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gwf Wasser/Abwasser Aufruf zur Internationalität (Vorschau)

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6/2014<br />

Jahrgang 155<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

ISSN 0016-3651<br />

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Alle Preise sind Jahrespreise und verstehen sich inklusive Mehrwertsteuer. Nur wenn ich nicht bis 8 Wochen<br />

vor Bezugsjahresende kündige, verlängert sich der Bezug zu regulären Konditionen um ein Jahr.<br />

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Leserservice <strong>gwf</strong><br />

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97091 Würzburg<br />

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Telefax<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur<br />

Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach<br />

9161, 97091 Würzburg.<br />

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PAGWFW2014<br />

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dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


| STANDPUNKT |<br />

<strong>Aufruf</strong> <strong>zur</strong> <strong>Internationalität</strong><br />

– auf nach Lissabon!<br />

Nachdem die IFAT als herausragende<br />

Leistungsschau unserer Branche mit<br />

starker internationaler Beteiligung in<br />

diesem Jahr wieder außerordentlich erfolgreich<br />

in München stattgefunden hat, ist es<br />

angebracht, einmal innezuhalten, um sich zu<br />

fragen, ob die deutschen Studierenden und<br />

Berufsanfänger im Feld der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

auch weiterhin ausreichend international<br />

ausgerichtet sind und werden. Dann bräuchte<br />

sich der deutsche Teil der Branche zumindest<br />

keine Nachwuchssorgen zu machen. Für ein<br />

Land wie Deutschland wäre zu erwarten, dass<br />

durch die generell zunehmende Fähigkeit,<br />

Englisch zu sprechen, zu lesen und zu schreiben<br />

und durch die ungebrochene Reisefreude<br />

auch eine Disziplin wie die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

in ihrer Wahrnehmung und im Denken an <strong>Internationalität</strong><br />

zunimmt. Wenn allerdings das<br />

deutsche Engagement in der International Water<br />

Association (IWA) als der weltumspannenden<br />

wissenschaftlich-technischen Fachvereinigung<br />

zum Maßstab herangezogen wird, um die<br />

Fachinternationalität der Wissenschaft, der Ingenieurbüros,<br />

der Betreiber und der Hersteller<br />

zu messen, ist festzustellen, dass das deutsche<br />

Interesse am internationalen Fachaustausch<br />

auf gleichbleibendem Niveau verharrt bzw.<br />

leicht rückläufig ist. Zwar hat sich kürzlich das<br />

deutsche Chapter der „Young Water Professionals“<br />

in der IWA gegründet, insgesamt kann<br />

aber eine leicht abnehmende Tendenz der<br />

Beteiligung der Deutschen an den Veranstaltungen<br />

und Publikationen der International<br />

Water Association festgestellt werden. Dies liegt<br />

nicht etwa am Mangel von IWA-Veröffentlichungsplattformen<br />

oder IWA-Veranstaltungen.<br />

Die IWA bietet nahezu wöchentlich Konferenzen<br />

von Specialist Groups und anderen Interessensgruppen<br />

an (www.iwahq.org) und ihre<br />

Publikationen stehen für die Veröffentlichung<br />

guter Fachbeiträge offen. Daher lautet der<br />

Befund wohl anders: Das Interesse, über den<br />

Tellerrand zu schauen und von anderen zu<br />

lernen, scheint nicht zu wachsen und das,<br />

obwohl die IWA eine wirklich attraktive und<br />

praktikable Plattform dafür bietet, sich auszutauschen<br />

und in vielen Fällen sogar Berufsfreundschaften<br />

über geografische und kulturelle<br />

Grenzen hinweg zu bilden, die ein Leben<br />

lang halten und die in schwierigen professionellen<br />

Situationen zu einem Fundus kluger<br />

Anregungen und differenzierter Wahrnehmung<br />

werden können.<br />

Als langjährig in der IWA aktive Mitglieder<br />

und mit den Gegebenheiten und Entscheidungsgremien<br />

der Organisation vertraut rufen<br />

die beiden Verfasser dieses Editorials dazu auf,<br />

sich mit den Möglichkeiten, die die IWA jedem<br />

ihrer Mitglieder bietet, genauer auseinanderzusetzen<br />

und sich im Zweifelsfalle dafür zu<br />

entscheiden, neben der nationalen Mitgliedschaft<br />

in der DWA oder dem DVGW auch Mitglied<br />

der IWA zu werden. Für einen geringen<br />

Beitrag bekommt man Zutritt zu einer weltweiten<br />

Fachgemeinschaft, in der 140 Nationen<br />

aktiv sind.<br />

Der kommende Weltwasserkongress, der<br />

in diesem Jahr wieder in Europa, in Lissabon<br />

(21. bis 26. September 2014) stattfinden wird,<br />

bietet eine hervorragende Möglichkeit, die<br />

Vorteile der IWA zu testen. Die Mitgliedschaft<br />

ist keine Voraussetzung, um den Weltwasserkongress<br />

besuchen zu können, der alle zwei<br />

Jahre stattfindet und der eine ungeheure<br />

Informationsdichte in der gesamten Breite<br />

des <strong>Wasser</strong>fachs bietet. Es werden etwa<br />

3000 Teilnehmer erwartet.<br />

Die DWA und der DVGW, die die nationale<br />

Mitgliedschaft in der IWA halten und finanzieren,<br />

empfehlen ihren Mitgliedern nachdrücklich,<br />

die Vorteile, die die IWA bietet, zu nutzen.<br />

Dr.-Ing. Peter A. Wilderer<br />

Professor Emeritus of Excellence<br />

Technische Universität München<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode<br />

Chairman des deutschen<br />

IWA-Nationalkomitees<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 671


| INHALT<br />

|<br />

Die Quelle am Kloster in Karşıyaka konnte die Speicherbecken<br />

auch in den in der Literatur dokumentierten Zeiten mit niedriger<br />

Tasgesschüttung füllen. Zahlreiche verzinkte Rohre zeugen auch<br />

von einer rezenten Nutzung der Quelle. Auf Höhe der Quellfassung<br />

wurden dazu verzinkte Rohre parallel <strong>zur</strong> Rinne verlegt.<br />

Ab Seite 736<br />

Seit einigen Jahren wird aus verschiedensten Versorgungsgebieten<br />

in ganz Deutschland punktuell über das Auftreten<br />

schleimiger, schwarzer Beläge an Strahlreglern, Duschköpfen<br />

und WC-Spülkästen in Trinkwasserhausinstallationen<br />

berichtet. Im Zuge von Untersuchungen konnte die schwarze<br />

Hefte Exophiala lecanii-corni als Hauptbestandteil dieser<br />

Biofilme identifiziert werden. Ab Seite 748<br />

Fachberichte<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

736 Ch. Treskatis<br />

Der Niedergang historischer<br />

Quellwasserversorgungen –<br />

Dokumen tationsversuch am<br />

Beispiel des Sinai Klosters in<br />

Karşıyaka (Vasilia) bei Girne<br />

(Kyrenia) in Nordzypern (TRNC)<br />

Dry Out of Karst Springs Caused by Intensive<br />

Groundwater Use – Results of an Initial Hydrogeological<br />

Investigation in Northern Cyprus<br />

Trinkwasserinstallation<br />

748 G. Heinrichs u .a.<br />

Schwarz gefärbte Biofilme an<br />

Trinkwasserauslaufarmaturen –<br />

Charakterisierung, Ursachen<br />

und Abhilfemaßnahmen<br />

Black Pigmented Biofilms Occurring on<br />

Water Taps – Characterization, Causes<br />

and Countermeasures<br />

Ausbildung – Lehre und Forschung<br />

760 H. Horn u. a.<br />

Engler-Bunte-Institut des Karlsruher<br />

Instituts für Technologie (KIT) und<br />

TZW: DVGW-Technologiezentrum<br />

<strong>Wasser</strong>, im Jahre 2013<br />

Karlsruhe Institute of Technology<br />

Tagungsbericht<br />

776 27. Mitgliederversammlung der<br />

RAL-Gütegemeinschaft Kanalbau<br />

Interview<br />

676 Zum Sonderthema „Regenwasserbewirtschaftung“<br />

in dieser Ausgabe, führte <strong>gwf</strong> ein<br />

Gespräch mit Andreas P. Amft, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter der ENREGIS GmbH, Sundern<br />

Netzwerk Wissen<br />

Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

703 Die Siemens Stiftung im Porträt<br />

Juni 2014<br />

672 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| INHALT |<br />

Bericht über aktuelle Entwicklungen und Aktivitäten<br />

am Engler-Bunte-Institut, der DVGW-Forschungsstelle<br />

am Engler-Bunte-Institut sowie der Forschungsstelle<br />

für Brandschutztechnik im Jahr 2013.<br />

Ab Seite 760<br />

Tagungsbericht über die 27. Mitgliederversammlung der RAL-Gütegemeinschaft<br />

Kanalbau die in Dresden stattfand. Das umfangreiche<br />

Dienstleistungspaket wurde kompetent und mit großem Engagement<br />

umgesetzt. Ab Seite 776<br />

Fokus<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

680 Drainfix Clean: Naturnahe Regenwasserbehandlung<br />

682 Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung<br />

mit dem System RAUSIKKO<br />

684 Emschergenossenschaft erweitert mit einer<br />

neuen Zukunftsinitiative Zusammenarbeit<br />

mit den Städten<br />

686 Blockrigolensysteme – dauerhafte, wirtschaftliche<br />

Entwässerungslösung<br />

688 Automatische Tauchpumpe <strong>zur</strong> Regenwassernutzung<br />

689 Ratgeber Regenwasser in überarbeiteter<br />

5. Auflage<br />

690 Kunststoffbehälter: <strong>Wasser</strong>speicher für<br />

Brandfälle<br />

692 Mischwassernetz in Winterberg: Gründliche<br />

Regenwasserbehandlung mit AMISCREEN<br />

694 Erste Pilotprojekte mit revisonsfähigen<br />

Rigolen von Heitker<br />

696 Halb soviel ist auch genug – Wer versiegelt<br />

und Regenwasser ableitet, macht etwas falsch!<br />

700 Technischer Katalog <strong>zur</strong> Versickerung und<br />

Rückhaltung von Regenwasser<br />

702 DIBt-Bauartzulassungen für Produkte aus<br />

dem Hause ENREGIS GmbH<br />

Nachrichten<br />

Branche<br />

714 DBU-Appell „Sauberes <strong>Wasser</strong> unverzichtbares<br />

Gut“<br />

715 Karl-Imhoff-Preis der DWA ausgeschrieben<br />

716 Neues DWA-Politikmemorandum vorgestellt<br />

717 GreenTec Awards 2014: Eine Kleinkläranlage<br />

gewinnt in der Kategorie „<strong>Wasser</strong> & <strong>Abwasser</strong>“<br />

718 Personalentwicklung, Ausbildung und<br />

mehr: Nachwuchssicherung ein Top-Thema<br />

beim Rohrleitungsverband (rbv)<br />

720 rbv Mitgliederversammlung in Münster<br />

722 Optimale <strong>Abwasser</strong>behandlung durch<br />

intelligentes Dosiersystem<br />

723 Stromerzeugung aus Klärgasen weiter von<br />

EEG-Umlage ausnehmen<br />

Veranstaltungen ab Seite 724<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 673


| INHALT<br />

|<br />

Netzwerk Wissen: Die Siemens Stiftung im Porträt.<br />

© Siemens Stiftung Ab Seite 703 Fokus-Thema im Juni: Regenwasserbewirtschaftung. Ab Seite 680<br />

Leute<br />

727 Dr. Gerhard Linke neuer<br />

DVGW-Hauptgeschäftsführer<br />

728 Ernennung von Dr. Klaus Hagen<br />

zum Honorarprofessor<br />

728 Maria Krautzberger neue Präsidentin<br />

des Umweltbundesamts<br />

Recht und Regelwerk<br />

729 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

730 AfK-Empfehlung Nr. 6: Kathodischer Korrosionsschutz<br />

von Stahlrohrleitungen und<br />

Behältern – Schutz gegen elektrischen Schlag<br />

731 DVGW: Zurückgezogene Regelwerke<br />

731 DVGW: Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

734 <strong>Aufruf</strong> <strong>zur</strong> Mitarbeit – DWA rückt Buhnen<br />

in den Fokus<br />

735 DWA: <strong>Aufruf</strong> <strong>zur</strong> Stellungnahme –<br />

Entwurf Arbeitsblatt DWA-A 904<br />

Praxis<br />

780 Prozessvisualisierung beim <strong>Abwasser</strong>betrieb<br />

Warendorf – Grundlage für einen wirtschaftlichen<br />

Betrieb<br />

783 Ganzheitliche, flexible und voll automatisierte<br />

Trinkwasseraufbereitung – Neue Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />

in Monforte de<br />

Lemos (Spanien)<br />

Produkte und Verfahren auf der IFAT<br />

788 Die neue Generation der drahtlosen Messdatenübertragung<br />

und Messdatenanalyse<br />

in Echtzeit<br />

789 Weltneuheit PLASSON ArmEx Armaturenwechsler<br />

– Armaturenwechsel in zwei<br />

Sekunden<br />

790 Zuverlässige Desinfektion mit der gebotenen<br />

Vorsicht<br />

791 Lowara verstärkt die Präsenz in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

mit großen Spiralgehäuse- und<br />

Inline-Pumpen<br />

792 Trinkwasserschutz mit dem richtigen<br />

Material<br />

793 Geopress K: Presssystem aus Kunststoff für<br />

erdverlegte Rohrleitungen<br />

795 Neuer Kunststoffschacht PKS-D 1500 –<br />

leicht, korrosionsfest und schnell zu installieren<br />

796 Technologie für die biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

Juni 2014<br />

674 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| INHALT |<br />

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© Messe München<br />

Nachlese <strong>zur</strong> IFAT 2014. Ab Seite 788<br />

797 Belüftung und Entgasung von Trinkwasser:<br />

Die neue Generation COPLATOR ®<br />

Produkte und Verfahren<br />

798 Zuverlässige Daten <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>qualität:<br />

die neue Hydrolab HL4<br />

Information<br />

775, 778 Buchbesprechungen<br />

799 Impressum<br />

800 Termine<br />

Recht und Steuern<br />

Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach,<br />

Ausgabe 5/6, 2014<br />

Feststoffrückhalt<br />

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Dieses Heft enthält folgende Beilage:<br />

– Stadt Hof, Hof<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> im Juli 2014<br />

Erscheinungstermin: 14.08.2014<br />

Anzeigenschluss: 28.07.2014<br />

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WASTE WATER Solutions<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 675


| INTERVIEW<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

„Regenwasserbewirtschaftung“ das Sonderthema dieser <strong>gwf</strong>-Ausgabe soll nochmals die Wichtigkeit des richtigen<br />

Umgangs mit Niederschlagsabläufen darstellen. Zu diesem Anlass sprach <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> mit<br />

Andreas P. Amft, Geschäftsführender Gesellschafter der ENREGIS GmbH – Sundern.<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Amft, was bedeutet eigentlich<br />

der Begriff „Regenwasserbewirtschaftung“?<br />

Amft: Nicht erst seit den in jüngster<br />

Vergangenheit stattgefundenen Überschwemmungen<br />

bei uns hier in<br />

Deutschland ist das Thema „Regenwasserbewirtschaftung“<br />

in der<br />

Öffentlichkeit präsent. Unter dem<br />

Begriff verstehen wir die konsequente<br />

Umsetzung einer dezentralen,<br />

nachhaltigen <strong>Wasser</strong>wirtschaft!<br />

Die Grundlagen hierfür sind der Europäischen<br />

<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

und dem deutschen <strong>Wasser</strong>recht zu<br />

entnehmen.<br />

Im Grunde genommen geht es<br />

hierbei aber um die nachhaltige,<br />

dezentrale sichere Rückhaltung,<br />

Versickerung und auch Wiederverwendung<br />

des Niederschlagwassers<br />

sowie natürlich um das Thema der<br />

Grundwassersteuerung. Ein Umdenken<br />

in Bezug auf dezentrale, ganzheitliche<br />

Lösungskonzepte ist zwingend<br />

erforderlich.<br />

<strong>gwf</strong>: Könnten Sie in wenigen Worten<br />

den Begriff der „Europäische <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie“<br />

etwas näher umschreiben?<br />

Amft: Die <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

der Europäischen Gemeinschaft ist<br />

am 22.12.2000 in Kraft getreten. Mit<br />

dem Tag der Veröffentlichung fiel<br />

der Startschuss für eine integrierte<br />

Gewässerschutzpolitik in Europa,<br />

die auch über Staats- und Ländergrenzen<br />

hinweg eine koordinierte<br />

Bewirtschaftung der Gewässer innerhalb<br />

der Flusseinzugsgebiete bewirken<br />

soll.<br />

Der besondere Reiz dieser Richtlinie<br />

liegt in der konsequenten Umsetzung<br />

einer ganzheitlichen Betrachtung<br />

der Gewässer. Sie schafft<br />

einen Ordnungsrahmen für den<br />

Schutz der Binnenoberflächengewässer,<br />

der Übergangsgewässer,<br />

der Küstengewässer sowie des<br />

Grundwassers. Ferner zielt sie auf<br />

eine nachhaltige Nutzung der<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen ab, hat darüber<br />

hinaus die schrittweise Reduzierung<br />

und die Verhinderung der Einleitung<br />

prioritär gefährlicher Stoffe <strong>zur</strong><br />

Aufgabe. Eine weitere sehr wichtige<br />

Aufgabe wird in der Reduzierung<br />

der Verschmutzung des Grundwassers<br />

gesehen.<br />

Ich denke dies sollte an dieser<br />

Stelle als kurze Erklärung genügen.<br />

Ein sicherlich interessantes Thema,<br />

welches an anderer Stelle etwas<br />

Die Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre sind<br />

in erster Linie auf politische Fehlentscheidungen in<br />

Bezug auf die Abflusssteuerung <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

tiefer hinterfragt werden sollte.<br />

Auch hier ist wichtig, dass die interessierte<br />

Bevölkerung zu denen der<br />

Leserkreis zweifelsfrei zählt, enger<br />

beteiligt wird. Wir sollten auch hier<br />

die Diskussion untereinander suchen.<br />

<strong>gwf</strong>: Die im letzten Jahr stattgefundenen<br />

schweren Unwetter haben<br />

deutschlandweit zu Überschwemmungen<br />

geführt. Ist das vorhandene<br />

Kanalnetz ausreichend dimensioniert?<br />

War dies eine Ausnahmesituation?<br />

Amft: Hier werden zwei Themen,<br />

die nur indirekt miteinander zu tun<br />

haben, vermischt.<br />

Zustand bzw. Struktur des Kanalsytems<br />

haben nur mit den Auswirkungen<br />

einer jahrelang praktizierten<br />

„falschen“ bzw. „un<strong>zur</strong>eichenden“<br />

Gewässerpolitik zu kämpfen, das<br />

Kanalsystem selbst ist aber nicht die<br />

primäre Ursache für die stattgefundenen<br />

Überschwemmungen!<br />

Die Hochwasserkatastrophen<br />

der letzten Jahre sind in erster Linie<br />

auf politische Fehlentscheidungen<br />

in Bezug auf die Abflusssteuerung<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen. Hier sind es vor allem<br />

Stichwörter wie Flussbegradigung,<br />

Urbanisation von Überschwemmungsgebieten<br />

wie z. B. die<br />

Zerstörung der Auenlandschaften,<br />

massive Flächenversiegelungen,<br />

Konzentration sowie Abflussbeschleunigungen<br />

des Niederschlagswassers,<br />

die zu diskutieren sind. Seit<br />

mehreren Jahrzehnten wird eine<br />

massive Zunahme von Starkregen-<br />

Niederschlagsereignissen prognostiziert<br />

und infolge auch beobachtet.<br />

Eine Gefahrenabwendung stand<br />

lange Zeit jedoch nicht im Vordergrund.<br />

<strong>gwf</strong>: Birgt das nur Gefahren bei Starkregenereignissen<br />

oder stellen bereits<br />

Standardniederschlagsereignisse eine<br />

Gefahr dar?<br />

Amft: Am Beispiel des Bundeslandes<br />

Nordrhein-Westfalen (siehe <strong>gwf</strong>-<br />

Berichterstattung Nr. 6/2013) zeigt<br />

sich, wie sehr die öffentlichen Kanalnetze<br />

bereits belastet sind. Das<br />

bevölkerungsstärkste Bundesland<br />

verfügt über eine sehr umfassende<br />

Infrastruktur.<br />

Bedenkt man aber, dass die rund<br />

650 aktuell betriebenen kommunalen<br />

Kläranlagen in NRW im Durchschnitt<br />

30 oder mehr Jahre alt sind,<br />

dann wird das Ausmaß des Volumens<br />

an Ersatz- und Neuinvestitionen für<br />

die nahe Zukunft deutlich. Entsprechendes<br />

gilt natürlich für die Kanalnetze<br />

und sonstigen technischen<br />

Entwässerungs- und Behandlungseinrichtungen,<br />

die mitunter noch<br />

deutlich älter sind.<br />

Juni 2014<br />

676 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| INTERVIEW |<br />

Ferner ist fest davon auszugehen,<br />

dass bei einer Vielzahl noch<br />

betriebener Entwässerungseinrichtungen,<br />

wie z. B. Regenwasserreinigungsanlagen<br />

die Ablaufwerte in<br />

Bezug auf die noch im Ablauf in die<br />

Vorfluter verbleibenden Schmutzfrachten<br />

nicht mehr den gesetzlichen<br />

Anforderungen entsprechen.<br />

Sie sehen, auch die Behandlung<br />

von Standardniederschlagsereignissen<br />

stellt bereits eine große Herausforderung<br />

dar.<br />

<strong>gwf</strong>: Ist die Situation in NRW mit der in<br />

anderen Bundesländern vergleichbar?<br />

Amft: Ähnlich wie es sich im Ballungsraum<br />

NRW darstellt, verhält es<br />

sich in vielen anderen Bundesländern<br />

oder auch im benachbarten<br />

Ausland wie z. B. in Österreich, Luxemburg,<br />

Belgien, aber auch Frankreich.<br />

Die für Infrastrukturmaßnahmen<br />

benötigten öffentlichen Investitionsmittel<br />

sind häufig kaum noch zu<br />

beschaffen. Hinzu kommt, dass eine<br />

grundsätzliche Strukturänderung erforderlich<br />

wäre, um langfristig den Anforderungen<br />

an das dezentrale <strong>Wasser</strong>management,<br />

wie es die Euro päische<br />

Union vorsieht, zu entsprechen.<br />

In Österreich wurden unlängst<br />

in den Haushaltsjahren 2013/2014<br />

sämtliche staatliche Subventionen<br />

an die Kommunen für Infrastrukturmaßnahmen<br />

aus Budgetgründen<br />

gestrichen. Dies betrifft dort sowohl<br />

den Aufbau, die Instandhaltungsmaßnahmen,<br />

die Anpassung an die<br />

Anforderungen der Europäischen<br />

<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie, sowie auch<br />

den Rückbau von nicht mehr benötigen<br />

Infrastrukturen wie z. B. überdimensionierte<br />

Kanalsysteme oder<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungseinrichtungen.<br />

In einzelnen Ländern stellt bereits<br />

die landesweite Sicherstellung<br />

der <strong>Abwasser</strong>entsorgung, also die<br />

Entsorgung der fäkalbehafteten Abwässer<br />

nach europäischem Standard,<br />

ein derzeit nicht lösbares Problem<br />

dar. Man nimmt hohe finanzielle<br />

Strafen der Europäischen Gemeinschaft<br />

in Kauf, da eine Umsetzung<br />

weder terminlich noch aus Kostengründen<br />

durchführbar ist.<br />

Somit ist die Niederschlagswasserbeseitigung<br />

zukünftig, sowohl<br />

logistisch als auch finanziell eine der<br />

größten Herausforderungen für<br />

Städte, Gemeinden bzw. für die öffentliche<br />

Hand im Allgemeinen und<br />

dies nicht nur in Deutschland, sondern<br />

weltweit.<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Amft, Sie führen ein Unternehmen,<br />

das sich auf die Entwicklung<br />

von Systemlösungen im Bereich der<br />

Regenwasserbewirtschaftung spezialisiert<br />

hat. Welche Chancen ergeben<br />

sich für Unternehmen generell in<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft?<br />

Amft: Wir bewegen uns hier in einem<br />

sehr dynamischen Markt. Die großen<br />

Probleme auf der Entwässerungsseite<br />

und der damit einhergehende<br />

hohe Investitionsbedarf bergen<br />

zwangsläufig auch große Potenziale<br />

und Chancen für die Entwicklung<br />

neuer Systeme und Techniken für<br />

Unternehmen in sich.<br />

Deutschland wird weltweit als<br />

führend in der <strong>Wasser</strong>technik angesehen!<br />

Unternehmen, die sich in<br />

diesem Markt engagieren, sind international<br />

sehr gefragt.<br />

Der weltweite Bedarf und somit<br />

auch die Nachfrage an modernen<br />

Infrastrukturprodukten für den Bereich<br />

des dezentralen Stormwater<br />

Managements nehmen stetig zu.<br />

Somit ist die wichtigste Grundlage<br />

für technologische Entwicklung,<br />

nämlich der akute Bedarf oder lassen<br />

Sie mich es als „Investitionszwang“<br />

bezeichnen, gegeben.<br />

Generell ist die Branche ein Aushängeschild<br />

für Deutschland. So<br />

kommen deutsche Systeme nicht<br />

nur in Europa, sondern bereits weltweit<br />

zum Einsatz.<br />

Andreas P. Amft, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der ENREGIS GmbH, Sundern. © ENREGIS GmbH<br />

<strong>gwf</strong>: Sind die internationalen Anforderungen<br />

an die Systeme vergleichbar?<br />

Amft: Auch hier ist sicherlich eine<br />

differenzierte Betrachtung notwendig.<br />

In vielen Ländern Europas oder<br />

in anderen Teilen der Welt ist aufgrund<br />

noch fehlender Kanalinfrastrukturen<br />

eine Versickerung bzw.<br />

Rückhaltung des Regenwassers die<br />

Voraussetzung für eine mögliche Erschließung<br />

von Bebauungs- bzw.<br />

Gewerbegebieten. Zentrale Entwässerungskanäle<br />

sind häufig nicht<br />

oder nicht in den richtigen Dimensionen<br />

für einen Anschluss verfügbar.<br />

Dies trifft verstärkt auf die neuen<br />

EU-Beitrittsländer zu.<br />

In den „alten“ EU-Ländern mit einer<br />

bereits vorhandenen Infrastruktur<br />

resultieren die Anforderungen aus<br />

der sich ändernden Gesetzgebung<br />

und natürlich aus den sich weiter<br />

entwickelnden Qualitätsstandards.<br />

Boom-Länder in Asien oder auch<br />

in Südamerika setzen direkt auf<br />

westeuropäische Standards auf. Der<br />

Begriff „Water Innovation Made in<br />

Germany“ ist hier Programm.<br />

Generell lässt sich aber weltweit<br />

ein Angleichen an westeuropäische<br />

Standards feststellen.<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Amft, kommen wir nun<br />

aber <strong>zur</strong>ück auf Deutschland. Muss<br />

bzw. kann das Kanalnetz überhaupt<br />

noch erweitert werden?<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 677


| INTERVIEW<br />

|<br />

Amft: Die kurze Antwortet lautet<br />

hier: ja! Aber nur unter bestimmten<br />

Bedingungen. Ansonsten ist grundsätzlich<br />

die Überlegung anzustellen,<br />

ob im jeweils vorliegenden Fall alle<br />

Potenziale einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung<br />

bereits ausgeschöpft<br />

wurden.<br />

Wenn dies der Fall ist, dann sollte<br />

langfristig die Trennkanalisation ausgebaut<br />

werden. Hier findet dann eine<br />

getrennte Ableitung von fäkalbelasteten<br />

Abwässern und nicht belasteten<br />

Regenwasserabläufen statt. Dies<br />

reduziert die Kosten der Entwässerungssysteme<br />

und entlastet die Klärwerke.<br />

Also, wenn schon Neuinvestitionen,<br />

dann aber konsequent an der<br />

richtigen Stelle.<br />

<strong>gwf</strong>: Bietet das bestehende Kanalnetz<br />

noch ausreichend Möglichkeiten<br />

für Unternehmen, neue Flächen zu<br />

erschließen?<br />

Amft: Grundsätzlich auch hier ein<br />

klares JA. Es ist natürlich zu beachten,<br />

dass durch jede weitere Versiegelung<br />

der Flächen sich neue gewässerstrukturelle<br />

Probleme ergeben.<br />

Mit dem im Landeswassergesetz<br />

festgeschriebenen <strong>Abwasser</strong>beseitigungskonzept<br />

sollen die Gemeinden<br />

nun gegenüber den zuständigen<br />

Behörden Aussagen treffen, wie<br />

zukünftig in den Entwässerungsgebieten<br />

das Niederschlagswasser<br />

unter Beachtung des § 51 a und der<br />

städtebaulichen Entwicklung beseitigt<br />

werden kann. Und dies unter<br />

Berücksichtigung der bestehenden<br />

Entwässerungssituation und der<br />

Auswirkungen der Maßnahmen, sowohl<br />

auf das Grundwasser, als auch<br />

auf die oberirdischen Gewässer.<br />

Also mit anderen Worten, in erster<br />

Linie sind die Möglichkeiten einer<br />

dezentralen Behandlung des anfallenden<br />

Niederschlags zu überprüfen.<br />

Im Regelfall werden die Kanalnetze<br />

durch die Einleitung der rein fäkalverschmutzten<br />

Abwässer nicht in<br />

einem so hohen Maß belastet, dass<br />

ein Anschluss weiterer Flächen an<br />

die vorhandenen Kanalnetze nicht<br />

möglich wäre. Vorausgesetzt natürlich,<br />

dass das Volumen des Regenwassers<br />

auf dem Grundstück verbleiben<br />

kann.<br />

<strong>gwf</strong>: Welchen Anreiz gibt es für Unternehmen,<br />

sich an dem Umbau der Infrastruktur<br />

zu beteiligen?<br />

Amft: Neben dem ökologischen Ansatz<br />

und der Übernahme von Verantwortung<br />

für die Umwelt und für<br />

nachfolgende Generationen, die<br />

uns allein genug antreiben müsste,<br />

ist es sicherlich der monetäre Anreiz,<br />

der sowohl die privaten als<br />

auch gewerblichen Betreiber von<br />

Immobilen bzw. Liegenschaften dazu<br />

bewegen sollte, sich mit dezentralen,<br />

entstehungsnahen Lösungen zu befassen.<br />

<strong>gwf</strong>: Worin ist der monetäre Effekt<br />

begründet?<br />

Amft: Seit einigen Jahren werden<br />

nicht nur in Deutschland Niederschlagswassergebühren<br />

für befestigte,<br />

an den Kanal angeschlossene<br />

Flächen berechnet. Die Beitragsund<br />

Gebührensatzungen der Gemeinden<br />

regelt hier im Rahmen der<br />

Entwässerungssatzung die Einzelheiten<br />

wie z. B. die Finanzierung der<br />

<strong>Abwasser</strong>beseitigung, <strong>Abwasser</strong>- und<br />

Schmutzwassergebühren, Niederschlag<br />

wassergebühren und vieles<br />

mehr.<br />

Viele Gemeinden haben bereits<br />

ihre Einstellung angepasst und berechnen<br />

die Gebühren nach dem<br />

Einleiter-Prinzip. So können sich<br />

heute Anlieger nicht nur von dem<br />

Anschluss- und Benutzungszwang<br />

teilbefreien lassen und ihr Niederschlagswasser<br />

auf dem Grundstück<br />

versickern lassen, sondern werden<br />

auch gleichermaßen von den Niederschlagswasser<br />

gebühren befreit.<br />

Diese Gebühren belaufen sich heute<br />

bereits auf einen Wert von 0,50 €<br />

bis 2,50 € /m² angeschlossener versiegelter<br />

Fläche.<br />

Sie sehen, bei einem produzierenden<br />

Unternehmen oder auch bei<br />

einem großen Retail-Unternehmen<br />

wie z. B. IKEA, EDEKA, oder auch bei<br />

einem Aldi Markt kann das schnell<br />

mehrere 10 000,- € Gebühreneinsparung<br />

pro Jahr bedeuten. Das<br />

trifft natürlich gleichermaßen für die<br />

Ein- oder Zweifamilienhausbesitzer<br />

zu. Hier sind es dann immer noch Einsparungen<br />

mehrerer 100,- € pro Jahr.<br />

Ein weiterer monetärer Effekt kann<br />

in der Wiederverwendung des Regenwassers<br />

in Form der Substitution<br />

des Trinkwassers gesehen werden.<br />

Die Nutzung von Regenwasser zu<br />

Reinigungszwecken, Kühlprozessabläufen,<br />

Bewässerungszwecken bis<br />

hin <strong>zur</strong> weiteren Nutzung in kombinierten<br />

<strong>Wasser</strong>/Wärmesystemen birgt<br />

ein großes monetäres Einsparungspotenzial.<br />

<strong>gwf</strong>: Darf dies so verstanden werden,<br />

dass sich theoretisch jedes Unternehmen<br />

bzw. jede Privatperson vom<br />

Kanalnetz lösen kann?<br />

Amft: Im Grunde genommen ja, es<br />

sind natürlich aber auch wirtschaftliche<br />

Aspekte zu berücksichtigen!<br />

<strong>Wasser</strong>entsorgungs- und <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

sind heutzutage<br />

wie Wirtschaftsunternehmen<br />

strukturiert und haben in erster<br />

Linie das Ziel, Kosten weiterzugeben<br />

und Gewinne zu erwirtschaften und<br />

dies möglichst effektiv. So wurden<br />

in den letzten Jahren Milliarden in<br />

die Infrastrukturmaßnahmen investiert,<br />

die durch die Allgemeinheit<br />

finanziert bzw. heute getragen<br />

werden müssen.<br />

Koppelt sich nun ein Teil der<br />

Sozialgebührengemeinschaft aus<br />

diesem Kostenkonzept ab, so hat<br />

zukünftig eine kleine Gesamtheit an<br />

Nutznießern der Infrastruktur die<br />

Kosten zu tragen.<br />

Dieser Vorgang wird seitens der<br />

Entsorgungs- und Versorgungsunternehmen<br />

häufig als unsozial dargestellt.<br />

Man verschweigt hierbei<br />

aber gerne, dass eine Steigerung der<br />

Kosten einen weiteren Anstieg an<br />

Befreiungsanträgen mit sich bringen<br />

würde. Die Versorgungsunternehmen<br />

kämen somit in die starke Bedrängnis<br />

ihre Infrastrukturen schnellstmöglich<br />

auf den geänderten Bedarf<br />

und auf den aktuellen Standard hin<br />

anzupassen. Eben ganz dem Gesetz<br />

der Marktwirtschaft folgend.<br />

Juni 2014<br />

678 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| INTERVIEW |<br />

Innovative Stadtwerke wie man<br />

Sie in meiner Heimatregion im Hochsauerland<br />

am Standort Arnsberg<br />

oder auch in Sundern vorfindet,<br />

sind hier eher kooperativ eingestellt<br />

und begleiten innovative Ansätze und<br />

auch Forschungsprojekte in enger<br />

Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.<br />

<strong>gwf</strong>: Welche alternativen Möglichkeiten<br />

dezentraler Steuerung gibt es?<br />

Amft: Hier sind es vornehmlich<br />

Themen wie Rückhaltung und der<br />

damit einhergehende Ansatz der<br />

Entlastung der Kanäle und erhebliche<br />

Reduzierung von innerstädtischen<br />

Überschwemmungen, die Regenwasserwiederverwendung,<br />

die ebenfalls<br />

eine Entlastung der Kanäle,<br />

aber auch gleichermaßen eine Einsparung<br />

von Trinkwasser und somit<br />

eine Ressourcenschonung mit sich<br />

bringt, und natürlich die ortsnahe<br />

Versickerung von Regenwasser.<br />

Die Versickerung stellt sicherlich<br />

den effektivsten Beitrag in der dezentralen<br />

Steuerung dar. Neben<br />

einer Entlastung der Kanäle findet<br />

durch eine gezielte Einleitung des<br />

Regenwassers ins Erdreich eine Anreicherung<br />

des Grundwassers statt.<br />

Dies hilft in erheblichem Maß, den<br />

zukünftigen Trinkwasserbedarf zu<br />

decken.<br />

<strong>gwf</strong>: Welche Vorrausetzungen müssen<br />

gegeben sein und welche Rolle spielt<br />

die Umgebung / spielen die Böden?<br />

Amft: Es gibt eine Vielzahl von Rahmenbedingungen,<br />

die eine Versickerung<br />

von Regenwasser bisher<br />

grundsätzlich ausschließen. So stellen<br />

natürlich die Beschaffenheit des<br />

Geländes und des Bodens, die Versickerungsleistung,<br />

ein zu hoher<br />

bzw. zu geringer Versickerungsbeiwert,<br />

die <strong>zur</strong> Verfügung stehende<br />

Fläche sowie sehr häufig auch die<br />

Höhe des anstehenden Grundwasserspiegels<br />

eine natürliche Grenze<br />

für die Versickerung dar.<br />

<strong>gwf</strong>: Viele Großprojekte lassen eine<br />

Kombination von Regenwassernutzung<br />

und Regenwasserversickerung zu.<br />

Meist wird jedoch nur die Rückhaltung<br />

realisiert. Warum ist das so?<br />

Amft: Meiner Meinung nach besteht<br />

auch weiterhin ein Wissensdefizit in<br />

der gewerkübergreifenden Gesamtplanung<br />

von Großprojekten. So werden<br />

häufig nur Teilbereiche der Regenwasserbewirtschaftung<br />

betrachtet.<br />

Potenziale gerade im Bereich der<br />

Regenwassernutzung werden durch<br />

den Fachplaner bzw. durch die beratenden<br />

Stellen häufig nicht erkannt.<br />

Ein ganzheitlicher Ansatz, der neben<br />

der Reinigung, Nutzung, Rückhaltung<br />

sowie Versickerung des Regenwassers<br />

auch ökologische sowie<br />

gestalterische Aspekte berücksichtigt,<br />

überfordert sehr oft die am Projekt<br />

beteiligten Personen.<br />

Eine Planungsunterstützung durch<br />

die Industrieunternehmen erfolgt<br />

dann häufig, und dies nicht ganz uneigennützig,<br />

eher produktbezogen.<br />

Ein weiterer Grund ist sicherlich<br />

wirtschaftlichen Ursprungs. Rechnen<br />

sich die Investitionen in die Versickerungsanlagen<br />

bereits nach wenigen<br />

Jahren, so beläuft sich die Amortisationszeit<br />

von Regenwassernutzungsanlagen<br />

aufgrund der unterschiedlichen<br />

Besteuerungen bzw.<br />

Kostenstrukturen erst nach mehr als<br />

10 bis 15 Jahren. Somit liegt der ROI<br />

(Return on Investment) dann häufig<br />

außerhalb der geplanten Halte-<br />

Nutzungszeit der Immobilie.<br />

In der Zukunft wird es sicherlich<br />

auf der Planungs- als auch auf der<br />

Herstellerseite einen Wandel hin zu<br />

Spezialunternehmen geben müssen,<br />

welche sich kompetent ganzheitlich<br />

dieser Themen annehmen und verstärkt<br />

den Dialog hin zu den verantwortlichen<br />

Stellen suchen.<br />

<strong>gwf</strong>: Wenn Sie selbst ein Fazit / Ausblick<br />

tätigen müssten...<br />

Amft: Es besteht kein Zweifel daran,<br />

dass wir uns in den kommenden<br />

Jahrzehnten immer größeren lokalen,<br />

aber auch globalen Herausforderungen<br />

im Punkt <strong>Wasser</strong>versorgung und<br />

<strong>Wasser</strong>entsorgung stellen müssen.<br />

Neben dem Ausbau, der Anpassung<br />

sowie der Instandhaltung von<br />

bestehenden Infrastrukturen liegt<br />

sicherlich die Hauptaufgabe in der<br />

Dezentralisierung der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

sowie in der nachhaltigen<br />

Bewirtschaftung der vorhandenen<br />

Ressourcen.<br />

Es gibt eine Vielzahl von Rahmenbedingungen,<br />

die eine Versickerung von Regenwasser bisher<br />

grundsätzlich ausschließen.<br />

Die Regenwasserrückhaltung,<br />

Regenwassernutzung sowie die dezentrale<br />

Regenwasserversickerung<br />

werden hier sicherlich einen sehr<br />

wichtigen, vielleicht sogar den ausschlaggebenden<br />

Beitrag <strong>zur</strong> Überwindung<br />

der infrastrukturellen Probleme<br />

leisten müssen. Darüber<br />

hinaus stellen sie einen wichtigen<br />

Beitrag <strong>zur</strong> Überwindung der in der<br />

Zukunft zu erwartenden <strong>Wasser</strong>knappheit<br />

dar.<br />

Der Erfolg des Umbaus der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

hängt jedoch davon<br />

ab, dass ein Konsens in der Frage<br />

gefunden wird, wie öffentliches und<br />

privatwirtschaftliches Investitionskapital<br />

für eine Umgestaltung herangezogen<br />

werden kann.<br />

Sind sich alle Beteiligten ihrer<br />

Verantwortung bewusst und werden<br />

auch marktwirtschaftliche<br />

Strukturen zugelassen, so ist sichergestellt,<br />

dass die hochgesteckten<br />

Ziele auf dem Weg <strong>zur</strong> umweltgerechteren<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft erreicht<br />

werden können. Auf unser Thema<br />

bezogen bedeutet dies, dass sowohl<br />

Katastrophen wie die aktuellen<br />

Überschwemmungen, die Probleme<br />

in der Ausweisung neuer Entwicklungsflächen,<br />

aber auch die<br />

grundsätzlichen Probleme einer<br />

derzeit nicht mehr zeitgemäßen Infrastruktur<br />

gelöst werden können.<br />

Und zu guter Letzt, dass natürlich<br />

langfristig ausreichend Trinkwasser<br />

in einer hohen Qualität <strong>zur</strong> Verfügung<br />

stehen wird.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 679


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Naturnahe Regenwasserbehandlung leicht gemacht:<br />

minimaler Aufwand – maximale Leistung<br />

Mit dem Retentionsrinnenfiltersystem Drainfix Clean wird betrieblicher Einsatz<br />

deutlich reduziert<br />

Dipl.-Agr.-Ing. Claus Huwe<br />

Parkplätze, Straßen, Gebäude: Die intensive Versiegelung von Flächen stellt Kommunen heute zunehmend vor<br />

die Herausforderung, trotz starker Bebauung für einen naturnahen <strong>Wasser</strong>kreislauf zu sorgen. Eine ausreichende<br />

dezentrale Behandlung sowie eine effektive Versickerung von Niederschlagswasser gewinnen dabei an<br />

Bedeutung. Ein wichtiger Faktor hierfür sind planbare Kosten für Einbau und Wartung eines Systems.<br />

Die Versickerung des Regenwassers<br />

ist essenziell für die Grundwasserneubildung.<br />

So wird der<br />

natürliche <strong>Wasser</strong>haushalt und damit<br />

das ökologische Gleichgewicht<br />

erhalten. Um eine Überlastung der<br />

kommunalen Kanalisation zu verhindern,<br />

bietet die fachgerechte<br />

Versickerung vor Ort eine effektive<br />

Lösung. Kommunen setzen daher<br />

immer mehr auf dezentrale Systeme,<br />

die das Regenwasser auffangen,<br />

reinigen und anschließend der Versickerung<br />

zuführen. Neben der<br />

wirksamen Niederschlagsbehandlung<br />

sind Aufwand und Kosten entscheidend.<br />

Ausschlaggebend sind<br />

hier neben den Anlagen- und Einbaukosten<br />

primär die betrieblichen<br />

Kosten, die entstehen, um die dezentralen<br />

Systeme funktionsfähig<br />

zu halten.<br />

Wichtig für die Kommunen sind<br />

kalkulierbare Einbau- und Betriebskosten<br />

sowie dauerhaft effektive<br />

Systeme, die möglichst wenig Wartungsarbeiten<br />

erfordern.<br />

Wenn ein dezentrales Filtersystem<br />

<strong>zur</strong> Regenwasserbehandlung<br />

installiert werden soll, können die<br />

Kommunen zwischen ganz verschiedenen<br />

Ausführungen wählen:<br />

Je nach Bedarf kann die Entscheidung<br />

für lineare, großflächige Systeme<br />

in Form von Filtersubstratrinnen<br />

und Sickermulden fallen oder aber<br />

für punktförmige Systeme, genauer<br />

Kleinstfilter, wie Schachtanlagen<br />

oder Einsätze für Straßenabläufe.<br />

Der Wartungsaufwand variiert je<br />

nach Anlagentyp erheblich und ist<br />

ein maßgeblicher Faktor in der Gesamtkostenbilanz.<br />

Neben moderaten Anschaffungs-,<br />

Einbau- und Wartungskosten sollte<br />

ein ideales dezentrales Behandlungssystem<br />

genügend Kapazität<br />

besitzen, um auch hohe Niederschlagsaufkommen<br />

zu bewältigen;<br />

es sollte das aufgefangene Niederschlagswasser<br />

nach dem verfügbaren<br />

Stand der Technik vor der Versickerung<br />

reinigen. Wie realistisch dieser<br />

Anspruch ist, wird im Folgenden<br />

erläutert.<br />

Auf das Filterflächenverhältnis<br />

kommt es an!<br />

Am Markt befindliche Filtersysteme<br />

wirken, indem sie Schadstoffpartikel<br />

im aufgefangenen Oberflächenwasser<br />

durch einen entsprechenden<br />

Filterwiderstand <strong>zur</strong>ückhalten.<br />

Entscheidend für einen zu leistenden<br />

betrieblichen Aufwand an<br />

diesem System ist vor allem das Filterflächenverhältnis.<br />

Filtersysteme mit<br />

einem geringen Filterflächenverhältnis<br />

sind besonders wartungsintensiv:<br />

In einem solchen Fall steht<br />

nur eine kleine Filterfläche für die<br />

Aufnahme von Fest- und Schadstoffen<br />

einer sehr viel größeren Entwässerungsfläche<br />

<strong>zur</strong> Verfügung. Das<br />

erfordert eine häufige Reinigung<br />

mit Austausch des Filtersubstrats.<br />

Außerdem spielt die Größe des verfügbaren<br />

Verfüllvolumens eine Rolle.<br />

Denn je mehr Fassungsvermögen<br />

dem Filtersystem <strong>zur</strong> Verfügung<br />

steht, desto länger dauert eine Verfüllung.<br />

An diesen Kriterien gemessen,<br />

zeigt sich die optimale technische<br />

Beschaffenheit des Rinnenfiltersystems<br />

Drainfix Clean von Hauraton,<br />

da es mit einem sechsmal größeren<br />

Verfüll- und Retentionsvolumen je<br />

Hektar angeschlossener Fläche<br />

punkten kann, als nach dem Arbeitsblatt<br />

DWA A-166 für Regenklärbecken<br />

gefordert wird.<br />

Ein Überlaufen des Systems wird<br />

damit selbst bei extremen Regenereignissen<br />

verhindert. So gelangt<br />

kein <strong>Wasser</strong> ungereinigt in den<br />

natürlichen <strong>Wasser</strong>haushalt <strong>zur</strong>ück.<br />

Anders ist das bei Systemen ohne<br />

bzw. mit nur kleinen Retentionsvolumina:<br />

Diese sind auf Überläufe<br />

angewiesen. Überlaufendes Niederschlagswasser<br />

gelangt hier ungereinigt<br />

in den <strong>Wasser</strong>kreislauf.<br />

Vorteil Oberflächenfiltration<br />

– starke Reinigungsleistung<br />

bei kostengünstiger Wartung<br />

Je nach Anlagentyp kann zwischen<br />

Oberflächen- und Tiefenfiltration<br />

unterschieden werden. Das System<br />

Drainfix Clean nutzt die Vorteile der<br />

Oberflächenfiltration: Mit einem angepassten<br />

Filtersubstrat wird der für<br />

die Oberflächenfiltration benötigte<br />

Filterwiderstand erreicht. Partikel<br />

und Schadstoffe können so bereits<br />

an der Substratoberfläche gebunden<br />

werden (Bild 1).<br />

Die Oberflächenfiltration und<br />

die lange Bindeleistung des Filtersubstrats<br />

ermöglichen ein einfaches<br />

Wartungsverfahren. Lediglich die<br />

Substratoberfläche muss zusammen<br />

mit einem geringen Anteil Filter-<br />

Juni 2014<br />

680 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />

Bild 1. Bei dem Test dient Quarzmehl<br />

als Testschmutz, das dem<br />

schadstoffbelasteten Anteil im<br />

Straßenschmutz entspricht.<br />

Dabei wird deutlich, dass eine<br />

trennscharfe Oberflächenfiltration<br />

(rechts) bei dafür geeignetem Filtersubstrat<br />

erfolgt – im Gegensatz<br />

<strong>zur</strong> Tiefenfiltration (links).<br />

substrat von Zeit zu Zeit abgeschält<br />

werden. Das Schälgut wird abgesaugt<br />

und nur entnommenes Filtersubstrat<br />

ersetzt; je nach Feststoffanfall<br />

etwa alle acht Jahre. Einfache<br />

Schäl- und Absaughilfen gestalten<br />

das Wartungsverfahren selbst zeitund<br />

kostensparend (Bild 2).<br />

Viel aufwendiger im Betrieb sind<br />

Systeme, deren Wirkungsprinzip auf<br />

der Tiefenfiltration beruht: Diese<br />

arbeiten mit durchlässigeren Substraten.<br />

Feine Partikel werden erst in<br />

den tieferliegenden Filtersubstratschichten<br />

<strong>zur</strong>ückgehalten. Für die<br />

Wartung bedeutet das, dass jeweils<br />

komplette Filterwechsel und zum<br />

Teil auch Spülungen von Filterkörpern<br />

erforderlich sind. Neben<br />

schadstoffhaltigem Material ist dann<br />

auch das Spülwasser zu entsorgen.<br />

Durch die kompletten Filter wechsel<br />

fallen wesentlich größere, schadstoffbelastete<br />

Feststoffmengen an, die<br />

kostenaufwendig zu entsorgen sind.<br />

So ergibt sich beim Kauf einer<br />

Anlage, die nach dem Prinzip der<br />

Tiefenfiltration funktioniert, bereits<br />

nach wenigen Jahren eine deutlich<br />

höhere Gesamtkostenbilanz, die<br />

sich aus Produktanschaffung, Einbau<br />

und Betrieb zusammensetzt.<br />

Trockenfallendes System<br />

verlängert Wartungsintervalle<br />

zusätzlich<br />

Ein Plus bei der Reinigungsleistung<br />

von Rinnenfiltern bieten gut belüftete,<br />

trockenfallende Systeme, zu<br />

denen auch der Drainfix Clean<br />

Rinnenfilter zählt. Derartige Systeme<br />

bewirken einen guten biochemischen<br />

Abbau des organischen<br />

Anteils eingetragener Fest- und<br />

Schadstoffe – ohne Fäulnis oder Verstopfungen.<br />

Ideal ist die Kombination eines<br />

trockenfallenden Systems mit dem<br />

Wirkungsprinzip der Oberflächenfiltration.<br />

Durch eine sehr gute Sauerstoffversorgung<br />

wird ein rascher biochemischer<br />

Abbau organischer Stoffe<br />

und Schadstoffe gewährleistet.<br />

Aufgrund seines angepasst großen<br />

Filterflächenverhältnisses, dem großen<br />

Retentionsvolumen und dem<br />

Wirkungsprinzip der Oberflächenfiltration<br />

muss das trockenfallende<br />

System Drainfix Clean im Vergleich<br />

zu anderen Systemen nur wenig gewartet<br />

werden. Darüber hinaus lässt<br />

sich mit der hohen Schadstoffrückhalteleistung<br />

das Grundwasser in<br />

hoher Qualität erhalten. Das kommt<br />

gleichzeitig kommunalen Kassen und<br />

der Umwelt zugute.<br />

Autor:<br />

Dipl.-Agr.-Ing. Claus Huwe ist bei Hauraton<br />

als Produktmanager und Experte für das<br />

Drainfix Clean System tätig.<br />

Kontakt:<br />

HAURATON GmbH & Co. KG,<br />

Postfach 1661,<br />

D-76406 Rastatt,<br />

Tel. (07222) 958-0,<br />

Fax (07222) 958-103,<br />

E-Mail: marketing@hauraton.com,<br />

www.hauraton.com<br />

Bild 2. Die jährlichen betrieblichen Kosten <strong>zur</strong> Wartung des Drainfix Clean Systems.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 681


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung<br />

mit dem System RAUSIKKO<br />

Regenwasser ist in der Öffentlichkeit<br />

ein zentrales Thema. Die<br />

Gründe hierfür liegen auf der Hand.<br />

Die Ressource <strong>Wasser</strong> ist kostbar und<br />

der schonende Umgang mit ihr ein<br />

Muss, um die <strong>Wasser</strong>vorräte und Gewässer<br />

für kommende Generationen<br />

zu sichern und in ihrem natürlichen<br />

Zustand zu erhalten. Deshalb gilt die<br />

ökologische Regenwasserbewirtschaftung<br />

in zentralen und dezentralen<br />

Anlagen heute als unerlässlich. Sie<br />

wirkt sich positiv auf die natür liche<br />

<strong>Wasser</strong>bilanz aus und stellt sich darüber<br />

hinaus im Rahmen der geteilten<br />

<strong>Abwasser</strong>gebühren für den Bauherrn<br />

als besonders wirtschaftlich dar.<br />

Die dabei eingesetzten Systeme<br />

müssen besonders flexibel auf die<br />

jeweilige Einbausituation anpassbar<br />

sein und eine langlebige Lösung<br />

bieten. Als Spezialist für nachhaltiges<br />

<strong>Wasser</strong>management hat REHAU<br />

sein bewährtes RAUSIKKO System<br />

REHAU bietet ein vollumfängliches Programm von<br />

der Sammlung, Reinigung bis hin <strong>zur</strong> Versickerung<br />

und Retention von Niederschlagswasser.<br />

Der polymere Speicherblock RAUSIKKO Box besitzt<br />

eine hohe Speicherkapazität von 95 % und bietet so<br />

auch Lösungen bei beengten Platzverhältnissen.<br />

weiterentwickelt und bietet ein<br />

vollumfängliches Programm von<br />

der Sammlung, Reinigung bis hin<br />

<strong>zur</strong> Versickerung und Retention von<br />

Niederschlagswasser.<br />

Flexibel und belastbar:<br />

RAUSIKKO Box<br />

Der polymere Speicherblock RAU-<br />

SIKKO Box aus Polypropylen (PP)<br />

besitzt eine hohe Speicherkapazität<br />

von 95 % und bietet so auch Lösungen<br />

bei beengten Platzverhältnissen.<br />

In Anbetracht der notwendigen<br />

Einbausituationen und<br />

Sicherheiten spielt gerade die<br />

statische Belastbarkeit von unterirdischen<br />

Speichersystemen eine<br />

immer wichtigere Rolle.<br />

REHAU widmet sich seit vielen<br />

Jahren diesem Thema und hat mit<br />

der RAUSIKKO Box hohe Maßstäbe<br />

bei der Belastbarkeit und damit<br />

auch bei realisierbaren Einbaubedingungen<br />

gesetzt. So überzeugt<br />

das System auch bei geringer<br />

Überdeckung oder bei großen Einbautiefen<br />

– selbstverständlich unter<br />

gleichzeitiger Einhaltung der notwendigen<br />

Sicherheitsfaktoren. Für<br />

höchste statische Belastungen ist<br />

die RAUSIKKO Box auch in einer<br />

Hochlast-Version erhältlich. Mit ihren<br />

zusätzlich integrierten Stützelementen<br />

erreicht sie eine extrem<br />

hohe Stabilität in vertikaler und<br />

horizontaler Richtung, was durch<br />

unabhängige Prüfungen bestätigt<br />

wurde. Damit können sehr große<br />

Einbautiefen bei gleichzeitig hoher<br />

Sicherheit realisiert werden. Die Bauartzulassung<br />

des DIBt (Deutsches<br />

Institut für Bautechnik) be stätigt die<br />

RAUSIKKO Box als das einzige polymere<br />

Speicherelement, welches<br />

unter Straßen bis Bauklasse IV eingebaut<br />

werden kann.<br />

Die problemlose, uneingeschränkte<br />

und dauerhafte Funktion<br />

von Blocksystemen <strong>zur</strong> Regenwasserversickerung<br />

ist die Grundvoraussetzung<br />

für die Nachhaltigkeit einer<br />

Regenwasserbewirtschaftungsanlage.<br />

Dem wurde bei der Konzeption<br />

des RAUSIKKO Box-Systems Rechnung<br />

getragen. Je nach Bedarf kann<br />

die Box mit einem integrierten Verteil-,<br />

Inspektions- und Reinigungskanal<br />

für die gleichmäßige <strong>Wasser</strong>verteilung<br />

im gesamten Blocksystem<br />

ausgerüstet werden. Er ist bis<br />

120 bar spülbar und sorgt für die<br />

konsequente Trennung von Absetzund<br />

Versickerzone. Während sich die<br />

Verunreinigungen in der Absetzzone<br />

ablagern, gelangt das gereinigte<br />

<strong>Wasser</strong>, welches über die gestufte<br />

Schlitzung gleichmäßig verteilt wird,<br />

in die Versickerzone der Rigole.<br />

Dadurch wird eine Verblockung des<br />

die Rigole umgebenden Filtervlieses<br />

verhindert, was eine langfristige<br />

und ungestörte Funktion des Systems<br />

ohne kostspielige Wartungsmaßnahmen<br />

ermöglicht.<br />

Multifunktional: RAUSIKKO<br />

C3 Systemschacht<br />

Schachtsysteme spielen in Versickerungsanlagen<br />

eine entscheidende<br />

Rolle und übernehmen verschiedenste<br />

Aufgaben. Ein echtes Multifunktionstalent<br />

bietet REHAU mit<br />

dem RAUSIKKO C3 Systemschacht,<br />

welcher direkt in die Rigole beziehungsweise<br />

die Retentionsanlage<br />

integriert werden kann. Dieser<br />

einfache und platzsparende Einbau<br />

reduziert die Baukosten.<br />

Der Systemschacht vereint drei<br />

verschiedene Funktionen in sich.<br />

Einerseits ermöglicht er den Anschluss<br />

von KG-Rohren im Abmessungsbereich<br />

DN 250 bis 500 und den direkten<br />

Anschluss an den Reinigungskanal<br />

DN 250 der RAUSIKKO Box. Andererseits<br />

lässt sich durch ihn problemlos<br />

eine Fahrkamera <strong>zur</strong> regelmäßigen<br />

Inspektion der an geschlossenen RAU-<br />

SIKKO Boxen einführen. Auch die<br />

Hochdruckspülung der Boxen ist<br />

durch ihn leicht zu bewerkstelligen.<br />

Juni 2014<br />

682 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />

|<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

Der Systemschacht ist modular aufgebaut und ermöglicht<br />

dadurch eine objektbezogene Anpassung der Schachthöhe.<br />

Zudem ist er in vielfältigen Einbau- und Anschlussvarianten<br />

erhältlich.<br />

Geprüfte Reinigungsleistung:<br />

RAUSIKKO HydroMaxx<br />

Das Reinigungssystem wird eingesetzt, um belastetes Niederschlagswasser<br />

vor der Einleitung in eine Versickerungsanlage<br />

oder eine Vorflut zu reinigen. RAUSIKKO HydroMaxx<br />

besteht aus zwei Reinigungsstufen. Zunächst wird das zu<br />

behandelnde <strong>Wasser</strong> in einer Sedimentations anlage vom<br />

Typ RAUSIKKO SediClean mechanisch weitgehend von<br />

festen Bestandteilen wie Sand, Abrieb aus Bremsbelägen<br />

oder Reifen und organischen Bestandteilen gereinigt. Das<br />

so vorbehandelte <strong>Wasser</strong> wird in der nachfolgenden<br />

Stufe, dem RAUSIKKO HydroClean AF, einer physikalischchemischen<br />

Reinigung unterzogen. Dabei werden neben<br />

weiteren festen Verunreinigungen auch gelöste Schadstoffe<br />

wie Kupfer- und Zinkionen entfernt.<br />

Das Regenwasserbehandlungssystem RAUSIKKO Hydro-<br />

Maxx wurde beim Institut für unterirdische Infrastruktur<br />

(IKT) geprüft und verfügt somit über eine nachgewiesene<br />

Reinigungsleistung. Die Anlage hält die in den Prüfkriterien<br />

des DIBt genannten Vorgaben für den Gesamtrückhalt<br />

an abfiltrierbaren Stoffen (AFS), Mineralöl-Kohlenwasserstoffen<br />

(MKW) sowie gelösten Schwermetallen (Zink und<br />

Kuper) ein. An einen RAUSIKKO HydroMaxx können bis zu<br />

2000 m 3 stark belastete Verkehrsfläche angeschlossen werden.<br />

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für das <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>fach<br />

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REHAU AG + Co, Ytterbium 4, D-91058 Erlangen,<br />

Tel. (09131) 92-50, Fax (09131) 771430,<br />

E-Mail: erlangen@rehau.com, www.rehau.com<br />

Der RAUSIKKO C3 Systemschacht kann direkt in die Rigole<br />

beziehungsweise die Retentionsanlage integriert werden.<br />

Das Regenwasserbehandlungssystem RAUSIKO<br />

HydroMaxx besteht aus zwei Reinigungsstufen.<br />

<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 683


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Emschergenossenschaft erweitert mit einer neuen<br />

Zukunftsinitiative Zusammenarbeit mit den Städten<br />

Städte in der Region und das Land Nordrhein-Westfalen unterzeichneten die<br />

gemeinsame Absichtserklärung<br />

Eine integrale <strong>Wasser</strong>wirtschaft leistet einen bedeutenden Beitrag für das Leben in den Städten von morgen.<br />

Mit der „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ haben die Emscherkommunen vor knapp zehn Jahren gemeinsam<br />

mit der Emschergenossenschaft und dem Land Nordrhein-Westfalen einen ersten wichtigen Schritt in die<br />

richtige Richtung gemacht. Auf Initiative der Emschergenossenschaft soll nun eine weitere Kooperation der<br />

Region neue Zukunftsperspektiven durch deutlich mehr interdisziplinärer Zusammenarbeit bieten: Eine erste<br />

gemeinsame Absichtserklärung unterzeichneten im Mai 2014 alle Emscherstädte mit der Emschergenossenschaft.<br />

NRW-Umweltminister Johannes<br />

Remmel sagte zu der Kooperation:<br />

„Wir benötigen lebendige und<br />

lebenswerte Städte. Dazu müssen<br />

wir uns den Herausforderungen des<br />

Klimawandels und den sich ändernden<br />

Ansprüchen an unsere Städte<br />

stellen. Deshalb begrüße ich die<br />

fachübergreifenden und interkommunalen<br />

Planungen. Wir werden<br />

daher die Realisierung von Projektideen<br />

über einen jährlichen Wettbewerb<br />

finanziell unterstützen“.<br />

„Eine nachhaltige <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

führt alle Themen rund um<br />

den <strong>Wasser</strong>kreislauf zusammen:<br />

Unsere Zukunftsinitiative „<strong>Wasser</strong> in<br />

der Stadt von morgen“ rückt unter<br />

anderem <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Stadtentwicklung,<br />

Freiraumplanung, Klimaanpassung,<br />

Straßenbau, Bildung,<br />

Kunst und Kultur näher zueinander“,<br />

sagt Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender<br />

der Emschergenossenschaft.<br />

„Eine integrale <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

leistet daher einen bedeutenden<br />

Beitrag für das Leben in<br />

den Städten und Metropolregionen<br />

von morgen.“<br />

Im Bottroper BernePark, einer zu<br />

einem Bürgerpark umgestalteten<br />

ehemaligen Kläranlage der Emschergenossenschaft,<br />

versammelten sich<br />

die Vertreter der Emscherstädte und<br />

unterzeichneten mit der Emschergenossenschaft<br />

die gemeinsame Absichtserklärung.<br />

In den kommenden<br />

Monaten werden die inhaltlichen,<br />

rechtlichen und strukturellen Vorgaben<br />

für die Zukunftsinitiative<br />

„<strong>Wasser</strong> in der Stadt von morgen“<br />

erarbeitet. Auf dieser Grundlage<br />

werden dann weitergehende Beschlussfassungen<br />

bewirkt.<br />

Kooperationen und Synergien<br />

Die Emscherregion verändert sich<br />

nicht nur durch den Strukturwandel.<br />

Auch der demografische Wandel<br />

und der Klimawandel verändern<br />

Zielrichtungen in der Siedlungsentwicklung<br />

und stellen die Region vor<br />

neue Herausforderungen. Diese Anforderungen<br />

müssen die Planungen<br />

aller Beteiligten in der Region in<br />

abgestimmten Prozessen ausgewogen<br />

berücksichtigen.<br />

Vertreter der<br />

Städte gemeinsam<br />

mit<br />

Dr. Jochen<br />

Stemplewski<br />

(siebter von<br />

rechts), dem<br />

Vorstandsvorsitzenden<br />

der Emschergenossenschaft,<br />

im Bottroper<br />

BernePark,<br />

die die symbolische<br />

Unterschriftensammlung<br />

präsentieren.<br />

© TIM<br />

FOLTIN/Emschergenossenschaft<br />

Juni 2014<br />

684 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />

Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />

Um die Städte in der Emscher-Region auch unter<br />

sich ändernden Rahmenbedingungen zukunftsfähig zu<br />

halten, müssen Veränderungen mit einer Stadtgestaltung<br />

ver bunden sein, die ein intaktes Lebensumfeld ermöglicht<br />

und einen Qualitäts gewinn für das städtische<br />

Leben erzeugt.<br />

Die Anpassung an den Klimawandel ist eine elementare<br />

Aufgabe aller Planungen. Der Umgang mit dem<br />

Regen wasser als Bestandteil der integralen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

in Siedlungsgebieten ist ein Leitthema für nahezu<br />

alle Ziele. <strong>Wasser</strong>wirtschaft hat damit eine tragende<br />

Rolle in der Stadtgestaltung und Stadtentwicklung.<br />

Die Vernetzung von Grünzügen und <strong>Wasser</strong>achsen,<br />

temperaturregulierende <strong>Wasser</strong>flächen, dezentrale<br />

Puffer- und Speicherräume zum Rückhalt von Starkregen,<br />

die Gestaltung von urbaner Landschaft mit der<br />

Bewirtschaftung von Regenwasser sind elementare<br />

Bestandteile in der ökologischen Stadtentwicklung<br />

und der Anpassung und Minderung der Klimawandelfolgen.<br />

Möglicher Ausgangspunkt, um Potenziale<br />

aufzuzeigen<br />

Ein Ausgangspunkt für die künftige intensivere Zusammenarbeit<br />

könnte unter anderem auch das als Pilotprojekt<br />

mit der Stadt Herten ent wickelte Kooperationsmodul<br />

„Zu GaBe“ sein. Das Akronym steht für „Zukunftschancen<br />

ganzheitlich betrachten“. Dabei geht es um<br />

ein konkretes und praxis orientiertes GIS-gestütztes<br />

Planungsmodul.<br />

Das Programm zeigt die Po tenziale des Zusammenwirkens<br />

von integraler <strong>Wasser</strong>wirtschaft und Stadt- und<br />

Freiraumplanung mit anderen Fachdisziplinen auf. Es<br />

hilft, Synergien zwischen verschiedenen Handlungsfeldern<br />

zu erkennen und Chancen für eine Stadtentwicklung<br />

mit Blick auf <strong>Wasser</strong>themen zu ermitteln.<br />

Regenwasser-Projekte<br />

Die neue Zukunftsinitiative „<strong>Wasser</strong> in der Stadt von<br />

morgen“ baut da rüber hinaus auf der „Zukunftsvereinbarung<br />

Regenwasser“ auf, die die Emschergenossenschaft<br />

2005 mit den Emscherkommunen und<br />

dem Land NRW auf den Weg gebracht hatte. In den<br />

Emscher städten sind seitdem zahlreiche Projekte erfolgreich<br />

umgesetzt worden.<br />

Zahlreiche Beispiele sind auf www.emscher-regen.de<br />

unter „Projekte“ zu finden.<br />

SediSubstrator XL<br />

Regenwasserreinigung<br />

der E X TRAK L<br />

ASSE<br />

ZUGELASSEN DURCH<br />

Z - 8 4. 2 - 11<br />

Typ 60 0/12 u. 60 0/12+12<br />

Hochwirksames Zweistufenprinzip<br />

mit DIBt-Zulassung<br />

■ Einsatz für stark frequentierte Verkehrsflächen<br />

■ Flächen in XL-Größe anschließbar (bis 3.000 m²)<br />

■ für direkte Versickerung in den Untergrund<br />

■ 98 % des geforderten Feststoffrückhaltes<br />

durch Sedimentation (1. Reinigungsstufe);<br />

dadurch verstopfungsfreie Patrone<br />

■ Rückhalt restlicher Feinstoffpartikel und<br />

gelöster Schadstoffe durch Adsorptionspatrone<br />

(2. Reinigungsstufe)<br />

■ einfache Wartung<br />

Weitere Informationen:<br />

www.eglv.de<br />

Regenwasser ist<br />

unsere Kompetenz.<br />

www.fraenkische.com<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 685


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Blockrigolensysteme – dauerhafte, wirtschaftliche<br />

Entwässerungslösung durch regelmäßige Inspektion<br />

und Wartung<br />

Die Grundwasserneubildung ist<br />

eines der wesentlichen Themen<br />

des Regenwassermanagements. Erreicht<br />

wird diese zunehmend durch<br />

dezentrale Niederschlagswasserversickerung.<br />

Mit der Errichtung entsprechender<br />

Anlagen erfolgt ein<br />

erster Schritt, doch erst die Instandhaltung<br />

und Wartung dieser Anlagen<br />

gewährleisten auch langfristig den<br />

positiven Effekt.<br />

Wurde in den letzten Jahrzehnten<br />

die schnellstmögliche Ableitung<br />

des anfallenden Niederschlags zum<br />

Vorfluter als vorrangige Maßnahme<br />

im Bereich der Kanalisationstechnik<br />

ACO Stormbrixx als Blockspeicher mit einer 2 mm<br />

starken Abdichtungsbahn.<br />

ACO Stormbrixx als Blockversickerung mit Filtervlies.<br />

Basis des Systems sind Grundelemente, die mithilfe<br />

eines intelligenten Stecksystems im Verband verlegt<br />

werden und damit die strukturelle Festigkeit des<br />

Gesamtsystems zusätzlich unterstützen.<br />

verstanden, ist heute die Regenwasserbewirtschaftung<br />

durch Regenwasserversickerung<br />

oder -nutzung<br />

sowie die Minimierung versiegelter<br />

Flächen oberstes Ziel. Mit Recht,<br />

denn die bisherigen Maßnahmen<br />

der Ableitung in Gewässer wirken<br />

sich nachteilig auf das ökologische<br />

System aus. Eine verminderte Grundwasserneubildung<br />

und die höhere<br />

Belastung der Fließgewässer, die in<br />

Verbindung mit extremen Wetterereignissen<br />

zu einer Hochwasserverstärkung<br />

führen kann, sind nur<br />

zwei Argumente gegen die konventionelle<br />

Niederschlagsentwässerung.<br />

Die Reduzierung versiegelter<br />

Flächen spielt eine weitere bedeutende<br />

Rolle: Niederschlagswasser<br />

kann dort versickern, wo es anfällt.<br />

Zum anderen entfallen Regenwassergebühren,<br />

die für versiegelte Flächen<br />

inzwischen in fast allen Regionen<br />

gesetzlich erhoben werden. Ist die<br />

Befestigung von Flächen nicht vermeidbar,<br />

lässt sich eine Regenwasserbewirtschaftung<br />

durch Regenwasserversickerung<br />

und -speicherung<br />

realisieren.<br />

Rückhaltung oder Versickerung<br />

– kontrollierte Abgabe<br />

oder effektive Grundwasserneubildung<br />

Mit der Entwicklung des Rigolensystems<br />

ACO Stormbrixx sind zwei<br />

Anwendungsmöglichkeiten realisierbar:<br />

Zum einen die Blockspeicherung<br />

zum anderen die Blockversickerung<br />

von Niederschlagswasser. Bei der<br />

Versickerung wird der natürliche<br />

<strong>Wasser</strong>kreislauf unterstützt, indem<br />

das Rigolensystem das auf versiegelten<br />

Flächen oder Dächern zuvor<br />

gesammelte Niederschlagswasser im<br />

Boden <strong>zur</strong>ückhält und nach und<br />

nach gemäßigt an den Boden abgibt<br />

– und zwar dort, wo es anfällt.<br />

Dafür ist die gesamte Blockrigole<br />

mit einem Filtervlies (Geotextilrobustheitsklasse:<br />

GRK 3, Gewicht:<br />

200 g/m², Dicke: 1,9 mm) zu umhüllen.<br />

So wird die Grundwasserneubildung<br />

gefördert und die Kanalisation<br />

entlastet.<br />

Als Rückhaltung eingesetzt, ist<br />

das modulare Rigolensystem mit<br />

einem Schutzvlies und einer Abdichtungsbahn<br />

wasserdicht zu ummanteln<br />

und zu verschweißen. Das<br />

gesammelte Regenwasser kann anschließend<br />

kontrolliert abgegeben<br />

werden, z. B. an die Vorflut.<br />

Mit dem Blockspeicher und -versickerungssystem<br />

ACO Stormbrixx<br />

bietet ACO ein Konzept, das sowohl<br />

bei der Entwässerung von Neubauprojekten<br />

im Hoch- und Tiefbau als<br />

auch bei der nachträglichen Versiegelung<br />

öffentlicher und privater<br />

Flächen mit anschließender Versickerung<br />

eine ökologisch wertvolle<br />

und wirkungsvolle Lösung darstellt.<br />

Stabilität und Festigkeit der<br />

Konstruktion durch Verlegen<br />

im Verband<br />

ACO Stormbrixx ist eine Alternative<br />

zu herkömmlichen Versickerungssystemen,<br />

wie Rohr-Rigolen, Mulden-<br />

Rigolen, Sickerschächten und starren<br />

Versickerungsblöcken. Die Basis<br />

des neuen Systems stellen Grundelemente<br />

in einer Größe von 1200 x<br />

600 x 342 mm dar, die durch Verlegen<br />

im Verband mithilfe eines<br />

intelligenten Stecksystems, Verbindern<br />

und Seitenwänden zu Blöcken<br />

zusammengesetzt werden.<br />

Die Eigenschaften des Materials<br />

PP, wie Steifigkeit, Härte und Festigkeit,<br />

sorgen für die Stabilität und Langlebigkeit<br />

der Rigolenelemente. Die<br />

hochentwickelte Struktur der Kunststoffelemente<br />

ermöglicht den Einsatz<br />

unter befahrenen Hof-, Park- und Wegflächen<br />

bis <strong>zur</strong> SLW 60. Das Deutsche<br />

Institut für Bautechnik (DIBt) bestätigte<br />

Juni 2014<br />

686 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />

mit der allge meinen bauaufsichtliche<br />

Zulassung Nummer Z-42.1 – 500 die<br />

positiven Eigenschaften des Systems.<br />

Um eine langzeitliche Funktionsfähigkeit<br />

zu gewährleisten, ist die<br />

Leistungsfähigkeit dezentraler Entwässerungseinrichtungen<br />

in regelmäßigen<br />

Abständen zu kontrollieren.<br />

Hierzu gehören eine Sichtprüfung<br />

und im Bedarfsfall die<br />

Wartung und die Reinigung der Anlage.<br />

Die Sichtprüfung (Zustandskontrolle<br />

des Rigolenvolumens,<br />

Anschlussverrohrung) ist mindestens<br />

zweimal jährlich, vorzugsweise im<br />

Frühjahr (Pollenflug) und im Herbst<br />

(Laub) von qualifiziertem Fachpersonal<br />

vorzunehmen. Die durchgeführten<br />

Kontrollen geben dann<br />

Aufschluss, in welchen weiteren Zeitabständen<br />

die Wartungsintervalle<br />

durchgeführt werden sollen. Bei außergewöhnlichen<br />

Witterungsereignissen,<br />

wie Starkregen o. ä., werden<br />

zusätzliche Kontrollen bzw. Wartungen<br />

empfohlen.<br />

Aufgrund der intelligenten Elementarchitektur<br />

von ACO Stormbrixx,<br />

die lediglich eine äußere Begrenzung<br />

des Gesamtsystems durch<br />

einfach montierbare Seitenwände<br />

benötigt, ist das gesamte Volumen<br />

des zusammengesetzten Rigolensystems<br />

inspizier- und spülbar.<br />

Zugang zum Rigolensystem<br />

und Reinigung<br />

Der Zugang kann über zwei unterschiedliche<br />

Zugangspunkte erfolgen.<br />

Entweder über das Oberteil in Verbindung<br />

mit dem Schachtunter-/<br />

Schachtzwischenteil oder über den<br />

vertikalen Zugang direkt über der<br />

Rigole. Über das Oberteil ist sowohl<br />

die Kamerabefahrung als auch die<br />

Druckspülung möglich. Der vertikale<br />

Zugang über der Rigole ermöglicht<br />

lediglich eine Inspektion. Muldenartige<br />

Zwischenräume erleichtern<br />

das Führen der Kanalkamera oder<br />

des Spülkopfs. Durch den Einbau<br />

von integrierten oder vorgelagerten<br />

Inspektions- und Spülschächten ist<br />

der Zugang dauerhaft gesichert.<br />

Um für die Kamerainspektion<br />

oder Reinigung der Blockrigole einen<br />

Zugang in bis zu vier Richtungen<br />

der Rigole zu gewährleisten, wird<br />

der ACO Stormbrixx Zugangsschacht<br />

in das Gesamtsystem integriert. Bei<br />

mehrlagigen Rigolen werden die<br />

Zugangsschächte einfach übereinander<br />

zusammengebaut. Jeder Zugangsschacht<br />

kann entsprechend<br />

den örtlichen Anforderungen für<br />

unterschiedliche Rohrgrößenanschlüsse<br />

ausgeschnitten werden.<br />

Die Reinigung der ACO Stormbrixx<br />

Versickerungsanlage kann im<br />

Bedarfsfall mittels Kanalspülung erfolgen<br />

(Kanalspültechnik/Hochdruckspülung).<br />

Der maximale <strong>Wasser</strong>druck<br />

darf 100 bar nicht über steigen. Das<br />

Spülwasser kann über die Oberteile<br />

und Schachtunter-/Schachtzwischenteile<br />

abgesaugt werden. Bei der<br />

Entsorgung des Spülwassers/Sediments<br />

sind die geltenden gesetzlichen<br />

Bestimmungen zu beachten.<br />

Die Ergebnisse der Sichtprüfungen<br />

und Wartungs- und Korrekturmaßnahmen<br />

sind in einem Betriebstagebuch<br />

festzuhalten. Diese Ein tra gungen<br />

geben dann Aufschluss da rüber,<br />

in welchen Intervallen die weiteren<br />

Sichtprüfungen und Wartungsmaßnahmen<br />

durchgeführt werden müssen.<br />

Das Führen des Betriebstagebuchs<br />

bietet letztlich viele Vorteile.<br />

Über die Informationen, wie Datum<br />

der Sichtprüfung bzw. Wartungs -<br />

arbeiten, Personalien des jeweiligen<br />

Personals, aufgetretene Störungen<br />

und Ursachen und die durchgeführten<br />

Maß nahmen, sind die Rückverfolgbarkeit<br />

von Störungsursachen,<br />

eine gezielte Fehlersuche und die<br />

Festlegung weitergehender Maßnahmen<br />

gewährleistet.<br />

Kontakt:<br />

ACO Tiefbau Vertrieb GmbH,<br />

Postfach 320, D-24755 Rendsburg,<br />

Tel. (04331) 354-500, E-Mail: tiefbau@aco.com,<br />

www.aco-tiefbau.de<br />

Einbauvideo: www.acostormbrixx.com<br />

ACO<br />

Stormbrixx-<br />

Inspektion.<br />

ACO<br />

Stormbrixx-<br />

Ausschnitt.<br />

CSO Chamber aus GFK<br />

Modulares Entlastungssystem für Mischwasserkanäle<br />

mit wartungsarmem Grob stoffrückhalt<br />

www.hobas.de<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 687


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Automatische Tauchpumpe <strong>zur</strong><br />

Regenwassernutzung<br />

Ixo-Pro, vollautomatische<br />

Unterwassermotorpumpe<br />

für die<br />

Regenwassernutzung.<br />

© KSB<br />

Aktiengesellschaft,<br />

Frankenthal<br />

Anfang Mai brachte die KSB Aktiengesellschaft,<br />

Frankenthal, eine<br />

vollautomatische Unterwassermotorpumpe<br />

unter dem Namen Ixo-Pro<br />

auf den Markt. Ihre einfache Installation<br />

macht diese Pumpe <strong>zur</strong> idealen<br />

Lösung für alle Bereiche in der<br />

Regenwassernutzung und Druckerhöhung.<br />

Dank eines integrierten<br />

Druckschalters, eines Strömungssensors<br />

und eines Rückschlagventils<br />

benötigt das Aggregat weder<br />

einen Schaltautomat noch einen<br />

Druckbehälter.<br />

Wird z. B. ein <strong>Wasser</strong>hahn geöffnet,<br />

fällt der Druck im System<br />

und die Ixo-Pro wird durch das integrierte<br />

Schaltgerät automatisch<br />

eingeschaltet. Sie bleibt nun für die<br />

Dauer der <strong>Wasser</strong>entnahme eingeschaltet<br />

und schaltet sich erst nach<br />

deren Beendigung ab. Sobald der<br />

Minimalwasserstand in der Zisterne<br />

erreicht wird, schaltet die Pumpe<br />

automatisch ab und geht auf Trockenlaufschutz.<br />

Alle diese Funktionen<br />

erfolgen vollautomatisch.<br />

Das 15 m lange Netzkabel erlaubt<br />

auch den Einsatz in vom Haus<br />

entfernten Zisternen. Der 230-Volt-<br />

Schuko-Stecker macht auch einem<br />

Laien den elektrischen Anschluss<br />

möglich. Die neue Anlage ist vor allem<br />

für Hausbesitzer gedacht, deren<br />

Regenwasserzisterne so weit vom<br />

Haus entfernt ist, dass selbstansaugende<br />

Pumpen nicht mehr eingesetzt<br />

werden können. Da die Pumpe<br />

in der Zisterne sitzt und es keine<br />

störenden Geräusche für die Bewohner<br />

im Haus gibt, kann diese<br />

Anlage auch im unmittelbaren Wohnbereich<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Zur <strong>Wasser</strong>entnahme direkt unter<br />

der Oberfläche ist ein optional<br />

erhältlicher Pumpenfuß lieferbar.<br />

Dieser sorgt für einen sicheren<br />

Stand auf dem Zisternen- oder<br />

Beckenboden. An einer Seite hat er<br />

den Anschluss für die flexible Saugleitung<br />

mit Kunststoffschwimmer<br />

und Einlaufkorb. So kann man <strong>Wasser</strong><br />

ohne Sedimente entnehmen.<br />

Mit ihrer mehrstufigen Hydraulik<br />

kann die IXO-Pro Drücke bis 6 bar<br />

erzeugen und ermöglicht es dem<br />

Nutzer, Wasch-, Spül- oder Bewässerungsanlagen<br />

direkt mit dem nötigen<br />

Eingangsdruck zu versorgen.<br />

Die medienberührten Teile sind aus<br />

Edelstahl gefertigt.<br />

Die maximale Fördermenge liegt<br />

bei 3900 L/h. Die Pumpe ist in zwei<br />

Baugrößen lieferbar, deren wassergekühlte<br />

Motoren eine Antriebsleistung<br />

von 0,8 oder 1,2 kW haben.<br />

Eine doppelte Gleitringdichtung<br />

zwischen Motor und Pumpenhydraulik<br />

schützt den elektrischen Teil<br />

des Aggregates sicher vor Feuchtigkeit<br />

und sorgt so für eine lange<br />

Lebensdauer.<br />

Bei einer festen Installation empfiehlt<br />

sich der Einbau des ebenfalls<br />

optional erhältlichen Membranausgleichbehälters.<br />

Dieser verhindert,<br />

dass die Pumpe bei tropfenden<br />

<strong>Wasser</strong>hähnen dauernd ein- und<br />

ausschaltet. Außerdem mildert er<br />

Druckstöße, wie sie z. B. von schnellschließenden<br />

Schlauchspritzpistolen<br />

verursacht werden.<br />

Kontakt:<br />

KSB Aktiengesellschaft,<br />

Johann-Klein-Straße 9, D-67227 Frankenthal,<br />

Tel. (06233) 86-0, E-Mail: info@ksb.com,<br />

www.ksb.com<br />

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NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />

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Juni 2014<br />

688 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />

Regenwasserbewirtschaftung –<br />

die aktuellen Themen<br />

Ratgeber Regenwasser in überarbeiteter 5. Auflage<br />

Die Mall GmbH stellte auf der<br />

IFAT in München die aktualisierte<br />

5. Auflage des seit 2005<br />

in der Fachwelt etablierten „Ratgebers<br />

Regenwasser“ vor. Der Architekt<br />

und Regenwasserexperte<br />

Klaus W. König fungiert auch diesmal<br />

wieder als Herausgeber und<br />

hat die aktuell diskutierten Fragestellungen<br />

der Regenwasserbewirtschaftung<br />

auf 44 Seiten zusammengefasst.<br />

Der Ratgeber ist als Planungshilfe<br />

für Kommunen und Planungsbüros<br />

anerkannt und präsentiert<br />

sich in seiner nunmehr 5. Auflage in<br />

neuem Look, bringt aber auch diesmal<br />

die aktuell relevanten Diskussionen<br />

im Bereich der Regenwasserbewirtschaftung<br />

in 12 Beiträgen von<br />

insgesamt 14 namhaften Expertinnen<br />

und Experten auf den Punkt. So<br />

geht es z. B. um den Rückhalteeffekt<br />

bei großen Regenwassernutzungsanlagen<br />

mit nachgeschalteter Versickerung,<br />

den Einfluss einer naturnahen<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

auf das Stadtklima oder um die<br />

frostfreie Verlegung von Zu- und<br />

Überlaufleitungen.<br />

Bezug per E-Mail unter: info@mall.info<br />

Preis:<br />

12 Euro inkl. MwSt. und zzgl.<br />

Versandkosten, ISBN 3-9803 502-2-3<br />

In neuem<br />

Layout, aber<br />

mit bewährt<br />

aktueller<br />

Themenauswahl<br />

präsentiert<br />

sich die<br />

5. Auflage<br />

des Rat gebers<br />

Regenwasser<br />

von Mall.<br />

© Mall GmbH<br />

Viega Geopress K<br />

Innenabdichtend im Außenbereich:<br />

Kunststoffpressverbinder für<br />

erdverlegte Versorgungsleitungen.<br />

viega.de/GeopressK<br />

Sicherheit im Erdreich<br />

Flexibel, langlebig, robust – nur einige der vielen Anforderungen, denen erdverlegte Versorgungsleitungen<br />

gerecht werden müssen. Mit Geopress K bietet Viega ein neues, besonders wirtschaftliches Kunststoffpresssystem<br />

speziell für die Verlegung von Gas­ und Trinkwasserleitungen. Die innenabdichtenden und elastomerfreien<br />

Verbinder aus hochfestem Kunststoff bieten ideale Voraussetzungen, um den rauen Bedingungen im<br />

Erdreich zu trotzen. Zusätzlich verfügen sie über die bewährte Viega SC­Contur, mit der unverpresste<br />

Verbindungen bei einer Druckprüfung sofort sichtbar werden. Mit der Viega Presstechnik entsteht so eine<br />

sichere und schnelle Verbindung zwischen der Versorgungsleitung und dem Hausanschluss.<br />

Viega. Eine Idee besser!<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 689


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Kunststoffbehälter: <strong>Wasser</strong>speicher für Brandfälle<br />

RigoCollect, der <strong>Wasser</strong>behälter für die Regenwasserbewirtschaftung von FRÄNKISCHE und ARIS, kann jetzt<br />

auch als Löschwasserspeicher gemäß DIN 14230 genutzt werden.<br />

Wo heute die Trinkwasserversorgung<br />

saniert und modernisiert<br />

wird, werden <strong>Wasser</strong>leitungen<br />

verkleinert, um sie dem immer<br />

geringeren Verbrauch anzupassen.<br />

Weil die kleineren Leitungsquerschnitte<br />

die im Brandfall nötigen<br />

<strong>Wasser</strong>mengen nicht <strong>zur</strong> Verfügung<br />

stellen können, entsteht häufig eine<br />

Lücke im Löschwasserbedarf. Um<br />

diese zu schließen, müssen Löschwasserbehälter<br />

nachgerüstet werden,<br />

die die Versorgung im Notfall<br />

garantieren. Hohe Grundwasserstände,<br />

beengte Platzverhältnisse<br />

oder Verkehrsbelastung in der Bauphase<br />

können dabei ein Problem<br />

darstellen. Mit RigoCollect liefert<br />

Bestehend aus den bewährten Rigofill inspect-Blöcken,<br />

dem Quadrocontrol Schacht und einer Trennstation<br />

ist RigoCollect von FRÄNKISCHE und ARIS ein<br />

unschlagbar flexibles System für die unterirdische<br />

Löschwasserbevorratung, das sich fast allen baulichen<br />

Gegebenheiten anpasst.<br />

FRÄNKISCHE in Zusammenarbeit<br />

mit ARIS die optimale Lösung.<br />

Endlich: DIN erlaubt<br />

Kunststoffbehälter<br />

Bestehend aus den bewährten<br />

Rigofill inspect-Blöcken, dem Quadrocontrol<br />

Schacht und einer Trennstation,<br />

ist RigoCollect ein unschlagbar<br />

flexibles System, das sich fast allen<br />

baulichen Gegebenheiten anpasst.<br />

„Mit der Novellierung der DIN 14230<br />

im September 2012 sind die Rigolenfüllkörper<br />

von FRÄNKISCHE für die<br />

Löschwasserbevorratung zugelassen.<br />

Dabei ist es wichtig, dass der<br />

gesamte Innenraum des Behälters<br />

inspiziert werden kann. RigoCollect<br />

kann via TV-Inspektion jederzeit<br />

kontrolliert und auch gespült werden“,<br />

erklärt Stephan Haala, Leiter<br />

Bereich Anlagenbau bei FRÄNKI-<br />

SCHE. Damit ist RigoCollect die einfache<br />

und wirtschaftliche Alternative<br />

zu Löschwasserbehältern aus Beton<br />

oder Stahl – nicht nur im Bestand.<br />

Flexible Baugeometrie<br />

Das Herzstück von RigoCollect sind<br />

die Kunststoffbehälter Rigofill inspect<br />

von FRÄNKISCHE mit DIBt-<br />

Zulassung. In mehr als zehn Jahren<br />

haben sie sich als Grundbaustein für<br />

Rigolen in der Regenwasserbewirtschaftung<br />

bewährt. Weil sie einfach<br />

aneinandergesetzt und verbunden<br />

werden, passen sie sich an fast jeden<br />

Grundriss an. Sie haben ein<br />

quadratisches Rastermaß von 80 cm<br />

und können entweder als Vollblock<br />

mit 66 cm oder als Halbblock mit<br />

35 cm Höhe verwendet werden. So<br />

bilden sie auch flache Löschwassertanks,<br />

wie sie bei hohen Grundwasserständen<br />

nötig sind. Zusätzlich<br />

sind Füllkörperrigolen sehr stabil:<br />

Sie entsprechen der Belastungsklasse<br />

SLW 60 und können deshalb<br />

auch unter Parkplätzen verbaut<br />

werden. Die 20 Kilo leichten Füllkörper<br />

haben ein Hohlraumvolumen<br />

von 95 % und fassen 400 Liter pro<br />

Block. Damit der Tank dauerhaft<br />

dicht bleibt, wird er mit einer speziellen<br />

Kunststoff-Dichtungsbahn ummantelt.<br />

Wie die Blöcke selbst ist die<br />

Kunststoff-Dichtungsbahn DIBt-zugelassen.<br />

Sie ist aus HD-Polyethylen<br />

und ist seit fast 40 Jahren als zuverlässige<br />

Dichtungsbahn im Deponiebau<br />

bekannt.<br />

Rundum versorgt<br />

Der Quadro-control Schacht schafft<br />

den Zugang zum Löschwassertank.<br />

Er wird je nach Bedarf mit Pumpen,<br />

Saugrohren oder anderen Armaturen<br />

ausgestattet. An einem Tank<br />

können mehrere Schächte angebracht<br />

werden, um die <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />

an verschiedenen Stellen<br />

zu ermöglichen. „So kann die Feuerwehr<br />

im Brandfall <strong>Wasser</strong> an der<br />

Saugstelle beziehen, während die<br />

Sprinkleranlage bereits läuft. Eine<br />

Löschwasser-Trennstation baut den<br />

erforderlichen Druck für Sprinkleranlagen<br />

und Hydranten auf. Sie<br />

kann verschiedene Versorgungsstationen<br />

ansteuern und sorgt so<br />

dafür, dass das <strong>Wasser</strong> dort <strong>zur</strong><br />

Verfügung steht, wo es gebraucht<br />

wird“, erklärt Stefan Prakesch, Geschäftsführer<br />

ARIS GmbH. Löschund<br />

Trinkwasser bleiben gemäß<br />

DIN 1988-600, EN 1717 und EN 13077<br />

getrennt. Die Trennstation von ARIS<br />

wird je nach Anforderung objektspezifisch<br />

individuell konzipiert.<br />

Inspizierbar und langlebig<br />

Die Rigolenfüllkörper Rigofill inspect<br />

haben einen integrierten,<br />

durchgängigen Inspektionstunnel.<br />

Zeitgemäße TV-Inspektionstechnik<br />

kontrolliert den gesamten Innenraum<br />

des Löschwasserbehälters. Der<br />

schwenkbare und höhenverstellbare<br />

Juni 2014<br />

690 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />

Kamerakopf fängt auch die Boden- und<br />

Seitenflächen, das statische Tragsystem<br />

und mögliche Verunreinigungen oder Risse<br />

an der Dichtungsbahn ein. „Ein <strong>Wasser</strong>speicher<br />

aus Rigofill-Blöcken hat offiziell<br />

eine erwartete Lebensdauer von mindestens<br />

50 Jahren. An den über 200 Anlagen,<br />

die wir in den letzten zehn Jahren gebaut<br />

haben, gab es bis jetzt keinerlei Mängel“,<br />

sagt Stefan Prakesch. Weist die Anlage<br />

Verschmutzungen auf, kann sie ganz<br />

einfach über den Quadro-control Schacht<br />

gespült werden.<br />

Das Rundum-Sorglos-Paket<br />

Der Bau von Löschwasseranlagen ist ein<br />

kompliziertes Thema, bei dem verschiedene<br />

Normen und Vorschriften beachtet werden<br />

müssen. Für mehr Sicherheit für Behörden,<br />

Planer und Bauausführer unterstützen<br />

FRÄNKISCHE und ARIS ihre Kunden vom<br />

Beginn der Planung bis <strong>zur</strong> Abnahme. Auch<br />

den Einbau übernehmen die beiden Unternehmen.<br />

Erfahrene Handwerker bauen<br />

den Löschwasserbehälter und die Trennstation<br />

schnell und sicher auf. „Wir wissen,<br />

worauf wir achten müssen. Deshalb gehören<br />

die Planungsunterstützung, der Aufbau<br />

und die Montage der Einbauteile bei<br />

uns zum Service. Nur so können wir auch<br />

die Gewährleistung nach VOB auf unsere<br />

Löschwasserbe hälter geben“, sagt Stefan<br />

Prakesch. Auch mit komplizierten Bauverhältnissen<br />

kennt das Team sich aus.<br />

Für enge Zeitfenster, schwierigen Baugrund<br />

und Verkehrsbe lastung während der Bauphase<br />

findet es immer die passende Lösung,<br />

wie z. B. ein wanderndes Baufeld.<br />

Mehr als Löschwasserbevorratung<br />

Neben der Löschwasserbevorratung kann<br />

eine Rigole aus Rigofill inspect-Blöcken<br />

noch mehr. Wer z. B. anfallendes Regenwasser<br />

nutzen will, setzt mit RigoCollect auf<br />

die richtige Karte. Dafür wird das Volumen<br />

der Rigole entsprechend höher angesetzt<br />

als der reine Löschwasser bedarf. Die Regenwasserzentrale<br />

schaltet über eine elektronische<br />

Füllstandsüberwachung rechtzeitig<br />

auf Trinkwasserbetrieb um und stellt so<br />

sicher, dass der Löschwasser vorrat jederzeit<br />

<strong>zur</strong> Verfügung steht. Das Regenwasser<br />

kann z. B. für die Toilettenspülung, <strong>zur</strong><br />

Fahrzeug wäsche oder für Kühlturmbetrieb<br />

genutzt werden. Bei entsprechender Auslegung<br />

kann die Rigole auch zusätzlich als<br />

Regenrückhaltebecken genutzt werden.<br />

Die Kombination aus allen drei Nutzungsvarianten<br />

ist ebenfalls realisierbar.<br />

Mit seinem hohen <strong>Wasser</strong>speicher<br />

und seinem sehr geringen Eigenvolumen<br />

ist RigoCollect die optimale Lösung für<br />

Löschwasserspeicher in schwierigen Bausituationen.<br />

Besonders im Bestand finden<br />

Bauherren gemeinsam mit Beratern von<br />

FRÄNKISCHE und ARIS immer eine Möglichkeit,<br />

RigoCollect als Löschwasserbehälter<br />

wirtschaftlich und schnell nach<strong>zur</strong>üsten.<br />

Ausführliche Informationen sowie Produktbeschreibungen<br />

gibt es im Internet<br />

unter www.fraenkische.com und www.arissysteme.de<br />

Kontakt:<br />

Fränkische Rohrwerke<br />

Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG,<br />

GB Drainage,<br />

Hellinger Straße 1,<br />

D-97486 Königsberg/Bayern,<br />

Tel. (09525) 88-8357,<br />

Fax (09525) 88-2412,<br />

E-Mail: info.drain@fraenkische.de,<br />

info@aris-systeme.de, www.fraenkische.com<br />

Eine je nach Anforderung objektspezifisch<br />

individuell konzipierte Löschwasser-<br />

Trennstation von ARIS baut bei der<br />

unterirdischen Löschwasserbevorratung<br />

mit RigoCollect den erforderlichen Druck<br />

für Sprinkleranlagen und Hydranten<br />

auf. Sie kann verschiedene Versorgungsstationen<br />

ansteuern und sorgt so dafür,<br />

dass das <strong>Wasser</strong> dort <strong>zur</strong> Verfügung<br />

steht, wo es gebraucht wird.<br />

Funke Kunststoffe GmbH<br />

Immer eine Idee<br />

mehr!<br />

praxisorientiert – flexibel –<br />

innovativ<br />

n Kanalrohrsysteme<br />

n Formteile<br />

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n Regenwasserbewirtschaftung<br />

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www.funkegruppe.de<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 691


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Baustelle<br />

Winterberg.<br />

Alle Abbildungen:<br />

© Amitech<br />

Germany GmbH<br />

Mischwassernetz in Winterberg: Gründliche<br />

Regenwasserbehandlung mit AMISCREEN<br />

Zunehmende Starkregen-Ereignisse führen häufig zum Abschlag von Mischwasser aus überlasteten Kanalnetzen<br />

in die Vorflut. Mit dem System AMISCREEN stellte die AMIANTIT-Gruppe auf der IFAT 2014 einen neuen<br />

Staukanaltyp auf GFK-Rohr-Basis mit einem innovativen und hoch effektiven Grobstoff-Rückhaltesystem vor.<br />

Eine AMISCREEN-Pilotanlage mit 250 m³ Speichervolumen ging zeitgleich <strong>zur</strong> Messe in Winterberg/Sauerland<br />

in Betrieb.<br />

Wo immer Starkregen-Ereignisse<br />

in Mischwassernetzen<br />

zu Einstau und Abschlag in die Vorflut<br />

führen, hängt die Umweltverträglichkeit<br />

und rechtliche Zulässigkeit<br />

dieses Vorgangs maßgeblich<br />

davon ab, dass ins Netz eingetragene<br />

Grob-Verschmutzungen auch<br />

dort bleiben und nicht mit in die<br />

Umwelt ausgetragen werden. Das<br />

war bislang jedoch leichter zu fordern<br />

als zu realisieren. Ein notorisches<br />

Problem stellen die herkömmlichen,<br />

mit Kamm-, Sieb- oder<br />

sonstigen Rechen bestückten Überlaufschwellen<br />

dar. Sie sind einerseits<br />

konstruktiv sehr platzaufwendig.<br />

Zum anderen neigen sie dazu, sich<br />

mit den aufschwimmenden Grobstoffen<br />

sehr schnell zuzusetzen;<br />

über die verstopften Rechen fließt<br />

das <strong>Wasser</strong> dann mehr oder minder<br />

ungefiltert – ein technisch unbefriedigender<br />

und rechtlich unzulässiger<br />

Betriebszustand. Die Schlüsselgröße<br />

beim Ausfall der mechanischen<br />

Rechen ist die Durchflussgeschwindigkeit<br />

des gefilterten <strong>Wasser</strong>s. Hohe<br />

Fließgeschwindigkeiten führen dazu,<br />

dass sich die Grobstoffe mit hoher<br />

Energie im Rechen verkeilen und<br />

teils zerfetzt werden. Der Rechen<br />

kann dann in kurzer Zeit völlig „verfilzen“<br />

und ausfallen.<br />

Auch die bekannten „Lösungen“<br />

dieses Problems haben erhebliche<br />

Nachteile. Den verstopften Rechen<br />

einfach umzuklappen und vom<br />

Ablauf frei spülen zu lassen, ist erkennbar<br />

kontraproduktiv, weil es<br />

dann zu einer Stoßbelastung der<br />

Vorflut mit dem zuvor abgeschöpften<br />

Schmutz kommt. Das mechanische<br />

Abstreifen hingegen bedeutet,<br />

dass eine hoch verschleißanfällige<br />

Mechanik installiert und gewartet<br />

werden muss. Hinzu kommt, dass<br />

Strom verbraucht wird und dass<br />

überhaupt erst einmal ein Stromanschluss<br />

geschaffen werden muss.<br />

Diese spezifische Herausforderung<br />

nahmen die Entwickler der<br />

AMIANTIT-Gruppe an, die schon<br />

lange erfolgreich GFK-basierte Staukanal-Lösungen<br />

liefern, und konzipierten<br />

AMISCREEN – einen GFK-<br />

Stauraumkanal mit Überlaufschacht<br />

und integrierten Grobstoff-Rückhalte-Elementen.<br />

Das patentierte<br />

System gewährleistet beim Filtervorgang<br />

eine extrem niedrige Fließgeschwindigkeit<br />

des <strong>Wasser</strong>s und<br />

beugt damit einer Verstopfung der<br />

Filterelemente äußerst wirksam vor.<br />

Technische Basis des AMISCREEN-<br />

Systems sind die vielfach bewähr-<br />

Juni 2014<br />

692 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />

ten Stauraum-Kanäle auf Basis von FLOW-<br />

TITE-GFK-Rohren großer Nennweite samt<br />

der zugehörigen Zu lauf- und Abschlags-<br />

Bauwerke. Deren exakte Bemessung richtet<br />

sich nach den im Netz aufzufangenden<br />

Niederschlags-Spitzenmengen. Bei der im<br />

April 2014 in Winterberg errichteten AMI-<br />

SCREEN-Pilotanlage fasst ein 42 m langer<br />

Stauraum DN 2800 bis zu 250 m³ <strong>Wasser</strong>;<br />

die Abschlagsleistung des Systems bei<br />

maximalem Betrieb beträgt 700 L/s. Bei<br />

einer konventionellen Überlaufschwelle<br />

mit 1,8 m² installierter Rechenfläche hätte<br />

sich während des Abschlags eine Durchströmungs-Geschwindigkeit<br />

des Rechens<br />

von 0,7 m/s ergeben – eine Ver stopfung<br />

binnen kürzester Zeit wäre garantiert gewesen.<br />

Dem stellten die AMIANTIT-Ingenieure<br />

als konstruktive Alternative zwei<br />

jeweils 10 m lange, ganzflächig perforierte<br />

GFK-Rohre DN 700 entgegen, die axial im<br />

Stauraum installiert wurden und durch<br />

die Stirnwand des Bauwerks <strong>zur</strong>ück in eine<br />

Kammer des vorgelagerten Zulauf- und<br />

Entlastungsschachtes führen.<br />

Das Funktionsprinzip des Systems ist<br />

vergleichsweise einfach. Bei Starkregen<br />

und beginnendem Rückstau im System wird<br />

der Staukanal über einen geschlossen durch<br />

den Entlastungsschacht führenden Zulauf<br />

beschickt. Er füllt sich kontinuierlich, die<br />

eingetragenen Grobstoffe schwimmen dabei<br />

auf dem ansteigenden <strong>Wasser</strong>spiegel<br />

auf oder sedimentieren. Sobald der <strong>Wasser</strong>stand<br />

die Rückhalte-Rohre erreicht, sickert<br />

<strong>Wasser</strong> durch deren Perforation ein,<br />

während die mit geführte Schmutzfracht<br />

an der Rohraußenwand <strong>zur</strong>ück bleibt. Die<br />

filterwirksame Fläche beträgt bei den beiden<br />

Rückhalteelementen zusammen 44 m²<br />

(statt 1,8 m² bei herkömmlichen Rechen!).<br />

Nur solcherart gründlich gefiltertes<br />

<strong>Wasser</strong> kann das System in die Vorflut verlassen<br />

– aber auch erst, nachdem es im<br />

Entlastungsschacht so weit angestiegen<br />

ist, dass es über eine Schwelle ins eigentliche<br />

Ablaufrohr stürzt. Die Hydraulik dieser<br />

Konstruktion sorgt dafür, dass in den Rückhalte-Rohren<br />

selbst nie ein Sog entsteht.<br />

Und das wiederum erklärt, warum die Eintritts<br />

geschwindigkeit des <strong>Wasser</strong>s in die<br />

Rückhalte-Rohre zu keiner Zeit größer als<br />

0,03 m/s ist: Ein Wert, bei dem Grobstoffe<br />

problemlos sedimentieren können, denn<br />

damit wird der in DWA A-128 vorgeschriebene<br />

Maximalwert für den Abfluss aus<br />

Regenbecken (0,05 m/s) noch einmal um<br />

fast die Hälfte unter schritten! Deshalb sind<br />

diese 0,03 m/s die zentrale Planungs größe<br />

für die Auslegung aller AMISCREEN-Systeme.<br />

Die abgeschiedenen Rückstände, die an<br />

den glatten Außenwänden der GFK-Filterelemente<br />

sehr schlecht haften, werden<br />

von dem fallenden <strong>Wasser</strong>spiegel im Stauraum<br />

abgewaschen. Sie sedimentieren letztlich<br />

als Schlammschicht in der Sohle des<br />

Bauwerks und werden im Trockenwetterbetrieb<br />

über die Kanalisation in Richtung<br />

der – in Winterberg unmittelbar nachgelagerten<br />

– Kläranlage ausgetragen.<br />

Das AMISCREEN-System, das zeitgleich<br />

zum Winterberger Betriebsbeginn dem<br />

Fachpublikum auf der IFAT 2014 vorgestellt<br />

wurde, kombiniert erhebliche Vorteile:<br />

Eine große Filterfläche ohne zusätz lichen<br />

Platzaufwand im Entlastungsbauwerk, eine<br />

extrem niedrige Fließ geschwindigkeit und<br />

somit kein Verstopfungs-Risiko. Das System<br />

ist völlig verschleißfrei und ent sprechend<br />

wartungsarm. Überdies besteht es aus<br />

einem dauerhaft kor rosionsbeständigen<br />

Werkstoff. Es gelten die für Stauraumkanäle<br />

ohne Rechensystem üblichen Rei nigungszyklen.<br />

Unter dem Kosten- Aspekt besonders<br />

wichtig: AMISCREEN ist eine echte<br />

Null-Energie-Lösung!<br />

Kontakt:<br />

Amitech Germany GmbH,<br />

Am Fuchsloch 19, D-04720 Mochau,<br />

Tel. (03431) 7182-0, Fax (03431) 702324,<br />

E-Mail: info@amitech-germany.de,<br />

www.amiantit.com, www.amitech-germany.de<br />

Nachhaltig<br />

bauen<br />

Vermögen<br />

erhalten<br />

Ihr Partner bei<br />

der Bewertung<br />

der<br />

Fachkunde,<br />

technischen<br />

Leistungsfähigkeit,<br />

technischen<br />

Zuverlässigkeit<br />

der ausführenden<br />

Unternehmen.<br />

Reinigungselemente im Stauraumkanal.<br />

Regenüberlauf als Doppelschwelle am<br />

Einlaufschacht des Stauraumkanals.<br />

Gütesicherung Kanalbau<br />

RAL-GZ 961<br />

www.kanalbau.com<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 693


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Premiere für Regenwasser-Behandlungs-Rigolen<br />

Erste Pilotprojekte mit revisonsfähigen begehbaren Rigolen von Heitker<br />

Michael Theisling, Heitker GmbH<br />

Vor genau 20 Jahren begann Martin Heitker seine unternehmerische Tätigkeit als Pionier in der modernen<br />

Regenwasserbewirtschaftung. Im Jubiläumsjahr setzt er nun mit seinen innovativen Produktentwicklungen<br />

wieder neue Maßstäbe und geht dabei gedanklich neue Wege beim Thema der unterirdischen Regenwasserbewirtschaftung<br />

und -behandlung <strong>zur</strong> Versickerung und Rückhaltung von Niederschlagsabflüssen.<br />

Dazu nachstehend zwei Projektberichte.<br />

Projektbericht 1<br />

In ihrer 40-jährigen Firmengeschichte<br />

hat sich die Paus Maschinenfabrik<br />

mit Sitz im emsländischen<br />

Emsbüren einen hervorragenden<br />

Namen im internationalen<br />

Maschinenbau erarbeitet. Vom Emsland<br />

aus gehen die Maschinen in<br />

alle Welt. Die Paus Maschinenfabrik<br />

entwickelt und produziert Berg -<br />

▲ Der begehbare Revisions- und Behandlungskanal. ▶<br />

Montage der Revisions-Rigole.<br />

bau- und Tunnelbaufahrzeuge, Baumaschinen<br />

wie Radlader und Dumper,<br />

sowie Schrägaufzüge, Hubarbeitsbühnen<br />

und Kräne. Im Zuge<br />

des Ausbaus des Standortes in Emsbüren<br />

mit neuem Verwaltungsgebäude<br />

und neuer Produktionshalle<br />

wurden ca. 6000 m 2 versiegelte<br />

Fläche vom überlasteten Kanalnetz<br />

abgekoppelt. Eine überzeugende<br />

Lösung mit Premierecharakter lieferte<br />

hierfür das emsländische Nachbarunternehmen<br />

Heitker RegenwasserSysteme<br />

aus Lingen. In Abstimmung<br />

mit der Gemeinde<br />

Emsbüren und dem <strong>Wasser</strong>verband<br />

Lingener Land kam erstmalig die<br />

neu entwickelte Regenwasser-<br />

Revisions-Rigole zum Einsatz. Die<br />

erste begehbare Rigole wurde als<br />

Regenwasser-Behandlungsrigole<br />

ausgestattet, wobei das bewährte<br />

HeitkerBloc-Entwässerungssystem<br />

für das zusätzliche Speichervolumen<br />

sorgt. Die geringe Einbautiefe<br />

und die Belastbarkeit SLW 60 bei<br />

geringer Einbaufläche mit rückstaugesichertem<br />

Notüberlauf an<br />

die Kanalisation waren wichtige<br />

Lösungskriterien. Das auf kompaktem<br />

Raum geschaffene Speichervolumen<br />

in Verbindung mit der<br />

Zugänglichkeit und somit Revisionsfähigkeit<br />

waren für das Unternehmen<br />

Paus sowie den <strong>Wasser</strong>verband<br />

Lingener Land entscheidend und<br />

maßgeblich für die Investitionssicherheit<br />

wegen der garantierten<br />

Langzeitfunktionssicherheit.<br />

Auch die technische Argumentation<br />

der effektivsten Filterung und Behandlung<br />

des Regenwassers innerhalb<br />

der zugänglichen Rigole mit<br />

den großen Filteranströmflächen<br />

mit Filtervlies/Filtersubstrat, <strong>Wasser</strong>verteilwegen<br />

und Austrittsflächen<br />

sind entscheidende Kriterien für<br />

eine wartungsarme und funktionssichere<br />

Entwässerungsanlage mit<br />

größtmöglichen Gewässerschutz.<br />

Juni 2014<br />

694 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />

Projektbericht 2<br />

Auch die Entscheidungsträger beim<br />

Neubau des emsländischen Trinkund<br />

<strong>Abwasser</strong>verbandes TAV<br />

„Bourtanger Moor“ in Geeste-<br />

Varloh mit dem angegliederten<br />

<strong>Wasser</strong>erlebnispfad entschieden sich<br />

bei der Entwässerung des Geländes<br />

für die neue Heitker Regenwasser-<br />

Die Revisions-Rigole in Emsbüren.<br />

Behandlungsrigole. Der Einbau erfolgte<br />

gemeinsam am 28. März 2014<br />

mit dem ausführenden Bauunternehmen<br />

Knoll aus Haren, der Projektsteuerung<br />

ASP aus Lähden, dem<br />

Ingenieurbüro Schlömer aus Meppen,<br />

und dem Baustoffhandel Mayrose<br />

aus Meppen. Das spezialisierte<br />

Lingener Unternehmen geht somit<br />

völlig neue Wege in der Regenwasserbehandlung<br />

und -speicherung. Der<br />

bisher marktübliche Gedankenansatz<br />

der unterirdischen Regenwasserbehandlung<br />

in Kleinstbehandlungsanlagen<br />

wird durch die neue Behandlungsrigole<br />

überholt. Durch<br />

großdimensionierte und revisionsfähige<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

wird die Filtrationsstufe deutlich<br />

sicherer und wartungsärmer und<br />

die Rigolen zudem effektiv vor Verschlammung<br />

geschützt. Eine einzige<br />

große und zentrale Wartung<br />

vereinfacht die Wartungsarbeiten<br />

erheblich. Die Umsetzung dieses<br />

Gedankensatzes erfolgte produktionstechnisch<br />

übergreifend und<br />

werkstoffunabhängig. Eine Systemlösung<br />

in der Kombination von<br />

geeignetsten Konstruktions- und<br />

Funktionswerkstoffen ermöglicht nun<br />

eine ver fahrenstechnisch sichere<br />

und effiziente Regenwasserentwässerung.<br />

Auch bei <strong>Wasser</strong>verbänden<br />

und Genehmigungsbehörden findet<br />

die Umsetzung dieser Idee besonderes<br />

Interesse.<br />

Schutzrechte für alle Systeme<br />

wurden angemeldet.<br />

Kontakt:<br />

Heitker GmbH,<br />

Am Bahndamm 4,<br />

D-49809 Lingen (Ems),<br />

Tel. (0591) 9 66 53-0,<br />

Fax (05 91) 9 66 53-11,<br />

E-Mail: info@heitker-lingen.de,<br />

www.heitker-lingen.de<br />

Montage der Revisions-Rigole.<br />

Die Revisions-Rigole in Geeste-Varloh.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 695


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Halb soviel ist auch genug<br />

Wer versiegelt und Regenwasser ableitet, macht etwas falsch!<br />

Klaus W. König, Überlingen<br />

Mit der Flächenversiegelung in Deutschland ist es wie mit der Neuverschuldung öffentlicher Haushalte oder<br />

dem CO 2 -Ausstoß – Wunsch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander, halb soviel wäre besser. Dabei fehlt es<br />

nicht an Lösungen. Neben Terrassen und Gehwegen können auch Flächen unter Verkehrsbelastung heute<br />

schon völlig ohne Versiegelungswirkung, das heißt wasserdurchlässig befestigt, hergestellt werden. Entwässerungsanschlüsse<br />

oder Schadstofffilter entfallen, wenn geeignete Pflastersysteme mit entsprechenden bauaufsichtlichen<br />

Zulassungen zum Einsatz kommen.<br />

Ziel der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie<br />

der Bundesregierung<br />

ist es, die Ausbreitung<br />

neuer<br />

Siedlungs- und<br />

Verkehrsflächen<br />

bis 2020<br />

auf 30 Hektar<br />

pro Tag zu<br />

reduzieren.<br />

© Statistisches<br />

Bundesamt 2013<br />

Das Ziel der Bundesregierung ist,<br />

die ständige Zunahme von<br />

Siedlungs- und Verkehrsflächen zu<br />

bremsen. Die Tendenz ist bereits<br />

rückläufig, dennoch sind es laut<br />

statistischem Bundesamt im letzten<br />

Berechnungszeitraum 2009 bis 2012<br />

in Deutschland noch durchschnittlich<br />

74 ha pro Tag gewesen. Im Jahr<br />

2020 sollen es nach dem Willen der<br />

Regierung nur noch 30 ha pro Tag,<br />

also weniger als die Hälfte des aktuellen<br />

Wertes, sein. Doch der<br />

Flächenverbrauch ist nur das eine,<br />

das andere Problem ist die Versiegelung.<br />

Etwa 50 % der Siedlungsund<br />

Verkehrsflächen gelten als versiegelt,<br />

also wasserundurchlässig.<br />

Dazu zählen Dächer, Terrassen, Einfahrten<br />

und Fahrzeugstellflächen,<br />

sowie Wohn- und Anliegerstraßen,<br />

Gewerbe- und Lagerflächen, Fußgängerzonen<br />

und öffentliche Plätze.<br />

Weshalb wird überhaupt versiegelt<br />

und Regenwasser abgeleitet?<br />

Wenn deutlich mehr Flächen zu<br />

ebener Erde wasserdurchlässig<br />

wären, könnten neue Kanäle kleiner<br />

und damit viel preiswerter gebaut<br />

werden. Vorhandene Mischwasserkanäle<br />

würden weniger durch ungenügend<br />

geklärte Überläufe die<br />

als Vorfluter dienenden Flüsse verschmutzen.<br />

Solche Auswirkungen<br />

haben ein ökologisches und zugleich<br />

volkswirtschaftlich-soziales Potenzial.<br />

Die bange Frage aber wäre:<br />

Funktioniert die Versickerung bei<br />

allen befestigten Oberflächen tatsächlich<br />

auch, wenn Starkregen<br />

fällt? Was ist denn bei einem Jahrhundertereignis,<br />

das durch Klimaänderung<br />

vielleicht bald schon alle<br />

zehn Jahre eintritt?<br />

Neues Prinzip: Source-<br />

Control statt End-of-Pipe<br />

Oberste Priorität hatte in den vergangenen<br />

Jahrzehnten die Entwässerungssicherheit.<br />

Als Flüsse<br />

noch begradigt wurden zum vermeintlichen<br />

Hochwasserschutz, galt<br />

auch die Vorschrift, Regenwasser in<br />

den Kanal abzuleiten. Damit war es<br />

erst einmal weg von der Oberfläche.<br />

Ein solches Prinzip, bei dem weiter<br />

unten an der Mündung des Rohrsystems<br />

die Probleme zu lösen sind,<br />

nennt man im Fachjargon „End-of-<br />

Pipe“-Lösung. Die Folgen sind bekannt:<br />

stark schwankende <strong>Wasser</strong>spiegel<br />

bei Fließgewässern, kurzzeitige<br />

Überlastung der Kläranlagen<br />

mit Ableiten von un<strong>zur</strong>eichend<br />

gereinigtem <strong>Abwasser</strong> in die Flüsse<br />

und sinkende Grundwasserbestände<br />

im Erdreich unterhalb vieler Ballungsräume.<br />

Die Betrachtungsweise hat sich<br />

vor einigen Jahren gewandelt – und<br />

mit dem <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />

(WHG 2009), gültig seit 1. März<br />

2010, auch die Gesetzeslage. Heute<br />

gilt das „SourceControl“-Prinzip: Bei<br />

Neu- und Umbaumaßnahmen muss<br />

das Niederschlagswasser dezentral<br />

vor Ort bewirtschaftet – also versickert,<br />

verdunstet oder genutzt werden<br />

– siehe § 55 (2). Nach § 57 (1)<br />

sind die Regeln der Technik einzuhalten,<br />

um den Schutz der Gewässer<br />

einschließlich Grundwasser zu<br />

gewährleisten. Richtlinien und Normen<br />

helfen zusätzlich, Gefahren für<br />

Personen und <strong>Wasser</strong>schäden an<br />

Bauwerken zu vermeiden. Zum<br />

Beispiel muss seit Novellierung der<br />

DIN 1986-100 im Mai 2008 gemäß<br />

Abschnitt 14.9.3 ein Überflutungsnachweis<br />

bei Planungen für Grundstücksgrößen<br />

von mehr als 800 m²<br />

abflusswirksamer Fläche erbracht<br />

werden. Und das Arbeitsblatt<br />

DWA-A 138 (3.2.2) gibt seit April<br />

Juni 2014<br />

696 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />

2005 Hinweise zum Abstand zwischen<br />

Versickerungsmulden und Gebäuden.<br />

Dezentral, an vielen Orten<br />

gleichzeitig, kann heute bereits<br />

Niederschlagswasser der jeweiligen<br />

Situation angemessener bewirtschaftet<br />

und behandelt werden, als das<br />

in zentralen Regenrückhalte- oder<br />

-überlaufbecken geschehen ist.<br />

Siedlungs- und Verkehrsfläche wächst täglich um 74 Hektar<br />

1. Um durchschnittlich 74 Hektar pro Tag hat die Siedlungs- und Verkehrsfläche in<br />

Deutschland in den Jahren 2009 bis 2012 zugenommen. Die Fläche hat sich damit<br />

langsamer ausgedehnt als im Zeitraum 2008 bis 2011, in dem die tägliche Zunahme<br />

noch 81 Hektar betrug. Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />

ist es, die Ausbreitung neuer Siedlungs- und Verkehrsflächen bis 2020 auf<br />

30 Hektar pro Tag zu reduzieren.<br />

2. Siedlungs- und Verkehrsfläche darf nicht mit „versiegelter Fläche“ gleichgesetzt<br />

werden: So haben zum Beispiel Erholungsflächen, insbesondere Grünanlagen und<br />

Sportflächen, derzeit einen Anteil von 8,6 % an der Siedlungs- und Verkehrsfläche.<br />

Diese Erholungsflächen tragen in den Jahren 2009 bis 2012 in erheblichem Umfang<br />

(+ 25 Hektar pro Tag) zum Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche bei.<br />

3. Neben der Siedlungs- und Verkehrsfläche, die 13,5 % der Fläche Deutschlands einnimmt,<br />

beträgt zum Beispiel der Anteil der Landwirtschaftsfläche 52,2 %, der Anteil<br />

der Waldfläche 30,2 %.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt 2013<br />

Technische Regel zu vollständig<br />

wasserdurchlässig<br />

befestigten Flächen<br />

Ende 2013 erschien nach 15 Jahren<br />

endlich die aktualisierte Fassung<br />

des FGSV MVV R2 [1]. Es ist das<br />

Merkblatt für Versickerungsfähige<br />

Verkehrsflächen, herausgegeben<br />

von der Forschungsgesellschaft für<br />

Straßen- und Verkehrswesen. Darin<br />

sind in Form einer Empfehlung Bauweisen<br />

aus Dränbeton und Asphalt<br />

ebenso thematisiert wie Pflasterflächen.<br />

Bemerkenswert ist, dass der<br />

zuvor für die Berechnung der maximalen<br />

<strong>Wasser</strong>durchlässigkeit rechnerisch<br />

erlaubte Abflussbeiwert von<br />

0,5 bei Pflasterflächen nun auf 0,3 –<br />

0,5 erweitert wurde. Das bedeutet,<br />

dass bei entsprechenden Materialien<br />

und Bauweisen von bis zu 70 %<br />

Versickerungsleistung einer befestigten<br />

Fläche ausgegangen werden<br />

darf, statt bisher von maximal 50 %.<br />

Dennoch: Selbst wenn 70 % des<br />

Bemessungsregens (270 L/s x ha)<br />

versickern, bleiben noch 30 % Abfluss,<br />

für die die Planer eine zusätzliche<br />

Entwässerung vorsehen (und<br />

die Bauherren bezahlen) müssen.<br />

Im einfachsten Fall kann das<br />

„direkt über die Schulter“ der befestigten<br />

Fläche in eine Wiese, d. h. in<br />

eine in Gefällerichtung unmittelbar<br />

anschließende Flächenversickerung,<br />

geschehen. Wo nicht genügend<br />

Grünfläche dafür vorhanden ist,<br />

wird ein Stauraum in Form einer<br />

oberflächig geformten Mulde oder<br />

einer unterirdisch geschaffenen Rigole<br />

angeordnet. Dieser Stauraum<br />

ergänzt oder ersetzt die begrünte<br />

Flächenversickerung. Doch zusätzlich<br />

zum Aufwand für Planung und<br />

Ausführung kommt in jedem Fall<br />

die Pflege bzw. Wartung der Versickerungsanlage<br />

hinzu – selbst wenn<br />

der Entwässerungsanteil im oben<br />

genannten Beispiel nur 30 % beträgt.<br />

Konsequent weiter gedacht<br />

wünscht man sich dann eine Flächenbefestigung,<br />

die 100 % Versickerung<br />

leistet – ohne zusätzlich erforderliche<br />

Entwässerung. Das reduziert den<br />

Herstellungs- und Unterhaltungsaufwand<br />

in beträchtlichem Maß.<br />

Hydraulische Sicherheit<br />

ohne zusätzliche Oberflächenentwässerung<br />

Wer das neue Merkblatt MVV genau<br />

studiert, findet eine Öffnungsklausel<br />

in Abschnitt 2.4. Ein geringerer<br />

Abflussbeiwert als 0,3 bei einer<br />

gepflasterten Fläche gilt demnach<br />

als regelkonform, wenn ein entsprechendes<br />

Gutachten für eine solche<br />

Bauweise vorliegt. Es gibt schon<br />

seit geraumer Zeit Pflastersysteme,<br />

die unter genau definierten Bedingungen<br />

dauerhaft und nachweisbar<br />

mehr als den geforderten Bemessungsregen<br />

von 270 L/s x ha durch<br />

Fugen und Bettung abführen und<br />

damit einen Abflussbeiwert von 0,0<br />

haben. Diese Systeme haben mit<br />

entsprechenden Pilotprojekten den<br />

Stand der Technik erweitert und<br />

dafür gesorgt, dass die technische<br />

Regel angepasst werden konnte.<br />

Gefordert wird konkret, dass<br />

„entsprechende Erfahrungen (z. B.<br />

Siedlungs- und Verkehrsfläche mit hohem<br />

V ersiegelungsanteil durch Gebäude. © König<br />

„Regenwasser<br />

muss schnell<br />

weg von der<br />

Oberfläche“<br />

war das Motto<br />

in den <strong>zur</strong>ückliegenden<br />

Jahrzehnten.<br />

© König<br />

▶ ▶<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 697


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Niederschlagswasserbehandlung mit ECOSAVE<br />

protect Pflaster systemen: Die Schadstoffe aus dem<br />

Niederschlagsabfluss werden in der Pflasterdecke<br />

festgehalten und gelangen nicht ins Grundwasser.<br />

© Godelmann/ Klostermann<br />

Auch auf solchen stark frequentierten Parkplätzen<br />

muss das Regenwasser vor Ort behandelt werden. Konventionelle<br />

wasserdurchlässige Pflasterbeläge dürfen<br />

daher nicht mehr eingesetzt werden. Systeme mit<br />

allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung (DIBt) sind<br />

Pflicht. © Godelmann/Klostermann<br />

wissenschaftliche Untersuchungen<br />

oder unabhängige, gutachterliche<br />

Stellungnahmen) vorliegen“, wenn<br />

geringere Abflussbeiwerte als 0,3 in<br />

Ansatz gebracht werden. Die durchlässig<br />

ausgebildeten Schichten des<br />

Oberbaus bringen in diesem Fall dauerhaft<br />

die gesamte hydraulische Leistung,<br />

auch wenn die Durch lässigkeit<br />

von Deck- und Trag schichten im Lauf<br />

der Zeit durch Verschmutzung abnehmen.<br />

Die Deckschicht, bestehend<br />

aus Stein + Fuge + Bettung<br />

muss dabei unbedingt nach den<br />

Bedingungen in der allgemeinen<br />

bauaufsichtlichen Zulassung (abZ)<br />

ausgeführt werden. Alle zehn Jahre<br />

ist dann, auch das steht in der<br />

Zu lassung, ein Nachweis über die<br />

Funktionstüchtigkeit zu führen.<br />

Reinigungsleistung im<br />

Vergleich zu bewachsenem<br />

Oberboden<br />

Soll Niederschlagswasser von Verkehrsflächen<br />

>300 Pkw/Tag in Oberflächengewässer<br />

oder Grundwasser<br />

gelangen, sind gemäß den Handlungsempfehlungen<br />

der DWA zum<br />

Umgang mit Regenwasser [2] Maßnahmen<br />

<strong>zur</strong> Reinigung nach dem<br />

Stand der Technik notwendig. „Da die<br />

belebte Bodenzone nicht näher definiert<br />

ist, lassen sich Anforderungen<br />

an den Stoffrückhalt nur schwer formulieren“,<br />

sagt Prof. Dr.-Ing. Carsten<br />

Dierkes von der FH Frankfurt/Main,<br />

Fachgebiet Siedungswasserwirtschaft.<br />

„Für wasserdurchlässige Flächenbeläge<br />

existiert die Möglichkeit einer<br />

allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung<br />

(abZ) des Deutschen Instituts<br />

für Bautechnik (DIBt) in Berlin.“ Um<br />

eine wasserrechtliche Erlaubnis <strong>zur</strong><br />

Einleitung zu erhalten, muss ein Eignungsnachweis<br />

des geplanten Verfahrens<br />

der zuständigen Behörde<br />

vorgelegt werden. Anlagen <strong>zur</strong> Reinigung<br />

des Oberflächenabflusses<br />

benötigen aus wasserrechtlicher<br />

Sicht einen Verwendbarkeitsnachweis<br />

wie die abZ. Sie beschreibt die<br />

Eignung eines Produkts oder Systems<br />

und dessen Voraussetzungen,<br />

wie auch dafür erforderliche Wartungsintervalle.<br />

Neu ist, dass die Deckschicht eines<br />

Pflastersystems die Reinigungsleistung<br />

übernimmt. Damit eignet sich<br />

diese Technik für die Versickerung von<br />

belastetem Oberflächenabfluss bei<br />

Verkehrsflächen, wie Wohn- und Erschließungsstraßen,<br />

Parkplätzen, öffentlichen<br />

Plätzen mit Kfz-Verkehr und<br />

vieles andere mehr. Wer glaubt, die<br />

Reinigungsleistung einer bewachsenen<br />

Bodenschicht würde damit nicht<br />

erreicht, muss bedenken, dass die geprüften<br />

Pflastersysteme aufgrund der<br />

klaren und anspruchsvollen Prüfvorgaben<br />

und der gleichbleibenden Materialqualität<br />

im Vorteil sind gegenüber<br />

natürlichem Boden mit wechselnder<br />

Zusammensetzung. Erst bei<br />

wenig durchlässiger Beschaffenheit<br />

erreicht Oberboden sein Optimum an<br />

Rei nigung. Gut durchlässiger Boden<br />

hingegen lässt ein relativ geringes Reinigungspotenzial<br />

vermuten. Hierzu<br />

wird selten ein Nachweis geführt, der<br />

Austausch des Materials nach Jahrzehnten<br />

so gut wie nicht er wogen. Bei<br />

einem Pflastersystem wäre, falls überhaupt<br />

erforderlich, Ausbau, Entsorgung<br />

und Einbau unkompliziert.<br />

Wirtschaftlichkeit,<br />

Sparpotenziale<br />

Vergleichbare Funktionalität vorausgesetzt,<br />

sind in der Regel wirtschaftliche<br />

Gründe ausschlaggebend für<br />

die Entscheidung zwischen verschiedenen<br />

Systemen. Dabei müssen<br />

jedoch nicht nur die einmaligen<br />

Investitionskosten, sondern auch<br />

die langfristigen Kosten zum Beispiel<br />

durch notwendige Wartungsarbeiten<br />

mit einkalkuliert werden.<br />

Dazu wurde von der Arcadis<br />

Deutschland GmbH eine Studie<br />

durchgeführt, in der die Wirtschaftlichkeit<br />

verschiedener in Deutschland<br />

häufig an gewendeter Entwässerungs-<br />

und Behandlungs -<br />

ver fahren verglichen wurde. Die<br />

Untersuchung geht aus von einem<br />

Musterparkplatz mit 107 Stell -<br />

flächen bei ca. 2400 m² Gesamtfläche.<br />

Die verschiedenen Varianten<br />

wurden bemessen, die Investitionsund<br />

Betriebskosten ermittelt und<br />

der Projektkostenbarwert für einen<br />

Betrachtungszeitraum von 50, 25<br />

und 10 Jahren berechnet.<br />

Bei der Gesamtwirtschaftlichkeit<br />

schneiden die Flächenbeläge am<br />

besten ab, da keine weiteren Investitionen<br />

<strong>zur</strong> Entwässerung und<br />

Niederschlagswasserbehandlung<br />

mehr erforderlich sind. Auch sind<br />

die Betriebskosten im Vergleich relativ<br />

gering. Bei hohen Gebühren,<br />

mit denen in Zukunft zu rechnen ist,<br />

wird das Ableiten in ein öffentliches<br />

Kanalnetz langfristig etwa 25 % teurer<br />

sein als die Flächenversickerung.<br />

Die Projektkostenbarwerte der Varianten<br />

„Mulden-Rigolen“ sowie<br />

„Schacht und Filterrinne“ liegen laut<br />

Studie um 14 – 30 % höher [3].<br />

Juni 2014<br />

698 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung | FOKUS |<br />

Anwendungsbeispiel DRAINSTON<br />

protect, Parkplatz eines Einkaufsmarktes<br />

in Burglengenfeld<br />

(Oberpfalz). © www.ecosave-protect.de<br />

Anwendungsbeispiel GEOSTON<br />

protect, Firmenparkplatz Scholz<br />

in Coesfeld (Münsterland).<br />

© www.ecosave-protect.de<br />

Anwendungsbeispiel APPIASTONgd<br />

protect, öffentliche Verkehrsflächen<br />

in Ladbergen (Tecklenburger<br />

Land). © www.ecosave-protect.de<br />

Fazit<br />

Halb so viel versiegeln als bisher ist<br />

erreichbar mit konsequentem Anwenden<br />

der novellierten, technischen<br />

Regel FGSV MVV R2. Material<br />

und Bauweise sind vorhanden bzw.<br />

bekannt und mit Systemen wie<br />

ECOSAVE protect bereits im Einsatz.<br />

Die hydraulische Sicherheit<br />

für eine vollständige Versickerung<br />

des Niederschlags, auch bei<br />

Starkregen ereignissen, ist gegeben.<br />

Das <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />

2009 zwingt uns darüber hinaus,<br />

den Stand der Technik anzuwenden,<br />

um den Schutz der Gewässer<br />

einschließlich Grundwasser zu gewährleisten.<br />

Allgemeine bauaufsichtliche<br />

Zulassungen, einzusehen<br />

auf www.ecosave-protect.de, sichern<br />

Planer und Bauherren haftungsrechtlich<br />

ab. Im Kosten vergleich<br />

zu anderen Entwässerungsvarianten<br />

mit vergleichbaren Funktionen<br />

schneiden das Regenwasser behandelnde<br />

Pflastersys teme bestens<br />

ab, was zu ihrer schnellen Verbreitung<br />

beitragen dürfte. Auf diesem<br />

Weg ist das ehrgeizige Ziel der<br />

Bundes regierung, bis zum Jahr<br />

2020 die tägliche Zunahme des<br />

Flächenverbrauchs in Deutschland<br />

zu halbieren, ver mutlich noch zu<br />

schaffen.<br />

Literatur<br />

[1] FGSV MVV R2, Merkblatt für Versickerungsfähige<br />

Verkehrsflächen, Hrsg.:<br />

Kommission Kommunale Straßen,<br />

Forschungsgesellschaft für Straßenund<br />

Verkehrswesen e. V. FGSV Verlag.<br />

Köln, 2013.<br />

[2] Merkblatt DWA-M 153: Handlungsempfehlungen<br />

zum Umgang mit<br />

Regenwasser. Hrsg.: Deutsche Vereinigung<br />

für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />

und Abfall e.V. Hennef, 2007.<br />

[3] Grund: <strong>Wasser</strong>. Das Themenmagazin<br />

für umweltbewusste Planer, Bauherren<br />

und Investoren. Dezentrale<br />

Regenwasserversickerung mit Grundwasserschutz,<br />

2014. www.ecosaveprotect.de<br />

Zum Autor:<br />

Dipl.-Ing. Klaus W. König lebt in Überlingen am<br />

Bodensee. Er ist Fachjournalist sowie von der<br />

Industrie- und Handelskammer Bodensee-<br />

Oberschwaben öffentlich bestellter und vereidigter<br />

Sachverständiger für Bewirtschaftung<br />

und Nutzung von Regenwasser. Schwerpunkte<br />

seiner Arbeit sind Vorträge und Veröffentlichungen<br />

<strong>zur</strong> ökologischen Haustechnik. Klaus<br />

W. König ist Vorstandsmitglied der Fachvereinigung<br />

Betriebs- und Regenwassernutzung<br />

„fbr“ in Darmstadt und Mitarbeiter im DIN-<br />

Ausschuss NA 119-05-08 AA <strong>Wasser</strong>recycling/<br />

Regenwasser- und Grauwassernutzung. Seit<br />

2011 lehrt er Regenwasserbewirtschaftung in<br />

englischer Sprache an der Universität Stuttgart<br />

und an der Hochschule Reutlingen.<br />

Kontakt:<br />

Klaus W. König,<br />

Sachverständigen- und Fachpressebüro,<br />

Jakob-Kessenring-Straße 38,<br />

D-88662 Überlingen,<br />

Tel. (07551) 61305,<br />

www.klauswkoenig.com<br />

Anwendungsbeispiel CITYSTON-gd protect, Parkplatz<br />

und Zufahrt eines Hotels in Attendorn (Sauerland).<br />

© www.ecosave-protect<br />

Einbau von Frostschutzund<br />

Tragschicht bei einem<br />

Firmengelände in Berlin. © König<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 699


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Gebündeltes Wissen auf 134 Seiten<br />

Technischer Katalog <strong>zur</strong> Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser<br />

Die Anforderungen an die dezentrale<br />

Versickerung von Regenwasser<br />

sowie eine ökologisch sinnvolle<br />

Bewirtschaftung nehmen stetig<br />

zu. Um Entscheider, Planer und<br />

Ausführende dabei fachlich zu unterstützen,<br />

präsentiert Graf den<br />

neuen Technischen Katalog „Versickerung<br />

und Rückhaltung von Regenwasser“.<br />

Der Katalog, gegliedert<br />

in acht Kapitel, enthält neben thematischen<br />

Produktinformationen<br />

anschauliche Anwendungsbeispiele,<br />

zahlreiche Tipps <strong>zur</strong> Dimensionierung<br />

und Planung von Systemen<br />

<strong>zur</strong> Versickerung und Rückhaltung<br />

von Regenwasser sowie Hinweise<br />

zu relevanten Gesetzen, Normen<br />

und Richtlinien. Das Kompendium<br />

ist somit sowohl Grundlagenlektüre<br />

für Themeneinsteiger als auch<br />

Nachschlagewerk für erfahrene Experten.<br />

Mit einer anschaulichen Systemübersicht<br />

führt Graf in die Produktbereiche<br />

ein. Auf einen Blick werden<br />

die Systemkomponenten übersichtlich<br />

dargestellt. Das Graf EcoBloc<br />

Inspect Rigolensystem kann in Verbindung<br />

mit dem neuen Vario 800<br />

Schachtsystem projektspezifisch<br />

angepasst werden. Zur Regenrückhaltung<br />

bietet Graf neben EcoBloc<br />

Inspect den Flachtank Platin und<br />

den Erdtank Carat bis zu einem<br />

Rückhaltevolumen von 100 000 L<br />

an.<br />

Neben Abbildungen und Informationen<br />

zum Produkt ergänzen<br />

detaillierte technische Daten, Anwendungsbeispiele<br />

und Maßskizzen<br />

die Produktvorstellung. Als Komplettanbieter<br />

im Bereich Regenwassermanagement<br />

enthält der<br />

Katalog auch detaillierte Informationen<br />

über Komponenten wie Abdeckungen,<br />

Filter und Schächte.<br />

Die im Katalog abgebildeten<br />

Webcodes führen den Nutzer auf<br />

der Webseite www.graf-online.de<br />

zu weiteren Informationen. Einbauanleitungen,<br />

Maßskizzen und Ausschreibungstexte<br />

können direkt<br />

heruntergeladen werden.<br />

Die im Katalog als Kopiervorlage<br />

enthaltenen Bemessungsbögen für<br />

Versickerungs- und Retentionsanlagen<br />

bieten für Planer und Ausführende<br />

ebenfalls einen deutlichen<br />

Mehrwert. Diese können, mit den<br />

projektspezifischen Daten ausgefüllt,<br />

kostenfrei <strong>zur</strong> Bemessung an<br />

Graf gesendet werden.<br />

Gebündeltes Wissen <strong>zur</strong> Versickerung<br />

und Rückhaltung von Regenwasser.<br />

Kostenlose Anforderung bei:<br />

Otto Graf GmbH,<br />

Tel. (07641) 589-66,<br />

E-Mail mail@graf.info<br />

Zum Download:<br />

www.graf-online.de<br />

part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />

NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />

EAZ Netzwerk 2.indd 1 3.9.2012 15:24:16<br />

Juni 2014<br />

700 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Vom Bächle zum Strom<br />

<strong>Wasser</strong> und Energie<br />

29. BWK Bundeskongress<br />

© Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG/Foto: D. Schoenen<br />

Freiburg im Breisgau<br />

Stadthotel Freiburg KOLPING HOTELS & RESORTS<br />

18. – 20. September 2014<br />

18. September 2014<br />

Bundesversammlung<br />

Eröffnungsveranstaltung<br />

19. September 2014<br />

Fachforen:<br />

• Klimawandel und Energiewende<br />

• Starkregen und Überflutungsvorsorge<br />

• Einleitungen von Misch- und Niederschlagswasser<br />

• Das Junge Forum im BWK<br />

Begleitet werden die Veranstaltungen von einer Fachausstellung am 18. und<br />

19. September sowie zwei ganz besonderen Abendveranstaltungen über den<br />

Dächern Freiburgs und im Winzerkeller in Staufen im Münstertal. Zudem erwartet<br />

Sie ein attraktives Rahmenprogramm mit einer Besichtigung der historischen Altstadt<br />

von Freiburg und einem Ausflug in die herrliche Landschaft des Naturparkes<br />

Südschwarzwald. Abgerundet wird der Kongress mit einem Besuch bei der Firma<br />

Herrenknecht, dem Weltmarktführer bei der Herstellung von Tunnelbohrmaschinen.<br />

Bitte merken Sie sich diesen Termin schon heute vor.<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

Weitere Informationen: www.bwk-bund.de


| FOKUS<br />

|<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

DIBt-Bauartzulassungen erteilt<br />

ENREGIS/Vivo® Channel – eine Niederschlagswasserbehandlungsanlage<br />

als vollwertige Alternative <strong>zur</strong><br />

belebten Bodenzone/Mulde.<br />

Im Februar erteilte das Deutsche<br />

Institut für Bautechnik, DIBt-Berlin<br />

der Enregis GMBH für den ENREGIS/<br />

Vivo® Channel die bauaufsichtliche<br />

Zulassung. Das ENREGIS/X-Box®/<br />

ENREGIS/Controlbox® System erhielt<br />

diese Bauartzulassung des DIBt bereits<br />

Ende des letzten Jahres.<br />

Die DIBt-Zulassungen ermöglichen<br />

es den Planungsbüros nun, die<br />

Systeme ohne aufwendige Einzelzulassung,<br />

regelkonform standardmäßig<br />

in alle bundesweiten Projekte<br />

einzusetzen. Somit wurde ein weiterer<br />

Schritt in eine nachhaltige, dezentrale<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft getätigt.<br />

Der ENREGIS/Vivo® Channel kann<br />

nun als vollwertige Alternative zu<br />

einer Niederschlagswasserbehandlungsanlage<br />

alternativ zu der belebten<br />

Bodenzone/Mulde eingesetzt<br />

werden.<br />

Das System selbst baut auf einer<br />

mehrstufigen Hochleistungssubstrattechnik,<br />

die auch bereits in unterirdischen<br />

Biofiltrationsstufen zum<br />

Einsatz gelangt, auf.<br />

Das gereinigte Ablaufwasser von<br />

stark frequentierten Park- und Verkehrsflächen,<br />

wie z. B. P+R Plätze,<br />

Einkaufszentren, Autobahnen und<br />

Flughäfen, kann nun entweder direkt<br />

unterhalb des Rinnenkörpers<br />

versickern oder durch Ableitung einer<br />

zentralen Versickerungsanlage<br />

oder direkt einem Vorfluter zugeführt<br />

werden. Mit einem Anschlussgrad<br />

von 15 m² Fläche pro laufendem<br />

Meter Rinnensystem stellt das<br />

System in der Ausführung 300 mm<br />

eine der leistungsfähigsten Systeme<br />

dieser Art dar.<br />

Das ENREGIS/X-Box® / ENREGIS/<br />

Controlbox® System ist speziell für<br />

den Einsatz in großdimensionierten<br />

Regenwasserversickerungen bzw.<br />

Rückhaltungen konzipiert. Es ist<br />

hochbelastbar und verfügt über<br />

einen groß dimensionierten Spülbzw.<br />

Inspektionskanal.<br />

Die Geometrie der Systeme kann<br />

auf alle Anforderungen des Projekts<br />

angepasst werden. Die hohe Speicherkapazität<br />

von 95 % und die Flexibilität<br />

der Systeme in der Höhe, Breite<br />

und Länge erlauben den Aufbau<br />

großer Volumen in großen Tiefen, in<br />

der Nähe der Oberfläche oder sogar<br />

unter Parkflächen und Straßen. „Das<br />

Deutsche Institut für Bautechnik bestätigt<br />

mit der Bauartzulassung nun<br />

auch von offizieller Seite die hohe<br />

Zuverlässigkeit unserer Regenwasserversickerungs-<br />

und -behandlungssysteme.<br />

Das gibt unseren<br />

Kunden, neben den hohen ENRE-<br />

GIS-Qualitätsstandards, zusätzliche<br />

Sicherheit bei der Verwendung der<br />

Produkte aus unserem Hause“, begrüßt<br />

Geschäftsführer Andreas P.<br />

Amft die Zulassung durch das DIBt<br />

Berlin.<br />

Kontakt:<br />

ENREGIS GmbH,<br />

Lockweg 83,<br />

D-59846 Sundern,<br />

Tel. (02933) 98368-0,<br />

Fax (02933) 98368-16,<br />

E-Mail: info@enregis.de,<br />

www.enregis.de<br />

Ihre Hotlines für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Redaktion<br />

Mediaberatung<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />

Inge Spoerel, München<br />

Telefon +49 89 2035366-33 Telefon +49 89 2035366-22<br />

Telefax +49 89 2035366-99 Telefax +49 89 2035366-99<br />

e-mail: ziegler@di-verlag.de<br />

e-mail: spoerel@di-verlag.de<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen<br />

Anzeigenverwaltung<br />

Leserservice <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Brigitte Krawczyk, München<br />

Postfach 9161, 97091 Würzburg Telefon +49 89 2035366-12<br />

Telefon +49 931 4170-1615 Telefax +49 89 2035366-99<br />

Telefax +49 931 4170-494<br />

e-mail: krawczyk@di-verlag.de<br />

e-mail: leserservice@di-verlag.de<br />

Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />

Juni 2014<br />

702 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

NETZWERK WISSEN<br />

Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

© Siemens Stiftung<br />

Die Siemens Stiftung im Porträt<br />

• Gegen den Mangel – intelligente Technik und Sozialunternehmertum<br />

• Ein Modell für mehr Lebensqualität – das Projekt Safe Water Enterprise<br />

• Ein Feuerwerk guter Ideen – der empowering people.Award<br />

Aktuelle Projekte und Ergebnisse<br />

Wenn Sonne Salz- und Brackwasser in Trinkwasser verwandelt<br />

Bakterienfreies <strong>Wasser</strong> ganz nebenbei – der Jompy Water Boiler<br />

ECAR: Innovative <strong>Wasser</strong>sanierung reinigt arsenhaltiges <strong>Wasser</strong><br />

Trinkwasser- und Energieerzeugung in einem - der SunSaluter<br />

• Permafunnell: integrierter Trichter in Handpumpen beugt <strong>Wasser</strong>verlust vor


| NETZWERK WISSEN |<br />

Porträt<br />

Gegen den Mangel<br />

Intelligente Technik und Sozialunternehmertum<br />

Mehr als 800 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. <strong>Wasser</strong> ist überlebensnotwendig<br />

– und zugleich eine begrenzte Ressource. Es gehört zu den drängendsten Herausforderungen unserer<br />

Zeit, dieses Ungleichgewicht auszubalancieren, damit auch in klimatisch benachteiligten und zumeist<br />

armen Regionen der Erde Trinkwasser in ausreichender Menge und Qualität bereitsteht. Im Interview mit<br />

<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> erläutert Rolf Huber, geschäftsführender Vorstand der Siemens Stiftung, warum einfache<br />

technische Lösungen und sozialunternehmerische Ansätze hier einen wichtigen Vorschub leisten können.<br />

Der erste Save-Water-Kiosk in Kenia. © Siemens Stiftung<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Huber, die Siemens Stiftung<br />

kümmert sich um das Thema Grundversorgung<br />

in Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern. Hat <strong>Wasser</strong> hier<br />

einen besonderen Stellenwert?<br />

Huber: Auf jeden Fall! <strong>Wasser</strong> ist<br />

existenziell, kein Leben ohne <strong>Wasser</strong>.<br />

Insbesondere in Entwicklungsund<br />

Schwellenländern sterben laut<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />

Jahr für Jahr mehr Kinder unter fünf<br />

Jahren durch den Verzehr verschmutzten<br />

Trinkwassers, als an Aids,<br />

Malaria und Masern zusammen. Insofern<br />

ist <strong>Wasser</strong>versorgung neben<br />

anderen Themen auch einer der<br />

Schwerpunkte unserer Stiftungsarbeit<br />

im Bereich Basic Needs und<br />

Social Entrepreneurship.<br />

<strong>gwf</strong>: Warum engagieren Sie sich als<br />

Stiftung in einem Bereich, der doch<br />

eigentlich eine staatliche Versorgungsaufgabe<br />

ist?<br />

Huber: Der Bedarf an sauberem<br />

Trinkwasser ist hoch und nimmt<br />

besonders in Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern zu, wo die Bevölkerung<br />

stetig wächst. Zwar wurden<br />

im Rahmen der Millenniumsziele<br />

viele Verbesserungen erzielt, aber<br />

die Aufgabe ist zu groß, als dass sie<br />

in absehbarer Zeit nachhaltig gelöst<br />

werden könnte. Das betrifft vor<br />

allem auch die Qualität von Trinkwasser,<br />

wenn <strong>Wasser</strong> überhaupt<br />

vorhanden ist. Infrastrukturen sind<br />

in vielen Regionen rar oder sie befinden<br />

sich in einem sehr schlechten<br />

Zustand. Das gilt nicht nur für<br />

<strong>Wasser</strong>leitungen, sondern auch für<br />

<strong>Abwasser</strong>- und andere Entsorgungssysteme,<br />

was wiederum <strong>zur</strong> Verschmutzung<br />

des Trinkwassers führt.<br />

Viele Menschen sind abhängig von<br />

Oberflächenwasser wie verschmutzten<br />

Flüssen oder Seen. Nach wie vor<br />

sind in der Regel weder öffentliche,<br />

noch private Akteure in der Lage,<br />

diesen Missstand zu beseitigen und<br />

den Trinkwasserbedarf zu decken –<br />

deswegen ist das Engagement von<br />

NGOs und Stiftungen wichtig.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie können sie helfen?<br />

Huber: Sie können Übergangslösungen<br />

bieten, bis größere Infrastrukturprojekte,<br />

zum Beispiel seitens<br />

des Staates, realisiert werden.<br />

Das Ziel unserer Projekte ist es,<br />

funktionierende Modelle <strong>zur</strong> Trinkwasserversorgung<br />

in einzelnen Gemeinden<br />

zu entwickeln, welche in<br />

Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren<br />

repliziert werden können.<br />

Damit diese Ansätze nachhaltig wirken,<br />

verknüpfen wir in unseren<br />

Projekten den Einsatz einfacher<br />

Techniklösungen mit Trainings und<br />

einem unternehmerischen Ansatz.<br />

<strong>gwf</strong>: Was heißt das konkret?<br />

Huber: Einfache technische Lösungen<br />

können Probleme in der Grundversorgung<br />

beheben und Menschen<br />

befähigen, die Situation ihrer Familie<br />

und ihres sozialen Umfelds zu<br />

verbessern. In unseren Projekten<br />

kombinieren wir technische Innovationen<br />

mit Trainings und sozialunternehmerischem<br />

Vorgehen: Trainings<br />

vermitteln den Menschen die<br />

Fertigkeiten, mit der Technik umzugehen<br />

und ihre Zukunft selbst zu<br />

gestalten; unternehmerische Impulse<br />

helfen den Menschen, sich selbst<br />

tragende Strukturen aufzubauen und<br />

dauerhaft auf die gesellschaftlichen<br />

Bedürfnisse zu reagieren. Die Erfahrung<br />

zeigt uns, dass dieser<br />

Dreiklang aus Technik, Training und<br />

Sozialunternehmertum eine nachhaltige<br />

Wirkung entfalten kann.<br />

<strong>gwf</strong>: Können Sie Beispiele nennen?<br />

Huber: Ein Schwerpunkt unserer<br />

Arbeit liegt aktuell auf dem „Safe<br />

Water Enterprise“ Modell. Hierbei<br />

handelt es sich um eine Kiosklösung<br />

für <strong>Wasser</strong>filtration, die wir<br />

derzeit mit verschiedenen Partnern<br />

in Ostafrika umsetzen. Wir bilden<br />

Kleinunternehmer dazu aus, diese<br />

Juni 2014<br />

704 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt<br />

|<br />

NETZWERK WISSEN<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>filteranlagen eigenständig zu<br />

betreiben. Auf diese Weise sichert<br />

ein einzelner <strong>Wasser</strong>kiosk nicht nur<br />

die Trinkwasserversorgung für etwa<br />

500 Familien, sondern auch das<br />

Auskommen der Betreiber und ihrer<br />

Familien und bietet neue Verdienstmöglichkeiten<br />

in der Gemeinde.<br />

Aber auch andere Projekte haben<br />

Trinkwasserkomponenten wie etwa<br />

die solarbetriebenen Energiestationen<br />

WE!Hubs, die eine <strong>Wasser</strong>entkeimungsanlage<br />

enthalten. Sie arbeiten<br />

unabhängig vom Stromnetz<br />

und sorgen insbesondere in ländlichen<br />

Gebieten Afrikas zuverlässig<br />

für Zugang zu erneuerbarer Energie<br />

und sauberem Trinkwasser. Die<br />

nachhaltige Versorgung mit Trinkwasser<br />

ist darüber hinaus Kern<br />

einiger unserer Projekte in Lateinamerika,<br />

zum Beispiel in Peru oder<br />

in Kolumbien.<br />

<strong>gwf</strong>: Mitte vergangenen Jahres haben<br />

Sie den internationalen Wettbewerb<br />

„empowering people. Award“ ausgelobt.<br />

Was war der Zweck?<br />

Huber: Nach unserer Erfahrung sind<br />

Techniklösungen, die unter lokalen<br />

Rahmenbedingungen einsetzbar<br />

sind, die Voraussetzung für eine<br />

bessere Versorgung. Das erfordert<br />

ein dauerndes Screening nach neuen<br />

Ansätzen, praxiserprobten Lösungen<br />

und viel versprechenden<br />

Trends. Der Wettbewerb hatte zum<br />

Ziel, einfache technische Lösungen<br />

und Produkte zu identifizieren, die<br />

es den Menschen ermöglichen, ihre<br />

Grundversorgung aus eigener Kraft<br />

zu verbessern. Ein wichtiges Bewertungskriterium<br />

war auch die<br />

Eignung der Lösungen für unternehmerische<br />

Modelle in Bezug auf<br />

Fertigung, Vertrieb oder Service, um<br />

keine dauerhafte Abhängigkeit von<br />

Spenden zu erzeugen.<br />

Die nachhaltige Versorgung mit Trinkwasser in Lateinamerika und Afrika ist Kern einiger<br />

Projekte der Siemens Stiftung. © Siemens Stiftung<br />

Zur Person<br />

<strong>gwf</strong>: Welche Rolle hat das Thema<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung hier gespielt?<br />

Huber: Der Wettbewerb hatte insgesamt<br />

sieben Kategorien. „<strong>Wasser</strong><br />

und <strong>Abwasser</strong>“ war eine davon, und<br />

wir haben hier zahlreiche sehr gute<br />

und sofort einsatzfähige Ideen erhalten.<br />

Wie virulent das Thema <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

ist, lässt sich auch<br />

anhand der Zahlen ablesen: Von insgesamt<br />

etwa 800 Einreichungen entfielen<br />

auf die Kategorie <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong><br />

rund ein Viertel. Dabei gab<br />

es eine große Bandbreite an Lösungen:<br />

Von der <strong>Wasser</strong>reinigung für<br />

kleine Mengen im Haushalt bis hin<br />

<strong>zur</strong> Filtration für ganze Gemeinden.<br />

„Wir wollen Menschen dabei unterstützen,<br />

ihr Leben eigenständig und<br />

würdevoll zu gestalten.“<br />

Rolf Huber absolvierte sein Magisterstudium<br />

der Amerikanischen<br />

Kulturgeschichte, Politischen Wissenschaften<br />

und Kommunikationswissenschaft<br />

an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

in München und<br />

der University of North Carolina,<br />

USA. Bevor er 1989 in die Siemens<br />

AG eintrat und verschiedene Funktionen in den Bereichen Pressearbeit,<br />

Public Relations und Marketing sowie Personalentwicklung<br />

in den internationalen Kommunikationsabteilungen des Unternehmens<br />

ausübte, war er mehrere Jahre als Journalist tätig.<br />

Von 2009 bis 2012 war Rolf Huber für die externe und interne<br />

Kommunikation sowie die Regierungsbeziehungen des Unternehmens<br />

auf dem afrikanischen Kontinent verantwortlich und lebte in<br />

Johannesburg, Südafrika. Dieser Aufgabenbereich umfasste auch die<br />

Corporate-Social-Responsibility-Projekte des Unternehmens in Afrika<br />

mit den Schwerpunkten Bildung, Waisenhäuser und HIV-Vorbeugung.<br />

Seit Oktober 2012 ist Rolf Huber geschäftsführender Vorstand der<br />

Siemens Stiftung.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 705


| NETZWERK WISSEN |<br />

Porträt<br />

Auch die Messung von Schadstoffen<br />

und die Reinigung von giftigen<br />

Mineralien hat zum Beispiel eine<br />

Rolle gespielt. Fünf der 23 Preisträger<br />

kommen aus der Kategorie<br />

<strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong>. Interessant<br />

ist auch die häufige Kombination<br />

des Themas <strong>Wasser</strong> mit Energieoder<br />

Gesundheitslösungen.<br />

Grundversorgung und Social Entrepreneurship auf einen Blick<br />

<strong>gwf</strong>: Was passiert jetzt mit diesen<br />

vielen guten Ansätzen?<br />

Huber: Ein nächster Schritt wird<br />

sein, die Gewinner aus sämtlichen<br />

Kategorien aktiv bei der Verbreitung<br />

ihrer Erfindungen zu unterstützen,<br />

und deren praktischen<br />

Einsatz durch den Aufbau eines<br />

„empowering people. Network“ zu<br />

<strong>Wasser</strong> und Energie, Umwelt und Ertragswirtschaft,<br />

Sozialunternehmertum<br />

und Wissenstransfer – das sind die<br />

wichtigsten Schlagworte im Bereich<br />

Grundversorgung und Social Entrepreneurship<br />

der Siemens Stiftung. Hier<br />

werden Projekte mit der Zielsetzung<br />

identifiziert und initiiert, diese gemeinsam<br />

mit Kooperationspartnern aus Politik,<br />

Wirtschaft und Zivilgesellschaft<br />

weiterzuentwickeln und zu verbreiten.<br />

Gefördert werden lokale Eigeninitiativen<br />

mit dem Ziel der finanziellen Selbstständigkeit.<br />

Es gilt, mithilfe technischer<br />

Lösungen existenzielle Versorgungsdefizite<br />

in den Bereichen <strong>Wasser</strong>, Energie<br />

und Abfallmanagement abzubauen, um<br />

somit ein menschenwürdiges Leben zu<br />

ermöglichen. Hauptanliegen ist dabei<br />

die Maximierung des ‚Community Impacts‘,<br />

das heißt die Verbesserung der<br />

Lebensqualität und der sozialen Strukturen<br />

insgesamt. Dies wird vor allem<br />

auch durch Trainings unterstützt.<br />

Sozialunternehmer spielen in diesem<br />

Zusammenhang eine wichtige Rolle. Die<br />

finanzielle Gewinnerzielung stellt für<br />

Social Entrepreneure vor allem ein Mittel<br />

<strong>zur</strong> Umsetzung sozialer Ziele dar, ihre<br />

unternehmerische Tätigkeit zahlt langfristig auf den positiven Wandel einer Gesellschaft<br />

ein. Mit ihren nachhaltigen Geschäftsmodellen können sie die Grundversorgung<br />

in Entwicklungs- und Schwellenländern verbessern und Menschen in die Lage versetzen,<br />

am wirtschaftlichen und sozialen Leben aktiver teilzunehmen.<br />

Darüber hinaus unterstützt die Siemens Stiftung Netzwerke, die den interregionalen<br />

Wissenstransfer im Bereich Sozialunternehmertum fördern, um so bewährte Ansätze für<br />

technische Lösungen <strong>zur</strong> Grundversorgung auf lokale Gegebenheiten anpassen zu können.<br />

Um diesen Wissenstransfer zu ermöglichen, werden Methoden und Wirkungsweisen<br />

der Projekte analysiert – Sozialunternehmern, Anwendungsexperten und akademischen<br />

Partnern stehen Forschungs- und Austauschmöglichkeiten sowie Plattformen für<br />

Kooperationen <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.siemens-stiftung.org<br />

© Siemens Stiftung<br />

Mithilfe technischer Lösungen existenzielle<br />

Versorgungsdefizite in den Bereichen <strong>Wasser</strong>,<br />

Energie und Abfallmanagement abzubauen<br />

und ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen,<br />

sind Ziele der Siemens Stiftung.<br />

fördern. Auch viele der Einreichungen,<br />

die nicht gewonnen haben,<br />

wurden von unserem Evaluierungsteam<br />

positiv bewertet und bieten<br />

ein wertvolles Potenzial für die<br />

Verbesserung der Grundversorgung.<br />

Deshalb entsteht <strong>zur</strong>zeit als Basis<br />

des Netzwerks eine Datenbank, in<br />

der die besten technischen Lösungen<br />

dokumentiert werden. Ziel ist<br />

es, Transparenz in Bezug auf intelligente,<br />

einfach einsetzbare Lösungen<br />

zu schaffen und relevante<br />

Partner der Entwicklungsarbeit auf<br />

dieses Potenzial aufmerksam zu<br />

machen.<br />

<strong>gwf</strong>: Die Lösungen kommen also jetzt<br />

nicht einfach in ein Archiv ...?<br />

Huber: Nein, ganz bestimmt nicht!<br />

Wir haben die Erfinder ja nicht motiviert,<br />

ihre Ideen ein<strong>zur</strong>eichen, um<br />

sie nach der Preisverleihung wieder<br />

verschwinden zu lassen. Im Gegenteil:<br />

Bei unseren Projekten ist uns oft<br />

aufgefallen, dass es einen bestimmten<br />

Bedarf gibt vor Ort, den Partnern<br />

dort aber das Wissen zu entsprechenden<br />

Lösungen oder der<br />

Kontakt zu anderen Akteuren fehlt.<br />

Den Erfindern wiederum fehlen oftmals<br />

die organisatorische Erfahrung<br />

und das unternehmerische Knowhow<br />

als Voraussetzung für den<br />

nachhaltigen Einsatz ihrer Lösungen.<br />

Mit dem „empowering people. Network“<br />

möchten wir deshalb Dialog<br />

und Austausch fördern, Wissenstransfer<br />

ermöglichen und Partnerschaften<br />

initiieren. Über ein aktives<br />

Netzwerk können Erfinder, Anwender,<br />

Sozialunternehmer und Investoren<br />

leichter zusammenfinden, damit<br />

die Innovationen auch dort ankommen,<br />

wo sie wirklich gebraucht<br />

werden.<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Huber, vielen Dank für das<br />

Interview.<br />

Kontakt und weitere Informationen:<br />

Siemens Stiftung<br />

Kaiserstraße 16, 80801 München<br />

Tel.: 089/540 487-0<br />

Email: info@siemens-stiftung.org<br />

www.siemens-stiftung.org<br />

Juni 2014<br />

706 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt<br />

|<br />

NETZWERK WISSEN<br />

|<br />

Ein Modell für mehr Lebensqualität<br />

Das Projekt Safe Water Enterprise<br />

Safe Water Enterprises (SWE) sind <strong>Wasser</strong>stationen, die derzeit in abgelegenen Regionen Afrikas die nachhaltige<br />

Versorgung mit sauberem Trinkwasser unterstützen und Fortschritte bei Gesundheit und Hygiene erzielen<br />

sollen. Zugleich stoßen sie unternehmerische Aktivitäten an und schaffen neue Verdienstmöglichkeiten für die<br />

lokale Bevölkerung.<br />

Herzstück der <strong>Wasser</strong>stationen<br />

ist ein Filter aus Membranfasern,<br />

entwickelt von der SkyJuice Foundation.<br />

Er verwandelt verschmutztes<br />

<strong>Wasser</strong> aus Flüssen, Seen oder<br />

Brunnen in Trinkwasser, läuft ohne<br />

Strom und produziert bis zu 1000<br />

Liter Trinkwasser pro Stunde. Um ihr<br />

langfristiges Funktionieren zu gewährleisten,<br />

legt die Siemens Stiftung<br />

ein besonderes Augenmerk<br />

darauf, die SWEs in lokale Strukturen<br />

zu intergieren. Dafür müssen Behörden,<br />

Dorfoberste und Gemeindegremien<br />

rechtzeitig eingebunden<br />

und die Technik an die lokalen Anforderungen<br />

angepasst werden. Vor<br />

diesem Hintergrund sind verschiedene<br />

Kioskmodule entstanden, die<br />

gemeinsam mit dem Filter eine sofort<br />

einsetzbare Komplettlösung bieten.<br />

Lokal ansässige Kleinunternehmer<br />

betreiben die <strong>Wasser</strong>stationen:<br />

Das gereinigte <strong>Wasser</strong> verkaufen sie<br />

zu einem erschwinglichen Preis; durch<br />

die Einnahmen können sie ihren Lebensunterhalt<br />

bestreiten. Im Gegenzug<br />

sorgen sie eigenverantwortlich<br />

für die Instandhaltung und Wartung<br />

der Filteranlage. Die Stationsmanager<br />

erhalten dafür die notwendigen<br />

technischen und unternehmerischen<br />

Schulungen. Gemeinsam mit der<br />

kenianischen Kenyatta University hat<br />

die Siemens Stiftung ein Training für<br />

Kleinunternehmer entwickelt, das<br />

zum einen die Kioskmanager, zum<br />

anderen aber auch weitere Kleinunternehmer<br />

aus der Gemeinde einbindet,<br />

um so möglichst viele Menschen<br />

in ihrer Tätigkeit zu unterstützen.<br />

Der gesamten Gemeinde stehen<br />

außerdem Trainings zu Gesundheit<br />

und Hygiene offen, die das Verständnis<br />

über sauberes Trinkwasser und<br />

gesunde Lebensweisen stärken.<br />

Die Kombination aus erprobter<br />

Technik, sozialunternehmerischen<br />

Impulsen und Trainings sorgt dafür,<br />

dass das Projekt nachhaltig funktioniert.<br />

Die Siemens Stiftung arbeitet<br />

daran, dieses Modell so auszubauen,<br />

dass es sich als Standard einsetzen<br />

lässt. Zurzeit erprobt die Stiftung mit<br />

verschiedenen Partnern unterschiedliche<br />

Betreibermodelle, die jedoch alle<br />

auf eine dezentrale Eigentümerschaft<br />

setzen. In den meisten Fällen werden<br />

die Kleinunternehmen von sogenannten<br />

Community Based Organizations<br />

geführt, also von Zusammenschlüssen<br />

auf Gemeinde-Ebene vor Ort.<br />

Kontakt und weitere Informationen:<br />

www.siemens-stiftung.org/swe<br />

Christine Weyrich,<br />

christine.weyrich@siemens-stiftung.org<br />

Das Safe Water Enterprise auf einen Blick:<br />

Mit einfachen Mitteln helfen die <strong>Wasser</strong>kioske tausenden Menschen in abgelegenen Regionen.<br />

Technologie<br />

SkyJuice Foundation<br />

Fortbildungen<br />

Siemens Stiftung<br />

und weitere Partner<br />

Finanzielle Mittel<br />

Siemens Stiftung<br />

und weitere Partner<br />

Zeit und Know-how<br />

Alle beteiligten<br />

Partner<br />

Sicheres Trinkwasser<br />

für 500 Familien<br />

Lebensunterhalt<br />

für den Kioskbetreiber<br />

Unternehmerische<br />

Chancen<br />

für die ganze Gemeinde<br />

Weiterbildung zu<br />

Gesundheit und<br />

Unternehmertum<br />

für die ganze Gemeinde<br />

Integration in die<br />

örtlichen Strukturen<br />

durch Partner vor Ort<br />

Gesünderes Leben<br />

Geringere Ausgaben für Medikamente<br />

Weniger Fehlzeiten in Schule und Arbeit<br />

Zeitersparnis beim <strong>Wasser</strong>holen<br />

© Siemens Stiftung<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 707


| NETZWERK WISSEN |<br />

Porträt<br />

Bei der Preisverleihung<br />

in<br />

Nairobi.<br />

© Siemens Stiftung<br />

Ein Feuerwerk guter Ideen<br />

Der empowering people. Award<br />

Mit einem weltweit ausgelobten Wettbewerb ist es der Siemens Stiftung gelungen, einfache und gleichzeitig<br />

intelligente technische Lösungen zu finden, die Menschen in die Lage versetzen, ihr tägliches Leben zu verbessern.<br />

Erfinder, Ingenieure, Praktiker aus der Entwicklungszusammenarbeit, geniale Tüftler – sie alle waren<br />

aufgefordert, ihre erprobten Lösungen in den Kategorien <strong>Wasser</strong> & <strong>Abwasser</strong>, Energie, Ernährung & Landwirtschaft,<br />

Abfallmanagement & Recycling, Gesundheit, Wohnen & Bauen sowie Informations- & Kommunikationstechnologie<br />

ein<strong>zur</strong>eichen. Die Beteiligung übertraf alle Erwartungen, die Einreichungen sind ein wahrer<br />

Fundus an praktikablen Ideen für die Verbesserung der Grundversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern.<br />

Auf der Preisverleihung in Nairobi standen die Gewinner im Mittelpunkt; im nächsten Schritt werden<br />

jetzt die besten technischen Lösungen aus allen Einreichungen in einer Datenbank öffentlich gemacht.<br />

Der Moment, in dem die Begeisterung<br />

übersprang, kam am<br />

Nachmittag vor der Bekanntgabe<br />

der Preisträger: Während der „Spotlight<br />

on Solutions“ Session hatten<br />

die Erfinder genau drei Minuten<br />

Zeit, ihre technischen Lösungen<br />

und deren konkreten Nutzen zu erklären.<br />

Von den Scheinwerfern hell<br />

erleuchtet, präsentierten die Erfinder<br />

ihre Produkte auf der Bühne: Die<br />

Brille, die nur einen Dollar kostet<br />

und das Leben von Millionen Menschen<br />

mit Sehschwächen verändern<br />

kann, den Biogas-Rucksack, mit<br />

dem die Bewohner abgelegener<br />

Dörfer endlich Gas für den Kocher<br />

oder für die Beleuchtung zu ihrem<br />

Haus transportieren können, oder<br />

die Fischzucht, die in alten Schiffscontainern<br />

betrieben wird – und all<br />

die anderen verblüffenden Ideen.<br />

„Den Erfindern war die Begeisterung<br />

anzumerken, mit der sie an<br />

ihren Lösungen arbeiten und Menschen<br />

helfen wollen. Die einfachen,<br />

aber genialen Ideen sind richtig<br />

greifbar geworden und haben das<br />

Publikum förmlich mitgerissen“, so<br />

Carola Schwank. Sie leitet bei der<br />

Siemens Stiftung den „empowering<br />

people. Award“, der im Oktober<br />

2013 erstmals verliehen wurde.<br />

Bei der Preisverleihung in Nairobi<br />

zeichnete die Jury jene Erfinder aus,<br />

deren Produkte dank unkomplizierter<br />

Technik und preiswerter<br />

Herstellung das Potenzial haben,<br />

das Leben von vielen Millionen<br />

Menschen zu verändern. Die interessantesten<br />

Lösungen werden<br />

nicht nur prämiert, sondern auch<br />

öffentlich zugänglich gemacht.<br />

Wie groß der Bedarf für eine<br />

solche Initiative ist, zeigt allein<br />

schon das gewaltige Interesse<br />

an dem Erfinder-Wettstreit: Über<br />

800 Einsendungen aus 90 Ländern<br />

Juni 2014<br />

708 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt<br />

|<br />

NETZWERK WISSEN<br />

|<br />

gab es zum „empowering people.<br />

Award“, mehr als doppelt so viele,<br />

wie die Siemens Stiftung erwartet<br />

hatte. Ein Expertenteam vom deutschen<br />

AT-Verband, der sich auf<br />

sozial- und umweltverträgliche Technologien<br />

spezialisiert hat, las sich<br />

durch sämtliche Bewerbungen, verglich<br />

technische Wirkungsweisen,<br />

prüfte die Machbarkeit und bewertete<br />

den konkreten Nutzen. Schließlich<br />

stand die Shortlist fest, aus der<br />

eine internationale Jury mit namhaften<br />

Persönlichkeiten aus Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Entwicklungs<br />

zusammenarbeit die Sieger<br />

auswählte.<br />

Zu den Gewinnern zählen fünf<br />

praxistaugliche Lösungen, die die<br />

Trinkwasserversorgung der Menschen<br />

in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

auf ganz unterschiedliche<br />

Weise verbessern können. Sie und<br />

alle anderen viel versprechenden<br />

Einreichungen finden jetzt Eingang<br />

in eine Datenbank, die den Grundstein<br />

legt für ein aktives „empowering<br />

people. Network“: Ziel ist<br />

es zunächst, die Techniklösungen<br />

zu verbreiten und für alle <strong>zur</strong> Verfügung<br />

zu stellen, die einen konkreten<br />

Bedarf haben. Zugleich gibt<br />

die Plattform allen Akteuren die<br />

Gelegenheit, sich miteinander zu<br />

vernetzen, Erfahrungsaustausch zu<br />

pflegen und Best Practices weiterzugeben.<br />

Sie bringt Erfinder mit<br />

Anwendern und möglichen Partnern<br />

zusammen – zum Nutzen einer effektiven<br />

Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Kontakt und weitere Informationen:<br />

www.empowering-people-award.org<br />

Statement<br />

„Unsere Arbeitsweise ist<br />

darauf ausgelegt, innovative<br />

und zugleich<br />

bewährte Lösungen aufzuspüren,<br />

die wir als<br />

operativ tätige Stiftung<br />

selbst oder gemeinsam<br />

mit Partnern umsetzen.<br />

© Siemens Stiftung Angepasst an regionale<br />

Gegebenheiten möchten<br />

wir diese Ansätze durch Schaffung von Transparenz<br />

und gezielte Unterstützung möglichst weit<br />

verbreiten.“<br />

Carola Schwank verantwortet im Bereich Grundversorgung &<br />

Social Entrepreneurship den Themenbereich Empowering People<br />

Network. Sie leitete ebenso den „empowering people.Award“,<br />

den die Siemens Stiftung im Oktober 2013 erstmals verliehen<br />

hat.<br />

Wenn Sonne Salz- und Brackwasser<br />

in Trinkwasser verwandelt<br />

Eliodomestico: <strong>Wasser</strong>entsalzung mit Solarenergie<br />

Das Entsalzen von Meerwasser kann Engpässen in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

entgegenwirken. Entsalzungsmaschinen benötigen jedoch viel Energie<br />

und sind wartungsintensiv, was ihren Einsatz in Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern erschwert. Mit dem Eliodomestico hat der Italiener<br />

Gabriele Diamanti einen Weg gefunden, mithilfe von Sonnenenergie<br />

Salz- und Brackwasser in ausreichender Menge aufzubereiten, um den<br />

Tagesbedarf einer Familie zu decken.<br />

© Siemens Stiftung / Gabriele Diamanti<br />

Der Eliodomestico ist ein innovatives Klein-Destillator-System,<br />

das Salz- und Brackwasser … .<br />

Mit Solarenergie betrieben, ist<br />

der Eliodomestico ein innovatives<br />

Klein-Destillator-System, das<br />

für Haushalte konzipiert wurde, um<br />

sauberes <strong>Wasser</strong> aus Meer- oder aus<br />

Brackwasser zu gewinnen. Die Reinigung<br />

des <strong>Wasser</strong>s funktioniert im<br />

Eliodomestico ohne elektrische Energie<br />

oder Filter. Der Körper des Gefäßes<br />

und die Schale, in der das saubere<br />

<strong>Wasser</strong> aufgefangen wird, sind aus<br />

gebranntem Ton, der Evaporator<br />

(black boiler) und der Kondensator<br />

bestehen aus verschweißtem Blech.<br />

Das salzige <strong>Wasser</strong> wird am Morgen<br />

eingefüllt, der Eliodomestico<br />

über den Tag in die Sonne gestellt.<br />

Er arbeitet wie eine Kaffeemaschine,<br />

nur umgekehrt: Über den Tag lässt<br />

die Sonnenwärme das <strong>Wasser</strong> verdampfen<br />

und den Druck des <strong>Wasser</strong>dampfs<br />

im Evaporator ansteigen.<br />

Der <strong>Wasser</strong>dampf wird durch eine<br />

Expansionsdüse gedrückt, kondensiert<br />

im Topfdeckel und wird in der<br />

Tonschale gesammelt.<br />

Der Einsatz vorhandener und<br />

traditionell vor Ort verwendeter<br />

Materialien wie Ton oder dünnem<br />

Blech macht es möglich, den Eliodomestico<br />

von lokalen Handwerkern<br />

produzieren zu lassen. Sie sorgen<br />

… in Trinkwasser verwandelt.<br />

© Siemens Stiftung / Gabriele Diamanti<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 709


| NETZWERK WISSEN | Aktuell<br />

Statement<br />

„Es hat mich selbst fasziniert, wie wenig es braucht,<br />

um eine so effektive Lösung herzustellen. Im<br />

Moment entsteht ein neuer Prototyp, bei dem ich<br />

zum Beispiel mithilfe eines Fahrradschlauchs die<br />

Dichtung verbessern will, damit kein Dampf verloren<br />

geht. Mit dem Preisgeld können wir den neuen<br />

Typ gleich zweimal bauen und an verschiedenen<br />

Orten unter unterschiedlichen Bedingungen testen.“<br />

Gabriele Diamanti ist Industrie-Designer aus Mailand<br />

außerdem dafür, dass das Gerät einfach<br />

zu warten und gegebenenfalls<br />

zu reparieren ist und von den Nutzern<br />

eine hohe Akzeptanz erfährt. Die<br />

Wahl der Materialien, der Form und<br />

der Farben ist darüber hinaus auf die<br />

Funktion ausgerichtet und fördert z.<br />

B. Wärmeisolierung, Ventilation, Hitzebeständigkeit,<br />

Absorption oder<br />

Austausch. Das Design der Tonschale<br />

berücksichtigt außerdem die Gewohnheit<br />

der Menschen vor Ort, Dinge<br />

auf dem Kopf zu transportieren.<br />

Der Prototyp mit einem Durchmesser<br />

von 23 cm und einem Flächeninhalt<br />

von 0,053 m², produziert<br />

55 ml Frischwasser pro Stunde. Daraus<br />

resultiert die Produktion von zehn<br />

Litern am Tag pro Oberflächen-Quadratmeter,<br />

was den Bedarf eines durchschnittlich<br />

großen Haushalts deckt.<br />

Kontakt und weitere Informationen:<br />

www.empowering-people-award.org<br />

www.gabrielediamanti.com<br />

Bakterienfreies <strong>Wasser</strong> ganz nebenbei<br />

Der Jompy Water Boiler<br />

Kleiner Aufwand, große Wirkung: Der Jompy Water Boiler von David Osborne und seinem Team von Celsius<br />

Global Solutions aus Großbritannien befreit <strong>Wasser</strong> von gesundheitsschädlichen Bakterien – und das ganz<br />

ohne aufwendige Technik. Der <strong>Wasser</strong>-Destillierer wird einfach zwischen den Kochtopf und die offene Flamme<br />

gesetzt, um das <strong>Wasser</strong> während des Kochens zu erhitzen.<br />

Der Jompy Water Boiler erzeugt<br />

sauberes Trinkwasser „nebenbei“:<br />

Er nutzt die Wärme des Herdfeuers,<br />

um gleichzeitig Trinkwasser abzukochen<br />

und schafft es so, das benötigte<br />

Brennmaterial zu reduzieren.<br />

Geformt wie eine Pfanne, besteht der<br />

Jompy aus spiralförmig angeordneten<br />

Rohren, die zwischen Feuer und<br />

Kochtopf platziert werden. Auf dem<br />

Weg durch die Rohre wird das <strong>Wasser</strong><br />

heiß – das macht es möglich, eine<br />

Mahlzeit zu kochen und <strong>zur</strong> gleichen<br />

Zeit <strong>Wasser</strong> ausreichend zu erhitzen,<br />

um 98 % der im <strong>Wasser</strong> vorkommenden<br />

Bakterien und Viren abzutöten.<br />

Dadurch wird das <strong>Wasser</strong> trinkbar<br />

und kann unbedenklich <strong>zur</strong> Essenszubereitung<br />

oder zum Baden verwendet<br />

werden.<br />

Der <strong>Wasser</strong>-Destillierer ist ein<br />

mikro-gebohrtes Aluminiumrohr,<br />

gewunden zu einer flachen Scheibe.<br />

Dieses Design schafft eine große,<br />

wärmeleitende Oberfläche: Die<br />

Schwerkraft drückt das <strong>Wasser</strong> durch<br />

den Jompy Water Boiler, der in Sekundenschnelle<br />

nahezu kochend heißes<br />

<strong>Wasser</strong> liefert – mit einer Durchlaufrate<br />

von einem Liter pro Minute. Er funktioniert<br />

auf Öfen wie auf traditio nellen<br />

Drei-Steine-Kochstellen und ist so für<br />

den Einsatz in ländlicher oder städtischer<br />

Wohnumgebung geeignet.<br />

Neben der Reduktion von Krankheiten<br />

durch die Destillation lässt<br />

sich mit dem Jompy Water Boiler<br />

Brennmaterial einsparen – zum Vorteil<br />

für die Familien, für die die Kosten für<br />

Brennmaterial zu den größten finanziellen<br />

Aufwendungen gehören und für<br />

die Umwelt, die nicht mehr als nötig<br />

von Rauch und Abgasen belastet wird.<br />

Das Erfinderteam will einen Teil des<br />

Preisgelds nutzen, um das Projekt in<br />

Uganda auszuweiten: Die Erfahrung<br />

zeigt, dass sich die Menschen die Nutzung<br />

des Jompy Water Boilers teilen,<br />

sodass mehr als 1500 Familien von der<br />

<strong>Wasser</strong>reinigung profitieren könnten.<br />

Kontakt und weitere Informationen:<br />

www.empowering-people-award.org<br />

www.jompy.co.uk<br />

© Siemens Stiftung/<br />

Celsius Global Solutions<br />

Statement<br />

„Der Gewinn des Awards hat uns großen Schwung gegeben, zumal wir im<br />

Moment dabei sind, uns organisatorisch neu aufzustellen und den Markt<br />

für unsere Erfindung zu definieren. Die Medienresonanz hat enorm dazu<br />

beigetragen, den Jompy bekannt zu machen – einige NGOs sind jetzt<br />

dabei, ihn zu testen. Uns hat besonders gefreut, dass die Preisverleihung<br />

in Nairobi stattfand, denn in Kenia ist der Jompy bereits erfolgreich im<br />

Einsatz. Das war ein bisschen wie nach Hause kommen ...”<br />

David Osborne ist gelernter Klempner, Heizungsinstallateur und Geschäftsführer von Celsius<br />

Solar Ltd. aus Troon, Schottland<br />

Juni 2014<br />

710 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Aktuell<br />

|<br />

NETZWERK WISSEN<br />

|<br />

© Siemens<br />

Stiftung/Lawrence<br />

Berkeley National<br />

Lab<br />

ECAR: Innovative <strong>Wasser</strong>sanierung reinigt<br />

arsenhaltiges <strong>Wasser</strong> mit einfachsten Mitteln<br />

Das Projekt ElectroChemical Arsenic Remediation (ECAR)<br />

Geschätzte 60 Mio. Menschen in Südasien sind jedes Mal, wenn sie <strong>Wasser</strong> aus ihrem lokalen Brunnen trinken,<br />

Arsen ausgesetzt. Ein Team des Lawrence Berkeley National Lab hat eine innovative Lösung entwickelt, das<br />

<strong>Wasser</strong> elektrochemisch zu sanieren und vom Arsen zu befreien.<br />

Das giftige chemische Element<br />

Arsen gerät über Boden, Gestein<br />

und Mineralien ins Grundwasser.<br />

Oft bleibt es unentdeckt, da es geschmacks-,<br />

farb- und geruchslos ist.<br />

Die chronische Aufnahme von Arsen<br />

führt allerdings zu gesundheitlichen<br />

Auswirkungen wie zum Beispiel Hautschäden,<br />

Problemen mit dem Kreislauf<br />

oder einem erhöhten Krebsrisiko.<br />

Die Lösung <strong>zur</strong> Arsenbefreiung<br />

des <strong>Wasser</strong>s ElectroChemical Arsenic<br />

Remediation (ECAR) basiert auf<br />

Elektrokoagulation: Bei diesem Vorgang<br />

werden gewöhnlicher Baustahl<br />

und Strom verwendet, um Eisenoxid-(Rost)-Partikel<br />

zu erzeugen, die<br />

eine hohe Anbindungsaffinität für<br />

Arsen aufweisen und durch Absinken<br />

und/oder Filterung einfach entfernt<br />

werden können. Rostpartikel, die<br />

durch ECAR erzeugt werden, sind sehr<br />

klein und haben folglich eine große<br />

Oberfläche und hohe Anbindungskapazität.<br />

Während des ECAR-Vorgangs<br />

wird Arsenit, durch Oxidation zu<br />

Arsenat umgewandelt, das weniger<br />

giftig ist und besser bindet. Die Ergebnisse<br />

in der <strong>Wasser</strong>qualität, die<br />

mit ECAR erzeugt werden, übertreffen<br />

die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO), die einen<br />

Grenzwert für Arsen im Trinkwasser<br />

von 10 Mikrogramm pro Liter vorsehen.<br />

Die Inbetriebnahme von ECAR<br />

ist unkompliziert und ungefährlich:<br />

Die elektrische Spannung ist sehr<br />

gering (etwa 3 Volt Gleichstrom),<br />

außerdem werden keine korrosiven<br />

Chemikalien benötigt. Für einen dreimonatigen<br />

Feldversuch wurde der<br />

Prototyp in der Dhopdhopi High School<br />

in der Nähe von Kalkutta installiert.<br />

Diese Dorfschule erhielt zuvor für<br />

ungefähr eine Stunde am Tag Leitungswasser,<br />

was für die Anzahl der<br />

Schüler nicht ausreichte. Das hinzugegebene<br />

Regenwasser war mit<br />

250 Mikrogramm/Liter Arsen verunreinigt.<br />

ECAR reduzierte den Arsengehalt<br />

verlässlich unter den von der<br />

WHO empfohlenen Maximalwert über<br />

den gesamten Testzeitraum hinweg.<br />

Kontakt und weitere Informationen:<br />

www.empowering-people-award.org<br />

www.gadgillab.berkeley.eu<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 711


| NETZWERK WISSEN | Aktuell<br />

Der SunSaluter im Einsatz. © Beide Abbildungen: Siemens Stiftung/ Roseicollis Technologies Inc.<br />

Trinkwasser- und Energieerzeugung in einem<br />

Der SunSaluter<br />

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser oder Strom sind tägliche Herausforderungen für Menschen in Entwicklungs-<br />

und Schwellenländern. Es werden nachhaltige Lösungen benötigt, die lokale Materialien und Ressourcen<br />

nutzen und sich einfach bedienen und instand halten lassen. Der SunSaluter von Eden Full und dem<br />

Team von Roseicollis Technologies Inc. in Oakland, USA, erfüllt genau dies: Das Gerät ist in der Lage, die<br />

Effizienz und Leistung bestehender Sonnenkollektoren zu verbessern und filtert zeitgleich <strong>Wasser</strong> zu Trinkwasser.<br />

Der SunSaluter ist zeitgleich ein<br />

passives Nachführungs- und<br />

Statement<br />

„Mit dem Preisgeld wollen wir den SunSaluter<br />

in Indien verbreiten. Wir haben Kontakte<br />

geknüpft zu lokalen Handwerkern, zu Solarpanel-Herstellern<br />

und werden in Zusammenarbeit<br />

mit NGOs über 100 Pilotprojekte<br />

aufsetzen. Der ‚empowering people. Award‘<br />

hat unsere Erfindung nicht nur weltweit<br />

bekannt gemacht, sondern auch dafür<br />

gesorgt, dass wir solche Partner gewinnen<br />

konnten.“<br />

Eden Full ist Sozialunternehmerin und Gründerin von<br />

Roseicollis Technologies Inc. aus Oakland<br />

<strong>Wasser</strong>filterungssystem. Es optimiert<br />

die bestehende Solar-Infrastruktur,<br />

indem es bis zu 40 Prozent mehr<br />

Energie erwirtschaftet. Dies geschieht<br />

dank eines Nachfolgesystems<br />

mit ausbalancierten Gewichten<br />

auf beiden Seiten des Kollektors.<br />

Der Sonnenkollektor wird auf einem<br />

Bambusrahmen befestigt und verfügt<br />

über eine rotierende Achse im<br />

Zentrum des Kollektors. Mittels eines<br />

kontrollierten <strong>Wasser</strong>stroms, der sich<br />

mit der Zeit verändert, verändert<br />

sich die Balance des Sonnenkollektors<br />

so, dass dieser der Sonne von<br />

Ost nach West folgt.<br />

Zeitgleich wird das durchlaufende<br />

<strong>Wasser</strong> durch einen silberbeschichtetem<br />

Keramik- oder Biosand- Filter<br />

gereinigt. Beide Filter, sowohl Keramik<br />

als auch Biosand, binden bis zu<br />

99,9 Prozent der Verunreinigungen<br />

und Mikroorganismen in ihren Poren.<br />

Die Filtereinheiten können lokal für<br />

weniger als 10 USD beschafft werden.<br />

Somit unterstützt der SunSaluter<br />

die Gemeinden in abgelegenen Gebieten<br />

sowohl bei der Erzeugung<br />

von Elektrizität, als auch bei der Gewinnung<br />

sauberen <strong>Wasser</strong>s.<br />

Kontakt und weitere Informationen:<br />

www.empowering-people-award.org<br />

www.sunsaluter.com<br />

Juni 2014<br />

712 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Aktuell<br />

|<br />

NETZWERK WISSEN<br />

|<br />

Integrierter Trichter in Handpumpen beugt<br />

<strong>Wasser</strong>verlust vor<br />

Der Permafunnell<br />

Der Einsatz von Handpumpen an <strong>Wasser</strong>stellen ist in Entwicklungs- und Schwellenländern gängige Methode,<br />

um <strong>Wasser</strong> für den täglichen Gebrauch abzufüllen. Dabei geht nahezu ein Drittel des wertvollen Trinkwassers<br />

verloren. Der Permafunnel des Nile Center for Alternative Technology aus Australien ist ein einfacher Trichter,<br />

der direkt in die Handpumpe integriert wird und dafür sorgt, dass sich das kostbare Nass gezielt in die Behälter<br />

abfüllen lässt.<br />

Das Befüllen aller möglichen Behälter<br />

erfolgt an <strong>Wasser</strong>stellen<br />

in der Regel ohne Trichter; durch<br />

den unkontrollierten <strong>Wasser</strong>strahl,<br />

der auf die engen Öffnungen zum<br />

Beispiel von Kanistern trifft, gehen<br />

bis zu 30 Prozent wertvollen Trinkwassers<br />

verloren. Noch dazu führt<br />

der <strong>Wasser</strong>überlauf <strong>zur</strong> Verschlammung<br />

und Verunreinigung der<br />

<strong>Wasser</strong>stellen. Oft behelfen sich die<br />

Menschen mit selbst gebauten Trichtern<br />

aus organischen Materialien wie<br />

zum Beispiel Blättern, die aber keine<br />

nachhaltige Lösung bringen und<br />

das <strong>Wasser</strong> verunreinigen können.<br />

Der Permafunnel, den Rowan<br />

Matthews-Frederick am Nile Center<br />

for Alternative Technology entwickelt<br />

hat, ist ein Trichter, der in die<br />

Handpumpe eingebaut wird. Er<br />

besteht aus lebensmittelechtem<br />

Kunststoff und ist komplett in den<br />

Ausguss integriert, sodass er beim<br />

Abfüllen der Kanister unberührt<br />

bleibt und nicht verunreinigt wird.<br />

Der Trichter sorgt dafür, dass ein gezielter<br />

<strong>Wasser</strong>strahl entsteht, der<br />

selbst bei kleinen Öffnungen keinen<br />

Überlauf verursacht. Der äußere<br />

Durchmesser des Trichters gewährleistet<br />

die Führung des <strong>Wasser</strong>strahls,<br />

der innere Durchmesser ist<br />

so gehalten, dass er der Drosselung<br />

des <strong>Wasser</strong>laufs vorbeugt und den<br />

höchst möglichen Durchlauf zulässt.<br />

Flexibel in der Größe, passt der<br />

Filter in unterschiedliche Öffnungen<br />

von Handpumpen und kann jederzeit<br />

mit wenigen Handgriffen nachgerüstet<br />

werden.<br />

Der Permafunnel ist ein einfacher Trichter für Handpumpen und sorgt dafür, dass sich<br />

<strong>Wasser</strong> gezielt abfüllen lässt. © Siemens Stiftung/Nile Center for Alternative Technology.<br />

In Regionen, wo sauberes Trinkwasser<br />

Mangelware ist, sind einfach<br />

zu handhabende Hilfsmittel, die der<br />

unnötigen Verschwendung vorbeugen,<br />

von großer Bedeutung. Der interne<br />

Trichter sorgt neben der <strong>Wasser</strong>ersparnis<br />

auch für maximale<br />

Hygiene bei der Abfüllung. Die Herstellung<br />

der Trichter könnten kleine<br />

Unternehmen vor Ort übernehmen,<br />

die zugleich die Nachrüstung der<br />

Handpumpen anbieten.<br />

Kontakt und weitere Informationen:<br />

www.empowering-people-award.org<br />

www.permafunnel.org<br />

Der Permafunnel wird direkt in die Handpumpe eingebaut.<br />

© Siemens Stiftung/Nile Center for Alternative Technology.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 713


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Branche<br />

DBU-Appell „Sauberes <strong>Wasser</strong> unverzichtbares Gut“<br />

Generalsekretär Bottermann fordert besseren Schutz – Stiftung seit 15 Jahren am<br />

Thema bewachsene Bodenfilter<br />

Bewachsene Bodenfilter sind natürlich wirksam, technisch leicht anzuwenden und verbessern die herkömmliche<br />

Kläranlagentechnik. Sie können das zunehmende Umweltproblem von Medikamentenrückständen, Hormonen<br />

und Pestiziden in Flüssen, Bächen und Seen zu lösen helfen. Über 630 verschiedene Arzneimittelwirkstoffe<br />

hat eine Studie des Umweltbundesamtes weltweit in der Umwelt nachgewiesen. Derzeit diskutiert die Europäische<br />

Union über Umweltqualitätsnormen für diese Stoffe, um das 2000 in der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

gesteckte Ziel eines guten ökologischen Zustands der Gewässer bis 2015 zu erreichen. „Da nur 0,4 Prozent der<br />

Süßwasservorräte als Trinkwasser <strong>zur</strong> Verfügung stehen, muss der vorsorgende Gewässerschutz eine der<br />

wichtigsten Aufgaben sein“, forderte Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU), anlässlich <strong>zur</strong> Messe IFAT 2014. Die DBU fördert naturnahe und technische Reinigungsverfahren<br />

für die sogenannte vierte Reinigungsstufe, um das Problem der nur schwer abbaubaren Stoffe einzudämmen.<br />

Bewachsene Bodenfilter sind natürlich wirksam, technisch leicht anzuwenden<br />

und verbessern die herkömmliche Kläranlagentechnik. Hier besichtigen<br />

DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann (l.) und DBU-<br />

Referent Franz-Peter Heidenreich die kommunale Kläranlage in Sulingen,<br />

wo mit einem neuartigen Filter aus Pflanzenkohle <strong>Wasser</strong> von<br />

Arzneimittelrückständen gereinigt wird. Das Projekt wird von der DBU<br />

gefördert. © Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />

Arzneimittel gelangen aus<br />

Kläranlagen in Flüsse, Bäche<br />

und Seen – resistente Krankheitserreger<br />

„Sauberes <strong>Wasser</strong> ist ein unverzichtbares<br />

Gut für Pflanzen, Tiere und<br />

Menschen. Der Mensch braucht es<br />

für seine Ernährung, die tägliche<br />

Hygiene, <strong>zur</strong> Erholung und als<br />

kostbaren Rohstoff. Auch wenn zum<br />

Beispiel die im Jahr 2000 erlassene<br />

europäische <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

Erfolge zeigt, muss das Thema<br />

<strong>Wasser</strong> und Umweltschutz auf der<br />

politischen Agenda weiter nach<br />

oben rücken“, sagte Bottermann.<br />

Das Problem: Viele der über 3000 in<br />

Deutschland zugelassenen Arzneimittelwirkstoffe<br />

und Hormone würden<br />

im menschlichen Körper nicht<br />

vollständig abgebaut und wieder<br />

ausgeschieden. Bislang könnten sie<br />

kaum oder gar nicht aus dem <strong>Abwasser</strong><br />

entfernt werden und gelangten<br />

aus den Kläranlagen in den<br />

<strong>Wasser</strong>kreislauf. Bei Fischen komme<br />

es durch Hormon- und Medikamentenaufnahme<br />

sogar <strong>zur</strong> Geschlechtsumwandlung.<br />

Außerdem würden<br />

Bakterien und damit auch zunehmend<br />

Krankheitserreger resistent<br />

gegen Antibiotika, die ihre Wirkung<br />

dadurch verlören.<br />

Deshalb habe die DBU schon seit<br />

Mitte der 90er-Jahre Projekte zu<br />

bewachsenen Bodenfiltern unterstützt,<br />

obwohl damals die Fachwelt<br />

der naturnahen Behandlung häuslicher<br />

Abwässer noch mit großer<br />

Skepsis gegenübergestanden habe.<br />

Doch nach ersten erfolgreichen<br />

DBU-Modellprojekten habe sich das<br />

geändert. Pflanzenfilter würden inzwischen<br />

breit gefördert. Daraus<br />

seien jetzt sehr wirksame Verfahren<br />

als sogenannte vierte Reinigungsstufe<br />

abgeleitet worden. „Die<br />

an die herkömmlichen Klärstufen<br />

angeschlossenen Filteranlagen aus<br />

robusten Pflanzenarten, speziellen<br />

Pilzkulturen und Holzkohle aus<br />

Gartenabfällen können auch komplizierteste<br />

Moleküle von Arzneimitteln<br />

knacken“, sagt Franz-Peter<br />

Heidenreich, DBU-Referent für <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

und Bodenschutz.<br />

Juni 2014<br />

714 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche | NACHRICHTEN |<br />

In dieser vierten Reinigungsstufe<br />

von Kläranlagen könnten naturnah<br />

durch neuartige Aktivkohle- und<br />

Pflanzenfilter sowie durch das technische<br />

Hinzufügen von Ozonanlagen<br />

und Anlagen mit ultraviolettem<br />

Licht die Mikroschadstoffe aus dem<br />

<strong>Wasser</strong> entfernt werden. Heidenreich:<br />

„Die Ergebnisse sind sehr vielversprechend.<br />

In zukünftigen Arbeiten<br />

müssen wir noch klären, dass<br />

die dabei entstehenden Abbauprodukte<br />

unbedenklich sind.“ Allerdings<br />

werde in Politik und Bevölkerung<br />

derzeit noch diskutiert, ob<br />

diese zusätzliche Reinigungsstufe<br />

per Gesetz kommen und wer die<br />

Kosten dafür tragen wird – die Kläranlagenbetreiber<br />

und damit die<br />

Bürger oder die Verursacher.<br />

„Mit den bewachsenen Bodenfiltern<br />

hat die Branche für <strong>Abwasser</strong>technik<br />

und <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

einen innovativen, wirksamen, ökologisch<br />

vorbildlichen und energieeffizienten<br />

Weg <strong>zur</strong> Verbesserung<br />

der <strong>Wasser</strong>qualität gefunden“, betonte<br />

Bottermann und zeigte einige<br />

Beispiele auf, die von der DBU gefördert<br />

und auf der IFAT präsentiert<br />

wurden. Im Zentrum für Umweltforschung<br />

und nachhaltige Technologien<br />

der Universität Bremen wurde<br />

ein neuartiges Ver fahren entwickelt,<br />

bei dem erstmals in Kleinkläranlagen<br />

mit einem speziellen Substrat<br />

aus Bio- bzw. Pflanzenkohle das<br />

<strong>Wasser</strong> von Arznei mittelrückständen<br />

gereinigt werden konnte. Die Firma<br />

Aqua-bioCarbon aus Goslar (Niedersachsen)<br />

arbeitet an einem technischen<br />

Reinigungsverfahren, bei dem<br />

das <strong>Wasser</strong> mit ultraviolettem Licht<br />

und besonders aufnahmefähigem<br />

Aktivkoks behandelt wird, der Bakterien<br />

und Mikroorganismen wirksam<br />

aufnehmen und festhalten<br />

kann. Bottermann: „Doch so wirksam<br />

die Pflanzenfilter auch sein mögen:<br />

An erster Stelle muss der vorsorgende<br />

Gewässerschutz stehen.<br />

Wir müssen alle Anstrengungen<br />

unternehmen, das <strong>Wasser</strong> erst gar<br />

nicht zu verschmutzen und verhindern,<br />

dass Medikamentenwirkstoffe<br />

und Chemikalien ins <strong>Abwasser</strong><br />

gelangen.“<br />

Kontakt:<br />

DBU Deutsche Bundesstiftung Umwelt,<br />

An der Bornau 2,<br />

D-49090 Osnabrück ,<br />

Tel. (0541) 9633-521,<br />

Fax (0541)9633-198,<br />

www.dbu.de<br />

Karl-Imhoff-Preis der DWA ausgeschrieben<br />

Die Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. (DWA) hat den Karl-Imhoff-Preis als<br />

DWA-Umweltpreis ausgeschrieben. Der Preis wird aufgrund von Bewerbungen verliehen, die Preisverleihung<br />

erfolgt im Rahmen der DWA-Bundestagung im September 2015 in Berlin. Bewerbungen werden bis zum<br />

31. Oktober 2014 von der Bundesgeschäftsstelle der DWA angenommen. Der Karl-Imhoff-Preis dient der Förderung<br />

wissenschaftlicher Arbeiten auf den Arbeitsgebieten der Vereinigung und wird für hervorragende Forschungsarbeiten,<br />

Dissertationen oder Prüfungsarbeiten vergeben. Er ist mit 10 000 Euro dotiert. Außerdem<br />

können Belobigungen ausgesprochen werden.<br />

Der Preis wurde von der damaligen<br />

<strong>Abwasser</strong>technischen<br />

Vereinigung (ATV) im Jahr 1956<br />

ins Leben gerufen. Dr.-Ing. Karl Imhoff<br />

(1876–1965) war ein Ingenieur<br />

und Pionier der <strong>Abwasser</strong>technik,<br />

die er jahrzehntelang prägte. Bis<br />

1934 war er Geschäftsführer des<br />

Ruhrverbands. Nach ihm sind das<br />

Imhoff-Becken und der Imhoff-<br />

Trichter benannt. Die DWA will mit<br />

dem Karl-Imhoff-Preis die großen<br />

Verdienste, die sich der Namensgeber<br />

um die deutsche und internationale<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

erworben hat, würdigen sowie damit<br />

<strong>zur</strong> bleibenden Erinnerung an<br />

sein Wirken beitragen.<br />

Antragsunterlagen<br />

Bewerbungen sind an die Bundesgeschäftsstelle<br />

in Hennef zu richten.<br />

Beizufügen sind in sechsfacher Ausfertigung:<br />

••<br />

Angaben über Name, Geburtsdatum,<br />

Ausbildungsgang (Lebenslauf)<br />

und Anschrift des<br />

Bewerbers,<br />

••<br />

die der Bewerbung zugrunde<br />

liegende Arbeit,<br />

bei Prüfungsarbeiten die Note,<br />

••<br />

eine Versicherung an Eides statt,<br />

dass die eingereichte Arbeit von<br />

dem Bewerber selbst angefertigt<br />

ist,<br />

••<br />

Kurzfassung/Zusammenfassung.<br />

Adresse für Bewerbungen:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Elke Uhe, M. A.,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-238, Fax (02242) 872-135,<br />

E-Mail: uhe@dwa.de,<br />

http://de.dwa.de/ehrungen-und-auszeichnungen.html<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 715


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Branche<br />

Neues DWA-Politikmemorandum vorgestellt<br />

Positionen <strong>zur</strong> Umweltpolitik aktualisiert<br />

Die Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. (DWA) hat ihre Positionen <strong>zur</strong><br />

Umweltpolitik in einem neuen Politikmemorandum zusammengefasst. Das Memorandum wurde im Rahmen<br />

der IFAT dem Bundesumweltministerium übergeben und öffentlich vorgestellt.<br />

Ihre Hauptaussagen fasst die Vereinigung<br />

in zwölf Forderungen<br />

zusammen:<br />

••<br />

Energiewende – Potenziale der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft stärker berücksichtigen<br />

••<br />

Klimawandel – Anpassungsstrategien<br />

frühzeitig entwickeln<br />

••<br />

Hochwasser – Vorsorge<br />

intensiver betreiben<br />

••<br />

Infrastruktur – Bestand in der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft erhalten<br />

••<br />

<strong>Wasser</strong>recht – praxistaugliche<br />

Verordnungen schaffen<br />

••<br />

Anthropogene Spurenstoffe –<br />

europäische Vorgaben umsetzen<br />

••<br />

<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie – Nitratbelastung<br />

stärker begrenzen<br />

••<br />

Benchmarking – freiwilliges<br />

Handeln fördern<br />

••<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabe – Fortentwicklung<br />

konstruktiv betreiben<br />

••<br />

Fracking – nicht zu Lasten der<br />

Umwelt<br />

••<br />

Phosphorrecycling – technische<br />

Lösungen fördern<br />

••<br />

Klärschlammentsorgung –<br />

Nutzung der Ressource<br />

praxistauglich gestalten<br />

EEG-Befreiung für die Eigenstromnutzung<br />

erhalten<br />

Zwischen Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

gibt es enge Verflechtungen.<br />

Denn es gilt: keine Energie ohne<br />

<strong>Wasser</strong> – kein <strong>Wasser</strong> ohne Energie.<br />

Die DWA erwartet von der Politik<br />

eine zukunftsweisende und praxistaugliche<br />

Reform des Gesetzes über<br />

Erneuerbare Energien (EEG). Dabei<br />

ist für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft die Erhaltung<br />

der EEG-Befreiung für die<br />

Eigenstromnutzung die wichtigste<br />

Forderung. Auf größeren Kläranlagen<br />

fällt Faulgas zwangsläufig als<br />

„Nebenprodukt“ bei der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

an. Die geltende Rechtslage<br />

fordert eine energetische Nutzung<br />

dieses Faulgases. Der Zweck<br />

des EEG, konventionell erzeugten<br />

Strom zunehmend durch Strom aus<br />

erneuerbaren Quellen zu ersetzen,<br />

wird durch die Faulgasnutzung auf<br />

<strong>Abwasser</strong>anlagen bereits erfüllt. Die<br />

Streichung der EEG-Befreiung würde<br />

wichtige Beiträge der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

zu einem nachhaltigen<br />

Energiehaushalt in Frage stellen<br />

und die Wirtschaftlichkeit der bereits<br />

getätigten sowie der zukünftigen<br />

Investitionen erheblich beeinträchtigen.<br />

Hochwasser – Vorsorge<br />

intensiver betreiben<br />

Der Sommer 2013 hat mit seinen<br />

extremen Hochwasserereignissen<br />

erneut deutlich gemacht, dass<br />

weiterer Handlungsbedarf bei der<br />

Hochwasservorsorge in Deutschland<br />

besteht. Hochwasserrisiken müssen<br />

nach Überzeugung der DWA stärker<br />

mit den Bürgern kommuniziert und<br />

durch Maßnahmen vermindert werden.<br />

Mögliche Retentionsmaßnahmen<br />

müssen für jedes Flussgebiet<br />

verbindlich vereinbart werden. Angemessene<br />

Fördermittel müssen auch<br />

langfristig bereitgestellt werden.<br />

Anthropogene Spurenstoffe<br />

– europäische Vorgaben<br />

umsetzen<br />

Vom Menschen verursachte Stoffe,<br />

die sich im <strong>Wasser</strong>kreislauf in<br />

Spuren nachweisen lassen (anthropogene<br />

Spurenstoffe) bedürfen besonderer<br />

Aufmerksamkeit der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />

Eine Forderung nach<br />

flächendeckender und gewässerunabhängiger<br />

Einführung einer<br />

vierten Reinigungsstufe ist aber<br />

nicht sachgerecht und wird von<br />

der DWA nicht unterstützt. Der Bau<br />

einer vierten Reinigungsstufe in<br />

besonderen Fällen sollte von den<br />

Behörden nur auf Grundlage einer<br />

bundeseinheitlichen Regelung verlangt<br />

werden können. Primäres Ziel<br />

muss es sein, diese Stoffe nicht in<br />

den <strong>Wasser</strong>kreislauf gelangen zu<br />

lassen. Die Information der Verbraucher<br />

über den Umgang mit<br />

Produkten, die solche Stoffe enthalten,<br />

gilt es zum Beispiel durch<br />

eine Produktkennzeichnungspflicht<br />

zu verbessern.<br />

Fracking – nicht zu Lasten<br />

der Umwelt<br />

Die unkonventionelle Erdgasgewinnung<br />

aus schwer erschließbaren<br />

Gesteinsschichten durch Frackingverfahren<br />

ist noch nicht ausreichend<br />

erforscht, um Gefahren für<br />

die Umwelt, insbesondere das<br />

Grundwasser, auszuschließen. Dies<br />

gilt jedenfalls für die Schiefergasförderung.<br />

Die DWA begrüßt die<br />

Aussagen im Koalitionsvertrag der<br />

Regierungsparteien, dem Trinkwasser<br />

und der Gesundheit beim Fracking<br />

absoluten Vorrang ein<strong>zur</strong>äumen<br />

und entsprechende Regelungen im<br />

<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz und der<br />

Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

vorzusehen. Die<br />

DWA erwartet, dass gegenüber den<br />

<strong>Wasser</strong>behörden eine vollständige<br />

Offenlegung der verwendeten Stoffe<br />

sowie der Zusammensetzung der<br />

verwendeten Flüssigkeiten erfolgt.<br />

Klärschlamm – Nutzung der<br />

Ressource praxistauglich<br />

gestalten<br />

Die DWA sieht in der politischen<br />

Absicht der Bundesregierung, die<br />

Klärschlammausbringung zu Dünge<br />

zwecken zu beenden, eine große<br />

Juni 2014<br />

716 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche | NACHRICHTEN |<br />

Herausforderung für die deutsche<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft. Die von Bund und<br />

vielen Ländern verfolgte neue Ausrichtung<br />

der Klärschlammentsorgung<br />

wird von der DWA kritisch begleitet.<br />

Sie setzt sich für eine fachlich differenzierte<br />

Betrachtung ein und hält<br />

Sonderregelungen für die Verwertung<br />

qualitätsgesicherter Klärschlämme<br />

für gerechtfertigt. Bei einer<br />

Neugestaltung der gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen für die Klärschlammentsorgung<br />

muss diese mit<br />

der Rückgewinnung von Phosphor<br />

und anderen Nährstoffen aus Klärschlamm<br />

inhaltlich und zeitlich verknüpft<br />

werden. Zudem muss berücksichtigt<br />

werden, dass Monoverbrennungsanlagen<br />

für Klärschlämme<br />

bislang im Wesentlichen nur für<br />

große Kläranlagen <strong>zur</strong> Verfügung<br />

stehen. Die Schaffung zusätzlicher<br />

Verbrennungsanlagen braucht Zeit<br />

und Geld.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.dwa.de<br />

GreenTec Awards 2014: Eine Kleinkläranlage<br />

gewinnt in der Kategorie „<strong>Wasser</strong> & <strong>Abwasser</strong>“<br />

Die GreenTec Awards zählen zu Europas bedeutendsten Auszeichnungen für Umweltengagement und grüne<br />

Umwelttechnologien. Die Preisverleihung fand am 4. Mai 2014 in München statt. Sieger in der Kategorie<br />

„<strong>Wasser</strong> & <strong>Abwasser</strong>“ ist die Stromspar-Kleinkläranlage PUROO ® .<br />

Preisübergabe auf der Bühne. Markus Baumann (Geschäftsführer<br />

ATB Umwelttechnologien), Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer<br />

Borussia Dortmund), Dr. Markus Beukenberg (Chief Technical Officer<br />

WILO), (v.l.n.r.).<br />

Im Rahmen einer feierlichen Gala<br />

im Internationalen Congress Center<br />

München (ICM) wurden bereits<br />

zum siebten Mal die GreenTec<br />

Awards in neun Kategorien an innovative<br />

Projekte und Produkte rund<br />

um grüne Technik verliehen. An der<br />

Veranstaltung nahmen rund 1000<br />

geladene Gäste, darunter viele bekannte<br />

Persönlichkeiten aus Wirtschaft,<br />

Politik und Unterhaltung, teil.<br />

Die Preisverleihung war zugleich<br />

die Eröffnungsveranstaltung der weltgrößten<br />

Umwelttechnikmesse IFAT.<br />

Die PUROO®-Anlage ist für Haushalte<br />

von 1-16 EW (EW = Einwohnergleichwert)<br />

geeignet, die nicht<br />

an das kommunale <strong>Abwasser</strong>netz<br />

angeschlossen sind und kann sowohl<br />

als Neuanlage als auch als<br />

Nachrüstung in Beton- oder Kunststoffbehälter<br />

installiert werden. Die<br />

Anlage arbeitet nach dem SBR-<br />

Verfahren; aufgrund von Verfahrensoptimierungen<br />

beläuft sich der<br />

Stromverbrauch auf nur etwa 30 kWh<br />

pro EW und Jahr.<br />

ATB Umwelttechnologien GmbH,<br />

renommierter Hersteller von innovativen<br />

Kläranlagensystemen aus<br />

Porta Westfalica, hat die PUROO®-<br />

Anlage im Jahr 2012 nach umfangreichen<br />

Testläufen beim PIA (Prüfund<br />

Entwicklungsinstitut für <strong>Abwasser</strong>technik<br />

in Aachen) auf den<br />

Markt gebracht.<br />

Markus Baumann, Geschäftsführer<br />

der ATB Umwelttechnologien<br />

GmbH, erklärt: „Uns kommt es darauf<br />

an, unseren Kunden umweltverträgliche<br />

Kläranlagen mit ausgereifter<br />

und sicherer Technologie zu bieten.<br />

PUROO® zeigt, dass sich Umweltschutz<br />

und erstklassige <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

sowie geringe Instandhaltungskosten<br />

gut vereinen lassen“.<br />

Kontakt:<br />

ATB Umwelttechnologien GmbH,<br />

Stefanie Peter,<br />

Südstraße 2,<br />

D-32457 Porta Westfalica,<br />

Tel. (05731) 30230-0,<br />

Fax (05731) 30230-30,<br />

E-Mail: info@atbnet.eu,<br />

www.atbnet.eu<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 717


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Branche<br />

Personalentwicklung, Ausbildung und mehr:<br />

Nachwuchssicherung ein Top-Thema beim rbv<br />

rbv-Geschäftsführer Dipl.-<br />

Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann.<br />

Alle Abbildungen: © rbv<br />

Die europäische Harmonisierung<br />

von Normen, Regelwerken und<br />

Zertifizierungen oder die Auswirkungen<br />

der Energiewende – die<br />

Auseinandersetzung mit aktuellen<br />

Themen wie diesen gehört ebenso<br />

<strong>zur</strong> täglichen Arbeit des Rohrleitungsbauverbandes<br />

e. V. (rbv), wie<br />

ihre Aufbereitung für die Mitglieder.<br />

Besonderes Augenmerk gilt auch<br />

der Aus- und Weiterbildung sowie<br />

den Auswirkungen des demografischen<br />

Wandels. Vor allem der hieraus<br />

resultierende Fachkräftemangel<br />

stellt eine der größten Herausforderungen<br />

für die Unternehmen<br />

der Leitungsbaubranche dar. Untersuchungen<br />

zufolge fehlen bis 2025<br />

rund 200 000 Schulabgänger. Ein<br />

Defizit, dem es mit schlüssigen Konzepten<br />

zu begegnen gilt. Qualifizierten<br />

Nachwuchs zu finden und<br />

für den Leitungsbau zu gewinnen,<br />

ist eine der größten Herausforderungen<br />

für die Branche. Die Suche<br />

nach geeigneten Bewerbern, die<br />

Qualifikation von Mitarbeitern, aber<br />

auch die langfristige Bindung von<br />

Kräften gehört deshalb zu den zukünftigen<br />

unternehmerischen Kernaufgaben.<br />

Folgerichtig zählt die<br />

Nachwuchssicherung zu den Top-<br />

Themen beim rbv.<br />

Der demografische Wandel wird<br />

den Arbeitsmarkt schneller und<br />

grundlegender verändern als vielfach<br />

angenommen. Einer immer<br />

älter werdenden Erwerbsbevölkerung<br />

stehen immer weniger junge<br />

angehende Erwerbstätige gegenüber.<br />

Untersuchungen – etwa die<br />

vom Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

(BiBB) – belegen diese Entwicklung<br />

nachdrücklich. In den ersten<br />

neun Monaten des Jahres 2012<br />

konnten knapp 33 200 Ausbildungsplätze<br />

nicht besetzt werden. Das<br />

waren 12 % mehr als ein Jahr zuvor.<br />

Betroffen sind vor allem kleine Unternehmen:<br />

Fast ein Drittel der<br />

Unternehmen mit weniger als<br />

zehn Beschäftigten gab 2011 im<br />

Qualifizierungsmonitor des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

an, große<br />

Schwierigkeiten zu haben, Auszubildende<br />

zu finden. Allerdings ist<br />

der Rohrleitungsbau nicht nur<br />

besonders stark von der Alterung<br />

seiner Belegschaften betroffen – in<br />

den kommenden zehn Jahren ist<br />

auch mit einem erheblichen Rückgang<br />

der Beschäftigtenzahl zu<br />

rechnen, wenn nicht reagiert wird.<br />

Geburtenstarke Jahrgänge erreichen<br />

das Renteneintrittsalter, geburtenschwache<br />

Jahrgänge sollen<br />

sie ersetzen – diese Rechnung geht<br />

nicht auf.<br />

Faktor Mensch<br />

Sicher ist, dass der Faktor Mensch in<br />

immer stärkerem Maße <strong>zur</strong> bestimmenden<br />

Größe des Erfolgs und der<br />

Existenzsicherung eines Unternehmens<br />

wird. Welcher Weg soll in der<br />

Personalarbeit eingeschlagen werden?<br />

Welche Qualifikationsmöglichkeiten<br />

gibt es für die Mitarbeiter?<br />

Wie können wir den Nachwuchs fördern?<br />

Wie machen wir jugendlichen<br />

Schulabgängern den Beruf des<br />

Leitungsbauers/der Leitungsbauerin<br />

schmackhaft? Wie schaffen wir<br />

Perspektiven in einem Berufsfeld,<br />

das die Lebensadern unserer Gesellschaft<br />

betreut? So lauten die Fragen,<br />

denen sich Geschäftsführungen<br />

und Personalverantwortliche<br />

stellen müssen. Antworten hierauf<br />

hat der Rohrleitungsbauverband in<br />

den letzten Monaten erarbeitet.<br />

Mit gezielten Aktionen wirbt der rbv um Nachwuchs für den Leitungsbau.<br />

Leitfaden sorgt für Impulse<br />

Zum Beispiel in Form eines aktuellen<br />

Leitfadens mit dem Titel<br />

„Zukunft Leitungsbau – Auftrag<br />

Mensch“, der vom Ausschuss für<br />

Personalentwicklung (AfP) entwickelt<br />

wurde und sich dem Thema<br />

Juni 2014<br />

718 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche | NACHRICHTEN |<br />

Fachkräftesicherung durch Personalentwicklung<br />

widmet. „Wichtig ist,<br />

dass die Unternehmen das Heft des<br />

Handelns selbst in die Hand nehmen“,<br />

ist rbv-Geschäftsführer Dipl.-<br />

Ing. Dieter Hesselmann überzeugt.<br />

„Und genau hierbei soll der Leitfaden<br />

für die nötigen Impulse sorgen.“<br />

Neben allgemeinen Kapiteln<br />

über „Arbeitsmarkt und Leitungsbau<br />

im Wandel“, „Motivationen zum<br />

frühzeitigen Handeln“ oder „Ergänzung<br />

betrieblicher Strategien<br />

im Leitungsbau“ stellt die Broschüre<br />

„Handlungsoptionen für Betriebe<br />

im Leitungsbau“ und „Werkzeuge<br />

für eine lebensphasenorientierte<br />

Personalentwicklung“ vor. „Top-10-<br />

Handlungsempfehlungen“ sowie<br />

praktische Hinweise, Literaturtipps,<br />

Adressen und Ansprechpartner runden<br />

den Inhalt des Leitfadens ab.<br />

es handelt sich meist um hochtechnisierte<br />

Arbeitsabläufe; zudem sind<br />

die Verdienstchancen während der<br />

Ausbildung gut und die Beschäftigungsperspektive<br />

nach der Ausbildungszeit<br />

hervorragend.“ Das<br />

macht auch der Imagefilm „Zukunft<br />

Leitungsbau – Berufe mit Perspektive“<br />

deutlich, mit dem sich der rbv<br />

ebenfalls direkt an den potenziellen<br />

Nachwuchs wendet.<br />

Die Mitglieder mit ins Boot<br />

genommen<br />

Bei allen Aktivitäten werden die<br />

Belange der Unternehmen berücksichtigt,<br />

wenn möglich „die Mitglieder<br />

quasi mit ins Boot genommen“,<br />

wie es Hesselmann umschreibt. In<br />

diesem Zusammenhang weist der<br />

Geschäftsführer des Rohrleitungsbauverbandes<br />

auf eine Mitglieder-<br />

Gut ausgebildete Mitarbeiter sichern den wirtschaftlichen<br />

Erfolg eines Unternehmens.<br />

Umfrage hin, die der rbv 2013 im<br />

Zusammenhang mit der Diskussion<br />

über die „Anforderungen der Leitungsbauunternehmen<br />

an die Ausbildung<br />

zum Rohrleitungsbauer“<br />

durchgeführt hat. Neben Fragen<br />

nach allgemeinen Grundqualifikationen<br />

und dem Bedarf an Auszubildenden<br />

waren unter anderem auch<br />

Angaben zu Anzahl und Verteilung<br />

von Auszubildenden in den Unternehmen<br />

von Interesse. „Der hohe<br />

Rücklauf von 31,4 % zeigt, dass das<br />

Thema inzwischen in den Chefetagen<br />

der Unternehmen angekommen<br />

ist“, so Hesselmann. Die<br />

Ergebnisse der Umfrage sind eine<br />

wichtige Grundlage sowohl für die<br />

Weiterentwicklung bestehender Maßnahmen<br />

als auch für die Entwicklung<br />

neuer Konzepte und Strategien<br />

rund um das Thema Ausbildung.<br />

Die aktive und konsequente<br />

Aufarbeitung und Begleitung des<br />

Themenkomplexes „Nachwuchssicherung“<br />

ist ein wichtiger Baustein<br />

im Engagement des Rohrleitungsbauverbandes,<br />

Technik und<br />

Wissenschaft im Rohrleitungsbau<br />

und bei Netzdienstleistungen in<br />

der Ver- und Entsorgungswirtschaft<br />

zu fördern. Seit seiner Gründung am<br />

21. Juni 1950 vertritt der Verband<br />

www.wassertermine.de<br />

Gezielte Ansprache<br />

Darüber hinaus sind ein Infopoint<br />

„Ausbildung“ für Unternehmen und<br />

ein Flyer für potenzielle Auszubildende<br />

zu nennen – ebenfalls Publikationen,<br />

die vom AfP erarbeitet<br />

wurden. „Mit dem Infopoint, der<br />

sich insbesondere mit den Ausbildungsrahmenbedingungen<br />

für die<br />

Betriebe im Rohrleitungsbau beschäftigt,<br />

gehen wir gezielt auf die<br />

Unternehmen zu“, sagte Hesselmann<br />

weiter. Während der Infopoint einen<br />

Anreiz <strong>zur</strong> Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />

geben soll, ist der<br />

Flyer mit dem Slogan „Cool, eine<br />

Ausbildung zum Rohrleitungsbauer“<br />

an Jugendliche gerichtet, die sich<br />

beruflich noch orientieren. Sie sollen<br />

Interesse für den Beruf des Rohrleitungsbauers<br />

entwickeln. Und das<br />

ist nicht einfach, da die Ausbildung<br />

im Rohrleitungsbau immer noch<br />

mit Imageproblemen zu kämpfen<br />

hat. „Zu Unrecht“, erklärt rbv-<br />

Geschäftsführer Hesselmann, „denn<br />

die Interessen seiner Mitglieder;<br />

derzeit sind knapp 650 ausführende<br />

Unternehmen im rbv organisiert. Zu<br />

weiteren wichtigen Aufgaben, die<br />

der Verband wahrnimmt, zählt die<br />

Mitarbeit an den einschlägigen<br />

technischen Regelwerken, die Vertretung<br />

der technischen Belange<br />

gegenüber Behörden und anderen<br />

Institutionen sowie die Qualifizierung<br />

der Mitglieder durch Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

Die Arbeit des<br />

Berufsförderungswerks des Rohrleitungsbauverbandes<br />

(brbv) als<br />

AZWV-zertifizierter Bildungsträger<br />

und der rbv GmbH ist die Grundlage<br />

für die Mitarbeiterqualifikation in<br />

den Leitungsbauunternehmen. Das<br />

umfangreiche Angebot von brbv<br />

und rbv GmbH bietet fachlichtechnische<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

auf hohem Niveau.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.rbv-koeln.de<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 719


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Branche<br />

rbv Mitgliederversammlung in Münster<br />

Rund 140 Teilnehmer konnte rbv-<br />

Präsidentin Dipl.-Volksw. Gudrun<br />

Lohr-Kapfer <strong>zur</strong> Mitgliederversammlung<br />

des Rohrleitungsbauverbandes<br />

am 4. April 2014 in Münster begrüßen.<br />

„Europa, wir kommen!“ – mit<br />

der von Lohr-Kapfer im Grußwort<br />

ausgegebenen Losung war ein<br />

wesentliches Thema bereits klar<br />

umrissen: Schon heute sind die<br />

Herausforderungen an den Verband<br />

immer häufiger europäisch geprägt<br />

– ein Trend, der sich noch verstärken<br />

wird. Auch die Energiewende, die<br />

Europa, wir kommen: In Münster<br />

schwor rbv-Präsidentin Lohr-<br />

Kapfer die Mitglieder auf<br />

einen gemeinsamen Kurs ein.<br />

Alle Abbildungen: © rbv<br />

rbv-Geschäftsführer Dieter<br />

Hesselmann zog eine Bilanz der<br />

Aktivitäten des Verbandes im<br />

abgelaufenen Berichtsjahr.<br />

Sicherstellung einer funktionierenden<br />

Infrastruktur vor dem Hintergrund<br />

mangelnder Bereitschaft <strong>zur</strong><br />

Investition in die Leitungssysteme<br />

der Ver- und Entsorgung sowie demografischer<br />

Wandel und Fachkräftemangel<br />

sind Themen, die für<br />

Verband und Mitglieder langfristig<br />

eine wichtige Rolle spielen werden.<br />

Neben dem Bericht der Geschäftsführung<br />

und Berichten über die<br />

Tätigkeiten von Technischem Lenkungskreis<br />

und Ausschuss für Personalentwicklung<br />

standen unter<br />

anderem die Wahlen von Präsident<br />

und Vizepräsidenten auf der Tagesordnung;<br />

mit der Ehrung langjähriger<br />

Verbandsmitglieder und<br />

der Abstimmung über den Veranstaltungsort<br />

und -termin der Jahrestagung<br />

2016 fand der offizielle Teil<br />

des Treffens seinen Abschluss.<br />

Mit dem Wandel Schritt halten<br />

„Die Zukunft wird nicht weniger Europa<br />

bringen, sondern mehr“, stellte<br />

die Verbandspräsidentin fest. Wichtige<br />

Weichenstellungen seien längst<br />

keine nationalen Angelegenheiten<br />

mehr, der Breitbandnetz-Ausbau<br />

und auch Themen wie Normung<br />

und Zertifizierung stünden zunehmend<br />

unter dem Einfluss und der<br />

Steuerung Europas. Der vom Verband<br />

ins Leben gerufene Arbeitskreis<br />

Strategie befasse sich deshalb<br />

nicht allein mit der wichtigen Weiterentwicklung<br />

des Regelwerkes in<br />

Bezug auf Relevanz, Zertifizierung<br />

und Rechtsentwicklung, sondern<br />

fasse den Blick weiter: „Wie verändern<br />

sich Märkte, Auftraggeber und<br />

Infrastrukturen, wie entwickeln sich<br />

unsere Ressourcen, und welche Prognosen<br />

lassen sich für den Verband<br />

und seine Mitgliedsunternehmen<br />

ableiten?“ – die Fragen und Themen,<br />

mit denen sich verschiedene Verbände<br />

auseinandersetzen, seien oft<br />

sehr ähnlich. Um mit dem Wandel<br />

Schritt zu halten und Antworten<br />

auf die zunehmend international<br />

geprägten Herausforderungen zu<br />

finden, sei es wichtig, bestehende<br />

Kontakte auszubauen und eine<br />

möglichst breite Informationsplattform<br />

für die Verbandsmitglieder zu<br />

bilden. „Der rbv dreht erfolgreich<br />

das Rad im Getriebe der großen<br />

Verbandslandschaft“ – möglich sei<br />

das freilich nur mit motiviertem<br />

Personal sowie dem großen ehrenamtlichen<br />

Engagement der vielen<br />

Vertreter von Mitgliedsunternehmen.<br />

Ihnen allen sprach die Präsidentin<br />

Dank für die erfolgreiche Arbeit im<br />

Geschäftsjahr 2013 aus.<br />

Leitungsbau-Tagesgeschäft<br />

wird europäisch<br />

Die große Bedeutung europäischer<br />

Themen hob auch rbv-Geschäftsführer<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann<br />

in seinem Bericht der Geschäftsführung<br />

hervor: „Wenn das<br />

Jahr 2013 etwas gezeigt hat, dann<br />

das: Europa kommt“, erklärte Hesselmann.<br />

Als Beispiele, die über die<br />

Wege der Normung, der Zertifizierung<br />

und der Berufsbildung bereits<br />

heute Einfluss auf das Tages geschäft<br />

im Leitungsbau nehmen, nannte<br />

Hesselmann die EU-Breitband-Verordnung,<br />

das Frabo-Urteil – das mehr<br />

als deutlich zeigt, dass die Kommission<br />

nicht gewillt ist, Handelshemmnisse<br />

zu akzeptieren –, die Klage<br />

gegen die Bauprodukteliste des<br />

DIBt sowie die immer wieder diskutierte<br />

deutsche Meisterausbildung.<br />

„Tag für Tag gewinnen europäische<br />

Themen an Bedeutung, und mittendrin<br />

steht der rbv“, so der rbv-Geschäftsführer<br />

weiter. Die Interessen<br />

seiner Mitglieder vertreten könne<br />

der rbv nur als Teil eines großen<br />

Netzwerkes, das bis nach Brüssel<br />

reiche: „Wie tief der rbv in der Branche<br />

verwurzelt und wie intensiv die<br />

Verbindung mit den Partnerverbänden<br />

ist, wird in der Besetzung<br />

übergeordneter externer Gremien<br />

deutlich“, führte Hesselmann aus.<br />

Richtungsweisend sei auch das<br />

Regelwerk Tiefbau: „Hier haben sieben<br />

Verbände gemeinsam an einer<br />

Juni 2014<br />

720 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche | NACHRICHTEN |<br />

Regel gearbeitet – das ist das zukünftige<br />

europäische Erfolgsmodell.“<br />

Der Mensch steht im<br />

Mittelpunkt<br />

„Themen müssen von Menschen<br />

bearbeitet und Strukturen von Menschen<br />

gelebt werden“, machte Hesselmann<br />

deutlich und brachte damit<br />

die Bedeutung des ehrenamtlichen<br />

Engagements der Mitglieder auf den<br />

Punkt. Von den Landesgruppen wie<br />

auch den Gremien sei im Geschäftsjahr<br />

2013 viel bewegt worden; unter<br />

anderem habe man gemeinsam mit<br />

neuen Partnern das Bildungsangebot<br />

erweitert. Hesselmann verwies<br />

außerdem auf die Wichtigkeit der<br />

internen und externen Verbandskommunikation,<br />

im Zuge derer im<br />

Berichtsjahr zahlreiche unterschiedliche<br />

Maßnahmen realisiert wurden.<br />

Eine wesentliche Rolle neben Leitfäden,<br />

Infopoints, Imagefilmen und<br />

der Präsenz in den relevanten Printmedien<br />

spielte die Organisation<br />

von Mitgliedertreffen und die Teilnahme<br />

an Veranstaltungen wie zum<br />

Beispiel der <strong>Wasser</strong> Berlin International,<br />

der 21. Tagung Rohrleitungsbau<br />

und dem Oldenburger Rohrleitungsforum.<br />

„Sie sehen, dass wir mit<br />

aller Kraft und in jeder Beziehung<br />

unsere Zukunft selber gestalten“,<br />

resümierte Hesselmann und bedankte<br />

sich bei Präsidium, Vorstand<br />

und den nach Münster gereisten<br />

Verbandsmitgliedern für ihre tatkräftige<br />

Unterstützung.<br />

Bericht über Technik- und<br />

Personalthemen<br />

Im Anschluss referierte Dipl.-Ing.<br />

Hansjürgen Grabner über die Tätigkeit<br />

der technischen Gremien. Mit<br />

der Gründung des neuen Arbeitskreises<br />

AK Industrie wurde dem<br />

erdverlegten Leitungsbau auf Industriegelände<br />

Rechnung getragen;<br />

deutlich intensiver als in der Vergangenheit<br />

habe man sich auch des<br />

Themas Tiefbau im Leitungsbau angenommen<br />

und <strong>zur</strong> Begleitung des<br />

Regelwerks Tiefbau einen Ad-hoc-<br />

Arbeitskreis Tiefbau installiert. Anschließend<br />

ging Grabner auf die Aktivitäten<br />

der Technischen Ausschüsse<br />

ein, bevor Dipl.-Ing. Armin Jordan<br />

über die Ergebnisse der 2013 vom<br />

Ausschuss für Personalentwicklung<br />

behandelten Aufgaben berichtete.<br />

Berufliche Bildung, Qualifikation,<br />

Nachwuchssicherung und Aufstiegskonzepte<br />

– das alles seien<br />

ebenso wichtige Themen wie die<br />

Aufarbeitung von Informationen<br />

aus den Mitgliedsunternehmen. Als<br />

Reaktion auf die Frage „Wie ist eine<br />

Grundqualifikation aufzubauen?“<br />

habe man eine Umfrage entwickelt,<br />

deren Ergebnisse zwischenzeitlich<br />

vorliegen. Auf dieser Grundlage<br />

gelte es nun, Aufgaben und Ziele zu<br />

erarbeiten und umzusetzen.<br />

Schutz und Heimat in Europa<br />

Nach der Entlastung von Vorstand<br />

und Geschäftsführung sowie der<br />

Abstimmung über den Etat und die<br />

Beitragsfestsetzung 2015 wurden<br />

rbv-Präsidentin Lohr-Kapfer sowie<br />

die Vizepräsidenten Dipl.-Ing. (FH)<br />

Fritz Eckard Lang und Dipl.-Ing. (FH)<br />

Manfred Vogelbacher einstimmig in<br />

ihren Ämtern bestätigt; im Anschluss<br />

ehrte Lohr-Kapfer Mitgliedsunternehmen<br />

für ihre 50-, 25- und<br />

10-jährige Verbandszugehörigkeit.<br />

Für die Mitgliederversammlung<br />

2016 einigte man sich auf den<br />

Veranstaltungsort Hamburg (21.–23.<br />

April 2016). In ihrem Schlusswort<br />

unterstrich Präsidentin Gudrun<br />

Lohr-Kapfer, wie wichtig es angesichts<br />

anspruchsvoller zukünftiger<br />

Aufgabenstellungen sei, sich die<br />

Visionen für die Verbandsarbeit<br />

immer wieder vor Augen zu halten.<br />

„Nicht nur die Politik gibt uns Neues<br />

vor, sondern veränderte Märkte, Unternehmensstrukturen,<br />

Arbeitsmarkt<br />

und Zertifizierungen fordern uns<br />

dazu auf, uns sehr intensiv mit unserer<br />

Zukunft auseinanderzusetzen;<br />

auch die Veränderungen durch den<br />

demografischen Wandel sind beträchtlich:<br />

Rente mit 63, Eltern- und<br />

Pflegeurlaub: Das alles wird auf die<br />

Betriebe zukommen – bei rückläufigem<br />

Arbeitsmarkt.“ Der rbv müsse<br />

seinen Mitgliedern nicht nur Schutz<br />

und Heimat in Deutschland bieten,<br />

sondern in Europa; möglich sei das<br />

nur im engen Schulterschluss mit<br />

anderen Partnern und Verbänden.<br />

Mit Blick auf Fachkräftemangel,<br />

Nachwuchsgewinnung und Mitarbeiterqualifizierung<br />

stellte die Präsidentin<br />

fest: „Rohrbauunternehmen<br />

entwickeln sich zu Infrastrukturunternehmen<br />

mit multidisziplinären<br />

Belegschaften – es wird einen Wettbewerb<br />

um Fachkräfte im Bereich<br />

Energie, <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong> geben.“<br />

Das alles werde die Anforderungen<br />

an den rbv wachsen lassen;<br />

der Verband müsse sich bewusst<br />

werden, welche Dienstleistungen<br />

für seine Mitglieder wichtig seien.<br />

„Wir müssen kontinuierlich daran<br />

arbeiten, unsere Stärke zu erhalten<br />

und unsere Schwächen abzubauen“,<br />

lautete der Appell der rbv-Präsidentin,<br />

mit dem sie die Veranstaltung<br />

beschloss.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.rbv-gmbh.de<br />

Das neue und<br />

alte Präsidium<br />

sowie die Geschäftsführung<br />

des Rohrleitungsbauverbandes:<br />

Fritz Eckard<br />

Lang, Gudrun<br />

Lohr-Kapfer,<br />

Manfred Vogelbacher<br />

und Dieter<br />

Hesselmann<br />

(v.li.).<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 721


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Branche<br />

Optimale <strong>Abwasser</strong>behandlung durch<br />

intelligentes Dosiersystem<br />

Umwelttechnologische Neuheiten auf Mittelstands-Innovationsschau in Berlin<br />

Blick in die<br />

Filterkammer<br />

der Pilotanlage<br />

des Low-Tech-<br />

Filtersystems.<br />

© Bergmann clean<br />

<strong>Abwasser</strong>technik<br />

GmbH<br />

Der Geruch und die Korrosion<br />

in <strong>Abwasser</strong>leitungen können<br />

durch ein neues intelligentes Dosiersystem<br />

<strong>zur</strong> chemischen <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

deutlich reduziert werden.<br />

Es wurde in knapp vierjähriger<br />

Kooperation zwischen der ECH Elektrochemie<br />

Halle GmbH und der<br />

Hochschule Harz in Wer nigerode<br />

entwickelt. Das System ist eines von<br />

branchenübergreifend mehr als 200<br />

Indus trieforschungs-Resultaten, die<br />

auf dem 21. Inno vationstag Mittelstand<br />

des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Energie (BMWi) am<br />

22. Mai in Berlin präsentiert wurden.<br />

Für die Förderung zukunftsweisender<br />

Neuerungen bei Umwelttechnologien<br />

hat das Ministerium im Rahmen<br />

seines seit knapp sechs Jahren<br />

laufenden Zentralen Innovationsprogramms<br />

Mittelstand (ZIM) bisher<br />

mehr als 150 Mio. Euro bewilligt.<br />

Der im <strong>Abwasser</strong> entstehende<br />

Schwefelwasserstoff beeinträchtigt<br />

nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter,<br />

sondern schädigt auch die<br />

Bausubstanz von <strong>Abwasser</strong>leitungen.<br />

Bisher kann die Dosierung der<br />

Chemikalien, die die Bildung des<br />

übel riechenden Gases bekämpfen<br />

sollen, nicht bedarfsgenau erfolgen,<br />

sodass die Kosten unnötig hoch<br />

Anlagenübersicht – Pilotanlage des Low-Tech-Filtersystems an einer<br />

Kleinkläranlage des WSB ® -Verfahren. © Bergmann clean <strong>Abwasser</strong>technik GmbH<br />

sind und die Umwelt übermäßig<br />

belastet wird. Das neue, selbstlernende<br />

System ist in der Lage, die<br />

chemischen Behandlungsmittel mit<br />

ihren verschiedenen Wirkprinzipien<br />

erstmals optimal zu dosieren, indem<br />

die Messung bestimmter Parameter<br />

mit intelligenten Regelungsalgorithmen<br />

kombiniert wird. Es zeichnet<br />

sich darüber hinaus durch geringen<br />

Wartungsaufwand und Robustheit<br />

aus; seine Daten können<br />

elektronisch über GSM/GPRS ausgewertet<br />

werden. Dr. Hahn, Geschäftsführer<br />

der ECH, betont: „Mit dem attraktiven<br />

und in der Umsetzung sehr<br />

gut geführten Zentralen Innovationsprogramm<br />

Mittelstand konnten wir<br />

es als KMU wagen, ein so umfangreiches<br />

Entwicklungsvorhaben anzugehen,<br />

und dieses in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Hochschule<br />

Harz erfolgreich abschließen.“<br />

Mehr als 3,1 Mrd. Euro für<br />

24 000 ZIM-Projekte<br />

Die ZIM-Förderung ist in Ausstattung,<br />

Technologieoffenheit und Breitenwirkung<br />

einzigartig in Europa. Seit<br />

Programmstart im Juli 2008 wurden<br />

bis Ende 2013 für mehr als 24 000<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

Fördermittel in Höhe von über<br />

3,1 Mrd. Euro zugesagt. Das technologie-<br />

und branchenoffene Programm<br />

erleichtert kleinen und mittleren<br />

Unternehmen die Entwicklung neuer<br />

Produkte, Dienstleistungen und<br />

Technologien. Dies erfolgt oft in<br />

Zusammenarbeit mit wirtschaftsnahen<br />

Forschungseinrichtungen.<br />

Bei der 21. Open-Air-Leistungsschau<br />

auf dem Parkgelände der AiF<br />

Projekt GmbH, die als Projektträger<br />

die ZIM-Hauptfördersäule „Kooperationsprojekte“<br />

betreute, haben mehr<br />

als 300 Unternehmen, Forschungseinrichtungen<br />

und Kooperationsnetzwerke<br />

aus ganz Deutschland<br />

ihre Innovationen präsentiert. Dazu<br />

gehört auch ein Low-Tech-Filtersystem<br />

<strong>zur</strong> Gewinnung von Brauchwasser<br />

aus Abwässern, das von der<br />

Bergmann clean <strong>Abwasser</strong>technik<br />

GmbH in Penig/Sachsen in Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut<br />

für <strong>Wasser</strong>chemie der TU Dresden<br />

entwickelt wurde. Das naturnahe<br />

Juni 2014<br />

722 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche | NACHRICHTEN |<br />

Verfahren reinigt Abwässer in einer<br />

Kleinkläranlage im ersten Schritt mithilfe<br />

eines Biofilms auf speziellen<br />

Kunststoffträgern. Die <strong>zur</strong> Verhinderung<br />

einer Wiederverkeimung<br />

des Brauchwassers erforderliche<br />

Desinfektion wird mittels eines<br />

modularen Low-Tech-Biofiltersystems<br />

erzielt. Optional können zusätzlich<br />

ein silbermetallisiertes Textilgewebe<br />

und ein Adsorptionsmodul eingesetzt<br />

werden. Das Brauchwasser<br />

lässt sich nun auf Vorrat halten,<br />

ohne zu verkeimen. Darüber hinaus<br />

können als bedeutender Nebeneffekt<br />

mittels eines Adsorptionsmoduls<br />

die Phosphatanteile in<br />

hoher Konzentration vom Brauchwasser<br />

getrennt werden. Damit<br />

wird Phosphor gewonnen, der<br />

unter anderem in der Düngemittelproduktion<br />

benötigt wird.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.zim-bmwi.de/veranstaltungen/innovationstag<br />

Stromerzeugung aus Klärgasen weiter von<br />

EEG-Umlage ausnehmen<br />

BDEW: Stromerzeugung aus Klärgasen als Kuppelprodukt klima- und<br />

umweltpolitisch sinnvoll<br />

Anlässlich der IFAT 2014 in<br />

München sagte Martin Weyand,<br />

BDEW-Hauptgeschäftsführer <strong>Wasser</strong>/<br />

<strong>Abwasser</strong>: „Die energetische Nutzung<br />

von Klärgas als Kuppelprodukt<br />

erfolgt seit Jahrzehnten ohne Finanzierung<br />

durch das Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz (EEG). Es ist deshalb<br />

unverständlich, warum Neuanlagen,<br />

die Klärgase <strong>zur</strong> Erzeugung<br />

von Strom nutzten, mit der Zahlung<br />

der EEG-Umlage belastet werden<br />

sollen. Damit wird die Wirtschaftlichkeit<br />

solcher Anlagen in Frage gestellt“.<br />

„Erzeugungsanlagen, die Kuppelgase<br />

und andere Reststoffe nutzen,<br />

verwenden damit Reststoffe, die<br />

im industriellen Produktionsprozess<br />

oder bei der <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

anfallen. Die Anlagen erfüllen so<br />

auch eine klima- und umweltpolitisch<br />

sinnvolle Aufgabe. Ihr wirtschaftlicher<br />

Betrieb hängt oftmals<br />

von der Befreiung des Selbstverbrauchs<br />

ab“, so Weyand. „Dass<br />

nunmehr laut Kabinettbeschluss<br />

die Bestandsanlagen auch künftig<br />

von der EEG-Umlage befreit sind,<br />

ist ein erster wichtiger Schritt in die<br />

richtige Richtung. Neben dem damit<br />

gesicherten Bestandsschutz<br />

sollte der Gesetzgeber jetzt auch<br />

Neuanlagen ausnehmen. Sonst wäre<br />

eine alternative Entsorgung der<br />

Reststoffe beispielsweise durch ein<br />

Abfackeln der Gase notwendig.<br />

Das würde zu Ressourcenverschwendung<br />

und vermehrten CO 2 -<br />

Emissionen führen“, sagte Weyand.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.bdew.de<br />

Innovative Systemflexibilität<br />

für die Regenwasser-Versickerung<br />

und -Rückhaltung<br />

Revisions-Filterrigole<br />

begehbar - revisionsfähig - voll wartungsfähig<br />

HeitkerBloc-Entwässerungssystem<br />

im Objektbereich<br />

HeitkerBloc-Fertigmodule<br />

für den Einfamilienhausbereich<br />

Heitker GmbH<br />

Am Bahndamm 4 · 49809 Lingen (Ems) · Tel.: (05 91) 9 66 53-0 · Fax: (05 91) 9 66 53-11<br />

info@heitker-lingen.de · www.heitker-lingen.de<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 723


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Veranstaltungen<br />

InfraBAU Fachmesse 2014<br />

Businessplattform für den Tief-, Straßen- und <strong>Wasser</strong>BAU erstmals in Deutschland<br />

Nach 14 erfolgreichen Editionen<br />

der Infra Fachmesse in den<br />

Niederlanden, insgesamt rund 150<br />

Industriefachmessen pro Jahr sowie<br />

zwei erfolgreich in den deutschen<br />

Markt eingeführten Fachmessen in<br />

2013 ist es an der Zeit, auch die<br />

Infra Fachmesse in Deutschland –<br />

unter dem Namen InfraBAU – aufleben<br />

zu lassen. Parallel zu dieser<br />

Fachmesse findet die „Intergrün –<br />

Fachmesse für den Produktionsgarten,<br />

Garten- und Landschaftsbau“<br />

statt. Beide Veranstaltungen sprechen<br />

Stadt-, Kreis-, Gemeinde- und<br />

Ortsverwaltungen an. Besucher können<br />

die Synergien beider Fachmessen<br />

optimal für sich nutzen, indem<br />

sie mit nur einem Besuch gleichzeitig<br />

von zwei Fachmessen profitieren.<br />

Die professionelle Businessplattform<br />

bietet Ausstellern aus dem<br />

Tief-, Straßen- und <strong>Wasser</strong>bau innerhalb<br />

von drei Veranstaltungstagen<br />

die Möglichkeit, eine definierte<br />

Zielgruppe in einer angenehmen<br />

und vertriebsfreundlichen Atmosphäre<br />

zu erreichen, Informationen<br />

auszutauschen und Geschäfte abzuschließen.<br />

Das InfraBAU-Forum –<br />

Wissen bringt weiter<br />

Während der gesamten Veranstaltungsdauer<br />

der InfraBAU Fachmesse<br />

steht den Ausstellern eine<br />

gesonderte Business-Plattform für<br />

Vorträge, Präsentationen und Diskussionsrunden<br />

rund um die Themen<br />

Tief-, Straßen- und <strong>Wasser</strong>BAU<br />

<strong>zur</strong> Verfügung. Das sogenannte<br />

InfraBAU-Forum ist ein wichtiger<br />

Bestandteil der Fachmesse sowohl<br />

für Aussteller als auch für Besucher<br />

und bietet in ruhiger Atmosphäre<br />

Raum für ungestörte Gespräche mit<br />

Kunden und Geschäftspartnern.<br />

Ausschlaggebend für den Erfolg<br />

der Fachmessen ist laut MesseHAL<br />

das einzigartige Full-Service-Angebot.<br />

Dieses wurde ins Leben gerufen,<br />

um Ausstellern so viel Arbeit wie<br />

möglich abzunehmen. So können<br />

sich die Aussteller vollständig auf<br />

bestehende Kunden konzentrieren<br />

und neue Kontakte knüpfen.<br />

Das Full-Service-Angebot beinhaltet<br />

eine Vielzahl an Leistungen<br />

zu einem günstigen Pauschalpreis.<br />

Darin enthalten sind u. a. das<br />

komplette Standsystem sowie ein<br />

kostenfreies Catering für das Standpersonal<br />

sowie für die Besucher,<br />

kostenfreier Eintritt und auch das<br />

Parken ist sowohl für Aussteller als<br />

auch für Besucher während der<br />

gesamten Veranstaltungsdauer kostenfrei.<br />

Der Einladungsservice der<br />

MesseHAL ist ein wichtiger Bestandteil<br />

des Konzeptes. Im Namen der<br />

InfraBAU-Aussteller werden deren<br />

Kunden und Geschäftspartner zum<br />

Besuch der Fachmesse eingeladen<br />

und profitieren durch die Zustellung<br />

der Eintrittskarte vom kostenfreien<br />

Eintritt, Catering und Parken.<br />

Kontakt/Informationen:<br />

Sneshana Seifert,<br />

Projektmanagerin InfraBAU FACHMESSE,<br />

Energieweg 2, NL-7772 TV Hardenberg,<br />

Tel. (02151) 96 39 013, www.messe-hal.de,<br />

E-Mail: S.Seifert@messe-hal.de<br />

„Fokussiert, Kompakt, Kommunikativ…<br />

…so wird die geofora 2014 als<br />

Branchentreff für die Bereiche Bohrtechnik,<br />

Brunnenbau und <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

in Hof wieder fachliche<br />

Akzente setzen, neue Sichtweisen<br />

und Erkenntnisse präsentieren und<br />

vor allem alle Interessengruppen,<br />

seien es <strong>Wasser</strong>versorger, Brunnenbauer,<br />

Ingenieurbüros oder Behörden<br />

miteinander ins Gespräch bringen“,<br />

ist sich der Veranstalter sicher.<br />

Kernthema wird wieder der<br />

Brunnen als zentrales Bauwerk der<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung und dessen Bedeutung<br />

in der Daseinsfürsorge,<br />

national wie international, sein. Mit<br />

der gezielten Schwerpunktsetzung,<br />

wie dem Forum zu Besonderheiten<br />

bei Mineralbrunnen oder besonderen<br />

Konferenzbeiträgen wie den rechtlichen<br />

Risiken des Brunnenbauers in<br />

der Praxis, sorgt das Programm aus<br />

Kongress, Fachforen, Workshops<br />

und der räumlich integrierten Fachausstellung<br />

bei den Teilnehmern für<br />

einen intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch.<br />

Unter dem Dach der Hofer Freiheitshalle<br />

können sich die Teilnehmer<br />

auch nach dem Ende des Tagesprogramms<br />

über die Einblicke in außergewöhnliche<br />

Projekte austauschen,<br />

Hintergründe behördlicher Vorgaben<br />

diskutieren oder die Fachnetzwerke<br />

pflegen und ausbauen, damit<br />

auch diese geofora wieder ihrem<br />

Motto: „Tiefer einsteigen – Zusammenhänge<br />

verstehen“ gerecht werden<br />

kann.<br />

Die geofora 2014 findet übrigens<br />

am 18./19.09. 2014 in Hof, dem<br />

bayerischen <strong>Wasser</strong>kompetenzzentrum<br />

statt.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.geofora.de<br />

Juni 2014<br />

724 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen | NACHRICHTEN |<br />

Wirtschaftlich sinnvolle Kanalsanierung<br />

Reparaturtechniken auf den Nürnberger Kolloquien <strong>zur</strong> Kanalsanierung<br />

Die Bedeutung von Reparaturverfahren hat für öffentliche wie privatwirtschaftliche Kanalnetzbetreiber in den<br />

letzten Jahren erheblich zugenommen. Sie bieten eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung für die Sanierung der<br />

Kanalnetze. Am 25. September 2014 lädt die Verbund Ingenieur Qualifizierung gGmbH ins Gemeinschaftshaus<br />

Langwasser in Nürnberg ein, um Ingenieure, Planer und Entscheidungsträger aus Industrie und Verwaltung<br />

auf den aktuellen Stand zu Reparaturtechniken und deren Regelung, Planung und Ausschreibung zu bringen.<br />

Laut der letzten Umfrage der<br />

Deutschen Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.<br />

(DWA) von 2009 werden im Schnitt<br />

36 % aller Schäden an Kanälen repariert,<br />

20 % renoviert. Eine komplette<br />

Erneuerung wird eher vermieden,<br />

weil diese mit entsprechendem Zeitaufwand<br />

und Kosten einhergeht.<br />

Reparaturtechniken gibt es viele,<br />

erste Merkblätter und zusätzliche<br />

technische Vertragsbedingungen<br />

(ZTV) wurden bereits erarbeitet.<br />

Eine Norm <strong>zur</strong> Regelung einzelner<br />

Reparaturverfahren mit dem Ziel,<br />

die Qualitätsstandards zu vereinheitlichen,<br />

ist in Arbeit. Verbund IQ<br />

stellt das aktuell diskutierte Thema<br />

auf den 13. Nürnberger Kolloquien<br />

<strong>zur</strong> Kanalsanierung in den Mittelpunkt.<br />

Dieses Jahr findet die ganztägige<br />

Veranstaltung am 25. September<br />

2014 in Nürnberg statt. Neben<br />

verschiedenen Reparaturtechniken<br />

werden auch die Umsetzung aktueller<br />

Arbeitsgrundlagen und deren<br />

öffentliche Ausschreibung diskutiert.<br />

Redner und Themen<br />

des Kolloquiums<br />

Neben den verschiedenen Verfahrensgruppen<br />

Abdichtung, Ausbesserung<br />

und Injektion steht auf den<br />

Nürnberger Kolloquien <strong>zur</strong> Kanalsanierung<br />

2014 auch die Ausschreibung<br />

von Reparaturmaßnahmen im<br />

Fokus. Andreas Beuntner, Büroleiter<br />

von Ingutis in München, zeigt auf,<br />

welche Aufgaben der Planer vornimmt,<br />

wenn er eine Reparaturmaßnahme<br />

fachgerecht plant und ausschreibt.<br />

Beginnend bei der richtigen<br />

Bewertung von Schadens bildern<br />

und der Auswahl der passenden<br />

Reparaturlösungen wird auch die<br />

klare Beschreibung der durchzuführenden<br />

Arbeiten in der Ausschreibung<br />

diskutiert. Dadurch wird eine<br />

qualitativ hochwertige Umsetzung<br />

der Reparaturmaßnahmen gewährleistet.<br />

Welche Bedeutung die Reparatur<br />

für Kanalnetzbetreiber hat, zeigt das<br />

Praxisbeispiel der Stadt Köln. Die<br />

Stadtentwässerungsbetriebe Köln<br />

(StEB) – zuständig für etwa 2500 km<br />

Kanalnetz – setzen seit 2009 verstärkt<br />

auf Reparaturtechniken. Während<br />

Kanäle vor zehn Jahren meistens<br />

erneuert wurden, wird heute<br />

verstärkt mittels moderner Robotertechnik<br />

repariert oder renoviert.<br />

Caroline Körner, Abteilungsleiterin<br />

Sanierungsmanagement bei StEB,<br />

berichtet von ihren Sanierungserfahrungen.<br />

Anwender und Dienstleister<br />

der StEB erläutern die Baustellen<br />

und Techniken vor Ort.<br />

Roboter mit Schalungsmanschette für die Kanalsanierung<br />

eines oberirdischen Testrohrs. © StEB Köln<br />

Die begleitende Hausmesse rundet<br />

auch im 13. Veranstaltungsjahr<br />

das Vortragsprogramm ab. Verbund<br />

IQ bietet mit den Nürnberger Kolloquien<br />

<strong>zur</strong> Kanalsanierung eine Plattform<br />

für Bauingenieure, Techniker<br />

und Entscheidungsträger aus Kommunen,<br />

Behörden, Unternehmen<br />

und Industrie, um sich über aktuelle<br />

Entwicklungen zum Thema Kanalisierung<br />

zu informieren.<br />

Informationen und Anmeldung:<br />

Verbund IQ, Stefan Wolf,<br />

Tel. (0911) 424599-16,<br />

E-Mail: stefan.wolf@verbund-iq.de,<br />

www.kanalsanierung-weiterbildung.de<br />

Technik für Umweltschutz<br />

Messen. Regeln. Überwachen.<br />

www.afriso.de<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 725


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Veranstaltungen<br />

acqua alta: NRW-Umweltministerium veranstaltet<br />

Symposium zu Hochwasserrisikomanagement<br />

Der am 18. und 19. November<br />

2014 in der Messe Essen stattfindende<br />

Auftakt-Kongress der acqua<br />

alta kann mit einem wichtigen<br />

Branchenereignis aufwarten: Das<br />

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,<br />

Landwirtschaft, Natur- und<br />

Verbraucherschutz NRW nutzt den<br />

19. November 2014 als Plattform für<br />

ein Symposium zum Thema Hochwasserrisikomanagement.<br />

Unter dem<br />

Titel „Hochwasserrisiken gemeinsam<br />

meistern – Maßnahmen gemeinsam<br />

umsetzen“ richtet sich dieser<br />

Kongresstag des Landesumweltministeriums<br />

besonders an Kommunen<br />

und Behörden des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen. NRW-Umweltminister<br />

Johannes Remmel wird<br />

diesen Kongresstag mit einem Vortrag<br />

eröffnen.<br />

Am ersten Kongresstag der acqua<br />

alta referieren Fachleute aus<br />

Wissenschaft und Praxis zu den<br />

drei Themenblöcken Klimawandel,<br />

Hochwasserschutztechniken und Kata<br />

strophenmanagement. Neben den<br />

kommunalen Vertretern richtet sich<br />

der erste Veranstaltungstag schwerpunktmäßig<br />

an Planer, Ingenieure<br />

und Beteiligte des Katastrophenmanagements.<br />

Durch die Kombination von zwei<br />

eigenständigen Thementagen erwartet<br />

die Teilnehmer eine zeitop timierte<br />

und kompakte Veranstaltung.<br />

Somit wird die Messe Essen zum<br />

hochkarätigen Branchentreff für alle<br />

am Hochwasserschutz Beteiligten.<br />

Hier findet sich das ideale Forum<br />

für den fachlichen Austausch, den<br />

Wissenstransfer und die Sensibilisierung<br />

für präventive Schutzmaßnahmen<br />

rund um das Thema Hochwasser.<br />

Es werden rund 500 Teilnehmer<br />

erwartet.<br />

Fachausstellung ergänzt<br />

Kongressprogramm<br />

Begleitet werden die beiden Kongresstage<br />

von einer Fachausstellung,<br />

in der die ausstellenden Unternehmen<br />

über den mobilen technischen<br />

Hochwasserschutz, den Objektschutz<br />

sowie alle Produkte und<br />

Dienstleistungen rund um den<br />

<strong>Wasser</strong>bau und Katastrophenschutz<br />

informieren. In den Pausen von<br />

Kongress und Symposium haben<br />

die Teilnehmer die Möglichkeit, sich<br />

über die neusten Trends und Produktentwicklungen<br />

auszutauschen<br />

und direkt mit den Herstellern ins<br />

Gespräch zu kommen.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.messe-essen.de<br />

www.aqua-alta.de<br />

15. VSB-Beratertag: Aus der Praxis für die Praxis<br />

26. bis 27. Juni 2014 in Kassel<br />

Der 15. VSB-Beratertag 2014 des<br />

Verbandes der Zertifizierten<br />

Kanalsanierungsberater für Entwässerungssysteme<br />

(VSB) bietet die exklusive<br />

Möglichkeit, sich in aktuellen<br />

Fachthemen weiterzubilden sowie<br />

das eigene Verständnis durch die<br />

Diskussion mit den Referenten zu<br />

vertiefen.<br />

Der VSB-Beratertag versteht sich<br />

bewusst als eine Weiterbildungsveranstaltung,<br />

die aktuelles Wissen<br />

im Bereich Kanalunterhaltung und<br />

Kanalsanierung durch anerkannte<br />

Referenten vermittelt. Alle Vorträge<br />

sind darauf ausgelegt, nicht nur<br />

eine oberflächliche Übersicht der<br />

Themen zu bieten, sondern Detailwissen<br />

zu vermitteln. Die Highlights<br />

sind:<br />

••<br />

Nutzungsdauern von<br />

Sanierungsverfahren<br />

••<br />

Aktuelle Entwicklung bei<br />

Schlauchlinern (Anbindung von<br />

Schlauchlinern an Schächte,<br />

Umgang mit Qualitätsproblemen)<br />

••<br />

Planung der <strong>Abwasser</strong>lenkung<br />

Einfluss auf die Honorierung<br />

von Ingenieurleistungen<br />

••<br />

Vorführungen:<br />

−−<br />

Linerendmanschette<br />

−−<br />

Lateral-Detektor für<br />

Fräs roboter<br />

••<br />

Aus der Praxis für die Praxis:<br />

−−<br />

Instandsetzung von<br />

Ab zweigen/Stutzen<br />

−−<br />

im Zusammenhang mit Kanalsanierung<br />

••<br />

Neue HOAI 2013 und deren<br />

Höchstdruck-<strong>Wasser</strong>strahltechnik<br />

Am zweiten Tag wird der Beratertag<br />

wieder zeitlich fast nahtlos in die<br />

Mitgliederversammlung des VSB<br />

übergehen.<br />

Kontakt:<br />

VSB e.V.,<br />

Wöhlerstraße 42, D-30163 Hannover,<br />

Tel. (0511) 84 86 99 55,<br />

Fax (0511) 84 86 99 54,<br />

E-Mail: info@sanierungs-berater.de,<br />

www.sanierungs-berater.de<br />

Juni 2014<br />

726 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

| NACHRICHTEN |<br />

5. Deutscher Tag der Grundstücksentwässerung<br />

Am 25. Juni 2014 findet in Köln<br />

der 5. Deutsche Tag der Grundstücksentwässerung<br />

statt. Veranstaltungsort<br />

ist dieses Jahr das<br />

Maternushaus in Köln. Inhaltliche<br />

Schwerpunkte:<br />

••<br />

Tagesbrüche, Absackungen,<br />

Hohlräume – eine Gefahr für<br />

den öffentlichen Verkehrsraum?<br />

••<br />

NRW-Bildreferenzkatalog<br />

und neue Maßnahmen des<br />

Landes NRW<br />

••<br />

Neues LWG und neue SüwVO<br />

<strong>Abwasser</strong> NRW – eine Verschlimmbesserung?<br />

••<br />

Die neue SüwVO und die Rolle<br />

der Aufsichtsbehörden<br />

••<br />

Fremdwassersanierung im<br />

Innenstadtbereich<br />

••<br />

Gemeinde untersucht<br />

Anschlussleitungen –<br />

„Gründe fürs Schnüffeln“<br />

••<br />

Update: Was gibt‘s Neues bei<br />

den allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik?<br />

Volles Haus in Dortmund beim Tag der Grundstücksentwässerung.<br />

••<br />

Neufassung der DIN EN 1610 –<br />

Auswirkungen auf die Dichtheitsprüfung<br />

••<br />

Neu: DIN SPEC 19748 Renovierung<br />

von Anschlüssen mit<br />

Schlauchlinern<br />

••<br />

Zustands- und Funktionsprüfung<br />

bei Wohnungswirtschaft, Gewerbe,<br />

Bahn und Straße<br />

Veranstalter sind die Technische Akademie<br />

Hannover (TAH) und das IKT –<br />

Institut für Unterirdische Infrastruktur.<br />

Die Tagung wird durch eine Fachausstellung<br />

abgerundet. Interessierte<br />

Firmen rund um das Thema Grundstücksentwässerung<br />

werden gebeten,<br />

mit der TAH Kontakt aufzunehmen.<br />

Anmeldung für Teilnahme und Standbuchung:<br />

Technische Akademie Hannover,<br />

Tel. (0511) 39433-30,<br />

E-Mail: info@ta-hannover.de,<br />

www.ta-hannover.de<br />

Leute | NACHRICHTEN |<br />

Dr. Gerald Linke neuer DVGW-Hauptgeschäftsführer<br />

Dr. Gerald Linke (50) wird neuer<br />

Hauptgeschäftsführer des Deutschen<br />

Vereins des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />

e. V. (DVGW). Der promovierte<br />

Physiker folgt nach der DVGW-Mitgliederversammlung<br />

am 3. Juli 2014<br />

auf Dr. Walter Thielen, der das Amt<br />

des Hauptgeschäftsführers seit<br />

1999 innehatte. Der DVGW-Bundesvorstand<br />

wählte Linke einstimmig<br />

auf seiner Sitzung in München.<br />

Gerald Linke bringt rund 20 Jahre<br />

Managementerfahrung in der deutschen<br />

Energiewirtschaft mit. Seit<br />

2013 ist er Senior Vice President Mid<br />

Sized Projects der E.ON Technologies<br />

GmbH und Technischer Geschäftsführer<br />

der Netzgesellschaft Kokereigasnetz<br />

Ruhr GmbH. Davor hatte<br />

Linke seit 1995 verschiedene technische<br />

Führungspositionen bei der<br />

Ruhrgas AG (später E.ON Ruhrgas<br />

AG) in Essen inne, zuletzt als Leiter<br />

des Kompetenz-Centers Gastechnik<br />

und Energiesysteme. Linke wurde<br />

2013 in den DVGW-Bundesvorstand<br />

gewählt und leitet das DVGW-<br />

Forschungscluster „Power-to-Gas“. Er<br />

hat an der Technischen Universität<br />

Braunschweig Physik studiert und<br />

wurde dort 1994 zum Dr. rer. nat.<br />

promoviert. Gerald Linke ist verheiratet<br />

und Vater von drei Kindern.<br />

© E.ON<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 727


| NACHRICHTEN | Leute<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hof<br />

ernennt Dr. Klaus Hagen zum Honorarprofessor<br />

Die Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften Hof hat Dr. rer.<br />

nat. Klaus Hagen zum Honorarprofessor<br />

für das Fachgebiet „Verfahrenstechnik<br />

<strong>Wasser</strong>“ an der<br />

Hochschule Hof bestellt. Dr. Hagen<br />

ist seit 2007 Dozent an der Hochschule<br />

Hof. Die Urkunde zum Honorarprofessor<br />

überreichte Prof. Dr. Dr.<br />

h. c. Jürgen Lehmann, Präsident der<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

Hof.<br />

Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Jahrgang<br />

1950, studierte in Erlangen<br />

Chemie, promovierte 1982 in Bayreuth.<br />

Seit 1982 ist er bei der Firma<br />

Krüger WABAG, Bayreuth, im Bereich<br />

Verfahrenstechnik tätig.<br />

Dr. Hagen ist fest in den nationalen<br />

und europäischen Normungsprozess<br />

integriert, u. a. als Leiter der<br />

deutschen Delegation bei CEN/TC<br />

164/WG 9 (Europäische Normung<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung) und er ist in<br />

weiteren zahlreichen Gremien tätig<br />

(DIN, DVGW, figawa, VGB).<br />

Er ist Träger der Ehrennadel<br />

des DVGW. Seit 1996 ist er Beiratsmitglied<br />

der Zeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<br />

<strong>Abwasser</strong>.<br />

Maria Krautzberger neue Präsidentin<br />

des Umweltbundesamts<br />

Die Leitung des Umweltbundesamtes<br />

(UBA) übernimmt erstmals<br />

eine Frau. Am 5. Mai 2014 trat<br />

Maria Krautzberger ihr Amt als Präsidentin<br />

der größten nationalen<br />

Umweltbehörde an. Das Bundeskabinett<br />

hatte sie am 30. April <strong>zur</strong><br />

Nachfolgerin von Jochen Flasbarth<br />

ernannt, der Ende 2013 als Staatssekretär<br />

in das Bundesumweltministerium<br />

berufen wurde.<br />

Maria Krautzberger war zuletzt<br />

Staats sekretärin in der Berliner Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung.<br />

Dort wirkte sie maßgeblich<br />

an der Einführung der Berliner<br />

Umweltzone mit. Davor war sie<br />

u. a. sechs Jahre lang Umweltsenatorin<br />

der Freien Hansestadt Lübeck<br />

und bekleidete zeitweise das Amt<br />

der stellvertretenden Bürgermeisterin.<br />

Maria Krautzberger hat in ihrer<br />

bisherigen Laufbahn zahlreiche Umwelt-<br />

und Naturschutzprojekte auf<br />

den Weg gebracht, z. B. den „Stadtentwicklungsplan<br />

Klima Berlin“, der<br />

erstmals die Auswirkungen des Klimawandels<br />

für das Land Berlin berücksichtigt,<br />

oder die Zertifizierung der<br />

Wälder in Lübeck und Berlin.<br />

Eines ihrer wichtigsten Wirkungsfelder<br />

war die ökologische<br />

Verkehrspolitik. Die ausgewiesene<br />

Verwaltungsex pertin hat die Einführung<br />

der ersten deutschen Umweltzone<br />

in der Hauptstadt maßgeblich<br />

ausgestaltet und für die Stadt eine<br />

konsequente Radverkehrsstrategie<br />

entwickelt.<br />

© PhotostudioD29<br />

Maria Krautzberger studierte<br />

Soziologie und Verwaltungswissenschaften<br />

an den Universitäten München<br />

und Konstanz.<br />

Vor ihren Tätigkeiten in Berlin<br />

und Lübeck arbeitete die heute<br />

59-Jährige in unterschiedlichen<br />

Funktionen für die Stadt- und Umweltverwaltung<br />

von Wuppertal.<br />

Juni 2014<br />

728 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| RECHT UND REGELWERK<br />

|<br />

Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

GW 312 (A): Statische Berechnung von Vortriebsrohren, 3/2014<br />

GW 312/A 161 ist wie bereits<br />

der deutlich kleinere Vorgänger<br />

von 1990 ein gemeinsames Projekt<br />

unter Federführung der DWA (Deutsche<br />

Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.).<br />

Mit seinen vielen Symbolen, (Un-)<br />

Gleichungen, Tabellen und Abbildungen<br />

(siehe Bild als Beispiel)<br />

richtet sich GW 312/A 161 an hochspezialisierte<br />

Ingenieure. Wie anspruchsvoll<br />

das Thema und die damit<br />

verbundenen, sich ständig wandelnden<br />

Herausforderungen sind,<br />

zeigt sich an der langen Bearbeitungszeit<br />

– auch nach der Entwurfsveröffentlichung<br />

im September 2010.<br />

GW 312/A 161 gilt für die statische<br />

Berechnung von Rohren mit<br />

kreisförmigem Querschnitt, die nach<br />

dem Rohrvortriebsverfahren mit<br />

gerader oder gekrümmter Linienführung,<br />

in nichtbindigen oder bindigen<br />

Böden (Lockerböden gemäß<br />

DIN 18319) mit statischer Kraft entsprechend<br />

GW 304/A 125 „Rohrvortrieb<br />

und verwandte Verfahren“<br />

eingebaut werden. GW 312/A 161<br />

gilt auch für Vortriebe im Festgestein.<br />

Für Rohre, die mit dynamischer<br />

Energie vorgetrieben werden,<br />

kann GW 312/A 161 sinngemäß angewendet<br />

werden.<br />

Für GW 312/A 161 wurden die in<br />

der Praxis bisher angewandten bodenmechanischen<br />

Modell-Vorstellungen<br />

überprüft und dem derzeitigen<br />

Erkenntnisstand angepasst.<br />

Daraus ergaben sich neue Belastungsmodelle<br />

und deren Auswirkungen<br />

auf die Berechnung der<br />

Vortriebsrohre. Jedoch konnten nicht<br />

alle möglichen Sonderfälle erfasst<br />

werden, in denen weitergehende<br />

oder einschränkende Maßnahmen<br />

geboten sind. Hier ist der Anwender<br />

in seiner Eigenverantwortung und<br />

Fachkompetenz besonders gefordert.<br />

Die grabenlosen Bauweisen verzeichnen<br />

seit 1990 enorme Fortschritte,<br />

die ihren Niederschlag in<br />

GW 304/A 125 von 2008 (mit DVGW-<br />

Beiblatt von 2012 <strong>zur</strong> Kreuzung<br />

von Straßen) gefunden haben. Die<br />

dort definierten steuerbaren und<br />

nichtsteuerbaren Vortriebsverfahren<br />

erfordern bei der statischen Berechnung<br />

von Rohren aus verschiedenartigen<br />

Werkstoffen eine differenzierte<br />

Betrachtungsweise, die auch<br />

bodenmechanische Fragen berührt.<br />

Darüber hinaus wurden die<br />

Kennwerte von GW 312/A 161 im<br />

Verlauf mehrerer Jahre auf Basis von<br />

Normen und anderen Quellen gewonnen,<br />

die inzwischen z. T. fortgeschrieben<br />

oder anderweitig ersetzt<br />

worden sind. Dies ist bei eventuellen<br />

Recherchen zu den Grundlagen der<br />

Kennwerte und Berechnungsmethoden<br />

zu berücksichtigen. Es liegt in<br />

der Verantwortung des Anwenders,<br />

die besonderen Umstände des Einzelfalls,<br />

wesentliche Änderungen in<br />

Normung und Technik sowie aktuellere<br />

Erkenntnisse angemessen<br />

zu berücksichtigen.<br />

Wie bei GW 304/A 125 liegt auch<br />

bei GW 312/A 161 der praktische<br />

Anwendungsschwerpunkt im <strong>Abwasser</strong>bereich.<br />

Im Gas- und Trinkwasserbereich<br />

dürfte sich die Anwendung<br />

auf wenige Spezialfälle,<br />

etwa im Kreuzungsbereich von<br />

Verkehrswegen, beschränken. Die<br />

Neuauflage von GW 312/A 161<br />

zeichnet sich insbesondere durch<br />

folgende Aspekte aus:<br />

••<br />

Rohre aus Kunststoffen wurden<br />

zusätzlich berücksichtigt.<br />

••<br />

Für steuerbare und nichtsteuerbare<br />

Verfahren in GW 304/A 125<br />

wurden die maßgebenden Belastungszustände<br />

(Einwirkungen)<br />

detailliert angegeben.<br />

••<br />

Die Ermittlung von Bodenkennwerten<br />

für Locker- und Festgestein<br />

wurde überarbeitet. Für die<br />

Anpassung der Bodenkennwerte<br />

eines geotechnischen Berichtes<br />

an die spezielle Situation des<br />

Vortriebs werden Faktoren als<br />

Richtwerte angegeben. Die Bodenkennwerte<br />

sowie die bodenmechanischen<br />

Kenngrößen, mit<br />

denen die Erdlast weiterhin nach<br />

dem Silomodell ermittelt wird,<br />

werden in Abhängigkeiten von<br />

der Lagerungsdichte bzw. Konsistenz<br />

der Böden als Richtwerte<br />

angegeben.<br />

••<br />

Bei der Beschreibung der Belastungsfälle<br />

erfolgte eine Anpassung<br />

an A 127 „Statische Berechnung<br />

von <strong>Abwasser</strong>kanälen<br />

und -leitungen“ (es gibt kein entsprechendes<br />

DVGW-Arbeitsblatt,<br />

da bei den in der Gas- und <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

üblichen Rohrbemessungs-<br />

und Überdeckungsverhältnissen<br />

keine gesonderten<br />

statischen Nachweise gefordert<br />

werden).<br />

••<br />

Die Mindestschnittkraftbemessung<br />

<strong>zur</strong> Berücksichtigung von<br />

Führungskräften (bisher nur für<br />

den geradlinigen Vortrieb geregelt)<br />

wurde für Kurvenfahrten<br />

ergänzt.<br />

••<br />

Es wurden zusätzlich Mindestwerte<br />

für Wanddicken/Radius-<br />

Verhältnisse angegeben.<br />

••<br />

Für zulässige Axialkräfte beim<br />

Vortrieb wurden auch für gekrümmte<br />

Trassen Formeln entwickelt,<br />

die Steuerbewegungen<br />

sowie zulässige Toleranzen für<br />

die Rechtwinkligkeit der Rohrstirnflächen<br />

berücksichtigen.<br />

••<br />

Für<br />

Druckübertragungsringe<br />

wurden Empfehlungen <strong>zur</strong> Ermittlung<br />

des Druckspannungs-<br />

Stauchungsverhaltens unter zyklischer<br />

Belastung sowie Anhaltswerte<br />

für die E-Moduln der<br />

Druckübertragungsringe angegeben.<br />

••<br />

Für Vortriebsrohre im Festgestein<br />

und Übergangsbereich (Lockergestein/Festgestein)<br />

wurden<br />

Angaben für Belastungen quer<br />

<strong>zur</strong> Rohrachse und für das Auflager<br />

des Rohres gemacht.<br />

▶ ▶<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 729


| RECHT UND REGELWERK<br />

|<br />

Ausbreitung<br />

der vertikalen<br />

Lasten unter Eisenbahnen<br />

(aus<br />

GW 312/A 161).<br />

••<br />

Punktlasten können je nach<br />

Bodenart oder Einbauverfahren<br />

auftreten. Für Punktlasten wurden<br />

keine konkreten Annahmen,<br />

mechanische Modelle und Einwirkungen<br />

angegeben, hierzu<br />

sollten bei Bedarf besondere<br />

Überlegungen angestellt werden.<br />

••<br />

Für fluidgefüllte Druckübertragungsringe<br />

wurden die erforderlichen<br />

Nachweise zusammengestellt.<br />

••<br />

Stabilitätsnachweise in der Querrichtung<br />

der Rohre wurden mit<br />

Vereinfachungen den Festlegungen<br />

in A 127 angepasst und<br />

durch den Nachweis in axialer<br />

Richtung ergänzt.<br />

••<br />

Der Nachweis der Vergleichsspannungen<br />

wurde für anisotrope<br />

Werkstoffe mit unterschiedlichen<br />

Zug- und Druckfestigkeiten<br />

erweitert.<br />

••<br />

In der 1. Auflage enthaltene Bemessungstabellen<br />

für Stahlrohre<br />

wurden nicht beibehalten.<br />

••<br />

Nachweise gegen Ermüdung unter<br />

nicht vorwiegend ruhenden<br />

Lasten wurden überarbeitet.<br />

••<br />

Druck- und zugkraftschlüssige<br />

Verbindungen wurden aufgenommen.<br />

••<br />

Das Arbeitsblatt wurde auf das<br />

Teilsicherheitskonzept umgestellt.<br />

••<br />

Bei Verkehrslasten wird der horizontale<br />

Anteil berücksichtigt.<br />

••<br />

Für Straßenverkehrslasten wird<br />

DIN-Fachbericht 101 „Einwirkungen<br />

auf Brücken“ zugrunde gelegt.<br />

Die bisherigen Straßenverkehrslasten<br />

SLW60, SLW30 und<br />

LKW12 entfallen.<br />

••<br />

Für Eisenbahnverkehrslasten (LM<br />

71) wurden dynamische Stoßbeiwerte<br />

nach DIN-Fachbericht<br />

101 angegeben.<br />

••<br />

Beim Ermüdungsnachweis unter<br />

nicht vorwiegend ruhender Belastung<br />

darf der dynamische<br />

Spannungsanteil unter Berücksichtigung<br />

des horizontalen Erddrucks<br />

aus Verkehr berechnet<br />

werden. Die zulässige Schwingbreite<br />

muss für jeden Werkstoff<br />

mithilfe von Wöhler-Kurven ermittelt<br />

werden. Bei Eisenbahnverkehrslasten<br />

muss die zulässige<br />

Schwingbreite für 108<br />

Lastwechsel und bei anderen<br />

Verkehrslasten für 2 × 106 Lastwechsel<br />

bestimmt werden.<br />

Preis:<br />

€ 59,36 für Mitglieder;<br />

€ 79,15 € für Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9191 - 40, Fax (0228) 9191 - 499,<br />

www.wvgw.de<br />

AfK-Empfehlung Nr. 6: Kathodischer Korrosionsschutz<br />

von Stahlrohrleitungen und Behältern –<br />

Schutz gegen elektrischen Schlag<br />

Die Arbeitsgemeinschaft für<br />

Korrosionsfragen (AfK) hat die<br />

Überarbeitung der AfK-Empfehlung<br />

Nr. 6 „Kathodischer Korrosionsschutz<br />

von Stahlrohrleitungen und Behältern<br />

– Schutz gegen elektrischen<br />

Schlag“ abgeschlossen und <strong>zur</strong><br />

Veröffentlichung freigegeben. Der<br />

Inhalt der AfK-Empfehlung Nr. 6<br />

spiegelt das gemeinsame Verständnis<br />

unter den für Beeinflussungsfragen<br />

und Korrosionsschutz zuständigen<br />

Fachleuten aus den der<br />

AfK zugehörigen Verbänden wider.<br />

Beim Errichten und Betreiben<br />

von Fremdstromanlagen für den<br />

kathodischen Korrosionsschutz und<br />

Streustromabsaugungen sind u. a.<br />

Maßnahmen zum Schutz gegen<br />

elektrischen Schlag erforderlich.<br />

Dieses gilt insbesondere für kathodisch<br />

geschützte Anlagen, die<br />

zwangsläufig mit elektrischen Betriebsmitteln<br />

verbunden sind. Das<br />

sind z. B. Behälter mit unmittelbar<br />

angeschlossenen elektrisch betriebenen<br />

Pumpen oder Rohrleitungen<br />

mit elektrisch betriebenen Schiebern.<br />

Bei Fernrohrleitungen, die<br />

über längere Strecken parallel zu<br />

Hochspannungs-Freileitungen mit<br />

Nennspannungen ab 110 kV oder<br />

Fahr- und Speiseleitungen von<br />

Juni 2014<br />

730 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| RECHT UND REGELWERK<br />

|<br />

Wechselstrombahnen verlaufen bzw.<br />

sich ihnen nähern, ist bei der Auswahl<br />

von Schutzmaßnahmen gegen<br />

elektrischen Schlag zusätzlich<br />

zu beachten, dass die Rohrleitung<br />

u. U. wechselspannungsbeeinflusst<br />

ist. In Übereinstimmung mit den<br />

geltenden Normen und VDE-Bestimmungen<br />

sind solche Schutzmaßnahmen<br />

anzuwenden, die die<br />

Wirksamkeit des kathodischen Korrosionsschutzes<br />

nicht beeinträchtigen.<br />

Dabei haben Maßnahmen<br />

zum Schutz gegen elektrischen<br />

Schlag Vorrang.<br />

Auf die zu treffenden Maßnahmen<br />

bei Hochspannungsbeeinflussung<br />

wird in der AfK-Empfehlung<br />

Nr. 6 nicht näher eingegangen.<br />

Diese sind in der AfK-Empfehlung<br />

Nr. 3, textgleich mit DVGW-Arbeitsblatt<br />

GW 22 und der Technischen<br />

Empfehlung Nr. 7 der Schiedsstelle<br />

für Beeinflussungsfragen, und in<br />

DIN EN 50443 (VDE 0845-8) ausführlich<br />

beschrieben.<br />

Die Veröffentlichung erscheint im<br />

Juni 2014.<br />

Preis:<br />

€ 22,71 für Mitglieder;<br />

€ 30,29 für Nichtmitglieder.<br />

Interesse/Rückfragen:<br />

wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Tel. (0228) 919140,<br />

Fax (0228) 9191499,<br />

www.wvgw.de<br />

Recht und Regelwerk<br />

Zurückgezogene Regelwerke<br />

Folgende Regelwerke wurden <strong>zur</strong>ückgezogen:<br />

VP 546 P<br />

VP 547 P<br />

Dichtungen für Muffenverbindungen in Rohrleitungen aus duktilem<br />

Gusseisen oder Stahl, Anforderungen und Prüfungen<br />

Dichtungen für Muffenverbindungen in Rohrleitungen aus duktilem<br />

Gusseisen , Anforderungen und Prüfungen<br />

05/2007 ersetzt durch<br />

W 384<br />

03/2002 ersetzt durch<br />

W 384<br />

Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

W 399 M: Ungeplante Versorgungsunterbrechungen/-störungen; Erfassung<br />

und Berechnung, 5/2014<br />

Was bedeutet Versorgungssicherheit?<br />

Lässt sie sich messen?<br />

Seitdem in der Gas- und Stromversorgung<br />

das Monopol gefallen und<br />

die Regulierung gekommen ist und<br />

seitdem das Kartellamt die Kontrolle<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung verschärft<br />

hat, ist mit dem Preis auch die Qualität<br />

des jeweiligen Guts in den Fokus<br />

geraten.<br />

Was interessiert den Kunden am<br />

meisten? Dass das <strong>Wasser</strong> in einwandfreier<br />

Beschaffenheit und ausreichender<br />

Menge jederzeit <strong>zur</strong> Verfügung<br />

steht!<br />

Für die Beschaffenheit bietet die<br />

Trinkwasserverordnung einen klar<br />

geregelten Rahmen. Und auch für<br />

die Menge bzw. den notwendigen<br />

Druck an der Zapfstelle enthält das<br />

DVGW-Regelwerk längst konkrete<br />

Vorgaben. Was aber heißt „jederzeit“?<br />

Mit dem DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 365 „Übergabestellen“ vom Dezember<br />

2009 hat das „n-1-Prinzip“<br />

erstmalig im DVGW-Regelwerk für<br />

die <strong>Wasser</strong>versorgung Einzug gehalten:<br />

Die Zahl der Versorgungswege<br />

„n“ kann um einen verringert<br />

werden, ohne dass die Versorgung<br />

unterbrochen wird. Wenn eine Stadt<br />

drei Zubringerleitungen hätte und<br />

eine beliebige davon ausfiele, ohne<br />

dabei einen Versorgungsengpass<br />

auszulösen, so hätte diese Stadt ein<br />

„3-1-Prinzip“ verwirklicht.<br />

Bei genauerer Betrachtung eines<br />

konkreten Versorgungsgebiets wird<br />

Versorgungssicherheit ein ziemlich<br />

komplexes Thema. So wird man ein<br />

einzelnes Haus wohl nie über zwei<br />

voll bemessene Anschlussleitungen<br />

unabhängig voneinander speisen<br />

(„2-1-Prinzip“), sondern sich in aller<br />

Regel mit der einen Anschlussleitung<br />

abfinden, bei deren Versagen der<br />

betroffene Kunde auf dem Trockenen<br />

sitzt („1-0-Prinzip“). Andererseits<br />

dürften einige größere Versorgungsgebiete<br />

(Stadtteile) zumindest zeitweise<br />

das n-1-Prinzip übertreffen.<br />

Der Entwurf des DVGW-Arbeitsblatts<br />

W 400-1 (A) „Technische Regeln<br />

<strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen (TRWV);<br />

Teil 1: Planung“ vom August 2013<br />

enthält ein wenig mehr dazu.<br />

Um auf den Ausgangspunkt <strong>zur</strong>ückzukommen<br />

– für den Kunden<br />

ist die Frage ganz einfach: Hab ich<br />

<strong>Wasser</strong> oder nicht? Oder für das<br />

Versorgungsunternehmen insgesamt:<br />

Wie lange ist die Zeitspanne, für die<br />

▶ ▶<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 731


| RECHT UND REGELWERK<br />

|<br />

ein Kunde im Schnitt pro Jahr ohne<br />

<strong>Wasser</strong> auskommen muss? Je kürzer<br />

diese Zeitspanne, desto höher offenbar<br />

die Versorgungssicherheit.<br />

Das DVGW-Merkblatt W 399 nennt<br />

maßgebliche Faktoren der Versorgungssicherheit<br />

und bietet eine<br />

konkrete Vorgehensweise <strong>zur</strong> Erfassung<br />

und Berechnung von ungeplanten<br />

Versorgungsunterbrechungen/-<br />

störungen.<br />

„Ungeplant“ deshalb, um Zählerwechsel<br />

und andere planmäßige<br />

Versorgungsunterbrechungen (z. B.<br />

für Baumaßnahmen) abzugrenzen,<br />

bei denen der Kunde rechtzeitig<br />

informiert wird und sich insofern<br />

vorbereiten kann. Im Hinblick auf<br />

Situationen (Übergangszustände), bei<br />

denen etwa aus Druckmangel in einem<br />

mehrstöckigen Haus nur noch<br />

in den unteren Stockwerken <strong>Wasser</strong><br />

ankommt, hat man hier im Gegensatz<br />

zu Gas und Strom den schwammigeren<br />

Zusatzbegriff „Versorgungsstörung“<br />

angefügt. Das ist letztlich<br />

eine begriffliche Geschmacksfrage.<br />

Im Weiteren wird nur „Versorgungsunterbrechung“<br />

verwendet, ohne<br />

damit „Versorgungsstörungen“ der<br />

eben beispielhaft beschriebenen<br />

Art auszuschließen.<br />

Wenn es nun darum geht,<br />

Versor gungsunterbrechungen bzw.<br />

einen Summenwert als Kennzahl<br />

zu ermitteln, sind vier Blickwinkel<br />

zu unterscheiden und am Ende zu<br />

vereinen:<br />

••<br />

Was ist die politische/journalistische/subjektive<br />

Frage und<br />

Erwartung?<br />

••<br />

Welche Information bietet die<br />

Kennzahl für Versorgungsunternehmen?<br />

••<br />

Wie sind Versorgungsunterbrechungen<br />

konkret zu erheben?<br />

••<br />

Wie werden sie summiert, wie<br />

lautet die reine Mathematik?<br />

Mathematik ist unbestechlich, kann<br />

mögliche Missverständnisse schon<br />

im Ansatz aufzudecken helfen und<br />

insofern den Blick für die Herausforderungen<br />

bei der Erhebung/Umsetzung<br />

schärfen. Wie also wird am<br />

Ende summiert?<br />

Dabei ist:<br />

Q u die durchschnittliche kumulative<br />

Dauer der ungeplanten Versorgungsunterbrechungen<br />

(Versorgungsstörungen)<br />

des betreffenden Versorgungsunternehmens<br />

(Versorgungsgebiets)<br />

im Erhebungszeitraum (in der Regel<br />

ein Jahr)<br />

n j<br />

Σ n j x t j<br />

j<br />

Q u =<br />

N ges<br />

die Zahl der von der Versorgungsunterbrechung<br />

j betroffenen Bezugseinheiten<br />

– welche Bezugseinheiten<br />

werden gezählt: Personen (Einwohner,<br />

Angestellte, Schüler etc.), Wohnungs-/Büroeinheiten<br />

etc., Anschlussleitungen,<br />

Zähler?<br />

t j Dauer der Versorgungsunterbrechung<br />

j<br />

N ges Zahl aller versorgten Bezugseinheiten<br />

des betreffenden Versorgungsunternehmens<br />

Wie man die Dauer der einzelnen<br />

Versorgungsunterbrechung t j erfasst,<br />

ist sicher nicht trivial, wird aber im<br />

Merkblatt klar dargelegt und verdient<br />

hier keine Vertiefung. Kritisch<br />

sind die Zahlen n j und N ges , also die<br />

Ermittlung der richtigen Zahlen der<br />

Bezugseinheiten. Es überrascht nicht,<br />

dass Politik und Öffentlichkeit auf<br />

die einzelne Person, den Kunden<br />

zielen – den Ausgangspunkt dieser<br />

Betrachtung.<br />

Und es ist fast ebenso einleuchtend,<br />

dass das Ausmaß der jeweiligen<br />

Betroffenheit auf Kundenseite<br />

bei einer einzelnen Versorgungsunterbrechung<br />

für das Versorgungsunternehmen<br />

im Hinblick auf eine<br />

Prioritätensetzung für betriebliche<br />

und planerische Konsequenzen<br />

(Bereitschaftsdienst, Instandhaltung,<br />

Rehabilitation etc.) maßgeblich ist.<br />

Schließlich ist es ein offensichtlich<br />

erheblicher Unterschied, ob z. B. ein<br />

dreistündiger Ausfall einer einzelnen<br />

Anschlussleitung etwa ein am<br />

Wochenende unbesetztes Bürogebäude<br />

bzw. die nachts schlafenden<br />

Einwohner eines Einfamilienhauses<br />

„trifft“ oder etwa 500 Einwohner eines<br />

Gebäudes montags früh an der<br />

Morgentoilette hindert, die medizinische<br />

Versorgung von Patienten<br />

lähmt oder zum Ausfall einer Industrieanlage<br />

führt.<br />

Insofern ist eine personenbezogene<br />

Erhebung (bzw. eine Erhebung<br />

über Wohnungs-/Büroeinheiten und<br />

dergleichen) ohne Zweifel sinnvoll<br />

und wünschenswert. Beim nüchternen<br />

Blick auf obige Formel zeigt<br />

sich jedoch, dass sich die Wahl der<br />

Bezugseinheit zwar auf das individuelle<br />

Rechenergebnis auswirken<br />

kann, dass eine Ermittlung über die<br />

Zahl der Personen im Grundsatz genauer<br />

ist und insofern zu größeren<br />

Ausschlägen beim Vergleich mehrerer<br />

Erhebungszeiträume führen kann.<br />

Andererseits darf eine Erhebung<br />

über die Zahl der Anschlussleitungen<br />

letztlich nicht zu signifikant anderen<br />

Ergebnissen führen. Denn die<br />

Zahl der Personen, die an einer<br />

Anschlussleitung „hängen“, muss im<br />

statistischen Mittel dem Verhältnis<br />

zwischen der Gesamtzahl aller<br />

Personen und der Gesamtzahl aller<br />

Anschlussleitungen entsprechen. Die<br />

verschiedenen Erhebungen unterscheiden<br />

sich also, statistisch gesehen,<br />

letztlich durch denselben<br />

Faktor im Zähler und Nenner, der<br />

sich folglich herauskürzt.<br />

Dazu passt, dass Q u eine reine<br />

Zeitangabe ist. Es macht also objektiv<br />

keinen Unterschied, ob man sagt,<br />

der einzelne Kunde, der einzelne<br />

Anschluss, eine noch größere Einheit<br />

(z. B. ein Stadtteil) oder das<br />

gesamte Versorgungsgebiet musste<br />

im Schnitt z. B. fünf Minuten pro<br />

Jahr ohne Trinkwasser aus dem<br />

Hahn auskommen. Selbstverständlich<br />

waren tatsächlich die meisten<br />

gar nicht betroffen, einige wenige<br />

„dafür“ mehrere Stunden. Das ist<br />

eben Statistik. Und dass man in der<br />

öffentlichen Kommunikation eher<br />

auf die einzelne Person als auf eine<br />

abstrakte größere Einheit abstellt,<br />

liegt nahe.<br />

Um aber wieder auf die fachliche<br />

Betrachtung <strong>zur</strong>ückzukommen: Wenn<br />

es bei unterschiedlichen Bezugseinheiten<br />

zu systematisch abweichenden<br />

Ergebnissen kommt, ist das ein<br />

Indiz für Fehler/Probleme bei der<br />

Erhebung der relevanten Personenzahlen.<br />

Versucht man, die tatsächliche<br />

Besetzung eines Gebäudes in<br />

Juni 2014<br />

732 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| RECHT UND REGELWERK<br />

|<br />

der Zeit der Versorgungsunterbrechung<br />

zu ermitteln? Oder nimmt<br />

man irgendwelche statistische Werte,<br />

Durchschnittswerte oder Maximalwerte?<br />

Die Ermittlung/Festlegung<br />

der konkreten, individuellen Personenzahl<br />

(n j ), die schon schwierig<br />

genug ist egal, welchen Ansatz man<br />

wählt, hat einen erheblichen Einfluss<br />

auf die rechnerische (!) Gesamtzahl<br />

(N ges ).<br />

Wenn man etwa für jedes Gebäude,<br />

gleichgültig ob Wohnhaus,<br />

Klinik, Hotel, Gaststätte, Büroturm,<br />

Fabrikanlage, Schule, Kindergarten,<br />

Vereinsheim etc. die Maximalbesetzung<br />

wählt, so kann sich die resultierende<br />

Gesamtzahl nicht mehr mit<br />

der Bevölkerung des betreffenden<br />

Versorgungsgebiets decken, sondern<br />

muss ein Vielfaches davon betragen<br />

– fast jeder Einwohner tritt auch<br />

als Schüler, Student, Angestellter,<br />

Hotelgast, Patient, Vereinsmitglied<br />

oder sonstiger Nutzer von Nichtwohngebäuden<br />

in Erscheinung.<br />

Eine Alternative könnte sein, die<br />

Betrachtung auf Wohngebäude/<br />

-gebiete zu beschränken und andere<br />

Kundengruppen/Versorgungsgebiete<br />

gesondert zu betrachten. Bei<br />

solchen (und anderen) Differenzierungen<br />

muss man dann in der Tat<br />

darauf achten, inwieweit man noch<br />

Kennzahlen derselben Erhebungsbasis<br />

vergleicht.<br />

Vor dem Hintergrund der oben<br />

angedeuteten Herausforderungen<br />

und mit dem Ziel, die Anwendung<br />

des Merkblatts möglichst attraktiv,<br />

einfach, einheitlich und praktikabel<br />

zu gestalten, hat man sich dafür<br />

entschieden, die Zahl der Anschlussleitungen<br />

als „Mindest-“ Bezugseinheit<br />

vorzugeben, die sich<br />

zudem größtenteils mit der Zahl der<br />

Zählpunkte deckt, die auch bei<br />

Gas und Strom verwendet werden.<br />

Jedem Versorgungsunternehmen<br />

steht es selbstverständlich frei, stärker<br />

personenbezogen vorzugehen.<br />

Das Merkblatt enthält eine analoge<br />

Berechnungsweise für Vorlieferanten<br />

(Fernleitungsbetreiber): Statt<br />

n j nimmt man Q j , d. h. die von der<br />

Versorgungsunterbrechung j betroffene<br />

vertraglich vereinbarte<br />

Menge/Kapazität eines oder mehrerer<br />

Kunden (Stadtwerke, Sonderkunden<br />

etc.), und statt N ges nimmt<br />

man Q ges , d. h. die Summe aller mit<br />

Kunden vertraglich vereinbarten<br />

Mengen/Kapazitäten, jeweils ggf.<br />

unter Berücksichtigung von Gleichzeitigkeitsfaktoren.<br />

Das Merkblatt liefert damit einen<br />

Baustein für das Benchmarking.<br />

Es enthält allerdings noch keine<br />

Bewertung wie für Schadensraten<br />

und <strong>Wasser</strong>verluste (siehe DVGW-<br />

Arbeitsblätter W 392, W 400-3 und<br />

W 400-3-B1). Denn zuerst sollen<br />

konkrete Werte ermittelt und Erfahrungen<br />

gesammelt werden. Ein<br />

vergleichbares, abgestuftes Bewertungsschema<br />

bleibt einem weiteren<br />

Bearbeitungsschritt vorbehalten,<br />

möglicherweise in Verbindung mit<br />

der Überführung in ein Arbeitsblatt.<br />

Preis:<br />

€ 17,61 € für Mitglieder;<br />

€ 23,49 € für Nichtmitglieder.<br />

W 619 A: Unterwasserpumpen in der <strong>Wasser</strong>versorgung, 06/2014<br />

Das Arbeitsblatt W 619 „Unterwasserpumpen<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung“<br />

gilt für den Einsatz von<br />

Pumpen in der <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />

die unterhalb der <strong>Wasser</strong>oberfläche<br />

eingesetzt werden und ergänzt<br />

damit die in DVGW W 610 (A) aufgeführten<br />

allgemeinen Grundsätze<br />

für Pumpensysteme. Es dient als<br />

Grundlage für Auswahl, Auslegung,<br />

Betrieb und Instandhaltung und<br />

gibt einen gestrafften Überblick<br />

über die heute verwendeten Unterwasserpumpentypen<br />

mit ihren wesentlichen<br />

Vor- und Nachteilen.<br />

W 619 vermittelt zudem praktische<br />

Hinweise für deren Einsatz.<br />

Definiert werden im Arbeitsblatt<br />

die Unterwasserpumpen als teilweise<br />

oder vollständig eingetaucht betriebene<br />

Kreiselpumpen, mit Antrieb durch<br />

••<br />

Unterwassermotor (untergetauchter,<br />

wassergefüllter Elektromotor),<br />

vgl. Unterwassermotorpumpe,<br />

Polderpumpe, Druckmantelpumpe<br />

••<br />

Tauchmotor (untergetauchter,<br />

druckwasserdichter, trockenlaufender<br />

Motor), vgl. Tauchmotorpumpe,<br />

Rohrschachtpumpe<br />

••<br />

trocken aufgestellter Motor<br />

(oberhalb der <strong>Wasser</strong>fläche),<br />

vgl. Bohrlochwellenpumpe,<br />

Rohrgehäusepumpe<br />

Wesentliche Inhalte des Arbeitsblattes<br />

sind:<br />

••<br />

Konstruktive Merkmale und<br />

Einsatzgebiete von Unterwasserpumpen<br />

Planungshinweise<br />

Montage und Inbetriebnahme<br />

••<br />

Betrieb<br />

W 619 wurde vom Projektkreis<br />

„Förderanlagen“ im Technischen<br />

Komitee „Anlagentechnik“ erarbeitet.<br />

Preis:<br />

€ 30,46 für Mitglieder;<br />

€ 40,62 für Nichtmitglieder.<br />

▶ ▶<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 733


| RECHT UND REGELWERK<br />

|<br />

W 632-2 A: Hochspannungs- und Niederspannungsanlagen in der <strong>Wasser</strong>versorgung –<br />

Teil 2: Niederspannungsanlagen, 5/2014<br />

Das neue DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 632-2 „Hochspannungs- und<br />

Niederspannungsanlagen in der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung – Teil 2: Niederspannungsanlagen“<br />

gilt für Schaltanlagen<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

mit Nennspannungen bis 1000 V.<br />

Dieses Arbeitsblatt wurde vom<br />

Projektkreis „Technischer Betrieb<br />

von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen“ im<br />

Technischen Komitee „Anlagentechnik“<br />

erarbeitet. Es soll Planern und<br />

Betreibern von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />

bei der Auslegung von<br />

elektrischen Anlagen und bei der<br />

Auswahl von Niederspannungsschaltanlagen<br />

behilflich sein.<br />

Dieses Arbeitsblatt wird künftig<br />

bzgl. der Niederspannungsanlagen<br />

die DVGW-Merkblätter W 631 (Ausgabe<br />

Januar 2005) und W 632 (September<br />

1994) ersetzen. Hierzu wurden<br />

die beiden alten Merkblätter<br />

zusammengefasst und insgesamt<br />

aktualisiert. W 632-1 für Hochspannungsanlagen<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

befindet sich derzeit in der<br />

Erarbeitung.<br />

In W 632-2 werden zum einen<br />

allgemeine Planungsgrundlagen<br />

behandelt, wie z. B. Ermittlung des<br />

Leistungsbedarfes, mögliche Grundschaltungen<br />

der Anlagen, Ausführungsarten<br />

von Schaltanlagen,<br />

Schaltgeräte, Schutzgeräte etc.<br />

Zum anderen wird auf die spezielle<br />

Planung eingegangen, indem Themen<br />

wie Kurzschlussströme, Netzformen,<br />

Erdung, Verrechnungsmessung,<br />

Blindstromkompensation<br />

und Netzrückwirkung behandelt<br />

werden. Weitere Inhalte sind Angaben<br />

<strong>zur</strong> Sicherheitsausstattung,<br />

zum Aufstellungsort, <strong>zur</strong> Montage<br />

sowie zu Betrieb und Instandhaltung.<br />

Abgerundet wird das Arbeitsblatt<br />

mit einem konkreten Planungsbeispiel<br />

im informativen Anhang.<br />

Preis:<br />

€ 30,46 für Mitglieder;<br />

€ 40,62 für Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9191 - 40,<br />

Fax (0228) 9191 - 499,<br />

www.wvgw.de<br />

<strong>Aufruf</strong> <strong>zur</strong> Mitarbeit<br />

DWA rückt Buhnen in den Fokus<br />

Fachleute aus Kommunen, Behörden,<br />

Verbänden und sonstige<br />

Interessierte haben die Möglichkeit,<br />

in der Arbeitsgruppe „Buhnen“ der<br />

Deutschen Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.<br />

(DWA) an der Erstellung eines neuen<br />

Merkblatts mitzuwirken. Buhnen,<br />

die lange Zeit in Vergessenheit geraten<br />

waren, werden seit Aufkommen<br />

des naturnahen Flussbaus wieder<br />

vermehrt zum Uferschutz und<br />

<strong>zur</strong> Geschieberegulierung verwendet,<br />

da sie insbesondere gegenüber<br />

harten Längsverbauungen auch<br />

ökologische Vorteile aufweisen.<br />

Die Anwendungsbereiche, Aufgaben<br />

und Wirkungsweisen der<br />

Buhnen sollen in der Arbeitsgruppe<br />

untersucht werden. Schwerpunktmäßig<br />

sollen Buhnen betrachtet<br />

werden, die als flussbauliche Gestaltungselemente<br />

<strong>zur</strong> Gewässerstabilisierung<br />

und -strukturierung dienen.<br />

Verkehrswasserbauliche Fragestellungen<br />

werden nicht behandelt.<br />

Für das geplante Merkblatt ist<br />

zunächst eine Systematik zu entwickeln,<br />

zudem sind die grundlegenden<br />

Buhnenparameter (Inklinationswinkel,<br />

Länge usw.) zu benennen.<br />

Darauf aufbauend wird der<br />

Einfluss von Buhnen auf die Hydraulik<br />

(<strong>Wasser</strong>stand, Sekundärströmungen,<br />

Geschwindigkeitsverteilung),<br />

die Morphologie (Kolke, Flachwasserzonen)<br />

und den Geschiebetransport<br />

beschrieben. Ein wichtiger<br />

Schwerpunkt ist auch die ökomorphologische<br />

Wirkung der Buhnen.<br />

Das Kernstück der neuen technischen<br />

Regel soll die Zusammenstellung<br />

von Bemessungsansätzen bilden,<br />

mit denen die optimale Anordnung<br />

(Abstand, Inklinationswinkel)<br />

und Geometrie (Länge, Höhe) der<br />

Buhnen bestimmt werden kann. Dabei<br />

werden auch die Buhnenform<br />

(Hakenbuhne, durchlässige Buhne,<br />

Lenkbuhne), bauliche Besonderheiten<br />

(z. B. Kolkschutz, Einbindung ins<br />

Ufer) und das verwendete, möglichst<br />

gewässertypische Baumaterial<br />

berücksichtigt. Empfehlungen <strong>zur</strong><br />

Ausschreibung und zu den Bauabläufen<br />

runden das Merkblatt ab.<br />

Hinweise und Anregungen zu<br />

diesem Vorhaben nimmt die DWA-<br />

Bundesgeschäftsstelle entgegen.<br />

Interessenten melden sich bitte mit einer<br />

themenbezogenen Beschreibung ihres<br />

beruflichen Werdegangs bei:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Dipl.-Geogr. Georg Schrenk ,<br />

Theodor-Heuss-Allee17, D-53773Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-210, Fax (02242) 872-184,<br />

E-Mail: schrenk@dwa.de, www.dwa.de<br />

Juni 2014<br />

734 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| RECHT UND REGELWERK<br />

|<br />

<strong>Aufruf</strong> <strong>zur</strong> Stellungnahme<br />

Entwurf Arbeitsblatt DWA-A 904: Richtlinien für die Anlage und Dimensionierung<br />

Ländlicher Wege (RLW)<br />

Eine funktionsfähige ländliche<br />

Wegeinfrastruktur bildet die Basis<br />

für eine ökonomisch zukunftsfähige<br />

Landbewirtschaftung. Um dem Strukturwandel<br />

in Form veränderter<br />

Betriebsgrößen oder von Spezialisierungen<br />

und den damit verbundenen<br />

Ansprüchen der Land- und Forstwirtschaft<br />

an die Wegeinfrastruktur gerecht<br />

zu werden, hat die Deutsche<br />

Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. (DWA) das<br />

Arbeitsblatt DWA-A 904 in Teilen<br />

überarbeitet und nun als Entwurf für<br />

das öffentliche Beteiligungsverfahren<br />

vorgelegt.<br />

Seit Herausgabe der Richtlinien<br />

vor 15 Jahren hat sich die Landtechnik<br />

weiterentwickelt, die Bewirtschaftungsflächen<br />

wurden größer<br />

und die Verkehrsbeanspruchung des<br />

ländlichen Wegenetzes ist gestiegen.<br />

Inwieweit sich das Verkehrsaufkommen<br />

auf die Dimensionierung<br />

der ländlichen Wege auswirken<br />

wird, ist derzeit Gegenstand eines<br />

Forschungsvorhabens. Wann die<br />

Ergebnisse und die Folgerungen<br />

daraus für die Standardbauweisen<br />

vorliegen, ist zum jetzigen Zeitpunkt<br />

jedoch noch nicht absehbar.<br />

Da für angepasste Wegebreiten jedoch<br />

aktuelle Richtlinien erforderlich<br />

sind, gibt die DWA mit dem vorliegenden<br />

Arbeitsblatt die bisher erarbeiteten<br />

Planungsaspekte und Entwurfsgrundsätze<br />

für die Anlage ländlicher<br />

Wege als Vorwegausgabe heraus. Bis<br />

einschließlich des Abschnitts „Unterführungen“<br />

wurde der Text überarbeitet.<br />

Die Abschnitte „Durchlässe“<br />

bis „Verkehrssicherung“ wurden inhaltlich<br />

unverändert aus der RLW 1999<br />

übernommen. Sie sind im Text des<br />

Arbeitsblatts grau unterlegt.<br />

Stellungnahmen sollten sich auf<br />

die überarbeiteten Inhalte beziehen.<br />

Frist <strong>zur</strong> Stellungnahme:<br />

Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />

nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />

entgegen. Das Arbeitsblatt DWA-A 904<br />

wird bis zum 15. August 2014 öffentlich<br />

<strong>zur</strong> Diskussion gestellt.<br />

Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />

möglichst in digitaler Form, an:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Dipl.-Geogr. Dirk Barion,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872 161, Fax (02242) 872 184,<br />

E-Mail: barion@dwa.de<br />

Eine digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />

befindet sich unter:<br />

http://de.dwa.de/themen.html<br />

Information:<br />

Mai 2014, 82 Seiten, ISBN 978-3-944328-54-6,<br />

Ladenpreis: 73,50 Euro,<br />

fördernde DWA-Mitglieder: 58,80 Euro<br />

Herausgeber und Vertrieb:<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V.,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-333, Fax (02242) 872-100,<br />

E-Mail: info@dwa.de,<br />

DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />

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Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 735


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Der Niedergang historischer<br />

Quellwasserversorgungen<br />

Dokumentationsversuch am Beispiel des Sinai Klosters in Karşıyaka<br />

(Vasilia) bei Girne (Kyrenia) in Nordzypern (TRNC)<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, semiarides Klima, Trockenfallen von Karstquellen, intensive Grundwassernutzung<br />

Christoph Treskatis<br />

<strong>Wasser</strong> ist im Norden Zyperns besonders in den Sommermonaten<br />

ein knappes und teures Gut. Die Karstquellen<br />

der westlichen Kyrenia-Berge, die zum Beşparmak<br />

(Pentadaktilos)-Gebirge gehören, wurden schon seit<br />

Jahrhunderten <strong>zur</strong> nachhaltigen Bewässerung von Oliven-<br />

und Obstplantagen sowie Ackerbauflächen genutzt.<br />

Im Bereich Karşıyaka traten am Westende der Kyrenia-<br />

Berge zahlreiche Karstquellen aus. Die Quelle oberhalb<br />

des verlassenen und zerstörten Klosters in Karşıyaka<br />

(manastır pınarı) wurde schon früh in der Literatur als<br />

„powerfull spring“ beschrieben, die im Grenzbereich<br />

zwischen den massigen und grob gebankten Hilarion-<br />

Kalken und den mit Verwitterungsschutt überdeckten,<br />

kalkig-mergeligen Gesteinen der Kythrea- und Lapta-<br />

Formation austrat. Inzwischen ist diese Quelle, wie<br />

viele andere Karstquellen in Nordzypern, in der<br />

Schüttung sehr stark <strong>zur</strong>ückgegangen und fällt in den<br />

Sommermonaten komplett trocken. Der Rückgang in<br />

der Quellschüttung geht hier einher mit dem Bau<br />

neuer Brunnen in der Umgebung der Quellen und<br />

einer Grundwasser entnahme, die nicht an die lokale<br />

Grundwasser neubildung angepasst ist.<br />

Die intensive Nutzung von räumlich begrenzten Karstgrundwasserleitern<br />

ist ein wesentlicher Risikofaktoren für<br />

das Grundwasser auf der gesamten Insel Zypern. Die Veränderung<br />

der Art der <strong>Wasser</strong>entnahme und die Umstellung<br />

von Quellwassernutzung auf Bohrbrunnen zeigten,<br />

dass in Regionen mit klimatisch bedingter, diskontinuierlicher<br />

Grundwasserneubildung die Gefahr des „overpumping“,<br />

also der Übernutzung der Aquifere durch eine<br />

nicht an die Neubildungsverhältnisse angepasste Entnahme<br />

von Grundwasser, erheblich steigt. Die natürlichen<br />

Grundwasseraustritte fallen trocken und werden<br />

nur in außergewöhnlich regenreichen Jahren wieder<br />

reaktiviert, sofern die Grundwasseroberfläche im Grundwasserleiter<br />

wieder den Quellmund erreichen kann.<br />

Am Beispiel der historischen Quellwasserversorgung am<br />

Sinai-Kloster in Karşıyaka kann der Niedergang dieser<br />

Art der historischen Quellwasserversorgungen infolge<br />

der Übernutzung der Süßwassergrundwasserleiter durch<br />

einen nicht an die lokalen Ressourceneigenschaften angepassten<br />

Bohrbrunnenbetrieb nachvollzogen werden.<br />

Dry Out of Karst Springs Caused by Intensive Groundwater<br />

Use – Results of an Initial Hydrogeological<br />

Investigation in Northern Cyprus<br />

Water is a scarce and expensive commodity especially<br />

in the summer months in the northern part of Cyprus.<br />

The Karst springs of the Western Kyrenia Mountains,<br />

which include the Beşparmak (Pentadaktilos)<br />

mountains, were used for centuries for sustainable<br />

irrigation of olive orchards and farming areas. In the<br />

area of Karşıyaka, Karst springs emerge at the western<br />

end of the cretaceous Kyrenia Mountains. The<br />

source above the abandoned and ruined monastery<br />

in Karşıyaka (manastır pınarı) was described early in<br />

the literature as „powerfull spring“ emerging between<br />

the massive Hilarion limestones and the chalky marl<br />

rocks of the Kythrea- and Lapta-formation. Now this<br />

spring, like many other Karst springs in Northern Cyprus,<br />

is greatly decreased in discharge and commonly<br />

dries out during the summer months. The decline<br />

in the source discharge is associated with the construction<br />

of new boreholes and wells nearby the<br />

spring heads and a groundwater abstraction, which is<br />

not adapted to the local groundwater recharge.<br />

The intensive use of spatially limited aquifers is the<br />

major risk factor for groundwater drawdown on the<br />

entire island of Cyprus. The change of gravitational<br />

source water use to pumped wells reduced the water<br />

storage in the Karst aquifers. Historical data of water<br />

table evolution and pumped water quantities in the<br />

boreholes nearby the Karst springs prove that the decline<br />

of spring discharge is caused by overpumping.<br />

The natural groundwater level dropped within 10 years<br />

steadily. The spring discharge declined and could be<br />

reactivated only in exceptionally rainy years, provided<br />

that the surface of the ground water in the aquifer<br />

can again reach the outlet of the spring.<br />

As an impressive example, in Karşıyaka the irreversible<br />

decline of historical spring water supply of the<br />

Sinai Monastery in succession of overuse of freshwater<br />

aquifers by pumped water wells could be observed.<br />

Juni 2014<br />

736 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />

Bild 1. Lage des Untersuchungsgebietes<br />

auf der Insel Zypern.<br />

1. Einleitung<br />

<strong>Wasser</strong> ist in Zypern besonders in den Sommermonaten<br />

ein knappes und teures Gut. Die meisten Reisenden, die<br />

eine der kleinen Badebuchten entlang der mehr als<br />

110 km langen Nordküste der Mittelmeerinsel <strong>zur</strong> Abkühlung<br />

und Erfrischung bei sommerlicher Hitze suchen,<br />

nehmen die Küstenstraße von Girne (Kyrenia) in<br />

Richtung Lapta (Bild 1). Westlich von Lapta, fällt dem<br />

Reisenden die zerfallene Ruine eines byzantinischen<br />

Klosters auf einer ca. 200 m über dem Meer gelegenen<br />

Terrasse auf. Die verkarsteten Steilhänge des hier etwa<br />

900 m hohen Küstengebirges bilden dazu einen imposanten<br />

Hintergrund (Bild 2).<br />

Sehr wenig ist über die Klosteranlage am Südrand<br />

der Ortslage Karşıyaka (Vasilia) bekannt (Geografische<br />

Breite: 35°20’21.08; geografische Länge: 33°7’30.85).<br />

Alte Aufzeichnungen des königlichen Pioneers Lord<br />

Kitchener aus dem Jahr 1882, als Zypern von der britischen<br />

Kolonialverwaltung vermessen wurde, weisen<br />

nach, dass das Kloster und seine Infrastruktur bereits zu<br />

diesem Zeitpunkt zerstört waren [1, 2]. In früheren Zeiten<br />

muss die Klosteranlage eine bedeutende Funktion<br />

auf der Insel gehabt haben [3, 4, 5]. Davon zeugen Reste<br />

von Granitsäulen, der doppelköpfige byzantinische<br />

Adler über dem Haupteingang zum Klosterhof und ein<br />

für eine trockene Region unerwartet aufwendig gestaltetes<br />

und ausgeklügeltes Bewässerungssystem auf<br />

den terrassenförmigen Anbauflächen, die heute noch<br />

mit alten Olivenbäumen und Zitrusbäumen bestanden<br />

sind. Im Jahr 1953 wurde die <strong>Wasser</strong>versorgung der<br />

Anbauterrassen durch die britische Kolonialverwaltung<br />

erneuert. Davon zeugt ein für diese Zeit typischer<br />

Brunnen im Innenhof des Klosters (Bild 3).<br />

Bild 2. Kulisse des Kornos-Berges mit<br />

dem Sinai-Kloster oberhalb der<br />

Ortschaft Karşıyaka.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 737


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Bild 3.<br />

Ehemals mit<br />

Quellwasser<br />

gespeister<br />

Brunnen aus<br />

der britischen<br />

Kolonialzeit im<br />

Innenhof des<br />

Sinai-Klosters.<br />

Bild 4. Viehtränken<br />

und<br />

Waschplätze<br />

an der Quellwasserleitung<br />

auf Höhe der<br />

Kirche des<br />

Sinai-Klosters.<br />

Die Klosteranlage war zuletzt im Besitz des Erzbischofs<br />

vom Berg Sinai und wurde mehrfach wieder aufgebaut<br />

und restauriert, jedoch fehlen hier verlässliche<br />

Quellen. Der heutige Zustand zeigt, dass viele der oberirdischen<br />

Bauwerksteile zerstört, entwendet oder sehr<br />

stark verwittert sind. Nach Erzählungen im Dorf<br />

Karşıyaka wurde das Kloster zuletzt von einem Mönch<br />

und vier bis fünf Schülern bewohnt [5].<br />

Auffälligste Teile der Infrastruktur rund um die Klosteranlage<br />

und die dort am Ostflügel angebaute Kirche<br />

sind die Reste von gemauerten Kanälen eines Bewässerungssystems,<br />

das aus einer Karstquelle gespeist wurde.<br />

Diese für den Mittelmeerraum typische <strong>Wasser</strong>versorgungsform<br />

ist bei [5] erwähnt worden, ohne auf technische<br />

oder hydrogeologische Details einzugehen. Zu<br />

den heute noch sichtbaren Elementen des Bewässerungssystems<br />

gehörten neben der Quellfassung, ein<br />

auffällig gestaltetes Rinnensystem mit Viehtränken und<br />

drei unterschiedlich gestaltete Bassins auf unterschiedlichen<br />

geodätischen Niveaus (Bild 4).<br />

Die Karstquellen der westlichen Kyrenia-Berge, die<br />

zum Beşparmak (Pentadaktilos)-Gebirge gehören, wurden<br />

in der östlich des Klosters gelegenen Ortschaft<br />

Lapta (Lapithos) schon seit Jahrhunderten <strong>zur</strong> nachhaltigen<br />

Bewässerung von Oliven- und Obsthainen und<br />

Ackerbauflächen genutzt. Bei der Restaurierung des historischen<br />

Olivenhains von Kalkanlı wurde diese Art der<br />

nachhaltigen <strong>Wasser</strong>versorgung landwirtschaftlicher<br />

Flächen erst kürzlich wieder reaktiviert, auch wenn hier<br />

ein gebohrter Brunnen die ursprünglich genutzte und<br />

heute durch die weiträumig spürbaren <strong>Wasser</strong>spiegelabsenkungen<br />

in der Bucht von Güzelyurt (Morphou)<br />

versiegte Quelle für die <strong>Wasser</strong>einspeisung ersetzt hat.<br />

Nitrateinträge aus der Landwirtschaft und Salzwasserintrusionen<br />

infolge der starken Übernutzung der küstennahen<br />

Süßwasseraquifere sowie die intensive Nutzung<br />

von räumlich begrenzten Karstgrundwasserleitern sind<br />

die wesentlichen qualitativen und quantitativen Risikofaktoren<br />

für das Grundwasser auf der gesamten Insel [6].<br />

Der steigende Bedarf in der Landwirtschaft und im Tourismus<br />

kann schon lange nicht mehr mit den autochthonen<br />

Ressourcen alleine abgedeckt werden. Aufgrund der<br />

saisonalen <strong>Wasser</strong>knappheit im mediterranen Klima wurden<br />

in vielen Regionen des Mittelmeerraums schon sehr<br />

früh Mehrfachnutzungen und ausgeklügelte Verteil- und<br />

Speichersysteme entworfen und betrieben. Solche historischen<br />

Mehrfachnutzungen sind heute noch z. B. in<br />

Frankreich (Provence) oder in der Toskana erhalten geblieben,<br />

werden aber heute nur noch in Ausnahmefällen<br />

für die öffentliche Trinkwasserversorgung genutzt [7].<br />

Am Beispiel der alten Bewässerungskanäle am Sinai-<br />

Kloster in Karşıyaka kann der Niedergang dieser Art der<br />

historischen Quellwasserversorgungen infolge der Übernutzung<br />

der Süßwassergrundwasserleiter durch einen<br />

nicht an die lokalen Ressourceneigenschaften angepassten<br />

Bohrbrunnenbetrieb nachvollzogen werden.<br />

Juni 2014<br />

738 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />

2. Geografischer und geologischer<br />

Hintergrund<br />

Zypern ist eine vergleichsweise junge geologische<br />

Bildung, die erst in der oberen Kreidezeit entstand. Die<br />

geografisch in drei Teile untergliederbare Insel liegt am<br />

Südrand der Anatolischen Platte, die rezent zwischen<br />

der Arabischen und der Eurasischen Platte nach Westen<br />

verschoben wird. Der sogenannte Zypernbogen bildet<br />

die Grenze <strong>zur</strong> Afrikanischen Platte [8, 9].<br />

Den Norden der Insel bildet das von Westen nach<br />

Osten streichende, verkarstete Beşparmak-Gebirge<br />

(Pentadaktilos-Gebirge, Kyrenia-Berge oder Fünf-<br />

Finger-Berge), das im Westen mit dem Selvili Tepe<br />

(Kyparissovouno) seine höchste Erhebung hat (1024 m<br />

über dem Meer). Südlich des Karstgebirges liegt die<br />

Mesaoria-Ebene auf Höhen von weniger als 100 bis 170 m<br />

über dem Meer, an das sich im Südwesten der Insel das<br />

Troodosgebirge mit Höhen bis zu 1951 m anschließt.<br />

Die nördlichste geologische Zone Zyperns, in der sich<br />

das betrachtete Quellwasservorkommen befindet, entstand<br />

durch die im Eozän beginnende alpidische Auffaltung<br />

sedimentärer Gesteine des östlichen Tethysmeeres<br />

zwischen Europa und Afrika und wird als Kyrenia-<br />

Gebirgskette bezeichnet. Dieses Faltengebirge zieht sich<br />

vom Kap Andreas im Nordosten bis zum Kap Kormakitis<br />

im Westen und bildet mit der Mesaoria-Ebene den<br />

Nord rand der ozeanischen Troodos Ophiolithplatte. Von<br />

einer nur wenige Kilometer breiten Küstenebene steigt<br />

die Kyrenia-Gebirgskette bis auf Höhen von 800 bis<br />

1024 m über Meer steil an [10, 11]. Das Gesteinsinventar<br />

der Kyrenia-Berge ist eine komplexe Verschachtelung<br />

permischer bis rezenter Sedimentgesteine, in die lokal<br />

Vulkanite (z. B. pillow lava) und metamorphe Gesteine<br />

eingelagert sind. Die Gesteinsschollen sind als allochtone<br />

Formationen im Zuge der Gebirgsbildung südwärts über<br />

die jüngeren autochthonen, tertiären Flyschsedimente<br />

(Kythrea-Formation) überschoben worden. Jungquartäre<br />

Ablagerungen an der Küste und in den Trockentälern<br />

der Kyrenia-Berge sind die jüngsten geologischen Ablagerungen<br />

an der Nordküste der Insel [12, 13]. Die<br />

ältesten Gesteine sind die grob gebankten, massigen<br />

Karbonatgesteine der Kantara-Formation, die im Osten<br />

der Gebirgskette die dortige Morphologie prägen [10].<br />

Morphologisch dominant treten im zentralen und westlichen<br />

Teil der Kyrenia-Berge die steil nach Norden einfallenden,<br />

gebankten und oberflächennah verkarsteten<br />

oberjurassischen Kalksteine und Dolomite der Hilarion-<br />

Formation hervor (Bild 5). Sie bilden die perlschnurartig<br />

von NE nach SW und W aufgereihten, küstenbegleitenden<br />

Gipfel- und Steilwände der über 50 km langen Gebirgskette<br />

(siehe Bild 2). Die Klüftung und Verkarstung der<br />

allochthonen mesozoischen Karbonatgesteine sind wichtige<br />

geologische Voraussetzungen für die Bildung von<br />

Grundwasserspeichern in den Kyrenia-Bergen, die über<br />

Karstquellen sowohl nach Norden als auch nach Süden<br />

in der Kontaktzone zwischen den Kalksteinen und den<br />

tektonisch durch Störungszonen begrenzten Schuppen,<br />

tonig-mergeliger, flyschartiger Gesteine des mittleren<br />

Bild 5. Blockbild mit schematischer Darstellung<br />

der geologischen Formationen in den westlichen<br />

Beşparmak-Bergen (Kornos-Gipfel). Überarbeitet und<br />

ergänzt nach einer Vorlage von W. Dreghorn [13].<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 739


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und unteren Tertiärs (z. B. der Lapta- oder Kythrea-<br />

Formation) entwässert werden. Die Karstgesteine sind<br />

intensiv verschuppt und beinhalten je nach Verkarstungsgrad<br />

lokal begrenzte Grundwasservorkommen,<br />

die nicht direkt miteinander hydraulisch kommunizieren<br />

[14] und unterschiedliche Speichereigenschaften haben.<br />

3. Herausforderungen für die<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Da Zypern aufgrund seines mediterranen Klimas<br />

(435 mm/a Niederschlag, reelle Evapotranspiration<br />

315 mm/a, Grundwasserneubildung 83 mm/a [6]) keine<br />

perennierenden Fließgewässer hat, war die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

der Insel immer schon eine besondere Herausforderung.<br />

Die Einzugsgebiete und Ausbissflächen der<br />

karbonatischen Gesteine in der Kyrenia-Gebirgskette<br />

sind vergleichsweise klein und der größte Teil der Niederschläge<br />

fließt rasch ab oder verdunstet aus den intermittierenden<br />

<strong>Wasser</strong>läufen, die nur im Winter das Meer<br />

erreichen. Bei Starkregen kommt es zu Überschwemmungen,<br />

Murenabgängen und starken Zerstörungen,<br />

da die schwerdurchlässigen Böden in den mergeligen<br />

Flyschzonen nördlich und südlich der Gebirgskette die<br />

<strong>Wasser</strong>massen nicht aufnehmen können. So steht ein<br />

großer Teil des Niederschlagsdargebotes nicht für die<br />

Grundwasserneubildung und die <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>zur</strong><br />

Verfügung. Diese naturräumlichen Gegebenheiten sorgten<br />

auch in historischen Zeiten zu <strong>Wasser</strong>notständen<br />

und förderten den Bau von Bewässerungskanälen für<br />

den ertragreichen Bewässerungsanbau.<br />

Die Bewohner der Insel nutzten seit der neolithischen<br />

Besiedlung der Insel vor mehr als 7500 Jahren vornehmlich<br />

Fluss- oder Quellwasser zu Bewässerungszwecken,<br />

da hier direkt auf das Regen- bzw. Grundwasser zugegriffen<br />

und diese Wässer auf die tiefer liegenden Terrassen<br />

an der Nordküste sowie die Mesaoria-Ebene abgeleitet<br />

werden konnten. Bedeutende Quellen liegen z. B. in den<br />

Ortschaften Değirmenlik (Kythrea) oder Çatalköy (Agios<br />

Epiktitos). Es konnte bei dieser Art der <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

nur so viel <strong>Wasser</strong> entnommen und verteilt werden,<br />

wie durch die Quellschüttung bzw. den periodischen<br />

Niederschlag <strong>zur</strong> Verfügung stand. Unter römischer und<br />

hellenistischer Herrschaft wurden Aquädukte errichtet.<br />

So leitete der Aquädukt von Salamis das <strong>Wasser</strong> der<br />

Quelle in Değirmenlik (Kythrea) bis an die Küste bei<br />

Famagusta. Neben diesen Aquädukten entstanden lokale<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungen aus den Quellen der Kyrenia-<br />

Berge, zu denen auch die Fassung der Quelle oberhalb<br />

des Sinai-Klosters in Karşıyaka gehörte. Der Zeitraum der<br />

Errichtung des Aquäduktes und der Quellfassung ist für<br />

diesen Standort weder überliefert noch in detaillierten<br />

topografischen Karten dokumentiert.<br />

Die osmanische Verwaltung von Larnaka errichtete<br />

Mitte des 18. Jahrhunderts eine für damalige Zeiten<br />

nachhaltige <strong>Wasser</strong>versorgung im Süden Zyperns, die<br />

bis 1939 Quellwasser aus Quanaten, über Kanäle und<br />

einen Aquädukt („Aquädukt des Abu Bekir Pascha“) aus<br />

einem Gebiet nördlich des heutigen Tremithos-Kiti-<br />

Damms in die Stadt leitete. Nicosia und Girne wurden<br />

ebenfalls über Kanalsysteme aus Karstquellen in den<br />

Bergen nördlich der Mesaoria-Ebene versorgt. Zahlreiche<br />

osmanische Brunnen zeugen in der Altstadt von Nicosia<br />

und Girne heute noch von dieser Art der <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />

Neben der Quellwassergewinnung wurde schon<br />

vor der osmanischen Eroberung Zyperns in Gemeinden<br />

ohne Quellen oder auf den exponiert auf den Gipfeln<br />

des Beşparmak-Gebirges gelegenen, in byzantinischer<br />

Zeit gegründeten Befestigungen und Burgen (Hilarion,<br />

Buffavento und Kantara) Niederschlagswasser in Zisternen<br />

gespeichert, um die Zeiten mit <strong>Wasser</strong>knappheit zu<br />

überbrücken. Die Briten sorgten nach der Übernahme<br />

Zyperns als Kronkolonie ab dem Jahre 1925 für eine<br />

Modernisierung der Infrastruktur. Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

der Dörfer gehörte neben dem Straßenbau, der Wiederaufforstung<br />

der Wälder und der Einrichtung von Schulen<br />

<strong>zur</strong> Alphabetisierung der Bevölkerung mit zu diesen<br />

Maßnahmen [15, 16].<br />

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird das Grundwasser<br />

in der Mesaoria-Ebene und in der Bucht von Güzelyurt<br />

(Morphou) über gebohrte Brunnen gewonnen,<br />

was einerseits zu einer Trockenlegung der Sümpfe in<br />

den Buchten von Güzelyurt (Morphou) und bei Famagusta,<br />

andererseits aber zu einer weiträumigen Absenkung<br />

der Grundwasseroberfläche und einer Intrusion<br />

von Meerwasser in die küstennahen Süßwasseraquifere<br />

führte [6]. Die Intensivierung der Landwirtschaft und<br />

der Tourismus verschärften nach der Teilung der Insel<br />

zusätzlich die <strong>Wasser</strong>knappheit, der in beiden Landesteilen<br />

mit dem Bau von Staudämmen sowie im Süden<br />

mit der Errichtung einer Meerwasserentsalzungsanlage<br />

begegnet wurde. Im Norden wird derzeit ein Staudamm<br />

bei Gecitköy im Westen von Girne erweitert, der ab 2014<br />

über eine neu errichtete, ca. 100 km lange Pipeline aus<br />

der Türkei mit rund 75 Mio. m³ <strong>Wasser</strong> aus dem Dragonfluss<br />

für die Landwirtschaft (85 %) und die Trinkwasserversorgung<br />

(15 %) gefüllt werden soll [17].<br />

4. Die Quellen von Karşıyaka<br />

Im Bereich Karşıyaka treten zwei Karstquellen auf der<br />

Nordseite der Karbonatausbisse der Hilarion-Formation<br />

aus [14]. Die Quelle oberhalb des Sinai-Klosters in<br />

Karşıyaka (manastır pınarı) wird bei [13] als „powerfull<br />

spring“ beschrieben, die ca. 272 m über dem Meer im<br />

Grenzbereich zwischen den massigen und grob gebankten<br />

Hilarion-Kalken und den mit Verwitterungsschutt<br />

überdeckten, kalkig-mergeligen Gesteinen der<br />

Kythrea- und Lapta-Formation austritt (siehe Bild 5).<br />

Westlich dieser Quelle liegt eine weitere Quelle auf dem<br />

Niveau von ca. 175 m über Meer, die als „Karşıyaka Pigaoulla“<br />

bezeichnet wird. Im Süden des Kornos-Gipfels<br />

tritt bei Kozan auf ca. 330 m über Meer eine weitere bedeutende<br />

Quelle aus den Karstgesteinen der westlichen<br />

Juni 2014<br />

740 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />

Kyrenia-Berge aus, die seit 1967 <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

genutzt wird und den Karstaquifer Richtung Süden entwässert.<br />

Zahlreiche Höhlen und offene Lösungsfugen<br />

zeugen von einer intensiven Verkarstung der Karbonatgesteine<br />

der westlichen Kyrenia-Berge und zeichnen die<br />

<strong>Wasser</strong>wegsamkeiten über dem heutigen Grundwasserniveau<br />

nach. Die Gründung des Klosters auf einer etwa<br />

215 m über dem Meer gelegenen Verebnungsfläche<br />

wird bei [13] mit diesem ergiebigen Karstquellwasservorkommen<br />

in den westlichen Ausläufern des Karstgebirges<br />

in Verbindung gebracht.<br />

Von den beiden nördlich der Karbonatausbisse gelegenen<br />

Quellen hatte die westlich des Klosters gelegene<br />

Quelle „Karşıyaka Pigaoulla“ nach älteren, jedoch nicht<br />

kontinuierlichen Aufzeichnungen der staatlichen türkischen<br />

<strong>Wasser</strong>behörde DSI (Devlet Su Işleri) (1982) (zit.<br />

bei [14]) eine Schüttung von 150 m³/d (< 2 L/s in 1975)<br />

bis maximal 700 m³/d (8,1 L/s in 1976). Aus der südlich<br />

des Kornos-Gipfels gelegenen Kozan-Quelle wurden seit<br />

Ende der 1960er-Jahre im Mittel 225 m³/d oder 2,6 L/s<br />

(maximal 450 m³/d bzw. 5,2 L/s im Jahr 1969) abgeleitet.<br />

Die Quelle oberhalb des Klosters zeigte in den<br />

1960er-Jahren eine Schüttung von bis zu 1050 m³/d<br />

(aufgezeichneter Spitzenwert: 11,6 L/s); bis zu Beginn<br />

der 1980er-Jahre wurde eine Schüttung von 200<br />

(2,3 L/s) bis 600 m³/d (6,9 L/s) im Jahresmittel gemessen.<br />

Seitdem wurden bis 2009 keine Messungen mehr<br />

überliefert. Im Jahr 2009 und in 2013 war die Quelle<br />

nachweislich trockengefallen ([14] und eigene Begehungen<br />

des Autors im Oktober 2013). In der Tabelle 1<br />

sind die Messwerte und Kenngrößen der drei Karstquellen<br />

zusammengefasst worden. Dabei ist anzumerken,<br />

dass die Höhenlagen der Quellaustritte bei [14] eigentlich<br />

die Niveaus der Quellbrunnen am Kloster oder in<br />

den Ortslagen darstellen und nicht die eigentlichen<br />

Quellaustritte aus dem geologischen Untergrund. Diese<br />

liegen deutlich über dem sichtbaren Fassungsbauwerken.<br />

In Tabelle 1 wurden die geodätischen Höhen nach<br />

eigenen Geländebefunden des Autors und von Luftbildern<br />

sowie aus der topografischen Karte der Britischen<br />

Kolonialverwaltung verwendet und die Daten<br />

von [14] entsprechend umgerechnet.<br />

Ein Schüttungsquotient von 1:1 bedeutet, dass die<br />

Quelle keine saisonalen Schüttungsvariationen erfährt;<br />

Schüttungsquotienten von 1:100 (oder 0,01) weisen auf<br />

starke saisonale Einflüsse auf das Schüttungsverhalten<br />

der Quelle hin. Schüttungsquotienten um 0,1 und kleiner<br />

sind charakteristisch für Karst- und Kluftquellen, die<br />

ein geringes Retentionsvermögen für die eingespeicherten<br />

<strong>Wasser</strong>masse haben, während höhere Quotienten<br />

um 0,7 für Quellen aus besser speicherfähigen Porengrundwasserleitern<br />

typisch sind. Die Schüttungsquotienten<br />

der beiden Quellen nördlich des Gebirgskamms<br />

zeigen eine Größenordnung, die für Karstquellen mit<br />

wenig Speichervermögen typisch ist. Dagegen erreicht<br />

der Schüttungsquotient der Kozan-Quelle einen doppelt<br />

so hohen Wert, sodass hier mit einem höheren Speichervermögen<br />

der Kalksteine gerechnet werden kann.<br />

Eine mögliche Ursache der Schüttungsrückgänge<br />

der Karşıyaka-Quellen auf der Nordseite des Kornos-<br />

Gipfel ist die bei [14] erwähnte <strong>Wasser</strong>entnahme aus einem<br />

ursprünglich 30 m tiefen, dann aber durch intensive<br />

Entnahmen trocken gefallenen Brunnen. Der Ruhewasserspiegel<br />

in der aus dem Jahr 1966 stammenden flachen<br />

Ursprungsbohrung lag bei ca. 272 m ü. Meer (korrigierter<br />

Wert gegenüber Angaben von [14]) und korrespondierte<br />

somit mit der Höhe des Quellaustritts oberhalb des<br />

Klosters. Die Förderrate betrug damals 40 m³/h (Bild 6).<br />

Dieser Brunnen liegt ca. 1 km südwestlich der Klosterquelle<br />

und wurde 1998 durch eine tiefere Bohrung ersetzt<br />

(Höhe des Ansatzpunktes nach Höhenangaben auf<br />

der bereits erwähnten topografischen Karte der Britischen<br />

Kolonialverwaltung, Blatt Lapithos, Map II, 1: 325 m<br />

ü. Meer, Tiefe: 210 m; Entnahmerate: 52 m³/h im April<br />

2008 bei 72 m Absenkung, <strong>Wasser</strong>spiegel abgesenkt bei<br />

ca. 253 m ü. Meer). Diese vertiefte Brunnenbohrung hat<br />

die verkarsteten und intensiv verschuppten Kalke und<br />

Dolomite der Lapta- und Hilarion-Formation erschlossen.<br />

Die spezifische Ergiebigkeit betrug zum Zeitpunkt<br />

der Erhebungen von [14] ca. 0,72 m³/h/m (2008).<br />

Der <strong>Wasser</strong>spiegel fiel nachweislich von ca. 241 m ü.<br />

Meer im Jahr 2002 auf etwa 169 m ü. Meer im Jahr 2009<br />

ab (Bild 7). Seit 2002 sank der <strong>Wasser</strong>spiegel in dem<br />

Brunnen infolge der Förderung um ca. 10 m pro Jahr. Für<br />

diesen Zeitraum liegen jedoch keine Schüttungsdaten<br />

der Quellen vor. Im Jahr 2009 war die höher gelegene<br />

Klosterquelle schon trocken gefallen und die tiefer austretende<br />

Quelle am westlichen Ortsrand von Karşıyaka<br />

war ebenso wie die im Süden des Gebirgsabhanges<br />

gelegene Kozan-Quelle in ihrer Schüttung sehr stark<br />

<strong>zur</strong>ückgegangen. Tendenziell verlief der spezifische<br />

Schüttungsrückgang in der Karşıyaka-Quelle in etwa pa-<br />

Tabelle 1. Kenngrößen der Karstquellen im Westausläufer des Beşparmak-Gebirges.<br />

Nach Zahlen von [14], Höhen korrigiert durch eigene Erhebungen des Autors.<br />

Kenngröße<br />

Höhenlage (Austritt)<br />

[m ü. Meer]<br />

Durchschnittliche maximale<br />

Schüttung Q max (Jahr) [m³/d]<br />

Durchschnittliche minimale<br />

Schüttung Q min (Jahr) [m³/d]<br />

Schüttungsquotient<br />

[Q min : Q max ]<br />

Letzte Schüttungsmessung<br />

mit Q [m³/d] (Jahr)<br />

Klosterquelle<br />

(Sinai<br />

Monastery)<br />

Karşıyaka<br />

Pigaoulla<br />

(Quelle<br />

westlich des<br />

Ortskerns)<br />

Kozan-Quelle<br />

(Südseite des<br />

Kornos-Gipfels)<br />

272 173 330<br />

1050 (1969) 710 (1977) 450 (1969)<br />

210 (1980) 150 (1976) 195 (1975)<br />

0,2 0,21 0,43<br />

0 (2013) 80 (2009) 220 (2009)<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 741


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Bild 6. Vergleich der Neubildungswerte nach [14] mit den Schüttungen<br />

der Quellen und der Brunnenfördermengen in den westlichen Kyrenia-<br />

Bergen. Überarbeitete Daten nach [14].<br />

Bild 7. Entwicklung der <strong>Wasser</strong>stände in den Brunnen und Quellschüttungen.<br />

Aufgearbeitete und an die aktuellen geodätischen Höhen<br />

angepasste Daten nach [14].<br />

rallel zum Abfall des <strong>Wasser</strong>spiegels im Brunnen oberhalb<br />

des Ortes (spezifischer Rückgang: im Mittel ca. 320 m³/d<br />

in 42 Jahren oder rund 8 m³/d/a). Die Klosterquelle zeigte<br />

im Trend einen fast doppelt so raschen Rückgang im<br />

Vergleich mit der Dorfquelle von Karşıyaka (spezifischer<br />

Rückgang: ca. 550 m³/d in 38 Jahren oder ca. 14,5 m³/d/a);<br />

die Kozan-Quelle verzeichnete einen langsameren<br />

spezifischen Schüttungsrückgang (spezifischer Rückgang<br />

ca. 190 m³/d in 42 Jahren oder etwa 4,5 m³/d/a).<br />

Diese Unterschiede im Rückgang der spezifischen<br />

Schüttung sind in diesem Teil der Kyrenia-Berge auf die<br />

kleinen, meist individuell auf Neubildungsereignisse<br />

und Entnahmen reagierende Einzugsgebiete von 1 bis<br />

2 km² Flächeninhalt sowie auf das im Schüttungsquotienten<br />

ausgedrückte unterschiedliche Speichervermögen<br />

der jeweiligen lokalen Karstaquifere in den Kyrenia-<br />

Bergen <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

Die Gesamteinzugsgebietsfläche der verkarstungsfähigen<br />

Gesteine in der Beşparmak-Gebirgskette beträgt<br />

ca. 84 km². Darin soll nach [18] ein erneuerbares Grundwasserpotenzial<br />

von ca. 9 Mio. m³/a enthalten sein. Flächendifferenzierte<br />

<strong>Wasser</strong>bilanzberechnungen zeigen,<br />

dass im Westen der Kyrenia-Berge nur in den Monaten<br />

Dezember bis Februar mit einer Grundwasserneubildung<br />

(GWN) von hier ca. 120 mm (3,8 L/s/km² = ca.<br />

120 000 m³/a/km²) gerechnet werden kann [14]. In den<br />

übrigen Monaten verdunstet der Niederschlag vollständig<br />

oder fließt in die Küstenebene und ins Meer ab. Die<br />

früheren maximalen Schüttungen der drei hier näher<br />

betrachteten Quellen von 2 bis 7 L/s kommen diesem<br />

mittleren Neubildungswert von 5,7 L/s in dem ca. 1,5 km²<br />

großen Karstareal südlich von Karşıyaka sehr nahe (Bild 6).<br />

Die Brunnenentnahme liegt mit 1250 m³/d bzw.<br />

14,4 L/s bei einem angenommenen, gleich großen Einzugsgebiet<br />

über den natürlichen, vor 1980 dokumentierten<br />

Quellschüttungen. Die intensive Entnahme aus<br />

Brunnen führte zu einer Überbewirtschaftung dieses<br />

Teils des Karstaquifers im Westen der Kyrenia-Berge und<br />

zu einem Trockenfallen der Quellen; diese Ereignisse<br />

stehen in einem auffälligen zeitlichen Zusammenhang,<br />

der leider durch die Lücken in der Messreihe nicht mit<br />

Zahlen zu belegen ist (siehe (Bild 7). Aldalou [14] vermutet<br />

aufgrund der bereits erwähnten Verschuppung der<br />

verkarstungsfähigen Formationen mit weniger verkarstungsfähigen<br />

Gesteinen keine direkten hydraulischen<br />

Zusammenhänge zwischen dem Förderregime in den<br />

nahegelegenen Brunnenbohrungen und den Quellschüttungen,<br />

jedoch fehlen hierzu aussagekräftige<br />

Nachweise, z. B. über Isotopenuntersuchungen oder<br />

Tracerversuche. Eine hydraulische Verbindung der Karsthohlräume<br />

zwischen den nördlichen und südlichen<br />

Quellwasservorkommen und den Hilarion-Kalken der<br />

Brunnenbohrung ist aufgrund der Lage- und Höhenrelationen<br />

nicht grundsätzlich auszuschließen.<br />

Die Veränderung der Art der <strong>Wasser</strong>entnahme und<br />

Umstellung von Quellwassernutzung auf Bohrbrunnen<br />

Juni 2014<br />

742 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />

zeigen in diesem Fallbeispiel, dass in Regionen mit<br />

klimatisch bedingter, diskontinuierlicher Grundwasserneubildung<br />

die Gefahr des „overpumping“, also der<br />

Übernutzung der Aquifere durch eine nicht an die<br />

Neubildungsverhältnisse angepasste, kontinuierliche<br />

Entnahme von Grundwasser, erheblich steigt. Die natürlichen<br />

Grundwasseraustritte fallen trocken und werden<br />

nur in außergewöhnlich regenreichen Jahren wieder<br />

reaktiviert, sofern die Grundwasseroberfläche im Grundwasserleiter<br />

wieder den Quellmund erreichen kann.<br />

Diese Entwicklung ist rund um das Mittelmeer in zahlreichen<br />

Regionen zu beobachten.<br />

Bild 9. Profil des Quell wasserkanals (Blick in Fließrichtung).<br />

5. Der Aquädukt von Karşıyaka<br />

Der Aquädukt oberhalb Karşıyaka wurde in einer Zeit<br />

errichtet, als auf der Insel <strong>Wasser</strong> bereits als wertvoller<br />

Standortvorteil, z. B. für Klostergründungen oder permanente<br />

Siedlungen geschätzt wurde. Das genaue Herstellungsdatum<br />

sowie eine detaillierte topografische<br />

Aufnahme des Kanals sind leider nicht dokumentiert.<br />

Der Kanal kann aber heute noch sehr gut im Gelände<br />

nachvollzogen und in seinem Verlauf und Aufbau erforscht<br />

werden. Wünschenswert wäre eine detaillierte archäologische<br />

und vermessungstechnische Aufnahme des Kanalsystems<br />

und der Speicherbecken, um mit geeigneten<br />

Maßnahmen dem weiteren Zerfall und Verlust an Informationen<br />

entgegenzuwirken. Er beginnt an einem in<br />

jüngerer Zeit betonierten Reservoir, das dem Quellaustritt<br />

als Quellfassung ca. 60 m oberhalb der Klosteranlage<br />

vorgebaut wurde. Der gemauerte und mit Zement<br />

ausgekleidete Kanal verläuft auf einer Gesamtlänge von<br />

ca. 265 m mit einem durchschnittlichen Gefälle von 0,23<br />

(23 %) von Südsüdwest nach Nordnordost und mündet<br />

nach 160 m in ein erstes, früher vermutlich überdecktes<br />

Becken (Bild 8). Das Quellwasser wurde zunächst in<br />

einem nahezu geradlinig nach Nordnordosten verlaufenden,<br />

offenen Kanal mit einem U-Profil (Breite ca. 27 cm,<br />

Tiefe ca. 12 bis 15 cm) bis zu einem ersten gemauerten<br />

Becken (Nr. 1) geführt. Der Kanal ist mit einer wenige<br />

Millimeter mächtigen Zementschicht ausgekleidet und<br />

in eine Mauerwerkskonstruktion von bis zu 1 m Höhe<br />

und ca. 70 bis 80 cm Breite eingelagert (Bild 9). Abschnittsweise<br />

wurden größere Kalksteinblöcke aus<br />

einem Schuttfeld und den Steinbrüchen östlich der<br />

Quelle genutzt, um den Kanal zu stabilisieren. Meist<br />

wurde aber der Kanal mit einem relativ gleichmäßigen<br />

Gefälle in ein kleinteiliges Mauerwerk modelliert. Das<br />

Profil des Kanals wechselt je nach Gesteinsbeschaffenheit<br />

und Streckenabschnitt von einem U- in ein V-Profil.<br />

Oberhalb eines Fahrweges südlich der Klosterruine<br />

zweigt nach 40 m unterhalb der Quellfassung auf der<br />

Höhe ca. 257 m ü. Meer ein Seitenkanal in nördliche<br />

Richtung ab. Dieser Seitenast ist heute stark zerstört und<br />

durch einen rezenten Schuttkegel überdeckt. Er mündet<br />

über einen ca. 6 m hohen gemauerten Turm und ein<br />

Fallrohr (Höhe ca. 229 m ü. Meer) in ein am Fahrweg gelegenes<br />

weiteres, kleineres Becken (Nr. 2) (Bild 10). Dieses<br />

Becken diente aufgrund seiner Höhenlage (ca. 223 m ü.<br />

Meer) vor allem der Versorgung der südlich des Klostergebäudes<br />

gelegenen Anbauterrassen (Höhe ca. 219 bis<br />

215 m ü. Meer). Der gesamte Bewässerungskanal besaß<br />

auf Höhe der Terrassenstufen Ableitungsöffnungen, die<br />

heute nur schwer rekonstruierbar sind, da weite Teile<br />

des Rinnensystems zerstört oder stark verwittert sind.<br />

Bild 8. Blick in<br />

den Zulauf des<br />

Quellwasserkanals<br />

in das<br />

Becken 1 (Blick<br />

von Süden in<br />

Fließrichtung<br />

des Quellwassers).<br />

Im<br />

Vordergrund<br />

ist ein kreisrundes<br />

Becken<br />

erkennbar und<br />

ein metallenes<br />

Zulaufrohr ist<br />

erhalten geblieben.<br />

Diese<br />

Konstruktion<br />

diente vermutlich<br />

als<br />

Absetzbecken.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 743


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Bild 10. Becken 2 am Ende des Abzweigs des Quellwasserkanals<br />

mit einem gemauerten Zulaufturm<br />

(Blickrichtung SSW). Der Zulaufturm wurde an<br />

einer ca. 6 m hohen Terrassenkante errichtet. Der<br />

Zulauf zum Turm liegt auf der Terrassenoberfläche<br />

bei 229 m über Meer. Das Becken 2 liegt heute an<br />

einem Fahrweg, der in die südwestlich des Klosters<br />

auf Höhen < 220 m ü. Meer gelegenen Olivenhaine<br />

führt. Vermutlich wurde hier das <strong>Wasser</strong> gespeichert,<br />

das für diesen tiefer gelegenen Bereich der landwirtschaftlichen<br />

Flächen genutzt wurde.<br />

Bild 11. Verzinkte Rohre ersetzten das offene Quellwasserleitungssystem<br />

(heute zerstört bzw. vernachlässigt).<br />

Der Kanal folgt unterhalb des großen Beckens Nr. 1<br />

in einem weiten Bogen von ca. 130 m Länge einer südwest-nordost<br />

streichenden Terrassenkante bis zu einem<br />

heute vollständig mit Schutt verfüllten Brunnen (Laufbrunnen?<br />

Sammelschacht?) unbekannter Tiefe, der sich<br />

an der Südostecke des Klostergebäudes befindet (Höhe<br />

ca. 218 m ü. Meer). Hier leitet eine neuere, vermutlich<br />

aus Zeiten der britischen Kolonialverwaltung stammende<br />

Rinne (Länge ca. 16 m) zu einem Waschbrunnen<br />

(Höhe 217 m ü. Meer) und weiter über einen ursprünglich<br />

mit Steinplatten abgedeckten U-Kanal von ca. 46 m<br />

Länge zu dem nordwestlich des Haupteingangs gelegenen<br />

Becken Nr. 3 (Höhe ca. 209 m ü. Meer). Von hier aus<br />

wurde das Quellwasser vermutlich über offene Gräben<br />

in die tiefer gelegenen Terrassen geleitet, die bis zum<br />

Rand der Bebauung des Dorfes Karşıyaka (Höhe ca.<br />

155 m ü. Meer) reichten. Auf Höhe des Kirchenanbaus<br />

sind ca. 55 m ab Auslauf Becken 1 auf der Höhe ca. 220 m<br />

ü. Meer heute noch Viehtränken und Waschplätze gut<br />

erkennbar (siehe Bild 4). Die Kennzahlen eines vereinfachten<br />

lokalen Aufmaßes des Bewässerungskanals von<br />

der Quelle bis zum Becken Nr. 3 am Eingang des Klosters<br />

sind in der Tabelle 2 zusammengestellt worden. Ein detaillierter<br />

Lageplan des Kanalsystems konnte noch nicht<br />

erstellt werden, da GIS-fähige vermessungstechnische<br />

Grundlagendaten fehlen.<br />

Die Quelle am Kloster konnte die Speicherbecken<br />

auch in den in der Literatur dokumentierten Zeiten mit<br />

niedriger Tagesschüttung füllen. Zahlreiche verzinkte<br />

Rohre zeugen auch von einer rezenten Nutzung der<br />

Quelle. Auf Höhe der Quellfassung wurden dazu verzinkte<br />

Rohre parallel <strong>zur</strong> Rinne verlegt. Teilweise wurden<br />

sie auch in die Rinne gelegt. Die Leitung unterhalb der<br />

Quelle ist an vielen Stellen bei der Begehung im Oktober<br />

2013 zerstört, mit Schutt überdeckt oder korrodiert.<br />

Sie verlief bis zum Becken 1 in etwa parallel <strong>zur</strong><br />

historischen Bewässerungsrinne (Bild 11) und zweigte<br />

von dort parallel zum Fahrweg in Richtung Moschee<br />

und Dorfzentrum ab. Es ist anzunehmen, dass diese<br />

Quelle bis zu ihrem Versiegen auch als <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

des Ortes genutzt wurde.<br />

6. Ausblick<br />

Die Entwicklung der Brunnenbohrtechnik und der<br />

damit mögliche Zugang zu zuvor ungenutzten Grundwasserressourcen<br />

in nahezu jeder beliebigen Tiefe<br />

förderten auch im Norden Zyperns eine stetig voranschreitende<br />

Übernutzung der lokalen <strong>Wasser</strong>ressourcen.<br />

Man spricht auch von einer „intensiven“<br />

Grundwassernutzung, wenn sich durch Grundwasserentnahmen<br />

das Fließregime und die Beschaffenheit des<br />

Grundwassers beträchtlich gegenüber der natür lichen<br />

Situation verändert haben. Eine quantitative Übernutzung<br />

geht oft mit einer qualitativen Belastung des<br />

<strong>Wasser</strong>s mit Stickstoffüberschüssen und Pestiziden<br />

einher und wird angefacht durch<br />

Juni 2014<br />

744 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />

••<br />

Zunahme der bewässerungsintensiven Landbau -<br />

flächen,<br />

••<br />

stetige Zunahme des Tourismus und des Baus von<br />

Ferienwohnsiedlungen,<br />

••<br />

Zunahme der Komfortansprüche der wirtschaftlich<br />

erfolgreichen Bevölkerungsschicht,<br />

••<br />

eine voranschreitende Besiedelung von naturnahen<br />

Neubildungsgebieten infolge des Bevölkerungs- und<br />

Investionsdrucks ausländischer Residents,<br />

••<br />

Umstellung von ursprünglich nachhaltigen Bewirtschaftungsformen,<br />

die am Beispiel der Klosterquelle<br />

in Karşıyaka trotz der dürftigen historischen Datenlage<br />

nachvollziehbar wird, auf einen wasser- und stickstoffintensiven<br />

Bewässerungsanbau; dazu wurden<br />

auf der Insel seit den 1960er-Jahren immer mehr und<br />

tiefere Pumpbrunnen in Betrieb genommen und so<br />

die Grundwasservorräte qualitativ und quantitativ<br />

irreversibel geschädigt.<br />

Tabelle 2. Aufmaß der Systemkenngrößen der Bewässerungsrinne von der Quelle bis zum Becken am Eingang des<br />

Sinai-Klosters in Karşıyaka.<br />

Kenngröße des Systems<br />

Höhenlage Quellfassung/Becken/<br />

Einlauf Quellwasser<br />

Gesamtlänge zwischen Quellfassung<br />

und Einlauf Becken Nr. 3 am Haupttor<br />

Gemessene oder<br />

berechnete Maßzahl<br />

Kommentar/Geländebefunde<br />

272 m ü. Meer Becken bzw. Reservoir als Quellsammelschacht<br />

in einer Felsnische im Hilarion-<br />

Kalkstein; großer Oleander im Quelltopf<br />

260 m Trassenlänge der Hauptrinne von der<br />

Quellfassung bis zum Einlauf Becken Nr. 3<br />

am Haupttor zum Klosterhof<br />

Gefälle (Gradient) 0,23 (23 %) Auf die Gesamtlänge und Gesamthöhenunterschied<br />

bezogen; lokale Gefälleänderungen<br />

sind durch die Verwitterung<br />

und Zerstörung der Rinne bedingt<br />

Höhenlage Abzweig zum Nebenbecken<br />

Nr. 2<br />

Höhenlage und Volumen (V) Becken/<br />

Behälter Nr. 1<br />

Höhenlage und Volumen (V) Nebenbecken<br />

Nr. 2<br />

Höhenlage Laufbrunnen bzw. Schachtbrunnen,<br />

oder Laufbrunnen im Garten<br />

Höhenlage und Volumen (V)<br />

Becken Nr. 3<br />

257 m ü. Meer Abzweig zum Becken Nr. 2 unter Schuttüberdeckung;<br />

rezentes Schuttfeld mit<br />

anhaltenden Kriechbewegungen im Hang<br />

Einlauf ca. 231 m ü. Meer;<br />

Auslauf ca. 229 m ü. Meer;<br />

V = ca. 135 m³<br />

Einlaufturm ca. 229 m ü. Meer;<br />

Auslauf ca. 223 m ü. Meer;<br />

V = ca. 21 m³<br />

Hauptbehälter im Osten der Anlage<br />

(L = ca. 10,85 m; B= ca. 6,2 m; H = ca. 2 m)<br />

Behälter oberhalb des Zitrushains;<br />

Oberkante Einlaufturm ca. 229 m ü. Meer<br />

(Turmhöhe ca. 6 m über Wegniveau)<br />

(L = ca. 4,65 m; B = ca. 2,80 m; H = ca. 1,60 m)<br />

218 m ü. Meer Einlauf der Rinnen nach den Waschbecken bzw.<br />

Viehtränken auf Höhe des Kirchen anbaus<br />

209 m ü. Meer; V = ca. 27 m³ Behälter vor dem Haupttor im Norden<br />

der Anlage (L = ca. 5,50 m; B = ca. 3,10 m;<br />

H = ca. 1,60 m)<br />

Quellschüttung minimal 210 m³/d Daten nach [14]<br />

Quellschüttung mittel 455 m³/d Daten nach [14]<br />

Quellschüttung maximal 1050 m³/d Daten nach [14]<br />

Quellschüttung aktuell (2013) 0 m³/d Quelle war im Herbst 2013 trockengefallen<br />

Relation Q min zu Q max 0,2 Typischer Schüttungsquotient für Karstquellen<br />

mit geringem Speichervolumen<br />

im Hohlraumsystem [7]<br />

Gesamtvolumen der Becken ca. 183 m³ Becken heute z. T. zerstört; daher Abschätzung<br />

des Speichervolumens erschwert<br />

Relation Schüttungsmittel zum<br />

Behältervolumen (Gesamt)<br />

Relation Schüttungsminimum zum<br />

Behältervolumen (Gesamt)<br />

2,48 m³/d/m³ Die mittlere Schüttung konnte die Becken<br />

ca. 2,5 mal pro Tag füllen<br />

1,15 Das Beckenvolumen entsprach nahezu der<br />

minimalen Tageschüttung<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 745


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Die Aufgabe der Quellwassernutzung zugunsten von<br />

Bohrbrunnen wurde vermutlich durch die bei [14] dokumentierten,<br />

unregelmäßigen Schüttungen und Dargebotsrückgänge<br />

in trockenen Jahren gefördert. Die<br />

Steigerung der <strong>Wasser</strong>entnahme aus Bohrbrunnen<br />

wurde notwendig, weil der Bedarf auf der Insel immer<br />

weiter zunahm. Gleichzeitig wurde aber die <strong>Wasser</strong>förderung<br />

nicht an das örtliche neubildungsfähige<br />

Dargebot angepasst; es wurde von Anfang an übernutzt,<br />

wie die <strong>Wasser</strong>spiegelganglinien von Brunnen<br />

aus den 1960er-Jahren zeigen. Folgen waren ein Fallen<br />

der <strong>Wasser</strong>spiegel und das zunächst periodische, dann<br />

dauerhafte Trockenfallen der Quellen.<br />

Solange die Brunnenförderung und Grundwasserbewirtschaftung<br />

nicht an die lokalen Ressourceneigenschaften<br />

angepasst werden, muss auf Dauer mit einem<br />

massiven, irreversiblen Dargebotsdefizit gerechnet<br />

werden. Das Dargebot kann sich in solchen semiariden<br />

Regionen wie in den westlichen Kyrenia-Bergen nur<br />

wieder erholen, wenn ausreichende Niederschläge<br />

steigende <strong>Wasser</strong>stände in den lokalen Aquiferen auslösen.<br />

Die heute trockenen Quellaustritte könnten dann<br />

wieder reaktiviert werden.<br />

Wünschenswert wäre in Zukunft eine archäolo gische<br />

und vermessungstechnische Aufnahme des Aquädukts<br />

von Karşıyaka, um mithilfe von hydrogeologischen Untersuchungen<br />

die Dargebotsdefizite in der Sommerzeit<br />

und die Übernutzung der Karstaquifere detaillierter zu<br />

erfassen und für diese Art der historischen <strong>Wasser</strong>nutzung<br />

mögliche Lösungswege, wie z. B. der Bau von<br />

oberirdischen Speicherräumen, wie z. B. in osmanischer<br />

Zeit, oder eine unterirdische Speicherung der in der<br />

Winterzeit nicht genutzten <strong>Wasser</strong>dargebote in den<br />

Karstaquifer, zu erarbeiten. Damit könnte die Tiefbrunnennutzung<br />

reduziert und die Grundwasserressource<br />

unter Berücksichtigung der jeweiligen saisonalen<br />

Dargebotslage optimiert bewirtschaftet werden.<br />

[7] Treskatis, C. und Tauchmann, H.: Quellwasserfassungsanlagen<br />

<strong>zur</strong> Trinkwassergewinnung. 673 S., DIV Deutscher Industrieverlag<br />

GmbH, München, 2013.<br />

[8] Harrison, R., Newell, W., Panayides, I., Stone, B., Tsiolakis, E.,<br />

Necdet, M., Batihanli, H., Ozhur, A., Lord, A., Bersoy, O., Zomeni,<br />

Z. and Schindler, S.: Bedrock Geologic Map of the Greater<br />

Lefkosa Area, Cyprus. USGS Pamphlet to accompany Scientific<br />

Investigations Map 3046: 36 S., Virginia, 2008.<br />

[9] www.geologyrocks.co.uk/tutorials/geology-of-cyprus (Geology<br />

of Cyprus, 2007)<br />

[10] Pantazis, T.: An outline of the geology and geomorphology<br />

of Cyprus. Cyprus Geographical Association: 20 S., Nicosia,<br />

1971.<br />

[11] Dreghorn, W.: Geomorphology of the coastline east of Kyrenia<br />

Castle. – Cyprus Geographical Association: 13 S., Nicosia, 1971.<br />

[12] Palamkumbura, R.: The importance of U-series dating for<br />

understanding the Quaternary geology of Northern Cyprus.<br />

Technical report: 14 S., 2012. www.geos.ed.ac.uk/homes/<br />

s1137251/<br />

[13] Dreghorn, W.: Landscapes in Northern Cyprus or Rocks and<br />

Scenery in Northern Cyprus. Geology explained: 127 S., London,<br />

1979.<br />

[14] Aldalou, A. J.: Regional Water Balance Study for Kyrenia<br />

Range Aquifers. Thesis Near East University: 142 S., Nicosia,<br />

2012.<br />

[15] Yazıcıoğlu, Ü.: Erwartungen und Probleme hinsichtlich der<br />

Integration der Türkei in die EU. Juristische Reihe TENEA<br />

Band 101 (Habil. TU Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften):<br />

475 S., Berlin, 2005.<br />

[16] Harris, S.: Colonial forestry and environmental history: British<br />

policies in Cyprus, 1878 – 1960. Dissertation University of<br />

Texas: 493 S., Austin, 2007.<br />

[17] DSI Devlet Su Işleri (General Directorate of State Hydraulic<br />

Works, Turkey): Water Supply Project to TRNC by Pipeline.<br />

www2.dsi.gov.tr/English/service/icmekulse.htm<br />

[18] Erduran, B., Gökmenoğlu, O. and Keskin, E.: Hydrogeology of<br />

the Beşparmak (Pentadaktilos) Mountains (TRNC) Karstic<br />

Aquifer. In: DSI technical Research and Quality Control Department<br />

‒ Symposium of Isotope Techniques in Hydrology<br />

(Ankara 21-25 Oct. 2002): 241 – 254 (in türkischer Sprache<br />

mit englischer Zusammenfassung), 2002.<br />

Literatur<br />

[1] Kitchener, H. H.: A trigonometrical survey of the island of<br />

Cyprus: NICOSIA – sheet 5, London, 1885.<br />

[2] Shirley, R.: Kitchener’s survey of Cyprus 1878 – 1883. The first<br />

full triangulated survey and mapping of the island. 70 S.,<br />

Nicosia, 2001.<br />

[3] George., J.: A description of the historic monuments of<br />

Cyprus. – Studies in the archaeology and architecture of the<br />

island. 322 S., Nicosia, 1918.<br />

[4] Gunnis, R.: Historic Cyprus: A guide to its towns and villages,<br />

monasteries and castles. 495 S., London, 1947.<br />

[5] Yapıcıolğlu, i.: Kuzey Kıbrıs’takı: basililka – katedral – manastır<br />

kilese ve şapeller (Basilicas – Cathedrals – Monasteries,<br />

Churches and Chapels in North Cyprus). Vol. I + II: 957 S.,<br />

Lefkosa, 2007.<br />

[6] Udluft, P., Külls, C. and Schaller, J.: Re-evaluation of the<br />

groundwater resources of Cyprus. – Technical report for the<br />

Ministry of Agriculture, Natural Resources and Environment:<br />

50 S., Würzburg, 2006.<br />

Autor<br />

Eingereicht: 18.03.2014<br />

Korrektur: 02.05.2014<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis<br />

apl. Professor an der TU Darmstadt<br />

E-Mail: c.treskatis@bup-gup.de |<br />

Bieske und Partner Beratende<br />

Ingenieure GmbH |<br />

Im Pesch 79 |<br />

D-53797 Lohmar<br />

Juni 2014<br />

746 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


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Die <strong>Wasser</strong>versorgung im<br />

antiken Rom<br />

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Sextus Iulius Frontinus, Leiter der antiken römischen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Sextus Iulius Frontinus wurde im Jahre 97 n. Chr. durch Kaiser Nerva zum Leiter der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom (curator aquarum) berufen. Aus diesem Anlass verfasste er<br />

eine Schrift, die unter dem Titel „De aquaeductu urbis Romae – Die <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt<br />

Rom“ überliefert worden ist. Frontin gibt darin einen Überblick über den Stand des Wissens<br />

bezüglich Management, Technik und Organisation der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Er<br />

begegnet uns als moderner Manager einer großstädtischen <strong>Wasser</strong>versorgung; seine Schrift<br />

kann als erstes Lehrbuch des Faches gelten. Die zweisprachige Ausgabe basiert auf einer<br />

sorgfältigen Überprüfung des lateinischen Textes sowie einer neuen Übersetzung ins Deutsche.<br />

Dreizehn begleitende Aufsätze, verfasst von international renommierten Vertretern der Alten<br />

Geschichte, Altphilologie und Literaturgeschichte, Archäologie und Ingenieurwissenschaften<br />

behandeln die Editionsgeschichte des Werkes, die Gestalt Frontins in ihrer politischen und<br />

sozialen Umwelt, die Organisation und Administration der <strong>Wasser</strong>versorgung, diskutieren<br />

Messtechnik und hydraulische Kenntnisse, Rohrnormung und bautechnische Fragen, und<br />

gehen ein auf die öffentlichen Bäder, Brunnenanlagen, Toiletten und <strong>Abwasser</strong>leitungen <strong>zur</strong><br />

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| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Trinkwasserinstallation<br />

Schwarz gefärbte Biofilme<br />

an Trinkwasserauslaufarmaturen<br />

Charakterisierung, Ursachen und Abhilfemaßnahmen<br />

Trinkwasserinstallation, schwarze Biofilme, Trinkwasser, Zapfstelle,<br />

schwarze Hefen, Herpotrichiellaceae, Phosphat, SDS, flüchtige organische<br />

Verbindungen (VOC)<br />

Guido Heinrichs, Gerhard Haase, Carsten K. Schmidt und Iris Hübner<br />

Seit einigen Jahren wird aus verschiedensten Versorgungsgebieten<br />

in ganz Deutschland punktuell über<br />

das Auftreten schleimiger, schwarzer Beläge an<br />

Strahlreglern, Duschköpfen und WC-Spülkästen in<br />

Trinkwasserhausinstallationen berichtet, ohne dass<br />

das dort abgegebene Trinkwasser nach den Kriterien<br />

der Trinkwasserverordnung zu beanstanden wäre. Im<br />

Zuge der hier vorgestellten Untersuchungen konnte<br />

die schwarze Hefe Exophiala lecanii-corni aus der<br />

Familie der Herpotrichiellaceae als Hauptbestandteil<br />

dieser Biofilme identifiziert werden. Diese Spezies<br />

ließ sich aber weder in Proben aus entsprechenden<br />

Bereichen der Trinkwassergewinnung und -aufbereitung<br />

noch in Proben aus dem öffentlichen Verteilungssystem<br />

nachweisen, wohl aber regelmäßig in<br />

Abflüssen von Sanitärinstallationen. Somit erscheint<br />

eine retrograde Kontamination der Auslaufarmaturen,<br />

ähnlich der bei Pseudomonas aeruginosa,<br />

wahrscheinlich.<br />

Wichtiger Cofaktor für die Entwicklung der Biofilme<br />

scheinen flüchtige organische Verbindungen aus der<br />

Raumluft zu sein, die den Pilzen als Energie- und<br />

Kohlenstoffquelle dienen. Nephelometrisch ermittelte<br />

Wachstumskinetiken zeigten, dass E. lecanii-corni<br />

Essigsäure und Ethanol, gängige Bestandteile von<br />

Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, bereits in geringer<br />

Konzentration nutzen kann. Eine wachstumsfördernde<br />

Wirkung von Phosphat konnte in Laborversuchen<br />

unter sonst optimalen Nährstoffverhältnissen<br />

ab einer Konzentration von 0,75 mg/L PO 4<br />

3-<br />

beobachtet<br />

werden. Mit einer 2,5 %igen SDS-Spüllösung wurde<br />

<strong>zur</strong> Bekämpfung der Biofilme eine wirksame Alternative<br />

zu herkömmlichen aggressiven Mitteln etabliert.<br />

Eine Bewertung des von den in den Biofilmen<br />

identifizierten Pilzen ausgehenden Risikos schließt<br />

eine Gesundheitsgefährdung für den Menschen weitgehend<br />

aus.<br />

Black Pigmented Biofilms Occurring on<br />

Water Taps – Characterization, Causes and<br />

Countermeasures<br />

In recent years the occurrence of slimy black biofilms<br />

on individual water taps, shower heads and toilet<br />

tanks was reported from various drinking water supply<br />

areas in Germany. In the course of the investigations<br />

presented here, the herpotrichiellaceous black<br />

yeast Exophiala lecanii-corni could be identified as<br />

the main constituent of these biofilms. This species<br />

could not be detected in any sample taken from corresponding<br />

public drinking water production, treatment<br />

and distribution facilities, but was found to be<br />

common in sinks of sanitary installations. Thus, retrograde<br />

contamination of the water taps as it is<br />

known for Pseudomonas aeruginosa appears to be<br />

likely.<br />

Volatile organic compounds from indoor air, which<br />

serve the fungi as carbon and energy source, seem to<br />

be an important cofactor in the formation of the<br />

respective biofilms. Comparative nephelometrically<br />

recorded growth kinetics with E. lecanii-corni showed<br />

that acetic acid and ethanol, common components of<br />

cleaning agents and disinfectants, can be utilized by<br />

this fungi already at low concentrations. Lab experiments<br />

under otherwise optimal nutrient conditions<br />

revealed a growth-promoting effect of phosphate at a<br />

concentration of 0.75 mg/L PO 4<br />

3- and higher. SDS<br />

turned out to be a very effective alternative to more<br />

aggressive conventional disinfectants for biofilm<br />

control and elimination. A comprehensive evaluation<br />

concerning the risk arising from the fungi identified<br />

in the biofilms revealed that health hazards to humans<br />

are rather unlikely.<br />

Juni 2014<br />

748 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />

1. Einleitung<br />

In den letzten Jahren berichteten hier und da einzelne<br />

Trinkwasserkunden über schleimige, dunkel pigmentierte<br />

Beläge an den Zapfstellen ihrer Trinkwasserinstallationen<br />

(Bild 1 und 2), obwohl das angelieferte Trinkwasser<br />

nach den Kriterien der Trinkwasserverordnung<br />

hygienisch einwandfrei war. Die auffälligen Biofilme<br />

traten in verschiedenen Versorgungsgebieten, aber bislang<br />

nie flächendeckend auf. Selbst bei baugleichen<br />

Wohnungen eines Wohnobjektes zeigten nur einzelne<br />

Einheiten entsprechende Auffälligkeiten. Eine orientierende<br />

Studie aus dem Jahr 2011 dokumentiert 88 Fälle<br />

aus ganz Deutschland [1].<br />

Bei den betroffenen Trinkwasserkunden führen die<br />

schwarzen, schleimigen Biofilme zu Beeinträchtigungen<br />

der Lebensqualität infolge von Ekel und Unbehagen<br />

gegenüber der Trinkwassernutzung sowie aus Furcht<br />

vor gesundheitlichen Gefahren. Letzteres gilt insbesondere,<br />

wenn hygienisch sensible Bereiche wie Arzt- und<br />

Zahnarztpraxen betroffen sind. Die beobachteten Beläge<br />

erweisen sich als sehr hartnäckig und bilden sich<br />

nach mechanischem Entfernen innerhalb weniger<br />

Wochen neu aus. Das massenhafte Wachstum findet<br />

dabei an <strong>Wasser</strong>/Luft-Grenzflächen von Strahlreglern<br />

und Duschköpfen sowie WC-Spülkästen statt und nicht<br />

in den Innenrohren, wie eigene endoskopische Unt ersuchungen<br />

gezeigt haben. Vorangehende mikrobiologische<br />

Untersuchungen deuteten darauf hin, dass<br />

schwarzen Hefen aus der Familie der Herpotrichiellaceae<br />

eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der schwarzen<br />

Biofilme zukommen könnte [2]. Dieser gehören neben<br />

zahlreichen ubiquitär verbreiteten Umweltspezies auch<br />

einige sehr nahverwandte pathogene Arten an. Um<br />

die für Trinkwasserkunden und <strong>Wasser</strong>versorger wichtige<br />

Abschätzung der von den schwarzen Biofilmen<br />

mög licherweise ausgehenden gesundheitlichen Gefahr<br />

vornehmen zu können, war eine verlässliche Differenzierung<br />

der beteiligten Organismen bis <strong>zur</strong> Speziesebene<br />

erforderlich.<br />

Hauptziel der hier vorgestellten Untersuchungen<br />

war die mykologische Spezies-Identifizierung der biofilmbildenden<br />

Pilze. Dabei gestaltet sich bereits deren<br />

Isolation schwierig. Schwarze Hefen weisen auf herkömmlichen<br />

Nährmedien ein sehr langsames Wachstum<br />

auf. Sie werden deshalb in der Regel – noch bevor<br />

sichtbare Kolonien entstehen – von schnellwachsenden<br />

Schimmelpilzarten (z. B. Aspergillus, Penicillium) überwachsen.<br />

Diesem Umstand wurde durch lange Bebrütungszeiten<br />

(≥ 3 Wochen) und durch die Verwendung<br />

spezieller Kulturmedien, die das Schimmelpilzwachstum<br />

unterdrücken, Rechnung getragen. Eine verlässliche<br />

Spezies-Differenzierung der gewonnenen Isolate<br />

allein auf Grundlage morphologischer Merkmale ist<br />

aber nicht möglich, da deren Ausprägung (Synanamorphe)<br />

während komplexer, pleomorpher Lebenszyklen<br />

variiert oder Differenzierungsmerkmale zu gering ausfallen<br />

[3]. Zusätzlich können nahezu gleiche morphologische<br />

Strukturen in phylogenetisch nur entfernt verwandten<br />

Spezies beobachtet werden [4]. Weil für die<br />

meisten Spezies auch diskriminierende physiologische<br />

und biochemische Leistungsdaten nicht verfügbar sind<br />

bzw. aufgrund der Intraspeziesvariabilität nicht nutzbar<br />

sind [4], kann auch so keine verlässliche Identifizierung<br />

erfolgen.<br />

Die Routine-Identifizierung der Herpotrichiellaceae<br />

basiert derzeit typischerweise auf der molekulargenetischen<br />

Analyse der ribosomalen Internal Transcribed<br />

Spacer Region (ITS, Bild 3). Der Sequenzierung dieses<br />

Bild 1. Beispiele<br />

schwarzer<br />

Biofilme an<br />

verschiedenen<br />

Armaturteilen;<br />

(A) Strahlregler,<br />

(B) Duschkopf,<br />

(C) Überlaufbehälter<br />

aus Zahnarztstuhl,<br />

(D)<br />

<strong>Wasser</strong>/Luft-<br />

Grenzfläche<br />

in einem WC-<br />

Spülkasten.<br />

Bild 2. Aufnahmen eines schwarzen Biofilms; (A) Biofilm an Strahlregler;<br />

(B) Pilzmyzel am Metallsieb; (C) Exopolysaccharide (EPS) an<br />

Hyphengeflecht; (B, C) elektronenmikroskopische Aufnahme im<br />

Niedrigvakuum, Fei Environmental Scanning Electron Microscope XL<br />

30 Field Emission Gun, (Fei, Hillsboro, USA); die Aufnahmen wurden<br />

dankenswerterweise am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums<br />

Aachen von Herrn Dipl.-Ing. Bovi angefertigt.<br />

Bild 3. Lage der Internal Transcribed Spacer 1 und 2 (ITS1, ITS2)<br />

innerhalb des ribosomalen rDNA Operons (ITS-Region).<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 749


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|<br />

Trinkwasserinstallation<br />

Bild 4. Exemplarische Zusammensetzung eines Biofilms; links:<br />

semiquantitative Metagenomanalyse TEFAP; rechts: herkömmliche<br />

Kultivierung (SGA); Biofilm B3 aus WC-Spülkasten.<br />

Bild 5. Adhäsionsfähigkeit verschiedener Pilzarten an Glasoberflächen;<br />

Trockengewichtszunahme der an Deckgläser (18 x 18 mm) anhaftenden<br />

Biomasse ausgewählter dunkel pigmentierter „Trinkwasser-Pilzspezies“,<br />

14 Tage, Raumtemperatur, 10 mL Sabouraud-Bouillon in 30 mL<br />

Kulturgefäß, geschwenkt, Dreifachbestimmung. Das Foto zeigt einen<br />

auf diese Weise in vitro erzeugten Biofilm mit E. lecanii-corni.<br />

Genabschnitts folgt ein Sequenzabgleich in öffentlich<br />

zugänglichen Datenbanken (z. B. GenBank), wobei i. d. R.<br />

die Speziesbezeichnung, welche der ähnlichsten gefundenen<br />

Sequenz zugeordnet ist, für das zu identifizierende<br />

Isolat übernommen wird. Da aber auch diese<br />

Vorgehensweise nicht verlässlich zu einer Identifizierung<br />

führt [5, 6], wurde auf ein eigens entwickeltes<br />

molekularbiologisches Verfahren auf Grundlage sogenannter<br />

„Barcode-Identifier“ [5] <strong>zur</strong>ückgegriffen.<br />

Ein weiteres Ziel der Arbeiten war die Klärung des<br />

Eintragspfads der biofilmbildenden Pilzspezies. Dazu<br />

wurden <strong>Wasser</strong>proben und Abstriche aus den Bereichen<br />

Trinkwassergewinnung, Aufbereitung, Verteilung und<br />

Hausinstallation aus verschiedenen Versorgungsgebieten<br />

analysiert. Zur Klärung der für die schwarzen Biofilme<br />

wachstumsfördernden Randbedingungen (Kohlenstoffquelle,<br />

Phosphat) wurden Wachstumskinetiken mittels<br />

Laser-Nephelometrie erstellt. Um die Wirksamkeit von<br />

Natriumlaurylsulfat (SDS) bei der Bekämpfung der biofilmbildenden<br />

Pilzarten zu bestimmen, wurden neben<br />

der Aufnahme von Wachstumskinetiken fluoreszenzmikroskopische<br />

Untersuchungen an in vitro erzeugten<br />

Biofilmen (E. lecanii­corni) durchgeführt.<br />

Die Ergebnisse der Untersuchungen können als<br />

Grundlage für präventive und kurative Handlungsempfehlungen<br />

für Versorgungsunternehmen, Installationsbetriebe<br />

und Trinkwasserkunden dienen.<br />

2. Mykologische Spezies-Analyse –<br />

Exophiala lecanii-corni als Biofilmbildner<br />

In einem ersten Schritt wurden die schwarzen Biofilme<br />

qualitativ untersucht. Dazu wurden an 44 Befallstellen<br />

insgesamt 146 Abstriche von Strahlreglern und Duschköpfen,<br />

WC-Spülkästen und ähnlichen Stellen genommen<br />

und jeweils auf einem Standardpilznährmedium<br />

und einem Selektivmedium für schwarze Hefen ausplattiert.<br />

Verwendet wurden Sabouraud-Glukose-Chloramphenicol<br />

Agar (SGA) als Vollmedium sowie Erythritol-<br />

Chloramphenicol-Agar (ECA) [7] als Selektivmedium.<br />

Alle erhaltenen Isolate wurden molekulargenetisch mittels<br />

PCR und anschließender Sequenzanalyse des Internal<br />

Transcribed Spacer 2 (ITS2) der nukleären ribosomalen<br />

DNA (Bild 3) identifiziert. Schwarze Hefen aus der Familie<br />

der Herpotrichiellaceae wurden mithilfe des molekularbiologischen<br />

„Barcode-Identifier“-Verfahrens [5] bis auf<br />

die Speziesebene bestimmt. Insgesamt konnten dabei<br />

Exophiala lecanii­corni in 72 %, E. equina in 27 % und<br />

Ochroconis spp. in 20 % der Proben nachgewiesen werden.<br />

Die Identifizierung der kulturell gewonnenen<br />

Stämme allein erlaubte allerdings noch keine quantitative<br />

Aussage zu den für die Biofilmbildung verantwortlichen<br />

Pilzspezies, da kulturelle Verfahren immer einer<br />

gewissen Selektivität unterworfen sind. Unter Umständen<br />

kann dabei die Häufigkeit des Vorkommens einer Spezies<br />

in einer Probe über- oder unterproportional abgebildet<br />

werden. Im Extremfall könnte der fragliche Mikroorganismus<br />

unter Laborbedingungen nicht kultivierbar<br />

sein, und würde daher – obwohl in der Probe dominierend<br />

– gar nicht erfasst. Daher wurde <strong>zur</strong> Ermittlung der<br />

Spezieszusammensetzung der dunkel pigmentierten<br />

Biofilme in einem zweiten Schritt mit 13 (B1–B13) ausgewählten<br />

schwarzen Biofilmen (Strahlregler: B4, B6, B7, B8,<br />

B9, B12, B13; WC-Schüssel: B2, B5; WC-Spülkasten: B1,<br />

B3; Duschkopf: B10; Dosierfach Waschmaschine: B11)<br />

eine semiquantitative Metagenomanalyse (Tag Encoded<br />

FLX Amplicon Pyrosequencing, TEFAP) der ITS2<br />

Region (Bild 3) durchgeführt. Diese molekularbiologische<br />

Methode erlaubt unter bestimmten Bedingungen<br />

die in einer Probe vorliegenden relativen Häufigkeiten<br />

Juni 2014<br />

750 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />

Tabelle 1. Pilzarten in den analysierten Biofilmen (n=13), Vergleich von TEFAP mit Kultivierungsansätzen auf SGA und ECA.<br />

TEFAP SGA ECA<br />

Spezies* häufigste vorhanden häufigste vorhanden häufigste vorhanden<br />

Alternaria sp. 1 4 0 1 0 2<br />

Cladosporium halotolerans 0 4 0 2 1 1<br />

Exophiala equina 0 3 1 2 2 2<br />

Exophiala l ecanii-corni 10 12 10 11 7 11<br />

Fusarium solani 0 3 1 1 1 1<br />

Ochroconis cf. constricta 1 1 0 0 0 1<br />

Ochroconis constricta 0 1 0 0 1 1<br />

Ochroconis mirabilis 0 4 1 1 1 1<br />

Phoma herbarum 1 5 0 3 0 2<br />

*Angegeben ist jeweils die Anzahl der Biofilme mit der betreffenden Spezies; Auswahl: Häufigste Spezies bei mindestens<br />

einem Verfahren in mindestens einem Biofilm; fett: Daten E. lecanii-corni; (abgewandelt aus [9])<br />

einer DNA-Zielsequenz (hier: ITS2) unterschiedlicher,<br />

verwandter Spezies semiquantitativ zu erfassen [8],<br />

wobei der Vorteil in der Unabhängigkeit von kulturbasierten<br />

Verfahren liegt. Zur Kontrolle wurden die 13 untersuchten<br />

Biofilme, parallel zum TEFAP, kulturell durch<br />

Ausplattieren auf SGA- und ECA-Medium [6] analysiert.<br />

Die reduzierte Anzahl der so untersuchten Biofilme ist<br />

dabei durch den großen Zeit- und Kostenaufwand des<br />

TEFAP begründet, kann aber aufgrund der Auswahl der<br />

Proben durchaus als repräsentativ gelten. In 12 der<br />

13 Biofilme wurde unabhängig von der angewandten<br />

Analysemethode Exophiala lecanii-corni nachgewiesen<br />

(Anteil: 1 – > 99 %), die in zehn Biofilmen auch die häufigste<br />

Art darstellte (Bild 4, Tabelle 1) [9]. Alternaria sp.<br />

(4 Biofilme, Anteil: < 1 – 73 %), Ochroconis cf. constricta<br />

(4 Biofilme, < 1 – 81 %) und Phoma herbarum (5 Biofilme,<br />

< 1 – 88 %) wurden mittels TEFAP in jeweils einem Biofilm<br />

als anteilsmäßig häufigste Art ermittelt. Fusarium<br />

oxysporum konnte in sechs der 13 analysierten Biofilme<br />

– zwar nicht dominant – aber ebenfalls in nennenswerten<br />

Anteilen (< 1 – 29 %) nachgewiesen werden [9],<br />

ähnlich wie F. solani (3 Biofilme, < 1 – 40 %). Beide gehören<br />

nicht zu den Schwärzepilzen. Seltener oder nur<br />

mit einem geringen Biofilmanteil wurden Cladosporium<br />

halotolerans (3 Biofilme, < 1 – 6 %), Exophiala equina<br />

(3 Biofilme, < 1 – 36 %), Pyrenochaeta unguis-hominis<br />

(3 Biofilme, < 1 – 5 %), Ochroconis mirabilis (3 Biofilme,<br />

< 1 – 19 %) und Candida albicans (8 Biofilme, Anteil: < 1 –<br />

19 %) nachgewiesen. Letztere gehörten ebenfalls nicht zu<br />

den Schwärzepilzen. In jeweils zwei Biofilmen wurden<br />

Exophiala mesophila (< 1 %, 24 %) und E. salmonis (1 %,<br />

32 %) gefunden. Exophiala lecanii-corni kann aufgrund<br />

dieser Befunde als die in den schwarzen Biofilmen an<br />

Trinkwasserauslaufarmaturen am häufigsten nachzuweisende<br />

Pilzart angesehen werden (Tabelle 1).<br />

Gestützt wird diese Aussage durch Versuche <strong>zur</strong><br />

Charakterisierung der in vitro Biofilmbildung (Bild 5).<br />

Hierzu wurde jeweils ein Deckglas (18 x 18 mm) in der<br />

Sporensuspension (Sabouraud-Bouillon) einer dunkel<br />

pigmentierten Pilzart inkubiert. Nach 14 Tagen wurde<br />

der Zuwachs der an das Glas haftenden Biomasse per<br />

Trockengewichtsbestimmung ermittelt. Nur Exophiala<br />

lecanii-corni und Ochroconis mirabilis waren unter den<br />

gegebenen Versuchsbedingungen in der Lage, an den<br />

Glasoberflächen zu haften. Andere in den natürlichen<br />

Biofilmen vorkommende Spezies zeigten hierzu im<br />

Rahmen der in vitro Versuche keine Tendenz (Bild 5).<br />

Die übergreifende Bewertung sowohl der Ergebnisse<br />

aus den Experimenten <strong>zur</strong> Biofilmbildung wie auch<br />

der mykologischen Spezies-Analyse von typischen Befallsstellen<br />

deutet auf Exophiala lecanii-corni als Hauptverursacher<br />

für die schwarz pigmentierten Biofilme hin.<br />

Die molekularbiologische Metagenomanalyse sowie die<br />

konventionelle Verfahrenskombination aus selektivkultureller<br />

Isolation mit nachfolgender sequenzbasierter<br />

Identifizierung ergaben dabei weitgehend übereinstimmende<br />

Resultate, wobei sich das TEFAP des ITS2-<br />

Bereichs als erfolgversprechende Methode <strong>zur</strong> semiquantitativen<br />

Analyse von Pilzen in Biofilmen erwies.<br />

3. Bewertung der gesundheitlichen Risiken<br />

aufgrund aktueller Literatur<br />

Exophiala lecanii-corni wurde weltweit immer wieder in<br />

Feuchtbereichen von Badezimmern nachgewiesen [10].<br />

Infektionen durch diese Spezies sind selten. Wurden<br />

Infektionen verursacht, handelte es sich i. d. R. um oberflächliche<br />

Mykosen der Haut und der Nägel, in Ausnahmefällen<br />

wurde auch von tiefer lokalisierten Mykosen<br />

des menschlichen Respirations- und Intestinaltraktes<br />

berichtet [11]. Angesichts des häufigen Vorkommens<br />

von E. lecanii-corni [10] und der insgesamt geringen<br />

Inzidenz von Infektionen sowie einer generell für Infektionen<br />

beim Menschen nicht optimalen maximalen<br />

Wachstumstemperatur von < 36 °C ist von keiner<br />

erhöhten von den Biofilmen ausgehenden Gesundheitsgefahr<br />

durch E. lecanii-corni auszugehen. Isolate der in<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 751


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Trinkwasserinstallation<br />

den Biofilmen nachgewiesenen Alternaria sp. zeigten<br />

oberhalb von 30 °C kein Wachstum und können deshalb<br />

als nicht-pathogen angesehen werden. Ochroconis-Arten<br />

wurden regelmäßig in Badezimmern nachgewiesen<br />

[10, 12]. Mit Ausnahme von O. gallopava, die in der vorliegenden<br />

Studie nicht nachgewiesen wurde, können sie<br />

Infektionen bei kaltblütigen Wirbeltieren auslösen [13].<br />

Phoma herbarum ist ein verbreitetes Pflanzenpathogen,<br />

wird aber auch mit Infektionen von Fischen in Verbindung<br />

gebracht [14]. Die luftgetragenen Sporen sind<br />

bekannte Allergene [15, 16, 17]. Die nicht-schwarz pigmentierten<br />

Pilze Fusarium oxysporum und F. solani sind<br />

ebenfalls verbreitete Pflanzenpathogene [2], allerdings<br />

auch regelmäßig in Waschbeckenabflüssen anzutreffen<br />

[18]. Beide sind auch als Infektionserreger beim Menschen<br />

bekannt, die Mykosen verursachen können, bei<br />

immunkompetenten Patienten handelt es sich dabei<br />

i. d. R. um oberflächliche Mykosen wie Nagel-, Haut- und<br />

Hornhautmykosen [19]. Bei hochgradig immunsupprimierten<br />

Patienten kann sich eine solche Mykose in<br />

selten zu beobachtenden Fällen im Körper ausbreiten<br />

(Dissemination) und dann einen schwerwiegenden<br />

Verlauf mit letalem Ausgang nehmen [2]. Für diese Personengruppe<br />

besteht generell eine erhöhte Gefahr,<br />

über die verschiedensten Expositionspfade (Lüftungsanlagen,<br />

Waschbeckenabläufe, Pflanzen etc.) an einer<br />

schwerwiegenden Pilzinfektion (z. B. Aspergillus sp.)<br />

zu erkranken. Behandlungseinheiten mit Immungeschwächten<br />

stellen daher Risikobereiche dar, die <strong>zur</strong> Infektionsprävention<br />

grundsätzlich besondere Schutzmaßnahmen<br />

erfordern. Fusarium spp. sind zudem bekannte<br />

Produzenten von Mykotoxinen, überwiegend<br />

auf zu feucht gelagertem Getreide [20]. Aufgrund der<br />

standortbedingten, starken Verdünnung durch das<br />

Trinkwasser dürften diese aber hier keine negativen<br />

Auswirkungen haben.<br />

Candida albicans besiedelt üblicherweise den Verdauungstrakt<br />

und ist ein bekannter Opportunist, der<br />

Kandidose hervorrufen kann, eine der wichtigsten Mykosen<br />

des Menschen [2]. Die Präsenz in den Biofilmen kann<br />

am besten durch eine retrograde Kontamination der<br />

Armaturen über Aerosole mit Pilzelementen erklärt werden,<br />

wie sie beispielsweise beim Händewaschen entstehen<br />

können. Die an hypersaline Umgebungen angepasste<br />

Spezies Cladosporium halotolerans [21] ist die vorherrschende<br />

dunkel pigmentierte Spezies in den Nasszellen<br />

von Sanitärbereichen [10] und hat keinerlei klinische<br />

Relevanz [2]. Exophiala equina verursacht hauptsächlich<br />

Infektionen bei kaltblütigen Tieren [22], aber auch – ebenfalls<br />

sehr selten – oberflächliche [22] und subkutane [23]<br />

Infektionen beim Menschen. Pyrenochaeta unguis-hominis<br />

wurde bereits in Nasszellen nachgewiesen [10], war bis<br />

dahin aber nur von Haut- und Nagelinfektionen beim<br />

Menschen bekannt [24]. Exophiala salmonis ist mit Infektionen<br />

von Lachs (Salmo salar) assoziiert [25]. Exophiala<br />

mesophila wurde in Leitungen von Zahnarztstühlen nachgewiesen<br />

[26]. Mykosen unter Beteiligung von E. mesophila<br />

beim Menschen sind in der Regel oberflächlich [2].<br />

Gefährliche Pathogene wurden aber in den hier<br />

untersuchten schwarzen Biofilmen an Trinkwasserauslaufarmaturen<br />

vermutlich auch wegen der niedrigen<br />

Temperaturen nie nachgewiesen. Dies betrifft z. B. die,<br />

wie Exophiala lecanii-corni, der Familie der Herpotrichiellaceae<br />

angehörigen Spezies Cladophialophora bantiana<br />

und Rhinocladiella mackenziei, die gemäß TRBA 460 der<br />

Risikogruppe 3 zugeordnet [27] werden, da sie auch in<br />

gesunden Patienten Infekte verursachen können, die<br />

nicht immer sicher erfolgreich zu behandeln sind. Ebenfalls<br />

nicht nachweisbar war Exophiala dermatitidis (Risikogruppe<br />

2), die in warmen, feuchten Lebensräumen, wie<br />

in Dampfbädern [28] und an den Gummidichtungen<br />

von Spülmaschinen [29], vorkommt.<br />

Bei dem überwiegenden Teil der publizierten Kasuistiken<br />

mit Beteiligung von Exophiala-Spezies handelt es<br />

sich um Einzelfallbeschreibungen. In einer der wenigen<br />

systematischen Studien aus den USA mit 188 untersuchten<br />

Fällen waren für den überwiegenden Teil der<br />

Infektionen (67,6 %) die drei nicht in den schwarzen<br />

Biofilmen nachweisbaren Spezies E. dermatitidis, E. xenobiotica<br />

und E. oligosperma verantwortlich. Lediglich<br />

13 Fälle (6,9 %) waren E. lecanii-corni zuzuordnen, dabei<br />

handelte es sich nur in vier Fällen um tieferliegende<br />

Mykosen bei prädisponierten Patienten [11].<br />

Zusammenfassend ist das von den in dieser Studie<br />

betrachteten Biofilmen ausgehende Infektionsrisiko als<br />

gering einzuschätzen, sodass i. d. R. weniger von einem<br />

hygienisch-infektiologischen als vielmehr von einem<br />

ästhetischen Problem auszugehen ist. Schwere Infektionen,<br />

die von den Hauptkomponenten dieser Biofilme<br />

ausgelöst werden können, sind sehr selten und betreffen<br />

nahezu ausschließlich hochgradig immunsupprimierte<br />

Patienten. Trotz der geringen Gesundheitsrisiken,<br />

die von den nachgewiesenen Pilzspezies ausgehen,<br />

sollte aber berücksichtigt werden, dass das<br />

Auftreten der schwarzen Biofilme in hygienisch sensiblen<br />

Bereichen, wie Zahnarztpraxen oder anderen Arztpraxen,<br />

angesichts einer steigenden Zahl von immunsupprimierten<br />

Personen auch im häuslichen Bereich,<br />

zumindest theoretisch ein Risiko darstellt.<br />

4. Eintragspfad der für die Biofilmbildung<br />

verantwortlichen Pilzspezies<br />

Aus Sicht der <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen ist auch<br />

die Herkunft der an der Bildung der schwarz pigmentierten<br />

Biofilme beteiligten Pilzspezies (vor allem<br />

E. lecanii-corni) von Interesse. Würde der Eintrag z. B.<br />

über verunreinigte Betriebsmittel (z. B. Phosphate) oder<br />

Betriebsanlagen erfolgen, könnte der Bildung der<br />

schwarzen Biofilme gegebenenfalls technisch entgegengewirkt<br />

werden.<br />

Da in anderen Studien schwarze Hefen in <strong>Wasser</strong>proben<br />

aus dem Versorgungssystem nachgewiesen<br />

Juni 2014<br />

752 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />

Bild 6. Mög liche Kontaminationspfade an Auslaufarmaturen.<br />

werden konnten [30, 31], kam ein anterograder Eintrag<br />

der biofilmbildenden Pilze an die Auslaufarmaturen<br />

durch das angelieferte Trinkwasser grundsätzlich in<br />

Betracht. Eine andere Möglichkeit ist eine retrograde<br />

Kontamination der Auslaufarmaturen (Bild 6) z. B. aus<br />

Siphons, wie sie für das Bakterium Pseudomonas aeruginosa<br />

bekannt ist [32, 33], durch <strong>Wasser</strong>spritzer oder<br />

z. B. Reinigen des Waschbeckens mit Putztüchern. Beide<br />

Varianten erschienen zunächst plausibel.<br />

Da das Trinkwasser als Eintragspfad für biofilmbildende<br />

Schwärzepilze nicht ausgeschlossen werden<br />

konnte, wurden insgesamt 289 Trink- und Rohwasserproben<br />

(0,1 L, n = 216; 1 L, n = 66; 10 L, n = 7;) sowie<br />

41 Abstriche an unterschiedlichen Stellen verschiedener<br />

Versorgungsanlagen in Gebieten, in denen Fälle von<br />

schwarzen Biofilmen auftraten, untersucht (Tabelle 2).<br />

Die <strong>Wasser</strong>proben wurden nach ISO 19458 Typ A [34]<br />

entnommen, membranfiltriert und auf Kulturmedien<br />

inkubiert. Über zwei Kerzenfilter wurde jeweils ein Volumen<br />

von ca. 10 000 L Rohwasser filtriert und mittels<br />

Anreicherungskultur analysiert. Weiterhin wurden 23 Proben<br />

von Dosiermitteln auf Basis von ortho-Phosphat<br />

und von Gemischen mit unterschiedlichen Anteilen von<br />

ortho- und poly-Phosphat untersucht. Um eine mögliche<br />

retrograde Kontamination der Zapfstellen ausmachen<br />

zu können, wurden ergänzend 56 Abstriche aus<br />

Siphons in Sanitärbereichen analysiert, in denen keine<br />

Auffälligkeiten mit schwarzen Biofilmen bestanden. Die<br />

Kultivierung aller Proben erfolgte auf SGA und ECA bei<br />

Raumtemperatur.<br />

Den höchsten Informationsgehalt über den Eintrag<br />

von Schwärzepilzen in die private Trinkwasserhausinstallation<br />

vermitteln die Proben, die an Übergabestellen<br />

genommen wurden (1 L, n = 50). Diese stammen im<br />

Wesentlichen aus vier Versorgungsgebieten (Bild 7) mit<br />

(B–D) und ohne (A) zentrale Dosierung von Phosphaten.<br />

In 96 % dieser Proben (n = 50) konnten Schwärzepilze<br />

nachgewiesen werden, deren Koloniezahl in der Regel <<br />

20 KBE/L lag (Bereich: 1 KBE bis > 200 KBE; Bild 7). Die<br />

dominierende Spezies im Verteilungssystem war Cadophora<br />

malorum, die in 74 % der Proben nachgewiesen<br />

Bild 7. Gesamtpilzkonzentrationen und Konzentration von dunkel pigmentierten Pilzen in<br />

Trinkwasserproben an Übergabestellen (n = 50) auf SGA als koloniebildende Einheiten (KBE)<br />

pro Liter aus Versorgungsgebieten; (A) keine zentrale Phosphatdosierung, (B–D) mit zentraler<br />

Phosphatdosierung; * Wert > 200 KBE/L; Konzentrationen dunkel pigmentierter<br />

KBE > 20 KBE/L gehen auf Cadophora malorum <strong>zur</strong>ück.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 753


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Trinkwasserinstallation<br />

wurde, gefolgt von Alternaria sp. (28 %) und Exophiala<br />

castellanii (26 %). Qualitative und quantitative Unterschiede<br />

der Pilzbelastung in den Proben konnten dabei<br />

zwischen den Versorgungsgebieten nicht festgestellt<br />

werden. <strong>Wasser</strong>proben aus Trinkwasserbehältern (n = 130)<br />

lieferten ein ähnliches Bild. Rohwasserproben aus Brunnen<br />

(10 L, n =5) wiesen keine Pilze auf, bei der Analyse<br />

der Feinfilter (~10 000 L, n = 2) konnten Cadophora malorum<br />

und Rhinocladiella similis nachgewiesen werden.<br />

Rohwasserproben aus der Aufbereitung (n = 4) wiesen<br />

eine geringe Konzentration, unter anderem mit C. malorum<br />

und Cladosporium spp. auf. In einigen Proben von<br />

Dosiermitteln mit unterschiedlichen Anteilen von orthound<br />

poly-Phosphat wurden zum Teil hohe Konzentra-<br />

Tabelle 2. Charakterisierung aller analysierten Proben.<br />

Beprobte Stelle Probenart Proben [n] Probenvolumen<br />

[L]<br />

Rohwasser<br />

Probenahmetyp<br />

nach ISO 19458<br />

(2012)<br />

Brunnen Trinkwasser 5 10 Typ A<br />

Kerzenfilter 1µm<br />

Filtration,<br />

Anreicherung<br />

2 ca. 10 000 –<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Entsäuerung Zulauf Trinkwasser 2 10 Typ A<br />

Entsäuerung Ablauf Trinkwasser 2 1 Typ A<br />

Entsäuerung Wandung innen Abstrich 2 – –<br />

Dosiermittel Abstrich 2 – –<br />

Keramikringe in Entsäuerung Anreicherung 2 0,1 –<br />

Phosphat Dosierung<br />

konz. Phosphatlösung<br />

2 – –<br />

Trinkwassertanks<br />

Luftfiltermatte außen Abstrich 14 – –<br />

Luftfiltermatte innen Abstrich 9 – –<br />

<strong>Wasser</strong>tank Wandung innen Abstrich 12 – –<br />

<strong>Wasser</strong>tank Ablauf (SGA) [1]* Trinkwasser 86 1 Typ A<br />

<strong>Wasser</strong>tank Ablauf (SGA + ECA) [2]* Trinkwasser 26 0,1 Typ A<br />

<strong>Wasser</strong>tank Ablauf (SGA + ECA) [3]* Trinkwasser 18 1 Typ A<br />

Hausanschluss (Trinkwasserrohrnetz)<br />

Adresse ohne Biofilm Trinkwasser 50 1 Typ A<br />

Adresse mit Biofilm Trinkwasser 39 0,1 Typ A<br />

Hausinstallation<br />

Partikelfilter Abstrich 8 – –<br />

Partikelfilter Trinkwasser 1 0,1 Typ C<br />

Rohrleitung Trinkwasser 60 1 Typ B<br />

Auslaufarmatur (Biofilm) Abstrich 146 – –<br />

Auslaufarmatur (Biofilm) Biomasse 18** – –<br />

Abfluss / Siphon Abstrich 56 – –<br />

* Untersuchungsreihen [1-3] unterscheiden sich in Probevolumen und eingesetzten Medien;<br />

** TEFAP: n = 13, nur disruptiert, verdünnt und ausplattiert: n = 5; (abgewandelt aus [32])<br />

Juni 2014<br />

754 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />

tionen von Exophiala castellanii, E. oligosperma und vor<br />

allem E. mesophila nachgewiesen, die aber alle nicht aktiv<br />

an der Biofilmbildung beteiligt zu sein scheinen (Bild 5).<br />

Aus keiner der <strong>Wasser</strong>proben aus <strong>Wasser</strong>werken und<br />

öffentlichen Verteilungsnetzen (n = 230) wurde jedoch<br />

E. lecanii­corni isoliert (Bild 8), die die dominierende<br />

Spezies in den untersuchten Biofilmen darstellt [35].<br />

Auch in Abstrichen aus diesen Bereichen war E. lecaniicorni<br />

nicht nachweisbar. Dagegen konnte E. lecaniicorni<br />

aus 26 % der Abflüsse an Stellen ohne Befall mit<br />

schwarzen Biofilmen (n= 56) und aus einer <strong>Wasser</strong>probe<br />

in der privaten Hausinstallation (Zapfstelle, insgesamt: n<br />

= 61) isoliert werden, wobei der letztere Befund vermutlich<br />

auf eine Kontamination der Armatur <strong>zur</strong>ückzuführen<br />

ist. Andere Spezies, die in den Biofilmen in meist<br />

nur geringen Anteilen nachgewiesen wurden, wie z. B.<br />

Alternaria sp., Exophiala equina und Ochroconis mirabilis,<br />

konnten selten bzw. nur in geringer Konzentration auch<br />

aus Trinkwasserproben des öffentlichen Versorgungssystems<br />

isoliert werden, sodass ihr Eintrag grundsätzlich<br />

auch über das angelieferte Trinkwasser erfolgen könnte.<br />

Die Kontamination der Auslaufarmaturen mit der ursächlich<br />

für die Biofilmbildung verantwortlichen Pilzspezies,<br />

E. lecanii­corni, erfolgt aber mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

retrograd durch in <strong>Wasser</strong>spritzer oder<br />

Aerosole eingeschlossene Pilzfragmente aus dem Bereich<br />

des Siphons. Bei der Primärbesiedlung der Siphons als<br />

Multiplikationsort fungiert möglicherweise der Mensch<br />

als Vektor (Händewaschen). Der retrograde Kontaminationspfad<br />

gilt vermutlich auch für betroffene dentale<br />

Behandlungseinheiten, denn in den in dieser Studie beobachteten<br />

Fällen trat der massive Befall im Überlauf<br />

bzw. in den <strong>Abwasser</strong>abführenden Leitungen auf.<br />

5. Ursachen für die Massenentwicklung<br />

Die Ursachen für die Massenentwicklung dunkel pigmentierter<br />

Biofilme sind multifaktoriell. Ein wichtiger<br />

Cofaktor ist der Phosphateintrag bei der Dosierung von<br />

Korrosionsinhibitoren, da die bekannt gewordenen und<br />

untersuchten Fälle in Bereichen mit zentraler Phosphatdosierung<br />

lokalisiert wurden oder in Gebäuden mit einer<br />

eigenen dezentralen Phosphatdosierung auftraten.<br />

Durch laser-nephelometrisch aufgenommene vergleichende<br />

Wachstumskinetiken (YNB-Medium, 0,4 % Glukose,<br />

30 °C über 72 h; Nephelostar, BMG Labtech, Ortenberg,<br />

Deutschland) mit E. lecanii­corni (Stamm GHP3335,<br />

Isolat aus Biofilm) konnte in vitro eine wachstumsfördernde<br />

Wirkung des Phosphats ab einer Konzentration<br />

von 0,75 mg/L PO 4<br />

3- bei ansonsten optimaler Nährstoffversorgung<br />

im Kulturmedium ermittelt werden. Die in<br />

der Praxis an Auslaufarmaturen üblichen Nährstoffkonzentrationen<br />

dürften allerdings wesentlich kleiner<br />

als die im verwendeten Kulturmedium sein.<br />

Da die schwarzen Hefen auch im Falle einer zentralen<br />

Phosphatdosierung nur in Einzelfällen und nicht flächendeckend<br />

auftreten, muss davon ausgegangen werden,<br />

Bild 8. Häufigkeit<br />

von Pilzspezies<br />

in<br />

<strong>Wasser</strong>proben<br />

aus dem öffentlichen<br />

Versorgungssystem<br />

(Rohwasser,<br />

Aufbereitung,<br />

Trinkwassertanks,<br />

Übergabestellen;<br />

n = 230) im<br />

Vergleich zu<br />

E. lecanii-corni<br />

als Hauptbiofilmbildner.<br />

Bild 9. Vergleichende Wachstums kinetiken mit unterschiedlichen Kohlenstoffquellen,<br />

Exophiala lecanii-corni Stamm GHP 3335, nephelometrische<br />

Messung, 72 h, kohlenstoff freies YNB mit 10 mg/L Phosphor,<br />

30 °C, 8fach- Bestimmung.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 755


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Trinkwasserinstallation<br />

Bild 10. Untersuchte Pilzstämme; (A) Alternaria sp., Stamm R438,<br />

Trinkwasser; (B) Candida albicans, Stamm GHP 4107, Patient; (C)<br />

Cladosporium halotolerans, Stamm R360, Strahlregler; (D) Exophiala<br />

dermatitidis, Stamm GHP 195, Chromomykose; (E) E. equina, Stamm<br />

R543, Strahlregler; (F) E. lecanii-corni, Stamm GHP 3335, WC-Spülkasten;<br />

(G) Fusarium oxysporum, Stamm R148, Strahlregler; (H)<br />

Ochroconis mirabilis, Stamm R100, Waschmaschine, Dosierfach;<br />

Alle: 14 Tage, Raumtemperatur, Sabouraud 2 % Glukose Agar.<br />

dass nur ein ungünstiges Zusammenspiel von verschiedenen<br />

Einflussgrößen zu dem unerwünschten Massenauftreten<br />

führt. Hier ist neben der Phosphatkonzentration<br />

vor allem der Kohlenstoffeintrag in Form von flüchtigen,<br />

leicht verwertbaren, organischen Substanzen aus der<br />

Luft als wesentliche Einflussgröße von Relevanz, wobei<br />

für E. lecanii­corni [36] und andere schwarze Hefen [37]<br />

die Verwertung diverser organischer Verbindungen als<br />

C-Quelle u. a. bei der technischen Anwendung in Luftwäschern<br />

beschrieben wurde. Insbesondere die Fähigkeit,<br />

mit Essigsäure als einziger Energie- und Kohlenstoffquelle<br />

doppelt so schnell zu wachsen wie die sich<br />

mit anderen C-Quellen sehr viel schneller vermehrende<br />

Hefe Saccharomyces cerevisiae [38], kann die dominante<br />

Rolle von E. lecanii­corni in den schwarzen Biofilmen erklären.<br />

Essigsäure wird in der Praxis häufig zum Entfernen<br />

von Kalkablagerungen im Sanitärbereich eingesetzt.<br />

Laser-nephelometrisch aufgenommene, vergleichende<br />

Wachstumskinetiken (YNB-Medium, 30 °C, 72 h) mit<br />

E. lecanii­corni ergaben, dass Essigsäure und Ethanol als<br />

gängige Bestandteile von Reinigungs- (Entkalker) und<br />

Bild 11. Wachstums inhibition bei unterschied lichen SDS- Konzentrationen, nephelometrische Messung, (A) Alternaria sp. R438, 75h,<br />

25°C; (B) Can dida albicans GHP 4107, 48h, 30°C, (C) Cla dosporium halotolerans R360, 72h, 30°C, (D) Exophiala dermatitidis GHP 195,<br />

72h, 30°C, (E) Exophiala equina R543, 72h, 30°C; (F) Exophiala lecanii-corni GHP3335, 72h, 30°C, (G) Fusa rium oxysporum R148, 72h,<br />

30°C, (H) Ochroconis mirabilis R100, 75h, 30°C; 0,2 x Sabouraud-Bouillon, achtfach; RNE: relative nephelometrische Einheiten.<br />

Juni 2014<br />

756 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />

Desinfektionsmitteln in geringer Konzentration als<br />

einzige Energie- und Kohlenstoffquelle verwertet<br />

werden können (Bild 9). Auch flüchtige Bestandteile<br />

von Kosmetika (Parfüms, Deodorants, Haarsprays usw.)<br />

und fortlaufende Freisetzung geruchsaktiver Stoffe z. B.<br />

über Duftsteine könnten eine Rolle spielen. Ein Einfluss<br />

von Installationsmaterialien konnte im Zuge der vorliegenden<br />

Untersuchungen nicht beobachtet werden.<br />

6. Vermeidung und Bekämpfung<br />

Zur Vermeidung schwarzer Beläge sollte generell auf<br />

ausreichende Belüftung, den sparsamen Einsatz von<br />

organischen Mitteln sowie den fachgemäßen Betrieb<br />

dezentraler Inhibitor-Dosieranlagen geachtet werden.<br />

Zur Bekämpfung bietet sich zunächst mechanisches<br />

Reinigen und Auskochen betroffener Armaturteile oder<br />

aber deren Austausch an. Reiniger auf Essig- sowie Alkoholbasis<br />

erweisen sich als ungeeignet bei der Bekämpfung<br />

der Biofilme, da sie als Nährstoffquelle für die<br />

Pilze dienen können. Der Einsatz von stark oxidierenden<br />

Mitteln, wie <strong>Wasser</strong>stoffperoxid oder Natriumhypoch<br />

lorit, <strong>zur</strong> Abtötung der Biofilme wird von vielen Trinkwasserkunden<br />

aufgrund starker Geruchsbildung und<br />

der potenziellen Gefährdung bei unsachgemäßem Gebrauch<br />

abgelehnt. Zudem kann der häufige Gebrauch<br />

dieser aggressiven Mittel zu erhöhtem Verschleiß der<br />

betroffenen Auslaufarmaturen führen.<br />

Als Alternative zu diesen aggressiven Mitteln wurde<br />

an acht aufgrund ihres Vorkommens in Biofilmen und<br />

Feuchträumen ausgewählten Pilzstämmen (Bild 10)<br />

die wachstumshemmende Wirkung von SDS (Natriumdodecylsulfat)<br />

überprüft. Hierzu wurden ebenfalls vergleichende<br />

laser-nephelometrische Messungen (72 h,<br />

30 °C, Sabouraud-Bouillon (0,2 x)) durchgeführt, die<br />

eine zuverlässige Wachstumsinhibition aller acht getesteten<br />

Pilzstämme bei einer Konzentration von 0,5 %<br />

SDS im Testmedium ergaben (Bild 11). Die Einwirkung<br />

einer SDS-Konzentration von 2,5 % über 12 Stunden<br />

reichte aus, um Kulturen der untersuchten Pilzstämme<br />

in vitro zumindest zu inaktivieren, wobei der Wirknachweis<br />

kulturell geführt wurde. Da aber nicht-kultivierbar<br />

nicht in allen Fällen einer Abtötung gleichzusetzen ist<br />

[39, 40], wurden die Ergebnisse für Exophiala lecaniicorni<br />

fluoreszenzmikroskopisch mittels eines LIVE/<br />

DEAD ® Yeast Viability Kits (Molecular Probes, Eugene,<br />

USA) überprüft, das als Farbstoffe FUN1 und Calcofluor<br />

White enthält (Bild 12). Im Gegensatz zum Ausplattieren<br />

hat die Fluoreszenzfärbung dabei den Vorteil, Effekte<br />

direkt sichtbar zu machen, ohne den Umweg über die<br />

Kultivierung zu gehen, die falschnegative Ergebnisse<br />

erzeugen kann. Künstlich gezüchtete E. lecanii-corni<br />

Biofilme konnten dabei mit einer 2,5 %igen SDS-Lösung<br />

bei einer Einwirkzeit von 12 Stunden zuverlässig abgetötet<br />

werden. Die Ergebnisse aus den kulturellen<br />

Ansätzen konnten damit mittels Fluoreszenzfärbung<br />

abgesichert werden.<br />

Bild 12. Fluoreszenzmikroskopische Aufnahmen von in vitro<br />

Biofilmen; jeweils links Calcofluor White und rechts FUN1 gefärbt;<br />

(A, B) E. lecanii-corni: Lebend-Kontrolle, intrazelluläre Bildung<br />

rot-fluoreszierender Strukturen; (C, D) E. lecanii-corni: Tot-<br />

Kontrolle, keine rot-fluoreszierenden Strukturen; (E, F) E.<br />

lecanii-corni: 2,5 % SDS, keine rot-fluoreszierenden Strukturen;<br />

Leica Leitz DMRB, Wetzlar BRD; Filtersätze – Calcofluor: Leica<br />

I3, FUN1: Leica G/R; Maßstabsbalken: 20 µm.<br />

In einem Feldversuch wurde die Behandlung betroffener<br />

Zapfstellen mit einer 2,5 %igen SDS-Lösung<br />

(Natriumlaurylsulfat) über 12 Stunden von mehreren<br />

betroffenen Kunden mit sehr guten Resultaten getestet.<br />

7. Schlussfolgerung<br />

Im Zuge der Untersuchungen gelang die Ermittlung<br />

von Exophiala lecanii-corni als dominierende Spezies in<br />

den hier betrachteten schwarz pigmentierten Biofilmen<br />

an Trinkwasserauslaufarmaturen. Die molekularbiologische<br />

Metagenomanalyse sowie die konventionelle<br />

Verfahrenskombination aus selektiv-kultureller Isolation<br />

mit nachfolgender sequenzbasierter Identifizierung<br />

ergaben weitgehend übereinstimmende Resultate.<br />

Insgesamt gesehen ist das von den Biofilmen ausgehende<br />

Infektionsrisiko als gering einzuschätzen. Exophiala<br />

lecanii-corni und die anderen in den Biofilmen<br />

nachgewiesenen, molekularbiologisch identifizierten<br />

Schwärzepilze verursachen beim Menschen nur sehr<br />

selten Infektionen der Haut und Nägel. Somit ist beim<br />

Auftreten entsprechender Biofilme weniger von einem<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 757


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Trinkwasserinstallation<br />

hygienisch-infektiologischen als vielmehr von einem<br />

ästhetischen Problem auszugehen.<br />

Vergleichende Analysen der biofilmbildenden Pilze<br />

und der Trinkwasser-Pilzflora ergaben, dass der Eintrag<br />

offensichtlich nicht über das Trinkwasser erfolgt, da die<br />

in den Biofilmen dominierende Art, Exophiala lecaniicorni,<br />

nicht im Trinkwasserversorgungssystem, wohl<br />

aber regelmäßig in Siphons nachgewiesen werden<br />

konnte. Daher ist eine retrograde Kontamination der<br />

Auslaufarmaturen, wie z. B. auch für Pseudomonas aeruginosa,<br />

wahrscheinlich.<br />

Als praxistaugliche Abhilfemaßnahme und Handlungsempfehlung<br />

wurde der Einsatz einer 2,5 %igen<br />

SDS-Lösung etabliert, der bei lokaler Behandlung die<br />

Pilze eines sichtbaren Biofilms abtötet. Insbesondere bei<br />

dezentralen Dosieranlagen für Korrosionsinhibitoren<br />

sollte auf eine adäquate, Phosphat- Dosierung geachtet<br />

werden, um die Gefahr einer entsprechenden Biofilmbildung<br />

zu verringern.<br />

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Juni 2014<br />

758 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserinstallation | FACHBERICHTE |<br />

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death. EMBO Reports 21 (2001), p. 770–774.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 24.02.2014<br />

Korrektur: 15.05.2014<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Guido Heinrichs<br />

Prof. Dr. Gerhard Haase<br />

Institut für Medizinische Mikrobiologie |<br />

RWTH Aachen University Hospital |<br />

Pauwelsstraße 30 |<br />

D- 52074 Aachen<br />

Dr. Carsten K. Schmidt<br />

Dr. Iris Hübner<br />

(Korrespondenzautorin) |<br />

E-Mail: i.huebner@rheinenergie.com |<br />

RheinEnergie AG |<br />

Parkgürtel 24 |<br />

D-50823 Köln<br />

Zeitschrift „KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> • Abfall“<br />

In der Ausgabe 6/2014 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />

Jesulke u. a.<br />

Tondera u. a.<br />

Arbeitsbericht des DWA-Fachausschusses<br />

KA-10 „<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

im ländlichen Raum“<br />

Sander u. a.<br />

Richter/Milke<br />

Verfahrensansatz <strong>zur</strong> Ermittlung und Bewertung von Überflutungsgefahren in großen<br />

Einzugsgebieten im Rahmen der Überflutungsprüfung gemäß DIN EN 752<br />

Untersuchung der Reduktion von Spurenstoffen, Bakterien, Bakteriophagen und<br />

abfiltrierbaren Stoffen im Retentionsbodenfilter Kenten<br />

Standortbestimmung <strong>Abwasser</strong>entsorgung im ländlichen Raum<br />

Charakteristika kommerzieller Biofilm-Trägermaterialien für die <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

mit getauchten Festbettreaktoren<br />

Refinanzierung von Fremdwassereinleitungen – technische Herausforderungen<br />

und juristische Probleme<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 759


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Ausbildung – Lehre und Forschung<br />

Engler-Bunte-Institut des Karlsruher<br />

Instituts für Technologie (KIT) und<br />

TZW: DVGW-Technologiezentrum<br />

<strong>Wasser</strong>, im Jahre 2013<br />

Forschung und Lehre, Tätigkeitsbericht, Ausbildung, Weiterbildung, Engler-Bunte-Institut,<br />

DVGW-Forschungsstelle, Forschungsstelle für Brandschutztechnik, Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />

Harald Horn, Josef Klinger, Thomas Kolb und Dimosthenis Trimis<br />

Dieser Bericht soll einen Überblick über aktuelle Entwicklungen<br />

und Aktivitäten im Jahr 2013 am Engler-<br />

Bunte-Institut, der DVGW-Forschungsstelle am Engler-<br />

Bunte-Institut sowie der Forschungsstelle für Brandschutztechnik<br />

ermöglichen. Ebenso wird über das<br />

aus dem Engler-Bunte-Institut hervorgegangene TZW:<br />

DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> berichtet. Wie in<br />

den vergangenen Jahren erscheinen die gasspezifischen<br />

Beiträge im <strong>gwf</strong>-Gas|Erdgas und die wasserspezifischen<br />

Beiträge im <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>. Im Mittelpunkt des<br />

Berichtes steht die Entwicklung der oben angegebenen<br />

Einrichtungen im Jahr 2013 mit Beiträgen über die<br />

universitäre Lehre, die Ausbildung und Weiterbildung,<br />

über Forschungs- und Entwicklungsprojekte, über Beratung<br />

und Firmenkontakte sowie sonstige Aktivitäten.<br />

Der Bericht streift ebenso die Entwicklung des Karlsruher<br />

Instituts für Technologie (KIT), das durch die<br />

Zusammenführung der Universität Karlsruhe (TH) und<br />

der Forschungszentrum Karlsruhe GmbH entstanden ist.<br />

Karlsruhe Institute of Technology<br />

This report aims at giving an overview about recent<br />

developments and activities of the Engler-Bunte-<br />

Institute, the DVGW-Research Center, the Research<br />

Center of Fire Protection Technology and TZW: the<br />

DVGW-Water Centre which developed from the Engler-Bunte-Institute.<br />

As usual, the gas related parts<br />

can be found in <strong>gwf</strong>-Gas|Erdgas and the water related<br />

parts in <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>. The report highlights<br />

academic teaching, courses and advanced education,<br />

and focuses on scientific research and development<br />

projects, on consulting and contacts to business<br />

companies as well as on other activities. The report<br />

also refers to the development of the Karlsruhe<br />

Institute of Technology (KIT), which evolved from the<br />

fusion of the University of Karlsruhe (TH) and the<br />

Research Centre of Karlsruhe.<br />

Zur Geschichte und zum Umfeld<br />

Das Engler-Bunte-Institut am Karlsruher Institut für<br />

Technologie ist hervorgegangen aus der 1907 gegründeten<br />

ehemaligen „Lehr- und Versuchsgasanstalt“ und<br />

führt seit 1971 den Namen „Engler-Bunte-Institut“. Die<br />

enge Verbindung <strong>zur</strong> Praxis des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />

äußert sich darin, dass die jeweiligen Lehrstuhlinhaber,<br />

gegenwärtig „Chemische Energieträger – Brennstofftechnologie“,<br />

„Verbrennungstechnik“ und „<strong>Wasser</strong>chemie<br />

und <strong>Wasser</strong>technologie“ auch in Personalunion<br />

Leiter der fachlich entsprechenden Bereiche einer<br />

Forschungsstelle des DVGW im Engler-Bunte-Institut<br />

sind.<br />

Das KIT hat zum 1. Oktober 2013 einen Wechsel in<br />

der Leitung vorgenommen. Prof. Dr.-Ing. Harald Hanselka<br />

hat als Präsident des KIT die Nachfolge von Prof. Dr.<br />

Eberhard Umbach übernommen. Prof. Umbach ist ebenso<br />

wie Dr.-Ing. Peter Fritz, der als Vize-Präsident Forschung<br />

im Amt war, zu diesem Zeitpunkt aus dem KIT<br />

ausgeschieden.<br />

Die Schwerpunktsetzung des KIT als ein internationales<br />

Zentrum der Forschung auf dem Gebiet der<br />

Energie und des <strong>Wasser</strong>s hat stattgefunden und in den<br />

KIT-Zentren „Energie“ sowie „Klima und Umwelt“ die<br />

entsprechenden Strukturen gefunden. Das Engler-<br />

Bunte-Institut ist wichtiger Teil des KIT-Zentrums<br />

Juni 2014<br />

760 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />

Energie für die Bereiche Energieumwandlung und<br />

Erneuerbare Energien sowie des KIT-Zentrums Klima<br />

und Umwelt im Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie.<br />

Die zahlreichen Forschungsprojekte aus dem Gasund<br />

Verbrennungsfach sowie dem <strong>Wasser</strong>fach zeugen<br />

von der nationalen und internationalen Bedeutung der<br />

Lehrstühle und der Praxisnähe der ihnen zugeordneten<br />

Laboratorien und Technologieeinheiten.<br />

Der Sonderforschungsbereich 606 „Instationäre Verbrennung:<br />

Transportphänomene, chemische Reaktionen,<br />

Technische Systeme“ (Sprecher: H. Bockhorn) ist zum<br />

Ende des Jahres 2012 ausgelaufen (Förderumfang insgesamt<br />

ca. 8 Mio. Euro). Die in den vergangenen Jahren<br />

entwickelten Grundlagen werden nunmehr auf praxisnahe<br />

Systeme übertragen.<br />

Das EU-Großprojekt KIC InnoEnergy (KIC: Knowledge<br />

& Innovation Community) arbeitet mit starker Beteiligung<br />

des Engler-Bunte-Instituts. Innerhalb des EBI gibt es seit<br />

2013 ein BMBF-gefördertes Projekt, an dem sowohl die<br />

Kollegen von den „Chemischen Energieträgern“ als auch<br />

das <strong>Wasser</strong>fach zusammenarbeiten. Dabei werden die<br />

Kompetenzen in der Gastechnik und der Membrantechnik<br />

gebündelt.<br />

Ein weiteres großes Verbundprojekt bildet die<br />

„Innovationsoffensive Gas“ des DVGW, an dem die<br />

Lehrstühle des Engler-Bunte-Instituts und die<br />

Forschungsstelle des DVGW wesentlich beteiligt sind.<br />

Darüber hinaus arbeiten die drei Bereiche des Engler-<br />

Bunte-Instituts in zahlreichen Verbund-Großprojekten<br />

an maßgeblicher Stelle mit, z. B. DFG-Forschergruppe<br />

„Zündprozesse“, DFG-Verbundprojekt „Verbrennungslärm“.<br />

Hierzu finden sich detaillierte Angaben auf den<br />

nächsten Seiten.<br />

Die aus der Praxis entstehenden Fragestellungen<br />

werden vor allem in der DVGW-Forschungsstelle, der<br />

Abteilung Gastechnologie, dem Prüflaboratorium Gas<br />

und der Forschungsstelle für Brandschutztechnik bearbeitet.<br />

Das TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />

mit seinen über 160 Mitarbeitern in den Kompetenzbereichen<br />

Analytik, Aufbereitung, Ressourcenschutz,<br />

Korrosion, Verteilungsnetze und Umweltbiotechnologie<br />

bedient <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen, Behörden und<br />

Verbände.<br />

Viele der Projekte wurden und werden durch Institutionen<br />

wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG), dem Deutschen Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />

(DVGW), dem Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF), der Helmholtz Gemeinschaft<br />

Deutscher Forschungszentren (HGF), dem Ministerium<br />

für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-<br />

Württemberg, der Arbeitsgemeinschaft industrieller<br />

Forschungsvereinigungen (AIF), der Deutschen Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU), der Europäischen Kommission<br />

und anderen Drittmittelgebern des Bundes und des<br />

Landes gefördert. Ein erheblicher Anteil wird aber auch<br />

durch Forschungsaufträge aus Industrie und Unternehmen<br />

finanziert. Schließlich trugen Stiftungen und<br />

gemeinnützige Fördervereinigungen <strong>zur</strong> Umsetzung<br />

so mancher Forschungsidee bei. Ein besonderer<br />

Partner ist hierbei die Gesellschaft der Freunde des<br />

Engler-Bunte-Instituts, die das Institut insbesondere<br />

bei unerwartet auftretenden Schwierigkeiten großzügig<br />

unterstützt.<br />

Die Ergebnisse der zahlreichen Forschungsprojekte<br />

sind in einer beachtlichen Zahl von Publikationen<br />

dokumentiert, die zum großen Teil in den führenden<br />

internationalen Fachjournalen nach strenger Begutachtung<br />

erschienen sind. Die Verzeichnisse sind den<br />

Berichten der einzelnen Bereiche zu entnehmen.<br />

Die beiden Bachelor- und Master-Studiengänge<br />

„Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik“ und<br />

„Bioingenieurwesen“ erfreuen sich hoher Attraktivität<br />

bei den Studierenden. Im Rahmen der oben genannten<br />

Studiengänge beteiligt sich das Engler-Bunte-Institut in<br />

der Grundausbildung und bietet in den Bereichen<br />

Brennstoffe, Energieverfahrenstechnik, Verbrennung<br />

und <strong>Wasser</strong>chemie eine Reihe von Hauptfächern,<br />

Vertiefungsrichtungen und Profilfächern an.<br />

Die Master-Studiengänge sind im Jahr 2013 gut<br />

angelaufen. Der interfakultative, im Rahmen der „KIT<br />

School of Energy“ geführte, Studiengang „Energietechnik“,<br />

den die Lehrstühle des Engler-Bunte-Instituts wesentlich<br />

mitgestalten, ist noch in der Aufbauphase. Der<br />

inter nationale Master-Studiengang im Rahmen des KIC<br />

InnoEnergy ist erfolgreich etabliert.<br />

Neben der Studierenden- und Doktorandenausbildung<br />

stand wie immer auch die Weiterbildung der<br />

bereits im Beruf stehenden Fachleute auf dem<br />

Programm. 2013 wurde der „Gaskurs“, ebenso wie der<br />

jährliche „Erfahrungsaustausch der Chemiker und<br />

Ingenieure des Gasfachs“, wieder sehr erfolgreich durchgeführt.<br />

Auch das Jahr 2013 hat gezeigt, dass das Engler-<br />

Bunte-Institut mit seinen Lehrstühlen, Prüfstellen und<br />

der DVGW-Forschungsstelle sowie das Technologiezentrum<br />

<strong>Wasser</strong> des DVGW gut aufgestellt sind. Neu<br />

eingeworbene Forschungsprojekte weiten die Kooperationen<br />

innerhalb Deutschlands und international<br />

aus.<br />

Die Neubesetzung des Lehrstuhls für „Verbrennungstechnik“<br />

ist mit dem Amtsantritt von Prof. Dr.-Ing.<br />

Dimosthenis Trimis zum 1.9.2013 abgeschlossen.<br />

Der folgende Tätigkeitsbericht enthält Beiträge der<br />

einzelnen Bereiche des Engler-Bunte-Instituts mit<br />

seinen Forschungsstellen und des TZW: DVGW-Technologiezentrums<br />

<strong>Wasser</strong>. Weitere und ausführliche<br />

Informationen sind auch im Internet auf den Seiten des<br />

Instituts und der einzelnen Bereiche sowie des TZW zu<br />

finden.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 761


| FACHBERICHTE<br />

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Ausbildung – Lehre und Forschung<br />

1. Aktivitäten des Lehrstuhls und der DVGW-Forschungsstelle, Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und<br />

<strong>Wasser</strong>technologie<br />

Harald Horn, Gudrun Abbt-Braun, Andrea Hille-Reichel, Fritz H. Frimmel (entpflichtet)<br />

1.1 Lehre und Forschung<br />

KIT<br />

Die <strong>Wasser</strong>forschung am KIT und im Umfeld sortiert sich<br />

nach einer Zahl von Neuberufungen in den letzten Jahren<br />

zusehends neu. Zwar sind immer noch nicht alle<br />

Berufungsverfahren im Bereich <strong>Wasser</strong> abgeschlossen,<br />

unabhängig davon haben die entsprechenden Arbeitsgruppen<br />

aber bereits begonnen, die Zusammenarbeit<br />

bei der Antragstellung voranzutreiben. Dabei ist die<br />

Prozessforschung ein zentrales Element. Wie auf den<br />

nächsten Seiten zu sehen ist, schlägt sich dies auch<br />

zentral in den Arbeiten des Lehrstuhls und der DVGW-<br />

Forschungsstelle nieder, wo sowohl natürliche als auch<br />

technische aquatische Systeme im Fokus stehen.<br />

Lehre<br />

Wie auch in den letzten Jahren ist die Anzahl an Neueinschreibungen<br />

in den Studiengängen „Bioingenieurwesen“<br />

und „Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik“<br />

mit rund 300 Studierenden hoch.<br />

Im ersten Semester Bioingenieurwesen ist der Lehrstuhl<br />

für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie mit<br />

dem Fach „Allgemeine Chemie und Chemie in wässrigen<br />

Lösungen“ vertreten. Im weiteren Verlauf von<br />

Bachelor- und Masterstudium werden Veranstaltungen<br />

<strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie als Vorlesungen,<br />

Übungen und/oder Praktika angeboten.<br />

Im Besonderen sind in 2013 die Anzahl von Bachelor-,<br />

Studien- und Masterarbeiten deutlich angestiegen.<br />

Internationale Kooperationen in Forschung<br />

und Lehre<br />

Zum letzten Mal wurden in 2013 im Rahmen des<br />

Austauschprogramms für Doktoranden und Postdoktoranden<br />

„Verständnis und Beherrschung komplexer<br />

Systeme (ZO IV Programm)“ zwischen der Moskauer<br />

Staatlichen Lomonosov-Universität und dem KIT Doktoranden<br />

finanziell unterstützt. Alexandr Kondrakov<br />

arbeitet im dritten Jahr an der Modellbildung für Abbaukinetiken<br />

bei der TiO 2 Photokatalyse, Dr. Alexey N.<br />

Ignatev war für ein halbes Jahr als Gastwissenschaftler<br />

am Lehrstuhl und in demselben Themenbereich tätig.<br />

Frau Chunyan Li war im Rahmen ihrer Doktorarbeit<br />

<strong>zur</strong> Modellierung von Biofilmsystemen für zwei Monate<br />

an der TU Delft. Dr. Marius Majewsky war drei Monate an<br />

der McGill University in Montreal und hat dort Versuche<br />

<strong>zur</strong> Ökotoxikologie von Antibiotika durchgeführt.<br />

Shelesh Agrawal war an der Universität in Aalborg und<br />

hat dort Sequenzanalysen von Biomasseproben aus<br />

Anlagen <strong>zur</strong> Deammonifikation durchgeführt.<br />

Im September 2013 fand der GDCh-Fortbildungskurs<br />

349/11 „Praxisgerechte <strong>Wasser</strong>beurteilung“ am EBI<br />

in Karlsruhe statt. Gemeinsam mit den Professoren<br />

M. Jekel (TU Berlin) und E. Worch (TU Dresden) wurde<br />

dieser Kurs bisher jährlich veranstaltet. Frau Dr. G. Abbt-<br />

Braun und Prof. F. H. Frimmel haben den Kurs 2013<br />

organisiert.<br />

Der „Advanced Biofilm Course“ für Doktoranden und<br />

Postdoktoranden wurde im Jahr 2013 zusammen mit<br />

Thomas Neu (UFZ), Cristian Picioreanu (TU Delft), Michael<br />

Kühl (Universität Kopenhagen) und Harald Horn/Michael<br />

Wagner (KIT) in Helsingör erfolgreich mit 15 internationalen<br />

Teilnehmern durchgeführt. In diesem Jahr wird der<br />

Kurs Anfang Oktober in Magdeburg am UFZ stattfinden.<br />

Promotionen<br />

Heiko Schwegmann verteidigte im Februar 2013 seine<br />

Dissertation mit dem Thema „Wechselwirkungen zwischen<br />

anorganischen Nanopartikeln und Mikroorganismen –<br />

Nutzungs- und Gefährdungspotentiale“ (Betreuer: Prof.<br />

Frimmel, Korreferent: Prof. Posten). Die vollständige<br />

Arbeit kann im Rahmen der Schriftenreihe des Lehrstuhls<br />

für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie und<br />

der DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut<br />

des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Band 59,<br />

bezogen werden (ISSN: 2195-2973). Die Arbeit ist im<br />

Folgenden auszugsweise dargestellt:<br />

Nanopartikel (NP) sind definiert als Partikel mit einer<br />

Größe < 100 nm in mindestens einer Dimension. Der<br />

Einsatz von NP in der <strong>Wasser</strong>behandlung kann <strong>zur</strong><br />

nachhaltigen Ressourcenschonung beitragen. Die Anwendung<br />

von z. B. TiO 2 in Kombination mit Sonnenlicht<br />

<strong>zur</strong> umweltfreundlichen Reinigung und Desinfektion<br />

von Abwässern ist in diesem Blickfeld eine vielversprechende<br />

Einsatzmöglichkeit.<br />

Neben den nützlichen Aspekten von NP steht aber<br />

auch eine mögliche Gefährdung von Mensch und<br />

Umwelt, die aus dem steigenden Eintrag anthro pogener<br />

NP in <strong>Wasser</strong>, Boden und Luft resultiert. Zum jetzigen<br />

Zeitpunkt sind insbesondere das Verhalten und die<br />

Wechselwirkungen der NP gegenüber Mikroorganismen<br />

(MO) noch un<strong>zur</strong>eichend geklärt. Die möglichen<br />

Interaktionen zwischen NP und MO wurden beispielhaft<br />

an vier verschiedenen MO (Saccharomyces cerevisiae,<br />

Escherichia coli, Pseudomonas putida und Lactobacillus<br />

plantarum) und NP (SiO 2 , FeO x , Ag und TiO 2 ) untersucht.<br />

Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit wird<br />

eine mögliche Umweltgefährdung durch NP als minimal<br />

eingeschätzt:<br />

••<br />

In den Fällen, in denen die aus den NP herausgelösten<br />

Ionen keine Toxizität aufweisen, ist eine Anlagerung<br />

der NP an die MO notwendig, um schädigend zu<br />

wirken. Die Ergebnisse aus den Wechselwirkungen<br />

zwischen SiO 2 -NP mit Aluminatbeschichtung und<br />

Juni 2014<br />

762 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />

positivem Zetapotenzial und L. plantarum sprechen<br />

zwar für eine Gefährdung, da sie eine Abhängigkeit<br />

vom Verhältnis Partikelanzahl zu Bakterienanzahl<br />

zeigten. In natürlichen Gewässern ist die Bakterienkonzentration<br />

geringer als in den Modellversuchen<br />

dieser Arbeit, womit bereits geringere Konzentrationen<br />

an NP schädlich wären. Jedoch wird die<br />

An lagerung der NP zum einen durch die ubiquitär<br />

vorhandene NOM vermindert. Zum anderen ist im<br />

Gegensatz zu den Modellexperimenten in natürlichen<br />

Systemen die Konzentration an Zellen geringer und<br />

zusätzlich gibt es noch weitere abiotische Schwebstoffe,<br />

die Konkurrenzfläche für die Adsorption der<br />

NP <strong>zur</strong> Verfügung stellen. Durch diesen geringeren<br />

Anteil an effektiver Grenzfläche ist eine Interaktion<br />

zwischen NP und lebenden MO ein unwahrscheinlicheres<br />

Ereignis als im Modellsystem.<br />

• Bei toxischen Effekten, resultierend aus gelösten<br />

Ionen, wurde am Beispiel von Silber gezeigt, dass auch<br />

schwerlösliche Salz-Spezies toxisch sind. Diese schwerlöslichen<br />

Salze stellen aber keine neue Bedrohung<br />

dar, da die Abwässer der Fotoindustrie in den letzten<br />

Jahrzehnten bereits mit diesen belastet waren.<br />

Bild 1. Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls und der DVGW-<br />

Forschungsstelle, Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie.<br />

Des Weiteren schlossen vier Doktoranden von Prof. Horn<br />

ihre Promotionen am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft<br />

der Technischen Universität München ab:<br />

Tobias Rocktäschel: Treatment of municipal wastewater with aerobic<br />

granules – Influence of different feeding strategies, Heft<br />

209 der Schriftenreihe des Lehrstuhls für Siedlungswasserwirtschaft<br />

„Berichte aus der Siedlungswasserwirtschaft“,<br />

ISSN 0942-914X<br />

Achmed Labena: Diversities and activities of three sulfidogenic<br />

biofilms originated from oil-field water tanks – control strategies<br />

to reduce corrosion by application of novel surfactants<br />

Evelyn Walters: Fate and transport of fecal indicator bacteria in<br />

flume systems mimicking an oligotrophic river<br />

Bastian Herzog: Benzotriazole and Sulfamethoxazole - Biodegradation<br />

of polar, non-adsorptive xenobiotic micropollutants<br />

with activated sludge communities and pure cultures<br />

Die drei zuletzt genannten Arbeiten können von der Internetseite<br />

der TUM heruntergeladen werden: http://mediatum.ub.tum.<br />

de/?id=69514<br />

1.2 In Arbeit befindliche, im Jahre 2013 abgeschlossene<br />

und neu begonnene Forschungsprojekte<br />

Die hier beschriebenen Arbeiten sind den vier Forschungsschwerpunkten<br />

des Lehrstuhls zugeordnet, welche in<br />

Bild 1 dargestellt sind.<br />

<strong>Wasser</strong>qualität<br />

Stability and Interactions of Engineered Nanoparticles<br />

(ENP) in Aqueous Matrices (SIENA)<br />

Markus Delay, Fritz H. Frimmel, Förderung: Deutsche<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />

Bild 2. UV/VIS-Spektren von AgNP-Suspensionen (Nanocomposix/<br />

USA) in Gegenwart von HA (Hohlohsee/Germany): Variation der<br />

Ionenstärke und des Ionentyps. Bei µ = 50 mmol/L weist Mg(NO 3 ) 2<br />

einen größeren Destabilisierungseffekt auf als Ca(NO 3 ) 2 .<br />

Zahlreiche wissenschaftliche Studien deuten darauf hin,<br />

dass ENP von (öko)toxikologischer Relevanz für Organismen<br />

in aquatischen und terrestrischen Systemen<br />

sowie den Menschen sein können. Zum besseren<br />

Verständnis und <strong>zur</strong> Beurteilung des Umweltverhaltens<br />

von ENP ist insbesondere die Frage nach deren Stabilität<br />

in wässrigen Systemen von zentraler Bedeutung. Im<br />

Rahmen des Projektes wurde u. a. der Einfluss der<br />

Ionenstärke und des Ionentypus (Ca 2+ , Mg 2+ , Na + , K + )<br />

sowie unterschiedlicher Fraktionen refraktärer organischer<br />

Materie (ROM) (Huminsäure, HA; Fulvinsäure,<br />

FA) auf die Stabilität von Citrat-stabilisierten Silber-<br />

Nanopartikeln (AgNP) untersucht.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 763


| FACHBERICHTE<br />

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Ausbildung – Lehre und Forschung<br />

und Chinon-Zwischenprodukten, während unter den<br />

Produkten der Photolyse nur zwei Catechole ermittelt<br />

wurden. Die Überprüfung der relevanten toxikologischen<br />

Daten deutet an, dass die Produkte des photolytischen<br />

Abbaus eine geringere endokrine Wirkung als<br />

die Produkte der Photokatalyse haben. Für einen<br />

sicheren und effizienten Einsatz der Photokatalyse als<br />

Reinigungsmethode ist es demzufolge außerordentlich<br />

wichtig, auch die Chinon-Abbauprodukte von Bisphenol<br />

A zu überwachen.<br />

Bild 3. „Hele-Shaw“-Zelle (800 x 300 x 50 mm 3 , gefüllt mit Quarzsand)<br />

mit automatischem Kamera-Schienensystem.<br />

Es konnte gezeigt werden, dass die Anwesenheit von<br />

ROM die Stabilität von AgNP erhöht. Dabei wies HA<br />

einen größeren Stabilisierungseffekt auf als FA. Dies ist<br />

auf eine dickere Schicht von an AgNP adsorbierter HA<br />

(„coating“) <strong>zur</strong>ückzuführen und einer damit verbundenen<br />

verstärkten sterischen Stabilisierung. Erst bei<br />

Ionenstärken über 50 mmol/L fungierten zweiwertige<br />

Kationen (Ca 2+ , Mg 2+ ) in der Anwesenheit von HA als<br />

Brückenbildner und führten zu einer verstärkten Agglomeration<br />

der HA-gecoateten AgNP (Bild 2). Die<br />

Er gebnisse zeigen, dass die Stabilität und damit das<br />

Umweltverhalten von ENP in hohem Maße von der<br />

<strong>Wasser</strong>qualität abhängen und dass bei einer Beurteilung<br />

Ionentypus und ROM-Qualität zu berücksichtigen<br />

sind.<br />

Bildung der Zwischenprodukte mit einer potenziell<br />

DNA-bindenden Wirkung während des photokatalytischen<br />

Abbaus von Bisphenol A<br />

Aleksandr O. Kondrakov, Alexey N. Ignatev, Fritz H.<br />

Frimmel, S. Bräse, Förderung: ZO IV – Beherrschung<br />

komplexer Systeme; Land Baden-Württemberg<br />

Die Kinetik und der Mechanismus des photolytischen<br />

und photokatalytischen Abbaus eines Endokrinen<br />

Disruptors, Bisphenol A, wurden unter Nutzung von LC-<br />

MS-MS und LC-MS-ToF-Methoden untersucht und<br />

verglichen. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die<br />

Bildungsmechanismen der aromatischen und phenolischen<br />

Zwischenprodukte gerichtet. Die jeweilige Bedeutung<br />

und/oder Rollen der OH-Radikale und Elektronen-Löcher<br />

des Photokatalysators in der Zwischenproduktbildung<br />

wurden mit einem OH-Radikal-Scavenger<br />

untersucht. Photokatalytischer Abbau von Bisphenol A<br />

führte <strong>zur</strong> Bildung von diversen Catechol-, Dicatechol-<br />

Der Einfluss von gelöstem Sauerstoff auf den photokatalytischen<br />

Abbau von Pharmaka mit Pt-TiO 2<br />

Meijie Ren, Fritz H. Frimmel, Förderung: China Scholarship<br />

Council (CSC)<br />

Anhand des Abbaus von Pharmaka mit Pt-dotiertem<br />

TiO 2 (Pt-TiO 2 ) wurden die Wechselwirkungen zwischen<br />

gelöstem Sauerstoff (dissolved oxygen, DO) und natürlicher<br />

organischer Materie (NOM) sowie DO und Metallionen<br />

beim katalytischen Abbau organischer Stoffe in<br />

Rohwasser untersucht. Die bisherigen Ergebnisse lassen<br />

sich wie folgt zusammenfassen:<br />

NOM kann in der Photokatalyse sowohl als Lichtfilter<br />

als auch als Elektronendonator fungieren. Eine ausreichende<br />

Sauerstoffkonzentration begünstigt dabei den<br />

Elektronentransfer von dreifach angeregter NOM ( 3 NOM)<br />

auf Sauerstoff unter Bildung von 1 O 2 . Im Bereich sehr<br />

niedriger Sauerstoffkonzentrationen ist der Elektronentransfer<br />

zwischen Metallionen und DO vernachlässigbar.<br />

Möglicherweise verringern die adsorbierten Metallionen<br />

die negative Oberflächenladung von TiO 2 , was<br />

die Agglomeration fördert und zu einer Abnahme des<br />

Abbaus der Pharmaka führt. Zusätzlich vermindert der<br />

Elektronentransfer von den Metallionen zu den Elektronen-Löchern<br />

die Produktion von Hydroxylradikalen<br />

(HO•). In Anwesenheit von Sauerstoff können die Übergangsmetalle<br />

(Fe, Zn) leicht an Redoxreaktionen teilnehmen,<br />

etwa durch Elektronentransfer auf Sauerstoff<br />

und die Bildung von Superoxid oder <strong>Wasser</strong>stoff peroxid,<br />

das wiederum das extrem effektive Oxidationsmittel<br />

HO• bildet. Metallionen können außerdem als Elektronenfänger<br />

agieren und die Rekombination der Elektronenlochpaare<br />

limitieren. Des Weiteren können von<br />

Metallionen direkt Elektronen auf organisches Material<br />

übertragen werden.<br />

Der dynamische Kapillarsaum ‒ ein multidisziplinärer<br />

Denkansatz. Teilprojekt 5: Refraktäre organische Stoffe<br />

im Kapillarsaum: ihre Dynamik, Gradienten und Reaktionen<br />

(DyCap II)<br />

Norman Hack, Gudrun Abbt-Braun, Fritz H. Frimmel,<br />

Förderung: DFG<br />

Der Kapillarsaum (KS) stellt den Übergangsbereich<br />

zwischen der wassergesättigten Zone (Grundwasser)<br />

und der ungesättigten Zone dar. Dieser bio-(chemisch)<br />

hochaktive Bereich wurde noch nicht hinreichend<br />

Juni 2014<br />

764 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />

erforscht. Ziel dieses Projekts ist die Untersuchung des<br />

Stoffaustausches und der biologischen Transformation<br />

von ausgewählten organischen Stoffen (z. B. Phenol,<br />

Salicylsäure, Benzolsulfonsäure und Röntgenkontrastmittel)<br />

im KS. Relevante Prozesse und die Hauptparameter,<br />

welche die Reaktionen beeinflussen, wurden<br />

quantitativ bestimmt. Es wurden Experimente in zweidimensionalen<br />

„Hele-Shaw“-Zellen und in einem 3D-<br />

Seesaw-System (periodische Simulation von <strong>Wasser</strong>spiegelschwankungen)<br />

durchgeführt. Zur Nachbildung<br />

der natürlichen Bodenmatrix wurden die jeweiligen<br />

Behälter mit Quarzsand (Korngröße: 200 bis 600 µm)<br />

befüllt. Eine wichtige messtechnische Entwicklung<br />

an der „Hele-Shaw“-Zelle ist ein automatisches<br />

Ka mera-Schienensystem. Es besteht aus zwei Kameras,<br />

getrieben durch Schrittmotoren, welche eine simultane<br />

Messung von O 2 und CO 2 und damit die zweidimensionale<br />

Ab bildung der entsprechenden Konzentrationen<br />

im Sediment der „Hele-Shaw“-Zelle ermöglicht<br />

(Bild 3).<br />

Schicksal und Transport fäkaler Indikatorkeime in<br />

Fließrinnensystemen (PATH-ISAR)<br />

Jueying Qian, Förderung: DFG<br />

Die Isar, ein mittelgroßer, alpiner Fluss Deutschlands,<br />

erreicht im Raum München die Gewässergüteklasse 2.<br />

Während der Badesaison erfüllt die <strong>Wasser</strong>qualität in<br />

den meisten Fällen die Vorgaben der EU-Badegewässerverordnung,<br />

da die einleitenden kommunalen Kläranlagen<br />

mit Anlagen <strong>zur</strong> Desinfektion ausgerüstet sind.<br />

Nur nach starkem Niederschlag und Hochwasser können<br />

zeitweilig hohe Keimkonzentrationen im Flusswasser<br />

nachgewiesen werden. Mögliche Ursachen dafür<br />

sind Mischwasserentlastungen, die Resuspension<br />

von Bakterien aus dem Sohlensediment und der<br />

Oberflächenabfluss von Acker- und Weideland. Nach<br />

dem Eintrag in das Gewässer unterliegen die Keime in<br />

der Regel Prozessen, die ihre Konzentration vermindern,<br />

wie Lysis, Prädation, Sedimentation oder Inaktivierung<br />

durch Sonnenlicht, aber im Fall der Resuspension<br />

auch erhöhen können. Fäkale Indikatorbakterien<br />

(FIB) wie Escherichia coli (EC) und Enterococcus spp.<br />

(ENT) sind häufig genutzte und akzeptierte Indikatoren<br />

für fäkale, mikrobiologische Kontamination. Das<br />

Schicksal und der Transport von FIB nach Starkregenereignissen<br />

ist noch nicht ausreichend verstanden, um<br />

Vorhersagen über die Gewässerbelastung machen zu<br />

können.<br />

Die Schwerpunkte der Untersuchungen lassen sich<br />

wie folgt zusammenfassen: i) Einfluss der Resuspension<br />

auf die Entfernung von FIB aus der <strong>Wasser</strong>phase, ii) Ablagerung<br />

von FIB auf der Gewässersohle, iii) mögliche<br />

Rolle der Sedimente für die Verlängerung der Lebensdauer<br />

von FIB, iv) Transport von <strong>Abwasser</strong>partikeln aus<br />

der <strong>Wasser</strong>säule <strong>zur</strong> Gewässersohle und der Effekt der<br />

Partikelgröße auf die Inaktivierung der FIB und v)<br />

<strong>Wasser</strong>säule<br />

Prädation<br />

Prädation<br />

(-)<br />

(-)<br />

Resuspension<br />

Resuspension<br />

(+)<br />

(+)<br />

Sohle<br />

Dispersion<br />

Dispersion<br />

Modellierung der Inaktivierung von FIB in der <strong>Wasser</strong>säule<br />

unter Berücksichtigung der entscheidenden Entfernungsmechanismen.<br />

Vier Fließrinnen (Länge 12 m, Breite 0,5 m, <strong>Wasser</strong>tiefe<br />

0,5 m) wurden an der Versuchsanstalt des Lehrstuhls<br />

für <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>wirtschaft der TU München<br />

errichtet. Hier wurden verschiedene Experimente<br />

zum Verbleib der FIB durchgeführt. Basierend auf den<br />

Ergebnissen wird ein mathematisches Modell entwickelt,<br />

um die FIB-Konzentration vorherzusagen und unbekannte<br />

Parameter zu kalibrieren (Bild 4).<br />

Biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

Anwendung der Anaeroben Ammoniumoxidation <strong>zur</strong><br />

Behandlung von kommunalem <strong>Abwasser</strong> (MAnAmO)<br />

Susanne Lackner, Shelesh Agrawal, Eva M. Gilbert,<br />

Förderung: DFG<br />

Die anaerobe Oxidation von Ammonium mit Nitrit<br />

(Deammonifikation) hat in den letzten Jahren insbesondere<br />

für die Behandlung hoch konzentrierter Abwässer<br />

(z. B. Schlammentwässerung) große Aufmerksamkeit<br />

gewonnen. Aufgrund des vorhandenen Potenzials <strong>zur</strong><br />

Einsparung von Energie und organischem Kohlenstoff<br />

wäre eine Umsetzung der Deammonifikation für die<br />

Behandlung von kommunalem <strong>Abwasser</strong> sehr interessant.<br />

Die niedrigen Temperaturen und geringen Ammoniumkonzentrationen<br />

stellen dabei eine große<br />

Herausforderung dar. Daher wurden drei verschiedene<br />

Verfahren <strong>zur</strong> Deammonifikation für ihre Anwendbarkeit<br />

im Hauptstrom untersucht: ein Sequencing<br />

Batch Reaktor (SBR) mit flockuliertem Schlamm, ein SBR<br />

mit Granula sowie zwei Schwebebettreaktoren mit<br />

unterschiedlichem Trägermaterial.<br />

Inaktivierung<br />

Inaktivierung<br />

durch<br />

durch<br />

Sonnenlicht<br />

Sonnenlicht<br />

(-)<br />

(-)<br />

Lyse<br />

Lyse<br />

(-)<br />

(-)<br />

Sedimentation<br />

Sedimentation<br />

(+)<br />

(+)<br />

Bild 4. Konzeptuelles Diagramm der Schlüsselprozesse in Fließrinnen.<br />

(+) oder (-) stehen für Zu- bzw. Abnahme der FIB-Konzentration in der<br />

<strong>Wasser</strong>säule.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 765


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Ausbildung – Lehre und Forschung<br />

Bild 5. Jahresgang der Temperatur in kommunalem <strong>Abwasser</strong> (Daten<br />

der KA Neureut). Bilder: Schlammflocken (a), Granula (b), Trägermaterial<br />

K3 (c) und BiofilmChip M (d).<br />

(a)<br />

(c)<br />

Bild 6. Simulierte Ammonium-Konzentration (mol m – 3 ) innerhalb und<br />

außerhalb des Biofilms für vier verschiedene Biofilmgeometrien a) bis<br />

d). Die Dimension eines Bildes ist 5,4 mm x 2,1 mm und repräsentiert<br />

einen Querschnitt durch drei Gitter in der vertikalen Ebene. Die weißen<br />

Linien kennzeichnen die jeweilige Biofilmoberfläche. Die Biomasse in<br />

den Gittern nimmt von a) nach d) zu.<br />

(b)<br />

(d)<br />

Eine detaillierte Analyse der Bakterienpopulationen<br />

in den verschiedenen Reaktorsystemen ergab, dass<br />

vor allem die Biofilmsysteme auch bei veränderten<br />

Rand bedingungen (wie Temperaturabfall) eine relativ<br />

konstante Population aufweisen. Die ersten Ergebnisse<br />

haben gezeigt, dass vor allem mit den Biofilmverfahren<br />

auch bei Temperaturen von 10 °C noch Deammonifikation<br />

möglich ist (Bild 5).<br />

Populationsdynamik in Reaktoren <strong>zur</strong> einstufigen Deammonifikation<br />

<strong>zur</strong> Anwendung in der kommunalen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Eva Gilbert, Susanne Lackner, Förderung: Deutsche<br />

Bundesstiftung Umwelt (DBU)<br />

Durch die Kombination von aerober (Nitritation) und<br />

anaerober Ammoniumoxidation kann Ammonium rein<br />

autotroph in Luftstickstoff umgewandelt werden<br />

(Deammonifikation). Aufgrund eines im Vergleich <strong>zur</strong><br />

konventionellen Nitrifikation-Denitrifikation deutlich<br />

geringeren Sauerstoffbedarfs würde ein Einsatz im<br />

Hauptstrom der kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

deren Energiebedarf deutlich reduzieren. Die Übertragung<br />

der Deammonifikation auf die Bedingungen<br />

der kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlung im Vergleich zu<br />

bisherigen Anwendungsgebieten ist in erster Linie eine<br />

Adaption an niedrige Temperaturen. Dabei erschwert<br />

das verlangsamte Wachstum die Kultivierung aerober<br />

und anaerober Ammoniumoxidierer. Gleichzeitig begünstigt<br />

die höhere Sauerstoffkonzentration das Wachstum<br />

störendender Nitritoxidierer.<br />

Der Fokus dieses Projektes liegt auf der gezielten<br />

Unterdrückung von Nitritoxidiern bei niedrigen Temperaturen.<br />

Dazu werden verschiedene verfahrenstechnische<br />

Ansätze in Batchexperimenten und Laborreaktoren<br />

untersucht. Bisherige Versuche haben gezeigt,<br />

dass sich gezielte Belüftungspausen ab einer bestimmten<br />

Dauer negativ auf den Stoffwechsel der Nitritoxidierer<br />

auswirken. In Laborreaktoren konnte unter Ausnutzung<br />

dieses Effektes eine stabile Deammonifikation<br />

bei 20 °C nachgewiesen werden.<br />

Charakterisierung metabolischer Prozesse beim<br />

Einsatz von aeroben Granula <strong>zur</strong> Behandlung von<br />

kommunalem <strong>Abwasser</strong><br />

Fabian Brunner, Susanne Lackner, Förderung: DFG<br />

Der Einsatz aerober Granula in der biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

birgt gegenüber klassischen Belebtschlammverfahren<br />

deutliche Vorteile insbesondere<br />

durch erheblich höhere Absetzgeschwindigkeiten und<br />

Biomassedichten. Für einen gezielten Einsatz in der<br />

biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigung sind ein detailliertes<br />

Verständnis der internen Prozesse und der Rückhalt<br />

partikulärer Stoffe wichtig. Dieses Projekt beschäftigt<br />

sich daher mit dem Einfluss der Reaktorbedingungen<br />

auf die Umsatzprozesse und Abbauleistung aerober<br />

Granula.<br />

Biologische Grenzflächen<br />

Kombination von Bildgebung und mathematischer<br />

Modellierung <strong>zur</strong> Untersuchung der Biofilmentwicklung<br />

auf Aufwuchskörpern in Wirbelbettbiofilmreaktoren<br />

(MBBR)<br />

Chunyan Li, Michael Wagner, Förderung: Land, Helmholtz<br />

<strong>Wasser</strong> Allianz<br />

Neuartige Verfahren <strong>zur</strong> <strong>Abwasser</strong>reinigung bringen<br />

Biofilmträger in die Behandlungssysteme ein, um die<br />

Umsatzraten zu steigern und den Flächenbedarf der<br />

Becken zu reduzieren. Wie die unterschiedlichen Charakteristika<br />

der Träger bspw. hinsichtlich Geometrie und<br />

spezifischer Oberfläche die Biofilmentwicklung und<br />

Effizienz der Anlage beeinflussen, ist dabei noch nicht<br />

vollständig verstanden. Zu den häufigsten Herangehensweisen<br />

in der Biofilmforschung gehören die<br />

Nutzung von bildgebenden Verfahren, um die physikalischen<br />

und biochemischen Eigenschaften von Biofilmen<br />

zu untersuchen, sowie die mathematische Modellierung,<br />

Juni 2014<br />

766 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />

um ein mechanistisches Verständnis von Systemen mit<br />

komplexen Fluid-Struktur-Interaktionen zu gewinnen.<br />

Oft werden Bildgebung und Modellierung separat genutzt.<br />

Diese Arbeit kombiniert die beiden Ansätze, um<br />

sowohl den Einfluss der Trägergeometrie auf den entwickelten<br />

Biofilm als auch den Einfluss der Biofilmstruktur<br />

auf das umgebende Fluid und umgekehrt zu untersuchen.<br />

Im ersten Schritt wurden vier verschiedene<br />

Biofilmgeometrien, die sich auf einem BioChip M Träger<br />

(AnoxKaldnes, Lund, Schweden) in einem Nitrifikations-<br />

MBBR (Labormaßstab) gebildet hatten, mit der Optischen<br />

Kohärenztomographie aufgenommen. Die Bilder<br />

wurden binarisiert und für die Simulation von Strömung,<br />

Stofftransport und biochemischer Umsetzung in<br />

COMSOL (COMSOL Inc., Schweden) importiert. Erste<br />

Simulationsergebnisse verdeutlichen, dass die Biofilmstruktur<br />

einen bedeutenden Einfluss sowohl auf das<br />

umgebende Strömungsfeld als auch auf den Substrattransport<br />

hat (Bild 6).<br />

Magnetische Nanopartikel <strong>zur</strong> Untersuchung von<br />

Struktur und Stofftransport in biologischen Systemen<br />

Maria Pia Herrling, Gisela Guthausen, Susanne Lackner,<br />

Förderung: Carl Zeiss Stiftung<br />

Natürliche und industriell hergestellte Nanopartikel<br />

(NP) sind in der Umwelt und auch in technisch-aquatischen<br />

Systemen allgegenwärtig. Da der globale <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />

der Hauptverbreitungspfad für NP ist, spielen<br />

beispielsweise kommunale Kläranlagen als Quelle und<br />

Senke eine wichtige Rolle. In diesem Projekt wird das<br />

Verhalten magnetischer NP (MNP) in realen biologischen<br />

Systemen beleuchtet. Konkret sollen biologische<br />

Systeme aus technischer Anwendung, wie Biofilme und<br />

Granula auf ihre Interaktion mit MNP untersucht<br />

werden. Die Faktoren, welche die Wechselwirkung<br />

beeinflussen, sind vielfältig: Oberflächenbeschaffenheit<br />

der MNP, Struktur der Biomasse, wasserchemische Parameter<br />

des umgebenden Mediums usw. Die Erkenntnisse<br />

sollen dann sowohl <strong>zur</strong> Aufklärung von Stoff- und Partikeltransport<br />

in diesen Biofilmen als auch <strong>zur</strong> Strukturaufklärung<br />

selbst genutzt werden. Die qualitative und<br />

quantitative Analyse (Konzentrationsmapping der MNP)<br />

wird mittels Magnetischer Resonanz-Tomographie (MRT)<br />

durchgeführt. Es werden analytische und bildgebende<br />

Methoden kombiniert und evaluiert.<br />

Technologische Evolution der Synergie zwischen physiko-chemischen<br />

und lebenden Systemen (EVOBLISS)<br />

Florian Blauert, Michael Wagner, Förderung: Europäische<br />

Union<br />

Im Rahmen des Projektes wird durch den Einsatz und<br />

die Verknüpfung neuer Technologien und Verfahren<br />

(z. B. 3D-Druck, Robotik, 3D-Bildgebung) die Evolution<br />

von Biofilm-Modelsystemen mit dem Ziel eines optimalen<br />

Betriebs angestrebt. Nähere Informationen und<br />

Partneruniversitäten: http://www.evobliss.eu/<br />

1.3 Aus der Tätigkeit der DVGW-Forschungsstelle,<br />

Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie<br />

<strong>Wasser</strong>qualität<br />

IWAS-AGUA DF – Integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcen-<br />

Management für den Federal District Brasília<br />

Marius Majewsky, Gudrun Abbt-Braun, Fritz H. Frimmel,<br />

Förderung: Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF)<br />

Der steigende <strong>Wasser</strong>bedarf stellt durch die stark wachsende<br />

Bevölkerung von Brasília, der Hauptstadt von<br />

Brasilien, ein zukünftiges Problem dar. Als eine mögliche<br />

Lösung wird die Nutzung des Stausees Paranoá<br />

(Oberfläche: 38 km 2 , Volumen: 4.98 . 10 8 m 3 ) als zusätzliche<br />

<strong>Wasser</strong>ressource <strong>zur</strong> Trinkwassergewinnung diskutiert.<br />

Der See besitzt allerdings ein überwiegend urbanes<br />

Einzugsgebiet, und die zwei größten Kläranlagen<br />

Brasílias leiten in denselbigen ein. In den 1970er-Jahren<br />

zeigte der See starke Eutrophierungserscheinungen<br />

aufgrund des hohen Nährstoffeintrags, der besonders<br />

starkes Algenwachstum verursachte. 1990 wurden die<br />

Kläranlagen mit einer zusätzlichen Phosphoreliminierung<br />

ausgestattet, was zu einer deutlichen Verbesserung der<br />

Seewasserqualität führte. In Anbetracht der rasanten<br />

Urbanisierung und auch der veränderten klimatischen<br />

Bedingungen wird ein nachhaltiger <strong>Wasser</strong>managementplan<br />

benötigt.<br />

Ziel dieses Projektes war es, die (Trink-)<strong>Wasser</strong>qualität<br />

des Stausees Paranoá anhand ausgewählter wasserchemischer<br />

Parameter, wie z. B. gelöster organischer<br />

Kohlenstoff, Schwermetalle sowie organische Spurenstoffe,<br />

während der Trocken- und Regenzeit zu be urteilen.<br />

Ein breites Spektrum von verschiedenen Verbindungen<br />

wurde dafür ausgesucht, welches u. a.<br />

Pharmaka, Röntgenkontrastmittel, Süßstoffe, perfluorierte<br />

Verbindungen und Algentoxine umfasste. Die<br />

Resultate ermöglichen eine Aufstellung und Anpassung<br />

bestehender und neuer Monitoringstrategien für die<br />

<strong>Wasser</strong>reservoirs. Massenbilanzberechnungen wurden<br />

verwendet, um Langzeiteffekte und Kosten-Nutzen-<br />

Analysen von zusätzlichen Aufbereitungsmethoden,<br />

Bild 7. Mitarbeiter<br />

der<br />

CAESB (brasilianischer<br />

<strong>Wasser</strong>versorger)<br />

und des<br />

EBI bei der<br />

Probenahme<br />

auf dem<br />

Stausee<br />

Paranoá.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 767


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Ausbildung – Lehre und Forschung<br />

wie z. B. Membran- oder Aktivkohleverfahren, zu bewerten.<br />

Das Projekt ist Teil des IWAS AguáDF Konsortiums<br />

(<strong>Wasser</strong>Allianz Sachsen, Distrito Federal Brasília) und<br />

wurde in 2013 abgeschlossen (Bild 7).<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsorientierte Charakterisierung der<br />

gelösten refraktären organischen Materie (GROM) in<br />

Rohwässern<br />

Fritz H. Frimmel, Gudrun Abbt-Braun, Förderung:<br />

Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches (DVGW)<br />

Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt in der Charakterisierung<br />

von gelöster refraktärer organischer Materie<br />

(GROM, Huminstoffe) und ihrem Verhalten in den unterschiedlichen<br />

Stufen der Trinkwasseraufbereitung. Dazu<br />

werden Grundwässer, Flüsse, Seen und Talsperren mit<br />

den entsprechenden organischen Belastungen (allochthon<br />

oder autochthon, huminstofflastig oder algenbürtig, anthropogen<br />

beeinflusst) betrachtet. Dies erfolgt in enger<br />

Kooperation mit verschiedenen <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

sowie dem Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW).<br />

<strong>Wasser</strong>technologie<br />

Sustainable Management of Available Water Resources<br />

with Innovative Technologies (SMART II) – Brackish<br />

Water Usage<br />

Fritz H. Frimmel, Florencia Saravia, Förderung: BMBF<br />

Hauptziel des Projekts „SMART II“ ist die Entwicklung<br />

eines übertragbaren Ansatzes für integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement<br />

für die Region des unteren<br />

Jordantals. Sie basiert auf drei Säulen: a) Quantifizierung<br />

der <strong>Wasser</strong>ressourcen, b) Entwicklung neuer technischer<br />

Lösungen und c) Umsetzung der zweckorientierten<br />

Lösungsstrategien durch Anwendung neuer<br />

Management-Tools. Die DVGW-Forschungsstelle am EBI<br />

ist für das Teilprojekt „Technologien: Brackwassernutzung“<br />

zuständig. Hierbei wurden die Brackwasservorkommen<br />

in den einzelnen Einzugsgebieten identifiziert<br />

und charakterisiert und die Anwendung von<br />

Nanofiltrations- und Niederdruck-Umkehrosmosemembranen<br />

für die Entsalzung untersucht. Der Schwerpunkt<br />

der Untersuchungen lag dabei auf der Anwendung<br />

weiterentwickelter Methoden <strong>zur</strong> Vorbehandlung<br />

der salzigen Rohwässer, um eine bessere Performance<br />

der Membranen zu erreichen. Mit einer Pilotanlage vor<br />

Ort (Karameh, Jordanien) soll das Gesamtfiltrationssystem<br />

(inkl. Vorbehandlung, Membranen und Nachbehandlung)<br />

mit dem Ziel, die Qualitätsanfor derungen<br />

für die Trinkwassernutzung zu erreichen, prozesstechnisch<br />

optimiert werden. Zur Ermittlung wirtschaft licher<br />

Daten sollen sämtliche kostenrelevanten Betriebsmittel<br />

sowie zu- und abgeführte Energien bilanziert werden.<br />

Weitere Informationen und die beteiligten Partner finden<br />

sich unter http://www.iwrm-smart.org/<br />

Neue Verfahrenskombination von Ultra- und Nanofiltration<br />

<strong>zur</strong> Minimierung gelöster Desinfektionsnebenprodukte<br />

bei der Schwimmbeckenwasseraufbereitung<br />

Di Peng, Harald Horn, Florencia Saravia, Förderung:<br />

DBU<br />

Eine ungenügende Schwimmbeckenwasseraufbereitung<br />

kann sich negativ auf die Betriebskosten der Bäder auswirken<br />

und belastet zudem die Umwelt aufgrund der<br />

<strong>Abwasser</strong>belastung mit Desinfektionsnebenprodukten,<br />

des zusätzlichen Frischwasserverbrauchs <strong>zur</strong> Einhaltung<br />

geforderter Grenzwerte und des Energieverbrauchs für<br />

das Aufheizen zugesetzten Frischwassers auf Beckenwassertemperatur.<br />

In dem Projekt soll die Kombination von Ultrafiltration<br />

(UF) mit Nanofiltration (NF) in einem variablen Teilstrom<br />

<strong>zur</strong> Aufbereitung von Schwimmbeckenwasser untersucht<br />

und optimiert werden. Die Simulation des Einsatzes<br />

der UF-NF Kombination unter Berücksichtigung<br />

des Rückhalts der NF-Membranen, des Eintrags pro<br />

Badegast und der Kinetik der Bildung der Desinfektionsnebenprodukte<br />

soll Vorabinformationen <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>qualität<br />

sowie zum Energie- und <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

liefern. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass chlorbeständige<br />

NF-Membranen eine deutlich niedrigere<br />

Permeabilität im Vergleich zu nicht chlorbeständigen<br />

NF-Membranen aufweisen. Sie zeigten jedoch einen<br />

stabilen Rückhalt und eine stabile Filtrationsleistung<br />

über längere Zeiträume auch in Anwesenheit von<br />

freiem Chlor (> 0,6 mg/L). Partner in dem Projekt<br />

ist W.E.T. <strong>Wasser</strong>.Energie.Technologie GmbH, Kassendorf.<br />

Autogenerative Two-Phase High Pressure Fermentation<br />

(AG-HiPreFer)<br />

Marc Tuczinski, Harald Horn, Florencia Saravia,<br />

Förderung: BMBF<br />

Um die Bereitstellung von Biogas besser an die<br />

An for derungen der direkten Netzeinspeisung anzupassen,<br />

soll im geplanten Verbundvorhaben ein neuartiges<br />

Erzeugungsverfahren (AG-HiPreFer Verfahren)<br />

entwickelt werden, bei dem Biogas bereits beim<br />

gewünschten (hohen) Einspeisedruck erzeugt werden<br />

kann. Im Projekt sollen sowohl die verfahrenstechnischen<br />

als auch biologischen Prozesse bei der Biogaserzeugung<br />

untersucht werden. Das Projekt wird in<br />

Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim,<br />

Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie, der<br />

DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des<br />

KIT, Bereich Gastechnologie, dem Institut für Mikrobiologie<br />

und Weinforschung der Johannes-Gutenberg<br />

Universität Mainz und dem BIOFAR-EVA, Département<br />

„Environnement et Agro- biotechnologies“, Luxemburg<br />

durchgeführt.<br />

Juni 2014<br />

768 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />

Biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

Wissenschaftliche Betreuung des Pilotvorhabens<br />

„Deammonifikation“ auf der ZKA Ingolstadt<br />

Harald Horn, Susanne Lackner, Förderung: Bayerisches<br />

Landesamt für Umwelt (LfU)<br />

Die Deammonifikation bezeichnet einen neuen Weg <strong>zur</strong><br />

biologischen Stickstoffelimination, bei dem im <strong>Abwasser</strong><br />

vorhandenes Ammonium erst zu ca. 50 % aerob zu Nitrit<br />

oxidiert und im zweiten Schritt das Nitrit mit dem verbleibenden<br />

Ammonium autotroph über die anaerobe<br />

Ammoniumoxidation zu Stickstoffgas abgebaut wird.<br />

Dieser Prozess wird vor allem <strong>zur</strong> Behandlung hochstickstoffhaltiger<br />

Abwässer aus der Faulschlammentwässerung<br />

kommunaler Kläranlagen eingesetzt.<br />

Im Rahmen des Pilotvorhabens „Deammonifikation“<br />

wurde auf der Zentralen Kläranlage (ZKA) Ingolstadt die<br />

bestehende Prozesswasserbehandlung in zwei von drei<br />

Sequencing Batch Reaktoren (SBR) von konventioneller<br />

Nitrifikation/Denitrifikation auf Deammonifikation umgestellt.<br />

Das Projekt hat gezeigt, dass eine erfolgreiche<br />

Umsetzung der Deammonifikation im SBR möglich ist.<br />

Die richtige Belüftungseinstellung hat dabei eine zentrale<br />

Bedeutung, da sowohl aerobe als auch anaerobe<br />

Prozesse gekoppelt ablaufen müssen. Belüftungsintervalle<br />

von wenigen Minuten waren am effektivsten.<br />

Neben der Belüftungseinstellung waren auch ein<br />

regelmäßiger Schlammabzug <strong>zur</strong> Eindämmung unerwünschter<br />

Nitratproduktion sowie die Minimierung<br />

von Feststoffeintrag mit dem Zulauf entscheidend.<br />

Das Projekt wurde im November 2013 erfolgreich<br />

mit einem Workshop auf der Kläranlage Ingolstadt<br />

abgeschlossen. Endbericht: http://wasserchemie.ebi.<br />

kit.edu/2988.php<br />

Entwicklung eines energieeffizienten <strong>Abwasser</strong>behandlungsprozesses<br />

<strong>zur</strong> verbesserten Kohlenstoffund<br />

Stickstoff-Elimination in warmen Klimaten: Verbundprojekt<br />

Deutsch-Israelische <strong>Wasser</strong>technologie-<br />

Kooperation – ESWaT<br />

Harald Horn, Stephanie West, Elham Fatoorehchi,<br />

Förderung: BMBF, Deutscher Akademischer Austauschdienst<br />

Eines der größten Probleme auf kommunalen Kläranlagen<br />

ist die Produktion von Überschussschlamm, welcher<br />

aufbereitet und entsorgt werden muss. Dabei ist der im<br />

Überschussschlamm vorhandene Kohlenstoff für den<br />

anaeroben Abbau (Biogasproduktion) und die Denitrifikation<br />

nur begrenzt verfügbar. Ziel ist es, mithilfe<br />

der elektrokinetischen Desintegration bioverfügbaren<br />

Kohlenstoff für diese Prozesse freizusetzen. Dafür wurde<br />

an der DVGW-Forschungsstelle, Bereich <strong>Wasser</strong>chemie<br />

und <strong>Wasser</strong>technologie, eine BioCrack-Laboranlage<br />

(Vogelsang GmbH) installiert. Es wurden verschiedene<br />

Schlämme sowohl mit der Laboranlage als auch mit<br />

einer auf unterschiedlichen Kläranlagen eingesetzten<br />

mobilen, großtechnischen Anlage (Vogelsang GmbH)<br />

desintegriert und untersucht. Bei diesen Untersuchungen<br />

liegt das Augenmerk neben dem (freigesetzten)<br />

organischen Kohlenstoffgehalt, der Trockensubstanz<br />

und dem Biogaspotential auch auf der<br />

Schlammcharakteristik, wie z. B. Flockenstruktur, Partikelgröße<br />

und Absetzverhalten. Dieses Projekt wird in<br />

Kooperation mit der Hugo Vogelsang Maschinenbau<br />

GmbH (Germany), der TE Engineering GmbH (Germany)<br />

und der Galilee Society Institute of Applied Research<br />

(Israel), Mekorot (Israel) durchgeführt.<br />

Biologische Grenzflächen<br />

Reduktion der Biofilm-Bildung sowie anorganischer<br />

Ablagerungen in mit vorgeklärtem <strong>Abwasser</strong> betriebenen<br />

Bewässerungssystemen (BioScIrr) (deutschisraelische<br />

<strong>Wasser</strong>technologie-Kooperation)<br />

Harald Horn, Michael Wagner, Jueying Qian,<br />

Förderung: BMBF<br />

Im Rahmen dieses deutsch-israelischen Verbundprojektes<br />

wird das Foulingverhalten in diskontinuierlich<br />

betriebenen Tropfbewässerungssystemen untersucht<br />

und charakterisiert. Im Vordergrund steht die Erprobung<br />

eines neuartigen Biofilm-Sensors <strong>zur</strong> frühzeitigen<br />

Foulingerkennung, der die gezielte Reinigung mit<br />

einem optimierten Einsatz an Chemikalien ermöglichen<br />

soll.<br />

1.4 Veröffentlichungen<br />

Veröffentlichungen in „peer-reviewed“ Fachjournalen<br />

(Auswahl)<br />

Farlin, J. and Majewsky, M: Performance Indicators: The Educational<br />

Effect of Publication Pressure on Young Researchers in Environmental<br />

Sciences. Environmental Science and Technology 47<br />

(2013) No. 6, p. 2437–2438.<br />

Herzog, B., Lemmer, H., Horn , H. and Müller, E.: Characterization of<br />

Pure Cultures Isolated from Sulfamethoxazole-Acclimated<br />

Activated Sludge with Respect to Taxonomic Identification<br />

and Sulfamethoxazole Biodegradation Potential. BMC<br />

Microbiology 13 (2013), p. 276.<br />

dos Santos, J. V., Mangrich, A. S., Pereira, B. F., Pillon, C. N., Novotny,<br />

E. H., Bonagamba, T. J., Abbt-Braun, G. and Frimmel, F. H.:<br />

13 C NMR and EPR spectroscopic evaluation of oil shale<br />

mined soil recuperation. J. Braz. Chem. Soc. 24 (2013)<br />

No. 2, p. 1–7.<br />

Rocktäschel, T., Klarmann, C., Helmreich, B., Ochoa, J., Boisson, P.,<br />

Sørensen, K. H. and Horn, H.: Comparison of two different anaerobic<br />

feeding strategies to establish a stable aerobic granulated<br />

sludge bed. Water Research 47 (2013), p. 6423–6431.<br />

Majewsky, M., Farlin, J., Bayerle, M. and Gallé, T.: A case-study on<br />

the accuracy of removal efficiency determination for<br />

xenobiotics on full-scale wastewater treatment plants.<br />

Environmental Sciences: Processes and Impacts 15 (2013),<br />

p. 730–738.<br />

Gilbert, E. M., Müller, E., Horn, H. and Lackner, S.: Microbial activity<br />

of suspended biomass from a nitritation-anammox SBR in<br />

dependence of operational condition and size fraction.<br />

Applied Microbiology and Biotechnology 97 (2013) No. 19,<br />

p. 8795–8804.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 769


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Ausbildung – Lehre und Forschung<br />

Pellicer-Nàcher, C., Domingo-Félez, C., Lackner, S. and Smets, B. F.:<br />

Microbial activity catalyzes oxygen transfer in membraneaerated<br />

nitritating biofilm reactors. Journal of Membrane<br />

Science 446 (2013), p. 465–471.<br />

Lackner, S. and Horn, H.: Comparison of performance and operation<br />

stability in an SBR and MBBR for single stage nitritationanammox<br />

treating industrial wastewater. Environmental<br />

Technology 34 (2013) No. 10, p. 1319–1328.<br />

Müller, E., Vierheilig, J., Schüssler, W., Horn, H. and Lemmer, H.: Aerobic<br />

biodegradation of the sulfonamide antibiotic sulfamethoxazole<br />

by activated sludge and pure culture consortia.<br />

Chemosphere 92 (2013) No. 8, p. 969–978.<br />

Saravia, F., Klüpfel, A., Zamora Richard, A. and Frimmel, F. H.:<br />

Identification of nanofiltration fouling layer constituents.<br />

Desalination and Water Treatment 51 (2013) No. 37–39,<br />

p. 6921–6928.<br />

2. DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />

Josef Klinger<br />

Das TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> ist eine<br />

organisatorisch und haushaltsmäßig verselbstständigte,<br />

gemeinnützige Einrichtung des DVGW und verfügt<br />

über Standorte in Karlsruhe, Dresden und Hamburg.<br />

Das TZW bildet unter dem Dach des DVGW die größte<br />

tragende Säule. Das TZW arbeitet auf wissenschaft lichtechnischer<br />

Basis unter Berücksichtigung wirtschaftlicher<br />

Gesichtspunkte Lösungsvorschläge für <strong>Wasser</strong>werke<br />

und Kommunen aus und begleitet auch aktiv die Umsetzung<br />

in der Praxis im Sinne des DVGW-Regelwerkes.<br />

Dazu verfügt das TZW über umfangreiches Wissen in<br />

den Gebieten Analytik und <strong>Wasser</strong>beschaffenheit, Technologie<br />

und Wirtschaftlichkeit, Korrosion, Mikrobiologie,<br />

Ressourcenschutz, Verteilung sowie Umweltbiotechnologie.<br />

Im Berichtszeitraum wiesen die wissenschaftlichtechnischen<br />

Untersuchungen des TZW verschiedene<br />

Schwerpunkte auf, die im Folgenden im Überblick dargestellt<br />

werden.<br />

In der Abteilung Analytik und <strong>Wasser</strong>beschaffenheit<br />

lag der Schwerpunkt wie in den Vorjahren bei den<br />

anthropogenen organischen Spurenstoffen, deren Vorkommen<br />

und Verhalten im <strong>Wasser</strong>kreislauf (<strong>Abwasser</strong>,<br />

Oberflächenwasser, Grundwasser, Roh- und Trinkwasser)<br />

Bild 8. Messstand für die Detektion von Nanopartikeln mittels LIBD-<br />

Technik im TZW.<br />

sowie in Feststoffen und Klärschlämmen. Die wichtigsten<br />

Stoffklassen waren dabei Pflanzenschutzmittel<br />

(PSM) und PSM-Metaboliten, Arzneimittelrückstände<br />

einschließlich Röntgenkontrastmittel (RKM), per- und<br />

polyfluorierte Verbindungen, Biozide, Korrosionsschutzmittel,<br />

künstliche Süßstoffe und synthetische Komplexbildner.<br />

Es wurden wiederum zahlreiche Untersuchungen<br />

gemäß den rechtlichen Vorgaben nach<br />

Trinkwasserverordnung, Grund- und Oberflächenwasserverordnung<br />

sowie der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

(Untersuchungen auf prioritäre Stoffe) durchgeführt. Zu<br />

erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch die umfassenden<br />

Monitoringprogramme an Rhein, Elbe und<br />

Donau auf eine Vielzahl von anorganischen und organischen<br />

Parametern. Ein wesentlicher Teil der Forschungsarbeiten<br />

befasste sich mit der Entwicklung von neuen<br />

und empfindlicheren Analysenmethoden für anorganische<br />

Spezies wie Perchlorat und Chromat sowie die<br />

Detektion von synthetischen und natürlichen Nanopartikeln<br />

mittels der Laserinduzierten Breakdown-<br />

Detektion (LIBD). Des Weiteren wurden für „neue“ organische<br />

Spurenstoffe wie z. B. Silikontenside oder Nitrifikations-<br />

und Ureasehemmer selektive und sensitive<br />

Analysenmethoden entwickelt, um ihr Vorkommen und<br />

Verhalten in der aquatischen Umwelt zu studieren.<br />

Weiterhin gilt die Online-Analytik von relevanten<br />

<strong>Wasser</strong>qualitätsparametern, insbesondere organischen<br />

Stoffen, in Abwässern, Oberflächen- und Trinkwässern<br />

als aktuelles Thema. Die hohe Qualität und Leistungsfähigkeit<br />

der analytischen Arbeiten wurde in 2013 durch<br />

verschiedene interne und externe Audits sowie durch<br />

sehr erfolgreiche Teilnahmen an nationalen und internationalen<br />

Ringversuchen bestätigt. Die Abteilung beteiligt<br />

sich darüber hinaus seit Jahren an den Arbeiten<br />

<strong>zur</strong> Entwicklung von Analysenmethoden im Bereich der<br />

nationalen und internationalen Normung (Bild 8).<br />

Der Schwerpunkt der Abteilung Technologie und<br />

Wirtschaftlichkeit lag im Berichtszeitraum auf der wissenschaftlich-technischen<br />

Lösung von Fragestellungen<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen <strong>zur</strong> Aufbereitungstechnik.<br />

Ein Schwerpunkt der Anfragen lag im Berichtszeitraum<br />

bei der Entfernung von Huminstoffen. Dafür<br />

wurde die Membrantechnik, d. h. Ultrafiltrations-, Nano-<br />

Juni 2014<br />

770 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />

filtrations- und Umkehrosmosemembranen, eingesetzt.<br />

Die Untersuchungen erfolgten im Pilotmaßstab mit<br />

technischen Membranmodulen, um die für die Großtechnik<br />

erforderlichen Auslegungsdaten zu ermitteln.<br />

Dabei wurde erfolgreich ein neues Verfahren (FERO –<br />

Flush Enhanced Reverse Osmosis) erprobt, um Fouling<br />

auf Umkehrosmosemembranen durch Huminstoffe zu<br />

beherrschen. Darüber hinaus wurden Leistungsfähigkeit<br />

und Grenzen des Hybridverfahrens Flockung und<br />

Ultrafiltration bei einem Quellwasser mit temporär stark<br />

ansteigenden Huminstoffpeaks aufgezeigt. Weitere<br />

Themenschwerpunkte lagen in der Bewertung der<br />

Aufbereitungserfordernisse in <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

im Hinblick auf die Entfernung von Trübstoffen<br />

sowie organischen Spurenverunreinigungen. Einen<br />

wesentlichen Umfang nahmen im Berichtszeitraum<br />

wiederum Untersuchungen <strong>zur</strong> Adsorption an Aktivkohle<br />

ein. Hierbei stand die Spülung von Aktivkohlefiltern<br />

im Mittelpunkt. Es waren Anforderungen an die<br />

Technik und die Spülbedingungen zu definieren, um die<br />

Anzahl tierischer Organismen in Filtern zu minimieren.<br />

Darüber hinaus wurden neue Adsorbentien im Labormaßstab<br />

mit Kleinfiltertests untersucht. Um die Effizienz<br />

von Membrananlagen bei der Entfernung von partikulären<br />

<strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen künftig noch besser zu erfassen,<br />

wurde ein Prototyp eines mobilen Messgerätes auf<br />

Basis der Laserinduzierten Breakdown-Detektion angeschafft<br />

und zunächst unter Laborbedingungen getestet.<br />

Dadurch soll es in Zukunft gelingen, nanoskalige<br />

Partikel in Filtraten von Ultrafiltrationsmembranen direkt<br />

im <strong>Wasser</strong>werk zu detektieren.<br />

In der Abteilung Grundwasser und Boden stellten<br />

regenerative Energieträger im Spannungsfeld mit dem<br />

Gewässerschutz sowie die Umsetzung und Weiterentwicklung<br />

des Risikomanagements Schwerpunkte dar.<br />

Im Forschungs- und Entwicklungsvorhaben des DVGW<br />

„Potenzialstudie <strong>zur</strong> nachhaltigen Erzeugung und Einspeisung<br />

gasförmiger, regenerativer Energieträger in<br />

Deutschland (Biogasatlas)“ befassen sich das Gas- und<br />

das <strong>Wasser</strong>fach gemeinsam mit der strategischen Planung<br />

für eine nachhaltige, langfristig umsetzbare und<br />

umweltverträgliche Biogaseinspeisung in das Gasnetz.<br />

In einem weiteren DVGW-Forschungsvorhaben werden<br />

Potenziale und Verwendbarkeit von kommunalen und<br />

industriellen Rest- und Abfallstoffen als Substrate für die<br />

Biogasgewinnung und die besonderen Anforderungen<br />

bei der Aufbereitung zu Erdgassubstitut erfasst, verglichen<br />

und bewertet. Dies dient als Grundlage für die<br />

Definition einer geeigneten Prozesskette und die<br />

Bewertung der Ausbringung der Gärreste in der Landwirtschaft.<br />

Das systematische, prozessbasierte Risikomanagement<br />

in der Trinkwasserversorgung („Water<br />

Safety Plans“, WSP) war Gegenstand weiterer Projekte. In<br />

mehreren Fällen wurden gemeinsam mit dem jeweiligen<br />

<strong>Wasser</strong>versorger Risikomanagementsysteme gemäß<br />

DVGW-Hinweis W 1001 erarbeitet und umgesetzt.<br />

Im BMBF-Verbundvorhaben PRiMaT (Präventives Risikomanagement<br />

in der Trinkwasserversorgung) wurde gemeinsam<br />

mit Partnern aus <strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Wasser</strong>forschung<br />

ein neues datenbankbasiertes Bewertungssystem<br />

<strong>zur</strong> Gefährdungsanalyse in Einzugsgebieten<br />

weiterentwickelt. Weiterhin widmete sich die Abteilung<br />

zudem verstärkt der Fragestellung, wie organisatorische<br />

Maßnahmen im Einzugsgebiet wirksam <strong>zur</strong> Risikobeherrschung<br />

beitragen können. Die Durchführung<br />

und Auswertung gebietsspezifischer Grundwasseruntersuchungsprogramme,<br />

etwa bei Belastungen des<br />

Grundwassers mit Nitrat, Arzneimittelwirkstoffen, perund<br />

polyfluorierten Chemikalien (PFC), Mikroorganismen,<br />

Pflanzenschutzmittelwirkstoffen und deren<br />

Abbauprodukten sowie Bodenuntersuchungen <strong>zur</strong><br />

Abschätzung von Nitratauswaschungsverlusten, stellt<br />

einen weiteren Arbeitsschwerpunkt dar. Ziel der Monitoringprogramme<br />

ist es, Handlungsempfehlungen<br />

<strong>zur</strong> Ursachenbeseitigung von Grundwasserverunreinigungen<br />

oder zum Umgang mit Belastungen abzuleiten<br />

(Bild 9).<br />

In der Abteilung Mikrobiologie rückte nicht zuletzt<br />

aufgrund der Diskussionen um neuartige Krankheitserreger<br />

(„emerging pathogens“) die mikrobiologische<br />

Rohwasserbeschaffenheit verstärkt in den Blickpunkt.<br />

Zur Ermittlung von möglichen Belastungen durch Viren<br />

wurden verstärkt Analysen zum Nachweis von Bakteriophagen<br />

in Rohwässern durchgeführt. Die Ergebnisse<br />

dienen der Beurteilung der Aufbereitungs- und Desinfektionsnotwendigkeit<br />

in Bezug auf mikrobiologische<br />

Belastungen. Zur Beurteilung der Aufbereitungswirksamkeit<br />

von Filtrationsstufen wurden auch halbtechnische<br />

Dosierversuche mit Bakteriophagen bei <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

durchgeführt. Ein nach wie<br />

vor wichtiges Arbeitsgebiet in der Zusammenarbeit mit<br />

<strong>Wasser</strong>versorgern befasst sich mit der Möglichkeit der<br />

Abstellung der Abschlussdesinfektion bzw. der Umstellung<br />

auf eine UV-Desinfektion. Ein wichtiger Bestandteil<br />

dieses Arbeitsgebietes ist auch die Aufstellung von<br />

Handlungsplänen für einen desinfektionsmittelrestgehaltsfreien<br />

Netzbetrieb. Weiterhin stellten mikrobiologische<br />

Probleme der Trinkwasserinstallation einen<br />

Bild 9. Biogasanlage.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 771


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Ausbildung – Lehre und Forschung<br />

Schwerpunkt der Arbeiten der Abteilung dar. Im Mittelpunkt<br />

stehen dabei die hygienisch-relevanten Bakterien<br />

Legionellen und Pseudomonas aeruginosa. In Zusammenarbeit<br />

mit den Betreibern der Trinkwasserinstallationen<br />

konnten Probleme analysiert und behoben werden. Im<br />

Zusammenhang mit Legionellen-Problemen wurden auch<br />

Gefährdungsanalysen entsprechend der Empfehlung<br />

des Umweltbundesamtes durchgeführt. In Forschungsprojekten<br />

wurden Vermehrung, Nachweis und Desinfektion<br />

von bakteriellen Indikatororganismen und Krankheitserregern<br />

wie beispielsweise die Vermehrung von<br />

Pseudomonas aeruginosa im Trinkwasser untersucht.<br />

Weitere Untersuchungen zum molekularbiologischen<br />

Nachweis mittels FISH und <strong>zur</strong> Desinfektionsempfindlichkeit<br />

von bakteriellen Krankheitserregern erfolgten<br />

im Rahmen des BMBF-Verbundvorhabens PRiMaT.<br />

Die Schwerpunkte der Abteilung Umweltbiotechnologie<br />

und Altlasten lagen im Jahr 2013 auf dem<br />

mikrobiologischen Abbau von chlorierten Schadstoffen,<br />

den molekularbiologischen Methoden zum Nachweis von<br />

Viren, Bakterien und Markergenen, dem Vorkommen,<br />

Ökotoxizität und Abbau von heterozyklischen Kohlenwasserstoffen,<br />

der Elimination persistenter Schadstoffe<br />

durch elektrochemisch/mikrobiologischen Abbau und<br />

bei der Sanierung von PFC-kontaminiertem Grundwasser.<br />

Chlorierte Schadstoffe stellen eine der häufigsten<br />

Schadstoffgruppen an kontaminierten Altlaststandorten<br />

und in Gewässersedimenten dar. Der mikrobiologische<br />

Abbau von Chlorethenen, Chlorphenolen, polychlorierten<br />

Biphenylen (PCB) sowie Hexachlorhexanen<br />

(HCH) wurde nachgewiesen und belegt die Relevanz<br />

der mikrobiologischen Prozesse unter Feldbedingungen.<br />

Dabei wurde die mikrobiologische Population anhand<br />

von PCR-Analysen charakterisiert und ein Nachweis der<br />

Aktivität über die mRNA geführt. Der metabolische<br />

aerobe Abbau von Trichlorethen wurde eingehend<br />

untersucht. Dieser neue Abbauweg eröffnet neue kostengünstige<br />

Optionen in der Standort-Sanierung. Auf Basis<br />

des grundlegenden Prozessverständnisses werden neue<br />

Verfahren gemeinsam mit Praxispartnern im Pilotmaßstab<br />

getestet. Die Standardverfahren zum Nachweis von<br />

hygienisch relevanten Mikroorganismen in der <strong>Wasser</strong>analytik<br />

beruhen auf Kulturverfahren. Diese Methoden<br />

haben den Nachteil einer häufig mehrtägigen Inkubationsdauer<br />

und stehen nicht für alle Krankheitserreger<br />

<strong>zur</strong> Verfügung (z. B. Noroviren). Molekularbiologische<br />

Methoden (z. B. PCR-Nachweis) sind demgegenüber schnell<br />

und bieten auch die Möglichkeit, sehr spezifische Nachweise<br />

von Markergenen zu führen. Die neuen PCR-Methoden<br />

werden in einem ländlichen Karsteinzugsgebiet <strong>zur</strong><br />

Identifikation fäkaler Eintragsquellen (Microbial Source<br />

Tracking) eingesetzt. Die Detektion von molekularbiologischen<br />

Markern wird erstmals in Deutschland genutzt, um<br />

die Relevanz von Regenüberlaufbecken bzw. Austrägen<br />

einer Geflügelfarm zu beurteilen. Diese neuen PCR-Methoden<br />

erweitern die Datenbasis im Risikomanagement.<br />

Schwerpunkt der Forschungsarbeiten auf dem Gebiet<br />

der Verteilungsnetze waren Untersuchungen <strong>zur</strong> direkten<br />

Beurteilung des Korrosionsverhaltens von metallischen<br />

Rohrleitungen im Verteilungssystem. Im Ergebnis<br />

von Testreihen an Versuchsanlagen sowie in Verteilungssystemen<br />

zeigte sich, dass der Effekt der Korrosion auf<br />

die <strong>Wasser</strong>beschaffenheit unter den vorliegenden<br />

Randbedingungen mittels kontinuierlicher Trübungsmessung<br />

detailliert erfasst werden kann. Somit ist es<br />

möglich, die Wirkung von Inhibitoren oder den Effekt<br />

einer Veränderung der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit zu beurteilen.<br />

Im Rahmen von Untersuchungen <strong>zur</strong> Anpassung<br />

von <strong>Wasser</strong>gütemodellen wurde ein 150 m langes Modellnetz<br />

inklusive Fernwirktechnik gebaut. Im Ergebnis<br />

umfangreicher Versuchsreihen zeigte sich, dass die<br />

Mischungsprozesse in Armaturen (Kreuze und T-Stücke)<br />

erheblich von den hydraulischen Bedingungen abhängig<br />

sind. In Zusammenarbeit mit 12 <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

werden innerhalb eines Forschungsprojektes<br />

hochaufgelöste Messungen zum <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

in über 250 Objekten durchgeführt. Darüber<br />

hinaus wird ein Verbundprojekt bearbeitet, welches sich<br />

mit der Beeinflussung der Bildung von Ablagerungen in<br />

Trinkwasserleitungen durch strukturierte Oberflächen<br />

befasst. Damit <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen den<br />

Verschmutzungsgrad von Trinkwasserleitungen im Rahmen<br />

von Spülungen erfassen können, wurde in einem<br />

Forschungsprojekt gemeinsam mit einem Unternehmen<br />

ein Spülstand entwickelt, der seit 2013 kommerziell<br />

verfügbar ist. Im Auftrag von <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

wurden wie in den Jahren zuvor zustandsorientierte<br />

Spülpläne erarbeitet und Vorhaben <strong>zur</strong> Umstellung<br />

auf einen desinfektionsmittelfreien Netzbetrieb<br />

bzw. Umstellung der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit begleitet.<br />

Ein zentrales Aufgabenfeld der Abteilung Korrosion<br />

lag in wissenschaftlich-technischen Kooperationen mit<br />

<strong>Wasser</strong>versorgern insbesondere bei Fragestellungen der<br />

Zustandsbewertung bestehender Versorgungssysteme.<br />

Dabei konnten nach Begutachtung der betreffenden<br />

Anlagenteile (Behälter, Rohrleitungen) und unter<br />

Einbeziehung wichtiger Parameter wie vorherrschender<br />

<strong>Wasser</strong>qualität, eingesetzter Werkstoffqualitäten, Betriebsart<br />

und Alter der Anlagen Handlungsempfehlungen<br />

abgeleitet werden, die unter anderem in technisch und<br />

ökonomisch optimierten Sanierungsstrategien mündeten.<br />

Im Berichtszeitraum wurden vermehrt Untersuchungen<br />

und Stellungnahmen im Zusammenhang mit<br />

Korrosionsproblemen in wasserführenden Systemen im<br />

gewerblichen und industriellen Bereich nachgefragt.<br />

Hierbei handelte es sich insbesondere um große Wohnkomplexe,<br />

Büro- und Verwaltungsgebäude sowie Großanlagen<br />

<strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>erwärmung bzw. Kühlkreisläufe in<br />

Kraftwerksanlagen. Beispielhaft hierfür sei die Begutachtung<br />

von Bauteilen aus Bronze im Kühlwasser-Zulauf<br />

eines mit Meerwasser gekühlten Kraftwerkes genannt.<br />

Dabei konnten die auf der an sich meerwasserbeständigen<br />

Juni 2014<br />

772 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />

Bronze auftretenden Korrosionserscheinungen auf ungünstige<br />

Betriebsbedingungen, einhergehend mit Zeiten<br />

langer Stagnation bei gleichzeitiger Sedimentierung<br />

von Tonpartikeln, <strong>zur</strong>ückgeführt werden. Hinsichtlich<br />

der Forschungsaktivitäten wurden die Arbeiten im Rahmen<br />

des von der US-amerikanischen Water Research<br />

Foundation (WRF) geförderten Projektes „The Performance<br />

of Non-Leaded Brass Materials“ zu Ende geführt.<br />

Gleichzeitig sind die Arbeiten in dem vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung, dem DVGW<br />

und Plastics Europe geförderten Projekt Kunststoffe im<br />

Kontakt mit Trinkwasser beendet worden.<br />

An der Prüfstelle <strong>Wasser</strong> hat sich die Auftragslage<br />

von Hygiene- und Produktprüfungen für Materialien<br />

und Produkte im Kontakt mit Trinkwasser auch im Jahr<br />

2013 positiv dargestellt. Zu dem Prüfprogramm zählten<br />

neben den Prüfungen von organischen Materialien und<br />

Produkten nach den Leitlinien des Umweltbundesamtes<br />

sowie des DVGW-Arbeitsblattes W 270 insbesondere<br />

auch Produktprüfungen nach den jeweils gültigen Produktnormen<br />

und technischen Regeln. Hierbei war eine<br />

deutliche Steigerung der Nachfrage bei den Prüfungen<br />

nach den Leitlinien des Umweltbundesamtes zu verzeichnen.<br />

Mit der zweiten Änderung der Trinkwasserverordnung<br />

werden nun u. a. die Anforderungen an<br />

Werkstoffe und Materialien, die in Produkten für den<br />

Kontakt mit Trinkwasser verwendet werden, weiter<br />

konkretisiert. In diesem Zusammenhang wurden die<br />

bisherigen Arbeitsgruppen zu Materialfragen am Umweltbundesamt<br />

in Fachgremien mit eigener Geschäftsordnung<br />

überführt. Das TZW wurde hier <strong>zur</strong> Mitarbeit<br />

berufen. Darüber hinaus wurde im September 2013<br />

der Entwurf des Umweltbundesamtes „Bewertungsgrundlage<br />

für metallene Werkstoffe im Kontakt mit<br />

Trinkwasser“ bei der EU <strong>zur</strong> Notifizierung eingereicht.<br />

In diesem sind die für den Trinkwasserbereich akzeptierten<br />

metallenen Werkstoffe gelistet. Ein großer Teil<br />

der Werkstoffuntersuchungen nach DIN EN 15664-1<br />

wird vom TZW durchgeführt. Zusätzlich war in 2013 u. a.<br />

eine höhere Nachfrage nach Prüfungen von Armaturen<br />

für den Einsatz in der Trinkwasserversorgung zu<br />

verzeichnen. Eine gute Auftragslage war ebenso bei<br />

den Prüfungen von UV-Desinfektionsgeräten nach<br />

DVGW W 294 festzustellen. Ebenso ist hervorzuheben,<br />

dass die Reakkreditierung nach DIN EN ISO 17025 durch<br />

die Deutsche Akkreditierungsstelle für die Durchführung<br />

von über 100 verschiedenen Produktnormen<br />

in 2013 erfolgreich abgeschlossen wurde. Neben den<br />

vielfältigen Tätigkeiten sind die Mitarbeiter der Prüfstelle<br />

<strong>Wasser</strong> auch intensiv in die nationale und internationale<br />

Regelsetzung und Normenarbeit eingebunden<br />

und aktiv tätig. Darüber hinaus wurde ein neues<br />

Forschungsprojekt gemeinsam mit der mittelständischen<br />

Industrie <strong>zur</strong> Entwicklung von Technologien für<br />

die energieeffiziente Trinkwasserdesinfektion mittels<br />

UV-LED begonnen.<br />

Bild 10. Margret Mergen, Erste Bürgermeisterin der Stadt Karlsruhe,<br />

eröffnet die 2013 EMEA Regionalkonferenz <strong>zur</strong> UV-Technologie.<br />

Die UV-Technologie im <strong>Wasser</strong>bereich stand im<br />

Mittelpunkt einer am 04. und 05. Juni 2013 vom TZW<br />

gemeinsam mit der Internationalen UV-Vereinigung<br />

(IUVA) organisierten EMEA (Europe, Middle East<br />

Africa) Regionalkonferenz, an der mehr als 150 Fachleute<br />

aus 17 Ländern teilnahmen (Bild 10).<br />

Das TZW führte auch im Jahr 2013 die traditionellen<br />

TZW-Kolloquien fort, bei denen Mitarbeiter des<br />

TZW aktuelle Forschungsergebnisse vorstellen. Am<br />

21. Dresdner Trinkwasserkolloquium am 22.5.2013<br />

sowie am 18. TZW-Kolloquium am 3.12.2013 in Karlsruhe<br />

nahmen insgesamt etwa 220 Fachleute und Entscheidungsträger<br />

aus Versorgungsunternehmen und<br />

Behörden teil.<br />

Ausgaben des TZW-Newsletters erschienen im April<br />

und Oktober 2013 mit Kurzinformationen zu aktuellen<br />

Themen in der <strong>Wasser</strong>versorgung. Hierbei standen die<br />

Perspektiven der UV-Desinfektion in Deutschland sowie<br />

Fragen der europäischen Harmonisierung mit Bauprodukten,<br />

die mit Trinkwasser in Kontakt kommen, im<br />

Mittelpunkt. Darüber hinaus wurde ein Newsletter in<br />

englischer Sprache gestaltet, der an Fachleute aus dem<br />

<strong>Wasser</strong>fach aus der ganzen Welt versandt wurde. Im Fokus<br />

dieses internationalen Newsletters stand die Priorisierung<br />

von Bioziden aus Sicht der Trinkwasserversorgung.<br />

Die TZW-Schriftenreihe umfasst derzeit 60 Bände,<br />

von denen fünf Ausgaben im Berichtszeitraum erschienen.<br />

Dabei wurden folgende Themen behandelt: der<br />

Betrieb von UV-Desinfektionsanlagen in der Praxis, mikrobiologische<br />

Aspekte in Trinkwasserverteilungssystemen,<br />

die Vermeidung organoleptischer Beeinträchtigungen<br />

von Trinkwasser und die Bewertung von Transformationsprodukten<br />

bei der Trinkwasseraufbereitung.<br />

Außerdem erschien der Tagungsband zum TZW-Kolloquium<br />

2013 mit Beiträgen zum Thema „Handlungsstrategien<br />

bei sich ändernden Rahmenbedingungen“.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 773


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Ausbildung – Lehre und Forschung<br />

Auf der TZW-Homepage (www.tzw.de) wurde eine<br />

Anwendung <strong>zur</strong> Berechnung von Kalk-Kohlensäure-<br />

Gleichgewichts-Konzentrationen online gestellt. Damit<br />

haben Nutzer die Möglichkeit, entsprechende Berechnungen<br />

online durchzuführen. Bereits in der Startphase<br />

meldeten sich mehr als 50 Anwender an.<br />

Zur Fortbildung bzw. <strong>zur</strong> Förderung des internen<br />

Informationsaustausches im TZW wurden wie in den<br />

Vorjahren Seminare organisiert. Dazu berichten und<br />

diskutieren Mitarbeiter des TZW über aktuelle Projekte.<br />

Im Jahr 2013 wurden sieben dieser Seminare durchgeführt.<br />

Im Rahmen der internationalen Tätigkeiten führte<br />

das TZW seine aktive Mitgestaltung in Führungspositionen<br />

beim europäischen Forschungsnetzwerk AC-<br />

QUEAU (www.acqueau.eu) sowie bei der Global Water<br />

Research Coalition GWRC (www.globalwaterresearch<br />

coalition.net) weiter. Auch im Jahr 2013 war das TZW<br />

Anlaufstelle für zahlreiche Besucher aus dem Ausland,<br />

um sich über die Trinkwasserversorgung in Deutschland<br />

zu informieren. Hierzu gehört beispielsweise der<br />

Besuch von Führungskräften der Beijing Water Authority,<br />

von Wissenschaftlern des Danish Technological<br />

Institute oder der dreimonatige Forschungsaufenthalt<br />

am TZW von Prof. Chaofeng Shen (Zhejiang Universität,<br />

China).<br />

Neben einigen Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten<br />

wurde in 2013 die Promotionsarbeit „Wirksamkeit<br />

der Elimination von Viren durch Filtrationsverfahren<br />

der Trinkwasseraufbereitung“ (Kreißel, Katja) am TZW<br />

erfolgreich abgeschlossen.<br />

Mit Stand zum 31.12.2013 befanden sich am TZW<br />

40 Forschungsvorhaben in Bearbeitung, die im<br />

Wesentlichen durch BMBF, BMWi, DVGW und EU<br />

gefördert wurden. Im gleichen Zeitraum wurden am<br />

TZW 86 Publikationen in Fachzeitschriften sowie<br />

Konferenzunterlagen angefertigt. Davon sind 10 Publikationen<br />

beispielhaft nachstehend aufgeführt. Eine<br />

vollständige Liste der Publikationen sowie Informationen<br />

zu ausgewählten Forschungsvorhaben können<br />

über die Homepage des TZW abgerufen werden.<br />

Bethmann, D., Baldauf, G., Rhode, K. und Müller, U.: Entfernung<br />

polarer Spurenstoffe aus einem gering mineralisierten<br />

<strong>Wasser</strong> durch Einsatz der Membrantechnik. <strong>gwf</strong>-<br />

<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 154 (2013) Nr. 7/8, S. 844–853.<br />

Hambsch, B., Ashworth, J. and van der Kooij, D.: Enhancement of<br />

microbial growth by materials in contact with drinking<br />

water: problems and test methods. In: van der Kooij, D., van<br />

der Wielen, P.W.: Microbial growth in drinking water<br />

supplies. IWA Publishing (2013), p. 339–361.<br />

Happel, O., Körner, B., Mertineit, S. and Storck, F. R.: Performance of<br />

various water treatment processes for removal of hazardous<br />

levels of chemicals. In: Water Contamination Emergencies,<br />

Managing the Threats, ed. by Borchers, U., Gray, J., Thompson,<br />

K. C., The Royal Society of Chemistry, RSC Publishing,<br />

ISBN: 978-1-84973-441-7, eISBN: 978-1-84973-789-0, http://<br />

dx.doi.org/10.1039/9781849737890-00233 (2013), p. 233–244.<br />

Kiefer, J.: Maisanbau aus Sicht der <strong>Wasser</strong>versorgung. Mit wenigen<br />

Grundsätzen zu mehr Gewässerschutz. mais 40 (2013) Nr. 3,<br />

S. 108–111.<br />

Kranzioch, I., Stoll, C., Holbach, A., Chen, H., Wang, L., Zheng, B., Norra,<br />

S., Bi, Y., Schramm, K.-W. and Tiehm, A.: Dechlorination and<br />

organohalide-respiring bacteria dynamics in sediment<br />

samples of the Yangtze Three Gorges Reservoir. Environmental<br />

Science and Pollution Research 20 (2013), p. 7046–<br />

7056.<br />

Lange, F. T., Wagner, A., Worch, E., Willach, S. und Brauch, H.-J.:<br />

Bestimmung von adsorbierbarem organisch gebundenem<br />

Fluor (AOF) in der aquatischen Umwelt: Wie viel Organofluor<br />

ist über die PFC-Einzelsubstanzanalytik erklärbar? Vom<br />

<strong>Wasser</strong> 111 (2013) Nr. 3, S. 75–77.<br />

Müller, U., Stauder, S., Groß, H., Brand, U., Merklein, Th. und Zeilinger,<br />

S.: Basische Spülung – eine Betriebsweise <strong>zur</strong> Beherrschung<br />

von organischem Fouling bei Nanofiltration und Umkehrosmose.<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 154 (2013) Nr. 10, S. 1090–<br />

1096.<br />

Schmidt, C. K., Raue, B., Brauch, H.-J. and Sacher, F.: Trace-level<br />

analysis of phosphonates in environmental waters by ion<br />

chromatography and inductively coupled plasma mass<br />

spectrometry. Intern. J. Environ. Anal. Chem. 74 (2013),<br />

p. 191–201.<br />

Storck, F. R., Schmidt, C. K., Lange, F. T. und Brauch, H.-J.: Ermittlung<br />

wichtiger Einflussgrößen auf die Entfernung organischer<br />

Spurenstoffe bei der Uferfiltration in den USA und in<br />

Deutschland (Evaluation of important parameters determining<br />

organic micropollutant removal during riverbank<br />

filtration in the USA and in Germany). <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

154 (2013) Nr. 2, S. 208–215.<br />

Tröster, M., Happel, O., Sacher, F., Lipp, P., Brauch, H.-J. und Hofmann,<br />

T.: Rückhalt von Titandioxid-Nanopartikeln bei der Mikround<br />

Ultrafiltration. Vom <strong>Wasser</strong> 111 (2013) Nr. 2, S. 47–49.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 22.04.2014<br />

Prof. Dr. rer. nat. Harald Horn<br />

Prof. Dr.-Ing. Thomas Kolb<br />

Prof. Dr.-Ing. Dimosthenis Trimis<br />

Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts<br />

für Technologie (KIT) |<br />

Engler-Bunte-Ring 1 |<br />

D-76131 Karlsruhe<br />

Dr. rer. nat. Josef Klinger<br />

TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> |<br />

Karlsruher Straße 84 |<br />

D-76139 Karlsruhe<br />

Juni 2014<br />

774 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Ausbildung – Lehre und Forschung | FACHBERICHTE |<br />

Buchbesprechung<br />

Arbeitshilfen für den Brunnenbauer<br />

Bohrtechnik für Brunnenbau und Geothermie<br />

Hrsg.: wvgw mbH, Bonn 2013. 608 SS., Preis: € 69,80,<br />

Best.-Nr.: 308945.<br />

Um mit dem technischen Fortschritt, der Weiterentwicklung<br />

von Regelwerken und Normen und nicht<br />

zuletzt den Anforderungen von Behörden und Auftraggebern<br />

Schritt zu halten, sollten Bohrunternehmen<br />

auf die ständige Weiterbildung ihrer Mitarbeiter<br />

höchsten Wert legen.<br />

Mit der zweiten Auflage des Fachbuchs „Bohrtechnik<br />

für Brunnenbau und Geothermie“ legt Autor<br />

David Urban einen umfassenden und aktuellen<br />

Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten der<br />

qualitätsgerechten Bohrtechnik im Brunnenbau und<br />

in der Geothermie vor.<br />

Das 600-Seiten-Werk aus der Reihe „Arbeitshilfen<br />

für den Brunnenbauer“ bietet für Planer, Ausführende<br />

sowie für den Bereich der Ausbildung das<br />

notwendige Fachwissen in übersichtlicher Form.<br />

Detailliert und verständlich werden die verschiedenen<br />

Bohrverfahren dargestellt und praktische Hilfestellung<br />

bei deren Auswahl, Anwendung und beim<br />

Einsatz der entsprechenden Geräte gegeben. Ausführungen<br />

<strong>zur</strong> Baustelleneinrichtung, zum Reinigen<br />

von Bohrlöchern, zu Fang- und Überbohrarbeiten,<br />

zum Abdichten und Verfüllen von Bohrlöchern, <strong>zur</strong><br />

Dokumentation der Bohrarbeiten, zu Sicherheitsregeln,<br />

zu den Ausbildungsmöglichkeiten sowie <strong>zur</strong><br />

Firmenzertifizierung ergänzen das notwendige<br />

bohrtechnische Fachwissen.<br />

Aus dem Inhalt:<br />

• Einteilung der Bohrverfahren<br />

• Bohrgerätekomponenten<br />

• Bohrlochstabilisierung<br />

• Trockenbohrtechnik<br />

• Spülbohrtechnik<br />

• Kombinations- und Überlagerungsbohrtechnik<br />

• Ergänzende Maßnahmen<br />

• Dokumentation und Qualitätssicherung<br />

• Unfallverhütungsvorschriften und Sicherheitsregeln<br />

bei Bohrarbeiten<br />

Der Autor, David Urban, ist Brunnenbauermeister<br />

und Lehrwerkmeister im Bereich Erstausbildung für<br />

Brunnenbau- und Spezialtiefbau. Er arbeitet in den<br />

Bereichen Bohrverfahren, Bohrgerätetechnik und<br />

Spezialtiefbau als Dozent. Zudem ist er Mitglied der<br />

Gesellenprüfungsausschüsse für das Brunnenbauerhandwerk<br />

und für den Spezialtiefbau sowie des<br />

Meisterprüfungsausschusses für das Brunnenbauerhandwerk<br />

an der HWK Oldenburg.<br />

Bestell-Hotline<br />

wvgw mbH,<br />

Josef-Wirmer-Straße 3,<br />

D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9191-40,<br />

Fax (0228) 9191-499,<br />

www.wvgw.de<br />

© wvgw mbH<br />

hier erstes Schlagwort | GE FACHBERICHTE 2-SPALTIG |<br />

Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas/Erdgas 6/2014<br />

Gas-Plus-Technologien / Gasbeschaffenheit<br />

Sie lesen u. a. folgende Beiträge<br />

Buller/Lefort/Wenzel Blockheizkraftwerke 2013<br />

Seifert/Haupt/Glöckner/Hartan<br />

Pilgram/Karger<br />

Cagnon/Louvat/Vasseur<br />

Horn/Klinger/Kolb/Trimis<br />

Das Regionale Virtuelle Kraftwerk – ein möglicher Beitrag <strong>zur</strong> Energiewende<br />

Teilnahme von Erdgas-BHKW am Regelenergiemarkt<br />

Gasgeruch: Untersuchung der Wahrnehmbarkeit<br />

von Gas-Odoriermitteln in der Öffentlichkeit<br />

Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und TZW:<br />

DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>, Karlsruhe im Jahre 2013<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 775


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Tagungsbericht<br />

27. Mitgliederversammlung der<br />

RAL-Gütegemeinschaft Kanalbau<br />

Die Mitgliederversammlung der RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau fand in diesem Jahr in Dresden<br />

statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Berichte des Vorstandsvorsitzenden der Gütegemeinschaft,<br />

Dipl.-Ing. Dieter Jacobi, des Obmanns des Güteausschusses, Dipl.-Ing. Uwe Neuschäfer, des Beiratsvorsitzenden,<br />

Dipl.-Ing. Rudolf Feickert M.A., sowie des Geschäftsführers, Dr.-Ing. Marco Künster. Zudem wurden die Mitglieder<br />

von Vorstand und Güteausschuss neu gewählt. Dipl.-Ing. Ulf Michel, MICHEL BAU GmbH & Co. KG,<br />

tritt die Nachfolge von Dieter Jacobi als Vorstandsvorsitzender an, und Dipl.-Ing. Ingrid Hansen, Stadtentwässerung<br />

Dresden GmbH, wurde zu seiner Stellvertreterin gewählt. Darüber hinaus benannte die DWA Deutsche<br />

Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V. Dipl.-Ing. Hans-Peter Becker, Wirtschaftsbetriebe<br />

Duisburg – AöR, als neuen Vertreter der Auftraggeber in den Vorstand. Nach 14 Jahren Gütesicherungsarbeit<br />

und insgesamt 71 jeweils zweitägigen Sitzungen des Güteausschusses stellte sich Rainer Dilg nicht mehr <strong>zur</strong><br />

Wiederwahl. Dipl.-Ing. Jürgen Zinnecker, Aarsleff Rohrsanierung GmbH, wurde stattdessen als neues Mitglied<br />

des Güteausschuss gewählt.<br />

Auf der Mitgliederversammlung herrschte Einigkeit unter<br />

den Teilnehmern, sowohl was die Bedeutung der Gütesicherung<br />

Kanalbau für die Kanalinfrastruktur betrifft,<br />

als auch in der Bewertung der im vergangenen Geschäftsjahr<br />

geleisteten Arbeit von Gremien und Mitarbeitern<br />

der Gütegemeinschaft, die ein umfangreiches Dienstleistungspaket<br />

kompetent und mit großem Engagement<br />

umgesetzt haben.<br />

Drin, was draufsteht<br />

„Auch wir profitieren von der Arbeit der Gütegemeinschaft<br />

Kanalbau“ – mit dieser Eröffnung leitete Gunda<br />

Röstel, Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden<br />

GmbH, den Festvortrag ein. Die Rednerin zeigte sich<br />

froh darüber, dass es ein Gütezeichen gibt, wo drinsteckt,<br />

was draufsteht. „Und darauf kann man sich<br />

verlassen“, erklärte Röstel, bevor sie in ihrem Vortrag<br />

Dieter Jacobi, Uwe Neuschäfer, Ulf Michel, Ingrid Hansen, Rudolf Feickert<br />

und Dr. Marco Künster (v. re.). © Gütegemeinschaft Kanalbau<br />

die Energiewende im Spannungsfeld von politischen<br />

Idealen und praktischer Umsetzung beleuchtete. „Die<br />

Energiewende ist ein hochkomplexes Puzzle und die<br />

Umsetzung ein langer Weg, für den wir uns gut aufstellen<br />

müssen“, sagte die Rednerin, die anschaulich<br />

darstellte, in welcher Form auch ein Entsorgungsbetrieb<br />

von dieser Thematik betroffen ist.<br />

Auf gutem Kurs befindet sich die RAL-Gütegemeinschaft<br />

Kanalbau, wie der scheidende Vorstandsvorsitzende<br />

Dieter Jacobi im Bericht des Vorstandes feststellen<br />

konnte. Die Zahl der Auftraggeber, die die Gütesicherung<br />

RAL-GZ 961 fordern, hat sich im Jahr 2013 auf<br />

5 264 erhöht. „Damit leisten wieder mehr Auftraggeber<br />

einen wesentlichen Beitrag <strong>zur</strong> Förderung der Qualität<br />

im Kanalbau“, so Jacobi.<br />

Für Jacobi tragen vor allem die vom Güteausschuss<br />

der Gütegemeinschaft beauftragten Prüfingenieure<br />

einen wesentlichen Teil dazu bei, dass sich die Botschaft<br />

der Gütesicherung Kanalbau sich derart verbreitet. Er<br />

dankte den beauftragten Prüfingenieuren und den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern der Geschäftsstelle für<br />

ihr großes Engagement, das durch eindrucksvolle Zahlen<br />

belegt wird: Es gab 1306 Besuche <strong>zur</strong> Beratung bei<br />

Auftraggebern und Ingenieurbüros sowie 56 Auftraggeber-Fachgespräche,<br />

an denen 1897 Personen teilnahmen.<br />

Darüber hinaus wurden insgesamt 8070 Teilnehmer<br />

von Gütezeicheninhabern in 334 Firmenseminaren<br />

geschult. „Und im Rahmen der Gütesicherung<br />

haben die vom Güteausschuss beauftragten Prüfingenieure<br />

insgesamt 2055 Firmen und 3879 Baustellen im<br />

Geschäftsjahr besucht“, berichtete Jacobi, der darüber<br />

hinaus Beirat und Güteausschuss als weitere Säulen der<br />

Gütegemeinschaft bezeichnete.<br />

Juni 2014<br />

776 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht | FACHBERICHTE |<br />

Hervorragendes Ergebnis<br />

Im Bericht des Obmanns des Güteausschusses bezeichnete<br />

auch Uwe Neuschäfer die Arbeit der Prüfingenieure<br />

als maßgebenden Baustein der Gütesicherung Kanalbau.<br />

Ihre Arbeit ist die Grundlage der Tätigkeit des Güteausschusses,<br />

der als zentrales und neutrales Organ alle<br />

Prüfungen abschließend bewertet. Insgesamt wurden<br />

2013 auf fünf Sitzungen des Güteausschusses 5 865 Vorgänge<br />

<strong>zur</strong> Gütesicherung bearbeitet. Davon blieben<br />

5 296 ohne Beanstandungen, in 232 Fällen gab es nur<br />

geringe Beanstandungen.<br />

Darüber hinaus wurden 344 Verwarnungen ausgesprochen<br />

und in neun Fällen wurde das Gütezeichen<br />

entzogen. „Ein Ergebnis“, so Neuschäfer, „das nicht darüber<br />

hinwegtäuschen darf, dass wir uns alle gemeinsam<br />

für noch mehr Qualität im Kanalbau einsetzen müssen.“<br />

Ein Appell, der auch in Richtung der Ingenieurbüros<br />

ging. Insbesondere bei der Entwicklung im Bereich<br />

Ausschreibung (A) und Bauüberwachung (B) im offenen<br />

Kanalbau (ABAK), bei grabenlosem Einbau (ABV) und<br />

der grabenlosen Sanierung (ABS) von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

und -kanälen gibt es noch Potenzial. Dem schloss sich<br />

der Beiratsvorsitzende an. „Hier gilt es, noch viel Überzeugungsarbeit<br />

zu leisten“, sagte Rudolf Feickert. Eine<br />

Meinung, die von Planerseite geteilt wird. Das machte<br />

Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel, VOGEL Ingenieure, Kappelrodeck,<br />

deutlich, der in seinem Diskussionsbeitrag die<br />

Sicht eines Planers darstellte. „Die Qualität eines Sanierungsergebnisses<br />

steht im direkten Zusammenhang mit<br />

der Qualität und der Weitsicht der Planung“, so Vogel.<br />

„Deshalb kann es nicht sein, dass der Nachweis von<br />

Qualität und Qualifikation allein von den ausführenden<br />

Unternehmen zu erbringen ist und die Planer außen vor<br />

bleiben.“<br />

Neutral und objektiv<br />

„Unabhängig, ob in geschlossener oder in offener<br />

Bauweise: Die Wahl des geeigneten Verfahrens sollte<br />

nach objektiven, nachhaltigen und neutralen Gesichtspunkten<br />

erfolgen“, lautete das Credo von Feickert. Für<br />

den Beiratsvorsitzenden muss es im Interesse aller<br />

liegen, dass neutral, mit Sachverstand und objektiven<br />

Entscheidungen an alle Aufgaben <strong>zur</strong> Erhaltung des<br />

Kulturgutes Kanalinfrastruktur herangegangen wird.<br />

Dementsprechend bestehen die Aufgaben des Beirates<br />

in erster Linie darin, die Gütegemeinschaft in allen<br />

Belangen der Gütesicherung zu beraten und die Interessen<br />

der in den Verbänden organisierten Unternehmen<br />

zu vertreten.<br />

Den Grundgedanken, dass Qualität erst im Zusammenspiel<br />

aller beteiligten Parteien wirksam gesichert<br />

wird, nahm Dr.-Ing. Marco Künster im Bericht der<br />

Geschäftsführung auf. „Deshalb wendet sich die RAL-<br />

Gütesicherung in gleichem Maße an Auftraggeber,<br />

Ingenieurbüros und ausführende Firmen“, erklärte<br />

Künster, „und hieraus resultieren unterschiedliche<br />

„Im Gütezeichen Kanalbau ist drin, was draufsteht“, erklärte Festrednerin<br />

Gunda Röstel. © Gütegemeinschaft Kanalbau<br />

Ulf Michel (li.) tritt die Nachfolge von Dieter Jacobi an.<br />

Aufgaben, welche die Gütegemeinschaft in Form eines<br />

umfangreichen Dienstleistungspaketes für alle Beteiligten<br />

anbietet.“ Mit dem Hinweis auf das umfangreiche<br />

Datenmaterial in der Broschüre „Zahlen & Fakten 2013“<br />

machte der Geschäftsführer deutlich, dass Gütesicherung<br />

Kanalbau eben doch viel mehr ist, als eine reine Zertifizierung.<br />

Neben der Prüfung von Antragstellern und<br />

Gütezeicheninhabern geht es unter anderem um die<br />

Erarbeitung der Anforderungen an die Bietereignung.<br />

Hinzu kommen die Aufbereitung und Bereitstellung<br />

von Informationen und Arbeitshilfen sowie ein umfangreiches<br />

Schulungsangebot.<br />

Darüber hinaus stehen die Mitarbeiter der Gütegemeinschaft<br />

als Ansprechpartner zum Thema Qualität<br />

<strong>zur</strong> Verfügung, und mit der Öffentlichkeitsarbeit wird<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 777


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

Tagungsbericht<br />

die Botschaft von „Qualität und Qualifikation“ medienund<br />

branchengerecht aufbereitet. „Die Organisation von<br />

Erfahrungsaustauschen rundet das Gesamtpaket RAL-<br />

Gütesicherung ab“, erklärte Künster, der zum Schluss<br />

seines Vortrages darauf hinwies, dass die Gütegemeinschaft<br />

zum Jahreswechsel ihren Internetauftritt „noch<br />

mitgliederorientierter und benutzerfreundlicher“ gestaltet<br />

hat.<br />

Zudem profitiert die Gütezeicheninhaber von<br />

Sonderaktionen der Gütegemeinschaft. Als Beispiel<br />

nannte Künster das Nachschlagewerk „Kanalbau von<br />

A–Z, Vergabe, Vertrag, Gütesicherung“, dessen 2. Auflage<br />

die Mitglieder der Gütegemeinschaft Kanalbau, Gruppe 2<br />

(Auftraggeber und Ingenieurbüros), im vergangenen<br />

Jahr im Rahmen ihrer Mitgliedschaft erhalten haben. In<br />

den nächsten Wochen wird ebenso den Gütezeicheninhabern<br />

der Beurteilungsgruppe AK ein besonderes<br />

Paket zugesendet, das eine umfangreiche Sammlung<br />

„Technische Regeln für den Kanalbau in offener Bauweise“<br />

enthält.<br />

Mit den Wahlen <strong>zur</strong> Besetzung von Güteausschuss<br />

und Vorstand schloss die Mitgliederversammlung in<br />

Dresden. Mit dem neuen Vorstandvorsitzenden Dipl.-<br />

Ing. Ulf Michel und seiner Stellvertreterin Dipl.-Ing.<br />

Ingrid Hansen geht die Gütegemeinschaft hervorragend<br />

aufgestellt in die Zukunft. Was blieb, war der Abschied<br />

von Dieter Jacobi, der sich nach mehr als 12-jähriger<br />

Vorstandstätigkeit ebenfalls nicht mehr <strong>zur</strong> Wahl gestellt<br />

hatte. „Nach 30 Jahren in vielen Ehrenämtern ist es<br />

genug“, so das zukünftige Ehrenmitglied Jacobi in seiner<br />

mit viel Applaus bedachten letzten Rede, in der er noch<br />

einmal seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass im Sinne<br />

der Qualität die gemeinsame Arbeit von Auftraggebern<br />

und Auftragnehmern in der RAL-Gütesicherung konsequent<br />

fortgeführt werde.<br />

Die 28. Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft<br />

Kanalbau findet am 17. April 2015 in Hamburg statt.<br />

Eingereicht: 22.04.2014<br />

Kontakt:<br />

RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau |<br />

Postfach 1369 |<br />

D-53583 Bad Honnef |<br />

Tel. (02224) 9384-0 |<br />

Fax (02224) 9384-84 |<br />

E-Mail: info@kanalbau.com |<br />

http://www.kanalbau.com<br />

Buchbesprechung<br />

Hydraulik für Bauingenieure<br />

Von Robert Freimann. München: Hanser-Verlag.<br />

3. Auflage 2014. Mit Hydraulik-App. 246 S., Preis:<br />

€ 24,99, ISBN 978-3-446-43799-9.<br />

Das Buch „Hydraulik für Bauingenieure“ richtet<br />

sich in erster Linie an Studierende des Bauingenieurwesens<br />

an Universitäten und Hochschulen<br />

sowie vergleichbaren Bildungseinrichtungen.<br />

Neben der Vermittlung der im Studium erforderlichen<br />

Kompetenzen kann es aber auch dem Praktiker<br />

eine wertvolle Hilfe <strong>zur</strong> kurzfristigen Auffrischung<br />

von hydraulischen Inhalten sein. Auch Personen<br />

anderer Fachgebiete, die im Bauwesen oder in<br />

angrenzenden Bereichen wie Umwelt- und Geowissenschaften<br />

oder Landschaftsplanung tätig sind,<br />

können sich mithilfe des Buches in die Hydraulik<br />

für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft einarbeiten. Der Stoff ist<br />

fundiert dargestellt, ohne dabei theoretische Herund<br />

Ableitungen in den Vordergrund zu stellen.<br />

Die dritte Auflage des Buches wurde um einige<br />

Aspekte wie Streichwehre, Tiroler Wehre oder<br />

Speicherberechnungen erweitert. Eine weitere Neuerung<br />

ist die Implementierung eines QR-Codes, um<br />

die Hydraulik-App FREDDY herunterladen zu können.<br />

FREDDY, zusammen mit der EDR Software<br />

GmbH in München entwickelt, hilft Studierenden<br />

und IngenieurInnen, Aufgabenstellungen aus Rohrhydraulik,<br />

Gerinnehydraulik, Abflussgeschehen und<br />

Sickerströmungen zu lösen, ohne sich mit den<br />

mathematischen Sachverhalten oder geschachtelten<br />

Iterationen befassen zu müssen. Diese laufen im<br />

Hintergrund ab, sodass sich die AnwenderInnen auf<br />

die Lösung konzentrieren können.<br />

Bestell-Hotline<br />

DIV Deutscher Industrieverlag<br />

GmbH,<br />

München,<br />

Tel. (0201) 82002-11<br />

Fax (0201) 82002-34<br />

E-Mail: bestellung@vulkan-verlag.de<br />

www.di-verlag.de<br />

Juni 2014<br />

778 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Edition<br />

Anforderungen an die Aufbereitung von <strong>Wasser</strong><br />

für Betriebs- und Prozesszwecke<br />

Praxis der Aufbereitung von<br />

Betriebs- und Prozesswasser<br />

Im vorliegenden Buch wird der Stoff <strong>Wasser</strong> einer genauen Betrachtung unterzogen.<br />

Denn seine physikalischen und chemischen Eigenschaften bestimmen die Auswahl<br />

und den richtigen Betrieb von Aufbereitungsanlagen. Wichtiger erster Schritt ist<br />

dabei die <strong>Wasser</strong>analyse. Hieraus lassen sich Korrosivität gegenüber einzusetzenden<br />

Materialien sowie entsprechende Gegenmaßnahmen ableiten. Die Eigenschaften des<br />

<strong>Wasser</strong>s werden außer von seinen Inhaltsstoffen auch von den Betriebsbedingungen<br />

Temperatur und Druck beeinflusst.<br />

Für die Umsetzung in der Praxis werden Aufbereitungsverfahren ausführlich<br />

geschildert, alle notwendigen Komponenten detailreich vorgestellt und die<br />

notwendigen Grundlagen zu Planung und Betrieb von <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

vermittelt.<br />

Reinhard Wolf<br />

1. Auflage 2014<br />

512 Seiten, vierfarbig, 170 x 240 mm. Hardcover,<br />

Erhältlich in 2 Varianten<br />

www.di-verlag.de<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München einsenden<br />

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Praxis der Aufbereitung von Betriebs- und Prozesswasser<br />

1. Auflage 2014 – ISBN: 978-3-8356-7128-7<br />

für € 114,90 (zzgl. Versand)<br />

Praxis der Aufbereitung von Betriebs- und Prozesswasser<br />

mit interaktivem eBook (Online-Lesezugriff im MediaCenter)<br />

1. Auflage 2014 – ISBN: 978-3-8356-7130-0<br />

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Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

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E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Telefax<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

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PAPABP2014<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und <strong>zur</strong> Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


| PRAXIS<br />

|<br />

Prozessvisualisierung beim <strong>Abwasser</strong>betrieb<br />

Warendorf<br />

Grundlage für einen wirtschaftlichen Betrieb<br />

Joel Stratemann, Mitarbeiter im Industry Management Infrastructure des Geschäftsbereichs Industry Solutions,<br />

Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont<br />

Bild 1. Zu den<br />

technischen<br />

Anlagen des<br />

<strong>Abwasser</strong>betriebs<br />

Warendorf<br />

gehört<br />

auch eine<br />

unterlagerte<br />

Kläranlage.<br />

Bild 2. Alarmmeldungen<br />

aus der<br />

biologischen<br />

Reinigung<br />

werden<br />

umgehend<br />

an die<br />

Verfahrenstechnik<br />

weitergeleitet.<br />

Zum wirtschaftlichen Betrieb einer<br />

Kläranlage ist eine moderne Visualisierungslösung<br />

unerlässlich. Der<br />

<strong>Abwasser</strong>betrieb Warendorf testet<br />

deshalb die SCADA-Software Visu+<br />

von Phoenix Contact in Teilbereichen<br />

seiner Anlage, denn das<br />

Tool ermöglicht eine intuitive Bedienung,<br />

ein schnelles Alarmmanagement<br />

sowie eine umfassende<br />

Dokumentation (Bild 1).<br />

Die Prozessvisualisierung dient<br />

in der Automatisierung ursprünglich<br />

dazu, aufwendige Prozesse für<br />

beliebige Anwender übersichtlich<br />

und verständlich darzustellen. Um<br />

die Verfahrensabläufe jedoch so<br />

effektiv wie möglich zu gestalten<br />

und somit Energie, Kosten und Zeit<br />

einzusparen, muss eine moderne<br />

Visualisierungslösung mehr können,<br />

als lediglich die auftretenden Fehler<br />

rechtzeitig anzuzeigen. Darüber hinaus<br />

sollte der Bediener aktiv in den<br />

Prozess eingreifen und ihn so auf<br />

plötzliche Veränderungen anpassen<br />

können. Damit sich große Anlagen<br />

oder weit verzweigte Außenstationen<br />

überschaubar darstellen lassen, wird<br />

also ein Software-Tool benötigt, das<br />

dem Anwender eine einfache Handhabung<br />

und hohen Bedienkomfort<br />

bietet. Er muss sich in den häufig<br />

komplexen Anlagen problemlos <strong>zur</strong>echtfinden<br />

sowie schnell zwischen<br />

den unterschiedlichen Gewerken<br />

navigieren können. Nur so kann der<br />

Bediener kurzfristig auf ungeplante<br />

Ereignisse reagieren. Neben den<br />

genannten Eigenschaften sollte die<br />

Visualisierungslösung über verschiedene<br />

Kommunikationsschnittstellen<br />

verfügen, sodass die über die Jahre<br />

gewachsenen Anlagenteile mit den<br />

unterschiedlichen Übertragungsprotokollen<br />

verbunden werden können.<br />

Detaillierte Gegenüberstellung<br />

aller wichtigen<br />

Prozessgrößen<br />

Die technischen Anlagen des <strong>Abwasser</strong>betriebs<br />

Warendorf setzen<br />

sich aus zahlreichen vernetzten Anlagenteilen<br />

zusammen. Dazu zählen<br />

eine unterlagerte Kläranlage, neun<br />

Schmutz- und Mischwasser-Pumpwerke<br />

sowie unterschiedliche Sonderbauwerke.<br />

In vielen dieser Einrichtungen<br />

müssen die wichtigen<br />

Betriebsdaten, Alarmmeldungen und<br />

Ereignisse verarbeitet und für den<br />

Bediener übersichtlich angezeigt<br />

werden. Die unterlagerte Kläranlage<br />

in Hoetmar im Kreis Warendorf<br />

nutzt unter anderem ein lokales<br />

Visualisierungssystem, das aus einem<br />

stationären Computer sowie zwei<br />

angeschlossenen Monitoren besteht.<br />

Alle wesentlichen Daten werden<br />

von einer vor Ort installierten Steuerung<br />

über das OPC-Protokoll an<br />

die lokale Visualisierungslösung<br />

Visu+ von Phoenix Contact übertragen.<br />

Der OPC-Standard (OLE for<br />

Process Control) ist auf die Weiterleitung<br />

von Echtzeitwerten speziali-<br />

Juni 2014<br />

780 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| PRAXIS |<br />

siert. Über Visu+ kann der Bediener<br />

den gesamten Klärprozess überwachen<br />

und schnell eingreifen,<br />

wenn eine Ausnahmesituation dies<br />

erfordert.<br />

Die aussagekräftigen Betriebsdaten<br />

wie Messwerte, Schaltspiele<br />

und Betriebsstunden der einzelnen<br />

Aggregate werden für den Anwender<br />

einfach erfassbar in Form einer<br />

Übersicht oder einer Trendgrafik<br />

dargestellt. Da in einem Klärprozess<br />

verschiedene Verfahrensgrößen wie<br />

Sauerstoffgehalt, Temperatur oder<br />

Trübung auftreten, ergibt sich eine<br />

besondere Herausforderung in der<br />

genauen Gegenüberstellung der<br />

Größen. Auf diese Weise lassen sich<br />

die Zusammenhänge besser erkennen<br />

und der Verfahrenstechniker<br />

kann sie einfacher analysieren. Visu+<br />

erzeugt deshalb unterschiedliche<br />

Trendgrafiken, die verschiedene Anpassungen<br />

und Filter <strong>zur</strong> Verfügung<br />

stellen und somit eine detaillierte<br />

Betrachtung der relevanten Informationen<br />

erlauben.<br />

Bild 3. Tim<br />

Jungmann,<br />

technischer<br />

Leiter des <strong>Abwasser</strong>betriebs<br />

Warendorf, hat<br />

die intuitive<br />

Handhabung<br />

der Visualisierungslösung<br />

überzeugt.<br />

Bild 4.<br />

Überblick<br />

über alle<br />

Stationen in<br />

der Leitwarte.<br />

Schnelle Lokalisierung und<br />

Behebung von Störungen<br />

Neben der Abbildung von Betriebsdaten,<br />

Messwerten und prozesstechnischen<br />

Informationen verwaltet<br />

das lokale Visualisierungssystem<br />

auch das Alarmmanagement. Darunter<br />

fällt beispielsweise das Versenden<br />

von wichtigen Alarm- und<br />

Störmeldungen der gesamten Anlage.<br />

Sollte es im laufenden Prozess<br />

zu einem Fehler kommen, leitet<br />

Visu+ die Störmeldung sofort an<br />

den verantwortlichen Personenkreis<br />

weiter. Übersteigen beispielsweise<br />

die Sauerstoffwerte im Belebungsbecken<br />

den festgelegten Bereich,<br />

wäre es beispielsweise möglich die<br />

Verfahrenstechnik zu informieren,<br />

während der Sicherungsfall eines<br />

Motors eine Benachrichtigung der<br />

Instandhaltung auslösen würde. So<br />

ist der Betreiber umgehend über<br />

den Zustand der Anlage sowie des<br />

Prozesses in Kenntnis gesetzt und<br />

damit in der Lage, ohne Zeitverzug<br />

situationsgerecht zu handeln. Aufgrund<br />

der lokalen Visualisierung<br />

kann der Bereitschaftsdienst zudem<br />

jederzeit in den Prozess eingreifen<br />

und sämtliche Aggregate über Visu+<br />

steuern oder einstellen (Bild 2).<br />

An die Kläranlage in Hoetmar ist<br />

ein Regenüberlaufbecken angebunden,<br />

das über ein lokales Touch-<br />

Panel verfügt. Über die dezentrale<br />

Bedienstation lassen sich alle Betriebsdaten<br />

auf einen Blick erfassen<br />

und Fehler daher schnell lokalisieren<br />

und quittieren. Weil die<br />

Störungsursache umgehend erkannt<br />

und behoben werden kann, reduzieren<br />

sich Stillstandzeiten erheblich.<br />

Ergänzend zu den Alarmmeldungen<br />

und Betriebsdaten sind<br />

sämtliche Vorgabewerte wie Schaltpunkte<br />

oder Frequenzen einstellund<br />

veränderbar. Der Prozess lässt<br />

sich also durch die autorisierten<br />

Mitarbeiter sofort an unterschiedliche<br />

Ereignisse anpassen oder noch<br />

effizienter gestalten.<br />

Spätere Anpassungen<br />

einfach umsetzbar<br />

Zusätzlich <strong>zur</strong> lokalen Visualisierung<br />

der unterlagerten Kläranlage sind im<br />

zentralen Leitstand des <strong>Abwasser</strong>betriebs<br />

Warendorf alle verzweigten<br />

Anlagen zusammengeführt und<br />

dargestellt. Die Ankopplung von<br />

zwei Stationen erfolgt über das<br />

Fernwirkprotokoll IEC 60870-5-104.<br />

Sämtliche relevanten Daten aus<br />

dem entfernt in der Ortschaft Milte<br />

gelegenen Mischwasser-Pumpwerk<br />

werden von der Steuerung direkt<br />

per Fernwirkprotokoll an die ebenfalls<br />

im Leitsystem verwendete<br />

Software Visu+ gesendet und dort<br />

verarbeitet sowie übersichtlich visualisiert.<br />

▶ ▶<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 781


| PRAXIS<br />

|<br />

Aufgrund der integrierten Schnittstellen<br />

lässt sich die Konfiguration<br />

der Verbindung über die Entwicklungsumgebung<br />

umsetzen, was<br />

wegen der intuitiven und übersichtlichen<br />

Einbindungsmöglichkeiten<br />

eine zeitaufwendige Entwicklung<br />

der Visualisierung erspart. Um die<br />

Vielzahl der Datenpunkte während<br />

der Erstellung mit dem System<br />

zu verknüpfen, steht eine Excel-<br />

Schnittstelle bereit. Auf diese Weise<br />

senkt der Betreiber die Inbetriebnahme-Kosten<br />

und er kann außerdem<br />

nachträgliche Anpassungen<br />

selbstständig durchführen. „Die intuitiv<br />

handhabbare Bedienober fläche<br />

ermöglicht es meinen Mitarbeitern,<br />

die Visualisierung ohne großen Aufwand<br />

zu ändern und damit optimal<br />

auf die Prozesse und die Anlage<br />

abzustimmen“, erläutert Tim Jungmann,<br />

technischer Leiter des <strong>Abwasser</strong>betriebs<br />

Warendorf. „Neben<br />

der einfachen Einbindung von Anlagenteilen<br />

und der selbsterklärenden<br />

Bedienung haben uns die zahlreichen<br />

integrierten Schnittstellen<br />

überzeugt (Bild 3)“.<br />

Umfassende Berichterstellung<br />

über vorgefertigte Vorlagen<br />

In der Leitzentrale kann die Visualisierung<br />

auf verschiedenen Endgeräten<br />

betrieben werden. So lässt<br />

sich das Software-Tool vom Verfahrenstechniker<br />

bis zum Elektromeister<br />

von jedem Mitarbeiter öffnen, um<br />

die für seinen jeweiligen Aufgabenbereich<br />

relevanten Daten zu entnehmen.<br />

Ausführliche Trend-Optionen<br />

erlauben es dem Verfahrenstechniker,<br />

einen Prozess genau zu beobachten,<br />

zu analysieren und zu<br />

optimieren. Im nächsten Schritt<br />

können Vorgabewerte von Reglern<br />

einfach über die Visualisierung<br />

angepasst werden. Bei Störungen<br />

unterstützt das Betriebspersonal<br />

ein übersichtliches Alarmfenster mit<br />

eindeutigen Alarmtexten bei der<br />

schnellen Lokalisierung der Störung.<br />

Im Nachgang ist dann eine genaue<br />

Fehleranalyse durch das gezielte<br />

Filtern von Schaltvorgängen oder<br />

Ereignissen in der Anlage möglich<br />

(Bild 4).<br />

Da die Betreiber von Anlagen<br />

der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

<strong>zur</strong> Erstellung ausführlicher Berichte<br />

verpflichtet sind, werden alle wesentlichen<br />

Messwerte, Schaltvorgänge,<br />

Ereignisse und Alarmmeldungen zusätzlich<br />

in Acron, einem Programm<br />

<strong>zur</strong> Langzeit-Archivierung, gespeichert,<br />

sodass sie für eine detaillierte<br />

Analyse und Dokumentation verwendbar<br />

sind. Vorgefertigte Vorlagen<br />

erlauben das schnelle Anfertigen<br />

umfassender und übersichtlicher<br />

Reports.<br />

Vor dem Hintergrund stetig<br />

steigender Anforderungen an die<br />

Wirtschaftlichkeit der Anwendungen<br />

sowie der Notwendigkeit einer<br />

Kostensenkung ist es immer wichtiger,<br />

Informationen zu bündeln und<br />

gezielt an den betroffenen Personenkreis<br />

weiterzuleiten. Diese Rahmenbedingungen<br />

setzt die Visualisierungslösung<br />

Visu+ von Phoenix Contact<br />

um. Dabei spielt es keine Rolle, ob<br />

die Daten auf einem mobilen Endgerät,<br />

einem lokalen Touch-Panel<br />

oder einer übergeordneten Visualisierung<br />

genutzt werden.<br />

Kontakt:<br />

PHOENIX CONTACT<br />

Deutschland GmbH,<br />

Flachsmarktstraße 8,<br />

D-32825 Blomberg,<br />

Tel. (05235) 3-12000,<br />

Fax (05235)3-12999,<br />

E-Mail: info@phoenixcontact.de,<br />

www.phoenixcontact.de<br />

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NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />

EAZ Netzwerk 1.indd 1 29.11.2012 18:46:38<br />

Juni 2014<br />

782 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| PRAXIS |<br />

Ganzheitliche, flexible und voll automatisierte<br />

Trinkwasseraufbereitung<br />

Neue Trinkwasseraufbereitungsanlage in Monforte de Lemos (Spanien)<br />

Nachlassende Leistung und ein sich verschlechternder Zustand der veralteten Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />

„Ribasaltas“ in Monforte de Lemos (Lugo/Spanien) erforderten eine grundlegende Sanierung, Erweiterung<br />

und Verbesserung der örtlichen Trinkwasserversorgung*. Dieser Artikel, der auf einem exklusiven Bericht aus<br />

der Fachzeitschrift FuturEnviro basiert, stellt eine Reihe von Technologien vor, die in der neuen Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />

zum Einsatz kommen, so beispielsweise Induktionsmotoren der Baureihe W22 von WEG,<br />

mit denen drei Hochdruckpumpen angetrieben werden.<br />

Die neue Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />

umfasst einen<br />

ganzheitlichen, flexiblen und voll<br />

automatisierten <strong>Wasser</strong>aufbereitungsprozess<br />

einschließlich Schlammaufbereitung<br />

(dieser Artikel befasst<br />

sich jedoch nur mit der <strong>Wasser</strong>aufbereitung).<br />

Zur Vereinfachung der<br />

Wartung und Verlängerung der<br />

Lebensdauer ist die gesamte Anlage<br />

in einem einzigen Gebäude untergebracht.<br />

Entwickelt wurde das<br />

Projekt von dem staatlichen Unternehmen<br />

Aguas de las Cuencas de<br />

España (ACUAES). Über einen Zeitraum<br />

von 18 Monaten entstand die<br />

neue Trinkwasseraufbereitungs anlage<br />

direkt neben der bestehenden<br />

Anlage „Ribasaltas“. Sie besteht aus<br />

zwei voneinander unabhängigen<br />

Prozess ketten mit Vorfilterung, Ozonoxidation,<br />

pH-Einstellung, physikalisch-chemischer<br />

Behandlung, Lamellenabscheidung,<br />

Kies-, Sand- und<br />

Anthrazitkohle-Schichtbett-Druckfilterung<br />

sowie der abschließenden<br />

Entkeimung mit Natriumhypochlorit.<br />

Die Anlage bietet eine Reihe<br />

umwelttechnischer Verbesserungen<br />

– dazu gehört z. B. eine Aufbereitungslinie<br />

mit Druckentspannungs-<br />

Flotationsanlage und die Entwässerung<br />

des in Absetzbecken und Filtern<br />

angesammelten Schlamms mithilfe<br />

von Zentrifugen. Die Gesamtkosten<br />

des Projekts beliefen sich auf 7,4 Mio.<br />

Euro (inkl. MwSt).<br />

Der Durchfluss der Aufbereitungsanlage<br />

beträgt 230 L/s (828 m 3 /h).<br />

Die Anlage ist jedoch konstruktiv<br />

für die zukünftige Aufbereitung<br />

eines maximalen Durchflusses von<br />

300 L/s ausgelegt, um bis zum Jahr<br />

2035 den Trinkwasserbedarf von<br />

20 000 Einwohnern, einem Industriegebiet<br />

und dem Trockenhafen abdecken<br />

zu können.<br />

Das Rohwasser wird der Anlage<br />

zugeleitet und gelangt in die Siebkammer,<br />

die mit einer horizontalen<br />

Zentrifugalpumpe ausgestattet ist.<br />

Hier werden Sand sowie Partikel, die<br />

durch das statische Sieb im Einlauf<br />

gelangt sind, entfernt. Von dort gelangt<br />

das <strong>Wasser</strong> in den Pumpentank.<br />

Die Niederdruckpumpstation,<br />

die die Ozon-Vorbehandlungskammern<br />

speist, besteht aus drei Zentrifugal-Tauchpumpen<br />

(2 + 1 Reserveeinheit)<br />

mit Frequenzumrichtern<br />

<strong>zur</strong> Optimierung des variablen<br />

Durchflusses und <strong>zur</strong> Gewährleistung<br />

der erforderlichen Durchflussregelung<br />

für die Aufbereitung.<br />

Vorozonisierung<br />

Anschließend wird das Rohwasser<br />

in eine Verteilerkammer gepumpt,<br />

die als Ausgleichsbecken für den<br />

Ozonisierungs-, Misch- und Ausflockungsprozess<br />

dient. Zwei Schieber<br />

ermöglichen die Verteilung des<br />

<strong>Wasser</strong>s auf die verschiedenen<br />

Ozonbehandlungsanlagen. Für den<br />

Fall, dass der hier eintreffende<br />

Durchfluss höher ist als die Menge,<br />

die mithilfe der Durchflussregelung<br />

aufbereitet werden kann (z. B. wegen<br />

Problemen im Regelkreis der<br />

Frequenzumrichter), ist der Verteilerkanal<br />

<strong>zur</strong> Ozonbehandlung mit<br />

einem Überlauf ausgestattet, der das<br />

überschüssige <strong>Wasser</strong> in das Rohwasserpumpbecken<br />

ablaufen lässt.<br />

Die Ozondosierung in der Voroxidation<br />

erfolgt in zwei Kontaktkammern<br />

(einer pro Prozesskette)<br />

mit jeweils zwei Becken (einem<br />

Reaktionsbecken und einem Entgasungsbecken).<br />

Acht poröse Keramik-<br />

Neue vollautomatische Trinkwasseraufbereitungsanlage in Monforte de Lemos, Spanien.<br />

▶ ▶<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 783


| PRAXIS<br />

|<br />

Verteilerbecken.<br />

Schnellmischkammer.<br />

Luftverteiler (3 + 1 Reserveeinheit<br />

pro Prozesskette) in der ersten Kammer<br />

stellen sicher, dass die ozonisierte<br />

Luft so gleichmäßig wie möglich<br />

verteilt wird, ohne dass tote<br />

Bereiche oder Zonen mit zu viel<br />

Ozon entstehen. Das Ozon wird<br />

durch Zerlegung von flüssigem<br />

Sauerstoff in speziell für diesen<br />

Zweck konzipierten Reaktoren hergestellt.<br />

Überschüssiges Ozon wird<br />

über einen thermisch-katalytischen<br />

Ozonvernichter entfernt. Die zweiten<br />

Becken sind mit Auslassöffnungen<br />

ausgestattet.<br />

Schnellmischkammer<br />

Das <strong>Wasser</strong> wird nun einer konventionellen<br />

physikalisch-chemischen<br />

Aufbereitung zugeleitet. Diese besteht<br />

aus zwei Prozessketten mit jeweils<br />

einer Mischkammer mit einem<br />

Nutzvolumen von 13,65 m 3 und<br />

einem Rührwerk für das Mischen<br />

des <strong>Wasser</strong>s mit dem Koagulationsmittel.<br />

Zwei automatische Schieberventile<br />

regeln den Zufluss in die<br />

Misch behälter. Am Einlass in den<br />

Entlastungskanal befindet sich ein<br />

Überlauf ähnlich dem in den Vor -<br />

o zonisierungskammern.<br />

In der Schnellmischkammer wird<br />

Polyaluminiumchlorid-Hydroxid-<br />

Sulfat hinzudosiert. Die Substanz<br />

eignet sich hervorragend als Koagulationsmittel<br />

und verfügt über anerkannt<br />

gute Eigenschaften als Ausflockungsmittel<br />

und einen breiten<br />

Anwendungsbereich. Ein zusätzliches<br />

Vorchlorierungssystem mit Natriumhypochlorit<br />

dient als Backup für den<br />

Fall eines Ausfalls des Ozonsystems.<br />

Ein Nachchlorierungssystem mit<br />

Natriumhypochlorit-Dosierung in<br />

der Einlassleitung zu den Reinwasserbecken<br />

sorgt für die Aufrechterhaltung<br />

des Restchlorgehalts im<br />

Versorgungsnetz. Um die Bildung<br />

von Abscheidungen im Reinwassertank<br />

und den Vorozonisierungskammern<br />

zu vermeiden, wird in den<br />

Mischbehältern Kalk zugegeben.<br />

Ausflockungskammern und<br />

Lamellenabscheider<br />

Von hier fließt das <strong>Wasser</strong> in zwei<br />

rechteckige Ausflockungskammern<br />

(1 pro Prozesskette) mit einem Betriebsvolumen<br />

von jeweils 166,4 m³.<br />

Jede Kammer hat zwei Mischer, die<br />

so langsam laufen, dass die Flocken,<br />

die durch die Zugabe des Reaktionsmittels<br />

entstehen, nicht aufgebrochen<br />

werden. Die Zulaufregelung in<br />

die Ausflockungskammern erfolgt<br />

über zwei automatische Schieberventile.<br />

Für die Speicherung und<br />

Dosierung des Flockungsmittels ist<br />

ein automatisches System zuständig.<br />

Ein Überlauf ähnlich dem bereits zuvor<br />

beschriebenen befindet sich am<br />

Einlass zum Entlastungskanal.<br />

Als nächstes wird das <strong>Wasser</strong><br />

zwei Lamellenklärern zugeleitet.<br />

Diese bestehen aus PVC-Lamellenplatten<br />

mit einer Neigung von 60°.<br />

Die Anstiegsrate relativ <strong>zur</strong> Lamellenoberfläche<br />

beträgt 0,77 m 3 /m 2 /h.<br />

Ziel des Klärungsvorgangs ist es,<br />

Schwebstoffe im <strong>Wasser</strong> zu entfernen,<br />

unabhängig davon, ob diese<br />

bereits im Rohwasser vorhanden<br />

sind oder durch ein chemisches Reaktionsmittel<br />

in der Aufbereitungsanlage<br />

hervorgerufen werden.<br />

Der Zufluss zu den Lamellenklärern<br />

wird wieder über zwei auto-<br />

Juni 2014<br />

784 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| PRAXIS |<br />

matische Schieberventile geregelt.<br />

Ist das Rohwasser nur gering mit<br />

Schmutzstoffen belastet, kann es<br />

auch ohne einen Absetzvorgang direkt<br />

von den Mischbehältern zu den<br />

Sandfiltern geleitet werden. Dazu ist<br />

am Einlass in den Entlastungskanal<br />

ein weiterer Überlauf angebracht.<br />

Über zwei Auslaufwehre gelangt<br />

das <strong>Wasser</strong> in den Sammelkanal für<br />

das dekantierte <strong>Wasser</strong>, um von<br />

dort abgesaugt und den Sandfiltern<br />

zugeführt zu werden.<br />

Sandfilter<br />

Die Anlage ist mit sechs Sand-<br />

Druckfiltern ausgestattet, die in<br />

vertikalen, zylindrischen Behältern<br />

untergebracht sind. Jeder der Dreischichtfilter<br />

ist mit automatischen<br />

pneumatisch betätigten Absperrklappen<br />

ausgestattet. Die Filter haben<br />

einen Durchmesser von 3,5 m<br />

und eine Filterbetthöhe von 1,2 m.<br />

Die normale Filtrierungsrate, wenn<br />

alle sechs Einheiten in Betrieb sind,<br />

beträgt 14,34 m 3 /m 2 /h, die maximale<br />

Rate während der Filterreinigung<br />

17,21 m 3 /m 2 /h. Die Filter bestehen<br />

aus einer Anthrazitschicht<br />

(oben), einer Sandschicht (Mitte)<br />

und einem Kiesbett (unten). Die Filterreinigung<br />

erfolgt über zwei horizontale<br />

Zentri fugalpumpen (1 + 1<br />

Reserveeinheit), ergänzt durch zwei<br />

Gebläse (1+1 Reserveeinheit).<br />

Das Filterreinigungswasser wird<br />

in einen Tank <strong>zur</strong>ückgeführt, der<br />

groß genug ist, um das gesamte<br />

<strong>Wasser</strong> eines Tages aufzufangen.<br />

Dieser hat am Boden eine leichte<br />

Neigung zu einem seitlichen Gefäß<br />

hin, sodass sich Schwebstoffe (Sand<br />

etc.) in diesem Bereich ansammeln<br />

und sich im Laufe der Zeit absetzen.<br />

Das geklärte <strong>Wasser</strong> aus der Sandfilterrückgewinnungsanlage<br />

wird<br />

umgewälzt und über einen Überlauf<br />

im Tank, der das <strong>Wasser</strong> dem<br />

Niederdruck-Pumpbecken zuführt,<br />

wieder in das System eingespeist.<br />

Enddesinfektion<br />

Ein Natriumhypochlorit-Dosiersystem<br />

ist am Auslass der Filtrierung <strong>zur</strong><br />

Ausflockungsbecken.<br />

Drei hocheffiziente WEG-Motoren der Baureihe W22 treiben die Hochdruckpumpen am<br />

Auslauf der neuen Trinkwasseraufbereitung an.<br />

Enddesinfektion (Nachchlorierung)<br />

des aufbereiteten <strong>Wasser</strong>s installiert.<br />

Eine AISI-316L-Rohrleitung mit<br />

500 mm Durchmesser am Auslass<br />

des Filtersystems fördert das aufbereitete<br />

<strong>Wasser</strong> in den bestehenden<br />

Behälter in Cornado, der den Beginn<br />

des Netzwerks von Monforte markiert.<br />

Der Behälter fungiert praktisch<br />

als Durchfluss regelungsanlage<br />

für die Hochdruckpumpstation<br />

der Trinkwasser auf bereitungsanlage.<br />

Drei horizontale Hochdruckzentrifugalpumpen<br />

(2+1 Reserveeinheit)<br />

mit einem Durchfluss von 540 m³/h<br />

bei 72 Metern <strong>Wasser</strong>säule und<br />

angetrieben von 130-kW-Motoren<br />

transportieren das <strong>Wasser</strong> in den<br />

bereits erwähnten Tank (4500 m 3 )<br />

in Cornado. Diese Behälter stellen<br />

auch das <strong>Wasser</strong> für die oben beschriebene<br />

Filterreinigung bereit.<br />

Die erforderlichen Motoren zum<br />

Antrieb dieser Hochdruckpumpen<br />

lieferte WEG, ein führender Anbieter<br />

von Antriebslösungen. Sie sind<br />

Teil der W22-Motorenbaureihe von<br />

WEG und bieten modernste Technik<br />

für eine optimale Wirtschaftlichkeit.<br />

Die Niederspannungsmotoren sind<br />

aus Grauguss gefertigt und bieten<br />

Ausgangsleistungen von 0,12 kW<br />

bis 1200 kW.<br />

Unter Berücksichtigung der Förderhöhe<br />

der Pumpen wurde ein<br />

▶ ▶<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 785


| PRAXIS<br />

|<br />

Druckbehälter mit einem Volumen<br />

von 3000 L installiert, um die Auswirkungen<br />

eines möglichen Stromausfalls<br />

abzufedern, der zu einem<br />

abrupten Abschalten der Pumpen<br />

und einem <strong>Wasser</strong>schlag führen<br />

würde.<br />

Autoren:<br />

Ignacio Escavias,<br />

ACUAES, Moisés Menéndez,<br />

Chefredakteur bei FuturEnviro,<br />

Purificación Ortiz, Redakteurin bei FuturEnviro<br />

sowie Co-Autor Javier de la Morena Cancela,<br />

Marketing Manager bei WEG Iberia.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.weg.net<br />

*<br />

Dieser Artikel erschien ursprünglich in<br />

voller Länge in der Januar/Februar-Ausgabe<br />

von FuturEnviro, einem spanischen<br />

Fachmagazin für Umwelttechnik<br />

(www.futurenviro.com)<br />

Juni 2014<br />

786 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Edition<br />

Standardwerk <strong>zur</strong> Errichtung und<br />

Sanierung von Quellfassungen<br />

Quellfassungsanlagen <strong>zur</strong><br />

Trinkwasserversorgung<br />

Das neue, umfangreiche Fachbuch beschäftigt sich mit Quellen <strong>zur</strong> Trinkwasser<br />

gewinnung und klammert die Mineralwasser-, Thermalwasserund<br />

Heilwasserquellen bewusst aus, da hier andere Bewertungsmaßstäbe<br />

und Nutzungskonzepte gelten. Mit dieser Neuerscheinung über den<br />

Bau und Betrieb von Quellfassungen für die Trinkwasserversorgung wird<br />

die Reihe der Standardwerke <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>gewinnung im Deutschen Industrieverlag<br />

fortgeführt. Das Buch wendet sich gleichermaßen an Betreiber<br />

wie Planer und Genehmigungsbehörden, die mit der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

beschäftigt sind.<br />

Christoph Treskatis, Horst Tauchmann<br />

1. Auflage 2014<br />

692 Seiten, vierfarbig, 170 x 240 mm, Hardcover<br />

Erhältlich in 2 Varianten<br />

www.di-verlag.de<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

Jetzt bestellen!<br />

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ZUKUNFT<br />

Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen <strong>zur</strong> Ansicht<br />

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Quellfassungsanlagen <strong>zur</strong> Trinkwasserversorgung<br />

1. Auflage 2014 – ISBN: 978-3-8356-7125-6<br />

für € 149,- (zzgl. Versand)<br />

Quellfassungsanlagen <strong>zur</strong> Trinkwasserversorgung<br />

mit interaktivem eBook (Online-Lesezugriff im MediaCenter)<br />

1. Auflage 2014 – ISBN: 978-3-8356-7127-0<br />

für € 189,- (zzgl. Versand)<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße / Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Telefax<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

PAQFAL2014<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und <strong>zur</strong> Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

|<br />

auf der IFAT<br />

Wir machen den <strong>Wasser</strong>verbrauch sichtbar<br />

BEACON Consumption Graph.<br />

Die neue Generation der drahtlosen<br />

Messdatenübertragung<br />

und Messdatenanalyse in Echtzeit<br />

ermöglicht mobiles und Vor-Ort-<br />

Ablesen des <strong>Wasser</strong>verbrauchs per<br />

Smartphone, Tablet oder Notebook.<br />

Die neue Softwareplattform<br />

BEACON AMA (Advanced Metering<br />

Analytics) arbeitet nach dem Prinzip:<br />

„Making water visible“ – sinngemäß<br />

heißt das: „Wir machen den<br />

<strong>Wasser</strong>verbrauch sichtbar“.<br />

Mit der neuen Softwareplattform<br />

BEACON AMA wird das Monitoring<br />

des <strong>Wasser</strong>verbrauchs nahezu plastisch<br />

dargestellt und ist einfach und<br />

intuitiv zu bedienen. Fehlbedienungen<br />

und Fehlinterpretationen der<br />

Messergebnisse durch die Anwender<br />

werden durch BEACON AMA reduziert.<br />

Das Dienstprogramm BEACON<br />

AMA setzt auf der international bewährten<br />

ORION® Advanced Metering<br />

Infrastructure (AMI) Technologie<br />

auf und stellt die Messergebnisse in<br />

vereinfachter Form auf dem Smartphone,<br />

auf dem Tablet-PC oder auch<br />

auf dem Notebook dar.<br />

BEACON AMA bietet fortlaufenden<br />

Systemsupport und Updates,<br />

die im Hintergrund ausgeführt werden.<br />

Der Anwender muss sich nicht<br />

um die Aktualisierung kümmern.<br />

Die Benutzeroberfläche kann je<br />

nach Bedürfnissen individuell gestaltet<br />

werden. Messdaten, Analyseergebnisse,<br />

Informationen, Alarme<br />

und Benachrichtigungen können<br />

nach Bedarf auf einem mobilen<br />

Gerät in Echtzeit abgerufen werden.<br />

Kontakt:<br />

Badger Meter Europa GmbH,<br />

Nürtinger Straße 76, D-72639 Neuffen,<br />

Tel. (07025) 9208-0, Fax (07025) 9208-15,<br />

E-Mail: badger@badgermeter.de,<br />

www.badgermeter.de<br />

BEACON<br />

Tablet.<br />

S1 / 2013<br />

Volume 154<br />

INTERNATIONAL<br />

The leading specialist journal<br />

for water and wastewater<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399<br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

The leading Knowledge Platform in<br />

Water and Wastewater Business<br />

© Rainer Sturm, pixelio.de<br />

Key Issue:<br />

STORMWATER MANAGEMENT<br />

Experts from Science and Practice about the State of Knowledge<br />

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FLOWTITE<br />

GFK-Speichersysteme<br />

• Stauraumkanalsysteme<br />

• <strong>Wasser</strong>kraftleitungen<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399<br />

2/2014<br />

Jahrgang 155<br />

Established in 1858, »<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>« is regarded<br />

as the leading publication for water and wastewater<br />

technology and science – including water production,<br />

water supply, pollution control, water purification and<br />

sewage engineering.<br />

It‘s more than just content: The journal is a publication<br />

of several federations and trade associations. It comprises<br />

scientific papers and contributions reviewed by experts, offers<br />

industrial news and reports, covers practical information, and<br />

publishes subject laws and rules.<br />

In other words: »<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>« opens a direct way to<br />

your target audience.<br />

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• Trinkwasserspeicher<br />

Juni 2014<br />

788 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

• GFK-Sonderprofile<br />

• Industrieleitungen<br />

• Brunnenrohre<br />

• Schächte<br />

• Bewässerungsleitungen<br />

• Brückenrohre<br />

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Knowledge for the Future<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Arnulfstraße 124<br />

80636 München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

Media consultant:<br />

Inge Spoerel<br />

Spoerel@di-verlag.de<br />

Phone: +49 89 203 53 66-22<br />

Fax: +49 89 203 53 66-99


auf der IFAT | PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />

Weltneuheit PLASSON ArmEx Armaturenwechsler –<br />

Armaturenwechsel in zwei Sekunden<br />

Die PLASSON GmbH hat während<br />

der IFAT in München zum<br />

ersten Mal ihren neuen PLASSON<br />

ArmEx Armaturenwechsler vorgestellt.<br />

Aufgrund der hohen Innovationskraft<br />

wurde zwar mit einem<br />

erheblichen Publikumsandrang gerechnet,<br />

die Erwartungen wurden<br />

allerdings durch den tatsächlichen<br />

Besucherandrang noch deutlich<br />

übertroffen.<br />

Bislang ist der Stand der Technik<br />

bei einem Armaturenwechsel, dass<br />

nach der Information der Anwohner<br />

zunächst die Leitung abgeschiebert<br />

und danach die Armatur gewechselt<br />

wird, um dann nach der Leitungsspülung<br />

die Hauptleitung<br />

wieder in Betrieb zu nehmen. Mit<br />

dem PLASSON ArmEx Armaturenwechsler<br />

revolutioniert PLASSON<br />

den Armaturenwechsel und erspart<br />

dem <strong>Wasser</strong>versorger viel Geld, Zeit<br />

und Ärger mit den Anwohnern.<br />

Mit der innovativen Technologie<br />

des PLASSON ArmEx Armaturenwechslers<br />

wird die alte Anbohrarmatur<br />

auf dem unter Druck befindlichen<br />

Rohr gegen eine neue Armatur<br />

verschoben. Und zwar so schnell,<br />

dass der letztendliche Armaturenwechsel<br />

nur zwei Sekunden dauert.<br />

Der PLASSON ArmEx Armaturenwechsler<br />

ist mit einem Mini-Hydraulik-Aggregat<br />

und einem leistungsstarken<br />

Akku ausgestattet, sodass<br />

das System, das in zwei baustellengerechten<br />

Koffern transportiert wird,<br />

jederzeit und überall einsatzbereit ist.<br />

Mit dem PLASSON ArmEx Armaturenwechsler<br />

können eine Vielzahl<br />

von Anbohrarmaturen und Blindschellen<br />

der gängigen Hersteller aus<br />

Deutschland auf duktilem Gussrohr<br />

sowie Stahl oder PVC-Rohr verschoben<br />

werden (Ausnahme: auf Stahloder<br />

PE-Rohr geschweißte Anbohrarmaturen).<br />

Der <strong>Wasser</strong>versorger muss bei<br />

einem Armaturenwechsel nun nicht<br />

mehr die Hauptleitung abstellen –<br />

letztlich wird nur noch der <strong>Wasser</strong>anschluss<br />

betroffen sein, bei dem der<br />

Armaturenwechsel vorgenommen<br />

werden muss. Alle anderen Anwohner<br />

werden sich nicht auf einen<br />

Zeitraum ohne <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

einstellen müssen, was insbesondere<br />

für Ärzte, Dialysezentren oder Gewerbetreibende<br />

von großem Vorteil<br />

ist. Der PLASSON ArmEx Armaturenwechsler<br />

wird somit den Wechsel von<br />

Armaturen nachhaltig verändern,<br />

da der <strong>Wasser</strong>versorger hiermit viel<br />

Zeit und Geld sparen kann. Letztendlich<br />

wird auch die Planung von<br />

Baumaßnahmen erheblich optimiert,<br />

da der Armaturenwechsel<br />

unabhängig von Tageszeiten oder<br />

Nachtschichten erfolgen kann.<br />

Weitere Informationen und einen<br />

Produktfilm zum PLASSON ArmEx<br />

Armaturenwechsler findet man unter<br />

www.plasson.de<br />

IFAT-Messestand.<br />

PLASSON ArmEx Armaturenwechsler – Armaturenwechsel<br />

in nur zwei Sekunden.<br />

Kontakt:<br />

PLASSON GmbH,<br />

Krudenburger Weg 29,<br />

D-46485 Wesel, Tel. (0281) 95272-0,<br />

E-Mail: info@ plasson.de<br />

„QR-Code scannen, auf<br />

www.plasson.de gelangen,<br />

Play-Button betätigen“<br />

Der ArmEx, sauber verpackt im robusten Koffer-Set.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 789


| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

|<br />

auf der IFAT<br />

Zuverlässige Desinfektion mit der gebotenen Vorsicht<br />

Die Chlordioxiderzeugungsanlage<br />

GENO ® -Baktox<br />

MRX/RX/X<br />

kombiniert als<br />

„Plug and<br />

Play“-Anlage<br />

maximalen<br />

Schutz und<br />

Kontrolle mit<br />

gleichzeitig<br />

minimalem<br />

Aufwand.<br />

© Grünbeck <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Krankheitskeime wie Legionellen<br />

und Pseudomonaden beeinträchtigen<br />

die Trinkwasserhygiene.<br />

Diese Erreger sind jedoch in allen<br />

natürlichen Wässern vorhanden. Gefährlich<br />

für den Menschen werden sie<br />

nur unter ungünstigen installationstechnischen<br />

Betriebsbedingungen.<br />

Rohr- und Speicherüberdimensionierung,<br />

un<strong>zur</strong>eichende Zirkulation,<br />

Stagnation sowie Kalkablagerungen<br />

oder Korrosion können dazu führen,<br />

dass eine Massenvermehrung dieser<br />

Keime im Trinkwasser erfolgt.<br />

Die Grünbeck <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

GmbH ist auf der Grundlage<br />

von langjähriger Erfahrung mit<br />

Verfahren <strong>zur</strong> effektiven Trinkwasser-Desinfektion<br />

mit den Anlagen<br />

GENO ® -UV und GENO ® -Baktox im<br />

privaten und gewerblichen Einsatz<br />

im Markt vertreten. Das Unternehmen<br />

erweitert nun die Produktpalette<br />

mit der neuen Chlordioxiderzeugungsanlage<br />

GENO ® -Baktox<br />

MRX/RX/X. Zur Auswahl stehen<br />

sechs Größenklassen mit einer Behandlungskapazität<br />

bis zu 50 m 3 /h.<br />

Juni 2014<br />

790 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Konzipiert wurde die Chlordioxiderzeugungsanlage<br />

GENO ® -Baktox<br />

MRX/RX/X als anschlussfertiges, komplett<br />

vormontiertes System. Die<br />

Ausführung MRX dosiert das Chlordioxid<br />

in ein integriertes Mischmodul<br />

und ist mit einer Chlordioxid-<br />

Online-Messung ausgerüstet. Für den<br />

verantwortlichen Anlagenbetreiber<br />

bietet die Chlordioxiderzeugungsanlage<br />

durch eine Steuerung mit<br />

TFT-Farbgrafikdisplay sowie der<br />

Möglichkeit zu einem einfachen<br />

Chemikalienwechsel einen maximalen<br />

Bedienkomfort.<br />

Die Anlagen sind für den Einbau<br />

in Neu- und Altbauten vorgesehen<br />

und ermöglichen durch die kompakte<br />

Bauweise eine einfache Installation,<br />

wahlweise <strong>zur</strong> Wandmontage<br />

oder auf einem Alu-Rahmengestell<br />

<strong>zur</strong> freien Aufstellung. Der<br />

Anschluss an die Trinkwasserleitung<br />

erfolgt nach dem „Plug and Play“-<br />

Prinzip mit flexiblen Schläuchen, sodass<br />

sich der Installationsaufwand<br />

auf ein Minimum beschränkt.<br />

Chlordioxid-Dosierung mit<br />

minimiertem Korrosionsrisiko<br />

für das Rohrsystem<br />

Das verwendete Desinfektionsmittel<br />

Chlordioxid liegt im <strong>Wasser</strong> – ähnlich<br />

wie Sauerstoff – gasförmig vor. Seine<br />

Reaktivität ist jedoch ca. 2,5-mal<br />

größer als die von Chlor. Deshalb<br />

können bereits feinste Ablagerungen<br />

im System zu Ausgasungen von<br />

Chlordioxid führen. Um dies dauerhaft<br />

sicher auszuschließen, muss<br />

der Chlordioxiderzeugungsanlage ein<br />

Feinfilter vorgeschaltet werden.<br />

Gegenüber der rein physikalischen<br />

Legionellenprophylaxe, wie z. B.<br />

der Bestrahlung mit UVC-Licht, können<br />

Veränderungen der <strong>Wasser</strong>zusammensetzung<br />

bei der chemischen<br />

Desinfektion zu einer potenziellen<br />

Korrosionsgefahr führen. Dies gilt<br />

für alle Arten der chemischen Desinfektion,<br />

so z. B. auch für die Desinfektion<br />

mittels Chlor oder Elektrolyseanlagen.<br />

Diese Korrosionsgefahr<br />

besteht vor allem in Großinstallationen<br />

wie in Hotelkomplexen,<br />

Krankenhäusern oder Altenheimen,<br />

wo es durch stoßweise Entnahmen<br />

<strong>zur</strong> „Wolkenbildung“ des Desinfektionsmittels<br />

im Rohrleitungssystem<br />

kommen kann.<br />

Diese Korrosionsgefahr wurde in<br />

der neuesten Entwicklung der Grünbeck<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung mit berücksichtigt.<br />

Die einmalig niedrige<br />

Chlordioxidansatzkonzentration von<br />

0,9 g/L sorgt für einen materialschonenden<br />

Betrieb. Außerdem werden<br />

Korrosionsangriffe des Desinfektionsmittels<br />

auf das anschließende<br />

Rohrleitungssystem auf ein absolutes<br />

Minimum reduziert. Eine integrierte<br />

Gasabsorptionseinheit neutralisiert<br />

gasförmiges Chlordioxid<br />

während des Erzeugungsprozesses.<br />

Bei der Ausführung MRX kontrolliert<br />

die im Mischmodul integrierte<br />

Chlordioxid-online-Messung permanent<br />

die volumenproportionale<br />

Dosierung. Um ökonomisch und<br />

ökologisch sparsam mit Trinkwasser<br />

umzugehen, wird das Messwasser<br />

anschließend als Verdünnungswasser<br />

verwendet. Im Vergleich zu<br />

Durchflussapparaturen (30 L/h) werden<br />

dadurch jährlich ca. 260 m 3<br />

Trinkwasser eingespart. Aufgrund<br />

der eingesetzten Konzentrationen<br />

der Verbrauchs chemikalien <strong>zur</strong><br />

Chlordioxiderzeugung können mit<br />

einer Gebinde einheit ca. 3800 m³<br />

Trinkwasser desinfiziert werden,<br />

wodurch die Betriebskosten niedrig<br />

bleiben. Zur weiteren Kostenreduzierung<br />

ist der Messsensor mit einer<br />

patentierten automatischen Reinigung<br />

ausgestattet. Durch diese zusätzliche<br />

technische Einrichtung ist<br />

keine aufwendige manuelle Reinigung<br />

bzw. häufige Nachkalibrierung<br />

notwendig.<br />

Kontakt:<br />

Grünbeck <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH,<br />

Josef-Grünbeck-Straße 1,<br />

D-89420 Höchstädt,<br />

Tel. (09074) 41-0, Fax (09074) 41-100,<br />

E-Mail: info@gruenbeck.de,<br />

www.gruenbeck.de


auf der IFAT | PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />

Lowara verstärkt die Präsenz in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

mit großen Spiralgehäuse- und<br />

Inline-Pumpen<br />

Auf der IFAT stellte Xylem die<br />

neuen, großen Spiralgehäuseund<br />

Inlinepumpen Lowara e-NSC<br />

vor. Diese Baureihe verstärkt das<br />

Angebot für Anwendungen in der<br />

kommunalen <strong>Wasser</strong>versorgung, der<br />

Industrie- und der gewerblichen<br />

Gebäudetechnik.<br />

Besonders auf die größtmögliche<br />

Energieeffizienz wurde bei der<br />

Entwicklung der neuen Baureihe<br />

durch einen der größten Pumpenhersteller<br />

weltweit Wert gelegt. Mit<br />

einem noch besseren Mindesteffizienzwert<br />

(MEI) als von ErP2015<br />

gefordert und dem Einsatz von<br />

IE3-Motoren bieten die neuen<br />

Lowara e-NSC von Xylem einen<br />

äußerst kostengünstigen und wirtschaftlichen<br />

Betrieb.<br />

Durch den Einbau eines Hydrovar-Drehzahlreglers<br />

von Xylem<br />

kann die Pumpendrehzahl um 50 %<br />

reduziert werden, das spart dem<br />

Betreiber bis zu 82,5 % Energie im<br />

Vergleich zu einer herkömmlichen<br />

Pumpe. Gerade in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

durch kleinere und mittlere<br />

Kommunen kann dies zu erheblichen<br />

Kosteneinsparungen führen,<br />

ohne jedoch die Anlagenleistung zu<br />

beeinträchtigen.<br />

Für die unterschiedlichsten Anforderungen<br />

ist die Spiralgehäusepumpe<br />

Lowara e-NSC in sechs verschiedenen<br />

Baugrößen von DN 100<br />

bis DN 300 erhältlich und bietet<br />

eine Fördermenge von 1800 [m³/h] .<br />

Der maximale Betriebsdruck liegt<br />

bei 16 bar bei einer Förderhöhe von<br />

120 m, die Temperatur des Fördermediums<br />

kann von –20 °C bis<br />

+140 °C betragen. Die erweitert<br />

Temperaturversion kann sogar bei<br />

<strong>Wasser</strong>temperaturen von –40 °C<br />

bis +180 °C problemlos arbeiten.<br />

Martin Roschkowski, Geschäftsführer<br />

von Xylem Deutschland,<br />

meint dazu: „Gerade Anlagen in<br />

der kommunalen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

verursachen pro Monat erhebliche<br />

Energiekosten. Werden bei diesen<br />

Anlagen energiesparende Pumpen<br />

wie unsere e-NSC-Baureihe eingesetzt,<br />

kann der Betreiber je nach<br />

Betriebszeit im Teillastbereich erhebliche<br />

Kosten einsparen“.<br />

Die neuen Spiralgehäusepumpen<br />

Lowara e-NSC bieten außerdem zahlreiche<br />

Innovationen einschließlich<br />

einer großen Auswahl an Gleitringdichtungen<br />

<strong>zur</strong> Vermeidung von<br />

Leckagen. Ebenso ist die neue Baureihe<br />

in verschiedenen Werkstoffen<br />

für die unterschiedlichsten Fördermedien<br />

erhältlich, in Grauguss<br />

bereits ab Mai, weitere Versionen<br />

wie Edelstahl und Duplex Edelstahl<br />

Lowara e-NSC. © Xylem Water Solutions Deutschland GmbH<br />

zu einem späteren Zeitpunkt. Sie<br />

eignet sich für die unterschiedlichsten<br />

Anwendungen einschließlich<br />

<strong>Wasser</strong>transport, Druckerhöhung,<br />

Kühlwasseraufbereitung in Kraftwerken,<br />

Heizkreisläufe und Kühlsysteme<br />

sowie Feuerlöschanlagen.<br />

Kontakt:<br />

Xylem Water Solutions Deutschland GmbH,<br />

Biebigheimer Straße 12,<br />

D-63762 Großostheim,<br />

Tel. (06026) 943-0,<br />

Fax (06026) 943-210,<br />

E-Mail: info.lowarade@xyleminc.com,<br />

www.lowara.de,<br />

www.xylemwatersolutions.com/de<br />

part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />

NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />

EAZ Netzwerk 4.indd 1 04.11.2013 13:42:48<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 791


| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

|<br />

auf der IFAT<br />

Trinkwasserschutz mit dem richtigen Material<br />

BEULCO ® –<br />

Green Label.<br />

© BEULCO<br />

<strong>Wasser</strong> – eine Thematik, die<br />

mehr und mehr in den Vordergrund<br />

rückt. Als wichtigstes Lebensmittel<br />

ist <strong>Wasser</strong> ein kostbarer<br />

Rohstoff, der jedoch immer knapper<br />

wird. Daher besteht die Notwendigkeit,<br />

ebendiesen Rohstoff besonders<br />

zu schützen. Das gilt insbesondere<br />

für Materialien und Werkstoffe,<br />

die mit Trinkwasser in Berührung<br />

kommen.<br />

Seit Jahrhunderten gilt Messing<br />

als bewährter Werkstoff für Trinkwasserinstallationen.<br />

Messing als<br />

Kupfer-Zink-Legierung enthält jedoch<br />

häufig Blei als Additiv, welches <strong>zur</strong><br />

besseren Verarbeitung beiträgt. Blei<br />

ist wie viele andere Schwermetalle<br />

ein Nervengift, welches besonders<br />

für Kinder und Säuglinge gefährlich<br />

ist. Die WHO hat daher bereits 1993<br />

das Ziel formuliert, den Grenzwert<br />

für Blei im Trinkwasser auf maximal<br />

10 µg/L zu begrenzen. Bereits 1998<br />

bei der Veröffentlichung der EG-<br />

Trinkwasserrichtlinie 98/83/EG wurde<br />

die Problematik der Abgabe bestimmter<br />

Legierungsbestandteile an<br />

das Trinkwasser berücksichtigt und<br />

der von der WHO geforderte Grenzwert<br />

für Blei im Trinkwasser auf<br />

10 µg/L festgelegt. Im Zuge einer<br />

Änderung der Trinkwasserrichtlinie<br />

ist der Installateur in Deutschland<br />

seit Dezember 2013 verpflichtet,<br />

Werkstoffe einzusetzen, die diese<br />

Vorgaben erfüllen. Da nun einige,<br />

bisher in der Trinkwasserinstallation<br />

eingesetzte Werkstoffe die Anforderungen<br />

nicht mehr erfüllen, müssen<br />

Alternativen gefunden werden. Die<br />

Notwendigkeit, auf einen gänzlich<br />

bleifreien Werkstoff <strong>zur</strong>ückzugreifen,<br />

besteht jedoch nicht, da lediglich<br />

die Bleiabgabe, nicht aber der Bleigehalt<br />

des Werkstoffes entscheidend<br />

für seine Eignung ist. Moderne und<br />

bleifreie Werkstoffe wie Cuphin besitzen<br />

aber zusätzliche technische<br />

und mechanische Vorteile und antimikrobielle<br />

Eigenschaften.<br />

Neben einem geringen Bleigehalt<br />

spielen eben auch noch andere<br />

wichtige Eigenschaften bei der Auswahl<br />

des richtigen Materials eine<br />

Rolle. Unter anderem ist eine ausreichend<br />

hohe Korrosionsbeständigkeit<br />

des eingesetzten Werkstoffes<br />

eine wesentliche Grundlage für ein<br />

qualitativ hochwertiges Produkt.<br />

Deshalb hat BEULCO sein Produktsortiment<br />

auf trinkwasserkonformes<br />

Material umgestellt. Unter anderem<br />

kommt daher, insbesondere bei<br />

Trinkwasserinstallationen, der Werkstoff<br />

CW724R (Cuphin) zum Einsatz.<br />

Das bleifreie Cuphin muss, im<br />

Gegensatz zu CW511L, nicht wegen<br />

der Gefahr der Spannungsrisskorrosion<br />

(SRK) und Entzinkung wärmebehandelt<br />

werden, denn gerade<br />

neue Messinglegierungen wie Cuphin<br />

weisen eine besonders hohe<br />

Festigkeit und Beständigkeit gegen<br />

SRK und Entzinkung auf. Durch die<br />

enorme Härte und Zugfestigkeit ist<br />

dieser Werkstoff somit bestens für<br />

den Einsatz in Trinkwasserinstallationen<br />

geeignet. Da der Trinkwasserschutz<br />

stetig an Bedeutung zunimmt,<br />

sind auch hygienische Parameter<br />

nicht außen vorzulassen.<br />

Durch den hohen Kupferanteil von<br />

über 75 % ist Cuphin besonders<br />

hygienisch geeignet.<br />

Aber ist Cuphin aufgrund seiner<br />

Zusammensetzung und den Vorteilen<br />

gegenüber CW511L als Werkstoff<br />

nicht wirtschaftlich nachteilig?<br />

Nein, denn bei der Verwendung von<br />

CW511L sind durch erhöhten Verschleiß<br />

die Standzeiten der Werkzeuge<br />

geringer, was zunehmende<br />

Bearbeitungszeiten <strong>zur</strong> Folge hat.<br />

Auch die aufwendige Wärmebehandlung<br />

fällt ins Gewicht. Dadurch<br />

erübrigt sich der Materialkostenvorteil<br />

von CW511L durch die höheren<br />

Bearbeitungskosten. Somit ist CW724R<br />

die günstigere und sichere Variante.<br />

BEULCO ® – Drehteile. © BEULCO<br />

Kontakt:<br />

BEULCO GmbH & Co. KG,<br />

Postfach 120,<br />

D-57425 Attendorn<br />

Tel. (02722) 695-0,<br />

Fax (02722) 695-5240,<br />

E-Mail: info@beulco.de,<br />

www.beulco.de<br />

Juni 2014<br />

792 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


auf der IFAT | PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />

Geopress K: Presssystem aus Kunststoff für<br />

erdverlegte Rohrleitungen<br />

Systeme für die Trinkwasser- und Gasversorgung müssen maximale Sicherheit bieten. Der Verbindung erdverlegter<br />

Rohrleitungen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Mit den von Viega entwickelten Verbindern<br />

aus Rotguss lassen sich PE-Rohre in wenigen Sekunden verpressen. Das neue Geopress K-System kombiniert<br />

jetzt die Vorteile dieser wirtschaftlichen Technik mit der Sicherheit hochfester Kunststoffverbinder. Die neuen<br />

„Geopress K“-Verbinder haben keine Dichtelemente. Sie sind so konstruiert, dass sie innen abdichten.<br />

Dadurch kann die Presstechnik auch bei PE-Rohren mit beschädigter Oberfläche eingesetzt werden. Das zeitaufwendige<br />

Vorbehandeln verkratzter PE-Rohre entfällt.<br />

Vor rund zehn Jahren hat Viega<br />

die Pressverbindungstechnik<br />

auch für den Rohrgraben entwickelt:<br />

Statt PE-Rohrverbindungen von Hausanschlussleitungen<br />

zeitaufwendig<br />

zu verschweißen, können sie mit<br />

„Geopress“ witterungsunabhängig<br />

verpresst werden – ohne Rücksicht<br />

auf Kälte, Nässe oder Abkühlzeiten.<br />

„Geopress K“ ist die konsequente<br />

Weiterentwicklung dieses bewährten<br />

Programms. Viega hat das bekannte<br />

System aus Rotguss um<br />

neue Pressverbinder aus einem<br />

hochfesten Kunststoff ergänzt.<br />

Kein Problem mit Kratzern<br />

Neben den bekannten Systemvorteilen<br />

wie witterungsunabhängiger<br />

Verarbeitung, direkter Belastbarkeit<br />

nach dem Verpressen und SC-<br />

Contur für Zwangsundichtheit im<br />

unverpressten Zustand zeichnen sich<br />

die neuen Verbinder vor allem durch<br />

die Innenabdichtung aus. Damit lassen<br />

sich auch Rohre mit beschädigter<br />

Oberfläche ohne Vorbereitung<br />

verarbeiten. Bisher mussten die<br />

Kratzer oder Riefen solcher Rohre<br />

sorgfältig entfernt werden, um eine<br />

zuverlässig dichte Verbindung sicherzustellen.<br />

Dank der innenliegenden<br />

Dichtfläche lassen sich jetzt Rohre<br />

mit Beschädigungen bis zu 10 % der<br />

Rohrwandstärke verpressen.<br />

Das neue Viega-System spart<br />

aber nicht nur Zeit, sondern überzeugt<br />

auch durch ein deutliches<br />

Plus an Sicherheit: Während bei<br />

anderen Systemen vor der Verarbeitung<br />

auf den einwandfreien Sitz<br />

und Zustand des Dichtelements<br />

geachtet werden muss, können bei<br />

„Geopress K“ Rohr und Verbinder<br />

nach dem Ablängen direkt ineinander<br />

gesteckt und verpresst werden.<br />

Ein spezieller Klemmring im Verbinder<br />

sorgt nach der Verpressung<br />

für einen so längskraftschlüssigen<br />

Sitz, dass die Rohrverbindung selbst<br />

massive Zugbelastungen unbeschadet<br />

übersteht.<br />

Sicherheit durch Sichtfenster<br />

Voraussetzung für eine fachgerechte<br />

Rohrverbindung mit dem System<br />

„Geopress K“ ist, wie bei allen Verbindungen,<br />

die korrekte Einstecktiefe<br />

des Rohres. Um das auf einen<br />

Blick kontrollieren zu können, haben<br />

die Viega-Verbinder entsprechende<br />

Sichtfenster: Stimmt die Einstecktiefe,<br />

ist das Rohrende deutlich zu sehen<br />

– es kann direkt verpresst werden.<br />

Genauso praxisgerecht ist die<br />

Prüfung der ordnungsgemäßen<br />

Verpressung: Die „Geopress K“-<br />

Verbinder verfügen über einen signal-grünen<br />

Klemmring, der nach<br />

Verpressung sichtbar wird und die<br />

erfolgte Verpressung deutlich und<br />

dauerhaft anzeigt.<br />

Wurde versehentlich eine Verbindung<br />

nicht verpresst, tritt über<br />

die Viega-typische SC-Contur an<br />

dem Verbinder schon bei der Dichtheitsprüfung<br />

der Leitung deutlich<br />

sichtbar <strong>Wasser</strong> aus. Bei Gas macht<br />

sich die Undichtheit durch einen<br />

spürbaren Druckabfall bemerkbar.<br />

Die Verbindung kann also noch früh<br />

genug fachgerecht verpresst werden,<br />

sodass es nicht zu Schäden<br />

nach der Inbetriebnahme kommt.<br />

Einfache Verpressung<br />

Verpresst werden die Kunststoff-<br />

Verbinder mit den üblichen Viega-<br />

Presswerkzeugen, beispielsweise der<br />

„Viega Pressgun 5“. Mit nur 3,2 Kilogramm<br />

Gewicht ist dieses Press-<br />

▶ ▶<br />

Die neuen „Geopress K“-Verbinder aus hochfestem<br />

Kunststoff lassen sich sekundenschnell und bei jeder<br />

Witterung verpressen. Sie dichten innen ab. Kratzer<br />

oder Riefen auf der Rohroberfläche müssen nicht<br />

mehr vorbehandelt werden. Alle Abbildungen: © Viega<br />

Mit einem kompletten Programm an Verbindern und<br />

Übergangsstücken, aber auch Bögen, T-Stücken und<br />

Gas-Strömungswächtern führt Viega das wirtschaftliche<br />

und sichere System „Geopress K“ in den Markt ein.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 793


| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

|<br />

auf der IFAT<br />

Über die Sichtfenster der „Geopress K“-Verbinder kann auch bei schlechten<br />

Lichtverhältnissen auf einen Blick die Einstecktiefe des Rohres<br />

geprüft werden (li.). Genauso eindeutig signalisiert der grüne Ring am<br />

Übergang zum Rohr (re.) den korrekten Abschluss der Verpressung.<br />

Die innen abdichtende Kontur der Geopress<br />

K-Verbinder macht ein Dichtelement überflüssig.<br />

Durch die „SC-Contur“, die Zwangsundichtheit im<br />

unverpressten Zustand, bieten auch die neuen<br />

„Geopress K“-Verbinder ein zusätzliches Plus an<br />

Verarbeitungssicherheit: An versehentlich unverpressten<br />

Verbindern tritt schon bei der Dichtheitsprüfung<br />

deutlich sichtbar <strong>Wasser</strong> aus.<br />

Das System „Geopress K“ steht für die besonders<br />

schnelle und wirtschaftliche Installation von erdverlegten<br />

Rohrleitungen für die Gas- und <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />

werkzeug im Akku-Betrieb besonders<br />

handlich, sodass im Rohrgraben<br />

selbst Arbeiten unter beengten Platzverhältnissen<br />

mühelos möglich sind.<br />

Zur einfachen Installation tragen<br />

außerdem die abgestimmten Pressringe<br />

für die „Geopress K“-Verbinder<br />

bei: Mit einem Handgriff werden<br />

sie um die Verbinder gelegt und<br />

die Gelenkzugbacke des Presswerkzeugs<br />

angesetzt. Die Verpressung<br />

kann dann in fast jedem Winkel 360°<br />

axial um das Rohr erfolgen.<br />

Vielseitig einsetzbar<br />

„Geopress K“ steht den Verarbeitern<br />

als DVGW-zertifiziertes Komplettsystem<br />

für Gas- und <strong>Wasser</strong>anwendungen<br />

in den Dimensionen d25<br />

bis d63 <strong>zur</strong> Verfügung. Neben Kupplungen<br />

und Bögen gehören dazu<br />

beispielsweise T-Stücke, Reparaturund<br />

Reduzierkupplungen, Anschlussbögen<br />

sowie Übergangsbögen und<br />

Übergangsstücke mit Gewinde.<br />

Ganz bewusst sind auch bei den<br />

Kunststoff-Verbindern die Gewinde<br />

und Übergangsstücke weiterhin aus<br />

Metall. Das gewährleistet bei robuster<br />

Handhabung die notwendige<br />

Festigkeit der Schraubverbindung.<br />

Sowohl die metallenen Werkstoffe<br />

als auch die Kunststoffe, aus<br />

denen Viega die „Geopress K“-<br />

Komponenten herstellt, entsprechen<br />

den Anforderungen des Umweltbundesamtes<br />

und sind somit hygienisch<br />

einwandfrei.<br />

Für Gas und <strong>Wasser</strong><br />

Die „Geopress K“-Verbinder können<br />

in Kombination mit PE-80-, PE-100-,<br />

PE-RC- und PE-X-Rohren für Trinkwasser-<br />

und Gasanwendungen eingesetzt<br />

werden. Für Gas-Installationen<br />

stehen dabei auch abgestimmte<br />

Gasströmungswächter <strong>zur</strong><br />

Verfügung. Geprüft ist das System<br />

gemäß GW 335-B3 und G 5600-1.<br />

Für ein zusätzliches Plus an Sicherheit<br />

sorgt bei den „Geopress K“-<br />

Verbindern der serienmäßig aufgebrachte<br />

Traceability-Code nach<br />

ISO 12176-4. Hinter diesem Barcode<br />

verbergen sich Informationen unter<br />

anderem zum Hersteller, <strong>zur</strong> Nennweite,<br />

zum Werkstoff und <strong>zur</strong> Charge.<br />

Per Handscanner können also<br />

alle wesentlichen Informationen<br />

direkt in die Planungsprogramme<br />

eingelesen werden. So ist jederzeit<br />

die Rückverfolgung der Bauteile<br />

möglich.<br />

Anbohrarmaturen passen<br />

Zur schnellen und sicheren Anbindung<br />

von „Geopress K“-Hausanschlüssen<br />

an die Hauptleitungen<br />

hat Viega ein passendes Anschlussstück<br />

für die Anbohrarmaturen des<br />

Herstellers entwickelt. Es wird mit<br />

einem Griff in die Armatur eingesetzt<br />

und gewindelos sicher befestigt.<br />

Der Verbinder ist aus Kunststoff,<br />

der Übergang aus Metall.<br />

Kontakt:<br />

Viega GmbH & Co. KG,<br />

Postfach 430/440,<br />

D-57428 Attendorn,<br />

Tel. (02722) 61-0,<br />

Fax (02722) 61-1415,<br />

E-Mail: info@viega.de,<br />

www.viega.de<br />

Juni 2014<br />

794 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


auf der IFAT | PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />

Neuer Kunststoffschacht PKS-D 1500 – leicht,<br />

korrosionsfest und schnell zu installieren<br />

<strong>Abwasser</strong>schächte dienen dem<br />

Sammeln und Weitertransport<br />

von <strong>Abwasser</strong>medien. Die aggressiven<br />

Randbedingungen erfordern<br />

besondere Anforderungen an<br />

Material und Ausführung. Mit dem<br />

neuen Kunststoffschacht PKS-D<br />

1500 bietet Pentair Jung Pumpen<br />

die Basis für langlebige und zuverlässige<br />

Pumpstationen, die vornehmlich<br />

im industriellen und kommunalen<br />

Bereich Einsatz finden.<br />

Der Schacht besteht aus einem<br />

monolithischen Unterteil, welches<br />

komplett vorgefertigt auf die<br />

Baustelle geliefert wird. Es sind<br />

keine Betonfundamente unter dem<br />

Schachtkörper mehr erforderlich.<br />

Der Schacht selbst verfügt über<br />

einen doppelten Boden, der nach<br />

dem Setzen des Schachtes über den<br />

vorhandenen Einfüllstutzen mit<br />

Beton gefüllt wird. Die Installation<br />

gestaltet sich damit auch bei<br />

schwierigen Bodenverhältnissen sehr<br />

einfach. Das geringe Gewicht ermöglicht<br />

darüber hinaus einen sehr<br />

unkomplizierten Transport. Mit der<br />

Belastungsklasse D 400 (bis 40 t) ist<br />

der Schacht für alle Arten von<br />

Straßenfahrzeugen zugelassen.<br />

Der Schacht hat einen Durchmesser<br />

von 1,5 m und lässt sich<br />

dank einer fest installierten Leiter<br />

bequem begehen. Eine eingeschweißte<br />

Berme sorgt dafür, dass<br />

Feststoffe, die in den Schacht gelangen,<br />

ablagerungsfrei den installierten<br />

<strong>Abwasser</strong>pumpen zugeführt<br />

werden. Das Schachtinnere ist mit<br />

hochwertigen Gleitrohrsystemen aus<br />

Edelstahl ausgerüstet, die für eine<br />

Doppelpumpenanlage konzipiert<br />

sind. Somit lassen sich Instandsetzungs-,<br />

Wartungs- oder Instal lationsarbeiten<br />

leicht von außen<br />

durchführen. Die Standardlänge des<br />

Baukörpers beträgt 2,8 m, kann<br />

aber kundenspezifisch angepasst<br />

werden. Da der komplette Schacht<br />

bei Jung Pumpen in Steinhagen<br />

gefertigt wird, können Kundenwünsche<br />

schnell umgesetzt werden.<br />

Eine rechteckige Betonplatte, in<br />

der eine handelsübliche Abdeckung<br />

(∅ 800 mm) sitzt, bildet den oberen<br />

Abschluss des Schachtes.<br />

PKS-D 1500 kurz nach der Fertigstellung<br />

im Kunststoffwerk Steinhagen.<br />

Die Betonabdeckung gehört<br />

mit zum Lieferumfang. Alle Abbildungen:<br />

© Jung Pumpen, Steinhagen<br />

Kontakt:<br />

JUNG PUMPEN GmbH,<br />

Industriestraße 4-6, D- 33803 Steinhagen,<br />

Tel. (05204) 17-0, Fax (05204) 80368,<br />

E-Mail: info@jung-pumpen.de,<br />

www.jung-pumpen.de<br />

Einfüllstutzen für den Flüssigbeton. Weitere<br />

Fundamentarbeiten sind nicht notwendig.<br />

Blick in das Innere. Hochwertige Einbauten sichern<br />

eine zuverlässige Funktion der Pumpstation.<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 795


| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

|<br />

auf der IFAT<br />

Technologie für die biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

Um die Effizienz ihrer <strong>Abwasser</strong>belebungsbecken zu verbessern und die Betriebskosten zu optimieren hat sich<br />

die Firma Waste Recycling S. p.A. in Italien für Gebläseaggregate der Baureihe ROBOX evolution von Robuschi<br />

entschieden.<br />

Umweltservice von<br />

WASTE RECYCLING S.p.A.<br />

Die Waste Recycling-Gruppe wurde<br />

in Castelfranco di Sotto, in der Provinz<br />

Pisa, gegründet und arbeitet<br />

seit mehr als 20 Jahren mit ihren Betrieben<br />

im Bereich der Entsorgung<br />

und Verwertung von Industrieabfällen.<br />

Dank der in diesem Bereich<br />

gesammelten Erfahrung, dem<br />

hochqualifizierten Personal sowie<br />

den hochmodernen Anlagen und<br />

Ausrüstungen, über die das Unternehmen<br />

verfügt – darunter ein modernes<br />

und perfekt ausgestattetes<br />

Labor für chemische Analysen und<br />

Forschungen mit der Unterstützung<br />

von Fachhochschulen und technischen<br />

Fachschulen –, ist Waste Recycling<br />

in der Lage, die besten Lösungen<br />

für die fachgerechte Entsorgung<br />

aller Arten von Rückständen<br />

anzubieten, die bei den unterschiedlichsten<br />

Prozessen anfallen können.<br />

Zuverlässigkeit, Seriosität und ein<br />

fairer Preis für die Entsorgung haben<br />

Die innovativen, ölfreien Niederdruck-Schraubenkompressoren<br />

der Baureihe ROBOX screw ermöglichen<br />

eine Energieeinsparung von bis zu 30 % im<br />

Vergleich zu den herkömmlichen Drehkolbenverdichtern.<br />

© DIVISIONE ROBUSCHI<br />

das Unternehmen zu einem konkurrenzfähigen<br />

und soliden Anbieter in<br />

ganz Italien gemacht.<br />

Der Anwendungsfall<br />

Die Anlagen auf dem Gelände von<br />

Waste Recycling verfügen über einen<br />

Bereich für die herkömmliche<br />

biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung,<br />

u. a. mit zwei <strong>Abwasser</strong>belebungsbecken.<br />

Nach mehreren Jahren des<br />

Stillstands wurde dieser Teil der Aufbereitungsanlage<br />

jetzt wieder in Betrieb<br />

genommen. Die ursprüngliche<br />

Anlage verfügte über sechs Verdichter<br />

mit Zentrifugaltechnik, die jedoch<br />

wenig geeignet für die Anforderungen<br />

eines modernen Betriebs<br />

waren.<br />

Roberto Boschi, verantwortlich<br />

für die <strong>Abwasser</strong>reinigung bei Waste<br />

Recycling S.p.A. erläutert das Projekt:<br />

„Die Maschinen, über die wir<br />

früher verfügten, lieferten gute Leistungen,<br />

entsprachen aber nicht voll<br />

und ganz unseren Ansprüchen. Sie<br />

waren nicht modulierbar, übermäßig<br />

empfindlich und hatten hohe<br />

Wartungskosten. Aus diesem Grund<br />

haben wir im März 2013 beschlossen,<br />

sechs neue Gebläseaggregate<br />

vom Typ ROBOX evolution (ES 106)<br />

mit Schallhaube und Frequenzumrichter<br />

zu installieren. Diese Lösung<br />

hat sich als optimal erwiesen, denn<br />

das System ist besonders flexibel<br />

was die Menge der eingesetzten<br />

Luft betrifft. Durch die Anpassung<br />

der Fördermengen an die ideale<br />

Sauerstoffanreicherung der Anlage,<br />

konnten wir die Energiekosten optimieren<br />

und Energieverschwendung<br />

vermeiden: Wir haben die Möglichkeit,<br />

die Fördermenge vom Minimalwert<br />

bis zu einem Maximum bei<br />

54 Hz zu variieren. Die Zusammenarbeit<br />

mit Robuschi hat es uns ermöglicht,<br />

auch den im Kompressorenraum<br />

<strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />

Platz optimal zu nutzen, es wurde<br />

ein funktionelles Layout entwickelt<br />

und die Maschinen wurden mit einer<br />

Schalldämmung ausgestattet.<br />

Die vielversprechenden Ergebnisse<br />

hinsichtlich der Energieeinsparung,<br />

zusammen mit sehr einfachem<br />

Betrieb und Wartung dieser Maschinen,<br />

sowie das sehr niedrige<br />

Betriebsgeräusch der Anlage haben<br />

uns dazu veranlasst, Robuschi auch<br />

für unsere biologische Anlage mit<br />

MBR-Membranen zu wählen. Dort<br />

wurden im Juli dieses Jahres zwei<br />

Kompressoren aus dem Hause Robuschi<br />

für die Sauerstoffanreicherung<br />

der Abwässer und zwei Kompressoren,<br />

ebenfalls von Robuschi,<br />

für die Luftreinigung der Membranen<br />

installiert, damit diese nicht<br />

verstopfen“.<br />

Einer der vorrangigen Aspekte<br />

der neuen Konzeption war eine realisierbare<br />

Energieeinsparung –<br />

schließlich wirkt sich die Energieeffizienz<br />

der Anlage auf die Betriebskosten<br />

des Unternehmens aus. So<br />

lässt sich ein marktgerechter Preis<br />

für die Entsorgung beibehalten,<br />

wodurch eine starke Marktpräsenz<br />

gesichert werden kann. Weitere<br />

wichtige Punkte: Die Anlage sollte<br />

möglichst flexibel zu betreiben sein<br />

sowie einfach und kostengünstig zu<br />

warten.<br />

Kontakt:<br />

Divisione ROBUSCHI – GARDNER DENVER S.r.l.,<br />

I-43122 Parma (Italien),<br />

Via S. Leonardo, 71/A,<br />

Tel. +39 0521 27 49 11,<br />

www.robuschi.com,<br />

www.robuschi.de<br />

Juni 2014<br />

796 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


auf der IFAT | PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />

Belüftung und Entgasung von Trinkwasser:<br />

Die neue Generation COPLATOR®<br />

Der COPLATOR® ist ein kompaktes<br />

System <strong>zur</strong> Belüftung sowie<br />

Entgasung von Trinkwasser. Die<br />

neue Generation dieses einfachen<br />

und hochwirksamen Profilbahnenbelüfters<br />

ist mit PET-Bahnen ausgestattet.<br />

Er kann problemlos in bestehende<br />

Gebäude eingebaut werden.<br />

Bei dem System handelt es sich um<br />

ein international vielfach bewährtes<br />

Verfahren, das in Deutschland entwickelt<br />

wurde. Umfassende Betriebserfahrungen<br />

belegen den geringen<br />

Wartungsaufwand.<br />

Für die meisten <strong>Wasser</strong>werke,<br />

die auf Grundwasser <strong>zur</strong>ückgreifen,<br />

ist die Belüftung des Trinkwassers<br />

<strong>zur</strong> Sauerstoffanreicherung oder<br />

<strong>zur</strong> Kohlendioxid-Austreibung ein<br />

Die neue Coplator- Generation<br />

im Modell, erstmals präsentiert<br />

auf der IFAT.<br />

zentraler Verfahrensschritt in der<br />

Trinkwasserbehandlung. Sauerstoffanreicherung<br />

und die Reduzierung<br />

des Kohlendioxids sind wesentliche<br />

Voraussetzungen für weitere Behandlungsschritte<br />

wie die Entfernung<br />

von Eisen und Mangan. Der<br />

Profilbahnenbelüfter wird nicht nur<br />

zum Sauerstoff-Eintrag und <strong>zur</strong><br />

Oxidation von Eisen und Mangan<br />

verwendet, sondern auch <strong>zur</strong> Entsäuerung<br />

bzw. Kohlendioxidentfernung,<br />

<strong>zur</strong> Entfernung von Chlorkohlenwasserstoff,<br />

von Methan oder<br />

Geruchsstoffen<br />

Bau- und Funktionsweise<br />

Der Coplator ist ein aus Edelstahl<br />

oder Kunststoff gefertigter Turm.<br />

Wichtigste Bauelemente sind die in<br />

einer Belüftungskammer hängenden,<br />

für den Einsatz im Trinkwasser<br />

zugelassenen, profilierten PET-Bahnen.<br />

Oberhalb der Belüftungskammer<br />

wird das zu belüftende <strong>Wasser</strong><br />

durch ein Lochblech gleichmäßig<br />

über die Bahnen verteilt. Das <strong>Wasser</strong><br />

durchfließt das PET-Bahnen Paket von<br />

oben nach unten und reißt dabei<br />

aufgrund der Injektor-Wirkung Luft<br />

mit. Zwischen den in Strömungsrichtung<br />

des <strong>Wasser</strong>s wellenförmig<br />

profilierten PET-Bahnen findet bei<br />

starker Durchmischung von Luft<br />

und <strong>Wasser</strong> ein intensiver Stoffaustausch<br />

statt. In einem Auffangbecken<br />

unterhalb der PET-Bahnen<br />

erfolgt die selbsttätige Trennung der<br />

Luft und anderer gasförmiger Inhaltsstoff<br />

vom <strong>Wasser</strong>. Das <strong>Wasser</strong><br />

ist dann in der Regel sauerstoffgesättigt.<br />

Europaweit sind 63 Coplator-Anlagen<br />

erfolgreich in Betrieb.<br />

Aufbau eines<br />

Coplator-<br />

Systems.<br />

Reihe an Coplator-Systemen in einem deutschen<br />

<strong>Wasser</strong>werk.<br />

Kontakt:<br />

Krüger WABAG<br />

VWS Deutschland GmbH,<br />

Veolia Water Technologies,<br />

Stefan Jakubik, Leiter Marketing,<br />

Lückenweg 5, D-29227 Celle,<br />

Tel. (05141) 803-174, Fax (05141) 803-8174,<br />

E-Mail: stefan.jakubik@veolia.com,<br />

www.krueger-wabag.de<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 797


| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

|<br />

Zuverlässige Daten <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>qualität: die neue<br />

Hydrolab HL4<br />

Die<br />

neue Multipara<br />

metersonde<br />

Hydrolab HL4 liefert neben<br />

Daten <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>qualität auch<br />

informative Metadaten, die z. B. über<br />

den Status von Sonde und Sensoren<br />

Auskunft geben und beschreiben wann, an<br />

welchem Ort und durch wen gemessen wurde.<br />

Robuste, korrosionsbeständige<br />

Steckverbinder<br />

und das stabile, abriebfest<br />

beschichtete Gerätekabel machen<br />

die Sonde feldtauglich.<br />

Für die Spotmessung vor Ort bietet das feldtaugliche<br />

Bediengerät Surveyor HL viel Bedienkomfort.<br />

Die neue Multiparametersonde<br />

Hydrolab HL4 von OTT Hydromet<br />

liefert Daten, auf die man sich<br />

verlassen kann. Die robuste und<br />

vielseitige Sonde erfasst die <strong>Wasser</strong>qualität<br />

in Oberflächengewässern,<br />

im Grundwasser und im küstennahen<br />

Salz- und Brackwasserbereich.<br />

Sie eignet sich sowohl für Spotmessungen<br />

als auch für den Dauereinsatz<br />

und ist in Tiefen bis zu 200 m<br />

einsetzbar.<br />

„Bevor wir das Gerät entwickelt<br />

haben, wollten wir wissen, was Anwender<br />

für die Messung im Feld<br />

wirklich brauchen. Wir haben ihre<br />

Wünsche umgesetzt und sind heute<br />

davon überzeugt, dass die HL4 im<br />

praktischen Einsatz einen echten<br />

Mehrwehrt bietet. Sie ist unverwüstlich<br />

und leicht zu bedienen.<br />

Darüber hinaus liefert sie nicht nur<br />

genaue Messdaten, sie kommuniziert<br />

auch mit dem Anwender und<br />

sorgt dafür, dass er sich stets seiner<br />

Sache sicher sein kann“, sagt Erik<br />

Host-Steen, Produktmanager bei<br />

OTT Hydromet.<br />

Wer mit der Sonde arbeitet,<br />

muss sich vor allem darauf verlassen<br />

können, dass sie funktioniert. Dafür<br />

bietet die Hydrolab Bediensoftware<br />

praktische Funktionen. Bei jedem<br />

Einschalten informiert sie über den<br />

Status des Geräts, zeigt mögliche<br />

Probleme auf und bietet Hilfe zu<br />

ihrer Lösung. Beim Messen werden<br />

sogenannte Metadaten protokolliert,<br />

die Aufschluss über Messdetails<br />

und den Status von Sonde<br />

und Sensorik geben. Das ist besonders<br />

hilfreich, um die Gültigkeit von<br />

ungewöhnlichen Werten zu überprüfen<br />

und sicher zu sein, dass nur<br />

valide Daten in eine Auswertung<br />

einfließen.<br />

Jede Sonde ist mit einem werkskalibrierten<br />

Temperatursensor ausgestattet,<br />

optional ist auch ein<br />

Tiefensensor integriert. Vier Universalanschlüsse<br />

bieten Platz für<br />

weitere Sensoren. Auch beim Kalibrieren<br />

der Sensoren leistet die<br />

Bediensoftware praktische Dienste.<br />

Der Anwender kann sensorspezifische<br />

Kalibrierintervalle definieren<br />

und wird rechtzeitig erinnert, wenn<br />

eine Kalibrierung ansteht. Geführte,<br />

halbautomatische Routinen leiten<br />

durch den Prozess und oftmals genügen<br />

vereinfachte Kalibrierchecks,<br />

die den Vorgang abkürzen. Das hilft,<br />

Fehler zu vermeiden und reduziert<br />

den Zeitbedarf. Alle Ergebnisse werden<br />

gespeichert und sind jederzeit<br />

abrufbar.<br />

Das speziell abgedichtete Gehäuse,<br />

der korrosionsbeständige<br />

Steckverbinder und das stabile, abriebfest<br />

beschichtete Gerätekabel<br />

machen die Sonde feldtauglich.<br />

Ein vier Gigabyte großer interner<br />

Datenspeicher sammelt im Langzeiteinsatz<br />

die Messwerte. Für Spotmessungen<br />

steht mit dem Surveyor<br />

HL ein handliches Bediengerät mit<br />

Outdoor-Funktionalität bereit. Das<br />

Gerät ist staub- und wasserdicht<br />

(IP67), gummierte Oberflächen sorgen<br />

für einen sicheren Griff und das<br />

große Farbdisplay ist auch bei Sonnenlicht<br />

gut ablesbar. Struktur und<br />

Funktionen der integrierten Software<br />

sind angelehnt an die Hydrolab<br />

Bediensoftware, sodass man<br />

sich sofort <strong>zur</strong>echtfindet. Und selbst<br />

der Zugriff auf Statusinformationen<br />

und Metadaten funktioniert, damit<br />

sich der Anwender auch im Feld<br />

seiner Sache sicher sein kann.<br />

Kontakt:<br />

OTT Hydromet GmbH,<br />

Ludwigstraße 16,<br />

D-87437 Kempten,<br />

Tel. (0831)5617-0,<br />

Fax (0831) 5617-209,<br />

E-Mail: info@ott.com,<br />

www.ott.com<br />

Juni 2014<br />

798 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Impressum<br />

INFORMATION<br />

Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />

<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />

Organschaften:<br />

Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />

Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />

des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />

der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />

(figawa),<br />

der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />

Abfall e. V.<br />

der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW),<br />

des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />

Österreich,<br />

der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />

der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />

Herausgeber:<br />

Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />

Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />

Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />

Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />

Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />

Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />

Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />

Thyssengas GmbH, Dortmund<br />

Prof. Dr. Thomas Kolb, EBI, Karlsruhe<br />

Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />

Prof. Dr. Joachim Müller­Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />

Clausthal-Zellerfeld<br />

Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Michael Riechel, Thüga AG, München<br />

Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />

BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />

Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />

Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />

Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />

Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />

Redaktion:<br />

Redaktionsleitung, Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />

Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />

Redaktionsbüro im Verlag:<br />

Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />

Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />

Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />

Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />

Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan­Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />

beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />

Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />

München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />

Abfall technik, Neubiberg<br />

Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />

Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />

Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />

Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />

Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />

RA Beate Kramer, Becker Büttner Held, Rechtsanwälte<br />

Wirtschaftsprüfer Steuerberater, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />

Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />

Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />

Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />

<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />

Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH,<br />

Dahlwitz-Hoppegarten<br />

Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />

<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />

Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />

Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Rohrleitungsbau an<br />

der Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />

80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

Internet: http://www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />

Spartenleitung: Dipl.-Ing. Christine Ziegler<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Spoerel, im Verlag, Tel. +49 89 203 53 66-22,<br />

Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawzcyk, im Verlag, Tel. +49 89 203 53 66-12,<br />

Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 64.<br />

Satz und Layout:<br />

Jenny Kolbe, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Herstellung:<br />

Dipl.-Ing. Annika Böning, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />

(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />

„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />

Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />

Jahresabonnementpreis:<br />

Print: 360,– €<br />

Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />

ePaper: 360,– €<br />

Einzelheft Print: 39,– €<br />

Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />

Einzelheft ePaper: 39,– €<br />

Abo plus (Print und ePaper): 468,– €<br />

Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

ePaper für € 70,–, Heft für € 175,– zzgl. Versand<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />

Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />

Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 492, leserservice@di-verlag.de<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />

strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />

der Meinung der Redaktion.<br />

Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />

Printed in Germany<br />

Juni 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 799


INFORMATION<br />

Termine<br />

##<br />

Qualität und Innovation: zwei Bausteine im modernen Kanalbau – elfte DWA-Kanalbautage<br />

21.06.2014, Braunschweig<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Renate Teichmann, Theodor-Heuss-Alle 17,<br />

53773 Hennef, Tel. (02242) 872-118, E-Mail: teichmann@dwa.de, http://de.dwa.de/kanalbautage.html<br />

##<br />

5. Deutscher Tag der Grundstücksentwässerung – mit Fachausstellung<br />

25.06.2014, Köln<br />

Technische Akademie Hannover e. V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 39433-30, Fax (0511) 39433-40,<br />

E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />

##<br />

Gemeindekurs „Gewässerpflege in der Gemeinde“ – Praxiskurs<br />

25.06.2014, Dübendorf ZH<br />

Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, CH-8024 Zürich, Tel. 044 267 44 11,<br />

http://www.pusch.ch<br />

##<br />

Gemeindekurs „Gewässerpflege in der Gemeinde“ – Planungskurs<br />

26.06.2014, Dübendorf ZH<br />

Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, CH-8024 Zürich, Tel. 044 267 44 11,<br />

http://www.pusch.ch<br />

##<br />

Praxisnah und projektbezogen – DWA-Regenwassertage vermitteln aktuelle Entwicklungen<br />

01.–02.07.2014, Dresden<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Sarah Heimann, Theodor-Heuss-Alle 17,<br />

53773 Hennef, Tel. (02242) 872-192, E-Mail: heimann@dwa.de, www.dwa.de<br />

##<br />

Außerordentliche DVGW-Mitgliederversammlung<br />

02.07.2014, Bonn<br />

DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., E-Mail: asarow@dvgw.de, www.dvgw.de<br />

##<br />

Kanalwärteraufbaukurs – Inspektion, Schadensanalyse und Sanierung von Kanalnetzen nach DWA e. V.<br />

22.–24.09.2014, Magdeburg<br />

Technologie- und Berufsbildungszentrum Magdeburg gGmbH, Elbstraße 2, 39104 Magdeburg,<br />

Tel. (0391) 4063-0, Fax (0391) 4063-151, E-Mail: info@md.tbz.de.de, www.tbzmagdeburg.de<br />

##<br />

Grundwasserabsenkung im Bauwesen<br />

25.09.2014, Dresden<br />

Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />

E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />

##<br />

wat – <strong>Wasser</strong>fachliche Aussprachetagung<br />

29.–30.09.2014, Karlsruhe<br />

DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., Ludmilla Asarow, Josef-Wirmer-Straße 1-3, 53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9188-601, Fax (0228) 9188-997, www.wat-dvgw.de<br />

##<br />

Gesunde Lebensräume – erhalten und gestalten – DWA-Bundestagung mit 67. Mitgliederversammlung<br />

29.–30.09.2014, Baden-Baden<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Barbara Sundermeyer-Kirstein,<br />

Theodor-Heuss-Alle 17, 53773 Hennef, Tel. (02242) 872-181, E-Mail: sundermeyer-kirstein@dwa.de, www.dwa.de<br />

##<br />

Messtechnik in Grund- und Oberflächenwasser<br />

16.10.2014, Dresden<br />

Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />

E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />

# # Probenahme Trinkwasser nach TrinkwV 2011<br />

28.11.2014, Dresden<br />

Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />

E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />

Juni 2014<br />

800 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Einkaufsberater<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />

Ansprechpartnerin für den<br />

Eintrag Ihres Unternehmens<br />

Inge Spoerel<br />

Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />

Telefax: 0 89/203 53 66-99<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />

spoerel@di-verlag.de<br />

Die technisch-wissenschaftliche<br />

Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung


2014<br />

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Armaturen<br />

Absperrarmaturen<br />

Be- und Entlüftungsrohre<br />

Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie


2014<br />

Brunnenservice<br />

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Korrosionsschutz<br />

Aktiver Korrosionsschutz<br />

Passiver Korrosionsschutz<br />

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<strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>


2014<br />

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Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung<br />

Rohrleitungen<br />

Kunststoffschweißtechnik<br />

Schachtabdeckungen


2014<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

Chemische <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Einkaufsberater<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />

Rohrdurchführungen<br />

Sonderbauwerke<br />

Öffentliche Ausschreibungen


Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />

Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />

Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />

• Beratung<br />

• Planung<br />

• Bauüberwachung<br />

• Betreuung<br />

• Projektmanagement<br />

Ing. Büro CJD Ihr Partner für <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />

Denecken Heide 9 Prozesstechnik<br />

30900 Wedemark Beratung / Planung / Bauüberwachung /<br />

www.ibcjd.de Projektleitung<br />

+49 5130 6078 0 Prozessleitsysteme<br />

<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />

UNGER ingenieure l Julius-Reiber-Str. 19 l 64293 Darmstadt<br />

www.unger-ingenieure.de<br />

Beratende Ingenieure für:<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Aufbereitung<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung<br />

Telefon<br />

05 11/284690<br />

Telefax<br />

05 11/813786<br />

30159 Hannover<br />

Kurt-Schumacher-Str. 32<br />

• Beratung<br />

• Gutachten<br />

• Planung<br />

• Bauleitung<br />

info@scheffel-planung.d<br />

e<br />

www.scheffel-planung.d<br />

e<br />

DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />

Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />

ISO 9001<br />

ISO 14001<br />

SCC p<br />

BS OHSAS 18001<br />

FPAL<br />

GW 11<br />

GW 301<br />

• G1: st, ge, pe<br />

• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />

GW 302<br />

• GN2: B<br />

FW 601<br />

• FW 1: st, ku<br />

G 468-1<br />

G 493-1<br />

G 493-2<br />

W 120<br />

WHG<br />

AD 2000 HP 0<br />

ISO 3834-2<br />

DIN 18800-7 Klasse E<br />

DIN EN 1090<br />

DIN EN ISO 17660-1<br />

Ö Norm M 7812-1<br />

TRG 765<br />

MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />

Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />

Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />

mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />

www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />

heruntergeladen werden.


| INSERENTENVERZEICHNIS |<br />

Firma<br />

Seite<br />

AFRISO-EURO-INDEX GmbH, Güglingen 725<br />

AQUADOSIL <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 735<br />

BWK - Bund der Ingenieure für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau e.V., Sindelfingen 701<br />

DVGW e.V., Bonn<br />

4. Umschlagseite<br />

Ing.Büro Fischer-Uhrig, Berlin 735<br />

Fränkische Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH & Co.KG, Königsberg 685<br />

Funke Kunststoffe GmbH, Hamm 691<br />

Güteschutz Kanalbau e.V., Bad Honnef 693<br />

Heitker GmbH, Lingen 723<br />

Hobas Rohre GmbH, Trollenhagen 687<br />

Huber SE, Berching 675<br />

KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 719<br />

Plasson GmbH, Wesel Am Rhein<br />

Titelseite<br />

Robuschi SpA, I Parma 786<br />

Viega GmbH & Co. KG, Attendorn 689<br />

Wirtschaftsförderung Stadt Hof, Hof<br />

Beilage<br />

Einkaufsberater 801 bis 806<br />

3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2014<br />

Ausgabe Juli/August 2014 September 2014 Oktober 2014<br />

Erscheinungstermin:<br />

Anzeigenschluss:<br />

14.08.2014<br />

28.07.2014<br />

16.09.2014<br />

21.08.2014<br />

15.10.2014<br />

24.09.2014<br />

Themenschwerpunkt<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Bau und Sanierung, Beschichtung und<br />

Reinigung<br />

• Planung und Bauausführung<br />

• Materialien für Trinkwasserbehälter<br />

• Technische Ausrüstung<br />

• Beschichtungssysteme<br />

• Instandhaltungs- und<br />

Sanierungsverfahren<br />

Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />

Aufgaben und Verfahren<br />

• Partikelentfernung, Entfernung<br />

organischer Stoffe<br />

• Entsäuerung, Enthärtung<br />

• Flockung und Flockungsmittel<br />

• Adsorptions-Verfahren<br />

• Membrantechnik, Ultrafiltration<br />

• Desinfektion: Chlorung, Ozonung,<br />

UV-Bestrahlung<br />

Filtration, Membrantechnik<br />

Neue Verfahren und Materialien<br />

• Ultrafiltration<br />

• Nanofiltration<br />

• Umkehrosmose<br />

• Entfernung von Krankheitserregern und<br />

Spurenstoffen<br />

Fachmessen/<br />

Fachtagungen/<br />

Veranstaltung<br />

(mit erhöhter Auflage<br />

und zusätzlicher<br />

Verbreitung)<br />

DWA-Bundestagung,<br />

Baden-Baden – 29.09.-30.09.2014<br />

wat, Karlsruhe – 29.09.-01.10.2014<br />

IFAT INDIA – Mumbai (Indien) –<br />

09.10.–11.10.2014<br />

Änderungen vorbehalten


INFORMATION & KOMMUNIKATION<br />

WASSERFACHLICHE<br />

AUSSPRACHETAGUNG<br />

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www.wat-dvgw.de<br />

Sicherheit und Qualität<br />

in der Versorgung<br />

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und seine Anforderungen an Bauprodukte in Kontakt mit Trinkwasser +++<br />

Entwicklung und Einsatz innovativer Techniken, Verfahren und Prozesse<br />

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Anlagen und Netzen +++ Neues Hauptkennzahlenset für Benchmarking<br />

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bei Roh- und Trinkwasser +++<br />

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