca. 14,5 m³/d/a);<br />
die Kozan-Quelle verzeichnete einen langsameren<br />
spezifischen Schüttungsrückgang (spezifischer Rückgang<br />
ca. 190 m³/d in 42 Jahren oder etwa 4,5 m³/d/a).<br />
Diese Unterschiede im Rückgang der spezifischen<br />
Schüttung sind in diesem Teil der Kyrenia-Berge auf die<br />
kleinen, meist individuell auf Neubildungsereignisse<br />
und Entnahmen reagierende Einzugsgebiete von 1 bis<br />
2 km² Flächeninhalt sowie auf das im Schüttungsquotienten<br />
ausgedrückte unterschiedliche Speichervermögen<br />
der jeweiligen lokalen Karstaquifere in den Kyrenia-<br />
Bergen <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />
Die Gesamteinzugsgebietsfläche der verkarstungsfähigen<br />
Gesteine in der Beşparmak-Gebirgskette beträgt<br />
ca. 84 km². Darin soll nach [18] ein erneuerbares Grundwasserpotenzial<br />
von ca. 9 Mio. m³/a enthalten sein. Flächendifferenzierte<br />
<strong>Wasser</strong>bilanzberechnungen zeigen,<br />
dass im Westen der Kyrenia-Berge nur in den Monaten<br />
Dezember bis Februar mit einer Grundwasserneubildung<br />
(GWN) von hier ca. 120 mm (3,8 L/s/km² = ca.<br />
120 000 m³/a/km²) gerechnet werden kann [14]. In den<br />
übrigen Monaten verdunstet der Niederschlag vollständig<br />
oder fließt in die Küstenebene und ins Meer ab. Die<br />
früheren maximalen Schüttungen der drei hier näher<br />
betrachteten Quellen von 2 bis 7 L/s kommen diesem<br />
mittleren Neubildungswert von 5,7 L/s in dem ca. 1,5 km²<br />
großen Karstareal südlich von Karşıyaka sehr nahe (Bild 6).<br />
Die Brunnenentnahme liegt mit 1250 m³/d bzw.<br />
14,4 L/s bei einem angenommenen, gleich großen Einzugsgebiet<br />
über den natürlichen, vor 1980 dokumentierten<br />
Quellschüttungen. Die intensive Entnahme aus<br />
Brunnen führte zu einer Überbewirtschaftung dieses<br />
Teils des Karstaquifers im Westen der Kyrenia-Berge und<br />
zu einem Trockenfallen der Quellen; diese Ereignisse<br />
stehen in einem auffälligen zeitlichen Zusammenhang,<br />
der leider durch die Lücken in der Messreihe nicht mit<br />
Zahlen zu belegen ist (siehe (Bild 7). Aldalou [14] vermutet<br />
aufgrund der bereits erwähnten Verschuppung der<br />
verkarstungsfähigen Formationen mit weniger verkarstungsfähigen<br />
Gesteinen keine direkten hydraulischen<br />
Zusammenhänge zwischen dem Förderregime in den<br />
nahegelegenen Brunnenbohrungen und den Quellschüttungen,<br />
jedoch fehlen hierzu aussagekräftige<br />
Nachweise, z. B. über Isotopenuntersuchungen oder<br />
Tracerversuche. Eine hydraulische Verbindung der Karsthohlräume<br />
zwischen den nördlichen und südlichen<br />
Quellwasservorkommen und den Hilarion-Kalken der<br />
Brunnenbohrung ist aufgrund der Lage- und Höhenrelationen<br />
nicht grundsätzlich auszuschließen.<br />
Die Veränderung der Art der <strong>Wasser</strong>entnahme und<br />
Umstellung von Quellwassernutzung auf Bohrbrunnen<br />
Juni 2014<br />
742 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />
zeigen in diesem Fallbeispiel, dass in Regionen mit<br />
klimatisch bedingter, diskontinuierlicher Grundwasserneubildung<br />
die Gefahr des „overpumping“, also der<br />
Übernutzung der Aquifere durch eine nicht an die<br />
Neubildungsverhältnisse angepasste, kontinuierliche<br />
Entnahme von Grundwasser, erheblich steigt. Die natürlichen<br />
Grundwasseraustritte fallen trocken und werden<br />
nur in außergewöhnlich regenreichen Jahren wieder<br />
reaktiviert, sofern die Grundwasseroberfläche im Grundwasserleiter<br />
wieder den Quellmund erreichen kann.<br />
Diese Entwicklung ist rund um das Mittelmeer in zahlreichen<br />
Regionen zu beobachten.<br />
Bild 9. Profil des Quell wasserkanals (Blick in Fließrichtung).<br />
5. Der Aquädukt von Karşıyaka<br />
Der Aquädukt oberhalb Karşıyaka wurde in einer Zeit<br />
errichtet, als auf der Insel <strong>Wasser</strong> bereits als wertvoller<br />
Standortvorteil, z. B. für Klostergründungen oder permanente<br />
Siedlungen geschätzt wurde. Das genaue Herstellungsdatum<br />
sowie eine detaillierte topografische<br />
Aufnahme des Kanals sind leider nicht dokumentiert.<br />
Der Kanal kann aber heute noch sehr gut im Gelände<br />
nachvollzogen und in seinem Verlauf und Aufbau erforscht<br />
werden. Wünschenswert wäre eine detaillierte archäologische<br />
und vermessungstechnische Aufnahme des Kanalsystems<br />
und der Speicherbecken, um mit geeigneten<br />
Maßnahmen dem weiteren Zerfall und Verlust an Informationen<br />
entgegenzuwirken. Er beginnt an einem in<br />
jüngerer Zeit betonierten Reservoir, das dem Quellaustritt<br />
als Quellfassung ca. 60 m oberhalb der Klosteranlage<br />
vorgebaut wurde. Der gemauerte und mit Zement<br />
ausgekleidete Kanal verläuft auf einer Gesamtlänge von<br />
ca. 265 m mit einem durchschnittlichen Gefälle von 0,23<br />
(23 %) von Südsüdwest nach Nordnordost und mündet<br />
nach 160 m in ein erstes, früher vermutlich überdecktes<br />
Becken (Bild 8). Das Quellwasser wurde zunächst in<br />
einem nahezu geradlinig nach Nordnordosten verlaufenden,<br />
offenen Kanal mit einem U-Profil (Breite ca. 27 cm,<br />
Tiefe ca. 12 bis 15 cm) bis zu einem ersten gemauerten<br />
Becken (Nr. 1) geführt. Der Kanal ist mit einer wenige<br />
Millimeter mächtigen Zementschicht ausgekleidet und<br />
in eine Mauerwerkskonstruktion von bis zu 1 m Höhe<br />
und ca. 70 bis 80 cm Breite eingelagert (Bild 9). Abschnittsweise<br />
wurden größere Kalksteinblöcke aus<br />
einem Schuttfeld und den Steinbrüchen östlich der<br />
Quelle genutzt, um den Kanal zu stabilisieren. Meist<br />
wurde aber der Kanal mit einem relativ gleichmäßigen<br />
Gefälle in ein kleinteiliges Mauerwerk modelliert. Das<br />
Profil des Kanals wechselt je nach Gesteinsbeschaffenheit<br />
und Streckenabschnitt von einem U- in ein V-Profil.<br />
Oberhalb eines Fahrweges südlich der Klosterruine<br />
zweigt nach 40 m unterhalb der Quellfassung auf der<br />
Höhe ca. 257 m ü. Meer ein Seitenkanal in nördliche<br />
Richtung ab. Dieser Seitenast ist heute stark zerstört und<br />
durch einen rezenten Schuttkegel überdeckt. Er mündet<br />
über einen ca. 6 m hohen gemauerten Turm und ein<br />
Fallrohr (Höhe ca. 229 m ü. Meer) in ein am Fahrweg gelegenes<br />
weiteres, kleineres Becken (Nr. 2) (Bild 10). Dieses<br />
Becken diente aufgrund seiner Höhenlage (ca. 223 m ü.<br />
Meer) vor allem der Versorgung der südlich des Klostergebäudes<br />
gelegenen Anbauterrassen (Höhe ca. 219 bis<br />
215 m ü. Meer). Der gesamte Bewässerungskanal besaß<br />
auf Höhe der Terrassenstufen Ableitungsöffnungen, die<br />
heute nur schwer rekonstruierbar sind, da weite Teile<br />
des Rinnensystems zerstört oder stark verwittert sind.<br />
Bild 8. Blick in<br />
den Zulauf des<br />
Quellwasserkanals<br />
in das<br />
Becken 1 (Blick<br />
von Süden in<br />
Fließrichtung<br />
des Quellwassers).<br />
Im<br />
Vordergrund<br />
ist ein kreisrundes<br />
Becken<br />
erkennbar und<br />
ein metallenes<br />
Zulaufrohr ist<br />
erhalten geblieben.<br />
Diese<br />
Konstruktion<br />
diente vermutlich<br />
als<br />
Absetzbecken.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 743
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Bild 10. Becken 2 am Ende des Abzweigs des Quellwasserkanals<br />
mit einem gemauerten Zulaufturm<br />
(Blickrichtung SSW). Der Zulaufturm wurde an<br />
einer ca. 6 m hohen Terrassenkante errichtet. Der<br />
Zulauf zum Turm liegt auf der Terrassenoberfläche<br />
bei 229 m über Meer. Das Becken 2 liegt heute an<br />
einem Fahrweg, der in die südwestlich des Klosters<br />
auf Höhen < 220 m ü. Meer gelegenen Olivenhaine<br />
führt. Vermutlich wurde hier das <strong>Wasser</strong> gespeichert,<br />
das für diesen tiefer gelegenen Bereich der landwirtschaftlichen<br />
Flächen genutzt wurde.<br />
Bild 11. Verzinkte Rohre ersetzten das offene Quellwasserleitungssystem<br />
(heute zerstört bzw. vernachlässigt).<br />
Der Kanal folgt unterhalb des großen Beckens Nr. 1<br />
in einem weiten Bogen von ca. 130 m Länge einer südwest-nordost<br />
streichenden Terrassenkante bis zu einem<br />
heute vollständig mit Schutt verfüllten Brunnen (Laufbrunnen?<br />
Sammelschacht?) unbekannter Tiefe, der sich<br />
an der Südostecke des Klostergebäudes befindet (Höhe<br />
ca. 218 m ü. Meer). Hier leitet eine neuere, vermutlich<br />
aus Zeiten der britischen Kolonialverwaltung stammende<br />
Rinne (Länge ca. 16 m) zu einem Waschbrunnen<br />
(Höhe 217 m ü. Meer) und weiter über einen ursprünglich<br />
mit Steinplatten abgedeckten U-Kanal von ca. 46 m<br />
Länge zu dem nordwestlich des Haupteingangs gelegenen<br />
Becken Nr. 3 (Höhe ca. 209 m ü. Meer). Von hier aus<br />
wurde das Quellwasser vermutlich über offene Gräben<br />
in die tiefer gelegenen Terrassen geleitet, die bis zum<br />
Rand der Bebauung des Dorfes Karşıyaka (Höhe ca.<br />
155 m ü. Meer) reichten. Auf Höhe des Kirchenanbaus<br />
sind ca. 55 m ab Auslauf Becken 1 auf der Höhe ca. 220 m<br />
ü. Meer heute noch Viehtränken und Waschplätze gut<br />
erkennbar (siehe Bild 4). Die Kennzahlen eines vereinfachten<br />
lokalen Aufmaßes des Bewässerungskanals von<br />
der Quelle bis zum Becken Nr. 3 am Eingang des Klosters<br />
sind in der Tabelle 2 zusammengestellt worden. Ein detaillierter<br />
Lageplan des Kanalsystems konnte noch nicht<br />
erstellt werden, da GIS-fähige vermessungstechnische<br />
Grundlagendaten fehlen.<br />
Die Quelle am Kloster konnte die Speicherbecken<br />
auch in den in der Literatur dokumentierten Zeiten mit<br />
niedriger Tagesschüttung füllen. Zahlreiche verzinkte<br />
Rohre zeugen auch von einer rezenten Nutzung der<br />
Quelle. Auf Höhe der Quellfassung wurden dazu verzinkte<br />
Rohre parallel <strong>zur</strong> Rinne verlegt. Teilweise wurden<br />
sie auch in die Rinne gelegt. Die Leitung unterhalb der<br />
Quelle ist an vielen Stellen bei der Begehung im Oktober<br />
2013 zerstört, mit Schutt überdeckt oder korrodiert.<br />
Sie verlief bis zum Becken 1 in etwa parallel <strong>zur</strong><br />
historischen Bewässerungsrinne (Bild 11) und zweigte<br />
von dort parallel zum Fahrweg in Richtung Moschee<br />
und Dorfzentrum ab. Es ist anzunehmen, dass diese<br />
Quelle bis zu ihrem Versiegen auch als <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
des Ortes genutzt wurde.<br />
6. Ausblick<br />
Die Entwicklung der Brunnenbohrtechnik und der<br />
damit mögliche Zugang zu zuvor ungenutzten Grundwasserressourcen<br />
in nahezu jeder beliebigen Tiefe<br />
förderten auch im Norden Zyperns eine stetig voranschreitende<br />
Übernutzung der lokalen <strong>Wasser</strong>ressourcen.<br />
Man spricht auch von einer „intensiven“<br />
Grundwassernutzung, wenn sich durch Grundwasserentnahmen<br />
das Fließregime und die Beschaffenheit des<br />
Grundwassers beträchtlich gegenüber der natür lichen<br />
Situation verändert haben. Eine quantitative Übernutzung<br />
geht oft mit einer qualitativen Belastung des<br />
<strong>Wasser</strong>s mit Stickstoffüberschüssen und Pestiziden<br />
einher und wird angefacht durch<br />
Juni 2014<br />
744 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />
••<br />
Zunahme der bewässerungsintensiven Landbau -<br />
flächen,<br />
••<br />
stetige Zunahme des Tourismus und des Baus von<br />
Ferienwohnsiedlungen,<br />
••<br />
Zunahme der Komfortansprüche der wirtschaftlich<br />
erfolgreichen Bevölkerungsschicht,<br />
••<br />
eine voranschreitende Besiedelung von naturnahen<br />
Neubildungsgebieten infolge des Bevölkerungs- und<br />
Investionsdrucks ausländischer Residents,<br />
••<br />
Umstellung von ursprünglich nachhaltigen Bewirtschaftungsformen,<br />
die am Beispiel der Klosterquelle<br />
in Karşıyaka trotz der dürftigen historischen Datenlage<br />
nachvollziehbar wird, auf einen wasser- und stickstoffintensiven<br />
Bewässerungsanbau; dazu wurden<br />
auf der Insel seit den 1960er-Jahren immer mehr und<br />
tiefere Pumpbrunnen in Betrieb genommen und so<br />
die Grundwasservorräte qualitativ und quantitativ<br />
irreversibel geschädigt.<br />
Tabelle 2. Aufmaß der Systemkenngrößen der Bewässerungsrinne von der Quelle bis zum Becken am Eingang des<br />
Sinai-Klosters in Karşıyaka.<br />
Kenngröße des Systems<br />
Höhenlage Quellfassung/Becken/<br />
Einlauf Quellwasser<br />
Gesamtlänge zwischen Quellfassung<br />
und Einlauf Becken Nr. 3 am Haupttor<br />
Gemessene oder<br />
berechnete Maßzahl<br />
Kommentar/Geländebefunde<br />
272 m ü. Meer Becken bzw. Reservoir als Quellsammelschacht<br />
in einer Felsnische im Hilarion-<br />
Kalkstein; großer Oleander im Quelltopf<br />
260 m Trassenlänge der Hauptrinne von der<br />
Quellfassung bis zum Einlauf Becken Nr. 3<br />
am Haupttor zum Klosterhof<br />
Gefälle (Gradient) 0,23 (23 %) Auf die Gesamtlänge und Gesamthöhenunterschied<br />
bezogen; lokale Gefälleänderungen<br />
sind durch die Verwitterung<br />
und Zerstörung der Rinne bedingt<br />
Höhenlage Abzweig zum Nebenbecken<br />
Nr. 2<br />
Höhenlage und Volumen (V) Becken/<br />
Behälter Nr. 1<br />
Höhenlage und Volumen (V) Nebenbecken<br />
Nr. 2<br />
Höhenlage Laufbrunnen bzw. Schachtbrunnen,<br />
oder Laufbrunnen im Garten<br />
Höhenlage und Volumen (V)<br />
Becken Nr. 3<br />
257 m ü. Meer Abzweig zum Becken Nr. 2 unter Schuttüberdeckung;<br />
rezentes Schuttfeld mit<br />
anhaltenden Kriechbewegungen im Hang<br />
Einlauf ca. 231 m ü. Meer;<br />
Auslauf ca. 229 m ü. Meer;<br />
V = ca. 135 m³<br />
Einlaufturm ca. 229 m ü. Meer;<br />
Auslauf ca. 223 m ü. Meer;<br />
V = ca. 21 m³<br />
Hauptbehälter im Osten der Anlage<br />
(L = ca. 10,85 m; B= ca. 6,2 m; H = ca. 2 m)<br />
Behälter oberhalb des Zitrushains;<br />
Oberkante Einlaufturm ca. 229 m ü. Meer<br />
(Turmhöhe ca. 6 m über Wegniveau)<br />
(L = ca. 4,65 m; B = ca. 2,80 m; H = ca. 1,60 m)<br />
218 m ü. Meer Einlauf der Rinnen nach den Waschbecken bzw.<br />
Viehtränken auf Höhe des Kirchen anbaus<br />
209 m ü. Meer; V = ca. 27 m³ Behälter vor dem Haupttor im Norden<br />
der Anlage (L = ca. 5,50 m; B = ca. 3,10 m;<br />
H = ca. 1,60 m)<br />
Quellschüttung minimal 210 m³/d Daten nach [14]<br />
Quellschüttung mittel 455 m³/d Daten nach [14]<br />
Quellschüttung maximal 1050 m³/d Daten nach [14]<br />
Quellschüttung aktuell (2013) 0 m³/d Quelle war im Herbst 2013 trockengefallen<br />
Relation Q min zu Q max 0,2 Typischer Schüttungsquotient für Karstquellen<br />
mit geringem Speichervolumen<br />
im Hohlraumsystem [7]<br />
Gesamtvolumen der Becken ca. 183 m³ Becken heute z. T. zerstört; daher Abschätzung<br />
des Speichervolumens erschwert<br />
Relation Schüttungsmittel zum<br />
Behältervolumen (Gesamt)<br />
Relation Schüttungsminimum zum<br />
Behältervolumen (Gesamt)<br />
2,48 m³/d/m³ Die mittlere Schüttung konnte die Becken<br />
ca. 2,5 mal pro Tag füllen<br />
1,15 Das Beckenvolumen entsprach nahezu der<br />
minimalen Tageschüttung<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 745
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Die Aufgabe der Quellwassernutzung zugunsten von<br />
Bohrbrunnen wurde vermutlich durch die bei [14] dokumentierten,<br />
unregelmäßigen Schüttungen und Dargebotsrückgänge<br />
in trockenen Jahren gefördert. Die<br />
Steigerung der <strong>Wasser</strong>entnahme aus Bohrbrunnen<br />
wurde notwendig, weil der Bedarf auf der Insel immer<br />
weiter zunahm. Gleichzeitig wurde aber die <strong>Wasser</strong>förderung<br />
nicht an das örtliche neubildungsfähige<br />
Dargebot angepasst; es wurde von Anfang an übernutzt,<br />
wie die <strong>Wasser</strong>spiegelganglinien von Brunnen<br />
aus den 1960er-Jahren zeigen. Folgen waren ein Fallen<br />
der <strong>Wasser</strong>spiegel und das zunächst periodische, dann<br />
dauerhafte Trockenfallen der Quellen.<br />
Solange die Brunnenförderung und Grundwasserbewirtschaftung<br />
nicht an die lokalen Ressourceneigenschaften<br />
angepasst werden, muss auf Dauer mit einem<br />
massiven, irreversiblen Dargebotsdefizit gerechnet<br />
werden. Das Dargebot kann sich in solchen semiariden<br />
Regionen wie in den westlichen Kyrenia-Bergen nur<br />
wieder erholen, wenn ausreichende Niederschläge<br />
steigende <strong>Wasser</strong>stände in den lokalen Aquiferen auslösen.<br />
Die heute trockenen Quellaustritte könnten dann<br />
wieder reaktiviert werden.<br />
Wünschenswert wäre in Zukunft eine archäolo gische<br />
und vermessungstechnische Aufnahme des Aquädukts<br />
von Karşıyaka, um mithilfe von hydrogeologischen Untersuchungen<br />
die Dargebotsdefizite in der Sommerzeit<br />
und die Übernutzung der Karstaquifere detaillierter zu<br />
erfassen und für diese Art der historischen <strong>Wasser</strong>nutzung<br />
mögliche Lösungswege, wie z. B. der Bau von<br />
oberirdischen Speicherräumen, wie z. B. in osmanischer<br />
Zeit, oder eine unterirdische Speicherung der in der<br />
Winterzeit nicht genutzten <strong>Wasser</strong>dargebote in den<br />
Karstaquifer, zu erarbeiten. Damit könnte die Tiefbrunnennutzung<br />
reduziert und die Grundwasserressource<br />
unter Berücksichtigung der jeweiligen saisonalen<br />
Dargebotslage optimiert bewirtschaftet werden.<br />
[7] Treskatis, C. und Tauchmann, H.: Quellwasserfassungsanlagen<br />
<strong>zur</strong> Trinkwassergewinnung. 673 S., DIV Deutscher Industrieverlag<br />
GmbH, München, 2013.<br />
[8] Harrison, R., Newell, W., Panayides, I., Stone, B., Tsiolakis, E.,<br />
Necdet, M., Batihanli, H., Ozhur, A., Lord, A., Bersoy, O., Zomeni,<br />
Z. and Schindler, S.: Bedrock Geologic Map of the Greater<br />
Lefkosa Area, Cyprus. USGS Pamphlet to accompany Scientific<br />
Investigations Map 3046: 36 S., Virginia, 2008.<br />
[9] www.geologyrocks.co.uk/tutorials/geology-of-cyprus (Geology<br />
of Cyprus, 2007)<br />
[10] Pantazis, T.: An outline of the geology and geomorphology<br />
of Cyprus. Cyprus Geographical Association: 20 S., Nicosia,<br />
1971.<br />
[11] Dreghorn, W.: Geomorphology of the coastline east of Kyrenia<br />
Castle. – Cyprus Geographical Association: 13 S., Nicosia, 1971.<br />
[12] Palamkumbura, R.: The importance of U-series dating for<br />
understanding the Quaternary geology of Northern Cyprus.<br />
Technical report: 14 S., 2012. www.geos.ed.ac.uk/homes/<br />
s1137251/<br />
[13] Dreghorn, W.: Landscapes in Northern Cyprus or Rocks and<br />
Scenery in Northern Cyprus. Geology explained: 127 S., London,<br />
1979.<br />
[14] Aldalou, A. J.: Regional Water Balance Study for Kyrenia<br />
Range Aquifers. Thesis Near East University: 142 S., Nicosia,<br />
2012.<br />
[15] Yazıcıoğlu, Ü.: Erwartungen und Probleme hinsichtlich der<br />
Integration der Türkei in die EU. Juristische Reihe TENEA<br />
Band 101 (Habil. TU Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften):<br />
475 S., Berlin, 2005.<br />
[16] Harris, S.: Colonial forestry and environmental history: British<br />
policies in Cyprus, 1878 – 1960. Dissertation University of<br />
Texas: 493 S., Austin, 2007.<br />
[17] DSI Devlet Su Işleri (General Directorate of State Hydraulic<br />
Works, Turkey): Water Supply Project to TRNC by Pipeline.<br />
www2.dsi.gov.tr/English/service/icmekulse.htm<br />
[18] Erduran, B., Gökmenoğlu, O. and Keskin, E.: Hydrogeology of<br />
the Beşparmak (Pentadaktilos) Mountains (TRNC) Karstic<br />
Aquifer. In: DSI technical Research and Quality Control Department<br />
‒ Symposium of Isotope Techniques in Hydrology<br />
(Ankara 21-25 Oct. 2002): 241 – 254 (in türkischer Sprache<br />
mit englischer Zusammenfassung), 2002.<br />
Literatur<br />
[1] Kitchener, H. H.: A trigonometrical survey of the island of<br />
Cyprus: NICOSIA – sheet 5, London, 1885.<br />
[2] Shirley, R.: Kitchener’s survey of Cyprus 1878 – 1883. The first<br />
full triangulated survey and mapping of the island. 70 S.,<br />
Nicosia, 2001.<br />
[3] George., J.: A description of the historic monuments of<br />
Cyprus. – Studies in the archaeology and architecture of the<br />
island. 322 S., Nicosia, 1918.<br />
[4] Gunnis, R.: Historic Cyprus: A guide to its towns and villages,<br />
monasteries and castles. 495 S., London, 1947.<br />
[5] Yapıcıolğlu, i.: Kuzey Kıbrıs’takı: basililka – katedral – manastır<br />
kilese ve şapeller (Basilicas – Cathedrals – Monasteries,<br />
Churches and Chapels in North Cyprus). Vol. I + II: 957 S.,<br />
Lefkosa, 2007.<br />
[6] Udluft, P., Külls, C. and Schaller, J.: Re-evaluation of the<br />
groundwater resources of Cyprus. – Technical report for the<br />
Ministry of Agriculture, Natural Resources and Environment:<br />
50 S., Würzburg, 2006.<br />
Autor<br />
Eingereicht: 18.03.2014<br />
Korrektur: 02.05.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis<br />
apl. Professor an der TU Darmstadt<br />
E-Mail: c.treskatis@bup-gup.de |<br />
Bieske und Partner Beratende<br />
Ingenieure GmbH |<br />
Im Pesch 79 |<br />
D-53797 Lohmar<br />
Juni 2014<br />
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| FACHBERICHTE<br />
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Trinkwasserinstallation<br />
Schwarz gefärbte Biofilme<br />
an Trinkwasserauslaufarmaturen<br />
Charakterisierung, Ursachen und Abhilfemaßnahmen<br />
Trinkwasserinstallation, schwarze Biofilme, Trinkwasser, Zapfstelle,<br />
schwarze Hefen, Herpotrichiellaceae, Phosphat, SDS, flüchtige organische<br />
Verbindungen (VOC)<br />
Guido Heinrichs, Gerhard Haase, Carsten K. Schmidt und Iris Hübner<br />
Seit einigen Jahren wird aus verschiedensten Versorgungsgebieten<br />
in ganz Deutschland punktuell über<br />
das Auftreten schleimiger, schwarzer Beläge an<br />
Strahlreglern, Duschköpfen und WC-Spülkästen in<br />
Trinkwasserhausinstallationen berichtet, ohne dass<br />
das dort abgegebene Trinkwasser nach den Kriterien<br />
der Trinkwasserverordnung zu beanstanden wäre. Im<br />
Zuge der hier vorgestellten Untersuchungen konnte<br />
die schwarze Hefe Exophiala lecanii-corni aus der<br />
Familie der Herpotrichiellaceae als Hauptbestandteil<br />
dieser Biofilme identifiziert werden. Diese Spezies<br />
ließ sich aber weder in Proben aus entsprechenden<br />
Bereichen der Trinkwassergewinnung und -aufbereitung<br />
noch in Proben aus dem öffentlichen Verteilungssystem<br />
nachweisen, wohl aber regelmäßig in<br />
Abflüssen von Sanitärinstallationen. Somit erscheint<br />
eine retrograde Kontamination der Auslaufarmaturen,<br />
ähnlich der bei Pseudomonas aeruginosa,<br />
wahrscheinlich.<br />
Wichtiger Cofaktor für die Entwicklung der Biofilme<br />
scheinen flüchtige organische Verbindungen aus der<br />
Raumluft zu sein, die den Pilzen als Energie- und<br />
Kohlenstoffquelle dienen. Nephelometrisch ermittelte<br />
Wachstumskinetiken zeigten, dass E. lecanii-corni<br />
Essigsäure und Ethanol, gängige Bestandteile von<br />
Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, bereits in geringer<br />
Konzentration nutzen kann. Eine wachstumsfördernde<br />
Wirkung von Phosphat konnte in Laborversuchen<br />
unter sonst optimalen Nährstoffverhältnissen<br />
ab einer Konzentration von 0,75 mg/L PO 4<br />
3-<br />
beobachtet<br />
werden. Mit einer 2,5 %igen SDS-Spüllösung wurde<br />
<strong>zur</strong> Bekämpfung der Biofilme eine wirksame Alternative<br />
zu herkömmlichen aggressiven Mitteln etabliert.<br />
Eine Bewertung des von den in den Biofilmen<br />
identifizierten Pilzen ausgehenden Risikos schließt<br />
eine Gesundheitsgefährdung für den Menschen weitgehend<br />
aus.<br />
Black Pigmented Biofilms Occurring on<br />
Water Taps – Characterization, Causes and<br />
Countermeasures<br />
In recent years the occurrence of slimy black biofilms<br />
on individual water taps, shower heads and toilet<br />
tanks was reported from various drinking water supply<br />
areas in Germany. In the course of the investigations<br />
presented here, the herpotrichiellaceous black<br />
yeast Exophiala lecanii-corni could be identified as<br />
the main constituent of these biofilms. This species<br />
could not be detected in any sample taken from corresponding<br />
public drinking water production, treatment<br />
and distribution facilities, but was found to be<br />
common in sinks of sanitary installations. Thus, retrograde<br />
contamination of the water taps as it is<br />
known for Pseudomonas aeruginosa appears to be<br />
likely.<br />
Volatile organic compounds from indoor air, which<br />
serve the fungi as carbon and energy source, seem to<br />
be an important cofactor in the formation of the<br />
respective biofilms. Comparative nephelometrically<br />
recorded growth kinetics with E. lecanii-corni showed<br />
that acetic acid and ethanol, common components of<br />
cleaning agents and disinfectants, can be utilized by<br />
this fungi already at low concentrations. Lab experiments<br />
under otherwise optimal nutrient conditions<br />
revealed a growth-promoting effect of phosphate at a<br />
concentration of 0.75 mg/L PO 4<br />
3- and higher. SDS<br />
turned out to be a very effective alternative to more<br />
aggressive conventional disinfectants for biofilm<br />
control and elimination. A comprehensive evaluation<br />
concerning the risk arising from the fungi identified<br />
in the biofilms revealed that health hazards to humans<br />
are rather unlikely.<br />
Juni 2014<br />
748 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />
1. Einleitung<br />
In den letzten Jahren berichteten hier und da einzelne<br />
Trinkwasserkunden über schleimige, dunkel pigmentierte<br />
Beläge an den Zapfstellen ihrer Trinkwasserinstallationen<br />
(Bild 1 und 2), obwohl das angelieferte Trinkwasser<br />
nach den Kriterien der Trinkwasserverordnung<br />
hygienisch einwandfrei war. Die auffälligen Biofilme<br />
traten in verschiedenen Versorgungsgebieten, aber bislang<br />
nie flächendeckend auf. Selbst bei baugleichen<br />
Wohnungen eines Wohnobjektes zeigten nur einzelne<br />
Einheiten entsprechende Auffälligkeiten. Eine orientierende<br />
Studie aus dem Jahr 2011 dokumentiert 88 Fälle<br />
aus ganz Deutschland [1].<br />
Bei den betroffenen Trinkwasserkunden führen die<br />
schwarzen, schleimigen Biofilme zu Beeinträchtigungen<br />
der Lebensqualität infolge von Ekel und Unbehagen<br />
gegenüber der Trinkwassernutzung sowie aus Furcht<br />
vor gesundheitlichen Gefahren. Letzteres gilt insbesondere,<br />
wenn hygienisch sensible Bereiche wie Arzt- und<br />
Zahnarztpraxen betroffen sind. Die beobachteten Beläge<br />
erweisen sich als sehr hartnäckig und bilden sich<br />
nach mechanischem Entfernen innerhalb weniger<br />
Wochen neu aus. Das massenhafte Wachstum findet<br />
dabei an <strong>Wasser</strong>/Luft-Grenzflächen von Strahlreglern<br />
und Duschköpfen sowie WC-Spülkästen statt und nicht<br />
in den Innenrohren, wie eigene endoskopische Unt ersuchungen<br />
gezeigt haben. Vorangehende mikrobiologische<br />
Untersuchungen deuteten darauf hin, dass<br />
schwarzen Hefen aus der Familie der Herpotrichiellaceae<br />
eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der schwarzen<br />
Biofilme zukommen könnte [2]. Dieser gehören neben<br />
zahlreichen ubiquitär verbreiteten Umweltspezies auch<br />
einige sehr nahverwandte pathogene Arten an. Um<br />
die für Trinkwasserkunden und <strong>Wasser</strong>versorger wichtige<br />
Abschätzung der von den schwarzen Biofilmen<br />
mög licherweise ausgehenden gesundheitlichen Gefahr<br />
vornehmen zu können, war eine verlässliche Differenzierung<br />
der beteiligten Organismen bis <strong>zur</strong> Speziesebene<br />
erforderlich.<br />
Hauptziel der hier vorgestellten Untersuchungen<br />
war die mykologische Spezies-Identifizierung der biofilmbildenden<br />
Pilze. Dabei gestaltet sich bereits deren<br />
Isolation schwierig. Schwarze Hefen weisen auf herkömmlichen<br />
Nährmedien ein sehr langsames Wachstum<br />
auf. Sie werden deshalb in der Regel – noch bevor<br />
sichtbare Kolonien entstehen – von schnellwachsenden<br />
Schimmelpilzarten (z. B. Aspergillus, Penicillium) überwachsen.<br />
Diesem Umstand wurde durch lange Bebrütungszeiten<br />
(≥ 3 Wochen) und durch die Verwendung<br />
spezieller Kulturmedien, die das Schimmelpilzwachstum<br />
unterdrücken, Rechnung getragen. Eine verlässliche<br />
Spezies-Differenzierung der gewonnenen Isolate<br />
allein auf Grundlage morphologischer Merkmale ist<br />
aber nicht möglich, da deren Ausprägung (Synanamorphe)<br />
während komplexer, pleomorpher Lebenszyklen<br />
variiert oder Differenzierungsmerkmale zu gering ausfallen<br />
[3]. Zusätzlich können nahezu gleiche morphologische<br />
Strukturen in phylogenetisch nur entfernt verwandten<br />
Spezies beobachtet werden [4]. Weil für die<br />
meisten Spezies auch diskriminierende physiologische<br />
und biochemische Leistungsdaten nicht verfügbar sind<br />
bzw. aufgrund der Intraspeziesvariabilität nicht nutzbar<br />
sind [4], kann auch so keine verlässliche Identifizierung<br />
erfolgen.<br />
Die Routine-Identifizierung der Herpotrichiellaceae<br />
basiert derzeit typischerweise auf der molekulargenetischen<br />
Analyse der ribosomalen Internal Transcribed<br />
Spacer Region (ITS, Bild 3). Der Sequenzierung dieses<br />
Bild 1. Beispiele<br />
schwarzer<br />
Biofilme an<br />
verschiedenen<br />
Armaturteilen;<br />
(A) Strahlregler,<br />
(B) Duschkopf,<br />
(C) Überlaufbehälter<br />
aus Zahnarztstuhl,<br />
(D)<br />
<strong>Wasser</strong>/Luft-<br />
Grenzfläche<br />
in einem WC-<br />
Spülkasten.<br />
Bild 2. Aufnahmen eines schwarzen Biofilms; (A) Biofilm an Strahlregler;<br />
(B) Pilzmyzel am Metallsieb; (C) Exopolysaccharide (EPS) an<br />
Hyphengeflecht; (B, C) elektronenmikroskopische Aufnahme im<br />
Niedrigvakuum, Fei Environmental Scanning Electron Microscope XL<br />
30 Field Emission Gun, (Fei, Hillsboro, USA); die Aufnahmen wurden<br />
dankenswerterweise am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums<br />
Aachen von Herrn Dipl.-Ing. Bovi angefertigt.<br />
Bild 3. Lage der Internal Transcribed Spacer 1 und 2 (ITS1, ITS2)<br />
innerhalb des ribosomalen rDNA Operons (ITS-Region).<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 749
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Trinkwasserinstallation<br />
Bild 4. Exemplarische Zusammensetzung eines Biofilms; links:<br />
semiquantitative Metagenomanalyse TEFAP; rechts: herkömmliche<br />
Kultivierung (SGA); Biofilm B3 aus WC-Spülkasten.<br />
Bild 5. Adhäsionsfähigkeit verschiedener Pilzarten an Glasoberflächen;<br />
Trockengewichtszunahme der an Deckgläser (18 x 18 mm) anhaftenden<br />
Biomasse ausgewählter dunkel pigmentierter „Trinkwasser-Pilzspezies“,<br />
14 Tage, Raumtemperatur, 10 mL Sabouraud-Bouillon in 30 mL<br />
Kulturgefäß, geschwenkt, Dreifachbestimmung. Das Foto zeigt einen<br />
auf diese Weise in vitro erzeugten Biofilm mit E. lecanii-corni.<br />
Genabschnitts folgt ein Sequenzabgleich in öffentlich<br />
zugänglichen Datenbanken (z. B. GenBank), wobei i. d. R.<br />
die Speziesbezeichnung, welche der ähnlichsten gefundenen<br />
Sequenz zugeordnet ist, für das zu identifizierende<br />
Isolat übernommen wird. Da aber auch diese<br />
Vorgehensweise nicht verlässlich zu einer Identifizierung<br />
führt [5, 6], wurde auf ein eigens entwickeltes<br />
molekularbiologisches Verfahren auf Grundlage sogenannter<br />
„Barcode-Identifier“ [5] <strong>zur</strong>ückgegriffen.<br />
Ein weiteres Ziel der Arbeiten war die Klärung des<br />
Eintragspfads der biofilmbildenden Pilzspezies. Dazu<br />
wurden <strong>Wasser</strong>proben und Abstriche aus den Bereichen<br />
Trinkwassergewinnung, Aufbereitung, Verteilung und<br />
Hausinstallation aus verschiedenen Versorgungsgebieten<br />
analysiert. Zur Klärung der für die schwarzen Biofilme<br />
wachstumsfördernden Randbedingungen (Kohlenstoffquelle,<br />
Phosphat) wurden Wachstumskinetiken mittels<br />
Laser-Nephelometrie erstellt. Um die Wirksamkeit von<br />
Natriumlaurylsulfat (SDS) bei der Bekämpfung der biofilmbildenden<br />
Pilzarten zu bestimmen, wurden neben<br />
der Aufnahme von Wachstumskinetiken fluoreszenzmikroskopische<br />
Untersuchungen an in vitro erzeugten<br />
Biofilmen (E. lecaniicorni) durchgeführt.<br />
Die Ergebnisse der Untersuchungen können als<br />
Grundlage für präventive und kurative Handlungsempfehlungen<br />
für Versorgungsunternehmen, Installationsbetriebe<br />
und Trinkwasserkunden dienen.<br />
2. Mykologische Spezies-Analyse –<br />
Exophiala lecanii-corni als Biofilmbildner<br />
In einem ersten Schritt wurden die schwarzen Biofilme<br />
qualitativ untersucht. Dazu wurden an 44 Befallstellen<br />
insgesamt 146 Abstriche von Strahlreglern und Duschköpfen,<br />
WC-Spülkästen und ähnlichen Stellen genommen<br />
und jeweils auf einem Standardpilznährmedium<br />
und einem Selektivmedium für schwarze Hefen ausplattiert.<br />
Verwendet wurden Sabouraud-Glukose-Chloramphenicol<br />
Agar (SGA) als Vollmedium sowie Erythritol-<br />
Chloramphenicol-Agar (ECA) [7] als Selektivmedium.<br />
Alle erhaltenen Isolate wurden molekulargenetisch mittels<br />
PCR und anschließender Sequenzanalyse des Internal<br />
Transcribed Spacer 2 (ITS2) der nukleären ribosomalen<br />
DNA (Bild 3) identifiziert. Schwarze Hefen aus der Familie<br />
der Herpotrichiellaceae wurden mithilfe des molekularbiologischen<br />
„Barcode-Identifier“-Verfahrens [5] bis auf<br />
die Speziesebene bestimmt. Insgesamt konnten dabei<br />
Exophiala lecaniicorni in 72 %, E. equina in 27 % und<br />
Ochroconis spp. in 20 % der Proben nachgewiesen werden.<br />
Die Identifizierung der kulturell gewonnenen<br />
Stämme allein erlaubte allerdings noch keine quantitative<br />
Aussage zu den für die Biofilmbildung verantwortlichen<br />
Pilzspezies, da kulturelle Verfahren immer einer<br />
gewissen Selektivität unterworfen sind. Unter Umständen<br />
kann dabei die Häufigkeit des Vorkommens einer Spezies<br />
in einer Probe über- oder unterproportional abgebildet<br />
werden. Im Extremfall könnte der fragliche Mikroorganismus<br />
unter Laborbedingungen nicht kultivierbar<br />
sein, und würde daher – obwohl in der Probe dominierend<br />
– gar nicht erfasst. Daher wurde <strong>zur</strong> Ermittlung der<br />
Spezieszusammensetzung der dunkel pigmentierten<br />
Biofilme in einem zweiten Schritt mit 13 (B1–B13) ausgewählten<br />
schwarzen Biofilmen (Strahlregler: B4, B6, B7, B8,<br />
B9, B12, B13; WC-Schüssel: B2, B5; WC-Spülkasten: B1,<br />
B3; Duschkopf: B10; Dosierfach Waschmaschine: B11)<br />
eine semiquantitative Metagenomanalyse (Tag Encoded<br />
FLX Amplicon Pyrosequencing, TEFAP) der ITS2<br />
Region (Bild 3) durchgeführt. Diese molekularbiologische<br />
Methode erlaubt unter bestimmten Bedingungen<br />
die in einer Probe vorliegenden relativen Häufigkeiten<br />
Juni 2014<br />
750 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />
Tabelle 1. Pilzarten in den analysierten Biofilmen (n=13), Vergleich von TEFAP mit Kultivierungsansätzen auf SGA und ECA.<br />
TEFAP SGA ECA<br />
Spezies* häufigste vorhanden häufigste vorhanden häufigste vorhanden<br />
Alternaria sp. 1 4 0 1 0 2<br />
Cladosporium halotolerans 0 4 0 2 1 1<br />
Exophiala equina 0 3 1 2 2 2<br />
Exophiala l ecanii-corni 10 12 10 11 7 11<br />
Fusarium solani 0 3 1 1 1 1<br />
Ochroconis cf. constricta 1 1 0 0 0 1<br />
Ochroconis constricta 0 1 0 0 1 1<br />
Ochroconis mirabilis 0 4 1 1 1 1<br />
Phoma herbarum 1 5 0 3 0 2<br />
*Angegeben ist jeweils die Anzahl der Biofilme mit der betreffenden Spezies; Auswahl: Häufigste Spezies bei mindestens<br />
einem Verfahren in mindestens einem Biofilm; fett: Daten E. lecanii-corni; (abgewandelt aus [9])<br />
einer DNA-Zielsequenz (hier: ITS2) unterschiedlicher,<br />
verwandter Spezies semiquantitativ zu erfassen [8],<br />
wobei der Vorteil in der Unabhängigkeit von kulturbasierten<br />
Verfahren liegt. Zur Kontrolle wurden die 13 untersuchten<br />
Biofilme, parallel zum TEFAP, kulturell durch<br />
Ausplattieren auf SGA- und ECA-Medium [6] analysiert.<br />
Die reduzierte Anzahl der so untersuchten Biofilme ist<br />
dabei durch den großen Zeit- und Kostenaufwand des<br />
TEFAP begründet, kann aber aufgrund der Auswahl der<br />
Proben durchaus als repräsentativ gelten. In 12 der<br />
13 Biofilme wurde unabhängig von der angewandten<br />
Analysemethode Exophiala lecanii-corni nachgewiesen<br />
(Anteil: 1 – > 99 %), die in zehn Biofilmen auch die häufigste<br />
Art darstellte (Bild 4, Tabelle 1) [9]. Alternaria sp.<br />
(4 Biofilme, Anteil: < 1 – 73 %), Ochroconis cf. constricta<br />
(4 Biofilme, < 1 – 81 %) und Phoma herbarum (5 Biofilme,<br />
< 1 – 88 %) wurden mittels TEFAP in jeweils einem Biofilm<br />
als anteilsmäßig häufigste Art ermittelt. Fusarium<br />
oxysporum konnte in sechs der 13 analysierten Biofilme<br />
– zwar nicht dominant – aber ebenfalls in nennenswerten<br />
Anteilen (< 1 – 29 %) nachgewiesen werden [9],<br />
ähnlich wie F. solani (3 Biofilme, < 1 – 40 %). Beide gehören<br />
nicht zu den Schwärzepilzen. Seltener oder nur<br />
mit einem geringen Biofilmanteil wurden Cladosporium<br />
halotolerans (3 Biofilme, < 1 – 6 %), Exophiala equina<br />
(3 Biofilme, < 1 – 36 %), Pyrenochaeta unguis-hominis<br />
(3 Biofilme, < 1 – 5 %), Ochroconis mirabilis (3 Biofilme,<br />
< 1 – 19 %) und Candida albicans (8 Biofilme, Anteil: < 1 –<br />
19 %) nachgewiesen. Letztere gehörten ebenfalls nicht zu<br />
den Schwärzepilzen. In jeweils zwei Biofilmen wurden<br />
Exophiala mesophila (< 1 %, 24 %) und E. salmonis (1 %,<br />
32 %) gefunden. Exophiala lecanii-corni kann aufgrund<br />
dieser Befunde als die in den schwarzen Biofilmen an<br />
Trinkwasserauslaufarmaturen am häufigsten nachzuweisende<br />
Pilzart angesehen werden (Tabelle 1).<br />
Gestützt wird diese Aussage durch Versuche <strong>zur</strong><br />
Charakterisierung der in vitro Biofilmbildung (Bild 5).<br />
Hierzu wurde jeweils ein Deckglas (18 x 18 mm) in der<br />
Sporensuspension (Sabouraud-Bouillon) einer dunkel<br />
pigmentierten Pilzart inkubiert. Nach 14 Tagen wurde<br />
der Zuwachs der an das Glas haftenden Biomasse per<br />
Trockengewichtsbestimmung ermittelt. Nur Exophiala<br />
lecanii-corni und Ochroconis mirabilis waren unter den<br />
gegebenen Versuchsbedingungen in der Lage, an den<br />
Glasoberflächen zu haften. Andere in den natürlichen<br />
Biofilmen vorkommende Spezies zeigten hierzu im<br />
Rahmen der in vitro Versuche keine Tendenz (Bild 5).<br />
Die übergreifende Bewertung sowohl der Ergebnisse<br />
aus den Experimenten <strong>zur</strong> Biofilmbildung wie auch<br />
der mykologischen Spezies-Analyse von typischen Befallsstellen<br />
deutet auf Exophiala lecanii-corni als Hauptverursacher<br />
für die schwarz pigmentierten Biofilme hin.<br />
Die molekularbiologische Metagenomanalyse sowie die<br />
konventionelle Verfahrenskombination aus selektivkultureller<br />
Isolation mit nachfolgender sequenzbasierter<br />
Identifizierung ergaben dabei weitgehend übereinstimmende<br />
Resultate, wobei sich das TEFAP des ITS2-<br />
Bereichs als erfolgversprechende Methode <strong>zur</strong> semiquantitativen<br />
Analyse von Pilzen in Biofilmen erwies.<br />
3. Bewertung der gesundheitlichen Risiken<br />
aufgrund aktueller Literatur<br />
Exophiala lecanii-corni wurde weltweit immer wieder in<br />
Feuchtbereichen von Badezimmern nachgewiesen [10].<br />
Infektionen durch diese Spezies sind selten. Wurden<br />
Infektionen verursacht, handelte es sich i. d. R. um oberflächliche<br />
Mykosen der Haut und der Nägel, in Ausnahmefällen<br />
wurde auch von tiefer lokalisierten Mykosen<br />
des menschlichen Respirations- und Intestinaltraktes<br />
berichtet [11]. Angesichts des häufigen Vorkommens<br />
von E. lecanii-corni [10] und der insgesamt geringen<br />
Inzidenz von Infektionen sowie einer generell für Infektionen<br />
beim Menschen nicht optimalen maximalen<br />
Wachstumstemperatur von < 36 °C ist von keiner<br />
erhöhten von den Biofilmen ausgehenden Gesundheitsgefahr<br />
durch E. lecanii-corni auszugehen. Isolate der in<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 751
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Trinkwasserinstallation<br />
den Biofilmen nachgewiesenen Alternaria sp. zeigten<br />
oberhalb von 30 °C kein Wachstum und können deshalb<br />
als nicht-pathogen angesehen werden. Ochroconis-Arten<br />
wurden regelmäßig in Badezimmern nachgewiesen<br />
[10, 12]. Mit Ausnahme von O. gallopava, die in der vorliegenden<br />
Studie nicht nachgewiesen wurde, können sie<br />
Infektionen bei kaltblütigen Wirbeltieren auslösen [13].<br />
Phoma herbarum ist ein verbreitetes Pflanzenpathogen,<br />
wird aber auch mit Infektionen von Fischen in Verbindung<br />
gebracht [14]. Die luftgetragenen Sporen sind<br />
bekannte Allergene [15, 16, 17]. Die nicht-schwarz pigmentierten<br />
Pilze Fusarium oxysporum und F. solani sind<br />
ebenfalls verbreitete Pflanzenpathogene [2], allerdings<br />
auch regelmäßig in Waschbeckenabflüssen anzutreffen<br />
[18]. Beide sind auch als Infektionserreger beim Menschen<br />
bekannt, die Mykosen verursachen können, bei<br />
immunkompetenten Patienten handelt es sich dabei<br />
i. d. R. um oberflächliche Mykosen wie Nagel-, Haut- und<br />
Hornhautmykosen [19]. Bei hochgradig immunsupprimierten<br />
Patienten kann sich eine solche Mykose in<br />
selten zu beobachtenden Fällen im Körper ausbreiten<br />
(Dissemination) und dann einen schwerwiegenden<br />
Verlauf mit letalem Ausgang nehmen [2]. Für diese Personengruppe<br />
besteht generell eine erhöhte Gefahr,<br />
über die verschiedensten Expositionspfade (Lüftungsanlagen,<br />
Waschbeckenabläufe, Pflanzen etc.) an einer<br />
schwerwiegenden Pilzinfektion (z. B. Aspergillus sp.)<br />
zu erkranken. Behandlungseinheiten mit Immungeschwächten<br />
stellen daher Risikobereiche dar, die <strong>zur</strong> Infektionsprävention<br />
grundsätzlich besondere Schutzmaßnahmen<br />
erfordern. Fusarium spp. sind zudem bekannte<br />
Produzenten von Mykotoxinen, überwiegend<br />
auf zu feucht gelagertem Getreide [20]. Aufgrund der<br />
standortbedingten, starken Verdünnung durch das<br />
Trinkwasser dürften diese aber hier keine negativen<br />
Auswirkungen haben.<br />
Candida albicans besiedelt üblicherweise den Verdauungstrakt<br />
und ist ein bekannter Opportunist, der<br />
Kandidose hervorrufen kann, eine der wichtigsten Mykosen<br />
des Menschen [2]. Die Präsenz in den Biofilmen kann<br />
am besten durch eine retrograde Kontamination der<br />
Armaturen über Aerosole mit Pilzelementen erklärt werden,<br />
wie sie beispielsweise beim Händewaschen entstehen<br />
können. Die an hypersaline Umgebungen angepasste<br />
Spezies Cladosporium halotolerans [21] ist die vorherrschende<br />
dunkel pigmentierte Spezies in den Nasszellen<br />
von Sanitärbereichen [10] und hat keinerlei klinische<br />
Relevanz [2]. Exophiala equina verursacht hauptsächlich<br />
Infektionen bei kaltblütigen Tieren [22], aber auch – ebenfalls<br />
sehr selten – oberflächliche [22] und subkutane [23]<br />
Infektionen beim Menschen. Pyrenochaeta unguis-hominis<br />
wurde bereits in Nasszellen nachgewiesen [10], war bis<br />
dahin aber nur von Haut- und Nagelinfektionen beim<br />
Menschen bekannt [24]. Exophiala salmonis ist mit Infektionen<br />
von Lachs (Salmo salar) assoziiert [25]. Exophiala<br />
mesophila wurde in Leitungen von Zahnarztstühlen nachgewiesen<br />
[26]. Mykosen unter Beteiligung von E. mesophila<br />
beim Menschen sind in der Regel oberflächlich [2].<br />
Gefährliche Pathogene wurden aber in den hier<br />
untersuchten schwarzen Biofilmen an Trinkwasserauslaufarmaturen<br />
vermutlich auch wegen der niedrigen<br />
Temperaturen nie nachgewiesen. Dies betrifft z. B. die,<br />
wie Exophiala lecanii-corni, der Familie der Herpotrichiellaceae<br />
angehörigen Spezies Cladophialophora bantiana<br />
und Rhinocladiella mackenziei, die gemäß TRBA 460 der<br />
Risikogruppe 3 zugeordnet [27] werden, da sie auch in<br />
gesunden Patienten Infekte verursachen können, die<br />
nicht immer sicher erfolgreich zu behandeln sind. Ebenfalls<br />
nicht nachweisbar war Exophiala dermatitidis (Risikogruppe<br />
2), die in warmen, feuchten Lebensräumen, wie<br />
in Dampfbädern [28] und an den Gummidichtungen<br />
von Spülmaschinen [29], vorkommt.<br />
Bei dem überwiegenden Teil der publizierten Kasuistiken<br />
mit Beteiligung von Exophiala-Spezies handelt es<br />
sich um Einzelfallbeschreibungen. In einer der wenigen<br />
systematischen Studien aus den USA mit 188 untersuchten<br />
Fällen waren für den überwiegenden Teil der<br />
Infektionen (67,6 %) die drei nicht in den schwarzen<br />
Biofilmen nachweisbaren Spezies E. dermatitidis, E. xenobiotica<br />
und E. oligosperma verantwortlich. Lediglich<br />
13 Fälle (6,9 %) waren E. lecanii-corni zuzuordnen, dabei<br />
handelte es sich nur in vier Fällen um tieferliegende<br />
Mykosen bei prädisponierten Patienten [11].<br />
Zusammenfassend ist das von den in dieser Studie<br />
betrachteten Biofilmen ausgehende Infektionsrisiko als<br />
gering einzuschätzen, sodass i. d. R. weniger von einem<br />
hygienisch-infektiologischen als vielmehr von einem<br />
ästhetischen Problem auszugehen ist. Schwere Infektionen,<br />
die von den Hauptkomponenten dieser Biofilme<br />
ausgelöst werden können, sind sehr selten und betreffen<br />
nahezu ausschließlich hochgradig immunsupprimierte<br />
Patienten. Trotz der geringen Gesundheitsrisiken,<br />
die von den nachgewiesenen Pilzspezies ausgehen,<br />
sollte aber berücksichtigt werden, dass das<br />
Auftreten der schwarzen Biofilme in hygienisch sensiblen<br />
Bereichen, wie Zahnarztpraxen oder anderen Arztpraxen,<br />
angesichts einer steigenden Zahl von immunsupprimierten<br />
Personen auch im häuslichen Bereich,<br />
zumindest theoretisch ein Risiko darstellt.<br />
4. Eintragspfad der für die Biofilmbildung<br />
verantwortlichen Pilzspezies<br />
Aus Sicht der <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen ist auch<br />
die Herkunft der an der Bildung der schwarz pigmentierten<br />
Biofilme beteiligten Pilzspezies (vor allem<br />
E. lecanii-corni) von Interesse. Würde der Eintrag z. B.<br />
über verunreinigte Betriebsmittel (z. B. Phosphate) oder<br />
Betriebsanlagen erfolgen, könnte der Bildung der<br />
schwarzen Biofilme gegebenenfalls technisch entgegengewirkt<br />
werden.<br />
Da in anderen Studien schwarze Hefen in <strong>Wasser</strong>proben<br />
aus dem Versorgungssystem nachgewiesen<br />
Juni 2014<br />
752 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />
Bild 6. Mög liche Kontaminationspfade an Auslaufarmaturen.<br />
werden konnten [30, 31], kam ein anterograder Eintrag<br />
der biofilmbildenden Pilze an die Auslaufarmaturen<br />
durch das angelieferte Trinkwasser grundsätzlich in<br />
Betracht. Eine andere Möglichkeit ist eine retrograde<br />
Kontamination der Auslaufarmaturen (Bild 6) z. B. aus<br />
Siphons, wie sie für das Bakterium Pseudomonas aeruginosa<br />
bekannt ist [32, 33], durch <strong>Wasser</strong>spritzer oder<br />
z. B. Reinigen des Waschbeckens mit Putztüchern. Beide<br />
Varianten erschienen zunächst plausibel.<br />
Da das Trinkwasser als Eintragspfad für biofilmbildende<br />
Schwärzepilze nicht ausgeschlossen werden<br />
konnte, wurden insgesamt 289 Trink- und Rohwasserproben<br />
(0,1 L, n = 216; 1 L, n = 66; 10 L, n = 7;) sowie<br />
41 Abstriche an unterschiedlichen Stellen verschiedener<br />
Versorgungsanlagen in Gebieten, in denen Fälle von<br />
schwarzen Biofilmen auftraten, untersucht (Tabelle 2).<br />
Die <strong>Wasser</strong>proben wurden nach ISO 19458 Typ A [34]<br />
entnommen, membranfiltriert und auf Kulturmedien<br />
inkubiert. Über zwei Kerzenfilter wurde jeweils ein Volumen<br />
von ca. 10 000 L Rohwasser filtriert und mittels<br />
Anreicherungskultur analysiert. Weiterhin wurden 23 Proben<br />
von Dosiermitteln auf Basis von ortho-Phosphat<br />
und von Gemischen mit unterschiedlichen Anteilen von<br />
ortho- und poly-Phosphat untersucht. Um eine mögliche<br />
retrograde Kontamination der Zapfstellen ausmachen<br />
zu können, wurden ergänzend 56 Abstriche aus<br />
Siphons in Sanitärbereichen analysiert, in denen keine<br />
Auffälligkeiten mit schwarzen Biofilmen bestanden. Die<br />
Kultivierung aller Proben erfolgte auf SGA und ECA bei<br />
Raumtemperatur.<br />
Den höchsten Informationsgehalt über den Eintrag<br />
von Schwärzepilzen in die private Trinkwasserhausinstallation<br />
vermitteln die Proben, die an Übergabestellen<br />
genommen wurden (1 L, n = 50). Diese stammen im<br />
Wesentlichen aus vier Versorgungsgebieten (Bild 7) mit<br />
(B–D) und ohne (A) zentrale Dosierung von Phosphaten.<br />
In 96 % dieser Proben (n = 50) konnten Schwärzepilze<br />
nachgewiesen werden, deren Koloniezahl in der Regel <<br />
20 KBE/L lag (Bereich: 1 KBE bis > 200 KBE; Bild 7). Die<br />
dominierende Spezies im Verteilungssystem war Cadophora<br />
malorum, die in 74 % der Proben nachgewiesen<br />
Bild 7. Gesamtpilzkonzentrationen und Konzentration von dunkel pigmentierten Pilzen in<br />
Trinkwasserproben an Übergabestellen (n = 50) auf SGA als koloniebildende Einheiten (KBE)<br />
pro Liter aus Versorgungsgebieten; (A) keine zentrale Phosphatdosierung, (B–D) mit zentraler<br />
Phosphatdosierung; * Wert > 200 KBE/L; Konzentrationen dunkel pigmentierter<br />
KBE > 20 KBE/L gehen auf Cadophora malorum <strong>zur</strong>ück.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 753
| FACHBERICHTE<br />
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Trinkwasserinstallation<br />
wurde, gefolgt von Alternaria sp. (28 %) und Exophiala<br />
castellanii (26 %). Qualitative und quantitative Unterschiede<br />
der Pilzbelastung in den Proben konnten dabei<br />
zwischen den Versorgungsgebieten nicht festgestellt<br />
werden. <strong>Wasser</strong>proben aus Trinkwasserbehältern (n = 130)<br />
lieferten ein ähnliches Bild. Rohwasserproben aus Brunnen<br />
(10 L, n =5) wiesen keine Pilze auf, bei der Analyse<br />
der Feinfilter (~10 000 L, n = 2) konnten Cadophora malorum<br />
und Rhinocladiella similis nachgewiesen werden.<br />
Rohwasserproben aus der Aufbereitung (n = 4) wiesen<br />
eine geringe Konzentration, unter anderem mit C. malorum<br />
und Cladosporium spp. auf. In einigen Proben von<br />
Dosiermitteln mit unterschiedlichen Anteilen von orthound<br />
poly-Phosphat wurden zum Teil hohe Konzentra-<br />
Tabelle 2. Charakterisierung aller analysierten Proben.<br />
Beprobte Stelle Probenart Proben [n] Probenvolumen<br />
[L]<br />
Rohwasser<br />
Probenahmetyp<br />
nach ISO 19458<br />
(2012)<br />
Brunnen Trinkwasser 5 10 Typ A<br />
Kerzenfilter 1µm<br />
Filtration,<br />
Anreicherung<br />
2 ca. 10 000 –<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Entsäuerung Zulauf Trinkwasser 2 10 Typ A<br />
Entsäuerung Ablauf Trinkwasser 2 1 Typ A<br />
Entsäuerung Wandung innen Abstrich 2 – –<br />
Dosiermittel Abstrich 2 – –<br />
Keramikringe in Entsäuerung Anreicherung 2 0,1 –<br />
Phosphat Dosierung<br />
konz. Phosphatlösung<br />
2 – –<br />
Trinkwassertanks<br />
Luftfiltermatte außen Abstrich 14 – –<br />
Luftfiltermatte innen Abstrich 9 – –<br />
<strong>Wasser</strong>tank Wandung innen Abstrich 12 – –<br />
<strong>Wasser</strong>tank Ablauf (SGA) [1]* Trinkwasser 86 1 Typ A<br />
<strong>Wasser</strong>tank Ablauf (SGA + ECA) [2]* Trinkwasser 26 0,1 Typ A<br />
<strong>Wasser</strong>tank Ablauf (SGA + ECA) [3]* Trinkwasser 18 1 Typ A<br />
Hausanschluss (Trinkwasserrohrnetz)<br />
Adresse ohne Biofilm Trinkwasser 50 1 Typ A<br />
Adresse mit Biofilm Trinkwasser 39 0,1 Typ A<br />
Hausinstallation<br />
Partikelfilter Abstrich 8 – –<br />
Partikelfilter Trinkwasser 1 0,1 Typ C<br />
Rohrleitung Trinkwasser 60 1 Typ B<br />
Auslaufarmatur (Biofilm) Abstrich 146 – –<br />
Auslaufarmatur (Biofilm) Biomasse 18** – –<br />
Abfluss / Siphon Abstrich 56 – –<br />
* Untersuchungsreihen [1-3] unterscheiden sich in Probevolumen und eingesetzten Medien;<br />
** TEFAP: n = 13, nur disruptiert, verdünnt und ausplattiert: n = 5; (abgewandelt aus [32])<br />
Juni 2014<br />
754 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />
tionen von Exophiala castellanii, E. oligosperma und vor<br />
allem E. mesophila nachgewiesen, die aber alle nicht aktiv<br />
an der Biofilmbildung beteiligt zu sein scheinen (Bild 5).<br />
Aus keiner der <strong>Wasser</strong>proben aus <strong>Wasser</strong>werken und<br />
öffentlichen Verteilungsnetzen (n = 230) wurde jedoch<br />
E. lecaniicorni isoliert (Bild 8), die die dominierende<br />
Spezies in den untersuchten Biofilmen darstellt [35].<br />
Auch in Abstrichen aus diesen Bereichen war E. lecaniicorni<br />
nicht nachweisbar. Dagegen konnte E. lecaniicorni<br />
aus 26 % der Abflüsse an Stellen ohne Befall mit<br />
schwarzen Biofilmen (n= 56) und aus einer <strong>Wasser</strong>probe<br />
in der privaten Hausinstallation (Zapfstelle, insgesamt: n<br />
= 61) isoliert werden, wobei der letztere Befund vermutlich<br />
auf eine Kontamination der Armatur <strong>zur</strong>ückzuführen<br />
ist. Andere Spezies, die in den Biofilmen in meist<br />
nur geringen Anteilen nachgewiesen wurden, wie z. B.<br />
Alternaria sp., Exophiala equina und Ochroconis mirabilis,<br />
konnten selten bzw. nur in geringer Konzentration auch<br />
aus Trinkwasserproben des öffentlichen Versorgungssystems<br />
isoliert werden, sodass ihr Eintrag grundsätzlich<br />
auch über das angelieferte Trinkwasser erfolgen könnte.<br />
Die Kontamination der Auslaufarmaturen mit der ursächlich<br />
für die Biofilmbildung verantwortlichen Pilzspezies,<br />
E. lecaniicorni, erfolgt aber mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
retrograd durch in <strong>Wasser</strong>spritzer oder<br />
Aerosole eingeschlossene Pilzfragmente aus dem Bereich<br />
des Siphons. Bei der Primärbesiedlung der Siphons als<br />
Multiplikationsort fungiert möglicherweise der Mensch<br />
als Vektor (Händewaschen). Der retrograde Kontaminationspfad<br />
gilt vermutlich auch für betroffene dentale<br />
Behandlungseinheiten, denn in den in dieser Studie beobachteten<br />
Fällen trat der massive Befall im Überlauf<br />
bzw. in den <strong>Abwasser</strong>abführenden Leitungen auf.<br />
5. Ursachen für die Massenentwicklung<br />
Die Ursachen für die Massenentwicklung dunkel pigmentierter<br />
Biofilme sind multifaktoriell. Ein wichtiger<br />
Cofaktor ist der Phosphateintrag bei der Dosierung von<br />
Korrosionsinhibitoren, da die bekannt gewordenen und<br />
untersuchten Fälle in Bereichen mit zentraler Phosphatdosierung<br />
lokalisiert wurden oder in Gebäuden mit einer<br />
eigenen dezentralen Phosphatdosierung auftraten.<br />
Durch laser-nephelometrisch aufgenommene vergleichende<br />
Wachstumskinetiken (YNB-Medium, 0,4 % Glukose,<br />
30 °C über 72 h; Nephelostar, BMG Labtech, Ortenberg,<br />
Deutschland) mit E. lecaniicorni (Stamm GHP3335,<br />
Isolat aus Biofilm) konnte in vitro eine wachstumsfördernde<br />
Wirkung des Phosphats ab einer Konzentration<br />
von 0,75 mg/L PO 4<br />
3- bei ansonsten optimaler Nährstoffversorgung<br />
im Kulturmedium ermittelt werden. Die in<br />
der Praxis an Auslaufarmaturen üblichen Nährstoffkonzentrationen<br />
dürften allerdings wesentlich kleiner<br />
als die im verwendeten Kulturmedium sein.<br />
Da die schwarzen Hefen auch im Falle einer zentralen<br />
Phosphatdosierung nur in Einzelfällen und nicht flächendeckend<br />
auftreten, muss davon ausgegangen werden,<br />
Bild 8. Häufigkeit<br />
von Pilzspezies<br />
in<br />
<strong>Wasser</strong>proben<br />
aus dem öffentlichen<br />
Versorgungssystem<br />
(Rohwasser,<br />
Aufbereitung,<br />
Trinkwassertanks,<br />
Übergabestellen;<br />
n = 230) im<br />
Vergleich zu<br />
E. lecanii-corni<br />
als Hauptbiofilmbildner.<br />
Bild 9. Vergleichende Wachstums kinetiken mit unterschiedlichen Kohlenstoffquellen,<br />
Exophiala lecanii-corni Stamm GHP 3335, nephelometrische<br />
Messung, 72 h, kohlenstoff freies YNB mit 10 mg/L Phosphor,<br />
30 °C, 8fach- Bestimmung.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 755
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Trinkwasserinstallation<br />
Bild 10. Untersuchte Pilzstämme; (A) Alternaria sp., Stamm R438,<br />
Trinkwasser; (B) Candida albicans, Stamm GHP 4107, Patient; (C)<br />
Cladosporium halotolerans, Stamm R360, Strahlregler; (D) Exophiala<br />
dermatitidis, Stamm GHP 195, Chromomykose; (E) E. equina, Stamm<br />
R543, Strahlregler; (F) E. lecanii-corni, Stamm GHP 3335, WC-Spülkasten;<br />
(G) Fusarium oxysporum, Stamm R148, Strahlregler; (H)<br />
Ochroconis mirabilis, Stamm R100, Waschmaschine, Dosierfach;<br />
Alle: 14 Tage, Raumtemperatur, Sabouraud 2 % Glukose Agar.<br />
dass nur ein ungünstiges Zusammenspiel von verschiedenen<br />
Einflussgrößen zu dem unerwünschten Massenauftreten<br />
führt. Hier ist neben der Phosphatkonzentration<br />
vor allem der Kohlenstoffeintrag in Form von flüchtigen,<br />
leicht verwertbaren, organischen Substanzen aus der<br />
Luft als wesentliche Einflussgröße von Relevanz, wobei<br />
für E. lecaniicorni [36] und andere schwarze Hefen [37]<br />
die Verwertung diverser organischer Verbindungen als<br />
C-Quelle u. a. bei der technischen Anwendung in Luftwäschern<br />
beschrieben wurde. Insbesondere die Fähigkeit,<br />
mit Essigsäure als einziger Energie- und Kohlenstoffquelle<br />
doppelt so schnell zu wachsen wie die sich<br />
mit anderen C-Quellen sehr viel schneller vermehrende<br />
Hefe Saccharomyces cerevisiae [38], kann die dominante<br />
Rolle von E. lecaniicorni in den schwarzen Biofilmen erklären.<br />
Essigsäure wird in der Praxis häufig zum Entfernen<br />
von Kalkablagerungen im Sanitärbereich eingesetzt.<br />
Laser-nephelometrisch aufgenommene, vergleichende<br />
Wachstumskinetiken (YNB-Medium, 30 °C, 72 h) mit<br />
E. lecaniicorni ergaben, dass Essigsäure und Ethanol als<br />
gängige Bestandteile von Reinigungs- (Entkalker) und<br />
Bild 11. Wachstums inhibition bei unterschied lichen SDS- Konzentrationen, nephelometrische Messung, (A) Alternaria sp. R438, 75h,<br />
25°C; (B) Can dida albicans GHP 4107, 48h, 30°C, (C) Cla dosporium halotolerans R360, 72h, 30°C, (D) Exophiala dermatitidis GHP 195,<br />
72h, 30°C, (E) Exophiala equina R543, 72h, 30°C; (F) Exophiala lecanii-corni GHP3335, 72h, 30°C, (G) Fusa rium oxysporum R148, 72h,<br />
30°C, (H) Ochroconis mirabilis R100, 75h, 30°C; 0,2 x Sabouraud-Bouillon, achtfach; RNE: relative nephelometrische Einheiten.<br />
Juni 2014<br />
756 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />
Desinfektionsmitteln in geringer Konzentration als<br />
einzige Energie- und Kohlenstoffquelle verwertet<br />
werden können (Bild 9). Auch flüchtige Bestandteile<br />
von Kosmetika (Parfüms, Deodorants, Haarsprays usw.)<br />
und fortlaufende Freisetzung geruchsaktiver Stoffe z. B.<br />
über Duftsteine könnten eine Rolle spielen. Ein Einfluss<br />
von Installationsmaterialien konnte im Zuge der vorliegenden<br />
Untersuchungen nicht beobachtet werden.<br />
6. Vermeidung und Bekämpfung<br />
Zur Vermeidung schwarzer Beläge sollte generell auf<br />
ausreichende Belüftung, den sparsamen Einsatz von<br />
organischen Mitteln sowie den fachgemäßen Betrieb<br />
dezentraler Inhibitor-Dosieranlagen geachtet werden.<br />
Zur Bekämpfung bietet sich zunächst mechanisches<br />
Reinigen und Auskochen betroffener Armaturteile oder<br />
aber deren Austausch an. Reiniger auf Essig- sowie Alkoholbasis<br />
erweisen sich als ungeeignet bei der Bekämpfung<br />
der Biofilme, da sie als Nährstoffquelle für die<br />
Pilze dienen können. Der Einsatz von stark oxidierenden<br />
Mitteln, wie <strong>Wasser</strong>stoffperoxid oder Natriumhypoch<br />
lorit, <strong>zur</strong> Abtötung der Biofilme wird von vielen Trinkwasserkunden<br />
aufgrund starker Geruchsbildung und<br />
der potenziellen Gefährdung bei unsachgemäßem Gebrauch<br />
abgelehnt. Zudem kann der häufige Gebrauch<br />
dieser aggressiven Mittel zu erhöhtem Verschleiß der<br />
betroffenen Auslaufarmaturen führen.<br />
Als Alternative zu diesen aggressiven Mitteln wurde<br />
an acht aufgrund ihres Vorkommens in Biofilmen und<br />
Feuchträumen ausgewählten Pilzstämmen (Bild 10)<br />
die wachstumshemmende Wirkung von SDS (Natriumdodecylsulfat)<br />
überprüft. Hierzu wurden ebenfalls vergleichende<br />
laser-nephelometrische Messungen (72 h,<br />
30 °C, Sabouraud-Bouillon (0,2 x)) durchgeführt, die<br />
eine zuverlässige Wachstumsinhibition aller acht getesteten<br />
Pilzstämme bei einer Konzentration von 0,5 %<br />
SDS im Testmedium ergaben (Bild 11). Die Einwirkung<br />
einer SDS-Konzentration von 2,5 % über 12 Stunden<br />
reichte aus, um Kulturen der untersuchten Pilzstämme<br />
in vitro zumindest zu inaktivieren, wobei der Wirknachweis<br />
kulturell geführt wurde. Da aber nicht-kultivierbar<br />
nicht in allen Fällen einer Abtötung gleichzusetzen ist<br />
[39, 40], wurden die Ergebnisse für Exophiala lecaniicorni<br />
fluoreszenzmikroskopisch mittels eines LIVE/<br />
DEAD ® Yeast Viability Kits (Molecular Probes, Eugene,<br />
USA) überprüft, das als Farbstoffe FUN1 und Calcofluor<br />
White enthält (Bild 12). Im Gegensatz zum Ausplattieren<br />
hat die Fluoreszenzfärbung dabei den Vorteil, Effekte<br />
direkt sichtbar zu machen, ohne den Umweg über die<br />
Kultivierung zu gehen, die falschnegative Ergebnisse<br />
erzeugen kann. Künstlich gezüchtete E. lecanii-corni<br />
Biofilme konnten dabei mit einer 2,5 %igen SDS-Lösung<br />
bei einer Einwirkzeit von 12 Stunden zuverlässig abgetötet<br />
werden. Die Ergebnisse aus den kulturellen<br />
Ansätzen konnten damit mittels Fluoreszenzfärbung<br />
abgesichert werden.<br />
Bild 12. Fluoreszenzmikroskopische Aufnahmen von in vitro<br />
Biofilmen; jeweils links Calcofluor White und rechts FUN1 gefärbt;<br />
(A, B) E. lecanii-corni: Lebend-Kontrolle, intrazelluläre Bildung<br />
rot-fluoreszierender Strukturen; (C, D) E. lecanii-corni: Tot-<br />
Kontrolle, keine rot-fluoreszierenden Strukturen; (E, F) E.<br />
lecanii-corni: 2,5 % SDS, keine rot-fluoreszierenden Strukturen;<br />
Leica Leitz DMRB, Wetzlar BRD; Filtersätze – Calcofluor: Leica<br />
I3, FUN1: Leica G/R; Maßstabsbalken: 20 µm.<br />
In einem Feldversuch wurde die Behandlung betroffener<br />
Zapfstellen mit einer 2,5 %igen SDS-Lösung<br />
(Natriumlaurylsulfat) über 12 Stunden von mehreren<br />
betroffenen Kunden mit sehr guten Resultaten getestet.<br />
7. Schlussfolgerung<br />
Im Zuge der Untersuchungen gelang die Ermittlung<br />
von Exophiala lecanii-corni als dominierende Spezies in<br />
den hier betrachteten schwarz pigmentierten Biofilmen<br />
an Trinkwasserauslaufarmaturen. Die molekularbiologische<br />
Metagenomanalyse sowie die konventionelle<br />
Verfahrenskombination aus selektiv-kultureller Isolation<br />
mit nachfolgender sequenzbasierter Identifizierung<br />
ergaben weitgehend übereinstimmende Resultate.<br />
Insgesamt gesehen ist das von den Biofilmen ausgehende<br />
Infektionsrisiko als gering einzuschätzen. Exophiala<br />
lecanii-corni und die anderen in den Biofilmen<br />
nachgewiesenen, molekularbiologisch identifizierten<br />
Schwärzepilze verursachen beim Menschen nur sehr<br />
selten Infektionen der Haut und Nägel. Somit ist beim<br />
Auftreten entsprechender Biofilme weniger von einem<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 757
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Trinkwasserinstallation<br />
hygienisch-infektiologischen als vielmehr von einem<br />
ästhetischen Problem auszugehen.<br />
Vergleichende Analysen der biofilmbildenden Pilze<br />
und der Trinkwasser-Pilzflora ergaben, dass der Eintrag<br />
offensichtlich nicht über das Trinkwasser erfolgt, da die<br />
in den Biofilmen dominierende Art, Exophiala lecaniicorni,<br />
nicht im Trinkwasserversorgungssystem, wohl<br />
aber regelmäßig in Siphons nachgewiesen werden<br />
konnte. Daher ist eine retrograde Kontamination der<br />
Auslaufarmaturen, wie z. B. auch für Pseudomonas aeruginosa,<br />
wahrscheinlich.<br />
Als praxistaugliche Abhilfemaßnahme und Handlungsempfehlung<br />
wurde der Einsatz einer 2,5 %igen<br />
SDS-Lösung etabliert, der bei lokaler Behandlung die<br />
Pilze eines sichtbaren Biofilms abtötet. Insbesondere bei<br />
dezentralen Dosieranlagen für Korrosionsinhibitoren<br />
sollte auf eine adäquate, Phosphat- Dosierung geachtet<br />
werden, um die Gefahr einer entsprechenden Biofilmbildung<br />
zu verringern.<br />
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758 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />
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Autoren<br />
Eingereicht: 24.02.2014<br />
Korrektur: 15.05.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Guido Heinrichs<br />
Prof. Dr. Gerhard Haase<br />
Institut für Medizinische Mikrobiologie |<br />
RWTH Aachen University Hospital |<br />
Pauwelsstraße 30 |<br />
D- 52074 Aachen<br />
Dr. Carsten K. Schmidt<br />
Dr. Iris Hübner<br />
(Korrespondenzautorin) |<br />
E-Mail: i.huebner@rheinenergie.com |<br />
RheinEnergie AG |<br />
Parkgürtel 24 |<br />
D-50823 Köln<br />
Zeitschrift „KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> • Abfall“<br />
In der Ausgabe 6/2014 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />
Jesulke u. a.<br />
Tondera u. a.<br />
Arbeitsbericht des DWA-Fachausschusses<br />
KA-10 „<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
im ländlichen Raum“<br />
Sander u. a.<br />
Richter/Milke<br />
Verfahrensansatz <strong>zur</strong> Ermittlung und Bewertung von Überflutungsgefahren in großen<br />
Einzugsgebieten im Rahmen der Überflutungsprüfung gemäß DIN EN 752<br />
Untersuchung der Reduktion von Spurenstoffen, Bakterien, Bakteriophagen und<br />
abfiltrierbaren Stoffen im Retentionsbodenfilter Kenten<br />
Standortbestimmung <strong>Abwasser</strong>entsorgung im ländlichen Raum<br />
Charakteristika kommerzieller Biofilm-Trägermaterialien für die <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
mit getauchten Festbettreaktoren<br />
Refinanzierung von Fremdwassereinleitungen – technische Herausforderungen<br />
und juristische Probleme<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 759
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
Engler-Bunte-Institut des Karlsruher<br />
Instituts für Technologie (KIT) und<br />
TZW: DVGW-Technologiezentrum<br />
<strong>Wasser</strong>, im Jahre 2013<br />
Forschung und Lehre, Tätigkeitsbericht, Ausbildung, Weiterbildung, Engler-Bunte-Institut,<br />
DVGW-Forschungsstelle, Forschungsstelle für Brandschutztechnik, Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />
Harald Horn, Josef Klinger, Thomas Kolb und Dimosthenis Trimis<br />
Dieser Bericht soll einen Überblick über aktuelle Entwicklungen<br />
und Aktivitäten im Jahr 2013 am Engler-<br />
Bunte-Institut, der DVGW-Forschungsstelle am Engler-<br />
Bunte-Institut sowie der Forschungsstelle für Brandschutztechnik<br />
ermöglichen. Ebenso wird über das<br />
aus dem Engler-Bunte-Institut hervorgegangene TZW:<br />
DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> berichtet. Wie in<br />
den vergangenen Jahren erscheinen die gasspezifischen<br />
Beiträge im <strong>gwf</strong>-Gas|Erdgas und die wasserspezifischen<br />
Beiträge im <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>. Im Mittelpunkt des<br />
Berichtes steht die Entwicklung der oben angegebenen<br />
Einrichtungen im Jahr 2013 mit Beiträgen über die<br />
universitäre Lehre, die Ausbildung und Weiterbildung,<br />
über Forschungs- und Entwicklungsprojekte, über Beratung<br />
und Firmenkontakte sowie sonstige Aktivitäten.<br />
Der Bericht streift ebenso die Entwicklung des Karlsruher<br />
Instituts für Technologie (KIT), das durch die<br />
Zusammenführung der Universität Karlsruhe (TH) und<br />
der Forschungszentrum Karlsruhe GmbH entstanden ist.<br />
Karlsruhe Institute of Technology<br />
This report aims at giving an overview about recent<br />
developments and activities of the Engler-Bunte-<br />
Institute, the DVGW-Research Center, the Research<br />
Center of Fire Protection Technology and TZW: the<br />
DVGW-Water Centre which developed from the Engler-Bunte-Institute.<br />
As usual, the gas related parts<br />
can be found in <strong>gwf</strong>-Gas|Erdgas and the water related<br />
parts in <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>. The report highlights<br />
academic teaching, courses and advanced education,<br />
and focuses on scientific research and development<br />
projects, on consulting and contacts to business<br />
companies as well as on other activities. The report<br />
also refers to the development of the Karlsruhe<br />
Institute of Technology (KIT), which evolved from the<br />
fusion of the University of Karlsruhe (TH) and the<br />
Research Centre of Karlsruhe.<br />
Zur Geschichte und zum Umfeld<br />
Das Engler-Bunte-Institut am Karlsruher Institut für<br />
Technologie ist hervorgegangen aus der 1907 gegründeten<br />
ehemaligen „Lehr- und Versuchsgasanstalt“ und<br />
führt seit 1971 den Namen „Engler-Bunte-Institut“. Die<br />
enge Verbindung <strong>zur</strong> Praxis des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />
äußert sich darin, dass die jeweiligen Lehrstuhlinhaber,<br />
gegenwärtig „Chemische Energieträger – Brennstofftechnologie“,<br />
„Verbrennungstechnik“ und „<strong>Wasser</strong>chemie<br />
und <strong>Wasser</strong>technologie“ auch in Personalunion<br />
Leiter der fachlich entsprechenden Bereiche einer<br />
Forschungsstelle des DVGW im Engler-Bunte-Institut<br />
sind.<br />
Das KIT hat zum 1. Oktober 2013 einen Wechsel in<br />
der Leitung vorgenommen. Prof. Dr.-Ing. Harald Hanselka<br />
hat als Präsident des KIT die Nachfolge von Prof. Dr.<br />
Eberhard Umbach übernommen. Prof. Umbach ist ebenso<br />
wie Dr.-Ing. Peter Fritz, der als Vize-Präsident Forschung<br />
im Amt war, zu diesem Zeitpunkt aus dem KIT<br />
ausgeschieden.<br />
Die Schwerpunktsetzung des KIT als ein internationales<br />
Zentrum der Forschung auf dem Gebiet der<br />
Energie und des <strong>Wasser</strong>s hat stattgefunden und in den<br />
KIT-Zentren „Energie“ sowie „Klima und Umwelt“ die<br />
entsprechenden Strukturen gefunden. Das Engler-<br />
Bunte-Institut ist wichtiger Teil des KIT-Zentrums<br />
Juni 2014<br />
760 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />
Energie für die Bereiche Energieumwandlung und<br />
Erneuerbare Energien sowie des KIT-Zentrums Klima<br />
und Umwelt im Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie.<br />
Die zahlreichen Forschungsprojekte aus dem Gasund<br />
Verbrennungsfach sowie dem <strong>Wasser</strong>fach zeugen<br />
von der nationalen und internationalen Bedeutung der<br />
Lehrstühle und der Praxisnähe der ihnen zugeordneten<br />
Laboratorien und Technologieeinheiten.<br />
Der Sonderforschungsbereich 606 „Instationäre Verbrennung:<br />
Transportphänomene, chemische Reaktionen,<br />
Technische Systeme“ (Sprecher: H. Bockhorn) ist zum<br />
Ende des Jahres 2012 ausgelaufen (Förderumfang insgesamt<br />
ca. 8 Mio. Euro). Die in den vergangenen Jahren<br />
entwickelten Grundlagen werden nunmehr auf praxisnahe<br />
Systeme übertragen.<br />
Das EU-Großprojekt KIC InnoEnergy (KIC: Knowledge<br />
& Innovation Community) arbeitet mit starker Beteiligung<br />
des Engler-Bunte-Instituts. Innerhalb des EBI gibt es seit<br />
2013 ein BMBF-gefördertes Projekt, an dem sowohl die<br />
Kollegen von den „Chemischen Energieträgern“ als auch<br />
das <strong>Wasser</strong>fach zusammenarbeiten. Dabei werden die<br />
Kompetenzen in der Gastechnik und der Membrantechnik<br />
gebündelt.<br />
Ein weiteres großes Verbundprojekt bildet die<br />
„Innovationsoffensive Gas“ des DVGW, an dem die<br />
Lehrstühle des Engler-Bunte-Instituts und die<br />
Forschungsstelle des DVGW wesentlich beteiligt sind.<br />
Darüber hinaus arbeiten die drei Bereiche des Engler-<br />
Bunte-Instituts in zahlreichen Verbund-Großprojekten<br />
an maßgeblicher Stelle mit, z. B. DFG-Forschergruppe<br />
„Zündprozesse“, DFG-Verbundprojekt „Verbrennungslärm“.<br />
Hierzu finden sich detaillierte Angaben auf den<br />
nächsten Seiten.<br />
Die aus der Praxis entstehenden Fragestellungen<br />
werden vor allem in der DVGW-Forschungsstelle, der<br />
Abteilung Gastechnologie, dem Prüflaboratorium Gas<br />
und der Forschungsstelle für Brandschutztechnik bearbeitet.<br />
Das TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />
mit seinen über 160 Mitarbeitern in den Kompetenzbereichen<br />
Analytik, Aufbereitung, Ressourcenschutz,<br />
Korrosion, Verteilungsnetze und Umweltbiotechnologie<br />
bedient <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen, Behörden und<br />
Verbände.<br />
Viele der Projekte wurden und werden durch Institutionen<br />
wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG), dem Deutschen Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />
(DVGW), dem Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF), der Helmholtz Gemeinschaft<br />
Deutscher Forschungszentren (HGF), dem Ministerium<br />
für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-<br />
Württemberg, der Arbeitsgemeinschaft industrieller<br />
Forschungsvereinigungen (AIF), der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU), der Europäischen Kommission<br />
und anderen Drittmittelgebern des Bundes und des<br />
Landes gefördert. Ein erheblicher Anteil wird aber auch<br />
durch Forschungsaufträge aus Industrie und Unternehmen<br />
finanziert. Schließlich trugen Stiftungen und<br />
gemeinnützige Fördervereinigungen <strong>zur</strong> Umsetzung<br />
so mancher Forschungsidee bei. Ein besonderer<br />
Partner ist hierbei die Gesellschaft der Freunde des<br />
Engler-Bunte-Instituts, die das Institut insbesondere<br />
bei unerwartet auftretenden Schwierigkeiten großzügig<br />
unterstützt.<br />
Die Ergebnisse der zahlreichen Forschungsprojekte<br />
sind in einer beachtlichen Zahl von Publikationen<br />
dokumentiert, die zum großen Teil in den führenden<br />
internationalen Fachjournalen nach strenger Begutachtung<br />
erschienen sind. Die Verzeichnisse sind den<br />
Berichten der einzelnen Bereiche zu entnehmen.<br />
Die beiden Bachelor- und Master-Studiengänge<br />
„Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik“ und<br />
„Bioingenieurwesen“ erfreuen sich hoher Attraktivität<br />
bei den Studierenden. Im Rahmen der oben genannten<br />
Studiengänge beteiligt sich das Engler-Bunte-Institut in<br />
der Grundausbildung und bietet in den Bereichen<br />
Brennstoffe, Energieverfahrenstechnik, Verbrennung<br />
und <strong>Wasser</strong>chemie eine Reihe von Hauptfächern,<br />
Vertiefungsrichtungen und Profilfächern an.<br />
Die Master-Studiengänge sind im Jahr 2013 gut<br />
angelaufen. Der interfakultative, im Rahmen der „KIT<br />
School of Energy“ geführte, Studiengang „Energietechnik“,<br />
den die Lehrstühle des Engler-Bunte-Instituts wesentlich<br />
mitgestalten, ist noch in der Aufbauphase. Der<br />
inter nationale Master-Studiengang im Rahmen des KIC<br />
InnoEnergy ist erfolgreich etabliert.<br />
Neben der Studierenden- und Doktorandenausbildung<br />
stand wie immer auch die Weiterbildung der<br />
bereits im Beruf stehenden Fachleute auf dem<br />
Programm. 2013 wurde der „Gaskurs“, ebenso wie der<br />
jährliche „Erfahrungsaustausch der Chemiker und<br />
Ingenieure des Gasfachs“, wieder sehr erfolgreich durchgeführt.<br />
Auch das Jahr 2013 hat gezeigt, dass das Engler-<br />
Bunte-Institut mit seinen Lehrstühlen, Prüfstellen und<br />
der DVGW-Forschungsstelle sowie das Technologiezentrum<br />
<strong>Wasser</strong> des DVGW gut aufgestellt sind. Neu<br />
eingeworbene Forschungsprojekte weiten die Kooperationen<br />
innerhalb Deutschlands und international<br />
aus.<br />
Die Neubesetzung des Lehrstuhls für „Verbrennungstechnik“<br />
ist mit dem Amtsantritt von Prof. Dr.-Ing.<br />
Dimosthenis Trimis zum 1.9.2013 abgeschlossen.<br />
Der folgende Tätigkeitsbericht enthält Beiträge der<br />
einzelnen Bereiche des Engler-Bunte-Instituts mit<br />
seinen Forschungsstellen und des TZW: DVGW-Technologiezentrums<br />
<strong>Wasser</strong>. Weitere und ausführliche<br />
Informationen sind auch im Internet auf den Seiten des<br />
Instituts und der einzelnen Bereiche sowie des TZW zu<br />
finden.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 761
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
1. Aktivitäten des Lehrstuhls und der DVGW-Forschungsstelle, Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und<br />
<strong>Wasser</strong>technologie<br />
Harald Horn, Gudrun Abbt-Braun, Andrea Hille-Reichel, Fritz H. Frimmel (entpflichtet)<br />
1.1 Lehre und Forschung<br />
KIT<br />
Die <strong>Wasser</strong>forschung am KIT und im Umfeld sortiert sich<br />
nach einer Zahl von Neuberufungen in den letzten Jahren<br />
zusehends neu. Zwar sind immer noch nicht alle<br />
Berufungsverfahren im Bereich <strong>Wasser</strong> abgeschlossen,<br />
unabhängig davon haben die entsprechenden Arbeitsgruppen<br />
aber bereits begonnen, die Zusammenarbeit<br />
bei der Antragstellung voranzutreiben. Dabei ist die<br />
Prozessforschung ein zentrales Element. Wie auf den<br />
nächsten Seiten zu sehen ist, schlägt sich dies auch<br />
zentral in den Arbeiten des Lehrstuhls und der DVGW-<br />
Forschungsstelle nieder, wo sowohl natürliche als auch<br />
technische aquatische Systeme im Fokus stehen.<br />
Lehre<br />
Wie auch in den letzten Jahren ist die Anzahl an Neueinschreibungen<br />
in den Studiengängen „Bioingenieurwesen“<br />
und „Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik“<br />
mit rund 300 Studierenden hoch.<br />
Im ersten Semester Bioingenieurwesen ist der Lehrstuhl<br />
für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie mit<br />
dem Fach „Allgemeine Chemie und Chemie in wässrigen<br />
Lösungen“ vertreten. Im weiteren Verlauf von<br />
Bachelor- und Masterstudium werden Veranstaltungen<br />
<strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie als Vorlesungen,<br />
Übungen und/oder Praktika angeboten.<br />
Im Besonderen sind in 2013 die Anzahl von Bachelor-,<br />
Studien- und Masterarbeiten deutlich angestiegen.<br />
Internationale Kooperationen in Forschung<br />
und Lehre<br />
Zum letzten Mal wurden in 2013 im Rahmen des<br />
Austauschprogramms für Doktoranden und Postdoktoranden<br />
„Verständnis und Beherrschung komplexer<br />
Systeme (ZO IV Programm)“ zwischen der Moskauer<br />
Staatlichen Lomonosov-Universität und dem KIT Doktoranden<br />
finanziell unterstützt. Alexandr Kondrakov<br />
arbeitet im dritten Jahr an der Modellbildung für Abbaukinetiken<br />
bei der TiO 2 Photokatalyse, Dr. Alexey N.<br />
Ignatev war für ein halbes Jahr als Gastwissenschaftler<br />
am Lehrstuhl und in demselben Themenbereich tätig.<br />
Frau Chunyan Li war im Rahmen ihrer Doktorarbeit<br />
<strong>zur</strong> Modellierung von Biofilmsystemen für zwei Monate<br />
an der TU Delft. Dr. Marius Majewsky war drei Monate an<br />
der McGill University in Montreal und hat dort Versuche<br />
<strong>zur</strong> Ökotoxikologie von Antibiotika durchgeführt.<br />
Shelesh Agrawal war an der Universität in Aalborg und<br />
hat dort Sequenzanalysen von Biomasseproben aus<br />
Anlagen <strong>zur</strong> Deammonifikation durchgeführt.<br />
Im September 2013 fand der GDCh-Fortbildungskurs<br />
349/11 „Praxisgerechte <strong>Wasser</strong>beurteilung“ am EBI<br />
in Karlsruhe statt. Gemeinsam mit den Professoren<br />
M. Jekel (TU Berlin) und E. Worch (TU Dresden) wurde<br />
dieser Kurs bisher jährlich veranstaltet. Frau Dr. G. Abbt-<br />
Braun und Prof. F. H. Frimmel haben den Kurs 2013<br />
organisiert.<br />
Der „Advanced Biofilm Course“ für Doktoranden und<br />
Postdoktoranden wurde im Jahr 2013 zusammen mit<br />
Thomas Neu (UFZ), Cristian Picioreanu (TU Delft), Michael<br />
Kühl (Universität Kopenhagen) und Harald Horn/Michael<br />
Wagner (KIT) in Helsingör erfolgreich mit 15 internationalen<br />
Teilnehmern durchgeführt. In diesem Jahr wird der<br />
Kurs Anfang Oktober in Magdeburg am UFZ stattfinden.<br />
Promotionen<br />
Heiko Schwegmann verteidigte im Februar 2013 seine<br />
Dissertation mit dem Thema „Wechselwirkungen zwischen<br />
anorganischen Nanopartikeln und Mikroorganismen –<br />
Nutzungs- und Gefährdungspotentiale“ (Betreuer: Prof.<br />
Frimmel, Korreferent: Prof. Posten). Die vollständige<br />
Arbeit kann im Rahmen der Schriftenreihe des Lehrstuhls<br />
für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie und<br />
der DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut<br />
des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Band 59,<br />
bezogen werden (ISSN: 2195-2973). Die Arbeit ist im<br />
Folgenden auszugsweise dargestellt:<br />
Nanopartikel (NP) sind definiert als Partikel mit einer<br />
Größe < 100 nm in mindestens einer Dimension. Der<br />
Einsatz von NP in der <strong>Wasser</strong>behandlung kann <strong>zur</strong><br />
nachhaltigen Ressourcenschonung beitragen. Die Anwendung<br />
von z. B. TiO 2 in Kombination mit Sonnenlicht<br />
<strong>zur</strong> umweltfreundlichen Reinigung und Desinfektion<br />
von Abwässern ist in diesem Blickfeld eine vielversprechende<br />
Einsatzmöglichkeit.<br />
Neben den nützlichen Aspekten von NP steht aber<br />
auch eine mögliche Gefährdung von Mensch und<br />
Umwelt, die aus dem steigenden Eintrag anthro pogener<br />
NP in <strong>Wasser</strong>, Boden und Luft resultiert. Zum jetzigen<br />
Zeitpunkt sind insbesondere das Verhalten und die<br />
Wechselwirkungen der NP gegenüber Mikroorganismen<br />
(MO) noch un<strong>zur</strong>eichend geklärt. Die möglichen<br />
Interaktionen zwischen NP und MO wurden beispielhaft<br />
an vier verschiedenen MO (Saccharomyces cerevisiae,<br />
Escherichia coli, Pseudomonas putida und Lactobacillus<br />
plantarum) und NP (SiO 2 , FeO x , Ag und TiO 2 ) untersucht.<br />
Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit wird<br />
eine mögliche Umweltgefährdung durch NP als minimal<br />
eingeschätzt:<br />
••<br />
In den Fällen, in denen die aus den NP herausgelösten<br />
Ionen keine Toxizität aufweisen, ist eine Anlagerung<br />
der NP an die MO notwendig, um schädigend zu<br />
wirken. Die Ergebnisse aus den Wechselwirkungen<br />
zwischen SiO 2 -NP mit Aluminatbeschichtung und<br />
Juni 2014<br />
762 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />
positivem Zetapotenzial und L. plantarum sprechen<br />
zwar für eine Gefährdung, da sie eine Abhängigkeit<br />
vom Verhältnis Partikelanzahl zu Bakterienanzahl<br />
zeigten. In natürlichen Gewässern ist die Bakterienkonzentration<br />
geringer als in den Modellversuchen<br />
dieser Arbeit, womit bereits geringere Konzentrationen<br />
an NP schädlich wären. Jedoch wird die<br />
An lagerung der NP zum einen durch die ubiquitär<br />
vorhandene NOM vermindert. Zum anderen ist im<br />
Gegensatz zu den Modellexperimenten in natürlichen<br />
Systemen die Konzentration an Zellen geringer und<br />
zusätzlich gibt es noch weitere abiotische Schwebstoffe,<br />
die Konkurrenzfläche für die Adsorption der<br />
NP <strong>zur</strong> Verfügung stellen. Durch diesen geringeren<br />
Anteil an effektiver Grenzfläche ist eine Interaktion<br />
zwischen NP und lebenden MO ein unwahrscheinlicheres<br />
Ereignis als im Modellsystem.<br />
• Bei toxischen Effekten, resultierend aus gelösten<br />
Ionen, wurde am Beispiel von Silber gezeigt, dass auch<br />
schwerlösliche Salz-Spezies toxisch sind. Diese schwerlöslichen<br />
Salze stellen aber keine neue Bedrohung<br />
dar, da die Abwässer der Fotoindustrie in den letzten<br />
Jahrzehnten bereits mit diesen belastet waren.<br />
Bild 1. Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls und der DVGW-<br />
Forschungsstelle, Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie.<br />
Des Weiteren schlossen vier Doktoranden von Prof. Horn<br />
ihre Promotionen am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft<br />
der Technischen Universität München ab:<br />
Tobias Rocktäschel: Treatment of municipal wastewater with aerobic<br />
granules – Influence of different feeding strategies, Heft<br />
209 der Schriftenreihe des Lehrstuhls für Siedlungswasserwirtschaft<br />
„Berichte aus der Siedlungswasserwirtschaft“,<br />
ISSN 0942-914X<br />
Achmed Labena: Diversities and activities of three sulfidogenic<br />
biofilms originated from oil-field water tanks – control strategies<br />
to reduce corrosion by application of novel surfactants<br />
Evelyn Walters: Fate and transport of fecal indicator bacteria in<br />
flume systems mimicking an oligotrophic river<br />
Bastian Herzog: Benzotriazole and Sulfamethoxazole - Biodegradation<br />
of polar, non-adsorptive xenobiotic micropollutants<br />
with activated sludge communities and pure cultures<br />
Die drei zuletzt genannten Arbeiten können von der Internetseite<br />
der TUM heruntergeladen werden: http://mediatum.ub.tum.<br />
de/?id=69514<br />
1.2 In Arbeit befindliche, im Jahre 2013 abgeschlossene<br />
und neu begonnene Forschungsprojekte<br />
Die hier beschriebenen Arbeiten sind den vier Forschungsschwerpunkten<br />
des Lehrstuhls zugeordnet, welche in<br />
Bild 1 dargestellt sind.<br />
<strong>Wasser</strong>qualität<br />
Stability and Interactions of Engineered Nanoparticles<br />
(ENP) in Aqueous Matrices (SIENA)<br />
Markus Delay, Fritz H. Frimmel, Förderung: Deutsche<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />
Bild 2. UV/VIS-Spektren von AgNP-Suspensionen (Nanocomposix/<br />
USA) in Gegenwart von HA (Hohlohsee/Germany): Variation der<br />
Ionenstärke und des Ionentyps. Bei µ = 50 mmol/L weist Mg(NO 3 ) 2<br />
einen größeren Destabilisierungseffekt auf als Ca(NO 3 ) 2 .<br />
Zahlreiche wissenschaftliche Studien deuten darauf hin,<br />
dass ENP von (öko)toxikologischer Relevanz für Organismen<br />
in aquatischen und terrestrischen Systemen<br />
sowie den Menschen sein können. Zum besseren<br />
Verständnis und <strong>zur</strong> Beurteilung des Umweltverhaltens<br />
von ENP ist insbesondere die Frage nach deren Stabilität<br />
in wässrigen Systemen von zentraler Bedeutung. Im<br />
Rahmen des Projektes wurde u. a. der Einfluss der<br />
Ionenstärke und des Ionentypus (Ca 2+ , Mg 2+ , Na + , K + )<br />
sowie unterschiedlicher Fraktionen refraktärer organischer<br />
Materie (ROM) (Huminsäure, HA; Fulvinsäure,<br />
FA) auf die Stabilität von Citrat-stabilisierten Silber-<br />
Nanopartikeln (AgNP) untersucht.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 763
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
und Chinon-Zwischenprodukten, während unter den<br />
Produkten der Photolyse nur zwei Catechole ermittelt<br />
wurden. Die Überprüfung der relevanten toxikologischen<br />
Daten deutet an, dass die Produkte des photolytischen<br />
Abbaus eine geringere endokrine Wirkung als<br />
die Produkte der Photokatalyse haben. Für einen<br />
sicheren und effizienten Einsatz der Photokatalyse als<br />
Reinigungsmethode ist es demzufolge außerordentlich<br />
wichtig, auch die Chinon-Abbauprodukte von Bisphenol<br />
A zu überwachen.<br />
Bild 3. „Hele-Shaw“-Zelle (800 x 300 x 50 mm 3 , gefüllt mit Quarzsand)<br />
mit automatischem Kamera-Schienensystem.<br />
Es konnte gezeigt werden, dass die Anwesenheit von<br />
ROM die Stabilität von AgNP erhöht. Dabei wies HA<br />
einen größeren Stabilisierungseffekt auf als FA. Dies ist<br />
auf eine dickere Schicht von an AgNP adsorbierter HA<br />
(„coating“) <strong>zur</strong>ückzuführen und einer damit verbundenen<br />
verstärkten sterischen Stabilisierung. Erst bei<br />
Ionenstärken über 50 mmol/L fungierten zweiwertige<br />
Kationen (Ca 2+ , Mg 2+ ) in der Anwesenheit von HA als<br />
Brückenbildner und führten zu einer verstärkten Agglomeration<br />
der HA-gecoateten AgNP (Bild 2). Die<br />
Er gebnisse zeigen, dass die Stabilität und damit das<br />
Umweltverhalten von ENP in hohem Maße von der<br />
<strong>Wasser</strong>qualität abhängen und dass bei einer Beurteilung<br />
Ionentypus und ROM-Qualität zu berücksichtigen<br />
sind.<br />
Bildung der Zwischenprodukte mit einer potenziell<br />
DNA-bindenden Wirkung während des photokatalytischen<br />
Abbaus von Bisphenol A<br />
Aleksandr O. Kondrakov, Alexey N. Ignatev, Fritz H.<br />
Frimmel, S. Bräse, Förderung: ZO IV – Beherrschung<br />
komplexer Systeme; Land Baden-Württemberg<br />
Die Kinetik und der Mechanismus des photolytischen<br />
und photokatalytischen Abbaus eines Endokrinen<br />
Disruptors, Bisphenol A, wurden unter Nutzung von LC-<br />
MS-MS und LC-MS-ToF-Methoden untersucht und<br />
verglichen. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die<br />
Bildungsmechanismen der aromatischen und phenolischen<br />
Zwischenprodukte gerichtet. Die jeweilige Bedeutung<br />
und/oder Rollen der OH-Radikale und Elektronen-Löcher<br />
des Photokatalysators in der Zwischenproduktbildung<br />
wurden mit einem OH-Radikal-Scavenger<br />
untersucht. Photokatalytischer Abbau von Bisphenol A<br />
führte <strong>zur</strong> Bildung von diversen Catechol-, Dicatechol-<br />
Der Einfluss von gelöstem Sauerstoff auf den photokatalytischen<br />
Abbau von Pharmaka mit Pt-TiO 2<br />
Meijie Ren, Fritz H. Frimmel, Förderung: China Scholarship<br />
Council (CSC)<br />
Anhand des Abbaus von Pharmaka mit Pt-dotiertem<br />
TiO 2 (Pt-TiO 2 ) wurden die Wechselwirkungen zwischen<br />
gelöstem Sauerstoff (dissolved oxygen, DO) und natürlicher<br />
organischer Materie (NOM) sowie DO und Metallionen<br />
beim katalytischen Abbau organischer Stoffe in<br />
Rohwasser untersucht. Die bisherigen Ergebnisse lassen<br />
sich wie folgt zusammenfassen:<br />
NOM kann in der Photokatalyse sowohl als Lichtfilter<br />
als auch als Elektronendonator fungieren. Eine ausreichende<br />
Sauerstoffkonzentration begünstigt dabei den<br />
Elektronentransfer von dreifach angeregter NOM ( 3 NOM)<br />
auf Sauerstoff unter Bildung von 1 O 2 . Im Bereich sehr<br />
niedriger Sauerstoffkonzentrationen ist der Elektronentransfer<br />
zwischen Metallionen und DO vernachlässigbar.<br />
Möglicherweise verringern die adsorbierten Metallionen<br />
die negative Oberflächenladung von TiO 2 , was<br />
die Agglomeration fördert und zu einer Abnahme des<br />
Abbaus der Pharmaka führt. Zusätzlich vermindert der<br />
Elektronentransfer von den Metallionen zu den Elektronen-Löchern<br />
die Produktion von Hydroxylradikalen<br />
(HO•). In Anwesenheit von Sauerstoff können die Übergangsmetalle<br />
(Fe, Zn) leicht an Redoxreaktionen teilnehmen,<br />
etwa durch Elektronentransfer auf Sauerstoff<br />
und die Bildung von Superoxid oder <strong>Wasser</strong>stoff peroxid,<br />
das wiederum das extrem effektive Oxidationsmittel<br />
HO• bildet. Metallionen können außerdem als Elektronenfänger<br />
agieren und die Rekombination der Elektronenlochpaare<br />
limitieren. Des Weiteren können von<br />
Metallionen direkt Elektronen auf organisches Material<br />
übertragen werden.<br />
Der dynamische Kapillarsaum ‒ ein multidisziplinärer<br />
Denkansatz. Teilprojekt 5: Refraktäre organische Stoffe<br />
im Kapillarsaum: ihre Dynamik, Gradienten und Reaktionen<br />
(DyCap II)<br />
Norman Hack, Gudrun Abbt-Braun, Fritz H. Frimmel,<br />
Förderung: DFG<br />
Der Kapillarsaum (KS) stellt den Übergangsbereich<br />
zwischen der wassergesättigten Zone (Grundwasser)<br />
und der ungesättigten Zone dar. Dieser bio-(chemisch)<br />
hochaktive Bereich wurde noch nicht hinreichend<br />
Juni 2014<br />
764 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />
erforscht. Ziel dieses Projekts ist die Untersuchung des<br />
Stoffaustausches und der biologischen Transformation<br />
von ausgewählten organischen Stoffen (z. B. Phenol,<br />
Salicylsäure, Benzolsulfonsäure und Röntgenkontrastmittel)<br />
im KS. Relevante Prozesse und die Hauptparameter,<br />
welche die Reaktionen beeinflussen, wurden<br />
quantitativ bestimmt. Es wurden Experimente in zweidimensionalen<br />
„Hele-Shaw“-Zellen und in einem 3D-<br />
Seesaw-System (periodische Simulation von <strong>Wasser</strong>spiegelschwankungen)<br />
durchgeführt. Zur Nachbildung<br />
der natürlichen Bodenmatrix wurden die jeweiligen<br />
Behälter mit Quarzsand (Korngröße: 200 bis 600 µm)<br />
befüllt. Eine wichtige messtechnische Entwicklung<br />
an der „Hele-Shaw“-Zelle ist ein automatisches<br />
Ka mera-Schienensystem. Es besteht aus zwei Kameras,<br />
getrieben durch Schrittmotoren, welche eine simultane<br />
Messung von O 2 und CO 2 und damit die zweidimensionale<br />
Ab bildung der entsprechenden Konzentrationen<br />
im Sediment der „Hele-Shaw“-Zelle ermöglicht<br />
(Bild 3).<br />
Schicksal und Transport fäkaler Indikatorkeime in<br />
Fließrinnensystemen (PATH-ISAR)<br />
Jueying Qian, Förderung: DFG<br />
Die Isar, ein mittelgroßer, alpiner Fluss Deutschlands,<br />
erreicht im Raum München die Gewässergüteklasse 2.<br />
Während der Badesaison erfüllt die <strong>Wasser</strong>qualität in<br />
den meisten Fällen die Vorgaben der EU-Badegewässerverordnung,<br />
da die einleitenden kommunalen Kläranlagen<br />
mit Anlagen <strong>zur</strong> Desinfektion ausgerüstet sind.<br />
Nur nach starkem Niederschlag und Hochwasser können<br />
zeitweilig hohe Keimkonzentrationen im Flusswasser<br />
nachgewiesen werden. Mögliche Ursachen dafür<br />
sind Mischwasserentlastungen, die Resuspension<br />
von Bakterien aus dem Sohlensediment und der<br />
Oberflächenabfluss von Acker- und Weideland. Nach<br />
dem Eintrag in das Gewässer unterliegen die Keime in<br />
der Regel Prozessen, die ihre Konzentration vermindern,<br />
wie Lysis, Prädation, Sedimentation oder Inaktivierung<br />
durch Sonnenlicht, aber im Fall der Resuspension<br />
auch erhöhen können. Fäkale Indikatorbakterien<br />
(FIB) wie Escherichia coli (EC) und Enterococcus spp.<br />
(ENT) sind häufig genutzte und akzeptierte Indikatoren<br />
für fäkale, mikrobiologische Kontamination. Das<br />
Schicksal und der Transport von FIB nach Starkregenereignissen<br />
ist noch nicht ausreichend verstanden, um<br />
Vorhersagen über die Gewässerbelastung machen zu<br />
können.<br />
Die Schwerpunkte der Untersuchungen lassen sich<br />
wie folgt zusammenfassen: i) Einfluss der Resuspension<br />
auf die Entfernung von FIB aus der <strong>Wasser</strong>phase, ii) Ablagerung<br />
von FIB auf der Gewässersohle, iii) mögliche<br />
Rolle der Sedimente für die Verlängerung der Lebensdauer<br />
von FIB, iv) Transport von <strong>Abwasser</strong>partikeln aus<br />
der <strong>Wasser</strong>säule <strong>zur</strong> Gewässersohle und der Effekt der<br />
Partikelgröße auf die Inaktivierung der FIB und v)<br />
<strong>Wasser</strong>säule<br />
Prädation<br />
Prädation<br />
(-)<br />
(-)<br />
Resuspension<br />
Resuspension<br />
(+)<br />
(+)<br />
Sohle<br />
Dispersion<br />
Dispersion<br />
Modellierung der Inaktivierung von FIB in der <strong>Wasser</strong>säule<br />
unter Berücksichtigung der entscheidenden Entfernungsmechanismen.<br />
Vier Fließrinnen (Länge 12 m, Breite 0,5 m, <strong>Wasser</strong>tiefe<br />
0,5 m) wurden an der Versuchsanstalt des Lehrstuhls<br />
für <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>wirtschaft der TU München<br />
errichtet. Hier wurden verschiedene Experimente<br />
zum Verbleib der FIB durchgeführt. Basierend auf den<br />
Ergebnissen wird ein mathematisches Modell entwickelt,<br />
um die FIB-Konzentration vorherzusagen und unbekannte<br />
Parameter zu kalibrieren (Bild 4).<br />
Biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
Anwendung der Anaeroben Ammoniumoxidation <strong>zur</strong><br />
Behandlung von kommunalem <strong>Abwasser</strong> (MAnAmO)<br />
Susanne Lackner, Shelesh Agrawal, Eva M. Gilbert,<br />
Förderung: DFG<br />
Die anaerobe Oxidation von Ammonium mit Nitrit<br />
(Deammonifikation) hat in den letzten Jahren insbesondere<br />
für die Behandlung hoch konzentrierter Abwässer<br />
(z. B. Schlammentwässerung) große Aufmerksamkeit<br />
gewonnen. Aufgrund des vorhandenen Potenzials <strong>zur</strong><br />
Einsparung von Energie und organischem Kohlenstoff<br />
wäre eine Umsetzung der Deammonifikation für die<br />
Behandlung von kommunalem <strong>Abwasser</strong> sehr interessant.<br />
Die niedrigen Temperaturen und geringen Ammoniumkonzentrationen<br />
stellen dabei eine große<br />
Herausforderung dar. Daher wurden drei verschiedene<br />
Verfahren <strong>zur</strong> Deammonifikation für ihre Anwendbarkeit<br />
im Hauptstrom untersucht: ein Sequencing<br />
Batch Reaktor (SBR) mit flockuliertem Schlamm, ein SBR<br />
mit Granula sowie zwei Schwebebettreaktoren mit<br />
unterschiedlichem Trägermaterial.<br />
Inaktivierung<br />
Inaktivierung<br />
durch<br />
durch<br />
Sonnenlicht<br />
Sonnenlicht<br />
(-)<br />
(-)<br />
Lyse<br />
Lyse<br />
(-)<br />
(-)<br />
Sedimentation<br />
Sedimentation<br />
(+)<br />
(+)<br />
Bild 4. Konzeptuelles Diagramm der Schlüsselprozesse in Fließrinnen.<br />
(+) oder (-) stehen für Zu- bzw. Abnahme der FIB-Konzentration in der<br />
<strong>Wasser</strong>säule.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 765
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
Bild 5. Jahresgang der Temperatur in kommunalem <strong>Abwasser</strong> (Daten<br />
der KA Neureut). Bilder: Schlammflocken (a), Granula (b), Trägermaterial<br />
K3 (c) und BiofilmChip M (d).<br />
(a)<br />
(c)<br />
Bild 6. Simulierte Ammonium-Konzentration (mol m – 3 ) innerhalb und<br />
außerhalb des Biofilms für vier verschiedene Biofilmgeometrien a) bis<br />
d). Die Dimension eines Bildes ist 5,4 mm x 2,1 mm und repräsentiert<br />
einen Querschnitt durch drei Gitter in der vertikalen Ebene. Die weißen<br />
Linien kennzeichnen die jeweilige Biofilmoberfläche. Die Biomasse in<br />
den Gittern nimmt von a) nach d) zu.<br />
(b)<br />
(d)<br />
Eine detaillierte Analyse der Bakterienpopulationen<br />
in den verschiedenen Reaktorsystemen ergab, dass<br />
vor allem die Biofilmsysteme auch bei veränderten<br />
Rand bedingungen (wie Temperaturabfall) eine relativ<br />
konstante Population aufweisen. Die ersten Ergebnisse<br />
haben gezeigt, dass vor allem mit den Biofilmverfahren<br />
auch bei Temperaturen von 10 °C noch Deammonifikation<br />
möglich ist (Bild 5).<br />
Populationsdynamik in Reaktoren <strong>zur</strong> einstufigen Deammonifikation<br />
<strong>zur</strong> Anwendung in der kommunalen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Eva Gilbert, Susanne Lackner, Förderung: Deutsche<br />
Bundesstiftung Umwelt (DBU)<br />
Durch die Kombination von aerober (Nitritation) und<br />
anaerober Ammoniumoxidation kann Ammonium rein<br />
autotroph in Luftstickstoff umgewandelt werden<br />
(Deammonifikation). Aufgrund eines im Vergleich <strong>zur</strong><br />
konventionellen Nitrifikation-Denitrifikation deutlich<br />
geringeren Sauerstoffbedarfs würde ein Einsatz im<br />
Hauptstrom der kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
deren Energiebedarf deutlich reduzieren. Die Übertragung<br />
der Deammonifikation auf die Bedingungen<br />
der kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlung im Vergleich zu<br />
bisherigen Anwendungsgebieten ist in erster Linie eine<br />
Adaption an niedrige Temperaturen. Dabei erschwert<br />
das verlangsamte Wachstum die Kultivierung aerober<br />
und anaerober Ammoniumoxidierer. Gleichzeitig begünstigt<br />
die höhere Sauerstoffkonzentration das Wachstum<br />
störendender Nitritoxidierer.<br />
Der Fokus dieses Projektes liegt auf der gezielten<br />
Unterdrückung von Nitritoxidiern bei niedrigen Temperaturen.<br />
Dazu werden verschiedene verfahrenstechnische<br />
Ansätze in Batchexperimenten und Laborreaktoren<br />
untersucht. Bisherige Versuche haben gezeigt,<br />
dass sich gezielte Belüftungspausen ab einer bestimmten<br />
Dauer negativ auf den Stoffwechsel der Nitritoxidierer<br />
auswirken. In Laborreaktoren konnte unter Ausnutzung<br />
dieses Effektes eine stabile Deammonifikation<br />
bei 20 °C nachgewiesen werden.<br />
Charakterisierung metabolischer Prozesse beim<br />
Einsatz von aeroben Granula <strong>zur</strong> Behandlung von<br />
kommunalem <strong>Abwasser</strong><br />
Fabian Brunner, Susanne Lackner, Förderung: DFG<br />
Der Einsatz aerober Granula in der biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
birgt gegenüber klassischen Belebtschlammverfahren<br />
deutliche Vorteile insbesondere<br />
durch erheblich höhere Absetzgeschwindigkeiten und<br />
Biomassedichten. Für einen gezielten Einsatz in der<br />
biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigung sind ein detailliertes<br />
Verständnis der internen Prozesse und der Rückhalt<br />
partikulärer Stoffe wichtig. Dieses Projekt beschäftigt<br />
sich daher mit dem Einfluss der Reaktorbedingungen<br />
auf die Umsatzprozesse und Abbauleistung aerober<br />
Granula.<br />
Biologische Grenzflächen<br />
Kombination von Bildgebung und mathematischer<br />
Modellierung <strong>zur</strong> Untersuchung der Biofilmentwicklung<br />
auf Aufwuchskörpern in Wirbelbettbiofilmreaktoren<br />
(MBBR)<br />
Chunyan Li, Michael Wagner, Förderung: Land, Helmholtz<br />
<strong>Wasser</strong> Allianz<br />
Neuartige Verfahren <strong>zur</strong> <strong>Abwasser</strong>reinigung bringen<br />
Biofilmträger in die Behandlungssysteme ein, um die<br />
Umsatzraten zu steigern und den Flächenbedarf der<br />
Becken zu reduzieren. Wie die unterschiedlichen Charakteristika<br />
der Träger bspw. hinsichtlich Geometrie und<br />
spezifischer Oberfläche die Biofilmentwicklung und<br />
Effizienz der Anlage beeinflussen, ist dabei noch nicht<br />
vollständig verstanden. Zu den häufigsten Herangehensweisen<br />
in der Biofilmforschung gehören die<br />
Nutzung von bildgebenden Verfahren, um die physikalischen<br />
und biochemischen Eigenschaften von Biofilmen<br />
zu untersuchen, sowie die mathematische Modellierung,<br />
Juni 2014<br />
766 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />
um ein mechanistisches Verständnis von Systemen mit<br />
komplexen Fluid-Struktur-Interaktionen zu gewinnen.<br />
Oft werden Bildgebung und Modellierung separat genutzt.<br />
Diese Arbeit kombiniert die beiden Ansätze, um<br />
sowohl den Einfluss der Trägergeometrie auf den entwickelten<br />
Biofilm als auch den Einfluss der Biofilmstruktur<br />
auf das umgebende Fluid und umgekehrt zu untersuchen.<br />
Im ersten Schritt wurden vier verschiedene<br />
Biofilmgeometrien, die sich auf einem BioChip M Träger<br />
(AnoxKaldnes, Lund, Schweden) in einem Nitrifikations-<br />
MBBR (Labormaßstab) gebildet hatten, mit der Optischen<br />
Kohärenztomographie aufgenommen. Die Bilder<br />
wurden binarisiert und für die Simulation von Strömung,<br />
Stofftransport und biochemischer Umsetzung in<br />
COMSOL (COMSOL Inc., Schweden) importiert. Erste<br />
Simulationsergebnisse verdeutlichen, dass die Biofilmstruktur<br />
einen bedeutenden Einfluss sowohl auf das<br />
umgebende Strömungsfeld als auch auf den Substrattransport<br />
hat (Bild 6).<br />
Magnetische Nanopartikel <strong>zur</strong> Untersuchung von<br />
Struktur und Stofftransport in biologischen Systemen<br />
Maria Pia Herrling, Gisela Guthausen, Susanne Lackner,<br />
Förderung: Carl Zeiss Stiftung<br />
Natürliche und industriell hergestellte Nanopartikel<br />
(NP) sind in der Umwelt und auch in technisch-aquatischen<br />
Systemen allgegenwärtig. Da der globale <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
der Hauptverbreitungspfad für NP ist, spielen<br />
beispielsweise kommunale Kläranlagen als Quelle und<br />
Senke eine wichtige Rolle. In diesem Projekt wird das<br />
Verhalten magnetischer NP (MNP) in realen biologischen<br />
Systemen beleuchtet. Konkret sollen biologische<br />
Systeme aus technischer Anwendung, wie Biofilme und<br />
Granula auf ihre Interaktion mit MNP untersucht<br />
werden. Die Faktoren, welche die Wechselwirkung<br />
beeinflussen, sind vielfältig: Oberflächenbeschaffenheit<br />
der MNP, Struktur der Biomasse, wasserchemische Parameter<br />
des umgebenden Mediums usw. Die Erkenntnisse<br />
sollen dann sowohl <strong>zur</strong> Aufklärung von Stoff- und Partikeltransport<br />
in diesen Biofilmen als auch <strong>zur</strong> Strukturaufklärung<br />
selbst genutzt werden. Die qualitative und<br />
quantitative Analyse (Konzentrationsmapping der MNP)<br />
wird mittels Magnetischer Resonanz-Tomographie (MRT)<br />
durchgeführt. Es werden analytische und bildgebende<br />
Methoden kombiniert und evaluiert.<br />
Technologische Evolution der Synergie zwischen physiko-chemischen<br />
und lebenden Systemen (EVOBLISS)<br />
Florian Blauert, Michael Wagner, Förderung: Europäische<br />
Union<br />
Im Rahmen des Projektes wird durch den Einsatz und<br />
die Verknüpfung neuer Technologien und Verfahren<br />
(z. B. 3D-Druck, Robotik, 3D-Bildgebung) die Evolution<br />
von Biofilm-Modelsystemen mit dem Ziel eines optimalen<br />
Betriebs angestrebt. Nähere Informationen und<br />
Partneruniversitäten: http://www.evobliss.eu/<br />
1.3 Aus der Tätigkeit der DVGW-Forschungsstelle,<br />
Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie<br />
<strong>Wasser</strong>qualität<br />
IWAS-AGUA DF – Integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcen-<br />
Management für den Federal District Brasília<br />
Marius Majewsky, Gudrun Abbt-Braun, Fritz H. Frimmel,<br />
Förderung: Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung (BMBF)<br />
Der steigende <strong>Wasser</strong>bedarf stellt durch die stark wachsende<br />
Bevölkerung von Brasília, der Hauptstadt von<br />
Brasilien, ein zukünftiges Problem dar. Als eine mögliche<br />
Lösung wird die Nutzung des Stausees Paranoá<br />
(Oberfläche: 38 km 2 , Volumen: 4.98 . 10 8 m 3 ) als zusätzliche<br />
<strong>Wasser</strong>ressource <strong>zur</strong> Trinkwassergewinnung diskutiert.<br />
Der See besitzt allerdings ein überwiegend urbanes<br />
Einzugsgebiet, und die zwei größten Kläranlagen<br />
Brasílias leiten in denselbigen ein. In den 1970er-Jahren<br />
zeigte der See starke Eutrophierungserscheinungen<br />
aufgrund des hohen Nährstoffeintrags, der besonders<br />
starkes Algenwachstum verursachte. 1990 wurden die<br />
Kläranlagen mit einer zusätzlichen Phosphoreliminierung<br />
ausgestattet, was zu einer deutlichen Verbesserung der<br />
Seewasserqualität führte. In Anbetracht der rasanten<br />
Urbanisierung und auch der veränderten klimatischen<br />
Bedingungen wird ein nachhaltiger <strong>Wasser</strong>managementplan<br />
benötigt.<br />
Ziel dieses Projektes war es, die (Trink-)<strong>Wasser</strong>qualität<br />
des Stausees Paranoá anhand ausgewählter wasserchemischer<br />
Parameter, wie z. B. gelöster organischer<br />
Kohlenstoff, Schwermetalle sowie organische Spurenstoffe,<br />
während der Trocken- und Regenzeit zu be urteilen.<br />
Ein breites Spektrum von verschiedenen Verbindungen<br />
wurde dafür ausgesucht, welches u. a.<br />
Pharmaka, Röntgenkontrastmittel, Süßstoffe, perfluorierte<br />
Verbindungen und Algentoxine umfasste. Die<br />
Resultate ermöglichen eine Aufstellung und Anpassung<br />
bestehender und neuer Monitoringstrategien für die<br />
<strong>Wasser</strong>reservoirs. Massenbilanzberechnungen wurden<br />
verwendet, um Langzeiteffekte und Kosten-Nutzen-<br />
Analysen von zusätzlichen Aufbereitungsmethoden,<br />
Bild 7. Mitarbeiter<br />
der<br />
CAESB (brasilianischer<br />
<strong>Wasser</strong>versorger)<br />
und des<br />
EBI bei der<br />
Probenahme<br />
auf dem<br />
Stausee<br />
Paranoá.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 767
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
wie z. B. Membran- oder Aktivkohleverfahren, zu bewerten.<br />
Das Projekt ist Teil des IWAS AguáDF Konsortiums<br />
(<strong>Wasser</strong>Allianz Sachsen, Distrito Federal Brasília) und<br />
wurde in 2013 abgeschlossen (Bild 7).<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsorientierte Charakterisierung der<br />
gelösten refraktären organischen Materie (GROM) in<br />
Rohwässern<br />
Fritz H. Frimmel, Gudrun Abbt-Braun, Förderung:<br />
Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches (DVGW)<br />
Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt in der Charakterisierung<br />
von gelöster refraktärer organischer Materie<br />
(GROM, Huminstoffe) und ihrem Verhalten in den unterschiedlichen<br />
Stufen der Trinkwasseraufbereitung. Dazu<br />
werden Grundwässer, Flüsse, Seen und Talsperren mit<br />
den entsprechenden organischen Belastungen (allochthon<br />
oder autochthon, huminstofflastig oder algenbürtig, anthropogen<br />
beeinflusst) betrachtet. Dies erfolgt in enger<br />
Kooperation mit verschiedenen <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
sowie dem Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW).<br />
<strong>Wasser</strong>technologie<br />
Sustainable Management of Available Water Resources<br />
with Innovative Technologies (SMART II) – Brackish<br />
Water Usage<br />
Fritz H. Frimmel, Florencia Saravia, Förderung: BMBF<br />
Hauptziel des Projekts „SMART II“ ist die Entwicklung<br />
eines übertragbaren Ansatzes für integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement<br />
für die Region des unteren<br />
Jordantals. Sie basiert auf drei Säulen: a) Quantifizierung<br />
der <strong>Wasser</strong>ressourcen, b) Entwicklung neuer technischer<br />
Lösungen und c) Umsetzung der zweckorientierten<br />
Lösungsstrategien durch Anwendung neuer<br />
Management-Tools. Die DVGW-Forschungsstelle am EBI<br />
ist für das Teilprojekt „Technologien: Brackwassernutzung“<br />
zuständig. Hierbei wurden die Brackwasservorkommen<br />
in den einzelnen Einzugsgebieten identifiziert<br />
und charakterisiert und die Anwendung von<br />
Nanofiltrations- und Niederdruck-Umkehrosmosemembranen<br />
für die Entsalzung untersucht. Der Schwerpunkt<br />
der Untersuchungen lag dabei auf der Anwendung<br />
weiterentwickelter Methoden <strong>zur</strong> Vorbehandlung<br />
der salzigen Rohwässer, um eine bessere Performance<br />
der Membranen zu erreichen. Mit einer Pilotanlage vor<br />
Ort (Karameh, Jordanien) soll das Gesamtfiltrationssystem<br />
(inkl. Vorbehandlung, Membranen und Nachbehandlung)<br />
mit dem Ziel, die Qualitätsanfor derungen<br />
für die Trinkwassernutzung zu erreichen, prozesstechnisch<br />
optimiert werden. Zur Ermittlung wirtschaft licher<br />
Daten sollen sämtliche kostenrelevanten Betriebsmittel<br />
sowie zu- und abgeführte Energien bilanziert werden.<br />
Weitere Informationen und die beteiligten Partner finden<br />
sich unter http://www.iwrm-smart.org/<br />
Neue Verfahrenskombination von Ultra- und Nanofiltration<br />
<strong>zur</strong> Minimierung gelöster Desinfektionsnebenprodukte<br />
bei der Schwimmbeckenwasseraufbereitung<br />
Di Peng, Harald Horn, Florencia Saravia, Förderung:<br />
DBU<br />
Eine ungenügende Schwimmbeckenwasseraufbereitung<br />
kann sich negativ auf die Betriebskosten der Bäder auswirken<br />
und belastet zudem die Umwelt aufgrund der<br />
<strong>Abwasser</strong>belastung mit Desinfektionsnebenprodukten,<br />
des zusätzlichen Frischwasserverbrauchs <strong>zur</strong> Einhaltung<br />
geforderter Grenzwerte und des Energieverbrauchs für<br />
das Aufheizen zugesetzten Frischwassers auf Beckenwassertemperatur.<br />
In dem Projekt soll die Kombination von Ultrafiltration<br />
(UF) mit Nanofiltration (NF) in einem variablen Teilstrom<br />
<strong>zur</strong> Aufbereitung von Schwimmbeckenwasser untersucht<br />
und optimiert werden. Die Simulation des Einsatzes<br />
der UF-NF Kombination unter Berücksichtigung<br />
des Rückhalts der NF-Membranen, des Eintrags pro<br />
Badegast und der Kinetik der Bildung der Desinfektionsnebenprodukte<br />
soll Vorabinformationen <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>qualität<br />
sowie zum Energie- und <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />
liefern. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass chlorbeständige<br />
NF-Membranen eine deutlich niedrigere<br />
Permeabilität im Vergleich zu nicht chlorbeständigen<br />
NF-Membranen aufweisen. Sie zeigten jedoch einen<br />
stabilen Rückhalt und eine stabile Filtrationsleistung<br />
über längere Zeiträume auch in Anwesenheit von<br />
freiem Chlor (> 0,6 mg/L). Partner in dem Projekt<br />
ist W.E.T. <strong>Wasser</strong>.Energie.Technologie GmbH, Kassendorf.<br />
Autogenerative Two-Phase High Pressure Fermentation<br />
(AG-HiPreFer)<br />
Marc Tuczinski, Harald Horn, Florencia Saravia,<br />
Förderung: BMBF<br />
Um die Bereitstellung von Biogas besser an die<br />
An for derungen der direkten Netzeinspeisung anzupassen,<br />
soll im geplanten Verbundvorhaben ein neuartiges<br />
Erzeugungsverfahren (AG-HiPreFer Verfahren)<br />
entwickelt werden, bei dem Biogas bereits beim<br />
gewünschten (hohen) Einspeisedruck erzeugt werden<br />
kann. Im Projekt sollen sowohl die verfahrenstechnischen<br />
als auch biologischen Prozesse bei der Biogaserzeugung<br />
untersucht werden. Das Projekt wird in<br />
Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim,<br />
Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie, der<br />
DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des<br />
KIT, Bereich Gastechnologie, dem Institut für Mikrobiologie<br />
und Weinforschung der Johannes-Gutenberg<br />
Universität Mainz und dem BIOFAR-EVA, Département<br />
„Environnement et Agro- biotechnologies“, Luxemburg<br />
durchgeführt.<br />
Juni 2014<br />
768 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />
Biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
Wissenschaftliche Betreuung des Pilotvorhabens<br />
„Deammonifikation“ auf der ZKA Ingolstadt<br />
Harald Horn, Susanne Lackner, Förderung: Bayerisches<br />
Landesamt für Umwelt (LfU)<br />
Die Deammonifikation bezeichnet einen neuen Weg <strong>zur</strong><br />
biologischen Stickstoffelimination, bei dem im <strong>Abwasser</strong><br />
vorhandenes Ammonium erst zu ca. 50 % aerob zu Nitrit<br />
oxidiert und im zweiten Schritt das Nitrit mit dem verbleibenden<br />
Ammonium autotroph über die anaerobe<br />
Ammoniumoxidation zu Stickstoffgas abgebaut wird.<br />
Dieser Prozess wird vor allem <strong>zur</strong> Behandlung hochstickstoffhaltiger<br />
Abwässer aus der Faulschlammentwässerung<br />
kommunaler Kläranlagen eingesetzt.<br />
Im Rahmen des Pilotvorhabens „Deammonifikation“<br />
wurde auf der Zentralen Kläranlage (ZKA) Ingolstadt die<br />
bestehende Prozesswasserbehandlung in zwei von drei<br />
Sequencing Batch Reaktoren (SBR) von konventioneller<br />
Nitrifikation/Denitrifikation auf Deammonifikation umgestellt.<br />
Das Projekt hat gezeigt, dass eine erfolgreiche<br />
Umsetzung der Deammonifikation im SBR möglich ist.<br />
Die richtige Belüftungseinstellung hat dabei eine zentrale<br />
Bedeutung, da sowohl aerobe als auch anaerobe<br />
Prozesse gekoppelt ablaufen müssen. Belüftungsintervalle<br />
von wenigen Minuten waren am effektivsten.<br />
Neben der Belüftungseinstellung waren auch ein<br />
regelmäßiger Schlammabzug <strong>zur</strong> Eindämmung unerwünschter<br />
Nitratproduktion sowie die Minimierung<br />
von Feststoffeintrag mit dem Zulauf entscheidend.<br />
Das Projekt wurde im November 2013 erfolgreich<br />
mit einem Workshop auf der Kläranlage Ingolstadt<br />
abgeschlossen. Endbericht: http://wasserchemie.ebi.<br />
kit.edu/2988.php<br />
Entwicklung eines energieeffizienten <strong>Abwasser</strong>behandlungsprozesses<br />
<strong>zur</strong> verbesserten Kohlenstoffund<br />
Stickstoff-Elimination in warmen Klimaten: Verbundprojekt<br />
Deutsch-Israelische <strong>Wasser</strong>technologie-<br />
Kooperation – ESWaT<br />
Harald Horn, Stephanie West, Elham Fatoorehchi,<br />
Förderung: BMBF, Deutscher Akademischer Austauschdienst<br />
Eines der größten Probleme auf kommunalen Kläranlagen<br />
ist die Produktion von Überschussschlamm, welcher<br />
aufbereitet und entsorgt werden muss. Dabei ist der im<br />
Überschussschlamm vorhandene Kohlenstoff für den<br />
anaeroben Abbau (Biogasproduktion) und die Denitrifikation<br />
nur begrenzt verfügbar. Ziel ist es, mithilfe<br />
der elektrokinetischen Desintegration bioverfügbaren<br />
Kohlenstoff für diese Prozesse freizusetzen. Dafür wurde<br />
an der DVGW-Forschungsstelle, Bereich <strong>Wasser</strong>chemie<br />
und <strong>Wasser</strong>technologie, eine BioCrack-Laboranlage<br />
(Vogelsang GmbH) installiert. Es wurden verschiedene<br />
Schlämme sowohl mit der Laboranlage als auch mit<br />
einer auf unterschiedlichen Kläranlagen eingesetzten<br />
mobilen, großtechnischen Anlage (Vogelsang GmbH)<br />
desintegriert und untersucht. Bei diesen Untersuchungen<br />
liegt das Augenmerk neben dem (freigesetzten)<br />
organischen Kohlenstoffgehalt, der Trockensubstanz<br />
und dem Biogaspotential auch auf der<br />
Schlammcharakteristik, wie z. B. Flockenstruktur, Partikelgröße<br />
und Absetzverhalten. Dieses Projekt wird in<br />
Kooperation mit der Hugo Vogelsang Maschinenbau<br />
GmbH (Germany), der TE Engineering GmbH (Germany)<br />
und der Galilee Society Institute of Applied Research<br />
(Israel), Mekorot (Israel) durchgeführt.<br />
Biologische Grenzflächen<br />
Reduktion der Biofilm-Bildung sowie anorganischer<br />
Ablagerungen in mit vorgeklärtem <strong>Abwasser</strong> betriebenen<br />
Bewässerungssystemen (BioScIrr) (deutschisraelische<br />
<strong>Wasser</strong>technologie-Kooperation)<br />
Harald Horn, Michael Wagner, Jueying Qian,<br />
Förderung: BMBF<br />
Im Rahmen dieses deutsch-israelischen Verbundprojektes<br />
wird das Foulingverhalten in diskontinuierlich<br />
betriebenen Tropfbewässerungssystemen untersucht<br />
und charakterisiert. Im Vordergrund steht die Erprobung<br />
eines neuartigen Biofilm-Sensors <strong>zur</strong> frühzeitigen<br />
Foulingerkennung, der die gezielte Reinigung mit<br />
einem optimierten Einsatz an Chemikalien ermöglichen<br />
soll.<br />
1.4 Veröffentlichungen<br />
Veröffentlichungen in „peer-reviewed“ Fachjournalen<br />
(Auswahl)<br />
Farlin, J. and Majewsky, M: Performance Indicators: The Educational<br />
Effect of Publication Pressure on Young Researchers in Environmental<br />
Sciences. Environmental Science and Technology 47<br />
(2013) No. 6, p. 2437–2438.<br />
Herzog, B., Lemmer, H., Horn , H. and Müller, E.: Characterization of<br />
Pure Cultures Isolated from Sulfamethoxazole-Acclimated<br />
Activated Sludge with Respect to Taxonomic Identification<br />
and Sulfamethoxazole Biodegradation Potential. BMC<br />
Microbiology 13 (2013), p. 276.<br />
dos Santos, J. V., Mangrich, A. S., Pereira, B. F., Pillon, C. N., Novotny,<br />
E. H., Bonagamba, T. J., Abbt-Braun, G. and Frimmel, F. H.:<br />
13 C NMR and EPR spectroscopic evaluation of oil shale<br />
mined soil recuperation. J. Braz. Chem. Soc. 24 (2013)<br />
No. 2, p. 1–7.<br />
Rocktäschel, T., Klarmann, C., Helmreich, B., Ochoa, J., Boisson, P.,<br />
Sørensen, K. H. and Horn, H.: Comparison of two different anaerobic<br />
feeding strategies to establish a stable aerobic granulated<br />
sludge bed. Water Research 47 (2013), p. 6423–6431.<br />
Majewsky, M., Farlin, J., Bayerle, M. and Gallé, T.: A case-study on<br />
the accuracy of removal efficiency determination for<br />
xenobiotics on full-scale wastewater treatment plants.<br />
Environmental Sciences: Processes and Impacts 15 (2013),<br />
p. 730–738.<br />
Gilbert, E. M., Müller, E., Horn, H. and Lackner, S.: Microbial activity<br />
of suspended biomass from a nitritation-anammox SBR in<br />
dependence of operational condition and size fraction.<br />
Applied Microbiology and Biotechnology 97 (2013) No. 19,<br />
p. 8795–8804.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 769
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
Pellicer-Nàcher, C., Domingo-Félez, C., Lackner, S. and Smets, B. F.:<br />
Microbial activity catalyzes oxygen transfer in membraneaerated<br />
nitritating biofilm reactors. Journal of Membrane<br />
Science 446 (2013), p. 465–471.<br />
Lackner, S. and Horn, H.: Comparison of performance and operation<br />
stability in an SBR and MBBR for single stage nitritationanammox<br />
treating industrial wastewater. Environmental<br />
Technology 34 (2013) No. 10, p. 1319–1328.<br />
Müller, E., Vierheilig, J., Schüssler, W., Horn, H. and Lemmer, H.: Aerobic<br />
biodegradation of the sulfonamide antibiotic sulfamethoxazole<br />
by activated sludge and pure culture consortia.<br />
Chemosphere 92 (2013) No. 8, p. 969–978.<br />
Saravia, F., Klüpfel, A., Zamora Richard, A. and Frimmel, F. H.:<br />
Identification of nanofiltration fouling layer constituents.<br />
Desalination and Water Treatment 51 (2013) No. 37–39,<br />
p. 6921–6928.<br />
2. DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />
Josef Klinger<br />
Das TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> ist eine<br />
organisatorisch und haushaltsmäßig verselbstständigte,<br />
gemeinnützige Einrichtung des DVGW und verfügt<br />
über Standorte in Karlsruhe, Dresden und Hamburg.<br />
Das TZW bildet unter dem Dach des DVGW die größte<br />
tragende Säule. Das TZW arbeitet auf wissenschaft lichtechnischer<br />
Basis unter Berücksichtigung wirtschaftlicher<br />
Gesichtspunkte Lösungsvorschläge für <strong>Wasser</strong>werke<br />
und Kommunen aus und begleitet auch aktiv die Umsetzung<br />
in der Praxis im Sinne des DVGW-Regelwerkes.<br />
Dazu verfügt das TZW über umfangreiches Wissen in<br />
den Gebieten Analytik und <strong>Wasser</strong>beschaffenheit, Technologie<br />
und Wirtschaftlichkeit, Korrosion, Mikrobiologie,<br />
Ressourcenschutz, Verteilung sowie Umweltbiotechnologie.<br />
Im Berichtszeitraum wiesen die wissenschaftlichtechnischen<br />
Untersuchungen des TZW verschiedene<br />
Schwerpunkte auf, die im Folgenden im Überblick dargestellt<br />
werden.<br />
In der Abteilung Analytik und <strong>Wasser</strong>beschaffenheit<br />
lag der Schwerpunkt wie in den Vorjahren bei den<br />
anthropogenen organischen Spurenstoffen, deren Vorkommen<br />
und Verhalten im <strong>Wasser</strong>kreislauf (<strong>Abwasser</strong>,<br />
Oberflächenwasser, Grundwasser, Roh- und Trinkwasser)<br />
Bild 8. Messstand für die Detektion von Nanopartikeln mittels LIBD-<br />
Technik im TZW.<br />
sowie in Feststoffen und Klärschlämmen. Die wichtigsten<br />
Stoffklassen waren dabei Pflanzenschutzmittel<br />
(PSM) und PSM-Metaboliten, Arzneimittelrückstände<br />
einschließlich Röntgenkontrastmittel (RKM), per- und<br />
polyfluorierte Verbindungen, Biozide, Korrosionsschutzmittel,<br />
künstliche Süßstoffe und synthetische Komplexbildner.<br />
Es wurden wiederum zahlreiche Untersuchungen<br />
gemäß den rechtlichen Vorgaben nach<br />
Trinkwasserverordnung, Grund- und Oberflächenwasserverordnung<br />
sowie der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
(Untersuchungen auf prioritäre Stoffe) durchgeführt. Zu<br />
erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch die umfassenden<br />
Monitoringprogramme an Rhein, Elbe und<br />
Donau auf eine Vielzahl von anorganischen und organischen<br />
Parametern. Ein wesentlicher Teil der Forschungsarbeiten<br />
befasste sich mit der Entwicklung von neuen<br />
und empfindlicheren Analysenmethoden für anorganische<br />
Spezies wie Perchlorat und Chromat sowie die<br />
Detektion von synthetischen und natürlichen Nanopartikeln<br />
mittels der Laserinduzierten Breakdown-<br />
Detektion (LIBD). Des Weiteren wurden für „neue“ organische<br />
Spurenstoffe wie z. B. Silikontenside oder Nitrifikations-<br />
und Ureasehemmer selektive und sensitive<br />
Analysenmethoden entwickelt, um ihr Vorkommen und<br />
Verhalten in der aquatischen Umwelt zu studieren.<br />
Weiterhin gilt die Online-Analytik von relevanten<br />
<strong>Wasser</strong>qualitätsparametern, insbesondere organischen<br />
Stoffen, in Abwässern, Oberflächen- und Trinkwässern<br />
als aktuelles Thema. Die hohe Qualität und Leistungsfähigkeit<br />
der analytischen Arbeiten wurde in 2013 durch<br />
verschiedene interne und externe Audits sowie durch<br />
sehr erfolgreiche Teilnahmen an nationalen und internationalen<br />
Ringversuchen bestätigt. Die Abteilung beteiligt<br />
sich darüber hinaus seit Jahren an den Arbeiten<br />
<strong>zur</strong> Entwicklung von Analysenmethoden im Bereich der<br />
nationalen und internationalen Normung (Bild 8).<br />
Der Schwerpunkt der Abteilung Technologie und<br />
Wirtschaftlichkeit lag im Berichtszeitraum auf der wissenschaftlich-technischen<br />
Lösung von Fragestellungen<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen <strong>zur</strong> Aufbereitungstechnik.<br />
Ein Schwerpunkt der Anfragen lag im Berichtszeitraum<br />
bei der Entfernung von Huminstoffen. Dafür<br />
wurde die Membrantechnik, d. h. Ultrafiltrations-, Nano-<br />
Juni 2014<br />
770 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />
filtrations- und Umkehrosmosemembranen, eingesetzt.<br />
Die Untersuchungen erfolgten im Pilotmaßstab mit<br />
technischen Membranmodulen, um die für die Großtechnik<br />
erforderlichen Auslegungsdaten zu ermitteln.<br />
Dabei wurde erfolgreich ein neues Verfahren (FERO –<br />
Flush Enhanced Reverse Osmosis) erprobt, um Fouling<br />
auf Umkehrosmosemembranen durch Huminstoffe zu<br />
beherrschen. Darüber hinaus wurden Leistungsfähigkeit<br />
und Grenzen des Hybridverfahrens Flockung und<br />
Ultrafiltration bei einem Quellwasser mit temporär stark<br />
ansteigenden Huminstoffpeaks aufgezeigt. Weitere<br />
Themenschwerpunkte lagen in der Bewertung der<br />
Aufbereitungserfordernisse in <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
im Hinblick auf die Entfernung von Trübstoffen<br />
sowie organischen Spurenverunreinigungen. Einen<br />
wesentlichen Umfang nahmen im Berichtszeitraum<br />
wiederum Untersuchungen <strong>zur</strong> Adsorption an Aktivkohle<br />
ein. Hierbei stand die Spülung von Aktivkohlefiltern<br />
im Mittelpunkt. Es waren Anforderungen an die<br />
Technik und die Spülbedingungen zu definieren, um die<br />
Anzahl tierischer Organismen in Filtern zu minimieren.<br />
Darüber hinaus wurden neue Adsorbentien im Labormaßstab<br />
mit Kleinfiltertests untersucht. Um die Effizienz<br />
von Membrananlagen bei der Entfernung von partikulären<br />
<strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen künftig noch besser zu erfassen,<br />
wurde ein Prototyp eines mobilen Messgerätes auf<br />
Basis der Laserinduzierten Breakdown-Detektion angeschafft<br />
und zunächst unter Laborbedingungen getestet.<br />
Dadurch soll es in Zukunft gelingen, nanoskalige<br />
Partikel in Filtraten von Ultrafiltrationsmembranen direkt<br />
im <strong>Wasser</strong>werk zu detektieren.<br />
In der Abteilung Grundwasser und Boden stellten<br />
regenerative Energieträger im Spannungsfeld mit dem<br />
Gewässerschutz sowie die Umsetzung und Weiterentwicklung<br />
des Risikomanagements Schwerpunkte dar.<br />
Im Forschungs- und Entwicklungsvorhaben des DVGW<br />
„Potenzialstudie <strong>zur</strong> nachhaltigen Erzeugung und Einspeisung<br />
gasförmiger, regenerativer Energieträger in<br />
Deutschland (Biogasatlas)“ befassen sich das Gas- und<br />
das <strong>Wasser</strong>fach gemeinsam mit der strategischen Planung<br />
für eine nachhaltige, langfristig umsetzbare und<br />
umweltverträgliche Biogaseinspeisung in das Gasnetz.<br />
In einem weiteren DVGW-Forschungsvorhaben werden<br />
Potenziale und Verwendbarkeit von kommunalen und<br />
industriellen Rest- und Abfallstoffen als Substrate für die<br />
Biogasgewinnung und die besonderen Anforderungen<br />
bei der Aufbereitung zu Erdgassubstitut erfasst, verglichen<br />
und bewertet. Dies dient als Grundlage für die<br />
Definition einer geeigneten Prozesskette und die<br />
Bewertung der Ausbringung der Gärreste in der Landwirtschaft.<br />
Das systematische, prozessbasierte Risikomanagement<br />
in der Trinkwasserversorgung („Water<br />
Safety Plans“, WSP) war Gegenstand weiterer Projekte. In<br />
mehreren Fällen wurden gemeinsam mit dem jeweiligen<br />
<strong>Wasser</strong>versorger Risikomanagementsysteme gemäß<br />
DVGW-Hinweis W 1001 erarbeitet und umgesetzt.<br />
Im BMBF-Verbundvorhaben PRiMaT (Präventives Risikomanagement<br />
in der Trinkwasserversorgung) wurde gemeinsam<br />
mit Partnern aus <strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Wasser</strong>forschung<br />
ein neues datenbankbasiertes Bewertungssystem<br />
<strong>zur</strong> Gefährdungsanalyse in Einzugsgebieten<br />
weiterentwickelt. Weiterhin widmete sich die Abteilung<br />
zudem verstärkt der Fragestellung, wie organisatorische<br />
Maßnahmen im Einzugsgebiet wirksam <strong>zur</strong> Risikobeherrschung<br />
beitragen können. Die Durchführung<br />
und Auswertung gebietsspezifischer Grundwasseruntersuchungsprogramme,<br />
etwa bei Belastungen des<br />
Grundwassers mit Nitrat, Arzneimittelwirkstoffen, perund<br />
polyfluorierten Chemikalien (PFC), Mikroorganismen,<br />
Pflanzenschutzmittelwirkstoffen und deren<br />
Abbauprodukten sowie Bodenuntersuchungen <strong>zur</strong><br />
Abschätzung von Nitratauswaschungsverlusten, stellt<br />
einen weiteren Arbeitsschwerpunkt dar. Ziel der Monitoringprogramme<br />
ist es, Handlungsempfehlungen<br />
<strong>zur</strong> Ursachenbeseitigung von Grundwasserverunreinigungen<br />
oder zum Umgang mit Belastungen abzuleiten<br />
(Bild 9).<br />
In der Abteilung Mikrobiologie rückte nicht zuletzt<br />
aufgrund der Diskussionen um neuartige Krankheitserreger<br />
(„emerging pathogens“) die mikrobiologische<br />
Rohwasserbeschaffenheit verstärkt in den Blickpunkt.<br />
Zur Ermittlung von möglichen Belastungen durch Viren<br />
wurden verstärkt Analysen zum Nachweis von Bakteriophagen<br />
in Rohwässern durchgeführt. Die Ergebnisse<br />
dienen der Beurteilung der Aufbereitungs- und Desinfektionsnotwendigkeit<br />
in Bezug auf mikrobiologische<br />
Belastungen. Zur Beurteilung der Aufbereitungswirksamkeit<br />
von Filtrationsstufen wurden auch halbtechnische<br />
Dosierversuche mit Bakteriophagen bei <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
durchgeführt. Ein nach wie<br />
vor wichtiges Arbeitsgebiet in der Zusammenarbeit mit<br />
<strong>Wasser</strong>versorgern befasst sich mit der Möglichkeit der<br />
Abstellung der Abschlussdesinfektion bzw. der Umstellung<br />
auf eine UV-Desinfektion. Ein wichtiger Bestandteil<br />
dieses Arbeitsgebietes ist auch die Aufstellung von<br />
Handlungsplänen für einen desinfektionsmittelrestgehaltsfreien<br />
Netzbetrieb. Weiterhin stellten mikrobiologische<br />
Probleme der Trinkwasserinstallation einen<br />
Bild 9. Biogasanlage.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 771
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
Schwerpunkt der Arbeiten der Abteilung dar. Im Mittelpunkt<br />
stehen dabei die hygienisch-relevanten Bakterien<br />
Legionellen und Pseudomonas aeruginosa. In Zusammenarbeit<br />
mit den Betreibern der Trinkwasserinstallationen<br />
konnten Probleme analysiert und behoben werden. Im<br />
Zusammenhang mit Legionellen-Problemen wurden auch<br />
Gefährdungsanalysen entsprechend der Empfehlung<br />
des Umweltbundesamtes durchgeführt. In Forschungsprojekten<br />
wurden Vermehrung, Nachweis und Desinfektion<br />
von bakteriellen Indikatororganismen und Krankheitserregern<br />
wie beispielsweise die Vermehrung von<br />
Pseudomonas aeruginosa im Trinkwasser untersucht.<br />
Weitere Untersuchungen zum molekularbiologischen<br />
Nachweis mittels FISH und <strong>zur</strong> Desinfektionsempfindlichkeit<br />
von bakteriellen Krankheitserregern erfolgten<br />
im Rahmen des BMBF-Verbundvorhabens PRiMaT.<br />
Die Schwerpunkte der Abteilung Umweltbiotechnologie<br />
und Altlasten lagen im Jahr 2013 auf dem<br />
mikrobiologischen Abbau von chlorierten Schadstoffen,<br />
den molekularbiologischen Methoden zum Nachweis von<br />
Viren, Bakterien und Markergenen, dem Vorkommen,<br />
Ökotoxizität und Abbau von heterozyklischen Kohlenwasserstoffen,<br />
der Elimination persistenter Schadstoffe<br />
durch elektrochemisch/mikrobiologischen Abbau und<br />
bei der Sanierung von PFC-kontaminiertem Grundwasser.<br />
Chlorierte Schadstoffe stellen eine der häufigsten<br />
Schadstoffgruppen an kontaminierten Altlaststandorten<br />
und in Gewässersedimenten dar. Der mikrobiologische<br />
Abbau von Chlorethenen, Chlorphenolen, polychlorierten<br />
Biphenylen (PCB) sowie Hexachlorhexanen<br />
(HCH) wurde nachgewiesen und belegt die Relevanz<br />
der mikrobiologischen Prozesse unter Feldbedingungen.<br />
Dabei wurde die mikrobiologische Population anhand<br />
von PCR-Analysen charakterisiert und ein Nachweis der<br />
Aktivität über die mRNA geführt. Der metabolische<br />
aerobe Abbau von Trichlorethen wurde eingehend<br />
untersucht. Dieser neue Abbauweg eröffnet neue kostengünstige<br />
Optionen in der Standort-Sanierung. Auf Basis<br />
des grundlegenden Prozessverständnisses werden neue<br />
Verfahren gemeinsam mit Praxispartnern im Pilotmaßstab<br />
getestet. Die Standardverfahren zum Nachweis von<br />
hygienisch relevanten Mikroorganismen in der <strong>Wasser</strong>analytik<br />
beruhen auf Kulturverfahren. Diese Methoden<br />
haben den Nachteil einer häufig mehrtägigen Inkubationsdauer<br />
und stehen nicht für alle Krankheitserreger<br />
<strong>zur</strong> Verfügung (z. B. Noroviren). Molekularbiologische<br />
Methoden (z. B. PCR-Nachweis) sind demgegenüber schnell<br />
und bieten auch die Möglichkeit, sehr spezifische Nachweise<br />
von Markergenen zu führen. Die neuen PCR-Methoden<br />
werden in einem ländlichen Karsteinzugsgebiet <strong>zur</strong><br />
Identifikation fäkaler Eintragsquellen (Microbial Source<br />
Tracking) eingesetzt. Die Detektion von molekularbiologischen<br />
Markern wird erstmals in Deutschland genutzt, um<br />
die Relevanz von Regenüberlaufbecken bzw. Austrägen<br />
einer Geflügelfarm zu beurteilen. Diese neuen PCR-Methoden<br />
erweitern die Datenbasis im Risikomanagement.<br />
Schwerpunkt der Forschungsarbeiten auf dem Gebiet<br />
der Verteilungsnetze waren Untersuchungen <strong>zur</strong> direkten<br />
Beurteilung des Korrosionsverhaltens von metallischen<br />
Rohrleitungen im Verteilungssystem. Im Ergebnis<br />
von Testreihen an Versuchsanlagen sowie in Verteilungssystemen<br />
zeigte sich, dass der Effekt der Korrosion auf<br />
die <strong>Wasser</strong>beschaffenheit unter den vorliegenden<br />
Randbedingungen mittels kontinuierlicher Trübungsmessung<br />
detailliert erfasst werden kann. Somit ist es<br />
möglich, die Wirkung von Inhibitoren oder den Effekt<br />
einer Veränderung der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit zu beurteilen.<br />
Im Rahmen von Untersuchungen <strong>zur</strong> Anpassung<br />
von <strong>Wasser</strong>gütemodellen wurde ein 150 m langes Modellnetz<br />
inklusive Fernwirktechnik gebaut. Im Ergebnis<br />
umfangreicher Versuchsreihen zeigte sich, dass die<br />
Mischungsprozesse in Armaturen (Kreuze und T-Stücke)<br />
erheblich von den hydraulischen Bedingungen abhängig<br />
sind. In Zusammenarbeit mit 12 <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
werden innerhalb eines Forschungsprojektes<br />
hochaufgelöste Messungen zum <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />
in über 250 Objekten durchgeführt. Darüber<br />
hinaus wird ein Verbundprojekt bearbeitet, welches sich<br />
mit der Beeinflussung der Bildung von Ablagerungen in<br />
Trinkwasserleitungen durch strukturierte Oberflächen<br />
befasst. Damit <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen den<br />
Verschmutzungsgrad von Trinkwasserleitungen im Rahmen<br />
von Spülungen erfassen können, wurde in einem<br />
Forschungsprojekt gemeinsam mit einem Unternehmen<br />
ein Spülstand entwickelt, der seit 2013 kommerziell<br />
verfügbar ist. Im Auftrag von <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
wurden wie in den Jahren zuvor zustandsorientierte<br />
Spülpläne erarbeitet und Vorhaben <strong>zur</strong> Umstellung<br />
auf einen desinfektionsmittelfreien Netzbetrieb<br />
bzw. Umstellung der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit begleitet.<br />
Ein zentrales Aufgabenfeld der Abteilung Korrosion<br />
lag in wissenschaftlich-technischen Kooperationen mit<br />
<strong>Wasser</strong>versorgern insbesondere bei Fragestellungen der<br />
Zustandsbewertung bestehender Versorgungssysteme.<br />
Dabei konnten nach Begutachtung der betreffenden<br />
Anlagenteile (Behälter, Rohrleitungen) und unter<br />
Einbeziehung wichtiger Parameter wie vorherrschender<br />
<strong>Wasser</strong>qualität, eingesetzter Werkstoffqualitäten, Betriebsart<br />
und Alter der Anlagen Handlungsempfehlungen<br />
abgeleitet werden, die unter anderem in technisch und<br />
ökonomisch optimierten Sanierungsstrategien mündeten.<br />
Im Berichtszeitraum wurden vermehrt Untersuchungen<br />
und Stellungnahmen im Zusammenhang mit<br />
Korrosionsproblemen in wasserführenden Systemen im<br />
gewerblichen und industriellen Bereich nachgefragt.<br />
Hierbei handelte es sich insbesondere um große Wohnkomplexe,<br />
Büro- und Verwaltungsgebäude sowie Großanlagen<br />
<strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>erwärmung bzw. Kühlkreisläufe in<br />
Kraftwerksanlagen. Beispielhaft hierfür sei die Begutachtung<br />
von Bauteilen aus Bronze im Kühlwasser-Zulauf<br />
eines mit Meerwasser gekühlten Kraftwerkes genannt.<br />
Dabei konnten die auf der an sich meerwasserbeständigen<br />
Juni 2014<br />
772 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />
Bronze auftretenden Korrosionserscheinungen auf ungünstige<br />
Betriebsbedingungen, einhergehend mit Zeiten<br />
langer Stagnation bei gleichzeitiger Sedimentierung<br />
von Tonpartikeln, <strong>zur</strong>ückgeführt werden. Hinsichtlich<br />
der Forschungsaktivitäten wurden die Arbeiten im Rahmen<br />
des von der US-amerikanischen Water Research<br />
Foundation (WRF) geförderten Projektes „The Performance<br />
of Non-Leaded Brass Materials“ zu Ende geführt.<br />
Gleichzeitig sind die Arbeiten in dem vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung, dem DVGW<br />
und Plastics Europe geförderten Projekt Kunststoffe im<br />
Kontakt mit Trinkwasser beendet worden.<br />
An der Prüfstelle <strong>Wasser</strong> hat sich die Auftragslage<br />
von Hygiene- und Produktprüfungen für Materialien<br />
und Produkte im Kontakt mit Trinkwasser auch im Jahr<br />
2013 positiv dargestellt. Zu dem Prüfprogramm zählten<br />
neben den Prüfungen von organischen Materialien und<br />
Produkten nach den Leitlinien des Umweltbundesamtes<br />
sowie des DVGW-Arbeitsblattes W 270 insbesondere<br />
auch Produktprüfungen nach den jeweils gültigen Produktnormen<br />
und technischen Regeln. Hierbei war eine<br />
deutliche Steigerung der Nachfrage bei den Prüfungen<br />
nach den Leitlinien des Umweltbundesamtes zu verzeichnen.<br />
Mit der zweiten Änderung der Trinkwasserverordnung<br />
werden nun u. a. die Anforderungen an<br />
Werkstoffe und Materialien, die in Produkten für den<br />
Kontakt mit Trinkwasser verwendet werden, weiter<br />
konkretisiert. In diesem Zusammenhang wurden die<br />
bisherigen Arbeitsgruppen zu Materialfragen am Umweltbundesamt<br />
in Fachgremien mit eigener Geschäftsordnung<br />
überführt. Das TZW wurde hier <strong>zur</strong> Mitarbeit<br />
berufen. Darüber hinaus wurde im September 2013<br />
der Entwurf des Umweltbundesamtes „Bewertungsgrundlage<br />
für metallene Werkstoffe im Kontakt mit<br />
Trinkwasser“ bei der EU <strong>zur</strong> Notifizierung eingereicht.<br />
In diesem sind die für den Trinkwasserbereich akzeptierten<br />
metallenen Werkstoffe gelistet. Ein großer Teil<br />
der Werkstoffuntersuchungen nach DIN EN 15664-1<br />
wird vom TZW durchgeführt. Zusätzlich war in 2013 u. a.<br />
eine höhere Nachfrage nach Prüfungen von Armaturen<br />
für den Einsatz in der Trinkwasserversorgung zu<br />
verzeichnen. Eine gute Auftragslage war ebenso bei<br />
den Prüfungen von UV-Desinfektionsgeräten nach<br />
DVGW W 294 festzustellen. Ebenso ist hervorzuheben,<br />
dass die Reakkreditierung nach DIN EN ISO 17025 durch<br />
die Deutsche Akkreditierungsstelle für die Durchführung<br />
von über 100 verschiedenen Produktnormen<br />
in 2013 erfolgreich abgeschlossen wurde. Neben den<br />
vielfältigen Tätigkeiten sind die Mitarbeiter der Prüfstelle<br />
<strong>Wasser</strong> auch intensiv in die nationale und internationale<br />
Regelsetzung und Normenarbeit eingebunden<br />
und aktiv tätig. Darüber hinaus wurde ein neues<br />
Forschungsprojekt gemeinsam mit der mittelständischen<br />
Industrie <strong>zur</strong> Entwicklung von Technologien für<br />
die energieeffiziente Trinkwasserdesinfektion mittels<br />
UV-LED begonnen.<br />
Bild 10. Margret Mergen, Erste Bürgermeisterin der Stadt Karlsruhe,<br />
eröffnet die 2013 EMEA Regionalkonferenz <strong>zur</strong> UV-Technologie.<br />
Die UV-Technologie im <strong>Wasser</strong>bereich stand im<br />
Mittelpunkt einer am 04. und 05. Juni 2013 vom TZW<br />
gemeinsam mit der Internationalen UV-Vereinigung<br />
(IUVA) organisierten EMEA (Europe, Middle East<br />
Africa) Regionalkonferenz, an der mehr als 150 Fachleute<br />
aus 17 Ländern teilnahmen (Bild 10).<br />
Das TZW führte auch im Jahr 2013 die traditionellen<br />
TZW-Kolloquien fort, bei denen Mitarbeiter des<br />
TZW aktuelle Forschungsergebnisse vorstellen. Am<br />
21. Dresdner Trinkwasserkolloquium am 22.5.2013<br />
sowie am 18. TZW-Kolloquium am 3.12.2013 in Karlsruhe<br />
nahmen insgesamt etwa 220 Fachleute und Entscheidungsträger<br />
aus Versorgungsunternehmen und<br />
Behörden teil.<br />
Ausgaben des TZW-Newsletters erschienen im April<br />
und Oktober 2013 mit Kurzinformationen zu aktuellen<br />
Themen in der <strong>Wasser</strong>versorgung. Hierbei standen die<br />
Perspektiven der UV-Desinfektion in Deutschland sowie<br />
Fragen der europäischen Harmonisierung mit Bauprodukten,<br />
die mit Trinkwasser in Kontakt kommen, im<br />
Mittelpunkt. Darüber hinaus wurde ein Newsletter in<br />
englischer Sprache gestaltet, der an Fachleute aus dem<br />
<strong>Wasser</strong>fach aus der ganzen Welt versandt wurde. Im Fokus<br />
dieses internationalen Newsletters stand die Priorisierung<br />
von Bioziden aus Sicht der Trinkwasserversorgung.<br />
Die TZW-Schriftenreihe umfasst derzeit 60 Bände,<br />
von denen fünf Ausgaben im Berichtszeitraum erschienen.<br />
Dabei wurden folgende Themen behandelt: der<br />
Betrieb von UV-Desinfektionsanlagen in der Praxis, mikrobiologische<br />
Aspekte in Trinkwasserverteilungssystemen,<br />
die Vermeidung organoleptischer Beeinträchtigungen<br />
von Trinkwasser und die Bewertung von Transformationsprodukten<br />
bei der Trinkwasseraufbereitung.<br />
Außerdem erschien der Tagungsband zum TZW-Kolloquium<br />
2013 mit Beiträgen zum Thema „Handlungsstrategien<br />
bei sich ändernden Rahmenbedingungen“.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 773
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
Auf der TZW-Homepage (www.tzw.de) wurde eine<br />
Anwendung <strong>zur</strong> Berechnung von Kalk-Kohlensäure-<br />
Gleichgewichts-Konzentrationen online gestellt. Damit<br />
haben Nutzer die Möglichkeit, entsprechende Berechnungen<br />
online durchzuführen. Bereits in der Startphase<br />
meldeten sich mehr als 50 Anwender an.<br />
Zur Fortbildung bzw. <strong>zur</strong> Förderung des internen<br />
Informationsaustausches im TZW wurden wie in den<br />
Vorjahren Seminare organisiert. Dazu berichten und<br />
diskutieren Mitarbeiter des TZW über aktuelle Projekte.<br />
Im Jahr 2013 wurden sieben dieser Seminare durchgeführt.<br />
Im Rahmen der internationalen Tätigkeiten führte<br />
das TZW seine aktive Mitgestaltung in Führungspositionen<br />
beim europäischen Forschungsnetzwerk AC-<br />
QUEAU (www.acqueau.eu) sowie bei der Global Water<br />
Research Coalition GWRC (www.globalwaterresearch<br />
coalition.net) weiter. Auch im Jahr 2013 war das TZW<br />
Anlaufstelle für zahlreiche Besucher aus dem Ausland,<br />
um sich über die Trinkwasserversorgung in Deutschland<br />
zu informieren. Hierzu gehört beispielsweise der<br />
Besuch von Führungskräften der Beijing Water Authority,<br />
von Wissenschaftlern des Danish Technological<br />
Institute oder der dreimonatige Forschungsaufenthalt<br />
am TZW von Prof. Chaofeng Shen (Zhejiang Universität,<br />
China).<br />
Neben einigen Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten<br />
wurde in 2013 die Promotionsarbeit „Wirksamkeit<br />
der Elimination von Viren durch Filtrationsverfahren<br />
der Trinkwasseraufbereitung“ (Kreißel, Katja) am TZW<br />
erfolgreich abgeschlossen.<br />
Mit Stand zum 31.12.2013 befanden sich am TZW<br />
40 Forschungsvorhaben in Bearbeitung, die im<br />
Wesentlichen durch BMBF, BMWi, DVGW und EU<br />
gefördert wurden. Im gleichen Zeitraum wurden am<br />
TZW 86 Publikationen in Fachzeitschriften sowie<br />
Konferenzunterlagen angefertigt. Davon sind 10 Publikationen<br />
beispielhaft nachstehend aufgeführt. Eine<br />
vollständige Liste der Publikationen sowie Informationen<br />
zu ausgewählten Forschungsvorhaben können<br />
über die Homepage des TZW abgerufen werden.<br />
Bethmann, D., Baldauf, G., Rhode, K. und Müller, U.: Entfernung<br />
polarer Spurenstoffe aus einem gering mineralisierten<br />
<strong>Wasser</strong> durch Einsatz der Membrantechnik. <strong>gwf</strong>-<br />
<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 154 (2013) Nr. 7/8, S. 844–853.<br />
Hambsch, B., Ashworth, J. and van der Kooij, D.: Enhancement of<br />
microbial growth by materials in contact with drinking<br />
water: problems and test methods. In: van der Kooij, D., van<br />
der Wielen, P.W.: Microbial growth in drinking water<br />
supplies. IWA Publishing (2013), p. 339–361.<br />
Happel, O., Körner, B., Mertineit, S. and Storck, F. R.: Performance of<br />
various water treatment processes for removal of hazardous<br />
levels of chemicals. In: Water Contamination Emergencies,<br />
Managing the Threats, ed. by Borchers, U., Gray, J., Thompson,<br />
K. C., The Royal Society of Chemistry, RSC Publishing,<br />
ISBN: 978-1-84973-441-7, eISBN: 978-1-84973-789-0, http://<br />
dx.doi.org/10.1039/9781849737890-00233 (2013), p. 233–244.<br />
Kiefer, J.: Maisanbau aus Sicht der <strong>Wasser</strong>versorgung. Mit wenigen<br />
Grundsätzen zu mehr Gewässerschutz. mais 40 (2013) Nr. 3,<br />
S. 108–111.<br />
Kranzioch, I., Stoll, C., Holbach, A., Chen, H., Wang, L., Zheng, B., Norra,<br />
S., Bi, Y., Schramm, K.-W. and Tiehm, A.: Dechlorination and<br />
organohalide-respiring bacteria dynamics in sediment<br />
samples of the Yangtze Three Gorges Reservoir. Environmental<br />
Science and Pollution Research 20 (2013), p. 7046–<br />
7056.<br />
Lange, F. T., Wagner, A., Worch, E., Willach, S. und Brauch, H.-J.:<br />
Bestimmung von adsorbierbarem organisch gebundenem<br />
Fluor (AOF) in der aquatischen Umwelt: Wie viel Organofluor<br />
ist über die PFC-Einzelsubstanzanalytik erklärbar? Vom<br />
<strong>Wasser</strong> 111 (2013) Nr. 3, S. 75–77.<br />
Müller, U., Stauder, S., Groß, H., Brand, U., Merklein, Th. und Zeilinger,<br />
S.: Basische Spülung – eine Betriebsweise <strong>zur</strong> Beherrschung<br />
von organischem Fouling bei Nanofiltration und Umkehrosmose.<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 154 (2013) Nr. 10, S. 1090–<br />
1096.<br />
Schmidt, C. K., Raue, B., Brauch, H.-J. and Sacher, F.: Trace-level<br />
analysis of phosphonates in environmental waters by ion<br />
chromatography and inductively coupled plasma mass<br />
spectrometry. Intern. J. Environ. Anal. Chem. 74 (2013),<br />
p. 191–201.<br />
Storck, F. R., Schmidt, C. K., Lange, F. T. und Brauch, H.-J.: Ermittlung<br />
wichtiger Einflussgrößen auf die Entfernung organischer<br />
Spurenstoffe bei der Uferfiltration in den USA und in<br />
Deutschland (Evaluation of important parameters determining<br />
organic micropollutant removal during riverbank<br />
filtration in the USA and in Germany). <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
154 (2013) Nr. 2, S. 208–215.<br />
Tröster, M., Happel, O., Sacher, F., Lipp, P., Brauch, H.-J. und Hofmann,<br />
T.: Rückhalt von Titandioxid-Nanopartikeln bei der Mikround<br />
Ultrafiltration. Vom <strong>Wasser</strong> 111 (2013) Nr. 2, S. 47–49.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 22.04.2014<br />
Prof. Dr. rer. nat. Harald Horn<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Kolb<br />
Prof. Dr.-Ing. Dimosthenis Trimis<br />
Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts<br />
für Technologie (KIT) |<br />
Engler-Bunte-Ring 1 |<br />
D-76131 Karlsruhe<br />
Dr. rer. nat. Josef Klinger<br />
TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> |<br />
Karlsruher Straße 84 |<br />
D-76139 Karlsruhe<br />
Juni 2014<br />
774 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />
Buchbesprechung<br />
Arbeitshilfen für den Brunnenbauer<br />
Bohrtechnik für Brunnenbau und Geothermie<br />
Hrsg.: wvgw mbH, Bonn 2013. 608 SS., Preis: € 69,80,<br />
Best.-Nr.: 308945.<br />
Um mit dem technischen Fortschritt, der Weiterentwicklung<br />
von Regelwerken und Normen und nicht<br />
zuletzt den Anforderungen von Behörden und Auftraggebern<br />
Schritt zu halten, sollten Bohrunternehmen<br />
auf die ständige Weiterbildung ihrer Mitarbeiter<br />
höchsten Wert legen.<br />
Mit der zweiten Auflage des Fachbuchs „Bohrtechnik<br />
für Brunnenbau und Geothermie“ legt Autor<br />
David Urban einen umfassenden und aktuellen<br />
Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten der<br />
qualitätsgerechten Bohrtechnik im Brunnenbau und<br />
in der Geothermie vor.<br />
Das 600-Seiten-Werk aus der Reihe „Arbeitshilfen<br />
für den Brunnenbauer“ bietet für Planer, Ausführende<br />
sowie für den Bereich der Ausbildung das<br />
notwendige Fachwissen in übersichtlicher Form.<br />
Detailliert und verständlich werden die verschiedenen<br />
Bohrverfahren dargestellt und praktische Hilfestellung<br />
bei deren Auswahl, Anwendung und beim<br />
Einsatz der entsprechenden Geräte gegeben. Ausführungen<br />
<strong>zur</strong> Baustelleneinrichtung, zum Reinigen<br />
von Bohrlöchern, zu Fang- und Überbohrarbeiten,<br />
zum Abdichten und Verfüllen von Bohrlöchern, <strong>zur</strong><br />
Dokumentation der Bohrarbeiten, zu Sicherheitsregeln,<br />
zu den Ausbildungsmöglichkeiten sowie <strong>zur</strong><br />
Firmenzertifizierung ergänzen das notwendige<br />
bohrtechnische Fachwissen.<br />
Aus dem Inhalt:<br />
• Einteilung der Bohrverfahren<br />
• Bohrgerätekomponenten<br />
• Bohrlochstabilisierung<br />
• Trockenbohrtechnik<br />
• Spülbohrtechnik<br />
• Kombinations- und Überlagerungsbohrtechnik<br />
• Ergänzende Maßnahmen<br />
• Dokumentation und Qualitätssicherung<br />
• Unfallverhütungsvorschriften und Sicherheitsregeln<br />
bei Bohrarbeiten<br />
Der Autor, David Urban, ist Brunnenbauermeister<br />
und Lehrwerkmeister im Bereich Erstausbildung für<br />
Brunnenbau- und Spezialtiefbau. Er arbeitet in den<br />
Bereichen Bohrverfahren, Bohrgerätetechnik und<br />
Spezialtiefbau als Dozent. Zudem ist er Mitglied der<br />
Gesellenprüfungsausschüsse für das Brunnenbauerhandwerk<br />
und für den Spezialtiefbau sowie des<br />
Meisterprüfungsausschusses für das Brunnenbauerhandwerk<br />
an der HWK Oldenburg.<br />
Bestell-Hotline<br />
wvgw mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40,<br />
Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
© wvgw mbH<br />
hier erstes Schlagwort | GE FACHBERICHTE 2-SPALTIG |<br />
Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas/Erdgas 6/2014<br />
Gas-Plus-Technologien / Gasbeschaffenheit<br />
Sie lesen u. a. folgende Beiträge<br />
Buller/Lefort/Wenzel Blockheizkraftwerke 2013<br />
Seifert/Haupt/Glöckner/Hartan<br />
Pilgram/Karger<br />
Cagnon/Louvat/Vasseur<br />
Horn/Klinger/Kolb/Trimis<br />
Das Regionale Virtuelle Kraftwerk – ein möglicher Beitrag <strong>zur</strong> Energiewende<br />
Teilnahme von Erdgas-BHKW am Regelenergiemarkt<br />
Gasgeruch: Untersuchung der Wahrnehmbarkeit<br />
von Gas-Odoriermitteln in der Öffentlichkeit<br />
Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und TZW:<br />
DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>, Karlsruhe im Jahre 2013<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 775
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Tagungsbericht<br />
27. Mitgliederversammlung der<br />
RAL-Gütegemeinschaft Kanalbau<br />
Die Mitgliederversammlung der RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau fand in diesem Jahr in Dresden<br />
statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Berichte des Vorstandsvorsitzenden der Gütegemeinschaft,<br />
Dipl.-Ing. Dieter Jacobi, des Obmanns des Güteausschusses, Dipl.-Ing. Uwe Neuschäfer, des Beiratsvorsitzenden,<br />
Dipl.-Ing. Rudolf Feickert M.A., sowie des Geschäftsführers, Dr.-Ing. Marco Künster. Zudem wurden die Mitglieder<br />
von Vorstand und Güteausschuss neu gewählt. Dipl.-Ing. Ulf Michel, MICHEL BAU GmbH & Co. KG,<br />
tritt die Nachfolge von Dieter Jacobi als Vorstandsvorsitzender an, und Dipl.-Ing. Ingrid Hansen, Stadtentwässerung<br />
Dresden GmbH, wurde zu seiner Stellvertreterin gewählt. Darüber hinaus benannte die DWA Deutsche<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V. Dipl.-Ing. Hans-Peter Becker, Wirtschaftsbetriebe<br />
Duisburg – AöR, als neuen Vertreter der Auftraggeber in den Vorstand. Nach 14 Jahren Gütesicherungsarbeit<br />
und insgesamt 71 jeweils zweitägigen Sitzungen des Güteausschusses stellte sich Rainer Dilg nicht mehr <strong>zur</strong><br />
Wiederwahl. Dipl.-Ing. Jürgen Zinnecker, Aarsleff Rohrsanierung GmbH, wurde stattdessen als neues Mitglied<br />
des Güteausschuss gewählt.<br />
Auf der Mitgliederversammlung herrschte Einigkeit unter<br />
den Teilnehmern, sowohl was die Bedeutung der Gütesicherung<br />
Kanalbau für die Kanalinfrastruktur betrifft,<br />
als auch in der Bewertung der im vergangenen Geschäftsjahr<br />
geleisteten Arbeit von Gremien und Mitarbeitern<br />
der Gütegemeinschaft, die ein umfangreiches Dienstleistungspaket<br />
kompetent und mit großem Engagement<br />
umgesetzt haben.<br />
Drin, was draufsteht<br />
„Auch wir profitieren von der Arbeit der Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau“ – mit dieser Eröffnung leitete Gunda<br />
Röstel, Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden<br />
GmbH, den Festvortrag ein. Die Rednerin zeigte sich<br />
froh darüber, dass es ein Gütezeichen gibt, wo drinsteckt,<br />
was draufsteht. „Und darauf kann man sich<br />
verlassen“, erklärte Röstel, bevor sie in ihrem Vortrag<br />
Dieter Jacobi, Uwe Neuschäfer, Ulf Michel, Ingrid Hansen, Rudolf Feickert<br />
und Dr. Marco Künster (v. re.). © Gütegemeinschaft Kanalbau<br />
die Energiewende im Spannungsfeld von politischen<br />
Idealen und praktischer Umsetzung beleuchtete. „Die<br />
Energiewende ist ein hochkomplexes Puzzle und die<br />
Umsetzung ein langer Weg, für den wir uns gut aufstellen<br />
müssen“, sagte die Rednerin, die anschaulich<br />
darstellte, in welcher Form auch ein Entsorgungsbetrieb<br />
von dieser Thematik betroffen ist.<br />
Auf gutem Kurs befindet sich die RAL-Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau, wie der scheidende Vorstandsvorsitzende<br />
Dieter Jacobi im Bericht des Vorstandes feststellen<br />
konnte. Die Zahl der Auftraggeber, die die Gütesicherung<br />
RAL-GZ 961 fordern, hat sich im Jahr 2013 auf<br />
5 264 erhöht. „Damit leisten wieder mehr Auftraggeber<br />
einen wesentlichen Beitrag <strong>zur</strong> Förderung der Qualität<br />
im Kanalbau“, so Jacobi.<br />
Für Jacobi tragen vor allem die vom Güteausschuss<br />
der Gütegemeinschaft beauftragten Prüfingenieure<br />
einen wesentlichen Teil dazu bei, dass sich die Botschaft<br />
der Gütesicherung Kanalbau sich derart verbreitet. Er<br />
dankte den beauftragten Prüfingenieuren und den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern der Geschäftsstelle für<br />
ihr großes Engagement, das durch eindrucksvolle Zahlen<br />
belegt wird: Es gab 1306 Besuche <strong>zur</strong> Beratung bei<br />
Auftraggebern und Ingenieurbüros sowie 56 Auftraggeber-Fachgespräche,<br />
an denen 1897 Personen teilnahmen.<br />
Darüber hinaus wurden insgesamt 8070 Teilnehmer<br />
von Gütezeicheninhabern in 334 Firmenseminaren<br />
geschult. „Und im Rahmen der Gütesicherung<br />
haben die vom Güteausschuss beauftragten Prüfingenieure<br />
insgesamt 2055 Firmen und 3879 Baustellen im<br />
Geschäftsjahr besucht“, berichtete Jacobi, der darüber<br />
hinaus Beirat und Güteausschuss als weitere Säulen der<br />
Gütegemeinschaft bezeichnete.<br />
Juni 2014<br />
776 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht | FACHBERICHTE |<br />
Hervorragendes Ergebnis<br />
Im Bericht des Obmanns des Güteausschusses bezeichnete<br />
auch Uwe Neuschäfer die Arbeit der Prüfingenieure<br />
als maßgebenden Baustein der Gütesicherung Kanalbau.<br />
Ihre Arbeit ist die Grundlage der Tätigkeit des Güteausschusses,<br />
der als zentrales und neutrales Organ alle<br />
Prüfungen abschließend bewertet. Insgesamt wurden<br />
2013 auf fünf Sitzungen des Güteausschusses 5 865 Vorgänge<br />
<strong>zur</strong> Gütesicherung bearbeitet. Davon blieben<br />
5 296 ohne Beanstandungen, in 232 Fällen gab es nur<br />
geringe Beanstandungen.<br />
Darüber hinaus wurden 344 Verwarnungen ausgesprochen<br />
und in neun Fällen wurde das Gütezeichen<br />
entzogen. „Ein Ergebnis“, so Neuschäfer, „das nicht darüber<br />
hinwegtäuschen darf, dass wir uns alle gemeinsam<br />
für noch mehr Qualität im Kanalbau einsetzen müssen.“<br />
Ein Appell, der auch in Richtung der Ingenieurbüros<br />
ging. Insbesondere bei der Entwicklung im Bereich<br />
Ausschreibung (A) und Bauüberwachung (B) im offenen<br />
Kanalbau (ABAK), bei grabenlosem Einbau (ABV) und<br />
der grabenlosen Sanierung (ABS) von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
und -kanälen gibt es noch Potenzial. Dem schloss sich<br />
der Beiratsvorsitzende an. „Hier gilt es, noch viel Überzeugungsarbeit<br />
zu leisten“, sagte Rudolf Feickert. Eine<br />
Meinung, die von Planerseite geteilt wird. Das machte<br />
Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel, VOGEL Ingenieure, Kappelrodeck,<br />
deutlich, der in seinem Diskussionsbeitrag die<br />
Sicht eines Planers darstellte. „Die Qualität eines Sanierungsergebnisses<br />
steht im direkten Zusammenhang mit<br />
der Qualität und der Weitsicht der Planung“, so Vogel.<br />
„Deshalb kann es nicht sein, dass der Nachweis von<br />
Qualität und Qualifikation allein von den ausführenden<br />
Unternehmen zu erbringen ist und die Planer außen vor<br />
bleiben.“<br />
Neutral und objektiv<br />
„Unabhängig, ob in geschlossener oder in offener<br />
Bauweise: Die Wahl des geeigneten Verfahrens sollte<br />
nach objektiven, nachhaltigen und neutralen Gesichtspunkten<br />
erfolgen“, lautete das Credo von Feickert. Für<br />
den Beiratsvorsitzenden muss es im Interesse aller<br />
liegen, dass neutral, mit Sachverstand und objektiven<br />
Entscheidungen an alle Aufgaben <strong>zur</strong> Erhaltung des<br />
Kulturgutes Kanalinfrastruktur herangegangen wird.<br />
Dementsprechend bestehen die Aufgaben des Beirates<br />
in erster Linie darin, die Gütegemeinschaft in allen<br />
Belangen der Gütesicherung zu beraten und die Interessen<br />
der in den Verbänden organisierten Unternehmen<br />
zu vertreten.<br />
Den Grundgedanken, dass Qualität erst im Zusammenspiel<br />
aller beteiligten Parteien wirksam gesichert<br />
wird, nahm Dr.-Ing. Marco Künster im Bericht der<br />
Geschäftsführung auf. „Deshalb wendet sich die RAL-<br />
Gütesicherung in gleichem Maße an Auftraggeber,<br />
Ingenieurbüros und ausführende Firmen“, erklärte<br />
Künster, „und hieraus resultieren unterschiedliche<br />
„Im Gütezeichen Kanalbau ist drin, was draufsteht“, erklärte Festrednerin<br />
Gunda Röstel. © Gütegemeinschaft Kanalbau<br />
Ulf Michel (li.) tritt die Nachfolge von Dieter Jacobi an.<br />
Aufgaben, welche die Gütegemeinschaft in Form eines<br />
umfangreichen Dienstleistungspaketes für alle Beteiligten<br />
anbietet.“ Mit dem Hinweis auf das umfangreiche<br />
Datenmaterial in der Broschüre „Zahlen & Fakten 2013“<br />
machte der Geschäftsführer deutlich, dass Gütesicherung<br />
Kanalbau eben doch viel mehr ist, als eine reine Zertifizierung.<br />
Neben der Prüfung von Antragstellern und<br />
Gütezeicheninhabern geht es unter anderem um die<br />
Erarbeitung der Anforderungen an die Bietereignung.<br />
Hinzu kommen die Aufbereitung und Bereitstellung<br />
von Informationen und Arbeitshilfen sowie ein umfangreiches<br />
Schulungsangebot.<br />
Darüber hinaus stehen die Mitarbeiter der Gütegemeinschaft<br />
als Ansprechpartner zum Thema Qualität<br />
<strong>zur</strong> Verfügung, und mit der Öffentlichkeitsarbeit wird<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 777
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Tagungsbericht<br />
die Botschaft von „Qualität und Qualifikation“ medienund<br />
branchengerecht aufbereitet. „Die Organisation von<br />
Erfahrungsaustauschen rundet das Gesamtpaket RAL-<br />
Gütesicherung ab“, erklärte Künster, der zum Schluss<br />
seines Vortrages darauf hinwies, dass die Gütegemeinschaft<br />
zum Jahreswechsel ihren Internetauftritt „noch<br />
mitgliederorientierter und benutzerfreundlicher“ gestaltet<br />
hat.<br />
Zudem profitiert die Gütezeicheninhaber von<br />
Sonderaktionen der Gütegemeinschaft. Als Beispiel<br />
nannte Künster das Nachschlagewerk „Kanalbau von<br />
A–Z, Vergabe, Vertrag, Gütesicherung“, dessen 2. Auflage<br />
die Mitglieder der Gütegemeinschaft Kanalbau, Gruppe 2<br />
(Auftraggeber und Ingenieurbüros), im vergangenen<br />
Jahr im Rahmen ihrer Mitgliedschaft erhalten haben. In<br />
den nächsten Wochen wird ebenso den Gütezeicheninhabern<br />
der Beurteilungsgruppe AK ein besonderes<br />
Paket zugesendet, das eine umfangreiche Sammlung<br />
„Technische Regeln für den Kanalbau in offener Bauweise“<br />
enthält.<br />
Mit den Wahlen <strong>zur</strong> Besetzung von Güteausschuss<br />
und Vorstand schloss die Mitgliederversammlung in<br />
Dresden. Mit dem neuen Vorstandvorsitzenden Dipl.-<br />
Ing. Ulf Michel und seiner Stellvertreterin Dipl.-Ing.<br />
Ingrid Hansen geht die Gütegemeinschaft hervorragend<br />
aufgestellt in die Zukunft. Was blieb, war der Abschied<br />
von Dieter Jacobi, der sich nach mehr als 12-jähriger<br />
Vorstandstätigkeit ebenfalls nicht mehr <strong>zur</strong> Wahl gestellt<br />
hatte. „Nach 30 Jahren in vielen Ehrenämtern ist es<br />
genug“, so das zukünftige Ehrenmitglied Jacobi in seiner<br />
mit viel Applaus bedachten letzten Rede, in der er noch<br />
einmal seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass im Sinne<br />
der Qualität die gemeinsame Arbeit von Auftraggebern<br />
und Auftragnehmern in der RAL-Gütesicherung konsequent<br />
fortgeführt werde.<br />
Die 28. Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau findet am 17. April 2015 in Hamburg statt.<br />
Eingereicht: 22.04.2014<br />
Kontakt:<br />
RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau |<br />
Postfach 1369 |<br />
D-53583 Bad Honnef |<br />
Tel. (02224) 9384-0 |<br />
Fax (02224) 9384-84 |<br />
E-Mail: info@kanalbau.com |<br />
http://www.kanalbau.com<br />
Buchbesprechung<br />
Hydraulik für Bauingenieure<br />
Von Robert Freimann. München: Hanser-Verlag.<br />
3. Auflage 2014. Mit Hydraulik-App. 246 S., Preis:<br />
€ 24,99, ISBN 978-3-446-43799-9.<br />
Das Buch „Hydraulik für Bauingenieure“ richtet<br />
sich in erster Linie an Studierende des Bauingenieurwesens<br />
an Universitäten und Hochschulen<br />
sowie vergleichbaren Bildungseinrichtungen.<br />
Neben der Vermittlung der im Studium erforderlichen<br />
Kompetenzen kann es aber auch dem Praktiker<br />
eine wertvolle Hilfe <strong>zur</strong> kurzfristigen Auffrischung<br />
von hydraulischen Inhalten sein. Auch Personen<br />
anderer Fachgebiete, die im Bauwesen oder in<br />
angrenzenden Bereichen wie Umwelt- und Geowissenschaften<br />
oder Landschaftsplanung tätig sind,<br />
können sich mithilfe des Buches in die Hydraulik<br />
für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft einarbeiten. Der Stoff ist<br />
fundiert dargestellt, ohne dabei theoretische Herund<br />
Ableitungen in den Vordergrund zu stellen.<br />
Die dritte Auflage des Buches wurde um einige<br />
Aspekte wie Streichwehre, Tiroler Wehre oder<br />
Speicherberechnungen erweitert. Eine weitere Neuerung<br />
ist die Implementierung eines QR-Codes, um<br />
die Hydraulik-App FREDDY herunterladen zu können.<br />
FREDDY, zusammen mit der EDR Software<br />
GmbH in München entwickelt, hilft Studierenden<br />
und IngenieurInnen, Aufgabenstellungen aus Rohrhydraulik,<br />
Gerinnehydraulik, Abflussgeschehen und<br />
Sickerströmungen zu lösen, ohne sich mit den<br />
mathematischen Sachverhalten oder geschachtelten<br />
Iterationen befassen zu müssen. Diese laufen im<br />
Hintergrund ab, sodass sich die AnwenderInnen auf<br />
die Lösung konzentrieren können.<br />
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Anforderungen an die Aufbereitung von <strong>Wasser</strong><br />
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Im vorliegenden Buch wird der Stoff <strong>Wasser</strong> einer genauen Betrachtung unterzogen.<br />
Denn seine physikalischen und chemischen Eigenschaften bestimmen die Auswahl<br />
und den richtigen Betrieb von Aufbereitungsanlagen. Wichtiger erster Schritt ist<br />
dabei die <strong>Wasser</strong>analyse. Hieraus lassen sich Korrosivität gegenüber einzusetzenden<br />
Materialien sowie entsprechende Gegenmaßnahmen ableiten. Die Eigenschaften des<br />
<strong>Wasser</strong>s werden außer von seinen Inhaltsstoffen auch von den Betriebsbedingungen<br />
Temperatur und Druck beeinflusst.<br />
Für die Umsetzung in der Praxis werden Aufbereitungsverfahren ausführlich<br />
geschildert, alle notwendigen Komponenten detailreich vorgestellt und die<br />
notwendigen Grundlagen zu Planung und Betrieb von <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und <strong>zur</strong> Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
| PRAXIS<br />
|<br />
Prozessvisualisierung beim <strong>Abwasser</strong>betrieb<br />
Warendorf<br />
Grundlage für einen wirtschaftlichen Betrieb<br />
Joel Stratemann, Mitarbeiter im Industry Management Infrastructure des Geschäftsbereichs Industry Solutions,<br />
Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont<br />
Bild 1. Zu den<br />
technischen<br />
Anlagen des<br />
<strong>Abwasser</strong>betriebs<br />
Warendorf<br />
gehört<br />
auch eine<br />
unterlagerte<br />
Kläranlage.<br />
Bild 2. Alarmmeldungen<br />
aus der<br />
biologischen<br />
Reinigung<br />
werden<br />
umgehend<br />
an die<br />
Verfahrenstechnik<br />
weitergeleitet.<br />
Zum wirtschaftlichen Betrieb einer<br />
Kläranlage ist eine moderne Visualisierungslösung<br />
unerlässlich. Der<br />
<strong>Abwasser</strong>betrieb Warendorf testet<br />
deshalb die SCADA-Software Visu+<br />
von Phoenix Contact in Teilbereichen<br />
seiner Anlage, denn das<br />
Tool ermöglicht eine intuitive Bedienung,<br />
ein schnelles Alarmmanagement<br />
sowie eine umfassende<br />
Dokumentation (Bild 1).<br />
Die Prozessvisualisierung dient<br />
in der Automatisierung ursprünglich<br />
dazu, aufwendige Prozesse für<br />
beliebige Anwender übersichtlich<br />
und verständlich darzustellen. Um<br />
die Verfahrensabläufe jedoch so<br />
effektiv wie möglich zu gestalten<br />
und somit Energie, Kosten und Zeit<br />
einzusparen, muss eine moderne<br />
Visualisierungslösung mehr können,<br />
als lediglich die auftretenden Fehler<br />
rechtzeitig anzuzeigen. Darüber hinaus<br />
sollte der Bediener aktiv in den<br />
Prozess eingreifen und ihn so auf<br />
plötzliche Veränderungen anpassen<br />
können. Damit sich große Anlagen<br />
oder weit verzweigte Außenstationen<br />
überschaubar darstellen lassen, wird<br />
also ein Software-Tool benötigt, das<br />
dem Anwender eine einfache Handhabung<br />
und hohen Bedienkomfort<br />
bietet. Er muss sich in den häufig<br />
komplexen Anlagen problemlos <strong>zur</strong>echtfinden<br />
sowie schnell zwischen<br />
den unterschiedlichen Gewerken<br />
navigieren können. Nur so kann der<br />
Bediener kurzfristig auf ungeplante<br />
Ereignisse reagieren. Neben den<br />
genannten Eigenschaften sollte die<br />
Visualisierungslösung über verschiedene<br />
Kommunikationsschnittstellen<br />
verfügen, sodass die über die Jahre<br />
gewachsenen Anlagenteile mit den<br />
unterschiedlichen Übertragungsprotokollen<br />
verbunden werden können.<br />
Detaillierte Gegenüberstellung<br />
aller wichtigen<br />
Prozessgrößen<br />
Die technischen Anlagen des <strong>Abwasser</strong>betriebs<br />
Warendorf setzen<br />
sich aus zahlreichen vernetzten Anlagenteilen<br />
zusammen. Dazu zählen<br />
eine unterlagerte Kläranlage, neun<br />
Schmutz- und Mischwasser-Pumpwerke<br />
sowie unterschiedliche Sonderbauwerke.<br />
In vielen dieser Einrichtungen<br />
müssen die wichtigen<br />
Betriebsdaten, Alarmmeldungen und<br />
Ereignisse verarbeitet und für den<br />
Bediener übersichtlich angezeigt<br />
werden. Die unterlagerte Kläranlage<br />
in Hoetmar im Kreis Warendorf<br />
nutzt unter anderem ein lokales<br />
Visualisierungssystem, das aus einem<br />
stationären Computer sowie zwei<br />
angeschlossenen Monitoren besteht.<br />
Alle wesentlichen Daten werden<br />
von einer vor Ort installierten Steuerung<br />
über das OPC-Protokoll an<br />
die lokale Visualisierungslösung<br />
Visu+ von Phoenix Contact übertragen.<br />
Der OPC-Standard (OLE for<br />
Process Control) ist auf die Weiterleitung<br />
von Echtzeitwerten speziali-<br />
Juni 2014<br />
780 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRAXIS |<br />
siert. Über Visu+ kann der Bediener<br />
den gesamten Klärprozess überwachen<br />
und schnell eingreifen,<br />
wenn eine Ausnahmesituation dies<br />
erfordert.<br />
Die aussagekräftigen Betriebsdaten<br />
wie Messwerte, Schaltspiele<br />
und Betriebsstunden der einzelnen<br />
Aggregate werden für den Anwender<br />
einfach erfassbar in Form einer<br />
Übersicht oder einer Trendgrafik<br />
dargestellt. Da in einem Klärprozess<br />
verschiedene Verfahrensgrößen wie<br />
Sauerstoffgehalt, Temperatur oder<br />
Trübung auftreten, ergibt sich eine<br />
besondere Herausforderung in der<br />
genauen Gegenüberstellung der<br />
Größen. Auf diese Weise lassen sich<br />
die Zusammenhänge besser erkennen<br />
und der Verfahrenstechniker<br />
kann sie einfacher analysieren. Visu+<br />
erzeugt deshalb unterschiedliche<br />
Trendgrafiken, die verschiedene Anpassungen<br />
und Filter <strong>zur</strong> Verfügung<br />
stellen und somit eine detaillierte<br />
Betrachtung der relevanten Informationen<br />
erlauben.<br />
Bild 3. Tim<br />
Jungmann,<br />
technischer<br />
Leiter des <strong>Abwasser</strong>betriebs<br />
Warendorf, hat<br />
die intuitive<br />
Handhabung<br />
der Visualisierungslösung<br />
überzeugt.<br />
Bild 4.<br />
Überblick<br />
über alle<br />
Stationen in<br />
der Leitwarte.<br />
Schnelle Lokalisierung und<br />
Behebung von Störungen<br />
Neben der Abbildung von Betriebsdaten,<br />
Messwerten und prozesstechnischen<br />
Informationen verwaltet<br />
das lokale Visualisierungssystem<br />
auch das Alarmmanagement. Darunter<br />
fällt beispielsweise das Versenden<br />
von wichtigen Alarm- und<br />
Störmeldungen der gesamten Anlage.<br />
Sollte es im laufenden Prozess<br />
zu einem Fehler kommen, leitet<br />
Visu+ die Störmeldung sofort an<br />
den verantwortlichen Personenkreis<br />
weiter. Übersteigen beispielsweise<br />
die Sauerstoffwerte im Belebungsbecken<br />
den festgelegten Bereich,<br />
wäre es beispielsweise möglich die<br />
Verfahrenstechnik zu informieren,<br />
während der Sicherungsfall eines<br />
Motors eine Benachrichtigung der<br />
Instandhaltung auslösen würde. So<br />
ist der Betreiber umgehend über<br />
den Zustand der Anlage sowie des<br />
Prozesses in Kenntnis gesetzt und<br />
damit in der Lage, ohne Zeitverzug<br />
situationsgerecht zu handeln. Aufgrund<br />
der lokalen Visualisierung<br />
kann der Bereitschaftsdienst zudem<br />
jederzeit in den Prozess eingreifen<br />
und sämtliche Aggregate über Visu+<br />
steuern oder einstellen (Bild 2).<br />
An die Kläranlage in Hoetmar ist<br />
ein Regenüberlaufbecken angebunden,<br />
das über ein lokales Touch-<br />
Panel verfügt. Über die dezentrale<br />
Bedienstation lassen sich alle Betriebsdaten<br />
auf einen Blick erfassen<br />
und Fehler daher schnell lokalisieren<br />
und quittieren. Weil die<br />
Störungsursache umgehend erkannt<br />
und behoben werden kann, reduzieren<br />
sich Stillstandzeiten erheblich.<br />
Ergänzend zu den Alarmmeldungen<br />
und Betriebsdaten sind<br />
sämtliche Vorgabewerte wie Schaltpunkte<br />
oder Frequenzen einstellund<br />
veränderbar. Der Prozess lässt<br />
sich also durch die autorisierten<br />
Mitarbeiter sofort an unterschiedliche<br />
Ereignisse anpassen oder noch<br />
effizienter gestalten.<br />
Spätere Anpassungen<br />
einfach umsetzbar<br />
Zusätzlich <strong>zur</strong> lokalen Visualisierung<br />
der unterlagerten Kläranlage sind im<br />
zentralen Leitstand des <strong>Abwasser</strong>betriebs<br />
Warendorf alle verzweigten<br />
Anlagen zusammengeführt und<br />
dargestellt. Die Ankopplung von<br />
zwei Stationen erfolgt über das<br />
Fernwirkprotokoll IEC 60870-5-104.<br />
Sämtliche relevanten Daten aus<br />
dem entfernt in der Ortschaft Milte<br />
gelegenen Mischwasser-Pumpwerk<br />
werden von der Steuerung direkt<br />
per Fernwirkprotokoll an die ebenfalls<br />
im Leitsystem verwendete<br />
Software Visu+ gesendet und dort<br />
verarbeitet sowie übersichtlich visualisiert.<br />
▶ ▶<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 781
| PRAXIS<br />
|<br />
Aufgrund der integrierten Schnittstellen<br />
lässt sich die Konfiguration<br />
der Verbindung über die Entwicklungsumgebung<br />
umsetzen, was<br />
wegen der intuitiven und übersichtlichen<br />
Einbindungsmöglichkeiten<br />
eine zeitaufwendige Entwicklung<br />
der Visualisierung erspart. Um die<br />
Vielzahl der Datenpunkte während<br />
der Erstellung mit dem System<br />
zu verknüpfen, steht eine Excel-<br />
Schnittstelle bereit. Auf diese Weise<br />
senkt der Betreiber die Inbetriebnahme-Kosten<br />
und er kann außerdem<br />
nachträgliche Anpassungen<br />
selbstständig durchführen. „Die intuitiv<br />
handhabbare Bedienober fläche<br />
ermöglicht es meinen Mitarbeitern,<br />
die Visualisierung ohne großen Aufwand<br />
zu ändern und damit optimal<br />
auf die Prozesse und die Anlage<br />
abzustimmen“, erläutert Tim Jungmann,<br />
technischer Leiter des <strong>Abwasser</strong>betriebs<br />
Warendorf. „Neben<br />
der einfachen Einbindung von Anlagenteilen<br />
und der selbsterklärenden<br />
Bedienung haben uns die zahlreichen<br />
integrierten Schnittstellen<br />
überzeugt (Bild 3)“.<br />
Umfassende Berichterstellung<br />
über vorgefertigte Vorlagen<br />
In der Leitzentrale kann die Visualisierung<br />
auf verschiedenen Endgeräten<br />
betrieben werden. So lässt<br />
sich das Software-Tool vom Verfahrenstechniker<br />
bis zum Elektromeister<br />
von jedem Mitarbeiter öffnen, um<br />
die für seinen jeweiligen Aufgabenbereich<br />
relevanten Daten zu entnehmen.<br />
Ausführliche Trend-Optionen<br />
erlauben es dem Verfahrenstechniker,<br />
einen Prozess genau zu beobachten,<br />
zu analysieren und zu<br />
optimieren. Im nächsten Schritt<br />
können Vorgabewerte von Reglern<br />
einfach über die Visualisierung<br />
angepasst werden. Bei Störungen<br />
unterstützt das Betriebspersonal<br />
ein übersichtliches Alarmfenster mit<br />
eindeutigen Alarmtexten bei der<br />
schnellen Lokalisierung der Störung.<br />
Im Nachgang ist dann eine genaue<br />
Fehleranalyse durch das gezielte<br />
Filtern von Schaltvorgängen oder<br />
Ereignissen in der Anlage möglich<br />
(Bild 4).<br />
Da die Betreiber von Anlagen<br />
der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
<strong>zur</strong> Erstellung ausführlicher Berichte<br />
verpflichtet sind, werden alle wesentlichen<br />
Messwerte, Schaltvorgänge,<br />
Ereignisse und Alarmmeldungen zusätzlich<br />
in Acron, einem Programm<br />
<strong>zur</strong> Langzeit-Archivierung, gespeichert,<br />
sodass sie für eine detaillierte<br />
Analyse und Dokumentation verwendbar<br />
sind. Vorgefertigte Vorlagen<br />
erlauben das schnelle Anfertigen<br />
umfassender und übersichtlicher<br />
Reports.<br />
Vor dem Hintergrund stetig<br />
steigender Anforderungen an die<br />
Wirtschaftlichkeit der Anwendungen<br />
sowie der Notwendigkeit einer<br />
Kostensenkung ist es immer wichtiger,<br />
Informationen zu bündeln und<br />
gezielt an den betroffenen Personenkreis<br />
weiterzuleiten. Diese Rahmenbedingungen<br />
setzt die Visualisierungslösung<br />
Visu+ von Phoenix Contact<br />
um. Dabei spielt es keine Rolle, ob<br />
die Daten auf einem mobilen Endgerät,<br />
einem lokalen Touch-Panel<br />
oder einer übergeordneten Visualisierung<br />
genutzt werden.<br />
Kontakt:<br />
PHOENIX CONTACT<br />
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Tel. (05235) 3-12000,<br />
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Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
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Juni 2014<br />
782 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRAXIS |<br />
Ganzheitliche, flexible und voll automatisierte<br />
Trinkwasseraufbereitung<br />
Neue Trinkwasseraufbereitungsanlage in Monforte de Lemos (Spanien)<br />
Nachlassende Leistung und ein sich verschlechternder Zustand der veralteten Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />
„Ribasaltas“ in Monforte de Lemos (Lugo/Spanien) erforderten eine grundlegende Sanierung, Erweiterung<br />
und Verbesserung der örtlichen Trinkwasserversorgung*. Dieser Artikel, der auf einem exklusiven Bericht aus<br />
der Fachzeitschrift FuturEnviro basiert, stellt eine Reihe von Technologien vor, die in der neuen Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />
zum Einsatz kommen, so beispielsweise Induktionsmotoren der Baureihe W22 von WEG,<br />
mit denen drei Hochdruckpumpen angetrieben werden.<br />
Die neue Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />
umfasst einen<br />
ganzheitlichen, flexiblen und voll<br />
automatisierten <strong>Wasser</strong>aufbereitungsprozess<br />
einschließlich Schlammaufbereitung<br />
(dieser Artikel befasst<br />
sich jedoch nur mit der <strong>Wasser</strong>aufbereitung).<br />
Zur Vereinfachung der<br />
Wartung und Verlängerung der<br />
Lebensdauer ist die gesamte Anlage<br />
in einem einzigen Gebäude untergebracht.<br />
Entwickelt wurde das<br />
Projekt von dem staatlichen Unternehmen<br />
Aguas de las Cuencas de<br />
España (ACUAES). Über einen Zeitraum<br />
von 18 Monaten entstand die<br />
neue Trinkwasseraufbereitungs anlage<br />
direkt neben der bestehenden<br />
Anlage „Ribasaltas“. Sie besteht aus<br />
zwei voneinander unabhängigen<br />
Prozess ketten mit Vorfilterung, Ozonoxidation,<br />
pH-Einstellung, physikalisch-chemischer<br />
Behandlung, Lamellenabscheidung,<br />
Kies-, Sand- und<br />
Anthrazitkohle-Schichtbett-Druckfilterung<br />
sowie der abschließenden<br />
Entkeimung mit Natriumhypochlorit.<br />
Die Anlage bietet eine Reihe<br />
umwelttechnischer Verbesserungen<br />
– dazu gehört z. B. eine Aufbereitungslinie<br />
mit Druckentspannungs-<br />
Flotationsanlage und die Entwässerung<br />
des in Absetzbecken und Filtern<br />
angesammelten Schlamms mithilfe<br />
von Zentrifugen. Die Gesamtkosten<br />
des Projekts beliefen sich auf 7,4 Mio.<br />
Euro (inkl. MwSt).<br />
Der Durchfluss der Aufbereitungsanlage<br />
beträgt 230 L/s (828 m 3 /h).<br />
Die Anlage ist jedoch konstruktiv<br />
für die zukünftige Aufbereitung<br />
eines maximalen Durchflusses von<br />
300 L/s ausgelegt, um bis zum Jahr<br />
2035 den Trinkwasserbedarf von<br />
20 000 Einwohnern, einem Industriegebiet<br />
und dem Trockenhafen abdecken<br />
zu können.<br />
Das Rohwasser wird der Anlage<br />
zugeleitet und gelangt in die Siebkammer,<br />
die mit einer horizontalen<br />
Zentrifugalpumpe ausgestattet ist.<br />
Hier werden Sand sowie Partikel, die<br />
durch das statische Sieb im Einlauf<br />
gelangt sind, entfernt. Von dort gelangt<br />
das <strong>Wasser</strong> in den Pumpentank.<br />
Die Niederdruckpumpstation,<br />
die die Ozon-Vorbehandlungskammern<br />
speist, besteht aus drei Zentrifugal-Tauchpumpen<br />
(2 + 1 Reserveeinheit)<br />
mit Frequenzumrichtern<br />
<strong>zur</strong> Optimierung des variablen<br />
Durchflusses und <strong>zur</strong> Gewährleistung<br />
der erforderlichen Durchflussregelung<br />
für die Aufbereitung.<br />
Vorozonisierung<br />
Anschließend wird das Rohwasser<br />
in eine Verteilerkammer gepumpt,<br />
die als Ausgleichsbecken für den<br />
Ozonisierungs-, Misch- und Ausflockungsprozess<br />
dient. Zwei Schieber<br />
ermöglichen die Verteilung des<br />
<strong>Wasser</strong>s auf die verschiedenen<br />
Ozonbehandlungsanlagen. Für den<br />
Fall, dass der hier eintreffende<br />
Durchfluss höher ist als die Menge,<br />
die mithilfe der Durchflussregelung<br />
aufbereitet werden kann (z. B. wegen<br />
Problemen im Regelkreis der<br />
Frequenzumrichter), ist der Verteilerkanal<br />
<strong>zur</strong> Ozonbehandlung mit<br />
einem Überlauf ausgestattet, der das<br />
überschüssige <strong>Wasser</strong> in das Rohwasserpumpbecken<br />
ablaufen lässt.<br />
Die Ozondosierung in der Voroxidation<br />
erfolgt in zwei Kontaktkammern<br />
(einer pro Prozesskette)<br />
mit jeweils zwei Becken (einem<br />
Reaktionsbecken und einem Entgasungsbecken).<br />
Acht poröse Keramik-<br />
Neue vollautomatische Trinkwasseraufbereitungsanlage in Monforte de Lemos, Spanien.<br />
▶ ▶<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 783
| PRAXIS<br />
|<br />
Verteilerbecken.<br />
Schnellmischkammer.<br />
Luftverteiler (3 + 1 Reserveeinheit<br />
pro Prozesskette) in der ersten Kammer<br />
stellen sicher, dass die ozonisierte<br />
Luft so gleichmäßig wie möglich<br />
verteilt wird, ohne dass tote<br />
Bereiche oder Zonen mit zu viel<br />
Ozon entstehen. Das Ozon wird<br />
durch Zerlegung von flüssigem<br />
Sauerstoff in speziell für diesen<br />
Zweck konzipierten Reaktoren hergestellt.<br />
Überschüssiges Ozon wird<br />
über einen thermisch-katalytischen<br />
Ozonvernichter entfernt. Die zweiten<br />
Becken sind mit Auslassöffnungen<br />
ausgestattet.<br />
Schnellmischkammer<br />
Das <strong>Wasser</strong> wird nun einer konventionellen<br />
physikalisch-chemischen<br />
Aufbereitung zugeleitet. Diese besteht<br />
aus zwei Prozessketten mit jeweils<br />
einer Mischkammer mit einem<br />
Nutzvolumen von 13,65 m 3 und<br />
einem Rührwerk für das Mischen<br />
des <strong>Wasser</strong>s mit dem Koagulationsmittel.<br />
Zwei automatische Schieberventile<br />
regeln den Zufluss in die<br />
Misch behälter. Am Einlass in den<br />
Entlastungskanal befindet sich ein<br />
Überlauf ähnlich dem in den Vor -<br />
o zonisierungskammern.<br />
In der Schnellmischkammer wird<br />
Polyaluminiumchlorid-Hydroxid-<br />
Sulfat hinzudosiert. Die Substanz<br />
eignet sich hervorragend als Koagulationsmittel<br />
und verfügt über anerkannt<br />
gute Eigenschaften als Ausflockungsmittel<br />
und einen breiten<br />
Anwendungsbereich. Ein zusätzliches<br />
Vorchlorierungssystem mit Natriumhypochlorit<br />
dient als Backup für den<br />
Fall eines Ausfalls des Ozonsystems.<br />
Ein Nachchlorierungssystem mit<br />
Natriumhypochlorit-Dosierung in<br />
der Einlassleitung zu den Reinwasserbecken<br />
sorgt für die Aufrechterhaltung<br />
des Restchlorgehalts im<br />
Versorgungsnetz. Um die Bildung<br />
von Abscheidungen im Reinwassertank<br />
und den Vorozonisierungskammern<br />
zu vermeiden, wird in den<br />
Mischbehältern Kalk zugegeben.<br />
Ausflockungskammern und<br />
Lamellenabscheider<br />
Von hier fließt das <strong>Wasser</strong> in zwei<br />
rechteckige Ausflockungskammern<br />
(1 pro Prozesskette) mit einem Betriebsvolumen<br />
von jeweils 166,4 m³.<br />
Jede Kammer hat zwei Mischer, die<br />
so langsam laufen, dass die Flocken,<br />
die durch die Zugabe des Reaktionsmittels<br />
entstehen, nicht aufgebrochen<br />
werden. Die Zulaufregelung in<br />
die Ausflockungskammern erfolgt<br />
über zwei automatische Schieberventile.<br />
Für die Speicherung und<br />
Dosierung des Flockungsmittels ist<br />
ein automatisches System zuständig.<br />
Ein Überlauf ähnlich dem bereits zuvor<br />
beschriebenen befindet sich am<br />
Einlass zum Entlastungskanal.<br />
Als nächstes wird das <strong>Wasser</strong><br />
zwei Lamellenklärern zugeleitet.<br />
Diese bestehen aus PVC-Lamellenplatten<br />
mit einer Neigung von 60°.<br />
Die Anstiegsrate relativ <strong>zur</strong> Lamellenoberfläche<br />
beträgt 0,77 m 3 /m 2 /h.<br />
Ziel des Klärungsvorgangs ist es,<br />
Schwebstoffe im <strong>Wasser</strong> zu entfernen,<br />
unabhängig davon, ob diese<br />
bereits im Rohwasser vorhanden<br />
sind oder durch ein chemisches Reaktionsmittel<br />
in der Aufbereitungsanlage<br />
hervorgerufen werden.<br />
Der Zufluss zu den Lamellenklärern<br />
wird wieder über zwei auto-<br />
Juni 2014<br />
784 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRAXIS |<br />
matische Schieberventile geregelt.<br />
Ist das Rohwasser nur gering mit<br />
Schmutzstoffen belastet, kann es<br />
auch ohne einen Absetzvorgang direkt<br />
von den Mischbehältern zu den<br />
Sandfiltern geleitet werden. Dazu ist<br />
am Einlass in den Entlastungskanal<br />
ein weiterer Überlauf angebracht.<br />
Über zwei Auslaufwehre gelangt<br />
das <strong>Wasser</strong> in den Sammelkanal für<br />
das dekantierte <strong>Wasser</strong>, um von<br />
dort abgesaugt und den Sandfiltern<br />
zugeführt zu werden.<br />
Sandfilter<br />
Die Anlage ist mit sechs Sand-<br />
Druckfiltern ausgestattet, die in<br />
vertikalen, zylindrischen Behältern<br />
untergebracht sind. Jeder der Dreischichtfilter<br />
ist mit automatischen<br />
pneumatisch betätigten Absperrklappen<br />
ausgestattet. Die Filter haben<br />
einen Durchmesser von 3,5 m<br />
und eine Filterbetthöhe von 1,2 m.<br />
Die normale Filtrierungsrate, wenn<br />
alle sechs Einheiten in Betrieb sind,<br />
beträgt 14,34 m 3 /m 2 /h, die maximale<br />
Rate während der Filterreinigung<br />
17,21 m 3 /m 2 /h. Die Filter bestehen<br />
aus einer Anthrazitschicht<br />
(oben), einer Sandschicht (Mitte)<br />
und einem Kiesbett (unten). Die Filterreinigung<br />
erfolgt über zwei horizontale<br />
Zentri fugalpumpen (1 + 1<br />
Reserveeinheit), ergänzt durch zwei<br />
Gebläse (1+1 Reserveeinheit).<br />
Das Filterreinigungswasser wird<br />
in einen Tank <strong>zur</strong>ückgeführt, der<br />
groß genug ist, um das gesamte<br />
<strong>Wasser</strong> eines Tages aufzufangen.<br />
Dieser hat am Boden eine leichte<br />
Neigung zu einem seitlichen Gefäß<br />
hin, sodass sich Schwebstoffe (Sand<br />
etc.) in diesem Bereich ansammeln<br />
und sich im Laufe der Zeit absetzen.<br />
Das geklärte <strong>Wasser</strong> aus der Sandfilterrückgewinnungsanlage<br />
wird<br />
umgewälzt und über einen Überlauf<br />
im Tank, der das <strong>Wasser</strong> dem<br />
Niederdruck-Pumpbecken zuführt,<br />
wieder in das System eingespeist.<br />
Enddesinfektion<br />
Ein Natriumhypochlorit-Dosiersystem<br />
ist am Auslass der Filtrierung <strong>zur</strong><br />
Ausflockungsbecken.<br />
Drei hocheffiziente WEG-Motoren der Baureihe W22 treiben die Hochdruckpumpen am<br />
Auslauf der neuen Trinkwasseraufbereitung an.<br />
Enddesinfektion (Nachchlorierung)<br />
des aufbereiteten <strong>Wasser</strong>s installiert.<br />
Eine AISI-316L-Rohrleitung mit<br />
500 mm Durchmesser am Auslass<br />
des Filtersystems fördert das aufbereitete<br />
<strong>Wasser</strong> in den bestehenden<br />
Behälter in Cornado, der den Beginn<br />
des Netzwerks von Monforte markiert.<br />
Der Behälter fungiert praktisch<br />
als Durchfluss regelungsanlage<br />
für die Hochdruckpumpstation<br />
der Trinkwasser auf bereitungsanlage.<br />
Drei horizontale Hochdruckzentrifugalpumpen<br />
(2+1 Reserveeinheit)<br />
mit einem Durchfluss von 540 m³/h<br />
bei 72 Metern <strong>Wasser</strong>säule und<br />
angetrieben von 130-kW-Motoren<br />
transportieren das <strong>Wasser</strong> in den<br />
bereits erwähnten Tank (4500 m 3 )<br />
in Cornado. Diese Behälter stellen<br />
auch das <strong>Wasser</strong> für die oben beschriebene<br />
Filterreinigung bereit.<br />
Die erforderlichen Motoren zum<br />
Antrieb dieser Hochdruckpumpen<br />
lieferte WEG, ein führender Anbieter<br />
von Antriebslösungen. Sie sind<br />
Teil der W22-Motorenbaureihe von<br />
WEG und bieten modernste Technik<br />
für eine optimale Wirtschaftlichkeit.<br />
Die Niederspannungsmotoren sind<br />
aus Grauguss gefertigt und bieten<br />
Ausgangsleistungen von 0,12 kW<br />
bis 1200 kW.<br />
Unter Berücksichtigung der Förderhöhe<br />
der Pumpen wurde ein<br />
▶ ▶<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 785
| PRAXIS<br />
|<br />
Druckbehälter mit einem Volumen<br />
von 3000 L installiert, um die Auswirkungen<br />
eines möglichen Stromausfalls<br />
abzufedern, der zu einem<br />
abrupten Abschalten der Pumpen<br />
und einem <strong>Wasser</strong>schlag führen<br />
würde.<br />
Autoren:<br />
Ignacio Escavias,<br />
ACUAES, Moisés Menéndez,<br />
Chefredakteur bei FuturEnviro,<br />
Purificación Ortiz, Redakteurin bei FuturEnviro<br />
sowie Co-Autor Javier de la Morena Cancela,<br />
Marketing Manager bei WEG Iberia.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.weg.net<br />
*<br />
Dieser Artikel erschien ursprünglich in<br />
voller Länge in der Januar/Februar-Ausgabe<br />
von FuturEnviro, einem spanischen<br />
Fachmagazin für Umwelttechnik<br />
(www.futurenviro.com)<br />
Juni 2014<br />
786 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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Standardwerk <strong>zur</strong> Errichtung und<br />
Sanierung von Quellfassungen<br />
Quellfassungsanlagen <strong>zur</strong><br />
Trinkwasserversorgung<br />
Das neue, umfangreiche Fachbuch beschäftigt sich mit Quellen <strong>zur</strong> Trinkwasser<br />
gewinnung und klammert die Mineralwasser-, Thermalwasserund<br />
Heilwasserquellen bewusst aus, da hier andere Bewertungsmaßstäbe<br />
und Nutzungskonzepte gelten. Mit dieser Neuerscheinung über den<br />
Bau und Betrieb von Quellfassungen für die Trinkwasserversorgung wird<br />
die Reihe der Standardwerke <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>gewinnung im Deutschen Industrieverlag<br />
fortgeführt. Das Buch wendet sich gleichermaßen an Betreiber<br />
wie Planer und Genehmigungsbehörden, die mit der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
beschäftigt sind.<br />
Christoph Treskatis, Horst Tauchmann<br />
1. Auflage 2014<br />
692 Seiten, vierfarbig, 170 x 240 mm, Hardcover<br />
Erhältlich in 2 Varianten<br />
www.di-verlag.de<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
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1. Auflage 2014 – ISBN: 978-3-8356-7125-6<br />
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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />
Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />
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Ort, Datum, Unterschrift<br />
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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und <strong>zur</strong> Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
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auf der IFAT<br />
Wir machen den <strong>Wasser</strong>verbrauch sichtbar<br />
BEACON Consumption Graph.<br />
Die neue Generation der drahtlosen<br />
Messdatenübertragung<br />
und Messdatenanalyse in Echtzeit<br />
ermöglicht mobiles und Vor-Ort-<br />
Ablesen des <strong>Wasser</strong>verbrauchs per<br />
Smartphone, Tablet oder Notebook.<br />
Die neue Softwareplattform<br />
BEACON AMA (Advanced Metering<br />
Analytics) arbeitet nach dem Prinzip:<br />
„Making water visible“ – sinngemäß<br />
heißt das: „Wir machen den<br />
<strong>Wasser</strong>verbrauch sichtbar“.<br />
Mit der neuen Softwareplattform<br />
BEACON AMA wird das Monitoring<br />
des <strong>Wasser</strong>verbrauchs nahezu plastisch<br />
dargestellt und ist einfach und<br />
intuitiv zu bedienen. Fehlbedienungen<br />
und Fehlinterpretationen der<br />
Messergebnisse durch die Anwender<br />
werden durch BEACON AMA reduziert.<br />
Das Dienstprogramm BEACON<br />
AMA setzt auf der international bewährten<br />
ORION® Advanced Metering<br />
Infrastructure (AMI) Technologie<br />
auf und stellt die Messergebnisse in<br />
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auf dem Tablet-PC oder auch<br />
auf dem Notebook dar.<br />
BEACON AMA bietet fortlaufenden<br />
Systemsupport und Updates,<br />
die im Hintergrund ausgeführt werden.<br />
Der Anwender muss sich nicht<br />
um die Aktualisierung kümmern.<br />
Die Benutzeroberfläche kann je<br />
nach Bedürfnissen individuell gestaltet<br />
werden. Messdaten, Analyseergebnisse,<br />
Informationen, Alarme<br />
und Benachrichtigungen können<br />
nach Bedarf auf einem mobilen<br />
Gerät in Echtzeit abgerufen werden.<br />
Kontakt:<br />
Badger Meter Europa GmbH,<br />
Nürtinger Straße 76, D-72639 Neuffen,<br />
Tel. (07025) 9208-0, Fax (07025) 9208-15,<br />
E-Mail: badger@badgermeter.de,<br />
www.badgermeter.de<br />
BEACON<br />
Tablet.<br />
S1 / 2013<br />
Volume 154<br />
INTERNATIONAL<br />
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for water and wastewater<br />
ISSN 0016-3651<br />
B 5399<br />
<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong><br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
The leading Knowledge Platform in<br />
Water and Wastewater Business<br />
© Rainer Sturm, pixelio.de<br />
Key Issue:<br />
STORMWATER MANAGEMENT<br />
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GFK-Speichersysteme<br />
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ISSN 0016-3651<br />
B 5399<br />
2/2014<br />
Jahrgang 155<br />
Established in 1858, »<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>« is regarded<br />
as the leading publication for water and wastewater<br />
technology and science – including water production,<br />
water supply, pollution control, water purification and<br />
sewage engineering.<br />
It‘s more than just content: The journal is a publication<br />
of several federations and trade associations. It comprises<br />
scientific papers and contributions reviewed by experts, offers<br />
industrial news and reports, covers practical information, and<br />
publishes subject laws and rules.<br />
In other words: »<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>« opens a direct way to<br />
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Inge Spoerel<br />
Spoerel@di-verlag.de<br />
Phone: +49 89 203 53 66-22<br />
Fax: +49 89 203 53 66-99
auf der IFAT | PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />
Weltneuheit PLASSON ArmEx Armaturenwechsler –<br />
Armaturenwechsel in zwei Sekunden<br />
Die PLASSON GmbH hat während<br />
der IFAT in München zum<br />
ersten Mal ihren neuen PLASSON<br />
ArmEx Armaturenwechsler vorgestellt.<br />
Aufgrund der hohen Innovationskraft<br />
wurde zwar mit einem<br />
erheblichen Publikumsandrang gerechnet,<br />
die Erwartungen wurden<br />
allerdings durch den tatsächlichen<br />
Besucherandrang noch deutlich<br />
übertroffen.<br />
Bislang ist der Stand der Technik<br />
bei einem Armaturenwechsel, dass<br />
nach der Information der Anwohner<br />
zunächst die Leitung abgeschiebert<br />
und danach die Armatur gewechselt<br />
wird, um dann nach der Leitungsspülung<br />
die Hauptleitung<br />
wieder in Betrieb zu nehmen. Mit<br />
dem PLASSON ArmEx Armaturenwechsler<br />
revolutioniert PLASSON<br />
den Armaturenwechsel und erspart<br />
dem <strong>Wasser</strong>versorger viel Geld, Zeit<br />
und Ärger mit den Anwohnern.<br />
Mit der innovativen Technologie<br />
des PLASSON ArmEx Armaturenwechslers<br />
wird die alte Anbohrarmatur<br />
auf dem unter Druck befindlichen<br />
Rohr gegen eine neue Armatur<br />
verschoben. Und zwar so schnell,<br />
dass der letztendliche Armaturenwechsel<br />
nur zwei Sekunden dauert.<br />
Der PLASSON ArmEx Armaturenwechsler<br />
ist mit einem Mini-Hydraulik-Aggregat<br />
und einem leistungsstarken<br />
Akku ausgestattet, sodass<br />
das System, das in zwei baustellengerechten<br />
Koffern transportiert wird,<br />
jederzeit und überall einsatzbereit ist.<br />
Mit dem PLASSON ArmEx Armaturenwechsler<br />
können eine Vielzahl<br />
von Anbohrarmaturen und Blindschellen<br />
der gängigen Hersteller aus<br />
Deutschland auf duktilem Gussrohr<br />
sowie Stahl oder PVC-Rohr verschoben<br />
werden (Ausnahme: auf Stahloder<br />
PE-Rohr geschweißte Anbohrarmaturen).<br />
Der <strong>Wasser</strong>versorger muss bei<br />
einem Armaturenwechsel nun nicht<br />
mehr die Hauptleitung abstellen –<br />
letztlich wird nur noch der <strong>Wasser</strong>anschluss<br />
betroffen sein, bei dem der<br />
Armaturenwechsel vorgenommen<br />
werden muss. Alle anderen Anwohner<br />
werden sich nicht auf einen<br />
Zeitraum ohne <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
einstellen müssen, was insbesondere<br />
für Ärzte, Dialysezentren oder Gewerbetreibende<br />
von großem Vorteil<br />
ist. Der PLASSON ArmEx Armaturenwechsler<br />
wird somit den Wechsel von<br />
Armaturen nachhaltig verändern,<br />
da der <strong>Wasser</strong>versorger hiermit viel<br />
Zeit und Geld sparen kann. Letztendlich<br />
wird auch die Planung von<br />
Baumaßnahmen erheblich optimiert,<br />
da der Armaturenwechsel<br />
unabhängig von Tageszeiten oder<br />
Nachtschichten erfolgen kann.<br />
Weitere Informationen und einen<br />
Produktfilm zum PLASSON ArmEx<br />
Armaturenwechsler findet man unter<br />
www.plasson.de<br />
IFAT-Messestand.<br />
PLASSON ArmEx Armaturenwechsler – Armaturenwechsel<br />
in nur zwei Sekunden.<br />
Kontakt:<br />
PLASSON GmbH,<br />
Krudenburger Weg 29,<br />
D-46485 Wesel, Tel. (0281) 95272-0,<br />
E-Mail: info@ plasson.de<br />
„QR-Code scannen, auf<br />
www.plasson.de gelangen,<br />
Play-Button betätigen“<br />
Der ArmEx, sauber verpackt im robusten Koffer-Set.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 789
| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
|<br />
auf der IFAT<br />
Zuverlässige Desinfektion mit der gebotenen Vorsicht<br />
Die Chlordioxiderzeugungsanlage<br />
GENO ® -Baktox<br />
MRX/RX/X<br />
kombiniert als<br />
„Plug and<br />
Play“-Anlage<br />
maximalen<br />
Schutz und<br />
Kontrolle mit<br />
gleichzeitig<br />
minimalem<br />
Aufwand.<br />
© Grünbeck <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Krankheitskeime wie Legionellen<br />
und Pseudomonaden beeinträchtigen<br />
die Trinkwasserhygiene.<br />
Diese Erreger sind jedoch in allen<br />
natürlichen Wässern vorhanden. Gefährlich<br />
für den Menschen werden sie<br />
nur unter ungünstigen installationstechnischen<br />
Betriebsbedingungen.<br />
Rohr- und Speicherüberdimensionierung,<br />
un<strong>zur</strong>eichende Zirkulation,<br />
Stagnation sowie Kalkablagerungen<br />
oder Korrosion können dazu führen,<br />
dass eine Massenvermehrung dieser<br />
Keime im Trinkwasser erfolgt.<br />
Die Grünbeck <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
GmbH ist auf der Grundlage<br />
von langjähriger Erfahrung mit<br />
Verfahren <strong>zur</strong> effektiven Trinkwasser-Desinfektion<br />
mit den Anlagen<br />
GENO ® -UV und GENO ® -Baktox im<br />
privaten und gewerblichen Einsatz<br />
im Markt vertreten. Das Unternehmen<br />
erweitert nun die Produktpalette<br />
mit der neuen Chlordioxiderzeugungsanlage<br />
GENO ® -Baktox<br />
MRX/RX/X. Zur Auswahl stehen<br />
sechs Größenklassen mit einer Behandlungskapazität<br />
bis zu 50 m 3 /h.<br />
Juni 2014<br />
790 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong><br />
Konzipiert wurde die Chlordioxiderzeugungsanlage<br />
GENO ® -Baktox<br />
MRX/RX/X als anschlussfertiges, komplett<br />
vormontiertes System. Die<br />
Ausführung MRX dosiert das Chlordioxid<br />
in ein integriertes Mischmodul<br />
und ist mit einer Chlordioxid-<br />
Online-Messung ausgerüstet. Für den<br />
verantwortlichen Anlagenbetreiber<br />
bietet die Chlordioxiderzeugungsanlage<br />
durch eine Steuerung mit<br />
TFT-Farbgrafikdisplay sowie der<br />
Möglichkeit zu einem einfachen<br />
Chemikalienwechsel einen maximalen<br />
Bedienkomfort.<br />
Die Anlagen sind für den Einbau<br />
in Neu- und Altbauten vorgesehen<br />
und ermöglichen durch die kompakte<br />
Bauweise eine einfache Installation,<br />
wahlweise <strong>zur</strong> Wandmontage<br />
oder auf einem Alu-Rahmengestell<br />
<strong>zur</strong> freien Aufstellung. Der<br />
Anschluss an die Trinkwasserleitung<br />
erfolgt nach dem „Plug and Play“-<br />
Prinzip mit flexiblen Schläuchen, sodass<br />
sich der Installationsaufwand<br />
auf ein Minimum beschränkt.<br />
Chlordioxid-Dosierung mit<br />
minimiertem Korrosionsrisiko<br />
für das Rohrsystem<br />
Das verwendete Desinfektionsmittel<br />
Chlordioxid liegt im <strong>Wasser</strong> – ähnlich<br />
wie Sauerstoff – gasförmig vor. Seine<br />
Reaktivität ist jedoch ca. 2,5-mal<br />
größer als die von Chlor. Deshalb<br />
können bereits feinste Ablagerungen<br />
im System zu Ausgasungen von<br />
Chlordioxid führen. Um dies dauerhaft<br />
sicher auszuschließen, muss<br />
der Chlordioxiderzeugungsanlage ein<br />
Feinfilter vorgeschaltet werden.<br />
Gegenüber der rein physikalischen<br />
Legionellenprophylaxe, wie z. B.<br />
der Bestrahlung mit UVC-Licht, können<br />
Veränderungen der <strong>Wasser</strong>zusammensetzung<br />
bei der chemischen<br />
Desinfektion zu einer potenziellen<br />
Korrosionsgefahr führen. Dies gilt<br />
für alle Arten der chemischen Desinfektion,<br />
so z. B. auch für die Desinfektion<br />
mittels Chlor oder Elektrolyseanlagen.<br />
Diese Korrosionsgefahr<br />
besteht vor allem in Großinstallationen<br />
wie in Hotelkomplexen,<br />
Krankenhäusern oder Altenheimen,<br />
wo es durch stoßweise Entnahmen<br />
<strong>zur</strong> „Wolkenbildung“ des Desinfektionsmittels<br />
im Rohrleitungssystem<br />
kommen kann.<br />
Diese Korrosionsgefahr wurde in<br />
der neuesten Entwicklung der Grünbeck<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung mit berücksichtigt.<br />
Die einmalig niedrige<br />
Chlordioxidansatzkonzentration von<br />
0,9 g/L sorgt für einen materialschonenden<br />
Betrieb. Außerdem werden<br />
Korrosionsangriffe des Desinfektionsmittels<br />
auf das anschließende<br />
Rohrleitungssystem auf ein absolutes<br />
Minimum reduziert. Eine integrierte<br />
Gasabsorptionseinheit neutralisiert<br />
gasförmiges Chlordioxid<br />
während des Erzeugungsprozesses.<br />
Bei der Ausführung MRX kontrolliert<br />
die im Mischmodul integrierte<br />
Chlordioxid-online-Messung permanent<br />
die volumenproportionale<br />
Dosierung. Um ökonomisch und<br />
ökologisch sparsam mit Trinkwasser<br />
umzugehen, wird das Messwasser<br />
anschließend als Verdünnungswasser<br />
verwendet. Im Vergleich zu<br />
Durchflussapparaturen (30 L/h) werden<br />
dadurch jährlich ca. 260 m 3<br />
Trinkwasser eingespart. Aufgrund<br />
der eingesetzten Konzentrationen<br />
der Verbrauchs chemikalien <strong>zur</strong><br />
Chlordioxiderzeugung können mit<br />
einer Gebinde einheit ca. 3800 m³<br />
Trinkwasser desinfiziert werden,<br />
wodurch die Betriebskosten niedrig<br />
bleiben. Zur weiteren Kostenreduzierung<br />
ist der Messsensor mit einer<br />
patentierten automatischen Reinigung<br />
ausgestattet. Durch diese zusätzliche<br />
technische Einrichtung ist<br />
keine aufwendige manuelle Reinigung<br />
bzw. häufige Nachkalibrierung<br />
notwendig.<br />
Kontakt:<br />
Grünbeck <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH,<br />
Josef-Grünbeck-Straße 1,<br />
D-89420 Höchstädt,<br />
Tel. (09074) 41-0, Fax (09074) 41-100,<br />
E-Mail: info@gruenbeck.de,<br />
www.gruenbeck.de
auf der IFAT | PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />
Lowara verstärkt die Präsenz in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
mit großen Spiralgehäuse- und<br />
Inline-Pumpen<br />
Auf der IFAT stellte Xylem die<br />
neuen, großen Spiralgehäuseund<br />
Inlinepumpen Lowara e-NSC<br />
vor. Diese Baureihe verstärkt das<br />
Angebot für Anwendungen in der<br />
kommunalen <strong>Wasser</strong>versorgung, der<br />
Industrie- und der gewerblichen<br />
Gebäudetechnik.<br />
Besonders auf die größtmögliche<br />
Energieeffizienz wurde bei der<br />
Entwicklung der neuen Baureihe<br />
durch einen der größten Pumpenhersteller<br />
weltweit Wert gelegt. Mit<br />
einem noch besseren Mindesteffizienzwert<br />
(MEI) als von ErP2015<br />
gefordert und dem Einsatz von<br />
IE3-Motoren bieten die neuen<br />
Lowara e-NSC von Xylem einen<br />
äußerst kostengünstigen und wirtschaftlichen<br />
Betrieb.<br />
Durch den Einbau eines Hydrovar-Drehzahlreglers<br />
von Xylem<br />
kann die Pumpendrehzahl um 50 %<br />
reduziert werden, das spart dem<br />
Betreiber bis zu 82,5 % Energie im<br />
Vergleich zu einer herkömmlichen<br />
Pumpe. Gerade in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
durch kleinere und mittlere<br />
Kommunen kann dies zu erheblichen<br />
Kosteneinsparungen führen,<br />
ohne jedoch die Anlagenleistung zu<br />
beeinträchtigen.<br />
Für die unterschiedlichsten Anforderungen<br />
ist die Spiralgehäusepumpe<br />
Lowara e-NSC in sechs verschiedenen<br />
Baugrößen von DN 100<br />
bis DN 300 erhältlich und bietet<br />
eine Fördermenge von 1800 [m³/h] .<br />
Der maximale Betriebsdruck liegt<br />
bei 16 bar bei einer Förderhöhe von<br />
120 m, die Temperatur des Fördermediums<br />
kann von –20 °C bis<br />
+140 °C betragen. Die erweitert<br />
Temperaturversion kann sogar bei<br />
<strong>Wasser</strong>temperaturen von –40 °C<br />
bis +180 °C problemlos arbeiten.<br />
Martin Roschkowski, Geschäftsführer<br />
von Xylem Deutschland,<br />
meint dazu: „Gerade Anlagen in<br />
der kommunalen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
verursachen pro Monat erhebliche<br />
Energiekosten. Werden bei diesen<br />
Anlagen energiesparende Pumpen<br />
wie unsere e-NSC-Baureihe eingesetzt,<br />
kann der Betreiber je nach<br />
Betriebszeit im Teillastbereich erhebliche<br />
Kosten einsparen“.<br />
Die neuen Spiralgehäusepumpen<br />
Lowara e-NSC bieten außerdem zahlreiche<br />
Innovationen einschließlich<br />
einer großen Auswahl an Gleitringdichtungen<br />
<strong>zur</strong> Vermeidung von<br />
Leckagen. Ebenso ist die neue Baureihe<br />
in verschiedenen Werkstoffen<br />
für die unterschiedlichsten Fördermedien<br />
erhältlich, in Grauguss<br />
bereits ab Mai, weitere Versionen<br />
wie Edelstahl und Duplex Edelstahl<br />
Lowara e-NSC. © Xylem Water Solutions Deutschland GmbH<br />
zu einem späteren Zeitpunkt. Sie<br />
eignet sich für die unterschiedlichsten<br />
Anwendungen einschließlich<br />
<strong>Wasser</strong>transport, Druckerhöhung,<br />
Kühlwasseraufbereitung in Kraftwerken,<br />
Heizkreisläufe und Kühlsysteme<br />
sowie Feuerlöschanlagen.<br />
Kontakt:<br />
Xylem Water Solutions Deutschland GmbH,<br />
Biebigheimer Straße 12,<br />
D-63762 Großostheim,<br />
Tel. (06026) 943-0,<br />
Fax (06026) 943-210,<br />
E-Mail: info.lowarade@xyleminc.com,<br />
www.lowara.de,<br />
www.xylemwatersolutions.com/de<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 4.indd 1 04.11.2013 13:42:48<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 791
| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
|<br />
auf der IFAT<br />
Trinkwasserschutz mit dem richtigen Material<br />
BEULCO ® –<br />
Green Label.<br />
© BEULCO<br />
<strong>Wasser</strong> – eine Thematik, die<br />
mehr und mehr in den Vordergrund<br />
rückt. Als wichtigstes Lebensmittel<br />
ist <strong>Wasser</strong> ein kostbarer<br />
Rohstoff, der jedoch immer knapper<br />
wird. Daher besteht die Notwendigkeit,<br />
ebendiesen Rohstoff besonders<br />
zu schützen. Das gilt insbesondere<br />
für Materialien und Werkstoffe,<br />
die mit Trinkwasser in Berührung<br />
kommen.<br />
Seit Jahrhunderten gilt Messing<br />
als bewährter Werkstoff für Trinkwasserinstallationen.<br />
Messing als<br />
Kupfer-Zink-Legierung enthält jedoch<br />
häufig Blei als Additiv, welches <strong>zur</strong><br />
besseren Verarbeitung beiträgt. Blei<br />
ist wie viele andere Schwermetalle<br />
ein Nervengift, welches besonders<br />
für Kinder und Säuglinge gefährlich<br />
ist. Die WHO hat daher bereits 1993<br />
das Ziel formuliert, den Grenzwert<br />
für Blei im Trinkwasser auf maximal<br />
10 µg/L zu begrenzen. Bereits 1998<br />
bei der Veröffentlichung der EG-<br />
Trinkwasserrichtlinie 98/83/EG wurde<br />
die Problematik der Abgabe bestimmter<br />
Legierungsbestandteile an<br />
das Trinkwasser berücksichtigt und<br />
der von der WHO geforderte Grenzwert<br />
für Blei im Trinkwasser auf<br />
10 µg/L festgelegt. Im Zuge einer<br />
Änderung der Trinkwasserrichtlinie<br />
ist der Installateur in Deutschland<br />
seit Dezember 2013 verpflichtet,<br />
Werkstoffe einzusetzen, die diese<br />
Vorgaben erfüllen. Da nun einige,<br />
bisher in der Trinkwasserinstallation<br />
eingesetzte Werkstoffe die Anforderungen<br />
nicht mehr erfüllen, müssen<br />
Alternativen gefunden werden. Die<br />
Notwendigkeit, auf einen gänzlich<br />
bleifreien Werkstoff <strong>zur</strong>ückzugreifen,<br />
besteht jedoch nicht, da lediglich<br />
die Bleiabgabe, nicht aber der Bleigehalt<br />
des Werkstoffes entscheidend<br />
für seine Eignung ist. Moderne und<br />
bleifreie Werkstoffe wie Cuphin besitzen<br />
aber zusätzliche technische<br />
und mechanische Vorteile und antimikrobielle<br />
Eigenschaften.<br />
Neben einem geringen Bleigehalt<br />
spielen eben auch noch andere<br />
wichtige Eigenschaften bei der Auswahl<br />
des richtigen Materials eine<br />
Rolle. Unter anderem ist eine ausreichend<br />
hohe Korrosionsbeständigkeit<br />
des eingesetzten Werkstoffes<br />
eine wesentliche Grundlage für ein<br />
qualitativ hochwertiges Produkt.<br />
Deshalb hat BEULCO sein Produktsortiment<br />
auf trinkwasserkonformes<br />
Material umgestellt. Unter anderem<br />
kommt daher, insbesondere bei<br />
Trinkwasserinstallationen, der Werkstoff<br />
CW724R (Cuphin) zum Einsatz.<br />
Das bleifreie Cuphin muss, im<br />
Gegensatz zu CW511L, nicht wegen<br />
der Gefahr der Spannungsrisskorrosion<br />
(SRK) und Entzinkung wärmebehandelt<br />
werden, denn gerade<br />
neue Messinglegierungen wie Cuphin<br />
weisen eine besonders hohe<br />
Festigkeit und Beständigkeit gegen<br />
SRK und Entzinkung auf. Durch die<br />
enorme Härte und Zugfestigkeit ist<br />
dieser Werkstoff somit bestens für<br />
den Einsatz in Trinkwasserinstallationen<br />
geeignet. Da der Trinkwasserschutz<br />
stetig an Bedeutung zunimmt,<br />
sind auch hygienische Parameter<br />
nicht außen vorzulassen.<br />
Durch den hohen Kupferanteil von<br />
über 75 % ist Cuphin besonders<br />
hygienisch geeignet.<br />
Aber ist Cuphin aufgrund seiner<br />
Zusammensetzung und den Vorteilen<br />
gegenüber CW511L als Werkstoff<br />
nicht wirtschaftlich nachteilig?<br />
Nein, denn bei der Verwendung von<br />
CW511L sind durch erhöhten Verschleiß<br />
die Standzeiten der Werkzeuge<br />
geringer, was zunehmende<br />
Bearbeitungszeiten <strong>zur</strong> Folge hat.<br />
Auch die aufwendige Wärmebehandlung<br />
fällt ins Gewicht. Dadurch<br />
erübrigt sich der Materialkostenvorteil<br />
von CW511L durch die höheren<br />
Bearbeitungskosten. Somit ist CW724R<br />
die günstigere und sichere Variante.<br />
BEULCO ® – Drehteile. © BEULCO<br />
Kontakt:<br />
BEULCO GmbH & Co. KG,<br />
Postfach 120,<br />
D-57425 Attendorn<br />
Tel. (02722) 695-0,<br />
Fax (02722) 695-5240,<br />
E-Mail: info@beulco.de,<br />
www.beulco.de<br />
Juni 2014<br />
792 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
auf der IFAT | PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />
Geopress K: Presssystem aus Kunststoff für<br />
erdverlegte Rohrleitungen<br />
Systeme für die Trinkwasser- und Gasversorgung müssen maximale Sicherheit bieten. Der Verbindung erdverlegter<br />
Rohrleitungen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Mit den von Viega entwickelten Verbindern<br />
aus Rotguss lassen sich PE-Rohre in wenigen Sekunden verpressen. Das neue Geopress K-System kombiniert<br />
jetzt die Vorteile dieser wirtschaftlichen Technik mit der Sicherheit hochfester Kunststoffverbinder. Die neuen<br />
„Geopress K“-Verbinder haben keine Dichtelemente. Sie sind so konstruiert, dass sie innen abdichten.<br />
Dadurch kann die Presstechnik auch bei PE-Rohren mit beschädigter Oberfläche eingesetzt werden. Das zeitaufwendige<br />
Vorbehandeln verkratzter PE-Rohre entfällt.<br />
Vor rund zehn Jahren hat Viega<br />
die Pressverbindungstechnik<br />
auch für den Rohrgraben entwickelt:<br />
Statt PE-Rohrverbindungen von Hausanschlussleitungen<br />
zeitaufwendig<br />
zu verschweißen, können sie mit<br />
„Geopress“ witterungsunabhängig<br />
verpresst werden – ohne Rücksicht<br />
auf Kälte, Nässe oder Abkühlzeiten.<br />
„Geopress K“ ist die konsequente<br />
Weiterentwicklung dieses bewährten<br />
Programms. Viega hat das bekannte<br />
System aus Rotguss um<br />
neue Pressverbinder aus einem<br />
hochfesten Kunststoff ergänzt.<br />
Kein Problem mit Kratzern<br />
Neben den bekannten Systemvorteilen<br />
wie witterungsunabhängiger<br />
Verarbeitung, direkter Belastbarkeit<br />
nach dem Verpressen und SC-<br />
Contur für Zwangsundichtheit im<br />
unverpressten Zustand zeichnen sich<br />
die neuen Verbinder vor allem durch<br />
die Innenabdichtung aus. Damit lassen<br />
sich auch Rohre mit beschädigter<br />
Oberfläche ohne Vorbereitung<br />
verarbeiten. Bisher mussten die<br />
Kratzer oder Riefen solcher Rohre<br />
sorgfältig entfernt werden, um eine<br />
zuverlässig dichte Verbindung sicherzustellen.<br />
Dank der innenliegenden<br />
Dichtfläche lassen sich jetzt Rohre<br />
mit Beschädigungen bis zu 10 % der<br />
Rohrwandstärke verpressen.<br />
Das neue Viega-System spart<br />
aber nicht nur Zeit, sondern überzeugt<br />
auch durch ein deutliches<br />
Plus an Sicherheit: Während bei<br />
anderen Systemen vor der Verarbeitung<br />
auf den einwandfreien Sitz<br />
und Zustand des Dichtelements<br />
geachtet werden muss, können bei<br />
„Geopress K“ Rohr und Verbinder<br />
nach dem Ablängen direkt ineinander<br />
gesteckt und verpresst werden.<br />
Ein spezieller Klemmring im Verbinder<br />
sorgt nach der Verpressung<br />
für einen so längskraftschlüssigen<br />
Sitz, dass die Rohrverbindung selbst<br />
massive Zugbelastungen unbeschadet<br />
übersteht.<br />
Sicherheit durch Sichtfenster<br />
Voraussetzung für eine fachgerechte<br />
Rohrverbindung mit dem System<br />
„Geopress K“ ist, wie bei allen Verbindungen,<br />
die korrekte Einstecktiefe<br />
des Rohres. Um das auf einen<br />
Blick kontrollieren zu können, haben<br />
die Viega-Verbinder entsprechende<br />
Sichtfenster: Stimmt die Einstecktiefe,<br />
ist das Rohrende deutlich zu sehen<br />
– es kann direkt verpresst werden.<br />
Genauso praxisgerecht ist die<br />
Prüfung der ordnungsgemäßen<br />
Verpressung: Die „Geopress K“-<br />
Verbinder verfügen über einen signal-grünen<br />
Klemmring, der nach<br />
Verpressung sichtbar wird und die<br />
erfolgte Verpressung deutlich und<br />
dauerhaft anzeigt.<br />
Wurde versehentlich eine Verbindung<br />
nicht verpresst, tritt über<br />
die Viega-typische SC-Contur an<br />
dem Verbinder schon bei der Dichtheitsprüfung<br />
der Leitung deutlich<br />
sichtbar <strong>Wasser</strong> aus. Bei Gas macht<br />
sich die Undichtheit durch einen<br />
spürbaren Druckabfall bemerkbar.<br />
Die Verbindung kann also noch früh<br />
genug fachgerecht verpresst werden,<br />
sodass es nicht zu Schäden<br />
nach der Inbetriebnahme kommt.<br />
Einfache Verpressung<br />
Verpresst werden die Kunststoff-<br />
Verbinder mit den üblichen Viega-<br />
Presswerkzeugen, beispielsweise der<br />
„Viega Pressgun 5“. Mit nur 3,2 Kilogramm<br />
Gewicht ist dieses Press-<br />
▶ ▶<br />
Die neuen „Geopress K“-Verbinder aus hochfestem<br />
Kunststoff lassen sich sekundenschnell und bei jeder<br />
Witterung verpressen. Sie dichten innen ab. Kratzer<br />
oder Riefen auf der Rohroberfläche müssen nicht<br />
mehr vorbehandelt werden. Alle Abbildungen: © Viega<br />
Mit einem kompletten Programm an Verbindern und<br />
Übergangsstücken, aber auch Bögen, T-Stücken und<br />
Gas-Strömungswächtern führt Viega das wirtschaftliche<br />
und sichere System „Geopress K“ in den Markt ein.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 793
| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
|<br />
auf der IFAT<br />
Über die Sichtfenster der „Geopress K“-Verbinder kann auch bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen auf einen Blick die Einstecktiefe des Rohres<br />
geprüft werden (li.). Genauso eindeutig signalisiert der grüne Ring am<br />
Übergang zum Rohr (re.) den korrekten Abschluss der Verpressung.<br />
Die innen abdichtende Kontur der Geopress<br />
K-Verbinder macht ein Dichtelement überflüssig.<br />
Durch die „SC-Contur“, die Zwangsundichtheit im<br />
unverpressten Zustand, bieten auch die neuen<br />
„Geopress K“-Verbinder ein zusätzliches Plus an<br />
Verarbeitungssicherheit: An versehentlich unverpressten<br />
Verbindern tritt schon bei der Dichtheitsprüfung<br />
deutlich sichtbar <strong>Wasser</strong> aus.<br />
Das System „Geopress K“ steht für die besonders<br />
schnelle und wirtschaftliche Installation von erdverlegten<br />
Rohrleitungen für die Gas- und <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
werkzeug im Akku-Betrieb besonders<br />
handlich, sodass im Rohrgraben<br />
selbst Arbeiten unter beengten Platzverhältnissen<br />
mühelos möglich sind.<br />
Zur einfachen Installation tragen<br />
außerdem die abgestimmten Pressringe<br />
für die „Geopress K“-Verbinder<br />
bei: Mit einem Handgriff werden<br />
sie um die Verbinder gelegt und<br />
die Gelenkzugbacke des Presswerkzeugs<br />
angesetzt. Die Verpressung<br />
kann dann in fast jedem Winkel 360°<br />
axial um das Rohr erfolgen.<br />
Vielseitig einsetzbar<br />
„Geopress K“ steht den Verarbeitern<br />
als DVGW-zertifiziertes Komplettsystem<br />
für Gas- und <strong>Wasser</strong>anwendungen<br />
in den Dimensionen d25<br />
bis d63 <strong>zur</strong> Verfügung. Neben Kupplungen<br />
und Bögen gehören dazu<br />
beispielsweise T-Stücke, Reparaturund<br />
Reduzierkupplungen, Anschlussbögen<br />
sowie Übergangsbögen und<br />
Übergangsstücke mit Gewinde.<br />
Ganz bewusst sind auch bei den<br />
Kunststoff-Verbindern die Gewinde<br />
und Übergangsstücke weiterhin aus<br />
Metall. Das gewährleistet bei robuster<br />
Handhabung die notwendige<br />
Festigkeit der Schraubverbindung.<br />
Sowohl die metallenen Werkstoffe<br />
als auch die Kunststoffe, aus<br />
denen Viega die „Geopress K“-<br />
Komponenten herstellt, entsprechen<br />
den Anforderungen des Umweltbundesamtes<br />
und sind somit hygienisch<br />
einwandfrei.<br />
Für Gas und <strong>Wasser</strong><br />
Die „Geopress K“-Verbinder können<br />
in Kombination mit PE-80-, PE-100-,<br />
PE-RC- und PE-X-Rohren für Trinkwasser-<br />
und Gasanwendungen eingesetzt<br />
werden. Für Gas-Installationen<br />
stehen dabei auch abgestimmte<br />
Gasströmungswächter <strong>zur</strong><br />
Verfügung. Geprüft ist das System<br />
gemäß GW 335-B3 und G 5600-1.<br />
Für ein zusätzliches Plus an Sicherheit<br />
sorgt bei den „Geopress K“-<br />
Verbindern der serienmäßig aufgebrachte<br />
Traceability-Code nach<br />
ISO 12176-4. Hinter diesem Barcode<br />
verbergen sich Informationen unter<br />
anderem zum Hersteller, <strong>zur</strong> Nennweite,<br />
zum Werkstoff und <strong>zur</strong> Charge.<br />
Per Handscanner können also<br />
alle wesentlichen Informationen<br />
direkt in die Planungsprogramme<br />
eingelesen werden. So ist jederzeit<br />
die Rückverfolgung der Bauteile<br />
möglich.<br />
Anbohrarmaturen passen<br />
Zur schnellen und sicheren Anbindung<br />
von „Geopress K“-Hausanschlüssen<br />
an die Hauptleitungen<br />
hat Viega ein passendes Anschlussstück<br />
für die Anbohrarmaturen des<br />
Herstellers entwickelt. Es wird mit<br />
einem Griff in die Armatur eingesetzt<br />
und gewindelos sicher befestigt.<br />
Der Verbinder ist aus Kunststoff,<br />
der Übergang aus Metall.<br />
Kontakt:<br />
Viega GmbH & Co. KG,<br />
Postfach 430/440,<br />
D-57428 Attendorn,<br />
Tel. (02722) 61-0,<br />
Fax (02722) 61-1415,<br />
E-Mail: info@viega.de,<br />
www.viega.de<br />
Juni 2014<br />
794 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
auf der IFAT | PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />
Neuer Kunststoffschacht PKS-D 1500 – leicht,<br />
korrosionsfest und schnell zu installieren<br />
<strong>Abwasser</strong>schächte dienen dem<br />
Sammeln und Weitertransport<br />
von <strong>Abwasser</strong>medien. Die aggressiven<br />
Randbedingungen erfordern<br />
besondere Anforderungen an<br />
Material und Ausführung. Mit dem<br />
neuen Kunststoffschacht PKS-D<br />
1500 bietet Pentair Jung Pumpen<br />
die Basis für langlebige und zuverlässige<br />
Pumpstationen, die vornehmlich<br />
im industriellen und kommunalen<br />
Bereich Einsatz finden.<br />
Der Schacht besteht aus einem<br />
monolithischen Unterteil, welches<br />
komplett vorgefertigt auf die<br />
Baustelle geliefert wird. Es sind<br />
keine Betonfundamente unter dem<br />
Schachtkörper mehr erforderlich.<br />
Der Schacht selbst verfügt über<br />
einen doppelten Boden, der nach<br />
dem Setzen des Schachtes über den<br />
vorhandenen Einfüllstutzen mit<br />
Beton gefüllt wird. Die Installation<br />
gestaltet sich damit auch bei<br />
schwierigen Bodenverhältnissen sehr<br />
einfach. Das geringe Gewicht ermöglicht<br />
darüber hinaus einen sehr<br />
unkomplizierten Transport. Mit der<br />
Belastungsklasse D 400 (bis 40 t) ist<br />
der Schacht für alle Arten von<br />
Straßenfahrzeugen zugelassen.<br />
Der Schacht hat einen Durchmesser<br />
von 1,5 m und lässt sich<br />
dank einer fest installierten Leiter<br />
bequem begehen. Eine eingeschweißte<br />
Berme sorgt dafür, dass<br />
Feststoffe, die in den Schacht gelangen,<br />
ablagerungsfrei den installierten<br />
<strong>Abwasser</strong>pumpen zugeführt<br />
werden. Das Schachtinnere ist mit<br />
hochwertigen Gleitrohrsystemen aus<br />
Edelstahl ausgerüstet, die für eine<br />
Doppelpumpenanlage konzipiert<br />
sind. Somit lassen sich Instandsetzungs-,<br />
Wartungs- oder Instal lationsarbeiten<br />
leicht von außen<br />
durchführen. Die Standardlänge des<br />
Baukörpers beträgt 2,8 m, kann<br />
aber kundenspezifisch angepasst<br />
werden. Da der komplette Schacht<br />
bei Jung Pumpen in Steinhagen<br />
gefertigt wird, können Kundenwünsche<br />
schnell umgesetzt werden.<br />
Eine rechteckige Betonplatte, in<br />
der eine handelsübliche Abdeckung<br />
(∅ 800 mm) sitzt, bildet den oberen<br />
Abschluss des Schachtes.<br />
PKS-D 1500 kurz nach der Fertigstellung<br />
im Kunststoffwerk Steinhagen.<br />
Die Betonabdeckung gehört<br />
mit zum Lieferumfang. Alle Abbildungen:<br />
© Jung Pumpen, Steinhagen<br />
Kontakt:<br />
JUNG PUMPEN GmbH,<br />
Industriestraße 4-6, D- 33803 Steinhagen,<br />
Tel. (05204) 17-0, Fax (05204) 80368,<br />
E-Mail: info@jung-pumpen.de,<br />
www.jung-pumpen.de<br />
Einfüllstutzen für den Flüssigbeton. Weitere<br />
Fundamentarbeiten sind nicht notwendig.<br />
Blick in das Innere. Hochwertige Einbauten sichern<br />
eine zuverlässige Funktion der Pumpstation.<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 795
| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
|<br />
auf der IFAT<br />
Technologie für die biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
Um die Effizienz ihrer <strong>Abwasser</strong>belebungsbecken zu verbessern und die Betriebskosten zu optimieren hat sich<br />
die Firma Waste Recycling S. p.A. in Italien für Gebläseaggregate der Baureihe ROBOX evolution von Robuschi<br />
entschieden.<br />
Umweltservice von<br />
WASTE RECYCLING S.p.A.<br />
Die Waste Recycling-Gruppe wurde<br />
in Castelfranco di Sotto, in der Provinz<br />
Pisa, gegründet und arbeitet<br />
seit mehr als 20 Jahren mit ihren Betrieben<br />
im Bereich der Entsorgung<br />
und Verwertung von Industrieabfällen.<br />
Dank der in diesem Bereich<br />
gesammelten Erfahrung, dem<br />
hochqualifizierten Personal sowie<br />
den hochmodernen Anlagen und<br />
Ausrüstungen, über die das Unternehmen<br />
verfügt – darunter ein modernes<br />
und perfekt ausgestattetes<br />
Labor für chemische Analysen und<br />
Forschungen mit der Unterstützung<br />
von Fachhochschulen und technischen<br />
Fachschulen –, ist Waste Recycling<br />
in der Lage, die besten Lösungen<br />
für die fachgerechte Entsorgung<br />
aller Arten von Rückständen<br />
anzubieten, die bei den unterschiedlichsten<br />
Prozessen anfallen können.<br />
Zuverlässigkeit, Seriosität und ein<br />
fairer Preis für die Entsorgung haben<br />
Die innovativen, ölfreien Niederdruck-Schraubenkompressoren<br />
der Baureihe ROBOX screw ermöglichen<br />
eine Energieeinsparung von bis zu 30 % im<br />
Vergleich zu den herkömmlichen Drehkolbenverdichtern.<br />
© DIVISIONE ROBUSCHI<br />
das Unternehmen zu einem konkurrenzfähigen<br />
und soliden Anbieter in<br />
ganz Italien gemacht.<br />
Der Anwendungsfall<br />
Die Anlagen auf dem Gelände von<br />
Waste Recycling verfügen über einen<br />
Bereich für die herkömmliche<br />
biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung,<br />
u. a. mit zwei <strong>Abwasser</strong>belebungsbecken.<br />
Nach mehreren Jahren des<br />
Stillstands wurde dieser Teil der Aufbereitungsanlage<br />
jetzt wieder in Betrieb<br />
genommen. Die ursprüngliche<br />
Anlage verfügte über sechs Verdichter<br />
mit Zentrifugaltechnik, die jedoch<br />
wenig geeignet für die Anforderungen<br />
eines modernen Betriebs<br />
waren.<br />
Roberto Boschi, verantwortlich<br />
für die <strong>Abwasser</strong>reinigung bei Waste<br />
Recycling S.p.A. erläutert das Projekt:<br />
„Die Maschinen, über die wir<br />
früher verfügten, lieferten gute Leistungen,<br />
entsprachen aber nicht voll<br />
und ganz unseren Ansprüchen. Sie<br />
waren nicht modulierbar, übermäßig<br />
empfindlich und hatten hohe<br />
Wartungskosten. Aus diesem Grund<br />
haben wir im März 2013 beschlossen,<br />
sechs neue Gebläseaggregate<br />
vom Typ ROBOX evolution (ES 106)<br />
mit Schallhaube und Frequenzumrichter<br />
zu installieren. Diese Lösung<br />
hat sich als optimal erwiesen, denn<br />
das System ist besonders flexibel<br />
was die Menge der eingesetzten<br />
Luft betrifft. Durch die Anpassung<br />
der Fördermengen an die ideale<br />
Sauerstoffanreicherung der Anlage,<br />
konnten wir die Energiekosten optimieren<br />
und Energieverschwendung<br />
vermeiden: Wir haben die Möglichkeit,<br />
die Fördermenge vom Minimalwert<br />
bis zu einem Maximum bei<br />
54 Hz zu variieren. Die Zusammenarbeit<br />
mit Robuschi hat es uns ermöglicht,<br />
auch den im Kompressorenraum<br />
<strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />
Platz optimal zu nutzen, es wurde<br />
ein funktionelles Layout entwickelt<br />
und die Maschinen wurden mit einer<br />
Schalldämmung ausgestattet.<br />
Die vielversprechenden Ergebnisse<br />
hinsichtlich der Energieeinsparung,<br />
zusammen mit sehr einfachem<br />
Betrieb und Wartung dieser Maschinen,<br />
sowie das sehr niedrige<br />
Betriebsgeräusch der Anlage haben<br />
uns dazu veranlasst, Robuschi auch<br />
für unsere biologische Anlage mit<br />
MBR-Membranen zu wählen. Dort<br />
wurden im Juli dieses Jahres zwei<br />
Kompressoren aus dem Hause Robuschi<br />
für die Sauerstoffanreicherung<br />
der Abwässer und zwei Kompressoren,<br />
ebenfalls von Robuschi,<br />
für die Luftreinigung der Membranen<br />
installiert, damit diese nicht<br />
verstopfen“.<br />
Einer der vorrangigen Aspekte<br />
der neuen Konzeption war eine realisierbare<br />
Energieeinsparung –<br />
schließlich wirkt sich die Energieeffizienz<br />
der Anlage auf die Betriebskosten<br />
des Unternehmens aus. So<br />
lässt sich ein marktgerechter Preis<br />
für die Entsorgung beibehalten,<br />
wodurch eine starke Marktpräsenz<br />
gesichert werden kann. Weitere<br />
wichtige Punkte: Die Anlage sollte<br />
möglichst flexibel zu betreiben sein<br />
sowie einfach und kostengünstig zu<br />
warten.<br />
Kontakt:<br />
Divisione ROBUSCHI – GARDNER DENVER S.r.l.,<br />
I-43122 Parma (Italien),<br />
Via S. Leonardo, 71/A,<br />
Tel. +39 0521 27 49 11,<br />
www.robuschi.com,<br />
www.robuschi.de<br />
Juni 2014<br />
796 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
auf der IFAT | PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />
Belüftung und Entgasung von Trinkwasser:<br />
Die neue Generation COPLATOR®<br />
Der COPLATOR® ist ein kompaktes<br />
System <strong>zur</strong> Belüftung sowie<br />
Entgasung von Trinkwasser. Die<br />
neue Generation dieses einfachen<br />
und hochwirksamen Profilbahnenbelüfters<br />
ist mit PET-Bahnen ausgestattet.<br />
Er kann problemlos in bestehende<br />
Gebäude eingebaut werden.<br />
Bei dem System handelt es sich um<br />
ein international vielfach bewährtes<br />
Verfahren, das in Deutschland entwickelt<br />
wurde. Umfassende Betriebserfahrungen<br />
belegen den geringen<br />
Wartungsaufwand.<br />
Für die meisten <strong>Wasser</strong>werke,<br />
die auf Grundwasser <strong>zur</strong>ückgreifen,<br />
ist die Belüftung des Trinkwassers<br />
<strong>zur</strong> Sauerstoffanreicherung oder<br />
<strong>zur</strong> Kohlendioxid-Austreibung ein<br />
Die neue Coplator- Generation<br />
im Modell, erstmals präsentiert<br />
auf der IFAT.<br />
zentraler Verfahrensschritt in der<br />
Trinkwasserbehandlung. Sauerstoffanreicherung<br />
und die Reduzierung<br />
des Kohlendioxids sind wesentliche<br />
Voraussetzungen für weitere Behandlungsschritte<br />
wie die Entfernung<br />
von Eisen und Mangan. Der<br />
Profilbahnenbelüfter wird nicht nur<br />
zum Sauerstoff-Eintrag und <strong>zur</strong><br />
Oxidation von Eisen und Mangan<br />
verwendet, sondern auch <strong>zur</strong> Entsäuerung<br />
bzw. Kohlendioxidentfernung,<br />
<strong>zur</strong> Entfernung von Chlorkohlenwasserstoff,<br />
von Methan oder<br />
Geruchsstoffen<br />
Bau- und Funktionsweise<br />
Der Coplator ist ein aus Edelstahl<br />
oder Kunststoff gefertigter Turm.<br />
Wichtigste Bauelemente sind die in<br />
einer Belüftungskammer hängenden,<br />
für den Einsatz im Trinkwasser<br />
zugelassenen, profilierten PET-Bahnen.<br />
Oberhalb der Belüftungskammer<br />
wird das zu belüftende <strong>Wasser</strong><br />
durch ein Lochblech gleichmäßig<br />
über die Bahnen verteilt. Das <strong>Wasser</strong><br />
durchfließt das PET-Bahnen Paket von<br />
oben nach unten und reißt dabei<br />
aufgrund der Injektor-Wirkung Luft<br />
mit. Zwischen den in Strömungsrichtung<br />
des <strong>Wasser</strong>s wellenförmig<br />
profilierten PET-Bahnen findet bei<br />
starker Durchmischung von Luft<br />
und <strong>Wasser</strong> ein intensiver Stoffaustausch<br />
statt. In einem Auffangbecken<br />
unterhalb der PET-Bahnen<br />
erfolgt die selbsttätige Trennung der<br />
Luft und anderer gasförmiger Inhaltsstoff<br />
vom <strong>Wasser</strong>. Das <strong>Wasser</strong><br />
ist dann in der Regel sauerstoffgesättigt.<br />
Europaweit sind 63 Coplator-Anlagen<br />
erfolgreich in Betrieb.<br />
Aufbau eines<br />
Coplator-<br />
Systems.<br />
Reihe an Coplator-Systemen in einem deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>werk.<br />
Kontakt:<br />
Krüger WABAG<br />
VWS Deutschland GmbH,<br />
Veolia Water Technologies,<br />
Stefan Jakubik, Leiter Marketing,<br />
Lückenweg 5, D-29227 Celle,<br />
Tel. (05141) 803-174, Fax (05141) 803-8174,<br />
E-Mail: stefan.jakubik@veolia.com,<br />
www.krueger-wabag.de<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 797
| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
|<br />
Zuverlässige Daten <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>qualität: die neue<br />
Hydrolab HL4<br />
Die<br />
neue Multipara<br />
metersonde<br />
Hydrolab HL4 liefert neben<br />
Daten <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>qualität auch<br />
informative Metadaten, die z. B. über<br />
den Status von Sonde und Sensoren<br />
Auskunft geben und beschreiben wann, an<br />
welchem Ort und durch wen gemessen wurde.<br />
Robuste, korrosionsbeständige<br />
Steckverbinder<br />
und das stabile, abriebfest<br />
beschichtete Gerätekabel machen<br />
die Sonde feldtauglich.<br />
Für die Spotmessung vor Ort bietet das feldtaugliche<br />
Bediengerät Surveyor HL viel Bedienkomfort.<br />
Die neue Multiparametersonde<br />
Hydrolab HL4 von OTT Hydromet<br />
liefert Daten, auf die man sich<br />
verlassen kann. Die robuste und<br />
vielseitige Sonde erfasst die <strong>Wasser</strong>qualität<br />
in Oberflächengewässern,<br />
im Grundwasser und im küstennahen<br />
Salz- und Brackwasserbereich.<br />
Sie eignet sich sowohl für Spotmessungen<br />
als auch für den Dauereinsatz<br />
und ist in Tiefen bis zu 200 m<br />
einsetzbar.<br />
„Bevor wir das Gerät entwickelt<br />
haben, wollten wir wissen, was Anwender<br />
für die Messung im Feld<br />
wirklich brauchen. Wir haben ihre<br />
Wünsche umgesetzt und sind heute<br />
davon überzeugt, dass die HL4 im<br />
praktischen Einsatz einen echten<br />
Mehrwehrt bietet. Sie ist unverwüstlich<br />
und leicht zu bedienen.<br />
Darüber hinaus liefert sie nicht nur<br />
genaue Messdaten, sie kommuniziert<br />
auch mit dem Anwender und<br />
sorgt dafür, dass er sich stets seiner<br />
Sache sicher sein kann“, sagt Erik<br />
Host-Steen, Produktmanager bei<br />
OTT Hydromet.<br />
Wer mit der Sonde arbeitet,<br />
muss sich vor allem darauf verlassen<br />
können, dass sie funktioniert. Dafür<br />
bietet die Hydrolab Bediensoftware<br />
praktische Funktionen. Bei jedem<br />
Einschalten informiert sie über den<br />
Status des Geräts, zeigt mögliche<br />
Probleme auf und bietet Hilfe zu<br />
ihrer Lösung. Beim Messen werden<br />
sogenannte Metadaten protokolliert,<br />
die Aufschluss über Messdetails<br />
und den Status von Sonde<br />
und Sensorik geben. Das ist besonders<br />
hilfreich, um die Gültigkeit von<br />
ungewöhnlichen Werten zu überprüfen<br />
und sicher zu sein, dass nur<br />
valide Daten in eine Auswertung<br />
einfließen.<br />
Jede Sonde ist mit einem werkskalibrierten<br />
Temperatursensor ausgestattet,<br />
optional ist auch ein<br />
Tiefensensor integriert. Vier Universalanschlüsse<br />
bieten Platz für<br />
weitere Sensoren. Auch beim Kalibrieren<br />
der Sensoren leistet die<br />
Bediensoftware praktische Dienste.<br />
Der Anwender kann sensorspezifische<br />
Kalibrierintervalle definieren<br />
und wird rechtzeitig erinnert, wenn<br />
eine Kalibrierung ansteht. Geführte,<br />
halbautomatische Routinen leiten<br />
durch den Prozess und oftmals genügen<br />
vereinfachte Kalibrierchecks,<br />
die den Vorgang abkürzen. Das hilft,<br />
Fehler zu vermeiden und reduziert<br />
den Zeitbedarf. Alle Ergebnisse werden<br />
gespeichert und sind jederzeit<br />
abrufbar.<br />
Das speziell abgedichtete Gehäuse,<br />
der korrosionsbeständige<br />
Steckverbinder und das stabile, abriebfest<br />
beschichtete Gerätekabel<br />
machen die Sonde feldtauglich.<br />
Ein vier Gigabyte großer interner<br />
Datenspeicher sammelt im Langzeiteinsatz<br />
die Messwerte. Für Spotmessungen<br />
steht mit dem Surveyor<br />
HL ein handliches Bediengerät mit<br />
Outdoor-Funktionalität bereit. Das<br />
Gerät ist staub- und wasserdicht<br />
(IP67), gummierte Oberflächen sorgen<br />
für einen sicheren Griff und das<br />
große Farbdisplay ist auch bei Sonnenlicht<br />
gut ablesbar. Struktur und<br />
Funktionen der integrierten Software<br />
sind angelehnt an die Hydrolab<br />
Bediensoftware, sodass man<br />
sich sofort <strong>zur</strong>echtfindet. Und selbst<br />
der Zugriff auf Statusinformationen<br />
und Metadaten funktioniert, damit<br />
sich der Anwender auch im Feld<br />
seiner Sache sicher sein kann.<br />
Kontakt:<br />
OTT Hydromet GmbH,<br />
Ludwigstraße 16,<br />
D-87437 Kempten,<br />
Tel. (0831)5617-0,<br />
Fax (0831) 5617-209,<br />
E-Mail: info@ott.com,<br />
www.ott.com<br />
Juni 2014<br />
798 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Impressum<br />
INFORMATION<br />
Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />
(figawa),<br />
der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V.<br />
der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW),<br />
des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich,<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />
der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />
Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />
Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />
Thyssengas GmbH, Dortmund<br />
Prof. Dr. Thomas Kolb, EBI, Karlsruhe<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Prof. Dr. Joachim MüllerKirchenbauer, TU Clausthal,<br />
Clausthal-Zellerfeld<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Michael Riechel, Thüga AG, München<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />
Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />
Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Redaktionsleitung, Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />
Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />
Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />
Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. JanUlrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />
beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />
München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />
Abfall technik, Neubiberg<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />
Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />
Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />
Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />
RA Beate Kramer, Becker Büttner Held, Rechtsanwälte<br />
Wirtschaftsprüfer Steuerberater, Berlin<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />
Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />
Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />
Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH,<br />
Dahlwitz-Hoppegarten<br />
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />
Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Rohrleitungsbau an<br />
der Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />
80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />
Spartenleitung: Dipl.-Ing. Christine Ziegler<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Spoerel, im Verlag, Tel. +49 89 203 53 66-22,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawzcyk, im Verlag, Tel. +49 89 203 53 66-12,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 64.<br />
Satz und Layout:<br />
Jenny Kolbe, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Herstellung:<br />
Dipl.-Ing. Annika Böning, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />
(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Print: 360,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
ePaper: 360,– €<br />
Einzelheft Print: 39,– €<br />
Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />
Einzelheft ePaper: 39,– €<br />
Abo plus (Print und ePaper): 468,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
ePaper für € 70,–, Heft für € 175,– zzgl. Versand<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 492, leserservice@di-verlag.de<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />
der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
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DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
Juni 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 799
INFORMATION<br />
Termine<br />
##<br />
Qualität und Innovation: zwei Bausteine im modernen Kanalbau – elfte DWA-Kanalbautage<br />
21.06.2014, Braunschweig<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Renate Teichmann, Theodor-Heuss-Alle 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-118, E-Mail: teichmann@dwa.de, http://de.dwa.de/kanalbautage.html<br />
##<br />
5. Deutscher Tag der Grundstücksentwässerung – mit Fachausstellung<br />
25.06.2014, Köln<br />
Technische Akademie Hannover e. V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 39433-30, Fax (0511) 39433-40,<br />
E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />
##<br />
Gemeindekurs „Gewässerpflege in der Gemeinde“ – Praxiskurs<br />
25.06.2014, Dübendorf ZH<br />
Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, CH-8024 Zürich, Tel. 044 267 44 11,<br />
http://www.pusch.ch<br />
##<br />
Gemeindekurs „Gewässerpflege in der Gemeinde“ – Planungskurs<br />
26.06.2014, Dübendorf ZH<br />
Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, CH-8024 Zürich, Tel. 044 267 44 11,<br />
http://www.pusch.ch<br />
##<br />
Praxisnah und projektbezogen – DWA-Regenwassertage vermitteln aktuelle Entwicklungen<br />
01.–02.07.2014, Dresden<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Sarah Heimann, Theodor-Heuss-Alle 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-192, E-Mail: heimann@dwa.de, www.dwa.de<br />
##<br />
Außerordentliche DVGW-Mitgliederversammlung<br />
02.07.2014, Bonn<br />
DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., E-Mail: asarow@dvgw.de, www.dvgw.de<br />
##<br />
Kanalwärteraufbaukurs – Inspektion, Schadensanalyse und Sanierung von Kanalnetzen nach DWA e. V.<br />
22.–24.09.2014, Magdeburg<br />
Technologie- und Berufsbildungszentrum Magdeburg gGmbH, Elbstraße 2, 39104 Magdeburg,<br />
Tel. (0391) 4063-0, Fax (0391) 4063-151, E-Mail: info@md.tbz.de.de, www.tbzmagdeburg.de<br />
##<br />
Grundwasserabsenkung im Bauwesen<br />
25.09.2014, Dresden<br />
Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />
E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />
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wat – <strong>Wasser</strong>fachliche Aussprachetagung<br />
29.–30.09.2014, Karlsruhe<br />
DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., Ludmilla Asarow, Josef-Wirmer-Straße 1-3, 53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9188-601, Fax (0228) 9188-997, www.wat-dvgw.de<br />
##<br />
Gesunde Lebensräume – erhalten und gestalten – DWA-Bundestagung mit 67. Mitgliederversammlung<br />
29.–30.09.2014, Baden-Baden<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Barbara Sundermeyer-Kirstein,<br />
Theodor-Heuss-Alle 17, 53773 Hennef, Tel. (02242) 872-181, E-Mail: sundermeyer-kirstein@dwa.de, www.dwa.de<br />
##<br />
Messtechnik in Grund- und Oberflächenwasser<br />
16.10.2014, Dresden<br />
Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />
E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />
# # Probenahme Trinkwasser nach TrinkwV 2011<br />
28.11.2014, Dresden<br />
Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />
E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />
Juni 2014<br />
800 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Einkaufsberater<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />
Ansprechpartnerin für den<br />
Eintrag Ihres Unternehmens<br />
Inge Spoerel<br />
Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />
Telefax: 0 89/203 53 66-99<br />
E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />
spoerel@di-verlag.de<br />
Die technisch-wissenschaftliche<br />
Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung
2014<br />
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Armaturen<br />
Absperrarmaturen<br />
Be- und Entlüftungsrohre<br />
Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie
2014<br />
Brunnenservice<br />
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Korrosionsschutz<br />
Aktiver Korrosionsschutz<br />
Passiver Korrosionsschutz<br />
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<strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>
2014<br />
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Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung<br />
Rohrleitungen<br />
Kunststoffschweißtechnik<br />
Schachtabdeckungen
2014<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
Chemische <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Einkaufsberater<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />
Rohrdurchführungen<br />
Sonderbauwerke<br />
Öffentliche Ausschreibungen
Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />
Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />
Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />
• Beratung<br />
• Planung<br />
• Bauüberwachung<br />
• Betreuung<br />
• Projektmanagement<br />
Ing. Büro CJD Ihr Partner für <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />
Denecken Heide 9 Prozesstechnik<br />
30900 Wedemark Beratung / Planung / Bauüberwachung /<br />
www.ibcjd.de Projektleitung<br />
+49 5130 6078 0 Prozessleitsysteme<br />
<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />
UNGER ingenieure l Julius-Reiber-Str. 19 l 64293 Darmstadt<br />
www.unger-ingenieure.de<br />
Beratende Ingenieure für:<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Aufbereitung<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung<br />
Telefon<br />
05 11/284690<br />
Telefax<br />
05 11/813786<br />
30159 Hannover<br />
Kurt-Schumacher-Str. 32<br />
• Beratung<br />
• Gutachten<br />
• Planung<br />
• Bauleitung<br />
info@scheffel-planung.d<br />
e<br />
www.scheffel-planung.d<br />
e<br />
DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />
Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />
ISO 9001<br />
ISO 14001<br />
SCC p<br />
BS OHSAS 18001<br />
FPAL<br />
GW 11<br />
GW 301<br />
• G1: st, ge, pe<br />
• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />
GW 302<br />
• GN2: B<br />
FW 601<br />
• FW 1: st, ku<br />
G 468-1<br />
G 493-1<br />
G 493-2<br />
W 120<br />
WHG<br />
AD 2000 HP 0<br />
ISO 3834-2<br />
DIN 18800-7 Klasse E<br />
DIN EN 1090<br />
DIN EN ISO 17660-1<br />
Ö Norm M 7812-1<br />
TRG 765<br />
MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />
Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />
Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />
mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />
www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />
heruntergeladen werden.
| INSERENTENVERZEICHNIS |<br />
Firma<br />
Seite<br />
AFRISO-EURO-INDEX GmbH, Güglingen 725<br />
AQUADOSIL <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 735<br />
BWK - Bund der Ingenieure für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau e.V., Sindelfingen 701<br />
DVGW e.V., Bonn<br />
4. Umschlagseite<br />
Ing.Büro Fischer-Uhrig, Berlin 735<br />
Fränkische Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH & Co.KG, Königsberg 685<br />
Funke Kunststoffe GmbH, Hamm 691<br />
Güteschutz Kanalbau e.V., Bad Honnef 693<br />
Heitker GmbH, Lingen 723<br />
Hobas Rohre GmbH, Trollenhagen 687<br />
Huber SE, Berching 675<br />
KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 719<br />
Plasson GmbH, Wesel Am Rhein<br />
Titelseite<br />
Robuschi SpA, I Parma 786<br />
Viega GmbH & Co. KG, Attendorn 689<br />
Wirtschaftsförderung Stadt Hof, Hof<br />
Beilage<br />
Einkaufsberater 801 bis 806<br />
3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2014<br />
Ausgabe Juli/August 2014 September 2014 Oktober 2014<br />
Erscheinungstermin:<br />
Anzeigenschluss:<br />
14.08.2014<br />
28.07.2014<br />
16.09.2014<br />
21.08.2014<br />
15.10.2014<br />
24.09.2014<br />
Themenschwerpunkt<br />
Trinkwasserbehälter<br />
Bau und Sanierung, Beschichtung und<br />
Reinigung<br />
• Planung und Bauausführung<br />
• Materialien für Trinkwasserbehälter<br />
• Technische Ausrüstung<br />
• Beschichtungssysteme<br />
• Instandhaltungs- und<br />
Sanierungsverfahren<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Aufgaben und Verfahren<br />
• Partikelentfernung, Entfernung<br />
organischer Stoffe<br />
• Entsäuerung, Enthärtung<br />
• Flockung und Flockungsmittel<br />
• Adsorptions-Verfahren<br />
• Membrantechnik, Ultrafiltration<br />
• Desinfektion: Chlorung, Ozonung,<br />
UV-Bestrahlung<br />
Filtration, Membrantechnik<br />
Neue Verfahren und Materialien<br />
• Ultrafiltration<br />
• Nanofiltration<br />
• Umkehrosmose<br />
• Entfernung von Krankheitserregern und<br />
Spurenstoffen<br />
Fachmessen/<br />
Fachtagungen/<br />
Veranstaltung<br />
(mit erhöhter Auflage<br />
und zusätzlicher<br />
Verbreitung)<br />
DWA-Bundestagung,<br />
Baden-Baden – 29.09.-30.09.2014<br />
wat, Karlsruhe – 29.09.-01.10.2014<br />
IFAT INDIA – Mumbai (Indien) –<br />
09.10.–11.10.2014<br />
Änderungen vorbehalten
INFORMATION & KOMMUNIKATION<br />
WASSERFACHLICHE<br />
AUSSPRACHETAGUNG<br />
l<br />
www.wat-dvgw.de<br />
Sicherheit und Qualität<br />
in der Versorgung<br />
zukunftsfähig gestalten<br />
wat 2014 – vom 29.-30. September<br />
in Karlsruhe<br />
+++ Auswirkungen europäischer Richtlinien auf die Branche +++ Europa<br />
und seine Anforderungen an Bauprodukte in Kontakt mit Trinkwasser +++<br />
Entwicklung und Einsatz innovativer Techniken, Verfahren und Prozesse<br />
+++ Strategisches Asset-Management +++ Effiziente Betriebsführung von<br />
Anlagen und Netzen +++ Neues Hauptkennzahlenset für Benchmarking<br />
+++ Notfallkonzepte bei Stromausfall +++ Optimierte Überwachungsstrategien<br />
bei Roh- und Trinkwasser +++<br />
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Anmeldung bis zum 15.6.2014<br />
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