Arbeitsmarkt: Institutionelle Rahmenbedingungen für mehr Flexibilität
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Institutionen des <strong>Arbeitsmarkt</strong>s: Bedeutung und Wirkung 261<br />
Verdugo et al., 2012). Zudem bestehen zahlreiche Verflechtungen zwischen den einzelnen<br />
Institutionen, die es zu berücksichtigen gilt (Sachs und Schleer, 2013).<br />
II. Institutionen des <strong>Arbeitsmarkt</strong>s: Bedeutung und Wirkung<br />
455. Die Entwicklungen am <strong>Arbeitsmarkt</strong> und die generelle Wirtschaftsentwicklung stehen<br />
in einer engen wechselseitigen Beziehung. Institutionen gelten dabei als ein wesentlicher<br />
Bestimmungsfaktor <strong>für</strong> Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung (Acemoglu et al., 2005).<br />
Denn ursächlich <strong>für</strong> die langfristigen Pfade von Beschäftigung und wirtschaftlicher Aktivität<br />
und <strong>für</strong> deren kurzfristigen Verlauf im Nachgang zu makroökonomischen Schocks ist – neben<br />
vielen anderen Einflussfaktoren – das Institutionengeflecht am <strong>Arbeitsmarkt</strong>. Aus seinem<br />
Zuschnitt entscheidet sich, wie erfolgreich Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage zusammengeführt<br />
werden („Matching“) und welche Mengen („Beschäftigung“) und Preise („Löhne“)<br />
sich dabei ergeben. Insbesondere ist die spezifische Ausprägung dieses Geflechts da<strong>für</strong> verantwortlich,<br />
wie schnell die Akteure auf diesem Markt dazu befähigt werden, auf eine veränderte<br />
Situation mit einer Anpassung der vertraglichen Bindungen zu reagieren.<br />
1. Institutionen des <strong>Arbeitsmarkt</strong>s: Die Balance von Kontinuität und Wandel<br />
456. Der <strong>Arbeitsmarkt</strong> ist von zentraler Bedeutung <strong>für</strong> die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft.<br />
Hier entscheidet sich, ob das vorhandene Erwerbspersonenpotenzial zur Ausbringung<br />
einer hohen Wertschöpfung genutzt, Arbeitslosigkeit weitgehend vermieden und zufriedenstellende<br />
Einkommen erwirtschaftet werden. Zwar treffen hier Angebot und Nachfrage<br />
aufeinander wie auf anderen Märkten auch, doch ist es gerade die Langfristigkeit der Beziehungen<br />
zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, die diesen Markt von anderen abhebt:<br />
Die Sicherung einer dauerhaften und auskömmlichen Beschäftigung ist aus Sicht eines Arbeitnehmers<br />
von hoher Bedeutung, und die Aussicht, über längere Zeit miteinander zu arbeiten,<br />
eröffnet vielfältige Investitionsmöglichkeiten, die Produktivität durch den Aufbau firmenspezifischen<br />
Humanvermögens zu steigern.<br />
457. Daher verwundert es nicht, dass der <strong>Arbeitsmarkt</strong> durch eine Vielzahl von Regelungen<br />
geprägt ist, welche diese Langfristigkeit der Arbeitsbeziehungen unterstützen. Dieses Institutionengeflecht<br />
regelt die Natur der vertraglichen Beziehungen, Rechte und Pflichten der<br />
Akteure auf beiden Marktseiten ebenso, wie es häufig konkrete Verfahren <strong>für</strong> Konfliktfälle<br />
sowie die Lohnfindung und -anpassung im Zeitablauf vorsieht. Dabei haben sich in unterschiedlichen<br />
Volkswirtschaften recht vielfältige Ausprägungen der Institutionen des <strong>Arbeitsmarkt</strong>s<br />
herausgebildet. Diese Regelwerke unterscheiden sich insbesondere im Hinblick auf<br />
die Möglichkeiten der Arbeitnehmer, im Konfliktfalle oder bei mangelnder Wertschöpfungskapazität<br />
ihres Arbeitsplatzes auf der Aufrechterhaltung des Beschäftigungsverhältnisses zu<br />
beharren.<br />
458. Doch die Kehrseite der Stärkung der Kontinuität der Arbeitsbeziehungen liegt in der<br />
damit nahezu unausweichlich einhergehenden Behinderung von Erneuerungsprozessen.<br />
Die Befähigung zu einer raschen und umfassenden Erneuerung durch Entlassungen und Neueinstellungen<br />
ist jedoch <strong>für</strong> den <strong>Arbeitsmarkt</strong> einer modernen Volkswirtschaft von höchster<br />
Sachverständigenrat - Jahresgutachten 2013/14