Wissenschaft für die Praxis - Sparkassen-Finanzgruppe eV
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Herausgeber: <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V. Heft 72 · Dezember 2011<br />
<strong>Wissenschaft</strong><br />
für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
MITTEILUNGEN DER WISSENSCHAFTSFÖRDERUNG<br />
DER SPARKASSEN-FINANZGRUPPE E.V.<br />
DAS AKTUELLE INTERVIEW<br />
WISSENSCHAFT VOR ORT<br />
AUS DER FORSCHUNG<br />
Kooperation der <strong>Wissenschaft</strong><br />
mit der <strong>Praxis</strong><br />
Herausforderungen der<br />
Zukunft begegnen<br />
Geschäftsstellen aus<br />
wirtschaftsgeographischer<br />
Perspektive
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V.<br />
Geschäftsstelle: Simrockstraße 4,<br />
53113 Bonn<br />
Postanschrift: Postfach 14 29,<br />
53004 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 2 04-57 31<br />
Fax: (02 28) 2 04-57 35<br />
E-Mail: s-wissenschaft@dsgv.de<br />
Internet: www.s-wissenschaft.de<br />
Verantwortlich: Klaus Krummrich<br />
Redaktion: Roswitha Wirth<br />
Telefon: (02 28) 2 04-57 59<br />
Fax: (02 28) 2 04-57 35<br />
Gestaltung: weber preprint service, Bonn<br />
Druck: www.warlichdruck.de<br />
Redaktionsschluss: 5. Dezember 2011<br />
Die Mitteilungen erscheinen zweimal<br />
im Jahr und werden den Mitgliedern der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> sowie der interessierten<br />
Fachöffentlichkeit unentgeltlich zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
ISSN 1864-2721<br />
Titelbild: Alte Aula der Philipps-Universität<br />
Marburg<br />
Foto: Markus Farnung<br />
Dieses Produkt wurde auf<br />
FSC-zertifiziertem Papier<br />
aus verantwortungsvoller<br />
Forstwirtschaft gedruckt.<br />
natureOffice.com | DE-229-204940
EDITORIAL/INHALT<br />
Editorial<br />
<strong>Wissenschaft</strong><br />
für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
DR. KARL-PETER<br />
SCHACKMANN-FALLIS<br />
Vorsitzender des Vorstandes der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V.<br />
Die <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e. V. ist eine<br />
einzigartige Einrichtung im deutschen Kreditgewerbe. Sie unterstützt<br />
Forschungsvorhaben an Hochschulen auf dem Gebiet des Geld-, Bankund<br />
<strong>Sparkassen</strong>wesens, organisiert und fördert hochkarätige Ver an staltungen<br />
und gibt mehrere wissenschaftlich orientierte Schriftenreihen<br />
heraus. Mit all <strong>die</strong>sen Aktivitäten fördert sie den <strong>Wissenschaft</strong>sstandort<br />
Deutschland. Darüber hinaus unterstützt <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung den<br />
Wissenstransfer von Hochschulen in <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – und umgekehrt. Da zahlreiche<br />
Forschungsaktivitäten inzwischen empirischer Natur sind, besitzt<br />
der Dialog zwischen <strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong> einen zunehmenden Stellenwert.<br />
Als neuer Vorsitzender des Kuratoriums und des Vorstands der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> freue ich mich,<br />
<strong>die</strong>ses engmaschige Netzwerk aus Hochschulen und Praktikern von nun<br />
an aktiv fördern und begleiten zu können.<br />
Zu den vielfältigen Aktivitäten des Vereins <strong>Wissenschaft</strong>sförderung zählt<br />
auch das Studentenbetreuungsprogramm im Rahmen der Eberle-<br />
Butschkau-Stiftung. Kollegiaten der Stiftung haben am Ideenwettbewerb<br />
2011 des Innovationskreises der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> teilgenommen.<br />
Viele Vorschläge zeugten von Innovationsgeist und Kreativität. In<br />
<strong>die</strong>ser Ausgabe berichten wir, welche spannenden Ideen ausgezeichnet<br />
worden sind.<br />
4 Das aktuelle Interview<br />
Prof. Dr. Erich Priewasser: Anwendungsbezogene <strong>Wissenschaft</strong><br />
liefert Rahmenbedingungen für <strong>die</strong> strategische Planung in der<br />
<strong>Praxis</strong><br />
6 Gremien der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
Bericht über Mitgliederversammlung und Kuratorium 2011<br />
7 Personalia<br />
8 <strong>Wissenschaft</strong> vor Ort<br />
Bonner Akademischer Sommer am 26./27. Mai 2011 in Bonn<br />
Kooperation der Kreissparkasse Heilbronn mit der Hochschule<br />
Heilbronn<br />
13 Aus der Forschung<br />
Prof. Dr. Rudolf Juchelka: <strong>Sparkassen</strong>-Geschäftsstellen –<br />
Standortmuster, Netzplanungen und räumliche Optimierungspotenziale<br />
Newsticker<br />
16 Forschungszentrum für <strong>Sparkassen</strong>entwicklung e. V.<br />
Magdeburg<br />
4. Magdeburger Finanzmarktdialog am 9. Juni 2011:<br />
Risikomanagement – Herausforderung oder Schicksal?<br />
18 Unternehmensgeschichte<br />
Jubiläumsausstellung der Provinzial Rheinland Versicherung<br />
19 Institut für Kreditrecht Mainz<br />
20 Veranstaltungen<br />
Workshop am 27. Mai 2011 in Leipzig:<br />
„Islamic Finance im deutschen Privatkundengeschäft“<br />
Workshop am 15./16. September 2011 in Aachen:<br />
„Zurück in <strong>die</strong> Zukunft? – Der Vertrieb bei <strong>Sparkassen</strong> und Banken<br />
im historischen Wandel“<br />
G-Forum 2011 des FGF: <strong>Wissenschaft</strong>sförderung vergibt Preis<br />
an Nachwuchswissenschaftler<br />
26 Eberle-Butschkau-Stiftung<br />
29 Publikationen<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 3
DAS AKTUELLE INTERVIEW<br />
Intensivierung der Kooperation der Bank-<strong>Wissenschaft</strong> mit der <strong>Praxis</strong><br />
Anwendungsbezogene <strong>Wissenschaft</strong><br />
liefert Rahmenbedingungen für <strong>die</strong><br />
strategische Planung in der <strong>Praxis</strong><br />
Zu den mit der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
e. V. seit Jahren sehr eng verbundenen<br />
<strong>Wissenschaft</strong>lern zählt Prof. Dr. Erich<br />
Priewasser, Universität Marburg. Er hatte<br />
dort bis zu seiner Emeritierung im Jahr<br />
2006 den Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre<br />
und Spezielle der<br />
Banken inne. Von 1995 bis heute war er<br />
als Mitglied des Kuratoriums und des Vorstandes,<br />
seit 1999 auch als stv. Vorsitzender<br />
des Kuratoriums beratend in den Gremien<br />
der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung tätig.<br />
Die Fördereinrichtung hat ihm in <strong>die</strong>ser<br />
langen Zeit unzählige Anregungen, wichtige<br />
Denkanstöße und profunde Bewertungen<br />
von Forschungsvorhaben und Publikationen<br />
zu verdanken. Sein Rat ist<br />
gefragt und trägt zu konstruktiven Problemlösungen<br />
bei. Wir freuen uns, dass wir<br />
nachfolgendes Interview zu aktuellen<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sthemen mit ihm führen<br />
konnten.<br />
Frage:<br />
Sie gehören zu den wenigen anerkannten<br />
Hochschullehrern der Bankbetriebslehre, <strong>die</strong><br />
Erkenntnisse nicht nur aus Daten der Vergangenheit,<br />
sondern auch durch intensive Beschäftigung<br />
mit künftigen Entwicklungen gewonnen<br />
haben. Dies war für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> immer hochinteressant.<br />
Wünschen Sie sich mehr Forschung, <strong>die</strong><br />
auf <strong>die</strong> Zukunft ausgerichtet ist?<br />
Ja, <strong>die</strong>sen Aspekt im Rahmen der Forschungsagenda<br />
der wissenschaftlichen Bankbetriebslehre<br />
halte ich nicht nur für – in höchstem Grade<br />
– wünschenswert, sondern sehe darin eine<br />
unverzichtbare Bringschuld des Faches.<br />
Aus wissenschaftlicher Sicht sind zugegebenermaßen<br />
<strong>die</strong> Grenzen zwischen Science<br />
Fiction und fun<strong>die</strong>rter Forschung fließend. Daraus<br />
resultiert auch eine durchaus nachvollziehbare<br />
Reserve und Zurückhaltung mancher<br />
Fachvertreter. Dennoch, so <strong>die</strong> rhetorische<br />
Frage, ist es nicht ungleich herausfordernder,<br />
sich an Langfristprognosen heranzuwagen, als<br />
z.B. vergangenheitsbezogene Regressionsanalysen<br />
zu erstellen?<br />
Vorrangige Aufgabe der betriebswirtschaftlichen<br />
Forschung muss es auch sein, unter<br />
Rückgriff auf das heute verfügbare methodische<br />
Instrumentarium („state of the art“) Langfristprognosen<br />
zur Diskussion zu stellen. Eine<br />
anwendungsbezogene <strong>Wissenschaft</strong>, als <strong>die</strong><br />
sich <strong>die</strong> Betriebswirtschaftslehre seit den ersten<br />
Anfängen immer verstanden hat, vermag<br />
damit Entscheidungsträgern <strong>die</strong> Rahmenbedingungen<br />
für <strong>die</strong> strategische Planung zu liefern.<br />
Übrigens: Die meines Wissens nach letzte<br />
einschlägige, wissenschaftlich fun<strong>die</strong>rte und<br />
umfassende Stu<strong>die</strong> (Fuhrmeister, Ulf-Theo:<br />
Banken 2032: Langfristige Wachstumsperspektiven<br />
im Kreditgewerbe) wurde 2006 publiziert.<br />
Frage:<br />
Neue Regulierungsvorhaben, Stichwort Basel<br />
III, belasten mit steigenden Bürokratie- und<br />
Kontrollkosten vor allem kleine und mittlere<br />
Kreditinstitute. Welche Möglichkeiten sehen Sie<br />
hier, auch in Zusammenarbeit mit <strong>Wissenschaft</strong>lern,<br />
Problemlösungen zu erarbeiten?<br />
Ohne an <strong>die</strong>ser Stelle konkret auf Basel III eingehen<br />
zu wollen – eine erhöhte Eigenkapitalausstattung<br />
bedeutet ja auch eine Verstärkung<br />
des Imageprofiles und des akquisitorischen<br />
Potenzials eines Kreditinstitutes –, ein hoher<br />
Bürokratie- und Kontrollaufwand ist immer<br />
wieder zu hinterfragen. Bei der Diskussion und<br />
Implementierung von Basel II war seinerzeit<br />
einer der Anreizfaktoren, <strong>die</strong> Eigenkapitaldotierung<br />
gegebenenfalls sogar absenken zu<br />
können. Über ein solches Denken sind wir heute<br />
längst hinaus.<br />
Wiederholt fragte ich mich in den vergangenen<br />
Jahren, welchen Beitrag vermochte Basel<br />
II zur Abmilderung der Krise 2008 zu leisten?<br />
Mit welchen Argumenten ist es vertretbar,<br />
vergleichsweise kleinkalibrigen Kreditinstituten<br />
aufwendige Kontrollmechanismen zuzumuten,<br />
während in den USA nur einige Dut-<br />
Prof. Dr. Erich Priewasser<br />
4 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
DAS AKTUELLE INTERVIEW<br />
zend Banken <strong>die</strong>sem Regime unterworfen<br />
werden?<br />
Der zweite Aspekt Ihrer Formulierung wirft<br />
<strong>die</strong> Frage auf, inwieweit durch noch intensivere<br />
Kooperation mit <strong>Wissenschaft</strong>lern adäquate<br />
Problemlösungen erarbeitet werden können.<br />
Klare Antwort: im Wege einer noch stärkeren<br />
Bewusstseinsbildung. Eine Kooperation Theorie<br />
– <strong>Praxis</strong> versteht sich dabei keineswegs als<br />
Einbahnstraße. Als Beispiel mag <strong>die</strong> Erfahrungswelt<br />
eines Dirigenten <strong>die</strong>nen: Erfahrungen,<br />
<strong>die</strong> Dirigenten in der Oper sammeln,<br />
lassen sich höchst nutzbringend im Konzertsaal<br />
umsetzen und vice versa. Soll im ge genständlichen<br />
Falle heißen: Theorie und <strong>Praxis</strong><br />
vermögen sich gegenseitig in höchst fruchtbarer<br />
Weise zu inspirieren. Dies gilt nicht zuletzt<br />
auch dann, wenn es darum geht, zwischen<br />
unabdingbaren Anforderungen der<br />
Bankenaufsicht und Minimierung von Kontrollkosten<br />
einen angemessenen Kompromiss<br />
zu finden.<br />
Frage:<br />
Bisweilen sind <strong>Sparkassen</strong> zurückhaltend bei<br />
der Förderung der <strong>Wissenschaft</strong>. Ist das aus Ihrer<br />
langen Erfahrung als Gremienmitglied berechtigt?<br />
Wo sehen Sie noch Ausbaupotenziale?<br />
Die <strong>Wissenschaft</strong>sförderung, ein Kleinod der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>, hat seit ihrer Gründung<br />
stets den Brückenschlag Theorie – <strong>Praxis</strong><br />
im Visier gehabt. Wie alles, was Menschen<br />
schaffen, ist <strong>die</strong>s manchmal besser, manchmal<br />
weniger gut gelungen. Trotz vielfältigster Aktivitäten<br />
bestehen noch weitere Ausbaupotenziale.<br />
Nur beispielhaft denke ich an <strong>die</strong> Preispolitik.<br />
Wer etwa aus dem strategischen Preismanagement<br />
eines Industriebetriebs in das<br />
Kreditgewerbe wechselt, wird überrascht feststellen,<br />
dass <strong>die</strong> einschlägige Literatur für Finanz<strong>die</strong>nstleister<br />
extrem dünn gesät ist. In<br />
der Vergangenheit musste ich im Zusammenhang<br />
mit der Herausgabe von Handbüchern<br />
selbst wiederholt <strong>die</strong> Erfahrung sammeln,<br />
dass zu <strong>die</strong>sem Thema, gleichgültig ob aus<br />
der <strong>Wissenschaft</strong> oder der Bankpraxis, kaum<br />
Autoren zu gewinnen waren. Anderseits ist <strong>die</strong><br />
Hebelwirkung, bezogen auf den wirtschaftlichen<br />
Erfolg, bei keinem anderen marktpolitischen<br />
Instrument so groß wie bei der Preispolitik.<br />
Aber auch eine intensivere Beschäftigung<br />
mit den Auswirkungen steigender Rohstoffund<br />
Nahrungsmittelpreise auf <strong>die</strong> zukünftige<br />
Nachfrage nach Finanz<strong>die</strong>nstleistungen, mit<br />
der Frage von möglichen Effizienzsteigerungen<br />
durch <strong>die</strong> weitere Optimierung des<br />
Wertkettenmanagements, mit der permanenten<br />
Verbesserung der Kernkompetenz Bonitätsbewertung,<br />
mit Themen über profitable<br />
Zukunftsmärkte und -produkte oder zukünftige<br />
Anlagestrategien von Kunden in krisenbehafteten<br />
Umfeldern kann ich mir – ohne taxativ<br />
sein zu wollen – gut vorstellen.<br />
Frage:<br />
Was kann <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung als bundesweiter<br />
Verein auch künftig tun, um <strong>die</strong> Aufgabe<br />
als Makler zwischen <strong>Wissenschaft</strong> und<br />
<strong>Praxis</strong> effizient und erfolgreich zu erfüllen?<br />
Wir haben über <strong>die</strong>se Frage wiederholt im Vorstand<br />
und im Kuratorium diskutiert. Viel wichtiger<br />
als <strong>die</strong> Schriftform – Führungskräfte werden<br />
heute tagtäglich überflutet mit einem<br />
Überangebot an schriftlichen und digitalen Informationen<br />
– ist <strong>die</strong> überzeugende mündliche<br />
Präsentation. Dies stellt auch <strong>Wissenschaft</strong>ler<br />
vor eine erhebliche Herausforderung.<br />
Es gilt, mit neuen Ideen aufzuwarten, <strong>die</strong> in<br />
praxi umsetzbar sind, und <strong>die</strong>s in einer „Verpackung“<br />
(= Sprache), <strong>die</strong> der Praktiker nachvollziehen<br />
kann. Nicht kunstvolle Worthülsen sind<br />
dabei gefragt, hinter denen sich mitunter wenig<br />
„Fleisch“ verbirgt, sondern substanziell<br />
neue Inhalte.<br />
Eine primäre Aufgabe der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e. V.<br />
muss es sein, bei der Auswahl der Experten,<br />
der Begleitung der Projekte und der Präsentation<br />
der Ergebnisse optimale Voraussetzungen<br />
zur Erfüllung <strong>die</strong>ser – hohen – Anforderungen<br />
zu bieten.<br />
Wir danken Ihnen herzlich für <strong>die</strong>ses Interview.<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 5
MITGLIEDERVERSAMMLUNG / KURATORIUM<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V.<br />
Mitgliederversammlung und<br />
Kuratorium 2011<br />
Am 14. Oktober 2011 fanden in Bonn<br />
<strong>die</strong> 37. Mitgliederversammlung und<br />
<strong>die</strong> 59. Sitzung des Kuratoriums der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> statt.<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung e.V.<br />
als verlässlicher Partner<br />
Nach der Finanzkrise erleben wir, so Werner<br />
Netzel, Vorsitzender des Kuratoriums, aktuell<br />
eine Staatsschuldenkrise. Aus Krisen zu lernen<br />
und Mechanismen für eine künftige Krisenprävention<br />
zu entwickeln, bleibt somit oberstes<br />
Gebot. Dabei kommt der <strong>Wissenschaft</strong> neben<br />
der Politik und der Wirtschaft selbst eine wesentliche<br />
Rolle zu. Damit <strong>die</strong> Wissen schaft<br />
<strong>die</strong>se Rolle ausfüllen kann, bedarf es einer<br />
kontinuierlichen Unterstützung. Die <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der Spar kassen-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
e.V. hat <strong>die</strong>se Un terstützung in den beiden<br />
letzten Jahren erneut als verlässlicher Partner<br />
geleistet.<br />
Die <strong>Wissenschaft</strong>sförderung hat mehr getan<br />
als nur Förder mittel zu vergeben. Sie hat<br />
im Dialog mit der <strong>Wissenschaft</strong> Trends aufgegriffen<br />
und Themen angestoßen, <strong>die</strong> für<br />
<strong>die</strong> künftige Positionie rung der Spar kassen-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> sowie für <strong>die</strong> anste henden gesellschaftspoliti<br />
schen Heraus forde rungen relevant<br />
sind.<br />
Programm „Nachhaltigkeit<br />
und Umwelt“<br />
Auf <strong>die</strong>se Weise konnten im Forschungs -<br />
programm „Nach haltigkeit und Umwelt“ praxisgerechte<br />
Handrei chungen insbesondere zu<br />
nachhaltigen Geldanlagen entwickelt werden.<br />
Diese unter stützen <strong>die</strong> Insti tute der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
darin, <strong>die</strong> geschäftspo -<br />
li tischen Chan cen eines nachhal tigen Unternehmens<br />
handelns zu nutzen. Das große<br />
Interesse und <strong>die</strong> Nachfrage vieler Häuser<br />
nach den Projektberichten bestä tigen uns in<br />
<strong>die</strong>sem Vorgehen.<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung als<br />
Vorreiter bei Diskussion über<br />
islamische Finanzgeschäfte<br />
Die <strong>Wissenschaft</strong>sförderung hat im Berichtszeitraum<br />
in allen Programm bereichen einen<br />
hohen „Output“ produziert. Zu nennen ist als<br />
Beispiel der Sammelband über „Das islamkonforme<br />
Finanzgeschäft“. Wir haben damit<br />
eine Vorreiterrolle in der inländischen wissenschaftlichen<br />
Diskussion über <strong>die</strong>se Thematik<br />
über nom men.<br />
Forschungsvorhaben mit praktischer<br />
Relevanz<br />
Andere innovative und für <strong>die</strong> Institute nutzbringende<br />
Forschungsvorhaben sind auf einem<br />
guten Weg oder stehen kurz vor dem<br />
Abschluss. Beispiele sind „Mitarbeiter als Markenbotschafter“<br />
und „Optimierungs potenziale<br />
für <strong>Sparkassen</strong>filialen und -geschäftsstellen<br />
aus wirt schafts geographi scher Sicht“.<br />
Forschungsvorhaben mit<br />
Politikbezug<br />
Nicht nur von wissenschaftlichem Interesse,<br />
sondern auch im politischen Umfeld relevant<br />
sind beispielsweise <strong>die</strong> Förderung von „Systemische<br />
Risiken in der Kreditwirtschaft“ und<br />
des Vergleichs „Risikoverhalten von Retailund<br />
Whole sale-Banken in Europa“. Hier sehen<br />
wir gute Möglichkeiten, international in der<br />
<strong>Wissenschaft</strong> und gegenüber den einschlägigen<br />
Institutionen Strukturfragen des Kreditgewerbes<br />
deutlich zu machen.<br />
Neue Herausgeber bei KREDIT<br />
und KAPITAL<br />
Für <strong>die</strong> von der Wissen schaftsförderung getragene<br />
Zeit schrift KREDIT und KAPITAL<br />
konnten mit Prof. Dr. Ansgar Belke, Universität<br />
Duisburg-Essen (zugleich DIW Berlin), und<br />
Prof. Dr. Hans-Peter Burghof, Universität<br />
Hohenheim, in Nachfolge von Prof. Dr. Hans-<br />
Hermann Francke, Uni versität Freiburg, und<br />
Prof. Dr. Bernd Rudolph, Universität München,<br />
wieder zwei renommierte <strong>Wissenschaft</strong> ler als<br />
Geschäftsführende Herausgeber gewon nen<br />
werden. Das Gremium wird ab 2012 noch<br />
durch Prof. Dr. Hendrik Hakenes verstärkt, der<br />
an der Universität Bonn Finanzwirtschaft<br />
lehrt.<br />
Netzwerk mit Nachwuchswissenschaftlern<br />
Bei der Gewinnung von Nachwuchs wis senschaftlern<br />
hat <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung erneut<br />
hohe Aufmerksamkeit erzielt. Zu nennen<br />
sind <strong>die</strong> Auslobung von Förderpreisen bei der<br />
Deutschen Gesellschaft für Finanzwirt schaft<br />
(DGF) und beim Förderkreis Gründungs-Forschung<br />
(FGF) sowie unser Promotions sti pen<strong>die</strong>nprogramm.<br />
Workshop/Broschüre zur<br />
<strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />
Zur Erweiterung des Netzwerks trägt ebenfalls<br />
der erstmals im Jahr 2010 ver anstaltete<br />
wissen schaftliche Workshop zur Spar kas sengeschichte<br />
bei. Der Work shop wird von <strong>Wissenschaft</strong>lern<br />
und Praktikern sehr gut angenommen<br />
und verheißt auch für <strong>die</strong> Zukunft ein<br />
hohes kreati ves Poten zial.<br />
Dies gilt gleichermaßen für <strong>die</strong> kürzlich<br />
erschie nene Broschüre zur <strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />
„Zeiten & Perspektiven“ im Stil moderner<br />
Geschichts magazine. Dieses Werk<br />
zeigt, dass Spar kassengeschichte informativ<br />
und gleich zeitig unterhaltsam vermittelt werden<br />
kann.<br />
Eberle-Butschkau-Stiftung<br />
Zur Zukunftssicherung der Personalqua lität in<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> trägt der Verein<br />
vor allem mit dem Kolleg der Eberle-Butschkau-<br />
Stif tung bei. Unter dem Motto „Fördern und<br />
Fordern“ werden vielversprechende akademische<br />
Talente vor allem in der Persönlichkeitsbildung<br />
unterstützt.<br />
Mitgliederentwicklung<br />
Der Verein hat seine Mitgliederzahl stabilisieren<br />
können. Durch verstärkte Kommunikation<br />
6 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
MITGLIEDERVERSAMMLUNG / KURATORIUM<br />
und durch Einbindung von Meinungsführern<br />
soll <strong>die</strong> Zahl der Mitglieder auf hohem Niveau<br />
gehalten werden.<br />
Wahlen in <strong>die</strong> Gremien der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
Anlässlich der Gremiensitzungen der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
scheiden aus dem Kurato rium<br />
aus: Dr. Max Häring, ehemals Vorstandsvorsitzender<br />
der SaarLB, Hubert Ernst, ehemals Vorstandsvorsitzender<br />
der Stadtsparkasse Dessau,<br />
Jörg-Dietrich Kamischke, ehemals Präsident des<br />
<strong>Sparkassen</strong>verbandes Schleswig-Holstein, Kiel,<br />
Dr. Bernd Kobarg, bis 31.12.2011 Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung des Deutschen <strong>Sparkassen</strong>verlages,<br />
und Dr. Hermann-Josef Richard,<br />
Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Neuwied.<br />
Neue Mitglieder im Kuratorium sind: Dr.<br />
Matthias Böcker, Generalbevollmächtigter der<br />
SaarLB, Reinhard Boll, Präsident des <strong>Sparkassen</strong>verbandes<br />
Schleswig-Holstein, Kiel, Konrad<br />
Dormeier, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse<br />
Dessau, Prof. Michael Ilg, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung des <strong>Sparkassen</strong>verlages,<br />
sowie Markus Rück, Vorstandsvorsitzender der<br />
Sparkasse Ostprignitz-Ruppin.<br />
Ein Großteil der Mitglieder des Kuratoriums<br />
hat sich ferner dankenswerterweise zur Wiederwahl<br />
gestellt.<br />
Gleichzeitig in Kuratorium und Vorstand<br />
wiedergewählt worden sind: Prof. Dr. Sonning<br />
Bredemeier, Stv. Vorstandsvorsitzender des<br />
Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung,<br />
Hannover, Dr. Ulrich Gröschel, Vorstandsmitglied<br />
der Sparkasse KölnBonn, Prof.<br />
Dr. Norbert Kleinheyer, Verbandsgeschäftsführer<br />
des <strong>Sparkassen</strong>- und Giroverbandes Hessen-Thüringen,<br />
Frankfurt/M./Erfurt, Dr. Klaus<br />
Tiedeken, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse<br />
Köln, und Klaus Krummrich, Leiter der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
im DSGV. Außerdem ist<br />
Prof. Dr. Andreas Pfingsten, Direktor des Instituts<br />
für Kreditwesen an der Westfälischen<br />
Wilhelms-Universität, Münster, neu in den<br />
Vorstand der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung und<br />
gleichzeitig zum stellvertretenden Vorsitzenden<br />
des Kuratoriums gewählt worden. Sein<br />
Vorgänger Prof. em. Dr. Erich Priewasser wurde<br />
von Werner Netzel ehrenvoll verabschiedet. Als<br />
Nachfolger von Werner Netzel, Geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied des DSGV, übernahm<br />
Dr. Karl-Peter Schackmann-Fallis, ebenfalls<br />
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
des DSGV, <strong>die</strong> Mandate des Kuratoriums- und<br />
des Vorstandsvorsitzenden der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung.<br />
Gregor Mauer<br />
Werner Netzel (r.), Geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied des Deutschen<br />
<strong>Sparkassen</strong>- und Giroverbandes, dankte<br />
Prof. Dr. Erich Priewasser herzlich für sein<br />
langjähriges und nahezu unersetzliches<br />
Engagement in Kuratorium und Vorstand der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung. Prof. Priewasser<br />
hat sich damit, so Netzel, um <strong>die</strong><br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung und <strong>die</strong> gesamte<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> ver<strong>die</strong>nt gemacht.<br />
Personalia<br />
Anlässlich der Gremiensitzungen der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung am<br />
14. Oktober 2011 in Bonn wurde Dr. Karl-Peter Schackmann-<br />
Fallis, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen <strong>Sparkassen</strong>-<br />
und Giroverbandes, als Nachfolger von Werner Netzel,<br />
gleichfalls Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV, zum<br />
Vorsitzenden des Kuratoriums und zum Vorsitzenden des Vorstandes<br />
der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e. V.<br />
gewählt.<br />
Als Nachfolger von Prof. Dr. Erich Priewasser wurde Prof. Dr.<br />
Andreas Pfingsten, Direktor des Instituts für Kreditwesen an der<br />
Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster, neu in den Vorstand<br />
der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung und gleichzeitig zum stellvertretenden<br />
Vorsitzenden des Kuratoriums gewählt.<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 7
WISSENSCHAFT VOR ORT<br />
Bonner Akademischer Sommer am 26./27. Mai 2011<br />
Globalisierung und Gerechtigkeit<br />
Den Herausforderungen der Zukunft begegnen<br />
Im Umfeld tief greifender Umbrüche in<br />
den globalen Wirtschafts- und Finanzsystemen<br />
fand der <strong>die</strong>sjährige „Bonner<br />
Akademische Sommer“ statt. Veranstaltet<br />
in Kooperation der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V.,<br />
der Deutschen <strong>Sparkassen</strong>akademie und<br />
der Hochschule der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
– University of Applied Sciences –,<br />
rückten in <strong>die</strong>ser wissenschaftlichen Vortrags-<br />
und Diskussionsreihe drängende<br />
Fragen zur Zukunftsgestaltung in den Fokus.<br />
Die Moderatorin der Veranstaltung,<br />
Bärbel Kaatz, <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V., konnte<br />
mehr als 160 Teilnehmer in der Aula des<br />
<strong>Sparkassen</strong>hauses in Bonn willkommen<br />
heißen.<br />
In seiner Begrüßung setzte das Geschäftführende<br />
Vorstandsmitglied des Deutschen <strong>Sparkassen</strong>-<br />
und Giroverbandes (DSGV), Werner<br />
Netzel, erste Akzente einer Veranstaltung, <strong>die</strong><br />
traditionell dem fachlichen Diskurs zwischen<br />
den Mitarbeitenden aus der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
und Repräsentanten aus der <strong>Wissenschaft</strong><br />
gewidmet ist. Netzel skizzierte <strong>die</strong><br />
aktuelle Lage und <strong>die</strong> Herausforderungen, vor<br />
denen <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> steht. Er<br />
stellte fest, dass <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong> mit ihrem soliden<br />
Geschäftsmodell sowohl in Krisenzeiten<br />
als auch im derzeitigen Aufschwung Erfolg<br />
haben. Im Wettbewerb geht es darum, mit<br />
hervorragenden Leistungen, bester Servicequalität<br />
und fairen Preisen neue Kunden zu<br />
gewinnen und bestehende Kunden be zie hungen<br />
zu erhalten. Für Netzel war das vorangegangene<br />
Jahr wiederum geprägt von zahlreichen<br />
Gesetzesinitiativen und einer sich<br />
abzeichnenden weiteren Zunahme staatlicher<br />
Regulierung. In <strong>die</strong>ser Regulierungswelle sieht<br />
er eine zunehmende Belastung für <strong>die</strong> Geschäftstätigkeit<br />
der <strong>Sparkassen</strong>. Mit Basel III,<br />
der Bankenabgabe, der geplanten Neufassung<br />
der EU-Einlagensicherungsrichtlinie sowie<br />
dem „Gesetz zur Stär kung des Anlegerschut-<br />
In seiner Begrüßung skizzierte Werner Netzel, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen <strong>Sparkassen</strong>- und Giroverbandes,<br />
<strong>die</strong> Herausforderungen, vor denen <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> in Zukunft steht.<br />
8 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
WISSENSCHAFT VOR ORT<br />
zes und Verbesserung der Funktions fähigkeit<br />
des Kapitalmarktes“ kommen einschneidende<br />
und kostenintensive Veränderungen auf <strong>die</strong><br />
Kreditinstitute zu. Um den globalen Herausforderungen<br />
auch im lokalen Handeln erfolgreich<br />
zu begegnen, bedarf es schlüssiger Antworten<br />
auf <strong>die</strong> drängenden wirtschaftlichen, sozialen<br />
und demografischen Fragen – und daraus folgend<br />
auch einer intelligenten Personalpolitik,<br />
um mit gut ausgebildeten Leistungsträgern<br />
<strong>die</strong> gewachsene Unternehmenskultur zukunftsgerecht<br />
auszugestalten und weiter zu<br />
entwickeln.<br />
Mit den drei Säulen des Aus- und Weiterbildungsangebotes,<br />
dem Lehrinstitut, der <strong>Sparkassen</strong>-Hochschule<br />
und der Eberle-Butschkau-<br />
Stiftung (EBuSti), verfügt <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> über ein breit gefächertes<br />
Instrumentarium, das eine Qualifizierung von<br />
künftigen Führungskräften auf allen Ebenen<br />
auf höchstem Niveau garantiere und dabei <strong>die</strong><br />
Sicherung des „genetischen Codes“ der <strong>Sparkassen</strong><br />
auch für <strong>die</strong> Zukunft sicherstellt, hob<br />
Netzel hervor.<br />
Den viel beachteten Eröffnungsvortrag<br />
hielt Prof. Dr. Dirk Messner, Direktor des Instituts<br />
für Entwicklungspolitik (DIE), Bonn, zum<br />
Thema „Globalisierung und Gerechtigkeit“.<br />
Messner beleuchtete und beantwortete <strong>die</strong><br />
Frage, ob <strong>die</strong> Entwicklungsländer <strong>die</strong> ökonomischen<br />
und politischen Verlierer der Globalisierung<br />
sind. Dabei ging er näher auf den<br />
Zusammenhang zwischen Globalisierung und<br />
Einkommensverteilung ein. Er stellte eindrucksvoll<br />
<strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen Gerechtigkeit,<br />
Ressourcenknappheit und den<br />
Grenzen des gesamten Erdsystems dar. Insbesondere<br />
schilderte er <strong>die</strong> Auswirkungen des<br />
Klimawandels auf <strong>die</strong> Wasserreserven der Erde<br />
sowie <strong>die</strong> Bodendegra<strong>die</strong>rung, <strong>die</strong> in der Zukunft<br />
erschreckende Ausmaße annehmen<br />
wird. Am Schluss seines Vortrags problematisierte<br />
er den Zusammenhang zwischen Klimawandel<br />
und Gerechtigkeit: Gerechtigkeit zwischen<br />
Hoch- und Niedrigemissionsländern,<br />
zwischen den Generationen und einzelnen Gesellschaften.<br />
Als Lösung stellte er eine vom DIE<br />
entwickelte Klimaformel vor, um nationale<br />
Emissionsbudgets möglichst gerecht zu berechnen.<br />
Mit dem „Private Banking als Werttreiber<br />
für <strong>Sparkassen</strong>“ beschäftigte sich Stephan<br />
Bruhn, Vorstandsmitglied der Frankfurter Sparkasse.<br />
Nach einer kurzen Definition und Abgrenzung<br />
der Zielgruppe stellte er dabei <strong>die</strong><br />
Frage nach den monetären Aspekten, der Qua-<br />
lität des Private Banking, dem Markenkern sowie<br />
den Erfordernissen des Personalmarketings.<br />
Bei der Frankfurter Sparkasse werden, so<br />
Bruhn, mit 10 % aller Privatkunden 40% der<br />
Bruttoerträge im Geschäftsfeld generiert. Dabei<br />
stellte er besonders heraus, welche Bedeutung<br />
<strong>die</strong> Finanzierung des Immobilienvermögens<br />
als Ertragsfaktor in <strong>die</strong>sem Segment<br />
darstellt. Um ein hochwertiges Private Banking<br />
anbieten zu können, sind beachtliche Basisinvestitionen<br />
erforderlich: Personalqualität,<br />
Technik und andere Know-how unterstützende<br />
Bereiche. Doch ist jede Sparkasse in der Lage,<br />
mithilfe von vier Umsetzungsmodellen des<br />
DSGV ein funktionierendes Private Banking<br />
anzubieten. Bruhn zufolge bestehen <strong>die</strong> Herausforderungen<br />
der Zukunft in sinkenden Margen<br />
aufgrund des Trends zu einfachen transparenten<br />
Produkten, steigender Kosten in den<br />
Bereichen Know-how und Research aufgrund<br />
der steigenden Dokumentationsanforderungen.<br />
Hinzu kommen <strong>die</strong> aufsichtsrechtlichen<br />
Anforderungen – und das alles bei einem<br />
Trend zu neuen Beratungs- und Preismodellen.<br />
Gleichwohl ist Bruhn davon überzeugt,<br />
dass ein gut durchdachter Private-Banking-<br />
Auftritt ein signifikanter Werttreiber für <strong>die</strong><br />
einzelne Sparkasse ist, aber auch ein qualitativ<br />
wichtiger Bestandteil der Markenbildung und<br />
Entwicklung der Marke „Sparkasse“. Die Präsenz<br />
vor Ort ist heute wichtiger als früher. Darin<br />
sieht er klare Wettbewerbsvorteile für <strong>die</strong><br />
<strong>Sparkassen</strong>.<br />
Den Schlusspunkt setzte der Gesundheitswissenschaftler<br />
Prof. Dr. Peter Axt mit seinem<br />
provokanten Vortragstitel: „Leben Faule länger?“<br />
Die meisten Menschen möchten lange<br />
leben und dabei gesund bleiben. Aber wie<br />
kann man das erreichen? Dieser Frage ging<br />
Axt nach und stellte dabei zunächst <strong>die</strong> schon<br />
1908 entwickelte Stoffwechseltheorie des<br />
deutschen Physiologen Max Rubner vor: Die<br />
Lebensdauer von Tieren (und Menschen) wird<br />
durch <strong>die</strong> Aktivität des Stoffwechsels begrenzt.<br />
Daher empfiehlt Axt jedem, der lange leben<br />
möchte, seinen Energieverbrauch zu drosseln.<br />
Die Empfehlungen von Axt lauteten kurz zusammengefasst:<br />
Moderate Bewegung – 30 Minuten<br />
am Tag und ein wenig Gymnastik reichen<br />
aus –, wenig essen und ausreichend<br />
lange schlafen.<br />
Den zweiten Tagungstag eröffnete Prof. Dr.<br />
Horst Gischer, Universität Magdeburg, mit seinem<br />
Vortrag „Artenvielfalt bei Bankensystemen“.<br />
Nachdem er den Begriff „Artenvielfalt“<br />
mit einem Ausflug in <strong>die</strong> Biologie klärte, ging<br />
Prof. Dr. Dirk Messner<br />
Stephan Bruhn<br />
Prof. Dr. Horst Gischer<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 9
WISSENSCHAFT VOR ORT<br />
Nachhaltigkeit, Strategien und<br />
Human Capital<br />
Im Forum 1 ging es um <strong>die</strong> aktuellen „Trends<br />
bei Socially Responsible Investments<br />
(SRI)“, wobei Prof. Dr. Henry Schäfer, Universität<br />
Stuttgart, eine umfassende Einführung in<br />
<strong>die</strong> Thematik gab und Ingmar Roth, stv. Mitglied<br />
des Vorstandes der Sparkasse Freiburg<br />
– Nördlicher Breisgau, über Umsetzungsbeispiele<br />
in der <strong>Sparkassen</strong>praxis referierte. Der<br />
Markt für nachhaltige Geldanlagen, so <strong>die</strong> Analyse<br />
von Schäfer, hat in den letzten Jahren<br />
zweistellige Zuwachsraten verzeichnet. Allerer<br />
zunächst auf <strong>die</strong> Funktion eines Banksystems<br />
ein. Die Evolution von Banksystemen beruht<br />
vor allem auf Maßnahmen des Gesetzgebers,<br />
institutionellen Ausgangsbedingungen<br />
und sozialen Konventionen und Normen. Anhand<br />
von Daten aus europäischen Ländern<br />
zeigte Gischer <strong>die</strong> Vielfalt der Systeme auf,<br />
insbesondere hinsichtlich der Ausstattung mit<br />
Zweigstellen und verschiedener Konzentrationsmaße.<br />
Empirisch zeigt sich in Europa eine<br />
Vielfalt von Bankstrukturen, deren Unterschiede<br />
von der geltenden Regulierungspraxis jedoch<br />
kaum erfasst würden. Gischer sprach sich<br />
in Anlehnung an Aristoteles dafür aus, „Gleiches<br />
gleich und Ungleiches ungleich“ zu behandeln.<br />
Wer <strong>die</strong> Vorteile von Artenvielfalt nutzen<br />
möchte, muss <strong>die</strong>se auch schützen. So<br />
sollte eine europäische Regulierung sich auf<br />
systemrelevante Banken beschränken, während<br />
alle anderen Kreditinstitute national beaufsichtigt<br />
werden könnten.<br />
Im Anschluss unternahm Prof. Dr. Isabel<br />
Schnabel, Universität Mainz, einen Ausflug in<br />
<strong>die</strong> Wirtschaftsgeschichte: „Finanzkrisen –<br />
gestern, heute und morgen?“ Schnabel stellte<br />
überblicksartig eine kurze Geschichte der Finanzkrisen<br />
und der Theorie der Finanzkrisen<br />
vor, um anhand <strong>die</strong>ser eine Einordnung der<br />
letzten Finanzkrise vornehmen zu können. Die<br />
Krisen der Vergangenheit waren häufig Schuldenkrisen<br />
nationaler Souveräne bzw. Spekulationsblasen<br />
auf bestimmten Märkten mit vergleichsweise<br />
milden Auswirkungen. Die erste<br />
schwere Finanzkrise war <strong>die</strong> Weltwirtschaftskrise<br />
der 1930er-Jahre, <strong>die</strong> geprägt war von<br />
einem völligen Versagen der Wirtschaftspolitik.<br />
Als Fazit zieht Schnabel, dass Finanzkrisen<br />
ein integraler Bestandteil des Wirtschafts- und<br />
Finanzsystems sind. Die Vorstellung, dass dauerhaft<br />
Krisen verhindert werden könnten, ist<br />
eine Illusion. Wichtig ist deswegen eine generelle<br />
Stärkung der Widerstandsfähigkeit des<br />
Bankensystems.<br />
Prof. Dr. Alexander Kempf, Universität zu<br />
Köln, befasste sich in seinen Ausführungen<br />
mit dem Thema „Der Einfluss von Emotionen<br />
auf Rendite- und Risikoschätzungen“. Kempf<br />
berichtete über <strong>die</strong> Ergebnisse seiner experimentellen<br />
Forschung. Dabei stellte er fest,<br />
dass <strong>die</strong> Experimentteilnehmer – anders als in<br />
der Theorie erwartet wird – bei einem hohen<br />
Risiko eine niedrige Rendite erwarten und bei<br />
einem niedrigen Risiko eine hohe Rendite erwarten.<br />
Positive Emotionen gegenüber den zu<br />
beurteilenden Unternehmen führten zu einer<br />
überhöhten Prognose der Rendite bei gleich-<br />
zeitiger Unterschätzung des Risikos. Besonders<br />
stark war <strong>die</strong> Beeinflussung, wenn <strong>die</strong> Anleger<br />
geringe finanzielle Kenntnisse besaßen<br />
bzw. das Unternehmen gut zu kennen glauben.<br />
Der Einfluss der Emotionen führt nachweislich<br />
zu einer Verzerrung der Allokation, zu<br />
einer suboptimalen Diversifikation sowie in<br />
der Konsequenz zu einem suboptimalen Anlageerfolg.<br />
Zum Abschluss sprach der Biologe Patrick<br />
van Veen über „Ape Management: Vom Affen<br />
lernen“. Er stellte fest, dass Unternehmen regelmäßig<br />
mit zwischenmenschlichen Problemen<br />
konfrontiert werden: Kommunikation, <strong>die</strong><br />
nicht funktioniert, Änderungen, <strong>die</strong> fehlschlagen,<br />
Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit,<br />
ein hoher durch Stress verursachter Krankenstand.<br />
Eine der wichtigsten Ursachen – so van<br />
Veen – liegt in den sozialen Urverhaltensweisen.<br />
Dabei kommt dem „Lausen“ – der sozialen<br />
Kontaktpflege – eine ganz besondere Rolle<br />
zu. Während seines Vortrags schaffte er es immer<br />
wieder, Parallelen in den Verhaltensweisen<br />
von Affengruppen und Menschengruppen<br />
z.B. in Unternehmen herzustellen. Er analysierte,<br />
wie Menschen als soziale Gruppe erfolgreich<br />
ein Unternehmen führen können.<br />
Das Studium des Sozialverhaltens von Affen<br />
ermöglicht es, das Verhalten der Menschen<br />
besser zu verstehen und dadurch Probleme in<br />
Unternehmen von den Ursachen her anzugehen.<br />
Der Bonner Akademische Sommer erwies<br />
sich erneut als ideale Plattform für den Austausch<br />
zwischen <strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong> und<br />
wird daher auch im nächsten Jahr wieder einen<br />
festen Platz im Terminkalender der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
haben.<br />
Foren beleuchten aktuelle<br />
Spezialthemen<br />
dings liegt der Anteil <strong>die</strong>ser Anlageformen am<br />
Gesamtvolumen der verwalteten Assets nach<br />
wie vor nur bei knapp einem Prozent, getrieben<br />
vor allem von den Bedarfen institutioneller<br />
Anleger wird sich das starke Wachstum jedoch<br />
fortsetzen. Neue Tendenzen auf dem<br />
Markt für nachhaltige Geldanlagen ergeben<br />
sich durch eine stärkere Zuwendung hin zu illiquideren<br />
Formen und alternativen Investments<br />
wie Rohstoffe, Forstwirtschaft, Mikrofinanz<br />
und Private Equity, wobei gezielt in<br />
bestimmte Anlagethemen investiert wird. An<br />
nachhaltigen Geldanlagen interessierten Portfolioverwaltern<br />
rät Schäfer, eine Nachhaltigkeits-Inventur<br />
ihrer Anlagen durchzuführen<br />
mit den Zielen, Anlagekonflikte und Diversifizierung<br />
zu prüfen sowie das Risiko-Exposure<br />
zu optimieren. Wie eine Sparkasse vor Ort<br />
Nachhaltigkeit in der Geldanlage umsetzt, erläuterte<br />
Ingmar Roth vor allem am Beispiel des<br />
Klima-Sparbriefs des eigenen Instituts. Dieser<br />
basiert auf der Philosophie eines nachhaltigen<br />
Handelns für <strong>die</strong> Region und <strong>die</strong> Menschen.<br />
Der Klima-Sparbrief beruht auf einer Kooperation<br />
mit dem örtlichen Energieversorger, bietet<br />
feste Zinsen und ist auch für Kleinanleger<br />
geeignet. Er <strong>die</strong>nt zur Refinanzierung von klimaschonender<br />
und regionaler Energieerzeugung<br />
und macht transparent, wofür <strong>die</strong> Einlagen<br />
verwendet werden. Darüber hinaus<br />
erläuterte Roth den Münster-<strong>Sparkassen</strong>brief,<br />
dessen Absatz mit einer Förderung des Münsterbauvereins<br />
verbunden wurde, sowie wei -<br />
tere regionale Initiativen der Sparkasse, <strong>die</strong><br />
verdeutlichten, wie eine Sparkasse vor Ort gestaltend<br />
tätig werden kann.<br />
Das Forum 2 „Strategieperspektiven im<br />
Regional Banking“ stellte <strong>die</strong> Bedeutung der<br />
potenzialorientierten Vertriebssteuerung für<br />
<strong>Sparkassen</strong> in den Vordergrund. Unter der Moderation<br />
von Prof. Dr. Dirk Neuhaus, Hochschule<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>, referierten<br />
Hans-Joachim Schettler, Managing Director<br />
CONFIDUM AG, und Klaudius Komor, Referent<br />
Kompetenz-Center Markt/Vertrieb beim <strong>Sparkassen</strong>verband<br />
Westfalen-Lippe, eingangs<br />
über <strong>die</strong> Ausgangssituation im Privatkundengeschäft<br />
bei <strong>Sparkassen</strong>. Infolge des demografischen<br />
Wandels gibt es insgesamt negative<br />
Bevölkerungs- und Kundenveränderungen.<br />
Vor dem Hintergrund der optimalen Ausschöpfung<br />
der Ertragsmöglichkeiten stehen <strong>Sparkassen</strong><br />
im Regional Banking vor der Herausforderung<br />
einer differenzierten Ausrichtung des<br />
Produkt- und Leistungsangebots. Ein wesentliches<br />
Instrumentarium für den Vertrieb stellt<br />
10 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
AUTOR<br />
Joachim Schmutz ist Leiter<br />
des Vorstandsstabs der<br />
Kreissparkasse Heilbronn.<br />
WISSENSCHAFT VOR ORT<br />
dazu <strong>die</strong> potenzialorientierte Vertriebsplanung<br />
und -steuerung dar. Auch <strong>die</strong> Informationsverarbeitung<br />
ist im Finanz<strong>die</strong>nstleistungsbereich<br />
ein wesentlicher Wertschöpfungsfaktor. Denn<br />
das Automatisieren, Standardisieren und Flexibilisieren<br />
von Geschäftsprozessen – sprich:<br />
<strong>die</strong> Industrialisierung – ist eine Option zur Reduzierung<br />
des Aufwands bei der Erstellung<br />
von Leistungen und/oder der Erwirtschaftung<br />
zusätzlicher Erträge. Des Weiteren lässt sich<br />
damit trotz immensen Preiswettbewerbs <strong>die</strong><br />
Qualität der Finanz<strong>die</strong>nstleistungen auf hohem<br />
Niveau halten.<br />
Als Referenten für das Forum 3 „Human<br />
Capital in der Sparkasse: Erfolgreiche Annäherung“<br />
lud <strong>die</strong> Deutsche <strong>Sparkassen</strong>akademie<br />
Prof. Dr. Christian Scholz ein, Inhaber<br />
des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Organisation, Personal- und<br />
Informa tionsmanagement an der Universität<br />
des Saarlandes. Prof. Scholz ist einer der wichtigsten<br />
Protagonisten, <strong>die</strong> sich mit dem Thema<br />
„Humankapital“ beschäftigen und Erfinder der<br />
„Saarbrücker Formel“. Diese Berechnungsmethode<br />
stand im Mittelpunkt seines Beitrags<br />
zum Bonner Akademischen Sommer. Sein Ansatz<br />
folgt dem Gedanken, wirtschaftlichen Unternehmenserfolg<br />
messbar und nachvollziehbar<br />
zu machen. Dabei geht es im Wesentlichen<br />
darum, <strong>die</strong> richtigen Steuerungsgrößen (Kennzahlen)<br />
zu finden, um den Humankapitalwert<br />
eines Unternehmens berechnen zu können.<br />
Alle Anwesenden konnten unter Anleitung von<br />
Prof. Scholz das Humankapital der jeweils eigenen<br />
Sparkasse berechnen. Trotz anfänglicher<br />
Skepsis, ohne große mathematische<br />
Kenntnisse in der Lage zu sein, <strong>die</strong>se Formel<br />
erfolgreich aufzulösen, ist es den Teilnehmern<br />
gelungen, zumindest annäherungsweise den<br />
Wert des Humankapitals ihres Instituts zu bestimmen.<br />
Dies führte allerdings auch dazu,<br />
dass einige kritische Fragen gestellt wurden,<br />
ob <strong>die</strong> gemachten Annahmen realistisch sind<br />
und <strong>die</strong> Anwendung in der <strong>Praxis</strong> demzufolge<br />
zum gewünschten Erfolg führt.<br />
Kreissparkasse Heilbronn: Partnerin beim Ausbau des Bildungsstandorts<br />
Heilbronn<br />
Kooperationsvereinbarung<br />
mit der Hochschule<br />
Heilbronn unterzeichnet<br />
Die Stadt Heilbronn, in der Mitte zwischen<br />
den Ballungsräumen Mannheim/Heidelberg<br />
und Stuttgart, hat sich<br />
in den letzten Jahren zu einem Bildungsstandort<br />
von hoher überregionaler Bedeutung<br />
entwickelt. Aus einer 1961 gegründeten<br />
kleinen Ingenieurschule ist<br />
<strong>die</strong> Hochschule Heilbronn (HHN) mit inzwischen<br />
6.400 Stu<strong>die</strong>renden erwachsen.<br />
Sie ist der größte wissenschaftliche Bildungsträger<br />
der Region und gehört mittlerweile<br />
zu den führenden Hochschulen<br />
für Angewandte <strong>Wissenschaft</strong>en in Baden-Württemberg.<br />
Seit Oktober 2010 ist<br />
<strong>die</strong> Duale Hochschule Baden-Württemberg<br />
mit einem Standort in der Käthchenstadt<br />
vertreten und bietet hier – zunächst<br />
– <strong>die</strong> Stu <strong>die</strong>ngänge Internationaler Handel<br />
und Dienstleistungsmanagement an.<br />
Als staatlich anerkannte private Hochschule<br />
mit internationaler Ausrichtung<br />
ergänzt <strong>die</strong> German Graduate School of<br />
Management and Law das Bildungsangebot<br />
in Heilbronn um berufsbegleitende<br />
Masterstu <strong>die</strong>ngänge für verantwortungsvolle<br />
Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft<br />
und Recht. Ein Anfang Oktober<br />
2011 eröffneter neuer Bildungscampus in<br />
der Heilbronner Innenstadt führt <strong>die</strong> drei<br />
Einrichtungen auch räumlich zusammen<br />
und wird ab sofort verstärkt studentisches<br />
Leben im Zentrum von Heilbronn konzentrieren.<br />
Die Kreissparkasse Heilbronn hat es aus ihrem<br />
öffentlichen Auftrag heraus schon immer als<br />
ihre Aufgabe betrachtet, an einem zukunftsfähigen<br />
<strong>Wissenschaft</strong>s- und Bildungsstandort<br />
Heilbronn mitzuarbeiten. Dahinter steht <strong>die</strong><br />
Überzeugung, dass ein qualifiziertes Bildungsangebot<br />
maßgeblich dazu beiträgt, <strong>die</strong> Standortqualität<br />
des Heilbronner Wirtschaftsraums<br />
langfristig zu stärken. Die Kreissparkasse un-<br />
Klaus Krummrich<br />
Prof. Dr. Dirk Neuhaus<br />
Dr. Pavel Uttitz<br />
Freude über <strong>die</strong> Eröffnung des Servicepoints der Kreissparkasse Heilbronn im Foyer der<br />
Hochschule (v. l.): Bernhard Steck, Vorstandsmitglied der KSK Heilbronn, Prof. Dr. Jürgen<br />
Schröder, Rektor der Hochschule Heilbronn, und Ralf Peter Beitner, Vorstandsvorsitzender<br />
der KSK Heilbronn.<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 11
WISSENSCHAFT VOR ORT<br />
terhält daher zu allen drei lokalen Bildungsträgern<br />
enge Kontakte. Die Zusammenarbeit mit<br />
der HHN hat seit Anfang <strong>die</strong>sen Jahres auch<br />
einen formalen, langfristigen Rahmen. Ralf Peter<br />
Beitner, Vorsitzender des Vorstands der<br />
Kreissparkasse, und Hochschulrektor Prof. Dr.<br />
Jürgen Schröder haben im Mai 2011 eine<br />
Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Danach<br />
unterstützt <strong>die</strong> Sparkasse <strong>die</strong> HHN zunächst<br />
auf Sicht von 5 Jahren mit einem<br />
jährlichen Sponsoringbetrag in Höhe von<br />
75.000 Euro. Im Rahmen <strong>die</strong>ser Public-Private-<br />
Partnerschaft erhält <strong>die</strong> HHN gezielte finanzielle,<br />
personelle und sachliche Unterstützung,<br />
um <strong>die</strong> Lehre und <strong>die</strong> Forschung an der Hochschule<br />
zu unterstützen, aber auch, um Veranstaltungen<br />
und Projekte jenseits von Stu<strong>die</strong>nprüfungsordnungen<br />
zu ermöglichen. Die<br />
Kreissparkasse Heilbronn präsentiert sich dabei<br />
als „Partnerin der Hochschule Heilbronn“<br />
in der Öffentlichkeit.<br />
Jüngster Ausdruck der vertieften Partnerschaft<br />
ist ein Servicepoint der Kreissparkasse<br />
im Foyer der Hochschule, der im Juli 2011 seiner<br />
Bestimmung übergeben wurde. Bereits<br />
seit Oktober 2010 sind an der Hochschule zwei<br />
mobile Berater der Kreissparkasse im Einsatz,<br />
<strong>die</strong> sich ausschließlich um <strong>die</strong> Wünsche und<br />
Bedürfnisse von Stu<strong>die</strong>renden kümmern. Die<br />
Kreissparkasse hat ihr komplettes studentisches<br />
Leistungsangebot unter der neuen<br />
Dachmarke „campus+“ gebündelt und speziell<br />
auf <strong>die</strong> Bedürfnisse von Stu<strong>die</strong>renden zugeschnitten.<br />
Die beiden Studentenberater sind<br />
täglich von 11.00 bis 14.00 Uhr in der Hochschule<br />
anzutreffen. Sie können sich jetzt am<br />
fest installierten Servicepoint um <strong>die</strong> Belange<br />
der Studenten kümmern und Beratungsgespräche<br />
führen. Über das bankspezifische<br />
Leistungsangebot hinaus werden am Servicepoint<br />
auch zusätzliche Service- und Karriereleistungen<br />
angeboten. Zudem gibt es seit<br />
November 2010 im Eingangsbereich der Hochschule<br />
Heilbronn auch einen Geldautomaten<br />
der Kreissparkasse. Auch auf dem neuen Bildungscampus<br />
in der Innenstadt hat <strong>die</strong> Kreissparkasse<br />
Heilbronn einen Geldautomaten<br />
eingerichtet. Ein mobiles Beratungsangebot<br />
an <strong>die</strong>sem innerstädtischen Standort wird folgen.<br />
Schon vor der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung<br />
waren <strong>die</strong> Kontakte zwischen<br />
Kreissparkasse und Hochschule Heilbronn<br />
eng. Rektor Prof. Dr. Jürgen Schröder:<br />
„Wir haben unsere Zusammenarbeit jetzt lediglich<br />
systematisiert und längerfristig angelegt.“<br />
Bei Aktionen wie Planspiel Börse, dem<br />
gemeinsam mit der Hochschule organisierten<br />
Businessplan-Wettbewerb „New Biz Cup“ sowie<br />
weiteren Wettbewerben profitieren <strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong>renden vom Know-how der Experten der<br />
Susi streicht <strong>die</strong> WG.<br />
Wir streichen ihre Gebühren.<br />
Kreissparkasse. Außerdem finden regelmäßig<br />
Vorlesungen der öffentlichen Ringvorlesung<br />
„Mensch – Umwelt – Zukunft“ der Hochschule<br />
im Foyer der Hauptstelle der Kreissparkasse<br />
statt. Auch <strong>die</strong> German Graduate School ist mit<br />
ihrer Vortragsreihe „Heilbronner Management-<br />
Dialoge“ regelmäßig zu Gast unter der Glaspyramide<br />
der Kreissparkasse Heilbronn.<br />
Kostenloses Girokonto.<br />
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Stu<strong>die</strong>rende.<br />
12 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
AUTOR<br />
AUS DER FORSCHUNG<br />
Univ.-Prof. Dr. Rudolf Juchelka<br />
ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeographie,<br />
Verkehr und Logistik im Institut für<br />
Geographie der Universität Duisburg-Essen.<br />
<strong>Sparkassen</strong>-Geschäftsstellen:<br />
Standortmuster, Netzplanungen und<br />
räumliche Optimierungspotenziale<br />
Eine Analyse aus wirtschaftsgeographischer Perspektive<br />
Fragestellungen der Standortstruktur<br />
und -planung in räumlich organisierten<br />
Systemen bilden traditionell einen<br />
zentralen Forschungsschwerpunkt<br />
wirtschaftsgeographischer Arbeiten. Die<br />
Standortplanung zu Angeboten von Finanz<strong>die</strong>nstleistungen<br />
ist einerseits wissenschaftliches<br />
Neuland, andererseits ein<br />
auf Übertragbarkeitspotenzialen allgemeiner<br />
Standortfragen aufbauendes Forschungsfeld.<br />
Gleichzeitig ergeben sich<br />
aber auch spezifische raumrelevante Besonderheiten<br />
aufgrund von notwendigen<br />
Servicestandards, gewachsenen Standortmustern<br />
sowie regionalen Versorgungsnotwendigkeiten.<br />
Marketingkampagnen der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
stellen regelmäßig <strong>die</strong> regionale Nähe<br />
der <strong>Sparkassen</strong> – und damit eine regionalwirtschaftlich<br />
bedeutsame Dimension – in den<br />
Mittelpunkt ihrer Botschaft. Gleichzeitig ist aus<br />
Sicht der Forschung – aber auch aus dem Bedürfnis<br />
der <strong>Praxis</strong> – ein Defizit bei der wissenschaftlichen<br />
Analyse des Geschäftsstellennetzes<br />
und der hinterlegten planerischen<br />
Begründungskonstellationen festzustellen.<br />
Die hier skizzierte Untersuchung 1 – sie basiert<br />
auf umfangreichen empirischen Erhebungen<br />
bei ausgewählten <strong>Sparkassen</strong>, wobei <strong>die</strong><br />
räumliche Spannbreite von sog. Flächen -<br />
spar kassen im ländlichen Raum bis hin zu<br />
Groß instituten in Metropolregionen reichte –<br />
möchte einen Beitrag zur Schließung <strong>die</strong>ser<br />
For schungslücke liefern. Im Mittelpunkt der<br />
wirtschaftsgeographisch ausgerichteten Untersuchung<br />
steht <strong>die</strong> Vorgehensweise der<br />
<strong>Sparkassen</strong> bei der Standortplanung ihres<br />
Geschäftsstellennetzes. Sie wurde mit freundlicher<br />
Unterstützung der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e. V. erstellt.<br />
1 Die inhaltliche Durchführung der Forschungsstu<strong>die</strong> lag in<br />
den Händen von Dipl.-Geographin Carina Pelz M.Sc.<br />
Rahmenbedingungen<br />
Verschiedene Rahmenbedingungen beeinflussten<br />
<strong>die</strong> Geschäftsstellennetzplanung:<br />
Zu den äußeren Rahmenbedingungen<br />
zählen der derzeit allgegenwärtige demografische<br />
Wandel mit entsprechender Überalterung<br />
der Bevölkerung sowie <strong>die</strong> Schrumpfung,<br />
<strong>die</strong> zunehmende Nachfrage nach<br />
Online-Dienstleistungen. Im Bereich innere<br />
(Banken-spezifische) Rahmenbedingungen<br />
sind zu nennen: Wirtschaftlichkeitserfordernisse<br />
versus „Allgemeinwohl und Versorgungsauftrag“,<br />
durch geführte bzw. anstehende<br />
Fusionen (bei <strong>Sparkassen</strong> und wie auch<br />
bei anderen Marktteilnehmern), neue Marktzuschnitte,<br />
Direktbanken, das Online-Banking<br />
sowie der Markteintritt ausländischer Banken.<br />
Rückgang der Geschäftsstellen<br />
Die Entwicklung des Geschäftsstellennetzes<br />
der <strong>Sparkassen</strong> ist durch einen Rückgang<br />
der Geschäftsstellenzahlen und eine zunehmende<br />
Konzentrationstendenz gekennzeichnet.<br />
Nur in Einzelfällen fanden in den letzten<br />
Jahren noch Ausweitungen im Geschäftsstellennetz<br />
statt. Standortschließungen, -zusammenlegungen<br />
und -verlagerungen bzw.<br />
<strong>die</strong> Absicht, <strong>die</strong>se Prozesse in naher Zukunft<br />
anzustoßen, sind hingegen häufig vorzufinden.<br />
Viele <strong>Sparkassen</strong> haben begonnen, ihre<br />
Geschäftsstellen vor dem Hintergrund einer<br />
immer stärker werdenden betriebswirtschaftlichen<br />
Orientierung zu überprüfen und an <strong>die</strong><br />
aktuellen und künftigen Rahmenbedingungen<br />
anzupassen.<br />
Vor allem betriebswirtschaftliche und<br />
stand ortspezifische Gründe führen zur Schließung<br />
von Geschäftsstellen. Zu den am häufigsten<br />
genannten Gründen gehören:<br />
• Wirtschaftlichkeit einer Geschäftsstelle /<br />
Kostengesichtspunkte / Rentabilität<br />
• Räumliche Nähe zu einer anderen Geschäftsstelle<br />
/ zu hohe Geschäftsstellendichte<br />
/ überproportionales Geschäftsstellennetz<br />
Prof. Dr. Rudolf Juchelka<br />
• Kundenpotenzial fehlt / Kunden wandern<br />
ab / zu wenige Kunden pro Geschäftsstelle<br />
in der Betreuung / zu kleiner Kundenbestand<br />
Veränderungen im Geschäftsstellennetz<br />
werden in der Öffentlichkeit zwar wahrgenommen,<br />
Konsequenzen für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong> sind<br />
meist jedoch gering. Probleme und Reaktionen<br />
aus der Öffentlichkeit ergeben sich insbesondere<br />
dann, wenn <strong>die</strong> Schließung einer Geschäftsstelle<br />
gleichzeitig den Rückzug aus der<br />
Fläche bedeutet. Generell haben <strong>die</strong> wenigsten<br />
<strong>Sparkassen</strong> eine nennenswerte Anzahl von<br />
Kunden durch Schließungen verloren. Die häufigste<br />
„Begleiterscheinung“ einer Geschäftsstellenschließung<br />
ist <strong>die</strong> negative Reaktion in<br />
der lokalen Presse. Zu „geräuschlosen“ Veränderungen<br />
kam es dann, wenn der Entschluss<br />
der <strong>Sparkassen</strong> durch <strong>die</strong> politischen Vertreter<br />
mitgetragen wurde und <strong>die</strong>s in der Öffentlichkeit<br />
auch entsprechend behandelt wurde.<br />
Alternative Geschäftsmodelle<br />
Alternative Geschäftsmodelle nehmen insgesamt<br />
an Bedeutung zu. Viele <strong>Sparkassen</strong>-<br />
Institute verfügen über Teilöffnungskonzepte,<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 13
AUS DER FORSCHUNG<br />
<strong>die</strong> auch als Kompromiss zu einer Geschäftsstellenschließung<br />
gesehen werden. Räumlich<br />
werden <strong>die</strong>se Modelle vor allem bei ländlich<br />
gelegenen bzw. dezentralen Geschäftsstellen<br />
angewendet, um <strong>die</strong> Präsenz in der Fläche aufrechtzuerhalten<br />
und gleichzeitig auf <strong>die</strong> veränderten<br />
demografischen und wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen zu reagieren.<br />
Strukturierte Geschäftsstellennetzplanung<br />
Die strukturierte Auseinandersetzung mit<br />
dem Thema Geschäftsstellennetzplanung wird<br />
künftig an Bedeutung zunehmen. Die ganzheitliche<br />
Bewertung von Standorten wird in<br />
den wenigsten Fällen regelmäßig durchgeführt,<br />
es überwiegen eher semiprofessionelle<br />
Vorgehensweisen. Bei den <strong>Sparkassen</strong> steht<br />
insbesondere <strong>die</strong> Beobachtung und Bewertung<br />
der wirtschaftlichen Kennziffern im Vordergrund.<br />
Erschwerend wirken externe Einflüsse<br />
und (u. a. politische) Restriktionen auf<br />
Standortentscheidungen und sog. Pfad-Abhängigkeiten<br />
ein. Diese sind vielfach prägend,<br />
sind aber gleichzeitig nur schwer erfassbar. Mikrostandortuntersuchungen<br />
erfolgen nur fallweise.<br />
Anlassbezogen werden Geschäftsstellennetzüberprüfungen<br />
vorrangig im Rahmen<br />
von Fusionen, aber auch bei anstehenden Investitionsentscheidungen,<br />
Veränderungen der<br />
Mietverträge oder bei tief greifenden Personalveränderungen,<br />
durchgeführt. Die Beurteilung<br />
aller standortrelevanten Faktoren wird<br />
noch nicht konsequent durchgeführt.<br />
Es wurde aber deutlich, dass das Thema<br />
künftig verstärkt in den Vordergrund tritt. Neben<br />
der Wirtschaftlichkeit werden standort bezogene<br />
Faktoren mit in <strong>die</strong> Bewertung in tegriert<br />
werden müssen. Das Marktpotenzial wird mithilfe<br />
soziodemografischer und sozioökonomischer<br />
Faktoren unter Einbeziehung der lokalen<br />
Entwicklungen betrachtet. Die Erreichbarkeit<br />
einer Geschäftsstelle ist neben der Zentralität<br />
bzw. der Passanten- bzw. Kundenfrequenz am<br />
Standort das relevanteste Kriterium für eine<br />
sachgerechte Bewertung des Standortumfelds.<br />
Die Forschungsstu<strong>die</strong> mündete in der<br />
Entwicklung einer Toolbox zur Einbeziehung<br />
multidimensionaler Bewertungsfaktoren von<br />
Geschäftsstellen. Der standardisierte Kriterienkatalog<br />
schafft Vergleichbarkeitsmöglichkeiten<br />
und Transparenz und verknüpft Faktoren<br />
mit Standort- und Raumbezug (marktpotenzialem<br />
Standortumfeld, organisatorische<br />
Faktoren, Wettbewerbssituation) mit Wirtschaftlichkeitsfaktoren.<br />
Institut für Geographie<br />
Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie, Verkehr und Logistik<br />
Universität Duisburg-Essen<br />
45117 Essen<br />
Telefon +49 (0) 201 183 - 2632 bzw. - 2430<br />
Telefax +49 (0) 201 183 - 3537<br />
E-Mail: Rudolf.Juchelka@uni-due.de<br />
Internet: http://www.uni-due.de/wigeo/<br />
LEITUNG:<br />
Univ.-Prof. Dr. Rudolf Juchelka<br />
Der Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie, insbes. Verkehr und Logistik im Institut für<br />
Geographie der Universität Duisburg-Essen widmet sich in Forschung und Lehre den<br />
Strukturen, Funktionen und Verfl echtungen von Wirtschaftsräumen und -standorten von<br />
der lokalen über <strong>die</strong> regionale bis zur globalen Maßstabsebene.<br />
Dabei verfolgt der Lehrstuhl – im Sinne einer Angewandten Geographie – eine<br />
planungsorientierte Strategie an der Schnittstelle von Forschung und <strong>Wissenschaft</strong> zur<br />
<strong>Praxis</strong> in Wirtschaft, Politik und Verwaltung.<br />
Die Forschungs- und Lehreinheit bildet eine der Kernprofessuren im interdisziplinären<br />
„Zentrum für Logistik und Verkehr” der Universität und stärkt den Profi lschwerpunkt<br />
„Urbane Systeme“.<br />
FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE:<br />
• Wirtschaftsgeographie • Geographie der Dienstleistungen<br />
• Verkehrsgeographie<br />
• Geographische Handelsforschung<br />
• Angewandte Geographie • Geographische Immobilienforschung<br />
• Stadtgeographie<br />
• Grenzraumforschung<br />
• Regionale Schwerpunkte: Deutschland, insbesondere Nordrhein-Westfalen,<br />
BeNeLux-Staaten, Alpenländer (Österreich, Schweiz), MOE-Staaten, USA, Vereinigte<br />
Arabische Emirate<br />
AUSGEWÄHLTE VERÖFFENTLICHUNGEN:<br />
• Juchelka, R. u. F. Schulte-Derne (2011): Verkehrs- und Logistikstandorte im östlichen<br />
Ruhrgebiet. – In. Mitteilungen der Essener Gesellschaft für Geographie und Geologie,<br />
Bd. 1, Essen, S. 97-110<br />
• Juchelka, R. u. A. Gerads (2008): Verkehrsvermeidung und -verknüpfung an „Endof-Runway-Logistik“-Standorten.<br />
Identifi zierung und Evaluierung von Vernetzungspotenzialen<br />
an Logistikstandorten fl ughafengebundener und -orientierter Verkehre.<br />
– In: Mager, T. u. J. Klühspies (Hrsg.): Verkehr in der Forschung, Köln, S. 53-66<br />
• Juchelka, R. (2008): USA – Entwicklung der Automobilindustrie; Deutschland:<br />
Luftverkehr – In: Diercke-Weltatlas, Braunschweig, S. 201 u. 62<br />
• Juchelka, R. (2006): Standort Innenstadt – Mehrwert durch Umgestaltung. (= Geographie<br />
in der <strong>Praxis</strong> 1) Bochum<br />
• Juchelka, R. (2005): Restructuring of Railway Stations: New Impacts on Metropolitan<br />
Development. – In: Feldhoff, T., W. Flüchter u. U. Hohn (eds): Shaping the Future of<br />
Metropolitan Regions in Japan and Germany. Governance, Institutions and Place in<br />
New Context. Duisburg: University Duisburg-Essen, S. 103-116. (= Proceedings of<br />
the Japanese-German Geographical Conference Nr. 1)<br />
• Juchelka, R. (2005): Flugdestinationen im Globalisierungsprozess – das Beispiel<br />
Ost- und Südostasiens. – In: Wirtschaftsgeographische Stu<strong>die</strong>n, Bd. 30/31, Wien,<br />
S. 85-110<br />
14 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
AUS DER FORSCHUNG<br />
Newsticker<br />
Das Center for Financial Stu<strong>die</strong>s (CFS), Frankfurt/M.,<br />
• betreibt unabhängige und international ausgerichtete Forschung<br />
über Finanzmärkte, Finanzintermediäre und monetäre Ökonomie,<br />
• fördert den Dialog zwischen <strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong>,<br />
• bietet hochgradige Qualifizierung und Weiterbildung.<br />
Über <strong>die</strong> vom CFS regelmäßig veranstalteten internationalen Konferenzen<br />
und Kolloquien, wissenschaftlichen Foren, Fachvorträge und Seminare<br />
informiert <strong>die</strong> Homepage www.ifk-cfs.de.<br />
Am 10. Mai 2012 findet auf Einladung des Deutschen Derivate Verbandes<br />
in Berlin das 34. Symposium des Instituts für bankhistorische<br />
Forschung e.V. (IBF) statt. Die Tagung befasst sich mit dem Thema<br />
„Derivate und Finanzsystemstabilität – Erfahrungen aus drei Jahrhunderten“.<br />
www.ibf-frankfurt.de<br />
Die 39. Jahrestagung der European Finance Association (EFA) wird<br />
vom 15. bis 18. August 2012 in Kopenhagen stattfinden.<br />
Die 35. Öffentliche Vortragsveranstaltung der Gesellschaft für<br />
Unternehmensgeschichte e. V. (GUG) am 15. März 2012 in München<br />
widmet sich dem Thema „20 Jahre nach Maastricht: Die europäische<br />
Krise und der Strukturwandel der Weltwirtschaft“. Nähere Informationen:<br />
www.unternehmensgeschichte.de<br />
Die 19. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Finanzwirtschaft<br />
e. V. (DGF) ist für den 5./6. Oktober 2012 in Hannover geplant.<br />
Alltags- und Lebensökonomie:<br />
ein innovativer Einstieg in eine bessere<br />
ökonomische Grundbildung<br />
Michael-Burkhard Piorkowsky: Alltags- und Lebensökonomie. Erweiterte<br />
mikroökonomische Grundlagen für finanzwirtschaftliche und<br />
sozioökonomisch-ökologische Basiskompetenzen, Bonn University<br />
Press bei V&R unipress, 1. Auflage, Göttingen 2011, 285 Seiten,<br />
34,90 € (D), ISBN 978-3-86234-855-8.<br />
und Gesellschaft maßgeblich gestaltet werden. Folgerichtig sollte<br />
auch <strong>die</strong> Wirtschaftslehre ihren Ausgangspunkt im Haushalt nehmen.<br />
Das Buch liefert damit <strong>die</strong> Grundlage für eine Neuorientierung in der<br />
ökonomischen Bildung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.<br />
Viele Stu<strong>die</strong>n belegen, dass das ökonomische Wissen und Können in<br />
der Bevölkerung unzureichend ist, sogar bei Jugendlichen, <strong>die</strong> in<br />
Wirtschaftskunde unterrichtet worden sind. Die real existierende, ökonomisch<br />
bestimmte Lebenswelt wird in <strong>die</strong>sem Band als Alltags- und<br />
Lebensökonomie bezeichnet. Die Menschen in ihren primären Kontexten<br />
von Haushalt und Familie werden als Akteure und Ressourcen<br />
bei der Gestaltung ihrer Lebenslage gesehen. Dies gilt besonders für<br />
freiheitlich verfasste Marktgesellschaften. Die herkömmliche ökonomische<br />
Bildung nimmt <strong>die</strong>s mit ihrer Orientierung an der volkswirtschaftlichen<br />
Standardlehre nicht angemessen wahr. Prof. Dr.<br />
Michael-Burkhard Piorkowsky stellt in seinem Buch <strong>die</strong> erweiterten<br />
mikroökonomischen Grundlagen, <strong>die</strong> empirische Fun<strong>die</strong>rung und<br />
ausformulierte Bildungskonzepte umfassend dar. Die Erweiterungen<br />
stammen aus der Haushalts- und Familienökonomik, der Institutionenökonomik,<br />
der Verbändeökonomik, der Evolutorischen Ökonomik,<br />
der Verhaltensökonomik, der Umweltökonomik und der Ökologischen<br />
Ökonomik. Die theoretischen Grundlagen hat der Autor in einem Forschungsprojekt<br />
erarbeitet, das von der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V. gefördert wurde. Piorkowsky legt überzeugend<br />
dar, dass Wirtschaften faktisch in den privaten Haushalten<br />
beginnt und in der Aggregation der vielen individuellen Entscheidungen<br />
und Handlungen <strong>die</strong> Meso- und Makrostrukturen von Wirtschaft<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 15
FORSCHUNGSZENTRUM FÜR SPARKASSENENTWICKLUNG E.V.<br />
4. Magdeburger Finanzmarktdialog am 9. Juni 2011<br />
Risikomanagement –<br />
Herausforderung oder Schicksal?<br />
Basel III und <strong>die</strong> Konsequenzen<br />
Das Forschungszentrum für <strong>Sparkassen</strong>entwicklung<br />
e. V. (FZSE) der Ottovon-Guericke-Universität<br />
Magdeburg lud<br />
am 9. Juni 2011 nunmehr zum vierten<br />
Mal zum „Magdeburger Finanzmarktdialog“.<br />
Unter dem Thema „Risikomanagement<br />
– Herausforderung oder Schicksal?“<br />
trafen sich <strong>Wissenschaft</strong>ler, Praktiker und<br />
Verbändevertreter, um über <strong>die</strong> Konsequenzen<br />
der unter „Basel III“ subsumierten<br />
Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften<br />
für <strong>die</strong> deutschen Kreditinstitute<br />
zu debattieren.<br />
Zur Eröffnung des Symposiums skizzierte der<br />
Geschäftsführende Direktor des FZSE, Prof. Dr.<br />
Horst Gischer, <strong>die</strong> Ziele der jährlich stattfindenden<br />
Veranstaltung und regte <strong>die</strong> Teilnehmer<br />
zu einem intensiven Gedankenaustausch<br />
an.<br />
Als erster Referent des Tages beschäftigte<br />
sich Prof. Dr. Peter Reichling, Otto-von-Guericke-Universität<br />
und FZSE, mit der Frage „Was<br />
können Risikomesssysteme eigentlich leisten?“.<br />
Dazu stellte Reichling zunächst einige<br />
gängige Risikomaße vor, um im Anschluss den<br />
kausalen Zusammenhang zwischen dem Verschuldungsgrad<br />
und der Volatilität der Eigenkapitalrendite<br />
zu betonen. Ein höherer Verschuldungsgrad,<br />
respektive eine geringere<br />
Eigenkapitalbasis, ermögliche den Kreditinstituten<br />
zwar ein höheres Gewinnpotenzial,<br />
gleichzeitig steige jedoch auch das Insolvenzrisiko.<br />
Anhand <strong>die</strong>ser Erkenntnis illustrierte<br />
der Referent beispielhaft den primären Nutzen<br />
von Risikomesssystemen: Jedes der genannten<br />
Verfahren sei in der Lage, <strong>die</strong> Höhe des<br />
Risikos zu bestimmen. Eine Bewertung der Allokation<br />
oder gar <strong>die</strong> Empfehlung einer Anlagestrategie<br />
muss hingegen weiterhin subjektiv<br />
erfolgen. Die vermeintliche Untauglichkeit<br />
der Risikomaße in der Finanzkrise sei somit<br />
weniger auf <strong>die</strong> Wirtschaftswissenschaft, sondern<br />
vielmehr auf deren Anwender zurückzuführen.<br />
Mit der Schätzung des Loss Given Default<br />
(LGD) schließt sich eine weitere Herausforde-<br />
Referenten und Veranstalter des 4. Magdeburger Finanzmarktdialogs (v.l.):<br />
Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels (Universität Köln), Prof. Dr. Horst Gischer (FZSE),<br />
Prof. Dr. Peter Reichling (FZSE), Dr. Hinrich Holm (NORD/LB), Prof. Dr. Thomas Spengler (FZSE),<br />
Werner Ehlers (Deutsche Bundesbank Hannover) und Prof. Dr. Ulrich Burgard (FZSE).<br />
rung der Risikoanalyse logisch an. Kommt es<br />
zum Ausfall eines Schuldners, gilt es zu ermitteln,<br />
welcher Anteil der zugrunde liegenden<br />
Forderung wahrscheinlich verloren ist. Prof. Dr.<br />
Thomas Hartmann-Wendels von der Universität<br />
zu Köln präsentierte dazu <strong>die</strong> Ergebnisse<br />
einer zusammen mit Hans-Christian Elbracht<br />
erhobenen Stu<strong>die</strong> im Leasingsektor. Zielsetzung<br />
der Autoren war dabei weniger <strong>die</strong> Messung<br />
der Verlustquote zum Ausfallzeitpunkt<br />
als vielmehr <strong>die</strong> Schätzung des LGD bei Vertragsbeginn.<br />
Da zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses<br />
nur ein Teil der dafür relevanten<br />
Variablen verfügbar ist, prüfen Hartmann-<br />
Wendels und Elbracht zum einen bereits bei<br />
Vertragsbeginn bekannte Faktoren und zum<br />
anderen alle zum Ausfallzeitpunkt erhältlichen<br />
Daten auf ihren Informationsgehalt in Bezug<br />
auf <strong>die</strong> (später) realisierte Verlustquote. Der<br />
anschließende Vergleich identifizierte <strong>die</strong>jenigen<br />
Variablen, mit denen sich schon bei Vertragsschluss<br />
verlässliche Verlustquoten kalkulieren<br />
lassen.<br />
Zu Beginn des zweiten Teils des Symposiums<br />
widmete sich Dr. Hinrich Holm, Vorstandsmitglied<br />
der NORD/LB, der Rolle des Risikomanagements<br />
für <strong>die</strong> Gesamtbanksteuerung<br />
– am Beispiel des eigenen Hauses. Ausgehend<br />
vom vielschichtigen, sich wandelnden Geschäftsmodell<br />
sowie den korrespon<strong>die</strong>renden<br />
Berichts- und Publikationspflichten betonte<br />
Holm, dass <strong>die</strong> Risikomessung keine eindimensionale<br />
Problematik darstelle. Vielmehr<br />
liege der Gesamtbanksteuerung ein Zielbündel<br />
zugrunde, welches <strong>die</strong> Erfassung eines<br />
Spektrums an risikoadjustierten Performancemaßen<br />
nötig mache, <strong>die</strong> weit über <strong>die</strong> aufsichtsrechtlichen<br />
Berichtspflichten hinausgehen.<br />
Dabei bilde der Ansatz des „Credit Pricing<br />
Calculator (CPC)“, über <strong>die</strong> Verknüpfung einzelner<br />
Risikokomponenten einerseits und regulatorischer<br />
Rahmenbedingungen andererseits,<br />
<strong>die</strong> methodische Grundlage zur Ermittlung der<br />
Produktpreise im Intermediationsgeschäft der<br />
Landesbank. Holm warnte jedoch vor einer unreflektierten<br />
Modellgläubigkeit und mahnte<br />
16 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
FORSCHUNGSZENTRUM FÜR SPARKASSENENTWICKLUNG E.V.<br />
zugleich <strong>die</strong> vonseiten der Regulierungsbehörden<br />
avisierte Vereinheitlichung der Risikomessung<br />
an. Wird den individuellen Geschäftsmodellen<br />
der Banken unzureichend Rechnung<br />
getragen, sei eine Über- bzw. Unterzeichung<br />
des tatsächlichen Risikogehalts <strong>die</strong> zwingende<br />
Folge.<br />
Ähnlich wie Holm kritisierte auch Werner<br />
Ehlers, dass Anlageentscheidungen allzu oft<br />
allein anhand hochkomplexer Risikomodelle<br />
getroffen werden; das tiefere Verständnis für<br />
<strong>die</strong> betriebenen Geschäftsaktivitäten jedoch<br />
(unverändert) fehle. Der Präsident der Hauptverwaltung<br />
der Deutschen Bundesbank in<br />
Hannover thematisierte <strong>die</strong> Konsequenzen<br />
der Finanzmarktkrise für das (zukünftige) Risikoverhalten<br />
heimischer Kreditinstitute aus<br />
Perspektive der Bankenaufsicht. Den Schwerpunkt<br />
des aktuellen Risikopotenzials deutscher<br />
Banken sieht Ehlers in der anhaltend<br />
betriebenen Fristentransformation. Die traditionell<br />
bedeutende Rolle des Zinsüberschusses<br />
für viele Institutsgruppen – insbesondere<br />
<strong>die</strong> Verbundinstitute –, <strong>die</strong> nahezu unbegrenzte<br />
Liquiditätsversorgung im Zuge des Mengentender-Verfahrens<br />
und nicht zuletzt <strong>die</strong><br />
gegenwärtige Zinskonstellation seien der optimale<br />
Nährboden für ein erhöhtes, potenziell<br />
existenzgefährdendes Zinsänderungsrisiko.<br />
Darüber hinaus ließen <strong>die</strong> anstehenden EU-<br />
Restrukturierungsauflagen, der zunehmende<br />
Wettbewerbsdruck durch Direkt- und Auslandsbanken<br />
sowie <strong>die</strong> aktuellen Länderrisiken<br />
in der Euro-Peripherie, gerade bei bonitätsschwachen<br />
Kreditinstituten, eine erhöhte Inkaufnahme<br />
von Kreditrisiken erwarten.<br />
Abgerundet wurde <strong>die</strong> Veranstaltung durch<br />
eine Podiumsdiskussion, an der neben dem<br />
Kreis der Referenten auch Jens Eckhardt, Vorstandsmitglied<br />
der Stadtsparkasse Magdeburg,<br />
teilnahm. In einem angeregten Diskurs<br />
wurden übereinstimmend <strong>die</strong> anstehenden<br />
regulatorischen Neuerungen als größte Herausforderung<br />
für das deutsche Bankenwesen,<br />
insbesondere für <strong>die</strong> öffentlich-rechtlichen<br />
Kreditinstitute, identifiziert. Ferner bestand<br />
darin Konsens, dass eine Umsetzung der Basel-III-Regelungen<br />
nur in Form einer Richtlinie,<br />
nicht aber wie von der EU-Kommission angestrebt<br />
durch eine Verordnung erfolgen sollte,<br />
da ansonsten jeglicher nationaler Spielraum<br />
verloren ginge.<br />
In einer kurzen Zusammenfassung hob<br />
Horst Gischer hervor, dass der angestrebte<br />
Zweck des Magdeburger Finanzmarktdialogs<br />
– weiterführende Einsichten in das gegenwärtige<br />
Risikomanagement zu gewinnen, aber<br />
ebenso Verbesserungspotenziale aufzuzeigen<br />
– voll und ganz erfüllt wurde. Inspiriert durch<br />
<strong>die</strong> Podiumsdiskussion schloss Gischer mit einem<br />
Zitat von Aristoteles: „Gerechtigkeit ist<br />
auch, Gleiches gleich zu behandeln und Ungleiches<br />
ungleich!“<br />
Patrick Brämer/Toni Richter<br />
Laufende Forschungsprojekte unter Federführung bzw. Mitarbeit von Direktoren<br />
des Forschungszentrums für <strong>Sparkassen</strong>entwicklung e.V. (FZSE):<br />
• Identifi kation und Quantifi zierung des systemischen Risikos auf Finanzmärkten<br />
• Zusammenschluss „Deutsche Börse AG und New York Stock Exchange“<br />
• Aufgaben und Bedeutung des Verwaltungsrates für öffentlich-rechtliche<br />
Kreditinstitute<br />
• Eigenschaften und Charakteristika internationaler Bankenmärkte<br />
Im Jahr 2011 haben persönliche Mitglieder des FSZE an zahlreichen nationalen<br />
und internationalen Fachkonferenzen, Tagungen und Veranstaltungen zu folgenden<br />
Themenbereichen teilgenommen:<br />
• Private und betriebliche Altersvorsorge<br />
• Herausforderungen des demografi schen Wandels<br />
• Aktuelle Probleme der Finanzmarktregulierung<br />
• Bankenwettbewerb und Wirksamkeit der Geldpolitik<br />
• Staatsschulden-, Euro- und Bankenkrise<br />
• Rolle der Europäischen Zentralbank in der Finanzkrise<br />
KONTAKT:<br />
Prof. Dr. Horst Gischer<br />
Forschungszentrum für<br />
<strong>Sparkassen</strong>entwicklung e. V.<br />
Otto-von-Guericke-Universität<br />
Postfach 4120<br />
39016 Magdeburg<br />
Tel. 0391 / 6718393<br />
Fax 0391/ 6711199<br />
Email gischer@ovgu.de<br />
URL www.fzse.de<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 17
UNTERNEHMENSGESCHICHTE<br />
AUTOR<br />
Benjamin Obermüller M.A. ist Historiker<br />
und betreut das Historische Archiv<br />
der Provinzial Rheinland Versicherung<br />
in Düsseldorf.<br />
Jubiläumsausstellung der<br />
Provinzial Rheinland Versicherung<br />
Am 5. Januar 2011 feierte <strong>die</strong> Provinzial<br />
Rheinland Versicherung in Düsseldorf,<br />
eines der größten Versicherungsunternehmen<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>,<br />
ihr 175-jähriges Jubiläum. Aus<br />
<strong>die</strong>sem Anlass wurde eine große Ausstellung<br />
zur Unternehmensgeschichte konzipiert,<br />
<strong>die</strong> nicht nur in der Hauptverwaltung<br />
in Düsseldorf gezeigt wurde,<br />
sondern, als Wanderausstellung konzipiert,<br />
auch bei verschiedenen <strong>Sparkassen</strong><br />
im Geschäftsgebiet der Provinzial Station<br />
machte.<br />
Nachdem das Jubiläumsjahr am 5. Januar<br />
2011 mit einem offiziellen Festakt eingeläutet<br />
wurde, bekamen zunächst <strong>die</strong> Innen<strong>die</strong>nstmitarbeiter<br />
der Provinzial <strong>die</strong> Möglichkeit, sich<br />
durch 175 Jahre Provinzial-Unternehmensgeschichte<br />
führen zu lassen und viel Neues über<br />
ihr eigenes Unternehmen zu erfahren. In neun<br />
Zeitabschnitten, angefangen bei den Wurzeln<br />
der Provinzial im frühen 18. Jahrhundert, über<br />
<strong>die</strong> Gründung als „Rheinische Provinzial Feuersozietät<br />
1836“ bis zum Erreichen der Klimaneutralität<br />
2010 präsentierte <strong>die</strong> Ausstellung<br />
alle wichtigen Ereignisse aus 175 Jahren<br />
Provinzial.<br />
Dazu zählte vor allem <strong>die</strong> Anbindung an <strong>die</strong><br />
<strong>Sparkassen</strong>. Bereits 1908 gab es eine erste Zusammenarbeit,<br />
<strong>die</strong> sich im Laufe der Jahrzehnte<br />
weiter verfestigte und in <strong>die</strong> Zugehörigkeit<br />
zur <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> seit 1997 mündete.<br />
Seitdem ist <strong>die</strong> Provinzial <strong>die</strong> „Versicherung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>“.<br />
… gab einen umfassenden Einblick in 175 Jahre Unternehmensgeschichte.<br />
Die Jubiläumsausstellung der Provinzial Rheinland Versicherung …<br />
Aber auch den dunklen Kapiteln der Unternehmensgeschichte<br />
im Dritten Reich wurde<br />
genug Raum gegeben. Als Staatsunternehmen<br />
war <strong>die</strong> Provinzial Feuer- und Lebensversicherungsanstalt<br />
eng mit dem Nationalsozialismus<br />
verbunden.<br />
Neben den „harten Fakten“ thematisiert<br />
<strong>die</strong> Ausstellung aber auch zahlreiche Kuriosa,<br />
<strong>die</strong> sich in 175 Jahren Unternehmensgeschichte<br />
ereignet haben, so zum Beispiel <strong>die</strong> zum<br />
150-jährigen Jubiläum 1986 eigens gezüchtete<br />
Dahlien-Art „Provinzial Feuer“ oder <strong>die</strong> Vermarktung<br />
eines eigenen Comics („Provi-Stars“)<br />
für <strong>die</strong> Zielgruppe Kinder und Jugendliche.<br />
Zusätzlich zur Chronologie konnten <strong>die</strong> Besucher<br />
in drei Sonderthemen – Geschichte der<br />
Werbung, Entwicklung des Außen<strong>die</strong>nstes und<br />
Historische Großschäden – vertieft in <strong>die</strong> Provinzial-Geschichte<br />
einsteigen. Durch zahlreiches<br />
Bildmaterial wurden <strong>die</strong> leicht zu lesenden<br />
Texte aufgelockert und darüber hinaus<br />
durch zahlreiche audiovisuelle Elemente ergänzt.<br />
Abgerundet durch ausgewählte Exponate<br />
aus 175 Jahren Unternehmensgeschichte,<br />
bekamen interessierte Besucher einen<br />
guten Überblick über Werden und Wachsen<br />
der Provinzial von gestern bis heute.<br />
18 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
INSTITUT FÜR KREDITRECHT MAINZ<br />
Seminartermine im Wintersemester 2011<br />
Veranstaltungsort:<br />
Veranstaltungszeit:<br />
Räume des Instituts, Wallstraße 11, 55122 Mainz<br />
Mittwoch, 19.00 Uhr<br />
16.11.2011<br />
Das „Telekom III Urteil des BGH” – Folgen für<br />
<strong>die</strong> Transaktionspraxis<br />
Dr. Lutz Krämer, Rechtsanwalt, Partner, White<br />
& Case, Frankfurt a. M.<br />
23.11.2011<br />
Rechtsprobleme des Rettungsschirms<br />
Prof. Dr. Hanno Kube, LL.M., Johannes Gutenberg-Universität,<br />
Mainz<br />
30.11.2011<br />
Neuordnung des Investmentrechts<br />
Dr. Edgar Wallach, Rechtsanwalt, Partner, HengelerMueller,<br />
Frankfurt a. M.<br />
14.12.2011<br />
Das Pfändungsschutzkonto und der Anspruch<br />
auf Einrichtung eines Girokontos<br />
Prof. Dr. Georg Bitter, Universität Mannheim<br />
11.01.2012<br />
Vergessene Ursachen der Banken- und<br />
Finanzkrise<br />
Prof. Dr. Franz-Christoph Zeitler, Staatssekretär<br />
a. D., Vizepräsident der Deutschen Bundesbank<br />
i. R., München<br />
18.01.2012<br />
Zuwendungen auf dem Prüfstand<br />
Dr. Olaf Langner, Chefsyndikus, Deutscher<br />
<strong>Sparkassen</strong>- und Giroverband e. V., Berlin<br />
25.01.2012<br />
Regulierungswelle im Bankensektor: Was<br />
kommt auf <strong>die</strong> Institute und ihre Kunden<br />
zu?<br />
Dr. Hans Reckers, Hauptgeschäftsführer, Bundesverband<br />
Öffentlicher Banken Deutschlands<br />
e. V., Berlin<br />
01.02.2012<br />
Unternehmenssanierung nach dem ESUG<br />
Peter Hoegen, Rechtsanwalt, Partner, Allen &<br />
Overy LLP, Frankfurt a. M.<br />
08.02.2012<br />
Leerverkaufsregulierung – deutsche Verbote<br />
und Transparenzpflichten sowie bevorstehende<br />
europäische Regelungen<br />
Verena Ludewig, Leitung Leerverkaufsüberwachung,<br />
Bundesanstalt für Finanz<strong>die</strong>nstleistungsaufsicht<br />
(BaFin), Frankfurt a. M.<br />
Institut für deutsches und internationales<br />
Recht des Spar-, Giro- und<br />
Kreditwesens an der<br />
Johannes Gutenberg-Universität<br />
Wallstraße 11<br />
55122 Mainz<br />
Telefon: (06131) 3931-709<br />
Fax: (06131) 3931-718<br />
E-Mail: info@institut-kreditrecht.de<br />
Internet: www.institut-kreditrecht.de<br />
Direktoren: Prof. Dr. Peter 0. Mülbert<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. Uwe H.<br />
Schneider<br />
Assoziiert: Prof. Dr. Reinhard Welter<br />
<strong>Wissenschaft</strong>licher Mitarbeiter:<br />
Geschäftsführender Assistent<br />
Prof. Dr. Michael Nietsch<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 19
VERANSTALTUNGEN<br />
AUTOR<br />
Prof. Dr. Friedrich Thießen<br />
ist Inhaber der Professur für Finanzwirtschaft<br />
und Bankbetriebslehre an der<br />
Technischen Universität Chemnitz.<br />
Islamic Finance im deutschen<br />
Privatkundengeschäft<br />
Diskussion aktueller Entwicklungen und Probleme<br />
Der Workshop zum Thema „Islamic Finance<br />
im deutschen Privatkundengeschäft“,<br />
der am 27. Mai 2011 in Leipzig<br />
stattfand, wurde vom Lehrstuhl für Finanzwirtschaft<br />
der TU Chemnitz, dem Orientalischen<br />
Institut der Universität Leipzig<br />
und dem Centre for Area Stu<strong>die</strong>s der<br />
Universität Leipzig veranstaltet. Ziel des<br />
Workshops war es, aktuelle Entwicklungen<br />
und Probleme zu diskutieren.<br />
Frank Classen vom <strong>Sparkassen</strong>verband Westfalen-Lippe<br />
beleuchtete einige Entwicklungen<br />
im <strong>Sparkassen</strong>bereich. Er schilderte ausgewählte<br />
Ergebnisse einer Befragung von Kunden<br />
im Raum Westfalen-Lippe. Auffällig ist,<br />
dass trotz der nun bereits mehrjährigen Debatte<br />
um Islamic-Finance-Produkte in Deutschland<br />
viele der angesprochenen Kunden nach<br />
wie vor keine Vorstellung davon besitzen. Andere<br />
hingegen stellen dezi<strong>die</strong>rte Anforderungen<br />
an shariakonforme Produkte. In <strong>die</strong>sem<br />
Spannungsfeld, das also von einer Nichtinformiertheit<br />
bis hin zur Erwartung anspruchsvoller<br />
Lösungen reicht, werden sich <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong><br />
in den nächsten Jahren bewegen<br />
müssen.<br />
Sebastian Alexander von der Universität<br />
Leipzig ergänzte <strong>die</strong>se Ausführungen mit den<br />
Ergebnissen einer eigenen Umfrage. Seine<br />
Zahlen zeigten eine große Übereinstimmung<br />
mit den Ergebnissen der <strong>Sparkassen</strong>befragung.<br />
Er konnte eine Kundentypologisierung<br />
und -segmentierung vorstellen, <strong>die</strong> seine Forschergruppe<br />
aus den Daten entwickelt hat.<br />
Prof. Dr. Hans-Georg Ebert wies in seinem<br />
Vortrag auf <strong>die</strong> schwierige gesellschaftspolitische<br />
Lage in vielen muslimischen Staaten hin.<br />
Abgesehen von den öl- und gasproduzierenden<br />
Ländern hat sich <strong>die</strong> ökonomische Situation<br />
zumeist verschlechtert. Einbrüche beim<br />
Sozialprodukt, Inflation und steigende Haushaltsdefizite<br />
machen den Staaten zu schaffen<br />
und verunsichern <strong>die</strong> Bürger. Konsequenzen<br />
könnten sich daraus für <strong>die</strong> Geldwertstabilität<br />
ergeben und <strong>die</strong> Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten<br />
im westlichen Ausland fördern.<br />
Die Auswirkungen auf <strong>die</strong> Entwicklung des<br />
Bereiches Islamic Finance in Deutschland<br />
müssen auch in Abhängigkeit von der quantitativen<br />
Entwicklung muslimischer Bevölkerungsgruppen<br />
und den rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
(Steuerrecht, Aufsichtsrecht u. a.)<br />
analysiert werden. Die traditionellen Rechtsund<br />
Religionsgelehrten zertifizieren zwar einzelne<br />
Produkte, werden jedoch bei der konkreten<br />
Produktgestaltung kaum wirksam.<br />
International operierende Rechtsanwaltskanzleien,<br />
Produktdesigner und Beratungsfirmen<br />
dominieren den Markt. Durch Organisationen<br />
wie AAOIFI und IFSB kommt es zu einer Standardisierung<br />
von Produkten.<br />
Ilker Yavuz berichtete über seine Analysen<br />
shariakonformer Banken in der Türkei. Er hatte<br />
im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeit<br />
geschäftspolitische Verhaltensweisen der vier<br />
islamgerechten Banken der Türkei analysiert<br />
und eine Kundenzufriedenheitsanalyse vorgenommen.<br />
Da er parallel dazu eine identische<br />
Analyse bei konventionellen Banken durchgeführt<br />
hatte, konnte er <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Reaktionen der Kunden in beiden Bankengruppen<br />
auf geschäftspolitische Maßnahmen<br />
der Banken beleuchten. Der Marktanteil shariakonformer<br />
Banken liegt in der Türkei bei 5%<br />
mit wachsender Tendenz. Die Konditionen der<br />
angebotenen Produkte sind bei beiden Bankengruppen<br />
praktisch identisch. Auffällig ist,<br />
dass Kunden shariakonformer Banken mit den<br />
Konditionen, aber auch mit vielen weiteren geschäftspolitischen<br />
Maßnahmen ihrer Banken<br />
deutlich zufriedener sind als <strong>die</strong> Kunden der<br />
konventionellen Banken.<br />
Taoufik Bouhmidi stellte eine in Deutschland<br />
operierende bankenunabhängige Vertriebsgruppe<br />
vor, <strong>die</strong> shariakonforme Finanzprodukte<br />
an muslimische Kunden vertreibt.<br />
Mangels verfügbarer Kredit- und Einlageprodukte<br />
beschränkt sich das Angebot derzeit vor<br />
allem auf investmentbezogene Produktarten.<br />
Der Autor konnte berichten, dass den Kunden<br />
<strong>die</strong> wirkliche Shariakonformität der Produkte<br />
wichtig sei und für <strong>die</strong> Gruppe daher der Aus-<br />
wahl- und Selektionsprozess solcher Produkte<br />
hohe Bedeutung habe. Da <strong>die</strong> Gruppe keine<br />
eigenen Produkte herstellen kann, rief er <strong>die</strong><br />
Produzenten (Banken) dazu auf, hochwertige<br />
shariakonforme Produkte, insbesondere Baufinanzierung<br />
und Einlagen, anzubieten. Kompromissprodukten,<br />
<strong>die</strong> ökonomische Effizienz<br />
vor religiöse Wahrhaftigkeit stellen, stand er<br />
ablehnend gegenüber.<br />
Ganz in <strong>die</strong>sem Sinne thematisierte Martin<br />
Heckel <strong>die</strong> Frage, ob <strong>die</strong> Konstruktion shariakonformer<br />
Produkte in den letzten Jahren international<br />
nicht einen falschen Weg genommen<br />
habe. Die derzeit in vielen Ländern<br />
angebotenen Produkte hätten oftmals nur<br />
dem Namen nach etwas mit ihren Vorbildern<br />
aus der Geschichte zu tun. Er regte an, in <strong>die</strong><br />
Rechtshandbücher der muslimischen Juristen<br />
aus dem 10. bis 12. Jahrhundert AD zu schauen<br />
und sich dort <strong>die</strong> Anregungen für <strong>die</strong> Ausgestaltung<br />
von Finanzprodukten im Detail zu<br />
holen. Ansonsten könnte nicht ausgeschlossen<br />
werden, dass Irreführung vorliegt (wenn<br />
nicht rechtlich, so zumindest in einem faktischen<br />
Sinne), wenn ein Produkt z. B. als<br />
„Mudaraba“ angeboten würde, tatsächlich<br />
aber kaum mehr als einige wenige Elemente<br />
eines klassischen Mudaraba-Vertrages enthielte.<br />
Eine andere Position vertrat Prof. Dr. Friedrich<br />
Thießen. Seiner Meinung nach reflektieren<br />
<strong>die</strong> Details der Tafsire der klassischen shariakonformen<br />
Produkte <strong>die</strong> Rechtsauslegung früherer<br />
Zeiten als Reflexion damaliger gesellschaftspolitischer<br />
und ökonomischer Verhältnisse.<br />
Eine Anpassung an <strong>die</strong> modernen<br />
Gegebenheiten sei unabdingbar. Demgemäß<br />
kann es vernünftig sein, Finanzprodukte, soweit<br />
es geht und es <strong>die</strong> Religionsgelehrten zulassen,<br />
an <strong>die</strong> modernen Verhältnisse anzupassen.<br />
Für das Privatkundengeschäft in<br />
Deutschland macht sich besonders der Mangel<br />
an Kreditprodukten bemerkbar. Dieser<br />
hemmt über den Bilanzzusammenhang letztlich<br />
auch das Einlagengeschäft. Die Übertragung<br />
klassischer muslimischer Kreditkon-<br />
20 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
VERANSTALTUNGEN<br />
struktionen in deutsches Recht ist mit<br />
aufsichts-, zivil- und steuerrechtlichen Problemen<br />
behaftet. Besonders <strong>die</strong> zivilrechtliche<br />
Seite birgt noch große ungelöste Fragen. Viele<br />
<strong>die</strong>ser Fragen werden sich erst in einem iterativen<br />
Lernprozess klären lassen. Gesucht wird<br />
daher ein Vorreiter des Kreditgeschäftes, der<br />
bereit ist, <strong>die</strong> ersten Lernschritte zu unternehmen.<br />
<strong>Wissenschaft</strong>licher Workshop zur Banken- und <strong>Sparkassen</strong>geschichte in Aachen<br />
Zurück in <strong>die</strong> Zukunft?<br />
Der Vertrieb bei <strong>Sparkassen</strong> und Banken<br />
im historischen Wandel<br />
Mehr als 50 <strong>Wissenschaft</strong>ler und Bankpraktiker<br />
folgten am 15./16. September<br />
2011 der Einladung der Sparkasse Aachen<br />
und der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V., um über<br />
den „Vertrieb bei <strong>Sparkassen</strong> und Banken<br />
im historischen Wandel“ zu diskutieren.<br />
Gibt es ein „Zurück in <strong>die</strong> Zukunft?“. So<br />
lautete <strong>die</strong> Leitfrage, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Tagungsleiter<br />
Prof. Dr. Paul Thomes (RWTH Aachen) und<br />
Prof. Dr. Christian Dirninger (Universität<br />
Salzburg) formuliert hatten.<br />
Im Anschluss an <strong>die</strong> Grußworte von Hubert<br />
Herpers (Vorsitzender des Vorstandes der<br />
Sparkasse Aachen) und Klaus Krummrich (Geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
e.V.) sowie <strong>die</strong> Einführung<br />
durch <strong>die</strong> beiden Tagungsleiter machte<br />
Wilfried Nellessen <strong>die</strong> Teilnehmer mit aktuellen<br />
Entwicklungen im medialen Vertrieb bekannt.<br />
Das stellvertretende Vorstandsmitglied<br />
der Sparkasse Aachen zeigte auf, dass <strong>die</strong> Kunden<br />
im Internet umfassende Service-, Leistungs-<br />
und Dialogangebote erwarten. Deshalb<br />
haben sich <strong>die</strong> Internetauftritte der Kreditinstitute<br />
vom reinen Informationsmedium zur virtuellen<br />
Geschäftsstelle gewandelt. Die Entwicklung<br />
zum Web 2.0 oder Social Web stellt<br />
auch <strong>die</strong> Sparkasse Aachen vor neue Herausforderungen.<br />
Ihre seit 2010 bestehenden Social-Web-Angebote<br />
<strong>die</strong>nen vor allem der Kundenbindung,<br />
dem Reputationsmanagement,<br />
der Marktforschung und der Personalgewinnung.<br />
Der Produktvertrieb hat bislang noch<br />
keine Priorität.<br />
Wie man <strong>die</strong> neuen sozialen Me<strong>die</strong>n erfolgreich<br />
nutzen kann, demonstrierte Nellessen<br />
Blick in das Auditorium<br />
am Beispiel einer Spendenaktion der Sparkasse<br />
für gemeinnützige Vereine. Interessierte<br />
Vereine konnten mit eigenen Videos auf You-<br />
Tube für ihre Projekte werben. Die You-Tube-<br />
Benutzer wählten online das beste Video und<br />
entschieden gleichzeitig über <strong>die</strong> Vergabe der<br />
Spenden für <strong>die</strong> Vereinsprojekte.<br />
Dr. Thorsten Wehber (<strong>Sparkassen</strong>historisches<br />
Dokumentationszentrum des DSGV,<br />
Bonn) führte <strong>die</strong> Teilnehmer zurück zu den Anfängen<br />
des Vertriebs. Er zeigte auf, dass <strong>die</strong><br />
<strong>Sparkassen</strong> vor rund 200 Jahren als innovative<br />
„Nischenanbieter“ mit gesellschaftspolitischem<br />
Auftrag entstanden. Sie boten auch der<br />
ärmeren Bevölkerung Zugang zu Spar- und<br />
Kreditprodukten. Die Verwaltung und <strong>die</strong> Vertriebsstrukturen<br />
der Sparkasse waren anfangs<br />
sehr einfach organisiert. Erst mit dem Durchbruch<br />
der Industrialisierung Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts begannen <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>, ein<br />
Filialnetz aufzubauen Es stützte sich lange Zeit<br />
auf nebenamtlich verwaltete Agenturen. Nach<br />
1900 setzte <strong>die</strong> „bankmäßige“ Entwicklung der<br />
<strong>Sparkassen</strong> ein (Aufnahme des bargeldlosen<br />
Zahlungsverkehrs und des Wertpapiergeschäfts).<br />
Begleitet wurde sie von einer Professionalisierung<br />
des Personals und einer Verdichtung<br />
des Filialnetzes. Mit hauptamt lichen,<br />
für das Bankgeschäft ausgebildeten Mitarbeitern<br />
besetzte Zweigstellen begannen <strong>die</strong><br />
Agenturen abzulösen.<br />
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war in<br />
Westdeutschland gekennzeichnet durch einen<br />
raschen wirtschaftlichen Aufschwung und eine<br />
Steigerung des gesellschaftlichen Wohlstands,<br />
an der auch <strong>die</strong> Arbeitnehmer teilhatten. Wie<br />
sich unter <strong>die</strong>sen Umständen das Sparverhalten<br />
und <strong>die</strong> Kreditaufnahme der privaten<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 21
VERANSTALTUNGEN<br />
Privatkunden offeriert. Das<br />
Mengengeschäft nahm sie jedoch<br />
erst 1959 auf, indem sie<br />
Kleinkredite für jedermann<br />
anbot. Dies geschah gegen<br />
interne Widerstände. Geschäfte<br />
mit „Hinz und Kunz“<br />
schienen einigen Managern<br />
mit dem Selbstverständnis<br />
der Deutschen Bank unvereinbar.<br />
Seit den 1960er-Jahren<br />
wurde das Mengengeschäft<br />
ausgebaut. Es kam zu<br />
einer flächendeckenden Ausweitung<br />
des Filialnetzes, der<br />
Etablierung einer gezielten<br />
Verkaufsförderung und der<br />
Einführung technischer Innovationen<br />
im Kundenverkehr.<br />
Die 1999 erfolgte Ausgliederung<br />
des Retailgeschäfts in<br />
<strong>die</strong> „Deutsche Bank 24“ blieb<br />
Episode. Bereits 2002 wurde<br />
es unter <strong>die</strong> Dachmarke<br />
Hubert Herpers, Vorsitzender der Sparkasse Aachen<br />
„Deutsche Bank“ reintegriert.<br />
Haushalte veränderten, war Thema des Vortrags<br />
von Dr. Friederike Sattler (Bayerische Bank den „kleinen Mann“ erst spät als Kunden<br />
Während Großbanken wie <strong>die</strong> Deutsche<br />
Akademie der <strong>Wissenschaft</strong>en, München). Sie entdeckten, waren <strong>die</strong> Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
von Anfang an auf <strong>die</strong>se Klientel<br />
wies nach, dass <strong>die</strong> Bundesrepublik bis weit in<br />
<strong>die</strong> 1960er-Jahre eine „Spargesellschaft“ war. ausgerichtet. Allerdings standen <strong>die</strong> Kreditgenossenschaften<br />
nach 1945 vor großen Heraus-<br />
Der „Mut zum (auch kreditfinanzierten) Konsum“<br />
brach sich nur allmählich Bahn und hinkte<br />
den tatsächlich vorhandenen finanziellen<br />
Möglichkeiten nach. Zeitgenössische wirtschaftspsychologische<br />
Forschungen führten<br />
<strong>die</strong>s darauf zurück, dass <strong>die</strong> Einstellung zur<br />
Kreditaufnahme und zum Sparen stark von<br />
überkommenen Mentalitäten und Verhaltensmustern<br />
geprägt war. Erst aufgrund <strong>die</strong>ser<br />
Erkenntnisse realisierte <strong>die</strong> Kreditwirtschaft,<br />
dass es nicht nur auf <strong>die</strong> Spar- und Konsumfähigkeit,<br />
sondern auch <strong>die</strong> Spar- und Konsumwilligkeit<br />
der Kunden ankam. Es ging für Banken<br />
und <strong>Sparkassen</strong> künftig darum, besser<br />
gesichertes Wissen über <strong>die</strong> mit dem wachsenden<br />
Wohlstand größer werdende Variabilität<br />
des Spar- und Konsumverhaltens in Erfahrung<br />
zu bringen und ihre Produktpolitik<br />
entsprechend zu gestalten.<br />
Der Einstieg der Deutschen Bank ins Privatkundengeschäft<br />
fand zeitgleich mit dem Übergang<br />
in <strong>die</strong> Wohlstandsgesellschaft statt, wie<br />
Reinhard Frost (Historisches Institut der Deutschen<br />
Bank) anschließend darstellte. Zwar hatte<br />
<strong>die</strong> Bank schon seit ihrer Gründung Produkte<br />
und Dienstleistungen für gehobene Prof. Dr. Paul Thomes, RWTH Aachen<br />
forderungen, wie Dr. Peter Gleber (Stiftung<br />
Genossen schaftshistorisches Informationszentrum,<br />
Berlin) erläuterte. Insbesondere auf<br />
dem Lande waren sie Versorger eines bäuerlich-mittelständischen<br />
Milieus und besaßen<br />
oftmals eine Monopolstellung. Der wirtschaftliche<br />
und soziale Wandel sowie der erhöhte<br />
Konkurrenzdruck durch <strong>Sparkassen</strong> und private<br />
Banken erschütterten <strong>die</strong>se Position nachhaltig.<br />
Um ihre Krise zu überwinden und ihre<br />
Wettbewerbssituation zu verbessern, ergriffen<br />
<strong>die</strong> Genossenschaftsbanken ein Bündel von<br />
Maßnahmen. Dazu gehörten <strong>die</strong> verstärkte<br />
Hinwendung zu den Arbeitnehmern, professionellere<br />
Bankstellen, Fusionen zu größeren<br />
Einheiten, Entwicklung neuer Produkte und<br />
<strong>die</strong> Zentralisierung der Werbung. Die Gründung<br />
des BVR als gemeinsamer Dachverband<br />
der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Jahr<br />
1972 markierte gewissermaßen den Abschluss<br />
<strong>die</strong>ser Entwicklung vom „Milieuversorger zur<br />
Universalbank“.<br />
Am zweiten Tag des Workshops stand der<br />
Wandel des Vertriebs bei den <strong>Sparkassen</strong> nach<br />
1945 im Fokus. Christiane Katz und Philine<br />
Sander (RWTH Aachen) befassten sich mit der<br />
fahrbaren Zweigstelle als Vertriebsinstrument<br />
der <strong>Sparkassen</strong>. Von den 1960er- bis in <strong>die</strong><br />
1980er-Jahre setzten viele Institute solche<br />
„rollenden Bankschalter“ ein. Danach ging deren<br />
Zahl stark zurück. Dass <strong>die</strong> fahrbare Zweig-<br />
22 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
VERANSTALTUNGEN<br />
stelle im Zeichen des demografischen Wandels<br />
eine Renaissance erleben wird, hielten <strong>die</strong><br />
beiden Historikerinnen für unwahrscheinlich.<br />
Sie ist zwar ein flexibel einsetzbares Instrument,<br />
um <strong>die</strong> flächendeckende Versorgung im<br />
Geschäftsgebiet einer Sparkasse sicherzustellen.<br />
Dieser Stärke stehen aber hohe Anschaffungs-<br />
und Einsatzkosten gegenüber. Zudem<br />
lassen sich mit fahrbaren Zweigstellen nur begrenzt<br />
Beratungs<strong>die</strong>nstleistungen anbieten.<br />
Selbstbe<strong>die</strong>nung und mobile Berater scheinen<br />
deshalb bessere Alternativen zu sein.<br />
Die Interdependenzen zwischen Technik<br />
und Vertrieb erläuterte danach Prof. Dr. Paul<br />
Thomes. Er attestierte den <strong>Sparkassen</strong>, dass<br />
sie früh eine „Technikkultur“ entwickelt hätten,<br />
denn <strong>die</strong> Abwicklung des für sie typischen<br />
Massengeschäfts sei nur durch Einsatz von<br />
Technik zu bewältigen gewesen. Nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg führte <strong>die</strong> auf einem EDVtechnischen<br />
Entwicklungssprung (Lochkartentechnik)<br />
beruhende flächendeckende Ein f ührung<br />
der bargeldlosen Lohnzahlung <strong>die</strong><br />
Kundenbeziehungen qualitativ und quantitativ<br />
in neue Dimensionen. In den 1970er-Jahren<br />
begann <strong>die</strong> Automatisierung von einfachen<br />
zeitintensiven Geschäftsvorgängen in Form<br />
von Auszugsdruckern und Geldautomaten, <strong>die</strong><br />
in der Folge zum Electronic Banking führte.<br />
Thomes betonte, dass das Ziel, Personalkapazitäten<br />
für Beratung und Vertrieb freizustellen,<br />
stets ein zentrales Motiv für <strong>die</strong> Umsetzung<br />
technischer Innovationen war. Allerdings<br />
zwang und zwingt <strong>die</strong> Technisierung <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong><br />
auch zu einer permanenten Gratwanderung<br />
zwischen Kostenersparnis einerseits<br />
und dem Erhalt der Kundennähe andererseits.<br />
Dr. des. Rebecca Belvederesi-Kochs (Aachen)<br />
knüpfte inhaltlich an <strong>die</strong> Ausführung<br />
ihres Vorredners an. Sie stellte dar, wie <strong>die</strong><br />
<strong>Sparkassen</strong> parallel zur Automatisierung von<br />
Routinearbeiten in den 1970er-Jahren eine<br />
vertriebsorientierte Personalentwicklung einführten.<br />
Auslöser hierfür war nicht zuletzt <strong>die</strong><br />
verschärfte Konkurrenz im Mengengeschäft<br />
als traditioneller Domäne der <strong>Sparkassen</strong>.<br />
Durch qualifizierte und serviceorientierte Mitarbeiter<br />
wollten <strong>die</strong>se ihre führende Position<br />
verteidigen. Dass <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong> dabei auf <strong>die</strong><br />
damals modernsten pädagogischen Konzepte<br />
und technischen Mittel setzten, demonstrierte<br />
Belvederesi-Kochs am Beispiel der AV-<br />
(= Audio-Visuellen-)Trainings. Dies waren von<br />
der Deutschen <strong>Sparkassen</strong>akademie zentral<br />
entwickelte Weiterbildungsseminare, bei denen<br />
Video-Trainingsfilmen und Rollenspielen<br />
große Bedeutung zukam. Sie wurden für<br />
dezen trale Schulungen bei den <strong>Sparkassen</strong><br />
ein gesetzt und trugen dazu bei, <strong>die</strong> neue Vertriebs<br />
orientierung flächendeckend zu verbreiten.<br />
Zum Abschluss präsentierte Prof. Dr. Rudolf<br />
Juchelka (Universität Duisburg-Essen) Überlegungen<br />
zu den „Optimierungsmöglichkeiten<br />
des Geschäftsstellennetzes der <strong>Sparkassen</strong><br />
nach wirtschaftsgeographischen Aspekten“.<br />
Im Rahmen einer empirischen Stu<strong>die</strong> (s. dazu<br />
den ausführlichen Bericht in der Rubrik „Aus<br />
der Forschung“) wurde an seinem Lehrstuhl<br />
untersucht, unter welchen Maßgaben und mit<br />
welchen Methoden und Instrumenten <strong>Sparkassen</strong><br />
den Um-, Aus- oder Abbau ihres Zweigstellennetzes<br />
gestalten. Ein wichtiges Er gebnis<br />
war, dass <strong>die</strong> Institute zwar <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />
einer strukturierten Auseinandersetzung mit<br />
dem Thema Geschäftsstellennetzplanung erkennen.<br />
In anderen Wirtschaftszweigen (z.B.<br />
dem Einzelhandel) gängige professionelle<br />
„Tools“ wie Geo-Informations-Systeme und<br />
Kundenfrequenzanalysen nutzen sie aber bis-<br />
lang nur selten. Bestandteil des Projekts war<br />
daher auch <strong>die</strong> Entwicklung einer „Toolbox“ zur<br />
multidimensionalen Bewertung von Geschäftsstellen,<br />
mit deren Hilfe sich ein Mehr an Objektivität<br />
und Transparenz bei Standort ent scheidungen<br />
herstellen lässt.<br />
Ist der Vertrieb bei Banken und <strong>Sparkassen</strong><br />
auf dem Weg „Zurück in <strong>die</strong> Zukunft?“. Die Antwort<br />
auf <strong>die</strong> Leitfrage des Workshops fiel notwendigerweise<br />
differenziert aus:<br />
• Einerseits hat seit dem 19. Jahrhundert ein<br />
grund legender Wandel stattgefunden: Die<br />
Vertriebsintensität, <strong>die</strong> Marktintegration,<br />
<strong>die</strong> Technisierung und <strong>die</strong> Produktdiversifizierung<br />
haben zugenommen und zugleich<br />
hat <strong>die</strong> Intensität der „Face-to-face“-Kontakte<br />
zwischen Kunde und Kreditinstitut<br />
abgenommen.<br />
• Andererseits führen <strong>die</strong> Möglichkeiten des<br />
„Cyberbanking“ im Social Web möglicherweise<br />
zu einer Renaissance des „Beziehungs-Banking“,<br />
das ganz am Anfang des<br />
Bankgeschäftes stand.<br />
Dr. Thorsten Wehber<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 23
VERANSTALTUNGEN<br />
Preisträger 2011<br />
FGF Best Entrepreneurship Research<br />
Newcomer Award<br />
Preis der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung ging an Stefan Pichler, Sebastian Schäfer und Tim Uhle<br />
V.l.n.r.: Prof. Dr. Christoph Müller (Tagungspräsident des 15. G-Forums 2011, Universität St. Gallen), Prof. Dr. Dietmar Grichnik (Juryvorsitzender<br />
des FGF Best Entrepreneurship Research Newcomer Award, Universität St. Gallen), Sebastian Schäfer und Tim Uhle (Preisträger, Goethe-<br />
Universität Frankfurt/M.), Gregor Mauer (<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V., Bonn)<br />
Die drei Autoren untersuchen in ihrer Intelligenztests (dem sogenannten Raven- Auch im Jahr 2012 wird der FGF dank der<br />
prämierten Arbeit mit dem Titel „Are Test) gemessen werden, können <strong>die</strong> Autoren Unterstützung der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
Jacks-of-all-trades overconfident?“ <strong>die</strong> außerdem ermitteln, inwiefern <strong>die</strong> Unternehmer<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e. V. (http://<br />
Frage, ob Generalisten bzw. Personen mit<br />
vielfältigen Erfahrungen und Fähigkeiten<br />
dazu neigen, sich zu überschätzen, und<br />
damit dem typischen Bild des „Hansdampf<br />
in allen Gassen“ entsprechen.<br />
Um <strong>die</strong>se Forschungsfrage empirisch testen<br />
zu können, befragten <strong>die</strong> Autoren 94<br />
Unternehmer auf der Gründermesse „Aufschwung“<br />
in Frankfurt am Main. Dabei verwenden<br />
sie zwei Generalisten-Maße: Eines,<br />
das in der Literatur bereits etabliert ist und Generalistentum<br />
über <strong>die</strong> Anzahl an beruflichen<br />
Arbeitserfahrungen approximiert, und ein weiteres<br />
komplementäres Maß, das eigens für <strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong> entwickelt wurde und eine Selbsteinschätzung<br />
über Fähigkeiten in verschiedenen<br />
Bereichen und Disziplinen wiedergibt. Anhand<br />
der kognitiven Fähigkeiten, <strong>die</strong> mithilfe eines<br />
sich bezüglich ihrer kognitiven Fähigkei-<br />
ten überschätzen.<br />
Die Ergebnisse der Stu<strong>die</strong> zeigen, dass jene<br />
Unternehmer mit vielen (unterschiedlichen)<br />
Joberfahrungen dazu neigen, sich selbst zu<br />
überschätzen, wohingegen Unternehmer mit<br />
vielen (unterschiedlichen) Fähigkeiten sich<br />
tendenziell realistischer einschätzen können.<br />
Der mit 1.000 Euro dotierte und von der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong> <strong>Finanzgruppe</strong><br />
e. V. bereits zum 3. Mal gestiftete<br />
Preis wurde im Rahmen des 15. G-Forums in<br />
Zürich durch den Juryvorsitzenden, Prof. Dr.<br />
Dietmar Grichnik (Universität St. Gallen und<br />
FGF-Präsidiumsmitglied), und Gregor Mauer<br />
(<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
e.V. Bonn) an <strong>die</strong> Preisträger überreicht.<br />
www.s-wissenschaft.de/) den mit 1.000 Euro<br />
dotierten FGF-Best Entrepreneurship Research<br />
Newcomer Award ausschreiben können.<br />
Der Preis richtet sich speziell an Doktoranden,<br />
Habilitanden und Juniorprofessoren, <strong>die</strong><br />
ein Referatsangebot bei der interdisziplinären<br />
Jahreskonferenz zur Gründungsforschung (G-<br />
Forum) einreichen.<br />
Der Preisträger wird in einem zweistufigen<br />
Auswahlverfahren ermittelt. In der ersten Stufe<br />
wurden <strong>die</strong> fünf von den Gutachtern (doubleblind<br />
review) am besten bewerteten Referatsangebote<br />
für das G-Forum nominiert. Auf Basis<br />
der anschließend durch <strong>die</strong> Autoren ausgearbeiteten<br />
„Full-Paper“ wird in der zweiten Stufe<br />
der oder <strong>die</strong> Preisträger durch eine dreiköpfige<br />
Jury ausgewählt.<br />
FGF Förderkreis Gründungsforschung e. V.<br />
24 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
VERANSTALTUNGEN<br />
FGF e.V.<br />
Der FGF ist 1987 zur Förderung des Gedankens der unternehmerischen Selbstständigkeit und des unternehmerischen Handelns<br />
aus dem Schmalenbach-Arbeitskreis „Innovative Unternehmensgründung“ hervorgegangen. Heute ist der FGF <strong>die</strong> führende<br />
wissenschaftliche Vereinigung für Gründungs-Forschung, -Ausbildung und -Politik in Deutschland, Österreich, der Schweiz und<br />
Liechtenstein. Neben dem Gründungsgeschehen im engeren Sinne beschäftigt sich der FGF mit Entrepreneurship, einer<br />
dynamischen, innovativen Form des Unternehmertums, <strong>die</strong> sich insbesondere (aber nicht nur) in Gründung und Management<br />
von neuen bzw. jungen Unternehmen niederschlägt. Der FGF ist in seit 1997 Veranstalter des G-Forums, das jährlich an<br />
wechselnden Orten mit wechselnden Partnern stattfi ndet. Homepage: http://www.fgf-ev.de<br />
KONTAKT:<br />
Ulrich Knaup, Förderkreis Gründungs-Forschung e.V.<br />
Ludwig-Erhard-Platz 1-3<br />
D-53179 Bonn<br />
Tel: +49 (0)228 / 910 77-46,<br />
Fax: +49 (0)228 / 528 8138<br />
E-Mail: knaup@fgf-ev.de<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 25
EBERLE-BUTSCHKAU-STIFTUNG<br />
AUTOR<br />
Hauke Christian Öynhausen ist<br />
stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
des ebusti-alumni e.V.<br />
Umsetzung der Theorie<br />
in praxisorientierte Lösungen<br />
Ideenwettbewerb der Kollegiaten und des ebusti-alumni e.V. ein voller Erfolg<br />
And the winner is: „Crowd Sourcing“!<br />
Unter <strong>die</strong>sem Titel konnte ein Team<br />
aus Kollegiaten und Alumni der Eberle-<br />
Butschkau-Stiftung den Ideenwettbewerb<br />
2011 für sich entscheiden. Gemeinsam<br />
mit neun weiteren Teams stellten <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />
damit <strong>die</strong> zweite Säule zur Ideengenerierung<br />
des Innovationskreises der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>. Für <strong>die</strong> Kollegiaten<br />
ist der Wettbewerb eine exklusive<br />
Weiterentwicklungschance, für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong><br />
ein hochwertiges Potenzial für <strong>die</strong><br />
Ideengenerierung.<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong>: Am Leitbild der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
orientieren sich <strong>die</strong> Kollegiaten<br />
der Eberle-Butschkau-Stiftung, allesamt im<br />
Studium befindliche ehemalige Auszubildende<br />
aus der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>. Und in<br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang ist es nur folgerichtig,<br />
<strong>die</strong> im Studium erworbenen theoretischen<br />
Kenntnisse auch in praxisorientierte Lösungen<br />
umzusetzen – am besten in einer zukunftsweisenden<br />
Einrichtung wie dem Innovationskreis<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>.<br />
Das Kolleg der Eberle-Butschkau-Stiftung<br />
(EBuSti) und der Verein der ehemaligen Kollegiaten,<br />
ebusti-alumni e.V., arbeiten hierbei<br />
Hand in Hand. Die EBuSti verfügt derzeit über<br />
250 an Hochschulen stu<strong>die</strong>rende Bankkaufleute<br />
mit <strong>Sparkassen</strong>hintergrund. Ihr Hauptziel<br />
besteht in der Weiterbildung und Förderung<br />
leistungsfähiger Stu<strong>die</strong>render aus und<br />
für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>. Etwa 30 Prozent<br />
der Absolventen kehren als spätere Fachund<br />
Führungskräfte zurück. Der ebusti-alumni<br />
e.V. vereinigt 450 Alumni, etwa <strong>die</strong> Hälfte davon<br />
in der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> tätig, denen<br />
<strong>die</strong> Förderung der EBuSti am Herzen liegt<br />
und <strong>die</strong> sich daher auch in ihrer Freizeit engagieren.<br />
Mit <strong>die</strong>sem Mix aus Erfindergeist und Erfahrung<br />
wurden innovative Ideen erarbeitet:<br />
Nach dem offiziellen Start generierten <strong>die</strong> Kollegiaten<br />
zunächst in Eigenregie ihre Ideen mit<br />
Fokus auf <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>. Ge-<br />
Mit der Gewinnerin des Innovationspreises, Kathrin Freund (Mitte), Kollegiatin aus der<br />
Nassauischen Sparkasse, freuen sich Bärbel Kaatz, Leiterin des EBuSti-Kollegs, und der Mentor<br />
des ebusti-alumni e. V., Jens Keller, DekaBank.<br />
meinsam mit Mentoren aus dem Kreis der<br />
Alumni wurden <strong>die</strong> Ideen fun<strong>die</strong>rt und weiterentwickelt,<br />
bevor sie von der Auswahl-Jury votiert<br />
wurden. Bärbel Kaatz von der Kollegleitung<br />
der EBuSti, Hauke Christian Öynhausen<br />
vom Vorstand des Alumni-Vereins, Dr. Michael<br />
Sohl als Vertreter des Innovationskreises und<br />
gleichzeitig Alumnus sowie Sabine Schölzel,<br />
Projektleiterin des Innovationskreises, ermittelten<br />
gemeinsam <strong>die</strong> Teilnehmer für das Finale<br />
in Berlin.<br />
Vier Ideen wurden schließlich dem hochkarätig<br />
besetzten Innovationskreis präsentiert:<br />
Zum einen <strong>die</strong> Implementierung von „Crowd<br />
Sourcing“ als innovatives Vehikel zur interaktiven<br />
Einbindung von ausgewählten Gruppen,<br />
insbesondere Kunden und Mitarbeiter, in den<br />
Entscheidungsprozess der <strong>Sparkassen</strong>, zum<br />
zweiten „Red Power“ mit der Kombination eines<br />
Leuchtturm-Produkts zur Finanzierung<br />
von E-Autos, Hybridautos und umweltfreundlichen<br />
Kraftfahrzeugen und der Installation von<br />
Ladestationen für Elektroautos und Elektrofahrräder,<br />
zum dritten <strong>die</strong> BAföG-Finanzierung<br />
in einer Summe als nachhaltiges Kundenbindungsinstrument<br />
für Stu<strong>die</strong>nabgänger und<br />
zum vierten der Ausbau des <strong>Sparkassen</strong>-Firmenkundenportals<br />
zum ganzheitlichen und<br />
effizienten Kommunikationsmedium zwischen<br />
Firmenkunde und Firmenkundenberater mit<br />
verschiedenen Modulen.<br />
Die Idee mit dem größten Innovationspotenzial<br />
war aus Sicht der Innovationskreisjury<br />
schließlich das „Crowd Sourcing“. Einen kleinen<br />
Seitenhieb auf den englischsprachigen<br />
Begriff wollte sich <strong>die</strong> Jury jedoch nicht verkneifen:<br />
„Ein deutsches Wort wäre schon besser“,<br />
hieß es mit einem Schmunzeln bei der<br />
Preisübergabe. Da dürfte der Gewinnerin, Kathrin<br />
Freund, Kollegiatin aus der Nassauischen<br />
Sparkasse und Studentin an der Fachhochschule<br />
Wiesbaden, sowie ihren Alumni-Mento-<br />
26 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
AUTOR<br />
Holger Jung ist Mitglied<br />
des Förderkreises Münster<br />
des EBuSti-Kollegs.<br />
EBERLE-BUTSCHKAU-STIFTUNG<br />
ren Angela Worm aus der Sparkasse Lüneburg,<br />
Jens Keller von der DekaBank sowie Peter Vogel<br />
von der Sparkasse Haan noch ein griffiger<br />
Begriff einfallen. Gewichtiger ist hierbei <strong>die</strong><br />
Option, dass <strong>die</strong> Innovation, wie im Übrigen<br />
auch <strong>die</strong> übrigen eingereichten Ideen, eine reelle<br />
Chance zur Projektierung und perspektivischen<br />
Umsetzung haben wird.<br />
Sowohl für <strong>die</strong> EBuSti als auch den ebustialumni<br />
e.V. steht fest, dass <strong>die</strong> Beteiligung als<br />
zweite Säule am bundesweiten Ideenwettbewerb<br />
Bestand haben wird. Aus Sicht von Kollegleitung<br />
und Alumni-Vorstand ist der Mehrwert<br />
für beide Seiten enorm: Die Kollegiaten<br />
profitieren von den Erfahrungen aus der Projektarbeit<br />
und vertiefen ihre Kontakte zum<br />
Alumni- und <strong>Sparkassen</strong>netzwerk, der Alumni-<br />
Verein bringt <strong>die</strong> Kompetenzen seiner Mitglieder<br />
mit ein und wird für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden als<br />
attraktiver Partner wahrgenommen.<br />
Für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong> hat <strong>die</strong> Beteiligung der<br />
EBuSti ebenso direkt messbare Vorteile: Zum<br />
einen bietet <strong>die</strong> EBuSti ein weiteres Potenzial<br />
für <strong>die</strong> Ideengenerierung, zum anderen ermöglicht<br />
der „doppelte“ Blick der Kollegiaten<br />
frische Ideen und eine Perspektive außerhalb<br />
der Organisation. Kurz gesagt: Die <strong>Sparkassen</strong><br />
schöpfen aus einem exklusivem Ideenreservoir.<br />
Weitere Informationen zur EBuSti und<br />
dem ebusti-alumni e.V. gibt es unter www.<br />
ebusti.de sowie www.ebustialumni.de.<br />
Eberle-Butschkau-Stiftung<br />
Kollegleitung: Bärbel Kaatz<br />
Postfach 14 29<br />
53004 Bonn<br />
Telefon: (0228) 204-5757<br />
Fax: (0228) 204-5754<br />
E-Mail: baerbel.kaatz@ebusti.de<br />
baerbel.kaatz@dsgv.de<br />
Internet: www.ebusti.de<br />
Kolleg der Eberle-Butschkau-Stiftung<br />
Sommerfest 2011<br />
erstmals in Münster<br />
Dr. Rolf Gerlach, Präsident des<br />
<strong>Sparkassen</strong>verbandes Westfalen-Lippe,<br />
Münster, ging in seinem einleitenden<br />
Vortrag auf verbandspolitische Themen ein.<br />
In <strong>die</strong>sem Jahr wurde das Sommerfest<br />
der Eberle-Butschkau-Stiftung (EBuSti)<br />
erstmals vom Förderkreis Münster organisiert.<br />
Entsprechend groß war im Vorfeld<br />
<strong>die</strong> Motivation des Organisationsteams, <strong>die</strong><br />
Veranstaltungsreihe durch eine Kombination<br />
vieler interessanter Programmpunkte<br />
traditionsgemäß fortzusetzen. Über 90 Kollegiaten,<br />
EBuSti-Alumnen sowie Mentoren<br />
und Vertrauenspersonen aus dem gesamten<br />
Bundesgebiet waren der Einladung gefolgt,<br />
hochwertige Fachvorträge und kulturelle<br />
Programmpunkte zu erleben.<br />
Den Auftakt in der Westfälisch-Lippischen<br />
<strong>Sparkassen</strong>akademie übernahm Dr. Rolf Gerlach<br />
(Präsident des <strong>Sparkassen</strong>verbandes<br />
Westfalen-Lippe). Neben aktuellen verbandspolitischen<br />
Entwicklungen wurden organisationstheoretische<br />
Fragestellungen im Kontext<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> diskutiert. Der<br />
Schwerpunkt lag in der Zielsetzung, eine effektivere<br />
und effizientere Zusammenarbeit unter<br />
den Verbundpartnern zu ermöglichen.<br />
Das Vormittagsprogramm vervollständigte<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Jörg Baetge (Forschungsteam<br />
Baetge, Universität Münster), indem er zur<br />
spannenden Frage „Verdirbt das wirtschaftswissenschaftliche<br />
Studium <strong>die</strong> Moral?“ referierte.<br />
Kern seiner wissenschaftlichen Abhandlung<br />
bildeten zwei empirische Stu<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Schlussfolgerung erlauben, dass bei fortschreitendem<br />
Stu<strong>die</strong>nverlauf das soziale Verantwortungsbewusstsein<br />
der Studenten steigt.<br />
Dritter Hauptpunkt des Tagesprogramms<br />
war das erstmals durchgeführte Symposium<br />
mit zwölf frei wählbaren Vorträgen. Zur Auswahl<br />
standen aktuelle wissenschaftliche Themen<br />
wie „Behavioral Finance in der Altersvorsorge“<br />
des Referenten Prof. Dr. Thomas Langer<br />
(Direktor des Lehrstuhls für Finanzierung, Universität<br />
Münster), vielfältige Themen von Verbundunternehmen<br />
und <strong>Sparkassen</strong>, wie z. B.<br />
„Wachstumsfinanzierung bei Start-ups“ von<br />
Markus Dumonti (Sparkasse Westmünsterland)<br />
oder „Vertriebssteuerungscockpit“ von<br />
Dietmar Tacke (Vorstandsvorsitzender, Sparkasse<br />
Märkisches Sauerland Hemer-Menden)<br />
und Heinz-Jörg Reichmann (Vorstandsvorsitzender,<br />
Sparkasse Attendorn-Lennestadt-<br />
Kirchhundem).<br />
Das Tagungsprogramm wurde von Management-Trainerin<br />
Daniela A. Ben Said abgerundet,<br />
<strong>die</strong> auf charmante Art und Weise auf<br />
typische Fehler bei der Mitarbeiterführung<br />
hinwies und gleich Verbesserungsvorschläge<br />
bereithielt.<br />
Im Anschluss bestand <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong><br />
behandelten Aspekte in persönlichen Gesprächen<br />
mit den Referenten zu vertiefen und neue<br />
Bekanntschaften zu knüpfen.<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 27
EBERLE-BUTSCHKAU-STIFTUNG<br />
Förderpreis der<br />
Eberle-Butschkau-Stiftung<br />
Im Jahre 2010 hat <strong>die</strong> Eberle-Butschkau-Stiftung zum ersten Mal ihren Förderpreis ausgelobt, mit dem sowohl hervorragende Leistungen<br />
der Kollegiaten in Studium und Beruf als auch deren gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet werden sollen.<br />
Im Folgenden stellen wir den Preisträger 2010 und <strong>die</strong> Preisträgerin 2011 vor:<br />
Michael Neumann<br />
Preisträger 2010<br />
Michael Neumann absolvierte von 1994–1997 seine Ausbildung zum <strong>Sparkassen</strong>kaufmann bei der<br />
Landessparkasse zu Oldenburg. Die anschließende Ausbildung zum Kreditanalysten wurde<br />
1999/2000 durch den Besuch des <strong>Sparkassen</strong>fachlehrganges in Hannover begleitet. Seit dem<br />
Studium zum Diplom-Kaufmann (FH) an der Fachhochschule Hannover in 2002/2003 war Herr Neumann<br />
als Teilmarktleiter im Firmenkundengeschäft der Landessparkasse zu Oldenburg beschäftigt.<br />
Den Grundstein für sein laufendes Promotionsprojekt zu den Gründen und Verlaufsmustern für das<br />
Scheitern innovativer Start-ups legte er seit Ende 2007 im Rahmen eines Studiums zum Master of<br />
Arts im Bereich Management Consulting, welches er mit der Prädikatsnote 1,09 abschloss. Herr<br />
Neumann ist weiterhin Mitarbeiter der Landesspar kasse zu Oldenburg und gehört dem dortigen<br />
Studentenförderkreis an.<br />
Im Rahmen seines gesellschaftlichen Engagements hat Michael Neumann seit 1994 diverse Aufgaben in unterschiedlichsten Bereichen des ehrenamtlichen<br />
Sports wahrgenommen. Derzeit ist er seit 2008 Rechnungsprüfer des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V.<br />
Susanne Noritzsch<br />
Preisträgerin 2011<br />
Susanne Noritzsch absolvierte eine zweieinhalbjährige Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Sparkasse<br />
Dortmund und schloss <strong>die</strong>se im Januar 2006 ab. Im Anschluss arbeitete sie in der Marktfolge<br />
für gewerbliche Finanzierungen. In das Studentenförderprogramm der Sparkasse Dortmund wurde<br />
Frau Noritzsch im Sommer 2006 aufgenommen. Im Wintersemester 2006/2007 begann sie ihr BWL-<br />
Studium (Diplom) an der Universität zu Köln. Stu<strong>die</strong>nschwerpunkte waren Supply Chain Management<br />
& Management Science, Corporate Finance und Sozial- und Wirtschaftspsychologie. Neben<br />
ihrem Studium engagierte sich Frau Noritzsch im Stu<strong>die</strong>rendenparlament der Universität. Ihr Studium<br />
schloss sie nach neun Semestern im Frühjahr 2011 ab. Von Beginn ihres Studiums an war Frau<br />
Noritzsch Kollegiatin der Eberle-Butschkau-Stiftung. In den Semesterferien arbeitete Frau Noritzsch<br />
zudem als Trainee in verschiedenen Bereichen der Sparkasse Dortmund, zu der sie nach Abschluss<br />
ihres Studiums auch wieder zurückgekehrt ist.<br />
28 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
PUBLIKATIONEN<br />
Neue Veröffentlichungen<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung veröffentlicht Magazin<br />
zur Geschichte der <strong>Sparkassen</strong><br />
Die <strong>Sparkassen</strong> haben sich als verlässliche Finanzpartner<br />
für alle Schichten der Bevölkerung<br />
bewährt. Spätestens seit den Erfahrungen<br />
der jüngsten Finanzkrise wird <strong>die</strong>se<br />
Erkenntnis von einer breiten Öffentlichkeit<br />
verstärkt wahrgenommen.<br />
Erstmalig dokumentiert jetzt <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
e.V. in einem Magazin <strong>die</strong> Herkunft<br />
und <strong>die</strong> geschichtlichen Leistungen der <strong>Sparkassen</strong>.<br />
Sie möchte dadurch sowohl den Kunden<br />
und Mitarbeitern als auch der breiten<br />
Öffentlichkeit <strong>die</strong> Ergebnisse der historischen<br />
Forschung auf abwechslungsreiche und allgemein<br />
verständliche Weise nahebringen.<br />
Prägnante histo rische Reportagen beleuchten<br />
wichtige Epochen der deutschen Geschichte<br />
und zeigen, wie sich <strong>Sparkassen</strong> und<br />
Gesellschaft über zwei Jahrhunderte entwickelt<br />
und gegenseitig beeinflusst haben.<br />
Sonderkapitel behandeln z. B. <strong>die</strong> Aus- und<br />
Weiterbildung der <strong>Sparkassen</strong>organisation,<br />
<strong>die</strong> Geschichte des <strong>Sparkassen</strong>logos und –<br />
am Beispiel einer thüringischen Stadt – <strong>die</strong><br />
Bedeutung und Entwicklung der <strong>Sparkassen</strong><br />
in der DDR und deren Transformation nach<br />
der Wiedervereinigung.<br />
Interviews mit dem „Wirt schaftsweisen“ Professor<br />
Dr. Peter Bofinger und DSGV-Präsident<br />
Heinrich Haasis legen den Fokus auf <strong>die</strong> Erfolgsfaktoren<br />
und <strong>die</strong> Grundwerte der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>.<br />
In einem Gastartikel<br />
erläutert Dr. Michael Otto (OTTO Group), was<br />
nachhaltiges und verantwortungsvolles Unternehmertum<br />
auszeichnet.<br />
Die Beiträge belegen <strong>die</strong> Leistungen der <strong>Sparkassen</strong> für <strong>die</strong> Gesellschaft in Geschichte und Ge genwart. Sie liefern fun<strong>die</strong>rte Argumente in der aktuellen<br />
Wertediskussion und regen dazu an, sich sowohl mit der traditionsreichen Geschichte der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> als auch mit ihrer Auf stellung<br />
in Gegenwart und Zukunft zu beschäftigen.<br />
Zeiten & Perspektiven. Bilder und Texte zur Geschichte der <strong>Sparkassen</strong><br />
Hrsg. v. d. <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V.<br />
Deutscher <strong>Sparkassen</strong>verlag, Stuttgart 2011<br />
ISBN: 978-3-09-303704-7<br />
Einzelpreis: EUR 10,90 zzgl. 7% MwSt<br />
Ermäßigte Staffelpreise ab Abnahme von 10 Ex.<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 29
PUBLIKATIONEN<br />
Wer spart wie? Sparverhalten und kulturelle Vielfalt<br />
<strong>Sparkassen</strong>historisches Symposium 2009 in Bremen<br />
Bearbeitet von Dr. Thorsten Wehber und Frank Dreisch<br />
<strong>Sparkassen</strong> in der Geschichte, Abt. 1: Dokumentation, Bd. 32<br />
Deutscher <strong>Sparkassen</strong>verlag, Stuttgart 2011<br />
ISBN: 978-3-09-303990-4<br />
Preis: EUR 24,90 zzgl. 7% MwSt<br />
Vor dem Hintergrund der internationalen Finanzmarktkrise analysierten Experten aus verschiedenen<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sdisziplinen auf dem <strong>Sparkassen</strong>historischen Symposium 2009 in Bremen ausgewählte<br />
Aspekte des Sparens in globaler Perspektive. Die Auswirkungen unterschiedlichen Sparund<br />
Anlageverhaltens auf <strong>die</strong> Weltwirtschaft waren ebenso ein Thema wie <strong>die</strong> historische Prägung<br />
der Spar- bzw. Konsummentalitäten in den USA und in Deutschland. Die Frage, ob und in welchen<br />
Formen islamkonforme Spar- und Anlageprodukte auch in Deutschland angeboten werden können,<br />
bildete einen weiteren Schwerpunkt der Tagung.<br />
Mit Beiträgen von Werner Netzel, Prof. Dr. Günther Schulz, Prof. Dr. Ansgar Belke/Florian Verheyen,<br />
Prof. Sheldon Garon, Ph.D., Prof. Dr. Rüdiger von Nitzsch/Prof. Dr. Paul Thomes/Philipp Müller, B.Sc.<br />
und Prof. Dr. Friederich Thießen/Prof. Dr. Hans-Georg Ebert.<br />
Schriftenreihe „Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen“<br />
Abteilung B: Rechtswissenschaft<br />
Bd. 188<br />
Johannes Weber<br />
Sponsored American Depositary Shares: Umfang und Grenzen<br />
der Gleichstellung mit Aktien<br />
Bd. 189<br />
Matthias Heusel<br />
Die Rechtsfolgen einer Verletzung der Beteiligungstransparenzpflichten<br />
gem. §§ 21 ff. WpHG.<br />
Bd. 190<br />
Christoph Andreas Weber<br />
Die insolvenzfeste Refinanzierung von Forderungen durch Asset-Backed Securities<br />
Eine Untersuchung der Grundlagen der True-Sale-Verbriefung<br />
Bd. 191<br />
Stephan Hennrich<br />
Die Aktienverpfändung im grenzüberschreitenden Effektengiroverkehr<br />
Bd. 192<br />
Marcus Zahn<br />
Überschuldungsprävention durch verantwortliche Kreditvergabe.<br />
Gleichzeitig ein Beitrag zur Verbraucherkreditrichtlinie 2008/48/EG und<br />
ihrer nationalen Umsetzung<br />
30 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72
PUBLIKATIONEN<br />
Berichte der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e. V.<br />
Nachhaltige Geldanlagen für betriebliche Altersvorsorge-Einrichtungen<br />
Der Markt für nachhaltige Geldanlagen, <strong>die</strong> neben ökonomischen auch ökologische und soziale<br />
Aspekte berücksichtigen, wächst. Nachdem in Zusammenarbeit mit der Univer sität Stuttgart und<br />
dem Deutschen <strong>Sparkassen</strong>- und Giroverband sowie der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> e.V. bereits <strong>die</strong> Forschungsberichte „Nachhaltige Geldanlagen bei Non-Profit-Organisationen“<br />
und „Mikrofinanz als neue Anlageklasse“ erschienen sind, führen wir <strong>die</strong>se Reihe mit<br />
einem Forschungsbericht zur nachhaltigen Geldanlage für betriebliche Altersvorsorgeeinrichtungen<br />
fort.<br />
<strong>Finanzgruppe</strong><br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
Nachhaltige Geldanlagen für<br />
betriebliche Altersvorsorge-Einrichtungen<br />
Die Analyse der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) ist für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> hoch interessant, da sie als<br />
zweite Säule der Alterssicherung in Deutschland an Gewicht gewinnt. Der vorliegende Forschungsbericht<br />
geht auf <strong>die</strong> grundsätzlichen Durchführungswege der betrieblichen Altersvorsorge ein und<br />
beschreibt <strong>die</strong> Möglichkeiten und rechtlichen Vorschriften des Managements des Pensionsvermögens.<br />
Ferner wird erörtert, welche Möglichkeiten zur Integration des Konzepts der nachhaltigen<br />
Geldanlage in Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge existieren. Beschrieben wird insbesondere,<br />
auf welche Weise dem Vermögensmanagement prozess ein spezieller Nachhaltigkeitsprozess<br />
vorgeschaltet werden kann.<br />
Der Bericht wird der interessierten Fachöffentlichkeit und den Mitgliedern der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V. unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Er kann in<br />
Einzel exemplaren auch über <strong>die</strong> Geschäftsstelle der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung, Postfach 1429,<br />
53004 Bonn, bezogen werden und ist auf der Website www.s-wissenschaft.de einzusehen.<br />
Bibliothek:<br />
Deutscher <strong>Sparkassen</strong>- und<br />
Giroverband e.V.<br />
Kaiserstraße 221<br />
53113 Bonn<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo–Do 9.00–16.00 Uhr<br />
Fr 9.00–15.00 Uhr<br />
Telefon: (02 28) 2 04 -57 46<br />
-57 47<br />
Fax: (02 28) 2 04-57 45<br />
E-Mail: bibliothek@dsgv.de<br />
Bibliotheks-Katalog (OPAC):<br />
www.s-wissenschaft.de<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72 31
PUBLIKATIONEN<br />
Zeitschrift „KREDIT und KAPITAL“<br />
Die Hefte 2 und 3 des Jahrgangs 2011 enthalten<br />
folgende Abhandlungen:<br />
Dirk Kaiser<br />
The Equation of Exchange Revisited<br />
Ulrike Bechmann und Peter Schwarz<br />
Makroökonomische Stabilisierung und „Beggar-Thy-Neighbour“-<br />
Verhalten am Beispiel der Finanzkrise<br />
Christian Pierdzioch, Georg Stadtmann und Dirk Schäfer<br />
Fly with the Eagles or Scratch with the Chickens? –<br />
Zum Herdenverhalten von Wechselkursprognostikern<br />
Christian Andres, André Betzer und<br />
Inga van den Bongard<br />
Das Ende der Deutschland AG<br />
Gregor N. F. Weiß<br />
Über <strong>die</strong> Vorteilhaftigkeit von Copula-GARCH-Modellen im<br />
finanzwirtschaftlichen Risikomanagement<br />
Sebastian Lobe und Klaus Röder<br />
Extreme Börsenbewegung und Intraday-Preisstellung von Open-End-<br />
Turbo-Zertifikaten auf den DAX: Der Fall Kerviel<br />
Michael Pohl<br />
Anwendung der Extremwerttheorie zur Quantifizierung von<br />
Marktpreisrisiken – Test der Relevanz anhand vergangener<br />
Extrembelastungen von DAX und MSCI Europe<br />
Julia Wiesent<br />
Ein Ansatz zur Bestimmung kundenindividueller Finanzierungslösungen<br />
am Beispiel gekoppelter Absatz- und Finanzierungsgeschäfte<br />
Hans-Werner Wohltmann and Alexander Totzek<br />
Barro-Gordon Revisited: Reputational Equilibria in a New Keynesian<br />
Model<br />
Hannes Rehm<br />
Reformen der nationalen und internationalen Finanzarchitektur<br />
Andreas Nastansky<br />
Der Einfluss der Aktienkurse und Immobilienpreise auf den<br />
Konsum und <strong>die</strong> Investitionen in Deutschland<br />
Stephanie Lenger und Jürgen Ernstberger<br />
Das Finanzierungsverhalten deutscher Unternehmen –<br />
Hinweise auf eine Kreditklemme?<br />
KREDIT und KAPITAL<br />
Herausgegeben von<br />
Prof. Dr. Ansgar Belke,<br />
Universität Duisburg-Essen,<br />
+ Info-Kasten über KREDIT Prof. und Dr. Hans-Peter KAPITAL wie Burghof, auf letzter Seite<br />
Mitteilungen 71. Universität Hohenheim, und<br />
Prof. Dr. Hendrik Hakenes,<br />
Universität Bonn.<br />
Christian Koziol and Markus Theis<br />
Who Should Merge with Whom? Financial Benefits and Costs<br />
from Mergers and Acquisitions<br />
Cetin-Behzet Cengiz und Rüdiger von Nitzsch<br />
Asset Management mit barwert- sowie zeitreihenorientierten<br />
Rendite- und Risikoprognosen<br />
Redaktion:<br />
Redaktionsbüro:<br />
Prof. Dr. Claudia Breuer<br />
Klaus Krummrich<br />
Roswitha Wirth<br />
Postfach 14 29, 53004 Bonn<br />
Telefon: 02 28/2 04-57 58<br />
Fax: 02 28/2 04-57 35<br />
E-Mail: Redaktion.Kredit-und-<br />
Kapital@dsgv.de<br />
Eine Veröffentlichung <strong>die</strong>ser Aufsätze<br />
ist u. a. für <strong>die</strong> Hefte 4/2011 und 1/2012 vorgesehen:<br />
Johann Burgstaller<br />
Banks in Disadvantaged Areas<br />
Florian Jell, Jörn Hendrich Block und<br />
Joachim Henkel<br />
Innovativität als Kriterium bei Venture-Capital-Investitionsentscheidungen<br />
Weitere Angaben über <strong>die</strong> kreditwissenschaftliche<br />
Zeitschrift „KREDIT und KAPITAL“ sowie Informationen<br />
zu allen bisher erschienenen Beiträgen unter<br />
www.kredit-und-kapital.de.<br />
Vertrieb für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>:<br />
Deutscher <strong>Sparkassen</strong>verlag GmbH, Lothar Barthel,<br />
Telefon: (07 11) 7 82-16 93, Fax: (07 11) 7 82-22 08<br />
E-Mail: lothar.barthel@dsv-gruppe.de<br />
32 <strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> – Mitteilungen 72