Unternehmensrechnung WS 2013/14 – Skript - LMU
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Unternehmensrechnung WS 2013/14 – Skript - LMU
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<strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
Unterlagen zur Vorlesung im <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ballwieser
Vorbemerkung<br />
• Dieser Text dient als Mitschreibersatz. Er ist weder auf Vollständigkeit angelegt<br />
noch auf gleichmäßige Tiefe aller Abschnitte. Er ersetzt weder die Vorlesung<br />
noch die Vor- und Nachbereitung eines Themas mittels Literatur.<br />
• Für Fragen zu Stoff, Vertiefung und Klausur stehe ich gerne in meiner Sprechstunde<br />
(Di 12-13 Uhr, Raum 401, 4. Stock, Ludwigstr. 28 RG, ohne Anmeldung)<br />
zur Verfügung.<br />
• Die Klausur findet am 3.2.20<strong>14</strong>, 8.30 <strong>–</strong> 9.30 Uhr, statt.<br />
• Weitere Informationen (auch alte Klausuren) finden Sie auf der Homepage des<br />
Lehrstuhls unter http://www.rwp.bwl.lmu.de.<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
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Gliederung<br />
1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong> S. 6<br />
a) Definition S. 6<br />
b) Struktur S. 8<br />
c) Aufgaben S. 22<br />
2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns S. 24<br />
a) Bilanzrechtshintergrund S. 24<br />
b) Jahresabschluss nach HGB S. 42<br />
c) Konzernabschluss nach HGB S. 85<br />
d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS S. 103<br />
3. Freiwillige Rechnungslegung S. 133<br />
a) Value Reporting S. 133<br />
b) Aussagefähigkeit von EVA S. <strong>14</strong>6<br />
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Literatur<br />
Ballwieser, Wolfgang, IFRS-Rechnungslegung <strong>–</strong> Konzept, Regeln und<br />
Wirkungen, 3. Aufl., München <strong>2013</strong>.<br />
Ballwieser, Wolfgang, Einige Bemerkungen zu EVA im Rahmen des Value<br />
Reporting, in: Kirsch, Hans-Jürgen/Thiele, Stefan (Hrsg.), Rechnungslegung und<br />
Wirtschaftsprüfung, FS Baetge, Düsseldorf 2007, S. 3-23.<br />
Ewert, Ralf/Wagenhofer, Alfred, Rechnungslegung und Kennzahlen für das<br />
wertorientierte Management, in: Wagenhofer, Alfred/Hrebicek, Gerhard (Hrsg.),<br />
Wertorientiertes Management, Stuttgart 2000, S. 3-64.<br />
Moxter, Adolf, Bilanzrechtsprechung, 6. Aufl., Tübingen 2007.<br />
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Gliederung<br />
1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
a) Definition<br />
b) Struktur<br />
c) Aufgaben<br />
2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />
a) Bilanzrechtshintergrund<br />
b) Jahresabschluss nach HGB<br />
c) Konzernabschluss nach HGB<br />
d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />
3. Freiwillige Rechnungslegung<br />
a) Value Reporting<br />
b) Aussagefähigkeit von EVA<br />
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1. a) Definition<br />
• <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
• zeigt überwiegend zahlenmäßig Zustände und Prozesse von<br />
Unternehmen und<br />
• enthält Kalküle zur Planung und Kontrolle von wirtschaftlichen<br />
Aktivitäten<br />
• Unternehmen<br />
• werden wirtschaftlich, nicht zwingend rechtlich verstanden<br />
• Betrieb oder Konzern = wirtschaftliche Einheit Rechtseinheit<br />
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Gliederung<br />
1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
a) Definition<br />
b) Struktur<br />
c) Aufgaben<br />
2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />
a) Bilanzrechtshintergrund<br />
b) Jahresabschluss nach HGB<br />
c) Konzernabschluss nach HGB<br />
d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />
3. Freiwillige Rechnungslegung<br />
a) Value Reporting<br />
b) Aussagefähigkeit von EVA<br />
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1. b) Struktur<br />
<strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
erzwungen<br />
freiwillig<br />
intern<br />
extern<br />
fallweise<br />
regelmäßig<br />
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Beispiele interner UR nach Rhythmus und Zwang<br />
• Regelmäßig und freiwillig<br />
• Deckungsbeitragsrechnung, Investitionsrechnung, Budgetierung, …<br />
• Regelmäßig und (faktisch) erzwungen<br />
• Kostenartenrechnung, Ermittlung von Herstellkosten als Basis bilanzieller<br />
Herstellungskosten<br />
• Fallweise und freiwillig<br />
• Vorbereitung Unternehmenskauf / Verschmelzung / Börsengang<br />
• Fallweise und erzwungen<br />
• Angebotskalkulation zur Auftragserlangung nach öffentlicher Ausschreibung<br />
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Beispiele externer UR nach Rhythmus und Zwang<br />
• Regelmäßig und freiwillig<br />
• Umweltbericht, Nachhaltigkeitsbericht, Wertsteigerungsbericht<br />
• Regelmäßig und erzwungen<br />
• Jahresabschluss, Konzernabschluss, Lagebericht, Konzernlagebericht,<br />
Quartalsbericht, …<br />
• Fallweise und freiwillig<br />
• Firmenschrift / Jubiläumsschrift / Festschrift<br />
• Fallweise und erzwungen<br />
• Verschmelzungsbericht, Börsenprospekt, …<br />
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Einige Beispiele für freiwillige Berichte<br />
• Umweltbericht Henkel KGaA 1992<br />
• Input-Output-Rechnung nach Meffert/Kirchgeorg<br />
• Stoff- und Energiebilanz aus Nachhaltigkeitsbericht Axel Springer AG<br />
2007<br />
• Nachhaltigkeitsberichte<br />
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Umweltbericht: Henkel KGaA (1)<br />
1992 hat die Gesellschaft, Hersteller von Waschmitteln und Klebstoffen,<br />
erstmals in ihrer Geschichte einen Umweltbericht von gut 50 Seiten<br />
veröffentlicht. Inhalte sind u.a.:<br />
a) „Grundsätze zum Umwelt- und Verbraucherschutz in der Henkel-Gruppe“ (S. 4).<br />
b) Ein „Öko-Audit“, wobei die Produkte anhand einer Liste mit solchen Stoffen<br />
untersucht wurden, die stark wassergefährdend sind, Fluorkohlenwasserstoffe<br />
(FCKW) darstellen oder als krebserregend eingestuft werden.<br />
Nach Henkel hat die Gesellschaft „bei seinen mehr als 10.000 Produkten hinsichtlich<br />
besonders gefährlicher Stoffe nahezu keinen Handlungsbedarf (…). Nur etwa<br />
zehnmal meldeten die Betriebsstätten den Einsatz solcher gefährlicher Inhaltsstoffe<br />
<strong>–</strong> alles Stoffe, die nach den örtlichen Gesetzen zugelassen sind. Diese Inhaltsstoffe<br />
werden in Henkel-Produkten inzwischen nicht mehr eingesetzt.“ (S. 7)<br />
Henkel hatte 196 Firmen in 53 Ländern mit über <strong>14</strong>0 Produktionsstandorten!<br />
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Umweltbericht Henkel KGaA (2)<br />
c) Ein Produktions-Öko-Audit, bei dem nach der Störfallverordnung stark<br />
wassergefährdende Stoffe, sehr giftige Stoffe, brennbare Gase und<br />
leicht entzündliche Flüssigkeiten interessierten.<br />
Hierzu wurden die jährliche Verbrauchsmenge, die Emissions- und<br />
Abfallsituation und durchschnittliche Lagermengen erhoben. (S. 8)<br />
Hierbei gibt es keine so "harten" Aussagen wie bei den Produkten.<br />
d) Rd. 40 Seiten beschäftigen sich mit den Produktionsvorgängen der wesentlichen<br />
Umsatzträger und den Produkteigenschaften im Hinblick auf<br />
Ressourcenverbrauch und Belastung bei Einsatz und Abbau.<br />
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Input-Output-Rechnung<br />
Quelle: Meffert, H./Kirchgeorg, M.: Marktorientiertes Umweltmanagement,<br />
2. Aufl., Stuttgart 1993, S. 113 (in 3. Aufl. 1998 nicht mehr enthalten)<br />
Input<br />
I. Stoffe<br />
1. Rohstoffe<br />
2. Hilfsstoffe<br />
3. Betriebsstoffe<br />
4. Weitere Materialien<br />
II. Energieträger<br />
1. Gasförmig<br />
2. Flüssig<br />
3. Fest<br />
Output<br />
I. Produkte<br />
1. Primärprodukte<br />
2. Kuppelprodukte<br />
II. Stoffliche Emissionen<br />
1. Abfall<br />
2. Abwasser<br />
3. Abluft<br />
III. Energetische Emissionen<br />
1. Abwärme<br />
2. Lärm<br />
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Trends<br />
• Heute gibt es einen Trend zu Nachhaltigkeitsberichten und zu einem<br />
Integrated Reporting<br />
• Integrated Reporting soll<br />
• Finanzberichte mit Berichten über nichtfinanzielle Zielsetzungen und<br />
deren Erreichung verbinden,<br />
• keine ergänzend zu lesenden, isolierten Berichte darstellen, sondern<br />
die Zahlen- mit der Nichtzahlenwelt, soweit geboten, verknüpfen,<br />
• sich aufs Wesentliche beschränken und dadurch kürzer als die<br />
Summe zweier Berichte sein.<br />
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Nachhaltigkeit<br />
• Definitionsunschärfe, u.a. mit Bezug auf<br />
• Gerechtigkeitsaspekte (intra- und intergenerative Gerechtigkeit),<br />
• Drei-Säulen-Modell mit Balance zwischen ökonomischen,<br />
ökologischen und sozialen (= gesellschaftlichen) Aspekten,<br />
• Effizienz (Inputminimierung für gegebenen Output: Ökonomiebezug),<br />
Konsistenz (Verwendung regenerativer Ressourcen;<br />
Stoffkreisführung: Ökologiebezug) und Suffizienz (Inputminimierung<br />
durch Lebenswandel: Sozialbezug),<br />
• Substanzerhaltung durch Wettbewerbsvorteile<br />
• Entsprechend unterschiedlich sind die Berichte<br />
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Aus dem Nachhaltigkeitsbericht von Bayer 2010/11, S. 3 u. 5<br />
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Gliederung<br />
1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
a) Definition<br />
b) Struktur<br />
c) Aufgaben<br />
2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />
a) Bilanzrechtshintergrund<br />
b) Jahresabschluss nach HGB<br />
c) Konzernabschluss nach HGB<br />
d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />
3. Freiwillige Rechnungslegung<br />
a) Value Reporting<br />
b) Aussagefähigkeit von EVA<br />
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1. c) Aufgaben<br />
• Freiwillige Rechnungen dienen<br />
• der Planung und Steuerung des Unternehmens, und damit dem<br />
Schutz des Kaufmanns selbst, und<br />
• der Beeinflussung Dritter<br />
• Erzwungene Rechnungen dienen überwiegend dem Schutz der<br />
Interessen Dritter, aber auch der Selbstinformation des Kaufmanns<br />
(und damit seinem Schutz)<br />
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Gliederung<br />
1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
a) Definition<br />
b) Struktur<br />
c) Aufgaben<br />
2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />
a) Bilanzrechtshintergrund<br />
b) Jahresabschluss nach HGB<br />
c) Konzernabschluss nach HGB<br />
d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />
3. Freiwillige Rechnungslegung<br />
a) Value Reporting<br />
b) Aussagefähigkeit von EVA<br />
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2. a) Bilanzrechtshintergrund (1)<br />
• Kfm. muss JA nach HGB aufstellen (§ 242 HGB); JA = Bilanz + GuV<br />
(§ 242 Abs. 3 HGB)<br />
• Kfm. muss JA nach EStG aufstellen (§ 4 Abs. 1 EStG; § 60 Abs. 1<br />
EStDV)<br />
• KapGes muss JA nach HGB aufstellen und veröffentlichen;<br />
JA = Bilanz + GuV + Anhang (§ 264 Abs. 1 HGB)<br />
• Kfm. darf JA nach IFRS veröffentlichen (§ 325 Abs. 2a HGB); er heißt<br />
Einzelabschluss<br />
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2. a) Bilanzrechtshintergrund (2)<br />
• Inländische Konzernmutter oder inländische ranghöchste Konzerntochter<br />
muss KA aufstellen (§ 290 HGB; § 11 PublG) und veröffentlichen;<br />
KA = Bilanz, GuV, Anhang, KFR, EK-Spiegel, u.U. Segmentbericht<br />
(§ 297 Abs. 1 HGB)<br />
• Kapitalmarktorientierter Konzern muss KA nach IFRS aufstellen und<br />
veröffentlichen (§ 315a HGB)<br />
• Nicht kapitalmarktorientierter Konzern darf KA nach IFRS aufstellen und<br />
veröffentlichen (§ 315a HGB)<br />
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Normenrelevanz<br />
HGB EStG IFRS<br />
JA X X X<br />
KA X X<br />
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Rechtsnormen<br />
• HGB<br />
• in Deutschland entstandenes, mit dem EStG direkt und indirekt<br />
verbundenes Recht<br />
• zwingend für JA des Kfm.<br />
• IFRS<br />
• in internationaler Zusammenarbeit entstandenes, von der EU<br />
übernommenes und nach HGB erlaubtes oder erzwungenes Recht<br />
ohne Verbund zum EStG<br />
• zwingend für KA kapitalmarktorientierter Konzerne<br />
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Bedeutung von IFRS (Quelle: Küting/Lam, DStR 2011, S. 994)<br />
Abschluss<br />
KA<br />
JA<br />
Unternehmen<br />
Kapitalmarktorientiert Zwingend IFRS in EU Wahlweise IFRS für<br />
Offenlegung<br />
Nicht kapitalmarktorientiert<br />
Wahlweise IFRS in D<br />
(geringe Nachfrage in<br />
2009: rd. 5% in SP von<br />
2.000 bei insg. rd. 3.500<br />
bis 4.000 KA)<br />
Wahlweise IFRS für<br />
Offenlegung<br />
Grundlage: EG-VO Nr. 1606/2002 vom 19. Juli 2002<br />
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KM-orientierte Unternehmen<br />
• haben Eigen- oder Fremdkapitaltitel, die an einem organisierten Markt<br />
gehandelt werden (gesetzlich definiert)<br />
• müssen nicht börsennotiert sein<br />
• gibt es rd. 7.000 in der EU, rd. 1.000 in Deutschland<br />
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RL-Entwicklung in Deutschland<br />
(Gassen/Sellhorn, BFuP 2006, S. 372; Worldscope Universe)<br />
Jahr HGB IFRS US-GAAP Gesamt<br />
1993 99,8 0,0 0,2 550<br />
…<br />
1997 92,0 3,2 4,7 592<br />
…<br />
2000 62,5 21,4 16,1 757<br />
…<br />
2003 53,3 31,9 <strong>14</strong>,8 825<br />
2004 48,9 39,4 11,8 774<br />
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Standardsetzer<br />
• IFRS entstehen seit 2001 beim IASB, einem privaten Gremium; früher<br />
(ab 1973) beim IASC<br />
• IASB verabschiedet IFRS in London<br />
• EU prüft Übernahme in Brüssel unter Einschaltung diverser Gremien<br />
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Komitologieverfahren<br />
• Bei Billigung („endorsement“) werden IASB-IFRS zu EU-IFRS<br />
• Fehlt Billigung, laufen beide Regelmengen auseinander, wie früher bei<br />
IAS 32<br />
• Gebilligte Standards gelten unmittelbar in der EU und damit auch in<br />
Deutschland<br />
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IASB (Quelle: IASB-website)<br />
• „In March 2001, the International Accounting Standards Committee<br />
(IASC) Foundation was formed as a not-for-profit corporation<br />
incorporated in the State of Delaware, US. The IASC Foundation is the<br />
parent entity of the International Accounting Standards Board, an<br />
independent accounting standard-setter based in London, UK.“<br />
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Aufgabe (Quelle: IASC Foundation Constitution, Stand 26.1.2010, Abs. 2)<br />
“The objectives of the IFRS Foundation are:<br />
a) to develop, in the public interest, a single set of high quality, understandable,<br />
enforceable and globally accepted financial reporting standards based upon<br />
clearly articulated principles. These standards should require high quality,<br />
transparent and comparable information in financial statements and other<br />
financial reporting to help investors, other participants in the world’s capital<br />
markets and other users of financial information make economic decisions.<br />
b) to promote the use and rigorous application of those standards.<br />
c) in fulfilling the objectives associated with (a) and (b), to take account of, as<br />
appropriate, the needs of a range of sizes and types of entities in diverse<br />
economic settings.<br />
d) to promote and facilitate adoption of International Financial Reporting<br />
Standards (IFRSs), being the standards and interpretations issued by the<br />
IASB, through the convergence of national accounting standards and IFRSs.“<br />
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Ziele von IFRS<br />
• „global GAAP“<br />
• Entscheidungsunterstützung für Kapitalgeber: „decision usefulness<br />
concept“<br />
• reine Informationsfunktion<br />
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(Neues) Rahmenkonzept zur Zielsetzung<br />
• F-OB2 (Hervorhebung Verf.):<br />
"The objective of general purpose financial reporting is to provide<br />
financial information about the reporting entity that is useful to existing<br />
and potential investors, lenders and other creditors in making decisions<br />
about providing resources to the entity. Those decisions involve buying,<br />
selling or holding equity and debt instruments, and providing or settling<br />
loans and other forms of credit.“<br />
• D.h.: One size ("general purpose financial reporting") fits all ("investors,<br />
lenders and other creditors").<br />
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Abgrenzung von IFRS<br />
• IFRS bestehen nach IAS 1.7 aus (Stand 24.9.<strong>2013</strong>)<br />
1) IFRS (derzeit: 13)<br />
2) IAS (derzeit: 27)<br />
3) Interpretationen des International Financial Reporting Committee<br />
(IFRIC) (derzeit: 18)<br />
4) Interpretationen des Standing Interpretations Committee (SIC)<br />
(derzeit: 11)<br />
5) Insgesamt 69 Regelungen<br />
• Rahmenkonzept („framework“) oder Practice Statement kein IFRS<br />
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Einflußnahme Deutschland<br />
• Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC), Berlin<br />
• Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW), Düsseldorf<br />
• Arbeitskreis Externe <strong>Unternehmensrechnung</strong> (AKEU) der<br />
Schmalenbach-Gesellschaft (SG), Köln<br />
• Verbände wie BDI<br />
• Unternehmen<br />
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IAS 39 (1.1.2010): Standardaufbau<br />
• Gliederung<br />
• Introduction IN1-IN…<br />
• Objective<br />
• Scope<br />
• Definitions<br />
• …<br />
• Appendix A: Application Guide AG1-…<br />
• … + Approval<br />
• Basis for Conclusions BC1-…<br />
• Dissenting Opinions<br />
• Illustrative Example IE1-…<br />
• Implementation Guidance IG1-…<br />
320 Seiten<br />
9 Seiten<br />
1<strong>14</strong> Seiten<br />
49 Seiten<br />
61 Seiten<br />
87 Seiten<br />
123 Seiten<br />
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Merkwürdigkeiten<br />
• 15 % des Textes betreffen den Kern des Standards<br />
• 65 % des Textes sind kein Bestandteil des Standards (BC, IG und IE),<br />
sollen aber dessen Verwendung unterstützen<br />
• Es existieren mehrere Übersetzungen; die von EU und IDW enthalten<br />
BC, IE und IG nicht, die des IASB schon<br />
• Übersetzungen enthalten z.T. Fehler oder Merkwürdigkeiten<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
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Gliederung<br />
1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
a) Definition<br />
b) Struktur<br />
c) Aufgaben<br />
2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />
a) Bilanzrechtshintergrund<br />
b) Jahresabschluss nach HGB<br />
c) Konzernabschluss nach HGB<br />
d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />
3. Freiwillige Rechnungslegung<br />
a) Value Reporting<br />
b) Aussagefähigkeit von EVA<br />
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2. b) Jahresabschluss nach HGB<br />
• Bei dem Kfm. interessieren Bilanz, GuV und Art der Gewinnermittlung<br />
• JA muss GoB erfüllen (§ 243 HGB)<br />
• GoB sind teils kodifizierte, teils nicht kodifizierte Prinzipien<br />
• GoB verlangen <strong>–</strong> zusammen mit Ansatz- und Bewertungsregeln <strong>–</strong> die<br />
Ermittlung eines vorsichtig bemessenen, das Realisations- und<br />
das Imparitätsprinzip erfüllenden Gewinns<br />
• Hintergrund: Versuch des Gläubigerschutzes<br />
• Information erfolgt asymmetrisch: alle Verluste, unabhängig von<br />
Realisation, nur realisierte Gewinne<br />
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§ 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB<br />
• „Es ist vorsichtig zu bewerten, namentlich sind alle vorhersehbaren<br />
Risiken und Verluste, die bis zum Abschlußstichtag entstanden sind,<br />
zu berücksichtigen, selbst wenn diese erst zwischen dem Abschlußstichtag<br />
und dem Tag der Aufstellung des Jahresabschlusses bekanntgeworden<br />
sind; Gewinne sind nur zu berücksichtigen, wenn sie am<br />
Abschlußstichtag realisiert sind.“<br />
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44
Realisationsprinzip<br />
• Wann ist Gewinn im Sinne von Ertrag realisiert?<br />
• Welche Aufwendungen sind dem Ertrag zuzurechnen?<br />
• Zur Ertragsrealisation: „Vermögensgegenstände sind höchstens mit den<br />
Anschaffungs- oder Herstellungskosten (…) anzusetzen.“ (§ 253 Abs. 1<br />
Satz 1 HGB)<br />
• Ausnahme für zu saldierendes Planvermögen: „Übersteigt der beizulegende<br />
Zeitwert der Vermögensgegenstände den Betrag der Schulden,<br />
ist der übersteigende Betrag unter einem gesonderten Posten zu<br />
aktivieren.“ (§ 246 Abs. 2 Satz 3 HGB)<br />
• Ziel: Keine Gewinne nur aufgrund von Wertsteigerungen!<br />
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Imparitätsprinzip<br />
• Gewinne (Erträge) bei Lieferung und Leistung<br />
• Risiken und Verluste bei Entstehung<br />
• Ziel: Verluste schon aufgrund von Wertminderungen!<br />
t<br />
Entstehung<br />
(Bekanntwerden aus<br />
Sicht Bil‘Stichtag)<br />
Realisation<br />
(Lieferung & Leistung)<br />
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Aufgaben des JA<br />
Selbstinformation<br />
des Kaufmanns<br />
Information Dritter,<br />
insb. Kapitalgeber<br />
Ermittlung einer Ausschüttungsbemessungsrichtgröße<br />
für<br />
Gesellschafter<br />
Informationsfunktion<br />
Ausschüttungsbemessungsfunktion<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
47
Hoher Gewinn<br />
Aktiva<br />
Bilanz<br />
Eigenkapital<br />
Aufwendungen<br />
Schulden<br />
Thesaurierung<br />
Gewinn<br />
GuV<br />
Erträge<br />
Ausschüttung<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
48
Niedriger Gewinn<br />
Aktiva<br />
Bilanz<br />
Eigenkapital<br />
Aufwendungen<br />
Schulden<br />
Thesaurierung<br />
Gewinn<br />
GuV<br />
Erträge<br />
Ausschüttung<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
49
HGB-Bilanz bis einschließlich 2009<br />
Aktiva<br />
B i l a n z<br />
Passiva<br />
Vermögensgegenstände<br />
Rechnungsabgrenzungsposten<br />
Korrekturposten zu Passiva<br />
Aktivierungshilfen<br />
Eigenkapital<br />
Sonderposten<br />
Korrekturposten zu Aktiva<br />
Rückstellungen<br />
Verbindlichkeiten<br />
Rechnungsabgrenzungsposten<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
50
HGB-Bilanz ab 2010<br />
Aktiva<br />
B i l a n z<br />
Passiva<br />
Vermögensgegenstände<br />
Rechnungsabgrenzungsposten<br />
Korrekturposten zu Passiva<br />
Aktivierungshilfen<br />
Eigenkapital<br />
Sonderposten<br />
Korrekturposten zu Aktiva<br />
Rückstellungen<br />
Verbindlichkeiten<br />
Rechnungsabgrenzungsposten<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
51
Einfluss BilMoG ab 2010<br />
Posten HGB alt HGB neu Posten HGB alt HGB neu<br />
Ausst. Einl. auf gez. Kapital 800 - Gezeichnetes Kapital 2.800 2.000<br />
Aufwendungen zur Erweiterung<br />
des Geschäftsbetriebs<br />
100 - Kapitalrücklage 100 100<br />
Selbsterstellte immat. AW - 100 Gewinnrücklage 200 200<br />
Selbsterstellte Marken - - Gewinnvortrag 100 100<br />
Derivativer GoFW - 1.000 Jahresüberschuss 800 2.000<br />
Sachanlagen 3.000 3.000 Sonderposten mit RL-Anteil 100 -<br />
Finanzanlagen * 1.800 800 Pensions-RS ** 1.000 -<br />
Umlaufvermögen 2.100 2.100 Weitere RS 1.700 1.700<br />
RAP 100 100 Verbindlichkeiten 1.000 1.000<br />
Aktive latente Steuern 100 200 RAP 100 100<br />
Aktiver Unterschiedsbetrag<br />
aus Vermögensverrechnung<br />
- 100 Passive latente Steuern 100 200<br />
Summe 8.000 7.400 Summe 8.000 7.400<br />
* Enthaltenes „Planvermögen“ mit AK von 1.000 und Zeitwerten von 1.100; ** Identische Pensionslasten = 1.000<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
52
Effekte<br />
• Wegfall Aktiva = - 1.900<br />
• Zunahme Aktiva = + 1.300<br />
• Aktivminderungen = 600<br />
• Wegfall Passiva = - 1.900<br />
• Zunahme Passiva = + 1.300<br />
• Passivminderungen = 600<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
53
Deutsche Lufthansa AG 2010 (1)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
54
Deutsche Lufthansa AG 2010 (2)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
55
Vermögensgegenstände<br />
• Arten: AV + UV<br />
• Sachanlagen<br />
• Finanzanlagen<br />
• Immaterielle Anlagewerte<br />
• Umlaufvermögen<br />
• Eigenschaften<br />
• Wirtschaftlicher Vorteil über Bilanzstichtag hinaus<br />
• einzelverwertbar; nicht unbedingt einzelverkehrsfähig<br />
• einzeln (= selbständig) bewertbar<br />
• „greifbar“<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
56
Aktivierungsverbote (§§ 246, 248 HGB)<br />
1. Aufwendungen für Gründung des Unternehmens (was erlangt?)<br />
2. Aufwendungen für Beschaffung von Eigenkapital (was erlangt?)<br />
3. Aufwendungen für Abschluss von Versicherungsverträgen (was<br />
erlangt?)<br />
4. Selbstgeschaffene Marken, Drucktitel, Verlagsrechte, Kundenlisten<br />
oder vergleichbare immaterielle Vermögensgegenstände des AV<br />
5. Selbstgeschaffener Goodwill (Geschäfts- oder Firmenwert)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
57
Aufgabe 1<br />
a. Die Pharma AG hat im Jahr 2010 F&E-Ausgaben von € 5 Mio., aus<br />
denen (erkennbar im Februar 2011, vor Erstellung der Bilanz zum<br />
31.12.2010) im Jahr 2011 ein neues Produkt mit anschließender<br />
Patentierung und Lizenzverträge über € 3 Mio. hervorgehen. Müssen<br />
die Ausgaben aktiviert werden, weil sie einen VGG oder einen RAP<br />
begründen?<br />
b. Dürfen sie als Aktivierungshilfe begründet werden?<br />
c. Gehen sie in den selbstgeschaffenen Goodwill ein?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
58
F&E-Ausgaben<br />
• § 248 Abs. 2 HGB a.F.<br />
• „Für immaterielle Vermögensgegenstände<br />
des<br />
Anlagevermögens, die<br />
nicht entgeltlich erworben<br />
wurden, darf ein Aktivposten<br />
nicht angesetzt<br />
werden.“<br />
• Aktivierungsverbot; es<br />
fehlt Erwerb von Drittem<br />
• § 248 Abs. 2 HGB<br />
• „Selbst geschaffene immaterielle<br />
Vermögensgegenstände<br />
des Anlagevermögens können<br />
als Aktivposten in die Bilanz<br />
aufgenommen werden. Nicht<br />
aufgenommen werden dürfen<br />
selbst geschaffene Marken,<br />
Drucktitel, Verlagsrechte, Kundenlisten<br />
oder vergleichbare<br />
immaterielle Vermögensgegenstände<br />
des Anlagevermögens.“<br />
• Aktivierung möglich?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
59
Weitere Regelungen<br />
• „Herstellungskosten eines selbst geschaffenen immateriellen Vermögensgegenstands<br />
des Anlagevermögens sind die bei dessen Entwicklung<br />
anfallenden Aufwendungen (…). (…) Können Forschung<br />
und Entwicklung nicht verlässlich voneinander unterschieden<br />
werden, ist eine Aktivierung ausgeschlossen.“ (§ 255 Abs. 2a HGB)<br />
• „Als Rechnungsabgrenzungsposten sind auf der Aktivseite Ausgaben<br />
vor dem Abschlußstichtag auszuweisen, soweit sie Aufwand für eine<br />
bestimmte Zeit nach diesem Tag darstellen.“ (§ 250 Abs. 1 Satz 1 HGB)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
60
Aufgabe 2<br />
Die Allianz AG bereitet im Jahr 2011 einen im Jahr 2012 realisierten Unternehmenskauf<br />
durch die eigene M&A-Abteilung vor und hat interne Kosten<br />
von € 2 Mio.; Beratern zahlt sie im Jahr 2011 € 6 Mio.; der Kaufpreis des<br />
Unternehmens ist € 120 Mio.<br />
a. Begründet die Akquisitionsvorbereitung im Jahr 2011 einen<br />
Aktivposten?<br />
b. Sind die Vorbereitungskosten Anschaffungskosten der Beteiligung am<br />
Unternehmen im Jahr 2012?<br />
c. Kommt es auf den Prozentsatz am erworbenen Eigenkapital an (im<br />
konkreten Fall 100 %)?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
61
Aufgabe 2: Lösung<br />
a. Nichts Greifbares erworben (vgl. S. 56).<br />
b. „Dem Anschaffungsvorgang vorgelagerte Aufwendungen der Entscheidungsfindung<br />
(zB Kosten eines Bewertungsgutachtens bei Erwerb von<br />
Beteiligungen) stehen nicht in unabdingbarem Zusammenhang mit dem<br />
Erwerb und bilden keinen Bestandteil der Anschaffungsnebenkosten.“<br />
(ADS, 6. Aufl., 1995, § 255 Anm. 22)<br />
„Aufwendungen der Entscheidungsphase, dh Aufwendungen, um zu<br />
entscheiden, ob man diesen oder einen anderen VG erwerben will,<br />
genügen nicht dem Kriterium der Einzelzuordnung und gehen nicht<br />
wertbestimmend in den angeschafften VG ein (ADS 6 § 255 Anm. 22).“<br />
(Beck-Bil.Komm, 8. Aufl., 2012, § 255 Anm 71)<br />
c. Nein. Sackgasse!<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
62
Aufgabe 3<br />
Der FC Bayern zahlte (vor einiger Zeit) an den SV Werder Bremen für<br />
Miroslav Klose eine Ablösesumme von € 15 Mio.<br />
a. War Klose von der FC Bayern München AG als VGG zu aktivieren?<br />
b. War die Spielerlaubnis für den Lizenzspieler Klose zu aktivieren?<br />
Als VGG oder als RAP?<br />
c. Wie war die Folgebewertung vorzunehmen, wenn aktiviert wurde?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
63
60/473 = 13 %<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
64
Konzernabschluss des FC Bayern zum 30.6.2009<br />
• Unter Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden lesen wir:<br />
„Bei der Neuverpflichtung von Spielern an die abgebenden Vereine<br />
gezahlte Transferentschädigungen werden als immaterielle Vermögensgegenstände<br />
aktiviert. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer für<br />
diesen abnutzbaren Vermögensgegenstand bemisst sich ausschließlich<br />
nach der Laufzeit des Anstellungsvertrages.“<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
65
Aufgabe 4<br />
„A hatte von B dessen Unternehmen erworben und unter anderem x DM für<br />
ein Wettbewerbsverbot gezahlt, das mit dem Tode des B erlöschen sollte.“<br />
(Moxter, 2007, S. 19) Liegt ein Vermögensgegenstand vor?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
66
Aufgabe 4: Lösung des BFH<br />
• „Der BFH bejahte Greifbarkeit und selbständige Bewertbarkeit. ‚Daß die<br />
Aufwendungen möglicherweise über den objektiven Wert … hinausgehen‘,<br />
sei unerheblich. ‚Denn es greift insoweit der gerade für den<br />
Erwerb von wertmäßig schwer bestimmbaren immateriellen Wirtschaftsgütern<br />
maßgebliche Grundsatz ein, daß dem Kaufmann die erworbenen<br />
Wirtschaftsgüter tatsächlich das wert sind, was er für ihren Erwerb<br />
aufgewendet hat.‘ Allerdings handle es sich um ein ‚Wirtschaftsgut,<br />
dessen Verwendungsfähigkeit zeitlich begrenzt ist‘; die AfA bestimmen<br />
sich nach der ‚mutmaßlichen Lebenszeit‘ des B.“ (Moxter, 2007, S. 19)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
67
Aufgabe 5<br />
a. Wieso ist der BFH handelsrechtlich interessant und ggf. relevant?<br />
b. Was sind die wesentlichen Vokabeln?<br />
c. Wie passen sie zu den auf S. 56 genannten Eigenschaften eines<br />
Vermögensgegenstands?<br />
d. Welche Probleme ergeben sich bei Verwendung des zitierten<br />
Grundsatzes?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
68
Regelungsziel im HGB-JA<br />
• Begrenzung der Aktivierung<br />
• begrenzt buchmäßiges EK<br />
• erhöht Aufwand<br />
• erschwert Ausschüttung (versuchter Gläubigerschutz; vgl. S. 43)<br />
• Frühere These (AktG 1965, HGB 1986): selbsterstellte immaterielle<br />
Anlagewerte sind „flüchtig“ und in ihrer Werthaltigkeit schwer zu<br />
überprüfen<br />
• Einwand: für materielle VGG (Spezialmaschinen) kann dies<br />
gleichermaßen gelten<br />
• HGB heute (nach BilMoG): selbsterstellte immaterielle Anlagewerte<br />
sind <strong>–</strong> mit Ausnahmen <strong>–</strong> aktivierbar, aber es gilt eine Ausschüttungssperre;<br />
Gewinndarstellung vs. Gewinnausschüttung<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
69
Schulden (1)<br />
• Arten: Verb + RS<br />
• Bezüglich Existenz und Höhe sichere Lasten (Verb)<br />
• Bezüglich Existenz oder Höhe unsichere Lasten (RS)<br />
• Eigenschaften<br />
• Zahlungs- oder Sachleistungsverpflichtung am Bilanzstichtag<br />
• einzeln (= selbständig) bewertbar<br />
• „greifbar“ / „hinreichend konkretisiert“<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
70
Schulden (2)<br />
Schulden<br />
i.w.S.<br />
Rückstellungen<br />
(§ 249 HGB)<br />
Rückstellungen<br />
für ungewisse<br />
Verbindlichkeiten<br />
Rückstellungen<br />
für drohende<br />
Verluste aus<br />
schwebenden<br />
Geschäften<br />
Verbindlichkeiten<br />
Aufwandsrückstellungen<br />
Schulden i.e.S.<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
71
Rückstellungen<br />
• für ungewisse Verbindlichkeiten wie Pensionslasten, Urlaubsansprüche,<br />
Steuernachzahlungen, Entsorgungsverpflichtungen, etc.<br />
• für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften:<br />
• bei schwebendem Geschäft ist das Verpflichtungsgeschäft erfüllt,<br />
das Erfüllungsgeschäft des Sachleistenden steht aus<br />
• man kann unterscheiden zwischen einmaligem Beschaffungs- oder<br />
Absatzgeschäft und Dauerrechtsverhältnis<br />
• Wert der Leistung übersteigt Wert der Gegenleistung<br />
• für bestimmte Innenverpflichtungen („Aufwandsrückstellungen“), z.B. für<br />
unterlassene Instandhaltung mit Nachholung in den kommenden drei<br />
Monaten<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
72
Regelungsziel im HGB-JA<br />
• Weiter Umfang der Passiva (außer EK)<br />
• begrenzt Eigenkapital<br />
• erhöht Aufwand (nur bei RS)<br />
• erschwert Ausschüttung (versuchter Gläubigerschutz; vgl. S. 43)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
73
Passivierungszeitpunkt<br />
• Unterscheide rechtliche Entstehung und wirtschaftliche Entstehung!<br />
• Früherer Zeitpunkt aus rechtlicher und wirtschaftlicher Entstehung?<br />
• Wirtschaftliche Entstehung nach Realisationsprinzip?<br />
• Wirtschaftliche Entstehung nach Teilwertbetrachtung?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
74
Aufgabe 6<br />
a. Ein Lufttransportunternehmen will eine Rückstellung bilden für die<br />
öffentlich-rechtliche Verpflichtung, seine Hubschrauber nach einer<br />
bestimmten Anzahl von Flugstunden überholen zu lassen. Muss es das;<br />
darf es das?<br />
b. Der Eigentümer eines Restaurantbetriebs ist zum Einbau eines<br />
Fettabscheiders verpflichtet und will für die erwarteten Ausgaben eine<br />
Rückstellung bilden. Muss er das; darf er das?<br />
c. Nach der Satzung eines Vereins ist den Mitgliedern bei ihrem Ausscheiden<br />
auf Antrag ein Teil der Mitgliedsbeiträge zurückzugewähren.<br />
Ist eine Rückstellung zu bilden? Darf sie gebildet werden?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
75
Aufgabe 6: Lösung des BFH<br />
a. Rückstellung für Hubschrauberüberholung scheitert daran, dass sie am Bilanzstichtag<br />
weder rechtlich entstanden ist noch wirtschaftlich verursacht ist. Man<br />
kann dies mit dem Realisationsprinzip begründen: Überholung sichert Erträge<br />
nach dem Zeitpunkt der Überholung, nicht vor diesem. Auszahlungen sind laufendem<br />
oder früherem Geschäftsjahr nicht zuzuordnen. (Moxter, 2007, S. 129 f.;<br />
vgl. a. S. 45 zum Realisationsprinzip) Teilwertbetrachtung führt zu identischem<br />
Ergebnis. Keine RS!<br />
b. Einbau eines Fettabscheiders begründet Herstellungskosten für ein eigenständiges<br />
Wirtschaftsgut. Damit ist Rückstellungsbildung ausgeschlossen. (Moxter,<br />
2007, S. 151; Konkurrenzbeziehung Aktiva/Passiva)<br />
c. Rückgewähr der Mitgliedsbeiträge: wirtschaftlich verursacht. „Sind künftige Ausgaben<br />
wirtschaftlich mit bereits realisierten Erträgen verbunden, so sind sie in<br />
dem Jahr zu passivieren, in dem Zugehörigkeit zu früheren Erträgen konkretisiert<br />
wird.“ (BFH-Urt. v. 28. Juni 1989 I R 86/85, BFHE 157, 416; Moxter, 2007,<br />
S. 133.) Das passt zur Argumentation über das Realisationsprinzip; Teilwertbetrachtung<br />
führt zu identischem Ergebnis.<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
76
Aufgabe 7<br />
Versuchen Sie Beispiele zu finden für die folgenden Konstellationen von<br />
wirtschaftlicher und rechtlicher Entstehung und versuchen Sie eine Lösung<br />
für Bilanzansatz und Werthöhe!<br />
a. Rechtlich vor wirtschaftlich?<br />
b. Rechtlich ohne wirtschaftlich?<br />
c. Wirtschaftlich vor rechtlich?<br />
d. Wirtschaftlich ohne rechtlich?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
77
Wirtschaftliche Betrachtungsweise<br />
• Aktivseite<br />
• Nicht nur VGG im Eigentum,<br />
sondern bei „Zugriff auf Substanz<br />
und Ertrag“; z.B. bei<br />
Sicherungsübereignung,<br />
Eigentumsvorbehalt,<br />
bestimmten Leasinggütern<br />
• „Vermögensgegenstände sind in<br />
der Bilanz des Eigentümers aufzunehmen;<br />
ist ein Vermögensgegenstand<br />
nicht dem Eigentümer,<br />
sondern einem anderen<br />
wirtschaftlich zuzurechnen,<br />
hat dieser ihn in seiner Bilanz<br />
aufzunehmen.“ (§ 246 Abs. 1<br />
Satz 2 HGB)<br />
• Passivseite<br />
• Nicht nur Schulden im Rechtssinne<br />
auf zivil- oder öffentlichrechtlicher<br />
Grundlage; auch rein<br />
faktische Verpflichtungen<br />
• „Schulden sind in die Bilanz des<br />
Schuldners aufzunehmen.“<br />
(§ 246 Abs. 1 Satz 3 HGB)<br />
• Ist der letzte Satz eindeutig?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
78
Aufgabe 8<br />
a. Wie ist nach HGB der Jahresabschluss eines Kaufmanns zu gliedern?<br />
b. Was erkennen Sie über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage?<br />
c. Ist der Abschluss zu prüfen?<br />
d. Wenn ja, wer prüft?<br />
e. Wenn ja, wie wird das Prüfungsergebnis kommuniziert?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
79
Besonderheiten KapGes<br />
• (Unterschiedliche) JA-Erweiterung<br />
(§ 264 Abs. 1 HGB)<br />
• Einblicksgebot (§ 264 Abs. 2<br />
HGB)<br />
• „Bilanzeid“ (§ 264 Abs. 2 HGB)<br />
• Gleichstellung bestimmter<br />
PersHGes (§ 264a HGB)<br />
• Befreiung (§ 264b HGB)<br />
• Gliederungsvorschriften für<br />
Bilanz und GuV (§§ 266, 275<br />
HGB)<br />
• Grundsätzlich Lagebericht<br />
(§ 264 Abs. 1 HGB)<br />
• Gestufte Publizität nach Größe<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
80
Relativiertes Einblicksgebot<br />
• Bild im Rahmen von GoB<br />
• Einblicksbeschränkende Wirkung von bestimmten GoB<br />
(Imparitätsprinzip, Einzelbewertungsprinzip)<br />
• Bild im Anhang: Abkopplungsthese<br />
• Relevanz bei „Langfristfertigung“ (Fertigungsaufträgen)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
81
Fertigungsaufträge<br />
• Spezialanfertigung eines Investitionsguts<br />
• Annahmen:<br />
• Bestimmte Vertragsformen<br />
• Aussagefähige KLR<br />
• Schuldnerbonität<br />
• Einblicksproblem bei Aktivierung von Herstellungskosten ohne<br />
Gewinnanteil<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
82
Beispiel<br />
Periode 1 2 3 4 Summe<br />
Einzahlungen 0 0 0 200 200<br />
Auszahlungen (= Aufwendungen) -30 -30 -30 -30 -120<br />
Zahlungssaldo -30 -30 -30 170 80<br />
Aktivierte Aufwendungen nach HGB =<br />
HK unfertiger Erzeugnisse<br />
20 20 20 -60<br />
Gewinn HGB -10 -10 -10 110 80<br />
Aktivierungen nach IFRS 50 50 50 -150<br />
Gewinn IFRS 20 20 20 20 80<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
83
Gewinnvergleich<br />
Gewinn bei Fertigungsaufträgen<br />
120<br />
100<br />
80<br />
Gewinn<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
1 2 3 4<br />
Perioden<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
84
Gliederung<br />
1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
a) Definition<br />
b) Struktur<br />
c) Aufgaben<br />
2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />
a) Bilanzrechtshintergrund<br />
b) Jahresabschluss nach HGB<br />
c) Konzernabschluss nach HGB<br />
d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />
3. Freiwillige Rechnungslegung<br />
a) Value Reporting<br />
b) Aussagefähigkeit von EVA<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
85
2. c) Konzernabschluss nach HGB<br />
Konzerne<br />
§18 Abs. 1 AktG<br />
Unterordnungskonzern<br />
Mutter -<br />
Tochterverhältnis<br />
§18 Abs. 2 AktG<br />
Gleichordnungskonzern<br />
Faktischer<br />
Konzern<br />
Eingliederungskonzern<br />
(mit Vertragsabschluß)<br />
Vertragskonzern<br />
i.e.S.<br />
Kein<br />
Unterordnungsverhältnis<br />
Satz 3 Satz 2<br />
(“Vertragskonzern” i.w.S.)<br />
Bilanzrechtsregelungen des<br />
HGB und PublG knüpfen an<br />
Mutter - Tochterverhältnis an.<br />
Es existiert<br />
kein explizites<br />
Bilanzrecht<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
86
Konzerntypen (Quelle: Bieg, Hartmut/Kußmaul, Heinz: Externes<br />
Rechnungswesen, 5. Aufl., München/Wien 2009, S. 371 (gekürzt))<br />
Kriterium Faktischer Konzern Vertragskonzern Eingliederungskonzern<br />
Rechtsform<br />
Obergesellschaft<br />
Rechtsform Untergesellschaft<br />
Keine Einschränkung Keine Einschränkung AG<br />
AG oder KGaA AG oder KGaA AG<br />
Konzernbildung<br />
I.d.R. durch Erwerb einer<br />
Mehrheitsbeteiligung<br />
Hauptversammlungsbeschluß beider<br />
Gesellschaften mit 75%iger Mehrheit<br />
Hauptversammlungsbeschluß<br />
beider Gesellschaften mit<br />
75%iger Mehrheit; Kapitalverflechtung<br />
mind. 95%<br />
Leitungsmacht<br />
Faktischer Einfluß auf Geschäftspolitik<br />
des Vorstands<br />
über HV und AR<br />
Beherrschungsvertrag mit Weisungsrecht<br />
und Folgepflicht, sofern im<br />
Konzerninteresse<br />
Umfassendes Weisungsrecht<br />
ohne Einschränkung; Aufhebung<br />
der Vermögensbindung<br />
Schutz Anteilseigner<br />
Untergesellschaft<br />
Nachteilsausgleich nach § 311<br />
AktG; Abhängigkeitsbericht<br />
nach § 312 AktG<br />
Bei Verbleib: Ausgleichszahlung nach §<br />
304 AktG; bei Ausscheiden: Abfindung<br />
nach § 305 AktG<br />
Zwangsläufiges Ausscheiden der<br />
Minderheiten: Abfindung nach<br />
§ 320 Abs. 5 AktG<br />
Schutz Gläubiger<br />
Untergesellschaft<br />
Grundsatz: Haftungssegmentierung;<br />
Nachteilsausgleich nach<br />
§ 311 AktG; Abhängigkeitsbericht<br />
nach § 312 AktG<br />
Erhaltung der bilanzmäßigen Substanz<br />
(§§ 300-303 AktG), insb. Verlustübernahmepflicht<br />
(§ 302 AktG) und Sicherheitsleistung<br />
ggü. Gläubigern bei Vertragsbeendigung<br />
(§ 303 AktG)<br />
Sicherheitsleistung für vorvertragliche<br />
Gläubiger (§ 321<br />
AktG); gesamtschuldnerische<br />
Mithaftung der Hauptgesellschaft<br />
(§ 322 AktG)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
87
Konzern als wirtschaftliche Einheit<br />
Konzern<br />
z.B. Rover AG<br />
TU3<br />
TU1<br />
TU4<br />
MU<br />
TU2<br />
TU5<br />
z.B. BMW AG<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
88
Aufstellung KA<br />
• Gesetzliche Vertreter einer KapGes (MU) mit Sitz im Inland müssen<br />
KA und KLB aufstellen, „wenn diese auf ein anderes Unternehmen<br />
(Tochterunternehmen) unmittelbar oder mittelbar einen beherrschenden<br />
Einfluss ausüben kann.“ (§ 290 Abs. 1 HGB)<br />
• Konzept des beherrschenden Einflusses = Control-Konzept<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
89
Konkretisierung Control-Konzept (§ 290 Abs. 2 HGB)<br />
• Stimmrechtsmehrheit<br />
• Bestellungs- oder Abberufungsrechte<br />
• Beherrschungsrechte<br />
• MU trägt „bei wirtschaftlicher Betrachtung die Mehrheit der Risiken und<br />
Chancen eines Unternehmens (…), das zur Erreichung eines eng<br />
begrenzten und genau definierten Ziels des Mutterunternehmens dient<br />
(Zweckgesellschaft)“ (§ 290 Abs. 2 Nr. 4 HGB) => special purpose<br />
entities (SPEs), special interest vehicles (SIVs), Conduits, …<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
90
Tannenbaumprinzip bei Control-Konzept<br />
GKA<br />
TKA<br />
TKA<br />
Befreiungsregelungen<br />
sinnvoll:<br />
Vgl. § 291 HGB!<br />
TKA TKA TKA TKA<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
91
Befreiung von Aufstellungspflicht (§ 291 Abs. 1 Satz 1 HGB)<br />
• „Ein Mutterunternehmen, das zugleich Tochterunternehmen eines<br />
Mutterunternehmens mit Sitz in (…) ist, braucht einen Konzernabschluß<br />
und einen Konzernlagebericht nicht aufzustellen, wenn ein den<br />
Anforderungen des (…) entsprechender Konzernabschluß und<br />
Konzernlagebericht seines Mutterunternehmens (…) nach den für den<br />
entfallenden Konzernabschluß und Konzernlagebericht maßgeblichen<br />
Vorschriften in deutscher Sprache offengelegt wird.“<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
92
KA = JA der wirtschaftlichen Einheit Konzern<br />
• Wirtschaftliche Einheit wird grds. wie eine Rechtseinheit betrachtet<br />
(§ 297 Abs. 3 HGB): Fiktion der Rechtseinheit<br />
• In-sich-Geschäfte des Konzerns werden eliminiert: Gewinn entsteht<br />
nur durch Geschäfte mit Konzernfremden<br />
• Für KA nötig sind einheitlicher Stichtag, einheitliche Währung,<br />
einheitliche Ansatz- und Bewertungsvorschriften<br />
• „Konsolidierung“ von<br />
• Kapital<br />
• Schulden<br />
• Aufwendungen und Erträge<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
93
Kapitalkonsolidierung<br />
• MU kauft TU durch Anteilserwerb, aktiviert Beteiligung zu AK<br />
• Am Bilanzstichtag wird Beteiligung bei MU durch die vom TU<br />
gekauften VGG und Schulden ersetzt<br />
• Hierzu werden auch VGG angesetzt, die beim TU nicht aktiviert<br />
werden durften, aber aus Sicht des Konzerns erworben wurden<br />
• Hierzu werden VGG und Schulden neu bewertet<br />
• Der Kaufpreis wird mit den erworbenen Werten verrechnet<br />
• Ein Überschuß ist Geschäftswert (Goodwill), eine Unterdeckung ist<br />
passivischer Unterschiedsbetrag<br />
• Goodwill muss aktiviert werden; passivischer Unterschiedsbetrag<br />
muss passiviert werden<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
94
Kaufpreisaufteilung (Ballwieser <strong>2013</strong>, S. 183)<br />
Anschaffungskosten<br />
aus<br />
• hingegebenem Vermögen<br />
• übernommenen<br />
Schulden<br />
• ausgegebenen Eigenkapitalien<br />
• direkt zurechenbaren<br />
Erwerbskosten<br />
1. Unterschiedsbetrag<br />
Nettovermögen<br />
(Eigenkapital)<br />
nach der Bilanz<br />
des erworbenen<br />
Unternehmens<br />
2. Unterschiedsbetrag<br />
Nettovermögen<br />
nach der Bilanz des<br />
erworbenen<br />
Unternehmens<br />
nach Auflösung<br />
stiller Reserven<br />
und Lasten<br />
Geschäfts- oder<br />
Firmenwert<br />
Nettovermögen<br />
nach Auflösung<br />
stiller Reserven und<br />
Lasten und nach<br />
Ansatz aller<br />
identifizierbaren<br />
erworbenen<br />
Vermögenswerte<br />
und Schulden<br />
Kaufpreisaufteilung = Purchase Price Allocation (PPA)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
95
Beispiel (Beträge in Mio. Euro)<br />
• AK der Beteiligung = 10<br />
• Aktivierte VGG bei TU = 40<br />
• Passivierte S bei TU = 36<br />
• EK bei TU = 4<br />
• 1. Unterschiedsbetrag = 10 <strong>–</strong> 4 = 6<br />
• Auflösung stiller Reserven bei VGG / stiller Lasten bei S = 2<br />
• 2. Unterschiedsbetrag = 6 <strong>–</strong> 2 = 4<br />
• Neuaktivierung erworbener VGG = 1<br />
• 3. Unterschiedsbetrag = Goodwill = 4 <strong>–</strong> 1 = 3<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
96
Empirische Bedeutung des GW 2007 (IFRS mit Aktivierungspflicht)<br />
Gesellschaft<br />
GW Mrd.<br />
Euro<br />
EK Mrd.<br />
Euro<br />
GW / EK<br />
Ab Mio.<br />
Euro<br />
Adidas 1,436 3,023 47 % 0<br />
Bayer 8,215 19,127 64 % 0<br />
Dt. Post 11,330 11,058 101 % 0<br />
FMC 7,093 3,425 222 % 0<br />
TUI 3,058 2,827 115 % 54<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
97
Quelle: WiWo Nr. 25 v. 18.6.2012 mit<br />
Bezug auf Uni St. Gallen, Institut für<br />
Accounting, Controlling und<br />
Auditing, Bloomberg, eigene<br />
Berechnungen<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
98
Aufgabe 9<br />
Ist beim Erwerb eines Unternehmens und anschließender Kapitalkonsolidierung<br />
der Ansatz von Vermögensgegenständen und Schulden auf<br />
diejenigen Posten beschränkt, die beim gekauften Unternehmen aktiviert<br />
und passiviert waren? Falls ja, warum? Falls nein, welche Probleme<br />
resultieren?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
99
Aufgabe 10<br />
Analysieren Sie die Konzern-GuV der Werhahn KG 2006:<br />
a. Was ist die rechtliche Grundlage des Konzernabschlusses?<br />
b. Welche Gliederungsregeln gelten für die Konzern-GuV?<br />
c. Ist die Konzern-GuV zu prüfen?<br />
d. Was ist die Aussagekraft der Konzern-GuV?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
100
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
101
Gliederung<br />
1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
a) Definition<br />
b) Struktur<br />
c) Aufgaben<br />
2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />
a) Bilanzrechtshintergrund<br />
b) Jahresabschluss nach HGB<br />
c) Konzernabschluss nach HGB<br />
d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />
3. Freiwillige Rechnungslegung<br />
a) Value Reporting<br />
b) Aussagefähigkeit von EVA<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
102
2. d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />
a. Abschlusskomponenten<br />
b. Zielsetzungen<br />
c. Regelungsart<br />
d. Aktiva<br />
e. Passiva<br />
f. Bewertungsregeln<br />
g. Erfolgsneutrale Gewinnkomponenten<br />
h. Informationspflichten<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
103
a. Abschlusskomponenten HGB/IFRS<br />
Abschluss besteht gemäß IAS 1.10 aus<br />
Bilanz<br />
Gesamtergebnisrechnung<br />
Eigenkapitalspiegel<br />
Kapitalflussrechnung<br />
Anhang<br />
Segmentbericht<br />
Vermögenswerte<br />
Schulden<br />
Eigenkapital<br />
Erträge<br />
Aufwendungen<br />
Gewinn/Verlust<br />
OCI = Sonstiges<br />
Ergebnis<br />
Operative<br />
Cashflows<br />
CF aus<br />
Investition<br />
CF aus<br />
Finanzierung<br />
kmo U<br />
IFRS 8.2<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
104
Zielsetzungen HGB / IFRS<br />
• Dokumentationsfunktion<br />
• Informationsfunktion<br />
• Ausschüttungsbemessungsfunktion<br />
• Dokumentationsfunktion<br />
• Informationsfunktion i.S.v.<br />
entscheidungsnützlicher<br />
Berichterstattung:<br />
• relevant<br />
• „abbildungstreu“<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
105
Rechnungslegungsart HGB / IFRS<br />
• Kodifiziertes Recht<br />
• Vom Allgemeinen zum<br />
Besonderen<br />
• Prinzipienorientiert<br />
• Kommentiert<br />
• Rechtsprechung<br />
• Case Law<br />
• Regeln nach Dringlichkeit<br />
geschaffen<br />
• Regelorientiert<br />
• Möglichst vollständig<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
106
Aktiva HGB / IFRS<br />
• VGG, RAP, Aktivierungshilfen<br />
(erworbener GW, latente<br />
Steuern)<br />
• VGG ohne Legaldefinition<br />
• VGG ohne bestimmte<br />
immaterielle VGG<br />
(§ 248 Abs. 2 HGB)<br />
• Aktivierungswahlrecht für<br />
selbsterstellte immaterielle AW<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
• Alle Aktiva sind Vermögenswerte<br />
• „assets“ sind Nutzenbündel<br />
• in der Verfügungsmacht des<br />
Unternehmens aufgrund<br />
vergangener Ereignisse<br />
• mit wahrscheinlichem<br />
Nutzenzufluss und<br />
• verläßlicher Bewertbarkeit<br />
• Assets ohne bestimmte<br />
immaterielle Vermögenswerte<br />
(IAS 38.63)<br />
• Aktivierungszwang für<br />
selbsterstellte immaterielle AW<br />
107
Passiva HGB / IFRS<br />
• EK, Schulden, RAP<br />
• Schulden auch i.S.v. bestimmten<br />
Innenverpflichtungen<br />
(§ 249 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1<br />
HGB)<br />
• EK, Schulden<br />
• „liabilities“ sind<br />
• gegenwärtige Verpflichtungen<br />
des Unternehmens aufgrund<br />
vergangener Ereignisse<br />
• mit wahrscheinlichem<br />
Nutzenabfluss und<br />
• verläßlicher Bewertbarkeit<br />
• Keine Innenverpflichtungen<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
108
Bewertungsregeln HGB / IFRS<br />
• AHK als Wertobergrenze für<br />
VGG (§ 253 Abs. 1 Satz 1<br />
HGB) als Ausdruck des<br />
Realisationsprinzips<br />
• Erfassung unrealisierter Verluste<br />
aus Verträgen (§ 249<br />
Abs. 1 Satz 1 HGB) und<br />
Beständen (§ 253 Abs. 2 und<br />
3 HGB) aufgrund des<br />
Imparitätsprinzips<br />
• AHK als Wertobergrenze nur<br />
für bestimmte Vermögenswerte,<br />
nicht für<br />
• bestimmte Finanzinstrumente<br />
(stattdessen fair value)<br />
• bestimmte immaterielle<br />
Anlagewerte (dto.)<br />
• SAV (stattdessen fair value<br />
verwendbar)<br />
• Fertigungsaufträge (stattdessen<br />
i.d.R. Herstellungskosten<br />
plus Gewinnanteil)<br />
• Andere Inhalte von Realisations-<br />
und Imparitätsprinzip!<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
109
fair value accounting<br />
• IFRS 13: Fair value is the price that would be received to sell an<br />
asset or paid to transfer a liability in an orderly transaction between<br />
market participants at the measurement date = exit price<br />
• Marktpreis i.S.v. Verkaufspreis (!) des betrachteten Gutes<br />
• 1. Alternative: Aus Transaktionen vergleichbarer Güter abgeleiteter<br />
Preis<br />
• 2. Alternative: Barwert unter Vernachlässigung (!) unternehmensspezifischen<br />
Wissens<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
110
Finanzielle Vermögenswerte (Ballwieser <strong>2013</strong>, S. 126)<br />
Finanzielle Vermögenswerte<br />
Kredite und<br />
Forderungen<br />
Bis zur Endfälligkeit zu<br />
haltende finanzielle<br />
Vermögenswerte<br />
Erfolgswirksam zum<br />
beizulegenden Zeitwert<br />
zu bewertendes<br />
Finanzvermögen<br />
Zur Veräußerung<br />
verfügbares<br />
Finanzvermögen<br />
Fortgeführte Anschaffungskosten unter<br />
Anwendung der Effektivzinsmethode<br />
Beizulegender Zeitwert (Ausnahme<br />
Eigenkapitaltitel, deren beizulegender Zeitwert nicht<br />
zuverlässig geschätzt werden kann:<br />
Anschaffungskosten)<br />
erfolgswirksam<br />
erfolgsneutral<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
111
Erfolgsneutrale Gewinnkomponenten<br />
• Bei<br />
• bestimmten Finanzinstrumenten,<br />
• Anwendung der Neubewertungsmethode für Sachanlagen und<br />
immaterielle Vermögenswerte,<br />
• Bewertung bestimmter Aktienoptionen,<br />
• Fremdwährungsumrechnungen.<br />
• Wenn „recycling“ ausbleibt, dann dauerhafter Verstoß gegen das<br />
Kongruenzprinzip: Summe der Periodengewinne Totalgewinn<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
112
Beispiel recycling Wertpapiere<br />
• Barkauf in 2006 zu 100; „available for sale“; s = 30 %: Wertpapiere an<br />
Kasse 100<br />
• Fair value 31.12.2006 = 120<br />
• Wertpapiere 20 an Wertänderungsrücklage <strong>14</strong>, passive latente Steuern<br />
6<br />
• Fair value 31.12.2007 = 90<br />
• Wertänderungsrücklage 21, Latente Steuern 9 an Wertpapiere 30<br />
• Barverkauf 2008 zu 105<br />
• Kasse 105, passive latente Steuern 6 an Wertpapiere 90,<br />
Wertänderungsrücklage 7, latente Steuern 9, Ertrag 5<br />
• Verkaufspreis 105 <strong>–</strong> Kaufpreis 100 = Gewinn 5; auch in GuV<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
113
Erfolg<br />
• Neben Gewinn (net profit) aus GuV interessiert das an der GuV<br />
vorbeigegangene (other comprehensive income = OCI = sonstiges<br />
Ergebnis)<br />
• CI = Net profit + other comprehensive income<br />
• Recycling oder nicht?<br />
• Darstellung des OCI in Gesamtergebnisrechnung (IAS 1.10): eine<br />
einzige Rechnung oder GuV + OCI (IAS 1.10 und .10A)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
1<strong>14</strong>
Besonderheit Geschäftswert<br />
• Erworbene Geschäftswerte sind auf zahlungsmittelgenerierende<br />
Einheiten (ZGE oder cash generating units = CGU) aufzuteilen<br />
• Auf der Ebene einer ZGE oder auf der Ebene einer Gruppe von ZGE<br />
findet der Wertminderungstest statt<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
115
IAS 36.80<br />
• „Zum Zweck der Überprüfung auf eine Wertminderung muss ein Geschäfts-<br />
oder Firmenwert, der bei einem Unternehmenszusammenschluss<br />
erworden wurde, vom Übernahmetag an jeder der zahlungsmittelgenerierenden<br />
Einheiten bzw. Gruppen von zahlungsmittelgenerierenden<br />
Einheiten des erwerbenden Unternehmens, die aus den<br />
Synergien des Zusammenschlusses Nutzen ziehen sollen, zugeordnet<br />
werden, unabhängig davon ob andere Vermögenswerte oder Schulden<br />
des erwerbenden Unternehmens diesen Einheiten oder Gruppen von<br />
Einheiten bereits zugewiesen worden sind. Jede Einheit oder Gruppe<br />
von Einheiten, zu der der Geschäfts- oder Firmenwert so zugeordnet<br />
worden ist,<br />
(a) hat die niedrigste Ebene innerhalb des Unternehmens darzustellen,<br />
zu der der Geschäfts- oder Firmenwert für interne Managementzwecke<br />
überwacht wird; und<br />
(b) darf nicht größer sein als ein Geschäftssegment, wie es gemäß<br />
IFRS 8 Geschäftssegmente festgelegt ist.“<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
116
Kriterien der Zuteilung<br />
• Nutzenstiftung bei CGU<br />
• Management Approach: niedrigste Ebene der Überwachung des<br />
Geschäfts- oder Firmenwerts<br />
• Höchste Ebene: Segment<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
117
Definition CGU<br />
• „Eine zahlungsmittelgenerierende Einheit ist die kleinste identifizierbare<br />
Gruppe von Vermögenswerten, die Mittelzuflüsse erzeugen, die weitestgehend<br />
unabhängig von den Mittelzuflüssen anderer Vermögenswerte<br />
oder Gruppen von Vermögenswerten sind.“ (IAS 36.6)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
118
Aufgabe 11<br />
Analysieren Sie die dargestellte Regelung im Hinblick auf mögliche<br />
Anreize des Managements:<br />
• Wie eindeutig sind die Regeln zur Abgrenzung einer CGU und zur<br />
Aufteilung des Geschäfts- oder Firmenwerts?<br />
• Wie kann das Management das Resultat des Wertminderungstests zu<br />
steuern versuchen?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
119
Informationspflichten HGB / IFRS<br />
• Grds. Lagebericht bei KapGes<br />
• Anhangsinformationen<br />
• Management Commentary:<br />
IFRS Practice Statement vom<br />
Dezember 2010<br />
• Kein IFRS<br />
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Quelle: DIE ZEIT Nr. 10/2012 v. 1.3.2012, S. 26<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
120
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
121
Aufgabe 12<br />
F-QC6 und 7 besagen:<br />
„Relevant information is capable of making a difference in the decisions<br />
made by users. Information may be capable of making a difference in a<br />
decision even if some users choose not to take advantage of it or are<br />
already aware of it from other sources.<br />
Financial information is capable of making a difference in decisions if it has<br />
predictive value, confirmatory value or both.“<br />
Was halten Sie von diesen Aussagen?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
122
Informationsökonomie (1)<br />
s 1<br />
(p 1<br />
) s 2<br />
(p 2<br />
) ... s n<br />
(p n<br />
)<br />
a 1<br />
e 11<br />
e 12<br />
... e 1n<br />
a 2<br />
e 21<br />
e 22<br />
... e 2n<br />
... ... ... ... ...<br />
a m<br />
e m1<br />
e m2<br />
... e mn<br />
Zielvorschrift max E{u(e)} -> a*<br />
i<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
123
Informationsökonomie (2)<br />
Rechnungslegung ist ein Informationssystem,<br />
(1) das erwartete Signale y in Abhängigkeit der Umweltzustände s<br />
sendet,<br />
(2) die der Entscheider nutzt, um nach dem Bayes-Theorem aus seiner<br />
a priori-Verteilung der Eintrittswahrscheinlichkeiten eine<br />
a posteriori-Verteilung zu bilden,<br />
(3) mit der er bedingte Entscheidungen trifft.<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
124
Informationsökonomie (3)<br />
Das Informationssystem IS ist wertvoll und das Signal der<br />
Rechnungslegung ist entscheidungsnützlich, wenn das optimale a*<br />
nach Signalberücksichtigung suboptimal wird.<br />
IS : = {y | s}<br />
s -> y -> p'(s)<br />
y -> p'(s) -> a'*<br />
max E{u(e) | y} -> a'*<br />
i<br />
Das IS ist nicht wertvoll, wenn a* = a'*.<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
125
Beispiel für risikoneutralen Entscheider<br />
s 1<br />
(0,5) s 2<br />
(0,5) μ(e ij<br />
)<br />
a 1<br />
100 300 200<br />
a 2<br />
0 500 250<br />
a 2<br />
= a*; der Erwartungswert der Einzahlungen ist 250.<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
126
Signale<br />
• Das IS hat zwei Signale y 1 und y 2 . Sie werden in Abhängigkeit der<br />
Umweltzustände s 1 und s 2 wie folgt gesendet:<br />
s 1<br />
0,1<br />
y 1<br />
0,6 0,9<br />
s 2<br />
0,4<br />
y 2<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
127
Bayes-Theorem (1)<br />
p( y s<br />
k j)p(s j)<br />
p(sj<br />
y<br />
k<br />
) <br />
<br />
p( y )<br />
p(s y )p( y ) p( y s )p(s ) p(s y) p(y s)<br />
j k k<br />
k j j<br />
p( y s<br />
1)p(s 1)<br />
1<br />
0,1<br />
0,5 0,05<br />
p(s1 y<br />
1) 0,<strong>14</strong><br />
p( y s )p(s ) 0,10,5 0,6 0,5 0,35<br />
<br />
j<br />
1<br />
j<br />
k<br />
j<br />
p( y s<br />
2)p(s 2)<br />
1<br />
0,6 0,5<br />
p(s2 y<br />
1) 0,86<br />
p( y s )p(s ) 0,10,5 0,6 0,5<br />
<br />
j<br />
1<br />
j<br />
j<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
128
Bayes-Theorem (2)<br />
p( y s<br />
1)p(s 1)<br />
2<br />
0,9 0,5 0,45<br />
p(s1 y<br />
2) 0,69<br />
p( y s)p(s) 0,9 0,5 0,4 0,5 0,65<br />
<br />
j<br />
2<br />
j<br />
j<br />
p( y s )p(s ) 0,4 0,5<br />
<br />
p( y s )p(s ) 0,9 0,5 0,4 0,5<br />
2 2 2<br />
p(s2 y<br />
2) 0,31<br />
<br />
j<br />
2<br />
j<br />
j<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
129
Bayes-Theorem (3)<br />
Bei y 1<br />
als Signal folgt:<br />
Bei y 2<br />
als Signal folgt:<br />
y 1<br />
s 1<br />
(0,<strong>14</strong>) s 2<br />
(0,86) μ(e ij<br />
)<br />
a 1<br />
100 300 272<br />
a 2<br />
0 500 430<br />
a 2<br />
= a*<br />
y 2<br />
s 1<br />
(0,69) s 2<br />
(0,31) μ(e ij<br />
)<br />
a 1<br />
100 300 162<br />
a 2<br />
0 500 155<br />
a 1<br />
= a*<br />
Die Wahrscheinlichkeiten für die Signale sind: p(y 1 ) = 0,35; p(y 2 ) = 0,65.<br />
Also ist der Erwartungswert der optimalen Strategie:<br />
max E{u(e) | y} = 0,35 x 430 + 0,65 x 162 = 255,8<br />
i<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
130
Strategie<br />
IS<br />
0,35<br />
0,65<br />
a 1 = > 272<br />
y 1<br />
a 2 => 430<br />
a<br />
y 1 => 162<br />
2<br />
a 2 => 155<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
131
Konsequenz<br />
Das IS ist wertvoll, hat einen Brutto-Informationswert BIW, weil der Erwartungswert<br />
der optimalen Strategie bei Nutzung von IS größer ist als der<br />
Erwartungswert bei seiner Vernachlässigung:<br />
max E{u(e)|y} = 255,8 > max E{u(e)} = 250.<br />
Der Entscheider darf bis zu 5,8 GE für das IS zahlen.<br />
Das IS ist entscheidungsnützlich, weil in einem Falle die Entscheidung<br />
mit Information anders als ohne ausfällt, nämlich wenn y 2<br />
kommt. Damit man für ein IS Geld zahlt (der BIW > 0 ist), muß immer<br />
bei mindestens einem Signal die Entscheidung anders ausfallen als<br />
ohne Nutzung des Signals. Ist das nicht der Fall, kann man mit der<br />
Entscheidung ohne IS nichts falsch machen.<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
132
Gliederung<br />
1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
a) Definition<br />
b) Struktur<br />
c) Aufgaben<br />
2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />
a) Bilanzrechtshintergrund<br />
b) Jahresabschluss nach HGB<br />
c) Konzernabschluss nach HGB<br />
d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />
3. Freiwillige Rechnungslegung<br />
a) Value Reporting<br />
b) Aussagefähigkeit von EVA<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
133
3. a) Value Reporting<br />
• Value Reporting = Berichte über Strategien, Ziele und Zielerreichungen<br />
unter dem Gesichtspunkt der Erhöhung des Unternehmenswerts<br />
• Instrumente:<br />
• Kursentwicklungen; Vergleich mit Index<br />
• Übergewinne (EVA, ERIC, CVA)<br />
• …<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
134
Unternehmensbewertung<br />
Einzelbewertung<br />
Gesamtbewertung<br />
Gesamtkapitalansatz:<br />
Adjusted<br />
Present Value-,<br />
Free Cash Flow-,<br />
Total Cash Flow-<br />
Methode<br />
Eigenkapitalansatz:<br />
Ertragswertmethode,<br />
Equity-DCF<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
135
EW und Residualgewinn (1)<br />
T<br />
t<br />
0 0 t<br />
t=1<br />
UW = EW =<br />
(E )<br />
(1+r)<br />
= EK +<br />
BW,0<br />
T<br />
<br />
t=1<br />
(RG )<br />
(1+r)<br />
t<br />
t<br />
= EK +<br />
BW,0<br />
T<br />
<br />
t=1<br />
(G - r EK )<br />
t<br />
(1+r)<br />
t<br />
BW,t-1<br />
= EK + GW<br />
BW,0 0<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
136
Symbole<br />
• μ(E t ) = Erwartungswert des Ertrags (= Mittelzufluß bei Eigentümer) in t<br />
• r = konstante risikoangepaßte Eigenkapitalkosten<br />
• G t = buchhalterischer Gewinn in t<br />
• μ(RG t ) = Erwartungswert des Residualgewinns in t<br />
• EK BW,0 = Buchwert des Eigenkapitals in t = 0<br />
• EW 0 = Ertragswert in t = 0<br />
• UW 0 = Unternehmenswert in t = 0<br />
• GW 0 = Goodwill in t = 0<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
137
DCF und Residualgewinn (2)<br />
T<br />
t<br />
0<br />
<br />
0<br />
<br />
0 <br />
t<br />
t1<br />
GK EK FK =<br />
T<br />
T<br />
(RG t) (RG t)<br />
BW,0 t BW,0 BW,0 t<br />
t1(1k) t1(1k)<br />
BW,0<br />
BW,0<br />
(FCF )<br />
(1<br />
k)<br />
GK EK FK<br />
<br />
(G kGK ) (NOPAT kGK )<br />
GK<br />
<br />
GK<br />
GK<br />
BW,0<br />
<br />
<br />
T GK<br />
T<br />
t BW,t1 t BW,t1<br />
GK<br />
t<br />
BW,0 <br />
t<br />
t1 (1k) t1<br />
(1k)<br />
<br />
T<br />
<br />
t1<br />
T<br />
<br />
t1<br />
(ROC GK k GK<br />
t BW,t1 BW,t1<br />
t<br />
(1<br />
k)<br />
(ROC<br />
k) GK<br />
t<br />
(1<br />
k)<br />
t BW,t1<br />
<br />
)<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
138
Symbole<br />
• FK 0 = „Marktwert“ des Fremdkapitals in t = 0<br />
• EK 0 = „Marktwert“ des Eigenkapitals in t = 0<br />
• GK 0 = „Marktwert“ des Gesamtkapitals in t = 0<br />
• FK BW,0 = Buchwert des Fremdkapitals in t = 0<br />
• EK BW,0 = Buchwert des Eigenkapitals in t = 0<br />
• GK BW,0 = Buchwert des Gesamtkapitals in t = 0<br />
• G t<br />
GK<br />
= buchhalterischer Gewinn beider Kapitalgeber in t<br />
• μ(RG t ) = Erwartungswert des Residualgewinns in t<br />
• μ(FCF t ) = Erwartungswert des Free Cash Flow in t<br />
• k = (konstanter) gewogener durchschnittlicher Kapitalkostensatz<br />
(WACC)<br />
• ROC t = NOPAT t / GK BW,t-1 = Rendite auf Gesamtkapital in t<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
139
WACC (weighted average cost of capital) k<br />
v EK FK<br />
k rEK<br />
r FK( 1s)<br />
GK GK<br />
v v v<br />
EK EK f m f<br />
<br />
<br />
r (r ) r (r ) r risikoloser Zins + Betafaktor x Marktrisikoprämie<br />
s = Unternehmenssteuersatz<br />
r FK = Fremdkapitalkosten = r f<br />
= risikoloser Zins (nach Modigliani/Miller)<br />
ß = Betafaktor nach CAPM<br />
r m = Rendite des Marktportfolios<br />
r v EK = Eigenkapitalkosten des verschuldeten Unternehmens<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
<strong>14</strong>0
Herleitung WACC im unendlichen Rentenmodell<br />
(ohne Erwartungswertoperatoren)<br />
EW<br />
(X FK r ) ( 1 s) X ( 1 s) FK r ( 1<br />
s)<br />
EK <br />
v v 0 FK 0 FK<br />
0 0<br />
v<br />
v<br />
rEK<br />
rEK<br />
EK r FK r ( 1 s) X ( 1 s) FCF GK k<br />
v v v<br />
0 EK 0 FK<br />
0<br />
EK r FK r ( 1 s) EK FK<br />
k r r ( s) q.e.d.<br />
v v v v<br />
0 EK 0 FK<br />
v 0 0<br />
1<br />
v EK v FK<br />
v<br />
GK0 GK0 GK0<br />
X = Erwartungswert des Überschusses aus operativem Geschäft vor Finanzierung<br />
FCF = X(1-s) = Erwartungswert des Überschusses aus operativem Geschäft vor<br />
Finanzierung nach Steuern<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
<strong>14</strong>1
DCF Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />
1 Umsatz 285 319 358 400 448 502 502<br />
2 - Herstellungskosten 123 138 154 173 193 217 217<br />
3 = Bruttoergebnis 162 181 204 227 255 285 285<br />
4 - Sonst. Betriebsaufw. 126 <strong>14</strong>3 163 186 212 242 242<br />
5 = Betriebsergebnis (OP) 36 38 41 41 43 43 43<br />
6 + Abschreibungen 13 13 <strong>14</strong> <strong>14</strong> 15 16 16<br />
7 = OCF 49 51 55 55 58 59 59<br />
8 - Steuern auf OCF 20 % 9,80 10,20 11,00 11,00 11,60 11,80 11,80<br />
5-8 = NOPAT 26,20 27,80 30,00 30,00 31,40 31,20 31,20<br />
9 = OCF nach Steuern 39,20 40,80 44,00 44,00 46,40 47,20 47,20<br />
10 - Erhöhung Lager 9 7,00 8,00 9,00 10,00 11,00 0<br />
11 - Erhöhung Ford. 6 6,00 6,00 7,00 8,00 9,00 0<br />
12 + Erhöhung Verb. 4 5,00 5,00 6,00 7,00 8,00 0<br />
13 - Ersatz-Investitionen 13 13,00 <strong>14</strong>,00 <strong>14</strong>,00 15,00 16,00 16<br />
<strong>14</strong> - Erweiterungs-Inv. 3 4,00 5,00 5,00 6,00 6,00 0<br />
15 = FCF (Free Cash Flow) 12,20 15,80 16,00 15,00 <strong>14</strong>,40 13,20 31,20<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
<strong>14</strong>2
UW nach FCF<br />
DCF Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />
15 = FCF (Free Cash Flow) 12,20 15,80 16,00 15,00 <strong>14</strong>,40 13,20 31,20<br />
16 x Disk.faktor (WACC 9 %) 0,917 0,842 0,772 0,708 0,650 7,221<br />
17 = Barwert FCF <strong>14</strong>,50 13,47 11,58 10,20 8,58 225,31<br />
18 Barwert 1. Phase 58,33<br />
19 + Barwert 2. Phase 225,31<br />
20 = GK 0<br />
283,64<br />
21 - FK 0<br />
75,00<br />
22 = EK 0<br />
208,64<br />
Barwert der unendlichen Rente ab <strong>2013</strong> in 2007: 225,31 = 31,20/0,09/1,09 5<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
<strong>14</strong>3
EVA<br />
EVA 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />
23 Anfangskapital GK BW,0<br />
169 181 195 210 227 245<br />
10 + Erhöhung Lager 7 8 9 10 11 0<br />
11 + Erhöhung Ford. 6 6 7 8 9 0<br />
12 - Erhöhung Verb. 5 5 6 7 8 0<br />
<strong>14</strong> + Erweiterungs-Inv. 4 5 5 6 6 0<br />
24 = Endkapital GK BW,t<br />
181 195 210 227 245 245<br />
25 NOPAT = 5 <strong>–</strong> 8 27,80 30,00 30,00 31,40 31,20 31,20<br />
26 ROC t<br />
= NOPAT t<br />
/GK BW,t-1 0,1645 0,1657 0,1538 0,<strong>14</strong>95 0,1374 0,1273<br />
27 WACC k 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09<br />
28 Spanne in t (ROC t<br />
<strong>–</strong> WACC) 0,0745 0,0757 0,0638 0,0595 0,0474 0,0373<br />
29 EVA t<br />
= GK BW,t-1<br />
x Spanne 12,59 13,71 12,45 12,50 10,77 9,15<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
<strong>14</strong>4
UW nach EVA<br />
EVA 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
29 EVA t<br />
= GK BW,t-1<br />
x Spanne 12,59 13,71 12,45 12,50 10,77 9,15<br />
16 x Disk.faktor (WACC = 9 %) 0,917 0,842 0,772 0,708 0,650 7,221<br />
30 = Barwert EVA 11,55 11,54 9,61 8,86 7,00 66,08<br />
31 Barwert 1. Phase 48,56<br />
32 + Barwert 2. Phase 66,08<br />
33 = Summe Barwerte EVA 1<strong>14</strong>,64<br />
23 + GK BW,0<br />
169<br />
34 = GK 0<br />
283,64<br />
21 - FK 0<br />
75,00<br />
22 = EK 0<br />
208,64<br />
<strong>2013</strong><br />
ff.<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
<strong>14</strong>5
Gliederung<br />
1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />
a) Definition<br />
b) Struktur<br />
c) Aufgaben<br />
2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />
a) Bilanzrechtshintergrund<br />
b) Jahresabschluss nach HGB<br />
c) Konzernabschluss nach HGB<br />
d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />
3. Freiwillige Rechnungslegung<br />
a) Value Reporting<br />
b) Aussagefähigkeit von EVA<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
<strong>14</strong>6
3. b) Aussagefähigkeit von EVA<br />
• Prospektive Verwendung:<br />
• Bedingungen für Identität des Unternehmenswerts: Einhaltung des<br />
Kongruenzprinzips; clean surplus accounting<br />
• Retrospektive Verwendung:<br />
• Totalperiodenbetrachtung<br />
• Aktivierungsregeln<br />
• Komponentenermittlung<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
<strong>14</strong>7
Bedingungen für UW-Identität<br />
• Die Summe der Periodengewinne muß gleich dem Totalgewinn sein =<br />
Kongruenzprinzip von Schmalenbach<br />
• EK BW,t = EK BW,t-1 + G t <strong>–</strong>D t mit D für Dividenden = clean surplus<br />
relationship oder clean surplus accounting<br />
• Die zweite Bedingung impliziert die erste, nicht aber umgekehrt, ist also<br />
hinreichend, aber nicht notwendig für das Kongruenzprinzip<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
<strong>14</strong>8
Aufgabe 13<br />
a. Ist das Kongruenzprinzip nach IFRS erfüllt?<br />
b. Ist das Kongruenzprinzip nach HGB erfüllt?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
<strong>14</strong>9
Aufgabe <strong>14</strong><br />
a. Auf S. <strong>14</strong>4 betrug das Anfangskapital 169. Was ändert sich in der<br />
Rechnung, wenn es stattdessen 500 beträgt? Führen Sie die<br />
alternative Rechnung durch!<br />
b. Nehmen wir an, EVA werde als Leistungsmaß für das Management<br />
verwendet. Was bedeutet Ihr Ergebnis für einen Vergleich der<br />
Leistungen von zwei verschiedenen Unternehmen?<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
150
Konstanter WACC ist falsch<br />
2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />
FCF 15,80 16,00 15,00 <strong>14</strong>,40 13,20 31,20<br />
GK im Zeitablauf 283,64 293,36 303,76 316,10 330,15 346,67 346,67<br />
FK im Zeitablauf 75,00 80,00 85,00 91,00 98,00 106,00 106,00<br />
EK im Zeitablauf 208,64 213,36 218,76 225,10 232,15 240,67 240,67<br />
FK/EK im Zeitablauf 0,36 0,37 0,39 0,40 0,42 0,44 0,44<br />
Der Verschuldungsgrad steigt von 36 % auf 44 %. Die Rechnung mit<br />
einem konstanten WACC verlangt aber einer konstanten Verschuldungsgrad.<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
151
EVA- Verlauf und Aussagegehalt<br />
Entwicklung von EVA<br />
Mio. Euro<br />
16<br />
<strong>14</strong><br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong><br />
Jahr<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
152
Interpretation<br />
• Zeigt das Wachstum von EVA von 2008 auf 2009 gutes Management?<br />
Zeigt das Sinken von EVA von 2009 auf 2010 ein schlechtes<br />
Management?<br />
• Weder <strong>–</strong> noch!<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
153
Es treten nur Erwartungen ein<br />
2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />
FCF 15,80 16,00 15,00 <strong>14</strong>,40 13,20 31,20<br />
GK 9,73 10,40 12,34 <strong>14</strong>,05 16,51 0,00<br />
Summe 25,53 26,40 27,34 28,45 29,71 31,20<br />
Zeiteffekt: GK t-1 *WACC 25,53 26,40 27,34 28,45 29,71 31,20<br />
Weitere Wertänderung 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />
EVA 12,59 13,71 12,45 12,50 10,77 9,15<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
154
Konsequenzen<br />
• Über den Zeiteffekt hinaus entsteht keine Wertänderung. Grund ist, dass<br />
die Erwartungen eintreten. Insbesondere darf man nicht annehmen, dass<br />
sich die Konsummöglichkeiten ändern würden. Die Kapitalgeber verfügen<br />
über denselben Konsumstrom wie vorher; sie erhalten nur jährlich in<br />
Form von Bargeld den Betrag, den sie zuvor lediglich erwartet haben.<br />
• EVA signalisiert schwankende erzielte Wertbeiträge, obwohl die dritte<br />
Zeile der letzten Abbildung zeigt, dass die Werte in Form von Zahlungen<br />
an die Kapitalgeber und von Änderungen des Marktwerts des gesamten<br />
Kapitals kontinuierlich ansteigen.<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
155
Berichtspraxis DAX 30 (Quelle: Geschäftsberichte 2005)<br />
• Die Allianz, die Deutsche Telekom, Henkel, Metro und Volkswagen<br />
berichten über EVA, Siemens über den Geschäftswertbeitrag. Einen<br />
Value Added oder einen absoluten Wertbeitrag weisen Altana,<br />
Continental, DaimlerChrysler, Deutsche Börse, E.ON, Münchener Rück,<br />
RWE, ThyssenKrupp sowie TUI aus.<br />
• EVA bei 15 von 30 DAX-Gesellschaften!<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
156
Beispiel Henkel (1)<br />
http://www.henkel.de/cps/rde/xchg/henkel_de/hs.xsl/227_DED_HTML.htm<br />
• Erfolgsmessung<br />
Um das Erreichen unserer Wachstumsziele messbar zu machen, setzen wir ein<br />
modernes Kennzahlensystem ein, mit dem wir Wertzuwächse und Renditen<br />
kapitalmarktorientiert berechnen können.<br />
Als wichtige interne Steuerungsgröße und zur Beurteilung der bereits realisierten und<br />
zukünftigen Wachstumsschritte verwenden wir die Kennzahl Economic Value Added<br />
(EVA).<br />
Dieses Maß gibt den wirtschaftlichen Mehrwert an, den ein Unternehmen in einem<br />
bestimmten Zeitraum erwirtschaftet. Ein Unternehmen erzielt einen positiven EVA,<br />
wenn das betriebliche Ergebnis die Kapitalkosten übersteigt. Die Kapitalkosten<br />
entsprechen der vom Kapitalmarkt erwarteten Verzinsung des eingesetzten Kapitals<br />
(Capital Employed).<br />
Die operative Geschäftsentwicklung bilden wir mit dem betrieblichen Ergebnis (EBIT)<br />
ab. Das eingesetzte Kapital wird über die Aktivseite der Bilanz ermittelt.<br />
Der Kapitalkostensatz (Weighted Average Cost of Capital, WACC) wird als gewichteter<br />
Durchschnittskostensatz aus Eigen- und Fremdkapitalkosten errechnet. Im<br />
Geschäftsjahr 2006 rechneten wir mit einem Kapitalkostensatz nach Steuern von 7<br />
Prozent. Vor Steuern betrug er 10 Prozent. Wir überprüfen in regelmäßigen Abständen<br />
die Höhe unserer Kapitalkosten, um Veränderungen in den Marktparametern, wie<br />
zum Beispiel dem Zinsniveau, Rechnung zu tragen. Die Kennzahl EVA ermitteln wir<br />
mit folgender Formel:<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
157
Henkel (2)<br />
• EVA = EBIT <strong>–</strong> (Capital Employed x WACC).<br />
• Mit der EVA-Kennzahl werden wertschaffende Entscheidungen und profitables<br />
Wachstum in sämtlichen Unternehmensbereichen gefördert. Aus Geschäften<br />
mit negativen Wertbeiträgen ziehen wir uns zurück, sofern wir keine Möglichkeit<br />
sehen, zukünftig positive EVA-Werte zu erzielen.<br />
• Um unterschiedlich große Geschäftseinheiten besser miteinander vergleichen<br />
zu können, ziehen wir zusätzlich eine Renditekennziffer heran: die Rendite auf<br />
das eingesetzte Kapital, den so genannten Return on Capital Employed<br />
(ROCE). Diesen ermitteln wir wie folgt:<br />
• ROCE = EBIT / Capital Employed.<br />
• Der ROCE repräsentiert die durchschnittliche Verzinsung des eingesetzten<br />
Kapitals. Wir schaffen Wert, wenn die Rendite des eingesetzten Kapitals die<br />
Kapitalkosten übertrifft. Eine Darstellung der aktuellen Werte finden Sie in der<br />
folgenden Tabelle:<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
158
Henkel 3 (verkürzt)<br />
in Mio. Euro<br />
Reinigungsmittel<br />
Körperpflege<br />
Klebstoffe<br />
Technologies<br />
Corporate<br />
Konzern<br />
EBIT 449 359 209 370 -89 1.298<br />
Eing. Kapital 2.955 2.328 1.239 2.409 24 8.955<br />
Kap.kost. 10 % 296 233 124 241 2 896<br />
EVA 2006 153 126 85 129 -91 402<br />
EVA 2005 83 81 55 86 -104 201<br />
ROCE 2006 (%) 15,2 15,4 16,9 15,4 <strong>–</strong> <strong>14</strong>,5<br />
ROCE 2005 (%) 13,6 <strong>14</strong>,7 15,6 <strong>14</strong>,7 <strong>–</strong> 13,3<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
159
Aufgabe 15<br />
Würdigen Sie die Grundlagen zur Berechnung von EVA:<br />
a. EBIT<br />
b. Capital Employed (eingesetztes Kapital)<br />
c. WACC nach Steuern von 7 % und WACC vor Steuern von 10 %<br />
d. Return on Capital Employed (ROCE)<br />
e. Geschäftsbereichszuordnung<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
160
Aufgabe 16<br />
Die Berechnung von EVA anhand von Jahresabschlüssen hat Nachteile.<br />
Wie lassen sie sich durch eine Änderung des Bilanzrechts heilen? Wären<br />
Sie für diese Änderung? Begründen Sie Ihre Antwort!<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
161
EVA Aufgabe 17<br />
• Ergänzen Sie die Vorlage!<br />
EVA 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />
23 Anfangskapital GK BW,0 200<br />
10 + Erhöhung Lager 7 8 9 10 11 0<br />
11 + Erhöhung Ford. 6 6 7 8 9 0<br />
12 - Erhöhung Verb. 5 5 6 7 8 0<br />
<strong>14</strong> + Erweiterungs-Inv. 4 5 5 6 6 0<br />
24 = Endkapital GK BW,t<br />
25 NOPAT = 5 <strong>–</strong> 8 27,80 30,00 30,00 31,40 31,20 31,20<br />
26 ROC t = NOPAT t /GK BW,t-1<br />
27 WACC k 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09<br />
28 Spanne in t (ROC t <strong>–</strong> WACC)<br />
29 EVA t = GK BW,t-1 x Spanne<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
162
Lösung:<br />
EVA 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
<strong>2013</strong><br />
ff.<br />
23 Anfangskapital GK BW,0 200 212 226 241 258 276<br />
10 + Erhöhung Lager 7 8 9 10 11 0<br />
11 + Erhöhung Ford. 6 6 7 8 9 0<br />
12 - Erhöhung Verb. 5 5 6 7 8 0<br />
<strong>14</strong> + Erweiterungs-Inv. 4 5 5 6 6 0<br />
24 = Endkapital GK BW,t 212 226 241 258 276 276<br />
25 NOPAT = 5 <strong>–</strong> 8 27,80 30,00 30,00 31,40 31,20 31,20<br />
26 ROC t = NOPAT t /GK BW,t-1 0,139 0,<strong>14</strong>2 0,133 0,130 0,121 0,113<br />
27 WACC k 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09<br />
28 Spanne in t (ROC t <strong>–</strong> WACC) 0,049 0,0515 0,043 0,040 0,031 0,023<br />
29 EVA t = GK BW,t-1 x Spanne 9,8 11,02 9,72 9,64 8,00 6,35<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
163
UW nach EVA<br />
EVA 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
<strong>2013</strong><br />
ff.<br />
29 EVA t = GK BW,t-1 x Spanne 9,8 11,02 9,72 9,64 8,00 6,35<br />
16 x Disk.faktor (WACC = 9 %) 0,917 0,842 0,772 0,708 0,650 7,221<br />
30 = Barwert EVA 8,99 9,28 7,51 6,83 5,20 45,86<br />
31 Barwert 1. Phase 37,81<br />
32 + Barwert 2. Phase 45,86<br />
33 = Summe Barwerte EVA 83,67<br />
23 + GK BW,0 200,00<br />
34 = GK 0 283,67<br />
21 - FK 0 75,00<br />
22 = EK 0 208,67<br />
Kleiner Rundungsfehler: 208,67 statt 208,64<br />
Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />
164